Vor mehr als 40 Jahren erfüllte sich mir ein Jugendtraum: Ich hatte als junger Ingenieur die Möglichkeit, zahlreiche Länder in Mittelamerika und fast alle südamerikanischen Länder zu bereisen. Es begann 1972 als ich von meiner deutschen Firma KRUPP Chemieanlagenbau in Essen zur Inbetriebnahme einer größeren petrochemischen Anlage nach La Plata (ca. 40 km von Buenos Aires entfernt) in Argentinien geschickt wurde. Wir waren eine größere Mannschaft - teilweise mit Familienangehörigen. Ich war alleine, denn mein Sohn Jochen war erst ein Jahr alt und dafür war für meine Frau der Aufenthalt in Argentinien zu unsicher.
Dies wiederum war für meine südamerikanischen Abenteuer ein großes Glück, denn die ersten drei Monate war die Anlage noch nicht für die Inbetriebnahme bereit. Wir hatten deshalb nur eine 40-Stunden-Woche und das Wochenende frei. So war es mir möglich, einen Teil meiner Spesen zu sparen und im vierwöchigen Abstand nach Mendoza (Anden), zu den Iguazu-Wasserfällen (Argentinien, Brasilien), zur bolivianischen Grenze zu fliegen und dort die Wochenende zu verbringen. Es boten sich für mich zahlreiche Möglichkeiten, Land und Leute zu erkunden. Meine Spiegelreflec-Kamera war mein treuer Zeuge und Reisebegleiter. Danach begann die anstrengende Inbetriebnahme, die in Schichtarbeit durchgeführt wurde. Nach 5 Monaten war unsere Arbeit beendet und ich konnte mit wichtigtigen, beruflichen Inforamtionen wieder nach Hause zu meiner Familie fliegen.
Dann sollte es nur 3 Jahre (bis 1975) dauern, bis ich wieder den südamerikanischen Kontinent bereiste. In der Zwischenzeit habe ich meine Firma gewechselt und war bei der süddeutschen Firma WIEGAND Gmbh Ettlingen als Projektingnieur für Eindampfanlagen (Bereich: Milchwirtschaft) in Südamerika zuständig. So war es 1975 meine Aufgabe, an der Inbetriebnahme einer Anlage am Maracaibo-See teilzunehmen. Dies war wieder eine besondere Erfahrung, denn dort war es drückend heiß und schmutzig. Ein Jahr vorher war ich übrigens im Winter (März 1974) in den USA und konnte mir auf einer dreiwöchigen Rundreise (zu wichtigen Kunden) einen sehr guten Eindruck von Nordamerika (New York, Boston, Verrmont, Niagarafälle, Ohio, Chicago, Rochester) machen.
Über Caracas (Venezuela) flog ich nach Bogota (Kolumbien) und besuchte auch das angehende Drogenzentrum Medellin. Auf dem Weg nach Costa Rica legte ich einen Zwischenstopp am Panama-Kanal ein. Dies war zwar sehr interessant - aber das Wetter spielte nicht mit Nach den Kundenbesuchen in San José (Haupstadt von Costa Rica) flog ich über das Wochenende zur kolumbianischen Insel San Andres, die vor der Küste von Nicaragua liegt. Diese Trauminsel erfüllte alle Bedingungen einer karibischen "Schönheit", für die ich leider zu wenig Zeit hatte, denn bereits am Sonntagvormittag flog meine Flugzeug nach Managua (Nicaragua). Das schlimme Erdbeben von 1972 hatte immer noch seine zerstörerischen Spuren hinterlassen. Mein Kundenbesuch war auch wenig ergiebig.
Nun war es wieder Zeit für den Heimflug. In Chicago wartete die Lufthansa-Maschine für den Direktflug nach Frankfurt auf mich. Wie so oft im Leben, funktionieren die Dinge nicht so wie geplant. Das Malheur begann bereits am Flughafen von Managua als ich mich mit einem Engländer (den ich vom Hotel her kannte) unterhielt und dabei den bereits eingecheckten Flug verpasste. Deshalb musste ich außerplanmässig nach Mexico City fliegen und dort übernachten. Der Weiterflug am folgenden Morgen nach Chicago gestalltete sich zu einem regelrechten "Abenteuerflug", denn wir hatten angeblich eine Bombe an Bord. Dies erwies sich am Flughafen von Chicago als blinder Alarm.
Im folgenden Jahr 1976 erfolgte meine letzte Reise nach Mittel- und Südamerika. Von Honduras (wo ich mit meinem dänischen Kollegen ein wichtigen Kunden besuchte) flogen wir nach Chile. Dort herrschte seit drei Jahren die Miltärdiktatur, was bei mir ein unangenehmes Gefühl hervorrief, denn in Argentinien (wo ich 1972 fast ein halbes Jahr unter argentinischen Freunden gelebt hatte) war gerade ein Militärputsch ausgebrochen. Wir flogen in den Süden von Chile, um an der Universität Valdivia zwei Vorträge zu halten und Kunden in der Umgebung zu besuchen. Und auch auf dieser Reise gab es einen überraschenden Zwischenstopp: Auf dem Weg nach Caracas (Venezuela) mussten wir in Lima (Peru) eine Übernachtung einlegen.
In meiner Jugend las ich zahlreiche Bücher über Südamerika. Gürteltiere und Ameisenbären waren für mich eine besondere Spezies, die ich gerne in ihren südamerikanischen Ursprungsländern erleben wollte. Dagegen spielten Afrika und Asien oder Australien/Neuseeland so gar keine Rolle. Sehr nah an meinem Reiseziel war ich während meines Studiums als ich während der Semesterferien bzw. nach dem Ende des Studiums (ich hatte bereits einen Einberufungsbescheid zur Bundeswehr) auf einem Frachtschiff als Ingenieur-Assistent anheuern wollte. Dieses sollte mich nach Südamerika bringen. Daraus wurde aber nichts, denn einer meiner Dozenten fand mich besonders förderungswürdig und bat mich, eine Anstellung als Versuchsingenieur an seinem Institut für Mechanische Verfahrenstechnik an der Universität Karlsruhe anzunehmen. Was für mich bedeutete, dass ich endgültig vom Wehrdienst freigestellt wurde und damit aber auch die Südamerika-Reise "ins Wasser fiel".
Aber das "Südamerika-Schicksal" war mir doch gnädig! Als ich mich 1969 entschieden hatte, das Institut für Mechanische Verfahrenstechnik in Karlsruhe zu verlassen, wechselte ich aus der Forschung in die Industrie und zwar zum KRUPP Chemieanlagenbau nach Essen. Und dann kam eines Tages (am Mittwoch, den 22. März 1972) das bedeutungsvolle Gespräch beim Personalchef: "Herr Metzger, wir schicken Sie als Inbetriebnahme-Ingenieur nach Argentinien!". Dies sollten dann über 6 Monate (April bis September) werden. Meine damalige Frau ULLA war allerdings nicht bereit, mit unserem einjährigen Sohn JOCHEN mitzukommen, da ihr die hygienischen Verhältnisse in Argentinien nicht geheuer waren. Ich reiste also alleine mit mehreren Kollegen und wir bildeten die "sogenannte" Inbetriebnahme-Mannschaft.
Meinen ersten Flug habe ich in vollen Zügen genossen. Mit einem Zubringer-Flug ging es erst einmal von Düsseldorf nach Frankfurt. Am Samstagabend, den 15. April 1972, flogen wir dann mit der LUFTHANSA über Zürich in Richtung Südamerika. Bei einer Zwischenlandung (gegen 3 Uhr morgens - es war noch dunkel) in Dakar/Senegal bekam ich erstmals einen Eindruck vom "schwarzen Kontinent" (fast vierzig Jahre später konnte ich mit meiner zweiten Frau JUTTA in Kenia diese Eindrücke vertiefen). Danach flog die Maschine auf dem kürzesten Wege über den Atlantik, um dann bei Recife den südamerikanischen Kontinent zu erreichen. Da die Sonne in der Zwischenzeit aufgegangen war und über der brasilianischen Küste ideale Sichtverhältnisse herrschten, konnte ich den Weg des Flugzeugs südwärts bis nach Buenos Aires sehr gut verfolgen. Gegen 10 Uhr morgens tauchte dann der berühmte Rio de la Plata (Reisetipp "Rio da la Plata") auf und kurz danach landete unsere Maschine ohne Schwierigkeiten auf dem Flughafen Ezeiza vor der Haupstadt Buenos Aires.
Wie ich es bei späteren Geschäftsreisen immer wieder erlebt habe, war niemand von unserer Firma da, der uns vom Flughafen nach La Plata (in 56 km Entfernung) brachte. Wir kannten unser Hotel Gran Provencial in La Plata (Reisetipp "La Plata") und nannten dies einem Taxi-Fahrer als Ziel. Es war Sonntag und wir trafen dort zufällig einen Kollegen aus der Inbetriebnahme-Mannschaft, der bereits früher angereist war. Er war uns beim Einchecken behilflich. Am nächsten Morgen - einem Montag - wurden wir mit einem Kleinbus abgeholt und zur Anlage gebracht. Diese befand sich ca. 10 km westlich vom Stadtzentrum. Sie stand neben einer Polyesterfaser-Fabrik, die bereits in Betrieb war, und sollte den erforderlichen Rohstoff DMT erzeugen. Das damalige Investitionsvolumen für diese petrochemische Anlage betrug ca. 15 Millionen DM.
Sehr schnell stellten wir fest, dass die Montagearbeiten überhaupt noch nicht abgeschlossen waren. Unsere Kollegen von der Montage-Mannschaft, die seit über 2 Jahren mit ihren Familien vor Ort waren, mussten anfänglich größere Schwierigkeiten (z.B. mit dem Zoll) überwinden und kamen so in Zeitverzug. Die Inbetriebnahme-Mannschaft - also uns - zu früh anzufordern, war eine politische Entscheidung. In der Folge hatten wir eine normale 40-Stunden-Woche mit freien Wochenenden. Erst ab Anfang Juli konnten wir mit der Inbetriebnahme der DMT-Anlage beginnen - was ein Schichtbetrieb rund um die Uhr bis Anfang September (dem Zeitpunkt der Rückreise) bedeutete.
So hatte ich reichlich Zeit, mich zu akklimatisieren. Im ausgezeichneten Restaurant meines Hotels Gran Provenvial fand ich es sehr bedauerlich, meine gewünschten Gerichte "zeigen" zu müssen. Das Personal verstand kein Englisch und ich sprach - noch - kein Spanisch. Deshalb nahm ich Kontakt mit einer Sprachschule in La Plata auf und fand eine jüngere Lehrerin, die mich in Spanisch unterrichtete - aber kein Deutsch sprach. So lernte ich also eine neue Fremdsprache mit Hilfe meiner englischen Sprachkenntnisse. Bilder "La Plata"
Über die Kontakte mit der Sprachschule lernte ich weitere Argentinier kennen, die mir halfen, mich in das Leben in La Plata zu integrieren und mich für Land und Leute zu interessieren. Da ich in den ersten drei Monaten die Wochenenden frei hatte, nutzte ich diese für meine Reisen, um Argentinien näher kennenzulernen. Die jeweiligen Flugtickets finanzierte ich mit meinen Spesen. Mein erstes Ziel war Anfang Mai die am Fuße der Anden gelegene Weinmetropole MENDOZA. Von dort wollte ich eine Tour in die Anden zur chilenischen Grenze unternehmen. Ich fuhr am Freitagnachmittag mit dem Bus von La Plata nach Buenos Aires zum Stadtflughafen (Aeroparque Jorge Newberry). Alles klappte problemlos und die Caravelle der AEROLINAS ARGENTINAS sollte gegen 21 Uhr 30 in Mendoza (Reisetipp "Mendoza") landen. Gegen 21 Uhr wurde die Maschine sehr unruhig und ging in den Sturzflug über. Ich saß in einer der hinteren Reihen und sah mein letztes Stündlein gekommen ("mit 28 Jahren wirst Du nicht besonders alt"). Und plötzlich hatte der ganze Zauber ein Ende: wir waren ordnungsgemäß gelandet.
Aber wie sich sehr schnell herausstellen sollte, nicht in Mendoza, sondern in San Juan. Dies war auch zwei jungen Männern nicht klar, die in ihren Anoraks eindeutig als Deutsche zu erkennen waren. Sie waren bereits ins Taxi eingestiegen und nannten ihr Hotel. Nach einigem Hin und Her teilte der Taxifahrer ihnen mit, daß Mendoza noch ca. 150 km entfernt liegen würde. Ich stand am Ausgang des Flugzeugs an der Gangway und genoß nach der ganzen Aufregung etwas frische Luft. Mit den beiden "Rückkehrern" kam ich sofort ins Gespräch. Beide waren als Ingenieure bei SULZER und MERCEDES-BENZ in Buenos Aires tätig. Sie sprachen - im Gegensatz zu mir - hervorragend Spanisch und wir unternahmen die Tour in die Anden gemeinsam. Bilder "Mendoza"
Unsere erste Tour am Samstag galt der näheren Umgebung von Mendoza. Von der Anhöhe hatte man einen herrlichen Blick über die Weinberge, in denen der weltbekannte Mendoza-Wein bei einem sehr angenehmen, trockenen Klima seine volle Reife erlangt. Deshalb war auch der Besuch eines Weingutes der krönende Abschluss des ersten Tages. An dieser Stelle ist es sinnvoll, einiges über den argentinischen Wein zu schreiben, den ich sehr geschätzt habe. In allen Restaurants, die ich besuchte, bestellte ich "Vino tinto de la casa" (roter Hauswein), zu dem zusätzlich Wasser serviert wurde. Das Mischungsverhältnis konnte man selbst bestimmen. Dazu wurde ein Korb mit knusprigem Weißbrot serviert. So ließ sich die Wartezeit bis zum Hauptgericht sehr gut überbrücken. Das Hauptgericht war natürlich: Steak (bife de lomo - Filetsteak oder bife de chorizo - Rumpsteak). Dazu gab es Pommes Frites (papas fritas) und gemischten Salat (ensalada mixta). So konnte man sich wie "Gott in Argentinien" fühlen. Leider nicht immer! Denn jede zweite Woche gab es aus Exportgründen kein Steak. Dann mußte ich auf Brathähnchen (pollo) umsteigen und freute mich auf die folgende Woche. Einen Reinfall erlebte ich auch als ich gegrillte Würste mit gegrillten Därmen verwechselte, die wie Kaugummi schmeckten.
Mendoza liegt am Fuße der Anden und ist der Ausgangspunkt für interessante Touren bis zur chilenischen Grenze bzw. bis nach Chile. Es befindet sich ca. 1.000 km westlich von Buenos Aires. Durch Bewässerung entstand dort eine grüne Oase mit Weingärten (der Mendoza-Wein wird weltweit exportiert) und Obstbäumen. Mendoza wurde 1561 von Spaniern gegründet, die von Chile kamen. Der Weg nach Chile (entweder mit der Bahn oder dem Auto/Bus) führt über Puente del Inca. Diesen Weg benutzten auch die Spanier (und später der Befreier von Argentinien, Chile und Peru, General San Martin) und nannten ihn "Camino de los Andes". Auf der gegenüberliegenden Seite des Tales hat man einen ausgezeichneten Blick auf den schneebedeckten ACONCAGUA (6.958 m Höhe). Dieser wurde erstmals 1897 von Vines und Zurbriggen bestiegen (Fitzgerald-Expedition). Weiter geht die Tour bis zum Grenzßpaß "LE CUMBRE" in 3.855 m Höhe. Dort befindet sich auch das Denkmal Christo Retendor (es wurde von argentinischen Arbeitern aufgestellt). Der Weg des Zuges geht über den Tunnel von Paramillo de las Cuevas. Er befindet sich auf einer Höhe von 3.185 m und ist 3.187 m lang. Am Ausgang des Tunnels liegt Chile.
Früh am Sonntagmorgen begann in Mendoza unsere Tour in die Anden. Es war sehr kühl bei strahlend blauem Himmel. Unterwegs sahen wir eine Gruppe von Indios, die sich an einem offenen Feuer aufwärmten. Der erste Stopp war an der "Puente del General San Martin". Die Brücke hat ihren Namen nach dem argentinischen General San Martin (Reisetipp "General San Martin"), der 1817 mit 3.500 Mann und 2.000 Mulis auf dem bereits genannten "Camino de los Andes" über die Anden nach Chile zog, um das Land von den Spaniern zu befreien. Da teilweise Eis- und Schneefelder überquert werden mussten, ließ er den Mulis Steigeisen anlegen. Unsere Tour fand Anfang Mai, also im Herbst auf der Südhalbkugel, statt und war bis zum Grenzpaß "Le Cumbre" schneefrei. Die gebirgige Landschaft war ohne Bewuchs und beeindruckte durch die unterschiedlichen Farbschattierungen. Man konnte sehr gut die Schwierigkeiten General San Martins bei der Andenüberquerung nachvollziehen. Bilder "Anden"
Die nächste Attraktion war die PUENTE DEL INCA (Inka-Brücke). Sie liegt 160 km von MENDOZA entfernt in den Anden auf 2.718 m Höhe. (Reisetipp "Puente del Inca") Die Naturbrücke gehört zu den besonderen Attraktionen in Südamerika und fasziniert durch ihre unterschiedlichen Farbtöne. In einer Höhe von 19 m überbrückt sie den Rio Mendoza, hat eine Spannweite von 21 m und eine Breite von 27 m. PUENTE DEL INCA ist der beste Ausgangspunkt für Exkursionen in die höheren Andentäler. Man kann von PUENTE DEL INCA auch ins Basislager des ACONCAGUA (6.958 m Höhe) gelangen.
In der Nähe der "Inka-Brücke" begegnete uns die Andenbahn, die mit Güterwagen in Richtung Mendoza unterwegs war. Die Gefährlichkeit der Bahnroute im Winter konnte man gut am Grenzpaß "Le Cumbre" erkennen, denn dort waren die Bahnschienen durch Lawinenschutz-Abdeckungen gesichert. Auf dem Serpentinen-Weg nach oben entdeckten wir am Berghang die Reste eines abgestürzten Flugzeuges. Nach Aussage des Reiseleiters soll es sich um Bankräuber gehandelt haben, die mit ihrer Beute nach Chile flüchten wollten. Alle Insassen sollen getötet worden sein und die gestohlenen Geldscheine hat der Wind in der Gegend verteilt (eine interessante Geschichte!?). Am 13. Oktober 1972 (also nach meiner Rückkehr nach Deutschland) stürzte ein Flugzeug auf dem Flug von Mendoza nach Santiago de Chile mit der Rubgy-Mannschaft von Uruguay in 4.000 m Höhe bei sehr schlechtem Wetter ab. Von 45 Passagieren wurden nach 72 Tagen 16 Personen lebend gerettet. Da den Überlebenden die Lebensmittelvorräte ausgingen, aßen sie Fleisch von ihren toten Kameraden.
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Am Reiseziel an der Grenze nach Chile fanden wir das von argentinischen Arbeitern errichtete Denkmal Christo Retendor. Es soll dem Frieden zwischen Argentinien und Chile dienen und trägt deshalb die Inschrift (frei übersetzt): "Diese Berge werden eher zusammenstürzen, bevor die Menschen von Argentinien und Chile den Frieden brechen, den sie am Fusse des CHRISTO RETENDOR geschworen haben". Der argentinische Grenzort mit der Paßkontrolle liegt in LAS CUEVAS, der auch als kleiner Ski-Ort bekannt ist. Dort beginnt die Serpentinen-Straße auf den Paß. (Reisetipp "Puerto de la Cumbre")
Auf dem Grenzpaß wehte sowohl die argentinische als auch die chilenische Flagge. Dort machte ich auch eine Aufnahme von meinen beiden Freunden, die ich auf dem Flug nach Mendoza kennengelernt hatte. Vier Jahre später (1976) war die Machtübernahme der argeninischen Militärs, die damals auch zahlreiche Deutsche verhaftet haben (über 100 Deutsche sollen spurlos verschwunden sein). Was wohl aus meinen deutschen Freunden geworden ist? Ich war in diesem Jahr 1976 auf einer mehrwöchigen Reise durch CHILE und konnte dort die chilenische Militärdiktatur vor Ort erleben. Ich hatte auch in Santiago de Chile zu tun - also nicht allzuweit vom Christo Retendor (wo ich mich 4 Jahre früher befand). Aber das wird ein anderer - interessanter - Reisebericht werden.
Natürlich nutzte ich auch die Gelegenheit, in Tagesausflügen die nähere Umgebung von La Plata zu erkunden. So wählte ich bereits eine Woche nach meiner Ankunft den arbeitsfreien Samstag (am 22. April 1972), um mit einem älteren, erfahrenen Kollegen das TIGRE-Delta (Reisetipp "Tigre") nördlich von Buenos Aires zu besuchen. TIGRE liegt im Mündungsdelta des Rio de la Plata mit zahlreichen Flüssen und Bachläufen. Es gehört noch zu BUENOS AIRES und ist ca. 30 km vom Zentrum in nördlicher Richtung entfernt. Dort befinden sich zahlreiche Ruder- und Yachtclubs. Regatten werden im November und März am Lujan-Fluß (der in den Rio de la Plata mündet) veranstaltet. Mehrere "Ferienclubs" und ausgezeichnete Restaurants haben sich an der Ufer-Front etabliert. Mit einer direkten Fähre kann man auch nach Uruguay gelangen. Vom Busbahnhof in La Plata (gegen 8 Uhr) startete der Ausflug ins 56 km entfernte Buenos Aires. Vom zentralen Retiro-Bahnhof (Estacion Retiro) in Buenos-Aires fuhren wir mit der Bartholome Mitre Bahn (Rapido) ins Mündungsdelta. Nach einer interessanten Zugfahrt durch die Nobelorte Olivos, San Isidro und San Fernando erreicht wir nach ca. 35 min den Bahnhof von TIGRE. Dort wechselten wir in eines der Besichtigungsboote über (unterwegs bestanden Ein- und Aussteigemöglichkeiten).
In TIGRE ist die Versorgung auf das Leben am Fluß eingestellt. Eine Tankstelle kann mit Booten angefahren werden und ein "mobiler" Kaufmann bietet seine Waren auf einem schwimmenden Laden-Boot an. Es gibt ein Foto, das mein Reisebegleiter aufgenommen hat und mich vor einer größeren, freiwachsenden Bananenpflanze zeigt - die erste Begegnung dieser Art. Es sollten auf meinen weiteren Reisen noch zahlreiche folgen. Auf dieser Tour habe ich erfahren, wie einfach ich von La Plata nach Buenos Aires kommen kann (meine Flugreise vom Stadtflughafen nach Mendoza erfolgte am darauffolgenden Wochenende). Deshalb unternahm ich bis zum Beginn der Inbetriebnahme der DMT-Anlage und dem Schichtbetrieb rund um die Uhr (Anfang Juli 1972) zahlreiche Tagesausflüge in die lebendige und interessante argentinische Hauptstadt Buenos Aires.
Auf dem Weg zu Fuß vom Busbahnhof in Buenos Aires (beim Retiro-Bahnhof) zum Stadtzentrum kam ich am Englischen Turm (Torre de los Ingleses) vorbei. Die Engländer spielten eine bedeutende Rolle bei der Transformation Argentiniens in einen modernen Staat. Im Jahre 1851 erreichte Dampfschiff ESK der Royal Mail den Hafen von Buenos Aires. Sie bauten das argentinische Eisenbahnnetz, von dem 52.000 km vom Staat übernommen wurden und 32.000 km im englischen Privatbesitz waren. Im Jahre 1954 als nahezu alle britischen Unternehmen verstaatlicht waren, gab es 11.425 Britische Bürger und die Britische Gemeinde ist die größte außerhalb des Commonwealth. Diese schenkten den Argentiniern den Uhrenturm, der auf dem Plaza Britannica steht. (Reisetipp "Englischer Turm")
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In der Nähe des Plaza San Martin (mit dem Denkmal des argentinischen Befreiers)
imponierte mir das Cavannagh-Hochhaus (Edificio Cavannagh). Das Cavannagh-Haus (Reisetipp "Cavannagh-Haus") wurde 1934 von mehreren Architekten im Auftrag von CORINNA KAVANAGH gebaut. Zur Zeit der Fertigstellung 1936 war es das höchste Gebäude Südamerikas. Heute ist es ein historisches Denkmal und ein architektonisches Meisterwerk. Das Hochhaus faszinierte mich sofort, und ich wollte vom obersten Stockwerk ein Panorama-Foto von Buenos Aires "schießen". Leider befinden sich in diesem Gebäude nur Luxus-Wohnungen, die mit dem Fahrstuhl erreichbar sind. Zu dem Fahrstuhl gelangte ich ohne Schwierigkeiten. Als ich aber im obersten Stockwerk aus dem Fahrstuhl ausstieg, stand ich in einer eindrucksvollen Appartement-Wohnung. Mir blieb nur der Rückzug in den Fahrstuhl übrig - leider ohne Fotos!
Über die FLORIDA gelangte ich zum berühmten Plaza de Mayo mit dem Präsidentenpalast (Casa Rosada). Die FLORIDA ist das traditionelle Einkaufszentrum (Reisetipp "La Florida") der Stadt. Für elegante "Shopping-Touren" ist sie der ausgezeichnete Ausgangspunkt im Stadtzentrum - insbesondere am späten Nachmittag. Die FLORIDA trifft in westlicher Richtung auf die Prachtstraße AVENIDA DE MAYO (die wiederum im Süden am PLAZA DE MAYO beginnt und im Norden am Kongress-Gebäude endet). Als Fußgängerzone ist die FLORIDA für das gemächliche und entspannte Flanieren bestens geeignet. Als argentinisches Souvenir sind Lederwaren besonders empfehlenswert. Für meine Frau und mich habe ich je einen Ledermantel zur Erinnerung in der FLORIDA gekauft.
Am Plaza de Mayo befindet sich das CABILDO. Das Cabildo (Reisetipp "Cabildo") war in der Kolonialzeit der Sitz der Regierung mit den Stadtverordneten. Es wurde 1711 gebaut und danach mehrmals umgebaut. Die Originaleinrichtung und die Möbel wurden 1940 hergerichtet und man hat das Gebäude zum nationalen Monument benannt. Es beherbergt heute ein historisches Museum und enthält Möbel, Gemälde und Dokumente über die Revolution im May 1810. Ich habe das Museum besucht und war beeindruckt. Vom Plaza de Mayo hat man einen sehr schönen Blick auf das Kongreß-Gebäude mit der Wasserfontäne an der Avenida de Mayo. Der Obelisk an der Prachtstraße Avenida 9 de Julio, die parallel zur Forida verläuft, war ebenfalls nicht zu übersehen. Bilder "Buenos Aires"
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Ein Spaziergang am Ufer des Rio de la Plata in nördlicher Richtung vermittelte einem die Breite dieser Flußmündung in den Atlantik. Irgendwo da draußen mußte also das Wrack des Panzerschiffes Graf Spee liegen. Gleich zu Beginn des 2. Weltkrieges hatte der Kapitän in auswegloser Lage das Schiff selbst versenken lassen. Die gesamte Mannschaft konnte nach Buenos Aires ins neutrale Argentinien flüchten. Kürzlich las ich den Nachrichten, dass das Schiff gehoben werden soll, um eine Gedenkstätte zu errichten. Ich kam auch am Stadtflughafen vorbei und entdeckte im Außengelände des Flugzeugmuseums zwei interessante Flugzeuge: eine JU 52 und einen Lancaster-Bomber. 239 englische und kanadische Bomber dieses Typs waren an der
Zerstörung meiner Heimatstadt Hildesheim am Nachmittag (gegen 14 Uhr - es dauerte nur 10 min) des 22. März 1945 beteiligt.
Auf all meinen Erkundungstouren durch Buenos Aires kam ich immerwieder am Hafen vorbei und verdeutlichte mir, dass hier vor dem 2. Weltkrieg die Dornier-Wasserflugzeuge gelandet sind, die von Katapultschiffen vor der Küste Afrikas gestartet wurden. Und dann sah ich einen Gebäudekomplex, dessen Bedeutung ich mir damals nicht erklären konnte. Erst als Hobby-Historiker (ab 2000) befasste ich mich mit dem weltbekannten Judenretter OSKAR SCHINDLER, der in meiner jetzigen Heimatstadt HILDESHEIM seine letzten Lebensjahre unter Freunden verbracht hat und hier am 9. Oktober 1974 verstorben ist.
Zu meiner Überraschung führten mich meine damaligen Recherchen wieder nach Argentinien, denn dort hat er von 1949 bis 1957 mit seiner Frau, Emilie Schindler, gelebt. Um Lastenausgleichs-Forderungen durchsetzen zu können, musste er 1957 wieder nach Deutschland (nach Frankfurt am Main). Seine Frau blieb unter ärmlichen Verhältnissen zurück in Argentinien. Was mich sehr überraschte: sie lebte nicht allzuweit von La Plata enfernt und zwar in San Vicente (ca. 40 km in westlicher Richtung gelegen). Nur war das alles damals als junger Ingenieur kein Thema für mich. Emilie Schindler starb im Oktober 2001 auf einer Reise in Deutschland. Dies habe ich damals mit großem Bedauern gelesen.
Neben seiner Zeit in Hildesheim begann ich mich aus naheliegenden Gründen auch für Oskar Schindler's Leben in Argentinien zu interessieren. Als "Judenretter und Vaterlandsverräter" muß er dort große Schwierigkeiten mit den zahlreichen NS-Kriegsverbrechern gehabt haben, die nach dem Kriege nach Argentinien geflohen sind (Eichmann, Barbie, Mengele usw.). Über Dr. Zuroff vom Büro des Simon Wiesenthal Centers in Jerusalem erfuhr ich vom argentinischen Historiker UKI GONI, der über die ODESSA (Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen) und die Fluchthilfe für die NS-Kriegsverbrecher geforscht und geschrieben hat ("The Real ODESSA. How Peron brought the Nazi War Criminals to Argentina" Granta Publications, London, 2002). Im Hotel de Inmigrantes am Hafen der Einwanderungsbehörde fand er ein Geheimarchiv mit den kompromittierenden Einreise-Dokumenten der NS-Kriegsverbrecher. (ODESSA)
Das war also dieser Gebäudekomplex, der nach langer Zeit für mich plötzlich an Bedeutung gewinnen sollte, denn dort vermute ich auch die Unterlagen über die Einwanderung Oskar Schindler's im Jahre 1949. Ich plane mit meiner jetzigen Frau JUTTA einen längeren Aufenthalt in Argentinien, um einerseits mit ihr auf meinen alten Spuren von 1972 zu wandeln und andrerseits über die Zeit Oskar Schindler's in Argentinien detailliert zu recherchieren und darüber zu schreiben. Für die Forschungsansätze bin ich dem argentinischen Historiker Uki Goni sehr dankbar.
So verfolgt mich Argentinien - genauso wie Oskar Schindler - bis an mein Lebensende! Aber nun zurück zu meinen "Traumreisen" im Jahre 1972, denn ich hatte sehr schnell erkannt: es ging in Argentinien wirklich ein Traum für mich in Erfüllung. Mit einem Ingenieur-Kollegen, der mit seiner Frau und seinem Sohn schon über zwei Jahre in La Plata lebte und arbeitete, flog ich Ende Mai 1972 für ein verlängertes Wochenende zu den berühmten Iguazu-Wasserfällen im Drei-Länder-Eck Argentinien, Brasilien und Paraguay. Wir landeten zuerst in Posadas am Rio Parana, da wir am nächsten Tag die verfallene Jesuiten-Station San Ignacio Mini mitten im Urwald besichtigen wollten.
Da die Besichtigung am Nachmittag geplant war, fuhr ich am Morgen mit der Fähre über den Rio Parana nach Encarnacion, das am anderen Ufer in Paraguay liegt. Ich kam in eine völlig andere Welt, mit sehr viel Armut, Schmutz und Dreck. Um einen Eindruck zu gewinnen und verdeckt fotografieren zu können, organisierte ich ein Taxi, das dem Standard in Paraguay entsprach: einem Pferdegespann mit einem geschlossenen Änhänger. Es war sehr erschütternd und ich war froh als ich mit der Fähre wieder ins "zivilisierte" Argentinien zurückkehrte.
Nicht weit von POSADAS (am Rio Parana) liegt die verfallene Jesuiten-Mission SAN IGNACIO MINI, (Reisetipp "San Ignacio Mini") die die Mönche für die GUARANI-Indianer im Jahre 1609 gegründet haben (daher stammt auch der Name der Provinz Misiones). Ein quadratischer Platz von ca. 100 m Seitenlänge wird in den Richtungen Norden, Osten und Westen von 30 Steingebäuden aus Sandstein flankiert. Über den nahegelegenen Fluß Rio Parana wurden die unbearbeiteten Steine herangebracht. Die Dächer existieren nicht mehr. Die öffentlichen Gebäude befinden sich auf der Südseite und sind bis zu 10 m hoch. Die Kirche in der Mitte des Platzes (eine Ruine) wurde im Jahre 1724 fertiggestellt. Im Jahre 1614 lebten 2.000 Indianer in der Mission. Im Jahre 1767 mußten die Jesuiten aufgrund einer Intrige kreolischer Großgrundbesitzer beim Vatikan Südamerika und auch Spanien verlassen. Danach verfiel die Mission. Im Jahre 1810 war sie verlassen. Die Siedlung wurde 1897 wiederentdeckt. Im Jahre 1943 erklärte der argentinische Staat die Jesuiten-Mission zum historischen Denkmal. Der Besuch dieser Anlage war sehr beeindruckend, denn er vermittelte einen Eindruck der großartigen Gemeinschaftsleistung und der künstlerischen Fähigkeiten der Indianer. Seit 1984 gehört San Ignacio Mini zum UNESCO-Weltkuturerbe. Bilder "San Ignacio Mini"
Mit einem zweimotorigen Propeller-Flugzeug flogen wir am späten Nachmittag weiter nach Iguazu (Entfernung von Posadas ca. 350 km). Die Landschaft, die wir überflogen, bestand aus undurchdringlichem Urwald. Der kleine Flughafen, der mitten in diesem Dschungel lag, war erst kürzlich mit einer betonierten Piste versehen worden, damit auch Düsenflugzeuge landen konnten. Das Begrüssungskomitee bestand aus drei einheimischen Kindern, die schon einige Zeit kein Wasser, geschweige denn Seife gesehen hatten. Dafür war der überraschende Blick aus dem Hotelzimmer umso eindrucksvoller: eine wunderschöne subtropische Landschaft mit dem Rio Iguazu im Hintergrund. Nun fühlte ich mich in meinem Traumland angekommen - so hatte ich mir Südamerika immer vorgestellt.
Zur Einstimmung unternahm ich einen Spaziergang durch den kleinen Ort Puerto Iguazu. Es war eine sehr schöne Abendstimmung und das warme Sonnenlicht gab dem Eindruck einen besonderen Reiz. An der Ablegestelle der Fähre am Rio Iguazu nach Foz de Iguazu (Brasilien) beobachtete ich zahlreiche Brasilianer, die in großen Mengen Grundnahrungsmittel, wie Mehl usw. preisgünstig in Argentinien eingekauft hatten. Und dann entdeckte ich zwei junge Touristinnen, mit denen ich ins Gespräch kam. Es waren beides Deutsche, die schon längere Zeit in Südamerika unterwegs waren. Das imponierte mir, denn dieselben Wünsche hatte ich schon lange gepflegt. Soweit ich mich erinnere, stammte ein Mädchen aus der "WOLF Bergstrasse - Dynastie (Fischli)".
Auf der gegenüberliegenden Seite am Rio Iguazu entdeckte ich die Anlagestellen für die Fähren, die auf verschiedenen Höhen angeordnet waren. So konnten diese auch bei unterschiedlichen Wasserständen die brasilianische Seite Foz de Iguazu erreichen. Auch in Puerto Iguazu sah ich zahlreiche Brasilianerinnen, die in großen Mengen eingekauft hatten und auf den Abtransport zur Fähre warteten. Diese Eindrücke erinnerten mich an mein Abenteuer, das ich bei der Überquerung des Rio Parana von Posadas nach Encarnacion (Paraguay) erlebt hatte.
Nach diesen Impressionen und schönen Aufnahmen mit der untergehenden Sonne begab ich mich wieder in mein Panoramic Grand Hotel. zurück. Dort hörte ich Guitarrenmusik und einen Chor interessanter Stimmen. Gab es hier eine "Pena folklorica"? Nein, es war eine Schulklasse junger Mädchen aus Buenos Aires, die im Beisein argentinischer Guitarrenspieler einen angenehmen Abend bei einem Glas Wein verbrachten. Auch ich wurde sofort eingeladen, mitzusingen. So beschloß ich einen eindrucksvollen Tag in einer gastfreundlichen Umgebung. Es sollte noch viel schöner werden!
Am Sonntagmorgen musste mir mein deutscher Reisebegleiter leider mitteilen, dass sein Sohn krank geworden sei und das Hotelzimmer hüten müsse. Seine Frau blieb bei dem kranken Patienten. Unsere Besichtigungstour mit dem Bus begann in Paraguay mit einen hervorragenden Blick auf die Mündung des Rio Iguazu in den Rio Alto Parana. Den Rio Alto Parana aufwärts befindet sich heute das riesige Wasserkraftwerk ITAIPU PARANA, mit dem Strom für Brasilien und Paraquay erzeugt wird. Damals wurde daran gebaut.
Die Wasserfälle von IGUAZU sind die größten der Welt und liegen mitten im Dschungel von Südamerika. (Reisetipp "Iguazu Wasserfälle in Brasilien") Bei PUERTO IGUAZU mündet der RIO IGUAZU in den RIO ALTO PARANA. Dort befindet sich auch das Dreiländereck "Argentinien/Brasilien/Paraguay". Stromaufwärts (am RIO IGUAZU) in einer Entfernung von 19 km liegen die atemberaubenden Wasserfälle. Sie erstrecken sich über eine Breite von 4 km und haben eine Fallhöhe von 60 m (10 m höher als die NIAGARA-Fälle). Die "gewaltigen" Wasserfälle können auf der brasilianischen Seite bewundert werden. Auf der argentischen Seite kann man mit dem Boot an die kleineren Wasserfälle gelangen. Für die Besichtigung sollte man sich zwei Tage Zeit nehmen und in PUERTO IGUAZU oder in den Hotels an den Wasserfällen übernachten. Dies einmal zur Einführung (mein entsprechender Reisetipp aus: www.holidaycheck.de). Bilder "Iguazu-Wasserfälle"
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Nach diesem ersten Eindruck fuhren wir zur brasilianischen Seite der Wasserfälle, wo man - für meinen Geschmack - die besten Eindrücke dieser unglaublichen Wassermassen gewinnen konnte. Und dabei waren wir zu einer Jahreszeit unterwegs, zu der der Rio Iguazu relativ wenig Wasser führte. Ich liebe Regenbögen. Hier konnte ich wunderschöne Regenbogen-Aufnahmen machen. Mein Freund war mit seiner Filmkamera und seinem Fotoapparat beschäftigt und kam mächtig ins schwitzen. Ich sah die Dinge gelassener und genoß die unbeschreiblichen Bilder, die ich natürlich auch fotografierte. Über Holzstege kam man relativ nah an den "Abgrund" bzw. hatte einen besonderen Blick auf die "Kaskaden". Imposant war das Hotel CATARATAS auf der brsilianischen Seite.
Am Montagmorgen war der Sohn wieder wohlauf und wir besuchten nun die argentinische Seite der IGUAZU-Wasserfälle. (Reisetipp "Iguazu-Wasserfälle in Argentinien") Der erste Blick galt wieder dem Hotel CATARATAS auf der brasilianischen Seite, denn dort landete gerade ein Flugzeug. Nun bestand die Möglichkeit, mit einem flachen Boot (mit einheimischem Bootsmann und Bootsmotor) bis an die Kante der Wasserfälle zu fahren. Die letzte Strecke mußten wir auf Stegen zurücklegen, die auch den niedrigen Wasserstand bestätigten. Es war schon ein besonderes Gefühl, den Naturgewalten so nahe sein zu können.
Unser einheimischer Fahrer, der uns die interessanten, kleinen Wasserfälle auf der argentinischen Seite zeigte, führte uns abschließend noch in den Nationalpark von IGUAZU (Parque National IGUAZU). Wildwuchernder Urwald mit langen Lianen vermittelten uns einen tropischen Eindruck. Und wieder waren es Bananenstauden, die meinen Interesse weckten. Deren Blätter waren so groß, dass man sie als Regenschutz verwenden konnte. Und nun fing wirklich zu regnen an. Es wurde immer schlimmer. Aber als wir am Flughafen auf unser Flugzeug für den Rückflug warteten, hörte der Regenschauer plötzlich auf.
Da der Pilot beim Anstieg die IGUAZU-Wasserfälle in einer Kurve überflog, gelang mir ein herrliches Panoramo-Foto von diesem Naturereignis. Ganz anders lernte ich zwei Jahre später (1974) die NIAGARA-Fälle in den USA kennen. Es war der Monat Februar und tiefster Winter. Entsprechend zeigten sich auch die Wasserfälle: nahezu eingefroren. Der Besuch des französischen Forts NIAGARA am Ausgang zum ONTARIO-See vermittelte mir einen Eindruck von Kälte, wie ich sie bisher nicht gekannt hatte. Gottseidank hatte ich meine russische Pelzmütze dabei, die ich in diesem kalten Winter meiner Frau JUTTA vererbt habe.
Es gibt noch einen Wasserfall in meiner "Sammlung": den "Rheinfall von Schaffhausen"! Mein erstes Abenteuer in jungen Jahren (15) war eine 14-tägige Radtour mit drei Freunden zum Bodensee. Mit meinem Zelt übernachteten wir auf Campingplätzen unterwegs. Nach einem mühseligen Schwarzwald-Aufstieg landeten wir wohlbehalten in der Schweiz, um dort den berühmten Rheinfall zu besichtigen. Fast 50 Jahre später war ich wieder in Schaffhausen. Diesmal mit meiner Frau JUTTA und nach einer 5-stündigen Zugfahrt mit dem Startpunkt "TITISEE" im Schwarzwald. Wir verbrachten dort eine Urlaubswoche und konnten mit unserer Kurkarte sehr günstig die Verkehrsmittel (Bus, Bahn) nutzen. Nun fehlen nur noch die VICTORIA-Fälle in Afrika. Wie ich JUTTA kenne, stehen diese bereits auf ihrer Wunschliste.
Anfang Juni 1972 unternahm ich am Wochenende alleine eine dreitägige Reise, die mich nach Bolivien führen sollte. Es war mein letzter Inlandsflug in Argentinien. Danach sollte nur noch eine Busreise nach Bahia Blanca folgen. Der Weg nach Bolivien wurde zu einer richtigen Herausforderung und gab mir einen Eindruck über das unveränderte Leben der Indios in den Anden. Wieder ging es vom Stadtflughafen in Buenos Aires mit dem Flugzeug nach Salta. Im örtlichen Reisebüro organisierte ich eine Besichtigung der Umgebung von Salta und eine Tour nach CACHI. (Reisetipp "Indio-Dorf Cachi")
Das Indianer-Dorf CACHI, das in den Vor-Anden liegt, kann an einem halben Tag von SALTA (90 km Distanz) aus erreicht werden. SALTA liegt auf 1.190 m Höhe und wurde 1582 gegründet. Die Strasse nach CACHI ist nicht geteert und man muß deshalb die Frontscheibe gegen Steinschlag bei Gegenverkehr schützen (bei der anschließenden BOLIVIEN-Tour benutzte der Taxifahrer eine Plexiglasscheibe, die er mit Saugnäpfen befestigte). Das wüstenartige Anden-Vorland variert unwahrscheinlich in den Farbtönen. Die Bevölkerung besteht größtenteils aus Coya-Indianern, die regional unterschiedliche Ponchos tragen. Imposant sind die riesigen Kandelaber-Kakteen, die man unterwegs bewundern kann. Die Kirche in CACHI wurde von den spanischen Padres gebaut, die über Bolivien nach 1550 in diese Gegend kamen. Die Coya-Indianer in CACHI sind - ähnlich wie diese in Bolivien - sehr scheu und lassen sich nur ungern fotographieren (manchmal klappt es mit einer Trinkgeld-Zahlung). Bilder "Cachi"
Genauso wie ich es in meinem Reisetipp beschrieben habe, erlebte ich diesen Ausflug nach CACHI. Wir waren 4 Teilnehmer und der Fahrer holte uns am Morgen mit seinem Kleinbus vom Hotel ab. Unterwegs fiel mir sehr schnell auf, dass hier in den Anden große Kandelaber-Kakteen wuchsen. Diese Region lag ja auch ca. 1000 km nördlicher als die Anden bei Mendoza. Je höher wir kamen, umso kärglicher, aber auch reizvoller, wurde die Landschaft. Wir sahen kaum Menschen - nur an einer Prozession christlicher Indios und an einem älteren Reitersmann auf seinem Muli kamen wir vorbei. Bei CACHI beobachteten wir eine deutliche Veränderung der Landschaft. Der kleine Fluß Rio Cachi ließ die Landschaft ergrünen. Wie ich bereits schrieb, sind die Coya-Indianer, die in Cachi leben, sehr scheu. Trotzdem gelangen mir eindrucksvolle Aufnahmen.
Da ich unbedingt nach Bolivien (Reisetipp "Bolivien-Tour") wollte, flog ich weiter nach Jujuy, das ca. 70 km entfernt lag. Wieder galt der erste Blick aus dem Hotelzimmer: diesmal war es der Plaza Belgrano von Jujuy. Dann ging ich auf Erkundungstour durch Jujuy - natürlich mit meinem Fotoapparat. Plötzlich entdeckte ich einen leeren VW-Bus mit einem deutschen Kennzeichen. Es dauerte nicht lange, dann erschienen die Besitzer - ein jüngeres Lehrer-Ehepaar. Sie waren schon über ein halbes Jahr unterwegs. Dies hat mir sehr imponiert! Bilder "Bolivien-Tour"
Im lokalen Reisebüro buchte ich die zweitägige Bolivien-Tour und war äußerst gespannt. Am folgenden Morgen kam die erste Überraschung: ich wurde von einem gewöhnlichen Taxi im Hotel Internacional Jujuy abgeholt, in dem bereits ein Ehepaar aus Buenos Aires saß. Auf dem Weg von Bolivien (der Potosi-Route mit den Silberminen) gelangten ab 1550 die Franziskaner- und Dominikanermönche in das heutige Argentinien. Jesuiten folgten später ab 1585 (sie gründeten z.B. auch die Siedlung San Ignacio Mini am Rio Parana). Entlang dem alten Inka-Weg und der "neuen" Route durch das "Quebrada de Humahuaca" bauten sie im Laufe von zwei Jahrhunderten einfache aber schöne Kirchen. Noch heute existieren über 20 dieser alten Kapellen und Andachtsräume. Als typisch und besonders eindrucksvoll kann die Kirche von Uquia (Reisetipp "Uquia") mit seinem Goldaltar und den Bänken aus Kakteenholz betrachtet werden. (Reisetipp "Tilcara")
Mit diesem Wissen begann also unsere Abenteuer-Tour nach Bolivien. Eine wirkliche Attraktion war das Bergdorf Humahuaca mit seinen ursprünglichen Indio-Bewohnern. Dort stoppten wir zu einer ausgiebigen Foto-Besichtigung und einem "gepflegten" Mittagessen (Steak, Pommes Frites und Rotwein). Begleitet wurde das Essen von Indio-Musikern, wie ich sie später auf den Fußgänger-Passagen in Deutschland wieder erlebt habe. Bei diesem Ambiente wurde ich reichlich müde und deshalb überraschte mich das "Lorbeer-Blatt", das mir der Fahrer zum Kauen gab. Urplötzlich war ich wieder hellwach - wie nach 3 Tassen Kaffee. Es war ein Koka-Blatt. Der Verkauf war in Argentinien streng verboten. In Bolivien entdeckte ich an jeder Ecke große Säcke mit Koka-Blättern, die von Indio-Frauen mit ihrer typischen Melone frei verkauft wurden. Armut, Hunger, Höhe und Koka-Blätter gehören dort zusammen. (Reisetipp "Bergdorf Humahuaca")
Mit dieser Erfahrung reicher starteten wir zur Weiterfahrt. Und dann kam die nächste Überraschung: unser Wagen fing an zu brennen. Schnell holten wir unser Gepäck aus dem Wagen. In der Zwischenzeit löschte unser geistesgegenwärtiger Fahrer mit umherliegendem Sand den "Vergaserbrand". Ich sah meine strenge Zeitplanung dahinschwinden, denn ich mußte auf jeden Fall am Dienstag wieder auf der Baustelle in La Plata sein. Mit einer unglaublichen, südamerikanischen Ruhe baute unser Fahrer den Vergaser aus, um ihn zu reinigen und anschließend wieder einzubauen. Glücklicherweise kam zu diesem Zeitpunkt ein Arzt mit dem Auto vorbei, der von einer Visite bei den Indios in einem der Andendörfer kam. Er hatte ein Reserveventil für die Benzinleitung dabei. Nach dem entsprechenden Einbau und viel Geduld ging die spannende Reise weiter nach Bolivien.
Auf der argentinischen Seite in La Quiaca checkten wir in unserem Hotel Frontera La Quiaca ein. Ich war heilfroh mich auf das Bett legen zu können, denn ich hatte aufgrund der Höhe (ca. 4.000 m) ein sehr starkes Kopfweh. Als ich mich etwas akklimatisiert hatte, passierte ich die Grenze und besuchte den bolivianischen Ort Villazon. Es war genauso erschütternd wie in Paraguay: nur Schmutz, Staub und Dreck. Hier waren aber die Menschen äußerst feindlich eingestellt. Fotos wagte ich nur verdeckt aus Hausfluren. Und alles passierte auf der Straße: die Menschen erledigten ihre Geschäfte sitzend am Straßenrand. Auch hier war ich froh, wieder nach Argentinien zurückkehren zu können. Die Heimfahrt nach Jujuy verlief problemlos. Nur kurz vorm Flughafen bekam unser Taxi einen Platten. Aber für Ersatz war sehr schnell gesorgt und ich erreichte pünktlich das Flugzeug zum planmäßigen Heimflug nach Buenos Aires.
Einen Ausflug mit einer Gruppe lustiger Argentinierinnen und einigen Argentiniern erlebte ich Mitte Juni 1972. Mit dem Bus starteten wir am Freitagabend in La Plata und fuhren die Nacht hindurch nach Süden. Das Ziel war Bahia Blanca (600 km Entfernung), wo wir am frühen Morgen ankamen. Das eigentlich Interessante dieser Tour war das Fortin Mercedes (Reisetipp "Fortin Mercedes") am Rio Colorado (3 km außerhalb von Bahia Blanca). Es wurde 1781 zum Schutz gegen Indianerangriffe gebaut. Diese endeten mit der nahezu vollständigen Vernichtung der Pampas-Indianer im Krieg, der von 1878 bis 1883 dauerte. Dabei wurden die Indianer nahezu ausgerottet. Viele der Offiziere, die an dem Kriegseinsatz beteiligt waren, erhielten als Belohnung Land von mehr als 40.000 ha für jeden. Trotz dieses martialischen Eindruckes wurde die Heimfahrt sehr lustig, denn ich hatte reichlich Gelegenheit meine Sangeskünste vorzuführen.
Am Sonntagmorgen, den 9. Juli 1972, wurde ich gegen 9 Uhr in meinem La Plata Hotel durch Marschmusik (Reisetipp "Unabhängigkeitstag") geweckt, die in der Nähe spielte. Ich zog mich an und nahm meine Kamera mit, um die Ursache zu finden. Es war ganz in der Nähe: vor der Kathedrale fand eine Parade zum Gedenken an den Unabhängigkeitstag statt. Am 25. Mai 1810 haben die Menschen Argentiniens sich von der spanischen Vize-Regierung befreit, in dem sie in der CABILDO von Buenos Aires die spanische Vize-Regierung stürzten. Sechs Jahre später war Argentinien von einer spanischen Invasion von Peru und einer Blockade des Rio de La Plata bedroht.
Zu diesem Zeitpunkt versammelte sich der nationale Kongreß in Tucuman, um am 9. Juli 1816 die Unabhängigkeit von Spanien zu erklären. Dieses wichtige Ereignis wird jedes Jahr mit entsprechenden Veranstaltungen gefeiert. Ich habe eine "zivile" Militärparade mit Soldaten in historischer Uniform vor der Kathedrale von La Plata erlebt. Auf der Tribüne vor der Kathedrale waren die Honoratioren, die Geistlicheit und das ranghohe Militär von La Plata versammelt. Die Kirche liegt am Plaza Morena, an dessen gegenüberliegenden Seite das Regierungsgebäude zu finden ist. Dort zog es mich abends immerwieder hin, denn beide Gebäude waren in einer besonderen Art beleuchtet.
Nahezu 6 Monate hatte ich in Südamerika verbracht. Argentinien wurde in den ersten 3 Monaten durch die sehr interessanten Reisen wirklich "das Land meiner Träume". Die folgenden Monate waren endlos im Schichtbetrieb von 14 bis 22 Uhr (auch an den Wochenenden). Die DMT-Produktion fand in einer offenen Anlage statt, so daß einem der Wind mit dem Regen richtig ins Gesicht blies. Trotz Parka und Sicherheitshelm war dies ein Härtetest. Aber ich habe beruflich sehr viel gelernt und finanziell hat sich der Argentinien-Aufenthalt gelohnt. Am Samstag, den 1. September 1972, flogen wir gegen 19 Uhr mit der LUFTHANSA diesselbe Route wie auf dem Hinflug zurück. Über der Sahara herrschten herrliche Sichtverhältnisse. Dann verschlechterte sich das Wetter und wir landeten gegen 15 Uhr am Sonntag in Frankfurt. Meine damalige Frau ULLA und meine Schwester KARIN erwarteten mich. Ich war wieder gesund und munter zurückgekehrt!
Fotos und Text: Klaus Metzger
Siehe auch BILDBAND:
("ARGENTINIEN - Land meiner Träume")
BILDBAND:
BILDBAND:
("Unterwegs mit dem Flugzeug")
Seit meiner ersten Südamerika-Reise (siehe Reisebericht "ARGENTINIEN - Land meiner Träume") waren über 3 Jahre vergangen.Und es hatte sich bei mir in der Zwischenzeit einiges geändert: kurz nach der Rückkehr aus Argentinien wechselte ich von der Firma KRUPP Chemieanlagenbau in Essen zu einer kleineren Ingenieur-Firma für Molkerei-Anlagen nach Ettlingen bei Karlsruhe. Damit wechselte ich auch von der Chemie-Industrie in die Molkereiwirtschaft (Spezialgebiet: Eindampfanlagen) und war als verantwortlicher Projektingenieur für die Planung, den Verkauf und die Inbetriebnahme dieser Anlagen zuständig. Neben Irland und England galt meine Verantwortung auch für die südamerikanischen Länder, die ich teilweise bereits kannte.
Im Rahmen einer mehrwöchigen Reise nach Venezuela, Kolumbien und Mittelamerika lernte ich einen ganz anderen Teil Südamerikas kennen, der vor allen Dingen durch eine drückende, feuchtwarme Hitze gekennzeichnet war (insbesondere am Maracaibosee). Obwohl ich erst zum Wochenbeginn, am Montag, den 20. Oktober 1975, zu unserer Baustelle am Maracaibosee in Venezuela fliegen sollte, reiste ich schon am Freitagabend, den 17. Oktober, nach Caracas, um mich zu akklimatisieren. Am frühen Samstagmorgen landete ich auf dem Flughafen Maiquetia "Aeropuerto Internacional Simon Bolivar". Dieser liegt auf Meereshöhe an der Karibik-Küste. Die Hauptstadt Caracas befindet sich auf ca. 960 m Höhe in einem Tal der nördlichen Küstenkordillieren und kann nur durch einen Paß auf 1.040 m Höhe des Avila-Gebirges erreicht werden. (Reisetipp "El Avila") Für den Transport ins Stadtzentrum nutzte ich ein Taxi - nicht ohne vorher den Fahrpreis (10 US-$) ausgehandelt zu haben. Wanderer können dem alten Muli-Pfad der Spanier folgen. Bilder "El Avila-Gebirge"
Caracas wurde 1567 von den Spaniern gegründet. Obwohl in der trockenen und heißen Zone gelegen, ist das Klima sehr angenehm (max. 25 grd. C im Juli - August und 12 grd. C im Januar - Februar). Die Nächte sind immer sehr angenehm kühl. Im Jahre 1810 erhob sich Caracas unter der Führung von Simon Bolivar gegen die spanische Kolonialherrschaft. In der Folge wurde Caracas zu einem der Zentren im Freiheitskampf. Nach der entscheidenden Schlacht Simon Bolivars am 24. Juni 1821 bei Carabobo (bei Valencia - ca. 130 km westlich von Caracas gelegen) gegen die Spanier erhielt Venezuela die Unabhängigkeit und 1831 wurde Caracas die Hauptstadt von Venezuela. Am 17. Dezember 1830 starb Simon Bolivar in Kolumbien. Der Leichnam Simon Bolivars wurde später in seine Geburtsstadt Caracas überführt. In Argentinien, Chile und Peru war der große General San Martin (viele Plätze sind dort nach ihm benannt) der Befreier vom Joch der Spanier. Im nördlichen Teil von Südamerika übernahm Simon Bolivar diese heroische Aufgabe. Simon Bolivar ist in Caracas geboren und liegt dort im Pantheon National aufgebahrt. Am Plaza Bolivar, dem Zentrum von Caracas, befindet sich das bronzene Reiter-Denkmal von Simon Bolivar.
Auf der morgendlichen Taxifahrt auf den mehrspurigen Schnellstraßen (Cota Mil) durch Caracas konnte ich sehr schnell einen Eindruck von Caracas gewinnen. Die Avila-Bergkette mit mehreren Berggipfeln stellte unübersehbar die nördliche Begrenzung zur Karibik dar. Der Pico (Gipfel) Silla de Caracas (Stuhl von Caracas) hat eine Höhe von 2480 m. Alexander von Humboldt (Reisetipp "Alexander von Humboldt") bestieg ihn 1799 während seiner Venezuela-Reise, um mit einem wertvollen und schweren Barometer die genaue Höhe des Berges zu messen. Auf die Avila-Bergkette kann man im Zentrum von Caracas mit einer Seilbahn (El Teleferico de Caracas) gelangen, die 1956 bis 1957 von dem Deutschen Ernst Haeckel (Saarbrücken) gebaut wurde.
Das angenehme Klima war sehr beeindruckend und die Blütenpracht faszinierend. Allerdings störte der laute Autoverkehr und die zahlreichen Autobahnen, die durch das Stadtgebiet führen. Überrascht wurde ich auch von den vielen Elendshütten, die an den Hängen der Avila-Bergkette als ein Zeichen großer Armut zu sehen waren. Nach meinen bisherigen Informationen sollte Venezuela als Erdölförderland (am Maracaibosee) doch ein reiches Land sein! Aber im Rahmen meiner Reise ins Landesinnere Venezuelas wurde ich eines Besseren belehrt.
Das moderne Caracas war dagegen sehr beeindruckend. Und meine Ankunft im vornehmen Stadtteil Altamira veränderte wieder mein Bild von Caracas. Das Hotel la Floresta, das unser örtlicher Vertreter, Herr Rosenkilde, für mich reserviert hatte, war geradezu ideal für meine "Eingewöhnung", da es ruhig und doch zentral lag. Nach einigen Stunden Schlaf rief mich Herr Rosenkilde an und vereinbarte mit mir den gemeinsamen Besuch mit seiner Familie im seinem Internationalen Club am Nachmittag. Weiterhin erfuhr ich von ihm, wie ich am Einfachsten zu den bereits beschriebenen Sehenswürdigkeiten von Caracas gelangen konnte.
Mit der Metro fuhr ich in westlicher Richtung zum Universitätsgelände und stieg an der Station "Capitolio" aus. Auf dem Rückweg musste ich an der Station "Altamira" aussteigen, um wieder zu meinem Hotel La Floresta zu gelangen. Mit der Metro-Station "Capitolio" war ich in der Nähe des Ausstellungsgebäudes "Capitolio National" mit der goldenen Kuppel, in dem als monumentales Wandgemälde die Schlacht von Carabobo mit dem Sieg Simon Bolivars über die Spanier am 24. Juni 1821 dargestellt ist. Von dort war es nicht weit (in nördlicher Richtung) zum Plaza Bolivar mit dem Reiterdenkmal "Simon Bolivar" Dort fotographierte ich überraschend ein schwarzes Einhörnchen, das gerade hinter einem Baumstamm verschwand. Das Pantheon National mit der aufgebahrten Leichnam Simon Bolivars lag ebenfalls in der Nähe. Dies habe ich aber aus Zeitgründen nicht besucht. Bilder "Caracas und Umgebung"
Nach diesen imposanten Eindrücken über die Befreiungsgeschichte Venezuelas begab ich mich wieder zurück zum Hotel, denn dort wollte mich Herr Rosenkilde mit seiner Familie für den Besuch seines privaten Clubs abholen. Es war eine sehr interessante Anlage mit Swimming Pool, Tennisplätzen und anderen Freizeitmöglichkeiten. Nur gegen eine beträchtliche Club-Gebühr konnte man hier Mitglied werden. Ich hatte Herrn Rosenkilde bereits bei einem seiner Besuche in Deutschland in meiner Firma kennengelernt. Da ich als Projektingenieur auch für das Land Venezuela zuständig war, lud ich Herrn Rosenkilde zu einem gemeinsamen Abendessen ein, an dem auch meine damalige Frau ULLA teilnahm. In dieser entspannten Atmosphäre konnte ich einige persönliche Dinge von ihm erfahren.
Er war ein Däne und pendelte zwischen Europa und Venezuela. Auf der dänischen Ostsee-Insel Samsoe besaß er einen Bauernhof. Als junger Molkerei-Ingenieur war er nach Venezuela ausgewandert, um dort unter sehr primitiven Umständen Milchverarbeitungsanlagen aufzubauen. Damals schlief er noch in Hängematten in der Wildnis. Später übernahm er die Vertretung von europäischen Anlagen-Lieferanten, die er regelmäßig besuchte (so kam unser Kontakt zustande). Als wir uns trafen war er sicher vermögend (siehe Club-Mitgliedschaft) und besaß auch ein einmotoriges Flugzeug. Ich erzählte ihm von meinen Plänen, vor der Antillen-Insel Bonaire (sie liegt vor der Küste Venezuelas) zu tauchen. Er wollte mich im Rahmen meines Besuches nach Bonaire fliegen.
Leider wurde daraus aus zeitlichen Gründen nichts, denn ich musste bereits am Sonntag, den 19.10.1975 (Falschinformation) bzw. am Montag, den 20.10.1975, weiter zur Baustelle am Maracaibosee fliegen. Erst sieben Jahre später (1982) ging mein Taucher-Wunschtraum in Erfüllung (siehe meinen Reisebericht "BONAIRE - paradiesisches Schnorcheln und Tauchen!"). Bonaire Es gab noch ein weiteres, denkwürdiges Erlebnis: nach dem interessanten Besuch seines privaten Clubs lud mich Herr Rosenkilde am Abend noch zum Besuch des "Russischen Staatszirkus" ein, der gerade in Caracas gastierte. Damals fiel mir die Begeisterung seiner kleinen Tochter auf. In den Jahren 1981/82/83/84/85 verbrachte ich mit meiner Familie die Sommerferien auf der Insel Samsö. Dort konnten wir im Sommerhaus dänischer Freunde wohnen und mit deren Ausrüstung im Jahre 1981 das Windsurfen lernen. In Gouda/Holland (dort arbeitete ich seit 1980 als Technical Manager für NIRO ATOMIZER) kaufte ich mir anschließend eine eigene Surf-Ausrüstung und verbrachte sehr viel Zeit mit meinem Sohn Jochen auf den "Reeuwijksche Plassen" (eine größere Seen-Platte bei Gouda).
Zehn Jahre später erinnerte ich mich an Herrn Rosenkilde in Venezuela und an seinen Bauernhof auf der Insel Samsö. Er lag nicht allzuweit von unserem Sommerhaus bei Maarup an der Nordspitze dieser Insel (bei Nordby). Während unseres letzten Samsö-Urlaubes im Jahre 1985 (mein Vater war mit seinem Dackel Percy dabei) besuchte ich den Rosenkilde-Bauernhof. Der Vater war in Venezuela - aber seine Tochter, mit der ich den "Russischen Staatszirkus" in Caracas besucht hatte, kam an die Türe. Sie konnte sich aber nicht mehr an mich erinnern.
Dies sind Vernetzungen und weltweite Kontakte, die es in meinem Leben immerwieder gegeben hat. So entstand die Freundschaft mit Finn und Randi, in deren Sommerhaus auf Samsö wir immer gerne wohnten, während meiner beruflichen Tätigkeit für die internationale Ingenieur-Firma NIRO ATOMIZER A/S in Kopenhagen (1977 bis 1982). Da ich sehr oft mit dänischen Ingenieur-Kollegen um die ganze Welt gereist bin, lernten wir uns auch privat näher kennen und schätzen. Ich denke dabei insbesondere an Hans Justesen, der in jungen Jahren als Widerstandskämpfer gegen die deutschen Besatzer gekämpft hat. Als ein Koordinations-Ingenieur in Kopenhagen gesucht wurde, wurde ich von den dänischen Kollegen empfohlen. Ich zog mit meiner Familie nach Dänemark und habe es nie bereut, denn es war eine sehr schöne und entspannte Zeit. Da ich sprachbegabt bin, lernte ich innerhalb eines halben Jahr die dänische Sprache - was meinen dänischen Arbeitskollegen sehr imponiert hat.
Doch nun wieder zurück zu meiner ersten Reise nach Venezuela! Von dem privaten Club, der im Süden der Hauptstadt lag, hatte man einen guten Blick auf die Avila-Gebirgskette im Norden von Caracas. Mir fielen auch die wolkenverhangenen Berggipfel auf. Dort wollte ich unbedingt hin und die Aussicht auf Caracas genießen. Dies war relativ einfach mit der bereits beschriebenen Seilbahn im Stadtzentrum möglich. Die Bergstation ist in der Nähe des Humboldt-Hotels, das zum Zeitpunkt meines Besuches leider nicht genutzt wurde. Diese Wolken, die ich bereits von der Club-Anlage gesehen hatte, waren leider immer noch vorhanden und erschwerten den Blick auf Caracas. Trotzdem konnte man sehr gut die weitverzweigten Stadtautobahnen (Cota Mil) erkennen. Ein Hinweis auf die feuchte Atmosphäre in dieser Höhe von über 2.000 m fanden sich an den Baumstämmen, die von Baumflechten überzogen waren. Ein Blick auf die karibische Seite war leider nicht möglich, da die Wolken alles verdeckten.
Dieser Samstag (18. Oktober 1975) in Caracas war wirklich voller interessanter Eindrücke, die mir auch heute noch (beim Verfassen dieses Reiseberichtes im April 2010) gegenwärtig sind. Allerdings helfen mir auch die DIA-Aufnahmen (mit den entsprechenden Hintergrund-Informationen) meiner Reisen, die ich in zahlreichen Vorträgen in Senioreneinrichtungen gezeigt habe. Auch die Nacht auf den Sonntag, den 19. Oktober 1975, hinterließ bei mir einen bleibenden Eindruck. Kurz vor dem Sonnenaufgang wurde ich wach und entdeckte draußen einen blutrot angelaufenen Himmel. Ganz langsam kam im Osten die Sonne zum Vorschein und ich erkannte erstmals die nähere Umgebung. Diese "Sonenaufgangs-Sequenz" habe ich fotographiert und bildet einen wichtigen Teil meines DIA-Vortrages "Impressionen bei Nacht und in der Dämmerung" (Sonnenauf- und -untergänge rund um die Welt aufgenommen).
Von einer Mitarbeiterin aus dem Rosenkilde-Büro hatte ich die "Falschinformation", dass mein Flugzeug zum Maracaibosee am Sonntag, den 19. Oktober 1975 fliegen sollte. allerdings war der Himmel bewölkt). Ich hatte ein anderes Bild im Kopf! Auf meiner anschließen Als ich am Nachmittag zum Flughafen kam, teilte man mir mit, dass es am Sonntag keinen Flug gäbe. Dies wäre erst am Montag, den 20. Oktober 1975, möglich. Diesen Flug reservierte ich und mietete mir ein Auto, da ich mir an der Karibik-Küste ein Hotel in der Nähe des Flughafens suchen wollte. Dies fand ich sehr schnell in Macuto: das Sheraton Macuto. Die Karibik-Küste dort fand ich enttäuschend (den Weiterreise von Costa Rica nach Nicaragua entdeckte ich meine Trauminsel: San Andres (gehört zu Kolumbien und liegt vor der Küste Nicaraguas). Ich verbrachte dort ein kurzes Wochenende und es gelangen mir herrliche Stimmungsbilder.
Wie bestellt hatte ich für den Inlandsflug nach Valera herrliches Flugwetter. Der Himmel war nahezu wolkenlos und es gelangen mir sehr schöne Flugbilder. Dies hing auch damit zusammen, dass das zweimotorige Flugzeug nicht allzu hoch flog. Schon der Start vom Flughafen in Maiquetia war atemberaubend, denn das Flugzeug flog eine Rechtskurve und ich konnte den Hafen La Guaira mit seinen zahlreichen Schiffen sehr deutlich erkennen. Er liegt direkt neben dem Ort Maiquetia. Danach lag an der Küste Macuto, wo ich im Sheraton Macuto Resort übernachtete. Der Karibik-Küste in westlicher Richtung folgend überflog den Hafen von Puerto Cabello mit einigen vorgelagerten kleinen Inseln. Dann ging es landeinwärts und die Landschaft zeigte sich ausgetrocknet und bergig.
Wie ich bereits in meinem Argentinien-Reisebericht für die Ankunft in Buenos Aires (am 16. April 1972) schrieb, war auch hier in Venezuela am Flughafen von Valera (am 20. Oktober 1975) niemand von meiner Firma anwesend, der mich abholte. Es galt also die Taxifahrt über eine Entfernung von ca. 80 km zur Baustelle in Caja Seca (am Maracaibosee) zu organisieren. Der ältere Taxifahrer muss über diese Extra-Tour sicherlich einen "inneren" Freudensprung gemacht haben. Bei meiner Ankunft auf der Baustelle erfuhr ich, dass unser Monteur unterwegs nach Valera war, um mich abzuholen. Mit der richtigen südamerikanischen Gelassenheit (no hoy, manana, manana..) stellte so etwas überhaupt kein Problem dar.
Nun war ich also in der "trockenen (und sehr heißen) Schachtel" - das ist die deutsche Übersetzung für den Ort Caja Seca an der Pan Americana - angekommen. Zur Pan Americana sind noch einige Erklärungen erforderlich! Die ursprüngliche Route beginnt an der Prudhue Bay in Alaska und folgt der Westküste der USA durch Mittelamerika und weiter der Anden-Gebirgskette von Nord nach Süd bis Puerto Mont in Chile folgend. Casa Seca (Reisetipp "Maracaibosee") liegt an einem Zweig, der am Hafen La Guaira (bei Caracas) beginnt und bis nach Bogota in Kolumbien führt. Der Grenzort in Venezuela, San Antonio de Tachira, liegt unterhalb des Maracaibosees. Bei Tulua in Kolumbien erfolgt die Anbindung die ursprüngliche Pan Americana. Bilder "Maracaibosee"
Hier erlebte ich einen richtigen Kulturschock! Es war schwülheiß, überall schmutzig und die Arbeit in der Molkerei-Anlage sehr anstrengend. Insbsondere der Weg zum Kühlturm, der auf dem Dach des mehrstöckigen Gebäudes (ohne Fahrstuhl) stand, entwickelte sich zu einer richtigen Strapaze. Dafür war die Aussicht von oben sehr interessant. Und sehr schnell entdeckte ich neben der Fabrik INLATOCA einen jungen Obstverkäufer, der frische Orangen auspresste. Der Orangensaft schmeckte hervorragend und war ein ausgezeichneter Durstlöscher - allerdings nur für kurze Zeit.
Abends - nach Sonnenuntergang - war es angenehm kühl. Das war dann die Zeit für einen oder mehrere "Cuba libre" (Cola mit Rum und Eiswürfeln). Obwohl ich aus Gesundheitsgründen kein Leitungswasser trank, fiel mir irgendwann ein, dass die Eiswürfeln wohl auch Leritungswasser hergestellt wurden. Ich habe alles ohne Komplikationen überstanden. Mein Unterkunft fand ich im Hotel Zulia (Villa Suite) auf der gegenüberliegenden Strassenseite. Dort entsprach alles dem niedrigsten Stand - selbst die Klima-Anlage, die schrecklich lärmte. Das Essen im Restaurant war akzeptabel. Nur als am nächsten Morgen die Hauskatzen sich die Essensreste von den zurückgelassenen Tellern auf den Tischen holten, verschlug es mir den Appetit (siehe "Kulturschock"!). Vor abendlichen Spaziergängen durch das dunkle Caja Seca wurde wegen der Schlangengefahr gewarnt.
Bei meiner Ankunft in der Baubude in Caja Seca gab es eine interessante Begegnung: Noch vor meiner Abreise in Deutschland hatte ich erfahren, dass ein dänischer Inbetriebnahme-Ingenieur namens Knudsen auf der Baustelle anwesend sei (die gesamte Anlage zur Milchpulver-Herstellung bestand normalerweise aus einer Eindampfanlage - mein Verantwortungsbereich - und einem Sprühturm - Verantortungsbereich des dänischen Ingenieur-Kollegen). Als ich ihn erstmals sah, war die Überraschung groß, denn ich kannte ihn bereits von Inbetriebnahmen in Irland und England unter dem Namen "Vestergaard". Das Rätsel war sehr schnell gelöst, denn die Dänen haben aufgrund der Häufigkeit ihrer Einzelnamen Doppelnamen: Vestergaard-Knudsen. Dieser mir bereits bekannte Däne teilte mir also mit, dass unser Monteur Wellerdiek zum Flughafen Valera (in 80 km Entfernung) gefahren sei, um mich abzuholen.
Bereits in Caracas hatten mich die großen Unterschiede zwischen arm und reich verwundert. Hier in Caja Seca gab es eigentlich nur Armut, Schmutz und Dreck. Der Reichtum durch das Erdöl, das in der Nähe im Maracaibosee gefördert wurde, war hier auf jeden Fall noch nicht angekommen. Bananen bzw. Bananenstauden haben mich auf meinen Reisen immer fasziniert. Hier lernte ich sehr große Bananen kennen, die als Koch-Bananen dienten. Der nahegelegene Maracaibosee lockte zwar zum Baden - das war aber wegen der möglichen Amöben im Wasser für uns Europäer nicht zu empfehlen. Anderseits stank das Wasser sehr nach Erdöl und war sehr warm.
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Am Ufer des Maracaibosees lernte ich einen weiteren privaten Club kennen. Ohne Einladung konnte ich als Europäer die Bar besuchen (mehr gab es nicht). Am Eingang wurden wir (Wellerdiek, Vestergaard-Knudsen und ich) aber vom Wachpersonal mit zwei Revolvern im Halfter kritisch beäugt. Uns war nicht ganz wohl zu Mute. Interessant war ein kleines Dorf am Maracaibosee, wo unter großen Palmen nur Farbige lebten. Sie waren sicherlich Nachkommen von Sklaven, die nach Venezuela verbracht wurden.
Nach einer Woche war die Inbetriebnahme unserer Anlage fast vollständig abgeschlossen (unser Monteur Wellerdiek blieb noch) und ich konnte meine Südamerika-Reise fortsetzen. In Caja Seca hatte ich einen netten, jungen Japaner kennengelernt, dem ein kleines Kaufhaus gehörte. Dieser nahm mich am Montag, den 27. Oktober 1975, in seinem Auto mit zum Flughafen von Maracaibo. Von dort flog ich wieder nach Caracas, um am selben Tag nach Bogota in Kolumbien weiterzureisen.
Ein Jahr später gab es ein Wiedersehen am Maracaibosee. Diesmal begleitete mich ein jüngerer, dänischer Kollege, namens Vagn Vestergaard, auf einer mehrwöchigen Südamerika-Reise (22. August bis 19. September 1976). Nach interessanten Vorträgen, die wir über unsere jeweiligen Fachgebiete an der Universität Valdivia in Chile gehalten hatten, flogen wir über Peru (mit einem Zwischenstopp in Lima) und Kolumbien wieder nach Venezuela. Der Besitzer der INLATOCA-Fabrik, Mr. Straziota, holte uns am Flughafen Valera am Freitag, den 10. September 1976, mit seiner einmotorigen CESSNA ab. Wir flogen in niedriger Höhe über die Landschaft am Maracaibosee und vieles konnte ich aus dem Flugzeug (Reisetipp "Flugzeug") wieder erkennen und fotographieren. Am Markantesten war natürlich das hohe INLATOCA-Gebäude mit dem Sprühturm und der Eindampfanlage. Mr. Straziota landete mit seiner CESSNA auf einem Stoppelfeld direkt neben seinem großen Mercedes mit Klimaanlage. Das war alles sehr imponierend! Allerdings fand dies alles in einer der heißesten Ecken von Venezuela statt, wo sich Hund und Katz Gutenacht sagen.
Da wir bei ihm übernachteten gab es nach dem geschäftlichen Teil seine Produktionsanlage betreffend, noch reichlich Zeit für private Gespräche. Mr. Straziota war italienischer Abstammung und kam in den 50ern mit seinem Boot über den Atlantik nach Venezula, Da es damals um den Maracaibosee keine Straßen gab, verdiente er sein erstes Geld mit Passagiertransporten über den See. Zu unserer Zeit lebte er in Caracas und pendelte nach Caja Seca, wo er eine Milchpulver- und Käseproduktion aufbaute. Am Sonntag, den 12. September 1976, reisten wir weiter nach Costa Rica. Selbstverständlich flog uns Mr. Straziota wieder nach Valera. Meine Bilder von damals zeigen mir, dass dies ein sehr wackliger Flug mit einer unsanften Landung gewesen sein muß. In Verbindung mit meinem Tauch-Urlaub 1982 in der Karibik (siehe Reisebericht "BONAIRE - paradiesisches Schnorcheln und Tauchen!") Bonaire war ich nochmals in Venezula - allerdings nur im Rahmen eines Zwischenstopps auf dem Flughafen Maiquetia.
Fotos und Text: Klaus Metzger
Siehe auch BILDBAND:
(VENEZUELA - Caracas zum Maracaibosee)
BILDBAND:
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Nach meinem einwöchigen Aufenthalt am Maracaibosee in Venezuela (siehe Reisebericht der 2. Südamerika-Reise "VENEZUELA - von Caracas zum Maracaibosee!") Venezuela flog ich am Montag, den 27. Oktober 1975, über Caracas nach Bogota. Da ich die relativ hohen Temperaturen von der Baustelle in Caja Seca gewöhnt war, empfand ich das Klima in Bogota (Reisetipp "Bogota") als sehr kühl und es war regnerisch. In der Hauptstadt Kolumbiens leben 7 Millionen Einwohner auf einer Höhe von ca. 2.600 m. Die Durchschnittstemperatur beträgt 14 grd. C. Im Jahre 1538 gründete der spanische Konquistador Gonzalo Jiminez de Quesada den Ort Bogota unter dem Namen Villa de Santa Fe. Ab 1549 wurde Bogota Sitz der Präsidentschaft "Neugranada", die das ganze Land und Panama kontrollierte. Ab 1739 war sie die Hauptstadt des Vizekönigreiches Neugranada. Während der spanischen Kolonialzeit besaß die Stadt als Kulturzentrum ebenfalls eine große Bedeutung. Im Jahre 1810 erklärte Bogota sich unabhängig von den Spaniern. Der große südamerikanische Freiheitsheld Simon Bolivar befreite 1819 Bogota von den Spaniern. Im Jahre 1830 wurde Bogota Hauptstadt von Kolumbien.
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Bogota ist bekannt für seine vielen Kinder, die unter erbärmlichen Verhältnissen auf der Strasse leben müssen. Deshalb wird vor jugendlichen Taschendieben und Straßenräubern (die u. U. die Brille von der Nase stehlen) gewarnt. Entsprechend vorgewarnt bewegte ich mich am Tage durch das Viertel, in dem mein Hotel Tequendama International an der Carrera 10, Calle 26 lag. Das Hotel Tequendama International liegt sehr zentral unterhalb des imposanten Berges Monseratte im Geschäfts- und Bankenzentrum von Bogota. (Reisetipp "Geschäftszentrum") Es wurde für mich von unserem kolumbianischen Geschäftspartner reserviert. In der Nähe (Carrera 7 und Calle 26) liegt die Kirche und das Kloster San Diego - ein altes Gebäude, das wieder restauriert wurde.
Das Franziskanerkloster wurde ursprünglich 1560 gebaut und die Kirche kam als Kapelle 1607 hinzu. Südöstlich vom Hotel Tequendama Hotel liegt die Nationalbibliothek (Eingang Calle 24). Das Hotel ist nach den Tequendama-Wasserfällen (Salto de Tequendama - mit einer Fallhöhe von 120 m) benannt, die durch eine Schlucht in den Dschungel der Anden stürzen. Sie befinden sich in der Umgebung von Bogota. Bilder "Bogota"
Mit einem schlimmen Diebstahl in einem Pariser Hotel hatte ich bereits meine Erfahrungen gemacht! Während meiner 1. Südamerika-Reise 1972 nach Argentinien wurde ich auf den Ausflügen, die ich ins Landesinnere unternahm, nie bestohlen. Dafür erwischte es mich am Dienstag, den 12. November 1974, in Paris. Damals war dort eine Fachausstellung für Molkereitechnik, an der ich als Mitarbeiter meiner Firma WIEGAND GmbH Karlsruhe (Ettlingen) mit mehreren Kollegen auf dem Ausstellungsstand anwesend war (vom 12. bis 17. November 1974). Die Anreise von Karlsruhe nach Paris erfolgte mit meinem PKW AUDI 60. Auf der Reise begleitete mich meine damalige Frau ULLA und eine Kollegin, die sehr gut französisch sprach und ebenfalls Standdienst hatte. Nach mehr als 5 Stunden Fahrt kamen wir im reservierten Hotel PLM St. Jacques am Boulevard St. Jacques in Paris an (wir erreichten das Hotel über die Stadtautobahn - Ausfahrt "Porte de Orleans"). Die Rezeption befand sich im 1. OG und war über eine Rolltreppe zu erreichen. Ich bat meine Frau, auf das gesamte Gepäck (auch auf meine braune Aktentasche mit Zahlenschloß!) aufzupassen und begab mich zur Rezeption in ca. 5 m Entfernung.
Plötzlich rief Ulla: "Klaus, Klaus...". Und dann sah ich, wie ein Dieb mit meiner Aktentasche zur Rolltreppe rannte. Ich hinterher! Draußen wartete ein weißer Peugeot mit einem Fahrer und mit laufendem Motor, in dem der Dieb verschwand. Ich hatte keine Chancen mehr. Und in der Eile konnte ich mir das Kennzeichen nicht merken.
In der gesamten Aufregung stahl man meiner Frau auch noch den Kosmetik-Koffer. Ulla wollte sofort wieder abreisen, da sie schockiert war. Ich beruhigte sie. Am kommenden Morgen gingen wir gemeinsam mit meiner französischsprechenden Kollegin zur Polizei, um eine Anzeige für unsere Versicherung zu erstatten. Dort teilte man uns mit, dass im Hotel PLM St. Jacques Diebstähle an der Tagesordnung wären. Zwei Tage später erhielt ich meinen aufgebrochenen Aktenkoffer zurück. Man hatte mir Briefe für unser Pariser Büro mitgegeben. Und die Tasche wurde mit diesen Briefen gefunden und bei der Polizei abgegeben. In unserem Büro war man über den Diebstahl informiert. Den gesamten Schaden ersetzte nach einigem Hin und Her unsere Hausratversicherung in Deutschland. Im Aktenkoffer hatte ich allerdings noch 1.000 DM als Reserve, die verschwunden waren. Diese wurden nicht ersetzt. Aber der damalige Personalchef meiner Firma zeigte sich kulant und warnte mich nur, beim nächstenmal etwas besser aufzupassen. Ich hatte also auch meine Lektion für meine folgenden Südamerika-Reisen gelernt.
Zwei Jahre später (vom 28. Mai bis 30. Mai 1976) feierten Jutta und ich unseren 7. Hochzeitstag in Paris und es gab diesmal keine Schwierigkeiten. Ich war von Irland angereist, wo ich mehrere Kunden besucht hatte. Meine Frau kam mit der Bahn zum Gare du Nord in Paris. Wir hatten ein kleines gemütliches Hotel und erwanderten die Sehenswürdigkeiten von Paris zu Fuß. Die Schwierigkeiten kamen 12 Jahre später als mein Lizenznehmer F. Stamp KG in Hamburg-Bergdorf (Geschäftsführer Wolfgang Stamp) mich "kaltlächelnd" ruinierte, indem er vertraglich vereinbarte Mindestlizenzgebühren über 210.000,- DM nicht zahlte und ungerechtfertigte Rückforderungen über 100.000,- DM in Rechnung stellte. Die wirtschaftlichen Probleme führten 1989 zu unserer Scheidung und Ulla zog wieder in ihre alte Heimat nach Karlsruhe. Meine Existenz als selbständiger Beratender Ingenieur und Freier Erfinder war vernichtet. Da der Lizenzvertrag immer noch besteht und mein Geschäftspartner meine Erfindung unter dem Titel "Kavitationsregelung 2000" weltweit vermarktet, werde ich ihn demnächst verklagen (Streitwert 1.000.000,- Euro). Seit 12 Jahren bin ich glücklich mit der 12 Jahre jüngeren Jutta Hartmann-Metzger verheiratet. Sie hat mir entscheidend wieder auf die richtige Spur verholfen.
Es gab noch ein interessantes Ereignis während dieser Ausstellung in Paris (Parc des Expositions am Porte de Versailles), dessen Bedeutung mir in seiner Tragweite erst vier Jahre später bei meiner neuen Firma NIRO ATOMIZER in Kopenhagen deutlich wurde.
Damals kam ich als Koordinations-Ingenieur für meine deutsche Firma nach Dänemark. Nach einem halben Jahr kaufte die dänische Firma NIRO ATOMIZER A/S die französische Verdampferfirma LAGUILHARRE. Damit waren meine Firma WIEGAND GmbH und NIRO ATOMIZER A/S plötzlich Konkurrenten. Ich entschied mich zu NIRO ATOMIZER zu wechseln, wo ich als Gruppenleiter für den Eindampfanlagenbau verantwortlich war. Da ich eine "Konkurrenzklausel" für 2 Jahre hatte, zahlte meine neue Firma 50.000,- DM (!) Ablösung für mich.
Nun reiste ich öfters von Kopenhagen nach Paris, um bei der Firma LAGUILHARRE das Eindampfanlagen-Know-How sicherzustellen und zu verwerten. Das war nicht einfach und gelang mir nur mit einem amerikanischen Kollegen, den ich als Spion in der Firma etabliert hatte. Und dann halfen mir auch meine guten Französischkenntnisse, denn wenn es schwierig wurde, schalteten meine französischen Kollegen von Englisch auf Französisch um. Bei einem meiner ersten Besuche in Paris erfuhr ich von Herrn Laguilharre persönlich, was sich tatsächlich auf der Messe im November 1974 zugetragen hatte. Es ging um die Verletzung eines LAGUILHARRE-Patentes durch meine deutsche Firma. Deshalb kam LAGUILHARRE mit einem Anwalt auf unseren Ausstellungsstand (das hatte ich am Rande mitbekommen). Da die Patentverletzung eindeutig war, zahlte meine Firma WIEGAND GmbH Karlsruhe später 100.000,- DM an LAGUILHARRE für die Mitbenutzung.
Beim Niederschreiben dieser Zeilen erkenne ich erneut, wie interessant und abwechslungsreich mein berufliches Leben damals verlaufen ist. Aber nun möchte ich nach Bogota in Kolumbien zurückkehren. Genaugenommen habe ich mich während meines 1. Bogota-Besuches (im Rahmen der 2. Südamerika-Reise) nur im Banken- und Geschäftsviertel bewegt. In Erinnerung ist mir immer noch die Stierkampf-Arena, die sich in der Nähe meines Hotels befand. Wie ich bereits schrieb, war das Wetter damals kühl und regnerisch - also kein ideales Wetter für Fotos. Deshalb gelangen mir auch die besten Bilder am Abend aus dem Fenster meines Hotelzimmers, das sich in einem der oberen Stockwerke befand. Sie sind ein wichtiger Bestandteil meines DIA-Vortrages "Impressionen bei Nacht und in der Dämmerung" (Stimmungsbilder rund um die Welt fotographiert).
Touristisch viel ergiebiger war der 2. Besuch von Bogota. Diesmal begleitete mich ein jüngerer, dänischer Kollege, namens Vagn Westergaard, auf meiner mehrwöchigen 3. Südamerika-Reise (22. August bis 19. September 1976). Nach interessanten Vorträgen, die wir über unsere jeweiligen Fachgebiete an der Universität Valdivia in Chile gehalten hatten, flogen wir über Peru (mit einem Zwischenstopp in Lima) nach Kolumbien. Wir kamen am Sonntag, den 5. September 1976, in Bogota von Lima (Peru) her an und nutzten den strahlenden Sonnenschein zu Ausflügen auf den Berg Monserrate (Reisetipp "Berg Monserrate") und ins Stadtzentrum zum Plaza Bolivar. Dort wurde Vagen von einem Kolumbianer freundlich angesprochen. Ich wußte nicht, um was es ging: es war ein Drogenhändler, der "Stoff" verkaufen wollte - wie Vagn mir danach sagte. Drogenbesitz ist für Europäer in allen südamerikanischen Ländern ein sehr gefährliches Unterfangen! Deshalb liess sich Vagn auch nicht überreden. Am Mittwoch, den 8. September 1976, flogen wir weiter nach Caracas.
Auch hier fällt mir wieder etwas ein, das sich 8 Jahre später in Deutschland zugetragen hat. Vagn Westergaard hatte 1984 für seine Firma NIRO ATOMIZER A/S (aus der ich 1982 mit einer Abfindung ausgeschieden war) ein Fachbuch über Eindampf - und Sprühtrocknungsanlagen in englischer Sprache geschrieben. Für die deutsche Übersetzung bekam ich damals von NIRO ATOMIZER A/S die stattliche Summe von 14.000,- DM (für 140 Seiten) und mein Sohn Jochen, der meine diktierten Sätze in den Computer geschrieben hat, kaufte sich anschließend von seinem "Lohn" ein tolles Surfbrett. So konnte ich noch zahlreiche Jahre nach meinem Ausscheiden den Respekt und die Achtung der Dänen spüren, mit denen ich gerne zusammengearbeitet habe. Und der dänischen Sprache bin ich auch heute noch mächtig.
Der Plaza Bolivar ist das Herz der Hauptstadt Kolumbiens und stimmt in der Lage mit dem Gründungsplatz überein. Auf der östlichen Seite befindet sich der Palast des Erzbischofs mit prunkvollen Bronze-Türen. Ein anderes eindrucksvolles Gebäude am Plaza Bolivar ist die Kathedrale, die 1807 nach der ursprünglichen Kirche der Kolonisten rekonstruiert wurde. Der Kongreß oder das Capitolio National (gebaut 1847 bis 1925) beansprucht einen großen Raum des Platzes. Der Berg Monserrate hat eine Höhe von rd. 3.200 m und ist mit einer Seilbahn oder einer Standseilbahn zu erreichen. Von dort hat man eine herrliche Aussicht über Bogota (8 Millionen Einwohner). Auf der Bergspitze gibt es eine leuchtendweiße Wallfahrtskirche. Dieses Gotteshaus wurde um 1650 erbaut. Hier befindet sich der heilige Schrein von Monserrate. Dieser wird von vielen Pilgern, die auf mühselige Art und Weise den steilen Weg bis zum Gipfel zu Fuß zurücklegen, besucht. Der Nachbarberg Cerro de Guadeloupe ist 100 m höher. Dort befindet sich eine weithin sichtbare vier Meter große Marien-Statue.
Mit unserem lokalen Vertreter flog ich während der 2. Südamerika-Reise 1975 auch nach Medellin, um einen Kunden zu besuchen. Medellin (Reisetipp "Medellin") liegt im Nordwesten Kolumbiens auf einer Höhe von 1.500 m. Sie ist die zweitgrößte Stadt Kolumbiens mit ca. 2 Millionen Einwohnern. Die typischen Busse in Medellin haben offene Fenster und werden Chivas genannt. Am Flughafen von Medellin wurden wir sofort von Bettlern bedrängt, die uns als reiche Geschäftsleute betrachteten. Die Stadt wurde 1675 gegründet. Die Durchschnittstemperatur beträgt 21 grd. C und ist ideal für den Anbau der berühmten, milden Medellin-Kaffeebohne. Seit den 80er Jahren leidet die Stadt unter der Drogenmafia (Medellin-Kartell). Von dem Krieg der Drogenbanden war bei unserem Besuch noch nichts zu spüren. Nach dieser auch geschäftlich wenig ergiebigen Zeit in Kolumbien flog ich am Donnerstag, den 30. Oktober 1975, weiter nach Mittelamerika. Bilder "Medellin"
Im PANAM-Flugzeug von Bogota nach Mittelamerika saß neben mir eine ältere Amerikanerin, mit der ich ein Gespräch begann. Sie kam von den Galapagos-Inseln, wohin sie alleine gereist war, da ihr Gatte als Kapitän immer mit seinem Schiff unterwegs war. Sie hatte über PANAM ein Hotel in Panama City reservieren lassen und wollte den Panama-Kanal besichtigen. Panama gehörte bis zum 3. November 1903 zu Kolumbien. Damals erklärten sich die Bewohner von Panama als unabhängig. Es brach ein Krieg aus und Kolumbien akzeptierte die Trennung erst 1921. Der Panama-Kanal verbindet den Atlantik mit dem Pazifik durch die Landenge bei Panama. Der Kanal verläuft von Christobal an der Bucht von Limon (einem Meeresarm des Karibischen Meeres) nach Balboa am Golf von Panama. Er ist 81,6 km lang, seine Mindesttiefe beträgt 12 m. Die drei Schleusenanlagen bei Gatun, Pedro Miguel und Miraflores ermöglichen die Überwindung von 26 m Höhenunterschied. Die Fahrtzeit durch den Kanal beträgt 14 bis 16 Stunden. Die Bauzeit durch die USA betrug 10 Jahre (1904 bis 1914) und kostete 387 Mio. US-Dollar. Insgesamt wurden 75.000 Arbeiter eingesetzt, von denen 25.000 an Gelbfieber und Malaria starben. Jeweils vier Diesellokomotiven schleppen die großen Schiffe und sorgen so für die notwendige Stabilität in den Schleusen. Die gesparte Reisezeit (und somit der Treibstoffverbrauch) ist beträchtlich. Der Seeweg von New York nach San Franzisko wird beispielsweise um 15.000 km verkürzt. Seit dem 1. Januar 2000 hat Panama die alleinige Aufsicht über den Kanal. Bilder "Panama-Kanal"
Da ich auf meinem Flug nach Costa-Rica in Panama City eine Unterbrechung von 4 Stunden hatte, organisierte ich am Flughafen ein Taxi für uns und nahm mein Gepäck mit ins Auto. Wir fuhren zuerst zum Hotel ins Stadtzentrum. Ich wartete im Taxi. Nach ca. 10 min kam die Amerikanerin völlig bestürzt aus dem Hotel und sagte mir, dass sie hier nicht übernachten könne. Ich erinnerte mich an die Hotels in Flughafennähe und schlug ihr diese für den Rückweg vor. Dann fuhren wir an den Panama-Kanal (Reisetipp "Panama-Kanal") zu den Miraflores-Schleusen. Da das Gelände abgezäunt war und nur durch ein Tor betreten werden konnte, schlug ich der Amerikanerin vor, im Taxi zu warten. Das Wetter war während der ganzen Zeit in Panama sehr trübe und regnerisch. Trotzdem wollte ich einige Aufnahmen zu Erinnerung machen. Als ich zurückkam, war das Taxi mit der Amerikanerin und meinem Gepäck verschwinden. Sogar meine Jacke mit den wichtigen Reise-Dokumenten lag im Auto. Ich durchlitt Höllenqualen, denn ich glaubte an eine Entführung der Amerikanerin. Die Lösung war ganz einfach: der Taxifahrer durfte mit seinem Wagen nicht in der Nähe des Tores stehenbleiben, sondern musste auf einem etwas abgelegenen Parkplatz parken. Aber diese 2. Südamerika-Reise wurde noch spannender: auf dem Flug von Mexiko City nach Chicago erlebte ich einen eindrucksvollen Bombenalarm. Aber davon in einem der folgenden Reiseberichte!
Fotos und Text: Klaus Metzger
Siehe auch BILDBAND:
(KOLUMBIEN - Drogen, Kaffee und Strassenkinder)
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San Andres |
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Nach dem besonderen Abenteuer während meiner 2. Südamerika-Reise am Panama-Kanal (Reisebericht "Kolumbien") flog ich am gleichen Tag (am 30. Oktober 1975 - einem Donnerstag) weiter nach Costa Rica. Dieses Land übte für mich bereits vor dem ersten Kennenlernen einen besonderen Reiz aus. Auf meinen Reisen in Südamerika hatte man mir immerwieder erzählt, dass die schönsten Mädchen Südamerikas in Costa Rica zu finden seien.
Costa Rica ist - neben San Salvador - eines der kleinsten Länder Mittelamerikas. Es liegt zwischen Panama und Nicaragua. Die Gesamtfläche des Landes beträgt 51.060 km² und es leben dort ca. 4 Millionen Menschen. Die Hauptstadt ist San Jose mit 310.000 Einwohnern (2000). Im Jahre 1948 wurde die Armee abgeschafft. Nach der Unabhängigkeitserklärung im Jahre 1821 von Spanien fand man im Kaffee (er wurde bereits 1808 aus Kuba eingeführt) ein interessantes Exportprodukt. Großbritannien erhielt 1845 einige Kaffeesäcke. Seit 1846 existierten Wege für Rinder-Gespanne nach Puntarenas am Pazifik.
Ab 1850 wuchs der Export in die Märkte in Übersee, indem eine Bahnverbindung von den Anbaugebieten San Jose und Carthago zum Karibik-Hafen Limon gebaut wurde. Es entstand auch eine Bahnverbindung zum pazifischen Hafen Puntarenas. Heute ist Puntarenas von San Jose aus sehr schnell zu erreichen und dort erstrecken sich am Golf von Nicoya sehr schöne Badestrände mit schwarzem Sand. Schwarzer Sand entsteht aus vulkanischem Basaltgestein, der verwittert ist. Noch heute befindet sich in Costa Rica ein aktiver Vulkan, der Irazu mit einer Höhe von 3.432 m.
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So begab ich mich nach meiner Ankunft sofort auf die Suche nach attraktiven Mädchen in der Hauptstadt San Jose und es gelangen mir auch einige bemerkenswerte Schnappschüsse.
Etwas anderes fiel mir sofort auf: Zeichen großer Armut, wie ich sie z.B. in Kolumbien kennengelernt hatte, fehlten hier völlig. Selbst die Schuhputzer waren ansprechend gekleidet und sehr freundlich. Auch einen Krishna-Jünger entdeckte ich unter den Passanten. Ja, dann waren noch die Damen mit den Lockenwicklern in den Haaren. So etwas kannte ich auch noch nicht. Man nutzte einfach die angenehme Lufttemperatur zum Haaretrocknen unterwegs!
Dies war auch eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen ich mich selbst (ohne Selbstauslöser) fotographiert habe. Dazu diente mir ein großer Spiegel in einem Juweliergeschäft, vor dem ich am Eingang mit meiner Spiegelreflex-Kamera stehen blieb und knipste. Die sehr entspannte Atmossphäre konnte ich nahezu körperlich erspüren und bestätigte mir: damals war Costa Rica die Schweiz Mittelamerikas. Deshalb wagte ich mich am folgenden Abend (am Freitag, den 31. Oktober 1975) in eine Disco, die in die Nähe meines Hotels lag. Dies war allerdings enttäuschend, denn ich bin von Hause aus kein "Schürzenjäger-Typ". Somit waren für mich die schönen Tänzerinnen "unberührbar" und es ergaben sich auch von ihnen keine Kontaktversuche.
Am Freitag, den 31. Oktober 1975, hatte ich in der Hauptstadt San Jose ein Gespräch mit einem potentiellen Kunden (das war ja der Hauptzweck meiner 2. und 3. Südamerika-Reise).
Dieser Besuch führte im Rahmen einer speziellen Costa-Rica-Reise (28. Juni bis 2. Juli 1976) über Miami zu sehr erfreulichen Resultaten, denn ich konnte gemeinsam mit meinem dänischen Kollegen, Hans Justesen, eine komplette Anlage zur Milchpulver-Herstellung verkaufen. Mein Anteil bezog sich auf die Eindampfanlage zur Milchvorkonzentrierung und Hans' Part war die Sprühtrocknung zur Milchpulver-Erzeugung. So waren wir als erfolgreiches Gespann auf der ganzen Welt unterwegs und ich habe viel von Hans Justesen gelernt. Hans war ca. 20 Jahre älter als ich und entscheidend für meine "Berufung" (1977) als Koordinations-Ingenieur zu seiner Firma NIRO ATOMIZER A/S nach Kopenhagen verantwortlich. Dies war eine sehr schöne Zeit und ich blieb dort bis 1982 (allerdings lebte ich ab 1980 in Gouda/Holland und war als Technical Manager für den gesamten Eindampfanlagenbau im NIRO ATOMIZER - Konzern zuständig).
Ich kann mich noch sehr gut an die schwierigen Verkaufsverhandlungen in San Jose erinnern. Wir waren in gemütlichen Hotel Crowne Plaza mit Swimming Pool vor den Toren der Hauptstadt einquartiert und kommunizierten fortlaufend mit unserem jeweiligen Büro in Ettlingen/Deutschland bzw. Kopenhagen/Dänemark. Dort wurden immerwieder neue Kalkulationen erstellt und uns die Daten übermittelt. Dazwischen genossen wir die Sonne am Swimming Pool. Und das kühle Bier, wobei die leeren Gläser "tiefgefroren" aus der Kühltruhe kamen. Nach einer Woche konnten wir mit dem erteilten Auftrag über New York wieder nach Hause fliegen.
Mein Auftragsanteil betrug damals ca. 500.000,- DM.
Zu meinem Verantwortungsbereich als Projekt-Ingenieur gehörte auch die Inbetriebnahme der verkauften Eindampfanlagen (siehe meinen Reisebericht "VENEZUELA - von Caracas zum Maracaibosee!"). Die neue Anlage in Costa Rica konnte ich nicht mehr in Betrieb nehmen, denn zu diesem Zeitpunkt (1977) arbeitete ich bereits für NIRO ATOMIZER A/S in Kopenhagen. Mit meiner Familie war ich von Karlsruhe in Süddeutschland nach Alleroed (20 km nördlich von Kopenhagen) umgezogen. Von einem dänischen Kollegen, der die Sprühtrocknung in Costa Rica gestartet hatte, erfuhr ich von größeren Schwierigkeiten meines deutschen Ex-Kollegen zu Beginn der Inbetriebnahme der Eindampfanlage. Darüber war ich aufgrund meiner langjährigen Erfahrung sehr erstaunt, denn ich hatte eine relativ kleine, unkomplizierte Anlage verkauft. Meinem Ex-Kollegen, mit dessen Familie wir mehrmals gemeinsam schöne Ski-Urlaubsferien in den Dolomiten verlebten, fehlte damals offensichtlich noch die Erfahrung.
In Rahmen meiner 3. Südamerika-Reise (22. August bis 19. September 1976) kam ich mit meinem dänischen Ingenieur-Kollegen, Vagn Vestergaard, am Sonntag, den 12. September 1976, wieder nach Costa Rica (siehe meinen Reisebericht "VENEZUELA - von Caracas zum Maracaibosee!). Venezuela Wir wollten am folgenden Montag, den Kunden DOS PINOS in San Jose besuchen, dem ich im Juli desselben Jahres eine neue Eindampfanlage verkauft hatte Es gab noch einige technische Fragen vor Ort zu klären. Vagn war als Fachmann für die Sprühtrocknung dabei.
Am Sonntag nutzten wir die freie Zeit zu einem Ausflug mit einem Mietwagen von San Jose nach Puntarenas am Pazifik (Entfernung ca. 80 km). Puntarenas liegt am Golf von Nicoya mit sehr schönen Badestränden. Diese Strände haben aber eine Besonderheit, denn der herrliche Sand ist schwarz. Auf meiner 2. Neuseeland-Reise (1991 - siehe meinen Reisebericht "NEUSEELAND - mit dem Fahrrad von Hamilton zu den "Waitomo Caves") Neuseeland 1991 entdeckte ich in Raglan (ca. 40 km westlich von Hamilton auf der Nordinsel) an der Whale Bay wieder einen schwarzen Strand. In beiden Fällen sind vulkanische Tätigkeiten in der Nähe die Ursache. Der schwarze Basaltstein wurde über lange Zeit zu feinem Sand zerkleinert. (Reisetipp "Schwarzer Sand")
Der Weg zum Pazifikstrand war für uns nicht ganz einfach. Wir mussten erst mit einem kleinen "Fährboot" einen Nebenarm überqueren, bevor wir zu unserem einsamen Badestrand gelangten. Es war schon richtig amüsant, Vagn auf seinem hellen Badetuch zu sehen, das sich nach und nach schwarz färbte. Ich nutzte die Gelegenheit zu eindrucksvollen Aufnahmen mit typischen Palmen. Mehr als 30 Jahre später (2007) stellte ich diese Reisebilder ins Internet holidayCheck.de und freute mich sehr über die Bewertung der Aufnahmen (4,7 bei einer Skala von 1 bis 6). Damals schrieb ich auch zahlreiche Südamerika-Reisetipps für diesselbe Plattform. Bilder "Pazifikstrand"
Doch nun wieder zurück zu meiner 2. Südamerika- Reise, die in Costa Rica - wie ich bereits schrieb - letztendlich sehr erfolgreich war. Nun stand ein Wochenende bevor (1. und 2. November 1975), das ich für einen Ausflug zur Karibik-Trauminsel San Andres vor der Küste Nicaraguas nutzen wollte. Bei meinen Geschäftskontakten in Kolumbien hatte ich auch über meinen vergeblichen Tauch-Wunsch vor der Insel Bonaire gesprochen (siehe Reisebericht "BONAIRE - paradiesisches Schnorcheln und Tauchen!") Bonaire gesprochen. Die Kolumbianer wollten mich trösten und empfahlen mir die Insel San Andres.
San Andres gehört wie die Schwesterinsel Providencia seit 1822 zu Kolumbien und beide liegen vor der Küste von Nicaragua in der Karibik. Sie befinden sich ca. 400 km südwestlich von Jamaica, 180 km östlich von Nicaragua und 480 km von der kolumbianischen Küste. Es besteht eine Flug- und Schiffsverbindung von Cartagena (Kolumbien). Auf meiner Rundreise durch Mittel- und Südamerika flog ich von San Jose/Costa Rica in einer Stunde nach San Andres und der Weiterflug ging nach Managua/Nicaragua. Der bekannte englische Seeräuber Henry Morgan hatte sein Hauptquartier auf San Andres. (Reisetipp "San Andres") Der Charme dieser kleinen Karibik-Insel ist unter Insidern bekannt und sie ist sehr beliebt. Die Insel besteht aus einem Korallenriff mit einer Länge von 11 km, das bis zu 104 m aus dem Wasser ragt. Die beiden Inseln sind steuerfreie Zonen.
Ich flog also am Samstagnachmittag mit einer Turboprop-Maschine von San Jose nach San Andres.
Unterwegs gab es zahlreiche Wolken und da die Maschine relativ niedrig flog, passierten wir zahlreiche Wolkenberge. Das war sehr malerisch und garnicht unangenehm. Als wir auf San Andres landeten war es leider bereits dunkel, sodaß ich nichts von der Insel sehen konnte. Das gelang mir erst am folgenden Tag beim Abflug nach Nicaragua. Und es blieb am Samstagabend durchgehend dunkel, denn auf der Insel San Andres gab es eine Stromsperre. (Reisetipp "Trauminsel")
Mit einem jungen Chilenen, der auf dem Weg von den Vereinigten Staaten (wo er lebte) in seine chilenische Heimat war, fuhr ich vom Flughafen zum Hotel Calypso Beach. Anschließend suchten wir im Dunkeln ein Restaurant - was uns auch gelang. Ohne Schwierigkeiten fanden wir anschließend wieder unseren Weg zum Hotel. Da ich bereits gegen 10 Uhr am Sonntag nach Managua/Nicaragua weiterfliegen musste (der nächste Flug war erst am folgenden Donnerstag), bestellte ich an der Rezeption den Weckruf für Sonntagmorgen mit der Anweisung: "Bitte wecken Sie mich, wenn es dämmert, denn ich möchte unbedingt Stimmungseindrücke fotographieren!". Bilder "San Andres"
Dann erlebte ich eine schreckliche Nacht! Ich konnte kaum schlafen. Das Bett muss voller Wanzen oder Flöhe gewesen sein, denn es juckte mich am ganzen Körper. Als ich dann am frühen Morgen eingeschlafen war, klingelte das Telefon (es war gegen 6 Uhr). Ich schnappte meine Kamera und lief zum Strand. Zuerst fotographierte ich atemberaubende Wolkenformationen, die nach und nach von der Sonne verdrängt wurden (auch damit erreichte ich 2007 bei www.holidaycheck.de hohe Bewertungen und die DIAs sind ein wichtiger Bestandteil meines Vortrages "Impressionen bei Nacht und in der Dämmerung"). Es muss gegen 7 Uhr gewesen sein, als nach und nach die ersten Badegäste kamen und ich den herrlichen Strand fotographierte. (Reisetipp "Sonnenaufgang")
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Und dann machte ich eine interessante Beobachtung: Farbige reinigten den Badestrand, indem sie die angespülten Algen mit einem Rechen sammelten und dann in Sandlöcher am Strand vergruben. Dann verschlossen sie die "Sammelbehälter" wieder mit Sand. Am folgenden Tag wiederholte sich wohl dieses Verfahren - aber da war ich schon in Nicaragua. Als ich am Strand als Fotograf unterwegs, sah vor der Küste eine kleine Insel mit dem Namen Johnny Cay. Dorthin kann man sich mit dem Boot bringen lassen und fühlt sich dann fast wie Robinson Crusoe.
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Gegen 8 Uhr war ich wieder rechtzeitig im Hotel und stolz auf meine Fotomotive. Die spätere Entwicklung in Deutschland bestätigte meinen ersten Eindruck. 22 Jahre später lernte ich einen farbigen Arbeitskollegen in Alfeld bei Hildesheim kennen, der von der Insel San Andres stammte. Ihm zeigte ich meine Bilder und er sagte nur: "So sieht es auf der Insel nicht mehr aus, denn es wurde sehr viel gebaut!". Nach dem Frühstück fuhr ich mit dem Taxi zum Flughafen und machte wieder lustige Beobachtungen: das Flugfeld diente einheimischen Jungs als Fußball-Platz. Irgendwann traf eine kolumbianische Militärmaschine (HERCULES) mit Wochenendgästen ein.
Gegen 10 Uhr fand der Weiterflug nach Managua in Nicaragua statt und ich genoss die herrliche Aussicht. Denn nun konnte ich die kleine Insel in ihrer gesamten Ausdehnung und die Landebahn des Flughafens sehen. Plötzlich lag die noch kleinere Insel Johnny Cay unter mir und es gelangen mir wunderschöne Aufnahmen, die später auch sehr hoch bewertet wurden. Der Wochenend-Abstecher nach San Andres hatte sich wirklich gelohnt. Allerdings musste ich mit dem Tauchen in der Karibik noch bis 1982 warten.
Managua ist seit dem Jahre 1858 die Hauptstadt und das wirtschaftliche Zentrum von Nicaragua. Es liegt am südlichen Ufer des Lago de Managua auf einer Höhe von 55 Metern. Managua (Reisetipp "Managua") wurde 1931 und am 23. Dezember 1972 durch schwere Erdbeben sehr stark zerstört. Im Jahre 1931 wurde die Stadt fast vollständig wieder aufgebaut. Nach den großen Schäden im Jahre 1972 fand der Wiederaufbau nicht mehr im zerstörten Zentrum mit der Kathedrale, sondern in den Außenbereichen statt. Bei dem letzten Erdbeben gab es 7.000 Tote und über 200.000 Obdachlose. In Managua leben ca. 1.140.500 Einwohner (2005). Bilder "Managua"
Seit 1967 regierte in Nicaragua der Diktator Somoza, der durch Wahlbetrug an das Präsidentenamt gekommen war. Von den USA wurde er wirtschaftlich gefördert und unterstützt. Das schlimme Erdbeben im Dezember 1972 nutzte die Familie Somoza zur eigenen Bereicherung und leitete einen großen Teil der Hilfsgelder auf eigene Konten um. Geschenkte Hilfsgüter wurden über eigene Firmen verkauft und durch die Katastrophe boomende Baufirmen und Banken übernommen. 1977 kam es zu größeren Auseinsetzungen, die zu einem Bürgerkrieg führten. Am 17. Juli 1979 floh Somoza nach Florida und die siegreichen Sandinisten zogen am 19. Juli 1979 in die Hauptstadt Managua ein.
Als eines der wenigen - noch intakten - Gebäude im Stadtzentrum nach dem schlimmen Erdbeben am 23. Dezember 1972 spielte das Hotel InterContinental nach der Zerstörung eine wichtige Rolle. Dazu schreibt "The 1975 South American Handbook" S. 815 (übersetzt): "...Die Botschaft von Nicaragua in London hat uns freundlicherweise informiert, dass das Hotel InterContinental immer noch normal funktioniert, während andere (Bem.: Hotels) vorübergehend in die Außenbereiche (wie die meisten Geschäfte und Büros) umgezogen sind...". Dieses Hotel war also mein Anlaufpunkt in Managua.
Die Fahrt vom Flughafen zum Hotel InterContinental führte durch das fast völlig zerstörte Stadtzentrum, wobei zahlreiche Gebäude (auch Hochhäuser) noch standen. Diese konnten aber nicht mehr benutzt werden, da größere Risse z. B. am Hochhaus zu sehen waren (ich sah mir dieses im Rahmen eines späteren Spazierganges näher an). Ähnliches sah ich dann auch an einem Standbild vor der zerstörten Kathedrale. (Reisetipp "Kathedrale") Man konnte genau sehen, was beim Erdbeben passierte: der Boden verschob sich in horizontaler Richtung. Aufgrund des Trägheitsmomentes konnte die Säule, auf der das Standbild sich befand, nicht folgen und brach ca. 50 cm über dem Boden. Der entstandene Querriss war deutlich zu erkennen. Fast alle zerstörten Gebäude waren unbewohnt. Allerdings saß vor einem der Häuser ein Mann mit einem Karabiner in der Hand. Seine Frau stand neben ihm. Ich vermute, dass er damit demonstrieren wollte: dieses Haus werde von ihm bewacht!
Nach all diesen schrecklichen Eindrücken empfand ich das Hotel InterContinental als eine friedliche Oase mit einem kleinen Swimming Pool, der nachts sehr schön beleuchtet war. Als ich eintraf, rief ich deshalb sofort meine damalige Frau ULLA in Deutschland (Karlsruhe) an und meldete mich wieder bei ihr (auf meinen Reisen tat ich das immer in regelmässigen Abständen). Das telefonische Rückmelden war nun relativ einfach, denn wir besaßen einen eigenen Telefonanschluß. Während meiner Abwesenheit in Argentinien (15. April bis 2. September 1972) wohnte meine Frau mit meinem Sohn Jochen bei meinen Eltern in Brühl bei Mannheim. Dort hatten diese sich 1954 ein doppelstöckiges Haus gebaut, zu dem auch ein auch großer Garten gehörte. Ich (geb. 1944) bin dort mit meinen Geschwistern Bernd (geb. 1947) und Karin (geb. 1951) aufgewachsen. Damals besasen meine Eltern noch kein Telefon. Wenn ich mit meiner Frau sprechen wollte, rief ich bei den Nachbarn auf der gegenüberliegenden Strassenseite an und teilte mit, dass ich in einer Viertelstunde erneut anrufen würde und sie mögen bitte meine Frau ans Telefon holen. Ich hatte mit ihr bestimmte Zeiten bzw. Tage vereinbart.
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Kurz nach unserem Umzug von Essen-Mülheim nach Karlsruhe (1. bis 2. Februar 1973) in die Adalbert-Stifter-Strasse schickte mich meine neue Firma WIEGAND GmbH Karlsuhe in der Zeit vom 12. März bis zum 20. März 1973 zu meiner ersten Inbetriebnahme (meinem Einstand) einer neuen Eindampfanlage nach Leer in Ostfriesland. Es klappte ganz gut, obwohl der dortige Betriebsleiter, ein Herr Grundmann, als sehr schwierig bekannt war. Da wir noch kein Telefonanschluss hatten (die Bearbeitung der Anmeldung durch die Bundespost dauerte damals immer etwas länger) rief ich bei der Schwester meiner Frau, die mit ihrer Familie im Nachbarhaus wohnte, an und bat um die Weiterleitung entsprechender Nachrichten.
Der Zweck meines Besuches in Nicaragua war die Untersuchung einer Eindampfanlage auf Schäden, die möglicherweise durch das Erdbeben enstanden sind. Der Betrieb befand sich in der Nähe der Haupststadt Managua, die - wie gesagt - am südlichen Ufer des Lago di Managua liegt. Von dort hat man einen ausgezeichneten Blick auf den rauchenden Kegel des Vulkanes Momotomba (1,280 m Höhe), der sich am nördlichen Ufer des Sees befindet. (Reisetipp "Vulkan Momotomba") Mit Booten kann der Vulkan Momotomba und kleinere Uferdörfer besichtigt werden. Am Fuße des Vulkans liegt der Ort Leon Vieja, der 1602 bei einem Vulkanausbruch zerstört wurde. Erst kürzlich hat man diese Siedlung wieder ausgegraben. In der dortigen Kathedrale wurde der spanische Soldat und Kolonialgouverneur Pedro Arias de Avila (1440 bis 1531) mit seiner Gattin begraben. Er unterstützte 1530 die Expedition von Francisco Pizarro nach Peru. In der Nähe des großen Vulkans befindet sich der Momotombito (kleiner Momotomba). In nordwestlicher Richtung vom Momotomba gibt es in einer Kettenanordnung mehr als 20 Vulkane, die teilweise noch aktiv sind.
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Auf der Fahrt im Taxi vom Hotel InterContinental zum Kunden lag der Vulkan Momotomba genau in meinem Blickfeld. Auf dem späteren Weiterflug nach Mexiko City konnte ich diesen imponierenden, rauchenden Vulkan sehr gut aus der Luft fotographieren. Während ich diese Erlebnisse niederschreibe (April 2010) möchte ich auch von mehreren Erdbeben berichten, die sich erst kürzlich zugetragen haben: auf Haiti (am 12.1.2010 mit ca. 300.000 Toten und 1,2 Millionen Obdachlosen), in Chile (am 28.2.2010 mit 300 Toten und über 2 Millionen Obdachlosen) und erneut in China (am 14.4.2010 mit 600 Toten und 10.000 Verletzten). Auf meiner 3. Südamerika-Reise durch Chile (26. August bis 3. September 1976) sah ich den schneebedeckten Osorno-Vulkan in der Nähe von Puerto Montt. In ca. 400 km Entfernung (in nördlicher Richtung) lag das Epi-Zentrum (bei Conception) des letzten Erdbebens in Chile!
Der isländische Vulkan EYJAFJALLAJOKÜLL ist nach 200 Jahren am Mittwoch, den 14. April 2010, so massiv wieder ausgebrochen, dass Aschewolken in über 8.000 m Höhe geschleudert wurden. Mit der Luftströmung gelangten sie bis nach Mitteleuropa und legen hier im Moment den gesamten Flugverkehr lahm. Zahlreiche Passagiere sind in den Flughäfen gestrandet und warten seit Tagen auf Möglichkeiten, weiterreisen zu können.
Diese Ereignisse berechtigen zu Zweifeln an der vermeintlichen Allmacht der Menschen und helfen uns, wieder zu erkennen, was wir wirklich sind: "kleine", abhängige Wesen. Nach dem vermeintlichen Beinahe-Absturz auf dem Flug nach Mendoza (1972) und einem Triebwerksschaden auf dem Flug von Valera (am Maracaibosee) über Barquisimento nach Caracas (1975), erlebte ich auf der Heimflug (2. Südamerika-Reise) von Mexiko City nach Chicago (am 5. November 1975) einen atemberaubenden Bombenalarm. Aber soweit ist es noch nicht! Darüber berichte ich im folgenden Reisebericht (Abenteuerflug). Alles begann im Flughafen-Terminal von Managua!.
Fotos und Text: Klaus Metzger
Siehe auch
BILDBAND:
(Von COSTA RICA über SAN ANDRES nach NICARAGUA)
BILDBAND:
BILDBAND:
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Nach Bombenalarm in Chicago
Genaugenommen begann das Abenteuer bereits am Fughafen von Managua in Nicaragua. Am Dienstagmorgen, den 4. November 1975, fuhr ich rechtzeitig mit dem Taxi zum Flughafen, um für den PANAM-Flug nach Chicago (über Mexiko City) einzuchecken. Im Terminal traf ich einen Engländer, den ich vom Swimming Pool im Hotel InterContinental in Managua her kannte. Er wollte mit derselben PANAM-Maschine nach Houston in Texas fliegen.
Da wir noch reichlich Zeit bis zum Abflug hatten, setzten wir uns auf eine Bank in der Wartehalle und unterhielten uns ausgiebig über unser gemeinsames Hobby: das Tauchen. Plötzlich sah ich draußen unsere PANAM-Maschine zur Startbahn rollen - mit unserem Gepäck, aber ohne uns! Sofort spurteten wir zum zuständigen Stationsleiter von PANAM und baten ihn, die Maschine zu stoppen. Dies war leider nicht mehr möglich! Für mich war die Situation relativ einfach, denn ich mußte nur mit einer passenden Maschine (diesmal nicht PANAM) etwas später nach Mexiko City fliegen, um dort mein Gepäck am PANAM-Schalter (ich hatte dies mit dem Stationsleiter in Managua abgesprochen) wieder zu übernehmen.
Bestimmte Kundentermine mussten nicht eingehalten werden, denn ich befand mich auf dem Rückflug nach Deutschland (nach einer fast dreiwöchigen Reise durch mehrere süd- und mittelamerikanische Länder - siehe Reiseberichte: (Venezuela) (Kolumbien) (Costa Rica) Größere Schwierigkeiten hatte mein Gesprächspartner, der sich im mexikanischen Konsulat in Managua für die Zwischenlandung in Mexiko City erst noch ein Visum besorgen mußte. Später sah ich ihn noch einmal kurz im Flughafengebäude in Mexico City. Er machte einen etwas aufgelösten Eindruck. Offensichtlich war es ihm noch nicht gelungen, sein Gepäck zu finden. Dann haben wir uns für immer aus den Augen verloren.
Der Flug von Managua nach Mexico City verlief ohne Komplikationen und wir hatten herrliches Flugwetter. Deshalb konnte man den internationalen Flughafen von San Salvador (dem kleinsten Staat Mittelamerikas) beim Überfliegen sehr gut erkennen. Mexico City liegt auf einer Höhe von 2.350 m und hat 13,1 Millionen Einwohner (2.000). Die staubtrockene Landschaft auf dieser Hochebene und die vielen Slums waren beim Anflug auf die Hauptstadt Mexikos nicht zu übersehen. Offensichtlich überflogen wir auch eine sehr große Abwasserreinigungsanlage.
Wie ich bereits geschrieben habe, kam ich am Flughafen ohne größere Schwierigkeiten wieder in den Besitz meines Gepäcks. Probleme gab es aber mit dem Anschluss-Flug. Ich konnte nur mit AIR MEXICANA am folgenden Mittwoch, den 5. November 1975, nach Chicago weiterfliegen. Also fuhr ich mit dem Taxi ins Stadtzentrum, um dort ein passendes Hotel für eine Nacht zu finden. Das war mir alles garnicht so unrecht, denn auf diese Weise konnte ich ein wenig von Mexico City kennenlernen. Und ich war bei meinen Reisen immer auf Entdeckungsreise mit meiner Spiegelreflex-Kamera: im Stadtzentrum gelangen mir interessante Nachtaufnahmen. Bilder "Mexiko City"
Ich buchte ein Zimmer im Emporio Cuidad de Mexico, das mitten im Zentrum an der Paseo de la Reforma 124 lag - nicht allzuweit entfernt vom "Monumento a Cuauhtemoc" (Denkmal).
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Es soll an den letzten Azteken-Kaiser erinnern, der im Jahre 1520 als 18-jähriger den Thron bestieg. Dieser folgte dem Azteken Moctezuma, der während eines Aufstandes, der von den Azteken gegen die Spanier unter Hernan Cortez gerichtet war, durch einen Steinwurf getötet wurde. Cortez kam 1519 von Kuba mit 600 Mann, 20 Pferden und 10 Kanonen in das Azteken-Reich, um dieses zu erobern - was ihm nach einigen Schwierigkeiten auch gelang.
Als ich im Hotel ankam, war es bereits Zeit zum Abendessen. Vorher wollte ich aber unbedingt noch eindrucksvolle Stimmungsbilder (Langzeitbelichtung!) fotographieren. Das gelang mir auch hier auf meiner 2. Südamerika-Reise (nach Caracas, Bogota und San Andres) wieder auf eine gelungene Art und Weise. Diese schönen Eindrücke sind ein wichtiger Bestandteil meines DIA-Vortrages "Impressionen bei Nacht und in der der Dämmerung" (Stimmungsbilder rund um die Welt fotographiert). Das bereits genannte Denkmal "Monumento a Cuauhtemoc" entdeckte erst später bei der Betrachtung meiner Aufnahmen. Es wurde 1887 eingeweiht.
Mit dem guten Gefühl, schöne Aufnahmen im "Kasten" zu haben (heute ist das alles mit meiner Digital-Spiegelreflexkamera sehr viel einfacher, da man das fertige Bild sofort sehen kann) suchte ich mir in der Nähe ein typisch mexikanisches Restaurant. An die genaue Speisekarte kann ich mich nicht mehr erinnern: auf jeden Fall waren Tacos (Maisfladen), eine scharfe Soße und ein ausgezeichneter Rotwein Bestandteil meines Abendessens.
Danach ging ich "schnurstracks" ins Hotel, denn ich wollte am folgenden Mittwoch, den 5. November 1975, den Weiterflug nach Chicago nicht verpassen. (Reisetipp "Zwischenstopp")
Auf dem Flug vom Mexiko City nach Chicago mit der AIR MEXICANA hatten wir wohl wieder ausgezeichnetes Flugwetter, denn die Reise verlief äußerst ruhig. Nur konzentrierte ich mich diesmal nicht auf die Landschaft unter uns, sondern auf die Ereignisse im Flugzeug selbst. Die Maschine war nur zu ca. 30 Prozent belegt und offensichtlich wurde die Trennung zwischen erster und zweiter Klasse (mein Bereich) aufgehoben. Das Essen war hervorragend und Alkohol floß reichlich (ich kann mich noch sehr gut den ausgezeichneten Rotwein erinnern).
Vielleicht war es der etwas erhöhte Alkoholspiegel, dass wir - nach einer vorbildlichen Landung auf dem internationalen O'Hare-Airport in Chicago - garnicht sofort registrierten wie unser Flugzeug nicht zum Terminal rollte. Dagegen wurden wir zu einem Bereich weit außerhalb des Flughafengebäudes dirigiert und dort geparkt. Dann tat sich erst einmal nichts und wir wurden langsam doch etwas unruhig. Ich fragte den jungen mexikanischen Steward, der mich so vorzüglich "versorgt" hatte, was denn los sei. Und dann erfuhr ich die Schreckensmeldung von ihm: "Wir haben eine Bombe an Bord!" Wieder bekam ich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend - genauso wie ich es Anfang Mai 1972 während des vermeintlichen Absturzes auf dem Flug nach Mendoza in Argentinien (unvorhergesehene Zwischenlandung in San Juan) erlebt hatte.
Nach und nach postierten sich mehrere Löschfahrzeuge der Flughafen-Feuerwehr in einem entsprechenden Sicherheitsabstand um unser Flugzeug. Wieder tat sich erst einmal nichts und die Türen unserer Maschine blieben auch weiterhin geschlossen. Wir saßen alle wie auf glühenden Kohlen - eingeschlossen in unserem "Gefängnis". Irgendwann erschien auch der "Flughafen-Sheriff" mit seinem Wagen. Nach ca. 15 Minuten Wartezeit (keine Bombe explodierte!) durften wir über die rote Gangway, die extra herangeschafft werden mußte, aussteigen. (Reisetipp "Bombenalarm")
Und wieder wußte keiner so richtig, wie es weitergehen sollte. Es bildeten sich mehrere Gruppen und auch die Besatzung unseres Flugzeuges mit den Namen GUADELAJARA stand abseits. Endlich kam ein Bus, der uns zu unserem normalen Terminal brachte. Die ganze Aktion war also ein sogenannter "blinder" Alarm - es hätte aber auch weniger glimpflich ausgehen können. Bilder "Bombenalarm"
Sie können sich meine große Erleichterung vorstellen, als ich gegen 21 Uhr im Jumbo der LUFTHANSA (den ich vorher durch die Terminal-Fenster fotographiert hatte) saß, der mich wohlbehalten wieder nach Hause zum Flughafen Frankfurt brachte. Schon alleine die Begrüssung auf Deutsch durch das Kabinenpersonal und die ausgelegten deutschen Zeitungen gaben mir das Gefühl, fast wieder in Deutschland zu sein (darauf musste ich noch bis ca. 7 Uhr am Donnerstagmorgen, den 6. November 1975, warten).
Fotos und Text: Klaus Metzger
Siehe auch BILDBAND:
(Die Abenteuerreise von Mexico City nach Chicago)
BILDBAND:
(IMPRESSIONEN bei Nacht und in der Dämmerung)
BILDBAND:
Auf dem Weg nach Südchile |
Meine 3. Südamerika-Reise (Sonntag, den 22. August 1976, bis Samstag, den 18. September 1976) führte nahezu über den gesamten mittel- und südamerikanischen Kontinent in südlicher Richtung entlang der Kordillieren und beinahe auf demselben Wege wieder zurück.
Auf dieser Reise hat mich mein dänischer Ingenieur-Kollege, Vagn Westergaard, begleitet, der für alle technischen Fragen zur Sprühtrocknung zuständig war. Mein Verantwortungsbereich galt der Eindampfungstechnik. Unsere Firmen, WIEGAND GmbH Karlsruhe (Deutschland) und NIRO ATOMIZER A/S Kopenhagen (Dänemark), lieferten in einer losen Kooperation die Produktionsanlagen zur Herstellung von Milchpulver.
Wir trafen uns in Miami (Florida), wo auch unser gemeinsamer Vertreter, Eigil Bisgaard, zu uns stieß. Eigil war Däne, lebte in Mexico City und war für die mittelamerikanischen Länder zuständig. Einen anderen Dänen und Firmenvertreter hatte ich bereits ein Jahr zuvor (während meiner 2. Südamerika-Reise) in Caracas/Venezuela besucht: Herrn Rosenkilde (Reisebericht "Venezuela") Und einen Agenten englischer Abstammung, Mr. Dodson, sollten wir auf dieser Reise in Santiago de Chile treffen, um mit ihm weiter ins südliche Chile zu fliegen.
Nach einer Übernachtung in einem Hotel in Miami flogen wir am Montag, den 23. August 1976, nach Honduras in Mittelamerika. Das Wetter war ideal und wir konnten unter uns Kuba erkennen. Wir sollten in San Pedro Sula landen, um dort mit einem Kunden aus der Molkereiwirtschaft über den Kauf einer neuen Produktionsanlage zu verhandeln. Dies gestaltete sich aber - wie üblich - nicht ganz einfach, sodaß wir ihn auf dem Rückflug von Chile erneut besuchten. Der erste Eindruck beim Landeanflug betraf die riesigen Bananenplantagen mit umfangreichen Beregnungsanlagen.
Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts nutzten amerikanische Firmen mit Hilfe von Farbigen aus den britischen Kolonien der Karibik und aus Britisch-Honduras (Belize) die "Northern Lowlands" um San Pedro Sula zum Anbau von Bananen im großen Stil. Die Stadt San Pedro Sula, die ca. 60 km von der Küste entfernt liegt, hat sich zum wirtschaftlichen Zentrum und Puerto Cortes zum entsprechenden Exporthafen an der Karibik-Küste entwickelt. Heute gehören die riesigen Bananenplantagen der UNITED FRUIT COMPANY. Das Hauptquartier dieses amerikanischen Unternehmens (Reisetipp "United Fruit Company") liegt in La Lima, das ca. 13 km östlich von San Pedro Sula entfernt ist. Der Company gehört ein Golfclub und anderen Anlagen. Es werden auch Mitglieder von außerhalb zugelassen (die wirtschaftliche und politische Macht soll durch diese Image-Pflege wohl in einem etwas milderen Licht erscheinen).
Der internationale Flughafen Ramon Villeda Morales liegt in La Mesa ca. 18 km von San Pedro Sula entfernt. Zu den Hotels gibt es einen Transferbus. Die nationale Fluglinie SAHSA fliegt mehrmals wöchentlich zu den Maya-Ruinen von Copan und viermal täglich zur Hauptstadt Tegucicalpa. Es gibt Direktflüge nach Miami und Guatemala City. Der Airport wurde nach dem ehemaligen Präsidenten, Ramon Villeda Morales, umbenannt. Die Taxifahrt vom Flughafen ins Zentrum von San Pedro Sula war voller Eindrücke über das Leben in einem schwülwarmen, mittelamerikanischen Land. Die "Uhren" gehen dort einfach anders als wir es kennen. Und das Klima ist sicherlich auch die Ursache für das sehr viel freizügigere Leben. Bilder "San Pedro Sula"
Das alte Reich der Mayas begann ca. 375 n. Chr. In dieser Zeit entstanden COPAN, UAXACTUN, PIEDRAS NEGRAS, PALENQUE, MENCHE, QUIRIGUA, SIBAL, IXTUN, FLOES und BENQUE VIEJO. Es blühte bis zum 8. oder 9. Jahrhundert. Danach verschwand dieses Reich und entstand neu in YUCATAN (ca. 400 km in nördlicher Richtung im heutigen Mexiko), wo größere Städte gebaut wurden. Dort existierte es vom 10. bis 14. Jahrhundert. In COPAN befinden sich die Maya-Ruinen und die rekonstruierten Gebäude neben der Landebahn und längs des Rio Copan in ca. 1 km Entfernung vom kleinen Dorf Copan. Die Städte der Mayas waren in erster Linie zeremonielle Zentren, die von den Priestern und dem Adel kontrolliert wurden. Das gewöhnliche Volk lebte in einfachen Hütten; wie die heutigen Nachfolger der Mayas.
Unsere Unterkunft GRAN HOTEL SULA befand sich mitten im Stadtzentrum von San Pedro Sula und bot einen guten Standard mit einem Swimming Pool. So ließ sich das schwülwarme Wetter mit regelmässigen Regenschauern ganz passabel ertragen. Das Leben von San Pedro Sula spielte sich auf der gegenüberliegenden Strassenseite im "Parque Central" (Zentralpark) ab. Dort boten auch die obligatorischen Schuhputzer ihren Service an. In der Nähe gab es einen Hemdengeschäft mit einer angeschlossenen Fabrikation. Dort kaufte ich mir ein kurzärmliges, sportliches Hemd (mit grüner Musterung). Ich war stolz auf mein "Schnäppchen". Aber nach mehrmaligem Tragen verlor es ganz schnell seine Fasson.
Am Mittwoch, den 25. August 1976, packten wir unsere Koffer (wir kamen mit den Verkaufsverhandlungen einfach nicht weiter) und flogen in die Hauptstadt Tegucigalpa. Denn nur von dort gab es eine Flugverbindung nach Chile, dem nächsten Ziel meiner 3. Südamerika-Reise. Da unsere Flugzeug erst spätabends flog, verbrachten wir den Tag an einem Hotel-Swimming-Pool in Tegucigalpa. Störend war dort nur eine Flug-Staffel mit drei Militär-Maschinen, die direkt über uns ihre Übungsflüge durchführte.
In Honduras gibt es drei internationale Flughäfen: La Ceiba (Goloso Airport), San Pedro Sula (Ramon Villeda Morales Airport) und bei der Hauptstadt Tegucigalpa den Toncontin Airport. Dieser liegt 6,5 km vom Zentrum entfernt. Desweiteren gibt es über 100 kleinere Flugplätze. Das Eisenbahnnetz wird in Honduras hauptsächlich für den Bananentransport an der Nordküste benötigt und hat eine Länge von 600 km. Der gebirgige Charakter des Landes macht das Flugzeug zu einem wichtigen Verkehrsmittel. Das Strassennetz beträgt ca. 13.600 km (1999). Es ist aber nur zu 20 Prozent befestigt.
Die amerikanischen Handelsgesellschaften United Fruit Company, Standard Fruit Company und Cuyamel Fruit Company machten Bananen zum Hauptexportgut von Honduras. Diese Handelsgesellschaften waren an der Entwicklung der Karibik-Häfen mitbeteiligt. Für die allgemeine Entwicklung des Landes leisteten sie fast keine Hilfe. Der größte Teil von Honduras blieb rückständig. Dagegen ist der politische Einfluss der USA auf Honduras sehr stark. Dies zeigte der offensichtliche Flugverkehr mit US-Regierungsmaschinen, den wir auch beim Abflug von Tegucigalpa beobachten konnten.
Die erste Station auf dem Flug nach Chile war am frühen Morgen des 26. August 1976 (einem Donnerstag) der Flughafen von Panama City. Wenn ich mich recht erinnere, so waren wir dort gegen 3 Uhr morgens. Der Weiterflug sollte zum Morgengrauen gegen 6 Uhr sein. Ich hatte also reichlich Zeit, mich in den Duty Free - Shops im Transfer-Bereich umzusehen. Mir lag die Information von meinen früheren Reisen vor, dass man hier günstig einkaufen könnte. Da mir noch ein professionelles Blitz-Gerät zu meiner Fotoausrüstung fehlte, kaufte ich mir für 84 US-Dollar einen BRAUN-Blitz mit einem Ladegerät.
Sofort nach der Ankunft in Santiago de Chile testete ich den Blitz mit meiner Kamera in meinem Zimmer im Hotel Carrera. Zu Hause erkannte ich aufgrund der entwickelten Dias: das Gerät funktionierte hervorragend. Allerdings gab es am Ladegerät auch einen Umschalter für 110/220 V. Nach einer späteren Reise in ein Land mit einer Spannung von 110 V (es war im April 1982 zum Tauchen nach Bonaire und Aruba in der Karibik) hatte ich vergessen, den Schalter umzuschalten, als ich wieder in den Niederlanden (ich lebte damals in Gouda) zurück war. Als ich während eines Besuches meiner Eltern in Brühl bei Mannheim (vom Samstag, den 1. Mai auf Sonntag, den 2. Mai 1982) das Ladegerät mit dem BRAUN-Blitz anschloß, gab es einen lauten Knall! Das war das Ende meines Ladegerätes. Später kaufte ich mir denselben Blitz-Typ mit Akkus, die separat geladen werden konnten. In meiner jetzigen Digital-Spiegelreflex-Kamera ist der Blitz integriert und wird von einem Block-Akku gespeist, der in die Kamera eingebaut ist.
An die schlimme Episode mit der "entführten" älteren Amerikanerin, mit der ich ein Jahr früher den PANAMA-Kanal besuchen wollte, dachte ich bei diesem Zwischenstopp fast garnicht mehr. Erst bei meinen DIA-Vorträgen (25 Jahre später) spielte dieses Erlebnis wieder eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an einem Vortrag mit dem Thema "Kaffee, Bananen und der PANAMA-Kanal" in der SALZE-Klinik (einer Reha-Klinik in Bad Salzdetfurth - ganz in der Nähe meines Wohnortes Hildesheim).
Ein älterer Zuhörer fiel mir auf, mit dem ich anschließend ins Gespräch kam. Sein Urteil war interessant: "25 Prozent ihrer DIAs waren schlecht - aber ihr Vortrag war ausgezeichnet!" Er ist als Direktor einer bekannten Hildesheimer Firma früher ebenfalls sehr viel gereist (oft nach Hongkong) und besaß einen Bestand von 100.000 Dias - teilte er mir mit. Am Panama-Kanal herrschte wirklich kein gutes Wetter für DIA-Aufnahmen (siehe Fotos im (Reisebericht "Kolumbien"). Ja, es waren immer die interessanten (authentischen) Geschichten, die meine Zuhörer begeisterten (in 7 Jahren kamen über 700 Vorträge zusammen). Und aus dieser Erinnerung schöpfe ich jetzt heute noch für meine Reiseberichte.
Die Stimmung am Flughafen von Panama City habe ich als Foto eingefangen: es versprach ein schöner Tag zu werden. Auf dem Flug von Honduras ging es mir garnicht gut. Aus irgendwelchen Gründen hatte ich ein schlimmes Kopfweh und mußte mich hinlegen, um nicht zu erbrechen (während eines Fluges eine ganz unangenehme Situation). Gottseidank war reichlich Platz und ich konnte zwei Sitze für mein Ruhelager beanspruchen. Als wir nun von Panama City nach Ecuador weiterflogen, war mein körperliches Unbehagen fast wie weggeblasen. Der Anflug auf den Flughafen von Quito (Reisetipp "Quito") gestaltete sich bilderbuchmäßig bei etwas bewölktem Himmel.
Die Hauptstadt von Ecuador heißt Quito und liegt auf einer Höhe von 2.850 m; ca. 25 km vom Äquator entfernt. Aufgrund der Höhenlage herrscht dort ein Klima wie bei uns im Frühling mit warmen Tagen und kalten Nächten. Quito ist die zweithöchstgelegene Hauptstadt der Welt - nur La Paz in Bolivien liegt höher. Mit dem Marisal Sucre Airport besitzt Quito einen internationalen Flughafen. Zwischen den östlichen und den westlichen Kordillieren erstreckt sich in Ecuador über eine Länge von 400 km das Zentralplateau.
Die Gebirgsketten, die das Plateau begrenzen, verlaufen in einem Abstand von 40 bis 65 km. Es sind dort die Kegel von mehr als 30 Vulkanen zu sehen. Alexander von Humboldt benannte diese Aneinanderreihung "die Straße der Vulkane". Manche von diesen Vulkanen sind schon seit langem erlöscht, wie der CHIMBORAZO (6.270 m), der ANTISANA (5.704 m), der ILLINIZA (5.305 m) und der ALTAR (5.270 m). Drei davon sind immer noch aktiv: der COTOPAXI (5.896 m - der höchste aktive Vulkan der Erde), der TUNGURAHUA (5.033 m) und der SANGAY (5.322 m). Alexander von Humboldt versuchte mit seinem Freund Bonpland 1802 den CHIMBORAZO (Reisetipp "Chimborazo") zu besteigen. Er kam bis auf eine Höhe von 5.000 m. Auch Simon Bolivar versuchte es später. Die Besteigung gelang 1880 dem englischen Bergsteiger Edward Whymper. Die Bezeichnung dieses bekannten Berges stammt aus der Quechuasprache und heißt "Schneeberg". Bilder "Ecuador"
Beim Weiterflug nach Chile gelangen mir atemberaubende Aufnahmen vom schneebedeckten Chimborazo. Der Untertitel meines Reiseberichtes (Venezuela) lautet "Auf den Spuren des Südamerika-Forschers Alexander von Humboldt". Dort erinnerte ich an seine mühseligen Höhenmessungen im Jahre 1799, die er auf der AVILA-Gebirgskette bei Caracas durchgeführt hat. Und nun flog ich am Chimborazo vorbei, den er 1802 fast bis zum schneebedeckten Gipfel bestiegen hat. Welche unglaublichen Leistungen hat dieser Forscher für die Nachwelt (auch in Südamerika), die ihn schätzt und verehrt, vollbracht.
Bei idealem Flugwetter ging es weiter in Richtung Süden. Wir flogen an der Küstenlinie der Atacama-Wüste entlang. Auf einer Stecke von 965 km - zwischen Arica und Copiapo - erstreckt sich die Atacama-Wüste (Reisetipp "Atacama-Wüste") ohne Vegetation und wenig Regen. Nur ein Fluß, die Loa, passiert die Wüste auf dem Weg von den Anden zur See. Die Felsen der trockenen Küstenlinie steigen bis auf eine Höhe von 600 bis 900 m an. Die PANAMERICANA verbindet die wenigen Städte in der Wüste bis zum Aconcagua-Tal, wo ein Abzweig nach Santiago de Chile und ein weiterer über den La Cumbre - Pass nach Mendoza (siehe Reisebericht "ARGENTINIEN - Land meiner Träume!") führt. Argentinien Beim Überfliegen konnte man sogar einen größeren Sandsturm erkennen.
Auf diesem Flug widmete sich der fleißige Vagn ausgiebig seinen Berichten für seine Firma NIRO ATOMIZER A/S in Kopenhagen, während ich mit dem Beobachten und Fotographieren der Landschaft unter uns beschäftigt war. Aber ich konnte mich mit ihm auch ausgiebig über eine sehr interessante Entwicklung unterhalten: Über die "Buschtrommel" hatte ich erfahren, daß für eine neue Stelle eines deutschen Koordinationsingenieurs in seinem dänischen Ingenieurbüro ein Spezialist für Eindampfanlagen meiner befreundeten Firma WIEGAND GmbH Karlsruhe (von dieser bezahlt) gesucht wurde. Nach Angeboten über mehrjährige Tätigkeiten in Australien und Neuseeland, für die ich mich aus privaten Gründen nicht bewarb, fand ich diese Tätigkeit (auch unter Berücksichtigung der Möglichkeiten für meine Familie) sehr attraktiv.
Ich wollte mich deshalb bei meiner Rückkehr nach Deutschland in meiner Firma WIEGAND GmbH Karlsruhe bei meinem damaligen Abteilungsleiter Brand für diesen Posten bewerben. Deshalb befragte ich Vagn auf unserem Flug nach Chile sehr ausführlich über die Lebensbedingungen in Dänemark. Als ich mich nach meiner 3. Südamerika-Reise am Montag, den 20. September 1976, wieder bei Herrn Brand zurückmeldete, fiel er "mit der Tür sofort ins Haus": "Die Dänen wollen Sie haben!" Und genau darüber wollte ich ja mit ihm sprechen. Es waren also meine dänischen Ingenieur-Kollegen (insbesondere Hans Justesen), mit denen ich bereits seit Jahren in der weltweiten Molkereiwirtschaft unterwegs war, die sich für meine "Berufung" eingesetzt haben.
Nach etwas komplizierten Verhandlungen mit meiner deutschen Firma, die insbesondere die Bezahlung anbelangte (meine Frau musste ihre Tätigkeit in Karlsruhe aufgeben) , begann ich am 5. Januar 1977 mit meiner neuen Tätigkeit als Koordinationsingenieur (Fachgebiet: Eindampfanlagen) bei NIRO ATOMIZER A/S in Kopenhagen. Der Umzug von Karlsruhe nach Farum bei Kopenhagen fand in der Zeit vom 1. bis 3. Februar 1977 statt. In einem der ersten Gespräche mit meinen dänischen Kollegen, in der wir die gemeinsame Sprache (Deutsch oder Englisch) festlegten, teilte ich mit, dass ich umgehend Dänisch lernen wolle. Die Dänen waren sehr überrascht und es klappte dann mit der dänischen Sprache überraschend schnell und gut. Es begann eine sehr eindrucksvolle und spannende Zeit (auch für meine erste Frau ULLA und meinen damals 6-jährigen Sohn Jochen), die ich zu einem der schönsten Abschnitte in meinem abwechslungsreichen Leben zählen kann.
Aber nun wieder zurück zu meinem Flug nach Santiago de Chile, der chilenischen Hauptstadt. Chile erstreckt sich als schmaler Landstreifen über 4. 225 km an der Westküste Südamerikas. Die schneebedeckten Kordillieren sind dabei ein fester Bestandteil dieser Landschaft. In Santiago de Chile hat man den Eindruck, sie befänden sich bereits an der Stadtgrenze! Auf meinen beruflichen Reisen durch Mittel- und Südamerika verlor ich die Kordillieren (Reisetipp "Kordillieren") nie aus meinem Blickfeld.
Nach einer unproblematischen Landung, am Nachmittag des 26. August 1976 (ein Donnerstag), vermittelte mir die große Zahl bewaffneten Militärs im Ankunftsterminal das unangenehme "Bauchgefühl": "Du bist in einem Land mit einer brutalen Militärdiktatur gelandet!". Und dieses Gefühl wurde ich auch später nicht mehr los. Abendliche Ausgänge endeten mit dem Beginn der "Curfew" (dieses Wort begegnete mir hier zum ersten Mal - es bedeutet "Ausgangssperre") ab 22 Uhr, die bis zum nächsten Morgen 6 Uhr dauerte. Wer während der "Curfew" auf den Strassen erwischt wurde, landete im Gefängnis. Bilder "Santiago de Chile"
Santiago de Chile wurde am 12. Februar 1541 durch Pedro de Valdivia unter dem Namen Santiago de la Nueva Estremadura gegründet. Er kam mit 150 Spaniern und 1000 Indianern von Peru her. Heute gibt es in Santiago de Chile, das auf 900 m Höhe liegt, ca. 4 Millionen Einwohner. Mein Hotel CARRERA lag im Stadtzentrum in der Nähe des Plaza de la Constitution (Platz der Verfassung). Bei meinem Stadtbummel wurde ich dort mit der neueren Geschichte Chiles konfrontiert, denn an der südlichen Seite dieses Platzes befand sich die Ruine des ausgebrannten Palacio de la Moneda (LA MONEDA). (Reisetipp "La Moneda") Ich wußte bereits einiges über den chilenischen Präsident Allende (1908 bis 1973): Er gewann mit seiner Sozialistischen Partei und einer Koalition mit linken Gruppierungen 1970 die Wahlen. Mit der Verstaatlichung von Industrie und Handel stieß er auf Widerstand bei den rechten Parteien. Die Einflussnahme der Vereinigten Staaten, die ihre wirtschaftlichen und politischen Interessen nicht verlieren wollten, führten zur Eskalation.
Und die chilenische Mittelklasse protestierte gegen den Präsidenten und sein sozialistisches Wirtschaftsprogramm. Am 11. September 1973 kam es unter der Führung von General Pinochet zu einem blutigen Militärputsch, bei der auch der Präsidentenpalast "LA MONEDA" bombardiert wurde. Dabei fand Präsident Allende den Tod. Im Jahre 2000 veröffentlichte der amerikanische Geheimdienst CIA Berichte, die auch auf die geplante Verhinderung der Wahl von Allende im Jahre 1970 hinwiesen.
In Chile lernte ich auch einiges über die Meinungsbildung durch die Medien (Presse, Fernsehen). In Deutschland hatte ich sehr viel über die negativen Aspekte (Militärdiktatur, Massenverhaftungen usw.) der gewaltsamen Beseitigung der demokratisch gewählten ALLENDE-Regierung erfahren. Über unseren chilenischen Vertreter Dodson (ein Engländer), der sich dem Mittelstand zurechnete, erfuhr ich, dass man sehr froh über die Beseitigung der ALLENDE-Regierung war, denn nun herrschte wieder Ordnung und die Wirtschaft florierte. War es zu Beginn des Dritten Reiches ab 1933 in Deutschland unter Hitler nicht ähnlich (die Arbeitslosen verschwanden von den Strassen und die Sozialisten und Kommunisten landeten in den Konzentrationslagern)?
Ähnlich wie in Paris mit dem Montmartre mit der Kirche Sacre-Coeur befand sich im Zentrum von Santiago de Chile (ca. 2 km östlich vom Plaza de la Constitution gelegen) der Cerro Santa Lucia (Santa-Lucia-Hügel). Er ist ein konischer Felsen, der steil bis zu einer Höhe von 70 m aufragt. Auf der Spitze des Hügels befindet sich das Denkmal eines AURACA-Indianerhäuptlings (zur Erinnerung an die chilenischen Ureinwohner). Von der Aussichtsplattform hat man einen sehr guten Blick über die Stadt, über der leider immer ein Smog-Schleier liegt. Am Fusse des Santa-Lucia-Hügels gibt es einen Springbrunnen mit mehreren Fontänen. Und passend dazu findet sich in der Nähe die Kirche Los Sacramentos, die in ihrem Aussehen sehr stark der Kirche Sacre-Coeur ähnelt.
Auf dem Santa-Lucia-Hügel (Reisetipp "Santa-Lucia Hügel") hatte man nicht nur eine schöne Aussicht über die Stadt, sondern auch eine vorzügliche Möglichkeit, die zahlreichen Besucher zu beobachten und zu fotographieren. Natürlich musste man dabei sehr diskret und vorsichtig vorgehen (bei meinem Besuch in Bolivien 1972 hatte ich dies gelernt). Sehr interessant ist auch der Cerro San Christobal (San Christobal-Hügel), der in der Nachbarschaft zu sehen ist und mit 300 m Höhe ebenfalls gute Aussichtsmöglichkeiten bietet. Man kann über eine Mautstrasse oder eine Seilbahn auf den Berg gelangen. Auf seiner Spitze befindet sich eine 22 m hohe Statue der Jungfrau Maria aus Marmor.
Am Freitag, den 27. August 1976, flogen wir (unser chilenischer Vertreter Dodson, Vagn und ich) in den Süden Chiles nach Puerto Montt. Die Entfernung betrug ca. 1.064 km. Die gesamte Ausdehnung von Chile in Nord-Süd-Richtung beträgt 4.225 km bei einer Breite von max. 200 km. Auf halbem Wege überflogen wir Conception. Zur Orientierung: Über die Entfernung von mehr als 4.225 km in südlicher Richtung wird das Land Chile in 5 unterschiedliche Zonen eingeteilt: 1. Die ersten 960 km von der peruanischen Grenze bis Copiapo bestehen aus der regenlosen Wüste mit braunen Hügeln ohne Vegetation. Hier liegen die Nitratvorkommen und die grossen Kupferminen. 2. Von Copiapo bis Illapel (Entfernung 650 km) existiert eine "Halb-Wüste". Im Winter gibt es leichte Regenfälle, aber grosse Teile des Landes sind ohne Vegetation. Hier gibt es Eisenvorkommen.
Von Illapel bis Conception besteht das "Herzland" Chiles. Hier leben die meisten Menschen und befinden sich die drei grössten Städte. Im Winter fällt reichlich Regen. Die Sommer sind nahezu trocken. 4. Die vierte Zone ist die "Waldzone" Chiles und erstreckt sich von Conception bis Puerto Montt. Hier finden sich grosse Seen, zahlreiche Flüsse und ursprüngliche Wälder. Es gibt ausgiebige Regenfälle während mehrerer Monate im Jahr. Hier ist das Lieblingsgebiet vieler Touristen und Angler. 5. Die fünfte Zone erstreckt sich von Puerto Montt bis nach Kap Hoorn über eine Entfernung von 1.600 km. Diese Gegend ist nahezu unbewohnt. Ab Puerto Montt (wo die PANAMERICANA endet) gibt es keine Strassenverbindungen in Richtung Süden.
Wie kamen also beim Überfliegen von Conception in die Waldzone (Reisetipp "Waldzone") Chiles, die sich bis Puerto Montt erstreckt (4. Zone). In diesem Bereich kommt es aber auch immer wieder zu Erdbeben. Dazu schrieb ich in meinem Reisebericht "Von Costa Rica über San Andres nach Nicaragua!" ua.:...Während ich diese Erlebnisse niederschreibe (April 2010) möchte ich auch von mehreren Erdbeben berichten, die sich erst kürzlich zugetragen haben: auf Haiti (am 12.1.2010 mit ca. 300.000 Toten und 1,2 Millionen Obdachlosen), in Chile (am 28.2.2010 mit 300 Toten und über 2 Millionen Obdachlosen) und erneut in China (am 14.4.2010 mit 600 Toten und 10.000 Verletzten). Auf meiner 3. Südamerika-Reise durch Chile (26. August bis 3. September 1976) sah ich den schneebedeckten Osorno-Vulkan in der Nähe von Puerto Montt. In ca. 400 km Entfernung (in nördlicher Richtung) lag das Epi-Zentrum (bei Conception) des letzten Erdbebens in Chile!
Auf dem Weg vom Flughafen Puerto Montt (mit einem Mietwagen) zur Universitätsstadt Valdivia (wo wir zwei Fachvorträge hielten) passierten wir das Gebiet, in dem sich Mitte des 19. Jahrhunderts fast ausschließlich Deutsche ansiedelten. Der Baustil der Holzhäuser in dieser Gegend entspricht in einem großem Masse dem Stil in Süddeutschland und in der Schweiz. Bei Valdivia bilden zwei Flüsse den Rio Valdivia. 18 km entfernt liegt der Hafen Puerto Corral an der Pazifik-Küste. Valdivia (Reisetipp "Valdivia") ist die Hauptstadt der seit März 2007 neu geschaffenen XIV. Region de los Ríos und der Provinz Valdivia und hat 145.000 Einwohner (2006). Valdivia liegt 820 km von Santiago de Chile entfernt. Der Ort wurde 1552 von Pedro de Valdivia (dem Stellvertreter des spanischen Eroberers Francisco Pizarro) gegründet. Die Universität Austral de Chile besteht seit 1954. Bilder "Südchile"
Während des folgenden Wochenenendes (vom 28. August bis zum 27. August 1976), das ich zusammen mit meinem dänischen Ingenieur-Kollegen, Vagn Westergaard, und unserem chilenischen Vertreter Dodson im zentral gelegenen Hotel OSORNO in Osorno (Reisetipp "Osorno") verbrachte, bot sich mir auch die Gelegenheit, ein Platzkonzert (Reisetipp "Platzkonzert") mit einer zivilen Musikgruppe zu beobachten, die vorwiegend deutsche Militär-Marschmusik spielte. Auch das war für mich ein Hinweis, daß in diesem Teil Chiles deutsche Traditionen - auch die Sprache - intensiv gepflegt werden. Auf der südlichen Halbkugel (und dort liegt Chile) ist der Winter in der Mitte des Jahres und der Sommer zum Jahreswechsel. Deshalb beginnt der Vorfrühling in Südchile im August. Zu dieser Jahreszeit befanden wir uns in Osorno und nutzten die Zeit zu einem Spaziergang durch einen Ort mit vielen Holzhäusern, wie wir sie auch vom Schwarzwald her kennen. Bilder "Osorno"
Die Einwanderung hat in Chile nicht die große Bedeutung wie in den anderen südamerikanischen Ländern, wie z.B. in Argentinien. Allerdings gab es im 19. Jahrhundert eine bemerkenswerte Immigrationswelle von Deutschen, die nach der gescheiterten Revolution 1848 ihr Heimatland verließen. Davon siedelten sich ca. 10.000 Einwanderer im Raum Valdivia bis Puerto Montt an. Heute gibt es in diesem Gebiet über 100.000 deutschstämmige Chilenen, die der deutschen Sprache immer noch mächtig sind. Auf dem halben Wege von Valdivia nach Puerto Montt liegt Osorno, das wiederum von Santiago de Chile 950 km entfernt ist. Die Stadt wurde 1553 vom spanischen Eroberer Pedro de Valdivia am Zusammenfluss des ruhigen Damas in den reißenden Rahue gegründet. Die wilden Auraca-Indianer zerstörten 1602 die Siedlung vollständig. Auf Weisung des irischen Glücksritters Ambrosio O'Higgins wurde die Stadt 1776 bis 1796 wieder aufgebaut. Die Eisenbahnlinie nach Osorno wurde 1895 fertiggestellt, was insbesondere dem Zustrom deutschstämmiger Einwanderer sehr förderlich war. Heute hat Osorno 143.000 Einwohner.
Die Molkerei DOS ALAMOS ("Zwei Pappeln") liegt in Los Lagos. Dies ist ein kleinerer Ort in der Nähe von Valdivia. Im Rahmen unserer Rundreise durch Südchile besuchten wir am Montag, den 30. August 1976, diesen Betrieb, um technische Fragen zu besprechen. Danach fuhren wir wieder zu unserem Standquartier im Hotel Osorno zurück. Erfreulicherweise hatte dieses Quartier einen offenen Kamin. Diese alte Tradition kannte ich schon von meinen zahlreichen Reisen in Irland. Auch dort pflegte ich mich nach den anstrengenden Kundenbesuchen mit ein oder zwei Glas Whisky vor dem Kamin zu entspannen. Und in Chile war es trotz des anstehenden Frühlings immer noch kühl und feucht, so daß man sich am Kamin sehr bequem aufwärmen konnte. (Reisetipp "Kaminfeuer")
Nachdem wir an den darauffolgenden Tagen auch die Molkereien CALO OSORNO und LECHERA DEL SUR besucht hatten, begaben wir uns am Donnerstag, den 2. September 1976, wieder auf den Heimweg. Auf dem Weg von Osorno zum Flughafen Puerto Montt entdeckten wir einen herrlichen See (Lago): Der Lago Llanquihue (Reisetipp "Llago Llanquihue") bedeckt eine Fläche von 870 km². Er wird von einer 187 km langen Strasse umrundet. Die Stadt Puerto Varas liegt in der südlichen Ecke des Lago Llanquihue. Der Ort ist etwa 1.000 km von Santiago de Chile entfernt; bis Puerto Montt sind es ca. 20 km. Zusammen mit dem Lago Todos Los Santos der in östlicher Richtung liegt, bilden beide die südlichst gelegenen und bestbekanntesten Seen des chilenischen Seengebietes. Atemberaubend ist der Anblick des schneebedeckten Osorno-Vulkanes (Reisetipp "Nueva Braunau") am östlichen Ufer des Lago Llanquihue. (Reisetipp "Puerto Montt")
Der Hafen von Puerto Montt wird in erster Linie von Fischerbooten und Küstenschiffen benutzt. Hier gehen auch die Fährschiffe zur Chiloe-Insel, nach Puerto Aisen und für den langen Trip in südlicher Richtung nach Puntarenas ab. Puerto Montt liegt 1.064 km von Santiago de Chile entfernt. Zum Abschluss unserer Geschäftsreise in den Süden Chiles führte uns der lokale Vertreter zu einer Bootswerft im Hafen von Puerto Montt. Dort sahen wir auf dem Trockendock ein Segelboot aus Holz, das für einen Fluchtversuch aus der PINOCHET-Diktatur gebaut worden war. Der Stapellauf hat nie stattgefunden, denn der Eigentümer verliess wohl auf eine andere Art und Weise Chile. (Reisetipp "Fluchtboot")
Lima liegt beiderseits des Flusses Rimac, der in den Pazifik mündet und ist die Hauptstadt von Peru. Sie war des Zentrum des spanischen Kolonialreiches in Südamerika seit seiner Gründung im Jahre 1535 bis zur Erlangung der Unabhängigkeit im frühen 19. Jahrhundert. Die Stadt ist im Schachbrettmuster angelegt und besitzt prachtvolle Bauten aus der Kolonialzeit. Das Zentrum ist der Plaza mit der imposanten Kathedrale, die in den Jahren 1535 bis 1625 (und 1746 nach dem schweren Erdbeben mehrfach restauriert) gebaut wurde. Dort befindet sich ein Glassarg mit der angeblichen Leiche des Gründers von Lima, Francisco Pizzaro. Weiterhin gibt es hier den Präsidentenpalast, der 1938 gebaut wurde. Sehr eindrucksvoll ist auch das Erzbischöfliche Palais mit den Holzbalkonen. Über die Jiron de la Union gelangt man in südlicher Richtung zum Plaza San Martin mit dem Denkmal des Befreiers von Peru. Lima hat ca. 7,5 Millionen Einwohner. (Reisetipp "General San Martin") |
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Im Jahre 1532 begann die Eroberung Peru's durch die spanischen Konquistadoren Francisco Pizarro und Diego de Almagro mit einer Streitmacht von 180 Mann. Sie brachten das INKA-Reich mit einem verwegenen Unternehmen (Festnahme und Ermordung des INKA-Königs ATAHUALPA) unter spanischen Besitz. Im Jahre 1535 gründete Pizarro am Fluss Rimac die peruanische Hauptstadt Cuidad de los Reyes (spanisch : Stadt der Könige), das heutige Lima. Im Jahre 1541 wurde Pizarro vom Sohn des abtrünnigen und hingerichteten Almagro ermordet. Aufgrund des grossen Silberaufkommens entwickelte sich Peru im 17. Jahrhundert zur wichtigsten Kolonie des spanischen Imperiums in Südamerika. Es gab zahlreiche Auseinandersetzungen mit den Indianern. (Reisetipp "Kolonialbauten")
Und im frühen 19. Jahrhundert fanden diese auch Sympathisanten unter den in Südamerika geborenen Spaniern - den Kreolen. Diesen kam General Jose de San Martin im Befreiungskampf zu Hilfe. Er war am 7. September 1820 im südlichen Peru gelandet (er kam mit den Schiffen von Lord Cochrane aus Chile, wo er die Spanier geschlagen hatte). Am 28. Juli 1821 proklamierte er in Lima die Unabhängigkeit, obwohl ein Großteil des Landes sich immer noch in den Händen des spanischen Vizekönigs, La Cerna, befand. Bilder "Lima"
Der zweite Befreier Südamerikas, Simon Bolivar (siehe Reisebericht "Venezuela" ) kam ihm zu Hilfe und schlug den Vizekönig am 24. Mai 1822 bei Pichincha. General San Martin traf noch Bolivar in Guayaquil, um sich wieder nach Argentinien zu begeben (wo er am 25. Februar 1778 in Yapeya geboren worden war). Er war hier mit den politischen Verhältnissen nicht einverstanden und begab sich ins selbstgewählte Exil nach Boulogne in Frankreich, wo er am 17. August 1850 enttäuscht verstarb.
Obwohl Lima ca. 2.000 km südlich des Äquators liegt, wird das Klima entscheidend vom kalten Humboldt-Strom (15 grd. C) (Reisetipp "Humboldt-Strom") beeinflusst, der vor der peruanischen Küste vorbeiströmt. Deshalb kommt es zu einer Abkühlung der Meeresluft und dadurch zu einer Nebelschicht-Bildung in einer Höhe von 400 bis 800 m Höhe. Bei diesen angenehmen Temperaturen (allerdings ohne Sonnenschein) war die Besichtigung der genannten Sehenswürdigkeiten im Stadtzentrum eine Freude. Weniger erfreulich empfanden wir die nicht zu übersehende Kinderarbeit: an jeder Strassenecke gab es Verkaufsstände, an denen Kinder ihre Waren an die Touristen verkauften. Die Polizei sah das nicht gerne und vertrieb die judendlichen Verkäufer, die ihre Verkaufsstände (meistens nur eine Decke als Unterlage) sofort wieder an einer anderen Stelle aufbauten. (Reisetipp "Strassenkinder")
Zum Unterschied der armen Strassenkinder in Bogota (Kolumbien), die wirklich auf den Strassen lebten, hatten die Kinder in Lima ein zu Hause in einer jämmerlichen Vorstädten. Anstelle des Schulbesuches fuhren sie jeden Tag mit dem Bus ins Stadtzentrum von Lima, um dort den reichlich vorhandenen Touristen ihr Waren zu verkaufen. Auf diese Weise sorgten sie entscheidend für den Lebensunterhalt ihrer Familien. Zu den Strassenkindern von Bogota (vor denen man sich in Acht nehmen muss, da sie sehr aggressiv sind) flogen wir am Sonntagvormittag, den 5. September 1976 (siehe Reisebericht "Kolumbien" ).
Fotos und Text: Klaus Metzger
Siehe auch BILDBAND:
(Der lange Weg von Honduras nach Chile)
BILDBAND:
BILDBAND:
Auf jeden Fall haben meine Abenteuer in Südamerika eine interessante Vorgeschichte! Bereits im Alter von 9 Jahren fuhr ich 1954 alleine mit dem Zug von Mannheim nach Hannover und 14 Tage später wieder wohlbehalten zurück. Ich besuchte meine Verwandten, die in der Nähe von Hannover lebten. Im Alter von 14 Jahren unternahm ich 1959 mit meinen Freunden eine längere Radtour zum Bodensee. Wir legten in 14 Tagen eine Gesamtstrecke von über 800 km zurück und übernachteten mit unseren Zelten auf Campingplätzen.
Kurz danach (1960) kaufte ich mir ein gebrauchtes Kanu und taufte es auf den Namen "bel ami". Wenn ich Lust auf ein kleines Abenteuer hatte, packte ich mein Zelt, meinen Schlafsack und etwas Proviant und paddelte über den strömenden Rhein in einen Altrheinarm und suchte mir eine kleine Insel, wo ich übernachtete. Vielleicht war meine erste Reise 1964 in die DDR auch ein Abenteuer? Zumindest das Einschmuggeln der Günter-Grass-Bücher hatte für mich seine Reize. Weniger spannend war der Vorfall bei der Ausreise: Meine Oma hatte mir einen neuen Bademantel geschenkt, aus dem sie das Etikett herausgetrennt hatte. Bei der Kofferkontrolle durch die DDR-Zöllner wurde das festgestellt. Es gab ein längeres Verhör und der Bademantel wurde beschlagnahmt.
Schon ein Jahr nach der letzten Südamerika-Reise 1976 begab ich mich 1977 mit meiner Familie auf ein spannendes Abenteuer: Mit dem Auto von Kopenhagen bis zum Nordkap. Wir fuhren über Schweden, Finnland durch Lappland bis nach Norwegen und an der Küste entlang bis nach Oslo. Bis zu unserer Rückkehr nach Kopenhagen hatten wir über 5.000 km zurückgelegt. Ich erinnere mich immer noch die große Einsamkeit als wir über längere Strecken die einzigsten Autofahrer waren. 1975 hatte ich in Karlsruhe an einem Tauchkurs teilgenommen und 1982 konnte mir den Wunsch erfüllen, im 'der Karibik vor der Antillen-Insel Bonaire zu tauchen. Es war ein einzigartiges Erlebis, das ich aus privaten und wirtschaftlichen Gründen leider noch nicht wiederholen konnte.
Aus beruflichen Gründen unternahm ich 1985 meine erste Weltreise mit ersten Frau, JUTTA. Wir flogen nach Atlanta, wo ich für meinen Lizenznnehmer Vorträge hielt. Danach flogen wir über Long Beach nach Fidschi.Wir erholten uns dort ausgezeichnet und flogen gestärkt nach Neuseeland zu einer internationalen Fachtagung nach Auckland. Sechs Jahre später 1991 war ich als Privatmann wieder in Neuseeland und hatte mein Quartier in Hamilton
Eine ähnliche Entfernung wie zum Nordkap legte ich 1986 über die AUTOPUT auf dem Weg nach Griechenland zurück. Allerdings war diese Reise sehr viel anstrengender, da wir fast ohne große Pausen das schöne Ferienhaus unseres Bekannten auf dem Peloponnes erreichen. Wir hatten zwei Surfbretter dabei und mein Sohn Jochen (15) und ich genossen das Segeln in der einsamen Bucht, die zum Ferienhaus gehörte.
Im Jahre 1989 begann mit meiner Scheidung ein ganz anderes, alltägliches Abenteuer, das ich für meinen Geschmack ganz gut meisterte. Mein damaliger Wahlspruch war:
"Ich kann von einem Apfel und einem Ei leben!"
1996 lernte ich meine jetzige Frau, Jutta Hartmann-Metzger, kennen, mit der ich seit über 20 Jahren glücklich verheiratet. Sie ist 12 Jahre jünger als ich und - genau wie ich - eine richtige ABENTEUERIN. Mit ihr habe sehr viele spannende Reisen unternommen, die uns bis nach China, Indien, Südafrika, Vietnam und in den OMAN führten. So ist also meine Bilanz zum Thema "Abenteurer" aus meiner Sicht (ich bin jetzt 73 Jahre alt) sehr positiv. Ich war immer bereit, ein bestimmtes Risiko einzugehen und mußte auch schwierige Situationen meistern. Seit über 22 Jahren habe ich mit meiner 2. Frau JUUTA einen Partner, mit dem ich Freud, Leid und Risiko teilen kann.
Tag der Veröffentlichung: 17.05.2018
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