Kapitel 1
Endlich hatte sie es geschafft! Voller zuversichtlicher Vorfreude ließ sie sich rücklings auf ihr neues Bett fallen und starrte an die Decke. Natürlich, es war nicht ihr Bett, auch nicht ihre Wohnung, aber zumindest hatte sie den Job bekommen und nicht eine der anderen Frauen, die ihr die Jobs sozusagen vor ihrer Nase wegschnappten. Als Mädchen mit ihrer Vergangenheit fiel es den meisten Leuten schwer ihr zu vertrauen und ihr Jobs zu geben. Aber diesen hatte sie jetzt und sie würde sich gut anstellen. Voller Tatendrang sprang sie von dem schmalen Bett und sah sich noch mal genauer in ihrem neuen Zuhause um. Die Wände waren Weiß gestrichen und man sah die Schatten von Bildern, die längst nicht mehr an der Wand hingen. Auch waren die Möbel schon alt und hatten Macken, oder wurden wie ihr Bett zusammen geflickt. Anscheinend legten die Hausherren nicht viel Wert auf die Diensträume, doch das war ihr egal, es war trocken und warm, allemal besser als das, wo sie herkam… Sie schüttelte die unliebsamen Gedanken beiseite und sah auf das andere Bett im Zimmer. Es war gemacht und wie sie anhand der eingerichteten Zimmerhälfte erkennen konnte auch schon in Beschlag genommen. Sie holte aus ihrem Koffer ihre Kulturtasche und ging ins angrenzende Badezimmer. Es war wie auch das Schlafzimmer klein. Es gab ein Waschbecken, eine Toilette und eine Duschwanne. Endlich konnte sie mal wieder Baden! Sie räumte schnell ihre Sachen in den Schrank, der noch frei war und ging wieder ins Zimmer. Gegenüber von ihrem Bett stand ein Kleiderschrank, genau wie auch vor dem anderem Bett. Sie räumte auch hier ihre wenigen Habseligkeiten ein und schloss den Schrank wieder. Dann stellte sie das Foto ihrer Mutter auf ihren Nachttisch und setzte sich auf den Stuhl vor dem einzigen Schreibtisch im Zimmer. Anscheinend mussten sie sich diesen teilen. Sie wartete zehn Minuten, dann zwanzig. Nichts tat sich und sie wusste nicht was man von ihr Erwartete. Plötzlich ging die Tür auf und eine langbeinige Schönheit mit einer roten Lockenmähne betrat das Zimmer. Abrupt blieb sie stehen. „Hi!“ Ihre Zimmergenossin musterte sie und plötzlich kam sie sich mit ihren 1,65 und den glanzlosen, Spiegelglatten blonden Haaren wie das kleine hässliche Entlein vor. „Du musst die Neue sein. Schön dass du da bist. Ich kann Hilfe echt gebrauchen, jetzt wo die große Party ansteht. Ich bin Hannah und du?“ Hannah streckte ihr die Hand hin. „Ich bin Alissa.“ Sie gab ihr die Hand und strich sich dann nervös eine Haarsträhne aus der Stirn. „Welche Party?“ fragte sie dann.
„Das weißt du nicht?“ Verwirrt sah Hannah sie an. „Aber die haben dich doch wegen der Party geschickt.“
„Sie haben mir nichts gesagt. Nur das ich mir warme Sachen einpacken sollte und dann haben sie mich in den nächsten Flieger gesetzt. Erst beim Flughafen wusste ich das ich nach Österreich fliege.“
„Oh…“ Mehr kam aus der rothaarigen Schönheit nicht raus. Einen Moment starrten sie sich schweigend an, dann brach Hannah es. „Aber du hast Erfahrungen mit dem was ein Chalet Girl macht?“ Alissa schüttelte den Kopf und sah auf den Boden. Weg war das Hochgefühl das sie noch vor einer halben Stunde hatte. Jetzt nagten eher Angst und Unwissenheit an ihrer Seele. „Wie kann es dann, dass sie dich geschickt haben? Die Masons wollten ein erfahrenes Chalet Girl. Weißt du überhaupt, wie man eine Sektflasche öffnet oder wie man andere Leute bedient?“
Sie war vielleicht nicht die Erfahrenste, aber sie wusste sehr wohl, wie man besagte Flaschen öffnete und auch wie man bediente, oder zumindest wie man bedient wurde. Aber das würde wohl auch nicht viel unterschied machen, sie lernte schnell. „Ich glaube, die Agentur hatte einen leichten Mangel an Personal. Ich habe einen schnellen Chrashkurs gemacht.“
„Aber es ist dein erster Job als Chalet Girl?“ Verständnislos blickte Hannah auf sie herunter. Alissa schluckte und sah dann auf. „Ja, aber ich lerne schnell. Wenn du mir sagst was ich tun soll dann mache ich es.“
„Wo hast du vorher gearbeitet?“
Diese Frage hatte sie befürchtet. „Ich habe noch nicht gearbeitet.“ Entschied sie sich dann für sie Wahrheit.
„Du hast noch gar nicht gearbeitet? Hast du den Job direkt nach deinem Abi bekommen?“
Bei Hannahs Vorstellung von ihrem Leben konnte sie ein leichtes Grinsen nicht verhindern. „Ich habe gar kein Abi, aber…“
„Wie alt bist du denn? Du bist doch schon 18 oder?“
„Ich bin 24.“
„Und wieso hast du nicht gearbeitet? Du hast keine Berufserfahrung und bekommst so eine wichtige Stelle?“ Alissa konnte die Fragen in Hannahs Gesicht ablesen und sie verstand ihre Skepsis auch, aber sie konnte ihr einfach nichts von ihrer Vergangenheit erzählen. „Ich habe mich gut angestellt, und wie gesagt, ich lerne schnell.“
„Ich hoffe du lernst auch dich zu schminken.“
„Schminken?“ Echote Alissa.
„Die Masons und ihre Gäste erwarten ein gewisses äußeres bei ihrem Personal. Du musst dich schon ein bisschen aufbrezeln.“
„Aber ich habe gar keine Schminke.“
Jetzt war es an Hannah verdutzt zu gucken. „Was?“
„Ich habe keine Schminke.“ Wiederholte Alissa.
„Gar nichts?“
„Zählt eine Feuchtigkeitscreme?“
Hannah schüttelte mit leichtem Entsetzen den Kopf. „Nein, das zählt definitiv nicht!“ Sie überlegte leise vor sich hin. „Die Gäste kommen heute um 19 Uhr, bis dahin haben wir noch vier Stunden und ich habe soweit eigentlich alles fertig.“ Sie sprach jetzt wieder lauter. „Ich werde dich gleich schminken. Und du gehst gleich morgen in die Stadt und besorgst dir eigenes Make Up.“
Verlegen starrte Alissa auf den Boden. „Das kann ich leider nicht.“
„Weil?“
„Ich habe kein Geld.“
„So meine Liebe.“ Hannah schob ihr den Stuhl hin und bedeutete ihr sich hinzusetzten, dann ging sie ins Bad und holte ihre Schminke. „Während ich dich schminke kannst du mir alles erzählen.“
Alissa schluckte. „Alles?“
„Fangen wir damit an, warum du ohne Arbeitserfahrung diesen Job bekommen hast.“
„Ich komme aus einer alten adligen Familie, das hat der Agentur schon gereicht.“
„Wie kommt es das du kein Geld hast, wenn deine Familie doch von Adel ist? Oder wieso musst du überhaupt arbeiten? Seid ihr Pleite?“
„So kann man es auch nennen, aber ich will nicht über meine Familie sprechen. Ich habe die letzten Jahre ohne sie gelebt und werde es auch weiterhin tun.“
Hannah flüsterte ein paar unverständlich Worte vor sich hin, dann meinte sie: „Also du gefällst mir, obwohl du eine von den reichen bist, “ Sie machte eine ausholende Geste mit den Armen. „Bist du lange nicht so hochnäsig wie sie.“
„Glaub mir, das habe ich in den letzten Jahren abgelegt.“ Hannah war mit ihrem Gesicht wohl fertig, denn nun nahm sie eine Bürste und kämmte ihre Haare durch. „Ich habe es geliebt meine kleine Schwester zu frisieren.“ Meinte sie und strich immer wieder sanft mit der Bürste durch Alissas Haare. „Deine Haare sind so weich und trotzdem schön dick. Du hast wirklich tolles Haar und es ist so herrlich lang.“ Schwärmte sie und band sie dann zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen. „So. Du siehst wirklich toll aus!“ Bewunderte Hannah ihr Werk und hielt ihr einen Spiegel hin. Alissa staunte. Sie hatte wirklich ein tolles Gesicht. Es war Jahre her, seit sie sich das letzte Mal geschminkt gesehen hatte. Dankbar sah sie zu Hannah auf. „Vielen Dank. Ich hoffe ich kann mich dafür irgendwie bei dir arrangieren?“
Hannah lachte und zog sie vom Stuhl. „Kauf dir bald eigene Schminke. Die Gäste werden dir, wenn du dich gut anstellst gutes Trinkgeld zustecken. Und jetzt komm ich zeige dir das Haus und erkläre dir unsere Aufgaben.“
Endlich war der Tag zu Ende! Alissa ließ sich geschafft auf das Bett sinken. Am liebsten würde sie sich einfach nur noch unter die Bettdecke kuscheln und einschlafen, aber sie musste unbedingt ins Bad und da war Hannah noch immer. Sie zwang sich auf die Beine und streifte ihre Schuhe von den Füßen, dann zog sie sich ihren alten Schlafanzug an. Sie legte ihre Hose ordentlich zusammen und dann viel ihr das Trinkgeld wieder ein. Hannah hatte Recht gehabt, die reichen Freunde ihrer Arbeitgeber gaben großzügiges Trinkgeld, sie hatte an diesem Abend 100€ verdient. Sie legte das Geld in ihre Schublade und dann kam auch schon Hannah aus dem Bad. „So ich bin fertig. Morgen darfst du zuerst.“ Sie streckte sich genüsslich und trottete dann zu ihrem Bett. „Was für ein anstrengender Abend. Zum Glück warst du da.“
Alissa lächelte bei diesem Lob.
„Wir müssen Morgen um sieben Uhr aufstehen. Um acht wünscht die Gesellschaft zu Essen dann werden sie zum Ski fahren ausgehen und erst zum Abendessen wieder kommen, das heißt das wir viel Freizeit haben werden.“
„Und das wird die nächsten Tage jetzt so gehen?“
„Jap, bis sie am Sonntag wieder abreisen. Die Masons bleiben natürlich länger, aber mit denen hat man nicht so viel Arbeit.“
„Ich fand Frau Mason eigentlich ganz nett.“
„Ja das ist sie auch. Ich weiß echt nicht, wie sie mit so einem Mann verheiratet sein kann…“ überlegte Hannah laut. Doch Alissas Neugier war geweckt. „Wie meinst du das?“
„Naja, er ist so ein unsympathischer Typ. Ich weiß nicht…, aber irgendwie habe ich in seiner Gegenwart so ein ungutes Gefühl. Außerdem finde ich die Blicke die er mir heimlich zuwirft widerlich. Bei seinem Sohn ist es genauso. Er sieht wirklich verboten gut aus, aber irgendwie ist er mir unheimlich.“
„Das ist mir gar nicht aufgefallen. Und war sein Sohn überhaupt da?“
Hannah gähnte herzhalft und meinte dann: „Nein, er hat wohl geschäftlich zu tun. Und du bist ja auch noch neu hier. Vielleicht wird es dir auch noch auffallen, oder ich bilde mir das ganze bloß ein. Jetzt sieh zu das du ins Bad und dann ins Bett kommst.“ Damit drehte sie sich zur Wand und wünschte ihr noch eine Gute Nacht. Alissa ging ins Bad, wusch sich und legte sich kurze Zeit später in ihr Bett und war kurz darauf völlig erschöpft eingeschlafen.
Kapitel 2
„Joshua, meinst du nicht, dass es ein bisschen zu gefährlich ist?“
Joshua sah seine Mutter lächelnd an. „Nicht gefährlicher als sonst auch. Und eigentlich mache ich Urlaub.“
„Das ist kein Urlaub, und das wissen wir beide.“
„Ich werde nichts tun, ich werde ihm einfach nur mal im Urlaub ein bisschen hinterherspionieren. Das ist meine Chance ihn endlich zu kriegen. Außerdem fahre ich gerne Snowboard.“
„Hat Liam dir denn wenigstens ein Haus gefunden?“
Joshua nickte. „Der findet doch überall Häuser. Und ich bin sogar der Nachbar von Mason.“
„Wie hat Liam das denn schon wieder hingekriegt?“ Wollte nun Josef wissen, der gerade in die Küche kam.
„Er hat dem Eigentümer ein so gutes Angebot gemacht, dass dieser dann doch den kostenlosen All Inklusive Urlaub in LA macht.“
Vater und Mutter schüttelten die Köpfe. „Wieso macht Liam sowas nur?“
„Er ist der gleichen Ansicht wie ich.“
„Die da wäre?“
„Dieser Mann ist gemeingefährlich, er gehört hinter Gittern und wenn alle die Augen vor seinen Machenschaften verschließen dann muss ich halt auf eigene Faust ermitteln.“
„Es gibt keine Beweise gegen ihn.“ Erinnerte sein Vater ihn.
„Ich weiß, und ich werde jetzt welche finden.“ Dies sagte er mit einer so entschlossenen Miene, dass selbst seiner Mutter ein Schauer über den Rücken lief. „Wo ist nur mein kleiner Joshua der immer nur Schlagzeug spielen wollte?“
Josh grinste. „Der ist immer noch irgendwo da drin.“ Meinte er und schlug sich mit der Faust an die Brust.
„Wieso fliegst du denn alleine? Nimm doch Janik mit.“
„Wollte ich ja, aber der wurde letzte Woche angeschossen. Ich muss es ohne ihn machen, aber vielleicht kommt er mich für ein paar Tage besuchen.“
„Er wurde angeschossen?“ Anna sah ihren Sohn erschrocken an. „Und das erwähnst du nur mal so nebenbei?“
„Es war ein Unfall. Wirklich. Wir sind zu einem Überfall auf eine Tankstelle gerufen worden, weil wir in der Nähe waren. Janik ist rein und wollte den Jungen beruhigen der da mit einer Waffe herumfuchtelte. Ich habe mich durch den Hintereingang reingeschlichen und so getan als wäre ich ein Kunde.“ Anna setzte sich auf den Stuhl hinter sich. „Dann ging alles ganz schnell, der Junge stand unter Drogen und als J ihm die Waffe abnehmen wollte löste sich ein Schuss und traf ihn am Oberarm.“ Als er in die erschrockenen Gesichter seiner Eltern blickte fügte er noch hinzu: „Ist nur eine Fleischwunde, alles gut. J wollte ihm sogar selbst die Handschellen anlegen.“ Das entlockte seinen Eltern ein Lächeln. Der Partner ihres Sohnes gehörte praktisch zur Familie, seid die beiden die Polizeischule absolviert hatten. „So Leute ich muss jetzt los, wenn ich meinen Flieger nicht verpassen will.“ Sie verabschiedeten sich voneinander und Joshua versprach ihnen noch dreimal auf sich aufzupassen.
Ein paar Stunden später landete er in Österreich und nahm sich ein Mietwagen. Es dauerte ein bisschen, bis er das Chalet gefunden hatte. Aber endlich kam er müde und erschöpft an. Gerade als er die Tür aufschließen wollte öffnete eine junge Frau ihm die Tür. „Guten Abend, Sie müssen Joshua Herzog sein. Herzlich willkommen!“
Joshua hatte nicht erwartet, dass jemand da sein würde. Begrüßte die Frau aber und ließ sich von ihr im Haus herumführen. „Und wo werden Sie schlafen?“ fragte er, als sie ihm sein Schlafzimmer zeigte. Als von ihr keine Antwort kam drehte er sich um und sah, dass sie rot angelaufen in der Tür stand und ihn nervös ansah. Er schalt sich einen Dummkopf, weil er die Frage so unbedacht ausgesprochen hatte. Aber er wollte niemanden im Haus, er brauchte seine Privatsphäre und keine lästigen Angestellten. „Tut mir Leid, so meinte ich es nicht. Ich wollte nur wissen ob Sie ihre Räume auch hier im Haus haben.“
Sie schüttelte den Kopf. „Die Köchin und ich wohnen in einer Anliegerwohnung auf dem Grundstück.“
„Das ist gut.“ Josh nickte und gab ihr damit zu verstehen, dass sie gehen konnte. Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer seines Bruders, nach dem zweiten Klingeln ging er dran. „Moin! Na bist du gut angekommen?“
„Ich war ein bisschen überrascht, als ich von einem jungen Ding hier willkommen geheißen wurde.“
„War sie hübsch?“ Wollte Liam auch sofort wissen.
„Du bist verheiratet!“
„Ich weiß, du aber nicht.“ Gab dieser Schlagfertig zurück.
„Ich habe keine Zeit für Frauen.“ Meinte er dann und ging zum Fenster um auf das Haus des Nachbarn zu gucken.
„War sie denn hübsch?“
„Kann sein. Ich habe nicht darauf geachtet.“ Zumindest hatte er nicht allzu sehr auf sie geachtet, er konnte sich keine Ablenkung leisten. „Was soll das übrigens? Ich habe doch gesagt, dass ich meine Ruhe brauche. Ich kann nicht arbeiten wenn Personal hier um mich herumrennt.“
„So schlimm wird es doch nicht sein.“
„Kannst du mir dann vielleicht mal sagen, wie ich es meinen Angestellten erklären soll, wenn ich das Haus meines Nachbarn mit einem Fernglas beobachte?“
„Die sind doch nicht rund um die Uhr da und die wohnen nur auf dem Grundstück nicht im Haus. Das ist genug Privatsphäre. Außerdem brauchst du jemanden der für dich kocht, sonst verhungerst du. Und ich will auch nicht, dass du das Chalet zumüllst.“
„Ich kann sehr wohl kochen und aufräumen. Im Gegensatz zu dir habe ich unserer Mutter im Haushalt geholfen!“
Liam lachte. „Okay. Aber du brauchst trotzdem Personal, wer soll nach den Partys die du gibst sauber machen?“
„Ich gebe keine Partys, ich bin hier um einen Verdächtigen zu beschatten.“
„Es ist aber normal, dass man Partys gibt und die Nachbarn einlädt. Kennt der Typ dich eigentlich? Weiß er das du hinter ihm her bist?“ Wollte Liam auf einmal mit leichtem Unbehagen in der Stimme wissen.
„Keine Sorge. Er weiß nichts von mir, hat mich noch nie gesehen.“
„Okay, dann melde dich wenn du wissen willst wie man Partys schmeißt.“
„Jaja ich habe dich auch lieb!“ grummelte Josh und legte auf. Er konnte Umrisse von Personen im Haus sehen, sie gingen zur Haustür dann wurde die Tür geöffnet und zwei Frauen traten auf die Terrasse. Waren es Gäste? Töchter hatte Mason nicht, dass wusste er. Er konnte sie nicht gut erkennen, da sie dicke Jacken und Wollmützen trugen. Sie gingen zu einem Auto und fuhren davon. Er überlegte noch ob er ihnen folgen sollte. Entschied sich aber dann doch dagegen, er musste sich auf Mason konzentrieren.
Alissa sah vom Auto ins Nachbarhaus und dann sah sie ihn. Beobachtete er sie? „Hast du den Mann auch gesehen?“
„Welchen Mann?“ Hannah sah in den Rückspiegel. „Ich sehe niemanden.“
„Nicht auf der Straße. Vom Nachbarhaus.“
„Oh dann ist Frank wieder da, netter Mann. Man kann sich gut mit ihm Unterhalten.“
„Lebt er hier denn alleine?“
„Er ist nur ein paar Mal im Jahr da, seine Frau hasst die Kälte und ist so gut wie dabei und wenn dann verkriecht sie sich nur im Haus. Ich wiederum liebe den Schnee. Wollen wir nachher mal Ski fahren?“
„Ich habe kein Geld für so einen Spaß und außerdem habe ich es noch nie gemacht.“
„Dann wird es allerhöchste Zeit!“ Hannah setzte lächelnd den Blinker und lenkte das Auto auf den Parkplatz des Einkaufszentrums. „Und im Schuppen stehen allerlei alte Skier, davon wird dir schon was passen. Der Skilift ist Inklusive, das sind die Vorteile eines Chalet Girls.“
„Wir arbeiten bis spät in die Nacht und stehen im Morgengrauen auf um den Herrschaften alles Recht zu machen und da findest du noch Vorteile? Ich bin Hundemüde.“
„Du wirst dich schon noch daran gewöhnen. Und jetzt komm.“ Sie stieg aus dem Auto und Alissa folgte ihr seufzend. „Ich gebe nicht mehr als 50€ für Kosmetik aus, ich muss sparen. Im Gegensatz zu dir, habe ich hier keine Vollzeitstelle.“
Hannah nickte, nahm ihre Hand und zog sie voller Tatendrang in ihren Lieblingsladen. Letzten Endes hatte Alissa doch mehr als gewollt ausgegeben, aber Hannah versprach ihr, dass die nächste Hausparty noch mehr Trinkgeld springen ließ, da die Saison gerade erst anfing und die große Willkommensparty aller Nachbarn diesmal bei den Masons anstand. Auf dem Weg nach Hause hingen beide ihren Gedanken nach und es wurde nicht viel gesprochen. Hannah lenkte das Auto geschickt in die Auffahrt und parkte auf dem gleichen Parkplatz. „Kommst du?“ Fragte sie Alissa, als diese keine Anstalten machte aus dem Auto zu steigen. „Sofort.“ Sie ließ den Kopf gegen die Kopfstützen sinken und fragte sich was wohl aus ihr werden sollte wenn dieser Job zu Ende wäre. Hannah war längst im Haus, als Alissa sich endlich überwand und das warme Auto verließ. Sie ging zur Haustür und gerade als sie die Türklinke herunterdrücken wollte öffnete sich die Tür und Samantha Mason stand vor ihr. „Alissa richtig?“ Wollte die Frau wissen und Alissa nickte. „Komm mal bitte mit mir mit, ich wollte dich kurz sprechen.“ Sie ging den langen Flur entlang, sicher, dass Alissa ihr folgen würde. Sofort machten sich die schlimmsten Gedanken in ihr breit. Hatte die etwas falsch gemacht? Hatte einer der Gäste sich über sie beschwert? Sie lief der Hausdame schon fast hinterher, die mit ihren Stöckelschuhen eine bemerkenswert gute Figur machte und sehr rasch vorankam. Sie setzte sich auf das beige Ledersofa und bedeutete Alissa mit einer Handbewegung ihr gegenüber Platz zu nehmen. „Bedrückt dich etwas?“ Fragte sie, als sie den unsicheren Blick von Alissa bemerkte. „Nein, es ist alles okay. Ich weiß nur nicht, warum sie mit mir reden wollen.“ Gab sie zu woraufhin sich bei Samantha ein Lächeln um die Mundwinkel bildete. „Tut mir leid, ich wollte dir keine Angst machen. Es ist nur so, dass ich immer mit den neuen Mädchen rede. Eigentlich, bevor sie anfangen zu arbeiten, aber gestern hatte ich einfach zu viel um die Ohren.“ Meinte sie entschuldigend. „Wie gefällt dir die Arbeit? Ist alles okay?“
Alissa nickte erleichtert. Es war alles gut! Sie konnte den Job noch einige Zeit machen. „Ja, es ist alles okay.“
„Ich fand dich gestern sehr professionell, du warst zu unseren Gästen sehr zuvorkommend und aufmerksam. Wie lange machst du den Beruf eines Chalet Girls schon?“
„Das ist meine erste Anstellung als Chalet Girl, aber ich war schon früher auf solchen Veranstaltungen und weiß worauf es ankommt.“ Sie wusste wie hochnäsig die reichen und schönen dachten und was sie wollten, es war einfach für Alissa zu erraten was eine Person genau wollte. Sie hatte schon unzählige Gesellschaftliche Veranstaltungen besucht um zu wissen wie sie sich als Personal zu verhalten hatte und nur im Hintergrund blieb, unsichtbar für die höher Privilegierte Gesellschaft.
„Du machst deine Aufgabe auf jeden Fall sehr gut.“ Sie legte einen 200€ Schein auf den Tisch. „Der ist für dich. Mach weiter so und du wirst gut belohnt.“
Alissa starrte auf den Schein, dann die Frau ihr gegenüber an. „Das ist wirklich sehr…“ Sie kam ins Stocken. „Danke.“ Murmelte sie und steckte das Geld ein. „Das ist erst der Anfang, wenn du weiterhin einen guten Job machst und unseren Gästen jeden Wunsch erfüllst, dann werden wir dich weiter belohnen.“ Alissa nickte und Samantha gestattete ihr aufzustehen. „Ich muss mich jetzt für den Abend fertig machen und du solltest Hannah in der Küche helfen.“ Sie stand auf und ging aus dem Wohnzimmer. Alissa schüttelte ungläubig den Kopf und ein strahlendes Lächeln umspielte ihre Lippen. Dann ging sie zu Hannah ins Zimmer erzählte ihr von dem Gespräch und machten sich gemeinsam chic für den Abend. Es würde nur ein kleines Abendessen sein. Die Masons erwarteten zu ihren sechs Besuchern keine weiteren Gäste.
Er musste es irgendwie schaffen von den Masons in ihr Haus eingeladen zu werden. Er musste unbedingt in das Büro von Hendrik Mason und seine Unterlagen durchsehen. Mittlerweile hatte er heraufgefunden, dass es im ersten Stock war, direkt gegenüber von seinem eigenen Büro. Die Häuser waren von der Aufteilung ähnlich und er hatte sich einen Plan von Masons Haus beschafft. Wie gut, das er viel Zeit mit Luke, dem Mann seiner Cousine verbracht hatte und dieser ihm gezeigt hatte wie man hackt. Er grinste, als er an die Zeit zurückdachte. Wie viele Abende sie gemeinsam verbracht hatten, als Luke noch bei ihnen gewohnt hatte. Wenn ihnen langweilig wurde fingen sie an ihr Unwesen im Internet zu treiben und irgendwann war Joshua so gut wie Luke selbst.
Lara, sein Chalet Girl kam ins Wohnzimmer. „Herr Herzog, das Essen ist aufgetragen.“
„Herr Herzog ist mein Vater, nenn mich bitte Josh.“
„Wie Sie wünschen.“ Sie nickte und sah zu Boden. Wie förmlich hier alles zuging, dachte er und erwartete schon fast, das Lara einen knicks machte als er an ihr vorbei ging. Sie machte es Gott sei Dank nicht. „Kann ich Ihnen noch irgendetwas bringen?“ Erklang ihre Stimme hinter ihm. „Nein danke, ich komme schon zurecht.“ Ihm lag es schon auf der Zunge zu sagen, dass er wusste wo die Küche war, aber Liam hatte ihm eingeschärft wie wichtig es war den Schein zu wahren. Er musste den reichen hochnäsigen Typen spielen. Er machte sich mit Gabel und Messer an dem Hühnchen zu schaffen, gab es aber irgendwann auf, er sah über die Schulter und stellte fest das Lara weg war. Dann legte sein Besteck zur Seite und aß, wie auch zu Hause mit den Händen. Grinsend und satt wischte er sich wenig später die Hände an seiner Serviette ab und lehnte sich erschöpft auf seinen Stuhl zurück. Er hatte die letzte Nacht nicht viel Schlaf abbekommen weil er das Haus von nebenan beobachtet hatte aber er hatte nichts Verdächtiges gesehen. Heute würde er ein bisschen früher schlafen gehen und nachts aufstehen, wenn die Gäste von Mason sich zu Ruhe begeben würden. Um halb eins klingelte sein Wecker und schälte sich aus seinem Bett. Er ging mit Boxershorts bekleidet in sein Büro und nahm das Nachtsichtgerät aus der Schreibtischschublade. Im Wohnzimmer der Masons war das Licht noch immer an und die Leute saßen gemütlich auf dem Sofa mit einem Glas Champagner in der Hand und unterhielten sich. Aber innerhalb von einer halben Stunde lösten die Gäste sich auf und Mason ging in sein Büro. Joshua folgte ihm mit dem Fernglas, aber dieser setzte sich nur an den Tisch und telefoniert. Wäre er doch nur schon in dem Büro gewesen und hätte seine Wanzen angebracht! Da Hendrik nichts Besonderes machte ließ er seinen Blick über das Haus wandern. Dann sah er zwei Frauen wie sie im Wohnzimmer aufräumten, das waren dann wohl die beiden die heute mit dem Auto weggefahren sind. Also die Dienstboten der Masons ihre Lara… Mason stand auf, schaltete das Licht aus und verschwand aus seinem Blickfeld. Heute würde dort nichts mehr passieren, also ging auch Joshua wieder ins Bett.
Kapitel 3
Der gestrige Abend war viel einfacher als der davor. Hannah hatte Recht, langsam gewöhnte sie sich an alles. Sie stieg aus dem Bett, Hannah schlief noch, also schlich sie leise ins Bad und duschte sich erstmal ausgiebig. Sie genoss den Luxus des heißen Wassers das sanft über ihren Körper lief. Plötzlich klopfte es an der Tür. „Ally? Bist du bald fertig?“ Erklang die Stimme von Hannah auf der anderen Seite der Tür. Sie stellte das Wasser aus und wickelte sich in ein weiches Handtuch. „Ja, du kannst reinkommen.“ Die Tür öffnete sich und Hannah blickte sie mit einem Schuldbewussten Blick an. „Ist alles okay?“ Wollte sie wissen. Hannah fing an zu grinsen und nickte. „Unten im Dorf lebt ein Typ, er ist wirklich süß und er hat mich gefragt ob ich heute dabei bin. Sie wollen auf die Piste.“
Alissas Herzschlag beruhigte sich wieder. Was hatte sie denn erwartet? Hannah konnte unmöglich… Sie schüttelte den Gedanken ab. „Ist okay.“ Grinste sie. „Ich mache das Frühstück, dafür habe ich aber was gut bei dir!“ Hannah quiekte vergnügt und umarmte sie dann, dann schob sie Alissa aus der Tür und verschloss sie hinter sich. „Ich mache morgen das Frühstück!“ rief sie noch.
„Ich muss mich aber auch gleich für das Frühstück fertig machen!“ rief sie durch die Tür.
„Okay!“
Das Frühstück verlief heute schnell, in der Nacht war frischer Schnee gefallen und alle wollten als erstes auf die Piste. Niemandem fiel auf, dass Hannah fehlte. Schon eine Stunde nach dem Frühstück hatte Alissa alles soweit fertig, sie setzte sich auf das Sofa im Wohnzimmer und nahm sich die Fernbedienung. Aber es lief einfach nichts Ordentliches im Fernsehen und sie schaltete ihn nach ein paar Minuten wieder ab. Sie ging zu dem Bücherregal und nahm sich einen Roman heraus, der Titel klang vielversprechend und so entschied sie sich kurzerhand ihn mit ihr Zimmer zu nehmen und gemütlich in ihrem Bett zu lesen. In den letzten Monaten hatte sie sehr, sehr viele Bücher gelesen, sie hatte ja sonst nichts zu tun gehabt. Sie schüttelte die Gedanken von sich und öffnete ihre Zimmertür im zweiten Stockwerk. Das Buch schmiss sie auf das Bett und ging zum Fenster, der weiße Schnee sah wunderschön aus. Schade eigentlich, dass sie nicht Ski fahren konnte. Gestern ist doch nichts daraus geworden und alleine wollte sie es auch nicht probieren. Hannah sollte schon dabei sein. Gedankenverloren knöpfte sie ihre weiße Bluse auf, ließ sie achtlos auf den Stuhl neben sich fallen und zog sich ein bequemes T-Shirt an. Plötzlich sah sie ein aufblitzen, etwa so wie von einem Spiegel im Sonnenlicht. Sie ließ ihren Blick schweifen und dann sah sie ihn! Der Nachbar, der sie schon gestern beobachtet hatte. Er stand mit einem Fernglas in der Hand in seinem Haus und beobachtete sie. Kurzerhand rannte sie die Treppe herunter öffnete die Haustür und lief die wenigen Meter zu diesem Frank.
Und Hannah meinte noch, dass er ein netter Typ wäre! Von wegen! Ein Stalker war er! Wütend klopfte sie an die Tür und schon kurz darauf öffnete eine hübsche brünette ihr die Tür. Erschrocken sah sie Alissa an. „Kann ich etwas für Sie tun?“ Fand sie dann nach einem kurzen zögern und einen Blick auf Alissas Äußeres, ihre Sprache wieder. „Ich möchte mit Frank sprechen.“ Forderte Alissa wutschnaubend. „Es tut mir Leid, aber Frank…“
„Lara, würdest du uns bitte alleine lassen?“ Erklang hinter dem Mädchen eine gefährlich ruhige und tiefe Stimme. Lara ließ es sich nicht zweimal sagen. Alissa sah dies als ihre Gelegenheit und trat in den dämmrigen Flur, sie konnte Frank nicht genau erkennen, sie sah nur, dass er ziemlich groß war. Aber das war ihr im Moment egal, sie war wütend weil der Kerl andere Frauen beobachtete obwohl er verheiratet war! Kein Wunder das seine Frau nie mithierher wollte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Wieso beobachten Sie mich?“
Joshua war sich unsicher was ihn jetzt erwartete. Er hatte sich ablenken lassen, das hätte er nicht tun dürfen! Gerade noch hatte er Mason an seinem Schreibtisch beobachtet als sein Blick auf die Blonde einen Stock höher fiel. Sie stand einfach nur am Fenster und starrte nach draußen. Sie kam ihm irgendwie bekannt vor, aber er wusste nicht, wo er sie schon mal gesehen hatte… und wie konnte er ahnen, dass sie sich kurz darauf vor dem Fenster ausziehen würde? Und welcher Mann würde da dann nicht gucken? „Ich? Sie?“
Sie nickte. „Sie müssen sich irren. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich habe noch zu tun!“ Damit drehte er sich auf dem Absatz um und ging den langen Flur entlang ins Wohnzimmer. Alissa stand wie vom Donner gerührt in der Eingangstür und blickte ihm verdutzt hinterher. Hatte er sie hier jetzt einfach stehen gelassen? Wieder packte sie die Wut und so lief sie ihm hinterher. „Hey, was fällt Ihnen ein?“ Alissa trat in das Sonnendurchflutete Wohnzimmer und blinzelte. Dieser Typ konnte wohl kaum ein Spanner sein. Das hatte er doch gar nicht nötig. Er sah aus wie ein Model, hatte pechschwarze Haare und fast ebenso dunkle Augen. Sein Kinn war markant, genauso wie seine Wangen auf dem sich ein leichter Bartschatten gelegt hatte. Er trug eine dunkle Jeans und ein nur halb zugeknöpftes weißes Hemd. „Ist noch etwas?“ Wollte er mit beinahe gelangweilter Stimme wissen. Sie schluckte. „Ich möchte dass Sie sich bei mir entschuldigen und aufhören mich zu beobachten.“
„Ich wiederhole es noch einmal. Ich beobachte Sie nicht!“ sagte er mit einem leichten Hauch von Zorn in der Stimme und kam auf sie zu. Alissa versteifte sich unmerklich zwang sich aber stehen zu bleiben. „Doch. Gerade eben und gestern Vormittag, ich habe Sie genau gesehen.“ Jetzt stand er nur noch wenige Zentimeter vor ihr und plötzlich lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter. Wieso war sie nur so unbedacht hierhergekommen und hatte ihn so angeblafft. Sie hätte zu Mason gehen sollen, oder zur Polizei. Sie ging einen Schritt zurück, er folgte ihr, seine Augen bohrten sich in ihr Gesicht und abrupt stieß sie gegen eine Wand. Frank stand dicht vor ihr. Sie schluckte. „Lassen Sie mich gehen, oder ich rufe die Polizei.“
„Und was willst du denen sagen?“ Wollte er auf einmal mit Belustigung in der Stimme wissen. Er wusste wer sie war, ihr Aussehen, ihre Art. Er hatte sie nicht vergessen. Genauso trotzig wie vor zwei Jahren.
Wieso duzte er sie auf einmal? Ihr lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Sie versuchte ihn von sich zu stoßen, aber er bewegte sich keinen Zentimeter. Grinste sie nur höhnisch an. Oh Gott, wieso war sie nur so unglaublich Stur und in sein Haus gelaufen? Wenn er sie beobachtete dann war doch klar was er von ihr wollte und sie… Angstschweiß bildete sich auf ihrer Stirn. „Lassen Sie mich gehen.“ Hauchte sie. Als er keine Anstalten machte von ihr wegzutreten flüsterte sie ein leises „Bitte.“ Doch auch das schien ihn nicht zu beeindrucken. „Glaubst du ich kann dich jetzt einfach so gehen lassen? Du bist Schuld. Du hast alles verkompliziert!“ Mit vor Schreck geöffneten Augen blickte sie ihn voller Angst an. „Ich werde niemandem was sagen.“
„Das weiß ich doch!“ Meinte er mit einem süffisanten Lächeln und trat ein paar Schritte von ihr. „Alissa Aspelkamp. Richtig?“
„Woher kennen Sie meinen Namen?“
„Setzt dich doch hin. Möchtest du etwas trinken?“ Er deutete auf das Sofa und ging zur Bar um sich ein Wasser einzugießen. Da sie nichts sagte machte er auch für sie eins und stellte es auf den Tisch. Sie stand noch immer argwöhnisch an der Wand. Wohl abschätzend ob es sich lohnte wegzulaufen. „Es hat ein bisschen gedauert, aber du musst wissen, ich vergesse nie ein Gesicht.“ Sie starrte ihn verblüfft an. „Wieso hast du gesessen?“
Voller entsetzten blickte sie ihn an. Nie hätte sie erwartet, dass sie jemand hier erkennen würde! Was wenn er es den Masons erzählte? Sie würden sie hochkant rausschmeißen. Und hier auf der Straße zu leben wäre allemal schlimmer als in Deutschland – sie würde erfrieren! Josh sah förmlich wie es hinter ihren Augen ratterte. „Wer sind Sie?“ Fragte sie schließlich. „Ich habe nichts Schlimmes verbrochen, niemand ist zu Schaden gekommen, es lohnt sich nicht jemanden hinter mir herzuschicken. Es sei denn…“ Sie sprach den Satz nicht zu Ende. Und Joshua wollte auch gar nicht wissen, was sie dachte. „Ich bin nicht deinetwegen hier.“ Erklärte er ihr. „Nicht?“ Erleichterung machte sich in ihr breit.
„Also, bist du noch kriminell?“ Er musste wissen ob er ihr möglicherweise Vertrauen konnte, sie wäre ein Wink des Schicksals. „Hast du vor die ahnungslosen Reichen auszunehmen?“
„Nein! Ich habe zwei Jahre für einen kleinen Überfall bekommen, ich will nicht mein ganzes Leben hinter Gittern verbringen.“
„Das ist eine gute Entscheidung.“ Meinte er. „Jetzt setz dich endlich hin.“ Er deutete ein weiteres Mal mit der Hand auf das Sofa gegenüber von ihm hin und wiederwillig nahm sie Platz. Sie sah auf das Wasserglas. „Nimm ruhig.“ Ermunterte er sie.
„Wieso hast du den Überfall begangen?“
„Ich wollte nur etwas zu Essen.“ Er sah den Schmerz in ihren Augen und glaubte ihr auf Anhieb. Er musste nachher unbedingt mal Janik anrufen und ihn Nachforschungen über Alissa Aspelkamp anstellen lassen, dafür hatte er keine Zeit.
„Okay.“
„Okay?“ Verwirrt sah sie ihn an.
„Du bist also alles in allem eine ehrlich Haut?“ Sie nickte nur und er fuhr fort. „Aber warum wolltest du denn etwas zu essen?“
„Ich lebte seit meinem 17 Lebensjahr auf der Straße, irgendwann macht man dann halt Sachen um zu überleben.“ Sagte sie trotzig. Mitleid überkam ihn. „Schauen Sie mich nicht so an. Ich kann Ihr Mitleid nicht gebrauchen. Das Leben auf der Straße war allemal besser als das, wo ich herkam.“
Er sagte nichts und nach einer Weile wollte sie wissen: „Woher kennen Sie mich?“
„Ich habe dich im Verhörraum sitzen sehen.“
„Ich habe Sie aber nicht gesehen.“ An so einen Mann würde sie sich erinnern. Jede Frau würde sich an ihn erinnern!
„Das war, weil ich hinter dem Spiegel stand, während einer meiner Kollegen dich verhört hat.“
„Sie sind von der Polizei?“ Er nickte und sie sah ihn verblüfft an. „Sie sehen nicht aus, wie die Polizisten…“ Als sie merkte was sie gesagt hatte wurde sie rot. „Tut mir leid ich wollte nicht…“
„Ist schon okay.“ Schnitt er ihr das Wort ab. „Ich brauche dich.“ Verständnislos sah sie ihn an. „Ich muss in Masons Büro.“ Erklärte er dann.
„Und wie sollte ich Sie da rein bekommen? Ich weiß noch nicht mal wo das ist.“
„Es ist unter deinem Zimmer.“
Jetzt ging ihr ein Licht auf. „Also haben Sie wirklich nicht mich beobachtet?“
„Das sagte ich. Mason ist der Mann den ich beschatte. Und hör bitte endlich auf mich zu Siezen. Ich bin Joshua Herzog, aber meine Freunde nennen mich Josh.“
„Aber was hat er denn gemacht, dass die Polizei hinter ihm her ist?“
„Es ist besser wenn ich es dir nicht sage. Behalte ihn einfach im Auge okay?“
„Aber ich sehe ihn doch nur beim Essen. Ansonsten habe ich keine Ahnung wo er sich herumtreibt und ich bin neu hier, kenne mich nicht mal in der Gegend aus.“
„Na toll, ich kenne mich genauso wenig aus.“ Er stellte seine Ellenbogen auf die Knie und legte seinen Kopf auf die Hände.
„Aber vielleicht habe ich da eine Idee…“ Josh hob seinen Blick und sah sie auffordernd an. „Also am Freitag findet doch die große Party statt, alle Nachbarn sind eingeladen. Du doch auch oder nicht?“
„Bis jetzt weiß ich nichts davon.“ Genau in diesem Moment klingelte es an der Tür und kurze Zeit später hörten sie eine Frauenstimme. „Das ist Samantha, die Frau von Herrn Mason.“
Josh sprang auf und zog sie ebenfalls vom Sofa hoch er zerrte sie zur Bar und bedeutete ihr sich zu verstecken. „Sie darf dich hier auf keinen Fall sehen.“ Warnte er sie, während die Schritte von Lara und Samantha Mason immer näher kamen. Alissa kauerte sich auf dem Boden zusammen und hoffte, da Samantha nicht auf die Idee kam sich im Haus umzusehen.
„Herr Joshua?“ Erklang jetzt die Stimme von der jungen Frau, die auch ihr schon die Tür geöffnet hatte. „Frau Mason, Ihre Nachbarin ist hier. Sie möchte Sie sprechen.“
„Danke Lara, du kannst jetzt gehen. Guten Tag, mein Name ist Joshua Herzog. Was kann ich für Sie tun?“ Seine Stimme klang tief, aber aufrichtig erfreut. Wieso versetzte es ihr nur einen Stich? Samantha sah wirklich sehr hübsch aus, sie war ebenfalls groß, schlank und wahrscheinlich war sie genau Joshs Geschmack. „Herr Joshua?“ Erklang jetzt Samanthas fragende Stimme und Alissa konzentrierte sich auf das Gespräch der beiden. „Mein Vater ist Herr Herzog.“ Erklärte Joshua. „Ich fühle mich noch nicht wie Herr Herzog.“ Er lächelte sie charmant an, was ihr ebenfalls ein Lächeln entlockte. „Nehmen Sie doch Platz. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“
„Sehr gerne, einen Cherry bitte.“
„Kommt sofort.“ Er ging zur Bar und stellte sich vor Alissa die zur Seite gerutscht war. Sein Ahnungsloser Blick glitt über all die Flaschen vor sich. Alissa stieß ihn gegen das Bein und zeigte mit dem Finger auf eine Flasche. Er las die Aufschrift und nahm die Flasche, als er gerade ein willkürliches Glas nehmen wollte stieß Alissa ihn erneut gegen das Bein. Er sah zu ihr nach unten und sie hielt das entsprechende Glas hoch. Er ging in die Hocke, nahm es ihr aus der Hand, wobei sich ihre Hände berührten und Alissa ein wohliger Schauer über den Körper lief. „Danke.“ Hauchte er und grinste sie spitzbübisch an. „Es tut mir leid, dass Sie warten mussten. Das Personal ist einfach zu ordentlich, ich musste das Glas erst suchen.“
„Aber, aber mein Lieber. Keine Entschuldigungen. Wir sind hier doch im Urlaub und wenn das Personal ihre Aufgaben richtig macht, dann hat man ja nichts zu beanstanden. Sind sie zufrieden mit Ihrem Personal?“
„Ja, in der Tat. Lara ist sehr…“ Er stolperte kurz über das Wort. „Zuvorkommend.“
„So müssen die Chalet Girls auch sein. Bei dem Trinkgeld das Sie bekommen, darf man doch einiges von ihnen Erwarten.“ Dazu schwieg Josh und nach einer kurzen unangenehmen Pause fragte Samantha: „Was machen sie denn beruflich, Joshua? Ich darf sie doch Joshua nennen?“ Fragte sie einschmeichelnd. „Aber natürlich doch.“ Meinte Joshua liebenswürdig. „Ich arbeite eigentlich gar nicht, ich lebe mein Leben.“ Dabei strahlte er Samantha an. „Ich Snowboarde für mein Leben gern, treibe allgemein sehr viel Sport.“
„Aha…“ Auf einmal klang Samanthas Stimme gar nicht mehr so liebreizend. „Und wer finanziert Ihnen diesen Aufenthalt in Franks Haus? Eigentlich vermietet er ja nicht an Fremde.“
„Mein Bruder. Er ist sehr großzügig was meine Schwester und mich angeht. Wir werden beide von vorn bis hinten von ihm verwöhnt.“
„Und wer ist ihr Bruder?“ Wollte sie jetzt mit Neugier in ihrer Stimme wissen.
„Na Liam, Liam Herzog.“
„Der Liam Herzog?“
„Genau der, diese Reaktion kriege ich öfter zu Gesicht.“ Er lächelte sie an. „Ich kann meinem Bruder einfach nicht das Wasser reichen. Also habe ich beschlossen kleiner Bruder zu sein. Und sehen Sie sich um.“ Er machte eine ausholende Geste. „Ich habe alles was das Herz begehrt.“
„Wir wollten ihn schon immer mal kennenlernen.“ Gab die Frau zu.
„Ach wirklich?“ Jetzt war es an Joshua sie neugierig anzusehen. „Wieso denn das?“
„Wir haben mitbekommen, dass er Immobilien auf der halben Welt besitzt und wir bräuchten dringend neue Räumlichkeiten.“
„Inwiefern? Was für Räumlichkeiten?“
„Ach, das ist ja nicht ihre Suppe.“ Winkte sie ab. „Meinen Sie, Sie könnten uns mal einen Termin bei ihm machen? Wir brauchen die Räume wirklich dringend.“
Jetzt war Joshua auf der Hut. „Ich muss es schon ein bisschen genauer wissen. Mein Bruder wollte eventuell nächste Woche mit seiner Familie vorbei kommen. Da will ich ihn nicht unbedingt im Urlaub mit so etwas behelligen.“
„Ach machen Sie sich keine Umstände. Wir fragen ihn dann selbst, wenn er hier ist.“ Sie stand auf und ließ das Glas Cherry unberührt stehen. „Ach ja und Sie sind am Freitag ganz herzlich zu unserer Party eingeladen.“ Joshua der ebenfalls aufgestanden war begleitete sie Tür. „Das ist sehr freundlich von Ihnen. Ich komme gerne vorbei.“ Ihre Stimmen wurden immer leiser und Alissa atmete in ihrem Versteck hörbar aus. Doch eine Sekunde später hörte sie erneut Schritte im Zimmer und sie verkrampfte sich wieder. „Du kannst rauskommen.“ Meinte Josh und Alissa stand auf. „Sie hatte es aber plötzlich sehr eilig von hier wegzukommen.“ Meinte sie arglos. „Ja, und zwar unmittelbar nachdem ich Liam erwähnt habe.“ Er grübelte ein paar Minuten und Alissa ließ ihn in Ruhe, doch nach einer Weile in der er noch immer ganz in Gedanken versunken war räusperte sie sich. „Ich sollte jetzt langsam gehen. Vielleicht braucht Samantha mich drüben.“
Josh wachte aus seinen Grübeleien auf und starrte sie kurz an. „Ja, klar geh nach Hause, aber kein Wort von unserer Unterhaltung.“
„Verstanden.“ Sie nickte und flüchtete aus dem Haus.
Kapitel 4
Josh musste unbedingt telefonieren! Er lief die Treppe nach oben er hatte es so eilig gehabt nach unten zu kommen, als er sah wie aufgebracht Alissa durch den Schnee auf sein Haus zugestürmt kam, das er alles hatte stehen und liegen lassen. Kaum zu glauben, dass Ausgerechnet jemand aus seiner Stadt im Nachbarhaus lebte. Er schüttelte den Kopf und wählte die Nummer seines Partners Janik. „Hey J, na vermisst du mich schon?“ Erklang die fröhliche Stimme seines besten Freundes.
„Hey J!“ Sie hatten es sich zur Angewohnheit gemacht, dass beide sich nur mit dem ersten Buchstaben anredeten, und das taten sie jetzt schon seit Jahren. „Ich brauche deine Hilfe.“ Er erzählte ihm von Alissa Aspelkamp und das er mehr über sie wissen musste. Vorstrafen, Familie, ihr Leben bis zu ihrem 17 Lebensjahr und das danach. Janik versprach ihm sich sofort an die Arbeit zu machen und heute Abend erste Ergebnisse liefern würde. Sie verabschiedeten sich und dann rief er Liam an. „Moin Bruder! Na wie läuft es mit den Ermittlungen?“ Wollte dieser auch sofort wissen.
„Hi Liam. Die laufen so langsam an. Und ich habe eine alte Bekannte getroffen.“
„Ah… ist sie hübsch?“
„Sie saß 2 Jahre im Gefängnis.“
„Ah eine Knastbraut! Ist sie denn hübsch?“
„Du bist unverbesserlich und ja sie ist hübsch!“
„Und was spielt sie für eine Rolle in deinem kleinem Schauspiel?“
„Noch gar keine. Du darfst zuerst ran. Samantha Mason war heute hier und als sie erfahren hat, dass du mein Bruder bist wollte sie dich unbedingt kennen lernen. Ich denke sie wollen alte Lagerhallen von dir haben. Hast du sowas?“
„Keine Ahnung kleiner. Da muss ich erst einmal nachgucken. Ich kann mich später bei dir melden. Und zum Wochenende kann ich vielleicht vorbei kommen, aber unter einer Bedingung.“
„Die da wäre?“ Josh seufzte. Es war so typisch für Liam. „Ich will nur mit dir Snowboard fahren. Meinst du wir werden dafür Zeit haben?“ Jetzt musste Josh grinsen. „Dafür werden wir uns auf jeden Fall Zeit nehmen.“
„Warst du denn schon unterwegs?“
Derweil wartete Alissa auf die Heimkehr von Hannah. Als es immer später wurde entschied sie sich schon mal allein anzufangen. Hoffentlich war ihr nichts Schlimmes passiert… Gerade als sie den Tisch gedeckt hatte steckte sie atemlos den Kopf in die Tür und schielte in den Raum. „Ich bin allein, du kannst ruhig reinkommen.“
„Tut mir soooo leid!“ Entschuldigte Hannah sich bei Alissa und sah sie dabei mit einem treuen, glücklichen Dackelblick an. „Eddy ist soooo süß, er ist mir den ganzen Tag nicht von der Seite gewichen.“
Alissa grinste. „Ich will alle Details hören. Alles von Anfang bis zum Ende.“ Bestand Alissa und umarmte sie. „Danke, dass du eine so tolle Freundin bist.“ Flüsterte Hannah in ihr Ohr. „Ich muss dir danken, als ich dich das erste Mal gesehen habe, da dachte ich dass du eine eingebildete Schnepfe bist.“ Gestand Alissa.
„Und ich dachte du wärst eine kleine graue Maus. Siehst du, wir haben uns beide geirrt.“ Spielerisch zog Hannah an Alissas Pferdeschwanz. „Und wie war dein Tag?“
„Ich habe den neuen Nachbarn kennen gelernt.“
„Frank? Der ist nett oder? Erzählt immerzu von seiner Frau.“ Hannah grinste und fing an die Gläser, die auf der Anrichte standen zu polieren. Alissa nahm sich ebenfalls einen Lappen und stellte sich neben sie. „Nein, Frank war das nicht.“
„Nicht? Ich wüsste nicht, das er das Haus jemals vermietet hätte und Kinder hat er meines Wissens auch keine.“
„Ein Joshua Herzog lebt dort zur Zeit.“ Sie versuchte ihre Stimme nebensächlich klingen zu lassen, aber schon allein seinen Namen auszusprechen verursachte ein Kribbeln in ihrer Magengegend. „Erzähl.“ Forderte Hannah gespannt auf. „Wie sieht er aus und ist er alt?“
„Alt? Nein ich denke so Mitte zwanzig. Und er sieht verboten gut aus!“ Alissa beschrieb ihrer Freundin das Aussehen des Nachbarn. „Hat sich da etwa jemand verguckt?“
„Glaub mir, der kann jede haben. Für eine wie mich interessiert er sich nicht.“
„Quatsch, du kannst ebenfalls jeden haben. Du bist eine von den Mädchen die man süß findet. So zierlich und schmal wie du bist, weckst du bestimmt bei jedem Typen den Beschützerinstinkt. Du siehst so zerbrechlich aus wie eine Porzellanpuppe.“ Hannah grinste und Alissa konnte ein Lachen nicht verkneifen. „Ich bin lange nicht so zart und zerbrechlich wie eine Puppe.“ Dafür hatte sie schon viel zu viel durchgemacht.
„Wie kam es eigentlich, dass du Joshie getroffen hast?“ Verniedlichte Hannah seinen Namen.
Alissa überlegte, wie sie sich vor einer ehrlichen Antwort drücken konnte, als die Masons und ihre Gäste ins Speisezimmer kamen. Erleichtert legte sie den Lappen weg und drehte sich zu den Herrschaften um. Hannah durfte nichts von ihrer Vergangenheit erfahren. Niemand durfte das!
Heute hatte er es geschafft mal ein bisschen Snowboard zu fahren, er hatte es genossen seine Spuren in den Schneebedeckten Bergen zu hinterlassen, wenigstens bis zum nächsten Schnee. Jetzt saß er in seinem Büro und versuchte sein ganzes Equipment zu ordnen. Die ganzen Wanzen, und die winzigen Kameras, die ganzen Kabel und so weiter. Alles war noch da. Zum Glück hatte sein Chef ihm die Ausrüstung genehmigt. Er fand es zwar nicht so toll, das Josh auf eigene Faust ermittelte, aber er verstand ihn auch. Ein Mann wie Mason, und wahrscheinlich steckte seine Frau ebenfalls mit ihm unter einer Decke, gehörte hinter Gitter. Sein Handy klingelte und er unterbrach seine Arbeit. „Hey J, gut dass du dich meldest, hast du etwas herausgefunden?“
„Ich denke mal das Mädchen ist sauber.“ Fing dieser auch gleich ohne eine Begrüßung an zu reden. „Sie ist eine Aspelkamp, das ist eine alte deutsche adlige Familie. Zwar nicht mehr so wohlhabend wie zu früheren Zeiten, aber dennoch mit einem ansehnlichen Vermögen. Alissa ist die Tochter von Thomas und Tamara Aspelkamp. Thomas starb als Alissa gerade 16 Jahre alt war, sie hat noch ihren sweet sixteen Geburtstag gefeiert, und kurz danach ist ihr Vater an einem Herzinfarkt gestorben. Ein halbes Jahr später heiratete ihre Mutter Albert Muhlenstein, einen Schwerreichen Banker. Ein Jahr später war Alissa weg. Sie kam nie wieder nach Hause. Selbst als sie vor zweieinhalb Jahren verhaftet wurde bestand sie darauf keinen Anwalt zu nehmen und verriet auch sonst niemanden ihre wahre Herkunft.“
„Wieso die harte Strafe? Zwei Jahre für einen kleinen Überfall ist doch ein bisschen hart oder?“
„Oh ja, aber der Richter kannte wohl ihre Familie und er hasste ihre Mutter, weil sie sich damals für Thomas entschieden hatte. Er sah seine Chance und schickte ihre Tochter für ein kleines Vergehen ins Kittchen. Nur hat die gute Tamara es nie erfahren, sie lebt jetzt in einer Psychiatrischen Anstalt, leidet wohl unter Verfolgungswahn. Ihr Mann kümmert sich um das Anwesen der Familie.“
„Hart.“ Meinte Josh und Alissa tat ihm wirklich leid. „Weiß Alissa von ihrer Mutter?“
„Keine Ahnung, jedenfalls hat sie sie nicht einmal besucht.“
„Wo hat sie gelebt?“
„Zuerst verbrachte sie ein paar Monate in einer Jugendeinrichtung, verließ diese aber sozusagen über Nacht. Dann gibt es keine Daten über sie, bis sie verhaftet wurde. Sie kam raus, machte an einem Programm zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft mit und ergatterte nach acht gescheiterten Versuchen diesen Job als Chalet Girl.“
„Danke Kumpel, hast was gut bei mir.“ Versprach Josh.
„Findest du sie eigentlich…“
„Wehe du fragst ob sie hübsch ist!“ Unterbrach Josh seinen Freund unwirsch.
„Hä?“
„Liam, er hat keine anderen Themen außer Frauen.“
„Er ist doch verheiratet und soweit ich weiß ziemlich glücklich.“
„Ja, er will dass ich mich binde.“
Daraufhin brach Janik in schallendes Gelächter aus. „Du und eine Frau? Sag mal wie gut kennt dein Bruder dich eigentlich?“
„Anscheinend lange nicht so gut wie du mich.“ Erwiderte er.
„Ja ich kenne dich, und ich weiß, dass sie genau dein Typ ist. Sie ist lange nicht so ein hysterisches Frauenzimmer wie die anderen Weiber die du dir immer anlächelst.“
„Ich lache mir überhaupt keine Weiber an. Ich hatte zwei Freundinnen, es waren ernste Beziehungen und es hat zweimal nicht geklappt.“
„Ja weil sie immer Angst um ihren starken Mann hatten. Sie sind ja schon an die Decke gegangen, wenn sie deine Waffe auch nur angeguckt haben. Ich sage dir, deine Alissa wird bei dem Anblick einer Waffe bestimmt nicht in Tränen ausbrechen.“
„Wenn du sie so toll findest dann komm doch her und schnapp sie dir.“ Konterte Josh woraufhin sein Freund kurz verstummte. „Mhhhmm, vielleicht ist das keine so schlechte Idee?“ Murmelte er ins Telefon. „Geh schlafen Alter und kurier dich erstmal richtig aus.“
„Es ist nur eine Fleischwunde! Fleischwunde! Nächste Woche komme ich. Wenn du dann immer noch nichts dagegen hast dann versuche ich mein Glück bei ihr. Bis dann!“ Damit legte er auf. Josh grinste und legte das Telefon zur Seite. Das war so Typisch für Janik, er dachte wirklich, dass er ihn damit ködern konnte. Ja Alissa war wirklich attraktiv und sie hatte Temperament, das hatte er am eigenen Leib zu spüren bekommen, als sie ihn beschuldigt hatte sie zu beobachten. Naja, eigentlich hatte er sie ja auch beobachtet, zwar nicht absichtlich, aber welcher Mann sah weg? Außerdem hatte er ja nichts Verbotenes gesehen, schließlich hatte sie noch einen BH angehabt. Er drehte sich wieder zu seinen Spielsachen, wie er sie insgeheim nannte und verbrachte die nächsten Stunden damit sie mit dem Computer und iPad zu verbinden.
Endlich war Freitagnachmittag nicht mehr lange und die Party würde beginnen. Es wurden um die 50 Leute erwartet und dementsprechend aufgeregt war Alissa. Hannah und sie hatten unten alles soweit vorbereitet und sie würden für diesen Abend auch noch weitere Hilfe bekommen. Jetzt saß Alissa auf ihrem Bett und wartete bis Hannah sich geschminkt hatte. „Wenn du nichts dagegen hast, dann schminke ich dich heute wieder okay?“ rief Hannah ihr aus dem Bad zu.
„Soll das heißen dass du nicht zufrieden mit mir bist?“
„So würde ich es nicht nennen, aber ich kann es einfach besser!“ Sie steckte ihren Kopf ins Zimmer und streckte ihr die Zunge heraus. Alissa schnappte sich ihr Kissen und warf es, doch ihre Freundin wich ihr geschickt aus. „Daneben!“
Ein paar Minuten später saß Alissa auf dem Rand der Badewanne und ließ sich von Hannah schminken. „Heute wird viel los sein, das heißt, dass du auf dich allein gestellt bist.“
„Wie meinst du das?“ Fragte Alissa mit geschlossenen Augen. „Einige Männer meinen, dass sie sich mehr herausnehmen dürften.“ Erschrocken öffnete Alissa die Augen. „Aber…“ Sie stockte. „Aber, ich… was…?“
„Sie werden versuchen dich anzufassen, sei es einen Klaps auf den Hintern oder wenn sie dir ein Glas vom Tablett nehmen streifen sie “ausversehen“ deine Brüste. Geh ihnen am besten aus dem Weg. Unten zeige ich dir die Männer, vor denen du dich in Acht nehmen solltest.“
„Wie kann es, dass Männer aus solch angesehenen Kreisen so was nötig haben?“
„Darauf kann ich dir keine Antwort geben, es sind aber auch nicht alle Männer so, es ist eher die kleine Ausnahme. Einige sind wirklich nur nett.“ Hannah beendete ihr Werk und dann gingen sie in ihr Schlafzimmer um sich umzuziehen. Heute würden sie das gleiche tragen: Ein enganliegendes schwarzes Kleid, dass ihr bis kurz über die Knie reichte. Die Haare hatten sie beide Komplett zurückgenommen und zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Nicht auszudenken, wenn ein Haar ins Essen käme.“
Eine halbe Stunde später standen die beiden nebeneinander an der Fensterfront und sahen zu, wie die Gäste eintraten. Neben ihnen standen drei weitere Mädchen in dem gleich Outfit und der gleichen Frisur. Alissas Herz schlug immer schneller, sie war nervös und das nur weil es einige Männer gab, vor denen sie sich in Acht nehmen sollte. Und vielleicht spielte Joshua auch eine kleine Rolle, schließlich kannte er ihr Geheimnis, was wäre wenn er sie bloßstellen würde? „Das ist David Nelson. Amerikaner, geh ihm wenn möglich aus dem weg. Hinter ihm sein Freund ebenfalls ein Grapscher.“ Flüsterte Hannah ihr leise zu. Es kamen noch drei weitere Männer denen sie sich wenn möglich besser nicht nähern sollte dazu. Dann mussten sie anfangen zu arbeiten. Alissa hatte Josh noch nicht gesehen, sie nahm sich ein bereitstehendes Tablett mit Champagner und mischte sich unter die Gäste.
Eine halbe Stunde später hatte Alissa schon eine Hand auf ihrem Po gespürt, es war aber keiner der Männer, vor denen Hannah sie gewarnt hatte. Sie machte nun auch um ihn einen großen Bogen. Joshua kam zu spät. Wieso machte er das? Er musste doch so dringend ins Haus, oder besser in Masons Büro. Das Essen würde gleich beginnen, die meisten Gäste hatten sich schon miteinander bekannt gemacht und plauderten vergnügt. Plötzlich sah sie, das Hannah aufgeregt in ihre Richtung sah und ihr bedeutete zu ihr zu kommen. Alissa balancierte ihr Tablett mit den Sekt Gläsern vor sich und schlängelte sich durch die Grüppchen die, die Besucher gebildet hatten. Zwischendurch nahm ihr immer mal wieder jemand ein Glas ab oder stellte seines auf das Tablett. Als sie bei Hannah ankam, hatte sie nur noch ein volles Glas auf dem Tablett stehen. „Was ist denn?“ Wollte sie von ihrer Freundin wissen.
„Den musst du dir einfach angucken.“ Hannah deutete in den Flur.
„Wen? Ich sehe niemanden.“
„Er unterhält sich bestimmt schon seit einer Viertelstunde mit dieser Frau. Sie lässt ihn einfach nicht gehen. Das hat mich neugierig gemacht. Und jetzt weiß ich auch wieso!“ Hannah grinste.
„Wieso?“ Immer wieder versuchte Alissa einen Blick in den Flur auf das Pärchen zu werfen, sie konnte es aber nirgendwo sehen. „Ich sehe niemanden.“ Gab sie dann frustriert zu.
„Er sieht verboten gut aus. Einer von diesen reichen Söhnen, die wahrscheinlich noch nie einen Finger gekrümmt haben.“ Spöttelte Hannah und sah in den Flur. „Oh, er muss es geschafft haben von ihr wegzukommen. Sie sind weg.“ Meinte sie und seufzte theatralisch.
„Oh Joshua! Schön dass Sie da sind.“ Ertönte auf einmal die Stimme von Samantha. Alissa und Hannah sahen hin, Samantha begrüßte gerade Joshua. „Das ist der Kerl den ich meine.“ Flüsterte Hannah und sah triumphierend zu Alissa. „Na? Habe ich übertrieben?“
„Nein. Ich habe ihn dir doch so gut beschrieben. Wieso hast du ihn nicht erkannt? Das ist dieser Joshua.“
„Der Nachtbar, den du heute Vormittag kennen gelernt hast?“
Alissa nickte nur und sah, dass Joshua sich bei Samantha entschuldigte und zu Manson ging. Samantha folgte ihm auf dem Fuß.
„Du hast untertrieben, er ist viel heißer, als du gesagt hast.“
Alissa zuckte mit den Schultern. „Wenn du meinst. Ich muss mein Tablett auffüllen.“ Damit ließ sie Hannah stehen und machte sich auf den Weg in die Küche. Und der führte genau an den Masons vorbei, und somit auch an Joshua und er sah sie direkt an. Alissa wich seinem Blick aus und sah auf den Boden vor sich. Plötzlich hörte sie seine Stimme – eine Stimme, die sie wohl ab jetzt immer wieder erkennen würde. „Mädchen!“ rief er und sie sah auf. „Ich hätte gern das Glas.“ Er deutete mit dem Finger auf ihr Tablett.
„Natürlich.“ Flüsterte sie und hielt ihm das Tablett hin. Er nahm das Glas und sie huschte davon.
Kapitel 5
„Ich habe selten so einen guten Tropfen getrunken!“ Lobte Joshua den Sekt und nippte an seinem Glas. Samantha lächelte und nickte leicht. „Wirklich, ich kann kaum die Finger davon lassen.“ Er lachte und trank noch einen Schluck. In Wirklichkeit war das sein erster, er musste nur den Anschein erwecken ein bisschen zu tief ins Glas zu gucken. „Die Kleine ist auch wirklich eine Schönheit. Ich könnte mir vorstellen, dass man auch von ihr kaum die Finger lassen kann.“ Er lachte über seinen Witz und die Masons stimmten ein. „Wir stellen nur Mädchen ein, die ein perfektes Aussehen haben.“ Gab Hendrik ihm Auskunft. „Frank ist da wohl nicht so Ihrer Meinung. Euer Mädchen sieht viel besser aus als diese Lara, die für Frank arbeitet. Wollen wir vielleicht tauschen?“ Wieder lachte er über seinen Witz und die Masons lachten mit gequälten Mienen mit. „So genug getratscht. Meinen Sie die Kleine hat ihr Tablett aufgefüllt?“ Er ließ den Blick über die Menge schweifen.
„Ihr Name ist Alissa, und sie steht drüben beim Kamin.“ Samantha nickte zum Kamin hin.
„Wenn Sie mich dann bitte entschuldigen, ich will mir nur schnell etwas zu trinken holen.“ Er grinste die beiden mit einem Zwinkern an und drehte sich um. Sofort versteinerte sich seine Miene. Er spielte nur ungern den verwöhnten, leichtlebigen Bruder, aber er musste einfach diesen Eindruck erwecken. Er ging schnurstracks zu Alissa. „Hi!“ Begrüßte er sie, stellte das leere Glas auf das Tablett, das sie noch immer in der Hand hielt und nahm sich ein neues. „Du musst heute dafür sorgen, dass ich immer ein Glas in der Hand habe.“ Flüsterte er dicht an ihrem Ohr und drehte sie dabei so, dass er die Masons im Blick hatte. Hendrik unterhielt sich mit Sven Kammerfeld, einem Banker aus Österreich. Josh hatte sich über jeden einzelnen Gast informiert, selbst über das Personal wusste er Bescheid.
„Ich bin nicht Ihr persönliches Dienstmädchen. Ich habe mich auch um die anderen Gäste zu kümmern!“ Protestierte Alissa und trat einen Schritt zurück. Joshua war ihr viel zu Nahe!
„Ich brauche aber deine Hilfe. Die Masons sind gefährliche Menschen und ich will sie hinter Gitter bringen.“
„Leute mit Geld erkaufen sich ihre Freiheit, sie bestechen Polizisten und Richter. Man kriegt sie nicht eingesperrt, finde dich damit lieber ab.“ Meinte Alissa und sah wütend zu ihm auf. Dem musste er unbedingt auf den Grund gehen, eine solche Aussage machte sie doch nicht einfach so… aber das musste warten.
„Bitte!“ flüsterte er und grinste sie dabei ganz liebevoll an, was so gar nicht zu seiner Bitte passte. Irritiert sah sie ihn an. „Deine Arbeitgeber beobachten mich. Und ich habe durchblicken lassen, das du mein Interesse geweckt hast, ich flirte gerade mit dir.“ Er grinste erneut und fügte hinzu: „Falls du es noch nicht bemerkt hast.“ Dabei ließ er seinen Finger über ihren Arm gleiten.
„Hör auf damit, ich bin hier bei der Arbeit.“ Protestierte sie.
Er nahm die Hand weg. „Ja aber man erwartet von dir, das du die Gäste zufrieden stellst“, er beugte sich zu ihr und hauchte ihr ins Ohr: „Egal was sie wollen.“ Er nahm ihr das Tablett ab und stellte es auf den Kaminsims. „Du kannst doch nicht…“ Protestierte sie, doch er zog sie bereits aus dem Raum. Im Flur stellte er sich vor sie und drückte sie sanft an den Oberarmen. „Bitte, ich brauche deine Hilfe, du musst mir helfen diese Leute zu enttarnen und ins Gefängnis zu bringen.“ Flüsterte er und sie überkam ein wohliger Schauer. Wie wäre es wohl, wenn er sie jetzt küssen würde? Dachte sie und im nächsten Moment würde sie sich am liebsten selbst Ohrfeigen. Wie kam sie nur auf solche Gedanken? Sie kannte ihn ja noch nicht einmal! „Was haben sie denn verbrochen?“ fragte sie mit leicht bebender Stimme.
„Das will ich jetzt nicht sagen. Bitte versprich mir einfach, dass du mir helfen wirst. Du bist die einzige die wirklich weiß, wer ich bin.“
Sie kannte ihn kein Stück, aber irgendwas sagte ihr, dass er einer von den guten war. „Okay“, seufzte sie. „Was soll ich machen?“
Jetzt grinste er sie an. „Nichts Kompliziertes oder Gefährliches. Ich brauche nur immer ein Glas in der Hand.“
„Du willst dich betrinken?“ Verdutzt starrte sie zu ihm auf. Ein Lächeln umspielte seine Lippen und er strich ihr über die Wange. Sofort versteifte sie sich. „Mason ist da.“ Flüsterte er. „Ganz ruhig.“ Er lächelte. „Sorg bitte einfach dafür, dass auch mal nur Wasser im Glas ist oder irgendwas Alkoholfreies, ich muss einen kühlen Kopf bewahren und den beschwipsten spielen.“ Er gab ihr einen Federleichten, Kuss auf die Wange und ließ sie stehen.
„Ah, Hendrik, ich habe Sie gar nicht gesehen.“ Hörte sie seine Stimme, die sich rasch von ihr entfernte. „Wir wollen gleich zu Tisch.“ Meinte Hendrik und legte seinen Arm auf Joshuas Rücken. „Alissa, geh wieder an die Arbeit.“ Warf er ihr noch über die Schulter zu und bei seinen Worten zuckte sie leicht zusammen. Schnell ging sie zurück und nahm das Tablett vom Kamin. Wo war sie da nur reingeraten? Und wieso schlug ihr nur das Herz bis in die Kehle?
Sie ging in die Küche und stellte das Tablett ab. Dann ging sie in die Vorratskammer und nahm sich eine leere Sektflasche. Sie spülte sie mit Wasser aus und goss dann vorsichtig eine Schorle in die Flasche, diese stellte sie auf ihr Tablett und ging wieder in den Speisessaal. Joshua sah sie sofort und sie nickte zur Flasche. Er grinste und winkte sie zu sich. „Alice? Richtig?“ fragte er, sodass ihn auch wirklich jeder hören konnte. „Alissa.“ Berichtigte Samantha ihn und gab Alissa zu verstehen Joshua zu bedienen. Sie ging auf ihn zu und nahm die Flasche von dem Tablett. „Darf ich?“ fragte sie und wollte ihm eingießen. „Nein danke. Ich nehme gleich die ganze Flasche, wenn es Ihnen Recht ist.“ Fragte er in Richtung Hendrik und dieser nickte. „Natürlich. Wenn Sie meinen.“ Er grinste und die Männer um ihn herum taten es ebenso. Langsam lockerte sich die Stimmung auf und die Gespräche am Tisch wurden lauter. Alissa reichte ihm die Flasche er griff nach ihrem Handgelenk und zog sie zu sich herunter. „Kannst du auf Kommando rot werden?“ Flüsterte er in ihr Ohr und sie wurde es tatsächlich. „Sehr schön. Was ist das?“ Wollte er wissen.
„Eine Schorle. Ich hoffe das ist okay?“
Er nickte und ließ sie so plötzlich los, dass sie ins straucheln kam und sich an seine Schultern klammerte. „Tut mir leid.“ Flüsterte sie und verschwand vom Tisch ohne noch einen Blick zurück zu werfen.
Es tat ihm leid, dass er sie auch so bloßstellen musste, das hatte sie nicht verdient. Aber ihm blieb nichts anderes übrig. Er goss sich Schorle ins Glas und nippte genüsslich daran, dann wandte er sich seinem Nachbarn zu. „Und waren Sie schon auf der Piste?“ fragte er.
„Sag mal baggert er dich etwa an?“ Wollte Hannah ganz aufgeregt wissen, als die beiden sich eine Pause gönnten. Diese zuckte nur mit den Schultern. „Ist mir egal. Solche Typen wie er wollen ja doch nur das eine.“ Wich sie Hannahs fasziniertem Blick aus.
„Kann sein. Aber er ist doch wirklich ein…“
„Spar es dir.“ Unterbrach Alissa sie. „Diese Schuhe bringen mich noch um!“ Wechselte sie das Thema und streifte die Pumps von den Füßen. „Folterinstrumente!“ Schimpfte sie.
„Auch an diese Schuhe gewöhnst du dich. Mit der Zeit werden sie bequemer, du musst sie erstmal einlaufen.“
„Ja kann sein, es ist schon ein Weilchen her, dass ich solche Schuhe getragen habe.“ Meinte sie Achselzuckend. Sie unterhielten sich noch ein Weilchen über belanglose Dinge und dann mussten sie wieder an die Arbeit. Das Essen war fast vorbei die Gesellschaft war mittlerweile beim Dessert angekommen und Alissa sah, das die Flasche von Joshua leer war. Er unterhielt sich lautstark über irgendwelche Surfabenteuer und lachte laut mit den Gästen die wohl wirklich schon angetrunken waren. Sie sah, dass die Masons sie beobachteten und ihr zu verstehen gaben sich um ihn zu kümmern. Sie holte einmal tief Luft und ging auf ihn zu. „Kann ich Ihnen noch etwas bringen?“ Fragte sie leise. Er drehte langsam den Kopf zu ihr ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Ah die schöne Alice ist wieder da.“ Sie berichtigte ihn nicht wenn er meinte, dass das zu seinem Schauspiel gehören musste dann war es ihr egal. Sie sah ihn kühl an. „Kann ich etwas für dich tun?“ Wollte er wissen und die Gäste in seiner Nähe fingen an zu lachen. Sie sah ihn gekränkt an, sie konnte einfach nicht anders. Als er es erkannte wurde sein Blick weicher. Mit den Augen entschuldigte er sich bei ihr und sie nickte leicht. „Möchten Sie noch etwas zu trinken?“ Fragte sie ihn höflich. Er nahm die Flasche und gab sie ihr. „Noch einmal das gleiche, aber in der Flasche, nicht im Glas.“ Er grinste und sah wie die anderen schmunzelten. Alissa ging mit der Flasche in der Hand und er folgte ihr mit den Augen, bis sie außer Sicht war. Dann fiel sein Blick auf die Masons, die ihn amüsiert beobachteten. „Unser Junger Freund hat wohl gefallen an unserer Alissa gefunden.“ Meinte Hendrik lächelnd und prostete Joshua mit seinem Glas zu. Dann grinste er seine Frau verheißungsvoll an. Was hatte der Blick nur zu bedeuten? Fragte er sich, wurde aber von Jürgen, einem Geschäftsmann aus England in ein Gespräch verwickelt. Irgendwann kam Alissa und stellte wortlos die gleiche Flasche vor ihm ab. „Meinen besten Dank!“ rief er und erwischte gerade noch ihre Hand als sie sich umdrehte. Er hauchte einen Kuss darauf und ließ sie dann abrupt wieder los. Nahm die Flasche und sah auffordernd in die Runde. „Wissen Sie schon, ob ihr Bruder Sie mit seiner Familie besuchen kommt?“ Wollte er von Josh wissen und dieser grinste. „Oh ja, er kommt. Er will mit mir Snowboard fahren, als ob er eine Chance gegen mich hätte!“ Prahlte er. „Aber er kommt sehr wahrscheinlich allein, die Familie bleibt zu Hause.“
„Oh, ich hoffe doch, alle sind gesund?“ warf Samantha ein.
„Aber sicher doch. Die Kinder müssen zur Schule, das ist alles.“
„Sie müssen uns dann unbedingt besuchen kommen.“ Lud Samantha ihn ein.
„Sehr gerne doch!“ Antwortete er und warf dabei einen Blick auf Alissa. „Oder wir machen mal einen Tagesausflug.“ Hendrik sah ihn über den Tisch hinweg an. „Sie sagen sie wollten Snowboard fahren? Dann können wir doch mit dem Helikopter auf den Berg. Was halten Sie davon? Reine Natur, nichts als Schnee soweit das Auge reicht.“ Er lächelte und auch Josh grinste ihn an. „Das hört sich nach einem Abenteuer an.“
„Wer ist noch dabei?“
Eine Stunde später waren die Gäste überall verstreut, einige saßen gemütlich im Wohnzimmer, andere spielten Karten und der Rest tummelte sich irgendwo herum. Die älteren Gäste hatten sich nach dem Essen verabschiedet und Joshua stand draußen auf der Terrasse und überlegte, wie er vorgehen sollte. Hendrik und seine Frau unterhielten sich mit ihren Gästen im Wohnzimmer. Jetzt war eigentlich der beste Zeitpunkt ins Büro einzubrechen. Er stieß sich von dem Geländer ab und schlenderte ins Haus. Er hatte vor versammelter Mannschaft zwei Flaschen „Sekt“ getrunken und musste sich dementsprechend bewegen und verhalten. Er ging durch die Haustür und vermied das Wohnzimmer. Leise schlich er sich an der Wand entlang und lief leise die Treppe in den ersten Stock. Gezielt bewegte er sich auf das Büro zu und drückte die Türklinke herunter, aber wie er vermutet hatte war diese verschlossen. Schnell zückte er seinen Diedrich und nach nur ein paar Sekunden war die Tür geöffnet, er schlüpfte hinein und schloss die Tür leise hinter sich. Dann machte er sich ans Werk und verteilte seine Wanzen und Kameras nach fünf Minuten war er fertig und schlich zur Tür. Er hörte nichts und riskierte es die Tür zu öffnen, nichts der Flur war leer. Er trat hinaus und verschloss die Tür wieder sorgfältig hinter sich. Gerade als er ein paar Meter den Gang entlang gegangen war hörte er Schritte die sich ihm näherten. Er sah sich um, fand aber kein geeignetes Versteck also öffnete er einfach die nächst beste Tür und gerade als er reinschlüpfen wollte hörte er sie. „Joshua sind Sie das?“ Erleichtert drehte er sich um und grinste sie an. „Alissa!“
„Oh Sie wissen doch wie ich heiße!“ Griff sie ihn giftig an und verschränkte wütend die Arme vor der Brust. Sie war wütend auf ihn und das zu Recht, aber er fand es trotzdem irgendwie lustig und grinste. „Das ist nicht witzig. Du hast mich vor allen lächerlich gemacht.“ Schimpfte sie. Er ging die paar Schritte zu ihr und nahm ihr Hand, das Lächeln war ihm aus dem Gesicht gewichen. „Und das tut mir wirklich sehr, sehr leid.“ Er blickte sie um Verständnis bittend an. „Ich hätte es nicht so weit treiben sollen, aber…“ Plötzlich verstummte er, drückte sie gegen die Wand und stellte sich dicht vor sie. Dann hörte sie die Schritte, die er wohl vor ihr schon wahrgenommen hatte und sah erschrocken zu ihm hoch. „Es tut mir wirklich leid!“ Flüsterte er und legte seine Lippen sanft auf die ihren. Zu geschockt um irgendetwas zu tun stand sie starr vor ihm an der Wand, während er ihre Lippen erkundete.
Eigentlich hatte er sowas überhaupt gar nicht geplant! Aber dann als er die Schritte gehört hatte, hatte er nur reagiert. Er wollte sie nicht küssen, nein wirklich nicht. Aber als er seine Lippen auf ihre vollen, weichen gepresst hatte konnte er nicht anders. Er küsste sie! Und irgendwann öffnete sie leicht die Lippen und erwiderte seinen Kuss.
Ein räuspern ertönte und Alissa zog erschrocken ihren Kopf zurück. Joshua ließ sie diesmal langsam los und drehte sich zur Seite. „Oh Hendrik, ich habe Sie nicht kommen hören.“ Entschuldigte er sich bei ihrem Arbeitgeber. „Das habe ich gemerkt. Sie waren sehr beschäftigt.“ Meinte er mit einem Blick auf Alissa, den sie nicht deuten konnte. Sie senkte den Kopf und sah auf das Parkett vor sich. Joshua grinste und trat von einem Bein aufs andere. „Ich sollte wohl wieder nach unten gehen…“ brachte er dann raus. „Gehen Sie schon mal vor, ich komme gleich nach.“ Forderte er auf und drehte sich zu Alissa.
Joshua wusste nicht was er tun sollte, und vor allem wusste er nicht, was Hendrik tun würde! Aber ihm blieb nichts anderes übrig als zur Treppe zu gehen. Er warf noch einen Blick auf Alissa die den Kopf noch immer gesenkt hatte und machte sich dann widerstrebend auf den Weg zur Treppe.
Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. Jetzt wäre es vorbei, er würde sie hochkant vor die Tür setzten. Sie würde wieder auf die Straße müssen, denn die Agentur würde ihr sicher keine Arbeit mehr geben. Kämpferisch hob sie den Kopf und sah ihren Chef in die Augen, wenn er sie schon kündigen würde, dann würde sie die Stelle mit hoch erhobenem Kopf verlieren.
„Du warst heute sehr gut.“ Sagte er und lächelte sie sanft an, was sie sehr verblüffte und ihn verwirrt anstarrte. „Dieser Joshua hat wohl einen Narren an die gefressen und du bist gut mit der Situation umgegangen, warst immer freundlich zu ihm. So was ist selten bei euch jungen Dingern. Die meisten fühlen sich entweder geschmeichelt und vernachlässigen ihre Arbeit, oder sie sind so verschüchtert, dass sie nicht mehr richtig arbeiten können. Du hingegen hast dir nichts anmerken lassen.“ Er kramte in seiner Tasche und holte einen Geldschein heraus. „Hier, das ist deine Belohnung. Außerdem darfst du jetzt Feierabend machen. Ruh dich etwas aus, dass hast du dir verdient.“ Er streichelte ihr sanft über die Wange und ein kalter Schauer überkam sie. „Danke!“ Flüsterte sie, da ihr, ihre Stimme nicht mehr gehorchte. Sie wich zur Seite und machte Anstalten zur Treppe zu gehen. „Ach und Alissa?“ Sie drehte sich um und sah ihn an. „Wenn du etwas mit den Gästen anfangen solltest, dann mach es diskret.“ Damit drehte er sich um und ging in sein Büro. Alissa floh in ihr Zimmer und warf sich auf das Bett. Sie öffnete die Hand die den Geldschein umklammerte und starrte auf den gelben Schein. Schnell warf sie ihn in die Nachttischschublade und verschloss sie. Jetzt machte sie sich Gedanken woher das Geld kam. Joshua meinte, die Masons seinen Verbrecher. Ob sie womöglich Bankräuber waren? Oder Erpressten sie irgendjemanden? Waren es Geldfälscher? Schnell öffnete sie die Schublade wieder und holte das Geld heraus und hielt den Schein ins Licht. Der war echt, stellte sie fest und prüfte auch die anderen Geldscheine, die sie bekommen hatte. Alle waren echt. Erleichtert verschloss sie sie wieder in der Schublade. Sie war so aufgewühlt, was war nur mit ihr los? Sie musste sich entspannen und beschloss sich ein bisschen in die Badewanne zu legen.
Kapitel 6
Er war zu weit gegangen! Er musste mit Mason reden und ihm sagen, dass er Alissa gedrängt hatte. Sie durfte nicht seinetwegen ihre Stelle verlieren! Sie würde sonst wieder auf der Straße leben und das konnte er einfach nicht verantworten. Er ging aufgewühlt im Wohnzimmer auf und ab. Viele der Gäste waren schon gegangen und auch er würde am liebsten abhauen, aber er musste erst wissen, was mit Alissa passieren würde. Musste sie vielleicht heute schon das Haus verlassen? Wo würde sie hingehen? Er konnte sich nur schwer vorstellen, dass sie jemanden im Dorf kannte. Vielleicht würde sie zu ihm kommen? Ein weiterer Grund nach Hause zugehen, er beschloss nicht mehr auf Mason zu warten. Er war mittlerweile schon über eine halbe Stunde weg und Joshua bezweifelte das er so schnell wieder herunter kommen würde. Plötzlich kam ihm ein schrecklicher Gedanke und er verabschiedete sich schnell von seiner Gastgeberin. Er nahm sich seinen Mantel, zog ihn an und ging nach draußen und auf sein Haus zu. Als er die Haustür hinter sich geschlossen hatte ging er Schnurstracks in die Küche öffnete das Fenster und schlich im Schutz der Bäume zurück zum Haus der Masons. Er öffnete mit dem Diedrich die Nebeneingangstür und schlich zurück ins Haus. Leise pirschte er sich zur hinteren Treppe und war so ruck zuck oben vor Alissas Zimmertür. Hannah war noch unten, das wusste er also klopfte er leise an die Tür aber es tat sich nichts und entschlossen öffnete er die Tür und schlich sich ins Zimmer. Er hörte, dass sie im Bad war. Vermutlich putze sie sich die Zähne. Er räusperte sich und kurz darauf stieß sie in einem Bademantel gewickelt die Tür auf. Erschrocken sah sie ihn an, die Zahnbürste noch in der Hand. „Wie kommst du denn…?“
„Ich habe mich ins Haus geschlichen.“
Sie drehte sich um und ging ins Bad, dort spülte sie sich den Mund aus und stellte die Zahnbürste auf den Platz, dann ging sie zurück ins Zimmer. „Wieso bist du denn hierhergekommen?“ Sie ahnte es zwar, wollte es aber von ihm hören. Er setzte sich auf den Stuhl und sie nahm auf ihrem Bett Platz und zog die Beine an. „Ich wollte wissen, was er gesagt hat und ob du deinen Job noch hast.“ Er schwieg kurz. „Du musst wissen, dass ich deine Vergangenheit kenne, deine Familie, der Überfall und der Richter mit dem viel zu harten Urteil.“ Verblüfft starrte sie ihn an und er fuhr fort. „Deswegen weiß ich, dass du niemanden hast, wo du hingehen kannst und ich wollte dir meine Hilfe anbieten, schließlich ist es meine Schuld, dass du…“
„Er hat mich nicht gefeuert.“ Unterbrach sie ihn.
„Nicht?“ Jetzt war es an ihm sie irritiert anzusehen und sie erzählte ihm, was Mason zu ihr gesagt hatte. „Er hat dich gelobt weil du mit einem betrunkenem Idioten so gut umgegangen bist?“
„Genau. Das meinte er.“
„Du bist taff.“ Stellte wieder einmal fest, nur diesmal ließ er es sie wissen. „Das gefällt ihm an dir.“ Er murmelte wieder mal vor sich hin. „Ich verstehe nur nicht wieso… er steht doch eher auf die, die schnell eingeschüchtert sind…“
„Wovon redest du? Was soll das bedeuten?“ Unterbrach sie seine Grübeleien.
„Nicht so wichtig. Wichtig ist nur, dass du dich von ihm fernhältst okay? So fern wie nur möglich, mach dich am besten unsichtbar wenn er da ist. Und muntere ihn auf keinen Fall dazu auf, etwas mit dir anzufangen.“
Geschockt sah sie ihn an. „Wieso sollte ich was mit ihm anfangen?“
„Viele Frauen machen sowas.“
„Ich aber nicht. Er könnte mein Vater sein! Ach was rede ich da? Er könnte mein Opa sein!“ Regte sie sich auf. Beschwichtigend hob er die Hand. „Tut mir Leid, ich wollte dich nur warnen. Da von dir aus nicht die Gefahr besteht, dass du irgendwelche Gefühle für ihn entwickeln könntest ist ja alles gut und du musst dich nur von ihm fernhalten.“ Er sah sie eindringlich an. „Verstanden?“
Ihr blieb nichts anderes übrig als zu nicken. Wie konnte er auch nur einen Moment daran denken, dass sie Gefühle für Hendrik Mason hatte? Vor allem nachdem sie ihn geküsst hatte! Als sie an den Kuss dachte, wurde sie gleich wieder rot und stand auf. „Du solltest jetzt besser gehen.“ Forderte sie ihn auf. „Hannah könnte jeden Moment kommen.“ Er nickte. „Du hast Recht. Pass auf dich auf.“ Damit stand er auf und marschierte zur Tür.
Erleichtert ließ sie sich auf das Bett fallen. Mason sagte ihr, dass sie diskret sein sollte, wenn sie eine Affäre mit Joshua in Betracht zog, und dieser wiederum warnte sie davor eine Affäre mit Manson anzufangen. Ihr schwirrte eindeutig der Kopf!
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Kapitel 6
Joshua saß gerade am Frühstückstisch als es an der Tür klingelte. Er hörte die eiligen Schritte von Lara und stand vom Tisch auf. Das musste Liam sein, er ging in den Flur und ein Lächeln bereitete sich auf seinem Gesicht aus. „Du auch hier?“ fragte er und umarmte Luke den Mann seiner Cousine. Dann begrüßte er seinen Bruder.
„Als wir erfahren haben, das Liam zu dir kommt dachten Riley und ich, dass es besser wäre, wenn ich ebenfalls mitkomme.“
„Und Riley ist alleine zu Hause?“
„Nein, sie ist mit den Kindern bei Kim.“
„Achso! Schön dass du auch hier bist! Kommt ich bin gerade am Frühstücken, habt ihr schon gegessen?“ Er führte die Männer ins Speisezimmer und gab Lara Anweisungen. „Dienstboten herumkommandieren kannst du jedenfalls schon mal.“ Meinte Liam grinsend. „Erzähl wie war der Abend gestern?“
Joshua berichtete von dem Abend und am Ende hielten die beiden sich die Bäuche. „Und diese Alissa spielt mit? Sie lässt sich sogar von dir küssen?“ Wollte Liam neugierig wissen. „Sie hat Angst, dass ich ihr Geheimnis verrate, der Kuss war eher ein…“ Er kam leicht ins Stocken. „Wie soll ich sagen… Unfall? Ich wusste einfach nicht was ich tun sollte. Außerdem, so ahnt Mason nichts von meiner wahren Identität.“
Luke grinste. „Wo er Recht hat, hat er Recht.“ Stimmte er ihm zu. „Und was hast du als nächstes vor?“
„Ich werde euch vorstellen. Und am Sonntag gehen wir alle Snowboarden, Mason hat uns eingeladen aus dem Helikopter zu springen.“ Erzählte er und traf auf Begeisterung.
„Um noch mal auf deine Kleine zu kommen.“ Wechselte Liam das Thema.
„Sie heißt Alissa.“ Berichtigte Josh seinen Bruder scharf. „Wehe du machst auch nur irgendwelche Andeutungen vor ihr.“ Drohte er.
„Was dann?“ Wollte Liam belustigt wissen. Auch Luke beobachtete den Schlagabtausch der Brüder belustigt. Er hatte keine Geschwister und war auch nicht in einer liebevollen Familie aufgewachsen. Erst als er Riley kennen gelernt hatte, hatte er gesehen was eine Familie war.
„Dann schieße ich dir ins Bein!“
„Das wagst du nicht!“
„Das werden wir dann sehen.“
„Ich springe dann schnell weg.“ Alle drei fingen an zu lachen. Und als sie sich einigermaßen beruhigt hatten meinte Luke. „Und ich werde es Filmen und posten!“ Woraufhin sie wieder anfingen zu lachen. Nach einiger Zeit wurde Josh wieder Ernst. „Nein, wirklich. Liam bitte lass deine üblichen Kommentare und halte dich aus den Ermittlungen raus. Du bist nur hier, weil ich durch dich interessanter für die Masons geworden bin, so sind sie von mir abhängig. Sie dürfen es sich nicht mit mir verscherzen…“
„Sonst verpetzt du sie bei Liam und der große Bruder gibt ihnen bestimmt keine Räume für ihre Verbrechen.“ Beendete Luke den Satz für Josh. „Sag mal was genau machen die Masons eigentlich?“
„Liam hat es dir nicht gesagt?“ Verdutzt sah Josh seinen älteren Bruder an.
„Er hat mich nicht gefragt.“ Verteidigte sich dieser. „Dieser Mason ist ein richtig mieser Hund. Er handelt mit Frauen.“
„Er ist Frauenhändler?“ Geschockt sah Luke die beiden Brüder an. Diese nickten. „Ja, und zwar einer von der übelsten Sorte. Es hat Monate gedauert, bis wir herausfanden, wer der Kopf des Unternehmens ist. Ich werde ihn nicht aus den Augen lassen, bis er hinter Gittern sitzt.“
„Und seine Frau?“
„Die steckt bestimmt mit unter der Decke, aber ich habe noch keine Beweise. Ich bin auch nur auf sie Aufmerksam geworden, weil sie so neugierig wurde als ich Liam erwähnt hatte.“
Die Männer unterhielten sich noch eine Weile und beendeten ihr Frühstück. „Was meint ihr seid ihr schon zu alt und müsst euch erst einmal von dem Flug erholen oder kommt ihr mit auf die Piste?“
Alissa stand gerade im Wohnzimmerfenster und hörte zu, wie Hannah von ihrem Eddy schwärmte und gleichzeitig die letzten Überreste des Abendessens von gestern entfernte als Alissa ihn sah. Er kam aus rückwärts aus dem Haus, ein Snowboard in den Händen und lachte herzhaft über etwas. Flirtete er etwa mit dieser Lara? Dem Chalet Girl von Frank. In dem Moment in dem sie das dachte schalt sie sich selbst. Als ob ein Mann wie er jemals etwas für jemanden wie sie empfinden würde. Er war ein Cop, die war die Diebin. Lara passte gut zu ihm, sie war hochgewachsen, hatte ein hübsches Gesicht, eine super Figur und sehr wahrscheinlich keine Vorstrafen. Er stand noch immer an der Tür und redete mit ihr, lachte. Und ob sie es wollte oder nicht, sie spürte einen Stich der Eifersucht. Hätte er sie doch nur geküsst! Gerade als sie sich abwenden wollte, sah er zu ihr hoch. Ein liebevolles Lächeln umspielte seine herrlich weichen Lippen und er winkte ihr zu, ihr Herz schlug ihr auf einmal bis zum Hals und sie hob die Hand ebenfalls leicht. Dann ging alles ganz schnell, Josh wurde weggestoßen und aus dem Haus kamen zwei Männer die neugierig in ihre Richtung sahen uns auch Hannah, der wohl ihre fehlende Aufmerksamkeit entgangen war stand auf einmal neben ihr. „Wer ist das?“ Wollte sie neugierig wissen und spähte hinaus. Sie grinste und winkte den Männern fröhlich zu. „Ich habe keine Ahnung.“ Gab sie zu und versuchte nicht zu den Männern unten auf den Hof zu sehen. „Also Joshie erkenne ich, der andere dunkle Typ ist genauso heiß wie er, ist bestimmt sein Bruder… Wollte er nicht kommen?“ Überlegte sie laut und fuhr dann fort. „Und der Blonde? Mhhhmm… er könnte ein Freund sein oder? Für noch einen Bruder sind sie zu unterschiedlich. Ob sie wohl noch Singles sind?“ Alissa boxte ihr in den Arm. „Ich dachte du bist ach so verliebt in den tollen, hübschen, außergewöhnlich attraktiven Eddy?“
„Ja! Aber falls Joshua doch nicht zu dir passt, hast du jetzt noch mehr Auswahl. Oder Lara schnappt sich einen. Ich habe übrigens mit ihr gesprochen.“
„Wie meinst du das?“ Alissa sah sie alarmiert an.
„Ich habe mit ihr über Joshie geredet. Sie kennt ihn ja schließlich am besten.“
Alissa seufzte und schlug sich mit der Hand an die Stirn, dann fiel ihr wieder ein, dass die Männer ja unten standen und sie begegnete Joshs fragenden Blick. Schnell wandte sie sich ab und setzte sich auf das Sofa. Hannah sah noch mal auf den Hof, winkte fröhlich und wandte sich dann ab, sie setzt sich neben Alissa. „Alsooo…“ zog sie das Wort in die länge. „Lara ist frisch verlobt. Im Sommer wird sie heiraten. Von ihr brauchst du also keine Konkurenz zu erwarten. Außerdem meint sie, dass er ihr irgendwie unheimlich vorkommt. Er schleicht durchs Haus und räumt ab und zu sogar den Teller in die Küche.“
„Und was spricht dagegen, wenn ein Mann sich nicht polternd im Haus fortbewegt? Oder Mal seinen Teller abräumt? Außerdem wieso sagst du mir das alles?“
„Ihr passt einfach so gut zusammen!“ schwärmte sie. „Du hast die perfekte Größe für ihn. Er scheint ganz nett zu sein, außer vielleicht, wenn er zu tief ins Glas geschaut hat. Du musst den Alkohol vor ihm verstecken, oder es ihm ganz verbieten!“ Alissa konnte nicht anders, sie sah ihre Freundin entgeistert an. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass zwischen uns…“ Sie sprach den Satz nicht aus. „Natürlich! Er steht voll auf dich, er hat dich gestern mit seinem Blick verfolgt. Er hat sooo schöne Augen.“ Hannah geriet wieder ins schwärmen und Alissa winkte mit ihrer Hand vor Hannahs Gesicht. „Erde an Hannah!“ Rief sie. „Hör sofort auf! Ein Typ wie er hat kein Interesse an einer wie mir.“ Damit stand sie auf und ging in die Küche. Hannah folgte ihr. „Was meinst du mit einer wie mir?“ Wollte sie wissen und hielt sie am Ärmel fest. „Gar nichts. Ich will einfach keinen Typen okay? Ich will hier jetzt einfach meinen Job machen und nicht rausfliegen.“ Sie schüttelte Hannah ab und setzte ihren Weg fort. Sie meinte was sie sagte, auch wenn Joshua Herzog ein kleines Stück ihres Herzens erobert hatte, sie wusste nicht warum und sie wollte dieses kleine Stück zurückhaben. Er hatte kein Recht es ihr zu nehmen!
Kapitel 7
Die Männer hatten einen ganzen Tag draußen verbracht und sind immer wieder mit dem Lift auf die Piste gefahren, um ihn wieder und wieder mit dem Snowboard herunter zu rasen. Als sie endlich beschlossen Feierabend zu machen ging die Sonne schon leicht unter. „Wir müssen uns beeilen!“ Mahnte Josh und sah seine Begleiter an. „Die Masons kommen heute zum Essen und wir wollen sie doch nicht warten lassen.“
„Seit wann bist du so zuverlässig?“ Wollte Liam von seinem kleinen Bruder wissen.
„Seit ich Cop bin und Verantwortung habe.“ Erwiderte dieser leichthin und schlug seinem Bruder freundschaftlich auf die Schulter. „Aber das wüsstest du, wenn du öfter zu Besuch kommen würdest.“
„Es ist kein Katzensprung von London zu euch nach Hause.“
„Für dich dürfte das doch kein Problem sein. Hast du nicht letztens einen Flugschein gemacht?“ Liam nickte. „Dann kauf dir eine Cessna und innerhalb von ein bis zwei Stunden bist du zu Hause.“
„Du hast gut reden kleiner!“ Liam lachte. „Wenn…“
„Ist das nicht die Kleine von Josh?“ Unterbrach Luke die beiden und deutete mit dem Kopf auf eine kleine Gruppe die in einiger Entfernung standen und sich unterhielten.
„Oh ja. Das ist sie, du hast Recht.“ Jetzt legte Liam den Arm um die Schultern seines Bruders. „Willst du uns nicht vorstellen?“
„Untersteh dich!“ Zischte Joshua und sah strickt geradeaus. „Wir müssen los.“
„Ach komm schon, “ bettelte Liam und sah Luke auffordernd an, doch dieser zuckte mit den Schultern. „Das ist nicht meine Art. Du bist der Typ der mit dem Kopf durch die Wand geht um zu bekommen was du willst, ich bin eher der ruhige Typ.“
„Und darum gefällst du mir.“ Meinte Josh und löste sich aus Liams Umklammerung. „Lasst uns zum Auto gehen!“ Schlug er vor nahm sein Board auf die Schulter und ging voran. Liam und Luke folgten ihm ohne Widerrede. Am Auto angekommen entriegelte Liam die Zentralverriegelung mit der Fernbedienung und öffnete dann den Kofferraum, sie legten ihre Boards rein und zogen sich die Schneeanzüge aus und ihre normalen Schuhe wieder an. „Und bringt mir kein Schnee ins Auto!“ rief Liam, als die anderen beiden Anstalten machten einzusteigen. „Es ist nicht mal dein Auto, was bist du so pingelig?“ Wollte Luke wissen, öffnete die Beifahrertür und setzte sich seitlich auf den Sitz um den Schnee von den Schuhen zu klopfen. Josh tat es ihm gleich. „Bin ich froh, wenn wir gleich zu Hause sind.“ Seufzte Josh und lehnte den Kopf an die Kopfstütze. „Ich bin so KO.“ Gab er zu und schloss die Augen. Liam und Luke lachten. „Und er hat doch wirklich gefragt, ob wir alt sind und das obwohl ich nur ein paar Monate älter bin als er!“ Erinnerte Luke Liam an die Worte von Josh, als sie noch zu Hause waren. „Ich wusste ja, dass ihr Sportskanonen seid, aber ihr seid nicht nur das, ihr seid gleichzeitig auch noch verrückt! Vor allem du Luke!“ Liam gab seinem Bruder nickend Recht. „Du bist…“ Joshua suchte nach dem richtigen Wort. „… ein verdammter Profi!“
Luke fing schallend an zu lachen. „Ich bin schon immer gut wenn es um Boards geht. Sei es nun ein Surfboard, ein Skateboard oder eben ein Snowboard.“ Erklärte er dann Schulterzuckend. „Du musst mir unbedingt beibringen wie man…“ Plötzlich trat Liam auf die Bremse und unterbrach Joshua. „Mensch Liam was hast du für ein Problem?“ Beschwerte dieser sich auch schon prompt und sah seinen Bruder vorwurfsvoll an. „Ist das nicht deine Kleine?“ Er zeigte mit dem Finger auf zwei Frauen die vor einem alten VW Golf standen. Die Motorhaube war geöffnet und die beiden starrten fragend auf den Motor. „Sie ist nicht meine Kleine! Und sie heißt Alissa!“ Korrigierte er. „Fahr mal hin, vielleicht können wir ihnen helfen, es wird jetzt ziemlich schnell dunkel und zu Fuß ist es viel zu weit bis nach Hause.“
„Auf einmal ist er so zuvorkommend. Als ob sie kein Handy mit hätten!“ Spöttelte Liam und Luke grinste Josh an, enthielt sich aber jeglichen Kommentar. Ein paar Sekunden später hielt Liam den SUV neben den Frauen und stieg aus. Luke und Josh taten es ihm gleich. „Können wir euch vielleicht helfen?“ Wollte Liam wissen und beide Frauen starrten die Jungs verwundert an. „Was?“ Wollte Luke wissen. „Ist alles okay?“
„Ihr seid jetzt das fünfte Auto das uns hier hat stehen sehen, und die einzigen die Fragen ob alles okay ist.“
Luke zuckte mit den Schultern. „Ja das sind diese reichen Schnösel, die denken, dass ihnen die ganze Welt gehört.“ Auf Alissas Mundwinkel entdeckte Josh ein kleines Grinsen. „Ich bin Luke Parker, das ist Liam Herzog und Josh kennt ihr bereits, hab ich Recht?“ Jetzt erst sah sie ihn und das Lächeln war Schlagartig aus ihrem Gesicht gewichen sie starrte ihn einfach nur böse an. Was hatte er nur jetzt schon wieder gemacht? Fragte er sich und grinste die beiden Mädels trotzdem an. „Ich bin Hannah, und das ist meine Freundin Alissa.“ Stellte Hannah sie beide vor. „Der Motor springt nicht an.“ Erklärte sie und zeigte auf das Auto. „Liam Herzog?“ Wollte Alissa nun wissen und dieser nickte. „Jepp, Josh ist mein Bruder.“ Erklärte er. Alissa sah zu Luke. „Von wegen reiche Schnösel.“ Grinste sie ihn an. Josh wollte sich keine Gedanken darüber machen, aber er machte sich welche. Wieso lächelte sie Luke an und ihn nicht? Er wurde aber sofort aus den Gedanken gerissen. „Soweit ich weiß, ist die Herzog Familie schwer reich.“
„Naja, die Familie vielleicht nicht, aber Liam hat genug für uns alle.“ Meinte Josh zwinkernd und Alissa streifte ihn mit ihrem Blick.
„Von Luke wollen wir gar nicht erst anfangen!“ Meinte Liam grinsend und wandte sich Hannah zu. „Kannst du mal versuchen den Motor zu starten?“ Fragte er und Hannah ging ins Auto während er selbst zur Motorhaube ging.
„Hat er Ahnung von Autos?“ Wollte Alissa wissen, sah aber keinen der beiden direkt an, sondern hielt den Blick auf Liam gerichtet. „Also er hat ein paar Autos in der Garage und schraubt auch gerne mal daran herum, genau wie ich. Ich helfe ihm mal.“ Luke ging rüber zu Liam und gemeinsam versuchten sie das Problem zu lösen, während Hannah immer wieder versuchte den Motor zu starten.
Fragend sah Alissa ihn an und Josh erklärte: „Er ist ebenfalls ein reicher Schnösel.“ Alissa grinste und drehte sich wieder zu den beiden um, dann flüsterte sie, so das nur er es hören konnte: „Und du bist also kein Schnösel?“
„Zumindest keiner mit mehr als einem Auto.“ Er grinste.
„Du kannst aufhören.“ Rief Liam zu Hannah. „Schließ das Auto ab, ihr könnt bei uns mitfahren. Das Auto, “ er schloss die Motorhaube, und klopfte leicht darauf. „fährt heute nirgendwo mehr hin.“ Erklärte er und ging zurück zu seinem Auto.
„Habt ihr noch was im Auto das mit muss?“ Fragte Luke.
„Meine Handtasche und meine Skier!“ Hannah ging zum Kofferraum und öffnete ihn, Luke half ihr beim Umpacken, während Liam den Motor schon mal anstellte. Draußen war es extrem kalt und die Mädels standen schon einige Zeit im Schnee. „Sind von dir noch Sachen drin?“ Wollte nun auch Josh von Alissa wissen, doch diese schüttelte den Kopf. „Nein, nichts wichtiges.“ Sie rieb sich die Finger, dann hob sie sie zum Mund und hauchte hinein. „Komm ihr solltet ins Auto gehen.“ Josh öffnete die Tür und Hannah hüpfte an den beiden vorbei. „Danke.“ Rief sie und setzte sich hinter Liam, Luke schloss den Kofferraum und ging zur Beifahrertür. Alissa setzte sich in die Mitte und Josh stieg als letzter ein, sobald die Tür geschlossen war fuhr Liam los.
„Was ist denn nun mit dem Auto?“ Wollte Hannah wissen und Liam fing an ihr etwas von schlechten Kompressionen und verdreckten Kraftstofffiltern zu erzählen. Josh hörte nicht hin, er legte den Kopf wie auch schon vorhin an die Kopfstütze und schloss die Augen. Er wollte nicht daran denken, wie nah Alissa ihm jetzt war und erst Recht nicht wie weich und verletzlich sie gestern bei dem Kuss gewesen war! Aber jetzt wo sie da war konnte er nicht anders als den Kuss immer und immer wieder zu analysieren. Er sah sie vor sich, in diesem dämmrigen Flur, an der Wand, die Lippen vom Kuss leicht gerötet und in ihren Augen stand etwas geschrieben, dass er einfach nicht identifizieren konnte.
Als sie den Hügel zu en Häusern hinauf fuhren, ruckelte es im Auto und immer wieder stieß Alissas Knie gegen seines. Er war froh als Liam parkte und öffnete schnell die Tür. Er brauchte unbedingt ein bisschen Abstand von Alissa, er durfte seine Aufgabe nicht aus den Augen verlieren, für eine Frau blieb da keine Zeit.
„Wir müssen uns jetzt fertig machen, die Masons kommen in zwanzig Minuten.“ Stellte Joshua mit einem Blick auf die Uhr fest und sie verabschiedeten sich voneinander.
Kapitel 8
Hannah und Alissa saßen an diesem Abend gemeinsam in der gemütlichen Küche und unterhielten sich über den heutigen Tag. Alissa hatte alles in allem eine gute Figur auf den Skiern gemacht, nur fühlte sie sich noch nicht so wohl wenn es steiler wurde und sie an Tempo zunahm und dann diese Stöcke! Sie wusste einfach nicht wohin damit. „Vielleicht musst du mal ein Snowboard ausprobieren.“ Überlegte Hannah laut. „Ne dann bin ich ja noch unsicherer…“
„Ach Quatsch, so schwer ist das gar nicht, Eddy könnte es dir zeigen. Apropos Eddy… Wie findest du ihn?“ Ein breites Grinsen umspielten die Lippen von Hannah und sie sah glücklich zu Alissa. „Er scheint nett zu sein. Und er sieht gut aus.“ Gab Alissa zu und streckte ihrer Freundin die Zunge raus. „Hast einen guten Fang gemacht.“
Hannah strahlte. „Ja, ich weiß. Wir treffen uns demnächst wieder. Er will sich noch bei mir melden. So kommen wir nun mal von Eddy zu den dreien Rettern.“ Hannahs spitzbübisches Grinsen verhieß nichts Gutes befürchtete Alissa. „Du musst dich unbedingt mal mit Joshie treffen. Vielleicht machen wir mal ein Doppel Date?“
Schockiert sah Alissa ihre Freundin an. „Niemals, schlag es dir bitte aus dem Kopf! Ich will nichts von Josh.“
„Ja ich weiß, er ist irgendwie noch nicht ganz reif für sein Alter, guck dir mal seinen Bruder an, oder diesen Luke. Die standen wohl ziemlich schnell auf eigenen Beinen, guck sie dir mal an! Die sind Mitte zwanzig, Anfang dreißig und leben ein Luxusleben!“ Hannah geriet ins schwärmen. „Du weißt gar nicht ob sie ein Luxusleben leben. Sie kommen mir irgendwie so Bodenständig und einfach vor.“ Meinte Alissa nachdenklich.
„Stimmt da muss ich dir Recht geben.“ Sie schwiegen beide kurz. „Sag mal…“ fing Hannah an und Alissa wusste, was jetzt kam gefiel ihr gar nicht. „Vielleicht solltest du dir Luke noch mal genauer angucken. Soweit ich weiß ist Liam verheiratet, aber du musst zugeben Luke sieht auch ziemlich süß aus!“ Alissa versuchte etwas zu sagen, aber Hannah hob die Hand und befahl ihr so zu schweigen. „Josh, der ist zwar süß aber du musst doch zugeben, er hat noch nichts zustande gebracht. Er hat nicht mal einen Job, benimmt sich wie ein…“ Alissa konnte sich das nicht weiter anhören und unterbrach ihre Freundin. „Lass uns das Thema wechseln. Ich will nichts von Josh, egal wer er ist und Luke ist ebenfalls verheiratet.“ Hannah machte große Augen. „Woher willst du das wissen?“
„Er trägt einen Ehering.“
„Mhhhmm…“ Hannah stütze ihre Hände auf den Tisch und legte ihr Kinn darauf. „Und Josh ist bei dir definitiv unten durch?“
Alissa konnte nichts sagen, also nickte sie einfach. Sie mochte Josh und wenn er sie so ansah wie heute konnte sie kaum auf ihren Wackelpuddigbeinen stehen, aber sie passten einfach nicht zusammen und außerdem benutzte er sie nur, weil sie grad zur Verfügung steht und er ihr Geheimnis kennt. Er wusste einfach alles über sie und das zeugte davon, dass er gründlich war. Hannah sah sie fragend an. „An was denkst du gerade?“
„Das sind meine Gedanken, die gehören mir.“ Grinste sie und wechselte das Thema.
Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile und redeten über alle möglichen Dinge. Meistens redete Hannah. Sie erzählte Alissa von ihrer Kindheit, ihren Schwestern und sogar von ihrem ersten Freund. Alissa hörte gespannt zu und musste sehr oft Lachen. Hannah und ihre drei Schwestern hatten viele Sachen miteinander erlebt und viel dummes Zeug angestellt. Alissa wünschte sich in diesen Momenten ebenfalls Geschwister, aber dieser Wunsch würde nie in Erfüllung gehen. Irgendwann verstummte Hannah plötzlich und Alissa sah sie fragend an. „Irgendwie bin nur ich diejenige die redet, erzähl du mir etwas von deiner Familie.“ Forderte sie auf und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.
„Da gibt es nicht viel zu erzählen.“ Wich Alissa aus. „Ich hatte eine schöne Kindheit und erinnere mich gerne an sie. Meine Eltern haben sich geliebt und wir waren eine kleine glückliche Familie. Dann als ich sechszehn war starb mein Vater, meine Mutter hielt es allein nicht aus und hat schon wenige Zeit später wieder geheiratet. Aber dieser Mann war auch nicht annährend so liebevoll wie mein Vater. Irgendwann hielt ich es zu Hause nicht mehr aus und ich bin abgehauen.“ Fasste sie sich kurz und Hannah sah sie mitfühlend an. „Das tut mir Leid. Aber was hast du denn gemacht, als du nicht zu Hause warst? Du warst doch noch so jung, musstest du nicht noch zu Schule?“
Alissa schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe mein Abi beendet und bin weg.“
„Wieso? Konntest du es nicht sehen, dass deine Mutter einen anderen als deinen Vater…“
Alissa unterbrach sie. „Nein. Das war es nicht die erste Zeit war ja auch alles gut, nur nach einigen Monaten veränderte Albert, mein Stiefvater sich.“
„Inwiefern?“
Alissa griff nach ihrer Tasse und hielt sich daran fest. Sie konnte einfach nicht darüber sprechen. Sie hatte noch nie mit jemanden darüber gesprochen. Heißkalte Schauer liefen ihr über den Rücken. „Geht es dir nicht gut?“ Wollte Hannah besorgt wissen und legte ihre Hand auf Alissas Stirn, diese schüttelte den Kopf. „Mir ist übel. Ich glaube ich sollte mich hinlegen.“ Sie stand auf wackeligen Beinen auf. Hielt sich am Tisch fest und dann rannte sie zur Spüle und übergab sich heftig. Hannah kam herbei und hielt ihr eine Serviette hin. „Geht es wieder?“ fragte sie besorgt und goss ihr ein Glas Wasser ein. „Nicht das du krank wirst…“ Alissa schüttelte den Kopf. „Ich werde schon nicht krank, das kann ich mir nicht leisten, schließlich arbeite ich hier erst seit ein paar Tagen. Mir geht es schon besser, ich sollte nur ins Bett gehen.“
„Ich begleite dich!“ Fürsorglich hielt Hannah ihr den Arm hin und Alissa nahm sie Stütze dankbar an. Dann fiel ihr Blick auf den noch immer gedeckten Tisch. „Mach dir darum jetzt keine Gedanken. Ich mache hier gleich sauber. Du brauchst jetzt erst einmal eine Mütze Schlaf.“ Tadelte Hannah und schob sie aus dem Raum.
Zwanzig Minuten später lag Alissa wie ein Häufchen Elend im Bett und wälzte sich hin und her. Sie musste schlafen und alles andere vergessen!
Das Essen mit den Masons verlief ganz gut, meistens Unterhielten Liam und Luke das Ehepaar und Josh lehnte sich entspannt zurück und tat gelangweilt. An diesem Abend allerdings hielt er sich mit dem Alkohol zurück. Später am Abend, nach dem Essen gingen Liam und Luke mit Mason nach draußen, da dieser sich eine Zigarre genehmigte. Joshua blieb bei Samantha im Wohnzimmer. „Dein Bruder ist wirklich ein sehr netter junger Mann.“ Sagte sie um das Schweigen, das zwischen ihnen stand zu brechen. „Ja, er ist sehr zuvorkommend und Verantwortungsbewusst.“
„Verantwortungsbewusst.“ Sie grinste. „Haben Sie eigentlich auch eine Aufgabe der sie sich widmen? Oder besteht ihr Leben aus Frauen, Partys und Alkohol?“
„Wissen sie, “ fing er an zu erklären ohne ihr ins direkt ins Gesicht zu lügen. „Selbst Luke war mal… anders. Er hatte eine Band, vernachlässigte die Familie und hatte ein Mädchen nach dem anderen.“ Samantha nickte, als ob sie verstand. „Dann war da ein Mädchen. Kim. Sie ging ihm unter die Haut und er hat sich in sie verliebt, aber sie wurden kein Paar. Liam wurde ehrgeizig, wollte alles erreichen, was es zu erreichen gab und er hat es geschafft. Er hat sogar Kim wieder gefunden und sie geheiratet.“ Er machte eine kurze Pause und sah ihr direkt in die Augen. „Glauben Sie nicht auch, dass es schwer für mich ist, neben so einem Erfolgreichen Mann zu bestehen?“ Samantha nickte und Josh grinste zufrieden in sich hinein. Er hatte in Wirklichkeit überhaupt kein Problem mit Liams Erfolg, er war nicht im Mindesten Eifersüchtig. Er hatte alles was er brauchte, Macht und Reichtum wollte er gar nicht. Er lebte gut mit seinem Polizistengehalt. Er hatte seine eigene Wohnung, okay Liam hatte sie ihm zu seinem 25 Geburtstag Geschenkt und Josh wollte sie auch gar nicht annehmen, aber Liams Begründung schien Logisch. Für ihn waren ein paar Tausender was für ihn sehr viel Geld war, Liam konnte es sich leisten teure Geschenke zu machen und Josh hatte auch mit Freuden den Jeep angenommen, den Liam ihm zu diesem Geburtstag geschenkt hatte. „Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich liebe meinen Bruder und seine Familie. Und ich nehme die Geschenke, die er mir macht mittlerweile auch gerne an.“ Samantha sah ihn jetzt verständnisvoll an. „Meine Schwester hat es mir immer übel genommen, dass ich Mason geheiratet habe. Ihr Mann war ein Trinker, wir verloren uns aus den Augen und vor drei Jahren ist sie gestorben. Es ist schön, dass Sie sich trotz des Gesellschaftlichen Status, den Ihr Bruder genießt, so gut verstehen.“ Meinte sie ernst. „Haben Sie deshalb neulich so übertrieben?“ Traute sie sich zu fragen worauf Josh sie fragend ansah. „Naja, Sie haben bei uns ziemlich viel getrunken und unserer Alissa die Arbeit nicht gerade erleichtert.“ Erklärte sie darauf hin. „Ich hatte einen schlechten Tag und schlechte Laune, aber das ist Privat, darüber möchte ich jetzt nicht sprechen.“ Redete er sich heraus und Samantha nickte. „Mein Mann hat mir erzählt, dass er Sie mit Alissa im Flur erwischt hat.“ Josh hatte den Anstand zu Boden zu blicken. „Ich möchte nicht, dass Sie unserem Personal irgendwelche Flausen in den Kopf setzten. Einige Mädchen bilden sich darauf etwas ein wenn solche wie wir, sie mehr beachten als nötig.“
Bei ihren Worten erwachte Joshs Zorn. Wie konnte sie nur behaupten, dass reiche Leute mehr wert waren als normal sterbliche? Er stand auf und ging zum Fenster. Ihm standen seine Emotionen ins Gesicht geschrieben. Es war also besser, dass sie ihn nicht anschauen konnte als er seine nächsten Worte mit Bedacht wählte. „Ich sehe das ganz und gar nicht wie Sie. Für mich sind alle Menschen gleich viel wert. Egal woher sie kommen.“ Er holte kurz Luft dann sprach er weiter. „Alissa ist wirklich sehr hübsch, aber Sie müssen sich keine Gedanken machen…“ Er drehte sich jetzt wieder zu ihr. „Ich werde sie nicht weiter belästigen, ich hätte sie nicht bedrängen sollen und erst Recht hätte ich sie nicht küssen dürfen. Es tut mir Leid.“
„Was tut dir Leid?“ Fragte nun Luke, der sich irgendwie lautlos ins Wohnzimmer geschlichen hatte. Jetzt hörte man auch Mason und Liam, wie sie sich im Flur unterhielten um dann in ein Büro im Erdgeschoss zu gehen um nach passenden Immobilien zu gucken. Da Josh nicht auf Lukes Frage antwortete übernahm Samantha das für ihn. „Er hat unser Chalet Girl in eine äußert missliche Lage gebracht und sie zudem auch noch geküsst. Das tut ihm Leid und er wird es nicht mehr machen.“
Luke sah seinen Freund mit Hochgezogenen Augenbrauen an. Josh hatte ihnen zwar erzählt, was er mit Alissa gemacht hatte, aber von einem Kuss war nicht die Rede gewesen. „Wie dem auch sei!“ Unterbrach Josh Lukes Gedanken. „Kann ich Ihnen noch etwas zu trinken bringen? Einen Cherry?“ Fragte er Samantha und diese nickte mit einem breiten Grinsen. „Gerne. Sie haben unser erstes Treffen wohl nicht vergessen.“
Wie konnte er denn? Wo sie doch beinahe Alissa bei ihm erwischt hatte. Er ging zur Bar fand die Flasche auf Anhieb und goss das Getränk ins richtige Glas. Derweil unterhielten sich Luke und Samantha über belangloses. Einige Zeit später kamen Liam und Hendrik und die Masons verabschiedeten sich Recht schnell.
„Was wollte er?“ Fragte Josh neugierig und lehnte sich an die Fensterbank des Wohnzimmerfensters.
„Er sucht wie du vermutet hast alte Lagerhallen in der Gegend. Außerdem in Russland in der Türkei und Dubai.“
„Was für einen Grund hat er dir genannt?“ Fragte er nüchtern wohl wissend, dass Mason sich wohl vergrößern wollte.
„Er erzählte was von Import und Export, du kannst dir ja nachher das Video angucken das du gemacht hast. Ich habe einfach nicht hingehört, ich kann den Kerl nicht leiden. Wenn er wirklich das ist, was du annimmst, fällt es sogar mir schwer die gleiche Luft wie er zu atmen. Die ganze Zeit musste ich an junge Frauen und kleine Mädchen denken!“
„Ich hoffe er hat deinen Argwohn nicht gespürt?“
„Ach was denkst du denn wie lange ich meinen Job schon mache? Ich war die Freundlichkeit in Person!“ Josh musste unwillkürlich grinsen, höflich und zuvorkommend, dass konnte sein Bruder. „Aber ich fahre nach Hause. Ich muss zu meinen Mädchen und sehen, dass es ihnen gut geht. Ich werde Mason das geben was er will und dir gebe ich dir nachgemachten Schlüssel.“
„Meine Leute müssen vorher in die Hallen. Sie müssen alles verwanzen. Wir brauchen beweise für das was er tut.“ Josh erklärte noch das weitere Vorgehen und irgendwann spät in der Nacht machten sie sich auf in ihre Zimmer. Doch Josh konnte nicht schlafen, also ging er noch mal in sein Büro und guckte sich das Video an, das er heimlich von Mason und Liam gemacht hatte. Er sah sich das Gespräch dreimal an, mittlerweile kannte er es auswendig. Er seufzte schlug den Laptop zu und sah aus dem Fenster zum Nachbarhaus. Oben im Zimmer von Alissa und Hannah ging gerade das Licht an.
Kapitel 9
Schweißgebadet schreckte Alissa aus dem Schlaf. Sie saß sofort senkrecht im Bett, ihr Herz schlug ihr bis zur Brust und sie schaltete das Licht schnell ein. Sofort beruhigte sie sich, als sie das wohlvertraute Schlafzimmer sah, und auch Hannah die Seelenruhig weiter schlief. Alissa stand auf und ging ins Bad um sich das Gesicht zu waschen. Als sie zurück kam sah sie auf die Uhr. Es war mittlerweile halb fünf. Sie bezweifelte, dass sie noch mal einschlafen würde. Sie wollte nicht mal mehr einschlafen aus lauter Angst wieder von Albträumen heimgesucht zu werden. Eigentlich hatte sie schon lange keine Albträume mehr, aber jetzt wo sie Hannah ein bisschen von ihrer Vergangenheit erzählt hatte war wohl alles wieder hochgekommen. Schnell zog sie sich eine Jeans und Pulli an und ging aus dem Zimmer, sie brauchte frische Luft. Als sie kurze Zeit später in einer weichen Decke eingewickelt auf der Terrasse saß atmete sie tief durch. Wann würden diese Albträume nur aufhören? Fragte sie sich und seufzte laut. Plötzlich hörte sie ein räuspern. Angespannt sah sie in die Dunkelheit. „Ich bin´s, Josh.“ Hörte sie die leise Stimme und sah jetzt auch seine schemenhafte Gestalt in der Dunkelheit. „Was machst du denn hier? Es ist mitten in der Nacht.“
„Ich habe noch gearbeitet.“ Meinte er Schulterzuckend. „Mich lässt der Fall einfach nicht in Ruhe.“ Erklärte er und kam auf die Veranda, er setzte sich in den Stuhl neben ihr und hauchte in seine kalten Finger. „Ich wollte gerade ins Bett als ich sah wie das Licht in eurem Zimmer anging, keine Angst ich habe dich nicht beobachtet.“
„Das dachte ich auch nicht.“ Meinte sie. Irgendwie war sie froh, dass er da war so machten ihre Gedanken nicht das was sie wollten, er könnte sie ablenken.
„Ist bei dir alles okay? Hast du schlecht geschlafen?“ Wollte er wissen.
„Ich hatte einen Albtraum.“ Sie schlug sich die Hand vor den Mund. Wieso hatte sie das nur gesagt?Bei ihm passte sie einfach nicht mehr auf. „Willst du darüber reden?“ Fragte er dann auch schon. Doch sie schüttelte den Kopf und starrte nach vorne in die Nacht. Er setzte sich bequemer hin und legte sein rechtes Bein auf das linke Knie. „Du kannst…“
„Ich weiß…“ Sie begannen ihre Sätze gleichzeitig und Josh verstummte.
„Ich weiß nicht wieso das jetzt wieder passieren muss…“ Fing sie noch mal an.
„Hast du denn öfter Albträume?“
Sie schüttelte den Kopf. „Früher ja, aber eigentlich habe ich seit Jahren keine mehr.“
„Irgendetwas muss sie dann ausgelöst haben, ist irgendetwas in der letzten Zeit passiert? Oder hast du mit jemanden über deine Ängste gesprochen?“
„Nein, ich habe gestern Abend nur ein bisschen mit Hannah gesprochen irgendwann sind wir auf meine Familie gekommen.“
„Also hat der Albtraum etwas mit deiner Familie zu tun.“ Stellte er nüchtern fest. „Irgendetwas ist doch damals passiert, du bist doch bestimmt nicht einfach so abgehauen, oder?“
Sie staunte über sein Feingefühl, aber das war ja eigentlich verständlich. Er war ein Cop, er sah hinter die Fassade. „Du kannst sehr gut in den Menschen lesen.“ Gab sie zu.
„Ich kann viel üben.“ Sagte er und dachte an all die Verhöre die er durchgeführt hatte. Er sah den Menschen, der vor ihm am Tisch saß meistens sofort an ob er die Wahrheit sagte oder ob er log. Er erzählte ihr von den Verhören und seiner, wie seine Kollegen behaupten, Begabung in Menschen wie in einem Buch zu lesen.
„Weißt du, irgendwie glaube ich dir sofort.“ Gab sie zu und ein kleines lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
„Möchtest du eine Tasse Tee?“ Fragte er und Alissa sah ihn verdutzt an.
„Es ist kalt und Tee würde uns aufwärmen.“ Erklärte er, Alissa nickte. „Ja gerne.“
„Lauf nicht weg, ich bin gleich wieder da.“ Er lief zu seinem Haus rüber und kam ein paar Minuten später mit einer Thermoskanne und zwei Tassen zurück. „Ich hoffe du magst Pfefferminztee.“ Sagte er und gab ihr eine dampfende Tasse Tee. Sie nickte nur und lehnte sich wieder in ihrem Stuhl zurück. Die Beine hatte sie auf der Sitzfläche abgestellt und eng an ihren Körper gepresst. Sie unterhielten sich noch eine Weile über das Wetter und Ski fahren. Irgendwann kamen sie wieder auf das Thema Albträume. „Hattest du je welche?“ Wollte Alissa wissen. Der Tee war längst ausgetrunken und die Tassen standen zu ihren Füßen auf dem Boden. „Nein.“ Sagte er und Alissa nickte. „Erzähl mir von deinem.“ Forderte er sie auf und sah ihr direkt in die Augen.
„Ich kann es dir nicht erzählen.“ Flüsterte sie und sah weg.
„Weil es nicht nur Träume sind.“ Meinte er nüchtern und Alissa sah auf. „Es ist dir wirklich passiert, habe ich Recht?“ Wie in Trance nickte sie. „Es war dein Stiefvater.“ Stellte er fest und sah die Träne in ihrem Auge. Sanft strich er ihr über die Haut, wischte die Träne fort. „Er ist nicht hier, er kann dir nichts tun.“ Flüsterte er und hob ihr Gesicht. Sie waren sich so nahe, ihre Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt. Es wäre ein leichtes sich vorzubeugen und seine Lippen auf die ihren zu pressen. Aber er tat es nicht. Sanft ließ er sie los und lehnte sich wieder zurück. In ihren Augen las er Enttäuschung aber auch Erleichterung und er war froh, dass er dem Verlangen nicht nachgegeben hatte.
„Meine Mutter heiratete ihn ein paar Monate nach dem Tod meines Vaters. Sie ertrug es einfach nicht allein zu sein. Sie musste immer jemanden haben der sie umschwärmte. Albert war die Monate nach Papas Tod immer sehr Aufmerksam zu ihr und sie willigte gerne ein ihn zu heiraten. Nach der Hochzeit war erst alles ganz normal, aber ein paar Monate später passierte es.“ Sie stockte, sah zu Josh der ihr aufmunternd zunickte und sie fuhr fort. „Er hatte meine Mutter betrogen.“ Verschämt sah sie zu Boden.
„Sowas passiert heutzutage.“ Sie sah Josh an, der sie aufmunternd anlächelte. Sie schluckte und erzählte mit zitternder Stimme weiter. „Er betrog sie mit meiner besten Freundin.“ Jetzt zog Josh die Luft ein. Zwar hatte Albert sich nicht strafbar gemacht, vorausgesetzt die Freundin wollte es, aber wie kann eine Freundin, mit dem Stiefvater ihrer besten Freundin schlafen? „Sie wollte es damals, Albert war attraktiv und charmant. Sie hat mir auch ins Gesicht gesagt, wie sehr es ihr gefallen hat und sie zöge nun ältere, erfahrenere Männer vor. Dieser Tag war der letzte den ich sie lebend gesehen habe.“
„Sie ist tot?“ Josh sah sie ungläubig an.
„Sie hat sich ein paar Tage später von einer Brücke gestürzt, in ihrem Abschiedsbrief stand, dass sie es bereue mit einem verheiratetem Mann geschlafen zu haben und so eine Ehe vielleicht zerstört hätte. Sie wollte mit der Schuld nicht weiter leben.“
„Hat sie in dem Brief gesagt wer der Mann war?“
Alissa schüttelte den Kopf. „Nein, das wusste nur meine Mutter und ich. Und Albert natürlich.“
„Hatte sie Depressionen oder so?“
Verwundert sah sie ihn an. „Nein. Warum fragst du?“
Er zuckte mit den Schultern. „Angewohnheit denke ich.“ Sie schwiegen kurz. „Was passierte dann?“ Wollte er wissen und Alissa sah zu Boden. „Ich weiß nicht ob ich es dir erzählen will…“ Gestand sie und das bestätigte ihm seine schlimmsten Befürchtungen. „Was hat er dir angetan?“ Wollte Josh mit zusammengebissenen Zähnen wissen, er ballte die Hände zu Fäusten, am liebsten wollte er auf irgendetwas einschlagen. Aber er beherrschte sich und blieb äußerlich völlig ruhig und bewegungslos. „Erst mal gar nichts…“ Flüsterte sie. „Dann ein paar Wochen nach Angelas Beerdigung…“ Sie stockte und es fiel Josh sichtlich schwerer ruhig sitzen zu bleiben. Er nahm ihre Hand und drückte sie sanft. „Erzähl es mir, danach wird es dir besser gehen.“ Versprach er und löste damit wirklich ihre Bedenken in Luft aus.
„Er kam zu mir. Ich saß in meinem Zimmer über den Hausaufgaben als er ohne zu klopfen ins Zimmer kam…“
„Na du? Bist du fleißig?“ Er kam in den Raum und schloss die Tür hinter sich. Alissa drehte sich auf ihrem Stuhl zu ihm. Begierde glühte in seinen Augen und eine Gänsehaut schlich über ihren Körper. Ihr wurde kalt und sie sah an sich herunter. Es war abends, sie trug ihren Seidenschlafanzug, ein Geschenk ihres Vaters, er bestand aus einer Shorts und einem Top. Darunter trug sie nichts.
„Ja.“ Flüsterte sie. „Ich schreibe morgen eine wichtige Klausur und muss lernen.“ Sie drehte ihm den Rücken zu und tat als würde sie in ihrem Buch lesen.
„Du siehst so hübsch aus, wenn du konzentriert bist.“ Sagte er neben ihrem Ohr und ihre Nackenhaare stellten sich auf. Er strich ihr mit dem Finger über die nackten Schultern und begann dann sie zu massieren. „Bitte lass das…“ Flüsterte sie kleinlaut und verkrampfte sich.
„Nicht doch so angespannt, es lernt sich viel besser, wenn man entspannt ist.“ Ein begieriger Ausdruck lag in seinen Augen und er ließ die Hände langsam tiefer fahren, ihre Oberarme entlang bis zu ihrer Hüfte. Alissa saß wie versteinert auf ihrem Stuhl sie konnte sich einfach nicht bewegen und betete, das er endlich wieder gehen würde. Aber das Gegenteil geschah, er schob seine Hände auf ihrer nackten Haut am Bund ihrer Hose entlang und dann langsam nach oben. Er fuhr ihr über die Brüste und drückte fest zu. Ihr entfuhr ein Schmerzensschrei während er lustvoll aufstöhnte und begann ihre Brüste zu massieren. „Sie sind so stramm und fest, nicht wie die deiner Mutter.“ Flüsterte er an ihrem Ohr. „Wie bei Angela, weich und fest.“ Der Name ihrer Freundin riss sie aus ihrer Angststarre und sie wollte aufstehen, doch er drückte sie zurück auf den Stuhl. „Du bleibst besser hier sitzen.“ Flüsterte er an ihrem Ohr drehte den Stuhl zu sich herum und sie starrte ihm direkt in die Augen. Augen die sie voller Gier durchbohrten. „Bitte…“ Flüsterte sie und er legte seine Hand auf ihren Mund. Tränen liefen ihr über die Wangen doch das kümmerte ihn nicht. Die andere Hand fuhr ihr Bein entlang angefangen bei ihrem Fuß und immer höher. Sie presste ihre Schenkel aneinander und plötzlich rief eine Stimme laut: „Schaaatz? Schaaatz, wo bist du denn?“ Ruckartig ließ Albert sie los. „Kein Wort zu niemanden, oder ich werde meine Wut an deiner Mutter auslassen.“ Drohte er ihr während die Stimme von Tamara immer näher kam. „Albert?“ Rief sie. Albert ging schnurstracks durchs Zimmer und öffnete schwungvoll die Tür. Tamara stand davor. „Oh, was machst du denn hier?“ Wollte diese überrascht wissen.
„Ach, Alissa hatte eine Frage, sie schreibt morgen eine wichtige Klausur und ich habe ihr ein bisschen geholfen. Was gibt es denn?“ Wollte er nun wissen und schob sie durch die Tür hinaus.
Seit diesem Tag ging Alissa Albert aus dem Weg, sie sagte niemandem etwas davon, was er mit ihr gemacht hatte und auch ihre Mutter schien glücklicher denn je. Also verschloss sie sich immer weiter, kapselte sich von allem ab und ihre Leistungen in der Schule ließen nach. Sobald sie in ihrem Zimmer war schloss sie die Zimmertür ab. Albträume plagten sie, sie litt unter Angstzuständen und kriegte kaum etwas zu essen herunter. Sie hatte sich sogar für den Notfall eine Tasche gepackt und unter ihrem Bett versteckt.
Wochen vergingen ohne dass etwas passierte und langsam fühlte Alissa sich wieder wohler. Sie ging mit ihren Freunden zum Einkaufen, in der Schule lief alles wieder besser und sie hatte sogar ihr Abi geschafft. Auch ihr Appetit war zurückgekehrt, es sei denn Albert saß mit am Tisch, dann schob sie ihr Essen mit der Gabel auf dem Teller herum und wollte nur noch, dass das Essen zu Ende ging.
Eines Abends, ungefähr drei Monate nach dem Übergriff war Alissa soweit wieder hergestellt, dass sie an ihrem Schreibtisch saß und zufrieden die Musik aus dem Radio mitsummte. Sie bearbeitete an ihrem Laptop Fotos, denn sie fotografierte für ihr Leben gern. Nach einigen Stunden die sie konzentriert gearbeitet hatte legte sie sich schlafen. Sie schlief ziemlich schnell ein und träumte davon einmal eine große Fotografin zu werden. Doch plötzlich wurde sie wach, irgendetwas streichelte über ihr Bein. Unwirsch schlug sie das etwas weg und wollte aufstehen und Licht machen um zu sehen was es war. Dann merkte sie es. Es war keine Spinne wie sie angenommen hatte. Eiskalt lief ihr die Angst über den Körper und sie erstarrte zur Salzsäule. „Na, na, na, nicht doch so ängstlich.“ Flüsterte Albert ihr vergnügt ins Ohr und streichelte ihr dabei die Haare aus dem Gesicht und ihre Wange hinunter, glitt mit dem Daumen über ihren Mund um dann weiter ihren Körper zu erforschen. „So weiche, so junge Haut!“ Murmelte er immer und immer wieder. „So muss es sein, deine Mutter, ihre Haut ist wie ein verschrumpelter Lappen, du bist so glatt! So Perfekt!“ Er streichelte ihren gesamten Körper, ihre nackten Beine, ihre Brüste und dann glitt seine Hand unter ihre Hose. Alissa versteifte sich und versuchte ihn von sich zu stoßen. Sie schrie, doch bevor auch nur ein Ton aus ihrem Mund kam legte er seine Lippen auf die ihren. Er überfiel sie mit der Zunge und Alissa konnte nicht mehr klar denken. Er berührte sie gleichzeitig überall und plötzlich biss sie ihm mit voller Kraft auf die Zunge. Schmerzerfüllt schrie er auf und gab ihr eine Ohrfeige. „Wage es noch einmal!“ Drohte er und zückte ein Messer. Entsetzt sah sie ihn an, als die Klinge im Mondlicht leuchtete. Er hielt ihr das Messer an die Kehle und strich ihr dann langsam mit der Klinge über den Köper. Bei ihrer Hose angekommen fuhr er in den Bund und zerschnitt die Hose, bis sie komplett entblößt vor ihm lag. Er fasste sie wieder an und berührte sie überall und wieder murmelte er vor sich hin. Alissa sah ihre einzige Chance einer Vergewaltigung zu entkommen, sie griff vorsichtig mit der rechten Hand nach der Wasserflasche auf ihrem Nachttisch und schlug sie ihm so heftig sie konnte an den Kopf. Das Glas zerschmetterte und Scherben regneten auf sie herab, genau wie ein Lebloser Körper. Angeekelt schob sie ihn von sich und kletterte aus dem Bett. Voller Tränen zog sie sich die Sachen vom Vortag an, zog den Koffer unter dem Bett hervor und mit einem letzten Blick auf dem noch immer so daliegenden Albert lief sie aus dem -Zimmer. „Mama! Mama, wach auf!“ Rüttelte sie an ihrer Mutter, diese regte sich langsam. „Mama, komm wir müssen gehen. Albert, er kann jeden Moment kommen!“ Redete sie auf ihre Mutter ein, doch diese sah sie nur aus müden Augen an. „Alissa, geh wieder ins Bett, es ist mitten in der Nacht!“ forderte diese ihre Tochter auf. „Nein!“ Rief sie voller Tränen. „Albert ist da, er will mich vergewaltigen!“
„Was redest du nur für einen Unsinn?“ Ihre Mutter wurde ungeduldig und fing an zu schimpfen. „Es tut mir leid Mama, ich liebe dich!“ Unterbrach Alissa sie mitten in ihrer Schimpftirade, drehte sich um und kam nie wieder nach Hause zurück.
Während Alissa ihm alles erzählte war sie aufgestanden und stand nun in der Decke gewickelt am Geländer und starrte auf den langsam heller werdenden Horizont. Die ganze Zeit, die Alissa erzählte sah sie ihn nicht an. Josh wusste während er zuhörte nicht was er machen sollte, wenn dieser Mistkerl ihm auch nur über den Weg laufen würde, er würde ihn wahrscheinlich erwürgen! Er löste seine Finger, die er in den Stuhl gebohrt hatte und krallte sich dann wieder fest. Dann verstummte die flüsternde Stimme von Alissa und sie stand mit bebenden Schultern vor ihm. Sie war so zerbrechlich und fein und hatte eine solch schlimme Erfahrung machen müssen. Der schlimmste Verrat war wohl der ihrer Mutter, sie hatte ihrer eigenen Tochter nicht geglaubt. Noch bevor er wirklich realisieren konnte, was er tat stand er schon hinter ihr und schlag seine Arme um sie. Sie weinte. Ihr ganzer Körper zitterte, sie drehte sich um und schlang nun ihrerseits die Arme um seine Mitte. Er drückte sie seinerseits und strich ihr sanft über den Kopf. „Und das ist heute Nacht alles wieder hochgekommen.“ Stellte er nüchtern fest und sie nickte in seinen Armen. „Ich werde gucken, was ich für dich tun kann.“ Versprach er und fragend schaute sie zu ihm auf. Er sah in ihre wunderschön, leuchtend grünen und verweinten Augen und fand sie noch nie schöner. Sanft strich er ihre Tränen aus den Augen und führte sie zurück zu ihrem Stuhl. „Vielleicht ist er nicht ganz sauber, oder er hat es bei anderen Mädchen probiert. Ich werde auch versuchen an die Akte deiner Freundin Angela zu kommen. Wie war ihr Nachname?“
„Krämer.“ Flüsterte sie heißer.
„Wieso hat deine Mutter oder deine Lehrer dich nie gefragt was mit dir los war, als er dich das erste Mal…“ Er ließ seinen Satz mit Absicht unbeendet.
„Ich wurde angesprochen, aber ich schwieg und irgendwann stellte irgendjemand die Behauptung auf, ich würde unter dem Tod meiner besten Freundin leiden. Und das obwohl ich sie nach der Sache, die sie meiner Familie angetan hatte abgeschrieben hatte. Ich konnte sie nicht mal mehr angucken.“ Gestand sie.
„Du hast ihr also nie vergeben?“
„Vergeben?“ Widerholte sie ungläubig. Joshua musste ihr auch Recht geben, selbst er wollte Rache an Albert ausüben für das, was er Alissa angetan hatte. Aber so hatten seine Eltern ihn nicht erzogen und er versuchte die Wut, die ihn erneut überfiel abzuschütteln. „Sie hat beinahe meine Familie vernichtet, ich habe nicht im Traum daran gedacht ihr irgendetwas zu verzeihen.“
„Hätte sie sich das Leben nicht genommen und ihre Affäre mit Albert fortgesetzt, wäre er vielleicht nie zu dir gekommen.“ Überlegte er. „Deine Mutter hätte ihn vielleicht verlassen, aber ihr hättet noch immer euch gehabt.“ Meinte er und hielt ihre Hand.
„Meinst du?“
Er schüttelte den Kopf. „Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass du Angela irgendwann hättest vergeben müssen.“ Jetzt schüttelte sie den Kopf. „Ich konnte einfach nicht, sie hat mich so verletzt mit dem, was sie zu mir gesagt hat.“
„Ja was meinst du denn wie verletzt Jesus war, als er am Kreuz hing und die Menschen, seine Schöpfung - Menschen die er liebte - ihn verspotteten?“
„Jesus?“ Alissa sah ihn leicht verwirrt an. „Du glaubst an Gott?“
„Natürlich.“ Er sah zum Horizont der in den schönsten Farben leuchtete. „Meinst du etwa so etwas Wunderschönes kommt von einem Urknall?“
Alissa sah in den Himmel und staunte wie die Farben miteinander harmonierten, wie die Sonne sich ihren Weg an die Spitze des Himmels erkämpfte und die Nacht so besiegte. Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe ehrlich gesagt noch nie darüber nachgedacht.“ Gab sie zu.
„Du siehst Gottes Schöpfung jeden Tag und machst dir keine Gedanken darüber?“
„Ich hatte die letzten Jahre keine Zeit mir irgendwelche Sonnenaufgänge anzugucken, geschweige denn…“
Er unterbrach ihre harschen Worte indem er ihre Hand nahm und von der Veranda führte. Er hielt ihre Hand in seiner und sie gingen schweigend nebeneinander zu seinem Haus. Er führte sie in den Garten und blieb vor einer Leiter stehen. „Klettere hinauf.“ Forderte er sie auf und sie gehorchte. Oben angekommen konnte sie den Hügel hinunter gucken, die ganze Landschaft, das Licht der Sonne. „Es ist wunderschön!“ flüsterte sie atemlos, er stand hinter ihr. „Das ist Schöpfung und nur ein Bruchteil der ganzen Herrlichkeit Gottes für uns Menschen.“
„Ich hätte dich niemals für so einen Mann gehalten.“ Gab sie zu und sah in den immer heller werdenden Himmel.
„Was für einen Mann?“
„Ein Mann der an etwas glaubt, dass man nicht sehen kann.“
„Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das was man hofft und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“
„Das hört sich schön an.“
„Das ist Glaube.“ Sagte er schlicht. „Ich zweifle nicht an dem, was ich nicht sehe. Ich spüre es!“ Erklärte er ihr. Er stellte sich vor sie. „Schließ die Augen.“ Bat er sie und Alissa gehorchte nach kurzem Zögern. Sanft strich er ihr mit dem Finger über die Wange. „Spürst du das?“ Sie nickte. „Was war das?“ Wollte er wissen.
„Dein Finger.“
Er ging einen Schritt zur Seite. „Strecke deine Arme auseinander.“ Forderte er sie auf und sie gehorchte sofort. Der Wind wehte ihr sanft die Haare aus dem Gesicht, sie spürte ihn zwischen ihren Fingern. „Was ist das?“ Flüsterte er jetzt dicht an ihrem Ohr, sodass ihr ein angenehmer Schauer über den gesamten Körper lief.
„Der Wind.“
„Siehst du den Wind?“
Sie schüttelte den Kopf und sah ihn an. „Du siehst den Wind nicht, aber du spürst ihn, er ist da.“ Sie nickte und er fuhr fort. „Und so spüre ich, dass Jesus immer bei mir ist.“
Sie lächelte zufrieden. „Das hast du mir ganz anschaulich gezeigt und du hast mich neugierig gemacht. Erzählst du mir mehr von deinem Jesus?“
Er schüttelte den Kopf und sie sah ihn aus einer Mischung aus fragend und enttäuscht an. „Die Sonne ist schon aufgegangen, wir haben keine Zeit mehr.“ Er ging zur Leiter und half ihr herunter. „Hier werden bald alle wach. Aber ich erzähle dir gern ein anderes Mal von ihm.“ Versprach er ihr. Zusammen schlenderten sie zurück zur Veranda der Masons, er gab Alissa die Decke und hob die Thermoskanne und die beiden Tassen auf. „Und ich muss ehrlich gesagt noch ein bisschen schlafen. Wir fahren heute Mittag mit Hendrik Ski.“ Erklärte er. „Du weißt schon mit seinem Heli.“ Er zwinkerte ihr zu und sie musste unwillkürlich grinsen, dann wurde sie ernst und kam einen Schritt auf ihn zu. „Danke.“ Flüsterte sie ihm ins Ohr und küsste ihn leicht auf die Wange. „Danke, dass du da warst, mir zugehört und mich getröstet hast.“
Es viel ihm viel schwerer als er sich gedacht hatte, sie nicht in seine Arme zu ziehen und zu küssen. Er zwang sich zu nicken und trat einen Schritt zurück. Er ging die erste Stufe rückwärts runter. „Ich bin immer für dich da, egal was ist. Du kannst jederzeit zu mir kommen okay?“ Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und sie nickte. Dann ging jeder seinen weg.
Kapitel 10
„Wo kommst du denn her?“ Wollte Liam neugierig wissen und musterte seinen Bruder, als dieser leise die Tür schloss.
„Ich hatte gehofft ihr beide würdet noch schlafen.“ Sagte Josh und unterdrückte ein Gähnen. Er war Hundemüde und wollte nur noch ins Bett.
„Falsch gedacht.“ Meinte Luke und kam mit einer Tasse Kaffee aus der Küche. „Willst du?“ Er hielt sie Josh hin. Der dampf stieg aus der Tasse und Josh leckte sich instinktiv über die Lippen. „Gib schon her.“ Sagte er dann und nahm seinem Freund die Tasse aus der Hand. „Vorsichtig, heiß!“ Warnte Luke, doch das war Josh egal er nahm einen großen Schluck und ging den beiden voran ins Speisezimmer, sie würden ihn doch nicht ohne Erklärungen ins Bett lassen. Seufzend ließ er sich auf den nächstbesten Stuhl fallen und fragte: „Wieso seid ihr schon auf?“ Wollte er wissen.
Beide zuckten mit den Schultern. „Keine Ahnung, wahrscheinlich haben wir bemerkt, dass du nicht da warst.“ Luke grinste über seine Erklärung.
„Wo warst du kleiner?“ Wollte Liam wissen.
„Das geht dich gar nichts an.“ Blaffte Josh und trank noch einen Schluck. „Ich bin nicht mehr dein kleiner Bruder, dem du Vorschriften machen kannst.“ Er legte wieder das rechte Bein auf das linke Knie und rutsche gemütlich auf seinem Stuhl zurecht, dann sah er seinen Bruder herausfordernd an und Liam konnte nicht mehr, lachend ließ er sich auf einen Stuhl fallen. „Es klappt echt nicht mehr.“ Meinte er zu Luke und dieser grinste ebenfalls.
„Was?“ Wollte nun Josh völlig perplex wissen.
„Ich bin heute Morgen von Stimmen aufgewacht, also habe ich aus dem Fenster geguckt und euch beide gesehen.“ Erklärte Liam.
„Und natürlich bist du gleich zu Luke gelaufen und…“
„Ne wir trafen uns auf dem Flur.“
„Was habt ihr beide nur für einen Schlaf? Wir haben uns total leise unterhalten!“ Erstaunt sah er die beiden abwechselnd an.
„Kinder!“ Sagten sie einstimmig und Josh klatschte sich aufs Bein. „Hoffentlich habt ihr die Masons nicht geweckt!“ Merkte Luke an. „Wenn wir schon wach geworden sind...“
„Eure Fenster waren auf, und das Zimmer der Masons liegt auf der anderen Seite des Hauses.“
„Was habt ihr denn die ganze Nacht gemacht?“ Fragte Liam die Frage, die den beiden wohl auf der Zunge lag.
Josh zog die Augenbrauen hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Im Ernst jetzt?“ Er sah in zwei neugierige Gesichter. „Darf ich schlafen, wenn ich es euch erzählt habe?“ Beide nickten wortlos. „Ihr seid schlimmer als Tratschwütige alte Weiber!“ Stellte Josh fest und fing dann an zu erzählen. „Also ich war noch wach, und habe mir das Video von dir und Mason ein paarmal angeguckt. Mittlerweile weiß ich auswendig was er sagt!“ Josh grinste in die Gesichter der beiden aber diese waren nicht beeindruckt.
„Weiter!“ Forderte Liam unwirsch auf.
„Ja ja... Also ich wollte gerade ins Bett und da sah ich wie bei Alissa im Zimmer das Licht anging. Sie hatte schlecht geträumt und wir haben geredet.“
Die Augenbrauen von Liam und Luke wanderten beide nach oben und Josh fing an zu lachen. Was die beiden umso stutziger machte. „Was?? So war es wirklich.“
„Wir glauben dir nicht.“
„Nicht ein Stück.“ Bestätigte Luke.
„Dann tut es halt nicht, ich gehe jetzt ins Bett.“ Er stand auf und ging zur Tür in der Liam noch immer angelehnt stand. Dieser rammte ihm seine Schulter in die Brust. „Hey! Was sollte das denn?“ Josh hielt sich die Brust und sah seinen Bruder verständnislos an. „Du darfst erst ins Bett wenn du ins die Wahrheit gesagt hast.“
Josh sah von Liam zu Luke. „Das ist nicht euer Ernst oder?“ Fragte er als die beiden sich in der Tür aufbauten. „Ihr wisst beide, dass ich mit euch fertig werde wenn es darauf ankommt.“
Beide grinsten. „Wollen wir es darauf ankommen lassen?“
„Unten im Keller ist ein schöner Trainingsraum. Zieht euch um. In fünf Minuten liegt ihr beide stöhnend auf der Matte und ich gehe schlafen!“ Damit stieß Josh die beiden zur Seite und stürmte in sein Zimmer. Liam und Luke sahen sich fragend an. „Er meint es wirklich ernst oder?“ Fragte Luke und Liam nickte. „Ich glaube schon. Hast du in den letzten Jahren irgendwelche Kampftechniken gelernt?“
Luke schüttelte den Kopf. „Aber ich kann mich wehren. Meinst du er wird uns verletzten?“ Fragte er als sie gemeinsam die Treppe rauf in ihre Zimmer gingen.
„Und damit riskieren das unsere Frauen uns rächen?“ Liam lachte. „Ich glaube nicht, er will nur seine Macht demonstrieren. Er wird uns nicht ernsthaft verletzten.“ Luke nickte und öffnete die Tür seines Zimmers. „Noch einen Rat: Hau drauf wenn du kannst.“ Riet Liam und ging in sein Zimmer.
Zwei Minuten später stand Josh schmunzelnd auf dem gepolsterten Boden des Trainingsraums, als Liam und Luke ebenfalls in Sportklamotten reinkamen. „Ihr traut euch also wirklich?“ Ein Grinsen umspielte seine Lippen. Seine Gegner sagten kein Wort und nickten einstimmig. „Also gut. Wenn ihr beide auf der Matte liegt darf ich noch vier Stunden schlafen. Wenn ihr gewinnt… Ach was rede ich da? Ihr gewinnt nicht.“ Ein selbstgefälliges Grinsen bildete sich auf seinem Mund und seine Augen funkelten belustigt. „Keine Angst ich nehme euch nicht so hart dran.“ Versprach er und die beiden griffen ihn an. Nach sieben anstrengenden Minuten lagen Liam und Luke beide schwer atmend auf der Matte. „Wie machst du das nur?“ Wollte Luke ergeben wissen.
„Training. Ich trainiere eigentlich jeden Tag. Im Zweikampf hat mich im Präsidium noch niemand geschlagen.“ Er holte drei Wasserflaschen und reichte jedem eine, dann setzte er sich zu den beiden auf den Boden. „Ihr habt euch gut geschlagen, Liam du solltest mehr auf deine Deckung achten und nicht so willkürlich drauflosschlagen.“ Riet Josh.
„Ich wollte dir nur eine verpassen.“ Alle fingen an zu lachen, Liam trank einen Schluck. „Das tat gut. Ich wusste gar nicht, dass es so viel Spaß machen kann sich zu prügeln.“
„Wenn man keine schweren Schläge abbekommt, macht es wirklich Spaß, aber wenn man halb Kaputtgeprügelt wird, das man sich kaum bewegen kann ist es was anderes.“ Meinte Luke und legte sich auf die Matte.
„Und wenn einem ein Messer im Bein steckt tut es bestimmt schrecklich weh.“ Meinte Liam.
„Ja Messer tuen weh.“ Meinte Josh und zeigte den beiden eine Narbe an seinem Bauch.
„Du wurdest auch abgestochen? Wieso hast du nie etwas davon erzählt?“
„Ich wollte euch keine Angst einjagen und es war auch nicht wirklich schlimm, ein paar Stiche, die Wunde war zu und ich war wieder der alte.“
„Wann ist das passiert?“
„Vor drei Jahren, bei einer Kneipenschlägerei. Ist ein bisschen eskaliert.“ Er zuckte mit den Schultern und setzte die Flasche wieder an den Mund. Sie unterhielten sich noch eine Weile und irgendwann stand Josh auf. „So jetzt kann ich nur noch drei Stunden schlafen.“
„J?“
Josh drehte sich um. Liam nannte ihn so gut wie nie einfach nur J. „Was?“
„Was ist mit Alissa passiert? Muss ich mir Gedanken machen?“
„Ich bin keine fünfzehn mehr, du musst dir keine Sorgen machen, ich weiß wie ich eine Schwangerschaft verhindern kann.“ Meinte er leichthin und genoss den entgeisterten Blick von Liam. „Heißt das etwa das ihr…?“
„Habt ihr miteinander geschlafen?“ Platze Luke raus.
„Was geht euch das an? Ich frage ja auch nicht was bei euch im Schlafzimmer abgeht.“ Sagte er leichthin und drehte sich zur Tür.
„Aber im Gegensatz zu dir sind wir verheiratet und schlafen nicht mit irgendwelchen dahergelaufenen kriminellen Flitt…“ Liam verstummt als Josh ihn wütend anfunkelte und auf ihn zukam.
„Sie ist keine Kriminelle! Sie ist kein Flittchen! Und Nein ich habe nicht mit ihr geschlafen, sie hat einen Freund gebraucht, weil sie einen schrecklichen Albtraum hatte. Ich habe sie im Arm gehalten als der Schmerz sie überwältigte und wenn du nicht mein Bruder wärst, dann würdest du jetzt mit einer gebrochenen Nase auf der Matte liegen.“ Sagte Josh mit vor Wut bebender Stimme und marschierte dann schnurstracks aus dem Raum.
„Josh…“ rief Liam ihm hinterher, doch dieser reagierte nicht. „Verdammt!“ Fluchte er und sank zurück auf die Matte. Luke tat es ihm gleich. „Du hast ganz schönen Mist gebaut.“
„Ich und mein vorlautes Maul! Ich kann mich einfach nicht zurück halten.“ Er seufzte, legte sich auf die Matte und schlug sich die Arme übers Gesicht.
„Soll ich mal mit ihm reden?“ Schlug Luke vor, doch Liam schüttelte den Kopf. „Lass ihn erst einmal schlafen, er muss fit sein, wenn er nachher nicht von seinem Snowboard fallen will. Ich werde dann selbst mit ihm reden.“ Sein Blick fiel auf einen Box Sack der von der Decke hing. „Hast du Lust?“ Fragte er Luke und deutete mit dem Kopf in die Richtung. Luke stand auf und reichte seinem Freund die Hand.
Drei Stunden später kam Josh wie gerädert die Treppe herunter. Als er Luke im Wohnzimmer sitzen sah meinte er gähnend. „Jetzt hast du keinen Kaffee für mich?“ Er lehnte sich müde an die Tür. „Lara hat dir ein üppiges Frühstück zubereitet, Kaffee ist bestimmt auch dabei.“ Meinte dieser Grinsend und stand auf. „Hey, Liam…“ Josh hob die Hand und brachte ihn so zum Schweigen. “Ich weiß, er meinte es nicht so.”
„Er hat sich nur Sorgen um dich gemacht.“
„Ich weiß, es war trotzdem nicht okay wie er Alissa genannt hat.“
„Ich weiß.“ Josh nickte als Lukes Handy anfing zu klingeln. „Geh ruhig dran, ich geh schon mal frühstücken.“ Er setzte sich an den Tisch und nahm ein frisches Brötchen aus dem Korb, schnitt es auf und beschmierte es großzügig mit Butter. „Igitt, ich konnte noch nie verstehen, wie du nur so viel Butter essen kannst.“ Liam kam in die Küche und setzte sich zu ihm an den Tisch, er nahm sich eine Tasse und goss sich Kaffee ein. „Tut mir Leid, meine Zunge ist mal wieder mit mir durchgegangen.“ Entschuldigte dieser sich bei Josh. „Wenn ich besorgt bin, macht sie was sie will.“ Meinte er ernst und entlockte somit ein grinsen von Josh. „Das weiß ich doch. Ich war halt nur…“
„Verletzt?“ Riet Liam und Josh nickte. „Das wird es wohl sein.“
„Du magst sie oder?“
Josh nickte erneut und Luke kam in den Raum. „Ist noch Kaffee da?“
Josh nickte und Luke setzte sich neben ihn. „Ihr kennt sie nicht so wie ich.“ Nahm Josh das Thema wieder auf. „Sie hat viel durchgemacht. Sie saß 2 Jahre im Gefängnis weil sie Hunger hatte und etwas zu essen geklaut hat.“ Auf die fragenden Blicke der beiden erklärte Josh die Situation mit dem eifersüchtigen Richter und in den Augen der Jungs spiegelte sich Mitleid. „Sie ist nach ihrem Abi aus ihrem Elternhaus geflohen weil sie schreckliche Angst hatte. Sie hat sich als Teenager auf der Straße durchgeschlagen und ist trotzdem ein guter Mensch geblieben. Verurteilt sie nicht, wenn ihr nicht die ganze Geschichte kennt.“
Josh war nach diesem anstrengenden Tag total ausgelaugt, ihm taten alle Knochen und Muskeln weh, trotz des Magnesiums das er nahm, hatte er mit Muskelkater zu kämpfen. Er wollte einfach nur schlafen, die drei Stunden die er vor ihrem Trip hatte schlafen können hatten nicht den gewünschten Effekt gebracht. Ein Gähnen unterdrückend setzte er sich bequemer in den Sitz von Liams Leihwagen. In einer halben Stunde wäre er endlich zu Hause, konnte duschen und sich ins Bett schmeißen. „Mach deine Augen ruhig ein paar Minuten zu. Wir wecken dich wenn wir zu Hause sind.“ Forderte Luke ihn auf.
„Vorausgesetzt wir bekommen ihn wach!“ Lachte Liam. „Sonst müssen wir ihn noch ins Bett tragen!“ Die Jungs lachten über Lukes Witz, dann wurde es wieder still im Auto, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, im Radio lief irgendein ruhiges Lied und Josh verlor seinen Kampf gegen den Schlaf. Wie versprochen, weckten Liam und Luke ihn und Josh schleppte sich die Treppe in sein Zimmer hoch, dort angekommen, ging er sofort ins angrenzende Bad und duschte kurz und heiß. Nach dem duschen ging es ihm gleich besser, er wickelte sich ein Handtuch um die Hüften und ging ins Schlafzimmer. Gerade als er das Licht an seinem Nachttisch einschalten wollte ging das Licht in dem Zimmer von Alissa und Hannah an und Josh sah neugierig rüber. Wie von selbst trugen seine Füße ihn zum Fenster und dann sah er sie. Sie sah müde aus. Sie stützte die Hände auf die Fensterbank und drückte die Stirn an die kühle Fensterscheibe. Schnell schaltete er das Licht auf seinem Schreibtisch an und winkte ihr zu. Auf ihren Lippen bildete sich ein Lächeln und sie hob die Hand ebenfalls zu einem Gruß.
Im ersten Moment, als drüben das Licht anging, schreckte Alissa zusammen, doch dann sah sie das vertraute Gesicht von Josh und ein anderes Gefühl machte sich in ihr breit. Sie wollte gerne mit ihm reden, ihm nach seinen Tag fragen und ihm von ihrem erzählen. Wieso vertraute sie diesem eigentlich völlig fremden Mann nur so? Und warum sah er auch unter den Klamotten nur so gut aus? Sie ließ ihren Blick über seinen nackten Oberkörper wandern und als ihr bewusst wurde was sie da tat, sah sie ihm schnell wieder ins Gesicht. Ein Grinsen stahl sich über seine Lippen, kaum vernehmbar, aber er hatte wohl gemerkt, wie sie ihn gemustert hatte. „Natürlich sieht so ein Typ auch noch ohne Klamotten so aus!“ Hörte sie plötzlich die leicht genervte Stimme von Hannah neben sich. Sie hatte sie ja gar nicht kommen hören! „Was macht ihr beide da? Flirtest du etwa mit ihm?“
„Nein!“ Sie wandte dem Fenster den Rücken zu und lehnte sich gegen die Fensterbank. „Ich habe einfach nur in die Nacht gestarrt und plötzlich ging das Licht bei ihm an. Ich habe ihn nur gegrüßt und dann warst du auch schon da.“ Erklärte sie ihrer Freundin.
„Man hat der Muskeln. Das sieht man ihm gar nicht an, wenn er angezogen ist. Hast du schon mal so einen Rücken gesehen?“ schwärmte Hannah.
„Ich interessiere mich nicht für seinen Rücken. Ich gehe jetzt schlafen.“
„Und was unter seinem Handtuch ist interessiert dich auch nicht?“ Wollte Hannah nun schadenfroh wissen und Alissa sah sie geschockt an. „Hör auf da hinzugucken!“ Befahl sie aufgebracht. „Und wieso zieht er sich vor dir aus?“ Wollte sie wissen und drehte sich ohne zu überlegen um. In Joshs Zimmer war alles dunkel. Wütend sah Alissa zu Hannah, die sich vor lauter kichern den Mund zu hielt. „Das ist überhaupt nicht komisch.“ Beschwerte sie sich schmollend und schlug Hannah an die Schulter. „Du bist total gemein!“
„Und du bist anscheinend total eifersüchtig!“
„Ich? Eifersüchtig?“
Hannah nickte bestimmt. „Eindeutig.“
Alissa sagte dazu gar nichts mehr, schließlich hatte ihre Freundin Recht, sie benahm sich wirklich wie ein eifersüchtiges Frauenzimmer. „Was hat er jetzt gemacht?“ Wollte sie wissen.
„Nachdem du dich umgedreht hast, hat er mir kurz zugenickt und sich dann umgedreht, das Licht ausgemacht und ich vermute mal ins Bett gegangen.“
Keine Ahnung warum sie erleichtert war, aber Alissa war es. Sie wusste einfach nicht, was sie denken sollte. Sie wusste ja nicht mal was sie fühlte. Nur das Josh ihr anscheinend ziemlich nahe ging. Erst Recht seit letzter Nacht, er hatte sie verstanden und getröstet.
Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Die Masons hatten die letzten Abende außer Haus verbracht und so hatten Hannah und sie viel Freizeit. Sie lernte Ski zu fahren und wurde mit jedem Mal besser. Sie befreundete sich mit Hannahs Freunden und abends gingen sie zusammen feiern. Josh sah sie in den Tagen nicht. Eines Abends, Hannah hatte ein Date mit Eddy, war ihr langweilig. Da sie die Erlaubnis von Samantha hatte, auch Bücher aus der Bibliothek zu nehmen, ging sie eine Etage tiefer um besagten Raum aufzusuchen. Langsam schritt sie die Reihen voller Bücher entlang. Die Regale erstreckten sich vom Boden bis zu Decke, alles sauber aufgereihte Bücher. Ehrfürchtig strich sie mit dem Finger über die Buchrücken, während sie Reihe für Reihe in dem riesigen Raum abging. Plötzlich blieb sie stehen vor ihr stand eine Bibel, langsam zog sie das Buch heraus und schlug es vorsichtig auf. Stunden später lag sie auf ihrem Bett, die Bibel an die Brust gedrückt, Tränen liefen ihr über die Wangen und ein Lächeln umspielte über ihre Lippen. „Danke…“ Flüsterte sie leise. Dann begann sie zu beten.
Sie wollte so gerne mit Josh reden. Aber irgendwie war er wie vom Erdboden verschluckt. Sie sprach auch für ihn ein kurzes Gebet und stand dann auf, weil sie Hannah hörte.
Als diese die Tür öffnete strahlte sie ihre Freundin an. „Er hat mich geküsst!“ Kreischte sie los und fiel ihrer Freundin in den Arm. „Es war so schön, so…,“ Sie seufzte. „Ach ich glaube ich bin verliebt.“
„Und das fällt dir jetzt erst auf?“ Alissa lachte. „Das könnte ich dir schon vor ein paar Tagen gesagt haben. So wie ihr beide euch immer anstarrt!“
„Apropos anstarren. Hast du Joshie in letzter Zeit gesehen?“ Neckte Hannah sie und Alissa schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe keine Ahnung wo er ist.“ Alissa sah zum Fenster, das Zimmer von Josh war dunkel. „Ich habe ihn auch schon seit Tagen nicht mehr gesehen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Vermutlich ist er weg.“ Meinte Hannah und stand vom Bett auf. Dann sah sie den bestürzten Blick von Alissa, schnell setzte sie sich wieder neben sie. „Ist alles okay? Bist du traurig deswegen? Ich dachte du magst ihn nicht.“
„Er war nett zu mir. Das war schon lange keine Mann mehr.“ Erklärte sie ausweichend.
„Nett?“ Empört stand sie auf. „Er hatte es auf der Party voll auf dich abgesehen. Er ist ein arrogantes Ar…“
„Hannah!“ Unterbrach Alissa sie scharf. „Du weißt auch nicht was du willst oder? Mal willst du mich mit ihm verkuppeln, dann beschimpfst du ihn.“
„Ich habe dich damals nur aufgezogen.“
„Ich mag ihn. Er war nett zu mir und das damals auf der Party…“ Sie stockte kurz, sie würde Hannah so gerne von ihm erzählen, von ihm, dem wahren Josh. „er hat sich bei mir entschuldigt.“
„Hat er dich dafür bezahlt?“ Verblüfft sah Alissa zu Hannah, ihr blieb eine Erwiderung im Halse stecken. „Hast du mit ihm geschlafen?“ Ernst sah Hannah zu Alissa.
„Du meinst diese Frage Ernst?“ Hannah durchbohrte sie mit ihrem Blick und Alissa wurde rot. Geschockt sah Hannah sie an. „Das ist nicht dein Ernst!“ Alissa sah an die Wand. „Du hast wirklich mit ihm…?“
„Nein!“ Rief Alissa aus.
„Warum wirst du dann rot?“ Auf einmal klärten sich Hannahs Gesichtszüge und ein leichtes Schmunzeln umspielte ihre Mundwinkel. „Dann bist du noch Jungfrau!?“
„Ich hatte halt noch keinen Freund!“ Verteidigte sie sich. „Ich glaube auch nicht, dass ich etwas verpasst habe.“
„Bist du eine von denen, die sich für den „Richtigen“ aufspart?“ Sie malte Anführungszeichen in die Luft.
„Nein, ich hatte bisher halt noch keinen Freund, es hat sich einfach nicht ergeben okay, und ehrlich gesagt finde ich es so auch besser! Und jetzt lass mich endlich schlafen. Und wehe du erzählst auch nur einer Menschenseele von diesem Gespräch!“ Damit drehte sie sich demonstrativ zur Wand und Hannah ging Schulterzuckend ins Badezimmer.
Kapitel 11
Josh lief ungeduldig auf dem Flur auf und ab. Hinter der geschlossenen Tür am Ende des Ganges saßen sein Chef, der Polizeipräsident und der Innenminister. Josh hatte den Männern alle seine Beweise vorgelegt und jetzt berieten sie, wie man am besten vorgehen sollte. Und das OHNE ihn! Er ärgerte sich dermaßen und wäre er nicht so diszipliniert hätte er wohl schon längst mit der Faust in die Wand geschlagen. Er drehte sich gerade zu einer weiteren Runde auf dem Flur um, als Janik mit einem Pappbecher Kaffee kam. Wortlos reichte er ihm den Becher und setzte sich auf einen Stuhl an der Wand. Nach einer Weile des Schweigens räusperte er sich. „Wieso geht dir der Fall so nahe?“
„Die Mädchen…“ Murmelte er und ballte die Fäuste, sodass seine Nägel sich in sein Fleisch bohrten. „Weißt du noch Maria?“ Wortlos nickte sein Freund. Maria war ein Zufallstreffer,
und der Anfang von Joshuas Ermittlungen.
10 Monate zuvor
Joshua war Müde. In der letzten Nacht hatte er Nachtschicht und heute am Somstag, nein, mittllerweile war es schon Sonntag, hatte einer seiner Kumpels seinen Geburtstag gefeiert. Eigentlich hatte Josh gar nicht vorgehabt so lange dort zu bleiben, aber die Zeit war irgendwie verflogen und jetzt irrte er mitten in der Nacht am Hafenrand herum und suchte die bescheuerte Katze von der Nachbarin seines Freundes. Anscheind war sie wegen der zu lauten Musik weggelaufen und die alte Dame gab nun ihnen die Schuld. Die Männer lachten die Oma aus, aber Josh sah die Sorge in ihrem Gesicht und hatte mitleid mit ihr. Er erkundigte sich nach der Katze und mittlerweile suchte er das dumme Vieh schon eine Stunde. Gerade überlegte er, ob er kehrtmachen sollte - die Katze war bestimmt schon wieder zu Hause, oder aber von einem Auto überrollt worden, als er eine Gestalt auf sich zukommen sah. Es war ein Mädchen, sie war sehr mager und trug nur ihre Unterwäsche, wie er erkannte, als sie unter dem Schein einer Orangefarbenden Laterne entlang lief. Während sie so rannte sah sie immer wieder gehetzt nach hinten. Josh war sofort in Alarmbereitschaft und wollte seine Waffe aus dem Halfter ziehen, merkte aber schnell, dass er diese gar nicht dabei hatte. Kurzentschlossen lief er dem Mädchen entgegen, sie war ungefähr hundert Meter von ihm entfernt und in der Dunkelheit konnte er zwei Gestalten ausmachen, die sie verfolgten. Hinter einem Container ging er in Deckung und spähte vorsichtig um die Ecke. Gleich müsste sie bei ihm ankommen. Sie warf wieder einen Blick zurück und sah nicht, als er aus seinem Versteck trat. Sie rannte in ihn rein, der aufprall würde sie zu Boden werfen, aber er hielt sie fest. „Keine Angst.“ Flüsterte er. „Wie viele?“ Er sah in ihre vor Angst aufgerissenen Augen und sagte kein Wort. Er musste handeln. Ihre Verfolger müssten bald da sein. Er nahm ihre Hand und zog sie mit sich zwischen zwei Container. „Hier wartest du auf mich, ich kümmere mich um die Männer.“ Sie sagte immer noch nichts. Ihre wild abstehenden Haare sahen ungepflegt aus, die Unterwäsche war abgetragen und dreckig, sie roch übel. Er drückte ihre Schultern und schüttelte sie leicht. „Hast du mich verstanden?“ Sie reagierte immer noch nicht. „Ich werde dir helfen. Ich bin von der Polizei.“
„Polizei?“ In ihren Augen sah sie es kurz hoffnungsvoll aufblitzen. Er nickte. „Warte hier.“ Damit ließ er sie allein und kümmerte sich um die Männer.
Eine Stunde später war das Gebiet abgesperrt. Maria, so hieß das Mädchen saß in einem Krankenwagen und wurde vernommen. Die beiden Männer wurden von seinen Kollegen ins Präsidium gebracht. Er nahm einen Becher mit Tee, dem ihm jemand hinhielt und ging zu dem Krankenwagen, in dem Maria saß. Die Polizistin die sie vernahm sah ihn kommen und ging sofort auf ihn zu. „Sie sagt kein Wort.“ Erklärte sie ohne Einleitung. „Ich werde mal versuchen mit ihr zu reden. Du solltest nach Hause fahren und dich ausschlafen.“ Sagte er noch, als sie versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. „Gute Idee.“ Stimmte sie zu und ging zu ihrem Auto. Josh ging zu Maria. „Hallo! Wie geht es dir? Möchtest du einen Tee?“ Er hielt ihr den Becher hin und zaghaft nahm sie ihn entgegen. „Darf ich?“ er deutete auf den Platz neben ihr und sie rutsche ein Stück zur Seite. „Kannst du mir erzählen was passiert ist?“ Sie schüttelte den Kopf und sah stumm in den Becher. Josh wandte sich an die Sanitäter. „Lassen Sie uns kurz allein? Drüben können Sie sich eine Tasse Tee holen.“ Die beiden Männer gingen Wortlos davon. Josh zog sein Handy heraus und startete eine Aufnahme. „Du heißt Maria nicht wahr?“ Sie nickte. „Einer der Männer hat dich gerufen.“ Es folgte eine kurze Pause. „Wie alt bist du?“
Sie schwieg.
„18?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Älter?“
Erneut schüttelte sie nur den Kopf.
„17?“
Wieder ein Kopfschütteln. Josh atmete einmal tief durch.
„16?“
Jetzt nickte sie.
Josh war zutiefst erschüttert. Was waren das für Männer, die sich einem Kind vergingen? „Maria!“ Sagte er eindringlich und ging vor ihr in die Hocke. „Du musst mir erzählen was die Männer mit dir gemacht haben, sonst können wir sie nicht festhalten und sie müssen nicht ins Gefängnis.“
Jetzt sah sie in erschrocken an. „Erzähl es mir.“ Flüsterte er. Und sie erzählte ihm alles…
Abrupt wurde er aus seinen Gedanken gerissen, die Tür seines Chefs öffnete sich und Herr Krüger stand darin. Er sah seine Angestellten ernst an und nickte sie dann ins Zimmer.
Abrupt wurde er aus seinen Gedanken gerissen, die Tür seines Chefs öffnete sich und Herr Krüger stand darin und verabschiedete seine Besucher. Diese Marschierten Wortlos an Joshua und Janik vorbei. „Und?“ Fragte er seinen Chef, dieser sah seine Angestellten ernst an und nickte sie dann ins Zimmer. Ohne eine Miene zu verziehen setzte sich Herr Krüger an seinen Schreibtisch und forderte die beiden Freunde auf sich ebenfalls zu setzten. „Also…“ Fing er an und Josh musste an sich halten ihm die nächsten Worte nicht aus dem Mund zu ziehen. Er sollte gar nicht hier sein, aber der Anruf war so plötzlich gekommen, Josh hatte gerade mal genug Zeit gehabt seine Sachen zu packen und saß schon im nächsten Flieger. Er hatte nicht mehr geschafft mit Alissa zu reden und ihre Handynummer hatte er auch nicht. Hatte sie überhaupt ein Handy? Sein Chef räusperte sich und holte ihn zurück in die Gegenwart. „Wir haben den Job. Die Staatsanwältin bestand darauf, und hat sogar Ihre Arbeit gelobt, sie findet es sehr selbstlos von Ihnen das sie sich in diesem Fall so engagieren.“
Josh tat dieses Lob mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. „Das ist doch selbstverständlich. Wir sollten jetzt den Einsatzplan besprechen.“
Josh streckte sich gemütlich in seinem Bett und öffnete langsam die Augen. Die Sonne schien ihm strahlend ins Gesicht, er Genoss die wärmenden Strahlen noch einen Augenblick und stand dann mit einem Gähnen auf. Er liebte es, wenn die Sonne ihn weckte. Sein Blick glitt automatisch zum Fenster. Drüben war alles still, nichts bewegte sich. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es auch erst kurz vor sieben war. Schnell zog er sich seine Sporthose an und ging oben ohne nach unten in den Trainingsraum. Er stellte das Laufband an und Joggte Barfuß, eigentlich lief er viel lieber draußen im Wald oder im Park, aber bei dem Schnee war das hier leider nicht möglich. Er nutze diese ruhige Zeit immer für seine Gebete und arbeitete an Strategien seines neuesten Falles. So auch jetzt und er hatte eine Großartige Idee! Er musste das unbedingt mit Janik absprechen. Neu motiviert stellte er das Laufband schneller und genoss die Geschwindigkeit.
„Na hast du es eilig?“ Janik begrüßte seinen Freund ebenfalls in Sportklamotten. Josh grinste und stellte das Laufband ab. „Morgen!“ Er nahm sich ein Handtuch und seine Wasserflasche während Janik jetzt das Laufband in Betrieb nahm. „Und wie bist du gelaufen?“
„ 27 Minuten, 9,7 Kilometer.“
Janik grinste. „Angeber.“
„Du hast mich doch gefragt.“ Meinte Josh Achselzuckend und fing an Liegestütze zu machen.
„Du nimmst immer alles so genau. Sag doch einfach: Neun Kilometer in einer halben Stunde.“
„Dann ja wohl eher zehn Kilometer!“ brachte Josh stöhnend vom Boden hervor.
„Du musst immer alles so genau nehmen!“
„Und du musst in allem ein Wettkampf sehen.“
„Ich werde halt erst richtig gut wenn ich richtig angestachelt werde!“ Verteidigte Janik sich. „Apropos Wettkampf, wer die meisten Klimmzüge schafft?“
Josh setzte sich auf. „Gib mir fünf Minuten, dann bin ich dabei.“
Eine Stunde später waren beide Männer KO, Janik hatte Josh bei den Klimmzügen geschlagen und Josh wiederum hatte ihn bei den Box Jumps übertrumpft. „Gehen wir frühstücken?“
Während des Frühstücks, als Lara die beiden Männer endlich allein gelassen hatte erläuterte Josh Janik seinen Plan und dieser Stimmte ein. Nach dem Frühstück gingen die beiden nach oben ins Büro und beschatteten das Haus von Mason. Endlich nach zwei Stunden tat sich etwas, Mason schickte sich an nach draußen zu gehen. Josh verabschiedete sich von Janik und stürmte nach draußen. Eine Weile folgte er Mason unauffällig und das Schicksal meinte es gut mit ihm. So wie es Aussah wollte der Mann einfach nur im Wald spazieren gehen. Josh lief ihm hinterher. „Mason!“ Rief er, aber der Mann reagierte nicht, also rief er noch einmal, diesmal lauter und der ältere Mann drehte sich um.
„Oh Hallo Joshua!“
„Hallo! Schöner Tag heute nicht wahr?“
Mason murmelte eine Antwort und schickte sich an weiter zu gehen, doch Josh ließ sich nicht abschütteln. „Gehen Sie hier spazieren? Ich liebe die Waldluft, normalerweise Jogge ich zu Hause jeden Tag im Wald, aber hier ist es bei dem ganzem Schnee und Eis nicht ganz ungefährlich.“ Plapperte er drauf los und hielt mit dem Mann Schritt. „Machen Sie auch Sport?“
Mason antwortete leicht gelangweilt, doch Josh ließ sich nicht abschütteln. „Ich kann ohne Sport gar nicht leben! Ich mache eigentlich alles, Joggen, Rad fahren, Kraftsport…“
„Und wer bezahlt Ihnen den ganzen Spaß? Ihr Bruder?“ Unterbrach Mason ihn.
„Nein, mein Hobby finanziere ich mir selbst, ist ja nicht teuer. Ein Fahrrad habe ich, noch kostet es nichts auf der Straße zu fahren.“ Er grinste Jungenhaft. „Joggen ist ebenfalls kostenlos und die paar Euro im Monat für ein Fitnessstudio kriege ich noch zusammen. Ich…“
„Also lassen sie sich doch nicht von ihrem Bruder durchfüttern?“ Erneut unterbrach er ihn, aber Josh ließ sich von dem Mann nicht provozieren und ging weiter Ruhig neben ihm her. „Nein, eigentlich nicht. Klar, ich lebe in einer Wohnung die er mir zum Geburtstag geschenkt hat und auch mein Auto hat er mir dieses Jahr geschenkt, aber er will es so und wie kann ich zu einem Jeep nein sagen? Vor allem wenn er schon auf dem Hof steht?“ Er grinste schelmisch und kickte ein Kieselsteinchen fort. „Also einen Job haben sie nicht?“
Josh schüttelte den Kopf. Zurzeit halte ich mich irgendwie über Wasser. „Ich war mal Rausschmeißer einer Disko, aber der Job war langweilig und irgendwann fingen die Typen an zu Nerven, ich habe einen, der mir dumm kam eins auf die Nase gegeben und Schwups war ich meinen Job los. Dabei habe ich seiner Freundin nur ein Kompliment gemacht!“ Josh sah ein schmunzeln auf dem Gesicht des Mannes und lobte sich für seine Fantasie, obwohl so Fantasievoll war das jetzt eigentlich auch nicht gewesen. „Sie sind also ein Draufgänger.“ Stellte Mason fest.
„Wenn mir einer blöd kommt, kann es schon mal sein, dass ich nicht nachdenke und einfach nur handle!“
„Wie kommt es, dass sie hier sind? Waren Sie nicht ein paar Tage weg?“
Es war ihm also aufgefallen. „Ja, man kann sagen, dass ich einen Notfall in der Familie hatte.“
„Und jetzt wo sie grad keinen Job haben, machen Sie Urlaub?“ Er wartete kurz und fügte dann hinzu. „Auf Kosten Ihres Bruders Liam.“
Josh machte ein betroffenes Gesicht. „Ja, eigentlich haben wir jedes Jahr zusammen Urlaub gemacht. Aber diesmal halten ihn die Geschäfte ab. Deswegen spendiert er mir den Trip und damit ich nicht alleine bin hat er sogar meinen Freund eingeladen.“
„Und dieser Freund ist auch Arbeitslos?“
Josh ging auf die Spitze gar nicht ein. „Nein. Janik arbeitet bei seinem Vater in einer Autowerkstatt.“ Das war nicht mal gelogen. Janik half seinem Vater öfter mal aus. Mason nickte. „Ich glaube Sie sind alles in allem ein guter Kerl.“ Gab er zu. „Aber Sie hatten es wahrscheinlich nicht leicht, neben einem Bruder wie Liam aufzuwachsen dem alles sozusagen in den Schoß fiel.“
„Ich war eigentlich nie schlecht in der Schule, nur danach…“ Er ließ den Satz unbeendet. Kurz gingen die Männer schweigend weiter und gerade als Mason zu seiner nächsten Frage ansetzte, sprang plötzlich eine ganz in schwarz gekleidete Person aus dem Wald und in der Hand hielt er eine Waffe! Josh blieb abrupt stehen, streckte seine Hand aus und hielt Mason so hinter sich. „Hände hoch!“ rief der Mann, sein Gesicht konnte man nicht erkennen, er trug eine Mütze und hatte den Schal um die untere Hälfte seines Gesichts geschlungen. Josh hielt es für ratsam auf den Mann zu hören und hob die Hände. Aus den Augenwinkeln sah er, das Mason das gleiche tat, er blieb aber hinter ihm. „Was wollen Sie?“ fragte Josh.
„Ich will sein Geld!“ Schrie der Mann. „Geben Sie mir Ihre Geldbörse!“ Der Mann wirkte hektisch und sah sich die ganze Zeit um. Und das obwohl sie irgendwo im nirgendwo waren.
„Alles gut.“ Beruhigte Josh ihn. „Mason haben Sie ihr Portmonee dabei?“
„Da ist nicht viel drin. Was soll ich denn mit Bargeld im Wald?“ Meckerte dieser und reichte Josh seine Börse. „Ganz langsam!“ Flüsterte der Mann. „Und jetzt deine.“ Er sah zu Josh und dieser zuckte mit den Schultern. „Da sind nur 20€ drin.“
„Gib es mir!“ forderte er ungehalten.
Josh fasste langsam zu seiner Gesäßtasche und zog das Portmonee heraus. Dann hielt er dem Mann beide Börsen hin, dieser kam langsam auf ihn zu und, in dem Moment als er danach griff ließ Josh sie fallen und stürzte sich auf den Unbekannten. Dieser schrie vor Wut auf, kurz rangelten sie auf dem Boden und dann löste sich ein Schuss. Plötzlich war es Mucks Mäuschen still im Wald. Der Dieb bewegte sich und rannte ohne einen Blick zurück in den Wald. Josh stöhnte und hielt sich den Bauch. „Josh!“ Erschrocken kam Hendrik auf ihn zu. „Sind Sie in Ordnung? Geht es Ihnen gut?“ Hendrik hockte sich neben ihn in den Schnee und half ihm sich aufzusetzen. „Mein Bauch…“
„Hat er sie getroffen? Ich sehe kein Blut!“ Hecktisch sah der ältere Mann sich um. Josh stand stöhnend auf, während Mason immer noch auf dem Boden saß. „Ich glaube er hat Gummigeschosse benutzt. Es tut zwar tierisch weh, aber es geht schon wieder.“ Er reichte Hendrik die Hand und half ihm auf. „Komm ich bringe Sie zu mir nach Hause und dort soll sich das mal jemand ansehen. Sie hätten ernsthaft verletzt werden können! Was fiel ihnen nur ein sich auf ihn zu stürzen?“
Josh zuckte mit den Schultern. „Wie Sie selbst grad festgestellt haben, bin ich ein Draufgänger. Außerdem wollte ich mit dem Geld für meine Mutter ein Souvenir kaufen. Ich kann doch nicht ohne Geschenk für sie nach Hause kommen!“
„Geld ist doch nicht so wichtig wie das Leben, ich glaube Ihre Mutter hätte lieber Sie zurück als irgendeine Porzellanfigur.“
„Da haben Sie wahrscheinlich Recht.“
„Natürlich habe ich Recht. Geht es? Oder soll ich jemanden anrufen der Sie abholt?“
„Nein, es geht schon.“ Josh hielt sich weiter die Seite und ging neben dem Mann her. Diesmal deutlich langsamer. Dann nahm er das Thema wieder auf. „Außerdem hatten sie bestimmt ein bisschen mehr Geld im Portmonee als ich oder?“
Der Mann zuckte mit den Schultern. „Ein paar hunderter vielleicht, nichts was wirklich von Bedeutung wäre, außer meine Papiere und Kreditkarten.“ Jetzt erst schien ihm das Ausmaß erst richtig bewusst zu werden. „Mir bleibt viel Arbeit erspart, Danke.“ Er griff nach dem Portmonee und holte das Bargeld heraus. „Das sollten Sie haben.“
Josh hob die Hände. „Auf gar keinen Fall! Ich will ihr Geld nicht!“
Mason schmunzelte. „Langsam gefallen Sie mir. Sie sind nicht der Mann für den ich Sie gehalten habe.“ Gab er zu. „Aber ich bestehe darauf. Sie haben mir vielleicht nicht das Leben gerettet, aber das hätten Sie bestimmt ohne mit der Wimper zu zucken getan.“ Josh sagte dazu nichts. Am liebsten würde er den Mann einfach nur hinter Gittern bringen. „Was halten Sie dann davon, wenn ich Sie anstelle?“ fragte er und steckte Josh das Geld in die hintere Hosentasche.
„Eine Anstellung bei Ihnen?“
„Ja als Bodyguard oder so. Ich werde Sie gut bezahlen, und wenn ich Ihre Dienste irgendwann nicht mehr brauche könnte ich Sie meinen Freunden vorstellen. Ich glaube Sie brauchen nur mal einen Schubs in die richtige Richtung.“
„Und Sie meinen, dass das die Richtige Richtung ist?“
„Ich habe es noch nie für nötig befunden, dass ich Personenschutz benötige. Aber das sehe ich mittlerweile anders. Und Sie haben sich sofort vor mich gestellt. Das war für Sie so selbstverständlich. Danke.“
Die Aufrichtigkeit in Masons Stimme weckte leichte Schuldgefühle in Josh, weil er den Mann so hinters Licht führte. Aber er musste einfach mehr mit ihm zu tun haben, wenn er diesen Fall endlich lösen wollte! Und so packte er die Gelegenheit beim Schopfe. Die Häuser kamen in Sichtweite und Josh wollte sich von Mason verabschieden, als dieser ihn dezent in Richtung seines Hauses schob. „Jemand sollte sich Ihre Verletzung mal ansehen. Unsere Hannah ist ganz gut in diesen Medizinischen Dingen.“ Mason öffnete die Tür und ließ Josh vortreten. „Hannah! Hannah!“ Rief er und seine Frau Samantha kam aus dem Wohnzimmer. „Hendrik, ist alles…“ Sie unterbrach sich, da sie jetzt Josh sah, der sich immer noch die Seite hielt. „Was um Himmels Willen ist passiert?“ Erschrocken sah sie von einem zum anderen. Mason erklärte. „Wir wurden im Wald überfallen und Joshua hat mich beschützt. Er ist auf den Mann losgegangen, als er mein Geld haben wollte.“
„Oh mein Gott, das ist ja schrecklich. Ich rufe sofort die Polizei.“
„Mach das.“ Ermutigte Hendrik sie. „Wo ist Hannah, sie soll sich Joshs Wunde mal anschauen.“
„Hannah?“ Samantha war schon halb im Wohnzimmer verschwunden und drehte sich noch einmal um. „Ich glaube sie ist zum Einkaufen gefahren. Ich werde nach Alissa rufen.“
„Ich denke nicht das es nötig ist. Ich sollte jetzt besser nach Hause gehen und mich ein wenig hinlegen.“
„Nein.“ Hendrik klang jetzt ganz wie der Boss. „Sie kommen mit mir in die Küche. Schatz, ruf schon mal die Polizei, ich komme dann gleich zu dir ins Wohnzimmer.“ Forderte er seine Frau noch einmal auf und schloss die Tür zur Küche. „Es ist nötig, dass Sie hierbleiben. Die Polizei muss Ihre Aussage aufnehmen. Ziehen Sie sich aus, ich sehe mal ob wir irgendeine Salbe oder so haben.“ Damit verschwand der Mann im Nebenraum. Josh ergab sich, öffnete seine Jacke, hängte sie an den Stuhl und dann zog er sich seinen Pulli aus. „Brauchen Sie eine Schmerztablette?“ Ertönte die Stimme von Hendrik. „Nein, so schlimm ist es wirklich nicht. Mittlerweile ist es schon viel besser geworden.“
„Hart im Nehmen.“ Murmelte Hendrik als er mit einer Tube Salbe und einer Kompresse zurück in die Küche kam. Er legte beides auf den Tisch. „Ich gucke mal ob ich Alissa finden kann, sie kann Sie dann verbinden.“
„Das ist nicht nötig, das kann ich schon selbst.“ Josh ließ sich im Unterhemd auf einen Stuhl fallen und stöhnte kurz auf, als die unbedachte Bewegung ihm kurz die Luft nahm. Wortlos ging Hendrik aus dem Raum. Vorsichtig hob Josh sein Unterhemd und sah den Einschlag der Gummikugel. Eine im Durchmesser circa fünf Zentimeter große dunkelrote Wunde verfärbe seinen rechten Unterbauch, Drumherum leuchtete sein Bauch in blauen, lila und grünen Schattierungen. Er stöhnte auf, als er mit dem Finger die Wunde berührte und in diesem Moment ging die Tür auf.
„Josh?“ Erklang die Stimme von Alissa und dann holte sie tief Luft und war sofort bei ihm. Sie wusste nicht was sie machen sollte, also blieb sie vor ihm stehen und sah auf seine Wunde. „Was ist passiert?“
„Was hat dein Chef dir denn erzählt?“ Josh sah zu ihr nach oben, in seinen Augen lag wieder dieses Funkeln und seine Lippen umspielte ein sanftes lächeln.
„Alissa. Wir haben einen verletzten in der Küche. Gehen Sie und sehen Sie zu wie sie ihm helfen können.“ Ahmte sie Hendrik nach. Was Josh ein breiteres Grinsen bereitete. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass du es bist. Was ist passiert? Und wo warst du die letzten Tage? Wieso hast du mir nichts gesagt? Ich dachte wir wären jetzt Freunde. Du bist ohne ein Wort gegangen.“
„Das sind ziemlich viele Fragen. Setzt dich, dann erzähle ich dir alles.“ Er schob ihr einen Stuhl hin und sie ließ sich darauf fallen.
Josh beugte sich nach vorne und sie tat es ihm gleich, dann flüsterte er ihr zu, was ihn dazu bewogen hatte so schnell aufzubrechen ohne sich von ihr zu verabschieden. „Und was ist passiert?“ Fragte sie als er seinen Bericht geendet hatte und deutete auf seinen Bauch. In diesem Moment wurde die Tür geöffnet und Hannah kam herein. Beide fuhren auseinander und Alissa stand schnell auf. „Was ist denn hier los?“ Wollte diese auch sofort wissen. „Joshua wurde verletzt ich habe mir seine Wunde angeguckt.“ Hannah zog bei dieser Erklärung die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts. „Darf ich auch mal gucken?“ Fragte sie dann Josh und der hob ohne mit der Wimper zu zucken sein Shirt. „Shit! Das sieht ja übel aus. Ich gucke mal ob ich eine...“ Ihr Blick viel auf den Tisch. „Ach wie ich sehe ist schon alles da.“
„Mason war so nett.“
„Soll ich?“ Fragte sie und deutete mit dem Kopf auf seinen Bauch. „Oder soll Alissa das lieber machen?“ Sie grinste.
„Mach einfach, damit der alte Mann mich endlich nach Hause lässt.“ Er wollte nicht, das Alissa ihn berührte. Irgendwie hatte er das Gefühl das ihre Berührungen ihm gefallen würden und er hatte jetzt, wo er Mason so nahe war einfach keine Zeit für Ablenkungen. Alissa war einfach nur eine Freundin und das sollte sie auch bleiben – vorerst. Hannah ging wortlos zur Spüle und wusch sich gründlich die Hände, dann schob sie den Stuhl zur Seite, öffnete die Kompresse und legte sie auf das Papier. „Ich habe leider keine Handschuhe, aber es ist ja auch keine offene Wunde.“ Sie ging vor ihm auf die Knie. „Kannst du bitte das Shirt noch ein bisschen höher ziehen?“
Josh tat ihr wortlos den gefallen. Alissa stand einige Schritte neben Hannah. „Kann ich irgendwie helfen?“ Fragte sie während ihr Blick über Joshs Straffen Bauch und seine muskulöse Brust wanderte.
„Nein.“
Als sie mit ihrer Musterung fertig war blickte sie Josh ins Gesicht und dieser grinste sie schelmisch an und dann hatte er auch noch die Frechheit ihr zuzuzwinkern. Er hatte sie beobachtet, während sie… Sie wollte gar nicht daran denken. Sie drehte sich um, um die röte, die ihr in die Wangen schoss zu verbergen. Sie nahm sich ein Glas und goss sich etwas zu trinken ein. Als sie das Glas geleert hatte, hatte sie sich wieder unter Kontrolle. Sie nahm ein weiteres, füllte es mit Wasser und reichte es Josh wortlos. „Danke.“ Sagte er und verzog dann schmerzhaft das Gesicht, ein zischen entwich seinen Lippen und er versteifte sich kurz. „Ist alles okay?“ Fragte Alissa alarmiert.
Josh nickte, leichte Schweißperlen standen ihm auf der Stirn.
„Sorry, bin sofort fertig.“ Murmelte Hannah von unten und klebte nun die Kompresse auf die Wunde. „Was ist eigentlich passiert?“ Wollte sie Wissen und stand auf. Josh ließ sein Shirt fallen und trank in einem Zug das Wasser aus. Er reichte das Glas Alissa. „Kann ich bitte noch etwas haben?“
Sie nahm es entgegen und ging um ihm nachzuschenken. Hannah die sich die Hände an einem Geschirrtuch abtrocknete sah ihn auffordernd an. „Mason und ich waren im Wald spazieren. Wir haben uns dort zufällig getroffen. Plötzlich sprang ein Mann aus dem Büschen, hielt uns eine Waffe vor die Nase und verlangte unser Geld.“ Erklärte er kurz. Beide Mädchen sahen sich erschrocken an. „Hier läuft ein Kerl mit einer Waffe frei herum?“ Hannah sah ihre Freundin ängstlich an und Alissa ihn. Was hatte er da nur angerichtet? Plötzlich klopfte es an der Tür. „Herr Herzog?“
„Ja?“
Die Tür öffnete sich und zwei Uniformierte betraten die Küche.
„Ach, die Freunde und Helfer.“ Josh ließ sich ergeben auf den Stuhl fallen auf dem er eben noch gesessen hatte und sah die beiden Männer fragend an.
„Wir möchten Ihnen gerne ein paar Fragen stellen. Kommen Sie doch bitte mit in das Büro von Herrn Mason.“
„Sicher doch, gehen Sie schon mal vor, ich ziehe mich nur eben wieder an.“
Die beiden Polizisten sahen sich fragend an, und entschieden dann, dass sie der Aufforderung von Josh wohl nachgehen konnten. „Schande ich habe doch Fisch im Auto!“ Rief Hannah plötzlich und rannte zur Hintertür. „Danke!“ Rief Josh ihr noch nach und Hannah hob die Hand. „Ja gerne, kein Problem!“ Jetzt war er mit Alissa allein er ging auf sie zu und blieb kurz vor ihr stehen. „Du musst mir einen Gefallen tun.“ Verwirrt sah sie ihn an. „Mein Kollege Janik ist hier. Er war der Mann der auf mich geschossen hat. Du brauchst also keine Angst zu haben.“ Erklärte er schnell im Flüsterton. „Bitte lauf schnell rüber und sag ihm, dass er kommen kann. Dieser Trottel hat sein Handy kaputt gemacht, also kann ich ihm nicht schreiben. Und bring ihn dann bitte ins Büro. Kannst du das machen?“
Die Erklärungen und Bitten stürmten auf Alissa ein und ihr Gesicht zeigte Erleichterung, aber auch einen Hauch von Wut. Warum konnte Josh nicht sagen. Die Tür schlug zu und Hannah stand wieder im Raum, Alissa sprang zurück. Josh beachtete Hannah gar nicht, sah Alissa nur Eindringlich an. Dann nickte sie und er verließ die Küche.
„Was war das denn?“ Wollte Hannah auch sofort wissen.
„Hannah, tut mir Leid aber ich muss…“
Hannah schüttelte den Kopf und setzte sich demonstrativ auf einen Stuhl. „Nichts da. Du erzählst mir jetzt auf der Stelle was zwischen euch läuft.“
„Ich kann nicht, ich muss kurz weg, ich bin sofort wieder da!“ Damit drehte sie sich um und rannte aus der Küche. Sie rannte aus dem Haus und wenig später klingelte sie an Joshs Haustür. Lara öffnete, als sie Alissa erkannte spielte ein lächeln um ihre Lippen. „Joshua ist nicht da!“ Meinte sie von oben herab und wollte die Tür wieder schließen, doch Alissa stellte ihren Fuß zwischen die Tür und hinderte sie daran. „Ich muss mit Janik sprechen.“
„Ach…“
„Was ist mit mir?“ Unterbrach eine männliche Stimme Lara. Die Tür öffnete sich wieder und ein großgewachsener Mann Ende zwanzig stand im Türrahmen. Er hatte einen drei Tage Bart und wilde dunkle Locken. Sein Gesicht war schmal, genau wie seine Figur. „Janik?“ Wollte Alissa wissen. Dieser nickte. „Der bin ich. Kann ich Ihnen irgendwie weiterhelfen? Kenne ich Sie?“
„Das ist nur das Chalet Girl der Masons, sie…“
„Lara, danke für Ihre Hilfe, aber ich denke ich komme jetzt alleine klar.“ Meinte der Mann bestimmt, sah Lara aber nicht eine Sekunde an. Lara drehte sich beleidigt um und verschwand in der Küche.
„Sie haben Josh angeschossen!“
Im ersten Moment wirkte Janik überrascht, doch schnell glätteten sich seine Züge. „Dann müssen Sie wohl Alissa sein.“ Jetzt war es an Alissa überrascht zu gucken. „Josh hat mir von dir…“ Er unterbrach sich kurz. „Es ist doch okay, wenn wir uns duzen?“ Alissa nickte und er fuhr fort. „Auf jeden Fall weiß ich über dich Bescheid. Wie geht’s Josh? Wieso ist er nicht nach Hause gekommen?“
„Sie hab…“ Sie berichtigte sich. „Du hast ihm in den Bauch geschossen.“
„Mist! Ich wollte eigentlich die Schulter treffen. Wo ist er denn?“
„Er wird von euren Kollegen ausgefragt. Ich hoffe mal für dich, das sie dich nicht wegsperren.“
„Quatsch. Das werden die nicht tun.“
„Ich soll dich zu ihm bringen, wärst du soweit? Ich muss noch alles für eine Party heute Abend vorbereiten, und es ist echt kalt hier draußen.“
Janik zog die Tür hinter sich zu und gemeinsam liefen sie zum Haus der Masons zurück. Sie führte ihn wortlos die Treppe hinauf und zu Masons Büro. „Ich weiß nicht ob sie nur zu dritt sind oder nicht…“ meinte Alissa noch, doch Janik klopfte schon an die Tür. „Danke.“ Flüsterte er und öffnete die Tür.
Kapitel 13
Alissa wusste einfach nicht wo ihr der Kopf stand. Es müsste ihr doch nicht so zu Herzen gehen, dass Josh verletzt wurde, noch dazu von seinem besten Freund. Wieso war Mason nur so wichtig? Das allein war doch der Grund für diese blöde Idee. Josh hätte ernsthaft verletzt werden können. Sie musste unbedingt wissen in was für Geschäfte ihr Chef verwickelt war und wenn Josh es ihr nicht sagen wollte, würde sie halt selbst Ermittlungen anstellen.
„Erde an Ally!!“ Holte die Stimme ihrer Freundin sie aus den Gedanken.
„Ja?“ Alissa stellte das Glas, dass sie nun schon eine Weile polierte auf die Anrichte und wollte sich ein neues nehmen, sah aber, dass Hannah alles fertig hatte. War sie solange in Gedanken vertieft gewesen?
„Ich gebe dir das ganze Trinkgeld von heute, wenn du mir erzählst, was mit dir los ist.“
Alissa konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. „Das Geld könnte ich gebrauchen, aber meine Gedanken behalte ich lieber für mich.“
„Zwischen dir und Joshie läuft doch etwas!“ Ließ sie nicht locker. „Wie ihr da vorhin in der Küche getuschelt habt, wie ihr euch verhalten habt. Und als ich rausgegangen bin um den Fisch zu holen, da habt ihr wieder getuschelt. Ich bin doch nicht blöd.“
„Hannah, ich…“
„Nein! Nichts Hannah ich!“ Unterbrach Hannah sie unwirsch. „Wieso wollt ihr eure Beziehung vor mir geheim halten?“ Hannah sah ganz gekränkt aus. „Ich dachte wir wären Freundinnen und ich würde nie ein Wort über euch beide verlieren, wenn du es nicht willst und außerdem…“
„Hannah!“ Alissa sah ihre Freundin bedrückt an. „Es ist nicht das was du denkst… Es ist viel komplizierter.“
„Ach bin ich jetzt vielleicht zu blöd um das zu verstehen, was ihr beide habt?“ Eingeschnappt verließ Hannah das Esszimmer und ging zur Treppe in Richtung ihres Zimmers. Alissa lief ihr nach. „Hannah!“ Rief sie. „Warte doch!“ Sie ging gerade an Masons Büro vorbei als die Tür sich öffnete, und die zwei Uniformierten den Flur betraten. Wie sie es gelernt hatte stellte sich an die Wand und wartete, die Männer nickten ihr zu und gingen weiter. Janik und Josh folgten ihnen. Als Josh sie sah gab er seinem Freund ein Zeichen und dieser ging mit den Polizisten weiter. „Ist alles okay?“ Wollte Josh wissen, der in ihrem Gesicht anscheinend wie in einem Buch lesen konnte. Langsam schüttelte sie den Kopf. Sie war so müde, heute war so ein Ereignisreicher Tag gewesen und die letzte Nacht hatte sie wieder mal nicht so gut geschlafen. „Ist es wegen Hannah? Ich habe gehört wie du nach ihr gerufen hast.“
„Ich kann hier nicht reden.“ Flüsterte sie und er kam näher, stützte sich mit dem Ellbogen an der Wand ab und sah zu ihr herunter. Seine Augen sahen sie eindringlich an und Alissas Herz fing an wie wild zu schlagen. Sie schluckte und konzentrierte sich auf die Worte die sie sagen wollte. „Hannah ist sauer auf mich, weil sie denkt, das zwischen uns etwas läuft und ich ihr einfach nicht die Wahrheit sagen kann.“ Sie sah zu Boden. Sie konnte es einfach nicht ertragen in diese dunklen Augen zu sehen, die sie so mitfühlend ansahen.
„Vertraust du ihr?“
„Wie meinst du das?“ Hellhörig sah sie wieder zu ihm auf.
„Wenn du ihr voll vertraust und dir sicher bist, dass sie nichts mit den Masons und ihren Machenschaften zu tun hat dann erzähl ihr die Wahrheit.“
„Ich vertraue ihr, aber ich kenne sie zu wenig um hundert Prozent sicher zu sein.“
„Hör einfach auf dein Bauchgefühl. Ich glaube sie ist sauber, ich habe sie überprüft und bis jetzt hat…“
„Du hast sie überprüft?“ Fassungslos sah sie ihn an.
„Natürlich, so wie jeden mit denen die Masons zu tun haben.“ Er sah sie ernst an. „Das ist mein Job.“ Erklärte er, als er ihre bestürzte Miene sah. „Ich will dich doch nur beschützen!“
„Was habe ich denn damit zu tun? In was sind die Masons verwickelt?“
„Nicht hier. Komm heute um…“
„Heute kann ich nicht, die Party.“ Erinnerte sie ihn.
„Stimmt. Morgen Abend, wir gehen zusammen etwas Essen okay? Ich werde dir dann alles erzählen.“
„Alles?“
„Alles was ich weiß. Ich muss jetzt los. Janik wartet sicher schon auf mich.“
Kurz hatte sie das Gefühl, dass er sie küssen würde, aber er nahm seinen Arm von der Wand und strich ihr sanft mit dem Finger eine Haarsträhne auf dem Gesicht. „Bis nachher.“ Flüsterte er und ging schnellen Schrittes den langen Flur entlang zur Treppe.
Alissa sah ihm nach bis er weg war und ging dann Gedankenverloren in ihr Zimmer. Hannah lag auf ihrem Bett und telefonierte. Sie ignorierte Alissa. „Können wir reden?“ Flüsterte diese und setzte sich auf ihr Bett. Hannah beachtete sie wieder nicht und sprach mit der Person am anderen Ende der Leitung. „Wir sind in der gleichen Stadt aufgewachsen.“
Hannah sah jetzt doch zu ihr. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich Überraschung. „Du ich muss Schluss machen. Bis bald.“ Sie legte auf und setzte sich auf. „Ich bin ganz Ohr.“
„Ich weiß aber nicht wo ich anfangen soll.“ Gab Alissa zu.
„Ihr kennt euch von früher? Und das ist so ein Geheimnis? Ist er ein krimineller und er erpresst dich?“
Alissa schnaubte und unterdrückte das kichern das ihre Kehle hochstieg.
„Was ist daran so lustig?“ Gab Hannah eingeschnappt von sich. „Ich sehe doch, dass du dich amüsierst.“
„Joshua ist alles andere als Kriminell, er ist die ehrlichste Haut die ich kenne. Ich bin es die kriminell ist… äh war!“
Hannah sah sie geschockt an. Dann glätteten sich ihre Züge. „Du und kriminell? Du könntest nicht mal einer Fliege was zu leide tun.“ Ein grinsen stahl sich auf ihre vollen Lippen. „Jetzt erzähl mir einfach die Wahrheit.“
„Es ist die Wahrheit.“ Alissa holte tief Luft. „Was ich dir jetzt erzähle darfst du niemandem weiter sagen okay? Keiner Menschenseele, nicht einmal deinem Eddy.“ Hannah nickte nur und sah sie neugierig an. „Vor ein paar Jahren, als ich noch bei meiner Mutter lebte, kam mein Stiefvater eines Nachts in mein Zimmer und wollte mich vergewaltigen.“ Hannah sah sie bestürzt an, sprang auf und setzte sich neben Alissa aufs Bett und nahm sie in die Arme. „Ich habe ihm eine Wasserflasche auf den Kopf geschlagen und bin von zu Hause abgehauen.“
„Was war denn mit deiner Mutter?“
„Sie glaubte mir nicht. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen.“ Hannah wollte etwas sagen aber Alissa hob die Hand und sprach weiter. „Ich lebte eine kurze Zeit in einem Heim für Jugendliche Obdachlose, es ging auch alles gut. Die Leute waren nett, aber dann wurde ich achtzehn und es gab andere Jugendliche die Hilfe brauchten. Ich bin da ausgezogen und lebte auf der Straße, eines Tages, ich hatte seit Tagen nichts Ordentliches mehr gegessen und die Nächte wurden immer kälter hielt ich es nicht mehr aus und klaute ein paar Lebensmittel in einem Supermarkt. Ich wurde erwischt und landete für zwei Jahre im Gefängnis.“
„Ich kann es gar nicht glauben! Was geschah dann?“
Alissa erzählte Hannah aus ihrer Zeit im Gefängnis und das sie, dank ihres Bewährungshelfers diesen Job ergattert hatte. „Und hier bist du dann Josh begegnet und er kannte deine Vergangenheit.“ Alissa nickte und Hannah fuhr fort: „Er hat dich Erpresst, und jetzt will…“ Sie stockte. „Nein das macht keinen Sinn.“ Gab sie dann zu. „Ich verstehe trotzdem nicht, was ihr beide miteinander habt.“
„Er hat mich nicht Erpresst. Er ist ganz anders als du denkst.“
„Er lebt von dem Geld seines Bruders und hat es noch zu nichts gebracht!“
„Das stimmt nicht!“ Begehrte Alissa auf. „Er…“ Sie war sich noch immer unsicher, ob sie sein Geheimnis mit Hannah teilen konnte.
„Er?“ Hannah wartete.
„Er hilft mir irgendwie. Er hat mich getröstet.“
„An dem Abend als er hier besoffen herumgelaufen ist und dir nachgestellt hat, sah es aber nicht so aus, als ob er dir damit helfen würde.“
„Da habe ich ihm geholfen.“
„Damit er den Masons nichts von deiner Vergangenheit erzählt?“
„Zuerst war es so, aber dann…“ Sie stockte erneut. „Weißt du, auch er hat seine Geheimnisse, und ich sollte sie dir nicht verraten, das sollte er selbst tun. Du musst nur wissen, dass er nicht der ist, der er zu sein scheint.“
„Bist du in ihn verliebt?“
„Ich weiß es nicht.“ Gab sie seufzend zu. „Er ist so echt, verstehst du was ich meine? So ehrlich, bei ihm kann ich einfach Ich sein! Er sorgt sich um mich und dazu er sieht so unglaublich gut aus.“
„Wenn du nicht schon in ihn verliebt bist, dann bist du auf dem besten Weg dahin.“
„Ich weiß…“ Seufzte Alissa und ließ sich rücklings auf das Bett fallen. Aber er wird sich niemals mit einer wie mir einlassen. Freunde ja, Liebe nein. Bei diesem Gedanken durchfuhr es sie Eiskalt. „Wir sollten uns jetzt fertigmachen, die Gäste kommen bald.“
Joshua und Janik kamen pünktlich zur Party. „Bist du sicher, dass du ihr die Wahrheit über Mason sagen willst?“
„Ich muss, ich kann sie doch nicht noch länger im Dunkeln tappen lassen und ich glaube, wenn ich es ihr nicht bald erzähle wird sie anfangen herumzuschnüffeln und sich so vielleicht in Gefahr bringen.“
„Wenn sie es weiß, was dann?“
„Dann wird sie vorsichtig sein und nicht länger als nötig bei Mason sein.“
„Du willst das sie kündigt?“
„Das wird sie nie tun. Sie ist so stolz, dass sie den Job trotz ihrer Vorstrafe bekommen hat. Ich werde ihr nahelegen, dass sie auf sich aufpassen soll und Mason wenn möglich aus dem Weg gehen soll.“
„Und was ist, wenn sie Angst hat, dass sie die nächste sein könnte?“
„Es wäre schon komisch und viel zu auffällig, wenn Angestellte von Mason verschwinden. Außerdem bin ich jetzt bald sein Bodyguard und ständig in seiner Nähe. So habe ich die Möglichkeit auf sie aufzupassen.“
Ein Mädchen kam vorbei und hielt ihnen ein Tablett mit Champagner hin. Beide nahmen artig ein Glas und bedankten sich. Janik nahm einen Schluck und verschluckte sich. „Das schmeckt ja wie abgestandenes Pfützen Wasser!“ Er sah sich nach einer Möglichkeit um, das Glas unauffällig verschwinden zu lassen. Während Josh losprustete. „Pfützen Wasser! Lass das nur die feine Gesellschaft nicht hören.“ Er sah zu wie Janik seinen Champagner in eine Orchidee goss. „Da kommt Alissa.“ Janik deutete mit dem Kopf in Richtung Tür und Josh folgte seinem Blick. Sie trug wie schon vor einigen Wochen, das gleiche schwarze Kleid und er sah, wie gut sie darin aussah. Er sah auch wie die anderen Männer ihr hinterher sahen oder ihr bewundernde Blicke zuwarfen. Sie ignorierte jeden von ihnen. Dann sah sie die beiden und ein Lächeln umspielte ihre sanften Lippen. Sie balancierte das Tablett gekonnt an der Menschenmenge vorbei und kam auf die beiden zu. „Na!“ Sie grinste zufrieden und nahm die Flasche vom Tablett. „Ich habe euch etwas zu trinken gebracht.“ Dann senkte sie die Stimme und flüsterte: „Da ihr ja im Dienst seid.“
„Ist das wieder die Fruchtschorle?“ Freudig streckte Janik ihr sein leeres Glas hin und sie füllte es mit einem nicken auf. „Ihr erzählt euch wohl alles was?“ Sie füllte auch Joshs Glas auf und verabschiedete sich dann. Die Flasche stellte sie auf den Servierwagen neben den beiden. „Sie ist zum abknutschen!“ Janik grinste seinen Freund an, der eben selbst noch ein Lächeln auf den Lippen hatte, nun aber seinen Freund missbilligend anschaute. Dieser hob entwaffnend die Hände. „Schon gut, schon gut, sie gehört dir.“
„Sie gehört mir nicht.“ Protestierte dieser, aber Janik hörte schon gar nicht mehr zu. Er pfiff leise in die Luft und Josh folgte seinem Blick. „Das ist Hannah, das andere Chalet Girl und Alissas Freundin. Soweit ich weiß ist sie vergeben.“
„Nicht alle Beziehungen sind für die Ewigkeit gemacht.“ Grinste er und nahm einen Schluck von seiner Schorle. „Viel besser.“
„Guten Abend die Herren, ich hoffe Sie amüsieren sich?“
„Aber sicher doch. Darf ich Ihnen meinen Freund Janik Bruns vorstellen? Janik, das ist Hendrik Mason.“
Janik lächelte den Mann vor sich strahlend an. „Schön ihre Bekanntschaft zu machen, nette Party.“ Fügte er noch hinzu. Doch Josh sah die Abscheu in Janiks Augen und die zur Faust geballte Hand.
„Können wir uns kurz einen Augenblick unterhalten?“ Fragte Mason Josh und dieser nickte. „In meinem Büro, unter vier Augen.“ Josh und Janik wechselten einen kurzen Blick, dann folgte Josh dem Hausherrn ins obere Stockwerk. Noch bevor Josh die Tür hinter sich geschlossen hatte kam Mason zur Sache. „Ich habe über mein Angebot von heute noch einmal nachgedacht.“ Mason erwartete wohl irgendeine Erwiderung, aber Josh schwieg und lehnte sich lässig gegen die Wand. „Ja, also. Mein Angebot steht noch, aber ich würde vorschlagen, dass Sie ihren Urlaub hier erst einmal beenden und dann mit mir kommen. Haben Sie ein Problem damit zu reisen?“
Josh schüttelte den Kopf. „Gut, in zwei Wochen fliegen wir zurück in die USA es wäre schön, wenn Sie dann bereit wären.“
„Ach Sie leben in den USA?“ Josh tat überrascht, er wusste alles über diesen Mann, naja zumindest fast alles.
„Die meiste Zeit des Jahres. Aber ich bin auch viel in anderen Ländern unterwegs, Sie können mich mit Ihrem Bruder vergleichen. Sie wissen ja wie viel er unterwegs ist.“
Niemals würde er auf die Idee kommen, einen Verbrecher, Frauenhändler und Mädchenhändler mit seinem Bruder zu vergleichen. „Ich bin bereit, wenn Sie mich brauchen.“ Sagte er nur. Dann kam das schriftliche und nach einiger Zeit verließen sie gemeinsam das Büro. Josh trat als erstes auf den Flur, der ihm mittlerweile schon so vertraut vorkam, instinktiv sah er den Gang hinunter zur hinteren Treppe die in Alissas Zimmer führte. Die Tür zum Büro schloss sich geräuschvoll und Josh machte Platz für Mason und folgte ihm dicht auf den Fersen. Am Treppenabsatz angekommen erblickte Josh ein Pärchen, das sich in einer dunklen Ecke unterhielt. Zumindest hatte es den Anschein, Josh bemerkte, dass da etwas nicht stimmte und sein Beschützerinstinkt erwachte. Auch Mason schien das Paar zu sehen. Er stieg rasch die letzten Stufen hinunter und ging direkt auf die beiden zu. Josh blieb auf der letzten Stufe stehen und beobachtete das weitere Geschehen. „David.“ Ertönte Masons tiefe Stimme und der angesprochene zuckte zusammen. „Das Essen wird jeden Moment serviert. Komm ich begleite dich in den Speisesaal, Hannah du kannst wieder an die Arbeit gehen.“ Die angesprochene nickte und schien erleichtert, als die Männer sich langsam entfernten. Sie lehnte den Kopf an die Wand und atmete einmal tief durch. Josh hatte sich ihr leise genähert und sah jetzt erst wie mitgenommen sie tatsächlich war. „Ist alles okay?“ Sie zuckte bei seiner Stimme leicht zusammen, aber als sie ihn erkannte sah sie ihn erleichtert an und nickte. Er legte ihr vorsichtig die Hand auf die Schulter und drückte sie sanft. „Hat er dir was getan?“
Sie schüttelte den Kopf. „Er hat mir nur tierische Angst eingejagt, er hat mir hier im Dunkeln aufgelauert und mir Sachen ins Ohr geflüstert, an die ich mich lieber nicht mehr erinnern möchte.“ Sie atmete erneut tief durch und lächelte ihm zaghaft zu.
„Soll ich mich nachher mal um ihn kümmern?“
Bestürzt sah sie ihn an. „Ich werde ihm ebenfalls nur tierische Angst machen.“ Erklärte er und entlockte ihr dadurch ein Lächeln. „Danke, aber das ist nicht nötig. Das nächste Mal haue ich ihm einfach eine rein.“
„Dann aber dahin wo es Männern am meisten weh tut.“ Er zwinkerte und hielt ihr den Arm hin. „Darf ich dich in den Speisesaal führen?“
Hannah grinste jetzt breit und gab ihm bereitwillig ihre Hand. „Du bist wirklich schwer in Ordnung. Danke!“
Er beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte: „Halte ihn an den Schultern fest und dann hebst du das Knie mit Schmackes, so triffst du eigentlich immer.“ Sie schlug ihm leicht gegen die Schulter, dann waren sie im Speisesaal und er ließ sie los. Josh sah Janik sofort, er unterhielt sich mit einem Mann in den Sechzigern und Josh schlenderte auf die beiden zu. Dann wurde zu Tisch gebeten und der Mann schritt davon. „Habe ich gerade richtig gesehen? Hannah an deinem Arm?“ Josh nickte. „Typ bei Mason.“ Josh nickte in seine Richtung. „Er konnte die Finger nicht von ihr lassen.“ In Janiks Augen blitze Wut auf. „Ich habe schon gesehen, dass er ein bisschen zu tief ins Glas geschaut hat, plötzlich war er weg. Als ich ihn suchen wollte kam dieser Opa und labert mich dicht, über irgendwelche Aktienkurse! Als ob ich mein Geld für sowas aus dem Fenster werfe!“ Josh schlug ihm auf die Schulter. „Alles gut. Ich habe Hannah erklärt wie sie einen Mann außer Gefecht setzt, wenn er zu aufdringlich wird, also solltest du ebenfalls aufpassen.“ Er grinste schelmisch, dann setzten sie sich an den Tisch und beteiligten sich an den Gesprächen.
Später am Abend unterhielten sich Josh und Janik über die Party am Abend, die sie schon früh verlassen hatten. „Wir müssen herausfinden wer von diesen Typen Kunden von Mason sein könnten.“ Überlegte Josh und spielte mit dem Kugelschreiber in seiner Hand. „Er hat diesen David, der über Hannah hergefallen ist nicht mehr aus den Augen gelassen. Wir sollten ihn mal überprüfen.“
Josh drehte seinen Stuhl zum Laptop und gab David ein. „Du kennst nicht zufällig seinen Nachnamen?“
Janik schüttelte den Kopf. „Aber Hannah oder Alissa müssten ihn doch kennen.“ Überlegte er. „Du hast nicht zufällig eine Handynummer von ihnen?“
Jetzt schüttelte Josh den Kopf. „Das muss wohl bis morgen warten.“
„Ja dann sollten wir uns vielleicht auch ein paar Stunden aufs Ohr hauen. Morgen sehen wir weiter.“ Schlug Janik vor und gähnte herzhaft. Dann streckte er sich in seinem Stuhl, stand auf und wünschte Josh eine Gute Nacht. Und auch Josh folgte dem Beispiel seines Freundes, heute war ein Ereignisreicher Tag, und sein Bauch schmerzte. Ein paar Minuten später lag er in seinem Bett und schlief kurz darauf ein.
Kapitel 14
„Komm schon!“ Beharrte Hannah und schwang einen Pinsel vor Alissas Gesicht.
„Nein! Ich habe dezent gesagt!“
„Wenn du bei deinem Date strahlen willst dann solltest du…“
Alissa hob die Hand und Hannah verstummte. „Kein Date. Wir wollen uns nur unterhalten.“
„Mädchen, ich weiß ja nicht, wie ihr das nennt, aber bei uns nennt man ein Essen am Abend, zu zweit, ein Date. Du kannst es sehen wie du willst, aber süße…“ Sie machte eine kurze Pause. „du hast nun mal ein Date und dafür hübsche ich dich ein wenig auf.“
Alissa stand auf. „Ich bin genug aufgehübscht, deine Smokey Eyes kannst du dir abschminken.“
„Ach komm schon, ich mache sie ganz dezent. Versprochen.“ Sie zog Alissa zurück auf den Rand der Badewanne und diese gab sich geschlagen. Seufzend setzte sie sich wieder und schloss die Augen. „Wehe es gefällt mir nachher nicht!“
„Du wirst begeistert sein.“ Meinte Hannah nur arbeitete schweigend. Als Alissa sich nach einiger Zeit im Spiegel betrachtete war sie wirklich positiv überrascht. „Das sieht ja wirklich toll aus.“
„Du bist eine Schönheit, ich musste gar nicht viel machen!“
Spontan nahm Alissa ihre Freundin in den Arm. „Jetzt musst du dir nur noch ein Outfit raussuchen, oder weißt du schon, was du tragen wirst?“
„Ich dachte an eine Jeans und Pulli.“
„Jeans und Pullover? Geht’s noch? So lasse ich dich bestimmt nicht aus dem Haus.“
„Viel Auswahl habe ich aber nicht. Ich dachte an die Jeans, die ich mir letzte Woche gekauft habe. Sie hat dir doch auch so gut gefallen!“
„Ja okay, die kannst du anziehen, aber doch keinen Pullover, du musst dann schon eine Bluse anziehen.“
„Ich habe aber keine Bluse.“
„Ich aber!“ Hannah öffnete den Schrank und zog eine weiße Bluse heraus. „Diese würde dir stehen. Probiere sie mal an.“ Alissa nahm sie und zog sie sich über. „Die steht dir super. Die lässt du an.“ Entschied sie und warf ihr dann die Jeanshose zu. „Und es stört sich auch nicht, wenn jemand anderes deine Klamotten trägt?“
„Ich habe drei Schwestern, wir haben uns immer unsere Klamotten geteilt.“ Meinte sie mit einer wegwerfenden Geste und damit war das Thema beendet. Zehn Minuten später standen die beiden auf der Terrasse und warteten auf Josh, der auch sofort aus dem Haus kam, er winkte und kam dann rüber.
„Hey ihr beiden.“ Begrüßte er sie und schüttelte beiden die Hand.
„Ich sollte dann jetzt mal reingehen.“ Hannah grinste die beiden an. „Viel Spaß bei eurem Date.“ Rief sie noch und dann fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
„Date?“ Josh wirkte überrascht, fing sich aber sofort und hielt Alissa die Hand hin um ihr bei den Stufen zu helfen.
„Ich habe versucht ihr zu erklären, dass wir kein Date haben, aber sie will es einfach nicht verstehen.“ Erklärte Alissa und konnte dabei nicht verhindern, das eine leichte röte über ihre Wangen lief. Schnell wandte sie ihr Gesicht ab und ging auf die Beifahrerseite von Joshs Auto. „Kein Problem.“ Er folgte ihr und öffnete ihr Galant die Tür. Sie stieg ein und dann sahen sie sich kurz an. „Du siehst heute sehr hübsch aus!“
Alissa lächelte ihn an und Josh schlug die Tür zu. Du siehst heute sehr hübsch aus? Schalt er sich im inneren. Wer sagt heutzutage denn sowas? Schimpfte er sich selbst aus, öffnete dann seine Tür und stieg in den Wagen. Ohne ein weiteres Wort fuhr er aus der Einfahrt. Niemand sagte etwas und ein unangenehmes Schweigen breitete sich im Auto aus. Irgendwann räusperte er sich. „Kennst du irgendein gutes Restaurant?“
„Hannah hat mir das Dexters empfohlen.“
„Und weißt du auch wo das ist? Ich war hier noch nicht wirklich unterwegs.“
„Das ist in der Innenstadt, du kannst am Krankenhaus parken und wir gehen bis dorthin zu Fuß.“
„Ist okay.“ Josh bog ab und kurze Zeit später parkte er das Auto. Noch bevor er Alissa aus dem Auto helfen konnte war sie schon heruntergesprungen und deutete nach rechts. „Wir müssen da lang.“
„Warst du schon mal in dem Restaurant?“
„Nein, und ich hoffe, dass es nicht so ein nobler Schuppen ist.“
„Warum nicht?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Vermutlich, weil es einem Date dann doch ziemlich nahekommt. Was unser Treffen ja nicht ist!“ Beteuerte sie schnell und warf einen kurzen Blick auf sein Profil. Er sagte nichts und sie plapperte weiter. „Wir wollen ja nur reden und…“ Sie brach ab und schwieg und er tat es ihr gleich. Nach ein paar Minuten kamen sie bei dem Restaurant an und erkannten sofort, dass es sich im einen Nobelschuppen handelte. Josh zuckte mit den Schultern. „Ist doch egal.“ Sagte er. „Solange das Essen gut ist.“
Doch sie wurden enttäuscht, schon als sie das Restaurant betraten sahen sie eine kleine Menschenmenge die sich im Raum und an der Bar aufhielten. Josh kämpfte sich durch die Menge zu einem Angestelltem hinter einem Tresen, ein großes Buch vor sich. „Was kann ich für Sie tun?“ Fragte dieser auch sofort höflich. „Hätten Sie noch einen Tisch für zwei Personen frei?“ Fragte Josh und der Mann sah ihn verständnislos an. „Sie haben reserviert?“ Fragte er dann. „Wenn ich reserviert hätte, dann hätte ich ihnen meine Namen gesagt. Ich fragte aber nach einem Tisch.“
„Nein.“ Meinte der Mann leicht patzig und deutete auf die im Raum versammelten Menschen. „Sie können gerne warten.“
Josh blickte sich im Raum um und schüttelte dann den Kopf. „Nein danke. Dann gehen wir lieber woanders hin.“ Damit drehte er sich um und ging zurück zu Alissa, die am Eingang auf ihn wartete. Auf ihren fragenden Blick hin schüttelte er den Kopf. „Kannst du Hannah anrufen und sie nach einem normalen Restaurant fragen? Einem bei dem man sich nicht anstellen muss um einen Tisch zu bekommen?“
Alissa unterdrückte ein grinsen und schüttelte dann ihrerseits mit dem Kopf. „Ich habe leider kein Handy.“
„Du hast was? Kein Handy?“ Entgeistert sah er sie an. „Wie geht das?“
„Wer sollte mich schon anrufen?“ Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Die einzige Freundin die ich habe ist Hannah und ich lebe mit ihr in einem Zimmer.“
„Das müssen wir ändern.“ Kurzerhand packte er sie am Arm und zog sie mit sich aus dem Restaurant. Er führte sie über die Straße in ein Einkaufszentrum. „Was hast du vor?“ Fragte Alissa alarmiert.
„Wir kaufen dir ein Handy.“
„Aber ich brauche keins!“ Protestierte sie und wollte stehen bleiben doch Josh zog sie weiter. „Doch ab jetzt brauchst du eins.“ Er steuerte auf einen Conrad Megastore zu. „Josh, warte doch. Bitte.“ Sie zog an seiner Hand und er blieb stehen. Sie sah zu ihm auf. Und schluckte. „Ich habe nicht genug Geld für ein Handy.“ Gab sie dann widerstrebend zu und sah auf den Boden.
„Hey,“ Seine sanfte Stimme ließ sie aufblicken. „so einer bin ich nicht. Ich schleppe dich doch nicht in einen Laden und lasse dich dann bezahlen.“
Alissas Augen weiteten sich. „Du kannst mir doch kein Handy kaufen!“ Protestierte sie.
„Wer sagt das?“ Josh grinste sie jetzt spitzbübisch an und von der Atmosphäre vorhin im Auto war nichts mehr zu spüren.
„Ich.“
„Du hast hier aber nichts zu melden!“ Sagte er und legte seinen Arm auf ihre Schulter und schob sie so in das Geschäft.
Fünfzehn Minuten später lagen drei Smartphones vor ihr und sie sollte sich für eines entscheiden. Die ganze Zeit in der Josh sich mit dem Verkäufer unterhalten hatte, hatte Alissa kein Wort gesagt. „Also welches möchtest du?“ Fragte Josh sie und sie sah ihn unsicher an. „Bist du dir sicher? Wir können es auch einfach…“ Er unterbrach sie mit einem sanften Stoß in den Oberarm. „Willst du das pinke?“ Er deutete auf das Handy in der Mitte. „Das nennt man rose, nicht pink.“ Verbesserte sie ihn. Dann sah sie ihn an. „Welches hat denn die beste Kamera?“
„Kamera?“ Josh sah sie verwirrt an.
„Ich mache halt gerne Fotos. Und wenn ich mir schon ein Smartphone aussuchen darf, dann das mit der besten Kamera.“
Der Verkäufer hielt besagtes Handy hoch und gab es ihr. Er erklärte ihr einige Funktionen und kurze Zeit später standen die beiden schon an der Kasse und Josh zahlte ohne mit der Wimper zu zucken mehrere Hundert Euro für ihr eigenes Handy. Die Verkäuferin wünschte den beiden noch einen schönen Abend und Josh nahm das Handy vom Band und verabschiedete sich ebenfalls. Er ging direkt zu einer Bank, holte das Handy aus der Verpackung, schaltete es an und nach der Anmeldung tippte er eine Nummer hinein und drückte auf anrufen. Ein paar Sekunden Später klingelte sein Handy. Er legte auf und sein Handy verstummte. „So Nummern ausgetauscht.“ Er sah sie an. „Jetzt hast du ein Handy. Herzlichen Glückwunsch!“ Er gab es ihr und Alissa strahlte ihn an. „Danke!“ Hauchte sie und konnte es nicht verhindern, dass Tränen in ihren Augen standen. „Was ist denn?“ Fragte dieser auch schon alarmiert.
Sie blinzelte die Tränen weg und strahlte ihn an. „Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich so ein Handy hatte und es ist das erste Geschenk seit…“ Sie stockte. „Seit damals.“ Brachte sie dann heraus. Josh legte seinen Arm um sie und zog sie zu sich. „Das habe ich gerne gemacht.“ Flüsterte er. Alissa hob ihren Kopf, und wollte ihm einen Kuss auf die Wange geben, aber genau in diesem Augenblick drehte er den Kopf und sie erwischte seinen Mund. Erschrocken sah sie ihn an. „Tut… i… ich wollte… Sorry…“ stotterte sie und rutschte ein Stück von ihm weg. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und als er nichts sagte sah sie zu ihm auf. Seinen Blick konnte sie nicht deuten, konnte nicht erkennen, was genau er jetzt im Moment fühlte, dann war der Augenblick auch schon vorbei. „Kein Problem.“ Sagte er locker und zog sie an der Schulter wieder leicht zu sich. „Nichts passiert.“ Meinte er und hauchte einen leichten Kuss auf ihren Scheitel. „Sollen wir jetzt etwas Essen gehen?“
Sie nickte wortlos und er half ihr aufzustehen. Gemeinsam schlenderten sie nebeneinander- jedoch ohne sich zu berühren- in ein kleines Lokal, dass der Verkäufer ihnen empfohlen hatte und dazu im Einkaufszentrum lag.
Das Lokal stellte sich als gemütliches kleines Bistro im französischen Stil heraus. Die Wände waren mit dunklem Holz vertäfelt, auf den Tischen lagen rot karierte Tischdecken und ein kleines Blumenarrangement. Sie setzten sich an einen hinteren Tisch, wo sie die meiste Privatsphäre hatten, aber es war eh nicht viel los. Außer ihnen waren eine Familie mit zwei Kindern anwesend und drei Pärchen. Der Kellner kam und brachte ihnen die Speiskarte, stumm wählten sie aus und legten die Karten dann zur Seite. Der Kellner kam sofort wieder, brachte ihnen ihre Getränke und verschwand mit ihrer Bestellung. Josh fing ein lockeres Gespräch an, fragte nach ihren Hobbys und sie erzählte ihm, dass sie früher gern Fotos gemacht und bearbeitet hatte. Das Essen kam und die Unterhaltung blieb auch während des Essens fließend. Beide waren locker und entspannt und sie wechselten von einem Thema zum anderen. Irgendwann sprachen sie über Glauben und Alissa erzählte Joshua, dass sie jetzt auch an Gott glaubte und gerne mal in eine Kirche gehen würde. Er versprach ihr sich mal umzuhören. Es wurde immer später, die meisten Gäste waren längst weg, selbst die, die nach ihnen gekommen waren. „Ich glaube wir sollten langsam los.“ Meinte Josh nach einem Blick auf seine Uhr, es war schon fast 23 Uhr. „Aber du wolltest mir doch erzählen was Mason so treibt.“
„Das wollte ich dir nicht während des Essens sagen.“ Auf ihren fragenden Blick hin erklärte er: „Dir würde der Appetit vergehen. Ich möchte dir sogar jetzt nichts erzählen, aber ich habe Angst, dass du auf eigene Faust anfangen wirst herumzuschnüffeln.“ Josh winkte dem Kellner und bezahlte die Rechnung, dann hielt er ihr den Arm hin und sie hackte sich unter. Zuerst gingen sie schweigend den Weg zurück zum Auto. Dann hielt Alissa es nicht mehr aus. „Ist er ein so übler Verbrecher?“ Josh nickte nur. „Er kommt aber eigentlich so normal rüber.“ Murmelte sie mehr zu sich als zu ihm. „Was ist mit Samantha? Steckt sie mit ihm unter einer Decke?“
„Zuerst dachte ich, dass sie nichts wüsste, aber mittlerweile bin ich da anderer Meinung. Sie wurde zu Hellhörig als ich Liam erwähnte. Ich denke sie weiß was er macht, aber es stört sie nicht, da sie den Wohlstand genießt.“
„Was macht er denn nun?“
Er führte sie zu einer Bank und sie setzten sich. Dann sagte er ohne Umschweife: „Er ist Frauenhändler.“ Im ersten Moment sah sie ihn nur geschockt an, dann schienen seine Worte erst richtig zu ihr durchzudringen und sie verkrampfte sich. „Ist das sicher?“ Brachte sie schließlich heraus.
Josh presste die Zähne aufeinander und nickte. Alissa fing an zu zittern und er nahm ihre Hände in die seinen. „Ich lebe mit einem Frauenhändler unter einem Dach?“ Brachte sie mühsam hervor. „Ja, leider!“ Flüsterte er.
„Aber warum nimmst du ihn dann nicht einfach fest?“
„Wir haben nicht genug beweise, und außerdem ist er nicht der Drahtzieher wie ich es anfangs vermutet habe.“ Sie sah ihn verständnislos an und er erklärte: „Wenn ich ihn jetzt verhafte, dann bekommt jemand anderes Masons Stelle und wir haben nichts erreicht. Ich will den Mann der im Hintergrund die Fäden zieht, nur so kann ich die Organisation zerbrechen.“
„Woher weißt du das? Ich meine das alles? Von Mason und dem großen Unbekannten.“
„Es ist jetzt fast ein Jahr her, da habe ich Maria getroffen.“ Er erzählte ihr von dem Mädchen und Alissa hörte aufmerksam zu. „Sie war erst sechszehn?“ Ein Schauer überfiel ihren Körper. „Es ist glaube ich besser, wenn ich dir jetzt nichts mehr erzähle.“ Wehrte er ab und wollte aufstehen. „Du glaubst doch nicht, dass ich mich damit zufriedengebe?“
Josh zuckte ergeben mit den Schultern. „Nein, nicht wirklich.“ Dann setzte er sich wieder hin.
„Aber dir ist klar, dass ich dir nicht alles erzählen darf. Eigentlich habe ich nicht mal das okay von meinem Boss, er weiß nicht, dass ich dir erzählt habe wer Mason wirklich ist.“
„Ich sage niemandem etwas. Ich kann Geheimnisse gut für mich behalten.“ Josh grinste sie schelmisch an, aber sie reagierte gar nicht darauf. „Aber ist es denn nicht gefährlich für uns? Für Hannah und mich.“
„Komm wir gehen ins Auto, es ist zu kalt hier draußen.“ Sie standen auf und gingen die letzten paar Meter schweigend zum Auto. Sie setzten sich rein und Josh machte das Licht an und startete den Motor, um die Heizung einzuschalten. Dann drehte er sich zu ihr. „Alissa, wenn du ganz normal weiterarbeitest und so tust, als ob du nichts weißt, bist du nicht in Gefahr. Ich denke nicht, dass dir als sein Chalet Girl Gefahr von ihm droht. Die Organisation hat fast nur Mädels, die noch halbe Kinder sind, meistens haben diese Mädchen keine Familie mehr oder sie werden unter falschen Versprechungen in die USA und Europa geholt etwa als Au-pair-Mädchen oder…“
„Als Chalet Girl?“ Unterbrach sie ihn.
Josh sah die Angst in ihren Augen und rutschte näher zu ihr, dann nahm er ihre Hand und drückte sie leicht. „Ich werde auf dich aufpassen. Ich soll als Masons Bodyguard arbeiten, also bin ich jetzt immer irgendwo in deiner Nähe. Außerdem hast du meine Nummer, ruf mich immer an, wenn du mich brauchst.“
„Es ist nur so…“ Sie stockte kurz. „Auch ich habe keine Familie mehr und alt bin ich nun wirklich auch nicht, was ist, wenn…?“
„Alissa, ich habe dir von Mason erzählt, weil du taff bist, du hast schon so viel durchgemacht und du bist immer noch da. Du bist stark! Und obendrein hast du jetzt Göttlichen Beistand, du kannst jederzeit beten und Jesus wird dir deine Angst nehmen und dich beschützen.“ Alissa sah auf. „Wirklich?“
„Natürlich. Jesus hat seinen Nachfolgern versprochen immer bei ihnen zu sein. Sein Heiliger Geist wird dich beschützen.“
„Kannst du vielleicht für mich beten? Ich glaube ich bin darin noch nicht so gut...“ Gab sie zu. Josh grinste. „Beten ist nicht schwer, du kannst mit Jesus so reden, als ob er hier mit uns im Auto sitzen würde.“ Er sprach ein kurzes Gebet und sah dann wieder zu Alissa. „Und? Besser?“ Er lächelte ungezwungen und sie versuchte es zu erwidern, scheiterte aber. „Etwas beruhigter, aber ich habe trotzdem noch Angst vor Mason.“
„Ich werde immer irgendwo in der Nähe sein, wo Mason ist. Vor ihm bist du sicher.“
„Danke!“ Flüsterte sie.
„Soll ich dich jetzt nach Hause bringen?“
Alissa nickte und Josh legte den Rückwärtsgang ein. Während der Fahrt fragte Alissa Josh über den Heiligen Geist aus und er erklärte ihr bereitwillig alles was er wusste. Einige Zeit später parkte er das Auto vor seinem Haus und beide stiegen aus. Er begleitete sie noch zur Tür. „Sei taff und lass dir nichts anmerken.“ Alissa nickte. „Ich glaube das kriege ich hin. Es sind ja nur noch ein paar Tage, dann ist er weg. Dann kann ich mir einen neuen Job suchen.“ Sie sah zu Josh und dieser nickte. „Okay, danke noch mal für diesen wunderschönen Abend und für das Handy. Und danke das du mir von Mas…“ Plötzlich zog er sie in seine Arme und drückte einen Kuss auf ihren Mund. Nur kurz aber heftig. „Sorry, aber er steht da hinten und raucht seine Zigarre. Tu einfach so als ob du ihn nicht siehst und geh ins Haus.“ Flüsterte er in ihr Ohr, während seine Hand sanft auf ihrer Wange lag. Für außenstehende müsste es so aussehen als ob er sie küsste. „Geh jetzt rein, und sofort in dein Zimmer.“ Dann öffnete er ihr die Tür und ließ sie eintreten. „Gute Nacht, Träum was Süßes!“ Rief er so, dass Mason ihn auch gut verstehen konnte, schloss die Tür hinter Alissa und lief ohne einen Blick zu Mason zu seinem Haus.
Kapitel 15
Alissa strengte sich wirklich sehr an, sich nichts anmerken zu lassen. Und es schien wirklich zu funktionieren. Hannah redete wie immer während der Arbeit ohne Punkt und Komma und löcherte sie über Joshua aus. Alissa versuchte ihr wieder und wieder klar zu machen, dass zwischen ihnen nichts außer Freundschaft war, doch Hannah glaubte ihr nicht und warf ihr merkwürdige blicke zu, die Alissa nicht deuten konnte. Irgendwann ignorierte sie diese ganz. Die Tage vergingen, und langsam wurde es ruhiger im Chalet. Übermorgen würden die Masons abreisen, und sie würde wieder nach Hause fahren und sich einen neuen Job suchen müssen. Sie hatte mittlerweile ein bisschen Geld gespart, es würde vielleicht als Anzahlung für ein WG Zimmer und ein paar Second Hand Möbel reichen, aber sie brauchte eine Arbeitsstelle ansonsten wäre sie schneller auf der Straße als ihr lieb wäre. So in Gedanken versunken bemerkte Alissa nicht, wie Samantha ins Wohnzimmer kam, sich auf das Sofa setzte und Alissa beobachtete wie sie putzte. Irgendwann räusperte diese sich und Alissa fuhr zusammen. „Entschuldigen Sie.“ Brachte Alissa heraus und stellte sich automatisch Aufrechter hin.
„Alles ist gut Alissa, setzten Sie sich doch einen kurzen Augenblick zu mir.“ Forderte die Frau auf und Alissa nahm wiederwillig auf dem Sofa gegenüber Platz. „Führen Sie und Joshua Herzog eine Beziehung?“ Fragte Samantha ohne Umschweife worauf Alissa sie schockiert ansah.
„Nein.“ Brachte sie heraus und verschluckte sich beinahe an ihrer viel zu trockenen Zunge. Sie räusperte sich, da sie ihrer Stimme nicht vertraute, dann sah sie ihrer Chefin direkt ins Gesicht und sagte: „Wir sind lediglich Freunde geworden.“
„Mein Mann hat sie vor etlichen Tagen zusammen gesehen, er hat Sie spät nachts nach Hause gebracht…“ Alissa hob an etwas zu erwidern, doch Samantha hob die Hand und Alissa schwieg. „und dazu hat er sie geküsst.“ Sie bedeutete, Alissa, dass diese jetzt sprechen dürfte. „Es war nur ein Kuss, seitdem ist nichts mehr vorgefallen.“
„Ihr wart also nicht intim?“
Bei dieser Frage, wurde Alissa ohne es zu wollen rot, und sah zu Boden, doch dann blickte sie Samantha direkt ins Gesicht. „Ich habe meine Arbeit nicht vernachlässigt.“
„Das war nicht meine Frage, ich weiß, dass Sie ihre Arbeit gut machen. Ich muss es nur wissen, bevor ich Ihnen einen Vorschlag machen kann.“ Sie lächelte besänftigend mit einem Hauch von Geheimnis. Alissa wurde neugierig. „Wir waren nie Intim.“ Brachte sie stumpf heraus.
Samantha nickte anerkennend. „Sehr schön. Er ist wirklich ein attraktiver Mann, ich kann mir vorstellen, dass Sie sich zu ihm hingezogen fühlen.“
Alissa sagte dazu gar nichts. Nach einer kurzen Pause unterbrach Samantha die Stille. „Haben Sie schon eine neue Anstellung in Sicht?“ Alissa schüttelte wortlos ihren Kopf, es war ihr egal was diese Frau von ihr dachte. „Sehr schön, ich möchte, dass Sie uns nach Amerika begleiten.“
Joshua und Janik saßen über ihren Akten. „Wir kommen nicht weiter, wir sitzen in einer Sackgasse.“
Joshua nickte widerwillig. Sein Freund hatte Recht, seit Janik da war, war im Hause Mason nichts auffälliges passiert. Und auch Mason verhielt sich gedeckt. Wenn er mit jemanden telefonierte, dann nur wenn es um die ehrliche, legale Seite seines Geschäfts ging. Er wurde rund um die Uhr von einem der beiden beobachtet und sie hatten gar nichts! Es war deprimierend. „Wir werden diesen Auftrag verlieren. Wir haben keine weiteren Beweise und ohne Beweise da…“ Joshua unterbrach die Ausführungen seines Kumpels. „Ich weiß. Ich gehe einfach mit Mason nach Arizona und dann werde ich ihm da in nächster Nähe haben und kann ihn noch besser beschatten.“
„Das ist zu gefährlich!“ Protestierte Janik. „Du bist da kein Cop. Du kannst nicht einmal deine Waffe mitnehmen. Du könntest nicht mal jemanden verhaften.“
„Ich werde mir da einen verbündeten suchen. Vielleicht Liam da unten ja jemandem dem ich vertrauen kann. Und eine Waffe werde ich mir da schon besorgen, vermutlich wird Mason mir sogar höchstpersönlich eine geben.“
„Wir reden hier von den USA, da ist jeder fünfte, ach was rede ich? Wahrscheinlich sogar jeder dritte Bulle käuflich!“
„Ich werde recherchieren.“
„Ich komme mit!“
„Das geht nicht! Mason wird vielleicht hellhörig. Du arbeitest als Mechaniker in der Werkstatt deines Vaters! Schon vergessen? Du kannst dir einen solchen Luxus nicht erlauben!“
„Ich kann ihn mir nicht mal als Cop erlauben!“
Josh grinste. „Dann ist ja alles geklärt.“
„Ich…“
Joshs Handy klingelte, er hob die Hand und Janik hörte auf zu reden. „Alissa? Ist alles okay?“ Sprach Josh ins Telefon. Er konnte nichts dafür, aber plötzlich schlug sein Herz doppelt so schnell. „Alles ist gut. Aber ich muss unbedingt mit dir reden.“ Joshs Puls beruhigte sich wieder. Es war alles gut. „Komm rüber.“
„Okay.“ Sie legte auf.
Verwirrt sah er auf das Handy.
„Ist alles okay?“ Wollte Janik wissen und sah aus dem Fenster. „Sie ist schon auf dem Weg.“
Josh zuckte mit den Schultern und ließ seinen Freund allein im Büro zurück. Als er die Tür öffnete, stand Alissa schon davor, die Hand zum Klopfen erhoben. „Komm rein.“ Josh trat zur Seite und Alissa trat ein. „Du siehst irgendwie anderes aus.“ Sagte er und musterte sie. „Ich sehe aus wie immer! Können wir irgendwo ungestört reden?“ Alissa sah sich im Flur um. „Unter vier Augen oder kann Janik dabei sein?“ Josh hatte eine Gewisse Ahnung um was es hier ging und seinen Freund bei diesem Gespräch dabei zu haben wäre vielleicht von Vorteil für ihn.“
Alissa nickte. „Ja gerne.“
Wortlos führte er sie die Treppe hinauf und ins Büro. Janik stand wieder vor dem Schreibtisch und starrte auf die Papiere, die überall kreuz und quer herumlagen. „Hi, Alissa.“ Murmelte er und sah wieder auf das durcheinander.
„Hallo!“ Murmelte sie und setzte sich auf das Sofa.
„Schieß los. Was ist passiert.“
„Samantha.“ Alissa ah zu den beiden Männern, beide musterten sie. „Sie will das ich mit nach Phönix komme!“
„Auf keinen Fall!“ Josh starrte sie an.
„Ist doch eine gute Idee!“ Widersprach sein Freund. „So hast du eine verbündete. Sie könnte dir helfen und…“ Josh starrte seinen Freund wütend an und dieser verstummte. „Das ist viel zu gefährlich! Sie könnten dich wer weiß wohin schleppen!“
„Du wirst doch da sein, du…“
„Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn dir etwas passieren würde!“
„Mir wird nichts passieren.“
„Das kannst du nicht wissen. Du wärst ein perfektes Ziel. Weißt du das nicht?“ Sie sah ihn verwirrt an. „Du hast doch selbst gesagt, dass ich zu alt wäre!“
Er erklärte wütend: „Erstens: Das habe ich nur gesagt um dich zu beruhigen, Zweitens: Du hast keine Familie. Niemandem würde es auffallen, wenn du weg wärst. Drittens…“ Er schluckte kurz, doch als er ihren Blick sah, so felsenfest von sich überzeugt sprach er es aus. „Du bist noch Jungfrau und wesentlich mehr wert auf dem Markt!“
Alissa schluckte und Janik setzte sich neben sie, legte seinen Arm um ihre Schulter und drückte sie kurz an sich, während er seinem Freund einen durchdringenden Blick zuwarf. Josh starrte zurück. Eine Weile sagte niemand etwas. Dann brach Alissa das Schweigen. „Woher weißt du…“
„Du bist leicht zu durchschauen.“ Meinte Josh Achselzuckend.
„Das ist keine Antwort!“
„Du bist unerfahren. Außerdem nach der Sache mit deinem Stiefvater, da hast du bestimmt keinen Mann mehr an dich herangelassen. Habe ich Recht?“
Sie sah ihn mit vor Wut funkelnden Augen an. „Das war ein Geheimnis, du hast mir versprochen, dass du niemandem von Albert erzählst!“ Warf sie ihm vor, sprang auf und schlug ihm mit der Faust gegen die Brust. Mühelos hielt er ihre Hände fest und drückte sie zurück auf das Sofa. „Ich habe niemandem von ihm erzählt.“ Er ging vor ihr in die Hocke und sah ihr in die Augen. „Aber…“ Sie sah zu Janik.
„Janik weiß gar nichts. Zumindest nicht von mir. Wenn dann hat er sich alles selbst zusammengereimt.“
Alissa sah zu Janik. „Ich weiß wirklich nichts, natürlich kenne ich deine Geschichte und habe mir gedacht, dass es etwas mit deinem Stiefvater auf sich hatte, dass du so Hals über Kopf von zu Hause weggelaufen bist. Aber J hat mir nichts gesagt. Und ich habe auch nicht gefragt.“
Beschämt sah Alissa auf den Boden. „Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen?“
„Nein, Leute die dich nur flüchtig kennen, - zum Beispiel die Masons – die werden nicht wissen das du…“ Josh kam ins Stocken.
„Samantha weiß es.“ Brachte Alissa mühsam heraus und ließ ihren Kopf nach unten sacken. Josh sprang auf die Beine und hatte Mühe sich zu beherrschen. „Wieso hast du es ihr gesagt?“ Brachte er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
„Sie hat mich nicht direkt gefragt ob ich noch unberührt wäre!“ Verteidigte sie sich. Josh nickte mit dem Kopf in ihre Richtung und gab ihr so zu verstehen, dass sie weitersprechen sollte. „Ich kann auch gehen, wenn das hier alles zu persönlich wird.“ Schlug Janik vor und stand vom Sofa auf. „Setzt dich wieder hin!“ Befahl Josh scharf und Janik ließ sich zurück aufs Sofa plumpsen. Josh sah wieder zu Alissa und diese fuhr fort: „Sie hat mich gefragt ob ich mit dir intim gewesen wäre. Mason hätte uns nachts zusammen gesehen.“
Josh presste die Finger so fest aneinander, dass seine Fingernägel sich schon in seine Haut bohrten. „Und dir ist nicht eingefallen, dass du diese Frage nicht hättest beantworten müssen?“
„Natürlich! Aber sie hat mir einen Köder zugeworfen und ich habe ihn geschluckt.“
„Was für ein Köder?“
„Ein Vorschlag.“
„Und du konntest dir nicht denken, dass sie dich mitnehmen wollte?“
„Doch.“
„Und warum hast du es ihr dann gesagt?“
„Es war, wie sie es ausgesprochen hatte, als würde ich unbedingt hören wollen, was sie mir zu sagen hatte.“
„Was hat sie dir denn gesagt?“
„Das sie mich mit in die USA nehmen will.“
„Und was war daran nicht vorzusehen?“
„Die Bezahlung.“
„Sie hat dich mit Geld geködert?“ Josh starrte sie ungläubig an.
„Erinnerst du dich vielleicht daran, dass ich kaum etwas habe? Auf mich wartet zu Hause keine gemütlich eingerichtete Wohnung und kein fester Job. Ich habe gar nichts! Ich bin auf ihr Geld angewiesen!“
„Ich hätte dir etwas besorgt!“ Josh sah sie aufgebracht an.
„Ich nehme keine Almosen von dir!“
„Du…“
„Hört auf! Ihr streitet wie ein altes Ehepaar!“ Schritt Janik zwischen die beiden. „Alissa hast du zugesagt?“
Alissa nickte nur.
„Du bringst dich damit in Gefahr. Das lasse ich nicht zu!“ Warf Josh wieder ein.
„Du bist aber nicht mein Vormund. Ich entscheide selbst über mein Leben. Ich gehe mit nach Amerika, da kannst du rütteln wie du willst! Ich gehe mit!“
Während die beiden sich noch darüber stritten schüttelte Janik zwischen den beiden belustigt den Kopf. Letzten Endes konnte Alissa nicht umgestimmt werden und Josh nahm seine Niederlage schweigend hin.
Kapitel 16
Amerika/Arizona/Phönix
Sie waren endlich da. Alissa und Josh waren die einzigen Angestellten, die mit in die USA gekommen waren. Alissa sollte der Haushälterin unter die Arme greifen, einfach da aushelfen, wo ihr Hilfe verlangt wurde. Die Masons wurden mit der Limousine nach Hause kutschiert, während Alissa und Josh auf ein Taxi warten mussten. Nach einer Stunde auf dem Flughafen fand Josh endlich ein freies Taxi. Doch anstatt dem Taxifahrer die Adresse der Masons zu geben nannte er ihm die Adresse eines Steakhauses. „Hast du Hunger? Hat dir das Essen im Flieger nicht gereicht?“
„Ich habe eigentlich immer Hunger, aber deswegen fahren wir da nicht hin.“
„Warum dann?“
„Wie ist eigentlich dein englisch?“ Fragte er ohne auf ihre Frage einzugehen.
„Mit 15 war ich für ein halbes Jahr als Austauschschülerin in England, ich werde zurechtkommen und du?“
„Ich spreche auch fließend Englisch, ich habe meinen Bruder Liam früher viel auf seinen Geschäftsreisen begleitet.“
„Du verstehst dich gut mit Liam oder?“
„Oh ja, ich liebe den Kerl und das obwohl er eine schreckliche Nervensäge sein kann. Er mischt sich einfach überall ein. Aber er ist der ehrlichste und großzügigste Mann den ich kenne. Du musst ihn und seine Familie mal besser kennen lernen. Vielleicht kommen sie sogar für einige Zeit hierher.“
„Echt?“
„Ja, er hat sich vor ein paar Jahren ein Hotel in Santa Monica gekauft, schickes Ding das kann ich dir versichern, alles vom feinsten.“
Das Taxi hielt vor dem Restaurant und Josh stieg aus, als Alissa ihm folgen wollte hielt er sie zurück. „Ich glaube es wäre besser, wenn du im Auto wartest.“
„Was hast du vor?“
„Ich treffe mich mit jemandem.“
„Ich habe Durst, ich möchte mir ein Wasser bestellen.“ Erwiderte Alissa und drückte ihre Tür auf. Josh seufzte und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Sie kam auf ihn zu. „Hör auf, du bringst deine Frisur ganz durcheinander.“
„Meine Frisur ist immer durcheinander, außerdem habe ich einen halben Tag in der Luft verbracht ich darf so aussehen.“
„Ich hoffe ich sehe annehmlich aus, ich möchte keinen schlechten Eindruck auf deinen Freund? Freundin?“ Sie hielt inne.
„Sagen wir mal Freund.“ Half er ihr.
„Also, ich möchte keinen schlechten Eindruck auf deinen Freund machen.“
„Das wirst du nicht. Und jetzt komm, wenn wir hier noch lange draußen auf dem Gehweg stehen, dann fallen wir auf.“
„Dürfen wir nicht auffallen?“
„Nein. Und jetzt hör endlich auf Fragen zu stellen.“
„Wer ist dein Freund?“
Unwillig sah er sie an, „Logan.“ Murmelte er, öffnete die Tür und ließ ihr den Vortritt. Er erkannte den Mann sofort. Er dirigierte Alissa zu dem Tisch. „Logan?“ Fragte er vorsichtshalber noch mal, dieser stand auf, nickte und streckte ihm die Hand entgegen. „Das ist Alissa, sie arbeitet ebenfalls für die Masons und weiß über alles Bescheid.“
Alissa lächelte und gab Logan die Hand. „Schön Sie kennen zu lernen.“ Logan grinste sie an. „Ebenso!“
Josh hielt ihr einen Stuhl hin und sie ließ sich darauf plumpsen. „Obwohl ich so viel saß, macht es mir überhaupt nichts aus mich wieder hinzusetzten, wahrscheinlich spürt mein Körper schon die Arbeit, die ich demnächst erledigen muss.“ Plapperte sie drauflos und merkte gar nicht, dass beide Männer sie verständnislos ansahen. „Woher kennt ihr beide euch eigentlich?“
„Die kennen sich eigentlich gar nicht.“ Erklang auf einmal von hinten eine Stimme, die sie irgendwo schon einmal gehört hatte. Langsam drehte sie sich um. „Ach Luke, richtig?“ Dieser nickte und begrüßte alle am Tisch. Dann setzte er sich ebenfalls. „Also… “ Josh stieß sie leicht unter dem Tisch an und sie verstummte. Der Kellner kam, sie bestellten und dann während Logan und Luke sich unterhielten flüsterte Josh Alissa zu. „Es tut mir leid, aber wir haben nicht viel Zeit. Eigentlich gar keine, die Masons erwarten uns bestimmt schon.“ Alissa nickte und trank von ihrem Wasser. „Also wie sieht es aus?“ Wollte Logan dann wissen. Josh erzählte ihm von Mason und Alissa hörte gar nicht mehr zu. Sie stocherte in ihrem Salat, sie hatte extra ein Salat bestellt, da dieser nicht viel kostete. Jetzt hatte sie irgendwie kein Appetit mehr und fand es Schade, dass sie ihr Geld aus dem Fenster geworfen hatte.
„Ist alles okay?“ Wollte Luke wissen der sie beobachtete und wie sie selbst dem Gespräch der beiden Männer nichts abgewinnen konnte.
„Wenn ich den Namen Mason höre, dann vergeht mir der Appetit.“ Seufzte sie und sah ihn an.
„Möchtest du ein bisschen spazieren gehen? Dann können die beiden sich in Ruhe austauschen.“
Alissa stimmte gerne zu und die beiden gingen raus. „Woher kennst du Logan so gut? Er ist doch Amerikaner oder?“
Luke nickte. „Ich habe meine halbe Kindheit hier verbracht.“ Alissa wurde neugierig. „Als ich sieben war, heiratete mein Vater noch einmal und starb dann drei Monate später bei einem Autounfall. Wir zogen nach Los Angeles, dort habe ich Logan kennengelernt. Er ist sowas wie meine Familie.“
„Verstehst du dich nicht so gut mit Bea?“
„Bea sitzt im Gefängnis, und ihre Töchter habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen.“
Schockiert sah Alissa zu dem Mann neben ihr auf. „Wieso sitzt sie im Gefängnis?“
„Sie wollte das Vermögen meines Vaters, aber da ich sein Erbe war, wollte sie mich aus dem Weg haben.“ Er erzählte ihr seine Lebensgeschichte und sie hörte gespannt zu. „Und Riley ist die Cousine von Liam und Josh?“ Fragte sie als er endete.
Luke nickte. „Ja, durch sie habe ich erfahren was eine Familie ist. Die Herzogs haben mich ohne Wenn und Aber in ihre Familie aufgenommen. Anna und Josef, Liams, Joshs und Linas Eltern sind sowas wie meine Eltern geworden.“
Alissa sah zu ihm auf. „Joshs wollte nicht, dass ich mit herfliege um für die Masons zu arbeiten. Er wollte das ich zu seiner Familie gehe.“
„Du hättest auf ihn hören sollen.“
„Ich kann doch keine Almosen von fremden Leuten annehmen.“ Begehrte Alissa auf.
„Wer sagt denn was von Almosen? Sie hätten auf dich aufgepasst, hier bist du in Gefahr.“
„Ich muss auf eigenen Beinen stehen.“ Widersprach sie.
Luke schwieg kurz, dann erwiderte er: „Das solltest du auch, aber wenn du Hilfe brauchst, dann ist die Familie Herzog für jeden da. Sie helfen wo sie können und ich kann das aus erster Hand bestätigen.“
„Ist Logan auch ein Polizist?“ Wechselte sie das Thema. Es fing an ihr unangenehm zu werden und sie wollte nicht darüber nachdenken, dass sie vielleicht doch die falsche Entscheidung getroffen hatte, als sie Joshs Hilfe abgelehnt und auf eigene Faust entschieden hatte. Luke ging auf den Themenwechsel ein. „Ja. Und er wird Josh hier helfen.“
„Das ist gut. Je schneller Hendrik Mason hinter Gitter sitzt desto besser. Bleibst du auch hier oder fliegst du wieder weg?“
„Wir machen hier ein bisschen Urlaub.“
„Wir?“ Fragte sie hellhörig.
„Meine Familie, meine Frau Riley und unsere Tochter Grace.“
„Oh Riley ist auch hier? Und du hast eine Tochter?“
„Ja und bald noch einen Sohn.“ Luke grinste glücklich vor sich hin. „Ich möchte eine große Familie, meine Kinder sollen Geschwister haben mit denen sie spielen können, Eltern die sie lieben. Ich möchte ihnen das geben, was ich nicht hatte.“
„Ich habe mir auch immer Geschwister gewünscht, ich wollte immer eine kleine Schwester die ich herumkommandieren könnte.“ Sie grinste bei der Erinnerung. „Aber letzten Endes ist es wahrscheinlich besser, dass ich alleine war. Ich würde mir jetzt nur sorgen um meine Schwester machen. Wo ist Riley jetzt?“ Wechselte sie wieder so ruckartig das Thema und Luke wollte sie nicht drängen. „Sie ruht sich im Hotel aus während Grace ihren Mittagsschlaf hält. Sie möchte dich aber gerne mal kennenlernen.“
„Mich?“ Alissa sah ihn argwöhnisch an. „Wieso sollte sie mich kennenlernen wollen?“
„Sie ist gespannt auf die Frau, die Josh den Kopf verdreht.“
„Ich verdrehte Josh aber nicht den Kopf.“
„Oh doch, du weißt es nur nicht. Unser Josh versteckt seine Gefühle nur sehr gut. Für ihn kommt nach der Familie der Job, du bist eine Ablenkung für ihn, deswegen will er dich eigentlich auch auf Abstand halten.“
„Du redest Unsinn. Josh ist ein Freund, er ist genauso, wie du die Herzogs beschrieben hast, freundlich und mitfühlend.“ Es konnte doch nicht wirklich so sein, Josh stand doch ganz sicher nicht auf sie! Doch irgendwo tief innen da hoffte sie, dass es so wäre. Sie konnte sich vorstellen… Nein entschieden schüttelte sie den Kopf. Luke setzte ihr nur Flausen in den Kopf. Da war nichts zwischen ihr und Josh und da wird auch nichts sein.
„Wie du meinst, ich glaube die beiden sind fertig.“ Luke deutete mit dem Kopf auf den Eingang des Restaurants. Gemeinsam schlenderten sie auf die beiden zu.
Wenig später saßen Josh und Alissa wieder im Auto. „Und was habt ihr jetzt besprochen?“ Wollte Alissa nach einiger Zeit wissen, doch Josh reagierte erst gar nicht. „Sagen wir mal so, ich habe jetzt neue Erkenntnisse.“ Sagte er dann und sah aus dem Fenster.
„Was hat Logan dir denn erzählt?“
„Das kann ich dir nicht sagen.“
Betroffen sah Alissa zu Josh. „Vertraust du mir nicht?“
„Wieso bist du wirklich mitgekommen?“ Fragte er stattdessen und Alissa schwieg. „Es ist noch nicht zu spät. Du kannst wieder zurück zum Flughafen, oder ich bringe dich zu Luke.“
„Nein!“ Alissa sah zu Josh, doch bevor sie antworten konnte hielt das Taxi und Alissa blickte auf eine riesige Villa. Beide stiegen schweigend aus, ein Mann kam auf sie zu und stellte sich als Butler vor, hinter ihm stand eine Frau. Sie sah freundlich aus, war wohl Mitte bis Ende 50 und hatte ein rundes, aber strahlendes Gesicht ihre schwarzen Haare trug sie streng zurückgenommen in einem Dutt. „Du musst Alissa sein.“ Sagte sie und streckte ihr die Hand hin. Ihrem Akzent und dem Aussehen nach war sie Mexikanerin. „Schön dich kennenzulernen, es ist gut das du da bist. Deine Vorgängerin steht kurz vor der Entbindung und konnte einfach nicht mehr arbeiten. Ich freue mich, dass Samantha so schnell Ersatz für die gute bekommen hat. Ach ich Quasseltante, ich bin Camila.“ Sie streckte nun auch Josh die Hand hin. „Und du musst Joshua sein, kommt ich zeige euch eure Zimmer.“ Sie ging voran und wortlos folgten die beiden der Frau. „Antonio bringt euch nachher die Koffer ins Zimmer, ihr solltet euch erst einmal ausruhen, eigentlich hatten wir euch schon viel eher erwartet. Die Masons sind ebenfalls in ihren Zimmern und ruhen sich aus. Der Jetlag und so, aber ihr seid noch jung ihr dürftet euch schnell an die Zeitumstellung gewöhnen. Samantha braucht für gewöhnlich ein paar Tage. Hendrik findet sich schneller zurecht.“ Camila redete und redete während sie die beiden durch ein Gewusel von Gängen führte. „So Alissa, hier ist dein Zimmer.“ Sie deutete auf eine Tür und öffnete diese mit einem Schlüssel. „Die weiblichen Angestellten wohnen im vorderen Teil die männlichen weiter hinten, aber da ihr beide unsere letzten Neuzugänge seid liegen eure Zimmer nebeneinander.“
Sie ging zum Nachbarzimmer und schloss auch diese Tür auf. „So ich muss jetzt los, ah da kommt Antonio mit eurem Gepäck, ihr könnt ihm ja eben helfen die Koffer vom Wagen zu heben. Ich erwarte dich dann morgen früh um acht.“ Sagte sie zu Alissa, nickte den dreien zu und verschwand dann. Nachdem die Koffer abgeladen waren und Antonio ebenfalls weg war seufzte Alissa. „Sie redet ja noch mehr als Hannah!“ Sie rang sich ein Lächeln ab und lehnte sich gegen die Wand. Josh musterte sie und nahm dann grinsend ihre Koffer. „Komm mit.“
Sie folgte ihm ins Zimmer, es war ein kleiner Raum, die Wände waren kahl. Es gab ein Bett und ein Schreibtisch mit einem Stuhl davor. Außerdem hing ein kleiner Fernseher an der Wand. Das Bodentiefe Fenster ließ sich öffnen und es erstreckte sich ein schmaler Balkon auf der gesamten Länge des Hauses aus. Sie ging zur Tür die ins Badezimmer führte. Auch dieses war schlicht gehalten, hatte aber alles was man brauchte und war ebenso wie der Rest des Zimmers klein. „Also ich kann damit leben.“
„Dann würdest du meine Wohnung lieben.“
Sie sah lächelnd zu ihm auf. „Wie ist deine Wohnung denn?“
„Im Gegensatz zu diesem Zimmer? Riesig.“ Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen und Alissa hatte Mühe nicht dahin zu schmelzen.
„Jetzt mal im Ernst.“ Meinte sie dann um ein Grinsen bemüht. Sie redete gerne mit ihm und wollte auch noch gar nicht, dass er ging.
„Wir müssen über etwas anderes ernstes sprechen.“
Niedergeschlagen sah sie ihn an. „Mason.“ Flüsterte sie. Josh kam auf sie zu. „Nein, an ihn will ich jetzt gar nicht denken. Mir lässt etwas anderes einfach keine Ruhe.“ Er blieb kurz vor ihr stehen. Alissa schluckte. „Was denn?“ Ihre Stimme gehorchte ihr nicht mehr, es kam eher wie ein wispern heraus, doch sie zwang sich ihn anzusehen. Josh lehnte sich mit der Schulter an die Wand und sah auf sie hinunter. „Sag es mir.“ Verwirrt sah sie ihn an. „Du hast meine Frage nicht beantwortet.“
„Welche Frage?“
„Warum bist du wirklich hier?“
Alissa schwieg. Nach einer Weile sagte er: „Wenn du denkst, dass du mir eine Hilfe bist, dann irrst du dich. Ich könnte besser ermitteln, wenn ich wüsste, dass du in Sicherheit bist.“
„Ich habe nichts wo ich hinkönnte.“
„Ich habe dir schon mal gesagt…“
„Ich will deine Almosen nicht! Das habe ich dir schon gesagt!“ Brachte sie zischend heraus.
„Verwechsle Hilfe nicht mit Almosen. Mensch Alissa!! Wieso verstehst du das nicht?“ Aufgebracht fuhr er sich durch die Haare, er hatte Mühe sich zu beherrschen. So hatte er dieses Gespräch nicht geplant.
„Was verstehe ich nicht?“
„Du verstehst nicht, wie viel du mir mittlerweile bedeutest!“
Überrascht sah sie ihn an. Sie war viel zu geschockt um etwas zu sagen, sie versuchte das gehörte zu verarbeiten, sie versuchte etwas darauf zu erwidern, aber sie wusste nicht was.
„Verstehst du was ich dir sagen will?“ Hackte Josh nach.
Sie nickte, dann schüttelte sie den Kopf. Verwirrt sah sie ihn an. „Nicht wirklich.“ Gab sie dann zu.
„Ich wollte, dass du nach Hause fährst, weil ich mich in dich verliebt habe!“
„Du…“ Alissa starrte ihn entsetzt an. „Du in mich?“
„Empfindest du etwa nichts für mich?“ Jetzt war es an Josh der sie zweifelnd musterte. Er besaß eine sehr gute Menschenkenntnis und er konnte sich bei Alissa doch nicht geirrt haben, oder?
„Doch…“ Flüsterte sie. „Aber ich hätte nie…“ Sie stockte und setzte sich aufs Bett, ihre Beine trugen sie einfach nicht mehr. „Ich hätte nie gedacht, dass du dich in mich verlieben könntest.“ Gab sie zu. „Vor allem, wo du alles von mir weißt, das Gefängnis… Albert…“ Ihre Stimme wurde immer leiser.
„Ich war von Anfang an fasziniert von dir. Deine Vergangenheit ist mir völlig egal, es ist mir egal wer deine Eltern sind oder wo du die letzten Jahre warst. Du. So wie du heute, wie du jetzt bist, so Liebe ich dich!“ Gestand er, dann setzte er sich neben ihr aufs Bett. „Wieso bist du wirklich hier?“ Fragte er zum dritten Mal.
„Weil ich…“ Sie sah aufs Bett, doch Josh fasste ihr sanft ans Kinn und zwang sie so ihn anzusehen. „Ich hatte Angst um dich. Ich wollte bei dir sein.“
„Warum?“
„Weil ich mich in dich verliebt habe.“
„Das wollte ich hören.“ Er Lächelte, dann zog er sie näher zu sich und ihre Lippen fanden sich. Nach einer Weile löste er sich vorsichtig von ihr. „Du solltest dich jetzt ausruhen.“ Sagte er leise noch nahe an ihren Lippen und stand dann vorsichtig auf.
„Ja, du auch.“ Stimmte sie zu. Josh sagte dazu gar nichts. „Wenn etwas ist, ich bin immer in deiner Nähe.“ Versprach er und hob ihren Koffer auf den Tisch. „Jetzt kannst du ausp…“ Josh verstummte. „Ist etwas?“ Alissa sprang auf und starrte ihn an, brachte aber kein Wort raus. „Alissa. Ist alles okay? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“
„Du ha… hast… du…“ Alissa stammelte und Josh kam auf sie zu, legte seine Hände auf ihre Schultern und sah sie an. „Was ist los? Hier ist niemand.“ Alissa holte tief Luft und konnte endlich wieder sprechen. „Du hast eine Waffe.“
Verständnislos sah er sie an. „Natürlich, ich bin Polizist.“ Er zog die Waffe aus seinem Hosenbund und hielt sie ihr hin. „Das ist eine Glock 22, die gängige Polizei Waffe, Logan hat sie mir besorgt.“ Erklärte er.
„Aber du bist hier nicht im Dienst.“ Widersprach sie.
„Nicht offiziell. Aber Logan und sein Vorgesetzter wissen Bescheid, schließlich hat sein Boss ja eingewilligt, dass ich eine Waffe bekomme. Hast du Angst vor Schusswaffen?“
„Nein, du bist ja Polizist, aber ich habe Angst, dass du hier jemanden verletzt oder sogar tötest und nicht mehr nach Hause kannst, weil du im Hochsicherheitsgefängnis in Texas oder so sitzt.“
Josh konnte ein Grinsen einfach nicht verkneifen. Er fasste ihr an die Wange und streichelte sie. „Mach dir keine Sorgen, bis jetzt habe ich Gott sei Dank noch niemanden umgebracht. Und ich habe nicht vor jemanden zu töten.“
„Du musst es nicht vorhaben, es passiert vielleicht einfach so.“
„Ich hoffe nicht. Ich möchte niemanden umbringen.“ Er steckte die Waffe zurück und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. „Mach dir keine Sorgen, ich brauche die Waffe um mich und auch dich zu beschützen.“ Er sagte ihr nicht wie sehr er sich um sie sorgte. Er hatte einfach ein sehr schlechtes Gefühl was Alissas Anwesenheit hier betraf. Und meistens traf es auch zu.
Kapitel 17
Die nächsten Tage arbeitete Josh sich ein. Er stellte überall Camaras auf und richtete sich eine „Kommandozentrale“, wie Alissa sie zum Spaß immer nannte, ein. In dieser Zeit bekamen die beiden sich nicht oft zu sehen. Aber als beide ihre Abläufe verinnerlicht hatten, trafen sie sich gerne auch außerhalb der Mason Villa mit Luke und Riley und mit Logan und Sutton. Alissa war begeistert von ihren neuen Freunden. Die besuchten auch gerne alle zusammen die Gottesdienste, die in einer kleinen Kirche in Glendale stattfanden. Besonders gut verstand Alissa sich mit Riley und unternahm auch öfter mal was nur mit ihr und ihrer kleinen Grace. Alissa war völlig vernarrt in die kleine Tochter ihrer Freundin und verwöhnte sie dementsprechend gerne. Wie auch heute, Alissa hatte Riley vorgeschlagen im Park ein wenig spazieren zu gehen. Jetzt saß Riley auf dem Rand des Sandkastens, während Alissa fleißig Sandburgen baute, die Grace dann voller Freude zerstörte. Alissa grinste die kleine Prinzessin fröhlich an, die sich mit vollem Körpereinsatz auf den Sandhaufen schmiss, den Alissa gerade aufgebaut hatte. Freudestrahlend sah Grace zu Alissa und lächelte sie glücklich an, wobei sie die ganze Zeit, „Nochmal, nochmal!“ rief. Alissa kam der Aufforderung nach und lachte, als Grace es kaum aushalten konnte, bis sie wieder zerstören konnte.
„Du wärst echt eine gute Mutter.“ Meinte Riley plötzlich und Alissa sah zu ihr. „Ja wirklich, du und Josh, ihr werdet bestimmt süße kleine Babys haben.“ Alissa drehte sich weg. „Alles okay bei dir? Bin ich dir zu nahegetreten? Möchtest du gar keine Kinder?“
Alissa stand auf und schüttelte sich den Sand von den Händen, sie gab Grace eine kleine Schaufel und setzte sich dann neben Riley. „Doch, ich hätte gerne irgendwann einmal Kinder, aber…“ Sie verstummte und sah auf die kleine Grace, die Sand auf einen Haufen schaufelte, so wie sie es eben noch getan hatte.
„Aber…“ Hackte Riley nach.
„Ich weiß nicht ob ich mit Josh Kinder haben werde.“
Erschrocken sah ihre Freundin sie an. „Hast du keine Gefühle mehr für ihn?“
„Doch sicher! Ich liebe ihn, aber ich habe das Gefühl, dass er…“ Sie verstummte kurz. „Ich glaube er ist es eher, der weniger empfindet als ich. Als er mir vor zwei Wochen gesagt hat, dass er in mich verliebt ist, sah er auch so aus. Falls du verstehst was ich meine. Jetzt ist er voll auf Distanz gegangen. Er küsst mich nicht und wenn wir uns im Haus sehen ist er zwar freundlich, aber nicht liebevoll.“
„Hast du schon mal daran gedacht, dass er dich nur beschützen will?“ Alissa sah sie verwirrt an und Riley fuhr fort. „Du musst wissen, Josh kann seine Gefühle sehr gut verstecken, ich kenne ihn sehr gut, schließlich ist er mein Cousin. Er kann sogar Eiskalt rüberkommen, aber das macht er nur, wenn er jemanden den er wirklich liebt beschützen muss. Ich glaube er macht sich schreckliche sorgen um dich. Luke hat mir erzählt, wie verzweifelt er schon ist, weil er jetzt schon zwei Wochen so gut wie gar nicht von Masons Seite gewichen ist und immer noch keinerlei Beweise gegen ihn hat.“
„Hat er nicht?“
Riley schüttelte den Kopf. „Nein. Er wollte Mason längst hinter Gittern wissen. Aber wie es aussieht handelt er wirklich nur mit Gegenständen und nicht mit Menschen.“
Alissa sah sie bedrückt an. „Und du meinst, dass er mir deswegen aus dem Weg geht?“
„Du siehst nicht, wie er dich beobachtet. Wenn wir zusammen sind, dann kann er kaum die Augen von dir lassen. Ich sage dir, so viel Selbstbeherrschung wie der Mann hat, habe ich noch bei keinem Erlebt. Luke war da damals ganz anders.“ Riley lächelte als sie an ihre Schulzeit zurückdachte und Luke bei der ersten Begegnung gleich in die Arme gesprungen war. „Er wird sich auch weiterhin zurückhalten was die körperliche Beziehung angeht, das kannst du mir glauben, aber das heißt nicht, dass er kalt ist, oder nichts für dich empfindet.“
„Und ich dachte schon es liegt an mir.“ Alissa sah erleichtert zu Riley.
„Wieso?“
„Weil ich ihm von meiner Vergangenheit erzählt habe.“
„Ich kenne deine Vorgeschichte, dass du auf der Straße gelebt hast und im Gefängnis warst, aber deswegen würde er niemals…“
„Das ist aber auch alles was du weißt.“ Unterbrach sie Riley worauf diese sie interessiert musterte. „Ich will es wissen.“
Alissa seufzte. „Ich habe es schon zu vielen erzählt. Jahrelang war es nur mein Geheimnis und plötzlich erzähle ich es Josh, dann Hannah und jetzt dir.“
„Man sollte die Lasten mit anderen teilen, mit Menschen, die dich lieben. Dann heilen die Wunden schneller.“
„Wieso heilen die Wunden dann schneller?“
„Weil je mehr Leuten du davon erzählst, desto mehr wird für deine Heilung gebetet.“ Riley grinste sie an und nahm sie in den Arm. „Es muss schlimm gewesen sein.“ Flüsterte sie woraufhin Alissa nur nickte. „Wurdest du vergewaltigt?“ Fragte Riley einfühlsam. Alissa schüttelte den Kopf. „Aber beinahe, es war mein Stiefvater.“ Riley drückte ihre Freundin instinktiv näher an sich. „Ich werde für dich beten, dass du…“
„Ich bin schon darüber hinweg.“ Unterbrach Alissa Riley sie. „Ich habe selbst schon dafür gebetet und…“
„Ich bete dafür, dass du deinem Stiefvater verzeihst.“
Verblüfft sah Alissa zu Riley. „Ich soll ihm verzeihen?“ Hatte sie richtig gehört? Er sollte sich bei ihr entschuldigen, er sollte ins Gefängnis kommen er… Alissa unterbrach ihre Gedanken. „Solange du ihn hasst, ihm nicht vergeben kannst, wird dich die Last dieser Nacht erdrücken, du wirst nicht vergessen können, aber wenn du ihm verzeihen kannst, wird dein Herz frei davon und Jesus hat mehr Platz darin.“
„Ich habe noch nie daran gedacht ihm zu vergeben. Wieso sollte ich das tun?“
„Weil Jesus für deine Sünden gestorben ist.“ Darauf sagte Alissa nichts. Aber es stimmte sie hatte es selbst gelesen. „Am Kreuz, kurz bevor Jesus starb, rief er zu seinem Vater, dass er den Menschen vergeben sollte, sie wüssten nicht was sie tun. Jesus hat uns so sehr geliebt, dass er für uns Menschen ans Kreuz gegangen ist und den schrecklichsten Tod gestorben ist. Er hätte Scharen von Engeln rufen können, die ihn gerettet hätten, aber er wählte die Schmach eines Todes zu sterben, wie sie eigentlich Verbrechen vorbehalten waren. Er hat den Menschen vergeben und das sollten wir auch tun, egal wie schwer es uns fällt.“ Schloss Riley ihre kurze Rede.
„Ich glaube du hast Recht. Aus dieser Sicht habe ich es noch nicht gesehen. Ich werde heute Abend noch mal die Kapitel über die Kreuzigung durchlesen und ich will versuchen Albert zu vergeben.“
„Das ist mein Mädchen!“ Riley grinste.
Josh kam mit Luke den Weg zum Spielplatz entlang geschlendert und sah Alissa sofort. Sie stand neben der Schaukel und schaukelte Grace lachend an. Sie sah wunderschön aus. Ihre Augen strahlten und ihre Haare waren so herrlich durcheinander, nicht so perfekt zurückgekämmt wie bei der Arbeit. Er liebte es, wenn sie ihr Haar offen trug und es in leichten Wellen auf den Rücken fiel. Luke ging zu Riley die auf einer Bank in der Nähe von Alissa und Grace stand. Als Grace ihren Vater sah wollte diese sofort zu ihm. Alissa setzte sie auf dem Boden ab und die kleine lief so schnell ihre kurzen Beinchen sie trugen zu ihrem Daddy. Alissa sah ihr Glücklich hinterher, sah zu, wie Grace bei ihrem Vater ankam und abgeküsst wurde. Dann warf er die kleine mehrmals in die Luft woraufhin diese vergnügt quietschte. Riley saß mit einem seligen Lächeln auf der Bank und sah den beiden zu, dabei streichelte sie unablässig ihren runden Bauch.
„Sehen sie nicht toll zusammen aus?“ Flüsterte er ihr von hinten ins Ohr und legte sein Kinn auf ihre Schulter.
„Sie sind eine Bilderbuchfamilie.“ Stimmte sie zu, zückte ihr Handy und schoss Fotos. Dann stellte sie auf den Selfie Modus und schoss ein Foto von sich und Josh. „Hi!“ Sagte sie und drehte sich um. Josh stand ihr jetzt unmittelbar Gegenüber, sein Gesicht direkt vor dem ihren. Dann drückte er ihr, seit Wochen den ersten kleinen Kuss auf den Mundwinkel. Alissa erschauderte und sah ihn glücklich an. Jetzt verstand sie ihn besser. „Ich liebe dich.“ Sagte sie und umarmte ihn. „Und ich liebe dich, auch wenn es manchmal nicht so aussieht.“
„Ich weiß.“ Flüsterte sie und Josh hauchte ihr einen weiteren Kuss auf die Wange. „Ich habe etwas für dich.“ Sanft schob er sie von sich und holte eine kleine Schatulle aus seinem Jackett. Alissa wusste nicht, wie sie reagieren sollte und brachte nur ein kleines „Oh…“ heraus. „Mach es auf.“ Forderte Josh und Riley gehorchte. Sie klappte den kleinen Deckel auf und sah ein kleines Kreuzkettchen aus Gold. „Ich dachte, jetzt wo du Jesus in dein Leben gelassen hast, würde es gut passen.“ Er holte er raus und stellte sich hinter Alissa.
„Es ist wunderschön.“ Sagte sie und hob ihre Haare an.
„Ich möchte, dass du es immer trägst. Leg es nicht ab, so bin ich immer bei dir.“ Alissa drehte sich zu ihm. „Ich werde es immer tragen.“ Ihre Finger wanderten über das kleine Kreuz. „Danke!“ Hauchte sie und stellte sich dann auf die Zehenspitzen und gab ihm einen kleinen, kurzen Kuss. Josh grinste sie an. „Ich muss dir wohl öfter Geschenke machen, mir gefällt, wie du dich bedankst.“ Alissa lachte und hackte sich bei ihm unter, dann gingen sie zu Luke und Riley. Grace saß schon in ihrem Kinderwagen. „Kommt doch zum Abendessen zu uns. Ich wollte uns ein paar echte Amerikanische Rindersteaks grillen.“ Lud Luke die beiden ein und diese nahmen Dankend an. Den ganzen Weg bis zu den Parkers hielt Josh ihre Hand und Alissa war so glücklich wie schon lange nicht mehr.
Am nächsten Morgen klopfte es schon früh an ihrer Tür. „Alissa, ich bin´s. Mach bitte auf.“ Rief Josh durch die Tür. Alissa sah nach draußen, es war noch dunkel, sofort war sie hellwach und öffnete die Tür. Josh trat schnell ein und schloss sie schnell wieder. „Mason hat mich gerade geweckt. Er muss nach Las Vegas, wir fliegen in einer Stunde los.“
„Warum so plötzlich?“
„Das hat er mir nicht gesagt, aber ich hoffe er macht sich endlich strafbar, sodass ich ihn hinter Gittern bringen kann.“
„Pass bitte auf dich auf.“
„Das gleiche wollte ich dir auch sagen.“ Josh grinste.
„Wieso hast du bis jetzt nichts gefunden? Wir sind doch schon eine Weile hier.“
„Woher weißt… ach Riley!“ Er sah kurz wütend aus, hatte seinen Gesichtsausdruck aber sofort wieder unter Kontrolle. „Er ist entweder sauber oder im Urlaub. Die Räume, die Liam ihm verschafft hat sind alle sauber. Nur Waren, nichts Illegales. Die Überwachungscamaras die wir installiert haben zeigen nichts auffälliges und die Kontrollen die die Polizei heimlich machen haben auch nichts ergeben. Wir haben also nichts.“
„Wieso bist du denn so sicher, dass es Mason ist?“
„Maria hat es gesagt, sie wusste nur diesen Namen, gesehen hat sie ihn aber nie. Die Männer die sie… du weißt schon, sie haben diesen Namen öfter gebraucht.“
„Und die Männer, die ihr verhaftet habt?
„Das waren nur Freier, sie wussten noch weniger, weil sie Maria geschenkt bekommen haben. Von wem wussten sie nicht.“
„Wie schrecklich!“
„Ja Maria war 2 Monate in ihrer Gewalt bis ihr die Flucht gelang.“
„Wieso wurde sie ihnen geschenkt?“
„Sie haben Drogen geschmuggelt. Statt Bezahlung wollten sie ein Mädchen.“ Josh wurde beinahe schlecht als er an die Aussage von Maria dachte und sich daran erinnerte was sie geschildert hatte, wie genau die beiden Männer sie Missbraucht hatten. Seine Stimme klang sachlich, doch innerlich zerfraß ihn der Gedanke daran, wie viele Frauen und Mädchen wohl ein ähnliches Schicksal wie Maria erlitten.
„So ein Mann gehört hinter Gittern, sieh zu das du ihn kriegst!“ Alissa nahm ihn in den Arm. „Wie lange bleibt ihr weg?“
„Das hat Mason nicht gesagt, aber ich denke nicht allzu lange. Allerhöchstens ein paar Tage. Wir werden telefonieren okay? Und wenn etwas ist geh zu Logan.“ Alissa nickte. Sie verabschiedeten sich noch und ein paar Minuten später war Josh wieder aus ihrem Zimmer verschwunden. Alissa legte sich wieder ins Bett, aber sie konnte einfach nicht mehr einschlafen. Jetzt würde es bestimmt losgehen.
Kapitel 18
Drei Tage war Josh schon weg und Hendrik Mason machte Urlaub. Er hatte gar nicht geschäftlich zu tun, das einzige was er tat war sein Geld zu verspielen und seine Frau zu betrügen. Josh war am Verzweifeln. Seine Arbeit, die letzten Wochen und Monate hatte er sich so auf Mason konzentriert, er war sich so sicher, aber jetzt wusste er nicht mehr ob er seinem Instinkt überhaupt noch trauen konnte. Er war ein guter Cop, aber irgendwie war dieser Fall zum Scheitern verurteilt. Er saß an der Bar, trank sein Wasser und beobachtete Mason, wie er mit einer Frau flirtete. Mason konnte einfach kein Menschenhändler sein, da wurde Josh sich von Minute zu Minute sicherer. Er konnte eigentlich seine Sachen packen und nach Hause fliegen. „Hey Josh, du hast ab jetzt frei. Wir kommen ganz gut alleine zurecht.“ Unterbrach Mason seine Gedanken und Josh sah auf, Mason stand neben ihm die Frau hatte ihre Arme um seine Mitte geschlungen und schmiegte sich an ihn. „Habe ich recht meine Hübsche?“ Fragte er und streichelte ihr über die Wange. Die Frau lächelte kokett, nickte Josh zu und ließ dann ihren Blick über seinen Körper gleiten. Josh ignorierte sie und in Masons Augen funkelte es kurz wütend auf, er hatte sich aber schnell wieder unter Kontrolle. „Tess, warte doch vorne auf mich.“ Er gab ihr einen leichten Stoß und Tess stolzierte davon, aber nicht ohne sich noch einmal umzudrehen und Josh zuzuzwinkern. Er ignorierte sie auch dieses Mal. „Du solltest dir mal was Ordentliches gönnen.“ Meinte Mason und winkte dem Barkeeper zu sich. „Geben Sie ihm mal was Ansehnliches.“ Der Barkeeper nickte und Mason wandte sich wieder zu Josh. „Der Abend ist noch lang. Sie sind Jung, genießen Sie ihr Leben.“ Er legte ihm ein paar Hundert Dollarscheine auf den Tresen. “Spielen Sie ein bisschen.“ Meinte er dann und drehte sich um. Der Barkeeper stellte ihm ein kleines Glas mit einer braunen Flüssigkeit drin, hin. Doch Josh trank sein Wasser aus, nahm bis auf einen Schein, das ganze Geld und ging aus dem Hotel. Draußen ging er ein paar Meter und fand dann was er suchte. Hier wimmelte es nur so von Obdachlosen. „Haben Sie Hunger?“ fragte er ein paar Leute, die in einer Gasse um einer Tonne in der ein Feuer brannte standen. „Was denkst du denn?“ Bellte ein Mann mittleren Alters ihn grob an. „Dann kommen Sie, ich lade Sie ein.“ Er deutete mit dem Kopf auf ein Schnellrestaurant auf der anderen Straßenseite. „Du hast also Geld?“ Wollte ein weiterer Mann wissen. Josh sah zu ihm. Er war groß, ein bisschen größer als er selbst und breit gebaut. „Genug um euch satt zu kriegen.“ Meinte Josh ungerührt, trotz der Tatsache, dass der Mann sich ihm immer weiter näherte. „Wer sollte mich daran hindern, dir nicht einfach das Geld wegzunehmen?“ Er ballte seine Hand zur Faust, doch Josh sah den Schlag schon kommen, wehrte ihn gekonnt ab und traf den Mann direkt auf die Nase. „Das wäre ungerecht den andern gegenüber. Sie haben auch Hunger.“ Sagte er dann leichthin und drehte dem Mann den Rücken zu. „Wer möchte, komm…“ Weiter kam er nicht, denn der Mann sprang von hinten auf seinen Rücken und Josh kam ins Straucheln. Der Mann schlang seine Beine um Joshs Mitte und schlug ihm immer wieder auf den Kopf. Josh versuchte die Schläge abzuwehren und rannte los. Im nächsten Moment lag der Mann wider vor ihm auf den Boden und hielt sich den Kopf. „Was ist…?“ Weiter kam er nicht, denn er sah, dass über ihm eine Feuertreppe war. Josh hielt sich den Kopf und sah auf den Mann der sich gerade wieder aufrappelte. „Du kleiner Mistkerl! Du glaubst wohl du kannst...“ Weiter kam er nicht, denn Josh hielt ihm seine Waffe vor die Brust und entsicherte diese. „Ich habe echt keine Lust mich hier zu schlägern. Entweder du kommst mit zum Essen, oder nicht!“ Der Mann fing an zu grinsen. „Du spielst unfair. Das gefällt mir! Ich bin Jack.“
„Joshua.“ Sie sahen sich kurz schweigend an dann fragte Josh erneut: „Hunger?“
„Mordsmäßig!“ Brüllte Jack und kam auf Josh zu. Die beiden gingen voran und der Rest folgte ihnen. Zwanzig Minuten später saß Josh mit Jack in einer Ecke und hörte sich seine Lebensgeschichte an. „Und was treibt dich hier her?“
„Ich bin Bodyguard.“
Jack nickte. „Wehren kannst du dich auf jeden Fall. Wen beschützt du denn?“
„Einen Kerl, der gerade seine Frau betrügt.“
Jack lachte laut los. „Na der weiß wo man sich amüsieren kann. Hier gibt es die besten Frauen weit und breit und die machen einfach alles!“
Josh hob seine Hand. „Ich will davon nichts hören.“
„Vergeben?“
„Sie heißt Alissa.“
„Schöner Name.“
„Ja das stimmt. Na gut Jack, ich muss dann mal los. Sie wartet sicher schon auf meinen Anruf.“ Josh stand auf und Jack erhob sich ebenfalls. „Es tut mir leid wegen vorhin.“ Josh wischte seine Entschuldigung mit einem Wisch weg. „Ich wollte nur etwas Gutes tun. Und wenn es heißt, dass ich mich schlagen lassen muss…“ Josh ließ den Satz unbeendet und grinste sein Gegenüber an. „Danke.“
„Gern geschehen, und hau nächstes Mal nicht sofort drauf los. Wir sind doch alles Menschen und können reden.“
„Mach ich. Alles Gute dir und Alissa.“
Josh nickte, verabschiedete sich von den anderen Männern, die sich herzlichst bei ihm bedankten und machte sich auf den Weg in sein Zimmer. Er sollte sich mal mit Logan unterhalten, wenn er auch nichts hatte dann würde er so schnell wie möglich seine Sachen packen und nach Hause fahren – mit Alissa! Die müsste er gleich auch mal anrufen, die letzten Abende hatten sie immer telefoniert und heute hatte er noch gar nichts von ihr gehört.
Alissa war jetzt den dritten Tag ohne Josh und sie vermisste ihn. Sie hatten gestern vor dem schlafen gehen zwar noch telefoniert, aber er fehlte ihr trotzdem. Sie wunderte sich noch immer. Innerhalb von ein paar Wochen hatte er ihr Leben auf den Kopf gestellt. Sie hatte sich verliebt und bekehrt. Ab jetzt sah sie ihrer Zukunft nicht mehr so schwarz entgegen. Mit Joshs Hilfe würde sie auch in Deutschland, in seiner Nähe einen guten Job finden. Riley hatte ihr sogar angeboten, dass sie bei ihr und Luke einziehen könnte bis sie etwas Geeignetes gefunden hatte. Lächelnd stellte sie den Bilderrahmen, den sie abgewischt hatte wieder an seinen Platz, drehte sich um und stieß einen spitzen Schrei aus. „Ist alles okay bei Ihnen? Habe ich Sie erschreckt?“ Samantha sah sie ungeduldig an und Alissa legte die Hand auf ihr pochendes Herz. „Entschuldigen Sie, ich habe niemanden erwartet. Um diese Uhrzeit ist…“
„Jaja, ich brauche Sie. Machen Sie sich fertig in zehn Minuten erwarte ich Sie auf dem Hof.“ Damit drehte sie sich um und verschwand aus dem Raum. Alissa legte schnell alles auf seinen Platz, schnappte sich ihre Putzutensilien und verstaute sie in der Kammer unter der Treppe. Dann lief sie in ihr Zimmer zog sich schnell eine saubere Jeans und ein Top an und sah sich dann kurz im Spiegel an. Sie war nicht geschminkt, hatte jetzt auch keine Zeit mehr dafür, was auch immer Samantha vorhatte sie musste so mit ihr klarkommen. Im letzten Moment entschied sie sich aber doch den Pferdeschwanz zu lösen und ihre blonden Haare fielen ihr über den Rücken. Ihr Blick fiel auf die Kreuzkette von Josh die um ihren Hals hing. Sie lächelte, streichelte darüber und ging dann aus ihrem Zimmer. Als sie auf den Hof kam stand schon eine Limousine bereit und Samantha saß drin und wartete ungeduldig auf sie. „Entschuldigen Sie die Verspätung.“ Sagte Alissa obwohl sie gar nicht wusste, ob sie sich überhaupt verspätet hatte.
„Jetzt sind Sie ja endlich da.“ Erwiderte sie unwirsch und nahm ihr Handy aus ihrer Handtasche. Alissa verstand den wink und sagte gar nichts mehr, sie sah auf dem Fenster und beobachtete die Landschaft an der sie vorbeifuhren. Als sie nach einer halben Stunde noch immer nicht angekommen waren fragte Alissa sich wohin es gehen sollte. Ursprünglich hatte sie angenommen Samantha wolle einkaufen gehen und sie sollte sie Tüten schleppen, aber die Gegend in die sie fuhren glich keiner Stadt. Es war eher ein Industriegebiet. Plötzlich unterbrach Samantha das schweigen. „Ich habe gleich ein Gespräch mit meinem Geschäftspartner, ich möchte, dass Sie solange auf mich warten.“ Der Wagen hielt vor einem ziemlich verlassen aussehendem Gebäude. „Natürlich.“ Antwortete Alissa und machte keine Anstalten aus dem Auto zu steigen. „Im Gebäude.“ Fauchte Samantha und stieg aus, als der Fahrer ihr endlich die Tür geöffnet hatte. Fragend was sie hier tun sollte, öffnete Alissa die Tür und folgte ihrer Chefin nach drinnen. Samantha ging schnell, trotz ihres Rockes und den hohen Schuhen kam sie schnell voran. Sie ging durch eine leere Halle ans andere Ende des Gebäudes und drückte auf den Knopf eines Aufzugs. Alissa wunderte sich, dass der überhaupt funktionierte. Hier sah alles so verlassen und kaputt aus. Die Fahrstuhltüren öffneten sich und Samantha drängte sie hinein. „Ich habe es eilig. Ich hasse diesen Ort.“ Alissa nickte nur. Es schickte sich wohl nicht etwas über dieses marode Gebäude zu sagen. Der Aufzug setzte sich in Bewegung und nach einer gefühlten Ewigkeit öffneten sich die Türen. Jetzt lag ein sauberer schmaler, mit Teppich ausgelegter Gang vor ihnen, an den Wänden hingen in einigen Abständen Bilder von verschieden Gebäuden. Es roch gut und alles war sauber. Es war, als ob man in einem anderen Gebäude war. „Warte da drin.“ Samantha deutete auf eine Tür und Alissa sah sie kurz überrascht an. „Na, los. Ich will es endlich hinter mich bringen.“ Alissa öffnete die Tür. Vor ihr war ein kleines gemütlich eingerichtetes Büro. Allerdings stand auf dem Schreibtisch kein Computer. Aber vielleicht arbeitete die Person, die hier arbeitete ja mit einem Laptop. Sie setzte sich auf das Sofa gegenüber der Fensterwand. „Ich hole Sie hier gleich wieder ab.“ Samantha schloss die Tür und Alissa stöhnte auf. Was hat die Frau hier nur zu suchen?
Ihre Frage wurde kurze Zeit später beantwortet. Samantha kam in den Raum. „Komm mit.“ Blaffte sie wütend und Alissa stand vom Sofa auf. „Hast du dein Handy dabei?“
„Ja, aber hier ist kein Netz.“
„Das weiß ich selbst. Gib es mir.“ Samantha streckte ihre Manikürte Hand aus doch Alissa wollte ihr das Handy nicht geben. Irgendwie hatte sie plötzlich ein sehr ungutes Gefühl. Sie drehte sich um und erstarrte. „An deiner Stelle würde ich ihr gehorchen. Lissy Schatz!“
„Albert?“ Alissa sackte in sich zusammen, halt suchend klammerte sie sich an einen Stuhl. „Was machst du hier?“ Brachte sie Mühsam heraus. Angstschweiß überfiel sie ihr wurde übel, sie hatte panische Angst vor diesem Mann und jetzt stand er ihr unmittelbar gegenüber.
„Ich habe auf dich gewartet. Du bist ganz schön weit weg von zu Hause, nicht wahr?“ Er grinste sie belustigt an. „Wie lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet?“
„Hör mit diesen Spielchen auf Albert. Und gib mir endlich dein Handy du dummes Mädchen!“ Schimpfte Samantha. Als sie nicht reagierte fing diese an, an Alissa zu zerren und riss ihr schließlich die Handtasche aus der Hand die diese starr vor Entsetzen umklammerte. „Ich verschwinde jetzt von hier, du hast was du wolltest. Und erwarte nicht noch einmal von mir, dass ich die Drecksarbeit für dich mache!“ Fauchte sie.
„Deal ist Deal. Du besorgst mir die Mädchen und ich bezahle dich angemessen.“ Meinte Albert ruhig.
„Wenn mein Mann nicht so ein verschwenderischer, Spielsüchtiger Taugenichts wäre…“
„Dann würdest du mir trotzdem die Mädchen besorgen, es gefällt dir. Willst du zusehen was ich mit unserer kleinen Lissy vorhabe?“
„Ich soll dir dabei zusehen wie du sie entjungferst? Da habe ich besseres zu tun!“ Samantha stapfte durch die Tür und diese viel mit einem lauten Krachen ins Schloss.
„Soso, also bist du noch immer unberührt, nach all den Jahren.“ Albert kam immer näher und strich ihr über das Haar. Alissa sah zur Seite auf den Boden doch Albert umklammerte plötzlich ihr Kinn und Zwang sie ihn anzusehen. „Ist das so?“ Wollte er wissen.
„Ich wüsste nicht was es dich angeht.“ Brachte sie heraus und sah den Mann ihrer Mutter wütend an.
„Oh, das sind ja ganz neue Töne. Bringt dir das dein neuer Glaube bei?“ Er strich ihr Schulterblatt entlang und fuhr mit dem Finger die Kette entlang bis er das Kreuz zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. Er zog und damit die Kette nicht zerriss kam Alissa Albert näher. „Bitte, mach sie nicht kaputt.“ Sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Langsam ließ Albert die Kette lockerer und Alissa atmete auf. „Also, wirst du jetzt mit mir reden?“
Automatisch nickte Alissa.
„Sehr schön.“ Albert setzte sich auf den einzigen Stuhl im Raum und sah zu Alissa hoch. „Also noch unberührt oder schon befleckt?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Alissa!“ Albert schrie auf und Alissa zuckte zusammen. „Du musst schon deutlicher sein. Bist du Jungfrau?“ Sie nickte. „Das verkompliziert die Sache dann doch ein bisschen.“ Meinte Albert und schwieg für eine kurze Weile. „Wir müssen los.“ Unterbrach er dann plötzlich das Schweigen und stand auf. Kurze Zeit später saßen sie in seinem Auto. Er hatte ihr die Hände und Füße mit Kabelbinder gefesselt. Unterwegs wurde er dann wieder sehr gesprächig. „Wir müssen ein bisschen fahren und so haben wir Zeit uns ungestört zu unterhalten. Nachher wird es bestimmt schwierig.“ Alissa schwieg. „Ich merke schon, es wird ein sehr einseitiges Gespräch.“ Er grinste. „Du hast noch gar nicht nach deiner Mutter gefragt.“ Alissa sah ihn an. „Aha, also doch Interesse! Aber du bist zu spät, sie ist tot.“
Alissa biss sich auf die Zähne, sie wollte nicht vor ihm weinen, konnte es aber nicht verhindern, dass ihr die Tränen die Wangen herunterliefen. „Die gute hat sich vor Zwei Wochen das Leben genommen. Litt unter Verfolgungswahn, die ärmste.“
„Du hast sie so weit gebracht!“ Stieß sie hervor.
„Ja, ja ich gebe zu, so ganz unschuldig war ich bei dieser Sache wohl nicht.“ Er grinste. „Aber sie wurde zur Last, also musste sie weg.“
„Du hast…“ Alissa konnte es gar nicht aussprechen.
„Ja, nicht direkt ich, ich habe Männer die das für mich erledigen. Die alte Dame war eh nicht ganz dicht. Ständig hat sie mich beschuldigt, dich entführt zu haben. Irgendwann ließ ich sie wegsperren.“
„Also war sie in Wirklichkeit gar nicht krank?“
Albert zuckte mit einem hinterhältigen Grinsen die Schultern. „Kann sein, dass es die Drogen waren die ich ihr ins Essen gemischt habe. Sie hat mich genervt immer wieder behauptete sie, dass du nachts vor deinem Verschwinden in ihrem Zimmer warst und behauptet hattest, ich hätte dich vergewaltigt. Die Frau wollte sich von mir trennen, also musste ich handeln.“
Alissa schwieg. „Dein Zimmer sieht noch genauso aus wie früher, bis auf die Scherben die habe ich aufgehoben.“ Er sah zornig zu ihr. „Das wirst du mir allerdings noch büßen.“
„Was passiert jetzt mit mir?“
„Ich überlege, ob ich dich selbst behalte oder an einen alten Ölscheich verkaufe. Sie zahlen gut für Europäische Jungfrauen. Leider bist du blond, das wird den Preis nochmal hochhauen und ich kann zu Geld einfach nicht Nein sagen.“ Aber warten wir es erst mal ab. Vielleicht nimmt er dich auch wenn du nicht mehr unberührt bist.“
Alissa sank in sich zusammen. Josh! Er war doch noch da. Er war doch mit Mason, Josh würde sie retten. „Wie kommt es, dass ein Ehepaar wie die Masons für dich arbeiten?“
„Du denkst, dass Hendrik was mit der Sache zu tun hat?“ Er lachte. „Da irrst du dich. Er hat keine Ahnung was seine Frau so macht. Er ist ein Spieler, ein Taugenichts. Hatte mal glück bei einem Investment und seitdem tut er so, als ob er zu den Reichen gehört. Er lebt ja doch nur von seinen Zinsen und ein paar Geschäften die so mit ach und krach laufen.“
„Wie kommt es, dass ich hier bin?“
„Weil ich es so wollte. Zuerst wollte ich dich leiden sehen und habe den Richter bestochen, dass er dich extra hart bestraft, aber das hat mir irgendwie nicht geholfen. Ich wollte dich trotzdem haben.“ Er strich mit dem Finger ihren nackten Oberarm entlang worauf sie von ihm wegrückte. Er lachte und ließ sie los. „Also habe ich beschlossen Samantha um ihre Hilfe zu bitten. Sie hat dich eingestellt und hierhergebracht. Alles läuft wie am Schnürchen.“ Alissa sagte gar nichts mehr. Sie wusste, dass sie verloren hatte. Josh verdächtigte Hendrick und nicht seine Frau. Er würde sie niemals finden, nicht in Amerika, vielleicht würde sie sogar nach Mexico gebracht werden oder der Scheich würde sie kaufen und sie wäre auf ewig eine Sklavin. Als ihr ihre Lage jetzt so richtig bewusst wurde versuchte sie gar nicht erst die Tränen zu unterdrücken. Sie weinte. Sie weinte um alles, was sie verloren hatte. Gerade hatte sie sich eine glückliche Zukunft vorgestellt und nun saß sie hier.
Der Fahrer hielt das Auto an, sie standen vor einer großen Villa. Kurze Zeit später öffneten sich die Türen und Albert stieg aus. „Bringt sie in mein Zimmer. Ich muss telefonieren. Und niemand fasst sie an!“
Kurze Zeit später warfen zwei Männer sie rücksichtslos in ein Schlafzimmer. Alissa kauerte sich in eine Ecke, zog die Beine an und weinte hemmungslos. Irgendwann schlief sie völlig erschöpft auf dem Boden ein.
Kapitel 19
Er erreichte sie einfach nicht. Josh hatte es schon dreimal versucht. Auch bei Riley und Logan hatte er angerufen. Dort war sie auch nicht. Das sah Alissa nicht ähnlich, ihr musste irgendetwas zugestoßen sein. Er sah auf die Uhr, es war noch nicht spät. Alissa hatte schon Feierabend, aber es war viel zu früh um schlafen zu gehen. Sie ging nie vor 23 Uhr ins Bett und es war jetzt gerade kurz nach 21 Uhr. Nein irgendetwas war passiert. Er rief erneut bei Logan an. „Hey, ich fahre gleich zum Flughafen und nehme den nächsten Flug. Fahr bitte zu den Masons und warte dort auf mich. Ich bin spätestens in zwei Stunden da.“ Sprach er ins Telefon.
„Okay, ich sehe mich mal in ihrem Zimmer um.“
„Aber unauffällig.“
„Natürlich!“
Sie legten auf. Josh kritzelte eine schnelle Nachricht für Mason, nahm seine Tasche und stopfte seine Klamotten hinein und keine fünf Minuten später verließ er sein Zimmer.
Josh kam anderthalb Stunden später in einem Taxi vor der Villa an. Zum Glück hatte er noch einen Flieger erwischt. Er bezahlte den Taxifahrer und stieg zu Logan in dessen Pick Up der am Straßenrand stand. „Und?“ Fragte er ohne eine Begrüßung.
Logan sah ihn ernst an. „Ihr Zimmer ist komplett leer. Nichts Persönliches mehr da.“
Josh schluckte. „Ich muss ins Haus.“
„Ich komme mit.“
„Wie du willst.“ Gemeinsam gingen sie ins Haus, er war anscheinend niemand mehr auf, denn die kamen ungesehen in den Angestelltentrakt.
„Die Tür ist nicht verschlossen.“ Erklärte Logan nachdem Josh keine Anstalten machte diese zu öffnen. Er atmete noch einmal kurz auf und drückte dann die Türklinke herunter. Der Raum lag im Dunkeln und Josh sah sofort, dass niemand da war. „Keine Nachricht?“ Fragte er Logan und dieser schüttelte mit dem Kopf. „Ich habe nichts gefunden.“
„Wie müssen in den Überwachungsraum, ich muss sehen wann sie verschwunden ist.“ Logan nickte. „Gute Idee. Meinst du sie ist einfach abgehauen? Sie hätte die Chance hier ganz neu anzufangen.“
„Nein. Sie würde niemals ohne ein Wort verschwinden.“
„Sie hat es damals schon mal gemacht.“
„Das war etwas anderes, und selbst da war sie noch im Zimmer ihrer Mutter um diese zu warnen.“ Josh schloss die Tür zum Überwachungsraum auf, setzte sich auf einen Stuhl und startete das Programm. „Hier, gegen Nachmittag bringt sie die Putzsachen auf den Platz und…“ Josh spulte kurz weiter.
„Da!“ Logan zeigte auf den Monitor, „Sie steigt in ein Auto.“
„Das ist der Fahrer von Samantha.“ Erkannte Josh den Mann der die Tür zu schlug und ums Auto ging. Er stand auf, dass der Stuhl dabei umfiel beachtete er gar nicht. „Wir müssen mit ihm reden.“
Alissa wurde wach ihr war kalt und ihr ganzer Körper tat weh. Als ihr bewusst wurde wo sie war setzte sie sich schnell auf und sah sich hektisch im dunklem Zimmer um. Es war niemand zu erkennen, allem Anschein nach war sie allein. Sie fing an zu zittern und erneut fing sie an zu weinen, doch dann fiel ihr der Bibelvers ein, den sie gestern Abend vor dem schlafen gehen gelesen hatte: Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. „Lieber Gott,“ flüsterte sie. „bitte gib mir die Kraft das alles zu überstehen. Und bitte hilf Josh mich zu finden. Ich habe…“ Die Tür wurde geöffnet und Alissa verstummte, drückte sich noch tiefer in die Ecke. Das Licht wurde angeschaltet und Alissa kniff die Augen zusammen. Niemand sagte etwas und nach einiger Zeit hatten ihre Augen sich an das Licht gewöhnt. Sie öffnete sie und sah eine junge Frau im Raum stehen. „Hallo, ich bin Penelope. Ich soll dir helfen dich zu waschen und anzuziehen.“
„Anziehen?“ Alissa sah sie verwirrt an. Penelope war noch jung vielleicht gerade 18, sie war groß, hatte schlanke Beine und langes wunderschönes schwarzes Haar.
„Albert möchte dich dem Scheich vorstellen.“
Alissa schluckte und stand vorsichtig auf. „Er möchte mich also nicht selbst behalten?“
Das Mädchen zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“
„Wer bist du?“
„Penelope.“
„Aber was machst du hier?“
„Ich bin genauso wie du, meine Familie hatte Schulden, ich arbeite sie ab.“
„Indem du deinen Körper…“
„Ich werde dazu gezwungen, ich mache es nicht freiwillig.“ Unterbrach sie Alissa. „Sie bedrohen meine Familie, sie holen meine Schwester, wenn ich nicht tue was sie verlangen. Sie ist erst 14!“ Penelope war verzweifelt. „Ich muss tun was sie wollen, du solltest jetzt mit ins Bad kommen, das Wasser ist schon eingelassen.“
„Und du? Wie alt bist du?“ Fragte Alissa mitfühlend, zum Glück hatte sie keine Schwester.
„Ich bin 17.“
Alissa stand auf. Sie würde Penelope keine Schwierigkeiten machen. Die nächsten Minuten vergingen schweigend, Alissa badete während Penelope ihr ein Kleid zeigte. „Albert möchte das du das anziehst.“ Alissa sah auf. Es war ein rotes, enganliegendes sehr kurzes und sehr weit ausgeschnittenes Kleid. Desinteressiert sah sie wieder weg. „Der Scheich ist ein guter Mann.“ Munterte Penelope sie auf. „Er ist sanft und zuvorkommend, er wird dich besser behandeln als Albert.“ Penelope gab Alissa ein Badetuch und sie trocknete sich ab. Penelope half ihr in das Kleid und schloss es, als das geschafft war sah Penelope auf ihr Dekolleté. „Möchtest du diese Kette nicht abnehmen?“
Automatisch griff Alissa an das Kreuz. „Nein.“
„An diesem Ort gibt es keinen Gott.“
„Das mag sein, aber er ist in meinem Herzen. Die Kette bleibt wo sie ist.“
Penelope nickte. „Ich werde dich dann jetzt Frisieren und schminken.“ Sie deutete mit dem Kopf zum Spiegel und Alissa setzte sich davor. Nach einer Stunde brachte Penelope sie wieder in das Zimmer und verabschiedete sich. „Ich werde Albert Bescheid geben, dass du fertig bist.“ Alissa nickte. „Viel Glück.“ Flüsterte das Mädchen und war kurz darauf durch die Tür verschwunden, Alissa hörte wie sich der Schlüssel umdrehte und ging unruhig im Zimmer auf und ab. Ihr Blick fiel auf eine Uhr an der Wand, es war schon nach 1 Uhr. Sie hatte fürchterliche Angst und sie fing wieder an zu zittern. Wenn doch nur schon alles vorbei wäre. Sie wusste nicht was auf sie zukam, aber sie wusste, dass sie stark bleiben musste. Sie würde nicht mehr weinen und sie hatte immer noch die Hoffnung, dass Josh sie vielleicht doch noch finden würde.
Josh war am Ende. Der Mann den sie suchten war nicht da und auch sein Zimmer war komplett leer. Wütend schlug er mit der Faust gegen die Tür. „Das darf doch nicht wahr sein!“ Schimpfte er und sah auf das Loch, dann auf seine Faust, die sich rot färbte. Er spürte keinen Schmerz. Plötzlich kam ihm eine Idee. „Komm mit!“ Forderte er Logan auf und rannte über den Flur zurück zum Überwachungsraum. Er machte sich nicht die Mühe, den Stuhl vom Boden aufzuheben, sondern beugte sich über die Tastatur und wenig später leuchtete ein kleiner roter Punkt auf dem Bildschirm. „Da ist sie.“ Sagte er atemlos und sah Logan glücklich an. „Woher…?“
„Ich habe ihr eine Kette mit Peilsender geschenkt.“
Logan verdrehte die Augen. „Kann es sein das du ein kleines bisschen paranoid bist? Vielleicht ist sie wirklich einfach nur abgehauen.“
„Nein, aber das werde ich dir gleich beweisen. Wir müssen los.“ Er suchte einen Stift und einen Zettel. „Ich weiß wo das ist. Komm.“ Logan zog ihn hoch und zusammen machten sie sich auf den Weg nach draußen.
Alissa wartete zehn Minuten, dann wurde der Schlüssel erneut im Schloss umgedreht. Sie drehte sich zur Tür und Albert betrat den Raum. Er lächelte als er sie sah. „Du siehst wunderschön aus!“
„Ich sehe wie eine Prostituierte aus.“
Albert grinste höhnisch. „Bald bist du eine, der Scheich ist schon ganz gespannt auf dich. Er freut sich auf deine blonden langen Haare.“
„Du machst mir keine Angst mehr. Jedes Schicksal ist mir lieber, als in deiner Gefangenschaft zu leben. Ich könnte es nicht ertragen dich jeden Tag sehen zu müssen, ein Bett mit dir teilen zu müssen und das mit dem Wissen, was du meiner Mutter angetan hast.“
„Du musst mich ja sehr hassen.“ Albert streichelte ihr über die Wange. „Und doch kannst du nichts tun!“
„Nein, ich hasse dich nicht. Du bist einfach nur krank und dafür bemitleide ich dich.“ Albert hob die Hand und schlug ihr ins Gesicht. Alissas Hand ertastete ihre brennende Wange und sah ihm in die Augen. „Du kannst mich nicht mehr verletzten als du es bereits getan hast. Ich hoffe nur du wirst eines Tages einsehen, was…“
„Halt die Klappe!“ Schrie er sie an, nahm sie grob beim Oberarm und zog sie aus dem Zimmer. „Ich sollte dich behalten und Sachen mit dir machen, die du dir nicht vorstellen kannst! Wenn ich das Geld nicht für andere Investitionen brauchen würde, dann würdest du mir gehören.“
„Gott sei Dank bist du knapp bei Kasse.“ Murmelte Alissa und meinte jedes Wort so. Albert zog sie eine große Treppe run
runter, dabei stolperte sie öfter da ihr die Schuhe zu groß waren in die Penelope sie gesteckt hatte. „Du tust mir weh.“
Albert stoppte so abrupt, dass sie gegen ihn stieß. „Ich würde dir gern noch mehr wehtun, aber das ist leider nicht möglich.“ Stieß er aus und drückte ihren Oberarm noch fester. Alissa biss die Zähne zusammen und sagte nichts mehr. Albert setzte seinen weg fort. Sie kamen in eine Art Privaten Salon. Ein Mann der ungefähr fünfzig Jahre alt war saß in einem teuer aussehenden Anzug auf einem Sofa und hatte ein Glas mit einer Bernsteinfarbenden Flüssigkeit in der Hand. Er machte eine Bewegung mit der Hand und sofort ließ Albert sie los. Alissa stand stocksteif, den Kopf stolz erhoben mit laut schlagendem Herzen. Eigentlich müsste es jeder im Raum hören, zumindest aber sehen, sie spürte ihren Puls in ihrer Kehle auf und ab hüpfen. „Guten Abend Alissa.“ Die Stimme des Mannes klang gar nicht so schrecklich, wie Alissa es sich ausgemalt hatte. Sie hörte sich sogar Recht sympathisch an. Alissa brachte kein Wort heraus, sie nickte nur einmal. „Setz dich doch zu mir.“ Er deutete auf das Sofa neben sich, doch Alissa reagierte gar nicht. Sie war starr vor Schreck. Wie gelähmt stand sie da und starrte den Mann an. Albert stieß sie an und sie setzte sich wie ferngesteuert dem Mann gegenüber, dem Mann der sie kaufen wollte. Sein Blick wanderte über ihren Körper und sie wand sich innerlich unter seinem forschenden Blick. Dann wandte er plötzlich den Kopf und sah zu Albert, der sich ihr gegenübergesetzt hatte. „Wurde sie untersucht?“
„Nein, wir sahen keinen Anlass. Sie hat selbst bestätigt, dass sie noch unberührt ist.“
„Ich möchte, dass ein Arzt kommt und es bestätigt. Erst dann würde ich sie nach Dubai mitnehmen.“ Sagte der Mann ausdruckslos und fügte dann genauso Tonlos hinzu: „Steh auf und zieh das Kleid aus.“
Alissa regte sich nicht, sie sah wie in Trance auf den Boden.
„Alissa!!“ Schrie Albert sie an und Alissa wachte aus ihrer Trance auf. „Aufstehen und ausziehen.“
Josh saß die gesamte Fahrt wie auf heißen Kohlen. Immer wieder überprüfte er, ob sich das Signal fortbewegte, aber nichts passierte. Das kleine Lämpchen leuchtete immer und immer wieder auf. „Wie weit sind deine Leute. Wir müssen wissen…“ In diesem Moment klingelte das Handy von Logan und dieser nahm das Gespräch sofort an. Er murmelte ein paar wage antworten in den Hörer und legte auf. „Das Haus gehört einem Geschäftsmann, es liegen keine Vorstrafen vor. Mein Boss sieht keinen Grund einzugreifen, Alissa hätte genauso gut auch abhauen können.“
„Wir wissen beide, dass sie nicht weggelaufen ist. Erzähl mir mehr über den Mann.“
„Ich bin deiner Meinung, er ist deutscher.“ Sagte Logan und sah seinen Freund besorgt an. „Deutscher? Jetzt sag nicht, dass er Albert heißt.“
„Doch. Muhlenstein. Kennst du ihn?“
„Er ist ihr Stiefvater und er hat damals versucht sie zu vergewaltigen. Du musst sofort deinen Chef anrufen.“
Logan nahm ohne weitere Worte sein Handy. Josh starrte auf den leuchtenden Punkt. Nur noch ein paar Minuten halte durch. Flehte er im stillem.
Dann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit wurde das Auto langsamer und Logan parkte. „Wir sollten auf die Verstärkung warten.“ Sagte dieser und stellte den Motor aus. „Du kannst ja hier warten, ich suche Alissa.“ Noch bevor Logan reagieren konnte hatte Josh schon seine Pistole gezückt und war aus dem Auto gesprungen. Logan stöhnte auf und folgte ihm. Sie gelangten ungesehen auf das Grundstück und pirschten sich ans Haus. Zuerst warfen sie einfach nur Blicke in jedes Zimmer, dann auf der Rückseite des Hauses sahen sie ein beleuchteten Raum und lugten hinein. Alissa stand mit einem Hauch von Unterwäsche vor zwei Männern die sie begafften. Josh stieß eine leise Verwünschung aus, aber bevor er etwas unternehmen konnte hielt Logan ihn fest. „Bleib bei der Sache. Es geht ihr gut.“ Erinnerte er ihn und Josh nickte. „Wir müssen aber trotzdem ins Haus.“
„Die Verstärkung…“
„Wird dann nachkommen. Ich gehe rein, dahinten war eine Tür. Entweder du kommst mit oder nicht.“
„Ich komme mit, aber lass mich ihnen eben Bescheid geben.“
„Du hast 30 Sekunden, dann habe ich die Tür auf.“ Flüsterte Josh und schlich zur Tür.
Alissa wollte am liebsten vor Scham im Boden versinken. Sie musste hier halbnackt stehen und sich von Männern begaffen lassen. Sie wollte sich am liebsten übergeben, wenn das ihr restliches Leben war, dann wollte sie lieber gar nicht mehr leben. „Darf ich mich wieder anziehen?“ Fragte sie leise, da die beiden sie gar nicht mehr beachteten, sondern über irgendeine sportliche Veranstaltung sprachen.
Josh und Logan schlichen durch die Küche. Es gab drei Türen, Josh deutete auf die rechte, wie war verschlossen, also versuchten sie es bei der Tür gegenüber. Leise öffneten sie die Tür, ein schwacher Lichtstrahl drang heraus und eine junge Frau, die auf einer Matratze auf dem Boden lag sah fragend auf. „Wer sind sie?“ Flüsterte sie. Josh sah zu Logan und dieser nickte. Gemeinsam betraten sie den Raum und schlossen hinter sich die Tür. Das Mädchen setzte sich vor Schreck auf und versuchte sich unter der Decke zu verstecken. „Was wollen Sie? Hat Albert…?“
„Bist du freiwillig hier?“ Josh unterbrach sie und sah sie eindringlich an und ging vor ihrer Matratze auf den Boden um auf Augenhöhe zu sein. „Du musst ehrlich sein, wir sind Polizisten.“
„Polizei? Werden wir gerettet?“
„Ja, wirst du gezwungen hier zu sein? Haben die Männer dir Gewalt angetan?“
Tränen stiegen in die Augen des Mädchens und sie nickte. Josh nahm ihre Hand. „Wir werden dich hier rausholen. Weißt du wie viele Männer im Haus sind? Wie viele Wachen und sind hier noch andere Mädchen?“
Das Mädchen holte tief Luft. „Es sind zwei Wachen im Haus, die beschützen Albert und dann ist da Albert und der Scheich. Ich bin die einzige hier. Alissa ist bei den…“
„Wir haben sie gesehen. Wie heißt du?“
„Penelope.“
„Penelope, wir lassen dich jetzt hier drin okay? Wir holen Alissa und dann kommen wir wieder okay?“ Zaghaft nickte das Mädchen und Josh erhob sich. „Zieh dir etwas an, in ein paar Minuten sind wir wieder da.“
„Sie sind im Salon. Ihr müsst den Flur entlang und die dritte Tür auf der linken Seite. Tom und Jake gehen abwechselnd alle fünf Minuten den Flur entlang.“
„Danke, wir kümmern uns dann erst einmal um die beiden. Wir sehen uns gleich.“ Damit verschwanden die beiden Männer wieder, nahmen die Tür und sahen auch schon einen der beiden. Sie warteten bis er ihnen den Rücken zugekehrt hatte und dann hieb Logan ihn seine Waffe in den Nacken, der Mann sank mit einem leisem stöhnen zu Boden. Schnell schoben sie den Mann in die Küche, und während Logan ihm Handschellen anlegte und an einen Heizkörper fesselte nahm Josh sich den anderen vor. Gemeinsam zogen sie auch diesen in die Küche und Logan fesselte ihn mit Kabelbindern ebenfalls an einen Heizkörper. „So jetzt sollten wir zu Alissa.“ Meinte Josh und Logan nickte. „Du kannst deine Jacke schon mal ausziehen, ihr ist bestimmt ganz kalt.“ Meinte er, zwinkerte und machte sich auf den Weg. Josh grinste und zog seine Jacke aus. An der Tür zum Salon holte er ihn ein, leise öffneten sie diese einen Spalt um zu hören was drinnen gesprochen wurde.
„Anziehen? Alissa du brauchst doch nichts zu verstecken. Du siehst wunderschön aus. Komm her zu mir, setz dich zu mir.“
Alissa stand stocksteif da. Niemals würde sie sich freiwillig zu ihm setzten.
„Lissy!“ Albert sprang vom Sofa auf und ging aus sie zu, vor Angst noch eine Ohrfeige zu bekommen wich sie immer weiter zurück, bis sie an der Wand neben der Tür stand. Drohend baute er sich vor ihr auf, hob die Hand, Alissa zog den Kopf ein hob die Hände an ihr Gesicht um es vor Schlägen zu schützen. Plötzlich ging die Tür auf. „Wehe du fasst sie auch nur noch einmal an!“ Ertönte die Stimme von Josh und Alissa sank auf den Boden. Er und Logan stürmten den Raum, Logan hielt seine Waffe auf den Scheich gerichtet und Josh bedrohte Albert. „Was fällt Ihnen ein in mein Haus einzudringen? Ich…“ Albert begehrte auf, und Josh schlug ihm mit der Faust ins Gesicht, und der Mann fiel wie ein Baustein Bewusstlos zu Boden. „Alissa ist alles okay?“ Josh kniete sich neben ihr hin sie sah auf Tränen in den Augen. „Du hast mich gefunden?“ Hauchte sie und fing dann an zu weinen. Josh nahm sie in den Arm und hob sie hoch. „Ja, ich werde dich immer finden! Ich liebe dich!“ Hauchte er an ihrem Ohr und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf. Plötzlich hörte man laute Stimmen die an die Tür hämmerten. „Polizei, öffnen Sie die Tür!“
„Gehst du?“ Fragte Josh und Logan nickte. „Passt du auch gut auf die beiden auf?“ Fragte er mit einem Zwinkern. Josh hob seine Waffe. „Wenn einer von ihnen sich auch nur einen Zentimeter bewegt dann schieße ich ihnen in die Eier!“ Logan lachte und verließ das Zimmer. „Hier ist meine Jacke, zieh sie an.“ Er half Alissa in die Jacke und zog sie dann wieder in die Arme. Den Scheich ließ er dabei keine Sekunde aus den Augen.
„Ich bringe ihn um!“ Knurrte dieser und deutete auf Albert.
„Du bleibst da sitzen wo du bist!“
Kurz darauf trafen die Kollegen ein und der Bewusstlose Albert wurde unsanft auf die Beine gezogen. Während ihm die Handschellen angelegt wurden, kam er langsam zu sich. Sein Blick wanderte Panisch im Zimmer auf und ab bis er dem Blick vom Scheich traf. „Ich werde dich umbringen!“ Wiederholte er seine Drohung, stand vom Sofa auf, zog eine Waffe aus seinem Hosenbund und feuerte auf Albert, dieser ging zu Boden und im selben Moment wurde der Scheich von drei Kugeln getroffen und fiel ebenfalls zu Boden. Alissa schrie auf und drückte sich an Josh der sie sofort aus dem ganzen Chaos schob. „Wir holen Penelope!“ Warf er Logan zu und dirigierte sie in die Küche. „Penelope, du kannst rauskommen.“ Rief er durch die geschlossene Tür und kurz darauf wurde sie geöffnet. „Ich habe Schüsse gehört ist jemand verletzt?“ Sie klang verängstigt, dann sah sie Alissa. „Alissa?“ Sie schluchzte auf. „Wir wurden gerettet!“ Jubelte sie dann und fiel Alissa um den Hals. Nach einer Weile löste sie sich von ihr. „Komm her ich habe deine Klamotten hier, die solltest du anziehen.“
„Josh?“ Alissa sah ängstlich zu ihm.
„Geh mit ihr, ich warte hier draußen vor der Tür.“ Munterte er sie auf und Alissa folgte Penelope wiederstrebend. „Aber lass die Tür auf.“ Flüsterte Alissa dem Mädchen zu.
Kurze Zeit später standen Alissa und Penelope wieder in der Küche. Josh lächelte als er Alissa sah. Er ging zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Alles wird wieder gut!“ Flüsterte er und ging dann zur Tür. „Logan!“, rief er, „hier sind noch zwei Männer die abgeholt werden wollen!“
Kapitel 20
„Wie geht es ihr?“ fragte Riley Josh besorgt, als er auf Alissas Zimmer kam. Josh hatte Alissa letzte Nacht zu Riley und Luke gebracht, sie schlief noch in ihrem Gästezimmer. „Sie schläft noch.“
„Du solltest dich auch etwas hinlegen.“ Riet Luke ihm und Josh nickte. „Ja ich weiß, aber wenn Alissa wach wird haben wir noch viel zu besprechen.“ Er räusperte sich. „Ich brauche eure Hilfe.“
Riley nahm seine Hand und drückte sie sanft. Dann zog sie ihn in die Küche, und drückte ihm eine dampfende Tasse Kaffee in die Hand. „Setz dich.“ Forderte sie ihn auf und sie und Luke setzten sich ebenfalls an den Tisch. „Ich will nach Hause.“ Sagte er ohne Umschweife.
„Ich habe heute noch ein Meeting, heute Abend wollten wir sowieso wieder abreißen, ihr fliegt bei uns mit.“
„Ein Linienflug würde es auch tun.“
„Alissa braucht jetzt keine Aufregung, und auch keinen Stress. Was haben die Männer mit ihr gemacht? Wurde sie…“
„Ich weiß es nicht.“ Josh seufzte. „Letzte Nacht ging alles so schnell, ich wollte sie einfach nur in Sicherheit bringen.“
Es herrschte kurz schweigen, dann nickte Riley traurig. „Ich hoffe nicht. Es muss grausam sein vor allem bei ihrer Vorgeschichte.“ Luke sah seine Frau fragend an und Riley schlug sich die Hände vor den Mund. „Mist!“
„Ist schon okay.“ Ertönte auf einmal die Stimme von Alissa. Sie sahen alle zur Tür und Josh sprang auf. „Du solltest doch im Bett bleiben.“ Sagte er besorgt und ging auf sie zu, und nahm sie in den Arm, sie schmiegte sich eng an ihn. „Ich wollte nicht alleine sein.“ Flüsterte sie. „Könnte ich vielleicht auch einen Kaffee bekommen?“
Riley sprang sofort auf. „Natürlich!“
Josh führte sie zum Tisch und kurze Zeit später stand eine Tasse vor ihr. Sie verschränkte die Finger um die Tasse und sah zu Luke. „Albert, der Mann der mich entführt hat, er ist mein Stiefvater und er hat schon damals versucht mich zu vergewaltigen.“ Luke zog hörbar die Luft ein. „Er hatte das alles geplant, er hat Samantha engagiert und diese hat mich hierhergeschafft. Ich hätte damals auf dich hören sollen.“ Sagte sie und sah schuldbewusst zu Josh. Er drückte sanft ihren Kopf an seine Brust und haute einen sanften Kuss darauf. „Du hast halt deinen eigenen Kopf. Und so hast du Penelope gerettet.“
Luke stieß Riley unauffällig an die Seite und die beiden schlichen leise hinaus.
„Wo ist sie jetzt?“ Wollte Alissa wissen.
„Sie dürfte mittlerweile auf dem Weg nach Hause sein.“ Er lächelte sie an. „Und hunderte andere Frauen konnten auch gerettet werden. Wir haben es geschafft einen ganzen Menschenhändlerring zu zerschlagen.“ Er machte eine kurze Pause. „Und das haben die Frauen dir zu verdanken.“ Alissa versuchte zu lächeln, scheiterte aber kläglich. „Ist alles okay?“ Josh sah sie besorgt an. „Ich bin glücklich, dass du mich gerettet hast. Wie konntest du mich finden? Du wusstest ja nicht das Samantha Alberts Komplizin war.“
Josh fasste an ihr Schlüsselbein und hob die Kette ein wenig an. „Ich habe hier einen kleinen Peilsender eingebaut. So konnte ich dich finden.“ Alissa griff ebenfalls an die Kette und ihre Finger verschränkten sich miteinander. „Ich liebe dich!“ flüsterte Josh leise. „Ich hatte von Anfang an ein schlechtes Gefühl, als du dich entschieden hattest mit hier her zu kommen.“ Sanft streichelte er ihre Wange und Alissa schmiegte sich an seine Hand. „Danke, dass du mich gerettet hast.“ Flüsterte sie und stand dann auf. „Wo willst du hin?“
„Ich gehe in mein Zimmer, oder besser gesagt in das Gästezimmer. Du solltest jetzt am besten gehen.“ Josh sah sie verdutzt an, doch sie entwand sich seinem Griff und stürmte ins Gästezimmer. Josh lief ihr hinterher, öffnete die Tür und sah auf das Bett auf dem sie zusammengekauert saß. „Was soll das heißen?“ Wollte er wissen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich weiß nicht, ob ich mit dir zusammen sein kann, nicht nach allem was passiert ist.“
Josh zuckte zusammen, als wenn ihm jemand mit der Faust in den Magen geboxt hätte. „Das meinst du nicht so!“ Brachte er mühsam heraus.
„Josh, ich danke dir für alles, was du für mich getan hast, dass du mich gerettet hast. Aber…“
„Du bist nicht du selbst. Gerade hast du dich noch an mich gekuschelt und jetzt kannst du mich nicht sehen?“ Alissa sagte darauf nichts. „Ich lasse dir Zeit das alles zu verarbeiten, aber du bist mich nicht los.“ Damit verließ er das Zimmer und schlug die Tür hinter sich etwas zu stark zu. Alissa zuckte zusammen, rollte sich auf dem Bett zusammen und weinte bitterlich.
Die nächsten Stunden waren schrecklich, sie wurde verhört, immer und immer wieder. Schließlich wusste sie nicht mehr wo ihr der Kopf stand und sie fing im Verhörraum an zu weinen. Plötzlich ging die Tür auf und Logan kam herein. „Was ist hier los?“ Verlangte er zu wissen. Der Polizist, der sie verhörte stand auf. „Sie ist nicht deine Zeugin.“
„Sie ist hier fertig.“ Er ging zu Alissa und nahm sie am Arm, vorsichtig zog er sie auf die Beine. „Ist alles okay?“ Wollte er wissen und sie nickte tapfer. „Wie lange bist du schon hier?“
„Ich weiß es nicht, ein paar Stunden?“ Meinte sie Kopfschüttelnd.
„Wer hat das angeordnet?“ Wollte Logan aufgebracht von seinem Kollegen wissen. „Das geht dich gar nichts an. Sie weiß anscheinend gar nichts, wie kann das sein?“ Wollte der Mann aufgebracht wissen. „Schließlich war sie mehrere Stunden in deren Gewalt.“
„Wir haben alle beteiligten verhaftet, tu nicht so als ob sie eine von den Verbrechern ist. Sie ist das Opfer!“ Logan zog Alissa aus dem Raum. „Komm mit in mein Büro, ich rufe Riley an, sie soll dich abholen.“
„Nein, sie ist am Packen. Ich möchte sie nicht aufhalten.“
„Dann rufe ich Sutton an, sie wird dich nach Hause bringen. Du bist hier fertig, komm nicht wieder. Vergiss den letzten Tag am besten so schnell wie möglich!“
„Danke!“ Flüsterte Alissa und setzte sich auf ein Sofa in der Ecke des Büros.
„Was? Sie war hier? Wieso um Himmels Willen? Sie hat ihre Aussage bereits gestern gemacht.“ Josh fuhr Logan aufgebracht an, als er ein paar Stunden später in dessen Büro erschien.
„Ich weiß auch nicht, wer auf die Idee gekommen ist sie hierher zu bringen, aber es geht ihr gut. Wieso hat sie dich denn nicht angerufen?“
„Sie sagt, dass sie nicht mit mir zusammen sein kann.“
„WAS?“ Schockiert sah Logan seinen Freund an.
„Ich weiß auch nicht, was sie hat. Ich lasse ihr erstmal Zeit die Sache zu vergessen, ich könnte mir vorstellen, dass die Sache immer wieder hochkommt, wenn sie mich sieht.“
„Das ist doch Blödsinn! Wenn du nicht wärst, wäre sie wahrscheinlich schon auf dem Weg nach Dubai.“
„Was hat sie ausgesagt?“
„Ich habe die Videos hier, wir können sie uns gemeinsam anschauen.“
Als sie alle Videos durchhatten, sahen sie sich fragend an. „Sie erzählt nicht viel.“
„Vor allem sagt sie nicht die ganze Wahrheit. Wir wissen beide, dass sie nur in Unterwäsche in dem Zimmer war, sie sagt davon aber nichts.“ Meinte Josh.
„Sie sagt, dass Penelope ihr ein Kleid gegeben hat, hast du eins gesehen?“
„Nein!“
„Nur wir beide wissen das, denn als die Verstärkung eintraf hatte sie schon meine Jacke an. Ich muss mit ihr reden. Sie…“ Er stockte kurz. „Sie hat auch nicht gesagt ob sie, sie vergewaltigt haben. War sie beim Arzt? Haben wie einen Bericht?“
„Sie hat sich geweigert.“
Josh schluckte. Das hatte nichts Gutes zu bedeuten. Vielleicht war er zu spät gekommen und deswegen konnte sie ihn nicht sehen. „Ich muss mit ihr reden.“ Wiederholte er.
„Das wird schwierig. Sie ist schon auf dem Weg nach Hause.“ Erinnerte Logan ihn.
„Noch sind sie nicht gestartet.“ Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte ihre Nummer und es klingelte in einem Karton auf Logans Schreibtisch. Er öffnete den Karton und holte Alissas Handy heraus. „Das wurde beschlagnahmt.“
„Wir wissen beide, dass darauf keine Beweise sind.“
Logan nickte und drehte sich zur Tür. „Ich weiß von nichts.“
Kapitel 21
Alissa war jetzt schon seit drei Wochen in Deutschland und hatte mittlerweile eine eigene Wohnung gefunden. Die ersten Wochen war sie bei Luke und Riley gewesen, doch Liam hatte ihr schnell eine günstige Wohnung gefunden und für sie gebürgt. Das schöne war, dass die Wohnung möbliert war, sie war zwar klein, aber Alissa fand sie wunderschön. Auch wenn sie immer in den dritten Stock musste und die Räume Schrägen hatten war sie überglücklich. Und alles schien relativ neu zu sein. Sie war bestimmt die erste, die die Wohnung seit der Renovierung bewohnte. Alissa drehte sich zum Esstisch und nahm ihre neueste Errungenschaft in die Hand. Sie hatte sich eine Spiegelreflexkamera gekauft und freute sich schon darauf die ersten Fotos zu schießen. Sie hatte die Kamera bis spät in die Nacht eingestellt nun packte sie diese glücklich in die Tasche. Draußen schien die Sonne, es würden perfekte Fotos werden.
Als sie den Spielplatz erreichte sah sie Luke schon von weitem. „Hey!“ Rief sie und winkte ihm zu. Er lächelte kurz als er sie sah und rief ihr ebenfalls einen Gruß zu, dann sah er schnell wieder auf die Leiter der Rutsche die Grace gerade bestieg. Alissa stellte sich neben ihn und zückte die Kamera. „Du hast dir eine Kamera gekauft.“ Meinte Luke. Alissa lächelte. „Ja, ich habe sie bei einem Secondhand Laden gesehen und konnte nicht wiederstehen.“ Gab sie zu. „Wie geht es Riley? Hat sie schon Wehen?“
„Ja immer wieder mal, ihr geht es zurzeit nicht so gut. Sie denkt, dass es bald losgeht.“
Alissa nickte. „Ich hoffe, dass es nicht mehr so lange dauern wird.“
„Und ich erst!“ Stöhnte Luke und fing seine Tochter auf die heruntergerutscht kam.
„Isa!“ Rief Grace und Alissa nahm Grace in den Arm.
„Hey mein Schatz, wie geht es dir?“ Sie drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und schmiegte sie kurz an sich. Das genügte der kleinen aber auch schon, denn diese zappelte herum und Alissa ließ sie wieder zu Boden. „Isa auch rutschen.“ Alissa schüttelte den Kopf. „Ich fange dich.“
Luke warf einen Blick auf die Uhr. „Ich muss dann mal los.“ Alissa nickte. „Wir kommen schon klar.“
„Ihr Kinderwagen steht da vorne.“ Er deutete zu einer Bank. „In der Tasche müsste alles drin sein.“ Alissa nickte erneut. „Nun fahr schon zur Arbeit.“ Geschickt fing sie Grace auf, die dann sofort wieder zur Leiter lief.
„Bist du sicher, dass du kein Auto brauchst? Ich könnte dir eins bringen lassen.“
„Ich habe nicht mal einen Führerschein, was soll ich denn mit einem Auto?“
„Ich habe auch einen Fahrer. Er beschwert sich schon, dass es fürs nichts tun bezahlt wird, weil ich immer selbst fahre.“
„Wieso hast du denn einen Chauffeur?“
„Der Mann hat Arbeit gesucht. Apropos Arbeit, willst du wirklich keinen Job in meiner Firma? Wir werden bestimmt etwas finden.“
„Nein, danke das ist lieb von dir aber ein Bürojob ist nichts für mich. Ich würde mich langweilen. Ich bekomme vom Staat Geld bis das mit meinem Erbe geklärt ist.“
„Waren deine Eltern vermögend? Von Alberts Geld wirst du wohl nie was zu sehen bekommen, da er ein Krimineller war und das Geld wahrscheinlich…“
„Ich will sein Geld gar nicht!“ Unterbrach sie ihn. „Meine Eltern hatten genug Geld. Mein Vater war ein guter Geschäftsmann.“
Luke nickte. „Dann dürftest du eigentlich etwas erwarten, oder du verkaufst das Haus. Schließlich ist es jetzt deins.“
„Noch nicht.“
„Wo ist der Haken?“
„Ich habe keinen Anwalt, ich habe keine Ahnung wer gut ist…“
„Moment.“ Unterbrach jetzt er sie. „Max. Ich schicke dir nachher seine Nummer, er war damals für mich da. Und er ist Liams bester Freund.“
Automatisch lächelte Alissa. „Ihr kennt aber auch jeden!“
Luke hob die Schultern und grinste. „Außerdem ist er mit Lina verheiratet. Und eine Ausbildung willst du nicht machen?“ Kam er wieder auf das Ursprüngliche Thema zurück.
„Nein, am liebsten möchte ich Fotos machen und da brauche ich keine Ausbildung mehr. Früher hatte ich vier verschiedene Kameras ich weiß alles was man über das Fotografieren wissen muss.“
„Haben die Behörden dir schon bescheid gegeben, wann du in dein Elternhaus darfst?“
„Nein. Ich werde da immer von einer Person zur nächsten geschickt und niemand hat eine Ahnung. Daher ist die kleine Wohnung für den Übergang perfekt.“
„Max wird den Behörden mal ein bisschen einheizen.“
Später nachdem Alissa Grace wieder bei ihrer Familie abgesetzt hatte, und mit ihren Freunden zu Abend gegessen hatte saß sie nun einsam und verlassen in ihrem Wohnzimmer und starrte auf die Uhr an der Wand. Es war jetzt 20 Uhr, viel zu früh um ins Bett zu gehen, aber auf Fernsehen hatte sie auch keine Lust und Bücher hatte sie keine. Sie sah sich in dem kleinem Raum um, vor ihr an der Wand stand der Fernseher, sie selbst saß auf der Eckcouch unter dem Dachfenster. Hinter ihr stand ein kleiner Tisch mit vier Stühlen und rechts daneben war die offene Küche. Neben ihrem Schlafzimmer und einem kleinen Badezimmer hatte sie noch einen kleinen Abstellraum, der aber größtenteils leer stand. Sie sah auf ihr Handy, das stumm vor ihr auf dem Tisch lag und ungewollt wanderten ihre Gedanken zu Josh. Drei Wochen hatte sie jetzt schon nichts mehr von ihm gehört. Riley hatte ihr erzählt, dass er noch länger in den USA geblieben war und in Liams Hotel wohnte. Wie lange er dort bleiben wollte wusste selbst Riley nicht. Aber auch wenn er schon zurück wäre, sie hatte mit ihm Schluss gemacht. Jetzt fragte sie sich, ob es ein Fehler war. Aber wie konnte ein Mann wie Josh, der ein Cop mit Leib und Seele war, mit ihr zusammen sein? Sie war eine kriminelle ohne Familie und Job. Josh hatte eine bessere verdient. Eine die nicht so kaputt war wie sie. Sie sah wieder auf die Uhr jetzt war es 20:05 Uhr die Zeit wollte einfach nicht vergehen, ihr Blick wanderte nach draußen, es war noch hell, und kurz entschlossen stand sie auf, nahm ihre Jacke und war kurz darauf an der frischen Luft um einen Spaziergang zu machen.
Josh war nach Alissas Abflug doch nicht wie geplant nach Hause geflogen, stattdessen rief er Liam an und bat ihn, ihn in seinem Hotel unterzubringen. Er war mit Logan und Sutton nach Santa Monica zurückgefahren und hatte sich beim Hotel absetzen lassen. Die ersten Tage verbrachte er mit Logan in seinem Revier und gemeinsam arbeiteten sie um auch die letzten Männer hinter Gitter zu bringen. Abends ging er surfen und kam völlig erschöpft in sein Zimmer zurück, naja Zimmer war ein bisschen übertrieben, da Liam ihm eine Suite gebucht hatte. Er fiel in sein Bett und schlief kurz darauf immer ein. Er wollte einfach nicht an Alissa denken, sich Gedanken darüber machen, was sie tat, oder ob es ihr gut ging. Er wusste, dass Riley und Luke sich um sie kümmern würden, schon allein deswegen, weil die Frauen sich so gut verstanden. Trotzdem musste er sich zusammenreißen sie nicht anzurufen, er hatte ihr Zeit versprochen und die wollte er ihr auch geben.
Eine Woche verlief nach genau diesem Schema, dann eines Tages kreuzten Liam und Kim mit ihren vier Kindern Jona, Faith und den Zwillingen Jim und Dave auf und kurze Zeit später kamen ihre Eltern Anna und Josef und Lina mit Max und ihrem Sohn Simon. Und so verbrachte die ganze Familie zusammen einen Urlaub.
Am zweiten Abend des Familienurlaubs saßen sie alle zusammen auf dem Balkon der Suite von Liam und Kim, die Kinder schliefen alle bereits und so genossen sie bei Bier und Wein einen lauwarmen Abend. Die Frauen unterhielten sich über die Kinder und Josef und Max waren in einem Gespräch über Fußball vertieft. „Kann ich kurz mit dir sprechen?“ Fragte Josh seinen Bruder, dieser stellte seine Flasche ab und folgte Josh nach drinnen. „Was gibt’s?“
„Warst du bei Luke und Riley in der letzten Woche?“ Sprudelte er heraus, es hatte keinen Sinn um den heißen Brei herumzureden.
„Ja.“ Kam die einsilbige Antwort von seinem Bruder.
„Was Alissa bei ihnen?“ Diesmal nickte Liam nur und Josh fuhr fort. „Wie geht es ihr? Was macht sie so?“
„Soweit ich weiß bewohnt sie eins ihrer Gästezimmer, aber genaueres weiß ich nicht.“
„Sie hat also noch keine Wohnung gefunden?“ Grübelte Josh und fügte dann hinzu. „Ach ihr Vorstrafenregister, niemand wird ihr eine Wohnung geben wollen.“
„Sie sucht eine Wohnung? Das wusste ich gar nicht. Wieso sagt sie nichts, ich müsste noch welche haben. Erbt sie nicht ein Haus? Albert ist tot.“
„Ich weiß nicht wie es mit ihrem Erbe aussieht. Und eine Wohnung von dir würde sie gar nicht annehmen, sie stellt alles als Almosen hin.“
„Was ist denn zwischen euch beiden passiert? Wieso telefoniert ihr nicht? Wart ihr nicht Freunde?“
Josh seufzte. „Ja waren wir mal, dann habe ich ihr gesagt, dass ich die Liebe und…“
„Du liebst sie?“ Liam sah seinen Bruder glücklich an. „Endlich hast du eine gefunden! Alissa passt zu dir.“ Liam schlug Josh freudig auf die Schulter.
„Sie hat Schluss gemacht.“ Meinte Josh nüchtern und Liams Miene wurde Schlagartig Ernst. „Warum?“
„Wenn ich das nur wüsste!“ Josh schlug sich die Hände an den Kopf und ließ sich auf den Stuhl hinter sich Plumpsen. „Das war nachdem… naja nachdem sie entführt wurde.“
„Und was denkst du, warum sie es getan hat?“
„Ich weiß es nicht. Ich mache mir tausende Gedanken, aber ich komme einfach nicht drauf.“
„Bist du dir sicher, dass sie dich auch liebt? Vielleicht wollte sie…“ Josh schüttelte energisch den Kopf und Liam verstummte. „Ich war mir sicher, dass sie Gefühle für mich hatte. Selbst an den Tag, als sie Schluss gemacht hat, hat sie sich kurz zuvor an mich gekuschelt und dann aus heiterem Himmel springt sie auf und sagt, dass Schluss ist.“
„Hmm…“ Liam überlegte. „Vielleicht hat sie Angst bekommen, vor ihren Gefühlen? Oder sie…“ Josh unterbrach ihn. „Ach lass gut sein. Kannst du ihr eine Wohnung besorgen.“ Fragte er. „Natürlich kann ich das. Ich kann ihr die beste Wohnung der Stadt besorgen.“
„Nein, eine kleine. Eine günstige und möbliert muss sie sein.“
„Okay, klein und mit Möbeln. Warum?“
„Sie will keine Almosen.“
„Almosen? Wie nett sich das anhört.“
„Ihre Worte, nicht meine. Sie will einfach niemandem auf der Tasche liegen.“
„Wir sind doch eine Familie und ich gebe wirklich gern mein Geld für gute Zwecke aus.“
„Ja das weiß ich.“ Josh seufzte. „Aber sie soll am besten nicht wissen, dass ich dahinterstecke und sie mag weiße Möbel, kauf ihr schöne, lass am besten Kim aussuchen.“
Liam nickte und war kein bisschen eingeschnappt, dass Josh darauf bestand, dass seine Frau die Möbel aussuchen sollte. Kim hatte nun mal den besseren Geschmack. „Wenn wir schon beim Thema sind.“ Josh sah Liam fragend an. „Du hast bald Geburtstag und ich habe…“
„Liam, nein, du sollst mir doch nichts schenken. Behalte dein Geld.“ Protestierte Josh aufbrausend. Doch Liam sah ihn nur gelassen an. „Wird dir diese Unterhaltung nicht langsam langweilig? Es ist doch immer das gleiche, letzten Endes siehst du ein, dass ich Recht habe.“
„Ich lebe auch so schon sehr gut, ich komme mit meinem Gehalt sehr gut aus.“
„Ja, weil du nichts ausgibst!“
„Ich habe ja auch keine Ausgaben, die Wohnung gehört mir, dass bisschen Strom und Gas sind nichts und die Versicherungen…“ Josh verstummte, als er ins Liams belustigtes Gesicht guckte. „Ich habe ein Haus für dich gefunden.“ Platzte er heraus.
„WAS?“ Josh sah seinen Bruder geschockt an. „Ich habe deine Wohnung, und die befindet sich in einem Neubau, ich brauche kein Haus.“
„Du bekommst es aber.“ Liam lachte, es macht mir Spaß meinen kleinen Bruder mit Geschenken zu überhäufen.“
„Das machst du doch nur weil du Schuldgefühle hast!“
„Schuldgefühle?“ Liam sah ihn verdutzt an. „Also für Lina und Max habe ich auch ein Haus.“
Josh konnte ein Grinsen nicht verstecken. „Du hast mir vor Jahren versprochen, dass du mir beibringst, wie man Schlagzeug spielt.“ Liam fing an zu lachen und Josh stimmte mit ein. „Du hast es nie gemacht, und eigentlich sollte ich der neue Drummer deiner Band werden!“
„Du hast dich nicht mal für Musik interessiert und nach meinem Schulabschluss hat die Band sich aufgelöst, weil ich nach Amerika gegangen bin.“
„Du hast Ausreden!“ Josh prustete los und Liam lachte ebenfalls laut los.
Josh lag ausgestreckt, auf dem Bauch in seinem Bett, als es an der Tür klopfte. Er stöhnte innerlich und drückte sich das Kissen über den Kopf, aber es half nichts. Das klopfen wurde immer aufdringlicher, gerade als Josh wütend etwas an die Tür schreien wollte verstummte das Klopfen und Josh legte sich entspannt wieder hin. Plötzlich wurde die Tür geöffnet und Jona stürmte in sein Zimmer. „Du hast versprochen, dass wir heute etwas zusammen unternehmen.“ Meckerte dieser und warf sich neben seinem Onkel ins Bett. „Ich habe keine Lust mit den Kindern Baby Kram zu machen.“
Josh drehte sich zu seinem Neffen und strubbelte ihm durch das etwas zu lange dunkle Haar. „Du bist selbst noch ein Kind!“ Meinte er gutmütig und Schloss die Augen wider.
„Mann J, du bringst meine Haare komplett durcheinander! Und ich bin vierzehn, also schon lange kein kleines Kind mehr.“
„Oh!“ Josh öffnete die Augen und sah ihn sich genauer an. „Wann bist du vierzehn geworden? Letztens warst du noch neun.“
„Ich war vor fünf Jahren neun Jahre alt, da warst du auch noch jünger!“
„Wie jung?“
„21.“ Antwortete er wie aus der Pistole geschossen.
„Meine Jugend! 21 müsste ich wieder sein! Wieso weißt du wie alt ich war?“
Jona schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung, ich merke mir sowas und rechnen kann ich auch!“
„Ganz der Vater…“ Murmelte er und wechselte dann das Thema. „Was wollen wir heute denn machen?“
„Surfen, dann ins Baseballstadion und bisschen spielen, und dann kaufst du mir eine riesige Portion Popcorn und wir sehen uns das Footballspiel an.“
„Du hast ja an alles gedacht.“ Meinte Josh mit einem Grinsen im Gesicht, stand auf und zog sich seine Hose an. „Ich habe aber keine Karten für das Footballspiel.“
„Dad hat uns welche besorgt.“
Josh grinste und stampfte ins Badezimmer. „Dein Vater denkt aber auch an alles.“ Meinte er gutgelaunt und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht.
Eine Stunde später stand Jona auf dem Surfbrett und sah seinen Onkel frustriert an. „So wird das nie was, ich werde nie so wie du oder Dad surfen können.“
Josh biss sich auf die Lippe, bis jetzt hatte Jona es noch nicht geschafft auf dem Surfbrett stehen zu bleiben, unzählige male war er schon ins Wasser gefallen und wieder aufs Surfbrett geklettert. „Üben mein Freund, üben.“ Meinte er dann und half Jona erneut aufs Brett. Beide sahen nicht, dass Logan sich näherte. „So wird das nie was. Ich beobachte euch jetzt schon zehn Minuten und in dieser Zeit ist Jona mindestens fünfmal ins Wasser gefallen.“
„Hi Logan, sag mir, dass du es besser kannst. Ich weiß einfach nicht, wie ich es ihm erklären soll. Ich habe es einfach den anderen nachgemacht, ich weiß nicht auf was man achten muss.“ Gestand Josh.
„Geh selbst mal ein bisschen surfen, ich kümmere mich um diesen Mann!“
Jona strahlte über das ganze Gesicht, weil Logan ihn einen Mann genannt hatte und fragte aufgeregt. „Kannst du es besser als mein Onkel?“
„Also Josh schlage ich allemal, ich habe schon gesurft, da war ich noch nicht mal im Kindergarten.“
„Echt?“ Wollte Jona erstaunt wissen. „Das ist ja Endcool!“
Logan grinste. „Na komm ich erkläre dir mal, was genau wichtig ist.“
Josh konnte ein grinsen ebenfalls nicht unterdrücken, nickte seinem mittlerweile gutem Freund zu, legte sich auf sein Surfbrett und paddelte hinaus.
Als er dann Stunden später auch das Baseball spielen geschafft hatte, bei dem Jona sich besser angestellt hatte als auf dem Surfbrett, war er glücklich sich in Ruhe mit seinem Neffen das Footballspiel anzugucken. Das sie die besten Plätze hatten war ja auch nicht anders zu erwarten gewesen. Und so saß Josh nun gutgelaunt neben Jona, der eine riesige Portion Popcorn auf dem Schoß hielt und freudig erregt das Spiel verfolgte.
Kapitel 22
Josh hatte es nicht eilig. Gestern noch lag er am Strand in Santa Monica, war dort mit Liam, Max und Logan surfen und jetzt spazierte er am Hafen entlang. Genau hier war ihm Maria in die Hände gelaufen, genau hier hatte er angefangen gegen Mason zu ermitteln, nur gegen den falschen Mason. Samantha war wirklich schlau gewesen, sie hatte für ihren Mann nach neuen Räumen gesucht um in den alten, solange diese noch nicht vermietet waren Mädchen zu verstecken. Es hatte lange gedauert alles zu bereinigen, es gab unzählige Verhöre bis auch der letzte Mann, der etwas mit Samantha und Albert zu tun hatte verhaftet wurde. Jetzt lief er hier im Hafen entlang, obwohl er eigentlich schon lange im Bett liegen sollte um einem Jetlag vorzubeugen. Aber er fand einfach keine Ruhe, durch seinen Erfolg wurde er zum Hauptkommissar befördert und in der Zeitung war sein Bild auf der Titelseite und wurde als Held gefeiert. Deutscher Polizist sprengt Menschenhändlerring. Stand in der Überschrift, er hatte sich nicht mal dazu durchringen können den Artikel zu lesen. Als ob er allein dafür verantwortlich war, ohne die Hilfe von Logan und Janik hätte er es niemals geschafft. Und erst Recht nicht ohne Alissa, er vermisste sie, am liebsten würde er einfach zu ihr gehen, sie in die Arme nehmen und nie wieder gehen lassen. Wie von selbst steuerten seine Beine ihn vom Hafen weg und zu seinem Motorrad. Er setzte sich, startete den Motor und ehe er sich versah hielt er vor ihrer Wohnung an. Es war noch nicht spät, doch oben brannte kein Licht, ob sie schon schlafen gegangen war? Ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass es erst kurz nach zwanzig Uhr war, sie würde doch nicht um diese Zeit schon im Bett sein, oder?
Er wartete und beobachtete die Wohnung im obersten Stock, aber es war dort dunkel, allem Anschein nach war sie nicht zu Hause. Nach einem Blick auf die Uhr startete er den Motor und fuhr mit quietschenden Reifen nach Hause.
Eine halbe Stunde später lag er in seinem Bett und starrte an die Decke. Er bereute, dass er nicht wenigstens mal geklingelt hatte. Vielleicht war sie ja doch da gewesen und wer weiß, aus welchen Grund auch immer saß sie gern im Dunkeln. Josh drückte sich die Hände an den Kopf, am liebsten würde er ihn ausschalten, er dachte zu viel an sie. Er griff zu seinem Handy, dass auf der Kommode neben seinem Bett stand und starrte auf das Bild von sich und Alissa. Sie stand hinter ihm und hatte ihre Arme um seinen Hals geschlungen während sie mit einem fröhlichen Lächeln in die Kamera blickte. Kurzentschlossen schaltete er das Handy aus und legte es zur Seite. Er liebte diese Frau und er würde morgen zu ihr fahren, egal was sie sagte, er glaubte nicht, dass sie ihn nicht liebte!
Alissa wachte am nächsten morgen früh auf. Sie frühstückte im Schlafanzug und sah durch das Fenster nach draußen auf die Straße. Es war so ruhig, anfangs fand sie es noch schön so allein für sich zu sein, aber mittlerweile fand sie es einfach langweilig. Sie kannte in der Stadt niemanden außer Riley und Luke die sie besuchen könnte. Hatte keine Arbeit und keine Freunde. Vielleicht sollte sie mal ausgehen um Leute kennen zu lernen? Oder in die Kirche von Riley und Luke? Aber sie war noch nie in einer Kirche gewesen und allein wollte sie da auch nicht hingehen, da Riley in ihrem Zustand lieber zu Hause blieb ging Luke allein und Alissa wollte sich ihm nicht aufdrängen. Es brachte alles nichts, dieses grübeln würde sie auch nicht weiterbringen. Entschlossen stand sie auf und räumte den Tisch auf, dann ging sie ins Bad, nahm eine ausgiebige Dusche und hatte dann Lust sich ein wenig aufzuhübschen.
Eine Stunde später schloss sie die Wohnungstür hinter sich und ging in die Stadt um nach Arbeit in den Fotostudios zu fragen.
Jetzt starrte sie seit beinahe zehn Minuten auf die Tür des Fotogeschäfts und traute sich nicht hinein zu gehen. Sie sandte ein kurzes Stoßgebet gen Himmel, nahm allen Mut zusammen und betrat den Laden.
Eine knappe Stunde später kam sie aus dem vierten Geschäft, ihre Füße taten ihr vom laufen weh und sie hatte noch immer keine Arbeit gefunden. Niedergeschlagen wollte sie den Rückweg antreten als sie hörte wie jemand ihren Namen rief. Verwundert drehte sie sich um und sah eine Frau hinter sich stehen, die ihr wage bekannt vorkam, an ihrem Arm hing ein gutaussehender Mann. „Alissa? Bist du es wirklich?“ Alissa nickte, zu mehr war sie nicht imstande, da sie sich noch immer wunderte hier jemanden zu treffen der sie kannte. „Erkennst du mich nicht? Ich bin Sabrina wir haben zusammen unser Abi gemacht.“ Die Frau die vor ihr stand, steckte in einem chicen Anzug, ihre dunkelroten Haare hatte sie zu einem Dutt am Hinterkopf festgesteckt und ihr perfekt geschminktes Gesicht strahlte sie förmlich an. Jetzt erinnerte Alissa sich. Sie nickte und setzte ein Lächeln auf. „Hi, ja jetzt wo du es sagst macht es Klick!“ Sie hatte während ihrer Schulzeit nicht viel mit Sabrina zu tun gehabt, daher hatte sie, sie wohl nicht auf anhieb erkannt.
Sabrina lächelte ebenfalls. „Das ist mein Freund Edwin.“
Alissa nickte ihm zu und ignorierte den Blick, den er über ihre Figur wandern ließ. „Du es ist wirklich ein toller Zufall, dass ich dich treffe, wo doch jetzt am Wochenende unser Klassentreffen stattfindet, all die Leute von früher, hast du nicht Lust auch dazuzustoßen? Wir hätten dich ja eingeladen, aber du warst unauffindbar.“ Redete Sabrina ohne Punkt und Komma. Alissas erste Reaktion war es freundlich abzulehnen, aber heute Morgen noch, da wollte sie Freunde finden und hier bot sich eine Gelegenheit. „Ich war in Österreich.“
„In Österreich?“ Wiederholte Sabrina ungläubig woraufhin Alissa nickte. „Ja, ich habe dort gearbeitet.“
„Ahh!“ Sabrina nickte, als verstünde sie was Alissa meinte. „Also bist du dabei? Darf ich dich auf die Liste setzen?“
Alissa nickte. „Ja ich komme gerne. Wo ist denn das Treffen?“ Sabrina erklärte ihr alles und Alissa nickte erneut. „Bringst du denn jemanden mit?“ Wollte ihre ehemalige Klassenkameradin nun wissen, woraufhin Alissa sie fragend ansah. „Ach das habe ich wohl vergessen zu erwähnen.“ Gab sie ein wenig hoheitsvoll zu. „Wir treffen uns mit Partnern.“
„Nein, ich komme alleine.“
Sabrina zog eine Augenbraue in die Höhe und ihr Begleiter fing an zu hüsteln. „Oh, naja ist auch okay. Arnie, Sebastian, Christina und Thomas kommen auch als Single.“
Da Alissa nicht wusste, was sie darauf antworten sollte nickte sie nur und bereute es jetzt, dass sie so schnell zugesagt hatte. Sie verabschiedeten sich und Alissa machte sich auf den Weg nach Hause.
Gerade als sie ihre Tür aufschließen wollte klingelte ihr Handy. Sie zog es aus der Tasche und fing breit an zu lächeln. Luke hatte ihr ein Bild geschickt. Von seinem Sohn, der vor sieben Stunden auf die Welt gekommen war. Kurzerhand entschloss sie sich noch ins Krankenhaus zu gehen, schnell lief sie hoch, holte das Geschenk für den kleinen und machte sich dann gemütlich auf den Weg.
Mit einem Strauß Blumen für Riley und einer kleinen Geschenktüte in der Hand klopfte Alissa an die Tür des Krankenzimmers und trat in einen Raum voller fremder Leute. Im ersten Moment stutzte Alissa und dachte, dass sie sich im Zimmer geirrt hatte, aber dann erkannte sie den hochgewachsenen, blonden Luke. Dieser grinste sie fröhlich an. „Alissa! Schön das du da bist.“ Alissa lächelte ihn an, ihr wurde Platz gemacht und vorsichtig ging sie auf das Bett zu. Riley saß darin und strahlte sie glücklich an. Von einem Baby sah Alissa nichts, sie nahm ihre Freundin in den Arm und gratulierte ihr und dann Luke. „Wo ist mein Sohn?“ Rief dieser in die Menge. „Alissa ist jetzt dran.“ Eine Frau trat auf sie zu und lächelte sie an. In ihren Armen schlief der kleine friedlich. Sie lächelte das Baby an und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, dann legte sie das Bündel in Alissas Arme. Alissa setzte sich vorsichtig zu Riley aufs Bett und starrte das kleine, vollkommene Wesen in ihren Armen an. Sie hatte noch nie ein Kind gehalten, es fühlte sich wundervoll an. Sie lächelte. „Ich stelle dir mal alle vor.“ Holte Luke sie aus den Gedanken und Alissa sah auf. Er zeigte auf eine Frau. „Das ist Conny, sie ist unsere Haushälterin, dann Emma unsere ehemalige Haushälterin und meine Ersatzmutter.“ Er lächelte die ältere Frau, mit dem leicht ergrauten Haaren liebevoll an. „Dann ist da Rileys Tante Anna und ihr Mann Josef, die Eltern von Liam, Josh und Lina.“ Er deutete mit einer Hand zu einer blonden Frau die an einen Mann gelehnt im Zimmer stand. „Und ihr Mann Max. Mein bester Kumpel Rafe und seine Verlobte Inez. Liam kennst du ja bereits, und das ist seine Frau Kim.“ Jeder murmelte einen Gruß und Alissa musste sich zwingen nicht alle anzustarren, sie war es einfach nicht gewohnt im Mittelpunkt zu stehen. Und sie wollte es auch gar nicht. Emma erhob sich von ihrem Stuhl. „So Leute wir sollten jetzt alle gehen. Lass den Eltern ihre Ruhe und Alissa, du solltest auch noch ein bisschen bleiben, der Rest der Meute, auf, auf!“
Hier und da wurden Abschiedsworte gerufen und im nu war das Zimmer leer. Alissa staune wie schnell alle verschwunden waren und sah ihre Freunde fragend an. „Bleib sitzen.“ Forderte Riley sie auf.
„Hast du etwas dagegen, wenn ich mal eben mit Max spreche?“ Fragte Luke seine Frau und Riley schüttelte den Kopf. Sie sah müde aus. „Vielleicht sollte ich doch lieber gehen?“
„Du bleibst.“ Luke drückte Riley einen Kuss auf die Stirn, dann die seines Sohnes und klopfte ihr leicht auf die Schulter, dann war er auch schon aus dem Raum verschwunden.
„Er ist wunderschön!“ Hauchte Alissa und starrte den kleinen jungen in ihren Armen an. „Wie heißt er denn jetzt?“
„Wir haben ihn nach Lukes Vater benannt, Samuel.“
„Das ist ein schöner Name, nicht wahr kleiner Sammy?“
Sie unterhielten sich eine Weile, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde. Alissa zuckte zusammen und ihr Herz schlug plötzlich schneller während ihr ein Name im Hinterkopf spuckte, sie sah zur Tür, doch es waren nur Luke und Max mit Lina. „Alissa ich habe mit Max geredet. Er wird dir in deiner Angelegenheit helfen.“
Alissa sah überrascht zu dem Mann und der grinsenden Frau neben ihm. „Wenn du nichts dagegen hast, dann würden wir dich gerne zum Mittagessen einladen. Ich habe einen Auflauf im Ofen, ich fürchte du musst dich mit meinen Kochkünsten zufriedengeben, da unser Kindermädchen gleich in die Uni muss und mit den Zwillingen können wir unmöglich in ein Restaurant gehen.“
Alissa nickte nur, zu mehr war sie nicht imstande.
Josh hatte zu lange geschlafen! Gestern konnte er einfach nicht einschlafen und war um fünf Uhr morgens nach einem harten Workout endlich eingeschlafen. Jetzt sprang er förmlich aus dem Bett und ging in sein Badezimmer. Er entschied sich für eine Bluejeans und ein weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt. Darüber zog er ein Jackett, schnappte sich sein Handy und warf einen Blick darauf. Dann änderte er seine Pläne. Er musste zuerst zu Luke und Riley ins Krankenhaus, Alissa musste wohl noch warten. Er schmiss die Wohnungstür hinter sich zu und lief die Treppe nach unten. Draußen angekommen steuerte er zu seinem Lieblings Coffeeshop und bestellte sich dort einen Kaffee und einen Beagle. Ein paar Minuten später startete er sein Motorrad und fuhr ins Krankenhaus.
Dort kam er auch nicht so schnell, wie er eigentlich wollte wieder weg. Und als er dann endlich um 15 Uhr am Nachmittag bei Alissa vor der Tür stand und schon Sturm klingelte, weil niemand öffnete, war er kurz davor die Tür aufzubrechen und nachzugucken ob sie wirklich nicht zu Hause war. Oder ihn vielleicht durch ein Fenster gesehen hatte und die Tür mit Absicht nicht öffnete. Doch da klingelte sein Handy, frustriert nahm er ab und bereute es. Eigentlich hatte er noch Urlaub, doch jetzt brauchte man ihn im Revier. Widerstrebend beugte er sich seinem Schicksal und ging zu seinem Motorrad. Er startete den Motor, warf einen letzten Blick nach oben in Alissas Wohnung und setzte sich dann den Helm auf.
Zehn Minuten später traf er bei seinem Revier ein und wurde von seinen Kollegen mit einer Überraschungsparty überrascht. In seinem Büro, dass er sich mit Janik teilte hing ein Banner und gratulierte ihm zu seiner Beförderung. Lächelnd nahm er die Glückwünsche seiner Kollegen entgegen. Sie hatten ein Buffet aufgebaut, auf denen sich sämtliche Leckereien Stapelten und jetzt merkte Josh erst, dass er schon wieder Hunger hatte. Sein Chef kam zu ihm, legte ihm eine Hand auf die Schulter und gratulierte ihm, dann hielt er eine kurze Rede und eröffnete das Buffet.
Josh und Janik waren die letzten die gingen. „Und hast du Alissa wiedergesehen seit du zurück bist?“ Fragte Janik ihn auf dem Weg zum Parkplatz und Josh schüttelte den Kopf. „Nein, eigentlich wollte ich heute zu ihr, aber es kam so viel dazwischen. Ich fahre gleich morgen früh bei ihr rein.“
„Hat Krüger dir nichts gesagt?“
Verdutzt sah Josh seinen Freund an. „Nein, ist morgen etwas?“
„Wir sollen einen Gefangenen, bei dem Fluchtgefahr besteht ins Gericht eskortieren.“
„Das ist doch nicht euer Ernst! Gibt es dafür keine Streifenpolizisten?“
„Du kennst doch den Staatsanwalt, es ist die übliche Leier, außerdem hast du den Mann festgenommen.“
„Abdul?“
Janik nickte. „Samstag kannst du zu ihr.“ Fügte er hinzu und Josh beugte sich seinem Schicksaal. Alissa müsste wohl noch einen Tag länger warten.
Der Tag erwies sich als anstrengender als Josh angenommen hatte, denn am Ende des Tages saß er neben seinem Kumpel im Krankenhaus, der sich die Schulter ausgekugelt und eine Gehirnerschütterung hatte. „Was machst du nur für Sachen!“ Beschwerte sich Josh bei seinem Freund. „Die Kugel flog direkt auf dich zu, dass konnte ich doch nicht zulassen.“ Meinte dieser müde und zog sich die Bettdecke ans Kinn. „Jetzt lass mich schlafen und fahr nach Hause und geh duschen. Die Schwestern hier tun mir schon leid!“
„Nein, vergiss es. Ich bleibe hier!“
„Du bist nicht mein Kindermädchen, es ist schon viel zu spät. Finde lieber den Mann der dich erschießen wollte.“
Josh nickte. Janik hatte Recht, er musste ausgeruht sein, wenn er den Mann finden wollte, der es auf ihn abgesehen hatte. Es war alles so schnell gewesen, die Täter kannten die Route, die sie fuhren und griffen an einer abgelegenen Stelle an. Josh sah, wie Abdul fliehen wollte und schoss ihm ins Bein, woraufhin er zusammenklappte. Aber er war schon weit gekommen und sein Komplize wollte ihn aus der Schussbahn ziehen. Ein Streifenpolizist sah es und schoss, er traf Abdul direkt in die Brust. Sein Komplize schoss ebenfalls in ihre Richtung und Janik hatte sich vor Josh geworfen und die Kugel flog ins leere. Dann war der Mann getürmt, hatte seinen sterbenden Freund einfach zurückgelassen. Josh stand auf und da es noch nicht ganz so spät war und er ja schon hier im Krankenhaus war, konnte er noch einmal bei Riley vorbeischauen. Und wenn er Glück hatte war Alissa bei ihr. Er verabschiedete sich von seinem Freund und lief die zwei Stockwerke zu Fuß hoch. Leise klopfte er an ihre Tür und betrat dann den Raum. Riley saß in ihrem Bett und las, das Baby schlief friedlich neben ihr. Als sie ihn sah lächelte sie. „Oh hey, hatten wir nicht schon das Vergnügen?“ Sie legte das Buch zur Seite und setzte sich auf. Josh grinste. „Ach ich war eh grad hier und da dachte ich, ich schaue noch mal rein ob du auch zurechtkommst. Ist Luke gar nicht hier?“
„Er bringt Grace ins Bett und besorgt mir dann etwas Ordentliches zu Essen. Die haben mir heute zum Abendessen ein altbackenes Brot mit einer Scheibe Käse gebracht und ich mag keinen Käse.“ Josh grinste und beugte sich über den kleinen. „Wieso warst du im Krankenhaus?“ Misstrauisch beäugte sie ihn. „Du wurdest doch nicht verletzt?“
„Nein, aber Janik.“ Sie sah ihn auffordernd an. „Die Details spare ich dir, dass willst du nicht wissen und meine Eltern werden es aus dir herauspressen.“
Riley zuckte mit den Schultern. „Wann willst du endlich zu Alissa? Meinst du nicht es wird langsam Zeit?“ Wechselte sie das Thema.
„Ich schaffe es einfach nicht, oder wir verpassen uns. Ich war jetzt zweimal bei ihr und beide Male war sie nicht da.“
„Dann ruf sie doch einfach an.“
„Nein. Ich will sie sehen. Eigentlich hatte ich gehofft, dass sie vielleicht hier wäre.“
„Nein, sie war heute Morgen gleich da.“
„Dann hat sie alle kennengelernt?“
Riley nickte lächelnd. „Ja so ziemlich alle, ich glaube sie war leicht überfordert.“
„Du hättest sie doch vorwarnen können.“
„Woher sollte ich denn wissen, dass sie kommt?“
Josh nickte und murmelte etwas vor sich hin. „Haben meine Eltern…“
„Nein, sie haben kein Wort miteinander gewechselt und Liam hat sich auch benommen.“ Unterbrach Riley ihn und grinste ihn an.
„Wie geht es ihr? Ist sie glücklich hier? Meinst du ich könnte gleich noch zu ihr?“
Riley lächelte ihn mitfühlend an. „Es geht ihr soweit ich weiß gut, ich weiß nicht ob sie glücklich ist, zumindest sucht sie immer noch einen Job. Und ich glaube sie ist nicht gern allein sie muss raus unter Menschen. Du solltest ihr ein paar deiner Freunde vorstellen.“
„Ist es schon zu spät sie zu besuchen?“ Fragte er erneut.
„Ich glaube sie ist schon ins Bett, zumindest wollte sie heute früher schlafen gehen, da sie morgen bei diesem Klassentreffen ist.“
„Ein Klassentreffen? Wo?“
Riley erzählte ihm von Alissas Begegnung mit ihrer ehemaligen Klassenkameradin. „Sie fahren raus aufs Land in ein Hotel Namens Gut Alphorn, es ist sehr schön dort. Luke und ich waren auch schon da, es liegt nahe am Wald es fließen dort…“
„Wann fährt sie denn dahin?“ Unterbrach er sie ungeduldig. Er wollte nicht hören, wie schön es dort war, er wollte Alissa endlich wiedersehen und immer kam etwas dazwischen!
„Morgen früh um acht Uhr geht es los und sie kommen Sonntagnachmittag zurück.“
Josh musste anhalten nicht laut aufzulachen, seit Tagen kam immer wieder etwas dazwischen. „Ich muss los!“
„Wieso so plötzlich?“
„Ich fahre bei Alissa vorbei, vielleicht ist das Licht ja noch an.“
„Viel Glück.“
„Das kann ich gebrauchen.“ Meinte er ironisch und verabschiedete sich.
Er hatte es gewusst, er wusste es schon, als er am Krankenhaus losfuhr. Bei Alissa war alles dunkel und wecken wollte er sie nicht. Er legte den Gang ein, wendete und fuhr nach Hause.
Kapitel 23
Alissa sah sich in ihrem Zimmer um. Irgendwie war es komisch, dass sie hier war. Zwar war das Hotel wunderschön und verschlang auch alle ihre Ersparnisse, aber so richtig wohl fühlte sie sich nicht. Irgendwie fand sie keinen Draht zu den anderen. Und dadurch das fast alle mit ihren Partnern da waren, waren diese ihr Fremd und Gespräche in Gang zu bringen fiel ihr schwer.
Die meisten saßen zusammen im Garten und tranken etwas, alberten herum oder flirteten. Thomas und Sebastian wichen ihr kaum von der Seite, hätte sie doch nur einen Freund erfunden. Sie ließ sich aufs Bett fallen und dachte an Josh. Sie bereute es, wie sie ihn behandelt hatte zutiefst und jeden Tag wurde dieses Gefühl stärker. Sie hatte ihn ohne ersichtlichen Grund abgewiesen, er war gegangen und leider nicht mehr zurückgekommen, obwohl er schon seit fast einer Woche wieder in der Stadt war. Er war wohl über sie hinweg und vermutlich freute er sich sogar, dass sie ihm den Laufpass gegeben hatte. Plötzlich klopfte es an ihrer Tür und sie schrak aus ihren Gedanken. „Ja?“ Rief sie und verharrte auf dem Bett.
„Ich bin´s Thomas, ist alles in Ordnung bei dir?“
Alissa schlug sich die Hände vor das Gesicht und seufzte. „Ja mir geht es gut, ich wollte mich nur eben umziehen. Ich komme gleich wieder raus.“ Zwar hatte sie nicht vorgehabt sich umzuziehen, aber draußen war es wirklich sehr warm und ihre Jeans war für das Wetter nicht gemacht. „Ist okay, ich warte dann hier auf dich.“
Alissa schüttelte den Kopf und wünschte sie wäre niemals hierhergekommen. Sie stand auf und ging zu ihrer Reisetasche, zog ein Jersey Kleid heraus, das zu Glück nicht gelitten hatte und zog es sich schnell über, dann öffnete sie die Tür und sah Thomas an der Gegenüberliegenden Wand gelehnt stehen.
„Wie kommt es eigentlich, dass du keinen Freund hast?“ Wollte dieser wissen und ließ seinen Blick über ihren Körper wandern. „Das ist eine lange Geschichte.“ Meinte sie ausweichend. „Wie kommt es, dass du keine Freundin hast?“ Gab sie die Frage zurück? Thomas Grinste. „Tja, dass ist ebenfalls eine lange Geschichte, aber ich mache es kurz: Sie hat mich wegen eines anderen verlassen.“
„Das ist mies.“ Meinte sie mitfühlend und stellte sich vor, wie Joshua eine andere Frau umarmte und küsste. Sie erschauderte und legte das ihre Hand in die, die Thomas ihn hinhielt. Gemeinsam machten sie sich auf den weg zu den anderen und unterhielten sich über belangloses.
Am Abend stand ein schickes Essen auf dem Programm mit anschließendem Tanz. Alissa wäre am liebsten geflüchtet, aber sie war kein Feigling und so saß sie wenige Stunden später mit den Singles an einem Tisch. Links von ihr Thomas und rechts Sebastian. Christina und Arnie waren in ihrer eigenen Welt und beachteten die anderen am Tisch kaum.
Josh war langweilig und so war er zum Mittagessen zu seinen Eltern gefahren und dann nach einem Besuch bei Janik ins Revier, dort saß er jetzt in seinem Büro und schrieb seinen Bericht von dem Vorfall gestern. Er gähnte und beschloss sich einen Kaffee zu holen. Müde stand er aus seinem Sessel auf und streckte sich erstmal. Vielleicht sollte er, wenn er den Bericht fertig hatte ein paar Trainingseinheiten in der Turnhalle machen um wieder fitter zu werden. Er schlenderte zum Automaten und quatschte hier und da mit Kollegen. Gerade als er wieder in sein Büro wollte wurde er Hellhörig. Jemand hatte Gut Alphorn gesagt. Er sah zu Petra die einen Hörer in der Hand hielt und immer wieder nickte. „Ich schicke gleich jemanden vorbei.“ Sagte sie und legte auf. „Was ist los?“ Wollte Josh von der Frau wissen.
„Im Hotel Alphorn soll ein Dieb sein Unwesen treiben, ich schicke Alex und Jessi eben hin.“
„Mach das, ich fahre schon mal vor.“
„Wieso du? Das ist doch gar nicht dein Bereich.“
„Eine Freundin von mir ist da. Sag Jessi und Alex sollen sich beeilen.“ Josh lief in sein Büro, schnappte sich seine Jacke und lief zu seinem Auto. Zum Glück war er heute mit dem Auto zur Arbeit gefahren, da es jetzt in strömen regnete. Er schaltete das Blaulicht ein und gab Gas.
Alex und Jessi waren schon da, als er ankam und unterhielten sich mit dem Manager des Hotels. „Und?“ Fragte er seine Kollegen, reichte dem Mann die Hand und zeigte ihm seinen Ausweis. „Guten Abend.“ Grüßte er dann den Manager.
„Im zweiten Speisesaal sitzt eine ehemalige Schulklasse und einer der Herren wurde bezichtigt ein Dieb zu sein. Als wir den Tumult bemerkten schlossen wir die Türen ab und riefen die Polizei.“
„Also sind alle noch da drin?“ Der Manager nickte. „Und es sind keine Schüsse oder ähnliches gefallen.“
„Nein, es ist alles ruhig da drin.“
„Hat der Raum Überwachungscameras?“ Der Mann nickte und winkte ihn zu sich hinter den Tresen. „Alles ruhig.“
„Haben die gemerkt, dass die Türen abgeschlossen sind?“ Alle saßen still an ihren Tischen, und auf die Schnelle konnte er Alissa nicht ausmachen.
Alissas Herz schlug ihr bis zum Hals. Andreas der Mann von Kathrin wurde bezichtigt, gestern von einem Tatort geflohen zu sein. Daraufhin zog der Andreas eine Waffe und befahl allen ihre Handys auf einen Haufen zu werfen, während er Sabrina die Pistole an den Kopf hielt. Jetzt saßen alle schweigend vor ihrem Essen und niemand wusste was er tun sollte, während Andreas wie in einem Käfig auf und ab lief und Kathrin weinend an ihrem Platz saß. Bevor Alissa wusste was sie tat stand sie auf. Sofort kam Andreas auf sie zu. „Setzt dich hin!“ Schrie er. „Lass mich zu Kathrin gehen.“ Bat sie leise und er sah sie verblüfft an. „Sie weint schon die ganze Zeit.“
Er sah zu seiner Frau und dann wieder zu Alissa. „Wenn du auch nur irgendwelche faxen machst, dann erschieße ich deinen Thomas!“ Sagte er ihr Gefährlich leise, aber immer noch so laut, dass jeder ihn hörte. Er richtete seine Waffe auf Thomas und tat, als würde er schießen. Alissa zuckte zusammen und einige Frauen schrien erschreckt auf. „Ich will sie nur trösten.“ Andreas nickte und Alissa ging auf wackeligen Beinen zu ihrem Tisch. „Ich muss hier raus. Wenn ihr nicht gleich die Tür öffnet, erschieße ich jemanden!“ Schrie er die Tür an und fing wieder an, an dieser zu zerren. Alissa legte ihre Hand auf Kathrins Schulter. „Ist alles okay?“ Flüsterte sie. Kathrin nickte, blickte aber nicht auf. „Die Kinder, die Kinder…“ Flüsterte sie nur immer wieder vor sich hin und sah ganz elend aus. „Ich wusste nicht, dass er...“ Sie stockte. Und Alissa nickte. „Ich weiß.“
„MACHT SOFORT DIE TÜR AUF!“ Brüllte Andreas und ein Schuss ertönte, dann knallte plötzlich die Tür auf, zwei Uniformierte stürmten mit gezückten Waffen in den Raum. Andreas sah die beiden überrumpelt an und in diesem Moment sprang ein dritter Mann auf ihn zu. Andreas fiel hart auf den Boden, seine Waffe landete einige Meter entfernt von ihm, der Polizist, der den Raum zuerst betreten hatte hob sie schnell auf. Jetzt sah der Mann, der auf Andreas saß auf und Alissa stockte der Atem. „Josh…“ flüsterte sie und sah ihn Fassungslos an. Sie sah wie sein Blick über die Leute schweifte. „Bleiben Sie bitte alle ruhig.“ Sagte er und eine Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus, als sie seine vertraute Stimme hörte, er konnte doch unmöglich wissen, dass sie hier war, oder?
„Bleiben Sie auf den Plätzen bis wir den Mann hier rausgebracht haben und Verstärkung eingetroffen ist.“ Sabrina stand auf und fing an zu applaudieren. „Was für eine Show!“ Meinte sie und ging wie selbstverständlich auf Josh zu. „Ich bin Sabrina.“ Sie hielt ihm die Hand hin und Josh schüttelte diese. „Ich bat Sie doch auf den Plätzen zu bleiben.“ Schalt er sie und Sabrina sah ihn erschrocken an. „Ich etwa auch?“ Sie fuhr sich mit zitternden Fingern über den Körper und sah ihn aufreizend an. „Ich dachte, Sie könnten als erstes meine Aussage aufnehmen.“
Josh beachtete sie gar nicht, sondern ließ seinen Blick erneut über die Menschenmenge schweifen. Bis er den ihren traf. In seine Augen trat Erleichterung und er machte Anstalten zu ihr zu kommen, doch in einem Anflug von Panik schüttelte sie den Kopf. Josh schien das zu verstehen und wandte sich wieder zu Sabrina. „Ich entscheide hier, wen ich als erstes Vernehme. Alissa, würdest du bitte?“
Alissa biss sich auf die Zähne und stand widerstrebend auf während ein raunen durch die Menge ging. Josh wartete nicht auf sie, sondern marschierte schon aus dem Raum, während jetzt Sanitäter und weiter Polizisten in den Raum kamen. Sie wollte gerade aus dem Raum gehen, als Thomas sie am Arm festhielt. „Wer ist das?“ Fragte er und deutete mit dem Kopf zu Josh, der im Foyer auf sie wartete. „Meine lange Geschichte.“ Meinte sie und wollte schon gehen, doch erneut zog Thomas sie zurück. „Hatte ich eigentlich irgendeine Chance?“
Alissa sah sein Bedauern und schüttelte den Kopf. „Nein…“ flüsterte sie und machte sich von ihm los um mit zitternden Beinen auf Josh zuzugehen.
Er ging ihr voran in ein kleines Büro und schloss dann die Tür hinter ihr. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie traute sich nicht ihn anzusehen. „Wie geht es dir?“ Fragte er leise und sie hob automatisch den Blick. Er stand noch immer bei der Tür, zwei Schritte von ihr entfernt. „Gut.“
Josh musste an sich halten, Alissa nicht in seine Arme zu nehmen, die Angst sprach noch immer aus ihren Augen. Wie gerne würde er jetzt, die Strähnen aus dem Gesicht streichen und sie küssen.
Einen Moment schwiegen beide und sahen sich einfach nur an. Dann platzte es aus Josh heraus. „Ich habe dich vermisst.“ Er kam einen Schritt näher, blieb aber dann doch stehen, blickte sie an und wartete.
Eine Träne stahl sich aus ihren Augenwinkel und sie sah so verloren aus, dass Josh nicht mehr überlegte, sondern nur handelte. Er nahm sie fest in die Arme und streichelte ihr über die Haare, drückte ihr wie von selbst, immer wieder kleine federleichte Küsse auf den Kopf. „Ich habe dich so vermisst.“ Flüsterte er an ihrem Ohr. Lange Zeit standen sie so umschlungen, und als Alissa sich beruhigt hatte lockerte sich ihr Griff und er schob sie auf Augenhöhe von sich. Josh strich ihr mit den Fingern die Tränen aus den Augen und lächelte sie aufmunternd an. Doch sie schwieg weiterhin. „Jetzt sag doch endlich was.“ Forderte er sie auf.
„Ich weiß nicht was.“ Gab sie zu und Josh sah sie enttäuscht an. „Es tut mir leid?“
„Was tut dir leid? Dass du mir nichts zu sagen hast? Nach allem was wir durchgemacht haben?“ Josh klang beinahe verzweifelt und fuhr fort. „Oder, dass ich dich Liebe und du mich nicht oder ist da noch etwas, dass ich vergessen habe?“
„Du liebst mich nicht!“ Platzte es aus ihr heraus.
„Das lass mich mal lieber selbst entscheiden!“
„Du kannst mich nicht lieben! Ich bin so kaputt, ich stelle dein Leben auf den Kopf, du hast eine bessere verdient.“
„Ich will aber keine andere. Ich habe mich nun mal in dich verliebt und das wird sich nicht ändern, weil du der Meinung bist nicht gut genug für mich zu sein!“
„Albert…“ Flüsterte sie und sah zu Boden, Tränen nahmen ihr die Sicht.
„Rede mit mir, was ist damals passiert. Du hast den Polizisten nicht die Wahrheit gesagt. Janik und ich haben kein Kleid gesehen, in das Penelope dich angeblich gesteckt hat. Du hattest…“ Josh stockte als er daran dachte wie sie Alissa vorgefunden hatten. „Ich kann damit leben, wenn sie dich angefasst haben, ich kann damit leben, wenn sie dich vergewaltigt haben, ich kann aber nicht mehr ohne dich leben!“
Alissa sah ihn an. „Es ist dir egal?“ Flüsterte sie ungläubig.
„Natürlich ist es mir egal, Hauptsache du bist die Meine!“ Erschöpft sah er sie an. „Du musst nur endlich mit mir reden…“ Er senkte den Kopf. „Langsam kann auch ich nicht mehr, aber gemeinsam schaffen wir das, wir können zu einem Therapeuten gehen. Ich werde darauf verzichten mit dir zu schlafen, aber ich will dich bei mir haben!“ Er sah sie an und eine Träne stahl sich aus seinen Augen und kullerte seine Wange entlang, dass brachte das Fass zum Überlaufen. Alissa schluchzte auf und warf sich ihm in die Arme. „Es tut mir leid, mir tut alles so leid.“ Sie drückte ihre Stirn an die seine und strich ihm die Träne von der Wange. „Ich wusste nicht, dass du so leidest… ich dachte…“ Sie verstummte, da er ihre Lippen mit den seinen verschloss und so leidenschaftlich küsste. „Ich Liebe dich!“ Hauchte sie nach einiger Zeit an seinen Lippen, woraufhin dieser sie noch enger an sich zog und den Kuss noch weiter vertiefte. Irgendwann löste er sich von ihr, legte seine Hände an ihre Wangen und sah sie an. „Ich will das wir heiraten!“
Alissa schnappte nach Luft und sah ihn erschrocken an.
„Ich will mit dir Leben, den Rest meines Lebens mit dir verbringen, jeden Morgen neben dir aufwachen.“ Sie zuckte zusammen und er schalt sich ein Idiot. „Natürlich nur wenn du soweit bist.“ Hauchte er zärtlich, wenn du überwunden hast was die beiden dir angetan haben. „Du könntest damit leben, wenn ich..., wenn sie mich… missbraucht hätten?“
„Haben sie nicht?“ Joshs Gesicht hellte sich auf und Hoffnung flackerte in seinen Augen auf.
Alissa schüttelte den Kopf. „Aber wenn ihr nicht…“
„Psst…“ Josh legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Denk nicht mal daran, sie haben es nicht!“ Er strahlte sie an. „Ich hatte mir solche Vorwürfe gemacht, dass ich nicht eher da war, dass ich es nicht geschafft habe dich zu beschützen.“
Sie schmiegte sich an ihn. „Du hast mich seit unserer ersten Begegnung beschütz.“
„Wieso hast du mich im Glauben gelassen, dass sie dich vergewaltigt hätten?“
„Ich dachte…“ Sie stockte kurz. „Du bist so ein guter Mann und ich war… ich war…, habe mich einfach nicht mehr gut genug gefühlt, ich war beschmutzt. So eine Frau hast du nicht verdient. Meines Erachtens hatten sie mich missbraucht.“
„Natürlich haben sie das auch. Das streite ich auch nicht ab, aber… ich könnte damit leben, wenn du keine Jungfrau mehr wärst, wenn es Männer vor mir gegeben hätte, hätte ich es akzeptiert. Ich wollte nur nicht, dass du eine Vergewaltigung erleben müsstest. Ich habe viele Geschichten von Frauen gehört, die so etwas erlebt haben. Und es hat ihr Leben kaputtgemacht. Ich wollte nicht, dass du so etwas erleben müsstest. Ob du Jungfrau bist oder nicht ändert doch nichts an meinen Gefühlen für dich!“
Sie strahlte ihn unter Tränen an. „Wirklich?“
„Na was hast du denn gedacht? Ich liebe dich, deine Seele! Und nicht dein äußeres, obwohl…“ Er stockte kurz und sah sie bewundernd an, „obwohl ich dich auch von außen wunderschön finde.“
Alissa lächelte und wischte sich die letzten Tränen weg. „Ja!“
„Was ja?“ Irritiert sah er sie an.
„Ja von mir aus können wir heiraten.“
Josh lachte und hob sie in die Arme. „Morgen kaufe ich dir einen Verlobungsring.“
ENDE
Tag der Veröffentlichung: 06.10.2017
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Einen ganz ganz lieben Dank für das tolle Cover an Mika D. Mon