SAVE ME
Kapitel 1
London
„Du bist doch nicht mehr ganz bei Trost!“ Aufgebracht streckte Levi seinen Kopf durch das Fenster des neuen Ferrari 488 Pista Spider. „Das hier ist ein Luxusauto!“ In seinen Augen stand nicht nur Wut, sondern auch echte Sorge. Jona kannte Levi schon sein ganzes Leben und wenn er sein ganzes Leben sagte, dann meinte er es auch so. Levi war drei Monate alt als Jona geboren wurde. Streng genommen war Levi nicht sein Freund, eigentlich war er sein Onkel, aber wer nahm das schon so genau? Seine Mutter Kim wurde mit siebzehn Jahren Schwanger, zur gleichen Zeit mit Lucy, Levis Mutter und Kims Stiefmutter.
Die eindringliche Stimme von Levi drang an sein Ohr. „Du bist verrückt, wenn du es machst, dein Auto ist Nagelneu, wenn du da ein Kratzer reinfährst wird dein Vater…“ Er stockte kurz und fügte dann achselzuckend hinzu. „Ich weiß nicht was er mit dir tun wird!“ Gab er zu und fuchtelte wild mit den Händen. „Cazo hat mich herausgefordert!“ Jonas Stimme klang ruhig und gelassen. „Was soll ich denn anderes tun als die Herausforderung anzunehmen?“ Er zuckte belanglos mit den Schultern und legte die Hände auf das Lenkrad, bedächtig schlang er seine Finger um das kühle Leder und drückte sanft zu.
„Er ist nur neidisch, weil sein Vater ihm keine Autos schenkt. Du bist neunzehn und hast fünf Autos, das war keine Herausforderung, das war alles so kalkuliert. Jo, ich traue ihm nicht.“ Levi sah besorgt zu dem angesprochenem Cazo der gerade zu seinem Auto ging. „Wir haben hier nichts zu suchen.“
„Ich liebe Autorennen, ich bin schon so viele gefahren. Ich werde schon nicht verlieren.“ Versuchte Jona seinen Freund zu beruhigen.
„Da ging es aber nie um ein Auto, was willst du Liam sagen, wenn du dein Auto verlierst?“
„Ich verliere einfach nicht.“ Fest sah Jona seinem Freund in die Augen. „Ich fahre seid ich fünfzehn bin Auto, ich weiß was ich tue.“ Sagte er mit einem Lächeln im Gesicht. „Cazo unterschätzt mich, er hat mich noch nie fahren sehen.“
„Er hat mit Sicherheit schon von dir gehört. Wieso sonst sollte er dich fordern? Er verliert schließlich seine Karre, wenn du gewinnst.“ Levi sah zu dem schwarzen Porsche Taycan.
„So war der Deal nicht.“
„WAS?“ Geschockt sah Levi zurück zu Jona.
„Wenn ich gewinne, dann bin ich im Kader und erfahre von jedem Rennen und…“ Er hob den Zeigefinger, bevor Levi protestieren konnte und fuhr fort. „Ich brauche niemals eine Startgebühr bezahlen.“
„Du bist verrückt…“ Flüsterte Levi vor sich hin, aber Jona hörte ihn.
„Ich weiß.“ Jona lachte und startete den Wagen. Der Motor heulte auf, alles unter ihm vibrierte leicht und er genoss das Gefühl das ihn beschlich. „Ich brauche den Kick.“ Meinte er Achselzuckend und legte den Gang ein.
Levi sah seinem Freund fassungslos hinterher, er fuhr langsam zur Startlinie und redete kurz mit Cazo. Dann ging eine Frau nach vorne, sie trug wie es bei diesen Illegalen Rennen üblich war, ein Hauch von nichts. In diesem Minirock und dem Top, dass nur die Hälfte ihres Oberkörpers bedeckte, musste sie doch bei diesen Temperaturen schrecklich frieren, schließlich hatten sie Ende September. In einem Anfall von Mitgefühl wollte er ihr am liebsten seine Jacke anbieten. Er lachte trocken auf und ging in eine dunkle Ecke um sich zu verstecken. Die Frau stellte sich ein paar Meter vor den Autos in der Mitte auf und hielt ein weißes Tuch nach oben. Die Menge um sie herum begann von zehn abwärts zu zählen und die Frau lächelte wissend. Cazo ließ seinen Motor aufheulen. Jona stand nicht auf so eine Show, dieser saß konzentriert in seinem Wagen und starrte auf das Tuch. Erst wenn das Tuch auf dem Boden lag durften sie losfahren, ein Frühstart hieß, dass man verloren hatte. Wenn man zu spät startete verpasste man wertvolle Sekunden.
Plötzlich quietschten die Reifen auf, es qualmte und die Luft roch nach verbranntem Gummi. Die Autos verschwanden in einer Rauchwolke und plötzlich war es still. Nervös sah Levi sich um, er hoffte das die Bullen keine Ahnung von diesem Rennen hatten. Er konnte sich zwar schnell in den dunkeln Gassen in Sicherheit bringen, aber bei Jona sah es ganz anders aus. Levi sah auf die Uhr, das Rennen müsste jeden Moment zu Ende sein. Und dann hörte er es plötzlich das leise quietschen der Reifen und das stetig lauter werdende Geräusch von Motoren. Levi ging einen Schritt nach vorne um besser sehen zu können. Cazo führte, Levi stöhnte auf. Doch plötzlich schoss Jona auf und überholte den Porsche. Cazo holte ebenfalls noch mal alles aus seinem Wagen raus und so fuhren die beiden eng beieinander auf ziemlich gleicher Höhe auf die Ziellinie zu. Jona war mittlerweile eine halbe Autolänge vor Cazo und fuhr so als erster ins Ziel. Beide stiegen auf die Bremsen und es roch erneut nach verbranntem Gummi. Cazo zog sein Auto nach rechts und erwischte mit seiner Rückseite die gesamte Länge von Jonas Wagen. Dieser sprang aus seinem Wagen und fing an wild zu fluchen und besah sich den Schaden. Dann drehte er sich zu Cazo um, der mittlerweile auch aus dem Auto gestiegen war um. Levi sah zu, dass er zu seinem Freund kam, dass er dabei einige Leute anrempelte war ihm ziemlich egal. Jona war zwar ein gelassener Typ, die Ruhe in Person, aber wenn man ihn aufbrachte, war er nicht mehr zu bremsen.
„Na was wirst du Papi jetzt erzählen?“ Hörte er die höhnische Stimme von Cazo.
Jona stand mit verschränkten Armen vor Cazo und starrte ihn unbeirrt an. Cazo stichelte weiter, doch Jona ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Als Cazo nicht mehr wusste, was er noch sagen konnte schwieg er kurz und Jona sagte: „So sieht es also aus, wenn du verlierst.“ Dann grinste er über beide Ohren und schlug Levi auf die Schulter. „Komm wir hauen hier ab.“ Er warf noch einen Blick auf Cazo und setzte sich dann in seinen Wagen. Als Levi auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte ließ er diesmal den Motor aufheulen drehte den Wagen, und fuhr dicht an Cazo ran. „Ich warte dann auf das nächste Rennen!“ Rief er drückte aufs Gaspedal und fuhr so dicht an Cazos Wagen, dass diese sich berührten. „Nein!!“ Schrie Cazo, doch Jona grinste nur und fuhr los. Es quietschte und knarrte laut und dann war alles vorbei. Jona war auf der Straße und grinste. „Das Lächeln wird dir noch vergehen. Wie willst du das,“ er deutete mit der Hand auf die Kaputte Seite, „vor Liam verstecken?“
Levi sollte recht behalten. So wie Liam drauf war, hatte Jona seinen Vater noch nie erlebt. Er tobte geradezu vor Wut. Jona hockte gerade in der Werkstatt, um die Reifen zu wechseln, -die beschädigte Seite war auf den ersten Blick nicht zu sehen, da der Wagen an der Wand stand,- als sein Vater plötzlich reinkam. „Na schon die Reifen wechseln?“ Fragte er mit einem Schmunzeln. „Was hast du denn angestellt?“ Er ging neben Jona in die Hocke und sah seinem Sohn beim arbeiten zu. „Habe wohl ein bisschen übertrieben, und die Reifen zu sehr beansprucht.“ Er zuckte leichtfertig mit den Schultern und stand auf, er musste seinen Vater aus der Werkstatt bekommen, bevor dieser den Schaden bemerkte. „Ist das Essen schon fertig? Ich habe Mordsmäßigen Hunger!“
„Es steht im Ofen, zwanzig Minuten solltest du dich noch gedulden. Hast du nicht erst vor zwei Stunden gefrühstückt?“ Fragte er dann argwöhnisch und Jona zuckte leicht zusammen. Sein Vater war ein gewiefter Geschäftsmann, er roch Angstschweiß dreißig Meter gegen den Wind. Unauffällig ballte er seine Hände zu Fäusten, doch Liam sah es. „Was ist los?“ Fragte er da auch schon und Jona stöhnte innerlich auf. Er hatte gehofft alles zu reparieren, bevor Liam auch nur einen hauch einer Ahnung hätte, dass irgendetwas nicht okay sein könnte. „Nichts…“ Sagte er schwach und versuchte es mit Humor. „Ich bin im Wachstum, ich habe ständig Hunger.“ Liam ließ sich nicht beirren und starrte ihn an. „Was ist los?“ Wiederholte er seelenruhig und verschränkte seine Arme vor der Brust. Er war noch immer größer als sein Sohn, auch wenn es nur 2 cm waren. Jona unterdrückte einen Fluch. „Dir kann man auch wirklich nichts vormachen was?“ Versuchte er Zeit zu schinden um die richtigen Worte zu finden. Doch Liam ließ sich darauf nicht ein, er starrte ihn weiterhin stumm an. Jona fluchte jetzt doch leise, und bereute es sofort, wenn sein Vater etwas hasste dann, wenn seine Kinder fluchten. „Ich bin ein Rennen gefahren.“ Gab er kleinlaut zu und wartete. „Daher also die neuen Reifen.“ Murmelte Liam vor sich her und als ob ihn er eine Vorahnung hatte ging er um den Wagen herum und zog laut die Luft ein. „Bei all dem Mist, den du schon angestellt hast, hast du damit den Vogel abgeschossen! Bist du noch ganz bei Trost? Dir hätte was Ernstes passieren können! Hast du überhaupt mal eine Sekunde lang nachgedacht?“ Liams Stimme wurde immer aufgebrachter, immer lauter. In seinen Augen sah Jona Zorn, und auch echte Sorge. „Du hättest dich verletzen können, du hättest andere verletzen können, du hättest verhaftet werden können!“ Das ging noch ein paar Minuten so weiter und Jona ließ die Strafpredigt über sich ergehen ohne auch nur ein Wort der Verteidigung, wozu auch? Er sah ja ein, dass er echt Mist gebaut hatte. „Sieh zu, dass du in dein Zimmer kommst. Ich werde mit deiner Mutter reden.“
Jona ging Stumm raus, kurz kam ihm der Gedanke, dass er ja eigentlich Volljährig war, aber schnell verwarf er den Gedanken wieder. Er liebte seine Eltern und sah ja auch ein, dass die Aktion einfach nur dumm und gefährlich war. Er konnte auf jeder Rennstrecke der Welt Rennen fahren. Sein Vater war schließlich Liam Herzog! Einer der reichsten Männer der Welt. „Ich werde das Auto reparieren.“ Warf er noch über die Schulter zurück. Sein Vater schwieg und Jona ging geknickt zurück ins Haus in sein Zimmer.
Später, als seine kleinen Geschwister im Bett waren, wurde er hinunter in die Küche gerufen. Dort erhielt er seine Strafe. Sechs Monate Uganda, Afrika und dort mithelfen ein neues Gebäude für die Schlafsäle der Mädchen zu bauen.
„Wann muss ich los?“ Fragte er ohne auch nur zu wiedersprechen. Kim, seine Mutter sah ihn so traurig an, dass er den Blick abwandte. Er hatte schon viel Mist gebaut, aber ein Illegales Straßenrennen mitten in London – das hatte er noch nicht gemacht. „Am Montag geht dein Flieger.“ Sagte Liam. „Du solltest packen.“
„Und in Afrika kommt jetzt der Sommer, du solltest genug kurze Sachen einpacken.“ Riet seine Mutter ihn, es war das erste mal das sie sprach. Er hatte ein sehr enges Verhältnis zu seiner Mutter. Sie war damals, während eines Schüleraustausches erst achtzehn als schwanger wurde -von Liam- und hatte ihn die ersten sechs Jahre seines Lebens allein großgezogen, dann hatte sie Liam, bei einem Klassentreffen wieder getroffen und sie hatten sich aufs Neue ineinander verliebt und dann geheiratet.
Er nickte. „Fliegst du mich?“ Fragte er Liam, doch dieser schüttelte seinen Kopf. „Du fliegst Holzklasse, so kannst du dich langsam daran gewöhnen, dass das Geld nicht auf Bäumen wächst.“
„Holzklasse? Ich bin noch nie mit fremden Leuten in einem Flugzeug gesessen.“ Protestierte er. Er war den Luxus gewöhnt im Privatjet zu fliegen, manchmal sogar neben seinem Vater im Cockpit und jetzt sollte er sich wie ein ganz normaler Mensch in eine Passiermaschine setzten? „Dann wird es wohl allerhöchste Zeit dafür. Wenn du in einem halben Jahr wieder hier bist, dann sehen wir weiter was aus dir wird. Du solltest dich wirklich langsam für einen Beruf entscheiden.“
„Wozu? Ich brauche nie im Leben zu arbeiten, du hast so viel Geld angehäuft, dass wir es nicht mal in drei Leben ausgeben könnten.“
„Das ist unser Geld.“ Sagte Liam stumpf und legte seinen Arm um Kim.
„Ich bin einer der Erben.“
„Dafür müssen wir erst sterben.“ Liam sah ihn ausdruckslos an und Jona musste wider Willen anfangen zu Grinsen. „Besser nicht, dazu liebe ich euch zu sehr.“ Er nahm sie kurz in den Arm. „Ich gehe jetzt packen.“ Sagte er dann und ging in sein Zimmer.
„Er wirkt sehr gefasst.“ Meinte Kim und sah zu Liam auf.
„Warte erst bis er ankommt und merkt, dass es keine Toiletten im Haus gibt.“ Liam grinste vor sich hin.
„Meinst du die Strafe ist nicht zu hart? Vielleicht hätte auch ein Fahrverbot oder Geldeinzug gereicht?“
„Nein, er muss mal etwas nützliches machen, bisher bestand sein Leben nur aus Urlaub und Spaß. Es wird Zeit, dass er sein Leben selbst in die Hand nimmt.“
„Wir werden seinen zwanzigsten Geburtstag verpassen, dass ist dir schon klar oder?“
„Quatsch, wir werden ihn schließlich auch mal besuchen.“ Liam küsste Kim. „Er wird es schon zu was bringen, schließlich sind Maggie und Paul da, die werden ihm schon zeigen wie das Leben so spielt.“ Ob er das zu Kim sagte oder sich selbst versuchte damit zu überzeugen wusste er selbst nicht.
Kapitel 2
Afrika
Nach einem wirklich anstrengendem fast zwölf Stündigen Flug kam Jona endlich in Uganda an. Er war müde, verschwitzt und schlecht drauf. Das Essen im Flugzeug war mies und das Unterhaltungsprogramm langweilig. Am aller schlimmsten aber war die enge! Jona war über 1,80 m groß wo sollten seine Beine hin? Er war es einfach nicht gewohnt mit anderen Passagieren zu fliegen.
Nach fünf Stunden und zwei Hollywood Streifen, traf er einen Jungen von ungefähr zehn Jahren auf dem Flur, er saß mit verschränkten Beinen im Schneidersitz auf dem Boden und sortierte seine Spielkarten in einzelnen Haufen vor sich auf dem Boden. Solche Karten hatten Jona noch nie gesehen und neugierig ging er neben dem kleinen in die Hocke. "Na, ist dir auch langweilig?" Der Junge nickte ohne den Kopf zu heben. "Was machst du denn da? Und was ist das für ein Spiel?" Jetzt sah der Junge auf. "Ich mische sie, dass Spiel heißt Bonanza und das ist mein Lieblingsspiel, aber meine Eltern wollen nicht mehr mit mir spielen. Jetzt ist mir wirklich langweilig, Filme gucken darf ich nicht mehr und spielen wollen sie ja auch nicht mit mir." Er hob die Hände kurz in die Höhe und ließ sie dann resigniert wieder herunter plumpsen. "Ich kann mit dir spielen wenn du willst." Bot Jona an und setzte sich nun ebenfalls in den Schneidersitz neben dem Jungen. Erstaunt sah dieser ihn an. "Wirklich?"
"Ja, wenn du mir das Spiel erklärst und deine Eltern nichts dagegen haben, spiele ich sehr gerne mit dir, du musst nämlich wissen," sagte er verschwörerisch und beugte sich näher zu ihm. "Ich kann einfach nicht mehr auf diesen Sitzen sitzen, meine Beine passen nirgends hin." Der kleine kicherte und hielt sich die Hand vor den Mund. "Ja,ja, lach nur, irgendwann wächst du und dann hast du das gleiche Problem."
"Ich frage eben meine Eltern ob ich mit dir spielen darf okay?" Wechselte er das Thema und stand beschwingt auf. Ein paar Sekunden kam er wieder und nickte. "Also dann erkläre ich dir mal das Spiel..."
Jona fand heraus, das der kleine Harry hieß und mit seinen Eltern auswanderte. Jona erzählte ihm, warum er nach Uganda flog und Harry hing an seinen Lippen während er ihm von dem Rennen erzählte. Die nächsten zwei Stunden vergingen wie im Flug, dann musste Harry schlafen weil es in London Nacht wurde und auch Jona ging zurück zu seinem Platz um ebenfalls ein wenig zu schlafen. Aber das war einfacher gesagt als getan, immer wieder fiel er in einen leichten Schlaf,wachte aber immer wieder wegen der enge und dem harten durchgesessenen Sitz auf. Irgendwann gab er es auf und sah sich einen weiteren Film an.
Als er jetzt im Empfangsraum stand und sein Blick suchend über die Menge nach seinem Onkel glitt, freute er sich schon auf die Dusche die ihn zu Hause erwartete. Er sah Paul und ging zu ihm sie umarmten sich herzlich und plauderten kurz, dann gingen sie nach draußen zum Wagen von Paul. Die Sonne knallte auf Jona und er zog sich seinen Hoodie aus. "Echt heiß hier." Meinte er und suchte im gehen nach seiner Wasserflasche. "Ja, gewöhn dich schon mal daran, wir haben hier durchgehend Sommer."
"Sommer mag ich, und ich freue mich schon auf meine Dusche!" Jona sank auf den Beifahrersitz und schloss die Augen, er sah das schmunzeln von Paul nicht und weil Paul auch sonst schwieg, schlief Jona ein. Er erwachte erst wieder als der Jeep durch ein Schlagloch fuhr. "Sorry." Murmelte Paul und versuchte das nächste Schlagloch zu umfahren. "Die Straße müssen wir mal wieder reparieren, aber das Haus für die Mädchenschlafräume ist wichtiger." Jona murmelte etwas vor sich hin und sah dann eine Art kleines Dorf vor sich erscheinen. In der Mitte des Platzes stand das größte Gebäude. "Das ist unser Krankenhaus, das haben wir mit Hilfe von deinem Vater aufbauen können. Daneben ist unsere Kirche, dort versammeln wir uns jeden Morgen um sechs Uhr. Alle!" Fügte er hinzu und schielte zu Jona. "Du wirst dort auch erwartet." Jona nickte nur und deutete mit dem Kopf auf eine Ansammlung von Hütten. Sie standen rechts vom Krankenhaus jeweils sieben in einer Reihe und gegenüberliegend noch einmal sieben. "Was sind das für Hütten?"
"Das sind unsere Unterkünfte. Ich zeige dir nachher alles genau. Auf der anderen Seite siehst du das Kinderheim. Vorne sind die Schulklassen und hinten die Schlafräume der Jungen. Aber da wir nicht mehr wollen, dass die Mädchen eine so weite Anreise haben wollen wir für sie das Haus bauen. Dahinten, "er zeigte mit dem Finger in die Richtung. "da siehst du die Baustelle. Wir sind noch nicht sehr weit und können jede Hilfe gebrauchen." Interessiert sah Jona zur Baustelle. "Woher kommen die Mädchen denn ganz? Und wie alt sind die Kinder hier?" Fragte er und bestaunte seine Umgebung. Er hätte nie gedacht, dass es hier so aussehen würde. Wenn er ehrlich war, hatte er sich gar keine Gedanken gemacht. Hier sah alles einfach so armselig aus. "Und wo sind die Kinder jetzt?"
"Die Kaia sie muss drei Kilometer laufen."
"WAS?" Erstaunt sah Jona zu seinem Onkel. "Wie alt ist sie denn?"
"Neun. Es freut mich das du so ein Mitgefühl hast. Das hätte ich nicht erwartet." Sagte er ehrlich. "Magst du Kinder?"
Jona zuckte mit den Schultern. "Ich kann gut mit ihnen umgehen, also denke ich schon, dass ich sie mag." Er dachte an seine Geschwister zu Hause und an Harry aus dem Flugzeug. Paul beendete die Rundfahrt und hielt das Auto vor seiner Hütte an. "Hier wohnen Anna und ich. Du wirst mit Tayo in der Hütte gegenüber wohnen. "Ich werde nicht alleine wohnen?" Sein Onkel schüttelte den Kopf. "Nein, wir haben leider nicht genug Platz."
"Und wer ist Tayo? Und ist er zu Hause, also da drin?" Er deutete mit dem Kopf zur Hütte. "Nein, er ist Lehrer und unterrichtet grade, genauso wie Anna. Du wirst schon alles nach und nach kennenlernen. Komm ich zeige dir jetzt wo du duschen kannst." Er ging in die Hütte und Jona folgte ihm. Die Hütte war klein, Jona zog den Kopf ein, als er durch die Tür ging und musste sich dann erstmal an das dämmrige Licht gewöhnen. Die Hütte bestand aus einem großen Raum, zwei Betten standen jeweils an den beiden Wänden gegenüber voneinander. An dem einzigem Fenster stand ein Schreibtisch und davor ein Stuhl. Es gab zwei schmale Schränke und das wars mit Einrichtung. "Hier hinten ist der Waschraum. Ich erkläre dir eben wie die Dusche funktioniert." Jona fiel beinahe die Kinnlade herunter als er das Gerät sah, das sein Onkel Dusche nannte. "Es ist nicht der Luxus, den du von zu Hause kennst, aber mehr haben wir hier leider nicht." Entschuldigte dieser sich, als er das Fassungslose Gesicht seines Neffen sah. "Also hier ist ein Eimer, hast du den Brunnen draußen gesehen?" Jona nickte perplex. "Von da kannst du Wasser holen und in diese Tonne füllen. Mit dem Pedal am Boden pumpst du dir dann das Wasser in die Brause." Jona wusste nicht was er dazu sagen sollte und fragte stattdessen: "Und wo ist das Klo?"
"Zwei Hütten weiter und ja, es sind ganz normale Plumpsklos. Die Kanalisation ist hier noch nicht ausgebaut. Aber wenn dir der Luxus mal fehlt kannst du auch gerne zu mir ins Krankenhaus kommen, da haben wir Strom und laufendes Wasser. Es sind aber von hier zu Fuß circa zehn Gehminuten." Paul sah zu seinem Neffen. "Das Wasser für die Dusche haben Tayo und ich vorhin aufgefüllt, du kannst jetzt also duschen gehen und wenn du Müde bist kannst du schlafen gehen. Wir erwarten dich morgen um 6 Uhr in der Kirche. Dein Wecker steht neben deinem Bett,auf dem Boden." Jona nickte nur und stimmte seinem Onkel zu. Als dieser weg war, seufzte er auf und drehte sich nocheinmal Fassungslos in der Hütte um die eigene Achse. Wo war er hier nur gelandet??
Kapitel 3
"Guten Morgen Kaia!" Begrüßte Jona lächelnd das Mädchen als sie zu ihm ins Auto stieg. Sie grinste, begrüßte ihn artig und fing fröhlich an ihm von ihrem gestrigen Tag zu erzählen. Kaia war die erste, die Jona abholte, da sie den weitesten Weg hatte.
Er hatte kurze Zeit nach seiner Ankunft durch Zufall einen alten verbeulten Truck an der Straße gesehen und seinen Onkel gefragt was mit dem Auto war. Dieser hatte ihm erklärt, dass dies der erste fahrbare Untersatz in dem Dorf war und nun sozusagen zur Deko am Straßenrand stand. Als Jona ihn fragte, warum er da stand meinte dieser nur Achselzuckend: "Er läuft nicht mehr." Dann wurde er weggerufen und Jona ging zu dem Auto hin und öffnete die Motorhaube, von da an war er nicht mehr zu bremsen und jede freie Minute, die er hatte und nicht auf dem Bau gebraucht wurde schraubte er an dem Wagen. Nach einigen Tagen sprang der Motor wieder an und während des Abendessens fragte Maggie: "Was hast du mit dem alten Truck denn vor? Ich hätte niemals gedacht, dass du den zum laufen bekommst." Gab sie zu und grinste ihn an. "Du willst doch nicht abhauen oder? Du leistest wirklich große arbeit, der Bau ist schon so weit fortgeschritten und du bist erst ein paar Wochen hier."
"Nein, ich bleibe, mir gefällt es hier." Sagte er und sah auf seinen Teller. Er war hier wirklich glücklich, er hätte sich am ersten Tag niemals vorstellen können, dass er diesen Ort anfangen würde zu lieben. Aber in nur wenigen Tagen war es um ihn geschehen, die Menschen die hier lebten beeindruckten ihn. Sie hatten so wenig zum Leben, doch sie waren glücklich, die strahlten und lachten viel. Das hatte Jona imponiert. Er war nicht mehr der alte Oberflächige, Leichtsinnge Junge, er hatte sich verändert und war froh hier zu sein, froh auch Gott neu erleben zu können. Nie hätte er sich vorstellen können, einmal eine so leichte, freundschaftliche Beziehnung zu Jesus aufbauen zu können. Aber hier war es möglich, hier wurde Jona ein neuer Mensch und er war so unglaublich zufrieden, er sprach zu jeder Zeit mit Jesus, als ob er hier neben ihm wäre.
"Ich werde Busfahrer." Sagte er und alle am Tisch sahen ihn verwirrt an. "Die Mädchen, die den weiten weg hierher zu Fuß laufen," erklärte er, "die werde ich morgens vor der Andacht abholen, dann können sie ein bisschen länger schlafen und sind keinen gefahren ausgesetzt." Im Raum wurde es still und Jona sah sich besorgt um. Alle sahen ihn ungläubig an, sein Onkel, Tayo und zwei weitere Lehrer, der Koch und seine Frau und seine Tante. "Was? Keine gute Idee?" Fragte er dann leise. Maggie wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel und sah ihn glücklich an. "Du bist die Antwort auf meine Gebete." Sagte sie nur und griff nach seiner Hand auf dem Tisch um sie sanft zu drücken. Erstaunt sah er sie an. "Wie meinst du das?" Wollte er wissen. "Die Jungen und Mädchen, die hier jeden Tag herkommen und Nachmittags wieder gehen, sie taten mir so leid und ich fing an für sie zu beten, dass ihre Lage sich verbessert und dann kommst du..." Sie stockte kurz. "Und du bist so unglaublich, so engagiert und zuvorkommend. Dir liegt das Wohl der Kinder am Herzen. Du bist so ein guter Mensch! Danke das du hier bist." Sie drückte seine Hand noch einmal und ließ sie dann los. "Meine Eltern haben beschlossen, das ich herkommen soll." Doch Maggie schüttelte den Kopf. "Nein, das waren nicht sie." Und von diesem Tag an, änderte Jona sein komplettes Leben.
Jona sammelte noch zwölf weitere Kinder ein, das jüngste war vier Jahre alt und müsste einen Kilometer zur Schule laufen wenn er nicht wäre. Als alle Kinder auf der Ladefläche saßen fuhr er in ihr kleines Dorf, parkte den Wagen neben der Schule und die Kinder sprangen fröhlich herunter. "Danke Jona!" Rief Kaia, wie jeden Tag und Jona wuschelte ihr leicht über den Kopf. "Sehr gerne meine süße!" antwortete er ihr, wie jeden Tag. Sie grinste erfreut auf und sprang dann leichtfüßig aus dem Wagen um ihren Freunden hinterher zu laufen. Jona folgte ihnen gemächlich und Tayo gesellte sich zu ihm und sie unterhielten sich den kurzen Weg zur Kirche.
Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug und ehe Jona sich versah, war er bereits vier Monate hier. Seine Familie kam zu Besuch und sie feierten seinen zwanzigsten Geburtstag. (Januar) Sie blieben zwei Wochen und während dieser Zeit packte Liam beim Bau mit an, Kim half in der Schule mit aus und Faith ging Paul im Krankenhaus zur Hand. Die Zwillinge gingen vormittags in den Unterricht und am Nachmittag halfen sie auch auf dem Bau mit.
Liam war stolz was aus seinem Sohn geworden ist und bot ihn an seine Strafe aufzuheben und mit ihnen nach Hause mit zu kommen, aber dieser lehnte ab.
Drei Monate später war das Gebäude endlich fertig und die Mädchen konnten einziehen. Jona musste Kaia und die anderen Mädchen nicht mehr abholen, da diese jetzt dort bleiben durften.
Jona stand in der Mitte des Dorfes am Brunnen und sah sich zufrieden um. Es war alles fertig, es gab keine Projekte mehr, zumindest nicht in nächster Zeit. Er dachte an seine Zukunft, was sollte er jetzt nur anstellen, hier wurde er nicht mehr gebraucht. Er sah zu den Bergen, die sich weit am Horizont erstreckten. Hier, während er so grübelte entdeckte Paul ihn. "Na, alles okay?" Fragte er. Jona nickte. "Ich frage mich nur gerade was jetzt kommt, wo wir feritg sind." Paul nickte bedächtig. "Ja, ich kann dich verstehen. Was möchtest du denn?" Er zuckte mit den Schultern und Paul stieß ihn an. "Na komm schon, mir kannst du es sagen." Forderte er ihn auf. "Ich glaube," fing Jona an. "Ich möchte das Land ein bisschen näher kennenlernen. Nicht nur die Armut, davon habe ich genug gesehen. Was ich jetzt sehen will ist die Schöpfung, ich will die Natur sehen, die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum und Berge, Wasserfälle, all das. Klingt das egoistisch?" Jona stocherte mit seinem Schuh in dem trockenem Sand. "Nein, Jona. Überhaupt nicht." Paul legte seinen Arm um Jonas Schulter. "Du hast dich in den Monaten, in denen du nun schon bei uns bist sehr verändert. Aber du darfst deine Herkunft auch nicht vergessen, du bist kein Afrikaner und ich schätze dich jetzt auch nicht so ein wie mich und Maggie. Du wirst dein altes Leben nicht hinter dir lassen und für immer hier bleiben. Und das ist auch dein Recht." Fügte er schnell hinzu. "Du bist der Sohn von Liam Herzog, auf dich wartet große Verantwortung." Er schwieg kurz. "Ich rate dir, lebe dein Leben, solange es möglich ist, es nach deinen Vorstellungen zu leben. Nimm dir ein Jahr frei, wenn es sein muss, du wirst noch früh genug am Konferenztisch neben deinem Vater sitzen."
"Und was denkst du soll ich machen?"
"Eine Safari?"
Kapitel 4
Deutschland
„Schön, dass du mitgekommen bist!“ Meinte Jona und sah zu Levi rüber, der gegenüber von ihm saß und gemütlich einen Cocktail schlürfte.
„Natürlich, wenn mein Neffe…“ Jona räusperte sich und unterbrach ihn, doch Levi fuhr einfach fort. „Mein Neffe anfängt sich Gedanken über sein Leben zu machen.“
„Ach du redest wie dein Vater, ich mache mir keine Gedanken, mein Leben ist okay!“ Grimmig sah Jona seinen besten Freund an, doch sein Gesichtsausdruck ließ ihn kalt. „Du warst nur auf Urlaub aus, deswegen bist du mitgekommen.“ Levi lachte. „Ich habe Semesterferien, wieso also nicht nach Deutschland und die Schwiegereltern meiner Schwester besuchen?“
„Oma und Opa…“ murmelte Jona vor sich hin. „Wir sind schon ein komisches Gespann,“ grinste er, „einfacher ist es, wenn wir einfach nur Freunde sind.“
„Wie war Afrika jetzt für dich?“
„Anfangs schrecklich!“ Jona lachte als er jetzt daran dachte. „Dann fing ich an alles zu lieben was ich tat. Es hat wirklich Spaß gemacht ein Haus zu bauen. Es ist erschreckend was da teilweise für Zustände herrschen.“
"Du hast dich verändert."
"Ich weiß."
"Du bist erwachsen geworden."
"Ich weiß." Wiederholte Jona.
„Warum bist du länger geblieben?“
„Wir waren noch nicht ganz fertig mit dem Gebäude, ich wollte das Projekt komplett abschließen. Ich war bis zur Einweihung da.“ Er lehnte sich in seinen Sessel und streckte die Beine von sich. "Und dann habe ich ja noch die Safari gemacht. Aber es ist schön jetzt nicht mehr nach draußen zu müssen um seine Geschäfte zu erledigen, und eine Toilettenspülung sehe ich jetzt als Luxus!“ Erneut musste er lachen. „Was meinst du wie geschockt ich war…" Er stockte kurz und zog einen Mundwinkel hoch. "Ich hatte ja keine Ahnung!“
„Also war die Strafe okay?“
„Klar, ich hätte ja nicht fliegen müssen, mittlerweile bin ich zwanzig und meinen Eltern keine Rechenschaft schuldig.“
„Aber trotzdem gehorchst du.“
„Klar, meine Eltern sind cool!“ Jona trank einen Schluck und sah sich in der Bar um, in einiger Entfernung saßen ein paar hübsche Mädels. „Wollen wir mal rüber und mit denen quatschen?“
Levi sah auf die Uhr und nickte dann. „Von mir aus, es ist immer wieder schön neue Bekanntschaften zu machen.“ Er grinste mit einem schelmischen Leuchten in den Augen und Jona schüttelte lachend den Kopf.
Am nächsten Morgen stand Jona früh auf, in den letzten Monaten in Afrika war er immer mit der Sonne aufgestanden und diese Gewohnheit wollte er beibehalten. Sie waren gestern nicht lange bei den Mädels geblieben und recht früh wieder zu Hause bei seinen Großeltern. Jetzt sah er aus dem Fenster und sah die alte Schaukel auf der vermutlich noch sein Vater geschaukelt war und ihm kam eine Geschichte hoch, die seine Eltern ihm damals erzählt hatten. Er sah sich noch mal im alten Kinderzimmer seines Vaters um, schnappte sich seine Sachen und ging über den Flur um zu duschen.
Als er ein paar Minuten später in die Küche kam, saßen sein Opa und Levi bereits am gedeckten Frühstückstisch und unterhielten sich, während seine Oma Anna Pancakes für ihre englischen Besucher zauberte. „Mhmm, riecht es himmlisch!“ Schwärmte er und ging zum Herd um seiner Oma einen Kuss auf den Kopf zu drücken. „Guten Morgen!“ Sagte er dann in die Runde, schnappte sich eine Tasse mit Kaffee und ging zum Tisch, dabei entging ihm der Blick von Anna die ihm Stolz hinterher sah und vor sich her lächelte.
„Du wirst deinem Vater immer ähnlicher.“ Stellte Josef fest und klopfte Jona auf den Rücken als er sich neben ihn setzte. Jona grinste. „Das höre ich in letzter Zeit öfter. Was liegt heute an?“ Wandte er sich an Levi.
„Wollen wir ein bisschen in die Stadt fahren? Ich will auch ein wenig was von Deutschland sehen während ich hier bin.“
„Liam hat dir ein Auto besorgt, es steht in der Garage am Zaun.“ Teilte Josef ihm mit.
„Cool! Dann ist ja alles geritzt.“
Eine Stunde später starrte Jona ungläubig auf das Auto. „Was siehst du?“ Fragte er Levi.
„Ein Auto.“ Sagte er schulterzuckend. „Gib es ein Problem?“ Verwundert sah Levi zu dem wie zur Salzsäule erstarrten Jona hinüber.
„Das ist… das ist… Ist das ein Audi?“ Jona konnte nicht glauben was er da sah.
„Ja. Ein Audi A3.“
„Ein A3?“ Fragend sah Jona auf. „Was ist das für ein Auto?“
„Ein schnuckeliges?“ Schulterzuckend lachte Levi. „Jetzt komm los.“
„Ich setzte mich nicht in ein “schnuckeliges“ Auto!“ Empörte Jona sich. „Das AUTO ist miniklein, das ist eine Mädchenkarre.“
„Jetzt stell dich nicht so an. Es ist zumindest schwarz.“
Jona ging gar nicht auf Levi ein, er flüsterte vor sich hin: „Was hat mein Vater sich dabei nur gedacht? Will er mich ärgern? Soll das ein Scherz sein?“ Levi lachte als er den entsetzten Blick seines Freundes sah. „Jetzt komm mal runter!“
„Das ist bestimmt das Auto meiner Oma, hier muss noch eine Garage am Zaun sein.“ Hilflos blickte er sich um, doch er sah keine. „Rede kein Quatsch und komm los, sonst verhungere ich noch.“
„Wir haben vor einer Stunde gegessen!“ Zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Na und? Ich bin ein Schnellverdauer!“ Versuchte er Jona aufzuheitern.
„Wir müssen in ein Autohaus, ich kaufe mir ein anderes.“
„Spinnst du? Liam wird dich töten! Dreimal.“
„Ich setze mich nicht in so etwas!“ Er deutete mit dem Finger auf das Auto in der Garage.
„Nimm es als Herausforderung. Liam will dich nur ärgern, du kannst es ja ein bisschen aufmotzen. Eine neues Bodykit, Spoiler, neue Felgen. Eine neue Innenausstattung und so weiter.“
Jona sah zu seinem Freund und grinste. „Du hast aber auch die besten Ideen. Dann habe ich wenigstens was zu tun während ich hier bin.“ Dann schloss er das Auto auf und stieg mit nur einem leichten Widerwillen ein und fuhr los.
Nachdem Levi sich einen Big Mac einverleibt hatte, gingen sie Richtung Zentrum. Plötzlich wurde Levi auf eine Menschenansammlung aufmerksam. Ein Junge stand auf einer Bühne und sang von Max Giesinger 80 Millionen und das krumm und schief. „Komm das müssen wir uns angucken!“ Drängte er und zog Jona durch die Menschenmenge hinter sich her. Der Typ beendete sein Lied und erntete mageren Applaus während er sich zu seinen Freunden zurück schlich. „So!“ Ertönte die Stimme des Moderators. „Ist noch jemand bereit berühmt zu werden? Vorzugsweise jemand der auch singen kann?“ Die Menge lachte und ein Mädchen traute sich auf die Bühne. Nach ein paar weiteren und viel Gelächter meinte Levi: „Du musst da auch mitsingen.“
„Du zuerst!“ Antwortete Jona unbedacht und Levi schlug ihm spielerisch in die Schulter. „Deal!“ Dann ohne eine weitere Reaktion von Jona abzuwarten schleifte er ihn wieder mit sich, diesmal Richtung Bühne. Er hob die Hand und der Moderator nahm die beiden zu Kenntnis und nickte. Vor ihnen war noch ein Mädchen dran. „Was soll ich denn eigentlich singen?“ Fragte Levi auf einmal.
„Die bessere Frage wäre, was singe ich? Du kannst eh nicht singen, von daher ist es egal was du da von dir geben wirst.“
Levi lachte. „Wie wahr, sing doch was von Sunrise Avenue die hörst du doch zur Zeit rauf und runter. Oder irgendetwas Spanisches. Ich könnte doch was rappen, oder was meinst du?“
„Klar, du und rappen!“ Jona lachte. „Sing Shape of you von Ed, dass singst du eh immer rauf und runter und du kennst den Text.“
„Nicht jeder lernt so schnell wie du, aber Ed ist gut. Da hätte ich selbst draufkommen müssen. Für was hast du dich jetzt entschieden?“
„Sunrise. Hollywood Hills.“
„Cool!“ Sie hörten sich noch den Rest des Liedes von dem Mädchen an dann wurde Levi auf die Bühne gerufen. Er stellte sich kurz vor und fing dann zum Playback an zu singen. Er sang schief, aber durch seine positive Ausstrahlung war das ganz Publikum begeistert. Er feixte, wenn er merkte, dass er schief sang und animierte das Publikum auf im Refrain mitzusingen. Als er endete jubelte das Publikum und Levi verbeugte sich spielerisch vor ihnen. Dann kam Jona auf die Bühne und es wurde wieder ruhiger. „Ich töte dich!“ Brummte dieser und Levi lachte, dabei schlug er Jona gegen die Schulter und sprang dann von der Bühne. „Hi! Du bist also der Kumpel von Levi?“ Fragte der Moderator und deutete mit dem Kopf auf Levi der am Bühnenrand in der ersten Reihe stand. „Noch ja.“ Meinte dieser trocken und das Publikum lachte. Levi zeigte die Faust nach oben und rief etwas, aber das ging in der Menge unter. „Und du bist?“
„Ich bin Jona.“
„Kommst du auch aus London?“ Fragte der Moderator weiter und Jona nickte nur, er wollte das alles so schnell wie möglich hinter sich bringen. „Und singst du auch so gut?“ Der Mann lachte. „Was Entertainen angeht kann ich ihn nicht schlagen, im Singen bin ich besser.“ Sagte er geradeheraus und sah einen leichten Hoffnungsschimmer in den blauen Augen des Mannes Aufleuchten. Es hatten schon mindestens fünfzehn Leute gesungen und erst drei die es einigermaßen konnten und eine Runde weiter waren um vor einer Jury zu singen. Nicht vor der Prominenten Jury, einfach nur einer Jury. „Was möchtest du denn singen?“
Jona nannte ihm den Titel und der Mann nickte anerkennend. „Sehr schönes Lied.“ Er sah Jona von oben bis unten an und meinte dann. „Könnte passen.“ Dann verließ er die Bühne und Jona blieb allein zurück.
Kapitel 5
„Und?“ Clea lief aufgeregt auf Tessa zu, ihre Augen strahlten voller Hoffnung. Sie nahm Tessas Hände in ihre und sah sie optimistisch an. Doch Tessa musste ihre aller beste Freundin leider enttäuschen. Sie hob beide Schultern und ließ sie wieder fallen. „Immer noch nichts? Aber sie wollten sich doch bis gestern gemeldet haben.“ Clea drückte die Hände ihrer Freundin tröstend.
„Nein, kein Anruf, keine Mail, keine Nachricht nicht mal ne WhatsApp!“
„Oh…“ Cleas kleiner Mund bildete einen Kreis und stand offen. Sie nahm ihre Tessa in den Arm. „Ich weiß gar nicht was ich sagen soll.“
„Du musst nichts sagen, vermutlich habe ich das Praktikum nicht und die hatten einfach keine Lust sich bei mir zu melden. Ich sollte mich jetzt auf den Unterricht konzentrieren. Wir schreiben gleich eine Klausur in Französisch und wenn ich mein Abi will sollte ich mich anstrengen.“
„Du bekommst dein Abi mit links.“ Aufmunternd drückte Clea ihre Freundin ein weiteres mal. „Die werden sich schon melden. Wollen wir heute nach der Schule vielleicht zusammen in die Stadt?“
„Ja gerne. Hast du das Auto?“ Clea, die gerade vor ein paar Tagen ihren achtzehnten Geburtstag gefeiert hatte teilte sich ein Auto mit ihrer älteren Schwester. Clea nickte. „Ich bin heute mit dem Wagen hier.“ Sie deutete mit dem Kopf auf den Parkplatz. „Wir können direkt nach der Schule los. „Super, ich sage dann meinen Eltern Bescheid.“ Es klingelte zum Unterricht und sie trennten sich um in ihre Klassenräume zu kommen.
Als sie nach der Schule in der Stadt waren und etwas gegessen hatten schlenderten die Mädchen gerade durch die Innenstadt, als sie plötzlich Musik hörten. Neugierig gingen sie in die Richtung und dann erkannten sie, dass jemand versuchte Shape of you von Ed zu singen, mit Betonung auf versuchte. Die Mädchen kicherten und beschleunigten ihre Schritte. Als sie um die Ecke bogen und die ein riesiges Plakat von der Fernsehschau The Talent sahen blieben sie kurz wie angewurzelt stehen. „Ist das nicht die Show, bei der du dich als Praktikantin beworben hattest?“ Tessa nickte nur und ihr langer schwarzer Pferdeschwanz wippte auf und ab, langsam gingen sie näher. Es waren nicht allzu viele Leute anwesend, sodass die Mädchen weit rechts vorne neben der Bühne einen freien Platz fanden. „Singen kann er nicht, aber schnuckelig ist er schon findest du nicht?“ Sie erwartete keine Antwort Frohnatur wie sie war ging sie auf ihn zu, sie redeten kurz. Dann sahen sie beide auf die Bühne wo der nächste Kandidat mit dem Moderator sprach. Auch Tessa hörte zu, ging aber auf Clea und den jungen Mann zu.
Als Jona, wie er sich gerade vorgestellt hatte anfing zu singen ging ein leichtes raunen durch die Menge und Tessa bekam eine Gänsehaut. Wie gebannt beobachtete sie ihn und nahm ihre Umgebung kaum war. Er sah wirklich sehr gut aus, dachte sie. Er hattes schwarzes Haar, das er zu einem trendigen Pompadour geschnitten hatte, die Seiten waren kurz während sein Haupthaar deutlich länger war und mit viel Sorgfalt gestylt wurde. Das sah Tessa sofort. Vermutlich hatte er auch dunkle Augen, dass konnte sie auf die Entfernung leider nicht erkennen. Dann analysierte sie seine Klamotten. Er trug eigentlich nur schwarz. Ein enganliegendes T-Shirt, bei dem man seinen Bizeps gut erkennen konnte. Ebenso trug er eine schwarze Jeans die an den Knien nach der Mode Löcher hatte und schwarze Sneakers rundeten sein Outfit ab. Sie würde ihn gerne mal in anderen Klamotten sehen. In ihren Gedanken zog sie ihn schon um.
„…oder?“ Unsanft wurde Tessa aus ihren Gedanken gerissen. „Was?“ Verwirrt sah Tessa von der Bühne zu Clea die sie angrinste. „Na? Ziehst du ihn in Gedanken schon aus?“ Wollte diese verschmitzt wissen?
„Nicht aus, um!“ Korrigierte sie. „Dieses schwarz ist so langweilig. Ein bisschen mehr Farbe würde ihm stehen! Stell dir mal vor er…“ Doch Clea hob ergeben die Hände. „Verschon mich, ich weiß es ja, du bist durch und durch eine Stylistin!“ Sie lachte und Jona beendete sein Lied. Beide applaudierten lautstark und jubelten. Er und sein Freund verschwanden hinter der Bühne und die Mädchen bekamen sie nicht mehr zu Gesicht. „Also ich entschuldige mich jetzt schon mal, aber auch wenn du das Praktikum nicht bekommst werde ich diese Sendung gucken. Und wenn Jona in die Liveshows kommt werde ich für ihn anrufen!“ Clea strahlte und Tessa lachte. „Ja ich bestimmt auch! Er hat wirklich eine bemerkenswerte Stimme.“
„Und jetzt stell dir mal vor, er säuselt damit deinen Namen!“ Clea stieß ihr spielerisch in die Seite und Tessa lachte. „Du bist verrückt, als ob ich ihn jemals wiedersehen würde.“
Nach seinem Auftritt, Jona war noch ganz benebelt von der Stimmung und den Leuten die ihm zugejubelt hatten, als Levi ihn unsanft am Arm zog. „Du hast da ein kleines Problem!“
„Hast du gesehen wie die Leute gejubelt haben?“ Er strich sich die Haare nach hinten und grinste Levi an. „Ja, ich war dabei. Singen liegt dir einfach im Blut. Trotzdem hast du ein Problem.“
Jona sah zu Levi, immer der vernünftige, ordentliche und organisierte Levi. „Und welches wäre das?“
„Also so wie es aussieht bist du weiter und…“
„Ja ich soll…“ Er zeigte auf einen Container der in einiger Entfernung zur Bühne stand.
„Unterbrich mich nicht!“
„Verzeih…“ Jona grinste und sah über Levis Schulter zwei Mädchen die lachten und dann das Gelände verließen. „Die eine da war echt süß…“
„Jona!“ Levi schüttelte ihn. „Lenk jetzt nicht ab, konzentriere dich.“
Jona grinste. „Ich liebe es dich auf die Palme zu bringen.“ Er schlug Levi an die Schulter und schob ihn ein bisschen zur Seite. „Also, was hast du auf dem Herzen?“ Levi knurrte. „Also entweder hauen wir beide hier schnellstens ab oder du gehst da zu dieser Tür und erzählst den Leuten darin nicht wer du wirklich bist. Liam würde dich umbringen, du weißt was er vom öffentlichen Leben hält.“
Jonas Schultern sackten nach unten. Levi hatte Recht, sein Vater mied die Öffentlichkeit wie es nur ging, schließlich war er einer der reichsten Männer auf der Welt und wenn Jona hier so unbeschützt in der Öffentlichkeit versuchte eine Karriere als Sänger zu starten, wäre Liam davon wohl alles andere als begeistert. Schließlich gab es auf der ganzen Welt Leute die es auf Geld abgesehen hatten und wenn herauskam wer Jona wirklich war, wäre sein bisheriges Leben in der Anonymität vorbei. Andererseits hatte er schon immer den heimlichen Wunsch Sänger zu werden und da würde er ja auch im Rampenlicht stehen. Er fasste einen Entschluss, er würde hier unter falschen Namen weiter machen, wenn er gewann, dann wäre er eh berühmt und müsste in der Öffentlichkeit Leben, aber solange er in der Show war, würde niemand wissen, wer er wirklich war.
Kapitel 6
„Du hast was?“ Liam sprang von seinem Sessel auf und sah seinen Sohn ungläubig an. Kim stand ebenfalls auf und hielt ihren Mann am Arm fest. „Lass ihn ausreden!“ Sie drückte ihn wieder auf das Sofa zurück und setzte sich auf die Lehne neben ihn.
Jona wiederholte was er gesagt hatte. „Ich mache in Deutschland bei einer Talentshow mit.“
„Das habe ich schon verstanden.“ Knurrte Liam. „Aber was verstehst du nicht, wenn ich sage, dass ihr euch aus der Öffentlichkeit heraushalten sollt? Denkst du es war einfach euch aus der Presse zu halten? Euch ein Sorgenfreies Leben ohne Paparazzi zu bieten? Es war eine Menge Arbeit und du…“ Liam warf die Hände in die Luft. „Ich dachte, du hättest dich in Afrika verändert, aber anscheinend bist du immer noch so impulsiv wie immer.“
„Papa!“ Jona hob nur selten seine Stimme gegen seinen Vater, aber er hatte sich viel Mühe gegeben diesmal alles richtig zu machen. „Ich wollte schon immer Sänger werden. Was meinst du warum all die Instrumente in meinem Musikzimmer stehen?“ Jona sah jetzt zu seiner Mutter. „Seid Mama mich gezwungen hat Klavier zu spielen liebe ich Musik und will damit mein Geld verdienen.“
„Ich war auch mal so, aber meine Band…“
„Mein Herz brennt für die Musik! Für dich war es ein Hobby, etwas um Mädels aufzureißen, aber ich… ich…“ Er suchte nach den richtigen Worten. „Wenn ich alleine bin, komponiere ich, schreibe meine Lieder, mache die Musik dazu und nehme diese auf.“ Er warf einen USB-Stick auf den Tisch. Seine Eltern sahen ihn erstaunt an. „Jona, ich hatte ja keine Ahnung!“ Kim stand auf und setzte sich neben Jona auf das Sofa und nahm ihn in den Arm. „Ich bin so stolz auf dich. Aber wieso hast du nie etwas gesagt?“
„Ich wollte euch nie beunruhigen. Ich weiß ja, was ihr vom Öffentlichen Leben haltet, und ich verstehe es auch. Aber mittlerweile bin ich zwanzig und habe noch nichts aus meinem Leben gemacht. Als ich die Chance hatte mich zu beweisen, einfach mal nur ich zu sein, Jona - ohne Herzog - und vor Menschen zu singen…“ Er stockte kurz und sah dann beschämt zu Boden. Es war ihm unangenehm so offen vor seinen Eltern über seine Gefühle zu reden, aber er musste ehrlich sein, sein Herz öffnen, sonst würden sie ihn nicht verstehen und gegen eine Musikkarriere sein. „…ich konnte einfach nicht anders. Und es war… WOW! Die Leute haben gejubelt, sie mochten, was ich sang. Sie mochten meine Stimme.“
„Wieso hast du nie was gesagt? Wir wussten nichts von diesem Wunsch.“ Liam sah auf den Stick auf dem Tisch. „Wir sagen uns doch sonst immer alles. Wie konntest du so ein Geheimnis für dich bewahren?“
„Levi wusste es, er hat mich sozusagen auch auf die Bühne gezwungen, ich wollte das ursprünglich eigentlich nicht.“ Er erzählte kurz, wie es zu seinem Auftritt gekommen war. Kim lächelte als sie an ihren kleinen Bruder dachte und auch Liam war jetzt nicht mehr so schlecht gelaunt.
„Also wenn Levi mit von der Partie war, habt ihr euch bestimmt etwas einfallen lassen oder?“
Jona nickte. „Ich hatte gar nicht daran gedacht. Aber wir haben einen falschen Namen angegeben.“ Jona sah seine Eltern der Reihe nach an. „Das gibt dann nur ein Problem. Ich bräuchte jetzt einige neue Papiere. Kennst du da jemanden?“ Er sah zu seinem Vater und dieser nickte. Jona fiel ein Stein vom Herzen und lächelte erleichtert.
„Auf welchen Namen muss er ausgestellt sein?“
„Jona Baldok. Ich denke die wenigsten kennen Lucy, Levis Mutter mit Mädchennamen.“ Kim nickte und Liam zog sein Handy aus der Tasche und tippte eine Nachricht.
„Und jetzt erzähl mal, hattest du dein Vorsingen schon vor der Jury?“ Wollte Kim wissen. Jona nickte. „Ja, dass war gestern Abend, ich bin danach so schnell wie möglich zurückgeflogen.“
„Und wie war es? Waren sie begeistert? Was hast du gesungen?“ Wollte Kim nun aufgeregt wissen.
„Ein bisschen aufregend, schon.“ Gab er zu. „Und ja, alle waren ziemlich angetan.“ Er grinste. Liam ging zur Anlage und steckte den Stick ein und ein Lied von Jona erklang im Raum. Es herrschte eine kurze Zeit lang schweigen, dann sahen seine Eltern ihn überrascht an. „Du bist gut!“ Liam war begeistert. „Mein Sohn, aus dir kann ja echt was werden! Und das hast du alles alleine gemacht?“ Jona nickte stolz. „Wie du deine Stimme in den tiefen halten kannst, das ist herausragend. Bist wohl eine richtige Rockröhre was? Hast du eins deiner Lieder vor der Jury präsentiert?“
„Nein, ich wollte das nicht. Ich habe denen zwar erzählt was ich mache, aber nachdem sie nicht gefragt hatten, habe ich es auch nicht Erwägung gezogen. Außerdem singe ich von Jesus und dafür ist es noch zu früh.“
„Was hast du denn gesungen?“
„Wie beim offenen Casting von Sunrise Avenue Hollywood Hills und dann von Alvaro La Libertad.“
„Du hast spanisch gesungen?“
„Ich musste doch zeigen was ich kann!“ Jona lachte. „Nächstes Mal kannst du ja was französisches Singen.“
„Ne das nächste Mal bekomme ich einen Song vorgeschrieben.“
„Wie gut das du Sprachen so gut beherrscht wie dein Vater.“ Kim sah stolz von einem zum anderen und beide grinsten. „Wie geht es denn jetzt weiter? Wann musst du zurück? Was haben meine Eltern gesagt?“ Wollte nun Liam Erwartungsvoll wissen.
„Ich muss nächste Woche zurück sein, da geht es in die nächste Runde. Und Oma und Opa waren stolz wie Oskar.“ Kim grinste. „Klar, bei so viel Talent in der Familie!“
Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile und tranken dabei Tee und aßen Kekse. Irgendwann wurde Kim müde. „Wir sollten schlafen gehen, es ist spät geworden.“
„Ja du hast Recht.“ Liam stand auf und half Kim hoch. „Geh schon mal vor, ich will Jona noch eben etwas sagen.“ Kim nickte küsste Liam und gab auch Jona einen Kuss auf die Wange. „Bis morgen mein Schatz.“
„Gute Nacht!“
Liam setzte sich wieder und sah Jona ernst an. „Du weißt es nicht, aber es ist wichtig, dass du es jetzt weißt. Mittlerweile bist du alt genug.“ Kam Liam auch gleich zur Sache. „Was gibt es denn?“ Jonas Neugier war geweckt. „Ich bekomme oft Drohbriefe.“ Liam studierte genau das Gesicht von Jona, doch dieser nickte nur ernst. Er konnte es sich gut vorstellen, dass seine Familie bedroht wurde, schließlich waren sie stinkreich. Er hatte zwar keine Angst, denn sie lebten auf einem Strengbewachten Anwesen außerhalb von London, und hatten etliche Bodyguards, aber wer weiß, was für fiese Typen draußen lauerten?
„Wie lange ist denn der letzte her? Und um was geht es? Und was sagt Antony unser Sicherheitsbeauftragte dazu?“
„Mach dir keine Gedanken, es hält sich alles im Rahmen, die meisten sind nur neider, die uns unser Leben so nicht gönnen. Antony hat alles unter Kontrolle.“ „Okay, und warum erzählst du mir dann davon?“
„Weil ich möchte, dass du dir einen Bodyguard mitnimmst.“
„Und wie soll ich das erklären?“
„Es wird niemand Wissen. Ich muss noch alles mit Antony durchsprechen, aber ich denke wir schmuggeln jemanden ins Team. Du weißt zwar, wer da auf dich aufpassen wird, aber sonst niemand. Okay?“ Jona nickte. Das war das kleinste Problem, Hauptsache seine Eltern ließen ihn weg. „Dann solltest du jetzt auch ins Bett gehen.“ Jona stand auf und ging zur Tür, drehte sich aber nochmal um. „Sobald ich etwas Neues weiß, sage ich es dir.“ Kam sein Vater ihm seiner Frage zuvor. „Und wenn du in die Liveshows kommst, wovon ich stark ausgehe wird auf jeden Fall jemand da sein. Solange die Sendung noch nicht ausgestrahlt wird bist du in Sicherheit. Das gibt uns genug Zeit.“ Jona nickte und Liam sah auf sein Handy. „Eine Frage hätte ich da noch.“ Liam sah auf. „Was sollte das mit dem Auto?“ Liam lachte los und Jona wartete bis er sich beruhigt hatte. „Dir ist schon klar, dass, jetzt wo ich länger in Deutschland bleibe, mir ein neues kaufen werde?“
„Denk aber an deine Tarnung, du bist ein ganz normaler junger Erwachsener ohne festes Einkommen.“
„Vielleicht habe ich ja spendable Großeltern?“ Jona grinste und schloss die Tür hinter sich.
Liam dachte aber noch lange nicht daran, schlafen zu gehen. Er nahm sein Handy und starrte auf das leutende Display das seine Familie zeigte. Er und Kim standen Arm in Arm hinter den Kindern, das Bild wurde in Afrika, an Jonas Geburtstag aufgenommen. Jona war in Afrika zu einem anderen Menschen geworden, gestanden und Erwachsen. Außerdem hatte er nun ein ganz besonderes Verhältnis zu Gott, was Liam zunehmend beruhigte. Das Display verdunkelte und bevor es ganz erlosch, tippte er auf das kleine grüne Telefon in der Ecke. Er scrollte seine Kontakte durch und tippte dann entschlossen auf wählen und legte das Handy ans Ohr. Er lehnte sich in das Sofa zurück und legte die Beine vor sich auf dem Couchtisch ab.
"Hey!" Ertönte die Stimme seines Bruders.
"Hi, habe ich dich geweckt?" erkundigte sich Liam bei Josh und massierte sich mit der freien Hand die Schläfen.
"Nein, ich habe Spätschicht und bin gerade auf dem Weg nach Hause. Ist alles in Ordnung? Du hörst dich nervös an."
"Du bist gut!" Gab Liam zu und stand auf um an die große Fensterfront zu gehen, der Pool draußen leuchtete in einem hellen türkies und Liam blickte gedankenverloren in das Wasser. "Ich brauche deine Hilfe."
"Was gibt es?" Josh Stimme wurde ernst.
"Jona wird bald in einer Fernsehshow mitmachen." Er klärte Josh in kurzen kanppen Worten auf.
"Und du hast Angst, das ihm etwas passieren wird?"
"Ich mache mir Sorgen, seid er es uns gesagt hat. Und du weißt, mein Gefühl täuscht mich selten." Jona gab am anderen Ende der Leitung ein zustimmenden laut von sich. Liam täuschte sich selten, er hatte schon immer ein gutes Gefühl, so hatte er sein Vermögen gemacht. Er verließ sich nur auf sein Bauchgefühl, und betete vor jeder wichtigen Entscheidung, zahlen spielten bei ihm keine Rolle und seitdem Johs es so machte wie sein Bruder lief auch bei ihm alles um einiges Besser. "Wie kann ich euch helfen? Wo findet die Show statt?"
"In Berlin. Du musst mir ein Team zusammenstellen, du bist der einzige dem ich vertraue. Du bist ein Cop und wahrscheinlich der Beste weit und breit."
"Was ist das für eine Show? Ich wusste gar nicht, dass Jona irgendein interesse an Berühmtheit hätte, ich dacht immer er ist wie du."
"Ja das dachte ich auch, aber anscheinend liebt er es zu singen."
Josh grunzte kurz. "Also doch so wie du?" Ein lächeln klang in seiner Stimme mit.
"Bei ihm ist es viel ernster. Er liebt es. Und er ist richtig gut, er wird es weit bringen und wenn ihn jemand erkennt ist er in großer Gefahr."
"Wie meinst du das? Du bist zwar wirklich superreich, aber wieso..."
"Es ist schlimmer geworden. Neulich, als ich in China war, wurde ich angegriffen."
"WAS?"
"Es ist nichts passiert. Aber es war auch nicht das erste mal, meine Bodyguards haben alles unter Kontrolle."
"Ich weiß ja wie fanatisch du mir eurer Sicherheit bist, von daher wundert es mich, das jemand zu dir durchgedrungen ist."
"Der Lockvogel war ein Kind", gab Liam zu. "Wir wurden unvorsichtig." Durch Joshs schweigen bestätigt, fuhr Liam fort. "Es war ganz verlumpt und dreckig, es war ein kleines Mädchen von vielleicht gerade einmal zehn Jahren. Sie saß am Straßenrand am betteln, als wir vorbeikamen lief sie uns hinterher und rief um Hilfe. Ich konnte einfach nicht anders, ich bedeutete ihr, zu mir zu kommen, als ich ihr jedoch Geld in die Hand drücken wollte zog sie ein Messer hervor und zielte auf meinen Bauch." Josh zog die Luft hörbar ein. "Jasper reagierte blitzschnell und schlug ihr das Messer aus der Hand."
"Was ist jetzt mit der kleinen? Warum hat sie es gemacht?"
"Sie ist arm und wurde bedroht. Sie lebt allein mit ihrem kleinen Bruder auf der Straße, die Männer haben gedroht ihm die Füße abzuschneiden, wenn sie nicht versuchen würde mich zu töten."
"Wie grausam ist das denn?" Josh klang zutiefst schockiert. "Wo sind die Kinder jetzt?"
"In einem sicherem Kinderheim, wo denn sonst?"
"Gut, und ihr habt keinen Anhaltspunkt, wer dahinterstecken könnte?"
"Nein, keine. Also wenn jetzt herauskommen sollte, das Jona bei einer nur mittelmäßig bewachten Show mitmacht, dann ist er in Gefahr."
"Ja, ich werde mich darum kümmern, das ich selbst immer in seiner Nähe bin."
"Danke!" Liam klang erleichtert. "Ich hatte gehofft, dass du das sagst. Denn du wirst jeden verprügeln, der Jona zu Nahe kommt." Versuchte er zu scherzen, doch Josh lachte nur halbherzig. "Na hoffen wir mal das es dazu nicht erst kommen muss. Und ich hoffe ich werde angemessen bezahlt, ich werde bestimmt meinen Job verlieren, und ich muss schließlich eine Familie ernähren." Scherzte nun Josh. "Deine Frau hat ein Vermögen geerbt, du hast deinen Job gar nicht nötig." Liam lachte, dann wurde er wieder ernst. "Danke, ich habe dich lieb Bruder!"
"Ich dich auch!"
Liam beendete das Telefonat und ging nach oben. Kim lag im Bett mit einem Buch in der Hand, als er das Zimmer betrat legte sie es zur Seite und klopfte auffordernd auf das Bett. Liam zog sich schnell das Shirt und die Hose aus und legte sich neben sie. Kim bettete den Kopf an seine Schulter und verflocht ihre Finger mit seinen. "Und geht es dir besser? Hast du dich um seine Sicherheit gekümmert?"
"Woher weißt du das nur?"
"Ich habe die Sorge in deinen Augen gesehen."
"Du wusstest schon immer was ich denke." Gab er zu und küsste sie auf den Kopf. Kim schüttelte diesen leicht. "Nein, erst seitdem du mir dein Herz geschenkt hast, vorher hast du dich immer vor mir verschlossen."
"Ich habe mit Josh telefoniert. Er wird immer in Jonas nähe sein." Flüsterte er in ihre Haare und Kim setzte sich ruckartig auf. "Josh? Meinst du das ist wirklich nötig?" Liam nickte. "Ja, ich habe ein schlechtes Gefühl, was die Show angeht und wenn mein Bruder dann auf unseren Sohn aufpasst geht es mir besser."
"Ja mir ehrlich gesagt auch. Aber wieso machst du dir solche Sorgen? In Deutschland kennt doch niemand Jona, erst Recht nicht in Berlin."
"Es muss ihn nur eine flasche Person erkennen und es publik machen und schon steht er im völligem Rampenlicht. Es ist besser wenn Josh da in der Nähe ist. Aber darüber mach dir keinen Kopf, noch ist es ja etwas bis dahin. Wir sollten jetzt schlafen." Er zog Kim zurück zu sich in den Arm.
Tessa sah aus dem Klassenfenster, das Wetter war schlecht. Es regnete in strömen und sie fragte sich, wie sie nur nach Hause kommen sollte. Clea lag mit einer Grippe im Bett und ihre Eltern arbeiteten beide. Ben ihr Bruder, den sie eigentlich hätte anrufen können lebte seid ein paar Monaten nicht mehr zu Hause, weil er an einer Uni in der Schweiz studierte. Die meisten ihrer Mitschüler hatten entweder kein eigenes Auto, waren noch keine achtzehn oder waren wie sie selbst mit dem Fahrrad in der Schule. Sie sah auf die Uhr noch fünfzehn Minuten, dann hatte sie Wochenende. Sie folgte dem Unterricht schon eine Weile nicht mehr, denn in Gedanken war sie ständig bei ihrem Telefonat, dass sie vorhin in der Pause geführt hatte. The Talent hatte sich mit einer zwei Monatigen Verspätung bei ihr gemeldet. Sie gaben ihr die Chance das Praktikum doch noch anzutreten. Sie würde dem Team als Helferlein zur Verfügung stehen. Sie konnte ihr Glück kaum fassen und wäre am liebsten im Kreis gehüpft oder wäre auf den höchsten Berg geklettert und hätte ihr Glück gern der ganzen Welt ins Gesicht geschrien. Aber am liebsten wollte sie es ihrer kranken Freundin erzählen. Sie hibbelte auf ihrem Stuhl herum, der Zeiger hatte sich kaum bewegt. Mittlerweile verfolgte sie den Sekundenzeiger auf Schritt und Tritt und dann endlich, endlich nach einer gefühlten Ewigkeit klingelte es zum Unterrichtsschluss. Sie packte ihre Sachen zusammen und rannte schon fast aus dem Schulraum. Da sie heute acht Stunden hatte, war auf dem Schulflur nicht viel los und sie lief aus dem Gebäude, bei ihrem Fahrrad angekommen schloss sie es schnell auf. Der Regen prasselte ihr ins Gesicht und sie war schon so gut wie durchnässt, aber bei Clea würde sie schon was zum anziehen finden, auch wenn diese kleiner war als sie. So in Gedanken und überglücklich fuhr sie die lange Auffahrt der Schule die von Bäumen gesäumt wurde entlang und bog dann am Ende der Straße nach rechts auf den Fahrradweg ab. Dabei nahm sie die Kurve ein bisschen zu eng und schlingerte auf dem nassen Boden, ihre Tasche viel ihr von der Schulter und sie hatte Mühe sie richtig festzuhalten, aber sie hatte einfach keine Zeit anzuhalten und ihre Tasche ordentlich auf den Gepäckträger festzumachen. Sie musste zu Clea! Sie zog die Tasche hoch und fuhr unbeirrt weiter, doch nach wenigen Metern rutschte diese nichtsnutzige Tasche wieder herunter. Der Regen war schrecklich und sie sah kaum etwas, also drosselte sie das Tempo ein wenig und versuchte die Tasche auf den Gepäckträger zu bekommen, sie sah nach hinten, dann ging alles Blitzschnell, sie hörte ein Auto hupen trat automatisch in die Bremsen und wurde im nächsten Moment auf die Motorhaube eines Autos geschleudert. Es knallte und schmerz fuhr durch ihren Körper, nur konnte sie nicht genau benennen, wo dieser war. Irgendwie tat ihr alles weh. Sie öffnete die Augen und Regen prasselte ihr ins Gesicht. Unwirsch versuchte sie ihn wegzuwischen, aber es war zwecklos. Er regnete einfach weiter in ihr Gesicht. „Ist alles okay bei dir?“ Hörte sie auf einmal von oben eine Stimme. Wer war das? „Geht es dir gut? Soll ich einen Krankenwagen rufen?"
„Krankenwagen?“ Tessa öffnete benommen abermals die Augen, nur bedeckte sie sie diesmal mit der Hand. „Ist jemand verletzt?“ Sie versuchte sich aufzusetzen. Wo war sie nur gelandet? Auf dem Boden? Es fühlte sich aber nicht an wie der Boden. Die Oberfläche war glatt. Etwas glitt unter sie und hob sie langsam in eine Aufrechte Position. Sie saß auf einer Motorhaube erkannte sie. „Oh!“ War alles was sie herausbrachte. „Bist du verletzt?“ Fragte die Stimme schon wieder und sie schüttelte automatisch den Kopf und versuchte vom Auto runterzurutschen. Aber irgendwie wollte ihr Körper nicht so wie ihr Kopf. Wieso funktionierte das alles nicht so wie es muss? Schimpfte sie ihren Körper aus. „Komm ich helfe dir.“ Erst jetzt sah Tessa zum ersten Mal zu der ihr unbekannten Stimme und erschrak bei seinem Anblick. „Ah!“ Schrie sie auf und schlug sich dann die Hand vor den Mund. „Alles okay?“ Sie nickte, traute sie jetzt auch ihrer Stimme nicht mehr. Ihr Körper war kaputt. Ich hätte gerne einen neuen. Dachte sie sarkastisch. „Komm ich helfe dir von dem Auto runter.“ Er schob sie langsam hinunter und als ihre Beine den Boden berührten knickten sie ein und sie krallte sich in die Jacke des Autofahrers. Doch dieser hielt sie auch so fest, dann zog er ein Handy aus seiner Tasche und rief jemanden an. „Du musst sofort nach Hause kommen, es ist ein Notfall.“ Eine kurze Pause, dann „nein mir geht es gut.“ Er legte auf. Steckte das Handy zurück in seine Hosentasche und hob sie hoch. Als ob sie nichts wog! Mittlerweile war auch er klatschnass. Tessa krallte sich weiter an ihm fest und drückte ihren Kopf um ihn vor dem Regen zu schützen an seine Brust. „Wo bringst du mich hin?“ Fragte sie dann. Sie hatte zwar keine Angst vor ihm, schließlich kannte sie ihn ja… naja, kennen war übertrieben aber sie wusste wer er war. „Ins Haus.“ Er trug sie ein paar Stufen hinauf, schaffte es die Haustür zu öffnen ohne sie fallen zu lassen und trug sie dann mühelos in ein kleines Büro. Dort legte er sie sanft auf eine Liege. „Meine Oma kommt gleich, sie wird dich untersuchen.“
„Oma?“ Verwirrt sah sie ihn an. Er hatte wirklich schöne Augen, grün, nein fast graue Augen und seine Stimme! Ihr lief eine Gänsehaut über den Körper, er sah es und zog eine Decke, die am Fußende lag über sie. „Meine Oma ist Ärztin, ihre Praxis ist ein paar Häuser weiter vorn. Vermutlich kennst du sie.“ Erklärte er. „Hast du schmerzen?“
„Ich glaube mein Kopf tut weh.“
Ein sanftes lächeln umspielte seinen zauberhaften Mund. „Du glaubst?“ Fragte er dann. Sie schüttelte den Kopf. Zauberhafter Mund? Sie musste auf andere Gedanken kommen! „Deine Stimme ist sehr schön und du hast beinahe graue Augen.“ Sagte sie und im gleichen Moment würde sie sich am liebten auf die Zunge beißen. Wieso hatte sie das nur gesagt? „Du musst wohl ziemlich stark mit deinem Kopf aufgeschlagen sein.“ Mutmaßte er. „Weißt du wie du heißt?“
„Tessa. Und ich habe einen Praktikumsplatz.“ Sie stöhnte und legte die Hand gegen ihre Stirn. Nasses Haar klebte daran. „Das ist schön, dass du ein Praktikum hast.“ Er lächelte, sie konnte das lächeln in seiner Stimme hören. Also war wohl mit ihren Ohren alles gut. Nur ihr Gehirn machte irgendwie, was es wollte. „Darf ich dir das Haar aus dem Gesicht streichen?“
Sie nickte nur, war viel zu müde und ihr Körper tat schrecklich weh. Es war so schön, wie er sie berührte, ganz sanft strich er Strähne für Strähne beiseite. Plötzlich ging die Tür auf und er hörte auf sie zu streicheln. „Was ist hier denn passiert?“ Wollte eine aufgeregte Stimme wissen.
Das Mädchen war merkwürdig. Oder sie hatte sich den Kopf wirklich sehr stark angeschlagen. „Sie ist mir vors Auto gefahren.“ Antwortete er seiner Oma. „Das ist Tessa, ich glaube es geht ihr soweit gut, aber sie scheint ihren Kopf… naja ich denke sie ist damit auf die Motorhaube geknallt.“ Erklärte er. „Bring das Chaos vor dem Haus in Ordnung und dann hol bitte meinen Bademantel. Gesagt getan, Jona war froh aus dem Krankenzimmer zu entkommen. Er trug ihr Fahrrad, dessen Vorderrad eingeknickt war in die Werkstatt, er könnte es reparieren, dann fuhr er den Audi zurück in die Garage, er besah sich den Schaden, es war kaum etwas zu sehen, da sie wohl ans Rad gefahren war. Er sah schwarzes Gummi an den glänzend polierten Felgen und rubbelte es mit dem Daumen ab. Die Karosserie hatte keinen Schaden. Nur die Motorhaube war leicht eingedrückt, aber die kostete so gut wie nichts, er würde sie schnell ersetzen und dann endlich dieses Auto verkaufen. Er ging zurück zum Haus, holte aus dem Schlafzimmer seiner Großeltern den besagten Bademantel und klopfte dann an die Bürotür seiner Oma. „Komm rein.“ Rief diese und er öffnete die Tür. Tessa lag noch immer auf der Liege. „Geht es ihr gut?“ Fragte er.
„Ja, sie hat eine Gehirnerschütterung, den Rest konnte ich noch nicht untersuchen. Du musst mir helfen sie aus dieser Hose zu schälen, die sitzt so Hauteng, dass ich sie nicht runterbekomme.“
Geschockt sah er seine Großmutter an und auch Tessa schnappte hörbar nach Luft. „Ich kann ihr doch nicht die Hose runterziehen.“
„Papperlapapp du kannst unten anfassen und ziehen, du musst ja nicht hingucken. Wenn du dich so ziemst! Außerdem hat sie noch etwas darunter.“
„Muss das sein? Meinen Beinen geht es gut, nur der Kopf, der tut weh. Ich kann die Hose anbehalten.“ Sagte nun auch Tessa. „Nein, den Rest deines Körpers muss ich auch untersuchen. Mein Enkel wird die Augen schließen. Du musst nur deinen Hintern etwas anheben und dann kann er sie hinunterziehen, ich werde dich stützen.“ Erklärte Anna. Tessa schlug sich beide Hände vor das Gesicht und versuchte ihre röte so zu verbergen. „Muss das wirklich sein?“ Fragte sie nochmal. „JA!“ Kam die prompte Antwort der Ärztin.
„Kannst du sie nicht einfach aufschneiden?“ Versuchte Jona noch mal sein Glück.
„NEIN!“ Dieser Protest kam diesmal von Tessa, damit hatte er nicht gerechnet. „Sie ist neu und es ist eine Designerjeans, weißt du wie teuer die sind? Ich habe lange für diese Hose gespart.“ Jona sah auf seine eigene Designerjeans. Ja er wusste wie teuer die waren, aber das war kein Geld für ihn. „Ich kaufe dir eine neue.“ Bot er an. „Die hat 200€ gekostet.“ Tessa sah ihn aufgebracht an.
„Ich kaufe dir zwei.“
„Er ist verrückt.“ Flüsterte sie vor sich hin. „Ich liebe diese Hose und will sie behalten, also mach bitte, was deine Oma dir sagt.“ Jona zuckte mit den Schultern. Wenn sie es so wollte, er konnte damit leben sie auszuziehen, aber wenn sie so an dieser dummen Hose hing… „Aber mach bitte die Augen zu.“ Bat sie Jona noch und er nickte, was sie aber nicht sehen konnte.
„Jona,“ Anna schob ihn vor sich, nahm seine Hände und legte sie auf die Hüften des Mädchens, dann rückte sie Tessas Bluse ein Stückchen nach oben, sodass er ihren flachen Bauch und den runden Nabel sehen konnte. Er schluckte leicht nervös, dann schalt er sich. Sie war verletzt und konnte sich nicht richtig bewegen und er starrte ihren Bauch an? Anna öffnete den Knopf an der Jeans und dann den Reißverschluss. Es hörte sich in der Stille unglaublich laut an. Er spürte, wie Tessa die Luft anhielt und ihre Hüften hob, Anna legte ihre Arme unter sie, Jona schloss die Augen und zog die Hose herunter, darauf achtend, auch wirklich nur die Hose zu ziehen. Er schaffte es die nasse Hose bis zu den Knien zu ziehen und öffnete dann die Augen. „Zieh sie bis nach unten, ihre Schuhe und Socken habe ich ihr schon ausgezogen.“ Befahl seine Oma und er tat wie geheißen, dabei strichen seine Hände über ihre glatten weichen Beine. Sie zischte leise auf. „Alles okay?“ Fragte er sofort und sah ungewollt zu ihr. Sie sah ihn direkt an. Gott sei Dank hatte Anna ihre Mitte bereits mit einem Tuch abgedeckt und er hatte sein Versprechen nicht ausversehen gebrochen. Sie nickte und wurde abermals rot. Er sah weg, wollte sie nicht noch verlegener machen. „Ich ziehe die Hose jetzt langsam über deine Füße okay?“ Sie sagte nichts und er vermutete, dass sie nur genickt hatte. Er zog ihr die Hose komplett aus und legte sie über den Besucherstuhl. „Du kannst jetzt gehen Jona. Die Bluse schaffe ich allein, darunter trägt sie nur einen BH.“
„Oma!“ Rief Jona entgeistert aus.
„Was? Das sind ganz normale Kleidungsstücke. Ich trage auch einen BH, das ist völlig normal für Frauen.“
„Ärzte! Kein Anstand!“ Blaffte Jona, und warf nochmal einen Blick auf Tessa die reglos auf der Liege lag. „Ich gehe dann duschen, bin in sieben Minuten fertig, falls du mich brauchst.“
„Stell den Wasserkocher an. Wir müssen Tessa warm bekommen.“
„Ich glaube sie glüht schon. Vor Scham!“ Nuschelte er vor sich hin und verließ den Raum.
So etwas peinliches war ihr in ihrem ganzen Leben noch nie passiert! Sie lag stumm wie ein Lamm auf der Schlachtbank da und ließ sich von dem süßesten Typen den sie jemals gesehen hatte ausziehen! Von den Hüften bis zu den Knien zog er einfach nur heftig und sie unterdrückte einen Schmerzenslaut, aber dann ab den Knien wurde er sanfter. Sie hatte sogar das Gefühl, als streichelte er ihre Haut mit Absicht. Sie war einfach nur erleichtert, als er den Raum verließ, sie wünschte sich, sie müsste ihn nie wiedersehen.
„Na? Alles gut? War doch gar nicht so schlimm. Mein Enkel ist sehr diskret und hatte auch wirklich die Augen geschlossen, ich habe extra nachgeschaut. „Danke.“ Murmelte Tessa, jetzt war ihr alles egal, die Ärztin durfte sie anfassen wo sie wollte Hauptsache Jona war weg.
Sie untersuchte ihre Beine und half ihr dann sich aufzusetzen um auch den Oberkörper abzutasten. „Wir sollten deine Eltern anrufen, damit sie dich hier abholen können.“ Sagte sie nebenbei. „Das geht leider nicht, sie sind arbeiten, das Wochenende bin ich alleine zu Hause.“ „Sie arbeiten beide das ganze Wochenende?“ Tessa nickte und hielt sich dann den Kopf. Mein Vater ist Pilot und meine Mutter Flugbegleiterin, sie sind gerade unterwegs nach China.“ „Oh, das ist ein Problem. Ist sonst irgendjemand zu Hause? Geschwister vielleicht? Oder hast du eine Freundin oder einen Freund bei dem du übernachten kannst?“
„Nein, mein Bruder studiert in der Schweiz und meine beste Freundin liegt mit einer Grippe im Bett.“
„Eine Oma, Tante, Onkel? Irgendjemand der nach dir schauen könnte?“
„Nein, meine Verwandten leben alle im Süden, ich wüsste niemanden wo ich bleiben könnte. Aber ich brauche auch niemanden ich bin öfter allein.“ „Aber nicht mit einer Gehirnerschütterung. Außer leichten Prellungen scheint es dir gut zu gehen, gut das du auf der Motorhaube gelandet bist und nicht auf dem harten Boden.“ Sie hörten, wie Jona die Treppe herunterkam und Anna rief nach ihm. „Könnte ich mir vielleicht erst einmal etwas anziehen bevor er kommt?“ Fragte Tessa panisch. Sie saß in Unterwäsche auf der Liege so sollte er sie auf keinen Fall sehen. Anna reichte ihr den Bademantel und half ihr dann hinein. Gerade als Tessa den Mantel vorne zuzog ging die Tür auf und Jona platze herein. „Ist alles okay?“
„Na sicher, Tessa hat eine Gehirnerschütterung und ein paar Prellungen, ansonsten geht es ihr gut. Ich muss jetzt schnell in die Praxis zurück, meine Patienten warten. Du hilfst Tessa beim duschen und guck mal in Linas Zimmer, ich meine im Kleiderschrank hängen noch ein paar Sachen, die passen könnten. Danach machst du ihr einen schönen Kräutertee und zeigst ihr dann das Gästezimmer, sie bleibt das Wochenende bei uns.“
Jona konnte den schnellen Ausführungen seiner Oma kaum folgen, aber eines blieb hängen. „Ich soll ihr duschen helfen?“ Er blickte von seiner Oma zu Tessa die mit weit aufgerissenen Augen ebenfalls von ihm zu seiner Oma sah.
„Sie kann alleine duschen, aber die Tür muss aufbleiben und du stellst dich davor und achtest darauf, dass nichts passiert.“ Damit rauschte sie aus dem Zimmer.
Einen Moment hing ein unangenehmes Schweigen im Raum, dann räusperte Jona sich und sagte. „Die Dusche ist oben, komm ich helfe dir.“ Er trat zur Liege und legte seinen Arm unter sie um sie zu stützen. „Kannst du jetzt stehen?“
Sie nickte nur, biss sich auf die Unterlippe und mit seiner Hilfe kam sie oben an. Er zeigte ihr das Badezimmer. „Wenn du möchtest, dann kannst du auch gerne baden gehen, das wärmt dich besser auf.“ Er hatte gemerkt das sie noch immer bibberte. „Ich… ich weiß gar nicht was ich sagen soll, mir ist das alles unglaublich peinlich!“ Brachte sie hervor und sah ihn dabei nicht an. „Ich weiß. Es ist aber alles okay.“ Versicherte er ihr. Er setzte sie auf dem Badewannenrand ab und suchte schnell saubere Handtücher zusammen. Dann ließ er Wasser in die Badewanne einlaufen. „Ich kann auch duschen, das geht schneller.“ Wehrte sie verlegen ab. „Schaffst du es in die Badewanne zu steigen?“ Er ging gar nicht auf ihren Einwand ein. „Nein.“ Wenn sie nicht allein in die Wanne kam, würde er sie einfach duschen lassen. Sie sehnte sich nach heißem Wasser und wollte nur duschen, auch wenn sie eigentlich viel lieber baden gegangen wäre. „Du könntest dich ausziehen, dann ein Handtuch um dich wickeln und dann stelle ich dich in die Wanne, wenn ich weg bin machst du den Rest alleine.“ Schlug er vor. „Jona bitte, lass mich einfach duschen ja? Mir ist das alles so unangenehm und…“ Sie sah ihn an und er sah weg, er wollte nicht sehen, wie sie sich vor ihm schämte und er wollte sie auch nicht bloßstellen. „Okay, natürlich, er stellte das Wasser der Badewanne ab und ging zur Dusche um es dort anzustellen. Nachdem alles erledigt war, verabschiedete er sich. Gerade als er an der Tür angekommen war hielt sie ihn zurück. „Du wirst doch nicht…?“ Sie konnte den Satz nicht zu Ende bringen. „Nein, ich lasse die Tür einen Spalt breit auf, werde dir Klamotten meiner Tante holen und dann setze ich mich vor die Tür und warte bis du fertig bist.“
„Danke…“ flüsterte sie. Jona nickte und verließ das Badezimmer. Seine Oma hatte schon Recht, dachte er, als er in das Zimmer von Lina ging. Lina und Tessa waren ungefähr gleich groß und hatten wohl auch eine ähnliche Figur, aber Lina lebte schon seit Jahren nicht mehr hier. Wieso sollte sie Klamotten hier haben? Er öffnete den Schrank und staunte nicht schlecht, als er den vollen Inhalt sah. Er zog eine schwarze Leggings heraus und ein rosafarbenes T-Shirt, und einen Hoodie fand er auch noch. Wieso hatte Lina all ihre Klamotten noch hier? Fragte er sich und ging wieder aus dem Zimmer, aber warte mal, da fehlte doch noch was. Unterwäsche. Er wühlte in den Schubladen und fand Socken, BH´s und alles Mögliche an Unterwäsche. Er konnte ihr doch nicht irgendeine Unterhose bringen, vielleicht zog sie Hot Pants vor oder Strings? Also es war wirklich von allem genug da. Kurzerhand zog er die Socken Schublade komplett heraus, schüttete diese auf den Boden und packe alles an Unterwäsche hinein. Obenauf legte er sauber gefaltet die anderen Kleidungsstücke. Zufrieden ging er so zum Badezimmer zurück. „Ist alles okay bei dir?“ Fragte er durch den Türspalt. „Ja, ich bin gleich fertig!“ Rief sie eilig zurück. „Lass dir Zeit, ich habe dir alles gebracht, was du brauchst, ich schiebe es dir eben rein.“ Er öffnete die Tür, stellte die Schublade auf den Boden, stieß sie mit dem Fuß ein wenig in den Raum und schloss die Tür dann wieder einen spaltbreit.
Seitdem Jona wieder da war, beeilte sich Tessa aus der Dusche zu kommen. Es war alles so peinlich. Sie wollte nur noch nach Hause und sich in ihrem Bett verkriechen und nie wieder herauskommen. Sie stellte das heiße Wasser ab und griff nach dem Handtuch. „Kannst du die Tür jetzt zu machen?“ Fragte sie. In der Dusche war sie einigermaßen sicher gewesen, weil er sie durch das Milchglas nicht erkennen konnte, aber jetzt… sie kannte ihn nicht. Vielleicht war er ja ein Spanner. „Meine Oma hat gesagt…“ „Ich weiß, was sie gesagt hat, aber mir geht es gut. Bitte ich fühle mich wohler, wenn die Tür zu ist.“ Bat sie ihn. Sie hörte es leise klicken und sah erleichtert, dass er ihrem Wunsch nachgekommen war. Schnell trocknete sie sich ab, wickelte sich das Handtuch vorsichtig um den Kopf und sah dann eine Schublade auf dem Boden! Neugierig sah sie hinein, ihre Beine gehorchten ihr nun endlich wieder. Als sie die viele Unterwäsche sah, wurde sie knallrot, obwohl sie niemand sah. Sie zog sich einen Slip heraus und stieg hinein, dann besah sie sich die BHs sie zog einen schlichten schwarzen heraus und probierte ihn an. Er war zwar ein bisschen zu klein, aber es würde schon gehen. Die Leggings passten perfekt und auch das T-Shirt saß eng an ihrem Oberkörper. Nacheinander zog sie sich mühsam die Socken an, indem sie die Badewanne zur Hilfe nahm. Sie hatte noch immer Kopfschmerzen und sehnte sich nach ihrem Bett. „Da drinnen alles okay?“ Hörte sie Jona von draußen rufen. Sie öffnete schnell die Tür und Jona, der neben der Tür auf dem Boden gesessen hatte sprang auf. „Ja, ich bin fertig. Habt ihr vielleicht eine Bürste?“ Sie deutete auf ihren Kopf. „Wenn ich sie jetzt nicht durchkämme, dann bekomme ich knoten. „Sicher!“ Er ging ins Bad übersah wissentlich die Schublade mit der Unterwäsche und zog aus einer Schublade eine Bürste heraus. „Bitte sehr. Ich bin sofort wieder da.“ Er bückte sich, hob die Schublade auf und ging aus dem Raum. Tessa atmete befreit auf, doch schon hörte sie seine Schritte über den Flur kommen. Er nahm seine Aufgabe wirklich sehr ernst, dachte sie und zog sich das Handtuch vom Kopf. Dann fing sie an sich die Spitzen zu bürsten und ging immer höher, ihre Haare reichten ihr bis zur Taille und langsam wurden ihre Arme müde, an ihrem Kopf angekommen zuckte sie schmerzhaft zusammen. „Soll ich das vielleicht machen? Du hast da bestimmt eine Beule.“ Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er in der Tür stand und sie beobachtete. Sie war Müde. Wortlos reichte sie ihm die Bürste und er fing vorsichtig an diese durch ihre langen Haare zu ziehen. Sie schloss genüsslich die Augen, sie liebte es, wenn jemand ihr die Haare machte, da konnte sie am besten entspannen. Sie seufzte leise vor sich hin. „Komm mit.“ Er schob sie aus dem Bad in ein Schlafzimmer, es war bestimmt seines. Sie blickte sich in dem großen Zimmer um. Es wirkte so leer, keine persönlichen Sachen. Es hingen ein paar Poster von Bands an den Wänden, aber sonst, außer einem Bett, einem riesigen Kleiderschrank, einem Schreibtisch mit einem Laptop darauf, einem Sofa und einem Fernseher der gegenüber vom Bett und Sofa an der Wand montiert war, war nichts im Zimmer. „Hier, setz dich.“ Er schmiss ein paar Klamotten von einem Drehstuhl auf das Bett, sie setzte sich nur allzu gerne hin. Er nahm ihre Haare und legte sie über die Lehne. Sanft strich er mit der Büste durch ihr Haar. „Es ist so lang, ich habe noch nie so lange Haare gesehen.“
„Ich schneide sie nicht sehr oft.“
„Das habe ich mir schon gedacht.“ Er strich noch ein paarmal durch die Haare und war dann fertig. Der legte die Bürste auf den Tisch. „Musst du sie noch föhnen?“
„Nein, sie sind glatt und können so trocknen. Ich föhne sie nur wenn ich es eilig habe.“
„Dann solltest du jetzt deinen Tee bekommen und Anna hat dir bestimmt auch ein Schmerzmittel rausgelegt.“
„Ich würde alles für eine Schmerztablette tun!“
„Alles?“ Hackte Jona nach und Tessa wurde wieder mal rot. Blödes Mundwerk schalt sie sich selbst und weigerte sich etwas darauf zu antworten. „Wir sollten uns beim Tee besser kennenlernen.“ Meinte er dann lachend und führte sie die Treppe hinunter in eine schöne, aufgeräumte Küche.
Kapitel 7
Jetzt saß er mit einem Mädchen, das er nicht kannte in der Küche seiner Großeltern und merkte, wie sie sich unbehaglich wandte. „Alles okay?“ Ihre Finger umklammerten die Tasse, sodass ihre Knöchel weiß hervortraten. Sie nickte. „Aber etwas bedrückt dich doch oder?“ Hackte er nach und sie sah überrascht auf, er forderte sie mit einem Kopfnicken auf zu sprechen.
„Ich kann doch nicht das ganze Wochenende hierbleiben…“ Sie stockte. „Versteh mich bitte nicht falsch, ich bin euch wirklich dankbar, aber ich kenne euch nicht. Außerdem habe ich dein Auto bestimmt kaputt gemacht und…“ Jona hob die Hand und sofort verstummte sie. „Erst einmal: Es ist voll okay, wenn du nicht begeistert darauf reagierst, dass du heute hier übernachten sollst. Aber wenn Anna darauf besteht, dann wird sie ihre Gründe haben. Mein Kumpel hatte mal eine Gehirnerschütterung, er hat sich in einer Tour übergeben und hat alles doppelt und dreifach gesehen.“
„Wie ist es passiert?“ Wollte sie wissen. „Er ist Sportstudent und hat es übertrieben. Er ist ein richtiger Fanatiker, muss in allem der Beste sein. Und weil er beim Eishockey nicht verlieren wollte…“ Er sprach nicht zu Ende. „Letzten Endes lag er drei Tage im Krankenhaus und durfte lange keinen aktiven Sport mehr machen. Er muss bis heute auf seine Birne aufpassen.“
„Hat deine Oma ihn auch behandelt?“ „Nein,“ Jona schüttelte den Kopf. „Er lebt in London und wurde dort behandelt.“
„Ach war es…“ Sie überlegte kurz und fasste sich dabei an den pochenden Kopf. „Der, der überhaupt nicht singen kann? Shape of you oder?“
„Woher?“ Jona sah sie erstaunt an. „Ja Levi. Warst du damals da?“
„Ja, meine Freundin Clea hat sich mit ihm unterhalten, während du…“ Sie wusste selbst nicht, warum sie weitersprach, also beendete er ihren Satz. „Während ich auf der Bühne stand. Du warst damals da?“
„Ja, es war Zufall, wir hörten von weitem wie Levi den Song interpretierte und sind immer der Musik nach.“ Sie zuckte die Schultern. „Weißt du wie weit die Show mittlerweile ist? Und bist du weitergekommen?“
„Ja bin ich. Die haben jetzt die Top Ten ausgewählt. Bald geht es in die Live Shows. Die Castings sind ja fast durch, mit der TV-Ausstrahlung, dann kommt das Bootcamp und in zwei Wochen dann die Liveshows.“
„Wie aufregend!“ Tessa strahlte jetzt. „Weißt du, ich werde dort arbeiten!“ Ihre Lippen, waren voll und sie grinste ihn so überglücklich an ihre Augen standen im krassen Gegensatz zu ihrem dunklen Haar, denn diese strahlten in einem hellem braun. „Ist das der Praktikumsplatz von dem du erzählt hast?“
„Ich habe davon erzählt?“ Jona nickte. „Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern.“ Gab sie zu. „Erinnerst du dich denn noch daran, dass wir deine Hose nicht durchschneiden durften?“ Er grinste und sie wurde wieder rot. „Ja. Du bist ein gemeiner Hosenmörder.“
„Ich hätte dir zwei neue gekauft.“
„Designersachen sind teuer, du hast keine Ahnung von Mode, deswegen trägst du auch immer nur schwarz.“ „Du hast mich jetzt zweimal gesehen. Vielleicht ist es Zufall?“ Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor seinem schwarzen T-Shirt, sodass sein Bizeps hervortrat. „Nein,“ Tessa ließ sich nicht abwimmeln. „Du trägst überwiegend schwarz.“ Er hob ergeben die Hände. „Erwischt! Was wird deine Aufgabe in der Show?“ Wechselte er das Thema. „Ich möchte später gerne Visagistin werden und darf den Profis unter die Arme greifen, halt da aushelfen, wo ich gebracht werde. Ich hoffe, dass ich die Möglichkeit bekommen werde eins der Mädchen zu schminken. Du warst doch auch in der Show, sind die Kandidaten nett?“
„Die meisten Mädels zicken herum und sind Karrieregeil, sie würden alles tun um ins Finale zu kommen. Die Jungs, naja einer angeberischer als der andere. Singen würde ich sagen kann die Hälfte. Dana, sie ist gerade 17, sie ist das Küken und eine Klasse Sängerin, sie hat es echt drauf, nur braucht sie ewig bis sie einen Text kann, und englisch ist nicht so ihre Stärke. Ihr würde ich den Sieg gönnen, und Rico vielleicht, er könnte das Geld gut gebrauchen. Er hat Familie in Portugal und lebt hier um zu studieren. Allen anderen gönne ich es nicht.“
„Das ist so Aufregend!“ Wiederholte sie. „Kommst du auch noch ins Fernsehen? Clea und ich gucken jede Sendung, aber bis jetzt warst du noch nicht dabei.“
„Ich denke ich werde in der letzten Sendung ausgestrahlt.“
„Was hast du denn gesungen?“
„Hollywood Hills und einen Song von Alvaro.“
„Du kannst spanisch?“ Ungläubig sah sie ihn an. „Ja. Ich mag seinen Stil.“ Tessa nickte. „Ja ich auch.“
„Aber sag mal wie weit bist du eigentlich gekommen? Oder darfst du das nicht sagen?“
„Du meinst ich bin rausgeflogen?“ Jona sah sie an, und lächelte ihre Wangen färbten sich leicht rötlich und sie nahm die Tasse um etwas zu trinken. Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Du hast ja nichts angedeutet.“ Nuschelte sie an der Tasse und stellte sie dann wieder auf den Tisch. „Bist du noch dabei? Bist du einer der zehn?“
Er nickte. „Deswegen lebe ich ja noch hier bei meinen Großeltern.“ Erklärte er.
„Dann kenne ich ja schon jemanden, wenn ich anfangen werde zu arbeiten.“ Sie lächelte zufrieden. „Aber vermisst du deine Familie nicht schrecklich? Du kannst ja nicht mal eben rüber fliegen und sie besuchen.“
Er durfte ihr nicht erzählen wer er wirklich war, sie war Teil der Show und könnte sich verplappern. „Ja ich vermisse sie.“ Das er erst vorgestern dort war musste sie ja nicht wissen.
„Meine Eltern sind auch öfter weg mein Vater ist Pilot und meine Mutter Stewardess und ab und zu fliegen sie zusammen weg. Jetzt sind sie gerade unterwegs nach China, deswegen bin ich das Wochenende allein. Ich vermisse sie dann immer ganz schnell, vor allem seitdem mein Bruder in der Schweiz lebt. Ich bin kein Mensch, der gerne alleine ist.“
„Mir macht das Alleinsein nichts aus. Ich habe drei kleine Geschwister und immer will jemand etwas von mir.“ Er zuckte mit den Schultern. „Drei Geschwister? Das ist ja schön, ich hätte auch gerne noch mehr Geschwister gehabt. Erzähl mir von ihnen.“ Forderte sie ihn auf. „Da gibt es nicht viel zu sagen. Faith ist 13 und eine kleine Diva geworden, die Zwillinge Dave und Jim sind 10 und lieben es Blödsinn zu machen. Zu Hause in unserem Wald hinter dem Haus, leben sie schon fast.“
„Euch gehört ein Wald?“ Tessa machte große Augen. Jona schluckte, er musste aufpassen was er sagte, er wollte nicht Lügen, das war nicht seine Art. „Hinter unserem Haus ist ein Wald. Besser?“ Er grinste und auch Tessa lächelte. Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile, dann bemerkte Jona, dass Tessa müde wurde. „Vielleicht solltest du dich etwas hinlegen?“
„Das ist eine gute Idee.“
„Hast du sonst irgendwelche schmerzen?“
„Ich habe Kopfschmerzen und mir ist leicht schwindelig.“ Stellte sie fest, als sie aufstand. Jona legte seinen Arm unter ihren und half ihr die Treppe hoch. Dort führte er sie in ein schön eingerichtetes Gästezimmer. „Das war mal das Zimmer von meiner Mutter, als sie während eines Schüleraustausches hier gelebt hatte. Hinter dieser Schiebetür befindet sich ein Badezimmer.“ Er deutete auf eine Tür an der Wand die Tessa nicht als solche wahrgenommen hatte. „Oh,“ Sie sah zu ihm und dann wieder zur Tür. „Deine Mutter hat bei einem Schüleraustausch deinen Vater kennengelernt?“ Jona nickte und half ihr sich auf das Bett zu setzen. „Die Geschichte möchte ich gerne hören, hört sich romantisch an.“ Sie ließ sich in die Kissen fallen und schloss Müde die Augen. „Ja sehr romantisch.“ Flüsterte Jona, „so bin ich schließlich entstanden.“
„Hmm?“
„Schlaf jetzt. Wenn was ist ruf mich, ich bin in meinem Zimmer.“
Tessa drehte sich zur Seite und Jona verließ das Zimmer, ließ die Tür aber weit offenstehen.
Tessa drehte sich in ihrem Bett und öffnete schläfrig die Augen. Es roch so himmlisch nach Essen und automatisch meldete sich ihr Magen. Plötzlich richtete sie sich auf. Dies war gar nicht ihr Bett! Verwirrt rieb sie sich die Augen. Wo war sie nur? Sie blickte sich in dem Zimmer um, doch sie kannte es nicht. Sie hatte es noch nie gesehen. Ihr Herz schlug plötzlich wie wild in ihrer Brust. Ihr Schädel pochte und dann fing das Zimmer an sich zu drehen. Sie legte ihre Hände an den Kopf und sah einen Bluterguss an ihrem Handgelenk. Wurde sie entführt? Hatte man ihr wehgetan? Sie schrie!
Jona stand mit seinem Großvater vor dem Audi um sich den Schaden anzusehen. „Deinem Auto geht es gut, von ihrem Fahrrad kann man das nicht behaupten.“ Hatte er stirnrunzelnd gesagt. Das Vorderrad war komplett verbogen und der Korb, der am Lenkrad befestigt war hatte einige Stellen in denen er eingedrückt war. „Wäre ich doch nur ein bisschen schneller gewesen, und hätte das Auto schon verkauft. Schließlich steht es hier schon seit Wochen nur so rum.“
„Du hättest dir einfach kein neues kaufen sollen.“
„Ich fahre nicht mit einem Audi A3 rum!“
„Ach und dein Mercedes ist besser?“ Meinte er ironisch.
„Ja, zwar ein Jahreswagen, aber immerhin ist es ein Geländewagen und keine Tussikutsche.“ Sagte Jona nur und damit war die Diskussion für ihn beendet. Er ging zurück zum Haus in die Küche, in der Anna mit den Vorbereitungen für das Abendessen beschäftigt war und Josef folgte ihm. Jona nahm sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank „Möchtest du auch etwas trinken?“ Fragte er seinen Opa, doch dieser schüttelte nur den Kopf. Gerade als Jona sich an den Tisch setzen wollte hörten sie von oben einen gellenden Schrei. Er ließ die Flasche auf den Boden fallen und noch bevor Anna oder Josef reagieren konnte stürmte er die Treppe hoch und in das Zimmer von Tessa. Sie saß im Bett und schrie sie blickte auf ihre Hände und schrie wieder. Dann sah sie ihn und sie fing an noch panischer zu kreischen. „Tessa!“ Rief er durch ihr Geschrei. „Was ist los?“ Er war mit drei großen Schritten beim Bett und setzte sich auf die Kante. Sie wich erschrocken vor ihm zurück. „Tessa? Weißt du nicht wer ich bin?“
Sie schlug sich die Hände vor den Mund und versuchte krampfhaft aufzuhören so zu kreischen. „Alles ist gut. Atme, dir tut niemand etwas.“ Redete er leise auf sie ein. Seine Großeltern erschienen in der Tür und beobachteten das Szenario. Griffen jedoch nicht ein. „Tessa, ganz ruhig, beruhige dich. Alles ist gut.“ Er legte seine Hand auf die ihre, die sie immer noch vor ihren Mund geschlagen hatte. „Ich bin´s Jona.“ Er zog ihre Hand herunter und drückte sie sanft. „Du hattest einen Unfall und eine Gehirnerschütterung. Erinnerst du dich?“ Tränen liefen über ihre Wangen doch langsam nickte sie. „Ich habe mich nur so furchtbar erschreckt.“ Versuchte sie ihm zu erklären. „Ich kannte nichts und…“ „Psst…“ unterbrach er sie und zog sie in seinen Arm als ihre Schluchzer langsam verebbten schob er sie vorsichtig von sich. „Hast du Hunger?“ Automatisch nickte sie und Jona lächelte. „Komm wir gehen nach unten. Anna und Josef waren nicht mehr an der Tür. „Ich sollte mich erst einmal frisch machen.“ Flüsterte sie. Er half ihr auf die Beine und schob sie dann in Richtung Badezimmer. „Ich werde hier auf dich warten.“
„Danke.“ Sie ließ die Tür einen Spaltbreit offenstehen und er hörte Wasser rauschen. Wenig später stand sie in der Tür. „Es tut mir leid, dass ich so geschrien habe, aber…“
„Hör bitte auf dich zu entschuldigen, ich hätte öfter nach dir sehen sollen, aber immer, wenn ich hier war hast du friedlich geschlafen.“
„Danke.“ Flüsterte sie noch einmal und ging zur Tür. Jona legte seine Hand auf ihren Rücken und führte sie die Treppe hinab in die Küche. Dort saßen seine Großeltern am Tisch und Tessa wurde rot. „Es tut mir leid, dass ich so durchgedreht bin, ich wusste nicht wo ich war und…“
„Alles gut Tessa, Gedächtnislücken sind bei einer Gehirnerschütterung ganz normal. Es wird von jetzt an immer besser werden.“ Anna drückte Tessas Hand und führte sie zum Tisch. „Das ist Josef, mein Mann.“ Josef hielt Tessa die Hand hin und sie legte ihre kleine in die riesige Hand des großen Mannes. „Du bist also die Tessa.“ Er grinste sie freundlich an und bot ihr einen Stuhl an. „Das Essen ist fertig.“ Sagte Anna und stellte eine Auflaufform auf den Tisch und setzte sich dann neben Josef. „Lass uns für das Essen danken.“ Sagte Josef und Anna und Jona falteten die Hände und schlossen die Augen, also tat Tessa es ihnen gleich. Auch wenn sie sich sehr wunderte. Josef dankte für das Essen und bat Gott, dass sie schnell wieder gesund wurde. Ihr wurde ganz heiß, es hatte noch nie jemand für sie gebetet. Das war ein komisches Gefühl und doch irgendwie schön. Sie unterhielten sich beim Essen und langsam lernte Tessa diese Familie in die sie geraten war besser kennen.
„Weißt du, wo meine Tasche ist? Darin ist mein Handy, Clea wartet bestimmt schon auf meinen Anruf.“ Tessa und Jona saßen mittlerweile allein in der Küche. Anna und Josef waren zu einem Spaziergang aufgebrochen.
„Oh, deine Tasche habe ich ins Auto gelegt, ich hole sie eben.“
„Danke.“ Tessa sah dem gutaussehenden jungen Mann nach. Sie konnte noch immer nicht fassen, dass sie ihm vor das Auto gefahren war. Damals, als sie ihn auf der Bühne gesehen hatte, hätte sie nicht im Traum daran gedacht, dass sie ihn jemals besser kennenlernen würde. Und niemals hätte sie so einen Charakter hinter seinem perfekten äußeren erahnt. Er war rücksichtsvoll und ehrlich, er hatte nicht mal hingesehen als er sie ausgezogen hatte! Und beim Duschen, welcher Typ würde nicht mal Mäuschen spielen? Sie schloss die Augen und träumte vor sich hin, plötzlich kam ihr ein Gedanke. Was wenn er sie überhaupt nicht attraktiv fand? Eigentlich fand sie sich hübsch, ohne eitel zu sein. Sie hatte langes dunkles, fast pechschwarzes Haar, einen vollen Mund, eine Nase die zwar klein und zierlich war, dafür aber perfekt in ihr Gesicht passte, ihre Augen waren braun und ihre Augenbrauen dunkel und hatten einen perfekten Schwung. Außerdem mochte sie ihre ausgeprägten Wangenknochen. Sie war knapp über 1,70 und war schlank. Vielleicht fand er sie einfach zu jung? Wieso machte sie sich eigentlich Gedanken über sowas, schalt sie sich. Sie kannte ihn doch kaum. Vielleicht hatte er aber auch eine Freundin? Vielleicht hatte er ja deshalb immer so reagiert? Sie grübelte noch ein wenig weiter und plötzlich stand er wieder in der Küche und hielt ihre Tasche in der Hand. Sie war noch immer nass Tessa stand auf und wühlte kurz darin herum bis sie ihr Handy herauszog. „Ich bringe die Tasche in dein Zimmer solange kannst du deine Nachrichten checken.“
„Danke.“ Murmelte sie und tippte schon auf ihrem Handy. Clea hatte ihr nur drei Nachrichten geschickt. In der dritten ging es ihr schon besser und sie übergab sich nicht mehr. Sie würde sie nachher anrufen, wenn sie in ihrem Zimmer war. Jona kam die Treppe wieder herunter.
„Und alles klar?“ Fragte er mit einem Blick auf das Telefon, dass sie noch immer in der Hand hielt. Sie nickte. „Nichts wichtiges dabei.“
„Deine Freundin?“
„Die ist so krank, da kümmert es sie wohl im Moment nicht, dass ich mich nicht gemeldet habe.“
„Okay. Brauchst du noch irgendwas? Ich habe gedacht, dass du vielleicht nach Hause möchtest um dir ein paar Sachen zu holen. Ich könnte dich fahren.“
„Wirklich?“ Sie strahlte. „Gerne, danke! Ich würde mich wirklich in meinen eigenen Sachen wohler fühlen.“
Jona lächelte sie an. „Na dann komm!“
Als er sie zu seinem neuen Auto führte stockte sie kurz. „Aber das ist doch nicht das Auto das ich angefahren habe?“ Er grinste über ihre Wortwahl und half ihr in seinen neuen gebrauchten Mercedes Geländewagen. „Nein, das war der Audi. Ich wollte damit zum Autohändler um es zu verkaufen.“
„Verkaufen? Und jetzt habe ich es kaputt gemacht?“ Geschockt sah sie ihn an und er lachte, schlug ihre Tür zu und ging ums Auto. „Es hat eher dich kaputt gemacht und dein Rad auch.“ Er startete den Wagen. „Wo müssen wir lang?“ Sie erklärte ihm kurz den Weg und kam wieder auf das ursprüngliche Thema zurück. Aber Jona versicherte ihr, dass der Audi den Unfall gut überstanden hatte und sie sich lieber keine Sorgen machen sollte. Als er den Motor vor ihrem Haus ausstellte fragte er ob er im Auto warten sollte, doch sie lud ihn ein mit ins Haus zu kommen. Sie führte ihn in ihr Zimmer. „Du kannst dich dort auf das Sofa setzen, ich hole nur eben ein paar Sachen. Sie ging rüber ins Bad und klapperte dort ein wenig herum. Jona sah sich neugierig in ihrem Zimmer um. Überall lagen Modezeitschriften herum, an den Wänden hatte sie Bilder von Models in komischen Klamotten. Auf ihrem Schreibtisch tummelten sich Blätter auf denen sie selbst Outfits gezeichnet hatte, und diese dann farblich angemalt. Er fand ihre Arbeit gut, er kannte sich zwar nicht damit aus, aber er musste zugeben, dass er wohl keine Probleme damit haben würde, wenn sie ihn einkleiden würde. Er zog es wirklich vor eher schlicht und schwarz zu tragen, aber ehrlich gesagt, hatte Tessa recht. Er hatte einfach keine Ahnung von Mode.
Tessa packte unterdessen ein paar Sachen ein, lief von einem Schrank zu einer Kommode, dann wieder zum Schrank. „Denk dran, du bleibst nur ein Wochenende.“ Rief Jona ihr lachend zu, stand vom Sofa auf und ging ein wenig in ihrem Zimmer umher. „Weißt du eigentlich was ich alles brauche? Hättest du was dagegen, wenn ich mich schnell umziehe? Ich fühle mich in meinen eigenen Sachen wohler.“
„Ich habe heute nichts mehr vor. Außer du willst noch wohin?“
„Nein. Ich habe immer noch ein leichtes pochen im Kopf, ich hätte nichts gegen einen gemütlichen Abend zu Hause…“ Sie stolperte kurz. „Ich meine… Naja einfach…“ Sie stotterte herum. „Ich weiß schon was du meinst.“ Erlöste Jona sie aus ihrer Lage und ließ sich auf ihr Bett fallen, anscheinend würde das hier alles ein bisschen länger dauern. Er faltete seine Hände im Nacken zusammen und starrte an die Decke. „Sorry, dass es so lange dauert, aber ich bin sofort fertig.“ Rief Tessa aus dem Bad. Er hörte wie sie das Licht ausschaltete und setzte sich auf. „So ich bin soweit, von mir aus können wir los.“
Das erste, was er sah war, dass sie sich geschminkt hatte. Er sah auf die Uhr, dann zurück zu ihr. „Bist du sicher, dass du nicht noch irgendwohin wolltest?“
„Wieso?“ Verwirrt sah sie ihn an.
„Du siehst so aus, als wenn du noch eine Verabredung hättest.“
„Ich bin immer Top gestylt. Ohne Makeup fühle ich mich nicht wohl.“ Erklärte sie.
„Von mir aus. Können wir dann los?“
Sie nickte und schalt sich eine dumme Gans. Wieso war sie von seiner Reaktion auf sie so enttäuscht? Es konnte ihr doch eigentlich egal sein, was er von ihr hielt! Trotzdem war sie traurig, gerade von ihm hätte sie gerne gehört, dass sie toll aussah. Auch wenn sie Sportklamotten trug.
Kapitel 8
Am nächsten Morgen wachte Jona früh auf und entschied eine Runde joggen zu gehen. Er zog sich eine Shorts und ein Muskelshirt an und ging die Treppe herunter. Seine Großeltern waren schon in der Küche. „Wieso seid ihr nur immer so früh wach?“ Fragte er gutgelaunt und nahm sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. „Wir gehen zeitig ins Bett, dann stehen wir auch zeitig auf.“ Josef zwinkerte ihm zu. „Ich war auch nicht lange auf.“ Verteidigte Jona sich. Er und Tessa waren auf ihre Zimmer gegangen, als sie nach Hause kamen und weil ihm langweilig war hatte er sich einfach schlafen gelegt. „Hast du nach Tessa gesehen?“ Erkundigte sich jetzt Anna. „Sie schläft, ich gehe da doch nicht in ihr Zimmer!“
„Sie hat immer noch eine Gehirnerschütterung. Es kann sein das sie schmerzen hat. Hast du die ganz Nacht nicht nach ihr geschaut?“ Jona schüttelte den Kopf. „Ich habe ihr gesagt, dass sie kommen soll, wenn sie etwas hat oder etwas braucht. Sie kam nicht, also denke ich mal, dass es ihr gut geht.“ Er ging in den Flur und zog sich seine Laufschuhe an. „Ich bin in ungefähr einer halben Stunde wieder da.“ Rief er noch über die Schulter und schloss dann die Tür hinter sich. Er lief seine übliche Runde und ging dann in den Garten um dort noch ein paar Push Ups und Klimmzüge zu machen. Völlig verschwitzt und gut gelaunt betrat er wieder das Haus und lief die Treppe hoch, gerade als er in sein Bad wollte kam Tessa aus ihrem Zimmer. Sie sah fantastisch aus, dachte er. Sie trug eine enganliegende schwarze Jeans und ein buntes Top, das einen streifen ihres Bauches entblößte ihre Haare vielen ihr offen über die Schultern. „Guten Morgen!“ Wünschte er ihr und schloss dann die Badezimmertür hinter sich.
Als er zwanzig Minuten später frisch und munter nach unten in die Küche ging um zu frühstücken, plauderten seine Großeltern mit Tessa, die an einem Brötchen knabberte. Er setzte sich zu ihnen, goss sich einen Kaffee ein und schmierte sich großzügig Butter auf sein Brötchen. Das Essen verlief ganz harmonisch, meist erzählte Anna von der Familie und den vielen Enkelkindern. Nach dem Frühstück gingen Anna und Tessa ein bisschen nach draußen und Jona lief in sein Zimmer, er wollte nur schnell sein Handy holen und sich dann um sein Auto kümmern, er wollte es endlich loswerden. Doch gerade als er in sein Zimmer kam, klingelte sein Handy. Ein Blick auf das Display zeigte ihm, dass es sein Vater war. „Hi, Dad!“ Begrüßte er ihn munter. „Jona, kannst du nach Hause kommen?“
Sofort war Jona auf der Hut. „Was ist passiert? Geht es allen gut?“
„Ja, es geht allen gut, aber deine Mutter hat sich den Knöchel beim reiten verletzt, das Pferd hat gescheut und sie ist heruntergefallen. Ich kümmere mich um alles, aber jetzt ist in Spanien ein Problem in der Firma aufgetreten und ich muss dahin. Du müsstest dich um die Kinder kümmern.“
„Die Kinder sind eigentlich alt genug um sich um sich selbst zu kümmern, aber natürlich komme ich um Mum zu helfen. Holst du mich ab?“
„Ja, ich fliege in einer Stunde los. Kommst du zu Flugplatz?“ „Ja sicher, Opa kann mich bringen.“ „Wann musst du wieder zurück sein? Wann geht die Show los?“ Wollte Liam noch wissen. „Es reicht, wenn ich spätestens in 2 Wochen da bin. Dann werden wir erfahren, wie es weiter geht.“
„Okay, ich denke ich werde das Problem in spätestens einer Woche gelöst haben, dann kannst du zeitig wieder zurück.“ Sie verabschiedeten sich und Jona lief nach unten in die Küche. „Ich muss nach Hause,“ erklärte er seinem Großvater. „Mum hat sich verletzt und Dad muss beruflich weg. Kannst du mich zum Flugplatz bringen?“
„Wann musst du los? Und kannst du es mir auch alles ein bisschen genauer erklären?“
Jona berichtete ihm alles, was er wusste und eine Stunde später waren sie zur Abfahrt bereit. „Schade, das Oma noch nicht wieder da ist, ich hätte mich gerne von ihr verabschiedet.“
„Und von Tessa.“ Fügte Josef hinzu und stieß ihn leicht in die Seite.
„Das musst du jetzt für mich erledigen, komm wir müssen los.“
Ein paar Stunden später war Jona wieder zu Hause. Er begrüßte seine Mutter, die im Wohnzimmer auf dem Sofa lag und die Nachrichten im Fernsehen schaute. Bei seinem eintreffen schaltete sie den Fernseher aus und lächelte ihn an. „Jona, du hättest nicht kommen müssen, es ist halb so wild.“ Er küsste sie auf die Wange und setzte sich neben sie. „Es gibt keinen Ort, wo ich im Moment lieber wäre.“ „Ach du bist süß!“ Sie knuffte ihn in die Seite. „Komm erzähl wie geht es deinen Großeltern? Hast du mittlerweile Freunde gefunden?“
Jona erzählte ihr von Tessa und dem Unfall. Sie unterhielten sich noch eine Weile, dann beschloss Jona nach seinen Geschwistern zu schauen. Die Zwillinge Jim und Dave waren im Garten und badeten im Pool. „Hey Jungs!“ Begrüßte er die beiden, ist es da drinnen nicht noch ein bisschen zu kalt?“ Die beiden hießen ihren großen Bruder freudestrahlend Willkommen. „Nein, gar nicht!“ Rief Jim. „Die Poolheizung ist an, hier drin ist es warm wie in einer Badewanne!“ Jona grinste. „Was hält ihr davon, wenn ihr euch anzieht und wir zusammen in den Baumarkt fahren um alles für euer Baumhaus einzukaufen? Ich bleibe ein paar Tage und habe es euch ja versprochen.“
Die beiden jubelten und sprangen aus dem Wasser. Jona ging in sein Zimmer um sich selbst ein wenig frisch zu machen. Als er Musik aus dem Zimmer von Faith hörte klopfte er an und öffnete dann die Tür. „Na Schwesterchen, wie geht es dir?“ Faith lag auf ihrem Bett und las in einem Buch, als sie ihren Bruder erblickte sah sie erstaunt auf. „Musst du nicht in Deutschland sein und ein Star werden?“ Sie setzte sich im Bett auf und sah ihn fragend an.
„Mum braucht mich.“
„Ich kann ihr genauso gut helfen.“ Meinte sie trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Das weiß ich doch.“ Beruhigte er die dreizehnjährige. „Aber du hast Schule, und die Jungs und Mum brauchen regelmäßig essen. Und du kannst nicht kochen, wenn du erst um drei aus der Schule zurück bist.“ Ihre Züge wurden wieder weicher. „Bei der Wäsche werde ich dir nicht im Wege sein.“ Er lachte und auch Faith konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ich fahre gleich mit den Jungs in den Baumarkt, wir wollen Holz für das Baumhaus kaufen. Hast du Lust uns zu helfen?“ Er rechnete zwar nicht damit, dass sie zusagen würde, aber er wollte sie von diesem Projekt nicht ausschließen. Und zu seiner Überraschung stimmte sie sogar zu.
Jona hatte viel Spaß mit seinen Geschwistern und sie stellten das Baumhaus in ein paar Tagen auf.
Auch seine Freunde erfuhren, dass er wieder im Lande war und luden ihn ein mit ihnen ins Kino zu gehen. Er hatte zwar Spaß mit ihnen, aber die Jungs hatten alle ihre Freundinnen mit und er kam sich komisch vor. Selbst Levi hatte mittlerweile eine Freundin, sie hieß Anna und war nett und hübsch, sie studierten an der gleichen Uni und hatten sich auf dem Campus kennengelernt. Auch die anderen beiden Freunde Craig und Bob hatten Freundinnen, auch wenn es diesmal andere waren als noch beim letzten Mal, er fand beide Komisch und nicht sehr sympathisch. Vor allem nachdem sie wussten, wer er war, waren sie sehr interessiert an ihm. Er ging ihnen aus dem Weg und sobald der Film zu Ende war verabschiedete er sich von den Paaren und stieg in seinen Ferrari. Die interessierten Blicke der Mädels ignorierte er. Er fuhr noch ein wenig in der Stadt herum, er liebte London bei Nacht, auch wenn die Stadt selbst nie wirklich schlief.
Am nächsten Tag kam Levi mit seinen Eltern zu Besuch und Jona hatte mal frei vom Haushalt, da Lucy sich um alles kümmerte. Matt mähte den Rasen, obwohl das gar nicht nötig war und strich dann mit den Kindern das Baumhaus Olivgrün. Jona verzog sich mit Levi in das Aufnahmestudio und dort verbrachten sie fast den ganzen Tag.
„Wusstest du, das Cazo verhaftet wurde?“
„Was echt? Haben die ihn bei einem Rennen erwischt?“
Levi schüttelte den Kopf. „Nein, er hat einem Typen, der ihm Geld schuldete Krankenhausreif geschlagen. Die Bullen standen schneller vor seiner Tür als er dachte. Er sitzt jetzt in Untersuchungshaft bis er dem Haftrichter vorgeführt wird.“
„Krass…“ Meinte Jona und damit war das Thema auch schon wieder vom Tisch. „Sag mal erinnerst du dich noch an das offene Casting?“
Levi nickte und ging zu dem kleinem Kühlschrank um sich eine Cola zu holen. „Willst du auch was?“ Jona schüttelte den Kopf und Levi setzte sich wieder auf das alte bequeme Sofa, streckte die Beine aus und trank von der Cola. „Du bräuchtest hier noch so ne Art Snackbar, eine Tüte Chips könnte ich jetzt verdrücken.“ Jona stand auf und holte unter dem Mischpult eine Tüte hervor und warf sie ihm rüber, gekonnt fing Levi sie auf. Dann grinste er. „Danke! Also was war jetzt mit dem Casting?“
„Du hast dich während meines Auftritts mit einem Mädchen unterhalten, erinnerst du dich?“
„Ein Mädchen?“ Levi setzte sich auf einmal interessiert auf. „Du hast eine kennengelernt?“
„Es ist nicht so wie du denkst.“
„Diesen Satz sagen sie immer, wenn man sie erwischt hat.“ Levi lachte und Jona schüttelte den Kopf. „Spaßvogel! Nein wirklich, du hast dich da mit einem Mädchen unterhalten und sie hatte eine Freundin, die habe ich ausversehen angefahren.“
„Du hast ein Mädchen angefahren und das erfahre ich erst jetzt?“
„Naja, so gesehen ist sie in mich gefahren. Es hat ziemlich stürmisch geregnet und sie konnte nichts sehen, und die Ausfahrt bei meinen Großeltern ist wirklich nicht gut einsehbar. Sie krachte also auf meine Motorhaube.“ Levi verschränkte die Finger unter seinem Kinn und hörte Aufmerksam zu. „Im ersten Moment war ich so geschockt, dass ich ein paar Sekunden brauchte um zu realisieren, was da passiert war.“ Er erzählte Levi alles und endete damit, dass Tessa bei der Show war um den Stylisten unter die Arme zu greifen. „Ist sie hübsch?“ Wollte Levi wissen, als er endete. Jona lachte und schlug ihm gegen die Schulter. „Ja, sehr hübsch, ihre Haare gehen ihr bis zur Taille und sind pechschwarz und glatt. Ihre Augen sind hellbraun. Sie ist schlank und nicht klein.“
„Sie steht im krassen Gegensatz zu den Mädchen die du sonst bevorzugst.“ Meinte Levi, der Jonas Vorlieben von blonden Mädchen kannte.
„Ich habe gesagt, dass sie Hübsch ist, nicht das ich auf sie stehe.“ Stellte Jona klar und Levi grinste wissend vor sich hin. „Wenn ich dich besuchen komme, dann will ich sie kennenlernen.“
Kapitel 9
„Und er ist einfach abgehauen?“ Clea, sah ihre Freundin ungläubig an. Es waren mittlerweile ein paar Tage vergangen und Clea war endlich wieder gesund, sodass die Freundinnen sich endlich wieder treffen konnten. Tessa nickte und zog die Beine unter sich. „Es war wohl wirklich ein Notfall, seiner Mutter ging es nicht gut und er musste ihr helfen, aber ist ja auch egal. Wie sind wir eigentlich wieder bei diesem Thema gelandet? Ich habe dir bestimmt schon dreimal alles erzählt.“
„Ja, aber nicht live. Ich frage mich, wie er einfach so wegfahren konnte.“
„Ich frage mich das nicht.“
Clea verdrehte die Augen. „Und er hat wirklich nicht Mäuschen gespielt, als du duschen warst?“
„Nein, er ist irgendwie anders.“ Tessa sah aus dem Fenster. „Ich hatte das Gefühl, das er mich gar nicht wahrnahm, ich will nicht eitel sein, aber so wie er reagieren die Jungs eigentlich nicht auf mich.“
„Ich weiß, dein Aussehen müsste man haben. Und deine Gene! Ich hasse Joggen!“ Beschwerte sich Clea. „Ach komm…“ Wehrte diese ab. „Ich mache auch Sport.“
„Aber nur, weil du es magst! Ekelig! Wie kann man nur?“
Tessa lachte. „Meinst du er hat eine Freundin? Oder er hat einen anderen Typ.“
„Stehst du auf ihn?“
„Hast du ihn dir mal angesehen?“
„Ja, zweimal in der Woche abends um kurz nach acht.“ Clea lachte, und sie wusste auch, dass ihre Freundin für Jona schwärmte, seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Und auch in der Sendung war Jona anders als alle anderen Kandidaten. Er drängte sich nicht nach vorne und bei Interviews gab er sich meinst geheimnisvoll. Die beiden spekulierten, ob es vielleicht seine Rolle in der Show war. Aber mittlerweile war Tessa sich nicht mehr ganz sicher. „Er wirkt so grüblerisch und hat keine Ahnung von Mode, oder er tut nur so.“
„Bald seht ihr beide euch ja öfter, dann kannst du ihn ja ein bisschen beraten.“ Grinste Clea und diesmal war es Tessa die die Augen verdrehte.
Zwei Stunden später brach Tessa auf um nach Hause zu fahren, es war draußen noch hell und angenehm warm. Sie beschloss noch ein wenig durch die Stadt zu fahren, ihre Eltern waren heute Abend nicht zu Hause und sie hatte noch keine Lust in ein einsames Haus zu kommen. Plötzlich erkannte sie wo sie war, sie fuhr wie von selbst an dem Haus von Jonas Großeltern vorbei. Anna und Josef saßen vor der Haustür auf einer Bank und genossen noch die letzten Sonnenstrahlen. Spontan klingelte sie und grinste die beiden an, während sie auf sie zu fuhr. „Guten Abend ihr zwei. Genießt ihr das Wetter?“
Anna und Josef grinsten. „Oh Tessa, wie schön, dass du mal wieder vorbeischaust!“ Anna freute sich und stand auf um Tessa in die Arme zu nehmen, auch Josef erhob sich und gab ihr zur Begrüßung die Hand. „Welch eine wundervolle Überraschung! Du bleibst doch zum Abendessen oder? Ich habe einen leckeren Braten im Ofen.“
„Ich wollte euch eigentlich nur Hallo sagen, ehrlich gesagt weiß ich gar nicht so genau wie ich hier gelandet bin. Ich war bei meiner Freundin, aber das Wetter war so schön und zu Hause erwartet mich niemand, da dachte ich, dass ich noch ein bisschen durch die Stadt fahre.“ Erklärte sie woraufhin Anna noch mehr darauf beharrte, dass sie blieb und schließlich gab Tessa nach und sagte zu.
Plötzlich rief Josef: „Er kommt!“ Er sprang auf, auch Anna stand auf und sah freudig zur Straße, ein strahlendes Lächeln im Gesicht. „Oh wie schön!“
Tessa wollte gerade fragen, wer denn käme, als sie es selbst sah. Jona! Am liebsten würde sie sich so schnell wie möglich aus dem Staub machen, aber das wäre komisch von ihr. So stellte sie sich an die Hauswand und wartete bis Jona ausstieg um seine Großeltern zu begrüßen, vielleicht konnte sie ja eine Ausrede erfinden? Doch noch bevor sie sich auch nur ansatzweise etwas ausdenken konnte, ging die Beifahrerseite ebenfalls auf und ein Mann stieg aus. Das musste sein Vater sein, und er sah ebenfalls unglaublich gut aus. Zusammen konnten die beiden einen schon einschüchtern. Wie konnte man nur so gut aussehen? Vielleicht war es ja doch nicht sein Vater? Er sah so jung aus, es könnte ja auch ein Freund von ihm sein, aber dann wäre der Altersunterschied doch ein bisschen zu groß. „Oh Liam, wie schön, dass du auch gekommen bist. Bleibst du etwas?“ Anna nahm den Mann freudestrahlend in die Arme.
„Ich fliege morgen nach dem Frühstück wieder nach Hause.“
„Mein Sohn!“ Josef drückte Liam fest an sich. „Du warst schon so lange nicht mehr zu Hause“
Liam nickte und genoss die Umarmung. „Leider kann ich nicht länger bleiben, ich muss nach Italien, Probleme bei einem Bauprojekt.“ Erklärte er, dann sah er Tessa und stockte kurz, hatte sich aber sofort wieder im Griff und grinste sie an. „Na wen haben wir denn da?“
„Hi Tessa!“ Jona hob die Hand zum Gruß, irgendwie war es komisch, sie kannten sich nicht gut genug um sich zur Begrüßung zu umarmen, aber ein Händeschütteln wäre richtig komisch gewesen. Linkisch hob auch Tessa die Hand und winkte. „Hi.“
„Dad, das ist Tessa, Tessa mein Vater Liam.“
„Ach das Mädchen, das dein Auto zu schrott gefahren hat?“ Fragte er belustigt und hielt ihr lächelnd die Hand hin. „Schön dich kennen zu lernen.“ Tessa gab ihm die Hand, kreidebleich. „Du hattest doch gesagt, dass dein Auto nichts abbekommen hat…“ Jetzt wurde sie rot. „Ich bezahle natürlich die Reparatur… Wieso hast du…“
„Du hast mein Auto nicht kaputt gemacht, ich wollte nur ein neues.“
„Ein neues? Das war doch neu!“
„Siehst du? Es war neu!“ Beschwerte sich Liam bei seinem Sohn. „Mit nichts bist du zufrieden. Was hatte der Wagen denn?“
„Nichts.“ Jona grinste. „Es war nur eine gute Ausrede und keine Lüge.“ Er zuckte mit den Schultern. „Tessa ist nur mit ihrem Vorderrad an die Felge gefahren.“
„Ich bin auf der Motorhaube gelandet!“ Protestierte sie.
„Da war nichts.“ Beruhigte Jona sie. „Siehst du was du anrichtest? Du machst ihr ein schlechtes Gewissen!“ Beschwerte er sich bei seinem Dad und dieser grinste. „Du bekommst aber auch immer was du willst!“ Meinte Liam gut gelaunt und sagte zu Tessa: „Keine Sorge, er hätte sich so oder so ein anderes Auto geholt.“ „Theoretisch hatte ich schon das neue, ich musste nur noch den Audi wegbringen.“ Gab Jona grinsend zu, dabei zeigte sich ein kleines Grübchen an seiner rechten Wange und Tessa konnte nicht anders als ihn anzuschauen. Liam lachte: „War ja klar!“ Dann drehte er sich zu seinen Eltern, die diese Unterhaltung amüsiert mitverfolgt hatten. „Mama rieche ich da etwa Braten?“ Anna lachte. „Komm rein, er müsste schon fertig sein.“ Sie ging voran und Josef und Liam folgten ihr. Tessa sah ihnen nach und dann wieder zu Jona, der sich nicht vom Fleck bewegt hatte. Wahrscheinlich wusste er nichts mit ihr anzufangen. „Ich sollte dann wohl langsam los, war schön euch …“ „Tsts.“ Schnalzte Anna auf der Treppe vor der Haustür. „Du hast gesagt, dass du zum Essen bleibst.“
„Aber da wusste ich nicht, dass ihr Besuch bekommt.“ Widersprach sie. „Besuch?“ Anna lachte, „das ist kein Besuch, die beiden sind Familie.“ „Aber ich will mich nicht aufdrängen.“ Versuchte Tessa es noch einmal. „Du drängst dich doch nicht auf. Es ist noch früh und deine Eltern sind arbeiten. Hier bekommst du eine warme Mahlzeit und gute Unterhaltung.“ Sie deutete von Jona zu seinem Vater und wieder zurück.
„Ich weiß nicht…“ Unbehaglich sah sie von Anna zu Jona und Liam hin und her. Josef schüttelte den Kopf und ging ins Haus. „Sie hat zugesagt?“ Versicherte Liam sich und Anna nickte. „Jonathan, sieh zu, dass du das Mädchen ins Haus bekommst. Notfalls schmeiß sie dir über die Schulter.“
„Nenn mich nicht Jonathan!“ Protestierte Jona und wandte sich dann an Tessa. „Er meint es ernst.“ Flüsterte er ihr zu um dann wieder lauter zu rufen: „Aber ich bin ein Gentleman und kein Steinzeitmensch. Ich werfe mir keine Frauen über die Schultern!“ Liam lachte. „Diese solltest du vielleicht, die hübschen sind immer schnell weg. Kommt ihr jetzt?“ Fragte er dann grinsend in ihre Richtung. Tessa war immer noch leicht unentschlossen und das Kompliment, dass Jonas Vater ihr so nebenbei gemacht hatte machte sie verlegen. „Ich sollte fahren.“ Versuchte sie es dann erneut und Anna seufzte. „Tessa hast du Humor?“ Fragte Liam auf einmal.
„Ja?“ Antwortete diese unsicher. Dann ging alles ganz schnell. Sie hörte ein „Oh oh“ von Jona und Liam sprang die Treppe herunter kam auf sie zu und dann lag sie in seinen Armen. Den Kopf an seiner Brust und die Kniekehlen unter seinem Arm. Erschrocken schrie sie auf und krallte sich an sein T-Shirt. „Ganz wie ein Gentleman!“ Meinte Liam zu seinem Sohn und trug sie Richtung Haus und Tessa wusste nicht, was sie tun sollte. Aber wenigstens hatte er sie sich nicht über die Schulter geworfen dachte sie mit einem Anflug von schwarzem Humor. An der Treppe holte Jona sie ein und plötzlich warf Liam sie in Jonas Arme, dieser fing sie ohne Probleme auf. „Trag du sie hoch, ich bin zu alt dafür.“ Rief er noch über die Schulter und war dann weg. Jona stand noch immer da, wo er sie gefangen hatte. „Lass mich runter.“ Sagte Tessa und versuchte sich freizumachen, aber Jona ließ nicht locker. „Nein! Also versuch gar nicht erst dich zu befreien.“
„Ich bin viel zu schwer!“ Protestierte sie.
„Nicht für mich.“ Er zuckte mit den Schultern und ging dann ohne weiteres nach oben. Tessa fügte sich und hielt sich an ihm fest. Ihr Herz schlug ihr wie wild gegen die Brust und in ihren Ohren rauschte es dazu kam dann auch noch das er unheimlich gut roch! Sie traute sich nicht ihn anzusehen und so sah sie demonstrativ in die andere Richtung. Oben angekommen versuchte sie wieder von ihm runterzukommen, aber er hielt sie fest. „Ich kann alleine gehen, ich laufe schon nicht weg.“
„Du hast meinen Vater doch gehört.“ Er ging durch die Tür, schlug sie mit dem Fuß hinter sich zu und trug sie in die Küche. „Wo soll ich sie abstellen Dad?“
Liam grinste sie vom Herd aus an, wo er sich gerade einen Löffel Soße schmecken ließ. „Du kannst sie auf den Stuhl setzen.“ Meinte er dann und widmete sich wieder der Soße. „Köstlich!“ Murmelte er und Jona tat wie geheißen und ließ sie auf den Stuhl plumpsen. „Nimmst du immer alles so wörtlich wie dein Vater es von dir verlangt?“
„Nein,“ Jona lachte. „deswegen habe ich ja auch ein anderes Auto.“
„Der Audi war gut!“ Ließ Liam sich vom Herd verlauten. Tessa sah sich in der Küche um. Anna stand neben Liam am Herd und Josef saß am Tisch und beobachtete still, seine Augen strahlten stolz. „Der Audi war eine Mädchenkarre!“ Widersprach Jona seinem Vater und dieser lachte. „Der war neu!“
„Ja, das war auch der einzige Vorteil, von dem Verkauf konnte ich mir den Mercedes kaufen.“ Er deutete auf das Fenster das zur Einfahrt hinaus ging.
„Aber…“
„Jungs, hört auf. Das könnt ihr unter euch ausmachen. Tessa, wie war dein Tag?“ Wechselte Anna das Thema. „Gut?“ Was eigentlich eine Aussage sein sollte wurde eine Frage. „Ich war bei meiner Freundin.“
„Und wo sind deine Eltern diesmal unterwegs?“
„Ach nicht weit. Die Fliegen nach Paris, morgen gegen Mittag sind sie wieder zu Hause.“
„Sind deine Eltern Piloten?“ Wollte nun Liam wissen und Tessa nickte. „Mein Vater, meine Mutter ist Stewardess.“
„Oh wie interessant!“ Meinte Liam neugierig geworden und kam zum Tisch, er setzte sich gegenüber von Tessa hin. „Erzähl mir mehr.“ Forderte er sie auf, dann griff er nach der Saftpackung und goss sich ein, mit einem nicken deutete er auf ihr Glas und sie schob es ihm entgegen. „Was soll ich denn erzählen?“
„Was für Flugzeuge fliegt dein Vater? Ich nehme an er befördert Passagiere, da er es Beruflich macht?“
Tessa nickte. „Ja, aber ich habe keine Ahnung was für Flugzeuge er fliegt.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich wollte früher auch immer Pilot werden.“ Gab Liam zu. „Naja, ich bin jetzt Pilot, aber meine Cessna kann mit…“ Jona unterbrach ihm mit einem lauten räuspern. „Du langweilst Tessa bestimmt mit deinem Gerede von Flugzeugen.“ Meinte er und Liam sah Jona komisch an, dann verdrehte Jona leicht die Augen und verzog den Mund zu einem schmalen Strich. Tessa sah neugierig von einem zum anderen dann rief Anna nach ihr. „Tessa, probiere du doch bitte mal den Salat, ob er genug gewürzt ist.“ Also stand Tessa auf um zu ihr zu gehen, ihr entging aber nicht der Blick, den sie mit Jona wechselte. Er wirkte besorgt. Wieso sollte hier jemand besorgt sein? Die Unterhaltung drehte sich um Flugzeuge. Gedankenversunken ging sie zum Salat und probierte. Dabei entging ihr jedoch nicht, dass Jona Liam etwas sagte und dieser dann verständnisvoll nickte. Auch Josef sah jetzt irgendwie anders aus. Was hatte diese Familie denn? Wollten sie, sie doch nicht dabeihaben? Plötzlich fühlte sie sich wie ein Eindringling. Anna fasste sie an der Schulter. „Keine Sorge. Liam steht gerne im Mittelpunkt.“ Flüsterte sie ihr zu. „Was spricht denn dagegen?“ Flüsterte sie zurück. Doch anstelle einer Antwort zuckte Anna nur mit den Schultern und stellte den Salat, der perfekt gewürzt war auf den Tisch. „Kommt, lasst uns für das Essen danken bevor alles kalt wird.“ Forderte Josef auf.
„Also Tessa, bist du auch bei The Talent dabei?“ Wollte Liam nun wissen und Tessa berichtete von ihren Aufgaben. Das Tischgespräch wurde nicht langweilig. Jona und Liam brachten alle oft zum Lachen. Während Liam erzählte wie er Jonas Mutter Kim kennen und lieben gelernt hatte, unterbrach Jona ihn öfter um ihn zu korrigieren oder aufzuziehen. Das Essen war herrlich, das Gespräch war spannend und lustig und Tessa war froh, dass sie geblieben war – als ob sie eine andere Wahl gehabt hätte! Sie unterdrückte ein Grinsen bei diesem Gedanken.
Während Anna und Josef ihren Gewohnheitsspaziergang machten, saßen Liam, Jona und Tessa gemütlich am Tisch und unterhielten sich. „Sag mal, wie kommst du denn am Montag nach Berlin?“ Wollte Jona wissen. „Die haben mir ein Zugticket gekauft. Dir doch sicherlich auch oder?“ Jona nickte. „Ja, aber ich fahre doch nicht mit dem Zug. Ich habe ein Auto.“
„Aber ich dachte, dass er viel mehr Verbraucht als der Audi und…“
„Das Mädchen gefällt mir, sie hört auch zu, wenn es um Autos geht.“ Unterbrach Liam sie. „Aber wenn Jona mit dem Auto fahren will, dann kann er das natürlich auch, für das bisschen Sprit werden wir schon noch genug Kleingeld übrighaben.“ Liam zwinkerte Jona zu und dieser grinste seinen Vater an. Tessa zuckte mit den Schultern. „Müsst ihr wissen. Es sind um die 500 Kilometer und Umweltschonender wäre es, wenn du mit der Bahn fahren würdest.“
„Und wie oft musst du umsteigen?“
„Dreimal glaube ich.“
„Und wenn ich dir anbiete dich mitzunehmen?“ Jona lächelte sie an und Tessa wäre beinahe vom Stuhl gefallen. Dieser Typ wusste wohl nicht was für Reaktionen er bei dem weiblichen Geschlecht auslöste. „Ich wäre wohl blöd, wenn ich dieses Angebot ausschlagen würde oder?“ Sie beugte sich vor und lächelte ihn an. Flirtete sie etwa mit ihm? Erschrocken über sich selbst, setzte sie sich wieder gerade auf ihren Stuhl. „Und das wäre auch auf jeden Fall sicherer.“ Meinte Liam. Verwirrt sah sie ihn an. „Wie meinst du das?“ „Ist doch logisch, so ein Mädchen wie du sollte nicht alleine eine so lange Reise machen.“
Tessa verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn trotzig an. „Jetzt fängst du auch so an wie meine Eltern, die wollten mich auch nicht alleine fahren lassen, es hat einiges an Überredungskunst gebraucht sie zu überzeugen. Ich bin alt genug und kann lesen, jeder Bahnhof ist doch irgendwie gleich und sonst gibt es da genug Leute die rumlaufen und mir Auskunft geben können!“
„Ja, da hast du wohl Recht, das wirst du wohl bewerkstelligen können, und das meine ich auch nicht.“ Sagte Liam ruhig. „Du hast dich doch sicher schon mal im Spiegel angesehen?“
Im ersten Moment wusste Tessa nicht was er meinte, dann klickte es und sie wurde rot. „Geschmacksache…“ murmelte sie. „Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Ich hätte jetzt gedacht, dass du öfter solche Komplimente bekommst.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich bin noch nicht weit rausgekommen und hier kennt man sich.“ Antwortete sie und dachte: „Außerdem bekomme ich keine Komplimente von so gutaussehenden Männern.“ Liam zwinkerte. „Dann wirst du diese jetzt wohl öfter bekommen, wenn du in die weite Welt gehst um angehenden Superstars zu einem besseren Aussehen verhilfst. Hast du eigentlich einen Freund?“ Wechselte er plötzlich das Thema und Tessa schüttelte den Kopf. „Ist wohl besser so.“ Meinte dieser dann. „Dann braucht er sich keine Sorgen zu machen.“
„Dad, das reicht.“ Jona deutete mit dem Kopf auf sie. „Das Thema ist ihr unangenehm.“ Liam stieß ihm in die Seite. „Ihr oder dir?“ Er grinste schelmisch.
„Geht das jetzt schon wieder los?“ Beschwerte Jona sich. Ihm schien es überhaupt nicht unangenehm zu sein, was sein Vater da angedeutet hatte. „Ich dachte, weil ich, dein Sohn bin, bleibe ich von solchen Anspielungen verschont.“
„Ich verschone niemanden…“ Er schien kurz zu überlegen. „Bei Faith würde ich wohl eine Ausnahme machen, schließlich ist sie mein kleines Mädchen. Aber Jim und Dave…“ „DAD!“ Unterbrach Jona ihn. „Hör auf!“ Jona lachte. „Tessa, du musst wissen, dass mein Vater ein ziemlich loses Mundwerk hat. Er muss immer irgendwelche Sprüche loslassen. Und er liebt es Leute zu verkuppeln.“
„Eine meiner Spezialitäten!“ Nickte Liam bestätigend. „Guck dir doch mal Riley und Luke an: Verliebt bis über beide Ohren.“
„Das haben die auch ohne deine Hilfe geschafft.“
„Ich habe mit meinen Sprüchen dazu beigetragen.“
„Du hast sie höchstens in Verlegenheit gebracht. Deine arme Cousine…“
Liam lachte und in diesem Augenblick kamen Josef und Anna zurück und es gab noch Tee und Gebäck. Irgendwann nahm Tessa wahr, dass es draußen schon dunkel war. Sie sah auf die Uhr und sprang vom Stuhl auf. „Ich muss los, es ist schon halb elf!“
„Na und?“ Meinte Liam. „Ist doch noch nicht spät.“
„Aber es ist schon dunkel und ich muss mit dem Fahrrad nach Hause.“
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass du mit dem Fahrrad nach Hause fährst. Jona bringt dich natürlich.“
„Ich brauche aber mein Rad, morgen ist Schule.“
„Er ist Frühaufsteher, er kann dich abholen und zur Schule bringen.“
„Hallo?“ Jona mischte sich in das Gespräch. „Ich kann für mich selbst sprechen, entscheide du nicht über meinen Kopf hinweg.“ Er stieß Liam gegen die Brust die dieser sich spielerisch hielt und laut Aua rief. Jona ignorierte ihn. „Ich habe ein großes Auto, dein Rad passt da rein.“
„Schlau!“ Murmelte Liam und Tessa grinste. Sie mochte es wie die beiden miteinander umgingen. Ein bisschen erinnerte es sie daran wie Ben und ihr Vater sich gegenseitig neckten. Sie blieb noch, irgendwann verabschiedeten Anna und Josef sich und auch Tessa wollte aufbrechen, aber irgendwie blieb sie dann doch noch bis weit in die Nacht. Erst als sie ein Gähnen mehrmals unterdrücken musste bestand sie darauf nach Hause zu fahren. Jona stand auf und unterdrückte ebenfalls ein Gähnen. „Vielleicht sollte ich Tessa nach Hause bringen? Du siehst Müde aus.“ Sagte Liam und sah seinen Sohn - Tessa stutze, ja es war wirklich ein herausfordernder Blick - an. „Nein, ich will mir keine Sorgen um Mum machen.“ Liam fing an zu lachen und boxte Jona in die Seite. „Keine ist so schön wie deine Mutter!“ Jona grinste und Liam fasste ihn an den Hinterkopf und drückte seine Stirn an die von Jona. „Gute Nacht, fahr vorsichtig.“ „Mache ich!“ Versicherte Jona. Tessa war gerührt wie die beiden miteinander umgingen. Es sah so vertrauensvoll aus, wie sie kurz Stirn an Stirn standen. Die beiden verhielten sich allgemein eher wie Freunde als wie Vater und Sohn. „Und keine Rennen.“ Rief Liam von der Treppe herunter.
„Dieses Dörflein schläft, mit dem sollte ich mir denn ein Rennen liefern?“ Jona lachte dann rief er mit unterdrückter Stimme: „Nein, ich nehme das Zimmer.“
„Vergiss es, das ist meins, du kannst Joshs nehmen!“ Damit schlug Liam die Tür von dem Zimmer zu, in dem Tessa schon mal war. „Ist das nicht dein Zimmer?“ Wollte sie wissen. „Praktisch ja, Theoretisch ist es aber sein Zimmer.“ Er öffnete die Haustür. „Es ist sein altes Kinderzimmer.“ Erklärte er während sie zu seinem Auto gingen. „Steig ein, ich packe eben dein Fahrrad hinten rein.“
Kapitel 10
Jona fuhr mit seinem Wagen auf die Einfahrt der zweistöckigen Villa und parkte vor der Garage. "Hey," sagte er sanft und stieß Tessa leicht an die Schulter. "Wir sind da." Tessa öffnete schlaftrunken die Augen. "Ich bin eingeschlafen?" fragte sie verwirrt und fuhr sich mit den Händen über ihr perfekt geschminktes Gesicht. Reflexartig klappte sie die Sonnenblende herunter und öffnete den Spiegel um ihr aussehen zu kontrolieren. "Ich wollte doch nicht schlafen..." murmelte sie vor sich hin. Jona klappte die Blende wieder hoch. "Du siehst gut aus." Meinte er. "Ich muss aber perfekt aussehen." Wiedersprach sie und klappte sie wieder hinunter. "Der erste Eindruck zählt. Ich bin mit meinen gerade mal 18 Jahren die jüngste von allen, und ich bin wirkliche frische 18! Es ist wichtig, dass sie wissen das ich kompetent bin." Jona schüttelte den Kopf und stieg aus, er holte ihre Tasche aus dem Kofferraum und wartete bis sie soweit war. Sie hatte aus ihrer Handtsche irgendwas an Schminke herausgeholt und betupfte nun ihr Gesicht. Jona seufzte und wandte den Blick ab. Tessa war so normal wenn man sich mit ihr unterhielt, er mochte sie sehr gerne, sie war ihm richtig ans Herz gewachsen. Er konnte tiefgehende Gespräche führen, aber sie lachten auch sehr viel zusammen. Es hatte ihn auch nie gestört wenn Mädels sich aufbrezelten, aber irgendwie mochte er das ganze bei Tessa gar nicht. Dezent geschminkt, wie sie sich für den Alltag schminkte fand er vollkommen ausreichend. Er klopfte an das Fenster. "Du kommst zu spät, das macht einen noch schlechteren Eindruck." Sagte er als sie das Fenster herunterfahren ließ. "Ich habe noch fünfzehn Minuten." Erwiederte sie und schwang sich die Lippen mit einem Stift nach. Sie presste sie auseinander, bewegte sie und bildete einen Kussmund. Jona erwischte sich dabei wie er auf ihre Lippen starrte und zwang sich dazu, weg zu sehen. NEIN, dafür hatte er nun wirklich keine Zeit und auch keinen Kopf, er sollte sich auf die Show konzentrieren und nicht auf ein Mädchen! Er trat vom Auto weg und sah sich die Villa genauer an, sie hatte einen weißen Putz und zwei Etagen, die Eingangstür war mindestens drei Meter hoch und fast genauso breit und über dieser befand sich ein Balkon. Er hörte wie die Tür seinens Autos geöffnet wurde und drehte sich um. Tessa stieg aus, sie trug weiße Sneaker einen kurzen schwarzen enganliegenden Rock aus Leder, eine hochgeschlossene weite weiße Bluse, durch die ihr schwarzer Bh schimmerte und eine Tasche. Ihre braunen Haare waren der Wahnsinn, sie reichten ihr bis zur Taille und umrahmten in sanften Wellen ihr Gesicht. Unsicher kam sie auf ihn zu. "Wie sehe ich aus?" Fragte sie und Jona wusste im ersten Moment nicht was er sagen sollte. Wollte sie, dass er ihr ein Kompliment machte? Doch als er sie genau ansah, wirkte sehr nevös und brauchte etwas Aufmunterung. Er stellte sich vor sie, ziemlich dicht und nahm ihre Hände in seine. Sie waren eiskalt mit einem leichten schweißfilm. "Ganz ehrlich?" Flüsterte er und sah in ihre Haselnussbraunen Augen. Sie nickte und er sagte das, was ihm als erstes durch den Kopf ging als er sie heute Morgen das erste mal sah. "Bombe!" Sie lächelte zaghaft zu ihm auf. "Ehrlich?" Er nickte nur, irgendwie hatte er plötzlich einen Klos im Hals. Er strich ihr sanft eine Haarlocke aus der Stirn hinter das Ohr und genoss diese Berühung. "Du hast keinen Grund nervös zu sein, du bist wunderschön und hast Talent. Du wirst das rocken!" Jetzt grinste sie und sah ihn dankbar an. "Kriege ich noch eine Umarmnung bevor du fährst?" Jona lächlte und schloss sie sanft in die Arme. "Alles gute dir!" Flüsterte er in ihr Ohr und spürte wie sie nickte. "Danke! Ebenfalls." Nuschelte sie an einem Ohr und er löste sich von ihr. Bevor er sich vergaß trat er einen Schritt zurück und nickte ihr noch mal zu. "Wir sehen uns bestimmt nachher." Sagte er leichthin und ging wieder zu seinem Auto. Er vermied es sie noch einmal anzusehen und startete den Motor, mit einem Satz war er aus der Einfahrt und fuhr seinen Mercedes ein Haus weiter. Die Kandidatenvilla, sie sah genauso aus wie das Haus, in das er Tessa gerade gebracht hatte.
Außer seinem Auto standen noch drei weitere da, das hieß, dass er nicht der erste war. Er stieg aus und griff nach seiner Tasche auf der Rückbank. Die Haustür stand offen und dann sah er auch schon die erste Kamera, der Kameramann sah ihm gleichen Moment und richtete das Ding auf ihn. Jona ignorierte ihn und ging ins Wohnzimmer, er stellte seine Tasche ab und sah sich dann um. Vier Kameras, Falk, der Boss, saß mit seinen Jurykollegen, Lenny und Ella an dem großen Esstisch. Falk war Musikproduzent, Lenny ein berühmter Sänger und Ella ein Model, sie hatte die Aufgabe, auf die Ausdruckweise, Ausstrahlung und Optik der Kandidaten zu achten. Falk und Lenny waren für den Gesang zuständig. Auf dem Sofa vor einem riesigen Fenster saßen Jessika und Vanessa, beides Lästerschwestern und wenn eine irgendwo war, war die andere nicht weit. Jona mochte keine von ihnen. Er nickte ihnen zu und ging zu Rick, der eigentlich Ricardo hieß aus Spanien kam und mit seinen 26 Jahren der älteste der Kandidaten war. Jona mochte ihn von allen am liebsten und umarmte ihn zur Begrüßung. „Na? Was versteckst du dich hier in der Ecke?“
„Diese Chicas,“ er nickte mit dem Kopf zu den Mädchen, „die Nerven, da setzte ich mich doch nicht freiwillig hin, ich bin froh das du da bist.“
„Ich bin auch froh, dass du da bist. Wollte auf keinen Fall der erste sein. Ist noch jemand da?“
„Ja, Erik und Ben. Die sind draußen und bestaunen die Poolanlage. Emil ist irgendwo im Haus unterwegs und Dana ist bei ihm. Es fehlen nur noch Linda und Finn dann sind wir vollständig.“ Die beiden unterhielten sich eine Weile, dann stand die Jury auf und es wurde alles offiziell. Die Kameras wurden in die richtige Position gerückt, die Kandidaten wurden Aufgefordert sich auf das Sofa zu setzen. Jona stand lieber, er mochte es nicht zu jemanden hoch sehen zu müssen und so stellte er sich neben Rick, dem es wohl ähnlich ging hinter das Sofa. Die acht die darauf saßen nahmen es auch voll ein. Falk trat vor und begrüßte nun alle. „Hallo liebe Kandidaten, schön dass ihr nun alle da seid! Wir hoffen ihr hattet eine gute Anreise und seid bereit für die Liveshows!“ Klatschen und Jubeln ging durch die Kandidaten. „Diesmal wird alles ein klein wenig anderes laufen, als in der letzten Staffel.“ Sagte nun Ella als es einigermaßen ruhiger wurde und hatte nun die ganze Aufmerksamkeit. „Also ihr werdet hier zusammenwohnen, immer zu zweit im Zimmer. Diese werden euch nachher zugeteilt.“ Protest ging durch die jungen Leute und Ella lachte. „Nein, quatsch, so etwas machen wir nicht. Wir haben Minderjährige unter uns.“ Sie grinste Dana an, die mit ihren 17 Jahren das Küken war. „Es gehen immer zwei Mädchen und zwei Jungen in ein Zimmer. Wie ihr euch aufteilt ist eure Sache.“
„Es gilt hier Selbstverpflegung!“ Sagte nun Lenny und deutete auf die Küche. „Noch ist der Kühlschrank voll, einkaufen müsst ihr aber selbst wenn ihr alles weggegessen habt.“ Ein genervtes Stöhnen ging durch den Raum, doch Lenny fuhr unbeirrt fort. „Ihr bekommt für jede Woche 500 Euro für eure Verpflegung zur Verfügung. Und die Quittungen werden abgegeben. Nicht das ihr euch Klamotten davon kauft.“ Er lachte und einige fielen mit ein.
„So, dass wichtigste wurde gesagt.“ Mischte sich nun Falk wieder ein. „Jetzt kommt das schönste!“ Er grinste und rieb sich genüsslich die Hände. „Ihr habt keine Einschränkungen was das Ausgehen angeht, ihr könnt kommen und gehen wie und wann ihr wollt. Aber keine Besucher hier in der Villa, nur ihr und das Personal – das ich euch gleich noch vorstellen werde. Ihr habt jetzt nur noch Solo Auftritte, also müsst ihr selbst zu sehen, wann ihr übt. Die Vocalcoaches wohnen mit den anderen im Haus nebenan. Zum Schluss hätte ich bitte noch eure Handys und EC – Karten. Das Bargeld das ihr dabei habt, könnt ihr behalten.“ Die Jury grinste und die Kandidaten sahen sich verwundert und zugleich besorgt an.
Tessa
Sie war so nervös. Je näher sie ihrem Ziel gekommen waren, desto aufgeregter wurde sie. Sie hatte schon die ganze Nacht nicht schlafen können umso überraschter war sie, als Jona sie geweckt hatte. Sie wusste nicht was in sie gefahren war, unbewusst schüttelte die den Kopf und setzte sich auf das Bett. Sie war so aufgeregt gewesen, dass sie sich an ihn gekrallt hatte, sie hatte ihn angebettelt, dass er sie umarmen sollte! Sie hatte ihn ja förmlich dazu gedrängt ihr ein Kompliment zu machen! War sie jetzt völlig bekloppt? Sie ließ sich rücklings auf das Bett fallen und schlug ihre Hände vor ihr Gesicht. Sie saß im Auto und bestand darauf sich aufzufrischen und für was? Sie hatte sich lächerlich gemacht. Als sie an die Tür geklopft hatte öffnete diese sich von allein, da sie nur angelehnt war. Zögerlich betrat sie das Haus. "Hallo...?" rief sie leise, doch niemand antwortete und sie ging weiter, sie hörte die schläge einer Tastertur und folgte dem Geräusch. Sie kam in ein großes Wohn und Esszimmer mit Bodentiefen Fenstern von denen man einen Pool sehen konnte. Eine Frau saß an dem Tisch und tippte auf ihrem Laptop. "Hi..." Sagte Tessa unsicher und sah zu der sehr geschäftig wirkenden Frau, doch diese sah nicht einmal von ihrem Laptop auf. "Name?" Forderte sie Tessa auf.
"Tessa Staiger."
"Okay, Tessa du kannst nach oben gehen. An den Türen kleben Zettel mit Namen in einer halben Stunde bist du wieder hier unten und wir gehen in die Kandidatenvilla um uns vorzustellen."
Jetzt lag sie hier auf dem Bett, perfekt hergerichtet und nicht eine Person hatte sie gesehen. Sie stand auf und griff nach ihrem Handy um Clea anzurufen. Sie erzählte ihr alles bis ins kleinste Detail, wie sie sich Jona gegenüber benommen hatte und wie peinlich es ihr jetzt war. "Ach süße, halb so wild. Er wird schon begriffen haben, das du nervös warst und hat dich aufgemuntert. Du hast doch erzählt, wie zuvorkommend er war als er dir die Hose ausgezogen hat." Clea lachte und Tessa stöhnte auf. "Er wollte eine zweihundert Euro teure Jeans zerschneiden! Wer macht sowas? Zweihundert! Der Junge hat wirklich keine Ahnung von Mode und Geld." Tessa schüttelte den Kopf und ging zum Fenster von hier aus konnte sie den Pool sehen, und auch den Pool der Kandidatenvilla. "Und schon geht es dir wieder besser!" Holte Clea sie aus ihren Gedanken zurück. "Du scheinst wieder normal zu funktionieren. Jetzt erzähl, wie war es, als er dich umarmt hat? Schmetterlinge?"
"Schmetterlinge, nein! Es war eher wie eine Explosion, als er meine Haare hinter mein Ohr gestrichen hat, da bin ich fast eingeknickt, ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich es geschafft habe aufrecht stehen zu bleiben." Sie zog die Augenbrauen zusammen und fing an, an ihrer Unterlippe zu kauen. "Ich war ein nervliches Wrack." Doch Clea ließ nicht locker. "Ach komm schon. Wahrscheinlich warst du wegen ihm so aufgeregt und nicht wegen dieser Stylisten Sache. Roch er gut?" Tessa schloss die Augen und seufzte. "Ja unglaublich gut!"Bejahte sie. "Aber er hat mich losgelassen und ist beinahe zu seinem Auto gerannt." in diesem Moment wurden auf dem Flur Stimmen laut und Tessa sah auf die Uhr. Sie musste los! "Clea ich muss weg, ich hab dich lieb!" Verabschiedete sie sich, schmiss das Handy auf das Bett und stürmte nach einem Blick in den Spiegel hinunter ins Wohnzimmer.
Sie kam als letzte ins Wohnzimmer, sie sah sich um. "Ah da haben wir ja unseren Neuankömmling. Darf ich vorstellen: Tessa Staiger, unsere Praktikantin Nummer zwei." Wurde sie von der Frau Vorgestellt, die vorhin nicht mal von ihrer Arbeit aufgesehen hatte. Allgemeines gemurmel erklang, was wohl eine Begrüßung sein sollte. Niemand schüttelte ihr die Hand. Sie wurde nur von oben hinab betrachtet, als ob sie ein Schmutzkrümel auf dem Mamorboden wäre. "Ich bin Karen, diese junge Dame ist Mari, sie ist meine Tochter und nimmt wie du hier an diesem Praktikum teil." Tessa hielt ihr die Hand hin und wartete bis diese nach eine gefühlten Ewigkeit einschlug. "Hallo, schön dich kennenzulernen." Sagte sie, doch Mari verschränkte nur die Arme vor der Brust und starrte sie böse an. "Den Rest des Teams wirst du so nach und nach kennenlernen." Sagte Karen unwirsch, so als ob sie ungeziefer an ihrer Windschutzscheibe wäre. Tessa nahm sich vor, sich nichts zu Herzen zu nehmen und lächelte sie an. "Du und Mari bekommt jeweils einen Kandidaten für den ihr allein verantwortlich sein werdet. Es wird ein männlicher Kandidat, da die weiblichen ja doch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit brauchen. Für diese sind wir dann verantwortlich, es sei denn, wir brauchen mal eure Hilfe." Sie wedelte einmal mit der Hand durch den Raum und schloss somit wohl alle anderen Anwesenden mit ein. "So wir gehen jetzt alle gemeinsam hinüber und stellen uns vor." Sie stolzierte auf ihren High Heels voran und Mari schloss sofort zu ihr auf, Tessa wartete bis sie die letzte war. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet, sie sollte sich allein um einen Kandidaten kümmern? Wer würde sich denn auf sowas einlassen? Sie war achtzehn, Mari war bestimmt zwei, drei Jahre älter als sie. Sie war wunderschön mit ihrer blonden Mähne, top gestylt und hatte vermutlich ihr ganzes leben nichts anderes gemacht als das was ihre Mutter ihr beigebracht hatte. Das schlimmste war, das Mari sie wohl nicht leiden konnte. Nachdenklich folgte sie dem duzend Menschen vor sich und schloss als letzte die Tür der Kandidatenvilla. Sie stellte sich neben einen Mann von Mitte 30 und sah auf die Kanditaten, die vor ihnen auf dem Sofa saßen und gerade ihre Handys in einen Korb legten. Gott sei dank hatte man ihr ihres nicht weggenommen, andererseits war sie ja auch Personal - unbezahltes Personal. Ihr Blick viel auf Jona, der mit abstand der Bestaussehendste der Jungs unter den Kandidaten war. Er zwinkerte ihr zu und sie grinste zurück, dann kam der Korb bei ihm an. Er legte sein Handy in den Korb und gab ihn ohne zu zögern an Rick weiter, der neben ihm stand.
Tessa war süß, sie stand da zwischen all den erfahrenen Stylisten und sah ein bisschen verloren aus. Er zwinkerte ihr kurz unauffällig zu und sie lächelte ihn an. Das war die Tessa die er kannte. Dann kam der Korb zu ihm, er legte sein Handy hinein und gab ihm Rick weiter. Er müsste nicht lange ohne, heute abend wollte er sich mit Josh treffen, dieser würde ihm dann schon irgendwie seins, oder ein anderes Handy besorgen.
Josh hatte hervorragende Arbiet geleistet, er hatte durch irgendwelche Beziehnungen Kontakt zu Luca aufgenommen, dieser war der SIcherheitsbeauftragte vom Bodyguard von Falk und somit wusste er immer als erstes über alles Bescheid was irgendwo geschah. Luca hatte ein ganzes Team von Bodyguards in die Show geschleust, soweit er wusste war einer im Team der Kameraleute, einer bei der Produktion, einer bei dem Cateringservice der letzte war bei der Security. Was man mit Geld nicht alles erreichen konnte!
Jona konzentrierte sich wieder auf das Geschehen vor ihm. "Ich bin MakeUp Artistin Karen Menke, viele von euch kennen mich bestimmt. Mein Team und ich sind für euch zuständig. Aber für zwei von euch gibt es eine Ausnahme, zwei Herren haben das Glück einen Stylisten für sich allein zu haben. Das ist meine Tochter Mari", eine junge Frau kam ein Schritt vor und stellte sich neben ihre Mutter, die Ähnlichkeit war unverkennbar. Beide groß und schlank, top gestylt und mit ihren blonden Haaren wären die beiden von hinten wahrscheinlich kaum zu unterscheiden. "dann wäre da noch Tesssa." Tessa trat ebenfalls neben Karen sie war im gegensatz zu den beiden Frauen klein, aber das lag wohl Hauptsächlich daran, dass Tessa Sneaker trug, was man von den anderen nicht behaupten konnte. "Das ganze läuft jetzt so ab, ich stelle die beiden einmal vor und dann dürfen die Herren," sie machte eine ausladende Geeste, "entscheiden ob sie von einer der beiden gestylt werden wollen. Wenn sich niemand freiwillig meldet, dann fährt das Mädchen wieder nach Hause." Sie lächelte hinterhältig und Jona konnte die Frau jetzt schon nicht leiden, er mochte ihre hinterhältige Art nicht. Während Mari siegessicher grinste, schwand Tessas selbstsicherheit für einen kurzen Moment, sie hatte sich aber schnell wieder gefangen und lächelte nun ebenfalls. "Also Mari hat schon einiges an Erfahrung sammeln können, sie hat einen Auslandsaufenthalt in den USA gehabt und dort für wichtige Shows gearbeitet, sie hat eine Ausbildung als Kosmetikerin und als Klassenbeste ihre Ausbildung absolviert." Die Frau lobte ihre Tochter noch weitere gefühlte zehn Minuten in den Himmel, dann kam Tessa an die Reihe. "Und Tessa, sie besucht das Gymnasium und macht da gerade ihr Abitur. Sie hat einen Modeblog, macht Instagram und gibt Anfängern Schmicktipps auf Youtube." Sie lächelte abfällig. "So!" Sie zog das Wort in die Länge. "Wer möchte Mari als eigene Stylisten haben?" Fragte sie nun in die Runde. Mari lächelte zuversichtlich und sah direkt zu ihm, doch er grinste sie nur frech an und verschränkte die Arme vor der Brust. Er galt als der Favorit der Show und wenn sie seine Stylistin wurde, wäre das wohl der Gewinn für sie. Aber er dachte nicht im Traum daran seine Gaderobe oder auch nur sein Gesicht in ihre Hände zu geben. Die Sekunden schwanden nur so dahin, dann meldete sich Erik. "Ich glaube ich hätte nichts gegen einen eigenen Stylisten." Karen klatschte in die Hände. "Super, dann ist das so." Jetzt sah auch Karen zu ihm und das nicht freundlich. "Mari, du kannst dich dann mit..." Sie stockte und kannte den Namen wohl nicht, Mari flüsterte ihn ihr zu. "Erik, dann kannst du dich mit Erik zusammen setzten und alles weitere besprechen." Sie räusperte sich kurz und warf einen kurzen, abschätzigen Blick auf Tessa. "So nun zu dir mein Kind." Jona sah, wie Tessa die Lippen aufeinander presste und dann schnell wieder locker ließ als ihr wohl die Kameras um sich herum wieder einfielen, stattdessen ballte sie nun ihre Hände zu Fäusten, ihr gefiel die Anrede mein Kind wohl ebensowenig wie ihm. "Ist jemand bereit sich in ihre Hände zu geben?"
"Ich!" Sagte er sofort und sah das Grinsen auf ihrem Gesicht. Rick sah ihn erschrocken an und stieß ihm in die Seite. "Sie ist ein Kind." Flüsterte er. "Sie ist eine Freundin." Flüsterte er zurück. "Ich auch!" Meldete sich dieser dann sofort. Karen fiel die Kinnlade herunter und Mari starrte die beiden ungläubig an. Tessa unterdrückte ein Lachen, sie wusste, das Rick für Jona ein Freund geworden war und er sich wohl nur seinetwegen ebenfalls gemeldet hatte. "Geht das denn?" Wollte nun Falk wissen. Karen schüttelte ungläubig den Kopf, dann fing sie sich wieder. "Nein, nur einer. Wenn der Kandidat rausfliegen sollte, kann ein anderer Nachrücken, sonst nicht." Erklärte sie bestimmt. "Na gut, dann ist es wohl Jona. Herzlichen Glückwunsch Tessa. So die Sitzung ist beendet, ihr habt Feierabend morgen erfahrt ihr euren Song." Falk breitete die Arme aus und streckte die Daumen nach oben.
"SCHNITT!" Ertönte die Stimme des Regisseurs und ein erleichtertes aufseufzen ging durch den Raum. "Komm schwimmen!" Forderte Rick ihn auf. "Gleich, ich muss erst einmal mit Tessa reden."
Tessa sah wie alle sich langsam verdrückten, ihre Kollegen rückten ab, zurück in die Villa und Mari ging mit Erik gerade die Treppe nach oben. Sie sah zu Jona, er stand noch mit Rick zusammen und sie ging auf die beiden zu. "Hi!" Grüßte sie und hielt Rick die Hand hin. Er hatte wie immer ein rotes Tuch um den Kopf gebunden und die Haare die daraus hervorlugten waren Blond gefärbt, während der untere Teil, der sehr kurz geschnitten war, dunkel war. Seine helle Jeans war zerissen und sein Karohemd stand auf, sodass man sein weißes Tshirt, das ebenfalls Löcher aufwies sehen konnte. In seinem Ohr steckte ein Stecker mit einem kleinem Kreuz. "Jonas Freunde sind auch meine Freunde!" Sagte er und zog sie in eine Umarmung. Sie blickte über seine Schulter in Jonas grinsendes Gesicht und lächelte ebenfalls. "So ein Zufall aber auch! Ihr kennt euch und seid beide in der Show! Ihr müsst mir unbedingt erzählen, wie ihr euch kennengelernt habt."
"Ach da gibt es nicht viel zu erzählen, sie ist mir mit dem Rad vors Auto gefahren und als ich sie ganz ritterlich ins Haus getragen und für eine Ärztin gesorgt hatte, wollte sie nicht das ich ihr die Hose aufschneide." Tessa schlug sich die Hände vors Gesicht. "Das ist so peinlich!" rief sie aus und sah beschämt zu Boden. "Du kannst sowas doch nicht rumerzählen, irgendwann kommt das raus und landet noch im Fernsehen!"
"Ich will alles wissen!" Lachte Rick, legte Tessa den einen Arm um die Schultern und Jona den anderen so führte er sie nach draußen auf die Terasse. Er ging zur Bar und holte ein paar gekühlte Dosen heraus, stellte sie auf den Tisch vor die beiden, setzte sich ihnen gegenüber auf die Bank und schlug lässig das rechte Bein auf das linke Knie dann sah er sie auffordernd an. "Ich bin ganz Ohr, da war was von Hose aufschneiden." Jona grinste und Tessa schlug sich erneut die Hände vor das Gesicht und schüttelte den Kopf während Jona Rick ausfühlich erklärte wie, wo und wann die beiden sich kennen gelernt hatten.
Rick lachte schallend los, als er zu dem Teil mit der Hose kam und mittlerweile konnte selbst Tessa darüber lachen. Plötzlich kamen die anderen Kandidaten aus dem Haus gerannt und sprangen in den Pool, jemand hatte Musik aufgelegt und laute Bassklänge drangen aus den Lautsprechern während die Kandidaten ihren Sieg in die Liveshows feierten. Rick wurde sofort angesteckt und zog sich schnell bis auf die Boxershorts aus, mit einem lauten Schrei landete er im Pool. Tessa spürte die Unruhe in Jona und ermutigte ihn auch Baden zu gehen. "Müssen wir nicht irgendetwas besprechen?" Tessa zuckte lachend die Schultern. "Mir hat niemand etwas gesagt." Mehr brauchte er nicht, er sprang ebenfalls auf die Beine und in kürzester Zeit hatte er sich seiner Klamotten entledigt, er drehte sich zu ihr "Komm mit ins Wasser!" Lud er sie ein, doch Tessa konnte nichts hören, sie starrte auf seinen Körper und blieb an seinem Sixpack hängen. Als er sich räusperte und sie auffordernd ansah wurde sie knallrot und schüttelte den Kopf dabei vermied sie es ihn anzusehen. Jona lächelte wissend, drehte sich um und machte einen perfekten Salto ins Wasser. Tessa schüttelte den Kopf, was konnte der Kerl eigentlich nicht? Sie sah den Jungs eine Weile zu und nippte an ihrer Cola Dose, dann kamen Jessi und Vanessa, die sich gerne einfach nur V nannte. Die beiden waren groß und schlank und hatten perfekt sitzende Bikinis an, die knapper nicht sein konnten. Erik, Ben und Finn kamen aus dem Wasser und gingen auf die Mädels zu, kurz unterhielten sie sich, dann schnappte Ben sich V und schmiss sie hochkant ins Wasser als sie auftauchte prustete sie und der Rest lachte. "Ben du Idiot! Ich hatte nicht vorgehabt schwimmen zu gehen!" Wütend schwamm sie zum Poolrand, Jessi kam auf sie zugelaufen um ihr herauszuhelfen, doch Ben gab ihr einen Schubs und Jessi fiel ins Wasser. Ben stand am Rand des Pools und lachte lauthals- Tessa sah sich um. Jona und Rick waren noch im Wasser am anderen Ende ud unterhielten sich. Emil und Dana waren nicht da. Erik und Emil saßen an der Bar und tranken Bier. Von Phillip fehlte jede Spur, also dachte Tessa nicht lange nach sie stand auf und ging die paar Schritte bis zum Pool, die zwei Mädels stritten sich mit Ben und Jona und Rick wurden auf sie aufmerksam, sagten aber nichts sondern grinsten sie nur an. Das bekräftigte ihren Entschluss und sie stieß zu. Ben schrie erschrock auf, bevor er krachend ins Wasser fiel. Jessi und V lachten, aber auch Ben lachte als er auftauchte. "Damit habe ich jetzt aber nicht gerechnet!" Gab er zu und lächelte sie. "Ich konnte einfach nicht anders." Gab sie grinsend zu. Die Mädels schlugen miteinander ab. "Die gefällt mir." Gab Jessi zu und hielt Tessa die Hand hin. "Hilfst du mir?" Tessa griff zu und gerade als sie ziehen wollte wurde sie gestoßen und sie landete mit einem Aufschrei im Wasser. Als sie auftauchte sah sie Philliph am Rand stehen. "Habe ich das richtig verstanden, du hast Ben ins Wasser gestoßen?" Fragte er scheinbar unwissend und sprang dann mit einer Arschbombe ins Wasser. Als er auftauchte schwamm er auf Tessa zu. "Sorry, es war zu verlockend." Er hielt ihr die Hand hin. "Ich bin Phil." Tessa schlug ein. "Tessa." Phil nickte. "Ja ich weiß, das Schminkmädchen." Tessa lächelte. "Ich kann ziemlich gut mit dem Pinsel umgehen." Er legte seine Hand auf ihre Wange und streichelte sie. "Das sieht man." Sagte er und zog seine Hand weg. "Hätte ich gewusst, das du so cool drauf bist, dann hätte ich mich auch gemeldet, aber du sahst ziemlich verloren und unsicher aus."
"Das war ich auch, ich stand noch nie vor der Kamera, ich war ziemlich aufgeregt, ich dachte schon, dass sich niemand mehr meldet, nachdem Karen Mari so gelobt und mich quasi als kleine Abiturentin abgestempelt hatte. "Jona war ziemlich schnell, was dich angeht. Jetzt wo ich dich von nahem sehe, weiß ich auch warum." Tessa war es nicht gewohnt so viele Komplimente zu bekommen und wurde rot. "So war es gar nicht, Jona..." In diesem Moment sprangen Erik und Emil ins Wasser und machten alle nass. Tessa sah sich um. Vanessa und Jessica waren wieder auf ihren Liegen und Rick schwamm ein paar Bahnen. Jona war immer noch da, wo sie ihn vorhin gesehen hatte. Erik, Ben und Emil kamen auf sie zu. Doch bevor sie ein GEspräch anfangen konnten entschuldigte Tessa sich, "Ich muss aus dem Wasser raus, mein Rock ist aus Leder, ich denke der ist hin. Und meine schönen Schuhe! Es wird ewig dauern bis sie wieder trocken sind!" Beschwerte sie sich spielerisch bei Phil. "Kauf dir doch einfach neue!" Schlug dieser vor und Tessa schüttelte den Kopf. Diese Schuhe waren ein Geschenk von ihren Eltern gewesen, weil sie diesen Platz bekommen hatte. Diese Schuhe hatten fast 200€ gekostet. "
"Zeitung oder heiße Steine beschleunigen den Vorgang." Erklang plötzlich Jonas Stimme neben ihr und sie zuckte zusammen. "Danke, das merke ich mir." Brachte sie heraus. "So Leute es war schön mit euch, aber ich muss jetzt los." Verabschiedete sich Jona und schwamm zum Rand. Tessa folgte ihm, sie wollte aus dem Wasser, langsam wurde es frisch und ihre nassen Sachen klebten unangehem kalt auf der Haut. Jetzt wo Jona vor ihr aus dem Wasser kletterte merkte sie erst, dass die Treppe auf der anderen Seite war. Doch bevor sie die Richtung änderte drehte er sich um und reichte ihr die Hand. "Komm ich helfe dir eben rauf." Dankbar lächelte sie ihn an und reichte ihm die Hand, er zog sie mit einem Ruck hoch und die verlor das Gleichgewicht, sie taumelte kurz und fing sich mit den Händen an seiner Brust ab, sie war Steinhart und als ob sie sich verbrannt hätte zog sie die Hände wieder weg. Jona sah ihre Reaktion, verbarg es aber und lächelte still in sich hinein. "Alles gut? Warte ich hole dir ein Handtuch." Er ging zu einem Regal auf dem Handtücher bereit lagen und nahm sich zwei heraus, dann ging er wieder zu Tessa, die ihm entgegen kam. Ihre Schuhe gaben schmatzende Geräusche von sich und er lachte. "Ich kann nichts dafür!" Protestierte Tessa und nahm dankbar das Handtuch entgegen. Sie rubbelte sich kurz die Haare trocken und legte das Handtuch dann auf die Lehne eines Stuhls. Jona beobachtete sie und fragte sich, warum sie das Handtuch weglegte, als sie auch schon anfing sich die Bluse aufzuknöpfen. "Du willst jetzt doch nicht ernsthaft deine Bluse ausziehen!" Baff sah er von ihr und dann zu den Jungs im Pool. Rick schwamm noch, aber die drei anderen sahen zu ihnen herüber. "Ist ja süß, dass du dich so um mich kümmerst, aber meinst du nicht, dass die eh schon alles gesehen haben?"
"Was ist aus der kleinen, unsicheren Tessa geworden, die sich nicht vor mir ausziehen wollte?"
"Ich kannte dich damals nicht! Du warst völlig fremd!" Verteidigte sie sich.
"Na und die Jungs sind dir nicht Fremd?"
Sie schüttelte den Kopf, "Ich stehe doch mit den Rücken zu ihnen." Erklärte sie, öffnete den letzten Knopf und legte die Bluse auf den Stuhl, dann nahm sie das Handtuch und umwickelte sich damit. Das ganze hatte vielleicht zehn Sekunden gedauert, aber Jona würde nie vergessen, was er in diesen wenigen Sekunden gesehen hatte, er musste schlucken und verbot sich andere, als freundschaftliche Gedanken für sie zu haben. "Irgendwie ist es so, als würde ich sie schon ewig kennen, ich habe schließlich die ganze Staffel im Fernsehen verfolgt." Holte sie ihn aus den Gedanken. Es schien, als ob sie nicht gemerkt hatte, wo seine Blicke ausversehen hingewandert waren. "Im Fernsehen sind die anders als sonst."
"Du kannst mich gerne über jeden aufklären."
"Das kann ich gerne machen, aber jetzt muss ich los."
"Du musst weg?" Verblüfft sah sie ihn an.
"Ja ich treffe mich mit jemanden."
"Mit jemanden? Hier in Berlin? Ich wusste gar nicht, dass du hier jemanden kennst. Naja, ich kenne dich ja auch noch nicht so gut, aber ich dachte..." Sie schloss den Mund, weil sie merkte, dass sie plapperte. "Sorry, geht mich nichts an." Sie zog sich die Schuhe und Socken aus und sammelte ihre Sachen zusammen. "Das Handtuch bringe ich irgendwann wieder." Sie drehte sich zum Pool und verabschiedte sich von den anderen, dann machte sie sich auf den weg ins Haus. Jona folgte ihr, irgendwie freute er sich innerlich über ihre Reaktion und im nächsten Moment ärgerte er sich über sich selbst. Aber nachdem Tessa im Wasser mit Phil geflirtet hatte, konnte er irgendwie nicht anders. Er fand es doof, aber er mochte es nicht, dass sie so offen für seine schmeichelnden Worte gewesen war, sie war sogar errötet.
Sie drehte sich um. "Okay, dann viel Spaß. Meldest du dich, wann wir uns treffen können?"
"Treffen?"
"Ja wegen der Stylisten Sache." Erklärte sie und gab sich Mühe ihm ins Gesicht zu gucken und nicht tiefer. Er hatte sein Handtuch lässig auf seine Schulter gelegt und Tessa viel es zunehmend schwerer ihn nicht anzustarren. "Ich weiß zwar nicht wirklich, was von mir erwartet wird, aber ich hoffe Karin erzählt mir nachher mehr."
"Ich habe kein Handy mehr, aber sonst komm doch morgen einfach nach dem Frühstück rüber."
"Ok." Sie drehte sich um und ging zur Tür, Jona sah ihr nach, bis die Tür ins Schloss gefallen war, dann grinste er. Ihr ging es wie ihm, wurde es ihm nun erst richtig bewusst. Er sah zum Spiegel, der die Gegenüberliegende Wand von oben bis unten einnahm und musterte sich. Seine Haare waren noch feucht und er strich einmal durch seine füllige Mähne, seine Wagenknochen stachen in seinem Gesicht am deutlichsten heraus und betonten sein Kinn. Die Augen waren eine Spur dunkler als sonst und schimmerten leicht grün. Seine Lippen waren seines erachtens ein bisschen zu voll, aber die Mädels liebten das wohl an ihm, zumindest sagten sie es, denn geküsst hatte er in seinem Leben noch keine. Er hatte zu lange alleine mit seiner Mutter gelebt und seitdem das andere Geschlecht für ihn interessanter wurde immer den möglicht größten Bogen um sie gemacht. Er wollte kein Mädchen verletzten und bis jetzt war es nie so, das er mehr als nur freundschaftliches Interesse für ein Mädchen hatte. Die Betonung lag auf bis jetzt wurde ihm bewusst und er sah Tessa vor sich, mit ihren nassen, gefühlt Meterlangen Haaren, der durchsichtigen Bluse, dem schwarzen BH. Konzentrier dich! Schimpfte er in Gedanken und warf seinem Spiegelbild einen bösen Blick zu. Sein Blick viel auf seine Brust, dort hatte Tessa sich abgefangen, sie hatte auch seinen Bauch bewundert. Hatte sie etwa nicht erwartet, das er durchtrainiert war? Wenn es ihm möglich war, machte er jeden Tag bis zu zwei Stunden Sport, außerdem bestand sein Vater darauf, das er lernte zu kämpfen. Liam hatte extra einen Trainer für ihn und seine Geschwister eingestellt. Selbst Faith wusste sich zu verteidigen und sie war erst dreizehn. Jona riss den Blick vom Spiegel und lief nach oben in sein Zimmer, er war spät dran und hatte kein Handy um Jona bescheid zu geben, wann er kam.
Kapitel 11
Jona klopfte an die Zimmertür des Hotels, in dem Josh untergebracht war. Liam hatte keine Kosten gespart und seinen Bruder in dem nobelsten Hotel untergebracht, natürlich in einer Suite. Josh öffnete und die beiden umarmten sich zur Begrüßung. "Na wie läuft es so?" Wollte Josh wissen und deutete mit einer Handbewegnung zum Sofa, das Jona sich setzen sollte. "Möchtest du etwas trinken?"
"Wasser." Jona setzte sich und machte es sich bequem. Josh gab ihm die Wasserflasche und setzte sich mit seiner eigenen ihm gegenüber. "Und? Wie läuft es?" Widerholte er seine Frage. "Wirst du auf der Straße schon angesprochen?"
Jona lachte. "Nein, das hält sich in Grenzen. Alles in allem läuft alles gut, die Kandidaten sind in Ordnung."
"Und das Team?"
Jona zuckte die Schultern. "Ich denke die auch, habe die ja noch nicht alle kennengelernt."
"Aber deine kleine Stylistin schon?" Ein lächeln umspielte seine Lippen.
"Woher...?"
"Ich bin gut in meinem Job, ich beobachte dich. Sie scheint dich wirklich zu mögen und gut sieht sie auch aus, besonders in der nassen Bluse."
"Hör auf!" Jona machte eine wegwerfende Handbewegung. "Okay, du bist gut. Aber zwischen mir und Tessa läuft nichts. Außerdem solltest du nicht auf andere Frauen gucken, du bist schließlich verheiratet und hast eine Tochter."
"Ich kann nichts dafür, wenn sie mir vor die Linse springt. Mir ist nur aufgefallen, wie du sie beobachtet hast, als sie mit den Jungs gesprochen hat. Vanessa und Jessica hast du dagegen nicht mal beachtet und die hatten weniger an."
"Ich bin halt anders als die meisten Typen. Ich lerne aus den Fehlern meines Vaters und Onkels!" Konterte Jona.
"Ich war lange nicht so schlimm wie dein Vater. Ich hatte Beziehungen, nur haben diese nicht gehalten weil die Mädchen Angst vor meiner Waffe hatten."
"Vor deinen Handschellen bestimmt nicht." Rutschte es Jona raus und Josh fing schallend an zu lachen. "Was ist daran so falsch, wenn ich die Mädels ordentlich behandle und nicht aufgrund meines Aussehens oder des Geldes ein Mädchen nach dem anderen abschleppe?"
Josh wurde wieder ernst. "Jona, versteh mich nicht falsch, ich ziehe dich gerne etwas auf, aber ich bewundere deine Einstellung gegenüber den Frauen. Du machst alles richtig, lass dir Zeit und entscheide dich für dich richtige."
"Wie viele Freundinnen hattest du in meinem Alter schon?"
"Ernsthafte Beziehungen?"
Jona nickte.
"Ich hatte zwei Freundinnen, bevor ich Alissa traf."
"Und woher wusstest du, dass sie die richtige war?"
"Ich konnte mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen, und als sie ernsthaft in Gefahr war, bin ich beinahe durchgedreht. Da habe ich erkannt, dass ich sie heiraten musste."
Jona setzte dich an die Sofakante und stellte seine Flasche ab. "Und solche Gefühle will ich auch, im Moment habe ich diese nicht. Ja Tessa sieht gut aus, sehr gut sogar und ich mag sie auch sehr gerne, aber es ist einfach nicht so, dass ich mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen könnte."
"Was nicht ist, kann ja noch werden."
"Ich bin zwanzig, ich kann mir kaum vorstellen, dass ich jetzt die große Liebe finde."
Josh zuckte mit den Schultern.
"Ich brauche ein neues Handy." Wechselte er das Thema. "Die haben alle Handys und EC Karten eingesammelt."
"Morgen hast du eins. Brauchst du Geld?"
"Nein. Wahrscheinlich ist es hier nicht so üblich, dass die Leute Kredit Karten haben."
Josh lachte. "Nein, hier gibt es Paypal oder die zahlen mit Handy oder Uhr. Ich kümmere mich um dein Handy, dürfte kein Problem werden. Wir tauschen deins einfach gegen ein anderes aus."
Jona nickte. "Wie wird es jetzt weiter gehen?"
Josh zuckte die Schultern. "Ich werde euch alle beobachten, und hoffen, dass nichts passiert. Es muss ja auch nichts passieren, die Sendung ist ja nicht so berühmt und du bist weit weg von zu Hause, niemand wird dich mit Liam in Verbindung bringen."
"Na dann hoffe ich mal, dass du deinen Urlaub hier genießen kannst."
Josh sah sich in seinem Zimmer um. "Ich kann es hier eine Weile aushalten, aber ich muss ehrlich zugeben, dass ich Alissa und Enna vermisse."
"Hol sie dir doch für ein paar Tage her."
"Das werde ich auf jeden Fall machen. Wie geht es mit der Sendung jetzt weiter?"
"Morgen bekommen wir unsere Songs, die Üben wir dann ein und Samstag abend ist die Liveshow, in der ersten Show werden zwei gehen. Dann jede Woche einer, es sein denn, sie überlegen sich noch was Spektakuläres."
Die beiden unterhielten sich noch eine Weile über die Show, die Kandidaten und über ganz andere Sachen. Jona aß noch mit Josh zusammen zu Abend, dann machte er sich auf den Weg zurück zur Villa. Dort angekommen waren die anderen immer noch am feiern, da er darauf aber keine Lust hatte zog er sich seine Sportsachen an und ging Joggen.
Tessa war langweilig, sie saß in ihrem Zimmer, sie hatte ihrer Hausaufgaben Online eingereicht, da sie weiterhin ihr Abi machen wollte. Dann gab es Abendessen, Lieferservice, Thailändisch. Sie nahm sich eine Portion Nudeln und setzte sich zu den anderen an den Tisch, aber egal wie oft sie ein Gespräch anfangen wollte, es wurde ihr nur einsilbig geantwortet oder sie wurde ignoriert. Sie sah auf die Uhr, es war erst 20 Uhr sie entschloss sich eine Runde spazieren zu gehen, danach würde sie bestimmt besser schlafen können. Sie zog sich einen Hoodie über und schlüpfte in ihre Sneakers, dann schloss sie die Tür hinter sich. Auf der Straße angekommen entschied sie sich für rechts, sie ging an der Kandidatenvilla vorbei und hörte noch immer die Partymusik im inneren, sie fragte sich, wann die alle wohl schlafen gehen wollten und hoffte, das der Krach sie nicht wachhalten würde. Plötzlich sah sie eine Gestalt im Schatten der Bäume vor der Villa und ihr Herz schlug ihr wie wild gegen die Brust. Doch dann, als die Person näher kam, erkannte sie sie. "Hey, Dana." Rief sie und diese blieb wie angewurzelt stehen und sah in ihre Richtung. "Du hast mir ja ein schrecken eingejagt." Gab Tessa zu und ging auf Dana zu. "Wir wurden uns noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Tessa." Dana nickte. "Ja ich weiß."
"Was machst du den hier draußen?" Tessa sah sich um. Es war niemand zu sehen.
"Ich versuche mich vor den anderen zu verstecken." Gab diese unumwunden zu. "Den ganzen Tag läuft jetz schon diese Musik, ich bin Hundemüde meine Anreise war schrecklich. Mein Zug hatte eine drei Stündige Verspätung, ich habe die letzte Nacht kaum geschlafen und ..." Weiter kam sie nicht, denn Tessa legte ihr den Arm um die Schulter ud führte sie zurück auf die Straße. "Komm wir gehen ein bisschen spazieren, dann erzählst du mir alles."
"Und du interessierst dich dafür?"
"Natürlich!" Beteuerte Tessa und forderte sie auf weiter zu reden. Während sie spazierten, erzählte Dana ihr alles. Von der schrecklichen Anfahrt, bis zu anmachsprüchen von Typen, die sie erkannt hatten, bis hin zur fiesen Behandlung durch ihre beiden Mitstreiterinnen Vanessa und Jessi. "Und das schlimmst, sie haben mir mein Handy genommen! Ich vermisse meinen Vater! Weißt du, ich habe nur ihn. Meine Mutter ist gestorben, da war ich vier Jahre alt. Ich war noch nie so lange von zu Hause weg und jetzt darf ich ihn nicht anrufen!"
"Oh, Dana, das tut mir wirklich schrecklich leid für dich!" Tessa umarmte das Mädchen ganz spontan, dann hatte sie eine Idee. Sie ließ sie so plötzlich los, dass diese strauchelte. "Warte ." Meinte sie und wühlte in ihrer Handtasche, dann wurde sie fündig. Sie zückte ihr Handy und hielt es Dana hin. Diese sah sie fassungslos an. "Na los, ruf deinen Vater an. Erzähl ihm alles!" Forderte sie ihre neue Freundin auf. Dana schrie glücklich auf, nahm ihr das Handy aus der Hand und umarmte Tessa stürmisch. "Oh danke, danke, danke!" RIef sie, dann ließ sie locker und wählte die Nummer. Während Dana ihrem Vater alles berichtete, gingen die beiden Mädchen weiter und Tessa genoss es Dana zuzuhören. Nach einem leider zu kurzen Gespräch, legte Dana wieder auf, da ihr Vater noch arbeitete, war aber rundum glücklich. "Du kannst mein Handy jederzeit haben." Versicherte Tessa, als Dana es ihr zurück gab. Die beiden unterhielten sich über alles mögliche und nach einer Weile kamen sie wieder an der Kandidatenvilla an und sie verabschiedeten sich, nachdem sie sich für morgen Abend zu einem weiteren Spaziergang verabredet hatten.
Tag der Veröffentlichung: 21.09.2021
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