Samstag Morgen ...
Der Wecker schellt und sie wird wach. Sofort geht der erste Gedanke wieder an das was am Abend zuvor so belastet hat. Der Schlaf ist die einzige Zeit in der sie grübelfrei ist. Wie eine Auszeit der Probleme. Deswegen schläft sie so gerne. Wenn sie kann und man sie läßt, dann bis in den Mittag hinein.
Aber heute musste sie, trotz Wochenende, um 9 Uhr aufstehen, da sie zum Frühstücken mit 2 Freundinnen verabredet ist. Sie stellt den Wecker für ein paar Minuten weiter und versucht sich nochmal - wenigstens nur kurz - in diese raumlose Zeit des Schlafes zu bringen. Aber es funktioniert schon nicht mehr. Ihre Gedanken rasen schon wieder. Ihr Bauch ist nervös und sie dreht sich von einer auf die andere Seite.
Nachdem der Wecker dann wieder schellt, steht sie auf. So müde und so kraftlos schleppt sie sich ins Badezimmer. Nach einem kurzen Kaffee möchte sie gar nicht raus. Sie hat keine Lust jetzt zu ihren Freundinnen zu gehen. Möchte viel lieber in ihren Gedanken verweilen und vor sich herjammern. Natürlich ist ihr das nicht bewußt, dass sie jammern möchte.
Das ist auch der Grund, warum sie grundsätzlich immer zu spät kommt. Auch heute, sie macht sich fertig, setzt sich wieder hin. Kann sich einfach nicht aufraffen. Raucht noch eine und irgendwann ist schon die Zeit so weit vorgeschritten, dass man nur noch zu spät kommen kann. Sie brauch wohl diesen Tritt in den Hintern ... und wenn es nur die Uhr ist, die plötzlich so laut tickt und ihr bewußt wird, dass sie jetzt aber schnellstens gehen muß.
Voller Unlust geht sie vor die Tür. Das Cafe wo sie verabredet sind ist nur 10 Minuten zu Fuß entfernt. Sie geht ein paar Schritte und plötzlich spürt sie die Sonne. Die Straßen sind noch recht leer und trotz großer Stadt ist es relativ ruhig. Sie wendet das Gesicht der Sonne entgegen ... und plötzlich muß sie lächeln. Schön ist es! Irgendwas erwacht in ihr. Als wenn nicht der Wecker sie geweckt hätte, sondern erst jetzt diese paar Sonnenstrahlen.
Am Liebsten würde sie nun einfach weiter in der Sonne spazieren gehen.
Im Cafe angekommen warten ihre Freundinnen schon. Sie lächeln sie an und sie entschuldigt sich - wie immer - fürs zu Spät kommen. Die Freundinnen lachen nur, da sie es ja nicht anders von ihr kennen.
Der Kaffee wird bestellt und vom Buffet wird sich ein reichliches Frühstück zusammen gestellt. Sie lachen und quatschen ... und sie fühlt sich wohl. Sie sagt zu den beiden, dass sie froh ist, dass sie verabredet waren. Denn sonst hätte sie den schönen Tag alleine mit Grübeln verbracht. Und das nur, weil sie sich nicht spontan zu etwas aufraffen gekonnt hätte.
Sie ist zufrieden und erfreut sich an dem Klatsch und Tratsch der Freundinnen und sie macht tüchtig mit. Nach 3 Stunden verlassen die Drei das Cafe und gehen nach Hause. Sie nimmt sich vor noch in die Stadt zu gehen, um noch ein paar Besorgungen zu machen und evtl nach etwas Schönem zu schaun.
Doch schon auf dem Weg dorthin verläßt sie die Lust dazu. Sie führt einen kleinen inneren Kampf mit sich. Geht sie nach Hause oder noch in die Stadt. Der Schweinehund gewinnt und sie geht heim.
Nun sitzt sie da. Weiß eigentlich nicht viel anzufangen - oder besser gesagt eigentlich hätte sie sehr viel zu machen, aber sie sitzt, hört Musik und denkt nach. Auch ein Buch, welches sie sich zwischenzeitlich nimmt, kann keine Ablenkung schaffen. Sie kann sich nicht konzentrieren und legt es wieder beiseite.
So vergeht der schöne sonnige Tag. So wird er von ihr vergeudet.
Am Abend ist sie wieder verabredet. Ein paar Freunde möchten richtig einen drauf machen. Nach langer Zeit mal wieder mit der "alten Truppe". Eigentlich hatte sie sich sehr darauf gefreut, aber nun möchte sie nicht mehr. Sie kann sich einfach nicht aufraffen. Sie ist so in ihrem Trott des Nichtstun gefangen, dass sie meint keine Kraft für den Abend zu haben und sich lieber früh ins Bett legen möchte.
Wieder beginnt ein innerlicher Kampf. Einerseits hat sie sich so gefreut und an anderen Abenden beschwert sie sich darüber, dass keiner mehr richtig ausgehen will. Andererseits will sie nur noch schlafen ...
Sie ruft eine Freundin an und sagt ihr, dass sie nicht mitkommt. Diese redet ihr das aber ganz schnell aus und macht ihr ein ziemlich schlechtes Gewissen. Also bleibt ihr keine Wahl und sie geht mit.
Um 22 Uhr sind sie vor der neuen tollen Bar verabredet. Aber sie steht noch vor dem Spiegel, weil sie es wieder bis zur letzten Minute rausgezögert hat sich fertig zu machen. Eine kurze SMS mit "ich komme später" und eine halbe Stunde später tritt sie vor die Tür.
Wieder völlig lustlos. Sie geht in das Viertel wo die Bar sich befindet. Ein Viertel mit vielen Kneipen, Bars usw. Plötzlich wird sie wieder wach. Dieses pulsierende Leben um sie herum schüttelt sie wach und wieder lächelt sie vor sich hin. Wie schön es doch ist hier zu leben!
Sie trifft auf ihre Freunde, umarmt sie und wirft ein kurzes "Tschuldigung für die Verspätung" in die Runde. Aber wofür entschuldigt sie sich - es ist ja schon fast normal bei ihr.
Sie trinken und lachen und der Abend beginnt wunderbar. Es ist so schön mit allen hier zu sein. Es ist ein richtig witziger Abend und sie ziehen von einer Bar in die nächste Kneipe bis später zum Tanzen. Die Gruppe wird immer kleiner, aber es macht Spaß.
Irgendwann morgens sitzt sie mit noch zwei Freunden alleine an der Theke und immer noch lachen sie und haben eine Menge Spaß. Eigentlich will sie noch gar nicht nach Hause. Aber es ist spät und sie werden aus dem Laden gekehrt.
Sie fällt ins Bett - in ihren Schlaf!
Sonntag Morgen ...
Sie wacht auf. Es ist mittags. Sie dreht sich noch einmal um und denkt an nichts. Sie geniesst es einfach noch ein bisschen so dazuliegen.
Langsam steht sie auf und bereitet sich ein leckeres Frühstück. Kocht sich ein Ei, macht sich eine große Tasse Milchkaffee und lässt es sich schmecken.
Doch dann geht es wieder von vorne los ...
Tag der Veröffentlichung: 26.07.2009
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