Vorwort
Hallo, ihr Lieben!
Das Jahr 2013 startet mit einer neuen Liebeskomödie von mir. Mehr möchte ich nicht verraten, schaut doch rein und teilt mir eure Meinung mit. Viel Spaß!
Eure Micaiah
Kapitel 1
„Papa, wieso freust du dich nicht?“
„Ich freue mich doch immer darauf, dich anrufen und wecken zu können.“
„Eigentlich meinte ich dein Einjähriges.“
Er räuspert sich. „Machst du dich etwa über deinen alten Herren lustig? Ein Jahr ist es also schon…“
„Für eine Torte hatte ich leider nicht mehr genug Geld und ich weiß ja auch nicht wo du gerade bist, tut mir leid.“
Er lacht, obwohl es überhaupt nicht lustig ist.
„Aber du hast doch noch genug Geld oder? Ich kann dir leider nichts schicken, weil…“
„Weil sie dich sonst finden würden, ich weiß, ich weiß. Mach dir keine Sorgen, ich habe genug.“
„Sicher? Sonst versuche ich irgendwie jemanden vorbeizuschicken.“
Die Rechnungen häufen sich und erst gestern habe ich meinen Job als Kellnerin verloren. Natürlich habe ich mir Geld an die Seite gelegt, aber es reicht nicht für alle Rechnungen. Von all dem soll mein Vater nichts wissen, er hat genug eigene Probleme. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es jetzt kurz nach fünf Uhr morgens ist. Weiterschlafen lohnt sich nicht mehr, also mache ich mich fertig und schaue mir die Stellenanzeigen von gestern an.
Während des Spanischunterrichts in den ersten beiden Stunden überlege ich wo ich günstig zu Mittag essen kann. Oder sollte ich die restlichen Stunden schwänzen, um mich in der Innenstadt nach freien Stellen umzuhören? Ich werde aus meinen Überlegungen gerissen, als mir jemand in den Arm piekt, auf dem ich meinen Kopf abstütze. Ich drehe mich nach links und sehe in Teddys Gesicht.
„Alles ok?“, formt er mit seinen Lippen. Ich nicke nur und stütze meinen Kopf wieder ab. Kurz darauf legt er einen Zettel auf meinen Tisch. Wenig interessiert schaue ich ihn mir an. Teddy war immer nett zu mir, ich sollte ihn lesen.
„Machen wir das Projekt zusammen?“
Meine Augen weiten sich. „Was für ein Projekt?“ schreibe ich auf den Zettel und reiche ihn ihm.
Kurz danach kommt ein neuer Zettel zurück. Er hat ein lachendes Männchen gemalt und daneben geschrieben „du solltest nicht so viel Tagträumen! Über eine Sehenswürdigkeit in Madrid.“
Na toll, dass solche Sachen immer ungelegen kommen müssen. Gruppenarbeiten sind so schon schlimm genug. Es gibt niemanden hier im Kurs, mit dem ich etwas zu tun habe, also schreibe ich ihm ein kurzes „ok“.
Nach dem Klingeln einigen wir uns noch kurz auf ein Thema und darauf, dass wir vorerst unabhängig voneinander nach Inhalten suchen.
In der Pause mache ich mich auf den Weg ins Sekretariat, einer meiner Lehrer hatte mal erwähnt, dass es eine Pinnwand für Jobangebote der Schulclubs gibt, blöderweise weiß ich nicht wo. Vielleicht kann mir dort jemand helfen.
„Und solltest du dort nichts Passendes finden, Mr.Thorndike braucht ab und zu Hilfe. Am besten fragst du ihn gleich mal.“
Und so werde ich zu Mr.Thorndike weitergeschickt, der mir sagt, dass er heute wirklich Hilfe braucht, welch ein Glück für mich.
Jetzt sitze ich nach der achten Stunde und warte vor den Chemieräumen, bis der gute Mann erscheint. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, dann ist er endlich da und öffnet den Raum.
„Die Bechergläser und Kolben sollst du bitte waschen und trocknen. Sollten sich noch Flüssigkeiten darin befinden, kippst du sie in den extra Abfluss. Wenn du damit fertig bist, und ich sag dir, das wird dauern, fängst du an die Tische und den Boden zu reinigen. Die Sechstklässler haben hier irgendwelche Experimente mit Kleber gemacht.“ Er fängt an zu lachen. „Das wär’s fürs erste. Ich sitze hier vorne und erarbeite was für den Unterricht, lass dich nicht stören“, sagt er und setzt sich mit seinem Laptop an einen der Schülertische, zum Glück weit weg von mir, plaudern wollte ich sowieso nicht.
Während ich ein Glas nach dem anderen säubere, lausche ich dem komischerweise beruhigendem Klang der Laptoptastatur. Ich genieße das Geräusch kombiniert mit Stille und schrubbe munter weiter an den Gläsern.
Irgendwann hört das Tippen auf und ich schaue in Mr.Thorndikes Richtung. Sonnenstrahlen fallen aus einem der Fenster genau auf ihn, sodass ich ihn nicht richtig erkennen kann, doch sein blondes, etwas längeres Haar glänzt in dem Licht und er sieht so unbeschwert aus, während er sich Notizen macht. Ich weiß nicht wie lange ich ihn schon anstarre, aber plötzlich blickt er in meine Richtung. „Ist was?“
Die Röte steigt mir sofort ins Gesicht und ich wende mich von ihm ab. „Wissen Sie wie spät es ist?“ Auf die Antwort höre ich nicht mehr, da sie mir egal ist. Je länger ich arbeite, desto mehr Geld bekomme ich, denke ich mir.
„Mit den Gläsern bin ich fertig, ich mache mich jetzt an die Tische“, melde ich mich bei ihm.
„Alles klar“, sagt er mit einem Lächeln, sieht aber nicht von seinem Laptop auf.
Vertieft in die Arbeit frage ich mich, ob Mr.Thorndike wohl eine Freundin hat und im nächsten Moment frage ich mich, wieso ich an so etwas Dummes denke. Er ist mein Lehrer und ist geschätzte fünfundzwanzig Jahre alt. Außerdem gibt es genug andere Sachen, an die ich denken sollte.
„Super, alles sauber. Du hast jetzt fast zwei Stunden gearbeitet, ich gebe dir dafür 15Euro. Es ist mehr, als wir sonst für die Zeit geben, aber du hattest heute wirklich viel Arbeit“, sagt er fröhlich und reicht mir die Scheine. Während ich sie an mich nehme, schaue ich mir seine Hand genauer an. Da, wo ein Ring sein sollte, ist keiner. Über diese neue Erkenntnis freue ich mich wie ein Kind über ein neues Spielzeug, verabschiede mich und trete aus dem Raum. Dann mache ich mich auf den Weg in die Pausenhalle. Die Sekretärin sagte mir, dass dort die Pinnwand sein soll. Es ist kein Wunder, dass ich sie noch nie gesehen habe, immerhin verbringe ich seit der 5.Klasse meine Pausen auf dem Dach, weil ich große Menschenmengen versuche zu meiden. Die Halle ist leer und auch sonst hört man nichts. Es müssten jetzt alle Schluss oder Clubaktivitäten haben. Schließlich finde ich sie und schaue sie mir genauer an. Es hängen viele Flyer von verschiedenen Clubs daran, jedoch nur zwei Stellenausschreibungen. Eine ist vom Computerclub. Es wird jemand mit Computerkenntnissen gesucht, der dabei helfen kann den Schulserver komplett zu erneuern. Bei Computerkenntnissen hat es für mich aufgehört. Die Andere ist vom – was? Der Vampirfanclub sucht einen Film. Das ist keine Stellenausschreibung.
„Du suchst also einen Job?“ Ich zucke kurz zusammen, als ich die tiefe Stimme hinter mir höre, und drehe mich um. Auf der anderen Seite des Flurs steht ein blasses Mädchen mit unauffälliger Kleidung und Hände in den Hosentaschen. Nur das rot ihrer lockigen Haare macht sie auffällig. Sie wartet auf eine Antwort.
Ich kenne sie zwar nicht, aber ein Nicken kann schon nicht schaden.
„Weißt du, ich beobachte dich schon eine Weile“, sagt sie mit einer unheimlichen Stimme und kommt näher auf mich zu. Bevor ich mir eine passende Frage für ihr Handeln überlegen kann, unterbricht sie mich in meinem Gedankengang. „Ich hätte da was für dich. Anfangs verdienst du genauso viel wie in den anderen Clubs, aber nach und nach wird es mehr und du kannst durch zusätzliche Leistungen auch mehr kriegen.“
„Werbt ihr immer auf diese Art neue Leute?“
„Hast du Interesse?“ Sie ignoriert meine Frage einfach.
„Worum handelt es sich?“, frage ich leicht genervt. Es ist bereits Nachmittags um kurz nach fünf und ich bin immer noch in der Schule. Ich hoffe, das Gespräch wird nicht all zu lange dauern.
„Es ist ein geheimer Club, von dem nicht jeder weiß. Mehr kann ich dir dazu leider nicht sagen.“
Dieses Mädchen ist komisch wenn nicht sogar merkwürdig. „Und du meinst das überzeugt mich eurem Club beizutreten?“
„Du sollst nicht beitreten, sondern für uns arbeiten.“
Sie schaut mich mit einem ernsten Blick an, was mich etwas einschüchtert. Ich könnte das Geld schon gebrauchen. „Über wie viel Geld reden wir?“
Ein böses Grinsen zeichnet sich auf ihren Lippen ab und ich überlege, ob ich mich einfach umdrehen und verschwinden sollte. „Sag mir erst, ob du dabei bist. Dann klären wir den Rest.“
„Und wenn ich diese Art von Arbeit überhaupt nicht kann?“
„Glaub mir, ich habe dich nicht ohne Grund beobachtet.“
Sie ist nicht mehr merkwürdig, sondern verrückt. Ich zögere etwas und schaue zurück an die Pinnwand. „Bin dabei.“
„Gut, dann folge mir bitte.“ Sie geht ein paar Schritte vor und bleibt dann stehen, als sie merkt, dass ich nicht hinterher komme. In meinem Kopf spielen sich die absurdesten Szenarien ab. Was, wenn es sich um einen geheimen Clan handelt und sie eine neue Opfergabe brauchen? Es fällt nicht einmal auf, wenn ich verschwinden würde, alle Schüler und selbst die meisten Lehrer müssten jetzt Zuhause sein. „Kommst du?“ Ich versuche mich gedanklich zu ohrfeigen und setze einen Fuß vor den anderen. Was soll schon passieren?
Wir gehen eine Weile nichtssagend durch die Schule und ich frage mich, was mich gleich erwarten wird. Nachdem ich meine kranken Fantasien abstellen konnte, kommen die realistischeren Möglichkeiten in meinen Kopf. Vielleicht komme ich gleich in den Raum der GartenAG. Die Mädchen dort sind meistens ziemlich schüchtern und in den letzten Jahren gab es immer weniger Mitglieder, gut möglich, dass sie sich nicht trauen auf viele Menschen zuzugehen, darum wählen sie sich einzelne aus. Nein, unmöglich, der Raum befindet sich neben dem Gewächshaus und wir sind gerade eindeutig nicht Draußen.
„Ich heiße übrigens Jill“, sagt das Mädchen und reißt mich aus meinen Gedanken.
„Meinen Namen kennst du bestimmt schon.“
„Ja. Wir sind da.“
Ich schlucke laut. Mach‘s gut schönes Leben.
„Guck nicht so verängstigt, dich wird schon keiner umbringen! Wir sind ein lustiger Haufen.“ Lustig? Hat sie das wirklich gesagt? „Bevor wir reingehen musst du eins wissen. Das, was in diesem Raum besprochen wird, bleibt in diesem Raum. Du wirst schon sehen warum.“
Sie öffnet die Tür und wir betreten einen hellen Raum mit zwei bequem aussehenden Sofas, einem Couchtisch zwischen ihnen und einem Teppich mit einem abgebildeten Kätzchen darunter. Oh, schöne Blümchengardinen an den Fenstern, hat die GartenAG einen neuen Raum bekommen?
„Dieser Raum dient nur zur Tarnung.“
Fragen über Fragen in meinem Kopf und ich lasse mich auf eines der Sofas fallen. „Ich bin ja kein neugieriger Mensch…“
„Ich weiß“, unterbricht sie mich.
„Aber was hat es mit eurem geheimen Club auf sich?“ Ich sehe zur Tür und entdecke plötzlich einen Kleiderständer daneben. Es hängen mindestens vier Jacken und Mäntel daran. „Wo sind…“
„Dieser Raum hat ein Nebenzimmer, sieh mal nach dort.“
Stimmt. Ich bleibe auf dem Sofa sitzen und habe von hier aus einen guten Blick auf die Tür ins Nebenzimmer. Jill öffnet sie und verschränkt die Arme. Der Raum ist stockdunkel, nur das Licht von ein paar Monitoren und eine kleine Schreibtischlampe an einem der Tische erzeugen etwas Licht. „Kommt bitte kurz raus, ich möchte euch jemanden vorstellen.“ drei Mädchen, wie sie nicht unterschiedlicher sein könnten, und ein Junge verteilen sich auf den Sofas.
„Camilla?“, frage ich überrascht.
Ein kleines süßes Mädchen mit blonden langen Haaren schaut mich erfreut an und nickt. Wir beide sind im selben Deutschkurs. „Ich bin schon eine Weile dabei.“
Jill holt sich einen Stuhl und platziert ihn so, dass sie jeden von uns anschauen kann. „Mädels, das ist Tiana, sie arbeitet jetzt auch in unserem Team.“
„Hi, ich bin Jasmin.“ Ich erwidere dem Mädchen mit dem Pferdeschwanz und Brille das Hallo mit einem Lächeln. „Ich bin hier hauptsächlich für die Berichte zuständig.“
„Super, willkommen im Team. Ich erkläre dir gerne alles“, sagt mir der Junge. Er sieht genauso unscheinbar aus wie Jill und Jasmin. „Ich heiße Eric und schreibe meistens auch die Berichte. Manchmal auch Interviews. Jill, in welchem Bereich soll sie denn arbeiten?“
„Darüber reden wir gleich“, antwortet sie ungeduldig. „Camilla kennst du ja bereits, die, die neben dir eingeschlafen ist, ist Meg. Sie kümmert sich um die Bildbearbeitung.“
„Also eine ZeitungsAG, warum macht ihr so ein Geheimnis daraus?“
Camilla setzt sich aufrecht hin. „Sie weiß es noch nicht?“
„Was weiß ich noch nicht?“
Jill seufzt. „Es stimmt schon, dass wir wie eine ZeitungsAG aufgebaut sind. Es gibt den Redakteur, das bin ich, jemanden der Texte verfasst, das ist…“
„Jaja, und weiter?“
„Sagen die Prinzen dir etwas?“
„Die was? Noch nie von denen gehört. Ist das die neue Schulband?“
„Tiana, abwesend wie immer“, lacht Camilla. „Sie sind die beliebtesten Jungs der Schule und werden von den Mädchen vergöttert.“
„Und den Jungs“, wirft Eric ein.
„Du bist der einzige“, sagt Jill kalt. „Jedenfalls sind wir sozusagen eine geheime Organisation, die Magazine druckt und verkauft, dasselbe gilt für Fotos die wir von ihnen machen oder Gegendstände, die ihnen gehören.“
Etwas verdutzt schaue ich sie mit großen Augen an. „Das kann doch nur ein schlechter Scherz sein.“
„Nein, warum?“, fragt Eric. „Du glaubst gar nicht, wie viel Umsatz wir mit einem einfachen Bleistift von Ewan gemacht haben! Er ist einfach so toll, ich wünschte, er würde auf Jungs stehen…“
Plötzlich wirft Jasmin Eric mit einem Kissen ab. „Träum weiter, er gehört mir!“
„Und was ist meine Aufgabe?“
„Du wirst Fotos von ihnen machen.“ Die Freude ist mir nicht gerade ins Gesicht geschrieben und das merken die anderen auch schnell.
„Das heißt, du wirst die meiste Zeit mit ihnen verbringen“, versucht Camilla mich aufzumuntern.
„Nur, dass sie davon nichts mitbekommen. Das ist Stalking.“
„Stalking?“ Eric springt auf stemmt die Hände in die Hüften. „Wir tun damit niemandem weh und es ist unser Hobby! Du hast sicher auch Hobbies, oder?“ Ehm, nein.
„Beruhig dich, Tiana hat es sicher nicht so gemeint“, versucht Jill ihn zu beschwichtigen. „Aber zuerst legst du dir einen Computeraccount an. Eric wird dir danach alles erklären was du wissen musst. Am besten informierst du dich noch heute über die Prinzen. Hast du noch Fragen?“
„Wieso habt ihr mich dafür ausgewählt?“
„Du hast vor einem halben Jahr in der Projektwoche beim Kamerakurs mitgemacht und deine ausgestellten Bilder waren ganz gut. Außerdem ist jemand, der sie nicht einmal kennt ideal um qualitative Fotos zu machen.“
„Unsere Kamerafrau geht jetzt auf eine andere Schule also brauchten wir jemand neues. Eric hat es eine Zeit lang versucht, aber er hatte nur Augen für Ewan und ist sogar beinahe aufgeflogen“, erzählt Jasmin und wirft ihm einen spöttischen Blick zu.
„Also wissen die Jungs auch nichts davon, dass sie so umschwärmt werden?“
„Jein. Es gibt natürlich hin und wieder ein Mädchen, das den Jungs ein Geständnis macht, aber das sind meistens keine aus unserem Fanclub. Die, die eingeweiht sind, wechseln kaum bis gar nicht Worte mit den Jungs, weil sie so schüchtern sind oder sich vom Schwärmen mehr erhoffen. Die Jungs bekommen es schon mit, wenn Mädchen sich piepsend von ihnen wegdrehen, wenn sie sie sehen oder wenn sie rot werden und kreischen, sie sind ja nicht blöd. Aber dass der Club existiert, weiß keiner, bis auf die eingeweihten Mädchen. Mit Außenstehenden dürfen sie nicht über den Club reden, darum klappt es so gut.“
Der Fightclub, nur für Mädchen.
„Bei Clubtreffen oder unter Freundinnen, die auch Mitglieder sind, haben sie dann die Möglichkeit über ihren Prinzen zu reden.“ Jill erklärt alles, als wäre es das Normalste auf der Welt und ich frage mich dabei wo ich hier eigentlich gelandet bin.
Texte: Micaiah
Bildmaterialien: Titelbild: KeepCalmStudio.com
Tag der Veröffentlichung: 04.01.2013
Alle Rechte vorbehalten