Cover

On Stage


Die Fans waren außer sich, als sich der erste blicken ließ. Kreischend drängten sie sich nach vorne, schubsend, stoßend ihren Idolen entgegen. Die Vorderen wurden durch den Druck der hysterischen Masse an die eiserne Absperrung gedrückt, knapp einen Meter vor der Bühne. Dichter Nebel verbarg die Sicht, weißes Licht flackerte immer wieder grell auf und ließ das Ganze wie in einem Horrorfilm erscheinen.
Ein dunkler Schatten lief quer über die Bühne und winkte der Masse entgegen. Im Blitzlichtgewitter konnte man ein Mädchen erkennen. Sie hatte schulterlange schwarze Haare, darauf trug sie eine dunkle Kappe. Dazu ein schwarzes Halsband, ein enges weißes Top mit Spitzen und eine weite schwarze Hose. Nachdem sie die Fans begrüßt hatte, ging sie in den hinteren Teil der Bühne. Das rhythmische Schlagen auf Drums war zu hören. Ein weiterer Schatten folgte ihr auf die Bühne und besonders der weibliche Teil der Fans kreischte auf.
Ein Junge mit einer ähnlichen Frisur wie das Mädchen vor ihm. Er hatte ein schwarzes Top an. Darüber trug er eine weiße Weste, ebenso weiße Stulpen an den Armen.  An seiner Hose, die in weißen Springerstiefeln steckte, hing eine silberne Kette herunter. Lässig winkte er seinen Fans zu und diejenigen, die von seinem coolen Blick gestreift worden waren, gerieten völlig außer Fassung. Der Junge legte sich den Bass um und begann gekonnt in den Rhythmus des Schlagzeuges mit einzusteigen.
Nun sprang ein Junge mit schulterlangen, strohblonden Haaren auf die Bühne, und genau wie bei seinem Vorgänger sorgten die weiblichen Fans für einen enormen Anstieg der Lautstärke. Bisher war er derjenige mit der buntesten Kleidung. Zu seiner marineblauen Hose trug er ein weißes Shirt mit einem aufgedruckten, gelben Muster. Darüber hatte er ein türkises Hemd mit kurzen Ärmeln an. Er winkte einmal in die Menge und nahm anschließend die Gitarre in die Hand. Zum Schlagzeug und den dunklen Tönen des Basses gesellte sich nun eine rasante Melodie.
Eine weitere Person kam auf die Bühne. Dieses Mal waren es die wenigen männlichen Fans, die grölend aufschrien. Das Mädchen hatte lange braune Haare, von denen sie an jeder Seite ihres Kopfes eine Strähne mit einer weißen Schleife hochgebunden hatte. Eine enge weiße Korsage mit marineblauer Verzierung betonte ihre schlanke Figur. Passend dazu trug sie einen ebenso marineblauen Faltenrock über einer schwarzen Nylonstrumpfhose mit schwarzen Schnürstiefeln. Sie winkte fröhlich lächelnd der Masse zu, ehe sie sich ans Mikrophon stellte.
„Hello, London!“, rief sie mit einer hellen, aber kräftig klingenden Stimme. „Are you ready to rock?“
Die Fans tobten und die Melodie von Schlagzeug, Bass und Gitarre änderte sich. Es wurde ein schnelles Lied angestimmt. Die Sängerin nahm das Mikro in die Hand und bevor sie zu singen begann, küsste sie den Gitarristen flüchtig auf den Mund und die Fans kreischten begeistert:

Every day when I see you
Every night when I lay next to you
Every second that I spend with you
My heart is calling you

With you I can be myself
Laughing and crying
Sunshiny and sad
You take me as I am
Even though I’m not free from defects

My stomach is prickling
My eyes are shining with luck
I am not more longer able to keep a clear mind
Even when you talking with me
Can you see them?
The feelings inside of me

Every day when I see you
Every night when I lay next to you
Every second that I spend with you

When I feel your breath
My heart is burning
And it’s your fault

My stomach is prickling
My eyes are shining with luck
I am not more longer able to keep a clear mind
Even when you talking with me
Can you see them?
The feelings inside of me

Backstage



Backstage


Erschöpft griff die Sängerin nach einer Wasserflasche und ließ sich auf die Couch fallen, die im Aufenthaltsraum stand. Hastig trank sie ein paar Schlucke, um den größten Durst und das leichte Kratzen in ihrem Hals zu besänftigen, und blickte dann zur Tür, die hinaus auf die Bühne führte.
Wo bleiben die bloß?, dachte sie. Sie hatte sich als Erster von den Fans verabschiedet, da sie einfach zu erschöpft war.
Bestimmt spielen sie noch etwas…
Doch kaum hatte sie dies gedacht, ging die Tür auf und das schwarzhaarige Mädchen kam herein, die ihr zulächelte und sich neben sie setzte.
„Wo bleiben denn unsere Jungs?“, fragte die Sängerin.
Die andere schmunzelte. „Sie bringen es einfach nicht übers Herz, sich von den Fans zu verabschieden.“
„Du schon?“
„Das sagt diejenige, die als Erstes gegangen ist, Mila.“
Mila lachte erschöpft auf. „Ich bin eben die größte Herzensbrecherin von uns“, meinte sie und nahm einen großen Schluck aus der Flasche. Mila wollte sie gerade wieder verschließen, doch die Drummerin hatte sie ihr schon aus der Hand gerissen und Mila musste verblüfft zusehen, wie ihre Bandkollegin anfing, den Inhalt gierig in sich hinein zu kippen.
„Hey, Kim!“, rief Mila protestierend. „Das ist meine Flasche!“
Kim beachtete sie nicht und trank weiter. Mila stöhnte und entriss sie ihr wütend. „Nimm dir gefälligst selbst eine.“ Sie deutete auf einen Kasten mit vollen Wasserflaschen, der in einer Ecke des Raumes stand.
Kim schüttelte den Kopf. „Zu weit weg. Außerdem habe ich jetzt keinen Durst mehr.“ Sie grinste.
Grummelnd betrachtete Mila die Flasche, die nur noch ein knappes Zehntel von dem enthielt, was ursprünglich in ihr drin gewesen war.
Sie könnte Kim umbringen! Denn jetzt durfte sie aufstehen und sich eine Neue holen.
„Davon, dass du sie anstarrst, wird sie auch nicht voller, Mila.“ Mila sah auf und fing überrascht  die volle Flasche, die ihr der dunkelhaarige Junge zugeworfen hatte, der gerade hereingekommen war. „Spinnst du?“, rief Mila erschrocken. „Das hätte auch daneben gehen können.“
Der Bassist seufzte und setzte sich neben sie.
Zufrieden stellte Mila fest, dass zumindest er sich ein eigenes Wasser geholt hatte. „Achtung, Mila! Ich beiße, wenn man sich bei mir nur bedanken möchte.“ Mila funkelte ihn wütend an und wollte etwas erwidern, wurde jedoch von Gelächter abgelenkt. Sie wandte den Blick vom Dunkelhaarigen ab und entdeckte den blonden Gitarristen, der sich lachend auf dem Sessel ihnen gegenüber niederließ.
„Was ist daran denn so lustig, Elijah?“, fragte Mila leicht verwirrt.
Elijah winkte ab. „Sorry, Mila. Ich konnte nicht anders. Ich weiß zwar nicht, worum es geht, aber du solltest dich bei Lex bedanken.“
Mila stöhnte.
Warum waren heute nur alle gegen sie?
„Danke für das Wasser, Lex. Ich fürchte, ich wäre ohne deine Hilfe elendig verdurstet.“ Sie schenkte ihm ein hämisches Lächeln.
Lex grinste. „Schon besser.“
Mila lehnte sich zurück, trank etwas und schloss müde die Augen.
Sie ließ seine Gedanken treiben und hörte wie aus weiter Ferne die Stimmen der anderen, die sich über das Konzert unterhielten.
 „Ich denke, wir sind hier in England ganz gut angekommen, oder?“, fragte Lex.
„Ja“, stimmte Elijah ihm zu. „Besonders lustig fand ich das, was die Fans uns zugerufen haben. Besonders bei denjenigen, die vorne standen, war es gut zu hören.“
„Es waren sogar eine Menge Heiratsanträge darunter.“ Sie lachten.
„Aber Mila ist und bleibt die größte Herzensbrecherin“, meinte Lex grinsend. „Mila, du hättest die Jungs unter den Fans sehen sollen, nachdem du dich verabschiedet hattest.“
„Sie sind fast alle in Tränen ausgebrochen.“
Kurzes Schweigen.
Dann spürte Mila plötzlich ein Stechen in seiner Seite und zuckte vor Schreck zusammen. „Spinnst du?“, rief sie und sah Lex wütend an.
„Ich wollte nur testen, ob du noch da bist.“
Mila verschränkte schmollend die Arme. „Klar bin ich noch da. Wieso sollte ich es denn nicht sein?“
„Weil du überhaupt nicht reagiert hast“, meinte Kim. „Sonst witzelst du immer rum.“
Mila seufzte genervt. „Ich bin müde.“
Lex, Elijah und Kim sahen sich kurz an, zuckten mit den Schultern und redeten weiter über das Konzert.
Mila wünschte, sie würden endlich zurück ins Hotel fahren, doch sie wollte sich vorher etwas anderes anziehen, da ihre Kleidung völlig durchschwitzt war.
Aber nicht jetzt.
Sie bemerkte, dass Lex‘ Blick auf ihm ruhte.
„Was ist?“, fragte Mila leicht verwirrt. Hatte sie etwa schon wieder irgendetwas verbrochen?
„Das Gleiche könnte ich dich auch fragen“, entgegnete Lex ruhig.
„Was?“  Sie saß hier doch nur. Was war daran denn bitte schön störend?
„Wie süß.“ Lex grinste. „Es ist dir gar nicht aufgefallen.“
„Was soll mir aufgefallen sein?“
„Du starrst Lex schon eine ganze Weile so komisch an“, sagte Elijah leicht beleidigt.
Mila runzelte die Stirn. „Habe ich das etwa? Sorry, Lex.“ Sie schaute zu dem blonden Gitarristen.
„Ich wollte dich nicht verletzen, Elijah. Sorry.“
„Schon gut. So schnell werde ich schon nicht eifersüchtig. Aber das zahle ich dir heim!“ Elijah grinste verführerisch.
Mila seufzte, griff nach der Packung Zigaretten, die auf dem Tisch lagen und erhob sich. „Bin kurz draußen“, murmelte sie und ohne die irritieren Blicke ihrer Bandkollegen zu beachten, kehrte sie ihnen den Rücken zu und ging.
Als sie beim Hinterausgang ankam, öffnete sie vorsichtig die Tür und lugte hinaus.  Gut, keine nervigen Fans. Mila öffnete sie ganz und trat hinaus in die dunkle Nacht. Erleichtert, dass hier niemand war, zündete sie sich eine Zigarette an.
Die Sängerin lehnte sich an die kühle Außenwand der Londoner Konzerthalle.
Sie fröstelte. Schnell nahm sie einen Zug an der Zigarette.
Mila musste an Elijah denken.
Hatte es ihm wirklich so wenig ausgemacht?
Zwar wusste sie, dass der Blonde nicht so schnell eifersüchtig wurde, doch er hatte eben eindeutig beleidigt geklungen.
Mila war mit Elijah schon sechs Monate zusammen und sie hatten eine tolle Zeit miteinander. Wenn sie zu zweit waren.
 Lex und Kim machten das Ausleben ihrer Beziehung schwierig, denn obwohl die beiden es von Anfang an wussten, hatten sie ihnen ausdrücklich zu verstehen gegeben, dass sie keine leidenschaftlichen Kussszenen sehen wollten.
Mila grinste. Elijah und sie mussten sich jedes Mal stark zusammenreißen, nicht übereinander herzufallen, um von den beiden keinen Ärger zu bekommen. Daher nutzten sie es richtig aus, wenn sie miteinander kuscheln durften, denn das war gerade noch erlaubt.
Allerdings beschlich Mila das unangenehme Gefühl, dass sich Kim und Lex vorhin absichtlich neben sie auf die Couch gesetzt hatten.
Sie seufzte. Besonders jetzt brauchte sie Elijahs Nähe, damit er ihr in dieser schwierigen Zeit Trost spendete und Halt gab.
Mila zuckte vor Schreck zusammen, als sich plötzlich von hinten zwei Arme um ihre schmale Hüfte legten. Sie brauchte sich nicht umzudrehen, um zu erfahren, wer sie da so sanft und zärtlich umarmte.
Lächelnd lehnte Mila sich an Elijah. Dieser legte seinen Kopf auf Milas Schulter. Die Sängerin spürte seine schulterlangen Haare in ihrem Nacken.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Elijah leise.
Mila nickte nur.
Sie verharrten eine ganze Weile so und kuschelten miteinander. Ab und zu nahm Mila einen Zug an der Zigarette, doch eigentlich brauchte sie sie nicht mehr. Jetzt hatte sie schließlich eine andere Wärmequelle. Das Mädchen brachte es aber nicht übers Herz sie wegzuschmeißen.
Es musste an ihre Familie denken. An ihre Eltern.
Mila konnte nicht sagen, was sie gemacht hätte, wenn sie Elijah nicht hätte, denn kein anderer konnte ihr momentan die Zuneigung geben, die sie brauchte.
Zum zweiten Mal an diesem Tag wurde ihr etwas aus der Hand gerissen.
Überrascht drehte Mila sich zu Elijah um, der nun ihre qualmende Zigarette in der Hand hielt. Wütend wurde er von der Sängerin angefunkelt.
„Es ist gesünder für dich, wenn du dir endlich einen Ruck geben und mit dem Rauchen aufhören würdest“, meinte Elijah nur und warf die Zigarette vor sich auf den Asphalt, mitten in eine kleine Pfütze, die einzige Pfütze weit und breit. Missmutig beobachtete Mila, wie das Wasser die Zigarette zum Erlöschen brachte.
„Anscheinend vernebeln sie dir auch noch die Sinne, wenn du schon mit offenen Augen vor dir hin träumst“, fügte er noch hinzu.
„Ich glaube kaum, dass das am Rauchen liegt.“
„An was denn dann?“
Mila grinste. „Rate mal.“
Elijah runzelte die Stirn. „Zufällig…an mir?“ Mila schlang ihre  Arme um ihren Freund und küsste ihn. „Na, der Kuss war doch besser als der auf der Bühne“, sagte Elijah grinsend.
Mila musste lachen. Elijah und Mila küssten sich bereits seit dem ersten Konzert der Tournee, da das MKimgement dies für eine gute PR-Kampagne hielt. Dadurch sollte das Gerücht entstehen, dass die beiden wirklich ein Paar waren und die Fans die Story der Band angespannt in der Klatschpresse verfolgten.
Eine ganze Weile hielten sie sich eng umschlungen im Arm und kuschelten, bis Elijah sich befreite. „Mir wird kalt. Gehen wir wieder rein?“
Mila nickte.
 
Im Aufenthaltsraum angekommen fiel ihnen sofort auf, dass sich Lex und Kim schon geduscht und umgezogen hatten.
„Wo wart ihr denn so lange?“, fragte Lex wissbegierig und blickte von seinem Handy auf, auf dem er zuvor noch herum getippt hatte. Elijah und Mila grinsten nur.
Lex stöhnte genervt. „Wenn euch jemand gesehen hat, dann…“
Mila winkte ab. „Keine Sorge, wir haben schon aufgepasst.“
„Aber…“
„Lex, lass sie doch einfach“, schaltete sich Kim ein. „Die beide sind schon mit unserem Verbot genug bestraft. Und da sie wohl nicht ohne einander können, weil sie sofort schlechte Laune bekommen und dann unausstehlich sind, - ja, das stimmt, Elijah!“, entgegnete sie schnell, als sie Elijahs protestierenden Gesichtsausdruck entdeckte, „ – dürfen sie sich auch ab und zu mal davon- schleichen.“ Elijah und Mila nickten zustimmend, dankbar für Kims Unterstützung.
„Ihr solltet euch jetzt umziehen, damit wir zurück ins Hotel fahren können. Durch eure kleine Zweisamkeit, die ihr ja unbedingt nötig hattet, haben wir eh schon viel zu viel Zeit verloren.“
Mila und Elijah warfen sich verstohlen Blicke zu. Sie mussten sich ein Grinsen verkneifen, denn sie hatten schon geahnt, dass Kim noch irgendetwas in dieser Richtung sagen würde. Sie hielt nämlich immer zu Lex, wenn es um ihre Beziehung ging.

Verzweiflung


Verzweiflung
 
Vor der Konzerthalle bis zu ihrem Hotel brauchten sie eine knappe halbe Stunde. Die Band Ocean Millennium hatte zwei Zimmer gemietet, wie immer. Nur die Zimmeraufteilung war anders, denn Mila, die sich sonst immer eins mit Kim geteilt hatte, schlief nun mit Elijah in einem. Zuerst hatte Kim protestiert, als Mila ihren Wunsch geäußert hatte. „Wer weiß, was ihr miteinander anstellt?“, hatte Lex griesgrämig gemeint. Doch auf den enttäuschten und etwas verdutzten, bettelnden Blick hatte er nachgegeben. Mila hatte ihm nur versichern müssen, die Finger von ihrem Freund zu lassen. Dieses Versprechen war ihr sehr leicht gefallen. Natürlich hatte sie nicht vor es zu brechen, aber woher sollte Lex denn wissen, dass Elijah meistens anfing, über sie  herzufallen, und nicht anders herum?
Während sie die Treppe hochstiegen musste Mila sich ein Grinsen verkneifen. Wenn also in dieser Nacht etwas passieren sollte, konnte sie die Schuld getrost auf Elijah schieben. Kim und Lex würden es am nächsten Morgen eh mitbekommen, denn dann mussten Mila und Elijah sich die ganze Zeit angrinsen.
Schnell wünschten Mila und Elijah den anderen beiden eine gute Nacht und gingen dann zwei Türen weiter in ihr Zimmer.
Mila ließ sich, so, wie sie war, aufs große Bett fallen. „Mann, was bin ich müde“, murmelte sie leise und vergrub ihr Gesicht im weichen Kissen. Es duftete angenehm.
„Nicht nur du“, meinte Elijah. Mila drehte ihren Kopf und beobachtete den Gitarristen dabei, wie er sich sein Shirt auszog. Sie blickte auf seinen nackten Oberkörper. Elijah bemerkte ihren Blick und lächelte.  „Sehe ich so interessant aus?“
Mila grinste. „Wenn ich nicht so verdammt müde wäre und ich Lex nicht so ein verdammtes Versprechen gegeben hätte, wäre es jetzt um dich geschehen.“
Elijah lachte und sprang zu ihr aufs Bett. Mila legte ihre Hand in seinen Nacken, zog ihn zu sich heran und fing an ihn zu küssen. Während sie im Kuss vertieft waren, spürte sie, wie Elijahs kalte Hände sanft ihr Shirt nach oben zogen. Sie löste kurz den Kuss, damit Elijah es ihr über den Kopf streifen konnte. Achtlos wurde es neben das Bett geworfen. „Mila grinste in den Kuss hinein und fuhr mit einer Hand über den Rücken ihres Geliebten, doch schlagartig löste sich Elijah und legte sich neben Mila, die ihn verdattert anstarrte.
„Habe ich etwas falsch gemacht?“
Elijah lächelte leicht. „Nein, du Dummerchen. Guck mal auf die Uhr. Wir haben nur noch ein paar Stunden Zeit, bis wir wieder weiter müssen.“ Mila blickte auf die Wanduhr, die schräg gegenüber an der weiß tapezierten Wand hing. Sie seufzte. Elijah hatte mal wieder Recht.
„Das war aber nicht nett.“
„Was war nicht nett?“
„Na, mich erst zu verführen und dann so was“, sagte Mila schmollend.
Elijah lachte und strich Mila eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich wollte dir nur beim Ausziehen behilflich sein. Ansonsten wärst du mit Klamotten eingeschlafen, so wie ich dich kenne. Außerdem habe ich dich doch gewarnt, dass ich mich für die Aktion mit Lex noch rächen werde.“
Mila lächelte und kuschelte sich an den Gitarristen. „Gut, dir sei vergeben.“
Innerlich wünschte sie sich jedoch, dass Elijah wirklich wütend auf sie wäre, sie sogar angeschrien hätte. Vielleicht war Elijah ja in Wahrheit auch sauer auf sie und wollte es nur nicht zugeben, doch Mila kannte den Blonden nur zu gut. Elijah war jemand, der offen über seine Gefühle und Gedanken reden konnte.
Aber wieso hatte sie Lex nur angestarrt? Und dann noch, ohne es zu merken? Es war Mila ein Rätsel, doch sie schwor sich, es nie wieder zuzulassen.
 
Von einem schrillen Piepen geweckt öffnete Mila verschlafen die Augen und versuchte, die Lärmquelle im spärlichen Licht der Morgenröte zu orten. Es war der kleine runde Wecker, den Lex ihnen gestern, bevor sie sich getrennt hatten, noch zugesteckt hatte, damit sie auch ja nicht verschliefen. Mila lehnte sich etwas vor und schaltete ihn ab. Das Piepsen verstummte. Zufrieden ließ sie sich wieder zurück in ihr Kissen fallen. Sie drehte leicht den Kopf und entdeckte Elijah, der mit dem Rücken zu ihr lag.
„Elijah, bist du wach?“, fragte die Sängerin leise.
Keine Antwort, Mila seufzte.
Das kann ja heute heiter werden, wenn ich ihn wecken muss, dachte Mila griesgrämig und erhob sich vorsichtig, um ins Bad zu gehen – besser gesagt zu wanken, denn der Schlaf saß ihr noch in allen Knochen. Doch den wollte Mila nun  mit einer schön kalten Dusche vertreiben. Nach ca. 20 Minuten kehrte sie frisch angezogen und putzmunter in den Schlafraum zurück, in der Hoffnung, dass Elijah vom Lärm des Weckers und der Dusche geweckt, endlich aufgestanden war.
Doch dem war leider nicht so. Elijah hatte sich keinen Millimeter gerührt und war immer noch tief und fest am schlafen. Mila schluckte. Sie musste Elijah jetzt wecken, ansonsten würden sie mit Sicherheit das Flugzeug nach Paris verpassen.
Sie beugte sich über Elijah, drehte ihn sanft auf den Rücken und küsste ihn. Elijah öffnete verschlafen die Augen. Er lächelte leicht, als er Mila über sich entdeckte.
„Guten Morgen, Elijah“, flüsterte diese sanft und kaum hatte sie ihren Mund wieder verschlossen, hatte Elijah auch schon seinen Arm um sie gelegt und sie zu sich herunter gedrückt. Er gab Mila einen zweiten Kuss und drückte sie fest an sich.
Sie genossen es in freien Zügen, denn seit sie auf Tour waren, hatten sie kaum Zeit für sich, da sie ständig von Lex und Kim gestört wurden. Doch Mila löste sich und meinte: „Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Wir müssen in 2 Stunden am Flughafen sein.“
Elijah seufzte enttäuscht. „Ich hasse Tourneen“, maulte er und Mila grinste. „Wenn wir das alles hinter uns haben, machen wir uns eine schöne entspannte Woche. Versprochen!“
„Aber ohne Lex und Kim, ja?“
Mila nickte zustimmend. „Was denkst du denn? Denkste, ich will, dass die zwei uns ständig stören?“
Elijah wollte etwas erwidern, doch plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein schon reisefertiger und fröhlicher Lex kam hereinspaziert. Er schmunzelte, als er Mila über Elijah knien sah, der rücklings auf dem Bett lag. Beide starrten Lex erschrocken an.
„Na, eine schöne Nacht gehabt?“ Er grinste.
Mila merkte erst jetzt, dass sie immer noch in einer sehr merkwürdigen Position über Elijah hockte und sprang hastig von ihm herunter.
„Wie wäre es mal mit Anklopfen?“, fragte sie, atemlos vor Schreck, und starrte Lex an.
„Habe ich. Aber ihr scheint ja sehr beschäftigt gewesen zu sein, dass ihr es nicht gehört habt. Außerdem hättet ihr ja auch abschließen können“, verteidigte sich der Schwarzhaarige belustigt.
Mila und Elijah brauchten sich nicht anzusehen, um festzustellen, was der andere gerade dachte. Sie bereuten es, gestern zu bequem und zu müde gewesen zu sein, dass sie nicht abgeschlossen hatten. Doch sie ließen es sich nicht anmerken, wie unangenehm es ihnen war, dass Lex so plötzlich hereingeplatzt war.
„Was willst du?“, fragte Mila ruhig.
„Ich weiß ja nicht, was mit euch ist, aber Kim und ich haben beschlossen nach Paris zu fliegen und nicht zu Fuß zu gehen. Denn wenn ihr euch jetzt nicht beeilt verpassen wir wegen euch garantiert den Flieger!“
„Ich bin schon längst fertig, nur Elijah mal wieder nicht“, meinte Mila.
Dieser setzte sich grummelnd auf. „Dann beeile ich mich halt. Mein Gott, wer ist nur auf diese verteufelt irre Idee gekommen, in dieser Frühe zu fliegen?“
„Beschwere dich doch beim MKimger.“
Mila und Lex warteten, dass Elijah sich endlich einen Ruck gab und aufstand, doch dieser schien im Sitzen wieder eingeschlafen zu sein. Die Sängerin und der Bassist warfen sich kurze Blicke zu, traten schnell ans Bett und packten den Gitarristen jeweils an einem Arm und zogen ihn hoch. Doch anstatt anzufangen sich anzuziehen blieb Elijah dort stehen, wo er war.
„Sollen wir dich auch noch anziehen, Eli?“ Lex grinste.
Elijah sah den Schwarzhaarigen wütend an. „Nein, Danke!“ Er griff nach ein paar Klamotten, die zerknüllt neben dem Bett lagen, und eilte ins Bad, doch bevor er die Tür unter einem heftigen Knall ins Schloss fallen ließ, rief er noch: „Und nenn mich nicht Eli! Ich hasse das! Nur Mila darf das!“
Mila und Lex standen einen Moment wie angewurzelt da. Keiner bewegte sich.
Es war Lex, der sich als erster wieder fasste.
„Ist er immer so drauf, wenn man ihn weckt?“
Mila nickte leicht.
Der Bassist seufzte. „Du Arme. Na ja, ich gehe mit Kim schon runter, und versuch bitte, Elijah wieder zu normalisieren!“
„Das ist leichter gesagt als getan!“, rief Mila, doch Lex war schon verschwunden. Seufzend begann sie, die wenigen Habseligkeiten, die im Hotelzimmer verstreut herumlagen, einzusammeln und sie zu den anderen Sachen in den Koffer zu werfen.
Während sie packte, überlegte sie angestrengt, wieso Lex Elijah mit Eli angeredet hatte, denn sie wussten alle genau, dass Elijah dies nicht mochte. Selbst mit Mila stritt er sich manchmal deswegen, denn das Mädchen liebte es ihn so zu nennen. Es wollte ihr jedoch kein guter Grund einfallen, wieso Lex es getan hatte. Aber warum dachte sie überhaupt darüber nach? Ihr konnte es ja egal sein, was sich zwischen den beiden abspielte.
Mila seufzte.
Aber so egal war es ihr wiederum auch nicht. Lex war ihr bester Freund und mit Elijah war sie momentan zusammen. Sie wollte, dass die beiden gut miteinander auskamen, auch wegen der Band Ocean Millennium.
 
Es ging auf halb sechs Uhr zu, als Mila und Elijah mit gepackten Koffern die kleine Eingangshalle des Hotels betraten. Sie gingen auf ihre Bandkollegen zu, die schon ungeduldig warteten.
„Morgen, Kim“, begrüßte Mila die Drummerin.
„Guten Morgen, ihr beiden.“ Kim lächelte. „Gut geschlafen?“
Mila bemerkte verwirrt, wie Kims Lächeln erstarb und riskierte einen Blick seitwärts zu Elijah. Sie erkannte in Elijahs Augen die Wut und blickte zu Lex, der sie neugierig ansah. Die Sängerin schüttelte kaum merklich mit dem Kopf, um ihm verstehen zu geben, dass sie es nicht geschafft hatte, Elijah zu besänftigen. Sie hätte es sicherlich geschafft, wenn Elijah sie nur nicht ignorieren würde, seit er aus dem Bad gekommen war. Mila hoffte jedoch inständig, dass sich Elijahs Laune im Laufe des Tages noch verbesserte, ansonsten sah sie schwarz für die ihrige.
Sie erinnerte sich wieder an den Anruf vor einem Monat, der ihr ganzes Leben verändert hatte.
Sie seufzte. Bloß nicht daran denken.
„Wann kommt das Taxi?“, fragte Mila nach einer Weile, um die angespannte Stimmung etwas zu lockern.
„Es müsste jeden Moment hier sein“, meinte Kim und blickte, scheinbar sehnsüchtig, aus dem Fenster. Doch es war noch kein Taxi in Sicht.
Erst nach einer halben Stunde des Wartens sprang Kim freudig auf.
„Ich hätte echt noch länger schlafen können“, murmelte Elijah mies gelaunt und schien wieder einen Streit anfangen zu wollen, doch Mila, Lex und Kim gingen nicht darauf ein. Sie griffen nach ihren Koffern und traten nach draußen in die eisige Kälte. Schnell verluden sie ihr Gepäck, legten ihre Jacken hinzu und stiegen in das zum Glück gut beheizte Taxi.
Kim ließ sich neben dem Fahrer auf den Sitz fallen, Mila und Lex setzten sich nach hinten und nahmen Elijah in ihre Mitte.
„Good Morning“, murrte der Taxifahrer. Mila schätze ihn um die 40. Er trug eine mit dunklen Flecken überzogene Lederjacke, sein kurzes Haar stand in alle Himmelsrichtungen ab und der Dreitagebart ließ ihn erst recht sehr ungepflegt aussehen. Zudem roch er stark nach Alkohol. Mila hoffte, dass er momentan nicht betrunken war.
„Good Morning“, antwortete Kim etwas nervös, wie die Sängerin bemerkte. Offenbar hatte auch sie es bemerkt. „To the Airport, please.“
Der Taxifahrer nickte, als Zeichen, dass er verstanden hatte, und fuhr los.
Nach ein paar Minuten Fahrt entspannte sich Mila wieder, denn im Gegensatz zu seinem Äußeren fuhr der Mann recht ordentlich durch die bereits überfüllten Straßen Londons.
Mila versuchte einige Male ein Gespräch zustande zu bringen, doch sie bekam von allen nur knappe Antworten und so ließ sie es sein. Sie blickte aus dem Fenster und bemerkte, dass es zu schneien angefangen hatte.
Mila freute sich, sie liebte Schnee. Sie konnte den kleinen Flocken stundenlang zusehen, wie sie die Welt in einen weißen, weichen Teppich tauchten.
Sie spürte, wie etwas auf ihre Schulter plumpste und drehte erschrocken den Kopf, um festzustellen, was es war, das nun auf ihrer Schulter ruhte.
Es war Elijahs Kopf, offenbar war er wieder eingeschlafen.
Sie seufzte. Jetzt konnten sie ihn gleich wieder wecken! Und dann würde er erst recht unausstehlich sein. Mila betete, dass dem nicht so war, denn sie konnte es jetzt einfach nicht ertragen von ihm ignoriert zu werden. Sie brauchte den Blondschopf. Das Problem war nur, dass er nicht wusste, dass er gebraucht wurde.
„Mila, was ist los?“
Mila, die die ganze Zeit dem Fall der Schneeflocken zugeschaut hatte, blickte zu Lex, der sie besorgt musterte.
„Wieso fragst du?“, fragte Mila verwirrt.
„Na, weil du ziemlich abwesend aussiehst“, meinte Kim, die sich zu ihnen umgedreht hatte, um festzustellen, was der Schwarzhaarige meinte.
Die Sache mit ihren Eltern wollte sie doch ein für alle mal vergessen, doch sie musste sich jetzt erst einmal auf die Band konzentrieren. Das war jetzt wichtiger.
Mila konnte es kaum erwarten, heute Abend wieder auf der Bühne zu stehen und zu singen, denn dort konnte sie all ihre Sorgen für einige Stunden verdrängen. Sie bemerkte, dass Lex und Kim sie immer noch musterten, und lächelte. „Mit mir ist alles in Ordnung“, meinte sie und versuchte fröhlich zu wirken.
„Bist du dir sicher?“, fragte Kim beunruhigt.
Mila nickte. „Um mich braucht ihr euch nicht zu sorgen.“
„Aber du -“
„Mir geht es gut, wirklich!“
Kim und Lex sahen sich kurz an, zuckten mit den Schultern und wandten sich von ihrem Sorgenkind ab.
Ihr war es nur Recht. Sie hasste es, ihre Freunde anzulügen, doch sie konnte sich ihnen noch nicht anvertrauen. Außerdem schienen sie mit ihren eigenen Problemen beschäftigt zu sein.
 
Nach einer halben Stunde Fahrt bog das Taxi in die Straße, die zum Flughafen führte.
„Endlich. Wir sind da“, rief Kim erleichtert.
„Welch ein Glück“, brummte Lex. „Noch ein paar Minuten mit diesem Typen hätte ich nicht ausgehalten.“
Kim stimmte ihm zu und war froh, dass der Fahrer kein Deutsch verstand, denn der starrte stur gerade aus auf die Straße.
„Er ist zwar sehr unfreundlich, aber er fährt doch ganz ordent-“ Ein Ruck, der durch das ganze Auto ging, hatte Mila unterbrochen. Ihr Kopf knallte gegen die Scheibe.
„Autsch!“, stieß sie wütend hervor und rieb sich den schmerzenden Kopf. „Was war das?“ Doch keiner kam zum Antworten, denn das Auto preschte durch das nächste Schlagloch und Mila schlug ein zweites Mal gegen das Fenster.
„Sorry, but this street isn’t very good“, murmelte der Taxifahrer.
„Ja, das merken wir”, rief Mila ärgerlich und beugte sich nach vorn. Sie blickte durch die Frontscheibe und musste dem Fahrer Recht geben. Ein Schlagloch neben dem anderen säumte die Straße.
Lex stöhnte, als er merkte, dass der Taxifahrer mit Vollgas über diese hinwegdonnerte.
„Nehmen Sie doch den Fuß vom Pedal, Mann!“ Es geschah nichts und so waren Mila, Kim und Lex sehr erleichtert, als das Taxi etwas abrupt vor einem Nebeneingang des Flughafens zum Stehen kam.
„Welch ein Glück, dass wir das Übel jetzt los sind“, meinte Kim, während sie ausstieg.
„Ja, das Übel sind wir los“, meinte Lex hämisch und deutete auf den Fahrer, „aber dafür haben wir jetzt ein anderes. Im Gegensatz dazu würde ich lieber hundertmal über diese vermaledeite Straße fahren.“
Mila, die sich immer noch den schmerzenden Kopf hielt, sah ihn verständnislos an. „Was meinst du?“
Der Schwarzhaarige deutete auf den schlafenden Elijah.
„Schläft er etwa immer noch?“, fragte die Sängerin verwundert. Anscheinend konnte dieser Junge, der Schlaf als Heiligtum betrachtete, in jeder Situation problemlos schlafen.
„Anscheinend ja. Ähm, Mila?“, fragte Lex zaghaft. „Bist du mir böse, wenn ich Kim mit dem Gepäck helfen gehe? Ich möchte nämlich ungern dabei sein, wenn er aufwacht.“ Er lächelte verlegen.
Mila nickte. „Geh nur.“
„Danke“, rief der Schwarzhaarige erleichtert und stieg hastig aus. Mila sah ihm sehnsüchtig nach. Auch sie wollte nicht diejenige sein, die Elijah weckte, doch wenn sie es nicht tat, würde er ewig so weiterschlafen und sie konnten das Konzert heute Abend platzen lassen. Und das wollte sie den Fans auf keinen Fall antun. Außerdem schmerzte ihre Schulter ein wenig.
„Elijah?“, fragte sie leise und bewegte seine Schulter, in der Hoffnung, ihn dadurch zu wecken. Doch der Gitarrist rührte sich nicht.
Mila seufzte. Ihr blieb wohl nichts anderes übrig, als ihren Freund unsanft aus den schönsten Träumen zu reißen, denn sie hatte keine Lust, Elijah hier vor dem Fahrer zu küssen, der sie durch den Innenspiegel bereits interessiert musterte. Sie schüttelte ihn, doch der Blonde schien dies nicht sonderlich zu stören. Statt seine Augen aufzuschlagen, rutschte sein Kopf von ihrer Schulter auf ihren Schoß.
Befänden sie sich nicht in einem Taxi und hätten zudem keinen Zeitdruck, hätte Mila diese Situation dazu ausgenutzt, mit den blonden Haaren ihres Freundes zu spielen. Doch so stöhnte sie nur ungeduldig auf.
„Mensch, Elijah!", rief sie verzweifelt. Sie schlug auf Elijah ein. Sie konnte es einfach nicht fassen, dass Elijah nicht bemerkte, dass sie ihn brauchte. Und wenn Elijah nicht bald aufwachte, würden sie ihren Flug womöglich verpassen und sie kämen nicht rechtzeitig zur Autogrammstunde in Paris an. Dann hatte sie ein Problem mehr, um das sie sich kümmern müsste. Und noch ein weiteres Problem konnte sie jetzt echt nicht gebrauchen. „Jetzt wach endlich auf!"
Es schien zu helfen. Elijah schlug die Augen auf und schaute Mila wütend an. „Spinnst du?", zischte er und fasste sich an seine Schulter, die als Hauptopfer Milas Schläge hatte aushalten müssen.
„Was blieb mir denn anderes übrig?" Mila holte ihr Portmonee hervor und bezahlte den Taxifahrer, der ihren Weckversuchen belustigt zugeschaut hatte. Allerdings verzichtete sie darauf, ihm Trinkgeld zu geben. „Wir haben nicht allzu viel Zeit, bis unser Flug geht."
„Du hättest ja etwas sanfter vorgehen können", murrte Elijah, während sie ausstiegen. „So tief und fest habe ich nun auch wieder nicht geschlafen."
„Das meinst auch nur du", knurrte Mila wütend. „Denkst du, ich wecke dich gerne so rabiat? Dann hätte ich auch Lex diese Aufgabe überlassen können."
„Wieso bist du eigentlich so wütend?", fragte er und vergaß mit einem Mal den stechenden Schmerz in seiner Schulter.
Ja, Mila war wütend. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie es zugelassen hatte, dass sie ihren Frust und die Aggression, die sich seit Anfang der Tournee in ihr aufgestaut hatten und eigentlich ihren Eltern galt, an ihrem Freund ausgelassen hatte, der mit all dem doch nichts zu tun hatte.
Sie atmete tief durch, um sich wieder zu beruhigen. „Tut mir Leid."
„Schon okay", murmelte Elijah leise und schenkte Mila ein aufmunterndes Lächeln, bevor er nach seinem Koffer griff. Während sie schweigend nebeneinander zum Schalter liefen, fragte sich Elijah, was Mila so sehr beschäftigte, dass sie ihren Zorn darüber an ihm ausließ, und wie er ihr helfen konnte.

Why?


Why?

Zwischen all den Menschen verschiedenster Nationalitäten war es schwierig, Lex und Kim zu finden, doch schließlich entdeckten sie die beiden neben dem Check-in-Schalter. Mila und Elijah drängten sich mit ihren Koffern durch die Masse. Sie wurden bereits ungeduldig erwartet.
„Da seid ihr ja endlich", begrüßte Lex die beiden, bemerkte aber, dass zwischen den beiden etwas nicht stimmte. „Was war bei euch los? Ihr - "
„Sind wir schon eingecheckt?“, unterbrach Mila ihn gereizt. 
„Nein. Wir wollten auf euch warten“, meinte Kim, die die Sängerin ebenfalls nachdenklich gemustert hatte, und sie stellten sich hinter die Schlange am Schalter.  
Die Schlange war glücklicherweise nicht allzu lang. Vor ihnen standen nur eine Gruppe von Italienern, die über irgendetwas auf ihrer Heimatsprache heftig diskutierten, ein junges Pärchen und drei missmutige Asiaten.
Kim blickte auf die große Uhr, die über dem Terminal hing. „Wir haben doch noch etwas Zeit, bis unser Flug geht. Es gibt eine Verzögerung von etwa zwanzig Minuten.“
Mila stöhnte auf. Wenn sie das gewusst hätte, hätte sie sich vorhin Zeit gelassen, Elijah zu wecken.
„Super! Dann können wir ja noch was essen gehen“, rief Lex freudig und schien es nun kaum noch zu erwarten, endlich eingecheckt zu haben.
„Dass du immer ans Essen denken musst“, maulte Elijah. „Ich hätte echt noch etwas länger schlafen können.“
Mila staunte, wie Elijah es immer wieder schaffte, Lex‘ Laune von einer Sekunde auf die andere drastisch zu senken. „Und dass du immer nur ans Schlafen denken kannst“, giftete dieser gehässig zurück. „Wir können froh sein, dass Mila dich so schnell wecken konnte. Nicht dass wir wegen dir noch den Flug verpasst hätten.“
Elijah starrte Lex entgeistert an und wollte etwas erwidern, senkte jedoch schnell den Kopf, durch den sämtliche Verwünschungen gegen Lex rasten. 
   
„Können wir jetzt endlich was essen gehen?“, drängte der Bassist, während sie an den verschiedensten Läden entlangliefen, um sich die Zeit zu vertrödeln. Mila blickte zu ihrem Freund, der so aussah, als ob er ihren Streit fortsetzen wollte. Schnell griff sie nach seinem Ärmel und gereizt drehte er sich zu ihr um.
„Lass gut sein, ja?“, raunte Mila. „Bitte, hör auf, dich ständig mit ihm zu streiten."
Elijah protestierte, doch Kim und Lex waren ahnungslos weitergegangen und so fuhr Mila hastig fort, um den Anschluss nicht zu verlieren: „Tu’s mir zuliebe, bitte.“
Und ohne auf eine Antwort abzuwarten, schloss sie zu den anderen auf, einen Augenblick später lief auch Elijah wieder neben ihr her, schweigsam. Die Sängerin wusste, dass es Elijah große Überwindung kosten musste zu schweigen, und sie war ihm dafür dankbar. Sie konnte es einfach nicht leiden, wenn sich die beiden Jungs ständig wegen irgendetwas in den Haaren hatten.
Plötzlich blieb Lex stehen und schnupperte. „Essen!“, rief er und lief freudig vor und bog um eine Ecke.
„Ich staune immer wieder, was für eine gute Nase er hat“, sagte Kim seufzend. Sie mussten sich beeilen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren und nach ein paar Abzweigungen und viele Entschuldigungen zu Leuten, die sie in der Eile angerempelt hatten, standen sie vor einem großen Fenster. Lex starrte sehnsüchtig auf die vielen Burger und Pommes, die auf Tablettes auf den Tischen standen.
„Mein Gott, Lex. Man könnte meinen, du hättest noch nie in deinem Leben etwas gegessen“, meinte Kim kopfschüttelnd, packte den Bassisten am Arm und zog ihn zu der gläsernen Tür, die ins Restaurant führte. „Es fühlt sich aber genauso an“ murmelte dieser und wie zur Bestätigung knurrte sein Magen.
Kim öffnete lachend die Tür und sie traten ein. Ein herrlicher Duft stieg ihnen allen in die Nase. „Am besten ist, wenn du unser Essen bestellst und wir schon mal einen Sitzplatz organisieren“, schlug Kim an Mila gewandt vor.
„Und warum soll ausgerechnet ich an die Kasse gehen? Ich kann doch nicht so gut Englisch.“
„Eben darum“, entgegnete Kim. „Das ist eine gute Übung für dich.“ Und bevor Mila sich gegen diese Entscheidung wehren konnte, hatten die drei auch schon ihre Bestellungen bei ihr abgegeben und waren davongesaust.
Murrend stellte Mila sich an eine der vielen Schlange.
Aber was Kim gesagt hatte, stimmte. Sie war immer zu faul gewesen, die vielen Vokabeln und grammatischen Regeln zu lernen oder sie sich überhaupt zu merken. Das Einzige, was sie auf Englisch sagen konnte, waren die wenigen Sätze, die auf internationalen Konzerten zu den Fans sagte. 
Jemand stellte sich neben sie.
„Ich dachte, du wolltest mit den anderen einen freien Platz suchen.“ Mila blickte Kim verwirrt an.
„Das können die schon alleine erledigen. Ich wollte dir nur mit dem Tragen helfen“, meinte sie, geistesabwesend auf die Preisliste über der Theke sehend.
„Und du meinst, dass die Jungs nicht versuchen werden, sich gegenseitig an die Kehle zu gehen?“, fragte die Sängerin erschrocken und wollte schon lossprinten, um das Schlimmste zu verhindern, doch Kim hielt sie fest. „O nein, du bleibst schön hier.“
„Aber - “
„Kein aber“, entgegnete ihre Freundin bestimmt und sah sie an. „Ich weiß, dass ein gewisses Risiko besteht, wenn man die zwei auch nur eine Sekunde alleine lässt. Aber du kennst sie doch. Wir wissen zwar nicht, warum die beiden sich ständig streiten müssen, aber egal, was es ist, sie würden sich nie gegenseitig etwas antun.“
Verlegen wich Mila Kims Blick aus und seufzte. „Du hast Recht. Es war ziemlich dumm von mir, das zu denken.“
„Nein, Mila. Das war es nicht.“ Kim legte ihr beschwörend eine Hand auf die Schulter. „Es ist völlig normal, sich sorgen zu machen. Besonders, wenn es um den eigenen Partner und den besten Freund geht. Aber kann ich dich mal etwas fragen?“
„Geht nicht.“
„Wieso?“
Mila trat einen Schritt nach vorne und erst jetzt bemerkte die Drummerin, dass sie vorne an der Kasse standen. Die Kassiererin wartete bereits ungeduldig. Schnell trat auch sie nach vorne und hörte Mila zu, die ihre Bestellung aufgab. Kim wunderte sich, woher sie auf einmal so fehlerfrei Englisch konnte und betrachtete sie.
Sie schmunzelte. Mila schien es sich einfach gemacht zu haben, denn sie las von der Preisliste über ihren Köpfen ab.
Nach geschlagenen fünf Minuten des Wartens machten sie sich dann mit drei voll beladenen Tablettes auf die Suche nach ihren streitlustigen Jungs.
„Was wolltest du mich eben fragen?“, fragte Mila neugierig, während sie sich durch die Menschenmasse drängelten. Kim zögerte kurz. „Ich wollte dich eigentlich fragen, ob irgendetwas zwischen dir und Elijah passiert ist? Seid wir hier sind, redet ihr kaum ein Wort miteinander und scheint euch auch gegenseitig nicht zu beachten.“
Mila seufzte.
Sie vergrößerte ihre Schritte, um der Antwort auszuweichen. Suchend sah sie sich nach Elijah und Lex um. Schließlich entdeckte sie sie an einem der quadratischen Tische an der langen Fensterscheibe, durch die sie eben noch hereingeschaut hatten. Erleichtert stellte sie fest, dass sie momentan nicht am Streiten waren.
Schweigend saßen sie sich gegenüber und schienen sich zu ignorieren, denn sie starrten beide ausdruckslos aus dem Fenster.
Mila blickte kurz nach hinten und gab Kim mit einem Nicken zu verstehen, dass sie die beiden gefunden hatte.
„Da seid ihr ja endlich“, begrüßte Lex sie und riss Mila ein Tablette aus der Hand.
„He, pass doch auf!“, rief sie erschrocken, die gerade noch so das andere Tablette im Gleichgewicht halten konnte. Doch der Schwarzhaarige war bereits eifrig am Essen und schien alles andere um sich herum ausgeblendet zu haben.
Grummelnd setzte Mila das Tablette ab. Elijah stand kurz auf, damit sie zum Fenster  durchrutschen konnte. Sie gab ihm das, was er bestellt hatte und freudig packte der Blonde seinen Burger aus und biss herzhaft hinein.
„Wie es aussieht, hast du ja doch Hunger“, meinte Kim lächelnd zu Elijah.
„Das hatte ich auch nie behauptet. Ich schlafe nur lieber als zu essen, das ist alles.“
„O ja, das haben wir heute alle mitbekommen“, murrte Lex.
Der Gitarrist ließ seinen angebissenen Burger fallen und sprang auf.
„Elijah, was…“ Mila starrte ihn verwirrt an, doch Elijah hielt den Kopf so gesenkt, dass dessen blonde Strähnen die Sicht auf sein Gesicht verwehrten.
„Lass mich“, murmelte er leise mit leicht bebender Stimme und rannte in den hinteren Bereich des Restaurants.
Verunsichert blickte Mila in die Richtung, in der er verschwunden war. Sie wollte ihm hinterher rennen, doch Elijah hatte ihr gerade eindeutig zu verstehen gegeben, dass er dies nicht wollte. Anscheinend war er wütend auf sie, dass sie ihn so brutal geweckt hatte. Mila hatte deswegen immer noch ein schlechtes Gewissen.
„Kim?“ Sie blickte zu der Drummerin, die nachdenklich auf ihre Pommes gestarrt hatte. „Könntest du wohl…“
Kim lächelte leicht. „Ich versuche mein Bestes.“ Sie erhob sich und verschwand.
Nun war sie mit Lex alleine am Tisch. Mila nahm sich eine Pommes und knabberte lustlos an ihr herum.
Sie schielte zu Lex. Dieser war immer noch eifrig am Essen und Mila bezweifelte, dass er mitbekommen hatte, dass er Elijah verletzt hatte, zum zweiten Mal an diesem Tag. Kurzerhand beschloss sie den Bassisten zur Rede zu stellen, denn so konnte es einfach nicht mehr weitergehen.
„Lex?“
Der Angesprochene schaute fragend auf.
„Warum streitest du dich eigentlich immer mit Elijah?“
„Tun wir das?“
Mila stöhnte entnervt. „Mach nicht einen auf Unwissenden! In letzter Zeit seid ihr beide doch nur noch am Streiten, und das wird von Tag zu Tag schlimmer. Da muss doch zwischen euch etwas vorgefallen sein.“
„Und selbst wenn“, fuhr Lex sie wütend an. „Wieso sollte ich ausgerechnet dir etwas sagen? Du bist selbst kein Paradebeispiel, wenn es darum geht, mit Freunden über Probleme zu reden. Du bist meine beste Freundin, und das weißt du auch. Aber haben beste Freunde Geheimnisse voreinander?“
„Nein, ich - “
„Seit wir auf Tournee sind, habe ich das Gefühl, als ob du nicht mehr du selbst bist“, fuhr er ruhig fort. „Und auch jetzt machst du keinen guten Eindruck auf mich. Du bist überhaupt nicht mehr am Lächeln, das ist total ungewohnt bei dir.  Ich möchte die so gerne helfen, aber das geht nicht, wenn du mir nicht die Wahrheit erzählst.“
„Sorry, Lex“, sagte Mila leise. „Ich wusste nicht, dass dich das so sehr beschäftigt.“
Der Schwarzhaarige seufzte. „Sag bitte Bescheid, wenn du mich brauchst.“ Er stopfte sich einige Pommes in den Mund und nahm einen Schluck von seiner Cola.
„Würdest du mir einen Gefallen tun, Lex?“
„Klar würde ich das“, sagte dieser mit vollem Mund und lächelte. „Um was geht’s?“
„Ich möchte, dass du aufhörst mit Elijah zu streiten.“
Lex schluckte seinen letzten Bissen herunter und sah sie eindringlich an. „Das kann ich dir nicht versprechen.“
„Aber Lex!“
Der Schwarzhaarige zögerte kurz und fuhr dann fort: „Ich kann dir nur versprechen, dass ich mich von nun an mehr zurückhalten werde. Zufrieden?“
„Nein.“
„Mila, ich habe dir doch eben gesagt - “
„Das meine ich nicht. Damit kann ich erst einmal leben.“
„Und was willst du dann?“
„Dass du dich bei ihm entschuldigst. Du solltest nicht immer darauf herumreiten, dass er einen so tiefen Schlaf hat.“ Das sage gerade ich, die Elijah vorhin noch deswegen angegiftet hat, schoss es Mila seufzend durch den Kopf.
Der Bassist starrte Mila entgeistert an. „Und du meinst, er nimmt sie an?“
„Man kann es doch zumindest versuchen“, meinte Mila und Lex schwieg.
Mila hatte sich eigentlich mehr von einem klärenden  Gespräch erhofft, doch immerhin hatte sie es geschafft, jeweils von Elijah und Lex ein Versprechen bekommen zu haben, dass sie versuchen würden, besser mit dem jeweils anderen auszukommen. Natürlich wusste Elijah nicht, dass Lex Mila das Gleiche hatte versprechen müssen, andersherum war es genauso.
So war es nun doppelt gesichert, dass die Streitigkeiten und Sticheleien langsam aufhören würden.
„Rutsch mal durch.“
Mila blickte überrascht auf, rutschte ans Fenster und ihr Freund nahm seinen Platz wieder ein. Dieser griff sofort zu seinem Burger und biss hinein.
„Was war los?“, fragte Mila und betrachtete den Blonden, der verbissen auf sein Essen starrte. Er antwortete nicht, sondern aß weiter. Da Mila es nicht gewohnt war, von ihm keine Antwort zu bekommen, blickte sie verwirrt zu Kim. Doch sie gebot ihr mit einem kaum vernehmbaren Kopfschütteln, ihn erst einmal in Ruhe zu lassen.
Mila befolgte ihren Rat nur zu gern und begann, gedankenverloren den vor ihr liegenden Vorrat an Pommes zu verringern, indem sie sich eine nach der anderen in den Mund schob. Sie  fragte sich, wieso sie von Elijah auf einmal ignoriert wurde, denn bis vorhin war er noch fürsorgsam gewesen. Es fiel ihr jedoch kein guter Grund ein, der dies rechtfertigen könnte. Doch egal, was es war, Mila beschloss, Elijah wieder aufzuheitern. Sie konnte es sich einfach nicht mit ansehen, wie der Gitarrist so griesgrämig durch die Welt laufen konnte.
Ein stechender Schmerz durchzog plötzlich ihr Schienbein und wütend funkelte sie Lex an. „Was sollte das?“, zischte sie.
Der Schwarzhaarige sah von seinem Burger auf, schmunzelte und beugte sich über den Tisch zur hübschen Sängerin. „Du hast es anscheinend schon wieder nicht bemerkt“, flüsterte er, damit es Kim und Elijah nicht hören konnten. Doch die beiden führten ihr eigenes Gespräch. Lex setzte sich wieder, trank etwas. Währenddessen betrachtete er genüsslich Mila, der ihn verdattert anstarrte.
Mila schalt sich innerlich. Hatte sie nicht vorgehabt, besser aufzupassen? Jetzt hatte sie schon zum zweiten Mal Lex angestarrt, ohne, dass es ihr überhaupt bewusst war.

Guten Tag, lieber Zettel


Es regnete, als sie nach zwei Stunden endlich in Paris landeten und demnach ziemlich erschöpft waren. Alle bis auf Elijah. Dieser war – o Wunder – sofort eingeschlafen, nachdem er sich auf den weichen Sitz im Flugzeug niedergelassen hatte. Da Mila neben ihm gesessen hatte, war der Flug für sie recht ereignislos und langweilig verlaufen. Mit Lex oder Kim hatte sie nicht sprechen können, da sie zwei Reihen hinter ihnen gesessen hatten.
In der Eingangshalle angekommen stellten sie erleichtert fest, dass sie nicht auf ihre Fahrgelegenheit warten mussten. Im Gegenteil. Sie wurden sogar ungeduldig erwartet.
Die Band Ocean Millennium ging mit großen Schritten und den Koffern in der Hand auf ihren MKimger zu. Dieser begrüßte sie, fragte sie kurz über den Ablauf des Fluges aus.
Draußen angekommen setzten sie hastig ihre Kapuze auf den Kopf, denn es goss wie aus Eimern. Über Pfützen springend rannten sie so schnell sie konnten zu dem kleinen roten Tourbus.
Erst, als sie im Auto saß, setzte Mila die Kapuze wieder ab und schüttelte ihr langes, braunes Haar, das trotz der Kopfbedeckung etwas nass geworden war.
„Hey!“, rief Lex entrüstet und wich, so weit es möglich war, zurück. „Ich bin schon nass genug.“
„Sorry.“ Mila lehnte sich zurück.
Die Fahrt verlief recht schweigsam, denn Mila, Lex und Kim hatten in den letzten Tagen kaum Schlaf gehabt, und wenn, dann nur für ein paar Stunden. Mila war sehr froh, als sie beim Hotel angekommen waren und sie den Bus endlich verlassen konnte, denn sie hätte es nicht mehr länger darin aushalten können.
Der Störenfried hieß mal wieder Elijah.  Der Gitarrist hatte nämlich keine Sekunde still auf seinem Platz sitzen können und ununterbrochen geredet. Mila hatte sich stark zusammenreißen müssen, um ihn nicht lauthals anzuschreien, er solle doch endlich mal die Klappe halten, da sie keine Lust hatte, dass Elijahs Laune erneut ihren Tiefpunkt erreichte.
„In einer halben Stunde erwarte ich euch wieder hier“, rief der MKimger ihnen noch nach, während sie mit ihrem Gepäck die Treppe zum Hotel hochstiegen.
„Ja, ja“, murrte Lex schlecht gelaunt und öffnete die Glastür. Sie traten ein. „Er ist ja so nett zu uns. Man könnte fast meinen, er hat Spaß daran zuzusehen, wie wir wegen Schlafmangel allmählich zugrunde gehen.“
„Ach, Lex. Jetzt fängst du ja auch schon genau so an wie Elijah.“
„Was soll das denn heißen?“, fuhr Lex Kim wütend an.
„Na, das, was es heißt“, gab die Drummerin trocken zurück. „Elijah redet ja pausenlos von Schlaf und wie müde er immer ist, und wenn nicht, dann schläft er.“
„Genau. Und ich steh dazu, dass ich viel Schlaf brauche.“ Elijah grinste. „Im Gegensatz zu dir.“
Um den Giftblicken des Bassisten zu entkommen, eilte er an die Empfangstheke und fragte nach ihren Zimmernummern.
Mila, die ihm nachgesehen hatte, spürte, wie jemand an ihrem Ärmel zupfte und drehte sich zu Lex um. „Sag mal“, fing dieser langsam an. „Auf wessen Seite stehst du eigentlich? Auf der Seite dieser...verräterischen Freunde, oder auf meiner?“
Verräterische Freunde? Doch da Lex sie eindringlich ansah, antwortete sie hastig: „Auf deiner natürlich.“ Lex lächelte und wandte sich den anderen zu, die schon auf dem Weg nach oben waren.
Als ob ich etwas anderes sagen würde, wenn ich so bedrohlich angestarrt werde, dachte Mila leicht verwirrt und eilte kipfschüttelnd hinter ihnen her.
 
„Nein.“
„Doch.“
„Nein.“
„Doch!“
„Nein!“
„Jetzt komm schon.“
„Ich will aber nicht!“
„Entweder gehen wir alle oder keiner.“
„Dann habt ihr Pech gehabt.“
„Wieso willst du denn nicht?“
„Weil...“ Elijah stockte. „Weil...ich Höhenangst habe!“
Stille.
Mila und Lex, die beide am Fenster gelehnt standen, warfen sich heimlich Blicke zu. Sie hatten das ganze Gespräch belustigt verfolgt, denn es war schon immer eine Sensation gewesen, wenn Kim und Elijah miteinander heftig diskutierten. Es geschah nämlich so gut wie nie, da beide aus einem unerklärlich Grund Respekt und Achtung voreinander hatten. Doch wenn sie sich miteinander anlegten, dann für irgendeine dämliche Kleinigkeit.
So wie diese hier.
Lex hatte nämlich die Idee geäußert, am nächsten Tag auf den Eifelturm zu steigen, da es ihr erster freier Tag war. Kim war davon sehr begeistert gewesen und hatte versucht Elijah umzustimmen, was jedoch in diesem Streit geendet war.
„Aber was sollen wir denn jetzt machen?“, wandte Kim sich verzweifelt an die beiden.
Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern. „Entweder bleibt er unten oder er kommt mit nach oben. So einfach ist das. Ich möchte nämlich auf alle Fälle da hoch.“
„Ich auch.“
Elijah seufzte. „Ich möchte so gerne auf den Eifelturm, aber ich habe Angst. Außerdem möchte ich dir nicht den Tag versauen, Mila.“
„Und wenn ich dir verspreche, dass ich nicht von deiner Seite weichen werde und auf dich aufpasse?“
Elijah grinste. „Das ist natürlich etwas anderes. Ich komme mit.“
„Prima“, riefen Kim und Lex begeistert.
Die Tür ging auf und die vier Freunde wandten sich dem MKimger zu. „Die Autogrammstunde fängt gleich an.“
Kim nickte. „Gut. Wir kommen.“
Die Mitglieder von Ocean Millennium liefen ihrem MKimger folgsam hinterher.
„He, Lex“, flüsterte Mila und zupfte dem Bassisten am Ärmel.
„Was gibt’s?“
„Ich will morgen, bevor wir da hochsteigen aber noch shoppen gehen.“
„Mila!“, rief Lex erschrocken. Kim und Elijah drehten sich verwirrt um.
„Was ist?“, fragte die Sängerin ungläubig, die nicht verstehen konnte, warum sie jetzt angeschrien worden war.
„Wir wissen doch alle genau, wie sehr du Shoppen liebst“, erklärte Lex und zog Mila weiter den Flur entlang. „Außerdem habe ich das sowieso schon für morgen eingeplant – nur für dich.“
„Danke! Du bist der Beste.“ Mila umarmte ihn freudig. Lex ließ sie kurz gewähren, schob sie dann jedoch zur Seite. „Nicht, dass dein Freund noch eifersüchtig wird.“
„Ach was.“ Mila lächelte. „So schnell wird er nicht eifersüchtig.“ Doch in Wahrheit war sie sich dessen nicht mehr so ganz sicher.
„Wenn du meinst“, entgegnete Lex leise und schaute den auf einmal menschenleeren Flur herunter. „Gut, Problem gelöst. Wenn Elijah das nicht gesehen hat, dann kann er auch nicht eifersüchtig werden. Aber sie hätten zumindest auf uns warten können.“ Er packte Mila an der Hand und zog sie murrend weiter.
„Denkst du etwa, sie fangen ohne uns an?“, gab Mila zu Bedenken.
„Nee, aber ich traue denen so einiges zu.“
Mila seufzte nur und ließ sich einfach mitziehen. Sie konnte es kaum erwarten, dass der heutige Tag endlich vorbei war. Vor allem wollte sie endlich mal auf andere Gedanken kommen. Am Meisten freute sie sich auf die Shopping-Tour. Ob sie wohl etwas für Elijah finden würde?
„Ich glaube, hier müssen wir rein.“ Lex öffnete eine dunkle Holztür und zog Mila hinter sich hinein.
Röhrenlampen über ihnen erhellten den in schwarz gestrichenen, großen Raum und die auf einer kleinen Anhöhe zusätzlich angebrachten Stehlampen sorgten dafür, dass alle von Ocean Millennium auch perfekt beleuchtet wurden, wenn sie am Tisch saßen. Der lange Tisch aus hellem Holz stand mit vier hintereinander aufgereihten Stühlen auf der Anhöhe. Für jeden lag bereits jeweils ein Stift zur Verfügung.
An der anderen Seite des Raumes, dem Signierdesk gegenüber, war der Verkaufsstand aufgestellt worden, an dem die Fans, bevor sie nach vorne zur Band traten, die Möglichkeit hatten, ein Poster zu kaufen. Später würden dort auch die T-Shirts dieser Tour angeboten werden.
Doch auf das alles konnte Mila nur einen flüchtigen Blick werfen, denn Lex zog sie weiter zu Kim und Elijah, die sich mit dem MKimger neben der Anhöhe unterhalten hatten und nun, abgelenkt vom Öffnen der Tür, zu den Nachzüglern blickten.
„Wo ward ihr denn so lange“, fragte Kim ungeduldig, da sie Unpünktlichkeit nicht leiden konnte.
„Wir mussten etwas klären.“ Lex grinste.
„Seid ihr denn jetzt fertig mit klären?“ Elijah sprach leise, blickte sie dabei nicht an. Mila starrte verwirrt zu ihm herüber. Was war denn nun schon wieder los? „Denn dann kannst du Lex‘ Hand ja jetzt loslassen.“
Mila und Lex sahen sich erschrocken an und ließen blitzschnell die Hand des anderen los. Mila errötete leicht.
„Tut mir Leid, Elijah. Ich...nein, ich meine...Lex hat...“, versuchte sie stockend zu erklären, bemerkte jedoch Lex‘ Blick und verstummte.
„Mila hat Recht. Ich bin schuld,also kein Grund eifersüchtig zu werden.“ Lex grinste frech.
„Ach, und warum hast du sie die ganze Zeit über festgehalten?“, schrie Elijah.
Lex erklärte es ihm, doch das resultierte nur darin, dass er lauthals schimpfend als Lügner abgestempelt wurde.
„Jetzt krieg dich doch mal wieder ein“, rief Lex ärgerlich, der es nun gar nicht mehr witzig fand.
„Ich soll mich beruhigen? Wer läuft denn hier Händchen haltend durch die Gegend, obwohl Milas Hand  mir gehört!“
„Ich habe es dir doch -“
„Ich glaube dir aber nicht!“
„Ach, und warum glaubst du mir nicht, wenn ich fragen darf?“
Elijah stöhnte und verdrehte entnervt die Augen. „Das weißt du doch ganz genau.“
Lex‘ Kopf schwirrte. Was meinte er nur damit? Doch dann fiel es ihm wieder ein und er schlug sich mit der Hand auf die Stirn. „Komm mal mit!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, griff er nach dem Ärmel des Gitarristen und zog ihn aus dem Raum hinaus.
Die beiden Mädchen starrten ihnen verwirrt nach. Auch der MKimger, der das alles mitverfolgt hatte, fragte sich, was denn nun schon wieder los gewesen war. Doch im Gegensatz zu den anderen hatte er noch weniger als gar nichts verstanden, denn er konnte ja nicht wissen, dass Elijah und Mila eine Beziehung führten.
Kim seufzte, stieg auf die Anhöhe und ließ sich auf ihren Stuhl fallen. Sie würde gleich die Erste sein, die ihre Unterschrift verteilen würde. „Hoffentlich beeilen sie sich.“
Mila nickte nur.
Hatten die Jungs ihr denn nicht noch vor einigen Stunden versprochen, sich nicht mehr zu streiten?
Und was hatten die zwei für ein Geheimnis? War das vielleicht auch der Grund für ihre ständigen Streitereinen?
Mila war verwirrt, und verletzt zugleich. Sie hatte, seit sie mit den beiden befreunden war, mit ihnen über alles reden können. Es war ungewohnt zu wissen, dass es etwas gab, über das die beiden nicht mit ihr gesprochen hatten.
Aber genau genommen bin ich auch nicht besser als sie, dachte Mila leise seufzend und setzte sich auf einen der noch freien Stühle, wobei sie einen Platz zwischen sich und Kim frei ließ. Lustlos nahm sie den schwarzen Edding vor sich in die rechte Hand und spielte mit ihm herum. Dabei summte sie leise einen ihrer Songs.  Ich verschweige denen ja schon seit Wochen etwas...Wieso schaffe ich es einfach nicht und sage es ihnen endlich? Zumindest Elijah muss es wissen...Aber ich traue mich nicht! Was, wenn er mich dann nicht mehr mag und mich fallen lässt?
Ihr Gedankengang wurde vom Öffnen der Tür unterbrochen und sie verstummte.
„Können wir dann jetzt endlich anfangen?“, fragte Kim die Jungs, die sich ausdruckslos – aber immerhin friedlich – auf ihre Plätze setzten. Elijah, der zwischen Kim und Mila hockte, nickte zustimmend.
Der MKimger gab einigen Mitarbeitern noch letzte Anweisungen, dann öffnete einer die große Tür und verschwand.
„He, Mila“, murmelte Elijah.
„Was ist?“
„Sehe ich gut aus?“
Mila lächelte. „Du siehst doch immer klasse aus.“
Ihr Herz klopfte, als Elijah, sie mit seinen großen Rehaugen ansehend, unter dem Tisch nach ihrer Hand griff. Mila umfasst die kleinen zierlichen Finger des Gitarristen und strich sanft über dessen Handrücken. Elijah beugte sich mit dem Kopf weiter zu Mila und flüsterte ihr leise ins Ohr: „Schön, dass ich dich mal wieder lächeln sehe.“ Er setze sich wieder gerade hin und ließ Milas Hand wieder los, denn die erste Gruppe aufgebrachter Fans war eingetreten.     
Beim Anblick Ocean Millennium’s blieben die Fans, offenbar erschrocken, stehen. Ein Mädchen fing an zu kreischen. Andere wiederum starrten sie an, als wären sie Götter oder von einem anderen Planeten.
Mila, Lex, Kim und Elijah lächelten sie einladend an, doch noch traute sich keiner zu ihnen an den Signierdesk. Langsam fingen die Fans an, mit zittrigen Händen CDs oder andere Merchandise-Artikel von Ocean Millennium aus ihren Taschen hervorzuholen. Zwei von ihnen traten an den Verkaufsstand, um eines der großen Poster zu ergattern.
Mila glaubte zu wissen, warum sich keiner nach vorne wagte.
In dem weißen Licht von den vielen Lampen über und hinter ihnen sitzend sahen sie anders aus als auf Fotos oder in Musikvideos. Sie waren nämlich alle viel kleiner und zierlicher. Doch Mila mochte sich auf Fotos immer, denn auf denen wirkten ihre Augen viel kleiner und die Haut glänzender.
 Zufrieden stellte sie fest, dass ein Mädchen zaghaft nach vorne zu Kim trat.
Die Drummerin begrüßte sie lächelnd mit einem englischen „Hello“, während ihr das Booklet eines Albums gereicht wurde, auf dem sie auch sofort unterschrieb und es zu Elijah schob. Er gab dem Mädchen die Hand und bedankte sich freundlich mit einem „Danke“. Strahlend und mit knallrotem Kopf ging sie weiter zu Mila und sofort nahm der nächste Fan ihren Platz vor Kim ein. Die Übrigen aus der Gruppe stellten sich dahinter. Offenbar hatten sie nun alle die Gewissheit. dass ihre Stars ihnen nichts Böses taten.
Mila lächelte jedes Mal freundlich und kaum war die erste Gruppe durch, schon kam die nächste.
Während Mila Autogramme verteilte, immer brav grinste und sich bedankte, hatte sie Zeit, über das eben Gesagte von Elijah nachzudenken.
Nach einer Weiler stellte sie erschreckend fest, wie negativ ihre Gedanken doch waren und beschloss, sie niederzuschreiben, sobald sie hier fertig war.
Es hatte sie schon immer beruhigt, wenn sie ihre Ängste, Sorgen, Hoffnungen und Träume aufschreiben konnte. Meistens hatte sie sich den nächstsbesten Zettel geschnappt und drauf losgeschrieben. Dabei hatte sie den Zettel als eine Art Freund benutzt, mit dem sie über alles „reden“ konnte.
Doch wo sollte sie hier einen herbekommen?
Sie wollte den MKimger fragen gehen, nachdem die Autogrammstunde zu Ende war, doch dieser war wie vom Erdboden verschluckt.
Mila suchte die ganze Konzerthalle ab, nach draußen traute sie sich nicht. Schließlich fragte sie einfach den Tontechniker, der in dem Raum, wo sie in ein paar Stunden auf der Bühne stehen würden, am Mischpult stand. Doch dieser konnte ihr auch nichts zu Schreiben geben. Aber Mila gab nicht auf, fragte jeden, den sie traf.
Dann kam die Sängerin darauf, dass sie ja auch zur Rezeption gehen könnte, denn dort brauchte man ständig Zettel. Und tatsächlich. Keine zwei Minuten später lief Mila mit Zettel und Stift in der Hand den Flur entlang. Plötzlich blieb sie stehen, seufzte, machte kehrt und ging in die entgegengesetzte Richtung. Grübelnd blieb sie hinter der nächsten Ecke stehen und lehnte sich an die Wand.
Wo finde ich hier nur einen Ort, wo ich ungestört schreiben kann?
Mila hörte, wie hinter ihr eine Tür geöffnet wurde, und drehte sich um. Eine Frau, offenbar eine Putzfrau, kam ihr entgegen, grüßte freundlich und verschwand wieder.
Aus reiner Neugierde ging Mila zu der Tür, aus der sie hinausgekommen war und spähte in den sich dahinter befindenden Raum.
Das ist es!
Schnell betrat sie den kleinen Raum und schloss die Tür hinter sich.
Regale säumten die Wände, in denen jede Menge Wasch- und Putzmittel standen. Direkt der Tür gegenüber war ein Fenster.
Mila öffnete es und spähte hinaus. Es hatte aufgehört zu regnen und sie musste fast die Augen zukneifen, so sehr blendete die Sonne. Von Fans war weit und breit nichts zu sehen, offenbar befand sich der Eingang auf der anderen Seite des Gebäudes.
Trotz dass sie sich im ersten Stock befand, hockte sie sich auf die breite Fensterbank, lehnte sich an den Rahmen und zog ihre Beine an. Sie zündete sich eine Zigarette an und nahm einen Zug.  Eine kalte Brise ließ sie erzittern, während sie den Block, den man ihr gegeben hatte, auf die Beine legte und anfing zu schreiben.
 
Guten Tag, lieber Zettel!
Ich bin’s, Milena, oder besser gesagt, Mila, die Sängerin von Ocean Millennium.
Ich hoffe, es ist dir recht, wenn ich dich mit meinen Sorgen und Ängsten zuschreibe. Aber wie soll ich es sonst machen? Mit Lex oder Kim möchte ich nicht reden, sonst machen sie sich nur unnötig Sorgen um mich. Und Elijah? Dem möchte ich nicht noch mehr zu Last fallen. Er hat schon so viel für mich getan, dass ich gar nicht mehr weiß, wie ich ihm dafür danken soll. Und dann schlage ich noch auf ihn ein, um ihn zu wecken...ich wollte das nicht, aber ich wusste einfach nicht weiter.
Du musst wissen, ich bin eigentlich ein friedfertiger Mensch, der gegen jede Form von Gewalt ist. Einer, der immer fröhlich ist. Aber seit einigen Wochen…ich weiß auch nicht.
Vielleicht liegt es an dem Krach, den ich momentan mit meinen Eltern habe, oder aber daran, dass sich die Jungs ständig streiten müssen. Können sie sich nicht einfach vertragen? Ich halte es einfach nicht mehr aus! Und was haben die zwei für ein Geheimnis voreinander?
Es ist zum Verzweifeln.
Elijah ist heute sogar richtig ausgerastet, nur weil Lex meine Hand festgehalten hatte. Okay, ich kann ihn  verstehen, aber muss er Lex dann gleich so anschreien?
 Ich weiß nicht, was mit mir los ist, denn in den letzten Tagen habe ich Lex fast genau so viel Aufmerksamkeit geschenkt wie Elijah. Gut, er ist mein bester Freund, aber ich bin mit Elijah zusammen!
Ist Elijah vielleicht eifersüchtig auf die gute Beziehung zwischen mir und Lex?
Ach, ich weiß es nicht…
Aber wenn das mit den Streitereien so weitergeht, sehe ich schwarz für unsere Band. Unser Zusammenhalt leidet ja schon unter der Beziehung zwischen Elijah und mir. Ich weiß doch genau, dass Lex und Kim keine Beziehungen innerhalb der Band leiden können. Sie haben es zwar nicht gesagt, doch ihre „Verbote“, die sie aufgestellt haben, sprechen für sich. Ich darf Elijah zum Beispiel nicht in deren Gegenwart küssen!
Das klingt absurd, oder? Ist aber so…leider.
Bei der Autogrammstunde ist mir sogar ein ganz entsetzlicher Gedanke gekommen und ich habe mich echt zusammenreißen müssen, um nicht vor den Fans in Tränen auszubrechen. Wenn das die ganze restliche Tour über so bleibt mit den Streithälsen, dann trete ich aus der Band aus!
Ich habe einfach keinen Bock mehr auf die Band…ich habe keinen Bock auf gar nichts…
Es tut einfach zu sehr weh, wenn der eigene Freund und der beste…beste, beste Freund nur noch am Streiten sind. Ich traue mich jetzt nicht einmal mehr, mit Elijah über meine Eltern zu reden. Will er das überhaupt hören? Ich habe Angst, dass er von mir nicht mit so etwas vollgejammert werden möchte. Was soll ich denn nur machen? Ich muss es endlich jemandem erzählen, ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Momentan fühle ich mich, als ob ich nie wieder glücklich sein könnte…
 
Mila brach erschrocken ab, denn irgendjemand hatte die Tür geöffnet. Sie entdeckte Elijah, der sie zunächst nur irritiert ansah, doch dann wich Entsetzen in seinen Blick und er stürmte auf Mila zu, packte sie an den Schultern und zog sie von der Fensterbank herunter.
„Hey, was soll das?“, rief Mila erschrocken. Elijah schloss das Fenster und drehte sich zu ihr um. „Ich möchte nicht, dass du aus dem ersten Stock fällst und dir den Hals brichst, oder dir sogar noch eine Erkältung einfängst.“
„Aber ich bin doch kein kleines Kind mehr“, gab Mila schmollend zurück. „Ich kann auf mich selbst aufpassen.“
„Das weiß ich. Aber erklär du ruhig den Fans, dass wir nicht mehr auftreten können, weil unsere ach so geliebte Sängerin leider krank geworden ist.“ Elijah grinste und auch Mila musste lächeln. „Danke, dass du die Sorge hast, dass ich heute nicht singen könnte. Du denkst wohl immer erst an die Fans und nicht an mich, deine Freundin, oder?“
Elijah lachte. „Du weißt, wie ich das gemeint habe. Komm her.“
Mila ging auf ihn zu und wurde von Elijah in die Arme genommen. Doch statt ihn ebenfalls zu umarmen, legte sie die Hand, in der sie nicht den Block hielt, auf die Hüfte des Blonden und küsste ihn sanft. Elijah erwiderte, in den Kuss hineingrinsend, und drückte die Sängerin stärker an sich.
Nach einer Weile löste sich der Gitarrist, behielt Mila jedoch in seinen Armen.
„Was machst du hier eigentlich?“, fragte er leise. „Ich habe dich überall gesucht.“
„Sorry, Elijah. Ich - “
Elijah hatte ihr einen Finger auf die Lippen gelegt, um sie zum Schweigen zu bringen. Er musterte sie. „Du musst dich nicht immer für jede Kleinigkeit bei mir entschuldigen.“
„Tut mir Leid…“
„Siehst du? Das meine ich.“
„Also gut. Ich werde versuchen, mich zu bessern“, sagte Mila verlegen lächelnd
Eijah nickte. „Und jetzt verrate mir doch endlich mal, was du hier tust.“
„Ähm…nichts“, log Mila schnell. "Ich habe nur über einen neuen Song nachgedacht. Das ist alles.“
„Und an solchen…Orten denkst du nach.“
Mila nickte. Sie fühlte sich nicht ganz wohl dabei, Elijah angelogen zu haben, doch die Wahrheit konnte sie ja schlecht erzählen.
„Zeig doch mal, was du bisher geschrieben hast.“ Elijah wollte nach dem Block in Milas Hand greifen, doch diese hatte den Block schon schützend hinter ihren Rücken gehalten.
Nun wurde sie verwirrt angeschaut. „Darf ich nicht?“
Mila schüttelte den Kopf.
„Wieso denn nicht?“, maulte Elijah beleidigt, der einfach nicht verstehen konnte, wie Mila ihm etwas verheimlichen wollte - was sie nämlich sonst nicht tat.
„Weil es noch nicht fertig ist.“
„Das ist doch kein Grund!"
„Warum hast du mich eigentlich gesucht?“, fragte Mila, um vom Thema abzulenken.
„Ich wollte nur wissen, wo du bist. Kim und Lex vermissen dich auch schon.“
„Jetzt hast du mich ja gefunden.“
„Ja, und jetzt nehme ich dich wieder mit zu den anderen. Ich mag es nicht, wenn du ganz alleine bist.“
Mila seufzte. „Na gut.“ Sie riss den beschriebenen Zettel vom Block, faltete ihn und steckte ihn in die Hosentasche. Den Block ließ sie einfach auf der Fensterbank zurück.
„Ach, Elijah...“ Mila sah in niedergeschlagen an. „Es tut mir schrecklich Leid, dass ich dich heute morgen so angegiftet habe. Das wollte ich nicht, ehrlich.“
„Das weiß ich doch.“ Mit einem aufmunternden Lächeln ergriff Elijah Milas rechte Hand und gemeinsam kehrten sie in den Backstageroom zurück.
 
Lex hatte mal wieder sein Handy hervorgezogen und spielte irgendetwas. Kim hockte neben ihm und sah ihm zu. Beide blickten auf, als Elijah mit Mila im Schlepptau eintrat.
„Da ist ja wieder unsere Sängerin“, sagte der Schwarzhaarige freudig.
Kim sah sie nur fragend an. „Wo warst du?“
Mila setzte sich neben dem Drummer auf die breite Couch, Elijah ließ sich im Schneidersitz auf dem niedrigen Tisch nieder.
„Ich war - “
„In der Besenkammer“, antwortete der Blonde für Mila und riskierte dafür einen erbosten Blick.
„In der Besenkammer?“ Kim beäugte stirnrunzelnd die zierliche Sängerin. „Was hast du denn da gemacht?“
„Geschrieben. Außerdem war das keine Besenkammer, nur…eine - “
„Besenkammer“, schloss Elijah. „Ach, Mila. Jetzt gib es doch endlich zu!“
„Was soll ich zugeben?“
„Du hast doch schon immer ein großes Geheimnis daraus gemacht, wo du die Lyrics schreibst.“ Lex grinste breit. „Jetzt wissen wir es.“
 Mila seufzte nur. Eigentlich hatte sie es ihnen nie verraten, weil sie es etwas….ungewöhnlich fand.
Doch warum sollte sie ihnen das mit der Besenkammer abstreiten?
Lex wandte sich seinem Spiel zu und auch Kims dunkles Augenpaar wanderte wieder auf die kleine Bildfläche. Mila und Elijah sahen sich an und verdrehten genervt die Augen.
Es war schon fast normal, wenn die beiden beieinander hockten und irgendein Spiel auf dem Handy oder auf Kims PSP zockten. Konsolenspiele, vor allem RPGs, waren nach der Musik ihr größtes Hobby.
Mila streckte gähnend ihre Beine aus, schloss die Augen und träumte.
Sollten sie doch spielen. Dann hatte sie wenigstens vor dem Konzert noch etwas Zeit, den Schlaf nachzuholen, den sie heute Morgen verpasst hatte…

Geheimnisse


Geheimnisse


Schallendes Gelächter weckte sie.
Mila wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, doch es musste ziemlich kurz gewesen sein, denn sie war genau so müde wie vorher. Ein Blick auf ihre Armbanduhr reichte aus zur Bestätigung. Es waren ganze zehn Minuten gewesen.
„Mensch, müsst ihr denn so laut sein?“, murrte Mila. Doch Elijah, Lex und Kim wollten einfach nicht aufhören zu lachen. Grummelnd verschränkte Mila die Arme und wartete ab. Sie freute sich jedoch zu sehen, dass die Jungs es noch nicht verlernt hatten, miteinander zu lachen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie mit Lachen aufgehört hatten und Kim antwortete grinsend: „Sorry, Mila. Wird nicht wieder vorkommen.“
Elijah und Lex nickten zustimmend, doch sofort brachen sie wieder in Gelächter aus.
„Darf man erfahren, warum ihr so lacht?“, fragte Mila verwirrt.
„Ja, darfst du.“
Mila schmunzelte. „Okay. Warum lacht ihr?“
„Wegen Elijah“, meinte Lex lachend. Mila blickte zu dem Blonden, der immer noch vor ihnen auf dem Tisch hockte. „Was hast du denn jetzt schon wieder verbrochen?“
Elijah blickte abwechselnd zu Lex und Kim. „Soll ich es ihm zeigen?“
Die Beiden nickten. „Ja, aber warte kurz. Ich will mir das nicht noch mal mit ansehen müssen.“ Sie drehten ihnen grinsend den Rücken zu.
Mila fragte sich stirnrunzelnd, was Elijah getan haben könnte, dass sich Lex und Kim von ihnen freiwillig abgewendet hatten, doch sie musste nur ihren Freund ansehen, um es zu wissen.
Die Sängerin lachte auf und wandte sich schnell von ihm ab. „Hör bitte auf, Elijah!“
Er hatte eine groteske Miene geschnitten. Es war unbeschreiblich. Er hatte seine Augen weit aufgerissen, doch das war noch harmlos im Gegensatz dazu, was er mit ihnen tat. Mila hatte ja gar keine Ahnung gehabt, dass Elijah in der Lage war, mit beiden Augen gleichzeitig in verschiedene Richtungen zu rollen.
„Wenn du meinst“, sagte Elijah und hörte auf. Lächelnd blickte er nun zu Mila, die sich allmählich wieder von seinem Lachanfall erholte. Lex und Kim grinsten sich an. „Wie machst du das nur?“, wollte Mila begeistert wissen. Der Blonde zuckte mit den Schultern und setzte sich zwischen sie und Lex auf die Couch. „Frag mich was Leichteres.“
Lex erhob sich und ging zu den Getränken, die auf einer kleinen Anrichte an der Wand aufgereiht waren. „Wollt ihr auch was?“
Seine Bandkollegen nickten, dankbar für das Angebot. Der Schwarzhaarige befüllte vier Gläser mit Cola und reichte jedem eins. „Damit ihr mir auch nicht beim Konzert einschlaft.“ Er grinste Mila frech an. „Und da du offenbar am Müdesten von uns bist, habe ich dir das größte Glas gegeben.“
Mila musterte ihr Glas skeptisch. „Hast Recht.“
„Ich habe doch immer Recht.“ Lex setzte sich wieder und trank einen Schluck. Mila betrachtete die vielen kleinen Blasen, die in ihrer Cola von Boden aufstiegen. Warum hatte Lex ihr nur so viel eingeschüttet? Sie hatte doch kaum Durst. Schnell trank sie etwas und stellte das Glas auf den Tisch. Doch sie kam erst gar nicht dazu, es abzusetzen, da Elijah gleichzeitig seine Beine hochlegen wollte und mit dem einen das Glas umstieß. „Shit!“, rief Elijah und zog erschrocken seine Beine zurück. Auch Mila hatte sich erschrocken, war jedoch froh, dass der klebrige Inhalt des Glases nicht in ihre Richtung geflossen war.
„Kein Problem, ist ja nichts passiert“, meinte Mila. Sie stand auf, suchte in ihrer Tasche nach Taschentüchern und machte damit den Tisch wieder sauber.
„Das kann ich doch auch machen, Mila“, sagte Elijah, der sich sichtlich unwohl zu fühlen schien. Er wollte gerade Mila die Tücher aus der Hand reißen, doch ein strenger Blick seitens Mila reichte aus, um ihn daran zu hindern. „Ich bin eh schon fertig.“ Sie warf die mit Cola getränkten Taschentücher in den Mülleimer neben der Tür.
„Mach dir nichts draus, Elijah. So, wie ich Mila kenne, putzt sie sehr gerne.“ Lex klopfte dem Blonden aufmunternd auf die Schulter, doch dieser stieß nur einen schmerzhaften Laut aus.
„Spinnst du?“, murrte Elijah und rieb sich die Schulter, die Milas Schläge hatte aushalten müssen.
„Wie kann ich bitte ahnen, dass dir deine Schulter wehtut?“ Grummelnd verschränkte der Schwarzhaarige die Arme. Da wollte er einmal nett zu Elijah sein und schon zickte dieser wieder rum.
Kim, die bisher teilnahmslos den drei Chaoten zugesehen hatte, warf Elijah einen verwirrten Blick zu. „Das hattest du gestern noch nicht.“
Elijah seufzte. So, wie er Kim kannte, würde diese ihn so lange mit Fragen löchern, bis sie mit der Antwort zufrieden war. „Ich...“ Er zögerte, denn belügen wollte er sie nicht. Dann konnte sie unausstehlich sein, aber die Wahrheit konnte er auch nicht sagen.
„Ich bin schuld“, gab Mila plötzlich kleinlaut zu und befreite Elijah somit aus seiner Zwickmühle. Mila wollte nicht, dass Elijah ihretwegen Kim belügte, denn dann würde ihr schlechtes Gewissen Elijah gegenüber noch größer werden. Sie erzählte Lex und Kim, dass sie Elijah einfach nicht hatte wecken können, dass Angst hatte, den Flug zu verpassen und dass sie aus lauter Verzweiflung all ihren Frust an ihrem Freund ausgelassen hatte.
Mila hörte, wie sich jemand erhob und mit einem leichten Knall die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Sie sah auf und stellte fest, dass es der Bassist gewesen war, der fluchtartig den Raum verlassen hatte.
Auch Kim schien sich zu fragen, wo Lex hingegangen sein könnte. Elijah hatte Mila losgelassen und starrte nachdenklich auf den Tisch.
„Habe ich irgendetwas falsch gemacht?“, fragte Mila, doch Kim und Elijah schwiegen nur.
Mila seufzte. Warum war Lex nur so kompliziert?
Der Blondschopf erhob sich und auch Mila stand auf, doch prompt wurde sie zurück auf die Couch geschubst. „Hey, was - “
„Ich rede mit ihm“, erklärte Elijah und ging zur Tür. „Ich weiß nämlich am Besten, was mit ihm los ist.“ Dann verschwand auch er.
„Hast du eine Ahnung, was er meint?“, fragte Mila und sah Kim erstaunt an, doch sie schüttelte den Kopf. „Aber eins weiß ich mit Sicherheit. Es hängt mit den Streitereien zusammen.“
„Bist du dir sicher?“
„Nein, aber das liegt doch auf der Hand.“
„Wieso?“
Die Drummerin seufzte. „Die Jungs haben auf alle Fälle ein Geheimnis vor uns. Und kein gutes, denn sonst würden sie friedlich miteinander umgehen.“
„Hast Recht.“
„Rede doch mal mit Elijah. Du bist schließlich mit ihm zusammen.“
„Das habe ich schon versucht.“ Mila senkte niedergeschlagen seinen Blick. „Aber er hört mir einfach nicht zu. Elijah ist in der letzten Zeit sowieso mir gegenüber recht verschlossen. Ich bekomme kaum noch etwas aus ihm raus.“
Kim klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „So was kommt selbst in den besten Beziehungen vor. Das legt sich wieder, wart’s nur ab.“
Mila lächelte leicht. „Danke, Kim. Hoffentlich hast du Recht.“
Doch so sehr sie ihr glauben wollte, sie konnte nicht. Mila wusste – nein, sie spürte -, dass es nicht nur ein normales Tief einer Beziehung war, das in einigen Tagen oder gar Wochen wieder vorbei sein würde.
„Mila, versprichst du mir etwas?“ Kim musterte ihre Freundin.
„Kommt darauf an, was es ist“, entgegnete diese leicht verwirrt.
„Du sollst mir nur versprechen, dass du, wenn du irgendwelche Probleme hast, zu einem von uns kommst.“
„Gut. Mache ich.“
Sie war sich jedoch nicht hundertprozentig sicher, dass sie dieses Versprechen halten konnte. Sie wollte ja mit Elijah über ihre Eltern reden, doch sie traute sich nicht. Was, wenn es Elijah gar nicht interessierte?
Anscheinend hatte Kim ihren Zweifel bemerkt, denn sie fügte noch stirnrunzelnd hinzu:
„ Nur damit du es weißt. Wir haben uns  Sorgen gemacht, weil du offensichtlich geweint hattest, als du mit Elijah alleine warst. Ich habe mit Lex während des Fluges herumgerätselt, was  wohl vorgefallen ist. Und jetzt beunruhigt mich, dass du wohl aus purer Frustration heraus Elijah als Sandsack missbraucht hast.“
„Sorry, ich wollte euch keine Sorgen bereiten.“
„Du musst dich für nichts entschuldigen.“ Kim drückte Mila an sich und sah sie an. „Dafür sind Freunde doch da. Dass sie füreinander da sind. Du hilfst uns doch auch immer. Wir wollen uns mal revangieren können, aber das geht nicht, wenn du uns nicht sagst, was los ist.“
Mila sah Kim irritiert an.
Hatte sie denn gerade nicht zugehört?
„Ich habe euch doch schon erzählt, dass ich Elijah weh getan habe.“
„Das meine ich auch nicht.“ Die Drummerin seufzte, nachdem sie den immer noch verpeilten Blick die Sängerin bemerkt hatte. „Bist du dir sicher, dass da nicht noch etwas ist, von dem wir wissen sollten?“
„Wie kommst du darauf?“, fragte Mila nun völlig überrascht.
„Du benimmst dich, seit wir auf Tournee sind, ganz eigenartig.“
„Wie eigenartig?“
„Na, eben nicht Mila-haft. Du bist viel ernster als sonst.“
Mila schwieg. Kim hatte vollkommen Recht und sie beschloss, ihren drei besten Freunden keine Sorgen mehr zu machen. Auch ihr selbst ging es langsam auf die Nerven, dass es kaum noch einen Moment gab, in dem sie wirklich fröhlich war. Doch die einzige Möglichkeit, sich besser zu fühlen, war, sich Kim, Lex und auch Elijah zu öffnen.
Aber wollten sie es auch wirklich hören? Hatten sie nicht ihre eigenen Probleme? Aber Kim hatte es doch gerade angeboten. Oder? Zumindest ihr konnte sie es ja sagen…
„Du hast Recht“, sprach sie langsam und leise. Sie hob den Blick und sah Kim an. „Es gibt da wirklich etwas, was mich beschäftigt.“
Kim griff nach ihrem Glas und trank einen Schluck. Sie schlug die Beine übereinander und schielte zu Mila. „Schieß los.“
Die Sängerin holte tief Luft. „Meine Eltern verlangen von mir, dass ich aus der Band aussteige, damit ich in deren Restaurant eine Ausbildung machen kann.“
Kim blickte sie entgeistert und verwirrt zu gleich an. „Dass deine Eltern ein Restaurant führen, weiß ich ja. Aber wieso wollen sie das ausgerechnet jetzt?“
„Meine Eltern hängen an unserer Familientradition“, erklärte Mila langsam. „Das Restaurant wurde seit drei Generationen immer an das ältere Kind weitergereicht, und das bin nun mal ich. Meine Schwester ist ja zwei Jahre jünger als ich.“
„Aber sie müssen doch wissen, dass du zwar sehr gerne kochst, aber nicht gerade begabt bist“, erwiderte Kim und warf Mila einen entschuldigenden Blick zu, da diese sie beleidigt angeschaut hatte. „Außerdem ist es doch schon immer dein Traum gewesen, in einer erfolgreichen Band zu singen."
„Das musst du mir nicht sagen“, schnaubte Mila. „Ich hatte mich deswegen auch mit meinen Eltern einen Tag vor Tourneebeginn gestritten.“
Kim drückte sie an sich und sagte tröstend: „Hey, komm. Deine Eltern sind bestimmt nur enttäuscht, dass du die Familientradition nicht fortsetzen möchtest. Sie werden schon einsehen, dass du mit der Ausbildung sehr unglücklich wärst und weiterhin singen möchtest. Du wirst sehen, wenn wir nach Deutschland zurückkehren, werden sie das alles bestimmt wieder vergessen haben.“
Mila umarmte Kim. „Das glaube ich weniger.“ Ihre Stimme zitterte. „Sie...sie haben mir gesagt, dass sie sehr enttäuscht von mir sind und ich ihr Leben zerstöre. Schließlich mache ich deren Traum von der Weiterführung der Familientradition kaputt. Sie hassen mich!“
„Nein, das tun sie nicht“, versuchte Kim ihre nun völlig aufgelöste Freundin zu beruhigen. Sanft fuhr sie ihr über den Rücken. „Sie sind deine Eltern. Und Eltern hassen niemals ihre eigenen Kinder. Sie haben es nicht so gemeint. Außerdem können sie es doch auch an deine Schwester weitergeben. Ob nun das erste oder zweite Kind, ist doch egal.“
Mila wusste, dass Kim Recht hatte, doch der Streit war so heftig gewesen, dass sie sich ernsthaft fragte, ob dem doch nicht so war. Sie seufzte und löste sich aus der Umarmung.
„Sag es bitte nicht Elijah.“
„Und Lex?“
Mila überlegte kurz. „Lieber nicht. Wer weiß, ob er Elijah damit ärgert, dass er etwas über mich weiß, was Elijah nicht weiß. Außerdem verschweigen die Beiden uns auch was.“
Kim schmunzelte. „Okay. Dann haben wir zwei jetzt unser eigenes kleines Geheimnis.“
 
Kurz darauf erschienen wieder Elijah und Lex.
Sie schienen beide ziemlich bedrückt zu sein, doch die Mädchen wagten es nicht nachzufragen. Nur Lex murmelte, als er sich hinsetzte, etwas von wegen „Sorry“ in Milas Richtung. Diese fragte sich, warum er sich jetzt entschuldigte, beließ es jedoch bei einem leichten Nicken.
Ihr Blick hingegen wanderte zu Elijah, der sich ans Fenster gestellt hatte und nur rausschaute.
„Elijah, komm doch her.“
Der Blonde schüttelte nur den Kopf.
Mila runzelte die Stirn. Was hat Elijah nur?
Die Sängerin erhob sich, trat hinter den Gitarristen und legte ihre Arme um dessen Hüfte. „Dann komme ich halt zu dir.“
Doch Elijah drückte seine Freundin von sich weg. „Lass mich bitte“, murmelte er leise und Mila verstand die Welt nicht mehr.
„Was habe ich dir getan?“, fragte sie verzweifelt.
Der Gitarrist wich ihrem Blick aus. „Ich brauche einfach etwas Abstand momentan. Es ist nichts gegen dich.“
„Aber Elijah, ich - “
„Lass ihn, Mila“, meinte Kim. „Wenn er meint, dass er Ruhe braucht, dann solltest du das auch akzeptieren.“
Ehe sie sich wieder auf die Couch setzte, sagte sie noch zu ihm: „Tut mir Leid. Ich wollte nicht aufdringlich sein.“
Diese Worte waren ernst gemeint, doch sie hatte Zweifel, ob das, was Elijah gesagt hatte auch stimmte. Warum hatte er sie nicht angesehen, als er gesagt hatte, es wäre nicht ihre Schuld? War es in Wahrheit doch ihre Schuld? Doch wenn ja, was hatte sie falsch gemacht?
Dabei hatte sie Elijah doch noch nie verletzt, das wüsste sie.
Oder?
 
Mila hüpfte aufgeregt von einem Bein aufs andere. Sie konnte es kaum noch erwarten, nach ganzen 24 Stunden wieder auf der Bühne zu stehen. Man konnte die Fans zu kreischen anfangen hören, als einer vom Staff auf der Bühne noch schnell Lex‘ Bass stimmte.
Jemand tippte ihr auf die Schulter. „Na? Aufgeregt?“
Mila nickte und lächelte Lex an, der sich nun neben sie gestellt hatte. „Klar.“
Sie musterte ihn.
Der Bassist trug eine dunkle, weit geschnittene Army-Hose, die in schwarzen Springerstiefeln steckte, darüber ein weißes T-Shirt und eine schwarze Lederjacke.
Mila staunte über sich selbst, dass sie noch nie bemerkt hatte, wie schön Lex doch war. Die schmalen Schultern…seine eingefallenen Wangen…seine Augen…
Stopp mal! Mila erschrak. Lex sieht überhaupt nicht süß aus!
Sie wich von dem Bassisten zurück, entdeckte das vereinbarte Zeichen ihres MKimgers und stürmte, obwohl Kim als Erste gehen sollte und sie selbst als Letzte, auf die Bühne.
Sie winkte den Fans zu, die sie mit einem lauten Kreischen empfingen, und  hörte, wie sie ihren Namen riefen und grinste.
Hinter ihr war Kim schon längst auf die Bühne gekommen.
Lex und Elijah kamen gemeinsam. Der Schwarzhaarige griff ganz lässig nach seinem Bass und hing ihn sich um. Elijah warf seinen Bewunderern Küsse zu und die Mädchen, die Elijah mit einem Blick beschenkt hatte, erröteten leicht.
Als der Blonde bei Mila ankam, murmelte er leise, ohne, dass die Fans ihn hören konnten: „Was sollte das?!“
Ohne eine Antwort abzuwarten hüpfte er munter zu seiner Gitarre und streifte sich das Lederband um die Schulter.
Dann blickte er zu Mila. Diese lächelte immer noch den Fans zu, doch sie erwiderte kurz Elijahs Blick. „Das weiß ich auch nicht!“, schienen ihre Augen ausdrücken zu wollen und wandte sich wieder ihrem Publikum zu.
Kim, Lex und Elijah fingen begeistert an zu spielen.
Mila bewegte sich im Takt der Musik, immer ein breites Grinsen zeigend. Sie nahm den Mikrofonständer in die Hand und tanzte mit ihm und kurz vor ihrem Einsatz stellte sie ihn ab und begann, Magical Melody zu singen…

The setting sun is sinking in the endless ocean
dunking the sky in orange light
During the birds singing her song

Now it's time to jump over the horizont
'cause behind the great ocean in the far distance
Lies the magical kingdom
A kingdom of joy and happiness

When the sun is kissing the great ocean
A lonely ferryman in a golden boat comes to carry you
To a wonderful place full of magic
Where people can live together in sympathy and harmony

No fight, no war
No discrimination, no depression
Just sympathy and harmony
These elementary laws are only in one single country
And this is called
The magical 
`cause
Only those with honest heart will find the way to the golden boat
When the sun is kissing the blue ocean
Come and join
The magical kingdom

Instead of lone fighters with egoism in their blood
Children are sitting on the supreme bench and rule
Together with clear heart
The destiny of the people

And woe betide those who’re living only for himselves
And damaging the common welfare
They will be punt in the endless deeps of the ocean

No fight, no war
No discrimination, no depression
Just sympathy and harmony
These elementary laws are only in one single country
And this is called
The magical 
`cause
Only those with honest heart will find the way to the golden boat
When the sun is kissing the blue ocean
Come and join
The magical kingdom

Von Meerschweinchen, Gitarren und einer schicksalhaften Wendung


Von Meerschweinchen, Gitarren und einer schicksalhaften Wendung

Ein stürmischer Wind empfing Mila, als sie das Hotel durch die große Glastür verließ und davor stehen blieb. Damit ihre schwarze Mütze nicht stiften ging, zerrte sie sie sich noch tiefer ins Gesicht und vergrub anschließend ihre Hände in den noch warmen Seitentaschen ihres Wintermantels. Fröstelnd hüpfte sie von einem Bein aufs andere und blickte ungeduldig auf die digitale Anzeige, die schräg gegenüber hing und abwechselnd Temperatur, Datum und Uhrzeit angab.
-6°C. 18.12.06. 12:32Uhr.
Mila zog den Schal um ihrem Hals fester und schaute zum Hoteleingang. Wo bleiben die bloß?
Gestern nach dem Konzert hatte Kim vorgeschlagen, dass sie sich ja erst um halb eins draußen vorm Hotel treffen könnten, um dann gemeinsam in die große Einkaufspassage von Paris zu gehen, die – praktischerweise – nur ein paar Straßen weiter lag. Begeistert hatten alle diesem Vorschlag zugestimmt. So hatten die vier nach den vielen Konzerten, die sie schon gegeben hatten, mal so richtig ausschlafen können.
Mila hatte den Wecker auf 11:30Uhr gestellt, war ausgiebig duschen gegangen und hatte dann alleine das Zimmer verlassen, da Elijah immer noch am Schlafen gewesen war. Sie hatte ihn nicht wecken wollen, hatte aber vorsichtshalber den Wecker und zudem noch Elijahs Handy gestellt, das sie komischerweise mitten im Zimmer auf dem Fußboden gefunden hatte.
Elijah hatte seit dem wütenden Kommentar auf der Bühne nicht mehr mit ihr gesprochen. Das Einzige, was er überhaupt über die Lippen gebracht hatte, als sie gestern allein in ihrem Zimmer waren, war `Gute Nacht’.
Und Mila hatte nicht den blassesten Schimmer, was sie ihm jetzt schon wieder getan haben könnte.
Doch hatte Elijah ihr gestern nicht noch gesagt, er wolle etwas Abstand haben? Aber wieso nur?
Mila beschloss, einfach nicht mehr darüber nachzudenken. Es würde ohnehin nichts bringen.
Und es würde auch nichts an der Tatsache ändern, dass sie mutterseelenallein draußen im eisigen Wind mit schon halb abgefrorenen Füßen stand.
Die Sängerin schaute erneut auf die Anzeige. 12:35Uhr.
Sie schnaubte. „Die können mich mal“, murmelte sie leise, drehte sich um und trat in die angenehme Wärme der Hotel-Lobby. Mila rieb sich die schmerzenden Finger.
Hier ist es wenigstens warm…
„He, Mila!“
Die Angesprochene drehte sich um und entdeckte drei in dicke Mäntel und Schals vermummte Gestalten, die sie sofort als ihre Bandkollegen identifizierte. Sie saßen auf den Treppenstufen, die sie vor etwa sieben Minuten noch herunter gekommen war. „Was macht ihr denn hier?“, fragte sie überrascht.
„Die Frage ist wohl, was machst du draußen?“, meinte Lex belustigt.
„Na, auf euch warten. Kim hat doch gesagt, dass wir uns um halb eins draußen vorm Hotel treffen.“
Der Schwarzhaarige verdrehte die Augen. „Du Dummerchen. Du weißt doch genau, dass man sie nie bei Wort nehmen sollte.“
„He! Was soll das jetzt schon wieder heißen?“, brauste Kim auf, Lex lächelte sie nur verschmitzt an.
„Könnt ihr mir mal den Grund verraten, warum ihr hier gewartet habt?“, wollte Mila endlich mal wissen.
„Weil wir uns im Gegensatz zu dir nicht die Füße abfrieren wollten.“
Das klang logisch und Mila ärgerte sich, dass sie selbst nicht darauf gekommen war.
„Könnt ihr jetzt mal aufhören euch zu streiten? Ich will endlich in die Stadt“, beschwerte sich Elijah und ohne eine Antwort abzuwarten stand er auf, packte Mila an der Hand und zog sie aus dem Hotel. Die anderen beiden folgten ihnen.
„Warum hast du mich nicht geweckt?“, fragte Elijah und Mila, froh darüber, dass Elijah offensichtlich wieder mit ihr sprechen wollte, warf ihm im Gehen einen Blick zu. Die Hand hielt sie fest umschlossen.
„Ich bin schon ziemlich früh aufgestanden und wollte dich nicht wecken. Ich habe aber gleich zwei Wecker für dich gestellt.“
„Aha.“ Elijah zog seine Hand weg.
Ein ungutes Gefühl beschlich Mila und vorsichtig sagte sie: „Und du…bist nicht vom Klingeln aufgewacht, sondern…“ Mila drehte sich um, feststellend, dass Lex und Kim einige Meter hinter ihnen ihr eigenes Gespräch führten, „Lex.“
Elijah sah sie mit Ironie erstaunt an. „Wie kommst du nur darauf?“, fuhr er sie wütend an. „Er hatte einen Heidenspaß.“
„Entschuldige“, sagte Mila kleinlaut, die es langsam mit der Angst bekam. Wieso war Elijah nur so gereizt? An Lex konnte es schlecht liegen, denn vor einigen Wochen war der Gitarrist noch – einigermaßen -  gut gelaunt gewesen, wenn er von dem Bassisten aus dem Bett geschmissen worden war.
Mila wollte ihren Freund endlich darauf ansprechen. „Wieso bist du so zu mir?“
Sie waren an einer Ampel angekommen und Elijah drückte den Knopf für die Grünanforderung. „Wie bin ich denn zu dir?“
„Naja…du hast gestern kein einziges Wort mit mir nach dem Konzert gesprochen.“
„Echt? Ist mir nicht aufgefallen“, sagte Elijah leise.
Die Ampel sprang auf grün um und sie konnten weitergehen.
Mila konnte es nicht fassen. War es ihm wirklich nicht aufgefallen oder meinte er das jetzt ironisch? Aber egal was es von beidem war, es deprimierte sie.
„Sorry, wenn ich dich verletzt haben sollte“, meinte der Blonde entschuldigend, der bemerkt hatte, wie sehr Mila darüber grübelte. „Ich schwöre, dass ich dich nicht wieder ignorieren werde.“
„Hey! Wo wollt ihr zwei hin?“, ertönte plötzlich Kims Stimme. Mila und Elijah drehten sich um und entdeckten Lex und Kim, die gerade in eine kleine Seitenstraße, etwa zehn Meter hinter ihnen, einbiegen wollten.
„Wir kommen!“, rief der Blonde und eilte hastig dahin.
 
Kaum in der Einkaufspassage angekommen, die überfüllt war von Menschen, schlug jeder seinen eigenen Weg ein. Kim wollte ihr Handy aufladen gehen, Elijah war im nächstbesten Laden verschwunden. Nur Mila und Lex blieben zusammen, - Elijah hatte hiervon nichts mitbekommen -, da der Bassist keine Ahnung hatte, wo er hingehen könnte, und war einfach der Sängerin gefolgt. Diese hatte das Problem namens Elijah schon längst auf einen späteren Zeitpunkt verdrängt und war mit ihrer Aufmerksamkeit voll und ganz beim noch vollen Geldbeutel.
„Wow, Lex sieh mal!“, rief Mila, blieb stehen und zeigte freudig auf einen kleinen Stand, über dem ein ihr unverständliches Schild auf Französisch prangte. Doch der Geruch war eindeutig.
Lex wollte weitergehen und sagte schmunzelnd: „Wenn du jetzt an jeder Würstchenbude stehen bleibst, kommen wir heute noch nicht einmal bis zum Ende dieser Straße.“
„Hey, das hier ist der einzige weit und breit.“
„Ich weiß. Komm, wir gehen weiter.“
„Ich habe aber Hunger“, beschwerte sich Mila, griff nach Lex‘ Hand, die, wie sie nun feststellte, eiskalt war. Loslassen wollte sie sie aber nicht, da sie seltsamerweise wärmte. Zudem empfand Mila die Berührung als angenehm. Ohne groß nachzudenken stopfte Mila ihre verschlungenen Hände in ihre Manteltasche und erntete dafür einen überraschenden Blick vom Schwarzhaarigen.
„Du hast kalte Hände“, meinte Mila leise, zog ihn zum Stand und so genehmigten sie sich eine große Portion Pommes mit Würstchen, bevor sie weiter die Straße hinuntergingen.
Mila hatte Lex‘ Hand erneut in ihre Tasche gestopft. Ein seltsames, aber angenehmes Kribbeln überkam sie und strich Lex reflexartig über den Handrücken, der  erschrocken von der plötzlichen Bewegung seine Hand zurückziehen wollte, doch Mila hielt sie fest. „‘Tschuldige“, murmelte sie leise.
Um das Geschehene zu überspielen erzählte Mila Lex von Dingen, die den Schwarzhaarigen eigentlich gar nicht interessierten, wie zum Beispiel über ihre Lieblingsband, oder sie ließ pausenlos Kommentare über die Passanten ab, die ihnen unterwegs begegneten. Und das waren viele.
Lex, dem das so langsam auf die Nerven ging, tat so, als ob er zuhören würde. Er wurde jedoch schnell von seinem Leiden erlöst, als Mila eine Tierhandlung entdeckte und ihn mit reinzog.
Die Tierhandlung bestand aus einem großen Raum, in dem sich viele Käfige, Aquarien, Terrarien und kleine Laufställe befanden.
„Oh, schau mal!“ Mila zerrte ihren Begleiter zu einem der Laufställe und streckte beide Hände aus, um einen kleinen Terrier zu streicheln. „Ist er nicht süß?“
„Ja.“
Mila ließ von dem Terrier ab und streifte durch die einzelnen Gänge, gefolgt von einem lustlosen Lex, der es nun bereute, mit Mila mitgegangen zu sein. Sie war einfach zu verrückt nach Tieren. Wenn die Sängerin nur ein kleines Tierchen sah, war sie sofort hin und weg.
„Oh, sie mal! Die haben hier sogar Meerschweinchen!“
„Ja.“
Mila deutete auf ein „Exemplar“ und grinste breit. „Der hier sieht sogar aus wie meiner.“
„Ja.“
„Ob er wohl ein Verwandter ist? Obwohl…das ist sehr unwahrscheinlich.“
„Ja.“
„Aber süß ist er trotzdem.“
„Ja.“
„Weißt du was? Den kauf ich mir!“
„Ja.“
Mila lachte. „Das war ein Scherz.“
„Ja.“
„Kannst du eigentlich nur noch `Jai’ sagen?“, fragte dsie, belustigt über Lex‘ Teilnahmslosigkeit.
„Ja.“
„Hmm…“ Mila überlegte kurz, grinste frech. „Bin ich auch süß?“
„Ja.“
Mila grinste Lex frech an, der die ganze Zeit mit abwesendem Gesichtsausdruck auf die Meerschweinchen gestarrt hatte. Auf einmal verschwand die Teilnahmslosigkeit und seine Augen weiteten sich. Erschrocken drehte er sich zu Mila um.
„Was habe ich gerade gesagt??“
„Das du mich süß findest.“
Lex errötete. „D-das war nicht ernst gemeint. Außerdem war das gerade unfair!“
„Wie? Du findest mich nicht süß?“, fragte Mila schmollend.
„Das habe ich nicht gesagt“, meinte Lex hastig und ihm wurde das alles immer peinlicher. Wieso, zum Teufel, war ihm das gerade nur rausgerutscht?
„Aha, und wie war das dann gemeint?“
Daraufhin murmelte Lex irgendetwas von wegen „bist schon süß“ und „aber irgendwie auch nicht“ und noch mehr unverständliches Zeug.
Mila ließ ihn einfach in Ruhe und sah sich die Fische an. Sie hatte das Gefühl, dass Lex, so sehr er es auch versucht hatte abzustreiten, es ernst gemeint hatte, und dieses Kompliment schmeichelte sie. Mila hatte es sonst immer nur von Elijah zu hören bekommen. Doch es von ihrem besten Freund zu hören, war etwas anderes. Wie anders es war spürte Mila genau, während sie einem Karpfen dabei zusah, wie er den Mund pausenlos auf und zu machte.
 
Einige Stunden lang waren sie schon durch die Stadt geschlendert und hatten ihre Geldbeutel in Kleidergeschäften, Media Markt und vielen anderen Läden ein wenig entlastet, als etwas in Milas Jackentasche vibrierte.
Sie blieben stehen, Mila gab Lex ihre voll beladene Tüte, zog das Handy hervor und las die SMS, die sie bekommen hatte.
„Wer hat dir geschrieben?“, fragte der Schwarzhaarige neugierig.
Mila tippte schnell eine Antwort, steckte es wieder ein und griff nach ihrer Tüte. „Kim. Wir sollen um sieben Uhr wieder am Hotel sein.“
„Wieso sieben Uhr?“
„Weil du doch auf den Eifelturm wolltest und Kim meinte, es wäre schöner da oben, wenn es richtig dunkel ist.“
Lex sah auf die Uhr. „Dann  haben wir noch gut eine halbe Stunde. Sollen wir schon gehen oder möchtest du noch einen Laden leer räumen?“ Er lächelte.
Mila überlegte kurz. „Ich wollte für Elijah noch etwas kaufen.“
„Ok, dann machen wir das“, sagte Lex und sie gingen weiter. Allmählich leerte sich die Fußgängerzone und sie hatten einen besseren Überblick über die einzelnen Geschäfte.
„Hast du dir schon überlegt, was du ihm schenkst?“
Mila verneinte.
Nach einer Weile blieb Lex stehen. Mila drehte sich fragend um. „Was hast du?“
Der Bassist packte die Sängerin am Ärmel – die Hand mied er seit dem peinlichen Gespräch in der Tierhandlung – und zerrte sie zu einem kleinen Geschäft, das sich genau zwischen Media Markt und Saturn befand.
Es war ein Musikgeschäft.
Aber nicht irgendein Musikgeschäft mit Blas- oder Streichinstrumenten und klassischer Musik. Nein, dies war eins, indem jeder, der in einer Rock-Band spielte, auf seine Kosten kam. 
„Wieso ist uns der hier nie aufgefallen? Wir sind hier doch mindestens dreimal vorbeigekommen“, meinte Mila andachtsvoll.
„Keine Ahnung.“ Auch Lex sprach mit Ehrfurcht.
Vorsichtig öffneten sie die Tür und betraten den Laden.
„Wow“, kam es von Lex, der auf Anhieb die Bässe entdeckt hatte und auch prompt in den hinteren Teil des Ladens verschwunden war.
Mila schaute sich die E-Gitarren an.
Es erstaunte sie immer wieder aufs Neue, wie viele verschiedene Modelle es von Gitarren gab, und dann noch in unterschiedlichen Farben. Besonders eine hatte es ihr angetan.
Sie war schwarz-weiß, hatte eine gewundene Form und stand auf einem kleinen Podest.
Mila ging näher und nahm sie in die Hand. Die Gitarre war erstaunlicherweise sehr leicht und lag angenehm in der Hand. Vorsichtig fuhr sie über die lackierte und glatte Oberfläche.
„Ich hätte ja nicht gedacht, dass du etwas von Gitarren verstehst“, ertönte eine vertraute Stimme hinter ihr und riss sie aus den Gedanken.
„Wieso? Wenn man in einer Band ist und zudem einen Freund hat, der den Erfinder der E-Gitarre am liebsten heiraten würde, bleibt einem nichts anderes übrig.“
Mila grinste den Bassisten an und überreichte ihm das Prachtstück, der sie etwas professioneller betrachtete. „Du hast einen guten Geschmack, Mila. Das hier ist das neuste Modell; wir können von Glück reden, dass wir sie in unseren Händen halten können, denn sie war schon, bevor sie überhaupt auf den Markt kam, sehr angesagt.“
„Echt?“ Mila freute sich, dass sie offenbar eine richtige Kennermiene hatte.
Lex stellte sie wieder zurück in den Ständer. „Hast du schon was für Elijah gefunden?“
„Ja, habe ich.“ Sie grinste breit, woraufhin sich Lex‘ Miene verdüsterte. „Wenn ich gerade denke, dass ich das gleiche denke wie du, dann…nein!“, sagte er bestimmt.
„Wieso nicht?“, entgegnete Mila schmollend.
Der Schwarzhaarige seufzte. „Ganz einfach. Hast du schon mal auf den Preis geguckt?“
Mila tat wie ihr geheißen und quiekte auf. Einen Moment schwieg sie.
„Für Elijah ist mir kein Preis zu hoch.“
Das erstaunte Lex. „Du würdest echt so viel Geld nur für Elijah ausgeben?!“
„Klar. Wieso nicht?“
„Das ist ziemlich dumm.“
„Hey! Das ist gemein.“
„Das war die Wahrheit, du Volltrottel. Warum kaufst du ihm nicht einen von diesen Schlüsselanhängern da vorne? Die gibt es auch mit Gitarren. Und sie kosten nur 2 Euro. Im Gegensatz zu diesem…Monster ist das ein richtiges Schnäppchen.“
Doch Mila blieb standhaft und Lex konnte sie nicht daran hindern, nach vorne an die Kasse zu gehen, dem Verkäufer auf Englisch verstehen zu geben, dass er im Begriff war, das Geschäft des Jahrhunderts zu machen und ihr die Adresse der Konzerthalle in Rom zu nennen, an die er das Prachtstück zu liefern hatte, da Mila die Gitarre – so leicht sie auch war – nicht durch die ganze Stadt bis zum Hotel schleppen wollte. Zudem hatte Lex‘ Kommentar sie zur Vorsicht gerufen. Was, wenn jemand versuchen würde, sie zu klauen? Um dies zu verhindern, schickte sie sie lieber mit der Post.
Nachdem sie – zu Lex‘ großem Entsetzen- auch noch den Kaufvertrag unterschrieben hatte, bat sie den Verkäufer, der nun seltsamerweise über beide Ohren strahlte, sie mit der Eilpost zu schicken, damit Elijah sie so schnell wie möglich bekam.
 
Es schneite.
Zwar nicht in großen Mengen, aber immerhin so viel, dass dafür gesorgt war, dass der Besuch des Eifelturms zu einem besonderen Erlebnis wurde.
Die vier saßen an einem der vielen, kleinen, mit weißen Tischdecken überzogenen Tische des Restaurants und blickten aus der großen Glasscheibe hinunter auf Paris.
„Wow“, murmelte Lex nun schon zum 10ten Mal, der direkt am Fenster saß. Er hatte seine Stirn an die Scheibe gepresst und starrte nach unten.
Kim zog ihn wieder auf den Stuhl und meinte: „Du hast Paris doch schon im Flugzeug kurz vor der Landung beschaut. Was ist denn jetzt noch so interessant?“
„Alles.“ Lex wandte seinen Blick nicht von der Stadt ab. „Sieh doch mal, wie schön Paris mit all den Lichtern aussieht. Von hier oben sehen sie aus wie tausende von Glühwürmchen. Und erst der Schnee…“
Irritiert brach er ab und schaute zu Mila und Elijah, die angefangen hatten zu lachen.
„Warum lacht ihr?“
Da Mila, die seit langem wieder richtig gut gelaunt war, sich ihre Zunge an dem heißen Kaffee verbrannt hatte, antwortete Elijah: „Warum heiratest du Paris nicht einfach?“
Er stand auf, kniete sich breit grinsend vor Mila, die sich hektisch Luft zufächelte, und hob wie beim Beten die Hände. „Oh, Paris“, sagte er mit verträumter Stimme, hinauf zu Mila. „Du bist so schön wie tausend Glühwürmchen und durch den Schnee wirkst du wie verzaubert.
Heirate mich!“
„Mit größtem Vergnügen!“ Mila sprang lachend auf und zog Elijah nach oben.
Sie umfasste dessen rechte Hand und gemeinsam begannen sie im Takt der Musik, die aus den Lautsprechern ertönte, zu tanzen.
„Hört auf, Leute“, meldete sich Kim lachend. „Ich glaube, Lex hat’s kapiert.“
„Okay.“ Mila und Elijah sprangen belustigt zurück auf ihre Sitze und grinsten Lex an, der sich schmollend zurückgelehnt hatte.
„Immer seid ihr gegen mich“, beschwerte er sich. „Das ist gemein.“
Kim trank den Rest ihres Kaffees aus und stellte die Tasse zurück auf den Tisch. „Ach, das war bestimmt nicht böse gemeint. Schau mal.“ Sie deutete auf Mila und Elijah, die immer noch ein breites Grinsen im Gesicht hatten. „Sehen die beiden etwa aus, als ob sie zu etwas Bösem fähig wären?“
Lex schaute stirnrunzelnd zu den zweien und, als ob sie es abgesprochen hätten, streckten die beiden dem Bassisten gleichzeitig die Zunge raus, schnitten Grimassen und er wandte sich erschrocken ab. „Die, und brav?!“
Kim, die von all dem nichts mitbekommen hatte, da sie nach einer Bedienung Ausschau gehalten hatte, drehte sich zu ihm um und lächelte ihn freundlich an. „Klar.“
„Von wegen! Schau mal, was die zwei Teufel machen!“
Kim musterte die vermeintlichen Teufel.  „Was machen sie denn?“
„Hä?“ Verwirrt drehte Lex sich um.
Die Teufel saßen brav auf ihren Plätzen und hatten das breite Grinsen mit einer Unschuldsmiene vermischt.
„Ist was?“, fragte Mila ganz unschuldig.
„Nee.“ Grummelnd wandte sich Lex seiner Cola zu und Mila und Elijah grinsten sich an.
„Lex ist ein Idiot“, flüsterte Mila leise dem Gitarristen zu.
„Ja, aber Kim übertrifft ihn noch. Sie merkt es einfach nicht, dass sie uns immer hilft, Lex zur Weißglut zu treiben.“
„Stimmt.“
Kim hatte eine Bedienung endlich auf sich aufmerksam machen können. Die junge Frau kam zu ihnen an den Tisch und sie fragten, ob sich schon zahlen könnten. Die Frau nickte und sagte ihnen den zu bezahlenden Preis und Kim gab ihr das Geld.
Elijah gähnte herzhaft und streckte sich. „Wie wäre es, wenn wir so langsam wieder Richtung Heimat spazieren?“
„Einspruch!“, warf Lex ein. „Erstens waren wir noch nicht ganz oben und zweitens, möchtest du wirklich nach Deutschland laufen?“
„Du weißt, wie das gemeint war“, maulte Elijah, der allmählich wieder schlechte Laune bekam, und erhob sich. „Ihr könnt von mir aus noch hier bleiben, ich gehe.“
„Schade“, seufzte Mila. Sie hatte vorgehabt, auf alle Fälle bis ganz nach oben zu gehen.
Elijah ließ sich auf ihrem Schoß nieder uns sah sie mit seinem unwiderstehlichem Dackelblick an. „Bitte komm mit.“
Mila lachte. „Du bist gemein, Elijah. Du weißt doch genau, dass ich diesem Blick nicht widerstehen kann.“
Der Blonde grinste breit. „Also kommst du mit, ja?“
„Lass gut sein, Elijah“, sagte Kim. „Ich komme mit dir. Zufrieden?“
Elijah schwieg, sah Mila weiter an, klimperte sogar mit seinen Augen, doch da sie sich immer noch nicht erweichen ließ, maulte er: „Du bist doof, Mila!“
„Sorry“, rief Mila, doch der Blonde war bereits von ihrem Schoß gehüpft und war mit Kim verschwunden.
Gemeinsam machten sich Mila und Lex auf den Weg nach oben.
Die oberste Etage des Eifelturms war an diesem Tag nicht gut besucht, nur zwei kleine Gruppen von Touristen hatten offenbar das Interesse gehabt, sich in dieser Nacht das verschneite Paris anzusehen. Die zwei Musiker stellten sich an das große Fenster und schauten raus.
„Ich möchte ja nicht wissen, wir tief es hier runter geht“, sagte der Schwarzhaarige etwas ängstlich. Mila schaute auf ein Schild, sagte es ihm und Lex wurde kreidebleich, trat hastig ein paar Schritte zurück. „Ich kann verstehen, warum Elijah Höhenangst hat.“
Das Mädchen neben ihm grinste. „Ach. Auf einmal?“
Der Schwarzhaarige grummelte nur. Er wollte vor ihr nichts Schlechtes über den kleinen Blonden sagen, aus Angst, dass Mila ihn dafür köpfen würde.
Mila lehnte den Kopf an die Scheibe – ganz zum Entsetzen von Lex. „Ich frage mich schon die ganze Zeit, was mit Elijah los ist.“
„Wieso? Er benimmt sich doch so wie immer.“
„Bei euch vielleicht.“ Und Mila erzählte es ihm.
Lex scharrte nervös mit dem Fuß über den glänzenden Marmorboden.
Plötzlich kam Mila ein Gedanke, der erklären konnte, warum Elijah sich so seltsam verhielt.
„Ich glaube, er liebt mich nicht mehr.“
„Nein! Er liebt dich!“, sagte Lex erschrocken. Mila schaute traurig auf die große Stadt, die ihr zu Füßen lag. Jetzt, wo sie diese schreckliche Vermutung geäußert hatte, fühlte sie sich noch trauriger aus zuvor.
Lex lehnte sich neben Mila ans Fenster; die Sängerin beachtete ihn nicht, starrte weiter nach unten.
„Glaube mir, er liebt dich von ganzem Herzen“, versuchte der Schwarzhaarige sie wieder zu beruhigen. „Du weißt ja nicht, wie sehr er um dich besorgt ist, weil du überhaupt nicht mehr du selbst bist. Kim und ich kennen den Grund, nur Elijah nicht.“
Mila horchte auf. „Wie meinst du das?“
Lex schwieg kurz, sagte dann aber, ohne sie anzusehen: „Kim hat mir alles erzählt.“
„Dabei hatte sie mir doch versprochen, es für sich zu behalten“, murmelte Mila.
„Sie hat es mir nur erzählt, weil sie nicht wusste, wie sie dir helfen könnte und hat mich als deinen besten Freund um Rat gebeten.“
Mila seufzte. „Und du hast bei Elijah mal wieder alles ausgeplaudert.“
„Ich habe gerade doch gesagt, dass er es nicht weiß. Wie kommst du darauf?“
„Nur so,“ meinte Mila leise und grübelte weiter darüber nach, ob Elijah sie noch lieben würde.
Lex, der diesen Anblick nicht mehr ertragen konnte, versuchte, sie auf andere Gedanken zu bringen, indem er reihenweise die besten Witze von sich gab, die er kannte.
Mila, die das überhaupt nicht witzig fand, war nach einer Weile so genervt, dass sie kehrtmachte und auf die Treppe zueilte.
Sie wollte jetzt nur noch zu Elijah und mit ihm Klartext reden, sie hielt es einfach nicht mehr aus.
Doch bevor Mila überhaupt an der Treppe angekommen war, hatte Lex, der ihr nachgerannt war,  ihre Hand gepackt und sie in einen kleinen Nebengang gezogen.
„Ich mag es nicht, wenn du unglücklich bist“, entschuldigte sich der Schwarzhaarige, ihre Hand ließ er nicht los.
„Tut mir Leid.“
Lex schmunzelte und zog Mila näher zu sich ran. „Du musst dich nicht immer für alles Mögliche entschuldigen.“
„Das hat Elijah mir auch gesagt.“
Lex lächelte und Mila seufzte. Sie fragte sich, was das hier sollte und wollte gehen, doch sie wurde zurückgehalten. „Bitte! Kim und Elijah warten im Hotel bestimmt schon auf uns“, sagte Mila leicht entnervt.
„Ich weiß.“ Lex drückte Mila an die Wand, hielt sie nun an beiden Händen fest und kam mit seinem Gesicht immer näher. Das Mädchen wandte sich irritiert ab. Was hat er vor?!
Der Bassist legte eine Hand auf Milas Wange und zog ihren Kopf wieder zu sich, sodass die Sängerin ihm direkt in die Augen sehen musste.
 Milas Herz klopfte wild und sie spürte die seltsam beruhigende Wärme, die von Lex ausging.
Dieser wartete nicht länger, küsste sie sanft und Milas Herz pochte immer stärker und ihr wurde heiß.
Lex küsste nun etwas intensiver. Mila wehrte sich gegen den Kuss, doch Lex war nicht mehr zu bremsen. Seine Lippen fester auf Milas pressend, umspielte er ungestüm mit seiner Zunge die Ihre.
Das war zu viel.
Mila stieß Lex mit aller Kraft von sich weg. Dieser stolperte erschrocken zurück und Mila blieb zitternd dort stehen, wo sie war, und sah den Menschen an, von dem sie vor einer Minute noch gedacht hatte, dass dieser nur ihr bester Freund wäre.
Lex hatte seinen Blick gesenkt und offenbar wurde ihm erst jetzt bewusst, was er getan hatte. Mit hochrotem Kopf sagte er leise: „Entschuldige…“, und eilte, ohne sich noch einmal umzudrehen, davon.

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Bildmaterialien: http://malawoot.deviantart.com/art/Musik-Wallpaper-168063361
Tag der Veröffentlichung: 16.10.2012

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