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Wieder hatte ein neuer Tag begonnen. Augen auf machen? Nein. Kommt gar nicht in Frage. So müde wie ich war. Da ich ungefähr wusste was heute auf mich zu kam, versuchte ich die letzten Minuten noch zu genießen. Einmal noch an gar nichts denken, bis das Drama wieder von vorn los geht. So, wie schon so oft. So oft waren wir schon umgezogen. So oft hatte ich einen anderen Vater. So oft andere Geschwister, so oft eine andere Schule und so oft andere Leute. Wie ich das alles aushielt wusste ich gar nicht, denn jetzt würde ich es nie schaffen. Ich würde nicht einmal versuchen es zu schaffen, weil ich weiß, dass es unmöglich wäre. Aber damals… ich weiß auch nicht. Damals ging es obwohl ich erst 17 Jahre alt war. So jung und dennoch schaffte ich es so weit. Bis zu diesem Umzug. Damals schien es, als würde ich es nicht noch einmal überstehen. Es war so gefährlich. Ich hatte solche Angst.
Einmal wollte ich noch durchatmen. Doch da hörte ich auch schon die Schritte, die jeden Tag in mein Zimmer führten. Genauer gesagt waren es die Schritte meiner echten Brüder. Mein älterer Bruder war bereits 19 Jahre alt. Sein Name war Alexander. Aber wer sagt schon Alexander? Wir nennen ihn immer Alex. Er war echt ein toller Bruder. Er hatte wie ich blonde Haare und blaue Augen. Außerdem war er recht groß und sehr erwachsen. Was mich aber an ihm schon immer nervte war, dass er, wenn es um mich ging, immer den Aufpasser spielen musste. Tu dies, Tu das… Es nervt wenn einer immer sagen muss was man tun soll. Aber trotzdem liebte ich ihn, weil er einfach immer für mich da war. Der Name meines jüngeren Bruders war Tim. Der Kleine ist echt so süß. Er hat dunkle Locken und auch dunkle, braune Augen. Er war erst 5 und er brachte mich immer zum Lachen. Während ich noch einmal versuchte nicht an das Drama zu denken, das mich erwartete, kamen Alex und Tim schon in mein neues Zimmer. Tim kam gleich zu mir und legte zärtlich seine winzige Hand auf meine um mich aufzuwecken. Doch jetzt musste ich die Augen öffnen. Tim’ s süßes Gesicht nicht zu sehen, würde mich auch nicht glücklich machen. Ganz langsam öffnete ich die Augen und meine ersten Blicke dieses Tages, flogen direkt zu meinen Brüdern. Alex hatte noch ganz zerstruppte Haare und Tim’ s Haare sahen immer so aus. Langsam kam Alex näher um auch seine Hand auf meine zu legen. Obwohl ich die Augen offen hatte, schlief ich noch. Ich konnte nichts denken, nichts kontrollieren. Ich lag einfach da und sah meine Brüder. Bis Alex dann zum Fenster ging um die Rollo von meinem Fenster ganz auf zu machen. Ein bisschen war sie ja schon offen. Als er sie öffnete fing ich an zu bemerken, dass ich wach wurde. Denn das Licht der Morgensonne stach in meinen Augen wie ein Feuerstrahl. Jetzt hörte ich schon wieder Schritte. Sie waren aber nicht so leise wie die meiner Brüder. Sie waren eindeutig die Schritte von meinem neuen Stiefbruder, Stefan. Er war der Sohn meines neuen Stiefvaters. Da er 18 Jahre alt war hielt er sich immer für etwas besseres, weil er ein Jahr älter war als ich. Im Gegensatz zu Alex bemühte er sich nicht die Tür leise auf zu machen. Er kam einfach hinein und sagte: “Luna, steh jetzt auf. Tanja will, dass du frühstücken kommst!“ Tanja war meine Mutter und jeden Tag konnte sie sich nicht die Mühe machen selber hinauf in mein Zimmer zu kommen. Nein, jeden Tag kam Stefan, wir nennen ihn meistens nur Steff, herauf um mich „liebevoll“ aufzuwecken. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich meiner Mutter nicht so viel bedeutete. Oft dachte ich darüber nach ob das an dem Tod von Papa lag. Immerhin habe ich quasi das gleiche Gesicht wie er. Als er starb hat sie mich sogar eine Zeit lang bei meiner Tante wohnen lassen, weil sie es nicht ertrug mich zu sehen. Ich hab mich damals in den Schlaf geweint und auch zu dieser Zeit war es oft so.
Als ich immer noch nicht aufstand ging er wieder. Er nahm Tim an der Hand und da er noch so klein war ging er einfach mit ohne irgendetwas zu sagen oder einen Laut von sich zu geben. Alex war noch da. Er blieb immer so lange bei mir bis ich aufgestanden war. Jedes Mal, oder fast jedes Mal, wenn ich aufwache, sehe ich als erstes ihn. Ich muss dann aber immer daran denken was wir schon durchgemacht hatten. Ich meine den Tod unseres Vaters.
Mama war gerade mit Tim schwanger und wir hatten eine Kerze stehen. Es war eine einzige Kerze die unser Leben auf den Kopf stellte. Ich war noch kleiner und hatte nicht viel aufgepasst. Na gut ich war 12 aber es war ein schlechter Schultag und ich war traurig und wollte mit Mama reden, die gerade vor dem Tisch mit der Kerze saß und Ferngesehen hatte. Als ich zu ihr ging und stolperte, drohte ich umzufallen. Um mir zu helfen griff ich nach irgendetwas. Doch als ich das Tischtuch erwischte, riss ich es samt der Kerze, die darauf stand mit. Wir schrieen und liefen aus dem Zimmer. Die winzige Flamme der Kerze, entfachte zu einem riesigen Feuer. Alex hatte uns aus dem verrauchten Zimmer gerettet und Papa versuchte vergeblich das Feuer zu löschen. Mama hatte mir sogar einmal an den Kopf geworfen ich hätte Papa umgebracht. Diesen Satz habe ich immer noch nicht verarbeitet. Und wenn wir einmal etwas über Papa fragen, wechselt sie sofort das Thema und tut so, als hätte sie uns nicht gehört.
Alex war es eigentlich immer egal, wie lange ich brauchte. Er blieb immer bei mir, bis ich aufstand. Doch an dem Morgen war mir egal, wie lange ich ihn damit aufhalten würde. Ich wollte nicht wieder auf eine neue Schule wechseln. Nach vielen Minuten des Schweigens kam Mama in mein Zimmer. Ich hörte schon an der stampfenden Art, wie sie die Treppe hoch kam, dass sie ziemlich sauer war, da ich noch immer nicht hinunter kam. Es war schon viertel acht und ich muss um halb acht vor der Schule sein. Mama kam in mein Zimmer und knallte die Tür zu. Ich erschreckte mich so sehr, dass ich sofort von dem Bett aufsprang. Dann stand ich da vor ihr. Sie schaute mich wütend mit ihren wunderschönen blauen Augen an und ihr frisiertes dunkles Haar glänzte von dem Licht das aus dem Fenster herein kam. Ich erschrak erneut als sie plötzlich anfing zu schreien: “Luna, das kann doch nicht dein Ernst sein! Du kannst doch nicht am ersten Schultag so spät aufstehen“ Ich starrte sie einfach nur an und sagte kein einziges Wort. Ich wusste, dass egal was ich sagte, sie irgendetwas dagegen fand. Also blieb ich still, während sie weiter mit einer wütenden Miene schrie: „Das gibt’s doch nicht. Und jetzt sagst du einfach nichts. Das ist wieder so typisch für dich. Ich verstehe nicht wie man die Regeln so missachten kann…So, aber jetzt geh zur Garage. Michael und Alex sitzen schon im Auto.“ Michael ist der Name meines Stiefvaters. Ich konnte ihn genau so wenig leiden wie seinen Sohn. Wenn Mama dabei war, spielte er eine heilige Familie vor, aber kaum ist sie weg, mussten wir ins Zimmer während er angeblich so wichtige Telefonate führte. Ehrlich gesagt interessierte es mich schon, was er immer wichtiges telefonieren musste. Deshalb hab ich ihn auch einmal gefragt, aber er hat sofort herumgeschrien, dass mich das nichts anginge.
„Luna!“, rief er mich, da ich noch immer nicht zum Auto gekommen war. Alex zuckte mit den Schultern während Mama schon aus meinem Zimmer ging. Er folgte ihr, da ich ihm dies mit der Hand deutete. Ich ging schnell zu meinem Kleiderschrank und zog mir eine Jeans und ein schwarzes T-Shirt an. Danach huschte ich die Stufen hinunter, holte meine Schultasche, und zog mir schnell meine pinken- Karo- Sneakers an. Als ich ins Auto stieg hielt mir nun auch Michael einen Vortrag darüber, dass es nicht O.K ist so spät hinunter zu kommen. Wenigstens blieb Alex still. Nach nicht einmal 5 Minuten Fahrt kamen wir an der neuen Schule an. Warum durften wir nicht zu Fuß gehen? Einen Kilometer hätten wir doch ohne Auto zurück legen können. Oder sagen wir mal ohne Michael. Diesen Typen würde wenigstens am Morgen gerne aus dem Weg gehen. Morgen würde ich zu Fuß gehen, egal was Mama und Michael sagen würden. Als ich vor der Schule aus dem Auto stieg, fing ich einige verwirrte Blicke ein. Anscheinend wusste keiner, dass eine neuen Schülerin und ein neuer Schüler ins Gymnasium kamen. Alex und ich hatten aber Glück, dass wir schon im letzten Jahr waren. Naja. Eigentlich hätte er letztes Jahr schon den Abschluss machen sollen, aber er ist sitzen geblieben. Mit 19 noch im Gymnasium zu sein ist auch bestimmt etwas komisch. Ich meine, die meisten Schüler werden, wie ich, 2 Jahre jünger sein als er. Er war ja in der Vorschule auch noch. Deshalb hängte er etwas hinter her. Alle drehten sich leicht um und begannen zu flüstern. Ich denke mal, dass es nichts Nettes war, was sie sagten. Aber, das waren wir ja schon gewohnt. Einige versuchten unauffällig auf uns zu zeigen. Michael fuhr gleich weiter. Ein „viel Spaß“ oder „viel Glück“ bekamen wir von unseren Stiefvätern nie zu hören. Wir waren ihnen meistens sowieso egal.
Meine ersten Blicke auf das Schulgebäude, erfolgten unter Aufsicht der anderen Schüler, da sie immer noch nicht damit aufhörten auf uns zu starren. Das Schulgebäude war recht groß und die Fassade war blau weiß angestrichen. Neben der großen gläsernen Eingangstür hing eine Pinnwand. Langsam und auch neugierig, ging ich mit Alex zu ihr, um zu sehen, ob eine Klassenliste darauf hing. Unsere Blicke wanderten über die ganze Pinnwand, bis Alex eine Klassenliste sichtete und mir zeigte. Es waren tatsächlich die Listen in denen Alex und ich eingeschrieben waren. Ich musste in den 2.Stock in die 5b. Denn ich war nicht in der Vorschule und bin nie sitzen geblieben. Deshalb war ich auch schon in der Abschlussklasse, wie Alex. Wir waren aber trotzdem nur in Parallelklassen. Als die Glocke läutete wurde die Tür geöffnet und alle Schüler rannten in die Schule hinein, zu ihren Klassen. Alex und ich marschierten hinauf in den 2.Stock und auf den Klassentüren zu den Klassen 5a und 5b trennten sich unsere Wege. Als ich ein trauriges Gesicht machte, sagte mein Bruder mit einem Lächeln und einem leichten Boxen auf meine Schulter: „Hey. Wird schon schief gehen.“ Alex hatte das Glück, dass er älter war und auch noch gut aussah. Was andere von mir und meinem Aussehen hielten, wusste ich nicht. Man hat mir nie wirklich Komplimente gemacht oder etwas Ähnliches gesagt. Eigentlich hat mit mir fast nie jemand geredet. Ich war ja nie länger als einige Monate auf einer Schule.
Ich glaube jedes Mädchen hatte ihn angelächelt. Als ich in die Klasse kam, starrten mich alle an. Ich hasse es wenn man mich anstarrt. Es saßen 18 Schüler in der Klasse. Anscheinend war ich die letzte die kam. Aber, dass ich mich dabei irrte, merkte ich als 3 wirklich hübsche, und anscheinend sehr eingebildete, Blondinen die Klasse betraten. Ein Junge ging hinter ihnen. Als sich meine ersten Blicke zu ihm wendeten sah ich sofort in seine Augen. Er hatte geheimnisvolle, dunkle Augen und kurze schwarze Haare. Als er alle, die schon in der Klasse waren mit einem „Hey“ begrüßte, hörte ich zum ersten Mal seine Stimme. Er klang so als währe er anders. Aber, was ich in dem Moment noch nicht wusste: Ich irrte mich wieder. Er war überhaupt nicht anders. Die Blondine, die ganz vorne ging, drehte sich zu ihm um, umarmte ihn und gab ihm einen Kuss, direkt auf die Lippen. Da merkte ich, dass es schon wieder so war, dass mich kein toller Junge beachten würde. Die zwei anderen Blondis teilten Einladungen aus. „na super!“, dachte ich mir. Ich war überrascht, als die Blondine, die kleiner war als die anderen zwei, zu mir kam, und mir auch eine Einladung auf den Tisch legte. Langsam griff ich nach dem Blatt Papier und schaute einmal, was oben stand:
„Letztes Jahr-Letzte gemeinsame Partys! Am nächsten Samstag um 21:00 Uhr im Blow Up. Da wird gefeiert was das Zeug hält. Wohooooo!“
Na toll so eine „ich- kiff- mich- zu- und- trinke- was- das- Zeug- hält- Party“. Aber als dann die Blondine, die mir den Jungen wegschnappte, sagte, dass nur Loser an so einem Abend zu Hause bleiben, beschloss ich doch einmal dort vorbei zu schauen. Es wäre ja doch eine gute Gelegenheit alle kennen zu lernen. Wieder läutete es, aber diesmal zur ersten Stunde. Die zwei Blondinen, die die Einladungen austeilten stellten sich vor meinen Tisch, der ganz hinten stand, und sagten recht wütend: „Du sitzt auf unserem Tisch. Los hau ab!“ Alle begannen zu lachen und ich stand einfach auf und ging weg. In dem Moment, in dem ich mir einen neuen Tisch suchen wollte kam der Lehrer herein und schrieb seinen Namen auf die Tafel: „Herr Hofbauer“.
Er schaute in die Klasse und als er mich sah sagte er, mit einem eindeutig künstlichem Lächeln: „Ah. Du bist bestimmt Luna, die Neue, “ Na toll. Er nannte mich „Die Neue“, „Wo möchtest du sitzen?“, fragte er mich und ich sagte nichts und zuckte einfach mit den Schultern. Darauf hin zeigte er auf den freien Platz neben einem nett- aussehenden Mädchen. Wortlos setzte ich mich neben sie. „Hi, ich bin Sandra“, flüsterte sie freundlich. Sie wirkte überhaupt nicht gestellt. Sondern einfach nur echt. Erst als ich ihr meinen Namen verriet, sah ich sie zum ersten Mal an. Sie hatte mittellanges dunkelblondes Haar mit dunklen Strähnchen. Ihr freundlicher Blick kann einen echt verzaubern. Ich hab sie nur angesehen und musste lächeln. Auch sie lächelte wieder und dann begann der Lehrer die Klassenliste vor zu lesen um zu kontrollieren, ob alle da waren. Wie ich hörte, hieß die fiese Blondine Michelle und der gutaussehende Junge, der neben ihr saß, hieß Florian. Die zwei Mädchen, die die Einladungen verteilten, hießen Mara und Jennifer. Michelle, Mara und Jenni hatten eine wasserstoffblonde Haarfarbe, die eindeutig gefärbt war.
Als Sandra bemerkte, dass ich zu den Mädchen hinüber sah, rempelte sie mich leicht und sagte: „Ignorier die einfach. Sie sind es nicht wert, sich über sie zu ärgern!“ Sie wusste anscheinend genau, was ich dachte. „Gehst du zu der Party?“, fragte ich sie ganz leise. Denn, wenn ich jetzt schon jemanden kenne, würde ich bestimmt nicht allein zu der Party gehen. „Ja, wir können ja gemeinsam gehen. Wo wohnst du? Wir könnten dich vielleicht mitnehmen!“, sagte sie zu mir und lächelte wieder, ihr liebes Lächeln. Ich sagte ihr, wo ich wohnte und zufällig stand unser Haus genau auf ihrem Weg ins Blow up. Der Lehrer sagte die ganze Zeit irgendetwas, aber ich denke, dass keiner ihm zuhörte. Immerhin hatte ich das auch nicht. Die Stunden vergingen und ich hatte die ganze Zeit mit Sandra geplaudert. Wir waren recht verschieden. mochten uns aber auf Anhieb. Sie war einer der wenigen Menschen, bei denen ich glaubte, sie schon ewig zu kennen. Nach der Schule traf ich am Gang Alex und stellte ihn und Sandra einander vor. Er schien sie auch zu mögen, da er auch lächeln musste. Als Alex schon aus der Schule ging, meinte auch sie zu mir, wie gut er aussah. Sandra begleitete mich bist zum Kindergarten, der auf unser beiden Heimwege lag, da ich gemeinsam mit Alex, Tim abholen sollte. Sie begleitete mich sogar in das Gebäude hinein, indem Alex schon wartete. Tim zog sich gerade die Schuhe an und erzählte schon sehr viel über den neuen Kindergarten. Ich musste wieder grinsen als ich Tim sah. Es schien so als hätte er am Vormittag viel Spaß gehabt. Alex nahm Tim an der Hand und wir gingen alle gemeinsam hinaus. Vor Sandra und mir gingen meine Brüder. Sie redeten ziemlich viel. Also eigentlich erzählte Tim immer mehr und mehr was er an dem Tag erlebte. Sandra und ich plauderten über die neue Schule. Sie unterschied sich nicht wirklich von anderen Schulen. Eine gute Mischung aus: Zicken, Strebern, wenig netten Leuten und doofer Lehrer. Als Alex, Tim und ich bei unserem Haus standen, ging Sandra weiter zu ihrem Haus. Alex meinte später noch, dass Sandra echt nett wirkte und er meinte, dass sie gut zu mir passte. Als wir anläuteten öffnete meine Mutter genervt die Tür und fragte uns krampfhaft wie der Tag war, während sie den Tisch fürs Essen deckte. Es roch nach Schnitzel und Kartoffelsalat. Nachdem wir uns zum Essen hinsetzten, erzählte Tim als erster von seinem Tag. Er redete und redete und wollte damit gar nicht mehr aufhören. Bis Mama endlich auch uns nach unserem Tag fragte. Auch Alex hatte viel zu erzählen. Wir hörten ihm alle genau zu und ich war darüber erstaunt mit wie vielen Leuten er sich schon gut verstand. Während ich erzählte wirkte Mama desinteressiert. Sie rollte die Augen und stützte ihren Kopf auf der Hand ab. Auf meinen Satz „Ich sage jetzt nichts mehr, weil du mir eh nicht zuhörst“, sagte sie: “hmm.O.K, klingt gut.“ Wie kann man nur so wenig zuhören? Stumm stand ich einfach auf und ging in mein Zimmer. Sie sagte überhaupt nichts dagegen, sondern aß einfach weiter ihren Kartoffelsalat. In meinem Zimmer schmiss ich mich sofort auf mein Bett und nahm mein Handy in die Hand. Ich wählte Sandra’ s Nummer und fragte sie, ob wir uns nicht treffen wollen. Es schien so, als hätte sie sich darüber gefreut und sie hat mich darauf hin zu ihr zum Schwimmen eingeladen. Ich war so fröhlich, tänzelte hinunter und packte meine Badesachen zusammen. Da ich noch nicht wusste, wo sie wohnte, holte sie mich von mir zu Hause ab. Meiner Mama sagte ich überhaupt nichts. Sie saß sowieso noch mit Tim beim Essen. Alex weihte ich aber ein, falls Mama doch noch fragen würde. Es schien als würde er mich verstehen und blieb still.
Sandra und ich gingen gemeinsam zu ihr und ich erzählte ihr, wie sehr meine Mama nervte. Sie nickte einfach uns sagte: „Das kenne ich. Meine ist manchmal auch so drauf“ „Ja, aber meine ist immer so. Wenn die anderen etwas erzählen, hört sie zu und bei mir …!“ Auf einmal sah ich, neben mir am Gehsteig, Stefan mit seinen Kumpels herumlaufen. „Luna, weiß Tanja, dass du weg bist?“ „Kann dir doch egal sein“, rief ich genervt. Dann schrie er noch irgendetwas aber ich ignorierte ihn. Was er dachte war mir wirklich egal. Und außerdem hab ich mich mit Sandra getroffen, um mal komplett abzuschalten. Nach einigen Minuten kamen wir bei Sandra’ s Haus an. Das einladende, einstöckige Haus, war weiß mit roten Streifen angestrichen. Wir gingen direkt in den Garten und da sah ich ihr liebes, kleines Baumhaus und dahinter ein Trampolin. Rechts im Garten entdeckte ich einen großen, überdachten Pool eingegraben. Zur Terrasse hinauf waren Holzstufen und auf ihr standen eine Hollywood-Schaukel und ein Tisch mit einigen Stühlen. Wir gingen über die Terrassentür ins Wohnzimmer des Hauses. Es war ebenfalls total schön, mit einem hellen Sofa und einigen Bildern an der Wand. Vor dem Sofa stand ein kleiner Tisch und noch weiter vorne war ein Fernseher platziert. Sie stellte mich gleich ihren Eltern vor. Die zwei waren sehr lieb. Sie haben mich gleich freundlich begrüßt. Ihre Mutter hieß Katharina und ihr Vater Thomas. Kathi, so durfte ich zu ihr sagen, hatte Blonde etwas lockige Haare und ist auch wie Sandra und ich nicht besonders groß. Thomas war auch total freundlich. Sandra und ich gingen über einen Gang ins Badezimmer und zogen uns dort um. Wieder gingen wir hinaus zum überdachten Pool und Sandra machte das Dach auf, sodass wir hineinspringen konnten. „Normalerweise lassen wir die Kuppel zu, aber wenn es so warm wie heute ist, machen wir sie auf“, erklärte sie mir und *PLATSCH* war sie drin im Wasser. Ich bin ihr direkt nachgesprungen und wir hatten viel Spaß beim Springen, Schwimmen und Tauchen. Nach einer Stunde Spaß setzten wir uns auf die Poolstufen, die noch im Wasser waren, und begannen zu plaudern. Sie erzählte mir so viel von ihr, dass ich mich auch traute ihr alles von mir zu erzählen. Also was meine Familie anging. Den Tot meines Vaters und besonders meine komische Mutter. Sie hörte mir gut zu und es schien so als würden wir gerade eine richtig gute Freundschaft aufbauen, weil wir uns einfach verstanden. Plötzlich läutete mein Handy und ich ging entgeistert aus dem Wasser um abzuheben. Doch als ich sah, dass meine Mutter anrief, drehte ich mein Handy ab. Ich wollte wirklich nicht angeschrien werden. „Sag ihr einfach, dass sie dir eh nicht zugehört hat, und du deshalb einfach gegangen bist und dass du außerdem schon 17 Jahre alt bist und mehr Freiheiten haben solltest.“, meinte Sandra aber ich antwortete schlagartig: „Wenn ich das sage, findet sie sowieso irgendetwas dagegen.“ „Aber woher weiß sie den, dass du weg bist, wenn du sagst dass sie eigentlich nie in dein Zimmer geht?“ „Wahrscheinlich hat Steff mich verpetzt. Dass macht er gerne. Hmmm. Aber egal.“ „Ok“, meinte Sandra, „Dann komm. Springen wir gleichzeitig ins Wasser!“ Sie lächelte wieder und ich zurück. Wir nahmen uns an der Hand und sprangen ins Wasser. Irgendwie wusste ich bei ihr, dass unsere Freundschaft etwas Besonderes ist….


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Tag der Veröffentlichung: 14.07.2011

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