Cover


Die Leiden des Jogi Löw


(Frei nach Johann Wolfgang Goethe, Mignon)


Kennst du das Land, wo das Verbrechen blüht,
In heißer Sonn’ der Tafelberg erglüht,
Am Stadion ein Fahnentempel weht,
Wo alle Welt zum Fußballgotte fleht?
Kennst du es wohl? Dahin, dahin
Will Jogi Löw mit seinen Mannen ziehn.

Kennst Boateng, den bösen Prinzen, du?
Mit Irokesenglatze, Armen voll Tattoo?
Ganz Deutschland hebt den Finger, klagt ihn an:
„Was hast dem armen Ballack du getan?“
Kennst du ihn wohl? Ja den, ja den,
Den wollen wir mit lauten Pfiffen schmähn.

Kennst du den Philipp, vieler Mädchen Schwarm,
Flink auf den Beinen, nur im Namen Lahm,
Klein von Gestalt, doch in der Rede groß,
Ein echtes Vorbild in der Deutschlandhos’?
Kennst du ihn wohl? Vergiss den Ballack, Fan!
Der blonde Bursch’ ist der gebor’ne Kapitän!

Kennst du auch Rolfes, Träsch und Westermann,
Den jungen Adler, fast ein zweiter Kahn?
Er stürzt’ herab von seinem kühnen Flug.
Welch Lücken das in Jogis Kader schlug.
Kennst du sie wohl? Dahin, dahin
Sind ihre Träume, lass sie ziehn!

Kennst du den Klose aus der Stürmer-Hölle?
Oder den Poldi, Werbe-Prinz aus Kölle?
Des Löws Vertrauen erntet Spott und Hohn.
Wer glaubt im Ernst an ihre Explosion?
Kennst du sie wohl? Vorbei, vorbei
Ist längst das Sommermärchen für die zwei.

Kennst du den Kaiser oder einfach Franz,
Des Fußballs Lichtgestalt und Schlussinstanz?
Des Jogis Pläne „san a recht a Schmarrn.
Mit leere Händ’ wird diese Elf hoamfahrn.“
Hörst du es wohl? Hör doch! Er brüllt, er brüllt,
Der Löw erwacht. Ob sich sein Traum erfüllt?


Tag der Eröffnung


11. Juni: Südafrika - Mexiko 1:1; Uruguay - Frankreich 0:0



Fußball-WM in Südafrika?
Undiskutierbar, undenkbar!
Doch der Blatter, der Sepp,
Setzt sie durch, step by step.
Nun sind sie da:
Bafana, Bafana.

Im Lande Mandelas
Herrschen die Vuvuzelas!
Der mit den schönsten Zöpfchen
Kann auch schießen mit Köpfchen.
Das erste WM-Tor ist da:
Tshabalala, Tshabalala!

In Soccer City’s brütender Hitze
Hält es nun keinen mehr auf dem Sitze.
Selbst Bischof Tutu schwingt seine Robe
Und tanzt wie ein Heide zu Gottes Lobe!
Das Stadion schwelgt in wilder Manie!
Es lebe der Ball: Jabulani, Jabulani!

Der Gegner ist aber kein Fußball-Floh,
Das stolze aztekische Mexiko.
Guardado, der mit den wilden Locken,
Flankt dem Marquez genau auf den Socken.
Mexiko jubelt: olé, olé!
Südafrika trauert: oje, oje!

Der Sieg war Bafana genommen,
Doch das Schlimmste sollte noch kommen:
Frankreich, gern betitelt als Grande Nation:
So schlicht wie ihr Trikot, unter aller Kanon’.
Kaum besser die Uruguayer.
Null-Null, Buh-Buh, faule Eier!


Des Torwarts Fluch

 

(Frei nach Ludwig Uhland, Des Sängers Fluch)

 

12. Juni: England - USA 1:1; 27. Juni: Deutschland - England 4:1



Es war in alten Zeiten ein Kingdom, wohlbekannt
Als Reich des grünen Rasens und Fußball-Mutterland.
Sie holten den Pokal sich im Jahre sixty-six.
Wie kommt es nur, dass danach kein Titel folgte, nix?

Einst zog zu Englands Trainer ein junger Torwart-Held.
Kann er ihn überzeugen, dann winken Ruhm und Geld.
Er war von hohem Wuchse und ohne Furcht vor Schmerz.
Rasch wollte er erobern des ganzen Volkes Herz.

Es war ein stolzer Trainer, an Siegertiteln reich,
Er saß auf der Tribüne, so finster und so bleich.
Denn er verbreitet Schrecken, berühmt ist seine Wut.
Vor seiner Rede Jähzorn schrumpft aller Spieler Mut.

Schon steht der junge Keeper im heil’gen Pfostenraum
Zum ersten Probetraining, das war sein großer Traum.
Und von der Bank der Trainer mit finst’rer Miene guckt,
Derweil ein strammer Stürmer schon auf den Rasen spuckt.

Sein Schuss kommt wie ein Hammer mit wilder Urgewalt.
Der Torwart fängt ihn sicher, verliert nicht mal den Halt.
Die Spieler treten Bälle, sie schießen wundervoll
Bis in den fernsten Winkel, doch keiner macht ein Goal.

Des jungen Keepers Hände, sie halten alles fest.
Kein Kahn und kein Sepp Maier bestand je solchen Test.
Gesang tönt von den Rängen: „Der Boy hält jeden Shot.
Gesegnet ist Old England durch diesen Goalie-Gott.“

Der Torwart wird nicht müde, er fängt mit großer Lust,
Wirft sich in alle Ecken und hält mit Bauch und Brust.
Da tritt der grimme Trainer selbst zum Elfmeter an:
„Der wird mein neuer Keeper, wenn er den halten kann.“

Er tritt den Ball vom Punkte – wie ungeheuerlich!
Der Ball knallt an die Latte, dann auf den weißen Strich.
„Boss“, ruft der kühne Knabe, „der Ball war gar nicht drin,
der war klar auf der Linie!“ Stolz reckt er vor das Kinn.

Im Stadion wird’s stille, keiner ein Wort mehr spricht.
Der Himmel sich verdunkelt, als naht das Schiedsgericht.
„Der Ball war klar im Tore! In Wembley war er’s auch!“
Der Trainer brüllt es wütend. Es bebt sein dicker Bauch.

„Verrat ist das an uns’rem geliebten Vaterland!
Niemals stehst du im Kasten im Nationalgewand!“
Und auf des Trainers Winken stürzen herab die Fans.
Oh, eine wilde Meute von lauten Hooligans!

Und auf den armen Torwart stürzt sich der wüste Schwarm.
Sie schlagen und sie treten und brechen ihm den Arm.
Sein Leben wird gerettet, der Arm bleibt ohne Kraft.
Nie wieder kann er spielen um eine Meisterschaft.

Der Torwart ist verbittert, er wollt’ doch sein ein Held.
In seinem Hass verkündet er seinen Fluch der Welt:
„Weh dir, du stolzes England, dein Golden Age ist um,
Umsonst sei all dein Ringen um Fußball-Ehr und -Ruhm!

In jedem Weltturniere sei vor dem Endspiel Schluss,
Nie wieder soll gelingen dir ein Elfmeterschuss.
Verflucht soll sein auf ewig die Torwart-Position,
Es sollen alle scheitern, wie der Paul Robinson.

Und David James, der Tölpel, Calamity genannt,
Wie Espenlaub soll zittern sein Arm und seine Hand.
Nicht mal ein Ami-Schüsschen soll halten Robert Green,
Hat er den Ball schon sicher, soll er ihm noch entfliehn.“

Der Torwart hat gerufen, der Himmel hat’s gehört.
Wembley ist längst vergessen und Englands Ruhm zerstört.
Nur ein gewisser Rooney könnt’ bringen es ins Lot.
Doch den umgibt fast immer ein Hauch von Zornesrot.

Und rings, statt schöner Pässe, ein ödes Mittelfeld.
Nein, so, du armes England, beherrschst du nicht die Welt!
Des Trainers Namen meldet kein Film, kein Fußballbuch.
Verschossen und vergessen! Das ist des Torwarts Fluch.


Der Zaubertrainer

 

(Frei nach Johann Wolfgang Goethe, Der Zauberlehrling)

 

16. Juni: Spanien - Schweiz 0:1



Hat sich der Europameister
Ohne Stars aufs Feld begeben,
Und nun sollen meine Schweizer
Auf der Siegerwolke schweben.
Meine Wort’ und Werke
Zeigt’ ich bei Bayern schon.
Und mit Abwehrstärke
Schaff ich die Sensation!

Balle, Balle,
Lasst ihn laufen!
Steht im Haufen!
Lockt die Spanier in die Falle!
Bei der Vuvuzelas Schalle
Mauert bis zur bitt’ren Galle!


Und nun kommt, ihr Eidgenossen!
In rot-weißen Nati-Hüllen,
Heut wird Spanien abgeschossen!
Los, erfüllet Ottmars Willen!
Auf zwei Beinen rennet,
Schießt mit Fuß und Kopf,
Wenn’s im Strafraum brennet,
Packt das Glück beim Schopf!

Balle, Balle,
In die Ecke,
Zu dem Zwecke
Torausbeute!
Unter Kuhglocken-Geläute
Schießt uns in die Ruhmeshalle!

Seht! Der Derdiyok, der Schnelle,
Umgerannt vom Spanier-Fuße,
Doch Fernandes ist zur Stelle
Und netzt ein mit raschem Schusse.
Wahrlich, brav getroffen!
Welch ein dickes Ei!
Und wir können hoffen,
Auf die Punktzahl drei!

Will der Schiri
Gar nicht pfeifen?
Will ihn kneifen,
Will ihn falten!
Geht das Spiel denn nie zu Ende?
Helft mir, ach, ihr Urgewalten!

Und sie laufen! Knapp und knapper
Wird die Zeit für die Iberer.
Beide Seiten kämpfen wacker,
Beine werden immer schwerer.
Der Schiri, endlich pfeift er!
Nun bricht der Jubel los!
Für den Europameister
Ist die Not sehr groß.

Schweizer können
Mehr als käsen!
Fußballzwerge
Seid’s gewesen!
Bald Weltmeister?
Wenn wir gewönnen,
Gäb’s einen König. Ottmar heißt er!


Serbisches Kartenspiel

 

(Frei nach Johann Wolfgang Goethe, Der Erlkönig)

 

18. Juni: Deutschland - Serbien 0:1



Wer stürmt da so wild auf das serbische Tor?
Der Poldi, der Poldi! Er steht schon davor!
Er hat’s auf dem Fuße und zieht doch vorbei.
Der Klose macht derweil zu viel Treterei.

„O Schiri, was ziehst du für ein strenges Gesicht?“
„Siehst, Klose, du die rote Kart’ nicht?“
„Schiri, ich tat nichts. Das ist nicht gerecht.“
„Vom Platze, mein Sohn, sonst ergeht es dir schlecht!“

Der Schiri zieht Gelb von Minut’ zu Minut’.
Das Spiel ist nicht schön, so viel Farb’ tut nicht gut.
Der Löw tigert grummelnd am Spielfeldrand.
Als hätt er’s gewusst, trägt er schwarzes Gewand.

O Deutschland, o Deutschland, zu allem Verdruss
Landet im Tor nun ein serbischer Schuss.
Bleib ruhig, bleib ruhig, Schwarz-Rot-Gold,
Mit Poldi, dem Prinzen, ist das Glück uns noch hold.

Willst, feiner Ball, in den Strafraum du gehn?
Poldis Füße werden dich streicheln so schön.
Poldis Füße durchqueren die serbischen Reihn
Und tanzen und schießen und netzen dich ein.

O Deutschland, o Deutschland, und siehst du nicht dort,
Wie der Poldi rennt mit dem Ball immerfort?
O weh, sein Schuss ist zu ungenau.
Er landet am äußeren Netz vom Torbau.

Im Strafraum taucht auf Vidic’ hohe Gestalt.
Er will den Ball stoppen mit aller Gewalt.
O Schiri, o Schiri, jetzt fasst er ihn an.
Ein Handspiel, Elfmeter – und Poldi muss ran!

Doch der schießt dem Torwart genau auf die Faust.
Und schon ist passiert, wovor Deutschland graust.
Verschossen, vorbei! Jogi Löw ist in Not
Und wirft seine Flasche voll Wut in den Tod.


Spottlied auf die französische Equipe

 

(Frei nach dem Kinderlied „Die Vogelhochzeit“)

 

11. Juni: Uruguay - Fr. 0:0; 17. Juni: Fr. - Mexiko 0:2; 22. Juni: Fr. - Südafrika: 1:2



Die Franzosen wollten zur WM.
Sie probten schon mal den Refrain:
Allez les Bleus, allez les Bleus,
Allez les Blö-hö-hö.

Der letzte Sieg, der letzte Sieg
Lag schon ein Dutzend Jahr zurück!
Dann ging’s bergab, dann ging’s bergab,
Bergab, bergab, berga-a-hab!

Der Zinedine, der Zinedine
Mit Kopfstoß in die Rente ging.
Bumm, Bumm, Bumm, Bumm,
Bumm, Bu-uum-buuu-huum!

Der Henry gegen Irenland
Schiebt den Ball rein mit Teufels Hand.
O, welche Schand, o, welche Schand!
O, welche schlimme Schahand!

Des Trainers Dank, des Trainers Dank
Ist ein Platz für ihn auf der Bank.
Geschieht dir Recht, Henry,
Henry, Henry, Henry-hi-hi-hi!

Erster Gegner sind die Urus,
Wohl keine Fußballgurus.
Ein Nullzunull, ein Nullzunull,
ein müdes Nullzunuhull.

Die Fiesta Mexicana
Wird Frankreichs großes Drama.
Adieu, les Bleus, adieu les Bleus,
Adieu, les Blö-hö-hö!

Der Anelka, der Anelka
Beschimpft den Trainer – unsagbar!
Da fliegt er raus, da fliegt er raus,
Nach Haus, nach Haus, nach Hau-aus!

Ein Vögelein, ein Vögelein
Zwitschert alles an die Presse fein!
Piep, piep, piep, piep,
Piep, pie-ie-ie-ieee-iep!

Wer war der Übeltäter?
Alle suchen den Verräter!
Welch ein Skandal, welch ein Skandal
Und welch ein tiefer Fa-hall!

Die Spieler protestieren
Und tun nicht mehr trainieren.
Boykott, Boykott,
Boykott, Boyko-ooo-ott!

Der Sarkozy, der Sarkozy
Macht Revolution in Paris!
O, welch ein Hohn, o, welch ein Hohn!
Für die Grande Natio-ohn!

Bafana, Bafana,
Schießt Frankreich ins Nirwana.
Vuvuzela, Vuvuzela,
Vuvuzela-la-la!

Der Domenech, der Domenech,
Der ist jetzt endlich weg, weg, weg!
Die Guillotine, die Guillotine,
Ist frisch geschärft für ihn!

Die Tricolore, die Tricolore,
All ihre Ehre sie verlor.
Vorbei die Ruhmestage,
Nur Klage, Klage, Klage …


Der Albtraum von Gottes Hand

 

(Frei nach Theodor Fontane, Die Brücke am Tay)

 

3. Juli: Argentinien - Deutschland 0:4


„Wann treffen wir elf wieder zusamm’?“
„Um die sechzehnte Stund’, im deutschen Stamm.“
„In Kapstadt ist’s.“
„Ich decke den Mann.“
„Ich mit.“
„Ich komme vom Flügel her.“
„Und ich aus der Mitte.“
„Und ich passe quer.“

„Hei, das gibt einen Ringelreihn,
Vier Tore haun wir den Gauchos rein.“
„Und der Standard von Müller und Steigerschwein
In der dritten Minut’?“
„Ei, der muss rein.“
„Muss rein.“
„Schland, Schland
Wird heut zum Albtraum von Gottes Hand.“

Am Rande auf der blau-weißen Bank
Gesichter, vor Schreck und Entsetzen blank.
Maradona, ohne Rast und Ruh
Und in Bangen sieht dem Spiele zu,
Sieht und wartet, ob Messi nicht
Im Glanze erstrahlt, in göttlichem Licht:
„Ich trotze dem Schweini im Sturmesflug.“
Doch diese Hoffnung bleibt nur Trug.

Der Löw dagegen: „Ich seh einen Schein
Am Spielfeldende. Muss Klose sein.
Die Argentinier lassen ihm Raum,
Sein dreizehntes Tor? Ist das ein Traum?
Den Torwart hat er kalt erwischt!
Da werd sogar ich noch zum Optimischt!
Schon zweimal schenkten wir ihnen ein
Und wie sie rennen, noch einer geht rein!“

Und es wackelt gewaltig der Abwehrturm.
Noch einmal versucht es Messi im Sturm.
Doch Schweini spricht: „Das Dreinull noch!
Egal, was sie tun, wir erzwingen es doch.
Ein einsamer Sturmlauf mit doppeltem Dampf,
Wir bleiben Sieger in solchem Kampf,
Und wie’s auch rast und ringt und rennt,
Wir kriegen sie unter: die im blau-weißen Hemd!“

Deutschland hat Schweini und deshalb Glück;
Denn er passt ihn sauber auf Friedrich zurück,
Der drückt ihn rein und bringt alles ins Lot.
O Maradona, jetzt bist du in Not!
Für Diego ist schon verloren die Schlacht.
Noch einmal beschwört er des Himmels Macht:
„O, wär ich doch selbst wieder jung und schlank,
Dann müsst’ ich nicht zusehn von dieser Bank.“

Auf dem Rasen unten läuft die Zeit aus,
Alle wissen: Argentinien ist raus.
Poldi und Klose ohne Rast und Ruh
Rennen dem feindlichen Tore zu;
Noch wütender wurde der Deutschen Spiel,
Jabulani schon wieder ins Tornetz fiel.
Das Vier-zu-null hat der Klose gemacht
Das war’s, Maradona. Adiós, gute Nacht!

„Wann treffen wir elf wieder zusamm’?“
„Am Mittwoch in Durban, im alten Stamm.“
„Gegen die Spanier, da ist uns nicht klamm.“
„Ich treffe.“
„Ich mit.“
„In ganz hoher Zahl.“
„Ruhm unsern Namen.“
„Und den Spaniern die Qual.“
„Hei!
Wie Splitter brach Argentinien entzwei.“
„Schland, Schland
Ist nun der Albtraum von Gottes Hand.“



Trauerballade

 

(Frei nach Heinrich Heine, Lorelei)

 

7. Juli: Deutschland - Spanien 0:1



Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin;
Ein Spielchen aus Afrikas Weiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl, und es dunkelt,
Im Tore liegt der Ball;
Der spanische Fanblock schunkelt
Zum Vuvuzela-Schall.

Ein hoher Eckball flitzet
Zur Mitte wunderbar.
Des Puyols Kopfball sitzet,
Es weht sein lockiges Haar.

Für die Spanier ist es der Hammer,
Sie toben im Siegesgeschrei.
Bei den Deutschen Tränen und Jammer,
Ihr Weltmeistertraum ist vorbei.

Den Fan dort im deutschen Blocke
Ergreift es mit wildem Weh!
Er will nie mehr sehen ‘ne Locke
Und nie wieder hören: Olé!

Ich glaub, die Savanne verschlinget
Am Ende Fan und Fahn’.
Derweil mit den Tränen ringet
Der deutsche Kapitan.


Ode an Paule

 

† 26. Oktober 2010

 

(Frei nach Friedrich Schiller, Der Taucher)

Wer wagt es, Tintenfisch oder Krak’,
Zu tauchen in diesen Schlund?
Die Besten der Welt – kein Schabernack –
Versammeln sich um das lederne Rund.
Wer uns die Sieger stets kann zeigen,
Vor dem wird sich die Welt verneigen.

Kein Tintenfisch wagt sich hervor,
Doch der Paule, ganz keck,
Springt ins Wasser wie ein Stürmer vors Tor,
Winkt noch mal und taucht weg,
Und alle die Männer umher und Frauen
Auf seine herrlichen Saugnäpfe schauen.

Drunt’ liegt ein Kästchen in Weiß und Blau
Mit einer lachenden Sonn.
Doch Paule ist listig und schlau
Und schwimmt rasch davon.
Argentinien lässt er liegen.
Deutschland wird siegen.

Bald umringt ihn die jubelnde Schar,
Und schon wieder Paul in die Tiefe sinkt,
Die Sonne scheint, das Wasser ist klar,
Doch das Futter aus Deutschland stinkt.
Olé! Auf die spanische Delikatesse
Stürzt er sich mit gieriger Fresse.

Und es wallet und siedet und brauset und zischt,
Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt,
Eins zu null! Deutschlands Hoffnung erlischt,
Auf Paul wird die Schuld gedrängt,
Und wie mit des fernen Donners Getose
Bestimmt man dem Kraken ein finsteres Lose.

Und sieh! In der Tiefkühltruhe, noch roh,
Da liegt er schwanenweiß,
In einer Packung von iglo,
Umgeben von ewigem Eis.
Zwischen Spinat und Pizza mit Schinken
Kann man Paule noch einmal zuwinken.

Vorbei die WM, doch sie kommt bald zurück,
Und ewig wird rollen der Ball,
Des einen Leid und des anderen Glück,
Und auf den Ruhm folgt der Fall.
So geht es im Leben auf und nieder,
Der Paule aber kommt nimmer wieder.


Impressum

Texte: Text: © Melpomene Titelbild: © Gerd Altmann / PIXELIO
Tag der Veröffentlichung: 07.10.2010

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /