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Kapitel 1

 

 

 

London

 

Kim ließ sich mit einem wohligen Seufzer in die warme, schaumige Badewanne sinken.

Sie versuchte zur Ruhe zu kommen, sie war innerlich so aufgewühlt, aber irgendwie brachte das Baden auch nichts.

   Ihre Schule veranstaltete einen Schüleraustausch, und sie muss da mitmachen, obwohl sie überhaupt nicht wollte! Sie musste hier bleiben ihr Vater brauchte sie doch! Er war ohne sie ganz allein.

   Kims Mutter ist bei ihrer Geburt gestorben und jetzt hatten sie nur noch sich, sie mussten doch zusammenhalten. Natürlich, es gab auch schon Tage an denen sie allein war, aber es war immer ihr Vater der auf Geschäftsreisen ging. Kim blieb zu Hause, nur manchmal, wenn Ferien waren kam sie auch mit. Aber sie war noch nie von zu Hause weg! Und sie wollte auch nicht.

   Nur war ihr Vater ganz schnell, der Schüleraustausch ging nach Deutschland in eine kleine Stadt. Und in genau dieser Stadt lebt sein langjähriger Freund mit dem er früher, bevor er nach London ausgewandert ist um zu heiraten, zusammen zur Schule gegangen war. Und eben sein Sohn Liam Herzog war ihr Gastbruder.

   Langsam legte sie den Kopf zurück und ließ ihre langen, blond, gewellten Haare bis zu den Wurzeln im Wasser versinken. Alles war still, sie hörte jetzt ihr eigenes Herz schlagen und ein kribbeln im Ohr, wenn eine Luftblase an die Wasseroberfläche stieg. Nur Kims geschlossenen Augen, ihre kleine gerade Nase und ihre vollen Lippen ragten jetzt noch aus dem Wasser.

   Sie tauchte wieder auf und setzte sich hin. Ihr Blick glitt durch den Raum. Alles war so luxuriös. Das Badezimmer war schon fast so groß wie ein Schlafzimmer, alles nur vom feinsten in dem Hotel in dem sie mit ihrem Vater lebte, das ihm gleichzeitig auch gehörte.

   Der Sternenhimmel und die Kerzen die sie angezündet hatte tauchten den Raum in  ein warmes Licht.

   Trotzdem konnte sie sich nicht richtig entspannen. Sie griff nach der Shampoo Flasche und schäumte ihr Haar ein. Dabei kamen ihr die Erinnerungen an das Gespräch mit ihrem Vater wieder in den Sinn.

   “Kim du weißt doch, der Schüleraustausch! Ich habe die perfekte Familie für dich. Du kennst doch noch Josef Herzog oder?” Ihr Vater saß am Frühstückstisch und hielt seine Zeitung in der Hand.

   “Ja ein bisschen, einer deiner Kollegen aus Deutschland manchmal kam er her und ihr kennt euch doch noch von früher, als du noch in Deutschland gelebt hast oder?”

   “Richtig und die Klasse von seinem Sohn, Liam ist eure Partnerklasse. Zuerst werdet ihr drei Monate bei ihnen leben und dann kommen sie und werden hier drei Monate zur Schule gehen. Ist das nicht Toll?”

   “Ich weiß wie lang der Austausch ist. Aber wir waren uns doch einig das ich nicht mitfahre. Ich will da nicht hin. Ich will zu Hause bleiben. Bei dir, ich war noch nie weg.”

   “Und deswegen wird es langsam Zeit. Du verpasst noch alles. Außerdem warst du doch noch nie in Deutschland. So lernst du mein Heimatland kennen, sogar meine Heimatstadt!”

   “Hättest du da keine anderen Bekannten wo ich unterkommen könnte? Eine Schwester vielleicht?”

   “Wenn ich eine Schwester hätte, würdest du sie kennen. Ich bin Einzelkind, so wie du!”

   “Ich habe aber keine Lust nach Deutschland zu gehen, erst Recht nicht in eine fremde Familie. Ich kenne da keinen und schon gar nicht Liam. Ich weiß nicht mal wie er ist!” rief sie frustriert aus.

“Er ist bestimmt wie sein Vater damals, ein stiller netter Junge.”

“Ich glaube kaum das es heute noch stille nette Jungs gibt. Und wieso muss ich ausgerechnet bei einem Jungen wohnen?”

   “Es ist ja nicht so, dass du allein mit ihm lebst. Seine Eltern sind da und auch seine Schwester Lina und sein Bruder Joshua. Du wirst dich schnell mit allen anfreunden!”

   “Ich will aber…”

   “Du solltest jetzt langsam los gehen, sonst verpasst du die Bahn. Und vergiss die Einverständniserklärung nicht!” Er hielt ihr einen Zettel hin Kim riss ihn diesen aus der Hand und stürmte wütend aus der Wohnung.

 

Genervt wusch sie sich das Haar aus, schwang ihre langen Beine, die ihr im stehenden Zustand ein Maß von 1,75 m verliehen, aus der Badewanne. Sie musste noch packen morgen war es soweit.

   “Deutschland ich komme!” dachte sie ironisch und ging in ihrem Bademantel verhüllt in ihr Zimmer.

   Zwei Stunden später war sie fertig ging zum Telefon und wählte die Nummer der Rezeption.             “Rezeption, Baldock, was kann ich für Sie tun?”

   “Lucy! Ich bin’s Kim, kannst du vielleicht einen Pagen heraufschicken der meine Koffer nach unten bringt? Die sollen heute noch per Express nach Deutschland geschickt werden.”

   “Aber natürlich. Brauchst du sonst noch was?”

   “Nein, danke.” antwortete sie traurig.

   “Du willst immer noch nicht nach Deutschland zu diesem Schüleraustausch oder?”

   “Nein, will ich nicht, aber ich habe keine andere Wahl, ich muss dahin, selbst wenn ich mich krank stellen würde. Vielleicht… ach egal.”

   “Möchtest du reden?”

   “Nein, du hast bestimmt zu tun.” wehrte sie ab.

   “Nein, habe ich nicht, es ist schon später Nachmittag und zu dieser Zeit kommen kaum noch  Gäste, komm doch runter ich mach uns eine heiße Latte und dann quatschen wir, außerdem kriege ich keinen Ärger vom Chef wenn ich deinetwegen Pause mache. Du bist sein Liebling.” Sie lächelte und Kim konnte sich dieses freundliche lächeln sehr gut vorstellen.

   “Na gut, eine Pause wird dir wohl auch ganz gut tun, ich warte noch auf den Pagen und dann komme ich.” Sie legte auf, ihr letzter Abend in London und sie würde mit Lucy in der Anmeldung sitzen und eine Latte trinken, sie wäre jetzt viel lieber mit ihrem Vater in ein hübsches Restaurant gegangen, aber der hatte ja leider ein Meeting mit Mister Wichtig, wie ihn hier alle im Hotel hinter seinem Rücken nannten, er war der Stellvertreter von ihrem Vater und zog immer von einem Hotel ins nächste um auch ja zu prüfen ob auch alles so abläuft wie es sein sollte, da Matthew bei seiner Tochter blieb.

    Das klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken, schnell eilte sie zur Tür, Dylan stand mit breitem grinsen vor ihr. “Hey schöne Lady, ich habe gehört Sie brauchen die Hilfe eines starken Mannes?”

   Kim grinste. Dylan, er wusste auch immer was sie brauchte. Er war lustig, charmant jung und voller Leben, mit diesem Job finanzierte er sein Studium, er will mal ein großer Professor werden, wie er immer behauptet. “Kann man so sagen, du müsstet…”

   “Ich weiß, schöne Lady, die Koffer, runter und per Express nach Deutschland.”

   “Ja, die Adresse steht drauf. Und hör auf mich schöne Lady zu nennen!” Ihr grinsen verbreitete sich.

   “Aber du bist doch eine schöne Lady, groß, schlank, blond, nasses ungekämmtes Haar und ein seidener Bademantel, wie schade das ich mit Hotelgästen nichts anfangen darf.” Ein schelmisches grinsen legte sich um seine Lippen. Er war groß, hatte dunkelbraunes Haar, grüne Augen.

   “Du bist viel zu alt für mich. Und jetzt raus hier.” Sie grinste ihn frech an.

   “Ich bin 20 und du 17, aber sehr wohl schöne Lady, wie Sie wünschen.” er verbeugte sich galant und übertrieben tief.

   “Hör auf mit dem Quatsch!” Sie drehte sich lächelnd um und ging in Richtung Zimmer. “Ach ja, Sie finden allein raus, und das Trinkgeld liegt auf dem Tisch und jetzt Good bye.” raunte sie mit ihrer Ladylike Stimme und der Gestik einer hervorragenden Schauspielerin.

   “Das machst du richtig gut.”

   “Ja ich weiß, und du auch, nur weiter so dann machst du bald ganz groß Karriere als Superpage!”

   “Ja, ja gib’s mir!” Dylan lachte.

   “Bis dann, Dylan, du hast mich echt aufgeheitert.” Sie schloss ihre Zimmertür hinter sich.

 

Wenig später saß sie mit Lucy an der Bar und trank die besagte Latte. “Wusstest du das Mister Wichtig zwei Wochen bleibt?”

   “Oh echt, ihr Armen!” Kim grinste.

   “Hör auf dich darüber lustig zu machen.” spielte Lucy die empörte. “Er ist schrecklich, er denkt wirklich, das er hier etwas zu sagen hat, wenn dein Vater nicht in der Nähe ist tut er so als würde all das,” sie machte eine umfangreiche Bewegung mit der Hand, “ihm gehören. Dabei ist er genauso ein Angestellter wie wir alle!”

   “Nein, nein ihr tut mir alle schrecklich leid, aber was soll ich denn sagen? Ich fahre in ein Land in dem ich noch nie war, wo ich keinen kenne und… ach einfach niemanden!”

   “Aber du sprichst hervorragend deutsch und deine Klassenkameraden sind auch alle da.”

   “Deutsch kann ich auch nur, weil Dad es so wollte und er selbst deutscher ist. Und was meine Klassenkameraden angeht ist ja schön und gut aber wirklich Freunde sind sie nicht. Außer Sarah vielleicht…”

   “Ja ich weiß, deine besten Freunde sind wir, das Hotelpersonal, komisch das du so normal bist.”

   “Wie meinst du das?” Kim sah sie verwundert an. Was hieß hier normal?

   “Ja du bist reich, kannst alles haben was du willst und bist so normal geblieben. Du magst uns, ich habe eine Freundin, die arbeitet auch in einem Hotel und wenn die Töchter des Direktors da sind, ist gar nichts gut genug für sie. Die Zimmer sehen schrecklich aus und ihr Leben ist nur von Partys bestimmt.”

   “Tja vielleicht bin ich so normal, weil ich auf eine normale Schule gehe, euch habe und den besten Vater der Welt.”

   “Oh ja, den hast du!” sofort lief sie rot an, im inneren verabscheute sie dieses dämliche rot werden, sie war Erwachsen, 35 da brauchte sie doch nicht mehr rot zu werden.

   “Sag mal wirst du rot?”

   “N-Nein!” Lucy versuchte das letzte bisschen würde herauszubringen und selbstsicher zu wirken.

   “Oh doch, gib es zu du stehst auf ihn.” Kim durchbohrte Lucy mit ihrem Blick und diese gab klein bei und nickte nur. “Oh wie romantisch! Vielleicht wirst du ja mal meine Mum!”

   “Jetzt spinnst du dir aber was zusammen! Hättest du nichts dagegen?” fragte sie vorsichtig. Hoffnung flackerte einen kurzen Moment in ihren Augen auf.

   “Das du auf meinen Vater stehst? Wieso sollte ich? Er sieht toll aus, ist jung und Fit, es ist kein Wunder das du dich verguckt hast. Ihr werdet ein tolles Paar!”

   “Ich weiß nicht, er beachtet mich ja gar nicht. Ich glaube er liebt noch immer deine Mutter.”

   “Das wird er schon noch. Aber ja aus seinen Geschichten und alten Videos sehe ich das er sie sehr geliebt hat, aber sie ist gestorben und das leben hier geht weiter! Ich lade ihn mal hierher ein dann könnt ihr quatschen.” Jetzt war Kim voller Tatendrang und griff nach ihrem Handy.

   “Bist du verrückt? Ich weiß gar nicht, was ich mit ihm reden soll!” Panisch versuchte Lucy Kim das Handy zu entreißen. Aber diese ließ nicht locker.

   “Du wirst schon was finden. Wirklich! Und ich werde ja auch noch hier sein.” beruhigte Kim sie und tippte eine Nachricht in ihr Handy.

   Und schon zwanzig Minuten später saßen Matthew und Lucy in ein tiefes Gespräch verwickelt ohne Kim großartig zu beachteten. “Hey Leute habt ihr was dagegen wenn ich mich schon hinlege? Ich bin irgendwie total kaputt. Morgen wird ein anstrengender Tag.”

   “Natürlich mein Schatz, leg dich ruhig schon hin. Ich komme dann später nach.”

   “Alles klar, Gute Nacht euch beiden, wir sehen uns morgen.” Sie gab ihrem Vater Kuss auf die Wange und zwinkerte Lucy zu., dann ging sie zum Fahrstuhl. Und weil sie wirklich überhaupt nicht müde war zog sie sich nach oben auf das Dach, ihrem Lieblingsplatz zurück. Vorsichtig ging sie bis an den Rand und setzte sich hin, ihre Füße baumelten in der Luft, weit über London.

   “Hey Mum, ich bin’s. Sorry das ich schon so lange nicht mehr hier war.” Es entstand eine Pause. “Ich will nicht nach Deutschland Mum, und Dad versteht es einfach nicht, das ist gemein, mir kommt es schon fast so vor als wolle er mich abschieben! Na ja vielleicht will er mir auch einfach nur etwas gönnen und er denkt, dass ich da in Wirklichkeit hin will, aber das stimmt ja nicht und du weißt es, habe ich Recht?” Stille. “Ja habe ich. Und ich habe Angst das mein Austauschbruder eine eingebildeter, arroganter und spießiger Kerl ist…” Sie fühlte dass ihre Mutter in ihrer Nähe war, sie spürte sie und Kim  vermisste sie. “Ach weißt du was dein Mann gerade macht? Er flirtet mit einer anderen, aber ich glaube du gönnst es ihm genauso wie ich.” Sie lächelte versonnen. “Ja er sah richtig glücklich aus, seine Augen strahlten und wenn ich ihn so sehe, dann denke ich, dass es bei euch beiden auch so war. Dass er nur am lächeln war, seine Augen leuchteten  bestimmt wenn er dich sah. Ich vermiss dich Mum und es tut mir Leid, dass du wegen mir nicht mehr da bist.”        Tränen standen ihr in den Augen aber sie schluckte sie tapfer hinunter. Als Kind hatte sie oft geweint, weil sie keine Mutter hatte, alle Kinder hatten eine, nur sie nicht… und oft wurde sie deswegen aufgezogen, Kinder konnten ja so grausam sein, damals lebte sie total zurückgezogen, war ein kleines verängstigtes Mädchen aber heute war es ja schon normal, wenn man nur einen Elternteil hatte.

   “Du wärst die beste Mutter auf der Welt!” Flüsterte sie leise. Dann sah sie noch eine Weile in den Himmel und fragte sich ob es wirklich einen Gott gab, aber wenn es vielleicht doch einen gab, wieso war er dann so grausam und hat ihr die Mutter weggenommen? Sie versuchte es zu verstehen, ihr Vater sagte immer:

   “Gott gibt uns die Menschen und er nimmt uns sie wieder und wir müssen diese Zeit mit ihnen genießen und irgendwann werden wir uns alle im Himmel sehen und dort wieder eine richtige Familie sein.”

   Aber Kim konnte es nicht verstehen. “Ich glaube an Gott” sagt sie immer und geht auch jeden Sonntag zum Gottesdienst aber sicher war sie sich nicht. Vielleicht gab es ihn ja doch nicht… Vielleicht…

 

Kim nahm ihren Dad noch einmal fest in die Arme. “Ich hab dich lieb Dad.” flüsterte sie ihm ins Ohr.

   “Ich dich auch mein Schatz, amüsier dich schön und mach dir keine Sorgen, ich bin gut aufgehoben.”

   “Ich weiß Dad.” Ihr Vater und Lucy hatten heute Abend ein Date, dass hatte ihr Lucy heute morgen bei dem Abschied gesagt, sie war total glücklich und strahlte über das ganze Gesicht. Komisch nur das ihr Vater es ihr heute beim Frühstück nicht gesagt hatte. Aber egal, für ihn war es wohl noch zu früh und das konnte sie auch nachvollziehen, schließlich hatten die beiden sich erst gestern näher kennengelernt. “Und wir telefonieren ja?”

   “Auf jeden Fall.”

   “Vielleicht komme ich ja mal für ein Wochenende nach Hause?”

   “Oh nein, mein kleines Fräulein, das wirst du schön bleiben lassen, du wirst dich in Deutschland jetzt drei schöne Monate amüsieren.”

   “Ich werde dich vermissen Dad, und nur damit du es weißt, ich bin nicht klein. Wahrscheinlich bin ich sogar größer als dein toller Liam.”

   “Für mich wirst du immer meine kleine sein, und wie groß Liam ist, das wirst du noch herausfinden.”

   “Aber was ist wenn ich ihn nicht mag, schließlich werde ich mit ihm wohnen müssen.”

   “Ihr werdet schon klar kommen.”

Es ertönte ein Gong und eine Frauenstimme verkündete, dass die Fluggäste für den Flug nach Deutschland, jetzt zur Sicherheitskontrolle durchgehen könnten, und so weiter.

   “Ja das hoffe ich!”

   “Ich werde dich vermissen Kim!”

   “Ich dich auch Dad!” Sie umarmten sich noch mal, dann ging sie zu ihren Klassenkameraden die in einzelnen Gruppen zusammenstanden.

   Noch eine Stunde dann würde sie im Flieger sitzen und nach Deutschland fliegen. Komisch, jetzt, wo sie wusste, das Lucy da sein würde fand sie es nicht mehr ganz so schrecklich, so lange von ihrem Vater getrennt zu sein. Und wenn sie ganz ehrlich zu war, freute Kim sich jetzt doch ein bisschen auf Deutschland. Als sie endlich dran war durch die Sicherheitskontrolle zu gehen fing das Ding natürlich auch gleich an zu piepen. Also wurde sie gebeten ihren Gürtel einmal abzulegen, sie gab ihm der Dame die auch ihre anderen Sachen hatte und ging noch einmal durch die Kontrolle, aber es piepte wieder. Jetzt musste sie sich breitbeinig hinstellen und die Arme ausstrecken dann wurde sie mit einem Handscanner durchgeprüft, an ihrem Oberschenkel piepte es bis hinunter zum Schienbein.

   “Oh, hatte ich ganz vergessen, ich hatte einen Unfall, hier sind die Papiere.” Sie reichte dem Beamten einen Umschlag, dann wurde sie noch mal abgetastet und durfte dann gehen. Hinter sich hörte sie die Jungs gaffen.

   “Oh hat der es gut, Kim würde ich auch mal gerne so befummeln. Sie hat eine geile Rückseite.”

   “Träum weiter alter, die lässt keinen ran! Oh man das ist mein Beruf später werde ich auch hier arbeiten. Da gibt es dann schöne Frauen zu befummeln.”

   Das waren Sam und Kian. Sam stand schon lange auf Kim , aber sie beachtete ihn nicht, außerdem nervten seine Sprüche sie.

   “Ich habe gehört, dass Kim zu einem Typen in die Familie kommt. Wieso darf ich nicht zu einem heißem Girl?”

   “Weil dein Vater in Deutschland keinen Menschen kennt. Aber Sarah hat mir erzählt, dass sie gar nicht in diese Familie will.”

   “Echt? Wieso? Kennt sie den Typen?”

   “Keine Ahnung.” beantwortete Kian gleich alle drei Fragen.

   Kim ging zum Kreis, den die Mädchen aus ihrer Klasse gebildet haben und stellte sich neben Sarah.

   “Habt ihr auch schon Kontakt zu euren Gastfamilien aufgenommen? Meine Gastschwester ist total nett, wir haben schon stundenlang über Skype geschrieben, oh man die ist so hamma.” Schwärmte eine Klassenkameradin. “Sie hat mir erzählt, dass jeder Austauschschüler neben seinem Gastbruder- oder Schwester sitzen muss und diese müssen auch ihre Freizeit mit uns verbringen, wir müssen so ne Art Tagebuch schreiben, was wir am jeweiligen Wochenende unternommen haben. Ist das nicht toll?”

   “Wunderbar drei Monate jeden Tag mit diesem Typen abhängen, und dann ist er bestimmt noch kleiner als ich, bestimmt ein tolles Paar.” dachte Kim.

   “Oh Kim du hast doch einen Gastbruder oder?” Fragte Evie die Diva der Klasse jetzt ganz aufgeregt.

   “Ja, wieso?” fragte sie.

   “Oh man wir sind ja so neidisch, ich wäre viel lieber bei einem Typen gelandet.”

   “Von mir aus können wir gerne tauschen.” erwiderte sie genervt.

   “Nicht dein ernst! “Warte mal,” sagte sie nach einer Weile, “Ist er hässlich?”

   Kim hob die Schultern, “Keine Ahnung.”

   “Wieso weißt du das denn nicht?” fragte Evie fassungslos. “Hat er dir denn kein Foto geschickt?”

   “Ich habe keinen Kontakt mit ihm aufgenommen.”

   “Du hast nicht mal auf Facebook nachgesehen?”

   “Nein, gar nicht. Er interessiert mich nicht.”

   “Genau wie jeder andere Typ.” spöttelte Evie “Schade das es nicht mehr geht, ich wäre sonst sofort zu seiner Familie gegangen.”

   “Wie heißt er denn?”

   “Liam Herzog!” antworte Sarah für Kim.

   “Schade das ich es nicht vorher wusste, der Name klingt heiß, ich hätte sofort Kontakt zu ihm  aufgenommen.” Evie zuckte mit den Schultern. “Aber es wird schon noch genug Jungs geben.”

   Endlich wurden sie aufgerufen ins Flugzeug zu steigen. Kim setzt sich auf einen Fensterplatz und ehe Sarah sich auch nur setzten konnte drängelte Sam sich dazwischen und setzte sich auf den leeren Platz neben Kim.

   “Sam hau ab, ich wollte mich gerade hinsetzen.” rief Sarah wütend.

   “Hau selber ab, ich war zuerst hier es sind noch genug Plätze da.” Sarah blickte ihn mit vor Wut verzerrtem Gesicht an.

   Kim ging dazwischen bevor noch irgendetwas schlimmes passierte. “Lass gut sein Sarah, setzt dich ruhig zu den Mädels.” Sarah blickte sie erstaunt an, dann grinste sie und verschwand. Alle wussten, dass Sam auf Kim stand. Aber Kim sah in Sam nur einen Klassenkameraden, nicht mal einen Freund.

   “Wow, ich dachte du wehrst dich.”          

   “Ich bin zu Müde.”

   “Müde?”

   “Ja.”

   “Ich habe dich und deinen Vater gesehen.”

   “Na und!” rief Kim aus. “Was ist daran schlimm?”

   “Nichts, ich wollte damit nur sagen, dass ich verstehe wenn du jetzt nicht so gut drauf bist, du hast ja nur ihn, wir alle haben noch Geschwister und sind einfach nur froh wegzukommen, aber du wirst deinen Dad wohl echt vermissen, oder?”

   Kim sah ihn verwundert an “Ich wusste gar nicht, das du auch normal sein kannst. Vor allem nach dem Gespräch das du mit Kian über meine Rückseite geführt hast.”

            “Oh doch das kann ich. Und was das Gespräch angeht, war doch alles Kompliment für sich!” Sam grinste und zwinkerte ihr zu Kim fand, das es ihm stand, er war ein hübscher Junge, hatte blonde für ihren Geschmack etwas zu lange Haare, und strahlende blaue Augen. Wenn er lächelte sah man zwar, das eine Zahnspange in Kindertagen nicht schlecht gewesen wäre, aber es störte nicht.

   “Darf ich dich mal was fragen Kim?” Sie nickte und sah aus dem Fenster, das Flugzeug hob langsam ab. Es war fantastisch, irgendwie fühlte sie sich ihrer Mutter näher als sonst. Sie lächelte glücklich. “Wieso bist du bei einem Kerl?”

   “Du meinst die Gastfamilie?” diesmal nickte er. “Das weißt du noch nicht?”

   “Bin mir nicht sicher.”

   “Es ist ganz einfach, mein Vater ist mit seinem Vater befreundet.”

   “Also ist es doch so, seit ihr irgendwie miteinander verwandt?”

   “Nein.”

   Sie unterhielten sich eine Weile und dann schwiegen sie, beide hingen ihren Gedanken nach. Kurz vor der Landung fragte Sam sie, ob sie mal mit ihm ausgehen würde. “Vielleicht.” antwortete sie ihm.

   “Vielleicht?” fragte er Hoffnungsvoll und Kim nickte. Sie wollte ihm noch eine Chance geben ihn richtig kennenzulernen.

   Dann stiegen sie aus. Auf dem Flughafengelände wartete ein Bus, der sie alle zur Schule bringen würde, und ihren Gastgeschwistern zugewiesen wurden. Jetzt wurde Kim nervös, nur wusste sie nicht warum, ihr Vater hatte ihr die Familie doch ausgesucht, also würde es schon die Richtige für sie sein, aber vielleicht lag diese Nervosität darin, das so gut wie alle aus ihrer Klasse schon im Internet Kontakt zueinander aufgenommen hatten. Sie stiegen in ihren Bus und diesmal saß Sarah neben ihr.

   “Endlich mal, ich wollte dir schon die ganze Zeit etwas erzählen. Meine Gastschwester hat mir erzählt, dass dein Liam, total süß ist! Ist das nicht der Mega hamma?”

   “Oh ja und wie. Ich will da trotzdem nicht hin!”

   “Ich weiß. Aber ich kann es dir auch bestätigen, vorhin im Flugzeug haben wir mit dem Ipad von Evie mal nach deinem Liam geguckt, und er ist wirklich super süß, und das beste er hat eine eigene Band!” Sarah legte ihren Arm um sie.

   “Das interessiert mich alles herzlich wenig. Ich werde die Zeit bei ihm und seiner Familie absitzen und ihn nicht mal eines Blickes würdigen!”

   “Das kann ich mir nur schwer vorstellen…” Sarah sah sie argwöhnisch an. “Es sei denn es läuft da was zwischen dir und Sam?” Gespielt empört schlug Sahra Kim in den Oberarm.

   “Nein. Quatsch, wir haben  nur geredet.”

   Sarah verdrehte die Augen. Typisch Kim!

Kapitel 2

Deutschland

 

 

Der Bus fuhr eine lange Auffahrt entlang, an den Straßenseiten standen Bäume, deren Name Kim nicht kannte. Der Busfahrer hielt direkt vor dem Eingang der Schule, irgendwie erinnerte es Kim gar nicht an eine Schule, eher an ein Schloss oder Hotel. Vier große, dicke Säulen bildeten den Eingang der gleich drei Türen hatte, darüber war ein Balkon und in Goldenen Lettern stand dort der Name der Schule “Clemens August Gymnasium” las Kim, das Gebäude selbst war Eierfarben gestrichen mit weißen Festeren einem rotem Dach, eine grüne Gartenanlage vor der Schule machte es richtig Märchenhaft. Hier konnte man wohl zur Schule gehen. Es fehlte nur noch ein Brunnen.

   Die Schüler stiegen aus dem Bus, ein Lehrer erwartete sie an der Tür. Er stellte sich als Herr Marks vor, erklärte dann noch was aber Kim hörte nicht hin. Sie schaute sich in der Gegend um, alles ziemlich schön, nicht überteuert, aber schön, ein richtiger Schulgarten, hier konnte man im Sommer schön auf dem Rasen Pause machen. Irgendwann führte Herr Marks sie in eine große Aula, zwei Dutzend Schüler saßen dort und warteten auf sie, aber Kim hatte kein Blick für sie, ihr Interesse galt nur dem riesigem Flügel der da, mitten auf der Bühne stand, ein tolles Klavier, stellte sie fest, auch sie spielte öfters mal Klavier, wenn sie gerade Zeit hatte.

   “Ihr werdet eure ganze Zeit mit eurem Gastschüler verbringen, Vormittags in der Schule und Nachmittags zu Hause, erzählt ihnen was von Deutschland, zeigt ihnen was und ich garantiere euch, wenn ihr es bei ihnen macht,” Herr Marks schaute zwischen seinen Schülern zu den englischen Schülern hin und her, “machen sie es bei euch auch, habe ich recht?” fragte er an die Austauschschüler gewandt, diese nickten. “Außerdem werden eure Hausaufgaben in dieser Zeit darin bestehen ein Tagebuch zu schreiben, ALLE.”

   Ein mürrisches murmeln ging über die Menge hinweg. “Diese Bücher werden am Freitag eingesammelt und am Montag bekommt ihr sie wieder. Alle verstanden?” Jetzt nickten alle Schüler. “Gut dann fange ich mit der Einteilung an, ich glaube ein paar von euch haben schon über das Internet Verbindung zueinander aufgenommen, das ist schön. So, Miriam Block und Serena White,” beide Mädchen standen auf und gingen zusammen auf die andere Seite des Saals, dort unterhielten sie sich ruhig. “Hendrik Born und Sam Roberts, auch diese beiden standen auf und gingen zur anderen Seite.

   Kim hörte die Namen Ihrer Mitschüler und völlig fremde Namen. Kian und ein Andreas, Sarah und eine Annika. Langsam wurde Kim nervös, sie wusste nicht einmal bei wem sie wohnen würde, die Schüler vor sich konnte sie nicht erkennen weil sie mit dem Rücken zu ihr saßen. Und Herr Marks zählte munter weitere Namen auf. Der Saal vor ihr wurde immer leerer. “Liam Herzog und Kim Becks.” ertönte es dann auch schon.

   Kim stand auf aber nichts bewegte sich in den Reihen vor ihr, plötzlich hörte sie eine Stimme hinter sich. “Blondie!” sagte sie dann ging er weiter zu der anderen Seite. Kim blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen. Er hatte sie nicht mal angeguckt, so eine Unverschämtheit dachte sie wütend und dann nannte er sie auch noch ‘Blondie’ sie eilte ihm wie ein Hund hinterher.

   Na gut wenn er nicht mit ihr sprechen wollte bitte, sie konnte auch schweigen. Liam setzte sich auf einen freien Platz und Kim setzte sich neben ihn. Sah aber stur gerade aus und sagte kein Wort. Dann hörte sie ein komisches summen, ein rauschen. Sie sah ganz unauffällig zu Liam rüber, bewegte nur die Augen, nicht aber den Kopf und sie erkannte, dass er einen Ipod in der Hand hielt und wohl einen bestimmten Song suchte, immer wieder tippte sein Finger auf die vorwärts Taste. Kim fiel auf, dass er große Hände hatte, vielleicht war er ja doch nicht kleiner als sie? Vorhin konnte sie es nicht richtig einschätzen weil er so schnell ging und weit von ihr weg war.

   Er hörte auf die Taste zu bombardieren, er hatte wohl den richtigen Song gefunden, sie merkte, wie er sich entspannte, der Ipod verschwand in der großen Hand, er streckte die Füße aus und legte den Kopf zurück. Jetzt erst traute sich Kim ihn auszuschauen. Vorsichtig bewegte sie ihren Kopf in seine Richtung und stellte erleichtert fest, dass er die Augen geschlossen hatte.

   Er war rasiert, das fiel ihr zuerst auf, hatte eine normal große Nase und volle Lippen, sein ganzes Gesicht wirkte richtig locker, ganz entspannt, er hatte dunkle, volle Augenbrauen und schwarze Haare die ihm wie es der derzeitigen Mode entsprach in der Stirn hingen, gar nicht mal so schlecht dachte sie, aber es war egal, sie hatte schon eine Meinung von ihm. Er war unhöflich und arrogant.

   Sie sah das keine Schüler mehr übrig waren und Herr Marks und ihr Klassenlehrer Herr Tompsen leise miteinander redeten. Na toll jetzt saß sie hier mit einem halbschlafendem Typen und alle anderen unterhielten sich.

   Sie wollte nach Hause, zu ihrem Dad, zu Lucy. Nach Hause. Trotzig lehnte sie sich auch zurück und versuchte sich zu entspannen, was ihr auch komischerweise gelang, und zwei Minuten später war sie eingeschlafen. Was auch kein Wunder war, da sie ja die halbe Nacht wach gelegen hatte und vor lauter Aufregung nicht schlafen können. Plötzlich schrak sie hoch, sie spürte Schmerz in ihrem rechten Oberarm.

   “Komm los.” sagte Liam und ging Richtung Tür, sie sah sich in der Aula um. Fast leer, nur noch hier und da ein paar Schüler die sich unterhielten. Wo war Liam? Panisch blickte sie sich um, nirgends zu sehen, sie lief zur Tür und sah ihn dann im Flur langgehen, er trug eine schwarze Lederjacke die, die gleiche Farbe hatte wie seine Haare, eine dunkle Röhrenjeans und rote Chucks, Typisch. BAND!

   Sie lief los und packte ihn am Arm, unvermittelt blieb er stehen. “Wie wäre es mit einer Entschuldigung?” fragte sie gereizt. Und stellte dabei fest, dass er groß war, sie musste auf jeden Fall zu ihm hochgucken, obwohl sie Stiefel mit Absatz trug.

   “Wieso?”

   “Du hast mich geschlagen.”

   “Ja und, wenn du schläfst.”

   “So weckst du also deine Mitmenschen?”

   “Nein, nur die, die nicht aufwachen, wenn man sie anspricht. Würdest du mich jetzt vielleicht mal loslassen?” Jetzt erst wurde Kim bewusst, dass sie ihn immer noch festhielt, ruckartig nahm sie ihre Hand weg. “Danke!”

   “Du kannst ja auch höflich sein.” erwiderte sie trotzig.

   “Bilde dir darauf bloß nichts ein.”

   “Tu ich auch nicht, werden wir abgeholt?”

   “Nein.”

   “Und wie kommen wir zu dir nach Hause?”

   “Wir setzten ein Fuß vor den anderen, ist doch nicht so schwer.” Ohne weitere Worte ging er los. Kim blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen.

   “Wie groß bist du denn?” fragte sie ihn und wurde prompt rot, sie wollte Konversation machen und die einigste Frage die ihr einfiel war seine Größe!

   Irritiert sah er sie an. “1,83.” Mehr sagte er nicht. Und Kim traute sich auch nicht mehr zu fragen, er war richtig schlimm, unangenehm und wirkte irgendwie einschüchternd auf sie.

   Als ob er sauer auf sie war, aber wieso? Sie gingen die lange Auffahrt mit den Bäumen bis zur Straße entlang, Liam bog nach rechts und sie folgte ihm. Nach ein paar Metern fasste sie sich Mut und fragte ihn:

   “Warum bist du so unhöflich?”

   “Unhöflich?”

   “Ja oder wie findest du das, dass du mich gar nicht beachtest, du gehst vor und ich folge dir wie so ne türkische Ehefrau.” Plötzlich fing er an zu lachen.

   “Ne Türkische Ehefrau! Der ist echt gut. Und dabei bist du Blond.”

   “Ja lach nur. Wie weit müssen wir noch?”

   “Gehst du nie zu Fuß? Bist dir wohl zu schade dazu oder? Soll ich dir ein Taxi rufen?”

   “Ich habe nur gefragt wie weit es noch ist und du…”

   “50 Meter Blondie.” unterbrach er sie. Dann schwiegen sie beide. Nach einer kurzen Strecke bog Liam wieder nach rechts ab und Kim sah vor sich, ein riesiges gelb verputztes Haus mit weißen Fenstern, grünem Rasen, Steingarten, viele Ziersträucher, es sah einfach wundervoll aus, hinter dem riesigem Zaun der das Haus umgab stand ein großer Baum der merkwürdig beschnitten war, wie Teller fand Kim. Alles war so weitläufig und groß, so etwas kannte sie von Zuhause nicht. Sie hatten nie einen Garten. Ein großer hoher Zaun trennte sie jetzt noch von dem Haus mit dem schönem Garten. Liam legte seinen Daumen auf einen Sensor es summte und das Tor ging auf.

   “Mein Vater wird deinen Daumen auch noch einspeichern.” sagte Liam als er ihren verwirrten Blick auffing.

   “Hier wohnst du?”

   “Ja was dagegen?”

   Sie ging nicht auf seine Gegenfrage ein sagte stattdessen nur: “Kein Wunder das du zu Fuß zur Schule gehst, es sind ja nicht mal fünfhundert Meter.” Sie standen vor der Haustür und Liam legte wieder seinen Daumen auf einen Sensor , wieder summte es und er öffnete die Tür   “Wir sind da!” rief er. Dann dirigierte sie in die Küche, wo seine Familie versammelt war. Josef kam auf sie zu.

   “Hallo, ich bin Josef, Liams Vater, ich hoffe er war nicht zu unfreundlich. Wie geht es dir?”

   “Hi! Danke das ich hier wohnen darf. Mir geht es gut danke.” Auf die Frage von Liams Verhalten ging sie nicht ein. Sie drückten sich kurz, dann kam Anna seine Mutter auf sie zu.          “Schön das du da bist, wie war dein Flug?”

   “Kurz.” sie lächelte.

   “Möchtest du etwas trinken?”

   “Oh ja, ich bin am verdursten!” Anna schaute ärgerlich zu ihrem Sohn, das war ja mal wieder klar, das er sich nicht um sie gekümmert hatte.

   “Wie heißt sie Liam?” fragte Josh leise, aber immer noch so laut, das alle es hören konnten und in ihre Richtung guckten. Was dann geschah traf Kim völlig unerwartet. Er zuckte nur mit den Schultern, nahm sich eine Flasche Cola aus dem Kühlschrank und sagte er solle sie selbst fragen. All ihre Ängste hatten sich bestätigt, Liam war ein egoistischer Mensch. Er kannte ja nicht mal ihren Namen!

   “Das Essen ist in einer Stunde fertig, möchtest du dich vielleicht so lange etwas hinlegen? Du siehst müde aus.” fragte Anna sie.

   “Das ist eine gute Idee Mama, ich musste sie vorhin schon wecken, die ist so auf dem Stuhl eingepennt.”

   “Ja das wäre nett.” beantwortete Kim Annas Frage. Und Liam zugewandt sagte sie: “Und ich spüre immer noch wie du mich geweckt hast.” Liam grinste nur und zog die Schultern hoch.            “Ich wusste ja nicht wie ich dich ansprechen sollte. Etwa mit Blondie?” Das saß. Kim sagte kein Wort mehr.

   “Ja wie gesagt, total unhöflich!”

   “Und ich habe mich von meiner besten Seite gezeigt.”

   Um schlimmeres zu verhindern nahm Anna Kim bei der Hand und zog sie mit sich. “Komm ich zeige dir dein Zimmer.” Und mit einem Blick der töten konnte warnte sie Liam davor, auch nur noch einen Kommentar abzugeben. Sie gingen eine Treppe hoch dann blieben sie vor einer weißen verschlossenen Tür stehen. “Hier ist dein Zimmer, ich hoffe du hast alles was du brauchst, es tut mir Leid aber ich muss schnell wieder nach unten, sonst brennt mir das Essen an. Und entschuldige bitte das Verhalten von Liam.” Damit lies sie Kim allein.

 

   “Liam! Wie konntest du nur? Haben wir dir denn nichts beigebracht?” schimpfte Anna mit ihrem Sohn. “Sie ist ein Gast, und sie wird auch wie einer behandelt. Hast du verstanden?”

   “Mum, das ist grotesk, ich glaube du versuchst du meckern oder?” Er lächelte sie an. “Sie bleibt nur drei Wochen, dann ist sie wieder weg und wird uns vergessen.”

   “Drei Monate mein Süßer!”

   “Monate?”

   “Ja! Und ich will das du dich für dein Verhalten entschuldigst.”

   “Ne Ma, das mach ich nicht, außerdem wird sie schon darüber hinwegkommen, schließlich konnte sie ganz gut kontern.” Er lächelte seine Mutter an, umarmte sie. “Sei nicht sauer aber wir haben Proben, es wird wohl spät werden, ich habe ein neues Lied geschrieben, dass wird heute geprobt.”

   “Wenn du doch in allem so wärst wie mit deiner Bandsache…” seufzte Anna und sah ihrem Sohn hinterher. Sie konnte ihm einfach nicht Böse sein.

Kapitel 3

Kapitel 3

 

 

Kim wurde von einer sanften Stimme aufgeweckt. Verwirrt öffnete sie die Augen, vor ihr saß ein fremdes Mädchen, in einem ihr fremden Zimmer.

   “Na hast du vergessen wo du bist?” fragte das Mädchen mit einem ihr sehr angenehmen lächeln in der Stimme.

   Kim nickte, und dann fiel ihr alles wieder ein, Schüleraustausch, Liam! Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig und alle Farbe wich daraus.

   “Und, weißt du jetzt wieder alles?”

   “Kann man so sagen. Bist du Liams Schwester?”

   “Ja leider, ich bin Lina. Und keine Angst er ist der Einzige bei uns der so aus der Reihe tanzt. Wir sind alle ganz lieb!” Sie lächelte. “Und jetzt komm essen!” Sie hielt Kim ihre Hand hin.

   “Ich sehe bestimmt schrecklich aus, ich habe gerade geschlafen.”

   “Ach was du siehst gut aus.”

   “Haha, ich komme sofort runter ja?”

   “Okay!”

   Kim zog sich ihre Jeans von vorhin an und ein T-Shirt mit der Aufschrift I Love London, band sich ihre Haare zu einem Zopf und schon fünf Minuten später ging sie die Treppe runter ins Esszimmer. Anna und Lina stellten noch die letzten Schüsseln auf den Tisch. Josh und Josef saßen am Tisch und unterhielten sich über Fußball oder so, Kim verstand davon jedenfalls nichts.

   “Oh du bist da!” rief Anna als sie Kim sah, “schön dann können wir ja anfangen. Komm setzt dich hier hin.” Sie wies Kim einen Platz zwischen ihr und Lina an. Sie saßen den Männern der Familie gegenüber. Anna saß gegenüber von Josef und Lina gegenüber von Josh, aber ihr gegenüber fehlte… fragend blickte sie zu Josef und der erklärte

   “Liam kommt immer zu spät, wir fangen immer ohne ihn an.”

   Kim nickte, ihr war es nur recht und irgendwie spürte sie Erleichterung. Dann sprach Josef das Tischgebet. Liam lies sich das ganze Essen über nicht blicken und Kim entspannte sich, sie unterhielt sich mit allen und fühlte sich wohl. Liam war wohl wirklich der einigste in dieser Familie der unhöflich war. Es war eine gelöste Stimmung am Tisch, Kim fand es wundervoll ja sie genoss es richtig, zu Hause gab es so was nicht da wurde still gegessen, weil es nichts zu reden gab, jeder Tag war gleich, aber hier sprachen alle durcheinander, jeder wollte etwas von seinem Tag erzählen. Es wurde gelacht, und Kim war fasziniert. Und als das Essen vorüber war, war sie fast traurig.

   Sie half Anna und Lina mit dem aufräumen dann führten die beiden sie noch durch das Haus zu Schluss landeten sie bei Josef und Josh im Wohnzimmer und dort ging es zu Kims Überraschung weiter wie am Tisch, alle redeten und hatten Spaß, Kim lachte mit, erzählte witzige Begebenheiten aus dem Hotel und von ihrem Vater.

   Dann holte Josef eine Gitarre aus dem Schrank “Lasst uns Singen!” rief er aus. Er erklärte: “Montag ist unser Familientag da sitzen wir abends immer zusammen, singen, lesen gemeinsam in der Bibel und erzählen uns das neueste.” Kim nickte dann sah sie zum Klavier        “Kann ich?” fragte sie.

   “Du spielst Klavier? Das ist super sonst spielt Liam immer aber ich glaube es wird noch länger dauern bis er kommt, er hat ein neues Lied geschrieben und da Proben sie manchmal die ganze Nacht. Hier sind die Noten.” Er reichte ihr ein Buch und Kim nahm auf dem Klavierhocker Platz.

   “Nummer 14.” schlug Lina vor.

   Kim schlug die Seite auf, es war ein Lied von Michael W. Smith Come See sie kannte das Lied dann guckte sie sich die Noten kurz an, und spielte auch schon die ersten Töne. Josef stimmte mit ein und fing dann an zu singen, Lina sang am lautesten, auch Kim sang mit, alle sangen und es machte allen Spaß.

   So ging es fast eine Stunde, dann kam Liam nach Hause, man hörte das er wütend war er schlug die Haustür zu und stapfte ins Wohnzimmer um dann noch wütender zu werden, weil er ja in glückliche Gesichter blickte. “Wie ich sehe habt ihr Spaß.” sagte er in den Raum, ohne auch nur zu versuchen nett zu klingen. Dann blieb sein Blick bei Kim hängen und sah sie Böse an.

   “Wie kann es das du jetzt schon da bist, es ist erst 9.” fragte sein Vater.

   “Austauschschüler!” sagte er nur dann stapfte er in die Küche und schlug auch da die Tür zu.

   “Tut mir Leid, wenn er in einem neuem Song steckt, ist er immer so ekelig drauf.” Entschuldigte sich Josef für seinen Sohn. Kim zuckte nur die Schultern.

   “Wollen wir weiter singen?”

   Sie sangen, spielten und hatten Spaß, bis es für Josh Zeit wurde schlafen zu gehen.

Als Lina und Josh oben waren saß Kim noch mit Josef und Anna in der Küche und tranken ein Tee.

   Kim erzählte ihnen wie es ihrem Vater ging und das er ein Date hatte. Josef lachte und Anna stieß ihm zu Spaß in die Seite. Kim merkte das es ihr sehr gefiel, falls Lucy und ihr Vater zusammen kommen würden wäre es ja vielleicht auch so, sie würden abends sitzen und quatschen. Und ganz vielleicht würde sie ja noch ein Geschwisterchen bekommen. Sie lächelte bei diesem Gedanken und bemerkte gar nicht wie Liam in die Küche kam.

   “Setzt dich doch ein bisschen zu uns und erzähl uns von deinem Tag.” bat Anna.

   “Wieso ihr habt doch schon Gesellschaft, die perfekte Tochter.” erwiderte er angeekelt und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse.

   “Liam hör auf so über Kim zu reden. Entschuldige dich.”

   “Wieso sollte ich? Sie entschuldigt sich ja auch nicht, das sie auf meinem Klavier spielt und meine Rolle einnimmt.”

   “Du warst ja nicht da, außerdem würde ich sagen, dass sie besser spielt als du!” sagte Josef und auch Anna stimmte dem zu.        

   Kim merkte, das Liam noch wütender wurde und sie versank förmlich auf ihrem Stuhl. Es war ihr total unangenehm, das so über sie gesprochen wurde, als wäre sie gar nicht anwesend.

   “Ich gehe nach oben.” sagte sie und stand auf. “Gute Nacht.” wünschte sie noch, dann war sie aus der Tür geflüchtet. Aber sie hörte jetzt noch besser, dass Josef und Liam sich stritten. Und das alles wegen ihr. Enttäuscht verschwand sie in ihrem Zimmer. Zum Glück hatte sie einen Computer in ihrem Zimmer, sie schaltete ihn an und öffnete das Skype Programm, loggte sich ein, aber ihr Vater war nicht anwesend. Schnell schrieb sie ihm eine kurze Nachricht und wünschte ihm eine Gute Nacht. Dann nahm sie das Tagebuch, das alle führen mussten und schrieb ihren Tagesablauf hinein.

   Weil sie noch nicht müde war fing sie an ihre Sachen auszupacken, dabei dachte sie wieder an zu Hause und ihren Vater, an ein Gespräch das sie geführt hatten, von wegen ein Junge und Mädchen, wenn Liam sie anguckte dann nur um sie mit seinem Blick zu töten. Alle waren so lieb und nett, wie konnte es da sein, das Liam so gemein und rücksichtslos war?

   Kim zog sich aus und schlüpfte in ihr Nigelee  von Victoria´s secret sie hatte es sich gekauft als sie ihren Vater auf eine Geschäftsreise in die USA begleitetet hatte. Vor dem Spiegel sah sie einen kleinen blauen Fleck an ihrem linken Oberarm, der wohl von Liam kommen musste als er sie ‘geweckt’ hatte. Was soll’s, sie zuckte die Schulter und ging dann rüber zum Bett. Und kuschelte sich in die Decke.

   “Liam! Kim! Aufstehen, ihr kommt noch zu spät!”

   Kim schrak hoch, sah auf die Uhr: 7:30 Uhr. “Schande!” rief sie aus sprang aus dem Bett, rannte auf den Flur und stieß gegen Liam, der sah sie verdutzt an. “Was machst du denn hier?” fragte er aufgebracht.

   Kim sah ihn an, er trug nur eine Sporthose, oben hatte er nichts an. Wie automatisch glitt ihr Blick über seinen Körper und blieb dann an seinem Sixpack hängen.

   “Und gefällt dir was du siehst Blondie?” fragte er belustigt. Kim lief rot an und stammelte etwas, das Liam nicht verstand. Dann drehte sie sich um und lief in ihr Zimmer zurück. Sie schloss die Tür hinter sich und sah sich dem Spiegel gegenüber, jetzt erst sah sie, dass kurze Kleidchen von Victoria´s secret…

   “Also das war nicht schlecht!” murmelte Liam und verschwand dann im Bad.

   Kim beschloss nicht zu duschen, zog sich stattdessen eine Jeans und ein Kaputzenpulli an, dann kramte sie ihre Chucks hervor und als sie fertig war lief sie in die Küche, zum Glück Liam war noch nicht da. “Wieso musste er auch noch unter den Klamotten so gut aussehen? Und wieso mochte er sie nicht? Hatte er überhaupt eine Freundin?” fragte sie sich und wurde dann von Anna aus ihren Gedanken gerissen.

   “Guten Morgen, na ausgeschlafen? Ich habe dir ein Brötchen belegt, ich hoffe du magst das alles was ich dir draufgelegt habe.”

   “Guten Morgen, wie es aussieht habe ich zu lange geschlafen, und ja ich esse so ziemlich alles. Danke!”

   “Ich wusste nicht wann du aufstehst und bei uns schlafen alle so lange, Frühstück zusammen gibt es bei uns nicht, nur Josef und ich frühstücken gemeinsam.” Jetzt erst bemerkte Kim Josef am Tisch, in einem Bademantel hinter einer Zeitung versteckt. Fragend blickte sie zu Anna           “Oh ja, wir beide fangen erst um 9 an. Meine Praxis ist ja auch sofort um die Ecke, da bei der Schule, vielleicht hast du sie ja gesehen und Josef, der ist wie sein Sohn, kommt und geht wie er will, deswegen kriegt Liam auch keinen Ärger, wenn er mal nicht pünktlich ist… Wir lassen uns also mit allem Zeit und warten bis die Kinder aus dem Haus sind.”  Sie lächelte.

   Kim nickte dann fiel ihr Blick auf die Uhr 7:50 Uhr. “Ich muss los!” sagte sie und lief auch schon zur Tür. Anna rief ihr noch was hinterher aber sie verstand es nicht. Zum Glück war es zur Schule nicht so weit. Sie lief die kurze Strecke und bog dann die lange Auffahrt ein, verlangsamte ihren Schritt  und als sie Sarah und ihre Klassenkameraden sah, lief sie auf sie zu.     “Kim du bist die letzte, wie kommt das denn? Du bist doch sonst immer so pünktlich.”

   “Kein Wecker.” sagte sie noch ein wenig aus der Puste.

   “Kommt wir sollen alle in die Aula von Gestern.” rief jemand von weiter vorne und sie setzten sich in Bewegung, Sarah quatschte munter von ihrer Gastfamilie irgendwann verschwand sie weiter vorne und Kim fand sich neben Sam wieder.

   “Na wie war deine erste Nacht?”

   “Ich habe geschlafen wie ein Baby!” lachte sie. “Wurde erst um halb acht geweckt.” Von der Begegnung mit Liam erwähnte sie nichts, es war ja schon peinlich genug.

   “Da war ich ja schon unterwegs. Ich muss mit dem Bus fahren und schon um halb sieben aufstehen. Wieso muss die Schule hier auch schon um acht anfangen?”

   Kim lachte und schlug ihn zum Spaß gegen den Arm. “Langschläfer oder was?”

   “Kann man so sagen! Bist du zu Fuß gekommen? Ich habe deinen ‘Bruder’ nicht gesehen!” Er betonte das Wort Bruder extra.

   “Hast du das gelbe Haus vorne an der Straße gesehen?” Sam nickte. “Da wohne ich.” meinte sie. “Und diese kleine Strecke kann man auch zu Fuß gehen.”

   “Wow, die reiche, bei den reichen!” staunte Sam.

            “Ach hör auf, du weißt das ich nicht so bin!"

“Ja stimmt, du bist normal. Und deine Familie wie ist die?”

   “Ich fand den Abend gestern Klasse mit ihnen!”

   “Und der Typ? Wie heißt er noch mal?”

   “Liam!”

   “Ja, wie ist der so?”

   “Wie soll er sein? Normal halt.”

   “Wieso musst du ausgerechnet bei einem Kerl wohnen? Ich bin total eifersüchtig!”

   “Da hast du auch allen Grund dazu,” Liam schlug Sam freundschaftlich auf die Schulter “das Blondchen sieht verschlafen richtig heiß aus und hat in ihrem kurzem Kleid eine echt gute Figur. Schöne lange Beine!”

   Als Kim das hörte wollte sie vor Scham im Boden versinken. Liam ist die ganze Zeit hinter ihnen gegangen und hat zugehört wie peinlich war das denn? Und was machte Liam jetzt? Der ging seelenruhig an ihnen vorbei und dann zwinkerte er ihr auch noch belustigt zu!

   “Was meint er denn damit? Lauft ihr da alle nackt rum?”

   “Ist doch egal was der meinte, es geht dich nichts an!” sagte sie wütend, obwohl Sam ja nichts dafür konnte. Sie ließ ihn allein und ging wieder zu den Mädchen.

   In der Aula gab es eine kurze Willkommensrede des Direktors und dann mussten sie in die Klassen. Sie bekamen ihr Plätze, sie natürlich neben Liam… und er roch auch noch so gut, wie sollte sie es bloß aushalten? Machte er es extra? Die Stundenpläne wurden verteilt und sie sah, dass sie heute acht Stunden hatten. “Na super, acht Stunden neben Liam!” dachte sie.

   Aber diese acht Stunden gingen relativ schnell vorbei und in der Pausen war sie auch immer bei ihren Freundinnen, alle schwärmten von ihren ‘Schwerstern’ und quetschten sie über Liam aus.

   “Wie ist er so? Was hat er für Hobbys? Was für ein Zimmer? Wie alt ist er? Hat er eine Freundin?” und solche Fragen aber sie konnte sie sich ja selbst nicht beantworten, nur vielleicht die, wie er aussah. Sie lächelte, er sah gar nicht aus wie ein Sportler, niemals hätte sie bei ihm ein Sixpack vermutet.

   Es klingelte und die nächste Stunde ging los, sie hatten Geschichte, und wie nicht anders zu erwarten, das Thema zweiter Weltkrieg und Nationalsozialismus. Doch auch diese Stunden gingen vorbei, und als die Schule endlich aus war, ging sie zurück nach Hause.

   Aber da das Tor zu war, musste sie warten bis Liam mit seinem Daumen kam. Sie setzte sich vor das Tor und wartete und endlich, nach einer halben Stunde kam er. Sie stand auf als sie ihn sah, Liam sah sie fragend an.

   “Ich brauche deinen Daumen.” sagte sie nur.

   “Noch nie was von einer Klingel gehört? Ach ne warte in Hotels gibt es ja gar keine.”

   “Kann ich denn wissen das jemand da ist? Deine Eltern arbeiten.”

   “Wie du vielleicht gemerkt hast, habe ich noch zwei jüngere Geschwister.”

   “Oh ja das weiß ich, und nach drei Monaten werde ich sie wohl besser kennen als du!“ rief sie wütend hinter ihm her als er Richtung Haus ging. Gefährlich langsam drehte er sich um.        “Ich habe für so was keine Zeit. Und wenn du willst, dann tu doch so, als ob es deine Familie ist. Du hast ja sonst keine!”

Kim unterdrückte ihre Tränen, und lief die Treppe hoch in ihr Zimmer.

   “Dafür solltest du dich schämen!” rief Lina vom Flur aus, sie hatte alles mit angehört.

   “Was weißt du denn schon?”

   “Das sie Recht hat zum Beispiel, du interessierst dich nicht für deine Familie, du denkst immer nur an deine Band, auf die Gefühle anderer legst du keinen Wert.” Liam zuckte mit den Schultern, er wusste das seine 15 jährige Schwester Recht hatte. “Weißt du eigentlich warum sie keine Mutter hat?” fragte Lina weiter. Als Liam nichts sagte klärte sie ihn auf. “Sie ist bei ihrer Geburt gestorben, und ich weiß von Papa, das sie sich die Schuld daran gibt.”

   Liam drehte sich um, das hatte er wirklich nicht gewusst. Er wollte schon nach oben gehen und sich entschuldigen als Lina weiter sprach.

   “War ja klar das du dich wieder verdrückst, hast du überhaupt kein Gewissen?” Schrie sie ihn an.

   Aber Liam ignorierte es jetzt, sollte die doch glauben was sie wollte. Kim hatte ihn mit der Bemerkung über seine Familie auch getroffen, er hatte es ihr nur zurückgegeben, wieso sollte er sich da entschuldigen?

   Er ging in das Gästehaus, das er und die Band zu einem richtigem Studio umgebaut haben. Und probte das Lied, dass er geschrieben hatte. Aber es gelang nicht, immer wieder schweiften seine Gedanken ab, immer wieder sah er lange Beine vor sich. Kims Beine. Warum musste sie auch so gut aussehen? Er hatte sich vorgenommen sie zu hassen, hatte sich vorgestellt wie eingebildet sie war. Er war von Anfang an dagegen gewesen einen Austauschschüler zu nehmen und seine Eltern hatten dem auch schon zugestimmt, aber dann musste ja Matthew, ihr Vater anrufen und hatte alles Kaputt gemacht.

   Er nahm einen Stift und seinen Block und fing an etwas zu schreiben ohne sich große Gedanken zu machen und als er dann sah was er geschrieben hatte zerknüllte er das Blatt und warf es in eine Ecke und ging zum Haus.

   In der Küche roch es herrlich. Er wunderte sich noch aber als er dann das lachen von Josh und Lina hörte, dachte er an früher, als er noch keine Band hatte, da hatten sie oft für ihre Eltern gekocht, alle zusammen irgendwie fehlte ihm jetzt die Zeit dafür. Er blieb in der Küchentür stehen und sah, dass Josh am Tisch saß und dabei war Tomaten klein zuschneiden. Und dann sah er sie, Kim stand mit Lina über einen Topf gebeugt.

   “Meinst du wir finden ihn noch?” lachte Kim.

   “Und  wenn nicht, tut es einer beim Essen!” Sie grinste, dann drehte sie sich um und sah Liam, sofort war das fröhliche aus ihrem Gesicht verschwunden. “Das Essen ist noch nicht fertig, wir rufen dich wenn es soweit ist.” Er nickte nur, warf Kim noch einen Blick zu, die sich bei Linas Worten umgedreht hatte, und ging dann ins Wohnzimmer. Wenig später hörte man ihn Klavier spielen.

   Kim wunderte sich, er spielte eine Melodie die sie sofort erkannte es war die Crotian Rhapsody von Maksim, und er spielte gut, sehr gut! Wesentlich besser als sie jemals spielen könnte. Da hatten seine Eltern ihn aber schlechter gemacht, als er wirklich war.

   “Ich bin fertig, habe alles klein geschnitten.” Josh hob die Schüssel, in der das Gemüse war hoch. “Seht ihr?” rief er hocherfreut.

   Kim wunderte das er gar nicht auf seinen Bruder reagierte und fragte ihn ob er den Salat noch würzen wollte. Sie traf auf Begeisterung, half ihm dabei, während Lina den Tisch für drei Personen deckte.

   Als Kim das sah fragte sie: “Wieso drei? Wir sind doch vier!”

   “Liam kann nach uns essen.” sagte sie nur.

   “Das ist doch gemein.”

   “Ja so wie er es ist.”

   “Ist er denn immer so gewesen?”

   “Nein, erst als er mit dieser Bandsache angefangen hat. Früher haben wir oft abends zusammen für Mama und Papa gekocht, wir haben Spiele gespielt und richtige Familienabende gehabt, aber jetzt ist alles anders, Josh kennt ihn kaum. So selten sieht er ihn, damals war er erst fünf und er kann sich kaum an diese Zeit erinnern.”

   Lina hatte sich richtig in Rage geredet und Kim nahm einfach noch ein Gedeck aus dem Schrank und stellte es auf den Tisch. “Es wird Zeit, das er mehr Zeit mit euch verbringt. Josh holst du deinen Bruder?” fragte Kim ihn.

   “Isst er wirklich mit uns?” Josh blickte sie hoffnungsvoll an.

   “Ich hoffe mal!” Sie versuchte zuversichtlich zu klingen.

   Josh lief los und kam auch schon kurze Zeit später mit Liam zurück in die Küche.

   Liam blickte zu Kim nickte und dann sah er zu Lina, die ihn Böse ansah. Man sah ihr an, das es ihr überhaupt nicht gefiel das er hier war. “Danke.” sagte er und setzte sich an den Tisch. Kim füllte die Teller und zu ihrer großen Verwunderung sprach Liam das Tischgebet. Er blickte sie an, aber sie wich dem Blick aus.

   “Liam?”

   Liam sah zu Josh “Was gibt es kleiner Mann?” fragte er.

   “Wenn ich alt genug bin, darf ich dann auch mit in deiner Band spielen?”

   “Hey na klar! Was willst du denn für ein Instrument spielen?”

   Joshs Augen strahlten. “Echt? Dann will ich Schlagzeug spielen!”

   “Okay dann wirst du unser neuer Drummer! Versprochen!”

   “Ihr habt es gehört ja?” fragte er Kim und Lina.

   “Ja-ha.” sagte Lina.

            Alle aßen schweigend weiter, bis Liam etwas aus dem Mund holte. “Was ist das denn?” rief er.

“Oh danke!” sagte Lina, hielt ihm ihre Serviette hin und er lies es darauf fallen. Kim kicherte.

   “Was ist denn daran so lustig?” fragte er.

   Lina ging zur Spüle und spülte es ab. “Mein Ring!” sagte sie nur. Josh, von Kims lachen angesteckt lachte jetzt auch. Und weil Lina einfach nicht mehr Böse auf ihren Bruder sein konnte lachte diese auch.

   “Na schön jetzt habt ihr euch auf meine kosten amüsiert das reicht jetzt.” Sofort wurde es wieder still in der Küche. “Oh man ihr könnt ruhig reden.”

   “Darf ich jetzt immer noch euer Drummer werden?” fragte Josh vorsichtig.

   “Hey ich habe es dir doch versprochen oder?” Josh nickte. “Und ich halte meine Versprechen.”

   Als Liam aufgegessen hatte stand er auf und ging in sein Zimmer. Die Stimmung am Tisch änderte sich schlagartig. Es wurde wieder gelacht, als alle fertig waren fing Josh mit seinen Hausaufgaben an während die Mädchen den Tisch aufräumten. Später halfen sie ihm bei den Aufgaben die er nicht konnte.

   Liam lies sich nicht noch einmal blicken und darüber waren die Mädchen erleichtert.

“Hast du Lust einen Film zu gucken?” fragte Lina Kim.

“Klar!”

So verging die Zeit wie im Flug. Die Mädchen schauten sich eine Serie an und Josh bastelte auf dem Boden mit Lego Steinen.

   Sie merkten nicht einmal wie Liam runter kam ins Wohnzimmer guckte und dann schnell wieder ging. Die Band würde in einer halben Stunde kommen also ging er in den Proberaum. Er ärgerte sich über Kim, sie hatte Recht. Bald würde sie seine Familie besser kennen als er selbst!

 

Kim ging erst ziemlich spät nach oben in ihr Zimmer, sie hatte sich noch lange mit Anna unterhalten. Sie wollte nicht das Licht anmachen und stieg leise die Treppe hoch und gerade als sie die Tür zum Bad aufmachen wollte kam Liam daraus, wieder nur mit der Sporthose bekleidet. Sekundelang starrten sie sich an, dann brach er das Schweigen.

   “Vielleicht sollte ich dir was zeigen, Blondie.” sagte er und ging in ihr Zimmer, er schaltete das Licht an.

   “Hör auf mich Blondie zu nennen, das nervt.”

   “Ich finde den Namen gut. Wie ich sehe hast du dich hier schon eingerichtet.” Er sah Fotos auf denen sie mit ihrem Vater zu sehen war, sie sahen glücklich aus. “Verstehst du dich mit deinem Vater?”

   “Ja!” sagte sie nur. “Was willst du mir zeigen?”

   “Vielleicht mache ich es doch nicht?” er lächelte sie an. Und das lächeln verblüffte sie total, er hatte sie noch nie angelächelt, das Grübchen auf der rechten Wange machte ihn sofort viel sympathischer.

   “Du solltest öfter lächeln.” sagte sie ganz spontan, erst als es raus war bemerkte sie, dass sie ausgesprochen hatte, was sie eigentlich nur denken wollte.

   Aber er ignorierte es einfach. “Also wenn es nichts mehr gibt, ich will schlafen.” sagte sie und setze sich aufs Bett.

   “Okay, dann zeige ich es dir nicht. Vielleicht sehe ich dich dann morgen früh wieder halb nackt in meine Arme laufen.”

   Kim wurde schon wieder rot. Sie sah zur Seite.

   “Hier ist ne Tür. Die ist zwar ein bisschen kaputt und schwer zu öffnen aber besser als nichts.” Er deutete auf eine schmale Ritze die Kim niemals als Tür identifiziert hätte. “Dahinter ist dein Reich, das andere Bad gehört mir.”

   “Oh das wusste ich gar nicht. Danke.” sagte Kim.

   “Bitte Blondie, ach ja und dein Nachthemd ist echt süß. Steht dir!” Er grinste, und ging dann aus dem Zimmer.

   “Das nennt man Negligee!” rief sie ihm durch die geschlossene Tür hinterher. Dann sprang vom Bett zog sich auf dem weg zur ‘Tür’ den Pulli aus und lies ihn achtlos auf den Boden fallen, plötzlich ging die Tür auf und Liam kam wieder rein, als er sah, dass sie nur BH dastand starrte er sie an.

   “Umdrehen!“ befahl sie und Liam gehorchte komischerweise aufs Wort. “Kannst du nicht anklopfen?” schimpfte sie ihn wütend an, hob den Pulli vom Boden und zog ihn wieder an.

   “Kannst du nicht abschließen wenn du dich ausziehst?” konterte er.

   “Ich schließe mich nie ab. Kannst dich wieder umdrehen.”

   Er drehte sich um. “Ich habe auch nicht mehr an als du.” sagte er.

   “Haha wie witzig. Du läufst auch freiwillig so rum.”

   “Ne, eigentlich laufe ich nie so rum, du überrascht mich nur immer so.” Er deutete auf seine nackte Brust. “Aber vielleicht sollte ich öfter so rumlaufen.” er zwinkerte ihr zu.

   “Soll das jetzt ein flirt werden?”

   “Denk was du willst.” antwortete er zuckersüß. “Ich wollte dir nur deine Zahnbürste bringen.”

“Danke, du kannst sie da hinlegen!” sie zeigte auf den Schreibtisch.

“Vielleicht will ich sie dir aber auch geben?” Er ging auf sie zu nahm ihre Hand in seine und legte ihr die Zahnbürste hinein, das war ihr erster Körperkontakt, und Kim Körper erschauderte unter seiner Berührung. Sie sah ihn an, er hatte dunkel blaue Augen. “Gute Nacht Blondie, träum süß. Den anderen Kram kannst du ja morgen holen.” Sagte er, drehte sich um und verschwand aus der Tür noch ehe Kim irgendetwas erwidern konnte. “Mistkerl” schimpfte sie leise vor sich hin. “Das macht er extra. Und morgen in der Schule beachtet er mich wieder nicht!”

   Sie stapfte ins Bad und war erstaunt wie groß es war. Sie hatte sogar eine eigene Badewanne! Kurz entschlossen drehte sie den Hahn auf und lies das Wasser einlaufen, dann suchte sie ein Packung Badeschaum und fand sie in einem Schrank. Sie goss eine großzügige Menge ins Wasser, wartete bis sie sich füllte und stieg dann rein. Vorsichtig legte sie ihren Kopf zurück und wollte sich gerade entspannen als die daran dachte, dass sie ihre Zimmertür immer noch nicht abgeschlossen hatte. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass Liam hier noch mal reinplatzte. Und es passierte wirklich nichts, nach einer Stunde stieg sie aus dem Wasser und ging ins Bett.

Kapitel 4

Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Kim stand morgens um sieben auf, frühstückte mit Anna und Josef, ging zur Schule, kam wieder, verbrachte den Nachmittag mit Lina und Josh oder ging mit Lina zum Shoppen in die Stadt, sie traf Sarah, und sie telefonierte fast jeden Tag mit ihrem Vater, er hatte ihr neulich gebeichtet das er nun mit Lucy zusammen war und er hatte sich doch tatsächlich dafür entschuldigt, dass er es ihr per Telefon sagen musste. Aber Kim hatte darüber gelacht. Nur eins änderte sich nicht, die Beziehung zwischen ihr und Liam, zwar sah sie ihn kaum aber wenn sie ihn sah dann redeten sie kein Wort miteinander. In der Schule war sie meistens mit Sarah, Kian, (der seit neuesten mit Sarah zusammen ist) und Sam. Und Liam der hatte immer irgendein Mädchen an seiner Seite. “Ob er wohl ihre Namen kannte?” fragte sie sich manchmal.

   Sie war jetzt drei Wochen in Deutschland und als sie am Freitag nach Hause kam traf sie Anna in der Auffahrt, wie sie mit zwei riesigen Koffern kämpfte. “Komm ich helfe dir.” Sie lief zu Anna und nahm ihr einen Koffer ab.

   “Oh tut mir leid Kim das wir dich jetzt so überfallen, aber es war schon so lange geplant und wir haben es vergessen.”

   “Was denn?” fragte Kim die nicht verstand.

   “Also das ist so, wir wurden schon vor Wochen zu meiner Schwester eingeladen, sie wohnt im Ruhrgebiet, und dort unten ist das Wochenende jetzt auch länger. Ihr müsstet ja auch erst Mittwoch wieder zur Schule. Wir hatten zugesagt, heute rief sie an und fragte wann wir denn ankommen würden. Und ich habe nicht vor ihr zugeben wollen, es vergessen zu haben.” sie lächelte entschuldigend.

   “Ich glaube ich verstehe ein bisschen. Fahrt ihr zu zweit?” Kim lächelte.

   “Nein, sie hat Kinder im alter von Lina und Josh, wir nehmen sie mit und sie freuen sich immer so darauf ein langes Wochenende zusammen zu verbringen. Es tut mir Leid das wir dich jetzt mit Liam allein lassen, aber…”

   “Ist schon okay, wir kommen schon klar. Fahrt ihr schön in aller Ruhe deine Schwester besuchen.” Kim wollte nicht zugeben, dass sie nicht allein mit Liam sein wollte, aber was blieb ihr schon anderes übrig?

   “Oh danke, du bist ein Schatz.” Kim sah die Erleichterung in Annas Augen und war froh nichts gesagt zu haben. Sie würde es schon schaffen mit Liam.

   Zwanzig Minuten später waren sie weg.

   Sie setzte sich in die Küche und nahm sich ein Stück von der Pizza, die Anna mit Josh selbst gemacht hatte, sie war sogar noch warm. Plötzlich stand Liam in der Tür. “Wo sind denn alle?” fragte er.

   “Die sind über das Wochenende zu deiner Tante gefahren.”

   “Aha.” Er nahm sich einen Teller, holte sich eine Cola aus dem Kühlschrank und stapelte sich Pizzastücke auf seinen Teller. Dann setzt er sich ihr gegenüber. Keiner sagte ein Wort und als sie sich erhob und ihren Teller zur Spülmaschine brachte sagte er: “Wir haben Morgen ein Gig in einer Bar, willst du mit?”

   “Hast du mich das jetzt wirklich gefragt?” Kim drehte sich erstaunt um.

   “Hast du deine Ohren nicht gewaschen?” fragte er genervt.

   Mit  dieser Gegenfrage hatte Kim nicht gerechnet. Sie wollte nicht zugeben wie gern sie ihn mal mit seiner Band spielen hören wollte also antwortete sie, dass sie es sich noch mal überlege und verschwand dann in ihrem Zimmer, der Computer war an und sie sah, dass Dylan Online war. Sofort setzte sie auf den Stuhl und  schrieb ihn an.

   “Hey zukünftiger Professor!”

   “Oh die schöne Lady ist mal wieder on.”

   “Wie geht es dir?”

   “Nicht gut, keiner gibt mir so gutes Trinkgeld wie du.” dahinter setzte er einen traurigen Smiley.

   “Oh du armer!” tippte Kim mit einem lächeln auf dem Gesicht.

   “Ja und ich vermisse dich!” antwortete er.

   “Oh du bist so süß und ich vermisse dich auch, ich vermisse euch alle!”

   “Ja dann komm doch zurück!”

   “Das geht nicht, das weißt du doch. Ist mein Papa glücklich?”

   “Oh ja der läuft wie ein verliebter Teenie rum. Also fast so wie ich, nur das er glücklich ist und ich nicht…”

   “Bist du immer noch in mich verliebt?”

   “Ja.” seine Antwort kam schnell. Und Kim grinste als sie, sie las.

   “Und wie viele andere Frauen hattest du in der Zeit als ich weg war?”

   “KEINE!”

   Sie schickte ihm ein Smiley der zwinkerte. Und schrieb: “Irgendwie glaub ich dir nicht, du bist von Natur aus mit jeder Frau am flirten!”

   Es klopfte an der Tür. “Kann ich reinkommen Blondie?” fragte Liam von draußen.

   “Ja ich bin angezogen.” erwiderte Kim.

   Die Tür ging auf und Liam trat ein. Sein Blick viel auf den Monitor. “Ist das dein Freund mit dem du da chattest?”

   “Nein, unser Page. Und einfach nur ein Freund.”

   “Oh du hast sogar einen eigenen Pagen!”

   “Mach dich doch nicht lächerlich. Er arbeitet im Hotel. Was wolltest du?”

   “Dein anderer Freund steht vor der Tür.”

   “Ich habe keinen Freund.”

   “Na klar.” erwiderte Liam und ging rüber in sein Zimmer.

   Kim beendete das Gespräch mit Dylan und ging runter, und wirklich vor der Tür stand kein anderer als Sam. “Oh Hi, ich habe dich gar nicht erwartet.”

   “Ja sorry das ich so aufkreuze, aber hätte ich mich angemeldet, hättest du bestimmt keine Zeit.”

   “Was willst du denn?”

   “Wie wäre es mit Eis?” er blickte sie mit einem süßem Hundeblick an.

   “Okay, überredet, ich hol nur eben meine Jacke.” Sie lief nach oben in ihr Zimmer, als sie raus kam stand Liam in seiner Zimmertür. “Wo willst du denn hin?”

   “Was geht es dich an?” fragte sie zickig.

   “Ich wollte es doch nur wissen…”

   “Brauchst du nicht.” Damit drehte sie sich um und lief die Treppe wieder runter.

   “Und wann kommst du wieder?”

   “Es ist Freitag, jeder macht was er will und kommt wann er will.”

   “Ich mein ja nur wegen der Tür.”

   “Keine Angst, ich habe meinen Finger dabei.” Sie öffnete die Tür und weg war sie.

   Liam ging in sein Zimmer und drehte sie Anlage auf. “Sollte die doch weggehen, mir doch scheißegal!” dachte er und schlug die Tür zu.

   “Wo gehen wir denn hin?” fragte Kim.

   “Es gibt hier ein super Eiscafé. Es ist nicht weit!” Zu zweit spazierten sie durch die Stadt, aßen Eis, alberten rum und kauften unnötige Sachen ein. Irgendwann als alle Geschäfte schon lange zu hatten fanden sie ein Café, sie bestellten sich Cocktails und sprachen von der Schule, als Sam sie über Liam ausfragen wollte schnitt sie sofort ab.

   “Wir sind nicht hier um über Liam zu reden, ich habe keine Lust über ihn zu reden.” Die Cocktails brannten ihr im Hals, ihr Kopf war schwindelig und ihr Magen prickelte. Sie hatte seit der Pizza nichts mehr gegessen und Alkohol auf leerem Magen vertrug sie gar nicht gut eigentlich trank sie nie Alkohol.

   “Kannst du mich jetzt zurück bringen?”

   “Na klar komm wir gehen.” Er hielt ihr die Hand hin und sie ergriff sie dankbar. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den nächsten. Zum Glück war es nicht weit zu ihr und sie schaffte es sich nicht bloßzustellen.

   Ja Sam merkte nicht einmal das sie zu viel getrunken hatte. Vor dem Tor drückte sie ihren Daumen auf den Sensor, leise öffnete es sich. Das gleiche noch mal an der Tür, sie wollte gerade reingehen, als Sam sie zurückzog. “Darf ich dir einen Gute Nacht Kuss geben?”

   Sie schüttelte den Kopf und sah ihn an, keiner sagte etwas, dann flüsterte sie: “Gute Nacht.” und schloss leise die Tür.

   Alles war dunkel, vorsichtig stieg sie die Treppe hoch, jetzt wo Sam nicht mehr als stütze diente hielt sie sich am Geländer fest und hoffte nicht runterzufallen. Als sie endlich oben ankam, bekam sie den Schock ihres Lebens, Liam stand in seiner Tür und blickte sie an. “Hast du mich erschreckt.” rief sie aus lies das Geländer los um sich auf ihn zu stürzen, merkte aber wie sie das Gleichgewicht verlor und wäre Liam nicht so schnell bei ihr gewesen, wäre sie wohl hingefallen.

   “Hat der Typ dich abgefüllt oder was?”

   “Nein. Wie kommst du denn darauf?” Kim versuchte sich von ihm zu lösen, taumelte aber wieder und Liam griff fester zu.

   “Ne ganz sicher nicht, und wieso kannst du dann nicht mal stehen?”

   “Es waren nur ein paar Cocktails.” gab sie kleinlaut zu.

   “Das machen doch nicht ein paar Cocktails aus dir? Das glaube ich dir nicht!”

   “Doch wie es aussieht schon, ich habe sie auf leeren Magen getrunken, ich trinke sonst nie.” verteidigte sie sich. “Ich will schlafen.”

   “Du musst erst etwas essen.”

   “Nein ich habe aber keinen Hunger.”

   “Davon geht aber der Schwindel weg und das kribbeln im Bauch auch.”

   “Woher weißt du das ich mich so fühle?”

   “Nennen wir es Erfahrung. Und jetzt komm runter in die Küche.” Liam half ihr in die Küche zu kommen und nachdem Kim ein Sandwich runtergedrückt hatte fühlte sie sich tatsächlich besser.

   “Es ist weg!” freute sie sich. “Danke, mir ist das alles jetzt echt peinlich…”

   “Pass nächstes mal einfach ein bisschen besser auf. Du kannst jetzt schlafen gehen Blondie.” Sie nickte und zusammen gingen sie nach oben. “Also dann, Gute Nacht.” Liam sah Kim an und sie erwiderte den Blick. Einen kurzen Augenblick sagte keiner ein Wort, und ein knistern lag zwischen ihnen, dann wandte Liam den Blick ab und räusperte sich.

   “Ähh, ja Gute Nacht.” Kim öffnete ihre Zimmertür, sah noch einmal zurück und dann verschwand sie. Liam blieb noch da stehen wo er war und sah ihr nach.

   “Was war das denn gerade?” flüsterte er leise und erstaunt über das Gefühl, dass ihn gepackt hatte, als sie sich schweigend gegenüberstanden. Dann ging auch er in sein Zimmer.

   Als Kim sich zwanzig Minuten später in ihr Bett legte und gerade das Licht ausmachen wollte erblickte sie an der Wand gegenüber einen riesigen großen schwarzen Fleck, der da sonst nicht war. Eine Spinne! Und noch bevor sie wusste was geschah sprang sie aus dem Bett und lief rüber in Liams Zimmer, ohne anzuklopfen öffnete die Tür und, stand im dunklen.

   Liam saß sofort senkrecht im Bett und knipste die Nachttischlampe an er rieb sich die Augen, die sich erst einmal an die Helligkeit gewöhnen mussten. Als er ihren Gesichtsausdruck sah erschrak er sogar selbst. “Was ist passiert?” fragte er und sprang aus dem Bett, er trug nur eine Boxershorts und Kim drehte sich verschämt weg. “Blondie, es ist nur eine Boxershorts, ich bin nicht nackt. Also was ist los?”

   “Da ist…” jetzt kam sie sich kindisch vor. “Tut mir Leid, geh einfach wieder schlafen und vergiss das ich hier war ja?”

   “Du erzählst jetzt, was es war, das dir so viel Angst eingejagt hat.” Er packte sie an den Armen und zwang sie somit ihn anzusehen. “Steht jemand vor deinem Fenster?”

   “Nein.” Jetzt kam sie sich erst Recht kindisch vor. Eine Spinne, das war ja wohl echt voll daneben! Was wäre wenn da wirklich jemand unten stehen würde? Wie würde sie dann erst reagieren?

   “Jetzt sag schon!” drängte er sie und schüttelte dabei ihre Schultern.

   “Eine Spinne.” sagte sie kleinlaut und sah verlegen zu Boden.

   “Oh man, Blondie, du bist genauso wie Lina, was meinst du wie oft sie schon Nachts bei mir im Zimmer stand? Wo ist sie ich mache sie weg!” Er lächelte sie an und war erleichtert, das es nur eine Spinne war.

   “Neben dem Spiegel.”

   “Ich bin gleich wieder da.” sagte er, ging aus dem Zimmer, er sah noch einmal zurück. Wie sie da in ihrem kurzem Kleidchen stand die Arme über die Brust gezogen, ihr war wohl kalt, da er immer mit offenem Fenster schlief. Oh Mann er musste ihr echt aus dem Weg gehen.

   “So die ist weg.” sagte er als er wieder bei ihr war und versuchte ihr ins Gesicht zu sehen und nicht auf andere Teile ihres unbedeckten Körpers. “Und jetzt kannst du wirklich schlafen gehen. Nacht Blondie.”

   Kim wusste nicht Recht was sie sagen sollte stammelte ein paar unverständliche Worte und stürmte aus seinem Zimmer.

   Liam lächelte als er wieder ins Bett stieg, er konnte sich lebhaft vorstellen das sie jetzt noch mal das ganze Zimmer durchsuchte. Dann verschwand das lächeln schlagartig. Sie hatte diesen Sam geküsst und das ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Eigentlich sollte es ihm ja auch egal sein… aber irgendwie war es das nicht. Und dieses Gefühl störte ihn noch mehr als dieser blöde ‘Gute Nacht Kuss’.

 

Da Kim wusste das Liam sich Samstags nicht vor 11 Uhr blicken ließ, Frühstückte sie alleine, sie war kein Langschläfer. Seit acht Uhr war sie schon wach und wusste nicht was sie machen sollte. Sie war beim Bäcker, hatte Brötchen geholt, frischen Aufschnitt und Tomaten. Sogar für das Mittagessen hatte sie schon eingekauft. Sie ging ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an, zappte sich durch die Kanäle und schaltete ihn dann wieder aus.

   Es war jetzt halb Elf, sie ging zurück in die Küche, kochte frischen Kaffee und deckte den Tisch noch mal für Liam. Dann ging sie im Haus spazieren, den Flur hoch und wieder runter. Irgendwann beschloss sie nach draußen in den Garten zu gehen. Sie zog sich Schuhe und eine leichte Jacke an und ging über den Rasen zum hinterem Teil des Hauses, dort setzte sie sich auf eine Schaukel und dachte über gestern nach, “Wie würde Liam es jetzt am Morgen sehen? Würde er sie wieder auslachen? Und ihr vorwürfe wegen der Spinne gestern Nacht machen?”

   Liam stand oben in seinem Zimmer und sah von seinem Fenster aus wie Kim schaukelte. Kurz entschlossen rief er aus dem geöffnetem  Fenster “Morgen! Ich rieche den Kaffee, trinkst du eine Tasse mit mir?” Sie nickte und stand auf. An der Tür trafen sie sich, sie blicken sich ein paar Sekunden an, dann sah Liam weg und ging in die Küche. Kim ging ihm hinterher, er setzte sich wie immer selbstverständlich hin und sie goss ihm den Kaffee ein. “Danke!”

   “Bitte!” Nach einer Weile unangenehmen Schweigens traute sich Kim endlich etwas zu gestern zu sagen. “Tut mir leid wegen gestern.”

   “Was denn?” fragte er scheinbar ahnungslos.

   “Ja… ähm,” wieder wurde sie rot um es zu verstecken nahm sie ihre Tasse und trank einen Schluck. “Ja das ich gestern einfach so bei dir reingestürmt bin.”

   “Okay.”

   “Okay?”

   “Ja, was willst du sonst hören? Es ist normal das Frauen panische Angst vor Spinnen haben, was meinst du wie oft Lina deswegen bei mir geschlafen hat wenn ich kein Bock hatte aufzustehen?”

   “Sie hat bei dir übernachtet?” fragte sie überrascht.

   “Ja, stell dir vor, es gab mal eine Zeit, da hatte sie keine Probleme damit in meiner Nähe zu sein.”

   “Wieso hat es sich denn so geändert?” Kim griff in den Korb mit den Brötchen und schmierte es sich mit Marmelade.

   “Sie ist älter geworden.”

   “Das ist alles?”

   “Ja was denn sonst noch?” fragte er leicht gereizt.

   “Ja vielleicht hast du auch etwas damit zu tun?”

   “Jetzt fang du nicht auch noch mit der Band an, sie ist das wichtigste was ich habe.”

   “Nein deine Familie müsste aber wichtiger sein.”

   “Wieso die ist doch immer da. Und es kann passieren das sich die Band auflöst, dass einer kein Bock mehr hat und aufgibt.”

   “Nein, irgendwann ist sie eben nicht mehr da. Ich liebe meinen Vater, er ist das einzige was ich habe.”

   “Ja weil deine Mutter tot ist.”

   Sie nickte traurig. “Ja und ich habe sie nicht mal kennengelernt…”

   “Ja das tut mir ja Leid aber mir ist die Band halt wichtig, die Jungs sind halt nicht meine Familie und wenn dann irgendwas dazwischen kommt kann man es nicht so einfach flicken, wie es in der Familie geht.”

   “Du willst damit also doch sagen, dass es leichter ist einem Familienmitglied zu verzeihen, als einem Bandmitglied?”

   “Ja so in etwa.”

   “Und du hoffst, dass wenn deine Band sich mal auflöst deine Familie dir verzeiht.”

   “Hör doch auf mich so auszuquetschen.”

   “Okay.” Kim zog das Wort in die länge.

   “Was okay?” äffte Liam sie nach.

   “Ich will euch spielen hören.”

   “Du kommst also heute?”

   “Ja wenn ich weiß wo die Bar ist komme ich.”

   “Zu Fuß ist sie zu weit von hier, ich werde dich abholen.”

   “Was machst du denn in der Band?”

   “Ich bin der Leadsänger und spiele Gitarren aller Art.”

   “Echt? Du singst? Das kann ich mir gar nicht vorstellen.” Kim war wirklich begeistert. Wie würde Liam wohl singen? Seine Stimme war ja wirklich schon beim sprechen sehr angenehm, wie würde sie klingen wenn er sang?

   “Siehst du? Du kennst mich nicht. Ich muss los wir haben gleich noch Probe, die Jungs sind bestimmt schon da und warten auf mich.”

   “Ist okay ich räume das hier schon auf.”

   Liam stand auf und ging dann rüber ins Gästehaus. Die Jungs waren tatsächlich alle schon da.            ”Hi!” begrüßte er sie, “kann es losgehen mit der Generalprobe?”

   “Erst mal musst du uns das hier erklären.” Kevin hielt ihm ein Zettel mit seiner Schrift hoch, aber er erkannte ihn nicht.

   “Was ist das?” fragte er. Kevin reichte ihm den Zettel, Liam las ihn durch “Ach das, dass sollte eigentlich schon lange in der Tonne liegen!”

   “Zum Glück liegt es da noch nicht, hey das ist echt gut.”

   “Ja, dass müssen wir heute unbedingt spielen.”

   “Wir haben genug Lieder die wir spielen, das gibt es nicht, das müssen wir noch ganz neu proben.”

   “Die anderen Lieder haben wie alle schon drauf. Wir wollen da -has!” versuchte Kevin ihn zu überreden.

   “Das ist schlecht.”

   “Alter das ist voll gut.” versuchte nun auch Ben sein Glück. “Es ist wegen ihr oder?”

   Liam gab sich geschlagen. “Ja und das geht auch sehr offensichtlich aus dem Text hervor. Jeder der ihn hört weiß das sie gemeint ist.”

   “Aber sie muss es ja nicht erfahren.”

   “Sie kommt aber auch. Außerdem ist der Hass aus dem Text schon in Freundschaft übergegangen.”

   “Alter du bist verknallt.”

   Liam boxte Kevin in den Oberarm, “Bin ich nicht ist das klar? Wir sind bloß Freunde.”

   “Oh doch ich glaube schon, und auch wenn du auf cool tust und ‘mir doch alles scheißegal’ Masche ich weiß was dahinter ist.” er drückte seine Faust auf Liams linke Brust.

   “Ja sicher weißt du das.” Liam nahm Kevins Hand von seiner Brust. “Sie ist mit Sam zusammen okay?”

   “Alter laber nicht!” Ben konnte es nicht fassen, der Kerl ist ne Flasche, der ist ja gerade mal so groß wie sie wenn nicht sogar kleiner. Zieht sich an wie ein Hinterwäldler, das kann ich mir gar nicht vorstellen!”

   “Größe spielt da wohl keine Rolle.”

   “Woher weißt du das da was läuft?”

   “Die waren gestern bis halb zwölf unterwegs, er hat sie voll abgefüllt, obwohl sie behauptet, das es nur ein paar Cocktails waren, vor der Tür hat er ihr noch einen ‘Gute Nacht Kuss’ gegeben. Und der Kerl hat sie auch noch gefragt. Man fragt doch nicht ob man ein Mädchen küssen darf, man macht es einfach.”

   “Und was hat sie gesagt?”

   “Nichts, es war eine Weile ziemlich ruhig da unten und das sagt wohl alles.”

   “Stimmt.”

   “So jetzt das scheiß Liebeszeug weg, ich will proben.” lenkte Liam von sich selbst ab und griff nach seiner Gitarre.

   “Das Lied?” Ben wedelte mit dem Blatt.

   Liam sah Kim vor sich mit Sam und sie küssten sich. Das war genug für ihn. “Von mir aus.” gab er dann endlich nach.

   “Du musst nicht, wenn du…”

   “Max, sei leise ich weiß du magst sie aber ich habe mich jetzt entschieden. Also hör auf.”

Nach zwei Stunden hatten sie das Lied drauf, mit ein paar Änderungen hier und da ist der Text sonst so bestehen geblieben. Dann spielten sie die anderen Songs noch mal durch. Und als alles ohne Fehler gelang packten sie ihre Sachen zusammen um sie in die Bar zu fahren.

 

Um halb acht war er drauf und dran zu Hause anzurufen und ihr zu sagen, dass er es nicht schaffen würde sie abzuholen, aber dann wäre er ein Feigling. Und die Jungs wussten ja das sie vorhatte zu kommen. Vielleicht hörte sie ja nicht so genau auf den Text? Versuchte er sich einzureden und stieg in sein Auto.

   “Willst du wirklich mitkommen? Wenn du nicht willst, ist es kein Problem. Mir ist es egal.” versuchte er sie zu bewegen doch zu Hause zu bleiben.

“Nein, ich habe doch gesagt, das ich komme.”

   “Ja, vielleicht wolltest du ja doch etwas mit Sam machen.”

   “Nein, ist irgendwas passiert? Soll ich zu Hause bleiben?”

   “Nein, quatsch nicht! Wenn du wirklich willst dann komm. Aber kann sein, das du unsere Musik nicht magst.”

   “Ich werde einfach so tun als würde ich sie mögen.” Kim lächelte

   Zusammen stiegen sie in Liams weißen siebener BMW. “Bist du schon aufgeregt?” fragte sie ihn.

   “Nein wir sind es ja schon gewohnt vor Publikum zu spielen.”

   “Echt? Habt ihr oft Auftritte?” Kim war begeistert, sie würde sich nie trauen vor Publikum zu singen. Sie versteckte sich da lieber hinter einem Klavier.

   “Es geht, mal mehr, mal weniger.”

   “Verdient ihr auch daran?”

   “Ja, aber deshalb machen wir es nicht!”

   “Ja ich weiß, Entschuldigung. Was war euer größter Auftritt?”

   “Bei einem Festival!”

   “Mega, und wo noch so?”

   “Geburtstage, in der Schule, Hochzeiten, Jubiläen… keine Ahnung.”

   “Ihr spielt auch auf Hochzeiten?”

   “Wir spielen, wo wir gebucht werden.”

   “Und heute?”

   “Spielen wir nur zum Spaß.” Liam versuchte die ganze Zeit Kim auf das Lied vorzubereiten, aber es ergab sich keine Gelegenheit. Denn sie brauchten mit dem Auto nur zehn Minuten, als er vor dem Laden anhielt versuchte er einen Anlauf, “Du ich wollte noch sagen das… “ er stotterte und lies es dann bleiben “…ach egal nichts, viel Spaß!” Er hoffte, dass sie beim letzten Lied vielleicht nicht mehr so genau auf den Text hören würde… Wenigstens hatte er geschafft den Jungs einzuklickern, dass es das beste wäre das Lied zuletzt zu spielen.

   Kim saß an der Bar und trank eine Cola nach der anderen, Liams Band war echt richtig gut, sie spielten eine Mischung aus Rock und Pop, die meisten Lieder waren alle selbst geschrieben, und sie fanden echt Anklang bei den Gästen, viele tanzten, einige die die Band schon kannten sangen im Refrain mit. Jetzt erst sah Kim sich richtig im Raum um und erkannte viele Gesichter aus der Schule wieder, aber sie kannte sie nicht persönlich, nur vom sehen, es musste sich bei ihnen um die Freunde von der Band handeln.

   “Hey Leute!” rief Kevin in sein Mikro. “Habt ihr Spaß?”

   “JA!” schrien alle. Kim wollte nicht aufstehen aber sie hatte schon so viel getrunken, sodass sie dringend auf die Toilette musste. Sie stand auf und schlängelte sich zwischen den Tischen zur Toilette.

   “Wir spielen jetzt das letzte Lied, ein neues, und ich sage euch, es ist Geil! Geschrieben von unserem Leadsänger Liam.” alle klatschten, es wurde gepfiffen. Liam atmete auf, sie war wirklich rausgegangen. Jetzt eben schnell den Song hinter sich bringen und dann ab nach Hause.

   Er fing an zu singen, die Zuschauer fanden es super, es schlug ein wie eine Bombe, aber Liam sah immer wieder zur Tür.

   Kim kam von der Toilette und wollte gerade die Tür aufmachen als sie hörte:

   …Sie spielt Klavier, ihr Name ist ein Bier,

   und steht im kurzem Kleidchen vor mir.

  

Und alles was ich hasse, hast du!

Alles was ich hasse, hast duuuu.

   Kim unterdrückte die aufsteigenden Tränen, “Ich hasse IHN!” dachte sie drehte sich um und lief nach draußen. Es war schon kalt geworden, aber es war ihr egal, jetzt erst lies sie ihren Tränen freien Lauf, sie schluchzte laut auf wühlte in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch und fand eins, “Nein ich lass mich nicht unterkriegen, nicht von dir Liam ” und wischte sich die Tränen weg dann ging den Weg zurück nach Hause.

   Als Liam sie eine halbe Stunde später endlich den Weg entlang kommen sah, wollte er sie am liebsten gleichzeitig umarmen und anschreien. Er hatte sich sorgen gemacht, wenn ihr etwas passiert wäre, wäre er es, der die Schuld dafür bekam. Als sie die Tür öffnete kam er auf sie zu. Sie blickte ihn aus eiskalten Augen an, sagte aber kein Wort und stieg die Treppe nach oben.

   “Ist das alles? Kein Wort?” rief Liam ihr zu. Sie sagte immer noch nichts und stieg die Treppe weiter langsam hoch, sie hatte einen sehr hohen Absatz an ihren Schuhen, ihre Füße schmerzten nach diesem langen Marsch. “Ich habe mir vielleicht Sorgen gemacht!” schrie er

   “Na und? Was macht es für einen Unterschied?” schrie sie zurück.

   “Dir hätte etwas passieren können.” er kam ihr auf der Treppe entgegen.

   “Das wäre vielleicht sogar das Beste gewesen.”

   “Was ist los?” Er hielt sie am Arm fest. “Wieso warst du auf einmal weg? Du warst doch die ganze Zeit voll dabei und plötzlich warst du weg.”

 “Aschso, meinst du ja? ‘Alles was ich hasse, hast du!‘ weißt du noch?” Zitierte den Refrain aus dem Song.

   “Du hast es gehört?”

   “Sieht wohl ganz danach aus!” rief sie laut.

   “So war es doch gar nicht gemeint!”

   “Für mich klang es aber ganz danach! Weißt du wie demütigend das war?”

   “Es tut mir Leid! Ist es das was du hören willst?”

   “Nein, lass mich in Ruhe.” Sie schüttelte seine Hand ab, verschwand in ihrem Zimmer, und schloss die Tür hinter sich ab.

   “Mach die Tür auf, ich will mit dir reden.”

   “Ich aber nicht mit dir. Verschwinde!”

   “Ich wollte es nicht singen. Echt!” versuchte er sich weiter zu entschuldigen.

   “Und ich dachte es hat sich was zwischen uns verändert!” schrie sie durch die Tür. Dann ging sie ins Badezimmer und drehte den Hahn für die Badewanne auf.

   “Das hat es auch und ich wollte dich ja davon abbringen mit zu kommen.” versuchte er es erneut durch die geschlossene Tür.

   Sie kümmerte sich nicht um Liam der draußen vor ihrer Tür nach ihr rief. Sie sank ins Wasser und hörte ihn nicht mehr.

Kapitel 5

Nach dem Bad ging sie an den PC, Dylan war on.

   “Hallo schöne Lady! So spät noch wach?” fragte er Kim

   “Ja war gerade auf einem Konzert von meinem ‘Bruder‘.”

   “Und war es schön?”

   “Ja eigentlich schon… Bis das letzte Lied kam.” schrieb sie.

   “Ja und?”

   “Er hat ein Lied über mich geschrieben…”

   “Ist das nicht das was Frauen wollen? Das ist doch romantisch. Der Kerl steht auf dich, ich wusste doch das du dir einen anderen angeln würdest…”

   “Das war alles andere als romantisch. Es war ein reiner Hass Song über mich.”

   “Ehrlich?! Dann mag er dich doch nicht?”

   “So wie es aussieht nicht. Und gerade fingen wir an uns besser zu verstehen…”

   “Oh das tut mir Leid, ich würde dich jetzt gerne trösten.” Er schickte ihr einen Smiley der einen anderen drückte.

   “Oh danke das ist süß von dir. Ich vermiss euch alle so Dylan.”

   “Und mich besonders?”

   “Ja, irgendwie vermiss ich dich und deine Sprüche schon! Und Papa. Wie geht es ihm?”

   “Er flirtet jeden Tag mit Lucy.”

   Sie schrieben fast sie ganz Nacht. Es tat ihr gut mal alle ihre Gefühle rauszulassen Dylan konnte sie so gut verstehen. Erst gegen fünf Uhr ging sie ins Bett. Als sie um 12 Uhr wach wurde stand sie auf zog sich ihren Morgenmantel über und schlich nach unten in die Küche. Schnell belegte sie sich ein Brot, nahm eine Packung Orangensaft und lief wieder in ihr Zimmer, hinter sich schloss sie die Tür wieder ab.

Dann lehnte sie sich gegen die Tür. Sie hatte sich vorgenommen Liam zu ignorieren und wollte kein Wort mehr mit ihm reden. Sie setzte sich vor ihrem Bett auf den Boden und aß das Brot, als sie fertig war nahm sie ihr Handy und rief Sarah an.

   “Hey Kim, lange nichts mehr von dir gehört. Wie geht es dir?” begrüßte diese Kim.

   “Hey, mir geht’s gut. Hast du Lust heute etwas zu unternehmen?”

   “Oh klar. Wollen wir zu diesem Freimarkt gehen?”

   “Was für ein Markt?”

   “Ich weiß nicht mehr wie der heißt, aber da gibt es so Fahrgeschäfte, Zuckerwatte und Liebesäpfel.”

   Kim konnte das lächeln von Sarah lebhaft vorstellen. “Gebrannte Mandeln, Waffeln, Fischbrötchen und Champions hast du vergessen. Ich wusste gar nicht das hier so ein Markt ist.”

   “Doch und es sind auch alle Geschäfte auf.”

   “Shoppen?” fragte Kim.

   “Und wie!” Beide lachten. “Bist du in einer halben Stunde fertig? Wir treffen uns dann bei diesen Tieren ja?”

   “Du meinst die Statuen?”

   “Ja, genau die, also um ein Uhr. Bis dann Süße!” Und schon hatte Sarah aufgelegt. Kim schüttelte den Kopf und lächelte Typisch Sarah. Sie ging ins Bad machte sich fertig, sie überlegte was sie mit ihren Haaren anstellen sollte, hoch? Zopf? Oder offen? Ein einfacher Zopf würde reichen entschied sie.

   Jetzt stellte sie sich die Frage was sie anziehen sollte, draußen war es angenehm warm, sie ging zum Schrank und öffnete ihn. Ein weißes längeres T-Shirt und eine schwarze Leggins flogen auf ihr Bett, sie zog beides an und sah sich im Spiegel an. Irgendetwas fehlte… Accessoires, ein Schal, sie suchte bis sie einen fand, Olivgrün passend zu ihren Augen und außerdem hatte sie eine passende Handtasche dazu, und schon  sah es besser aus. Sie zog noch ihre Chucks an und suchte die Sonnenbrille. Dann betrachtet sie sich noch mal im Spiegel. Ja jetzt war sie zufrieden.

   Kim nahm die Handtasche und schlich dann leise zu Tür, legte ihr Ohr daran. Kein mucks, leise öffnete sie die Tür und lief die Treppe runter. Liam war nicht in Sicht “Bestimmt ist er wieder im Proberaum und schreibt einen weiteren Hasssong über mich.“ dachte sie und öffnete die Haustür. Sie ging über den Hof zum Tor und gerade als sie es öffnete rief Liam nach ihr.       “Blondie!” Sie ignorierte ihn und ging auf die Straße. “Kim!” ruckartig blieb sie stehen und drehte sich um er hatte sie noch nie bei ihrem Namen genannt! Er kam auf sie zu und blieb zwei Meter vor ihr stehen. “Wo gehst du hin?” fragte er sie in einem völlig normalen Ton.

   “Ich wüsste nicht was es dich angeht.” gab sie spitz zurück.

   “Na gut dann halt nicht, verschwinde doch.” rief er ärgerlich aus. “Mit dir kann man auch nicht reden.”

   “Ja und ob ich verschwinde.”

   “Hast du dein Handy dabei?”

   “Sicher, ich habe es immer dabei.”

   “Gib mir mal deine Nummer.”

   “Wieso sollte ich? Was willst du eigentlich von mir? Du hasst mich doch, also lass mich in Ruhe, ich bin verabredet.”

   “Mit deinem Freund?”

   “Das geht dich gar nichts an.” Sie drehte sich um und stolzierte davon.

   “Zicke.” zischte Liam.

   Kim hörte es, reagierte aber nicht darauf. Fünf Minuten später war sie bei Sarah.

   “Na endlich!” rief diese, als sie Kim erkannte. “Was ist bloß los mit dir andauernd bist du zu spät.”

   “Liam!” erwiderte Kim nur und umarmte ihre Freundin. “Aber ich will nicht darüber reden.” fügte sie noch hinzu als Sarah sie fragend ansah.

   “Wie du willst.”

   “Wie läuft es bei dir und Kian?”

   “Ich bin total verliebt, ich wusste ja gar nicht, dass er so süß sein kann, zum Glück sind wir Nachbarn.” sie lächelte.

   “Ja zum Glück nur Nachbarn.” Kim betonte das nur.

   “Wie meinst du das denn?”

   “Naja ihr wohnt immerhin nicht zusammen in einem Haus, und seit das lange Wochenende über allein.”

   “Nicht wahr? Ihr seit zu zweit?” Kim nickte. “Keine Menschenseele, nur wir beide.”

   “Ja aber ist das nicht toll? Oh man was ich alles anstellen würde, eine Party schmeißen oder…

   “Nein, das ist schrecklich, und es gibt ganz bestimmt keine Party! Neulich Nachts hatte ich eine Spinne neben meinem Spiegel und bin halb nackt in sein Schlafzimmer gelaufen, was meinst du wie Peinlich das war? Er hat schon geschlafen, und ich wecke ihn wegen so einer doofen kleinen Spinne!”

   “Wieso? Ich mache diese Dinger auch nicht Kaputt. Und was mich noch mehr interessiert, wieso halbnackt? Was hattest du denn an?”

   “Das von Victoria´s secret.”

   “Uhh das ist sexy.”

   “Ja, aber Liam hatte noch weniger an. Er trug nur eine Boxershorts…”

   “Und ihr seit euch nicht gleich in die Arme gefallen?”

   “Bist du verrückt? Du weißt doch das ich so was nicht mache.”

   “Stimmt wie konnte ich das nur vergessen? Du bist die einzige Jungfrau in der Klasse.”

   “Ich halte mich an meine Überzeugung, ich werde erst in der Hochzeitsnacht mit meinem Mann schlafen.”

   “Und er?” Sarah kannte das Thema Sex und wusste das sie bei Kim da gegen eine Wand stieß, wenn sie versuchte sie zu überzeugen es doch mal zu versuchen.

   “Woher soll ich seine Meinung darüber kennen?”

   “Nicht darüber! Wie hat er reagiert?”

   Kim überlegte dann sagte sie: “Keine Ahnung, ich war ja total in Panik. Er ist sofort gegangen um die Spinne zu töten.”

   “Hat er dich angeguckt?”

   “Keine Ahnung, aber ich glaube nicht…”

   “NICHT?”

   “Nein, er war eher wie ein großer Bruder…”

   “Bruder?” Unterbrach Sarah sie ungläubig. “Oh Kimi! Oh guck mal da.” Sie deutete mit dem Finger auf ein Schild. Heute großes Umstyling! “Da müssen wir hin das ist genau mein Ding.”   Schon war das Thema Liam vom Tisch und Sarah zog Kim in den Salon. Männer und Frauen saßen unter Hauben, Haare lagen auf dem Boden, es wurde geschminkt und geschnitten. Staunend blickten sich die Mädels um.

   “Kann ich Ihnen helfen?” fragte eine freundlich aussehende Frisöse.

   “Wir wollen uns umstylen.” sagte Sarah.

   “Alle beide?” fragte sie höflich.

   Sarah nickte. Und Kim gab ihr einen Stoß in die Seite. “Nichts gegen dich Süße, aber du musst langsam mal eine Frisur ändern, seit ich dich kenne bist du Blond, es wird Zeit für was anderes.”

   “Stimmt, vielleicht hast du recht.” gab Kim zu und dachte an Liam , wie er sie immer Blondie nannte, das nervte.

   “Ich habe recht?” fragte Sarah ungläubig.

   “Ja-ha, du hast Recht. Ich habe dieses Blond so was von satt.”

   “Gut dann schnell!” wandte sich Sarah an die Frisöse. “Bevor sie es sich wieder anders überlegt.” Zu Kim gewandt sagt sie: “Es ist wegen Liam , habe ich recht? Weil er dich immer Blondie nennt!”

   Kim zuckte nur mit den Schultern.

   Die beiden wurden zu zwei Stühlen geführt. “Habt ihr euch schon Gedanken gemacht?” fragte die Frisöse

   “Ja also ich will sie kurz, einen Bob, die Farbe ist egal.” plauderte Sarah los.

   Kim betrachtete sich im Spiegel, lange blonde Haare. Sollte sie diese abschneiden? Vielleicht auch einen Bob? Aber Nein, sie wollte nicht mit der gleichen Frisur wie Sarah rumlaufen.

   Ein Mann trat hinter sie, “Ich habe gehört du willst das Blond loswerden?”

   Kim sah im Spiegel einen jungen Mann hinter sich stehen, er hielt eine Zeitschrift in der Hand. “Sind Sie Friseur?” fragte Kim.

“Ja mir gehört der Laden. Also wie findest du das?” Er hielt ihr die Zeitschrift hin eine Selena Gomez lachte sie an.

   “Meinen Sie?” fragte sie unsicher. “Ich und dunkelbraun?”

   “Es wird dir stehen und hervorragend zu deinen Augen passen, gib mir nur ein Zeichen und es geht los.”

   “Okay.” sie nickte und schluckte noch einmal. Zum glück würde die länge bleiben. Ihr Spiegel wurde verhangen, dann ging es los. Zwei Sunden später, saß sie schon ganz gespannt vor dem Spiegel. “Ich will es endlich sehen Bernd.” rief sie ungeduldig aus.

   “Eins sag ich dir noch Schätzchen“, er blickte sie ernst an. “du siehst super aus!” und lächelte Kim liebevoll an.

   “Er hat recht.” Sarah sah sie erstaunt an und genauso erstaunt sah Kim Sarah an. “Du siehst so anderes aus.” rief Kim aus.

   “Du auch Süße, na los nehmen Sie endlich das Tuch vom Spiegel.” forderte Sarah Bernd auf.

Das Tuch fiel auf den Boden, Kim war sprachlos. Sie sah fantastisch aus. Glatte, lange, dunkelbraune Haare vielen ihr über die Schultern. Und sie war richtig professionell geschminkt, zwar dezent aber man sah es. Das leichte Rouge über ihren Wangen, olivgrüner Lidschatten, und schwarzer Mascara, betonten ihre grünen Augen. Ihre Lippen waren mit einem leichtem Rosé Ton bemalt außerdem waren ihre Augenbrauen dunkler gefärbt.

   “Oh Bernd du hast ein Wunder vollbracht, ich sehe fantastisch aus!” ganz spontan umarmte sie ihn.

   “Ich kann es immer noch nicht glauben!” staunte Kim noch immer als sie aus dem Salon kamen.

   “Hey, ich habe mich auch von Grund auf geändert, hoffentlich gefällt es Kian.”

   “Du sieht toll aus, du ähnelst Rhianna!” versicherte Kim und Kian wird voll auf dich abfahren.

   “Und ein gewisser jemand auf dich.”

   “Wer denn?”

   “Ja eigentlich sind es zwei. Sam und Liam .”

   “Ach hör doch auf, mach das großartige Gefühl jetzt nicht kaputt. Liam ist ein Egoist der sich nur für sich selbst und seine Band interessiert und Sam nur ein Freund.”

   “Aber einer, der ziemlich auf dich steht.” erwiderte Sarah.

   Langsam kamen sie dem Markt näher, sie hörten die Musik schon. Und dann sahen sie schon die Fahrgeschäfte.

   “Wow, Zuckerwatte und Äpfel, ich will am liebsten gleich alles!” rief Sarah freudig aus.

   “Komm schon, du kannst nicht alles haben, lass uns mal auf das Riesenrad gehen ich will mir die Stadt mal von oben angucken.”

   “Okay. Aber mit Zuckerwatte!” Stimmte Sarah zu. Gemeinsam stiegen sie ein, aber sehr zu Kims missfallen bekamen sie keine Gondel für sich allein. Sie mussten sie sich mit zwei Typen teilen. Und gerade freundlich sahen sie nicht aus, eher wie so ne Rockerbande, dachte Kim.

   “Hey na. Wie geht es euch?” fragte auch sofort einer.

   “Gut und selbst?” fing Sarah auch gleich ein Gespräch an.

   Sie sah auch wirklich in jedem Menschen einen guten Kern, egal wie sie aussahen. Aber vielleicht ist es ja auch von Vorteil? Steht in der Bibel nicht, dass wir jeden Menschen lieben sollen? Sie hatte allemal Probleme damit und sie sah sich ja schon als Christ, Sarah dagegen war keiner und konnte mit jedem Menschen, sie war einfach offen für alles und jeden.

   “Uns geht es super, mit zwei so hübschen Mädchen im Himmel! Wo kommt ihr denn her?”

   “England.” antwortete Kim schnell, damit Sarah auch nicht auf die Idee kam ihnen zu erzählen wo sie jetzt wohnten.

   “Ganz aus England? Was macht ihr denn hier?”

   “Wir sind Au…”

   “A- Au- …Auf Urlaub hier.” Unterbrach Kim Sarah.

   “Urlaub?”

   “Austauschschüler. Wir sind Austauschschüler.” berichtete Sarah die Wahrheit.

   “Na toll, die ist ja auch überhaupt nicht vorsichtig, sie würde jedem sofort einen Hausschlüssel geben wenn er sie nur darum bat!” dachte Kim wütend.

   “Wie lange bleibt ihr denn noch?”

   “Ne Weile.” sagte Sarah schlicht.

   “Habt ihr denn vielleicht Lust mal was mit uns zu Unternehmen?”

   “Kommt ganz darauf an. Was denn?”

   “Wir könnten in ne Disko gehen.” Schlug der kleinere vor.

   “Ne das geht nicht, meine Freundin,” sie deutet auf Kim, “steht nicht auf Diskos.”

   “Ja dann halt nur du.”

   “Ne, ich glaube dann wird mein Freund eifersüchtig.”

   “Ihr habt ein Freund?”

   “Ne, nur ich, Kim ist noch solo, aber keine Chance sie muss sich schon zwischen zweien entscheiden.” Sie zwinkerte den Jungs zu.

   “Ach hör doch auf.” rief Kim aus “Das Stimmt doch überhaupt nicht.”

   “Doch, oder gefällt dir doch einer dieser Jungs?”

   “Nein. Komm wir müssen raus, die Fahrt ist zu Ende.” Sie zog Sarah am Arm. Als sie außer Hörweite waren schimpfte Kim auch schon los: “Sag mal bist du bekloppt? Du kannst doch nicht einfach wildfremden Menschen deine Lebensgeschichte erzählen und meine schon gar nicht.”

   “Oh man musst du denn immer gleich so sauer sein, wenn ich mit Typen quatsche?”

   “Du hast einen Freund und ihm würde es überhaupt nicht gefallen wenn du mit Typen quatscht!”

   “Du kennst Kian nicht.”

   “Gut genug um zu wissen, das er auf jeden Fall eifersüchtig wäre. Dir würde das ja auch nicht gefallen wenn er mit zwei Mädels abhängt oder?”

   “Ja, hast ja Recht.” gab Sarah kleinlaut zu.

   “Siehst du? Und jetzt gehen wir in die Geisterbahn, ich habe Lust mich zu gruseln.”

Ein paar Minuten später kamen sie lachend aus der Bahn. “Ich glaube das war eher was für Kinder!” lachte Kim.

   “Ja besonders da, wo der Clown uns fressen wollte und …” Sarah erzählte, aber Kim hörte nicht mehr hin, sie sah Liam mit einem fremden Mädchen aus einem Fahrgeschäft steigen und er legte seinen Arm um ihr Taille noch ein bisschen tiefer und er hätte ihr ganzes Hinterteil in der Hand. Kim spürte einen Stich und sah schnell weg, aber auch Sarah hatte es gesehen.

   “So ein mieser Mistkerl, dem werde ich jetzt aber mal was erzählen.” rief sie wütend aus. Und zog Kim auch schon in die Richtung der beiden. Kim versuchte sich zu wehren. Aber Sarah zog  sie immer weiter. “Was willst du ihm denn sagen? Und überhaupt wieso? Lass ihn doch ausgehen mit wem er will!”

   “Ich habe doch dein Gesichtsausdruck gesehen, du bist in ihn verliebt.”

“Nein bin ich nicht!” Widersprach Kim heftig.

   “Echt nicht? Sag mir nicht das du ihn nicht magst! Ich habe doch gesehen, wie du ihn angeguckt hast.”

   “Vielleicht mag ich ihn einfach, es ist nur so das er immer so gemein zu mir ist, und dann auf einmal ist er total nett und tötet Spinnen für mich!”

   Sarah lachte. “Na gut okay für heute kein Liam Drama mehr, es ist wohl sehr unwahrscheinlich ihm hier noch mal über den Weg zu laufen!”

   Und so war es auch, sie verbrachten noch den ganzen Abend auf dem Markt, bis Sarahs Gastmutter sie abholte und so freundlich war, Kim nach Hause zu bringen. Als Kim aus dem Auto stieg hörte sie schon die Laute Musik, und so ziemlich in jedem Zimmer brannte Licht. “Was stellte er nur jetzt schon wieder an? Spielte er Kevin allein zu Haus?” dachte Kim ging zur Tür und öffnete diese mit ihrem Daumenabdruck.

   Alles stand voller Leute, sie stürmte in die Küche, kein Liam , sie stürmte weiter ins Wohnzimmer und schubste dabei knutschende Pärchen zur Seite. Im Wohnzimmer angekommen sah sie eine halbe Bühne aufgebaut stehen. Liam saß am Klavier, vor ihm ein Mikro, er sang einen seiner Songs. Die Band stand um ihn herum und spielte wild mit. Wutentbrannt stürmte Kim auf Liam zu packte ihn am Arm hoch und zog ihn mit sich hoch in ihr Zimmer. “Sag mal bist du völlig bescheuert?” Spie sie ihn zornig an.

   “Bist du es? Blondie? Wo sind deine Haare?” fragte er irritiert.

   Kim reagierte nicht, sie sah wie erstarrt auf ihr Bett. “Oh Nein!” schrie sie. “Das darf doch nicht war sein! Schmeiß die hier raus!”

   In ihrem Bett tobte sich gerade ein Pärchen aus dem es anscheinend egal war, das sich weitere Personen im Zimmer aufhielten.

   “Raus hier! Ich habe gesagt das die Zimmer oben Tabu sind!” rief Liam. “Ach du bist es Leo. Mann! Hast du kein Zuhause?” Fragte er belustigt. Derweil ließ sich Kim auf den Stuhl sinken.           Es war eindeutig, das Paar war total betrunken, morgen würden sie sich wohl gar nicht mehr erinnern. Das Mädchen zupfte ihren BH zurecht, zog ihre Bluse halb an und zog ihren Rock wieder nach unten. Dieser Leo hatte seine Hose zum Glück noch an, aber er war oben ohne und instinktiv verglich Kim ihn mit Liams Oberkörper. Als sie sich ihrer Gedanken bewusst wurde erschrak sie über sich selbst und versuchte den Gedanken los zu werden.

   Liam schob die beiden aus dem Zimmer und schloss dann die Tür hinter ihnen. “Tschuldigung, ich habe ihnen wirklich gesagt das die Schlafzimmer tabu sind.” entschuldigte er sich ehrlich.

   “Das ist mir doch egal, die waren hier und wären wir nicht reingekommen, dann…” Sie stockte.

   “Was dann?”

   “Du weißt genau was dann passiert wäre!” außer sich vor Wut sprang sie von dem Stuhl auf. “Wie konntest du nur?”

   “Was denn?” fragte er “Ich habe es ihnen doch verboten.”

   “Du bist so naiv, glaubst du weil du etwas sagst wird es getan? Glaubst du…”

   “Ja! Eigentlich schon. So bin ich es gewohnt!” unterbrach er sie.

   “Ohhh. Das ist alles nicht wahr! ” Niedergeschlagenheit schwang in ihrer Stimme.

   “Wo sind deine Haare?”

   “Auf meinem Kopf du Idiot!” schrie sie.

   “Aber die sind nicht blond.”

   “Kennst du Farbe?” erwiderte sie gereizt.

   “Du brauchst hier echt nicht die ganze Zeit zu schreien! Ich habe doch nur gefragt wo deine Haare geblieben sind.” Jetzt erst roch sie seinen Atem und weil sie den Alkohol deutlich wahrnahm wurde sie noch wütender, sie hasste Alkohol. Besonders nach ihrem Ausrutscher.

   “Meine Haare stehen überhaupt nicht zu Debatte! Und ich bin wütend und wenn ich wütend bin schreie ich immer! Und außerdem hast du getrunken!”

   “Ja und genaugenommen drei Bier die darf ich doch wohl!” Er brach wie ein Vulkan aus und er konnte eindeutig lauter schreien als sie. “Ich bin noch lange nicht betrunken!”

   “Mach das die Leute hier raus kommen!”

   “Nein, wenn es dir nicht passt, dann hau du doch ab!”

   “Ich bin dir schon den ganzen Tag aus dem Weg gegangen, jetzt kannst du mal abhauen!”

   “Du hast mich gerade in dein Zimmer geschleift! Ich wusste ja nicht mal das du es bist.”

   “Bist aber bereitwillig mitgegangen.”

   “Wäre ich aber nicht, wenn ich gewusst hätte das du es bist!”

   “Schön! Dachtest du ich wäre deine neueste Eroberung vom Markt heute Mittag? ”

   “Evie? Ne ganz bestimmt nicht!” brüllte er.

   “Du gehst mit Evie aus?”

   “Wir haben uns da getroffen. Und außerdem was geht dich das an? Ich sage ja auch nichts wenn du mit diesem schmierigem Sam ausgehst.”

   “Ich geh nicht mit ihm aus!”

   “Schön!” Schrie er.

   “Schön!” Schrie sie zurück.

   “Du bist die totale Zicke! Man kann nicht mal mit dir reden!” brüllte er und stapfte wütend aus dem Zimmer.

   “Na toll!” dachte sie, “jetzt muss ich mir auch noch frische Bettwäsche suchen!” wütend stürmte sie durch alle Zimmer, und wurde bald darauf fündig.

Stundenlang saß sie alleine in ihrem Zimmer im Dunklen sie hatte mit Lucy telefoniert, mit Dylan gechattet, verschiede Klamotten anprobiert und kombiniert als sie nicht mehr wusste, was sie machen sollte, setzte sie sich einfach auf einen Stuhl und starrte in ein dunkles Nichts, machte sich Gedanken über Liam, und die Party die er schmiss.

   Irgendwann merkte sie, dass es ruhiger wurde. Sie sah auf die Uhr 4:45 Uhr. Schnell zog sie sich wieder an, öffnete die Tür ihres Zimmers und trat auf den Flur langsam ging sie die Treppe runter, alles war leer, keine Menschenseele, aber überall brannte Licht und es lag Unmengen von Müll auf dem Boden, leere Becher, Chipstüten, Dosen und Flaschen aller Art, sogar Zigarettenstummel! Vorsichtig arbeitete sie sich vor, hob Stühle vom Boden, in der Küche angekommen betrachtete sie erst mal das durcheinander. Kaputte Gläser, Flaschen, Teller, es lagen Unmengen von Scherben auf dem Boden. Und vor allem standen auf so ziemlich jedem Platz, der mal freie Arbeitsfläche war, leere Alkoholflaschen und Bierfässer. Sogar in der Küchenmaschine wurde irgendeine Flüssigkeit gemixt, denn diese lief noch immer, Kim stellte sie ab und schloss den Kühlschrank, der offen war. Dann suchte sie Liam und fand ihn schlafend auf dem Sofa. Durch seine gekrümmte Haltung erkannte Kim, dass wenn er diese Nacht hier auf dem Sofa verbrachte, morgen schreckliche schmerzen haben würde.

   Irgendwie fand sie die Vorstellung gut. Es würde ihm Recht geschehen aber dann siegte die Vernunft.

   Ohne Vorwarnung boxte sie ihn so stark sie konnte in den Oberarm. Wütend sprang er auf, und sah sich erst mal um. “Wo bin ich?”

   “Ja schwer zu erkennen unter diesem ganzem Müll! Du musst in dein Bett. Sieh zu das du aufstehst.” Er machte aber keine Anstalten, seit er bei ihr war musste er noch mehr Alkohol getrunken haben, er stank fürchterlich als ob er darin gebadet hätte. Sie zog ihn am Arm hoch, widerwillig rappelte er sich vom Sofa und stand jetzt schwankend über ihr. “Wehe du kotzt mich an!” warnte sie ihn. “Ich mache das nur, weil du es bei mir auch geholfen hast!” Sie legte seinen Arm über ihre Schulter. “Komm jetzt.” langsam versuchte sie einen Schritt zu gehen, aber Liam bewegte sich nicht. “Komm schon, Liam wach auf!” rief sie und zog an seinem Arm der schlaff über ihrer Schulter hing.

   “Hmmm?” murmelte er.

   “Du musst mit mir reden, erzähl mir was. Nur bleib wach bis wir oben in deinem Zimmer sind!” Sie versuchte wieder zu gehen und diesmal ging er vorsichtig mit.

   “Wieso dreht sich der Boden?” Fragte er.

   “Muss wohl am Alkohol liegen. Wie viel hast du denn getrunken?”

   “Keine Ahnung, aber mir ist schlecht.”

   “Ich weiß aber ich glaube kaum das ich in der Küche etwas essbares finden werde.”

   “Ich will nicht essen! Ich will schlafen!”

   “Ich weiß und darum gehst du jetzt auch ins Bett. So Vorsicht, Stufe.”

   “Ich bin total besoffen oder?”

   “Ja, das bist du. Wieso hast du denn soviel getrunken?”

   “Wegen dir du warst so sauer auf mich, einfach so.”

   “Nicht einfach so, weil du einfach eine Party geschmissen hast, deine Eltern wissen nichts davon, sie werden ziemlich sauer sein.” belehrte sie ihn wie ein kleines Kind.

   “Die wissen das.”

   “Echt?” rief sie ungläubig.

   “Ja die wissen das, das passiert immer wenn die weg sind, dann kommen immer alle her. Immer!” beteuerte er lallend.

   “Komm noch zwei Stufen.”

   “Ich habe aber nie so viel Alkohol getrunken, immer nur ein bisschen vielleicht…” stammelte er, “Nur heute hab ich echt viel…!”

   Endlich, sie waren oben. Mit dem Fuß schob sie seine Zimmertür auf und ging auf sein Bett zu, dann lies sie ihn los und er sank auf das Bett, sitzend sah er zu ihr hoch. “Du siehst so anders aus.”

   “Ich war beim Friseur.”

   “Du bist geschminkt und hast schöne Klamotten an… und neue Haare.”

   “Geschminkt bin ich nicht mehr. Und ja ich weiß, jetzt schlaf, ich will auch schlafen ich bin Müde.”

   “Ich wollte dich nicht hier haben“, fing er wieder an zu erzählen “aber dann warst du doch da, und du warst so hübsch… und dann hast du deine Haare neu gemacht und jetzt bist du noch schöner…” Kim musste schlucken. Liam fand sie schön.

   “Liam , leg dich hin und schlaf.”

   Aber er stand auf, ganz allein. Dann stellte er sich vor sie, ganz dicht, sie konnte den Alkohol aus seinem Mund riechen. Sie sah genau in seine Augen und er in ihre. “Du hast ja grüne Augen.” flüsterte er, dann bevor sie irgendetwas dagegen tun konnte legte er seine Lippen auf ihre. Sein Kuss war sanft und er forderte nichts, seine Lippen waren so weich, sie schloss ihre Augen und ohne zu wissen was sie tat erwiderte sie seinen Kuss. Als er seine Hand an ihren Hals legte und ihr sanft über die Wange streichelte Seufzte sie leise und genoss es sichtlich. Seine Hand glitt langsam ihren Rücken hinunter und als er ihren Po berührte wich sie wie vom Donner gerührt zurück.

   Sie sah sie ihn an, konnte aber nicht sehen was er fühlte sie hörte nur ihr Herz, dass wie wild gegen ihre Brust schlug. Sie hatte noch nie einen Jungen geküsst und noch nie wurde sie von einem berührt. “Gute Nacht…” stammelte sie, verschwand in ihrem Zimmer und schloss vorsichtshalber die Tür ab.

   Immer wieder fragte sie sich wie das nur passieren konnte… Sie zog sich um und legte sich ins Bett, versuchte nicht daran zu denken, aber sie wusste es: Sie war in ihn verliebt. Immer wieder dachte sie daran wie seine Lippen auf den ihren lagen, der sanfte Druck… Sie glaubte nie einschlafen zu können, aber irgendwann fielen auch ihr die Augen zu.

 

Kapitel 6

Kim wachte mit einem Glückgefühl im Bauch auf, verschlafen sah sie auf ihr Handy.       12:06Uhr.Unten gab es keinen Mucks zu hören, Liam schlief bestimmt immer noch, so wie der gestern drauf war, wäre es auch kein Wunder. Sie stand auf und ging erst mal richtig lange duschen, war sie wirklich in Liam verliebt?

   Sie dachte immer und immer wieder an den Kuss gestern und gab sich besondere Mühe mit dem Stylen, ihr Haare glättete sie und band sich zwei Zöpfe der eine hing vorne Links, den andere vorne Rechts über ihre Schultern, dann wählte sie ihr Outfit. Eine weiße Röhre und ein dunkelgrünes T-Shirt, schlicht, aber es stand ihr.

   Langsam stieg sie die Treppe herunter in der Küche hörte sie Geräusche, neugierig trat sie ein und überraschte Liam dabei wie er in einer blitz, blank polierten Küche versuchte sich einen Kaffee zu kochen. Jetzt erst fiel ihr auf das nichts mehr auf dem Boden lag, alles war ordentlich und sauber.    “Wo ist der ganze Dreck geblieben?” fragte sie.

   “Scheiße! Hast du mich erschreckt…” Liam fuhr herum. “Du bist ja immer noch nicht Blond.” sagte er fast ein wenig enttäuscht.

   “Ja werde ich auch nicht mehr.”

   “Wie soll ich dich denn jetzt Nennen?”

   “Wie wäre es mit Kim?”

   “Ne, zu einfach, wie wäre es mit Becks? Wie das Bier im…” als er merkte was er sagte schwieg er.

   “Von Bier solltest du erst mal genug haben.” Kim hatte seinen Ausrutscher gar nicht mitbekommen oder sie ging nicht darauf ein. Erleichtert atmete er auf.

   “Ja, hast recht, ich habe tierische Kopfschmerzen und kriege diese Blöde Kaffeemaschine nicht zum laufen.”

   “Setz dich ich mache dir den Kaffee.”

   “Echt? Und du vergiftest mich auch nicht?”

   “Wieso sollte ich?” Kim sah ihn verwundert an.

   “Na wegen dem Song vielleicht?” Kims Gesicht versteinerte sich sofort und sie sah weg.        “Kim, es tut mir echt Leid ich wollte es nicht singen, die Jungs haben den Zettel gefunden, ich hatte ihn eigentlich weggeworfen.”

   “Wieso hast du mich dann mitgenommen?”

   “Sie haben das Lied erst am Samstag gefunden, und ich wollte dich nicht wieder ausladen.”

   “Vielleicht wäre das aber besser gewesen das hätte mich nicht so getroffen…” Sie stellte ihm die volle Kaffeetasse vor die Nase. Und drehte sich zur Tür.

   “Geh jetzt bitte nicht, ich wollte dich noch was fragen.”

   Kim blieb in der Tür stehen und drehte sich um. “Was?”

“Ist gestern irgendwas gewesen? Ich kann mich an nichts erinnern. Ich weiß nicht mal wie ich in mein Bett gekommen bin.”

   “Und woher sollte ich das wissen?” fauchte sie ihn bissig an.

   “Ich dachte ja nur…”

   “Denk nicht zu viel davon werden die Kopfschmerzen noch schlimmer.” Damit verschwand sie aus der Küche und ließ Liam mit einem Gefühl, das irgendetwas nicht stimmte zurück.

Oben in ihrem Zimmer schmiss Kim sich aufs Bett, bloß nicht heulen, bloß nicht heulen sagte sie sich immer wieder. Der Kerl küsste sie und konnte sich nicht mal daran erinnern. Bestimmt hatte er schon hunderte von Mädchen geküsst und ganz sicher auch diese blöde eingebildete Evie. Sie griff nach ihrem Handy und wählte die Nummer ihres Vaters, nach dem zweiten Klingeln ging er ran.

   “Hallo, Schatz, wie geht es dir?”

   “Gut.” log sie und es gelang ihr, ihre Stimme glücklich klingen zu lassen. Sie erzählte ihm von dem gestrigem Tag. Sie ließ nur aus, das Josef und Anna übers Wochenende weggefahren sind und erst am Dienstag Abend wiederkommen würden. Er fragte sie über einige Ecken über ihr Verhältnis mit Liam aus und sie erzählte ihm das sie sich kaum sahen und nicht wirklich leiden konnten. Was bei Liam ja auch der Wahrheit entsprach. Sie unterhielten sich eine halbe Stunde dann musste ihr Vater wieder an die Arbeit und Kim legte auf. Sie schaltete den Computer an und surfte ein bisschen im Internet.

   Irgendwann klopfte es an ihre Tür. “Kann ich reinkommen?” fragte Liam.

   “Ich bin nicht angezogen.” rief sie zurück, sie wollte jetzt einfach nicht das er hier war.

   “Das glaube ich dir nicht!” erklang es vor der Tür.

   “Dann komm und guck doch, ich…” Die Tür ging auf und Liam spazierte in ihr Zimmer.

   “Sag mal geht’s noch?” wütend sprang sie vom Stuhl, “was wäre wenn ich wirklich nichts anhätte?”

   “Tja, dann hättest du wohl Pech, und ich wieder mal Glück.” schelmisch grinste er sie an.

   “Du bist völlig bekloppt.”

   “Und du eine schlechte Lügnerin. Ich wusste sofort das du nicht nackt bist.”

   “Woher?”

   Er schmunzelte “Ist nicht so deine Art.”

   “Ach und das sagt der Typ der mich ja auch so gut kennt!”

   “Du bist halt leicht zu durchschauen.” Es klingelte unten an der Tür. Als Liam sich nicht rührte fragte sie:

   “Willst du nicht aufmachen?”

   “Hast du keinen Hunger? Du hast bis jetzt noch nichts gegessen und es ist fast drei.”

   “Nein habe ich nicht! Und jetzt raus hier.”

   “Aber ich…” es klingelte erneut an der Tür und Kim ging die Treppe runter, in Gedanken setzte er den Satz fort: “…habe Pizza für uns bestellt.”

   Dann folgte er ihr nach unten und schnappte noch auf wie Kim gerade sagte “Aber diesmal zahle ich.” Liam ärgerte sich das der Trottel wieder vor der Tür stand und mit Kim ausging. “Ich brauche wohl nicht zu fragen wo ihr hinwollt oder?” fragte er Kim als sie nach oben stürmte um sich anzuziehen.

   “Nein!” antwortete sie und war auch schon oben verschwunden.

   Sam stand vor ihm “Hi!” grüßte er Liam.

   “Hallo!” sagte er abwesend.

   “Kriege ich denn wenigstens jetzt deine Handynummer? Falls der Kerl dich wieder abfüllt und ich dich abholen muss!” rief er nach oben.

   “Nein!” kam die knappe antwort.

   Was hielt sie nur von diesem Kerl? Fragte sich Liam, der sah ja noch nicht mal gut aus, und hatte keinen Sinn für Geschmack. Er trug eine normale Jeans, die schon ziemlich alt und abgetragen aussah und so ein geschmackloses viel zu großes T-Shirt mit irgendeiner verwaschenen Band aufgedruckt die er gar nicht kannte. Er war doch so gar nicht Kims Geschmack.

   Aber schon stürmte sie an ihm vorbei und streckte diesem Sam ihre Hand entgegen. Händchenhaltend gingen sie davon. Ohne auch nur Tschüss zu sagen! Wütend knallte Liam die Tür zu. Aber er wusste selbst nicht warum er so wütend war, oder war es Eifersucht? Nein, das konnte gar nicht, er stand doch gar nicht auf Kim. Oder vielleicht auch doch? “Ach scheiße!” dachte er und ging in den Proberaum um einen neuen Song zu schrieben. Eines musste er zugeben, seit Kim da war schrieb er wesentlich mehr Songs…

 

Kim kam erst sehr spät nach Hause, sie war mit Sam essen und dann waren sie zu viert, mit Sarah und Kian im Kino. Als Sam sie die Auffahrt begleitet sah sie das Licht im Gästehaus noch brennen. Aber das war ihr egal, der Tag mit Sam war toll sie hatten viel Spaß gehabt und sehr viel gelacht.

   “Willst du noch mit reinkommen?” fragte sie Sam ganz spontan, bereute es aber sofort nachdem sie diese Worte ausgesprochen hatte.

   “Ich würde gerne aber ich muss los, ich werde gleich abgeholt, tut mir Leid.”

   “Ne ist schon in Ordnung ich werde schlafen gehen, ich bin total Müde.” erleichtert atmete sie auf.

   Sam nickte und bevor sie auch nur etwas ahnen konnte, hielt Sam sie im Arm und küsste sie Leidenschaftlich, fordernd und  grob. Nicht so sanft und vorsichtig wie Liam letzte Nacht. Auch erwiderte sie den Kuss in keiner Weise, lies ihn einfach so über sich ergehen. Sie fühlte nichts bei diesem Kuss. Und als er einfach keine anstallten machte sich von ihr zu lösen, trat sie einen Schritt zurück. “Gute Nacht, Sam.” Dann schloss sie die Tür.

   Liam blieb im Schatten wo er war. Sein Herz raste. Und als Sam weg war stürmte er in Kims Zimmer, riss die Tür auf und brüllte los. “Bist du bescheuert?”

   “Was ist denn mit dir passiert?” fragte sie ahnungslos “Und warum stürmst du so in mein Zimmer?”

   “Wieso knutscht du vor meiner Tür mit diesem Scheißkerl?” schrie er sie an.

   “Ich wüsste nicht was es dich angeht.”

   “Ich… ich “ er kam ins stottern. “Ich habe meinen Eltern versprochen auf dich aufzupassen. Verdammt noch mal!”

   “Hör auf zu fluchen.” rief sie laut. “Es ist mein Leben und ich kann küssen wen ich will. Das tust du doch auch!”

   Er ging nicht auf die Anspielung die Kim auf Evie machte nicht ein und sagte stattdessen       “Küss jeden anderen, nur nicht den!”

   “Und wieso nicht?”

   “Er ist ein Arsch!”

   “Du kennst ihn doch gar nicht! Außerdem ist sie eine Eingebildete Zicke!”

   “Er tut dir nicht gut, er will nur…”

   “Ja klar, er tut mir nicht gut? Wer tut mir dann gut? Und tut sie dir gut?”

   “Hör auf immer auf Evie anzuspielen. Und was weiß ich irgendein anderer. Der Kerl hat Dreck am stecken. Meine Kollegen haben mir da heute was erzählt…”

   “WAS?” schrie sie.

   “Das er mit seinen Kumpels Wettet.”

   “Na und? Was spricht dagegen? Jeder kann wetten. Alle wetten!”

   “Aber du kennst seinen Wetteinsatz nicht!”

   “Dann verrat es mir!” brüllte sie.

   “Nein, frag ihn doch selbst, mir wirst du ja nicht glauben!”

   “Genau, ich glaube dir kein Wort, schreib doch wieder einen deiner tollen Songs über mich! Und jetzt raus. Verschwinde ich will dich nicht sehen!”

   “Wie du willst, aber du wirst es noch bereuen!” Schrie er und knallte die Tür voller wucht zu.

   “Schön!” Schrie Kim durch die geschlossene Tür und ein “Schön!” brüllte Liam zurück. Dann war Stille.

   Kim ging ganz aufgebracht zu ihrer Anlage und legte ihrer Liebling CD ein. Die Solo -Debütsingle von Bruno Mars, Just the Way you are und stellte auf laut. Dann ging sie seelenruhig unter die Dusche.

   Den ganzen nächsten Tag sahen sie sich nicht einmal und Kim war auch froh darüber. Gegen Abend kamen Josef, Anna und die Kinder, es war ein glückliches Willkommen und Kim und Liam waren froh jetzt nicht mehr die ganze Zeit allein sein zu müssen.

 

            Josef ist losgefahren um Essen vom Chinesen  zu holen, die drei Frauen deckten den Tisch, und Liam zog Josh aus der Küche. “Komm, das ist Frauenarbeit, Männer machen was anderes, auf was hast du Lust?” fragte Liam seinen kleinen Bruder.

   “Wollen wir Lego bauen? Ich komme bei einem nicht weiter. Vielleicht kannst du mir helfen!”

   “Hey klar kann ich das, ich war früher der Beste im Lego Sachen bauen!”

   “Echt?”

   “Na klar, was meinst du woher du all diese Steine hast?” Josh zuckte mit den Schultern.         Dann begannen sie mit dem Bau. Eine halbe Stunde verging, bis Lina ins Zimmer kam. “Ah hier seit ihr. Oh Liam, was ist mit dir passiert?” fragte sie verwundert als sie Liam auf dem Boden sitzen sah und Josh Anweisungen gab.

   “Nichts, ich helfe Josh nur mit seinen Legos. Wie geht es dir eigentlich?”

   “Ähh, gut!” stammelte sie.

   “Und wie bist du im tanzen?”

   “Liam? Was ist passiert? Kann es sein das du dich für uns interessierst?”

   “Ja, tue ich, ich bin euer Bruder und ich habe eingesehen, das ich euch total vernachlässigt habe. Tut mir Leid fangen wir noch mal bei null an?”

   Lina sah ihn skeptisch an. “Meinst du das wirklich?” fragte sie noch immer ungläubig.

   “Jepp, komm sag ja. Ich habe euch vermisst!”

   “Okay, bei Null!” rief sie aus, dann umarmte sie ihn und er drückte auch sie, wie sehr er doch seine Geschwister vernachlässigt hatte. Es fühlte sich gut an sie zu umarmen, Josh hatte sich zu ihnen gesellt und umarmte von beiden Geschwistern die Hüften, Lina und Liam lachten. Dann gingen sie alle glücklich in die Küche.

 

   Die Tage vergingen und Liam und Kim gingen sich immer noch aus dem Weg, sogar in der Schule saßen sie nicht mehr zusammen, aber so ziemlich keiner saß mehr da, wo er am Anfang gesessen hatte.

   Und die blöde Zicke Evie hatte sich auf Ihren Platz gesetzt! Und den ganzen Tag hatten sie wohl echt viel zu besprechen. Andauernd saßen sie zusammen und quatschten. Außerdem berührte Evie Liam bei jeder Gelegenheit. Sogar wenn er ihr einen Stift gab hielt sie seine Hand ein ticken zu lange fest!

   Kim hatte sich angewöhnt nach der Schule zu Sarah zu gehen und verbrachte dort den Tag, sie kam erst abends nach Hause. Aber Evie sah sie nie dort.

   Und Liam unternahm sehr viel mehr mit seinen Geschwistern als früher, einmal hatte er Lina sogar in der Schule verteidigt, Christian, ein Klassenkamerad von Lina, hatte sich über sie lustig gemacht, als er erfahren hatte, das diese Ballett tanzte und die ganze Schule lachte darüber. Als Liam das hörte, (was übrigens mitten im Unterricht war!) stürmte er einfach in Linas Klasse.

   Höflich entschuldigte er sich bei der jungen Lehrerin, die mit dieser Situation total überfordert war. “Tut mir Leid, dass ich ihren Unterricht störe, aber ich muss ihrer Klasse unbedingt etwas erzählen. Also wie ihr alle bestimmt wisst, ist Lina meine Schwester. Und sie tanzt, wie ihr ja jetzt alle wisst: Ballett, aber nicht nur, auch HipHop, Salsa, Rumba, ach sie kann alles tanzen. Sie macht Sachen von denen ihr noch nie was gehört habt.”

   Er sah zu ihr und lächelte sie an. “Und wie ihr bestimmt alle wisst,” fuhr er fort, “habe ich eine Band- ‘Wanted’ und ein Typ aus eurer Klasse, ich will jetzt keine Namen nennen, aber es war Chris, wollte in genau diese, wir habe ihn Vorspielen lassen, aber er war nicht gut!”

    Die Klasse fing an zu kichern. Er sah zu Christian und dieser sah beschämt auf seinen Tisch. “Aber das war noch nicht alles, wir ließen ihn ein bisschen zappeln.”

   Er grinste und auch Lina amüsierte sich. “Wir ließen ihn ein paar dumme, sagen wir mal Mutproben machen.”

   Wieder fing die Klasse an zu kichern. “Da waren zum Beispiel die Würmer die er mit verschlossenen Augen essen sollte, er hat sich gewehrt wie ein kleines Kind! Was er nicht wusste: es waren kalte Spagetti!” Die Klasse lachte, einigen liefen schon die tränen. Sogar die Lehrerin konnte ein lächeln nicht unterdrücken.

   “Es kommt noch besser, einmal wollten wir Nachts ein bisschen Spaß haben, also gingen wir zu Chris nach Hause und riefen ihn. Er kam und wir sagten das er auf den Friedhof gehen sollte und das Grab von diesem Penner, der hier immer rum lief ‘besuchen’ sollte. Er ging wirklich los. Aber Kevin hatte sich hinter eben diesem Grabstein versteckt und ihn erschreckt, UND er hat sich erschreckt, er hat vor lauter Angst in die Hose gepisst! Das war ein Spaß!”

   Die Klasse grölte und Chris Kopf war schon fast unter dem Tisch. “So ich hoffe ich habe euch jetzt genug amüsiert.” Er lächelte die Klasse an dann ging er auf Christian zu. “Wie du weißt gibt es noch mehr solcher Geschichten, und wenn du noch mal auf so eine Dumme Idee kommen solltest, wie diese. Dann viel Spaß. Ich werde dir das Leben zur Hölle machen!”

   An die Klasse gewandt sagte er “So ich glaube ich muss jetzt los und ich werde für meinen Auftritt wohl echt Ärger kriegen, also bitte tut jetzt so als wäre nichts passiert und arbeitet wieder mit. Dann fällt meine Strafe bestimmt nicht so hart aus. Also, man sieht sich!” Damit verschwand er aus der Klasse.

   Liam bekam zu seinem Glück keine Strafe, weil die Klasse den ganzen Unterricht kein Wort über seinen Besuch verlor. Aber die ganze Schule redete davon, Chris, war bei allen unten durch.

   Auch Kim erfuhr davon und sie würde es nicht glauben, wenn Lina es ihr nicht bestätigt hätte. Aber sobald sie Liam zu Hause über den weg lief, stritten sie sich, so konnte sie ihm nicht sagen, dass seine Aktion toll war.

 

   “Oh man ich weiß echt nicht, was ich mit dir anfangen soll, du hörst mir überhaupt nicht zu!” beschwerte sich Sarah bei Kim.

   “Tut, mir Leid ich war mit meinen Gedanken woanders.” entschuldigte sie sich.

   “Bei Sam oder was?” fragte Sarah neugierig.

   “Nein. Komm wir müssen uns beeilen, die Jungs sind bald da.” Heute Abend wollten sie zu viert ins Café gehen, ganz in der Nähe von Sarahs Zuhause.

   Seit damals, als Sam, Kim geküsste hatte ist sie auf mehr Distanz gegangen, sie hielten nicht mehr Händchen. Auch durfte er sie nicht mehr zur Tür begleiten. Als Ausrede benutzte sie Josef und Anna.

   Es klingelte und kurze Zeit später kamen die Jungs ins Zimmer. Zehn Minuten später gingen sie aus dem Haus. Im Café angekommen, bestellten sich alle etwas, dann wurde gequatscht und getratscht.

   Zu ihrer Überraschung waren Liam und Evie Thema Nummer eins. “Die machen das.” “Und letztes haben die beiden das gemacht.” “Ich glaube die sind zusammen.” “Einmal habe ich sie im Kino knutschen gesehen!” Der Satz kam von Sam.

   “Ich muss auf Toilette.” sagte Sarah sie merkte, dass Kim das Thema so gar nicht gefiel,          “Kommst du mit?” fragte sie, sie deshalb.

   “Na klar.” erleichtert stand sie auf.

   “Typisch Frauen, immer gehen sie zu zweit.” machte sich Kian über sie Lustig. Sarah küsste ihn und stolzierte Richtung Toilette.

   Kim sah ihr nach, sie trug ein sehr kurzen Rock und hochhackige Schuhe, wie sie selbst auch. Sarah, hatte sie förmlich dazu gezwungen dieses Kleid (wie Sarah meinte, für Kim war es eher ein langes T-Shirt) anzuziehen. Sie fühlte sich überhaupt nicht wohl darin, und diese Schuhe! In der Toilette angekommen sah Sarah in den Spiegel. “Oh man wie sehe ich denn aus? Gibst du mir mal bitte deinen Lipgloss?”

   “Meine Tasche ist noch am Tisch, ich hole sie eben.” Die Jungs saßen mit dem Rücken zu ihr und konnten nicht sehen, das die kam.

   Gerade als sie sich bemerkbar machen wollte hörte sie wie Sam sagte: “Oh man die lässt mich immer noch nicht ran, meine Frist ist schon fast abgelaufen, ich muss sie noch vor Montag ins Bett kriegen, sonst habe ich die Wette verloren.”

   Kim wich alle Farbe aus dem Gesicht. In ihrem Kopf hörte sie Liams Stimme: “…das er mit seinen Kumpels Wettet.” und “Aber du kennst seinen Wetteinsatz nicht!” Ohne etwas wahrzunehmen stolperte sie aus dem Café. Liam hatte recht, brüllte es in ihrem Kopf.

   Wie eine Irre lief sie los, bis sie sich selbst in Sicherheit fand. Aber als sie sich genauer umsah, wusste sie gar nicht mehr wo sie war. Sie kannte hier nichts, keinen Anhaltspunkt. Panik stieg in ihr auf, sie wollte nach ihrem Handy greifen, aber sie hatte ihre Handtasche im Café liegen gelassen.

   “Okay, ich muss ruhig bleiben, nur nicht panisch werden, ich gehe einfach hier lang irgendwann werde ich schon etwas finden das mir bekannt vorkommt.” dachte sie, aber auch nach einer Viertelstunde wusste sie noch immer nicht wo sie war, mittlerweile war es schon dunkel, und sie sah keine Menschen, nur ab und zu fuhr ein Auto an ihr vorbei, aber sonst Totenstille.

   Ihre Füße taten ihr weh und ihr war kalt, denn sie trug nur eine dünne Strickjacke. Sie wollte gerade aufgeben als sie ein Auto hörte, sollte sie versuchen per Anhalter zu fahren? Das war die einzige Lösung wie sie fand. Kurz entschlossen hielt sie die Hand raus, das Auto verlangsamte, sie konnte nicht identifizieren um welches Auto es sich handelte.

   “Hoffentlich sitzt da eine Frau drin!” dachte sie in einem Anfall von Panik. Aber sie wurde enttäuscht, sie konnte deutlich sehen, das es sich um einen Mann handelte.

   Und dieser stieg auch aus, sie drehte sich um und wollte weggehen als sie seine Stimme hörte. “Kim? Verdammt noch mal, was machst du hier ganz allein?” Als sie Liams Stimme erkannte drehte sie sich um, er stand jetzt genau vor ihr und Erleichterung überfiel sie.

   Sein Blick wanderte über ihren Körper, so etwas hatte sie noch nie an! “Und dann auch noch in diesem Aufwand!” Schimpfte er und deutete auf ihr Outfit. Er war es wirklich! Sie lies sich ohne ein Wort in seine Arme fallen. Liam fing sie auf.

   Er war total verwirrt und als er dann noch merkte wie sie schluchzte wusste er nicht was er machen sollte, vorsichtig klopfte er auf ihren Rücken und legte sein Kinn auf ihren Kopf. “Hey, jetzt bloß nicht weinen, sonst weiß ich gar nicht was ich machen soll.” Sofort versteifte sie sich, er lies sie los.

   “I.. ich, war nur er… erleichtert das du, d- du es warst…!” stotterte sie.

   “Dir ist ja eiskalt, er zog seine Lederjacke aus und legte sie ihr um die Schultern.”

   “Danke!” Er ging zu seinem Auto und öffnete die hintere Tür. “Rein da.” Ohne ein Wort kletterte sie in das warme Auto, streifte sofort ihre Schuhe von den Füßen und winkelte diese an um sie zu wärmen.

   Liam stieg nach ihr ein und schloss die Tür. Im Licht das kurz leuchtet konnte er sehen, dass ihre Lippen ganz blau waren und komischerweise wollte er diese Lippen küssen. Sofort verwarf er diesen Gedanken. “Was machst du hier so spät alleine auf der Straße?”

   “Ich habe mich verlaufen.”

   “Ja das kann ich mir vorstellen, denn wenn du nach Hause willst, musst du in die andere Richtung. Wolltest du nicht was mit Sarah machen?”

   Sie nickte und dachte an das gesagte von Sam, ein Schauer überlief sie, sie zuckte zusammen.            “Was ist passiert? Warum rennst du hier mitten in der Nacht alleine, in diesem Aufzug durch die Straßen und stellst dich dann noch hin um per Stopp zu fahren?” Sie antwortete nicht und sah auf den Boden. “Kim!” rief er aus griff an ihr Kinn und zwang sie somit ihn anzusehen. Er sah ihre Tränen aufsteigen. “Verdammt noch mal, jetzt sag mir was los ist!” schrie er sie an.

   “Du hattest Recht…” flüsterte sie.

   “Womit?” fragte er verwirrt.

   “Die Wette…”

   Schlagartig wurde ihm klar, was sie meinte. “Woher weißt du…? Habt ihr etwa…”

   “Nein!” unterbrach sie ihn. Jetzt konnte sie die Tränen nicht mehr halten. Und Liam konnte nichts tun, er nahm sie umständlich in die Arme und schaukelte sie wie ein kleines Kind hin und her. Langsam löste sich Kim von ihm, ihre Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt. Und noch bevor Kim wusste was sie tat, küsste sie Liam. Sie legte ihre Arme um seinen Hals, sie wollte nur bei ihm sein, sie liebte ihn. Liam erwiderte ihren Kuss und streichelte ihr über die Wange, seine Finger waren voller Hornhaut vom Gitarre spielen, rau kratzen sie über ihre weiche Haut. Aber sie fand es schön, ein Seufzer entfuhr ihr und brachte Liam in die Gegenwart zurück. Ruckartig lies er von ihr los.

   “Ich sollte dich nach Hause bringen.” Er öffnete die Tür und stieg aus, als Kim keine anstallten machte ihm zu folgen sagte er “Vorne hast du eine Sitzheizung!”

   Sie zog sich ihre Schuhe wieder an und versuchte aus dem Auto zu klettern aber sie war zu nervös. Sie hatte ihn geküsst, diesmal konnte sie nicht sagen das er es war. Sie allein hatte angefangen.

   Liam hielt ihr seine Hand hin und sie ergriff diese, sie spürte den harten Druck und er zog sie förmlich aus dem Auto.

   Sie traute sich nicht ihn anzusehen. Dann öffnete er die Beifahrertür und sie stieg ein, er schloss die Tür ging ums Auto und stieg selbst ein. Ohne ein Wort fuhr er los. Kim spürte sofort die wärme der Sitzheizung und auch das Gebläse für die Füße hatte er angemacht.

Sie sah zu ihm, aber er konzentrierte sich auf die Straße und tat so als wäre sie gar nicht da. Sie erhaschte einen Blick auf die Uhr 23:12. “Wie lange müssen wir fahren?” fragte sie leise.

   “Zwanzig Minuten. Wieso hast du mich nicht angerufen?”

   “Wollte ich, aber ich habe meine Tasche dagelassen… Und außerdem hätte ich deine Nummer ja eh nicht… ”

   “Morgen werden wir sie austauschen! Du bist so aus dem Zimmer gestürmt als er es dir gesagt hat? Warst du mit ihm allein?”

   “Nein, wir waren in einem Café.”

   “Und keiner hat dich aufgehalten?”

   “Nein, sie konnten mich nicht sehen…” Sie erzählte ihm die Geschichte. Liam sagte dazu nichts und so war wieder Stille durch das sanfte Schaukeln und der ruhigen Musik im Hintergrund schlief sie ein.

   Zehn Minuten beobachtete er sie, bevor er sie weckte. Eine Frage ging ihm nicht aus dem Kopf: Wieso hatte sie ihn geküsst? Sie wusste doch das mit Evie was lief. Er sah sie lange an, besonders ihre Lippen. Noch nie hatte er so schöne Lippen gesehen, sie faszinierten ihn schon vom erstem Augenblick. Und seit diesem Augenblick wollte er diese Küssen und jetzt war sie es, die ihn geküsst hatte, aber warum? Sie hasste ihn doch! “Kim!” sagte er sanft. Nichts bewegte sich. Sollte er sie wach küssen wie in Dornröschen? Schnell verwarf er diesen Gedanken. Er war sicher alles andere als ein Märchenprinz! “Kim!” sagte er etwas lauter. Aber auch dieses mal bewegte sie sich nicht. “Blondie!”

   Sofort öffneten sich ihre Augen. Sie sahen sich sekundenlang an, dann stieg Liam aus, ging ums Auto und öffnete ihre Tür. “Ich bin gar nicht mehr Blond!” protestierte sie müde. Sie stieg aus dem Auto und Liam öffnete die Haustür.

   “Ja ich weiß, und so gefällst du mir auch viel besser!”

   “Echt?”

   “Ja, du siehst erwachsener aus.”

   “Ich gefalle dir?” fragte sie noch mal.

   “Vielleicht ein bisschen.” wehrte er ab. “Und jetzt Ruhe, oder willst du meine Eltern aufwecken?”

   Sie schüttelte den Kopf und leise stiegen sie die Treppe hoch. Vor ihrem Zimmer blieben sie stehen. “Danke für alles!” flüsterte sie.

   “Bitte, ich bin froh, das ich im Auto saß, stell dir vor es wäre ein…”

   “Das habe ich mir schon vorgestellt und glaub mir so schnell werde ich nicht mehr per Anhalter fahren. Und schon gar nicht in so einem Outfit.” Sie lächelte ein bisschen. Liam erwiderte das lächeln und blickte noch einmal über ihren Körper.

   “Wieso hast du denn überhaupt so was an? Du hattest eine Jeans an als du weg bist.”

   “Das ist Sarahs Kleid, sie hat mich überredet es anzuziehen.”

   “Kleid? Eher ein langes T-Shirt.”

   “Das habe ich ihr auch gesagt.” Kim lächelte matt.

   Er nickte. “Geh jetzt schlafen.” sagte er dann sanft.

   “Du wirst es doch keinem erzählen oder?”

   “Was? Das du mich geküsst hast?” er lächelte und sie wurde sofort rot. “Ich weiß schon was du meinst! Gute Nacht Kim, von mir erfährt keiner etwas!”

   “Danke! Gute Nacht und schlaf gut!”

Kapitel 7

Liam tat so, als ob nichts gewesen wäre. Er beachtete Kim jetzt noch weniger. Er sprach nicht mit ihr, übersah sie einfach. Kim war zutiefst betroffen. Sie war niedergeschlagen, sauer, gedemütigt.

   Als Sarah sie fragte warum sie einfach so gegangen war, erzählte sie ihr alles. Sarah glaubte ihr und als sie Sam damit konfrontierten stritt er alles ab. Kian hielt zu diesem Thema den Mund, nicht mal Sarah konnte etwas aus ihm herausholen. Kim ging ihm aus dem Weg. In der Pause war sie entweder mit Lina oder mit Sarah und Kian zusammen.

   Kim saß gerade mit Lina in der Pausenhalle und unterhielt sich mit ihr übers Tanzen, als Liam vorbeiging verschluckte sich Kim an ihrem Kakao. Sie blickte ihn an er kam wirklich auf sie zu!

   “Lina, wann muss ich dich heute noch mal zum Vortanzen bringen?” fragte er sie ohne Kim auch nur anzusehen.

   “Um halb vier. Ich muss früh genug da sein. Um sechs muss ich auf die Bühne und vorher muss ich mich noch aufwärmen.”

   “Okay ich werde dann da sein.” er drehte sich um und ging.

   “Kim?”

   “Hmm?” murmelte sie verträumt.

   “Du bist in meinen Bruder verliebt.” erwiderte Lina nüchtern.

   “Ich weiß!” rutschte es aus ihr heraus. “Oh… i… i… ich mm… meinte…”

   “Schon gut ich wusste es sowieso.”

   “Du wusstest es?”

   “Ja wie du ihn anguckst, das sagt alles und wenn er mit dieser Zicke Evie rum läuft dann…”

   “Ich weiß, aber behalte es bitte für dich ja?” Unterbrach sie Lina.

   “Ja sicher. Ich finde es toll!” Lina lächelte. Es klingelte und sie mussten zurück in den Unterricht.

 

Zu Hause kochten Lina und Kim wie gewohnt zu Mittag, Liam gab Josh Unterricht im Schlagzeug spielen. Kim deckte den Tisch, Lina lief in den Proberaum und holte die Jungs.

   Am Tisch unterhielten sich die Geschwister, Kim hielt sich aus der Unterhaltung raus und war ganz in Gedanken, bis sie Ihren Namen hörte. “W- was?” stotterte sie.

“Ich habe gesagt, dass du dir doch noch ein Kleid für die Hochzeit kaufen wolltest!” wiederholte Lina ihren Satz.

   “Welche Hochzeit? Zum zweiten mal!” fragte Liam.

   “Mensch Liam! Dein Cousine heiratet doch nächstes Wochenende.”

   “Oh, voll vergessen…”

   “Auf jeden Fall braucht Kim noch ein Kleid. Und da dachte ich, wenn du mich schon wegbringst, kannst du doch Kim in die Stadt mitnehmen…”

   Kim wurde rot und trank schnell etwas. Sie brauchte sicher kein Kleid, sie hatte einen Schrank voll davon. Das war nur ein Trick von ihr um Liam auf sie zu hetzen.

   “Meinst du? Du hast doch genug Kleider, du kannst ihr doch einfach eins geben.” warf er ein.

   “Aber die werden ihr alle zu kurz sein.”

   Kim gab sich einen Ruck, wenn das die einzige Möglichkeit wäre mal mit Liam allein zu sein dann würde sie, sie auch nutzen! “Das ist eine Gute Idee, hier habe ich schon alle Läden durchforstet. Nichts zu finden!”

   “Na gut, wenn es sein muss! Aber ich werde bei Musik- Produktiv sein, also erwarte nicht, dass ich mit dir Shoppen gehe!” Damit stand er vom Tisch auf und nahm seinen Teller zur Spüle. “Ich werde dich bei deiner Tanzschule absetzten und dann Becks in die Stadt bringen, später hole ich euch wieder ab.” Liam verlies die Küche.

   “Siehst du? Geht doch!” Strahlte Lina Kim an. Diese zuckte nur mit den Schultern.

   “Ein Danke! Würde schon reichen.” rief sie Kim hinterher die sich in ihr Zimmer verkrümelte.

   “Die sind verknallt oder?” fragte Josh neugierig.

   “Oh ja! Und wie!” stimmte Lina ihrem Bruder zu. “Und deshalb müssen wir sie verkuppeln! Und kein Wort zu niemandem!”

   “Ich bin doch keine Petze!” rief er empört.

   Lina strich ihm über den Kopf. “Räumst du bitte die Küche auf? Ich muss mich noch umziehen und meine Sachen packen.”

   “Klar! Und ich schmiede schon mal Pläne!”

   “Mach das Kleiner!” damit verschwand auch sie in ihrem Zimmer.

   Eine Halbe Stunde später saßen sie im Auto. Und zufälligerweise setzte sich Lina auf die Rückbank mit der Ausrede sich noch ein bisschen zu entspannen und versuchen würde zu schlafen.

   Und so setzte sich Kim nach vorne zu Liam, sie musste sofort an den Tag denken an dem er sie von der Straße gefischt hatte. Sie hatten nie mehr ein Wort darüber verloren, ob er jetzt auch daran denken musste?

   “Oh man, ihr seid echt beide Stur!” empörte sich Lina von der Rückbank.

   “Wie kommst du darauf?” fragte Liam überrascht.

   “Weil ihr euch nicht unterhaltet. Denkt ihr dann kann ich mich besser entspannen?”

   “Ja! Eigentlich ist das so.”

   “Bei mir aber nicht! Kim? Tanzt du auch?”

   “Ja habe ich früher mal, aber dann…” sie sprach nicht zu ende.

   “Was war dann?” fragte Lina gespannt.

   “Ich hatte einen Unfall und der Arzt hat gesagt, dass ich nie wieder tanzen könnte, also fing ich an Klavier zu spielen..”

   “Was hast du denn getanzt?” fragte Lina jetzt völlig interessiert. “Und wieso hast du nie wieder angefangen? Du bist doch Gesund.”

   “Ja, jetzt schon, aber damals…” wieder stockte sie. “Ich habe so ziemlich alles getanzt, so wie du!” sie versuchte zu lächeln.

   “Vermisst du es?”

   “Ja total.” gab sie zu.

   “Wann war denn dein Unfall?” fragte jetzt Liam.

   Überrascht sah sie zu ihm. “Vor zwei Jahren.”

   “Dann warst du ja so alt wie ich jetzt!” rief Lina aus, ich dachte es wäre schon länger hergewesen.”

   Kim zuckte nur mit den Achseln. “Ich habe mich damit abgefunden.” Sie wollte nicht darüber sprechen. Sie tat es nie. Mit keinem! Aber als Liam dann fragte was passiert war konnte sie nicht anders, sie erzählte von dem Unfall. “Ich kam von einem Vortanzen vom Dance Art Studio, man kann es mit der Juilliard aus New York vergleichen.”

   “Dann warst du ja richtig gut!” staunte Lina.

Kim nickte “Ich wollte Profitänzerin werden und sie wollten mich nehmen wie ich später erfuhr. Aber es kam alles anders, ich bin aus der Schule raus. Total glücklich das alles geklappt hatte, ich hatte keine Fehler gemacht bei meiner Choreographie. Es war schon etwas dunkler, ich wartete auf meinen Vater, er wollte mich abholen. Aber er verspätete sich, also beschloss ich schon mal loszugehen. Und dann kam das Auto.” Sie schloss die Augen und lehnte sich zurück, sah noch mal das Auto das auf sie zufuhr, sie erwischte und Meterweit weg schleuderte. “Ich wachte fünfzehn Tage später im Krankenhaus auf. Ich hatte beide Beine gebrochen und unzählige andere Sachen. Der Fahrer war wie sich herausstellte betrunken und hat mich nicht gesehen. Seit diesem Tag tanze ich nicht mehr.”

   Lina wischte sich die Tränen aus den Augen. Und umarmte sie von hinten. “Das tut mir so Leid! Ich wusste nicht das es so schlimm war…”

   “Ist schon gut. Du konntest es ja nicht wissen.”

   “Kannst du es denn nicht noch mal versuchen?” fragte Liam vorsichtig.

   “Zu tanzen?” ungläubig sah sie ihn an.

   “Ja, es ist doch jetzt zwei Jahre her.”

   “Ich glaube nicht, der Arzt meinte ich könnte es nie wieder. Schon gar nicht Profitänzerin werden. Es war schon ein Wunder dass ich wieder laufen gelernt habe!”

   “Es geschehen noch mehr Wunder! Im Gottesdienst erzählt der Pastor oft davon!” beharrte Lina.

   Kim schwieg. Ihr Vater hatte sehr viel für sie gebetet und sie hatte ihn gehört, immer wieder bat er Gott doch ein Wunder geschehen zu lassen. “Ein Wunder reicht mir. Ich habe mich damit abgefunden.”

   “Dir würde so ein Wunder gut tun Liam!” schwatzte Lina.

   Kim sah verwundert auf Liam . “Warum?” fragte sie.

   “Er hat auch mal getanzt.” gab Lina bereitwillig Auskunft.

   “Das ist schon Jahre her. Ich habe jetzt meine Musik. Und ich will nichts darüber hören.”

   Beide Mädels schwiegen. Grinsten aber vor sich hin. Dann redeten die beiden über die Performance von Lina und Kim gab ihr Vorschläge.

   Eine halbe Stunde später verabschiedeten sie sich von Lina. Jetzt wo Kim allein mit Liam im Auto war, breitete sich das Schweigen wieder aus. Irgendwann hielt Liam an der Straßenseite.         “So hier musst du raus. Ich hole dich in zwei Stunden genau hier wieder ab.”

Kim nickte und stieg aus dem Auto. “Bis später!” rief er ihr durchs offene Fenster zu.

   “Ja bis später.” rief sie zurück obwohl er schon weg war. Kim lief durch jedes Geschäft das auf sie einen guten Eindruck machte. Zwei Stunden später hatte sie schon die Hände voller Tüten. Aber das perfekte Kleid fehlte noch. Und dann sah sie es! Ein olivgrünes Ballonkleid das Perfekt zu ihren Augen passte, mit Spagettiträgern, der Ausschnitt war gerafft, und um die Taille war eine riesige Schleife gebunden.

   Ohne zu überlegen betrat sie das Geschäft. Eine kleine Sympathisch wirkende Verkäuferin kam auf sie zu. “Kann ich Ihnen helfen?”

   “Ich hätte gerne das Kleid das Sie im Schaufenster ausgestellt haben.”

   “Oh eine Gute Wahl.” Die Verkäuferin lief einmal quer durch den Laden und kam mit genau diesem Kleid wieder. “Hier sind die Anproben.” Sie wies ihr den Weg.

   Kim probierte das Kleid an und kam aus der Umkleide heraus, es passte wie angegossen sie betrachtete sich im Spiegel und drehte sich hin und her. Die Verkäuferin kam mit einer langen schmalen Kette und den dazugehörigem Armband. Sehr fein und mit kleinen Strasssteinen. “Ich nehme alles! Haben sie dazu aber auch noch sie passenden Ohrringe?”

   “Oh das tut mir Leid die sind gerade aus.” entschuldigte sich die Verkäuferin.

   “Schade.”

   “Aber ich kann sie nachbestellen.”

   “Ich komme nicht von hier.”

   “Wir können sie Ihnen auch zusenden. Sie müssten nur für den Versand extra bezahlen!”

   “Echt? Ja dann mache ich das!” Kim strahlte. Schnell zog sie sich um und ging dann zur Kasse.

   “Das Kleid steht Ihnen echt ausgezeichnet. Und der Schmuck dazu. Sie werden wunderschön aussehen. Darf ich fragen für welchen Anlass das ist?”

   “Danke! Für eine Hochzeit.”

   “Sie werden selbst die Braut in den Schatten stellen!”

   “Das hoffe ich mal nicht!” erwiderte Kim lachend. Sie schrieb ihre Adresse auf und bezahlte alles, dann sah sie auf die Uhr. “Oh Mann! Ich muss los, ich werde in fünf Minuten abgeholt!”

Sie rannte förmlich aus dem Laden und suchte verzweifelt den Weg zurück. Sie hatte sich extra den Namen der Straße gemerkt um nachfragen zu können wo die lang musste. Und so tat sie es jetzt auch, bis sie endlich und zehn Minuten zu spät Liams Auto sah. Voll gepackt mit ihren Einkäufen stürmte sie auf das Auto zu.

   Liam stieg aus und öffnete Wortlos den Kofferraum.

   “Tut mir Leid, das ich zu spät bin, aber ich habe den Weg nicht gefunden.”

   “Ich dachte du wolltest EIN Kleid kaufen.”

   “Tja, so sind Frauen, wollen sich ein Kleid kaufen und kommen ohne Geld wieder!”

   “Du wirst ja noch genug haben!” Gab er unhöflich zurück.

   “Du bist aber auch nicht Arm wie ne Kirchenmaus, wie viele fahren denn in deiner Klasse schon einen eigenen BMW?!” empörte sie sich.

   Er antwortete darauf nicht, schloss den Kofferraum und stieg dann wortlos ins Auto. Kim verdrehte die Augen und folgte ihm. Liam fuhr das Auto aus der Parklücke und reihte sich in den Verkehr ein. Kim war es peinlich zu schweigen wusste aber auch nicht über was sie mit ihm reden sollte. Also schwieg sie auch einfach.

   Zwanzig Minuten später waren sie vor der Tanzschule. Lina war nirgends zu sehen, Liam löste den Sicherheitsgurt und öffnete die Tür.

   “Wo willst du hin?” fragte Kim.

   “Sie ist noch nicht hier, also können wir auch reingehen.”

   “Soll ich mit?” fragte sie unsicher.

   “Musst du wissen!” Ja sie wollte. Und so stieg sie aus und lief dann auch schon Liam hinterher. “Kannst du nicht eben kurz warten?” rief sie ihm hinterher.

   “Ah die Türkische Ehefrau.” Erinnerte er sich.

   “Du kannst doch einfach neben mir gehen. Ich erwarte doch gar nicht das wir Händchen halten oder so!”

   “Wieso sollten wir auch? Weil du mich geküsst hast oder was?”

   Jetzt wurde Kim sauer. “Erstens: Du hast mich zurück geküsst! Und zweitens: Du hast mich zuerst geküsst!”

   “Du spinnst doch, ich habe dich nicht zuerst geküsst, du hast mich damit voll überfallen, außerdem hatte ich zu der Zeit was mit Evie.”

   “Du hattest?” fragte sie erstaunt, allen Ärger vergessen.

   “Ja, die Zicke hat angefangen zu nerven!” Kims Herz machte einen Sprung.

   “Wieso?”

   “Die war Eifersüchtig okay? Und jetzt lass das, es hat dich auch gar nicht zu interessieren. Und ich habe dich nicht zuerst geküsst!” kam er auf das Ursprüngliche Thema zurück.

   “Doch. Du weißt es nur nicht mehr.”

   “Ich weiß wohl wen ich geküsst habe!” gab er wütend zurück.

   “Das wollen wir doch hoffen!” Linas glückliche Stimme erklang hinter ihnen.

   “Du hast es geschafft!” rief Kim glücklich aus und umarmte Lina voller Freude. Dann umarmte Liam sie. “Gut gemacht kleine Schwester! Wir werden dich Zuhause vermissen wenn du hier wohnst.” Er nahm ihre Tasche ab.

   “Ich weiß doch noch gar nicht, ob ich angenommen werde!”

   “Natürlich wirst du angenommen!” riefen Kim und Liam gleichzeitig aus. Sie sahen sich an und dann wieder weg. Zusammen gingen sie auf das Auto zu und Lina steuerte wieder die hintere Tür an.

   “Jetzt bin ich wirklich K.O und will nur schlafen!” sagte sie als sie die fragenden Blicke der beiden sah. 

   Im Auto herrschte wieder einmal schweigen bis Lina es brach. “Um auf euer Gespräch von vorhin zurückzukommen, wieso weißt du nicht wen du küsst Liam?”

   “Ach lass mich doch in Ruhe, ich weiß wen ich küsse und wen nicht!”

   “Nicht wenn du betrunken bist!” warf Kim ein.

   “Du warst betrunken?” rief Lina erstaunt aus. “Ich dachte du hasst Alkohol!”

   “Tue ich auch! Und jetzt lasst mich in Ruhe. Du wolltest doch schlafen.”

   “Ja, ja sei doch nicht gleich so zickig!” An Kim gewand fuhr sie fort. “Wen hat er denn geküsst, als er betrunken war?”

   “Ist egal, das muss er dir selber erzählen.”

   “Ich habe niemanden geküsst!” rief Liam wütend.

   “Hast du denn ein Kleid gefunden?” wechselte Lina das Thema, sie wollte ihren Bruder nicht noch wütender machen, als er es ohnehin schon war.

“Oh ja, es ist ein super schickes, grünes, mit einer riesigen Schleife an der Taille. Es ist Traumhaft!”

   “Das will ich sehen!” rief Lina begeistert.

   “Zuhause!”

   Die Mädels unterhielten sich noch über das Kleid und die anderen Einkäufe, es wurde über Geschäfte gesprochen, die gut waren und in welche man besser nicht gehen sollte.

   Irgendwann wurde es ruhiger im Auto, Liam sah sich um. Beide schliefen. Er atmete auf, endlich Ruhe. Das was Kim über den Kuss gesagt hatte ging ihm irgendwie nicht aus dem Kopf. Hatten sie sich wirklich schon zweimal geküsst? Und er wusste es nicht? War das damals bei seiner Party? Er bog die Einfahrt zum Haus ein.

   Kim wurde wach. “Sind wir schon da?” fragte sie verwirrt.

   “Ja.” er fuhr in die Garage und stellte den Motor aus.

   “Wie spät ist es?”

   “Gleich zehn. Lina, wach auf, wir sind da!” er öffnete die Tür und das Licht ging an.

   “Boa, bin ich Müde!” jammerte Lina.

   “Soll ich dich ins Bett tragen oder was?” fragte Liam sie ironisch.

   “Ja, du bist doch stark. Trag mich hoch, ich habe kein Bock Treppen zu steigen.”

   “Du bist verwöhnt! Komm her.” Und er trug sie wirklich hoch! Kim staunte sie würde es nicht glauben, wenn sie es nicht sehen würde! Sie schaute ihnen nach, bis sie in der Tür verschwunden waren, dann ging sie widerwillig zum Kofferraum und öffnete ihn. Als sie den Inhalt sah stöhnte sie laut auf.

   “Ja das ist wohl der einzige Nachteil für euch Frauen.” Liam tauchte wie aus dem nichts auf und  Kim erschrak. “Musst du mich hier so erschrecken?” blaffte sie ihn an.

   “Sorry, ich wollte dir ja nur tragen helfen!” blaffte er zurück.

   “Danke, aber ich schaffe das schon!” gab sie überheblich zurück.

   “Na gut! Dann bin ich mal gespannt wie du damit”, er deutete auf den Berg von Tüten, “die Treppe hochkommen willst!”

   “Ich schaffe das schon!” Sie packte die Tüten und trottete dann zum Haus. “Sind das mehr geworden?” dachte sie, und ehe sie es verhindern konnte stolperte sie. Die Tüten fielen in alle Richtungen und der halbe Inhalt landete auf der Straße.

   Hätte Liam sie nicht festgehalten, wäre sie wohl hinterher gesegelt. “Soll ich dir vielleicht doch helfen?” lachte er.

   “Hör, auf dich zu amüsieren und hilf mir lieber meine Sachen einzupacken.” Kim bückte sich und fing an die neunen Klamotten einzusammeln, nach einer Weile zusehen, half Liam ihr.

   “Was ist das denn?” fragte er und hielt einen Sport BH hoch. Wütend ging sie auf ihn zu und riss ihm diesen aus der Hand. “Trägst du jetzt etwa so was?” fragte er mit der Betonung auf dem was. “Du hattest doch so einen schönen weißen an mit so kleinen…”

   “Das hat dich jetzt wirklich nicht zu interessieren!” unterbrach sie ihn wütend. Sie stopfte ihn in eine Tüte und stapfte zum Haus. Liam ging ihr grinsend hinterher, in ihrem Zimmer angekommen sah Liam sich erst mal um. Seit er das letzte mal hier war ist eine Weile vergangen. “Danke das du mir die Sachen hoch getragen hast.”

   “Bitte.” er grinste noch immer.

   “Oh man, hör auf mich so anzugrinsen. Ich habe ihn mir ganz spontan gekauft!”

   “Aha!” sagte er nur und grinste noch immer.

   “Oh man, ich will versuchen wieder zu tanzen! Wenigstens ein bisschen.” rief sie aus.

   Jetzt war Liam erst einmal sprachlos. “Du willst es noch mal machen?”

   “Ich weiß es nicht mehr!” rief sie völlig irritiert aus. “Wahrscheinlich nicht. Und jetzt lass mich endlich in Ruhe!”

   “Ist ja schon gut, ich bin weg, aber überleg es dir gut.”

   “Ich brauche nicht zu überlegen, ich werde es eh nicht machen! Und jetzt raus!”

   Liam ging aus ihrem Zimmer. Na Toll das hatte er ja mal wieder super hingekriegt! Er war schon in seinem Zimmer, aber er fand keine Ruhe und so ging er noch mal rüber zu ihrer Tür und klopfte noch mal an. “Darf ich reinkommen?” sie erwiderte nichts, er öffnete vorsichtig die Tür und guckte durch einen kleinen Spalt. Nichts zu sehen. Kurz entschlossen trat er ein. Das Zimmer war leer. “Kim?” rief er in Richtung Badezimmer. Aber noch immer keine Antwort, obwohl er Wasser laufen hörte. Leise ging er zur Tür und öffnete diese einen Spalt breit, sein Blick fiel auf ein nacktes nasses Bein das aus der Wanne hing und hin und her schaukelte, eine kleine Schaumkrone rutschte langsam von ihrem Schienbein zum Fuß und auf die Fließen, und schmolz. Liam starrte noch ein paar Sekunden auf ihr Bein, dann schloss er leise die Tür und ging wieder rüber in sein eigenes Zimmer. Er legte sich hin und dachte an sie.

Kapitel 8

Kim wachte von ihrem Wecker auf. Schnell ging sie ins Bad. Sie freute sich. Heute war die Hochzeit und Liam würde in ihrem wunderschönem Kleid sehen. Nach zwei Stunden schminken, Haaren stylen und Nägeln machen mit Lina und Anna, waren die drei Frauen fertig.          Lina trug ein Fliederfarbenes, trägerloses, Knielanges Kleid. Der Saum war weiß und die Taille wurde mit einer weißen schmalen Schleife geschmückt, außerdem hatte es hübsche Verzierungen am Ausschnitt. Anna trug ein schlichtes Schwarzes enganliegendes Kleid, das ihre Schlanke Figur betonte. Beide trugen die Haare offen. Kim trug ihr Kleid, und ihre Haare waren zu einem Dutt an der Seite zusammengesteckt.

   “So Mädels, wir sind fertig und haben noch eine Stunde bevor wir los müssen. Lina weckst du Josh und hilfst ihm bei seinem Anzug? Ich muss Josefs Hemd noch mal aufbügeln, gestern habe ich seinen nicht mehr geschafft.”

   “Na klar Mama, ich mache das schon, kümmere dich ruhig um Papa.”

   “Und ich decke schon mal den Tisch.” bot Kim sich an.

   “Das ist lieb. Danke!”

   Liam kam die Treppe runter, er wollte gerade nach seiner Mutter rufen als er Kim in der Küche sah. Sie trug ein dunkelgrünes Kleid. Das musste das sein, dass sie sich vor ein paar Tagen gekauft hatte. Es stand ihr gut, nein, nicht gut musste er zugeben, sie sah fantastisch aus. Sein Blick blieb an ihren Beinen hängen.

   Kim kochte Kaffee und stellte den Wasserkocher an. Dann holte sie das Geschirr aus dem Schrank und wollte damit gerade zum Tisch gehen als sie Liam bemerkte der sie interessiert musterte. Er trug einen Sandfarbenen Anzug mit einem weißem Hemd darunter. In der Hand hielt er eine Krawatte, die dieselbe Farbe wie der Anzug hatte. Kim staunte der Anzug stand ihm richtig gut! “Kann ich dir irgendwie helfen?” fragte sie um das Schweigen endlich zu unterbrechen.

   “Ich suche meine Mutter.”

   “Sie ist bei Josef und bügelt sein Hemd.”

   “Kannst du zufällig Krawatten binden?”

   “Ja, mein Vater kann es nicht!”

   “Und in seinem Beruf trägt er jeden Tag eine!” er grinste Kim an. “Kannst du mir helfen?”

   Sie nickte und Liam ging auf sie zu. Sie roch sofort sein Parfum. “Du riechst gut!” sagte sie ganz spontan.

   “Danke, Dolche und Gabbana. Du übrigens auch.”

   “Bulgriv!” erwiderte sie lächelnd. Er legte sich die Krawatte um den Hals und Kim band sie zusammen. Sie standen sich nur wenige Zentimeter gegenüber und Kims Körper kribbelte während sie so nah an ihm stand. Langsam hob er die Hand und wollte sie gerade berühren als Josh in die Küche gelaufen kam.

   “Liam!” rief er “Ich habe auch einen Anzug an.” Ruckartig fiel seine Hand wieder nach unten und er drehte sich zu seinem Bruder um. “Hey, du siehst ja wie ein richtiger Gentleman aus!”

   “Du aber auch!”

   “Hey Lina! Du siehst super aus!” Liam lächelte seine Schwester an.

   “Ha, ha. Ich habe Angst das mir bei der kleinsten Bewegung das Kleid runterrutscht! Ich hätte mir auch eins mit Spagettiträgern kaufen sollen! Deins sieht so toll aus Kim.” schwärmte sie.

   “Das fällt nicht runter!” ermunterte Kim sie. “Ich habe tausende solcher Kleider und mir ist noch nie eins runtergerutscht!”

   “Na Kinder alle fertig?” Josef kam in die Küche. 

   “Frühstück ist sofort fertig.” rief Kim.

 

Zweieinhalb Stunden später traten sie in eine kleine gemütliche Kirche in der die Trauung stattfand. Sie setzten sich alle ziemlich in die Mitte des  Saals. Und ganz wie durch Zufall setzte sich Lina ganz nach außen, so dass Kim neben Liam saß. Als Kim Lina ansah, zwinkerte ihr diese nur zu und lächelte. Die ganze Trauung über atmete Kim flach, sie war total aufgeregt und Liams Duft stieg ihr die ganze Zeit in die Nase was alles noch viel schwieriger für sie machte. Sie konnte sich nicht mal auf die Trauungszeremonie konzentrieren. Wagte es aber nicht ihren Kopf auch nur ein paar Zentimeter nach Rechts zu drehen. Liam hatte die Arme verschränkt und manchmal wenn er sich bewegte berührte seine Hand Kims Oberarm. Das kam immer so plötzlich und ihr Herz schlug in diesem Augenblick doppelt so schnell. Und endlich nach einer Stunde quälen und nicht richtig Denkens war die Folter vorbei. Sie durften aufstehen und dem Brautpaar gratulieren. Als sie dann endlich draußen ankamen atmete Kim hörbar ein.    “Alles okay?” fragte Lina.

   “Jetzt ja!”

   “Komm schon, so schlimm war es ja doch nicht!”

   “Doch kaum auszuhalten!” Sie blickte sich um und sah Liam mit einem Jungen herumstehen der fast so groß wie er war. “Wer ist das?” fragte sie Lina.

Diese sah in die angedeutete Richtung und schrie auf. “Nick!” sie lief auf die beiden zu und Kim folgte ihr langsam. “Oh Nick, ich wusste ja gar nicht das du hier bist!” hörte sie Lina aufgeregt rufen und Umarmte ihn.

   “Oh man, Cata, bist du groß geworden!”

   “Kim, das ist mein Cousin Nick.”

   “Hi! Sehr erfreut.”

   “Hi Nick! Cata?” fragte sie an Lina gewandt. Sie schüttelten sich die Hände. Nick hatte eine Glatze, die ihm aber stand wie Kim fand und er war ein bisschen größer als sie selbst, sie schätzte ihn auf Mitte Zwanzig.

   “Mein richtiger Name ist Catalina. Nick ist der einigste der mich Cata nennt.” erklärte Lina bereitwillig.

   “Ich wusste ja gar nicht das du eine Freundin hast Liam.” sagte Nick zu Liam.

   “Sie ist nicht meine Freundin. Sie ist ne Austauschschülerin.” stellte Liam richtig.

   “Achso. Wenn das so ist”, wandte er sich zu Kim, “dann halte mir unbedingt ein Tanz frei.” Er sah zu Lina. “Wenn sie das zulässt.” er lächelte.

   “Na klar, ich kann dich ja nicht für mich allein beanspruchen, ich werde teilen!” Man sah deutlich die Zuneigung der beiden.

   “Fährst du bei mir mit?” fragte Nick Lina.

   “Na klar!” rief diese erfreut aus.

   “Ihr könnt uns ja nachfahren!” rief Nick Liam zu und ging umarmt mit Lina zu seinem Wagen.

   “Was bleibt mir da anderes übrig?” fragte Liam laut.

   “Was meinst du?”

   “Ich kenne den Weg ja nicht. Mir bleibt nichts anderes übrig als ihm hinterher zu fahren!”

Sie stiegen Wortlos in sein Auto und er startete den Motor, dann fuhren sie Nick hinterher, der denselben BMW fuhr wie Liam, nur in schwarz.

   “Kann ich dich was fragen?” fragte Kim.

   “Hmm?”

   “Wieso sind die beiden so dicke miteinander?”

   “Das ist eine lange Geschichte.”

   “Ich habe Zeit.” Sie sah zu ihm rüber.

   “Naja irgendwie hat er ihr mal das Leben gerettet oder so was in der Art.”

   “Nicht wahr!” rief sie aufgeregt.

   “Doch, damals bei unserer Oma auf dem Hof hat sie in einer Scheune gespielt, irgendwie brach ein Feuer aus. Meine Oma meinte es wäre nicht schlimm, da sie diese eh nicht mehr bräuchte und sie leer stand. Nick war in der Nähe und hörte Lina um Hilfe rufen also ist er rein und hat sie da rausgeholt. Seitdem ist sie ihm verfallen.”

   “Wow, das ist heftig! Wie alt waren sie damals?”

   “Nick war glaub ich vierzehn oder fünfzehn und Lina war vier.”

   “Er war bestimmt der Held der Familie!”

   “Oh ja, und er hat es auch sichtlich genossen.”

   “Gib es zu du warst Eifersüchtig!” sie schlug ihm spielerisch in den Oberarm.

   Liam lächelte und Kim schmolz dahin. “Ja, die erste Zeit schon, als ich dann aber älter            wurde, wurde mir klar, dass wenn er nicht gewesen wäre, ich keine Schwester hätte! Jetzt bin ich ihm nur dankbar und er ist ein guter Kumpel.”

   “Irgendwie hat jeder schon so was schlimmes durchmachen müssen.”

   “Wenn du auf deinen Unfall anspielst. Der war schlimmer!”

   “Wie kannst du so was sagen?”

   “Bei Lina, war es auch schlimm, aber es hatte nicht mal alles gebrannt, sie war als Nick sie rausholte noch nicht mal in Lebensgefahr. Du dagegen lagst im Koma, musstet das laufen neu erlernen, musstest damit klar kommen, dass du ohne deinen Traum weiter Leben musst. Warst du da nicht sauer auf deinen Gott?”

   “Nein, da kannte ich ihn noch nicht. Mein Vater hat sich erst während meines Unfalls bekehrt und ich kurz nachdem. Jetzt bin ich Gott einfach nur dankbar das er mir die Begabung für das Klavier spielen geschenkt hat.”

   “Du kannst beides haben!”

   “Das kannst du nicht wissen. Du weißt ja nicht wie viele Schrauben ich in meinen Beinen habe! Jedes mal wenn ich durch einen Metalldetektor muss piept es wie verrückt.” Tränen stiegen ihr in die Augen.

   “Tut mir leid davon wusste ich nichts, ich wollte dir nur Mut machen.”

   “Ich weiß, aber ich werde nie mehr so tanzen können wie früher!”

   Er legte sein Hand auf ihre. “Ich werde nicht mehr davon anfangen. Und jetzt wein nicht, sonst ruinierst du dein Make Up, und das sieht heute echt gut aus.”

   “Danke!” schnell wischte sie sich die Tränen aus dem Augenwinkeln.

   Liam verlangsamte die Fahrt, sie waren angekommen. Hier also sollte die Feier stattfinden. Vor sich erblickte sie eine große Wiese, Tische die mit den köstlichsten Speisen gedeckt waren, Blumen, weiße Rosen und Lilien. Etwas außerhalb war die Bühne aufgebaut mit einer Tanzfläche davor. Alles sah so wunderschön aus!

   Liam und Nick gingen voran und suchten sich einen Tisch aus. An einem Tisch, der für vier Personen gedeckt war setzten sie sich hin. Kim saß wieder neben Liam und Lina, Nick saß ihr gegenüber.

   So langsam kehrten alle Gäste ein. Einige kamen an ihren Tisch und begrüßten sie. Und alle fragten Liam nach seiner Freundin aus, er versuchte immer klar zu stellen das Kim die Austauschschülerin war.

   Einmal kam seine Tante “Na, Liam? Wann ist es denn bei dir soweit?”

   “Ich lass mir damit noch Zeit!” erwiderte er lächelnd, “damit kannst du Nick ärgern, er geht ja schon auf die dreißig zu!”

   “Hey!” empörte sich dieser ironisch. “Ich warte noch bis deine Schwester alt genug ist ja?”     Alle lachten. “Ihr seit mir, welche.” kam die Tante wieder zu Wort. “Willst du mir deine Freundin denn gar nicht vorstellen?”

   “Sie ist nicht meine Freundin.” versuchte Liam wieder klar zu stellen.

   “Ich bin die Austauschschülerin.” kam Kim ihm zur Hilfe.

   “Versuch mir keinen Esel zu verkaufen! Ich sehe doch wie du das Mädchen anguckst!”

   Liam sah hilfesuchend zu seiner Schwester. Aber diese grinste ihn nur an, selbst Kim versuchte jetzt nichts mehr gerade zu stellen.

   Er zog seine Tante zu sich runter “Na gut erwischt sie ist meine Freundin, aber behalt es für dich! Bis jetzt hat es mir jeder geglaubt und ich will nicht das die denken, das ich gelogen habe.” flüsterte er in ihr Ohr, so das es niemand hören konnte.

   Sie zwinkerte ihm zu und ging dann zufrieden davon. Das Essen begann und Liam legte sich entspannt in den Stuhl zurück. Endlich Ruhe und nicht immer diese neugierigen Verwandten.                  Es gab als ersten Gang eine Hochzeitssuppe dann folgte das Hauptmenü, es gab vier verschiedene Fleischsorten und dazu dann jeweils Kartoffeln oder Reis. Zum Nachtisch wurde Eis in allen Formen und Farben angeboten und Obstsalat das Essen war köstlich.

   Dann tanzte das Brautpaar den Eröffnungstanz. Die Braut wurde von ihrem Vater abgeklatscht und der Vater-Tochter Tanz begann. Josef kam zum Tisch.

   “Na Lina, willst du mit deinem altem Herrn tanzen?”

   Lina lächelte und sprang auf. “Oh ja!” Sie verschwanden zur Tanzfläche. Kim, Liam und Nick sahen ihnen zu. Irgendwann zog sich das Brautpaar zurück, die Pärchen lösten sich auf und es kamen neue dazu.

   Nick stand auf und ging auf Lina und Josef zu. “Darf ich abklatschen?” fragte er. Und schon schwebten die beiden über die Tanzfläche. “Er ist richtig gut!” staunte Kim.

   “Ja, er ist ja auch Tänzer vom Beruf. Er lebt in New York und tanzt sich da irgendwie durchs Leben.”

   Kim staunte. Daher kam die Leidenschaft fürs Tanzen von Lina wahrscheinlich.

   “Hey, Kim,” Kim drehte sich zu Josef um, “ich wollte dir meinen Neffen vorstellen. Das ist René!”

   Jetzt erst bemerkte Kim den Jungen hinter Josef. Er war vielleicht fünfzehn Jahre alt. Er trug eine Zahnspange und grinste ununterbrochen. René ging ihr bis zur Schulter aber Kim grinste. “Hi!”

   “Willst du mit mir tanzen?” fragte er Kim.

   “Na klar endlich mal einer der tanzen will. Sie hielt ihm ihr Hand hin und ließ sich auf die Bühne führen.

   “Sie wird es bereuen. Wie konntest du ihr so was antun?” Liam grinste seinen Vater an.

   “Vielleicht hilfst du ihr ja aus der klemme. Sie wird ihn nicht abservieren. Dafür ist sie zu nett.”

   “Jepp!” stimmte Liam seinem Vater zu.

   Sie hatten Recht. René war ein miserabler Tänzer, er trat Kim auf die Füße und hielt überhaupt keinen Rhythmus ein. Er umarmte sie bloß und drehte sich mit ihr herum. Kim warf einen Blick auf Liam der ihnen zu sah. Er grinste bis über beide Ohren. Kim atmete auf. Die Band spielte die letzten Akkorde des Lieds. Sie wollte sich gerade bei René bedanken und zu ihrem Platz zurück gehen, aber er machte keine Anstalten sie loszulassen. Kim fügte sich ihrem Schicksal. Sie sah noch mal rüber zu Liam dieser grinste jetzt übers ganze Gesicht. Kim würde ihn am liebsten erwürgen, das er sich so auf ihre Kosten amüsierte.

   Aber dann kam eine dünne, drahtige, große Frau auf ihn zu redete auf ihn ein. Sie sah wie er den Kopf schüttelte und nach einer Ausrede suchte, aber die Frau ließ sich nicht abschütteln, sie zog ihn vom Stuhl hoch und ging Richtung Bühne.

   Als ihre Blicke sich begegneten war Kim es die jetzt herzlichst am grinsen war. “Selber schuld,” dachte sie. “hättest du mich aus dieser misslichen Lage befreit, müsstet du jetzt nicht mit ihr tanzen.” Sie kamen sich ein paar mal in die quere und Liam schnitt jedes mal Grimassen. Kim lächelte amüsiert. Als dieses Lied endete wollte René sie immer noch nicht gehen lassen.

   “Willst du jetzt nicht vielleicht mal mit einer anderen tanzen?” fragte Kim hoffnungsvoll.

   “Ne ich…”

   “Du kannst jetzt mal mit deiner Mutter tanzen. Ich tanze jetzt mit Kim.” unterbrach Liam ihn. Nahm Ihre Hand und führte sie ein Stück weiter weg.

   “Danke. Ich dachte schon du willst mich auf ewig bestrafen.”

   “Naja, ich hatte nicht nur dich im Sinn.”

   “Das ist mir klar, kein wunder das der Junge nicht tanzen kann, wenn das seine Mutter ist.” Kim grinste.

   Liam lachte. “Ich wusste gar nicht das du so gehässig bist.”

   “Wenn mir jemand zwei Tänze lang auf die Füße tritt ist das wohl normal.”

   “Stimmt, das sah echt übel aus.”

   “Ich hoffe du kannst es besser.”

   “Wirst du sehen!”

   Die Musik erklang Liam nahm ihre Hand und legte die andere auf ihren Rücken. Kim legte ihre freie Hand auf seine Schulter, dann schwebten sie auch schon über das Parkett. Kim wollte ewig so weiter tanzen, aber sie wurde enttäuscht nach nur einem Song zog Liam sie von der Tanzfläche und ging mit ihr zu einem einsam gelegenem See in der Nähe der Feier. “Ich will es wissen.” platzte es aus Liam raus.

   “Was wissen?” fragte Kim ahnungslos.

   “Damals, du hast gesagt ich hätte dich geküsst.”

   Kim wurde rot. “Ist doch egal.” versuchte sie abzublocken.

   “Nein, ich will es wissen!” Wiederholte er. Dabei sah er ihr durchdringend in die Augen.

   Kim blickte aufs Wasser. “Es war nach der Party.”

   “Ja so weit habe ich mir das auch schon zusammen gereimt.”

   “Ich wartete in meinem Zimmer bis alle gegangen sind, dann bin ich runter und habe dich ziemlich unbequem auf dem Sofa liegen sehen. Zuerst wollte ich dich da liegen lassen, weil ich so sauer war aber dann hatte ich Mitleid, außerdem hast du mir damals auch geholfen.”

   “Sag jetzt nicht, dass du mich in mein Bett gebracht hast.” unterbrach er sie.

   “Wieso?”

   “Das ist ja peinlich, ich war so besoffen, dass ich nicht mal imstande war alleine ins Bett zu kommen!”

   “Du hast gesagt, dass du wegen mir so viel getrunken hast.” Sie sah zu ihm rüber. Aber er guckte aufs Wasser.

   “Habe ich?”

   “Ja weil ich dich angeschrien habe. Aber ich wusste ja nicht das immer so ne Party bei dir steigt wenn deine Eltern nicht da sind. Mich hat niemand Vorgewarnt. Ich sagte du sollest dich hinlegen und schlafen aber du bist einfach aufgestanden, auf mich zugegangen und hast festgestellt, das ich grüne Augen habe.”

   “Daher wusste ich also was du für eine Augenfarbe hast.” Die Sonne ging langsam unter der See erstrahlte in den herrlichsten Farben. “Und dann?” fragte Liam.

   Kim wand sich innerlich diese Worte auszusprechen, und sah stur geradeaus aufs Wasser das sich leicht im Wind bewegte. “Dann hast du mich geküsst.” brachte sie schließlich heraus.

   “Aha, dann muss der Kuss ja wirklich unbedeutend gewesen sein, wenn ich mich nicht mal daran erinnern kann. Wir sollten das alles vergessen und einfach nur Freunde sein. Das wäre das Beste aus uns würde sowieso nie etwas werden.” Damit drehte er sich um und ging Richtung Hochzeitsgesellschaft davon.

   Kim starrte ihm mit vor ärgerlich hinterher. “Du wirst nie mehr die Gelegenheit haben es herauszufinden!” flüsterte sie leise vor sich hin. So ein Arroganter Kerl! Wieso hatte sie ihm keine passende Antwort an den Kopf geworfen? Sie ging noch ein paar Runden auf dem Steg und versuchte sich zu beruhigen, nachdem sie ihren Kopf einigermaßen frei bekommen hatte ging sie wieder zu ihrem Platz zurück und setzte sich schweigend hin. Liam der auf seinem Stuhl saß drehte sich nicht zu ihr, also würde sie jetzt bestimmt keine höfliche Konversation machen.

   Sie wollte sich gerade zurücklehnen als ein Junge auf sie zukam.

   “Hi, ich bin Rafael, du bist Kim oder?”

   Kim nickte. Rafael setzte sich auf Linas Platz und beachtete Liam gar nicht. “Und wie ich mitgekriegt habe ist” er deutete auf Liam,  “auch nicht dein Freund.”

   Kim sah zu Liam rüber, man sah ihm deutlich an das er gespannt zuhörte. “Ne, ganz sicher nicht, er ist nicht mal mein Typ!”

   “Und ich? Bin ich eher dein Typ?”

   Kim sah ihn genauer an, er war sehr dünn gebaut und ungefähr so groß wie sie selbst, trug einen schwarzen Anzug und wirkte eigentlich sehr sympathisch. “Weiß nicht, könnte sein.”

   “Wie wäre es denn, hast du Lust spazieren zu gehen? Tanzen ist eher nicht mein Ding.”

   “Klar, alles ist besser als hier dumm herumzusitzen.”

Rafael stand auf und hielt Kim die Hand hin. “Na dann komm.”

Kim hatte viel Spaß mit Rafael, er war der Bruder des Bräutigams und stellte sie der halben Familie und seinen Freunden vor. Sie tanzte mit allen möglichen Leuten und fühlte sich richtig wohl. Sie warf Liam ein paar verstohlene Blicke zu, er saß jetzt bei ein paar Jungs in seinem Alter und unterhielt sich mit ihnen, aber auch er war ab und an mit einem Mädchen auf der Tanzfläche zu sehen.

 

   Das Brautpaar verkündete nun, dass sie die Hochzeitstorte anschneiden würden, also brachte Rafael sie wieder zu ihrem Platz. Und auch Liam kam zu dem Tisch.

   “Wie spät ist es denn?” fragte Kim.

   “Viertel vor zwölf.” antwortete Liam . “Willst du auch ein Stück Kuchen?”

   “Nein danke.” lehnte sie ab.

   “Da kommen Nick und Lina.” sagte Liam und deutete auf die beiden die lachend näher kamen. “Ihr wollt aber doch Kuchen oder?” fragte er die beiden. Lina schüttelte den Kopf und Nick stimmte begeistert zu. “Aber ich will eigentlich lieber ein bisschen was festeres Essen.”

   “Wir können ja vielleicht die Küche plündern.” Gemeinsam verschwanden die beiden.

   “Und wie ist der Abend so für dich?” fragte Kim Lina.

   “Toll, es sollte öfter geheiratet werden!” Lina grinste. “Tanzen, Tanzen und noch mal Tanzen!”

   Kim lachte. “Ja das ist toll!” Stimmte sie zu. “Sag mal was läuft da zwischen dir und Nick?”

   “Gar nichts, was soll da laufen?”

   “Bist du in ihn verliebt?” fragte Kim geradeheraus.

   “Nein!” Lina wurde rot.

   “Erzähl das jemand andern! Ist er nicht ein bisschen zu alt? Und ist er nicht dein Cousin?”

   “Lass gut sein. Die Jungs kommen und die müssen davon ja nichts mitkriegen!” Kim drehte sich um und tatsächlich kamen die beiden mit vollgepackten Tellern zurück.

   “Wie habt ihr das denn geschafft?” fragte Lina erstaunt.

   “Ach das verraten wir nicht!” Liam grinste Nick verschwörerisch an.

   Die Jungs aßen und unterhielten sich mit den Mädels, irgendwann kam Anna zu ihnen an den Tisch. “Wir wollen langsam los. Es ist spät und wir müssen noch so weit fahren außerdem wollen wir morgen zum Gottesdienst.”

   “Oh, Mama, es ist doch Samstag wir können morgen ausschlafen. Du hast gesagt wir können zuhause bleiben.” warf Lina ein. “Und Liam geht ja sowieso nicht mehr zum Gottesdienst,”

   “Ja ich weiß, nur ist es für Liam anstrengend so spät zu fahren.”

   “Wir werden ihn schon wach halten.”

   “Ich werde schon nicht einschlafen, ich bin nie müde beim Autofahren.”

   “Müsst ihr wissen, wir fahren jetzt los. Passt auf euch auf und fahr vorsichtig Liam!” ermahnte Anna ihren Sohn.

   “Ja klar, Mutter!” Liam grinste. “Wir bleiben auch nicht mehr lange, die meisten gehen ja schon. Ich will nur noch einen Kaffee trinken.”

   “Ist gut, wir sehen uns dann zu Hause.”

   “Bis dann!” rief Lina ihren Eltern nach.

   Sie unterhielten sich irgendwann ging Liam zur Toilette und Nick fragte Kim.

   “Wie lange bleibst du denn noch in Deutschland Kim?”

   “Zwei Wochen.”

   “Nur noch zwei Wochen?” fragte Lina erstaunt? “Oh man ich werde dich total vermissen.       Das ist ja schon bald!” Lina umarmte Kim. “Ich finde es schade das du nicht länger bleibst.”

   “Ich finde es auch schade, ihr seit mir alle so ans Herz gewachsen, ich habe euch schon richtig lieb!” gab Kim zu. “Aber ich vermisse meinen Vater auch schon total wir waren noch nie so lange von einander getrennt.” fügte sie noch hinzu.

   “Oh man, das tut mir Leid. Aber Liam hat es gut, er kommt ja mit.”

   “Naja ich weiß nicht ob das gut ist.” gab Kim zu bedenken.

   “Du hast ihn doch schon rumgekriegt!”

   “Lina!” rief Kim aus und wurde rot.

   “Oh Mann mein Bruder ist so…”

   “Wie ist dein Bruder so?” unterbrach Liam sie.

   “So… so undankbar.” stotterte Lina.

   “Und wieso?” fragte er neugierig.

   “Nur so, ist egal.” winkte Lina ab. “Warum setzt du dich nicht?”

   “Wir müssen los.”

   “Ich will aber noch nicht!” nörgelte Lina.

   “Ja dann bleib doch hier. Ich fahre jetzt los.” Er sah zu Kim die stumm auf ihrem Stuhl saß, irgendetwas sagte ihm das sie gerade über ihn geredet hatten. “Kommst du wenigstens mit?” fragte er an Kim gewandt.

   “Ja klar, komm Lina es ist echt schon spät geworden.” Sie nahm ihre Hand und zog sie von ihrem Stuhl hoch.

   “Meine Füße tun mir weh!” beklagte sie sich schon wieder.

   “Soll ich dich etwa wieder tragen?” fragte Liam ironisch.

   “Nein! Nick trägst du mich?” sehnsüchtig blickte sie zu ihm.

   “Na klar komm her meine kleine Ballerina.” Er hob sie wie eine Feder hoch und trug sie Richtung Auto.

   “Oh wie peinlich ist die denn?” beschwerte sich Liam bei Kim über seine kleine Schwester. “Sie ist doch kein Kind mehr. Hat Füße und kann alleine gehen!”

   “Reg dich nicht auf, sie schwärmt halt für ihn.” versuchte Kim ihn zu beruhigen.

   “Sie ist schon seit sie ein Kind ist in ihn verliebt, aber er ist so nett und tut so als ob er es nicht wüsste.”

   “Na und was ist daran denn so schlimm? Er ist wenigstens ein Gentleman und behandelt seine Mitmenschen wie Menschen.

   “Na vielleicht hat er eine Freundin?”

   “Meinst du? Eine Freundin?”

   “Ich weiß es. Er hat es mir erzählt. Meine Güte er ist ihr Cousin und zehn Jahre älter als Lina, sie soll sich jemanden in ihrem alter suchen.”

   “Das wird sich schon legen.” versicherte Kim.

   Liam kramte seinen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Zentralriegelung. Dann verabschiedete er sich von Nick und Kim tat es ihm gleich. “Du sitzt vorne.” zischte er Kim zu.         Sie zuckte die Achseln ging zur Beifahrertür und stieg ein. Auch Liam stieg ein und dann warteten sie auf Lina die noch draußen mit Nick flüsterte.

   “Diese Frauen!” rief Liam genervt aus. “Immer muss man auf sie warten!”

   “Jetzt komm mal wieder runter, sie sieht ihn doch so selten und bald wohnt er in Amerika.”

   Liam hörte nicht auf ihren Einwand, lies das Fenster herunter und befahl Lina schon fast ins Auto zu steigen. Als die Tür dann endlich zu ging startete er den Motor und fuhr mit quietschenden Reifen los.

   Lina sagte kein Wort. Kim war mittlerweile an die Stille im Auto gewohnt und sagte auch nichts. Sie blickte auf die Rückbank. Lina lag dort ausgestreckt und schlief. “Na wenigstens hat sie es bequem.” dachte Kim. Aber auch schon wenig später schlief sie selbst ein. Plötzlich wurde es hell um Kim und sie öffnete die Augen. “Wo sind wir?” fragte sie verwirrt.

   “Tankstelle, bin müde, brauche ein Red Bull, oder Kaffee oder beides.” gab Liam ihr Auskunft.

   “Wie lange habe ich geschlafen?”

   “Ne halbe Stunde ungefähr.”

   “Dann müssen wir ja noch fast anderthalb Stunden fahren.”

   “Ja, ich geh und hol mir jetzt was.” Er war schon fast aus dem Auto ausgestiegen als er fragte “Willst du auch irgendwas?”

   “Ein Wasser wäre nicht schlecht.” Liam nickte, ging in die Tankstelle und schon kurze Zeit später kam er mit einem Sixpack Red Bull und einer Wasserflasche heraus.

   Als er die Tür öffnete strömte kalte Luft ins Auto, Kim erschauderte und eine Gänsehaut entstand auf ihrem Körper. Liam gab ihr die Wasserflasche und öffnete sich selbst eine Dose. Er trank einen großen Schluck. “Soll ich vielleicht fahren?” fragte Kim. “Ich bin gar nicht mehr Müde.”

   “Willst du illegal Auto fahren oder was?”

   “Ich habe einen Führerschein.”

   “Aber du bist keine achtzehn.”

   “Na und bei uns darf man schon mit siebzehn alleine fahren.”

   “Aber ich weiß nicht wie das Gesetz hier ist. Ich fahre schon. Schlaf ruhig weiter.” Damit startete er den Motor und fuhr zurück auf die Straße.

   “Ich will aber nicht mehr schlafen, das ist gemein dir gegenüber.”

   “Na und? Bin ich etwa nie gemein?”

“Natürlich ständig, heute auf dem Steg zum Beispiel! Aber was du nicht willst das man dir tut…”

   “Bla, bla, bla, daran hält sich doch eh keiner! Und ich ja erst Recht nicht!” unterbrach er sie.

   “Wenn du meinst. Ich jedenfalls werde nicht mehr schlafen.” Sie unterdrückte ein gähnen, was ihr aber nicht so Recht gelang. Liam bemerkte es und grinste. “Wenn du auch ein Red Bull willst kannst du ruhig einen nehmen.”

   “Was ist das für ein Zeug?”

   “Du kennst Red Bull nicht?”

   Kim schüttelte den Kopf. “Nein, habe es noch nie getrunken.”

   “Das ist so ein Energiezeug. Davon soll man angeblich wach bleiben.”

   “Darf ich mal probieren?”

   Liam sah sie verwundert an, dann gab ihr seine Dose und konzentrierte sich weiter auf die Straße. Kim trank ein Schluck und verschluckte sich auch sofort sie war nicht auf so eine  süße Flüssigkeit vorbereitet gewesen. Sie hustete heftig, reichte Liam die Dose zurück und griff nach der Wasserflasche. Als sich der Hustenanfall löste sah sie zu Liam und erkannte ein schelmisches Grinsen in seinem Gesicht.

   “Das Zeug ist schrecklich, wie kannst du so was nur trinken?” Aber anstelle einer Antwort zuckte Liam nur mit den Schultern und trank noch einen Schluck. Nach einer Weile des Schweigens wurde Kim wieder Müde. “Wenn du nicht mit mir redest schlafe ich noch ein.” warnte sie Liam.

   “Dann erzähl was.”

   “Ich weiß aber nichts.”

   “Dann frag mich was.”

   “Hast du Evie geküsst?”

   Verwundert schaute Liam zu Kim rüber, mit einer solchen Frage hatte er nicht gerechnet.        “Wieso fragst du so was?”

   “Weil mir nichts anders einfällt und ich es wissen will.”

   “Und wenn ich es dir nicht sagen will?”

   “Dann bist du dran mit Fragen.”

   “Ja!”

   “Was ja?”

   “Ja ich habe sie geküsst.”

   “Ach so. Also ist es für dich normal Mädchen zu küssen?”

   “Das gehört zum Leben dazu.” antwortete er schlicht.

   “Und wen küsst du morgen?” fragte sie verbittert.

   “Ich weiß nicht, vielleicht ja Sarah.” Liam grinste.

   “Du bist so ein eingebildeter, arroganter …” sie suchte nach einem passendem Wort. “…Esel!”

Liam brach in lautes Gelächter aus. “Mehr nicht? Ein Esel?”

   “Ja ein Esel!” gab sie wütend zurück und blickte aus dem Fenster.

   “Tu doch nicht so als ob du noch nie jemanden geküsst hast, ach warte da fäll mir ein, war da nicht mal was mit Sam?”

   “Sam hat mich geküsst, nicht ich ihn.” stellte sie klar. “und außerdem wollte ich es gar nicht. Okay?”

   “Mir kann es egal sein. Es interessiert mich nicht!”

   “Sicher nicht.” flüsterte sie vor sich her.

   “Hast du was gesagt?”

   “Nein. Und jetzt lass mich in Ruhe.”

   “Oh, habe ich dich jetzt verletzt?“ fragte er sie ironisch. “Tu doch nicht so, es ist was normales Leute zu küssen, alle küssen sich.”

   “Ich bin aber nicht alle. Für mich hat so was mehr Bedeutung, es ist intim und sollte… ach was erzähle ich da, dir ist es doch eh egal! Ich will jetzt schlafen.”

   “Hey, wir haben uns jetzt anscheinend zweimal geküsst von denen ich mich nur an ein Mal erinnere und du machst so einen Aufstand? Muss ich dir jetzt einen Heiratsantrag machen?” Liam grinste zu ihr rüber.

   “Halt doch den Mund!” Kim drehte sich um machte aber kein Auge zu. Sie war so wütend auf Liam, wie konnte er nur so etwas dummes daherreden? Hörte er sich selbst eigentlich auch zu? Liam stellte die Musik lauter, es waren Lieder die er selbst sag, seine Lieder. Mit jedem Lied das verging bangte Kim darum das jetzt nicht “ihr” Lied kam und sie war jedes mal erleichtert als Liams Stimme von anderen Sachen sang als von ihr.

   Jedes Lied sag Liam leise mit. Kim fand es wundervoll und stellte sich vor, dass er nur für sie sang. Er griff schon zu der vierten Red Bull Dose und trank diese innerhalb von Minuten leer. Kim merkte, dass er langsamer fuhr, aber sie konnten noch nicht zu Hause sein. Langsam richtete sie sich auf und tat verschlafen. “Sind wir da?”

   “Nein.”

   “Und warum halten wir?

   “Ich will dich verführen!” Er grinste sie an.

   Kims Herz stockte kurz. “Haha, sehr witzig. Ich steh nicht auf dich. Fahr weiter. Du Möchtegern Komiker!”

   “Ich muss mal.”

   “Ach so.” Kim war erleichtert, noch ein bisschen seiner Stimme lauschen zu können. Liam verlies das Auto. Schnell schaltete sie ein Lied nach dem anderem durch, sie musste unbedingt wissen, ob ’ihr’ Lied gleich noch kam. Aber die nächsten zehn Lieder waren es nicht und so schaltete sie schnell wieder zurück.

   “Da bin ich wieder.” Liams Blick viel auf die Anlage. “Wieso hast du weitergeschaltet?”

   Wie kann er das nur gemerkt haben fragte sich Kim. “Ich wollte nur hören, ob gleich ‘mein’ Song kommt.”

   “Du kannst auch einfach fragen.”

   “Und, kommt er?”

   “Nein.” sagte er schlicht.

   Kim wechselte das Thema, erleichtert darüber den restlichen Weg entspannt nach Hause zu fahren. “Kein Wunder das du mal musstest. Bei so vielen Dosen von diesem Zeug.”

   “Woher weißt du das ich viel getrunken habe? Du hast doch geschlafen!”

   “Ich… äh, ich habe… die Dosen auf dem Boden gesehen.” log sie.

Liam nickte, wusste aber das sie log. Er wusste das sie nicht geschlafen hatte, sondern nur so getan hatte als ob. “Dann schlaf jetzt weiter.” sagte er aber nur.

   “Wie lange müssen wir noch?”

   “Eine halbe Stunde vielleicht.”

   “Oh, so schnell?”

   “Für dich ist es vielleicht schnell.”

   Kim antwortete nicht, sie war immer noch sauer auf ihn. Sie legte sich auf ihren Sitz zurecht, ihren Kopf nach links zu Liam gerichtet um ihn heimlich beobachten zu können. Aber noch bevor sie diese Idee in die tat umsetzten konnte schlief sie ein.

   “Wir sind da, alle man aufwachen!” rief Liam.

   Kim öffnete verschlafen die Augen.

   “Sind wir schon da?” fragte Lina vom Rücksitz aus.

   “Ja und jetzt alle man raus hier. Es sei denn ihr wollt im Auto übernachten.”

   Drei Türen gingen auf und alle schlichen sie leise ins Haus. Lina ging sofort in ihr Zimmer wünschte Liam und Kim eine gute Nacht und schloss die Tür hinter sich. Jetzt waren sie nur noch zu zweit im Flur. “Danke, fürs herfahren.” bedankte sich Kim. “Gute Nacht.”

   “Gute Nacht.” sagte er und zog sich in sein Zimmer zurück. Kim blickte wie erstarrt auf seine Tür.

   Dann noch bevor sie wusste was sie tat öffnete sie diese und trat ein. Liam war gerade dabei, sein Hemd aufzuknöpfen. “Gibt es noch etwas?” fragte er als ob es das normalste auf der Welt wäre, das sie in seinem Zimmer stand. Er öffnete das Hemd zog es aus und legte es auf einen Stuhl, jetzt hatte er nur noch ein Muskelshirt an was seinen Körper aber auch nicht gerade bedeckte.

   “Ja, ich kriege den Reisverschluss nicht alleine auf.” Sie drehte sich um. Liam kam auf sie zu       und blieb dicht hinter ihr stehen.

   “Und wieso kannst du es nicht alleine?”

   “Ich kann meinen Arm nicht so weit nach hinten strecken, darum.”

   “Und wieso kannst du den Arm nicht so weit nach hinten strecken?” fragte er erneut. Kims Herz schlug immer höher sie erzitterte und eine Gänsehaut breitet sich auf ihrem Körper aus. Sie befahl sich einmal tief einzuatmen dann sagte sie: “Das ist noch vom Unfall so, ich werde ihn nie mehr so weit nach hinten strecken können. Hilfst du mir jetzt?”

   “Was passiert, wenn ich dir nicht helfe?” fragte er immer noch dicht an ihrem Ohr. 

   “Dann muss ich in diesem Kleid schlafen und das ist mir zu schade.”

Liams Hand glitt an ihrem Nacken entlang, Kim erbebte wieder, seine Hand wanderte weiter zu ihrem Reisverschluss und zog diesen ganz langsam herunter.

   “Danke das reicht.” sagte sie als er ihn zur hälfte geöffnet hatte.

   “Eins musst du wissen,” flüsterte er ihr leise ins Ohr. “ich bringe immer zu Ende was ich anfange.”

   Kim wollte sich umdrehen, aber er reagierte schneller. Er legte seine linke Hand um ihren Bauch und drückte ihren Rücken an seine Brust. Dann zog er mit der rechten Hand den Reisverschluss bis zum Ende auf. Er lockerte seinen Griff und blickte auf ihren nackten Rücken. Dann lies er sie so plötzlich los, das sie beinahe gestolpert wäre, wenn er sie nicht wieder aufgefangen hätte. Diesmal lies er sie langsamer los.

   “So fertig, du kannst jetzt gehen.”

   Kim stürmte ohne ein Wort aus seinem Zimmer. Ihr ganzer Körper zitterte noch immer von seinen Berührungen. Sie zog sich aus, wusch sich und kletterte dann endlich in ihr Bett. Aber einschlafen konnte sie noch lange nicht. Immer dachte sie an Liam, dass es normal für ihn war, Mädchen nach belieben zu küssen und zu verführen. Was war das nur für eine Einstellung?

Und vorhin meinte er noch aus ihnen würde nie etwas werden. Spürte er von dem Feuer denn nichts?

Kapitel 9

Die Tage vergingen, Kim ging Liam aus dem Weg. Wieder mal! Sie hatte sich vorgenommen sich nicht so von ihm runtermachen zu lassen. Sie waren lediglich beim Abendessen zusammen und beim Familienabend am Montag. Die Gottesdienste die er auch ab und an mal besuchte saßen sie immer weit auseinander.

   Seine Einstellung ging ihr einfach nicht aus dem Kopf, wie können sich die Mädchen damit denn nur zufrieden geben? Sie war nicht wie die anderen Mädels die sich küssen ließen und damit kein Problem hatten. Man will doch irgendwann mal mehr. Und Kim wollte mehr, sie wollte mit ihm zusammen sein. Ihren Freunden sagen zu können. “Das ist mein Freund Liam.” oder ihn so ihrem Vater vorstellen... Aber mit Liam war es wohl endgültig vorbei, nicht mal in der Schule machte er anstallten sie auch nur anzusehen. Er guckte jedem Mädchen hinterher. Wie würde er sich wohl in London verhalten? Da gab es ja noch mehr Mädchen die er nicht kannte.

   Der Tag ihrer Abreise rückte immer näher, sie unternahm sehr viel mit Lina, sie war ihr eine richtige Freundin geworden. Und sie würde Lina wohl am meisten vermissen.

   Kim saß in der Schule auf dem Rasen vor dem Eingang und zupfte an einem Gänseblümchen als Lina kam.

   “Hey na? Was grübelst du so vor dir hin?”

   “Heute ist der letzte Tag, morgen fliegen wir wieder nach England. Und ich werde dich voll vermissen. Du bist eine richtige Freundin geworden, zwar verwöhnt und frech aber eine Freundin. Kim lächelte sie an und Lina grinste zurück.

   “Aber du wirst Liam wohl mehr vermissen als mich!”

   “Nein, ich glaube nicht, ich will nichts mehr von ihm, er ist… na ja wie soll ich sagen…?”

   “Ein Weiberheld?” fragte Lina.

   “Ja, das trifft es wohl am ehesten. Ich mag ihn ja, aber ich bin nicht so wie die anderen Mädchen. Wenn ich wieder zu Hause bin wird es schon wieder besser, und außerdem ist ja noch Dylan da er wird mich trösten.”

   “Wer ist Dylan?” fragte Lina erstaunt.

   “Er arbeitet im Hotel als Page um sein Studium finanzieren zu können, er will mal Professor werden und er ist ein bisschen in mich verliebt.” Kim lächelte bei dem Gedanken an Dylan, sie hatte schon lange nichts mehr von ihm gehört. “Und ein Professor passt doch viel besser zu mir als ein Musiker oder?”

   “Ich weiß nicht. Du und Liam, dass passt irgendwie. Wie ist dieser Dylan denn so? Beschreib ihn mir mal!”

    “Er ist ungefähr 1,85m hat dunkelbraunes Haar, grüne Augen, ist Sportler und 20 Jahre alt. Außerdem ist er lieb, einfühlsam, witzig, hilfsbereit, hat Interesse an anderen Menschen Geduld, Humor, kann gut ist zuhören, hilfsbereit, und unkompliziert”

   “Hört sich ja so gar nicht nach Professor an.” Lina grinste. “Ja der passt dann wohl auch zu dir, aber ich glaube er könnte auch was für mich sein. Was für ein Sport betreibt er denn? “

   “Na was wohl? Wir leben in London und haben dort allein fünf riesige Stadien.”

   Lina zuckte mit den Schultern. “Was für Stadien?”

   Kim schüttelte den Kopf. “Fußball! Kennst du denn nicht den FC Chelsea oder den FC Arsenal?”

   „Nö!“ Lina lachte. „Dafür kann ich Cha Cha Cha, Tango, Walzer, Rumba…“

   „Ha, ha!“ Kim lachte auch.

   “Und was hat Liam für Eigenschaften?” fragte Lina nach einer Weile ernst.

   “Wie wäre es mit ehrgeizig, überheblich, stur er muss alles durchsetzten was er sich in den Kopf gesetzt hat, er ist egozentrisch, unpünktlich, boshaft und er kann sehr verletzend sein. Mehr fällt mir im Moment nicht ein.“

   „Also ich finde das ist viel, aber du hast nur schlechte Eigenschaften aufgezählt, hat er keine guten? Er ist doch mein Bruder, irgendwo muss doch auch was gutes in ihm stecken.“

   „Stimmt, okay…“ Sie überlegte. „Er ist klug, er braucht überhaupt nicht zu lernen, er versteht es einfach. Ich habe ihn wirklich noch nie für eine Klausur lernen sehen.“

   „Ja, er kann es einfach.“ stimmte Lina ihr zu.

   „Er ist ehrlich, lügt nicht und steht zu seiner Meinung, er kann sehr höflich und charmant sein. Und er ist Hilfsbereit und macht gute Musik, auch wenn mir ein Lied nicht gefällt.“

   „Das hört sich alles schon viel besser an.“ Lina grinste, „bist du sicher, das du nicht mehr in ihn verliebt bist?“

   „Keine Ahnung!“ Kim zuckte resigniert die Schultern.

   „Ich habe da so eine Idee!“ Lina lächelte spitzbübisch.

   „Erzähl.“

   „Du machst ihn ganz einfach eifersüchtig.“

   „So was kann ja nur von dir kommen…“

   „Nein ich meine es ernst, du fliegst morgen nach Hause, heute Abend gehen wir ja alle zusammen zu Abschied Bowlen, da schmeißt du dich an ihn ran, fliegst am nächsten Tag nach Hause und wenn er dann kommt bist du die ganze Zeit mit Dylan zusammen.“ Lina fand ihren Plan genial.

   „Nein, das kann ich nicht machen!“

   „Was?“

   „Ich kann mich nicht an ihn ranmachen, schon gar nicht vor deinen Eltern.“

   „Ach die wissen sowieso das du in ihn verliebt bist.“

   „Woher?“

   „Von Josh, er hat es ihnen erzählt.“

   „Wie denn das? Und wann? Woher weiß er das? Oh man das ist ja voll Peinlich!“ Kim schlug sich die Hände ins Gesicht und lugte zwischen ihre Finger.

   „Wir wollten doch einen Plan schmieden euch zusammen zu bringen!“

   „Das hat aber nie geklappt.“ warf Kim ein und nahm die Hände wieder runter.

   „Ja aber nur weil ihr so Stur seit und euch die meiste Zeit aus dem Weg geht. Ach ja und beim Essen oder Familienabend bloß nicht irgendwo zusammen sitzen, reden, oder sich ganz zufällig mal berühren. Man du bist so auf Distanz gegangen, da konnte man ja gar nichts machen!“

   Es klingelte und die nächste Stunde begann. „Ich muss los, ich darf nicht zu spät kommen, schreiben eine Klausur.“ Und schon lief Lina über den Rasen davon.

Widerstrebend stand Kim auf und ging in ihre Klasse. Sie setze sich auf ihren Platz neben Sarah. „Wo warst du in der Pause? Wir haben dich vermisst!“ fing diese auch gleich an zu schimpfen.

   „Ich war mit Lina vorne.“

   „Ach so!“ Sarah drehte sich zu Serena und Kim sah nach vorne Liam unterhielt sich mit Max, dem Keyborder der Band.

   „…Ich habe ihnen versprochen, dass ich komme. Ich kann da nicht einfach absagen.“ hörte sie Liam sagen.

   „Dann kommt ihr einfach danach.“

   „Sie wird bestimmt nicht kommen.“ Liam drehte sich zu Kim und diese sah sofort weg.

   „Ich frage sie mal.“ Und noch bevor Kim richtig begriff stand Max vor ihr. „Du wir machen heute ganz spontan ne Abschlussfete kommst du nach dem Bowlen mit Liam mit?“

   „Wieso sollte ich?“ fragte Kim. „Er kann doch auch alleine, ohne mich kommen.“

   „Ne, dann lassen ihn seine Eltern ja bestimmt nicht, die werden dann sagen: Abschlussfete und Kim kommt nicht mit… Du weißt schon. Wir spielen da und ohne unseren Sänger können wir nicht. Bitte komm mit!“ er blickte sie mit treuen Hundeaugen an. Eigentlich mochte Kim Max immer am liebsten von Liams Freunden, er grüßte sie immer und war jedes mal nett.

   „Unter einer Bedingung!“ gab Kim nach.

   „Ich mache alles.“

   „Ihr spielt das Lied nicht!“

   „Welches?“  fragte Max ehrlich unwissend.

   „Na das von mir. Ihr Name ist ein Bier und so weiter…!“

   „Ach so das, das spielen wir nicht mehr, Liam hat es sozusagen verboten.“ Er grinste sie an,    „Also bis heute Abend dann. Und noch etwas, mir hat es von Anfang an nicht gefallen.“ Damit drehte er sich um und schlug Liam auf den Rücken.

   “Alles erledigt, sie kommt mit.” Max auf seinen Platz, Liam drehte sich zu Kim und nickte ihr zu doch sie ignorierte es und sah zur Tür, durch die jetzt Herr Marks kam.

 

   Kim stand in ihrem Zimmer und überlegte was sie sich anziehen sollte. Sie entschied sich für Jeans und Bluse. Sie betrachtete sich gerade zufrieden im Spiegel als Lina rein kam.

   “Du willst doch nicht etwa so gehen oder?”

   “Doch. Wieso?”

   “Du siehst aus wie ne Streberin. Die Jeans ist ja okay, aber die Bluse?”

   “Was ist mit der?”

   “Die passt gar nicht, hier nimm dieses Top!” Lina hielt ihr ein weißes Neckholder Top mit freiem Rücken hin. “Und Pumps.”

   “Ich wollte aber meine neuen Stiefeletten anziehen!” protestierte Kim.

   “Die passen auch.” stimmte Lina zu. “Und jetzt zieh mal das Top an.”

   Kim tat wie befohlen und musste zugeben das dieses Top besser war als die Bluse.

   “Super schon viel besser, warte ich bringe dir die Stiefeletten!” Lina stürmte zum Schrank und zog eben diese hervor. “Zieh an.” sagte sie ungeduldig.

   “Ja, ja ich mache ja schon.” Kim musste über diese Ungeduld grinsen und zog gehorsam die Stiefel an.

   “Super!” rief Lina begeistert “Ein bisschen mehr Mascara und…”

   “Nein!” rief Kim aus. “Ich werde mich nicht so aufdonnern!”

   “Na gut.” gab Lina auf. “So wie du dich jetzt geschminkt hast siehst du auch ganz toll aus. Und jetzt komm die warten sicher schon auf uns.”

   Eine halbe Stunde später waren sie schon mitten im Spiel. Josef führte, dann Liam und Kim war die dritte. Sie spielten ein paar Spiele und es gewann entweder Josef oder Liam. Die Mädels waren immer erst ab dem dritten Platz vertreten und Josh, war immer letzter, aber es störte nicht denn er hatte den meisten Spaß an der Sache, da er sich einen Fruchtcocktail nach dem anderem bestellte.

   Lina nörgelte herum, weil sie sich einen Nagel abgebrochen hatte und Josh lachte sie aus.        Liam schien sich nur auf das Spiel zu konzentrieren, so wie sein Vater. Anna machte Fotos und Kim beobachtete Liam . Dies war ihr letzter Tag und dann würde sie ihn eine Woche nicht mehr sehen, dann drei Monate und dann vermutlich nie wieder… dieser Gedanke stimmte sie traurig.

   “Hey!” Lina stieß Kim an die Seite. “Jetzt wird hier kein Trübsal geblasen. Du sollst Liam anmachen, alles was du bis jetzt geschafft hast ist ihn anzuglotzen wenn er gerade dran ist!”

   “Ich kann es nicht, ich bin nicht so eine Evie, die sich einem an den Hals wirft.” beklagte sich Kim.

   “Aber in England musst du es bei Dylan machen. Und der ist übrigens echt süß, lieb und so!” grinste Lina.

   “Woher weißt du das?” fragte Kim erstaunt.

   “Habe mit ihm gechattet, er findet mich auch ganz süß!”

   “War ja klar! Lina er steht auf alles was weiblich ist und zwei Beine hat.” stöhnte Kim auf.

   “Hey Mädels hört auf zu flüstern, Lina du bist dran!” rief Josef.

   “Okay ich komme ja schon.” antwortete Lina und lief zu ihrem Vater. Kim schmunzelte, drehte sich um und prallte gegen Liam.

   “Oh, Sorry…” stammelte Kim.

   “Wir müssen los!” winkte Liam ab und ging zur Kasse um seine Schuhe abzugeben. Kim musste ihre erst ausziehen, sie hatte gar nicht gemerkt wie er seine gewechselt hatte. Schnell zog sie ihre Schuhe aus und die Stiefeletten wieder an.

   “Hey, mach mal halblang, hör auf dich zu beeilen. Er beobachtet dich!” Lina setzte sich neben Kim.

   “Wer? Liam?”

   “Ja wer sonst, aber sieh nicht hin. Oh man ich sollte echt mitkommen du machst dich da doch echt zum Affen!”

   “Ja komm mit!”

   “Geht nicht.”

   “Wieso?”

   “Weil nur eure Klasse da sein wird, da kann ich doch schlecht mitkommen.”

   “Das glaube ich nicht. Kann doch nicht sein, wir sind dann ja viel zu wenige.”

   “Doch ist so hat Liam gesagt.”

   “Der lügt doch! Das macht er ständig er ist so gemein.”

   “Tut mir leid das ich so einen blöden Bruder habe. Aber da musst du wohl durch und wenn er so drauf ist, kannst du das auch. Und jetzt geh auf diese Party und mach ihn eifersüchtig!”

   “Ich versuche es.”

   “Mach irgendwelche fremden Typen an, das macht ihn rasend und wenn es dir unangenehm ist, denk daran, es ist deine letzte Nacht in Deutschland, du wirst sie wohl nicht mehr wiedersehen.”

   “Stimmt du hast Recht.”

   Sie verabschiedeten sich von allen und gingen zum Auto.

   “Na, wirst du dich auf der Party amüsieren?” fragte Liam schadenfroh.

   “Ja ganz im Gegensatz zu dir, werde ich nicht die ganze Zeit auf der Bühne stehen.”

   “Von da aus hat man bessere Sicht!”

   “Na dann hoffe ich mal das du etwas tolles sehen wirst!”

   “Hast du irgendetwas vor?”

   “Ich werde die ganze Zeit tanzen! Und wer weiß, was noch so alles passieren wird,” Und ob sie sich was vorgenommen hatte, sie würde es schaffen ihn eifersüchtig zu machen. “das weiß ich doch jetzt noch nicht! Und jetzt konzentriere dich auf die Straße.” wies sie ihn an, klappte die Sonnenblende herunter, kramte in ihrer Tasche und zog ihren Lipliner heraus, vorsichtig schminkte sie ihre Lippen nach, wohl bewusst das Liam sie beobachtete. Kim grinste innerlich.

   Liam parkte den Wagen und stellte den Motor aus, Kim verstaute schnell ihren Lipliner und sprang aus dem Auto bevor Liam auf irgendeine Idee kam.

   Auf der Party versuchte Kim sich an Linas Plan zu halten, aber es war gar nicht mal so leicht. Liam stand mitten auf der Bühne und sang tausend Lieder. Es waren wesentlich mehr Leute als ihre Klassenkameraden anwesend und damit eigentlich kein Problem einen Jungen herauszufischen. Aber leichter gesagt als getan. Kim suchte, fand aber keinen geeigneten. Er musste gut aussehen, und konnte auch ruhig schon ein bisschen älter sein. Es sollte ja nicht so aussehen, als ob Kim es egal war.

   Gerade als sie aufgeben wollte bemerkte sie einen Jungen und dieser kam direkt auf sie zu.     “Hey, dich kenne ich doch!”

   “Hi, der Kerl aus dem Riesenrad!” Kim lächelte, jetzt war ihre Chance gekommen ihn würde sie küssen. “Wie kommst du denn auf unsere Abschlussparty?”

“Bin wegen Wanted da. Du weißt was das ist!” fragte er und deutete übertrieben mit dem Finger auf sie.

   “Na klar die Band!”

   “Mein kleiner Bruder spielt da mit.”

   Wer ist denn dein Bruder?” fragte Kim neugierig.

   “Max! Kennst du ihn?”

   “Ja er ist ganz nett, wohl der netteste aus der Band.”

   “Wenn du meinst?” Er lächelte. “Wie heißt du eigentlich?”

   “Kim. Und du?”

   “Tim. Das reimt sich ja!” stellte er fest. Kim lachte. “Willst du tanzen?”

   “Gerne!” Kim lächelte ihn an.

   Sie gingen auf die Tanzfläche und tanzten zu Liams Gesang. Sie lachten und machten Scherze, lachten noch mehr und hatten viel Spaß. Irgendwann gesellten sich Sarah und Kian zu ihnen und sie tanzten alle gemeinsam.

   Kim sah immer wieder zur Bühne und sie bemerkte, dass Liam sie ansah. Sie lachte extra laut auf und hielt sich die Hand vor den Mund als Tim erzählte, wie er mal eine Mutprobe gemacht hatte, die darin bestand auf dem Weihnachtsmarkt im einem Kinderkarussell mitzufahren. Er war eigentlich ein ganz netter Kerl, aber Kim hatte sich nun mal in Liam verliebt.

   Dieser stimmte gerade ein neues Lied an. Bei den ersten Tönen drehte Kim sich um und sah Liam an, er blickte sie genau an. Es war ihr Lieblingslied das von Bruno Mars. Die Mädels kreischten und klatschten. Man könnte wirklich denken, Bruno Mars persönlich würde auf der Bühne stehen, er sang genauso wie Bruno.

 

Oh her eyes, her eyes Make the stars look like they're not shining Her hair, her hair Falls perfectly without her trying

She's so beautiful And I tell her every day

Yeah I know, I know When I compliment her She wont believe me And its so, its so Sad to think that she don't see what I see

But every time she asks me do I look okay I say

 

When I see your face There's not a thing that I would change Cause you're amazing Just the way you are And when you smile, The whole world stops and stares for awhile Cause girl you're amazing Just the way you are

 

Her lips, her lips I could kiss them all day if she'd let me Her laugh, her laugh She hates but I think its so sexy

She's so beautiful And I tell her every day

Oh you know, you know, you know Id never ask you to change If perfect's what you're searching for Then just stay the same

So don't even bother asking If you look okay You know I say

 

Ohne zu wissen, was sie tat legte sie sich in Tims Arme und lies sich ganz von Liams Stimme verführen und als dieser sie küsste schmiegte sie sich noch enger an ihn und erwiderte seinen Kuss. Erst als sie Liams Stimme wieder wahr nahm, merkte sie, dass sie nicht ihn küsste. Es war Tim! Tim stand vor ihr, nicht Liam. Sie drehte sich um und Liam sah sie an während er die letzten Strophen sang:

 

When I see your face There's not a thing that I would change Cause you're amazing Just the way you are And when you smile, The whole world stops and stares for awhile Cause girl you're amazing Just the way you are.

 

Er beendete das Lied, es wurde applaudiert, er bedankte sich und ging dann von der Bühne, raus aus Kims Sichtfeld.

   „Tut mir Leid, ich hätte dich nicht küssen dürfen.“

   Kim erwachte aus ihrer Starre. „Nein ist nicht schlimm, ich habe mich nur erschrocken, als ich… ach keine Ahnung, eigentlich mache ich so was nicht…“ versuchte sie sich

rauszureden.

   „Ist schon okay. Wollen wir noch einen Tanz?“

   „Sorry, aber ich muss auf die Toilette.“

   „Alles okay, vielleicht sieht man sich ja noch mal.“

   „Bestimmt!“ sagte Kim laut, hoffte aber das es nie passieren würde. Dann ging sie Richtung Toilette, aber noch bevor sie diese erreicht hatte wurde sie in eine dunkle Ecke gezogen. Ein kleiner schreckenslaut drang aus ihrer Kehle, doch bevor sie auch nur um Hilfe rufen konnte

legten sich Lippen auf ihren Mund und küssten sie. Und sie wusste sofort, dass es diesmal Liam war.

   Er riss sie an sich. Sie spürte, dass er wütend war. Kim versuchte sich zu wehren, so leicht sollte er sie nicht bekommen! Aber Liam drückte sie mit seinem Oberkörper an die Wand, hielt ihre Arme an den Seiten fest und vertiefte seinen Kuss. Kim merkte ihr Verlangen und hasste ihre Schwäche, aber sie konnte nichts dagegen tun, wenn es sein musste, würde sie halt seine Marionette werden. Sie würde sich wohl alles gefallen lassen… Aber nein! Das war nicht Kim, keiner durfte so mit ihr umgehen! Wütend drehte sie den Kopf hin und her, er hörte auf sie zu küssen und sah sie fragend an.

   „Gibt es was?“

   „Ob es was gibt?“ rief Kim empört aus. „Sag mal geht’s noch? Denkst du, du kannst dir alles erlauben? Ich bin keine deiner Mädels, einmal mit dem Finger schnippen und ich bin da! Lass mich in Ruhe und mach das nie wieder!“

   “Mach du das nie wieder!” befahl er ihr streng.

   “Was?”

   “Das weißt du ganz genau!” Damit lies er sie einfach stehen.

   Kim atmete erst mal ganz tief durch. Irgendwie hatte sie mit ihrer Aktion keinen Erfolg. Sie hatte es versucht. Liam war einfach nicht zu haben, er wollte sie nur küssen und anfassen und wenn es das ist was sie bekam würde es ihr reichen?

   Sie sammelte sich noch eine Weile und suchte dann nach Sarah. Endlich fand sie, sie. Kian und sie saßen an einem Tisch und tranken Cocktails. Kim setzte sich zu ihnen und quatschte mit ihnen über belangloses. Sie gingen tanzen und lachten viel. Sie lies sich ihre gute Laune nicht von Liam Kaputt machen. Er würde damit nicht durchkommen, wenn er sie küssen konnte und dann abhauen und Spaß haben kann, wieso sie nicht auch?

Irgendwann gegen drei Uhr morgens wurde Kim müde.

   “Ich rufe mir ein Taxi, wollt ihr mit?” fragte sie Sarah und Kian.

   “Nein, wir bleiben noch.”

   “Na gut, wie ihr meint, ich bin fertig!” Sie verabschiedete sich von den beiden und ging zum Ausgang. Sie rief ein Taxiunternehmen an und wartete. Als das Taxi endlich kam stieg sie sofort ein. Zu Hause angekommen, zog sie sich aus und stieg in ein wahllos ausgewählte Hot Pant und ein Spagettiträgertop, warf sich dann auf ihr Bett und in Sekundenschnelle war sie eingeschlafen.

   In der Morgendämmerung hörte sie irgendetwas komisches, ein klingeln, konnte das Geräusch aber nicht einordnen. Es sollte aufhören, sie drehte sich um und legte das Kopfkissen auf ihr Ohr, aber es klingelte noch immer. Genervt und müde setzte sie sich auf, ihr Handy auf dem Nachttisch summte diese blöde Melodie. “Ja?” meldete sie sich.

   “Sag mal wo bist du eigentlich?” rief Liam ungehalten in ihr Ohr.

   “Nicht so laut. Wer ist da?  Liam? Bist du das?”

   “Wer denn sonst? Wo bist du?” rief Liam noch immer etwas laut. Musik klang im Hintergrund.

   “Kannst du ein bisschen leiser sprechen? Irgendwie habe ich Kopfweh!“ Kim gähnte und legte sich mit dem Handy am Ohr wieder hin.

“Dann sag mir endlich wo du bist.” sagte er jetzt ein wenig leiser.

   “Im Bett. Und du?” fragte sie unbewusst.

   “Im Bett? Allein?”

   “Natürlich! Und jetzt lass mich schlafen ich bin Müde.” brachte sie gerade noch heraus, bevor sie wieder einschlief.

   “Kim?” fragte Liam als er ein schnarch Geräusch hörte. “Schläfst du?”  Sie murmelte irgendeine Antwort, die er nicht verstand. Liam nahm das Handy vom Ohr und schüttelte belustigt den Kopf, dann startete er den Motor und fuhr nach Hause. Er ging nicht sofort in sein Zimmer, er klopfte leise bei Kim aber diese antwortete nicht. Vorsichtig öffnete er die Tür und spähte ins dunkle Zimmer. Kim lag auf dem Bett, sofort hörte er das tuten ihres Handys, sie hatte es nicht mal mehr geschafft aufzulegen.

   Er grinste, leise ging er auf das Bett zu, die Decke hatte sie weggestrampelt nur ihre Füße steckten noch darunter. Das Handy hielt sie noch immer in der Hand, vorsichtig nahm er es ihr weg und schaltete es aus. Er wollte gerade gehen, als sie wach wurde.

   “Was?”

   “Psst.” Liam hielt sein Finger vor den Mund. “Schlaf weiter.”

Kim nickte und drehte sich um. Liam sah noch mal zu ihr herüber am liebsten würde er sich zu ihr legen und sie in den Arm nehmen. Als er sich seiner Gedanken bewusst wurde konnte er das Zimmer nicht schnell genug verlassen.

 

   “Kim, wach auf! Du hast jetzt lange genug geschlafen. Und du musst schon bald zum Flughafen!”

   “Flughafen?” fragte Kim verschlafen und sah in das Gesicht von Lina.

   “Ja, du weißt schon, heute ist Abreisetag und du musst mir unbedingt von Gestern erzählen!” drängte sie.

   “Wie spät ist es?”

   “Halb zwölf!” Sofort saß Kim senkrecht im Bett. Der Flieger ging um vier. Und sie musste noch die letzen Koffer packen und sie wegschicken und sich fertig machen und verabschieden!

   “Ich muss duschen!”

   “Ich will es aber wissen.”

   “Erzähl ich dir während ich dusche.” Kim sprang aus dem Bett und lief Richtung Badezimmer. Hielt dann aber noch mal an. “Kannst du mir Sachen raussuchen?”

   “Klar!” Lina suchte in den verbliebenen Klamotten und ging dann mit ihrem Fund ins Bad.    “So fertig, jetzt erzähl mir alles und lass nichts aus.”

   Nach einer knappen Stunden, waren sie endlich komplett fertig. Sie aß sofort mit den Herzogs zu Mittag. Alle schwelgten noch mal in Erinnerungen, erzählten sich witzige Sachen, die während Kims Aufenthalt passiert waren.

   “Josh, lauf mal bitte und weck deinen Bruder.”

   Josh lief hoch und kam Sekunden später wieder runter. “Ist schon wach, braucht noch fünf Minuten, du sollst schon mal Kaffee machen.” erklärte er seiner Mutter.

   “So ist unser Sohn, schläft bis Mittag und will dann Kaffee und Frühstück.” seufzend stand sie auf. Am Tisch grinsten alle. Kim würde diese Familie vermissen. Liam kam in die Küche.           Er trug grau, eine graue Jeans, einen Pullover in einem hellerem grau, dazu einen grauen Schal und ein dunkel graues Jackett. Aber es stand ihm ausgesprochen gut. “Morgen!“ Er sah Kim nur kurz an, nickte ihr zu und ging seinen Kaffee abholen.

   “Das heißt mittlerweile Guten Tag!” Josef sah zu seinem Sohn. “Wann bist du nach Hause gekommen?”

   “Keine Ahnung, war glaub ich sieben oder so!”

   “Du hast die ganze Nacht durchgemacht?” dieser Vorwurf kam von seiner Mutter. “Und du auch Kim?”

   “Nein, ich bin gegen drei gekommen.”

   “Wie? Hat Liam dich gebracht?” fragte Anna.

   “Nein, ich wüsste auch gerne wie sie nach Hause gekommen ist.” stimmte Liam ihr zu.

   “Keine Angst ich bin nicht gelaufen oder …”

   “Hat dich dein neuer Freund gebracht?” unterbrach Liam sie.

   Kim sah ihn vorwurfsvoll an. “Nein, stell dir vor ich habe ein Taxi gerufen!”

   Liam sah weg und Kim grinste über ihren kleinen Sieg.

   Bald mussten sie aufbrechen. Kim musste sich hier von allen verabschieden, außer Liam der kam noch mit zu Schule, wo von wo aus der Bus sie dann zum Flughafen bringen würde.

   Der Abschied fiel allen schwer, Anna unterdrückte ihre Tränen und Lina versuchte es erst gar nicht sie weinte. “Ich werde dich so vermissen Kim!” Sie umarmten sich.

   “Ich dich auch Lina. Du kommst mich auf jeden Fall besuchen. Ihr alle kommt uns besuchen!” fügte sie dann schnell noch hinzu.

   “Jetzt komm schon, wir kommen sonst noch zu spät, das Geheule kann man sich ja echt nicht angucken!” drängte Liam Kim zum Aufbruch. Endlich ließ Lina locker und Kim befreite sich aus ihrer Umarmung, sie nahm das Taschentuch das Anna ihr hinhielt und wischte sich die Tränen aus den Augen.

   Dann bevor Kim wusste wie ihr geschah zog Liam sie auch schon zu Tür. Kim winkte noch und dann schloss sich die Tür. Jetzt war sie allein mit Liam. Was würde er machen? Oder sagen? Vielleicht ein letzter Kuss?

   Gar nichts wie sich herausstellte er ging einfach den gepflasterten Weg zur Straße, Kim blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen. Er ging langsamer als sonst und sah auch nachdenklich aus, aber Kim fragte nicht warum. Es war ihr egal. Mit Liam war es mal so und mal so. Man wusste nie was er in der nächsten Minute machen würde. Langsam ging sie neben ihm, keiner sagte ein Wort. Sie kamen in der Schule an, der große Bus stand schon in der Auffahrt, die Schüler standen um ihn herum und unterhielten sich, einige umarmten sich.

   Liam ging zu seinen Band Kollegen und Kim suchte nach Sarah und leider stand sie da mit Kian und Sam. Widerwillig ging sie auf die drei zu. Wo hätte sie auch sonst hingehen sollen?

   “Hey, na wie geht es dir? Nacht überstanden?” begrüßte Sarah sie.

   “Hi, ja hab ich!”

   “Hast du geheult?” fragte Kian.

   “Lina hat mich angesteckt, ich werde sie vermissen!” verteidigte sie sich.

   “Oh du armes!” neckte Sam sie.

   “Ach Sam lass mich in Ruhe du …”

   “So alle zusammen, drei Monate sind vorbei, ich hoffe ihr hattet alle eine schöne Zeit hier, jetzt geht es aber für einige von euch wieder nach Hause…” Herr Marks hielt wieder mal eine Rede, aber Kim hörte nicht zu. Sie sah zu Liam, der mit Max redete. Eine ganze Woche ohne ihn. Daran, dass die drei Monate Ruck Zuck vorbei sein werden, wollte sie gar nicht denken!   Herr Marks forderte jetzt alle auf sich von einander zu verabschieden und in den Bus zu steigen.

   Kim verabschiedete sich gerade von ein paar Mädels, als Max auf sie zu kam. “Bis in einer Woche dann Kim.” sagte er freundlich und umarmte sie. Sie sah wie Liam sie beide beobachte instinktiv drückte sie Max fester an sich und legte ihren Kopf auf seine Schulter.

   “Was soll das denn werden?” flüsterte er ihr leise ins Ohr.

   “Oh, sorry!” Sie wollte sich von ihm lösen, aber er hielt sie fest.

   “Mach nur weiter, vielleicht bringt ihn das ja auf die Palme, wenn es mit meinem Bruder schon nicht geklappt hat, vielleicht ja mit seinem besten Kumpel! Außerdem schulde ich dir noch was.” er löste sich langsam und grinste sie an, seine Hände lagen auf ihren Schultern.

   “Danke!” murmelte sie.

   “Manchmal ist er echt schwer, aber… oh er kommt, ich muss los. Viel Glück.” Er küsste leicht ihre Wange und ging dann davon.

   “Was sollte das denn werden?” fuhr Liam sie auch schon an. “Willst du dich jetzt an meinen besten Freund ranmachen oder was?”

   “Liam, hör auf. Sag mir einfach Tschüss und wir haben alles hinter uns!” sagte Kim niedergeschlagen.

   “Ich will aber wissen was das sollte, verdammt noch mal!” fluchte er leise.

   “Es kann dir doch egal sein, ich bin nicht Lina auf die du aufpassen musst. Ich bin gar nichts für dich. Ich will jetzt in den Bus.”

   “Wieso Max?” versuchte er es jetzt noch einmal etwas sanfter.

   “Manchmal braucht man halt einen guten Freund, der einen mal umarmt, anstatt immer irgendwo heimlich zu knutschen.” Kim drehte sich um und wollte Richtung Bus gehen, als Liam sie packte. “Mach nicht mit Max rum!”

   “Wieso sollte ich? Und selbst wenn wir es wollten hättest du da nichts zu sagen!” antwortete sie ihm arrogant. “Jetzt lass mich einsteigen, es sind schon fast alle drin.”

   Er lies sie los, dann zog er sie kurz in die Arme und flüsterte ihr ins Ohr. “Max ist sehr einfühlsam, also lass ihn in Ruhe!”

   “Du bist echt zu blöd um es zu begreifen Liam!” Damit löste sie sich aus der Umarmung und ging zum Bus. “Bis in einer Woche!” rief sie ihm dann zu und stieg ein.

Kapitel 10

London

 

   “Daddy!” Kim lief ihrem Vater stürmisch in die Arme. “Ich habe dich so vermisst!”

   “Kimi? Bist du es wirklich?” fragte ihr Vater verdutzt.

   “Dad? Bist du Krank? Natürlich bin ich es!”

   “Deine Haare…”

   “Oh stimmt, ich habe sie gefärbt, das Blond hat mich ein bisschen gestört. Ist doch nicht schlimm oder?” sie lächelte ihren Vater an.

   “Nein, du siehst toll aus, ein bisschen wie deine Mutter als ich sie kennen lernte.”

   “Danke Dad!”  Sie umarmten sich ein weiteres mal, erst dann bemerkte Kim Lucy. “Oh, du bist auch hier! Komm in meine Arme!” Kim lachte, sie freute sich so wieder vertraute, geliebte Gesichter zu sehen.

   “Ich habe dich vermisst Kim. Du musst uns alles erzählen, heute Abend!” erwiderte Lucy glücklich.

   Sie fuhren zusammen ins Hotel, Kim freute sich, endlich wieder Straßen die sie kannte, die roten Telefonzellen, die roten großen Busse, schwarze Taxen. Der Big Ben, das London Eye, sogar die U-Bahn Schilder freuten sie. Hier war sie zu Hause, glücklich lehnte sie sich in die Polster und Genoss es wieder daheim zu sein.

   Im Hotel angekommen wurde sie von allen so herzlich begrüßt, wie schon lange nicht mehr. Kim wusste gar nicht mehr was sie sagen sollte. Man sah dem Personal an, das sie sich freuten, dass sie wieder zu Hause war.

   Kim hatte kurz Zeit sich frisch zu machen und musste dann wieder unten auftauchen, sie wurde von allen in Beschlag genommen, sie verteilte Süßigkeiten aus Deutschland an das Personal und erzählte jedem von Deutschland der etwas hören wollte.

   “Wo ist eigentlich Dylan?” fragte sie Norman den Portier.

   “Der hat irgendwelche Prüfungen und hat sich Urlaub genommen.”

   “Ah hier bist du!” Lucy kam aus dem Fahrstuhl. “Wir haben essen gekocht. Kommst du hoch?”

   “Na klar. Was gibt es denn?”

   “Dein Lieblingsessen!”

   “Lasange? Oh Lecker.”

   Nach dem Essen saßen sie noch eine Weile am Tisch, Lucy servierte zum Nachtisch Eis.          Nach einiger Zeit räusperte sich Matthew. “Kimi, wir wollten dir etwas erzählen, also Lucy und ich, wir… äh wir wollen heiraten. Ich hoffe….”

   Kim stieß einen Freudenschrei aus, sprang von ihrem Stuhl auf und umarmte ihren Vater. “Oh, Daddy ich freu mich total, ich habe so gehofft, dass du noch einmal heiraten wirst!” rief sie übermütig aus, dann umarmte sie Lucy. “Wann ist es soweit?”

   “In drei Wochen.” antwortete Lucy.

   “Wie schon in drei Wochen? Wie sollen wir denn bis dahin alles schaffen? Und Lucy hast du ein Kleid?”

   “Ja habe ich und es ist ein Traum!” Schwärmte Lucy. “Aber dein Dad darf davon nichts wissen. Und wir wissen schon ein bisschen länger das wir heiraten, es wird eine kleine Hochzeit hier im Hotel.”

   “Oh das ist eine gute Idee und Essen und…”

   “Süße,” Matthew nahm sie in die Arme. “Wir haben alles geklärt. Es ist schon alles bereit, nur der Tag muss noch kommen, wir hätten es dir schon früher erzählt, aber wir wollten es dir persönlich sagen.”

   “Daddy ich freu mich so für euch!” rief sie erfreut aus.

   Die Woche verging wie im Flug. Kim begleitete Lucy nach der Schule in die Stadt um noch kleine Besorgungen für die Hochzeit zu machen, kam mit zur Anprobe und half wo sie gebraucht wurde. Der Tag von Liams Anreise rückte immer näher, aber Kim hatte keine Zeit nervös zu werden. Sie hatte schon lange mit ihrem Vater abgemacht, dass er Liam vom Flughafen abholen sollte, da an diesem Tag die letzte Anprobe für sie und Lucy war.

Lucy holte Kim von der Schule ab und zusammen fuhren sie in das Brautmoden Geschäft.

Die beiden kamen erst spät ins Hotel zurück.

   “Ich hoffe Liam ist noch nicht da.”

   “Wieso denn?”

   “Ach wir hatten keinen schönen Abschied. Aber lass nur, ihr werdet schon sehen, wie er zu mir ist.” Kim grinste tapfer und sah dann in die Lobby, von Liam keine Spur. Schnell brachten sie die Kleider in Sicherheit und gingen dann zusammen ins Restaurant einen Kaffee trinken.

   “Bist du schon aufgeregt?” fragte Kim Lucy.

   “Und wie, meine Güte, ich werde heiraten! Ich kann es immer noch nicht fassen, ich liebe ihn so!”

   “Ja ich weiß, mein Vater ist ein wundervoller Mensch!”

   “Apropos da ist er. Und das ist Liam? Der ist ja echt süß! Kim! ”

   Kim drehte sich um, durch die Glasstür sah sie ihren Vater, er stand mit Liam in der Lobby und schienen sich mit jemanden zu unterhalten aber sie konnte ihn nicht sehen. “Die werden schon herkommen, Norman weiß ja das wir hier sind!” demonstrativ drehte sie ihnen den Rücken zu. Ihr Herz klopfte rasend und sie regte sich darüber auf, es sollte nicht so gegen Brust hämmern, nicht für Liam!

   “Sie kommen!” Lucy stand auf und ging auf sie zu. Kim trank noch einen Schluck und drehte sich dann um. “Oh mein… Dylan!” lachend lief sie ihm in die Arme. Dylan fing sie geschickt auf und drehte sie im Kreis. “Ich habe dich so vermisst!” Kim löste sich von ihm um ihn anschauen zu können. “Du siehst gut aus, wie waren deine Prüfungen?”

   “Kim, was hast du mit deinen schönen Haaren gemacht?”

   “Ich habe sie immer Blondie genannt und das mochte sie nicht.” mischte sich Liam in die Unterhaltung bevor Kim antworten konnte.

   “Hallo Liam .” Bei dem Klang von Liams Stimme lief ihr ein Schauer über den Rücken.

   “Hi, na eingelebt?” Liam grinste ihr frech ins Gesicht.

   “Und du fühlst dich gleich wie zu Hause!” erwiderte sie herablassend.

   “Kim!” rief Matthew aus.

   “Keine Sorge, ich bin es nicht anders gewohnt. Sie zickt mich immer so an.”

   “Das beruht ja ganz auf Gegenseitigkeit!”

   “Schatz ich muss dir was zeigen, kommst du mit?” Lucy zog Matthew von den drei Jugendlichen weg.

   “Hey Kim, ich muss auch los, muss zum Training.”

   “Oh echt? Schade ich dachte wir können noch ein bisschen quatschen und du erzählst mir was in meiner Abwesenheit so alles passiert ist!”

   “Tut mir Leid, wollen wir uns morgen Abend treffen?”

   “Ja, wir telefonieren okay?”

   “Klar.” Er umarmte Kim und nickte Liam zum Abschied zu, dann ging er. Und Kim war wieder mal allein mit Liam.

   “Komm ich zeige dir dein Zimmer.” Sie ging los, es war ihr egal ob er ihr folgte oder nicht.

   “Seit ihr jetzt eigentlich zusammen?”

    Diese Frage überraschte sie komischerweise kein bisschen. “Nein, wie geht es Max?” sie konnte die Frage einfach nicht zurückhalten.

   Zu ihrer Enttäuschung ging Liam nicht auf ihre Anspielung ein. “Es geht ihm gut.” sagte er schlicht.

   Kim drückte auf den Knopf für den Fahrstuhl. “Und Lina?”

   “Du hast doch mit ihr telefoniert.”

   “Woher weißt du das?” fragte sie verwirrt. Hoffentlich hatte sie nichts ausgeplaudert, sie hatten fast nur über Liam geredet, obwohl Kim es eigentlich nicht wollte, aber irgendwie sind sie immer wieder auf ihn gekommen. “Und freut sie sich auf die Tanzschule?”

   “Ja, sie redet von nichts anderem mehr! So langsam fing es echt an zu nerven.”

   Sie stiegen in den Aufzug, die Türen schlossen sich und auf einmal wurde es Kim mulmig zumute. Sie wollte nicht mit ihm allein sein. Was war wenn er sie wieder küsste? Sie wollte es nicht, aber wenn er es erst tat, würde sie sich nicht dagegen wehren können. Sie stellte sich absichtlich so weit wie möglich von ihm weg. “Wie war der Flug?” fragte sie um das unangenehme Schweigen zu unterbrechen.

   “Geht.” antwortete er schlicht.

   Das schweigen bereitete sich wieder aus, aber diesmal war es ihr egal wenn er nicht bereit war etwas zu sagen, wollte sie es auch nicht. Der Fahrstuhl öffnete die Türen, erleichtert flüchtete Kim auf den Flur. Liam folgte ihr schweigend, sie gingen den schmalen Flur bis zum Ende und bogen dann rechts ab. Sie blieb vor einer Tür stehen. “Hier ist dein Zimmer, unsere Wohnung ist gleich gegenüber, wir essen gleich zu Abend.”

   “Wo?”

   “Na bei uns.” Kim öffnete die Tür.

   “Ihr isst nicht in einem Restaurant oder so?”

   “Nein, wir machen unser Essen für gewöhnlich selbst.” antwortete sie schnippisch. Sie traten ins Zimmer. Vor ihnen erstreckte sich ein großer Raum, der Blick fiel sofort auf das riesige Himmelbett in der Mitte des Zimmers. Eine Wand bestand nur aus Fenstern und man sah auf die Stadt, da es jetzt dunkel war, leuchtete diese in allen Farben. Liam ging darauf zu. “Nicht schlecht, also diese Aussicht ist echt besser als der Garten den ich sehe wenn ich aus meinem Zimmer gucke.” Ein großer Schreibtisch stand rechts an der Fensterwand. Außerdem war ein Ecksofa vorhanden mit Blick auf einen großen Flachbildschirm. Liam sah sich den Rest schweigend an.

   “Das Bad ist dahinten.” Kim deutete auf eine Tür links der Fenster.

   “Alles klar, wann ist das Essen fertig?”

   “Wir essen immer um sieben.”

   “Gut, dann schaffe ich ja noch zu duschen.”

   “Ja. Hier sind die Zimmerkarten.” Sie legte zwei Karten auf den Tisch. “Diese ist für dein Zimmer,” sie deutete auf die goldene, dann auf die weiße “und diese ist für unsere Wohnung.”

   Liam nickte.

   “Also dann bis gleich. Du kannst einfach reinkommen.” Sie drehte sich um und verschwand aus dem Zimmer, draußen auf dem Flur, lehnte sie sich an die Wand und atmete tief durch. Geschafft. Einigermaßen beruhigt betrat sie die eigene Wohnung. Sofort stieg ihr der Geruch von selbstgemachter Pizza in die Nase. “Ich liebe Pizza.” Sie ging lächelnd in die Küche.

   “Na, wo hast du Liam gelassen?” fragte Lucy.

   “In seinem Zimmer, er will duschen, er kommt gleich, aber er wird wohl zu spät kommen, dafür ist er berühmt, wir fangen wie immer um sieben an. Sonst gewöhnt er sich noch daran, dass wir auf ihn warten.”

   “Das sind echt harte Worte, so kenne ich dich gar nicht!” erstaunt sah Matthew seine Tochter an.

   “Das ist aber so.”

   “Also auf mich macht er einen sehr guten Eindruck. Er wird sogar auf unserer Hochzeit singen.”

   “Was?” riefen beide Frauen auf einmal aus.

   “Ja, er und seine Band.”

   “Meinst du das war eine gute Idee?” fragte Lucy unsicher.

   “Keine Ahnung, ich weiß nicht wie die so spielen, aber ich wollte nett sein und dann habe ich ihn halt gefragt.” Matthew zuckte mit den Schultern. “Wie spielen die denn so Kim?”

   “Die sind okay.” antwortete sie lahm und fing an den Tisch zu decken. Ihr war es egal ob die Band spielte oder nicht, versuchte sie sich jedenfalls einzureden, aber warum klopfte ihr Herz dann nur so stürmisch?

   “Nur okay?” Lucy Stimme wurde panisch.

   “Die sind gut, echt richtig gut, du brauchst dir keine Sorgen zu machen! Liam hat eine Super Stimme!” versucht Kim ihren Fehler wieder gerade zu biegen.

   “Ich kann nicht! Es sind doch noch Kinder! Ich glaube nicht, dass sie dafür geeignet sind, Liam macht zwar einen guten Eindruck, aber trotzdem habe ich Sorgen.”

   Kim seufzte und sah zu ihrem Vater der hilflos mit den Schultern zuckte. Lucy lief derweil schon im Kreis und suchte nach einer Lösung Liam und seine Band wieder auszuladen.

   Aber schon ging die Tür auf und Liam stand in T-Shirt und Jogginghose vor ihnen.      Automatisch wanderte Kims blick auf die Uhr fünf vor sieben. Liam bemerkte ihren Blick und lächelte. “Ich kann auch pünktlich sein!”

   “Wow, ist ja mal was ganz neues!” gab sie sarkastisch zurück. “Setzt euch schon ich hole noch eben die Getränke.” Sie drehte sich zum Kühlschrank und griff wahllos nach irgendwelchen Getränkeflaschen, damit kehrte sie dann zum Tisch zurück und setzte sich zu den anderen.

   Nach dem Tischgebet langten alle zu und Liam fragte: “Gilt es noch mit der Hochzeit? Habt ihr irgendwelchen Wünsche?”

   “Was denn für Wünsche?” fragte Lucy irritiert ohne auf die erste Frage einzugehen.

   “Ja irgendwelche Musikwünsche, was gespielt werden soll.” erklärte Liam.

   “Achso, so was macht ihr?”

   “Na klar!” Liam lächelte. “Wir richten uns immer ganz nach dem Auftraggeber, wenn er keine eigenen Vorstellungen hat, spielen wir was wir wollen, oder wir setzten uns mit ihm zusammen und zeigen was wir so haben, da kann er sich dann was aussuchen.”

   “Echt? Oh das erleichtert mich ja, ich dachte nämlich schon das ihr alles selbst entscheidet. Und ehrlich gesagt hatte ich da so meine Zweifel, ob ihr meinen Geschmack trefft.” Gestand Lucy.

   “Also ich würde bei euch denken, dass ihr es romantisch haben wollt. So was wie Vanessa Williams oder Lionel Richie.”

   Auf Lucys Gesicht entstand ein breites grinsen. Begeistert nickte sie. “Und Whitney Houston? Könnt ihr das auch?”

   Liam grinste “Das wird ganz schon hoch für mich. Aber es dürfte kein Problem sein. Leona Lewis?”

   “Ich liebe sie! Aber schaffst du es wirklich so hoch zu singen?”

   “Ja, das schaffe ich!” Liam grinste. “Ihr könnt ja mal bei den Proben reingucken ob es euch gefällt. Wenn nicht, singen wir was anderes oder ihr müsst euch jemand anderes suchen.”

   “Ich hoffe das müssen wir nicht.” warf jetzt auch Matthew ein.

   “Das hoffe ich auch!” Liam lächelte Lucy und Matthew an und aß weiter. Damit war das Thema vom Tisch und Kim staunte, Liam war so anders, höflich und pünktlich, so kannte sie ihn gar nicht.

   Das Telefon klingelte und unterbrach Kims Gedanken, ihr Vater stand auf und nahm das Gespräch entgegen, kurze Zeit später kam er wieder ins Zimmer. “Bist du fertig Lucy?” fragte er.

   “Ja, was ist denn?”

   “Unten an der Rezeption gibt es Probleme, unser Typ wird verlangt. Ihr entschuldigt uns?”

   Automatisch nickte Kim, dass kannte sie von ihrem Vater. “Ich mache hier schon sauber geht Ruhig.”

   “Es wird länger dauern, bis ich nach Hause komme, ich bringe Lucy noch nach Hause.”

   “Ist gut Dad, bis später, bye Lucy, bis Morgen.”

   “Bis Morgen!” Damit verschwanden die zwei. Kim sah Liam an der sie interessiert musterte, als sie es merkte stand sie verlegen auf und fing an den Tisch aufzuräumen. Sie stellte das Geschirr auf der Spüle ab und drehte sich um, um den Rest zu holen, dabei wäre sie fast mit Liam zusammen gestoßen. Verwundert sah sie auf seine Hände, Geschirr! “Liam du braust mir nicht zu helfen, dass schaffe ich schon alleine!”

   “Nein ich helfe dir.” Er stellte das Geschirr neben ihres und verschwand wieder im Esszimmer um den Rest zu holen. Kim öffnete die Spülmaschine und fing an diese einzuräumen. In ihrem Kopf herrschte totales Chaos. Liam hatte sich so verändert. Er half ihr sogar hier in der Küche und bis jetzt hatte er keine Anstalten gemacht sie zu küssen oder sie auch nur falsch anzugucken. Eigentlich müsste sie erleichtert sein, aber irgendwie war sie es nicht…

   Nachdem die Küche sauber war, wusste Kim nicht was sie machen sollte. Liam machte keine Anstalten in sein eigenes Zimmer zu gehen und das machte sie nervös, was sollte sie hier mit ihm machen?

   “Habt ihr irgendwelche Filme?” fragte er.

   “Ja da vorne im Regal. Kannst dir einen aussuchen.”

   Liam ging zum besagten Regal und zog wahllos irgendwelche Filme heraus. Irgendwann hielt er inne. “Unstoppable, ist der gut?” fragte er.

   “Keine Ahnung, ich wusste ja gar nicht, dass wir den haben. Muss Dad wohl gekauft haben als ich in Deutschland war.”

   “Hast du Lust den zu gucken?” fragte Liam ganz unvermittelt. Kim sah ihn verwundert an, als sie das merkte senkte sie den Blick und antwortete zu ihrem eigenem erstaunen mit ja.

   “Cool, dann komm wir gehen in mein Zimmer.”

   “In deins?” Kim war verwirrt.

   “Ja, oder hast du damit ein Problem?”

   “N- nein, habe ich nicht, geh schon mal rüber ich komme gleich mit ein paar Getränken und Süßigkeiten nach.”

   “Und bring Chips mit wenn ihr welche da habt.”

   Kim nickte und Liam ging rüber in sein Zimmer. Ihr Herz klopfte, wie konnte sie nur so was dummes tun? Wieso hatte sie nicht abgesagt und irgendeine Ausrede erfunden? Sie wollte doch alles tun um ihm aus dem Weg zu gehen! Aber jetzt gab es kein Zurück mehr, schnell lief sie in die Küche packte ein paar Sachen ein und wie von allein trugen ihre Füße sie in ihr Zimmer, sie erneuerte ihr Make Up, steckte ihre Haare zu einem Dutt, damit sie nicht störten und parfümierte sich dann auch noch. Ein letzter Blick in den Spiegel und wenige Sekunden später klopfte sie bei Liam an die Tür die nur angelehnt war.

   “Komm rein, ist offen!” rief er. Kim trat ein und Liam legte die Gitarre, auf der er gespielt hatte beiseite. “Setz dich ich schmeiß den Film eben rein.”

   Kim ging zum Sofa und setzte sich in die Ecke. “Wieso bist du so anders?” noch ehe Kim wusste was sie sagte, war die Frage raus.

   “Wie anders?”

   “Du weißt schon. Ich erkenne dich kaum wieder, du bist pünktlich, nett und hilfst mir sogar die Küche aufzuräumen.”

   “Keine Ahnung. Ich wollte wohl einen guten Eindruck auf deinen Vater machen oder so.”

   “Beim aufräumen war er nicht da, du könntest also auch einfach sitzen bleiben.”

   “Bin ich aber nicht.” Liam wechselte das Thema. “Wann müssen wir Morgen in der Schule sein?”

    “Um neun.”

   “Und wie lange brauchen wir bis dahin?”

   “Wir müssen mit der U-Bahn fahren, also…”

   “Du fährst U-Bahn?” fragte er verwundert.

   “Jeder der in London lebt fährt mal U-Bahn und zur Schule ist das nun mal der beste Weg. Und wieso sollte ich nicht U-Bahn fahren?”

   “Keine Ahnung, hätte ich nicht von dir erwartet.”

   “Tja, du kennst mich eben nicht!” Warf sie ihm vor.

   “Kann sein, also wie spät fährt die Bahn?”

   “Ich fahre immer um halb neun los, dann sind wir ungefähr um viertel vor in der Schule.”

   “Wann ist Frühstück?”

   “Du frühstückst?” Kim blickte ihn wieder mal erstaunt an.

   “Ja! Ich kann auch frühstücken, also?”

   “Um acht.” sagte Kim nur. Damit war das Thema vom Tisch und Liam setzte sich ebenfalls, wenn auch ganz am Rand auf das Sofa. Keiner sagte mehr ein Wort und der Film fing an.       Irgendwann in der Mitte des Films, stand Kim vom Sofa auf, Liam griff zur Fernbedienung und drückte die Pause-Taste.

   “Ist was?”

   “Mir ist kalt, ich lauf nur eben schnell in mein Zimmer und hole mir eine Decke.”

   “Du kannst auch meine nehmen.”

   Zögernd ging Kim auf das Bett zu und zog die Decke runter. “Okay, danke.” sagte sie, setzte sich wieder auf das Sofa und kuschelte sich in die Decke, ihren Kopf legte sie auf die Lehne des Sofas, die Beine winkelte sie an.

   “Kann ich?” fragte Liam und deutete mit dem Kopf auf den Fernseher. Kim nickte.

   Der Abspann fing an und Liam sah zu Kim rüber. “Na hat er dir gefallen?”

   “Ja!” Kim nickte begeistert. “Der Film war Hammer!”

   “Ja finde ich auch, solche Filme sollte es öfter geben.”

   “Ja…” stimmte Kim zu, dann bereitete sich ein unangenehmes Schweigen aus. Liam stand auf und ging zur Fensterwand. London leuchtete. Kim stand auch von ihrem Platz auf und legte die Decke zurück aufs Bett. Liam drehte sich um und sah ihr dabei zu.

   “Danke. Der Abend war schön, aber ich gehe jetzt lieber schlafen, morgen ist Schule.”

   Liam nickte. Aber keiner machte Anstalten zur Tür zu gehen sie sahen sich nur an. Plötzlich klopfte es an der Tür. Beide schraken auf, Liam ging zur Tür und öffnete diese.

   “Hi, na ist Kim hier?”

   Noch ehe Liam antworten konnte trat Kim schon an die Tür. “Ja bin ich Dad. Was ist denn?”

   “Nichts ich wollte nur sagen, dass ich wieder da bin.”

   “Ist gut, ich komme auch schon rüber.”

   “Was habt ihr denn gemacht?”

   “Wir haben Unstoppable geguckt.” antwortete Liam.

   Matthew sah von Kim zu Liam und fand, dass sie die Wahrheit sagten. Er schmunzelte als er bemerkte was er da dachte. Liam und Kim? Das geht doch gar nicht, also nicht nachdem was Kim so von Liam erzählt. “Der ist gut oder?” fragte er.

   “Einer der besten Filme die ich bis jetzt gesehen habe.” Stimmte Liam zu.

   Kim ging zum Tisch und sammelte leere Getränkeflaschen und Chipstüten ein.

   “Na gut ich gehe dann mal. Gute Nacht Liam. Und bis gleich Schatz!”

   Liam schloss die Tür und ging zu seinem Koffer, der bis jetzt unberührt da stand. Er schmiss ihn aufs Bett und öffnete ihn. Kim verfrachtete den Müll in den Mülleimer und ging zur Tür.          “Also dann Gute Nacht.”

   “Gute Nacht.”

   Die Tür fiel zu und Liam war allein. Er schmiss sich aufs Bett und schloss die Augen. Er hatte sich vorgenommen Kim nicht mehr zu küssen und normal zu ihr zu sein. Einfach nur ein Freund. Aber es fiel ihm verdammt schwer! Und als er sich ins Bett legte roch die Decke sogar noch nach ihr!!

Kapitel 11

“Morgen!” Liam kam in die Küche. “Na alle ausgeschlafen?”

   “Ja klar! Kim war sogar schon laufen.” Antwortete Matt.

   “Du läufst? Seit wann?”

   “Seit ich nach dem Unfall wieder laufen konnte, jeden morgen fünf Kilometer. Solltest du auch vielleicht mal machen. Hilft auch um sich abzureagieren!” gab sie gereizt zur antwort.

   “Um abzureagieren? Du wirkst aber ziemlich gereizt.“ Kim schnitt eine Grimasse und Liam lächelte “Okay, Morgen bin ich dabei!”

   “Fünf Kilometer!” wiederholte Kim. “Das schaffst du nicht!”

   “Wenn ich das im Fitnessstudio schaffe, dann schaffe ich das auch in der Natur.”

   “Du läufst?”

   “Süße, was meinst du wie ich zu meinem Körper gekommen bin?” Liam grinste sie an.

   “Ich bin nicht Süß!” protestierte Kim. “Und was weiß ich? Ich habe dich nie laufen oder trainieren sehen.”

   “Dito!”

   “Wenn ihr noch lange diskutiert werdet ihr ohne Frühstück zur Schule fahren müssen.”

   “Ja Dad und du kommst noch zu spät zur Arbeit wenn du uns länger belauscht!”

   “Ich komme nie zu spät. Ich bin der Chef!” Matthew lachte. “Außerdem belausche ich euch nicht, wenn ihr in normaler Lautstärke redet und euch im gleichem Zimmer aufhält.”

   “Da hat er allerdings Recht!” Stimmte Liam zu.

   “Zwei gegen einen. Das ist Unfair!”

   “Das ist die Wahrheit! Und jetzt wird gegessen!”

 

   “Liam wenn du weiter so rumtrödelst kommen wir nie in der Schule an.” Kim war schon ziemlich genervt von Liam, er blieb immer stehen und guckte sich alles an. Dabei murmelte er immer irgendetwas vor sich hin.

   “Ich komme ja schon, jetzt dränge mal nicht so rum! Man ist schließlich nicht jeden Tag in London.”

   “In den nächsten drei Monaten bist du es aber.“ Kim schüttelte den Kopf und ging in die U-Bahn Station. “Bahnsteig 1, ist sofort vorne links,  du hast noch genau vier Minuten” gab sie Liam noch Auskunft und verschwand in der Menge.

   Unten angekommen musste sie sich erst mal an das andere Licht gewöhnen.

   “Hey die Kleine ist wieder da!” Hörte sie eine ihr nicht unbekannte Stimme. Zwei Kerle fuhren mit der gleichen Bahn wie sie, es waren schmierige, hässliche kleine Kobolde fand Kim. Sie hielten sich für was besseres und standen auf größere Frauen.

   “Eher die Große!” berichtigte der andere und beide brachen in lautes Gelächter aus.

   “Na willst du heute nicht bei uns sitzen? Du könntest uns was von dir erzählen.” Das war Willy, Kim kannte seinen Namen, da die beiden sich immer so laut unterhielten, dass das ganze Abteil es mitbekam. Er war richtig ekelig, hatte zu lange, zu fettige Haare, und seine Augenbraunen wuchsen zusammen außerdem strich er sich immer mit der Zunge über seine Lippen wenn er von Kim sprach. Sebastian hieß der andere, aber Willy nennt ihn immer Seb. Warum nicht gleich Depp? Seb war eigentlich eher harmlos, Sprüche klopfen konnte er zwar, aber das war es auch schon.

   Kim ignorierte die beiden und setzte sich. Die Typen fingen an zu nerven. Anfangs fand sie es ja vielleicht noch lustig aber sie wurden von mal zu mal aufdringlicher.

   “Ach komm schon Kleines! Wir machen schon nichts.” Jetzt setzten sie sich auch noch zu ihr auf sie Bank. Und Willy legte seine Hand auf ihr Knie. “Ich muss dir was sagen, ich weiß zwar echt nicht wie du heißt, du erzählst ja nichts von dir, aber als du drei Monate lang nicht mehr hier warst habe ich mir schon richtige Sorgen gemacht, ich dachte ich könnte dir nie sagen was ich für dich empfinde.”

   “Nimm deine Hand von meinem Knie und dann verzieht euch!” Kim versuchte wütend und ernst zu klingen, aber ihre Stimme versagte und sie hatte Angst.

   “Ich tu dir nichts, du brauchst keine Angst zu haben. Ich will mit dir zusammen sein, du sollst zu mir ziehen und dann werden wir eine glückliche Familie!”

   Kim dachte sie hörte nicht richtig! Panik schnürte ihr die Kehle zu. Plötzlich fiel ihr Liam ein. “M… Mein… Fr… freund kommt gleich!”

   “Du hast keinen, komm schon wir gehen!” Er nahm ihre Hand, Seb stand schon und ihr und ihr “Verehrer” war auch gerade dabei aufzustehen.

   “Lass mich los, oder ich schreie!”

   “Dann muss ich deinen Mund wohl jetzt schon versiegeln!” Der Kerl lachte.

   “Becks London ist Klasse!“ Liam trat ganz gelassen zu der kleinen Gruppe, er lächelte. Aber als er Kims Gesicht sah und die Erleichterung als er auftauchte machte ihn argwöhnisch. Der eine Kerl hielt Kims Hand. “Was geht hier denn ab? Alles klar bei dir Kim?”

   Sie schüttelte den Kopf und sie konnte die Tränen einfach nicht mehr unterdrücken. Als Liam das sah, schaltete er ab, ohne zu wissen was er tat und ohne Vorwarnung schlug er zu. Er traf  Willy knapp über dem Auge, dieser fiel hin und an seinen Kumpel gewand sagte er “Wenn ihr sie auch nur einmal noch anguckt, kommt ihr nicht so glimpflich davon!” Sebastian wich ein paar Schritte zurück und in diesem Moment fuhr die Bahn in die Station. Liam zog Kim in den Zug und setzte sich mit ihr auf einen freien Platz. “Was waren das für Typen?”

   “Ich weiß es nicht, sie sind jeden Tag hier, sie haben zwar immer über mich geredet, mich aber niemals angesprochen. Danke das du gekommen bist. Ich hatte echt Angst!”

   “Wieso hast du nicht geschrien?”

   “Ich konnte nicht, es kam einfach nichts raus, ich war wie erstarrt! Du hast den Kerl geschlagen!”

   “Ja was blieb mir anderes übrig? Er hat dir wehgetan! Außerdem wird das seinem Aussehen wohl nicht schaden, jetzt kann er ja seinen Freunden erzählen das er in eine richtige Schlägerei verwickelt war!” Liam grinste Kim an und ihr blieb gar nichts anderes übrig als auch zu grinsen.

   “Danke noch mal. Aber du hättest ihn auch vorwarnen können…”

   “Nein, er hat meine Freundin belästigt!”

   “Freundin?” verwirrt sah Kim zu ihm auf.

   “Ja. Freunde?” Liam hielt ihr seine Hand hin.

   “Klar!” Kim strahlte und klatschte ein. “Aber sag meinem Dad nicht was hier passiert ist ja?”

   “Wieso denn nicht?”

   “Weil er dann erst recht darauf besteht, dass ich nicht mehr U-Bahn fahren darf.”

   “Und wie kommst du sonst zur Schule?”

   “Keine Ahnung. Mit der Limo, oder selbst fahren.”

   “Und was spricht gegen eine Limo?”

   “Ich will normal bleiben. Ganz einfach.”

   “Na gut, wenn du es willst! Diese Kerle werden dich jetzt sowieso nicht mehr belästigen, zumindest in den nächsten drei Monaten nicht.”

   Kim lächelte Liam dankbar an.

   Sie kamen pünktlich in der Schule an. Und die übliche Prozedur fand statt. Eine Rede vom Direktor, eine Rede vom Klassenlehrer, vom anderem Klassenlehrer, dem Schulsprecher und so weiter. Dann hatten die Schüler eine Stunde Zeit sich die Schule zeigen zu lassen und sich wieder auszutauschen.

   “Oh man Kim, Liam hat uns erzählt, dass wir bei deinem Dad auf der Hochzeit spielen dürfen! Das ist so Geil!” Max umarmte Kim stürmisch hob sie hoch und drehte sich mit ihr.            Kim lachte. “Max lass mich runter! Mir wird sonst noch ganz schlecht!”

   Max setzte sie wieder auf dem Boden ab. “Wenn ich mich freue, dann bin ich immer so drauf!” Er lachte. “Das wird so geil, Liam haut immer so rein auf Hochzeiten, er hat diese Schnulzenlieder voll drauf!” Kim lächelte und erblickte Liam, dieser stand mit ein paar Jungs und unterhielt sich, aber jetzt sah er wütend zu Kim.

   “Ich muss eben zu Liam…”

   “Er ist nur eifersüchtig lass ihn schmoren, auch wenn er mein Freund ist!” er grinste sie an. 

   Kim lies ihn stehen und ging auf Liam zu. Dieser drehte sich extra weg. “Liam kann ich eben kurz mit dir sprechen?”

   “Ja klar. Rede.”

   “Nicht hier…”

   “Wieso nicht? Das sind meine Freunde du kannst es ruhig laut sagen.”

   “Was will ich denn sagen?”

   “Keine Ahnung!”

   “Ja dann komm bitte kurz mit.” Sie nahm seine Hand und zog ihn mit sich mit in den Flur.      “Was ist los mit dir?”

   “Keine Ahnung sag du es mir!” spielte er den Ahnungslosen.

   “Du bist eifersüchtig!”

   “WAS? Ich und eifersüchtig? Auf wen denn?”

   “Das wüsste ich auch gerne! Liam, ich verstehe dich nicht. Du knutscht mit jedem Mädchen, dass dir über den weg läuft und wenn Max sich mal freut und mich durch die Luft schleudert bist du wie ausgewechselt.”

   Schweigen.

   “Willst du nichts sagen?” fragte Kim.

   “ Willst du das ich sage das du Recht hast?”

   “Keine Ahnung ich will nur das endlich mal alles klar ist zwischen uns.”

   Er nahm ihr Gesicht in die Hände. Sein Gesicht näherte sich dem ihren. “Wenn du mich hier küsst werden sie reden…”

   Liams Hände fielen herunter und er trat ein Schritt zurück. “Ich mache das nicht mehr!”

   “Was?”

   “Dich küssen!” Damit drehte er sich um und verschwand.

   “Was ist denn bei euch los?” Sarah kam aus ihrem Versteck.

   “Hast du uns belauscht?”

   “Ne eher beobachtet, ich konnte nichts verstehen! Läuft da was zwischen euch? Es sah so aus, als ob er dich küssen wollte! Das würde Schlagzeilen geben!”

   “Nein, wir sind nur Freunde, ich hatte was im Auge.”

   “Ja klar Schätzchen und ich bin die Nichte der Queen. Also da läuft nichts?”

   “Nein!”

   “Dann hast du nichts dagegen wenn ich mein Glück versuche?”

   “Was ist mit Kian?”

   “Vorbei. Vergangenheit. Geschichte. Nenn es wie du es willst! Also? Habe ich deine Erlaubnis?”

   “JA!” Damit drehte sie sich um und verschwand in der Klasse. Na Klasse, hätte sie doch bloß nichts gesagt und Liam hätte sie geküsst. Das würde richtige Schlagzeilen geben, zumal Liam noch nie ein Mädchen in der Öffentlichkeit geküsst hatte.

   Der Schultag war lang und anstrengend. Sarah versuchte Liam anzubaggern und schien damit auch noch Erfolg zu haben!

   In der Bahn nach Hause saßen Liam und Kim erst schweigend nebeneinander, bis Liam das Schweigen brach. “Weißt du was in Sarah gefahren ist?”

   “Sie steht auf dich! Ist doch logisch!”

   “Sie ist doch deine Freundin oder?”

   “Ja wieso?”

   “Hat sie dich denn nicht gefragt oder so?”           

   “Sie soll mich gefragt haben ob ich was dagegen habe wenn sie mit dir rummacht? Meinst du das?”

   “Hat sie?”

   “JA!”

   “Und was hast du gesagt?”

   “Ich hatte nichts dagegen!” Kim sah aus dem Fenster, sie wollte nicht das Liam den Schmerz in ihren Augen sah.

   “Echt? Ist sie nicht mit Kian zusammen?”

   “Das fragst du jetzt erst? Nachdem du den ganzen Schultag mit ihr geflirtet hast?”

   “Ja. Das ist mir eigentlich relativ egal. Sie ist hübsch, warum also nicht?”

   “Oh, du bist so ein Arsch!”

   “Das höre ich öfter!”

   “Dann machst du dir also nicht viel daraus was andere dir sagen!”

   “Ne, wieso sollte ich?”

   “Du hast dich kein bisschen verändert! Du bist immer noch der gleiche Egoist! Nur versteckst du es hier besser.”

   “Danke du hast dich auch nicht verändert.”

   “Wir sind gleich da.” Sie stand auf und ging zur Tür. Der Zug hielt und sie stiegen aus. Zusammen gingen sie noch ins Hotel, dann trennten sich ihre Wege. Wortlos ging Kim in ihr Zimmer und lies Liam stehen.

   Erst am Abend sahen sie sich wieder. Liam kam pünktlich um sieben. Matthew und Lucy saßen am gedeckten Tisch und unterhielten sich über die Hochzeit. Als Liam Kim sah, guckte er sie verwundert an. “Willst du so essen?” Sie trug ein schwarzes knielanges Kleid, schwarze Strumpfhosen und Pumps ebenfalls in Schwarz, aber es trotz des ganzen schwarz sah sie wirklich umwerfend aus.

   “Ja, aber nicht mit dir.”

   Liam sah fragend zu Matthew. “Sie hat ein Date mit Dylan.” beantwortete er seine unausgesprochene Frage.

   Kim erwartete irgendeine Reaktion in seinem Gesicht zu sehen, aber es regte sich nichts. Er hob nur die Augenbrauen, wünschte ihr viel Spaß und setzte sich an den Tisch.

   “Lucy, der Auflauf ist in zehn Minuten fertig.” erklärte Kim, dann klopfte es an der Tür. “Das ist Dylan, ich gehe schon!” Sie öffnete die Tür und im Esszimmer hörte man ein quicken. Alle drei sahen zur Tür. Kim kam mit einem riesigem Blumenstrauß im Arm ins Zimmer. “Dafür muss ich erstmal eine Vase finden. Geh doch solange zu den anderen ins Esszimmer. Kim rannte in die Küche und kramte in den Schränken. Lucy folgte ihr. Und Matthew verlies auch den Raum.

   Liam fiel auf, dass Kim übers ganze Gesicht strahlte, als ob ihr gerade jemand erzählt hätte, dass sie eine Million Pfund gewonnen hat. “Die freut sich ja echt über die Blumen!” sagte er zu Dylan.

   “Alle Frauen freuen sich über Blumen!”

   “Echt?”

   “Na klar. Wo lebst du denn? Hast du etwa noch nie einem Mädchen Blumen geschenkt?

   “Nö, war bis jetzt nie nötig, ich hatte immer genug Mädels!” Er grinste.

   “Mädchen mögen es verwöhnt und beschenkt zu werden.”

   “Kann sein, aber ich…

   Kim kam wieder ins Esszimmer. “Na wollen wir Dylan?”

   “Aber gerne, schöne Lady.” Dylan hielt ihr den Arm hin. Kim lächelte und hackte sich unter.

   “Schöne Lady? Was ist das denn für eine Anmache?” dachte Liam.

   Dylan führte Kim in ein schickes Restaurant der Kellner führte sie zu einem Tisch und leise Musik spielte im Hintergrund.

   “Es ist schick hier Dylan.”

   “Ich hoffe das Essen schmeckt hier, und es sind hoffentlich nicht so kleine Portionen. Ich habe voll Hunger. Und ich habe keine Lust noch nach dem Essen, essen zu fahren.”

   Kim lachte. “Ich glaube du wirst satt, ansonsten kannst du meine Reste aufessen ich schaffe es nie.”

   “Deal!”

   Sie bestellten ihr essen und unterhielten sich. Irgendwann kam das Thema Liam auf den Tisch.

   “Ich weiß nicht was ich von deinem Typen halten soll.”

   “Dylan, er ist nicht mein Typ, er ist einfach ein Freund. Wieso was ist denn mit ihm?”

   “Keine Ahnung, damals als wir gechattet haben, hast du nicht gerade nette Sachen über ihn geschrieben.”

   “Ja, das ist Liam, manchmal kann sich wirklich voll daneben benehmen.”

   Der Kellner brachte ihr Essen und unterbrach ihre Unterhaltung. Kim sah auf die Teller, sie würde von ihrem Filet, den Kartoffeln und dem Gemüse hundert mal satt werden. Und zufrieden stellte sie fest, dass Dylans Teller noch voller als ihrer war.

   “Ich glaube ich muss ihn mir mal näher unter die Lupe nehmen.” griff Dylan wieder auf das Thema zurück.

   Kim grinste. “Spielst du jetzt den großen Bruder?”

   “Nein!” Dylan lachte unschuldig. “Apropos Bruder, ist er wirklich der von Lina?”

   “Ja. Kaum zu glauben oder?”

   “Oh ja, die kleine ist echt süß. Sie hat mir ein Foto von sich geschickt.”

   “Ist sie nicht ein bisschen zu jung für dich?”

   “Wieso denkst du immer das ich alt bin? Ich bin jünger als ihr Cousin, für den sie geschwärmt hat.”

   “Hat?” Kim sah ihn verwirrt an. Sie hatte doch erst gestern mit Lina telefoniert und sie hatte nichts davon erwähnt.

   “Ja, heute hat sie mir geschrieben, dass er sie angerufen hat und ihr erzählt hat, das er heiraten wird.”

   “Oh, das war bestimmt hart für sie! Ich muss sie morgen gleich mal anrufen.”

   “Ja mach das, sie ist noch ein bisschen traurig, aber tief im Herzen hat sie wohl immer gewusst, das er eine Freundin hat. Sie wollte es nur nicht wahr haben. So wie ich immer.”

   “Wie meinst du das denn jetzt?” Kim war verwirrt.

   “Keine Ahnung wie ich das jetzt sagen soll, aber ich habe mir bei dir auch immer Hoffnungen gemacht.”

   “Ja aber das weiß ich doch, du hast das nie irgendwie geheim gehalten.”

   “Ja, empfindest du denn viel für Liam?”

   Kim wurde rot. ”Ehrlich gesagt bin ich mir über meine Gefühle noch nicht ganz sicher, wäre Liam so wie du, dann würde ich sofort Ja sagen, aber er ist so launisch, ich weiß es nicht… aber irgendwie glaube ich schon. Tut mir Leid.” Sie nahm seine Hand über den Tisch.

   “Nein, das muss dir nicht Leid tun! Ich bin froh, dass wir Freunde sind. Ich konnte dich nur nie vergessen weil deine Erscheinung so… wie soll ich das ausdrücken? So, überwältigend ist!”

   “Ich? Überwältigend? Das glaube ich gar nicht!” Kim musste trotz des ernsten Gesichtes das Dylan machte lachen. 

   “Doch, du hast so eine Ausstrahlung, die kann man einfach nicht ignorieren!”

   “Dylan ich bin so froh, das du mein Freund bist. Aber wieso kann ich mich nicht in dich verlieben?”

   “Darüber können wir Menschen nicht entscheiden, das macht unser Herz ganz allein. Da siehst du die Perfekte Person für dich, und es ist geschehen bevor du es selbst weißt.”

   “Wow, gut gesagt Dylan. Ich wünsche dir eine ganz tolle Freundin.” Kim kicherte.

   “Was ist denn jetzt los? Habe ich was verpasst? Oder irgendetwas im Gesicht?”

   “Nein, ich musste nur gerade an Linas Genialen Plan denken.”

   “Was für einen Plan?”

   “Liam eifersüchtig zu machen.”

   “Ja aber das kannst du ja jetzt immer noch. Ich versteh nur nicht was du an ihm findest!”

   “Ich sollte ihn mit dir eifersüchtig machen!” Kim grinste.

   “Warum auch nicht? Ich wäre dabei! Hört sich lustig an.”

   “Ne ich weiß nicht ob ich das durchziehen kann, wenn dann soll er sich so in mich verlieben!”

   “Falls du deine Meinung änderst, ich bin bereit.”

   “Ich würde mich nicht wundern wenn ihr Freunde werdet, sobald er merkt, dass zwischen uns nichts läuft.”

   “Wie denn das? Du glaubst das doch nicht wirklich, nicht nachdem, was du so über ihn erzählst.”

   “Zu Jungs ist er ganz anders. Ich glaube wenn er mit seinen Jungs ist, dann ist er ganz er selbst. Nur wenn es um Mädchen geht, dann wird er ein Dr. Marc Meier.”

   “Dr. wer?”

   “Marc Meier. Das war so eine Arztserie in Deutschland, die habe ich mir immer mit Lina angeguckt. Er ist so ein Weiberheld. Er ist zwar in seine Kollegin Dr. Hase verliebt aber er versucht ihr immer weh zu tun und macht mit jeder Frau rum die irgendwie attraktiv ist. Aber trotzdem mag man ihn irgendwie!”

   “Ja. Dann trifft das ganz genau auf Liam zu.”

   Beide lachten. “Komm ich bringe dich langsam zurück.” Kim nickte und sie standen auf.

   Als sie beim Hotel ankamen nahm Kim Dylan in den Arm. “Danke, das war ein toller Abend mit dir.” flüsterte sie ihm ins Ohr.

   “Ich fand ihn auch ganz toll.” bestätigte er.

   “Willst du noch mit nach oben kommen?”

   “Ne, lass mal ich muss morgen früh raus, arbeiten.”

   “Keine Vorlesungen?”

   “Nein, Morgen nicht.”

   “Okay, Gute Nacht.”

   “Nacht.” Dylan verschwand in der Dunkelheit und Kim ging zum Fahrstuhl.

   Oben angekommen öffnete sie die Zimmertür. Komisch sie hörte Stimmen. Zu dieser Zeit eigentlich ungewöhnlich. Liam lachte. Was machte er denn hier? Kims Herz schlug auf einmal heftig gegen ihre Brust. Sie trat ins Wohnzimmer ihr Vater und Lucy saßen mit dem Rücken zu ihr. Ihr Blick blieb aber an Liam hängen er hielt seine Gitarre in der Hand und zupfte eine Melodie. Er sah sie an. Stumm. Dann änderte er die Akkorden und spielte Bruno Mars, ihr Lied! Leise sang er dazu: „When I see your face. There's not a thing that I would change. Cause you're amazing.“    „Oh das Lied ist schön!“ Rief Lucy erfreut aus.

   “Ja. Das ist doch Kims Lieblingslied.” stimmte auch Matthew zu.

   “Ja, das ist mein Lieblingslied!”

   “Oh Kim du bist schon da?” Matthew drehte sich zu seiner Tochter. “Wir suchen uns gerade ein paar Lieder für die Hochzeit aus.”

   “Liam singt echt super. So richtig mit Gefühl. Kann es sein das du damals ein bisschen untertrieben hast? Von wegen es geht und so.” fragte Lucy.

   “Kann sein, dass ich es anderes in Erinnerung hatte.” wich Kim aus. “Es ist schon fast zwölf, das wisst ihr oder?”

   “Oh schon so spät?” Matthew sprang auf. “Komm ich bringe dich nach Hause.” er zog Lucy von ihrem Sessel. Sie verabschiedeten sich noch kurz und dann waren sie auch schon durch die Tür verschwunden.

   “Das ging aber schnell.” Kim setze sich auf den Sessel in dem gerade noch Lucy gesessen hatte und zog ihre Pumps aus.

   “Ich muss los.” Liam stand plötzlich auf.

   Kim wusste gar nicht was sie sagen oder wie sie reagieren sollte, also stand sie auch einfach auf. Schweigend standen sie sich gegenüber. “Naja, wie gesagt, ich muss dann mal.”

   “Gute Nacht.” Kim stellte sich zur Seite um ihn durchzulassen.

   “Ja, Gute Nacht.” Und weg war er. Kim sah ihm hinterher und hörte noch die Tür ins Schloss fallen.

   “Der war ja komisch drauf.” murmelte sie und ging in ihr Schlafzimmer.

 

Die Woche verging schnell in der Schule passierte nichts was von belang war, die beiden Typen aus der U-Bahn ließen sich nicht mehr blicken und alles war okay, außer vielleicht das Sarah sich immer mehr an Liam ran machte. Jede Möglichkeit nutzte sie aus. Aber sie war nicht die einigste. Kim versuchte sich nichts dabei zu denken und übersah es einfach. Liam war halt so ein Typ, der Frauen um sich brauchte. Nur sie irgendwie nicht, immer ging er ihr aus dem Weg wenn es möglich war, nur das Joggen am Morgen, aber außer “Morgen” und “bis nachher” sagte er nichts.

 

Die letzten Vorbereitungen  für die Hochzeit liefen. Eines Tages kam Matthew zu Kim.

   “Du Schätzchen, Lucy und ich haben beschlossen, jetzt doch Flitterwochen zu machen.”

   “Das ist doch toll, aber wieso habt ihr das erst jetzt beschlossen?”

   “Ehrlich gesagt hatten wir ein bisschen Angst euch beide allein zu lassen, aber jetzt da wir selbst wissen, das zwischen euch nichts läuft, spricht eigentlich nichts dagegen.”

   “Dad, ich habe dir doch schon von Anfang an gesagt, dass zwischen uns nichts läuft. Liam  braucht mehr Frauen um sich. Eine reicht ihm nicht!”

   “Super!”

   “Das ist nicht super!” beschwerte sie sich. “Ich mag ihn wirklich gerne.”

   “Das weiß ich doch Schätzchen, wir mögen ihn auch. Aber weißt du so sind Jungs nun mal.”

   “Naja du musst es ja wissen! Und so viel zu ein netter stiller Junge wie sein Vater! Wo wollt ihr denn jetzt hin?”

   “Malediven!”

   “Oh man das ist Hammer! Ich wünschte ich könnte mit!”

   “Nächstes mal!”

   “Versprochen!” Kim grinste

   “Was versprochen?” Liam stand auf einmal in der Küche.

   “Papa und Lucy fliegen in den Flitterwochen auf die Malediven, und das nächste mal darf ich mit.”

   “Wow! Wann fliegt ihr denn?”

   “Direkt nach der Hochzeit, also in drei Tagen. Ich sollte mal packen gehen.”

   “Aber kurze Sachen Dad, keine Anzüge!” Rief Kim ihm lächelnd hinterher.

   “Wer kommt denn alles zur Hochzeit?”

   “Nicht sehr viele ein paar Verwandte und Freunde, wir werden wohl so an die 100 Leute sein.”

“Aha… “

 

   “Ja ich will!” ertönte die Stimme ihres Vaters in der Kirche.

   “Und willst du Lucy Baldock den hier anwesenden Matthew Becks zu deinem angetrauten Ehemann nehmen? Ihn lieben und ehren bis das der Tod euch scheidet?”

   “Ja ich will!”

   “Kraft des mir verliehenen Amts erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau! Matt, du darfst deine Frau jetzt küssen.”

   In der Kirche brach Beifall aus. Kim unterdrückte die Tränen. Es sah so schön aus, wie ihr Vater seine Frau küsste. Die Trauung war wunderschön wie in einem Märchen, so wollte Kim auch heiraten. Sie ging zu ihrem Vater und beglückwünschte ihn, dann Lucy und Liam tat es ihr gleich.

   Sie sah ihren Vater erst auf der Feier wieder. Er strahlte übers ganze Gesicht und Kim war stolz auf ihn. Es wurde gegessen und getanzt. Liam und seine Band spielten super, die Stimmung war klasse jeder fühlte sich wohl. Kim musste zugeben, dass Liam echt gut war, er trug einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd mit einer schmalen schwarzen Krawatte. Sie steuerte zur Tür und setzte sich auf die Terrasse, sie brauchte frische Luft drin war es stickig und voll. Dylan tanzte mit einem Mädchen, das Kim nicht kannte, wahrscheinlich irgendeine Bekannte von Lucy, dachte sie. Liam sang und ihr Vater und Lucy waren irgendwo. Also war Kim allein. Sie blickte in den Sternenhimmel und dachte an ihrer Mutter, sie freute sich ganz sicher auch über das Glück ihres Mannes.

   Wie Kim so dasaß, in ihrem rotem Kleid, ihre Haare fielen ihr offen über die Schulter, den Blick in den Himmel. “Denkst du an deine Mum?”

   Kim schrak hoch. “Liam! Du hast mich erschreckt, musst du dich so anschleichen? Ich wäre fast gestorben…”

   “Tschuldigung.” Er setzte sich neben sie. “Und wie gefällt dir die Hochzeit?”

   “Sie ist wundervoll. So stelle ich mir meine Hochzeit auch…” Sie verstummte. Was redete sie da überhaupt? Es hatte ihn gar nicht zu interessieren wie sie sich etwas vorstellte.

   “vor.” Beendete er ihren Satz. “Kann ich mir von dir auch denken.”

   “Ja? Und wie stellst du dir deine vor?”

   “Keine Ahnung habe noch gar nicht darüber nachgedacht. Ich werde wohl nie heiraten…”

   “Wieso nicht?” Kims Neugier war geweckt.

   “Keine Ahnung wieso. Kann mir einfach nicht vorstellen Ehemann zu sein, das passt glaub ich nicht zu mir.”

   Kim war enttäuscht, aber irgendwo hatte er Recht, Ehemann passte einfach nicht zu ihm. “Hast Recht.” Stimmte sie ihm zu. Sie blickten sich tief in die Augen keiner sagte etwas und wie zwei Magneten zogen sich ihre Köpfe zusammen, doch plötzlich wurde es laut auf der Terrasse Kevin, Ben und Max kamen auf die beiden zu und ihre Köpfe flogen auseinander.

   “Hey, hier seit ihr also! Wir haben euch schon überall gesucht. Die Party ist der Hammer Kim!” redete Kevin auf sie ein.

   “Danke.” erwiderte Kim. “Wollt ihr etwas trinken?”

   “Klar gerne.”

   “Gut ich besorg uns etwas.” Sie stand auf und verlies die Terrasse. Kevin und Ben stellten sich ans Geländer und blickten nach unten.

   “Boa das zwanzigste Stockwerk echt Geil!”

   “Es ist das zehnte Kevin.” berichtigte Ben. Max und Liam saßen auf der Bank.

   “Na läuft doch alles super oder?” Fragte Liam Max.

   “Ja du bist gut heute. Hast die Schnulzen mal wieder richtig drauf! Aber was ist bei dir und Kim?”

   “Was soll bei uns sein?”

   “Seit ihr jetzt endlich zusammen?”

   “Wie kommst du nur auf so eine Scheiße? Ich hatte noch nie eine Freundin. Und das wird sich auch nicht ändern. Ich will frei bleiben und von vielen die Auswahl haben, und nicht immer nur die gleiche!”

   “Du bist wirklich ein Arsch!” Max schlug ihn freundschaftlich auf die Schulter. “Aber du verletzt sie damit.”

   “Dann soll sie sich von mir fernhalten.”

   “Wie denn wenn du das nicht mal schaffst?”

   “Ich habe es wenigstens bis jetzt geschafft sie nicht zu küssen!”

   “Das sah gerade aber ganz anders aus.” Antwortete Max verächtlich. “Du spielst mit ihren Gefühlen, das hat sie nicht verdient.”

   “Ist aber nichts passiert! Und wie gesagt dann muss sie sich von mir fernhalten. Ganz einfach!”

   “So einfach ist es nicht. Du bist ein Mädchenschwarm, also praktisch ein Magnet. Und sie ist nicht so ein Mädchen wie die anderen. Für sie ist treue wichtig.”

   “Na und? Was ist mit dir? Du bist nicht besser als ich.”

   “Alles was ich mache gucke ich bei dir ab.” Max lachte und Liam stimmte ein.

   “Eure Getränke Jungs!” Kim stellte die Getränke auf den Tisch. “Ich geh dann mal wieder rein.”

   “Willst du nicht mit uns anstoßen? Auf unseren ersten Auftritt in einem anderem Land.” fragte Ben.

   “Ne Danke, ich lasse lieber die Hände vom Alkohol. Ich habe sowieso irgendwie schon leichte Kopfschmerzen. Mein Dad bricht gleich auf, ich will bye sagen und dabei nüchtern sein!” Sie lachte, drehte sich schwungvoll um und wäre fast hingefallen, wenn Ben sie nicht festgehalten hätte. “Oh danke.” murmelte sie und ging jetzt langsam in Richtung Tür.

   “Warte ich komme mit.” Liam stand auf und ging auf sie zu. “Ich will mich auch verabschieden!” sagte er als er ihre fragende Miene bemerkte. Max schüttelte den Kopf er konnte es einfach nicht lassen!

   Drinnen sahen sie wie Matt und Lucy mit Lucys Eltern sprachen.

   “Das wird wohl noch ein bisschen dauern.” Prophezeite Kim.

   “Willst du tanzen?”

   “Tanzen?”

   “Ja, das kannst du doch bestimmt noch.”

   “Gut…” stimmte sie verwundert zu. Sie gingen auf das Parkett und fingen an zu tanzen.         “Wieso willst du auf einmal mit mir tanzen?”

   “Darf ich nicht?”

   Kim antwortete darauf nicht. Sie genoss es einfach in Liams Armen zu tanzen. Sie spürte seine Finger auf ihrem nackten Rücken, die sie streichelten und eine kleine Gänsehaut durchfuhr sie.

   “Dein Kleid steht dir echt gut!”

   “Danke.” Kim vermied es ihn anzusehen.

   “Weißt du warum ich das mag?” Sie schüttelte den Kopf und er redete weiter. “Das bleibt mein Geheimnis!” Er grinste schelmisch. ”Komm Matt ist fertig.” Er zog sie von der Tanzfläche direkt auf Matt und Lucy.

   “Warte nicht so schnell, mir ist irgendwie schwindelig.”

   “Ist dir schlecht?” Liam blickte sie besorgt an.

   “Nein, die Luft ist hier drin nur so stickig, ich geh und hol mir eben was zu trinken. Geh du schon mal zu den beiden.”

   Liam blickte Kim hinterher und sah, wie sie zur Bar ging und sich etwas bestellte. Er zuckte mit den Achseln und ging zu Matt und Lucy.

   “Und fahrt ihr los?” fragte Kim kurze Zeit später.

   “Ja, wir müssen, sonst verpassen wir den Flug. Du warst heute wundervoll Schatz.” Matt nahm seine Tochter in den Arm. “Ich werde dich vermissen Kimi!”

   “Ich dich auch Dad!” Sie unterdrückte ihre aufsteigenden Tränen. “Die Hochzeit war wundervoll und ihr beide, ihr seit so süß!”

   “Danke!” antworteten die frisch Vermählten wie aus einem Mund. Jetzt schlag Kim die Arme um Lucy und drückte sie fest. “Pass auf Dad auf.” Flüsterte Kim ihr ins Ohr.

   “Mache ich. Versprochen!”

   Liam verabschiedete sich auch von den beiden. Kim bekam noch ein paar Küsschen und dann waren sie weg.

   “Ich werde die beiden vermissen.”

   “Ja ich auch.”

   Kim blickte erstaunt zu Liam.

   “Was werden wir jetzt essen?” grinste er.

   “Oh, du bist so ein…”

   “Was?” er grinste sie an.

   “Das bleibt mein Geheimnis!” Sie drehte sich um und stieß mit Dylan zusammen.

   “Oh, hallo, Kim du siehst heute fantastisch aus!”

   “Das hast du schon fünf mal gesagt!” Kim lachte.

   “Komm mit mir tanzen!”

   “Aber es sind doch kaum noch Leute da, die meisten sind schon gegangen!” Protestierte Kim.            “Außerdem pocht mein Kopf so komisch und mein Magen ist komisch, muss wohl etwas schlechtes gegessen haben.”

   “Na und? Was interessieren uns andere Leute? Heute ist Hochzeit, da kannst du nicht krank sein!” Grinsend zog er sie an sich und fing einfach irgendwie an zu tanzen. Kim lachte. “Du kannst überhaupt gar nicht tanzen!” rief sie amüsiert aus.

   Liam verschwand wieder in Richtung Terrasse, stieß dabei aber mit Max zusammen. “Siehst du, du kannst ja nicht mal sehen, dass sie sich mit einem anderen amüsiert.”

   “Ach lass mich in Ruhe! Ich brauche einen Drink.”

   “Aber du trinkst doch sonst nie.”

   “Aber jetzt brauche ich einen!”

   Kim tanzte nur kurz mit Dylan, denn er verabschiedete sich schon wieder. “Ich muss morgen zur Vorlesung.”

   “Am Samstag?” Wieder lachte sie.

   “Jepp. Manchmal passiert das. Außerdem haben wir es hingekriegt.”

   “Was?”

   “Deinen Liam eifersüchtig gemacht. Er ist sofort raus gegangen.” Er grinste. “Bin ich nicht ein guter Schauspieler? Vielleicht sollte ich nach Hollywood gehen?”

   “Ach du bist ein Spinner!” lachte Kim und schlug ihn leicht auf die Schulter. “Komm gut nach Hause.”

   “Ja werde ich.” Er beugte sich zu ihr runter und gab ihr einen Kuss auf den Mund. “Bis dann!” rief er und lief zum Ausgang.

   Kim wusste gar nicht wie ihr geschah. Dylan hatte sie noch nie geküsst! Automatisch glitt ihr Blick zur Terrasse und natürlich stand Liam da! Sie grinste und wollte gerade auf ihn zugehen als sie von einem Mann angesprochen wurde.

   “Hi, ich weiß du kennst mich nicht, aber ich bin Marc, Lucys Cousin. Hast du vielleicht Lust mit mir zu tanzen?”

   Kim blickte zu der Stimme. Vor ihr stand eine jüngere Ausgabe von David Hasselhoff. Und noch bevor sie antworten konnte, dass sie Kopfschmerzen habe, kam Liam und packte sie am Arm. “Komm wir müssen los.”

   “Wohin?”

   “Ins Bett, es ist spät.” Zu Marc gewandt sagte er “Tut mir Leid, aber vielleicht ja nächstes mal.” Er ging los und zog Kim hinter sich her.

   “Ich will aber noch tanzen!” quengelte Kim.

   “Wir können in deinem Zimmer tanzen.” Liam zog Kim von Marc weg und nickte diesem entschuldigend zu.

“Ehrlich? Wir tanzen in meinem Zimmer?”

   “Nein.”

   “Geht’s noch? Du hast mich angelogen. Nur weil ich mit Marc tanzen wollte.”

   “Ach das ist also dein Danke?”

   “Wofür sollte ich mich bedanken?”

   “Weißt du eigentlich was der Kerl wollte?”

   “Ja- ha, mit mir tanzen!” erklärte sie ihm trotzig und blieb dann stehen um sich kurz an die Wand zu lehnen, irgendwie drehte sich alles.

   “Ne ganz sicher nicht tanzen!” meckerte Liam weiter. “Er wollte dir nur an die Wäsche!”

   “Da hätte er lange suchen müssen, ich habe nämlich gar keine an!” lächelnd blickte sie ihn an.

   Liam konnte nicht anders er lies seinen Blick über ihr Kleid schweifen. Hauteng saß es und es gab wirklich keine Anzeichen von Unterwäsche “Hast du was getrunken?”

   “Natürlich habe ich was getrunken, den ganzen Abend diesen sprudeligen O-Saft.”

   “Oh Blondie! Das war nicht nur O-Saft, er ist mit Sekt vermischt.”

   “Heißt das…”

   “Ja,” unterbrach er sie. “Du hast zu viel getrunken und wir wissen ja was dann mit dir passiert.”

   “Ach quatsch, ich habe gar nicht viel getrunken, ich fühle mich noch voll fit. Ich will wieder rein und tanzen!” protestierte sie.

   “Wenn du nicht viel getrunken hättest, hättest du mir nicht gesagt, dass du nichts unter deinem Kleid trägst. Also bringe dich jetzt in dein Zimmer!” Und ich müsste nicht ständig daran denken, dass du es mir gesagt hast. Dachte er.

   Widerwillig ging Kim mit ihm zu ihrer Suite. Er öffnete die Tür und stieß sie vor sich in den Raum, dann schloss er die Tür hinter sich. Kim blieb trotzig stehen. Liam stöhnte und zog Kim in ihr Zimmer.

   “Weißt du, dass du mich vorhin fast geküsst hättest?” fragte sie.

   “Ja, aber nur fast.”

   “Dann kamen deine Jungs und wir sind ganz schnell auseinander!” sie kicherte.

   “Ja!”

   “Aber jetzt wird uns keiner stören!”

   “Kim, du bist betrunken.”

   “Bin ich gar nicht. Ich habe nur O-Saft getrunken.”

   “Ja, das sagtest du bereits. Oh man ich habe noch nie einen Menschen kennen gelernt der so wenig Alkohol vertragen kann!”

   “O-Saft!” berichtigte sie ihn.

   “Na gut dann halt O-Saft! Und jetzt solltest du schlafen gehen. Gute Nacht.”

   Er drehte sich um und wollte gerade Richtung Tür gehen. Als sie ihn wieder rief er drehte sich um. Kim saß auf ihrem Bett und fragte mit zuckersüßer Stimme: “Kriege ich denn keinen ‘Gute-Nacht-Kuss‘?”

   Liam wand sich innerlich. Wie sollte er es denn schaffen ihr aus dem Weg zu gehen, wenn sie sich in seine Arme schmiss? Er drehte sich um und küsste sie auf die Wange.

   “Gute Nacht!” damit verschwand er aus dem Zimmer und ging wieder zu den Jungs auf die Terrasse.

   “Wo warst du denn?”

   “Ich habe Kim nach in ihr Zimmer gebracht, sie war Müde.” Er wollte nicht vor seinen Freunden zugeben, dass er sie nur in ihr Zimmer gebracht hatte, weil sie zu viel getrunken hatte.

   “Alles klar!”

   Seine Ausrede wurde also akzeptiert. Nur Max guckte ihn skeptisch an. “Ist was?” fragte er leise, sodass Ben und Kevin ihn nicht hören konnte.

   “Hast du sie geküsst?” fragte Max genauso leise.

   “Ich hätte es nicht getan, wenn sie es nicht gewollt hätte!” verteidigte er sich.

   “Sie hat dich darum gebeten? Das soll ich dir glauben?”

   “Sie hat ein bisschen zu viel von diesem sprudeligem O-Saft getrunken. Sie wusste nicht, das Sekt mit drin war. Und als ich gehen wollte, wollte sie das ich ihr ein ‘Gute-Nacht-Kuss’ geben soll. Also hab ich sie auf die Wange geküsst, was eigentlich nicht als Kuss gilt!”

Max prustete los. “ Sprudeliger O-Saft?“

   “So hat sie es auf jeden Fall genannt!”

   “Und du lügst nicht?” Max grinste noch immer.

   “Wieso sollte ich dich anlügen? Und wenn meinst du ich würde dir dann eine solche Geschichte auftischen?”

   “Was tuschelt ihr beiden denn da so rum?” rief Kevin zu ihnen rüber.

   Liam hielt seine Hand hin und nach kurzem zögern schlug Max ein. “Nichts!” riefen beide gleichzeitig.

   “Soll ich eure Limo rufen?”

   “Limo?” Ben strahlte, “Was für ne Limo?”

   “Ja die, die euch nach Hause bringt, denkt ihr Matt würde sich nicht darum kümmern?” Liam grinste.

   “Ruf die Limo!” riefen Ben und Kevin.

   “Kommt mit runter!” Liam verabschiedete sich noch von den Jungs, die begeistert von der Limo waren und ging dann zum Fahrstuhl. Vor seiner Zimmertür überlegte er noch, ob er zu Kim gehen sollte um nach ihr zu sehen. Widerstand dem drang dann aber doch. Und ging stattdessen in sein eigenes Zimmer.

Kapitel 12

Liam stand gegen halb elf auf, duschte sich zog sich eine Jeans und ein Hemd über und ging rüber zu Kim. In Erwartung sie am Frühstückstisch vorzufinden irrte er, es war keine Menschenseele in Sicht. “Kim!” rief er, doch es kam keine Antwort er ging zu ihrem Zimmer und klopfte an die Tür, aber auch hier keine Reaktion. Kurz entschlossen öffnete er die Tür und trat ein. Kim lag in ihrem Kleid auf dem Bett und schlief unwillkürlich musste Liam lächeln. ”Hey, willst du nicht langsam aufstehen?” Wieder keine Reaktion. Er ging auf ihr Bett zu und schüttelte sie leicht. “Hey, aufwachen!”

   Vorsichtig öffnete Kim die Augen. “Wie spät ist es?”

   “Elf Uhr.”

   “WAS? Schon so spät?”

   “Keine Sorge es ist Samstag! Mach dich fertig und geh duschen, du siehst total mitgenommen aus.” Er drehte sich um und verlies ihr Zimmer, und ging in die Küche um ein Frühstück vorzubereiten.

   Zwanzig Minuten später saß Liam am Tisch und las die Zeitung, gerade als er ein Schluck von seinem Kaffee nehmen wollte, kam Kim ins Zimmer und Liam verschluckte sich prompt.            Sie trug eine sehr knappe Hot Pant und ein Spagettiträger Top, dass eine schmale Linie ihres Bauchs frei lies. Ihre noch feuchten Haare fielen ihr offen über die Schultern. “Oh wow, du hast frühstück gemacht. Sie kam auf ihn zu und noch bevor Liam wusste, was sie vorhatte küsste sie ihn auf die Wange. “Danke.” Damit setzte sie sich neben ihn und goss sich Kaffee ein als ob nichts gewesen wäre, aber in Wirklichkeit zitterten ihre Beine wie noch nie und sie glaubte Liam würde ihren Herzschlag hören.

   “Ist alles okay bei dir oder hast du deinen Rausch noch nicht ausgeschlafen?”

   “Ne, bei mir ist alles bestens, nur ein bisschen Kopfschmerzen, mehr nicht.” gab sie sich gelassen.

   “Aha. Und ist dir heiß oder warum hast du so wenig an?” fragte er und blickte über ihre nackten Beine.

   “Stört es dich?” nachdem sie es geschafft hatte nicht rot zu werden, wurde sie lockerer und entspannte sich.

   “Ich will mich nicht beschweren!”

   “Gut, dann lass es und genieß den Anblick.” gab Kim stumpf zurück.

   “Du willst mich anmachen?” fragte er ungläubig.

   “Vielleicht.” Kim lächelte ihn frech an.

   “Was ist denn mit dir passiert? Zuerst bist du schüchtern wie was weiß ich und jetzt fliertest du mit mir?”

   “Was hab ich denn zu verlieren?” Besser sie bekam ihn für ein paar Wochen, als gar nicht.

   “Deinen Ruf vielleicht?”

   “Ach, der ist nicht so wichtig. Dann habe ich halt einen neuen, ‘die neue von Liam’ oder ‘Liams neueste Eroberung’ oder wie wäre es mit ‘er hat sie doch noch rumgekriegt‘. Die wievielte wäre ich?”

   “Keine Ahnung habe nie mitgezählt, weißt du?”

   “Ach auch nicht schlimm!” munter biss sie in ihr Brötchen.

   “Was ist nur in dich gefahren? Hast du…”

   Es klopfte an der Tür und beide sahen sich an. “Erwartest du jemanden?” fragte Kim Liam.

   “Nein.” Er nahm seine Zeitung und tat als lese er interessiert. Aber er beobachte Kim wie sie zur Tür ging. Als sie endlich aus seinem Blickfeld verschwand, fragte er sich was sich hier abspielte. Doch bevor er auch nur ansatzweiße eine Logische Erklärung für Kims verhalten gefunden hatte, hörte er wie Sarah nach ihm rief. “Oh nein, nicht noch so eine!” dachte Liam, für heute war es ihm schon echt ein bisschen zu viel.

   “Ach Kim, lass mich doch rein.” bettelte Sarah. Kim trat zur Seite und Sarah stürmte rein.

   “Hi, Liam, na wie geht’s?” Sie küsste ihn auf beide Wangen setzte sich dann auf Kims Platz und trank ihren Kaffee.

   “Wie ich sehe bedienst du dich schon. Ich gehe mich umziehen.”

   “Wieso? Du siehst sexy aus!”

   “Ja ich weiß!” Damit verschwand sie in ihrem Zimmer.

   “Ist die irgendwie sauer auf mich?” wandte sich Sarah an Liam.

   “Keine Ahnung, ich habe euch Frauen sowieso noch nie verstanden. Frag sie selber.”

   “Gut.” Sarah stand auf und ging in Kims Zimmer.

   Erleichtert atmete Liam  auf.

   “Hey Süße, bist du sauer auf mich?” Sarah ging auf Kim zu die vor ihrem Kleiderschrank stand.

   “Nein, kein bisschen, ich will nur Joggen gehen, ich fühle mich so fett ich habe gestern so viel gegessen wie noch nie in meinem Leben!” Kim versuchte zu lächeln, zog sich ihre Jogginghose an und band sich die Haare zu einem Pferdeschwanz.

   “Ja, ich müsste eigentlich auch mal wieder Joggen, aber ich bin zu faul. Ich werde meine Pfunde lieber anders los.

   “Wie meinst du das?“

   Sarah sah sie verschwörerisch an.

    “Hast du vor mit Liam ins Bett…?” Kim konnte den Satz nicht zu Ende sprechen.

   “Ja! Ist das nicht super? Heute Nacht! Ich glaube ich habe ihn soweit. Außerdem würde er doch mit jeder ins Bett hüpfen!”

   Kim bemühte sich die Fassung nicht zu verlieren und ging aus dem Zimmer. “Wenn du meinst, dass er da mit macht, dann wünsche ich euch viel Spaß!” rief sie zu Sarah und stürmte aus der Wohnung.

   “Wo will sie hin?” fragte Liam. “Und wobei wünscht sie uns viel Spaß?”

   “Joggen, sie meint sie wäre zu fett, weil sie gestern so viel gegessen hätte.”

   “Ausrede!” dachte er, fragte aber: “Hat sie gesagt wann sie wieder kommt?”

   “Ne, aber ich glaube sie fand sich ziemlich fett, und wir haben genug Zeit für uns!” lächelnd stand sie auf und massierte ihm die Schultern.

   “Wie Zeit für uns?”

   “Naja, wir könnten doch rüber in dein Zimmer gehen, und naja, du weißt schon…”

   “Sag mal habe ich heute irgendwas an mir?”

   “Du hast jeden Tag etwas an dir!”

   “Ne, danke für dein Angebot, aber das geht nicht, du musst gehen!” Damit stand er auf und zog Sarah zur Tür.

   “Hä? Was ist los mit dir? Ich will doch nur ein bisschen Spaß haben!” protestierte Sarah.

   “Ja, dann such dir einen anderen, ich bin für deinen Spaß nicht zu haben, meine Jungs kommen gleich.”

   “Das ist doch nur eine ausrede! Was wollen die denn hier? Proben? Ihr habt ja noch nicht mal Instrumente!”

   “Ne, wir gehen in die Spa und lassen uns schön verwöhnen mit Sauna, Schwimmen, Fitness und einer richtigen Massage. Matt hat uns als Dankeschön Dauerkarten geschenkt, solange wir hier sind.”

   “Ich könnte dich auch richtig Massieren.”

   “Nein, danke ich ziehe einen Profi dir vor! Ich muss jetzt los, Sachen packen. Bis Montag.” Er ging in sein Zimmer und lehnte sich an die Tür. “Was ist heute bloß los?” fragte er in den Raum. Plötzlich klopfte es an der Tür. Genervt drehte er sich um und machte die Tür auf. “Ich habe doch gesagt, heute nicht!”

   “Ja auch Hallo! Was ist los?” Max stand vor der Tür und grinste ihn an. “Oh man du siehst ja echt fertig aus!” stellte er fest.

   “Komm rein. Wie spät ist es?”

   “Gleich Zwölf. Wieso?”

   “Mein Tag ist jetzt anderthalb Stunden alt und ich kann mich kaum noch vor Mädchen retten!”

   “Und das stört dich? Seit wann?” Max lachte.

   “Seit heute, hast du Sarah gesehen?”

   “Ja, und die war vielleicht sauer! Was hast du ihr getan?”

   “Ich habe ihr den Laufpass gegeben, sie wollte mit mir schlafen!”

   “Na und? Das hat dich doch noch nie gestört.”

   “Sie ist die Freundin von Kim!”

   “Und?”

   “Du checkst es nicht oder? Kim steht voll auf mich, wenn ich mich mit ihrer besten Freundin einlasse ist echt alles im Eimer!”

   “Jetzt werd mal nicht eingebildet. Nur weil Kim gestern ein Gute-Nacht-Kuss haben wollte heißt das noch lange nicht, dass sie voll auf dich steht! Zwar weiß ich, dass sie auf dich steht, aber das ist was anderes.”

   “Ja, das weiß ich selbst, aber seit heute morgen ist sie irgendwie anderes, sie hat voll mit mir geflirtet.”

   “Das bildest du dir ein, sie ist zu schüchtern dafür.”

   “Ja das dachte ich ja auch immer, aber jetzt ist sie es nicht mehr, zumindest vorhin nicht. Wenn du sie heute Morgen gesehen hättest, in ihrer knappen Shorts, dann würdest du mir sofort glauben!”

   Es klopfte wieder an der Tür und sie wurden in ihrem Gespräch unterbrochen.

   “Lass die Jungs rein, ich packe noch schnell meine Sachen.”

 

Kim kam gegen ein Uhr nach Hause. Als sie die Wohnungstür öffnete war alles verlassen, nur der Frühstückstisch stand noch so da wie er war. Das war wieder das Typische Verhalten von Liam dachte Kim. “Wahrscheinlich bin ich heute doch zu weit gegangen, aber dieser Kerl macht es einem auch nicht leicht!” Achselzuckend machte sie sich daran, den Tisch aufzuräumen. Als sie fertig war ging sie in ihr Zimmer, packte Badesachen und Handtücher in eine Sporttasche und ging zum Fahrstuhl. Unten angekommen schlug sie den Gang zum Wellnessbereich ein.

   “Hey Viola!” begrüßte sie die Frau am Empfang.

   “Hallo Kim, na ein bisschen entspannen? Eine Massage vielleicht?”

   “Ne, erst mal will ich Schwimmen und in die Sauna, aber dann komme ich auf dein Angebot zurück!”

   “Frank ist heute da, du magst doch wie er massiert.”

   “Oh, ja dann will ich auf jeden Fall noch eine Massage! Ist heute denn viel los?”

   “Nein, die meisten haben an einem Samstag ja was besseres zu tun, die kommen erst abends alle. Jetzt sind ein paar Rentner hier und ein paar Jungs, aber sonst hast du alles für dich!”

   “Wunderbar!” lächelnd betrat sie die Umkleide.

   Sie schwamm erst ein paar Bahnen, dann ging sie in die Sauna, hielt es da aber nicht lange aus und ging dann zu Frank, der sie richtig durchknetete. “Na wie geht es dir Kim?”

   “Im Moment einfach phantastisch!”

   “Das ist schön, und wie sieht es aus? Hast du jetzt einen Freund?”

   “Nein. Immer noch nicht, wen hast du heute für mich? Wieder einen deiner Cousins oder Neffen?”

   “Nein, hier sind ein paar Jungs in deinem Alter, haben bis eben Trainiert und sind jetzt in der Sauna, da ist bestimmt einer dabei, geh doch gleich mal hin!”

   “Nein, ich gehe nicht in die gemischte Sauna, ich gehe nur in die Frauen Sauna. Das weißt du doch.”

   “Ja aber in der gemischten, macht Viola nachher Aufguss und du hast da eine Dampfsauna, bei dem ganzem Dampf sieht dich eh keiner nackig.” er lachte. “Und zu guter letzt ist da eine tolle Dachterrasse auf der du dich abkühlen kannst.”

   “Ne, ich weiß nicht, das gemischte ist nichts für mich, erst Recht nicht, wenn da ein paar Typen in meinem Alter sind, muss ich mich da ja nicht nackt präsentieren.”

   “Es sind nur vier!”

   “Vier sind auch schon zu viele!”

   “Dann nimm ein Handtuch mit. Da sagt auch keiner was!”

   “Oh man Frank was hast du vor?”

   “Ich will doch nur, dass du so glücklich bist, wie ich mit meiner Frau und unseren fünf Kindern.”

   “Ja, dass kommt bestimmt noch, ich bin noch nicht mal 18 Jahre alt.”

   “Mit 18 hat meine Frau mich geheiratet und mit 20 war sie schon das erste mal Mutter.”

   “Aber nicht jedes Mädchen muss mit 18 Heiraten, ich will ja vielleicht noch Studieren oder eine Ausbildung machen.”

   “Das kannst du immer noch, meine Marie hat Journalistik studiert, während der Schwangerschaft und nach der Geburt hat sie weiter studiert, heute hat sie einen tollen Job. Ist das nichts?”

    “Doch schon, aber was hat das damit zu tun, dass ich jetzt in die Sauna soll?”

   “Tu es einfach für mich. Bitte!”

   “Na gut, wenn es dir dann besser geht, mache ich es halt, deine Massage macht heute sowieso keinen Spaß. Und ich gehe heute das erste und das letzte mal in die gemischte!”

   Auf was hatte sie sich da nur eingelassen fragte sie sich, als sie die gemischte Sauna betrat, sie wusste doch, wen sie haben wollte. Vorsichtig blickte sie sich um, hier war sie noch nie gewesen. Alles war ruhig. Es war keiner da! Sie entspannte sich und ging in die Finnische Sauna. Sie legte sich außer Sichtweite der Tür auf die oberste Liege, aber nur nach wenigen Minuten lief bei ihr der Schweiß, das Handtuch, dass sie sich um den Körper gewickelt hatte störte sie, am liebsten würde sie es ganz weg nehmen, traute sich aber nicht, falls noch jemand kommen würde. Sie stand auf und legte sich auf die unterste Bank. Plötzlich ging die Tür auf. Kims Herz schlug wie verrückt, aber es war nur einer der Rentner, erleichtert atmete sie auf und schloss die Augen wieder. Aber nur wenige Sekunden später öffnete die Tür sich wieder.    Der Rentner begrüßte den Neuankömmling und Max grüßte zurück. Kim setzte sich Ruckartig auf. “Was machst du denn hier?”

   “Oh hey Kim, dein Vater hat uns Karten geschenkt, als Dankeschön.”

   “Und wer ist alles hier?”

   “Die Band. Ist doch Logisch.”

   “Und ihr kommt jetzt alle hier in die Sauna?”

   “Nein, Ben und Kevin sind noch schwimmen. Die stehen nicht so auf Sauna, und gleich ist ja Aufguss!” erklärte Max ihr.

   “Und Liam?”

   “Der wollte was trinken, kommt gleich.”

   “Oh nein!”

   “Stell dich nicht so an. Er tut dir schon nichts. Ich glaube er würde dir am liebsten aus dem Weg gehen.”

   “Mir aus dem Weg gehen? Wieso?”

   “Wegen heute morgen!”

   “Erzählt ihr euch eigentlich immer alles? Ihr beide seit noch schlimmer als Mädchen! Ich muss hier raus, bevor er kommt!”

   “Zu Spät, er zieht sich gerade die Shorts aus, er würde dich also sehen!”

   “Shit, sag bloß er kommt hier nackt rein!” fragte Kim verzweifelt.

   “Ihr jungen Leute braucht euch doch nicht zu schämen.” mischte sich jetzt auch der Rentner ins Gespräch ein.

   “Das wirst du noch früh genug sehen!” Max grinste

Und schon ging die Tür auf. “Hallo!” begrüßte Liam den Rentner.

   “Hallo Liam!” grüßte er zurück.

   “Woher wissen Sie wie ich heiße?”

   “Die beiden,” er deutete auf Max und Kim, “haben sich über dich unterhalten.”

   Jetzt erst sah Liam, dass Kim in der Ecke lag. “Oh Hallo Kim, spionierst du mir jetzt auch noch nach?”

   “Ich wusste nicht, dass du hier bist.” antwortete sie mit geschlossenen Augen.

   “Was dachtest du denn wo ich bin?”

   “In deinem Zimmer, mit meiner besten Freundin zum Beispiel!” konterte sie.

   “Er hat sie nach Hause geschickt.” antwortet Max für ihn. “Und du kannst die Augen ruhig aufmachen.”

   “Wieso Augen aufmachen?” fragte Liam verwirrt.

   “Sie will dich nicht nackt sehen, ich weiß auch nicht warum!” Max lachte.

   “Kann ich ja nicht wissen das er sich eine solche Gelegenheit entgehen lässt!” wechselte Kim wieder auf das Ursprüngliche Thema.

   “Ist jetzt gleich der Aufguss?”

   “Ja. Der Mann dahinten wird ihn wohl machen.” Max deutete auf die Tür.

   “Oh dann muss ich jetzt raus, die starke Hitze wird mir zu viel.” Er stand auf und verlies die Sauna.

   “Ich gehe dann auch mal wieder zu den Jungs und lasse euch beide hier allein, dann könnt ihr euch in Ruhe aussprechen. Außerdem sind Aufgüsse nichts für mich, viel, viel zu heiß!” Und noch bevor einer der beiden Protestieren konnte war Max draußen und der Mann, der den Aufguss machte kam rein.

   “Wo ist Viola denn?” fragte Kim. “Ich dachte sie macht den Aufguss.”

   “Ja wollte sie auch, aber ihr ist etwas dazwischen gekommen. Alles soweit? Dann fange ich jetzt an. Und schon wedelte er mit einem Handtuch die heiße Luft in die heiße Luft.

Nach fünf Minuten konnte Kim kaum noch atmen, aber sie wollte keine Schwäche zeigen.         Dann gab es zur Erfrischung Orangen, aber die halfen auch nicht über diese unerträgliche Hitze hinweg, nach weitern Minuten gab er Eiswürfel rum und Kim steckte ihre Hände in den Eimer um sich ein paar herauszufischen, aber diese schmolzen sofort in ihren Händen. Dann endlich beendete er die Quälerei und verabschiedete sich.

   Liam stand auf und wollte rausgehen, aber Kim bewegte sich nicht. “Willst du nicht nach draußen und dich abkühlen?”

   “Gerne, aber ich kann nicht aufstehen, mir ist zu heiß, kannst du mich mit einem Eimer kalten Wasser übergießen?”

   “Nein, dann mache ich die Sauna kaputt.” Liam konnte ein grinsen nicht unterdrücken.

   “Egal, mein Vater ist der Boss schon vergessen?”

   “Nein habe ich nicht vergessen! Aber ich weiß etwas besseres.” Vorsichtig hob er sie hoch

und trug sie zur Dusche. “Bikini an?” fragte er sie und Kim nickte. Er stellte sie auf den Boden und nahm ihr das Handtuch weg. Liam zog unwillkürlich die Luft ein. Er hatte Kim noch nie im Bikini gesehen und fand sie einfach umwerfend. Ihre schlanke Figur, der weiße Bikini sie sah perfekt aus! “Vorsicht.” Warnte er sie und stellte das Wasser an.

   Kim schrie kurz auf und wollte aus dem Wasserstrahl springen, aber Liam hielt sie an den Schultern fest. “Es ist kalt!” Protestierte sie.

   “Nein, du musst kurz stehen bleiben.”

   Kim versuchte sich zu wehren, aber Liam hielt sie eisern fest. Sie blickten sich in die Augen, wie zwei Magneten wurden sie voneinander angezogen, Kim schloss die Augen und kam immer näher.

   Plötzlich ging das Wasser aus. Erschrocken riss Kim die Augen auf. Liam hob ihr Handtuch vom Boden auf und warf es ihr zu. “Das müsste als Abkühlung reichen.” sagte er, nahm sich sein eigenes Badetuch und wickelte es sich um seine Boxershorts. “Komm wir gehen noch kurz nach draußen Frische Luft ist wichtig.”

   Kim sagte nichts wickelte sich wortlos das Handtuch um den Körper und folgte ihm. Auf der Terrasse angekommen legte sie sich die Liege neben der von Liam.

   “Wieso bist du nicht rausgegangen wenn es dir zu heiß war?”

   “Ich wollte keine Schwäche zeigen, ich habe doch gut durchgehalten oder?”

   “Nur das du fast einen Hitzeschlag hattest.”

   “Hatte ich aber nicht, und ein Eimer mit Wasser hätte es auch getan.”

   “Apropos Wasser, wie wäre es mit schwimmen?” wechselte er das Thema.

   “Ich will noch ein bisschen hier draußen sitzen, du kannst ruhig schon gehen.”

   “Nein ich warte, ich geh nur eben kurz rein, meine Shorts anziehen, in diesem Handtuch sehe ich aus wie ein Mädchen!” scherzte er.

   “Garantiert nicht!” dachte Kim, die ihm nachblickte. Fast hätten wir uns geküsst dachte sie. Wieso nur hatte er es nicht ausgenutzt? Mochte er sich doch nicht?

   Kurze Zeit später kam er schon wieder mit einer weißen Shorts nach draußen. Sie stand ihm ziemlich gut, sie betonte seine dunkle Haut und die Haare. “Die Shorts steht dir!”

   “Danke.” Er setzte sich wieder auf die Liege. “und jetzt erkläre mir mal wieso du gerade fast innerlich gekocht wurdest und nicht auf die Idee kamst dich von deinem Handtuch zu lösen oder gleich ganz rauszugehen.”

   “Keine Ahnung, ich habe es halt nicht gemacht!”

   “Viel weniger als heute morgen ist es auch nicht!”

   “Vergiss bitte heute morgen! Ich glaube gestern war was in meinem O-Saft.”

   “Jetzt echt?“ fragte er ironisch. “Ist denn jetzt der Alkohol ausgeschwitzt?”

   “Können wir jetzt schwimmen gehen?”

   “Ja.” Er hielt ihr die Tür auf und heiße Luft kam ihnen entgegen.

   “Puh, ist das heiß hier, hast du was zu trinken dabei?”

   “Ja, mein Wasser steht hier.” Er reichte ihr eine Flasche Wasser und sie trank gierig daraus.     “Man könnte meinen du wärst am verdursten.”

   “Ja, war ich auch. Danke!” sie reichte ihm die halb volle Flasche zurück.

   “Bitte, gern geschehen!”

   Sie kamen in die Badelandschaft, ein riesiges Becken bereitete sich vor ihnen aus und drei Personen schwammen eine Bahn nach der anderen. Liam sprang ohne Vorwarnung ins Wasser und sofort ging das Getümmel los. Einer sprang auf den anderen, sie lachten und Kim fand es lustig ihnen zuzusehen und setzte sich auf eine beheizte Bank. Jetzt bildeten sie Zweier Mannschaften Liam und Max gegen Ben und Kevin. Max setzte sich auf Liams Schultern und Ben auf die von Kevin und so kämpften sie, bis einer herunter viel, manchmal tauschten sie Mannschaften.

   Die vier waren wirklich Freunde staunte Kim. Jeder mochte jeden. Irgendwann kam Liam aus dem Wasser. “Sag mal wolltest du nicht Schwimmen?”

   “Doch, aber ihr würdet mich nur stören, mit euren Spielchen die ihr da alle spielt.” Sie grinste Liam frech an.

   “Hey, das ist so was wie Training.” Liam lächelte sie an.

   “Aha, das ist mir ja ganz neu!” Kim konnte ihr lachen nicht unterdrücken.

   “Was ist? Kommst du jetzt ins Wasser?”

   “Ne, ich glaube nicht, ich bin schon ganz abgekühlt und trocken.”

   “Ja, so was in der art hab ich mir schon geda… warte mal, bleib ganz still, hinter dir ist eine Spinne.”

   Kim wich alle Farbe aus dem Gesicht und  blieb stocksteif sitzen. ”I… ist sie g… g -groß?”

   “Kann man sagen, so, jetzt ganz langsam aufstehen, komm gib mir deine Hand.” Ohne zu zögern streckte sie ihm die Hand entgegen und er zog sie ganz langsam hoch. “So, gut, jetzt musst du nur noch das Handtuch fallen lassen.”

   “Was hat das denn mit der Spinne zu tun?” Fragte Kim irritiert.

   Blitzschnell drehte er sie um, sodass sie mit ihrem Rücken an seiner Brust stand.

   “Da ist keine Spinne! Lass mich los.” rief sie wütend.

   “Ich weiß!” Liam grinste. “Du hast jetzt die letzte Chance, entweder du legst das Handtuch freiwillig ab, oder es kommt mit ins Wasser.”

   “Das wagst du nicht.”

   “Wollen wir wetten?” flüsterte er an ihrem Ohr.

   “Er macht es nicht!” sagte Ben zu den Jungs die, die Szene vom Wasser aus beobachteten.

   “Macht er auch nicht!” gab Kevin ihm Recht.

   “Ich wette 10 Euro, er macht es.” entgegnete Max.

   “Alles klar, die Wette gilt.”

   Kim schluckte.

   “So ich zähle bis drei, dann sind wir im Wasser! Du hast noch die Wahl, willst du das Handtuch selber abnehmen oder soll ich es machen?” Kim sagte nichts. “Na dann mache ich es.”

   “Du hast mich angelogen!”

   “Es war ne Notlüge!”

   “Du weißt das ich Angst vor Spinnen habe.”

   “Ja, deswegen habe ich es ja auch gesagt!” Und mit einem Ruck war das Handtuch weg, Liam nahm Kim auf die Arme und sprang ins Wasser. Kim schrie.

   “Ich kriege 10 Euro von euch!” Max grinste und Schwamm auf die Beiden zu.

   “Dank dir bin ich 20 Euro reicher.” lachte Max und grinste Kim an.

   “Gern geschehen!” giftete Kim und wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht.

   “Eigentlich meinte ich Liam.” stellte Max klar.

   “Gern geschehen, die Teilen wir!” sagte jetzt Liam.

   “Klar, wenn du willst!” Max grinste, mittlerweile sind auch Ben und Kevin zu ihnen gestoßen.

   “Hätte echt nicht gedacht, dass du das durchziehst Liam!” sagte Kevin.

   “Ach, das war nicht gemein, ich habe ihr einen Gefallen getan, und wenigstens habe ich sie um ihr Handtuch erleichtert.”

   “Stimmt.” gab ihm Kevin Recht.

   “Hey, Becks, wo willst du hin?” rief Liam Kim hinterher, die gerade Richtung Treppe ging.

   “Raus aus dem Wasser.”

   “Wolltest du nicht mit uns spielen? Gegen wen willst du kämpfen?”

   Kim drehte sich um, auf ihrem Gesicht lag ein grinsen. “Gegen dich!”

   “Aber ich bin dein Partner, das geht nicht.”

   “Doch, das geht, Max ist mein Partner! Oder Max?”

   “Klar wenn du willst? Komm her.”

   “Kevin du kommst zu mir, wir müssen gegen ein Mädchen kämpfen.”

   Kevin lachte. “Alles klar, spring auf.”

   “Kim, lass dich von seinen Muskellösen Armen bloß nicht einschüchtern, du hast auch Muskeln.”

   “Ja klar nur wo?” Sie hielt Max ihren Arm vors Gesicht und versuchte Muskeln anzuspannen.

   “Na gut, du hast wahrscheinlich wirklich keine, oder nur so ganz kleine.” Er grinste sie an und hielt Daumen und Zeigefinger einen Zentimeter auseinander. “Trotzdem werden wir sie schlagen- irgendwie! Also steig auf!” Er tauchte unter und Kim setzte sich auf seine Schultern.

   “Ben, du bist Schiedsrichter!” rief Kevin, Ben zu.

   “Alles klar. Drei, Zwo, Eins, Risiko!” Alle vier lachten. Doch dann begann das Spiel, Liam  und Kevin griffen an. Kim wich Liams Händen aus. Doch der nächste Angriff lies nicht auf sich warten. Liam und Kim standen sich genau gegenüber, er griff nach ihrer Schulter, sie wich nach hinten aus und er erwischte ihre Arme. Kim versuchte seine Hände loszuwerden, aber es gelang ihr nicht. “Warum hast du dich so angestellt das ist doch super?” flüsterte er ihr zu. Er grinste.

“Ja hast Recht.” Sie beugte sich vor und biss ihm in den Unterarm.

   Vor lauter Schreck lies Liam sie los. “Hey, du schummelst! Sie beißt!”

   “Mir hat niemand gesagt, dass man nicht beißen darf!” diesmal war es Kim die grinste.

   “Na warte!” Sie starteten den nächsten Angriff. Liam erwischte ihren linken Arm und zog sie runter.

   “Kim, streng dich mal ein bisschen an!” rief Max ihr zu.

   Kim hob ihren Fuß, erwischte Liam am Hals und drückte ihn so ebenso runter. Plötzlich flog alles um, und alle landeten im Wasser.

   “Unentschieden!” rief Ben, als alle wieder aufgetaucht waren.

   “Wow, du warst super Kim!” begeistert klatschte Max in Kims High Five.

   “Echt gut Kim.“ beglückwünschte Liam Kim. “Nächste Runde. Wer will jetzt mit wem?”

   Und so tobten sie noch eine Stunde im Wasser, bis Ben sich meldete. “Leute ich habe voll Hunger!”

   “Und ich bin K.O!” gab Kim zu.” Wie wär’s ich  bestelle uns etwas zu essen und wir treffen uns oben bei uns in der Suite und Essen zusammen?”

   “Ja, klar gerne!”

   “Wir sind dabei!”

   “Okay, dann Wettschwimmen, bis zur Treppe.” Kim schwamm los und gewann sogar.

   Liam hob sie, wie ne Feder hoch. “Du bist voll die Schummlerin.” rief er laut und warf sie dann zurück ins Wasser. Als Kim dann endlich bei der Treppe ankam gingen  Max, Ben und Kevin schon Richtung Tür. Nur Liam wartete auf sie und hielt ihr Handtuch.

   “Kriege ich mein Handtuch?”

   “Nö!”

   “Na warte, jetzt schmeiß ich dich ins Wasser!” Sie zog ihn an der Hand doch er rührte sich kein Stück und er stand nur einen Schritt vom Wasser entfernt. Dann versuchte sie es indem sie gegen seine Brust drückte, aber auch hier war nichts zu machen. Also Selbstopferung. Sie stellte sich vor ihn und umarmte ihn, wobei sie ihn nur ganz leicht festhielt.

   “Was hast du denn jetzt vor?” fragte Liam verwirrt.

Sie sah zu ihm tief in die Augen und in dem Moment wo er sich zu ihr runter beugte zog sie ihn ins Wasser.

   “Du Dummkopf, jetzt ist dein Handtuch nass!” lachte Liam als sie auftauchten.

   “Ja, und du!” Kim grinste über ihren Sieg. “Dass passiert wenn man das Gehirn ausstellt!”

“Und das passiert wenn du mich besiegt hast!” Noch bevor Kim wusste, was überhaupt passierte küssten sie sich. Sie hatte es so vermisst ihn zu küssen und drängte sich jetzt eng an ihn. Sie küssten sich, bis Kim nicht mehr wusste wo sie war, sie wusste nur, das Liam da war und das er sie küsste, voller Leidenschaft.

   “Oh, du bist einfach unwiderstehlich. Du machst es einem auch so schwer!” flüsterte er zwischen den Küssen.

   “Was?” 

   “Dich nicht zu küssen!” Er zog sie noch enger an sich und streichelte über ihren Rücken bis zu ihrem Bikinihöschen.

   “Nein nicht!”

   “Okay!” Er küsste sie noch einmal und ließ sie dann los. “Komm die anderen warten bestimmt schon.”

   “Okay!” Gemeinsam verließen sie das Wasser.

   Von den Jungs war auf dem Flur zu den Umkleiden nichts zu sehen. “Sie sind bestimmt schon drin und ziehen sich um.” sagte Liam.

   “Ja, bestimmt. Bis gleich dann, ihr könnt ruhig schon nach oben gehen, während ich das Essen bestelle. Ich sage sie sollen schnell machen und von allem etwas okay?”

   “Ja, ist gut. Bis gleich dann!” Er zog sie an sich, er konnte nicht anders, eigentlich wollte er es nicht, aber es ging nicht, und küsste sie noch mal. Dann drehte er sich um und marschierte in die Umkleide.

   “Wo warst du denn so lange?”

   “Kim hat mich ins Wasser geworfen.”

   “Echt? Geil! Die kleine hat echt was drauf und ist nicht so eingebildet wie die anderen Mädchen alle, mit ihr kann man richtig was unternehmen.” schwärmte Ben. “So eine Freundin will ich haben!”

   “Das wollen wir wohl alle.” Stimmte Max ihm zu. “Doch Kim kriegen wir wohl nicht.”

   “Wieso?”

   “Weil wir dazu erst mal an ihrem ‘Bruder’ Liam vorbei müssen, und für ihn ist keiner gut genug für sie!”

   “Genau! Und jetzt Ende der Diskussion. Kim bestellt für uns extra dickes Essen!”

   “Sie gefällt mir von Minute zu Minute besser!”

   “Ben, das hat Liam jetzt gehört!” witzelte Kevin. “Bald kündigt er dir die Freundschaft und wirft dich aus der Band!” Alle lachten.

   Kim duschte schnell, und dachte dabei nur an Liams küsse, überhaupt konnte sie an nichts anderes mehr denken und doch wusste sie das es genauso sein würde wie damals in Deutschland, nur war ihr das jetzt egal, Hauptsache sie konnte sich später immer daran erinnern wie es war.

   Aber sie musste sich beeilen. Gerade als sie sich die Haare föhnen wollte kam Viola rein. “Oh, Viola kannst du mir einen Gefallen tun und Essen für die Jungs und mich bestellen?”

   “Die Jungs mit denen du im Wasser getobt hast?“

   “Ja, genau die. Hast du uns die ganze Zeit beobachtet?”

   “Nein, ich bin nur kurz vorbei, schön das du mal wieder so richtigen Spaß hattest.”

   “Ich fand es auch toll und die Jungs sind witzig. Also wie ist das jetzt mit dem Essen, kannst du uns welches Bestellen? Die Jungs sind am verhungern.”

   “Na klar was denn?”

   “Also für vier ausgehungerte Sportler und Musiker von allem etwas, und für mich ein bisschen! Alles zu uns nach oben.”

   “Klar gebe ich weiter!”

   “Und sie sollen schnell machen! Sonst erleiden sie noch den Hungertod!”

   Viola lachte und verlies die Umkleide.

   Zehn Minuten später kam sie oben in der Wohnung an. Die Jungs saßen am Tisch und quatschten.

   “Hey, das Essen ist in ein paar Minuten fertig, wollt ihr schon mal was trinken?”

   “Ich verdurste gleich!” gab Kevin zu.

   “Okay, ich hole schnell was aus der Küche.”

   “Ich helfe dir!” Liam stand auf und ging ihr nach.

   Kim schloss gerade den Kühlschrank, drehte sich um und prallte gegen Liam. “Was machst du denn hier?”

   Anstelle einer Antwort küsste er sie und als er sie los lies, drehte ihr der Kopf.

   “Das muss unter uns bleiben!”

   Kim war enttäuscht, aber es war ihr ja auch von Anfang an klar gewesen. “Ich weiß!” sagte sie und drehte sich zur Küche um.

   “Gut, soll ich dir helfen?”

   “Du kannst die Getränke auf den Tisch stellen.”

   “Alles klar.” Liam nahm die Getränke und ging rüber ins Esszimmer, aber die Jungs waren gar nicht da. “Hey, wo seit ihr?”

   “Hier im Wohnzimmer, man die Bude ist echt Klasse!” schwärmte Max.

   “Ist ja auch ein fünf Sterne Hotel!” erklärte Kevin.

   “Wie ist es jetzt mit Essen? Ich dachte ihr seit am verhungern.”

   “Unstoppable? Den muss ich unbedingt sehen!” Ben stand vor dem DVD Regal und hielt die besagte DVD in der Hand.

   “Echt? Ich habe den auch noch nicht gesehen. Lass uns den heute gucken!”

   “Können wir, aber nach dem Essen, dann gehen wir rüber zu mir.”

   Als die Jungs wieder ins Esszimmer kamen stand das Essen schon auf dem Tisch.

   “Na dann mal guten Appetit!” wünschte Kim und setzte sich.

   “Du Kim, wir haben den Film hier gefunden.” Max hielt ihr die Hülle des Films hoch. “Wir wollen den gleich nach dem Essen gucken, ist das okay?”

   “Ja klar, wenn ihr wollt, der ist echt gut. Lohnt sich auf jeden Fall.”

   “Du guckst nicht mit?” fragte Kevin.

   “Nein, ich kenne ihn ja schon, außerdem wollt ihr bestimmt auch mal unter euch sein.” lehnte Kim ab.

   “Ne, überhaupt nicht, komm guck dir den Film mit uns an.” bettelte Ben.

   “Meint ihr?” fragend sah sie sich um.

   “Klar. Einfach machen!”

   “Aber ich bin total Müde, ihr habt mich echt fertig gemacht und morgen ist Gottesdienst.”

   “Es ist doch erst fünf Uhr.” warf Ben ein.

   “Na gut, dann gucke ich mit.”

   “Super!” Kevin und Ben strahlten. Max wusste nicht wie er reagieren sollte und Liam, hatte gar keinen Gesichtsausdruck, als hätte er gar nicht zugehört er aß einfach weiter.

   Als alle aufgegessen hatten räumte Kim schnell den Tisch auf und ging dann rüber in Liams Zimmer. Die Jungs wollten unbedingt dort gucken, weil sein Fernseher 42 Zoll hatte und ihrer nur 37, außerdem hatte er wohl auch irgendwie Full HD oder mit LEDs oder 3D irgendwie so was. Kim verstand nichts davon, aber das war ihr auch egal.

   “Und seid ihr so weit?” Kim schloss die Tür, die einen Spalt breit offen gelassen wurde, damit sie rein konnte.

   “Sofort.” Ertönte Max Stimme von irgendwo unter dem Fernseher.

   “Oh, Schande, jetzt habe ich meine Decke vergessen!”

   Kim wollte gerade umdrehen und zurück laufen, als Liam sagte: “Nimm einfach meine!” Also ging sie zum Bett, zog sich die Decke runter und machte es sich auf dem riesigem Sofa bequem. Sie hatten locker alle darauf Platz. Liam setzt sich neben sie und der Film begann. Den Anfang bekam Kim noch mit, aber irgendwann schlief sie ein.

   “Wow, der war echt gut. Und das ist nach einer wahren Begebenheit?” fragte Max.

   “Ja, soll wohl. Wollt ihr noch etwas gucken?”

   “Ne, ich glaube wir müssen langsam los.”

   “Okay, bestellt euch die Limo, ich würde ja gerne mit runter kommen, aber ich kann nicht.” er deutete auf Kim die auf seiner Schulter schlief.

   “Die Limo?”

   “Auf Matts Anweisung. Er hat mir gesagt, wenn ihr kommt, fährt ihr mit der Limo zurück.”

    “Wie Geil ist das denn? Matt hätte uns gar nicht bezahlen brauchen, so viel wie er uns noch spendiert.” begeistert stand Ben auf.

   “Ich komme jetzt jeden Tag!” lachte Kevin. “Wie lange soll sie denn da noch schlafen?” fragte er mit Blick auf Kim.

   “Von ihm aus die ganze Nacht!” lachte Ben. “Sie ist heiß, hast du sie heute im Bikini gesehen?”

   “Oh ja, kein Wunder, dass Liam sie noch schlafen lässt aber wer weiß wie lange!” Kevin schlug Liam spielerisch auf die Schulter.

   “Wir alle haben sie gesehen! Außerdem gucke ich mir noch die Specials an, da kann sie ruhig noch schlafen!” stellte Liam klar. Irgendwie gefiel es ihm gar nicht, wie die Jungs über sie redeten wenn sie nichts mitbekam. “Wir sehen uns.” verabschiedete er sie.

   “Ne, ne sie ist schon cool.” stellte Max klar. “Bis dann Alter!” er schlug in Liams Hand und der Rest tat es ihm gleich.

   “Der steht total auf sie.” sagte Ben im Flur zu den anderen.

   “Ja, ach ne, du etwa nicht?” konterte Kevin. “Wenn sie dich auch nur angucken würde, würdest du anfangen zu hecheln.”

   “Ach ne würde ich das, und nicht nur das!”

   “Hey, hört auf, das kann man sich ja nicht mehr anhören, unsere Limo wartet!” unterbrach Max die beiden.

   Liam guckte sich noch die Specials an, dann weckte er Kim.

   “Hey, Schlafmütze, der Film ist zu Ende, aufwachen.”

   “Was?”

   “Das ist heute schon das zweite mal, dass ich dich wecke, nicht dass es noch zur Gewohnheit wird.”

   Kim setzte sich hin. “Wann bin ich eingeschlafen?”

   “Nachdem der Film angefangen hat.”

   “Und die Jungs?”

   “Die sind vor einer halben Stunde weg.”

   “Und ich habe nichts gemerkt?”

   “Sieht ganz so aus.”

   “Und die haben gesehen, wie ich hier bei dir…?” Liam nickte. “Und es war dir egal? Du würdest mich doch eigentlich wegstoßen.”

   “Weißt du, dass du verschlafen richtig sexy aussiehst?”

   Kim wurde rot. “Hör auf!” So etwas hatte ihr noch nie jemand gesagt. Es war ihr unangenehm und doch wurde ihr heiß.                  

   Aber anstelle aufzuhören nahm er sie in die Arme und küsste sie, er zog sie auf seinen Schoß und liebkoste ihren Hals, dann wanderte sein Mund wieder zu ihrem.

   “Stopp Liam, das reicht!” Kim stand auf und blieb vor ihm stehen.

   “Weißt du, die Jungs mögen dich alle!”

   “Schön, bist du jetzt eifersüchtig?”

   “Du darfst dich nicht mit ihnen einlassen.”

   “Jetzt machst du mir schon Vorschriften!” empört drehte sie sich weg.

   “Wenn du dich mit ihnen einlässt, dann können wir so was wie gerade eben nicht mehr machen.”

   “Als ob ich so was machen könnte.”

   “Also ist alles klar?”

   “Und bei dir?”

   “Was bei mir?”

   “Gilt es auch bei dir? Oder nur bei mir, dass ich mich nicht auf andere einlassen darf?”

   “Nur bei den Jungs, sonst kannst du machen was du willst! Ich will meine Jungs nicht betrügen.”

   “Aber mich?” schrie es in ihrem innersten. Doch sie sagte nichts davon. “Dann lass die Finger von Sarah. Ich will nicht, dass sie verletzt wird.”

   “Okay!” 

   “Okay!” Sie drehte sich um und verschwand aus seinem Zimmer.

Kapitel 13

Sonntags besuchte Kim den Gottesdienst. Redete mit Bekannten und tat so als wäre alles beim alten. Aber innerlich fühlte sie sich erbärmlich! Sie machte mit Liam rum und das auch noch heimlich! Und sie war Christin, wäre er doch wenigstens ihr Freund, dann hätte sie wahrscheinlich ein besseres Gewissen, wenn sie sich küssten, aber sie war nun mal nicht seine Freundin und er hatte noch etliche andere Mädels!

   Kim konnte sich kaum auf die Predigt konzentrieren immer wieder schweiften ihre Gedanken an den gestrigen Abend, die leidenschaftlichen Küsse…

   “…wir müssen dagegen ankämpfen, Gott unseren Willen überlassen. Denn wir stehen täglich im Kampf um Dunkelheit und Licht und ob wir es sehen wollen oder nicht, die dunkle Macht will unser Herz zerstören, sie will verhindern, dass wir auf Gott und seine Wahrheit hören. Wir müssen Jesus um Hilfe bitten stark zu sein und das er unsere Augen und Ohren öffnet. Wir beten jeden Tag: ’Dein Wille geschehe.’ Meinen wir es auch so?”

   Kim wurde hellhörig. Es passte so hundert Prozentig auf ihre derzeitige Situation! Von nun an hörte sie konzentriert zu. 

   “Wenn wir unseren Willen Jesus übergeben dann…” Der Pastor kam ins stocken. “Entschuldigung, ich weiß nicht wie ich es euch so erklären kann, wie ich es meine, aber ich versuche es mal. Ihr kennt doch alle diese Bilder mit den Fußabdrücken im Sand?”

   Zustimmendes Gemurmel.

   “Also wenn wir unseren Willen Gott übergeben, dann ist das so als ob wir diesen Fußspuren folgen, lange Zeit geht alles gut, wir haben keine Nöte und Sorgen, aber dann ist da etwas das unsere Neugier weckt, wir verlassen den sicheren Wegweiser, -Die Spuren von Jesus- und folgen stattdessen anderen, jetzt folgen wir Fußspuren die in die Dunkelheit führen, aber das passiert nicht sofort. Anfangs hat es den Schein, schöner zu sein, alles ist einfacher! Viel faszinierender und amüsanter als den Spuren Jesu zu folgen, keiner lacht uns wegen unseres Glaubens aus, wir haben so viele Freunde, wir sind jedes Wochenende auf einer anderen Party und so weiter… aber dann schlägt die Dunkelheit, der Teufel zu. Vielleicht fangen wir an Alkoholiker zu werden, oder nehmen Drogen oder vielleicht verlieren wir unsere Familie wegen unserer besseren und lustigeren Freunde, oder gleich alles zusammen, nur um ein paar Beispiele zu nennen. Dann fällt uns wieder ein das wir ja eigentlich den Spuren von Jesus gefolgt sind. Doch wir blicken uns um und finden sie nicht mehr. Jesus ist weg! Verschwunden!”

   Kim wischte sich verstohlen eine Träne aus den Augenwinkeln.

   “Wir erinnern uns daran wie gut es uns ging als wir Jesus gefolgt sind und wir fangen an zu weinen, wir rufen Jesus und betteln das er zu uns zurückkommt. Wir liegen im wahrsten Sinne des Wortes im Dreck. Aber wisst ihr was?” Er blickte sein Publikum an, das ihm Aufmerksam lauschte. “Er kommt zu uns zurück, er reicht uns seine Hand und hilft uns aufzustehen. Jetzt sind wir wieder bei ihm und es geht uns gut, ja sogar besser als jemals zuvor. Jesus hat uns vergeben, das wir ihn so hinterlistig verlassen haben und ein…” er formte mit den Fingern Anführungsstriche in die Luft und sagte weiter: “besseres Leben geführt haben. Wir folgen ihm wieder. Und ich rate dir, verlass ihn nicht aus den Augen! Wir werden jetzt beten, und wenn jemand gerne möchte, das wir für ihn beten, dann heb einfach kurz die Hand.”

   Kims Hand schnellte nach obern, noch bevor sie merkte was sie tat. Es ist doch peinlich für sich beten zu lassen, verschämt zog sie die Hand wieder zurück. Aber viele hatten es gesehen. Was würden sie von ihr denken?

   “Dann lasst uns jetzt alle ein Gebet sprechen.” Unterbrach der Pastor ihre Gedanken und sie fing an zu beten. Als das “Amen” ertönte fühlte sie sich wie neu geboren. Sie war glücklich, Jesus hatte sie aus dem Dreck gezogen!

 

Sie fuhr mit der Bahn ins Hotel zurück und stieg aufs Dach, zu ihrer Mutter und erzählte ihr was heute passiert war. Irgendwann nachmittags ging sie wieder in ihr Zimmer und legte sich hin. Sie wachte auf, weil Geräusche aus der Küche kamen. Langsam stand sie auf und ging leise zur Tür. Vorsichtig öffnete sie die Tür und spähte heraus.

   “Ich bin es nur, kannst ruhig wieder atmen.” Liam stand in der Küche, hielt ein Glas Wasser in der Hand und sah genau auf ihre Tür. Kims Herzschlag verlangsamte sich wieder- ein wenig zumindest.

   “Sag mal, was machst du den ganzen Tag da drin?”

   “Ich verstecke mich vor dir.” gab sie ruhig zurück und schloss die Tür wieder.

   Wenige Augenblicke ging diese aber wieder auf. “Wieso denn das?” fragte Liam und lehnte sich an ihren Schreibtisch.

   “Einfach so! Würdest du jetzt bitte gehen?”

   “Wieso denn?”

   “Ich will noch… Ich muss Hausaufgaben machen!” redete sie sich raus, es war aber keine Lüge, Mathe hatte sie wirklich noch nicht fertig, weil sie es einfach nicht verstand.

   “Ach komm, die hast du doch schon sofort Freitag gemacht.”

   “Nicht alle!”

   “Und was fehlt dir noch? Und jetzt lüg nicht, wir sind in einer Klasse, ich weiß was wir machen müssen.”

   “Ich lüge auch nicht, Mathe habe ich noch nicht fertig.” trotzig sah sie ihn an in der Gewissheit, ihn besiegt zu haben.

   “Und wieso nicht?”

   Und schon war das Triumphgefühl wieder weg. “Ich hatte keine Zeit mehr dafür!” redete sie sich raus. “Die Hochzeit.”

   “Die war erst am Abend. Warum lügst du Kim?” Liam verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie eindringlich an.

   “Ich lüge nicht, ich habe die noch nicht fertig, also jetzt geh und lass sie mich in Ruhe machen!”

   “Was haben wir für ein Thema?”

   “Analysis. Willst du mich testen oder was?“

   “Ne, wusste nicht mehr welches Thema wir hatten, ich glaube in der Stunde ist Sarah mir so auf die Pelle gerückt oder?”

   “Weiß ich doch nicht! Ich hatte genug damit zu tun, da mitzukommen.”

   “Du kannst es nicht?”

   “Nein, ich verstehe gar nichts! Bist du jetzt zufrieden? Kannst du jetzt gehen und mich irgendwelche Zahlen und Buchstaben in mein Heft schreiben lassen?” wütend starrte sie ihn an.

   “Nein, bin ich nicht, hol deine Sachen, ich warte im Esszimmer.” antwortete er und ging aus dem Zimmer.

   “Was?” verwirrt blickte Kim Liam nach. “Will der jetzt mit mir lernen?” fragte sie sich selbst. Sie nahm ihre Tasche und ging ins Esszimmer, Liam stellte gerade Getränke auf den Tisch. “Was soll das denn werden?”

   “Ich werde es dir erklären!”

   “Du kannst es doch selbst nicht, so abgelenkt wie du warst!”

   “Also doch Sarah, sagte ich das nicht?” Er grinste, als er aber ihr wütendes Gesicht sah sagte er schnell, “Ja, ja ich weiß. Ich lasse die Finger von ihr. Und keine Angst ich kann Analysis, ich hatte das schon letztes Jahr im Leistungskurs. Setz dich doch.“ Kim setzte sich neben ihn und packte ihre Sachen aus. „Also was kannst du nicht?“

   „Wie wäre es mit gar nichts?“

   Liam lächelte sie an. Wie sollte sie sich so nur konzentrieren? „Gut dann von Anfang an.“ Liam erklärte ihr die schweren Rechenwege und nach einer halben Stunde verstand sie es. Strahlend blickte sie ihn an.

   „Siehst du? Ich kann es, und du jetzt auch. Glückwunsch!“

   „Danke, dass du mir geholfen hast!“

   „Kein Problem, jetzt können wir ja da weiter machen, wo wir gestern aufgehört haben!“          Noch bevor Kim reagieren konnte stand er auf und zog sie hoch, dann küsste er sie schon wieder. Für ihn war es mittlerweile normal sie dann zu küssen, wann er wollte. Wütend stieß sie ihn von sich. „Liam, ich will das nicht, geh bitte in dein Zimmer.“

   „Was ist denn mit dir los? Gestern hattest du auch nichts dagegen.“

   „Hatte ich wohl, deswegen bin ich gegangen! Ich komm einfach nicht klar ja?“ Damit lies sie ihn stehen, ging in ihr Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.

   Ärgerlich ging Liam auf ihr Zimmertür zu und öffnete sie. Kim stand am Fenster und blickte über London. “Wieso kommst du damit auf einmal nicht mehr klar? Wir haben gestern doch alles besprochen. Du lässt die Finger von meinen Jungs, und ich lasse meine von Sarah.” versuchte er ihr wie einem kleinem Mädchen zu erklären.

   “Ich war heute im Gottesdienst und mir wurde klar, das es so nicht mehr geht, ich will es nicht. Basta!”

   “Oh man Kim. Was hat der Gottesdienst damit zu tun, was wir hier machen?”

   “Es ist einfach nicht richtig okay? Du ziehst mich in die Dunkelheit und ich will nun mal ins Licht!”

   “Wieso ist es nicht richtig? Es macht Spaß und ich weiß, dass es dir gefällt. Gott hat die Menschen doch erschaffen um so was zu machen oder irre ich mich da?”

Kim antwortete nicht. Sie starrte ihn nur an.

   “Und Gott, wollte das wir Menschen, solche Dinge tun.” erklärte er weiter.

   “Du küsst mich nur, wenn keiner da ist und es sehen könnte. Wir sind nicht mal ein Paar!”

   “Na und? Muss denn immer alles öffentlich sein?”

   “Liam entscheide dich. Ich bin nicht bereit zu teilen!”

   Langsam ging er auf sie zu. “Verlangst du wirklich von mir, mich zu entscheiden?” Sie schwieg blickte ihm aber direkt in die Augen. “Zwischen dir und der Freiheit?” Er blieb genau vor ihr stehen, sie musste den Kopf heben um ihn angucken zu können. Langsam kam er näher, er nahm ihr Gesicht in seine Hände dann legte er seine Lippen auf ihren Mund, voller Erwartung öffnete Kim ihre Lippen, und Liam küsste sie so heftig wie noch nie. Als sie sich voneinander lösten, legte Liam seine Stirn an ihren Kopf. “Dann war das wohl der letzte Kuss…” flüsterte er leise.

   Kim sah ihn Fassungslos an damit hatte sie nicht gerechnet. Verletzt und gedemütigt drehte sie sich um, ihre Tränen konnte sie nicht mehr festhalten, lautlos liefen sie ihr über die Wangen. “Geh.” brachte sie mühsam hervor, aber es klang fester als sie gedacht hatte. Sekunden später hörte sie wie die Tür ins Schloss viel und Liam war weg. Kim lies sich auf ihr Bett fallen und weinte sich den Kummer von ihrer Seele bis sie endlich einschlief.

   Kim wachte früh am nächsten morgen auf und wälzte sich im Bett. Irgendwann gab sie es auf noch einmal einzuschlafen, sie stand auf und zog sich ihre Sportsachen an, aber anstelle ihrer Sportschuhe zog sie ihre Inliner aus dem Schrank, sie war ewig schon nicht mehr Inliner gelaufen. Sie wollte es noch mal probieren, vielleicht hatte sie ja doch wieder Spaß daran. Entschlossen zog sie die Skates an und steckte sich dann ihren IPod an den Oberarm, drückte auf Play und steckte sich die Ohrstecker in die Ohren. Vorsichtig rollte sie in Richtung Tür, es war richtig ungewohnt nach so langer Pause wieder mal zu Skaten, sie fuhr zum Personalaufzug und drückte auf den Knopf für das Erdgeschoss. Endlich draußen angekommen Skatete sie los, warum hatte sie bloß damit aufgehört? Völlig frei und ungebunden fuhr sie durch die schlafende Stadt. Kim fuhr immer schneller, ein Hochgefühl durchflutete sie. Sie war richtig glücklich. Ein lächeln bildete sich in ihrem Gesicht, sie ging in die Knie und setzte zum Sprung an als sie sich einer Treppe näherte, sie drehte eine Pirouette ihr Herz schlug wie wild an ihre Brust als sie Perfekt aufkam. Es war wie tanzen! Nur halt mit Inlinern Kim freute sich und würde vor lauter Begeisterung am liebsten schreien, stattdessen flüsterte sie: “Danke Gott!” nach einer Stunde fuhr glücklich ins Hotel zurück.

   Als Liam zum Frühstück zu Kim ging konnte er sie nirgends finden. Ihr Zimmer war leer, das von Matt, einfach alles. Kim war weg. Entschlossen ging er zum Telefon und wählte die Nummer der Rezeption, dort erfuhr er, dass Kim schon auf dem Weg zur Schule sei. Er bedankte sich und legte auf. War vielleicht auch besser so, sie sollten sich aus dem Weg gehen, letzte Nacht hatte er sehr lange über seine Entscheidung nachgedacht, aber das erste Gefühl, dass er hatte, als Kim mehr wollte war ein klares nein, und das erste Gefühl zählte nun mal am meisten. Es war richtig so und damit Basta. Es gab genug Mädels die mit seinen Bedingungen einverstanden waren, er müsste sich nur eine aussuchen, oder mehrere. Liam grinste bei diesem Gedanken. Er ging zum Fahrstuhl und fuhr ins Erdgeschoß dem Angestellten vor dem Speisesaal nannte er seinem Namen und seine Zimmernummer und bediente sich dann am reichhaltigem Buffet.

   Ihm fiel eine Bedienung auf, die andauernd zu ihm rüber sah. Sie hatte ihre roten Haare zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengebunden und ihre strahlenden grünen Augen musterten ihn mit unverholener Neugier. Er lächelte ihr zu und bedeutete mit der Hand auf seinen Stuhl gegenüber. “Hi.” begrüßte er sie.

“Hi, brauchst du noch etwas?”

“Wie wäre es mit deiner Gesellschaft?”

“Das würde deine Freundin bestimmt nicht so gerne sehen.” gab sie zurück und lächelte ihn strahlend an.

“Clever. So muss ich dir sagen, dass ich gar keine habe.” Er grinste und deutete erneut auf den freien Stuhl. Sie setzte sich. “Was hast du für Augen?” fragte er ungläubig. “Das sind doch Kontaktlinsen? So grün können Augen doch gar nicht sein.”

   “Du bist der erste der es merkt.” sie grinste ihn an. “Ich bin Catalina, aber meine Freunde nennen mich Cata.”

   “Liam.”

   “Und was treibt dich nach London Liam ?”

   “Bitte nicht lachen, ich bin Austauschschüler und…”

   Sie unterbrach ihn “Dann bist du von Kim der…”

   “Ja.” unterbrach er sie wiederum.

   “Wow. Dann sollte ich wohl besser gehen.”

   “Warum?”

   “Hey ich bin wesentlich älter als du.”

   “Na und? Wen stört das?” er lächelte und sie bemerkte sein Grübchen an der rechten Wange.             “Hast du heute schon was vor?”

   “Du siehst viel älter aus.” sagte sie, statt auf seine Frage zu antworten.

   “Ja? Wie alt sehe ich denn aus?”

   “So Dreiundzwanzig auf jeden Fall schon.”

   “Und wie alt bist du?”

   “Dreiundzwanzig.” sie grinste. “Und du?”

   “Neunzehn, geht doch auch oder? Also was hast du heute noch so vor?” er achtete nicht auf ihre Reaktion, sondern beschmierte sein Brötchen mit Nutella.

   “Eigentlich gehe ich nicht mit jüngeren aus, aber du bist da wohl ne Ausnahme, du gefällst mir. Wie wär’s mit Kino heute Abend?”

   “Na klar soll ich dich abholen?” fragte er schon fast gelangweilt.

   “Wir treffen uns da!”

   “Alles klar bis später dann.” Er stand auf und ging zur Schule. So schnell ging es, ein Mädchen zu vergessen, dachte er.

   In der Schule angekommen ging er auf Kim zu, die in ihrem Spind kramte. “Wo warst du heute Morgen?”

   “Inliner skaten.”

   “Und das sollte ich dir glauben?”

   “Wieso sollte ich lügen?”

   “Keine Ahnung.”

   “Na also, dann kannst du jetzt gehen.” erwiderte sie.

   Er kam ihr ganz nah und stütze die Hände jeweils rechts und links von ihrem Kopf ab. “Nur weil wir nicht rummachen, musst du jetzt nicht so zickig sein.” flüsterte er, damit keiner der Mitschüler es hören konnte.

   “Und du musst nicht so tun, als ob du mein großer Bruder wärst! Ich bin nicht Lina.”

   “Das wäre zu Pervers.” gab er trocken zurück.

   “Langsam frage ich mich, wie ich mir nur einbilden konnte dich zu mögen, geschweige denn dich irgendwie attraktiv zu finden oder so.”

   “Tja, ich übe halt eine solche Anziehungskraft aus.”

   “Und eingebildet bist du gar nicht.” erwiderte sie sarkastisch, schob seine Hände weg und ging in die Klasse.

   Herr Tompsen, Kims Klassenlehrer kam nach ihr rein und alle gingen auf ihre Plätze. Kim suchte Sarah aber komischerweise war noch gar nicht da.

   “Guten Morgen! Ich hoffe ihr habt das Wochenende alle gut überstanden.” begrüßte Herr Tompsen die Klasse. Gemurmel ging durch den Klassenraum. “Naja ich habe jedenfalls eine kleine Überraschung.”

   “Haben wir heute frei?” fragte Sam.

   “Nein, Sam, ihr werdet ganz normal Unterricht haben.”

   “Na, dann ist es doch keine Überraschung!”

   “Na dann für dich halt nicht, aber für den Rest der Klasse. Also ihr bekommt Zuwachs.”

   “Ich hoffe es ist ein Mädchen”, ertönte wieder Sams Stimme im Raum. “und sie ist heiß!” setzte er hinzu. Die Klasse redete durcheinander.

   “Ach Sam, du hast Kim auch nicht gekriegt, die kriegst du dann auch nicht!” hörte Kim Evie zu Sam sagen.

   “Wenn die neue auch so heiß ist wie Kim, dann kriegt Kim echt Konkurrenz.” gab er zurück.

   Evie drehte sich ärgerlich weg.

   “Vielleicht ist sie ja nicht so Spießig.”

   “Oder so langweilig!”

   “HEY!” Rief Max in die Klasse, nachdem er einen Blick mit Liam gewechselt hatte, dieser aber nur mit den Achseln zuckte. “Wer sagt denn das es ein Mädchen ist?”

   Die ganze Klasse verstummte und in diesem Moment klopfte es an der Tür, Herr Tompsen öffnete diese und es kam doch tatsächlich ein Junge rein. “Also wenn ich vorstellen darf”, fing Tompsen an “das ist Alex, euer neuer Mitschüler!”

   Alex war blond und hatte dunkle Strähnen in den Haaren. Dunkle Augen, vielleicht braun, schätze Kim. Sehr ausgeprägte attraktive Gesichtszüge, Olivbraune Haut und hatte einen großen, schlanken und zähen Körperbau. Er trug eine dunkle Jeans und eine Lederjacke, aus der eine graue Kapuze raus guckte. Die Mädels in der Klasse fingen an zu tuscheln und die Jungen auch. Evie holte ihren Spiegel raus und kontrollierte ihr Make Up und die Haare. Dann klappte sie ihn zu und grinste zu Alex. Aber dieser tat so, als würde er es nicht sehen.

   “Alex leider brauchen wir noch ein Tisch für dich, wir sind zur Zeit ein bisschen stark besetzt wegen der Schüler aus Deutschland…”, erklärte Tompsen. Kim legte den Kopf auf ihren Tisch und dachte über den heutigen Morgensport nach. Abrupt hob Kim den Kopf, als sie ihren Namen hörte.

   “… aber Sarah ist heute nicht da, du kannst also neben Kim sitzen.”

   Alex nickte und marschierte auf Kim zu. “Hi.” flüsterte er. Seine Stimme war leise und sympathisch.

   “Hi.” flüsterte sie zurück, holte ihre Schulsachen aus der Tasche, und ihr iPhone und simste Sarah. “Wo bist du? Wir haben einen neuen. Sitzt neben mir weil du nicht da bist.”

   “Schickes Handy.” sagte Alex und beugte sich zu ihr. “Darf ich mal sehen?”

   Sie wusste nicht wie sie reagieren sollte und gab ihm das Handy.

   “Kim zeigst du dann Alex nachher die Schule? Und seinen Spind. Er hat die Nummer 177.”

   Sie nickte.

   Kim hörte wie Ben zu Kevin sagte, dass Liam jetzt wohl Konkurrenz bekam, und nicht Kim. Wussten sie etwa von ihr und Liam? Kim hatte keine Zeit länger darüber nachzudenken. Alex hielt ihr das Handy hin, “Sarah hat dir geschrieben, sie fragt wie ich aussehe.”

   “Du hast meine SMS gelesen?” fragte Kim empört.

   “Nur aus versehen.” rechtfertigte er sich.

   “Hey ihr beiden”, unterbrach Herr Tompsen sie “der Unterricht hat angefangen!”

   “Sorry.” entschuldigte Kim sich und schielte auf ihr Handy. “Bin Krank, hab voll die megafette Grippe, bin am kotzen, will sterben!”

   “Humor hast du also auch!” bemerkte Kim und schrieb Sarah eine Antwort, dann steckte sie das Handy wieder weg.

   “Kann sein. Und du?”

   “Alex, halte Kim bitte nicht länger vom Unterricht ab, ihr könnt euch auch in der Pause näher kennen lernen.” ermahnte Herr Tompsen ihn.

   “Ja, Entschuldigung.” Alex und Kim saßen den Rest des Unterrichts schweigend nebeneinander.

   Als es endlich zur Pause klingelte packte Kim ihre Sachen zusammen und stand auf ohne auf Alex zu achten. “Hey“, rief er ihr nach. “Hast du mich vergessen?”

   “Hast du denn niemanden der dir alles zeigen kann?”

   “Nein, ich kenne hier niemanden, ich bin auf dich angewiesen.”

   “Warte ich kenne jemanden der dir nur zu gerne alles zeigen will, ich hole sie eben.”

   “Halt!” er fasste sie an der Hand, “aber du meinst doch bitte nicht die Puppe, die so zugespachtelt ist und mich so komisch angegrinst hat oder?”

   “Evie?” fragte Kim und konnte sich ein grinsen nicht verkneifen.

   “Ja?” hörte Kim hinter sich Evie fragen. “Wolltest du was von mir?” Kim sah zu Alex und der sah echt nicht begeistert aus, er sah zu Boden und vermied Augenkontakt mit Evie.

   “Nein ich meinte nicht dich, Alex und ich haben uns gerade unterhalten, wir mögen beide die ähh… gleiche Künstlerin und die heißt auch Evie.”

   “Eine Künstlerin die Evie heißt? Die kenne ich gar nicht. Was malt die denn?”

   “Ähm…” Kim kam ins stottern.

   “Sie malt, ja, aber nicht auf Leinwand, sie malt Menschen an.” kam Alex ihr zu Hilfe.

   “Ach so, so Bodypainting?”

   “So könnte man es nennen!” Alex grinste und Kim musste ihr lachen unterdrücken, Alex hatte Phantasie! “Wir müssen dann.” Er drehte sich um und zog Kim mit sich mit. “Danke!” sagte er.

   “Wofür? Ich kam doch ins stottern und wusste nicht was Evie für ne Künstlerin ist. Deine Idee war echt gut!” Kim lachte. “Sie malt Menschen an!”

   “Du hast mich ihr nicht ausgeliefert, dafür habe ich danke gesagt!”

   “Wie kann das, dass du nicht zu ihr willst? Alle Kerle stehen auf sie.”

   “Tja, dann bin ich wohl die goldene Ausnahme. Also, wo ist mein Spind?”

   “Komm mit, ich zeig ihn dir. Hast du deine Bücher schon?”

   “Nein, die kriege ich erst in zwei Tagen. Sag mal der Kerl, der vorhin mit dir am Spind stand und uns im Unterricht die ganz Zeit beobachtet hat, ist er dein Freund? Muss ich da irgendwie aufpassen?”

   “Er hat uns beobachtet? Habe ich gar nicht gemerkt, das ist Liam er ist mein ‘Gastbruder’ und irgendwie denkt er jetzt ich wäre seine kleine hilflose Schwester.” erklärte Kim.

   “Dein Gastbruder? Ich dachte das geht gar nicht, seid ihr Verwandt?”

   “Nein, unsere Väter kennen sich.”

   “Ach so, vorhin sah das aber nach mehr aus.”

   “Halt Stopp! Da ist nichts und wird auch nie wieder was sein!”

   “Nie wieder was sein?” wiederholte er. “Lief da was zwischen euch?”

   “Rede leiser, die ganze Schule hört zu. Nein, da lief nicht wirklich was, nur ganz kurz, aber er wollte seine Freiheit nicht aufgeben und noch andere Mädchen treffen.”

   “Was? Ist der krank?” ungläubig blieb er stehen und sah sie an. “Also ich würde so was nie machen, wenn ich er wäre, dann…” abrupt hörte er auf zu reden.

   “Was dann?” hackte Kim nach.

   “Dann wäre ich nicht so dumm dich sozusagen mit Füßen zu treten.”

   “Okay, aber du bist nicht er.” Kim grinste. “Was hast du für Hobbys?”

   “Reiten.”

   “Du reitest?”

   “Ja, und du?”

   “Nein, ich bin ehrlich gesagt noch nie geritten!”

   “Dann wird es mal Zeit. Wann hast du Lust mal vorbei zu kommen?”

   “Ich weiß nicht? Ist es nicht noch ein bisschen zu früh?” fragte sie unsicher.

   “Weil du mich nicht kennst? Denkst du ich bin irgendein Killer oder so?” er lächelte.

   “Nein.” spielerisch schlug sie ihm an die Schulter “Ich meine, weil ihr doch gerade erst hierher gezogen seit.”

   “Ach so, ne wir wohnen schon immer hier, zwar etwas abseits, ich hatte immer einen Privatlehrer, aber der ist weggezogen, meine Eltern wollten mir einen neuen suchen, aber ich wollte mal was normales. Deswegen bin ich da!”

   “Oh, das wusste ich ja gar nicht. Wo wohnst du denn?”

   “Mit der Bahn ne halbe Stunde,…”

   “Wie heißt du mit Nachnamen?” unterbrach sie ihn.

   “Hales.”

   “Dann weiß ich wo du wohnst.”

   “Echt woher?”

   “Ach komm, wer Zeitung ließt, der weiß doch wer ihr seid. Wieso springst du eigentlich nicht?”

   “Ich mag mehr das Westernding und das wird nicht groß in der Zeitung erwähnt.”

   “Du kannst also mit so einem Lasso umgehen?” fragte Kim erstaunt.

   “Ja, ziemlich gut sogar. Ich mache Team Roping.” Er grinste sie schelmisch an. “Und Cowboyhüte stehen mir!“

   Kim lachte. “Was ist denn Team Roping?”

   “Ich fange mit meinem Partner Stiere mit dem Lasso.”

   “Wow nicht schlecht, dass will ich mal sehen.”

   “Klar, gerne wie gesagt komm gerne mal vorbei!”

    Dann klingelte es und sie konnten sich nicht weiter unterhalten. Sie verabredeten sich aber für den Nachmittag zum reiten.

 

Kims Nachmittag mit Alex war super. Sie sind fast den ganzen Tag geritten, Alex ist auf seinem Hengst Harley geritten und für Kim hatte er eine Stute rausgesucht, sie war ganz lieb und gut für Anfänger, aber Kim hatte sich in den Schwarzen Hengst in eine der hintern Boxen verliebt. Er hieß Spartan, nur fand Alex ihn zu stürmisch für einen Anfänger, jedoch versprach er ihr ihn bald reiten zu dürfen.

   “Danke Alex, der Tag war super, danke!”

   “Bitte kein Thema, mir hat es auch gefallen mal einen lebendigen Menschen zum Reden dabei zu haben. Es war toll.”

   “Ich werde jetzt auf jeden Fall öfter kommen. Ich will unbedingt Aaron reiten.”

   “Wirst du, komm ich bringe dich nach Hause.”

   “Nein.” Widersprach sie ihm. “Ich nehme die U-Bahn.”

   “Kommt gar nicht in Frage! Weißt du was da zu dieser Zeit abgeht? Nachher passiert dir noch was und dann bin ich Schuld.”

   “Na gut, wenn du meinst.” Stimmte sie zu, sie wollte auf keinen Fall alleine U-Bahn fahren.   Eine halbe Stunde später standen sie vor dem Hotel. “Soll ich dich noch in der Zimmer begleiten?” fragte Alex.

   “Nein, lass gut sein. Ich komme schon alleine klar. Danke noch mal für den Tag!”

   “Bitte, wir sehen uns morgen.”

   “Ja, bis Morgen.” Kim stieg aus seinem Auto und ging ins Hotel. Norman öffnete ihr die Tür.             “Guten Abend Kim . Wie war dein Tag?”

   “Super!” Sie beachtete Norman nicht weiter und ging zum Fahrstuhl, im Fahrstuhl zog sie ihr Handy raus. Sieben verpasste Anrufe und drei SMS. Eine SMS war von Sarah die anderen und die Anrufe doch tatsächlich von Liam! Sie öffnete ihre Tür und sah sich um. Das Licht brannte.    “Hallo? Ist hier jemand?” rief sie in den Raum.

   “Kim?” Liam steckte seinen Kopf aus der Küche. “Na endlich wo warst du? Ich habe dich bestimmt Zehn mal angerufen!” hielt er ihr vor.

   “Was willst du denn hier?”

   “Ich habe mir halt sorgen gemacht. Du hast nicht angerufen und auch nicht gesagt wo du bist.”

   “Ich wüsste nicht, was es dich angeht!” gab sie bissig zurück. “Ich bin Müde und geh jetzt schlafen.”

   Sie war schon auf dem Weg in ihr Zimmer, als er sie packte und zurück zog. “Du sagst mir wo du warst, wegen dir musste ich meine Verabredung absagen!” beschuldigte er sie.

   “Wegen mir?” schrie sie ihn an sie konnte nicht fassen, das er schon wieder eine neue hatte.    “Lass mich in Ruhe, ich kann deine Visage nicht mehr ertragen. Ich will dich nicht sehen! Hau ab!”

   “Was ist nur in dich gefahren? Wieso bist du so sauer?”

   Empört starrte sie ihm in die Augen. Sie wusste nicht, wie sie das, was sie fühlte in Worte aussprechen sollte, also senkte sie den Blick und sagte: “Du tust mir weh, mein Arm ist schon ganz taub.” Sofort löste er den Griff. “Und wenn ich noch hinzufügen darf, noch ist es nicht zu spät für deine Verabredung.”

   “Sorry! Ich habe ihre Nummer aber nicht!”

   “Wie kann das denn sein?”

   “Wir wollten uns im Kino treffen, vor einer halben Stunde, ich glaube nicht, dass sie noch da ist wenn ich komme.”

   “Und wie wäre es mit Auskunft?”

   “Ich weiß nur das sie Catalina heißt.”

   “Unsere Cata? Von unten?”

   “Jepp!”

   “An deiner Stelle würde ich nicht mit ihr schlafen!” sagte Kim geradeheraus.

   Liam sah sie verdutzt an. “Wer sagt das ich mit ihr schlafen will?”

   “Dachte ich eben, weil du es ja von mir nicht bekommst!”

   “Haha! Wenn ich wollte würde ich dich weich kriegen!”

   “Niemals.” Widersprach sie heftig.

   “Und wieso?”

   “Weil ich an die Liebe glaube und an Hochzeit. Ich bin Christ! Und du eigentlich auch.” erklärte sie ihm.

   “Aha! Aber das meinte ich damit nicht, wieso nicht mit Cata?” Kim war also wirklich noch Jungfrau! Dachte er, ließ sich seine Gedanken aber nicht anmerken.

   “Oh!” Kim wurde rot und sah zu Boden. “Sie ist HIV positiv.”

   “Was?” entsetzt sah er sie an. “Kim ist das nicht selbst für dich nicht ein bisschen übertrieben?”

   “Ich lüge nicht! Jeder im Hotel weiß es. Also wenn du meinst das ich lüge, Pech gehabt. Ich bin Müde und geh schlafen.” sie verschwand so schnell in ihrem Zimmer, das Liam es zu spät merkte.

   “Du Lügst doch!” rief er durch die Tür.

   “Wenn du mir nicht glaubst dann frag die anderen die werden dir das gleiche sagen! Und jetzt geh in dein Zimmer.”

   “Vielleicht schlafe ich in Matts Zimmer.”

   “Das wagst du nicht!”

   “Und was ist wenn doch?” Er riss die Tür auf, Kim schrie erschrocken auf und bedeckte ihre nackten Brüste mit den Händen. Doch es war zu spät Liam hatte sie gesehen und auch die knappe Hotpant, die sie trug bedeckte nichts. Sekundenlang starrten sie sich an. Dann fand Liam seine Stimme wieder. “T-tut mir echt Leid, ich wollte nicht… ich dachte nicht, dass du… naja, du weißt schon.” versuchte er beklommen zu erklären.

   “Das ich hier Splitternackt in meinem Zimmer stehe und du nichts besseres zu tun hast als reinzuschneien?” fragte sie argwöhnisch. “Darauf warst du doch aus. Hast du jetzt alles gesehen? Oder muss ich meine Hände noch mal runter nehmen?” fragte sie gehässig.

   “Nein! Um Gottes Willen! Zieh dir was über.” Ohne zu überlegen zog er sein Hemd aus, dass er nur so, ohne zuzuknöpfen über sein T-Shirt trug und hielt es ihr hin, vermied dabei aber ihren Blick. Sie nahm es und drehte sich um und zog es über.

   “Sorry noch mal, ich hätte echt nicht gedacht, dass du dich schon ausgezogen hast.” entschuldigte er sich noch mal und sah ihr beim Zuknöpfen zu.

   “Ich werde zum Gespött der ganzen Schule!” flüsterte sie niedergeschlagen und setzte sich auf die Bettkante.

   “Ich werde es niemandem sagen, versprochen!”

   Überrascht sah sie ihn an. “Wirst du nicht?”

   “Wieso denkst du so etwas von mir? Habe ich dir irgendwann mal irgendetwas schlechtes getan?”

   Sie schüttelte den Kopf. Vorsichtig setzte er sich neben sie. “Du bist Bildschön!” flüsterte er. “Und ich bin verrückt nach dir. Ich kann meine Hände nicht von dir lassen!” gestand er ihr.     Kims Herz schlug wild gegen ihre Brust. “Bitte lass mich dich küssen…” Er drehte ihren Kopf zu sich und küsste sie zärtlich. Seine Hand streichelte ihren Bauch, seine Finger berührten den Saum ihrer Hotpant und die darunter liegende Haut, seine küsse wurden fordernder. Kim kämpfte einen Kampf in sich, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Dann gewann sie die Überhand und schob seine Hand wieder auf ihren Bauch, doch dort blieb sie nicht lange, sie wanderte nach oben und umschloss ihre Rechte Brust, beiden entrang ein Seufzer. Liam zog sie mit sich nach hinten aufs Bett, so dass er halb auf ihr lag, ihre Münder noch immer vereint. Kim stöhnte und bog sich vor Leidenschaft unter ihm.

   Plötzlich klingelte ihr Handy und sie schrak hoch Fassungslos sah sie zu Liam, dann zum Handy und wieder zurück. “Willst du nicht dran gehen?” fragte er.

   “Das ist mein Dad.” flüsterte sie perplex.

   “Na und geh ran, sonst macht er sich noch sorgen.” Er nahm das Handy, nahm das Gespräch an und stellte auf Lautsprecher.

   “Schatz? Bist du dran?”

   “J-Ja?!”

   “Hallo Schätzchen! Wie geht’s dir? Was machst du?”

   “Gut, bin im Bett.”

   “Hast du schon geschlafen?”

   “Nein, ich wollte mich gerade hinlegen. Wie geht es euch?”

   “Gut und euch beiden?” Streitet ihr immer noch so viel?”

   “Uns geht es gut. Nein, wir streiten uns nicht!”

   “Das ist schön!” Er erzählte ihr noch ein bisschen von ihrem Urlaub dann legten sie auf.

   “Ich will jetzt schlafen.” sagte sie, den Blick auf ihre Bettdecke gerichtet.

   “Ich will auch schlafen, hier bei dir.”

   “Nein!” verstört sah sie ihn an. Der Tag war lang, sie war schon so früh aufgestanden und das reiten hatte sie müde gemacht.

   “Nur schlafen! Ehrenwort! Ich will hier sein, bei dir.”

   Kim sagte nichts legte sich nur hin, ihr Kopf dröhnte. Sie waren viel zu weit gegangen hätte ihr Vater nicht angerufen, wer weiß, was dann passiert wäre? Sie spürte wie Liam sich hinter ihr hinlegte, sagte aber nichts und auch als er den Arm um sie legte und sie an sich zog gab sie keinen Ton von sich. Innerhalb weniger Sekunden war sie eingeschlafen.

   Liam wachte früh am nächsten Morgen auf, als er Kim neben sich liegen sah erschreckte er sich erst mal, aber dann fiel ihm ein, dass nichts passiert war. Vorsichtig blickte er auf den Wecker, in fünf Minuten würde er klingeln. Er küsste Kim behutsam auf die Haare und stand dann leise auf.

   Sobald die Tür zu war öffnete Kim die Augen. Sie hatte mit Liam geschlafen! Okay, nur geschlafen, aber trotzdem, es durfte nicht mehr vorkommen. Der Wecker klingelte, sie stand auf und ging Duschen, dann machte sie Frühstück für sich und Liam. Pünktlich um acht stand er in der Küche. “Guten Morgen, kann ich dir noch irgendetwas helfen?”

   “Morgen! Nein, nur noch der Kaffee, ich komme sofort.”

   Gut, bis jetzt verlief alles normal, sie atmete noch einmal tief durch und ging dann ins Esszimmer zu Liam, der schon am Tisch platz genommen hatte. Das Frühstück verlief so wie immer, auch die Fahrt zur Schule, alles normal. Da keiner der beiden die letzte Nacht ansprach, redeten sie auch nicht darüber.

   Die Tage vergingen, Kim verabredete sich mit Alex zum reiten, sagte Liam jetzt aber immer vorher bescheid. 

Kapitel 14

Eines Tages Kim saß mit Alex beim Mittagessen, da kam Liam mit seinen Jungs zu ihnen an den Tisch.

   “Hi, na wie geht es euch beiden?” fragte Kevin. “Seit Alex hier ist hast du noch nichts mit uns unternommen.”

   “Sie hat jetzt wohl was besseres gefunden!”

   “Ben, das hat nichts mit euch zu tun, ich reite jetzt halt gerne! Und heute darf ich auf Spartan reiten!” Kim strahlte.

   “Reiten?” Ben sah sie verwundert an. “Ich bin früher auch geritten.”

   “Wer ist Spartan?” fragte Max.

   “Das ist Alex Hengst.” antwortete Kim.

   “Wenn ihr Lust habt könnt ihr ja auch kommen.” schlug Alex vor.

   “Okay!” stimmte Liam zu. Kim sah ihn erstaunt an, aber er zuckte nur mit den Schultern.

   “Oh wie geil reiten!” Kevin blickte freudestrahlend in die Runde, “wann und wo treffen wir uns?”

   “Heute um drei im Hotel, wir fahren dann mit dem Auto.”

   “Mit der Limo?” fragte Kevin hoffnungsvoll.

   “Nein, wir nehmen mein Auto.”

   “Du hast ein Auto?” Max sah sie verwundert an.

   “Ja, ich fahre aber nicht gerne.” Das stimmte zwar nicht ganz, Kim hatte die Fahrstunden in der Fahrschule geliebt, sie mochte nur das Auto nicht, das ihr Vater für sie gekauft hatte.

   Um kurz vor drei warteten Liam und Kim in der Lobby. “Wie kommt es, dass du mit wolltest?” fragte Kim Liam .

   “Keine Ahnung, vielleicht mache ich ja ein gute Figur auf dem Pferd, außerdem will ich mal was neues machen.” Und mehr in deiner Nähe sein dachte er, aber das konnte Liam sich nicht mal selbst eingestehen.

   “Es wird dir Spaß machen.” Kim lächelte, seit der Nacht, die sie zusammen geschlafen hatte, hatte sich alles verändert, beide gingen ganz anderes miteinander um, manchmal behandelten sie sich wie zwei Fremde.

   Kims lächeln irritierte Liam, er wollte sie küssen, hier vor allen und zum ersten mal war es ihm egal, wenn andere ihn dabei sahen, gerade als er sich zu ihr beugen wollte, schlug ihm jemand auf die Schulter, wütend drehte er sich um, und da standen Matt und Lucy.

   “Matt?” fragte Liam irritiert.

   Kim die ganz in Gedanken versunken über Spartan war, schreckte  auf. “Dad?” Sie drehte sich um. Und tatsächlich er stand vor ihr. “DAD!” schrie Kim sprang auf und lief ihm in die Arme.

   Wahnsinn, was für ne Begrüßung, was wäre, wenn sie mich mal so begrüßen würde? dachte Liam sehnsüchtig.

   “Oh, Mann heute ist ja der fünfte, ich habe voll vergessen das ihr heute kommt, heute darf ich auf Spartan reiten und hab alles drum herum vergessen!”

   Kim umarmte jetzt Lucy. “Gar kein Problem, fahr ruhig reiten, wir können dann schon mal in Ruhe auspacken und heute Abend können wir uns schön bei einem Glas Wein unterhalten!” Beruhigte Lucy Kim.

   Liam begrüßte noch beide, dann kamen die Jungs und sie verabschiedeten sich wieder. Kim führte die Jungs in die Parkgarage und ging schnurstracks auf einen Mustang zu.

   “NEIN!” rief Max. “Sag mir nicht, das dieses Ding, dein Auto ist!”

   “Doch. Wieso?” fragte Kim irritiert. Die Jungs sprangen um das Auto herum, gucken sich die Reifen, Auspuff, Motorhaube und alles mögliche an.

   Liam kam auf sie zu. “Gibst du mir die Schlüssel?” Völlig Perplex und ohne zu überlegen gab sie ihm die Schlüssel. Liam schloss auf und setzte sich hinters Steuer.

   “Was ist denn eigentlich los?” fragte Kim.

   Max klärte sie auf. “Das Auto. So. Genauso, wie es jetzt aussieht, schwarz mit schwarzen Reallystreifen, davon hat Liam schon immer geräumt als wir noch nicht mal über das Lenkrad gucken konnten. Das ist Liams absolutes Traumauto.”

   “Echt? Das wusste ich ja gar nicht!” Sie stieg auf der Beifahrerseite ein und die Jungs auf der Rückbank.

   “Oh Kim du musst mir versprechen, dass ich damit auch eine Runde drehen darf.” drängte Ben.

   “Klar, ihr könnt alle fahren.” Kim lächelte. “Hätte ich eher gewusst das ihr mein Auto liebt, hätte ich es euch schon viel eher gegeben.”

   Kim sah zu Liam, er strahlte übers ganze Gesicht, langsam startete er den Motor und fuhr an. Nachdem er aus dem Parkhaus war fädelte er sich in den Verkehr ein. “Wo geht es zur Autobahn?”

   “Wir müssen nicht über die Autobahn um zu Alex zu kommen.” widersprach Kim.

   “Jetzt nimm mir nicht den Spaß und sag mir wie ich zur Autobahn komme, ich will sehen wie der so abgeht.”

   “Immer geradeaus und nach cirka 3 Kilometern links auf die Schnellstraße.” gab Kim Auskunft.

   Nach einer halben Stunde waren sie immer noch nicht da. Kim beschloss mit Liam ein Kompromiss, er sollte Kim zu Alex bringen und das Auto gehörte in der Zeit, in der er hier war ihm. Liam war begeistert.

   Es wurde ein langer Tag Kim ritt mit Alex über die Felder und die Jungs wechselten sich mit dem Auto ab. Manchmal ritten sie auch mit. Kim fand den Tag super, und Alex kriegte Liam sogar soweit, dass dieser aufs Pferd stieg. Liam machte eine gute Figur auf dem Pferd und er gab zu, dass er vor ein paar Jahren Reitunterricht genommen hatte. Als Liam mit Alex hinter Kim ritt fragte er: “Sag mal stehst du auf Kim?”

   “Nein, sie ist zwar super drauf und man kann echt Spaß mit ihr haben, aber wir sind Freunde, sie ist eher wie meine Schwester. Und ich glaube das sie sich nie in mich verliebt!”

   “Aha.” Liam war erleichtert und dieses Gefühl störte ihn, er wollte Kim doch gar nicht. Oder doch? Heute in der Lobby zum Beispiel, da war es ihm egal gewesen…

 

   “Oh Papa ich will auch ein Pferd!” Kim strahlte übers ganze Gesicht, als sie abends ein verspätetes Abendessen einnahmen.

   “Du willst doch immer irgendetwas.” bemerkte Matt. “Reicht es dir denn nicht mit Alex Pferden auszureiten?”

   “Vermutlich schon, aber ein eigenes wäre toll.”

   “Wir werden sehen.”

   Damit war das Thema vom Tisch, Kim und Lucy unterhielten sich über den neuesten Tratsch und die Männer über Kims Wunderauto. Sie wollten einfach nicht verstehen warum sie es nicht mochte.

   “Hast du dich schon an einem College beworben?” fragte Lucy.

   “Nein, ich weiß noch nicht was ich will.”

   “Du wirst Hotelmanagerin, das hatten wir doch geklärt.” mischte sich Matt in ihr Gespräch ein.

   “Nein, wir hatten das noch nie geklärt. Du bist nur immer davon ausgegangen das ich das will. Aber ich weiß nicht was ich will.”

   “Aber was passiert mit meinen Hotels?”

   “Dad, ich will selber über meine Zukunft entscheiden. Bitte!”

   “Okay, aber überleg es dir bitte noch mal. Was willst du denn nach der Schule machen Liam?” Wechselte er das Thema.

   “Ich weiß noch nicht genau, aber mich interessieren Immobilien.”

   “Jetzt fällst du mir in den Rücken, ich dachte du wirst den Beruf deines Vaters machen.”

   “Ne, tut mir leid, weder den meines Vaters, noch den meiner Mutter. Mir gefallen die Berufe nicht.”

   “Und was sagt dein Vater dazu?”

   “Wahrscheinlich unterstützt Josef ihn.” warf Kim ein.

   “Ne, er kommt da eher so nach deinem Vater.” Liam lächelte. “Lina wird Tänzerin oder irgendwie so etwas in der Art, ich werde erst mal ein Hochschulstudium machen, dann vielleicht eine Ausbildung bei einem Notar und dann mache ich mich selbstständig. Mein Vater kann ja noch auf Josh hoffen.”

   “Du hast ja schon dein gesamtes Leben geplant!” bemerkte Lucy.

   “Ja so grob.”

   “Wieso grob? Für mich klingt das alles sehr detailliert geplant.”

   “Ich weiß noch nicht an welche Hochschule ich will, ich habe ein gutes Zeugnis, vielleicht werde ich nach Amerika zu meinem Cousin ziehen und da irgendwo studieren, mal sehen was alles kommt.”

   “Amerika?” dachte Kim betrübt.

   “Das hört sich ja alles Perfekt an Liam. Ich hoffe mal das alles zu deiner Zufriedenheit klappt.“ Matt nickte Liam zu dann wandte er sich an seine Frau. “Na gut, Schatz wollen wir schlafen gehen?”

   “Ja, gerne ich bin total fertig. Gute Nacht ihr zwei.”

   “Ich gehe auch schlafen.” Bloß nicht alleine mit Liam sein! Kim sprang vom Stuhl auf, dann fiel ihr Blick auf den Tisch. “Aber erst mal mache ich hier sauber, geht ruhig schon schlafen.”

   “Ich werde ihr helfen.” bot Liam an, bevor Lucy es tat.

   “Nein, dass ist nicht nötig, ich schaffe das schon.” wehrte sie ab.

   “Nein. Ich helfe dir, gerne sogar.”

   Kim fügte sich, wenn sie jetzt noch mal beteuern würde, das er ihr nicht helfen sollte, würde es nur Verdacht erregen. Also zuckte sie mit den Schultern und murmelte: “Musst du selber wissen.” Dann verschwand sie in der Küche.

   “Warum darf ich dir nicht helfen?” fragte Liam als sie allein waren.

   “Das musst du einfach nicht machen. Zuhause machst du es ja auch nicht.”

   “Das ist eine billige Ausrede, du willst nicht allein mit mir sein.” stellte er sachlich fest.

   Kim sah ihn mit funkelnden Augen an. Woher wusste er immer wie sie sich fühlte und was sie wollte? “Das wird es dann wohl sein!” gab sie frostig zu.

   “Und warum willst du nicht allein mit mir sein? Angst hast du ja wohl nicht vor mir.” In Liams Augen sah sie, dass er sich über sie lustig machte.

   “Ich weiß nur was das letzte mal fast passiert wäre.” sie senkte die Stimme und flüsterte schon fast. “Hätte mein Vater nicht angerufen… ich wüsste nicht, was passiert wäre.” Das war das erste mal seit jener Nacht, das sie darüber sprach. Sie dachte oft daran, aber sie schwor sich, das sie es nicht noch einmal so weit kommen lassen würde.

   “Es ist aber nichts passiert!” stellte er klar.

   “Gute Nacht Liam.” Kim ging in ihr Zimmer sie, wollte nicht darüber diskutieren und lies Liam in der Küche stehen. Sie wartete, dann hörte sie wie die Haustür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Kim atmete auf. Schon seit Tagen war sie auf der Hut, sie durfte einfach nie allein mit Liam sein.

 

   “Guten Morgen!” Herr Marks stand in der Mitte der Sporthalle und seine Schüler um ihn herum.

   “Morgen!” ertönte es gelangweilt aus den Reihen.

   “Wie ich sehe seit ihr alle noch ziemlich angeschlagen. Na wie war denn dein Wochenende Sam?”

   “Ich habe Kopfschmerzen!” antwortete er nur, man sah ihm und Kian den Kater richtig an.

   “Ich habe da vielleicht etwas was euch wieder aufheitern wird. Und nein, der Sportunterricht fällt nicht aus, falls ihr das denkt. Heute steht Ausdauer im Programm. Ihr wärmt euch jetzt auf, dehnen, Seilspringen und so weiter. Dann geht’s auf den Sportplatz, da machen wir den Coopertest.”

   “Und was ist der Coopertest?” wollte Max wissen.

   “Das ist ein Test zur Überprüfung der allgemeinen Ausdauer. Bei dem Test handelt es sich um einen Lauf von 12 Minuten.”

   “Ja und was hat man dann davon?” Evie stand in ihrem weißem Sportanzug und beäugte ihre Fingernägel.

   “Es wird ermittelt was für eine Strecke du schaffst, dafür gibt es übrigens diese Schrittzähler,” er hielt das besagte Gerät in die Luft, “damit keiner von euch schummelt.”

   Die Klasse stöhnte.

   “Und hinterher habt ihr noch ein bisschen Zeit und könnt Völkerball spielen. So und jetzt ab geht’s, zehn Minuten zum aufwärmen, dann geht’s raus.”

   Die Schüler standen an der Markierung, und auf Herrn Marks Pfiff liefen alle los. 12 Minuten später Kims Puls raste, aber es war ein Kick, die morgendlichen Runden im Park zahlten sich aus.

   Herr Marks schrieb sich die Ergebnisse eines jeden Schülers auf. Nachher verkündete er stolz: “Der Beste Läufer ist ein Deutscher, Liam ist genau 3127 Meter gelaufen, dicht hinter ihm Alex mit 3011 Metern. Bei den Mädchen ist Ruby die Beste mit 2730 Metern und dann Miriam mit 2215 Metern. So Kim und Liam ihr wählt euch jetzt jeder ein Team und Alex und Miriam wählen danach ich will vier Teams haben. Die vier wählten sich schnell Mannschaften aus und spielten Völkerball. Nach dem Spiel waren alle K.O leise murmelnd gingen die Schüler in die Umkleidekabinen. 

   Kim ging mit Alex hinter Sam und Kian die sich über die letzte Stunde beschwerten. “Du warst gut! Wusste gar nicht das du ohne Pferd auch so schnell bist.” Kim boxte ihm in den Arm.

   Alex lachte. “Hey, ich liebe Sport, egal ob mit Pferd oder ohne. Wie kann es das du so sportlich bist?”

   “Ich laufe jeden Morgen.”

   “Jeden?”

   Sie nickte. “Ich habe halt eine gute Ausdauer. Jetzt bin ich allerdings K.O ich weiß gar nicht wie ich die nächsten Unterrichtsstunden schaffen soll. Ich schlaf noch auf den Tisch ein.”

   “Keine Angst ich halte dich wach. Geh jetzt erst mal kalt duschen, danach bist du nicht mehr so fertig!” Alex grinste.

   “Hey ihr zwei. Was trödelt ihr da? Ihr habt noch fünfzehn Minuten.”

   “Schaffen wir Herr Marks!” rief Alex und verschwand in der Umkleide der Jungen.

   Kim ergatterte eine Dusche, hörte auf Alex Rat und duschte kalt. Sie war gerade dabei sich die Haare auszuspülen, als ein Schriller Ton ertönte. Evie öffnete die Tür und spähte hinaus.         “Was ist los?”

   “Es brennt!” rief Sam und lief nach draußen. Die Mädchen fingen an zu kreischen, einige zogen sich noch schnell eine Hose über, andere packten ihre Sachen ein.

   “Mädels!” schrie Kim in ihr Handtuch gewickelt über den Lärm hinweg. “Wir müssen raus hier, lasst alles liegen!” Die Mädchen gehorchten und liefen schnurstracks nach draußen. Kim guckte über das durcheinander die hälfte der Mädchen waren nur halb angezogen, ein paar waren schon komplett fertig und der Rest trug nur ein Handtuch so wie sie.

   Jemand ergriff sie am Arm. “Alles okay? Sind bei euch alle draußen?” Kim sah Liam an und nickte. “Ich war die letzte die ging.” Jetzt kamen auch Alex, Max, Ben und Kevin.

   Alle waren sie fertig, hatten geduscht und sich angezogen. “Kim? Alles okay? Wir waren schon draußen, als der Alarm losging.”

   “Ja, Alex mir geht es gut. Danke.” Kim stand da in ein Handtuch gewickelt vor einem Haufen von Jungs, als es ihr bewusst wurde, wurde es ihr sichtlich unwohl. Liam bemerkte es. “Du musst dir was anziehen, die Jungs starren euch an.” Flüsterte er ihr ins Ohr.

   Kim sah sich um, und tatsächlich, die Jungs nutzen ihren Vorteil sichtlich aus. Einige hatten sogar ihre Handys gezückt. “Ich habe aber nichts! Meine Sachen sind alle da drin.” Sie deutete auf die Sporthalle “Und ich darf hier nicht weg. Herr Marks hat gesagt, das wir alle hier bleiben sollen.”

   “Es ist aber zu kalt, deine Haare sind Nass, du wirst noch ganz krank.” Liam hatte Recht, jetzt merkte Kim, dass sie fror.

   Er zog sich seine Lederjacke aus, dann sein Langarmshirt. “Hey Liam, was hast du vor?” fragte Ben.

   “Kim muss sich was anziehen.” sagte er knapp und hielt ihr das Shirt hin.

   Jetzt erst bemerkten die anderen, das Kim schon blaue Lippen hatte. “Nimm es!” befahl Liam, als Kim sich nicht bewegte.

   “Ich werde mich hier bestimmt nicht vor versammelter Mannschaft anziehen. Ich bin unter dem Handtuch... naja ich hab da halt nichts an…” flüsterte sie so das nur er es verstand.

   “Wir machen eine Mauer, keiner wird was sehen, versprochen. Du musst dich jetzt nur langsam aufwärmen. Deine Lippen sind schon ganz blau. Wieso ist dir denn so schnell so kalt?”

   “Ich habe kalt geduscht.”

   Liam nickte. “Ich habe noch eine lange Sporthose mit, die ziehst du auch an.” Er kramte in seiner Tasche und zog die besagte Hose raus. “Jungs wir stellen uns um Kim, damit sie sich in Ruhe etwas überziehen kann und keiner sie sieht.”

   Einstimmiges Gemurmel entstand und sie stellten sich mit dem Rücken zu ihr um sie zu bedeckten und sie vor eventuellen neugierigen Blicken und Handykameras zu schützen.

   Kim drehte sich um die eigene Achse, fünf Jungs standen mit dem Rücken zu ihr und versteckten sie so vor den Blicken der Mitschüler. Sie war Liam dankbar und bückte sich um die Hose aufzuheben. Schnell stieg sie da rein und jetzt kam der schwierige Teil, wenn sie das Handtuch loslassen würde um sich das Shirt anzuziehen, wäre sie oben Ohne. Nein, das konnte sie nicht machen! Sie konnte auch so bleiben. “Fertig.” sagte sie deshalb.

   Die Jungs drehten sich wieder um. Liam sah sie verwirrt an. “Du hast nur die Hose an.” bemerkte er trocken.

   “Ja, das passt schon so.” gab sie zurück.

   Er bückte sich und holte sein T-Shirt, dass er beim Sport getragen hatte aus seiner Sporttasche heraus und zog es sich über. “Jungs lasst ihr uns mal bitte allein?” Ohne Einwände gingen sie zur Seite. “Du brauchst das Handtuch aber für deine Haare. Die tropfen immer noch.”

   “Ich traue mich aber nicht!”

   “Oh man Blondie!”

   “Nenn mich nicht so!”

   “Tschuldigung ist mir rausgerutscht. Ich werde meine Jacke davor halten, keiner wird etwas  sehen.”

   “Du aber! Und jetzt lass mich doch endlich in Ruhe!”

   “Ich habe sie schon gesehen, und glaub mir, ich werde den Anblick sowieso nie vergessen, es ist also egal, ob ich sie noch mal sehe.”

   Kim wurde rot. “Mir aber nicht!”

   “Ich werde nicht gucken.” versuchte er sie so zu überreden.

   “Versprochen?”

   “Versprochen!” Er hielt ihr die Jacke vor den Oberkörper und guckte zu den Jungs, die sich angeregt unterhielten. Max sah zu ihm und nickte ihm zu.

   “Okay, ich vertraue dir Liam.” sie lies das Handtuch los und zog sich das Langarmshirt von Liam drüber. In weniger als zehn Sekunden war sie fertig. “Gut, ich hab es an.”

   Liam nahm die Jacke runter und legte diese um ihre Schulter.

   Kim zog sie dankbar an und trocknete sich dann die Haare so gut es ging ab. “Danke!” murmelte sie. Liam nickte, dann waren auch schon die Jungs wieder da.

   “Alles okay bei dir?” fragte Alex.

   “Ja, danke für eure Hilfe.”

   “Sorry jetzt die Frage, wenn du nicht willst, brauchst du die nicht zu beantworten, aber wie kann es, das du so bist?”

   “Wie bin ich denn?”

   “Naja, so anders, guck dir doch mal die anderen Mädchen an.”

   Kim sah zu den anderen Mädels, zuerst fiel ihr Evie auf, wie sie so in ihrem Handtuch gewickelt da stand und es auch noch lustig fand, die Jungs scharrten sich um sie, viele machten Fotos, doch das störte sie nicht und die anderen Mädchen eiferten ihr nach, sogar Sarah. Kim fand es schade das sie sich so auseinander gelebt haben. Sarah war jetzt so was wie Evies kleiner Schoßhund, alles was sie machte tat Sarah auch.

   “Ich mag es nicht wenn ich so sehr im Mittelpunkt stehe. Ich brauche halt keine Aufmerksamkeit, die Menschen sollen mich so mögen wie ich bin. Und es ist mir einfach unangenehm so halbnackt hier draußen rumzustehen. Und es geht gegen meine Prinzipien, ich bin Christin und habe gewisse Moralvorstellungen.”

   “Verstehe.”

   “Wisst ihr schon was los ist?” fragte Liam.

   “Nein, niemand weiß etwas.” In dem Moment hörten sie die Sirenen der Feuerwehr. Zehn Minuten später wurde erklärt, das die Schüler nach Hause durften. Aber ohne vorher ihre  Sachen rauszuholen.

   “Komm wir fahren nach Hause.” Liam zog Kim Richtung Parkplatz, wo er den Mustang geparkt hatte. “Du musst dich so schnell wie möglich warm anziehen. Man könnte die Leute ja schon fast anklagen, die Mädels stehen bei 12 Grad halbnackt draußen und frieren sich den allerwertesten ab.”

   Kim nickte. “Aber den meisten gefällt es.” Sie verabschiedeten sich von den anderen und gingen zum Auto. Kim versuchte Liam zu folgen, aber er war schneller als sie. “Liam. Warte doch ich kann nicht so schnell!” rief sie ihn. “AUU!”

   “Was ist los?” Erschrocken drehte er sich um.

   “Ich bin auf einen Stein getreten.”

   “Oh Shit, du hast ja keine Schuhe an!” Er sah sich um, der Parkplatz war ein Schotterplatz und der Mustang stand ziemlich weit weg. “Komm her ich trage dich.”

   “Nein, ich schaffe das schon. Ich muss nur langsamer gehen.” widersprach sie ihm. Es war ihr unangenehm, wenn er sie tragen würde. Augenblicklich sah sie wieder das Bild vor sich, als Liam Lina in ihr Zimmer getragen hatte.

   “Ach komm Kim, stell dich nicht an.” noch bevor sie reagieren konnte hob er sie hoch und trug sie zum Auto.

   Ohne ein Wort lies sie es zu. Es hätte ja doch keinen Sinn, er würde sie nicht hören. Außerdem war es schön ihm so nahe zu sein. Ohne es selbst zu merken legte sie den Kopf auf seine Schulter. Am Auto lies er sie vorsichtig herunter und öffnete ihr die Tür. “Danke…” flüsterte sie, stieg ein und er schloss die Tür. 

Kapitel 15

   “Zum Glück, keiner da!” flüsterte Kim, als sie aus dem Fahrstuhl ausstiegen.

   “Du musst nicht flüstern.”

   “Ich will aber nicht, dass mich jemand so sieht.” Sie deutete auf sich.

   “Wieso? Meine Sachen stehen dir!” Liam lachte.

   “Haha, sehr witzig Liam.” Sie gab ihm einen Hieb auf den Arm.

   “Kim? Wie siehst du denn aus?” Matt stand in der Wohnungstür.

   “Hallo Dad, da war ein Feuer und dann hab ich Liams Sachen angezogen.” Sie gab ihm einen Kuss und stahl sich an ihren verwirrten Vater in die Wohnung. “Ich muss unbedingt Baden, mir ist immer noch kalt.”

   “Ein Feuer? Ist etwas passiert?”

   “Nein, mir ist nur kalt.” sagte Kim knapp.

   “Ich habe heute morgen den Kamin angemacht.”

   “Oh, schön!” Kim ging ins Wohnzimmer,

   “Kannst du mir vielleicht mal erzählen was passiert ist?” fragte Matt Liam , dieser erzählte dann knapp was passiert ist.

   Als Liam ins Wohnzimmer kam lag Kim auf der Chaiselongue. Seine Jacke lag auf dem Boden. Liams Blick glitt über sie, sie hatte die Augen geschlossen und entspannte sich.       Plötzlich öffnete sie die Augen. “Beobachtest du mich?”

   “Nein, gehst du immer so mit fremden Sachen um?” konterte er und hob seine Jacke vom Boden.

   “Nein, aber die war so schwer und ich bin so K.O von den drei Kilometern, die ich heute in 12 Minuten gelaufen bin, und dann hast du mich noch mit dem Ball gejagt.”

   “Habe ich gar nicht.” log er.

   “Hast du wohl, das habe ich gemerkt, sobald du ihn hattest ging er auf mich.”

   “Na gut, kann sein.” er lächelte, und Kim wurde es warm ums Herz. “Machst du mir ein bisschen Platz?”

   Kim zog die Füße an und er setzte sich. “Deine Füße sind eisig.” bemerkte er.

   “Ja ist normal.”

   “Und dreckig!” er schmunzelte. “Ist das etwa auch normal?”

   “Oh, man das hatte ich ja ganz vergessen. Ich gehe eben Duschen.” Und schon sprang sie auf und lief in ihr Zimmer. Fast ehrfürchtig zog sie Liams Klamotten aus und legte sie aufs Bett. Sie duschte heiß, als sie die Dusche zehn Minuten später wieder verlies war ihr Spiegel ganz beschlagen. Schnell schnappte sie sich eine Bodylotion und cremte sich ein, auf Make Up verzichtete sie. In ihrem Schrank suchte sie nach etwas passendem, endlich fand sie eine kurze Short aus Baumwolle und ein graues Top. Sie zog sich an und lief dann auch schon wieder aus dem Zimmer. Liam saß noch immer auf der Chaiselounge, Kims Herz hüpfte, sie hatte schon gedacht, das er weg wäre wenn sie kam. Liam hatte sich ein frisches T-Shirt angezogen und belegte Brote gemacht. “Du verwöhnst mich.” Kim grinste, nahm sich ein Brot und biss genussvoll hinein. Sie legte sich wieder auf die Chaiselounge und streckte sich.

   “Kakao?” fragte Liam.

   “Gerne!” Kim strahlte. Liam stand auf um ihr einzuschenken, Kim nutze es aus und streckte die Beine aus, sodass sie das ganze Sofa einnahm.

   “Hey, da bin ich schon so nett zu dir und verwöhn dich, und du trittst das mit Füßen!” Er stellte ihr den Becher auf einen kleinen Beistelltisch. Kim grinste ihn Spitzbübisch an. “Da muss sich wohl jemand einen anderen Platz suchen!”

   “Nein, muss ich gar nicht!” Er hob ihre Beine hoch, setzte sich und legte sie auf seine Oberschenkel.

   “Clever!” feixte sie.

   “Weißt du wirklich nicht, was du machen willst?” wechselte er das Thema.

   “Nein, ich weiß es wirklich nicht. Es ist nicht so, dass ich den Beruf meines Vaters nicht mag, aber ich würde gern etwas anderes probieren.”

   “Was denn zum Beispiel?”

   “Früher wollte ich immer Ärztin werden, jetzt will ich gerne etwas Soziales machen, Lehrerin oder Erzieherin. In Rumänien oder Afrika helfen.”

   “Dir ist Geld wirklich nicht wichtig oder?”

   “Nein, überhaupt nicht. Ich weiß gar nicht wie das ist, wenn man normal verdient und sich nicht alle Luxusgüter leisten kann. Mein Auto zum Beispiel, ich könnte es verkaufen und das Geld spenden.”

   Das was Kim ihm da erzählte passte so gar nicht zu der Kim die er sich damals vor einem halben Jahr vorgestellt hatte. Sie war überhaupt nicht verwöhnt, überheblich oder eingebildet. Sie lag hier bei ihm unterhielt sich mit ihm und hatte nicht die Spur von Schminke im Gesicht. Ohne es zu bemerken streichelte er ihre Wade. “Du bist echt ganz anderes, als ich mir vorgestellt hatte.” gab er zu.

   “Vorurteile!”

   “Und du? Wie hast du dir mich vorgestellt?”

   “Touche. Ich dachte zu wärst ein kleiner Zwerg.”

   Er lachte. “Und sonst nichts? Komm schon, da gab es doch bestimmt noch mehr.”

   “Das kann ich jetzt im Moment schlecht sagen, ich hatte keine gute Meinung, ich dachte du wärst eingebildet und klein, mehr fällt mir im Moment nicht ein. Als ich dich kennen lernte hast du mich nicht beachtet, du hast mit deinem Ipod rumgespielt.”

   Liam lachte. “Ja stimmt, ich mochte dich nicht.”

   “Wie konntest du mich nicht mögen? Du kanntest mich doch gar nicht.”

   “Ja, wie du sagtest Vorurteile! Erzähl mir mehr. War ich sehr ekelig zu dir?”

   “Ja. Du hast mich gemieden wie die Pest. Hast mir verschwiegen, dass ich ein eigenes Bad hatte, hast ein hässliches Lied über mich geschrieben, kamst immer in mein Zimmer ohne zu klopfen…”

   “Das ist heute aber immer noch so. Und das Lied habe ich geschrieben als ich so sauer auf dich war, aber ich hatte es wirklich weggeworfen, die Jungs haben es gefunden.”

   Kim wurde rot bei dem Gedanke an jene Nacht, die ihr einfach nicht aus dem Kopf ging. “Ja, stimmt. Aber weiter im Text. Ich musste dir hinterher laufen, du hast nicht mit mir geredet, kanntest meinen Namen nicht und hast mich vor deiner Familie bloßgestellt.”

   “Nein, okay, ich habe gesagt, dass ich nicht weiß wie du heißt. Aber ich wusste es.”

   “Du bist ein elendiger Lügner.” Sie lächelte ihn an. “Das hat mich damals echt fertig gemacht und ich dachte alle in eurer Familie sind so.”

   “Aber sie waren es nicht.”

   “Nein. Sie waren super und ich vermisse sie.”

   “Ja ich auch.” gab er zu. Kim sah in verwundert an. “Seit ich dich kenne habe ich mich echt total verändert, als du kamst kannte ich meine Familie gar nicht mehr. Ich hatte echt schon die Befürchtung, das sie mich an deiner Stelle nach London schicken würden.” Er grinste.

   “Wir sind schon Komisch oder?” fragte Kim auf einmal.

   “Wie kommst du darauf?”

   “Ja, wenn ich jetzt so an früher denke, als wir uns kennenlernten und heute, es ist so viel passiert. Wir haben uns gestritten, versöhnt, sind Freunde geworden, dann haben wir uns wieder auseinander gelebt…”

   “Geküsst.”

   Kim beachtete sein dazwischen reden nicht. “und jetzt sitzen wir hier und reden einfach.”

   “Und wir haben uns geküsst.” wiederholte er.

   “Die meiste Zeit hast du mich geküsst.”

   “Und du hast es gemocht und meine Küsse erwidert.”

   “Du hast ständig Mädchen geküsst. Und als Tim mich geküsst hat…”

   “Ich stehe auf der Bühne und singe für dich dein Lieblingslied und du knutscht mit einem andern?”

   “Du hast das Lied für mich gesungen? Wieso?”

   “Du mochtest es.”

   “Ich mag es immer noch.”

   “Und ich küsse dich noch immer gerne.” Kim wurde heiß, jetzt bemerkte sie erst, wie er ihr Bein streichelte. “Ich weiß nicht wieso, aber ich habe noch nie ein Mädchen geküsst, das ich immer wieder küssen wollte. Will.” verbesserte er sich. “Darf ich?”

   “Du fragst mich? Liam, du weißt doch wie ich das will, wie ich das sehe. Wenn es nicht klapp…”

   “Bitte. Nur kurz. Jetzt!” Unterbrach er sie.

   Kim wusste nicht was sie tun sollte, sie wusste das sie es wollte, sie könnte nicht widerstehen und bevor es ihr bewusst wurde nickte sie und kam ihm entgegen. Der Kuss war sanft und voller tiefer Leidenschaft. Mit den Lippen glitt er von ihrem Mund, über ihre Wange bis er an ihrem Ohr anlangte. Kim keuchte, es war so wundervoll. Sie erlebte diesen Kuss so intensiv, das die anderen dagegen alle verblassten. Ihr Atem strich über sein Gesicht und Liam erschauderte. Kim zog sein Gesicht wieder zu sich und sie küssten sich noch einmal voller Begierde. Dann löste Kim sich von ihm. “Mehr kann ich dir nicht geben…” flüsterte sie völlig außer Atem. Liam nickte und lehnte sich zurück. Er schloss die Augen und lies den Kuss noch einmal Revue passieren. Kim war etwas ganz besonderes und sie empfand etwas für ihn. Und er für sie, gestand er sich ein, nur war ihm noch nicht klar, was es war.

   “Kriege ich eine CD von euch?” fragte Kim.

   “Warum?”

   “Ich mag eure Musik.”

   “Okay, das akzeptiere ich, aber jetzt den wirklichen Grund.” Er lag immer noch mit geschlossenen Augen da.

   “Ich will dich noch bei mir haben, wenn du weg bist.” gestand sie.

   “Okay, du kriegst eine.”

   “Danke.” Kims Herz klopfte. Aber Liam ging nicht weiter darauf ein, irgendwie beruhigte es sie, aber irgendwie auch nicht. Am liebsten wollte sie es raus schreien: Weil ich dich liebe und du mich nicht, und ich dich immer bei mir haben will, wenn du so schöne Liebeslieder singst. Aber das würde sie nie tun. Sie liebte ihn. Ja. Aber sie würde es niemals sagen, bevor er es ihr nicht sagte. Beide schwiegen und hingen ihren Gedanken nach, bis sie beide einschliefen.

 

   “Guck mal wie süß die beiden schlafen!” Lucy winkte Matt zu sich und zeigte auf die beiden.            “Ob die jetzt wohl wirklich Freunde geworden sind?”

   “Schwer zu sagen, vielleicht streiten die morgen wieder.” erwiderte Matt.

   “Weißt du was? Ich glaube Kim ist verliebt.” flüsterte sie ihm ins Ohr.

   “Kim und verliebt?” Matt schüttelte den Kopf. “Die doch nicht. Sie war noch nie in einen Jungen verliebt. Und sie ist erst achtzehn!”

   “Irgendwann ist immer das erste mal. Und achtzehn ist doch nicht jung!”

   “Aber dann doch nicht ihn. Er ist auf jeden Fall noch zu jung. Außerdem kommt er ja nicht mal von hier, wenn da was laufen sollte, dann wird es eine schwierige Beziehung. Nicht so wie bei uns!” Matt grinste schelmisch. “Ich konnte dich jeden Tag auf der Arbeit sehen.”

   “Hätte ich gewusst, das du in mich verliebt warst…”

   “Dann hättest du doch nichts gemacht. Meine Tochter hat uns zusammen gebracht.”

   “Ja ich weiß, sie ist etwas ganz besonders!”

   “Ja, so wie du!” flüsterte er ihr ins Ohr. Dann küsste er sie.

   “Komm, wir müssen was zu Essen machen, wenn die beiden aufwachen werden sie Hunger haben.” Lucy löste sich aus der Umarmung und ging in die Küche.

 

 

Kim wachte am nächsten Morgen früh auf. Ihr erster Gedanke war: Morgen würde Liam wegfahren! Sie hatten also nur noch heute, einen letzen Tag. Wie würde der wohl aussehen? Sie stand auf und stieg unter die Dusche. Als sie ins Esszimmer kam war alles leer. “Dad?” rief sie.

   “Ich bin hier Kim, wir sind sofort da.” rief Matt aus seinem Badezimmer. Kim ging in die Küche und stellte Wasser auf. Gerade als sie den Kaffee anstellen wollte kam Lucy.

   “Hey, Morgen. Du wir Frühstücken nicht hier, heute ist Liams letzter Tag da wollten wir unten Essen gehen.”

   “Ach so, wusste ich gar nicht. Na gut ich rufe dann Liam. Treffen wir uns unten?”

   “Wenn ihr nicht trödelt.” Lucy lachte. Und Kim schnitt eine Grimasse. “Keine Angst, wir kommen pünktlich!” Kim klopfte bei Liam. Doch es kam keine Reaktion. “Liam? Bist du wach?” sie klopfte erneut.

   Die Tür öffnete sich und Liam steckte den Kopf raus. “Wenn du rein willst, kriege ich einen Kuss.” neckte er sie.

   “Du kriegst gar nichts. Und jetzt lass mich rein.” Kim grinste und schob die Tür auf. “Bist du fertig, können wir los? Wir essen heute unten, als Abschied sozusagen. Lucy und Dad sind heute Abend zu einer Neueröffnung eines Hotels eingeladen und haben deswegen keine andere Möglichkeit sich zu verabschieden.”

   “Dann sind wir also alleine?”

   “Weiß nicht, vielleicht hast du ja schon was vor, irgendeine Abschlussfeier von der ich noch nichts weiß… oder so.”

   “Nein. Was hältst du von einem Film? Du darfst aussuchen.”

   “Okay! Ich weiß auch schon welchen!”

   “Und welcher ist es?”

   “Lass dich überraschen und jetzt beeil dich. Lucy sagt wir sollen nicht zu spät kommen!”

   “Nur noch meine Haare.” Kim ging zur Fensterwand und schaute raus. “Ist es Nachts nicht ein bissen hell?”

   “Anfangs war es schlimm, aber mittlerweile hab ich mich daran gewöhnt. So bin fertig wollen wir los?”

   “Ja komm, die beiden warten sicher schon.” Als sie den Speisesaal betraten sahen sie schon das Matt und Lucy auf sie warteten. “Komm!” Kim hackte sich in Liams Armbeuge und steuerte auf die beiden zu. Dabei entging ihr der hasserfüllte Blick den Cata ihr zuwarf. Liam sah es und grinste sie an. Geschieht ihr Recht dachte er. Sollte sie doch annehmen das die beiden ein Paar wären, er würde sie sowieso nie wieder sehen!

   “Na endlich, wir sind schon am verhungern!” begrüßte Matt die beiden.

   “Ach Papa übertreib mal lieber nicht. Dann komm los, das Buffet wartet.”

   Das Frühstück verlief harmonisch, es wurde noch mal Revue erzählt, was alles passiert ist und es wurde über zukünftige Projekte gesprochen. Dann brachen Liam und Kim zur Schule auf. In der Schule war alles normal, nur mit dem Unterschied das kaum gelernt wurde. Nach dem Mittag versammelten sich die Schüler in der Aula und es ging wieder mit den Reden los. Kim verkroch sich in ihrem Sitz sie wollte nicht, das der Tag zu Ende ging. Sie wollte das Liam für immer da blieb. Aber das war ein einziger Wunschtraum wie sie feststellen musste. Heute Abend war der letzte Abend mit Liam und dann würde es das nicht mehr geben. Liam würde sich nicht mehr bei ihr melden, oder vielleicht doch? Schließlich waren sie doch Freunde geworden und sie könnten sich doch immer noch zwischendurch besuchen und wer weiß, vielleicht würde er sich ja auch irgendwann…

   “Hey, träumst du oder ist das ein Deja-vu? Bist du schon wieder eingeschlafen?”

   “Wäre ja schön, wenn das heute erst der Anfang wäre…” antwortete Kim.

   Liam sagte darauf nichts. “Komm wir müssen los, Matt und Lucy fahren schon bald los und ich muss heute früher ins Bett.”

   “Wie spät fliegt ihr denn Morgen?”

   “Um halb sechs geht der Flug, wir müssen um halb fünf da sein.”

   “Wieso denn schon so früh?”

   “Es gab keine anderen Flüge. Leider. Ich will endlich mal wieder richtig ausschlafen, seit ich hier bin konnte ich kaum mal ausschlafen.”

   “Ja, weil bei dir ausschlafen zwölf Uhr ist!”

   “Ja, eine wunderbare Zeit zum aufstehen!”

   Zurück im Hotel saßen sie noch alle zu viert zusammen, bis Matt und Lucy losmussten. Die beiden verabschiedeten sich von Liam und waren dann weg. “So gehen wir rüber? Hast du den Film?”

   “Ja, hab ich. Geh schon mal rüber ich zieh mir schnell noch bequeme Sachen an und komm dann nach.”

   Als Kim zehn Minuten später ins Zimmer kam lag auf dem Sofa schon Liams Decke bereit. Kim grinste. Liam stand vor dem Fenster und blickte über London. Kim legte die DVD ein und startete den Film. “Komm Liam, der Film fängt an.”

   “Was ist das denn jetzt für ein Film?”

   “Wie das Leben so spielt.”

   “Und wovon handelt der?”

   “Von zwei Menschen, die sich nicht ausstehen können und beide die Vormundschaft für das Kind ihrer verstorbenen Freunde kriegen. Ist ganz lustig.”

   “Okay.” Er setzte sich neben sie.

   Als der Film zu Ende war setzte Kim sich auf. “Schöner Film oder?”

   “Joa. Und was jetzt?”

   “Ich gehe ins…” Kims Handy klingelte und unterbrach sie. “Das ist Dad.” klärte sie Liam auf und ging dran. “Hi Dad, was gibt es? Ach so, ja kein Problem, macht euch einen schönen Abend. Ja ich wollte grad ins Bett. Ja euch auch ne Gute Nacht. Bis Morgen!”

   “Was gibt es denn?” Wollte Liam wissen.

   “Ach, die bleiben heute Nacht da, es gab einen Sturm und die Straße wurde gesperrt.”

   “Also kommen die heute nicht nach Hause.” Es war eine Feststellung, keine Frage und Kim schwieg. “Ich habe eine Überraschung für dich.”

   “Echt was denn?” Kims Herz beschleunigte sich.

   “Setz dich aufs Bett und mach die Augen zu. Es ist eine Überraschung.” Kim gehorchte. Als eine Zeitlang nichts passiert fragt sie: “Wann ist es denn endlich so weit?”

   “Mach die Augen auf.” Kim öffnete die Augen, um sie herum war alles Dunkel, er hatte das Licht gedämmt und London leuchtete.

   Liam saß auf einem Stuhl vor ihr, seine Gitarre in der Hand. “Jetzt singe ich das Lied nur für dich…” Und dann fing er an ihr Lieblingslied zu spielen und singen.

„Oh her eyes, her eyes Make the stars look like they're not shining Her hair, her hair Falls perfectly without her trying…“

   Kim war gerührt, nachdem er zu Ende gesungen hatte zog sie ihn an sich und küsste ihn. “Danke!” hauchte sie zwischen den Küssen. Liam legte sich vorsichtig über Kim, sie legte die Arme um ihn zog ihn noch enger an sich, ihre Küsse wurden immer Leidenschaftlicher. Kim strich mit den Fingern durch seine Haare, sein Gesicht und fuhr dann über seinen Oberkörper, sie zog sein T-Shirt über seinen Kopf und schmiss es vom Bett. Voller verlangen berührte sie seinen Körper.

   Liam küsste ihren Hals, dann zog er ihr das Top höher und küsste ihren Bauch, Kim stöhnte auf und bog sich ihm entgegen. Plötzlich kam Liam zu sich. “Kim!”

   “Nein. Bitte hör nicht auf, bitte hör nicht auf.” Sie klammerte sich an ihn und küsste seinen Hals.

   “Aber du… das geht schon zu weit, wir müssen aufpassen!” Liam versuchte sich von ihr zu lösen, aber sie hielt sich dadurch nur noch fester an ihn. Irgendwie fanden sich wieder ihre Münder und Liam vergas seinen Einwand. Langsam zogen sie sich gegenseitig aus.

 

   Irgendetwas war da doch. Liam! Sofort kamen sie Erinnerungen an die letzte Nacht. Sie hatte mit Liam geschlafen! Ihr Herz schlug heftig und sie setzte sich im Bett auf. Liam stand mit gepackten Koffern an der Tür. “Du willst einfach so gehen?” fragte sie ungläubig.

   Liam drehte sich um. “Es ist besser so.” Irgendwie sah er fertig aus.

   “Und was ist mit letzter Nacht?”

   “Die sollten wir beide vergessen.”

   Beschämt zog sie die Decke hoch. “Ich werde mein erstes Mal nie vergessen!”

   “Tut mir Leid, ich hätte aufhören sollen, aber…”

   “Es ist nicht deine Schuld, wir waren es beide.”

   “Kim ich muss los, ich bin spät dran. Ich habe gestern nicht mal den Wecker gestellt, hätte Max mich nicht geweckt…”

   “Du gehst also wirklich, einfach so? Wenn ich nicht aufgewacht wäre hättest du mir nicht mal ‘Leb wohl’ gesagt?”

   “Hatte ich nicht vor, nein.”

   “Aber Liam, das kann es doch nicht gewesen sein…” Kim war den Tränen nahe. Liam sah es.            “Tut mir Leid Kim, ich muss los. Bye.” Er zog die Tür auf.

   “Ich Liebe dich aber!” rief Kim.

   “Nein, das tust du nicht!” Er sagte es heftiger, als er vorgehabt hatte. “Nein, das tust du nicht!” Wiederholte er. “Leb wohl Kim!” Damit verschwand er aus ihrem Leben, ein für alle mal.

   Kim sank in sich zusammen, die Tränen rannen ihr übers Gesicht und heftige Vorwürfe verfolgten sie. Sie hatte einen sehr großen Fehler gemacht. Liam hatte das bekommen, was er schon immer von ihr wollte. Und er war so schlau sich die letzte Nacht auszusuchen! Langsam stieg sie aus dem Bett, suchte ihre Sachen zusammen und zog sie an. Wieder kamen ihr die Tränen als sie daran dachte, wie Liam sie ihr ausgezogen hatte. Voller Verachtung sah sie auf das Bett, als wolle sie dem Bett die Schuld über das was letzte Nacht passiert war geben. Als sie dann noch den roten Fleck sah, sank sie zu Boden und weinte bis sie keine Tränen mehr hatte. Ab jetzt war sie eine Frau und keine Jungfrau mehr, und dabei hatte sie immer von einer wundervollen Hochzeitsnacht geträumt… Und sie und Liam hatten alles ruiniert. Sie musste hier raus, raus aus dem Raum! In ihrem Zimmer schmiss sie sich ins Bett und weinte sich in den Schlaf.

 

   Die Wochen vergingen und daraus wurden Monate. Kim war die meiste Zeit allein. Sie kapselte sich von allen ab, wollte keine Gesellschaft. Sie lag in ihrem Zimmer auf dem Bett und hörte Liams CD, er hatte sich noch gar nicht bei ihr gemeldet dachte Kim traurig und eine Träne rann ihr lautlos über die Wange. Diese eine Nacht, sie hatte alles kaputt gemacht, Kim fühlte sich verletzt, unrein und dreckig. Wie sollte Gott ihr eine solche Sünde vergeben? “Ich bin Dreck!” dachte sie. “Ich bin nutzlos, ich kann nichts und ich werde wohl nie einen Mann finden. Aber wieso sollte mich denn auch einer haben wollen? Ich habe meine Unschuld verloren an einen Kerl, der mich nicht mal liebt, ich muss doch verrückt gewesen sein, wieso habe ich nicht…”

   “Kim?” Es klopfte an der Tür und unterbrach ihre Gedanken.

“Was ist?”

   “Kann ich reinkommen?” Lucy öffnete die Tür einen kleinen Spalt.

   “Ja, komm rein.”

   Lucy trat ins Zimmer. “Kim, was ist los mit dir?”

   “Gar nichts, was soll schon sein?” fragte sie scheinbar ahnungslos.

    “Du interessierst dich für gar nichts mehr und das schon seit mindestens drei Monaten.”  Kim antwortete nicht. “Vermisst du ihn so sehr?”

   “Ja.” Es war Zwecklos es zu leugnen. “Ich Liebe ihn, und er mich nicht, er hat sich noch nicht mal bei mir gemeldet!” Kim warf sich in die Arme von Lucy und weinte.

   Lucy streichelte sie und wartete bis sie fertig war. Zwischendurch sprach sie beruhigende Worte und versuchte sie zu trösten. Als Kim sich endlich wieder gefangen hatte setzte sie sich auf und sah, dass ihr Vater ebenfalls im Zimmer war.

   “Geht es dir jetzt wieder ein bisschen besser?” fragte er sanft. Sie nickte. “Gut, denn wir wollen dir was erzählen.” Kim nickte, ohne sich wirklich dafür zu interessieren. Lucy fuhr fort.        “Kim, ich bin Schwanger! Wir bekommen ein Baby!”

   Kim schlug sich die Hand vors Gesicht und wurde kreidebleich. “Oh mein Gott!” rief sie völlig schockiert aus.

   “Was ist denn los? Freust du dich gar nicht?” fragte Matt besorgt, er wollte seine Tochter mit dieser Neuigkeit überraschen und sie glücklich machen, er hätte niemals gedacht, das es sie so schockieren würde noch ein Geschwisterchen zu bekommen.

   Kim saß ihm Tränen überströmt gegenüber und flüsterte leise: “Ich glaube ich auch…” doch es schlug wie eine Bombe ein.

Kapitel 16

6 Jahre später.

 

   “Kim, kannst du mir bitte den Schleier anstecken?”

   “Ja sicher. Oh Vanessa, du siehst wundervoll aus!” Kim wischte sich verstohlen eine Träne aus den Augenwinkeln. Wie gerne wäre sie jetzt an ihrer Stelle, wie oft hatte sie sich ausgemahlt zu heiraten und Jonathan endlich einen Vater zu geben.

   “Kim! Jetzt keine trüben Gedanken, das ist meine Hochzeit und ich will nicht, dass meine Brautjungfer neben mir steht und weint.” ermahnte Vanessa.

   “Ja ich weiß, Entschuldigung, ich musste nur grad an Jona denken…”

   “Und an seinen Vater!” Vanessa nahm Kim in den Arm. “Alles wird gut, wir beten jeden Tag für dich und deinen kleinen Jonathan.”

   “Danke! Ich weiß nicht, was ich ohne euch tun würde.”

   “Ich ehrlich gesagt auch nicht.” Vanessa lachte. “Komm werd jetzt wieder glücklich und freu dich für mich und Alex, und wer weiß in einem Jahr vielleicht schon bist du dran?”

   Kim lächelte. “Komm, wir müssen los, Alex steht da vorne bestimmt schon und fragt sich wo du bist.” Die Freundinnen umarmten sich noch einmal und traten dann in den Gang.

   Vanessas Vater umarmte sie. “Na, ihr zwei Hübschen? Seit ihr bereit?”

   Vanessa nickte, der Hochzeitsmarsch erklang und Kim ging beiden voran zum Altar. Bradley, Vanessas Vater überreichte seine Tochter Alex und der Pastor begann mit seiner Trauung.            Kims Gedanken schweiften ab. Sie hatte viel geschafft in ihrem Leben, sie hatte einen wunderbaren Sohn und sich eine Berufliche Karriere aufgebaut. Sie war die Direktorin eines Christlichen Internats für Grundschulkinder, es waren Hauptsächlich Halb- oder Vollwaisen, dann gab es die Kinder deren Eltern viel unterwegs waren und es gab ein paar ‘normale’ Kinder mit Familie. Kim hatte Vanessa als Lehrerin eingestellt, aber schon nach kurzer Zeit wurden sie Freundinnen. Als Alex Kims einziger Freund aus der Schulzeit sie und seinen Paten Jona besuchen kam lernte er Vanessa kennen und die beiden verliebten sich sofort ineinander. Und jetzt standen sie voreinander und gelobten sich ewige Treue.

   “Dann dürft ihr euch jetzt die Ringe anstecken.” Sprach der Pastor, das war Jonathans Zeichen. Lucy gab ihm das Kissen mit den Ringen und er stolzierte nach vorn, als ob es das normalste der Welt wäre. Ihr kleiner Sohn, er war schon so groß. Nächstes Jahr würde er schon zur Schule gehen! So schnell verging die Zeit. Alex Trauzeuge nahm die Ringe entgegen und Jona rannte zurück zu Lucy zusammen gingen sie zu Matt der mit ihren Kindern Levi und Chloe in den hinteren Reihen saß.

   Die Hochzeit neigte sich dem Ende zu und es wurde ruhiger in der Kirche, Alex und Vanessa machten sich zum Aufbruch in die Flitterwochen bereit.

   “Hey, hier steckst du also, brauchst du hier noch ein bisschen? Sollen wir Jona mitnehmen?” fragte ihr Vater.

   “Ja das wäre lieb, ich werde hier noch gebraucht, ich hole ihn dann nachher bei euch ab.”

   “Gut, dann bleibt ihr über Nacht, es ist jetzt schon spät und dein kleiner ist müde, ihr könnt auch Morgen noch nach Hause fahren.”

   “Ja du hast Recht. Bis nachher dann.” Kim gab ihren Vater einen Kuss und machte sich dann an die Arbeit, alles für den Gottesdienst für den nächsten Tag vorzubereiten.

   “Na was meinst du? Steht es mir nicht?” Alex stellte sich grinsend vor Kim.

   “Was denn?” fragte sie ahnungslos.

   “Na, mein Ehemann lächeln!”

   “Oh und wie dir das steht, es hätte mir gleich auffallen müssen!” Kim boxte dem frisch Angetrauten auf die Brust.

   “Hey, du kannst doch nicht meinen Ehemann schlagen, ich brauch ihn noch!” Vanessa trat glücklich zu den beiden.

   “Er hat es verdient. Wirklich wenn du wüstest, was er gesagt hat…” Kim ließ das Ende offen.

   “Ich war artig!” verteidigte Alex sich.

   “Kim ich danke dir für alles! Unsere Hochzeit war großartig und die wäre ohne dich nichts geworden!” Vanessa fiel Kim in die Arme. “Ich wünsche dir, das es dir auch mal so gut geht wie uns!”

   “Ich mir auch.” flüsterte diese leise. “Aber jetzt ab mit euch der Flieger wartet nicht auf euch!”

   Kim blieb bis keiner mehr da war. Sie wollte grad das Licht ausmachen und die Tür abschließen als Gunnar der Pastor aus seinem Büro kam.

   “Oh du bist noch da, ich dachte ich wäre die letzte.”

   “Das dachte ich von mir auch. Wie geht es dir Kim?” fragte er besorgt als er in ihr Sorgenvolles Gesicht sah.

   “Ich bin nur Müde, weiter nichts.” schlug sie ab, “Ich sollte zusehen, das ich ins Bett komme.”

   “Oder willst du reden? Komm setz dich. Wo ist Jonathan?”

   “Bei meinem Vater, er war schon müde.”

   “Er ist ein wunderbarer Junge. Und hast du in der letzten Zeit mal wieder was von seinem Vater gehört?”

   “Ich habe neulich mit Lina telefoniert. Sie erzählte, das er irgendwo in Los Angeles ist und arbeitet.”

   “Was macht er denn?”

   “Er verkauft Villen an die High Society.”

   “Hat er sich denn schon bekehrt?”

   “Das weiß ich nicht.”

   “Wann hast du ihn das letzte mal gesehen?”

   “Vor sechs Jahren, als ich mit ihm…” sie stockte.

   “Ich verstehe schon, du musst es nicht aussprechen, wenn du nicht willst.”

   “Ich kann es nicht!” niedergeschlagen sah sie zu Boden.

   “Wie ist es denn? Hast du schon jemanden gefunden?”

   “Wie meinst du das jetzt? Einen Mann?”

   “Ja. Jonathan kommt bald in ein Alter in dem er Fragen stellt.”

   “Nein, ich kann keinen anderen Mann angucken, und ich werde meinem Sohn die Wahrheit über seinen Vater erzählen wenn er mich nach ihm fragt. Wenn er dann alt genug ist, muss er selbst sehen was er mit seinem Wissen macht.”

   “Und sein Vater, weiß nichts von ihm?”

   “Nein, niemand weiß von ihm, außer Alex und Vanessa und meine Eltern.”

   “Meinst du nicht, das äh, wie heißt er noch?”

   “Liam.”

   “Meinst du nicht, dass Liam es wissen sollte? Du liebst ihn doch noch oder?”

   “Ja. Das tue ich.”

   “Würde er nicht kommen, wenn er wüsste das er einen Sohn hat? Er würde bestimmt kommen und dich heiraten, wie es seine Pflicht als Christ ist.”

   “Ja ich weiß, aber ich will nicht, das er mich aus Pflichtgefühl, sondern aus Liebe heiratet.”

   “Da hast du wohl Recht. Komm wir beten zusammen und dann musst du schnell ins Bett, wenn du morgen fit für den Gottesdienst sein willst.”

   Kim sah, das noch Licht brannte und klopfte leise an die Tür. Matt öffnete. “Da bist du ja endlich, wir hatten dich früher erwartet.”

   “Ich habe noch mit Gunnar geredet.” Sie setzte sich auf das Sofa gegenüber von Lucy, die gerade die kleine Chloe stillte.

   “Und was sagt er?”

   “Er hat mich gefragt, ob Liam weiß das er einen Sohn hat.” Kim sah, das beide tief einatmeten.

   “Und?” wagte sich Matt vor.

   “Ich habe ihm die Wahrheit gesagt. Liam weiß nichts und ich habe nicht vor ihm etwas zu erzählen.”

   “Aber dann…”

   “Ich weiß.” unterbrach Kim. “Er wird kommen und mich heiraten wollen.”

   “Ja das ist es doch was du willst oder?”

   “Ja, ich will ihn. Ich liebe ihn. Aber wer sagt, das er mich wirklich heiraten will? Heutzutage ist das nicht mehr so. Was ist wenn er mir stattdessen Jona wegnehmen will?”

   “Er ist doch Christ, er wird dir das nicht antun.” widersprach Matt.

   “Wer sagt denn das er ein Christ ist? Selbst damals war er nicht wirklich einer, ich habe ihn nie im Gottesdienst gesehen, nie hat er in der Bibel gelesen und gebetet hat er erst Recht nicht. Nein ich kann das nicht tun. Außerdem hätte er auch von allein auf die Idee kommen können, das ich vielleicht Schwanger geworden bin.”

   Es breitete sich ein Schweigen aus. Was Kim sagte klang logisch und Matt und Lucy wollten sich nicht in diese Sache einmischen.

   “Du hast Recht.” gab Lucy zu. “Ich würde wahrscheinlich genauso handeln wie du. Und wir sind stolz auf dich, du bist noch so Jung und doch kommst du mir manchmal wesentlich älter vor.”

   “Ich gehe jetzt Jona ‘Gute Nacht’ sagen. Bis morgen dann. Nacht!”

   “Gute Nacht!”

   Kim schlich leise in das Zimmer der Jungen. Sie setzte sich vorsichtig auf das Gästebett in dem ihr Sohn schlief und streichelte ihm sanft übers Haar, Liams Haar. Er hatte so ziemlich alles von ihr geerbt, nur das Haar, das war von Liam. Eine Träne lief ihr über die Wange, während sie ihren schlafenden, über alles geliebten Sohn betrachtete. “Gottesgabe.” flüsterte sie leise die Bedeutung seines Namens.

   Sie drückte ihm einen Kuss auf die Stirn und er öffnete verschlafen die Augen “Mami?“

   “Ja, ich bin es mein süßer, schlaf weiter!”

   “Ich hab dich lieb Mami!”

   “Ich liebe dich auch.” Sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten schnell gab sie ihm noch einen Kuss, stand auf und floh in ihr Zimmer um ihren Tränen den freien Lauf zu geben.      Heute vor genau sechs Jahren hatte Liam ihr das schönste Geschenk gemacht, das sie je bekommen hatte. Nur die Strafe dafür war für sie unerträglich, jeden Tag wünschte sie sich Liam an ihre Seite um mit ihm zusammen den gemeinsamen Sohn großzuziehen, aber er kam nicht und heute waren es sechs Jahre in denen sie nichts mehr von ihm gehört hatte. “Gib ihn mir zurück!” flehte sie Gott an. “Gib ihn mir bitte zurück.” Ein weiterer Tränenausbruch hinderte sie daran weiter zureden als dieser nachließ schluchzte sie. “Bitte. Jona braucht einen Vater, einen Mann in seinem Leben, er soll nicht wie die Kinder in meinem Internat, als Halbweise aufwachsen, gib ihm einen Vater, seinen Vater, gib mir einen Mann, meinen Mann.”

   Am nächsten Morgen schälte Kim sich aus dem Bett, ihre Augen brannten und sie hatte nur wenig geschlafen. Aber heute war Gottesdienst. Sie kaschierte ihre rotumränderten Augen mit ein wenig Puder und weckte dann die Jungs. “Hey ihr zwei süßen, auf mit euch, heute ist Sonntag. Soll ich euch beim anziehen helfen?” fragte sie und ging zum Schrank um etwas passendes herauszusuchen.

   “Wir können das schon alleine machen. Wir sind doch keine Babys mehr.” empörte sich Levi.

   “Okay, okay, soll ich dir helfen Jona?” sie kniete sich vor ihren Sohn und nahm ihn in den Arm.

   “Nein, Mami ich schaffe das schon.”

   “Na gut, dann lass ich euch mal allein. Und nicht vergessen, Unterhemd in die Hose.” lächelnd verlies sie das Kinderzimmer. Zwanzig Minuten später war sie ganze Familie am Frühstückstisch versammelt und plauderte. Kim ließ sich ihre Traurigkeit nicht anmerken. Sie würde den Tag schon rumkriegen.

   Der Lobpreis in der Kirche war sehr erfüllend. Kim fühlte sich nicht mehr allein und verlassen, selbst die Traurigkeit spürte sie nicht mehr. Mensch sie hatte doch allen Grund glücklich zu sein, sie hatte einen wundervollen Sohn, eine tolle Familie und zwei Superfreunde die jetzt glücklich am Strand lagen. Von Kim strahlte eine innere Ruhe sie setzte sich, nahm ihre Bibel in die Hand und wartete darauf, dass Gunnar zu Predigen anfangen würde.

   “Preist den Herrn  liebe Gemeinde, Freunde und Besucher.”

   “Preist den Herrn!” riefen einige in den Reihen.

   “Also es ist folgendes passiert, gestern nach der Hochzeit, saß ich noch lange in meinem Büro und bereitete eine Predigt vor. Ich gab ihr die Überschrift: Das Gebet. Liebe Freunde, eine Frage: Wann war dein letztes erfülltes Gebet? Wann hast du dich das letzte mal in deiner Kammer hingekniet und mit Gott gesprochen?” Er machte eine kurze Pause. “Ich möchte euch mal etwas vorlesen, es steht im Markusevangelium Kapitel 11 im Vers 24: ’Hört auf meine Worte! Ihr könnt beten worum ihr wollt- wenn ihr glaubt, werdet ihr es erhalten!’ Ist das nicht Großartig? Ich kann Gott um alles bitten, ich muss nur glauben, dass ich es bekomme. Klasse oder? Um was würdest du Gott bitten? Um ein neues Auto?” Einige nickten. “Geld?” wieder ein leichtes nicken. “Aber Leute ist das richtig? Jesus unser Vorbild betete in Gethsemane im Markus Kapitel 14 Vers 36 folgendes: ‘Abba, Vater, sagte er, dir ist alles möglich. Lass diesen Leidenskelch an mir vorübergehen. Doch dein Wille geschehe, nicht meiner!’ Was sagt uns das?” Er blickte sich im Saal um. “Ich sag es euch: Wir können Gott um alles bitten, wir müssen aber sagen können, nicht mein Wille, sondern dein Wille soll geschehen! Unsere Gebete sind oft durch eigene Interessen und Wünsche motiviert. Wir hören es richtig gern, das wir alles haben können oder? Wenn wir beten, können wir unsere Wünsche aussprechen, aber wir sollten Gottes Willen über den unseren stellen. Kann mir einer einen Grund nennen warum Jesus uns so etwas wie Berühmtheit schenken sollte?”

   Stille. Alle lauschten der Antwort.

   “Jesus sagt: ’Ich lehne eure bitte nie ab.’ Und das stimmt auch, er erhört ein ernstes Gebet. Aber wieso sollte er uns Berühmtheit, Reichtum oder sonstiges schenken, wenn er doch weiß, das sie für unsere Seele schlecht sind? Er erhört ein Gebet, wenn dieses euch näher zu ihm bringt. Denn wenn ihr Christus in euer Herz lasst, wenn ihr ihn als euren persönlichen Erretter annimmt, dann werdet ihr all das, um was ihr ihn gebeten habt nicht mehr brauchen.”

   “Amen!” rief Matt.

   “Amen!” stimmte Gunnar zu. “Letztens habe ich ein bisschen im Internet gesurft und folgendes Gelesen: ‘ein Pianist hat mal gesagt, wenn ich einen Tag nicht übe, merke ich es. Wenn ich zwei Tage nicht übe, merkt es meine Umgebung und wenn ich drei Tage nicht übe, merkt es mein Publikum. Wenn man dies mit dem Gebet vergleicht kann man also sagen: Wenn ich einen Tag nicht bete, merkt Gott es. Wenn ich zwei Tage nicht bete, merke ich es und wenn ich drei Tage nicht bete, merkt es meine Umgebung!’ Bitte betet und glaubt daran das es sich erfüllt. Zum Schluss lese ich noch aus Lukas 11 Vers 9 und 10:’ Deshalb sage ich euch: Bittet und ihr werdet erhalten. Sucht und ihr werdet finden. Klopft an und die Tür wird euch geöffnet werden. Denn wer bittet, wird erhalten. Wer sucht, wird finden. Und die Tür wird jedem geöffnet der anklopft. Amen, kommt wir beten.”

   Kim betete von ganzen Herzen, das Gott ihr Liam schenken sollte, sie legte ihm alles neu in die Hand. Sie wünschte sich Liam, aber es sollte nicht nach ihr gehen, Gott sollte entscheiden. Sie würde auch so glücklich sein. Nur mit Jona.

   Kim blieb mit Jonathan die ganzen Herbstferien bei ihrem Vater. Als sie dann endlich wieder die Tür zu ihren eigenen vier Wänden öffnete war sie erleichtert und einsam zugleich. Zwar hatte es ihr sehr gefallen bei den Eltern zu sein, aber da hatte man nie auch nur eine ruhige Minute. “Jona, ab ins Bett mit dir, es ist schon spät und morgen musst du wieder in den Kindergarten.”

   “Ich will aber noch nicht schlafen. Ich bin gar nicht müde.” Er riss die Augen auf um ihr zu beweisen, das er wirklich nicht müde war.

   “Na gut, dann gehst du jetzt in dein Zimmer und ziehst deinen Schlafanzug an. Dann komme ich und werde dir noch eine Geschichte vorlesen.”

   “Okay, aber ich entscheide welche.”

   “Sieh zu das du in dein Zimmer kommst.” lächelnd gab sie ihm einen klaps auf den Hintern.   “Wenn ich komme und du noch nicht fertig bist, suche ich die Geschichte aus.” rief sie ihm hinterher. Zehn Minuten später kam sie in sein Zimmer er saß im Schlafanzug auf seinem Bett und blätterte in seiner Kinderbibel. “Und welche Geschichte ist es heute?”

   “Erzähl mir die von Josef.”

   “Okay, aber du musst erst mal ein paar Fragen beantworten. Also erste Frage: Wie viele Geschwister hatte Josef?”

   “Die waren 12.” kam die prompte Antwort.

   “Richtig, die zweite. Was haben die Geschwister mit Josef gemacht?”

   “Ist ja leicht, die haben ihn verkauft und Josef musste ein Sklave werden. Was haben die mit dem Geld gemacht?”

   “Das weiß ich nicht. Dritte Frage: Blieb Josef ein Sklave?”

   “Nein, der wurde ganz reich.”

   “Okay gut und die letzte: Wie hießen die Eltern von Josef?”

   “Jakob und Rahel.”

   “Wow, alle richtig. Dann fang ich jetzt an.”

    Kim legte sich aufs Kissen und Jona kuschelte sich in ihre Armbeuge. Sie las ihm die Geschichte vor und nachdem sie geendet hatte betete Jona sein Gute Nacht Gebet. “Mami?” fragte er, als sie gerade aufstehen wollte.

   “Ja was gibt es mein Schatz?”

   “Habe ich auch einen Vater wie Josef?”

   Kim schluckte. Jetzt schon? Er war doch noch so klein. Wie wird er reagieren? “Ja, du hast einen Vater.”

   “Werde ich ihn auch wiedersehen wenn ich Reich geworden bin?”

   “Du bist jetzt noch so klein mein Schatz, aber später wenn du älter bist wirst du es verstehen, und wenn er bis dahin nicht bei uns ist, kannst du ihn selbst suchen. Dafür brauchst du kein Geld.”

   “Wo ist er denn?”

   “Zurzeit ist er in Amerika soweit ich weiß, aber er reist immer irgendwo in der Welt herum.”

   “Cool, wenn ich groß bin will ich auch überall hin.”

   Kim war erstaunt, ihm fehlte der Vater gar nicht, er war nur neugierig und wollte verstehen wieso er keinen hatte.

   “Dir geht es doch gut bei mir oder?”

   “Ja.”

   “Und du bist glücklich?”

   “Ja.”

   “Dann ab mit dir, Schlafenszeit!” Kim küsste ihren Sohn auf dem Kopf und ging glücklich aus dem Kinderzimmer. Jona kam vorerst auch ohne Vater aus. “Danke Gott!” flüsterte sie im Flur.

 

Facebook sie sponiert ihm nach…

 

“Montag und dann sind auch noch die Ferien zu Ende.” Vanessa und Kim liefen über den Flur zu dem täglichen Morgengebet. “Ach in den Flitterwochen war es so schön. Wir hatten nur Sonne, Strand und Meer. Und jetzt sitze ich hier im trübem England wo es andauernd regnet.” schimpfte Vanessa.

“Sei tapfer, das Leben geht weiter.” belehrte Kim sie. “Und weißt du was?”

“Ne, was denn?”

“Selbst den Regen hat Gott gemacht, also nimm ihn an!” Kim lachte.

Die Woche verging, der Monat verging, bald war schon Weihnachten. Kim und Jona gingen zum Geschenke kaufen in die Stadt kamen wieder und waren glücklich mit ihrer Zweisamkeit. Sie brauchte Liam vielleicht doch nicht. Immerhin hatte sie sechs Jahre geschafft ohne ihn klar zu kommen, also würde sie es auch weiterhin schaffen. Die Weihnachtstage verbrachten sie bei Matt und Lucy sie gingen zu den Gottesdiensten und dachten an die Geburt des kleinen Jesus. Am zweiten Weihnachtstag standen Lucy und Kim in der Küche. “Vor ein paar Monaten hat Jona mich nach seinem Vater gefragt.” erzählte Kim gelassen.

Lucy hielt beim Kartoffel schälen inne. “Was? Er hat dich nach Liam gefragt?”

“Ja, ich habe ihm die Geschichte von Josef erzählt und danach hat er mich gefragt ob sein Vater auch wieder komme wenn er reich wäre.”

“Oh wie traurig! Was hast du ihm erzählt?”

“Eigentlich gar nichts, nur das er in Amerika ist und viel herum reist, das fand er cool und will das später auch machen. Und das wenn er groß ist nach ihm suchen kann.”

“Der kleine ist so tapfer! Du hast ihn echt gut erzogen!”

“Manchmal denke ich das er keinen Vater braucht, aber wenn ich dann sehe, wie er mit Alex spielt, dann finde ich es gemein von mir ihm seinen Vater vorzuenthalten.”

“Du hältst ihm Liam nicht vor. Er weiß nicht wie es mit Vater ist.”

“Ich wusste auch nie, wie es mit einer Mutter ist, deswegen hat sie mir aber nicht weniger gefehlt.”

“Ja, das stimmt wohl, aber er ist noch klein, er weiß nicht wie er damit umgehen soll, außerdem sind seine Freunde bei dir im Internat ja meist alles Waisen. Er kennt es praktisch gar nicht anderes.”

“Ja, du hast Recht. Wie Gott will. Wir müssen uns jetzt ein bisschen beeilen. Vanessa und Alex müssten bald da sein!”

Sie verbrachten einen schönen Abend. Kim spielte auf dem Klavier Weihnachtslieder und die anderen sangen. Sie aßen zusammen, dann mussten die Kinder ins Bett und die Erwachsenen verbrachten den Rest des Abends mit Gesellschaftsspielen.

Kapitel 17

Eines Abends nach den Feiertagen klingelte es an Kims Tür. Verwirrt darüber wer noch so spät am Abend zu ihr kam, öffnete sie die Tür. Eine Frau und ein Mann, Kim erkannte sie nicht. Vielleicht hatten sie ja eine Panne? “Kann ich Ihnen helfen?” fragte sie freundlich.

“Kim? Du hast dich ehrlich kein Stück verändert. Erkennst du mich nicht?”

“Sarah?” fragte Kim verwirrt. Diese nickte und sprang ihr an den Hals. Als ob es den Vertrauensbruch von vor sechs Jahren, als Sarah zu Evie übergewechselt ist, nie gegeben hatte. Sarah löste sich von Kim. “Oh Mann, ich hab dich so vermisst. Ich hoffe wir kommen nicht ungelegen?”

“Nein, kommt rein.” Kim führte die beiden Besucher ins Wohnzimmer und holte Getränke aus dem Kühlschrank. Als sie zurück ins Wohnzimmer kam stellte Sarah den Mann als Kian, ihren Ehemann vor. Kim klappte der Unterkiefer runter. “Nicht wahr? Ihr beide habt geheiratet?”

“Ja, der Kerl hat mich geschwängert, also hab ich ihn quasi gezwungen mich zu heiraten.” Sie lachte und Kian lachte mit. “Mittlerweile haben wir drei Kinder!”

“Das freut mich für euch!”

Sarah stand auf und ging zum Kamin. Als Kim sah, auf was sie es abgesehen hatte lief es ihr eiskalt den Rücken runter. Jona!

“Wer ist das?” fragte sie auch schon und hielt ein Foto von Jona hoch.

Was soll ich tun? Was soll ich nur sagen? Ihr innerstes schrie, dann kam eine leise Antwort: ’Die Wahrheit.’ Okay Jesus, wie du willst. “Das ist mein Sohn Jonathan.” sagte sie ruhig.

“Oh ist der süß, Kian guck doch mal!” Forderte sie ihren Mann auf.

“Ja wirklich süß, er ähnelt dir.” sagte er an Kim gewandt.

“Nur die Haare nicht, Kim ist eigentlich Blond, dann müssen das wohl die Haare von ihrem Mann sein. Wo ist denn Vater des süßen Kindes?” fragte Sarah.

“Er ist in Amerika. Hat dort einen Job angenommen.”

“Oh, aber er kommt doch wieder?”

“Na klar, nur ist unklar wann!” Ich habe doch nicht gelogen oder? Fragte sie sich. Aber die Sarah würde sie hier und jetzt Bloßstellen, wenn sie zugab, dass sie nicht verheiratet war.

“Und dir gehört das alles hier?” wechselte Kian das Thema.

“Ja.”

“Und was ist das hier? Ein Heim?”

“Das ist ein Christliches Internat für Waisen, oder Kindern mit Eltern die viel unterwegs sind. Missionare oder so. Ein paar Kinder haben wir auch aus ganz normalen Familien.”

“Aha, also ist das hier so ein Christen Ding?” Fragte Sarah.

“Ja.”

“Ich sag es ja, sie hat sich keine bisschen verändert, sie ist immer noch die alte, ich hab mir auch schon mal überlegt zur Kirche zu gehen, aber dann hatte ich doch kein Bock mehr.”

“Das ist schade.”

“Ja aber jetzt zu dem warum wir gekommen sind. Wir wollen ein Klassentreffen organisieren.” verriet Sarah.

“Oh, das ist ja schön!” Kim fand die Idee ehrlich gut. “Wann soll es denn stattfinden?”

“In den Sommerferien, ein langes Wochenende, damit die, die Kinder haben sie zu ihren Eltern bringen können.”

“Logisch. Und wo?”

“Also wir haben gedacht, in einem Hotel.”

Jetzt klingelte es bei Kim, sie wollten eines der Hotels ihres Vaters, mit Rabatt! “Aha, und an welches habt ihr gedacht?” fragte sie scheinbar ahnungslos.

“Also, wir haben an das Hotel gedacht, in dem dein Vater wohnt.”

“Er hat sich ein Haus gekauft, schon vor Jahren.”

“Sie meint dein altes Zuhause.” kam Kian seiner Frau zu Hilfe.

“Achso, sag das doch gleich, ich kann ihn ja mal anrufen und fragen, ob da noch Platz ist für sagen wir mal… äh, fünfundzwanzig Doppelzimmer mit großer Terrasse?”

“Mach fünfzig draus!”

“Aber so viele waren wir doch gar nicht!”

“Nicht nur wir, aber mit den Deutschen schon.” Sarah grinste. “Wir dachten wenn schon, denn schon, einladen kann man ja, wer dann kommt, der kommt. Außerdem ist das noch ein halbes Jahr hin, da haben die Leute genug Zeit sich darum zu kümmern hierher zu kommen.”

Kim schluckte. “Okay, also fünfzig Zimmer, aber dann können wir doch besser eine ganze Pension mieten oder?”

“Wir haben keine Ahnung, was es da so für Angebote gibt. Uns ist die Idee ja gerade erst gekommen. Du kennst dich damit besser aus. Außerdem können wir ja schon mal aufschreiben, an was wir alles denken müssen.”

Kim stöhnte, Sarah hatte sich auch kein bisschen verändert. Sie ging einfach davon aus, das sie sich um alles kümmern würde. Kim stand auf und holte Zettel und Stift. “Also der erste Punkt ist dann die Pension, mein Vater hat glaub ich so eine in Eastbourne an der Küste. Im Sommer ist es dort sehr schön.”

“Okay, abgemacht. Und zweitens?”

“Wir brauchen alle Namen der beiden Klassen und deren Adresse. Ansonsten werden die Eltern angeschrieben. Oder wir rufen die Eltern an und fragen nach der Email Adresse ihrer Kinder.”

“Was hältst du davon, wenn du die deutschen Kontaktierst und wir die englischen?” fragte Sarah. “Du kannst wenigstens deutsch. Wenn wir bei den Eltern anrufen würden, könnte es sehr kompliziert werden.”

Wie Typisch! Dachte Kim, nickte aber. “Dann machen wir das erst einmal, wenn wir fertig sind treffen wir uns noch einmal und überlegen, was wir genau machen, zum Beispiel ein Anschreiben entwerfen, die Tagesabläufe besprechen und so weiter.”

“Oh man Kimi du bist ein Organisationstalent! Wie machst du das nur?”

“Ich leite eine Schule, das kommt so mit den Jahren. Was macht ihr denn so?”

“Ich bin Vollzeitmutter und Kian ist in der Werbebranche. Ah da fällt mir noch was ein: Machen wir mit Ehepartnern und Kindern?”

“Ich würde sagen ohne, wenn es ein Nachmittag wäre dann könnte man das machen, aber ein Wochenende? Wer weiß vielleicht hat jemand grad ein Baby…”

“Ja stimmt, du hast Recht, ich hab da kein Bock ständig hinter meinen Kindern herzulaufen.” unterbrach Sarah sie. “Na gut, wir haben schon genug von deiner Zeit beansprucht, wir müssen jetzt los, unser Kindermädchen will auch bestimmt schon nach Hause!”

Nachdem Kim die Tür abgeschlossen hatte, sank sie zu Boden. Puh das war ja noch mal gut gegangen. Und Jona müsste sie auch nicht mitbringen, so lief er auf keinen Fall Liam in die Arme. Liam! Würde er kommen? Kims Herz schlug auf einmal schneller. Hör auf, du bist kein verliebter Teenie mehr! Schalt sie sich. Dann atmete sie einmal tief durch und ging ins Bett.

 

Einen Monat nach endloser Reschere in Deutschland und einer schreienden Telefonrechnung später, hatte sie alle Namen die sie brauchte. Kim telefonierte mit Sarah und auch diese war fertig. Sie verabredeten sich für den Abend. “Ist das jetzt mit der Pension geklärt?” fragte Sarah.

“Ja mein Vater hat sie für uns reserviert, ich habe auch eine Broschüre mitgebracht.” Kim kramte in ihrer Handtasche und überreichte Sarah dann die besagte Broschüre.

“Oh das ist ja Traumhaft schön!” Es war ein großes Landhaus direkt am Meer man konnte praktisch von der Terrasse ins Meer springen. Es gab ein Bootsverleih und ein paar Restaurants. Man konnte jede Stunde mit einem Bus in die acht Kilometer entfernte Stadt fahren. “Man müsste eine Woche daraus machen!”

“Ja wahrscheinlich schon. Habt ihr euch jetzt auf ein Wochenende geeinigt?”

“Ja, wir dachten an den zwanzigsten Juli das ist ein Freitag. Wie viel Personal wird eigentlich dort sein? Für Essen ist doch gesorgt oder?”

“Ich weiß nicht genau wie viele dort sein werden, aber keine Angst du musst dein Bett nicht selber machen!” Kim lachte. “Essen und Getränke sind Inklusive.”

“Und wie viele Zimmer sind da?”

“81 meine ich gelesen zu haben. Die fallen alle in die gleiche Preisklasse, von daher wird sich keiner übergangen fühlen. Okay, ich glaube dann können wir jetzt das Anschreiben aufsetzen.” Kim nahm ihren Laptop und öffnete das Word Programm.

Als das Anschreiben endlich fertig war, alle ehemaligen Klassenkameraden eine Email bekommen hatten und Sarah gegangen war fiel Kim Müde ins Bett. Sarah war mit so wenig zufrieden gewesen, ständig musste Kim Änderungen vornehmen. Aber jetzt hatte sie erst mal Ruhe. Sie hatten alles erledigt, Kim musste nur auf die Antworten und die Überweisungen abwarten, wer überweist der kommt, wer nicht, eben nicht.

Innerhalb von zwei Wochen hatten sich schon die hälfte Angemeldet und das Geld überwiesen. Sie bekam Emails in denen sie für die Idee eines Klassentreffens gelobt wurde. Selbst die alte Band würde kommen. Nur Liam hatte sich noch nicht gemeldet. Und das änderte sich auch in den nächsten Monaten nicht. Dann endlich war der Tag gekommen, 43 Personen würden sie sein. Kim fuhr mit Alex zu ihren Eltern um Jona dort unterzubringen. Vanessa war zu Besuch bei ihren Eltern in Birmingham. “Bist du aufgeregt?” fragte Alex.

“Nein, eigentlich nicht, ich habe ja dich!” Kim grinste.

“Wieso sollte Mami aufgeregt sein?” fragt Jona von der Rückbank.

“Weil deine Mami ein ganzes Wochenende ohne dich auskommen muss und nur mich hat.” erklärte Alex.

“Ach quatsch, ich kann doch auch ein paar Tage ohne meinen starken kleinen Mann auskommen der mir immer ganz fleißig die Spinnen tötet oder?”

Jona lachte. “Dann musst du einfach Alex rufen, der macht das bestimmt für dich!”

Alex grinste. “Macht er das wirklich für dich?” fragte er ungläubig.

“Ja, seit mein kleiner laufen kann!”

“Cool! Wenn du dann später heiratest und deine Frau auch so viel Angst vor Spinnen hat, dann bist du ja schon ein Profi darin!”

“Ja das stimmt, aber Mama soll zuerst heiraten! Ich bin noch viel zu jung dafür.”

Kim schluckte. Doch Alex rettete die Situation. “Schade das man nicht wie früher zwei Frauen heiraten darf, dann würde ich deine Mama auch noch heiraten!”

Kim und Jona lachten. “Warum lacht ihr mich denn jetzt aus?” Alex zog einen Schmollmund.

“Ihr seid doch Freunde!” stellte Jona klar. “Oh da ist Levi! Ich will schon raus!” Alex fuhr das Auto an den Straßenrand und Jona sprang raus. “Aber sofort nach Hause kommen, ich will mich noch ordentlich von dir verabschieden!” rief Kim ihm hinterher.

Alex parkte das Auto in der Auffahrt. Sie stiegen aus. “Geh ruhig schon rein, ich hole Jonas Tasche.”

“Ist gut!” Kim klingelte an der Tür und Lucy öffnete. “Hallo! Oh Chloe bist du groß geworden!” Kim nahm Lucy das Kind aus dem Arm und gab ihr einen Kuss. “Du wirst jedes mal süßer wenn ich hier bin.” sagte sie und warf sie ein bisschen in die Luft und Chloe quietschte vergnügt.

“Schön das ihr da seit, ich versuche zu kochen, aber die kleine lässt mich heute nicht, sie hat ein bisschen Fieber.”

“Jetzt sind wir ja da.” Kim drückte Chloe in Alex Arme und fragte: “Wie kann ich dir helfen?” Die Frauen verschwanden in der Küche und so blieb Alex nichts anderes übrig als zu folgen. “Ihr habt doch noch Zeit für das Mittagessen?”

“Ja klar, ich will sowieso nicht als erste da aufkreuzen.”

“Kommt er?” fragte Lucy und Kim wusste sofort wen sie meinte.

“Nein, er hat sich nicht angemeldet und bezahlt.”

“Oh…” Lucy wusste nicht was sie sagen sollte und genau in diesem Augenblick kam Matt mit den Jungen rein. Chloe war in Alex Arm eingeschlafen und Kim zeigte ihm ihr Bettchen. “Na wann wird es bei euch so weit sein? Du kannst gut mit Kindern umgehen!” stellte Kim fest.

“Ich weiß noch nicht, wir lassen uns damit noch ein bisschen Zeit.”

“Hey ihr zwei, das Essen steht auf dem Tisch.” Die beiden eilten zum Tisch. Nach dem Essen verabschiedete sich Kim von ihrem Vater und Lucy, dann drückte sie Levi einen Kuss auf die Stirn und zum Schluss nahm sie Jona in den Arm. “Ich werde dich richtig vermissen, weißt du das?” flüsterte sie.

“Ja, ich dich auch Mami, ich hab dich ganz doll lieb!”

Kim stiegen tränen in die Augen. Sie war ihm dann wohl wirklich eine gute Mutter. “Ich dich auch mein großer, sei schön lieb, benimm dich schön und hilf wo du kannst mit ja?”

“Ja mach ich Mami! Versprochen!”

“Ich ruf dich jeden Tag an.” Sie stand auf und ging mit Alex zum Auto. “Du hast einen tollen Sohn, und er liebt dich!”

“Danke!”

Etwas mehr als eine Stunde später kamen sie an. Es standen schon einige Autos auf dem Parkplatz vor der Pension. Kims Herz schlug mit einem mal höher. Keine Panik sagte sie sich, es ist nur ein Klassentreffen, weiter nichts. Sie atmete noch einmal tief durch und öffnete die Tür, gemeinsam gingen sie zur Rezeption. Ihre Zimmer lagen nebeneinander, sie brachten die Koffer hoch und dann besichtigten sie das Haus. Im Keller gab es eine Sauna und ein Schwimmbad. Draußen auf der Terrasse einen Whirlpool, eine Bar, Sitzgelegenheiten und Liegen zum Sonnenbaden. Ein Paar Meter weiter sah man den Bootsverleih. “Wir müssen uns unbedingt ein Boot mieten!” rief Kim aufgeregt.

“Alles was du willst, Vanessa hat mir befohlen, das ich alles machen muss was du willst!” Alex lachte und Kim stimmte ein.

“Hey ihr zwei, lange nicht mehr gesehen!” erklang eine Stimme hinter ihnen.

Kim drehte sich um. “Max und Ben!” Kim umarmte beide kurz und Alex tat es ihr gleich. “Na und wie gefällt es euch?” fragte er.

“Super, aber von Papa Becks sind wir gar nichts anderes gewohnt!” Max grinste Kim an.

“Seit ihr schon lange hier?” fragte Alex.

“Ungefähr seit elf Uhr.”

“Wo ist denn Kevin?” fragte Kim und sah sich um, aber er war nirgends zu sehen.

“Er ist nicht mitgekommen, hatte gestern Abend auf dem Weg nach Hause einen Unfall und hat sich das Bein gebrochen.” erklärte Ben. “Jetzt sitzt er schön zu Hause.”

“Oh Nein! Ist es schlimm?” Kim sah die Jungs besorgt an.

“Nein, der wird schon wieder. Mach dir bloß keine Sorgen, der Kerl ist zäh!”

“Ach ja ist doch okay wenn wir stattdessen jemand anderen mitgebracht haben?”

“Klar, Kevin hat ja eh bezahlt, es ist nur gut, dass er noch jemanden gefunden hat, der für ihn eingesprungen ist.”

Plötzlich nahm Alex Kims Hand und drückte sie fest, eine spur zu fest. Was war nur mit ihm los? “Ah, da ist er ja!” platzte Ben heraus, “du warst aber lange weg!”

Kim wagte es nicht sich umzudrehen, irgendwie wusste sie das Liam hinter ihr stand. Sie war froh, das Alex sie unauffällig stützte. “Atme!” flüsterte er leise. Kim holte tief Luft.

“Ich wurde von Sarah und Kian aufgehalten. Ob ihrs glaubt oder nicht, aber die sind verheiratet!” Er hatte immer noch einen klaren Bariton.

Die Jungs wunderten sich und sprachen über sie aber Kim war immer noch zu überrascht von Liams Stimme. Sie hat sich kein bisschen verändert. “Hey, Alex!” Alex lies Kim los und umarmte Liam kurz. “Kim!” sie erschauderte als er ihren Namen aussprach. Jetzt erst sah sie ihn an. Er hatte das gleiche sympathische lächeln wie vor sechs Jahren, er hatte jetzt einen drei- tage- Bart, seine Haare waren jetzt ein wenig kürzer, aber es waren Jonas Haare. Jetzt erst bemerkte sie das er auch die gleiche Stirn wie ihr Sohn hatte und seine Augenbrauen. Er trug eine dunkle Jeans und ein dunkelblaues Hemd. Er sah einfach immer noch zu gut aus. Er streckte ihr die Hand entgegen und sie legte ihre hinein. Sie wart hart und hatte Schwielen, kaum die Hand eines Mannes der im Büro Papierkram erledigte. Sie traute sich nicht ihn anzusehen und als er ihre Hand wieder losließ war sie einerseits erleichtert, aber andererseits traurig. Sie hätte niemals gedacht, dass er hier auftauchen würde und jetzt berührte sie ihn sogar. Sie musste hier weg, ihr Herz klopfte zum zerspringen. “Ich geh dann mal und begrüße die anderen.” sagte sie, drehte sich um und weg war sie. Liam blickte ihr hinterher. Er wusste, das die erste Begegnung schwer sein würde, aber das sie regelrecht Angst versprühte, hätte er nicht gedacht. Es war eindeutig Angst, er hat sie in ihren Augen gesehen, aber wieso hatte sie vor ihm Angst? Es war jetzt fünf? Oder doch sechs Jahre her… und so wie es aussah waren sie und Alex doch ein Paar. Er hatte nur zu deutlich gesehen wie er ihre Hand genommen hatte. Und Kim war noch schöner geworden als sie früher war sie hatte immer noch die dunklen langen Haare, wie oft hatte er schon bereut, dass er gegangen war. Hätte er sich doch wenigstens gemeldet…

“Hey und wie ist es dir so ergangen?” holte Alex ihn aus den Gedanken.

 

Kim saß in ihrem Zimmer auf dem Bett und bemühte sich ruhig ein und aus zu atmen. Er war hier! Schrie es immer wieder in ihrem Kopf. Aber wieso nur Gott? Ich schaffe das nicht! Er wird das von Jona erfahren und dann? Wird er ihn mir wegnehmen wollen? Sie konnte die Tränen nicht verhindern, vorhin als sie seine Hand gespürt hat, lief es ihr heiß und kalt den Rücken runter, sie hatte Freude und Angst gespürt. Und die Liebe. Ja sie liebte ihn immer noch. Aber sie darf jetzt nicht mehr so töricht sein wie vor sechseinhalb Jahren. Es klopfte an der Tür. Sie hielt den Atem an. War er es?

“Kim ich bins, Alex. Mach bitte auf.”

Sofort sprang sie auf, öffnete ihm die Tür und fiel weinend in seine Arme. “Es wird alles gut, du brauchst keine Angst zu haben, ich werde dir nicht von der Seite weichen, okay?” Beruhigend strich er ihr über den Rücken. Sie nickte. “Komm wir setzten uns hin.”

“Er wird es herausfinden!” Kim schluchzte.

“Nein! Kim, was soll er denn herausfinden? Woher soll er denn wissen, das du die Mutter seines Kindes bist? Keiner hier weiß, das du ein Kind hast!”

“Doch.” Widersprach Kim. “Sarah und Kian wissen es. Sie denken, das ich verheiratet bin.”

“Sie werden nichts sagen!”

“Ich muss nach Hause fahren!”

“Nein, dann werden erst Recht alle neugierig. Du musst hierbleiben. Okay?”

“Ja, du hast Recht. Aber lass mich bitte keine Sekunde mit ihm allein.”

“Ich gebe mein Bestes. So und jetzt gehst du Duschen und siehst zu, dass du deine verheulten Augen wegkriegst okay?”

“Ja, am liebsten würde ich jetzt ein Bad nehmen.”

“Dann mach das, wir treffen uns in einer Stunde, dann spielen wir Minigolf, hast du Lust?” Sie nickte. “Gut dann bis später.” Alex öffnete die Tür, an der gegenüberliegenden Tür stand Liam. “Wie geht es ihr?” fragte er Alex und deutete mit den Kopf auf Kims Tür.

“Gut, wieso hast du etwas anderes gehört?”

“Ich muss nichts hören, ich habe Augen im Kopf. Ist sie krank?”

Ja, krank vor Liebe zu dir, du Hohlkopf. Dachte Alex sagte aber. “Sie hat leichte Kopfschmerzen!” Was ja auch bestimmt nicht gelogen ist. Sie will Jona halt um jeden Preis schützen. “Sie nimmt jetzt ein Bad und ruht sich ein wenig aus, danach wird es ihr bestimmt besser gehen.”

“Ja hoffentlich. Darf ich dich mal was fragen?”

“Ja?” Alex war ein bisschen verwirrt, wieso fragte er nicht einfach? Ahnte er vielleicht doch etwas? Hatte er mit Sarah oder Kian gesprochen?

“Seit ihr beide zusammen?”

“Nein!” Alex atmete erleichtert auf. “Ich bin verheiratet, sie ist unsere beste Freundin, mehr nicht!”

“Oh, Glückwunsch, wer ist denn noch alles verheiratet?” Liam grinste. “Hast du Lust auf ne Partie Minigolf?”

“Klar, wieso nicht? Kim wird dann später zu uns stoßen.”

Als Liam das hörte freute er sich noch mehr auf die Partie.

Eine Stunde später kam Kim auf den Golfplatz, sie trug eine kurze beige Shorts und ein weißes Top. Als sie Alex und Liam zusammen spielen sah atmete sie einmal tief durch und trat dann zu ihnen. “Und wie steht’s?” fragte sie lässig.

“Ich verliere!” gab Alex zu. “Spielst du mit?”

“Gerne!”

“Sind die Kopfschmerzen weg?” fragte Liam.

Kim war einen Moment ein bisschen verwirrt, fing sich aber wieder. “Ja, mir geht’s wieder gut!”

“Das ist schön. Ich dachte du hättest vielleicht Lust nachher mit mir Boot zu fahren?” Kim blickte ihn ungläubig an. Tat er jetzt wirklich so, als ob nichts wäre? “Nein!”

“Nein?” wiederholte Liam ungläubig. “Wieso nicht?”

Was sollte sie sagen? Vielleicht: Wenn ich mit dir allein bin passieren schlimme Dinge? Oder: Willst du mich wieder schwängern und dann abhauen? Aber noch bevor sie sich eine passende Antwort einfallen lies kam Alex ihr zu Hilfe. “Ich habe ihr heute schon versprochen mit ihr Boot zu fahren!”

“Ach so, dann vielleicht ein anderes Mal. So wollen wir dann spielen?” Kim sah die Enttäuschung auf seinem Gesicht, aber wieso nur?

Sie machte den ersten Schlag, der Ball landete sofort im Loch. Alex brauchte zwei Versuche und Liam schlug ihn auch sofort ins Loch. Sie spielten eine Stunde. Dann hieß es, das jetzt alle da sein müssten, sie würden einmal alle zusammen Anstoßen und dann gemeinsam Essen. Es waren wirklich alle die sich angemeldet hatten gekommen. Nur Kevin halt nicht. Jetzt sah Kim das erste Mal Evie wieder. Sie war schlank, sehr schlank, schon fast mager, ihren Brüsten sah man sofort an, das sie mindestens einmal unterm Messer lagen. Ihre Blond gewellten Haare trug sie offen, sie trug einen Minirock, der wirklich Mini war und ein Top das winziger nicht hätte ausfallen können, sie sah echt wie eine von den Barbiepuppen aus, mit denen Kim damals gespielt hatte. Aber Kim begrüßte sie ohne sich irgendetwas anmerken zu lassen. Nur die Blicke der Männer sah sie. Sie gafften Evie ja nur so an. Schrecklich! Und dann bemerkte sie den Blick, den Evie Liam zuwarf. Oh nein, geht das schon wieder los? “Sie sieht schrecklich aus!” hörte sie die Stimme von Alex neben sich. “Wie können Männer nur auf so was stehen?” fragte Kim ihn. “Jeder hier im Raum gafft sie an!”

“Nein, ich nicht! Und wenn mich nicht alles täuscht, dann guckt Liam auch lieber zu dir.”

Kims Herz flatterte, wenn das nicht aufhörte, würde sie noch mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert werden. “Hör doch auf dir etwas einzubilden, Liam hatte schon immer was für solche Frauen wie Evie übrig!”

“Wenn sich hier jemand etwas einbildet, dann bist du es glaub ich.”

“Nein, das tue ich gar nicht ich…. Oh wie spät ist es?”

Alex sah auf seine Uhr. “Gleich sieben.”

“Ich muss hoch, Jona anrufen!”

“Ist okay, grüß ihn ganz lieb von mir und sag ihm ich bringe den beiden etwas tolles mit!”

“Du verwöhnst ihn!” Kim lächelte und ging voller Vorfreude auf ihren Sohn nach oben.

“Wen verwöhnst du?” plötzlich stand Liam neben ihm. Man was hatte der Kerl nur für Ohren! Alex grinste. “Ähm, da wäre zum Beispiel meine Frau! Dann Kim wohl auch und…”

“Ihr habt von einem ‘ihn’ gesprochen.” warf Liam ein.

“Wer ist denn da so neugierig?”

“Geheimnisse?” Liam blickte ihn erwartungsvoll an.

“Wohl kaum, Kim telefoniert mit ihrer Familie und ich habe ihr gesagt das ich ihrem kleinem Stiefbruder etwas mitbringe. Zufrieden?”

Liam brummte etwas vor sich hin. Dann machten die beiden sich auf den Weg zum Speisesaal.

Nach dem Essen fuhren Kim und Alex wie abgesprochen Boot. Ihre Klassenkameraden feierten auf der Terrasse eine Poolparty und der Lärm drang bis auf Wasser.

“So jetzt sind wir mal ganz unter uns und du kannst mir jetzt erzählen wie du dich fühlst.” Alex legte die Paddel ins Boot und drehte sich zu Kim.

“Viel besser, ich glaube er ahnt wirklich nichts von Jona. Den ersten Tag haben wie so gut wie geschafft, bleiben jetzt noch Morgen und Sonntag ein paar Stunden. Dann verschwindet er wieder aus meinem Leben.”

“Und du wirst damit klar kommen?” hackte er nach.

“Ich habe es schon einmal geschafft und ich werde es wieder schaffen.”

“Gut, denn das was ich dir jetzt sage hat vielleicht gar nichts für dich zu bedeuten.”

Kims Herz schlug sofort wieder auf Hochtouren. “Was denn?” flüsterte sie heiser.

“Er wird nicht sofort wieder abreisen, er bleibt.”

“Wieso?”

“Er hat ein Auftrag bekommen, er soll für irgendeinen Star eine Stadtvilla finden. Und wer weiß, vielleicht läuft ihr euch gar nicht über den Weg. London ist groß.”

“Ja Okay, danke das du mir das gesagt hast, wollen wir vielleicht wieder zurück? Mir ist schon etwas kalt hier draußen!”

Sie legten an und gingen zur Pension zurück. “Hast du Lust einen Kaffee zu trinken?” fragte Kim Alex.

“Ja klar, machen wir!”

“Ich muss nur eben schnell hoch und mir etwas längeres anziehen.”

“Ich warte im Speisesaal auf dich.”

Kim lief zum Fahrstuhl und gerade als sie eingestiegen war und die Türen sich schließen wollten, wurde eine Hand hereingestreckt um die Türen aufzuhalten. Kim trat einen Schritt zu Seite um Platz zu machen.

“Sorry!”

Sofort blickte sie auf. Liam!

“Ach du bist es. Ich muss nur kurz in mein Zimmer.”

“Ja ich auch. Ich will mir eine lange Hose anziehen, auf dem Wasser war es doch schon ziemlich frisch.” Oh Mann! Was rede ich da nur? Als ob ihn das interessiert!

“Ja kann ich mit vorstellen.” antwortete er höflich. “Wollen wir vielleicht mal irgendwo etwas Essen gehen?”

Kim schluckte. Wollte er ein Date mit ihr? “Hier ist doch ‘all inklusiv.’”

“Dann Kaffee trinken?”

“Du kannst mit uns trinken, Alex wartet unten auf mich.”

“Ich will aber mit dir. Allein!”

Der Fahrstuhl öffnete sich, “Nein, ich kann nicht!” rief Kim und  flüchtete in ihr Zimmer. Als sie keine fünfzehn Minuten später in den Speisesaal kam, war sie schon fast gar nicht überrascht Alex und  Liam vorzufinden. Sie setzte sich zu ihnen. “Du hast doch nichts dagegen, wenn ich mit euch trinke?” fragte Liam.

“Nein, ich habe dir doch schon gesagt, dass du mit uns Kaffee trinken kannst.”

“Oh schön, erzähl mal, was hast du die letzen fünf, sechs Jahre gemacht hast.”

Kim lief ein Schauer über den Rücken. Okay, sie konnte Jona ja einfach auslassen. “Ich habe ein christliches Internat für Waisenkinder eröffnet.”

Liam war ehrlich überrascht. “Wirklich? Wahnsinn, das ist ja echt Cool! Kann ich mal vorbeikommen und es mir angucken?”

Er sah wie sie schluckte und dann gepresst: “Ja sicher.” antwortete. Irgendetwas verheimlichte sie ihm! Da wurde er sich von Stunde zu Stunde sicherer.

Ein Handy klingelte. Alex fischte es aus der Hose und ging dran: “Hey Schatz ich wollte dich nachher anrufen, wie geht es dir?” plauderte er fröhlich ins Telefon, aber seine Miene veränderte sich schlagartig, er stand auf und sagte immer wieder: “Das ist doch nicht wahr!” Dann hörte er wieder. “Schatz unterbrach er sie. Nicht weinen. Ich komme, in ein paar Stunden bin ich da.” Dann legte er auf.

“Was ist passiert? Geht es Vanessa gut?” Kim sprang auf und nahm den völlig erschöpften Alex in die Arme.

“Ich muss los, ihr Vater hatte einen Herzinfarkt. Sie ist völlig außer

sich, ich muss da hin! Du verstehst das doch?”

“Sicher fahr nur! Fahr sofort los!”

“Aber wie kommst du nach Hause? Du hast kein Auto.”

“Ich miete mir eins, das geht schon.”

“Ich werde sie mitnehmen.” erbot sich Liam.

Alex blickte sie bittend an und sie nickte tapfer. “Ja okay, ich fahre mit ihm.” sprach sie es aus.

“Ganz sicher?” hackte er noch mal nach.

Sie nickte. “Soll ich dir beim packen helfen?

“Nicht nötig, ich habe noch nicht mal ausgepackt. Du bist die beste Kim!” Er küsste sie auf die Wange und lief dann Richtung Treppenhaus. Kim stand jetzt allein mit Liam. “Ich geh zur Tür, ich will ihm noch Auf wiedersehen sagen!” sie ging automatisch los und Liam folgte ihr.

Zehn Minuten später ist Alex abgefahren. Und jetzt war Kim wirklich allein!

“Ich will ins Bett.” sagte sie bevor, Liam sie auch nur irgendetwas fragen konnte.

“Ich begleite dich hoch.”

“Das brauchst du nicht.” wehrte sie ab.

“Ich begleite dich.” wiederholte er.

Kim fügte sich ihrem Schicksal und ging zum Fahrstuhl.

An ihrer Zimmertür blieb Liam stehen. “Mach dir keine Sorgen, ihr Vater wird schon wieder. Ich werde für ihn beten!”

Ohne seine Worte richtig wahrzunehmen bedankte sie sich und schloss die Tür vorsichtig hinter sich.

Kapitel 18

Beim Frühstück am nächsten Morgen setzte sich Kim zu Miriam und Serena. Die beiden hatten den Kontakt zueinander nie verloren, und seit zwei Jahren arbeiteten sie zusammen für den Tierschutz. “Was liegt denn heute an Kim?” fragte Serena.

“Jeder macht was er will, ich habe vorhin mitgekriegt, dass Ben und Max ein Volleyballturnier organisieren wollen, ich hätte wohl Lust auf ein gutes Match!”

“Oh ja da machen wir dann auch mit oder Serena?” fragte Miriam begeistert.

“Na klar, machen wir!”

Und so wurden dann nach dem Frühstück die Mannschaften gewählt, insgesamt waren es vier Teams und wie eigentlich nicht anderes zu erwarten hatte Liam sofort Kim in sein Team gewählt. Aber trotz dem, das Kim in seiner Mannschaft war, machte ihr das spielen Spaß, sie gewannen ein Matsch nach dem anderem und ihre Teamarbeit machte Kim lockerer Liam gegenüber. Sie lachte und machte Späße mit Liam. Zum Schluss gewannen sie das Turnier gegen Max’s Mannschaft. Zur Abkühlung liefen einige von ihnen wie sie waren ins Meer und spielten dort ein wenig weiter mit dem Ball. Auch Kim war unter eben diesen, aber nach einer halben Stunde wollte sie nicht mehr und setzte sich in den Sand um zu trocknen.

Liam beobachtete Kim wie sie aus dem Wasser ging, und unterwegs versuchte ihre langen Haare zu bändigen, irgendwann schaffte sie es sie zu einem Dutt festzubinden, setzte sich hin und genoss nur die Sonne für andere Sachen hatte sie keinen Blick. Selbst für ihn nicht und irgendwie ärgerte es ihn. Damals hatte sie gesagt, das sie ihn liebte und er hatte sie sozusagen mit Füßen getreten. Aber er hatte sich geändert, er war jetzt Christ und es drängte ihn sich bei Kim für das, was er ihr angetan hatte zu entschuldigen. Zum Glück ist nichts weiter passiert in dieser Nacht, was wäre gewesen wenn sie schwanger geworden wäre? Hätte sie ihn gezwungen sie zu heiraten? Aber allen Anschein nach hatte sie die Nacht von damals überwunden sie hat sich selbstständig gemacht und ein christliches Internat gegründet. Sie ist doch schon eine ganze Powerfrau. Liam stieg aus dem Wasser und setzte sich zu ihr. “Hey gut gespielt.”

Kim öffnete die Augen und sah zu ihm, sie hatte gar nicht bemerkt wie er zu ihr kam. “Danke du auch!”

“Was hältst du davon, wenn wir heute irgendetwas zusammen unternehmen?”

“Nein, lieber nicht…” schlug sie ab. “Wir sollten etwas mit den anderen machen, ich will mich nicht abkapseln.” Das war zwar nur die halbe Wahrheit, aber sie konnte ihm schlecht erzählen, dass sie nicht allein mit ihm sein wollte weil sie Angst hatte das wieder etwas passierte. In seiner nähe war sie einfach nicht sie selbst, nicht zurechnungsfähig.

“Die anderen planen aber heute in die Disko zu gehen, willst du da dann auch mit?” fragte er lächelnd.

Kim sah sein Grübchen, es war immer noch da. “Nein, dann gehe ich eben früher schlafen!”

“Ach komm schon, sei kein Spielverderber.”

“Nein, ich will nicht allein mit dir sein.” schon war es raus. Sie hielt sich die Hand vor den Mund und sah aufs Wasser.

Liam schluckte, das saß. “Kim, es wird nichts passieren, versprochen. Genaugenommen möchte ich darüber mit dir reden!” Kim sah ihn erschrocken an. “Bitte. Es muss sein, wir treffen uns wo du willst, wir müssen gar nicht alleine sein. Wir können in ein Restaurant gehen, oder hier in der Lobby oder so etwas sitzen. Bitte.”

“Was willst du wissen?”

“Gar nichts. Du musst nicht mal reden, nur zuhören. Sag mir wo ich sein soll und ich werde da sein, gib mir ein paar Minuten und ich werde wieder gehen. Du brauchst wirklich keine Angst zu haben.”

“Habe ich nicht. Essen um acht.” Sie stand auf.

“Wo?” fragte er.

“Hier.” Kim ging.

“Soll ich dich abholen?” rief er ihr hinterher.

“Ich finde den Weg!”

”Und dann joggte sie weg. Als Liam diese vertrauten und doch so vergessenen Bewegungen sah, musste er an die gemeinsamen Morgen in London denken. Würde sie ihm wohl je wieder so vertrauen wie früher? Könnten sie wenigstens wieder Freunde werden?

Beim Mittagessen traf er Kim nicht und auch den Nachmittag über konnte er sie nirgends ausmachen.

Kim verzichtete auf das Mittagessen. Sie saß in ihrem Zimmer und dachte an die alten Zeiten mit Liam. Sie hatten sich gestritten, dann wurden sie Freunde und dann diese eine Nacht, sie hatte alles zerstört, ihr aber einen wundervollen Sohn geschenkt. Wenn sie Liam nicht haben konnte, dann wenigstens seinen Sohn. Jona! Sie nahm ihr Handy und wählte die Nummer ihrer Eltern, gestern waren sie nicht da gewesen, nur das Kindermädchen. Vielleicht hatte sie ja jetzt Glück?

“Becks.” ertönte die Stimme ihres Vaters.

“Daddy!” Kim liefen schon jetzt sie Tränen herunter.

“Kim ist etwas passiert?” fragte Matt alarmiert.

“Kann man so sagen, er ist hier!”

“Liam?”

“Ja! Und er bringt mich auch nach Hause und ich weiß jetzt nicht was ich machen soll. Er kann mich doch nicht zu euch bringen und Jona springt mir in die Arme und ruft dabei Mami! Er wird es sofort wissen.”

“Vielleicht ist es jetzt an der Zeit ihm von Jonathan zu erzählen?”

“Nein! Noch nicht. Er soll mich nach Hause bringen und wenn er weg ist werde ich kommen und Jona holen.”

“Es ist deine Entscheidung, uns macht es nichts aus wenn er hier ist. Aber wieso bringt Liam dich nach Hause? Wo ist Alex?”

Kim erzählte ihm die Geschichte. “Liam stand neben uns als der Anruf kam, er hat sich sofort angeboten mich nach Hause zu bringen.”

“Liam ist auch im Grunde seines Herzens ein guter Mann, er hat nur vor ein paar Jahren eine sehr dumme Entscheidung getroffen. Ich mochte ihn schon immer.”

“Ich weiß, Danke Dad, kann ich jetzt mit Jona reden?”

“Klar ich such ihn eben, die beiden Jungs spielen draußen im Planschbecken. Grüß Liam von uns okay?”

“Ja mache ich und euch noch einen schönen Nachmittag.”

Kim hörte wie Matt Jona rief und ihm sagte, das seine Mami am Telefon sei. Sie hörte seine Jubelschreie.

“Mami!” rief er atemlos ins Telefon. “Wir sind im Planschbecken hier ist es voll cool. Wir spielen Autos und ich hab die viel besseren. Schade das du nicht hier bist.”

Jona redete ohne Punkt und Komma, Kim musste ihn förmlich unterbrechen. “Bist du auch lieb und hörst was Opa dir sagt?”

“Ja- ha, das hab ich doch gesagt.”

“Ich vermiss dich mein Großer!”

“Ich dich auch, Spielst du auch ganz viel mit deinen Freunden?”

“Oh ja das machen wir, wir haben heute schon ein paar Stunden Volleyball gespielt und danach sind wir alle ins Wasser gelaufen.”

“Cool, kann ich nächstes Mal mit?”

“Weißt, du Schatz, ich habe hier zwar echt viel Spaß, aber mit dir wäre es viel cooler, ich will nie mehr ohne dich wegfahren!”

“Ich will das auch nicht. Mami darf ich jetzt wieder ins Wasser? Levi wartet schon, er muss mich bezahlen, weil er auf meiner Straße fahren will!”

Kim verstand nicht, was er ihr da erklärte, aber sie verabschiedete sich von ihm und legte auf. Sie saß auf dem Boden vor ihrem Bett. Wie würde der Abend werden? Was wollte Liam von ihr? Kim sprach ein kurzes Gebet und ging dann in den Speisesaal um sich einen Apfel zu holen. Auf dem Weg nach draußen lief ihr Sarah über den Weg.

“Hi, na ist es nicht wundervoll hier? Alle alten Freunde sind wieder zusammen!” rief diese freudig aus.

“Ja, es ist schön hier, wo warst du heute beim Volleyballmatch? Ich habe dich gar nicht gesehen.”

“Ich bin ein bisschen mit Evie in die Stadt gefahren, ah dort gibt es übrigens einen tolles Kinderbekleidungsgeschäft, gar nicht mal teuer und schöne Sachen, das wäre vielleicht etwas für deinen kleinen!”

Nicht über Jona reden! Kim bekam leichte Panik, es darf keiner wissen. Und wie nicht anderes zu erwarten erblickte sie gerade jetzt Liam und Max! “Gehst du auch heute in die Disko?” wechselte sie rasch das Thema. Das wird sie ablenken.

“Ja natürlich. Du doch auch?”

“Nein, du weißt doch ich mag keine Diskos!”

“Ach ja, voll vergessen, aber was machst du denn dann?” fragte Sarah ein bisschen zu neugierig.

Na sicher kam jetzt Liam und  erzählte was sie heute machten. “Sie geht mit mir Essen.” sagte er und zwinkerte Kim zu.

Sarah drehte sich erstaunt um, aber er war schon weiter gegangen. “Was wird dein Mann denn dazu sagen?” flüsterte sie leise, als würde er ein paar Meter weiter neben ihnen stehen.

“Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß!” Kim lächelte.

“Du willst ihn betrügen?” Sarah sah sie ungläubig an.

“Natürlich nicht. Wir sind nur Freunde. Was ist denn schon dabei wenn man mal Essen geht?”

“Weiß Liam es denn?”

“Was?”

“Na das von deiner Familie.”

“Nein, und ich möchte das auch nicht, könnt ihr, du und Kian da stillschweigen?”

Sarah lächelte. “Vielleicht hast du damals doch etwas von mir gelernt! Klar, von uns erfährt keiner etwas!” Sie schlug Kim leicht an den Oberarm. “Dann viel Spaß bei deinem Date heute Abend!” rief sie noch über die Schulter und ging Richtung Fahrstuhl. Kim zuckte mit den Schultern und setzte ihren Weg nach draußen fort. Auf der Terrasse angekommen ging sie zum Steg von dem aus man ins Meer springen konnte und setzte sich, ihre Füße ließ sie ins Wasser. Schon nach kurzer Zeit gesellten sich immer wieder Schulkameraden zu ihr, sie redeten ein bisschen und dann gingen sie auch wieder. Als Kim allein war legte sie sich hin und rollte ihr Top ein wenig hoch um ihren Bauch zu bräunen. “Ich wette du bist die heißeste Lehrerin auf deiner Schule!”

Kim öffnete die Augen. Max! “Hey nur nicht frech werden, sonst wirst du nachsitzen!” Max lachte. “Entschuldigung Frau Lehrerin.”

“Du darfst Kim zu mir sagen!” gestattete Kim lächelnd und stützte sich au ihre Ellenbogen. “Was machst du eigentlich so? Hast du geheiratet?”

“Nein, ich bin Anwalt, ich hatte noch keine Zeit mir eine Frau zu suchen. Was aber auch nicht weiter schlimm ist. Wie geht es Matt und Lucy?”

“Denen geht es gut, sie sind glücklich und haben zwei wundervolle Kinder, Levi und Chloe.”

“Dann hast du ja wirklich kleine Geschwister!” Max grinste. “Ich weiß nicht wie damit umgehen sollte, ich glaube ich kann nicht mal ein Kind halten.”

“Das ist alles Übungssache!”

Liam sprang auf den Steg. “Was ist Übungssache?” fragte er.

“Mit Kindern umgehen zu können.” antwortete Max.

“Ja, das stimmt wohl, neulich in Los Angeles, war ich im Gottesdienst.” Er sah Kims fragenden Blick und erklärte: “Da bin ich öfter wenn ich in Amerika zu tun habe. Also da bin ich wirklich eingesprungen um einen Kindergottesdienst durchzuführen!"

“Du machst so etwas?” Kim war richtig verwundert. Der Liam von früher hätte sich doch wirklich nicht um Kinder geschert!

“Nur einmal und am besten nie wieder!” Liam lachte. "Kinder sind nicht unbedingt meine Stärke." gab er dann noch grinsend zu.

“Wie alt waren die Kinder denn?” fragte Kim jetzt neugierig.

“Das wird mir hier jetzt alles zu viel, ich gehe mal und guck was die anderen machen.” Max stand auf und ging.

“Keine Ahnung, vielleicht so fünf, sie könnten aber auch acht gewesen sein!”

Kim lachte. “Du kannst ein fünfjähriges Kind nicht von einem achtjährigen unterscheiden?”

“Hallo? Die sind alle so winzig klein.” Er hielt seinen Zeigefinger und Daumen im kleinem Abstand auseinander.

“Du bist jetzt also richtig Christ?” fragte Kim jetzt ernst.

“Voll und Ganz!” erwiderte er feierlich.

“Das ist schön.” Kim entspannte sich wieder, legte sich zurück und schloss die Augen. Jetzt fühlte sie sich in seiner Gegenwart schon fast sicher, er würde jetzt zwischen falsch und richtig unterscheiden können.

Liams Blink wanderte über ihren nackten Bauch. Sie war immer noch so schlank, wie vor sechs Jahren. Noch bevor er wusste was er tat, strichen seine Finger über ihren Bauch. Eine elektrisches ziehen zog durch seine Hand, er zog sie blitzschnell weg. Auch Kim saß sofort aufrecht und zog die Beine an ihren Bauch. Sie blickte erschrocken aufs Meer. In ihrem innersten kribbelte es als wenn tausend Schmetterlinge auf einmal aufflattern würden, es hatte sich so schön angefühlt, so richtig. Während ihrer Schwangerschaft hatte sie sich oft gewünscht das er da wäre und ihren Bauch streicheln würde. “Es tut mir Leid, ich hätte nicht…” Liam fand keine Worte.

“Nein, ist okay, es war nichts!” Aber wieso schlug ihr Herz dann so wild?

Liam sah auf seine Hand. Es zogen noch immer kleine Stromstöße durchs Blut. Wie konnte eine Berührung nur so viel ausmachen? War er verliebt? Er sehnte sich doch immer danach, das sie ihn anlächelte, er wollte sie berühren, sie in den Arm nehmen. Aber ist das liebe?

“I- Ich muss…” Kim stockte. Was sollte sie ihm sagen? “Ja. Ich muss auch.” Er stand auf und hielt ihr seine Hand hin um ihr auf zu helfen. Zögernd ergriff sie diese und er zog sie vorsichtig hoch. Keiner machte anstallten die Hand des anderen loszulassen. Sekundenlang sahen sie sich an, dann entzog Kim ihm ihre Hand und ging eilig ins Hotel.

Liam schüttelte seine Hand. Das kann doch nicht sein? Ein Handschlag und sein ganzer Körper kribbelte und gehorchte ihm nicht mehr! Er war ja noch nicht mal imstande gewesen ihre Hand loszulassen, viel lieber hätte er sie ganz in die Arme genommen und geküsst. Kopfschüttelnd zog er sein T-Shirt aus und sprang ins Wasser, was er brauchte war eine Abkühlung.

Kim saß in ihrem Zimmer auf dem Bett. Das würde doch alles nicht gut gehen! Sie sehnte sich so nach ihm, aber sie durfte nicht, sie konnte es nicht überleben Liam noch einmal zu verlieren! Aber andererseits war er doch jetzt Christ. Wenn er von Jona wüsste würde er sich dann nicht verpflichtet fühlen bei ihr zu bleiben?

Nein, sie wollte ihn nicht zwingen, er sollte selber entscheiden. Sie würde sich heute mit ihm treffen, zu Abend essen und dann gehen. Sie durfte nicht mehr allein mit ihm sein und sie durfte erst Recht nicht ihr Herz entscheiden lassen! Wäre Alex doch nur hier, er würde nicht zulassen, das sie allein waren. Alex! Wie ging es den beiden eigentlich? Schnell nahm sie ihr Handy. “Kim!” meldete sich Vanessa.

“Hey, Vanessa, wie geht es euch?”

“Schon viel besser. Mein Vater ist überm Berg. Es tut mir so Leid. Alex hat mir erzählt das Liam da ist. Ich hätte niemals zulassen sollen der er her kommt.”

“Nein, es ist schon in Ordnung. Es ist gut das er gekommen ist du brauchtest ihn.”

“Du aber auch!” widersprach Vanessa.

“Du bist aber seine Frau und nicht ich!”

Vanessa kicherte, dann wurde sie wieder ernst. “Und wie geht es dir?”

“Ganz ehrlich?”

“Natürlich!”

“Ich bin dabei mich schon wieder in ihn zu verlieben! Ich kann nichts daran ändern, die kleinste Berührung löst die größten Feuerwerke in mir aus!”

“Das Gefühl kenne ich!” stimmte Vanessa zu. “Pass nur auf, das er dir nicht schon wieder dein Herz herausreißt!”

“Ich gebe mein bestes. Grüß deinen Vater und Alex von mir. Bis bald!” Sie legte auf. Langsam wurde es Zeit sich umzuziehen. Sie öffnete den Kleiderschrank und sofort fiel ihr blick auf ihr Lieblingskleid, ein kurzes weißes mit gehäkelten schmalen Trägern. Dazu nahm sie einen goldenen Gürtel. Sie suchte dann nach ihren weißen Römersandalen, die mit Perlen geschmückt waren. Glücklich über ihr Outfit legte sie alles aufs Bett und ging in die Dusche.

Als sie den Speisesaal betrat fand sie Liam sofort. Der ganze Raum war leer, alle waren zum Vortrinken auf der Terrasse versammelt. Liam stand augenblicklich auf als er sie kommen sah. Er lächelte. “Ich dachte schon du hättest es dir anderes überlegt.” sagte er während er ihr den Stuhl zurechtrückte. Kim antwortete darauf nicht. Liam sah wirklich umwerfend aus. Er trug eine beige Hose und ein weißes Hemd, dessen Ärmel er lässig nach oben geschoben hatte. Seine Haare fielen ihm wie immer in die Stirn. Liam setzte sich. “Du siehst wirklich gut aus.”

Sie errötete und ärgerte sich darüber. “Danke!” Liam tat so als würde er es nicht merken.

“Bist du nie wieder Blond geworden?”

Kim hatte mit einer solchen Frage niemals gerechnet. “Nein, wieso fragst du?”

“Nur so… Wie geht es Alex’s Schwiegervater?”

“Viel besser. Ach ich soll dich von meinem Vater grüßen.”

Die Kellnerin kam und sie bestellten ihr Essen. “Danke. Wie geht es ihm?” fragte er nachdem die Kellnerin wieder weg war.

“Sehr gut.”

Es entstand eine Pause. Liam atmete tief durch. “Weiß er es?”

“Was?” Kim sah ihn verwirrt an.

“Na das was mit uns passiert ist…”

Kim sah auf ihr Wasser. “Ja, ich musste es ihm erzählen.”

Liam schluckte. Damit hatte er nicht gerechnet. Sie hatte es ihrem Vater erzählt! Konnte sie denn nichts für sich behalten? Dachte er ärgerlich. “Wieso lässt er mich denn dann grüßen?”

“Er mag dich halt.”

Er lachte erbittert auf. “Wieso sollte er mich mögen, nach dem was ich dir angetan habe?”

“Er gibt dir nicht die Schuld daran. Es waren wir beide.” Und sie konnte sich noch gut daran erinnern das er aufhören wollte… schnell schob den Gedanken von sich. “Er sagt das wir jung waren und Fehler nun einmal zum Leben dazugehören. Er ist dir nicht Böse. Niemals, er war damals nur traurig.” Kim holte tief Luft.

“Warum?” flüsterte er.

“Du hast dich nie gemeldet… und…” tränen rannen ihr die Wangen herunter.

“Kim!” er nahm ihre Hand. “Bitte nicht weinen. Ich habe einen großen Fehler gemacht. Bitte verzeih mir. Ich hätte zurück kommen müssen.”

Sie nickte und versuchte dabei krampfhaft ihre Tränen zu unterdrücken. Liam reichte ihr ein Taschentuch. “Wein bitte nicht!”

Die Kellnerin brachte das Essen, als sie Kim sah, blickte sie Liam vorwurfsvoll an. “Kann ich Ihnen helfen?” fragte sie freundlich.

“Nein, danke es geht schon wieder.” Kim wischte sich die Tränen fort und lächelte die Kellnerin an.

“Dann wünsche ich Ihnen einen guten Appetit!” sagte sie ruhig als ob gar nichts wäre und ging.

“Ich muss eben zur Toilette.” Kim stand auf und Liam sah ihr hinterher. Würde sie wiederkommen? Er würde es ihr ja nicht mal verübeln wenn sie ihn nie wieder sehen wollte. Aber sie kam ein paar Minuten später wieder. Er lächelte sie dankbar an. “Komm wir essen erst einmal, über unerfreuliche Dinge können wir auch später noch reden!” Kim nickte. Während des Essens bemühte Liam sich sehr Kim auf andere Gedanken zu bringen. Er erzählte ihr von seiner Arbeit, seiner Familie und von seinen langen Reisen um die Welt.

“Du hast dir echt etwas großes Aufgebaut oder?”

“Ja so kann man es nennen, ich bin auf drei Kontinenten vertreten. Ich habe viele Geschäfte in vielen Ländern, spreche drei bis vier Sprachen…”

“Welche denn?” fragte sie neugierig.

“Deutsch, Englisch, Französisch, ein bisschen Spanisch und ein bisschen Italienisch.” er lächelte. “Man will die Kunden ja auch ein bisschen beeindrucken, wenn man ihnen Häuser in ihrer Muttersprache verkauft!”

“Und was ist mit deiner Musik?”

“Dafür habe ich kaum noch Zeit. Ab und zu spiele ich noch Gitarre, ich habe sie meistens mit wenn ich verreise aber mein Terminplan ist sehr stramm. Möchtest du noch ein Dessert?”

“Nein, danke ich bin satt.”

“Was hältst du von einem Spaziergang?”

“Ich weiß nicht, ich glaube nicht das, das so eine gute Idee ist.”

“Bitte?” er sah sie flehentlich lächelnd an.

“Na gut, aber nur kurz.” Plötzlich fiel ihr schlagartig ein, dass sie vergessen hatte Jona anzurufen und ihm eine Gute Nacht zu wünschen. “Ich muss unbedingt noch nach oben!” sagte sie hastig und warf einen Blick auf die Uhr, halb zehn!

“Klar, kein Problem, ich begleite dich.”

“Nein, auf keinen Fall!” entfuhr es ihr.

“Was? Ist alles okay mit dir?” Liam sah sie besorgt an.

“Entschuldigung, es geht aber nicht, ich bin in ein paar Minuten wieder unten!” Und schon lief sie aus dem Saal. Zurück blieb ein völliger verblüffter Liam. Irgendetwas stimmte doch nicht mit Kim, sie verheimlichte ihm etwas!

Fünf verpasste Anrufe! Kim wählte sofort.

“Dad? Ist Jona noch wach? Ich habe ihn total vergessen!”

“Wie konnte das denn passieren? Du bist doch sonst immer so verlässlich? Jona weigert sich schlafen zu gehen. Er sitzt in seinem Bett und wartet.”

“Sein Vater! Ich war mit ihm Essen… es tut mir so leid, das ich ihn vergessen habe!”

“Ist gut. Jona, bist du noch wach? Deine Mami ist dran.”

“Mami? Wieso hast du nicht angerufen?” hörte sie Jonas traurige Stimme durch das Telefon.

“Sorry mein Schatz!” Augenblicklich liefen ihr die tränen übers Gesicht. “Ich war Essen und hab die Zeit vergessen!” versuchte sie zu erklären. “Bist du mir Böse?”

“Mami, nicht weinen!” Jona klang verzweifelt und selbst den Tränen nah. “Ich bin ganz sicher nicht böse!”

“Oh mein Schatz ich vermisse dich so!”

“Ich dich auch Mami! Komm bald wieder nach Hause ja?”

“Ja. Montag hole ich dich ab. Versprochen!”

“Okay!” Sie sprachen noch kurz und legten dann auf. Kim lief ins Badezimmer wusch sich und puderte sich noch ein wenig das Gesicht. Draußen war es dunkel, Liam würde schon nichts bemerken.

Fünfzehn Minuten wartete Liam schon, er wollte gerade aufgeben und in sein Zimmer gehen, als sich die Fahrstuhltüren öffneten und Kim heraus kam. Er konnte das lächeln, das ihm auf den Lippen lag nicht unterdrücken. Aber er sah sofort, dass sie wieder geweint hatte. Plötzlich kam ihm ein Geistesblitz! Aber das war doch unmöglich! Schalt er sich selbst. Aber er musste sie Fragen! Schweigend gingen sie ein paar Minuten nebeneinander her. Dann brach er das schweigen. “Um das Thema von vorhin…”

“Nein!” unterbrach sie ihn. “Bitte nicht davon reden!”

“Doch es geht nicht…”

“Nein!” stoppte sie ihn erneut.

Er blieb stehen, packte sie an den Oberarmen und zwang sie ihn anzusehen. “Ich muss wissen ob du mir verzeihst!” drängte er sie.

Sie blickte ihm in die Augen. “Ich habe dir schon lange vergeben!” Erleichtert lies er sie los. “Und ich sage es noch einmal, es war nicht deine Schuld, es war meine Schuld, meine, nur meine!” Dicke Tränen liefen ihr übers Gesicht. “Meine, meine…” wiederholte sie immer wieder.

Liam schlag seine Arme um sie. “Hör auf!” flüsterte er.

Aber sie hörte nicht auf ihn. “Du wolltest aufhören, hast es gesagt und ich habe dich nicht gelassen!”

“Hör auf!” sagte er wieder, nahm sie fester in den Arm, streichelte ihr über die Haare und küsste immer wieder ihren Kopf. “Hör auf zu weinen!” sagte er wieder. “Ich habe es doch alles mit dem Lied provoziert. Du warst unschuldig!” Sie schwiegen beide und dachten über das gesagte nach. Jeder gab sich selbst die Schuld. “Kim wir sind nur Menschen, und wir haben beide Fehler gemacht, aber jetzt ist alles wieder gut okay?” Er schob sie ein bisschen von sich damit sie sich ansehen konnten. Kim nickte.

“Gut, dann habe ich noch eine Frage.” Er wartete auf ihre Reaktion. Nach eineigen Sekunden nickte sie. “Was ist es für ein Geheimnis das du mit dir herumträgst?” Kim wich alle Farbe aus dem Gesicht, sie vergas zu atmen. “Kim! Atme!” Liam schüttelte sie. “Was ist es?” drängte er sie wieder. Sie schüttelte den Kopf. “Du sagst es also nicht?” fragte er verbittert.

“I- ich … Ich hab k- keins!” brachte sei heraus.

“Dann lass mich mal meine Vermutung äußern.” Er wartete auf ihren Einwand, aber sie blieb stumm. “Also ich denke du bist verheiratet. Stimmst?” Er atmete tief durch, dann blickte er sie an. Aber die Antwort lies auf sich warten. “Ich warte.” erinnerte er sie.

“Was würde es denn für einen Unterschied machen?” fragte sie.

Liams Herz setzte aus. Er hatte Recht! Sie war auf ewig unerreichbar für ihn! Warum hatte er es nur für Selbstverständlich angesehen, das sie auf ihn warten würde?

“Vermutlich keinen! Du solltest jetzt besser reingehen.” sagte er betrübt.

Sie drehte sich um und lief sofort in Richtung Eingang, bevor er es sich noch mal anderes überlegen konnte!

Am nächsten Tag gingen sich beide aus dem Weg. Kim achtete sehr darauf niemals allein zu sein. Heute Abend würde ein Abschluss Lagerfeuer stattfinden, danach fuhren die meisten nach Hause. Kim unterhielt sich gerade mit Evie über irgendwelche Schönheitsprodukte als Liam sie unterbrach. “Kim, wir fahren heute noch los. Ich muss Morgen früh bei meinem Kunden sein. Ist das okay für dich?”

“Ja sicher.” antwortete sie abwesend.

“Gut, also spätestens um zwölf fahren wir los.”

Sie nickte automatisch.

Evie folgte gespannt der Unterhaltung. Als Kim nichts erwiderte sag sie: “Ei, ei, ei, was sehe ich da ein verliebtes…” 

“Ach, hör doch auf Evie!” Unterbrach Liam sie gereizt. “Unsere Kim ist leider schon…”

“…nicht mehr interessiert!” schnitt Kim ihm das Wort ab, bevor er noch ausplauderte, das sie verheiratet sei. Was sie nun wirklich nicht war!

“Wirklich?” gierig sah Evie auf Liam. “Dann hättest du nichts dagegen wenn ich mit ihm tanzen will?”

“Nur zu, ich wünsch euch viel Spaß!” Kim ging an die Bar und bestellte sich ein Ginger Ale. Evie zog Liam auf die Tanzfläche und schmiss sich in seine Arme, Liam beugte sich seinem Schicksal und tanzte mit ihr. Kim sah ihnen zu. “Na, irgendwie ist es immer noch das alte Bild.” Max stellte sich neben Kim. “Du willst ihn und sie kriegt ihn! Gehen wir ein Stück?” fragte er. Kim nickte und folgte ihm an den Strand.

“Willst du mir vielleicht irgendetwas erzählen?” fragte er. “Du siehst so als, ob du dich mal so richtig aussprechen müsstest.”

“Erzähl mir erst einmal von ihm.” bat sie.

“Na gut, also er hat eine Firma Namens Herzog-Architecture er ist Immobilienmakler und Architekt außerdem hat er die besten Ideen wenn es um Restaurierung oder Renovierung geht. Er hat seit der Firmen Gründung viele Preise für die Innovative Restaurierung viktorianischer Häuser gewonnen und für seine sehr modernen Geschäftshäuser. Er ist durch und durch Geschäftsmann, und ich bin sein Anwalt, nur so nebenbei!” er lächelte Kim zu. “Liam ist sehr clever in Finanzfragen, es ist schon fast beängstigend mit was für einem untrüglichem Talent er Projekte auswählt.”

“Aber nicht illegal!” Kim fröstelte leicht.

“Wo denkst du hin? Er hat so was nicht nötig. Er vermehrt sein Vermögen ständig.

Zurzeit plant er den alten Bahnhof und viele der alten Lagerhallen in exklusive Geschäftshäuser umzuwandeln.”

”Liam glaubt das ich verheiratet bin.” brach es aus ihr heraus.

“Und du bist es nicht.” er ging sofort auf den Themenwechsel ein.

“Nein.”

“Und wieso sagst du es ihm nicht einfach?”

“Du bist doch Anwalt oder?” fragte Kim nervös.

“Ja immer noch!”

“Du musst also Geheimnisse bewahren.”

“Ja, sehr viele.”

“Was ich dir jetzt sage ist mein größtes Geheimnis, es kennen nur vier Personen. Du darfst es keinem sagen.” Vorsichtig blickte sie sich um, ob ihnen auch keiner folgte.

“Natürlich nicht!”

“Ich habe einen Sohn!” Jetzt war es raus. Einerseits war Kim erleichtert, aber andererseits hatte sie es einer weiteren Person anvertraut und somit war das Risiko noch größer das ihr Geheimnis an die Öffentlichkeit kam.

“Aber Kim, das ist doch überhaupt nicht schlimm. Denkst du das würde Liam abschrecken? Er könnte damit Leben, und vielleicht würde er ihn sogar irgendwann einmal wie seinen eigenen Sohn lieben.”

Kim holte tief Luft. “Er ist sein eigener Sohn!”

Max sah sie entgeistert an. Nachdem er ein paar Sekunden geschwiegen hatte sagte er: “Kim! Du musst es ihm sagen!”

“Nein!” sträubte sie. “Ich kann nicht!”

“Du musst. Immerhin ist er sein Sohn.”

“Er wird ihn mir wegnehmen!”

“Niemals! Du kennst ihn doch so etwas würde er dir niemals antun.”

“So etwas hat er mir schon angetan, als er einfach gegangen ist.”

“Wie alt ist das Kind?”

“Bald sechs.”

“Sechs Jahre alt und Liam weiß nichts davon. Das wird wie ein Schlag ins Gesicht wenn es rauskommt. Wie heißt er?”

“Jonathan, aber er wird meistens Jona gerufen.”

“Kim. Jetzt sei mal ganz ehrlich.” Er sah sie eindringlich an.

“Ich bin die ganze Zeit ehrlich.”

“Zu mir zumindest, nicht aber zu Liam. Empfi…”

“Sollte ich ihn etwa anrufen und sagen: Herzlichen Glückwunsch du hast einen Sohn?” unterbrach sie ihn patzig.

“Du hättest es ihm spätestens dann sagen müssen, als er hier aufgetaucht ist.”

“Und wie? Etwa: Hallo, schön das ich dich endlich mal sehe, ich hoffe du verschwindest nicht gleich wieder wie damals als du mit mir geschlafen hast, und ich dir endlich sagen kann das du einen Sohn hast.”

“Sag es ihm jetzt!” bat er.

“Nein!”

“Du liebst ihn!” dämmerte es ihm.

Kim schwieg, dann sagte sie: ”Ja, und wenn er weiß, das er einen Sohn hat…”

“… dann wird er dich heiraten wollen. Du willst aber das er dich unvoreingenommen liebt.” beendete er ihren Satz. Kim nickte. “Aber wann wirst du es ihm sagen?”

“Ich weiß es nicht.” gab sie zu.

“Er ist mein bester Freund. Ich kann ihm das doch nicht vorenthalten!”

“Du hast mir versprochen nichts zu sagen!” rief sie unruhig aus.

“Und ich werde mich daran halten! Aber er wird ziemlich sauer auf mich sein, wenn er das erfährt.”

“Er hätte es früher erfahren, wenn er zurückgekommen wäre, oder wenn er wenigstens Kontakt gehalten hätte, aber er wollte unbedingt Frei und ungebunden sein. Selbst eine Freundin war ihm zuviel. Wie hätte er denn dann bei einem Baby reagiert?”

“Keine Ahnung! Man ich habe Kopfschmerzen! Lass uns zurückgehen ja? Ich muss das hier erst einmal verdauen!”

“Ja, kann ich verstehen.”

“Deswegen warst du bei seiner Ankunft so geschockt!” erinnerte er sich.

“Hat man es mir angesehen?” Kim musste grinsen.

“So wie du dich an Alex geklammert hast. Ja! Liam ist ein schlaues Kerlchen, er weiß das du ein Geheimnis vor ihm hast. Nur wird er niemals an ein Kind denken!”

“Er denkt, das ich verheiratet bin!”

“Okay, so schlau ist er dann wohl doch wieder nicht, wenn er deine Blicke mal richtig interpretieren könnte, wüsste er das du nicht verheiratet sein kannst!”

“Tja, bei dieser Sache sind glaube ich so ziemlich alle Männer gleich!” Sie betraten die Terrasse an der Stelle, an der sie, sie vor einer halben Stunde verlassen hatten.

“Das stimmt doch gar nicht! Ich sehe sofort, wenn eine Frau mich bedeutungsvoll anguckt!” spielerisch boxte er ihr in den Arm.

“Auu!” rief Kim unbeschwert aus. “Ich geh mal nach oben, ich will Jona anrufen.”

“Klar mach das!”

“Alter!” Liam klopfte seinem Freund auf die Schulter. “Wie machst du das nur das sie so entspannt mit dir redet?”

“Ich erwarte nichts von ihr und bin einfach Ich!” erklärte Max simpel.

“Hat sie dir was erzählt?”

“Ja. Wir haben die ganze Zeit geredet.”

“Und hat sie dir auch was von ihrem Mann erzählt? Sind sie schon lange verheiratet?” fragte er ungeduldig.

“Sie ist verheiratet?” fragte Max unschuldig.

“Hat sie dir das nicht erzählt?”

“Nein, wenn sie verheiratet ist, dann hat sie mir das verschwiegen. Woher weißt du das überhaupt? Hat sie es etwa gesagt?”

“Nicht direkt, aber sie hat es auch nicht abgestritten. Wieso sollte sie mich in dem Glauben lassen, verheiratet zu sein, wenn sie es gar nicht ist?”

“Vielleicht hat sie Angst wieder von dir verletzt zu werden?” mutmaßte Max.

Liam überlegte kurz. “Nein, ich bin mir ganz sicher, sie hat ein Geheimnis vor mir, sie ist vergeben!”

“Hey, was interessiert es dich überhaupt? Dir sind Frauen doch immer ziemlich egal!”

“Sie ist mir aber nicht egal, ich habe damals einen großen Fehler gemacht und heute, Mann hast du sie dir mal angeguckt? Mir wird immer schwindelig wenn ich nur ihre Stimme höre.”

“Alter! Du bist verliebt!”

“Nein, quatsch, ich doch nicht!”

“Doch, geh zu ihr und sag es ihr!”

“Ich bin nicht verliebt in sie. Und außerdem ist sie verheiratet!”

“Das nimmst du an.” belehrte Max ihn.

“Sie hat nie etwas anderes behauptet noch dazu wird sie nachdem ich sie damals so verletzt habe nicht einfach alle Vorurteile über Bord werfen. Sie wird sich immer daran erinnern!”

“Hey ihr zwei alten Faulenzer!” plapperte Ben. “Wir suchen noch freiwillige die uns helfen das Feuer anzumachen!”

“Wir kommen ja schon.” Max stand auf und so blieb Liam nichts anderes übrig als es ihm gleichzutun und zu helfen.

Zwei Stunden später als Kim nach unten an den Strand kam brannte das Feuer schon lichterloh. Laute Musik dröhnte aus einem Ghettoblaster, viele tanzten einige saßen an Tischen aßen ein wenig und unterhielten sich. Kim sah Sarah mit Serena und Miriam und setzte sich zu ihnen. Die Stimmung war locker, jeder hatte Spaß es gab viel Gelächter. Kim sah das einige schon ein bisschen zu viel getrunken hatten und müde im Sand lagen, dabei war es gerade halb zehn. “Mädels ich muss eben zur Toilette.” Kim stand auf und trat den Weg zum Toilettenhäuschen an. Es waren zwar nur paar hundert Meter aber der Pfad wurde nicht beleuchtet und sie hatte keine Taschenlampe. Trotzdem schaffte sie es bis zum Häuschen, allerdings nicht ohne zu stolpern. Als sie den Rückweg antreten wollte war es heller und sie konnte den Untergrund dank des großen Feuers sehen. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen. “Hallo Täubchen, soll ich dir helfen?”

Kim erschrak, sie hatte nicht gehört das jemand hinter ihr war. Sie drehte sich um und Sam stand vor ihr. “Sam, hau ab du kannst dir ja nicht mal selbst helfen.”

“Du schuldest mir noch was!” konterte er.

“Ich schulde dir gar nichts. Und jetzt hau ab.” Kim drehte sich um und wollte weiter gehen, aber Sam packte sie und schleifte sie in die Dunkelheit hinter den Toiletten. “Sam, lass mich los!” schrie sie panisch.

“Nein! Jetzt hab ich dich mal und jetzt lass ich dich nicht mehr gehen!”

“Sam du bist betrunken.” versuchte Kim es jetzt auf die sanftere Art. “Du wirst es bereuen. Also lass mich bitte gehen!” Gott flehte sie innerlich. Bitte schick mir Hilfe! Kaum hatte sie diesen Gedanken ausgesprochen als sie Schritte und dann ein schimpfen hörte. “Sam!” rief sie jetzt lauter. “Lass mich sofort los!” Doch er hörte nicht. Stattdessen drückte er sie an die Wand des Häuschens.

“Sam, Kim will das du sie loslässt!” Liam stand mit vor Zorn bebenden Augen plötzlich genau hinter ihm. Aber Sam beachtete ihn nicht, sondern drückte sie nur noch fester an die Wand und presste sich gegen sie. Kim stöhnte auf, irgendetwas piekste ihr schmerzvoll in den Rücken. Ruckartig wurde Sam von ihr weggerissen und landete wie ein Sack einige Meter neben ihr auf dem Boden. “Ist alles okay bei dir?” fragte Liam sie besorgt.

“Ich habe mich … irgendetwas in meinem Rücken.”

Liam fühlte die Wand. “Hier ist ein Nagel. Wir müssen die Wunde unbedingt desinfizieren.” Er zog sie am Arm in Richtung Pension.

“Aber was ist mit Sam?” fragte sie den Blick auf den Mann am Boden gerichtet. Liam bückte  sich und befühlte seinen Puls. “Der Puls ist okay.” Sagte er dann drehte er Sam in die stabile Seitenlage damit auch wirklich nichts passiert. “Jetzt kann er seinen Rausch in Ruhe ausschlafen.” Kim nickte und folgte Liam auf einem Beleuchteten Weg in die Pension. “Ansonsten ist alles gut bei dir? Hat er dir nichts angetan?” fragte er beklommen.

“Nein, mir geht es gut und es ist nichts passiert! Danke für deine Hilfe.”

“Jeder hätte dir in dieser Situation geholfen, selbst Evie.”

An der Rezeption fragte er den Manager nach Desinfektionspray. Er erklärte ihm kurz was passiert war und bat um ein Zimmer. “Sie können in ihr altes Zimmer, die werden erst Morgen gereinigt.” erklärte er und gab ihm Kims Zimmerschlüssel. “Und grüßen Sie ihren Vater von mir!” empfahl sich der Manager. Kim nickte. Der Stich tat doch schon ganz schön weh!

“Lass mal sehen!” forderte Liam auf als sie im Fahrstuhl standen. Kim drehte sich um. “Dein T-Shirt ist dreckig und hat ein Loch.” erklärte er sachlich. Kim nickte. “Tut es sehr weh?”

“Ein bisschen, ich glaube der Nagel war schon ziemlich rostig.” Der Fahrstuhl öffnete sich und sie steuerten auf ihr Zimmer zu. Kim trat ein. Allein! Schoss ihr dieses kleine Wörtchen in den Kopf. Sie schluckte als sie hörte wie die Tür hinter Liam ins Schloss fiel. Sie blickte ihn ängstlich an. “Wenn es dir unangenehm ist kann ich auch eine der Frauen rufen.” bot er an.

“Nein, ist schon in Ordnung.” Jetzt war es dafür schon zu spät, sie wollte keine Aufmerksamkeit erregen.

“Okay, dann zieh bitte dein T-Shirt aus und leg dich mit dem Bauch auf das Bett.” erklärte er ihr und ging ins Bad um einen Lappen zu holen, und um ihr die nötige Privatsphäre zu geben. Als er fertig war fragte er: “Bist du soweit?”

“Ja, kannst kommen!”

Sein Blick fiel auf einen weißen mit Spitze verzierten BH. “Bist du gegen Tetanus geimpft?” fragte er um sich abzulenken und bei der Sache zu bleiben.

“Ja, wir lassen regelmäßig einen Arzt kommen der die Kinder impft, bei dieser Gelegenheit lassen wir Lehrer uns auch gleich Impfen.”

“Das ist gut, vorsichtig ich wasch die Wunde jetzt erst mal aus. Ich würde aber an deiner Stelle Morgen zu einem Arzt gehen, nur um sicher zu gehen das du dir keine Blutvergiftung einholst.” erklärte er, während er mechanisch ihre Wunde versorgte.

“Woher weißt du das alles?”

“Ich bin mal in Australien auf ein Brett mit einem rostigen Nagel getreten. Deshalb weiß ich was man machen muss.”

“Und hattest du eine Blutsvergiftung?”

“Nein, ich bin zum Arzt gegangen!” er lächelte. Dann öffnete er das Pflaster und klebte es ihr vorsichtig auf die Wunde. “So ich bin fertig. Ich warte vor der Tür auf dich!” Und schon war er draußen.

Kim zog sich schnell ihr T-Shirt über und trat auch in den Flur. “Danke für deine Hilfe.” sagte sie als sie ihn an der Gegenüberliegenden Wand gelehnt stehen sah.

“Keine Ursache. Soll ich dich nach Hause bringen?”

“Wenn es dir nichts ausmacht, gerne.” sagte sie schüchtern.

“Nein, mich hält hier nichts mehr. Komm wir sagen allen Tschüss und dann fahren wir.”

Am Strand verabschiedeten sie sich. Kim ließ sich von Max noch mal versprechen nichts verlauten zu lassen und dann gingen sie zum Parkplatz wo Liams Geländewagen stand.

Er half ihr vorsichtig ins Auto und schloss die Tür, dann stieg er selbst ein. “Geht es dir gut? Hast du schmerzen?”

“Nein, mir geht es gut. Wirklich!” Kim starrte stur geradeaus, aus der Frontscheibe während er sie besorgt ansah.

“Okay. Bist du müde? Soll die Musik aus, oder willst du etwas Bestimmtes hören?”

“Nein, tu einfach so als wäre ich nicht hier.”

Haha dachte er ironisch. So tun als wäre sie nicht da? “Das ist nicht möglich, deine Anwesenheit kann man nicht ignorieren.” Kim war gerührt das Liam jemals so etwas sagen würde hätte sie nicht gedacht. Sie sah zu ihm rüber. “Erzähl mir was von dir!” forderte er sie auf.

“Ich habe keine Ahnung was ich dir erzählen soll.”  Kim schaute wieder aus dem Fenster und blickte auf die beleuchteten Häuser, wie viele Ehepaare und Pärchen saßen jetzt zusammen und unterhielten sich wohl über die Kinder? Sie würde ihm so gerne von Jona erzählen, aber das war unmöglich!

“ Wie wäre es denn dann mit der Frage: Wie das Wochenende für dich war?”

Kim überlegte kurz was sie sagen konnte. “Es war sehr schön, es war toll mal wieder alle zu sehen und mit ihnen zu reden, was sie aus ihrem Leben so gemacht haben. Die Landschaft war traumhaft, ich liebe das Meer, ich muss unbedingt mal mit…” Kim hielt erschreckt inne. Was redete sie da nur? Panisch suchte sie nach einer Ausrede.

“Mit wem?” fragte er auch schon hellhörig.

“Ist egal, vergiss es einfach, wie fandst du es?” fragte sie stattdessen. Bitte vergas er ihren Ausrutscher! Betet sie im inneren.

“Ich fand es schön dich wieder zu sehen!” sagte er und sah sie lächelnd an.

‘Sag mal flirtet er mit mir?’ fragte sie sich.  “Weißt du eigentlich, dass ich eigentlich vorhatte zu kommen?”

“Nein, hast du Kevins Bein dann gebrochen um an seine Fahrkarte zu kommen?” Kim sah ihn amüsant an.

“Nein, als deine Email kam, da hatte ich in Amerika zu tun, ich dachte es würde länger dauern, also hab ich mich nicht angemeldet, aber plötzlich sind alle Geschäfte vorzeitig zum Abschluss gekommen, da ich dann also fertig war wollte ich nach Hause. Ich kam an und Max hat mich angerufen ob ich nicht für Kevin einspringen wollte und siehe da, ich bin hier!” Er machte eine Pause und da Kim nichts sagte fügte er rau hinzu: “Ich bin froh das ich dich wieder gesehen habe.” Er legte seine Hand auf die Ihre, aber Kim zog sie ruckartig weg und sah aus dem Fenster, wo jetzt nur Wald um sie herum war. “Es tut mir Leid! Ich hätte das nicht tun sollen.”

“Das ist es nicht…” Kim wusste nicht mehr weiter.

“Ich weiß, du gehörst jemand anderen, aber wieso darf ich dich dann nicht mal mehr berühren?”

“Natürlich darfst du mich berühren.” Warf sie aufgebracht ein.

“Du schreckst bei jeder Berührung zurück!”

“Nein!”

„Ist er Eifersüchtig?”

„Nein!” Kim bezog das ‘Er’ mit dem ihr vermeintlicher Ehemann gemeint war auf Jona, sie konnte Liam bei dieser Lüge nicht anschauen und starrte auf den Boden. „Nein,” wiederholte sie. “ganz sicher nicht.”

“Und wieso darf ich dann nicht mal deine Hand halten? Es kommt mir vor als hättest du Berührungsängste!”

“Hör doch auf, das ist Schwachsinn, und das müsstest du eigentlich wissen! Es steht dir einfach nicht zu mich anzufassen.”

“Weil ich nicht dein Mann bin!”

Kim schwieg.

“Und wieso hast du dich bei meiner Ankunft so an Alex geklammert?”

“Er ist mein Freund!”

“Ich nicht?”

“Du warst es, jetzt kenne ich dich nicht mehr.”

“Und wenn wir wieder Freunde werden? Darf ich dich dann berühren?”

“Können wir vielleicht von etwas anderem reden?” Langsam wurde Kim das Thema zu viel, wieso wollte Liam sie unbedingt berühren? Sah er nicht, dass er damit alles nur noch schlimmer machte? Er würde jetzt vielleicht noch ein paar Tage in London bleiben und dann? Er würde gehen und er würde ihr Herz wieder mitnehmen. So stark war sie nun auch schon wieder nicht, sie durfte ihn nicht näher an sich heranlassen!

“Wie ist er so?” rutschte es Liam heraus. Was war nur los mit ihm? Kim war eine verheiratete Frau, er durfte sie nicht begehren! Das war das neunte Gebot, begehre nicht deines nächsten Frau! Er sah wie Kim sich hilfesuchend umblickte. “Entschuldigung, das war echt taktlos, du musst nicht darauf antworten!”

            “Wundervoll!” flüsterte sie liebevoll vor sich hin, Jonas Gesicht vor sich sehend.

            “Du liebst ihn?” noch bevor er sich Gedanken darüber machte war die Frage raus.

            “Über alles! Er ist das Beste was mir jemals passiert ist.” sagte sie leise.

Liam lies die Worte von Kim auf sich wirken, sie liebte ihn wirklich, so wie sie von ihm sprach, so liebevoll, ruhig und gelassen. Er konnte seine Koffer einpacken und verschwinden, wenn er Glück hatte würde er einmal eine Frau finden die an Kim heranreichte. Jetzt erst wurde ihm klar, dass er sie liebte. Als ihm das Bewusst wurde, wurde ihm heiß und kalt zugleich. So musste Kim sich also gefühlt haben, als er sie verlassen hatte. Geschieht mir also ganz Recht.

            “Wieso hast du dich damals nie bei mir gemeldet?” Wieso stelle ich die ganze Zeit so blöde Fragen? Rügte er sich selbst.

            “Warum sollte ich? Du hast mich verlassen, nachdem du das gekriegt hast worauf du es die ganze Zeit abgesehen hattest!”

Er sah sie fassungslos an. “Dachtest du das wirklich?”

“Ja!”

“Das stimmt aber nicht, ich mochte dich wirklich, es hat mir wehgetan dich so zurückzulassen!” Wenn sie wüsste was er sich alles für Vorwürfe gemacht hatte. Er hat sie wirklich sehr gemocht, aber er war noch so jung, hatte noch keinen Job, keine Ausbildung, nichts! Er war einfach nur ein dummer Junge gewesen!

“Du hast dich nicht einmal gemeldet. Ich glaube es dir nicht!”

“Ich dachte du wirst dich melden, wenn… ach ist doch egal! Vergiss es einfach!”

“Wenn was?” empörte sich Kim, sie drückte ihre Nägel in die Handflächen, das es schon weh tat.

“Wenn die Nacht Folgen gehabt hätte.” gab er kleinlaut zu.

“Sie hatte mehr als nur eine Folge! Du hast mir meine …” Sie konnte es nicht aussprechen. “Du weißt schon was du mir genommen hast! Und du… ” weiter kam sie nicht, denn Liam unterbrach sie.

“Ein Kind ist wäre eine ernste Folge, so was wäre eine ernstzunehmende Konsequenz.” erwiderte er.

Kim atmete nicht mehr. Er hatte sich Sorgen gemacht, sie geschwängert zu haben. Jetzt ist der Augenblick gekommen es ihm zu sagen! Schoss es ihr durch den Kopf.

“Aber allen Anschein nach ist es Gott sein Dank zu keiner Schwangerschaft gekommen. Ich kann mir nicht vorstellen schon Vater zu sein. Diese Verantwortung, kleine Kinder sind kleine Ungeheuer, sie weinen einfach und man weiß nicht warum. Außerdem war ich ein schlimmer Finger und das Kind wäre dann wahrscheinlich noch schlimmer! Ich will nie…”

“Hör auf!” schrie sie und unterbrach somit seinen Redeschwall.

“Sorry, hab vergessen das du Kinder unterrichtest, ich wollte damit nur sagen, dass ich froh bin, das du nicht schwanger geworden bist. Sonst wäre ich nicht das was ich heute bin! Und du wahrscheinlich auch nicht.”

            Kim war so extrem sauer auf ihn, sie wollte am liebsten aussteigen und zu Fuß weiter gehen, was fiel ihm nur ein so über seinen Sohn zu reden? Er kannte ihn ja noch nicht einmal!

Sie schwiegen eine halbe Stunde und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Dann brach er das Schweigen, er fragte Kim nach dem Weg und sie erklärte es ihm ausdruckslos. Als er vor ihrem Haus hielt schaltete er den Motor aus.

            “Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast.” bedankte Kim sich fahl, schnallte sich ab und stieg aus dem Auto.

            “Keine Ursache. Gern geschehen.” Liam sah sich ein bisschen genauer um. Das Haus lag hinter der Schule, es war ein altes Viktorianisches das langsam mal restauriert werden musste, vier Stufen führten zu einer kleinen überdachten Veranda, auf der ein Schaukelstuhl stand. Die Fenster waren weiß und groß und mit den typischen Läden versehen. Liam würde es sich gerne mal genauer ansehen. Drumherum war überall Wald genau wie er es immer bevorzugte.

            “Du musterst mein Haus!” unterbrach Kim seine Gedanken.

            “Echt super erhalten. Was für ein Baujahr ist es?” er ging zum Kofferraum und stellte ihren Trolley vor ihr auf den Hof.

            “Es wurde 1900 gebaut.” 

            “Hier könnte ich alt werden. Es müsste nur mal restauriert werden.” sagte Liam und Kim sah ihn überrascht an. Als er ihren Blick auffing erklärte er. “Einmal hab ich so ein Haus verkauft und bereue es bis heute. Ich hätte es mir selbst kaufen sollen, und jetzt hast du auch noch so ein Haus…”

“Ich muss jetzt rein. Danke noch mal.” Kim konnte es sich nicht anhören. Liam gefiel das Haus, wenn er von ihrem gemeinsamen Sohn erfuhr würde er darauf bestehen sie zu heiraten und hier mit ihr zu leben…. Aber war es nicht auch das, was sie selbst wollte? Verwirrt über all die Gedanken schob sie ihren Trolley zur Haustür und schloss auf. Noch bevor sie hinein gehen konnte war Liam bei ihr.

            “Ich will nicht, dass es so endet. Es tut mir jetzt schon Leid was ich gleich tun werde.” Erklärte er kurz, nahm sie in die Arme und küsste sie leidenschaftlich, Kim legte ihre Arme ganz automatisch um ihn und schmiegte sich eng an ihn. Liam konnte nicht mehr klar denken. Er wusste nur das er aufhören musste. Er ließ sie los. “Auf Wiedersehen!” sagte er heiser und lief zu seinem Auto.

            Kim war wie erstarrt, mechanisch trat sie in den Flur und sank gegen die Tür und weinte. Liam wäre jetzt für immer weg. Und das war auch nur gut für ihn, sonst würde er ja vielleicht noch erfahren, das er damals leider doch Vater geworden ist...

Vorsichtig berührte sie ihre vom küssen geschwollenen Lippen.

Kapitel 19

Kapitel 19

Als Kim die Tür aufschloss und Jona an ihr vorbei ins Haus stürmte musste sie grinsen. Er war irgendwie seit dem Wochenende gewachsen. “Jona!” rief sie. “Zeit fürs Bett!”

“Ich will noch nicht! Du musst mich suchen! Zähl bis zehn!”

Und sie zählte, und fand ihn dann in ihrem Kleiderschrank. “Darf ich heute bei dir schlafen?” Er sah sie mit großen treuen Hundeaugen an, die sie plötzlich an Liam erinnerten. “Ja okay ausnahmsweise. Lauf und zieh dich um, und Zähne putzen nicht vergessen!”

“Ja- ha!” rief er ihr von unterwegs zu.

 Sie setzte sich aufs Bett. Liam! Es war erst einen Tag her seit sie ihn gesehen hatte und es kam ihr schon jetzt wie eine Ewigkeit vor. Kim stützte den Kopf Hoffnungslos in die Hände, leise Tränen stahlen sich aus ihren Augen. “Mami?” Jona stand neben ihr. “Mami, nicht weinen. Ich hab wirklich Zähne geputzt.”

“Nein, Nein mein Schatz. Ich…” Sie suchte verzweifelt nach den richtigen Worten, wie sollte sie ihrem kleinen Sohn erklären was in ihr los war? ‘Gott, bitte hilf mir! Ich kann das nicht ohne dich!’ betete sie im stillem. “Ich bin traurig.” brachte Kim schließlich raus.

“Wenn du nicht willst, dass ich bei dir schlafe, dann geh ich in mein Zimmer.”

“Nein, Jona! Ich brauch dich hier! Du musst mich trösten!”

Wortlos kletterte Jona aufs Bett und nahm seine Mutter in den Arm. Gemeinsam legten sie sich hin. “Wieso bist traurig?” Jona sah Kim arglos fragend an.

“Ich vermisse jemanden ganz doll.”

“Wieso kommt der dann nicht einfach her?” Jonas schlichte kindliche Frage, er war noch so unschuldig und unwissend. Was kann man so einem Kind darauf nur Antworten?

“Weil er mich nicht liebt.”

“Aber ich liebe dich! Und ich bleibe immer bei dir versprochen!” sanft strich er seiner Mutter über die Haare.

“Danke mein Schatz, ich liebe dich auch über alles!” Sie nahm seine Hand und drückte einen Kuss darauf. “Komm wir werden jetzt schlafen ja? Ich zieh mich nur eben schnell um.”

Als Kim wieder ans Bett kam schlief Jona schon. Vorsichtig stieg sie ins Bett, legte sich hinter Jona und umarmte ihn.

Genauso wachte sie am nächsten Morgen wieder auf. Ein paar Minuten beobachtete sie ihren schlafenden Sohn. “Guten Morgen!” sie küsste ihn auf den Kopf. “Schatz aufstehen, ein neuer Tag hat begonnen!” Jona rieb sich die Augen und wälzte sich hin und her, dann streckte er sich genüsslich aus. Kim beobachtete alles mit einem lächeln, seine Haare fielen ihn über die Augen, sie mussten unbedingt ab. Dachte sie. “Ich bin aber noch müde, ich will noch schlafen!”

“Du bist noch müde?”

“Ja- ha!”

“Dann muss ich dich wohl wachkitzeln!”

“Nein!” rief er aus. Aber es war zu spät. Kim hatte ihre Hand schon unter seinem Bob der Baumeister Schlafanzug und kitzelte seinen Bauch. Er lachte und rief zwischendurch “Stopp!”

“Bist du immer noch müde?” fragte Kim mit Unschuldsmiene.

“Nein.” Er versuchte sie zurückzukitzeln, aber sie schnappte seine Hände kitzelte ihn erneut. “Mami, Stopp!” lachte er. “Ich kann nicht mehr.”

“Also stehen wir jetzt auf?”

“Ja- ha!” Sobald Kim ihn los lies sprang er vom Bett. “Haha, fang mich doch!” Das lies Kim sich nicht zweimal sagen, sofort sprang sie aus dem Bett und jagte ihrem Jungen nach. Er lief ins Wohnzimmer und von da nach draußen in den Garten. Ohne zurückzublicken sprang er in den Pool. Kim schrie noch: “Nein!” Aber es war schon zu spät, er war schon drin. Sie wartete bis er wiederauftauchte. “Was sollte das? Du hast noch deinen Schlafanzug an!” Schimpfte sie, konnte ein lächeln aber nicht unterdrücken.

“Komm auch rein!”

“Nein, ich habe keinen Bikini an. Außerdem ist es noch zu kalt.”

“Aber das Wasser ist warm.” widersprach er und schwamm an den Rand. Kim wusste, dass er Recht hatte. Das Wasser hat eine Temperatur von 30°C. “Komm schon!” drängte er. “Angsthase!” rief er und schwamm wieder in die Mitte des Pools. Kim wunderte sich wie gut und sicher er mittlerweile schwamm. Im Winter hatte sie ihm das Schwimmen im Hallenbad beigebracht, jetzt schwamm er schon wie ein kleiner Fisch. “Also gut!” rief sie, zog ihr viel zu breites T-Shirt aus und sprang in Unterwäsche ins Wasser.

“Jeah!” rief Jona als sie vor ihm auftauchte und spritze sie nass. Dann versuchte er schnell wegzuschwimmen, aber Kim war im Vorteil, sie konnte locker im Wasser stehen. Sie schnappte sich seinen Fuß und zog ihn zurück. “Wer erster beim Sprungbrett ist!” rief sie und schwamm los.

“Das ist gemein!” hörte sie ihn hinter sich rufen, schwamm aber unbeirrt weiter und wartete am Sprungbrett auf ihn. “Na du lahmer Fisch!” begrüßte sie ihn.

“Du hast geschummelt.” enttäuscht sah er zu Kim hoch.

“Ne, ne mein kleiner das kenne ich! Du brauchst gar nicht so zu tun als ob du mir böse bist! Komm frühstücken!” elegant zog sie sich aus dem Wasser. “Komm ich zieh dich hoch!” Sie beugte sich runter um Jona zu helfen, er streckte ihr die Hand hin und zog. Kim völlig aus dem Gleichgewicht gebracht, die nicht mit so einem Gegenzug ihres Sohnes gerechnet hatte, fiel wieder zurück ins Wasser. . Jona lachte als sie auftauchte und kletterte schnell aus dem Wasser. “Du kleiner Frechdachs!” rief sie ihm lachend hinterher. Genauso hinterhältig wie sein Vater. Der ihn nicht mal wollte! Dachte sie wehmütig als sie wieder an den Rand schwamm.

Gemeinsam deckten sie den Tisch und frühstückten erst einmal ausgiebig.

“Was wollen wir heute machen?” fragte sie ihn ausgelassen.

“Ich darf entscheiden?” Jona sah sie glücklich an.

“Sicher!”

“Okay, wir gehen jetzt in die Schule, zur Halle und spielen da…” er tat so als ob er überlegen würde, “ähm, wir fahren da Inliner!”

“Bist du sicher? Wir könnten auch in die Stadt fahren und einkaufen gehen!”

“Igitt! Das ist was für Mädchen!” Jona zog eine Grimasse und lies sich absichtlich vom Stuhl fallen.

“Schon gut, schon gut. Also Inline skaten! Dann hol mal alles her und dann können wir los!” Jona rannte nach oben, während Kim schnell die Geschirrspülmaschine einräumte.

Ein paar Minuten später stand Jona in voller Montur neben ihr. “Beeil dich, ich warte draußen.” Damit rollte er zur Tür und Kim zog sich schnell ihre eigenen Skates an. “Jona? Wo bist du?” rief sie ihn als sie nach draußen kam. “Hier!” Er kam um die Ecke gerauscht. “Können wir los?”

“Ja- ha!” ahmte sie ihm nach. Jona lachte und fuhr voran.

Die meiste Zeit saß Kim auf der Bank und sah Jona zu, mal fuhr er nur so in der Halle herum, dann nahm er sich einen Hockeyschläger und einen Puck und spielte aufs Tor, er ließ sich immer mehr verrückte Dinge einfallen. Bis Kim ihm rief. “Jona, es ist schon spät, wir müssen nach Hause, ich muss noch zu Mittag kochen!” Nach ein paar Überredungskünsten und das Versprechen, das er noch draußen auf dem Hof Fußball spielen durfte bis das Essen fertig wäre, erweichten ihn schließlich.

            Zuhause ging Kim erst einmal in ihr Zimmer und zog sich eine leichte Hose an, dazu ein einfaches altes ausgewaschenes grünes Spagettiträgertop. Es war heute ausgesprochen warm, Barfuss lief sie in die Küche holte Makkaroni aus dem Schrank und fing an ein Nudelauflauf vorzubereiten. Jonas Lieblingsessen.

 

Jona kickte den Ball immer wieder in sein mit Kreide aufgemaltes Tor. Dann bemerkte er wie ein großer Geländewagen vor dem Haus hielt. Ein für seine Verhältnisse riesiger Mann stieg aus und kam auf ihn zu. “Hallo!” sagte der Mann. Jona sah nervös nach oben, dann zur Tür. “Ich habe dich jetzt ein bisschen erschreckt oder? Ich bin Liam, ein Freund von Kim. Du spielst Fußball?”

“Ja. Ein bisschen.” Antwortete er schüchtern.

“Ich kann auch ein paar tolle Tricks, darf ich dir mal zeigen?” Jona kickte ihm den Ball zu und Liam fing ihn auf. “Hey, gut gezielt.” lobte Liam und er sah wie eine leichte röte das Gesicht des Jungen überzog. Er ähnelt echt sehr seiner Schwester stellte er fest. Ob Matt und Lucy auch hier waren? Oder ist der kleine während der Ferien hier? Fragte er sich, während er den Ball auf den Knien auf und ab hüpfen ließ.          “Cool! Kannst du mir das auch beibringen?” fragte Jona begeistert. “Klar, unter einer Bedingung.” Jona schaute ihn fragend an. “Du musst mir sagen wie du heißt.” Jetzt lächelte Jona. “Ich heiße Jona Becks, aber eigentlich Jonathan, aber ich mag Jona lieber und alle nennen mich so.”

            “Und gehst du schon zur Schule?”

            “Nein, aber nach den Ferien komme ich in die erste Klasse.”

            “Okay Jona, dann erkläre ich es dir mal.” Und Liam zeigte es Jona genau dreimal, bis er den Ball selbst fünf mal hintereinander auf seinen Füßen auf und ab hüpfen ließ.

            “Ist Kim eigentlich zu Hause oder bist du allein?”

            “Ne, die kocht. Kannst du noch ein paar Tricks?”

            “Nein! Leider nicht, ich war früher nicht so der sportliche, ich habe immer Musik gemacht. Kannst du auch ein Instrument spielen?”

            “Nein, darauf habe ich kein Bock, das ist langweilig, meine Mami will immer das ich Klavier lerne, aber ich mag das nicht!”

            “Das kommt dann hoffentlich noch.” Belustigt streichelte er Jona über den dunklen Haarschopf. Der kleine hatte eine fröhliche Natur, die unweigerlich selbst glücklich machte.

            “Jona!” kam es von drinnen. “Essen ist fertig.”

            “Ich muss rein, kommst du mit? Du kannst mit uns essen.”

            “Klar gerne.” er folgte dem kleinen durch die Hintertür.

            “Jona, Schatz wenn deine Schuhe dreckig sind, ausziehen!” rief Kim aus der Küche. Liam beobachtet wie der kleine jeden seiner Schuhe unter die Lupe nahm und dann “Sauber.” rief. Er ging schnurstracks in die Küche. Liam folgte ihm stumm und sah sich ein bisschen um, überall hingen Fotos von Kim und Jona und ein paar Aquarelle.

            “Mami, meine Schuhe sind sauber und Liam wollte zu dir!” rief der kleine fröhlich, setzte sich an den Tisch und fing an seine Nudeln zu essen. Liam und Kim standen sich wie vom Donner gerührt gegenüber. “Mami?” Liams Schädel dröhnte. Kim war seine Mutter? Er sah sich den Jungen noch mal genauer an. Genau wie Kim, nur nicht ihre Haare, es waren eher seine Haare! Wie alt war er? Sechs? Schulalter. War Jona etwa sein… ? Liam lehnte sich an die Tür und sah schockiert zu Kim die völlig aufgelöst und den Tränen nahe, allein und verlassen in der Küche stand. “Wir müssen reden.” presste er krächzend heraus. Aber sie bewegte sich keinen Schritt, starrte ihn nur aus angsterfüllten Augen an. Der kleine schien davon nichts zu bemerken. “Jona, Kim … äh, deine Mutter und ich, wir müssen uns eben unterhalten. Du entschuldigst uns?” Jona lies ein zustimmendes Gemurmel hören, nickte lies den Blick dabei aber nicht von seinen Nudeln weichen.

            Er ging auf Kim zu und zog sie am Arm aus der Küche. “Wohin?” fragte er. Kim deutete auf die geschlossene Wohnzimmertür. Er schob sie in den Raum, schloss die Tür und führte sie zum Sofa, in das sie wie ein Sack hinein glitt. Ein paar Minuten sagte keiner etwas, Liam ging unruhig hin und her. ‘Ein Sohn, ein Sohn!’ dröhnte es in seinem Kopf. “Er ist mein Sohn!” brach er das Schweigen. Kim weinte, nickte aber. 

“Wieso hast du es mir nicht gesagt?” voller verzweifelter Wut sah er sie an.  Sein Sohn! Jona, war sein Sohn! Und sie lässt Jona in dem glauben der Sohn von ihrem Ehemann zu sein. Voller Verachtung fragte er sie noch mal, diesmal lauter, wütender.

            “I… I- ich h- ha… hatte A… Angst…” presste sie unter Tränen hervor.

            “Angst? Wovor?” Liam war immer noch laut, aber nicht mehr ganz so geladen.

            “Das du ihn mir wegnimmst!” rief sie verzweifelt aus.

Wie sie da so saß, er würde sie am liebsten in die Arme nehmen und ihre Tränen wegwischen, ihr versichern, dass er ihr nicht den Sohn wegnehmen würde! Aber er blieb stehen und sah sie unverwandt an. “Du hast ihn… wie lange? Sechs Jahre? Vor mir geheim gehalten?” Sie nickte. “Weil du Angst hattest, das ich ihn dir wegnehme?” Sie nickte erneut. “Das ist alles? Deswegen verschweigst du mir die Existenz meines Sohnes?” Er hielt sich verzweifelt den Kopf. “Wer weiß alles von ihm? Bin ich der einzige Dumme der keine Ahnung hatte?”

Kim schüttelte den Kopf. “Mein Dad, Lucy, Alex und Vanessa…” zählte sie die Namen auf. “…ach ja, und Max.” Sie flüsterte seinen Namen, traute sich nicht die Reaktion auf seinem Gesicht zu sehen.

Max! spukte der Name in seinem Kopf und verpönte ihn. Zornig blickte er sie an.          “Meinem bestem Freund erzählst du es und mir…”

            “Ich habe es ihm erst am Wochenende gesagt.” verteidigte sie sich.

            “Na und? Und wann hattest du vor es mir zu sagen? Vielleicht am Sterbebett? Ich glaube es nicht, das du meinen Sohn in dem glauben aufziehst einen anderen Vater zu haben!” donnerte Liam.

            “Das tue ich doch gar nicht! Er weiß nicht wer sein Vater ist!” Kim wischte sich die Tränen weg, sie hatte sich jetzt mehr unter Kontrolle.

            “Und was hält dein Mann davon?” Wollte er wissen.

            “Ich habe keinen…”

Keinen Mann? Sie war frei? Er konnte sie heiraten? Schnell verwarf er den Gedanken. Wie konnte er nur daran denken dieses Verlogene Biest zu heiraten?

            “Aha, da hast du mich also schon wieder angelogen!”

            “Ich habe nie gesagt, dass ich einen Mann habe, du hast es nur angenommen.”

            “Du hast im Auto gesagt, das du ihn liebst. Willst du das etwa auch verleugnen? Wenn du wüsstest wie sauer ich auf dich bin!” voller Abscheu blickte er sie an.

            Kim sah es. “Ich meinte damit Jona!” wieder traten ihr die Tränen in die Augen. “Er ist der wundervollste, liebevollste Mensch in meinem Leben! Er ist alles was ich habe und ich hatte Angst du würdest ihn mir wegnehmen!” Sie wischte sich mit den Handgelenk über die Augen.

            “Ich wäre nie auf so eine Idee gekommen!”

            “Das hast du neulich im Auto nicht besser klar machen können!”

            “Du hättest es mir spätestens dann sagen sollen!”

            “Wollte ich ja, aber dann fing deine Hass Predigt über Kinder an. Du hast gesagt das du keine Kinder willst und du warst so glücklich, dass unsere Nacht keine Folgen hatte! Und dann konnte ich es dir nicht mehr sagen, ich dachte du würdest wegfahren und ich würde dich nie wieder sehen!”

            “Wieso hast du es mir damals nicht gesagt?”

            “Du wolltest nicht mal eine Freundin, du konntest nicht lieben, dachtest du etwa ich würde dir da erzählen das du einen Sohn gezeugt hast? Du wärest damit doch niemals klargekommen.”

            “Das hast du nicht zu bestimmen, ich hätte es wissen sollen, ich wäre zurückgekommen und hätte dich…”

            “…geheiratet?” unterbrach sie ihn.

            “Ja. Das hätte ich.”

            “Wenn du ehrlich zu dir selbst bist, dann müsstest du zugeben, das dem nicht so ist.”

            “Weiß ich ja jetzt nicht, weil ich es ja nie erfahren habe! Ich verstehe dich nicht. Wieso hast du es mir dann nicht wenigstens am Wochenende gesagt?” verzweifelt sah er sie an.

            “Weil ich Angst hatte.” sagte sie und sah ihn direkt in die Augen.

            “Wovor? Ich bin Christ.”

            “Ja, genau deswegen ja.”

            “Das verstehe ich jetzt nicht.” verwirrt sah er sie an. “Ich hätte dir dann eine Heiratsan…”

            “Hör auf. Ich kann das nicht hören!”

            “Wieso nicht? Jona braucht einen Vater und ich bin sein Vater, was dachtest du? Das ich so einfach gehe?”

            “Nein, das dachte ich nicht.” gab sie zu.

            “Was dachtest du dann?” langsam wurde das doch alles zu viel für ihn!

            “Ich dachte du würdest mir eine Antrag machen!” sie blickte wieder auf den Boden und Liam sah sie verwundert an. “Ist es nicht das was du willst?”

            “Nein!” brach es sofort aus ihr heraus.

            “Wieso nicht? Ich verstehe dich nicht.”

            “Du hättest mir niemals einen Antrag gemacht, wenn du nichts von Jona wüsstest, nur weil du es jetzt weißt ziehst du es in überhaupt in Betracht. Ich habe keine Lust jemanden zu heiraten nur weil man ein Kind zusammen hat!”

            “Na und? Es ist doch nur logisch, dass ich das jetzt machen muss. Jona ist da nur sozusagen ein Bonus.”

            “Genau, und weil du das nur aus Verpflichtung machst werde ich niemals zustimmen! Und mein Sohn ist kein Bonus! Er ist der Hauptgewinn!”

            Sie will mich nicht. Dröhnte es in seinem Kopf, er setzte sich auf den Sessel, der am weitesten von ihr weg stand. “Ich habe Kopfschmerzen!” gab er zu. „Dahinten“, er deutete auf eine Wand, “sitzt MEIN Sohn und isst sein Mittagessen!” wieder sah er sie vorwurfsvoll an. “Ich fasse es immer noch nicht, das du mir das mein Leben lang verschweigen wolltest.”

            “Nein!” Kim weinte. “Ich hätte ihm alles erzählt wenn er alt genug wäre. Er wäre dann gekommen und hätte dich gesucht!”

            “Hat er jemals nach mir gefragt?” fragte er verzweifelt.

            “Ja,” gab sie zu und sie sah ihn an. An seiner Haltung erkannte sie, dass er wissen wollte. “Ich habe ihm die Geschichte von Josef zur Nacht vorgelesen, danach hat er mich gefragt, ob er auch erst reich werden müsste damit sein Vater zu ihm kommt.” Liam wischte sich die Tränen aus den Augen. “Liam, es tut mir so leid!” weinte sie, als sie ihn, den großen starken Liam der nie Gefühle zeigte, so gerührt und fertig sah. Er sah sie an. Seine Tränen waren ihm egal. “Weißt du, du dachtest vielleicht, dass du das richtige machst, aber du hast den größten Fehler deines Lebens gemacht, mir meinen Sohn vorzuenthalten!” Er saß da, seine Augenfunkelten sie wütend an und seine Hände hatte er zu Fäusten geballt.

            Kim erschrak bei seinen Worten. Jetzt würde er ihn ihr ganz sicher wegnehmen. Und vor Gericht gehen! Wie war das da? Hatte er jetzt Vorteile weil sie ihm die Existenz seines Sohnes verschwiegen hatte? Außerdem hatte er Geld und sie nur Schulden.

            “Nimm ihn mir bitte nicht weg!” flehte sie. Doch er stand auf und ging aus dem Raum. Kim blieb versteinert sitzen. Nicht fähig sich ein bisschen zu rühren, geschweige denn zu weinen. Es war als ob ihr Körper auf Standby geschaltet hätte. Sie wollte aufstehen und ihm hinterher laufen. Aber es ging nicht…

            Liam öffnete jede Tür an der er vorbeikam, bis er das Badezimmer gefunden hatte. Er wusch sich, dann ging er in die Küche. Jona saß auf dem Boden vor ihm einen Haufen mit Süßigkeiten. “Was wird deine Mutter denn davon halten?” fragte er amüsiert. Der Junge blickte ängstlich auf. Wie sehr er doch seiner Mutter ähnelte! “Keine Angst ich werde ihr nichts erzählen. Komm wir räumen schnell alles weg und dann musst du mit mir mitkommen okay?” Jona nickte stumm, wenn seine Mutter das erführe würde er ganz sicher großen Ärger bekommen, wenn Liam ihm helfen konnte zu entkommen, würde er gehen! Die Sauerei war innerhalb weniger Sekunden spurlos verschwunden. “So dann kommst du jetzt mit mir mit?”

            “Ja -ha!” Liam hielt ihm die Hand hin und Jona ergriff diese. Seine Finger waren so klein. Er war ein so lieber Junge, Liam konnte das stolze Gefühl das ihm hochkam nicht unterdrücken. Er hatte einen Sohn. Langsam steuerten sie auf die Tür zu. Liam öffnete sie und sie traten ein. Kim saß noch immer wo sie war. Als sie Liam und Jona Hand in Hand sah, erschrak sie sosehr, das Liam befürchtete das sie einen Herzanfall bekommen würde. “Mami?” fragte Jona ängstlich. Liam ließ seine Hand los und der kleine lief auf seine Mutter zu und fiel ihr in die Arme. “Mami! Nicht weinen, bitte nicht weinen!” bettelte er und weinte selbst. Liam beobachtete das Schauspiel das ihm da geboten wurde mit starken Gefühlen die er bis jetzt noch nicht kannte. Die beiden liebten sich so sehr. Er fing Kims Blick auf, mit dem Mund flüsterte sie “Nimm ihn mir nicht weg!”

            Liam versuchte keine Regungen zu zeigen. Er war schon fast ein bisschen Eifersüchtig auf seinen neuen Sohn. “Jona!” Der Junge löste sich aus der Umarmung und sah ihn verweint an. “Jona,” wiederholte Liam. “deine Mutter möchte dir etwas sagen!” Er sah Kim herausfordernd an, während Jona sie verwirrt ansah. Kim flehte Liam mit Blicken an, nichts sagen zu müssen, aber Liam blieb hart. Er wollte, dass sie aussprach, dass er Jonas Vater war. “Kim!” forderte er sie auf.

            Sie gab ihm ein Handzeichen. Holte einmal tief Luft und fing dann stockend an: “Jona, mein Schatz, kannst du dich noch an die Geschichte von Josef und seinen Brüdern erinnern?” Der Junge nickte und Kim fuhr fort. “Weißt, du noch, damals hast du mich was gefragt…” sie stockte und sah hilfesuchend zu Liam. Aber dieser nickte nur sie sollte es dem kleinem so erzählen wie sie es wollte. “… du wolltest wissen ob du reich werden musst, so wie Josef, wenn du deinen Vater kennenlernen willst. Weißt du noch?”

            “Ja -ha!” Jona war schon wieder ganz der alte. “Du hast gesagt du sagst mir das wenn ich groß bin.”

            “Ja genau, meinst du, du willst es vielleicht doch jetzt schon wissen?”

            “Ja!” Jona sah sie begeistert an. “Ist Alex mein Papa?” fragte er ahnungslos. Liams Herz zog sich zusammen.

            “Nein, Jona, er ist dein Patenonkel, dein Vater ist…” sie sah ein letztes Mal zu Liam rüber dann holte sie noch mal Luft und sagte: “Dein Vater wusste gar nicht das es dich gibt.”

            Jona blickte sie aus großen Augen an. “Wieso hast du es ihm denn nicht gesagt?” vorwurfsvoll, und mit kleinen Kullertränen in den Augen sah er sie an. “Vielleicht wollte er das wissen? So findet er mich ja nie!” schrie er sie verzweifelt an.

            Kim wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. ”Ich hatte damals Angst es ihm zu sagen, weißt du wir beide waren noch ganz jung und ich hatte Angst, das er dich mir wegnimmt.” Jona nickte als ob er ihre Gründe genau verstand. Liam staunte er war ein cleverer Junge. “Wer ist denn jetzt mein Papi?”

            “Liam ist dein Vater!” Kim konnte nur noch sehen wie schnell sich Jona umdrehte und sich in Liams Arme schmiss. Dieser fing ihn geschickt auf und drückte ihn an seine Brust. Kim saß einsam auf dem riesigen Sofa und fühlte sich betrogen und verlassen. Sie hatte einen so wundervollen Sohn, er konnte so bedingungslos lieben! Selbst wenn er Liam erst eine halbe Stunde kannte sah er ihn schon als Vater und liebte ihn auch wie einen. Was würde nun geschehen? Würde Liam ihn fragen wo er lieber wohnen würde? Würde Jona zu ihm wollen? Sie hörte wie Jona Liam etwas flüsterte: “Meine Mami ist nicht Böse, sie hatte wirklich nur Angst um mich. Ich muss immer auf sie aufpassen, und trösten, sie ist immer so traurig!”

Kim liefen die Tränen über die Wangen. Ihr Sohn, er würde sie nicht verlassen!

            Liam sah sie an. Sie ist immer traurig? Vermisste sie ihn vielleicht doch? “Geh zu ihr, du musst sie jetzt auch trösten.” Liam stand auf und ließ Jona zu ihr gehen. Jona nahm sie fest in die Arme, seine kleinen Armen reichten gerade um sie herum. Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht und wischte ihr die Tränen weg. Dieser Junge sagte die Wahrheit, er tröstete sie öfter. Leise verließ er den Raum, ging zur Tür und verließ das Haus. Er startete seinen Geländewagen und fuhr davon.

            Kim löste sich von Jona. Sie sah auf das Sofa, auf dem Liam gerade noch saß, er war leer… Liam war weg.

            Jona war schon früh Müde. Sie brachte ihn in sein Bett, zusammen sprachen sie Jonas Nacht Gebet. “Müde bin ich, geh zur Ruh, schließe meine Augen zu. Vater, lass die Augen dein über meinem Bette sein. Hab ich Unrecht heut getan, sieh es lieber Gott, nicht an, deine Gnad und Jesu Blut macht ja allen Schaden gut. Alle, die mir sind Verwandt, Gott lass ruhen in deiner Hand, alle Menschen Groß und Klein, sollen dir befohlen sein. Amen! Ach ja, und mach bitte das mein Papi wieder kommt!” fügte Jona ernst hinzu und kletterte in sein Bett.

“Ja, Jesus mach bitte, dass er wieder kommt!” betete Kim in Gedanken.

 

Kim setzte sich aufs Sofa und las ein wenig in der Bibel. Es war jetzt halb neun. Liam hatte sich nicht mehr gemeldet. Wahrscheinlich war ihm alles zu viel und er brauchte Zeit zum Nachdenken. Sie konnte es ja verstehen, der Schock, nachdem Jona sie Mami genannt hatte, hatte man ihm deutlich angesehen. Nach einer Weile nahm sie das Telefon, gerade als sie die Nummer ihres Vaters wählen wollte klopfte es leise an der Tür. Wer konnte das sein? Alex und Vanessa? Oder jemand von der Schule? Ein paar Kinder waren über die Ferien noch da. Wehmütig das Sofa verlassen zu müssen stand sie auf und ging zur Tür. Sie öffnete und stand Liam gegenüber. “Liam!” flüsterte sie. Mit ihm hatte sie am wenigsten gerechnet!

“Schläft Jona?” flüsterte er leise. Oh wie schön er seinen Namen aussprach! Dachte sie und nickte. “Kann ich dann vielleicht reinkommen?” Kim schluckte. Er sah es. “Wir müssen uns unterhalten.” Kim nickte und lies ihn rein. Sie trug ein viel zu großes T-Shirt. Moment! Es machte Klick, das war sein T-Shirt, damals nach dem Brand, sie hatte es ihm nie zurückgegeben. Hatte das bei Frauen nicht etwas zu bedeuten? Kim schien seine Gedanken nicht zu bemerken, sie ging ihm voran ins Wohnzimmer. Er beobachtete wie sie sich bewegte, immer noch der gleiche sanfte Hüftschwung wie früher! Ihre Beine waren so unglaublich lang sein T-Shirt endete knapp unter ihrem Hintern. Jetzt sah er wieder das Bild von damals vor sich, als sie in ihrem kurzen Kleidchen in seinem Badezimmer stand und kurze Zeit später in seinem Zimmer und er die Spinne töten sollte... All diese Erinnerungen kamen wieder hoch. Doch sie war niemals so anziehend und wunderschön wie heute. “Möchtest du etwas trinken?” Liam schüttelte den Kopf. Nur war sie heute viel Selbstbewusster. Sie setzte sich auf das gleiche Sofa wie vorhin er nahm auf ‘seinem’ platz. “Über was willst du reden?”

“Das ist doch logisch.” er sah sie auffordernd an. “Über meinen Sohn.” Kim nickte. “Was möchtest du wissen?”

“Erst mal etwas anderes. Hast du dir schon Gedanken gemacht?”

Sie sah ihn verständnislos an. “Willst du ihn… mitnehmen?” Ihr stockte der Atem.

“Nein, darüber mach dir keine Gedanken, das könnte ich nicht tun, er liebt dich und du ihn. Außerdem kommt er jetzt nach den Ferien zur Schule, ich nehme an hier?” Kim nickte und Liam sprach weiter: “Ich habe nachgedacht, und heute Nachmittag so einiges in die Wege geleitet.” Er machte eine kurze Pause, aber Kim blieb stumm und er redete weiter: “Da du ja klar und deutlich zu verstehen gegeben hast wie du zu einer Hochzeit stehst und Jona jetzt zur Schule kommt und wir ihn beide wollen, habe ich alle meine Geschäfte in Amerika und Australien und Europa und äußerst fähige Hände gelegt. Außerdem habe ich meinen Firmensitz hierher, nach London verlegt.” Kim wurde immer unruhiger und Liam merkte es. “Ich werde hier leben, bei meinem Sohn. Ist es soweit in Ordnung?”

Kim seufzte erleichtert auf. “Ja, ich danke dir, dass du ihn mir nicht wegnimmst.”

“Ich bin Christ, das habe ich dir schon einmal gesagt!” Wiederholte er genervt. Kim nickte entschuldigend. “Denkst du da kann ich einer Mutter ihr Kind nehmen?” Sie sah verschämt zu Boden. “Vermutlich nicht…” gab sie kleinlaut zu.

“Okay, also weiter im Text, mit dem ersten Teil warst du einverstanden!” Er wartete auf ihr zustimmendes Nicken. “Der zweite wird dir dann bestimmt nicht so gefallen!” Sie holte Luft. Was hatte das zu bedeuten? Was hatte er sich ausgedacht? Da machte es klick, er würde Jona zu sich holen, wenn sie ihn sehen wollte, musste sie ihn besuchen fahren! “Du denkst in die verkehrte Richtung. Du denkst ich werde ihn zu mir holen? Hab ich Recht?”

“Ist es nicht so? Von dir kann ich es mir vorstellen!” sagte sie bissig. Es gefiel ihr ganz und gar nicht wie er mit ihr redete. Als ob sie ein kleines Kind wäre!

“Früher vielleicht!” Gab er ihr Recht. “Aber heute nicht mehr, also ich werde Jona nicht zu mir holen, sondern zu ihm kommen, ich glaube das Haus hat ein paar Gästezimmer. In einem von ihnen werde ich mich niederlassen, bis ich ein eigenes Haus finde.” Kims Augen wurden immer größer während er ihr seinen Plan offenbarte. Er hier mit ihr Leben? Das konnte doch nicht sein Ernst sein! “Und wann wirst du ein Haus haben?”

“Ich habe mich heute schon ein bisschen umgesehen, ist ja mein Beruf.” er sah wie sie Aufatmete. Schade, dass er ihr gleich einen Strich durch die Rechnung machen musste. “Wenn du jetzt eine Kundin wärst würde ich sagen, dass der Markt ziemlich schlecht aussieht und es eine Weile dauern wird das Passende zu finden. Aber wenn du bereit bist, ich kaufe dir dieses Haus ab und du…”

“Niemals, ich gebe das Haus niemals her!” unterbrach sie ihn unwirsch.

“Also sind wir uns dann einig, dass ich hier einziehe.”

Sie nickte widerwillig.

“Schön!” “Du kriegst ein Zimmer das am weitesten von meinem entfernt ist!” sagte sie patzig.

“Bloß nicht unfreundlich werden. Ich will mich hier zu Hause fühlen. Also ich werde hier ganz normal Miete zahlen!” Er nannte ihr einen Betrag. Kim fielen fast die Ohren ab. Empört lehnte sie ab: “Das ist viel zu viel, ich bin nicht auf deine Almosen angewiesen!”

“Keine Angst, da ist die Alimente von sechs Jahren mitberechnet.” er blickte sie spitzbübisch an.

“Ich werde keinen müden Penny von dir nehmen, steck dir dein tolles Geld sonst wohin!” schnaubte sie patzig.

“Das habe ich mir schon gedacht. Aber du brauchst dir wegen mir keine Sorgen zu machen, ich habe genug Geld. So wie ich dich kenne, hast du keinen Cent von deinem Vater genommen und einen riesigen Kredit für das Haus genommen. Und die Preise für die Schule sind so niedrig, das du doch kaum das Essen für die Kids bezahlen kannst!”

“Da hat sich aber jemand sehr schlau gemacht!” Kim wusste nicht wie sie sich fühlen sollte, verletzt oder glücklich.

“Kim, nimm einfach das Geld an. Du kannst es gebrauchen und ich weiß damit sowieso nichts anzufangen!”

            “Eher wird ein Kamel durch ein Nadelöhr kommen…”

            “…als ein reicher ins Himmelreich! Ich kenne die Bibelstelle. Aber ich bin kein schlechter Mensch!”

            “Und was machst du dann mit deinem vielem Geld?”

            “Bergpredigt Matthäus Kapitel fünf: Wenn du gibst lass die linke Hand nicht wissen was die rechte tut!”

Mit eigenen Waffen geschlagen! Kim sah ihn wütend an. Aber er grinste sie nur frech an. Sein Grübchen! Es war immer noch da. Schnell verwarf sie den Gedanken.

            “Sonst noch etwas? Wenn nicht würde ich jetzt gerne schlafen gehen.”

            “Ich brauche einen Schlüssel! Und hast du deinen Eltern schon erzählt, dass ich es weiß?” Jetzt war es Liam der auf den Boden sah.

            “Nein, ich wollte gerade anrufen als du kamst. Und du?”

            “Ich weiß nicht wie ich es ihnen erzählen soll. Ich wollte dich bitten mit mir und Jona nach Deutschland zu fliegen, ich will es ihnen nicht am Telefon sagen.” Er sah sie fragend an. Kim erkannte hinter seiner Maske einen tief verletzten Mann der seinen Eltern eine Jugendsünde mit schweren Konsequenzen beichten musste. Sie schluckte, was würden seine Eltern von ihr denken? Liam erkannte ihre Angst. “Sie werden dir nichts vorwerfen, sie werden dich verstehen. Ich war früher nie verantwortungsbewusst, es war also klar, dass du mir Jona verheimlicht hast. Bitte komm mit mir mit.”

            “Ich brauche Zeit zum Überlegen.”

Liam nickte verstehend. “Okay, kannst du mir dann mein Zimmer zeigen?”

            “Schon heute?” Kim war völlig überrascht.

            “Ja, ich habe schon ausgecheckt. Ich brauche nur ein Bett und Bettwäsche, den Rest hab ich selbst. Oder hast du keine Betten mehr? Ich kann auch hier auf dem Sofa schlafen!”

            „Tut mir Leid, die Gästezimmer stehen alle leer, ich renoviere ein Zimmer nach dem anderen, aber ich könnte Jona zu mir holen und du schläfst in der ersten Nacht in seinem Zimmer. Morgen können wir dann Möbel für dich kaufen.“

            „Ja, das machen wir!“ stimmte Liam zu. „Zeigst du mir dann sein Zimmer?“

Die beiden gingen Stumm nach oben und Kim zeigte ihm Jonas Zimmer.

„Wacht er nicht auf wenn man ihn rüber trägt?“ flüsterte Liam Kim zu. Sie verneinte und machte schon Anstalten ihn hoch zu nehmen. Liam hielt sie zurück. „Ich mache das schon!“ Sanft hob er Jona hoch und folgte Kim aus dem Zimmer. Sie führte ihn in das Gegenüberliegende Zimmer und schaltete ihre Nachttischlampe an. Das Zimmer  war sehr schlicht, und weiß die Wand war weiß und die Möbel, nur ein paar grüne Akzente wie ein Teppich vor dem Bett und ein grüner Hocker vor einem Schminktisch. Der Boden war mit dunklem Laminat belegt. Als eleganter Raumteiler war ein weißer Paravent aufgestellt. Doch er konnte seinen Blick nicht von dem riesigen Bild über dem Bett nehmen. Eine schwarz-weiß Nahaufnahme von Kims Gesicht, und ihrer Hand in der sie Jona festhält, als er noch ein kleines neugeborenes war. Sie küsste ihn sanft. Sie war wunderschön! Er legte Jona hin und deckte ihn sanft zu, als er sich umdrehte sah er, dass Kim ihn beobachtete. „Gute Nacht.” Flüsterte er. Und gab ihr einen leichten, nur einen Hauch von einem Kuss auf die Wange und ging zurück zur Treppe. Sie hörte wie er die Haustür öffnete. Ihr Herz schlug so rasend schnell gegen ihre Brust. Liam! Ihr geliebter Liam würde hier, bei ihr wohnen. Bei ihr bleiben! Zaghaft berührte sie ihre Wange, er hatte sie kaum berührt, aber ihre Wange brannte. All die Liebe die sie für ihn empfand loderte von neuem auf. Plötzlich hörte sie die Tür unten ins Schloss fallen und schloss schnell ihre Zimmertür.

            Liam schnappte sich schnell seine Sachen aus dem Auto und eilte wieder ins Haus. Leise zog er die Tür ins Schloss und ging wieder in Jonas Zimmer. Als Liam es betrat musste er schmunzeln, sein Sohn war wohl ein Autofanatiker, überall im Zimmer standen Autos herum, auf dem Boden lag ein Teppich mit einer Autostraße darauf. An einer Wand stand eine Carrerabahn. Selbst die Tapeten waren mit Autos bedruckt. In einer Ecke stand eine Vitrine mit Modellautos. Vorsichtig öffnete Liam die Tür und nahm eins der Autos heraus, es war eine Porsche 911. ‘Kein schlechter Geschmack kleiner!’ dachte Liam mit einem Anflug von stolz. Zog sich aus und legte sich ins Bett. Sein letzter Gedanke galt Kim. Er würde sie schon noch herum kriegen ihn zu heiraten. Er musste ihr nur beweisen, dass er sie wirkliche liebte!

Kapitel 20

Kapitel 20

 

Kim wurde nach einer unruhigen Nacht schon früh wach. Sie duschte schnell und wollte schon einmal das Frühstück vorbereiten. Gerade als sie ihre Zimmertür leise ins Schloss zog, kam auch Liam aus seinem Zimmer. Er trug nur eine Sporthose, oben trug er nichts. Kim schluckte und versuchte nicht auf seinen immer noch strammen, durchtrainierten Bauch zu gucken.

            „Guten Morgen.“ Flüsterte Liam.

            „G…guten“, Kim räusperte sich. „Guten Morgen!“ antwortete sie dann. „Ich will schon mal Frühstück machen.“

            „Du bist früh auf. Kann ich irgendwo duschen?“

            „Ja natürlich, ich zeig dir das Bad.“ Kim ging voran und Liam folgte ihr stumm. „Hier ist es. Handtücher sind im Schrank, wenn du noch irgendetwas brauchst, dann melde dich einfach. Liam nickte und Kim verlies eilig das Bad.

Zwanzig Minuten später kam Liam frisch geduscht und rasiert in die Küche. „Kann ich dir noch irgendwie helfen?“

            „Nein, ich bin sofort fertig. Möchtest du einen Kaffee?“ Liam bejahte und Kim goss ihm ein. „Trinkst du ihn immer noch ohne Milch und zwei Löffeln Zucker?“

Liam sah erstaunt zu ihr. „Ja, und das weißt du noch?“

            „Ja, du bist das genaue Gegenteil zu mir, ich trinke meinen Kaffee mit Milch und ohne Zucker.“ Sie lächelte ihn an. Kim machte sich ihre eigene Tasse fertig und trug dann beides zum Tisch. Sie setzte sich gegenüber von Liam hin, mit dem Rücken zur Tür. Zuerst herrschte schweigen aber dann brach Liam es.         “War es nicht schrecklich für dich? Damals? Als du erfahren hast das du schwanger warst?”

            “Und ob! Ich hatte furchtbare Angst, ich war noch so jung, musste noch zur Schule meinen Abschluss machen… meine Träume konnte ich vergessen, mit einem Baby ging es nicht.”

            “Und du hast niemals daran gedacht ihn abzugeben?”

Tränen traten ihr in die Augen und sie nickte. Liam blieb stumm sitzen. “Er sollte zur Adoption freigegeben werden, wir haben ein tolles Ehepaar ausgesucht, Sonja und Edward sie waren Christen und sie konnten keine Kinder bekommen. Dann bekam Lucy Levi und ich habe in ihm immer mein ungeborenes Kind gesehen, ohne meinen Eltern etwas zu sagen fuhr ich zu der Familie und erklärte ihnen, dass ich mein Baby doch behalten wollte. Sonja weinte, sie wünschte sich so sehr ein Kind und ich habe ihr die Hoffnungen genommen, aber ich konnte einfach nicht mehr. Ich liebte mein Baby!” Sie wischte sich eine Träne weg.

            “Wie ging es weiter?” fragte er neugierig.

            “Ich bekam Jona im März, am 24. Ich war so erleichtert, dass ich ihn behalten konnte.

Die ersten zwei Jahre lebte ich bei meinen Eltern, machte meinen Abschluss und kaufte diese Schule.”

            “Und was passierte mit dem Ehepaar das Jona adoptieren wollte?”

            “Sie wurde Schwanger.” Kim lächelte. “Sie haben eine Tochter und sind das zweitglücklichste Ehepaar das ich kenne!”

            “Und wer ist das glücklichste?”

            “Meine Eltern!”

            “Und was ist mit dir? Bist du glücklich?”

            “Manchmal.” Wieso war sie so ehrlich ihm gegenüber? Fragte sie sich verwirrt. “Wenn Jona glücklich ist, dann bin ich es auch.” fügte sie noch hinzu.

            „Und…“ Liam wollte gerade die nächste Frage stellen als Jona in die Küche kam und rief: „Daddy?! Du bist hier!“ Jona lief auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch. „Weißt du“, erklärte er Liam „gestern habe ich gebetet das du wieder kommen sollst du jetzt bist du schon wieder da!“

            „Freust du dich das ich hier bin?“ Liam war gerührt, dass Jona ihn schon so mochte. Jona nickte begeistert. „Na, klar! Ich will das du für immer hier bleibst. Kann ich dir mein Zimmer zeigen?“

            „Jona!“ ermahnte Kim ihn. „Wir frühstücken. Danach kann du Liam… ich meine deinem Vater dein Zimmer zeigen.“

            „Okay.“ Stimmte Jona zu und setzte sich an den Tisch. „Darf ich Kakao Mami?“ Kim grinste und stand auf um das gewünschte zu holen.

            Liam war von der Szene gerührt. Jona war echt ein sehr gehorsamer Junge. Er aß in Ruhe sein Frühstück auf und unterhielt Liam dabei. Jona erzählte viel, vor allem von Levi. „Darf ich dir jetzt mein Zimmer zeigen? Ich bin schon satt!“

            „Jona, lass ihn doch erst mal seinen Kaffee austrinken! Geh schon mal nach oben und zieh dich um. Liam kommt gleich nach okay?“

            „Aber ganz ehrlich!“ Jona sah mit großen treuherzigen Augen zu Liam.

            „Natürlich. Versprochen! Gib mir noch ein paar Minuten, ich muss noch etwas mit Mami besprechen!“ Jona grinste und lief nach oben. Kims Herz stockte. Liam brachte das Mami so selbstverständlich über die Lippen als wenn er es schon immer so sagte.

            „Also, ich habe überlegt, hättest du etwas dagegen wenn ich mir ein Gästezimmer renoviere und Möbel reinstelle?“

            „Du willst das Zimmer gleich renovieren? Ich dachte du wirst nur ein paar Tage hier wohnen…“

            „Es wird wohl leider doch ein bisschen länger dauern, die Immobilien hier sind rar, und ich will mir nicht irgendein Haus kaufen, mir schwebt da schon etwas Bestimmtes vor.“ Dein Haus! Fügte er in Gedanken lächelnd hinzu.

            „Aber du musst es doch nicht extra renovieren. Ich dachte ich besorge dir ein paar Möbel und das war es dann!“

            „Kannst du mir mal die Gästezimmer zeigen?“ Wechselte Liam das Thema. Kim nickte und gemeinsam gingen sie wieder nach oben. Kim hatte zwei Gästezimmer, eins war ziemlich klein, es würde höchstens ein Bett, ein Schrank und vielleicht noch ein kleiner Schreibtisch reinpassen. Das zweite Zimmer war wesentlich größer, es lag an Kims Umkleidezimmer und somit waren sie durch Türen miteinander verbunden. „Das Zimmer ist perfekt! Ich weiß schon genau wie ich das Zimmer einrichten und renovieren werde! Die Wand da beim Fenster werde ich mit…“

            „Tut mir leid, aber renovieren?  Das ist bei mir im Moment nicht drin.“ Gab Kim verlegen zu, „Wir haben letzten Monat erst mein Zimmer renoviert, ich kann es mir nicht leisten sofort das nächste Zimmer neu zu machen.“

            „Du wirst es doch nicht bezahlen! Das werde ich schön selbst erledigen!“

            „Nein!“ Stritt Kim heftig ab. „Das kann ich nicht annehmen. Das wird alles viel zu teuer!“ Liam legte besänftigend seine Hände auf ihre Schultern. „Kim! Wenn ich in ein Hotel gegangen wäre, hätte ich noch viel mehr bezahlt.“

            „Du hättest auch in ein günstiges Motel gehen können!“ widersprach sie. „Und außerdem zahlst du sowieso viel zu viel Miete! Das geht nicht, dass kann ich einfach nicht annehmen!“ Kim schüttelte vehement  den Kopf. Dann kam ihr eine Idee. „Sonst schlaf doch einfach in meinem Zimmer, ich werde mir ein Bett besorgen und schlafe hier.“

            Liam schüttelte sie leicht. „Kim komm schon, ich mache das gerne. Ich freue mich schon auf die Arbeit. Es macht mir Spaß und das bisschen was ich bezahlen werde, werde ich kaum bemerken! Und du bleibst schön in deinem Zimmer! Keine Widerrede!“

            „Bist du wirklich so reich? Ich kann es mir gar nicht vorstellen!“

            „Kim, mach dir keine Sorgen. Was ist los mit dir? Geht es dir finanziell so schlecht?“

            „Nein, ich komme über die Runden und ich kann meine Kredite jeden Monat bezahlen. Aber ich habe nicht zu viel Geld, es reicht zum Leben und Jona und ich wir sind zufrieden. Ich bin es nur einfach nicht gewohnt Geld in Mengen zur Verfügung zu haben!“

            „Du zahlst Kredite?“

            Kim lächelte. „Natürlich! Was meinst du womit ich das alles hier finanziert habe?“

            „Wie viele Kredite hast du?“

            „Müssen wir das jetzt hier besprechen?“

            „Nein. Wir treffen uns in einer halben Stunde in der Küche. Dann besprechen wir das. Ich habe Jona versprochen sein Zimmer anzuschauen. Bis gleich!“ Damit drehte Liam sich um und verschwand in Jonas Zimmer. Kim ging mit einem ungutem Gefühl nach unten und räumte die Küche auf. Gerade als sie fertig war stand Liam auch schon wieder in der Tür.

            „Also! Setzt dich.“ Er deutete auf den freien Stuhl gegenüber von ihm.

            „Möchtest du etwas trinken?“ Bot sie an. Liam verneinte, sie selbst nahm sich ein Wasser und setzte sich dann auf den Stuhl.

            „Also, wie viele Kredite sind es?“

            „Liam, müssen wir darüber reden?“ Versuchte Kim Liam zu überreden dieses Thema nicht durchzukauen. Aber er sah sie nur finster an. „Ich muss wissen in was für Verhältnissen mein Sohn aufwächst.“

Kims Augen blitzen für einen kurzen Moment wütend auf, aber das legte sich dann wieder. Vielleicht hatte Liam ja auch Recht. Und was sollte schon passieren wenn er es wüsste? „Ich habe vier Kredite und Lease mein Auto.“

            „Vier Kredite?“ Bestürzt sah er sie an. Er nahm ihr Wasserglas und trank einen Schluck. „Wie viel Geld hast du aufgenommen?“

            Achselzuckend nannte sie ihm Zahlen und Fakten, Zinsen und Gebühren.

            „Also wir machen folgendes. Wir fahren heute wenn wir in der Stadt sind bei deiner Bank vorbei und lösen deine Kredite auf.“

            „Was??“ Schockiert starrte sie zu Liam. „Und wovon soll ich dann leben?“

            „Du kriegst das Geld von mir!“

            „Niemals! Ich habe dir doch gesagt ich will dein Geld nicht! Ich will dir nicht auf der Tasche liegen nur weil ich zufällig deinen Sohn geboren habe!“

            „Auf der Tasche liegen? Kim ich habe dir doch gesagt, dass du dir darüber keine Sorgen machen sollst. Ich habe genug Geld! Du kannst deinen Kredit in Ruhe und ohne Zinsen bei mir abbezahlen.“

            „Na toll, da hast du dir Geld gespart und willst bei der dümmsten Gelegenheit alles zum Fenster rausschmeißen. Liam ich lebe doch gut, ich habe alles was ich brauche.“

            „Du hast keine Ahnung oder?“

            „Ahnung wovon?“ verwirrt sah sie Liam an.

            Liam nahm ihre Hand in die seine und streichelte sanft über ihre Haut. „Ich erzähle dir jetzt ein bisschen von mir. Ich bin Architekt und Immobilienmakler, Häuser faszinieren mich einfach. Ich habe dir schon erzählt wo ich in der Welt schon vertreten bin. Ich habe Projekte auf der ganzen Welt verteilt. Damals als ich gegangen bin habe ich gleich mein Studium in Amerika angefangen. Mein Professor war genial und er weckte die Leidenschaft für Häuser in mir. Ich belegte alle Kurse die möglich waren, habe mir keine Freizeit gegönnt und lernte jede Minute. In drei Jahren wurde ich mit Auszeichnungen und als bester Schüler geehrt und entlassen. Die Firmen stritten sich förmlich um mich, ich arbeitete nur kurze Zeit in einer Firma und machte mich selbstständig. Von da an ging es nur noch weiter Bergauf. Ich wurde als jüngster Multimillionär weltweit ausgezeichnet und…“ Weiter kam er nicht. Kims Gesicht wurde weiß wie die Wand hinter ihr. „Hast du gerade Multimillionär gesagt?“ fragte sie geschockt.

            „Ja!“

            „Ja…“ flüsterte Kim.

            „Ist das dann erledigt? Können wir in die Stadt?“

            „Ja.“ Sie stand auf und holte schon ihre Jacke, Liam nahm sie ihr wieder weg. „Ich glaube du stehst leicht unter Schock. Willst du wirklich so in die Stadt fahren?“ Er zeigte auf ihr Outfit. „Und hast du an Jona gedacht?“ Kim sah an sich herunter. Sie trug immer noch ihre Sporthose und ein T-Shirt.  „Geh dich umziehen ich kümmere mich um Jona, wir warten draußen auf dich.“ Er sah wie Kim die Treppe hochlief und folgte ihr dann schmunzelnd nach oben um Jona zu holen. Er würde ihr schon finanziell aus der Miese helfen und er hatte nicht vor auch nur einen Cent von ihr anzunehmen. Zufrieden öffnete er Jonas Tür und erzählte ihm was sie heute alles vorhatten.

Kim lief in ihr Zimmer und setzte sich erst einmal auf ihr Bett. Dann atmete sie ein paarmal tief durch. Liam war Reich! Liam war Reich! Immer wieder spukte der Satz in ihrem Kopf. Nach einigen Minuten hatte sie es einigermaßen verdaut und zog sich schnell eine Jeans und eine Bluse an. Dann lief sie eilig nach unten und zu dritt fuhren sie in die Stadt.

            Sie kamen erst spät nach Hause. Sie waren bei der Bank und Liam hatte die Kredite ohne mit der Wimper zu zucken ausbezahlt. Kim wusste nicht wie ihr geschah, sie musste ein Formular nach dem anderen Unterschreiben bis der Direktor sie mit den Worten „Auf Widersehen Mrs. Becks und viel Spaß in ihrem Schuldenfreiem Leben! Genießen sie es.“ Verabschiedete. Erst da wurde Kim bewusst was sie überhaupt getan hatte. Sie würde jetzt für immer in Liams Schuld stehen. Sie bräuchte Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte um ihm diese Summen zurückzubezahlen. Niedergeschlagen und doch glücklich erledigten sie die restlichen Einkäufe. Liam legte viel Wert auf ihre Meinung was die Einrichtung seines Zimmers anging und so kaufte er die Tapeten, das Parkett und die Möbel die sie schön fand. Auch Jona bekam einen ferngesteuerten riesigen Truck von Liam geschenkt bei dessen Preis Kim kurz die Luft wegblieb. „So etwas Teures kannst du ihm doch nicht kaufen. Was ist wenn es kaputt geht?“ protestierte Kim.

            „Wirst du auf den Truck aufpassen Jona?“ fragte Liam seinen Sohn.

            „Ja-ha! Klar doch!“ antwortete er und lies den Truck nicht los. „Wann kann ich damit fahren?“

            „Das musst du deine Mami fragen, du müsstest wenn wir zuhause ankommen bestimmt schon ins Bett.“

            Jona bettelte bei Kim heute länger aufbleiben zu dürfen und sie gestattete es ihm. So fuhr er nach dem Einkaufen noch mit seinem Auto herum und dann brachte Liam ihn ins Bett. Gemeinsam bauten sie dann Liams neues Bett auf und um halb elf war Kim Hundemüde, wünschte Liam eine Gute Nacht und verschwand in ihrem Zimmer. Spontan entschied sie sich dann aber doch ein Bad zu nehmen und ließ das Wasser in die Wanne einlaufen um sich wenige Minuten später wohlig seufzend hineingleiten ließ.

 

Die nächsten Tage verliefen ziemlich entspannt. Liam renovierte die meiste Zeit sein Zimmer und bezog Jona in die Arbeit mit ein. Oder sie spielten Fußball, schwammen im Pool oder machten Spaziergänge. Kim ließ den beiden viel Zeit miteinander und zog dich extra zurück um beiden die Gelegenheit zu geben sich richtig kennenzulernen. Manchmal war Kim nahe dran sich zu ihnen zu gesellen um einfach in Liams Nähe zu sein, aber dann entschied sie sich immer doch anders. Sie wollte sich nicht zwischen die beiden stellen. Und so beobachtete Kim Liam aus der Ferne. Außerdem wunderte sie sich, dass Liam trotz seines Geldes so normal geblieben war. Er hatte sich seit früher sehr verändert und war sehr höflich zu Kim, kam ihr jedoch nie zu nah. Wahrscheinlich freute er sich darüber sie doch nicht heiraten zu müssen dachte sie trübsinnig. Sie hatte ja auch schon von Anfang an gewusst, dass er eine Hochzeit nur wegen Jona in Erwägung zog. Er liebte sie immer noch nicht, akzeptierte sie nur als die Mutter seines Sohnes.

“Mami willst du mit uns kommen?” fragte Jona sie nach dem Abendessen. „Daddy und ich wollen spazieren gehen.“

“Nein, Jona ich kann nicht.” erklärte sie nach einem Seitenblick auf Liam. “Ich muss hier aufräumen und danach muss ich mich um Schulsachen und Anmeldungen kümmern. Tut mir Leid.”

“Ist okay dann gehen wir eben zu zweit. Bis nachher Mami!” er drückte ihr einen Kuss auf die Wange und lief um sich anzuziehen. Kim stand auf und fing an das Geschirr zusammen zu stellen. “Bleibt bitte nicht so lange weg. Es ist schon spät und Jona muss eigentlich schon ins Bett.” erklärte sie Liam so sachlich wie möglich.

“Keine Sorge, wir bleiben nicht lange weg.” Liam ging aus der Küche und kurze Zeit später hörte Kim wie die Tür zuschlug. Es war totenstill im Haus. Sie war schon so an Liams tiefe Stimme gewohnt, dass es ihr vorkam als hätte sie alles nur geträumt, als würde Jona oben schlafen und Liam wäre nie hier gewesen. Resigniert ging sie ins Wohnzimmer und setzte sich an den Computer, sie prüfte ihre Emails und beantwortete sie. Nach einiger Zeit hörte sie wie die Tür geöffnet wurde und Jona auf sie zukam. Sie lächelte als sie sein strahlendes Gesicht sah. “Gute Nacht Mami, Papa bringt mich jetzt ins Bett. Bis Morgen!” Er rannte schon wieder los. Kim starrte ihm hinterher und sah dann Liam an der Tür stehen der sie genau beobachtete. “Hast du nicht was vergessen kleiner Mann?” fragte er Jona.

“Oh!” Jona drehte sich um und ging wieder auf Kim zu. Sie kniete sich vor ihn. “Gute Nacht Mami.” sagte er, dann umarmte er sie und küsste sie auf den Mund. “Ich hab dich lieb!”

Liam zog die Luft ein, wie gerne wäre er jetzt an seines Sohnes Stelle… Noch bevor er die Gedanken vertiefen konnte stand dieser schon wieder bei ihm und gemeinsam gingen sie nach oben.

Kim setzte sich wieder an den Schreibtisch und starrte auf den Cursor. Sie wusste einfach nicht was sie denken sollte. Sie war doch froh, das Liam da war…

“Unser Sohn schläft.” unterbrach er ihre Gedanken, als er lautlos ins Wohnzimmer zurückkam.

Kim sah ihn an unser Sohn hatte er gesagt! “Okay.“ Okay? Könnte sie nicht noch etwas Banaleres sagen? Sie stand vom Schreibtisch auf, setzte sich auf das Sofa und nahm ihre Bibel.

“Kann ich deinen Computer benutzen?”

“Sicher!” erwiderte sie nur.

Liam sah sie an. Ganz ins lesen vertieft, die Beine angezogen. Sie war so süß! Liam riss sich von ihrem Anblick los und widmete er sich dem PC. Er bewegte den Cursor und blickte auf den Desktophintergrund. Es war eine Schwarzweiß Aufnahme auf der nur die Hand von Kim zu sehen war, auf der Jonas winzig kleiner Fuß gebettet war. Er starrte das Bild an. So einen kleinen Fuß hatte er noch nie gesehen. Unvermittelt fragte er: “Wie groß war er bei der Geburt?”

Kim sah von der Bibel auf. Überrascht sah sie ihn an. “Er war 54 cm groß und wog 3560 Gramm.”

“Aha…” murmelte Liam und fragte nicht weiter. Kim widmete sich wieder der Bibel, nach zwei Kapiteln stand Liam auf und ging zum Klavier. “Stört es dich wenn ich spiele?”

Sie verneinte und Liam setzte sich auf den Hocker des weiß lackierten Schimmel Klaviers. Zuerst klimperte er nur ein wenig darauf herum, dann wurden seine Finger langsamer und er spielte eine wunderschöne Melodie. Kim erstarrte beim Lesen, es klang so wunderschön. Sie kannte dieses Stück nicht. War es vielleicht eins von ihm? Sie würde gerne zu ihm sehen, aber das würde er sofort merken, krampfhaft hielt sie den Blick weiter auf die Bibel gesenkt. Doch nach ein paar Sekunden hatte sie es vergessen und sah zum Klavier, Liam sah sie direkt an. Kim schluckte ließ den Blick aber nicht von seinen Augen weichen. Es war wie ein Zauber, sie konnte den Blick einfach nicht von ihm lösen, so wie er sie ansah, als ob sie die einzige Frau auf der Welt sei. In diesem Moment fühlte sie sich glücklich und geliebt. Kim merkte wie das Stück sich dem Ende zuneigte, Liam wurde langsamer und plötzlich war es totenstill. Kim starrte Liam noch immer an. Was war gerade passiert? Liam sah weg und der Bann war gebrochen. Kim schlug die Bibel zu und legte sie auf den Tisch, mit zitternden Knien stand sie auf. Auch Liam erhob sich. „Ich gehe jetzt besser schlafen, Gute Nacht Liam.“ Schnell ging sie aus dem Zimmer bevor sie sich noch vergaß.

Liam grinste. Das hatte schon mal geklappt, er hatte Kim sichtlich verunsichert. Jona liebte ihn schon, das war wirklich einfach gewesen. Und auch Liam liebte Jona bedingungslos. Jetzt musste er sich mehr Kim widmen, irgendwann würde sie schon merken, dass er nicht so leicht zu vertreiben war. Fröhlich ging er in sein Zimmer.

            Am nächsten Tag wurde Liam mit seinem Zimmer fertig und Jona bettelte ins Schwimmbad zu fahren. Also fuhren sie zu dritt ins Schwimmbad. Jona wollte unbedingt rutschen und Liam ging mit ihm. Kim schwamm unterdessen ein paar Bahnen. Nachdem Kim schon zwanzig Minuten geschwommen war und von den Beiden noch keine Spur war legte sie sich auf eine der Liegen die am Becken standen und nahm ihr Buch zur Hand. Da es aber so laut war und sie sich nicht konzentrieren konnte glitt ihr Blick immer wieder suchend im Schwimmbad herum. Ein paar junge Männer in Kims Alter sprangen vom drei Meter Turm und Kim schaute ihnen gespannt zu. Nach einigen Sprüngen kam einer von ihnen auf sie zu. Er sah gut aus, hatte wie Liam dunkle Haare und war auch ungefähr so groß wie er. „Hey, na willst du vielleicht auch mal springen?“ fragte er Kim.

            „Nein danke. Ich entspanne mich lieber und schaue zu!“ Sie lächelte ihn an.

            „Ich bin Rick.“ Stellte er sich vor und setzte sich auf die Liege neben Kim.

            „Kim!“ sagte sie.

            „Und was machst du so in deiner Freizeit? Außer zu lesen und anderen beim Springen zu zusehen?“ Rick grinste und beugte sich näher zu ihr. „Gehst du gerne ins Kino?“

            „Ich habe kaum Zeit dazu, mein…“

            Rick unterbrach sie mitten im Satz. „Ach komm schon, ich würde dich gerne mal ausführen. Und dann wer weiß, was alles passiert?“

            Kim wurde diese Unterhaltung unangenehm. Und sie dann sah sie Jona. Suchend blickten ihre Augen über die Menschen in seiner Umgebung bis sie endlich Liam fand der sie eingehend beobachtete. Bittend sah sie ihn an. Konnte er ihr nicht aus dieser Lage helfen? Dachte sie, dann sah sie, dass er auf sie zukam. Ohne Rick zu beachten stand Kim auf und ging auf Liam zu und legte ihre Arme um seinen Hals.

Liam der wusste, dass Kim ihn nur umarmen wollte zog sie an sich und presste seine Lippen auf ihren Mund. Aber er konnte es einfach nicht ertragen, dass jemand mit Kim flirtete. Er merkte wie Kim den Kuss erwiderte und sie vertieften ihn noch weiter. Plötzlich fiel ihm Jona ein und er löste sich von ihr und suchte nach Jona. Dieser redete mit einem jungen in seinem Alter und hatte den Kuss gar nicht mitbekommen. Sanft schob er Kim wieder zur Liege und sah, dass der Kerl da immer noch stand. Mit einem lächeln auf dem Gesicht ging er auf ihn zu und reichte ihm die Hand. „Hi, ich bin Liam!“ stellte er sich höflich vor.

          „Rick.“ Antwortete der angesprochene. „Tut mir leid, ich wusste nicht, dass sie schon vergeben ist, sie war schon eine halbe Stunde allein hier und ich dachte…“ er ließ den Satz unausgesprochen.

          „Ist schon okay, ist ja nichts passiert.“ Liam lachte. „Ich war mit unserem Sohn rutschen.“ Klärte er Rick auf.

„Euer Sohn? Boa, das hätte ich jetzt nicht erwartet, naja ich geh dann lieber mal. Bis dann und viel Spaß noch!“

„Du hättest mich nicht küssen sollen.“ Schimpfte Kim. „Was wäre wenn Jona das gesehen hätte?“

„Als ob du Augen für Jona hattest!“ Liam lächelte sie sanft an. „Ich konnte halt nicht anders. Das war einfach zu verführerisch!“ Gab er zu. „Außerdem hättest du Rick auch einfach sagen können, dass du kein Interesse hast.“

„Vielleicht 

hatte ich aber.“ Forderte sie ihn heraus.

„Hattest du nicht! Ich habe euch doch gesehen, sobald er sich zu dir gesetzt hat konntest du nicht mehr still sitzen und hast ihn kaum angeguckt, du hattest nur Augen für…“

„Mami willst du jetzt mit mir rutschen?“ unterbrach Jona seinen Vater ohne es zu ahnen.

„Natürlich Schatz, gerne!“ Sie streckte ihm die Hand hin und gemeinsam gingen sie in Richtung Rutschen davon. Liam blickte ihnen nach und bewunderte Kims Figur. Er musste ihr langsam klar machen was sie ihm bedeutete.

 

Als Jona abends in seinem Bett lag und schlief. Ging Liam wieder nach unten ins Wohnzimmer in dem Kim saß und am Computer arbeitete.

„Stört es dich wenn ich ein bisschen Klavier spiele?“ Kim schüttelte nur den Kopf und Liam setzte sich wie am Abend zuvor hin und spielte ein paar Melodien. Nach einer Weile fragte er sie: „Musst du dich konzentrieren?“

Kim schaute erstaunt hoch. Sie hatte nicht damit gerecht angesprochen zu werden, so vertieft war sie. „Nein, ich spiele nur ein Spiel.“

„Okay dann stört es dich bestimmt nicht wenn ich ein bisschen singe?“

Kim guckte ihn an. „Nein, natürlich nicht.“ Dann widmete sie sich wieder ihrem Spiel.            Liam fing mit einem einfach Lied an, ohne irgendwelche versteckten Hinweise und Kim entspannte sich und konzentrierte sich auf ihr Spiel während Sie Liams Stimme lauschte. Das zweite Lied das er Spielte war von Bruno Mars Just the way you are. Kim versuchte sich nichts anmerken zu lassen, während die Nacht von vor so vielen Jahren wieder hochkam. Sie sah kurz zu ihm auf, aber sein Blick war auf die Tasten vor ihm gerichtet. Als das Lied endlich zu Ende war spielte er wieder irgendein Lied. Kim wartete dieses noch ab, dann stand sie auf und wünschte ihm eine Gute Nacht.

„Hast du noch Lust im Pool ein paar Bahnen zu schwimmen?“ fragte er sie. Aber Kim verneinte und zog sich in ihr Zimmer zurück. Gerade als sie aus der Dusche kam hörte sie ein Platschen. Sie wickelte sich ein Handtuch um den Körper und ging zu ihrem Fenster. Draußen war die Poolbeleuchtung an und Liam schwamm darin. Plötzlich hielt er an, sah zu ihrem Fenster und winkte und schwamm dann weiter, als ob nichts gewesen wäre. Kim zog sich schnell ihre Schlafsachen an und legte sich ins Bett, es dauerte aber eine Weile bis sie endlich einschlafen konnte.

 

Heute würde er Nägel mit Köpfen machen! Das war Liams erster Gedanke als er aufstand. Als er nach unten kam war Kim gerade am Telefonieren, Jona schlief noch. Liam goss sich eine Tasse Kaffee ein, setzte sich an den Tisch und prüfte mit seinem Handy ob er neue Emails bekommen hatte. Aber Jeff, sein Assistent hatte alles unter Kontrolle und so genoss Liam in Ruhe seinen Morgenkaffee. Kim beendete ihr Gespräch und legte auf.

„Wer war das?“ fragte er neugierig.

„Mein Vater, Levi will unbedingt das Jona zu ihm kommt.“

„Ist doch kein Problem. Bring ihn doch hin.“ Das passte hervorragend in seinen Plan, nichts gegen seinen Jungen, aber heute würde er nur stören.

„Die wissen aber noch nichts von dir. Und Jona wird bestimmt allen erzählen das er jetzt auch einen Daddy hat.“

„Oh!“ Daran hatte er nicht gedacht.

„Hast du etwas dagegen, wenn er es erzählt?“

„Nein.“ Er hatte vor Kim zu heiraten früher oder später mussten sie es also erfahren. Warum also nicht heute? „Du kannst ihn ja hinbringen, ich muss noch eine Besorgung in der Stadt machen.“

„Willst du nicht mit? Es wäre doch schön für dich meine Eltern wieder zu sehen oder nicht?“ fragte Kim ihn.

„Dein Vater wird mich hochkant vor die Tür setzten! Und ich muss wirklich eine Besorgung machen.“

Kim starrte ihn an. „Mein Vater wird dich sicher nicht vor die Tür setzten! Er mag dich!“

„Ich habe seine Tochter geschwängert und bin abgehauen!“ Beharrte er.

„Du wusstest nicht das ich Schwanger war und in all den Jahren habe ich mich strikt geweigert es dir zu sagen. Mein Vater hat mich immer versucht zu überreden dich anzurufen, aber ich wollte nicht. Er mag dich.“

„Er mag mich? Nachdem was mit uns passiert war?“

„Er sagt, es gehören immer zwei dazu. Und was und wie das damals alles passiert ist wissen wir ja!“

„Daddy? Bist du da?“ rief Jona von oben.

„Ich bin hier kleiner Mann! Hast du Hunger?“

„Ja-ha!“

„Zieh dich erst einmal ordentlich an.“ Rief Kim nach oben und deckte den Tisch.

„Vielleicht kann Jona meine Gegenwart erst einmal für sich behalten und wir fahren morgen oder so zu deinen Eltern und besuchen sie.“

„Wir können es versuchen.“ Stimmte Kim zu. Während des Frühstücks erzählten sie Jona von ihrem Plan und beschworen ihm Stillschweigen zu wahren. Er versprach es und gegen halb elf fuhren Kim und Jona los. „Es wird ein paar Stunden dauern bis ich komme, so schnell lassen sie mich da nicht wieder weg.“ Erklärte Kim noch bevor sie in ihr Auto stieg und davon fuhr.

Sobald Kims Wagen nicht mehr zu sehen war stieg Liam in seinen eigenen und fuhr in die Stadt. Nach zwei Stunden war er wieder zu Hause und machte sich an die Vorbereitungen.

Kim kam erst gegen halb fünf zurück. Ohne Jona. Auf Liams fragenden Blick, er hatte angenommen sie würde mit ihm nach Hause kommen, erklärte Kim ihm das Jona bei Levi übernachten wollte. Das passte alles perfekt.

„Komm wir gehen heute Abend essen.“ Schlug Liam wie zufällig vor. „Ich habe heute Lust auf Chinesisch.“

„Ich kann uns auch etwas Chinesisches kochen.“

„Nein. Ich will essen gehen! Wir fahren in einer Stunde los, dann kriegen wir unser Essen gegen sechs, das passt doch oder?“ Kim stimmte dem Wunsch von Liam zu und ging dann um sich fertig zu machen. Kim machte sich einen eleganten Dutt und entschied sich für ein enganliegendes rotes Kleid, falls es später kalt werden sollte zog sie sich noch eine Jeansjacke drüber, dann ging sie nach unten. Liam stand an der Tür. Er trug einen grauen Anzug mit einem weißen Hemd, auf eine Krawatte hatte er verzichtet. „Du siehst wunderschön aus Kim!“ sagte er und küsste sie sanft auf die Wange.

          „Danke, du siehst auch richtig gut in deinem Anzug aus!“ Gab sie das Kompliment weiter. Sie fuhren in ein Chinesisches Restaurant Liam hatte ein sehr edles Restaurant ausgewählt und sie unterhielten sich in leisem Plauderton miteinander. Er erzählte von sich und seiner Arbeit und Kim von sich und Jona. Und Liam bezahlte brachte der Kellner ihnen noch Glückskekse. Sie bedankten sich, packten die Kekse ein und verließen das Restaurant. Kim atmete die frische Luft ein und sie beschlossen spontan einen kleinen Schaufensterbummel zu machen. Sie gingen ein paar Meter einfach nur nebeneinander her, bis Liam ihre Hand nahm und sie einfach nicht mehr losließ. Kim genoss die Wärme seiner Hand und schlenderte glücklich an seiner Seite die Straße entlang, reden mussten sie nicht. Irgendwann waren sie beim Auto angekommen und schweigend stiegen sie ein. Irgendwann unterbrach Kim das Schweigen. „Es war ein sehr schöner Abend, schade das er schon vorbei ist.“

          „Wir können ja noch zu Hause ein Glas Wein trinken und den Abend in Ruhe ausklingen lassen.“ Schlug Liam vor und Kim bejahte. Es hörte sich aus Liams Mund so schön an wenn er von zu Hause sprach, als ob er für immer blieb…

          „Ich muss noch eben zur Toilette, kannst du schon mal den Wein holen und ins Wohnzimmer bringen?“ fragte Kim als sie die Tür aufschloss.

          „Klar, ich mache das schon, keine Eile!“

          Kim lief nach oben und Liam ging ins Wohnzimmer, er goss den Wein in die schon bereitstehenden Gläser und legte ihren Glückskeks auf ein Tablett. Dann zündete er die Kerzen an, die er schon vorher im Raum verteilt hatte und setzte sich zu guter Letzt an den Flügel.

            Kim öffnete die Tür zum Wohnzimmer, Kerzenschein empfing sie, ihr Herz schulg mit einem Mal viel schneller. Sie sah sich im Raum um, Gläser gefüllt mit Wein standen auf dem Tisch und Liam saß am Klavier. Er sah zu ihr bis sie ihn ansah, dann fing er leise an zu spielen und sag dazu:

Die Zeit vergeht Sie ist so viel schneller als ich Und ich fange an zu bedauern, sie nicht komplett mit dir zu verbringen. Jetzt wundere ich mich, warum ich es nicht rausgelassen habe. Also fange ich an zu bedauern, dir nicht alles erzählt zu haben. Daher, falls ich es bisher noch nicht getan habe, lass ich es dich jetzt wissen…

Du wirst niemals alleine sein! Von diesem Moment an, falls du jemals nicht mehr kannst, werde ich dich nicht fallen lassen… Du wirst niemals alleine sein! Ich werde dich solange festhalten, bis der Schmerz gegangen ist.

Und nun, solange ich kann, halte ich dich mit beiden Händen fest. Weil ich bis in alle Ewigkeit daran glaube, dass du alles bist, was ich brauche. Daher, falls ich es bisher noch nicht getan habe, lass ich es dich jetzt wissen….

Du wirst niemals alleine sein! Von diesem Moment an, falls du jemals nicht mehr kannst, werde ich dich nicht fallen lassen… Wenn jegliche Hoffnung weg ist, weiß ich, dass du weiter machen kannst. Wir werden es mit dieser Welt aufnehmen. Ich werde dich solange festhalten, bis der Schmerz gegangen ist.

Ooooh! Du hast jeden einzelnen Tag gelebt, Als wär es der Einzige. Was wäre, wenn Morgen nie käme? Lass es nicht durch deine Finger gleiten, es könnte unser einziges sein. Du weißt, es hat gerade erst angefangen. Jeder einzelne Tag könnte unser einziger sein. Was wäre wenn es kein Morgen gäbe, kein Morgen gäbe?

Die Zeit vergeht, sie ist so viel schneller als ich… Und ich beginne es zu bereuen, dir das alles noch nicht gesagt zu haben.

Du wirst niemals alleine sein! Von diesem Moment an, falls du jemals nicht mehr kannst, werde ich dich nicht fallen lassen… Wenn jegliche Hoffnung weg ist, weiß ich, dass du weiter machen kannst. Wir werden es mit dieser Welt aufnehmen. Ich werde dich solange festhalten, bis der Schmerz gegangen ist.

Ich werde immer da sein. Ich werde keinen weiteren Tag mehr fehlen. Ich werde immer da sein. Ich werde keinen Tag mehr fehlen.

 

Kim stand einfach nur da und hörte das was Liam sag, es war ein Lied von Nickleback, Nerver gonna be alnoe. Als Liam endete stand er auf, nahm die Weingläser und gab ihr eins, es wurde nicht gesprochen. Dann reichte er ihr den Keks und nahm sich selbst einen. „Auf uns!“ sagte er und stieß mit ihr an. Als sie einen Schluck getrunken hatte nahm er ihr das Glas wieder aus der Hand und stellte beide ab. Kim öffnete den Keks und las die Inschrift, einmal dann blinzelte sie und laß sie noch einmal Willst du mich heiraten? Stand darauf. Kim sah auf, Liam war nicht da, sie sah nach unten und sah wie er vor ihr kniete ein Etui in der Hand.

          „Ich liebe Dich Kim, willst du mich heiraten?“ Fragte Liam und öffnete das Etui, ein goldener schmaler Ring mit einem Diamanten strahlte sie an. Kim schlug sich die Hände vor das Gesicht und versuchte die Tränen zu unterdrücken. Liam stand auf. „Bekomme ich eine Antwort?“

          Kim nickte und fiel Liam um den Hals. „Ja! Ja, ich will!“

          Liam drückte sie an sich. „Ich liebe dich, und du machst mich zum glücklichsten Mann auf der Welt!“ Sanft schob er Kim sanft von sich, nahm ihre Hand und streifte ihr den Ring über den Finger,  dann küsste er ihre Hand.

          Kims Hand kribbelte. „Singst du das Lied noch einmal? Es war wunderschön!“ Sie zog Liam wieder zum Flügel und setzte sich auf die Bank, auch Liam ließ sich nieder und schlug die ersten Tasten an. Er sag das Lied noch einmal. Als er geendete hatte sah er zu Kim die ihn anstrahlte. Spontan zog er sie an sich und küsste sie leidenschaftlich auf den Mund und ohne zu zögern erwiderte Kim diesen. „Ich liebe dich Liam, schon seit damals!“

          „Ich weiß! Und ob du es glaubst oder nicht, auch ich habe mich damals in dich verliebt, nur wollte ich es damals nicht!“ gab Liam zu. „Jetzt allerdings lasse ich dich nie mehr los. Magst du immer noch die Lieder von Bruno Mars?“ Kim nickte und sofort fing Liam an Marry me zu spielen und sag dazu. Irgendwann setzten sie sich gemeinsam auf das Sofa und redeten die halbe Nacht, sehr viel später als Kim in ihrem Bett lag konnte sie ihr Glück kaum fassen, sie ließ den Abend noch einmal Revue passieren, fröhlich grinste sie vor sich hin. Sie hob die Hand mit dem Verlobungsring hoch um ihn noch einmal zu bestaunen. Irgendwann schlief sie aber doch völlig erschöpft ein.

Am nächsten Morgen wurde Kim erst sehr spät wach, sie hatte ein Geräusch gehört, konnte es aber im ersten Moment nicht richtig einordnen. Dann hörte sie Liam. „Kim, darf ich reinkommen?“ Sie sah an sich herunter, sie trug sein altes T-Shirt, aber das wusste er doch bestimmt nicht mehr. „Ja komm rein!“

Liam öffnete die Tür und staunte, dass Kim noch immer im Bett lag. „Irgendetwas läuft hier falsch, warst du nicht die, die immer schon mit einem Kaffee auf mich gewartet hatte?“ fragte er grinsend und kam mit zwei Tassen rein. Er setzte sich auf die Bettkante und reichte ihr eine.

          „Jetzt lasse ich mich verwöhnen!“ Grinste sie ihn glücklich an.

          „Und das mache ich auch sehr gerne!“ Er beugte sich zu ihr und küsste sie. „Guten Morgen mein Schatz!“

          „Ein Wunderschöner Morgen!“ Kim strahlte ihn glücklich an. „Und willst du mich immer noch heiraten nachdem du mich verschlafen gesehen hast? Schließlich musst du das jeden Morgen ertragen.“ Scherzte Kim.

          „Ach ich habe ja gerade erst mein Zimmer renoviert, dann schlafe ich halt da!“ Ging Liam auf ihren Scherz ein. „Aber warte mal, ist das mein T-Shirt?“ Er zupfte an dem Stoff. „Das habe ich dir doch damals nach dem Brand gegeben!“

          „Erwischt, und seitdem ist es mein Schlafanzug. So hatte ich dich jede Nacht bei mir!“ Kim grinste und küsste ihn schnell auf die Wange. „Ich glaube ich sollte jetzt aufstehen, wir müssen nachher Jona abholen.

 

 

 

 

 

Liam hielt den Wagen vor dem Haus von Matt und Lucy. „Bist du aufgeregt?” fragte Kim Liam.

“Ja. Bist du sicher, dass er nicht mehr sauer auf mich ist?”

“Ganz sicher. Er wünscht sich seit sechs Jahren nichts anderes, als das wir heiraten.”

“Okay, dann komm wir gehen rein.”

“Oh, Alex und Vanessa sind auch da!” Stellte Kim fest. “Schön, dann erfahren es alle zusammen!”

“Alex sollte dich vor mir beschützen, habe ich recht?”

“Ja. Schließlich hatte ich ein großes Geheimnis vor dir!” Kim grinste und küsste ihn auf die Wange. Sie öffnete die Tür die Tagsüber immer unversperrt war. “So einmal noch tief durchatmen, dann geht’s los.” flüsterte sie. Er nahm ihre Hand und sie drückte diese Aufmunternd. Sie traten in die Küche in der die Männer am Tisch saßen, sich unterhielten und die Frauen am Herd standen. Jona und Levi lungerten in einer Ecke und spielten. “Hallo alle zusammen!” rief Kim glücklich in die Runde. Alle drehten sich um und blickten die beiden voller erstaunen an. “Liam!” rief Alex. “Hi, hätte nicht gedacht dich hier zu treffen.” Alex umarmte seinen alten Freund.

“Liam?” Matt stand von seinem Stuhl auf. “Du bist hier?” Ungläubig starrte er ihn an. “Ich glaub es ja nicht! Wie schön dich endlich wiederzusehen!” Herzlich umarmte er ihn dann und auch Lucy löste sich aus ihrer Starre. “Liam, schön, dass du da bist!” Auch sie umarmte ihn freundlich. “Hi, ich bin Vanessa, Alex Frau. Ich habe schon sehr, sehr viel von dir gehört.” Sie küsste ihn ganz ungeniert auf beide Wangen und ging dann wieder an die Arbeit.

“Wer ist das?” flüsterte Levi Jona zu.

“Mein Daddy!” rief dieser glücklich aus und lief in Liams Arme.

“Du hast es ihm also endlich gesagt?” fragte Matt seine Tochter erleichtert. Kim nickte glücklich. “Jetzt wird alles wieder gut!” flüsterte er leise in den Raum. Lucy umarmte Matt. “Kommt setzt euch, das Essen ist fertig, ihr könnt uns dann am Tisch alles erzählen.” Forderte Vanessa auf und drückte Alex eine Schüssel in die Hand. Gemeinsam setzten sich alle an den Tisch. Matt sprach ein Tischgebet und dankte Gott das Liam da war. Alle langten ausgelassen zu und gerade als Kim nach ihrem Glas griff schrie Vanessa auf. “Kim!”

Verwirrt sah Kim sich um. War irgendetwas? “Was?” fragte sie überrascht.

“Ist das… ein Verloungsring?” Vanessa grinste verschmitzt und Kim nickte frühlich.

Liam und Kim sahen in glückliche Gesichter, dann wurden sie beglückwünscht. Matt nahm Kim in den Arm. “Kim, ich bin so stolz auf dich, dafür habe ich jeden Tag gebetet.”

Kim wischte verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. “Ich auch!”

“Wann ist es denn soweit?” fragte Matt, als alle wieder saßen.

“Wissen wir noch…”

“So schnell wie möglich, ich halte keine Minute ohne Kim aus!” unterbrach Liam sie. “Wir fahren morgen zum Pastor und fragen nach dem nächsten Termin.”

“Aber es muss noch so viel besorgt werden, die Einladungen müssen raus, das Essen muss bestellt werden, ein Partyraum und vor allem braucht Kim ein Kleid…” zählte Lucy auf.

“Das ist alles kein Problem!” Liam war zuversichtlich. “Ich habe eine schöne Yacht, da werden wir heiraten.”

Kim sah ihn erstaunt an.

“Du wolltest doch immer ein romantische Hochzeit und ich dachte auf einer Yacht wäre es richtig romantisch mit weißen Rosen und…”

“Ja!” unterbrach Kim ihn.

“Dein Kleid ist auch kein Problem ich hatte mal eine Kundin die Geschäftsräume gesucht hat, für ihr Brautgeschäftmodengeschäft, ich habe also noch was gut bei ihr.” Liam lächelte.

Kim sah ihn glücklich an.

 

“Matt, kann ich kurz mit dir reden?” fragte Liam nach dem Essen, als die Frauen den Tisch aufräumten.

“Klar, komm wir gehen in mein Büro.” Matt ging voraus und Liam folgte ihm.

“Ich wollte mich nur noch mal entschuldigen, dass wir hier so reingeplatzt sind und dir eine solche Neuigkeit einfach an den Kopf geworfen haben.”

“Nein, ist gar kein Problem. Es war eine schöne Überraschung.” Matt schüttelte den Kopf und lächelte seinen baldigen Schwiegersohn an. “Weißt du, schon damals als ich dich vom Flughafen abgeholt habe, habe ich mir gewünscht, das du meine Tochter heiraten wirst. Zwar hatte ich mir nicht gedacht das erst das Kind kommt und dann die Hochzeit, aber besser spät als nie.”

“Dafür wollte ich mich auch noch entschuldigen, ich hätte das niemals tun sollen, es war alles meine Schuld. Ich hoffe du warst nicht sauer auf Kim.”

“Nein, es ist nicht deine Schuld, dazu gehören immer zwei. Und ich kann mit freiem Gewissen sagen, dass ich dir nie allein die Schuld gegeben habe! Und sauer war ich nur kurz auf Kim, ich habe gesehen wie fertig sie deswegen war und sie hat es bereut, aber als sie dann das Kind hatte… da war alles vergeben und vergessen. Jona war das liebste Kind. Selbst Levi war ein kleiner Schreihals und Jona hat fast nie geweint. Kim konnte studieren und hat sich etwas aufgebaut. Ich habe sie nur immer angebettelt es dir zu sagen…”

“Das war meine Strafe, das habe ich eingesehen. Aber ich liebe Jona, als würde ich ihn schon sein ganzes Leben kennen.”

“Das ist gut so!”

“Also bist du einverstanden damit, dass ich Kim heirate?”

“Natürlich, dafür bete ich schon seit sieben Jahren!”

“Danke!” Die beiden Männer umarmten sich.

“So dann komm wir gehen wieder zu den anderen.”

“Da seid ihr ja.” Kim kam mit einem schlafenden Jona auf die beiden zu. “Die Jungs sind eingeschlafen, wir müssen los Liam.”

“Komm ich nehme ihn, er ist zu schwer für dich!”

Kim und Matt mussten lächeln, aber Kim legte Jona ohne zu zögern in Liams ausgebreiteten Arme. “Ich bringe ihn ins Auto, dann komm ich und wir verabschieden uns.”

“Wo schläft Liam denn?” fragte Lucy als er außer Hörweite war.

Kim wurde rot. “Im Gästezimmer. Er möchte gerne so viel wie möglich mit Jona zusammen sein.”

“Und mit dir!” flüsterte Vanessa, aber so dass jeder es hören konnte.

“Er schläft wirklich im Gästezimmer!” empört sah Kim sich im Zimmer um. “Noch sind wir nicht verheiratet!”

“Und das ist auch gut so!” stimmt Matt seiner Tochter zu. “Wartet diesmal bis nach der Hochzeit!” Alle lachten und Kim wurde noch röter.

“Habe ich etwas verpasst?” fragte Liam als er ins Zimmer kam.

“Nicht wirklich! Können wir los?”

Liam nickte. Dann verabschiedeten sie sich von allen. “Über was habt ihr jetzt geredet als ich nicht da war?” Fragte Liam als sie im Auto saßen.

“Ach ist unwichtig.” versuchte Kim ihn beruhigen.

“Jetzt sag schon, die haben irgendeine Bemerkung gemacht oder?”

“Wie kommst du darauf?” verwirrt sah sie zu Liam rüber.

“Als ich kam warst du so richtig schön rot wie eine Tomate!” Liam grinste und Kim konnte selbst in der Dunkelheit sein Grübchen sehen.

“Sie haben gefragt wo du schläfst, ich sagte im Gästezimmer und mein Vater meinte wir sollten warten bis wir verheiratet sind.”

“Das werden wir!” versprach Liam und zog ihre Hand an seine Lippen.

“Hast du deinen Eltern schon erzählt, dass wir heiraten?”

“Ja! Nur von Jona wissen sie noch nichts, das will ich lieber persönlich machen. Und du musst mir helfen.”

“Sicher, aber ich glaube unser Sohn wird sie alle um den Finger wickeln!”

          „Passt es dir wenn wir morgen nach Deutschland fliegen?“

Kim grinste. „Natürlich, es sind noch Ferien und ich habe keine Verpflichtungen. Wir fliegen morgen zu deinen Eltern, jetzt bin ich die, die Aufgeregt ist.“

Liam drückte sanft ihre Hand. „Das brauchst du nicht, ich werde immer in deiner Nähe bleiben! Ich liebe dich Kim!”

“Und ich liebe dich!”

 

 

 

Epilog

 

Kim lief Aufgeregt in der Kajüte herum. „Ich halte es nicht mehr aus! Ich will, dass es endlich vorbei ist! Mein Herz rast. Ich brauche einen Schluck Wasser!“

            Vanessa reichte ihr ein Glas und versuchte Kims Nervosität zu beruhigen, Lucy kam herein und bestaunte Kims wunderschönes weißes Hochzeitskleid. „Du siehst Traumhaft aus. Bist du bereit? Dein Vater steht schon vor der Tür.“

            „Danke!“ Kim holte noch einmal tief Luft und nickte. Lucy öffnete die Tür und Matt trat ein und starrte sie an.

            „Wunderschön! Kim, meine kleine Tochter wird jetzt heiraten…“ Er ließ den Satz unbeendet und nahm sie in die Arme. Nach einer Weile löste er sich von ihr. „Bereit?“ fragte er. Kim nickte wieder und Matt führte seine Tochter hinaus zum Altar wo Liam schon ungeduldig auf Kim wartete. Die Musik erklang und Liam richtete seine Aufmerksamkeit auf den Gang, als er Kim erblickte, wie sie da in ihrem weißem Kleid auf ihn zuschritt, setzte sein Herz kurz aus zu schlage. Sie trug ein wunderschönes weißes Kleid, ihre Augen strahlten ihn glücklich an. Jetzt war ihr Tag gekommen, endlich waren sie zusammen. Für immer!

            Kim schritt aufgeregt den Gang an der Hand ihres Vaters entlang, immer näher zu Liam. Ihr Herz schlug ihr wie Wild gegen die Brust, aber sie war so glücklich. Liam sah umwerfend in seinem schwarzen Anzug aus. Und er strahlte sie an, nichts schien ihn zu interessieren, für ihn gab es nur sie. Vor ihm angekommen legte ihr Vater ihre Hand in die von Liam. Kim küsste ihren Vater auf die Wange und Liam flüsterte ein leises „Dankeschön“. Matt nickte und ging zu Lucy und den Kindern. Aus den Augenwinkeln sah Kim Jona bei Josef stehen er strahlte sie an und Kim zwinkerte ihm fröhlich zu.

            Liam zog an ihrer Hand und sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Liam zu. „Du bist… wow…“ flüsterte er ihr anerkennend ins Ohr.

Die Trauung verlief sehr romantisch, sie gaben sich gegenseitig das Eheversprechen und endlich hörten sie die erlösenden Worte des Pastors: „Hiermit seid ihr nun Mann und Frau und was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden! Liam du darfst deine Frau nun küssen!“ Liam zog Kim an sich und küsste sie leidenschaftlich. Die Gäste sprangen von ihren Plätzen auf klatschten und jubelten.

            Später wurde das Essen serviert und es wurde gefeiert und getanzt. Kim und Liam strahlten sich an. Sie waren glücklich! Noch viel später verabschiedeten sich die letzten Gäste und verließen die Yacht. Jetzt waren Liam und Kim allein.

            „Was passiert jetzt?“ fragte Kim. „Werden wir hier bleiben?“

            Liam zog sie in die Arme und küsste sie ausgiebig. „Wir starten die Motoren und fahren ein Stück, dann gehen wir schlafen und morgen setzten wir die Segel und machen Urlaub!“ Liam zog Kim auf die Brücke, er startete den Motor, stellte aif Autopilot und nahm dann wieder Kims Hand. Er führte sie an Deck und gemeinsam sahen sie auf das Meer. Liam nahm Kims Gesicht in die Hände, sie blickte ihn sehnsüchtig an. „Ich liebe Dich! Für immer!“ flüsterte er und verschloss ihre Lippen mit den seinen.

 

 

 

 

Ende

         

 

 

 

 

 

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen bei mir.
Bildmaterialien: Cover: Sandra A.
Tag der Veröffentlichung: 20.06.2014

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