Cover

1. Einleitung

Die erste Insel, die ich während meiner zahlreichen Geschäftsreisen in Süd- und Mittelamerika besuchte, war die karibische Trauminsel San Andres. Leider konnte ich sie nur am Wochenende erreichen, was bedeutete, dass ich am Samstagabend von Costa Rica eintraf und am Sonntagmorgen bereits wieder weiter nach Nicaragua fliegen mußte, denn dort wurde ich bereits wieder zu Geschäftsterminen erwartet. Trotz dieser widrigen Umstände gelangen mir sehr schöne Stimmungsbilder und ich gewann einen nachhaltigen Eindruck von dieser Perle in der Karibik.

 

Ganz anders verhielt es sich mit der grünen Insel Irland (Nord-Irland). Über sechs Jahre war ich nahezu regelmäsig dort, um als Spezialist für Molkereianlagen neue Systeme in Betrieb zu nehmen, die Kunden zu beraten und Verkaufsgespräche zu führen. Da in Irland immer noch Linksverkehr herrscht, war es nach meinem ersten Flug nach  Shannon (an der Westküste) meine Aufgabe, mich mit dem Mietwage an die andere Strassenseite zu gewöhnen. Dies klappte ganz gut und ich fuhr während meiner gesamten Zeit in Irland völlig unfallfrei.

 

Ich nutzte alle Möglichkeiten, um auf die Insel zu gelangen. Normalerweise flog ich von Frankfurt nach Dublin und mietete´einen Wagen, um meine Kunden in der Molkereiwirtschaft zu besuchen. Spannender war der Flug nach Cork, denn dort herrschten öfters böenartige Seewinde, die die Landung derart schwierig machten, dass erst der dritte Versuch erfogreich war. Mit einem mulmigen Gefühl landete ich in Belfast, denn dort gab es zu meiner Zeit immer noch die schlimmen "troubles", die zahlreiche Todesopfer forderten.

 

Natürlich konnte man auch mit der Fähre nach Irland gelangen. Einmal hatte unser englische Vertreter - nach Geschäftsverhandlungen in England - empfohlen die Nachtfähre von Swansea nach Cork zu benutzen. Dies war keine gute Idee, denn die See war sehr stürmisch und ich konnte kaum schlafen. Entsprechend gestalteten sich die anschließenden Verhandlungen mit dem irischen Kunden. So etwas sollte mir nicht wieder passieren.

 

Auf privaten Reisen ist dies etwas andereres. Das zeigte sich im Jahr 2000 als wir mit der Fähre von Cherbourg nach Irland reisen wollten. Leider gab es dort einen Streik der Fischer und die Fähre konnte nicht auslaufen. Man empfahl uns nach Brest zu fahren. Dort erreichten wir mit Müh und Not gegen 1 Uhr nachts das Schiff und waren  nach 17 Stunden im Hafen von Rosslare in Irland. Da es bereits 18 Uhr war, mussten wir im Dunkeln quer durch Irland fahren, bis wir gegen 2 Uhr nachts an unserem Ziel in Cleggan (Connemara) ankamen. Nach diesen Erfahrungen kann Jutta und mich nichts mehr erschüttern.

 

Der Besuch der dänischen Insel Bornholm, die unterhalb der schwedischen Küste liegt, war eigentlich naheliegend, denn ich arbeitete zu dieser Zeit (1977 bis 1980) in Kopenhagen und wohnte mit meiner Familie etwas außerhalb in Alleroed. Mein Sohn Jochen war damals 8 Jahre alt und ich hatte ihm eine Radtour (mit Zelt und Schlafsack) über die Insel Bornholm versprochen. Kurz vor meiner Versetzung nach Holland (1980) war es soweit: Im Juli 1979 fuhren wir mit unseren beladenen Fahrrädern zum Hafen von Kopenhagen, um mit der Fähre nach Bornholm zu gelangen. Die Überfahrt dauerte 7 Stunden. Auf dem Schiff traf Jochen einen Reisekamerad, der mit seiner Mutter ebenfalls die Insel erkunden wollte. Wir verbrachten zusammen eine schöne, gemeinsame Zeit.

 

Die dänische Insel Samso im Kattegat wurde zu unserem besonderen Surferparadies, das allerdings 1986 durch die Surferfahrungen in Griechenland noch getoppt wurde. Wir wohnten in den Sommer 1981 bis 1985 regelmässig im Ferienhaus unserer dänischen Freunde. Zu dieser Zeit arbeitete ich als Technical Manager in Holland bzw. als selbständiger Beratender Ingenieur in Deutschland. In diese Zeit fiel auch der Umzug von Gouda (Niederlande) nach Hildesheim (Deutschland). Deshalb war auch die Anreise nach Hov (Jütland) immer sehr spannend, denn wir mußten ja die reservierte Fähre nach Samsö erreichen.

 

Mit dem Besuch der Taucherinsel Bonaire in der Karibik ging nach 7 Jahren mein Wunschtraum in Erfüllung. Wieder waren es denkwürdige Umstände, die mich auf diese Insel hinwiesen. 1975 hatte ich meine Taucherprüfung bestanden und zu dieser Zeit las ich auch das spannende Buch von Hans Hass "In unberührte Tiefen". Aus diesem Buch erfuhr ich, dass Hans Hass seine ersten Erfahrungen mit Haifischen kurz vor dem Beginn des zweiten Weltkrieges vor der Insel Bonaire gemacht hat. Dort wollte ich unbedingt tauchen. Wie ich bereits im Zusammenhang mit der Insel Samsö (5. Kapitel) beschrieben habe, klappte es 1975, als ich in Venezuela unterwegs war, mit dem Besuch der Insel leider nicht. Erst während der Zeit in Gouda (Holland) hörte ich von Nachbarn, die nach Bonaire umgezogen waren und begeistert von dem Taucherparadies vor Bonaire berichteten. Mit deren Hilfe gelangen mir herrliche Tauchgänge vor Bonaire.

 

Eigentlich spielte der anschließende Urlaub auf der Insel Aruba nur eine untergeordnete Rolle, denn entscheidend waren für mich die eindrucksvollen Tauchererlebnisse auf der Insel Bonaire, auf der wir vorher eine Woche verbrachten. Nun galt es, den schönen Strand, das blaue Wasser zu genießen und sich auf das abendliche Dinner nach der "Happy Hour" zu freuen. Ich versuchte mich mit Joggen ohne Turnschuhe am langen Strand, was dazu führte, dass ich meine Fußsohlen am rauhen Korallensand verletzte. Das führte zu einer Zwangspause auf dem Liegestuhl. Mit einem Mietwagen erkundigten wir die Umgebung und stellten fest, wie langweilig die Insel Aruba im Hinterland war.

 

Unsere erste Weltreise führte uns nach Atlanta/USA, wo ich auf einer Internationalen Ausstelung - zusammen mit meinem Lizenznehmer - meine Erfindung "Smart Pump" einem größeren Publikum präsentierte. Danach verbrachte ich mit meiner 1. Frau einige Tage in Long Beach, um dann nach Fidschi weiterzufliegen. Dort gewannen wir interessante Erfahrungen in einem anderen Kulturkreis: wir beobachteten die Essenszubereitung im Erdofen (und nahmen am anschließenden Essen teil), erlebten abends die furchtlosen Tänzer, die über glühendes Feuer liefen und ließen uns von Thomas von Somoa mit seinem Fackeltanz begeitern.

 

Nach einer erholsamen Woche auf Fidschi flogen wir weiter nach Auckland auf der Insel Neuseeland , wo ich als deutscher Delegiierter an einer Internationelen Tagung des IWF teilnahm. Dies war für mich eine besonders faszinierende Möglichkeit, Kontakte zu Kollegen aus verschiedenen Ländern anzuknüfen und Erfahrungen auf dem internationalen Parkett zu sammeln. Selbstverständlich nutzte ich auch die Möglichkeit, auf meine neue Erfindung "Smart Pump" hinzuweisen. Dies war auch der Grund, warum ich 6 Jahre später erneut nach Neuseeland flog. Nach den mehrtägigen Sitzungen im Sheraton-Hotel, hatten wir Gelegenheit, die Geysire von Rotorua zu besichtigen. Anschließend flogen wir über Neu-Dehli wieder nach Hause, wo wir nach 3 1/2 Wochen wieder eintrafen.

 

Während die erste Reise nach Neuseeland (1985) unter nahezu idealen wirtschaftlichen Bedingungen stattfand, musste ich mich auf der 2. Reise nach Neuseeland beträchtlich einschränken, denn hinter mir lag eine schwierige Scheidung und vor mir eine berufliche Neuorientierung. Deshalb wollte ich meine Erfindung "Smart Pump" mit dem neuseeländischen Partner intensiv vermarkten. Wir besuchten mit seinem Wagen zahlreiche Kunden auf der Nordinsel. Mein Quartier hatte ich in Hamilton aufgeschlagen. Und von dort unternahm ich auch eine ganztägige Radtour zu dem "Waitomo Caves".

 

Die Vulkaninsel Lanzarote lernte ich erstmals 1992 mit meinem Freund Wolfgang, der dort erin schönes Ferienhaus besaß und dem ich damals half, über einem schweren Schicksalssschlag, nämliich dem gewaltsamen Tod seiner Ehefrau, hinwegzukommen. Wir erwanderten die Insel, was ihm sicher bei der Bewältigung seiner Probleme etwas half. Zwei Jahre später verbrachte ich dort einen Abenteuerurlaub mit sehr sportlichem Training und einer Radtour über die Insel. Wieder war Wolfgangs Ferienhaus der Ausgangspunkt. Den Jahreswechsel 1994/1995 verbachte ich mit Freunden wieder auf Lanzarote.

 

Mit dem ersten gemeinsamen Urlaub auf der nordfriesischen Insel Föhr begannen für Jutta und mich ein ganz neuer und spannender Lebensabschnitt (wir hatten uns 1 1/2 Jahre früher in Hildesheim kennengelernt), bei dem wir wieder die sportliche Seite unserer Wünsche leben konnten. Dies zeigte sich in den längeren Radtouren über die Insel Föhr. Zum letztenmal erlebte ich dies 1979 mit meinem achtjährigen Sohn Jochen auf einer einwöchigen Radtour über die dänische Insel Bornholm. Und während der Ausnahme-Radtour 1991 auf der Nordinsel von Neuseeland, die ich aber alleine absolvierte.

 

Der Besuch der Insel Rhodos war für uns unsere erste Bildungsreise, wobei uns insbesondere die Johanniter interessierten, die um 1300 über Zypern vom Heiligen Land nach Rhodos geflüchtet waren. Von dort wurden sie 1530 von den Osmanen nach Malta vertrieben. Sehenswert sind auf Rhodos immer noch die Festungsanlage und die Ritterstrasse.

 

Die deutsche Insel Rügen lernte ich erstmals 1964 während meines Besuches in Stralsund kennen. Ich fuhr mit meinen Großeltern mit öffentlichen Verkehrsmitteln über die Insel und lernte so auch den gemütlichen  Badeort Binz kennen. 2002, also 38 Jahren später, hatte sich Binz total verändert, denn durch die vielen Prachtbauten war dieser schöne Badeort nicht wiederzuerkennen.

 

Wie bei der Insel Rhodos, die wir 2001 besuchten, galt unser Interesse für die griechische Insel Kreta in erster Linie der besonderen Historie, die man in den Ruinen von Knossos nacherleben kann. Aber auch die neuere Geschichte - insbesondere die schlimme Besatzungszeit während des 2. Weltkrieges -  konnten wir z. B. in dem Bergdorf Anogia nacherleben. Im Zweiten Weltkrieg war der Ort ein Zentrum des Widerstands gegen die Deutschen, die mehrmals gegen Einwohner des Dorfes vorgingen. Am 13. August 1944 zerstörten sie das Dorf als Vergeltung für die von Patrick Leigh Fermor organisierte Entführung des deutschen Generalmajors Heinrich Kreipe, Kommandeur der 22. Infanterie-Division. Der Befehl lautete, das ganze Dorf solle völlig zerstört und jeder männliche Einwohner im Umkreis von einem Kilometer um das Dorf getötet werden. Nach dem offiziellen Totenregister wurden während der gesamten Besatzungszeit 117 Einwohner von den Deutschen exekutiert. Nach dem Krieg wurde das Dorf wieder aufgebaut.

 

Euböa ist nach Kreta die zweitgröste Insel Griechenlands. In unserer Vorstellung über das griechische Altertum hatte diese Insel keine Bedeutung. Genau dies fanden wir vor Ort bestätigt. Aber sie war der wichtige Ausgangspunkt für unsere Ausflüge zu den besonderen antiken Stätten Griechenlands. Allerdings mußten wir mit der Fähre immer erst auf das Festland gelangen, wo der Bus auf uns wartete.

 

Durch den Kanal von Korinth, der Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ist, wurde die Halbinsel Peloponnes zu einer Insel. Bei unserer anstrengenden Autoreise 1986 über die AUTOPUT nach Griechenland haben wir das nicht registriert. Erst während der Bildungsreise 2006 (also 20 Jahre später) hatten wir ausführlich Zeit, den Kanal zu besichtigen.

 

Bereits 1959 besuchte ich erstmals mit Freunden die Insel Mainau. Wir waren auf einer 14-tägigen Radtour unterwegs und hatten unser Zelt in der Nähe der Insel Mainau aufgeschlagen. 66 Jahre später (2015) verbrachte ich mit meiner jetzigen Frau, Jutta Hartmann-Metzger, mehrere Erholungstage im Kloster Hegne am Bodensee. Diesmal benutzten wir öffentliche Verkehrsmittel, um z.B. ausgiebig die Insel Mainau zu besichtigen. Vom Schmetterlingshaus waren wir fasziniert.

 

Die Insel Korfu stand seit längerer Zeit auf unserer Besuchsliste, da dies Kaiserin Sisi's Insel war, die ihr bei ihrer angeschlagenen Gesundheit Heilung brachte. Weiterhin war Korfu als "grüne Insel" bekannt. Während unseres Aufenthaltes im Jahre 2016 hatte wir  einen interessanten Kontakt mit einem englischen Ehepaar, das auf Korfu die Brexit-Abstimmung miterlebte: sie war für den Brexit - er dagegen!

 

Nach Zypern flogen wir mit gemischten Gefühlen, denn der griechische und der türkische Teil der Insel sind durch einen undurchlässigen Zaun getrennt, der die Demarkationslinie darstellt, die von UN-Soldaten bewacht wrd. Bis 1989 kannten wir dies ja auch von der DDR. Auf unserer Inseltour besuchten wir auch die Hauptstadt Nikosia. Wir hatten über eine Stunde Gelegenheit, ohne Begleitung durch die Altstadt zu wandern. Der Reiseleiter warnte uns aber, nicht in den türkischen Teil zu gehen, denn bei der Rückkehr könnten wir Schwierigkeiten bekommen und dadurch unseren Reisebus verpassen.

 

Vom berühmten Zauber der Insel Madeira haben wir leider nicht allzuviel mitbekommen. Wir empfanden das Leben in Funchal (wo unser Hotel war) als sehr hektisch, der Verkehr sehr laut und die Luft verschmutzt. Schon der Flug mit CONDOR, der sich zum Billigflieger gewandelt hat, war eine Zumutung. Vom Hotel Baia Azul kontnte man zwar sehr schön das Meer sehen - aber leider nicht darin baden. Die Küstenlinie (über 1,5 km) unterhalb des Hotels gehörte zum Club Naval, bei man für 43 Euro Club-Mitglied werden mußte, bevort man baden konnte.

 

Nach dem enttäuschenden Urlaub 2018 auf der Insel Madeira waren die Ferien 2019 auf der Kanareninsel La Palma für uns eine große Freude mit einer errholsamen Zeit. Alles verlief langsamer und entspannter - ganz nach unseren Wünschen und Vorstellungen. Der "Paradiesgarten" mit dem großen Swimmingpoll in der Haceienda San Jorges war uns beispielhaft und setzte Maßstäbe.

 

2. Die karibische Trauminsel SAN ANDRES

Doch nun wieder zurück zu meiner 2. Südamerika- Reise, die in Costa Rica - wie ich bereits schrieb - letztendlich sehr erfolgreich war. Nun stand  ein Wochenende bevor (1. und 2. November 1975), das ich für einen Ausflug zur Karibik-Trauminsel San Andres vor der Küste Nicaraguas nutzen wollte. Bei meinen Geschäftskontakten in Kolumbien hatte ich auch über meinen vergeblichen Tauch-Wunsch vor der Insel Bonaire gesprochen (siehe Reisebericht "BONAIRE - paradiesisches Schnorcheln und Tauchen!") Bonaire gesprochen. Die Kolumbianer wollten mich trösten und empfahlen mir die Insel San Andres.

 

San Andres gehört wie die Schwesterinsel Providencia seit 1822 zu Kolumbien und beide liegen vor der Küste von Nicaragua in der Karibik. Sie befinden sich ca. 400 km südwestlich von Jamaica, 180 km östlich von Nicaragua und 480 km von der kolumbianischen Küste. Es besteht eine Flug- und Schiffsverbindung von Cartagena (Kolumbien). Auf meiner Rundreise durch Mittel- und Südamerika flog ich von San Jose/Costa Rica in einer Stunde nach San Andres und der Weiterflug ging nach Managua/Nicaragua. Der bekannte englische Seeräuber Henry Morgan hatte sein Hauptquartier auf San  Andres. (Reisetipp "San Andres") Der Charme dieser kleinen Karibik-Insel ist unter Insidern bekannt und sie ist sehr beliebt. Die Insel besteht aus einem Korallenriff mit einer Länge von 11 km, das bis zu 104 m aus dem Wasser ragt. Die beiden Inseln sind steuerfreie Zonen.

 

Ich flog also am Samstagnachmittag mit einer Turboprop-Maschine von San Jose nach San Andres.

 

Unterwegs gab es zahlreiche Wolken und da die Maschine relativ niedrig flog, passierten wir zahlreiche Wolkenberge. Das war sehr malerisch und garnicht unangenehm. Als wir auf San Andres landeten war es leider bereits dunkel, sodaß ich nichts von der Insel sehen konnte. Das gelang mir erst am folgenden Tag beim Abflug nach Nicaragua. Und es blieb am Samstagabend durchgehend dunkel, denn auf der Insel San Andres gab es eine Stromsperre. (Reisetipp "Trauminsel")

 

Mit einem jungen Chilenen, der auf dem Weg von den Vereinigten Staaten (wo er lebte) in seine chilenische Heimat war, fuhr ich vom Flughafen zum Hotel Calypso Beach. Anschließend suchten wir im Dunkeln ein Restaurant - was uns auch gelang. Ohne Schwierigkeiten fanden wir anschließend wieder unseren Weg zum Hotel. Da ich bereits gegen 10 Uhr am Sonntag nach Managua/Nicaragua weiterfliegen musste (der nächste Flug war erst am folgenden Donnerstag), bestellte ich an der Rezeption den Weckruf für Sonntagmorgen mit der Anweisung: "Bitte wecken Sie mich, wenn es dämmert, denn ich möchte unbedingt Stimmungseindrücke fotographieren!". Bilder "San Andres"

 

 

Dann erlebte ich eine schreckliche Nacht! Ich konnte kaum schlafen. Das Bett muss voller Wanzen oder Flöhe gewesen sein, denn es juckte mich am ganzen Körper. Als ich dann am frühen Morgen eingeschlafen war, klingelte das Telefon (es war gegen 6 Uhr). Ich schnappte meine Kamera und lief zum Strand. Zuerst fotographierte ich atemberaubende Wolkenformationen, die nach und nach von der Sonne verdrängt wurden (auch damit erreichte ich 2007 bei www.holidaycheck.de hohe Bewertungen und die DIAs sind ein wichtiger Bestandteil meines Vortrages "Impressionen bei Nacht und in der Dämmerung"). Es muss gegen 7 Uhr gewesen sein, als nach und nach die ersten Badegäste kamen und ich den herrlichen Strand fotographierte. (Reisetipp "Sonnenaufgang")

 

 

 

 

Und dann machte ich eine interessante Beobachtung: Farbige reinigten den Badestrand, indem sie die angespülten Algen mit einem Rechen sammelten und dann in Sandlöcher am Strand vergruben. Dann verschlossen sie die "Sammelbehälter" wieder mit Sand. Am folgenden Tag wiederholte sich wohl dieses Verfahren - aber da war ich schon in Nicaragua. Als ich am Strand als Fotograf unterwegs, sah vor der Küste eine kleine Insel mit dem Namen Johnny Cay. Dorthin kann man sich mit dem Boot bringen lassen und fühlt sich dann fast wie Robinson Crusoe.

 

 

 

 

Gegen 8 Uhr war ich wieder rechtzeitig im Hotel und stolz auf meine Fotomotive. Die spätere Entwicklung in Deutschland bestätigte meinen ersten Eindruck. 22 Jahre später lernte ich einen farbigen Arbeitskollegen in Alfeld bei Hildesheim kennen, der von der Insel San Andres stammte. Ihm zeigte ich meine Bilder und er sagte nur: "So sieht es auf der Insel nicht mehr aus, denn es wurde sehr viel gebaut!". Nach dem Frühstück fuhr ich mit dem Taxi zum Flughafen und machte wieder lustige Beobachtungen: das Flugfeld diente einheimischen Jungs als Fußball-Platz. Irgendwann traf eine kolumbianische Militärmaschine (HERCULES) mit Wochenendgästen ein.

 

 

 

 

 

 

Gegen 10 Uhr fand der Weiterflug nach Managua in Nicaragua statt und ich genoss die herrliche Aussicht. Denn nun konnte ich die kleine Insel in ihrer gesamten Ausdehnung und die Landebahn des Flughafens sehen. Plötzlich lag die noch kleinere Insel Johnny Cay unter mir und es gelangen mir wunderschöne Aufnahmen, die später auch sehr hoch bewertet wurden. Der Wochenend-Abstecher nach San Andres hatte sich wirklich gelohnt. Allerdings musste ich mit dem Tauchen in der Karibik noch bis 1982 warten.

 

3. Die grüne Insel IRLAND und die Hölle in NORDIRLAND

 

 

 Kurz nachdem ich von meiner USA-Rundreise im Februar 1974 (siehe Reisebericht "USA" ) zurückkam, wechselte ich wieder in mein ursprüngliches Aufgabengebiet (Eindampfanlagentechnik für die internationale Milchwirtschaft) bei meiner Firma WIEGAND GmbH Karlsruhe zurück. Mit den Ländern in Südamerika, die nun zu meinem Verantwortungsbereich gehörten, war ich teilweise bereits durch meine 1. Südamerika-Reise 1972 (siehe Reisebericht "Argentinien" ) vertraut. Neu waren für mich die europäischen Länder Großbritannien und Irland. Bereits nach kurzer Zeit entstand insbesondere mit der grünen Insel Irland eine ganz innige Beziehung.

 

Aus heutiger Sicht - also nach mehr als 30 Jahren - kann ich diese "Liebe auf den ersten Blick" viel besser erklären, als es mir damals möglich gewesen wäre. Dabei half mir auch unsere langgeplante Irland-Reise (vom 30.August bis zum 10. September 2000) mit meiner 2. Frau JUTTA in die ärmste Gegend Irlands - nach Connemara (westlich von Galway). Es war eine richtige PKW-Rallye mit der irischen Fähre vom französischen Brest (wegen eines Streiks war die Abfahrt von Cherbourg nicht möglich) nach Rosslare in Irland. Und dann mitten in der Nacht (wegen der Verspätung durch den Streik von ca. 8 Stunden) quer durch Irland nach Cleggan (bei Clifden) an der Westküste. Die Rückfahrt gestaltete sich etwas einfacher, in dem wir über Großbritannien wieder nach Hause fuhren. Wir bewährten uns beide als Super-Team (Jutta erhielt von mir anschließend ein Zertifikat "Best Co-Pilot of the World"!). Die detaillierte Geschichte dieses Abenteuer-Urlaubes folgt später!

 

Es war die Freiheit und die Gelassenheit, die ich in Irland wiederfand und die meiner eigenen Mentalität sehr entgegenkam. Schließlich liebte ich es, bereits im Alter von 15 Jahren, eigene Touren alleine mit meinem Kanu auf den Altrhein-Armen meiner näheren Umgebung (ich bin in Brühl bei Mannheim aufgewachsen) zu unternehmen und - je nach Lust und Laune - auf kleinen, einsamen Inseln zu übernachten. Und dann kamen die spannenden Reisen in Südamerika (1972). In über 30 Reisen (mit einer Dauer bis zu 3 Monaten 1979 während der Montage und Inbetriebnahme bei Waterford Coop. in Dungarvan) für den Zeitraum von 1974 bis 1980 lernte ich dieses herrliche Land in allen Facetten kennen und schloss Freundschaften mit typischen Vertretern dieser irischen Mentalität, wie z.B. mit Jim O'Connor in Dungarvan.

 

 

Schon meine erste Reise nach Irland (vom Dienstag, dem 15. April bis Dienstag, dem 24. April 1974) verlief nach demselben Muster, das sich während der folgenden Reise wiederholte. Diesmal flog ich von Frankfurt nach Shannon an der Westküste Irlands. Ursprünglich wurden dort die Propeller-Flugzeuge vor ihrem Flug in die USA aufgetankt. Mit der Einführung der Düsenverkehrsflugzeuge war dies nicht mehr erforderlich. Man lockte nun die USA-Touristen zu einem Zwischenstopp auf der Heimreise in den reichhaltigen  Duty Free - Bereich des Flughafens von Shannon. Für mich war er der angenehmste irische Flughafen, denn ich konnte mich - nachdem ich die größere Stadt Limerick mit 54.000 Einwohnern (2002) gefahrlos passiert hatte - auf einsamen, schmalen Strassen an den Linksverkehr gewöhnen.

 

Es gab nicht allzuviel Gegenverkehr, nur manchmal blockierten Kühe, die von einem Weidegrund zum nächsten transportiert wurden, die Strasse. Mir begegnete auch ein "Cowgirl" mit Pferd. Man mußte also immer konzentriert und trotzdem entspannt fahren. Dann und wann tauchten verlassene Ruinen auf, die ursprünglich eine Kirche, eine Hütte oder vielleicht auch ein größeres Anwesen darstellten.

 

 

 

 

Nach den Pausen, in denen ich z.B. Fotos zur Erinnerung aufgenommen hatte, galt es achtsam zu sein, denn sehr schnell begann man wieder im gewohnten Rechtsverkehr zu fahren. Die Lichthupe des entgegenkommenden Fahrzeugs verwies einen - nach einer Schrecksekunde - aber sofort wieder auf die richtige Spur. Mit der Zeit ging mir das Linksfahren in Fleisch und Blut über. Selbst nach 20 Jahren Pause hatte ich im Jahre 2000 mit meinem eigenen Fahrzeug (mit Linkssteuerung) in Irland keine Schwierigkeiten.

 

 

 

Als störend empfand ich die relativ hohen Steinmauern, die die Fahrbahn auf diesen kleinen Strassen auf beiden Seiten begrenzten. Diese machten es unmöglich, sich über den Verlauf der Strecke im voraus zu orientieren. Sehr unangenehm waren kleine, gewölbte Brücken, nach denen die Strasse eine Rechts- oder Linkskurve machte. Nach dem Satz mit dem Auto, den die Brücke verursachte, musste man auch noch die richtige  Kurve finden (in solchen Situationen ähnelte das Autofahren mehr dem Ski-Abfahrtslauf - aber ohne Schnee).

 

 

 

 

Die irische Natur auf diesem Weg in den Süden Irlands (nach Killarney) war anders als ich es von meiner süddeutschen Heimat her gewöhnt war. Überall sattes Grün in einer hügeligen Landschaft. Auf der Weide, die wegen des milden Klimas (an der Westküste fließt der warme Golfstrom vorbei und vereinzelt sieht man Palmen) ganzjährig benutzt werden kann, grasten Kühe, Schafe und vereinzelt auch Pferde. Und ganz selten traf ich Menschen - selbst nicht in den kleineren Ortschaften, die ich passierte.

 

 Manchmal war es wirklich notwendig, sich nach dem richtigen Weg zu erkundigen, denn die Beschilderung war damals miserabel. Da ich niemand fragen konnte, musste ich mich auf meinen 6. Sinn verlassen und meistens klappte es dann auch, den richtigen Weg wieder zu finden. Eine richtiggehende Katastrophe waren Nachtfahrten. Diese sollte man tunlichst vermeiden. Bei meiner Nachtfahrt quer durch Irland im Jahre 2000 konnte ich mich nur auf meine alten, irischen Orientierungsfähigkeiten verlassen, um uns sicher und wohlbehalten ans Ziel - nach Cleggan in Connemara an der Westküste Irlands - zu bringen.

 

Bereits auf meiner ersten Tour begegnete ich "Travellers", die mit Pferdegespannen und geschlossenen Wagen übers Land zogen. Dies sind keine Zigeuner - obwohl sie diesen im Verhalten ähneln. Man nennt sie  das "Fahrende Volk Irlands". Insgesamt soll es 4.000 Traveller-Familien mit ca. 18.000 Mitgliedern geben. Die "Travellers" wurden erstmals im Jahre 1175 urkundlich erwähnt. Ihre Sprache ist Shelta oder Gammon (eine Mischung von Gälisch, Englisch und Romanisch). Da viele Traveller ihren Unterhalt mit "Kesselflicker-Arbeiten" verdienen, heißen sie in Irland auch "Tinker".

 

 

 

 Da mich das Land, die Menschen und deren Musik sehr schnell fasziniert haben, legte ich mir eine Schallplatten-Sammlung der irischen Folk-Song-Gruppe "DUBLINERS" zu. Eines der von ihnen gesungenen, herrlichen Lieder handelt von einem "Tinker". Da ich meine DUBLINERS auch unterwegs im Auto hören wollte, überspielte ich die schönsten Lieder auf eine Kassette. Und von dieser Kassette habe ich mir vor einigen Jahren eine CD hergestellt, damit ich sie auch heute noch mit der Musik-Anlage in meinem OPEL COMBO Tour (einem sehr praktischen Van, den ich nun schon über 6 Jahre ohne Störungen fahre) genießen kann. Am Samstagabend, den 23. Oktober 1993, lud mich mein Sohn Jochen in Berlin zu einem DUBLINERS-Konzert in einem Zelt in der Nähe des Kongreßgebäudes ("Schwangere Auster" - die 1980 teilweise einstürzte) ein. Es begleiteten uns damals unsere Freundinnen Iris und Sabine. Ein großartiger Abend! Drei, vier Lieder kamen mir bekannt vor. Die Veranstaltung begann um 20 Uhr und endete gegen 23 Uhr. Bilder "Irland"

 

Aber viele Lieder handeln auch vom Befreiungskampf aus der Knechtschaft der Engländer, die das arme Land ausgebeutet haben. Und natürlich auch von der IRA. In diese "Troubles" wurde ich bei meinen Reisen nach Nord-Irland hineingezogen (aber davon später). An dieser Stelle möchte ich mich ein wenig mit der irischen Geschichte befassen, denn nur so kann man die irische Mentalität, den Stolz und die Gelassenheit (manche sagen: Faulheit) besser verstehen und diese - je nach der eigenen Einstellung - sympathisch finden oder ablehnen.

 

Zuerst kamen die Kelten im 1. Jahrtausend v. Chr. (zwischen der Bronze- und Eisenzeit) nach Irland und das Land nahm den keltischen Charakter an. Die Griechen und Römer erreichten die grüne Atlantik-Insel nicht. Das Christentum brachte St. Patrick im Jahre 432 n. Chr. Er kehrte hierher zurück, wohin man ihn vorher entführt hatte. Es folgte im 6. und 7. Jahrhundert eine schnelle Ausbreitung durch irische Mönche. Diese kamen im 6. Jahrhundert als Missionare bis nach Schottland und auf das europäische Festland.

 

Um 795 n. Chr. überfielen Wikinger die Insel Lambay vor der Küste Dublins, um dann weitere Siedlungen in Irland zu gründen (Dublin, Waterford, Wexford..). Die Normannen aus England kamen erstmals 1170, um Dermot, dem späteren König von Leinster, zu helfen. Eine Festigung der Macht der Tudors in Irland erfolgte unter Heinrich VIII (1491 bis 1547). Mit den Stuart's (Jakob I von England) wuchs der Einfluß des Protestantismus in Irland. Viele Schotten wanderten damals nach Ulster (heute Nord-Irland) aus. Am 23. Oktober 1641 kam es zum ersten Aufstand in Irland. Im Spätsommer 1649 landete Oliver Cromwell mit 30.000 Mann im abtrünnigen Irland.

 

Die aufrührerischen Iren wurden besiegt und deren Grundbesitz wechselte von den Katholiken in die Hände der Protestanten. Im Jahre 1724 griff Jonathan Swift (er wurde 1667 in Dublin geboren und war dort als Dekan an der St. Patricks-Kathedrale tätig) in einer Reihe von Briefen die englische Regierung an. Im Jahre 1846 gab es in Irland eine große Hungersnot, die durch die Kartoffelfäule entstanden ist. Zwischen 500.000 und einer Million Menschen starben. Über 1,5 Millionen Iren wanderten aus nach Übersee (Kanada, Australien und die USA). Seit 1841 war die Einwohnerzahl von 8,1  auf 6,5 Millionen nach der Hungerkatastrophe gesunken. Die irischen Pächter mußten auch während der Hungersnot die  Pacht in Form von Getreide und tierischen Produkten nach England exportieren.

 

In den Jahren von 1870 bis 1903 erfolgte der Rückkauf des Landes durch irische Pächter (über 300.000 Iren kauften bis 1920 10 Millionen Morgen). Am 24. Oktober 1916 kam es beim General Post Office zum Osteraufstand in Dublin. Obwohl militärisch fehlgeschlagen, kann dies als die Wende in Richtung der irischen Unabhängigkeit betrachtet werden. 1922 kam es zur Gründung des Freistaates Irland, nachdem 1921 Waffenstillstand mit London geschlossen wurde. Es erfolgte die Aufteilung in 26 Grafschaften (counties) mit 90 Prozent der Katholiken im Freistaat Irland und 6 Grafschaften mit einer protestantischen Mehrheit als Nord-Irland im britischen Königreich. In Irland leben heute 4 Millionen und in Nord-Irland 1,5 Millionen Einwohner (davon 56% Protestanten und 44% Katholiken).

 

Im Sommer 1922 begann der Bürgerkrieg zwischen Unterstützern und Gegnern der anglo-irischen Vereinbarung, die zum Freistaat Irland (dem Vorläufer der heutigen Republik Irland) geführt hatte. Der Krieg dauerte 11 Monate. In dem bekannten Spielfilm "Michael Collins" (Hauptdarsteller Liam Neeson) wird der Freiheitskampf von 1916 bis 1922 sehr realistisch beschrieben. Da der irische Freiheitsheld Michael Collins für die anglo-irische Vereinbarung war (und diese teilweise mitverhandelt hatte), wurde er am 22. August 1922 heimtückisch in der Nähe von Cork (wo er geboren war) ermordet. Michael Collins war auch der Mitbegründer der IRA (Irish Republican Army) und deren Organisator als Guerilla-Armee. 1949 verließ Irland das britische Commonwealth. Seit 1955 ist Irland Mitglied der UNO und 1973 erfolgte der Eintritt in die EWG.

 

Nach diesem Ausflug in die Geschichte lassen sich viele Aspekte im immer noch armen Irland sehr viel besser verstehen. Beispielsweise flossen mit dem Eintritt in die EWG im Jahre 1973 beträchtliche finanzielle Mittel in den Aufbau der Molkereiwirtschaft, da man die idealen Bedingungen Irlands als Weideland erkannte und fördern wollte. Und so war ich nun als Projekt-Ingenieur für WIEGAND-Eindampfanlagen unterwegs, um als "Trouble-Shooter" Fehler und Störungen in neuinstallierten Anlagen zu beseitigen. Eine derartige Anlage befand sich bei der Firma CADBURY in Rathmore - einem kleinen Ort ca. 20 km östlich von Killarney gelegen.

 

 

Ich hatte auf meiner 1. Irland-Reise sehr großes Glück: Erstens liegt Killarney in einer schönsten Gegenden Irlands. Die 179 km lange Panorama-Küstenstraße "Ring of Kerry" startet in Killarney. Und zweitens gibt es hier das exquisite 5-Sterne-Hotel EUROPE. Das Hotel gehört zur deutschen LIEBHERR-Gruppe. Im Jahre 1958 begann die Firma LIEBHERR mit einer Fertigung bei Killarney. Da die Besucher kein passendes Quartier fanden, baute LIEBHERR das Hotel EUROPE, das sehr idyllisch am Lough Leane liegt. Heute werden bei LIEBHERR in Irland Container-Krane hergestellt (460 Mitarbeiter und 120 Millionen Euro Umsatz).

 

 

 

Im Hotel befanden sich zu dieser Zeit sehr viele Amerikaner irischer Abstammung. Das störte mich aber nicht. Im Gegenteil - sie bestärkten mich beim ausgezeichneten Abendessen in meiner gehobenen Stimmung, wie ich sie in einer ähnlichen Art und Weise erstmals am 22. Februar 1974 im Restaurant des Terminals am Flughafen Boston erlebt hatte (siehe Reisebericht "USA" ). Das Steak schmeckte hier genauso gut wie 1972 in Argentinien und der Rotwein war ausgezeichnet. Sehr gerne aß ich dazu "French Fried Onions" - eine Delikatesse, die es nur in Irland gab. Es waren umhüllte und gebackene Zwiebelringe.

 

Ich sprach bereits vom Muster, das sich in Irland (und auch in Nord-Irland) fast immer wiederholte: Sehr schlechte Arbeitsbedingungen in den Molkereien und gute Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten in den Hotels (Hotel EUROPE in Killarney, Jury's Hotel in Cork, Newpark Hotel  in Kilkenny,  Gresham Hotel in Dublin und das Belmont House  in Banbridge bei Belfast). Das war äußerst wichtig für die eigene Moral. Gerade am Beispiel CADBURY Rathmore war dies sehr deutlich zu erkennen, denn ich war bei der Fehlersuche völlig auf mich alleine gestellt. Nach einigen Tagen fand ich die Ursache. Ich entdeckte aber auch im Nachbargebäude eine Herstellung der Rohmasse für die CADBURY-Schokoladenherstellung in England. In die offenen Anmischbehälter konnte alles fallen (auch Ratten und Mäuse). Die Masse wurde zwar anschließend in Öfen erhitzt - trotzdem esse ich seit dieser Zeit meine geliebte CADBURY-Schokolade nicht mehr. Es war in diesem Betrieb alles ungeheuer schmutzig und wenig hygienisch. Derartige, extreme Bedingungen begegneten mir in Irland immer wieder. Die Menschen waren immer noch sehr arm und hatten wenig Gespür für Sauberkeit entwickelt.

 

 

 

Den Schmutz konnte man ja im nächsten Pub mit einem Glas Guinness hinunterspülen. So haben es wohl die Bauern gehalten, die mit dem Eselskarren ihre Milch in der Molkerei ablieferten und dann den restlichen Tag in der Kneipe verbrachten (der Esel wartete seelenruhig mit seinem Anhänger und den leeren Milchkannen vor der Eingangstür). Was ist Guinness? Ein braunes, alkoholisches Getränk, das für mich ungenießbar war. Im Jahre 1759 pachtete Arthur Guinness eine Brauerei am St. James Gate in Dublin auf 9.000 Jahre bei einem Zins von 45 Pfund/Jahr. Ursprünglich war Guinness ein Porter-Getränk der Lastenträger vom Covent Garden in London. Der Gesamtumsatz betrug 1995 46,8 Milliarden Pfund (11 Milliarden Mark).

 

Ich liebe folkloristische Musik. Deshalb besuchte ich bereits während meiner 1. Südamerika-Reise 1972 immer gerne die "Pena Folkloricas". Dort wurden zu Guitarren-Musik einheimische Lieder gesungen. Das Gegenstück dazu fand ich in Irland. Dort nannte man das Ganze "Sing-Song". Und die Amerikaner in Killarney liebten diese Veranstaltungen in den Pub's genauso wie ich.

 

Neben meinen Reisen als "Trouble Shooter" und als der Leiter der Montage und Inbetriebnahme verschiedener Anlagen war ich auch als Verkaufsingenieur für WIEGAND-Eindampfanlagen in Irland und Nord-Irland unterwegs. Unser Verkaufsteam bestand meistens aus drei Personen: Derek Cornwell (der zuständige Vertreter aus London), Hans Justesen (Niro Atomizer A/S, Kopenhagen) und ich. Als routinierter Linksfahrer (Derek war Engländer) übernahm er immer die Chauffeur-Funktion. So reisten wir quer durch Irland, um an einem Tage mehrere Kunden zu besuchen. Da wir gemeinsam nach Hause flogen, übernahm ich gerne die Tradition von Derek Cornwell: meine 1. Bestellung bei der Stewardess war immer ein Gin-Tonic mit Eis. Derek empfahl mir auch den ausgezeichneten irischen Räucher-Lachs (Smoked Salmon). Auch daraus wurde eine richtiggehendeTradition: Bei meinen Reisen vor Weihnachten kaufte ich am irischen Flughafen "Smoked Salmon", der transportsicher verpackt war. Zu Weihnachten bei uns zu Hause war dann diese Delikatesse mit Meerrettich-Sauce ein besonderes Highlight.

 

Neben dem Flughafen Shannon, gibt es noch den größeren Flughafen bei Dublin und einen kleineren bei Cork. Selten benutzte ich den Flughafen Belfast in Nord-Irland. Den Flughafen Dublin wählte ich ungern, denn ich musste erst das weitläufige Dublin in Richtung Süden durchqueren, bevor ich meine Kunden besuchen konnte. Der Flughafen Cork lag zwar sehr viel günstiger. Dort konnte es aber passieren, dass wegen der starken Seitenwinde (wegen der Meeresnähe) der Pilot Schwierigkeiten mit der Landung hatte. In einem Falle klappte die Landung erst nach dem 3. Anflug.

 

Aus heutiger Sicht kann ich die Benutzung der Fähre nach Irland nur für private Reisen empfehlen. In der Zeit vom 26. August bis 30. August 1974 reiste ich mit Dr. Barker (einem Kollegen von Derek Cornwell) erst mit seinem Landrover durch Süd-England, wo wir mehrere Kunden besuchten. So war es eigentlich naheliegend, die Reise nach Irland mit der Fähre von Swansea (Wales) nach Cork an der Südküste zurückzulegen, da am Donnerstagmorgen, den 29. August 1974, ein wichtiger Termin bei CADBURY in Rathmore (bei Killarney) vorgesehen war. Die Nacht auf der Fähre war die reinste Katastrophe, denn ich konnte wegen des starken Seegangs kaum schlafen. Ich kam wie "gerädert" zu dem Treffen in Rathmore und es kostete mich große Anstrengung, mich zu konzentrieren. Daraus habe ich gelernt: Geschäftliche Termine und Reisen mit der Fähre nach Irland passen nicht zusammen!

 

Als die Fähre sich am Morgen des 29. August 1974 dem Zielhafen Cork näherte, fuhren wir an dem kleinen Hafen Cobh vorbei. Mit diesem Namen sind zwei der größten Schiffsunglücke verbunden. Am 11. April 1912 legte hier das als unsinkbar geltende Passagierschiff TITANIC an, bevor es drei Tage später vor Neufundland einen Eisberg rammte und sank. Über 1.500 Menschen ertranken bei diesem Unglück. Am 7. Mai 1915 wurde am "Old Head of Kinsale" das amerikanische Passagierschiff LUSITANA von einem Torpedo des deutschen U-Boots U20 getroffen und sank in kürzester Zeit. Bei dieser Katastrophe starben 1.198 Menschen. Auf dem Friedhof von Cobh wurden 150 Opfer des Schiffsunglücks in einem Massengrab beerdigt. Während der großen Hungersnot im 19. Jahrhundert sind viele Iren über Cobh ausgewandert.

 

 

 

 Ich sprach bereits über die problematischen Reisen nach Nord-Irland. Vom Montag, den 28. Juli 1975, bis zum Dienstag, den 12. August 1975, verbrachte ich mit zwei Mitarbeitern (Monteur Glöckner und Regelungstechniker Müller) eine sehr schwierige Zeit in Banbridge (ca. 30 km südlich von Belfast). Unsere Aufgabe war die Inbetriebnahme einer neuen Eindampfanlage bei ARMAGHDOWN Creameries. Wir flogen zuerst nach Manchester, um bei der englischen Molkerei MMB Maelor in Wrexham (bei Chester) unseren Werkstattwagen (ein umgebauter FORD Transit) abzuholen. Dann fuhren wir mit diesem Fahrzeug über den Motorway nach Norden bis nach Carlisle, um dann über die A 75 zum englischen Fährhafen Stranraer zu gelangen. Von dort brachte uns die Fähre nach Larne in Nord-Irland.

 

 

 

 

 

Nun war uns bereits sehr mulmig zu Mute, denn wir mussten durch Belfast fahren, um zu unserem Ziel in Banbridge zu gelangen. Das klappte ohne Probleme. In Banbridge fanden wir ein ausgezeichnetes Quartier im Belmont House - einem früheren Herrensitz mit einer ausgezeichneten Küche. Während in Irland und auch Nord-Irland normalerweise der charakteristische Spruch galt"Letztes Jahr fiel der Sommer auf einen Montag!", waren wir diesmal in eine ungewöhnliche Hitzeperiode geraten. Deshalb konnte im Belmont House auch nur an jedem 2. Tag gebadet oder geduscht werden. Diese Zeit in Nord-Irland war wirklich schrecklich. Jede Nacht hörten wir von anderen Terror-Anschlägen (einmal wurde eine irische Musiker-Truppe mit 4 Personen auf der Rückfahrt nach Dublin ermordet und in einer anderen Nacht gab es 2 Tote).

 

 

Die "Troubles" endeten erst 1993 mit einer Feuerpause. Die IRA akzeptierte am 31. August 1994 die bedingungslose Waffenruhe (nach 25 Jahren des bewaffneten Kampfes). Im Februar 1996 beendete die IRA den Waffenstillstand durch ein Attentat in London. Die politische, irische Partei Sinn Fein blieb in der Folgezeit von den Nordirland-Verhandlungen ausgeschlossen. Der Engländer Tony Blair nahm nach seinem Regierungsantritt im Mai 1997 das Gespräch mit der Sinn Fein wieder auf. Mit dem "Stormont-Abkommen" vom 10. April 1998 sollte der Konflikt beendet werden und die Entwaffnung aller paramilitärischen Verbände innerhalb von 2 Jahren erfolgen.

 

Das Werksgelände war umzäunt und wir pendelten nur zwischen dem Belmont House, das oberhalb auf einem Hügel lag, und der Molkerei. Nach Belfast trauten wir uns nicht. Da wir aber trotzdem einen Badeausflug bei dem heißen Wetter an die Küste nach Newcastle machen wollten, mieteten wir uns einen Leihwagen. Aber je mehr wir uns der irischen See näherten, um so nebliger wurde es. Den Strand konnte man nicht sehen, denn er wir im Nebel verhüllt. Man hörte nur Stimmen. Da die irische See auch zu dieser Zeit relativ kühl war, kam es dort zur Nebel-Bildung. Zum Baden war es uns definitiv zu kalt und wir fuhren bei herrlichem Sonnenschein wieder landeinwärts in die Mourne Mountains. Und dort konnte man die Auswirkungen der Trockenperiode sehr deutlich erkennen, denn das Gras, das normalerweise saftig grün ist, war ausgesprochen braun.

 

 

Da die Inbetriebnahme bei ARMAGHDOWN Creameries rechtzeitig abgeschlossen war, fuhren wir mit dem Werkstattwagen noch nach Artigavan (in der Nähe von Londonderry - damals ein sehr heißes Pflaster, da es an der Grenze zur Republik Irland lag). In der LECKPATRICK Creamery führten wir einige Servicearbeiten durch. Am Dienstag, den 12. August 1975, nahmen wir uns einen Leihwagen bis zum Flughafen Belfast, um von dort wieder nach Deutschland zu fliegen. Als wir im Flugzeug saßen, fiel uns ein Stein vom Herzen. Es war zwischendurch in Nord-Irland so schlimm, dass wir überlegten, unsere Inbetriebnahme-Arbeit abzubrechen und nach Deutschland zurückzukehren.

 

Der Werkstattwagen blieb in der Molkerei LECKPATRICK Creamery bis zum Montag, den 26. April 1976, stehen. Zusammen mit dem Monteur Volkmann holte ich den FORD Transit an diesem Tage ab, um an der eindrucksvollen Westküste Irlands (die Donegal Bay!) entlang in den Süden Irlands zu fahren. Dort besuchten wir mehrere Betriebe, um Wartungsarbeiten an Eindampfanlagen zu erledigen. In der Eindampfanlage von CADBURY in Rathmore (bei Killarney) führten wir Tests durch. Da wir diesmal den Werkstattwagen wieder nach Deutschland zurückbringen sollten, fuhren wir am Sonntag, den 2. Mai 1976, nach Dublin, um mit der Fähre von Dun Laoghaire nach Holyhead in Großbritannien zu gelangen. Dort ein Quartier für eine Nacht zu finden, war ein sehr schwieriges Unterfangen. Wir bekamen ein kleines Zimmerchen unterm Dach und waren glücklich. Zwei Tage waren wir dann noch bei unserem wichtigen, englischen Kunden MMB Maelor in Wrexham (dort hatte ich den Werkstattwagen am 28. Juli 1975 abgeholt). Über Harwich gelangten wir am 5. Mai 1976 zum Hoek van Holland und von dort auf dem schnellsten Wege nach Deutschland. An der deutschen Grenze in Emmerich stieg ich in den Zug nach Karlsruhe ein und Monteur Volkmann fuhr mit dem Werkstattwagen weiter zu unserem Fertigungsbetrieb, Gebr. Becker in Beckum (dorthin gehörte das Fahrzeug).

 

 

 

Dazwischen lagen zahlreiche Reisen quer durch Irland und Nord-Irland, die alle nach dem bereits beschriebenen Muster abliefen und in erster Linie dem Kundenkontakt und der Vorbereitung von Verkaufsverhandlungen dienten. Mehrmals hatten wir Gelegenheit im Newpark Hotel in Kilkenny zu übernachten. Das ausgezeichnete Essen des Hotel-Restaurants ist mir immer noch sehr positiv in Erinnerung. Mit der Zeit hatte ich mich für irische Antiquitäten interessiert und nahm auch schon an Versteigerungen teil. So kam ich zu mehreren antiken Wanduhren, zwei illustrativen Petroleum-Lampen, einer "Carriage Clock", einer kupfernen Bettpfanne und zwei Kutscher-Leuchten. Im Rahmen meiner Scheidung 1989 sind diese Schätze leider aus meinem "Blickfeld" verschwunden. Bei diesen Reisen durch Irland kam auch die Kultur nicht zu kurz. In dem ausgezeichneten Buch von Jill and Leon Uris  "IRELAND a terrible beauty" fand ich eben (am 20. Mai 2010) einen Programmhinweis des GATE THEATER in Dublin. Am Donnerstagabend, den 19. Februar 1976, habe ich mit Derek Cornwell das Theaterstück "The Doctor's Dilemma" von Bernard Shaw besucht.

 

 

Ende 1976 fand für mich eine Neuorientierung statt, denn eine mehrjährige Tätigkeit bei NIRO ATOMIZER A/S in Kopenhagen stand an. Ursprünglich sollte ich als Koordinations-Ingenieur ab Januar 1977 für meine deutsche Firma WIEGAND GmbH zu der befreundeten Firma NIRO ATOMIZER A/S nach Dänemark versetzt werden. Da die Dänen damals die französische Verdampfer-Firma LAGUILHARRE kauften, wechselte ich erst als Gruppenleiter und später als Technical Manager (in Holland) zu diesem Konzern. Ich war für den gesamten Eindampfanlagenbau zuständig und auch an den Verkaufsverhandlungen der neuen Anlage (Eindampfung und Sprühtrocknung) für WATERFORD Creameries in Dungarvan/Irland beteiligt. In der Zeit vom 31. Januar bis 11. Mai 1979 leitete ich - mit Unterbrechungen - in Dungarvan die Montage und die Inbetriebnahme. Die Fertigung erfolgte bei unserer Schwesterfirma LAGUILHARRE in Paris. Die Anlieferung der großen Teile mit den Trailern war nicht ganz einfach, denn zu diesem Zeitpunkt gab gerade wieder einen Streik in den irischen Häfen.

 

 

 

Als LAGUILHARRE-Spezialist stand mir der französische Monteur, Jean Maurais, zur Verfügung. Er sprach sehr gut Englisch und ich konnte ausgezeichnet mit ihm zusammenarbeiten. Obwohl die Wetterbedingungen zu dieser Jahreszeit sehr unangenehm waren (es war nasskalt) und wir teilweise im Matsch arbeiten mussten, entwickelte sich die Kooperation mit den Mitarbeitern unseres Kunden Waterford Creameries in Dungarvan sehr positiv. Insbesondere mit dem irischen Projektleiter, Jim O'Connor, ergab sich eine Freundschaft, die auch nach meinem Ausscheiden bei NIRO ATOMIZER A/S weiter bestand. Im Rahmen unserer Irland-Ferienreise im Jahre 2000 war ich mit ihm mehrmals in telefonischem Kontakt - leider klappte es nicht mit dem beabsichtigten Treffen.

 

Von meinem ehemaligen Chef bei Niro Atomizer Holland, Adriaan den Hollander, erfuhr ich im vergangenen Jahr, dass in zahlreichen irischen Betrieben meine Pumpen-Innovation "Kavitationsregelung" installiert wurde (durch meinen Lizenznehmer F. Stamp KG, Hamburg-Bergedorf). Vielleicht ergibt sich für mich im Rahmen einer Irland-Rundreise die Möglichkeit, diese Betriebe zu besichtigen und mich dabei doch noch Jim O'Connor zu treffen. Das würde mich sehr freuen! Die Montage selbst verlief - neben den Streiks in den Häfen - auch ansonsten nicht problemlos. Ganz am Anfang stürzte ein irischer Gerüstbauer von einem Träger in die Tiefe und verletzte sich tödlich. Für einen Tag ruhte die Arbeit auf der Baustelle. Da wir unter Termindruck standen, mußte auch am Sonntag gearbeitet werden. Gegen 10 Uhr war plötzlich ein Teil meiner irischen Montage-Mannschaft verschwunden. Nach zwei Stunden kehrten diese reumütig auf die Baustelle zurück. Als ich sie zur Rede stellte, teilten sie mir mit, dass sie die Kirche besuchen mussten. Im Scherz sagte ich darauf: "Am kommenden Sonntag werdet Ihr zur Messezeit angekettet!" 

 

 

 

 

Neben diesen anstrengenden, aber trotzdem entspannten "irischen" Montagebedingungen, hatte ich aber auch Zeit, mich an der eindrucksvollen Südküste umzusehen (mir stand die ganze Zeit einen Mietwagen zur Verfügung, den ich am Flughafen Cork ausgeliehen hatte). Insbesondere das beliebte Seebad von Tramore (in der Nähe von Waterford) hatte mit einem 5 km langen Sandstrand seine besonderen Reize (eine Mischung von Blackpool und Playa de Ingles). Dort fotographierte ich einen auseinandergebrochenen, deutschen Frachter am Strand, den man fast vollständig "ausgeschlachtet" und einige Stahlbleche mit einem Schweißbrenner entfernt hatte. Die "Hauptstadt" des County ist Waterford - weltweit bekannt durch das Kristallglas "Waterford Crystal". Die Fertigung wurde von den Engländern in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch hohe Zölle fast zum Erliegen gebracht. Ab 1947 gelang mit Hilfe von Fachleuten aus Böhmen und Italien wieder ein erfolgreicher Neubeginn.

 

 

Auf der Heimfahrt von unserer Irland-Ferienreise erreichten wir am Freitag, den 8. September 2000, gegen 23 Uhr Waterford (wir fuhren gegen 14 Uhr an der Westküste von  Connemara in Cleggan los). Eigentlich wollten wir nach einigen Bieren im Auto übernachten. Dann überlegten wir es uns anders und fanden für diese Nacht (von 0 Uhr bis 6 Uhr am Samstagmorgen) doch noch ein "Notquartier". Die hilfsbereite Pub-Betreiberin organisierte dies für uns und zeigte uns den Weg mit ihrem Auto zu der privaten Unterkunft. Am frühen Samstagmorgen fuhren wir von Waterford zum Hafen von Rosslare (in ca. 80 km Entfernung). Gegen 8 Uhr konnten wir auf die Fähre nach Fishguard, mit der wir nach 3,5 Stunden in England (Wales) eintrafen. Vorher suchte ich noch zweimal nach Jim O'Connor, mit dem ich mich verabredet hatte, im Terminal - leider vergeblich! Dies machte mich traurig. Aber vielleicht findet sich in diesem Leben noch einmal die Gelegenheit (Jim müsste in meinem Alter - also 65 - sein)?

 

 

 

 

 

 

 

Ganz anders war die Küstenlandschaft in der Nähe von Ardmore (20 km westlich von Dungarvan), denn die sehr felsige Küste vermittelte einen ganz anderen, stürmischeren Eindruck. Der Ort Dungarvan selbst (dort hatte ich mein "primitives" Quartier oberhalb von einem Schnell-Imbiss) war ein lebhaftes Städtchen und man lebte in erster Linie von der Fischerei. Es gibt dort die Ruinen eines Normannen-Kastells aus dem 12. Jahrhundert und eines Klosters aus dem 7. Jahrhundert, dessen Gründer, der heilige Garvan, dem Ort seinen Namen verlieh. In der Nähe gelangen mir sehr schöne Aufnahmen des Sonnenuntergangs an der Südküste. In all diesen Fällen war es zum Baden viel kalt. Zum Abschluss der erfolgreichen Montage und Inbetriebnahme gab es eines dieser herrlichen Essen in einem stimmungsvollen, alten Herrenhaus in der Nähe von Dungarvan, zu dem unsere gesamte Mannschaft von Jim O'Connor eingeladen wurde. Es sind diese Freuden, die in Erinnerung geblieben sind. Der Schmutz, der Dreck und die unhygienischen Verhältnisse verloren mit der Zeit ihren Einfluß auf das erfreulich positive Bild von dieser grünen Insel Irland.

 

 

 

 

 

Um auch meine Familie an meinem - zugegebenermaßen - idealisierten Irland-Bild teilhaben zu lassen, nahm ich - ausnahmsweise - meine damalige Frau ULLA und meinen neunjährigen Sohn Jochen (er hatte gerade Herbstferien an der Deutschen Schule in Den Haag) mit auf eine Geschäftsreise nach Irland. Wir fuhren bereits am Sonntag, den 19. Oktober 1980, mit meinem Dienstwagen von unserem Wohnort Gouda (Holland) nach Calais in Frankreich und weiter mit der Fähre nach Dover in England. In Guilford (südlich von London) übernachteten wir in einem kleinen, gemütlichen Hotel. Am Montagmorgen ging die Reise weiter zum Fährhafen in Fishguard (Wales). Die letzte Etappe (nach Swansea - denn dort endete der Motorway) über schmale Strassen gestaltete sich sehr spannend, denn wir hatten die Abfahrt mit der Fähre für 16 Uhr reserviert. Es klappte ausgezeichnet und wir konnten in Ruhe das Ablegen der Fähre beobachten.

 

Gegen 20 Uhr trafen wir am Montagabend, den 20. Oktober 1980, am irischen Fährhafen Rosslare (in der Nähe von Wexford) ein. Nun begann wieder die abenteuerliche Quartiersuche. In der Nähe von Rosslare war nichts zu finden. Da ich mich am Dienstagvormittag, den 21. Oktober 1980, mit Jim O'Connor in seinem Betrieb "Waterford Creameries" in Dungarvan treffen wollte, suchte ich eine Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe. In einem romantischen Herrenhaus wurde ich fündig. Beim Wiedersehen mit Jim - nach mehr als 1,5 Jahren - vergaßen wir nicht, uns an die erfolgreiche Zusammenarbeit zu erinnern. Mein "Baby", das ich mit ihm im Mai 1979 in Betrieb genommen hatte, funktionierte einwandfrei.

 

Wir verabschiedeten uns, ohne zu ahnen, dass wir 20 Jahre später (im Jahre 2000) so grosse Schwierigkeiten haben würden, uns wiederzusehen. Nun konnte ich meiner Familie eine Irland-Tour bieten, die uns vom südlichen Teil fast bis zur Grenze nach Nord-Irland führte. Ich mußte nach Ballghaderreen (Route N 5) im County Roscommon fahren, denn dort war für Donnerstagmorgen, den 23. Oktober 1980, eine Treffen mit meinem langjährigen Kunden, Mr. Cassidy, von der Shannonside Milk Products Cooperative Ltd. vorgesehen. Wir konnten uns unsere Zeit am Dienstag und Mittwoch für die Fahrt in Richtung Norden gemütlich einteilen. Leider spielte das typisch irische Wetter nicht mit und es regnete fast fortlaufend. Meine Frau war von Irland erst einmal enttäuscht. Jochen nahm's lockerer!

 

 

Nach der informativen Besprechung fuhren wir am Donnerstag über die N 4 direkt nach Dublin, denn dort wollte ich mich am Freitagmorgen, den 24. Oktober 1980, mit Mitarbeitern der Firma Consolidated Pumps (dem Vertreter meines späteren Lizenznehmers F. Stamp KG) am Flughafen treffen. Die Stimmung meiner Frau verbesserte sich, da wir im Dubliner Gresham Hotel (es zählt zur Spitze in Irland) übernachten konnten. Alleine die Damenkränzchen beim Fünf-Uhr-Tee in der Lounge zu beobachten, war eine besonderer Genuß. Meine Frau blieb während meinem Kundenkontakt im Hotel. Nach dem Auschecken fuhren wir direkt zum Fährhafen Dun Laoghaire. Die Überfahrt nach Liverpool war sehr stürmisch und mein Sohn Jochen hat sein Essen im Restaurant der Fähre sofort wieder erbrochen. Dies  war uns zwar unangenehm - der Kellner hatte aber ein Einsehen und berechnete nichts für sein  Essen.

 

 

 

 Die Suche nach einem Quartier in Liverpool gestaltete sich zu später Stunde (gegen 23 Uhr) als äußerst schwierig. Nach einigen Anläufen fanden wir eine sehr teure Suite (der teuersten Übernachtung meines bisherigen Berufslebens) und waren froh, als wir uns in die Betten fallen lassen konnten. Das Irland-Abenteuer hatten wir mit gemischten Gefühlen hinter uns gebracht - was ich zu einem gewissen Grade für meine Frau bedauerte. Auf dem bequemen Motorway fuhren wir am Samstag, den 25. Oktober 1980, über Birmingham in die Nähe von London. Wir suchten einen Ort mit einer S-Bahn-Verbindung ins Londoner Zentrum. Ich kann mich an die Stadt nicht mehr genau erinnern - es könnte Luton gewesen sein. Wir fanden dort eine Übernachtungsmöglichkeit und fuhren am Samstagnachmittag mit der Bahn nach London, um die Tower-Bridge und den Tower zu besichtigen. Also hatten meine Fahrgäste auch noch ihre touristischen Attraktionen und wir konnten anschließend über Harwich und Hoek van Holland in der Nacht auf den Sonntag, den 26. Oktober 1980, wieder wohlbehalten in unser Haus in Gouda (Holland) zurückkehren.

 

Damit waren nach über 6 Jahren interessanter und auch abenteuerlicher Reisen quer durch Irland und Nord-Irland meine irischen Geschäftskontakte beendet. Sehr schnell änderte sich auch meine berufliche Situation, denn im Frühjahr 1982 begann ich als unabhängiger Beratender Ingenieur eine sehr interessante Tätigkeit in der Molkereiwirtschaft im norddeutschen Raum (im März 1984 zog ich mit meiner Familie von Gouda in unser neues Haus in Hildesheim). Aber meine "Liebe" und Begeisterung für die grüne Insel ging nicht verloren.

 

Nach schwierigen Zeiten, die aufgrund eines äußerst trickreichen Verhaltens meines weltweiten Lizenznehmers (F. Stamp KG, Hamburg-Bergedorf - Geschäftsführer Wolfgang Stamp) im Jahre 1988 zu meinem wirtschaftlichen Zusammenbruch und meiner nachfolgenden Scheidung führten, lernte ich am 20. Februar 1996 sehr überraschend in der Schuhstrasse in Hildesheim meine zauberhafte, zweite Frau JUTTA (53) kennen und lieben (am 20. Februar 1998 haben wir standesamtlich und am 5. Juni 1999 evangelisch geheiratet). Ihr erzählte ich so begeistert von meiner Zeit in Irland, dass wir für die Zeit vom 22. August bis zum 3. September 1998 eine Irland-Reise planten. In dieser Zeit kam es aber zu meiner überraschenden Entlassung bei der Hildesheimer Firma EUROKERN (Fertigung von Gießerei-Kernen). Dadurch entfiel auch die wirtschaftliche Basis für die Reise (die abgeschlossene Reise-Rücktrittsversicherung zahlte nicht bei Arbeitsplatz-Verlust).

 

Erst zwei Jahre später - in der Zwischenzeit hatte ich erfolgreich meine Rente beantragt und mit Reisevorträgen begonnen - konnten wir endlich unsere langgeplante Irland-Reise in der Zeit vom Mittwoch, den 30. August 2000, bis zum Sonntag, den 10. September 2000, antreten. Bereits am Anfang dieses Reiseberichtes habe ich die besonderen Umstände dieses "Wiedersehens nach 20 Jahren!" beschrieben. Wir hätten es uns einfacher machen können, wenn wir nach Cork oder Shannon geflogen wären und uns dort einen Mietwagen ausgeliehen hätten. Oder wir hätten wir auch über England nach Irland (wie 20 Jahre vorher) fahren können. Aber ich wollte auf Nummer sicher gehen und erst in Irland wieder meine Sicherheit mit dem Linksfahren gewinnen.

Reisetipp "1. Fahrversuche in Irland"

In einem Reisetipp für www.holidaycheck.de schrieb ich: Nachdem wir planmäßig am Hafen von Cherbourg angekommen waren, teilte man uns dort mit, daß die Irland-Fähre wegen der Blockade von französischen Fischerbooten nicht auslaufen könne. Da der Streik voraussichtlich erst in zwei bis drei Tagen beendet sei, empfahl man uns nach Brest zu fahren und an Bord der dortigen Irland-Fähre zu gehen. Wir hatten keine andere Wahl! Unterwegs stellte meine Frau noch fest, daß man uns unsere "Bed & Break-Vouchers" in Cherbourg nicht zurückgegeben hatte. Also der blanke Horror! Die Fähre in Brest sollte um 1 Uhr nachts (und nicht um 17 Uhr wie von Cherbourg) ablegen.

 

Im Hafen von Brest - wo offensichtlich eine größere Party stattfand - konnte uns niemand die Ablegestelle der Irland-Fähre nennen. Nach einem letzten Versuch in einem Bereich außerhalb des offiziellen Hafens fanden wir erleichtert unser Schiff. Über Funk konnte ich die Probleme mit den Vouchers klären. (Hinweis/Insider-Tipp: Kurz vor Beginn der Reise sollte auf jeden Fall die Hafensituation - Streik usw.- geklärt werden). Da die Transferzeit von beiden Häfen nach Irland ca. 17 Stunden beträgt, kam unsere Fähre in Rosslare nicht vormittags, sondern erst um 18 Uhr am Abend an. Unser Ziel in Cleggan/Connemara lag dann noch 8 Stunden entfernt (dies bei Nacht, Linksverkehr und unzureichenden Beschilderungen). Im Nachhinein sind meine Frau und ich immer noch stolz auf diese Abenteuerreise.

 

Soweit mein Reisetipp! Und dabei fing diese Reise sehr schön an. Jutta hatte am Mittwochvormittag, den 30. August 2000, noch gearbeitet und meine Aufgabe war es, den Wagen zu packen. Gegen 13 Uhr fuhren wir in Hildesheim los. Über Belgien kamen wir ohne Probleme nach Nordfrankreich (Jutta hatte die Fahrtrouten ausgearbeitet und war ein ausgezeichneter Navigator). Bei Cambrai fanden wir ein kleines, gemütliches Hôtel Première Classe in der Industrie-Zone. Erstmals konnte Jutta meine Französisch-Kenntnisse beobachten und war fasziniert.

 

Am Donnerstag, den 31. August 2000, starteten wir rechtzeitig gegen 8 Uhr, denn wir mußten - an Paris vorbei - unbedingt die Fähre in Cherbourg (Abfahrt 17 Uhr) erreichen. Von einem eventuellen Streik wußten wir natürlich noch nichts. Allerdings ahnten wir bereits Probleme, denn unterwegs sind wir in einen größeren LKW-Stau hineingeraten, der durch einen Streik verursacht wurde. Wir hatten unterwegs noch soviel Zeit, sodass wir bei Saint-Aubin-sur-Mer (nördlich von Caen) den schönen Strand besichtigten und eine kleine Strandwanderung unternahmen.

 

Und dann die Hiobs-Botschaft im Hafen von Cherbourg: Wegen eines Streiks der Fischer konnte die Irland-Fähre nicht auslaufen (vielleicht in 2 - 3 Tagen?). Man nannte uns als Alternative die Irland-Fähre, die gegen 1 Uhr nachts von Brest auslief. Wie lange die Fahrt mit dem Auto dauern würde, konnte man uns aber nicht sagen. Wir hatten aber keine andere Wahl und ließen uns auf diesen ersten Teil des Irland-Abenteuers ein. Über die zurückgelassenen Vouchers für "Bed and Breakfast" habe ich bereits gesprochen. Über die Kommunikationskanäle der zuständigen Reedereien konnte ich das Problem schließlich auf der Fähre in Brest und bei der Ankunft in Rosslare (Irland) lösen.

 

Sehr überraschend kamen wir in Brest bereits um 22 Uhr an (also noch 3 Stunden Zeit bis zur Abfahrt!). Im Hafen waren Menschenmassen unterwegs (ein Festival bzw. ein Hafenfest?). Aber keiner konnte uns sagen, wo die Irland-Fähre ablegt. Nach einigem Hin und Her hatte ich gegen 23 Uhr eine Eingebung: Wir fuhren außerhalb des Hafenbereiches und dann entdeckte ich voller Freude an einem weißen Fährschiff den Schriftzug "Irish Ferries"! Und wieder gab es Probleme, denn erst einmal standen wir mit unserem Wagen vor einem verschlossenen Bauzaun. Wir mußten erst weiter in den Terminal-Bereich fahren. Sie können sicher jetzt noch den Stein hören, der uns damals vom Herzen fiel! Und wir hatten gelernt, uns als Team zu bewähren, das auf gemeinsamen Reisen noch die Welt erobern wird (Nilkreuzfahrt in Ägypten - 2003/2004, Radjasthan-Rundreise in Nordindien - 2007, Kenia-Reise - 2009, China-Rundreise 2011).

 

 Über die Reederei in Rosslare informierten wir unseren irischen Vermieter, die Familie in Hughes in Cleggan an der irischen Westküste, dass wir voraussichtlich in 6 Stunden (wir haben am Freitag, den 1. September 2000, um 18 Uhr nach 17 Stunden Reisezeit im Rosslare-Hafen angelegt)  eintreffen würden. Später teilte uns Mr. Hughes (der auf uns gewartet hatte), dass er mit 8 Stunden rechnete. Dass wir überhaupt in der Nacht ankamen, hatte sehr viel mit Glück und auch mit meiner jahrelangen Reise-Erfahrung in Irland zu tun. Allerdings war mir das Gebiet von Connemara, das wir besuchen wollten, völlig unbekannt.

 

 

Einige Beispiele von unterwegs sollen das Abenteuer verdeutlichen. Es war wieder ein Regenbogen-Erlebnis, das kurz nach Rosslare für mich eine "magische" Bedeutung hatte (gewissermassen eine irischer Willkommensgruß!). Unterwegs war Jutta auf der Suche nach einem Geld-Automaten. An einer Tankstelle erklärte man ihr, wo das "hole in the wall" zu finden ist. Um etwas zur Ruhe zu kommen, kauften sie in der Nähe den teuersten Rotwein ihres Lebens. Wir waren also vorgewarnt. Ich hielt mich mit meinen DUBLINERS-Kassetten wach. Gegen 1 Uhr am Samstagmorgen stoppte ich den Wagen am Strassenrand, um etwas frische Luft zu schnappen. Ich vergaß die Scheinwerfer auszuschalten. Dadurch fiel ich einer Polizei-Streife auf. Sie hielten auf der gegenüberliegenden Seite mit ihrem Wagen an und erkundigten sich nach meinem Befinden. Ich nutzte die Gelegenheit, sie nach dem weiteren Weg nach Clifden bzw. Cleggan zu befragen (der 1. Glücksfall).

 

 

 

 

 

 In unserem Zielort Cleggan verließ gerade eine größere Gruppe von angeheiterten Gästen eine Hochzeitsfeier. Sie waren aber noch so nüchtern, dass sie uns den Weg zum abseitsgelegenen Haus der Familie Hughes erklären konnten (der 2. Glücksfall). Nach einigen Stunden Schlaf und einer gewissen Enttäuschung über unser primitives "Bed and Breakfast"- Quartier (ich versuchte Jutta zu trösten: "That's Ireland!") unternahmen wir am Samstag, den 2. September 2000, unsere erste Strandwanderung (am Hausstrand Saleana Beach), die auf einer Wiese endete (der Besitzer musste uns befreien). Zu unserer Überraschung entdeckten wir dort auch einen DOLMEN. Das Wort DOLMEN stammt aus dem Keltischen und bedeutet Steintisch und stellt eine vorgeschichtliche Grabkammer dar. Es besteht aus Tragsteinen, die in der Erde befestigt sind und den Decksteinen, die wie eine Tischplatte aussehen. Das Grab konnte einen oder mehrere Toten enthalten. Besonders häufig kommen DOLMEN in Irland vor. (Reisetipp "Dolmen")

 

 

Am Sonntag, den 3. September 2000, unternahmen wir den ersten PKW-Ausflug zum Kylemore Castle (15 km in östlicher Richtung, an der N 59 gelegen). Mitchell Henry war der Erbauer von Kylemore Castle und wurde 1826 in Manchester geboren. Er heiratete 1850 Margarete Vaughan, die Tochter von George Vaughan aus Quilly, Grafschaft Down, Nord-Irland. Die Kosten für den Bau des Schlosses betrugen 1/4 Million Pfund. Der Beginn der Bauarbeiten war 1864. Die Grundsteinlegung von Kylemore Castle fand am 4.9.1867 statt. Der Einzug erfolgte 1868. 1871 zog Mitchell Henry als Abgeordneter für Galway in das Parlament ein. Die Henrys verbrachten 6 glückliche Jahre in Kylemore Castle. 1874 starb Mrs. Henry während einer Ägyptenreise an Ruhr - sie war 45 Jahre alt. 1903 wurde das Schloß von einem Mr. Zimmermann aus Cincinnati/USA erstanden, der es seiner Tochter, der Herzogin von Manchester schenkte. Das Mädcheninternat mit integrierter Tagesschule wurde 1665 in Ypern gegründet und seit 1920 in Kylemore weitergeführt. Kylemore wurde für etwas mehr als 45.000 Pfund von der Ordensgemeinschaft gekauft. 1959 brach im Westflügel der Abtei ein Feuer aus und die Hälfte des Gebäudes wurde zerstört. Heute ist ein Kloster der Benediktinerinnen in Irland. (Reisetipp "Kylemore Abbey")

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem Rückweg verfuhren wir uns zweimal (auch das typisch "Ireland"). Dafür fanden wir auch die sehr schöne Bucht von Renvyle. Selbstverständlich war am Sonntag das einzigste Restaurant in Cleggan geschlossen. Im SPAR-Laden konnten wir uns notdürftig und preiswert versorgen. Am Montag, den 4. September 2000, war ein typischer, irischer Regentag. Allerdings klärte es am Nachmittag auf und wir unternahmen wieder einen schönen Strandspaziergang. Wir fanden auch unser verfallenes Traumhaus! Mrs. Hughes sagte uns, dass es 150.000 Irische Pfund (fast 400.000,- DM) kosten sollte (unglaublich). Diesmal war Oliver's Seafood Bar & Restaurant am Hafen geöffnet. Allerdings war man erst bereit, das Essen um 18 Uhr zu servieren. Ich genoß die "Fisher's Plate", die köstlich schmeckte und Jutta ließ sich "Connemara Lamb" schmecken. Das Guinness (1/2 pint) war genauso scheußlich wie immer und die Rechnung "gesalzen" (23 Irische Pfund entsprechend 60,- DM). Das war auch meine erste Erkenntnis dieser Irland-Reise: Das Leben in Irland ist sehr teuer geworden (verglichen mit meiner Zeit vor 20 bis 25 Jahren).

 

 

 

 

Am Dienstag, den 5. September 2000, war ein Besuch von Inishbofin-Island geplant. Diese Insel liegt ca. 10 km vor der Küste und ist mit dem täglichen Postboot (für 10 bis 15 Personen und 10 Pfund p.P.) vom Hafen in Cleggan in 30 Minuten sehr leicht zu erreichen (wenn die See nicht gerade sehr stürmisch ist - wie wir es auf der Rückfahrt erlebten). Jutta hatte eine besondere Beziehung zu dieser Insel aufgebaut, denn unser gemeinsamer Traum war damals nach Irland bzw. Inishbofin Island auszuwandern. Vor Ort wollten wir uns einen Eindruck verschaffen. Bei der Einfahrt erkannte man die Ruinen der Cromwell Barracks. Dort war im 17. Jahrhundert das Hauptquartier Cromwell's für Connemara. Während der Zeit von Oliver Cromwell wurden auf der Insel irische Priester, Mönche und Lehrer gefangengehalten. Die ruhige Insel hat traumhafte Strände, weites Grasland und kleinere Seen im Inneren. Im Mai findet das Kunstfestival (mit Musik, Lesungen und Schauspiel) auf der Insel statt. Dann übersteigt die Besucherzahl die Anzahl der 180 Bewohner (vor 100 Jahren gab es noch 900) beträchtlich.

Reisetipp "Inishbofin Island"

 

Die Cromwell Barracks standen auf demselben Grund, wo 100 Jahre zuvor BOSCO, ein Pirat und Verbündeter von GRACE O'MALLEY (auch einer Seeräuberin von der Insel Clare Island) ein Schloß errichtet hatte. Noch einige Informationen zu Oliver Cromwell: Er besiegte die aufrührerischen Iren (1. Aufstand am 23. Oktober 1641) und ließ in den Jahren 1649 und 1650 viele Iren ins armselige Connacht (County Galway) vertreiben - frei nach seinem Motto: "Zur Hölle oder nach Connaught!". In Connemara (ein Teil von Connaught) ist heute noch die Hochburg der GAELTACHT, einer Region, in der Gälisch (gleich Irish) gesprochen wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Vor der katholischen Kirche von Inishbofin Island (diese hat der damalige Pfarrer zur Jahrhundertwende in Eigenleistung mit seiner Kirchengemeinde selbst gebaut) organisierte Jutta eine Sightseeing-Tour mit dem Kleinbus über die gesamte Insel (Fahrpreis 5 Pfund p.P.). Bei relativ schönem, aber kühlem Wetter konnten wir uns so einen sehr guten Eindruck von der Insel verschaffen. Wir fuhren auch an dem verfallenen Kloster St. Colmans Abbey aus dem 7. Jahrhundert vorbei. Gegen 15 Uhr wurde das Wetter schlechter und stürmischer. Sehr interessant war das Treiben an der Pier im "Bofin Harbour". Da am Wochenende ein Festival (einige Touristen waren bereits eingetroffen) stattfinden sollte, mussten die notwendigen Waren vom Postboot ausgeladen und wegtransportiert werden. Eine sehr schöne fotographische Studie der typischen Iren gelang mir bei dieser Gelegenheit. Gegen 17 Uhr ging das Fährboot zurück nach Cleggan. Wegen des sehr schlechten Wetters wurden wir mächtig durchgeschaukelt.

 

 

 

 

 

Da wir uns bei unseren Reisen für Kirchen und Friedhöfe interessierten, erkundigten wir uns bei Mrs. Hughes nach der katholischen Kirche, die zur Gemeinde gehörte. Überraschend nannte sie uns den Ort CLADDAGDUFF. Wir kamen auf dem Weg dorthin an verlassenen und verfallenen Cottages vorbei. Die Kirche fanden wir sehr schnell. Nur den Friedhof vermißten wir. Dieser befand sich auf der gegenüberliegenden Insel OMEY ISLAND. Der Weg dorthin war nicht ganz ungefährlich, denn es mußte Ebbe und Flut beachtet werden. Als ich unterwegs ein verlassenes Cottage fotographieren wollte, sah ich in einem verfallenen Wohnwagen das Bein eines schlafenden Menschen. Kurz danach kam der ältere Einsiedler heraus und fragte uns: "Are you Germans?" Als wir dies bejahten, grüsste er mit "Heil Hitler!" Für ihn war wohl der Krieg gegen seine Todfeinde, die Engländer, offensichtlich immer noch nicht vorbei.

 

 

 

 

Vor der Kirche von Claggaghduff trafen wir den zuständigen Pfarrer - bereits um 10 Uhr mit einer "Whisky-Fahne"! Da wir den Friedhof nicht fanden, erkundigten wir uns bei ihm. Er wies auf die bereits genannte OMEY Island. Die Gezeiten für Ebbe und Flut konnte er uns nicht nennen, da er erst 14 Tage Pfarrer in dieser Gemeinde sei. Wir wagten es auf gut Glück und kamen trockenen Fußes wieder zurück. Auf dem Rückweg begegnete uns eine einsame Kuhherde, die auf dem Weg zum Friedhof unterwegs war und dort wohl neues Weideland ergründen wollte. (Reisetipp "Inselfriedhof")

 

Sehr interessant war die "Lobster-Farm" (Hummer) auf dem Rückweg nach Cleggan. Den interessanten Tag beschlossen wir in Oliver's teurem Restaurant am Hafen. Beide aßen wir "Sirloin Steak with French Fried Onions, Chips and Side Salad" - also typisch "Irish". Im weißgestrichenen Pub an der Hafen-Pier mit dem bezeichnenden  Namen "Irish Evening" stimmten wir uns vorher mit einigen Pints auf das folgende Abendessen ein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In unserer Sammlung von lokalen Sehenswürdigkeiten fehlte noch die irische Kleinstadt CLIFDEN. Sie hat ca. 1.500 Einwohner (2006) und liegt ca. 80 km von Galway entfernt. Wir benutzten wieder die N 59 (in der entgegengesetzten Richtung kamen wir nach Kylemore Castle). Am letzten Tag vor unserer Abreise, Donnerstag, den 7. September 2000, fuhren wir nach Clifden. Eindrucksvoll waren die beiden Kirchen (für die katholische und die protestantische Gemeinde). Offensichtlich hat sich die protestantische (englische) Gemeinde immer mehr verkleinert, denn von ihr sind nur noch verfallene Grabsteine auf dem protestantischen Friedhof übriggeblieben. Vereinbarungsgemäß kümmerte sich Jutta um das Geldwechseln (irische in englische Pfund) und ich betankte meinen roten CITROEN ZX. Zum Abendessen gab es diesmal die SPAR-Version: Bier und belegte, französische Baguettes). Als Reiselektüre hatte ich "Schindler's List" von Thomas Keneally dabei. Damals ahnte ich noch nicht, dass OSKAR SCHINDLER eine so grosse Bedeutung für mich gewinnen würde (siehe Reisebericht "Argentinien" ). Oskar Schindler hat von 1949 bis 1957 in Argentinien gelebt.

 

Am Freitag, den 8. September 2000, war der Tag der Abreise. Diese habe ich teilweise im Zusammenhang mit dem Ort "Waterford" an der irischen Südküste bereits beschrieben. Eigentlich wollten an diesem Abend eine "Sing-Song-Veranstaltung" im Pub besuchen (sie wäre leider die einzigste geworden). Dann erst wollten wir fahren. Wir besuchten noch einmal unseren Hausstrand Saleana Beach und wurden dabei richtig nass. Freundlicherweise warf Mrs. Hughes die feuchten Klamotten in den Trockner. Wir hatten nun die "Nase gestrichen voll" und verabschiedeten uns gegen 14 Uhr. Die Frage mit den "Vouchers" war wohl immer noch offen - aber für Mrs. Hughes kein Problem. Die Rückreise verlief ohne größere Schwierigkeiten in einer entspannten Stimmung statt (offensichtlich waren wir beide froh das "irische" Abenteuer glimpflich überstanden zu haben). Die erste Rast war in Galway, wo Jutta mich zum - für uns untypischen - Hamburger mit Pommes Frites und Coca-Cola einlud.

 

In Ennis nahmen wir uns Zeit für eine kleine Stadtbesichtigung. Das Bunratty Castle bei Limerick blieb uns leider verschlossen, denn dort war eine geschlossene Veranstaltung (nach alter Manier konnte hier gegessen und getrunken werden - begleitet von irischer, traditioneller Musik). Über Limerick (dort hatte ich erstmals vor einem Vierteljahrhundert das Linksfahren erfolgreich geübt) fuhren wir ohne Stopp nach Waterford (über die angenehmen Erfahrungen in Waterford habe ich bereits berichtet).

 

Auf der Fähre von Rosslare nach Fishguard (Wales), am Samstag, den 9. Oktober 2000, unterhielt ich mich mit Jutta über ein "mysteriöses" Erlebnis: Beide hatten wir auf der Rückfahrt in Irland den Eindruck, dass bei uns ein  Kind (ein Schutzengel!) begleiten würde. Und Irland ist ja das Land der Feen und Elfen! Sehr konkret und weniger mystisch waren meine Zahnschmerzen und meine geschwollene Backe (ich behandelte sie mit Schmerztabletten). Die Fahrt quer durch England meisterte ich mit Bravour - Dank der hilfreichen Unterstützung meiner Co-Pilotin Jutta. Insbesondere der Weg auf den mehrspurigen Autobahnen im dichten Verkehr - um London herum - ist mir immer noch lebhaft in Erinnerung. Nachdem wir mit der Fähre von Dover nach Calais wieder das Festland erreicht hatten, hielt uns nichts mehr: am Sonntagmorgen, den 10. September 2000, um 8 Uhr standen wir wohlbehalten und gesund wieder vor unserer heimatlichen Wohnung in Hildesheim.

 

Nach diesen zahlreichen Reisen nach Irland und Nord-Irland, die sich über einen Zeitraum von 25 Jahren erstrecken, möchte ich gerne Bilanz ziehen. Dabei kann ich nicht verschweigen, dass meine jetzige Frau und Begleiterin bei wunderschönen Reise-Abenteuern, mein idealisiertes Bild sehr stark beeinflusst hat. Sie hat mich gewissermaßen auf den Boden der Tatsachen (was Irland anbelangt) zurückgeführt. Es war vor allen Dingen der Schmutz und auch die unhygienischen Verhältnisse, die uns beide irritiert haben. Nun habe ich ähnliches auf meinen Reisen in Südamerika auch erlebt (siehe Reisebericht "Venezuela" ). Dort sind die Menschen aber immer noch arm. Irland hat man dagegen sehr viele EG-Mittel zur Entwicklung zur Verfügung gestellt. Und was ist dabei herausgekommen? Das Leben ist sehr teuer und die netten Iren sind sehr unfreundlich geworden! Unabhängig davon lasse ich mir aber meine alten Träume nicht nehmen. Meine DUBLINERS und deren "kämpferische" Musik versetzen mich immer noch in eine abenteuerliche Zeit, die ich nicht mehr missen möchte!

 

Siehe auch BILDBAND: (IMPRESSIONEN bei Nacht und in der Dämmerung)

 

 

 

4. Mit dem Fahrrad unterwegs auf BORNHOLM

                            Die Fähre nach Kopenhagen

                                                 

 

 

Bornholm ist eine dänische Insel in der Ostsee und liegt 150 km südöstlich von Kopenhagen, sowie 40 km südlich von der schwedischen Küste bei Schonen. Da ich seit Januar 1977 bei NIRO ATOMIZER A/S in Kopenhagen arbeitete und mit meiner Familie in Alleröd (30 km nördlich von Kopenhagen) wohnte, verfolgte ich in dieser Zeit die Idee, mit meinem Sohn Jochen auf dieser interessanten Insel Bornholm eine mehrtägige Radtour mit Übernachtungen im Zelt zu unternehmen.

 

Allerdings mußte ich dabei berücksichtigen, dass Jochen 1977 erst 6 Jahre alt war. Wir nahmen seit 1977 an der jährlichen Radfahrer-Großveranstaltung "Sjaelsö rundt" über 50 km rund um den Sjaelsö teil (siehe Schaubild). Diese Radtour wurde von der Zeitung "Berlingske Tidende" für über 10.000 Teilnehmer organisiert. 1979 fand die Veranstaltung zum 10ten Mal statt. Wir meldeten uns als Firmenmannschaft und trugen deshalb alle ein weißes T-Shirt mit dem NIRO ATOMIZER - Logo. Dieses T-Shirt nutzte Jochen noch 1982 beim Schnorcheln vor der Karibik-Insel Bonaire (um den Rücken gegen die intensive Sonneneinstrahlung zu schützen). Ein Service-Wagen unserer Firma stand unterwegs an den Rastpunkten für die Getränke-Versorgung zur Verfügung. Diese Tradition der Teilnahme pflegten wir als Familie bis zu meiner Versetzung im Sommer 1980 als Technical Manager zu NIRO ATOMIZER nach Holland.

 

 

 

 

 

Bei der 1. Veranstaltung (am 12. Juni 1977) zeigte Jochen noch große Schwächen und ich mußte ihn auf der Strecke teilweise unterstützen (schieben). Wir (Ulla, Jochen und ich) benötigten alle diesselbe Zeit, nämlich 3 h 6 min. Kurz danach unternahmen wir die sehr interessante Nordkap-Tour mit unserem AUDI 100 in der Zeit vom 20. Juni bis zum 2. Juli 1977 (siehe Reisebericht "Skandinavien"). Im darauffolgenden Jahr (am 11. Juni 1978 nahm ich alleine teil und erreichte eine Zeit von 3 h). Allerdings hatte ich kurz nach dem Start einen Platten und verlor durch die Reparatur einige Zeit. Jochen hatte sich während unseres Ski-Urlaubes im März 1978 in den Dolomiten das Bein gebrochen und war deswegen immer noch gehandikapt. Jutta war die Treppe in unserem Haus in Alleröd heruntergefallen und hatte deswegen Rückenprobleme (siehe auch die Ausführungen in meinen Reisebericht "Südkorea" ).

 

Im Jahr 1979 starteten wir am 10. Juni wieder als Familie und erreichten die optimale Zeit von 2 h 36 min. Nun wußte ich, daß Jochen (jetzt 8 Jahre alt) auch für die Gesamtstrecke von 120 km (die wir in mehreren Etappen bewältigen würden) auf der Insel Bornholm fit war. Erschwerend kamen allerdings das Gepäck (Packtaschen, Schlafsack, Iso-Matte und Rucksack) hinzu. Bei unserer letzten Teilnahme an der "Sjaelsö rundt", am 8. Juni 1980, verbesserten wir nochmals unsere Zeit auf 2 h 28 min. Zu dieser Zeit arbeitete ich bereits in Holland und die Bornholm-Tour wäre dann nicht mehr so leicht möglich gewesen. Der Umzug nach Holland in unser neues Reihenhaus in Gouda fand am 1. und 2. September 1980 statt.

 

 

 

 

Unbewußt spielte für die Entscheidung zur Bornholm-Tour 1979 sicher auch ein Ereignis eine Rolle, das über 20 Jahre zurück in meiner Jugend lag. Damals unternahm ich in der Zeit vom 15. August bis zum 29. August 1959 mit zwei Freunden eine Radtour, die in Brühl bei Mannheim begann und über Offenburg, Titisee im Schwarzwald, dem Rheinfall von Schaffhausen, Konstanz, Ludwigshafen am Bodensee, Ravensburg, Ulm, Stuttgart und Eberbach wieder nach Hause führte. Auf dem Gruppen-Foto stehe ich rechts und bin auch an dem schwarz-weiß-gestreiften Käppi zu erkennen. Ich war damals 14 Jahre alt (ich bin am 13. November 1944 geboren) und wir meisterten eine Gesamtstrecke von über 800 km. Die Ausrüstung (Zelt, Schlafsack und Luftmatraze) hatte ich mir vor unserem Start, am 15. August 1959, während der Schulferien (ich besuchte die Mittelschule Schwetzingen) als Helfer bei der Ofenbau-Firma EXOTHERM in Mannheim-Rheinau (sie existiert heute immer noch!) verdient. Den Tipp für die Arbeit erhielt ich von meinem Schulfreund Achim Bogs. Ein Jahr später bin ich mit meinem Kanu und der Zeltausrüstung auf den Altrheinarmen der näheren Umgebung (ich wohnte damals in Brühl bei Mannheim am Rhein) gepaddelt und habe auf kleineren Inseln alleine übernachtet.

 

 Jochen war 1979 sechs Jahre jünger als ich und wir wollten die Bornholm-Tour sehr viel ruhiger angehen, denn wir hatten eingeplant, eine Woche (vom 23. Juli bis zum 28. Juli 1979) auf der Insel zu bleiben.  Für diese Tour sollte es ohne Luftmatrazen gehen und schliefen deshalb auf dünnen Iso-Matten (eine Gewöhnungssache). Ich besitze ganz wenige Aufnahmen von unserer Bodensee-Rundfahrt 1959 (am Bahnhof Titisee verlor unser Fotograph, Karl Herrmann, seinen Fotoapparat - auf verschlungenen Wegen hat er ihn nach unserer Rückkehr mit den wenigen Bildern wieder zurückbekommen).

 

Es ist sehr interessant, neuere Aufnahmen von Bornholm und die 20 Jahre älteren Bilder von den jeweiligen Campingplätzen miteinander zu vergleichen. Bei der Bornholm-Tour kam interessanterweise dazu, dass Jochen auf der Fähre nach Bornholm einen dänischen Jungen in seinem Alter kennengelernt hat, der diesselbe Radtour wie wir mit seiner Mutter unternehmen wollte. So war es naheliegend, dass wir auf Bornholm gemeinsam reisten. Meine Frau Ulla konnte an der Tour nicht teilnehmen, da sie aufgrund des bereits erwähnten Treppensturzes (im Mai 1978) immer noch Rückenprobleme hatte. Sie übernachtete in dieser Zeit bei unseren dänischen Freunden, Kitte und Ole Klingest, in Lyngby bei Kopenhagen.

 

 

Unser Heimatort Alleröd lag ca. 30 km von Kopenhagen entfernt. Deshalb mussten wir zum Beginn unserer Bornholm-Tour (am Montag, den 23. Juli 1979) diese Strecke in ca. zwei Stunden bis zum Hafen zurücklegen. Wir fuhren am frühen Morgen gegen 5 Uhr mit unseren Fahrrädern in Alleröd los und erreichten rechtzeitig die Abfahrtsstelle für die Bornholm-Fähre beim Nyhavn (in Sichtweite lag auch die Oslo-Fähre). Wir mußten nicht allzulange warten, bis die Fähre von Bornholm eintraf und wir an Bord konnten. Die Ausfahrt aus dem Hafen war gegen 8 Uhr und die Reise nach Bornholm sollte 7 Stunden dauern.

 

Wir fuhren an der Oslo-Fähre vorbei. Das regelmäßige Tragflügelboot nach Malmö passierte uns und wir konnten den Amalienborg Plads mit dem königlichen  Schloss Amalienborg sehen. Im Hintergrund zeigte sich die Marmorkirche. Normalerweise lag hier die königliche Yacht DANNEBRO vor Anker - vielleicht war gerade ein Mitglied des königlichen Hauses mit ihr unterwegs? Fast 31 Jahre später kam das dänische Königshaus zur Hochzeit der schwedischen Kronprinzessin Victoria mit dem Bürgerlichen Daniel Westling, am 19. Juni 2010, mit der DANNEBRO nach Stockholm und ankerte am Strömmen (siehe Reisebericht "SKANDINAVIEN - von Kopenhagen zum Nordkap!"). Skandinavien

 

 

 
     

Die Fahrt verlief bei schönem Wetter ohne Schwierigkeiten. Gegen 15 Uhr kamen wir im Fährhafen Rönne auf Bornholm an und unsere 2-Mann-Gruppe bestand nun aus vier Personen (zwei Erwachsene und zwei Kinder). Da wir Bornholm in nördlicher Richtung (siehe BORNHOLM Plan) mit unseren Fahrrädern erobern wollten, fuhren wir nur die kurze Strecke von ca. 12 km zum Campingplatz von Hasle. Sehr schnell stellten wir fest: Bornholm ist so ganz anders als das dänische Festland. Im Norden ist Bornholm so felsig wie Norwegen (diesen Teil mußten wir nun zuerst bewältigen). Die vielen Sonnenstunden machen die Insel so hell wie den Süden mit herrlichen Sandstränden, wie z.B. in Dueodde. Es ist wärmer als in Dänemark und deshalb ist die Reisesaison auch einige Wochen länger. Schon ab Mai sind herrliche Ausflüge in die blühende Landschaft möglich.

 

 

Bornholm hat eine Fläche von 588 km² und seine Küstenlinie mißt 141,4 km. Im Jahre 2001 wohnten auf der Insel 45.000 Einwohner. In dem Reiseführer "Dänemark Handbuch" (2002) von Christoph Schumann las ich S. 424: "...Diese Zahl (Bem.: 45.000) hat auch für die Touristen große Bedeutung: Um die Natur zu schonen und den Charakter der Insel zu bewahren, dürfen nämlich nie mehr Urlauber dort sein als Einwohner!". Diese Information hat mich sehr überrascht. Zu unserer Zeit (im Jahre 1979) stellte sich dieses Problem nicht, denn damals war Bornholm noch nicht von Touristen übervölkert.

 

 

 
   

Eine Strandwanderung in der herrlichen Abendstimmung in der Nähe des Campingplatzes von Hasle war eine sehr schöne Einstimmung auf die interessanten Ferientage. Hasle war ein relativ kleiner Ort mit 2.000 Einwohnern. Unterwegs entdeckten wir ein kleines Gebäude mit zwei langen Schornsteinen, in dem frisch gefangener Hering geräuchert wurde. Wir aßen während unserer Bornholm-Tour mehrmals geräucherten Hering (sild) und waren begeistert. Bilder "Bornholm"

 

 

Am kommenden Morgen (Dienstag, den 24. Juli 1979) packten wir bei schönstem Sonnenschein unsere Fahrräder für den sehr interessanten Küstenabschnitt bis zur Nordspitze "Hammeren" (Strecke ca. 14 km). Die Strecke war nicht sehr leicht zu befahren, denn der Weg hatte viele lose Steine und war sehr kurvig. Wir mußten für die Bewältigung zahlreiche Pausen einlegen. Eine der ersten Pausen war bei dem kleinen Fischerort  Teglkaas mit einem kleinen Hafen. Hier kümmerte sich Jochen um seine Ausrüstung und zeigte voller Stolz auch seinen Dolch. Nun war es nicht mehr weit bis zur ein Kilometer entfernten Jonskapel.

 

Jonskapel besteht aus mehreren 40 Meter hohen Felsen, die am Wasser liegen, und mit Hilfe einer steilen Treppe (mit 108 Stufen) bestiegen werden können. Die Felsen sind nach einem Mönch mit Namen Jon benannt, der der Sage nach in einer kleinen Höhle gewohnt haben soll. Für seine Predigten stellte er sich auf einen Felsenvorsprung. Wir setzen uns auf einen niedrigen Felsvorsprung und genossen dort die Mittagspause. Über einen sehr steinigen und kurvigen Feldweg ging es dann zu der Ruine  Hammershus.

 

 

 

Die verfallene Festung liegt über dem Meer auf dem 74 m hohen Granitfelsen Hammeren und hat eine 750 m lange Ringmauer. Der Erzbischof von Lund, Jakob Erlandsen, ließ um das Jahr 1255 die Burg bauen.  Über mehr als vier Jahrhunderte lebten hier abwechselnd Erzbischöfe und Könige bis die kleine Insel Christiansö (die nördlich von Bornholm liegt) zur Festung ausgebaut wurde. Damit verlor Hammershus seine Vormachtstellung. Im Jahre 1742 wurde die Festung abgerissen. Über 80 Jahre diente sie als Steinbruch für die Bewohner der umliegenden Orte, ehe sie 1827 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Noch 1967 wurde in einer der verbliebenen Burgmauern ein kostbarer Goldschatz gefunden.

 

 

Kürzlich gab mir meine Frau JUTTA das interessante Buch "Töchter berühmter Männer"  (neun biographische Portraits, herausgegeben von Luise F. Pusch) zu lesen. Sehr berührt hat mich die Biographie von Leonara Christina (1621 bis 1698). Sie war die Tochter des dänischen Königs Christian IV. von Dänemark und Norwegen und wurde 1660 bis 1661 in der Festung Hammershus mit ihrem Gatten gefangengehalten (S. 74 ff.). Wie es dazu kam, möchte ich Ihnen gerne kurz schildern.

 

Im Alter von 9 Jahren wurde Leonaora Christina auf Wunsch ihres Vaters (sie war seine Lieblingstochter) mit dem 15 Jahre älteren Adligen Corfitz Ulfeldt verlobt. Als 15-jährige heiratete sie am 9. Oktober 1636 den Grafen, der vom König Christian IV. gefördert wurde. Im Jahre 1643 wurde Corfitz Ulfeldt zum Reichshofmeister befördert und war somit der 2. Mann im Staate. Da es keine Königin gab, war Leonora Christina die "1. Dame" am Hofe. Mit dem Tode Christian IV. im Jahre 1648 trat eine entscheidende Wende im Leben des Ehepaares Ulfeldt ein.

 

Der Thronfolger Frederik III. (Sohn von Christian IV. und Halbbruder von Leonora Christina) bekämpfte Corfitz Ulfeldt und seine Gemahlin, Sophie Amalie von Braunschweig-Lüneburg war eine erbitterte Gegnerin von Leonora Christina. Wegen der großen Spannungen verließen die Ulfelds im Juli 1651 Dänemark in Richtung Holland und reisten später nach Schweden weiter. 1656 schickte Corfitz Ulfeldt seine Gattin zu Versöhnungsverhandlungen mit Vertretern des dänischen Königs nach Dänemark. Das Scheitern dieser Mission beschrieb Leonara Christina in ihrer interessanten Autobiographie.

 

Nach diesen erfolglosen Verhandlungen wechselte Ulfeldt die Seiten und beteiligte sich an dem siegreichen Krieg des Schwedenkönigs Karl X. gegen Dänemark. Er war auch an den katastrophalen Friedensverhandlungen in Roskilde (1658) beteiligt. Im Mai 1659 wurde Ulfeldt wegen des Verdachtes der Kollaboration mit den Dänen in Malmö (Schweden) unter Hausarrest gestellt. Da sie von einer angeblichen Verbannung nach Finnland erfuhren, flohen die Ulfeldts von Schweden nach Dänemark. Das Ehepaar wurde als Staatsgefangene des dänischen Königs Frederik III. über 17 Monate in der Festung Hammershus auf Bornholm gefangengehalten. Im Dezember 1661 wurden beide gemeinsam entlassen. Die dänische Königin Sophie Amalie hielt  von 1663 bis 1685 als angebliche Mitwisserin am Landesverrat ihres Gatten Corfitz Ulfeldt im "Blauen Turm" des königlichen Schlosses Christiansborg gefangen. Dieser schlimme Abschnitt ist in dem bereits zitierten Buch detailliert beschrieben - eine weitere Beschreibung würde den Rahmen dieses Reiseberichtes sprengen.

 

 Vorbei an der Saene Bucht ging die Radtour weiter zur Nordspitze mit der Klippe Hammeren, die mit sehr schönen Wanderstegen überzogen ist. Unterwegs entdeckten wir eine sehr interessante Felsformation am Ufer "Kamel und Löwenkopf". Der höchste Punkt ist der Stejlebjerg mit 83 Meter. Unterhalb liegt ein großer Granitsteinbruch mit dem größten See auf Bornholm, dem Hammersö. Diesen besuchten wir, nachdem wir unsere Zelte auf dem Campingplatz von Sandvig aufgeschlagen hatten. Es war nicht sehr weit bis zu unserem nächstes Ettappenziel (2. Tag), nämlich Sandvig-Allinge. Beide gelten als Zwillingsstadt, denn wenn man die Küstenstrasse entlangfährt, gehen beide Städte ineinander über. Insgesamt wohnen hier über 2.200 Einwohner.

 

Am alten Hafen von Allinge hat eine Seebad-Atmosphäre, die noch von besseren Zeiten zeugt. Wegen der schönen Lage an einem eindrucksvollen Küstenabschnitt ist in Allinge-Sandvig ein Zentrum des Bornholmer Tourismus und hier findet sich heute die Hälfte der gesamten Hotelkapazität der Insel. Damals war für uns natürlich der Sandvik Familiecamping interessant, der als der schönste Campingplatz im nördlichen Bornholm bezeichnet wurde, da er nur 200 Meter vom Wasser entfernt lag.

 

 

 

 

 

Am Mittwoch, den 25. Juli 1979, wollten wir unser 3. Etappenziel in Gudhjem erreichen. Auf halbem Weg kamen wir in Tejn vorbei. Dort befindet sich eine kleiner Fischerhafen, der in den Felsen gehauen und 1964 erweitert wurde. Oberhalb von Tejn gibt es eine Windmühle - eine von dreien, die nach Bornholm zurückgekehrt sind. Und wieder fanden wir auf dieser Tour eindrucksvolle Felsformationen: die Helligdomsklippen. Es gibt dort auch Höhlen und Grotten. Die größte Höhle "Sorte Gryde" ist unter beschwerlichen Bedingungen zugänglich. Etwas besser ist der Zugang bei der "Törre Ovn", eine 24 m tiefe, 2,5 m breite und 4 m hohe Felsenhöhle. Die dritte Höhle "Vaade Ovn" kann man nur von der Seeseite mit dem Boot besichtigen.

 

Nach einer Gesamtstrecke von 18 km erreichten wir schließlich Gudhjem. Gudhjem hat 850 Einwohner (2001) und ist mit seinen steilen Gassen, die alle in Richtung Fischereihafen verlaufen, der schönste Ort von Bornholm. Der Ort liegt am Fuße eines Granitfelsens mit Namen Bokul, von dem man aus 50 m Höhe eine herrliche Aussicht hat. Der von uns besuchte Campingplatz "Sletten" lag sehr schön an der Küste und nur ca. 500 m vom Hafen entfernt. Die erste Heringsräucherei wurde 1886 in Gudhjem gebaut.

 

 

 

Das Richten unserer Räder und der Abschied vom Campingplatz, am Donnerstagmorgen, den 26. Juli 1979, wurde von mehreren Kindern, die längere Zeit konventionell mit ihren Eltern hier übernachteten,  interessiert beobachtet. Ich konnte deren Gedanken zwar nicht lesen - aber ganz sicher hatten sie sich gewünscht, auch einmal an einer derartigen Radtour teilnehmen zu dürfen. Für die folgende 4. Etappe hatten wir uns eine größere Strecke von 36 km bis nach Dueodde vorgenommen.

 

 

 

Kurz nach Gudhjem (6 km entfernt) wollten wir eine der berühmten Rundkirchen auf der Insel Bornholm, die  Österlars Kirke, besuchen. Dazu mußten wir etwas landeinwärts fahren. Da die Kirche etwas erhöht lag, bedeutete der Weg für Jochen und seine Begleiter eine ungewohnte Anstrengung, die auch von "Streikmomenten" begleitet wurde. Bei der Österlars Kirke handelt es sich um die größte ihrer Art (von vier Rundkirchen auf Bornholm), die alleine schon durch die Größe ihrer Stützpfeiler monumental wirkt, und sie wurde um 1100 gebaut. Der freistehende Glockentum stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die Kirche wurde von Anfang an auch zur Verteidigung konstruiert. Deshalb gibt es "Wächtergänge" auf drei Etagen.

 

 

 

 

 

Nach der Besichtigung der Kirche fuhren wir wieder zur Küste - gerade rechtzeitig, um bei Listed eine geruhsame Mittagspause in den Felsenecken einzulegen. Danach besuchten wir den Vergnügungspark "Braendesgardshaven",der in der Nähe von Listed lag. Dort gab es wieder einmal eine Tour mit dem Ruderboot. Diesmal ruderten uns die beiden Jungs. Zwei Jahre früher war ich in Norwegen - unter sehr viel stürmischeren Bedingungen - der kraftvolle Ruderer (siehe Reisebericht "Skandinavien" ). Über Svaneke führen wir dann weiter in den Fischereihafen von Arsdale, wo wir einige Fischer bei der Ausladung ihres Fanges beobachten konnten.

 

 

Nach dieser abwechslungsreichen und anstrengenden Tour waren wir froh, als wir unser Etappenziel  "Dueodde" an der Südspitze von Bornholm mit dem berühmten Sandstrand erreichten. Hier gefiel es uns so gut, dass wir zwei Tage, bis zum Samstagmorgen, den 28. Juli 1979, bleiben wollten. Unser Campingplatz lag direkt am Strand und zwischen Strand und Binnenland lag ein breiter Nadelwald. Der Leuchtturm "Dueodde Fyr" hat eine Höhe von 47 Metern mit einer herrlichen Aussichtsmöglichkeit über die Insel.

 

Am Samstag, den 28. Juli 1979 (dem 6. Tag), freuten wir uns schon wieder auf die Heimreise nach Kopenhagen. Unterwegs besichtigen wir eine sehr schöne, alte Wassermühle (Slusegaard), die um 1700 gebaut wurde. Die Mühle funktioniert immer noch. Allerdings ist der Wasserzufluß im Sommer nicht ausreichend. Da unsere Fähre erst am Nachmittag ablegte, legten wir bei Armager noch einen Strandtag bei schönstem Wetter ein. Auf der Fahrt nach Rönne, wo unsere Fähre bereits im Hafen lag, fuhren wir am Flughafen von Bornholm vorbei, wo gerade eine SAS-Maschine landete.

 

 

In der Abendstimmung war die Heimfahrt nach Kopenhagen sehr eindrucksvoll. In der Abendsonne entstanden sehr schöne Bilder, die auch heute noch eine bleibende Erinnerung hervorrufen. Auch die Stimmung im Hafen von Kopenhagen war besonders eindrucksvoll. Kurz danach ging die Sonne unter und wir mußten im Dunkeln die 30 Kilometer bis nach Hause zurücklegen.

 

Diese Radtour ist auch heute noch für mich sehr lebendig. Durch einen besonderen Zufall lernte Jochen auf der Fähre nach Bornholm einen Jungen kennen, der mit seiner Mutter unterwegs war. Wir bildeten eine richtiggehende "Patchwork-Familie" und erlebten die Abenteuer auf Bornholm gemeinsam. Danach sahen wir uns nie mehr wieder. Aber die "Zeichen standen schon an der Wand" - nur wollte ich sie damals nicht erkennen und lesen. Erst 10 Jahre (1989) später ließ sich meine Frau ULLA, die fünf Jahre älter als ich war, von mir scheiden und zog wieder nach Karlsruhe (von wo wir 1977 nach Kopenhagen gezogen waren).

 

Dass es dazu kam, hing mit interessanten und spannenden, beruflichen Entwicklungen zusammen. Im Jahre 1982 verließ ich NIRO ATOMIZER in Holland und begann als unabhängiger Beratender Ingenieur in der norddeutschen Molkereiwirtschaft zu arbeiten (ab 1984: Wohnsitz in Hildesheim). Daneben entwickelte ich als Freier Erfinder Innovationen für die Molkereiwirtschaft. Meine Erfindung "Kavitationsregelung" wurde vom Erfinderzentrum Norddeutschland EZN gefördert und 1985 schloss ich einen weltweiten Lizenzvertrag mit der Hamburger Pumpenfirma F. Stamp KG, Hamburg-Bergedorf, ab. 1987 erhielt ich im Stuttgarter Schloss den Artur-Fischer-Erfinderpreis. Völlig vertragswidrig stoppte 1988 mein Lizenznehmer alle Lizenzzahlungen (Mindestlizenzen in Höhe von 210.000 DM) und forderte 100.000,- DM zurück. Das konnte und wollte ich nicht erfüllen und mein Lizenznehmer hatte sein Ziel, mich zu ruinieren, erreicht.

 

Nun hätte ich die finanzielle Unterstützung meiner Frau gebraucht. Aber sie verweigerte sich mit dem Hinweis auf ihre Rückenprobleme. Ich fand mich mit der Situation (Karriere zerstört, Haus verloren, Ehescheidung) ab und lernte, von "einem Apfel und einem Ei" zu leben. Und dann kam sehr überraschend im Jahre 1996 die Wende. Am 20. Februar sprach mich gegen 15 Uhr in der Hildesheimer Schuhstrasse eine attraktive, jüngere Dame an: "Hallo Klaus, wie geht's der Iris?" (Iris war meine damalige Freundin, von der ich mich seit einiger Zeit getrennt hatte). Ich antwortete: "Der geht's gut - wir haben uns getrennt!"

 

JUTTA war 12 Jahre jünger als ich (damals 52) und hatte sich schon längere Zeit in mich verliebt (wovon ich nichts wußte). Als Dipl.-Sozialpädagogin war sie nun die ideale Partnerin, mir finanziell zu helfen und wieder Ordnung in mein Leben zu bringen: Ich begann erneut zu arbeiten (allerdings nur "Tagelöhner-Jobs" bei Zeitarbeitsfirmen). Und 1999 beantragte ich auf ihren Rat hin meine Rente und war im Alter von 55 Jahren erfolgreich.

 

 

 

Und nun noch einmal zurück zu meiner Bornholm-Tour! Wie damals hatte ich nun in Jutta eine Partnerin, dem der ich Zelten, Radtouren und und sogar  Kanufahrten unternehmen konnte. Zu unserem ersten gemeinsamen Urlaub auf der Nordsee-Insel Föhr (1. August bis 15. August 1997) hatten wir uns ein kleines Zelt, einen Zweipersonen-Schlafsack und Isomatten gekauft. Am Dienstag, den 5. August 1997, schlugen wir wild unser kleines Iglu-Zelt in den Dünen bei Utersum auf, wo wir die Nacht unter dem blauen Sternenhimmel verbrachten. Am kommenden Morgen freuten wir uns über die erfrischende Dusche in unserem Gasthof (wo wir normalerweise übernachteten). Im Rahmen von zwei Tagestouren lernten wir einen Teil der Insel kennen. Für eine geruhsame Pause unter einem schattigen Baum gab es immer Zeit.

 

 

 

 

 

 

Genau zwei Jahre (am Freitag, den 20. Februar 1998) später (nach unserem 1. Kontakt in der Schuhstrasse) fand die standesamtliche Hochzeit statt. Die kirchliche Hochzeit (am 5. Juni 1999) war in einem sehr festlichen Rahmen (mit dem Itzumer Gospelchor) in der romantischen Kirche von Lechstedt. Wir hatten also auch (als Geschiedene) Gottes Segen, der offensichtlich immer noch auf uns ruht. Der Sommerurlaub 1999 (30. Juli bis 7. August) ging nach Oberösterreich. Auf dem Weg zum Landhotel Moorhof (bei Franking) übernachteten wir zur Einstimmung wieder in unserem kleinen Zelt auf dem Campingplatz am Höllerer See. Die Fahrräder für die Tagestouren (z.B. bis zum Bendiktinerkloster in Michaelbeuern) konnte wir kostenlos im Hotel ausleihen. Unterwegs gab es immerwieder Gelegenheit zu einem entspannten Plausch und ein großer Baum lud zur Vesper ein. Nach zahlreichen Reisen in Europa (über die ich in meinen Reiseberichten geschrieben habe) wagten wir uns ab 2004 nach Afrika (Ägypten, Kenia), Indien und im kommenden Jahr nach China. Ich kann guten Gewissens behaupten: für Jutta und mich gehen seit Jahren Jugendträume in Erfüllung!

 

 Siehe auch BILDBAND: (IMPRESSIONEN bei Nacht und in der Dämmerung)

5. SAMSÖ - unsere Surferschule im Kattegat

Die Bucht in Griechenland war ein ideales Surfrevier. Die Wassertemperaturen waren angenehm und es wehte immer eine tolle Brise. Ein Surfanzug wie in nördlicheren Breiten (z.B. im Kattegat) war nicht erforderlich. Für dieses einzigartige Surfparadies und dafür hatten wir diese lange Anreise von Hildesheim auf uns genommen. Das Windsurfen lernten Jochen und ich auf der Insel Samsö im Kattegat.

 

 

 

 

Dort konnten wir im Sommerhaus dänischer Freunde wohnen und mit deren Ausrüstung im Jahre 1981 das Windsurfen lernen. In meinem damaligen Wohnort Gouda/Holland kaufte ich mir anschließend im September eine komplette Surf-Ausrüstung und verbrachte sehr viel Zeit mit meinem Sohn Jochen (mit einem gebrauchtem Surf-Anzug und einem Kindersegel) auf den "Reeuwijksche Plassen" (eine größere Seen-Platte bei Gouda). Die Samsö-Ferien von 1982 bis 1985 genoss ich mit meinem eigenen Surfbrett, das auch Jochen auslieh. Aber diese Surfmöglichkeiten wurden von unserem Griechenland-Urlaub 1986 übertroffen.

 

Sehr interessante Querverbindungen zur Insel Samsö und Venezuela habe ich auch in meinem Venezuela-Bericht beschrieben (siehe folgenden Ausschnitt):

 

Nach diesen imposanten Eindrücken über die Befreiungsgeschichte Venezuelas begab ich mich wieder zurück zum Hotel in Caracas, denn dort wollte mich Herr Rosenkilde mit seiner Familie für den Besuch seines privaten Clubs abholen. Es war eine sehr interessante Anlage mit Swimming Pool, Tennisplätzen und anderen Freizeitmöglichkeiten. Nur gegen eine beträchtliche Club-Gebühr konnte man hier Mitglied werden. Ich hatte Herrn Rosenkilde bereits bei einem seiner Besuche in Deutschland in meiner Firma kennengelernt. Da ich als Projektingenieur auch für das Land Venezuela zuständig war, lud ich Herrn Rosenkilde zu einem gemeinsamen Abendessen ein, an dem auch meine damalige Frau Ulla teilnahm. In dieser entspannten Atmosphäre konnte ich einige persönliche Dinge von ihm erfahren.

 

Er war ein Däne und pendelte zwischen Europa und Venezuela. Auf der dänischen Ostsee-Insel Samsö besaß er einen Bauernhof. Als junger Molkerei-Ingenieur war er nach Venezuela ausgewandert, um dort unter sehr primitiven Umständen Milchverarbeitungsanlagen aufzubauen. Damals schlief er noch in Hängematten in der Wildnis. Später übernahm er die Vertretung von europäischen Anlagen-Lieferanten, die er regelmäßig besuchte (so kam unser Kontakt zustande). Als wir uns trafen war er sicher vermögend (siehe Club-Mitgliedschaft) und besaß auch ein einmotoriges Flugzeug. Ich erzählte ihm von meinen Plänen, vor der Antillen-Insel Bonaire (sie liegt vor der Küste Venezuelas) zu tauchen. Er wollte mich im Rahmen meines Besuches nach Bonaire fliegen.

 

Leider wurde daraus aus zeitlichen Gründen nichts, denn ich musste bereits am Sonntag, den 19.10.1975 (Falschinformation) bzw. am Montag, den 20.10.1975, weiter zur Baustelle am Maracaibosee fliegen. Erst sieben Jahre später (1982) ging mein Taucher-Wunschtraum in Erfüllung (siehe meinen Reisebericht "BONAIRE - paradiesisches Schnorcheln und Tauchen!"). Bonaire Es gab noch ein weiteres, denkwürdiges Erlebnis: nach dem interessanten Besuch seines privaten Clubs lud mich Herr Rosenkilde am Abend noch zum Besuch des "Russischen Staatszirkusses" ein, der gerade in Caracas gastierte. Damals fiel mir die Begeisterung seiner kleinen Tochter auf. In den Jahren 1981 bis 1985 verbrachte ich mit meiner Familie die Sommerferien auf der Insel Samsö. Dort konnten wir im Sommerhaus dänischer Freunde wohnen und mit deren Ausrüstung im Jahre 1981 das Windsurfen lernen. In Gouda/Holland (dort arbeitete ich seit 1980 als Technical Manager für NIRO ATOMIZER) kaufte ich mir anschließend eine eigene Surf-Ausrüstung und verbrachte sehr viel Zeit mit meinem Sohn Jochen auf den "Reeuwijksche Plassen" (eine größere Seen-Platte bei Gouda).

 

Zehn Jahre später  erinnerte ich mich an Herrn Rosenkilde in Venezuela und an seinen Bauernhof auf der Insel Samsö. Er lag nicht allzuweit von unserem Sommerhaus bei Maarup an der Nordspitze dieser Insel (bei Nordby). Während unseres letzten Samsö-Urlaubes im Jahre 1985 (mein Vater war mit seinem Dackel Percy dabei) besuchte ich den Rosenkilde-Bauernhof. Der Vater war in Venezuela - aber seine Tochter, mit der ich den "Russischen Staatszirkus" in Caracas besucht hatte, kam an die Türe. Sie konnte sich aber nicht mehr an mich erinnern.

 

 

 

       Stimmungsbild am Issehoved (Samsö)

 

Dies sind Vernetzungen und weltweite Kontakte, die es in meinem Leben immerwieder gegeben hat. So entstand die Freundschaft mit Finn und Randi, in deren Sommerhaus auf Samsö wir immer gerne wohnten, während meiner beruflichen Tätigkeit für die internationale Ingenieur-Firma NIRO ATOMIZER A/S in Kopenhagen (1977 bis 1982). Da ich sehr oft mit dänischen Ingenieur-Kollegen um die ganze Welt gereist bin, lernten wir uns auch privat näher kennen und schätzen. Ich denke dabei insbesondere an Hans Justesen, der in jungen Jahren als Widerstandskämpfer gegen die deutschen Besatzer gekämpft hat. Als ein Koordinations-Ingenieur in Kopenhagen gesucht wurde, wurde ich von den dänischen Kollegen empfohlen. Ich zog mit meiner Familie nach Dänemark und habe es nie bereut, denn es war eine sehr schöne und entspannte Zeit. Da ich sprachbegabt bin, lernte ich innerhalb eines halben Jahr die dänische Sprache - was meinen dänischen Arbeitskollegen sehr imponiert hat.

 

 

 

6. BONAIRE - paradiesisches Schnorcheln und Tauchen!

 

 

 

 

Vor mehr als 35 Jahren legte ich in Karlsruhe meine Taucherprüfung ab. Zu dieser Zeit fiel mir auch das wunderbare Buch „In unberührte Tiefen"  von Hans Hass in die Hände. Insbesondere seine Erlebnisse unter Wasser vor Bonaire (Karibik) - kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges - faszinierten mich. Dort wollte ich unbedingt auch einmal tauchen. Nur war es bis dahin ein längerer Weg.

 

 

Erst enttäuschte mich einmal die Unterwasserwelt des Mittelmeeres. Während eines Südfrankreich-Urlaubes in Le Lavandou schloß ich mich einer Tauchergruppe an, die mit dem Boot vor „Ile de Port-Gros" ankerte. Fische sah ich so gut wie keine - dafür entdeckte ich aber einen Bleigürtel. Ein Taucher hatte sich wohl in einer Notsituation von ihm befreit.

 

 

Ich musste mehr als sieben Jahre warten, bis mein Wunschtraum in Erfüllung ging. In der Zwischenzeit wurde ich mit meiner Abteilung von Dänemark nach Holland versetzt und wohnte in dem wunderschönen Städtchen Gouda. Nachbarn zogen von dort nach Bonaire, und das war nun für mich die günstige Gelegenheit, mir meinen „Tauchertraum im Paradies" zu erfüllen. Bilder "Bonaire"

 

 

 

Die holländische Antillen-Insel Bonaire ist in Taucherkreisen als die „Taucherinsel" bekannt (insbesondere bei den Amerikanern, für die sie vor der „Haustüre'' liegt). Reisetipp "Klein-Bonaire" Die Korallenbänke stehen unter Naturschutz und Fische dürfen nicht harpuniert werden. Schon beim ersten Abtauchen fand ich ein Paradies mit zahlreichen, verschiedenartigen Fischen. Ich entdeckte auch meine erste Moräne, die mich „gefährlich" beäugte. (Reisetipp "Witte Pand")

 

 

 

 

Klein-Bonaire vor Bonaire lockte! Dort hatte Hans Hass getaucht und sein Zeltquartier mit seinen Freunden aufgeschlagen. Wir ließen uns mit einem kleinen Motorboot übersetzen. Und abends wurden wir zur vorbestellten Zeit wieder abgeholt. Ganz wie Robinson Crusoe konnten wir uns (wir waren insgesamt 6 Personen) auf dem kleinen, unbewohnten Eiland fühlen. Ich tauchte vor dem steil abfallenden Korallenriff und war begeistert. In der Tasche seiner Tarierweste hatte ich Brot mitgenommen. Und die Fische fraßen mir im wahrsten Sinne des Wortes aus der Hand. Wie in einem riesigen Aquarium betrachtete man mich als ein großes, ungefährliches Fischexemplar. (Reisetipp "Fischhalle")

 

 

Auch unsere jungen Schnorchler, mein Sohn Jochen, und die Tochter unserer Freunde, Diane, waren so begeistert von der Unterwasserwelt, dass wir die kleine Insel noch einmal besuchten. Wir hatten übrigens sehr schnell gelernt, uns gegen die intensive Sonneneinstrahlung zu schützen. Ohne ein T-Shirt ging keiner ins Wasser. So war der Rücken geschützt. Ein Taucheranzug war wegen der sehr angenehmen Wassertemperaturen nicht erforderlich. Der Aufenthalt im Freien ließ sich mit der fortwährenden Brise auch in der Mittagshitze ertragen. (Reisetipp "Rundfahrt")

 

 

 

Die Hotelanlagen auf Bonaire haben einen sehr hohen Standard und sind mit Swimming-Pool ausgestattet. Ich wohnte mit meiner Familie und den Freunden in der Hotelanlage FLAMINGO BEACH und war äußerst zufrieden. (Reisetipp "Folklore-Tanz") Herrliche Tauchgänge - auch in der Nacht - konnte ich über eine Woche genießen. Dann flogen wir weiter nach ARUBA (Aruba), wo wir über 14 Tage einen herrlichen Badeurlaub am schönsten Strand der Karibik verbrachten. (Reisetipp "Lac Bay")

 

 

Siehe auch BILDBAND: (IMPRESSIONEN bei Nacht und in der Dämmerung)

 

 

7. ARUBA und der schönste Strand der Karibik!

 

 

 

 

 

 

Nach einem wunderschönen Taucherurlaub (27. März bis 3. April 1982) auf der Nachbarinsel Bonaire (siehe Reisebericht  Bonaire ) flogen wir am Montag, den 4. April 1982, nach Aruba. Auf der Insel Curacao (der Hauptinsel der Niederländischen Antillen) gab es einen kurzen Zwischenstopp und wir wechselten in ein größeres Flugzeug. Beim Weiterfliegen nach Aruba konnten wir den großen Erdölhafen  von Curacao erkennen. Das Erdöl stammt vom BOPEC-Terminal auf der Insel Bonaire. Dort wird das Erdöl, das vom Maracaibosee (siehe Reisebericht "Venezuela") kommt, von kleineren auf große Tanker umgeladen. 

 

 Die Karibikinsel Aruba verfügt an der Westküste über einen 12 km langen Strand mit weißem Korallensand. Im Norden befindet sich der Palm Beach (dort sind die großen Hotels mit den beliebten Spielkasinos zu finden) und in südlicher Richtung schließt sich der Eagle Beach an. Unser Resort MANCHEBO BEACH lag am südlichen Ende des Eagle Beach. Dieser Strand an der Westküste ist in seiner Ausdehnung und Qualität einzigartig in der Karibik. Beim Landeanflug auf Aruba konnten wir sehr gut die Ausdehnung des Palm Beach erkennen. Aruba ist die am westlichsten gelegene Insel der Niederländischen Antillen. Bilder "Aruba"

 

Auf dieser Reise begleiteten uns wieder Renate und Werner mit deren Tochter Diane aus Essen. Diese Freundschaft bestand seit der Geburt unseres Sohnes Jochen (geb. am 12. Februar 1971 - ich war bei der Geburt dabei) und deren Tochter Diane (geb. Anfang April 1971). Wir Männer hatten mit unseren Frauen den "Mütterkurs" in Essen besucht. Ich arbeitete zu dieser Zeit bei KRUPP Chemieanlagenbau in Essen. Unser erster, gemeinsamer Urlaub führte uns im Sommer 1973 an die Atlantikküste auf die französische Insel Ile de Re (bei La Rochelle). Wir hatten dort ein Ferienhaus von einem Mitarbeiter der französischen Firma GUERIN gemietet. Dieser Geschäftskontakt war über meine damalige Tätigkeit als Fachmann für ABCOR-Ultrafiltrationsanlagen in meiner damaligen Firma WIEGAND Karlsruhe GmbH in Ettlingen im Frühjahr 1973 entstanden. Der Sitz der amerikanischen Firma ABCOR befand sich in Boston/USA. Diese besuchte ich im darauffolgenden Jahr im Rahmen meiner USA-Reise (17. Februar bis 1. März 1974).

 

Nach meiner Rückkehr aus den USA fuhren wir erstmals im März 1974 (3.3. bis 19.3) auch gemeinsam in die Winterferien zum Skifahren in die Dolomiten. Unser Quartier war auch in den folgenden Ski-Urlauben immer das Hotel DOLOMITI in Vigo di Fassa. Dort lernten wir Heike und Jürgen aus Hamburg kennen. In der Winterkatastrophe 1978/1979 halfen sie uns, mit einem "Notquartier" in ihrem Haus die folgenden fünf Tage und Nächte zu überstehen, bis wir am Dienstag, den 2. Januar 1979, mit der Fähre auf einer Odyssee von Travemünde über Malmö in Schweden wohlbehalten nach in unser Haus in Alleroed bei Kopenhagen zurückkehren konnten.

 

Wir hatten mit unserem Sohn Jochen die Weihnachtsfeiertage 1978 bei meinen Eltern in Brühl bei Mannheim verbracht (vorher hatte ich auf dieser Reise noch Kunden in Ravensburg und Ulm besucht. Da wir Silvester zu Hause in Dänemark verbringen wollten, fuhren wir am Donnerstag, den 28. Dezember 1978, bei etwas regnerischem Wetter und Plus-Temperaturen auf der Autobahn von Brühl in Richtung in Hamburg. Bei Hannover bekamen wir Eisregen und in Hamburg kam im Radio die Nachricht, dass der Weg nach Fehmarn (und damit die Fähre von Puttgarten nach Roedby) wegen der schlimmen Schneeverhältnisse gesperrt sei. Am Rasthof Stillhorn legte ich die Schneeketten an. Dann telefonierte ich mit Jürgen: seine Familie war unsere Rettung!

 

Im Jahr darauf besuchten uns im Juli 1979 (Wochenende 15./16.7.) besuchten uns Heike und Jürgen über ein Wochenende in Dänemark und wir konnten auf diesem Wege etwas für ihre unglaubliche Hilfe während der Schneekatastrophe revanchieren. Kürzlich telefonierte ich mit Jürgen (70), um mich wieder einmal zu melden und auf meine Reiseberichte im INTERNET hinzuweisen. Wir stellten fest, dass wir über 25 Jahre keinen Kontakt mehr hatten. Zur Feier ("Frühlingsfest") meines weltweiten Lizenzvertrages mit der Hamburger Pumpenfirma F. Stamp KG (Geschäftsführer Wolfgang Stamp) in Hamburg-Bergedorf, am Samstag, den 18. Mai 1985, hatte ich zahlreiche Freunde und Bekannte in unser Haus in der Falkenstrasse 7 in Hildesheim eingeladen - darunter auch Heike und Jürgen.

 

 Drei Jahre später (1988) ruinierte mich trickreich mein Lizenznehmer, in dem er vereinbarte Mindestlizenzen über 210.000,- DM nicht zahlte und Rückforderungen über 100.000,- in Rechnung stellte. Ein Jahr danach ließ meine erste Frau ULLA sich von mir scheiden und zog zurück nach Süddeutschland. Ich blieb in Hildesheim und verlor auch unsere alten Freunde aus den Augen. Deshalb freue ich mich jetzt (April 2010) umso mehr, als ich am Telefon feststellte, dass sie noch leben und an meinem "Schicksal" (das wieder eine sehr positive Wendung genommen hat) interessiert sind. Nach diesen zahlreichen "Zufällen" in meinem Leben, die eigentlich gar keine sind, möchte ich mich wieder unserem Aruba-Urlaub zuwenden, der auch eine weitere Wende in meinem Leben darstellte. Aber davon später!

 

 

Unser MANCHEBO BEACH Resort überraschte uns mit seiner herrlichen Gartenanlage, (Reisetipp "Garten") in dem es sehr viele schattige Plätze gab. Ansonsten ist Aruba eine sehr trockene Insel, auf der immer eine leichte, kühlende Brise vorherrscht. Die Schönheit der Grünanlagen um das Resort müssen allerdings mit einem sehr hohen Aufwand erkauft werden: Es gibt kein Grundwasser und alles Wasser wird mit Hilfe einer Meerwasserentsalzungsanlage gewonnen. Diese versorgt die gesamte Insel mit Trinkwasser. Und dieses wiederum wird auch als Gießwasser für die Gartenanlage im MANCHEBO BEACH Resort verwendet!

 

 

 

Zwei weibliche Animateure kümmerten sich um die Gäste des MANCHEBO BEACH Resort. Eine ihrer ersten Veranstaltungen während unserer Anwesenheit war die "Tropical Night". Die "Tropical Night" im MANCHEBO BEACH Resort wurde mit Calypso-Musik gestaltet. (Reisetipp "Tropical Night") Dazu verwendeten die Musiker abgeschnittene Petroleum-Fässer, deren Boden mit unterschiedlichen Vertiefungen versehen wurden. So ergibt sich in einer Steelband durch unterschiedlich gestaltete Fässer die typische Calypso-Musik der Karibik. In unserem MANCHEBO BEACH Resort wurde während der "Tropical Night" auch eine sehr interessante Modenschau mit praktischen, bunten Kleidern vorgeführt. Meine erste Frau ULLA hat sich die rote Version nach Maß anfertigen lassen und trug es insbesondere bei sehr warmem, schwülem Wetter sehr gerne. Ein weiteres Highlight der Animateure war das Ostereiersuchen am Ostersonntag, den 11. April 1982. Dies war eine sehr schöne Veranstaltung für die Kinder unter den Gästen, die im gepflegten Garten der Hotelanlage stattfand.

 

Den herrlichen Strand mit Korallensand des Eagle Beach (Reisetipp "Eagle Beach") nutzte für meine ausgedehnten Langstreckenläufe (teilweise über eine Strecke von 10 km). Mein Herz hing schon seit meiner Jugend am Langstreckenlauf. Aber erst nach meiner Versetzung als Technical Manager von Kopenhagen nach Holland (im August 1980) begann ich ab Juli 1981 mit kontinuierlichen Trainingsläufen über 10 bis 15 km in der Umgebung von Gouda (wo ich mit meiner Familie in unserem Reihenhaus im Anna van Hensbeeksingel 377 wohnte).

 

 

Meine Tätigkeit für den Niro Atomizer - Konzern war damals mit einer umfangreichen Reisetätigkeit verbunden. Da ich relativ wenig Bewegung hatte und mich in exquisiten Restaurants unterwegs verwöhnen ließ, stieg mein Durchschnittsgewicht von 84 auf 88 kg. Durch konsequentes Laufen wollte ich mein Gewicht kontrollieren - was mir dann auch gelang. Als ich 1983 erfuhr, dass mein Schwager Roland (der Mann meiner Schwester Karin) am 1. Marathonlauf in Karlsruhe teilnehmen wollte, war auch ich nicht mehr zu bremsen. Ich trainierte sehr ausdauerndes Laufen und nahm erstmals am Sonntag, den 18. September 1983, am 1. Internationalen Marathon teil. Meine Zeit betrug für die Marathonstrecke von 42,195 km 3h 33min 48sek. Ich war noch 6 min schneller als mein Schwager. Durch das regelmäßige Training hatte ich ein "Laufgewicht" von 78 kg. Seit mehr als 10 Jahren laufe ich nicht mehr. Der Preis dafür ist ein "Wohlfühlgewicht" von 95 kg (April 2010).

 

Sehr schnell erkannte bei den Läufen am Strand des Eagle Beach und Palm Beach auf Aruba: Da ich barfuß lief, verursachte der relativ grobe Korallensand Blasen an meinen Fußsohlen. Ich hätte von Anfang an meine Laufschuhe anziehen sollen - aber es war auch so ein herrliches Laufgefühl in den auslaufenden Wellen ohne Schuhe zu laufen. Ab Mittwoch, den 7. April 1982, musste ich mein Lauftraining unterbrechen und meine Blasen behandeln. Erst am Dienstag, den 13. April 1982 (also 5 Tage vor unserer Heimreise), setzte ich meine Strandläufe wieder fort. (Reisetipp "Strandlauf")

 

Eine ganz andere Situation mit dem Laufen erlebte ich im Oktober 1985 auf der Südseeinsel Fidschi (siehe Reisebericht "Fidschi" ). Dort übernachteten wir vom 15. Oktober bis 20. Oktober 1975 im sehr schönen NAVITI BEACH Resort auf der Fidschi-Insel VITI LEVU. Bei meinem 2. Marathonlauf, am 23. September 1984, in Karlsruhe hatte ich meine Laufzeit auf 3h 18 min 41 sek verbessert. Mein 3. Lauf, am 22. September 1985, stand unter einem sehr unglücklichen Stern: Vom Donnerstag, den 19. September, bis zum Samstag, den 21. September 1985, hatte ich an der jährlich stattfindenden ZDM-Tagung in Trier teilgenommen. Die Abschlussveranstaltung endete sehr gesellig am frühen Samstagmorgen.

 

Und dann mein 3. Marathonlauf am Sonntag, den 22. September 1985 in Karlsruhe - das konnte nicht gutgehen! Nach 35 km brach ich zusammen und landete im Karlsruher Krankenhaus (mit dem Verdacht auf Herzinfarkt - was sich aber nicht bewahrheitete!). Nach diesen negativen Erfahrungen wollte ich trotzdem mein Lauftraining - auch auf Reisen - fortsetzen. Es gab im NAVITI BEACH Resort sogar eine Laufgruppe, die in der weitläufigen Gartenanlage unter Palmen trainierte. Nach dem Laufen stellte ich meine Jogging-Schuhe zum Trocknen immer auf die Terrasse. Ein Morgens waren die Schuhe verschwunden. Sie waren so verlockend, dass man sie mir gestohlen hat. Nun musste ich den Rest der Zeit barfuß laufen!

 

 

Am Donnerstagabend, den 8. April 1982, wurden alle neuangekommenen  Gäste unseres Hotels von dem Eigentümern, Mr. und Mrs Cohen, in ihr Stadthotel "TALK OF THE TOWN" (Reisetipp "Talk of the Town") in Oranjestad zur Cocktail-Begrüssung eingeladen. Dazu wurde wir mit dem Bus abgeholt. Das Hotel "TALK OF THE TOWN" wurde von dem Ehepaar Mr. und Mrs. Cohen aus Jacksonville, Florida (USA) konzipiert. Ursprünglich wurde es 1942 mit 8 Räumen gebaut. Die Cohens entdeckten es 1964. Zu dieser Zeit diente es als Büro für einen Betrieb mit einer Chemieanlage. Das Hotel ist sehr bekannt für sein Restaurant - eines der berühmtesten in der Karibik. Das Schwesterhotel am Strand heißt MANCHEBO BEACH Resort.

 

 

 

Der Höhepunkt des Abends war eine Limbo-Veranstaltung im Garten. Es war schon imposant zu sehen, wie wenig Höhe die Limbo-Tänzer beim Durchtanzen der niedriggelegten Stange benötigten. Da die Begrüssung in der Privatwohnung im Obergeschoß des Ehepaares Cohen stattfand, begab ich mich auf den Balkon, um mehrere Aufnahmen zu machen. Ich war doch sehr überrascht, denn in der Nachbarschaft weideten zahlreiche Ziegen und Gänse. Vielleicht bildete ich mir das ein, denn sehr schnell konnte ich auch den unangenehmen Ziegengeruch auf dem Balkon spüren. Aber ich wurde auch mit einem sehr schönen Sonnenuntergang hinter einer Kandellaber-Kaktee entschädigt. Nach der Cocktail-Party liessen wir uns im ausgezeichneten Restaurant verwöhnen.

 

 

 

 

Eine Rundfahrt über die Insel mit einem Mietwagen ist eine unkomplizierte Angelegenheit, denn für die Umrundung ist kein großer Zeitaufwand notwendig. Aruba ist 30 km lang und hat eine Breite von 8 km (eine Gesamtfläche von 193 km²). Auf der Insel leben ca. 65.000 Einwohner. Es finden sich auf der Insel zahlreiche historische und natürliche Sehenswürdigkeiten. Östlich von Oranjestad liegt die Spanische Lagune, in der sich angeblich die Piraten versteckten, nachdem sie in der Karibik reiche Beute gemacht hatten. In nördlicher Richtung liegt der "Frenchman's Pass". Dort haben vor mehr als 150 Jahren Franzosen und Indianer um den Besitz der Insel Aruba gekämpft. Die Franzosen waren zwar siegreich - verloren sie aber später an die Holländer. Es geht weiter zur Nordküste. In Fontein finden sich alte Felszeichnungen von Arawak-Indianern in Höhlen. Der Hooiberg mit einer Höhe von 167 m ist der Aussichtsberg von Aruba. Er liegt in der Mitte der Insel.

 

 

Sehr interessant ist die "Natural Bridge" an der Nordküste bei Andicouri. Die Naturbrücke (Reisetipp "Naturbrücke") ist die größte und höchste ihrer Art in der Karibik. Es gibt aber noch eine weitere Naturbrücke in westlichen Hemissphäre: die "Puente del Inca" in den Anden auf dem Weg von Mendoza nach Chile (siehe Reisebericht "Argentinien" ). Letztere ist nicht durch starken Wellengang, sondern duch Salzablagerungen aus heißen Quellen entstanden. Bereits im Zusammenhang mit der "Taucherinsel" Bonaire fanden die Haifische der Karibik eine besondere Erwähnung. Der bekannte Forscher und Taucher Hans Hass beschrieb in seinem ausgezeichneten Buch "In unberührte Tiefen" seine erste Begegnung mit dem "Tiger des Meeres".

 

Kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges tauchte er mit Freunden vor der Insel Klein-Bonaire (sie hatten dort ihre Zelte aufgeschlagen) und lernte hier den Umgang mit Haifischen: mit einem speziellen Haifisch-Stock und mit Hilfe von lauten Schreien unter Wasser. Im Wasser auf der rauhen Nordseite der Nachbarinsel Aruba befinden sich sehr viele Haie. Dort ist auch der Futterplatz der Arubianer für die Haifische (es werden dort Abfälle ins Meer geworfen - in der Nähe der "Natural Brigde" bei Andicouri). Haifisch-Fütterung Die Tour ging weiter in Richtung Osten. Schon von weitem konnte man erkennen, mit welcher Wucht die Wellen am Strand auflaufen. Boca Prins (Reisetipp "Boca Prins") ist eine sehr schön gelegene kleine Sandbucht an der rauhen Ostküste. Die Freude über die Entdeckung dieser Abkühlungsmöglichkeit war groß - leider war aber das Baden wegen der Unterströmungen sehr gefährlich und wir haben davon abgesehen.

 

 

 

Wer die Tour mit einem schönen Schnorchel- oder Taucherlebnis beschließen möchte, der sollte zur Westküste nach Malmok fahren. Oberhalb vom Palm Beach befindet sich das Wrack des deutschen Frachtdampfers "ANTILIA". Die deutsche Besatzung hat das Schiff im Zusammenhang mit der Kriegserklärung und Besetzung Hollands am 10. Mai 1940 selbst versenkt. Anschliessend kamen die Deutschen offensichtlich in das Internierungslager auf der holländischen Nachbarinsel Bonaire. Übrigens entstand aus dem Lager im Jahre 1952 das Hotel Flamingo Beach (später: Divi Flamingo Beach Resort). Dort hatten wir den ersten Teil dieses Karibik-Urlaubes gewohnt. Das Schiffswrack ist ein beliebtes Ziel für Taucher und kann auch angeschwommen werden, da ein Teil der Aufbauten noch aus dem Wasser ragen und sich das Schiff in der Nähe des Ufers befindet. Werner, Jochen und ich liessen es sich nicht nehmen, das Wrack ebenfalls anzuschwimmen.

 

 

 

 

Auf unserer Insel-Tour kamen wir auch an der Lago Raffinerie in San Nicolas (auf der östlichen Seite der Insel) vorbei. Die Verarbeitung von Rohöl (vom Maracaibosee in Venezuela) begann 1929. Zur Zeit unseres Urlaubes (1982) wurden 450.000 Barrel pro Tag verarbeitet. Im Hafen von San Nicolas können Tanker bis zur Größe von 120.000 BRT ankern. Etwa 1.900 Schiffe pro Jahr (1982) entladen oder laden Rohöl oder Raffinerie-Erzeugnisse. Die Raffinerie hat einen sehr starken wirtschaftlichen Einfluß auf die Entwicklung der Insel.

 

Am Freitag, den 16. April 1982, war der Tag der Verabschiedung vom herrlichen Strand der Insel Aruba. Deshalb begaben wir (Ulla, Jochen und ich) uns auf eine ausgiebige Strandwanderung in Richtung Oranjestad. Unterwegs entdeckten wir eine größere Kolonie von Graupelikanen. (Reisetipp "Graupelikane") Der amerikanische Graupelikan (oder "Braunpelikan") kann bis zu 15 kg schwer werden - bei einer Flügelspannweite bis zu 3 m. Er lebt in warmen Gewässern und ernährt sich ausschließlich von Fischen. Im Gegensatz zu seinen Artgenossen fängt er die Beute im Sturzflug. Die Fische werden dann in den dehnbaren Kehlsäcken transportiert und an die Jungen verfüttert.

 

 

Für unsere Reise in die Karibik hatte ich mir "The Carribian Bargain Book" (Edition 1980/81) besorgt. Da wir nicht immer im Andicuri Supper Club unseres MANCHEBO BEACH Resort essen wollten, orientierten wir uns auch an den Empfehlungen des "Handbuches". Dies war teilweise - was das Essen anging - sehr enttäuschend (Tamarijn, Old Mansion, Brisas del Mar). Das Essen in unserem Resort, im "Talk of the Town" und im "French Staek House" war dagegen damals (1982) sehr empfehlenswert. Noch ein Wort zum Insel-Eindruck: Nun hatte ich bereits 1975 eine Trauminsel in der Karibik, die kolumbianische Insel SAN ANDRES vor der Küste von Nicaragua, kennengelernt. Damit konnte Aruba nicht verglichen werden, denn sie hat sehr wenig Vegetation.

 

Da für mich das herrliche Tauchen vor der Insel Bonaire an erster Stelle stand, fand ich nur den langen Korallenstrand von Aruba als besonders reizvoll. Die restlichen Mitglieder unserer kleinen Reisegruppe mögen dies anders gesehen haben. Jochen, der damals neben englisch, dänisch auch ausgezeichnet holländisch sprach (er besuchte die Deutsche Schule in Den Haag) amüsierte sich auf jeden Fall köstlich mit dem gleichaltrigen Sohn des Hotelmanagers und hatte auch sonst keine Kontaktschwierigkeiten.

 

Am Samstag, den 17. April 1985, war gegen 17 Uhr der Rückflug mit der KLM von Curacao nach Schiphol in Holland. Bei der Zwischenlandung auf dem Flughafen von Maiquetia in Venezuela erinnerte ich mich an meine erste Landung im Morgengrauen des 18. Oktober 1975 - am Anfang meiner 2. Südamerika-Reise. KLM war übrigens auch mein "Kurzname" während meiner Zeit bei Niro Atomizer A/S in Kopenhagen. Als ich dann in Holland arbeitete, nannte mich die Dänen bei meinen Besuchen in der Zentrale immer "Der fliegende Holländer". Für meine Aktivitäten im INTERNET benutze ich meinen Nutzernamen "klmmetzger". Unter diesem Suchbegriff finden sich bei GOOGLE in der Zwischenzeit fast 14.000 Fundstellen.

 

Mit dem Rückflug nach Holland begann für mich auch ein neuer, beruflicher Abschnitt. Da ich mich mit meinen organisatorischen Vorstellungen bei Niro Atomizer in Holland nicht durchsetzen konnte, stellte ich meine Position als Technical Manager zur Verfügung. In Kopenhagen signalisierten mir Freunde (wie Hans Justesen), dass man bei Niro Atomizer A/S in Kopenhagen im Prinzip bereit sei, mir eine Abfindung zu zahlen. Nach einigen "Pokerrunden" mit dem Personalchef meiner Firma konnte ich 35.000,- DM Abfindung und den Erlass meiner Hausfinanzierung (78.000,- Gulden) bei Niro Atomizer A/S durchsetzten. Meinen Gehalt wurde bis Juni 1982 bezahlt und meinen Dienstwagen brauchte ich erst im Juli zurückzugeben. Am 14. Juli 1982 übernahm ich meinen ersten Leasing-Wagen (AUDI 100) von der Firma Schäuble in Oldenburg. Dies waren Ideal-Bedingungen für den Beginn meiner Selbständigkeit als Beratender Ingenieur in der norddeutschen Molkereiwirtschaft (ab Mai 1982) . Im Prinzip hatte ich nur meinen Platz auf die andere Seite des "Verhandlungstisches" (als Berater des Kunden) gewechselt! In März 1984 zogen wir von Gouda in unser neues Haus in Hildesheim um.

 

 

 Siehe auch BILDBAND: (IMPRESSIONEN bei Nacht...)

                                 (Unterwegs mit dem Flugzeug)

 

 

 

8. FIDSCHI - über die USA zur Perle in der Südsee (Weltreise Teil I)

 

 


                         

                    Sonnenuntergang auf Fidschi

 

Meine erste Reise um die Welt unternahm ich mit meiner ersten Frau vor mehr als 25 Jahren. lm Rahmen einer internationalen Ausstellung in Atlanta/USA hielt ich für meinen Lizenznehmer aus Hamburg Vorträge über meine Innovation, der ''Intelligenten Pumpe. Nach einer Woche flogen wir weiter zur Westküste nach Los Angeles, wo wir mehrere Tage in Long Beach im Hotel Holiday Inn Long Beach Downtown Area verbrachten. Als besondere Attraktionen fanden wir dort den Oceanliner ''Queen Mary", (Reisetipp "Queen Mary") der fest vor Anker Iiegt und auch als Hotel genutzt wird, vor. Weiterhin konnte unter einer riesigen Kuppel die ''Spruce Goose", das Riesenflugzeug von Howard Hughes (Hughes Aircraft), besichtigt werden (diese Sehenswürdigkeit befindet aber heute an einer anderen Stelle der USA). Bilder "Queen Mary"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Los Angeles flogen wir dann direkt nach NADI, dem internationalen Flughafen der Fidschi-lnselgruppe und der auf der lnsel Vitu Levu lag. Wir waren äußerst gespannt auf diese unbekannte Welt und erreichten nach ca. 4 Stunden mit dem Bus unser Quartier NAVITI BEACH RESORT (Hotelbewertung "Naviti Resort") .Wir verbrachten in dieser wunderschönen Anlage nahezu eine Woche und wurden durch das umfassende Rahmenprogramm sehr gut unterhalten. Einen Wermutstropfen gab es allerdings: voller Vertrauen ließ ich meine Jogging-Schuhe über Nacht auf der Terrasse stehen. Eines Morgens waren sie auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Ab sofort lief ich beim morgendlichen Training barfuß den Palmenhain.

 

 

 

Über die verschiedenen folkloristischen Darbietungen Iernten wir den traditionellen Erdofen (Reisetipp "Erdofen") mit seinen leckeren Kochergebnissen und die Feuertänzer, (Reisetipp "Feuerläufer") die über glühende Steine Iiefen, kennen. Diese letztere, ursprüngliche Form der Mutprobe und Tranceübung wird heutzutage auch im Rahmen von teuren Motivationsveranstaltungen (u. U. in Kombination mit Glasscherbenlaufen) bei uns angeboten. Ich finde das Ganze für unseren Kulturkreis äußerst fragwürdig. Bilder "Fidschi"

 

 

 

 

 

 

 

 

Thomas von der Nachbarinsel Samoa zeigte uns äußerst geschickt seine Künste, mit der brennenden Fackel (Reisetipp "Fackeltänzer") zu balancieren . Zahlreiche Brandflecken an seinem Körper wiesen aber auch deutlich auf die Gefährlichkeit des Spieles mit dem offenen Feuer'' bin. Natürlich fehlten nicht die einheimischen Musiker mit ihren traditionellen Stücken von der Inselgruppe. Bei den tanzenden Mädchen im Naviti Beach Resort fühlte ich mich an die Hula-Girls auf Hawai erinnert. Offensichtlich sind die Rhythmen sehr ähnlich.

 

Wir fanden eine berauschende Insellandschaft mit Palmen und wunderschönen Stränden vor. Entsprechend gelang es mir, herrliche Sonnenuntergänge für meine DlA-Sammlung ''Impressionen bei Nacht und in der Dämmerung'' mit seiner Kamera einzufangen. Das Resort lag weit weg von jeglicher Zivilisation, und wir kamen auch in Kontakt mit den Einheimischen, die teilweise als Dienstpersonal im Hotel arbeiteten. Ihre Quartiere befanden sich neben der Ferienanlage und überraschten uns in ihrer Primitivität und Armut. Ein Lehrbeispiel für den Tourismus in vielen Entwicklungsländern. (Reisetipp "Korallenküste")

 

Das nächste Ziel unserer Weltreise war Auckland auf Neuseeland. Dort nahm ich als deutscher Experte an einer internationalen Tagung der Molkereiwirtschaft teil. Auch diese Erfahrung war für mich sehr interessant - zumal meine Frau während den Experten- Sitzungen am reichhaltigen Rahmenprogramm teilnahm. Nach dem Abschluss der einwöchigen Veranstaltung Iernten wir auf mehreren Touren ''Land und Leute'' kennen. Darüber werde ich in meiner folgenden Beschreibung unter der Rubrik ''Reisen und Erleben'' mit dem Titel: „Neuseeland - von Auckland zu den Geysiren von Rotorua'' berichten. (Neuseeland - Weltreise 2. Teil)

 

Siehe auch BILDBAND: (IMPRESSIONEN bei Nacht..)

                                   (Unterwegs in der Südsee) 

 

 

 

9. NEUSEELAND - von Auckland zu den Geysiren von Rotorua (Weltreise Teil II)


 

                                    Die Geysire von Rotorua

 

 

                Barbecue bei den Henderson-Weingütern

 

Nach einem ca. dreistündigen Flug von FIDSCHI (siehe Reisebericht "Fidschi" ) landeten wir ohne große Probleme in Auckland auf der Nordinsel. Mit dem Bus wurden alle Teilnehmer der Internationalen Veranstaltung in das Tagungshotel SHERATON Auckland  gebracht. Als deutscher Experte der Molkereiwirtschaft war ich sehr überrascht über die verschiedenen Kollegen, die schon längere Zeit ''dienten'' und auf internationaler Ebene sehr offen miteinander verkehrten.

 

 

Für meine erste Frau ULLA (ich bin jetzt mit JUTTA verheiratet) und mich ergaben sich im Rahmen der verschiedenen Empfänge und beim Abschluß-Bankett reichlich Gelegenheiten zum ''small talk". Während ich in den zahlreichen Fachsitzungen beschäftigt war, genoß meine Frau das ausgiebige Rahmen-Programm für die begleitenden Damen in Auckland und Umgebung. Der erste Höhepunkt war eine Einladung für die Teilnehmer auf eines der Weingüter, das ca. 30 min Autofahrt westlich von Auckland lag. (Reisetipp "Henderson-Weingüter") Neben herrlichem Wein gab es Gegrilltes vom offenen Feuer. Ich fühlte mich an meine Zeit in Argentinien (1972) erinnert. Vor unserem Heimflug (nach einer Woche Aufenthalt in Auckland) besuchten wir noch mit einem Kollegen das ''Museum of Transport and Technology of New Zealand". (Reisetipp "Museum") Dort gelang mir das schöne Foto mit dem ''alten'' Soldaten.

 

 

Nach Abschluß der offiziellen Veranstaltungen standen uns noch zwei Tage für größere Besichtigungen zur Verfügung. Deshalb wählten wir zuerst die ''Coast to Coast" - Tour (Reisetipp "Coast to coast - tour") - nachdem wir uns die Sehenswürdigkeiten von Auckland angesehen hatten. Interwegs faszinierte mich die auffallende, orange-gelbe Blume, die ich im Jahre 2000 während unserer Abenteuerreise mit meiner 2. Frau JUTTA in IRLAND wiederentdeckte. Herrliche Bilder konnte ich von der stürmischen Tasmansee, die zwischen Australien und Neuseeland liegt, aufnehmen und für meinen entsprechenden DlA-Vortrag verwerten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als weitere Sehenswürdigkeit besuchten wir mit einer kleineren Reisegruppe Rotorua, das ca. 200 km südöstlich von Auckland liegt. Dabei fuhren wir auch an Hamilton vorbei, das 6 Jahre später mein Standquartier für meine verschiedenen Geschäftsreisen und meine privaten Unternehmungen werden sollte. Bereits unterwegs machte uns der Fahrer auf ''heilige'' Gräber der Maori, den Ureinwohnern von Neuseeland, aufmerksam. (Reisetipp "Fairy Springs") In Rotorua besuchten wir das ''Maori Arts & Crafts Institute, wo uns die Schnitzkünste der Maori demonstriert wurden. Bilder "Neuseeland"

 

 

 

Die Fotos - insbesondere das Maori-Kriegskanu (dargestellt mit Bug und Heck) Reisetipp "Maori-Kriegskanu" stellen sehr anschaulich die Fertigkeiten dieser Menschen dar. Wunderschöne Geysire, (Reisetipp "Geysire") wie man sie sonst nur noch auf ISLAND sehen kann, befinden sich auf dem Gebiet des Maori-Dorfes Whakarewarewa. Neben drei eindrucksvollen Geysiren (Reisetipp "Thermalgebiet") konnten auch heiße Quellen besichtigt werden, in denen die Einheimischen ihr Essen garen. (Reisetipp "Agrodome") Beim Abschied von Rotorua fuhren wir noch an einem imposanten Gebäude aus englischer Kolonialzeit, den Tudor Towers, (Reisetipp "Tudor Towers") vorbei.

 

Nach mehr als 3½ Wochen unterwegs auf der Tour ''rund um die Welt'' ging es auf der letzten Etappe relativ schnell - ohne große Unterbrechungen: Auckland - Brisbane (AUS) - Perth (AUS) - Bombay - London - Hannover. Also eine sehr interessante Weltreise, für die man sich aber mindestens ein Vierteljahr - besser noch ein halbes Jahr - Zeit nehmen sollte.

 

Siehe auch BILDBAND: (Unterwegs in der Südsee)

 

 

 

 

10. NEUSEELAND - mit dem Fahrrad von Hamilton zu den "Waitomo Caves"!

 

 

Nach einem 40-stündigen Flug über Amerika kam ich todmüde in dem mir bereits vertrauten Flughafen von Auckland (Neuseeland) an. (Reisetipp "Flughafen Auckland") Im Gegensatz zu meiner ersten Reise vor sechs Jahren (siehe den Reisebericht Nr. 1 "Neuseeland" ) hatte ich diesmal kein Hotel reserviert. Deshalb fragte ich unterwegs den Taxifahrer, der mich vom Bahnhof abholte, nach einem preiswerten Quartier. Über Taxifunk fand er sofort das günstige REMUERA House und erledigte für mich die Reservierung. Dafür gab ich ihm 10 NZ$ Trinkgeld. Der Besitzer meiner 1. Unterkunft in Neuseeland fand das gar nicht so schön, denn ''Trinkgeld sei in Neuseeland nicht üblich". (Reisetipp "Trinkgelder")

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Mehrere Tage nahm ich mir in Auckland Zeit (Reisetipp "Museum") , alte Geschäftskontakte anzuknüpfen und Interessenten für meine preisgekrönte Innovation, die sogenannte ''Intelligente Pumpe'' zu finden. Danach verlegte ich mein Quartier nach Hamilton, das mit dem Bus von Auckland (Reisetipp "Auckland") aus sehr leicht zu erreichen ist (Entfernung: 120 km). Auch hier verhalf mir ein Taxifahrer zu einer sehr preiswerten Bleibe, dem CENTRAL Hotel im Stadtzentrum.

 

Später erwies sich die ältere Eigentümerin als äußerst kooperativ, da sich auf meinem Zimmer kein Telefon befand und sie mich deshalb in ihre Küche bat. Dies war deshalb erforderlich, da ich mit unserem lokalen Vertreter, dem sehr freundlichen und hilfsbereiten Greg Terryll, fortlaufend neue Termine bei den großen Molkereien der Nordinsel koordinieren musste. Bei meinen Verkaufsgesprächen lernte ich auf diesem Wege auch Land und Leute kennen und war dankbar für diese unglaubliche Unterstützung, die man mir entgegenbrachte. Ich kenne auf der ganzen Welt nur ein weiteres Land, wo man ähnliches erleben kann, nämlich Irland. (Reisetipp "Kiwi-Früchte")

 

 

Schon bei meiner ersten Reise hatte mich mein väterlicher Freund, Generalkonsul Norbert Handwerk, darauf hingewiesen, unbedingt die ''Waitomo Caves'' (''Glühwürmchen-Höhlen'') zu besuchen. Leider klappte es licht. Nun versuchte ich es mit dem Fahrrad von Hamilton aus. Die ''Höhlen'' lagen ca. 70 km entfernt und man musste dazu eine hügelige Landschaft in südlicher Richtung durchqueren. Ich hatte meinen Rucksack mit reichlich Flüssigkeit und Übernachtungsutensilien dabei. Die „Glühwürmchen-Höhlen'' (Reisetipp "Waitomo Caves") waren atemberaubend, und ich fand so die Energie, spätabends wohlbehalten in Hamilton wieder einzutreffen. Das Fahrrad habe ich mir übrigens von einer jungen Zimmernachbarin ausgeliehen. Leider konnte ich meinem Freund von diesem ''Fahrrad-Abenteuer'' nicht mehr berichten, denn er war in der Zwischenzeit verstorben. Bilder "Neuseeland"

 

 

Spannend war der Ausflug mit dem Bus zur Küste nach Raglan (in ca. 40 km Entfernung).   Unterwegs betätigte sich der Busfahrer als Postbote, denn er warf aus dem fahrenden Bus die Post zielgenau in den jeweiligen Vorgarten.Die frühere Walfisch-Bucht (Reisetipp "Raglan") ist bei den Surfern sehr beliebt. Der Sand in der Bucht ist von einer besonderen Farbe, denn er ist dunkelgrau (was auf frühere vulkanische Aktivitäten hinweist). Es war ein ganz besonderes Gefühl, an diesem einsamen Strand zu wandern- ein anderes Erleben wie an unseren Stränden an der Ostsee. Bilder "Raglan"

 

In Hamilton erlebte ich mehrere Veranstaltungen(Reisetipp "ANZAC- Day") die mir zeigten, wie gut die Maoris (die Ureinwohner, die mit ihren Booten vor mehr als 1000 Jahren Neuseeland entdeckten und besiedelten) in der neuseeländischen Gesellschaft integriert sind. Beispielweise wird an den Schulen als zweite Sprache Maori gesprochen. Auf dem Flug von San Franzisko über Hawai nach Auckland lernte ich eine junge Neuseeländerin kennen, die ich - wie es der Zufall so will - in Hamilton wieder traf. Mit ihr unternahm ich eine sehr schöne und empfehlenswerte Raddampferfahrt auf dem Waitomo River. (Reisetipp "Waitomo River") So fiel mir der Abschied nach vier Wochen von Neuseeland leichter. (Reisetipp "Raddampfer")

 

 

 Siehe auch BILDBAND: (IMPRESSIONEN bei Nacht..)

                                   (Unterwegs in der Südsee)

 

11. LANZAROTE - Vulkaninsel vor der Küste Afrikas!

 

 

 

Wenn bei uns tiefster Winter herrscht, so ist Lanzarote, die zu den Kanarischen Inseln gehört, gerade um die Weihnachtszeit ein Garant für angenehme Sommertemperaturen und ausgezeichnete Bademöglichkeiten. Dabei dauert die Flugreise von Hannover aus nicht länger als 3½ Stunden und die Charterflüge sind regelmäßig und preiswert.

 

 

An der Famara-Bucht, im Norden der Insel, lag in einer Ferienanlage der Bungalow meines Freundes, den er mir für meine Besuche mehrmals zur Verfügung stellte. Die Lage war - weit weg von jeglichem Trubel - ideal für meine schriftstellerischen und sportlichen Absichten. Auch der Jahreswechsel 1994/1995 mit Bekannten ist mir immer noch in angenehmer Erinnerung.

 

 Mit Strandläufen „eroberte'' ich den ausgedehnten Famara-Sandstrand. Ein kleiner Wermutstropfen waren die kleinen Teerteilchen am Ufer, die zum Schutze Bade-sandalen erforderten. Danach begab ich mich in das Famara-Gebirge und genoss von dort den herrlichen Ausblick über die Famara-Bucht. Sehr reizvoll lag vor mir auch die romantische Insel La Graciosa. Etwas verwunschen fand ich auf der Hochebene das weiß gestrichene Kirchlein ''Ermita de las Nieves".

 

 

 

 

Ebenfalls zu Fuß konnte ich die ehemalige Hauptstadt von Lanzarote, Teguise (heute ist es Arrecife), sehr gut erreichen. Die Sonntagnachmittage waren dort besonders reizvoll, denn dann war Markttag mit folkloristischen Darstellungen und die Touristen kamen mit Bussen von der ganzen Insel. Da mein Urlaub der intensiven sportlichen Betätigung gewidmet war (ich trainierte Langstreckenlauf, unternahm Touren mit dem Mountain-Bike und schwamm über größere Distanzen), eroberte ich die Insel mit meinem Fahrrad. Ausgangspunkt war Puerto del Carmen im Süden, wo ich mir mein Gefährt ausgeliehen habe. Nach einem prächtigen Anstieg entdeckte ich das weiße ''El Monumento del Campesino'' (''Das Monument des Landarbeiters''), das der berühmteste Künstler Lanzarotes, Cesar Manrique, geschaffen hat. Daneben liegt das einzigartige Museum ''Casa Museo del Campesino", das ebenfalls von ihm stammt. Bilder "Lanzarote"

 

 

 

Über eine serpentinenartige Straße, die zum Meer führte, erschloss sich mir urplötzlich das Tal der „Tausend Palmen", in dessen Mitte sich das malerische Städtchen Haria befindet. Während auf der ganzen Insel nahezu keine Palmen zu finden sind, ist die Ursache für diese Naturpracht eine größere unterirdische Wasserader. Nach meinen Reiseerlebnissen in Mittelamerika, wo sich riesige Bananenplantagen befinden, entdeckte ich voller Freude die unglaublich große Bananenstaude im Hof eines Restaurants in Haria. Zur Weihnachtszeit werden dort die Bäume mit Paketen geschmückt - was mich sehr amüsierte.

 

 

Allerdings war der Fisch, den man in größeren Mengen zum Trocknen in der Nähe yon Orzola in entsprechenden Gestellen angebracht hat, keine besondere Überraschung für mich, denn so etwas hatte ich vor längerer Zeit während einer Nordland-Tour auch an einem Norwegen-Fjord entdeckt. Übrigens ist Orzola der Ausgangshafen für die Boote zur kleinen Insel La Graciosa, die ich bereits erwähnt habe.

 

 

 

 

Für meine sportlichen Aktivitäten stellte sich die einzigartige Ferienanlage La Santa Sport als eine ideale Ergänzung der, denn dort durfte ich in einem größeren Schwimmbecken meine Langstrecken absolvieren. Hausgäste können in diesem Paradies der Aktivitäten über 64 Sportarten ausüben. Aufgrund der idealen klimatischen Bedingungen (angenehme Temperaturen und eine leichte Brise), die sich über das Jahr kaum verändern, entstand auf Lanzarote bzw. in La Santa Sport ein Zentrum für Triathleten.

 

 

Die vulkanischen Feuerberge besuchte ich mit meinen Bekannten, mit denen ich den Jahreswechsel auf Lanzarote verbracht habe. Wir mieteten uns ein Auto und ''eroberten'' die Sehenswürdigkeiten der Insel die ich noch nicht kannte. Und so waren die vulkanischen Feuerberge im Nationalpark von Timanfaya eine atemberaubende Überraschung. Anhand zahlreicher Demonstrationen (Mini-Geysire, entzündetes Stroh usw.) wurde uns die Gefahr, die von diesem Teil der Insel immer noch ausgeht, verdeutlicht. Wer es richtig abenteuerlich mag, der kann auf Dromedaren den Teil der Feuerberge besichtigen, der für normale Wanderer gesperrt ist, Übrigens haben die amerikanischen Astronauten unter ''Mond-Bedingungen'' in der Feuerbergen trainiert.

 

 

Siehe auch BILDBAND: (IMPRESSIONEN bei Nacht..)

                                   (Unterwegs mit dem Flugzeug) 

 

 

12. FÖHR - die nordfriesische Insel

 

 

       

         Jutta in den Dünen bei Utersum (Föhr)

 

 

         Klaus in den Dünen bei Utersum (Föhr)

 

Nun hatte ich mit Jutta (meiner späteren zweiten Frau) eine sportliche Partnerin gefunden, mit der ich Zelten, Radtouren und und sogar  Kanufahrten unternehmen konnte. Zu unserem ersten gemeinsamen Urlaub auf der Nordsee-Insel Föhr (1. August bis 15. August 1997) hatten wir uns ein kleines Zelt, einen Zweipersonen-Schlafsack und Isomatten gekauft. Am Dienstag, den 5. August 1997, schlugen wir wild unser kleines Iglu-Zelt in den Dünen bei Utersum auf, wo wir die Nacht unter dem blauen Sternenhimmel verbrachten. Am kommenden Morgen freuten wir uns über die erfrischende Dusche in unserem Gasthof (wo wir normalerweise übernachteten). Im Rahmen von zwei Tagestouren lernten wir einen Teil der Insel kennen. Für eine geruhsame Pause unter einem schattigen Baum und der Versorgung mit frischem Wasser fand sich immer Zeit.

 

 

 

 

Genau zwei Jahre (am Freitag, den 20. Februar 1998) später (nach unserem 1. Kontakt in der Schuhstrasse) fand die standesamtliche Hochzeit statt. Die kirchliche Hochzeit (am 5. Juni 1999) war in einem sehr festlichen Rahmen (mit dem Itzumer Gospelchor) in der romantischen Kirche von Lechstedt. Wir hatten also auch (als Geschiedene) Gottes Segen, der offensichtlich immer noch auf uns ruht. Der Sommerurlaub 1999 (30. Juli bis 7. August) ging nach Oberösterreich. Auf dem Weg zum Landhotel Moorhof (bei Franking) übernachteten wir zur Einstimmung wieder in unserem kleinen Zelt auf dem Campingplatz am Höllerer See. Die Fahrräder für die Tagestouren (z.B. bis zum Bendiktinerkloster in Michaelbeuern) konnte wir kostenlos im Hotel ausleihen. Unterwegs gab es immerwieder Gelegenheit zu einem entspannten Plausch und ein großer Baum lud zur Vesper ein. Nach zahlreichen Reisen in Europa (über die ich in meinen Reiseberichten geschrieben habe) wagten wir uns ab 2004 nach Afrika (Ägypten, Kenia), Indien und im kommenden Jahr (2011) nach China.

 

Ich kann guten Gewissens behaupten: für Jutta und mich gehen seit Jahren Jugendträume in Erfüllung! Und im Nachhinein kann ich behaupten, dass Jutta mir half, mich in eine Zeitkapsel zu versetzen, mit der ich mich um 20 Jahre zurückversetzen und neu beginnen konnte. Der Alltersunterschied von 12 Jahren wirkte sich bei mir sehr positiv aus. Warum ich dies so ausführlich schildere: Mit unserem Uralub auf der Insel Föhr gewannen wir die Gewissheit, dass wir für ein gemeinsames Leben ideale Voraussetzungen haben: nun (2018) sind über 20 Jahre glücklich vertheiratet und freuen uns schon auf die Silberne Hochzeit.

 

13. Die griechische Sonneninsel RHODOS in der Ägäis!

 

 

 

Seit mehr als 30 Jahren habe ich zahlreiche Inseln rund um den Globus besucht, um dort auch Fotoaufnahmen zu machen. Sehr in Erstaunen versetzte mich aber erst kürzlich die wunderschöne Sonneninsel RHODOS, die in ca. 3 Stunden mit dem Flugzeug von Hannover aus zu erreichen ist. (Reisetipp "Fischmarkt")

 

 

 

 

 

Im Monat Oktober fanden dort meine Frau und ich ideale Bedingungen vor: regelmäßiger Sonnenschein bei 26 bis 28 grd. C, angenehme Nachttemperaturen, ruhige Strände und sehr freundliche Griechen. Die Wahl von Kolympia (zwischen Rhodos und Lindos) war ideal für unsere Unternehmungen zu Fuß oder mit dem Überland-Bus (der zum Kennenlernen von Land und Leuten hervorragend geeignet ist). Bilder "Rhodos"

 

Die Kreuzritter-Festung in RHODOS (Reisetipp "Johanniter-Palast") mit dem Großmeisterpalast und der Ritterstraße führte uns in längst vergangene Zeiten. Erschauern läßt uns immer noch die Vorstellung, daß im Mandriki-Hafen damals Kaperschiffe der Johanniter ankerten, auf denen sich mohammedanische Kriegsgefangene als Galeerensklaven (Reisetipp "Galeerenschiffe)" in Ketten befanden. Sehenswert ist auch der türkische Friedhof, (Reisetipp "Türkischer Friedhof") der auf die verschiedenen Besitzer der Insel RHODOS hinweist. (Reisetipp "Großmeisterpalast")

 

 

 

Das herrlich gelegene LINDOS mit der Akropolis steht unter Denkmalschutz und kann auf dem Eselsrücken besichtigt werden. Die kleine Badebucht befindet sich fest in den Händen der Engländer, deren Reisegesellschaften keine deutschen Konkurrenten in LINDOS dulden. Es gibt zwar keinen Autoverkehr in LINDOS - trotzdem sind Karawanen von Touristen in den engen Gassen, in denen sich ein Laden neben dem anderen reiht, unterwegs. (Reisetipp "Paulus-Missionsreise")

 

 

 

 

 

 

 

Vom Kloster Tsambika aus, das sehr schön auf einer Bergspitze liegt und erst nach einer sportlichen Anstrengung zu erreichen ist, kann man einen atemberaubenden Blick über die Tsambika-Bucht (Reisetipp "Tsambika-Bucht") genießen. Diese Badebucht zählt zu den schönsten Sandstränden der Insel RHODOS. Da das ganze Gebiet der Kirche gehört, sind dort weder Hotels noch große Restaurants erlaubt - was dem Badegenuß sicherlich nicht abträglich ist.

 

 

 

Über die Bauweise und das Leben im hellenistischen Zeitalter kann man sich hervorragend in den Ruinen von KAMIROS informieren. Von der Säulenhalle und den Zisternen hat man einen sehr schönen Überblick über die Gesamtanlage und die nahe Ägäis. KAMIROS ist sehr gut mit dem Überland-Bus von RHODOS aus zu erreichen. (Reisetipp "Kamiros")

 

Auch der Badeort Faliraki ist fest in englischer Hand. Wir fanden es dort zu hektisch und zu laut. Und wir waren froh, als wir uns wieder in unserer ruhigen Ferienanlage DELFINIA Kolymbia befanden. Eigentlich mussten wie ja auch nur wegen weiterer Dia-Filme nach Faliraki fahren.

 

 

Siehe auch BILDBAND: (IMPRESSIONEN bei Nacht und in der Dämmerung)

 

 

14. RÜGEN - die größte deutsche Insel

 

Meine Verwandten in Stralsund besuchte ich erstmals 1964. Auch Ausflüge auf die Inseln Hiddensee und Rügen (gewissermaßen vor der Haustüre von Stralsund) standen auf dem Programm. Das gemeinsame Foto auf der Insel Hiddensee zeigt, dass wir für einen anständigen Picknick alles dabei hatten.

 

 

 

                       Unterwegs auf Hiddensee (1964)

 

 

Beim Besuch der Insel Rügen waren meine Großeltern und ich mit dem "Rasenden Roland" (einem fauchenden Dampfroß, das ich 2002 bei dem 2. Besuch der Insel Rügen wieder gesehen  habe) unterwegs. Am einsamen Strand von Binz machten meine beiden Begleiter (Oma Grete und Opa Felix) und ich es uns gemütlich. Im nahegelegenen Mitropa-Restaurant wollten wir etwas essen - leider waren die Speisen ausgegangen.

 

 

 

                                     Strand bei Binz

 

 

                                

                              Binz auf Rügen Oktober 2002

 

 

In der Zeit vom Montag, den 7. Oktober bis Sonntag, den 13. Oktober 2002, habe ich mit meiner zweiten Frau, Jutta Hartmann-Metzger, auf der Insel Rügen einen Kurzurlaub verbracht. Ich wollte bei dieser Gelegenheit auch auf alten Spuren wandeln. Auch hier wurde ich enttäuscht, denn von dem einsamen Strand in Binz war nichts mehr zu finden und das Mitropa-Restaurant gab es nicht mehr. Allerdings entdeckte auf der Heimfahrt unterhalb vom Rügendamm die Stelle im Schilf, wo ich das geschmuggelte Buch "Hundejahre" heimlich zu Ende gelesen hatte. Das Wetter war die gesamte Zeit einfach zu schlecht, um die schönen Erinnerungen wieder aufleben zu lassen. Und dann mißfiel uns auch das sehr hohe Preisniveau, dem keine passende Gegenleistung gegenüberstand. Ich habe das alles sehr bedauert, denn in meiner Erinnerung waren die Ausflüge nach Hiddensee und Rügen sehr schön.

 
 

 

 
 

 

 

15. KRETA - Insel des ZEUS und der EUROPA!

 

 

 

 

 

 

 

Als wir uns für KRETA als Urlaubsziel in diesem Jahr entschieden haben, waren wir gespannt auf „die Insel“, auf der die Menschen um Jahre älter werden als in Deutschland. Es warten insgesamt 300 Sonnentage im Jahr auf die Gäste der Insel. Prima. Unser Ausgangspunkt war Rethymnon und ein Hotel der gehobenen Mittelklasse (12 km außerhalb in Skaleta). Hotelbewertung "Creta Royal"

 

Glauben wir der griechischen Mythologie, so entführte Zeus die libysche Prinzessin Europa auf die Insel KRETA und zeugte unter anderem den späteren König Minos mit ihr. Minos, der seine göttliche Abstammung demonstrieren wollte, erbat sich von Poseidon, dem Gott des Meeres, einen Stier. Poseidon erfüllte ihm den Wunsch mit der Bitte, dass dieser prächtige Stier ihm zu Ehren geopfert werden sollte.

 

 Nach Erhalt dieses Stieres aber dachte König Minos nicht mehr daran, dieses Geschenk dem Gott Poseidon zu opfern. In seinem Zorn sorgte Poseidon dafür, dass die Königin Pasiphaë heiße Gefühle für den Stier empfand. Aus dieser Verbindung entsprang der Minotaurus. Halb Mensch, halb Stier wurde er von Minos im Labyrinth des Knossos-Palastes gefangengehalten. Alle 7 Jahre wurden ihm Menschenopfer vom Festland zugeführt. Erst Theseus konnte mit Hilfe Ariadnes und dem bekannten Faden ins Innere des Labyrinthes vordringen und tötete das Ungeheuer.

 

 

Heute ist KRETA die größte Insel Griechenlands (8333 km²) und die südlichste Europas. Sie gilt als der Entstehungsort der minoischen Kultur vor 4000 Jahren und ist die Wiege der gesamten europäischen Kultur. Wegen der strategisch günstigen Lage im westlichen Verteidigungsbündnis befindet sich dort ein wichtiger Raketen- und Flottenstützpunkt. Unser erster Ausflug führt uns nach Rethymnon (th – englisch gesprochen). Rethymnon mit 20.000 Einwohnern ist die orientalischste Stadt auf KRETA mit ihren zahlreichen Minaretten und Moscheen. Am ehesten erliegen Sie dem Charme der Stadt bei einem Streifzug durch die Gassen der Altstadt zu dessen idyllischen Hafenbecken, dessen Entstehung in die Hauptblütezeit der venezianischen Epoche fällt. Bilder "Kreta"

 

Auch ein Besuch des Klosters Arkadi hinterlässt seine Spuren bei seinen Besuchern. Im Jahre 1866 gingen Hunderte von Kretern, darunter auch Frauen und Kinder, freiwillig in den Tod, um nicht während der Belagerung durch die Türken in die Hände der Feinde zu gelangen. Nach einem ausgiebigen Badeprogramm am Strand und am Pool brachen wir zu einer Fotosafari auf, die uns - an den Weißen Bergen und der Imbros-Schlucht vorbei – hinunter in den südlichen Teil KRETAS führte. Zuerst nach Francocastello – gefolgt von einem Abstecher zum Kloster Preveli. Der Tag endete mit einem herrlichen Sonnenuntergang am Strand von Plakias – einem Strand, der schon in den 70er Jahren bevorzugtes Reiseziel der so genannten „Hippies“ war. Ich selbst trug auch in jener Zeit diese schrecklich schönen Plateauschuhe, ausgestellte Hosen, Polohemden mit abgerundetem Kragen und eine Blume im Ohr. Für uns ist es immer wieder wichtig, Pausen (z.B. am Pool) einzulegen, um uns über unsere Eindrücke auszutauschen.

 

 

Während ich die Erlebnisse in Kurzform festhalte, überlasse ich meinem Mann voll und ganz die Verantwortung für die Auswahl der Motive während unserer gesamten Reise. So auch diesmal. Nun können Sie mit uns durch Chania (65.000 Einwohner) bummeln. (Reisetipp "Überlandbus") Rund ums venezianische Hafenbecken finden Sie geschichtsträchtige und malerische Stadtviertel (Topanasviertel) und begegnen Menschen in den verwinkelten und labyrinthartigen Gassen. Sie werden über die Vielfalt der Angebote an Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch und Gewürzen in der Markthalle von Chania, die sich am Zentralplatz befindet, staunen. Vergessen Sie dabei aber nicht, einen echten griechischen Kaffee in einem der vielen Kafenions zu genießen, die – entgegen aller Informationen – auch von Frauen besucht werden können.

 

 

 

Langsam kommen wir zum Hauptteil unserer Reise und die führt uns schließlich und endlich nach Heraklion (125.000 Einwohner). Seit 1972 Hauptstadt KRETAS bietet sie eher verborgene Schätze unter den Sehenswürdigkeiten im Stadtkern, der innerhalb der Festungswälle aus venezianischer Zeit liegt. Er grenzt an den Fischereihafen und die Zitadelle Koules, wo sich auch das Grab von Nicos Katzantzakis (Autor von „Alexis Sorbas“) befindet. Ein Besuch im archäologischen Museum mit seiner faszinierenden Sammlung aus minoischer Zeit ist ein absolutes Muss. Der Knossos-Palast selbst mit seinen Labyrinthen, dessen Ausgrabung und Rekonstruktion dem Engländer Sir Arthur Evans (geb. 1851 – gest. 1941) zu verdanken ist, liegt in ca. 8 km Entfernung. Geführte Führungen sind empfehlenswert und in guten Hotels vorab buchbar.

 

 

 

 

 

 

Als Abschluss steht ein Besuch des Bergdorfes Anogia auf unserem Programm. Ich finde es immer wieder wichtig, Kontakt zu Land und ihren darin lebenden Menschen aufzunehmen. Mich hat überrascht, dass selbst in einem kleinen Dorf in den Bergen die Zeit nicht stehengeblieben ist. Außer der üblichen Polizei- und Krankenstadion bekommen Sie auch Geld vom Bankautomaten. Man spürt auch hier, was einen stolzen Griechen ausmacht: Familiensinn, Idealismus, Freude am Spiel und Geselligkeit, politische Diskussionen, wache Neugier und Genuss des Augenblicks. Auf KRETA finden Sie all diese Eigenschaften, nur …. alles ein wenig heftiger. Übrigens wurde das Bergdorf Anogia während des 2. Weltkrieges durch die deutsche Wehrmacht völlig zerstört.

 

Um meinen Artikel abzurunden, wäre noch zu berichten, dass kretisches Olivenöl und Honig sehr beliebte Souvenirs sind; außerdem Schafwollpullover. Die Schaf- und Ziegenhaltung führt allerdings auf Dauer zu gravierenden Schäden in der Vegetation. Wenn Sie denken, das ist aber ein schöner, großer Vogel dort auf dem Baum, können Sie davon ausgehen, es ist eine Ziege. Aber auch Gold- und Silberschmuck und nicht zu vergessen wertvolle Klöppelarbeiten, die meist von älteren Frauen des Dorfes, schwarz gekleidet, sitzend in der Sonne und Enkelkinder hütend, angefertigt werden. Wussten Sie, dass auf KRETA 35 Millionen Olivenbäume wachsen? Ich hoffe, wir konnten Ihnen auch diesmal ein paar Anregungen für einen erholsamen und interessanten Urlaub geben.

 

 

 

 

 

16. EUBÖA ohne Tourismuserfahrung

Nach Kreta ist Euböa die nächstgrößte Insel mit ca. 165.000 Einwohnern. Touristisch noch nicht so erschlossen, weist es natürlich gerade in diesem Bereich noch erhebliche Mängel auf. Dennoch bietet Euböa gute Möglichkeiten, von hier zu den antiken Stätten Griechenlands zu starten und um mit Ruhe und Entspannung bei der Rückkehr aufzuwarten. Euböa zeichnet sich noch durch ihren ursprünglichen, griechischen Charme aus.

 

Unser Hauptreisethema in diesem Herbst war die Spurensuche in der griechischen Antike. Nach 3½ Std. Flug von Frankfurt nach Athen (ein Zubringerflug brachte uns von Hannover nach Frankfurt) und dem etwas anstrengenden Transfer: Athen – Hafen Agia Marina – Fähre Euböa-Nea Styra geht es in unser 4-Sterne-Hotel (Hotelbewertung "Castello Rosso") zum akklimatisieren. Zwei Tage sollte man sich dazu schon Zeit nehmen, denn unsere bereits in Deutschland mitgebuchten Ausflüge sind aufgrund ihrer Dauer auch nicht ohne.

 

 

                       Hotel Castello Rosso (Euböa)

 

Die erste Etappe führt uns erst einmal über die interessantesten Plätze der Insel. Dazu gehören Kirchen, Klöster und Heilquellen. Oft abgelegen, verhilft uns eine gut informierte und eine deutsch-/englischsprechende Reiseleitung zum Ziel. Aber auch gut beschriftete Wanderwege ermöglichen uns die freie Gestaltung der Tage, die wir auf der Insel verbringen. Dabei eröffnet sich uns eine reichhaltige Pflanzen- und Tierwelt. Wir finden Pistazienbäume, Wein, Lorbeer, Thymian, Mönchspfeffer, Gummibaum, Oliven, Rosmarin, Eukalyptus, Rizinus, Maulbeerbaum und Baumwollfelder. Unsere Nasen nehmen die betörende Vielfalt der Gerüche auf.

 

 

            orthodoxe Kirche von Nea Styra (Euböa)

 

 

 

                  am Hafen von Nea Styra (Euböa)

 

Man kann sich im wahrsten Sinne des Wortes sattriechen. Ziegen und Schafe, deren Milch die typische Grundlage für den Fetakäse liefern, prägen das Inselbild ebenso wie Füchse und Hasen, die allerdings mit der Schrotflinte gejagt werden. Auf Euböa leben einige Familien vom Fischfang, der verbunden mit einem Restaurant am Strand eine gute Einnahmequelle für die gesamte Familie bietet. Geologische Vorkommen sind hauptsächlich Kupfer und Marmor. Der Marmor Euböas wurde beim Bau der vier Säulen des Petersdomes verwendet. Der Besuch eines griechisch-orthodoxen Gottesdienstes lässt tiefe Einblicke in das religiöse Gemeindeleben zu. Frauen und Männer nehmen – getrennt gruppiert – daran teil. Nichts soll dabei die reine Meditation, die ihren festen Platz und ihre Bestimmung hat, stören. Große Ähnlichkeit lässt sich auch in anderen Religionen während der Andacht finden. (Reisetipp "Sonntagsmesse")

 

 

17. Die Insel PELOPONNES und der Kanal von Korinth

Bezeichnenderweise fuhren wir 1986 über die Brücke, die den Kanal von Korinth überquerte, ohne etwas von diesem zu sehen. Erst 2006 - auf dem Weg  nach Mykene - bot sich uns im Rahmen unserer Bildungsreise Zeit für eine ausgiebige Besichtung. Zwanzig Jahre früher war ich für diese Schätze der Antike noch nicht sensibilisiert. Dieses erneute Interesse habe ich JUTTA zu verdanken  (in meiner Jugendzeit konnte ich nicht genug darüber lesen). So ist auch zu verstehen, dass wir zum Jahreswende 2003/2004 mit einem Nilkreuzfahrtschiff zu den Schätzen des antiken Ägypten unterwegs waren.

 

                             Kanal von Korinth (2006)

 

Auch auf dem Peloponnes verlief unsere Reise ohne Schwierigkeiten. Nur waren wir infolge der Hitze sehr durstig. Zufällig fanden wir am Strassenrand ein kleines, einsames Kiosk, in dem wir gekühltes Wasser in Plastikflaschen kaufen konnten. Wasser heißt auf griechisch "nero" (wie der römische Kaiser) - lernten wir. Ich habe das nie wieder vergessen.

 

 

 

 Die Eindrücke während unseres 1. Urlaubes im Jahre 1986 waren für mich so überwältigend, dass es nur eines Katalysators in der Person meiner zweiten Frau JUTTA bedurfte, um mich intensiv mit der  Antike - allerdings mit zehnjähriger Verspätung (1996 hatte ich die "mystische" Begegnung mit JUTTA in Hildesheim) - zu befassen. Nun erst machten für mich die Reisen nach RHODOS (2001), nach KRETA (2005) und die "Spurensuche in der griechischen Antike" (2006) einen Sinn. Auch ins außereuropäischen Ausland unternahmen wir Bildungsreisen: Indien (2007), Kenia (2009) und China (2011).

 

Den Abschluss unserer Kulturreise bildete die Hafenstadt Nafplio. Dafür mussten wir nur 20 km in südlicher Richtung zurücklegen. Dimitri gab die Anweisung, auf die Festung Palamidi zu fahren. Von dort hatte man eine beeindruckende Aussicht auf die Stadt, die Badestrände und den Hafen. Während der Bildungsreise (2006) waren wir auch in Nafplio. Ich hätte JUTTA gerne diesen Ausblick gezeigt. Leider besuchten wir nur die Strassen in Hafennähe!

 

Die eigentliche Stadt hat 14.203 Einwohner (2011) und war von 1829 bis 1834 die provisorische Hauptstadt von Griechenland. Die Gemeinde Nafplio wurde zuletzt 2011 durch Eingemeindungen erheblich vergrößert und beherbergt 33.356 Einwohner.

 

 

                                Haus in Nafplio

 

Nafplio wurde während der Griechischen Revolution ein Jahr lang von griechischen Revolutionstruppen belagert und schließlich im Dezember 1822 erobert. Von 1829 bis 1834 war Nafplio nach Ägina (1827–1829) die zweite Hauptstadt des modernen Griechenland nach der Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich. 1833 wurde die Stadt Residenz von Otto von Bayern, der griechischer König wurde. Im Jahr 1834 zog der Hof nach Athen, das seither die griechische Hauptstadt ist.

18. Die Insel MAINAU im Bodensee

Wir hatten uns zuerst die Insel Mainau ausgesucht und wurden bei dem sehr schönen Wetter von der Blumeninsel nicht enttäuscht. Vor über 56 Jahren besuchte ich mit meinen Freunden im Rahmen einer längeren Radtour die Insel Mainau. Wir zelteten in der Nähe. Leider entsprach der Camping-Platz an der Insel Mainau nicht unseren Wünschen, denn das Wasser war sehr trübe und schlammig. In meinem Reisebericht "SKANDINAVIEN - von Kopenhagen zum Nordkap!" habe ich auch die Geschichte des Mainau-Besitzers, Graf Bernadotte, erwähnt. Nordkap-Tour Heute führt allerdings seine Tochter Bettina das Regiment und präsentiert auch nach draußen das Geschlecht der Bernadotte von der Insel Mainau.

 

Bernd, Hans, Karl und ich (1959 auf der Radtour zum Bodensee)

 

 Auf der gegenüberliegenden Seite in Ludwigshafen am Bodensee fühlten wie uns wohler und blieben auf dem dortigen Camping-Platz bis zum Montag, den 24. August 1959. Die nächste Station war Ravensburg mit einem wunderschönen Camping-Platz an einem kleinen Badesee. Fast 20 Jahre später hatte ich beruflich öfters in Ravensburg zu tun, denn wir bauten bei der OMIRA-Molkerei eine neue Eindampfanlage. Eigentlich wollte ich mit meiner Frau, Jutta Hartmann-Metzger, den alten Campingplatz in Ludwigshafen am Bodensee besuchen. Nach den Erfahrungen von Hockenheim war ich mir aber nicht sicher, ob dieser überhaupt noch existiert. Das Risko und der Aufwand schien mir einfach zu hoch.

 

 

 

Haltestelle der Bahn "Seehäsle" (Blick von unserem Zimmer)

 

Doch nun zurück zu unserem jetzigen Besuch der Insel Mainau. Mit der Bahn "Seehäsle" fuhren wir zum Hauptbahnhof in Konstanz (Fahrtzeit ca. 20 min) und dann weiter mit dem Bus (Linie 4) bis zur Insel Mainau, die wir über eine kurze Landverbindung erreichten. Der Eintrittspreis von 19,- Euro p.P. war erst einmal schockierend. Wir dachten dabei an die weniger betuchten Familien mit mehreren Kindern, die sich einen derartigen Eintritt wahrscheinlich garnicht leisten können.

 

 

Das Schwedenkreuz am Weg auf die Insel Mainau

 

Wir nahmen uns für die Besichtigung sehr viel Zeit und genossen die herrliche Natur, für die die Insel Mainau so berühmt ist. Sehr beeindruckend fanden wir das "wohltemperierte" (tropische) Schmetterlingshaus, in denen zahlreiche bunte Schmetterlinge unterwegs waren. Jutta entwickelte mit der Kamera sehr viel Geduld und ihr gelangen schöne Aufnahmen. Das Können lag darin, abzuwarten, wann die Schmetterlinge ihren Flug unterbrachen und sich ausruhten. Ich kann mich noch erinnern, dass ein farblich besonders interessanter Flieger leider nie zur Ruhe kam und damit nicht fotographiert werden konnte.

 

 

                                    Schmetterling

                               

Wir kamen am Restaurant Schwedenschenke vorbei (wie mit dem "Schwedenkreuz" sollte so die Verbindung zum schwedischen Geschlecht "Bernadotte" hergestellt werden,  die ja in Stockholm immer noch sehr erfolgreich residieren). Der Weg führte uns weiter zum Barockschloss. Die Schlosskirche stand offen und lud zu einer Besichtigung ein. Im angebauten Palmenhaus entdeckten wir reife Orangen und Zitronen. Von der Südspitze konnten wir weiße Passagierschiffe beobachten, die entweder an der Insel Mainau anlegten oder nach Meersburg ablegten. Bilder "Insel Mainau"

 

 

 

                                     Blumenbeete

 

 

Vielleicht sind noch einige historische Daten zur Insel Mainau sinnvoll?

 

Am 9. August 1928 verstarb Friedrich II. von Baden. Da er kinderlos war, vermachte er die Insel Viktoria von Baden, seiner Schwester. Diese hatte bereits 1881 den Kronprinzen Gustav von Schweden und Norwegen, seit 1907 Gustav V. König von Schweden, geheiratet; so gelangte diese Erbschaft 1928 in den Besitz des schwedischen Königshauses. Die Mainau fiel 1930 nach dem Tod Viktorias bestimmungsgemäß an ihren jüngeren Sohn Prinz Wilhelm von Schweden. Dieser hatte jedoch keine Verwendung für sie. Das Schloss war zu diesem Zeitpunkt modrig und voller Ungeziefer, die Parkanlagen verwildert und einem Urwald gleichend. 1932 übertrug Prinz Wilhelm von Schweden die Verwaltung der Mainau seinem 23-jährigen Sohn Prinz Lennart Bernadotte, der schon in seiner Jugend viele Sommerwochen auf der Insel verbracht hatte. Lennart stellte sich der Herausforderung und fand Gefallen daran, die Mainau wieder zu einem Blumenparadies auszubauen. Da auch Prinz Lennart Bernadotte in erster Ehe mit einer Bürgerlichen verheiratet war, verzichtete er auf seine Thronansprüche. Im Alter von 95 Jahren starb er am 21. Dezember 2004.

 

Infolge der Krebserkrankung von Gräfin Sonja Bernadotte (die Nachfolgerin von Lennart Bernadotte), der sie 2008 erlag, übernahm zum 1. Januar 2007 Gräfin Bettina Bernadotte die Geschäftsführung der Mainau GmbH, die das kommerzielle Tourismusgeschäft auf der Insel betreibt. Ihr Bruder Graf Björn Bernadotte war eigentlich dafür vorgesehen, verzichtete aber. Ebenfalls zum 1. Januar 2007 ging die Geschäftsführung der „Lennart-Bernadotte-Stiftung“ von Volkmar Theo Leutenegger – seit 1979 Vorstand und Geschäftsführer der Lennart-Bernadotte-Stiftung – auf Björn Bernadotte über.

 

 

19. KORFU - die grüne Insel Griechenlands

 

                             Ermones-Bucht auf KORFU

 

Seit über 20 Jahren reisen meine Frau, Jutta Hartmann-Metzger und ich, zu interessanten Plätzen und haben in dieser Zeit auch mehrere griechische Inseln besucht. 2001 flogen wir nach Rhodos und waren begeistert, da wir den nördlichen Teil mit den Überlandbus erobern konnten.

 

Mir war bekannt, dass der irische Schriftsteller Lawrence Durrell einige Zeit (am Ende des 2. Weltkrieges) auf der Insel gelebt hat. Deshalb las ich mit großer Freude sein Buch über seine Zeit auf Rhodos "Leuchtende Orangen"  und schrieb  folgenden Kommentar:

 

 

Wir besuchten 2001 die Insel Rhodos. Mit seinem ausgezeichneten Buch "Leuchtende Orangen" (1953 veröffentlicht) verhalf mir Lawrence Durrell auf eine sehr eindrucksvolle Art und Weise unsere Abenteuer auf der Ritterburg, im Hafen mit dem verschwundenen "Koloss von Rhodos", in Kamiros und in Lindos so nachzuvollziehen, als ob ich sie gestern erlebt hätte. So kann nur Lawrence Durrell schreiben. Schon sein Buch "Schwarze Oliven" über Korfu (1945 veröffentlicht) war nach unserem schönen Urlaub 2016 ein großer Gewinn.

 

Vier Jahre später (2005) reisten wir nach Kreta .Wieder war der Eindruck besonders intensiv als wir den Knossos-Palast besuchten. Aber auch die ausgedehnte Foto-Safari mit dem Bus war ein großer Gewinn. Eine griechische Insel, die uns enttäuscht hat, war Euböa (2006). Allerdings war sie auch der Ausgangspunkt für spannende Besuche antiker, griechischer Stätten, zu denen wir mit dem Bus gelangten (vorab ging die Fähre jeweils zum Festland bei Athen).

 

Alle Reisen nach Griechenland, die erstmals 1986 mit einer abenteuerlichen Reise über die AUTOPUT auf den Peloponnes begannen, habe ich in meinem Buch "GRIECHENLAND - Landschaft und Kultur im Wandel" zusammengestellt. Darin ist auch unsere ungetrübte Begeisterung für Griechenland zu erkennen.

 

 

Korfu fand unser Interesse über verschiedene Wege: Bereits sehr früh begeisterte sich meine Frau Jutta an den Sisi-Filmen mit Romy Schneider, wo man Sisi sehr glücklich und zufrieden auf dieser  Insel mit seinen wunderschönen landschaftlichen Reizen erleben konnte. Die ausgezeichneten Farbfilme waren dafür sicherlich förderlich. Und ich habe Jutta's Begeisterung immerwieder gerne miterlebt.

 

                         Sisi Museum in der Hofburg

 

Ende April 2016 besuchten im Rahmen eines Wochenendtrips WIEN und lernten die Altstadt mit dem Fiaker kennen. In der Hofburg besuchten wir auch die beliebte  Sisi-Ausstellung, die uns ebenfalls an ihren Korfu-Aufenthalt erinnerte. Nun waren wir wirklich auf unsere Reise nach Korfu gespannt, die zwei Monate (21. bis 28. Juni 2016) später stattfinden sollte.

 

 

Eine ausgezeichnete Quelle über Korfu war auch das Buch "Schwarze Oliven" von  Lawrence Durrell. Leider las ich es erst nach der Rückkehr. Mein Kommentar dazu:

 

Lawrence Durrell schildert auf eine einzigartig beeindruckende Art und Weise seine Erlebnisse auf der Insel Korfu, auf der er vor über 80 Jahren mit seiner Frau ein Fischerhaus bewohnte. Er schreibt über Odysseus, der auf Korfu gestrandet sein soll und dem Inselheiligen Spiridion. Als Brite interessiert er sich auch für die Spuren der Engländer (1815 bis 1864). Die Kaiserin Sisi blieb für ihn eindruckslos. Warum?

Wir waren auf Korfu (2016), bevor ich dieses Buch las. Auch wir begeisterten uns für die grüne Insel und den schönen Buchten. Bereits auf Rhodos (2001) begegnete ich Lawrence Durrell am Türkischen Friedhof, wo er in der Nähe gelebt hat. Aber seine Spur geht auch zurück nach Paris, wo er eine gemeinsame Zeit Henry Miller verbracht hat.

 

 

Interessant war auch das Buch Familie Habsburg 1273 bis 1918, das wir uns in der Buchhandlung der Hofburg gekauft hatten. Auf über 100 Seiten wird das abenteuerliche und traurige Leben der Kaiserin Elisabeth (Sisi) behandelt. Leider waren alle unsere Bemühungen auf der Insel Korfu erfolglos, denn die Besichtigung ihrer Sommerresidenz ACHILLEON konnte wegen zu geringer Teilnehmerzahl nicht stattfinden - aber trotzdem hat uns Korfu nicht enttäuscht.

 

Nach ca. 2 Stunden Flug mit der Fluglinie CONDOR kamen wir gegen 8 Uhr am 21. Juni 2016 auf Korfu an. Mit dem Shuttle-Bus fuhren wir zum SENSIMAR Grand Mediterraneo Resort & Spa, das oberhalb der Ermones-Bucht liegt. Sehr spannend war die Hanglage und die ratternde, kleine Seilbahn, die die verschiedenen Etagen miteinander verband. Selbstverständlich konnte man den Berg auch zu Fuß oder mit dem Shuttle-Auto bewältigen. Unser Zimmer 462 lag im unteren Teil der Anlage. (Bilder "SENSIMAR")

 

 

                           Ausblick vom Liegeplatz

 

Am darauffolgenden Tag organisierte Jutta den Sisi-Ausflug, der aber später am Sonntag, den 26. Juni 2016, per Fax wegen zu geringer Teilnehmerzahl abgesagt wurde - was wir sehr bedauerten. Die Rückerstattung der Teilnehmergebühr von 84,- € (insgesamt) klappte überTUI hervorragend.

 

Nach dem Frühstück suchten wir uns einen Platz im oberen Teil der Anlage - mit einem herrlichen Blick auf die Felsenküste.

 

                                        Korfu-Stadt

 

Am Dienstag, den 23. Juni 2016, war am Vormittag der Ausflug nach Korfu-Stadt vorgesehen. Mit einem Bus fuhren wir vom Hotel aus fast diesselbe Strecke zurück, die wir zwei Tage früher gekommen waren. Den Fahrschein bekamen wir an der Hotel-Rezeption für 2,40 € je Einzelfahrt und pro Person. Wir fuhren aber nicht zum  Flughafen, sondern zum Busbahnhof "Green Buses". Dort war die Endstation. Zu Fuß wanderten wir von dort durch die interessante Altstadt.

 

 Auf dem Weg zum Alten Fort stießen wir auf das Denkmal Kostas Goerkakis. Der junge Student hat sich 1970 aus Protest gegen die griechische Militardiktatur (1967 bis 1974) in Genua selbst verbrannt. Er stammte aus Korfu, wo man ihm auf dem Kostas Georkakis Platz ein Denkmal gewidmet hat. Auf dem Weg durch das Stadtzentrum zur Festung kommt man dort vorbei.

 

                             Denkmal des Märtyrers

 

Die Besichtigung ging auch am Kricket-Platz der Engländer vorbei. Von 1815 bis 1864 war Korfu in englischer Hand. Zurückgelassen haben sie den Kricket-Platz, auf dem auch heute noch die Griechen diesen typisch englischen Sport in regelmäßigen Abständen ausüben. Erfrischungspausen werden in den Lokalen der nahegelegenen Esplanade (Liston) eingelegt. Nicht ganz einfach war der Weg vom Busbahnhof (wo wir eintrafen), da alle Strassenschilder nur in griechischer Sprache verfasst waren.

 

 

                         Alte Festung der Venezianer

 

Das Endziel der Wanderung war am Mandriki-Hafen die Alte Festung der Venezianer. Die Festung liegt an der Ostseite von Korfu-Stadt und wurde im 8. Jhdt von den Byzantinern begonnen. Später bauten die Venezianer sie aus, um die Stadt gegen den Ansturm der Türken zu schützen, denen es nie gelang, die Festung zu erobern. An der Nordseite liegt der Mandriki-Hafen. Schon wegen der beeindruckenden Aussicht von den Festungsanlagen lohnt sich der Besuch.

 

 

                                 Ermones Strand

 

Nun hatten wir uns einmal auf Korfu (Korfu-Stadt) umgesehen und fanden es sehr interessant und wegen der vorherrschenden Hitze (34 grd.) auch anstrengend. Deshalb wollten wir am folgenden Tag uns am  Ermones Strand verweilen. Der kleine Strand von Ermones scheint ein magischer Ort zu sein, denn dort soll der völlig erschöpfte Odysseus (nach der Sage von Homer) von der Königstochter Nausikaa gerettet worden sein. Wer sich nicht richtig verhält, kann an dem steinigen Strand auch heute noch in Schwierigkeiten geraten, denn das Ufer fällt steil ab und es gibt Unterströmungen. Badeschuhe sind sehr zu empfehlen. (Bilder "Ermones Strand")

 

                                      Blumenpracht

 

Wegen der anstrengenden Hitze suchten wir uns einen kühleren Liegeplatz etwas abseits unter den Bäumen und genossen die herrliche Ruhe. Ab und an schwammen wir im kühlen Schwimmbecken bei der Hotelanlage (der Weg zum Strand mit der Seilbahn war uns zu aufwendig). Dort nahmen wir auch an der Wassergymnastik (wie in der Ith-Sole-Therme Salzhemmendorf - die ganz in unserer Nähe liegt) teil. Mi der Muse ergab ich auch ausgiebig die Gelegenheit, die bunte Natur zu bewundern. In etwas trauriger Stimmung versuchten wir uns auf den Rückflug (am Dienstag, den 28. Juni 2016) einzustimmen. (Bilder "Blumen auf Korfu")

 

 

 

20. Eindrucksvolle KLÖSTER und schöne STRÄNDE auf ZYPERN

 

 

 

                       Kloster Ayia Napa auf Zypern

 

Seit unserem Besuch der Sonneninsel RHODOS im Jahre 2001 haben wir uns auch für andere griechische Inseln begeistert. Mein Bekannter, der in der Zwischenzeit verstorbene Professor Dr. Dr. Nicolaus Heutger, war Mitglied des Johanniterordens in Hannover und hatte mich im Rahmen unserer interessanten Kontakte auf die Johanniter-Festung auf der Insel RHODOS hingewiesen.

 

 

                                 Johanniter-Festung

 

Ihm zu Ehren habe ich mich besonders intensiv in die geschichtsträchtige Materie der "Johanniter" eingearbeitet und ihn zu einem meiner zahlreichen Vorträge über die "Zeit der Johanniter auf der Insel RHODOS" eingeladen. Offensichtlich konnte ich seinen Maßstäben genügen.

 

Bereits 1986 war ich mit unserem AUDI 100 und  zwei Surfbrettern auf dem Dachgepäckträger in einer "Gewalttour" über 3.000 km von Hannover auf der AUTOPUT nach Porto Cheli auf dem Peloponnes gefahren. Generalkonsul Norbert Handwerk hatte uns sein herrliches Ferienhaus kostenlos uberlassen. Wir mussten nur für die Reinigung sorgen. Mit dem griechischen Pächter Dimitri und seiner Familie als Reiseführer besuchten wir mit unserem Wagen in drückender Hitze das antike Theater Epidaurus an der Ostküste des Peloponnes.

 

                              Das Löwentor in Mykene

 

Bei dieser Gelegenheit waren wir auch erstmals in Mykene. Später erfuhr ich von der frühen Verbindung der Minoer und Mykener mit KRETA.. Die Minoer und Mykener gehören zu den frühesten Hochkulturen Europas – und zu den geheimnisvollsten. Etwa ab 2600 vor Christus errichteten die Minoer auf Kreta ihre ersten Paläste. Scheinbar aus dem Nichts entstanden damals komplexe Siedlungen, die Bewohner schufen kunstvollen Schmuck, prachtvolle Fresken und nutzten eine Schrift (Linear A), die bis heute nicht entziffert werden konnte.

 

                           Der Knossos-Palast auf Kreta

 

Einer dieser Paläste war der Knossos-Palast, den der englische Forscher Sir Arthur John Evans um 1900 im Rahmen seiner Foschungen um die minoische Kultur entdeckt und künstlerisch ausgestaltet hat. Im Jahre 2005 war dies der Hauptgrund die griechische Insel Kreta zu besuchen.

 

Ähnlich rätselhaft sind bis heute die Mykener. Ihre Kultur begann etwa 1700 vor Christus auf dem Peloponnes und dominierte nach dem Niedergang der Minoer die gesamte Ägäis. Auch die Mykener bauten Paläste und schufen eine eigene Schrift – die Linear B. Aus ihr entwickelte sich später das Griechische. Unklar ist jedoch, ob die mykenische Kultur und Schrift auf der minoischen basierte.

 

Den Hauptsitz der Mykener auf dem Peloponnes hatte ich erstmals 1986 mit unseren griechischen Freunden kennengelernt. Zwanzig Jahre später (2006) besuchte ich diese Kulturstätte erneut im Rahmen einer Studienreise mit meiner 2. Frau, Jutta Hartmann-Metzger, die sich auch für die minoische und mykenische Kultur auf Kreta im Rahmen unseres Besuches 2005 interessierte.

 

Bei beiden Hochkulturen ist zudem ungeklärt, warum sie untergingen. Die Macht der Minoer begann ab 1450 vor Christus plötzlich zu schwinden, möglicherweise durch die Folgen des verheerenden Vulkanausbruchs von Santorini. Das Reich der Mykener ging um 1200 vor Christus unter. Als Ursache dafür wird ein Klimawechsel vermutet, der damals auch andere Mittelmeer-kulturen schwächte.

 

Es waren aber auch die Ereignisse während des 2. Weltkrieges auf Kreta, die uns interessierten. Im Rahmen einer interessanten Fotosafari entdeckten wir ein kleines privates Museum mit alten Waffen aus dem 2. Weltkrieg, die der Besitzer in dem ehemaligen Kampfgebiet zwischen Engländern und Deutschen im Gebirge gefunden hatte.

 

Eine wahre Husaren-Geschichte ereignete sich 1944 auf Kreta. Britische Geheimdienstoffiziere und griechische Partisanen entführten am 26. April 1944 Generalmajor Kreipe, den Kommandeur der 22. Infanterie-Division auf Kreta und brachten ihn mit einem U-Boot nach Afrika. Planer und Leiter des spektakulären Coups war Patrick Leigh Fermor – Engländer, Geheimdienstagent und später weltberühmter Reiseschriftsteller. Als Freund eines weiteren, bekannten englischen Reiseschriftstellers, Lawrence Durrell, begegnete mir Fermor in dem sehr interessanten Zypern-Buch "Bittere Limonen" von Lawrence Durrell, das mir als ausgezeichnete Informationsquelle für unseren Zypern-Urlaub im Oktober 2017 diente. Zufällig wurde ich in unserer Ameis Buchecke auf sein tolles Buch Die unterbrochene Reise, aufmerksam, das ich z-Zt. lese und in dem mir das Kapitel über seine Besuche der Klöster auf dem Berg Athos viel Freude bereitet hat (wir sind 2014 dort  mit dem "Piratenboot" vorbeigefahren).

 

 

 

Da ich den bekannten, englischen Reiseschriftsteller Lawrwence Durrell bereits genannt habe, möchte ich an dieser Stelle auch einige interessante  biographische Daten über ihn zitieren

 

Der Sohn der britischen Kolonialbewohner Louisa und Lawrence Samuel Durrell verbrachte seine ersten Lebensjahre in Indien. Mit elf Jahren wurde er zum Schulbesuch nach Canterbury (England) geschickt, wo er sich jedoch nie heimisch fühlte. Er verließ die Universität ohne Abschluss, da er den Beruf des Schriftstellers anstrebte.

Am 22. Januar 1935 heiratete Durrell Nancy Isobel Myers, seine erste Ehefrau. Im März zog er nach Aufenthalten in Paris und Athen mit Mutter, Frau und Geschwistern einschließlich Bruder Gerald nach Korfu. Zu dieser Zeit begann auch seine lebenslange Freundschaft mit dem Schriftstellerkollegen Henry Miller. Im gleichen Jahr veröffentlichte er seinen ersten Roman Pied Piper of Lovers.

1941 mussten die Durrells Griechenland (Korfu) wegen der näherrückenden deutschen Armee verlassen. Durrell zog nach Kairo. In der Folge lebte Durrell in Alexandria, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf Rhodos, 1947/48 in Argentinien, 1949 bis 1952 in Belgrad. Er arbeitete in verschiedenen Positionen, meist als Presseattaché, für die britische Regierung.

Im Jahr 1952 zog Durrell nach Zypern, wo er zunächst Englischunterricht erteilte und später wiederum für die britische Regierung in Nikosia arbeitete. Seine Erlebnisse aus der Zeit der gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen türkischen und griechischen Zyprioten verarbeitete er in dem Buch Bittere Lemonen (veröffentlicht 1957).

Noch während der Zeit auf Zypern begann Durrell mit der Arbeit am Alexandria-Quartett, das zwischen 1957 und 1960 veröffentlicht wurde. Diese vier Bücher brachten Durrell internationale Anerkennung ein.

Als Durrell Zypern 1956 verlassen musste, siedelte er sich in Südfrankreich an, wo er den Rest seines Lebens verbringen sollte. Durrell war viermal verheiratet und hatte zwei Töchter.

 

Beim Studiem seiner Reisebücher folgte ich gewissermaßen seinen Spuren. In seinem Buch über RHODOS stellte ich nach unserer Rückkehr fest, dass er in der Nähe des Türkischen Friedhofes in Rhodos-Stadt kurz nach dem Kriege gewohnt hat. Sein Argentinien-Aufenthalt in Cordoba lag lange vor meiner Zeit (1972) als ich über ein halbes Jahr in La  Plata (südlich von Buenos Aires) in Argentinien lebte und arbeitete. Obwohl seine Obsession für die griechischen Inseln 1935 mit seiner Übersiedelung nach KORFU begann, fand unser Interesse für die Grüne Insel KORFU erst 80 Jahre später seine Erfüllung (2016).

 

Nach den Inseln Korfu, Rhodos kam Lawrence Durrell 1952 nach Zypern, wo er als Lehrer und später als Pressesprecher der englischen Insel-Regierung wirkte. Er erlebte die Unabhängigkeits-bestrebungen der Griechen  hautnah mit. 1956 mußte Lawrence Durrell wegen der immer größeren Spannungen Zypern verlassen. Seine damaligen Erfahrungen und Erlebnisse auf Zypern hat er sehr eindringlich in seinem Buch "Bittere Limonen" geschildert. Interessant ist die Vorgeschichte:

 

Die osmanische Herrschaft dauerte von 1571 bis 1878 (de jure bis 1914). 1878 verpachtete das Osmanische Reich die Insel an Großbritannien, das diesem im Gegenzug Unterstützung gegen einen Vorstoß der Russen im Russisch-Osmanischen Krieg (1877–1878) zusagte. Mit dem Eintritt des Osmanischen Reiches in den Ersten Weltkrieg (1914) auf Seiten der Mittelmächte wurde die Insel von den Briten annektiert. Sie gehörte bis zum Inkrafttreten des Vertrags von Lausanne im Jahre 1923 formal noch zur Türkei, die sie in besagtem Vertrag rückwirkend als seit 1914 durch Großbritannien annektiert anerkannte. 1925 wurde Zypern Kronkolonie. Die Bestrebungen der griechischen Zyprer zur Vereinigung Zyperns mit Griechenland führten 1931 zu einem Aufstand.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es wiederholt zu Unruhen. Ab 1950 übernahm Makarios III. in seiner Doppelrolle als Erzbischof von Zypern und Ethnarch (Volksfürst) eine führende Rolle im politischen Kampf der griechischen Zyprer. 1955 begann die EOKA (eine griechisch-zypriotische Untergrundarmee) mit Terrorakten und Anschlägen den Kampf gegen die britische Kolonialmacht. Am 16. August 1960 wurde Zypern aufgrund des Zürcher und Londoner Abkommens zwischen Großbritannien, Griechenland und der Türkei unabhängig.

 

Die „Souveränen britischen Basen“ Akrotiri und Dekelia sind Exklaven, die völkerrechtlich als Britische Überseegebiete zu Großbritannien gehören. Für das Vereinigte Königreich war die Möglichkeit einer dauerhaften Nutzung der strategisch wichtigen Insel eine Bedingung für die Entlassung Zyperns in die Unabhängigkeit im Jahre 1960. Außerdem unterhalten die Briten auf der höchsten Erhebung der Insel, dem Mount Olympos, eine leistungsfähige Radar-Anlage und nahe der Exklave Dekelia die Ayios Nikolaos Station, die beide der Funküberwachung im Nahen Osten dienen und auch von der US-amerikanischen National Security Agency (NSA) mitgenutzt werden. Auf der Insel herrscht, wie auf Malta, Linksverkehr, ein Relikt aus der britischen Kolonialzeit, die von 1878 bis 1960 dauerte.

 

Nach Unruhen und Spannungen zwischen den Volksgruppen (Griechen und Türken) in der Republik Zypern wurde im Jahr 1964 eine Friedenstruppe der Vereinten Nationen stationiert (United Nations Peacekeeping Force in Cyprus, UNFICYP), um eine Eskalation des Zypernkonflikts zu verhindern. Dies gelang jedoch nicht. In einem von der griechischen Junta unterstützten Putsch der Nationalgarde wurde 1974 Präsident Makarios gestürzt. Die nationalistisch orientierten Putschisten strebten die Angliederung an Griechenland an (Enosis). Als Folge von Pogromen und ethnischen Säuberungen und unter Berufung auf ihre Rolle als Garantie- und Schutzmacht der türkischen Inselbewohner intervenierte die Türkei und besetzte den Norden Zyperns. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bekräftigte in seiner Resolution 353 die territoriale Integrität und Unteilbarkeit der Republik Zypern und verlangte den sofortigen Abzug der türkischen Truppen.

 

Am 16. August 1974 wurde ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen. Die Friedenstruppe der Vereinten Nationen überwacht seitdem die Einhaltung des Waffenstillstandes, unter anderem durch regelmäßige Patrouillen an der Green Line genannten Demarkationslinie. 1983 wurde im türkisch besetzten Nordteil der Insel die Türkische Republik Nordzypern proklamiert. Der UN-Sicherheitsrat erklärte die Proklamation in seiner Resolution 541 für völkerrechtswidrig. Die Türkei ist der einzige Staat, der die Türkische Republik Nordzypern anerkennt. Der südliche Teil der Insel umfasst ca. 5384 km², der nördliche ca. 3355 km², dazu kommen britische Militärbasen Akrotiri und Dekelia mit ca. 255 km² Fläche und die Pufferzone mit ca. 4 %.

 

2003 wurde die Grenze zwischen den beiden Landesteilen erstmals wieder durchlässig, als die Öffnung der Grenzübergänge für beide Volksgruppen für Besuche im jeweils anderen Teil der Insel zum 23. April 2003 erfolgte. 2004 scheiterte jedoch der Annan-Plan zur Wiedervereinigung in einer Volksabstimmung an der Ablehnung im griechischen Teil Zyperns. Der Annan-Plan hatte für den griechischsprachigen Südteil Zyperns den Namen Griechisch-zyprischer Staat vorgesehen. Hätte der Plan auch im Südteil Akzeptanz gefunden, würde Zypern heute offiziell Vereinigte Republik Zypern heißen. Das türkischsprachige Pendant im Nordteil, auf dem heute die Türkische Republik Nordzypern errichtet ist, hätte den Namen Türkisch-zyprischer Staat erhalten. Die Türkische Republik Nordzypern hätte sich aufgelöst.

 

Die Republik Zypern ist seit dem 1. Mai 2004 Mitgliedstaat der Europäischen Union (EU), und zwar mit ihrem völkerrechtlich anerkannten Territorium. De jure bedeutet das, dass auch der türkische Norden der Insel Unionsgebiet darstellt, auf dem die Republik Zypern ihr Recht jedoch nicht ausüben kann. Der Annan-Plan für die Neuordnung der politischen Situation auf der Insel stieß in seiner letzten Fassung bei den griechischen Zyprern in einem Referendum auf Ablehnung.

 

                          Lazarus-Kirche in Larnaka

 

In dieses immer noch schwierige Verhältnis zwischen Griechen und Türken auf der Insel Zypern sind wir während unserer Inselrundfahrt (mit dem Bus) am 14. Oktober 2017 hineingeraten. Wir besuchten zuerst die  Lazarus-Kirche in Larnaka (B).Die Lazarus-Kirche (auch Agios-Lazaros) wurde im späten 9. Jahrhundert errichtet. Sie liegt in der Nähe des Hafens und ist eine griechisch-orthodoxe Kirche der autonomen Kirche von Zypern, die dem Hl. Lazarus von Bethanien geweiht ist, der hier 30 Jahre als Bischof wirkte. Es ist dies eine von wenigen Mehrkuppelkirchen byzantinischen Stils in Zypern.

 

                            Grenzübergang in Nikosia

 

Die folgende Station der Inselrundfahrt war die Hauptstadt Nikosia (C). Der griechische Reiseleiter führte uns in die Altstadt. Dort überließ er uns unserer weiteren Initiative, in dem wir diesen Stadt teil auf eigenen Wunsch erobern konnten. Vereinbart wurde nur der Zeitpunkt, wann wir uns wieder beim Reisebus einfinden sollten. Er warnte uns aber eindringlich davor, dem  türkischen Teil einen Besuch abzustatten, denn es konnte ohne weiteres passieren, dass wir der Rückkehr in den griechischen Teil festgehalten werden würden. Und der Bus würde nicht warten...! 

 

                          Ältere Zeitungsleser in Nikosia

 

Obwohl wir unsere Reisepässe dabei hatten, erinnerten wir uns an die schlimmen Verhaftungen von Ausländern in der Türkei und zogen es vor kein Risiko einzugehen und nur den Grenzübergang zu fotographieren. Es fanden sich auch so interessante Fotomotive - wie die beiden griechischen Senioren, die genüßlich ihre Tageszeitung lasen und dabei ihre Tasse Kaffee tranken.

 

                          Asinou-Kapelle bei Nikitari

 

Ein weiteren Eindruck von der unsäglichen Trennungslinie zwischen dem griechischen und türkischen Teil der Insel bekamen wir auf der Fahrt in das Troodosgebirge, wo wir die Asinou-Kapelle besichtigen wollten. Wir fuhren über einen längeren Abschnitt entlang der Demarkationslinie ("Green Line") ohne sie zusehen, da sie hinter Hügeln versteckt war. Dies war sehr deprimierend und erinnerte mich an die DDR, die ich 1964 (kurz nach dem Bau der Mauer) bereist habe. 

 

Die Asinou-Kapelle (E) war äußerst interessant. Sie war reichlich mit Malereien und Ikonen ausgestattet. Die Kapelle wurde im Jahr 1099 mithilfe der Spenden des Magistro Nikephoros Ischyrios (der Titel des Magistro entsprach in byzantinischer Zeit dem eines hohen Beamten oder Richters) als Klosterkirche erbaut. Aus dem Magistro wurde später der Mönch Nikolaos. Das Kloster wurde bis Ende des 18. Jahrhunderts betrieben und dann verlassen.

 

Die Kirche besteht aus zwei Teilen: dem überwölbten Hauptschiff und der inneren Kirchenvorhalle (dem sog. Narthex), die erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts hinzugefügt wurde. Ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert stammt das steil geneigte, mit Flachziegeln gedeckte Holzdach, das der Kirche Schutz vor der Witterung bot. Von den übrigen Klostergebäuden ist heute leider nichts mehr zu sehen.

 

Die Wandmalereien im Inneren der Kirche stammen aus der Zeit zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert und spiegeln die Kunst Konstantinopels wieder, dem vermutlichen Geburtsort des Künstlers. Diese durften war aber nicht fotographieren, so dass wir uns mit der Fassade als Motiv begnügen mußten. 

 

                             Restaurant Forviotissa

 

Unser Mittagessen nahmen wir im Restaurant Forviotissa ein. Es lag ganz in der Nähe der Asinou-Kapelle, sodaß wir zu Fuß zum idyllisch gelegenen Restaurant gingen.  Am Eingang fielen mir die zahlreichen Schmetterlinge auf, die ich später fotographiert habe. Im Rahmen der Inselrundfahrt war das Essen (genannt Mezze und Wein als Getränk) im Preis enthalten. Als Mezze bezeichnet man kleine Gerichte, die zu verschiedenen Anlässen verzehrt werden. Sie waren hier als Zwischenmahlzeit gedacht und haben sehr gut geschmeckt. Die Anlage, in der sich das Restaurant befand, war sehr eindrucksvoll und ist auf Bustouristen eingestellt.

 

                    Schmetterlinge beim Restaurant Forviotissa

 

Nach diesem ausgiebigen und entspannten Mittagessen in einer ruhigen Atmosphäre setzten wir unsere Busfahrt durch das kurvenreiche Troodosgebirge fort. Wir wollten das Weindorf  Odomos (F) mit seinem berühmten Kloster Timios Stavros besuchen. Unterwegs erzählte uns der Reiseleiter von dem verlassenen Bergdorf, dem die jungen Leute anhanden gekommen sind. Unser Eindruck war dann ein ganz anderer, denn in dem einsamen Dorf wimmelte es nur so von Touristen und interessanten Geschäften. An tollen Fotomotiven mangelte es ganz sicher nicht.

 

 

                              Blick auf Omodos

 

Der ganze Stolz des Örtchens ist das einst um 327 n. Chr. gegründete Timios-Stavrós-Kloster (Kloster des heiligen Kreuzes) im Zentrum des Dorfes. Helena, die Mutter Konstantins des Großen, soll einst auf dem Rückweg aus dem Heiligen Land diesen Ort für den Klosterbau bestimmt haben, indem sie einige Holzsplitter des Kreuzes Christi, dass sie in Jerusalem gesucht und gefunden hatte, in Ómodos zurückließ. Zusammen mit Teilen des Hanfseils, mit dem Jesus einst gefesselt war, werden diese Splitter in zwei vergoldeten Silberkreuzen verwahrt. 

 

 

                             Kloster Timios Stavros

 

 

Mit diesen christlichen Reliquien zu denen sich außerdem noch der Schädel des Apostels Philippus zählen kann, hat das Kloster von Ómodos das Zeug zum echten Wallfahrtsort. Doch wird es heute von keinem Mönch mehr bewohnt, vielmehr hat man die Schätze innerhalb des Klosters in kleinen Museen und Ausstellungsräumen organisiert. Im ehemaligen Kapitelsaal im ersten Stock des Klosters, der von einer fein geschnitzten alten Holzdecke überragt wird, werden mittelalterliche Ikonentafeln präsentiert.

 

 

 

                                      Ikonengemälde

 

Im Erdgeschoss widmen sich die Ausstellungsräume Geschehnissen der neueren Geschichte Zyperns, im speziellen an die im Untergrund gegen die Briten kämpfende EOKA-Bewegung zwischen 1955 und 1959. Fotos und persönliche Gegenstände erinnern an die Kämpfer, die damals gegen die Briten umkamen.

 

Nach diesen spannenden Ausflügen zu interessanten Kirchen und Klöstern und zum Grenzübergang in der Hauptstadt Nikosia fuhren wir am späten Nachmittag über Limassol (G) und Larnaka (H) in unser Hotel (I) zurück. Die Inselrundfahrt war bei herrlichem, aber nicht zu heißem  Wetter  relativ anstrengend. Dafür wurde uns auch sehr viel geboten und wir legten über 400 km zurück.

 

Unser Interesse für die Klöster (und Kirchen) auf der Insel Zypern konnten wir auch mit den Linienbussen 101 und 102 befriedigen, deren Haltestellen auf gegenüberliegenden Seiten lagen. Am Montag, den 16. Oktober 2017, fuhren wir mit der Linie 101 von Protaras ins Zentrum von Ayia Napa, um das berühmte Kloster zu besichtigen. Das Kloster Ayia Napa  lag etwas oberhalb am Berg.

 

 

                                     Kloster Ayia Napa

 

 Daneben befindet sich die jüngere Kirche der Heiligen Jungfrau, von deren Wandmalereien wir begeistert waren. An der Stelle des Klosters befand sich eine Felsenhöhle, die um 1100 ausgebaut wurde. Mit der Ankunft der Kreuzritter auf der Insel Zypern (1191) wurde ein Herrensitz neben der Höhlenkirche gegründet. Die Venezianer wandelten ab 1489 den Komplex in ein Kloster um.

 

 

 

 

 

 

 

 Wir bummelten anschließend noch durch das Stadtzentrum und entdeckten dabei Figuren, die als  "Originale von Ayia Napa" bezeichnet werden. Daneben fanden wir Denkmäler, die an den Befreiungskampf (1955 bis 1959) und an die türkische Besetzung erinnerten. Dies sollte nicht das letzte Mal sein, dass wir mit den Befreiungskämpfen konfrontiert wurden.

 

                               "The Originals of Ayia Napa"

 

Am 18. Oktober 2017 fuhren wir mit der Buslinie 101 in die entgegengesetzte Richtung nach Paralimni bis zur Endstation. Schräg gebenüber befand sich die St. Georgskirche, die wir zuerst besuchten. Dann betraten wir die kleine byzantinische St. Anna-Kirche. Die ältere St. Georg-Kirche lag zwischen diesen beiden. Sehr interessant waren die bunten Glasfenster in dem Verwaltungsgebäude der Diözöse CONSTANTINOS. (Bilder "Drei Kirchen")

 

 

 Bunte Glasfenster im Verwaltungsgebäude der Diözöse

 

 Wie in Ayia Napa wurden wir auch hier auf einen Helden des Befreiungskampfes (1955 bis 1959) verwiesen: Major General Tasos Markou. Er wurde am 18. September 1938 in Paralimni geboren und kämpfte 1974 auch gegen die Türken. Seit dieser Zeit gilt er als vermisst. 

 

 

 

                            Major General Tasos Markou

 

 

                  Biographie des Freiheitshelden Tasos Markou

 

Der ideale Ausgangspunkt fur unsere Unternehmungen auf der Insel Zypern war uns Crystal Springs Beach Hotel  in Protaras, das am östlichen Ende in der Provinz Famagusta liegt. Dies ist ein ideales Feriendomiziel für die genussvolle Entspannung und Rekreation bei selbstbestimmter sportlicher Betätigung. Das Essen war vorzüglich und stellte den Höhepunkt des jeweiligen erholsamen Ferientages dar. 

 

 

                                 Unsere Badebucht

 

Wir waren begeistert. Besonders eindruckvoll war die große Gartenanlage mit wunderschön blühenden Pflanzen. Trotz der verbreiteten Trockenheit war der Rasen grün und die Natur gedieh üppig. Wenn man am frühen Morgen unterwegs war, konnte man die Beregnungsanlagen erkennen, die später abgestellt wurden. Lustig war es auch, in Ruhe das Spiel der Sperlinge zu beobachten, die im Garten immer im Gruppen auftraten. 

 

 

 

                          Blüten in der Gartenanlage

 

 Während des gesamten Urlaubes herrschte herrlicher Sonnenschein und unter den schattigen Palmen konnte man es aushalten. An einem Badetag kamen von von der See stürmische Wellen, die ein ausgezeichnetes Fotomotiv darstellten. Unsere Badebucht war relativ geschützt und das Baden in der leichten Brandung machte großen Spaß. 

 

 

                            Wellen vor der Badebucht

 

Eine Wanderung nach Pernera  war ein wenig anstrengend und ich gewann die Überzeugung, dass wir die schönste Badebucht  genießen konnten, die auch nicht besonders überlaufen war, da der Zugang nur durch unser Hotel ging. Alle Eindrücke - und davon gewannen wir zahlreiche während einwöchigen Urlaubes - bestätigten uns, dass wir  auf der Insel Zypern optimal entspannen und die "Seele baumeln lassen kann".

 

Literatur:

GRIECHENLAND - Landschaft und Kultur im Wandel 

GREECE - Landscape and Culture in Change 

 


 

 

 

 

21. MADEIRA - die Blumerninsel mit Schattenseiten

 

 

 

   Der Lidofelsen vor dem LIDO-Bad von Funchal

 

Mehrere Recherchen vor Antritt der Reise nach Madeira wiesen uns auf bekannte Persönlichkeiten hin, die auf dieser portugiesischen Blumeninsel Ferienaufenthalte verbracht oder dort längere Zeit gelebt haben: Die erste lange Reise, die Kaiserin Sisi unternahm, diente ihrer angeschlagenen Gesundheit. Ein Lungenspezialist empfahl ihr einen Kuraufenthalt am Meer. Im Winter 1860 reiste sie auf die Atlantikinsel Madeira, um ihren Husten auszukurieren.

 

Von 29. November 1860 bis zum 28. April 1861 und mehr als zwei Jahrzehnte später noch einmal vom 23.12.1893 bis zum 4. Februar 1894 lebte sie auf Madeira.. Beim ersten Mal residierte Kaiserin Sisi in der Quinta Vigia, an deren Stelle heute das Casino-Park Hotel steht und in dessen Nähe eine lebensgroße Sisi-Statue an die legendäre Kaiserin erinnert. Zu einem ihrer Lieblingsorte wurde allerdings die Insel Korfu, auf der sie sich einen Palast, das sogenannte Achilleion, bauen ließ.

 

                  Denkmal Kaiserin Sisi auf Madeira

 

Die Habsburger-Kaiserin war nicht die einzige berühmte Angehörige der österreichischen Krone, die zu Madeira eine besondere Verbindung hatte. Im Museum Vicentes finden sich auch Fotos von Kaiser Karl I., der ab 1921 auf Madeira im Exil weilte, nachdem er in Folge des 1. Weltkrieges abgedankt hatte. Kaiser Karl, der 1994 vom Papst selig gesprochen wurde, starb im Jahr 1922 an einer Lungenentzündung in der Quinta do Monte, in die er gezogen war, als er sich das luxuriöse Reid's Palace Hotel nicht mehr leisten konnte. Karls Leichnam wurde in der Kirche ‘Nossa Senhora do Monte’ beigesetzt.

 

Noch ein anderer Madeira-Gast interessierte mich besonders: Winston Churchill. Bereits in Neuseeland (1985 und 1991) wurde ich im War Imperial Museum von Auckland an die grausame  Schlacht auf der türkischen Halbinsel Gallipoli bei den Dardanellen) im 1. Weltkrieg erinnert. Als Erster Lord der Admiralität betrieb Churchill ab 1911 die Modernisierung der Royal Navy, Er musste wegen der ihm zur Last gelegten Niederlage bei Gallipoli 1915 zurücktreten.

 

Während unserer Südafrika-Reise 2015 konnten wir die abenteuerlichen Plätze besichtigen, die Winston Churchill im Zweiten Burenkrieg (1899 bis 1902)  als Kriegsberichterstatter der Morning Post erlebte. Sehr detailliert sind seine Erlebnisse während des Burenkrieges in dem empfehlenswerten Buch Tod am Kap beschrieben.

 

               Gartenalage des Reid's Palace Hotels

 

Das Reid's Palace Hotel (in dem sich zeitweise - 1921 - der letzte  Habsburger Kaiser, Karl I  aufhielt) sendete eine Einladung an Winston Churchill im Sommer 1949, um seine Neueröffnung nach dem 2. Weltkrieg gebührend zu feiern. Winston Churchill erreichte die Insel am 1. Januar 1950 an Bord des Schiffes Durban Castle. Er wurde begleitet von seiner Frau, seiner ältesten Tochter, zwei Sekretärinnen, einem persönlichen Diener, einem Leibwächter und noch vom Oberst Frederick Deakin, der ihm beim Schreiben seiner Memoiren unterstützte.

 

Am 8. Januar 1950 fuhr er in einem Rolls Royce der Familie Leacock nach Câmara de Lobos, sieben Kilometer westlich von Funchal. An einem zurückgezogenen Ort, am Eingang der Kleinstadt, baute er seine Staffellei und seine Leinwand auf, setzte sich und malte die Bucht und die Insel. Der Fotograf Raul Perestrelo hielt diesen Augenblick für die Ewigkeit fest und heutzutage wird dieser Ort als Aussichtspunkt Winston Churchill bezeichnet.

 

Da ich wußte, dass Winston Churchill auf Madeira 1950 zwölf schöne Urlaubstage im Reid's Palace Hotel übernachtet hatte, wollte ich diesen Platz kennenlernen, was mir aber nur heimlich gelang. Deshalb ist auch verständlich, dass ich mich auf den Fluren des menschenleeren Hotels verirrt habe. Aber meine Aktion hat sich gelohnt.

 

Um zu begreifen, was sich auf der berühmten Blumeninsel in den Jahren seit Kaiserin Sisi und Winston Chruchill verändert hat, ist natürlich eine Woche in der Hauptferienzeit ausreichend. Auffallend ist der unbeschreibliche Verkehr (Autos und Busse) rund um die Haupstadt Funchal. Lärm und Gestank sind die Konsequenzen und von einem Luftkurort zur Heilung der Bronchitis (wie es Kaiserin Sisi  wünschte) kann heutzutage nicht mehr die Rede sein. 

 

Der schlimme Verkehrslärm verfolgte uns bis in unser Hotel Baia Azul. Gottseidank war unser Zimmer 1111 im 11. Stock auf der Seeseite. Wir hörten von Gästen, die auf der Strassenseite ihr Zimmer hatten und deshalb wegen des Lärms die Fenster nicht öffnen konnten. 

 

 

                 Liegen am flachen Swimmingpool

 

Von der vielgelobten Blumeninsel war in der sehr begrenzten Gartenanlage des Hotels mit dem flachen Swimmingpool nicht allzuviel zu sehen. Wir fühlten uns wie "Massenvieh" behandelt, die um ihren Liegestuhl jeden Morgen kämpfen mussten. Leider gab es wegen der Felsenküste auch keinen direkten Zugang zum Meer (man konnte es leider nur sehen und davon träumen, wie schön es wäre, darin zu schwimmen). Eine Ausnahme machte der Club Natal für den allerdings eine Clubgebühr von 43.- Euro p. P. fällig gewesen wäre.

 

 

                       Die Bademöglichkeiten des Club Natal

 

 

Ein wahres Blumenparadies entdeckte ich im Garten des Reid's Palace Hotels. Dort konnte man sich wirklich entspannen und die "Seele baumeln lassen". Vielleicht hat Winston Chrurchill die Gelegenheit auch genutzt, diese Stiimmung auf seinen Gemälden festzuhalten?

 

Die Summe all dieser negativen Eindrücke (auch das morgendliche Frühstück und das langweilige Abendessen zählen dazu) veranlassten uns, dem Hotel Baia Azul nur 3 Sterne zu vergeben und mit dem Prädikat "nicht empfehlenswert" zu versehen. Ich muss allerdings zugeben: Letzteres ist mir etwas schwergefallen. Vielleicht war ich durch die zahlreichen 6-Sterne-Bewertungen irritiert, denn wir haben auf unseren zahlreichen Reisen (mit über 69 Hotelbewertungen) schon sehr viel reizvollere Hotels, wie z.B. das Crystal Springs Zypern erlebt.

 

Als bemerkenswert empfanden wir die zahlreichen Busverbindungen, die von der Haltestelle oberhalb des Hotels in verschiedene Richtungen auf der Insel fuhren. Mit der Buslinie 48 gelangten wir für insgesamt 8,- Euro auf den Monte. (550 m Höhe). Da der Bus an zahlreichen Stellen in Funchal stoppte, dauerte die Fahrt über eine Dreiviertelstunde und dabei konnten wir auch die Einheimischen beobachten, für die der Bus manchmal das einzige  Transportmittel auf der bergigen Insel bedeutet.

 

                   Denkmal Karl I. von Österreich

 

Über die Grabstätte des letzten Habsburger Kaisers Karl I.in der Kirche ‘Nossa Senhora do Monte’ habe ich bereits geschrieben. Wir bedauern sehr, dass er seinen Platz nicht neben Kaiser Franz-Josef in der Kaisergruft in seiner Heimat in Wien gefunden hat.  Beim Verlassen der Kirche hatte man einen sehr schönen Ausblick auf den Hafen von Funchal. 

 

Korbholzschlitten und Modell eines bunten Bauernhauses

 

Hier gibt es auch eine besondere Attraktion: die Abfahrt vom Monte mit dem Korbschlitten hinunter zu Madeiras Hauptstadt Funchal. Die ersten Korbschlitten, die „Carros de Cesto“, wurden Mitte des 19. Jahrhunderts als schnelles Transportmittel für die Bewohner Montes eingeführt und waren damit die ersten öffentlichen Verkehrsmittel auf Madeira. Erst die Briten, die die Korbschlitten „Toboggan“ nannten, machten aus der vergnüglichen Fahrt gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine Attraktion für Touristen. Heutzutage gehört eine Fahrt im Korbschlitten zu einer der bekanntesten Aktivitäten auf der Insel und bietet Spaß für die gesamte Familie.

 

Die Korbschlittenfahrten starten unterhalb der Wallfahrtskirche ‚Nossa Senhora do Monte’, dem Wahrzeichen der Stadt. Von hier aus beginnt die etwa 2 Kilometer lange abenteuerliche, aber sehr sichere, Fahrt in den altmodischen Korbschlitten, in denen jeweils zwei Fahrgäste Platz finden. Gesteuert werden die Schlitten traditionell von zwei weiß gekleideten Männern mit Strohhüten, den „Carreiros“. Teilweise werden die 70 kg schweren Korbschlitten geschoben, dann auch mit Hilfe von Seilen gezogen oder es werden eingefettete Lappen unter die Kufen geschoben, um auf den Asphaltstraßen mehr Schwung zu bekommen.

 

 

                 Carreiros auf dem Weg zum Startpunkt

 

Auf den engen, kurvigen und teils auch von Autos befahrenen Straßen kann dabei eine Maximalgeschwindigkeit von 48 km/h erreicht werden. Ein Fuß des „Carreiros“ bleibt stets auf den Kufen, der andere wird zum Lenken, Beschleunigen oder Abbremsen genutzt. Nach etwa 10 Minuten endet die Fahrt in Funchal. Wir haben an einer Abfahrt nicht teilgenommen, da wir mit unserem Bus der Linie 48 zu unserem Hotel zurückwollten. Während der Wartezeit konnten wir immerwieder Gruppen von Carreiros beobachten, die ohne Korbschlitten (diese wurden mit einem LKW transportiert) zum Ausgangspunkt unterwegs waren.

 

Einen ganz anderen, weniger hektischen Eindruck gewann ich (Jutta konnte wegen einer vorübergehenden Erkältung nicht teilnehmen) während der ganztägigen Bustour über den östlichen Teil der Insel Madeira. Wir waren nur 10 Teilnehmer (deshalb mit einem Kleinbus unterwegs). und unser geschickter Busfahrer Marco gleichzeitig unser Reiseleiter. Unser erstes Ziel war Machico, wo noch eine dreiköpfige Familie zustieg.

 

             Stützen der Landebahn des Flughafens Madeira

 

Unterwegs fuhren wir an den Säulen vorbei, mit denen die verlängerte Landebahn des Flughafens von Madeira abgestützt wurde.Der Flughafen wurde 1964 unter dem Namen Aeroporto de Santa Catarina eröffnet und besaß anfänglich eine nur 1600 Meter lange Start- und Landebahn. Seit den frühen 1970er Jahren war ein Ausbau des Flughafens geplant, mit dem aber erst im Jahr 1982 begonnen wurde. Die um 200 Meter verlängerte Start- und Landebahn wurde 1985, ein Jahr vor dem Abschluss der übrigen Baumaßnahmen, in Betrieb genommen.

 

                Landebahn des Flughafens Madeira

 

Früher war der Anflug auf den Flughafen schwierig und gefürchtet, da er sich direkt am Hang der Steilküste befindet und die Bahn mit 1800 Metern (ab 1985) weiterhin relativ kurz war. Am 15. September 2000 wurde die auf 2777 Meter verlängerte neue Start- und Landebahn eröffnet, auf der nun alle Flugzeugtypen landen können. Die Bahnverlängerung wurde über eine Bucht mit einem aufwändigen Stützenbauwerk von 1020 Metern Länge und 180 Metern Breite für 520 Mio. Euro realisiert. Die dabei verbauten 3 Meter dicken Betonpfeiler sind bis zu 120 Meter lang, davon bis zu 59 Meter oberirdisch, der Rest ist unterirdisch oder im Meeresgrund verankert.

 

                TUI-Flugzeug beim Landeanflug

 

Aufgrund der unmittelbaren Lage an einem Steilküstenhang und dadurch auftretender möglicher Windscherung durch Fallwinde zählt der Flughafen nach wie vor zu den schwierig anzufliegenden Flughäfen, zumal ein Instrumentenlandesystem fehlt und beim Anflug aus Südwest geländebedingt in der Endphase eine enge Rechtskurve geflogen werden muss. Deshalb dürfen Landungen nur von Flugkapitänen nach Spezialeinweisung durchgeführt werden. Genau diese Form von Anflug haben wir erlebt. Ich hatte das Gefühl, der rechte Flügel würde in die See eintauchen. Auf der gesamten Rundreise über den östlichen Teil der Insel hatten wir Gelegenheit, zahlreiche Flugzeuge beim Anflug zu fotografieren (Planespotting).

 

                    Der Sandstrand von Machico

 

Die erste Station unserer Rundreise über den östlichen Teil von Madeira war Machico, nachdem wir bei Santa Cruz unter der Landepiste des Flughafens von Madeira hindurchgefahren waren.. Als besondere Attraktion gibt es dort einen Sandstrand. Der Sand wurde von Marokko angeliefert. Wir hielten in der Nähe des Hafens und hatten Gelegenheit für schöne Fotomotive. Von Machico ging die Fahrt weiter zum Pico do Facho.(516 m Höhe). Vom Pico do Facho  hat man einen ausgezeichnerten Blick auf den Flughafen Madeira und die landenden und startenden Flugzeuge.Von dort genossen wir auch den herrlichen Ausblick auf Machico. Wir erreichren den Berg über den Badeort Machico und fuhren nach dort wieder im Rahmen unser Inseltour (Ost-Teil) zurück.

 

 

                            Der Sandstrand von Machico

 

  

     Der bunte Fischereihafen von Canical mit seinem spannenden Treiben war als nächste Station unserer Rundreise von großem Interesse. Auch hier flogen die Verkehrsmaschinen in relativ geringer Höhe zur Landung auf dem Flughafen Madeira vorbei. Neben dem Fischereihafen liegt der Containerhafen von Madeira.

 

      Dort kommen die Güter von Lissabon per Schiff an und werden über die gesamte Insel verteilt. Canical war bis 1981 das Zentrum des Walfangs auf Madeira. Von dieser Zeit berichtet das interessante Walfang-Museum. 

 

                     Benjamin Moreno

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

              Der Vater von Benjamin Moreno als Walfänger

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                         Die Fischer von Canical beim Walfischfang

 

   In einer kleinen Holzhütte am Strand entdeckte ich zahlreiche Aufnahmen aus der Zeit des Walfanges und kam dort mit Benjamin Moreno ins Gespräch, dessen Vater noch zu den Walfängern gehörte. Die Verbindung zu den Walfischen rieß nie ab. 1956 kam der amerikanische Regisseur John Houston nach Canical, um einige Szenen seines Films "Moby Dick" mit Gregory Peck in der Hauptrolle zu drehen.

 

 

 

 

 

 

                             Fischkutter im Hafen von Canical

 

      Aber auch heute noch finden sich zahlreiche Hinweise auf die Fischereitätigkeit im Hafen von Canical. Es sind die großen, bunten Boote, die für den Thunfischfang geeignet sind.. Dem sehr viel schwierigen und gefährlichen Fang der Walfische mit sehr kleinen Booten ist das Marmor-Denkmal im Zentrum gewidmet.

 

 

 

 

 

                                 Denkmal der tapferen Fischer 

                                                              

    Ponta de Sao Lourenco ist der östlichste Teil der Insel Madeira. Von dort kann man den nördlichen, östlichen und südlichen Teil der Insel sehen. Bei kleinem Wetter erkennt man auch die Insel Porto Santo, auf der Columbus vor seiner Entdeckung Amerikas (1492) zeitweise gelebt hat. Bemerkenswert war der Blumenstand mit den wunderschönen, einheimischen Blüten. Auf unserem Parkplatz befand sich auch ein Grillplatz aus Lavagestein.   Die Landschaft ist sehr karg und zeugt von dem vulkanischen Ursprung, auf die auch die fehlende Vegetation hinweist.

 

 

 

 

 

 

                      Die Felsenküste bei Ponta de Sao Lourenco                                          

 

    Der  weitere Weg über den östlichen Tei der Insel Madeira führte durch eine sehr gebirgige Landschaft über Faial nach Santana. Interessant war der Blick von oben auf Faial, das in einem Kessel liegt.

 

     Als besondere Attraktion der Insel Madeira gelten die bunten Bauernhäuser mit den Strohdächern, die insbesondere in Santana zu finden sind.

 

                         Buntes Bauernhaus von Santana

 

     Die armen Bauern konnten ihre kleinen Häuser nur mit dem Material bauen, das sie auf der Insel vorfanden: Stroh, Steine und Holz. Sehr geschickt gestalteten sie ihre bunten Wohnungen. Heutzutage sind ihre Hauser nur noch vereinzelt unter den normalen Bauten zu erkennen.

 

Dabei hilft zur Orientierung das typische Strohdach.

 

                                  Forellenzucht Ribeiro Frio

 

    Auf dem Weg von Santana zu dem Pico Arieiro (1818 m Höhe) kamen wir an an der Forellenzucht von Ribeira Frio (800 m Höhe) vorbei. Diese beliefert auch das benachbarte Restaurant Ribeiro Frio. Der Pico de Arieiro (1818 m) ist der dritthöchste Berg auf der Insel  Madeira. Man kann ihn bis zur Bergspitze mit dem Auto befahren. Für die Aussicht ist die Wolkensituation entscheidend. Wir hatten Glück: Die Wolkenfront löste sich auf und wir genossen die ausgezeichnete Sicht (auch in das Tal der Nonnen - Curral das Fretas).

 

 

 

 

 

                             Radarkuppel auf dem Pico de Arieiro

 

     Wir besuchten  am Nachmittag das eindrucksvolle Monument Terreiro da Luta, das in 800 Höhe oberhalb vom  Monte bei Funchal liegt.  Das Denkmal war leider in Nebel gehüllt, als wir auf der letzten Station unserer Rundreise über den östlichen Teil von Madeira dort ankamen. Das Monument wurde 1927 zu Ehren der Jungfrau des Friedens mit Spenden der Bevölkerung errichtet. Es geht auf ein Ereignis im Jahr 1917 zurück, als deutsche U-Boote Funchal beschossen. Die Gebete der Einheimischen sollen dafür gesorgt haben, dass das feindliche Feuer eingestellt wurde. 

 

 

 

 

 

 

    Gegen !7 Uhr kamen wir von der spannenden und eindruckvollen Rundreise über den östlichen Teil der Insel Madeira wieder zurück. Bedauerlicherweise konnte Jutta wegen einer Erkältung, die sie aber fast auskuriert hatte, nicht teilnehmen. Meine zahlreichen Aufnahmen,die ich ihr mit meiner Kamera zeigte, waren deshalb nur eine Notlösung für sie, .

 

 

 

 

 

 

                  Der Lidofesen vor der Küste von Funchal 

 

    Leider gibt es bei Funchal keinen Strand, der in der Nähe unseres Hotels lag. Der LIDO Bade-Komplex ist auf der typischen Felsenküste gebaut und das schöne Bad wurde 2017 eröffnet. Künstlichen Sandstrand habe ich in Machico erlebt. Der aufgeschüttete Sand kam von Marokko.

 

    Mit dem kostenlosen Shuttle-Bus fuhr ich am vorletzten Tag (27.6.18) unseres Aufenthaltes in die Nähe des Hafens und wanderte von dort zur Altstadt. Beim Rathaus besuchte ich die Kirche des Jesuitenkollegs und war dort von der künstlerischen Gestaltung des Kirchenraumes begeistert.

 

 

 

      Bei der Statue von Joao Goncalves Zarco (dem Entdecker Madeiras) bewunderte ich eine kleine Tanzgruppe

 

 

                 Folkloregruppe im Jardin Municipal von Funchal

 

      Dann ging es weiter über die Avenida Arriaga zum Theater.. Beim Praca do Infante mit der Weltkugel entdeckte ich das Denkmal von Heinrich dem Seefahrer. Zum Abschluss besuchte ich den Santa Catarina Park.

 

 

Auf meinem Spaziergang durch die Altstadt kam ich auch am Jardin Municipal vorbei. 

 

 

                                         Simon Bolivar

 

 

     Ich begegnete dem Denkmal von Simon Bolivar, dem Befreier (zusammen mit General San Martin) Südamerikas und der auf Madeira geboren ist.

 

     Beide erlebte ich hautnah während meiner Zeit in Südamerika (1972 bis 1976). Zufällig versammelte sich auf der Freilichtbühne eine bunte Truppe zu einer Entwicklungsveranstaltung der Stadt Funchal.

 

                      Der "Mercado de Labradores" von Funchal

 

   Ich liebe Markthallen, wie z.b den Mercado Central in Cadiz oder den Han Market in Da Nang: Deshalb war ich in diesem Markt "Mercoado de Labradores" (im Zentrum von Funchal) über die Vielzahl der verschiedenen Früchte (die ich alle probieren durfte) überrascht und freute mich über die charakteristischen Blumen, die ich bereits bei meinen Ausflügen kennengelernt habe.

 

 

   Interessant war die Begegnung mit den schwarzen Degenfischen, die in großer Tiefe gefangen werden. Und so konnte ich noch einmal bemerkenswerte Informationen für meinen MADEIRA-Bericht sammeln.

 

 

Nachtrag:

Aufgrund der Probleme, die wir mit dem Hotel "Baia Azul" in Funchal hatten, schrieb ich am 15. August 2018 eine e-mail an den Geschäftsführer des Reiseveranstalters SCHAUINSLAND Reisen:

 

Sehr geehrter Herr Kassner,

bisher sind wir gerne mit Schauinsland gereist ( wie z.B. letztes Jahr nach Zypern ).

Deshalb hat uns unser diesjähriger Madeira-Urlaub

 

 

 

 

 

MADEIRA - die Blumeninsel mit Schattenseiten

"Ein Blog über Reisen rund um die Welt"

 

 

so enttäuscht!

Im Nachhinein sind wir sehr verwundert, wieviele unkritische Bewertungen (6 Sterne!) unser Hotel Baia Azul bei holidaycheck von Urlaubern (ohne Profilfoto und Bildern vom Hotel) bekommen hat, die bisher nur eine Hotelbwertung abgegeben haben (bei uns sind es bereits 69). Hier schaut etwas nicht zu stimmen (siehe unsere Gesamtbewertung: Nicht empfehlenswert!).

 

Herzliche Grüsse

 

Jutta Hartmann-Metzger und Klaus Metzger 

Nach einer Woche kam folgendes Antwortschreiben:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

   Unsere Beschwerden wurden also mit einem Gutschein über 30,- Euro abgehandelt (den wir aller Voraussicht nach nicht einlösen werden). Dabei ging es uns garnicht um eine Entschädigung.

 

   

 

    In einem derartigen Fälle hatten wir in Zusammenarbeit mit FAIRPLANE einen Betrag in einer ganz anderen Größenordnung ausgehandelt, der an uns auch ausgezahlt wurde.

 

    Ich wundere mich immer noch über die Position unseres Reisevermittlers HolidayCheck, für den wir seit über12 Jahren Hotelbewertungen schreiben. Diese haben offensichtlich ein großes Interesse, unkritische Bewertungen mit 6 Sternen - ohne Profil- und Hotelfotos - zu veröffentlichen. Auffallend sind auch die zahlreichen Erstbeiträge (wir können 69 Bewertungen nachweisen).

 

     Durch die Probleme an den Flughäfen und mit den Billigfliegern haben wir die Lust an Pauschalreisen verloren - zumal diese Reisen - trotz Billigflieger - immer teurer werden. Wir kalkulieren bereits mit 300,- Euro pro Tag. Das können wir preiswerter, entspannter und abwechslungsreicher mit unserem eigenen PKW in Deutschland und den angrenzenden Ländern haben. 

 

    Gewissermaßen als Bilanz der vielen Reisen, die ich in den vergangenen 40 Jahren - teilweise mit meiner Frau Jutta Hartmann-Metzger - unternommen habe, stelle ich z.Zt. ein Buch mit dem Titel "Schöne INSEL-Erlebisse" zusammen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

    Es sind über 20 Inseln, die zu wunderschönen Abenteuern einluden. Leider ist die letzte, besuchte Insel MADEIRA ein Negativbeispiel. Kürzlich las ich ein Buch mit dem Titel "Die GUSTLOFF-Katastrophe" von Heinz Schön (einem Überlebenden). Mein Sohn Jochen hat es mir geschenkt, denn er wußte. dass meine Mutter mit mir auf der Flucht vor den Russen von Danzig aus mit der GUSTLOFF in den Westen flüchten wollten. Gottseidank bekamen wir keinen Platz und das kleine Begleitschiff TANGA war später unsere Rettung. Was ich aber sagen wollte: Die erste Auslandsreise des damaligen Kreuzfahrtsschiffes GUSTLOFF ging 1938 nach MADEIRA. Von diesem Zauber versucht MADEIRA immer noch zu leben! Wir hatten den Zauber leider nicht gefunden und wurden enttäuscht.

 

 

 

 

22. LA PALMA - die kleine Vulkaninsel im Atlantik

 

 

                            Blick auf Santa Cruz de la Palma

 

Schon bei der Ankunft am Flughafen von La Palma erkannten wir, dass wir es diesmal mit sehr viel ruhigeren Verhältnissen zu tun haben werden als im Jahr zuvor auf  MADEIRA. Wir waren nur vier Personen, die mit dem Taxi zum Hotel Hacienda San Jorge gebracht wurden und die Fahrt dauerte ca. 10 Minuten. Die Abfertigung an der Rezeption gestaltete sich völlig unproblematisch - in deutscher Sprache. So entsprach die Woche vom 2. bis 9. April 2019 genau unseren Vorstellungen.

 

 

 

                                  Unser Balkon

Unser Zimmer 211 lag im zweiten Stock und vom Balkon aus hatte man einen herrlichen Ausblick auf den wunderschönen Garten. Wir waren von dem Arrangement Schlafzimmer, Wohnzimmer mit dem Sofa und dem Fernseher so begeistert, dass Jutta am 2. Tag ein kleines Video von den Räumlichkeiten drehte.

 

 

                              Blütenpracht in der Hacienda

Einen sehr schönen Eindruck von der bezaubernden Gartenanlage bekamen wir im Rahmen der deutschsprachigen Führung,, die von der erfahrenen Direktions-Assistentin, Frau Jutta Deck, durchgeführt wurde und über 2 Stunden dauerte. Die Blumen- und Blütenvielfalt in diesem kleinen Paradies ist unglaublich.

 

 

 

                             Der Swimmingpool mit Meerwasser

Im Garten hielten wir uns sehr gerne auf - bei einer angenehmen Temperatur von 20 grd. C (Anfang April). Mit dem Schwimmen im eleganten Pool (mit Meerwasser) standen wir etwas auf Kriegsfuss, denn das Wasser fühlte sich kälter als 20 Grad an (wie man uns versicherte). Aber nach ein einer kurzen Eingewöhnungszeit konnte ich mich mit der Schwimmbrille sehr angenehm bewegen.

 

 Als sehr gastfreundlich betrachteten wir die Einladung des Hauses, täglich in der Zeit von 10 Uhr 15 bis 17 Uhr in der geräumigen Orchideen-Bar, gratis eine Tasse Kaffee, Kakao oder Tee zu trinken. So schlossen wir unseren Ferientag im Garten meistens noch mit einem Stück Kuchen ab, bevor wir auf das Zimmer gingen.

 

 

           Der Schöpfer der Hacienda San Jorge: Don Francisco Garcia Rodriguez

Auf dem Weg vom Garten auf das Zimmer kamen wir regelmässig in der Lobby an dem Gemälde mit dem verstorbenen Schöpfer der Hacienda San Jorge, Don Francisco Garcia Rodriguez, vorbei:

Francisco Garcia verfolgte eine interessante Vision.Seine Mannschaft hat diese hervorragend umgesetzt, was zahlreiche internationale Auszeichnungen beweisen. Er ließ südlich der Hauptstadt Santa Cruz de la Palma auf einer ehemaligen Finca die Hacienda San Jorge entstehen. Eine Hotelanlage, deren Gebäude versteckt in einem Palmengarten liegen. 120 Bäume in mehr als 50 Arten aus aller Welt hat Garcia pflanzen lassen. Nicht weniger beeindruckend ist seine Orchideenzucht, die er gern seinen Gästen zeigte.. »Wenn die Urlauber sich bei uns rundum wohl fühlen, mit vielen Erlebnissen erholt nach Hause fliegen und wiederkommen, dann haben wir unsere Arbeit gut gemacht«, war er überzeugt. 

Don Francisco Garcia  Rodriguez wurde am 11.10.1935 in Santa Cruz de la Palma als Sohn einfacher Bauern geboren und starb am  7.07.2006. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. U.a. mit der Medaille "Importes del Turismo" posthum 2007 durch die Kanarische Regierung. Die Hacienda San Jorge nahm 1989 unter seiner Leitung den Betrieb auf.

 

 

                         Playa de los Cancajos

Über eine gesicherte Gartentür, die von außen nur mit der Schlüsselkarte geöffnet werden konnte, gelangte man zum gegenüberliegenden Badestrand  Playa de los Cancajos. Und hier kam die große Überraschung, denn der Sand war schwarz und zahlreiche Lavafelsen unterbrachen Strand. Hier konnte man erstmals erkennen,dass La Palma - wie alle anderen Kanarischen Inseln, vulkanischen Ursprungs ist. Ihre Entstehung wird auf einen Hotspot im Erdmantel zurückgeführt, der auf dem – vom Atlantik überdeckten – Teil der Afrikanischen Platte die Kette der Kanarischen Inseln aufgebaut hat.

 

Während die Afrikanische Platte über den stationären Hotspot nach Nordosten driftet, wuchsen in mehreren Millionen Jahren in anhaltenden Eruptionsserien Schildvulkane empor, die heute die Kanarischen Inseln bilden. Der vor etwa 2–4 Millionen Jahren aus 4000 Meter Tiefe des Kanarischen Beckens aufsteigende Schildvulkan erreichte vor 1,7 Millionen Jahren die Meeresoberfläche und ließ die Insel La Palma entstehen. Heute befinden sich Kissenlava aus der Zeit des frühesten Vulkanismus vor rund 10 Millionen Jahren in den untersten Abschnitten der Caldera de Taburiente; diese wurden durch nachdrängendes Magma mitsamt der Insel um rund 2 km angehoben. Auch weisen eisenhaltige Gesteine, in der Phase nach den Eruptionen durch heißen Wasserdampf oxidiert und rotgefärbt, auf die frühen Vulkanaktivitäten hin. Noch deutlichere Spuren finden sich in den unterirdischen Bewässerungssystemen, den Galerías, die das Massiv durchziehen. Der letzte Ausbruch fand 1971 an der Südspitze der Insel bei Los Canarios statt, wobei der Vulkan Teneguía entstand.

 

 

                  Mini-Geysire in den Feuerbergen von Lanzarote

Eine andere Vulkaninsel der Kanaren, die Insel Lanzarote, habe ich in den Jahren 1992 bis 1994 näher kennengelernt. Die vulkanischen Feuerberge im Nationalpark von Timanfaya eine atemberaubende Überraschung. Anhand zahlreicher Demonstrationen (Mini-Geysire, entzündetes Stroh usw.) wurde uns die Gefahr, die von diesem Teil der Insel immer noch ausgeht, verdeutlicht.

 

                                       Landeanflug

                                 

                                    

Bei der Wanderung am Strand erlebte ich erstmals mehrere Flugzeuge, die sich auf dem Landeanflug zum nahegelegenen Flughafen la Palma befanden. Nun konnte ich wieder meinem Hobby als Planespotter widmen. Am vorletzten Tag unseres Urlaubes suchte in der Nähe der Einflugschneise des Flughafens La Palma (südlich von unserem Hotel) einen Bobachtungspunkt, um die Flugzeuge auch während des Starts fotographieren zu können. Bereits bei dem Besuch der Insel Madeira  fand ich die Flugzeuge beim Landanflug faszinierend.

 

 

                                Santa Cruz de la Palma

Wir interessierten uns sehr für die Hauptstadt Santa Cruz de la Palma. Diese lag ganz in der Nähe und wir erreichten sie mit dem regelmässigen Bus der Linie 500 in weniger als einer Viertelstunde. Das Ticket kostete 1,50 Euro. Bei der ersten Tour verpassten wir auf der Rückfahrt zur Hacienda San Jorge den rechtzeitigen Ausstieg und fuhren deshalb mit bis zur Endstation "Flughafen La Palma". Für den freundlichen Busfahrer war das kein Problem. Er nahm auf der erneuten Tour kostenlos mit und zeigte uns den richtigen Ausstieg.

 

 

                            Balkone an der Avenida Maritima

Wir wanderten in Santa Cruz de la Palma am Hafen vorbei an der Küstenstrasse entlang. Dort entdeckten sehr interessante Balkone. Diese abwechslungsreichen Balkone sind ein Muss für jeden Touristen, der sich für die Sehenswürdigkeiten von Santa Cruz interessiert. Wir kamen von der Bushaltestelle der Linie 500 (beim Hafen) und wanderten an der Küstenstrasse in Richtung Museo Naval. Der Badestand auf der rechten Seite mit dem schwarzen Sand und den Felsbrocken war etwas enttäuschend und um diese Jahreszeit (im April) noch nicht besucht. Die Häuser mit den bunten Balkonen wurden im 16. und 17. Jahrhundert gebaut. Damals blühte der Handel mit Mittel- und Südamerika.

 

 

                        Castillo Real de Santa Catalina

Auf dem Weg auf der Avenida Maritima mit den bunten Balkonen zum Museo Naval kamen wir am Castillo Real de Santa Catalina vorbei. Dieses wurde im 17. Jahrhundert gebaut und sollte vor Piratenangriffen schützen. Leider konnten wir das Castillo nicht besichtigen, da es nicht geöffnet war.

 

 

                            Nachbau der Santa Maria

Das  Museo Naval ist nicht zu übersehen, denn es befindet sich unter dem Nachbau der Santa Maria, mit der Kolumbus 1492 nach Westindien gesegelt ist und dabei Amerika entdeckte. In dem Dias-Museum in der Mosselbay (Südafrika) haben wir 2015 den Nachbau eines anderen Entdeckerschiffes, der Caravelle, bewundert. Mit dieser ist Bartholomäo Diaz 1488 (4 Jahre vor Kolumbus) erstmals um das Kap der Guten Hoffnung von Afrika gesegelt.

 

 

                               Route nach Amerika

Man kann im Museo Naval alte Karten und Instrumente entdecken, mit denen auch die Bedeutung La Palma's für den Schiffsverkehr von und nach Süd- und Mittelamerika dargestellt wird. Die äußerst engen Verhältnisse und die schmalbrüstige Bewaffung zur damaligen Zeit kann man sehr gut nachempfinden. Neben dem Museum befindet sich die sehr schöne Grünanlage "Alameda". Das Denkmal auf dem Platz ist dem tanzenden Zwerg gewidmet (eine Symbolfigur des Festes La Virgen de las Nieves).

 

 

 

                                 Gemälde-Ausstellung

Das interessante Insular Museum befindet sich in einem ehemaligen Franziskanerkloster und strahlt deshalb immer noch sehr viel Ruhe aus. Alle Ausstellungen über die Naturgeschichte, das Leben der Insulaner und die Kunstgeschichte in Form zahlreicher Gemälder führt auf mehreren Etagen immer zum begrünten Innenhof, dem Zentrum des Klosters. Als Pensionär (75) hatte ich freien Eintritt (normalerweise beträgt dieser für Erwachsene 4 Euro).

 

Da wir die zahlreichen Sehenswürdigkeiten von Santa Cruz de la Palma nicht mit unserem Ausflug am Donnerstag, den 4. April 2019, besichtigen konnten, entschieden wir uns am Samstag, den 6. April 2016, zu einem weiteren Besuch der Hauptstadt la Palma's mit dem Linienbus 500. Diesmal wanderten wir von der Bushaltestelle am Hafen die Einkaufstrasse Anselmo Perez de Brito (Calle Real) entlang. Das erste interessante Gebäude war das stattliche Gebäude Casa Principal de Salazar.

 

 

                                     Das Casa Salazar

Das Casa Principal de Salazar wurde von der Familie Salazar in der Zeit von 1631 bis 1642 gebaut. Heute befindet sich das Haus im Besitz der Inselverwaltung, das die Sanierung des Gebäudes durchgeführt und so ein Kulturzentrum geschaffenhat, in dem Konferenzen, Geschäftstreffen und Wanderausstellungen stattfinden können. Wir gingen weiter zum Plaza de Espana. Ein interessanter und wichtiger Ort in Santa Cruz de la Palma ist dieser Plaza de Espana. Er bildet das Herz der Stadt und dort befinden sich zahlreiche Renaissancebauten und das Rathaus.. Daneben finden sich noch vornehme Bürgerhäuser. Die Pfarrkirche El Salvador liegt ebenfalls am Plaza de Espana. In der Kirche mit schönem Mudejar-Tafelwerk befindet sich ein wertvoller neoklassischer Altaraufsatz und eine flämische Schnitzarbeit aus dem 16.Jahrhundert.

 

 

                           Blumenpracht im Mercado de Santa Cruz

Auf unseren Reisen haben wir verschiedene Märkte (Mercados) besucht: In Cadiz (2012) imponierte uns die große Fischauswahl; in Funchal (Madeira 2018) die große Blumenpracht, die dem Beinamen "Blumeninsel" alle Ehre machte. Im Mercado von Santa Cruz de la Palma fanden wir Zuckerrohr, das für uns ausgepresst wurde (ein herrliches Getrank). Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts bildete der Handel mit Zuckerrohr die Grundlage der Wirtschaft auf der Insel.

 

 

Unsere Vorstellungen eines ruhigen Urlaubes mit sehr viel Erholung und kulturellen Möglichkeiten haben sich also voll und ganz erfüllt. Er war wirklich ganz anders als unser enttäuschender Madeira-Urlaub im vergangenen Jahr.Trotz dieser sehr positiven Erfahrungen ist aber unser Bedarf  an Billig-Flugreisen (bei relativ teuren Pauschalreisen) gedeckt und wir werden von nun an nur noch die bemerkenswerten Sehenswürdigkeiten in Deutschland besuchen, die wir mit unserem Auto oder der Bahn erreichen können

 

 

 

 

23. Auf der Insel NEUWERK in der Sommerhitze

 

 

                 

                  Mit der Pferdekutsche zur Insel Neuwerk

 

 

Von dem Balkon im 4. OG unseres komfortablen Strandhotels Duhnen hatten wir eine ausgezeichnete Sicht auf die Insel Neuwerk..Nach zwei entspannten Tagen im Strandkorb und einer Wanderung zur Kugelbake, die über den Deich in ca. 3 km Entfernung in Richtung Cuxhaven zu erreichen war,  entschlossen wir uns am Dienstag, den 25. Juni 2019, zum Ausflug auf die Insel Neuwerk.

 

r

                   

                            Schwitzender Kutsche

 

Obwohl die ganze Zeit vorher bereits ideales Sommerwetter herrschte, empfanden wir die Temperatur von über 31 grd. C (bei Windstille) während des Ausfluges als besonders heiß.   Gegen 11 Uhr starteten wir in Richtung Sahlenburg und suchten die Rettungstation am Strand. Dort fanden wir aber keinen Parkplatz und mußten deshalb auf dem großen Parkplatz in Richtung Wernerwald ausweichen. Die Tageskarte kostete 4 Euro.

 

      Transportanhänger für "Das Alte Fischerhaus"

 

Hinter der Rettungsstation befand sich der Sammelplatz für die Pferdekutschen, die uns zur Insel Neuwerk bringen sollten. Dort war auch der Umschlagplatz für die Waren, die z.B. von Edeka angeliefert und auf die Traktoren-Anhänger umgeladen wurden. Diese bewegten sich schneller durch das Watt und wir sind  ihnen teilweise später wieder begegnet.

 

                         Durchfahrt eines tiefen Siels

 

Die Abfahrt zur Insel Neuwerk sollte planmäßig um 12 Uhr sein. Ohne weitere Informationen mußten wir auf den offenen Pferdewagen in  der Hitze bis 12 Uhr 30 warten, denn eine größere Gruppe, die einen Platz reserviert hatten, traf verspätet ein. Nun begann die abenteuerliche Wattfahrt durch tiefe Siele und größere Schotterstrecken, die den Pferdewagen zum Schwanken brachten. Nach 1,5 h (gegen 14 Uhr) kamen wir beim "Alten Fischerhaus" (mit einem interessantem Hotel) an. Dort war die Endstation, wo wir für die Überfahrt 50,- Euro (für 2 Personen)  dem Kutscher, Herrn Fock, bezahlten.

 

                        Garten des "Alten Fischerhauses"

 

Die Frage nach einer Landkarte von der Insel Neuwerk beantwortete Herr Fock recht lapidar: "Dort im Neuwerker Rundblick!" "Was kostet das Heft?" "Ein Euro!" Und so begaben wir uns zur Bank auf dem Deich (mit dem brüllenden Seehund im Kasten daneben) und genossen den Ausblick über das Watt in Richtung Sahlenburg. Es herrschte Ebbe. Da die Heimfahrt mit der MS Flipper erst um 19 Uhr stattfinden sollte, mußten wir die verbleibenden 5 Stunden überbrücken.

 

 

                                  Landkarte der Insel Neuwerk

 

 

 

Politisch liegt die Insel Neuwerk im Stadtteil Hamburg-Neuwerk im Bezirk Hamburg-Mitte der Freien und Hansestadt Hamburg, deren Stadtgebiet ca. 120 km Luftlinie in Richtung Ostsüdost entfernt liegt. Die Insel umfasst eine Fläche von etwa drei Quadratkilometer. Die Insel Neuwerk wird von etwa 40 Einwohnern bewohnt. Die noch bis in die 1970er Jahre intensiv betriebene Landwirtschaft ist als Einkommensquelle heute praktisch vollständig vom Tourismus verdrängt. Neuwerk wird jährlich in den Sommermonaten von etwa 100.000 Touristen besucht. Neben den bis zu 2000 Tagesgästen gibt es noch etwa 170 Gästebetten, Campingmöglichkeiten, 240 Plätze in Strohlagern und mehrere Schullandheime. Von diesem Gedränge haben wir während unserer Inselwanderung nicht allzuviel bemerkt. Erst vor der Abfahrt des MS Flipper sammelte sich eine größere Gruppe vor der Abfertigung.

 

Trotz unangenehmer Hitze entschieden wir uns, auf dem Deich in Richtung Hafen weiterzuwandern. Es befand sich nur ein Werkstattschiff des Bundes im kleinen Hafen. Unser MS Flipper war noch nicht eingetroffen. Nun gingen gingen auf dem Deich entlang wieder inseleinwärts und kamen an der Inselschule vorbei. Dort entdeckten wir auch den Briefkasten mit den besonderen Leerungszeiten.

 

                   Leerungszeiten "Gezeitenabhängig"

 

Eigentlich wollten wir im Haus Seeblick nur einen Kaffee trinken. Es hatte aber geschlossen. Etwas weiter - im "Hus achter Diek" - hatte sich eine fröhliche Gesellschaft im Schatten unter den Sonnenschirmen im Garten versammelt. Dort fanden wir auch noch etwas Schatten im Strandkorb. Wir bestellten Sauerfleisch mit Bratkartoffeln, sowie Weizenbier und Apfelschorle.

 

                       Jutta im Strandkorb im Garten

 

Das Resultat war enttäuschend. Das Essen schmeckte nicht besonders, die Beilagen passten nicht dazu und der Preis von nahezu 40 Euro war überhöht. Dies bestätigte unsere Verköstigung als Selbstversorger während des einwöchigen Urlaubes. Nur das regelmäßige Frühstück gönnten wir uns im Hotel. Gegen 16 Uhr begaben wir uns aus angenehmen Kühle im Schatten des Strandkorbes in die sommerliche Hitze. Im Schutze des 7 m hohen Deiches wanderten wir zum Hof Fischer und dann über den Mittelweg. Dort bewunderte Jutta die herrlichen Pferde auf der Weide.

 

 

                           Der Leuchtturm von Neuwerk

 

Unser Ziel war der mächtige Leuchtturm, der 1310 als Wehrturm fertiggestellt wurde und als Schutz der Elbmündung vor Seeräubern diente. Das Leuchtfeuer auf dem Turm wurde am 23. Dezember 1814 gezündet. Am 10. Februar 2014 wurde das Leuchtfeuer als Seezeichen für die Elbschifffahrt außer Betrieb genommen und wird seither von der Hamburg Port Authority als sog. „privates Feuer“ betrieben. Der Leuchtturm Neuwerk gilt als das älteste Bauwerk Hamburgs, als ältestes Profanbauwerk der gesamten deutschen Küste und ist zudem Hamburgs letztes Festungsgebäude.

 

                       "Friedhof der Namenlosen"

 

Interessant waren die jüngeren Gäste, die sich im Bereich des Leuchtturmes zur "Siesta" im Herrengarten auf dem Rasen bequem gemacht hatten. Wir wollten weiter zum "Friedhof der Namenlosen", den wir erst nach einigen Rückfragen fanden. Auf dem "Friedhof der Namenlosen“ wurden früher Leichen bestattet, die von der Flut an Neuwerks Ufer geschwemmt wurden. Er wurde am 22. Juni 1319 durch den Bischof Konrad von Megara und drei weiteren Geistlichen geweiht. Er wurde 1900 umgestaltet. Heute werden aufgefundene Tote auf das Festland überführt und dort beigesetzt.

 

 

                           Waschplatz für die Füsse

 

Wir verweilten noch einige Zeit auf diesem besonderen Friedhof - auch um über die Endlichkeit des Lebens zu meditieren. Willkommen war uns aber auch der in der Nähe "Waschplatz" für die Füsse (Handtücher hatten wir vorsorglich mitgenommen). Als wir den Waschplatz verließen, näherte sich gerade ein ADAC-Hubschrauber, der zum Landeplatz auf der Insel war. Er war offensichtlich gekommen, um einen Kranken auf das Festland zu fliegen.

 

                      Krankentransport mit dem Hubschrauber

 

Das Jutta bei der Ankunft in der Toilette des "Alten Fischerhauses" ihre Haarspangen vergessen hatte, hatte sie wenig Hoffnung diese wiederzubekommen. Auf dem Weg zur Anlegestelle des MS Flipper 3,5 h dort wieder vorbei und fand sie noch am selben Platt. In der Zwischenzeit habe ich auf dem Hof eine Wasserstelle mit kaltem Trinkwasser gefunden. Wir füllten unsere großen Wasserflaschen, die ich in meinem Rucksack transportierte.

 

 

                           MS Flipper auf Neuwerk

 

In der Zwischenzeit interessierten wir uns für die MS Flipper, die bereits eingetroffen war und an der Pier wartete. Es erforderte noch einige Geduld, bis an Bord durften. Die Fahrt kostete nach Cuxhaven 44,- Euro für 2 Personen und dauerte 1,5 h. Ab Bord löste ich dann noch die Busfahrkarte (5,20 Euro für 2 Personen) von Cuxhaven bis zum Parkplatz in Sahlenburg-Strand. Als wir gegen 22 Uhr in unserem Strandhotel eingetroffen waren, freuten wir uns über diese Abenteuer-Tour, die uns wegen der Hitze körperlich ganz schön gefordert hat. Wir fühlten uns immer noch fit.

 

                      Klaus der Seeräuber in Cuxhaven

 

Am darauffolgenden Tag war noch einmal Strandtag und am Donnerstagvormittag führen wir mit unserem Auto nach Cuxhaven zur "Alten Liebe". Die "Alte Liebe" ist eine hölzerne Aussichtsplattform, die seit 1733 besteht. Von dort kann kann man die vorbeifahrenden Schiffe beobachten. Der Schiffsmeldedienst informiert über eine Lautsprecheranlage die interessierten Besucher. Auf dem Weg zum Aussichtspunkt kamen wir am MS Flipper vorbei, das uns von der Insel Neuwerk nach Cuxhaven gebracht hat. In der Ferne war auch die Kugelbake zu erkennen.

 

                     Sonnenaufgang am Strand von Duhnen

 

Mit diesem wunderschönen Urlaub (22. bis 29. Juni 2019) haben wir uns bewiesen, dass es in unserer Heimat viele interessante Plätze gibt, wo es sich lohnt, Urlaub zu  machen. Bei den zahlreichen Flugreisen ins Ausland haben wir uns immer mehr über die Abwicklung und die Preise geärgert. Jetzt sind wir davon unabhängig, können Kosten sparen und sind innerhalb von 3 h mit unserem Auto am Ferienort (im Falle Duhnen-Cuxhaven).

 

 

 

24. AMRUM - ein Wiedersehen mit der Insel nach 25 Jahren

 

Der Badestrand von Norddorf auf AMRUM
 

 

Am 11. August 1997 (gegen 13 Uhr 30) erreichten wir bei der 2. Wattwanderung von FÖHR aus erstmals an der Nordspitze die Odde von AMRUM. Dort befindet sich ein Vogelschutzgebiet, das wir in den Dünen durchquerten, um an dem langen Sandstrand der Westküste ein kühlendes Bad ohne Hüllen zu genießen. Damals verbrachten wir auf der Nachbarinsel FÖHR herrliche Ferientage. Jutta und ich kannten uns erst 18 Monate und waren unglaublich ineinander verliebt. Ich war zu dieser Zeit 52  und Jutta 40 Jahre alt.. Durch sie fühlte ich mich 20 Jahre jünger und wieder viel lebendiger. So ähnlich ging es mir 1979 bei der Radtour mit Jochen auf der Insel Bornholm. Jochen hatte auf der Fähre von Kopenhagen nach Bornholm einen dänischen Jungen in seinem Alter kennengelernt, der mit seiner Mutter unterwegs war. Wir führten die Radtour gemeinsam durch, was besonders spannend war, da wir uns beide mochten und trotzdem unsere Partnerschaften respektierten.

 

 

Klaus als Abenteuerer am Strand von AMRUM (1997)
 

 

Als richtige Abenteuerer schlug wir unser Zelt in den Dünen von Utersum/FÖHR auf und übernachteten dort für eine Nacht (sonst wohnten wir im Hotel in Utersum). Unsere Fahrräder hatten wir mitgebracht und genossen ausgiebige Radtouren über die Insel FÖHR. Ein Jahr darauf machte Jutta mir einen romantischen Heiratsantrag, der wie selbstverständlich zur standesamtlichen Hochzeit, am 20. Februar 1998, im Standesamt Hildesheim führte - im Detail geplant von meiner tüchtigen und energischen Jutta.  Im kommenden Jahr sind wir seit 25 Jahren glücklich verheiratet.

 

 

Erneute Begegnung mit der Insel AMRUM in Wittdün (2022)
 

 

Fast 25 Jahre später (am 8. Mai 2022 gegen 15 Uhr 30) betraten wir wieder die wunderschöne Ferieninsel AMRUM, die uns so positiv in Erinnerung geblieben ist. Wir kamen mit der Autofähre von Dagebüll und landeten nach 1,5 h im Hafen von Wiitdün auf AMRUM Unsere Ferienwohnung befand sich in Norddorf - 10 km enfernt - an der Nordspitze von AMRUM und war leicht zu erreichen.

 

Ein dummer Fehler war mir bei der online-Buchung der Fähre nach AMRUM passiert, die ich zwei Monate im voraus organisiert hatte. Am Drive-in-Schalter zur Fähre (am 1. Mai 2022) stellte die Mitarbeiterin fest, dass ich die Fähre nur bis FÖHR gebucht hätte. Das war erst einmal eine große Überraschung. Der Fehler konnte aber umgehend behoben werden, da noch Platz auf der direkten Fähre nach AMRUM war. Auch die Rückfahrt, am 8.5.2022, haben wir sofort gebucht und den Differenzbetrag von 20,70 € mit der EC-Karte bezahlt.

 

Nun habe ich in meinem Leben (ich bin jetzt 77 Jahre alt) schon so oft eine Fähre benutzt, sodass mir dieser Fehler eigentlich nicht hätte passieren dürfen. Als ich 5 Jahre alt war, nahm uns Onkel Heinz, der mit seinem schwarzen Mercedes von Hannover angereist kam, zu einem Familienausflug nach Speyer    mit. Damals (1949) gab es noch keine Brücke über den Rhein und deshalb war die Überquerung des Flusses nach Speyer mein 1. Fährerlebnis. Über die Kollerfähre bei meinem Heimatdorf Brühl kamen wir wieder zurück Dabei haben wir die Altrhein-Arme umfahren, auf denen ich 10 Jahre später herrliche Abenteuertouren mit meinen Kanu (mit Zelt und Schlafsack) erlebte. Die einzig kritische Stelle war die Überquerung des starkströmenden Rheins und das Ausweichen der großen Schiffe, die damals schon zahlreich unterwegs waren.

 

Beruflich hatte ich von 1972 bis 1976 auf zahlreichen Abenteuerreisen Süd- und Mittelameika kennengelernt. In Argentinien (1972) hatte ich an den Wochenenden sehr viel freie Zeit und flog mit einem Kollgen und seiner Familie zu den interessanten Wasserfällen von Iquazu. Wir machten Zwischenstation in Posadas. Bevor wir weiterflogen, fuhr ich alleine mit der Fähre über den Rio Parana nach Encarnacion in Paraguay. Ich erlebte dort eine sehr ärmliche Welt, in der auch ich als Fremder akzeptiert wurde.

 

Im Jahr 1973 hatte ich beruflich mit der französischen Firma GUERIN in Niort zu tun. Mein erster Besuch führte mich mit meinem Wagen und meiner Familie nach La Rochelle, wo wir im Hotel Les Brises übernachteten. Von dort aus besuchte ich die Firma GUERIN in Niort (in 6o km Entfernung). Mit dem freundlichen Juniorchef, Denis Guerin, kam ich auch in privaten Kontakt, den ich auch später noch jahrelang pflegte und ihn auf Fachmessen besuchte. Er vermittelte mir eine Ferienwohnung auf der Insel Ile de Re. Auch hier gab es damals noch keine Brücke und nutzte ich wieder eine Autofähre, um von La Rochelle aus auf die Insel zukommen.

 

Im Jahr 1974 bekam ich als neues Arbeitsgebiet IRLAND. Dort war ich fasr regelmäßig bis 1980 unterwegs. 20 Jahre später wollte ich Jutta auf einer Reise nach Connemara meine Begeisterung für Irland vermitteln. Leider hat sich Irland in den 20 Jahren so verändert, dass ich auch meine Überzeugung und  damit dieses Land als eine neue Heimat verloren habe (wir wollten uns ein Haus kaufen). Meistens flog ich mit dem Flugzeug nach Belfast, Dublin, Shannon oder Cork. Aber manchmal hatte ich auch das Vergnügen, mit Fähren von und nach Irland bzw. ins gefärliche Nordirland  reisen dürfen. Dies habe ich detailliert in meinen Irland-Bericht beschrieben.

 

Seit 1977 befand sich zwar mein Arbeitsplatz in Kopenhagen. Ich arbeitete aber am Anfang immer noch für die deutsche Firma WIEGAND in Ettlingen. Dies bedeutete zahlreiche Fahrten mit der Fähre von Rödby nach Puttgarten und zurück. Da ich mit meinem AUDI 100 unterwegs war und ich Termine in Süddeutschland hatte, nutzte ich auch den Autoreisezug von Hamburg nach Karlsruhe (Abfahrt abends und Ankunft morgens). Das galt auch in umgekehrter Richtung mit der abendlichen Abfahrt in Karlsruhe. Dieses Pendeln dauerte über 3 Jahre, bis ich 1980 Niro Atomizer als Technical Manager nach Holland wechselte.

 

Sehr interessant war damals unsere Abenteuerreise (1977), die durch Schweden und Finnland über den Polarkeis bis nach Hammerfest führte Auf dem Weg von dort an der Küste von Norwegen in Richtung Süden mussten wir mehrere Fähren benutzen, da die Strassen endeten. Heute ist auch diese Strecke schneller mit zahlreichen Brücken und Tunnels zu befahren.

 

Seit 1980 arbeitete ich zwar in Holland, was aber auch bedeutete, dass ich regelmäßig meine alten Kollegen in Kopenhagen besuchte. Eine meiner dortigen Freunde, Finn Andersen, stellte uns sein Ferienhaus auf Samsö in der Zeit von 1981 bis 1985 zu Verfügung. Mit der Fähre von Hov/Jütland gelangten wir auf die Insel. In meinen Reisebericht "Venezuela" habe ich darüber geschrieben.

 

Im Jahr 2006 unternahmen wir in Griechenland eine sehr interessante Kulturreise. Unser Hotel befand sich auf Euböa und wir führen von dort mit dem Fährschiff auf das Festland, wo Busse für die Rundreise nach Delphi, Athen, Korinth und Mykene auf uns warteten. Auf dem selben Weg ging es wieder zurück auf die Insel Euböa.

 

Eine richtige Abenteuerfähre (Seelenverkäufer) benutzen wir 1999 bei Mombasa /KENIA. Diesmal sassen wir im Transferbus von Flughafen zur Leisure Lodge am Diani Beach und durften auf der überladenen Fähre nicht aussteigen. Später sah ich den Film "Die weiße Massai", in dem die Limoni-Fähre eine Hauptrolle spielte.

 

Ein Jahr darauf (2010) wandelten wir (unbewußt) auf den Spuren meiner Vergangenheit und besuchten deshalb das polnische Swinemünde, auch um dort zu kuren (was leider sehr enttäuschend war). Genauso wie die Ankunft in Swinemünde, wo wir erst mit der kostenlosen Fähre von der Insel Wollin dorthin gelangen konnten.

 

 

Im Hafen von Dagebüll
  

 

Deshalb ist es leicht nachvollziehbar, dass die Passage mit der Fähre von Dagebüll nach AMRUM, auch eine Erinnerung an unsere Fahrt mit der Fähre nach FÖHR 1997, also vor 25 Jahren, war. Die damaligen Erlebnisse haben uns geprägt und werden uns ein Leben lang begleiten. Das sonnige Wetter mit einer ordentlichen Brise auf dem Sonnendeck war eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Küstenlinie von FÖHR zu erkennen. Danach tauchte der bunte Leuchtturm von AMRUM auf. Nun konnte es nicht mehr lange bis zur Landung im Hafen von AMRUM dauern.

 


 

Der Leuchtturm von AMRUM

 

An dieser Stelle ergibt sich eine günstige Gelegenheit, unsere gemeinsamen Jahre (im kommenden Jahr feiern wir Silberne Hochzeit) Revue passieren zu lassen.Ein Jahr später (1999) folgte die wunderschöne, kirchliche Hochzeit in der kleinen Kirche von Lechstedt; mit zahlreichen Freunden und Verwandten. Sehr früh haben wir entschieden, zur Miete wohnen zu bleiben und dafür abenteuerliche Reisen nach Rajasthan/Indien (2007), Kenia (2009), China (2011), Südafrika (2015), Vietnam (2017) und Oman (2018) zu unternehmen. Dies waren unglaublich schöne Reisen, die wir gemeinsam erleben durften und über die wir spannende Reisebücher verfasst haben. Mit der Pandemie wurde unsere Reiselust leider etwas ausgebremst.

  

Von der Ferienwohnung in Norddorf waren wir enttäuscht. Das Wohnzimmer befand sich im vorgebauten Wintergarten. Auf dem Weg in die Küche (im Inneren der Wohnung) gab es eine Stufe von ca. 15 cm Höhe (eine Stolperfalle) und das Bad war relativ klein. Für den riesigen Fernseher fehlte eine Bedienungsanleitung und das Sitzmöbel davor stand ungünstig. Wir haben es nach unseren Vorstellungen verschoben. Der Strandkorb im sogannten Garten stand direkt an der Strasse. Das Preis-/Leistungs-verhältnis ließ eindeutig zu wünschen übrig. Trotzdem haben wir das Beste daraus gemacht und die Ferienwohnung als idealen Ausgangspunkt für unsere Inselausflüge betrachtet.

 

Traditionsgemäß legt Jutta vorab immer die interessanten touristischen Attraktionen und Ausflugsziele fest,  die wir während der Ferientage besuchen wollen. Dazu benutzt sie auf bewährte Art und Weise ihr Smart Phone. Obwohl ich seit Jahren das Internet selbst  nutze, bin ich über ihre Virtuosität begeistert. Ich bin dann immer für den fotographischen Teil zuständig, der manchmal mit wunderschönen Aufnahmen von Jutta ergänzt wird. Ausgewählte Fotos verwenden wir für unsere Reisebücher, wobei Jutta als Mitautorin genannt wird.

 

Willkommen in Wittdün
  

 

Da ich zu Hause meine rote Baseballmütze vergessen hatte, kam mir die steife Brise auf AMRUM als sehr unangenehm vor, da mir meine langen Haare - trotz Haarband - mmer ins Gesicht flogen. Deshalb mußte schnellstens eine Eratzmütze her. Diese gab es offensichtlich nur in Wittdün - in ca. 10 km Entfernung. Ich fand dort sehr schnell eine blaue Baseballmütze mit der Aufschrift "AMRUM". Darauf bin ich sehr stolz und gehe nicht mehr ohne diese Mütze. 

 

 

Der stolze Besitzer der Baseballmütze mit dem AMRUM-Emblem
 

 

Nach der Rückkehr von Wittdün wollten wir im Strandkorb die herrliche Sonne genießen. Dafür fanden wir unseren vor der Ferienwohnung aber ungeeignet. Nach der entsprechenden Beschwerde bei der Vermieterin  konnten wir ihren Standkorb im Garten hinter ihrem Haus nutzen. Das war ideal. Nach einer Weile faszinierten mich die bewachsenen Dünenhügel hinter dem Haus und ich nahm meine Kamera mit zu einer einsamen Dünenwanderung. Vielleicht war es auch die unbewußte Erinnerung an die Wanderung durch die Dünen vor 25 Jahren. Damals wanderten wir am endlosen Sandstrand und tropischer Hitze bis zur Strandhalle von Norddorf (die es heute immer noch gibt). Nach einer Erfrischungspause ging es in umgekehrter Richtung in die Dünen. Mit einem Sonderbus wurden wir nach Wittdün gefahren, um die Fähre nach FÖHR zu erreichen. Nun wanderte ich also den umgekehrten Weg - ganz alleine.

 

Holzstege vor den Dünen

 

Der breite Sandstrand, an den ich mich wieder erinnerte, war immer noch faszinierend. Leider lud er diesmal nicht zum Bade ein, denn das Wasser war Anfang immer noch zu kalt und ich bin schon lange nicht der Rettungsschwimmer-Typ, der sich vor nichts fürchtet. Dafür fand ich herrliche Motive und bunte Fasane, die bereitwillig Modell standen. Völlig überraschend traf ich bei dieser Wanderung auch auf das Naturzentrum AMRUM - ein interessantes Museum über die Flora und Fauna auf der Insel. Der Eintritt war kostenlos - ich mußte nur meinen Impfausweis vorweisen. 

 

 

Im Naturzentrum AMRUM
  

 

Auch die Sonderausstellung über den gekaperten Matrosen HARK OLUFS fand ich sehr eindrucksvoll und informativ. Hark Olufs wurde am 17. oder 19. Juli 1708 in Süddorf auf Amrum geboren, das damals zu Dänemark gehörte. Sein Vater war der Kapitän Oluf Jensen. 1721 wurde Hark Olufs Matrose auf der Hoffnung, einem der Schiffe seines Vaters. 1724 wurde sein Schiff auf dem Weg von Nantes nach Hamburg von algerischen Kaperern aufgebracht. Er, sein Cousin Hark Nickelsen und ein weiterer Cousin wurden mit der Besatzung nach Algier verschleppt. Die Familie konnte die hohe Summe, die für den Freikauf Hark Olufs’ von den Sklavenhändlern gefordert wurde, nicht aufbringen. Urspünglich als Sklave verkauft, machte er in Algerien Karriere. 1735 nahm er an der Eroberung von Tunis durch die algerische Armee teil. Zum Dank wurde er am 31. Oktober 1735 freigelassen und kehrte 1736 als wohlhabender Mann nach Amrum zurück, wo er heiratete und eine Familie gründete.

 

 

Die Windmühle bei Nebel

 

Die erste Attraktion, die wir besichtigten, war die Windmühle  am südlichen Ortsausgang von Nebel. Sie steht auf dem höchsten Punkt der Inselgeest und wurde 1771 gebaut. Die Teile wurden aus Holland importiert. Zur Windmühle gehört seit 1984 ein sehr interessantes Museum mit der Heimatgeschichte der Insel AMRUM. 

 

 

Friedhof der Namenlosen

 

Da das Museum erst um 10 Uhr 30 geöffnet wurde, haben wir die Zeit genutzt und den gegenüberliegenden Friedhof der Namenlosen besucht Er wird auch als Friedhof der Heimatlosen bezeichnet und wurde laut Kirchenchronik 1905 vom Strandvogt Kapitän Carl Jessen angelegt. Die erste Bestattung fand wenige Jahre nach der Einrichtung des ersten Seebades auf Amrum am 23. August 1906 statt, die letzte am 4. Juni 1969.

 

Blick von der Aussichtsdüne

 

 

Da wir noch Zeit für weitere Besichtigungen hatten, entschlossen wir uns zur Aussichtsdüne bei Süddorf zu fahren. Wir parkten auf dem Parkplatz, der sich etwas außerhalb von Süddorf befand. Zu Fuß ging es dann über einen Holzsteg, mit denen die Dünen geschützt werden sollen. auf die Aussichtsdüne. Dort oben herrschte eine steife Brise und ich war froh, dass ich meine grüne Regenjacke als Windschutz dabei hatte. Diese hatte mir vor Jahren auf dem Schiff, mit dem wir auf dem Gardasee kreuzten, treue Bienste getan. Der Ausblick war herrlich! Man konnte den Amrumer Leuchturm sehen, den wir 3 Tage später bei etwas schlechteren Wetterbedingungen besuchten. Auch die bewachsenen Dünen, die über die Jahrzehnte (Jahrhunderte?) enstanden sind, waren eindrucksvoll.

 

St.-Clemens-Kirche in Nebel
 

 

Kapitänsgrabstein

 

Wir hatten an diesem Tag noch zwei weitere Aktionen geplant. Um 17 Uhr trafen wir uns vor der St.-Clemens-Kirche in Nebel, denn zu diesem Zeitpunkt begann eine spannende  Führung, die von einem älteren Ehepaar durchgeführt wurde. Den Kirchenteil betreute die Frau (eine ehemalige Lehrerin), die uns Informationen  über die Kirche vermittelte: Sie wurde um 1200 erbaut, das rustikale Granittaufbecken stammt aus dem 13. Jahrhundert und die Innenausstattung aus dem 14. Jahrhundert. Die Kronleuchter in der Kirche stifteten reiche Walfang-Kapitäne.

 

Noch spannender war die Besichtigung der kunstvollen Grabsteine mit den Lebensläufen der Begrabenen.   Diese befinden sich in einem besonderen Teil des Friedhofes, der für diesen Zweck besonders gestaltet wurde. Besonders eindrucksvoll sind die die sogenannten Käpitänsgräber, die den Reichtum verdeutlichen, die diese mit den Walfang auf den Weltmeeren erzielen konnten. Während unseres Urlaubes auf Föhr, vor 25 Jahren, besichtigten wir auf dem Friedhof der Laurentii-Kirche in Süderende das Grab des "Glücklichen Matthias", der in 50 Jahren 373 Wale mit seiner Mannschaft gefangen hat. Er starb 1706.

 

 

Kai Quedens Bildervortrag: Nordsee-Mordsee

 

 

Um 20 Uhr versammelten wir uns im Evangelischen Gemeindehaus in Norddorf, um dem äußerst spannenende Bildervortrag "Nordsee-Mordsee" von Kai Quedens zu folgen. Hier handelte sich offensichtlich um einen Meister seines Faches, der als Maler auch ergänzende, plastische Skizzen in den    Vortrag eingebaut hat. Ich habe selbst Erfahrungen mit DIA-Vorträgen, die ich Senioreneinrichtugen gehalten habe - aber hier konnte ich noch etwas lernen. Jutta hat sich per e-mail für den ausgezeichneten Vortrag bei Kai Quedens bedankt, der sich dafür umgehend bedankt hat.

 

 

Norddorf in den Zwanzigern

 

 

Durch die Wanderungen im Sand hat Jutta Probleme mit dem rechten Bein bekommen. Sie wollte sicher gehen und beim dem Arzt vorbeischauen, der seine Praxis auf der gegenüberliegenden Seite unserer Wohnung hatte. Ich nutzte diese Zeit für einen Spaziergang durch Norddorf, denn ich wollte das Reklamebild unseres Vortrages "Nordsee-Mordsee" fotographieren. Dabei enttdeckte ich auch die älteren Aufnahmen von Norddorf an der Außenwand des Seeheims.

 

 

Erneuerung des Reetdaches

 

 

Jutta bekam eine Überweisung zum Spezialisten in Nebel (gegenüber der Windmühle). Alles war in Ordnung - aber nicht im Sand laufen und kein  Fahrrad fahren, war das Ergebnis seiner gründlichen Untersuchungen. Jutta wundere sich über die Schnelligkeit, mit der die eindeutigen Resultate erzielt wurden. Bei uns zu Hause würde man dafür 3 Monate benötigen. Die Wartezeit nutzte ich wieder für einen Spaziergang durch Nebel. Dieses Dorf hat ein anderes Flair als Norddorf. Fast alle Häuser sind im älteren Stil mit Reetdächern gebaut. Es ist zu erkennen: der Tourismus kam zuerst nach Norddorf. Ich entdeckte im Zentrum ein älteres Haus aus dem Jahr 1816, das sehr aufwendig mit einem neuen Reetdach versehen wurde.

 

Nach den sehr positiven Informationen über Jutta's Gesundheitszustand wollten wir die Vogelkoje erkunden. Ohne Probleme  fanden wir den entsprechenden Parkplatz zwischen Nebel und Norddorf. In Nebel habe ich übrigens beobachtet, wie e-Autos sich um eine Ladestation versammelt haben. Es scheint immer noch sehr schwierig, sich unterwegs mit Strom zu versorgen. Aber für meinen Benziner mußte ich auch Vorsichtsmaßnahmen treffen, denn es gab auf AMRUM nur eine Automaten-Tankstelle (zwischen Wittdün und Süddorf), bei der mit der EC-Karte bezahlt werden mußte. Schon während unseres Urlaubes 2013 in Dänemark haben wir eine derartige Tankstelle kennengelernt und Jutta hat sich dabei zu einer Spezialistin für die Bezahlung entwickelt, was auch jetzt wieder sehr nützlich war.

 

Vogelkoje (teilweise im Wasser)
  

 

Den Schildern folgend marschierten wir in Richtung Vogelkoje. Den letzten Abschnitt gingen wir auf Holzplanken rund um den See. Die Birkenbäume wuchsen im Bereich des Sees mit unglaublichen Verkrümmungen. Die Vorrichtung zum Vogelfang war am See aufgebaut und man konnte sich sehr gut vorstellen, wie der Kojenmand, die fehlgeleiteten Vögel in der Reuse gefangen hat. Kürzlich sahen wir einen Film auf NDR3 welche Plage heutzutage die Gänse auf AMRUM darstellen.

 

Gänseplage
 

 

Unterwegs nach Hause lernten wir noch die schlimme Preisinflation am Beispiel eines Standard-Fischbrötchens kennen. Wir kauften 2 Fischbrötchen zum Preis von 4,50 € pro Stück. Am  Vormittag habe ich im Zentrum von Norddorf einen Preis von 6,- € pro  Fischbrötchen gesehen. In Duhnen kostete 2019 das Fischbrötchen 2,50 DM. Unglaublich, was in der Zwischenzeit passiert ist. Und das gilt nicht nur für Fischbrötchen.

 

Souvenir von AMRUM

 

 

Am Donnerstag war die Wanderung um Strand von Norddorf geplant. Der Himmel war bedeckt und die Temperaturen lagen bei 12 grd. C.  Ganz gewiss kein Wetter zum Sonnen oder Baden. Aber das war aber auch nicht unsere Absicht. Wir wollten die rauhe Brise genießen und hatten uns entsprechend gekleidet. Den Weg kannte ich bereits, denn diesen hatte ich am Montagnachmittag bei herrlichen Sonnenschein (mit einer herrlichen Aussicht auf die Insel Sylt) ausgekundschaftet. Jutta hatte einen Bierflasche mit Bügelverschluss gefunden, die sie als Souvenir mit Sand und kleinen Muscheln füllen wollte. Das klappte hervorragend! Entscheidend war nur die Grösse der Muscheln.

 

 

AMRUMER Leuchtturm

 

 

Am Freitag stand der AMRUMER Leuchtturm auf dem Programm. Leider war an diesen Tag das Wetter sehr viel schlechter als an den anderen sonnigen Tagen. Trotzdem war die Besteigung des Leuchturms spannend und anstrengend zugleich. Unterhalb des Leuchturmes konnte man den Campingplatz erkennen, der aber auf mich durch die Dünenlage - ohne Bäume - keinen besonders idyllischen Eindruck machte. Vor 25 Jahren auf der Insel FÖHR war für uns das Zelten sehr viel romantischer.

 

Zelten auf FÖHR 1997

 

 

 

Seezeichenleger AMRUMBANK

 

 

Am Verkaufsstand vor dem Leuchtturm hatte Jutta Lavendel-Seife als Souvenir gekauft. Diese gefiel ihr so gut, dass noch weitere Seifen für die Freunde besorgen sollte. Leider war der Stand, wie der Leuchtturm, bereits geschlossen. Ich nutzte diese Gelegenheit, um den Seezeichenhafen bei Wittdün zu besichtigen.

 

 

Im Öömrang Hüs

 

 

Am vorletzten Tag haben wir das bemerkenswerte Öömrang Hus (ein originelles Friesenhaus) in Nebel besucht. Ergänzend zur Ausstellung in der Amrumer Windmühle konnten wir uns hier einen ausgezeichneten Eindruck über das frühere Leben auf der Insel AMRUM verschaffen. Gewissermaßen zum Abschluss wanderten wir entlang des Wattgebietes in Richtung Steenodde. Es war noch einmal richtiggehend heiß. 

 

 

Sonnenuntergang
 

 

Dann gelang es mir am selben Abend noch einen wunderschönen Sonnenuntergang zu  fotographieren. Dazu wanderte ich gegen 21 Uhr zur Aussichtsdüne (Setzerdüne). Es war wieder ordentlich kalt geworden mit einer frischen Brise. Aber der Aufwand hat sich gelohnt. Wie die Sonne endete, so war auch unser war auch unser erlebnisreicher Urlaub am folgenden Tag zu Ende. Wir sind überzeugt:

"Wir werden wiederkommen!"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                       

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




Impressum

Tag der Veröffentlichung: 14.09.2018

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /