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Japans Weg in die Selbstisolation 1543-1639

Der folgende Essay behandelt Japans Geschichte in der Zeit zwischen der Ankunft der Portugiesen im Jahre 1543 und dem Abschließungsedikt von 1639. Eine Zeit in der Japan den ersten Kontakt mit der westlichen Kultur hatte und sich entschloss einen anderen Weg zu gehen, als das rasch aufstrebende Europa der Neuzeit. Eine Zeit, so reich an machtpolitischen Verschiebungen und großen Führerpersönlichkeiten wie keine vorher oder nachher in der Geschichte des Inselreichs.

Nach einem Abriss der geschichtlichen Ereignisse sollen kurz zwei wichtige Gründe, für die von 1639 bis 1853 dauernde Abschließung des Landes dargestellt werden. Was bewog die japanischen Machthaber des beginnenden 17. Jahrhunderts die europäische Kultur und Lebensweise total von den Bewohnern des Inselreichs fernzuhalten?

 

Die ersten Nachrichten über Japan gelangten mit Marco Polo (1254-1324) nach Europa. Er vermittelte was er in China über das legendäre Land der aufgehenden Sonne erfahren hatte.

Marco Polo - Il Milione: "Sie sind Heiden und niemand übt die Herrschaft über sie aus, außer sie selbst. Gold wird dort in großen Mengen gefunden...und man kann all den Reichtum dieser Insel gar nicht aufzählen."

Erst viel später, nachdem Vasco da Gama den Seeweg nach Indien um das Kap der Guten Hoffnung entdeckt hatte, gelangten wieder Nachrichten über Japan in den Westen. Auch Tome Pires, der portugiesische Geschäftsträger in Malakka (Indonesien) bezog die Informationen für seinen Bericht von den Chinesen.

Tome Pires - Suma Oriental 1513: "Die Insel Jampon ist, nach dem, was die Chinesen sagen, größer als die der Lequjos und ihr König ist stärker und mächtiger; weder er noch seine Untertanen widmen sich dem Handel..."

Solche und ähnliche Berichte von sagenhaften fernen Reichen wie China und Japan, veranlassten Portugiesen und Spanier immer weiter in den Fernen Osten vorzudringen. Der Handel mit diesen exotischen Ländern versprach enormen Gewinn und große Massen von Heiden schienen dort auf die christliche Erlösung zu warten.

Im Jahre 1543 erreichten drei portugiesische Abenteurer auf einem chinesischen Handelsschiff einen japanischen Hafen auf Tanegashima. Sie waren die ersten Europäer die japanischen Boden betraten. Bald folgten ihnen portugiesische Kaufleute und Missionare auf eigenen Schiffen und schon 1545 kam der Handel Japans mit dem Westen in Gang. Zehn Jahre später hatten die Portugiesen, dank aggressiverer Methoden und besserer Schiffe, die chinesischen Kaufleute, die bisher den Handel Japans mit dem Ausland abgewickelt hatten, aus den japanischen Häfen verdrängt.

Nur neun Jahre nach der Gründung des Jesuiten Ordens im Jahre 1540, predigte einer seiner Begründer, Francisco de Xavier, in Japan. Er bereiste das Land zwei Jahre und war unter anderem auch in der Kaiserstadt Kyoto, wo er versuchte von den japanischen Machthabern eine offizielle Erlaubnis zur christlichen Mission zu erhalten. Seine Erfolge waren zwar gering, dennoch betrachtete Xavier Japan als vielversprechendes Missionsgebiet.

 

Die Europäer kamen in einer Zeit nach Japan, in der das Land uneinig und von inneren Kämpfen zerrissen war. Diese Periode der japanischen Geschichte ist heute als die Zeit der Kämpfenden Provinzen bekannt. Eine zentrale Regierungsgewalt war nicht mehr vorhanden und das Inselreich war in eine Anzahl autonomer Territorien zerfallen. Kaiser und Shogun (Militärbefehlshaber) waren als bloße Symbole der Souveränität ihres politischen Einflusses weitgehend beraubt. Über politische und militärische Macht verfügten allein die Daimyo, lokale Herrscher, hervorgegangen aus der Kriegerkaste der „Bushi“. Einzelne Daimyo versuchten ihren Machtbereich auf Kosten ihrer Nachbarn auszudehnen, was laufend zu erbitterten militärischen Auseinandersetzungen führte. Ausgefochten wurden diese blutigen Kämpfe von den zum Gefolge der Daimyo gehörenden Samurai-Kriegern und großen Massen bäuerlicher Soldaten. Unter diesen Umständen hatte sich ein Feudalsystem japanischer Prägung herausgebildet, wie es in China, dem Mutterland der japanischen Kultur, nie bestanden hatte.

Über Korea waren chinesische Kunst und Kultur, in den Jahrhunderten nach der christlichen Zeitenwende, nach Japan gelangt und dort allmählich den nationalen Eigenarten angepasst worden. Im siebten Jahrhundert war von Kaiserfamilie und Hofaristokratie versucht worden, auch die zentralistische Verwaltung des chinesischen Reichs auf Japan zu übertragen, was jedoch nie vollständig gelang und schließlich in die kriegerischen Auseinandersetzungen der Kämpfenden Provinzen mündete.

Auch die wichtigste Religion des Landes, der Buddhismus, war im sechsten Jahrhundert über China und Korea nach Japan gelangt. Er prägte in den folgenden Jahrhunderten Leben und Kultur Japans nachhaltig, konnte jedoch die nationale Naturreligion Shinto nicht verdrängen, denn der Glaube an die Naturgötter „Kami“ untermauerte mythisch den Herrschaftsanspruch des Kaiserhauses und verkörperte Einheit und Eigenständigkeit des Inselreichs. 

Im 16. Jahrhundert war der offizielle Handel zwischen Japan und China zwar zusammengebrochen, dennoch machten japanische Kaufleute große Gewinne mit der Einfuhr chinesischer Seide und chinesischen Goldes im Austausch gegen japanisches Silber und Kupfer. China war damals ein wichtiger Faktor im Handel Japans. Auch am Gewürzhandel waren die Japaner beteiligt und sie unterhielten Niederlassungen in Annam, Siam und Luzon.

In diese Handelsbeziehungen drängten sich nach 1545 die Portugiesen, die mit neuartigen westlichen Waren, wie Feuerwaffen, Uhren, Glaswaren oder Tabak großen Anklang fanden. Zunächst wechselten die Einfuhrhäfen ständig, je nach den Launen der örtlichen Daimyo, aber nach 1571 wurde Nagasaki, auf der südlichen Hauptinsel Kyushu, das Zentrum der Portugiesen in Japan. 1587 stiegen die Spanier in den Japanhandel ein, 1609 folgten holländische Kaufleute und 1612 die Engländer. In der Zeit zwischen 1543 und 1615 konnten sich Europäer relativ frei in Japan bewegen und die Japaner zeigten großes Interesse an der westlichen Kultur und ihren fremdartigen Erzeugnissen. 

 

In der Zwischenzeit vollzogen sich auf Japans machtpolitischer Bühne große Umwälzungen, die zur erneuten Einigung der Nation unter einem Oberherrn führten. Da Kaiser und Shogun machtlos waren, konnte nur einer der großen Daimyo das Reich einigen, indem er die übrigen Fürsten entweder als Verbündete gewann oder militärisch bezwang. Einer der Daimyo, die gewillt waren diese große Aufgabe auf sich zu nehmen, war Oda Nobunaga, der junge Herrscher des kleinen Gebietes Owari, in der Nähe der Zentralregion um die Kaiserstadt Kyoto. Dank seiner großen militärischen Begabung gelang es ihm 1568 Kyoto einzunehmen und damit den Grundstein für die Einigung Japans zu legen. 

Eine große Rolle bei den nun folgenden erbitterten Einigungskämpfen zwischen den einzelnen Daimyo-Verbänden, spielten die von den Portugiesen in Japan bekanntgemachten Feuerwaffen. Schiesspulver und Feuerwaffen waren in Ostasien zwar schon bekannt, aber die europäischen Luntenschloß-Gewehre waren ihren asiatischen Gegenstücken überlegen. Innerhalb weniger Jahre hatten die japanischen Handwerker gelernt, Gewehre nach europäischem Vorbild in guter Qualität und großen Mengen herzustellen. Bald erkannten einige Daimyo-Feldherren die Möglichkeiten der neuen Waffen und begannen sie mehr und mehr in ihre Samurai-Armeen zu integrieren.

Den endgültigen Beweis für die furchtbare Wirkung dieser europäischen Waffen lieferte 1575 die Schlacht von Nagashino. In dieser blutigen Schlacht setzte Oda Nobunaga 3000 Eliteschützen ein, die in drei Reihen hintereinander postiert waren und die stürmisch angreifenden Samurai der Armee von Takeda Katsuyori gnadenlos niedermähten. Dieses Verfahren war so erfolgreich, dass 1913 ein japanischer General schrieb, seiner Meinung nach habe die Infanterietaktik seither keine nennenswerten Fortschritte mehr gemacht.

Im Jahre 1582, nachdem er bereits große Teile Japans unter seine Herrschaft gebracht hatte, wurde Nobunaga von einem seiner Vasallen in eine Falle gelockt und ermordet. Aus den Kämpfen um sein Erbe ging ein anderer seiner Vasallen, Toyotomi Hideyoshi, als Sieger hervor und machte sich daran das große Werk seines verstorbenen Herrn fortzusetzen.

In den Jahren von 1585 bis 1590 gelang es Hideyoshi, der ein erfahrener und trickreicher General war, alle verbliebenen Gegner zu besiegen und ganz Japan unter seiner Herrschaft zu vereinigen. Sein Aufstieg vom Sohn eines einfachen Soldaten zum kaiserlichen Regenten stellt wohl die erstaunlichste Karriere des historischen Japan dar.

Doch Hideyoshi wollte sich mit der Herrschaft über Japan noch nicht zufrieden geben. Im Jahre 1592 fiel er mit einer Armee von 200.000 Mann in Korea ein, überrannte die ganze koreanische Halbinsel und griff von dort aus das chinesische Kaiserreich an. Sein größenwahnsinniges Ziel war es die Ming-Dynastie zu vernichten und China unter seine Vasallen aufzuteilen. Trotz der anfänglichen Erfolge war die Niederlage gegen das riesige Reich der Mitte schließlich unausweichlich und 1598 musste Hideyoshi seine Truppen, nachdem sie ganz Korea verwüstet hatten, wieder zurückziehen. 

Nach Hideyoshis Tod im Jahre 1598 brach erneut ein Kampf um die Herrschaft in Japan aus, da sein Sohn Hideyori noch ein Kind war und die eingesetzten Regenten uneinig waren. Jetzt sah der Daimyo Tokugawa Ieyasu, ein Verbündeter von Nobunaga und Hideyoshi, die Zeit gekommen selbst die Macht in Japan zu ergreifen und der inneren Zerrissenheit ein Ende zu bereiten. Im September 1600 standen sich bei Sekigahara die beiden letzten um die Macht kämpfenden Streitkräfte zur Entscheidungsschlacht gegenüber. Eine Westliche Allianz unter Ishida Mitsunari, die für Toyotomi Hideyori kämpfte, trat gegen Tokugawa Ieyasu und seine Verbündeten an. Der vorgeplante Verrat eines Daimyo der Westlichen Allianz brachte Ieyasu den Sieg in der blutigen Schlacht und damit die Hegemonie über das japanische Kaiserreich. In den folgenden Jahren erwarb er zur realen Macht schrittweise auch die Legitimität um rechtmäßig als Alleinherrscher von Japan auftreten zu können. Mit der Verleihung des Titels Shogun an Ieyasu im Jahre 1603, war die Grundlage geschaffen für das konservative Tokugawa-Regime der nächsten Jahrhunderte.

Doch noch war das Andenken an Toyotomi Hideyoshi nicht endgültig ausgerottet. Sein Sohn Hideyori hielt immer noch das Schloss von Osaka und hatte überall im Land treue Anhänger. Deshalb nützte Ieyasu 1614 einen Vorwand um seinen Truppen den Angriff auf Osaka zu befehlen. Der Kampf wurde noch blutiger als bei Sekigahara, da sich die zahlenmäßig unterlegenen Verteidiger erbittert wehrten. Erst im Sommer 1615 gelang es, Osaka zu bezwingen und die Toyotomis auszulöschen. Ieyasu war jetzt unangefochten die höchste Autorität in Japan.

Als Ieyasu im Jahre 1616 starb, war auch die Nachfolge abgesichert und das Haus Tokugawa sollte das Amt des Shogun und die Macht bis 1868 behalten.  Für Japan begann jetzt, nach innerem Zwist, eine lange Periode des Friedens und der Stabilität, nur  unterbrochen von einzelnen Bauernaufständen.

In der ostjapanischen Kanto-Ebene bauten die Tokugawa ihre neue Hauptstadt Edo, die Kyoto, Osaka und Nara, die bisherigen Zentren, bald überflügelte. Hier stand die mächtige Burg, von der aus der Shogun das japanische Reich beherrschte. In Edo musste jeder Daimyo des Landes eine Residenz unterhalten und einen Teil seiner Zeit dort verbringen, denn die Tokugawa konnten so mögliche Rivalen besser unter Kontrolle halten. Heute ist diese Stadt unter dem Namen bekannt, den ihr die Meiji-Restauration von 1868 gab: Tokyo.

Die wichtigen Zentralgebiete um die neue Hauptstadt wurden durch die Hausregierung der Shogune direkt verwaltet. Die anderen Territorien verblieben in der Hand verbündeter oder unterworfener Daimyo, die einen Treueeid schwören und Geiseln stellen mussten. Durch geschickte machtpolitische Balance zwischen den verschiedenen Daimyo-Gruppen konnte das Feudalsystem der Tokugawa bis weit ins 19.Jahrhundert erhalten werden, bevor es durch einen Stoß von außen zusammenbrach. 

Im Ständesystem des japanischen Feudalismus zählten allein die Samurai als vollwertige Menschen. Nur diese Elitekrieger hatten das Recht Familiennamen zu führen und Schwerter zu tragen. Allerdings mussten sie sich während der langen Friedenszeit, als Gefolgsleute des Shoguns oder der Daimyo mehr mit Verwaltungsaufgaben als mit dem Kriegshandwerk befassen.

Die Bauern, als Ernährer der Nation, nahmen formell den nächsten Rang unter dem Kriegerstand ein, was sie allerdings nicht vor Armut und Ausbeutung bewahren konnte.

Die unteren Stände der Handwerker und Kaufleute hatten zwar wenig Sozialprestige, aber in den Händen erfolgreicher Kaufleute sammelte sich großer Reichtum, während die Samurai, die doch die Verwalter des Land waren, immer mehr verarmten. Selbst die Daimyo und sogar der Shogun waren regelmäßig in großen Finanznöten, aus denen sie oft nur ein Schuldenerlass durch die reichen Handelsherren befreien konnte. Produktion und Handel waren jetzt profitabler als Landbesitz, auf dem jedes Feudalsystem beruht. Im Laufe der Zeit spiegelte das Ständesystem immer weniger die wirklichen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse wieder und stellte ein Hindernis für die Weiterentwicklung der japanischen Gesellschaft dar. Erst ein Anstoß von außen sollte es nach langer Erstarrung zu Fall bringen.

 

Im von Machtkämpfen zerrissenen Japan der Reichseinigung konnten die Jesuiten ihren größten Missionserfolg in Asien verzeichnen. In Zeiten, da die buddhistische Priesterschaft Zeichen von Materialismus und Korruption zeigte, nahmen die christlichen Missionare durch ihre Freimütigkeit und Standhaftigkeit die Japaner für sich ein, auch wenn denen die christlichen Prinzipien nur schwer zu vermitteln waren. Vor allem die Daimyo der südlichen Hauptinsel Kyushu nahmen die neue Religion an, die sie zunächst, nicht ganz unberechtigt, für eine Abart des Buddhismus hielten. Mancher befahl seinen Untertanen, ebenfalls den neuen Glauben anzunehmen und eine Zeitlang wurden die Jesuiten sogar von Oda Nobunaga unterstützt. Zur Zeit der größten Ausbreitung des Christentums, Anfang des 17. Jahrhunderts, gab es jedoch nicht mehr als einige hunderttausend Gläubige in Japan, bei einer Gesamtbevölkerung von zehn bis zwanzig Millionen Menschen.

Trotz dieser relativ bescheidenen Erfolge erweckten die katholischen Missionare über kurz oder lang das Misstrauen der japanischen Machthaber, die in ihnen die Vorboten europäischer Eroberungspläne zu sehen begannen. Ein Edikt, bereit 1587 von Hideyoshi erlassen, verfügte die Vertreibung der Missionare. Es war jedoch wenig wirksam und die Missionierung ging, ohne Billigung durch die Machthaber, im Verborgenen weiter.

Mittlerweile hatten Holländer und Engländer begonnen mit Japan Handel zu treiben und dort Niederlassungen gegründet. Diese protestantischen Mächte lagen in jener Zeit mit dem katholischen Spanien in erbittertem Kampf und wohl auf ihre Warnungen vor den Eroberungsgelüsten der katholischen Mächte  hin, wurde Hideyoshis Edikt 1612 von den Tokugawa erneuert und diesmal hart durchgesetzt. Blutige Christenverfolgungen setzten jetzt ein und jeder aufgegriffene Missionar oder japanische Konvertit wurde gefoltert und getötet. Im Jahre 1622 verloren bei einer Massenexekution 120 Missionare und Konvertiten das Leben. Die katholische Kirche erkennt über 3000 Märtyrertode zu dieser Zeit in Japan an.

Im Jahre 1637 versetzte ein Bauernaufstand in einer vorwiegend christlichen Gegend auf Kyushu das Tokugawa-Regime in große Unruhe. Die Rebellen, die unter christlichen Zeichen kämpften, bemächtigten sich einer verlassenen Burg auf der Insel Shimabara und widerstanden dort lange einem Heer benachbarter Daimyo, das gegen sie ausgesandt worden war. Erst im Frühjahr 1638 konnte der Aufstand unter großem Blutvergießen niedergeschlagen werden. Die christliche Bewegung in Japan war damit praktisch vernichtet. Die letzten überlebenden japanischen Christen versteckten sich auf einer abgelegenen Insel.

Die Verfolgung der christlichen Religion konnte natürlich nicht ohne negative Wirkung auf den Handel und die Beziehungen mit den katholischen Mächten bleiben. 1624 wurden die Spanier ausgewiesen, die verdächtigt wurden Eroberungspläne zu schmieden. 1639, nach der Niederschlagung des Shimabara-Aufstandes, wurden auch die Portugiesen des Landes verwiesen. Als eine portugiesische diplomatische Mission im nächsten Jahr nach Japan kam, wurden ihre Führer kurzerhand hingerichtet.

Da sich die Engländer schon früher freiwillig aus Japan zurückgezogen hatten, waren nun nur noch die Holländer geduldet. Diese hatten von Anfang an auf christliche Missionierungsversuche verzichtet und sich nur für den Handel interessiert. 1641 wurde ihre Handelsstation auf die winzige künstliche Insel Deshima, im Hafen von Nagasaki, beschränkt. Eine Handvoll holländische Kaufleute, auf einem winzigen Eiland vor der Küste Japans, stellten dann für über 200 Jahre die einzige Verbindung mit Europa dar.

Berechtigt oder nicht, es war wohl die Angst vor einer Destabilisierung des Tokugawa-Feudalstaates durch westliche Ideen und Anschauungen, die die Shogune zu ihrer rigorosen Abschließungspolitik veranlasste. Durch die Beschränkung des Handels mit Europa auf einen einzigen Ort, nämlich Nagasaki, lies sich die strenge Zensur westlicher Bücher und Schriften viel leichter und umfassender durchführen. Nur wenigen Gelehrten und Samurai wurde es gestattet „holländische“ Studien in bestimmten praktischen Wissenschaften zu betreiben, ansonsten wurden die Japaner streng von allem Europäischem ferngehalten.

Durch die Abschottung von der übrigen Welt verzichtete Japan natürlich andererseits auf Möglichkeiten zur wirtschaftlichen Expansion. Schon 1616 hatte das Tokugawa-Regime die ersten Handelsbeschränkungen erlassen. Sie sollten verhindern, dass die unterworfenen Daimyo der südlichen Hauptinsel Kyushu, über deren Häfen fast der ganze Außenhandel abgewickelt wurde, große Reichtümer erwirtschafteten, während die neue Hauptstadt Edo von den ausländischen Kaufleuten nicht angenommen wurde und leer ausging. Am Ende stellte ein Handelsmonopol der Tokugawa in Nagasaki die einzige Verbindung mit dem Ausland dar. Die innere Stabilität hatte Vorrang vor wirtschaftlicher Entwicklung.

Im Jahre 1635 verbot ein Edikt den Japanern Auslandsreisen und 1639 wurde die Politik der vergangenen Jahrzehnte durch ein förmliches Abschließungsedikt bestätigt. Aufgedrängt durch die geographische Abgeschiedenheit am Rande Ostasiens, hatte Japan seine Außenseiterrolle unter den Völkern der Welt angenommen und verinnerlicht. 

Im 17. Jahrhundert waren die europäischen Mächte zu weit entfernt und zu schwach um einem vereinigten Japan unter starker Führung ihren Willen aufzuzwingen. Der Westen musste es für lange Zeit hinnehmen vor der Tür zu stehen, während sich das Land der Aufgehenden Sonne in sich selbst zurückzog.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts hatten sich, bedingt durch die rasche Entwicklung von Technologie und Wirtschaft in Europa und Nordamerika, die Kräfteverhältnisse so verschoben, dass Japan jetzt befürchten musste seine Unabhängigkeit zu verlieren. Im Jahre 1853 erschien tatsächlich ein amerikanisches Geschwader in der Bucht von Edo und erzwang mit seinen Kanonen die Öffnung des Landes für den Handel des Westens. Das Japan daraufhin nicht das hilflose Opfer westlicher Machenschaften wurde, wie zum Beispiel China, ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass es den Japanern gelang, nach der Öffnung ungeheuer rasch westliche Technologien und Organisationsformen zu übernehmen und zur Stärkung des eigenen Staatswesens einzusetzen. Japan bewies nach der langen Abgeschlossenheit der Tokugawa-Zeit die Kraft und Einigkeit, der Herausforderung durch den Westen erfolgreich zu begegnen. Eine Herausforderung, die es 200 Jahre früher noch hatte ignorieren können.

 

 

ENDE

 

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Tag der Veröffentlichung: 06.05.2020

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