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1. Einleitung

Interessante Städte lernte ich auf meinen zahlreichen Reisen rund um die Welt kennen. Es begann 1972 mit dem halbjährigen Aufenthalt in Argentinien. Bei dieser Gelegenheit besuchte ich öfters BUENOS AIRES, da ich in der Nähe (La Plata) lebte und arbeitete. Unsere letzte Städtereise führte uns im Frühjahr 2017 nach DA NANG in Viertnam.

 

Alle Städtebeschreibungen sind chronologisch angeordnet und wurden teilweise oder ganz aus Reiseberichten entnommen, die zum Teil  als Taschenbuch bei AMAZON vorliegen. Meine Städteberichte haben auch einen autobiographischen Charakter, da man meine berufliche Entwicklung über einen längeren Zeitraum sehr gut verfolgen kann. Seit dem Jahr 2000 (unsere Autotour nach Irland) habe ich unsere Reisen gemeinsam mit meiner zweiten Frau, Jutta Hartmann-Metzger, unternommen.

 

Ergänzende Informationen finden sich in meinem Taschernbuch "Unterwegs mit dem AUTO (1977 bis 2018)", das ebenfalls bei AMAZON verlegt wird.

 

2. BUENOS AIRES - die argentinische Hauptstadt

 

Auf dem Weg zu Fuß vom Busbahnhof in Buenos Aires (beim Retiro-Bahnhof) zum Stadtzentrum kam ich am Englischen Turm (Torre de los Ingleses) vorbei. Die Engländer spielten eine bedeutende Rolle bei der Transformation Argentiniens in einen modernen Staat. Im Jahre 1851 erreichte Dampfschiff ESK der Royal Mail den Hafen von Buenos Aires. Sie bauten das argentinische Eisenbahnnetz, von dem 52.000 km vom Staat übernommen wurden und 32.000 km im englischen Privatbesitz waren. Im Jahre 1954 als nahezu alle britischen Unternehmen verstaatlicht waren, gab es 11.425 Britische Bürger und die Britische Gemeinde ist die größte außerhalb des Commonwealth. Diese schenkten den Argentiniern den Uhrenturm, der auf dem Plaza Britannica steht. (Reisetipp "Englischer Turm")

 

 

 

 

 

 

 

In der Nähe des Plaza San Martin (mit dem Denkmal des argentinischen Befreiers) imponierte mir das Cavannagh-Hochhaus (Edificio Cavannagh). Das Cavannagh-Haus (Reisetipp "Cavannagh-Haus") wurde 1934 von mehreren Architekten im Auftrag von CORINNA KAVANAGH gebaut. Zur Zeit der Fertigstellung 1936 war es das höchste Gebäude Südamerikas.

 

 

Heute ist es ein historisches Denkmal und ein architektonisches Meisterwerk. Das Hochhaus faszinierte mich sofort, und ich wollte vom obersten Stockwerk ein Panorama-Foto von Buenos Aires "schießen". Leider befinden sich in diesem Gebäude nur Luxus-Wohnungen, die mit dem Fahrstuhl erreichbar sind. Zu dem Fahrstuhl gelangte ich ohne Schwierigkeiten. Als ich aber im obersten Stockwerk aus dem Fahrstuhl ausstieg, stand ich in einer eindrucksvollen Appartement-Wohnung. Mir blieb nur der Rückzug in den Fahrstuhl übrig - leider ohne Fotos!

 

Über die FLORIDA gelangte ich zum berühmten Plaza de Mayo mit dem Präsidentenpalast (Casa Rosada). Die FLORIDA ist das traditionelle Einkaufszentrum (Reisetipp "La Florida") der Stadt. Für elegante "Shopping-Touren" ist sie der ausgezeichnete Ausgangspunkt im Stadtzentrum - insbesondere am späten Nachmittag. Die FLORIDA trifft in westlicher Richtung auf die Prachtstraße AVENIDA DE MAYO (die wiederum im Süden am PLAZA DE MAYO beginnt und im Norden am Kongress-Gebäude endet). Als Fußgängerzone ist die FLORIDA für das gemächliche und entspannte Flanieren bestens geeignet. Als argentinisches Souvenir sind Lederwaren besonders empfehlenswert. Für meine Frau und mich habe ich je einen Ledermantel zur Erinnerung in der FLORIDA gekauft.

 

Am Plaza de Mayo befindet sich das CABILDO. Das Cabildo (Reisetipp "Cabildo") war in der Kolonialzeit der Sitz der Regierung mit den Stadtverordneten. Es wurde 1711 gebaut und danach mehrmals umgebaut. Die Originaleinrichtung und die Möbel wurden 1940 hergerichtet und man hat das Gebäude zum nationalen Monument benannt. Es beherbergt heute ein historisches Museum und enthält Möbel, Gemälde und Dokumente über die Revolution im May 1810. Ich habe das Museum besucht und war beeindruckt. Vom Plaza de Mayo hat man einen sehr schönen Blick auf das Kongreß-Gebäude mit der Wasserfontäne an der Avenida de Mayo. Der Obelisk an der Prachtstraße  Avenida 9 de Julio, die parallel zur Forida verläuft, war ebenfalls nicht zu übersehen. Bilder "Buenos Aires"

 

 

 

 

Ein Spaziergang am Ufer des Rio de la Plata in nördlicher Richtung vermittelte einem die Breite dieser Flußmündung in den Atlantik. Irgendwo da draußen mußte also das Wrack des Panzerschiffes Graf Spee liegen. Gleich zu Beginn des 2. Weltkrieges hatte der Kapitän in auswegloser Lage das Schiff selbst versenken lassen. Die gesamte Mannschaft konnte nach Buenos Aires ins neutrale Argentinien flüchten. Kürzlich las ich den Nachrichten, dass das Schiff gehoben werden soll, um eine Gedenkstätte zu errichten.

 

 Ich kam auch am Stadtflughafen vorbei und entdeckte im Außengelände des Flugzeugmuseums zwei interessante Flugzeuge: eine JU 52 und einen Lancaster-Bomber. 239 englische und kanadische Bomber dieses Typs waren an der Zerstörung meiner Heimatstadt Hildesheim am Nachmittag (gegen 14 Uhr - es dauerte nur 10 min) des 22. März 1945 beteiligt.

 

 

Auf all meinen Erkundungstouren  durch Buenos Aires kam ich immerwieder am Hafen vorbei und verdeutlichte mir, dass hier vor dem 2. Weltkrieg die Dornier-Wasserflugzeuge gelandet sind, die von Katapultschiffen vor der Küste Afrikas gestartet wurden. Und dann sah ich einen Gebäudekomplex, dessen Bedeutung ich mir damals nicht erklären konnte. Erst als Hobby-Historiker (ab 2000) befasste ich mich mit dem weltbekannten Judenretter OSKAR SCHINDLER, der in meiner jetzigen Heimatstadt HILDESHEIM seine letzten Lebensjahre unter Freunden verbracht hat und hier am 9. Oktober 1974 verstorben ist.

 

Zu meiner Überraschung führten mich meine damaligen Recherchen wieder nach Argentinien, denn dort hat er von 1949 bis 1957 mit seiner Frau, Emilie Schindler, gelebt. Um Lastenausgleichs-Forderungen durchsetzen zu können, musste er 1957 wieder nach Deutschland (nach Frankfurt am Main). Seine Frau blieb unter ärmlichen Verhältnissen zurück in Argentinien. Was mich sehr überraschte: sie lebte nicht allzuweit von La Plata enfernt und zwar in San Vicente (ca. 40 km in westlicher Richtung gelegen). Nur war das alles damals als junger Ingenieur kein Thema für mich. Emilie Schindler starb im Oktober 2001 auf einer Reise in Deutschland. Dies habe ich damals mit großem Bedauern gelesen.

 

Neben seiner Zeit in Hildesheim begann ich mich aus naheliegenden Gründen auch für Oskar Schindler's Leben in Argentinien zu interessieren. Als "Judenretter und Vaterlandsverräter" muß er dort große Schwierigkeiten mit den zahlreichen NS-Kriegsverbrechern gehabt haben, die nach dem Kriege nach Argentinien geflohen sind (Eichmann, Barbie, Mengele usw.). Über Dr. Zuroff vom Büro des Simon Wiesenthal Centers in Jerusalem  erfuhr ich vom argentinischen Historiker UKI GONI, der über die ODESSA (Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen) und die Fluchthilfe für die NS-Kriegsverbrecher geforscht und geschrieben hat ("The Real ODESSA. How Peron brought the Nazi War Criminals to Argentina" Granta Publications, London, 2002). Im Hotel de Inmigrantes am Hafen der Einwanderungsbehörde fand er ein Geheimarchiv mit den kompromittierenden Einreise-Dokumenten der NS-Kriegsverbrecher. (ODESSA)

 

Das war also dieser Gebäudekomplex, der nach langer Zeit für mich plötzlich an Bedeutung gewinnen sollte, denn dort vermute ich auch die Unterlagen über die Einwanderung Oskar Schindler's im Jahre 1949. Ich plane mit meiner jetzigen Frau JUTTA einen längeren Aufenthalt in Argentinien, um einerseits mit ihr auf meinen alten Spuren von 1972 zu wandeln und andrerseits über die Zeit Oskar Schindler's in Argentinien detailliert zu recherchieren und darüber zu schreiben. Für die Forschungsansätze bin ich dem argentinischen Historiker Uki Goni sehr dankbar.

 

So verfolgt mich Argentinien - genauso wie Oskar Schindler - bis an mein Lebensende! Aber nun zurück zu meinen "Traumreisen" im Jahre 1972, denn ich hatte sehr schnell erkannt: es ging in Argentinien wirklich ein Traum für mich in Erfüllung. Mit einem Ingenieur-Kollegen, der mit seiner Frau und seinem Sohn schon über zwei Jahre in La Plata lebte und arbeitete, flog ich Ende Mai 1972 für ein verlängertes Wochenende zu den berühmten Iguazu-Wasserfällen im Drei-Länder-Eck Argentinien, Brasilien und Paraguay.

 

 

3. NEW York vor dem Abgrund

Mit einem Gefühl der Dankbarkeit (meinen weitläufigen Verwandten in den Vereinigten Staaten gegenüber) kam ich nach New York - in das gelobte Land! Aber dieses Paradies hatte auch damals schon seine Schattenseiten. Natürlich war das Empire State Building sehr interessant und die Aussicht atemberaubend. Damals (1974) konnte man die Zwillingstürme des World Trade Center noch eindrucksvoll an der Südspitze von Manhattan sehen. An dem berühmten 11. September 2001 wurden sie innerhalb kurzer Zeit dem Erdboden gleichgemacht und über 3.000 Menschen verloren dabei ihr Leben.

 

Hatte dieses schreckliche Ereignis nicht aber auch eine Vorgeschichte? Während meiner Südamerika-Reisen (1975 und 1976) habe ich immerwieder erfahren, mit welcher imperialen Macht sich die US-Amerikaner in die inneren Belange südamerikanischer Staaten (Chile, Honduras, Nicaragua, Panama, Guatemala..) eingemischt haben. Und gibt es für die Palästinenser nicht immer noch keine Lösung (da sie nicht denselben Schutz der USA wie die Israelis genießen?)?

 

Das alles erkannte ich damals noch nicht in aller Deutlichkeit. Aber was ich schnell in New York erkannte, war der große Unterschied zwischen arm und reich. Nach dem Besuch der Verwandten von Onkel Erwin (am Sonntagabend nach der Stadtbesichtigung) fuhr ich alleine wieder zurück mit der Metro in mein Hotel in Manhattan. Die Warnung, die man mir auf dem Weg gab, habe ich auch heute noch sehr gut in Erinnerung: "Paß in der Metro gut auf Deine Kamera auf!" Während meiner 1. Südamerika-Reise nach Argentinien, Bolivien, Paraguay und Brasilien wurde mir nichts gestohlen. Auch auf dieser USA-Reise passierte nichts.

 

 

 
   

 

Erst im November 1974 in Paris hat es mich erwischt. An der Rezeption des Hotels PLM St. Jacques wurde mir der Aktenkoffer gestohlen. Und in der anschließenden Aufregung auch noch der Kosmetikkoffer meiner Frau ULLA, die mich begleitete. Sie war total geschockt und wollte sofort wieder abreisen. Ich konnte sie aber überreden, zu bleiben, denn ich war für eine Woche auf einer internationalen Fachausstellung für Molkereitechnik für den Dienst am Ausstellungsstand meiner Firma WIEGAND GmbH Karlsruhe eingeteilt.

 

 

 

 

 

 

Doch zurück zum Empire State Building! Nach 19 Monaten Bauzeit wurde das Gebäude 1932 vollendet. Die Höhe beträgt 381 m - mit dem aufgesetzten Antennenmast 449 m. Es hat Aussichtsterrassen im 86. und 102. Stockwerk. Bei optimalen Bedingungen kann die Sichtweite bis zu 125 km betragen. Im Empire State Building arbeiten 30.000 Menschen. Insgesamt wurden 365.000 t Stahl, Beton und Granit verarbeitet. Im Gebäude sind 100 km Wasserleitungen und 5.630 km Telefonkabel vorhanden. Mit Hilfe von 73 Fahrstühlen in 11 km (insgesamt) langen Aufzugsschächten werden die Mitarbeiter in ihre Büros und die Touristen zu den Aussichtsplattformen transportiert.  Durchtrainierte Läufer, die die 1.860 Stufen nach oben benutzen, schaffen dies in 11 Minuten. Der Erbauer war der New Yorker Architekt William Frederick Lamb.

 

Durch seinen besonderen Art - Deco - Stil fiel mir das Chrysler-Building in Midtown-Manhattan unter den zahlreichen Wolkenkratzern auf. Es wurde zwischen 1928 bis 1930 von dem New Yorker Architekten William van Galen für den Autobauer Chrysler gebaut. Es hat eine Höhe von 319 m. Diesen Rekord als höchstes Gebäude der Welt verlor es aber kurz danach an das Empire State Building. Von der wunderbaren Aussichtsterrasse des Empire State Building war auch das UN-Gebäude am East River nicht zu übersehen. Das UN-Hauptquartier am East River entstand 1949 bis 1953 und das Hauptgebäude ist 154 m hoch. Das Gelände für den Bau wurde im Rahmen einer Spende von John D. Rockefeller jr. zur Verfügung gestellt.

 

Da ich zur Winterzeit in New York unterwegs war, kam auch das Bild des Central Parks etwas dürftig hinter den üppigen Wolkenkratzern von Midtown-Manhattan (in nördlicher Richtung) zum Vorschein. Man muß sich aber verdeutlichen: Der Park streckt sich über eine Fläche von 340 ha aus und beansprucht 5 Prozent der Fläche von Manhattan. Er wurde in der Zeit von 1859 bis 1870 von Frederick Law Olmsted und Calvet Vaux nach dem Vorbild des Bois de Bologne in Paris angelegt. Im Central Park gibt es 92 km Wege.

 

 

Nachdem wir die herrliche Aussicht vom Empire State Building am kühlen Sonntagmorgen (bei herrlichem Sonnenschein) des 17. Februar 1974 genossen hatten, setzten mein "Stadtführer" Onkel Erwin und ich die Wanderung in den Häuserschluchten von Manhattan fort. Plötzlich tauchte eine mehrtürmige "kleine" Kirche auf, die im Schatten der hellen Bürotürme lag. Es war die St. Patricks Kathedrale! Diese römisch-katholische Kirche wurde 1858 bis 1884 erbaut und 1910 dem irischen Nationalheiligen St. Patrick geweiht. Der Kirchturm hat eine Höhe von 101 m.

 

 Die St. Patricks Kathedrale ist die Kirche für die zahlreichen New Yorker irischer Abstammung. Als ich vor dieser "irischen" Kirche stand, ahnte ich noch nicht, dass für mich Irland so etwas wie eine neue "geistige" Heimat werden würde. Denn ca. 2 Monate später wurde ich von meiner Firma WIEGAND GmbH Karlsruhe als "Trouble Shooter" zum südirischen Molkereibetrieb, CADBURY Rathmore, zur Beseitigung von Störungen in der dortigen Eindampfanlage, geschickt. Was die hygienischen Verhältnisse anging - so etwas kannte ich bereits in einer ähnlichen Art und Weise von meiner 1. Südamerika-Reise 1972. Umso erholsamer war der Feierabend im nahegelegenen Europe Hotel (bei Killarney). Und so ging es über Jahre (bis 1979), in denen ich sowohl in der Republik Irland als auch in Nordirland unterwegs war. Im Jahre 2.000 gab es ein Wiedersehen mit meinem idealisierten "Traumland" (ich höre auch heute noch gerne die DUBLINERS) in der ärmsten Provinz von Irland: in Connemara! Aber das ist das Thema eines anderen Reiseberichtes "IRLAND - ein Wiedersehen nach 20 Jahren!" Irland

 

 

Natürlich musste mir Onkel Erwin auch die berühmte Brooklyn-Bridge zeigen (und geriet beim Fotographieren auch noch ins Bild). Sie ist die älteste Brücke über den East River und verbindet Brooklyn mit Manhattan. Nach einer Bauzeit von 14 Jahren wurde sie 1883 eingeweiht. Die Länge beträgt - ohne Zufahrten - 1052 m. Die Stahlhänge-Brücke hat eine Höhe von 40  Metern (über Wasser).

 

                                                                          

 

 

 

Mit der Metro fuhren wir dann zur Südspitze von Manhattan, um in der Ferne die Freiheitsstatue zu bewundern. Dieses Denkmal sahen die Neuankömmlinge auf ihren Einwanderer-Schiffen als erstes Zeichen der Vereinigten Staaten von Amerika, bevor sie nach Ellis Island gebracht wurden. Insgesamt waren es über 17 Millionen Menschen, die hier erstmals amerikanischen Boden betraten. Im Jahre 1954 wurde Ellis Island geschlossen. Die Freiheitsstatue ist ein Geschenk von Frankreich an die USA zum 100-jährigen Bestehen der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Einweihung erfolgte am 28. Oktober 1886 durch Präsident Cleveland. Die Statue ist 46 m hoch und wiegt 225 Tonnen. Bilder "New York"

 

 

 

 

 

 

 

Und zum Abschluss der Stadtbesichtigung zeigte mir Onkel Erwin noch voller Stolz die "Wallstreet" und den "Times Square". Mit der Weltwirtschaftskrise, die uns in der Zwischenzeit (2008) alle erfasst hat, ist die "Wallstreet" mit ihren Börsenmaklern erneut zu einer traurigen Berühmtheit gelangt. Den neutralen Namen bekam die Wallstreet, an der die Börse liegt, durch die Stadtmauer ("wall"), die der damalige Gouverneur Peter Styvesandt 1653 im Norden von Manhattan vom Hudson zum East River bauen liess. Heute gibt es anstelle der Mauer nur noch die Straße namens Wallstreet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Was wäre der Schmelztiegel "New York" mit seinen 7 Millionen Einwohnern ohne die vielen Menschen, die aus allen Herren Ländern zugewandert sind? Ich schrieb schon an anderer Stelle von dem großen Klassenunterschied zwischen arm und reich, der in dieser Metropole so verbreitet ist. Der einsame Schuhputzer am Grand Central Station könnte sicher Zeugnis ablegen - dachte ich mir als ich fotographierte. Und deswegen kann das Leben hier so gefährlich sein. Aber an diesem Sonntag im Februar 1974 machte diese lebendige Stadt einen sehr friedlichen Eindruck. Deshalb konnte ich auch die Steelband-Musik nicht überhören. Ganz sicher war dieser Musikant aus Trinidad oder Jamaica eingewandert! Die Zuhörer waren begeistert. Ich auch! Acht Jahre später erlebte ich diese herrlichen Rhythmen erneut auf der Niederländischen Antillen-Insel Aruba im Rahmen der "Tropical Night" (siehe Reisebericht "ARUBA und der schönste Strand der Karibik!"). Aruba

 

 Nach der Besichtigung des Times Square (der flimmernden Reklametafel von New York) fuhren wir mit der Metro in die Bronx. Wie ich bereits schrieb, besuchte ich dort mit Onkel Erwin seine Verwandten, deren Kinderzahl mich überrascht hat. Und irritiert haben mich auch die sozialen Verhältnisse unter denen diese stolzen US-Bürger leben müssen. Von berühmten "American way of live" konnte ich nicht viel erkennen. Anders ausgedrückt: ich war einfach schockiert.

 

Aber ich war ja auch gekommen, um auch die Sonnenseite (allerdings im Winter) der USA kennenzulernen und vielleicht  "Geschäfte" zu machen. Am darauffolgenden Montag, den 18. Februar 1974, traf ich mich mit einem interessanten, potentiellen Geschäftspartner, Mr. McEvoy. So weit ich mich erinnern kann, hatte ich ihn bereits einmal in Deutschland getroffen. Wir sprachen über ein großes Projekt, dessen Berater er war. Im exklusiven Restaurant des Hotels REGENCY speisten wir am Mittag gemeinsam, und er erläuterte mir alles in den schönsten Farben. Gesehen habe ich ihn ein Jahr später wieder in Deutschland. Er kam am Donnerstag, den 24. April 1975, gegen 11 Uhr mit der Lufthansa-Maschine in Frankfurt an und war in Begleitung von zwei Kollegen. Ich holte diese Gruppe ab und brachte sie zur Besprechung in meine Firma WIEGAND Karlsuhe GmbH. Am Freitag, den 25. Februar 1975, reiste Mr. McEvoy mit seinen Kollegen wieder ab. Für die Einladung zu dem ausgezeichneten Mittagessen im mondänen Restaurant des Hotel REGENCY konnte ich mich ein Jahr darauf in Karlsruhe revanchieren. Meine Kollegen bei Wiegand hielten es normalerweise nicht für erforderlich, den "heiligen" Feierabend mit ausländischen Kunden bei einem gemeinsamen Abendessen zu verbringen. Falls es terminlich möglich war, organisierte ich sogar gemeinsame Ausflüge nach Heidelberg.

 

Nun war es Zeit, zum Flughafen zu fahren und in den "Shuttle-Flug" nach Boston einzusteigen. Dies war ein sehr unkompliziertes Verfahren - gewissermaßen wie mit einem fliegenden Bus. Ich kam in Boston an und fühlte mich sofort sehr viel wohler. Für das dröhnende Leben in einer turbulenten Großstadt, wie New York, war ich einfach nicht geschaffen. Im Gegenteil: in meinen jungen Jahren genoss ich mein Leben als einsamer Kanu-Fahrer. Ich bin am Rhein aufgewachsen und befuhr als 15-jähriger mit meinem eigenen Kanu die Altrhein-Arme der näheren Umgebung. Mein kleines Zelt hatte ich immer dabei und so übernachtete ich manchmal wie Robinson Crusoe auf einer einsamen Altrhein-Insel.

 

4. CARACAS am Scheideweg

 

Im Rahmen einer mehrwöchigen Reise nach Venezuela, Kolumbien und Mittelamerika lernte ich einen ganz anderen Teil Südamerikas kennen, der vor allen Dingen durch eine drückende, feuchtwarme Hitze gekennzeichnet war (insbesondere am Maracaibosee). Obwohl ich erst zum Wochenbeginn, am Montag, den 20. Oktober 1975, zu unserer Baustelle am Maracaibosee in Venezuela fliegen sollte, reiste ich schon am Freitagabend, den 17. Oktober, nach Caracas, um mich zu akklimatisieren. Am frühen Samstagmorgen landete ich auf dem Flughafen Maiquetia "Aeropuerto Internacional Simon Bolivar". Dieser liegt auf Meereshöhe an der Karibik-Küste. Die Hauptstadt Caracas befindet sich auf ca. 960 m Höhe in einem Tal der nördlichen Küstenkordillieren und kann nur durch einen Paß auf 1.040 m Höhe des Avila-Gebirges erreicht werden. (Reisetipp "El Avila") Für den Transport ins Stadtzentrum nutzte ich ein Taxi - nicht ohne vorher den Fahrpreis (10 US-$) ausgehandelt zu haben. Wanderer können dem alten Muli-Pfad der Spanier folgen. Bilder "El Avila-Gebirge"

 

Caracas wurde 1567 von den Spaniern gegründet. Obwohl in der trockenen und heißen Zone gelegen, ist das Klima sehr angenehm (max. 25 grd. C im Juli - August und 12 grd. C im Januar - Februar). Die Nächte sind immer sehr angenehm kühl. Im Jahre 1810 erhob sich Caracas unter der Führung von Simon Bolivar gegen die spanische Kolonialherrschaft. In der Folge wurde Caracas zu einem der Zentren im Freiheitskampf. Nach der entscheidenden Schlacht Simon Bolivars am 24. Juni 1821 bei Carabobo (bei Valencia - ca. 130 km westlich von Caracas gelegen) gegen die Spanier erhielt Venezuela die Unabhängigkeit und 1831 wurde Caracas die Hauptstadt von Venezuela. Am 17. Dezember 1830 starb Simon Bolivar in Kolumbien. Der Leichnam Simon Bolivars wurde später in seine Geburtsstadt Caracas überführt. In Argentinien, Chile und Peru war der große General San Martin (viele Plätze sind dort nach ihm benannt) der Befreier vom Joch der Spanier. Im nördlichen Teil von Südamerika übernahm Simon Bolivar diese heroische Aufgabe. Simon Bolivar ist in Caracas geboren und liegt dort im Pantheon National aufgebahrt. Am Plaza Bolivar, dem Zentrum von Caracas, befindet sich das bronzene Reiter-Denkmal von Simon Bolivar.

 

Auf der morgendlichen Taxifahrt auf den mehrspurigen Schnellstraßen (Cota Mil) durch Caracas konnte ich sehr schnell einen Eindruck von Caracas gewinnen. Die Avila-Bergkette mit mehreren Berggipfeln stellte unübersehbar die nördliche Begrenzung zur Karibik dar. Der Pico (Gipfel) Silla de Caracas (Stuhl von Caracas) hat eine Höhe von 2480 m. Alexander von Humboldt (Reisetipp "Alexander von Humboldt") bestieg ihn 1799 während seiner Venezuela-Reise, um mit einem wertvollen und schweren Barometer die genaue Höhe des Berges zu messen. Auf die Avila-Bergkette kann man im Zentrum von Caracas mit einer Seilbahn (El Teleferico de Caracas) gelangen, die 1956 bis 1957 von dem Deutschen Ernst Haeckel (Saarbrücken) gebaut wurde.

 

 

Das angenehme Klima war sehr beeindruckend und die Blütenpracht faszinierend. Allerdings störte der laute Autoverkehr und die zahlreichen Autobahnen, die durch das Stadtgebiet führen. Überrascht wurde ich auch von den vielen Elendshütten, die an den Hängen der Avila-Bergkette als ein Zeichen großer Armut zu sehen waren. Nach meinen bisherigen Informationen sollte Venezuela als Erdölförderland (am Maracaibosee) doch ein reiches Land sein! Aber im Rahmen meiner Reise ins Landesinnere Venezuelas wurde ich eines Besseren belehrt.

 

Das moderne Caracas war dagegen sehr beeindruckend. Und meine Ankunft im vornehmen Stadtteil Altamira veränderte wieder mein Bild von Caracas. Das Hotel la Floresta, das unser örtlicher Vertreter, Herr Rosenkilde, für mich reserviert hatte, war geradezu ideal für meine "Eingewöhnung", da es ruhig und doch zentral lag. Nach einigen Stunden Schlaf rief mich Herr Rosenkilde an und vereinbarte mit mir den gemeinsamen Besuch mit seiner Familie im seinem Internationalen Club am Nachmittag. Weiterhin erfuhr ich von ihm, wie ich am Einfachsten zu den bereits beschriebenen Sehenswürdigkeiten von Caracas gelangen konnte.

 

 

 

Mit der Metro fuhr ich in westlicher Richtung zum Universitätsgelände und stieg an der Station "Capitolio" aus. Auf dem Rückweg musste ich an der Station "Altamira" aussteigen, um wieder zu meinem Hotel La Floresta zu gelangen. Mit der Metro-Station "Capitolio" war ich in der Nähe des Ausstellungsgebäudes "Capitolio National" mit der goldenen Kuppel, in dem als monumentales  Wandgemälde die Schlacht von Carabobo mit dem Sieg Simon Bolivars über die Spanier am 24. Juni 1821 dargestellt ist. Von dort war es nicht weit (in nördlicher Richtung) zum Plaza Bolivar mit dem Reiterdenkmal "Simon Bolivar". (Reisetipp "Simon Bolivar") Dort fotographierte ich überraschend ein schwarzes Einhörnchen, das gerade hinter einem Baumstamm verschwand. Das Pantheon National mit der aufgebahrten Leichnam Simon Bolivars lag ebenfalls in der Nähe. Dies habe ich aber aus Zeitgründen nicht besucht. Bilder "Caracas"

 

 

Nach diesen imposanten Eindrücken über die Befreiungsgeschichte Venezuelas begab ich mich wieder zurück zum Hotel, denn dort wollte mich Herr Rosenkilde mit seiner Familie für den Besuch seines privaten Clubs abholen. Es war eine sehr interessante Anlage mit Swimming Pool, Tennisplätzen und anderen Freizeitmöglichkeiten. Nur gegen eine beträchtliche Club-Gebühr konnte man hier Mitglied werden. Ich hatte Herrn Rosenkilde bereits bei einem seiner Besuche in Deutschland in meiner Firma kennengelernt. Da ich als Projektingenieur auch für das Land Venezuela zuständig war, lud ich Herrn Rosenkilde zu einem gemeinsamen Abendessen ein, an dem auch meine damalige Frau ULLA teilnahm. In dieser entspannten Atmosphäre konnte ich einige persönliche Dinge von ihm erfahren.

 

Er war ein Däne und pendelte zwischen Europa und Venezuela. Auf der dänischen Ostsee-Insel Samsoe besaß er einen Bauernhof. Als junger Molkerei-Ingenieur war er nach Venezuela ausgewandert, um dort unter sehr primitiven Umständen Milchverarbeitungsanlagen aufzubauen. Damals schlief er noch in Hängematten in der Wildnis. Später übernahm er die Vertretung von europäischen Anlagen-Lieferanten, die er regelmäßig besuchte (so kam unser Kontakt zustande). Als wir uns trafen war er sicher vermögend (siehe Club-Mitgliedschaft) und besaß auch ein einmotoriges Flugzeug. Ich erzählte ihm von meinen Plänen, vor der Antillen-Insel Bonaire (sie liegt vor der Küste Venezuelas) zu tauchen. Er wollte mich im Rahmen meines Besuches nach Bonaire fliegen.

 

Leider wurde daraus aus zeitlichen Gründen nichts, denn ich musste bereits am Sonntag, den 19.10.1975 (Falschinformation) bzw. am Montag, den 20.10.1975, weiter zur Baustelle am Maracaibosee fliegen. Erst sieben Jahre später (1982) ging mein Taucher-Wunschtraum in Erfüllung (siehe meinen Reisebericht "BONAIRE - paradiesisches Schnorcheln und Tauchen!"). Bonaire Es gab noch ein weiteres, denkwürdiges Erlebnis: nach dem interessanten Besuch seines privaten Clubs lud mich Herr Rosenkilde am Abend noch zum Besuch des "Russischen Staatszirkus" ein, der gerade in Caracas gastierte. Damals fiel mir die Begeisterung seiner kleinen Tochter auf. In den Jahren 1981/82/83/84/85 verbrachte ich mit meiner Familie die Sommerferien auf der Insel Samsö. Dort konnten wir im Sommerhaus dänischer Freunde wohnen und mit deren Ausrüstung im Jahre 1981 das Windsurfen lernen. In Gouda/Holland (dort arbeitete ich seit 1980 als Technical Manager für NIRO ATOMIZER) kaufte ich mir anschließend eine eigene Surf-Ausrüstung und verbrachte sehr viel Zeit mit meinem Sohn Jochen auf den "Reeuwijksche Plassen" (eine größere Seen-Platte bei Gouda).

 

Zehn Jahre später  erinnerte ich mich an Herrn Rosenkilde in Venezuela und an seinen Bauernhof auf der Insel Samsö. Er lag nicht allzuweit von unserem Sommerhaus bei Maarup an der Nordspitze dieser Insel (bei Nordby). Während unseres letzten Samsö-Urlaubes im Jahre 1985 (mein Vater war mit seinem Dackel Percy dabei) besuchte ich den Rosenkilde-Bauernhof. Der Vater war in Venezuela - aber seine Tochter, mit der ich den "Russischen Staatszirkus" in Caracas besucht hatte, kam an die Türe. Sie konnte sich aber nicht mehr an mich erinnern.

 

Dies sind Vernetzungen und weltweite Kontakte, die es in meinem Leben immerwieder gegeben hat. So entstand die Freundschaft mit Finn und Randi, in deren Sommerhaus auf Samsö wir immer gerne wohnten, während meiner beruflichen Tätigkeit für die internationale Ingenieur-Firma NIRO ATOMIZER A/S in Kopenhagen (1977 bis 1982). Da ich sehr oft mit dänischen Ingenieur-Kollegen um die ganze Welt gereist bin, lernten wir uns auch privat näher kennen und schätzen. Ich denke dabei insbesondere an Hans Justesen, der in jungen Jahren als Widerstandskämpfer gegen die deutschen Besatzer gekämpft hat. Als ein Koordinations-Ingenieur in Kopenhagen gesucht wurde, wurde ich von den dänischen Kollegen empfohlen. Ich zog mit meiner Familie nach Dänemark und habe es nie bereut, denn es war eine sehr schöne und entspannte Zeit. Da ich sprachbegabt bin, lernte ich innerhalb eines halben Jahr die dänische Sprache - was meinen dänischen Arbeitskollegen sehr imponiert hat.

 

 

 

Doch nun wieder zurück zu meiner ersten Reise nach Venezuela! Von dem privaten Club, der im Süden der Hauptstadt lag, hatte man einen guten Blick auf die Avila-Gebirgskette im Norden von Caracas.  Mir fielen auch die wolkenverhangenen Berggipfel auf. Dort wollte ich unbedingt hin und die Aussicht auf Caracas genießen. Dies war relativ einfach mit der bereits beschriebenen Seilbahn im Stadtzentrum möglich. Die Bergstation ist in der Nähe des Humboldt-Hotels, das zum Zeitpunkt meines Besuches leider nicht genutzt wurde. Diese Wolken, die ich bereits von der Club-Anlage gesehen hatte, waren leider immer noch vorhanden und erschwerten den Blick auf Caracas. Trotzdem konnte man sehr gut die weitverzweigten Stadtautobahnen (Cota Mil) erkennen. Ein Hinweis auf die feuchte Atmosphäre in dieser Höhe von über 2.000 m fanden sich an den Baumstämmen, die von Baumflechten überzogen waren. Ein Blick auf die karibische Seite war leider nicht möglich, da die Wolken alles verdeckten.

 

Dieser Samstag (18. Oktober 1975) in Caracas war wirklich voller interessanter Eindrücke, die mir auch heute noch (beim Verfassen dieses Reiseberichtes im April 2010) gegenwärtig sind. Allerdings helfen mir auch die DIA-Aufnahmen (mit den entsprechenden Hintergrund-Informationen) meiner Reisen, die ich in zahlreichen Vorträgen in Senioreneinrichtungen gezeigt habe. Auch die Nacht auf den Sonntag, den 19. Oktober 1975, hinterließ bei mir einen bleibenden Eindruck. Kurz vor dem Sonnenaufgang wurde ich wach und entdeckte draußen einen blutrot angelaufenen Himmel. Ganz langsam kam im Osten die Sonne zum Vorschein und ich erkannte erstmals die nähere Umgebung. Diese "Sonenaufgangs-Sequenz" habe ich fotographiert und bildet einen wichtigen Teil meines DIA-Vortrages "Impressionen bei Nacht und in der Dämmerung" (Sonnenauf- und -untergänge rund um die Welt aufgenommen).

 

 Von einer Mitarbeiterin aus dem Rosenkilde-Büro hatte ich die "Falschinformation", dass mein Flugzeug zum Maracaibosee am Sonntag, den 19. Oktober 1975 fliegen sollte. Als ich am Nachmittag zum Flughafen kam, teilte man mir mit, dass es am Sonntag keinen Flug gäbe. Dies wäre erst am Montag, den 20. Oktober 1975, möglich. Diesen Flug reservierte ich und mietete mir ein Auto, da ich mir an der Karibik-Küste ein Hotel in der Nähe des Flughafens suchen wollte. Dies fand ich sehr schnell in Macuto: das Sheraton Macuto Resort. Die Karibik-Küste dort fand ich enttäuschend (allerdings war der Himmel bewölkt). Ich hatte ein anderes Bild im Kopf! Auf meiner anschließenden Weiterreise von Costa Rica nach Nicaragua entdeckte ich meine Trauminsel: San Andres (gehört zu Kolumbien und liegt vor der Küste Nicaraguas). Ich verbrachte dort ein kurzes Wochenende und es gelangen mir herrliche Stimmungsbilder.

 

5. BOGOTA - eine sehr gefährliche Stadt

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach meinem einwöchigen Aufenthalt am Maracaibosee in Venezuela (siehe Reisebericht der 2. Südamerika-Reise "VENEZUELA - von Caracas zum Maracaibosee!") Venezuela flog ich am Montag, den 27. Oktober 1975, über Caracas nach Bogota. Da ich die relativ hohen Temperaturen von der Baustelle in Caja Seca gewöhnt war, empfand ich das Klima in Bogota (Reisetipp "Bogota") als sehr kühl und es war regnerisch. In der Hauptstadt Kolumbiens leben 7 Millionen Einwohner auf einer Höhe von ca. 2.600 m. Die Durchschnittstemperatur beträgt 14 grd. C. Im Jahre 1538 gründete der spanische Konquistador Gonzalo Jiminez de Quesada den Ort Bogota unter dem Namen Villa de Santa Fe. Ab 1549 wurde Bogota Sitz der Präsidentschaft "Neugranada", die das ganze Land und Panama kontrollierte. Ab 1739 war sie die Hauptstadt des Vizekönigreiches Neugranada. Während der spanischen Kolonialzeit besaß die Stadt als Kulturzentrum ebenfalls eine große Bedeutung. Im Jahre 1810 erklärte Bogota sich unabhängig von den Spaniern. Der große südamerikanische Freiheitsheld Simon Bolivar befreite 1819 Bogota von den Spaniern. Im Jahre 1830 wurde Bogota Hauptstadt von Kolumbien.

 

 

 

Bogota ist bekannt für seine vielen Kinder, die unter erbärmlichen Verhältnissen auf der Strasse leben müssen. Deshalb wird vor jugendlichen Taschendieben und Straßenräubern (die u. U. die Brille von der Nase stehlen) gewarnt. Entsprechend vorgewarnt bewegte ich mich am Tage durch das Viertel, in dem mein Hotel Tequendama International (heute heißt es: Crowne Plaza Tequendama) an der Carrera 10, Calle 26 lag.

 

 Das Hotel Tequendama International liegt sehr zentral unterhalb des imposanten Berges Monseratte im Geschäfts- und Bankenzentrum von Bogota. (Reisetipp "Geschäftszentrum") Es wurde für mich von unserem kolumbianischen Geschäftspartner reserviert. In der Nähe (Carrera 7 und Calle 26) liegt die Kirche und das Kloster San Diego - ein altes Gebäude, das wieder restauriert wurde. Das Franziskanerkloster wurde ursprünglich 1560 gebaut und die Kirche kam als Kapelle 1607 hinzu. Südöstlich vom Hotel Tequendama Hotel liegt die Nationalbibliothek (Eingang Calle 24). Das Hotel ist nach den Tequendama-Wasserfällen (Salto de Tequendama - mit einer Fallhöhe von 120 m) benannt, die durch eine Schlucht in den Dschungel der Anden stürzen. Sie befinden sich in der Umgebung von Bogota. Bilder "Bogota"

 

Touristisch viel ergiebiger war der 2. Besuch von Bogota. Diesmal begleitete mich ein jüngerer, dänischer Kollege, namens Vagn Westergaard, auf meiner mehrwöchigen 3. Südamerika-Reise (22. August bis 19. September 1976). Nach interessanten Vorträgen, die wir über unsere jeweiligen Fachgebiete an der Universität Valdivia in Chile gehalten hatten, flogen wir über Peru (mit einem Zwischenstopp in Lima) nach Kolumbien. Wir kamen am Sonntag, den 5. September 1976, in Bogota von Lima (Peru) her an und nutzten den strahlenden Sonnenschein zu Ausflügen auf den Berg Monserrate (Reisetipp "Berg Monserrate") und ins Stadtzentrum zum Plaza Bolivar.

 

 Dort wurde Vagn von einem Kolumbianer freundlich angesprochen. Ich wußte nicht, um was es ging: es war ein Drogenhändler, der "Stoff" verkaufen wollte - wie Vagn mir danach sagte. Drogenbesitz ist für Europäer in allen südamerikanischen Ländern ein sehr gefährliches Unterfangen! Deshalb liess sich Vagn auch nicht überreden. Am Mittwoch, den 8. September 1976, flogen wir weiter nach Caracas. Reisebericht "Venezuela"

 

 Auch hier fällt mir wieder etwas ein, das sich 8 Jahre später in Deutschland zugetragen hat. Vagn Westergaard hatte 1984 für seine Firma NIRO ATOMIZER A/S (aus der ich 1982 mit einer Abfindung ausgeschieden war) ein Fachbuch über Eindampf - und Sprühtrocknungsanlagen in englischer Sprache geschrieben. Für die deutsche Übersetzung bekam ich damals von NIRO ATOMIZER A/S die stattliche Summe von 14.000,- DM (für 140 Seiten) und mein Sohn Jochen, der meine diktierten Sätze in den Computer geschrieben hat, kaufte sich anschließend von seinem "Lohn" ein tolles Surfbrett. So konnte ich noch zahlreiche Jahre nach meinem Ausscheiden den Respekt und die Achtung der Dänen spüren, mit denen ich gerne zusammengearbeitet habe. Und der dänischen Sprache bin ich auch heute noch mächtig.

 

 

 

Der Plaza Bolivar ist das Herz der Hauptstadt Kolumbiens und stimmt in der Lage mit dem Gründungsplatz überein. Auf der östlichen Seite befindet sich der Palast des Erzbischofs mit prunkvollen Bronze-Türen. Ein anderes eindrucksvolles Gebäude am Plaza Bolivar ist die Kathedrale, die 1807 nach der ursprünglichen Kirche der Kolonisten rekonstruiert wurde. Der Kongreß oder das Capitolio National (gebaut 1847 bis 1925) beansprucht einen großen Raum des Platzes. Der Berg Monserrate hat eine Höhe von rd. 3.200 m und ist mit einer Seilbahn oder einer Standseilbahn zu erreichen. Von dort hat man eine herrliche Aussicht über Bogota (8 Millionen Einwohner). Auf der Bergspitze gibt es eine leuchtendweiße Wallfahrtskirche. Dieses Gotteshaus wurde um 1650 erbaut. Hier befindet sich der heilige Schrein von Monserrate. Dieser wird von vielen Pilgern, die auf mühselige Art und Weise den steilen Weg bis zum Gipfel zu Fuß zurücklegen, besucht. Der Nachbarberg Cerro de Guadeloupe ist 100 m höher. Dort befindet sich eine weithin sichtbare vier Meter große Marien-Statue.

 

 

 

 

 

 

6. MANAGUA nach dem Erdbeben

Gegen 10 Uhr fand der Weiterflug nach Managua in Nicaragua statt und ich genoss die herrliche Aussicht. Denn nun konnte ich die kleine Insel in ihrer gesamten Ausdehnung und die Landebahn des Flughafens sehen. Plötzlich lag die noch kleinere Insel Johnny Cay unter mir und es gelangen mir wunderschöne Aufnahmen, die später auch sehr hoch bewertet wurden. Der Wochenend-Abstecher nach San Andres hatte sich wirklich gelohnt. Allerdings musste ich mit dem Tauchen in der Karibik noch bis 1982 warten.

 

Managua ist seit dem Jahre 1858 die Hauptstadt und das wirtschaftliche Zentrum von Nicaragua. Es liegt am südlichen Ufer des Lago de Managua auf einer Höhe von 55 Metern. Managua (Reisetipp "Managua") wurde 1931 und am 23. Dezember 1972 durch schwere Erdbeben sehr stark zerstört. Im Jahre 1931 wurde die Stadt fast vollständig wieder aufgebaut. Nach den großen Schäden im Jahre 1972 fand der Wiederaufbau nicht mehr im zerstörten Zentrum mit der Kathedrale, sondern in den Außenbereichen statt. Bei dem letzten Erdbeben gab es 7.000 Tote und über 200.000 Obdachlose. In Managua leben ca. 1.140.500 Einwohner (2005). Bilder "Managua"

 

 Seit 1967 regierte in Nicaragua der Diktator Somoza, der durch Wahlbetrug an das  Präsidentenamt gekommen war. Von den USA wurde er wirtschaftlich gefördert und unterstützt. Das schlimme Erdbeben im Dezember 1972 nutzte die Familie Somoza zur eigenen Bereicherung und leitete einen großen Teil der Hilfsgelder auf eigene Konten um. Geschenkte Hilfsgüter wurden über eigene Firmen verkauft und durch die  Katastrophe boomende Baufirmen und Banken übernommen. 1977 kam es zu größeren Auseinsetzungen, die zu einem Bürgerkrieg führten. Am 17. Juli 1979 floh Somoza nach Florida und die siegreichen Sandinisten zogen am 19. Juli 1979 in die Hauptstadt Managua ein.

 

Als eines der wenigen - noch intakten - Gebäude im Stadtzentrum nach dem schlimmen Erdbeben am 23. Dezember 1972 spielte das Hotel InterContinental nach der Zerstörung eine wichtige Rolle. Dazu schreibt "The 1975 South American Handbook" S. 815 (übersetzt): "...Die Botschaft von Nicaragua in London hat uns freundlicherweise informiert, dass das Hotel InterContinental immer noch normal funktioniert, während andere (Bem.: Hotels) vorübergehend in die Außenbereiche (wie die meisten Geschäfte und Büros) umgezogen sind...". Dieses Hotel war also mein Anlaufpunkt in Managua.

 

Die Fahrt vom Flughafen zum Hotel InterContinental führte durch das fast völlig zerstörte Stadtzentrum, wobei zahlreiche Gebäude (auch Hochhäuser) noch standen. Diese konnten aber nicht mehr benutzt werden, da größere Risse z. B. am Hochhaus zu sehen waren (ich sah mir dieses im Rahmen eines späteren Spazierganges näher an). Ähnliches sah ich dann auch an einem Standbild vor der zerstörten Kathedrale. (Reisetipp "Kathedrale") Man konnte genau sehen, was beim Erdbeben passierte: der Boden verschob sich in horizontaler Richtung. Aufgrund des Trägheitsmomentes konnte die Säule, auf der das Standbild sich befand, nicht folgen und brach ca. 50 cm über dem Boden. Der entstandene Querriss war deutlich zu erkennen. Fast alle zerstörten Gebäude waren unbewohnt. Allerdings saß vor einem der Häuser ein Mann mit einem Karabiner in der Hand. Seine Frau stand neben ihm. Ich vermute, dass er damit demonstrieren wollte: dieses Haus werde von ihm bewacht!

 

 

 

 

Nach all diesen schrecklichen Eindrücken empfand ich das Hotel InterContinental als eine friedliche Oase mit einem kleinen Swimming Pool, der nachts sehr schön beleuchtet war. Als ich eintraf, rief ich deshalb sofort meine damalige Frau ULLA in Deutschland (Karlsruhe) an und meldete mich wieder bei ihr (auf meinen Reisen tat ich das immer in regelmässigen Abständen). Das telefonische Rückmelden war nun relativ einfach, denn wir besaßen einen eigenen Telefonanschluß. Während meiner Abwesenheit in Argentinien (15. April bis 2. September 1972) wohnte meine Frau mit meinem Sohn Jochen bei meinen Eltern in Brühl bei Mannheim. Dort hatten diese sich 1954 ein doppelstöckiges Haus gebaut, zu dem auch ein auch großer Garten gehörte. Ich (geb. 1944) bin dort mit meinen Geschwistern Bernd (geb. 1947) und Karin (geb. 1951) aufgewachsen. Damals besasen meine Eltern noch kein Telefon. Wenn ich mit meiner Frau sprechen wollte, rief ich bei den Nachbarn auf der gegenüberliegenden Strassenseite an und teilte mit, dass ich in einer Viertelstunde erneut anrufen würde und sie mögen bitte meine Frau ans Telefon holen. Ich hatte mit ihr bestimmte Zeiten bzw. Tage vereinbart.

 

 

 

 

Der Zweck meines Besuches in Nicaragua war die Untersuchung einer Eindampfanlage auf Schäden, die möglicherweise durch das Erdbeben enstanden sind. Der Betrieb befand sich in der Nähe der Haupststadt Managua, die - wie gesagt - am südlichen Ufer des Lago di Managua liegt. Von dort hat man einen ausgezeichneten Blick auf den rauchenden Kegel des Vulkanes Momotomba (1,280 m Höhe), der sich am nördlichen Ufer des Sees befindet. (Reisetipp "Vulkan Momotomba") Mit Booten kann der Vulkan Momotomba und kleinere Uferdörfer besichtigt werden. Am Fuße des Vulkans liegt der Ort Leon Vieja, der 1602 bei einem Vulkanausbruch zerstört wurde. Erst kürzlich hat man diese Siedlung wieder ausgegraben. In der dortigen Kathedrale wurde der spanische Soldat und Kolonialgouverneur Pedro Arias de Avila (1440 bis 1531) mit seiner Gattin begraben. Er unterstützte 1530 die Expedition von Francisco Pizarro nach Peru. In der Nähe des großen Vulkans befindet sich der Momotombito (kleiner Momotomba). In nordwestlicher Richtung vom Momotomba gibt es in einer Kettenanordnung mehr als 20 Vulkane, die teilweise noch aktiv sind.

 

 

 

 

 

 

Auf der Fahrt im Taxi vom Hotel InterContinental zum Kunden lag der Vulkan Momotomba genau in meinem Blickfeld. Auf dem späteren Weiterflug nach Mexiko City konnte ich diesen imponierenden, rauchenden Vulkan sehr gut aus der Luft fotographieren. Während ich diese Erlebnisse niederschreibe (April 2010) möchte ich auch von mehreren Erdbeben berichten, die sich erst kürzlich zugetragen haben: auf Haiti (am 12.1.2010 mit ca. 300.000 Toten und 1,2 Millionen Obdachlosen), in Chile (am 28.2.2010 mit 300 Toten und über 2 Millionen Obdachlosen) und erneut in China (am 14.4.2010 mit 600 Toten und 10.000 Verletzten). Auf meiner 3. Südamerika-Reise durch Chile (26. August bis 3. September 1976) sah ich den schneebedeckten Osorno-Vulkan in der Nähe von Puerto Montt. In ca. 400 km Entfernung (in nördlicher Richtung) lag das Epi-Zentrum (bei Conception) des letzten Erdbebens in Chile!

 

 

 

7. MEXICO CITY bei Nacht

Der Flug von Managua nach Mexico City verlief ohne Komplikationen und wir hatten herrliches Flugwetter. Deshalb konnte man den internationalen Flughafen von San Salvador (dem kleinsten Staat Mittelamerikas) beim Überfliegen sehr gut erkennen. Mexico City liegt auf einer Höhe von 2.350 m und hat 13,1 Millionen Einwohner (2.000). Die staubtrockene Landschaft auf dieser Hochebene und die vielen Slums waren beim Anflug auf die Hauptstadt Mexikos nicht zu übersehen. Offensichtlich überflogen wir auch eine sehr große Abwasserreinigungsanlage.

 

 

Wie ich bereits  geschrieben habe, kam ich am Flughafen ohne größere Schwierigkeiten wieder in den Besitz meines Gepäcks. Probleme gab es aber mit dem Anschluss-Flug. Ich konnte nur mit AIR MEXICANA am folgenden Mittwoch, den 5. November 1975, nach Chicago weiterfliegen. Also fuhr ich mit dem Taxi ins Stadtzentrum, um dort ein passendes Hotel für eine Nacht zu finden. Das war mir alles garnicht so unrecht, denn auf diese Weise konnte ich ein wenig von Mexico City kennenlernen. Und ich war bei meinen Reisen immer auf Entdeckungsreise mit meiner Spiegelreflex-Kamera: im Stadtzentrum gelangen mir interessante Nachtaufnahmen. Bilder "Mexiko City"

 

 

 

 

 

 

Ich buchte ein Zimmer im Hotel Emporio Cuidad de Mexico, das mitten im Zentrum an der Paseo de la Reforma 124 lag - nicht allzuweit entfernt vom "Monumento a Cuauhtemoc" (Denkmal). Es soll an den letzten Azteken-Kaiser erinnern, der im Jahre 1520 als 18-jähriger den Thron bestieg. Dieser folgte dem Azteken Moctezuma, der während eines Aufstandes, der von den Azteken gegen die Spanier unter Hernan Cortez gerichtet war, durch einen Steinwurf getötet wurde. Cortez kam 1519 von Kuba mit 600 Mann, 20 Pferden und 10 Kanonen in das Azteken-Reich, um dieses zu erobern - was ihm nach einigen Schwierigkeiten auch gelang.

 

 Als ich im Hotel ankam, war es bereits Zeit zum Abendessen. Vorher wollte ich aber unbedingt noch eindrucksvolle Stimmungsbilder (Langzeitbelichtung!) fotographieren. Das gelang mir auch hier auf meiner 2. Südamerika-Reise (nach Caracas, Bogota und San Andres) wieder auf eine gelungene Art und Weise. Diese schönen Eindrücke sind ein wichtiger Bestandteil meines DIA-Vortrages "Impressionen bei Nacht und in der der Dämmerung" (Stimmungsbilder rund um die Welt fotographiert). Das bereits genannte Denkmal "Monumento a Cuauhtemoc" entdeckte erst später bei der Betrachtung meiner Aufnahmen. Es wurde 1887 eingeweiht.

 

Mit dem guten Gefühl, schöne Aufnahmen im "Kasten" zu haben (heute ist das alles mit meiner Digital-Spiegelreflexkamera sehr viel einfacher, da man das fertige Bild sofort sehen kann) suchte ich mir in der Nähe ein typisch mexikanisches Restaurant. An die genaue Speisekarte kann ich mich nicht mehr erinnern: auf jeden Fall waren Tacos (Maisfladen), eine scharfe Soße und ein ausgezeichneter Rotwein Bestandteil meines Abendessens. Danach ging ich "schnurstracks" ins Hotel, denn ich wollte am folgenden Mittwoch, den 5. November 1975, den Weiterflug nach Chicago nicht verpassen. (Reisetipp "Zwischenstopp")

8. SANTIAGO de CHILE - nach dem Umsturz

Aber nun wieder zurück zu meinem Flug nach Santiago de Chile, der chilenischen Hauptstadt. Chile erstreckt sich als schmaler Landstreifen über 4. 225 km an der Westküste Südamerikas. Die schneebedeckten Kordillieren sind dabei ein fester Bestandteil dieser Landschaft. In Santiago de Chile hat man den Eindruck, sie befänden sich bereits an der Stadtgrenze! Auf meinen beruflichen Reisen durch Mittel- und Südamerika verlor ich die Kordillieren (Reisetipp "Kordillieren") nie aus meinem Blickfeld.

 

 Nach einer unproblematischen Landung, am Nachmittag des 26. August 1976 (ein Donnerstag), vermittelte mir die große Zahl bewaffneten Militärs im Ankunftsterminal das unangenehme "Bauchgefühl": "Du bist in einem Land mit einer brutalen Militärdiktatur gelandet!". Und dieses  Gefühl wurde ich auch später nicht mehr los. Abendliche Ausgänge endeten mit dem Beginn der "Curfew" (dieses Wort begegnete mir hier zum ersten Mal - es bedeutet "Ausgangssperre") ab 22 Uhr, die bis zum nächsten Morgen 6 Uhr dauerte. Wer während der "Curfew" auf den Strassen erwischt wurde, landete im Gefängnis. Bilder "Santiago de Chile"

 

Santiago de Chile wurde am 12. Februar 1541 durch Pedro de Valdivia unter dem Namen Santiago de la Nueva Estremadura gegründet. Er kam mit 150 Spaniern und 1000 Indianern von Peru her. Heute gibt es in Santiago de Chile, das auf 900 m Höhe liegt, ca. 4 Millionen Einwohner. Mein Hotel CARRERA lag im Stadtzentrum in der Nähe des Plaza de la Constitution (Platz der Verfassung). Bei meinem Stadtbummel wurde ich dort mit der neueren Geschichte Chiles konfrontiert, denn an der südlichen Seite dieses Platzes befand sich die Ruine des ausgebrannten Palacio de la Moneda (LA MONEDA). (Reisetipp "La Moneda") Ich wußte bereits einiges über den chilenischen Präsident Allende (1908 bis 1973): Er gewann mit seiner Sozialistischen Partei und einer Koalition mit linken Gruppierungen 1970 die Wahlen. Mit der Verstaatlichung von Industrie und Handel stieß er auf Widerstand bei den rechten Parteien. Die Einflussnahme der Vereinigten Staaten, die ihre wirtschaftlichen und politischen Interessen nicht verlieren wollten, führten zur Eskalation.

 

Und die chilenische Mittelklasse protestierte gegen den Präsidenten und sein sozialistisches Wirtschaftsprogramm. Am 11. September 1973 kam es unter der Führung von General Pinochet zu einem blutigen Militärputsch, bei der auch der Präsidentenpalast "LA MONEDA" bombardiert wurde. Dabei fand Präsident Allende den Tod. Im Jahre 2000 veröffentlichte der amerikanische Geheimdienst CIA Berichte, die auch auf die geplante Verhinderung der Wahl von Allende im Jahre 1970 hinwiesen.

 

 

In Chile lernte ich auch einiges über die Meinungsbildung durch die Medien (Presse, Fernsehen). In Deutschland hatte ich sehr viel über die negativen Aspekte (Militärdiktatur, Massenverhaftungen usw.) der gewaltsamen Beseitigung der demokratisch gewählten ALLENDE-Regierung erfahren. Über unseren chilenischen Vertreter Dodson (ein Engländer), der sich dem Mittelstand zurechnete, erfuhr ich, dass man sehr froh über die Beseitigung der ALLENDE-Regierung war, denn nun herrschte wieder Ordnung und die Wirtschaft florierte. War es zu Beginn des Dritten Reiches ab 1933 in Deutschland unter Hitler nicht ähnlich (die Arbeitslosen verschwanden von den Strassen und die Sozialisten und Kommunisten landeten in den Konzentrationslagern)?

 

Ähnlich wie in Paris mit dem Montmartre mit der Kirche Sacre-Coeur befand sich im Zentrum von Santiago de Chile (ca. 2 km östlich vom Plaza de la Constitution gelegen) der Cerro Santa Lucia (Santa-Lucia-Hügel). Er ist ein konischer Felsen, der steil bis zu einer Höhe von 70 m aufragt. Auf der Spitze des Hügels befindet sich das Denkmal eines AURACA-Indianerhäuptlings (zur Erinnerung an die chilenischen Ureinwohner). Von der Aussichtsplattform hat man einen sehr guten Blick über die Stadt, über der leider immer ein Smog-Schleier liegt. Am Fusse des Santa-Lucia-Hügels gibt es einen Springbrunnen mit mehreren Fontänen. Und passend dazu findet sich in der Nähe die Kirche Los Sacramentos, die in ihrem Aussehen sehr stark der Kirche Sacre-Coeur ähnelt.

 

Auf dem Santa-Lucia-Hügel (Reisetipp "Santa-Lucia Hügel") hatte man nicht nur eine schöne Aussicht über die Stadt, sondern auch eine vorzügliche Möglichkeit, die zahlreichen Besucher zu beobachten und zu fotographieren. Natürlich musste man dabei sehr diskret und vorsichtig vorgehen (bei meinem Besuch in Bolivien 1972 hatte ich dies gelernt). Sehr interessant ist auch der Cerro San Christobal (San Christobal-Hügel), der in der Nachbarschaft zu sehen ist und mit 300 m Höhe ebenfalls gute Aussichtsmöglichkeiten bietet. Man kann über eine Mautstrasse oder eine Seilbahn auf den Berg gelangen. Auf seiner Spitze befindet sich eine  22 m hohe Statue der Jungfrau Maria aus Marmor.

 

 

 

9. PARIS - die Stadt der LIEBE

 

                     Kathedrale Notre Dame in Paris

 

 

 

 

                      Kathedrale Notre Dame in Paris 

 

 

Bei meinen zahlreichen Reisen nach Frankreich war ich bisher immer nur aus beruflichen Gründen in Paris bzw. bin von dort weitergereist. Ende Mai 1976 wollte ich mit meiner Frau unseren 7. Hochzeitstag feiern. Und dafür erschien uns Paris als die "Stadt der Liebe" am besten geeignet. An anderer Stelle habe ich darüber bereits geschrieben (siehe Reisebericht "Kolumbien" und ich veröffentliche deshalb hier noch einmal den entsprechenden Abschnitt (kursiv).

 

Zwei Jahre später (vom 28. Mai bis 30. Mai 1976) feierten Jutta und ich unseren 7. Hochzeitstag in Paris und es gab diesmal keine Schwierigkeiten. Ich war von Irland angereist, wo ich mehrere Kunden besucht hatte. Meine Frau kam mit der Bahn zum Gare du Nord in Paris. Wir hatten ein kleines gemütliches Hotel und erwanderten die Sehenswürdigkeiten von Paris zu Fuß. Die Schwierigkeiten kamen 12 Jahre später als mein Lizenznehmer F. Stamp KG in Hamburg-Bergdorf (Geschäftsführer Wolfgang Stamp) mich "kaltlächelnd" ruinierte, indem er vertraglich vereinbarte Mindestlizenzgebühren über 210.000,- DM nicht zahlte und ungerechtfertigte Rückforderungen über 100.000,- DM in Rechnung stellte. Die wirtschaftlichen Probleme führten 1989 zu unserer Scheidung und Ulla zog wieder in ihre alte Heimat nach Karlsruhe. Meine Existenz als selbständiger Beratender Ingenieur und Freier Erfinder war vernichtet. Da der Lizenzvertrag immer noch besteht und mein Geschäftspartner meine Erfindung unter dem Titel "Kavitationsregelung 2000" weltweit vermarktet, werde ich ihn demnächst verklagen (Streitwert 1.000.000,- Euro). Seit 12 Jahren bin ich glücklich mit der 12 Jahre jüngeren Jutta Hartmann-Metzger verheiratet. Sie hat mir entscheidend wieder auf die richtige Spur verholfen.

 

 

 

                                             Eiffelturm

                                                     

 

       

 

 

 

 

10. STOCKHOLM - ein Vergnügen

Nun wieder zu unserer Nordkap-Tour: Wir  kamen gegen 18 Uhr in Stockholm an. Ich bin mir nicht mehr ganz so sicher, welchen Campingplatz mit Blockhütten wir ausgewählt haben. Ich kann mich nur noch erinnern, dass er außerhalb von Stockholm in nördlicher Richtung lag. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelte es sich um einen Campingplatz bei Sollenturna, denn dieser lag an der E04 (diese hatten wir bisher benutzt und auf dieser wollten wir in nördlicher Richtung weiterfahren). Am Dienstagvormittag, den 21. Juni 1977, fuhren mit unserem gepackten Wagen zurück ins Stadtzentrum von Stockholm. Bilder "Stockholm"

 

Dort interessierte uns besonders die "Gamla Stan" (die Altstadt) mit dem Kungliga Slott (Königliche Schloß), die Storkyrkan (Große Kirche) und die Tyska Kyrkan (Deutsche Kiche). In diesem ältesten Teil von Stockholm ist der mittelalterliche Straßenverlauf noch erhalten und schattige, ruhige Plätze bilden Oasen der Erholung. Die "Gamla Stan" liegt auf einer Insel, die durch Brücken zu erreichen ist. Auf der Ostseite der "Gamla Stan" befindet sich der "Strömmen". Dort legen neben kleineren Fährschiffen auch Kreuzfahrtschiffe an. Früher ankerte hier der Dampfer Gripsholm - der Stolz der schwedischen Amerikalinie.

 

Bei der äußeren Besichtigung des königlichen Schlosses nahmen wir uns sehr viel Zeit (Jochen entdeckte auch ein interessantes, gußeisernes Pissoir der Jahrhundertwende) und hofften insgeheim, auch Königin Silvia zu sehen. Selbst in Kopenhagen war uns dies aber auch nicht mit Königin Margarete während unserer Zeit in Dänemark geglückt, obwohl sie für ihre Volkstümlichkeit bekannt ist und gerne alleine auf der "Ströget" einen Einkaufsbummel unternimmt. Später haben wir erfahren, dass in Schweden die königliche Familie im Schloß Drottningsholm (ca. 11 km entfernt in westlicher Richtung) lebt.

 

Es war schon ein besonderes Ereignis der damaligen Zeit als der schwedische Kronprinz Carl Gustav während der Olympischen Sommerspiele 1972 in München die bildhübsche, deutsche Chef-Hostess Silvia Sommerlath kennenlernte und sich in sie verliebte. Am 19. Juni 1976 fand die Trauung in der Storkyrkan und die anschließende Feier im Kungliga Slott auf der Gamla Stan statt. Da er als Kronprinz bei der Heirat mit der Bürgerlichen Sylvia Sommerlath auf die Thronansprüche hätte verzichten müssen, wurde er 1973 zum König Carl XVI. Gustav gekrönt.

 

Am 14. Juli 1977 (also kurz nach unserem Besuch am 21. Juni 1977 in Stockholm) kam Victoria Ingrid Alice Desiree als erstes Kind des schwedischen Königspaares auf die Welt. Aufgrund dieser Situation wurde 1980 auf Initiative des Parlamentes die Thronfolgeregelung geändert: Von nun an gilt in Schweden bei der Königsnachfolge das Erstgeburtsrecht, d.h. auch Frauen dürfen regieren. Somit ist also Victoria die schwedische Thronfolgerin. Sie hat sich am 24. Februar 2009 mit dem Bürgerlichen Daniel Westling (dem Teilhaber eines Stockholmer Fitness-Studios) verlobt. Nach alter Tradition wird die prachtvolle Hochzeit am 19. Juni 2010 (genau 34 Jahre nach der Hochzeit der Brauteltern) dieses jungen Paares wieder in der Storkyrkan und im Kungliga Slott stattfinden. Es sind über 1.000 Gäste aus allen Himmelsrichtungen geladen.

 

 Die Hochzeit der Kronprinzessin Victoria mit Daniel Westling war eine sehr stimmungsvolle Veranstaltung. Meine Frau Jutta und ich sahen dieses Medienereignis im ZDF in der Zeit von 14 Uhr 30 bis 19 Uhr. Das glückliche Paar hatte großes Glück mit dem Wetter - wie wir auf dieser Skandinavien-Reise beim Besuch der schwedischen Hauptstadt. Fast auf den Tag genau (am 21. Juni 1977) vor mehr als 33 Jahren war ich mit meiner ersten Frau Ulla und meinem Sohn Jochen an all den Plätzen, wo jetzt die prunkvolle Hochzeit stattgefunden hat (siehe Schaubild). Nach dem Besuch der Storkyrkan (Trauungszeremonie) und des königlichen Schlosses (Hochzeitsbankett) und gingen wir teilweise den Weg der Hochzeitskutsche an der Uferstrasse entlang bis zum Vasa-Museum. Das Hochzeitspaar stieg dort in der königliche Barkasse "Vasaorden" mit den Ruderern um, die sie bis zum Schloss zurückbrachten. Wir benutzten ein kleines Fährboot fast auf derselben Route zum Strömmen (dort lagen jetzt die prunkvollen Yachten des dänischen und des norwegischen Königshauses vor Anker).

 

Es gibt noch eine andere Querverbindung, die mit dem ehemaligen Franzosen Jean Baptiste Bernadotte zusammenhängt. Dieser Marschall (er hatte diese Position als ehemaliger Sergeant unter Napoleon erreicht) der napoleonischen Armee wurde 1810 als Kronprinz nach Schweden geholt, da das damalige Königspaar kinderlos geblieben war. Er zog 1813 gegen Frankreich und Dänemark in den Krieg und in der Folge musste Dänemark sein Besitztum Norwegen abtreten. Norwegen wiederum mußte - gegen seinen Willen - eine Union mit Schweden eingehen, die bis 1905 Bestand hatte. 1818 bestieg Jean Baptiste Bernadotte als Karl XIV. Johann den Thron. Seine Nachkommen sind auch heute noch im Besitze des schwedischen Thrones. In Frankreich wird Bernadotte immer noch als Verräter betrachtet, da er gegen Napoleon gekämpft hat. Im Jahre 1928 ging die deutsche Insel MAINAU (am Bodensee) als Erbe in den Besitz des schwedischen Königshauses über. 1932 übernahm der 23-jährige schwedische Prinz Lennart Bernadotte die Verwaltung dieser Perle im Bodensee und machte sie für seine tropische Blütenpracht berühmt.

 

 Da auch Prinz Lennart Bernadotte in erster Ehe mit einer Bürgerlichen verheiratet war, verzichtete er auf seine Thronansprüche. Im Alter von 95 Jahren starb er am 21. Dezember 2004. Während unserer Radtour zum Bodensee (vom 15. August bis zum 30. August 1959) kamen wir vom Wasserfall von Schaffhausen aus der Schweiz und besuchten bei Konstanz die wunderschöne Insel MAINAU, wo wir in der Nähe auch einen Campingplatz (Litzelstetten-Mainau) für unser 3-Mann-Zelt fanden. Da das Wasser an dieser Stelle sehr schlammig und trübe war, wählten wir als weiteres Domizil am Bodensee den kleinen Ort Ludwigshafen auf der gegenüberliegenden Seite. Unter dem Thema "Reisen meiner Jugend" werde ich auch diese Abenteuerreise (Startpunkt: Brühl bei Mannheim) mit zwei Freunden ausführlich behandeln.

 

 

 

Natürlich werden auf der Gamla Stan nicht nur prunkvolle Hochzeiten des schwedischen Königshaues gefeiert, sondern wir fanden im Gegenteil mehrere stille Plätze bei unserer Wanderung durch die Altstadt (auf einem DIA entdeckte ich eine Wanduhr mit der Uhrzeit - es war gegen 11 Uhr 30 am Dienstagmorgen als wir hier unterwegs waren). Am schmiedeeisernen Tor bei der Tyska Kyrkan fanden wir eine bezeichnende, deutsche Inschrift:

                          

 "Fürchtet Gott! Ehret den König!"

 

Diese spätgotische Kirche der deutschen Gemeinde wurde 1638 bis 1642 von dem Baumeister Hans Jakob Kristler gebaut, der aus Straßburg zugewandert war.

 

 

 

 

Auf unserem Spaziergang im alten Zentrum von Stockholm fiel uns auf der gegenüberliegenden Ost-Seite der Gamla Stan ein imponierendes Segelschiff auf, das ohne Besegelung vor der Insel Skeppsholmen vor Anker lag. Bei näherer Betrachtung erkannten wir bei unserem Rundgang den Namen: "af Chapman". Es dient heute als schwimmende Jugendherberge. Unterwegs kamen wir auch am beeindruckenden Grand Hotel vorbei. Dort wohnen in einem sehr festliche Rahmen die jährlichen Nobelpreisträger.

 

Da wir auch das VASA-Museum besuchen wollten, ging unser Wanderweg weiter bis zur großen Insel Djurgaarden, an dessen westlichen Ende das interessante Schiffsmuseum liegt. Den Rückweg erleichterten wir uns, in dem wir ein kleines Fährboot zurück zum "Strömmen" auf der östlichen Seite der Gamla Stan benutzten. Welche Geschichte versteckt sich hinter der VASA? Eigentlich sollte das Schiff VASA der Stolz der schwedischen Kriegsmarine werden. Doch beim Stapellauf, am 10. August 1628, ging es nach weniger als 500 m mit Mann und Maus unter.

 

Der schwedische König Gustav II. Adolf gab den Auftrag für den Bau des größten Kriegsschiffes jener Zeit. Er befand sich damals im Krieg mit Polen und erfuhr von den Plänen seiner Gegner, ein ebenso mächtiges Schiff zu bauen. Deshalb liess Gustav II. Adolf mehr Kanonen als geplant an Bord schaffen. Das brachte jedoch die gesamte Statik des Schiffes durcheinander. Es lag so tief, dass bei entsprechendem Wellengang sehr leicht Wasser durch die unteren Geschützluken eindringen konnte. Zwei Windstöße genügten, um die Jungfernfahrt zur Katastrophe werden zu lassen, die über 30 Seeleuten das Leben kostete. Auch der Kapitän wurde verantwortlich gemacht, da die Geschützluken unvorschriftsmässig geöffnet waren.

 

Sofort nach dem Untergang versuchte man, die VASA zu heben. Doch nur die Kanonen konnten mit Hilfe einer Taucherglocke geborgen werden (eine technische Meisterleistung für die damalige Zeit). Normalerweise ist ein derartiges Wrack ein Fressen für den Schiffsbohrwurm. Doch das brackige Wasser der Ostsee mied der Schiffsbohrwurm und die VASA blieb unter Wasser intakt. Im Jahre 1953 begab sich der schwedische Ingenieur und Wrackforscher, Anders Franzen, auf die Suche nach der VASA und wurde drei Jahre später vor der Werftinsel Beckholmen fündig. Er benutzte dabei ein Lot, in dem beim Absenken Holzteile des Wracks hängenblieben. 1957 - also 333 Jahre nach dem Untergang - kam die VASA mit ihrer vollständigen Ausstattung wieder ans Tageslicht.

 

Wir besuchten die VASA in einem dämmrigen Raum mit einer relativ hohen Luftfeuchtigkeit. Diese permanente Konservierung ist erforderlich, damit das Schiff nicht zerfällt. Über 20 Jahre später erzählte ich die Geschichte der VASA meiner zweiten Frau JUTTA, die als Tagesmutter arbeitet. Eines ihrer ersten Tageskinder war der pfiffige Dennis, der sich bereits im Alter von 3 Jahren für das Unglück der VASA interessierte. Sie erklärte ihm, dass der Kapitän damals zu viele Scheiben WASA-Knäckebrot auf das Schiff laden liess und es deshalb versank. Dennis war von dieser Katastrophe begeistert und Jutta erweiterte das Thema mit der Variante, dass man in Schweden Knäckebrot in entsprechenden Bergwerken gewinnt. JUTTA's Geschichten über meine Abenteuer in Südamerika sind bei ihren Kindern ebenfalls sehr beliebt und machen auch einen Teil ihres Erfolges aus.

 

 

 

 

 

 

11. OSLO mit den Museen

 

 

Auf unser folgendes Etappenziel (am 12. Tag - Freitag, den 1. Juli 1977), die norwegische Hauptstadt Oslo (mit 512.000 Einwohnern), freuten wir uns schon sehr. Wir mußten nur eine kurze Strecke von 120 Kilometer zurücklegen. Die Stadt liegt am nördlichen Ende des 100 km langen Oslofjordes. Nicht zu übersehen ist oberhalb von Oslo die Sprungschanze von Holmenkollen. Uns interessierte vor allem die Halbinsel Bygdöy mit den interessanten Schiffsmuseen. Die Fahrt dorthin dauerte 40 Minuten mit einem Boot vom Rathauskai aus. Während dieser Tour gewann man einen sehr schönen Eindruck von der Festung Akershus und dem roten, zweitürmigen Rathaus. Wir fuhren auch an größeren Schiffen vorbei, die im Hafen lagen.

 

Als erstes besichtigten wir die FRAM ("Vorwärts"). Mit diesem Schiff unternahm der Polarforscher Fridtjof Nansen 1893 eine Forschungsreise von den Neusibirischen Inseln ("Nowaja Semlja") ins Nordpolarmeer, die erfolgreich verlief. 1895 gelangte er bei dem Versuch, von der im Packeis eingeschlossenen FRAM aus mit drei Schlitten, zwei Kajaks und 28 Schlittenhunden auf Skiern den Nordpol zu erreichen, nur bis 86 Grad nördlicher Breite. Mit seinem Begleiter, dem Landsmann Hjalmar Johannsen, mußte er am Franz-Josef-Land ein Jahr überwintern, bis er wohlbehalten wieder nach Norwegen zurückkehren konnte. Auf der ausgestellten FRAM konnte Jochen sich wie ein richtiger Steuermann und Polarforscher fühlen.

 

 Wir hatten großes Glück, denn vor der Museumsinsel lag gerade das imposante portugiesische Segelschulschiff "SAGRES II" vor Anker, das auch besichtigt werden konnte. Dieses Schiff wurde 1938 für die deutsche Kriegsmarine auf der Hamburger Werft BLOHM & VOSS unter dem Namen "Albert Leo Schlageter" gebaut. Nach dem Kriege gehörte es der brasilianischen Kriegsmarine. Auch hier nahm Jochen sehr schnell Besitz von dem Ruder und wir bewunderten das abenteuerliche Leben auf diesem Schulschiff.

 

Gegenüber dem FRAM-Museum befindet sich in einem weiteren Gebäude, die "KON-TIKI" - ein Floß, das aus Balsaholz gefertigt wurde. Mit diesem Schiff segelte der norwegische Forscher Thor Heyerdahl mit fünf weiteren Besatzungsmitgliedern vom 28. April bis zum 7. August 1947 von der peruanischen Hafenstadt Callao zu den ostpolynesischen Osterinseln. Man kann auch das 14 m lange Papyrusboot "RA II" bewundern, mit dem Thor Heyerdahl und einer Besatzung aus 8 Nationen 1970 den Atlantik bezwungen haben.

 

12. SEOUL - Begegnung mit der asiatischen Kultur!

 

                   

                                 Transport in SEOUL

 

Für diese Reise nach Südkorea (vom Dienstag, 18. Mai 1978, bis Donnerstag, den 25. Mai 1978) hatte ich privat einige Probleme zu lösen, denn mein Sohn Jochen (7) war im März mit einem gebrochenen Bein aus den Ski-Ferien in den italienischen Dolomiten zurückgekommen. Nach dem Motto: "Ein Unglück kommt selten allein" - war meine Frau ULLA nun auch noch die Kellertreppe in unserem Haus in Alleroed bei Kopenhagen heruntergestürzt. Aufgrund ihres telefonischen Hilferufes fuhr ich sofort von der Arbeit bei NIRO ATOMIZER A/S in Soeborg mit ihr ins Krankenhaus in Hilleroed (nördlich von Kopenhagen).

 

 Die sofort durchgeführten Röntgen-Aufnahmen ergaben den Hinweis, dass gottseidank nichts Schwerwiegendes passiert war. Trotzdem hatte Ulla große Schmerzen und konnte sich kaum bewegen. Unter diesen Umständen gab es nur eine Lösung: Ich rief meine Mutter in Brühl bei Mannheim an und schilderte ihr meine äußerst schwierige Situation. Mit der Konsequenz, dass sie sich in den Zug setzte und sich auf die lange Reise von Süddeutschland nach Kopenhagen begab. Da wir kurz vorher in unser Reihenhaus in Alleroed gezogen waren, brachte sie als "Einzugsgeschenk" meines Vaters, der als arbeitender Strohwitwer zu Hause bleiben musste, eine BOSCH-Schlagbohrmaschine mit (diese besitze ich immer noch).

 

 Als Spezialist für Milch-Eindampfanlagen bildete ich mit meinem dänischen Kollegen, Jens A. Riis, der für den Sprühtrockner-Teil zuständig war, für diese Reise ein Team. Es war allerdings das erste Mal, dass ich mit ihm gemeinsam reiste. In den Jahren vorher (als ich noch für die Firma WIEGAND GmbH Karlsruhe arbeitete) war ich mit den dänischen Hans Justesen und Vagn Westergard (siehe Reisebericht "Chile" ) unterwegs. Vagn war gleichaltrig - dagegen war J. A.Riis war - wie Hans Justesen - einige Jahre älter als ich. Während mir Hans während unserer zahlreichen Reisen (insbesondere in England und Irland) sehr viele nützliche Tipps gab und sich zwischen uns ein sehr vertrauliches Verhältnis sich entwickelte, konnte ich mit Jens A. Riis "nicht warm werden".

 

Dies war natürlich kein generelles Problem und hatte keinen Einfluss auf die späteren Verhandlungen mit unseren Kunden in Südkorea. Ein Jahr später wechselte Jens A. Riis als Mejeriingenioer zu einer großen Molkerei in Videbaek/Westjydland (heute heißt sie: ARLA Foods Amba Arinco). Mit ihm habe ich dann ein gemeinsames Projekt für eine neue Eindampfanlage abgewickelt. Dafür war der gewisse, persönliche Abstand sehr sinnvoll. Da ich einiges über Jens A. Riis (z.B. seinen genauen Namen) erfahren wollte, recherchierte ich kürzlich im INTERNET und wurde fündig. In der dänischen Molkereizeitschrift "Maelkeri Tidende" Jahrg. 46 Nr. 3 2007 wurde Jens A. Riis, wohnhaft in Kolding, am 16.2.2007 zu seinem 75 Geburtstag gratuliert. Er dürfte jetzt 78 Jahre alt sein - also 13 Jahre älter als ich.

 

Wir flogen mit der SAS von Kopenhagen nach Amsterdam und von dort mit einer KLM-Maschine über Anchorage nach Tokio. Nach einer einstündigen Wartezeit im Transitbereich (wir waren beide schon rechtschaffen müde) brachte uns auf der letzten Etappe ein Flugzeug der KOREAN AIRLINES nach Seoul. Ohne die genauen Zusammenhänge zu kennen, machten wir uns damals keine Gedanken über die sogenannte "Polarroute" und die damit verbundenen Gefahren. Zu dieser Zeit mußte die Polarroute nach Ostasien aus politischen Gründen gewählt werden. Es herrschte der Kalte Krieg und die Sowjetunion erlaubte keine Überflüge über ihr Territorium. Kurz vor unserer Reise (am 20. April 1978) war es diesbezüglich zu einem schlimmen Zwischenfall gekommen, an dem ein Passagierflugzeug der Korean Airlines Flight 902 (KAL 902) beteiligt war.

 

Dieses Flugzeug war von Paris nach Seoul unterwegs. Nach der Zwischenlandung zum Auftanken in Anchorage (Alaska) war diese Maschine nicht nach Seoul, sondern aufgrund eines Navigationsfehlers auf russisches Gebiet nach Murmansk weitergeflogen. Der russische Jäger, der sich ihr näherte, hatte den Befehl, diese Maschine abzuschießen.

 

 Er traf einen Flügel - aber trotzdem konnten die Koreaner auf einem zugefrorenen See (nahe der finnischen Grenze notlanden). Es gab 2 Tote, 107 Passagiere und Crew-Mitglieder überlebten. Russische Hubschrauber brachten die Überlebenden zum Weiterflug nach Helsinki. Aus irgendwelchen Gründen war uns dieses Ereignis auf unserem Korea-Flug gottseidank nicht bekannt.

 

Ganz anders waren die Informationen über ein weiteres Unglück eines koreanischen Verkehrsflugzeuges (Flight 007 KAL 007), am 1. September 1983, auf dem Flug von New York über Anchorage nach Seoul. Wieder lag ein Navigationsfehler vor und die Maschine geriet westlich der russischen Insel Sachalin auf sowjetisches Gebiet. Da die Sowjets von einer Provokation der USA ausgingen, schossen sie das Flugzeug mit einer Rakete ab. Alle 265 Passagiere und Crew-Miglieder wurden getötet. Danach hat der damalige US-Präsident Ronald Reagan entschieden, das neue GPS-System auch für zivile Zwecke eingesetzt werden  darf, um den Flugzeugbesatzungen mehr Sicherheit zu gewährleisten. Mein Schutzengel hat mich bisher nie im Stich gelassen, denn ich habe auf meinen Reisen auch einige "brenzlige" Situationen erlebt (siehe Reisebericht "Abenteuerflug" ).

 

Als ich nach der Ankunft in Seoul in meinem Hotelzimmer meinen Elektrorasierer benutzen wollte, passte der Stecker nicht in die Steckdose.

 

 Unser koreanischer Vertreter, der uns am Flughafen Kimpo abgeholt hatte, vertröstete mich auf den folgenden Morgen, denn dann wollte er einen Adapter mitbringen. Er empfahl mir aber, mich in der Frühe im Friseursalon, der sich im Untergeschoß unseres HYATT Regency Hotels befand, rasieren zu lassen. Gesagt, getan! Ich äußerte am Morgen meinen Wunsch der netten, hübschen Dame am Empfang des Salons. Sie bat mich, mein Jackett auszuziehen. Das verwirrte mich bereits. Nachdem ich mich gesetzt hatte, musste ich meine Beine hochlegen! Und dann begann sie mit einer intensiven - fast intimen - Massage. Ich war nun völlig perplex. Schließlich bekam ich dann doch noch meine Rasur - zu einem "gesalzenen" Preis von 25 US-Dollar.

 

 Als ich wütend zu meinem Kollegen und dem bereits anwesenden Vertreter ins Restaurant kam, amüsierten sich beide köstlich, denn sie konnten sich meine "Erfahrungen" mit der hübschen Koreanerin denken. Ich sagte nur: "Wenn ich einige Massage haben möchte, dann gehe ich in einen Massagesalon und nicht in einen Friseursalon!". Fast 30 Jahre später war ich mit meiner zweiten Frau JUTTA zur Ganzkörper-Massage im Lotus-Center (Wellness-Bereich) des kenianischen LEISURE LODGE RESORT am Diani Beach. Wir liessen uns von zwei jungen Afrikanerinnen massieren. Es war ein unglaublicher Genuss und sehr entspannend (siehe Reisebericht "Kenia" ).

 

 Der Hauptzweck unserer Reise waren Verkaufsverhandlungen mit dem koreanischen Kunden NAMYANG über eine neue Anlage (Eindampfung und Trocknung zur Milchpulverherstellung) für seinen Zweigbetrieb in Cheonan (ca. 80 km südlich von Seoul). Die Verhandlungen fanden aber in der Zentrale in Seoul statt. Weiterhin besuchten wir auch die koreanischen Kunden LOTTE Confectionery Company Ltd. und KDBC Korea Dairy Beef Company. Die Verwaltung dieser beiden Firmen befand sich ebenfalls in Seoul.

 

 

 

Die Verhandlungen verzögerten sich. Dazwischen fuhren wir auch zum Zweigbetrieb nach Cheonan. Dies ging relativ schnell über die mehrspurige Autobahn Nr. 1. Wir staunten über die ungewöhnliche Breite und erfuhren, dass diese Strecke im Kriegsfalle als Landebahn für Militärflugzeuge eingesetzt werden konnte. Der Schock des Korea-Krieges, der am 25. Juni 1950 mit dem Einmarsch nach Südkorea und in dessen Folge die Nordkoreaner bis nach Seoul vorgedrungen sind, war aus dem kollektiven Unterbewußtsein der Koreaner noch lange nicht verschwunden. Erst am 27. Juli 1953 wurde ein Waffenstillstandsabkommen zwischen Süd- und Nordkorea abgeschlossen.

 

In der Zwischenzeit hatte ich zahlreiche Gelegenheiten, mich mit der asiatischen Kultur, die sich teilweise beträchtlich von unseren abendländischen Traditionen unterscheidet, vertraut zu machen. Unter der Hand erfuhren wir von den Schwierigkeiten, die der dänische Eigentümer unserer dänischen Handelsvertretung in Seoul in unserem anspruchsvollen Hotel hatte. Er war kurz nach uns aus Kopenhagen eingetroffen. Unterwegs muss er wohl davon geträumt haben, sich unbedingt eine koreanische "Geisha" auf sein Hotelzimmer mitzunehmen. Er wurde wohl sehr schnell in der Lobby mit einem Mädchen handelseinig. Leider kam er mit ihr nur zum Fahrstuhl. Dort wurde er diskret darauf hingewiesen, dass keine koreanischen "Damen" auf das Zimmer mitgenommen werden dürfen. Er ließ sich nicht enttäuschen, denn mit Hilfe einer seiner koreanischen Mitarbeiter, der die Auserwählte auf's Zimmer begleitete, kam er dann doch noch zu seinem Schäferstündchen.

 

 

Sehr interessant war die private, abendliche Einladung zu unserem koreanischen Vertreter nach Hause. Denn dort fand das Geisha-Thema zu vorgerückter Stunde seine Fortsetzung. Ich komme etwas später zurück, denn erst möchte die freundliche, ungewohnte Zeremonie in der Wohnung beschreiben. Zu unserer Gruppe gehörten auch zwei Franzosen, an deren genaue Funktion ich mich nicht mehr erinnern kann (auf dem beigefügten Foto trage ich ein blaues Hemd und unterhalte mich mit einem der beiden Franzosen). Wir wurden von der Dame des Hauses und ihren Helferinnen sehr freundlich mit einer tiefen Verbeugung begrüsst, die wir entsprechend erwiderten.

 

Nun gab es nach koreanischer Art keine Stühle und wir mußten uns im Schneidersitz auf den Boden setzen - was uns am Anfang einigermaßen gelang. Nun huschten die Damen herbei und deckten den großen Tisch mit herrlichen Kostbarkeiten. Man konnte hier wirklich mit den Augen essen. Dann verzog sich das "Dienstpersonal" diskret in die Küche und die "Männergesellschaft" war nun unter sich. Die Sake-Runden (Sake ist ein Reisschnaps) taten sehr schnell ihre Wirkung und die Zungen lockerten sich. Das war nach koreanischer Art so gewollt. Irgendwo habe ich gelesen, dass die Vorgesetzten ihre Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen zu einem Abendessen in ein Restaurant einladen - wobei das Essen nur an zweiter Stelle steht. Entscheidend ist der reichlich getrunkene Sake. Nach koreanischer Meinung kann man erst bei einem betrunkenen Menschen sein wahres Gesicht erkennen. Und dieses Gesicht nicht zu verlieren, spielt in diesem Kulturkreis eine große Rolle. Auf diesem Wege erfährt der Chef, wo seinen Schützlingen der "Schuh drückt".

 

Bei dieser Strategie der Personalführung lassen sich Privates und Geschäftliches kaum noch voneinander trennen. Und das wiederum ist nach koreanischer Denkweise so gewünscht. Die geschäftlichen Dinge habe so eine vernetzte Basis mit dem Privatleben und das Risiko für Fehlschläge ist - nach Meinung der Koreaner - viel geringer. Nun zurück zu unserem "Geisha-Thema"! Ich erfuhr von der Männerrunde, dass es im Stadtzentrum bekannte Hotels gab, in denen nachts junge Koreanerinnen an die Türe klopften, um für Liebesdienste hereingelassen zu werden. Und um diese Liebesdienste ging es auch an unserem Abend!

 

 Offensichtlich hatte sich mein Kollege Jens A. Riis bei früheren Besuchen in Seoul ganz entschieden dagegen gewehrt, an einem Geisha-Besuch (im Anschluß an ein üppiges Abendessen) teilzunehmen. So entstand die Annahme, dass Jens A. Riis wohl homosexuell wäre. Damals - als junger Ingenieur - verstand ich die sehr strikte Position meines Kollegen. Nach unserer Denkweise würden wir uns erpressbar machen - zum Nachteil unserer geschäftlichen Entscheidungsfreiheit. Heute (mit 65) sehe ich die Dinge etwas anders, wenn man den Unterschied in der abendländischen und der asiatischen Kultur sieht! Gemeinsame private und geschäftliche Erlebnisse, die allerdings Niveau haben müssen, schaffen die Basis für eine sehr viel erfolgreichere Zusammenarbeit - das habe ich es auf fast allen Kontinenten so erfahren. Teilweise sind so Freundschaften fürs Leben entstanden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Wochenende, am 20. und 21. Mai 1978, hatte ich frei für touristische Unternehmungen in Seoul. Der Aktionsradius war allerdings klein, denn ich war zu Fuß unterwegs. Relativ leicht konnte ich am Samstag alleine den weiträumige  Gartenanlage des Gyeongbokgung-Palastes (siehe Lageplan) im Stadtzentrum erreichen. Yi Song-gye beendete 1392 die Herrschaft Goryeos, gründete die Joseon- Dynastie (die bis 1910 andauerte). Er beschloss, die Hauptstadt zu verlegen. Einer Gründungsgeschichte nach begann er mit dem Bau am Fuße des Gyeryongsan und Geomanten fanden heraus, dass dieser Ort für die Hauptstadt einer zukünftigen Dynastie bestimmt sei. Daher wurde am 29. November 1394 Hanyang zur Hauptstadt Koreas ernannt und mit dem Bau eines neuen Palastes, des Gyeongbokgung (Palast der Strahlenden Glückseligkeit), sowie Tempeln und Stadtmauern begonnen. Bilder "Seoul"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heute gibt es dort keine Herrscher mehr  und die Parkanlage mit den zahlreichen Gebäuden steht für alle Besucher offen. Schon zu meiner Zeit waren zahlreiche Jugendlichen in dunklen Schuluniformen unterwegs. Sie begrüßten mich als Europäer sehr freundlich und machten bereitwillig Aufnahmen von uns mit meiner Kamera.

 

 

Zu meiner Überraschung zu Hause waren die Bilder fast alle unscharf (trotzdem habe ich sie zur Erinnerung behalten). Offensichtlich gibt es im Palastgelände zahlreiche Motive, denn größere Schülergruppen hatten auch Zeichenblöcke dabei und wurden von einem Lehrer angeleitet. Auf diese Art und Weise setzen sich die Koreaner schon in jungen Jahren mit wechselhaften Geschichte auseinander. So etwas erlebten Jutta und ich auch während des Besuches der antiken Stätten in Ägypten - im Rahmen unserer Nilkreuzfahrt zum Jahreswechsel 2003/2004 (siehe Reisebericht "Ägypten" ). Auch dort besuchten Gruppen aus Kindergärten und Schulklassen mit Erwachsenen die Zeugen der ägyptischen Vergangenheit.

 

In einem Korea-Report (mit wunderschönen Fotos) eines jungen, deutschen Touristenpaares aus dem Jahre 2008 fand ich eine passende Information zu diesem Thema: "...Manchmal gehen sie (Bem.: die Jugendlichen) ordentlich paarweise von einer Sehenswürdigkeit zu der Anderen. Öfters laufen sie herum und umschwirren einen, bunt und flink wie Korallenfische. Dabei achten sie einerseits sichtbar darauf, einen nicht zu überrennen. Ein europäisches Gesicht komplett zu ignorieren, können sie andererseits auch nicht - "Hello!", "How are you?" und sogar "Handsome one!", kleines Fingerchen gen meinen Mann erhoben. Da die Kids ganz Gyeongbokgung beherrschen, waren wir nach ein paar Stunden ständigen Grüßens ziemlich überfordert. Also bewegten wir uns in Eilmarsch zwischen den Bauten, und versteckten uns möglichst schnell in den Innenräumen wieder...."

 

Genauso ging mir vor 30 Jahren! Am idyllischen Teich des Geunjeongjeon (Stadtplan Nr. 8) traf ich eine größere Gruppe Schüler in schwarzen Schuluniformen wieder, die mich regelrecht verfolgt hatten. Freundlich lächelnd stellten sie sich als Fotomotiv am kleinen See zur Verfügung. Ein weiteres, schönes Fotomotiv war der Eingangsbereich mit dem Geunjeongmaun (Stadtplan Nr. 3) und dem dahinterliegenden Geunjeongjeon (Stadtplan Nr. 2 - dem Thronsaal). Auf dem großen, freien Platz waren steinerne Stelen angeordnet. Dort mussten die einzelnen Teilnehmer der Audienz am Hof warten, bis sie vorgelassen wurden.

 

Im rechten Teil der Gartenanlage befand sich eine Pagode (ein  ursprünglich chinesischer oder japanischer Tempel), in dem sich heute ein Folklore-Museum befindet. In der schönen Parkanlage vor der Pagode konnte ich auch ältere KoreanerInnen diskret beobachten und im Foto festhalten. Auf dem Rückweg zum Hyatt Regency Hotel, das in der Nähe des Namsan-Berges oberhalb des Zentrums lag, begegneten mir wieder auffallend viele Kinder in deren typischen Schuluniformen. Eine größere Mädchengruppe fiel mir durch ihr sehr diszipliniertes Verhalten als Marschkolonne auf.

 

Zu Schlangen haben die Südkoreaner eine ganz besondere Beziehung: Sie essen sie gerne und sehen sie sich auch gerne im Rahmen einer Vorführung an. Dabei spielt auch wohl das Nervenkitzel mit der Giftschlange ein Rolle. Ein "Dompteur", den ich unterwegs beobachtete, führte zuerst Schlangen und dann ein Faultier vor. Sein kleiner Minizoo fand begeisterte Zuschauer. Schlangen sind offensichtlich nicht sehr leicht verdaulich und mussten deshalb erst in hölzernen, kleinen Behältern gegart werden.

 

 

 

Am Sonntag, den 21. Mai 1978, besuchte ich den Namsan Park in der Nähe meines Hotels. Der Park liegt am Fusse des Namsan Berges, der eine Höhe von 480 m (über Meereshöhe) hat. Auf den Gipfel führt eine Seilbahn. Ich nutze für die Gipfelbesteigung den serpentinenartigen Fussweg und dort gelangten mir bei ausgezeichnetem Sonnenschein interessante Bilder aus dem Alltagsleben der Koreaner.

 

Beim Namsan Park gibt eine große Bibliothek. Obwohl es Sonntag war, hatte sich bereits am Morgen eine größere Gruppe von Schülern in einer Reihe angeordnet, um eingelassen zu werden. Für die Versorgung der Kinder war ebenfalls gesorgt, denn ich entdeckte auch einen Stand, an dem Fladenbrote bereitlagen. Im Park herrschte zum Wochenende sehr viel Betrieb - was mir die Möglichkeit gab, zahlreiche Fotomotive zu finden. Und sehr illustrativ war auch der prächtige Springbrunnen der Anlage.

 

 

 

Da ich kein Koreanisch sprach, konnte ich nur vermuten, dass sich an einem schattigen Platz ältere Koreaner getroffen hatten, um in einer Art Sonntagsschule miteinander zu unterhalten. Auf jeden Fall sah es nicht nach "Klatsch und Tratsch" aus. Es ging alles sehr gesittet und diszipliniert zu. Ein älterer Koreaner kümmerte sich um die Müllkörbe (vielleicht war dies keine offizielle Tätigkeit, sondern war er nur auf der Suche nach etwas Verwertbarem - wie bei uns die Flaschensammler?) Und wieder hatte ich das Gefühl, ein Fremder zu sein. Das passierte mir auf meinen weltweiten Reisen ganz selten. Nur hier in Seoul konnte ich garnichts verstehen und die Schilder waren für mich unlesbar. Da half einem die Freundlichkeit der Kinder auch nicht weiter. Dazu kam die Sorge, nicht irgendwelche Tabus zu verletzen. Südkorea war eines der Länder, das ich als völlig fremd empfand und ich mich unwohl fühlte.

 

Die Wanderung zum Gipfel des Namsan Berges war für mich wie ein Kaleidoskop aus dem Alltagsleben der Südkoreaner (an einem Sonntag). Ich entdeckte Wahrsager (ein kleiner, dressierter Vogel im Käfig pickte kleine Zettel mit Deutungen aus einem Kasten), ein Mädchen verkaufte unverzollte Zigaretten, die auf einer Decke ausgebreitet waren und etwas weiter lagen getrocknete Tintenfische und andere undefinierbare Leckereien auf dem Boden. Dann entdeckte ich einen einsamen Mönch, der in dem Trubel - mitten auf dem Weg nach oben - stand und meditierte. Mehrere Maurer waren unterwegs dabei, die Seitenwand des Weges auszubessern. Für sie galt also nicht das Verbot der Sonntagsarbeit. Und auf dem Gipfel entdeckte ich zu meiner Freude ein Hochzeitspaar - allerdings trug die Braut kein weißes, sondern ein buntes (grün/rot) Kleid.

 

Nun hatte ich an diesem Wochenende bleibende Eindrücke gewonnen und auch zahlreiche DIA-Aufnahmen gemacht, die mir auch heute noch zur Verfügung stehen. Aber erst jetzt - nach mehr als 32 Jahren - gewinne ich im Rahmen meiner interessanten Tätigkeit als Reiseschriftsteller (ich möchte meine zahlreichen Reiseberichte gerne auch in Buchform veröffentlichen) den richtigen Zugang. Bei meinen über 700 Reisevorträgen von meinen "Reisen rund um die Welt" konnte ich etwas oberflächlicher vorgehen und die Bilder wirken lassen. Dazu kommt, dass ich heutzutage mit meiner Frau JUTTA reise, mit der ich bereits unterwegs die Eindrücke reflektieren kann. Sie plant bereits die nächsten Ausflug in die asiatische Kultur: im Mai kommenden Jahres wollen wir mit der Transsibirischen Eisenbahn nach PEKING reisen!

 

 

13. KOPENHAGEN - meine alte Heimat

 

Unser Heimatort Alleröd lag ca. 30 km von Kopenhagen entfernt. Deshalb mussten wir zum Beginn unserer Bornholm-Tour (am Montag, den 23. Juli 1979) diese Strecke in ca. zwei Stunden bis zum Hafen zurücklegen. Wir fuhren am frühen Morgen gegen 5 Uhr mit unseren Fahrrädern in Alleröd los und erreichten rechtzeitig die Abfahrtsstelle für die Bornholm-Fähre beim Nyhavn (in Sichtweite lag auch die Oslo-Fähre). Wir mußten nicht allzulange warten, bis die Fähre von Bornholm eintraf und wir an Bord konnten.

 

 

 

 

Die Ausfahrt aus dem Hafen war gegen 8 Uhr und die Reise nach Bornholm sollte 7 Stunden dauern. Wir fuhren an der Oslo-Fähre vorbei. Das regelmäßige Tragflügelboot nach Malmö passierte uns und wir konnten den Amalienborg Plads mit dem königlichen Schloß sehen. Im Hintergrund zeigte sich die Marmorkirche. Normalerweise lag hier die königliche Yacht DANNEBRO vor Anker - vielleicht war gerade ein Mitglied des königlichen Hauses mit ihr unterwegs? Fast 31 Jahre später kam das dänische Königshaus zur Hochzeit der schwedischen Kronprinzessin Victoria mit dem Bürgerlichen Daniel Westling, am 19. Juni 2010, mit der DANNEBRO nach Stockholm und ankerte am Strömmen (siehe Reisebericht "SKANDINAVIEN - von Kopenhagen zum Nordkap!"). Skandinavien

 

 

 

 

    In der Abendstimmung war die Heimfahrt nach Kopenhagen sehr eindrucksvoll. In der Abendsonne entstanden sehr schöne Bilder, die auch heute noch eine bleibende Erinnerung hervorrufen. Auch die Stimmung im Hafen von Kopenhagen war besonders eindrucksvoll. Kurz danach ging die Sonne unter und wir mußten im Dunkeln die 30 Kilometer bis nach Hause zurücklegen.

 

 

 

 

 

 

 

     Diese Radtour ist auch heute noch für mich sehr lebendig. Durch einen besonderen Zufall lernte Jochen auf der Fähre nach Bornholm einen Jungen kennen, der mit seiner Mutter unterwegs war. Wir bildeten eine richtiggehende "Patchwork-Familie" und erlebten die Abenteuer auf Bornholm gemeinsam. Danach sahen wir uns nie mehr wieder. Aber die "Zeichen standen schon an der Wand" - nur wollte ich sie damals nicht erkennen und lesen.

 

 

 

 

 


 

14. AUCKLAND im Pazifik

 

 

 

           Grillfest bei AUCKLAND für Tagungsgäste

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Meine erste Reise nach Neuseeland war 1985. Nach einem ca. dreistündigen Flug von FIDSCHI (siehe Reisebericht "Fidschi" ) landeten wir ohne große Probleme in Auckland auf der Nordinsel. Mit dem Bus wurden alle Teilnehmer der Internationalen Veranstaltung in das Tagungshotel SHERATON Auckland Hotel gebracht. Als deutscher Experte der Molkereiwirtschaft war ich sehr überrascht über die verschiedenen Kollegen, die schon längere Zeit ''dienten'' und auf internationaler Ebene sehr offen miteinander verkehrten.

 

 

Für meine erste Frau ULLA (ich bin jetzt mit JUTTA verheiratet) und mich ergaben sich im Rahmen der verschiedenen Empfänge und beim Abschluß-Bankett reichlich Gelegenheiten zum ''small talk". Während ich in den zahlreichen Fachsitzungen beschäftigt war, genoß meine Frau das ausgiebige Rahmen-Programm für die begleitenden Damen in Auckland und Umgebung. Der erste Höhepunkt war eine Einladung für die Teilnehmer auf eines der Weingüter, das ca. 30 min Autofahrt westlich von Auckland lag. (Reisetipp "Henderson-Weingüter") Neben herrlichem Wein gab es Gegrilltes vom offenen Feuer. Ich fühlte mich an meine Zeit in Argentinien (1972) erinnert. Vor unserem Heimflug (nach einer Woche Aufenthalt in Auckland) besuchten wir noch mit einem Kollegen das ''Museum of Transport and Technology of New Zealand". (Reisetipp "Museum") Dort gelang mir das schöne Foto mit dem ''alten'' Soldaten.

 

 

Die zweite Reise 1991 nach Neuseeland war etwas komplizierter. Nach einem 40-stündigen Flug über Amerika kam ich todmüde in dem mir bereits vertrauten Flughafen von Auckland (Neuseeland) an. (Reisetipp "Flughafen Auckland") Im Gegensatz zu meiner ersten Reise vor sechs Jahren (siehe den Reisebericht Nr. 1 "Neuseeland" ) hatte ich diesmal kein Hotel reserviert. Deshalb fragte ich unterwegs den Taxifahrer, der mich vom Bahnhof abholte, nach einem preiswerten Quartier. Über Taxifunk fand er sofort das günstige REMUERA House und erledigte für mich die Reservierung. Dafür gab ich ihm 10 NZ$ Trinkgeld. Der Besitzer meiner 1. Unterkunft in Neuseeland fand das gar nicht so schön, denn ''Trinkgeld sei in Neuseeland nicht üblich". (Reisetipp "Trinkgelder")

 

 

Mehrere Tage nahm ich mir in Auckland Zeit (Reisetipp "Museum") , alte Geschäftskontakte anzuknüpfen und Interessenten für meine preisgekrönte Innovation, die sogenannte ''Intelligente Pumpe'' zu finden. Danach verlegte ich mein Quartier nach Hamilton, das mit dem Bus von Auckland (Reisetipp "Auckland") aus sehr leicht zu erreichen ist (Entfernung: 120 km). Auch hier verhalf mir ein Taxifahrer zu einer sehr preiswerten Bleibe, dem CENTRAL Hotel im Stadtzentrum.

 

 

 

 

 

15. ATHEN - das Zentrum Griechenlands

 

 

                    Akropolis im Jahre 2006

 

Wir starten bereits in den frühen Morgenstunden und unser Ziel ist Athen. Von den 11 Millionen Griechen, die in Griechenland leben, haben ca. 4 Millionen ihr Zuhause im Großraum Athen. Eine Dreizimmer-Wohnung (65 m²) kostet ca. 500,- Euro Miete (ohne Nebenkosten). Wenn man davon ausgeht, dass der Durchschnittsgrieche nur etwa 800,- Euro netto verdient, so kann man sich vorstellen, dass ein Leben in dieser pulsierenden Stadt nur möglich ist, wenn in einer Familie beide Partner arbeiten und sich um preiswerten Wohnraum bemühen. Insgesamt wird überall dort gebaut, wo Platz ist – somit ist es überall doch recht beengt. Bilder "Akropolis"

 

(Reisetipp "Wachwechsel")

 

 Das bekannteste Ziel ist die Akropolis mit dem Parthenon (Tempel). Hier wurde bereits in der frühgeschichtlichen Periode (etwa 500 vor Chr.) die jungfreuliche Göttin Athene verehrt, die der Stadt auch den Namen gab. Wenn wir von der Akropolis in die nördliche Richtung blicken, so können wir den Areopag erkennen. In den Anfängen Athens diente er als Verhandlungsort politischer und gerichtlicher Entscheidungen. Später diente die Plattform dieser kleinen, bergigen Erhöhung dem Apostel Paulus. Paulus versammelte gern Menschen um sich, denen er das Evangelium verkünden konnte. Nicht immer erfolgreich damit, verließ er Athen, um in Korinth mit seinem Missionsauftrag fortzufahren. Lassen wir unseren Blick in östliche Richtung schweifen, so erkennen wir den Hephaistos-Tempel – erbaut auf dem Agoraios Kolonos. Die Tempelanlage gehört zu den besterhaltendsten Ausgrabungsstätten Griechenlands und wurde 449 v. Chr. im dorischen Stil erbaut. Der dorische Stil lässt sich leicht an den Abschlüssen der Kapitelle (oberes Ende der Säule) erkennen. Als „dorisch“ werden eckige Abschlüsse bezeichnet, während ionische Kapitelle mit schneckenförmigem Muster rechts und links versehen werden.

 

 

16. NEU DEHLI und seine Kultur

Bevor wir nach 9 Stunden Neu-Dehli erreichten, machen wir einen Zwischenstopp in Wien. Der Zeitunterschied beträgt 4½ Stunden und wir sind erst einmal froh, angekommen zu sein. Nach kurzer Eingewöhnung und wenig Schlaf (ca. 3 Stunden) starten wir nach dem Frühstück zu unserer ersten Besichtigungstour. Hotelbewertung "Claremont"

 

Es geht zuerst einmal zum Roten Fort. Es handelt sich dabei um eine Zitadelle des Shah Jahan (1592 - 1666). Dieser Mogulkaiser, der auch das berühmte Taj Mahal für seine Lieblingsfrau Mumtaz errichten liess, begann ca. 1639 mit dem Bau einer „siebten Stadt Dehlis" - heute eine der dichtbesiedelsten Gebiete der Welt. 90 Prozent aller Muslime Dehlis leben in diesem Stadtteil. Die Zitadelle befindet sich am Ostrand der ehemals befestigten Stadt. Man betritt das Fort durch das imposante Lahore-Tor. Über einen weiten Platz gelangt man zum Diwan-i-Am. So wurde die Halle für öffentliche Audienzen genannt. Das Fort ist relativ gut erhalten. Zur Zeit Shah Jahans gab es 6 Hauptpaläste, von denen 5 noch existieren und direkt an den Audienzbereich anschließen. (Reisetipp "Rotes Fort")

 

 

 

 

 

 

Im Harem der Lieblingsfrau Mumtaz befindet sich heute ein archäologisches Museum, das uns einen Einblick in die Mogulzeit gewährt. Bewundern Sie Shish Mahal, eine kleinen Palast, der ausschließlich mit Glas dekoriert wurde. Der Khas Mahal ist der ehemals private Palast des Shahs. Dort befinden sich die Kammern der Träume und die Kammern der Perlen. Bereiche, die der Mogulkaiser zum Meditieren nutzte. Im angrenzenden Diwan-i-Khas befindet sich die Halle für die Privataudienzen. Dort stand ein juwelenbesetzter Pfauenthron, der allerdings von persischen Eroberern abtransportiert wurde. Es schließen sich die Hamams (königliche Badehäuser) an. Wir dürfen noch die Moti Masjid Moschee bewundern, eine Perlenmoschee, die aus Marmor erbaut wurde. Bilder "Rotes Fort"

 

Nach dieser bereits sehr beeindruckenden Besichtigung unternehmen wir eine Rikscha-Fahrt  (Reisetipp "Rikscha-Fahrt") durch Neu-Dehlis Gassen. Ja, die Auswahl an Fahrern ist groß, der Zustand der Fahrzeuge unterschiedlich, die Entlohnung sehr gering. Wir haben den doppelten Preis bezahlt und hatten trotzdem kein gutes Gefühl: umgerechnet 2 Euro; 1 Euro wäre ausreichend gewesen. Die angemessene Summe erfahren sie - wie wir - von dem meist deutsch- oder englischsprechenden Reiseleiter.

 

In unserem Fall war dies Hanumant Singh, ein glücklich verheirateter, junger Mann und stolzer Vater eines Sohnes. Herr Singh betreut auch gern Individual-Touristen und wenn Sie im Internet nachschauen, lassen sich sicher Reisen mit seiner Hilfe planen. Wir können ihn nur wärmstens empfehlen. Bilder "Qutab Minar Tempel"

 

Es geht weiter zum Qutb Minar Tempel(Reisetipp "Qutab Minar") dem ersten Moslemtempel Indiens, der 1199 erbaut wurde und zu den ältesten Moscheen Indiens gehört. Auch eine Besichtigung der Verbrennungsstätte Gandhis ist ein Besuch wert und wir verharren hier voller Andacht. (Reisetipp "Verbrennungsstätte Mahatma Gandhi") Mahatma Gandhi führte 1947 völlig gewaltlos das Volk der Inder in die Unabhängigkeit. Die Briten verließen das Land und eine 90-jährige Kolonialherrschaft fand sein Ende. Bilder "Gandhi Verbrennungsstätte"

Reisetipp "Humayun Grab"

Bilder "Humayun Grab"

 

 

Am Abend nehmen wir noch an einer Niederlegung des Heiligen Buches zur Nachtruhe teil. Diese Zeremonie findet im Sikh-Tempel Gurudwara (Reisetipp "Sikh-Tempel") in Neu-Dehli statt. Die Sikhs sind eine Gruppe gläubiger Inder, die sich jedoch im Gegensatz zu den im Land lebenden Moslems und Hindus allein schon durch den Vollzug der Taufe von ihnen unterscheiden. Und nicht nur das: Diese Religion wurde 1469 n. Chr. von dem Guru Nanak im Dorf Talwandi in der Nähe des heutigen Lahore/Pakistan gegründet. Bilder "Sikh Tempel"

 

Nanak konnte schon als Kind viele religiöse Handlungen nicht begreifen und akzeptierte weder Dogmen noch Aberglaube. Seine Religion sollte nicht nur auf ein spirituelles Leben ausgerichtet sein, sondern die Gläubigen sollten auch aktiv an weltlichen und säkularen Aktivitäten teilnehmen. Ihm folgten neun heilige Männer. Der zehnte und letzte Guru Gobind Singh führte 1699 die Taufe ein. Die Heilige Schrift wurde vom fünften Guru, Arjan Dev, 1601 bis 1604 erstellt. Dieser Guru baute auch den berühmten Goldenen Tempel Amritsar. Während des 18. Jahrhunderts wurden die Sikhs von den damaligen Herrschern verfolgt. Während das Mogulreich zerfiel (die Afghanen fielen in Indien ein) nutzen die Sikhs diese Zeit, um ihr eigenes Reich zu schaffen.

 

Unter Ranjid Singh entstand ein Königreich der Sikhs, das sich etwa ein halbes Jahrhundert hielt, bis die Engländer es annektierten. Die Bevölkerung Indiens besteht nur zu 1,8% aus Sikhs. Die fünf Symbole der Sikhs sind:

Kesha - das ungeschnittene Haar unter dem Turban

Kangha - ein Kamm

Kara - ein eisernes Armband

Kachcha - eine Hose

Kupan - das Schwert

Die Sikhs glauben nicht an ein Kastensystem. Die Religion ist monotheistisch. Sie lehrt Toleranz und Brüderlichkeit allen Menschen gegenüber. Gott ist ein Gott der Gnade und nicht der Strafen. Sie lehnen Pessimismus ab und lehren Optimismus und Hoffnung. Alkohol und Tabak sind allerdings verboten. Obwohl die Ehefrau als absolut gleichberechtigt ihren Platz in der Gemeinschaft einnimmt, ist Ehebruch eine schwere Verfehlung. Witwen dürfen wieder heiraten, was bei den Hindus unmöglich ist. Die Frauen tragen keine Schleier wie Frauen von Moslems. Die Seele und den Körper rein zu halten, ist eines der Bestandteile spirituellen Wachstums. Fleiß, Reichtum und gesellschaftliche Anerkennung sind einige der Ziele, die der gläubige Sikh anstrebt.

Zeremonien begleiten einen Sikh durch sein Leben. Darunter sind

a) die Namensgebung bei der Geburt

b) Amrit (die Taufe)

c) Anand Karaj (die Hochzeit)

d) Todeszeremonie (die Verbrennung)

Man erwartet von einem Sikh, dass er jeden Tag am Morgen - noch vor dem Sonnenaufgang - aufsteht, nach einer Waschung meditiert und das auch am Abend und vor dem Schlafengehen. Hinzu kommt einmal täglich den Gurudwara (Sikh Tempel) besuchen. Den Gurudwaras sind Gemeinschaftsküchen angliedert, um an alle Besucher Essen auszugeben. Ob reich oder arm, gebildet oder Analphabet ist in diesem Fall unbedeutend. Die Küchen werden von Beiträgen gläubiger Sikhs finanziert. So versucht man soziale Gerechtigkeit zu schaffen. Der Tempel wird barfuss betreten und der Kopf ist zu bedecken. Man verbeugt sich vor der heiligen Schrift, nimmt Platz. Und nun wird aus der heiligen Schrift rezitiert. Es folgt ein Gebet. Am Ende des Gottesdienstes wird eine Süßigkeit, die aus Gries, Mehl, Zucker und Butter besteht, verteilt.

 

Das Heilige Buch wird in einer letzten Zeremonie am Abend zur Nachtruhe gelegt. Sie erkennen einen Sikhtempel an der gelben Fahne auf dem Dach des Gotteshauses, auf dem ein Khwanda, das sogenannte doppelschneidige Schwert, dargestellt wird. So können Sie einen Sikhtempel leicht von einer Moschee unterscheiden. Auch wir legen uns nieder zur Nacht, denn auch wir haben etwas Schlaf nachzuholen. Nach einem etwas spärlichen Frühstück starten wir in Richtung Kota. Kota hat etwa 700.000 Einwohner und liegt ca. 500 km südwestlich von Neu-Delhi. Nur diesmal wechseln wir vom Reisebus auf den Zug. Eine indische Zugfahrt ist ein besonderes Erlebnis. Für 500 km werden ca. 7 Stunden gebraucht. Also keine temporeiche Fahrt.

 

 

 

 

17. HAMBURG ist immer eine Reise wert!

 

 

                     Geburtstagsteller im Steigenberger Hotel

 

 

 

 

Über die Jahre ist ein sehr enges Verhältnis zu Hamburg entstanden und ich habe darüber im Teil I (Hamburg I) ausführlich berichtet. Wir wohnen in Hildesheim und können über die Autobahn diese interessante Hafenstadt in weniger als zwei Stunden erreichen. Gemeinsam feiern wir gerne besondere Geburts- und Hochzeitstage im Steigenberger Hotel (Bewertung "Steigenberger Hotel") und besuchen dann auch eine ausgesuchte Theatervorstellung.

 

Diesmal feierten wir den 55. Geburtstag (ich bin 12 Jahre älter) meiner zweiten Frau, Jutta Hartmann-Metzger. Wir kamen am frühen Freitagnachmittag des 7. Oktober 2011 in Hamburg an und suchten - wie üblich - erst einmal die Zufahrt zur Parkgarage des Steigenberger Hotels. Diesmal wurden wir aber sehr schnell fündig, da wir am Hoteleingang ein Hinweisschild sahen. Das reservierte Zimmer 201 stand noch nicht zur Verfügung. Deshalb gingen wir ins Bistro am Fleet (BAF), um etwas zu Mittag zu essen und anschließend Kaffee zu trinken. Auch das ist schon Tradition, denn auf diese Art und Weise stimmen wir uns auf "Hamburg" ein.

 

 

 

 

                             Das neue Ohnsorg-Theater

        

 

Gegen 19 Uhr 30 fuhren wir mit dem Taxi zum neuen Ohnsorg-Theater in der Nähe des Hauptbahnhofs. Es gab das Stück "En Sommernachtsdroom" (nach Shakespeare) auf Platt. Nach einer kurzen Gewöhnungszeit konnte ich den Text einigermaßen verstehen. Vielleicht hing es damit zusammen, dass ich in Dänemark (1977 bis 1980) fließend Dänisch gelernt habe. In der anschließenden Zeit in Holland (1980 bis 1984) kam dann noch Niederländisch dazu. Allerdings ist das schon einige Zeit her. Auch JUTTA hatte keine Schwierigkeiten, den Text zu verstehen und wir haben uns köstlich amüsiert (Reisetipp "Neues Ohnsorg-Theater") .

 

                               Stadtrundfahrt (rot)

                        

 

Am folgenden Samstagmorgen, den 8. Oktober 2011, war eine Stadtrundfahrt vorgesehen. Wir lösten 2 Tageskarten (ingesamt 30 Euro), so dass wir beliebig unterwegs ein- und aussteigen konnten.(Reisetipp "Stadtrundfahrt") . Der rote Doppeldeckerbus war gegen 10 Uhr am Steigenberger Hotel fast voll besetzt und wir bekamen nur im unteren Bereich einen Platz. Bei der St. Michaelis Kirche konnten wir leider nicht aussteigen, da der Parkplatz mit Bussen überfüllt war. Bilder "Stadtrundfahrt"

 

 

 

                                        Stadtrundfahrt 

 

          

Deshalb entschieden wir uns, die Kirche nach der Stadtrundfahrt zu Fuß zu besuchen (sie lag ja nicht allzuweit vom Steigenberger Hotel entfernt). Der Bus fuhr weiter durch St. Pauli und ein Begleiter erklärte uns sehr detailreich (in deutsch und englisch) über lokale Verhältnisse auf.

 

 Dies hat uns sehr gut gefallen. Bei den St. Pauli Landungsbrücken (Nr. 1 im Plan) verliessen zahlreiche Fahrgäste den Bus und wir konnten nach oben wechseln. Jutta belegte die hintere Sitzbank und ich kam nach. Was ich nicht wußte: in der rechten Ecke war das geschlossene Schiebedach des Busses undicht und es hatte hereingeregnet, so dass der Sitz in der Ecke nass war. Ich wurde zwar von Dänen etwas unverständlich in englischer Sprache gewarnt. Das war aber schon zu spät, denn ich hatte nun eine feuchten "Hosenboden". Im Laufe des Tages trocknete dieser wieder.

 

 

                                  Hotel am Hafen

 

            

 

 

 

Die Tour ging weiter zur Hafen City und wir sahen den teuren Neubau der Elb-Philharmonie.

 

 

    Elb-Philharmonie (vom Turm St. Michaelis)

 

       

 Dann erreichten wir den Hauptbahnhof (Nr. 6 im Plan). Es gab dort eine längere Pause und ich nutzte die Gelegenheit für mehrere Fotos. Dabei erkannte ich auch, wie nahe das Ohnsorg-Theater am Bahnhof lag.

 

 

 

 

                             Hauptbahnhof

 

            

An der Kunsthalle vorbei (dort wollten wir am Sonntagmorgen die "Max Liebermann - Gemäldeausstellung besichtigen) fuhren wir über die Lombard-Brücke, die die Binnen- von der Außenalster trennt.

 

 

 

                               Binnenalster

 

            

 

 

Gegen 13 Uhr kamen wir zum Rathausmarkt (Reisetipp "Rathausmarkt"). Dort verliessen wir den Bus, denn wir wollten uns am Rathaus umsehen und eine kleine Verköstigungspause einlegen.

 

 

                                                Rathaus

               

 

 

Für Jutta besonders interessant waren die Alsterarkaden. Ich fand die Schwäne im Alsterfleet am Ausgang zur Binnenalster interessanter. Bilder "Rathausmarkt"

 

 

                                             Alsterarkaden

       

 

 

 

                               Alsterfleet und Steigenberger Hotel

 

Bei den Alsterarkaden sahen wir, wie nah das Steigenberger Hotel entfernt war. Deshalb gingen wir am Alsterfleet entlang zum Hotel und von dort weiter zur St. Michaelis Kirche.

 

 Der Aufstieg zur Aussichtsplattform des Turmes war zwar mühselig, aber es hat sich gelohnt (Reisetipp "Ausblick vom Turm") . JUTTA wartete in der Kirche auf mich. Dort entdeckten wir interessante Erinnerungstafeln. Bilder "St. Michael"

 

                   Der Hamburger Hafen

 

                  Das Rathaus

 

                     

                         Gefallene in China und Afrika
 
 

 

 

         

 

Vom Turm aus entdeckten wir den Eingang zu den unterhalb gelegenen Krameramtsstuben. Dies sind kleine Wohnungen für Witwen, die im 17. Jahrhundert gebaut wurden (Reisetipp "Krameramtsstuben") . Bilder "Krameramtsstuben"

 

 

                       Krameramtsstuben

     

Nach diesen interessanten Attraktionen Hamburg's waren wir gegen 16 Uhr wieder in unserem Hotel. Wir ruhten uns etwas aus und besuchten gegen 18 Uhr das gegenüberliegende Restaurant "Ständige Vertretung". JUTTA erkannte sehr schnell das negative Flair in diesem Lokal und wollte sofort wieder gehen. Ich bat sie, doch zu bleiben. Aber dann bestätige sich wieder einmal ihr Gespür: das Essen war schlecht und die Bedienung unfreundlich und überfordert. Den Rest des Abends verbrachten an der Piano Bar im Steigenberger Hotel und vergaßen sehr schnell wieder die negativen Erfahrungen beim Abendesssen - schon aufgrund der besonderen Freundlichkeit des Bedienungspersonals.

 

                                  Max Liebermann

 

                          

                                Der Papageienmann

                                    

 
 

       

 

 

 

 

Nach dem vorzüglichen (und sehr empfehlenswerten) Frühstück in unserem Hotel gingen wir am Sonntagmorgen, den 9. Oktober 2011, an der Binnenalster vorbei und über den Ballin-Damm zur Kunsthalle. Dort erwartete uns ein kulturelles Highlight: die Max  Liebermann-Gemäldeausstellung "Wegbereiter der Moderne"(Reisetipp "Max Liebermann Ausstellung"). Es bereitete uns sehr viel Freude, die Entwicklung dieses bekannten Malers in den einzelnen Ausstellungsräumen zu verfolgen (dabei half uns auch ein Abspielgerät mit Kopfhörer). Nach zwei Stunden holten wir unser Fahrzeug mit dem Gepäck aus der Tiefgarage des Steigenberger Hotels und fuhren bei schönem Wetter und sehr entspannt zurück nach Hildesheim. Und wieder hatten wir ein wunderschönes Wochenende in Hamburg verbracht. Bilder "Max Liebermann"

 

 

 

18. PEKING - Stadt der Gegensätze

Mit unserem Bus (dieser stand uns die gesamte Zeit für die Ausflüge in Peking und Umgebung zur Verfügung) fuhren wir zu unserem Hotel in Peking, dem YONG AN Hotel (Hotelbewertung "Yong An Hotel") . Eigentlich dachten wir nun den Nachmittag zur Entspannung (Schlafen) zur Verfügung zu haben! Dem war aber nicht so, denn bereits um 14 Uhr 30 fuhren wir außerplanmässig (ursprünglich war der 4. Tag in Peking dafür vorgesehen) zum Sommerpalast, den wir in einer halben Stunde in nordwestlicher Richtung in 20 km Entfernung vom Stadtzentrum erreichten (Bilder "Sommerpalast") .

                         Schmucktor im Sommerpalast

         

 

Nun konnten wir erstmals das historische China in all seiner Pracht kennenlernen. Es war sehr beeindruckend für uns. Im Jahre 1752 hat der Kaiser Qianlong diesen beeindruckenden Sommerpalast seiner Mutter zum 60. Geburtstag geschenkt. Seit 1914 ist dieser Garten öffentlich zugänglich. (Reisetipp "Sommerpalast")

 

 

           Der kaiserliche Drachen

Jutta (sie ist gelernte Buchhändlerin und Dipl.-Sozialpädagogin) hat immer wieder versucht, mich für die amerikanische Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin, Pearl S. Buck, zu interessieren, die längere Zeit mit ihrer Missionarsfamilie in China gelebt hat. Nach unserer Rückkehr las ich voller Begeisterung ihren Roman "Das Mädchen Orchidee".

 

 Es handelt von der Kaiserinwitwe Cixi, die von 1835 bis 1908 abwechselnd im Sommer- und im Kaiserpalast in Peking gelebt hat. In jungen Jahren war sie als Konkubine an den Hof gekommen. Die Autorin nennt sie in ihrem Buch "Tsu Hsi". Erstaunlicherweise gibt es heute wieder Konkubinen in China. Die ZEIT-Korrespondentin in Peking, Angela Köckritz,  hat kürzlich darüber einen sehr interessanten Artikel "Die Rückkehr der Konkubinen" (Konkubinen) verfasst.

 

Während des 2. Opiumkrieges (1856 bis 1860) wurde der Sommerpalast von französischen und britischen Truppen völlig verwüstet. Ab 1888 ließ die Kaiserinwitwe die Anlage völlig neu bauen. Dabei veruntreute sie Mittel, die eigentlich für den Aufbau der Marine gedacht waren (deshalb das Marmorschiff am Kunming-See).

 

Nach dieser gelungenen Besichtigung, für die wir ausreichend Zeit zur Verfügung hatten (bis um 17 Uhr) und den interessanten Ausführungen unseres deutschsprechenden Reiseleiters Chen mit Begeisterung folgen konnten, meldete sich unser Hungergefühl. Deshalb fuhr Chen mit uns im Bus zu einem typischen chinesischen Restaurant, in dem das Essen auf traditionelle Art und Weise serviert wurde (später wiederholte sich das): Wir nahmen an einem runden Tisch Platz (jeweils ca. 10 Personen).

 

Auf dem Tisch befand sich eine drehbare Platte (Durchmesser ca. 1 Meter). Nach und nach wurden die warmen Gerichte in kleinen Schalen serviert (auf der Platte) und jeder nahm sich durch Drehen der runden Tafel eine kleine Portion seiner Wahl auf seinen Teller. Auf  Wunsch konnte man aus einer großen Schale in der Mitte auch Suppe als Vorspeise wählen. Eigentlich standen zum Essen nur Holzstäbchen zur Verfügung (für die Suppe gab es kleine Porzellanlöffel). Aber für die ungeschickten "Langnasen" wurden auch Gabeln gereicht.

 

Als Getränk wurde vorab erst einmal chinesischer Tee serviert. Dann erhielt jeder Gast kostenlos ein Glas Bier (Cola usw.). Wer ein weiteres Glas trinken wollte, mußte eine große Flasche Bier kaufen (zum Preise zwischen 15 und 30 Yuan - auf dem Kreuzfahrtschiff "Blue Whale"). Meistens teilten wir die Flasche untereinander auf und übernahmen wechselweise die Bezahlung. Da wir für die gesamte Rundreise Halbpension gebucht hatten (nur auf dem Kreuzfahrtschiff "Blue Whale" wurde Vollpension serviert) gab es je nach Besichtigungsverlauf ein Mittag- oder ein Abendessen. Falls das Abendessen ausfiel, kauften wir uns Obst und Getränke preisgünstig in den kleinen Geschäften, die in der Nähe unseres jeweiligen Hotels lagen. Ausgezeichnet war auch die Getränkeversorgung in unserem Reisebus: dort gab es für 10 Yuan drei kleine Flaschen gekühltes Mineralwasser.

 

Beim Aussteigen wurden wir von ärmlichen Chinesen belagert, die die leeren Flaschen einsammelten, um sie zu verwerten.Grundsätzlich sollte man in China kein Leitungswasser trinken. Deshalb hatten alle besuchten Hotels (und das Kreuzfahrtschiff) im Bad zwei Flaschen Wasser täglich für die morgendliche Toilette reserviert.

 

Nach diesem ersten Tag in Peking und den sehr interessanten Eindrücken waren wir froh, dass wir uns gegen 19 Uhr zum Schlafen ins Bett legen konnten. Nur leider war die Nacht gegen 23 Uhr 30 wieder zu Ende, denn der "Jetlag" hatte uns eingeholt. Allerdings konnten wir gegen 2 Uhr nochmals einschlafen und wurden gegen 6 Uhr von unserem Wecker aus unseren Träumen geholt. So ging es vier Nächte hintereinander, bis wir uns angepaßt hatten.

 

Am zweiten Tag in Peking standen wir relativ früh auf und waren die ersten Gäste im Frühstücksrestaurant (gegen 6 Uhr 45) - nur einige asiatische Geschäftsleute kamen bereits etwas früher. Wir konnten  uns in Ruhe orientieren und amüsierten uns köstlich über den Joghurt, zu dem die kleinen Löffel fehlten. So lernten wir, dass die Chinesen diesen mit einem kleinen Röhrchen aus dem Becher (mit einem zweiten Belüftungsloch im Alu-Deckel) saugen. Nach einigen Sprachmißverständnissen bekommen wir dann doch kleine Löffel.

 

 

 

 

                    Die Große Mauer bei Badaling

           

 

Gegen 8 Uhr startete unser Bus zu einer Besichtigung der Chinesischen Mauer (Große Mauer). Der Abschnitt der Großen Mauer bei Badaling liegt in ca. 60 km Entfernung von Peking (in nördlicher Richtung) und ist sehr leicht über die Autobahn zu erreichen. Dieses berühmte Bauwerk ist über 6.000 km lang und wurde während der Ming-Dynastie (1368 bis 1644) in der heutigen Form ausgebaut. Sie sollte Angriffe der Mongolen aus dem Norden abwehren. Es gibt zwei Möglichkeiten die Große Mauer zu besteigen: in westlicher Richtung verläuft sie sehr steil und in östlicher Richtung etwas flacher. Diesen Weg gehen auch die Chinesen. Wir wurden von zahlreichen Chinesen angesprochen, als "Langnasenmodell" für das Gruppenfoto zur Verfügung zu stehen (Bilder "Große Mauer") . (Reisetipp "Chinesische Mauer")

 

                                 Ming-Kaiser Yongle

         

Auf dem Weg zu dem anschließenden Besuch der Ming-Gräber besuchten wir das Autobahn-Restaurant "Friendship Store" bei Changping. Das Essen war ausgezeichnet und ich aß erstmals mit Stäbchen (es ging ganz gut).  Anschließend besuchten wir in der Nähe die Ming-Gräber (50 km nordwestlich von Peking). Besonders eindrucksvoll war das Changling, die letzte Ruhestätte von Kaiser Yongle (1403 bis 1424).

 

 Dieses rekonstruierte Grab ist allerdings leer. Seine Bestattungstätte ist die erste unter den Ming-Gräbern. Über einen Zeitraum von 200 Jahren wurden hier über 13 Ming-Kaiser begraben. (Reisetipp "Ming-Gräber")

 

Seit 1368 war Nanjing (Nanking) die Hauptstadt der neuen Ming-Dynastie. Der Sohn des ersten Ming-Kaisers fühlte sich in der Erbfolge übergangen als sein Neffe vorgezogen wurde.  Im Jahr 1402 besiegte er ihn und verlegte als dritter Ming-Kaiser "Yongle" die Residenz wieder nach Peking. Auf den Trümmern des ehemaligen Mongolen-Palastes ließ er die berühmte Kaiserstadt aufbauen. In 10 Jahren entstand der riesige Palast, der heute noch als "Verbotene Stadt" bezeichnet wird, und präzise in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet wurde.

 

In der Bestattungshalle mit dem großen Monument des Yongle-Kaisers fand ich einen Hinweis auf eine riesige, chinesische Flotte von 62 Schiffen mit 27.000 Mann Besatzung, die sieben Expeditionen nach Java, Sumatra, Indien, Sri Lanka, in den Persischen Golf und schließlich ins Rote Meer und nach Ostafrika durchgeführt hat. Ich dachte, der Kaiser selbst hätte diese Expeditionen geleitet. Dies war aber einer der bekanntesten Eunuchen der Ming-Dynastie, Zheng He. Er war bis zum Admiral aufgestiegen und machte sich einen Namen als Entdecker in den Jahren von 1405 bis 1433. 

 

 Danach erließ der Ming-Kaiser aus unbekannten Gründen ein Edikt gegen weitere Seefahrten und die chinesischen Schiffe verschwanden wieder von den Ozeanen.

                "Seelenweg"

           

 

 

 

          "Sphinxallee"

      

Dann fuhren wir weiter zum sogenannten Seelenweg und gingen diesen in der "verkehrten" Richtung zum Großen Roten Tor. Der heilige Weg erstreckt sich über eine Länge von 6 km, an dessen oberen Ende das Grab des Ming-Kaisers Yongle liegt. Die Steinfiguren, die den Seelenweg links und rechts säumen, erinnerten mich an die "Sphinx-Allee" von Luxor-Tempel zur Tempelanlage Karnak in Ägypten. Leider sind nur ein Teil der weiteren Ming-Gräber zugänglich. (Bilder "Ming-Gräber") 

 

 

                               "Vogelnest" im Olympic Green

          

 

Auf dem Nachhauseweg besuchten wir noch das "Vogelnest-Stadion" im Olympia-Gelände (2008). Die Chinesen sind sehr stolz auf ihr Stadion, das aussieht wie ein Vogelnest. 91.000 Zuschauer finden in dem Bauwerk Platz und über 42.000 Tonnen Stahl wurden verarbeitet. Wir konnten wir das Stadion nur aus der Nähe fotografieren. Eine Besichtigung war leider nicht möglich. (Reisetipp "Olympiastadion")

 

 

 

                      Jutta mit Sonnenhut

       

Der dritte Tag in Peking war ein ganz besonderes Ereignis, denn unser Reiseleiter Chen hatte uns darauf hingewiesen, dass wir an diesem Tag einen längeren Fußmarsch durch die "Verbotene Stadt" unternehmen würden. Dabei erlebten wir den heißesten Tag unserer gesamten China-Rundreise mit einer Temperatur von 28 grd. C.

 

 Ein älterer Teilnehmer unserer Gruppe konnte bereits im Garten des Kaiserpalastes nicht mehr weiter. Chen organisierte seinen Transport und wir trafen ihn erst später im Bus wieder. Entsprechend vorgewarnt hatten wir ausreichend Getränke in unserem roten Rucksack (mit zwei passenden Außentaschen) dabei. Im unteren Gelände des Kaiserpalastes kaufte sich Jutta als Sonnenschutz einen leichten Hut, der ihr sehr gut stand und zum Begleiter während der gesamten Reise wurde. (Reisetipp "Verbotene Stadt")

 

                           Halle der Höchsten Harmonie

        

 

Um nicht mit den zu erwartenden Menschenmengen gehen zu müssen, haben wir den Kaiserpalast in Nord-Süd-Richtung durchwandert und gewannen so einen sehr guten Eindruck.

 

Nach unserer Rückkehr nach Deutschland haben wir uns noch einmal den monumentalen Spielfilm "Der letzte Kaiser" (1988 mit 9 Oscars ausgezeichnet). Der italienische Regisseur Bernardo Bertolucci verfolgte 1987 das Schicksal des letzten chinesischen Kaisers Pu Yi in den Originalbauten des Kaiserpalastes. Wir fanden es faszinierend, auf diese Art und Weise an unsere Erlebnisse in Peking erinnert zu werden (Bilder "Kaiserpalast").

 

                           Unsere DERTOUR-Reisegruppe in Peking

      

 

Nach dem Verlassen des Kaiserpalastes durch das Südtor (mit dem Mao-Bild auf der Frontseite) gelangten wir über einen Tunnel zum bekannten Platz des Himmlischen Friedens.

 

 Dort war Zeit für ein Erinnerungsfoto unserer DERTOUR-Reisegruppe mit 27 Teilnehmern. Auf dem Platz war es sehr warm und laut (auf großen Videoleinwänden wurde chinesische Folklore gespielt). (Reisetipp "Platz des Himmlischen Friedens") Von Demonstrationen und Protesten war nichts zu erkennen (1989 kam es hier zu einem Massaker an Studenten mit Panzern). Vor dem Mao-Mausoleum konnten wir eine große Schlange von Chinesen zu beobachten, die mehrere Stunden auf den Einlass warteten. Dies war also das moderne China vor den Toren des mittelalterlichen Kaiserpalastes.

 

                                  Modernes Peking

           

 

Nach einem kurzen Fußmarsch kamen wir nach insgesamt drei Stunden (seit 9 Uhr morgens) wieder zu unserem Bus, der uns zum Mittagessen brachte. Danach stand noch der Besuch des Himmelstempels (dem Wahrzeichen Pekings) auf dem Programm.

 

                                                                                              

 

 

19. SHANGHAI ist immer noch international

Nach einer anstrengenden Bustour von Hangzhou über das interessante Fischerdorf Zhujiajiao und einem guten Abendessen mit einer kleinen Bühnenshow in Shanghai wollten meine Frau und ich eigentlich nur noch ins Hotel, um zu Entspannen (es war bereits 21 Uhr am Samstag, den 23. April 2011). Trotzdem überedete uns unser DERTOUR-Reiseleiter Mike zu einer Lichtertour durch Schanghai (Kosten 50 Yuan für die Rundfahrt und 100 Yuan für den Besuch der Aussichtsplattform des Jin Mao Towers in Pudong - 420 m Höhe). Wir nahmen nur an der Rundfahrt teil, die aber auch enttäuschend war, da mir ein entsprechendes Stativ für die Nachtaufnahmen fehlte. Wir sahen von Pudong aus die Kolonialbauten am "Bund" in einer wunderschönen Beleuchtung. Aber für die Besichtigung der nächtlichen Nanjing Road hatten wir keinen Sinn. Gegen 23 Uhr waren wir unserem Hotel (Zhongxiang Hotel Shanghai) . Am darauffolgenden Abend (Sonntag, der 24. April 2011) hätte man diese Lichtertour sehr viel entspannter durchführen können. (Reisetipp "Lichtertour")

 

 

 

                                Im Teehaus

          

 

Das Teehaus, das mitten im Teich liegt, gehörte bis ins 19. Jahrhundert zum "Garten der Zufriedenheit", dem heutigen Yu Garten. Dessen Haupttor liegt gegenüber dem Teehaus.(Reisetipp "Teehaus") Der Garten wurde 1559 als Ruhesitz eines hohen Beamten der Ming-Zeit angelegt. Danach gab es Phasen der Verwilderung, des Verfalls und Neugestaltungen. Im 19. Jhdt. im Yu-Garten ausländisches Militär stationiert. 1875 erwarben 21 Zünfte und Gilden das Gelände und richteten Versammlungsräume ein. Von 1956 bis 1961 wurde der Garten rekonstruiert und erneut hergerichtet. (Reisetipp "Yu-Garten")

 

 

 

                                             Im Yu-Garten

       

Unser Besichtigungstag, am Sonntag, den 24. April 2011, begann im Yu-Garten, der mitten in der Altstadt von Schanghai liegt. Dieser war sehr imponierend und zählt zu den eindrucksvollsten Literatengärten in Südchina. Wir besuchten gegen 10 Uhr den Garten und es waren erst wenige Touristen unterwegs. (Bilder "Yu-Garten")

 

 Die Altstadt von Shanghai bestand bereits, bevor nach dem 1. Opiumkrieg die Ausländer kamen. Von der ursprünglichen Altstadt aus der Zeit des vorrevolutionären China gibt es nur noch Reste. Das ursprüngliche Viertel in der Nähe des Alten Nordtores wurde abgerissen und durch Bauten im Stil des alten Shanghai ersetzt. Davon östlich liegt der eindrucksvolle Yu-Garten. Er wurde 1559 als Alterssitz eines hohen Beamten der Ming-Dynastie angelegt. Direkt vor dem Haupteingang findet sich das Huxington-Teehaus, das nur über die neunteilige Zickzack-Brücke zu erreichen ist. (Reisetipp "Altstadt Shanghai")

 

                              

                         Im Foto-Atelier in der Altstadt

 

     

 Jutta und mir machte der Bummel alleine durch die Altstadt von Schanghai sehr viel Spaß. Wir konnten ältere Chinesen beobachten und diese auch fotographieren. Von der Gefährlichkeit dieses Stadtteils für Ausländer war überhaupt nichts mehr zu spüren. Man lockte uns in ein Foto-Atelier. Dort entstand das Bild: "Der Mafia-Boss von Schanghai mit seiner Frau - Jutta und ich in Verkleidung". (Bilder "Altstadt")

 

Nach dem Besuch des schönen Yu-Gartens und der Altstadt (mit einer Stipp-Visite des Huxington-Teehauses) gingen wir zu Fuß zur Strandpromenade "Der BUND". Dort befinden sich zahlreiche interesante Bauten aus der Kolonialzeit. Wir trafen uns wieder vor dem Eingang des PEACE-Hotels an der Nanjing Road, die am Bund beginnt und in westlicher Richtung verläuft. Mit dem Bus fuhren wir dann weiter zum Jade-Buddha-Tempel. (Bilder "BUND").

(Reisetipp "Bund")

 

 

 

                                          Am BUND

       

 

 Einer der wenigen Tempel in Schanghai ist der Jade-Buddha-Tempel, der in der Nähe des Hauptbahnhofs im nordwestlichen Teil liegt. Der Tempel ist in seiner jetzigen Form erst in der Zeit von 1918 bis 1928 entstanden. Seine Geschichte reicht nur bis 1880 zurück. Zu dieser Zeit brachte ein chinesischer Mönch aus Birma (heute: Miramar) zwei Jadebuddhas mit.

 

 Gläubige Geldgeber stifteten den Tempel für diese schönen Steinfiguren. Das üppige, vergoldete Figurenprogramm im Tempel ist ein weiterer Hinweis auf den Reichtum der Stadt. Mit einem Trick überstanden diese religiösen Bilder die Kulturrevolution (1966 bis 1969): Die Mönche klebten Mao-Bildnisse über die zweiflügligen Tore. Bei gewaltsamer Öffnung hätte man Mao zerrissen. (Reisetipp "Jade Buddha Tempel")

 

                                         Die Jade-Buddha-Figur

         

 

Die nächste Station unserer sonntäglichen (am 24. April 2011) Besichtigungstour war der eindrucksvolle Jade-Tempel.

 

Zum ersten Mal fielen uns in der Umgebung einer Tempelanlage zahlreiche Bettler (Mutter mit behinderten Kind auf dem Arm, Kinder, Männer und Frauen) auf. Es war nicht einfach, sich ihrer zu erwehren. Auch in der Tempelanlage wurden wir von einem "Offiziellen" (im Anzug) gebeten, eine spezielle Ausstellung im 1. Stock zu besuchen, die aber letztendlich in einen Verkaufsladen führte. Sofort machten meine Frau und ich kehrt. Während des gesamten Besuches dieses Tempels hat uns ein unangenehmes Gefühl (zum erstenmal auf unserer Rundreise) nicht verlassen. (Bilder "Jade-Buddha-Tempel")

                                         Nanjing Road

             

 

Nach dem Besuch des Jade-Buddha-Klosters gab uns unser DERTOUR-Reiseleiter Mike 2 Stunden Zeit für einen "Einkaufsbummel" in der Fußgängerzone der berühmten Nanjing Road. Für die entsprechend teueren Waren hatten wir keinen Bedarf - zumal wir uns bereits auf der bisherigen CHINA-Rundreise interessante Dinge gekauft hatten. Wir nutzten die Gelegenheit, am People's Suare chinesische Familien zu beobachten. Dann entdeckten wir eine "Bimmelbahn" mit der Aufschrift "CITY Tour" (Preis 2 Yuan p.P.). Wir dachten an eine Stadtrundfahrt - dagegen fuhr sie nur die Fußgängerzone rauf und runter. Nach 2 Runden stiegen wir aus. Bei McDonalds bestellten wir uns eine Cola und entdeckten an der Wand ein großes Foto vom kolonialen Schanghai. Es war ein sehr interessanter Nachmittag, der uns fast nichts gekostet hat! (Bilder "Nanjing Road")

(Reisetipp "Nanjing Road")

 

 

 

                        Ankunft des TRANSRAPID

       

 Die Fahrt mit dem Transrapid (chinesisch: Maglev) war schon sehr beeindruckend: in 8 Minuten legte er die 31 km von der U-Bahn-Station der Linie 2 (im Stadtteil PUDONG) bis zum PUDONG international Airport zurück und erreichte eine Geschwindigkeit von 420 km/h.

 

 Sehr viel mühseliger war unsere Anfahrt am Montagmorgen, den 25. April 2011, per Bus von unserem Hotel, das gegenüber dem Hauptbahnof (im Norden von Schanghai) lag. Mit unserem Gepäck mussten uns beim Umsteigen nicht bemühen. Dies wurde getrennt vom Hotel bis zum Flughafen transportiert. Wenn man die U-Bahn (Linie 2) benutzt, ist dies eine vorzügliche Möglichkeit, die zahlreichen Staus zu umgehen. (Bilder "TRANSRAPID")

(Reisetipp "Transrapid")

 

Der Transrapid von Schanghai benötigt für die 30 km lange Strecke bis zum Internationalen Pudong-Flughafen 7 Minuten und 18 Sekunden. Nach 3½ Minuten erreicht er die Betriebsgeschwindigkeit von 430 km/h erreicht. Diese wird für 50 Sekunden gehalten und dann Verzögerungsphase eingeletet. Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf dieser Strecke beträgt 247 km/h. Der Transrapid verkehrt auf der Strecke täglich über 14 Stunden und kann pro Fahrt bis zu 440 Passagiere transportieren. Im Durchschnitt wurden (Stand Ende 2007) täglich rund 7.500 Passagiere befördert. Eine einfache Fahrt 2. Klasse kostet 50 Yuan (ca. 5,50 Euro), bei Vorlage eines gültigen Flugscheins 40 Yuan (ca. 4,40 Euro). Das ist der 10-fache Preis einer innerstädtischen U-Bahn-Fahrt über 5-7 Stationen oder der 2,5-fache Preis des Flughafenbusses, welcher die Innenstadt direkt mit dem Flughafen Pudong verbindet. Allerdings ist der Zeitvorteil und Komfort entscheidend.

 

Die Strecke ist nach Medienberichten wegen zu geringer Auslastung defizitär. Welt Online nannte am 20. Januar 2009 unter Berufung auf China Business Journal einen Verlust der Betreiber von mindestens 100 Millionen Euro bis Ende 2007 und eine Auslastung von unter 20 Prozent. Dies bestätigt auch meine Meinung, dass es sich um ein reines Prestigeobjakt handelt. Für uns war die Fahrt mit dem TRANSRAPID der interessante Abschluß einer spannenden Rundreise durch CHINA (11. April bis 25. April 2011), auf der wir ca. 4.000 km mit Bus, Bahn, Schiff, Flugzeug und schließlich mit dem TRANSRAPID zurückgelegt haben.

 

                                                                                        

 

20. AGADIR nach dem Erdbeben

Obwohl wir mit einer sehr positiven Urlaubsstimmung und bei schönem Sommerwetter in Agadir ankamen, hatten wir überraschenderweise am Anfang Schwierigkeiten, uns in diesem moslemischen Kulturkreis zurechtzufinden. Es fing beim Transfer vom Flughafen zum Hotel damit an, dass der Fahrer unseres Busses unseren bekannten "Agadir Beach Club" nicht finden konnte, und wir so eine kostenlose Stadtrundfahrt präsentiert bekamen (allerdings ohne Erklärungen). In unserem schönen Hotel bot man uns erst einmal den traditionellen marokkanischen Tee an, geleitete uns in einen separaten Raum, gab uns dann Papiere, die wir sehr akkurat mit unseren persönlichen Informationen ausfüllen mussten. Erst dann erhielten wir die Zimmerschlüssel - fernab von der Hotelrezeption.

 

Auch der erste Erkundungsgang in das sehr moderne und internationale Stadtzentrum war eine große Enttäuschung: Wir suchten eigentlich nur einem Supermarkt, in dem wir Getränke und Obst kaufen konnten. Aber es fanden sich weit und breit keine Märkte bzw. waren bis 15 Uhr geschlossen. Das irritierte uns sehr - obwohl ich mich auf Französisch verständlich machen konnte und wir offensichtlich immer fehlgeleitet wurden. Deshalb entschlossen wir uns erst einmal zu einem Mittagessen vor einem kleinen Lokal in der Nähe des Vogelparkes (beim Place Bijaouane). Wir erfreuten uns an dem gegrillten Fisch und tranken dazu Bier bzw. Rosewein. Das Ganze kostete 20 Euro (ein passabler Preis).

 

Nachdem wir durch den Vogelpark nach oben gingen, entdeckte ich rechterhand den Einkaufsmarkt "Miniprix" (diesen hatte ich bereits am Morgen während der "Stadtrundfahrt" mit unserem Transferbus bemerkt). Dort konnten wir die gewünschten Getränke kaufen. Unser Rotwein war allerdings unbezahlbar: 58 Euro - ein Missverständnis. Nach Obst mussten wir weiter suchen! Dies fanden wir in den "Kellergewölben" des Marche Central, das sich neben dem Miniprix befindet. Nach diesem Frust hatten wir keine Lust zu weiteren Unternehmungen und wir zogen uns zur Entspannung auf unser Hotelzimmer zurück.

 

 

 

Ladenpassage in Hotelnähe

 

 

          

 

 Am folgenden Tag galt die Devise: "Neues Spiel - neues Glück". Wir hatten von der sehr hilfreichen Dame an der Hotel-Information erfahren, dass man recht preiswert mit dem Taxi (20 Dirham bzw. ca. 2 Euro) zu einem sehr großen Supermarkt "Marjane" fahren könnte. Dort würde man alles bekommen - neben Getränken und Obst auch Kleidung und Schuhe. Letzteres (Badehose, Shorts und Sandalen) konnten wir dort sehr preisgünstig kaufen. Auf dem Rückweg mit dem Taxi zum Hotel entdeckte ich in der Nähe eine Ladenpassage. (Reisetipp "Ladenpassage") Sie lag rechterhand vom Hotel (am Tag vorher waren wir linkerhand ins Stadtzentrum gegangen) und war nach einem Fußmarsch von 10 Minuten leicht zu erreichen.

 

                               Supermarkt in Hotelnähe

             

 Dies war nun das Abenteuer des 3. Tages: Die Erkundung der entdeckten Ladenpassage. Jutta fand ein sehr schönes, landestypisches Strandkleid, das sie auf 400 Dirham (ca. 40 Euro) herunterhandeln konnte. Und dort fanden wir auch den kleinen Supermarkt, der alle unsere Wünsche befriedigen konnte (das Obst nahmen wir nach dem Mittagessen vom Buffet mit). Allerdings hatte dieser Markt eine längere Mittagspause bis 16 Uhr. (Fotos "Ladenpassage")

 

Erfreulicherweise verlief die Erkundung unserer sehr weitläufigen Hotelanlage "Agadir Beach Club" von Anfang an sehr viel stressfreier und wir fanden sehr schnell einem gemütlichen Platz am Swimming Pool auf einem Liegestuhl mit einer Matte und - auf Wunsch - auch einem Sonnenschirm (dies war nach 11 Uhr sehr sinnvoll). Weniger angenehm war das Schwimmbecken, das leider nicht tief genug war, um gut schwimmen zu können. Trotzdem fand ich für meine obligatorische Hotelbewertung den repräsentativen Titel "Erholung im Blumenparadies" (mit Freude las ich von dem "HolidayCheck Award 2012", mit dem das "Agadir Beach Club" als einem der 99 besten Hotels der Welt ausgezeichnet wurde). Hotelbewertung "Agadir Beach Club"

 

 

 

 

Agadir Beach Club

                   

 Das Arrangement des Gebäudekomplexes in Ringform mit der herrlichen Gartenanlage (Fotos "Blumenparadies") ergab eine Oase der Stille (Fotos "Agadir Beach Club") im lauten und geschäftigen Agadir. Wir genossen die Zeit vormittags am Swimming-Pool und zogen uns nach dem ausgezeichneten Mittags-Buffet (ab 12 Uhr 30) zur Siesta auf unser Zimmer zurück.

 

 Nach der Enttäuschung am ersten Tag konnten wir auch an den folgenden Tagen dem internationalen Agadir, das sich mit seinen zahlreichen Hotels auf die Touristen aus Europa eingestellt hat, keinen Reiz abgewinnen. Dies hängt auch mit dem besonderen Schicksal Agadirs zusammen: Am 29. Februar 1960 erlebten die Bewohner ein folgenreiches Erdbeben (das Epizentrum lag unter der Medina). Innerhalb von 15 Sekunden stürzten vier Fünftel aller Häuser ein und 15.000 Menschen (von 50.000) fanden den Tod. Man verlor nicht den Mut und baute mit internationaler Hilfe das neue, moderne Agadir auf. Deshalb fühlt man sich nun in Agadir wie in einem südfranzösischen Badeort. Das arabische Flair lernten wir später bei unseren Ausflügen nach Essaouira und Taroudannt kennen.

 

                                     Der Strand von Agadir

             

Der wunderschöne Badestrand (10 km Länge und bis zu 200 m Breite) ist sicherlich die besondere Attraktion des modernen Agadirs. Auf der Rückseite unseres "Agadir Beach Club Hotels" befand sich eine Tür, durch die man sehr leicht über die Strandpromenade zum herrlichen  Sandstrand gelangen konnte. (Reisetipp "Badestrand") Durch diese Tür "schmuggelten" wir auch unbeobachtet Getränke ins Hotel - obwohl es offiziell nicht erlaubt war. Die Tür zum Strand wurde jeden Abend um 19 Uhr 30 verschlossen. (Fotos "Badestrand")

 

                           Hotel-Strandbar mit Liegestühlen

              

 

Direkt gegenüber des Hotels befand sich eine Strandbar mit zahlreichen Liegestühlen  und Sonnenschirmen. Wer es wollte, konnte dort den ganzen Tag verbringen. Wir zogen längere Strandspaziergänge vor, wuschen uns sie Füsse und bezogen wieder unsere Liegestühle am Pool bzw. zogen uns auf unser Zimmer zurück. Dort fühlten wir uns wohler und völlig unbelästigt von den "Fliegenden Händlern".

 

             Der Hafen von Agadir (im Hintergrund)

           

Während unserer Strandspaziergange in Richtung Agadir-Stadtmitte konnte man sehr gut die Hafenanlagen am oberen Ende des Strandes erkennen. Bei unserem Tagesausflug nach Essaouira fuhren wir oberhalb am Hafen (Reisetipp "Fischereihafen Agadir") vorbei und es gelangen mir sehr schöne Aufnahmen. Fotos "Fischereihafen"

 

21. ESSOUIRA - die alte Festung der Portugiesen

Dieser Bus-Ausflug an der Atlantikküste nach Essaouira (am Montag, den 20. April 2012) in nördlicher Richtung gestaltete sich zu einer regelrechten Zeitreise in die Vergangenheit der marokkanischen Bewohner. Aber alles der Reihe nach! Hinter Agadir begann eine atemberaubende Felsenküste mit schäumenden Wellen. (Fotos "Atlantikküste") Bei Tarhazout entdeckten wir vor dem "Paradis-Plaga" begeisterte Surfer, die diese phantastischen Wellen faszinierten. Dieses Interesse lässt die Regierung - genauer das Tourismus- Ministerium - nicht ruhen. Sie plant dort stilvolle Unterkünfte mit max. 16.000 Betten ("Vision 2010"). (Reisetipp "Rundreise")

 

 

 

 

                              Bananenplantage bei Tamri

            

Beim Cap Rhir (mit dem Leuchtturm auf 361 m Höhe) entfernten wir uns von der Küste und fuhren landeinwärts. Auf der P 8 ging es dann in nördlicher Richtung bis kurz vor Essaouira. Obwohl wir auch durch fruchtbare Täler kamen (in denen sich größere Bananenplantagen befanden), passierten wir eine ähnlich karge Landschaft wie ich sie vor mehr als 40 Jahren in den Anden erlebt habe. (BILDBAND "Argentinien")

 

 

 

 

                          Ziegenherde

 

 

 

Wir empfanden es als einen regelrechten Kulturschock, im bequemen Reisebus durch eine Landschaft zu fuhren, in denen sich die Menschen wie vor Hunderten von Jahren auf Eseln und Dromedaren in einem gemächlichen Tempo fortbewegten. Und obwohl die Sonne sehr intensiv scheint, konnten wir fast nirgendwo Solaranlagen auf den Dächern erkennen. Was uns allerdings überraschte, waren Häuser, die wieder abgerissen werden mussten (die Reste lagen noch herum), da sie nicht den strengen Erdbebenvorschriften in Marokko entsprachen. (Fotos "Zeitreise")

 

 

 

                          Cooperative Marjana

             

Nach einer kurzen Pause in Tamanar fuhren wir weiter bis zur Cooperative  Marjana, wo man uns die mühselige Herstellung des wertvollen Argane-Öles demonstrierte. Marokkanische Frauen sassen auf dem Boden und knackten mühselig mit Steinen die Nüsse, um dann mit einer uralten Steinmühle das teure Öl zu gewinnen. (Reisetipp "Fertigung von Argane-Öl") Jutta und ich hatten so unsere Zweifel, ob das wirklich das angewendete Produktionsverfahren ist (in China hatten wir eine Schleiferei für Edelsteine erlebt, wo man nur arbeitete, wenn Touristen anwesend waren). (Fotos "Argane-Öl Fertigung")

 

ERGÄNZUNG: In einem GOOGLE+ - Beitrag aus Agadir/Marokko erhielt ich folgende Zusatzinformationern zur Cooperative Marjana:

 

"Good morning sir,

We are an agricultural cooperative for the production of Argan oil and its derivatives

Our product holds a certificate of quality European

Certificate of quality organic

Certificate Products Staff

Look for business partners in Morocco and abroad

Of communication you can contact us on

00212 528 887 013"

(Beitrag "Argane Öl")

 

 

 

 

Metzgerei in der Altstadt von Essaouira

              

Nach einer Fahrtzeit von insgesamt 4 h (ab Agadir) kamen wir gegen 11 Uhr 30 in der Stadt Essaouira, die uns wegen seiner traditionell islamischen Atmosphäre empfohlen wurde, an. Unübersehbar war das ehemalige portugiesische Kastell am Hafen. Aber meine Frau und ich wollten uns erst einmal alleine in der Altstadt (hinter den massiven Festungsmauern) umsehen. (Reisetipp "Essaouira") Deshalb trennten wir uns von der Reisegruppe, die wir erst zum Abfahrttermin um 15 Uhr 30 nach Agadir wiedersahen. 

 

 

                  Das Minarett der Moschee

        

 Wir waren sehr beindruckt von dieser Stadt, die Muhammed Ben Abdallah Mitte des 18. Jahrhunderts von einem gefangenen französischen Ingenieur, namens Cornut, bauen ließ. So entstand eine Altstadt mit geraden Strassen und nicht wie in Marokko üblich als Irrgarten mit krummen Sackgassen. (Fotos "Altstadt Essaouira")

 

                         Das Restaurant "La Cantina"

              

Allerdings waren wir erst auf der Suche nach einem kleineren, sauberen Restaurant, da wir zu Mittag essen wollten. Völlig überraschend fanden wir das englischgeführte Restaurant "La Cantina". Die Chilli-Burger und der selbstgemachte Kuchen schmeckten vorzüglich und die freundlichen Engländerinnen waren über unsere Begeisterung sicherlich erfreut. (Reisetipp "Restaurant "La Cantina")

 

Nach diesem vorzüglichen Essen begaben wir uns auf die Suche nach Fotomotiven. Bei den interessanten Strassen und Gebäuden war das kein Problem. Schwierig gestalteten sich die Aufnahmen der Marokkaner. Es war uns bekannt, dass in Essaouria der moslemische Glaube  noch viel traditioneller gelebt werden würde als im internationalen Agadir. Entsprechend fotoscheu waren die verhüllten Marokkanerinnen. Diese reagierten teilweise sogar empört, wenn sie fotographiert wurden. Aber Jutta hatte eine "glückliche Hand", etwas weniger Hemmungen  und es gelangen ihr sehr bemerkenswerte Aufnahmen (ohne dass ihr der Fotoapparat aus der Hand gerissen wurde wie im "Tal der Könige" bei Luxor 2003 in Ägypten - erst gegen eine Bezahlung von 50 Euro bei dem Wachpersonal der Königsgräber bekam sie ihn ohne Film wieder zurück). (Fotos "Menschen in Essaouira")

 

 

                    Das portugiesische Kastell

            

Nach diesen spannenden Erlebnissen in der Altstadt wanderten wir zum Fischereihafen. Unübersehbar war das imposante Kastell, das die  Portugiesen im Jahre 1506 bauten, um ihr wirtschaftliches Interesse an der nordafrikanischen Küste zu demonstrieren. Alles sieht noch so aus, als ob es erst  gestern verlassen worden wäre. Selbst die grossen Kanonen befinden sich noch in Gefechtsposition.

 

 

                           Place Moulay Hassan

              

Nach den vielen Eindrücken am Fischereihafen setzten wir uns am "Place Moulay Hassan" auf eine Bank und liessen die Menschen an uns vorüberziehen (wir hatten noch mehr als 2 Stunden Zeit bis zur Abfahrt) . Nun fühlten wir uns auch in traditionellen Marokko angekommen - was  uns im internationalen Agadir einfach nicht möglich war.

 

 Wir freuten uns bereits auf unseren zweiten Ausflug in die ehemalige Karawanserei mit dem Sklavenmarkt, Taroudannt. Ohne große Schwierigkeiten kamen wir gegen 19 Uhr wieder nach Agadir (Entferung ca. 220 km) zurück. Ein lohnendes Abenteuer mit vielen Eindrücken hatten wir hinter uns.

 

22. CADIZ - die älteste Stadt Europas

 

                          CADIZ am Morgen

 

Auf dem Weg nach Cadiz verlief es umgekehrt, denn die Regenwolken verflogen langsam und die Sonne schien über die gesamte Zeit.  Da hatten wir also richtiges Glück. Cadiz hat ca. 124.000 Einwohner und ist die älteste Stadt in Europas. Die Stadt liegt auf einer Landzunge, die in den Golf von Cadiz hineinragt. Sie wurde vor 3000 Jahren von den Phöniziern gegründet und diese nannten den Handelsplatz Gadir. Nach einer langen Blütezeit verlor Cadiz im 5. Jahrhundert nach der Zerstörung durch die Westgoten seine Bedeutung.

 

Mit der Entdeckung Nord- und Südamerikas im 15. Jahrhundert wurde Cadiz der bedeutende Hafen der Silberflotte, die die Schätze aus den Kolonien nach Spanien brachte. Die Hafenstadt gelangte dadurch zu bedeutendem Reichtum, den man auch heute noch an den Prachtbauten in der Altstadt erkennen kann. Im Jahre 1812 wurde in Cadiz die erste spanische - liberal orientierte - Verfassung veröffentlicht.

 

Im Rahmen der TUI Premium-Tour erschlossen wir uns in einer Gruppe von 11 Teilnehmern und dem TUI-Reiseleiter HUGO diese interessante Vergangenheit zu Fuß auf dem Weg durch die Altstadt. Oberhalb des Stadtstrandes "Playa de la Caleta" stiegen wir aus unserem TUI-Bus und konnten den Naturhafen mit den Festungen "Castillo de Santa Catalina" und "Castillo de San Sebastian" sehen, in dem die Silberschiffe aus den spanischen Kolonien landeten.

 

 

 

                Der Naturhafen "Puerta de la Caleta"

             

Zuerst besichtigten wir den Stadtpark "Parque Genoves" von Cadiz.(Reisetipp "Stadtpark") Eine besondere Attraktion ist hier der Drachenbaum, der sich sonst nur auf den Kanarischen Insel findet.  Bemerkenswert ist auch die breite Allee im Park, die von weißen Bänken gesäumt ist.

 

 

                                Der Drachenbaum

           

 

                    

                           

                                    Die Allee

 

Sie wurde so konzipiert, dass zwei Kutschen aneinander ohne Mühen vorbeifahren konnten. Auch damals galt schon das Prinzip: "Sehen und gesehen werden". Der Park entstand im 19. Jahrhundert als der "Paseo del Perejil" verbreitert wurde. Freigelassene Papageien treiben in den Baumspitzen ihr lustiges Spiel.

 

                                 Ein Papagei

               

 

             

 

 

 

 

 

               Das tönere Krokodil als Spielzeug

 

Eine Überraschung ist das Krokodil aus Ton (?), das reglos im Wasser liegt und von den Enten gerne als Spielzeug benutzt wird (eine Harmonie, die es in der Natur nicht gibt). Bilder "Stadtpark"

 

 

            Blick von der Altstadt zur See (nach Westen)

          

Unsere Wanderung durch die Altstadt (Reisetipp: "Altstadt") ging weiter  zu den zahlreichen interessanten Plätzen (spanisch: "Plaza"). Am Plaza de San Antonio befindet sich die Kirche San Antonio. Sie wurde im 17. Jahrhundert gebaut und war damals der Hauptsitz der Jesuiten in Cadiz. Am Plaza Libertad, der gegenüber dem Plaza de las Flores (Blumenmarkt) liegt, machte es unser Reiseleiter Hugo sehr spannend und liess uns einige Zeit warten, bis wir den Mercado Central (Zentralmarkt) besichtigen konnten. Bilder "Altstadt"

 

                             Kirche San Antonio

          

 

Es hat sich wirklich gelohnt: Für einen Fisch-Liebhaber ein richtiges Paradies. (Reisetipp "Mercado Central") Über Thunfisch, Muränen und kleinen Haien fanden sich dort alle denkbaren Fischsorten.

 

 Aber auch leckere Würste (Chorrizos) wurden angeboten. Und HUGO verwöhnte uns mit Probierstücken. Wir waren so begeistert, dass wir einige Proben mit nach Hause nach Deutschland nahmen - wo sie allerdings geschmacklich unseren Vorstellungen nicht mehr entsprachen. Bilder "Mercado Central"

 

                    Mercado Central (Katzenhai)

              

Neben dem Mercado Central befand sich die Post (Correo). Wir hatten beschriebene Postkarten dabei, für die wir uns Briefmarken besorgen mußten, die wir aber nirgendwo bekamen.

 

 Ich schilderte HUGO mein Problem und er sagte mir, dass wir auf unserer Altstadt-Wanderung an der Post vorbeikommen würden. In der Post wäre es aber notwendig, Nummern zu ziehen, die dann aufgerufen werden würden. Nach dem Besuch des interessanten Zentral-Marktes hatten wir vor der Besteigung des Turmes der Kathedrale zwei Stunden Zeit zur freien Verfügung. Ich ging dann zur Post und alles klappte hervorragend.

 

Die Pause an der Plaza de la Catedral haben wir sehr genossen. Bei einer Tasse Kaffee beobachteten wir das Treiben auf diesem sehr belebten Platz. Ein Akkordeon-Spieler kamen an unseren Tisch und bat um eine kleine Spende. Eine buntgekleidete Afrikanerin war engagiert damit beschäftigt, Kleidungsstücke aus einem großen Beutel an Touristen zu verkaufen.

 

 

 

                  Akkordeon-Spieler


 

                             Bunte Verkäuferin

                 

 

 

 
 

Da wir noch etwas Zeit hatten, gingen wir zum Campo del Sur (Reisetipp "Campo del Sur") auf der Rückseite der Kathedrale. Es ist imposant, dort die Wellen zu beobachten, die aus dem Atlantik kommen und von dem gewaltigen Bollwerk am Campo del Sur gebrochen werden.

 

Andrerseits ist der Campo del Sur ein beliebte Seepromenade. Bilder "Campo del Sur"

 

 

 

                                Campo del Sur

                 

Auf die Besteigung des Turmes der Kathedrale (Reisetipp "Kathedrale Cadiz") waren wir schon sehr gespannt. HUGO hatte uns vorab erzählt, dass sich in der Kathedrale keine Treppenstufen befänden. Da damals Arbeitstiere für den Lastentransport beim Bau verwendet wurden, gab es für diese nur einen serpentinenartigen Weg nach oben. Dabei beliess man es. Für uns stellte diese Form des Aufstieges auf 63 m Höhe eine gewaltige Erleichterung dar. Der Ausblick bei relativ klarem Wetter war phantastisch. Im Hafen lag gerade das Kreuzfahrtschiff COSTA FORTUNA vor Anker. Bilder "Ausblick von der Kathedrale"

 

                         Plaza de la Catedral

                    

 

                Kreuzfahrtschiff COSTA FORTUNA

              

An der Kathedrale wurde über  einen längeren Zeitraum gebaut. Man begann mit der Kathedrale 1722. Die Sakristei und die Türme (von den wir den rechten bestiegen)  wurden 1853 beendet. Durch die lange Bauzeit kam es zu einer Vermischung unterschiedlicher Baustile in Form von barocken und klassistischen Elementen. Nach der Turmbesteigung besichtigten wir noch das "Casa del Obispo Yacimiento Arqueologico". Dies ist ein Museum, das neben der Kathedrale liegt, und in dem Ausgrabungen bis zurück in die Bronzezeit von oben zu betrachten sind (man bewegt sich auf durchsichtigen Platten).

 

 

                          Unterirdische Mauer

               

 

 

 

 

 

Da kein Blitzlicht benutzt werden durfte, war es etwas schwierig, gute Aufnahmen ohne Stativ zu bekommen. Nach diesen äußerst interessanten Eindrücken von der Kulturgeschichte bei unserer Wanderung durch die Altstadt von Cadiz, fand die letzte Etappe mit der kurzen Bewunderung des Rathauses auf dem Weg zum TUI-Bus den schönen Abschluss. Da wir uns in Richtung Hafen bewegten, sahen wir auch noch einmal das Kreuzfahrtschiff COSTA FORTUNA aus der Nähe.

 

 

 

                            Kreuzfahrtschiff COSTA FORTUNA

           

 

 

 

 

 

23. AMSTERDAM und das Goldene Zeitalter

 

                  Segelschiff Amsterdam (Nachbau)

                  

 Am 30. April 2013 herrschte in Amsterdam sonniges Wetter mit böigem Wind, der vom Meer kam. An diesem Tag fand der Thronwechsel statt. Königin Beatrix übergab die Krone ihrem Sohn, Willem-Alexander.

 

Diese feierlichen Veranstaltungen konnte ich den ganzen Tag im Fernsehen mitverfolgen und fühlte mich dabei an unser eindrucksvolles Wochenende (21. bis 24. Februar 2013) erinnert.

 

Wir pflegen unsere Hochzeitstage (20. Februar bzw. 5. Juni) immer woanders zu verbringen. (Das Selketal und Schloss Falkenstein) Diesmal hatte meine zweite Frau, Jutta Hartmann-Metzger, Amsterdam gewählt, um dort "Denkmale" an das "Goldene Zeitalter" zu besichtigen. Nach der  Vertreibung der Spanier (1577) schickten Amsterdamer Kaufleute 1595 vier Segelschiffe zu einer Erkundungsfahrt nach Ostindien. Dies war der Beginn des Südostasien-Handels und der Kolonisierung.

 

Im Jahr 1602 erfolgte die Gründung der "Verenigde Oost-Indische Compagnie" (VOC), die bis 1796 das Handelsmonopol für Südostasien innehatte. Über den Handel gelangten die Amsterdamer zu einem unglaublichen Reichtum und dies war der Beginn des "Goldenen Zeitalters". Der Hafen von Amsterdam expandierte zu einem der größten der Welt.

 

Im Zuge der notwendigen Stadterweiterung wurde 1612 mit dem Bau des Dreigrachtengürtels aus Heren-, Keizers- und Prinsengracht begonnen. Dort entstanden Bürgerhäuser, die wir im Rahmen unserer Kanalrundfahrt (am Freitag, den 22. Februar 2013) von außen besichtigen konnten.

 

 

1622 hatte Amsterdam 105.000 Einwohner. Mit dem Westfälischen Frieden in Münster wurde 1648 die Unabhängigkeit der Niederlande von den Spaniern besiegelt. In demselben Jahr begannen die Amsterdamer mit dem Bau des Neuen Rathauses. Dafür war es erforderlich, über 13 659 Baumstämme in den Schwemmsand beim Dam zu rammen.

 

 

                   Das Koninklejk Paleis (früher Rathaus)

               

1935 gelangte das Gebäude in staatlichen Besitz. Heute heißt es "Koninklijk Paleis" und wird von der Königin Beatrix zu repräsentativen Empfängen benutzt. Nach der offiziellen Veranstaltung des Thronwechsels, am 30. April 2013, zeigten sich Prinzessin Beatrix und der neue König Willem-Alexander mit den Familienmitgliedern auf dem Balkon, um sich von dem anwesenden Volk bejubeln zu lassen.

 

 

Während des "Goldenen Zeitalters" gab es sehr bekannte niederländische Maler. Der Berühmteste unter ihnen war Rembrandt van Rijn (1606 bis 1669), der 1631 nach Amsterdam gezogen war und in der Westerkerk beigesetzt wurde. (Rembrandt van Rijn)

 

                              Selbstbildnis mit Palette 1665

           

Im Rijksmuseum, das 1876 gebaut wurde, befindet sich eine umfangreiche Rembrandt-Ausstellung. Leider wird das Museum seit 2003 umgebaut. Deshalb befinden sich die berühmten Maler und weitere Ausstellungsgegenstände (des "Goldenen Zeitalters") im südlichen Gebäudeteil (genannt Philips-Flügel nach einem namhaften Sponsor). Am 12. April 2013 fand nun die offizielle Wiederöffnung durch Königin Beatrix statt - rechtzeitig vor dem Thronwechsel, denn alle Gäste wurden zum Abendessen in das Rijksmuseum eingeladen.

 

Nachdem ich nun interessante Aspekte des "Goldenen Zeitalters" in Amsterdam beschrieben habe, möchte ich auch einiges über unsere Anreise veröffentlichen. Wegen der unsicheren Wetterlage (im Februar) hatten wir die Anreise mit dem Zug gewählt (Europa Special: Gesamtpreis mit Reservierung 2. Klasse 135,50 Euro). Wir starteten um 8 Uhr 30 in Hildesheim, stiegen in Hannover in den IC 148 (von Berlin) um und waren pünktlich um 15 Uhr in Amsterdam am Hauptbahnhof. (Bilder "Hauptbahnhof")

 

Da sich unser reserviertes Mövenpick-Hotel ganz in der Nähe befand, wählten wir den Weg zu Fuß. Wegen der zahlreichen Baustellen gestaltete sich dies mit unserem Rollkoffer etwas schwierig. Im Hotel erfuhren wir von dem Shuttle-Bus, den wir telefonisch hätten bestellen können. (Reisetipp "Shuttle-Bus")

 

 

 

                             Mövenpick Hotel Amsterdam

                 

Das Einchecken im Hotel verlief problemlos und von unserem Zimmer auf der 6. Etage (Zimmer 628) hatten wir einen wunderbaren Ausblick über den Hafen. Als Fotograf machte es mir eine große Freude, die verschiedenen Stimmungen über den Tagesablauf aufnehmen zu können. (Bilder "Schiffsverkehr")

 

 

                      Abendstimmung (vom Hotelzimmer)

               

 

 

 

Das Hotel gefiel uns sehr gut. Das Frühstück war sehr reichlich und das Abendessen in der gehobenen Preisklasse in einer angenehmen Atmosphäre (das richtige Ambiente für unseren Hochzeitstag) sehr angenehm. Hotelbewertung "Mövenpick Hotel Am Freitag, den 22. Februar 2013, war der Himmel strahlendblau- ideales Wetter für die Kanalrundfahrt (Reisetipp "Kanalrundfahrt").

 

 Der Hotelmitarbeiter, Daniel Vermeer, informierte uns sehr ausführlich über die zahlreichen touristischen Möglichkeiten. Er empfahl uns eine Tageskarte für die Kanalrundfahrt (20,- Euro p. Person). So konnten wir fortlaufend ein- und aussteigen und in die verschiedenen Linien (grün, rot und blau) überwechseln.

 

                    Unser Boot beim Hotel

               

Telefonisch informierte Daniel den Kapitän des Bootes "Rembrandt", dass wir auf der gegenüberliegenden Seite vom Mövenpick Hotel einsteigen wollten. Alles klappte vorzüglich und wir brauchten nicht lange zu warten. (Bilder "Kanalrundfahrt I") Das Boot "Rembrandt" gehörte zur blauen Linie.

 

                                       Hausboote

                                     

Für uns war es erst entscheidend, mit dem Boot zum Rijksmuseum zu gelangen, denn dort wollten wir später die Rembrandt-Ausstellung besichtigen. Die Fahrt durch die Kanäle bis dorthin dauerte ca. 1 Stunde. Nun wußten wir, wo das Rijksmusem lag und wir setzten unsere Fahrt mit dem blauen Boot fort (also eine vollständige Rundtour). (Bilder "Kanalrundfahrt II")

 

Die Besichtigung der Rembrandt-Ausstellung (als Provisorium im Philips-Flügel) war sehr beeindruckend und vermittelte einen sehr guten Eindruck über die Meisterschaft dieses weltberühmten Künstlers des "Goldenen Zeitalters" in Amsterdam. Auch die anderen Ausstellungsgegenstände aus dieser Zeit im Rijksmuseum (Reisetipp "Rijksmuseum") verdeutlichten den Wohlstand der Bürger Amsterdams, der aus dem internationalen Handel resultierte.

 

 

                         Liköre in der Bols-Bar

               

 

 Daniel Vermeer hatte uns den Besuch des Bols-Museums (House of Bols) in der Nähe des Museums empfohlen. (Reisetipp "House of Bols") Es gab unterschiedliche Räume. Im ersten konnte der Geruch der unterschiedlichen Liköre gestestet werden. Spannend war die Bols-Cocktailbar. Im Eintrittspreis enthalten war ein Cocktail, den man auswählen konnte. Zum Abschluss kauften wir uns noch einen exquisiten Genever ("Bols Corenwyn"), der nach einem aromatischen Cognac schmeckte. (Bilder "House of Bols")

 

Wir wechselten nach diesen interessanten Besichtigungen von der blauen zur roten und am Hauptbahnhof (Centraal Station) in die grüne Linie, um damit auch die anderen Bereiche des Kanalsystemes kennenzulernen. Mit dem Boot war geplant, gegen 17 Uhr in die Nähe der Koningsstraat zu gelangen, denn dort befand sich das Thai-Restaurant, in dem wir um 17 Uhr 30 zwei Sitzplätze reserviert hatten.

 

Dies ging reichlich daneben, da man uns an Bord falsch über die Gültigkeit des Fahrplanes informiert hatte. Wir wurden viel zu früh, bereits beim Amsterdam-Haus "rausgeworfen". Nach einigen Versuchen gelangten wir über den "Nieuwmarkt" zu unserem Restaurant. Dort servierte man uns ein mehrgängiges Menue in einem sehr beengten Raum. (Reisetipp "Thai-Restaurant") Da wir genug von unserer Suchaktion hatten und nicht zu Fuß zum Hotel zurückwollten, nahmen wir uns ein Taxi.

 

                    Betrieb auf dem DAMRAK

                

 Für den Samstag, den 23. Februar 2013, war die Besichtigung der Nieuwe Kerk und des Koninklijk Paleis beim Dam geplant. Die Ausstellung Madame Tussaud fanden wir zu teuer. Wir fuhren nach dem ausgiebigen Frühstück mit dem Shuttle Bus des Hotels erst einmal zum Hauptbahnhof. Über die Geschäftsstrasse "Damrak" gingen wir zu Fuss zum Dam. (Reisetipp "Damrak") Erstaunlich war der Betrieb auf dem Damrak - schließlich war Samstag. (Bilder "Damrak")

 

             Indianer-Ausstellung in der Nieuwe Kerk

              

 Sehr enttäuscht waren wir von der Nieuwe Kerk (Neue Kirche - wo am 30. April 2013 der Thronwechsel zelebriert wurde). Dort befand sich im Innenraum eine "Indianer-Ausstellung" (Reisetipp "Nieuwe Kerk") und der Eintritt sollte 15 Euro p.P. kosten. Am Informationsstand wurden ältere Videofilme kostenlos gezeigt. So konnten wir uns sehr gut über die Veranstaltungen des Königshauses informieren. (Bilder "Nieuwe Kerk")

 

                                   Im Bürgersaal

        

 Ganz anders zeigte sich der Besuch des Koninklijk Paleis (dem urspünglichen Rathaus). Die Pracht in diesem Gebäude war überwältigend und den Reichtum der Amsterdamer Bürger im "Goldenen Zeitalter" konnte man sehr gut nachvollziehen. (Reisetipp "Koninklijk Palais") Sehr hilfreich war das Informationssystem mit Kopfhörer, das an den entsprechenden Stationen abgefragt werden konnte. (Bilder "Koninklijk Paleis")

 

                             Empire-Zimmer

               

 

 Im Jahre 1808 machte Louis Napoleon (dem Bruder von Napoleon Bonaparte) das damalige Rathaus zu seiner Residenz und liess es mit Empire-Möbel ausstatten, die heute noch vorhanden sind. Den Balkon, auf dem sich gerne die Königliche Familie zeigt (wie z. B. beim Thronwechsel am 30. April 2013) stammt ebenfalls vom französischen Statthalter. Allerdings hängte er zwei Jahre später seine "Krone wieder an den Nagel" und verließ Amsterdam, da er mit der verheerenden Politik seines Bruders nicht einverstanden war.

 

Nach diesen tollen Eindrücken fiel uns wieder das leibliche Wohl ein und wir wollten deshalb in einen Supermarkt in der Nähe gehen. Nach einigem Suchen entdeckten wir "Albert Hejn" und wurden dort fündig. (Supermarkt "Albert Hejn")  Wir fanden ausgezeichneten holländischen Käse, den wir mit nach Hause brachten. Dazu gibt es eine kleine Geschichte: Bei der Abreise hatte JUTTA diesen Käse im Kühlschrank des Hotelzimmers vergessen. Da sie keine Schlüsselkarte mehr hatte, meldete sie sich bei der Rezeption. Dort hörte sie dann, wie ein Kollege instruiert wurde "Madame hebt de kaas op de kaamer vergeten!" Kurz danach hatte sie den vergessenen Käse wieder in ihren Händen.

 

 

                         Magazijn De Bijenkorf

              

 Sonntag, der 24. Februar 2013, war der Rückreisetag. Es war kälter geworden und teilweise fiel auch Schnee. Diesmal wollten wir vor der Abreise das "Magazijn De Bijenkorf" am Dam besuchen.

(Reisetipp "Magazijn De Bijenkorf") Dieses Kaufhaus ist sehr teuer und JUTTA kaufte sich als Souvenier ein bunten Schal. Zum Abschluss begaben wir uns noch in das eindrucksvolle Dach-Restaurant. (Bilder "Bijenkorf")

 

Gegen 14 Uhr gingen wir zu Fuß zum Hotel zurück und um 16 Uhr brachte uns der Shuttle-Bus mit unserem Gepäck zum Hauptbahnhof. Die planmässige Abfahrtszeit unseres IC 241 (Amsterdam - Berlin) war 17 Uhr 02. Im Bahnhof erreichte uns die Ansage, dass der Zug 25 min Verspätung hätte. Dies war sehr unangenehm, denn es war sehr kalt und es fehlte ein beheizter Wartebereich an diesem Bahnsteig.

 

Weiterhin war bei diesem Zug im Wagen 5 der Strom und damit auch die Heizung ausgefallen. Die entsprechenden Passagiere wurden gebeten, in die Wagen 8 und 9 (ohne Reservierung) zu wechseln. Zu guter Letzt gab es keinen Speisewagen, da das deutsche Personal in Deutschland geblieben war.

 

Am letzten Ort OLDENZAAL vor der Grenze nach Deutschland mussten wir längere Zeit warten, da die Niederländer (Spoorwegen) falsche Formulare nach Deutschland geschickt hatten. Um die Wartezeit zu überbrücken, gestattete man uns in Oldenzaal auszusteigen, um eine Zigarette zu rauchen (wir hatten aber keinen Bedarf). Wir würden rechtzeitig vor der Abfahrt informiert werden. In Bad Bentheim (dem ersten Halt in Deutschland) lag die Verspätung bei einer Stunde!

 

Ursprünglich sollten wir in Hannover um 21 Uhr 18 ankommen. Durch die Verspätung waren wir erst um 22 Uhr 25 in Hannover. So mussten wir um 23 Uhr 19 die letzte S-Bahn nach Hildesheim nehmen und waren dort kurz vor 24 Uhr, wo wir mit dem Taxi nach Hause fuhren. Im Hauptbahnhof Hannover besorgte sich JUTTA die Formulare "Fahrgastrechte", denn wir wollten eine Kostenerstattung für die Verspätung beantragen. Wir hatten bereits entsprechende Erfahrungen während unser Rückreise von CHINA (vom Flughafen Frankfurt nach Hildesheim - am Ostermontag 2011) gewonnen. (Reisebericht "CHINA") Als Erstattung erhielten wir 14,50 Euro. Das Taxi wurde diesmal nicht berücksichtigt.

 

 

 

 

 

 

 

24. PRETORIA - die Stadt der Buren

Nach diesen geschichtlichen Hintergrundinformationen war es spannend, sich als interessierter Tourist ein Bild über die Situation im "Herzen Südafrika's" zu machen. Wir fuhren deshalb ohne Pause vom Flughafen Johannesburg, wo wir gegen 7 Uhr 30 (nach einem entspannten Nachtflug) ankamen, mit dem Bus nach Pretoria (Entfernung ca. 65 km). Es war Frühlingszeit, was man an den zahlreichen, blühenden Jacaranda-Bäumen vor dem Rathaus und weiteren Plätzen in der Stadt erkennen konnte. (Reisetipp "Jacaranda-Bäume in Pretoria")

 

 

 

               Jacaranda-Bäume vor dem Union Building

             

 

Eine weitere Station unserer Besichtigungstour war das Union Buildings, das auf einer Anhöhe liegt, und in der Zeit vom Juli bis Dezember als Regierungssitz dient (die restliche Zeit tagen die Abgeordneten in Kapstadt). Das komplexe Gebäude entstand 1910 bis 1913 und hat eine Länge von über 275 m. 1994 wurde hier Nelson Mandela als der erste schwarze Präsident der Republik Südafrika vereidigt.

 

 Vor dem Union Buildings überraschte uns die große Statue von Nelson Mandela. Die Verehrung für den am 5. Dezember 2013 im Alter von 95 Jahren verstorbenen ersten Präsidenten der Republik Südafrika (ohne Apartheid) ist im ganzen Land immer noch allgegenwärtig. Dies soll die über 9 m hohe Statue ausdrücken, die umgerechnet 560.000 Euro gekostet hat und am 16. Dezember 2013 (dem Versöhnungstag) eingeweiht wurde. (Reisetipp "Statue Nelson Mandela") Sie ausgestreckten Arme der Nelson Mandela Statue sollen eine Aufforderung an das südafrikanische Volk sein, sich zur "Regenbogen-Nation" zu vereinigen (Bilder "Nelson Mandela Statue").

 

                   Nelson Mandela Statue in Pretoria

                 

 

 

 Nachdem ich später auf der Rundreise durch Südafrika die große Armut in den Townships kennengelernt, einiges über die hohe Arbeitslosigkeit unter den Farbigen erfuhr und wir von der Reiseleitung immerwieder vor den Kriminellen in Durban und Kapstadt (insbesondere nachts) gewarnt wurden, fragte ich mich, was Nelson Mandela für die Menschen in Südafrika erreicht hat? Genaugenommen recht wenig! Er lebte vom Nimbus seiner 27-jährigen Inhaftierung als Gefangener der südafrikanischen Regierung. Nach seiner Freilassung 1990 ließ er sich auf seinen weltweiten Reisen feiern. Schließlich wurde er 1993 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Der US-Präsident Barack Obama hat ihn 2009 bekommen. Aber haben sich beide wirklich um den Frieden in der Welt verdient gemacht?

 

Nach meiner Rückkehr nach Deutschland hat mich Thema "Nelson Mandela" weiterhin interessiert (da ich darüber auch schreiben wollte). Und ich fand nun auch einige kritische Betrachtungen, die mich in meinem Eindruck bestärkten. Besonders interessant fand ich den Artikel von Andreas Müller "Die dunkle Seite von Nelson Mandela" im Feuerbringer-Magazin. Irgendwie hat für mich die Verehrung  von Nelson Mandela etwas Verdrängendes, denn ursprünglich war er ein ANC-Terrorist, der im Rahmen des Rivonia-Prozesses (Oktober 63 bis Juni 64) in Pretoria zum Tode verurteilt weden sollte.

 

 Nur seine eindringliche Rede, die vom bewaffneten Kampf für die Gleichbehandlung und gegen die repressiven Gesetze handelte, rettete ihm und seinen Mitgefangenen das Leben. Am 12. Juni 1964 wurden die verbliebenen acht Angeklagten zu lebenslanger Haft verurteilt.

 

 

 

 

 

 

 

 

25. DURBAN und seine Strände

Durbans sechs Kilometer langer Sandstrand, "Golden Mile" genannt, ist zweifellos die größte Attraktion der Stadt. Bedingt durch das warme, subtropische Klima ist Baden im Indischen Ozean ganzjährig möglich. Die Strände sind zudem gut bewacht und mit Hainetzen gesichert. Als wir abends nach der längeren Busfahrt vom St.-Lucia-See in Durban ankamen war es bereits dunkel, sodass eine Strandbesichtigung nicht mehr möglich war. Dies wäre auch nicht empfehlenswert gewesen, da man uns vor kriminellen Elementen gewarnt hat, die sich überall in Durban herumschlichen.

 

Wir freuten uns auf das Raya Balmoral Hotel (Bewertung) und wurden überrascht, denn es ist zwar in die Jahre gekommen und hat sicherlich bessere Tage gesehen, aber die zahlreichen, farbigen Frauen in ihren bunten Kleidern waren in diesem Hotel eine Augenweide. Wir haben später erfahren, dass die Farbigen es nach der Aufhebung der Apartheid (1994) genießen, sich frei an diesen Plätzen zu bewegen, die ihnen vorher verwehrt waren. Diese Gruppe kam aus einem kleinen, abgelegenen Dorf und befanden sich gewissermaßen auf einem "Betriebsausflug". Unser farbiger Busfahrer kannte eine Teilnehmerinnen dieser Gesellschaft. Meine Frau, Jutta Hartmann-Metzger, war so begeistert, dass sie die älteren Damen um die die Erlaubnis bat, sie nach dem Frühstück fotografieren zu dürfen. (Bilder: "Gäste im Raya Hotel Balmoral")

 

 

        Freundliche Gäste im Raya Hotel Balmoral

 

Noch etwas war anders in diesem besonderen Hotel: Unsere Koffer wurden auf unser Zimmer gebracht während wir im Restaurant unser Abendessen einnahmen und uns dort für die farbigen Hotelgäste interessierten, die uns während  unserer Rundreise erstmals in einem unserer Übernachtungshotels begegneten. Sonst mussten wir immer auf unsere Koffer im Hotelzimmer warten und den Empfang gewissermaßen mit einem "Trinkgeld" quittieren. Dies ist zwar die persönlichere und sicherere Lösung, die aber auch viel Zeit in Anspruch nehmen kann.

 

 

            Surfer im Indischen Ozean (Durban)

 

Bei Tageslicht konnten am folgenden Morgen den berühmten Sandstrand ("Golden Mile") erkennen. Obwohl das Wetter sehr stürmisch war und es teilweise auch regnete, entschlossen wir uns zu einem einstündigen Spaziergang entlang der Strandpromenade. Es hat sich gelohnt, denn wir sahen stürmische Wellen , die vereinzelte Surfer herausforderten. Aber auch fleißige, farbige Jugendliche beobachten, die die Wasserbecken der Spaßbäder (die ebenfalls zur "Goldenen Meile" gehören) reinigten. (Reisetipp: "Strandpromenade von Durban")

 

 

      Farbiges Reinigungspersonal für die Spaßbäder

 

Eine größere Gruppe Farbiger in blauen Arbeitsanzügen war dabei, Schäden an der Uferpromenade zur Strandseite hin auszubessern. Es ist schon überraschend, wie diese Menschen, die noch vor mehr als 20 Jahren unter der Apartheid litten, sich vorbildlich in das Arbeitsleben integriert haben. (Bilder: "Strandpromenade von Durban"

 

 


                      Farbige Arbeiter bei Ausbesserungsarbeiten

 

Durban (früher Port Natal) ist eine wichtige Stadt am Indischen Ozean an der Ostküste Südafrikas. Mit über 3,4 Millionen Einwohnern nach der Volkszählung von 2011 ist der Großraum von Durban die größte Stadt der Provinz KwaZulu-Natal und nach Johannesburg und Kapstadt die drittgrößte Stadt der Regenbogen-Nation. Durban selbst hatte im Jahre 2011 595.061 Einwohner. Diese Metropole ist eine bedeutende Industrie- und Hafenstadt mit dem größten Hafen Afrikas und  wegen des subtropischen Klimas ein vielbesuchtes Urlaubszentrum des Landes KwaZulu-Natal.

 

 Nun wieder zurück zu unseren touristischen Interessen in Durban: Gegen 9 Uhr startete die Stadtrundfahrt mit unserem Reisebus - nachdem unser Reisegepäck sicher verladen war, denn wir flogen am Nachmittag über Johannesburg nach Kapstadt. Entlang Durban's "Golden Mile" ging es erst einmal zum berühmten Hafen und von dort zur historischen City Hall. (Bilder: "Stadtrundfahrt")

 

 

                       Eingang zur City Hall

 

Das Rathaus von Durban wurde 1910 fertiggestellt und zeigt ein schönes Beispiel der neobarocken Architektur. Das aktuelle Rathaus ist eigentlich das zweite Gebäude in Durban zu diesem Zweck, als das erste Rathaus wurde von der Post übernommen, das nicht weit entfernt ist. In den späten 1880er Jahren wuchs Durban sehr stark und es wurde beschlossen, dass die Stadt ein größeres Rathaus benötigt. 1903 kündigte der Stadtrat an, neue Entwurfsvorlagen für das Rathaus entgegenzunehmen. Der gewählte Entwurf stammt vom Architekten Stanley G. Hudson, der vom Rathaus in Belfast (Nordirland) inspiriert wurde. Der Bau wurde 1910 fertig gestellt und wurde zu seiner Zeit wegen seinem "sehr kühnen und progressiven Design" als vorbildlich betrachtet.

 

Das Äußere verfügt über eine Kuppel und eine Reihe von Statuen, die die Künste, Musik, Literatur, Handel und Industrie darstellen sollen. Im Inneren der Halle werden polierte Holzböden, komplizierte Glasmalereien, schmiedeeiserne Balustraden, Marmorsäulen und verzierte Bögen gezeigt. Es gibt drei große Räume hinter der Fassade, die als Standorte für die städtischen Kammern, die Kunstgalerie und Bibliothek, sowie das Auditorium verwendet werden.

 

                       Turm der City Hall

 

Im zweiten Stock des Gebäudes befindet sich die Durban Art Gallery, in der eine beeindruckende Sammlung internationaler und südafrikanischer Kunst zu sehen ist. Das Naturwissenschaftliche Museum ist auch im Gebäude untergebracht und zeigt eine einzigartige Vielfalt an Stofftieren, Vögeln, Reptilien und Insekten, sowie ein Dodo-Skelett und Südafrikas einzige alte ägyptische Mumie.

 

Gegenüber dem Haupteingang der City Hall befindet sich ein großer Platz mit mehreren Denkmälern. Darunter fiel mir insbesondere  das eindrucksvolle Monument für Jan Christiaan Smuts auf. Ein Jahr später las ich das Buch ("Tod am Kap" von Martin Bossenbroek) und diese südafrikanischen Persönlichkeit fiel mir erneut auf. 

 

 

                   Denkmal für Jan Christiaan Smuts

 

Jan Christiaan Smuts (geb. am 24. Mai 1870 in Bovenplatz bei Riebeek West in der Kapkolonie und gestorben am 11. September 1950 in Irene bei Pretoria) war ein südafrikanischer Staatsmann, Philosoph, burischer General und britischer Feldmarschall. Von 1919 bis 1924 und von 1939 bis 1948 stand  er als Premierminister der Spitze der Südafrikanischen Union.

 

 

      Seilbahn zum Dach des Moses Mabhida Stadions

 

 

Die nächste Station unserer Stadtrundfahrt war das Moses Mabhida Stadion. Auf Wunsch man auch mit der Seilbahn auf das Dach des Stadions fahren und von dort den herrlichen Ausblick über die Stadt genießen (dieses Vergnügen ist aber nicht kostenlos). Es ist an dieser Stelle sicher ganz sinnvoll, sich mit dem Namensgeber des Stadions zu befassen, denn er stand während der Apartheid als Farbiger auf der anderen, gefährlicheren Seite.

 

 

Denkmal Moses Mbheki Mnacane Mabhida vor dem Stadion

 

Moses Mbheki Mnacane Mabhida (geb. am 14. Oktober 1923 in Thornville bei Pietermaritzburg; gest. am 8. März 1986 in Maputo) war ein südafrikanischer Gewerkschaftsführer und Oppositionspolitiker. Mabhida war der Sohn armer Eltern, die von ihrem Land vertrieben wurden. Aufgrund der finanziellen Lage der Familie besuchte er die Schule bis zur 9. Klasse und begann 1942 als Kellner und in einer Manufaktur zu arbeiten.

 

Über seinen Vater hatte er früh Kontakt zu sozialistischen Idealen, sodass er 1942 der Communist Party of South Africa beitrat. Wegen des Verbots vieler Gewerkschaften zwischen 1952 und 1953 ging Mabhiba in den Untergrund und widmete sich vollständig der Arbeit für die Gewerkschaft. In den folgenden Jahren organisierte er die Arbeiterschaft in Natal und baute er den South African Congress of Trade Unions (SACTU) mit auf, zu dessen erstem Vizepräsidenten er 1955 gewählt wurde.

 

Seit Mitte der 1950er arbeitete er auch als Sekretär des ANC in Pietermaritzburg, wo er in engem Kontakt zu Albert John Luthuli stand. Nach der Ausrufung des Ausnahmezustandes nach dem Sharpeville-Massaker 1960 wurde Mabhida ins Ausland geschickt. Bis 1963 repräsentierte er den ANC in Prag und organisierte internationale Protestkundgebungen mit dem Weltgewerkschaftsbund. Aufgrund seiner Wahl in den geschäftsführenden Vorstand des ANC im Oktober 1962 überzeugte Oliver Tambo ihn, nach Südafrika zurückzukehren und beim Aufbau des Umkhonto we Sizwe ("Speer der Nation") mitzuwirken.

 

Nach einer militärischen Ausbildung wurde Mabhida Politoffizier für neue Rekruten, später Kommandeur des Umkhonto. 1969 wurde Mabhida wieder in den geschäftsführenden Vorstand gewählt, darüber hinaus in den Revolutionsrat und den Politisch-Militärischen Rat des ANC. Er baute den Sicherheits- und Geheimdienst des ANC auf und wurde 1979 Mitglied der Politisch-Militärischen Strategiekommission und Generalsekretär der Kommunistischen Partei.

 

 

Erinnerungstafel beim Moses Mabhida Stadion 

 

Mabhiba war zu dieser Zeit Anhänger des Marxismus-Leninismus und der Sowjetunion. In den Folgejahren lernte er bei seinen Reisen durch Afrika Samora Machel, den Anführer der Frelimo kennen, mit dem ihn bis zu seinem Lebensende eine enge Freundschaft verband. Bei einem Aufenthalt in Havanna 1985 erlitt er einen Infarkt; nach einer Krankheit verstarb Mabhida 1986 im Maputo, wo er auch begraben wurde. Die Trauerrede hielt Samora Machel. 2006 wurde der Leichnam von einer Delegation der Provinz KwaZulu-Natal nach Südafrika übergeführt und am 2. Dezember 2006 in Slangspruit bei Pietermaritzburg in Anwesenheit des damaligen Präsidenten Thabo Mbeki begraben.

 

 

             Frauengruppe beim Moses Mabhida Stadion

 

Dass die Farbigen sich vor über 20 Jahren von den Fesseln der Apartheid befreien konnten, haben sie auch den ANC-Helden Moses Mabhida und Nelson Mandela zu verdanken. Deshalb war es für uns eine besondere Freude, farbige Frauengruppen zu entdecken, die ihre neugewonnene Freiheit genossen. (Bilder"Farbige beim Ausflug")

 

 Bei diesen interessanten Eindrücken war es Mittagszeit geworden und wir begaben uns zum  King Shaka International Airport in La Mercy (außerhalb von Durban), um nach Johannesburg zu fliegen. Wir mußten uns von unserem liebgewonnenen, farbigen Busfahrer und unserer tüchtigen Reiseleiterin Margot (in Kapstadt empfing uns ihre Kollegin Brigitte von Reisebetreuung "African Eagle") verabschieden, den sie fuhren mit dem Reisebus zurück nach Johannesburg.

 

 

 

 

26. KAPSTADT - die Stadt mit den vielen Eindrücken

 

 

Über das Mißgeschick, das uns am freien Sonntagvormittag (vor der Stadtrundfahrt) in Kapstadt passierte, habe ich bereits in meinem 2. Teil  Von Johannesburg zum Kruger Nationalpark in Südafrika berichtet. Ich habe hier noch einmal den entsprechenden Abschnitt übernommen: Am Tag vor der Rückreise benötigten wir einen kleineren Betrag als Trinkgeld für die Reiseleitung in südafrikanischer Währung. Mit einem mulmigen Gefühl und einem farbigen Mitarbeiter des Capedonian Hotels in Kapstadt begaben wir uns zum Geldautomaten der Mercantile Bank auf der gegenüberliegenden Seite.Wir wollten 350 Rand abheben. Es kam kein Geld - nur ein Beleg über den abgebrochenen Vorgang. Die EC-Karte blieb im Automaten. Jutta ging sofort zum Hotel, um dort unter großem Aufwand die Karte in Deutschland sperren zu lassen. Ich blieb beim Automaten, um sicherzugehen, dass niemand unsere Karte entfernte. In der Zwischenzeit hatte sich eine größere Gruppe von über 10 Farbigen diskutierend vor dem Automaten versammelt. Nach einiger Zeit kam Jutta mit der Information zurück, dass unsere Karten in Deutschland gesperrt seien.

 

Am darauffolgenden Montag gingen wir sofort um 9 Uhr zur Mercantile Bank, um unsere verschwundene EC-Karte zu reklamieren. Von der Bank-Mitarbeiterin bekamen wir sofort unsere Karte zurück - allerdings im zerstörten Zustand in zahlreichen kleinen Teilen. Schon am Morgen bei der Öffnung des Automaten wurde dies aus Sicherheitsgründen durchgeführt. Warum wurde nun die Karte einbehalten? Unsere EC-Karte war keine Mastercard, sondern dem Maestro-System angeschlossen. Dies wurde vom Bankautomaten nicht akzeptiert. Warum er die Karte nicht sofort wieder zurückgab, blieb uns ein Rätsel. In Deutschland erhielten wir innerhalb einer Woche kostenlos neue EC-Karten  - allerdings mit neuen Pin-Nummern. Somit hatte die ganze (unnötige) Aufregung doch noch zu einem guten Ende geführt.

 

 

 

 

Der Signal Hill hat nur eine Höhe von 350 m. Dies reichte aber aus, ihn als Zeitball für die Schiffe im Hafen zu nutzen. Mit diesem Signal wurde die Mittagszeit (Greenwich-Zeit: 13 Uhr Kapstädter Zeit) angezeigt, mit der die Schiffschronometer genau überprüft werden konnten. Nach dieser Methode wurde bis 1934 verfahren. (Reisetipp: "Signal Hill")

 

 

                     Besucher auf dem Signal Hill

 

Wir fuhren mit unserem Reisebus von unserem Capetonian Hotel  im Rahmen unserer Stadtrundfahrt auf den Hügel, stiegen aus und wanderten um den Signal Hill herum. Der leere Bus fuhr voraus. In der Ferne konnten wir Robben Island sehen. Auf dieser Insel war Nelson Mandela über 18 Jahre mit weiteren ANC-Freiheitskämpfern eingekerkert worden. Sehr schön war auch die Sicht auf das Stadion und die V&A Waterfront. Dort hatten wir bereits im Restaurant Balducci  ausgezeichnet zu Abend gegessen. Unterhalb des Signal Hill lag das bunte Malaienviertel. Das war die nächste Station unserer Stadtrundfahrt. (Pictures: "Signal Hill")

  

 

 Das Malaienviertel (Bo-Kaap) mit den bunten Häusern konnten wir bereits vom Signal Hill (der 1. Station unserer Stadtrundfahrt) sehen. Ab 1780 siedelten sich im Bo-Kaap, dem ältesten Stadtviertel von Kapstadt, ehemalige asiatische Sklaven und Gefangene, die sogenannten Kap-Muslimen, an. (Reisetipp: "Malaienviertel") Wir gingen zu Fuß durch diese bunte Häuservielfalt und gewannen einen ersten Eindruck vom Leben dieser Asiaten in der heutigen Zeit. (Pictures "Malaienviertel")

                 

                         South African Museum

 

Letzte Station unserer Stadtrundfahrt in Kapstadt war am Nachmittag der Company's Garden. Am oberen Ende des Company's Garden liegt das sehr interessante südafrikanische Museum  mit Hinweisen auf die ersten archäologischen Funde in Südafrika, Skelette von großen Wirbeltieren und als Besonderheit: ein "Erinnerungsraum" an Nelson Mandela. Dies war der letzte Hinweis (von mehreren) auf den verstorbenen Helden Südafrika's auf unserer zweiwöchigen Rundreise. (Reisetipp "Südafrikanisches Museum")

 

 

 

                Denkmal im Company's Garden

 

Der Stadtpark heißt eigentlich Company's Garden. Er war ursprünglich Bestandteil des berühmten Gemüsegartens von Jan van Riebeeck und wurde bereits in Verbindungs mit der Gründung Kapstadt's 1652 erwähnt. Dieser diente anfangs zur Versorgung der Einwohner und vor allem auch der holländischen Besatzungen der VOC-Schiffe (Vereenigde Oostindische Compagnie). (Reisetipp: "Company's Garden") Die Schiffe auf den Weg nach Indien oder wieder zurück nach Europa wurden in Kapstadt mit frischen Lebensmitteln versorgt. In Park befinden sich zahlreiche Denkmäler, wie das von Cecil Rhodes (1853 - 1902), dem Initiator der geichnamigen Stiftung für Studenten. (Pictures: "Company's Garden")

 

 

                            Das Tuynhuys

 

Wir verließen den Park, um das Tuynhuys (Gartenhaus), den Sitz des südafrikanischen Präsidenten von außen zu besichtigen. Dorthin wurde Nelson Mandela 1989 mehrmals aus dem Victor-Vester-Gefängnis in Paarl ins Tuynhuys gebracht, um mit dem Präsidenten Botha zu verhandeln. Botha verkündete 1992 das Ende der Apartheid. Die letzte Station unserer Wanderung war das Parlamentsgebäude, das 1884 errichtet wurde. Hier tagt in den Sommermonaten das Parlament und im Winter in Pretoria.

 

 

                 Schöne Erinnerung: Auf dem Tafelberg

 

Wir waren schon gespannt auf die Abschiedsfeier, die am Abend im GOLD Restaurant in Kapstadt stattfinden sollte. Und wurden nicht enttäuscht: es gab ein ausgezeichnetes, afrikanisches Essen und dazu Folklore-Veranstaltungen auf der Bühne. Wir fühlten uns während der gesamten Rundreise (6. Oktober bis 19. Oktober 2015) durch den deutschen  Reiseveranstalter "Berge & Meer" und den Veranstalter vor Ort "African Eagle" - repräsentiert durch die Reiseleiterinnen Margot und Brigitte - hervorragend betreut:

 

                      Auf Wiedersehen in Afrika!

 

 

27. WIEN mit dem Fiaker

 

 

                     Blick auf die Hofburg

 

Diese Reise zeichnete sich durch zahlreiche Schwierigkeiten im Vorfeld aus. Wir wollten am Sonntag, den 24. April 2016 nach Wien fliegen und am Mittwoch darauf wieder zu Hause sein. Am Freitagabend erfuhren wir in den lokalen TV-Nachrichten, dass infolge von Gleisbauarbeiten auf der Strecke bei Hannover die Fahrpläne geändert werden und teilweise auch Züge ausfüllen würden.

 

Diese Variante mit dem Zug war uns nun zu unsicher und wir entschlossen uns kurzfristig, mit unserem Wagen von Hildesheim zum Flughafen Hannover zu fahren. Den passenden Parkplatz haben wir online reserviert. Aber auch diese Variante hatte ihre Tücken, denn am Sonntagnachmittag  kam US-Präsident Obama am Flughafen an und die Zufahrtsstraße war vorübergehend gesperrt. Als wir etwas später zum Flughafen kamen, waren die Absperrungen bereits wieder aufgehoben und wir gelangten problemlos zum überdachten Parkplatz 7 und von dort mit dem Bus zum Terminal C. Beim späteren Abflug nach Wien sahen wir den geparkten Präsidenten-Jumbo vor dem Terminal-Bereich.

 

Mit AIR BERLIN landeten wir gegen 18 Uhr 30 wohlbehalten in Wien. Bis zu unserem Hotel mussten wir ins Stadtzentrum fahren. Als besonders attraktiv wurde der City Airport Train CAT für 12 Euro p.P. im Flughafengebäude angepriesen. Dieser fuhr allerdings nur bis Wien Mitte (Landstraße) und es musste für die U-Bahn U4 noch zusätzlich 2,20 Euro p.P. gelöst werden. Mit der S-Bahn S7 und der gleichen U-Bahn U4 kostete die Fahrt vom Flughafen bis Pilgramgasse 4x2,20 entsprechend 8,80 Euro für 2 Personen. Dies bedeutete eine Ersparnis von 19,60 Euro. Dasselbe galt für die Rückreise am Mittwoch. Von der U-Bahnstation Pilgramgasse führte ein kurzer Fußweg bis zum Hotel.

 

Das gebuchte Penta Hotel ("Bewertung") war zuerst einmal eine große Enttäuschung. Die Räume waren sehr dunkel und unser Zimmer unterm Dach sehr klein und die Geräusche in der Nacht kaum zu ertragen. Wir beschwerten uns am folgenden Morgen und bekamen nun nach dem kleinen Zimmer 507 das sehr viel größere Zimmer 322 in einer ruhigeren Lage. In Kapstadt (Südafrika), wo wir uns im Oktober 2015 befanden, ist uns mit dem Zimmer im "Capetonian Hotel" etwas ähnliches passiert.

 

Am Montag wollten wir uns die Wiener Innenstadt erwandern. Durch das Studium des interessanten Buches über Metternich wußte ich einiges von Wien zur Zeit des Wiener Kongresses (1814 bis 1815) und der Hofburg. Auch das Schloss Schönbrunn spielte damals eine wichtige Rolle, da dort der siegreiche Napoleon übernachtete.

 

 

                   Jutta auf dem Naschmarkt

 

Unsere erste Station war der Naschmarkt (B), der nicht allzweit von unserem Penta Hotel (A) lag. 1916 wurde der Naschmarkt angelegt. (Reisetipp: "Naschmarkt") Dazu wurde die heutige U-Bahn Nr. 4 abgedeckt. Es ist heute immer noch ein Vergnügen über den Markt oberhalb der U-Bahn zu marschieren. (Bilder: "Naschmarkt") Über den Karlsplatz gelangten wir zu Fuß zum Stephansdom (C). (Bilder: "Vom Karlsplatz zum Stephansdom"

 

 

 

                    Außenfassade des Stephansdomes

 

Der Stephansdom (eigentlich Domkirche St. Stephan zu Wien) am Wiener Stephansplatz (Bezirk Innere Stadt) ist seit 1365 Domkirche (Sitz eines Domkapitels), seit 1469/1479 Kathedrale (Bischofssitz) und seit 1723 Metropolitankirche des Erzbischofs von Wien. Der von den Wienern mitunter auch kurz Steffl genannte römisch-katholische Dom gilt als Wahrzeichen Wiens und wird häufig auch als österreichisches Nationalheiligtum bezeichnet. Namensgeber ist der heilige Stephanus, der als erster christlicher Märtyrer gilt.

 

 

                  Opferkerzen im Stephansdom

 

Das Bauwerk ist 107 Meter lang und 34 Meter breit. Der Dom ist eines der wichtigsten gotischen Bauwerke in Österreich. Teile des spätromanischen Vorgängerbaues von 1230/40 bis 1263 sind noch erhalten und bilden die Westfassade, flankiert von den beiden Heidentürmen, die etwa 65 Meter hoch sind. Insgesamt besitzt der Stephansdom vier Türme: Der höchste ist der Südturm mit 136,4 Meter, der Nordturm wurde nicht fertiggestellt und ist nur 68 Meter hoch. Im ehemaligen Österreich-Ungarn durfte keine Kirche höher als der Südturm des Stephansdoms erbaut werden. So wurde beispielsweise der Mariä-Empfängnis-Dom in Linz um zwei Meter niedriger gebaut.

 

Der Südturm ist ein architektonisches Meisterwerk der damaligen Zeit; trotz seiner bemerkenswerten Höhe ist das Fundament weniger als vier Meter tief. Im Südturm befinden sich insgesamt 13 Glocken, wovon elf das Hauptgeläut des Stephansdoms bilden. Die Pummerin, die zweitgrößte freischwingend geläutete Kirchenglocke Europas, befindet sich im Nordturm unter einer Turmhaube aus der Renaissance-Zeit.

 

             Unser Fiaker nach der interessanten Kutschfahrt

 

Auf dem Weg zur Hofburg kamen wir an der Katholischen Kirche St. Peter (D) vorbei und sahen dort mehrere Pferdekutschen. Mit einem der Fiaker (Kutscher) verhandelten wir den Preis für die einstündige Rundfahrt (Reisetipp: "Fiaker-Rundfahrt") durch die "Innere Stadt" auf 100,- € herunter. Es hat sich gelohnt: Denn trotz des relativ kühlen, aber trockenen Wetters bekamen wir einen sehr guten, ersten Eindruck von den Wiener Sehenswürdigkeiten im Zentrum. Die Verständigung war während der Fahrt wegen der Nebengeräusche allerdings etwas schwierig. Aber mit Hilfe des Stadtplanes mit den dreidimensional dargestellten Gebäuden konnten wir uns sehr gut orientieren. Wir starteten am Petersplatz bei der Kirche und kamen auch dorthin wieder zurück. (Bilder: "Fiaker-Rundfahrt")

 

 

               Eingangsschild am Kohlmarkt

 

Nach der Kälte, die wir über eine Stunde in der offenen Pferdekutsche ertragen hatten, wollten wir uns unbedingt wieder aufwärmen:  Als besondere Attraktion hatten wir uns vor dem Besuch der Hofburg den  K. u. K. Hofzuckerbäcker DEMEL (E) am Kohlmarkt für eine Kaffeepause mit Kuchen ausgesucht. Bereits auf dem Weg zur 1. Etage, wo wir einen freien Tisch fanden, entdeckte ich das Personal hinter Glaswänden, die fleißig als Konditoren werkten. Als wir gegen 12 Uhr 40 wieder dort vorbeigingen, war kein Personal mehr zu sehen und ich konnte nur einen Klumpen Rohmasse entdecken und fotografieren. Die bunten Geschenkartikel am Ausgang fanden wir etwas teuer. (Bilder: "Hofzuckerbäcker DEMEL")

 

 

                         Die Hofburg

 

Nach dem heißen Kaffee und dem ausgezeichneten Kuchen waren wir gestärkt für den Besuch der Hofburg (F), die in der Nähe lag. Allerdings hatten wir uns für die Besichtigungen den folgenden Tag vorgenommen. Diesmal wollten wir uns nur von den Gebäuden beeindrucken lassen, die zur Hofburg gehören. (Reisetipp: "Hofburg") Vor 200 Jahren fand in der Hofburg der Wiener Kongress statt. Nach dem Sieg über Napoleon wurde der Frieden in Europa dort verhandelt. Das Ganze dauerte 9 Monate (1814/1815). Der russische Zar Alexander wohnte in der Hofburg und der Österreicher Metternich leitete die Verhandlungen. Im Rahmen der Besichtigungen des Sisi Museums und der Kaiserappartements, die wir am folgenden Tag durchführten, konnte man einen sehr guten Eindruck über die damaligen Räumlichkeiten gewinnen. (Bilder: "Hofburg")

 

Über den Museumsplatz (G), der in der Nähe lag, gelangten wir über die U-Bahnen U3 und U4  bequem am frühen Nachmittag in unser Penta Hotel. Dieser erste Tag in Wien hat sich wirklich gelohnt, denn wir bekamen einen sehr guten Eindruck von der Wiener Innenstadt und das nicht nur vor 200 Jahren (während des Wiener Kongresses) sondern auch von der heutigen Zeit.

 

 Der zweite Tag in Wien war zuerst einmal dem Schloss Schönbrunn (B) gewidmet. Dazu  fuhren wir mit der U-Bahn U4 die kurze Strecke bis zum Schloss. Kaiserin Maria Theresia ließ das Jagdschloss zur Sommerresidenz ausbauen. (Reisetipp: "Schloss Schönbrunn") Napoleon Bonaparte residierte hier 1805 und 1809. Napoleons und Marie-Louises (aus östereichischem Kaiserhaus) Sohn Napoleon II starb im Schloss Schönbrunn 1832 mit 21 Jahren. Im Rahmen der Imperial Tour haben wir 22 Räume besichtigt - begleitet durch ein Bandgerät mit passenden Ansagen. (Bilder: "Schloss Schönbrunn")

 

 

                   Schloss Schönbrunn

 

Nach dieser eindrucksvollen Besichtigung des Sommerschlosses fuhren wir mit der U-Bahn U4 und U1 zum Stephansplatz (C) im Stadtzentrum. Nach einem kurzen Fussmarsch auf der bereits bekannten Route über den Kohlmarkt gelangten wir zur Hofburg (D). Die Silberkammer der Hofburg kann kostenlos besichtigt werden. (Reisetipp: "Silberkammer") Sie liegt im Erdgeschoss und von dort ist das Sisi-Museum im ersten Obergeschoss zu erreichen (das Eintritt kostet). In der Silberkammer sind eindrucksvolle Arbeiten zu besichtigen und man ist von der Fülle und der Bedeutung für die Habsburger überrascht. (Bilder: "Silberkammer und Sisi-Museum")

 

 

 

              Ausstellungsgegenstände in der Silberkammer

 

 

Im Café der Hofburg tranken wir bei herrlichem  Sonnenschein einen leckeren Kaffee und genossen den ausgezeichneten Kuchen. Danach freuten wir uns auf das Sisi-Museum im ersten Stock und die spärlichen Räume, die Kaiser Franz Joseph während seiner langen Regierungszeit (1848 bis 1916), teilweise zusammen mit Kaiserin Elisabeth, benutzt hat. Medienstar wurde Sisi (die österreichische Kaiserin Elisabeth) erst lange nach ihrem Tode. Ihre Ehe mit Kaiser Franz Joseph war ein großes Unglück und sie litt ihr Leben lang unter Depressionen. Entsprechende Informationen finden sich im Sisi Museum in der Hofburg. Man kann auch ihre Gemächer und die von ihrem Gatten besichtigen. (Reisetipp: "Sisi-Museum")

 

 

Sarkophag von Kaiser Franz Joseph in der Kaisergruft

 

Wir haben uns in Wien ein sehr interessantes Buch Familie Habsburg 1273 - 1918 von Dorothy Gies McGuigan gekauft und konnten beim Studium unsere Eindrücke von den Wiener Tagen vertiefen und uns die historischen Zusammenhänge besser verdeutlichen. In diesem Sinne war auch der Besuch der Kaisergruft (E) eine Möglichkeit, eine andere Betrachtungsweise für das Leben und Sterben der Habsburger zu erhalten. (Reisetipp: "Kaisergruft")

 

 

               Sarkophag Maria Theresia und Kaiser Franz I.

 

Die Kaisergruft in der Kapuzinerkirche war nicht leicht zu finden. Aber die Mühe hat sich gelohnt: In zahlreichen Sarkophagen haben die österreichischen Regenten des Habsburger-Geschlechtes und deren Angehörigen die letzte Ruhe gefunden. Am Eindrucksvollsten empfanden wir den Sarkophag Maria Theresias und ihrem Gatten Kaiser Franz I. An einem derartigen Platz relativieren sich die Mühseligkeiten unseres Lebens. (Bilder: "Kaisergruft")  Danach begaben wir uns wieder in unser Penta Hotel (F).

 

Die Rückreise am Mittwoch erwies sich wieder als problematisch. Es wurde an sechs deutschen Flughäfen gestreikt und wir wußten nicht, ob unser Flughafen in Hannover davon auch betroffen ist. Uns fiel ein Stein vom Herzen als wir erfuhren, dass AIR BERLIN planmässig nach Hannover fliegen würde. Allerdings erwischte es uns auf der Heimfahrt über die Autobahn, denn vor uns gab es einen längeren Stau. Wir entschlossen uns durch Hannover zu fahren. Dies war auch keine gute Entscheidung, denn wir benötigten wegen des Feierabendverkehrs über zwei Stunden. Trotz all dieser beschriebenen Hindernisse haben wir entschieden:

 

                       Auf Wiedersehen in WIEN!

 

 

 

 

 

 

28. SEVILLA und die größte Kathedrale der Welt

 

                 Iberoamerikanische Ausstellung

 

Am Mittwoch, den 5. Oktober 2016, nahmen wir erstmals an dem geplanten Ausflug nach Sevilla teil. Die Medikamente hatten Jutta geholfen, sehr schnell die Infektion zu überwinden.

 

 

 

Trotzdem wurde die Bus-Reise über 230 km nach Sevilla sehr anstrengend, denn wir hatten einen sehr heißen Tag erwischt und unserer Ausflugsprogramm war sehr eng getaktet. Wir besuchten nach 4 h Fahrt zuerst die ehemalige Iberospanische Ausstellung. (Lageplan "Maria Luisa Park") Dies war sehr eindrucksvoll mit interessanten Informationen über die Geschichte Spaniens. (Bilder "Maria Luisa Park") 

 

                           Bootsfahrt im Park

 

 

 

 

 

Die Iberoamerikanische Ausstellung fand 1929 statt. Einen Teil des Geländes stellte die Infantin Maria Luisa (nach der der gesamte Park benannt ist) der Stadt für die Ausstellung zur Verfügung. Auch heute noch sind die damaligen Pavillions von Argentinien, Brasilien, Mexiko und Kolumbien vorhanden und vermitteln einen nachhaltigen Eindruck.

 

                    Erinnerung an die Entdeckung Südamerikas

 

Danach besuchten wir die interessanten Gärten (Reisetipp "Jardines de Murillo"), die nach dem spanischen Maler Murillo benannt (er hat von 1618 bis 1682 in Sevilla ganz in der Nähe in SANTA CRUZ gelebt) und 1911 angelegt wurden. (Lageplan "Jardines de Trujillo") Vorher dienten sie als Gemüse- und Obstgärten für den REAL ALCAZAR. Im Park finden sich zahlreiche Denkmäler spanischer Persönlichkeiten und ein Monument mit der Inschrift 1492 (der Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus).  (Bilder "Jardines de Trujillo")

 

 

 

                                 SANTA CRUZ 

                      

                

Spannend wurde unsere Wanderung durch das ehemalige, jüdische Viertel SANTA CRUZ, das wir sehr gut kennenlernen konnten. (Lageplan "SANTA CRUZ") Hervorragend erklärte uns die spanische Reiseleiterin die Zusammenhänge in deutscher Sprache. Unter Königin Isabel und dem spanischen König Fernando (ab 1492) wurden die Juden von dort endgültig vertrieben. (Bilder "SANTA CRUZ")

 

                  

                       Glockenturm der Kathedrale

 

Unsere letzte Station auf der Wanderung durch die Altstadt von Sevilla war die Kathedrale. (Lageplan "Kathedrale") Diese prächtige Kirche  wurde im 15. Jahrhundert auf einer ehemaligen Moschee errichtet. Davon sind noch der Orangenhof und der Glockenturm (Giralda) erhalten. Der wunderschöne Altar soll der größte der Welt sein.  In der KATHEDRALE befindet sich auch das Grab des Kolumbus und seines Bruders. (Bilder "Kathedrale")

 

 

                               

    

 

                                      Goldturm

                                 

Nach der Besichtigung der Kathedrale war noch eine Bootsfahrt auf dem Rio Guadalquivir geplant. Die Einsteigestelle lag unterhalb das Torre del Oro. (Reisetipp "Goldturm") Sein Name stammt von den goldenen Kacheln, die ihn einst bedeckten und nicht von dem Gold, das die Spanier aus den amerikanischen Kolonien nach Sevilla brachten und das in der Nähe ausgeladen wurde. (Bilder "Goldturm")

 

 

                          Bootsfahrt auf dem Rio Guadalquivir

                 

Nach den interessanten Besichtigungen in der Altstadt von Sevilla unternahmen wir zum Abschluss eine eindrucksvolle Bootsfahrt auf dem Rio Guadalquivir. (Lageplan "Rio Guadalquivir")

 

 Auf diesem Wege wurde früher das Gold von Süd- und Mittelamerika über die Hafenstadt Cadiz vom Atlantik nach Sevilla transportiert. Unsere Bootsfahrt im Stadtbereich von Sevilla dauerte eine Stunde. (Bilder "Rio Guadalquivir")

 

 

29. DA NANG und die schlimmen Erinnerungen

             Der Strand des Furama Resorts, Da Nang, Vietnam

Diese Reise sollte uns wieder nach Asien führen. Vor fast 40 Jahren (1978) besuchte ich im Rahmen einer Geschäftsreise Südkorea. Fast 33 Jahre später (2011) flogen wir zu einer Rundreise nach China. Diesmal wollten wir aber keine anstrengende Rundreise absolvieren, sondern Land und Leute erleben und auch schöne Strandtage genießen.

 

 Deshalb kam Kambodscha nicht in Betracht und auch Bali lag uns zu weit entfernt und zu überlaufen. Und so kam Da Nang, das in der Mitte Vietnams am Südchinesischen Meer liegt, als Ferienort in Betracht. Auch das Urlaubsquartier "Furama Resort" war relativ schnell gefunden, denn es lag nicht allzweit vom Stadtzentrum entfernt und direkt am Strand (My Khe Beach). Allerdings sollte diese Reise etwas anders verlaufen als alle die anderen Reisen, die wir über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren gemeinsam unternommen haben.

 

Schon bezüglich der Visa herrschte Verwirrung. Nach unserem Reisebüro war ein Visum für Vietnam erforderlich. Die Informationen des Generalkonsulates der Sozialistischen Republik Vietnam in Frankfurt am Main waren aber anderslautend:

Vom 01.07.2016 bis 30.06.2017 werden diejenigen Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland, der Französischen Republik, der Italienischen Republik, des Königreichs Spanien oder des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland, unabhängig von ihrer Reisepass-Kategorie und von ihrem Reisezweck, von der Visumpflicht befreit, die die folgenden Voraussetzungen erfüllen:

 - deren Aufenthaltszeit in Vietnam dauert nicht länger als fünfzehn (15) Tage ab dem Einreisetag.

- deren Reisepass gilt noch mindestens (06) Monate.

- deren Einreise erfolgt mindestens dreißig (30) Tage nach der letzten Ausreise aus Vietnam; diese Mindestfrist findet keine Anwendung, wenn die letzte Einreise mit einem gültigen Visum stattgefunden hat.

 

Für uns waren diese Informationen eindeutig und wir freuten uns sehr über die unkomplizierte Paßkontrolle am Flughafen von Da Nang, die nur zu dem Vermerk im Reisepass "Permitted to remain until : 01.03.17" und dem Stempel mit dem Einreisedatum 15.02.17 führte. Wir hatten insgesamt 50 US-Dollar gespart.

 

Da wir unsere Vietnam-Reise online über TUI bzw. CHECK 24 organisiert hatten, mußten wir uns auch an die alleinige Kommunikation per Internet gewöhnen. Die üblichen Reiseunterlagen, die uns normalerweise 4 Wochen vor Abreise zugeschickt und von uns gerne zur Einstimmung auf die Reise verwendet werden, entfielen ("das ist nicht mehr üblich - heutzutage gibt es das ticketlose Reisen"). Dafür erhielten wir einen detaillierten Reiseplan per e-mail (nach der vollständigen Zahlung der Reisekosten), den wir uns ausdrucken mußten. In den Unterlagen befand sich auch die Rail&Fly-Fahrkarte (von Hildesheim bis zum Flughafen Frankfurt und zurück) mit dem Barcode für den Kontrolleur.

 

 Auch die Reservierung der Sitzplätze im Flugzeug (Cathay Pacific) von Frankfurt nach Hongkong und in der Dragonair-Maschine von Hongkong nach Da Nang konnten wir online 48 Stunden vor der Abflugzeit erledigen. Dazu erhielten wir den jeweiligen Boarding Pass e-mail, den wir ebenfalls ausdrucken mussten. Bei der Eingabe wurden die jeweiligen Reisepass-Daten abgefragt.

 

 Das Einchecken am Flughafen in Frankfurt wurde dadurch sehr vereinfacht, denn wir folgten einfach dem Hinweis "Baggage drop" ohne lange Warteschlangen. Vor der Rückreise nutzten wir den Computer im Business Center des Furama Resorts für die Sitzplatz-Reservierung und erhielten den jeweiligen, ausgedruckten Boarding Pass.

 

Nach einer entspannten Zugfahrt kamen wir am Morgen des 14. Februar 2017 am Fernbahnhof des Frankfurter Flughafens an. Da wir zum Terminal 2 gelangen mußten, hatten wir uns mit einem passenden Informationsvideo auf Youtube vorbereitet und kamen auch völlig stressfrei dort an. Über das völlig unproblematische Einchecken habe ich bereits berichtet. Pünktlich um 12 Uhr 50 startete unser Flugzeug nach Hongkong.

 

Sehr bemerkenswert war unsere Flugroute, die wir auf dem Monitor in der Rückenlehne des Vordersitzes beobachten konnten. Wir flogen zuerst in nördlicher Richtung und drehten dann in Richtung Danzig (Polen) nach Osten ab. Dann flogen wir weiter nach Minsk (Weissrußland).

 

 Die Maschine erreichte Moskau, wo sie in Richtung Süden abdrehte. Wir hatten das Kampfgebiet in der Ukraine eindeutig nördlich umflogen, was uns sehr beruhigte. Noch etwas anderes war interessant: Nach dem Reisebuch Alexander von Humboldt "Sibirienreise 1829" folgten wir mit dem  Flugzeug der Route der Kutschfahrt dieses bekannten Forschers  von Berlin nach Moskau (ich hatte dieses Buch als Reiseliteratur dabei).

 

Über China wurde es noch einmal  spannend, denn wir entdeckten die Großstadt Chongqing. Dort haben 2011 auf unserer China-Rundreise das Kreuzfahrtschiff "Blue Whale" für unsere mehrtägige Bootstour auf dem Yangtse in Richtung Shanghai bestiegen. Nach 11 h Flugzeit landeten wir wohlbehalten in Hongkong (bei 7 h Zeitunterschied). Wieder diente der Monitor als ausgezeichnete Informationsquelle, denn es wurde die genaue Route durch den großen Flughafen zu den jeweiligen Abflugterminals durchgegeben. Dies war äußerst nützlich.

 

Nach einer etwas längeren Wartezeit (wegen einer 40-minütigen Reparatur im Cockpit) flog unsere Dragonair-Maschine von Hongkong nach Da Nang in Vietnam. Die Flugzeit betrug 1,5 Stunden. Diesmal war die Zeitdifferenz zwischen Deutschland und Vietnam nur 6 Stunden. Gegen 10 Uhr 30 kamen wir am Flughafen Da Nang an. Über die unkomplizierte Paßkontrolle habe ich bereits berichtet. Am Ausgang wartete ein junger Fahrer mit dem TUI-Schild und unseren Namen.

 

 Dies überraschte uns, denn wir hatten mehr Gäste für die verschiedenen Hotels in Da Nang erwartet. Mit dem Kleinbus fuhren wir zum Furama Resort und gelangten dort sofort in die asiatische "Freundlichkeitsschleife": Mehrere junge Damen öffneten die  Türen unseres Busses und eine Empfangsdame geleitete uns ins Hotel. Wir gaben die Reisepässe ab (die wir später zurückbekamen) und wurden gebeten, uns zu setzen.

 

 Dann kam Frau Jane Hewawasan als deutschsprechende Mitarbeiterin (Titel auf der Visitenkarte "Director of Rooms") und erkundigte sich nach den Gründen, warum wir uns für das Furama Resort entschieden hatten. Wir wiederholten die Argumente, die ich bereits am Anfang dieses Reiseberichtes genannt habe. Weiterhin sollten Fotos von uns gemacht werden - was wir aber entschieden ablehnten, denn schließlich hatten wir eine 24-stündige Reise mit relativ wenig Schlaf hinter uns. Dazu gab es ein Willkommensgetränk, dessen Name ich leider vergessen habe.

 

 

                          Unser Zimmer 438 im obersten Stock

               

 Anschließend gelangten wir mit dem Fahrstuhl auf unser Zimmer 438, das sehr schön an der Lagune lag, die aber vollkommen zugewachsen war - wie ein richtiggehender Tropenwald. Nun wollten wir einfach schlafen und den Jetlag von 6 bzw. 7 Stunden kompensieren. Der erste Eindruck dieses wunderschönen Furama Resorts ("Hotelbewertung") gab uns das Gefühl eine richtige Entscheidung getroffen zu haben. (Bilder: "Furama Resort")

 

 

                                          Lagune

                                 

 Dieses eindrucksvolle Resort zählt schon seit Jahren zu dem komfortabelsten 5-Sterne-Hotel in Vietnam. Interessant ist es, sich mit der Geschichte dieses Traumhotels zu befassen. Am 29. März 1975 marschierten die Vietcong in Da Nang ein und vertrieben die letzten südvietnamesischen Soldaten. Nordvietnam und Südvietnam wurden unter einem kommunistischen Regime vereinigt. Danach gab es große Schwierigkeiten, denn die wirtschaftliche Struktur lag brach und viele Menschen waren ohne Arbeit.

 

 So verlief die Stagnation über Jahre.  1986 hatte Michail Gorbatschow in der Sowjetunion, dem größten Geldgeber Vietnams, einen Umgestaltungsprozess (Perestroika) begonnen. Vietnam war zu der Zeit von Hungersnöten geplagt und litt unter einer sehr hohen Inflation. Der vietnamesische Parteitag beschloss eine Liberalisierung der Wirtschaft, genannt „Doi Moi“ (Erneuerung). Marktwirtschaftliche Reformen erlaubten nun die Privatwirtschaft. Es entstanden wieder private Betriebe und Firmen. Bauern konnten die staatlichen Ländereien auf eigene Rechnung bewirtschaften. Im Zuge der Dezentralisierung erhielten Staatsunternehmen mehr Entscheidungskompetenzen. Auch Außenhandel und ausländische Investitionen waren nun möglich.

 

Mit dieser Politik der "Erneuerung" fand auch Da Nang den Weg zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung und das Geheimrezept: TOURISMUS. Die Folge der Reform war ein intensives Wirtschaftswachstum mit einer schnellen Wirkung. Die Inflation sank von vielen Hundert auf fünf Prozent. 1994 hoben die USA das Handelsembargo gegen Vietnam auf. Seit 1995 gehört Vietnam zur Organisation ASEAN (Association of Southeast Asian Nations), seit 1998 zur APEC (Asia-Pacific Economic Cooperation). 2000 schlossen die USA und Vietnam ein Handelsabkommen, und Präsident Bill Clinton besuchte Vietnam im November 2000. 2007 trat Vietnam als 150. Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO) bei.

 

 

                            Propaganda in Da Nang

                     

Das waren ideale Bedingungen für die Furama International Travel Organisation, die 1991 entschied, am Da Nang Beach (My Khe Beach) das erste 5-Sterne Resort von Vietnam zu bauen. Das Furama Resort wurde von FURAMA International Hong Kong, Indochina Capital und der Regierung entwickelt und eröffnet. Der erste Präsident der Firma war der heutige Ministerpräsident Vietnam's Nguyễn Xuân Phuc.

 

 Insgesamt wurden über 35 Millionen US-Dollar investiert und nach einer Rekordbauzeit von 6 Jahren öffnete das Furama Resort im März 1997 mit 400 Angestellten. Der erste, sehr erfahrene Generaldirektor des Resorts (geboren in  Heidelberg) war Paul Stoll. Er stellte mit  seinen Kontakten die weltweite Verbindung zu den Kulturerbestätten und zu den Sehenswürdigkeiten in Central-Vietnam her. 1999 nahm er einem Treffen der World Tourism Organisation in Deutschland teil, das auch Folgen für die Entwicklung in Vietnam hatte.

 

Im Jahre 2001 präsentierte er den Autoritäten der Verwaltung von Da Nang als Resultat der WTO-Tagung den Plan "The World Heritage Road", der ein halbes Jahr später genehmigt wurde. Zuerst wurden die kaiserliche Hauptstadt von Hué, die alte Stadt Hoi An und das heilige Land von My Son miteinander verbunden. Natürlich war Da Nang City (und damit auch Furama Resort) das Zentrum dieser touristischen Route.

 

Nach 8 Jahren löste 2005 der ebenfalls erfahrene 43-jährige Brite, Sean Halliday, Paul Stoll ab. Ab 2008 folgte der Australier Duncan McLean. 2012 trat der Schweizer Matthias Wiesmann seinen Dienst als Generalmanager des Furama Resorts an. Wir haben ihn kurz kennengelernt.

 

Der wunderschöne Strand, der zum Furama Resorts gehört, ist ein Teil des My Khe Beach, der als CHINA Beach während des Vietnamkrieges eine größere Bedeutung erlangte. Am 8. März 1965 landeten die ersten US-Kampftruppen (3650) auf dem unbebauten Gelände am China Beach südlich von Đà Nẵng in Vietnam, um den dortigen amerikanischen Militärflughafen zu beschützen.

 

 

                        China Beach (heute: My Khe Beach)

               

An diesem perlweißen China Beach haben die Amerikaner später ihre "Rest and Recreation Facilities" aufgebaut.

 

Jeder GI in der Region durfte während seines 13monatigen Einsatzes wenigstens ein paar Tage Urlaub am China Beach einlegen, Helden und Verwundete ein bißchen länger. Hier konnten sie "kiffen, surfen, vögeln, ausnüchtern und tanzen".

 

 

                 Marmorberge (Marble Mountains)

China Beach war derjenige Teil des Strandes vom Da Nang Beach, der leicht zu erkennen war - mit einem vollem Blick auf die versteckten Vietcong, die ein spektakuläres Tunnelnetz mit einem vollständigen Lazarett in den 5 km entfernten Marmor Bergen (Marble Mountains) gegraben hatten und nachts ihre Höhlen verließen, um Terrorangriffe auszuführen.

 

 Als die kommunistischen Vietcong am 29. März 1975 Da Nang besetzten, wurde China Beach zur Falle: Tausende Vietnamesen flohen vor den kommunistischen Truppen an den Strand, sie rannten buchstäblich ins Meer und ertranken, Frauen mit ihren Kindern darunter, die niedergetrampelt wurden von Stärkeren bei dem Versuch, Plätze auf Flößen und Kähnen zu ergattern.

 

Kurz nach der Invasion der Amerikaner  war von  1967–1972 in Da Nang  auch der Ankerplatz (am Han-Fluss) des Lazarettschiffes „Helgoland“, eines umgebauten Seebäderschiffs der deutschen Reederei HADAG, von der es das Deutsche Rote Kreuz charterte. Ärzte, Krankenschwestern und Pflegepersonal des Malteser-Hilfsdienstes leisteten in Đà Nẵng humanitäre Hilfe für zivile Opfer des Vietnamkrieges. Fünf Malteser-Helfer wurden damals von einer Vietcong-Einheit entführt. Zwei wurden später freigelassen, die drei anderen kamen ums Leben.

 

Warum kam es zum Einsatz der "Helgoland" in Vietnam? Mit "Entsetzen" hat Kanzler Ludwig Erhard (CDU) auf das Anliegen seines Gesprächspartners reagiert, erinnert sich Ludwig Erhards Berater Horst Osterheld an jenen Abend des 20. Dezember 1965 im Weißen Haus in Washington, DC. Deutsche Soldaten sollten, so der Wunsch von US-Präsident Lyndon B. Johnson, den Amerikanern auf den Schlachtfeldern Vietnams beistehen.

 

 Johnson wusste, in welche Lage er seinen Gast damit brachte: Ein Einsatz der Bundeswehr in Indochina wäre nicht nur aufgrund der Bestimmungen des Grundgesetzes und des Nato-Vertrages höchst fragwürdig gewesen - gerade einmal zwanzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und ein Jahrzehnt nach der Wiederbewaffnung hätte der Kanzler einen Marschbefehl für deutsche Verbände kaum durchsetzen können.

 

Dass Johnson ihn dennoch um einen Beitrag in Form von Sanitäts- und Baubataillonen bat, lag in seinem persönlichen Kampf begründet, den er im Januar 1966 vor dem Kongress bestehen musste: Die US-Abgeordneten wollten eine Erhöhung des Verteidigungshaushalts von einer aktiven Unterstützung der GIs in Vietnam durch die Verbündeten abhängig machen. Um die Deutschen von seinem Anliegen zu "überzeugen", drohte der Präsident wenig diplomatisch, eine Verweigerung Erhards werde die drastische Reduzierung der in Westdeutschland stationierten US-Truppen zur Folge haben.

 

Schnell begannen Erhards Strategen mit der Suche nach einer Alternative: Die Amerikaner sollten zufrieden gestellt und zugleich eine innenpolitische Krise vermieden werden. Die rettende Idee kam aus dem Auswärtigen Amt: ein Hospitalschiff solle entsandt werden, um einen Beitrag zur medizinischen Versorgung der Zivilbevölkerung Südvietnams zu leisten.

 

 Die Anregung fand im Kabinett einhelligen Zuspruch - die Bundesregierung konnte guten Willen demonstrieren und war unverdächtig, in den Vietnamkonflikt militärisch eingreifen zu wollen. So konnte das Personal des Lazarettschiffes "Helgoland" zahlreiche Leben retten.

 

Am 31. Dezember 1971 endete die Mission der "Helgoland". Die gesamte medizinische Ausstattung wurde an drei vietnamesische Krankenhäuser und eine Leprastation verschenkt. Dann verschwand das deutsche Schiff aus Vietnam, als der Krieg noch nicht zu Ende war und damit ein Stück Hoffnung entschwand.

 

Vietnamesische Flüchtlinge landeten erstmals am 3. Dezember 1978, einem trüben Sonntagmorgen, auf dem Flughafen Hannover-Langenhagen. Es waren also die ersten 163 Vietnam-Flüchtlinge, die in der Bundesrepublik Asyl fanden.  Die Bilder von der heimatlos auf dem Meer dümpelnden "Hai Hong" erreichten in der Vorweihnachtszeit 1978 die Wohnzimmer der westlichen Industriestaaten.  Mit 2504 Passagieren war der schrottreife Frachter hoffnungslos überfüllt. Hunger, Durst, Durchfall und Beengtheit trieben die Flüchtlinge an den Rand des Wahnsinns.

 

Die Weltöffentlichkeit war erschüttert - und bald auch zur Hilfe bereit. Mit seinem couragierten Vorstoß, zunächst 1000 Boatpeople - davon 644 von der "Hai Hong" - nach Niedersachsen zu holen, machte der damalige Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) den Anfang.

 

Andere Nationen folgten seinem Beispiel. Für viele Flüchtlinge an Bord der "Hai Hong" hatte der Alptraum auf See endlich ein Ende.

 

Und später kam wieder ein deutsches Lazarettschiff, die "Cap Anamur", die 1977 in Japan fertiggestellt  wurde. Das Hilfskomitee "Ein Schiff für Vietnam" charterte das Schiff 1979, ließ es zum Hospitalschiff umbauen und begann ab 13. August 1979 unter dem Kommando von Kapitän Klaus Buck mit der Rettung sogenannter Boatpeople im Chinesischen Meer. Im Laufe der folgenden Jahre wurden tausende vorwiegend vietnamesische Flüchtlinge gerettet und an Bord des Schiffes mit Medikamenten und Nahrung versorgt. 

 

 

                  My Khe Beach (China Beach)

 

 Von all diesem Leid und Elend ist im modernen Vietnam, wie wir es kennengelernt haben, nicht mehr viel zu spüren. Die Strandwanderung am My Khe Beach in Richtung Pham van Dong Beach war zu unserer Zeit eine Erholung, denn es befand sich fast niemand am Strand (nur zwei einsame Angler und spielende Kinder). Diese Erfahrung unterschied sich grundlegend mit unserer Erfahrung 2009 am Diani Beach in Kenia , wo wir regelrecht bedrängt wurden.

 

 

                         Behälter mir Hummern

Auf dem Rückweg über die Vo Nguyen Giap Strasse entdeckten wir die gefluteten Plastikbehälter mit Hummern und anderen Meeresfrüchten, die dort für den Verzehr im naheliegenden Fischrestaurant vorbereitet wurden. Auf unserem Heimweg zum Furama Resort wurde wieder niemand aufdringlich oder bettelte uns an. Nur Taxifahrer stoppten und boten uns eine Fahrgelegenheit an, die wir aber ablehnten, da wir zu Fuß unterwegs waren.

 

 

 

                              Han Market

Ein anderer Ort, wo wir mit den Vietnamesen in näheren Kontakt kommen konnten, war der Han Market im Stadtzentrum. Wir fanden alles im Han Market sehr eng und fühlten uns nicht wohl.

 

 

So etwas ähnliches haben wir bereits einmal in Hangzhou (China) erlebt. Jutta kaufte verschiedene Teesorten und bezahlte mit US-Dollar. Wir waren froh als wir den Markt wieder in Richtung Han-Fluss verlassen konnten. Dort bewunderten wir die zahlreichen Brücken. Wir waren mit dem Hotel-Shuttle (Furama Resort) gebracht worden und zwei Stunden später wurden wir wieder abgeholt (12 Uhr). (Bilder: "Han Market")

 

 

                      Am Han-Fluss in Da Nang

 

 Ganz in der Nähe von Da Nang besuchten wir die alte Hafenstadt Hoi An. Diese Stadt wurde im 4. Jahrhundert von den Cham gegründet, mit deren Rückzug sie an Bedeutung verlor. Unter der Herrschaft von Nguyễn Hoảng (1558–1622) und dessen Sohn Nguyễn Phúc Nguyễn (1623–1634) wurde der Hafen nach außen geöffnet. Es siedelten sich zahlreiche Händlerfamilien aus China und Japan an, deren Länder sich Ende des 15. Jahrhunderts offiziell abgeschottet hatten und ihre Waren in ausländischen Häfen umschlagen ließen. Durch die Nähe zu China eignete sich Hội An für japanische Schiffe, die eine Genehmigung brauchten und den Hafen bei Nordost-Monsun in 40 Tagen erreichen konnten. Damals war die Stadt zweigeteilt, jenseits der japanischen Brücke (Chùa Cầu) wohnten die japanischen Familien.

 

          

 

                      Japanische Brücke

                        

Als der Außenhandel in Japan 1635 endgültig verboten wurde, veränderte sich die Bedeutung des Hafens erneut. Zu dieser Zeit wurden europäische Handelsniederlassungen in Hội An gegründet: 1613 die English East India Company, 1636 die holländische Vereenigde Oostindische Compagnie und 1644 die französische Compagnie des Indes Orientales. Parallel dazu ließen sich Inder, Portugiesen, Holländer und Franzosen nieder. Der geschäftliche Erfolg der Gesellschaften war allerdings bescheiden, so dass sie sich bald wieder zurückzogen. Als 1644 die Ming-Dynastie in Bejing von den mandschurischen Qing gestürzt wurde, flohen zahllose Chinesen nach Südostasien und übernahmen  Hội An.

 

                 Tran Phu Strasse in Hoi An

                 

 

 Mit der zunehmenden Versandung des Hafens mussten die immer größeren Handelsschiffe in den Hafen von Đà Nẵng ausweichen. Daher verlor Hội An im 18. Jahrhundert immer mehr an Bedeutung. Während der Tây-Sơn-Rebellion wurde die Stadt 1780 weitgehend zerstört. Sie wurde zwar wieder aufgebaut, aber 1888 erklärten die französische Kolonialmacht Đà Nẵng zur Hauptstadt von Annam, und auch die Eisenbahn wurde 1930 an Hội An vorbeigebaut.

 

                           

 

                                  Hoi An River

 

Ihrem Niedergang hat die Stadt allerdings den Erhalt des historischen Stadtbildes zu verdanken. Zudem gilt die Altstadt als einzige, die im Vietnamkrieg unversehrt blieb. Die Altstadt wurde 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, da sie als gut erhaltenes Beispiel eines südostasiatischen Handelshafens aus dem Zeitraum zwischen 15. und 19. Jahrhundert gilt, deren Gebäude eine Verschmelzung einheimischer und fremder Einflüsse, vor allem im Stil südchinesischer Kleinstädte, zeigen. (Bilder: "Hoi An")

 

 

 

                             Marktfrauen von Hoi An

                    

Wir hatten zwei Stunden Zeit, um einen Eindruck von der Altstadt von Hoi An zu bekommen. Gegen 9 Uhr 30 fuhren wir mit dem Shuttle-Bus unseres Hotels "Furama Resorts" nach Hoi An. Vom Bus-Stopp wanderten wir in Richtung "Japanese Covered Bridge" und dann am Hoi An River nach 2 Stunden wieder zurück. Dies war sehr eindrucksvoll. (Reisetipp "Hoi An")

 

 

                                     Marmorfigur

                              

Unser Fahrer stoppte auf unserer Fahrt nach Hoi An vor dem Marmor-Shop,  der unterhalb der Marmorberge  liegt. Wir sahen wunderschöne, große Marmorfiguren und kauften einen kleinen Tiger, der sich leider im Preis nicht herunterhandeln ließ. Während des Vietnamkrieges mit den Amerikanern hatten die Marmorberge (Marble Mountains) für die Vietcong eine wichtige Bedeutung, den in den Bergen befand sich ein größeres Tunnelsystem mit einem Lazarett. (Bilder: "Marmor Shop")

 

                             Erbeuteter Panzer

 

                        

Das Militär-Museum der 5. Sektion von Da Nang wurde 1977 gebaut und bietet Besuchern einen Einblick in die stürmische Vergangenheit Vietnams mit umfangreichen Darstellungen von Kriegsrepliken, Nachrichtenartikeln und Fotografien von Soldaten der 5. Militärdivision. Das Museum erinnert auch an Vietnams beliebtesten Führer mit einer Replik der Ho-Chi-Minh-Residenz und einem separaten Ho-Chi-Minh-Museum.

 

 In vier Hauptabschnitte aufgeteilt, beherbergt seine Outdoor-Ausstellungsfläche authentische Flugzeuge, Militärpanzer und Waffen, die während der französischen und amerikanischen Kriege erbeutet und verwendet werden. Die meisten dieser Exponate sind in einwandfreiem Zustand. (Bilder: "Militärmuseum")

 

 

 

                        Vietnamesen bei Aufräumarbeiten

Die Indoor-Ausstellungsfläche des Museums umfasst 12 Ausstellungsräume mit Tausenden von Fotografien und Artikeln über die Einrichtung, Kämpfe und Siege des vietnamesischen Militärs. Es gibt auch zahlreiche persönliche Gegenstände und interessante Hintergründe von prominenten Soldaten, darunter ein Paar Pantoffeln, die zu Phan Thi Mua gehörten. Sie war ein weibliches, spezielle Task Force Mitglied, die ein amerikanisches Treibstoffdepot im Jahr 1972 durch den Schmuggel von Dynamit-Pulver in ihren Hausschuhen zum explodieren brachte.

 

Wir flogen nach Vietnam mit der Absicht, uns auch mit der jüngeren Geschichte zu befassen, z.B. interessierten uns die Nachwirkungen des amerikanischen Entlaubungsmittels Agent Orange bei den Vietnamesen. Im Militär-Museum fanden wir dazu leider keine Hinweise - dafür aber eine eindruckvolle Waffensammlung, die die Vietnamesen den Franzosen und den Amerikanern bzw. den Südvietnamesen abgenommen haben. Wandtafeln stellten sehr gut die Zusammenhänge der Kriege dar, die den Vietnamesen ab 1945 bis 1975 aufgezwungen wurden. (Reisetipp: "Militärmuseum")

 

 

 

                        Moped-Fahrer unterwegs

                     

Wir haben fast eine Woche (15. bis 21. Februar 2017) in Vietnam  verbracht und waren von der Dichte der verschiedenen Eindrücke sehr überrascht und auch begeistert. Im Furama Resort erlebten wir einen beispielhaften Luxus und eine unglaubliche Freundlichkeit. Auf den Straßen von Da Nang konnte man aber noch die ökonomische Rückständigkeit erkennen: es gab relativ wenige Autos - meistens Taxis - und sehr viele Moped-Fahrer, die hemmungslos ihre Waren transportierten. Radfahrer waren relativ selten!

 

 Einerseits scheint die Wirtschaft zu boomen. Es wird sehr viel gebaut - inbesondere neue Hotelbauten für den erwarteten Zustrom der Touristen aus der ganzen Welt.

 

                             Reklame für Massage

                    

Und hier scheint aber der große Trugschluss zu liegen, denn wir waren beispielsweise die einzigen Deutschen im Furama. Dies haben wir bereits bei der Ankunft am Flughafen Da Nang bemerkt. Von all diesem Ertrag scheint wenig bei den Vietnamesen anzukommen, denn ein Auto zu finanzieren, ist diesen offensichtlich unmöglich. Deshalb verziehen wir ihnen auch immerwieder die kleinen Schummeleien bei der Umrechnung des vietnamesischen Dong in den US-Dollar (23.000 Dong für 1 US-$), mit dem wir immer bezahlt haben. Wirklich penetrant waren eigentlich nur die Mitarbeiterinnen Auf der gegenüberliegenden Strassenseite, die Fussmassagen anboten und wohl dachten, wir wären die Nachfolger amerikanischer GI's. Wir zogen die anstrengende Ganzkörpermassage im Furama Resort vor.

 

 

 

 

 

 

 

                                                                                                                                    

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

30. MÜNSTER - zwischen Aasee und Dom

 

 

                             Der Aasee

 

Wir besuchten über die Jahre zahlreiche interessante Städte, wie Amsterdam (mit dem Zug), Colmar im Elsass, Erfurt (mit einem Abstecher nach Gotha), Hamburg (dort waren wir schon mehrmals, um eindrucksvolle Musicals zu besuchen) und Konstanz (mit sehr erholsamen Übernachtungen im Kloster Hegne). Das berühmte Marienbad  war ein Abstecher in die Tschechei wert. Potsdam lag als Zwischenstation auf dem Weg nach Swinemünde in Polen. Nach Weima kamen wir 2005. Und schließlich  reisten wir mit dem Flugzeug für ein ausgedehntes Wochenende nach Wien und waren beeindruckt. 

 

 

Diese Städtereisen (ergänzt durch Fernreisen nach Süd- und Nordamerika, Asien und Neuseeland) und längere Autoreisen zum Nordkap und über den AUTOPUT nach Griechenland habe ich in meinen beiden Büchern zusammengefasst: 


("Interessante Städte rund um die Welt")

("Unterwegs mit dem AUTO")

 

 

 

                                                                    

 

Münster hatten wir ausgewählt, da es in der Nähe liegt (ca. 240 km entfernt) und über die Autobahn A2 relativ leicht zu erreichen ist. Wir wollten auch die Stadt  kennenlernen, in der 1648 der Westfälische Friede verhandelt wurde, der zum Ende des 30-jährigen Krieges in Deutschland führte und zugleich den Achtzigjährigen Unabhängigkeitskrieg der Niederlande von den Spaniern beendete. 

 

Wir wollten aber auch die Schauplätze des Münsteraner Tatorts und des Privatdetektivs  Wilsberg kennenlernen. Wir fanden zwar die Buchhandlung, die Wilsberg nebenher betreibt. Aber unser Stadtführer Ralf teilte uns während der Stadtführung am Samstag, den 9. September 2017 mit, dass die meisten Aufnahmen im TV-Studio in Köln stattfinden würden.

 

 

                     Buchladen in der TV-Serie WILSBERG

 

Wir wollten das 2. Wochenende (9. bis 11. September 2017) in Münster verbringen. Für die Übenachtung hatten wir das Hotel zur Prinzenbrücke in Münster-Hiltrup ausgewählt. Dies lag sehr schön direkt am Dortmund-Ems-Kanal. Dievorbeifahrenden Schiffe konnten wir von unserem Zimmerfenster im 2. OG eindrucksvoll beobachten und fotographieren.

 

 

                      Schiff auf dem Dortmund-Ems-Kanal

 

Bis zum Zentrum in Münster (Schlossplatz) betrug die Entfernung 10 km. Unser Zimmer und das Bad waren sehr sauber. Der Parkplatz war zu klein und erforderte einiges Manövrieren.  Nachdem wir gegen 14 Uhr im Hotel zur Prinzenbrücke eingecheckt hatten, führen wir von Hiltrup nach Münster in die Nähe des Schlosses. Von dort wanderten wir über den Domplatz, wo gerade der wöchentliche Markt stattfand, zur Tourist-Information im Rathaus (dort befindet sich auch der Friedenssaal, in dem der Westfälische Friede 1648 abgeschlossen wurde).

 

                            Rathaus vom Domplatz

 

Wir wollten an einer Stadtführung im Sonntag, den 10. September 2017, teilnehmen. Leider war das nicht möglich, da an diesem Tag der jährliche Marathon-Lauf um den Aasee stattfand und deshalb nahezu alle Strassen im Zentrum und am Aasee abgesperrt waren. Man empfahl uns die Stadtführung, die am Samstag, den 9. September 2017, in der Nähe des Rathauses um 16 Uhr startete und über eine Stunde dauerte. Der Rundgang endete an der St. Lamberti-Kirche mit den Stahlkäfigen, in der die toten Wiedertäufer ausgestellt wurden. Bilder "Stadtführung"

 

                                Stahlkäfige für tote Wiedertäufer

 

Am Sonntag, den 10. September 2017, war bereits gegen 10 Uhr  die Anfahrt zum Aasee, wo wir spazierengehen wollten, wegen des 16. Volksbank-MÜNSTER-Marathonlaufes ein schwieriges Unterfangen. Wir parkten bei McDonald's und gingen zu Fuß zum Aasee. Unterwegs begegneten uns die ersten Marathonläufer.

 

 

 

 

                       Marathonläufer in Münster

 

Vor mehr als 40 Jahren nahm ich ebenfalls an mehreren Marathonläufen teil und erzielte - für mein Empfinden - ganz gute Ergebisse (Bestzeit 1984: 3h 18 min 13 sec). Ich empfand aber auch, dass ich mich überforderte, was sich bei meiner beruflichen Tätigkeit als Unternehmensberater und Erfinder negativ auswirkte.

 

 Was ich damit sagen will: Nicht das LAUFEN hat mir aus den Schwiergkeiten herausgeholfen, sondern ab 1996 meine spätere Frau, Jutta Hartmann-Metzger, mit der ich mehrere Bücher über unsere gemeinsamen Reisen geschrieben habe.

 

                     Auf dem Tafelberg in Kapstadt (2015)

 

Der Aasee ist ein künstlich angelegter Stausee und liegt mitten in Münster. Er eignet sich aufgrund seiner Ausdehnung sehr schön zu einer Rundwanderung. Der in südwestlicher Richtung stadtauswärts gelegene See hat eine Fläche von 40,2 Hektar und eine Länge von etwa 2,3 km. Er ist bis zu zwei Meter tief. Der See wird von zahlreichen Grünflächen umgeben und ist damit der größte Naherholungsraum im Stadtgebiet von Münster.

 

                              Baumstamm am Aasee

 

Der See staut das Wasser der Münsterschen Aa, dient also dem Hochwasserschutz und sorgt für Frischluftzufuhr, weil die vorwiegend aus Südwesten einfließenden Luftmassen abgekühlt werden. Somit hat er eine bedeutende ökologische und städtebauliche Funktion für die Stadt. Dies gilt auch für die zunehmend naturnah gestaltete Umgebung des Sees, die zahlreichen Arten Brut- und Lebensraumgebiet bietet und ein beliebtes Naherholungsgebiet der Münsteraner ist. Der Wasserpegel des Sees schwankt um bis zu einen Meter.

 

 

                            e-Boot auf dem Aasee

 

 Nach dem Rundgang um den Aasee (wir gingen über die Tormin-Brücke auf die andere Seite) wollten wir noch die Messe im Dom. (ab 11 Uhr 45) besuchen. Dies war wegen der zahlreichen Absperrungen nahezu unmöglich. Über Schleichwege kamen wir dann doch noch rechtzeitig in den Dom. Die Messe selbst war eine Erbauung und gab uns Trost und Freude. Leider waren nur wenig Besucher anwesend.

 

 

                              St. Paulus-Dom

 

 Mit dem Gefühl wunderschöner Eindrücke im Herzen und mit der Überzeugung, wieder einmal die richtige Wahl für das Hotel und die Unternehmungen (Stadtbesichtigung, Wanderung um den Aasee und den Messe-Besuch  im Dom) getroffen zu haben, fuhren wir am Montagvormittag, den 11. September 2017, wieder nach Hause nach Hildesheim.

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 20.08.2017

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