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Kapitel 1 Welcome back

Und erstens kommt es anders!

 

Prolog

 

An einem kalten Mittwoch im Februar, Luke der Sohn von Samuel Parker saß frustriert in seinem Zimmer auf dem Bett und starrte die Wand an. Das Durcheinander um ihn herum nahm er nicht mehr wahr. Überall lagen zerstört seine mühsam zusammengebauten Legosteine herum, er hatte eine Ewigkeit gebraucht die große Weltallstation die er zu Weihnachten bekommen hatte aufzubauen. Erst gestern hatten er und sein Vater alles geschafft und er hatte sich schon so darauf gefreut mit diesem Weihnachtsgeschenk zusammen mit seinem besten Freund und Nachbarn zu spielen. Nun war alles kaputt und die kleinen Steine lagen in seinem ganzen Zimmer zerstreut herum. Wie in Trance stand er auf und setzte sich an seinen Schreibtisch, zog die erste Schublade an seinem Schreibtisch auf und blickte auf die sauber nebeneinander aufgereihten Bleistifte. Er nahm sich einen aus der Mitte und zog die nächste Schublade auf, holte seinen Zeichenblock heraus und schlug eine leere Seite auf. Bald schon war er in einer anderen Welt und vergas das Unrecht das ihm zuteilwurde, konzentriert zeichnete er sein Lieblingsauto, einen Ford Mustang 67, das Auto mit dem sein Vater gerade unterwegs war und er nicht mitdurfte weil sein Zimmer nicht sauber war.

Draußen stürmte es aber der siebenjährige blonde Luke bekam davon nichts mit. Er war ganz in seiner Welt er liebte es zu zeichnen, er konnte Stundenlang mit einem Bleistift in der Hand dasitzen und Zeichnen. Der Wind schlug die Äste der alten Eiche, die vor Lukes Zimmer stand an sein Fenster, es war ein unheimliches Geräusch, dazu noch der Wind der durch das undichte alte Fenster pfiff. Luke stand auf und sah aus dem Fenster, es war stockdunkel und wilde weiße Schneeflocken flogen herum, so das man keine zwei Meter sehen konnte. Luke öffnete das Fenster und der Schnee flog in sein Zimmer, als es immer mehr wurde schloss er schnell das Fenster wieder, was ihn allerdings einige Kraft kostete. Als es endlich zu war sah er sich noch einmal um. Der Schnee schmolz schon, nur waren jetzt seine Socken Nass. Eigentlich störte es ihn nicht wenn sie nass waren, aber Emma die Haushälterin, die liebste Person nach seinem Vater in Lukes Leben, hatte ihm verständlich gemacht das er sich erkälten konnte und das wollte er nicht. Schnell zog er die Socken aus und holte sich neue aus dem Schrank. Dann ging er zu der neuen Anlage, die er zu seinem Geburtstag im November bekommen hatte und machte Musik an. Ihm wurde Langweilig, aber er musste in seinem Zimmer bleiben weil Bea, seine Stiefmutter es so angeordnet hatte. Seine beiden Stiefschwestern durften Fernsehen und er musste sein Zimmer aufräumen, obwohl er nichts getan hatte. Es waren die beiden Mädchen die sein Zimmer so zugerichtet hatten das wusste er ganz genau! Und jetzt musste sein Vater auch noch wegen dieser verwöhnten Mädchen bei diesem Wetter ins Geschäft fahren. Das war so gemein! Verzweifelt und den Tränen nahe legte er sich auf sein Bett und rollte sich zusammen, sein Vater würde bestimmt jeden Augenblick kommen und ihn trösten…

Am nächsten Morgen wachte Luke auf, er lag noch immer so im Bett wie er sich hingelegt hatte. Langsam setzte er sich auf und rieb sich müde die Augen, draußen schien die Sonne und blendete ihn. Er stand auf und ging zum Fenster. Alles war weiß wohin man auch sah alles lag voll mit Schnee. Ein grinsen stahl sich auf sein Gesicht, er könnte ja vielleicht mit seinem Vater einen Schneemann bauen, das letzte Mal als Schnee gefallen war hatte sein Vater keine Zeit gehabt. Schnell lief er aus seinem Zimmer und wollte gerade die Tür zum Schlafzimmer seines Vaters öffnen als er im Kopf die Boshafte Stimme von Bea hörte. „Dieses Zimmer ist für dich Tabu! Jetzt lebe ich mit deinem Vater hier und du hast hier nichts mehr zu suchen.“

Er hielt sein Ohr an die Tür, nichts zu hören. Also stürmte er die weitläufige Treppe herunter und mit einem Lächeln im Gesicht stieß er die Tür zum Speisezimmer auf. „Papa, können wir einen Schneemann bauen?“ fragte er und erblickte nur Bea die am Kopfende des großen Esstischs saß, dem Platz seines Vaters.

„Wo ist Papa?“ fragte er.

„Dein Vater hatte gestern als er Besorgungen machte einen Unfall, er ist gegen einen Baum gefahren und gestorben. Also kann er keinen Schneemann mit dir bauen. Und jetzt verzieh dich in dein Zimmer ich möchte meinen Kaffee genießen und das kann ich nicht wenn du Balg in meiner Nähe bist. Ich möchte im Allgemeinen nicht dass du dich in demselben Raum aufhältst in dem ich bin. Hast du mich verstanden?“

Tränen stiegen in Lukes Augen und er nickte. „Aber wo ist Papa? Kann ich bitte zu ihm?“

„Ich habe es dir schon einmal gesagt du dummer kleiner Junge! Dein Vater ist Tod, er schmort jetzt sehr wahrscheinlich in der Hölle!“

Luke erbleichte bei diesen harten Worten seiner Stiefmutter immer mehr. Dann als sickerte die schlimmste aller Nachrichten erst jetzt in sein Gehirn, begriff er. Papa war Tod! Voller Verzweiflung lief er in die Küche, direkt in Emmas Arme und lies seinen Tränen freien Lauf. Sie tröstete ihn so gut sie konnte und weinte selbst um den Mann den sie so achtete und dem sie so viel zu verdanken hatte.

Von nun an würde nichts mehr so sein wie es mal war. Luke war allein die Frau, die sein Vater vor drei Monaten geheiratet hatte kannte er nicht, und er mochte sie nicht. Aber dem Gesetz nach war sie jetzt sein Vormund und bevor Luke auch nur ansatzweise begreifen konnte was genau geschah saß er mit seiner Stiefmutter und den Zwillingen Anabelle und Isabelle im Flieger nach Los Angeles.

Dort blieben sie zehn Jahre bevor sie zurück nach Deutschland zogen. Wieso das jetzt geschah wusste Luke wieder nicht.

 

 

Kapitel 1

Welcome back

 

LUKE

Luke beobachtete die Familie vor sich während er den Gepäckwagen vorsichtig durch die Menschenmassen des Flughafens bugstierte. Ein Geschwisterpaar, Roland und Nadine, wie er aus ihren Gesprächen herausfand, saßen während des Fluges eine Reihe vor ihm. Während der Turbolenzen musste Nadine von ihrem Bruder beruhigt werden, so etwas hatte er noch nie erlebt. So etwas wie Liebe und Geborgenheit in der Familie kannte er überhaupt nicht. In seiner Familie war jeder sich selbst der nächste. Beruhigend hatte der circa 16 jährige die Hand seiner kleinen Schwester genommen, sie getröstet und zuversichtlich auf sie eingeredet.

Annabelle und Isabelle hielten zwar zusammen, wenn es darum ging ihn zu quälen, aber allein hielten sie es kaum zehn Minuten miteinander aus. Und aus diesem Grund war er auch glücklich „nur“ zweite Klasse zu fliegen.

So wie Roland und Nadine begrüßt wurden, wurde er damals nur von seinem Vater begrüßt, wenn er mal für eine etwas längere Zeit auf Geschäftsreise war. Es wurde gelacht, die eine oder andere Träne floss, es wurde umarmt und geküsst. Wie eine richtige Familie halt…

                „Luke beeil dich! Wir warten auf dich! Und hör auf andere Menschen anzustarren!“ riss ihn die kratzige Stimme seiner Stiefmutter aus den Gedanken. Er löste den Blick von der Familie und steuerte seiner  kaum zu übersehenden Familie hinterher.

Seine Stiefmutter war Mitte vierzig, kleidete sich aber wir eine zwanzigjährige, enge Jeanshosen, ein Tank Top das mehr entblößte, als versteckte dazu High Heels. Annabelle und Isabelle bildeten da auch keine Ausnahme, für fünfzehnjährige Mädchen sahen sie eher wie Paradiesvögel aus. , beide trugen sie enge Tops, eine in pink, die andere in lila und dazu eine knappe Shorts mit wie nicht anders zu erwarten irgendwelchen hohen High Heels.

Seine Familie war anders, nicht normal wie alle anderen. Die Menschen im Flughafengebäude schauten ihnen erstaunt hinterher und schüttelten ungläubig die Köpfe.

Aber es gab da auch Ausnahmen, Kerle die, die Augen nicht von ihnen lassen konnten bis sie außer Reichweite waren. Aber er machte ihnen da auch keinen Vorwurf, Bea war trotz ihres Alters eine Auffallend attraktive Frau. Ihre ständigen besuche beim Schönheitschirurgen hatten sich gelohnt. Sie hatte sich die Nase, Lippen und Brüste machen lassen, außerdem ging sie regelmäßig zur Fettabsaugung. Ihre blondierten Haare vielen ihr leicht gewellt über den Rücken. Wenn man sie von hinten sah, sah sie so normal aus, aber sobald Luke in ihr Gesicht schaute war nichts echtes darin zu finden.

Obwohl Luke sich in seiner normalen Kleidung sehr wohl fühlte zog er doch die Blicke der Leute auf sich. Er war groß und durchtrainiert, was er dem regelmäßigen Gang zum Fitnesscenter zu verdanken hatte, außerdem war er ein leidenschaftlicher Surfer. Seine blonden Haare trug er gestylt und dank der Sonne von LA war schön braun gebrannt.

Luke konnte sich viel leisten, ganz zum Missfallen von Bea, die ihm am liebsten ein mickriges Taschengeld verpasst hätte. Aber laut einer Klausel im Testament seines Vaters bekam Luke je nach Alter ein angemessenes Taschengeld zur freien Verfügung ausgezahlt. Da konnte Bea rütteln so viel sie wollte und Luke war erleichtert nicht auf sie angewiesen zu sein wenn er sich etwas kaufen wollte. Im Hinterkopf hatte sich bei ihm der Verdacht gedrängt, dass der Umzug zurück in seine Heimatstadt, etwas mit seiner baldigen Volljährigkeit zu tun hatte. Er hatte sich vorgenommen herauszufinden wer der Anwalt seines Vaters ist und vielleicht bekam er ja mal Einblicke ins Testament.

Sie verließen das Flughafengebäude und steuerten auf die schwarze Limousine zu, die Bea gemietet hatte. Der Chauffeur öffnete die Tür für Bea und die Zwillinge, Luke ging automatisch zum Kofferraum und lud die Koffer ein. Der Chauffeur kam, half ihm mit dem Rest und stellte dann den Gepäckwagen an den dafür vorgesehenen Platz. Luke ging zur Beifahrertür und stieg ein, er hatte keine Lust mit den anderen hinten zu sitzen. Die ganze Fahrt über musste er sich das Jammern seiner Familie anhören.

                „Es ist hier so kalt.“

                „Hier gibt es ja überhaupt keine Sonne.“

                „Igitt, guck dir den mal an, hat der keine Ordentlichen Schuhe?“

Luke konnte das Oberflächliche Gelaber nicht mehr hören, zog seinen IPod aus der Tasche hörte Musik und freute sich auf sein altes Zuhause.

Der Wagen hielt vor der großen Villa in der er aufgewachsen ist, es war ein zweistöckiges Gebäude mit sechs luxuriös ausgestatteten Schlafzimmern mit angrenzenden Badezimmern. Einen Salon der als Wohnzimmer benutzt wurde, eine Bibliothek, die gar nicht genutzt wurde, eine riesige Küche und ein Wohn- und Esszimmer. Im Keller gab es eine Wellnessanlage mit Pool, Saunen, Ruheraum, Solarien und so weiter. In der Garage standen normalerweise die vier Lieblings Autos seines Vaters, wenn Bea sie noch nicht verkauft hatte! Der Garten ging nach hinten uneinsehbar von Nachbarn und Straße, diesen zierte ein weiterer Pool und ein Jacuzzi außerdem gab es weiter hinten auf dem Grundstück eine Partyhütte.

Luke half dem Chauffeur das Gepäck aus dem Auto zu holen.

                „Luke mein Gepäck bringst du zuerst in mein Zimmer! Dann kannst du das von den Mädchen wegbringen. Dann sag der Köchin das wir da sind und essen wollen!“

                „Zu Befehl…“ flüsterte Luke vor sich hin. Noch ein Jahr! Dann wäre er diese Familie los, ob er dann nun das Geld von seinem Vater hätte oder nicht. Länger als nötig würde er nie freiwillig bleiben.

Nachdem er das Gepäck von Bea und den Mädchen in die jeweiligen Zimmer gebracht hatte und die Köchin Emma, begrüßt hatte, die das Essen natürlich schon fast fertig hatte, ging er noch mal raus um seinen Koffer zu holen, der Gott sei Dank noch immer unberührt auf dem Bürgersteig stand. Luke bückte sich um den Koffer aufzuheben, als er eine Stimme hörte die  „VORSICHT!“ rief. Luke sprang zur Seite und sah einen Kerl auf einem Skateboard an ihm vorbeirasen.

                „Pass doch auf du Idiot!“ rief Luke ihm nach und widmete sich jetzt seinem Koffer. Der Skateboard Fahrer  sprang von seinem Board.

                „Ich glaube es nicht! Luke??“

Luke sah auf. „Rafe!“ Ein breites Lächeln spielte um seine Mundwinkel und machte ein Grübchen sichtbar.

                „Ich glaube es nicht! Du bist es wirklich!“ Rafe ließ sein Skateboard fallen und sprang Luke förmlich in die Arme. „Mein alter Kumpel ist wieder da! Ich glaube es immer noch nicht! Wie lange ist es jetzt her?“

                „Zehn Jahre.“ Luke lächelte. Rafe war immer noch der alte, sie waren zusammen aufgewachsen, Nachbarn, hatten zusammen den Kindergarten besucht und sind später in die gleiche Klasse gekommen.

„Man das ich dich überhaupt noch erkannt habe, deine Haare, alter hast du einen blonden Kopf! Genauso wie früher!“

„Was? Genauso? Ich glaube ich bringe da jetzt ein bisschen mehr Ordnung rein als früher.“ Luke lachte. „Ich gebe mir jetzt wesentlich mehr Mühe sie zu bändigen!“

„Oder du benutzt jetzt einfach mehr Stylingprodukte!“

„Das wird es sein!“

„Erzähl mal wie war es da in den Hollywood Hills? Wie sind die Mädels?“

„Eingebildet, Zickig, Nervig, Mager und Braungebrannt. Ach ja und Karrieregeil!“ zählte er gelangweilt auf. „Die Frauen sind doch alle gleich. Angefangen mit denen.“ Er deutete mit dem Finger aufs Haus.

„Inez ist anders! Sie ist normal, natürlich und ehrlich! Und sie ist Hübsch!“

                „Deine Freundin?“

                Rafe grinste. „Noch nicht wirklich!“ Er hob den Zeigefinger. „Also lass die Finger von ihr.“

Luke lächelte und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Keine Angst in mir brauchst du keinen Konkurrenten sehen, ich habe erst einmal die Schnauze voll von Frauen!“

                „Du stehst nicht sonderlich auf Frauen?“ stellte Rafe fest.

                „Nein, das ist es nicht!“ Luke grinste. „Aber ich vertraue ihnen einfach nicht mehr, sie lügen und betrügen.Außerdem bringen sie meine schlechte Seite zum Vorschein.“

                „Aber hier gibt es auch normale Mädchen, Inez zum Beispiel, aber die gehört mir!“ Rafe verschränkte die Arme und überlegte kurz. „Genau! Inez hat eine Freundin, eine ziemlich süße wenn ich das so sagen darf. Sie ist…“

                „Hör auf! Keine Mädels. “Luke sah seinen Freund entschlossen an.

                „Echt nicht?“ hackte Rafe vorsichtshalber noch einmal nach.

Es gab eine Zeit da hatte Luke gerne mit Mädels rumgemacht, aber das schien schon so weit zurückzuliegen. Seine Beziehungen waren eigentlich immer recht kurz gewesen. Er hatte sie einfach immer viel zu schnell satt. Die Mädels achteten immer nur auf das äußere und es war schwer die richtige zu finden. Seine letzte Beziehung ging vor drei Monaten in die Brüche, er war mit einem Mädchen Namens Anni zusammen, sie war sozusagen die Königin der High School. Beliebt, modern, heiß und reich. Sie hatte ihn betrogen, und er hatte gedacht das mit ihr wäre es endlich anders, hatte gedacht er hätte ihr wahres Ich gesehen. Als er von ihrem Betrug erfuhr, hatte er sofort Schluss gemacht und sich eine neue ausgesucht, nur um sich zu rächen. Jetzt fand er seine Entscheidung gar nicht mehr so genial wie noch vor ein paar Wochen. Das Mädchen, das er sich ausgesucht hatte war eine nette und hilfsbereite sechszehnjährige gewesen. Sie hatte es nicht verdient so ausgenutzt zu werden, genauso wenig wie die andere aus seinem Chemiekurs. Die Cheerleaderin war da ganz anders, sie war genauso wie er und hatte nebenbei noch ein paar andere Typen am Start. Trotz allem hatte seine Rache funktioniert und Anni war eifersüchtig. Aber er schwor sich so etwas nie wieder zu machen, er wollte keine Mädels mehr verletzen und er selbst wollte am wenigsten leiden! Er würde sich erst einmal von Mädels fernhalten. Er hatte keine Lust auf diese ganzen Komplikationen.

                „Wann genau bist du mit dem Skateboard eigentlich so schlecht geworden?“ Wechselte er das Thema und klatschte Rafe dabei auf den Rücken. „Du musst mal surfen gehen, das ist eine Herausforderung!“

                „Wir sind hier nicht in Beverly Hills.“ Widersprach sein Freund. Sie unterhielten sich noch eine Weile über alte und neue Zeiten.

                „Luke! Essen!“

Gereizt sah Luke zu der nervenden Stimme von Isa und nickte einmal das er verstanden hatte. „Sorry, muss rein. Sehen wir uns nachher?“

                „Klar komm vorbei, du weißt ja wo ich wohne.“ Rafe deutete mit dem Kopf auf das Nachbarhaus. Luke nickte, rief noch ein „Bis nachher!“ und verschwand dann Richtung Haus. Drinnen schmiss er seinen Koffer in eine Ecke, ging dann ins Esszimmer und setzte sich auf den letzten freien Stuhl.

                „Mit wem hast du da gerade geredet?“ fragte Isa neugierig.

                „Rafe.“ Antwortete er knapp.

                „Der sah ja schrecklich aus, kennt er denn gar keinen Friseur? Seine Haare sind ihm viel zu lang, er kann doch unmöglich etwas unter diesem langen Pony erkennen.“ Stellte Annabelle fest.

                „Das ist kein Pony! Das ist heutzutage modern und Rafe ist halt nun mal speziell!“ In Gedanken fügte er hinzu. „Aber nicht so speziell wie ihr!“

                „Und hast du seine Klamotten gesehen?“ Ignorierte Isa ihn. „Die Hose war ganz zerrissen und das T-Shirt steckte halb in der Hose und das Cappy war bestimmt schon zehn Jahre alt.“ Berichtete Isabelle.          „So einen würde ich in hundert Jahren nicht länger als zwei Sekunden angucken.“

                „Ich auch nicht.“ Stimmte Annabelle ihrer Schwester zu.

                „Und doch habt ihr es, sonst würdet ihr ihn ja wohl kaum so gut beschreiben können.“ Schmunzelte Luke. Beide Mädchen starrten ihn mit einem Blick an, der jeden anderen Menschen wahrscheinlich Angst eingejagt hätte.

                „Ruhe jetzt. Ich will nichts mehr hören, jetzt wird gegessen!“

Den Einwand ihrer Mutter übergehend plapperte Isa weiter. „Ist die Schule denn auch wirklich gut? Ich will keine Zweitklassige Schauspielerin werden.“

                „Du bist jetzt schon eine erstklassige.“ Dachte Luke, sprach es aber nicht aus. „Das ist die Beste hier in der Nähe. Ihr müsst wohl oder übel das nehmen, was ihr kriegen könnt.“ Sagte er stattdessen.

                „Also ich will Ballett und Schauspielunterricht!“ stellte Annabelle fest.

                „Ich auch!“

                „Und ich nicht!“

                „Das was du willst interessiert keinen!“ meckerte Isabelle und Annabelle schaute ihn böse an.

Luke grinste er liebte es die Mädchen zu ärgern. Das sah seine Stiefmutter und warf doch tatsächlich eine Nudel in seine Richtung, er duckte sich und sie landete auf dem Boden.

                „Hör auf die Mädchen zu ärgern.“ Sagte sie und aß weiter.

Luke schaute sie verdutzt an. Sie hatte noch nie mit Essen nach ihm geworfen, klar mit anderen Sachen schon, wie zum Beispiel Vasen, Autoschlüsseln, Handtaschen und manchmal auch Schuhen, aber noch nicht mit Nudeln. Die Mädchen schauten belustigt. Diese Familie war echt kaum zum Aushalten!

                „Mama, wie kommen wir denn jetzt Morgen zur Schule?“

                „Luke bringt euch, wie immer.“ 

                „Ich kann nicht.“ Warf er ein.

„Natürlich kannst du. Denkst du ich stehe so früh auf und bringe die beiden dahin? Du wirst schön tun was ich sage, sonst werde ich dir...“

„Das wäre Illegal.“

„Dir Hausarrest geben? Seit wann ist das Illegal?“

„Die Mädels zur Schule zu bringen. Ich bin siebzehn, wir sind in Deutschland, ich darf kein Auto fahren. Sieht ganz so aus als müsstet ihr den Bus nehmen!“ Wandte er sich an die schockiert blickenden Schwestern.

„Bus?“ fragte Anna schockiert.

„Ja, dann nimmt den Bus. Aber für dich, “ wandte sich Bea an Luke, „zahle ich den Bus nicht.“

„Musst du auch nicht, ich habe mein Skateboard.“ Damit stand er auf und drehte sich zur Tür.

„Wo willst du hin?“ fragte Bea ihn aggressiv. „Haben wir das Abendessen vielleicht schon beendet?“ Ihr Blick glitt auf ihren noch vollen Teller.

„Zu Rafe. Und danke ich bin satt.“ Sagte er ungerührt. „Aber ihr könnt ruhig noch weiter essen, es ist genug da.“

Bea überging seine freche Antwort und fragte stattdessen nur nach Rafe. „Wer ist dieser Rafe?“

„Rafael Naber, mein Freund.“

„Nein.“

„Wie nein?“ fragte er verständnislos.

„Du bleibst heute zu Hause, Morgen ist Schule. Du solltest dich vorbereiten. Es wirft kein gutes Licht auf unsere Familie wenn du nicht ordentlich vorbereitest zum Unterricht kommst.“

„Es ist halb sieben. Du kannst mir nicht vorschreiben zu Hause zu bleiben.“

„Doch! Auf in dein Zimmer!“ Bea widmete sich wieder ihrem Essen und für sie war die Diskussion zu Ende. Wenn er so frech zu ihr war, wollte sie ihm den Spaß erst Recht verderben.

Luke drehte sich um und marschierte die Treppe rauf in sein altes Zimmer unterwegs schnappte er sich noch seinen Koffer. „Dann läuft es hier genauso weiter wie in den Hills.“ Murmelte er vor sich hin. Schlug seine Zimmertür hinter sich zu, schloss ab, ging zu der Anlage in der Ecke des Zimmers, die ihm sein Vater zum siebten Geburtstag geschenkt hatte und drehte die Musik auf. Dann warf  er noch mal einen Blick in den Spiegel, öffnete das Fenster und kletterte den alten Eichenbaum hinunter. Dort ging er durch den Garten direkt auf Rafaels Zuhause zu.

Kapitel 2 Die Begegnung

Kapitel 2

Die Begegnung

RILEY

„Oma, ich muss mich beeilen, ich komme sonst zu spät zur Schule!“ Riley lief durch die Küche hob ihre Tasche vom Boden auf und lief denn wieder zurück in den Flur um den anderen Schuh anzuziehen.

„Aber du musst doch etwas Essen. Du bist eh schon zu dünn.“

„Bin ich gar nicht, ich bin normal.“ Wiedersprach sie. Lief dann wieder durch die Küche in den Abstellraum. „Hast du meine Jacke gesehen? Ich weiß nicht mehr wo ich sie hingelegt habe.“ Unruhig lief sie auf und ab. „Ich verpasse noch am ersten Schultag den Bus.“

„Riley! Du hast deine Jacke an.“ Ihre Oma kam auf sie zu. „Beruhig dich, das ist doch immer das gleiche bei dir. Langsam müsstest du mal Ordnung lernen.“ Beunruhigt blickte ihre Oma sie von unten bis oben an. Riley trug braune Cowboystiefel, eine schwarze Jeanshose, ein Top darüber eine weiße Bluse und darüber ihre gesuchte Lederjacke. Ihre dunklen Haare vielen ihr offen und lockig über die Schulter und ihre braunen Augen strahlten. „Du bist komplett fertig und kannst zum Bus laufen. Jetzt komm und gib deiner Oma einen Kuss.“

Riley lächelte umarmte ihre Oma und küsste sie auf die Wange. „Bis nachher Oma!“

„Hier nimm den mit, für unterwegs.“  Ihre Oma hielt ihr einen Müsliriegel hin. Riley nahm ihn und rannte zur Tür. „Bye Omi, hab dich lieb!“ Damit war sie weg und ließ eine schmunzelnde Oma zurück.

Riley lief über den gepflasterten Weg von ihrem kleinen Bungalow auf die Straße zu, bog ohne zu gucken nach rechts ab, dabei überrannte sie beinahe Frau Thole mit ihrem Hund, sie setzte zum Sprung an und hechtete über den kleinen Dackel. „Entschuldigung!“ rief sie noch über ihren Rücken, dann war sie auch schon auf der anderen Straßenseite. Frau Thole schüttelte den Kopf. Dieses Mädchen würde sich wohl nie ändern, aber sie mochte sie gerne leiden. Schwer atmend erwischte Riley den Bus.

„Na das war knapp.“ Begrüßte der Busfahrer sie.

Riley hob entschuldigend die Schultern und seufzte: „Wie immer!“ Dann setzte sie sich in die erste Reihe und zog ihr Buch raus. Zwanzig Minuten hatte sie jetzt noch Zeit zu lesen. Sie musste unbedingt schaffen es durchzulesen. Würde Burke es schaffen Remi vor ihrem grausamen Ehemann zu retten?

Der Bus hielt. Das Buch war durch. Burke und Remi waren glücklich. Wie nicht anders zu erwarten. Völlig in Gedanken versunken stieg sie aus dem Bus. Wie wäre es wohl von einem Mann entführt zu werden und sich dann in ihn zu verlieben? Wahrscheinlich eher unwahrscheinlich.

„Hey! Riley, hier. Komm mal her!“ Die Stimme ihrer Freundin riss sie aus ihren Gedanken.

Riley lächelte als sie ihre Freundin Inez entdeckte die auf und ab sprang um auf sich aufmerksam zu machen.

                „Ist ja gut, ich habe dich schon gesehen.“ Lächelnd umarmten sie sich.

                „Wie waren deine Ferien? Ich bin ja so neidisch, ich wünschte die Schauspielschule hätte mich auch genommen. Hast du viel gelernt?“

                „Oh, ja!“ Riley lachte. “Wir durften in so ziemlich jede Rolle schlüpfen, mal waren wir Lehrer, mal Oma, einmal war ich eine Sekretärin, und in dem größten Projekt habe ich einen Jungen gespielt. Ich kann jetzt wie ein Kerl reden.“ Sie verstellte ihre Stimme und Inez lachte.

                „Oh man das klingt echt gut. Ich wüsste nicht dass du es bist, wenn ich es nicht wüsste.

Riley schaute sie verwirrt an. „Irgendwie macht dein Satz nicht gerade viel Sinn.“ Dann lachten sie beide, was aber abrupt durch das Klingeln der Schulglocke verstummte. Erstaunt Blickten sie sich auf dem leeren Schulhof um.

                „Wir kommen zu spät!“ riefen sie aus einem Mund und rannten los. Die Flure waren leer, sie kicherten und rannten immer weiter.

                „Ich kann nicht mehr!“ keuchte Inez.

                „Wir sind gleich da.“ Ermunterte Riley sie und sah nach hinten, was sich leider als Fehler herausstellte. Als sie wieder nach vorne sah, stand da auf einmal ein Kerl, er konnte sie nicht sehen, weil er mit dem Rücken zu ihr stand. „Achtung!“ rief sie. Versuchte zu bremsen, aber sie war zu schnell, es schien zwecklos. Plötzlich drehte er sich um und fing sie auf, strauchelte ein paar Schritte zurück und setzte sie dann ab. Rileys Herz schlug heftig gegen ihre Brust sie atmete schwer. „D-danke!“ stotterte sie. Er sah einfach blendend aus. Seine blonden Haare fielen ihm lässig in die Stirn, er war locker einen Kopf größer als sie, braun gebrannt, was seine Haare noch heller machte. Und als sie in seinen Armen lag hatte sie seine Muskeln deutlich gespürt. Seine Augen waren grau grün und blickten sie durchdringend ja schon fast genervt und wütend an.

                „Danke“ murmelte sie noch mal und dann war auch schon Inez da.

                „Wow, das sah echt gefährlich aus! Zuerst dachte ich es wird Knochenbrüche geben, aber dann, als du sie hochgehoben hast. Wahnsinn! Wo hast du das gelernt?“

                „Leichtathletik.“ Sagte er nur.

Seine Stimme jagte Riley eine Gänsehaut über den Körper. Sie war so tief und klang in ihren Ohren schon fast zu Perfekt. Sie starrte ihn die ganze Zeit an. Inez bemerkte es und stieß sie in die Seite.

Riley erwachte aus ihrer Starre und murmelte schon wieder ein „Danke.“

                „Das sagtest du bereits.“ Sagte er gleichgültig. An Inez gewandt fragte er: „Ist das hier die Klasse von Herrn Becker?“

                „Ja, bist du neu?“

                „Ich denke mal schon. Also ich muss dann mal.“ Damit wandte er sich ab, klopfte an die Tür und öffnete diese.

                „Hi, Sorry die Störung, aber ...“

                „Du bist wohl Luke Parker. Ich habe dich schon erwartet. Willkommen in unserem Schauspielkurs.“

                „Danke.“ nuschelte er.

                „Und ihr beide? Wieso seit ihr schon wieder zu spät?“ wandte sich Herr Becker an Riley und Inez.

                „W-wir... Wir haben...“

                „Was ist bloß los mit dir?“ Zischte Inez ihr ins Ohr und sagte dann völlig gelassen. „Wir haben Luke auf dem Flur getroffen und dann eben eine kurze Einweisung gemacht, ihm seinen Spind gezeigt, die Toiletten und eben unsere Klasse. Das hat sich dann halt ein bisschen hinausgezögert. Sorry.“

                Luke schaute sie völlig verdutzt an. Sie hatten ihm nichts gezeigt. Die log ohne rot zu werden. Typisch Schauspieler vor allem Mädchen. Er konnte diese Leute nicht ab. Wütend blickte er sich in der Klasse um. Vier, mit ihm fünf Jungen und an die fünfzehn Mädchen. Na das konnte heiter werden.

                „Wo kann ich sitzen?“ fragte er den Lehrer der ihn anscheinend schon vergessen hatte. Ein Jahr noch. Dann konnte er machen was er wollte. An diesen Strohhalm klammerte er sich.

                „Oh Luke, Entschuldigung, such dir aus wo du sitzen möchtest die Klasse ist jetzt vollständig. Er ging ganz nach hinten in die letzte Ecke und verkroch sich da auf einen Stuhl.

„Also wie ich eben der Klasse erläutert habe machen wir dieses Jahr ein Projekt über sagen wir mal vier Wochen. In diesen Monat werdet ihr in Zweier, einige in dreier Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe spielt eine Szene oder auch mehr aus einem Film nach, welcher Film dürft ihr selbst entscheiden.

Wenn ihr euch aber nicht einigen könnt oder keinen findet habe ich hier auch ein paar Vorschläge.“ Er klatschte in die Hände. „So ich werde nachher die Namen vorlesen und der- oder diejenige wird dann diese zwei Wochen immer euer Partner sein. Ach noch etwas, zu euren Namen wird immer noch eine Raumnummer genannt. In diesem Raum werdet ihr eure Zeit verbringen und üben, dichten und so weiter. Alle verstanden?“ Alle Köpfe -außer Lukes- nickten automatisch.

Riley lächelte, das würde Spaß machen. „So dann kommen jetzt die Namen.“ Und Herr Becker mischte alle. Inez und Sandra, Meike und Leon, Jeremy mit Lena und Daniela, und Riley und Luke.

Als Riley das hörte setzte ihr Herzschlag kurz aus und dann schlug es die ganze Zeit heftig an ihre Brust. Was war nur los mit ihr? Sie hatte doch sonst nie Probleme mit Jungen. Wieso bekam sie auf einmal solches Herzrasen? Okay er sah wirklich verboten gut aus, vorsichtig blinzelte sie nach hinten. Aber er sah sie gar nicht an, sein Blick richtete sich auf seinen Block vor ihm, er hatte einen Bleistift in der Hand und schien irgendwas zu malen oder zeichnen. Riley sah wieder nach vorn. Sie musste jetzt wohl oder übel zu ihm gehen, die anderen saßen schon alle in ihren Gruppen zusammen und diskutierten über ihre Ideen. Da ertönte die Schulglocke und ersparte ihr diese Peinlichkeit. Schnell packte sie ihre Sachen zusammen und düste auch schon aus dem Raum.

 

LUKE

Wieso musste das ausgerechnet ihm passieren? Er hasste Schauspiel und jetzt musste er auch noch Schauspielern, er dachte er würde die Stunden einfach so ohne irgendwelche Mitarbeit absitzen und dann würde er es irgendwann überstanden haben. Als er heute Morgen beim Rektor war, und er ihm den Stundenplan hingehalten hatte wären ihm beinahe die Augen herausgefallen. „Schauspiel?“ hatte er gefragt.

                „Ja, da Sie keine wünsche angegeben hatten mussten wir sie halt in einen Kurs stecken, und da ist es bei Ihnen Schauspiel geworden.“

                „Kann ich nicht in einen anderen? Meinetwegen Chemie oder Mathe oder keine Ahnung was es hier sonst noch so gibt.“

                „Ja sehen Sie, Sie haben sich nicht mal richtig über unsere Einrichtung informiert. Jetzt müssen Sie dieses eine Jahr Schauspielunterricht schon durchstehen.“

                „Alles klar. Danke!“ Ärgerlich nahm er seine Sachen und verschwand auf dem Flur. Ein Jahr, nur Ein Jahr sagte er sich immer wieder. Und plötzlich kam dieses Mädchen auf ihn gestürmt. Das war doch volle Absicht gewesen. Die Mädchen in Amerika hatten sich auch immer so an ihn herangemacht. Und das kotzte ihn so was von dermaßen an.

Die Klingel läutete und er sah von seiner Zeichnung auf. Er packte das unfertige Bild von dem Lehrer ein, im Unterricht zeichnete er fast immer den jeweiligen Lehrer, da er so öfter ausschauen musste und es so nicht auffiel wenn er mal mit seinen Gedanken nicht bei der Sache war.  Das Mädchen von vorhin packte ihre Sachen zusammen und stürmte aus der Klasse. Als ob sie sich für das was vorhin passiert ist schämte und ihm aus dem Weg gehen wollte. Pah, Weiber! Diese Tour kannte er auch, erst auf sich neugierig machen und dann die unnahbare spielen. Er stand auf und ging aus der Klasse. Wo war jetzt das Klo? Er sah nach rechts und dann nach links zuckte die Achseln und entschied sich für rechts.

                „Hey, alter, hast dich verlaufen?“ Rafe schlug ihn freundschaftlich auf die Schulter. Bist du da grad aus dem Schauspielkurs gekommen?“ Rafe lachte. „Ich dachte du hasst Schauspieler!“

                „Tu ich auch. Aber leider kann ich nicht Wechseln weil ihr so einen tollen Rektor habt. Jetzt muss ich das ein Jahr überstehen.“

                „Dann bist du bei Inez im Kurs.“

Luke zuckte wieder mit den Achseln. „Kann sein. Wo ist das Klo?“

                „Ich zeig es dir. Und wie findest du sie?“

                „Wen? Deine Inez?“

                „Ja wen denn sonst? Etwa den Becker?“

                „Keine Ahnung ich weiß nicht wer sie ist. Die ganze Klasse wimmelt von Mädchen. Und so eine kleine ist mir gleich in den Arm gesprungen!“

Rafe sah ihn mit einem riesigem Fragezeichen im Gesicht an.

                “Ich stand grad vor der Tür als dieser Tollpatsch noch irgendetwas schrie. Ich drehte mich um und da lag sie schon in meinen Armen!” 

                „Ich wünschte Inez würde mir in den Arm springen!“ schwärmte Rafe. „Wir sind da. Hier ist das Klo!“

                „Danke. Was hast du gleich? Ich muss meinen Spind finden. Kenne mich hier überhaupt nicht aus. Die eine hat vorhin gelogen und gesagt das sie mir alles gezeigt haben weil die zu spät gekommen sind.“

                „Ich zeig dir alles. Jetzt geh und erledige dein Geschäft. Ich warte hier.“

 Nachdem Rafe ihm im schnelldurchlauf alles gezeigt hatte was wichtig zu sein schien machten sie ein Treffpunkt für die Mittagspause aus und trennten sich dann.

Die nächsten Stunden gefielen Luke wesentlich besser, es war normaler Unterricht wie Deutsch, Mathe, Englisch und so weiter. Dann kam die Mittagspause. Luke schlenderte zum verabredeten Treffpunkt und sah dort Rafe mit ein paar anderen Jungen stehen.

                „Hey!“ rief er ihnen zu. Rafe stellte sie ihm kurz vor und dann gingen sie in die Mensa zum Essen. Sie fanden noch einen freien Tisch.

                „Und schon ein Mädchen hier ins Auge gefasst?“ fragte Noel Luke neugierig.

                „Nein.“ Antwortete er kurz angebunden.

                „Keins? Ich habe gehört du bist im Schauspielkurs. Du arme Sau. Aber da wimmelt es doch nur so von geilen Schnitten.“

                „Mir ist keine Aufgefallen.“ Sagte Luke schon etwas genervt.

In diesem Augenblick gingen Inez und Riley an ihrem Tisch vorbei. Die kleinere die er aufgefangen hatte ging mit erhobenem Kopf ohne ihn anzuschauen vorbei. Hat sich wohl gedacht, dass er ihr den ganzen Tag hinterher laufen würde. Tja Süße, falsch gedacht! Und jetzt schmollte sie. Die etwas größere, schwarze, starrte an ihm vorbei auf Rafe. Luke stieß ihn an. „Die steht auf dich.“ Flüsterte er, dass nur sein Freund es hören konnte.

                „Meinst du? Das war Inez.“ Flüsterte dieser ebenso leise zurück.

                „Ganz sicher.“

                „Wir müssen dann mal, ihr könnt ja noch ein bisschen weiter flüstern.“ Sagte Jonas stand auf und die Jungs mit ihm.

                „Komische Freunde hast du da.“ Stellte Luke fest.

                „Ja, kann sein. Wegen dir, du bist Noel eine Konkurrenz. Meinst du wirklich, das die auch auf mich steht?“

                „Ganz sicher, dass sieht sogar ein Blinder mit Krückstock. Wie Konkurrenz?“

                „Er war hier immer der Weiberheld Nummer eins. Jetzt bist du da. Ganz einfach. Hast du nicht gesehen wie die Mädels dich angucken?”

                „Doch, aber das ist nichts neues für mich, und es ist mir relativ egal!”

                „Wollen wir mal zu ihnen gehen. Ihre Freundin ist auch ganz süß, vielleicht wäre die ja was für dich.“ Schlug Rafe vor und zeigte zum Tisch der beiden Mädels von heute Morgen.

                „Nein, danke. Mädchen sind hinterhältig. Deine Inez hat den Lehrer angelogen und ihre kleine Freundin ist mich angesprungen. Ich habe für heute genug von Mädchen.“

                „Nicht zu vergessen Isa und Ana.“ Rafe deutete mit dem Kopf zum Eingang in dem die beiden aufgedonnerten Barbiepuppen standen und nach einem Tisch suchten.

                „Verschon mich mit denen.“ genervt stemmte er die Ellbogen auf den Tisch und legte den Kopf auf seine Handflächen.

                „Zu spät sie haben dich gesehen.“

                „Danke. Womit hab ich das nur verdient?“ betrauerte Luke sich selbst. Rafe fand das alles zu lustig und fing an zu lachen.

                „Zum Glück haben wir dich gesehen. Es ist hier viel zu voll und wir haben keinen Platz mehr gefunden. Wir wollen diesen Tisch. Könntet ihr euch jetzt erheben?“

                „Wie bitte?“ Rafe sah Isa unglaublich an. „Wie alt bist du 15?“

                „Ja, sind wir.“ Antwortete Anna. „Jetzt steht endlich auf, es ist schon Peinlich genug mit euch gesehen zu werden!“

                „Deine Stiefschwestern müssten mal ne Tracht Prügel bekommen. Die sind unmöglich!“ wandte sich Rafe an Luke.

                „Kannst gerne anfangen, ich werde dich nicht aufhalten.“ Gab Luke zurück stand auf und nahm sein Tablett. „Ihr könnt diesen Tisch haben. Ich bin fertig und Rafe will zu seinem Mädchen!“

Hoch erhobenen Hauptes nahmen die beiden Platz und taten so als wären die Jungs Luft.

                „Du bist so ein Weichei. Wieso wehrst du dich nicht gegen diese Schnepfen?“

                „Wenn Bea mich rausschmeißt sitze ich auf der Straße mit meinem kleinen Taschengeld kann ich mir keine Wohnung mieten. Ein Jahr noch. Dann kann ich das Testament meines Vaters sehen und abhauen. Verstanden?“

Rafe nickte und sie stellte die Tabletts in den dafür vorgesehenen Wagen.

Beim Rausgehen kamen sie an dem Tisch der Mädchen vorbei Inez rief nach ihnen. „Na wollt ihr euch zu uns setzten?“

Luke wollte sie ignorieren und einfach weitergehen, aber sein Freund drängte ihn Platz zu nehmen.

                „Klar gerne doch, wer setzt sich nicht gerne zu zwei so hübschen Mädchen wie euch. Das kann unser Image ja nur noch aufbessern. Wisst ihr...“

                Luke stieß ihn an. „Du redest zu viel, machst dich lächerlich.“ Sagte er geradeheraus ohne auf die Gefühle von Rafe zu achten.

Inez lachte. Das andere Mädchen guckte ihn Böse an und Rafe lachte weil Inez lachte.

Inez und Rafe fielen in ein Gespräch, während Luke sich nicht darum kümmerte mit der anderen zu reden. Ihm war egal was sie von ihm dachte.

                „Ähm, wegen heute Morgen, das war keine Absicht. Ich wollte nicht...“ versuchte Riley sich zu entschuldigen.

                „Was wolltest du nicht?“ fragte er ungerührt.

                „Naja ich hatte nicht vor dich so anzurempeln, ich hatte dich nicht gesehen. Ich hab grad nach hinten zu Inez geguckt.“

                „Sicher!“ spöttelte er.

                „Wirklich, was soll ich denn noch tun um mich bei dir zu entschuldigen?“

                „Lass es einfach. Sprich mich einfach nicht an. Guck mich nicht an und vor allem Spring mich nicht an. Ich muss los.“ Damit stand er auf und ging.

                Rileys Gesicht glühte. Was hatte sie denn falsch gemacht? Es war doch nur ein dummer Unfall. Wieso war er so wütend auf sie? „Was hat dein Freund denn für ein Problem?“ fragte sie Rafe.

                „Hä? Wieso? Wo ist er?“ verwirrt schaute Rafe sich um.

                „Gegangen. Wir hatten heute Morgen einen Unfall und ich wollte mich nur entschuldigen.“

                „Ach dann bist du das Mädchen, dass ihm in die Arme gesprungen ist!“

                „Ich bin ihm gar nicht in die Arme gesprungen.“ Sie schilderte den Unfall noch einmal aus ihrer Sicht. „Er hat uns Beide einfach vor einem Sturz bewahrt.“

                „Tja, er mag halt keine Mädchen. Vielleicht ist er deshalb so drauf.“

                „Er steht nicht auf Mädchen? Ist er denn...“

                „Schwul?“ unterbrach er sie. „Nein, ganz sicher nicht. Er sieht nur einfach zu gut aus, alle Mädels stehen auf ihn, aber keine meint es ernst, deshalb hat er erst einmal die Schnauze voll von Mädchen. Außerdem, siehst du diese beiden Puppen da?“ Er deutete mit der ausgestreckten Hand auf Isabelle und Annabelle. Riley nickte.             „Diese beiden sind seine Stiefschwestern. Er hat sie jeden Tag an der Backe. Das erklärt doch einiges, oder?“

                Riley nickte erneut. „Ja jetzt wo du mir das erklärt hast kann ich ihn verstehen. Jedes Mädchen hier hat ihm nachgeguckt als er rausgegangen ist.“

                „Ich sag’s ja. Er sieht einfach zu gut aus.“

                „Oh ja, da hast du Recht.“ Noch bevor sie darüber nachdenken konnte waren ihr die Worte aus dem Mund geflutscht. „Ich muss jetzt los, muss mich noch für den nächsten Kurs fertig machen.“ Sie stand auf und floh aus der Mensa.

                „Die steht auf ihn!“ flüsterte Rafe vor sich hin, aber Inez hörte ihn und nickte zustimmend. „Gehst du mit mir aus?“ endlich waren diese Worte raus. Besser einfach auf die harte Tour, mehr als „Nein“ sagen konnte sie ja nicht.

                Zuerst guckte Inez ihn verdutzt an, dann verdunkelte sich ihre Miene, so das Rafe sie nicht mehr deuten konnte. Inez verschlang ihre Finger miteinander und stützte nachdenklich ihr Kinn darauf. Endlich antwortete sie. „Und wohin?“

                Ein strahlendes Lächeln umspielte Rafes Lippen. „Wie wäre es mit Kino?“

                Sie nickte. „Hört sich gut an.“

                „Echt? O-okay, Freitagabend ich hol dich um halb acht ab?“

                „Okay!“

                Die Schulglocke klingelte und Inez stand auf. „Ich muss dann mal, bis Freitag. Ich freu mich!“ und schon war sie zwischen der Menschenmenge verschwunden.

                Rafe streckte seine Faust nach oben. „Yeah!“ Dann lief er schon fast zur nächsten Stunde und traf dort auf Luke. “Oh hey, du bist in meinem Kurs? Du glaubst nie was gerade passiert ist. Ich habe Inez nach einem Date gefragt und sie hat ja gesagt!”

                “Wow, das hätte ich dir auch sagen können. So wie die dich anguckt war klar das sie sofort ja sagt.” stellte Luke klar. “Was macht ihr denn?”

                “Wir gehen morgen ins Kino!”

                “Kino fürs erste Date? Meinst du das ist eine gute Idee?”

                “Ja, wieso nicht?”

                “Keine Ahnung, es ist nur so, dass man sich dort nicht unterhalten kann. Ins Kino geht man wenn man schon länger zusammen ist oder wenn man knutschen will.” stellte sein Freund fest. Rafe schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. “Oh Mann, daran hab ich ja gar nicht gedacht!”

Luke zuckte mit den Schultern und dann kam auch schon der Lehrer rein und unterbrach ihr Gespräch.

Nach der Schule gingen Rafe und Luke zusammen nach Hause. “Es ist echt komisch, wieso legt Deutschland den ersten Schultag auf einen Donnerstag?” fragte Luke. “Das ist doch total unlogisch, da geht man zwei Tage zur Schule und hat dann Wochenende.”

                “Also ich find es gut, so ist schneller Freitag und ich habe mein Date mit Inez!” Rafe strahlte.

                “Aber überleg dir was. Sonst geh doch mit ihr Essen oder so was in der Art.”

                “Okay ich schreibe ihr eine Nachricht bei Facebook.” Er holte sein Handy raus und tippte eine Nachricht. ”Und wie ist dein Schauspielkurs so?”

                “Keine Ahnung, ich dachte ich könnte mich in einer Ecke verstecken und muss nichts machen, aber wir wurden in Gruppen eingeteilt und jetzt muss ich wohl doch mitmachen…”

                “Cool, mit wem bist du denn in einer Gruppe?”

                “Keine Ahnung ich habe den Namen vergessen, aber es war irgendein Kerl.”

Rafe sah ihn verdutzt an und Luke erklärte: “Ich habe den Namen vergessen, aber ich weiß, dass es ein Jungenname war. Das hat mich nämlich gewundert. Wir sind in der Klasse an die zwanzig Schüler und davon sind nur fünf männlich und dann steckt Herr Becker zwei Jungen in eine Gruppe.”

                “Ist wirklich komisch. Na gut man sieht sich dann!” verabschiedetet sich Rafe als sie sein Haus erreicht hatten.

 

RILEY

                „Wirklich? Er hat dich endlich gefragt? Oh ich freue mich für dich! Was macht ihr denn?”

                „Wir gehen ins Kino, schon Morgen.”

                „Kino? Ihr kennt euch doch kaum.”

                „Und was ist an Kino so verwerflich?”

                „Verwerflich!” Riley lachte. “Du und deine Aussprache. Ne ich meine nur im Kino kann man sich nicht gerade gut unterhalten.”

                 „Stimmt du hast recht. Oh Manno und ich bin noch so schnell weggelaufen… Warte ich habe grad eine Nachricht bei Facebook gekriegt.” Es war kurz still in der Leitung und Riley legte sich auf ihr Bett winkelte die Beine an und dachte an Luke wie kann eine erste Begegnung so umwerfend sein? “Bist du noch da?” holte ihre Freundin sie aus den Gedanken.

                „Ja.”

                „Er hat geschrieben, er will vorher noch was essen und hat gefragt ob ich einen Vorschlag hab.”

                „Mecces?” Riley lachte.

                „Haha, das ist überhaupt nicht witzig! Jetzt mal ehrlich.”

Riley verstummte. “Okay eher schick oder lässig?”

                 „Keine Ahnung, also ich hatte nicht vor elegant ins Kino zu gehen.”

                „Stimmt. Ja dann würd ich natürlich das Verace vorschlagen ist auch nicht weit vom Kino ihr könnt da dann hin spazieren.”

                „Klar gute Idee, dann schreib ich ihm mal schnell.”

Riley hörte Inez tippen und ihre Gedanken drehten sich schon wieder um Luke. Wieso konnte sie nicht aufhören an ihn zu denken? Wie würde es am Montag in der Schule sein?

                „Riley? Ich muss auflegen, meine Mutter ruft.” Sie verabschiedeten sich und Riley legte auf. Mit einem Seufzer ließ sie ihre Hand auf das Bett fallen und hielt ihr Handy fest in der Hand. Sollte sie mal auf Lukes Facebook Seite gehen? Sie rollte sich schon auf die Seite um an ihren Laptop zu kommen, gerade als sie nach ihm greifen wollte rief ihre Oma sie von unten.

                „Ich komme!” rief sie und stand widerstrebend auf. Schnell lief sie die Treppe runter. “Was gibt es denn?” rief sie noch im Flur und öffnete die Tür ins Wohnzimmer. Ihre Oma saß auf ihrem Lieblingssessel, als ihr Opa noch lebte hatte er ihr ihn zum Geburtstag geschenkt.

                „Hast du es schon vergessen?” tadelte ihre Oma sie. “Wir wollten doch heute Einkaufen fahren, die Lebensmittel sind fast alle, außerdem brauchen wir Getränke und die Kisten sind zu schwer für mich.”

                „Sorry Oma, hab es vergessen. Ich zieh mich schnell um und dann können wir los.”

                „Ach wozu schon wieder umziehen? Bleib doch so, wir fahren nur einkaufen.”

Riley schaute an sich herunter, sie hatte nach der Schule einfach eine alte Jeanshose aus dem Schrank gezogen und dazu ein verwaschenes T-Shirt das sie mal bei einem Konzert von Michael W. Smith gekauft hatte. „Okay, okay ich bleib so, na dann wollen wir mal, ich hole eben den Einkaufskorb und komme dann zum Auto.”

                „Und bring bitte den Einkaufszettel mit, der liegt in der Küche.”

                „Mach ich.” Riley lief in den Abstellraum und holte den Einkaufskorb, dann schlüpfte sie schnell in ihre alten Chucks und lief in die Garage.

                „Hast du den Einkaufszettel?” Riley grinste und lief dann noch einmal ins Haus zurück. Als sie sich ins Auto setzte schüttelte ihre Oma lächelnd den Kopf. “Bin ich hier die alte oder du?” fragte sie belustigt. “Wo sind deine Gedanken?”

                Riley grinste ihre Oma an und streckte die Zunge raus. “Ich war schon immer so!”

Als sie auf den Parkplatz bogen erklärte ihre Oma: “Du holst die Getränke und ich geh schon mal ins Geschäft.”

                „Aye aye Madam!” Riley salutierte und ihre Oma schlug ihr zum Spaß auf den Oberschenkel.

                „Ab mit dir!”

Lachend stieg Riley aus und ging in den Getränkeladen. Sie holte sich einen Einkaufswagen und schob ihn dann durch die Reihen. Zwischendurch stellte sie eine Kiste Wasser und eine Kiste Punica auf den Wagen. Als sie bei den Cola Kisten ankam stöhnte sie. “Oh ne!” Hilfesuchend blickte sie sich um, aber es war niemand zu sehen. “Warum muss ich auch so klein sein?” murmelte sie vor sich hin. Dann blickte sie auf den Turm der sich vor ihr erstreckte. Wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte kam sie gerade noch an die oberste Kiste. Ja so muss das gehen. Sie hob die Kiste an und zog sie zu sich.

                „Das sieht ja Gefährlich aus!” Hörte sie hinter sich eine Stimme. “Warte ich helfe dir.”

Riley erschrak. Das war doch Lukes Stimme!

                Jetzt stellte er sich ganz dicht hinter sie und hob die Kiste mit Leichtigkeit über ihren Kopf. “So alles gut gegangen.” sagte er stellte die Kiste auf den Wagen und drehte sich um.

                Riley merkte sofort das er sich an sie erinnerte und das nicht gerade Positiv. Sein Gesicht verzog sich zu einer nicht gerade erfreulichen Miene.

                „Danke!” sagte Riley und blickte auf den Boden.

                „Das wird bestimmt irgendwann mal Lustig.”

Neugierig hob sie den Kopf. “Was wird lustig?”

                „Ach du kannst doch mehr sagen als ‘Danke‘?” Luke lächelte sie spöttisch an.

Ärgerlich drehte sie sich weg. Wie kann er nur? dachte sie. Schnappte sich den Wagen und fuhr Richtung Kasse. Dann sage ich halt gar nichts mehr! Sie bezahlte und schob den Wagen zum Auto dort erst merkte sie, dass sie vergessen hatte die Schüssel mitzunehmen.

Oh Schande! Was mache ich jetzt bloß? Sie erspähte Luke der mit einer Flasche Wasser und einem Skateboard aus dem Getränkemarkt kam. “Nein! Den frage ich sicher nicht!” flüsterte sie ärgerlich vor sich hin. Dann würde sie halt warten bis ihre Oma fertig mit einkaufen war. Sie setzte sich auf die Kisten und wartete.

                „Was ist los?”

Erstaunt sah Riley nach oben. Luke! Ihr Herz machte schon wieder einen Sprung. Oh Mann das musste unbedingt aufhören. Ich kann doch nicht jedes Mal einen Herzinfarkt bekommen wenn er da ist! Schimpfte sie sich selbst. „Was geht dich das an?” fragte sie unfreundlich.

Luke zuckte die Schultern. Dann machte er Anstalten zu gehen.

                „Ich habe vergessen den Schlüssel für das Auto mitzunehmen, jetzt muss ich warten bis meine Oma mit einkaufen fertig ist.”

                „Und du kannst ja schlecht die Getränke hier unbeaufsichtigt stehen lassen.”

                „Blitzmerker!” murmelte sie, aber Luke verstand sie ganz genau. Und zu seinem eigenen Erstaunen musste er darüber lächeln. Bis jetzt hatte noch kein Mädchen so mit ihm geredet, eher taten sie alles um ihm zu gefallen. Ihre eigene Meinung warfen solche Mädchen schnell über Bord. „Wenn du willst bleib ich hier stehen und du kannst den Schlüssel holen.” bot er ihr an.

                „Bist du sicher?” fragte Riley skeptisch. “Nicht das du aus Rache mit unseren Getränken abhaust…”

Luke lachte und Riley musste schlucken er war wirklich Hammer. Er trug eine schwarze Röhrenjeans, dazu ein hellblaues T-Shirt das seine dunkle Haut betonte. Auf seinem Kopf hatte er eine Cappy und mit seinem Fuß rollte er lässig das Skateboard hin und zurück.

                „Okay, es dauert auch nicht lang.” sagte sie und ging Richtung Eingang.

Luke musterte sie. Sie trug eine alte Jeanshose und ein wenigstens so altes T-Shirt.

                „Oma, ich habe den Schlüssel vergessen.”

                „Ich weiß! Ich frage mich echt was heute mit dir los ist! Wie kannst du dir denn dann Texte merken?”

                „Es ist gar nicht so schwer etwas auswendig zu lernen. Gibst du mir jetzt den Schlüssel?”

                „Wo sind denn die Getränke?” fragte sie während sie nach dem Schlüssel kramte.

                „Ein Schulkamerad passt draußen auf.” antwortete Riley, nahm das Schlüsselbund entgegen und lief Richtung Kasse davon. Von weitem öffnete sie die Zentralverriegelung und Luke öffnete den Kofferraum. Als er anfangen wollte die Kisten ins Auto zu stellen sagte Riley schnell: “Das brauchst du nicht zu machen, ich schaffe das schon!”

                „Das ist kein Problem.” erwiderte er nur und schon waren die Kisten im Kofferraum verschwunden und der Deckel zu. “Siehst du schon fertig.” sagte er und drehte sich zu ihr um. “Ich muss jetzt los, Bye!” Damit sprang er auf sein Skateboard und rollte davon. Riley hatte nicht mal mehr die Möglichkeit sich bei ihm zu bedanken. Enttäuscht ging sie wieder in das Geschäft und suchte ihre Oma.

                „Was meinst du? Gouda oder Emmentaler?” fragte sie und hielt ihr zwei Packungen mit Käse vor die Nase.

                „Mir ist es egal.”

                „Na gut, dann nehme ich Emmentaler.” entschied sie legte die Packung in den Einkaufswagen und die andere stellte sie wieder zurück. “Wie ist es jetzt mit dem Ball?”

                „Das dauert noch.”

                „Aber wirst du hingehen?”

                „Ich weiß noch nicht, ich habe ja noch nicht mal einen Freund.”

                „Dafür brauchst du auch gar keinen Freund. Du kannst ja mit Inez gehen.”

                „Nein sie wird bestimmt mit Rafe gehen, die haben morgen ein Date und sind beide voll ineinander verschossen. Da würde ich mir dann nur wie das fünfte Rad am Wagen vorkommen und werde keinen Spaß haben.”

                „Nein, nicht doch so ist Inez nicht, sie wird dich nicht so fühlen lassen, dafür mag sie dich zu sehr.”

                „Vielleicht hast du Recht…” gab Riley zu und schmiss eine Packung Kaugummis in den Wagen. “Ich weiß noch nicht ob ich gehe, ich habe ja noch Zeit.”

                „Aber du brauchst etwas zum anziehen!” Protestierte Oma.

                „Ich weiß. Inez und ich wollten sowieso nächste Woche nach Kostümen Ausschau halten. Ich werde mir auf jeden Fall eins zulegen, mal sehen was dann kommt…”

Ihre Oma nickte und schob den Wagen Richtung Kasse, sie würde schon dafür sorgen, dass ihre Enkelin zu diesem Ball ging!

INEZ & RAFE

Rafe legte seinen Arm um Inez und schlenderte mit ihr Richtung nach Hause von Inez. „Das war ein schöner Abend!“ Inez sah zu Rafe auf und er zu ihr herunter.

                „Ja das finde ich auch! Hättest du Lust es zu wiederholen?“ Er sah ihr in die Augen, dann auf den Mund, der sich zu einem Lächeln öffnete.

                „Ganz gewiss sogar!“ Inez blieb stehen und Rafe nahm sie in die Arme. Sein Gesicht näherte sich dem ihrem ganz langsam kamen sie sich näher, bis ihre Lippen sich berührten. Es war ein zärtlicher Kuss, Inez legte ihre Hände um seinen Nacken und zog Rafe näher zu sich. Der sanfte orangene Schein einer Straßenlaterne am Straßenrand beleuchtete ihre Silhouetten, die Bäume im Hintergrund raschelten sanft und leise, eine Taube gurrte hoch über ihnen und machte alles sehr romantisch. Rafe löste sich von ihr, seine Hände lagen auf Inez Hüften.

                „Und hättest du Lust DAS zu wiederholen?“ Er lächelte schelmisch.

                „Oh ja, immer und immer wieder!“ Inez strahlte ihn an. „Aber wir müssen jetzt wirklich weiter, ich habe meinen Eltern Versprochen noch vor Mitternacht zu Hause zu sein.“

                „Ja. Du hast Recht, komm wir gehen weiter.“ Rafe zog sie in seinen Arm und so spazierten sie weiter. „Sag mal Luke ist doch in deinem Schauspielkurs …“

                „Ja.“

                „Ihr habt da jetzt so ein Projekt am Laufen und habt Gruppen gebildet.“

                „Ja wir müssen eine Filmszene nachspielen, wieso? Weiß Luke es nicht mehr?“

                „Doch, doch. Bestimmt er hat es mir nur nicht so genau erklärt. Und weißt du mit wem er Spielen muss?“

                „Mit Riley, wieso? Er weiß es doch. Oder machst du dir etwa sorgen um deinen Freund?“ Inez knuffte ihm spielerisch in die Seite.

                „Nein, keine Sorgen. Er sollte sich eher Sorgen machen!“ Rafael grinste. „Von allen Mädels im Kurs musste er Riley erwischen.“

                „Hey was ist los? Jetzt steh ich voll auf dem Schlauch.“

                „Luke denkt, dass er mit einem Kerl spielen muss.“ Als er Inez fragenden Blick sah erklärte er ihr was Luke ihm erzählt hatte. Nach und nach klärte sich ihr Gesicht und irgendwann hellte es sich auf.

                „Ich habe eine Perfekte Idee. Riley geht als Kerl da hin, die beiden hatten wirklich nicht den besten Start und wenn Luke erfährt, das Riley, Riley ist macht er ihr bestimmt die Note kaputt.“

                „Nein, das würde Luke nie machen!“ unterbrach Rafe Inez Redefluss. „Er ist nicht so, er würde sein Bestes geben, vor allem jetzt da ich mit ihrer besten Freundin zusammen bin.“

                „Auch wenn er sein Bestes gibt, ich finde meine Idee einfach super! Es wird Riley bestimmt Spaß machen wieder in eine Rolle zu schlüpfen.“

                „Aber sie kann doch meinen besten Kumpel nicht verarschen!“ versuchte Rafe Inez von ihrer wahnwitzigen Idee abzubringen.

                „Wieso verarschen? Sie spielt ein paar Mal Riley den Jungen und dann eröffnet sie ihm, das sie es ist, und er sieht das Riley schwer in Ordnung ist.“

                „Das wird er doch sowieso früher oder später!“

                „Dann lass es uns ein wenig lustiger gestallten!“

                „Du kennst Luke nicht, er wäre gar nicht begeistert davon. Er ist in Los Angeles aufgewachsen, kennt nur Karrieregeile Mädels. Wenn er jetzt auch noch von Riley so hinters Licht geführt wird, dann wird er wahrscheinlich nie mehr einem Mädchen so vertrauen das er sich mit ihr einlässt.“

                „Ach du dramatisierst das alles ein bisschen zu heftig! Riley wird ihn um den Finger wickeln, er wird sich in sie verlieben, sie ist es ja eh schon, und dann in ein paar Jahren heiraten sie und werden darüber lachen! Komm schon!“

                „Oh Mann Inez! Was soll ich machen? Letzten Endes ist es immer noch Rileys Entscheidung…“ versuchte er sich rauszureden. Riley würde sich auf so etwas bestimmt nicht einlassen, dafür war sie viel zu brav!

                „Super! Ich werde es ihr gleich morgen erzählen!“

Damit war das Thema vom Tisch und Rafael atmete einmal tief aus. Riley würde sich nicht auf diese Schnapsidee einlassen.

Kapitel 3 Schnappsidee

Kapitel 3

Schnappsidee

 

RILEY

Am Samstagmorgen stand Inez schon um halb neun vor der Zimmertür von Riley. “Ich muss dir was ganz wichtiges erzählen!” platzte Inez in ihr Zimmer und warf sich neben Riley aufs Bett.

                “Was denn? Kann das nicht warten? Ich bin noch so müde. Lass mich schlafen!” schimpfte Riley drehte sich demonstrativ um und zog sich die Decke über das Gesicht.

                “Es geht um Luke.”

Sofort saß Riley aufrecht im Bett. “Was?” fragte sie neugierig.

                “Also ich hatte ja gestern mein Date mit Rafe. Oh das war so toll! Wir haben uns sogar geküsst!” Inez strahlte. Dann sah sie Rileys Miene und fuhr fort. “Entschuldige bitte! Also Rafe hat mich gefragt wer der Partner von Luke im Schauspielkurs ist.” Inez schaute sie erwartungsvoll an, aber Riley schüttelte nur die Schultern.

                “Na und? Du weißt, dass ich es bin, konntest…”

                “Er denkt du bist ein Kerl.” unterbrach Inez sie unwirsch.

                Verwirrt guckte Riley ihre Freundin an. “Wieso denkt er ich bin ein Junge? Er weiß doch dass ich ein Mädchen bin.” Sie kratzte sich an der Augenbraue.

                “Mädel! Er weiß es eben nicht. Er konnte sich nur an einen Jungennamen erinnern. Und Riley ist nun mal auch ein Jungenname!”

                “Na und? Dann wird er Montag halt überrascht sein mich zu sehen, anstelle von einem Kerl.”

                “Du bist doch Schauspielerin!”                 

                “Na und?”

                “Ich sag dir mal was. Er mag dich nicht!”

                “Das ist gemein das du so etwas sagst!” beschwerte Riley sich. “Du bist meine Freundin.”

                “Ja und deshalb werde ich dir auch helfen. Du gehst da als Junge hin und tust diese paar Wochen so als ob du ein Kerl wärst.”

                “Ich weiß nicht… ich glaube das ist keine so gute Idee!” Zweifelnd sah Riley ihre Freundin an. “Meinst du wirklich? Ich kann doch nicht lügen!“

                “Das wäre die beste Gelegenheit ihm zu beweisen, dass du nicht wie die anderen Mädels bist. Sondern das du auch ein richtiger guter Kumpel sein kannst.”

                “Ich weiß nicht ob das gut gehen wird.” bezweifelte Riley den Vorschlag von Inez. “Was ist denn wenn wir mal zusammen mit ihm am Tisch sitzen, oder irgendetwas anderes. Es wäre ja wohl sehr komisch, wenn es ausgerechnet zwei Rileys auf der Schule geben würde.”

                “Darüber habe ich auch schon nachgedacht und wir werden dich einfach Mila nennen!”

                “Meinen Zweitnamen?”

                “Ja bis jetzt weiß er ja noch nicht wie du heißt. Und wenn er irgendwann mal fragen sollte stellen wir dich als Mila vor.”

                “Und was hat Rafe von deiner Idee gehalten?”

                “Zuerst war er nicht so überzeugt, aber ich habe ihn überredet. Er ist auf unserer Seite!”

                “Oh Inez! Ich kann das nicht. Ich mag ihn nicht so anzulügen. Das ist nicht fair…” verzweifelt stand Riley auf und ging zum Fenster. Aber nach vielen Argumenten und Überredungskünsten von Inez stimmte Riley schließlich wie auch Rafe doch noch zu.

Sonntag war der schlimmste Tag. Riley wusste einfach nicht was sie tun soll, sollte sie Luke anlügen, sich als einen Jungen ausgeben? Wie würde sie es anstellen ihm zu beichten das sie es war? Wie würde er reagieren wenn er erfuhr wer sie wirklich war? Es gab einfach zu viele Fragen die sie selbst nicht beantworten konnte. Sie kannte Luke zu wenig um seine Reaktion erahnen zu können. Sie kannte ihn gerade einmal zwei Begegnungen lang! Klar es knisterte gewaltig bei ihr wenn er in der Nähe war, aber das musste ja nicht bedeuten, dass es ihm genauso ging. Aber sehr wahrscheinlich interessierte er sich nicht für sie. Bei dem bisschen das sie sich unterhalten haben, war er nicht gerade freudig rübergekommen, geschweige denn höflich! Es wäre also eigentlich nur fair, wenn er mal an der Nase herumgeführt würde.

 

LUKE

Luke hasste den Sonntag! Er wusste einfach nicht was er anstellen sollte. Bea, Isa und Anna nervten total, also war er in sein Zimmer geflüchtet und saß nun vor dem Fernseher und zappte sich durch die Kanäle. Es lief einfach nichts Ordentliches! Rafe war mit Inez unterwegs, von ihm gab es also auch keine Ablenkung. In LA wäre er jetzt surfen gefahren oder hätte sich mit seinen Jungs getroffen, tja fiel hier auch weg.

Er nahm sein Laptop und schaute mal bei Facebook rein. Ein paar Nachrichten von den Kumpels aus LA, zehn Freundschaftsanfragen von Mädels aus seiner neuen Schule. War dieses Mädchen (Er kannte ja wirklich noch nicht mal ihren Namen!) auch darunter? Nach kurzem gucken stellte sich heraus das sie nicht unter den Top ten war. Er löschte die Freundschaftsanfragen und klappte den Laptop wieder zu. Er nahm nur wirkliche Freunde als Freunde an, er war nicht so wie die anderen die über hunderte von Freunden hatten und diese nicht mal kannte. Deshalb war sein Konto für Nichtfreunde auch gesperrt, nicht das es da groß was zu sehen gab. Luke lud nie irgendwelche Fotos hoch, wenn dann wurde er auf einigen Markiert, er nutzte Facebook nur um im Kontakt mit seinen Freunden zu sein. Kurz kam ihm der Gedanke ob er mal schauen sollte ob DAS Mädchen auch ein Profil hatte, schüttelte dann aber den Kopf und stand auf. Er nahm sich sein Skateboard und ging raus. Luke fuhr durch die Straßen und irgendwann kam er an einem Sportplatz vorbei, er blieb kurz stehen und sah den Jungs dort beim Fußball spielen zu. Dann erkannte er ein paar der Jungs Noel und Jonas waren dabei und noch zwei die beim Mittagessen in der Schule am Tisch saßen. Er wollte gerade weiter als er seinen Namen hörte. Luke drehte sich um und sah Noel auf ihn zukommen. „Na, alles klar bei dir?“ fragte dieser.

                „Sicher, und selbst?“

                „Klar! Hast du etwas Bestimmtes vor?“

                „Nein, ich gucke mir nur meine alte Heimatstadt noch mal an.“

                „Lust mitzuspielen? Wir haben gerade angefangen, uns fehlt aber ein Mann.“ Noel deutete hinter sich auf das Fußballfeld. Luke zählte, es waren wirklich nur elf Mann. „Klar, wieso nicht? Fußball ist zwar nicht meine Stärke aber ab und zu kicke ich dann doch.“ Noel lächelte, Luke sprang über den Hüfthohen Zaun und war glücklich, dass er seine Sporthose anhatte. Noel stellte ihm kurz die anderen Jungs vor und dann fingen sie an zu spielen.

Nach zwei Stunden, zwei Niederlagen und einem Sieg beendeten sie das Spiel. Noel kam zu Luke. „Nicht schlecht gespielt Surferboy!“ beglückwünschte er Luke und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Wir gehen gleich noch zu Istanbul, ist ein Dönerladen, falls du Lust hast kannst du gerne mitkommen!“

                „Klar, ich glaube es ist zehn Jahre her seit ich zuletzt einen Döner gegessen habe! Ich weiß schon gar nicht mehr wie die schmecken!“ Luke lachte.

                „Was zehn Jahre? Was hast du nur ohne Döner gemacht?“ Noel starrte ihn ungläubig an.

                „In Los Angeles gibt es keine Dönerläden! Also was stehen wir hier noch rum, ich habe Hunger!“

Luke kam erst spät nach Hause, verzog sich sofort auf sein Zimmer. Dort packte er seine Schultasche und machte noch die letzten Hausaufgaben. Als er eine Schublade an seinem Schreibtisch öffnete fiel ihm auf das der Inhalt nicht mehr so ordentlich darin lag wie er es reingelegt hatte, das machte ihn irgendwie stutzig. Vielleicht war es ja die Putzfrau, aber was soll die denn in seiner Schublade suchen? Luke nahm sich vor jetzt alles ein bisschen genauer zu beobachten vor allem was sein Eigentum angeht.

Nach einer kurzen Nacht stand Luke am nächsten Morgen auf und ging erst einmal unter die Dusche um richtig wach zu werden.  Dann frühstückte er bei Emma in der Küche und machte sich dann mit seinem Skateboard auf den Weg zur Schule. Der Tag verlief ohne irgendwelche Besonderheiten und  es klingelte zu den letzten zwei Stunden. Schauspielunterricht! Da musste er in den extra Raum, nach kurzem fragen fand er diesen und setzte sich auf einen Stuhl von seinem Klassenkameraden war nichts zu sehen.

 

RILEY

Riley stand mit klopfendem Herzen vor der Tür. Eigentlich wollte sie zuerst da sein, aber sie hatte noch eine Besprechung mit ihrem Lehrer wegen der nächsten Chorprobe. Durch das kleine Fenster in der Tür konnte Riley Lukes Beine sehen. Sie atmete dann noch einmal tief durch und öffnete schwungvoll die Tür. So schwungvoll das diese gegen die Wand krachte und wieder auf sie zukam, schnell fing sie die Tür auf und trat ein.

Durch das krachen unsanft aus den Gedanken gerissen schreckte Luke hoch und sah zur Tür. „Shit, du schon wieder? Musst du mich so erschrecken?“

                „Entschuldigung! Das war keine Absicht, ich wusste nicht, das die Tür so leicht zu öffnen ist, bei den anderen muss man immer so dagegen drücken.“ Riley guckte auf den Stuhl neben Luke, nur um ihn nicht anschauen zu müssen. Sie hatte ihn schon wieder verärgert! Das konnte wirklich nur ihr passieren, von einem Fettnäpfchen ins Nächste!

                „Ja, ja! Schon gut. Ich glaube du bist hier falsch, ich warte auf Riley, weißt du zufällig ob er sich verspätet?“

                „Ich glaube ich sollte mich mal vorstellen! Ich heiße Riley Mila…“ durch einen Knall verstummte sie Luke hatte mit seiner Faust auf den Tisch gehauen. „Alles okay?“ fragte sie leise.

                „Riley! Natürlich wie kann ich auch so blöd sein und einen Kerl erwarten?“ Luke klatschte sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Bei dieser Handvoll Jungs die in dem Kurs sind! Und ich warte hier auf einen Kerl! Hättest mir sagen können, das du es bist dann wäre ich ein bisschen später gekommen!“

                „Entschuldigung! Es tut mir leid, aber ich hatte noch eine Besprechung mit meinem Chorleiter.“ Riley stand immer noch mit der Türklinke in der Hand und sah betroffen zu Luke hin.

                „Du kannst ruhig reinkommen und die Tür schließen, ich beiße nicht!“

Riley wurde rot. Wie blöd von ihr in der Tür zu warten als ob sie seine Erlaubnis brauchte! „Ja!“ sagte sie. Wie blöd war das denn? Wieso sagte sie jetzt auch noch ja? Am liebsten würde sie sich jetzt auch mit der flachen Hand gegen die Stirn hauen! Riley ging zu einem Stuhl und setzte sich.

                „Ich sage dir gleich: Ich hasse Schauspielern, ich kenne mich überhaupt nicht aus und weiß auch nicht wirklich was wir machen müssen!“

                „Du hasst Schauspiel, bist aber im Schauspielkurs?“ Riley sah ihn mit einem großen Fragezeichen im Gesicht an.

                „Ich habe mich für keine Kurse eingetragen und somit hat man mich irgendwo reingesteckt.“ Klärte Luke Riley im Schnelldurchlauf auf.

                „Oh!“ Hauchte Riley. „Das tut mir leid… ich weiß gar nicht was man jetzt sagen muss!“ Riley sah ihn ehrlich betroffen an. „Soll ich vielleicht mal mit dem Direktor sprechen? Er mag mich! Vielleicht kann ich etwas erreichen?“

                „Ich habe schon mit ihm gesprochen und es schien ihm große Freude zu machen mich hier versauern zu lassen. Aber ich muss meinen Durchschnitt halten von daher werde ich mir Mühe geben also keine Sorge! Kannst du mir mal erklären was genau wir machen müssen?“

                „Okay!“ Riley war erleichtert, er würde sich Mühe geben und ihre Note würde dann auch nicht leiden. “Hast du einen Lieblingsfilm?” Verwundert sah Luke sie an. Hatte sie etwas Falsches gesagt? Hatten Jungs etwa keine Lieblingsfilme? “Gibt es irgendeinen Film den du magst? Wir müssen aus einem Film eine Szene nachspielen.”

                „Achso, sag das doch gleich. Lieblingsfilm? Eigentlich habe ich keine!“

                „Okay, was kannst du gut? Was hast du für Hobbys?” fragte sie weiter.

                “Skateboarden, Surfen, Leichtathletik, Sport halt. Und du?”

                „Ich?“ Riley sah ihn verwirrt an.

                „Ja du! Du fragst mich das doch alles wegen dem Projekt und nicht weil du mich besser kennenlernen willst?“ Luke sah Riley direkt an, er konnte an ihrem Gesicht ablesen wann genau sie seine Frage verstanden hatte. Ihre Augen wurden groß und sie starrte ihn Böse an.

                „So eine bin ich nicht! Wenn ich etwas von dir wissen will dann frage ich dich das, ich bin sehr konsequent wenn ich etwas will. Und dann nehme ich für gewöhnlich auch kein Blatt vor den Mund!“ Riley steigerte sich immer mehr in ihre Rede. „Mädels, die auf Typen stehen und nicht den Mumm haben ihn auch nur in die Augen zu sehen, die weglaufen wenn er auch nur in der Nähe ist verstehe ich nicht! Ihr seid doch auch nur Menschen! Und…“

                Luke hob die Hand und abrupt verstummte Riley. „Verstanden!“ Luke lachte als er ihr verärgertes Gesicht sah. „Du kannst dich ganz schön in deine Meinung hineinsteigern stimmt’s?“

                Zum Glück saß Riley. Er lächelte sie an und sie bekam sofort weiche Knie. Wieso hatte er nur eine solche Wirkung auf sie? „Ja, wenn mich etwas aufregt schon. Und in deiner Bemerkung hattest du angedeutet ich könnte dich nicht wie einen normalen Menschen behandeln und fragen!“

                „Okay Schwamm drüber! Also was sind jetzt deine Hobbys?“

                „Lesen, Singen Gitarre spielen und ich mag es in andere Rollen zu schlüpfen!“

                „Du liest? Was denn so?“

                „Erwarte jetzt nichts großes, ich lese Hauptsächlich Schnulzenromane, manchmal auch Kriminalromane, keine schwere Literatur wie Tolstois oder so.“

                Luke nickte. „Okay und du singst?“

                „Ja, ich bin hier im Schulchor, ich singe eigentlich ganz gut!“

                „Und das schließt du daraus dass…“ Er ließ den Satz extra unbeendet.

                „Ich bin nicht so eine die sich selbst loben muss, oder gelobt werden muss. Ich singe einfach sehr gerne und die meisten Solis bekomme ich. Das hat doch auch schon was zu bedeuten.“

                „Okay auch verstanden, Schauspielen erklärt sich von selbst. Hättest du jetzt ein Problem damit mir etwas vorzusingen?“ Luke grinst sie neckisch an.

                Riley starrte ihn skeptisch an. „Ich soll dir hier jetzt etwas Vorsingen?“

                „Ja, oder traust du dich nicht? Du brauchst dich nicht zu schämen.“ Luke forderte sie mit seinem frechen Grinsen heraus.

                „Schauspieler haben keine Probleme damit sich zu blamieren! Wenn man spielt ist man eine andere Person und das hat dann alles nichts mit dem echten Leben zu tun. Was soll ich singen?“

                „Hmm…“ Luke legte den Kopf auf seine Faust und überlegte. „Wie wäre es mit der deutschen Hymne?“

                „Etwas Besseres fällt dir auch nicht ein ne?“ Riley grinste ihn an und dann fing sie an. „Einigkeit und…“ Die Tür öffnete sich und Herr Becker kam rein.

                „Ah wie ich sehe seid ihr schon voll dabei. Riley singt, das heißt ihr habt euch schon für eine Szene entschieden?“

                „Nein, wir haben uns noch nicht richtig entschieden, wir sind noch bei der Auswahl. Unsere Geschmäcker sind auch ein bisschen verschieden.“ Klärte Luke die Situation.

                „Gut, das ist auch okay, wollte nur mal nachschauen wie ihr beide miteinander auskommt.“

                „Wir schaffen das schon Herr Becker. Danke!“ Herr Becker nickte Riley zu, dann sah er noch einmal zu Luke und schloss dann die Tür hinter sich. „So jetzt müssen wir aber echt anfangen!“ bestimmte Riley. “Okay eine Surfszene können wir schon mal nicht nachspielen, schloss Riley aus. Skateboard fahren kann ich nicht und mir fällt auch kein Film ein bei dem ein Mädchen Skateboard fährt. Bleibt Leichtathletik. Ich kann tanzen es gibt viele Tanzfilme, wenn du Leichtathletik kannst, kannst du doch bestimmt auch schnell ein paar Tanzschritte lernen oder?”

                „Dass du tanzen kannst hast du aber nicht gesagt, dann hättest du mir lieber etwas vortanzen können als zu singen!“ Luke lächelte und wieder kam das Grübchen zum Vorschein.

                „Ich werde dir bestimmt nichts vortanzen. Also was meinst du, könntest du ein paar Tanzschritte lernen?“

                „Ich war mal mit einer Cheerleaderin zusammen, oder warte, es waren insgesamt drei Cheerleader. Die haben mir ständig vorgetanzt.“

Riley verdrehte genervt die Augen. „Ich habe nicht gefragt mit was für Oberflächigen Mädchen du zusammen warst, die Frage war: Kannst du tanzen lernen?“

                „Ja ich kann tanzen!“

                „Super, das ist schon mal gut, dann brauchen wir nur noch den Film. Kennst du einen?“

                „Nein ich kenne keine Tanzfilme. So etwas gucke ich mir nicht an.“

                „Hast du heute Abend schon irgendetwas vor?“

                „Nein, nicht das ich wüsste.“

                „Gut dann fahre ich nachher zur Videothek und leihe dort ein paar Filme aus. Dann komme ich zu dir.“

                „Ne. Lieber nicht!“

                „Wieso nicht? Dir wird es nicht erspart bleiben die Filme zu gucken. Wir gucken heute Abend einen, und in der nächsten Stunde können wir noch einen gucken.“

                „Das ist okay. Nur bei mir zu Hause will ich nicht gucken!“ Riley blickte ihn verständnislos an. „Die Zwillinge und Bea nerven! Es sei denn du kletterst über den Baum. Dann bist du direkt in meinem Zimmer und musst nicht durch die Haustür.“

                „Wozu kompliziert wenn es auch einfach geht. Du kommst heute um 19 Uhr zu mir.“

                „Das ist okay!“

                „Super, dann haben wir heute ja doch noch ein bisschen was geschafft! Die Stunde ist gleich vorbei. Ich schreibe dir noch eben meine Adresse auf.“ Riley gab ihm den Zettel, es klingelte und Luke machte sich auf den Weg. „Bis nachher dann!“ rief er ihr noch über die Schulter zu.

                Luke würde heute Abend in ihrem Zimmer sein! Sie beide ganz allein, Riley bekam jetzt schon Herzflattern. Aber schon nach ein paar Sekunden wurden ihre Gedanken von Inez gestört. Diese stand in der Tür und schüttelte mit dem Kopf. „War nicht abgemacht, dass du als Junge aufkreuzt?“

                „Das war eine Schnapsidee!“

LUKE

Auf dem nach Hause Weg dachte Luke noch einmal über die letzte Stunde nach. Riley war wohl wirklich anders als die anderen Mädchen die er kannte. Sie hatte wirklich ihre eigene Meinung und nahm allen Ernstes kein Blatt vor den Mund. Und wie es aussah würde er heute Abend wohl bei ihr aufkreuzen um einen Film mit ihr gucken.

Er ging die Auffahrt zum Haus noch immer ganz in Gedanken versunken entlang, öffnete die Haustür und schlich sich leise die Treppe hoch, er hatte keine Lust irgendjemanden zu begegnen. Er öffnete seine Zimmertür und trat ein, blieb dann aber wie angewurzelt stehen, als er Bea vor seinem Bett knien sah. Wütend das sie in sein Zimmer eingedrungen, seine Privatsphäre missachtet hatte stemmte er die Arme in die Hüften und fragte abweisend: „Was hast du unter meinem Bett zu suchen?“

                Bea war im ersten Moment erschrocken ihn zu sehen, ihre Augen weiteten sich und ein kleiner Anflug von Gewissensbissen trat in ihre Miene, die sich aber schlagartig wieder in pure Abweisung ihm gegenüber verwandelte. „Nichts!“ sagte sie einfach und marschierte eilig aus seinem Zimmer.

                Es wurde immer komischer. Erst die durchwühlte Schublade und nun erwischte er Bea in seinem Zimmer. Irgendetwas lief hier und er würde es herausfinden. Luke zog seine Schuhe aus und schlich leise aus seinem Zimmer, er hörte ihre laute Stimme.

                „Wie meinen Termin verschieben? Ich sollte doch heute um sechs Uhr kommen!“ Eine kurze Pause dann sprach sie wieder. „Das ist ja nicht mein Problem! Aber okay dann komme ich eben um 19 Uhr zu ihnen. Aber glauben Sie nicht das ich…“ Sie wurde wohl unterbrochen. „Okay, gegen eine Massage habe ich nichts einzuwenden, da nehme ich die unangenehmen Umstände in Kauf. Auf widerhören!“ Sie legte auf.

Also würde Bea heute Abend nicht im Haus sein. Er musste nur noch die Zwillinge loswerden und er konnte sich mal in Ruhe umschauen.

Beim Abendessen um halb sechs verkündete Bea das sie heute ein Termin hatte und erst spät nach Hause kommen würde.

                „Können wir nicht mitkommen?“ fragte Isa.

                „Nein, ich muss zum Dr. Martin mein Botox wirkt nicht mehr wirklich und anschließend habe ich eine wichtige Massagebehandlung. Ihr bleibt heute mit Luke zu Hause!“

                Die Zwillinge stöhnten. „Aber es ist so langweilig zu Hause! Du könntest uns doch in die Stadt bringen.“ Schlugen sie vor.

                „Ich habe Nein gesagt, ihr bleibt hier. Basta.“ Beatrice stand auf und stolzierte auf ihren zehn Zentimetern aus dem Raum. Wenig später hörte man den Motor des Porsches aufheulen. Des Porsches seines Vaters! Luke kochte. Bea fuhr so unvorsichtig, und ihr war völlig egal wie die Autos aussahen. Es störte sie nicht, wenn sie eine Beule reinfuhr. Lukes Gedanken wurden Jäh unterbrochen. „Was meinst du, wollen wir in ihr Zimmer gehen und Klamotten anprobieren?“ Annabelle grinste verschwörerisch ihrer Schwester zu. „Wenn sie schon weg ist, dann können wir uns auch ein bisschen amüsieren.“

Na toll! Das machte ihm ein Strich durch die Rechnung. Er musste die Mädels irgendwie loswerden. Plötzlich kam ihm eine Idee, er sprang von seinem Stuhl auf und lief in sein Zimmer. Dort nahm er sein Handy und wählte die Nummer von Rafe.

                „Du musst mir einen Gefallen tun Kumpel!“ sprach er ins Telefon sobald Rafe abgenommen hatte. „Ich muss die Mädels aus dem Haus haben!“

                „Und wieso?“ fragte Rafael neugierig. „Hast du nicht heute deinen Filmabend mit Riley?“

Luke schlug sich an die Stirn. Mist! Das hatte er ja voll vergessen! „Ich brauche ihre Nummer, schick sie mir mal gleich. Jetzt der Plan. Anna und Isa müssen für heute Abend Kinokarten gewinnen dazu musst du sie anrufen. Ich bringe dir gleich Geld vorbei, fährst du dann bitte schnell ins Kino und zahlst die Karten? Den Rest kläre ich!“

                „Okay, wenn das alles ist, dafür schuldest du mir was!“

                „Kein Problem! Bis gleich!“ Luke legte auf und wählte die nächste Nummer.

                „Cine Center Cloppenburg, was kann ich für Sie tun?“ erklang eine freundliche Frauenstimme aus der Leitung.

„Hallo! Mein Name ist Luke Parker. Ich habe eine ganz außergewöhnliche Bitte an Sie.“

                „Ich höre.“ Erklang es aus der Leitung.

„Ich habe zwei Schwestern und ich möchte sie gerne mal Überraschen. Wissen Sie die beiden haben noch nie etwas gewonnen und ich möchte das mit Ihrer Hilfe gerne ändern.“ Luke berichtete von seinem Einfall den beiden eine Gratisvorstellung gewinnen zu lassen.

                „Ihre Idee hört sich gut an. Aber wir können schlecht Freikarten verschenken.“ Gab die Verkäuferin Auskunft.

                „Ja, das ist mir durchaus klar. Mein Freund wird gleich kommen und die Karten bezahlen. Außerdem wird noch genügend für Cola und Popcorn übrig bleiben. Und ein Trinkgeld für Ihre Bemühungen wird ebenfalls dabei sein. Was halten Sie davon?“ Luke grinste, für Geld machten die Menschen echt alles und wie nicht anders erwartet stimmte die Frau freudig in seinen Plan ein.

 

Annabelle und Isabelle waren grade dabei den Schrank ihrer Mutter zu öffnen, als das Haustelefon in ihrem Zimmer anfing zu klingeln. Missmutig ging Anna zum Schnurlosen Telefon und nahm das Gespräch an. Nach und nach glättete sich ihre aufgesetzte gefrustete Miene zu einem Grinsen. Als sie auflegte sprang sie begeistert auf. „Isa ich habe Kinokarten gewonnen, für heute Abend. Wir müssen uns beeilen.“ Isa stieß ein begeistertes lachen aus und schloss den Schrank. „Wie kann das sein?“

                Annabelle erklärte. „Die aus dem Kino haben nach dem Zufallsprinzip irgendwo angerufen und derjenige der abgenommen hat bekommt zwei Freikarten für die Vorstellung um halb sieben. Das hat der Chef ganz spontan entschlossen. Und ich habe gewonnen! Wir können in einen Film unserer Wahl!“ Begeistert liefen die Mädels in ihre Zimmer.

                Luke trat gerade aus seinem Zimmer um Rafe das Geld zu bringen, als er das begeisterte kichern der Zwillinge hörte. „Na was ist euch denn passiert? So happy sieht man euch ja nie!“ fragte Luke scheinbar ahnungslos. Der Anruf von Rafe hatte also wirklich geklappt!

                „Wir haben gerade Kinofreikarten für die Vorstellung heute Abend gewonnen!“ gab Anna mit einem selbstgefälligen Grinsen Auskunft.

                „Wieso? Habt ihr irgendwo mitgemacht? Und wieso ist es so spontan?“ stellte Luke eine Reihe von Fragen. Sie sollten bloß nicht auf den Gedanken kommen, dass er etwas damit zu tun haben konnte.

Annabelle erzählte ihm von dem Telefonat und erinnerte ihn daran, dass auch er die Tickets hätte gewinnen können wenn er ans Telefon gegangen wäre. Er tat absichtlich so, als wenn er sich ärgerte.

                „Aber ihr kommt da ja gar nicht hin!“ Er lachte. „Ihr habt keine Fahrräder und zu Fuß kommt ihr da nie an.“ Die Mienen der Mädchen änderten sich Schlagartig. Luke wusste, dass sie sich über das hinkommen keine Gedanken gemacht hatten. Also musste er ihnen wohl wieder helfen. Und so fügte er scheinbar arglos hinzu. „Ihr wollt euch ja wohl kein Taxi bestellen. Also kannst du die Tickets auch für mich dalassen, ich gehe dann mit Rafe hin.“

                „Niemals! Und mach dir mal keine Gedanken darüber wie wir hinkommen! Wir wollten nämlich mit dem Taxi fahren. Isa wollte gerade die Nummer raussuchen!“ beeilte sich Annabelle zu erklären.

Innerlich musste Luke lachen, aber äußerlich ließ er sich nichts anmerken. Er wäre wohl doch kein allzu schlechter Schauspieler. Bei diesem Gedanken viel ihm die Verabredung mit Riley wieder ein. Er musste sie gleich unbedingt anrufen. „Mist! Aber naja, ich muss ja eh noch für eine Arbeit lernen!“ log er und ging zur Treppe.

                „Er lügt doch! Er ist nur neidisch weil wir die Karten gewonnen haben!“ fachsimpelte Isabelle.

Luke grinste noch immer während er über den Rasen zu den Nabers lief. Rafe stand schon in der Tür. „Du musst dich beeilen, die Mädels fahren bestimmt gleich los. Sie rufen sich ein Taxi.“

                „Sind sie alleine auf diese Idee gekommen?“

                Luke schüttelte den Kopf und grinste. „Ich habe es ihnen ausversehen vorgeschlagen!“ Luke betonte das ausversehen und Rafe lachte. „War ja klar, dass sie so etwas glauben! Wer verschenkt schon freiwillig Kinofreikarten?“ Rafe wurde wieder ernst. „Aber jetzt erzähl mal, wieso müssen die beiden weg?“

                „Bea hat heute irgendetwas in meinem Zimmer gesucht, und ich glaube sie hat irgendetwas vor. Es ist nicht mehr viel Zeit geblieben bis ich achtzehn bin und gerade jetzt kommen wir zurück nach Deutschland. Ich glaube sie sucht irgendetwas. Ich weiß nur nicht was es ist, und weil sie heute einen Termin beim Schönheitsdoc hat und die Mädels jetzt auch aus dem Weg sind will ich mal ihr Zimmer durchsuchen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das alles irgendwie mit dem Testament meines Vaters zu tun hat.“

Rafe schlug ihm auf die Schulter. „Ich hoffe du hast Unrecht! Wenn du Hilfe brauchst, ich bin für dich da!“

„Du hilfst mir schon, wenn du vor den Zwillingen im Kino bist und die Tickets bezahlst!“

Sie verabschiedeten sich und Luke ging zurück zum Haus. Jetzt musste er nur noch Riley absagen und die Suche konnte beginnen.

 

 

RILEY

Riley lief aufgeregt in der Küche herum. Was wollte sie noch mal holen? Sie öffnete den Kühlschrank und starrte hinein. Ihr Blick wanderte über Butter, Käse, Joghurt und blieb bei einer Saft Flasche  hängen. Ne sie schüttelte den Kopf, sie wollte nichts aus dem Kühlschrank holen. Popcorn! Sie war sich doch sicher, dass sie welches gekauft hatten. „Oma, haben wir kein Popcorn mehr?“

                 Amelia sah von ihrem Kreuzworträtsel hoch. „Also im Kühlschrank wirst du es nicht finden. Das liegt oben im Schrank, links neben der Spüle.“ 

Riley schloss den Kühlschrank und holte die Popcornpackung aus dem Schrank, dann nahm sie eine Schüssel und füllte sie hinein. Das alles stellte sie dann auf ein Tablett auf dem schon zwei Gläser, Cola und Punica, und diverse Weingummisüßigkeiten bereit lagen. „Meinst du das geht so?“ Riley sah zu ihrer Oma. Diese lächelte und nickte ihr zu. „Wenn du noch ein paar Kerzen aus dem Keller holst wird alles gleich noch viel romantischer.“ Ihre Oma grinste.

                „Oma! Das ist nicht lustig. Wir arbeiten an einem Schulprojekt. So ich muss jetzt nach oben, es ist schon kurz vor sieben.“ Riley stampfte davon. Was dachte sich ihre Oma nur? Das hier war kein Date oder so. Luke kam nur damit sie sich eine Szene für ihre Aufgabe aussuchen konnten. Sie stieg die Treppe in ihr Reich hoch. Sie hatten den Bungalow so ausgebaut, dass Riley ihre eigenen Räume oben hatte. So brauchte sie nicht mit ihren Freunden in ihrem Schlafzimmer und auch nicht unten im Wohnzimmer sitzen. Sie stellte das Tablett auf den kleinen Couchtisch der vor einem großen Big Sofa stand. Dann ging sie noch einmal zur Toilette um ihr Aussehen zu überprüfen. Riley stellte sich vor den Bodenlangen Spiegel und sah an sich herab. Ihre Haare fielen ihr offen über die Schultern und sie hatte sich nur dezent geschminkt. Sie trug ein Rosafarbendes T-Shirt, das sie sich in ihre Jeansshorts gesteckt hatte die Mitte zierte ein brauner Ledergürtel. Sie lächelte zufrieden ihr Spiegelbild an. Ein Blick auf ihre Uhr sagte ihr, dass Luke schon zu spät war. Das war doch sonst nicht seine Art. Sie zuckte die Schultern und ging in ihr Schlafzimmer um nach ihrem Handy zu schauen. Und tatsächlich eine ihr unbekannte Nummer hatte ihr eine Nachricht geschrieben.

SRY! SCHAFFE ES HEUTE DOCH NICHT. MIR IST ETWAS DAZWISCHEN GEKOMMEN. SEHEN UNS MORGEN.

Nicht unterschrieben, nichts. Aber Riley wusste, dass es nur Luke sein konnte. Die Nachricht kam um kurz nach sechs. Mist der ganze Aufstand umsonst. Unzufrieden ließ sie sich bäuchlings auf ihr Bett fallen. Alles Umsonst! Sie hatte sich voll zum Trottel gemacht. Es war doch klar, dass Luke es ziemlich egal war, was sie alles vorbereitet hatte. Sie wüsste nur zu gerne was ihn zu seiner Absage getrieben hatte. Sie nahm ihr Handy und wählte die Nummer von Inez.

                „Hi Süße. Wie geht’s?“ meldete Inez sich glücklich.

                „Naja, habe ne Schüssel voll Popcorn und ein gefühltes Duzend Filme zu Hause. Kommst du vorbei?“ erklärte sie ihrer Freundin.

                „Wollte Luke nicht kommen?“

                „Tja, der zieht es vor mit Abwesenheit zu glänzen. Was ist jetzt kommst du?“

                „Aber ich… wir… Rafe und ich wollten…“

                „Bring ihn einfach mit. Ich brauche Abwechslung und ich will mir hier nicht wie ein Nerd allein einen Film angucken.“

                „Okay wir sind in zwanzig Minuten da!“ Sie verabschiedeten sich und Riley stand von ihrem Bett auf. Sie ging nach unten berichtete ihrer Oma von den Änderungen, holte noch ein weiteres Glas aus der Küche und ging wieder nach oben.

Wie versprochen standen Inez und Rafe zwanzig Minuten später in ihrem Zimmer.

                „Was ist denn los? Wolltet ihr nicht eine Filmszene aussuchen?“

                „Keine Ahnung Luke hat mir eine Nachricht geschrieben, dass er heute nicht kommt. Ich habe ihn nicht gefragt wieso.“

Inez sah ihren Freund an. „Du weißt doch was da los ist. Also?“

Rafe wand sich innerlich, aber es war auch nicht fair von Luke nicht wenigstens eine plausible Erklärung abzugeben. „Er hat heute Zufällig das Haus für sich allein und sucht etwas. Mehr kann ich nicht sagen!“ Er hoffte die Mädchen würden sich damit zufrieden geben. Aber er kannte Inez die auch schon ansetzte um zu widersprechen, aber Riley hielt sie auf. „Ach lass Inez ist doch nicht so wichtig, wenn er andere Sachen vorhat ist es seine Sache. Auch wenn deine Erklärung recht dürftig ist.“ Sie warf Rafe einen wissenden Blick zu. Aber er ignorierte ihn und setzte sich auf das Sofa, zog Inez mit sich und überließ es Riley den Film einzulegen.

 

 

Kapitel 4 Erste Entwicklungen?

Kapitel 4

Erste Entwicklungen?

 

Der nächste Tag in der Schule kroch nur so vor sich hin und Riley konnte kaum die letzten zwei Stunden abwarten. Da würde sie endlich Luke sehen, und sie war neugierig auf seine Entschuldigung was gestern Abend anging. Sie verzichtete auf die letzte Pause und ging gleich in den Unterrichtsraum der für sie und Luke reserviert war. Sie öffnete resigniert die Tür und warf ihre Tasche auf den Boden. Dann gab sie ihr einen Tritt und sie rutschte direkt neben ein Bein! Riley sah erschrocken auf. Luke saß vor einem Laptop das eine Bein lag auf dem Knie des anderen, er sah sie fragend an.

                „Schlechte Laune?“

                „Wieso bist du schon hier?“ Sie sah von Luke zur Tür und wieder zurück.

                „Das gleiche könnte ich dich fragen! Ich muss noch schnell etwas im Internet recherchieren und hier habe ich Ruhe.“

                Riley nickte und wusste nicht direkt was sie jetzt sagen oder machen sollte.

                „Und was machst du schon hier?“

                „Ach“, sie winkte mit der rechten Hand in der Luft. „Inez flirtet die ganze Zeit mit deinem Freund. Das ist ekelig, das musste ich mir gestern schon den ganzen Abend angucken. Mein Wochenpensum ist verbraucht!“

                Luke grinste. „Dein Wochenpensum an Flirterei?“

                „Genau!“ Riley ließ sich auf den Stuhl neben dem von Luke plumpsen.

                Er drehte sich zu ihr. „Und hast du gestern jetzt einen Film gefunden?“

                „Nein. Hast du gefunden was du gesucht hast?“

                Fragend blickte er sie an. „Was hat Rafe erzählt?“

                „Nur das du das Haus für dich hast und etwas suchst. Hast du es gefunden?“ Sie konnte es nicht verhindern, dass ihre Stimme leicht beleidigt klang.

                Luke sah weg. Er wollte ihr nichts von seinen Problemen und Vermutungen erzählen. „Nein, nicht wirklich.“ Wich er ihrer Frage aus.

                „Hey, wenn du es mir nicht sagen willst, musst du nicht. Und wenn es daran lag, dass du keine Lust auf mich hattest, dann hättest du mir das einfach sagen können. Wir müssen uns nicht Privat treffen, es muss ausreichen unser Projekt in der Schule fertig zu kriegen.“

                „Du denkst ich habe kein Arsch in der Hose um dir abzusagen weil…“ Er suchte nach dem richtigem Wort, aber es viel ihm nicht ein. „Weil was??“ Schloss er.

                „Das weiß ich doch nicht. Vielleicht bist du ja immer noch sauer weil ich ausversehen in dich reingelaufen bin!“ Riley stand auf, schnappte sich ihre Tasche und war schon aus der Tür raus, bevor Luke auch nur etwas erwidern konnte.

Luke sprang auf und rannte ihr hinterher. Die nächste Stunde hatte anscheinend schon begonnen, die Flure waren leer. Komisch er hatte es gar nicht klingeln hören. Er holte Riley mit Leichtigkeit ein.

                „Was willst du?“ fragte sie ihn wütend. Kurzerhand zog er sie in den nächsten Raum diese Auseinandersetzung brauchte niemand der zufällig auf dem Flur vorbeiging mitbekommen. Es war die Jungentoilette! „Ich habe hier nichts zu suchen, lass mich los!“ Sie schüttelte seine Hand von ihrem Arm ab.

                „Warum bist du eigentlich so sauer?“ Luke sah sie ehrlich verwirrt an. Er hatte ihr doch früh genug abgesagt! Dass Mädels aber auch immer gleich so angepisst waren!

                „Weil du einfach nicht die Wahrheit sagen kannst.“

                „Wieso sollte ich lügen? Ich habe wirklich etwas gesucht!“

                „Ja? Was denn? Rafe meinte du hättest das Haus für dich. Zu mir hast du aber gesagt das ich über einen Baum klettern müsste wenn ich zu dir kommen wollte!“ Auf einmal ging ihr ein Licht auf. Sie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Na klar! Ich bin ja so ein Idiot! Du hattest von Anfang an vor nicht zu kommen. Deshalb hast du auch dafür gesorgt, dass ich nicht zu dir komme!“

                „Das ist völliger Schwachsinn! Wenn ich nicht kommen wollte, dann hätte ich es dir schon in der Schule gesagt! So wenn das jetzt geklärt ist, können wir ja zurück in die Klasse. Mein Laptop steht da so rum.“ Er hielt ihr die Tür auf.

                „Ja, komm wir gehen, aber ich glaube dir trotzdem nicht!“ Riley marschierte an ihm vorbei. Ohne ihm eines Blickes zu würdigen. In der Klasse angekommen schmiss Riley fünf Filme auf den Tisch. „Such dir einen aus.“ Sagte sie nur und setzte sich in eine Ecke.

                Im stillen Bewunderte er Riley, bisher hatte noch nie ein Mädchen so mit ihm gesprochen. Nie hatte eine seine Absichten in Frage gestellt. Noch nie hatte eine ihn einen Lügner geschimpft. Riley war wie Feuer, sie hatte wirklich Temperament. Sie hielt mit ihrer Meinung nicht vor dem Berg, ihm gegenüber jedenfalls nicht. Er zog einen beliebigen Film aus dem Stapel und schob die DVD in den Laptop. Er stellte ihn auf den Tisch von Riley und setzte sich neben sie. Keiner von ihnen sprach ein Wort, der Film begann und endete. „Ich fand ihn langweilig.“ Luke stand auf und streckte sich. „Diese Stühle sind echte Folterinstrumente!“

Riley verbarg ihr lächeln. „Ballett ist auch nicht mein Ding!“ gab sie dann zu.

„Und wieso haben wir uns den Film dann angeguckt?“  verblüfft sah er sie an.

„Das ist einer meiner Lieblingstanzfilme, eigentlich habe ich den Film für mich ausgeliehen, nicht für das Projekt.“

„Aber wieso hast du dann nichts gesagt als ich ihn angemacht habe?“

„Da habe ich halt nicht mit dir geredet, weil ich sauer war.“ Riley holte den Film raus. „Kann ich kurz ins Internet?“

Luke nickte. „Du hattest keinen Grund sauer zu sein, ich habe dir früh genug Bescheid gegeben das ich nicht kommen kann.“

„Suchst du dir einen Anwalt?“ fragte Riley ohne auf Lukes Erklärungen einzugehen.

„Nein.“ Schnell zog Luke den Laptop weg und schloss ihn dann.

„Nein?“ Riley zog eine Braue hoch. „Du hast aber nach Anwälten in der Gegend gegoogelt.“

„Ich habe nach Anwälten in der Gegend gegoogelt, weil…“

„Weil?“

„Ich suche den Anwalt meines Vaters.“ Riley sah ihn verwundert an. „Das geht dich eigentlich gar nichts an. Es klingelt in ein paar Minuten. Wir können für heute Schluss machen.“

„Vielleicht kann ich dir ja helfen? Meine Cousine, wir können sie fragen. Sie hat früher mal ein Praktikum bei einem Anwalt gemacht. Erzähl mir doch was los ist. Ich möchte dir gerne helfen.“ Sie sah ihm direkt in die Augen.

„Ach ich will dich nicht mit meinen Problemen belästigen. Ich kriege das schon allein hin.“ Wehrte er ab und fing an seinen Laptop einzupacken.

Aber Riley ließ sich nicht so leicht abwimmeln, sie nahm ihm den Laptop weg, noch bevor er ihn in die Tasche packen konnte. „Ach komm schon, wir sind Freunde.“ Sagte sie und setzte sich, den Laptop vor der Brust auf einen Tisch.

                „Wir arbeiten zusammen an einem Projekt, das macht uns noch lange nicht zu Freunden.“ Widersprach er.

                „Unsere Besten Freunde sind zusammen, da wird es nicht ausbleiben, dass wir uns ab und zu mal über den Weg laufen. Und warum nicht gleich das unangenehme kennenlernen überspringen?“ Sie grinste ihn schelmisch an.

                „Okay.“ Luke kam auf sie zu. „Du möchtest meine Freundin sein…“, während er sprach ging er auf sei zu. Sanft strich er ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr und berührte zärtlich ihre Wange. Er sah wie sich ihre Augen zu schmalen schlitzen verzogen. „Was?“ fragte er scheinbar ahnungslos, aber Riley durchschaute ihn, er war kein guter Schauspieler. „Du kannst mich loslassen, ich sagte Freunde und nicht Freundin.“

Luke grinste und trat einen Schritt zurück. Gut allem Anschein nach wollte sie wirklich nichts von ihm. Das war gut, denn wenn sie einen Kuss zugelassen hätte dann wäre er schneller weggewesen als sie bis drei zählen konnte. Er hatte einfach keine Lust mehr auf eine Freundin. „Freunde hört sich gut an.“

Riley schaute ihn erwartungsvoll an, aber er machte keine Anstalten irgendetwas zu sagen. „Also jetzt komm erzähl.“ Forderte sie ihn gelassen auf. Äußerlich blieb sie völlig gelassen, aber innerlich kochte sie förmlich, es hatte ihr die ganze Kraft gekostet ihn nicht zu küssen. Sie wusste, dass Luke sie nur testen wollte und sie hatte bestanden. Irgendwann würde ihre Zeit vielleicht kommen…

Luke zog sich einen Stuhl zurecht und ließ sich darauf nieder. „Ich weiß ja nicht mal wo ich anfangen soll.“

                „Am besten ganz am Anfang.“

                „Also mein Vater starb als ich sieben war. Er war alles, was ich an Familie hatte. Kurz vor seinem Tot hat er Bea geheiratet. Die mich wie sie immer betont „behalten hat weil ich der Sohn ihrer großen Liebe bin“, nur hat sie nicht ihn geliebt sondern sein Geld. Keinen Monat nach seinem Unfall waren wir schon in Amerika. Jetzt so kurz vor meinem achtzehnten Geburtstag sind wir wieder hergezogen. Zuhause finde ich in meinem Zimmer durchwühlte Schubladen und neulich habe ich Bea in meinem Zimmer erwischt wie sie etwas unter meinem Bett gesucht hat. Ich befürchte sie sucht das Testament und will es wohl vernichten. Und ich weiß noch nicht mal wer der Anwalt meines Vaters ist geschweige denn ob ein solches Testament existiert!“ frustriert schob er seine Hände durch die Haare.

Riley musste das gesagte kurz verdauen dann fragte sie: „Hast du gestern denn nichts gefunden?“

Er schüttelte den Kopf. „Nur einen abgeschlossenen kleinen Tresor. Hast du in deiner Familie zufällig einen Tresorknacker?“

Riley grinste. „Ich fürchte damit kann ich nicht dienen.“

                „Zu schade! Was ist jetzt mit deiner Cousine? War das nur ein Köder oder kann sie mir wirklich helfen?“

                „Ich kann dir nichts versprechen, aber ich werde mit ihr reden. Vielleicht hat sie ja eine Idee. Sie ist zurzeit auch zum Glück Zuhause.“

                „Was heißt zum Glück?“

                „Sie lebt eigentlich in New York, aber ihr Bruder hat vor kurzen geheiratet und sie ist noch für ein paar Wochen hier.“

                „Okay, fragst du sie mal wann sie Zeit hat sich mit uns zu treffen?“

Riley zog ihr Handy aus der Tasche und tippte eine Nachricht. Bald schon erhielt sie eine Antwort und sie verabredeten sich noch für den Nachmittag zu einem Eis.

Auf dem Weg nach Draußen fragte Luke ob er Riley abholen sollte aber sie antwortete, dass Lina sie mit dem Auto abholen würde. Sie einigten sich dann sich um vier Uhr im Eiscafé zu treffen.

 

Als Luke im Eiscafé ankam, sah er Riley mit einer hübschen Frau. Das musste diese Lina sein. Sie war wirklich eine natürliche Schönheit, genau wie Riley. Sie könnten komplett ohne Make Up aus dem Haus gehen und wirkten dennoch schön. Lina hatte Schulterlange glatte blonde Haare, sie lachte grade über etwas, was Riley gesagt hatte und entblößte eine Reihe schöner, grader weißer Zähne, ihre Augen strahlten auf und sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Zwar würde man die beiden nicht als Cousinen erkennen wenn man es nicht wusste, aber Luke stellte fest, dass Riley sich genauso verhielt wenn sie lachte. Zwar hatte Riley dunkles langes Haar, aber die Gesichtsform war die gleiche. Luke hätte noch länger dort stehen können und einige Gemeinsamkeiten der beiden herausfinden könne, aber die Zeit drängte. Er ging zu dem Tisch der beiden und Riley stellte die beiden vor. Lina erhob sich und drückte seine Hand. „Es ist schön dich kennenzulernen Luke!“ sagte sie. „Ebenso. Und Danke dass Sie sich Zeit für mich nehmen!“

„Ich bin Lina. Lass das Sie weg! Du bist doch höchstens zwei, drei Jahre jünger als ich.“ Sie lächelte freudig und strich sich wieder mit den Fingern durch die Haare.

Luke grinste und nickte. Dann nahmen sie Platz.

Riley und Lina setzten ihr Gespräch fort. „Es ist so schade, dass ich nicht zur Hochzeit von Liam und Kim kommen konnte. Aber Oma hat mir erzählt wie schön es war. Auf einer Yacht hat sie gemeint stimmt das? Oder war es nur ein kleines Boot?“ Riley grinste.

„Nein! Es war wirklich eine Yacht. Liam ist ein Schuft, er hat so viel Glück dass Kim solange auf ihn gewartet hat. Und dann hat er auch noch so einen süßen Jungen! Du musst ihn unbedingt mal kennenlernen. Jona ist einfach nur schnuckelig!“ schwärmte Lina von ihrem Neffen.

„Ich weiß doch wie Liam aussieht, wenn Jona auch nur halb so gut aussehen wird wie sein Vater, dann… ach die armen Mädchen denen er das Herz bricht! Zum Glück bin ich nicht vier!“ Riley und Lina lachten. Luke verstand nicht viel von dem gesagten und kam sich ein bisschen fehl am Platze vor.

„Komm doch nächste Woche zu uns. Dann sind die zwei verliebten aus den Flitterwochen zurück und du kannst Kim und Jona kennenlernen.“ Schlug Lina vor.

„Klar ich komme gerne vorbei!“ Stimmte Riley zu.

„Gut und jetzt widmen wir uns dem Problem von deinem Freund.“ Lina lächelte Luke an. „Erzähl mal, was weißt du?“

„So gut wie gar nichts!“ Luke seufzte. „Ich war damals zu klein um noch zu wissen was genau passiert ist. Ich weiß nur noch wie ich vor dem Grab meines Vaters stehe und meine Stiefmutter mir mitteilte, dass ich meine Klamotten einpacken sollte und wir nach Amerika fliegen.“

„Grausam!“ Lina sah betroffen aus. „Ich mag deine Stiefmutter schon jetzt nicht.“

„Und ich muss mit ihr leben!“

„Wann wirst du denn 18?“

„Am 28.11.“

„Okay wir haben also noch über ein halbes Jahr Zeit den Anwalt und das Testament zu finden.“

„Wie kannst du Luke helfen?“ mischte sich jetzt auch Riley in das Gespräch.“

„Ich kann ihm gar nicht helfen.“

Riley sah sie sprachlos an. „Aber du hast mir doch…“

„Würde die Dame mich bitte aussprechen lassen?“ Lina lächelte. „Ich kann Luke nicht helfen, aber ich kenne da einen super Anwalt. Hier hast du seine Karte.“ Lina reichte Luke eine Karte. „Setz dich mit ihm in Verbindung. Er weiß, dass du anrufen wirst. Max ist der Beste Freund meines Bruders und auch sein Anwalt. Wenn einer weiß was du machen kannst, dann ist er das.“

„Danke!“ Luke fiel ein Stein vom Herzen.

„Max? Er wird Luke helfen? Aber er ist doch nur ein Anwalt für Superreiche! Ich glaube wir suchen eher so eine 0815 Kanzlei.“

„Ihr kennt euch noch nicht allzu lange oder?“ Fragte Lina und Riley schüttelte den Kopf. „Dein Freund“, fuhr Lina weiter, „trägt die Klamotten die mein Bruder auch trägt. Und du weißt, wer mein Bruder ist.“ Lina grinste. „Außerdem bin ich mit Max zusammen, er macht alles für mich!“ Lina verzog den Mund zu einem schelmischen grinsen.

Riley öffnete ihren Mund, dann ohne etwas zu sagen schloss sie ihn wieder. „Wow!“ War alles was sie herausbrachte.

 „Ja Wow!“ Lina lachte.

„Max ist der beste Freund deines Bruders! Und er ist echt süß!“ Riley freute sich für ihre Cousine. „Ich hoffe mit Liam gab es keinen Krach? Ich weiß ja in etwa wie er tickt.“

„Mit Liam ist alles gut. Wir sind seit seiner Hochzeit zusammen, irgendwie hat es da geknistert.“ Erzählte Lina munter. „Es freut mich, dass ich dich kennengelernt habe Luke. Ich muss jetzt leider los, ich habe noch einen Termin. Du kannst Riley nächste Woche übrigens gerne begleiten.“ Sie verabschiedeten sich voneinander und Riley und Luke blieben alleine in dem Café.

„Wer ist denn Linas Bruder?“ fragte Luke.

„Liam Herzog.“

„Etwa DER Liam Herzog? Der Multimillionär?“ Luke guckte sie ungläubig an.

„Ja kann schon sein. Er hat sein Geld glaube ich mit Immobilien gemacht oder so…“

„Und so einer ist dein Cousin? Respekt. Wie alt ist er jetzt? Immer noch unter dreißig?“ Wollte Luke wissen.

„Er müsste so 25 oder 26 sein.“ Rechnete Riley. „Und womit hat dein Vater sein Geld denn gemacht? Ich hatte ja keine Ahnung! Du bist so normal!“

„Du bist auch normal dafür, dass du einen Multimillionär in der Familie hast. Meinem Vater gehörte eine Firma die weltweit Software zur Abwicklung sämtlicher Geschäftsvorgänge entwickelt. Und wenn ich Glück habe, gehört sie in ein paar Monaten mir.“

„Und wieso kannst du dir so teure Sachen leisten? Woher hast du das Geld? So wie ich deine Stiefmutter einschätze gibt sie dir keins.“

„Sie muss. Das hat meine Mutter damals so bestimmt. Ich weiß nicht genau wie sie das gemacht hat, aber vor ihrem Tod hat sie ein Testament aufgesetzt in dem es heißt, dass ich je älter ich werde mehr Geld zur freien Verfügung bekomme. Bea kann da nichts machen. Selbst mein Vater konnte es nicht ändern.“ Luke zwinkerte ihr grinsend zu. „Hatte ich nicht eine schlaue Mutter? Als ob sie das alles geahnt hätte.“

„Hatte deine Mutter ihr eigenes Geld? Oder wieso kann sie so ein Testament machen wenn dein Vater noch lebte?“

„Ja sie hat das Geld ihrer Eltern geerbt. Fertig mit der Fragestunde? Darf ich dich jetzt zu einem Eis einladen?“

„Gerne! Du kannst es dir ja leisten!“ Riley grinste und bestellte sich den größten Fruchteisbecher den es gab. Während sie aßen unterhielten sie sich ganz ungezwungen. Zum Schluss musste Luke ihr mit den Früchten allerdings helfen, da Riley bis oben hin voll war.

Kapitel 5 Eine Katastrophe jagt die nächste

 

Kapitel 5

Eine Katastrophe jagt die nächste

 

Riley

Was dann passierte war eine Katastrophe! Nichts lief nach Plan! Und dabei hatte sich doch alles so gut entwickelt! Luke würde sich mit Max in Kontakt setzten und herausfinden, was seine Stiefmutter vorhatte. Riley würde ihm helfen, wo sie nur konnte. Aber dann musste ja so etwas passieren! Riley war fertig! Sie saßen noch im Eiscafé als der Anruf kam. Ihre Oma hatte einen Schlaganfall! Ihre Oma! Luke rief sofort ein Taxi und brachte sie ins Krankenhaus. Dort wartete er mit ihr, bis die Familie Herzog eintraf. Anna nahm Riley in den Arm und dann konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie weinte hemmungslos in den Armen ihrer Tante. Ihre Oma durfte einfach nicht sterben, sie musste das alles überstehen. Es kam alles einfach viel zu plötzlich, noch vorkurzem ging es ihr doch ganz gut. Sie hatte sich nie über Schmerzen beklagt und war Regelmäßig zur Vorsorge gegangen.

Zum Glück war gerade die Nachbarin da als es passierte. Und noch größeres Glück war es, dass eben diese Nachbarin Ärztin war und wusste was zu tun war. Ihre Oma wurde noch bis in die Nacht hinein Operiert, und dann kam endlich die Nachricht des Arztes. Es wurde ein Bypass gelegt und Amelia müsste für eine Weile im Krankenhaus bleiben.

„Willst du nicht mit zu uns kommen?“ fragte Josef Riley, die die ganze Nacht im Krankenhaus verbracht hatte.

„Nein danke, ich fahre jetzt nach Hause und lege mich ein bisschen hin. Dann komme ich wieder her.“

„Riley Schatz, du kannst doch solange Mutter im Krankenhaus bleiben muss bei uns wohnen.“ Versuchte jetzt Anna ihr Glück.

„Nein! Ihr habt jetzt euer Haus voll. Liam und Kim kommen, Lina ist da. Ich bleibe lieber zu Hause. Mir geht es gut“, beteuerte sie noch einmal, als Riley die Gesichter ihrer besorgten Verwandten sah. „Oma wird wieder fit und damit komme ich klar!“

Schließlich lenkten die beiden doch noch ein und brachten sie nach Hause. Riley schmiss sich auf ihr Bett und schlief sofort, so wie sie war ein. Sie wachte erst am späten Nachmittag wieder auf. Ihr erster Blick galt ihrem Handy. Keine Anrufe des Krankenhauses oder ihrer Tante. Das war schon mal gut! Also ging es ihrer Oma gut beruhigte Riley sich. Inez hatte sich ein paar Mal bei ihr gemeldet. Sie legte ihr Handy wieder zurück und ging ins Bad um sich eine kurze dusche zu gönnen. Nach dem duschen rief sie ihre Freundin an und erklärte Inez was passiert war. Sie verabredeten, dass Inez heute Abend mit einer großen Pizza vorbeikommen und bei Riley übernachten würde. Riley fuhr ins Krankenhaus und saß für eine Weile bei ihrer Oma, sie erzählte ihr von Luke und seinem Problem, von Lina und Max und versuchte sie von ihren Schmerzen abzulenken. Nach zwei Stunden fuhr sie wieder nach Hause. Kurze Zeit später stand Inez wie versprochen mit einer Pizza in der Hand, Inez drückte ihre Freundin und dann machten sie sich daran die Pizza zu verdrücken. Inez hatte Liebeskomödien mitgebracht und sie schauten eine nach der anderen bis sie endlich müde genug waren um schlafen zu gehen.

Der nächste Tag in der Schule verlief sehr ruhig. Riley hatte eigentlich gehofft Luke zu treffen, doch er war nirgends zu finden. In der Mittagspause saßen Inez und Riley an einem Tisch. Riley stocherte Lustlos in ihren Nudeln. Sie wollte mit Luke reden, sie war neugierig ob er sich schon mit Max in Verbindung gesetzt hatte.

„Na ihr zwei?“ ertönte Rafe´s  Stimme. Er gab Inez einen Kuss auf die Wange und setzte sich neben sie. „Wie geht es deiner Oma Riley?“

„Es geht ihr schon wieder besser. Die Ärzte wollen sie noch ein paar Tage dabehalten, aber sie darf höchstwahrscheinlich nächste Woche wieder nach Hause. Weißt du wo Luke ist?“

„Das ist doch gut!“ Rafe lächelte ihr ermunternd zu. „Nein, ich habe keine Ahnung wo er ist.“ Beantwortete er ihre Frage.

„War er heute überhaupt in der Schule?“

„Ja, er ist in dieser Hinsicht ein Streber!“ Rafe lachte. „Keine Fehltage und nur super Noten. Der Kerl hat noch was mit seinem Leben vor!“

Riley nickte zustimmend. Wenn er mal die Firma seines Vaters erben sollte, dann musste er ein Ass sein. Sie äußerte ihr Gedanken jedoch nicht. Sie wollte nicht aus dem Nähkästchen plaudern.

Es klingelte und die letzten zwei Stunden Deutsch mussten noch überstanden werden. Dann könnte Riley wieder ins Krankenhaus fahren. Für den Abend war sie bei Josef und Anna eingeladen und sie war schon ganz neugierig auf den kleinen Jona.

 

 

Luke

Nachdem Luke eine völlig aufgelöste Riley im Krankenhaus abgeliefert, und gewartet hatte bis ihre Verwandten da waren, brauchte er einen ruhigen Ort wo er nachdenken konnte. Da ihm nichts einfiel buchte er sich in einem Hotelzimmer ein. Er hatte einfach keine Wahl, er musste diesen Max anrufen. Kurzerhand, bevor er doch noch einen Rückziehen machen würde zog er sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer.

„Von Hage“, meldete sich Max.

„Hallo, hier ist Luke Parker. Ich habe Ihre Karte von Lina Herzog, sie meinte ich sollte mich bei Ihnen melden.“

„Ach ja, Luke! Ja, ist jetzt im Moment ein bisschen schlecht, ich habe in zwei Minuten ein wichtiges Meeting. Ist es okay wenn ich dich in einer Stunde zurückrufe?“

„Natürlich. Bis später dann!“

„Ja, bis später.“

Max legte auf und Luke hörte das Freizeichensignal in der Leitung. Langsam ließ er das Telefon sinken und setzte sich aufs Bett. Zwei Minuten vergingen und ihm wurde langweilig, er nahm sich die Fernbedienung und zappte sich ein bisschen durch das Fernsehprogramm. Er blieb bei einer Dokumentation über Brücken und ihre Bauweise hängen.  Dann endlich nach eineinhalb Stunden klingelte sein Handy. Er meldete sich und hörte gespannt was Max von Hage ihm zu berichten hatte. Ohne große Umschweife verabredeten sie sich in einem Café um persönlich über diese Angelegenheit zu sprechen.

Als Luke in dem Café ankam, erkannte er Max sofort. Er war der einzige mit Anzug und Krawatte im

Raum, außerdem wühlte er in einem Lederkoffer der vor ihm auf dem Tisch lag und hielt sich dabei mit der Schulter das Handy am Ohr. Ein leichtes grinsen spielte um Lukes Mundwinkel, als er sich vor den Tisch stellte.

Max sah sofort hoch. „Luke?“ fragte er. Dieser nickte, woraufhin Max sofort sein Gespräch beendete und aufstand um Luke die Hand zu schütteln. „Schön dich kennenzulernen Luke.“  Sagte er und setzte sich wieder hin.

„Danke, ich freue mich, dass sie mir helfen.“ Luke setzte sich ebenfalls hin und spielte leicht nervös mit seinen Händen.

„Möchtest du etwas trinken?“

„Ein Glas Wasser wäre nicht schlecht.“

„Nervös?“ fragte Max und gab dem Kellner ein Zeichen noch ein Glas Wasser zu holen.

„Naja ein bisschen“, gab Luke zu. „Entweder sie erzählen mir gleich dass Sie mir helfen können, oder das ich bei Ihnen an der falschen Adresse bin.“

„Wie wäre es mit ein bisschen von beidem? Meine Kanzlei hat damals deinen Vater vertreten.“

Luke machte große Augen. „Wirklich? Ihre Kanzlei?“ Er beäugte sein gegenüber. Max war wenn es hochkam an die dreißig, da musste er ja schon sehr früh Karriere gemacht haben wenn er schon damals hier war.

„Nicht ich direkt“, berichtigte Max Lukes Gedankengang. „Ich habe die Kanzlei von meinem Vorgänger übernommen.  Aber ein Kollege von mir, der schon Uralt ist hat das Testament deines Vaters.

Nur behauptet er, dass es der letzte Wille deines Vaters war, dass das Testament erst ab deinem 18 Lebensjahr verlesen wird. Und nur ER hat die Befugnis dazu. Er lässt mich nicht in die Akte gucken, obwohl ich sein Chef bin!“

„Das glaube ich nicht!“, warf Luke ein.

„Das glaube ich nicht!“, warf Luke ein.

„Ich glaube es auch nicht. Ich kann es mir nicht vorstellen, vor allem daher nicht, weil ich ein bisschen recherchiert habe wie dein Vater ums Leben kam.“

„Er ist bei einem Autounfall gestorben!“

„Ja das stimmt. Aber ich habe mir die Akte deines Vaters von der Polizei rüber faxen lassen. Und darin stand, dass dein Vater keinen Alkohol im Blut hatte. Laut der Aussage deiner Stiefmutter sollte er noch schnell zum Supermarkt fahren um Eier zu kaufen. Ihre Mädchen wollten Rührei zum Abendessen.“

„Ich kann mich noch wage daran erinnern, dass ich in mit meinem Vater mitfahren wollte. Aber Bea hat es mir nicht erlaubt, ich sollte mein Zimmer aufräumen. Dabei war ich den ganzen Tag in der Bibliothek mit meinem Vater, mein Zimmer konnte gar nicht dreckig sein. Und das versuchte ich Bea zu erklären, ich versicherte ihr, dass mein Zimmer sauber war. Mein Vater schritt dann ein und sagte er komme mit mir hoch um zu sehen ob ich die Wahrheit sagte. Als wir dann oben ankamen und in mein Zimmer sahen war es die reinste Katastrophe. Mein Vater glaubte mir, als ich beteuerte nicht gelogen zu haben, aber abgemacht war abgemacht. Mein Zimmer war ein Saustall und ich musste zu Hause bleiben. Ich habe mich an meinen Schreibtisch gesetzt und angefangen zu zeichnen.“

„Deine Geschichte verstärkt meine Vermutung noch mehr.“ Max sah Luke ernst in die Augen.

„Was für eine Vermutung?“

„Soll ich sagen was ich denke?“ Luke nickte nur und Max fuhr fort. „Ich glaube nicht, dass der Tod deines Vaters ein Unfall war.“

Luke lief es eiskalt den Rücken hinunter. Kein Unfall! Dröhnte es in seinem Kopf und sein schlimmster Albtraum wurde Wirklichkeit. Wer konnte seinem Vater nur so etwas antun?  

„Es gab keine Bremsspuren an der Unfallstelle, klar der Wetterdienst hatte vor Blitzeis gewarnt, aber jeder gesunde Mensch würde auf die Bremse treten.“ Holte Max Luke aus seinen Gedanken. „Laut dem Autopsiebericht war wie gesagt kein Alkohol im Blut, kein Herzversagen, es ist keine andere Erkrankung eingetreten, nichts! Dein Vater ist mit voller Wucht und ungebremst in einen Baum gerast.“

Luke fuhr sich verzweifelt mit den Händen durch die Haare. „Ich habe es immer geahnt. Nur kann ich mir nicht vorstellen, dass mein Vater Feinde hatte. Er hatte doch nur diese doofe Firma.“

„Ich verstehe dich! Du musst völlig fertig sein. Aber ich muss dir auch von meinem Verdacht erzählen und du musst so schnell wie möglich das Testament sehen.“ Luke nickte nur, zu mehr war er nicht imstande. „Ich glaube deine Stiefmutter hat etwas damit zu tun. Sie hat alles perfekt geplant. Du musstest zu Hause bleiben, und meine Güte bei diesem Wetter das herrschte hätte sie sich auch durchsetzten können und ihren Kindern einen Teller Müsli hinstellen können!“ Wieder nickte Luke. „Ihr seid einen Monat nach dem Unfall ausgewandert, und jetzt kurz vor deinem 18. Geburtstag wieder zurückgekommen. Das kann kein Zufall sein!“

„Sie durchsucht meine Sachen!“

„Sie kennt das Testament, sie hat es bestimmt mit unterschrieben. Da steht bestimmt nur drin, dass es irgendwo ein verstecktes Testament gibt und du wüsstest wo es ist. Deiner Stiefmutter…“

„Nenn sie bitte Bea. Stiefmutter hört sich zu sehr nach Familie an.“ Unterbrach Luke ihn.

„Okay, also Bea blieb nichts anderes übrig als dieses Testament zu unterschreiben, aber sie hat bestimmt dafür gesorgt, dass das Testament bis zu deinem Geburtstag nicht eingesehen werden darf. Sie versucht das Testament zu finden und zu vernichten. Wahrscheinlich tritt das Testament erst in Kraft wenn du es gefunden hast, solange wird Bea über das Vermögen bestimmen.“

„Genauso muss es sein! Das klingt alles so logisch. Was kann ich nur machen? Ich weiß nichts von einem verstecktem Testament.“

„Ganz einfach, du brichst in meine Kanzlei ein.“

 

 

Riley

„Hey kleine Cousine!“ Liam nahm Riley in den Arm. „Na wie geht es dir?“ Er grinste sie Freude strahlend an.

„Hey! Mir geht es gut! Schön dich endlich mal wieder zu sehen. Wie geht es euch?“ Sie gingen gemeinsam ins Wohnzimmer, wo der Rest der Familie versammelt war und Liam beantwortete ihre Frage. „Hey Leute seht mal wen ich vor der Haustür aufgegabelt habe. Riley das ist meine wunderschöne Frau Kim!“ Stolz stellte Liam seine Frau vor. Kim und Riley umarmten sich kurz.

„Schön dich kennenzulernen! Und schön das Liam endlich kein Single mehr ist.“ Riley grinste und Kim lachte. Riley fand Kim wunderschön, sie hatte so schöne vor lauter Glück strahlende Augen. Man konnte in ihrem Gesicht sehen, wie sehr sie Liam liebte. So wollte Riley auch mal lieben und ohne es zu wollen stahl sich das Gesicht von Luke vor ihre Augen. Nein! Das war doch absurd. Luke hatte klar und deutlich gesagt, was er wollte. Freundschaft und auf keinen Fall mehr. Riley lenkte ihre Konzentration wieder auf Kim und Liam. „Und das ist mein Sohn Jona.“ Sagte Liam und schob eine kleine Ausgabe von Kim vor sich.

Riley ging in die Knie. „Oh Wahnsinn bist du süß!“ Sie sprach englisch mit ihm und lächelte Jona an, und dieser grinste sofort zurück. „Du bist also mein kleiner neuer Cousin, schön dich endlich kennenzulernen.“ Riley war baff, Jona ähnelte so stark seiner Mutter. Wenn er Mädchen Kleidung anhätte könnte er glatt als Mädchen durchgehen.

„Hi! Ich finde dich auch schön!“ sagte Jona auf Deutsch.

Riley sah verwundert auf und Liam erklärte. „Kim hat ihn zweisprachig erzogen!“ Dabei zog er Kim an der Hüfte näher zu sich.

„Wow schön, dass du unsere Sprache sprichst! Und danke für dein Kompliment.“ Sie unterhielt sich noch eine Weile mit Jona und irgendwann zog er sich zurück in eine Ecke in der Legosteine lagen.

„Wieso warst du nicht auf unserer Hochzeit?“ fragte Liam Riley mit einem leichten Vorwurf in der Stimme.

„Es tut mir leid, ich war in Berlin, ich hatte da ein Schauspielkurs und wusste nicht wie ich nach London kommen sollte.“

„Wenn du nur ein Wort gesagt hättest, hätte ich dir doch ein Flugzeug geschickt!“

Riley schluckte. „Ich vergesse immer wie Reich du eigentlich bist“, dann fügte sie hinzu „ich bereue schon, dass ich nicht dabei war. Oma hat mir erzählt, wie schön romantisch das alles war.“

„Oh ja das war es. Liam hat sich selbst übertroffen!“ Mischte sich Kim mit ins Gespräch. „Ich hatte dieses herrlich weiße Traumkleid an.“

„Du warst die schönste Braut, die ich je gesehen habe!“ beteuerte Liam und Riley musste grinsen. Wie verliebt die beiden doch waren! Sie unterhielten sich noch eine Weile bis Lina und Max eintrafen, sie begrüßten sich und dann war auch das Essen schon fertig. Riley wollte die ganze Zeit Max fragen, ob Luke sich schon mit ihm in Verbindung gesetzt hatte. Aber sie saßen zu weit auseinander und sie wollte nicht, dass der Rest der Familie davon etwas mitbekam.

„Wieso hast du Luke eigentlich nicht mitgebracht?“ fragte Lina dann auch schon.

„Wer ist Luke?“ Wollte Liam wissen.

„Rileys Freund.“ Gab Lina bereitwillig Antwort.

„Du hast einen Freund?“ Liam sah sie fragend an. „Wieso hast du ihn denn dann nicht mitgebracht?“

„Er ist nur ein Freund. Nicht mein Freund!“ Stellte Riley klar.

„Ja, ja“, flüsterte Lina vor sich hin, so dass jeder es hörte.

„Und wer ist dieser Luke?“, wollte Liam wissen. „Was wisst ihr über ihn?“

Riley sah Lina warnend an. Aber diese übersah ihren Blick geflissentlich. „Er ist ein ganz hübscher!“, grinste sie.

„Das er Hübsch ist reicht nicht. Ich muss ihn mir mal unter die Lupe nehmen!“ Meinte Liam bestimmt.

„Ich warne dich!“ Riley sah Liam mit bösem Blick an. „Du musst nicht gleich deine Spione auf ihn los lassen! Ich kenne ihn ja grade erst seit die Schule wieder angefangen hat. Er hat mit seiner Familie für ein paar Jahre in Los Angeles gelebt, jetzt sind sie wieder hierher gezogen.“

„Mitten im Schuljahr? Ist das nicht ungewöhnlich?“, Mutmaßte Liam. „Das kommt mir so spontan vor. Vielleicht ist es eine Kriminelle Familie!“

„Quatsch!“ Protestierte Riley. „Hör mal auf hier den großen Bruder zu spielen! Ich bin nicht Lina!“

„Ja, das weiß ich! Du bist meine kleine Cousine und du hast keinen Bruder der auf dich aufpasst. Also darf ich mal meine Fühler ausstrecken. Außerdem habe ich das noch nie gemacht. Max kenne ich besser als er sich selbst, den brauchte ich nicht zu überprüfen.“ Erklärte Liam seine Handlungsweise und leises Gelächter erklang am Tisch.

Während Liam noch weiter philosophierte entging den anderen am Tisch, wie Lina Max einen warnenden Blick zuwarf. Und dieser dann eingriff. „Liam, hast du schon mal gehört, dass Samuel Parker einen Sohn hatte?“

„Echt?“ Liam bemerkte nicht, dass Max absichtlich das Thema wechselte. „Nein, das wusste ich nicht. Ich habe letztens noch, als ich das neue Backup angesetzt habe an ihn gedacht. Er starb zwar schon bevor ich die Firma hatte, aber wir benutzen seine Software. Wie war das noch mal mit seinem Unfall?“ fragte Liam an seinen Vater gewandt.

„Er musste abends noch eine Besorgung machen, seine Frau wollte irgendwas. Aber es war sehr kalt und die Nachrichten haben vor Blitzeis gewarnt. Er krachte ungebremst in einen Baum und starb noch an der Unfallstelle.“

„Oh wie schrecklich!“ raunten einige am Tisch.

„Gab es da nicht damals noch Ermittlungen wegen versuchten Mordes?“

„Ja, aber die Polizei konnte nichts finden und es wurde als Unfall aufgenommen.“ Erzählte Josef.

„Können wir nicht das Thema wechseln? Es ist so schlimm am Tisch über Unfälle und Tote zu sprechen.“ Unterband Anna das Gespräch.

„Ja genau. Wir waren doch bei deinem Luke Riley.“ Liam sah neben sich, wo Riley weiß wie eine Wand neben ihm saß. „Geht es dir nicht gut?“, fragte er besorgt.

Riley trank ein schluck von ihrem Wasser. Dann atmete sie einmal tief durch und sagte sich, dass sie eine gute Schauspielerin war und jetzt durchhalten musste. „Mir geht es gut.“ Sie nickte Lina zu worauf diese sofort ein Gespräch anfing. Riley stieß Liam unauffällig an, worauf er seine Aufmerksamkeit wieder auf sie richtete. „Luke heißt mit Nachnamen Parker, ich weiß, dass sein Vater Sotwareentwickler war. Er ist vor zehn Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen.“

„Ich will deinen Luke unbedingt mal kennenlernen!“ Liam blickte Riley ernst in die Augen. „Ohne wiederrede!“

„Ich muss gucken was ich da tun kann.“

„Was flüstert ihr beiden denn da?“ fragte Anna.

„Nichts!“ kam die Antwort wie aus einem Mund und damit war das Thema vorerst beendet.

Kapitel 6 Pleiten, Pannen und ein Kuss

 

Kapitel 6

 

 

Der nächste Tag war ein Freitag und Riley sah Luke nicht in der Schule. Zwar saß Rafe in der Pause bei ihr und Inez, aber von Luke war keine Spur gewesen. Und sie wollte Rafe auf keinen Fall fragen wo er war. Nicht das er noch auf doofe Gedanken kommen würde.

Sie überstand den Schultag so mit ach und Krach, die Mathearbeit in der letzten Stunde war der Horror gewesen! Anwendungen der Differentialrechnung wer brauchte so was schon für seine Zukunft? Erschöpft schleppte sie sich zur Bushaltestelle. Jetzt schnell nach Hause und ein bisschen aufräumen und dann wollte sie ihre Oma im Krankenhaus besuchen. Besser konnte man doch gar nicht ins Wochenende starten dachte sie ironisch. Als sie nach zwei Stunden das Haus verließ und zum Schuppen ging um ihr Fahrrad zu holen, fing es zu allem Überfluss auch noch an zu regnen! Achselzuckend blickte sie zum Himmel, tja dann regnete es halt, war im April ja eigentlich auch nicht anders zu erwarten. Riley schloss den Geräteschuppen auf und schob ihr Fahrrad durch die Tür. Als sie sich auf den Sattel setzten und losradeln wollte bemerkte sie, dass sie einen platten hatte! Nur mit äußerster Anstrengung gelang es ihr ruhig zu bleiben. Sie wollte nicht wütend bei ihrer Oma auflaufen. Sie stieg von Fahrrad, wischte sich die mittlerweile klatschnassen Haare aus dem Gesicht und schob ihr Rad Richtung Gartentor.

Riley war schon zwanzig Minuten unterwegs, mittlerweile war es schon halb sechs. Gerade rechtzeitig bevor die Werkstatt schloss. Na toll, heute würde sie ihr Fahrrad nicht mehr bekommen, also durfte sie den langen Weg zurück nach Hause laufen. Hoffentlich würde es bis dahin nicht mehr regnen. Der Weg zum Krankenhaus war zum Glück nicht mehr weit, und Riley musste auch ihr Fahrrad nicht mehr schieben, so kam sie schnell voran.

Als sie in das Krankenzimmer Ihrer Oma kam, war diese gerade am Telefonieren. Amelia runzelte die Stirn und guckte Riley verwirrt an. Schnell beendete sie ihr Telefonat und schaute Riley auffordernd an.

„Ich wollte grade los um dich zu besuchen, als es anfing zu regnen, erst nur leicht und ich dachte ach halb so wild, dann als ich mein Fahrrad aus dem Schuppen holte merkte ich dass ich einen Platten hatte und musste es zur Werkstatt schieben. Und siehe da, hier bin ich!“ Sie lächelte ihre Oma großzügig an und breitete theatralisch die Arme aus.

Amelia schüttelte den Kopf, konnte sich jedoch ein Grinsen nicht verkneifen. „Geh dir die Haare föhnen!“ Sie deutete auf die Toilettentür und Riley erhob sich gehorsam.

Nach ein paar Minuten kam sie zurück ins Zimmer, ihre Haare fielen ihr nur noch leicht feucht über die Schultern. Ein Blick auf ihre Oma zeigte ihr, dass diese eingeschlafen war. Sie setzte sich leise auf den Stuhl neben dem Bett und schaute ihr grade zwei Minuten zu, bis die Tür abrupt geöffnet wurde und eine Krankenschwester lächelnd eintrat.

„Das Abendessen für Frau Herzog ist fertig!“ Flötete sie fröhlich und stellte das Tablett auf den Tisch. Amelia wurde wach und schaute sich leicht verwirrt im Zimmer um. „Bin ich eingeschlafen?“

Riley nickte nur und half ihrer Oma aus dem Bett. Sie setzten sich beide an den Tisch und Riley bereitete den Tee vor. Amelia biss genüsslich in ihr Brot und die beiden unterhielten sich über Rileys misslungene Klassenarbeit. Plötzlich klopfte es an der Tür und nach einem herein von Amelia steckte der kleine Jona seinen Kopf durch die Tür. Nach einer herzlichen Begrüßung von Liam, Kim und Jona, setzten sie ihr Gespräch fort.

„Wo waren wir stehen geblieben?“ Fragte Amelia.

„Bei meiner missratenen Mathearbeit. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Ich glaube ich mache mich langsam auf den Weg Oma, ich will nicht im Stockdunkel nach Hause gehen.“

„Wieso gehen?“ schaltete Kim sich in die Unterhaltung, und Amelia berichtete von Rileys Katastrophen ähnlichen Nachmittag. „Ich kann dich gerne nach Hause bringen!“ Bot Kim sich an.

„Ach quatsch, ihr seid doch grade erst angekommen. Ich schaffe den Weg schon.“

„Nichts da.“ Bestimmte Liam, „nicht, dass du noch auf so eine blöde Idee kommst dich per Anhalter an die Straße zu stellen.“ Er sah auffordernd zu Kim und diese boxte ihn spielerisch in die Seite und Liam lachte. „Warte noch zehn Minuten dann sind wir soweit und bringen dich nach Hause.“

„Wie du befiehlst!“ Riley zuckte mit den Achseln und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Aber nur wenn du mir erzählst, was es mit dem Anhalter auf sich hat.“

„Kim war ja vor ein paar Jahren als Austauschschülerin in unserer Familie. Eines Abends traf sie sich mit Freunden in einem Café. Ungewollt belauschte sie ein Gespräch, bei dem es um sie ging. Also machte sie was alle Mädels machen.“

„Und das wäre?“ Hackte Riley nach, als Liam keine Anstalten machte weiterzuerzählen.

„Sie dachte nicht nach und lief raus.“ Liam hielt seine Hand hoch und zählte einen Finger ab, „sie wusste nicht wo sie war“, der zweite Finger schnellte nach oben. „ sie hatte kein Handy dabei.“ Der dritte Finger folgte.

„Sie hatte nur ein…“ Er blickte kurz Gedankenverloren an die Decke, „Naja ich würde sagen, sie war leicht bekleidet!“ Er grinste seine Frau liebevoll an und gab ihr dann einen Kuss auf die Wange.

„Und das schlimmste, sie stellte sich an die Straße und hielt ihren Finger raus. Sie konnte von Glück reden, das ich es war, der sie da mitten in der Nacht aufgelesen hat!“

„Der Barmherzige Liam!“ spöttelte Kim. „Damals habe ich ihn geküsst und damit voll aus dem Konzept gebracht!“ lächelte sie ihn jetzt spitzbübisch an.

„Ich war so etwas halt nicht von dir gewohnt.“ Verteidigte er sich. „Ich wusste ja nicht mehr, dass ich dich davor schon mal geküsst hatte.“

Riley schaute überrascht von einem zum anderen. Und Liam erzählte ihr was damals auf seiner Party passiert war.

Riley schüttelte lachend den Kopf, nachdem Liam geendet hatte. „Ihr zwei werdet mit eurer Geschichte noch eure Urenkel unterhalten!“

„Ganz sicher!“ Stimmte Liam ihr zu. „Oma, erzähl du mal was du so mit Opa erlebt hast.“ Forderte er Amelia auf und diese erzählte. Irgendwann kam eine Krankenschwester und meinte bedauernd, dass die Besuchszeit jetzt zu Ende sei und Amelia ihren Schlaf brauchte. Erschrocken sahen sie auf die Uhr, es war schon nach acht. Sie verabschiedeten sich schnell und dann überredeten sie Riley noch zu einem späten Abendessen zu kommen. Dort erfuhr Riley noch mehr über Liam und Kim und erzählte von sich und ihrem Wunsch Schauspielerin zu werden.

„Such dir doch lieber einen“, Liam formte mit den Fingern Anführungsstriche in der Luft, „normalen Job.“

„Das ist ein normaler Job!“ protestierte Riley. „Klar, ich weiß, dass viele Schauspieler werden wollen, aber ich schaffe es auch.“

„Hast du denn wenigstens eine alternative?“ fragte er vorsichtig.

Riley nickte bestimmt. „Ja, habe ich.“

„Und die wäre?“

„Mein Millionenschwerer Cousin!“

Kim, die neben Liam saß prustete los und auch Riley konnte ihr Lachen nicht verkneifen. Nachdem die Frauen sich einigermaßen beruhigt hatten musterte Liam sie genau. „Okay, okay!“ Gab sie sich geschlagen. „Ich will auf jeden Fall studieren gehen, keine Angst ich werde schon  nicht bei Penny an der Kasse verrotten!“

„Braves Mädchen!“ Liam tätschelte ihr Knie und grinste sie erheitert an.

Sie unterhielten sich noch eine Weile und dann nach einem Blick auf die Uhr, beschloss Liam, Riley nach Hause zu bringen. Sie verabschiedete sich von Kim und Liam küsste seine Frau zärtlich zum Abschied. Dann traten sie nach draußen.

Lina und Max in inniger Umarmung fuhren hastig auseinander. „Überall diese verliebten!“ murmelte Riley vor sich hin, schüttelte den Kopf und trabte zum Auto.

Liam stieß Max freundschaftlich gegen die Schulter und folgte Riley. „Lasst euch nicht stören!“ rief er ihnen noch über die Schulter zu. Grinsend setzte er sich hinter das Steuer. Als er Rileys missmutigen Blick sah fragte er: „Na da vermisst du sicher deinen Freund. Ich hätte dich auch schon früher nach Hause gebracht, du  hättest nur ein Wort sagen müssen.“ Er startete gutgelaunt seinen Wagen.

„Ich habe keinen Freund! Wie oft soll ich das denn noch sagen?“

„Vielleicht wartet er ja noch vor eurer Tür.“ Spekulierte er, „aber dann müsste ich ihn echt nach Hause schicken, es ist schon viel zu spät für euch.“

„Ach sei still!“ Riley verschränkte die Hände vor ihrer Brust und starrte geradeaus in die Dunkelheit. Liam tat ihr diesen Gefallen und schwieg. Dann spielte der Radiosender New Devide von Linkin Park. Liam stellte lauter und sang lauthals mit, immer wieder sah er zu Riley rüber und stieß sie sanft an die Schulter. Im Refrain stieg dann auch sie ein und gemeinsam sangen sie das Lied zu Ende.

Beide lachten sie und Liam stellte die Musik wieder leiser. „Du singst gut!“, stellte er fest.

„Ja, du singst auch ganz passabel.“ Sagte sie ohne auch nur eine Spur von Anerkennung und grinste ihn breit an.

„Ich hatte früher eine Band!“ protestierte er. „Und richtig viele Groupies!“

„Die Betonung liegt auf früher, du Weiberheld!“ Riley lachte ungezwungen.

„Du freches Ding!“ Liam lachte.

„Komm doch am Sonntag in den Gottesdienst, du könntest mit in der Lobpreisband singen.“

„Nur wenn du sagst, dass ich es noch kann!“ Er grinste sie schelmisch an.

„Klar kannst du!“ beteuerte sie. „Kommst du jetzt mit?“

„Ich hatte sowieso vor zu kommen. Aber schön, dass du findest, das ich noch immer singen kann.“

„Was man einmal gelernt hat, verlernt man nicht.“ Belehrte Riley ihren Cousin.

Liam grinste und bog in die Auffahrt ein. „Soll ich noch mit rauskommen und gucken ob dein Freund auch wirklich nicht da ist?“ fragte er scheinbar liebenswürdig, während der Schalk in seinen Augen blitzte.

„Du bist einfach unverbesserlich!“ Riley musste wider Willen grinsen. Sie umarmte Liam kurz und stieg dann aus.  „Bye!“ rief sie ihm noch über die Schulter zu und knallte die Tür zu.

„Das Auto ist kein Postkasten!“ schimpfte Liam in die Stille und wartete bis Riley im Haus verschwand.

 

 

Luke

Der Schultag war für Luke schnell vorbei. Seine Pausen verbrachte er mit Noel und den Jungs. Irgendwie wollte er Riley aus dem Weg gehen. Er hatte sie nachdem ihre Oma ins Krankenhaus gekommen war nur einmal gesehen und das war auch gut so, er hatte ihr schon viel zu viel erzählt. Er konnte ihr doch nicht sagen, dass Max wollte, dass er in die Kanzlei einbrach!

Noel riss Luke aus seinen Gedanken. „Bist du heute dabei? Wir wollen um vier Uhr nach der Schule Fußball spielen.“

„Klar, ich bin dabei! Wieder der Sportplatz vom letzten Mal?“

„Genau, sei pünktlich, sonst kommst du in die Verlierer Mannschaft.“ Es klingelte zur letzten Stunde. „Ich muss los, wir schreiben so eine blöde Mathe Klausur.“ Noel verabschiedete sich und die Jungs verstreuten sich, jeder in seinen Klassenraum.

Als Luke die Haustür schloss, hörte er schon die hohe Stimme von Bea. Er ging in die Küche wo er sie mit Emma antraf. Bea starrte wütend auf Emma, diese sah völlig verstört auf den Boden. „Wenn ich das noch einmal sagen muss, dann bist du gefeuert. Ich habe kein zweitklassiges Personal, du bist eine nichtswürdige alte…“

„Was ist hier los?“ fragte Luke laut und unterbrach somit die schimpf Tirade von Bea. Emma sah ihn bedauernd mit Tränen in den Augen an, und dann sah sie wieder zu Boden.

„Was mischt du dich hier überhaupt ein?“ Bea zeigte drohend mit dem Finger auf Luke. „Du hast hier gar nichts zu melden! Geh auf dein Zimmer und denk mal dran mit wem du so redest, heute bekommst du gar nichts mehr zu essen!“

„Ich gehe bestimmt nicht!“ Luke ging immer weiter auf Bea zu. Er war um einiges größer als seine Stiefmutter, seine Hände ballte er zu Fäusten. „An deiner Stelle würde ich lieber das Weite suchen bevor ich mich vergesse.“ Drohte er seiner ihr.

„Das wirst du noch bereuen!“ Schrie Bea und stürmte Richtung Tür, überlegte es sich jedoch anders und drehte sich noch mal um. „Emma, du kannst schon mal anfangen deine Sachen zu packen, ich werde gleich bei der Arbeitsagentur anrufen und deine Stelle neu besetzten lassen.“ Mit einem bösen grinsen rauschte sie vollends aus der Küche.

Emma sank völlig aufgelöst auf den Küchenboden. „Gefeuert…“ murmelte sie leise weinend vor sich her.

Luke half ihr hoch und setzte sie auf einen Stuhl. Dann kochte er ihr einen Kräutertee und stellte die dampfende Tasse vor ihr ab. „Jetzt trink erst einmal und dann erzählst du mir was überhaupt passiert ist.“

Emma nahm vorsichtig einen Schluck. Dann erzählte sie. „Sie kam in die Küche und fing an mich anzuschreien. Ich hätte die Kartoffeln püriert und dabei wollte sie, sie als Dampfkartoffeln haben. Das war alles!“ Emma schluchzte auf. „Sie hat mich gefeuert. Ich bin doch schon immer hier in diesem Haushalt, seit ich meine Lehre beendet habe. Das hier, “ sie deutete mit der Hand zur Küchenzeile, „ist mein Reich. Wer wird mich denn jetzt in meinem Alter noch anstellen?“

„Du bist meine Familie, die einzige die ich noch habe! Du bist nicht gefeuert, nicht solange ich noch Hoffnung auf mein Erbe habe.“

„Wieso denn Hoffnung?“

„Ich weiß noch nicht was in dem Testament meines Vaters steht.“

„Natürlich bist du sein Erbe! Er hat dich geliebt, und nicht dieses schreckliche Frauenzimmer.“

„Wir werden sehen. Aber jetzt gehst du erst einmal nach Hause und ruhst dich aus, du hast frei. Sollen die, “ er nickte mit dem Kopf zur Tür, „doch sehen wie sie etwas zu essen bekommen!“

„Aber wie… ich werde doch keine andere Arbeit finden.“

„Das brauchst du auch nicht. Du hast frei bis ich achtzehn bin und über das Geld meines Vaters frei verfügen kann. Bis dahin zahle ich dir dein Gehalt. Mach ein bisschen Urlaub.“ Er lächelte sie freundlich an. „Besuch doch deine Tochter in Dänemark, nur sei ab dem 28 November wieder hier.“

Emma liefen jetzt Freudentränen über die Wangen. „Ist das dein Ernst? Du brauchst mir nichts zu zahlen, ich freue mich nur, dass ich mir keine neue Arbeit suchen muss.“ Sie nahm seine Hand in die ihren und sah ihn dankbar an.

„Nein“, lächelte Luke, „das brauchst du nicht. Ich werde zu meinem achtzehnten Geburtstag eine Party schmeißen und dann brauche ich dich in der Küche. Und ich werde dir diese Monate bezahlen, wenn ich das Geld meines Vaters habe. Das Verspreche ich dir!“

„Und ich weiß, dass du der Alleinerbe deines Vaters bist.“

„Woher weißt du das?“ fragte er ungläubig.

„Er hat es mir gesagt, und er hat mir einen Brief gegeben, nachdem er diese schreckliche Frau durchschaut hatte. Er sagte mir, ich sollte ihn zu deinem achtzehnten Geburtstag öffnen.“

Luke stand auf und zog Emma mit hoch. „Das ist die Beste Nachricht die ich je bekommen könnte!“ Er grinste und zog Emma spontan in seine arme und küsste die kleine Frau auf den Kopf. „Er hätte dich heiraten sollen, du wärst einem siebenjährigen eine bessere Mutter gewesen.“

Liebevoll schaute sie ihn an. „Du bist wie ein Sohn für mich.“ Sie löste sich aus seiner Umarmung und streichelte ihm sanft über die Wange.

„Meinst du, du hast noch etwas Kartoffelpüree über? Ich habe Kohldampf und ich wollte nachher noch Fußball spielen.“

„Aber natürlich, Jungs in deinem Alter müssen Essen!“ Sie grinste ihn an und band sich ihre Schürze um. Sie würde es genießen für Luke das Essen zuzubereiten, ein letztes Mal für eine längere Zeit sagte sie sich. Ihre Tochter würde sich bestimmt freuen sie nach so langer Zeit endlich wieder zu sehen.

 

Als Luke am späten Abend nach Hause kam war er völlig durchnässt und dreckig. Während des Spiels fing es plötzlich an zu regnen, was die Jungs aber nicht davon abhielt den Ball weiter über das Spielfeld zu kicken. Noel und Luke ergänzten sich perfekt im Spiel und sie wurden immer bessere Freunde. Sie verstanden sich schon fast ohne Worte und sie gewannen ein Spiel nach dem anderen. Auf dem Weg nach Hause, Noel wohnte in einem kleinem viertel vor Lukes Siedlung, unterhielten sie sich über Gott und die Welt.

„Weißt du, was ich dachte als ich dich das erste Mal sah?“ fragte Noel Luke. Luke schüttelte den Kopf und grinste leicht. „Ich kann es mir vorstellen, aber erzähl.“ Forderte er ihn gutgelaunt auf. „Ich dachte du wärst so ein eingebildeter reicher Schnösel, der normalen Mittelschicht Bürgern keinen zweiten Blick würdigt.“

„So distanziert komme ich rüber?“ Luke sah ihn überrascht an.

„Naja…“ Noel zuckte mit den Schultern. „Du warst irgendwie so sauer und am Tisch hast du kaum geredet. Das fanden die anderen Jungs auch komisch!“

Luke lachte. „Ja, ich war wirklich sauer.“ Und dann erzählte er von dem Zwischenfall von Riley und Inez.

„Ach so, aber so eine ist Riley nicht. Sie kommt wirklich öfter mal zu spät, weil sie ihre Nase nicht aus ihren Büchern bekommt. Aber das sie es schafft in dich reinzurennen…“ Noel lachte. „Ich stelle mir das gerade vor. Und ich hätte nichts dagegen wenn ich  an deiner Stelle gewesen wäre.“

„Für mich war das so, als wenn ich wieder direkt in LA wäre. Da wurde ich ständig von Mädels angerempelt, damit ich mit ihr in ein Gespräch komme, oder auch mehr.“

„Was ist daran falsch? Ich würde es genießen!“

„Ja, das habe ich auch. Aber irgendwann war ich ein Kerl den ich selbst nicht mehr ausstehen konnte. Deswegen habe ich mir gesagt, dass ich erst mal von Mädels genug habe und dann lief Riley in mich rein!“

„Aber zwischen euch ist doch alles gut oder? Ich habe euch neulich im Eiscafé gesehen. Das sah mir ganz nach einem Date aus.“

„Nein, das hatte andere Gründe. Aber das ist Privat, das geht nur mich und Riley etwas an.“

„Okay, sie ist hübsch!“

„Sie ist eine natürliche Schönheit.“

„Und du bist sicher, dass du nicht auf sie stehst? Ich kenne sie jetzt schon seit der fünften Klasse und sie hatte noch nie einen Freund, ich glaube du hättest gute Chancen.“

„Nein, wir sind nur Freunde. Wenn sie dir so gefällt, dann nimm du sie doch.“ Er gab Noel einen leichten Stoß mit dem Ellenbogen und grinste ihn an.

„Nein, mein Typ ist sie nicht. Ich stehe eher auf die großen Blonden! So ich muss hier rein. Man sieht sich, ich schreibe dir, wenn wir wieder spielen!“

„Ja mach das!“ Sie verabschiedeten sich voneinander und Luke ließ sein Skateboard auf den Boden und fuhr gemächlich durch die nächtliche Stille nach Hause. Er zog sich die Schuhe aus, zum einen um den Boden nicht dreckig zu machen, zum anderen um keine Unnötigen laute zu verursachen. Er hatte einfach nicht mehr die Nerven und die Geduld, die er für seine weiblichen Mitbewohner aufbringen musste. Leise schlich er die Treppe hoch und freute sich auf die heiße Dusche, und sein Bett. Nach diesem langen Nachmittag mit Fußball hatte er sich seinen Schlaf redlich verdient.

Luke schlief am Samstag mal wieder richtig aus. Um zwölf Uhr stand er dann aber doch auf, er stahl sich leise in die Küche um sich ein Brot zu schmieren. Er hasste es das er so leise durch das Haus schleichen musste, aber jede Begegnung mit Bea oder den Zwillingen war ihm so zuwider, dass er sich wie ein Gespenst in seinem eigenen Haus verhielt. Er holte sich die Nutella aus dem Schrank und beschmierte seine Brothälften großzügig, er legte sie auf einen Teller und schnappte sich ein Packung frische Milch. Damit verschwand er wieder in seinem Zimmer. Nach dem Frühstück beschloss er mal wieder schwimmen zu gehen, seit LA war er nicht mehr im Wasser. Schnell zog er sich seine Badeshorts an und lief dann nach unten. Mit einem übermütigem Salto landete er in dem kühlem Nass, er genoss die Bahnen, die er schwamm und lies seinen Gedanken freien Lauf. Er überlegte wann er am besten in die Kanzlei einbrach um das Testament zu fotografieren. Max meinte, dass es so besser wäre, weil er wahrscheinlich nicht allzu viel davon verstehen würde. Sollte er es jetzt demnächst machen oder lieber kurz vor seinem Geburtstag?

Luke schwamm eine Stunde und fühlte sich wieder wie neu geboren. Er schnappte sich ein Handtuch und fuhr sich damit durch die blonden Haare. Dann, nass wie er war ging er wieder nach oben. Emma war ja nicht da, die sonst hinter ihm her geputzt hätte. Die neue sollte es sich nur nicht zu gemütlich machen.

„Wo warst du?“ hallte die laute Stimme von Annabelle durch das Treppenhaus.

„Ich wüsste nicht was dich das angeht.“ antwortete Luke genervt.

„Du bist nass. Du warst bestimmt schwimmen.“

„Was bist du nur für ein Genie?“ spöttelte Luke ironisch. Luke kam oben an und Annabelle stellte sich ihm in den Weg. „Sonst noch etwas?“ fragte er ungeduldig.

„Wieso bist du eigentlich immer so sauer? Ich habe doch ganz normal gefragt.“

Luke versuchte an ihr vorbeizugehen, aber Anna lief schnell zu seiner Zimmertür und stellte sich in den Rahmen. „Was willst du, verdammt noch mal?“

„Also, eigentlich mag ich dich ja nicht so gerne, aber du siehst wirklich gut aus. Da haben die Mädels aus meiner Klasse echt Recht. Und die meisten wollen mit dir gehen. Sie wollen immer das wir ihnen deine Handynummer geben…“

„Wie gut dass ihr sie nicht habt!“ erwiderte er und schob sie zur Seite und trat in sein Zimmer.

„Ja das ist halb so schlimm. Ich gebe sie auch nicht weiter. Aber mein Problem ist, das ich will, dass du mein Freund bist.

Luke fing schallend an zu lachen und deutete mit dem Finger auf sie. „Ich mit dir? Eher gehe ich mit einem Pferd aus!“ Annabells Gesicht verzog sich wütend. „Du wagst es mir einen Korb zu geben? Alle Jungs wollen mit mir zusammen sein!“

„Ja alle die zwölf sind! Und jetzt zisch ab aus meinem Zimmer, ich will mich anziehen.“

„Nein!“ sie verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. „Ich gucke gerne zu. Du hast einen gut trainierten Körper. Darf ich ein Foto machen?“

„Sag mal spinnst du?“ Luke ging zur Tür und gab ihr einen Schubs, dann schloss er schnell die Tür ab. Er schüttelte den Kopf, die sind doch alle verrückt! Dachte er, ging ins Bad  und duschte sich. Den Nachmittag verbrachte er am Computer und am frühen Abend saß Luke seit langer Zeit mal wieder bei Rafe und erzählte ihm, was Annabelle ihm heute vorgeschlagen hatte. Irgendwann hielten sie sich vor lauter lachen die Bäuche.

Sie unterhielten sich noch eine Weile, bis das Handy von Rafe klingelte. „Das ist Inez, da muss ich dran.“ Sie telefonierten eine Weile und Luke guckte sich solange eine Serie im Fernsehen an. Als Rafe nach einer Geschlagenen halben Stunde aufgelegt hatte musterte Luke ihn. „Dich hat es ja voll erwischt, du telefonierst freiwillig so lange!“

„Sorry, Inez will heute mit ins Kino. Hast du etwas dagegen?“

„Dich bekomme ich jetzt wohl immer nur im doppelpack was?“ Luke grinste. „Nein, natürlich habe ich nichts dagegen, solange ich in Ruhe den Film gucken kann.“

„Super!“ Rafe schlug ihm auf die Schulter. „Riley kommt auch mit.“

„Davon war aber nicht die Rede…“

„Willst du einen Rückzieher machen? Hast du Angst, dass Riley dir zu nahe kommt? Sie ist nicht wie die Mädels aus LA!“

„Du bist schon der zweite, der mir sagt, dass Riley nicht wie die Mädels aus LA ist.“

„Echt? Wer hat es dir gesagt?“

„Noel. Wir spielen ab und zu Fußball zusammen.“

„Und da redet ihr über Riley?“ Rafe zog die Augenbrauen hoch und schaute Luke erwartungsvoll an. „Dann erzähl mal“, forderte er ihn auf.

„Da gibt es nichts zu erzählen, wir sind nur zufällig auf sie gekommen. Jetzt komm, wir müssen langsam los.“ Luke stand auf und fischte seine Jacke vom Boden.

„Riley ist doch eine bessere Wahl als Annabelle oder?“ Rafe lachte wieder schallend los und Luke konnte nicht anders und lachte mit ihm mit. „Jede ist besser als Annabelle oder Isabelle!“ stimmte er zu.

Gutgelaunt kamen sie beim Kino an. Draußen war von den Mädels nichts zu sehen. Sie bezahlten, holten sich Getränke und eine große Tüte Popcorn und trafen die zwei dann in einer Sitzecke.

 „Hi. Na alles klar bei euch süßen?“ begrüßte Rafe die beiden. Luke beobachtete die Mädchen. Inez stand auf und gab Rafe zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange. Dann setzten sich die zwei,  Riley las in einer Zeitschrift und sagte nur: „Hi Rafe!“

Luke nickte Inez zu und setzte sich auf das Sofa neben Riley. Diese erschrak sosehr das sie zusammenzuckte und überrascht zu Luke blickte.

„Oh Hi, ich wusste nicht das Rafe dich mitgebracht hat, ich dachte er kommt allein.“ Sie errötete und schluckte einmal.

Luke nickte ihr zu. Und tat so als bemerke er ihr rotes Gesicht nicht. Das Schweigen bereitete sich aus.

„Ähm, vielleicht sollten wir mal reingehen?“  fragte Rafe stand auf und zog Inez hoch. „Komm!“ Die beiden gingen vor. Riley schmiss ihre Zeitschrift auf den Tisch vor sich und beeilte sich hinterher zu kommen.

 Auch Luke stand auf und ging ihnen hinterher. Er hatte bemerkt, dass Rafe eine Cola für Inez gekauft hatte, Riley hatte nichts zu trinken. Also ging er noch einmal zur Theke und kaufte eine Falsche Cola light für sie. Im Kinosaal angekommen sah er sie sofort. Rafe saß ganz in einer Ecke Inez neben ihm und daneben Riley, dann war ein Platz frei -der wohl für ihn war, und daneben saßen dann zwei Blondinen. Widerwillig quetschte er sich zwischen den Reihen zu seinem Platz, als er an den beiden Blondinen vorbei ging bemerkte er sofort, dass diese ihn anstarrten. Er beachtete sie nicht und setzte sich auf seinen Platz neben Riley.

„Ich habe dir noch eine Cola mitgebracht.“ flüsterte er ihr zu, da das Licht gerade ausging.

„Danke.“ flüsterte sie zurück und grinste als sie dir Flasche sah, die er vor ihr abstellte.

„Was grinst du so? Habe ich Irgendwas zwischen den Zähnen oder in den Haaren?“

 „Nein. Du siehst gut aus!“ Entschlüpften ihr die Worte. Sie biss sich auf die Lippe, „ich meine… da…da... nein, da ist nichts in deinen Haaren oder Zähnen!“

„Na gut, ich sehe gut aus!“ Er grinste sie schief an. Und auch Riley konnte wieder lachen. „Bilde dir darauf nur nichts ein!“

„Natürlich  nicht!“ gab er ihr Recht. „Und was stimmt jetzt nicht, wenn ich es nicht bin?“

„Alles okay, aber Cola light?“

„Magst du keine Cola?“ fragte er verwirrt.

„Doch Cola ja, aber light ist nicht so mein Ding. Oder findest du, dass ich lieber light trinken sollte?“

„Nein.“ antwortete er überrascht. „Aber ich kenne keine Mädels die normale Cola trinken.“ entschuldigte er sich. Riley sah ihn erstaunt an. Er kennt kein Mädchen, das normale Cola trinkt?

„Ich kann dir auch eine normale holen.“ bot er sich an.

„Nein, danke schon okay, ich werde diese trinken.“

„Gut.“ damit lehnte er sich zurück und schloss die Augen. Ein Mädchen das normale Cola trank. Unglaublich! Er beobachtete sie aus den Augenwinkeln. Sie trug eine helle Jeanshose und eine schwarze Lederjacke darunter machte er einen roten Hoodie aus. Und an den Füßen trug sie rote Chucks und keine von diesen Pumps. Sein Blick wanderte zu der Blonden neben ihm. Diese trug eine Rosa Bluse und einen Minirock dazu wie nicht anders zu erwarten Pumps. Ihre Haare in denen ein Haarreifen steckte fielen offen auf ihre Schultern und bis zur Brust. Bei Riley waren ihm gar keine Haare aufgefallen, er schaute wieder zu ihr und sah, dass sie diese zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden hatte.

„Ist irgendwas?“ Flüsterte sie ihm zu. Er schüttelte den Kopf. Sie schaute wieder zur Leinwand auf der gerade Werbung für Langnese Eis gemacht wurde.

„Hey, ich bin Gabriele, aber meine Freunde nennen mich Gaby und das ist meine beste Freundin Jessica.“

Luke drehte den Kopf zu den Blondinen.

Jessica streckte ihm die Hand entgegen. „Jessi bitte!“ Sie lächelte ihn an.

Luke wollte nicht unhöflich sein und drückte diese. Dann streckte auch sofort Gaby ihre Hand aus. Als er seine Hand zurückzog hielt er einen kleinen Zettel in der Hand. Fragend blickte er sie an. Aber sie zuckte nur mit den Schultern und zwinkerte ihm zu. Er faltete den Zettel auf und las darauf eine Handynummer.

„Ruf mich an!“ flüsterte Gaby.

Er gab ihr Wortlos den Zettel zurück.

„Was? Du willst nicht? Wieso?“ Völlig verstört sah sie ihn an.

„Kein Interesse!“ gab er Auskunft.

“Willst du meine Nummer?“ fragte Jessi aufgeregt. „Warte ich schreibe sie dir eben auf.“ Grinsend langte sie nach ihrer Handtasche und wühlte darin herum.

„Du kannst es dir sparen.“

Schmollend blickte Jessi zu ihm. „Wirklich?“ fragte sie langgezogen und verzog ihre Lippen nach unten.

„Es ist doch nur wegen dem Aschenputtel neben dir. Du hast doch nur Mitleid mit ihr!“ Sie wurde lauter, so dass auch Riley es hören konnte. „Sag mal ist das ein Mitleids Date mit ihr?“ Gaby grinste spöttisch.

Luke sah zu Riley. Sie saß Stocksteif da und sagte gar nichts, tat so, als habe sie nichts gehört. Sein Blick glitt über die Reihen. Vor ihm saßen zwei Typen die bestimmt nicht dem Geschmack der Blondinen entsprachen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Er drehte sich wieder zu Jessi und Gaby. „Okay, durchschaut, gibt mir mal eure Nummern.“

Bereitwillig zog Gaby den Zettel wieder aus ihrer Handtasche und Jessi fing wieder an in ihrer Tasche zu suchen. Nach kurzer Zeit gab auch sie ihm einen kleinen Zettel. Luke nahm ihn, lächelte sie an und beugte sich dann nach vorne zu den beiden Nerds. „Hey, seht ihr die beiden Mädels hier neben mir?“

Die Jungs steckten die Köpfe hoch, ein strahlen lag auf ihrem Gesicht als sie Gaby und Jessi sahen.

„Also die haben mich gefragt ob ich euch ihre Nummern geben kann. Sie trauen sich nicht euch anzusprechen.“ Er zwinkerte den Mädels zu die ihn fassungslos anstarrten. „Ruft ihr sie an?“

„Worauf du dich verlassen kannst!“ sagte der eine und sie drehten sich wieder um.

 Rafe der mitbekam das Luke sich unterhielt guckte ihn irritiert an. Aber Luke zuckte nur mit den Schultern.

„So und jetzt bitte Ruhe ich bin hier um mit meinen Freunden einen Film zu gucken.“ Jessi und Gaby sahen ihn wütend an und würdigten ihn dann keines Blickes mehr.

„Was hat der gemacht?“ fragte Inez Riley neugierig.

„Keine Ahnung, ich glaube er hat die Nummern der Mädels den Typen da vorne gegeben.“

„Und wieso?“

Riley zuckte mit den Schultern. Vermutlich weil sie mich sein Mitleids Date genannt haben, dachte sie. 

Als die Laufschrift des Films anfing zu laufen und das Licht langsam wieder anging sprang Rafael von seinem Sitz hoch. „Ich muss unbedingt an die Frische Luft.“ Er zwängte sich an Inez vorbei, die auch sofort aufstand und ihm nach lief. Dann stand auch Riley auf und ging ihnen nach, Luke blieb nichts anderes übrig, also stand er auf und quetschte sich wieder an Gaby und Jessi vorbei. „Tschüss und viel Spaß noch mit euren Dates.“ verabschiedete er sich und lief Riley hinterher die schon am Ende der Reihe war.

„Das wirst du noch bereuen!“ Zischte Gaby.

Luke drehte sich zu ihr und lachte. „Das würde ich nur zu gerne sehen!“ gab er zurück. Dann holte er Riley ein. „Das war mal ein ganz anderer Kinobesuch als sonst!“ sagte er.

„Schön, dass du dich amüsiert hast. Mir hat das nicht gerade gefallen zwischen dir und diesen Barbies zu stehen!“

„Okay stimmt, das was sie gesagt haben war wirklich nicht nett. Du bist Schauspielerin?“ fragte er.

„Ja. Das weißt du doch.“

„Dann räche dich an ihnen.“

Ihr Gesicht glich mehr und mehr einem Fragezeichen. „Und wie Bitteschön? Hast du sie dir mal angeguckt?“

„Oh ja!“

„Siehst du, du bist wie alle Kerle. Alles was kurz und eng ist zieht euch magisch an!“

„Mich nicht. Ich finde dich hübscher als diese beiden zusammen. Du hast es nicht nötig dich so aufzudonnern.“ erklärte er sachlich dabei glitt sein Blick von Riley zu Gaby und Jessi und wieder zurück.

Riley schluckte. Nicht rot werden sagte sie sich immer wieder. „Okay, danke das war ein Kompliment und wahrscheinlich das netteste das du mir je machen würdest. Können wir jetzt zu Rafael und Inez gehen?“

„Und was ist mit deiner Rache?“

„Das habe ich nicht nötig.“ erklärte sie unwirsch.                                                                      

„Also mir hat die Rache gefallen, den Typen ihre Nummern zu geben!“ Er lachte und dabei bildete sich ein Grübchen auf seiner rechten Wange. „Und außerdem siehst du nicht wie die beiden dich angucken.“

Riley drehte sich um. Tatsächlich, die beiden guckten nicht mal weg, eher grinsten sie abfällig. „Okay wie sieht dein Plan aus?“

„Du darfst mich küssen!“

„Wie bitte?“ fragte Riley schockiert.

„Ich bin es den sie haben wollen und die beiden da denken, dass ich nur aus Mitleid mit dir im Kino war.“ Erklärte er. „Obwohl wir nicht mal ein Date hatten. Also was ist gehen wir so, oder willst du es ihnen noch mal so richtig zeigen?“ Er grinste über ihren Kopf zu den beiden Barbies, wie Riley sie genannt hatte.

„Ich werde dich hier bestimmt nicht vor allen küssen!“ sie schüttelte zerknirscht den Kopf.

„Wie du willst, ich will nicht betteln, aber es ist doch nur ein Kuss! Sag mir nicht, das du noch nie jemanden geküsst hast!“

Sie hatte schon mal jemanden geküsst, aber da war sie im Kindergarten und hat ihr Kindergartenliebe Jonas geküsst. Mit Luke ist es was ganz anderes, sie fühlt sich zu ihm hingezogen, aber er nicht zu ihr. Vielleicht war dies hier ihre einzige Chance ihm zu zeigen, was sie für ihn empfand und vielleicht wurde sie sich dadurch auch ihrer Gefühle für ihn bewusst? Vielleicht war es ja nur sein Aussehen, das sie anziehend fand, vielleicht würde ihr ein Kuss deutlich machen, dass sie sich nicht in ihn verliebte… resigniert zuckte sie mit den Schultern und stellte sich auf die Zehenspitzen, klammerte ihre Hände an den Reisverschluss seiner Jacke um das Zittern zu verstecken und hob dann den Kopf zu ihm. Er legte seine Hände um ihre Taille und zog sie an sich, dann senkte er den Kopf und ihre Lippen berührten sich.

In Riley flogen tausende von Schmetterlingen durcheinander. Ihre Hände lockerten sich und legten sich um seinen Hals. Sie küssten sich bis Riley keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.

Dann löste sich Luke langsam von ihr und lächelte ihr zu. „Es hat geklappt, sie gucken nicht mal mehr.“

Plötzlich schämte Riley sich und guckte auf den Boden. Er legte seinen Arm um ihre Schulter und begleitete sie aus dem Saal. Sobald sie aus der Sichtweite der Barbies waren ließ er sie los und sie gingen nebeneinander auf Rafe und Inez zu.

„Wo wart ihr denn so lange?“

„Luke musste sich noch von seinen Blondinen verabschieden.“ Erklärte Riley und ging auf den Ausgang zu.

Luke grinste und trabte hinterher. Entweder war sie wirklich eine sehr gute Schauspielerin und hat ihn nur einfach so geküsst oder empfand sie etwas für ihn? Er wurde einfach nicht schlau aus ihr! Zuerst wirkte sie baff, als er ihr den Vorschlag machte und jetzt tat sie so als ob nichts wäre. So kannte er die Mädels gar nicht. Eigentlich hätte er erwartet, dass Riley ihren Freunden davon erzählen würde. Aber wenn sie nicht wollte. Luke war es gleichgültig. Das versuchte er sich zumindest einzureden. Vielleicht hatte ihr der Kuss auch nicht gefallen, dann wäre sie allerdings die erste…

„Ich bringe Inez nach Hause, kannst du Riley mitnehmen?“ Warf Rafe ihn aus seinen Gedanken. „Sie wohnt auch nicht allzu weit von hier, in ein paar Minuten seid ihr da.“

„Ich schaffe den Weg auch schon allein.“ Protestierte Riley.

„Ich bringe sie.“ Stimmte Luke zu. Rafe nahm Inez in den einen Arm und in den anderen sein Skateboard dann gingen sie los. Auch Luke nahm sein Skateboard hoch. „Bist du mit Fahrrad?“

„Ja.“ Antwortete Riley. Um kurz darauf wieder zu sagen. „Ach ne, ich bin zu Fuß. Mein Fahrrad hatte einen Platten und ist in der Werkstatt.” erklärte sie.

„Ach so na gut, wo lang?“ Riley zeigte nach rechts. „Bist du auch ganz sicher? Oder müssen wir doch vielleicht nach links?“ Luke grinste.

„Nein. Wir sind definitiv richtig! Ich kenne mich hier aus!“ erklärte sie aufgebracht und ging los.

Luke hob abwehrend die Hände. “Schon gut, schon gut ich ergebe mich.” Er folgte ihr.

Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Luke ließ sein Board auf den Boden und rollte immer ein bisschen vorwärts, dann wartete er auf Riley oder kam wieder zurück fuhr um sie herum und wieder ein paar Meter vor. „Willst du es mal probieren?“

„Ne, lieber nicht.“ lehnte sie ab.

„Wieso nicht?“

„Ich habe so was noch nie gemacht, ich werde mich nur blamieren.“

Luke lachte. „Es ist zehn, ne gleich halb elf“, stellte er nach einem Blick auf seine Uhr fest. „Hier ist keine Menschenseele.“

Sie sah ihn durchdringend an.

„Und ich werde nicht lachen!“ Versprach er. „Komm schon.“ Luke stellte das Skateboard vor ihre Füße.

„Aber du musst mir genau sagen, was ich machen muss.“

„Klar. Stell deinen rechten Fuß ungefähr dahin wo die vier Schrauben sind. Der linke bleibt erst noch unten, mit ihm holst du gleich immer Schwung und wenn du meinst, dass du schnell genug bist dann stellst du ihn schräg hinten aufs Board. Und wenn du an Fahrt verlierst dann musst du wieder genauso Schwung holen. Alles ganz einfach! Wie du dich dann in Kurven halten musst erkläre ich dir danach.“

Riley machte es so wie Luke es ihr erklärt hatte. Vorsichtig holte sie mit dem linken Fuß Schwung und stellte ihn dann hinter den rechten. „Ich kann es!“ rief sie und drehte sich um.

„Du musst nach vorne gucken!“ ermahnte Luke noch, aber da hatte Riley die Kontrolle schon verloren. „Spring ab.“ rief er.

Sie sprang ab und das Skateboard krachte gegen einen Bordstein. „Ist es jetzt Kaputt?“ fragte sie ängstlich.

„Kaputt? Nein natürlich nicht, das Board muss ein bisschen mehr aushalten können. Hast du dir wehgetan?“

Riley schüttelte den Kopf hob das Skateboard hoch und drehte es um. „Es ist ganz zerkratzt, das war ich aber nicht oder?“

„Nein. Das war ich, das kommt vom grinden. Willst du noch mal?“ Er nahm ihr das Skateboard aus der Hand und stellte es wieder auf den Boden.

„Ne ich glaube nicht, nachher mache ich noch was kaputt.“ meinte Riley unsicher. „Und wir sind auch schon fast da. Ich wohne gleich da vorne.“ Sie zeigte auf einen kleinen Bungalow mit einem weißen Gartenzaun.

„Okay.“ Luke stellte sich selbst wieder auf das Board und rollte in Richtung Bungalow. „Ist ein ziemlich kleines Haus.“ stellte er fest.

„Für meine Oma und mich reicht es.“ Verteidigte sie ihr kleines Heim. Riley kam beim Zaun an und öffnete das kleine Tor. „Danke fürs bringen.“

„Kein Problem! Bis irgendwann dann!“ verabschiedete Luke sich und fuhr davon ohne auch nur zurückzuschauen.

Riley starrte ihm hinterher. Sie war noch immer ganz aufgewühlt von dem Kuss, hatte er ihn denn gar nicht berührt? Sie konnte an nichts anderes mehr denken. Gedankenverloren legte sie ihre Fingerspitzen an den Mund.

Kapitel 7 Freundschaft

Kapitel 7

Freundschaft

 

Riley

Am Sonntag stand Riley schon früh auf. Sie wollte in den Gottesdienst, aber es war noch viel zu früh. Nur konnte sie einfach nicht mehr im Bett bleiben, die halbe Nacht lag sie wach und grübelte über den Kuss. Ja sie war sich sicher, sie war dabei sich Hals über Kopf in Luke zu verlieben. Sie wollte auf andere Gedanken kommen und so zog sie sich ihre Sportsachen an und ging nach draußen um zu joggen. Nur war sie schon so aus der Übung, dass sie schnell keine Puste mehr hatte, sich die Seite hielt und schnell ging. Sprinten, das konnte sie, ja so ist sie in Luke reingelaufen… Oh nein, sie dachte schon wieder an ihn! Schnell versuchte sie ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, sie blickte sich um. Sie war in einem Park, alles war schön grün, ein paar Blumen Narzissen, Pusteblumen und Löwenzahn erkannte sie, die anderen Namen kannte sie nicht. Sie ging auf die Mitte des Parks zu, dort waren noch die Überreste der Burg die vor ein paar hunderten von Jahren abgerannt ist. Sie schaute über die paar Steine die noch zu sehen waren und wunderte sich, wie etwas, dass einmal so groß war, jetzt einfach weg war.

Als Riley nach Hause kam stieg sie erst einmal unter die Dusche, mit einem Handtuch kam sie aus dem Bad und suchte sich sorgfältig die Klamotten für den heutigen Gottesdienst aus. Heute war ihre Lobpreisgruppe dran, und Liam würde mit ihr singen. Sie freute sich schon sehr. Riley entschied sich für ein kurzes Kleid mit Blümchenprint, dazu eine schwarze Strumpfhose und eine Jeansjacke. Dann ging sie wieder ins Badezimmer und schminkte sich sorgfältig. Eigentlich legte sie keinen großen Wert darauf immer perfekt geschminkt zu sein. Aber heute hatte sich mal wieder Lust sich richtig fein zu machen. Ihre Haare ließ sie offen über ihre Schultern fallen, sie lockten sich von Natur aus und blieben in der unteren Rückenhälfte liegen. Zum Schluss zog sie sich schnell an und blickte sich dann zufrieden im Spiegel an. Ihr Blick blieb an ihren Füßen hängen. Was für Schuhe zog man zu so einem Kleid an? Kurzentschlossen holte sie ihre Cowboystiefel aus dem Schrank, zog sie an und nickte dann zufrieden, als sie sich im Spiegel ansah.

Riley frühstückte und dann kam auch schon Liam, der sie zur Probe abholte.

 

 

Luke

Es war neun Uhr und Luke schlief noch, als plötzlich ein klopfen ertönte. Schlaftrunken setzte er sich auf und blickte zur Tür. „Was  ist?“ fragte er. Aber es kam keine Antwort. Stattdessen klopfte es noch einmal, er sah zum Fenster und erkannte, dass Rafe auf dem Baum saß. Widerwillig stand er auf und öffnete das Fenster. „Was willst du denn hier?“ fragte er seinen Freund.

Rafe sprang mit einem Satz ins Zimmer. „Ich will dass du mit mir in die Kirche kommst.“

„Also so direkt kenne ich dich ja gar nicht! Was soll ich denn in der Kirche?“ Luke ging zu seinem Schrank und zog eine beige Hose heraus und zog sie sich an. Dann ging er ins Bad um sich zu waschen und rasieren.

„Na einfach mitkommen und mich dort unterstützen.“

„Unterstützen? Ich schnalle gar nichts.“

„Na Inez will unbedingt das ich mit dahin komme und ich will da einfach nicht alleine hin. Ich bin kein Kirchenmensch.“

„Denkst du etwa ich? Und geht Inez in die Kirche?“

„Naja, hin und wieder geht sie. Meistens wenn Riley singt.“

„Riley singt?“ fragte er. Und dann erinnerte er sich daran, wie Riley ihm erzählt hatte, dass sie in ihrer Kirche sang.

Rafe nickte. „Ja und laut Inez singt sie sogar sehr gut. Aber ich habe davon keine Ahnung. Also was ist? Kommst du mit?“

„Okay!“

„Aber du musst mitkommen! Weißt du eigentlich, wie ich mich fühle? Diese großen Glockentürme diese unbequemen Holzbänke, Kerzen, Weihrauchduft überall und dieser Pastor in seiner Robe, das alles…“

„Ich habe okay gesagt.“ Unterbrach Luke seine Aufzählung.

Rafael grinste. „Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann!“ Entspannt legte er sich auf das Bett und telefonierte mit Inez während Luke sich weiter fertig machte. Nach ein paar Minuten kam Luke aus dem Badezimmer und ging wieder zum Schrank um sich ein Hemd herauszuholen.

Nach einem kurzen Zwischenstopp beim Bäcker kamen sie an die von Inez angegebene Adresse.

„Ich sehe hier keine Kirche.“ Rafael blickte sich suchend um. „Ne, weit und breit keine Kirchenglocken und kein Weihrauch Gestank.“

Luke deutete auf ein Gebäude vor dem einige Autos parkten. „Ich glaube hier müssen wir rein.“ Rafe folgte seinem Blick und plötzlich kam Inez aus der Tür. „Na endlich, ihr seid viel zu spät dran.“ 

 

Riley

Riley stand auf der Bühne und sang mit Liam die ersten gemeinsamen Lieder mit der gesamten Gemeinde. Es war jetzt kurz vor 10 Uhr. Eigentlich waren um diese Uhrzeit schon alle da. Aber sie konnte Inez nirgends entdecken und sie war immer dabei, wenn Rileys Lobpreisgruppe sang. Ihr Blick schweifte über die Menschenmenge vor ihr. In den ersten zwei Reihen saßen Kinder und dahinter kamen dann die etwas älteren Kinder und die Jugendlichen. Die hinteren Reihen belegten die Eltern und Großeltern. Natürlich saßen zwischendurch auch mal Familien zusammen, wie zum Beispiel die Familie Herzog. Rileys Blick wurde durch eine Bewegung in die andere Richtung gelenkt, eine Frau setzte sich auf den Platz, auf dem Inez immer saß. Schade, Riley freute sich immer, wenn ihre Freundin hier war. Plötzlich, gerade bei einem ruhige Zwischenspiel krachte die Tür zu, fast alle Köpfe drehten sich zu der Tür, durch die Inez, Luke und Rafe traten. Auf einmal klopfte Rileys Herz viel schneller und sie verpasste ihren Einstieg. Liam guckte sie neugierig an, aber Riley zuckte nur mit den Schultern und sang einfach weiter. Riley war sich Lukes Blicken sehr wohl bewusst, denn immer wenn sie zu ihm sah guckte er gerade in ihre Richtung. War ja aber auch eigentlich Logisch, wo hätte er denn sonst hingucken sollen, außer zur Bühne? Rileys Hände fingen an zu schwitzen und sie wollte nur noch, dass endlich alles vorbei sein würde. Ganze zwei Lieder hielt sie aus, nicht Luke anzusehen. Als sie dann aber hinschaute unterhielt er sich gerade mit Rafe und Riley betrachtet Luke genauer. Er trug eine Beige Hose und ein weißes Hemd, ein brauner Gürtel umgab seine Mitte und Riley konnte erkennen, dass er sein Hemd nur vorne in die Hose gesteckt hatte. Sein Style gefiel ihr. Seine Haare standen wie immer in alle Richtungen ab, aber das machte ihn noch attraktiver.

Nach dem Lobpreis setzte Riley sich mit Liam in die Reihe zu seiner Familie und der Gottesdienst begann.

 

Luke

Was war das denn für ein Gottesdienst? Luke wunderte sich über die Atmosphäre und das Feeling in dieser Kirche. Er sah sich genauer um hier war es überhaupt nicht so, wie Rafe es sich vorgestellt hatte. Es gab weder Weihrauch, noch Kerzen oder Holzbänke. Sie saßen zwar auf Bänken, aber die waren gut gepolstert. Der Weg hin zur Bühne verlief leicht nach unten, so dass sie Leute in den hinteren Reihen immer noch einen Blick zur Kanzel und das geschehen dort haben. Vorne gab es dann eine große Bühne, links stand eine Kanzel und in der Mitte waren ein paar Bänke für einen Chor oder so aufgestellt worden. Leicht rechts neben den Chorreihen stand ein Kreuz aus Holz und davor gaben die Musiker der Lobpreisband gerade ihr bestes. Es gab zwei Sänger, ein Mann Mitte zwanzig und Riley. Irgendwie konnte er seinen Blick einfach nicht von Riley nehmen. Sie trug ein Kleid mit Blumen, dazu Cowboystiefel. Es stand ihr super. Ihre Haare sah er heute zum ersten Mal offen, es stand ihr wirklich gut.

Die Musiker waren fertig und ein Mann ging nach vorne um zu Predigen.

Nach dem Gottesdienst blieben sie noch eine Weile sitzen. „Riley kommt immer zu mir wenn Schluss ist.“ Erklärte Inez und so warteten die drei, bis die Massen an ihnen vorbeigezogen sind.

 

Riley

„Ich will eben zu Inez gehen.“ Sagte Riley zu ihrer Tante.

„Ist das die, die mit den beiden Jungs gekommen ist?“ wollte Liam wissen. Riley nickte. „Und ist einer dieser beiden zufällig dein Luke?“

„Er ist nicht mein Luke!“ beschwerte Riley sich. „Aber ja, der rechte, der außen sitzt.“

„Ich komme mit. Du kannst ihn mir ja vorstellen.“

„Auf gar keinen Fall! Du kannst dich nicht benehmen! Ich will dich da nicht haben!“ zischte Riley leise. „Du führst dich auf wie mein großer Bruder, das ist Peinlich!“

Kim die diese Unterhaltung mitbekommen hatte fing an zu lachen und boxte Liam in die Seite. „Wo sie Recht hat, da hat sie Recht. Lass sie zu ihren Freunden gehen!“

„Danke!“ wandte sich Riley an Kim und verschwand.

„Ich will doch nicht, dass die verletzt wird!“ rechtfertigte Liam sich.

„So wie ich damals zum Beispiel?“

„Ja, so zum Beispiel! Das was ich dir angetan habe, soll meiner Cousine auf keinen Fall zustoßen.“ Liam nahm seine Frau liebevoll in den Arm. „Verstehst du jetzt warum ich sie auf jeden Fall beschützen möchte?“

Kim nickte. „Dann geh zu ihr und guck dir diesen Luke mal an. Aber keine zweideutigen Bemerkungen was Rileys Gefühle oder sonstiges angehen. Sie sind nur Freunde!“

„Du bist die beste! Versprochen!“ Er küsste sie noch einmal auf die Wange und bahnte sich einen Weg zu den vier Freunden. „Hey Riley, willst du mich nicht deinen Freunden vorstellen?“ Liam trat hinter Riley die sich gerade mit dem Mädchen unterhielt, während die Jungs ein paar Schritte weiter hinten standen und sich mit jemandem unterhielten.

Riley wirkte im ersten Moment überrascht, das Liam aufgetaucht war, aber dann lächelte sie. Es war ja klar, dass Liam sich nicht zurückhalten konnte! „Liam, das ist meine beste Freundin Inez, Inez mein Cousin Liam.“ Stellte Riley die beiden einander vor. Sie unterhielten sich eine Weile über belanglose Sachen, bis die Jungs zu ihnen kamen.

„Jungs, das ist mein Cousin Liam Herzog, Liam das sind Luke Parker und Rafael Naber!“

Liam reichte erst Rafe die Hand, die dieser ergriff und sagte: „Nenn mich Rafe.“ Liam nickte und gab nun auch Luke die Hand. „Naber? Etwa wie der Arzt Dr. Naber?“

„Genau, mein Vater.“ Bestätigte Rafe.

„Den kenne ich, er hat mich mal behandelt, als ich als Kind eine Lungenentzündung hatte. Netter Mann!“ lächelte Liam seinen gegenüber an. Und Rafe nickte. „Ja, höre ich öfter!“

„Und Parker, du bist also der Sohn von Samuel Parker?“

Ein kurzer überraschter Blick trat in Lukes Augen. „Ja, aber den kennst du wohl eher nicht!“

„Nein, leider nicht. Aber ich benutze seine Software in meiner Firma, dein Vater muss ein ganz kluger Kopf gewesen sein. Solche Algorithmen zu entwickeln… wow!“

„Die Algorithmen, die mein Vater geschrieben hat sind schon veraltet, ich arbeite manchmal daran, sie zu optimieren um sie kompatibler zu machen was das hacken solcher Dateien, wie du sie in deiner Firma benutzt, zu erschweren.“ 

„So was kannst du?“ Liam hob beeindruckt seine Augenbrauen.

„Ich gebe mein bestes!“ Luke grinste.

„Und würdest du…“

„Liam, wir müssen los.“ Kim trat zu der Gruppe.

Liam stellte sie kurz vor. „Kim, das sind Inez, Rafe und Luke. Die Freunde von Riley. Und das ist meine Frau Kim. Haben wir nicht noch ein paar Minuten?“ wandte er sich an Kim.

„Wir sind bei einem potenziellen Kunden von dir zum Mittagessen eingeladen. Da können wir unmöglich zu spät kommen.“

„Du hast Recht.“ Stimmte Liam seiner Frau zu. „Tut mir Leid, aber ihr habt es ja gehört, die Pflicht ruft. Luke meinst du wir könnten uns noch einmal unterhalten?“ Liam sah in den Augenwinkeln, wie Riley unmerklich den Kopf schüttelte. „Um wegen der Computersache zu reden. Du hast mich neugierig gemacht.“ Fügte er noch hinzu.

„Na klar, kein Problem.“

„Gut, ich melde mich dann bei dir. Riley hat deine Nummer?“ Luke nickte. „Super. Riley sollen wir dich mitnehmen?“

„Nein, nicht nötig. Es ist Tradition, dass Inez und ich nach so einem Sonntag zum Chinesen Essen gehen.“ Sie verabschiedeten sich und gingen noch gemeinsam raus. Zum Glück schien an diesem Tag die Sonne und es war angenehm warm.

„Was ist ihr zwei, kommt ihr mit uns mit zum Essen?“ fragte Inez und noch bevor Luke auch nur die Möglichkeit hatte etwas zu sagen, stimmte Rafe schon freudestrahlend zu. Und weil er eh nichts Besseres zu tun hatte, schloss er sich den dreien an.

Inez und Rafe gingen vorweg und waren ganz mit sich beschäftigt. „Sieht wohl so aus, dass wenn die beiden zusammen sind, sie alles um sich herum vergessen.“ Luke deute mit den Kopf auf die beiden die Händchenhaltend durch die Straßen gingen.

„Ja, ich fühl mich dann immer so abgeschoben… die beiden sind echt gruselig!“ Riley lachte. „Heute kein Skateboard dabei?“

„Nein, ich dachte es passt nicht so in eine Kirche.“

„Und wie fandst du den Gottesdienst?“

Luke zuckte mit den Schultern, Kirche ist nicht so mein Ding. Aber sonst war es okay.“ Sie schwiegen kurz, dann um die Stille zu unterbrechen fragte Liam: „Wie bist du eigentlich zur Kirche gekommen?“

„Ach, ich gehe schon seit meiner Kindheit zur Kirche. Sie gehört zu meinem Leben. Und ich bin glücklich dort.“

„Na, das ist wohl die Hauptsache. Wo ist denn der Chinese?“ Wechselte Luke das Thema und Riley ging darauf ein. „Ist nicht mehr weit, die Hälfte haben wir schon geschafft.“ Plötzlich blieb Riley stehen und schlug sich die Hände vor den Kopf. „Oh nein! Mist, mist, mist!“ schimpfte sie.

„Was ist passiert?“ fragte Luke und Inez und Rafe drehten sich zu ihnen um.

„Ich habe meine Jacke in der Kirche vergessen!“ gestand Riley.

„Och Mädchen, du würdest aber auch alles vergessen, zum Glück ist dein…“

„Ja mein Kopf ist angewachsen!“ Beendete Riley Inez Satz. „Das sagst du immer!“

„Na wenigstens hast du das nicht vergessen!“ Inez kicherte. „Dann geht ihr doch einfach eben schnell zurück, wir treffen uns dann im Restaurant.“

„Ist noch jemand da?“ fragte Luke.

„Ja, der Pastor ist bestimmt noch da.“

„Na dann komm. Wir beeilen uns besser!“ Luke drehte schon um, um wieder zurück zu gehen. „Aber du musst doch nicht extra mit mir mitkommen, ich kann auch eben allein zurückgehen.“ Widersprach Riley.

„Und du willst mich mit diesen beiden Liebeskranken Menschen zurücklassen?“ Er zeigte mit gespieltem Entsetzen mit dem Finger auf Inez und Rafe. „Das kannst du nicht bringen!“ Er grinste Riley an und sofort machte ihr Herz einen Satz. „In Ordnung, ich erbarme mich über dich, du darfst mich gerne begleiten!“ Riley lachte.

„Was für ein ausgefallenes Vokabular!“ Luke zog eine Augenbraue hoch.

„Habe ich von Inez, sie redet ständig so!“ Riley grinste und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zurück zur Kirche.

„Dein Cousin Liam, wie ist der so?“

„Ich habe ihn schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Er hat vor ein paar Monaten geheiratet.“

„Echt? Ich im ersten Moment dachte ich, dass Kim seine Freundin ist. Als er sie als seine Frau vorgestellt hatte und ich das Kind gesehen habe, da dachte ich, dass sie schon länger verheiratet wären. Aber dann hätten sie wohl sehr jung geheiratet. War Kim schon einmal verheiratet?“

„Nein. Wieso? Wegen Jona?“ Luke nickte und Riley erklärte: „Jona ist der Sohn von Liam und Kim, sie war damals Austauschschülerin aus London und hier in Deutschland. Sie lernten sich kennen. Liam war so ein Frauenheld und trotzdem verliebte Kim sich in ihn. Als er dann für drei Monate nach London kam. -Wo sie jetzt übrigens leben.- Ist sie schwanger geworden. Kim verschwieg ihm Jona und auf einem Klassentreffen letzten Sommer ist es rausgekommen. Er hat Kim so schnell wie möglich geheiratet. Romantisch oder?“ Riley seufzte.

„Es sah aber nicht so aus, als ob er sie nur aus Pflichtgefühl geheiratet hätte.“

„Hat er auch nicht. Er liebt sie. Schon damals, aber er hat es sich nie eingestanden. Er wollte keine Verpflichtungen haben, deshalb hatte er auch nie eine feste Freundin. Die Mädels mit denen er ausging waren alles oberflächige Zicken. Es hielt nie länger als ein paar Wochen. Er wollte schon immer lieber Karriere machen. Deshalb hat er sich auch nie bei Kim gemeldet.“ Sie schwiegen eine Weile. Dann sprach Riley ihren Gedanken aus. „Wieso sind Typen eigentlich so?“

„Wie?“

„Na so oberflächig? Achtet ihr eigentlich immer nur auf das Aussehen bei einem Mädchen? Zählt das innere nicht mehr?“

„Keine Ahnung, dass ist wohl Veranlagung!“

„Ausrede!“ Riley sah kritisch zur Luke hoch.

„Ich weiß nicht warum wir das machen. Wir sind halt Männer immer auf der Jagd!“ Luke lachte und Riley boxte ihm in den Arm. „Ich war auch mal so wie Liam.“ Sagte er dann ernster.

„War? Du könntest hier doch jede haben. Denk nur mal ans Kino. So etwas habe ich wirklich noch nie erlebt.“

„In Hollywood habe ich es richtig genossen so beliebt zu sein. Ich hab jedes Mädchen bekommen das ich wollte.“ Luke stoppte kurz. Warum erzählte er ihr das alles? Er kannte sie doch nicht. Er sah zu Riley die ihn aufmerksam musterte. „Du musst es mir nicht erzählen, wenn du nicht willst.“ Bot sie an. Aber irgendwie vertraute er ihr, sie war so ganz anders als jedes Mädchen, das er kannte. „Ne schon okay, ich erzähle dir von mir. Kurz vor unserem Umzug war ich mit Anni zusammen: Cheerleaderin, blond, groß, dünn und sexy. So wie alle meine Freundinnen.“ Riley sah an sich herunter. Nichts passte zu ihr. Sie war klein, Luke war fast zwei Köpfe größer als sie. Sie hatte dunkle Haare, naja schlank war sie schon… aber weit entfernt von sexy. Gedankenverloren seufzte sie leise vor sich hin. Aber Luke hörte es nicht. Er erzählte weiter. „Wir hatten wirklich eine schöne Zeit zusammen, ich dachte sogar, dass es wirklich etwas Ernstes war. Aber ich hatte mich getäuscht. Mein Freund Logan hat sie mit einem der Footballspieler erwischt und es mir sofort erzählt. Ich habe sie natürlich zur Rede gestellt, sie bestritt es. Aber am Ende hat sie sich verplappert. Und ich habe ihr vertraut, sie hat wieder den alten Luke in mir geweckt. Ich ging gleichzeitig mit drei Mädchen aus, nur um sie eifersüchtig zu machen und ihr zu zeigen, dass sie mir total egal war. Nur hatte ich nicht an die Gefühle der Mädels gedacht. Sutton, eine von ihnen hat sich wirklich in mich verliebt und ich habe sie so sehr betrogen. Sie wechselte die Schule und ich habe sie nie wieder gesehen. Ich wollte mich bei ihr entschuldigen, aber ihre Eltern ließen mich nicht ins Haus, es hieß sie habe versucht sich das Leben zu nehmen.“ Luke verzog das Gesicht. Es tat gut endlich mal jemandem von seinem früheren Leben zu erzählen. Riley nahm seine Hand und drückte sie leicht. „Es ist okay, es ist ja vorbei. Geht es ihr gut?“ fragte sie rücksichtsvoll.

„Ja mittlerweile schon. Logan ist jetzt mit ihr zusammen.“ Sie schwiegen wieder eine Weile aber dieses Schweigen war eher unangenehm.

„Du hast dich verändert oder?“

„Ja.“ Luke ließ ihre Hand vorsichtig los. „Der Luke der ich in LA war, den gibt es nicht mehr. Ich konzentriere mich jetzt nur auf mich und mein Erbe.“ Er hielt kurz inne. „Ich weiß gar nicht, wieso ich dir das alles erzähle!“

Riley lächelte. „Ich bin sehr einfühlsam und kann gut zuhören!“

„Kannst du auch Geheimnisse für dich behalten? Ich will nicht, dass jemand davon erfährt und du bist die einzige die davon weiß.“

„Ich schweige wie ein Grab. Von mir erfährt es niemand. Versprochen!“ Luke hielt ihr seine Hand hin. „Hand drauf.“ Riley schlug ein. „Freunde.“ Sagte Luke.

„Freunde!“ stimmte Riley ein.

„Wo sind wir denn jetzt eigentlich? Müssten wir nicht schon längst wieder bei der Kirche sein?“

Riley drehte sich einmal um die eigene Achse. Dann wurde sie rot.

„Wir sind vorbeigelaufen stimmt’s?“ Luke fing an zu lachen. „Wir sind jetzt schon zwanzig Minuten unterwegs, eigentlich sollten wir schon im Restaurant sitzen.“

„Deine Geschichte hat mich halt voll in den Bann gezogen und ich habe nicht mehr auf den Weg geachtet. Außerdem hättest du auch ein bisschen auf den Weg achten sollen. “ Verteidigte sie sich. Luke hob abwehrend die Hände. „Ich bin neu hier.“ Er zog sie kurz in den Arm und lachte wieder als sie sich freikämpfte.

„Na super, was machen wir denn jetzt? Wir müssten eigentlich jede Minute im Restaurant ankommen und wir brauchen bestimmt noch eine halbe Stunde!“

„Ich wohne nicht weit von hier, wenn wir uns beeilen brauchen wir vielleicht fünf Minuten.“

„Ach auf einmal kennt er den Weg!“ Riley sah ihn gespielt böse an. „Und was haben wir davon wenn wir gleich bei dir sind?“

„Ich habe ein Motorrad in der Garage, damit sind wir schneller.“

„Ein Motorrad?“ Rileys Augen fingen an zu strahlen. „Ich wollte schon immer mal Motorrad fahren!“

„Wer sagt hier, dass du fahren darfst? Du wirst schön hinten sitzen!“

„Ja sicher, das meinte ich auch!“ Riley klatschte fröhlich in die Hände und beschleunigte ihre Schritte.

Als sie dann nach ein paar Minuten in die Einfahrt von Lukes zu Hause einbogen blieb Riley voll Erstaunt stehen. „Hier wohnst du?“, fragte sie überwältigt. Vor ihr erstreckte sich eine weitläufige Einfahrt die zum Haus hinführte. Umgeben wurde alles von schön angelegten Gärten. Große Bäume standen in gleichmäßigen Absätzen nebeneinander und machten die Auffahrt dadurch noch länger. „Ja, das ist das Haus meines Vaters, und wenn das alles mit dem Erbe klappt ist es bald meins.“

„Kein Wunder, dass du unser Haus klein findest, deine Auffahrt ist ja schon Größer als unser ganzes Haus!“ Riley grinste spitzbübisch. „Verläufst du dich nicht im Haus?“

„Du hast das Haus doch noch gar nicht gesehen!“

„Das muss ich auch nicht, wenn die Einfahrt schon so Imposant ist, ist es das Haus erst Recht.“ Luke zuckte nur mit den Schultern. Aber schon nach einigen Metern bestätigte sich Rileys Verdacht. Das Haus war eine alte Stadtvilla, die aus zwei Stockwerken bestand. Der Klinker war aus altem grauem Stein. Eine Treppe mit vier Stufen führte zu der Doppeltürigen Haustür. Die von zwei großen Säulen gerahmt wurde. „Dein Haus ist der Hammer!“ schwärmte Riley.

„Noch ist es nicht meins.“

„Ich bin mir ganz sicher. Dein Haus. Ich will es unbedingt mal von innen sehen.“

„Nächstes mal. Am besten wenn die weiblichen Bewohner nicht da sind. Wir müssen jetzt langsam, du hast genug getrödelt.“

„Ist das der Baum, “ Riley deutete auf eine alte Eiche dicht am Haus, „von dem aus ich in dein Zimmer klettern sollte?“

Luke lachte. „Ja, das ist meine Lieblingseiche. Jetzt komm endlich!“ Er ging in die Garage und Riley folgte ihm. Sie sah sich auch hier um und entdeckte fünf Autos, die abgedeckt in der Garage parkten. Als sie vor dem Motorrad zum Stehen kam, kamen ihr doch bedenken. „Luke…“ setzte sie an als er ihr einen Helm auf den Kopf setzte. „Ich glaube das ist doch keine so gute Idee…“

„Wieso nicht?“ Fragte er und setzte sich auf das Motorrad.

„Ich habe ein Kleid an. Eine Hose wäre für so eine Fahrt besser geeignet.“

Sein Blick glitt über ihren Körper und Riley spürte wie ihr heiß wurde. „Das passt schon, so kurz ist das Kleid nicht. Es wird noch genug verdecken.“ Er zwinkerte ihr zu. „In LA hatten die Mädels schon kürzere Röcke an als sie mit mir gefahren sind.“ Erklärte er ihr schlicht. „Setzt dich jetzt hinter mich. Du musst mir den Weg erklären. Drück mich einfach rechts oder links, damit ich weiß, wo ich lang muss. Zuerst zur Kirche dann ins Restaurant. Jetzt komm.“ Ermunterte er sie noch einmal und achselzuckend setzte Riley sich hinter Luke und legte ihre Arme um seine Mitte.

Nach einem kurzen Stopp in der Kirche waren sie schon fünf Minuten später bei Restaurant. „Das war toll! Meinst du wir können mal eine richtige Spritztour machen?“

„Na klar, aber jetzt komm, langsam bekomme ich echt Hunger.“

„Super!“ Riley lachte fröhlich und ihre braunen Augen strahlten ihn an. Gemeinsam betraten sie das Restaurant. Hier dominierten dunkle Töne. Die Möbel waren aus dunkler Eiche, die Wände und Polster der Stühle dunkelrot. An den Wänden hingen viele verschiedene Bilder und goldene Drachen. In der Mitte des Raumes befand sich ein Aquarium in dem orange/weiße Fische schwammen. Und es gab sehr viele verschiedene Pflanzen.

 Riley steuerte automatisch auf ihren Stammtisch zu. „Wir sind da!“ begrüßte sie ihre Freunde.

„Ihr wart ja schnell.“ Meinte Rafe. Riley und Luke grinsten sich an. War ja klar die beiden nahmen um sich herum kaum etwas wahr.

„Habt ihr schon bestellt?“ fragte Luke, der ein Blick auf ihre noch vollen Getränke warf.

Inez schüttelte den Kopf und Rafe antwortete ihm. „Nein, wir dachten wir warten auf euch. Aber ihr wart echt schnell. Seid ihr gelaufen?“

Riley fing an zu lachen und Luke schüttelte ungläubig den Kopf. „ Haben sich eure Lippen eigentlich auch mal voneinander gelöst? Was meint ihr denn wie lange wir weg waren?“ wollte er von seinem Freund wissen. „Ich habe ja wirklich schon viele Liebespaare gesehen, aber ihr seid in eurer ganz eigenen Welt oder?“

„Ich habe keine Ahnung Kumpel. Eine Viertelstunde vielleicht?“

„Wir waren fast vierzig Minuten unterwegs.“

Jetzt wachte auch Inez aus ihrer Liebeswelt auf. „Vierzig Minuten? So lange braucht man aber nicht für den Weg. Ist etwas passiert?“

Riley wollte gerade ansetzen und erzählen, dass sie sich unterhalten hatten und sie völlig die Umgebung vergessen hatte als Luke anfing zu erzählen.

„Wir haben beschlossen eine Motorradtour zu machen und sind zu mir nach Hause gegangen. Ich habe Riley mein Zimmer gezeigt.“ Gleichzeitig trat er Riley leicht unter dem Tisch und sie verstand, dass er die beiden auf den Arm nehmen wollte.

Inez sah ihn verwundert an. „Dein Zimmer? Haben wir etwas verpasst?“ Sie sah von Luke zu Riley.

Riley zog die Schultern hoch. „Naja, eigentlich nicht. Aber sein Zimmer ist wirklich toll.“ Luke legte seinen Arm um ihre Schultern und zog sie leicht zu sich.

„Hast du ihr vielleicht sonst noch etwas gezeigt?“ Inez sah die beiden immer noch ungläubig an.

„Du hast ein Motorrad?“ fragte Rafe perplex.

Luke und Riley lachten. Riley löste sich von Luke und trank einen Schluck von Inez Cola. Sie durfte einfach keine Gefühle für Luke haben. Sie wollte seine Freundin sein. Und zwar nur eine Freundin, nicht mehr und nicht weniger. Wieso nur fühlte es sich so gut an wie er sie berührte?

„Darfst du damit überhaupt fahren?“ Hörte Riley Rafe fragen. Die Jungs unterhielten sich kurz darüber und Rileys Gedanken machten sich selbstständig. Sie dachte wieder mal an den Kuss von gestern. Es wäre wohl echt besser gewesen wenn es nicht geschehen wäre.

 „Hast du nicht gesagt, dass du die Schnauze von Mädels voll hast?“ Drang Rafe´s Stimme zu ihr durch.

„Nein, das habe ich nie gesagt! Oder zumindest habe ich es so nicht ausgedrückt.“

„Seid ihr jetzt wirklich ein Paar? Oh das wäre so schön!“ Inez strahlte Rafe an. „Wir können uns immer zu viert treffen und ihr beide“, sie deutete auf Riley und Luke, „ihr passt so schön zusammen, ich wusste doch das er au…“

„Inez mach mal Pause!“ Riley lachte. „Luke macht nur Spaß, wir sind nur Freunde!“

Sofort änderte sich Inez Gesichtsausdruck. Beinahe hätte sie ausgeplaudert, wie Rileys Gefühle für Luke waren. „Du A…“

„Inez! Keine Schimpfworte!“ mahnte Riley.

„Luke du Schwindler!“ Zufrieden Luke doch noch getadelt zu haben lehnte sich Inez zurück. „Ich will jetzt bestellen!“

Luke lachte. „Hat Spaß gemacht, und ihr habt uns geglaubt. Riley ist wirklich eine gute Schauspielerin nicht wahr?“ Freundschaftlich schubste er sie an. Diese murmelte etwas Unverständliches vor sich her und grinste die anderen an. Dann kam der Kellner und sie  bestellten sich ihr Essen und unterhielten sich gemütlich miteinander.

Kapitel 8 Uno bringt auf andere Gedanken

 

Kapitel 8

Uno bringt auf andere Gedanken

 

Luke

Der Sonntag war schnell vorbei und ehe Luke sich versah, saß er Montagmorgen auch schon wieder im Klassenzimmer und ließ den Unterricht über sich ergehen. Er hatte Mathe und in Mathe war er schon immer gut. Das Thema das die Schüler hatten, hatte er schon in LA gehabt und so hörte er nur mit einem Ohr zu. Vor ihm lag sein Zeichenblock, er blätterte darin herum. Anfangs hatte er meist immer Autos gezeichnet, später wurden es Tiere und jetzt zeichnete er am liebsten Menschen. Am meisten malte er die Lehrer, denn das fiel den Lehrern nicht auf. Luke blätterte zu einer unbenutzten Seite, fischte seinen Bleistift aus der Mappe und fing an Herrn Bach zu zeichnen. Die Stunden vergingen und irgendwann klingelte es endlich zur Mittagspause. Luke packte seine Sachen zusammen und verließ mit den anderen den Klassenraum. Gerade als er auf den Flur trat kamen auch Rafe und Noel vorbei. Sie begrüßten sich und gingen gemeinsam in die Mensa. Rafes Blick glitt über die Massen und dann erhellte sich sein Gesichtsausdruck. „Da sitzt Inez, an ihrem Tisch ist noch Platz.“ Erklärte er seinen Freunden. „Hey süße!“ Begrüßte er Inez, küsste sie und setzte sich neben sie. Auch Luke und Noel nahmen Platz, Begrüßten Inez und ließen sich ihr Mittagessen schmecken. Zehn Minuten später stieß Riley zu ihnen. „Hi!“ begrüßte sie alle. „Na Noel, dich habe ich noch nie an meinem Tisch sitzen sehen!“ Sie grinste ihn freundlich an.

„Naja, so gesehen war ich zuerst hier.“ Lachte Noel. „Wenn meine Anwesenheit dich stört, kann ich…“

„Ach hör doch auf zu spinnen!“ Riley legte ihre Hand auf seine Schulter und drückte ihn sanft. „Ich finde es schön dass du hier bist. Wie geht es deiner Mutter? Hat sie sich erholt?“

„Es geht ihr schon besser, die Lungenentzündung hat sie echt fertig gemacht. Aber sie erholt sich. Mittlerweile bereut sie es auch, dass sie früher geraucht hat.“

„Ich fand rauchen schon immer ekelig.“ Riley schüttelte angewidert den Kopf.

„Wie man es sieht. Ich habe ein Jahr geraucht, nur der Anfang ist schlimm. Mit jeder Zigarette wird es besser.“

„Aber du hast aufgehört, das ist doch schon mal was.“

„Ja, ich bin Sportler, ich kann es mir nicht leisten zu rauchen. Außerdem würde mein Trainer mir den Kopf abreißen.“ Fügte er schmunzelnd hinzu. „Rauchst du eigentlich Luke?“

„Nein! Dafür ist mein Körper mir zu schade. Und wie du bin ich auch Sportler. Apropos Sport. Kennst du ein gutes Fitnessstudio?“

Die Jungs am Tisch unterhielten sich weiterhin über Sport und irgendwie waren Rafe und Inez verschwunden. Riley zog ihr Buch aus der Tasche und fing an zu lesen. Nebenbei aß sie in aller Ruhe ihren Salat.

„Es ist also wirklich wahr.“ Schreckte Lukes Stimme dicht an ihrem Ohr sie aus ihrer Fantasiewelt. Erschrocken schlug sie das Buch zu. „Was ist los? Musst du mich so erschrecken?“ fuhr sie ihn aufgebracht an.

„Du kriegst gar nichts mehr mit wenn du liest oder?“

„Doch natürlich. Wieso?“

Luke fing lautstark an zu lachen. „Du kriegst überhaupt gar nichts mit! Guck dich doch mal um.“ Rileys Blick wanderte über eine Menschenleere Mensa. „Wo sind denn alle hin? Wann hat es denn geklingelt?“ bestürzt sah Riley Luke an. „Vor ungefähr zehn Minuten. Jetzt stell dir mal vor, ich hätte die ganze Zeit in der Klasse auf dich gewartet.“

„Tut mir Leid. Manchmal vergesse ich halt alles um mich herum.“

„Das habe ich gemerkt. Komm wir gehen in die Klasse.“ Luke stand auf und Riley packte schnell ihre Sachen ein und holte ihn bei der Geschirrrückgabe ein. In ihrem Klassenzimmer angekommen bemerkten sie, dass eine Notiz an der Tafel stand in der sie in den Klassenraum von Herrn Becker beordert wurden. Fragend machten sie sich auf den Weg. Die Tür stand auf und die Schüler saßen an ihren üblichen Plätzen. Aber anstelle des vertrauten Herrn Becker saß Herr Landwehr der Direktor am Pult. „Na wo habt ihr beide euch denn herumgetrieben? Es sind längst alle Schüler da.“

„Entschuldigung, dass wir zu spät sind. Aber wo ist denn Herr Becker?“ fragte Riley.

„Er hatte einen Autounfall und hat sich das Bein und den Arm gebrochen. Für die nächsten Wochen fällt er aus. Ich übernehme seine Vertretung.“

„Aber wir haben doch dieses Projekt…“ warf Riley ein.

„Nein, ab jetzt nicht mehr. An euch beiden habe ich zum Beispiel wieder mal gemerkt, dass solche Projekte ohne Lehraufsicht von euch Schülern ausgenutzt werden. Ich gebe dir nicht die Schuld Riley, du bist eine Top Schülerin und du liebst Schauspiel. Bestimmt hatte der nette Parker“, er warf einen Blick auf Luke, der sich schon auf seinen Platz ganz hinten in der letzten Reihe hingesetzt hatte, „die Hauptrolle eures Schwänzens. Ich möchte auch ehrlich gesagt nicht wissen was ihr beide angestellt habt.“

Durch die Klasse ging ein Raunen, die Jungs pfiffen leise vor sich hin.

„Herr Landwehr!“ Riley blickte ihn fassungslos an. „Wie können Sie nur Luke schlecht machen, obwohl sie ihn überhaupt gar nicht kennen?“ redete sie sich in Rage.

„Riley, lass gut sein!“ mischte Luke sich nun ein. „Ist schon okay.“

„Gar nichts ist okay!“ Riley wühlte in ihrer Tasche zog ihren Roman daraus hervor und warf ihn Herrn Landwehr auf den Tisch. „ Das wir nicht in der Klasse waren, war meine Schuld. Ich habe gelesen und alles um mich herum vergessen. Wenn Luke mich nicht aus meiner Fantasiewelt geweckt hätte, dann würde ich immer noch in der Mensa sitzen und lesen!“ Wütend ging sie in die letzte Reihe und ließ sich neben Luke auf den Stuhl plumpsen.

„Wenn das so ist dann tut mir meine Anschuldigung Leid, Luke!“ entschuldigte sich der Rektor. Luke nickte nur. Er wollte dazu nichts mehr sagen.

„Riley, du sitzt doch sonst immer vorne.“ Die Stimme von Herrn Landwehr klang jetzt schon viel sanfter. Luke wusste, dass Riley immer gut mit dem Direktor auskam. Wusste aber nicht, wie sie vor der ganzen Klasse so mit ihm reden konnte, ohne dass dieser ausflippte.

„Mir ist jetzt nicht nach vorne sitzen Herr Landwehr! Sie machen eh nur Theorieunterricht.“ Sagte sie stumpf. Damit war das Thema für sie beendet und Herr Landwehr erklärte den beiden, dass sie Hausaufgaben machen konnten, da er sich nicht vorbereiten konnte. Dann bediente er sich wieder seiner Zeitung.

„Wie kannst du nur so mit dem Direktor reden?“ fragte Luke sie baff. „Er könnte dich suspendieren oder so.“

„Würde er aber nicht. Er weiß, dass ich Recht habe. Außerdem ist er mein Onkel.“

Luke lachte leise vor sich hin. „War ja klar! Du bist wohl mit der halben Welt verwandt!“

Riley grinste und holte ihre Mathehausaufgaben raus. Als sie merkte, dass Luke keine Anstalten machte seine Hausaufgaben herauszuholen stieß sie ihn an. „Nutz es doch aus. Du hast dann einen Hausaufgabenfreien Tag.“

„Ich bin fertig mit meinen Hausaufgaben.“

„Wie fertig? Bekommt ihr nichts auf? Ich habe einen ganzen Haufen zu machen.“

„Ich mache sie immer in der nächsten Stunde.“

„Aber dann bekommst du ja gar nichts mit.“ Verständnislos sah sie ihn an.

„Was soll ich sagen? Ich bin Einser Schüler. Ich war immer richtig gut, hab immer extra viel gelernt, falls es mit meinem Erbe nichts werden sollte.“ Er zuckte mit den Schultern.

„Hast du es gut. Ich muss immer voll pauken. Schon allein Mathe zieht mich runter. Wir haben Freitag eine Klausur geschrieben und ich glaube ich habe die voll verhauen!“

„Du verstehst es nicht?“

„Nein.“ Resigniert schüttelte sie den Kopf. „Ich bin ein hoffnungsloser Fall.“

„Komm ich werde es dir erklären.“

Riley grinste ihn an. „Danke!“ Gemeinsam machten sie sich über die Hausaufgaben her. Kurz vor dem Ende der Stunde vibrierte Rileys Handy, sie holte es heimlich raus und las die Nachricht, die Liam ihr geschrieben hatte. Riley legte das Handy auf den Tisch und stieß Luke an. „Ließ mal.“ Forderte sie ihn auf.

Hey Cousinchen, na wie geht´s? Du hast mir doch gestern Luke vorgestellt. Ich wollte noch einmal mit ihm reden, wegen der Computersache. Habt ihr Lust zum Essen zu kommen?

Luke nickte. „Von mir aus. Wann denn?“

„Moment ich frage ihn eben.“ Riley tippte auf ihrem Handy, dann klingelte es, die letzte Stunde war zu Ende und die Schüler stürmten hinaus.

Auch Riley und Luke standen auf. „Luke, kann ich dich kurz mal sprechen?“ fragte Herr Landwehr. Luke nickte und blieb vor dem Lehrerpult stehen. „Allein Riley!“

Riley zuckte demonstrativ mit den Schultern und ging vor die Tür.

„Ich wollte mich noch einmal persönlich bei dir entschuldigen, es war falsch von mir vor der ganzen Klasse solche Vermutungen zu äußern.“

„Ist schon okay. Ich kann damit leben!“

„Naja, ich muss gestehen, dass ich Vorurteile gegen dich hatte. Ich habe deine Akte aus deiner alten Schule bekommen und da stehen viele unschöne Sachen drin. Und dann wart ihr beide nicht in der Klasse, ich habe mir wohl einfach Sorgen um Riley gemacht. Sie ist nicht so ein Mädchen, wie die, die in deiner Akte beschrieben sind.“

„Mittlerweile kenne ich Riley schon ziemlich gut und ich schätze sie. – Als Freundin. Mehr ist da nicht. Und was meine Akte angeht, der Luke von früher bin ich nicht mehr. Ich halte mich von Mädchen fern.“

„Außer von Riley, sie ist ein Mädchen.“

„Aber nicht so eins.“ Luke formte mit seinen Händen eine Frauenfigur. „Sie ist nicht wie die anderen Mädchen, sie ist normal. Eher ein guter Kumpel.“ Was laberte er da eigentlich für einen gequirlten Müll? Das hatte den Direktor doch nicht zu jucken…

„Ihr seid also kein Paar?“ Luke konnte die Erleichterung in dem Blick von Herrn Landwehr richtig sehen. „Nein. Und das wird auch nicht passieren!“

„Na dann ist ja alles gut!“ Jetzt lächelte Herr Landwehr fröhlich und stand auf. „Du kannst jetzt gerne gehen, ich will dich nicht aufhalten.“

Luke ging aus dem Raum. Komischer Kauz, dachte er dann sah er Riley wie sie an der gegenüberliegenden Wand auf dem Boden saß und in ihrem Buch las. „Du bist süchtig! Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Buch einen so fesseln kann, das man alles andere um sich nicht mehr wahrnimmt! Du hättest mich bestimmt nicht mal bemerkt, wenn ich nichts gesagt hätte. Wahrscheinlich würdest du noch morgen hier auf dem Fußboden sitzen und lesen!“ Luke lachte. „Komm ich helfe dir auf.“ Er hielt ihr seine Hand hin, Riley ergriff sie und er zog sie mit einem Ruck nach oben.

„Es ist grade so spannend.“ Redete Riley sich heraus. Die Schmetterlinge die sie bei der Berührung spürte versuchte sie so gut wie möglich zu ignorieren. „Liam hat zurückgeschrieben, passt es dir lieber heute oder morgen Abend?“

„Lieber heute, ich gehe morgen ins Fitnessstudio.“

Riley nickte. „Okay ich sage ihm Bescheid.“ Sie gingen nebeneinander durch die Flure Richtung Ausgang Luke öffnete die Tür. Riley trat raus und hob den Blick von ihrem Handy. „Oh nein!“ rief sie und warf ihre Hände vors Gesicht.

„Was ist los? Was hast du jetzt schon wieder vergessen?“ Luke grinste sie an.

„Ich habe nichts vergessen! Ich habe den Bus verpasst.“ Riley schaute den wegfahrenden Bus hinterher. „Das ist alles deine schuld! Nur weil ich auf dich gewartet habe!“

„Also zum ersten: Du musstest nicht auf mich warten. Und zum zweiten: Ich musste nur wegen dir zurück bleiben. Hättest du nicht gelesen wären wir pünktlich in unserem Raum gewesen!“ Luke deutete mit dem Finger schelmisch grinsend auf sie.

„Schon gut, schon gut! Du hast ja Recht!“ Riley hob ergebend die Hände. „Aber du hättest auch früher Bescheid sagen können, dass es geklingelt hat.“ Flüsterte sie leise vor sich hin, aber Luke verstand sie und fing an zu lachen. „Typisch Mädchen, ihr müsst immer das letzte Wort haben!“

„Müssen wir gar nicht!“ Protestierte Riley. Luke guckte sie jetzt mit einem noch breiteren Grinsen an und zog die Augenbraue hoch. „Mann!“ Rief Riley aus, als sie merkte, dass Luke Recht hatte und stieß ihn gegen die Schulter. „Ich muss jetzt los. Habe einen langen Weg vor mir.“

„Ich kann dich mitnehmen!“ bot Luke ihr an.

„Auf deinem Skateboard?“ Riley lachte. „Nein danke, von Skateboard fahren habe ich erst einmal genug.“

„Siehst du hier irgendwo ein Skateboard?“ Riley schüttelte den Kopf. „Ich bin mit Harley hier.“

„Harley? Hast du deinen eigenen Chauffeur?“

„Mit meiner Harley Davidson.“

„Mit dem Motorrad?“ Riley fing an zu strahlen. „Dann bin ich dabei, wo steht es?“

Luke legte seinen Arm um ihre Schultern und zog sie zum Parkplatz. Rileys Herz schlug ihr bis zum Hals, es war so ein tolles Gefühl, wenn Luke sie so umarmte. Nur leider empfand er nur Freundschaft für sie dachte sie traurig.

Als sie an der Maschine ankamen reichte Luke ihr den Helm. „Und du?“ fragte sie.

„Ich fahre kurz ohne.“

„Aber das ist strafbar!“

„Dann hoff mal das uns die Polizei nicht erwischt, ich habe nur diesen einen mit.“

Riley freute sich so auf die Fahrt, dass sie alle Bedenken in den Wind warf und sich hinter Luke auf das Motorrad setzte. „Fahr mich bitte ins Krankenhaus ja? Ich möchte meine Oma besuchen.“ Sie legte ihre Arme wieder um seine Mitte und lehnte den Kopf an seinen Rücken.

Als sie vor dem Krankenhaus hielten fragte Luke sie: „Soll ich dich heute Abend abholen und wir fahren zusammen zu deinem Cousin?“

„Gerne sei dann um sechs bei mir. Bis nachher dann.“ Riley gab ihm den Helm und ging zum Eingang.

„Bis dann!“ rief er ihr hinterher.

 

 

Riley

Riley stand in Unterwäsche vor ihrem Kleiderschrank ihre Anlage spielte in Ohrenbetäubender Lautstärke die neuesten Charts, die sie fröhlich mitsang. Ihr Blick wanderte über die bunte Auswahl ihrer Garderobe. Nach einigem Überlegen zog sie schließlich eine Skinny Jeans in Schwarz raus und zog sie an. Die Hose saß Perfekt und wie Riley zufrieden feststellte betonte sie ihren Po. Kurzerhand zog sie ein schwarzes enganliegendes Top heraus und zog es an, dann folgte ein Over Size Pulli in Weiß, das ihr immer über die Schulter rutschte und das schwarz ihres Tops durchschimmern ließ. Sie drehte sich um und betrachtete ihre Kehrseite. Der Pulli bedeckte ihren Po, das störte sie. Sie probierte den Pulli hinten in die Hose zu stecken und war von dem Ergebnis zufrieden. Wer entschied denn dass immer alles in die Hose gehörte? Zufrieden lächelte sie ihr Spiegelbild an und tanzte dann fröhlich ins Bad. Sie schminkte sich nur sehr dezent. Ihre Haare glättete sie und band sie zu einem Seitenzopf auf der Seite ihrer Schulter, die von dem Pulli bedeckt wurde um die nackte Schulter zu betonen. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie schon spät dran war und noch bevor sie den Gedanken zu Ende denken konnte hörte sie schon Motorengeräusche. Schnell lief sie die Treppe hinunter und öffnete lächelnd die Tür. Luke stieg gerade vom Motorrad und setzte den Helm ab.

„Hi! Komm noch kurz rein, ich muss noch mal kurz nach oben.“ Sie wartete gar nicht erst auf eine Antwort sondern lief nach oben. Eilig streifte sie sich ein paar bunte Armreifen über und schlüpfte in ihre geliebten Cowboystiefel. Dann rannte sie die Treppe wieder runter und rief: „Fertig!“

Ungeniert ließ Luke den seinen Blick über Rileys Körper schweifen. Als er bei ihren Haaren angekommen war fragte sie lächelnd. „Annehmbar?“

„Ganz anderes als erwartet.“ Sagte er ehrlich.

„Wie soll ich das jetzt verstehen?“ verwirrt sah sie ihn an.

„Ich bin anderes Gewohnt, aber dein Outfit gefällt mir, du stellst nichts zur Schau. Nimm es als Kompliment.“ Sagte er und reichte ihr einen schwarzen Helm, der genauso aussah wie seiner, mit verdunkelter Scheibe.

„Was bist du denn gewohnt?“ fragte Riley neugierig und folgte Luke nach draußen. Er trug Blue Jeans und eine schwarze Lederjacke die seine blonden Haare noch heller erscheinen ließ.

„Sagen wir es so: kurz und eng!“

„Aha… Aber nicht mein Style.“

„Ist auch gut so!“

Sie fummelte an dem Verschluss des Helms herum, bekam ihn aber nicht zu. „Kannst du mir mal helfen?“

Luke bückte sich und Riley war ihm so nah wie bei ihrem Kuss, unwillkürlich musste sie schlucken. Sie sah ihm direkt ins Gesicht, während er sich auf den Verschluss konzentrierte. Als es klickte blickte sie schnell weg.

„Alles klar, das Ding sitzt Bombenfest.“ Er schlug ihr leicht auf den Kopf und schloss das Visier, dann setzte sich aufs Motorrad und rutschte nach vorne um Riley Platz zu machen und stülpte sich selbst den Helm über den Kopf. „Du musst mir wieder den Weg weisen okay?“

Riley schlug ihm an die rechte Schulter. „Verstanden!“

Luke startete sie Maschine und fuhr rechts aus der Ausfahrt raus.

 

Riley stieg vom Motorrad und versuchte sich den Helm abzuschnallen, was ihr wieder mal misslang. Noch bevor Luke seinen eigenen Helm abnahm bückte er sich wieder runter und half Riley.

„Wenn ihr die Helme nicht auf dem Kopf hättet würde ich denken, dass ihr etwas anderes macht!“ Liams belustigte Stimme erklang auf einmal von der Haustür aus. Vor lauter schreck stolperte Riley  rückwärts, und wäre wohl gefallen wenn Luke seinen Arm nicht um ihre Taille legte um sie zu stützen. „Vorsicht!“ flüsterte er.

„Jetzt sieht es noch eindeutiger aus.“ Lachte Liam.

Riley fing sich wieder und Luke erlöste sie endlich wieder von ihrem Helm. „Hör nicht auf diesen Spinner, solche Anmerkungen musst du dir heute bestimmt noch öfter anhören. Ist so eine Eigenschaft von ihm!“ Sie drehte sich zu ihrem Cousin.

„Na habt ihr es endlich geschafft euch voneinander zu lösen?“ spöttelte Liam weiter.

„Ach halt die Klappe Liam!“ Herrschte Riley ihn wütend an.

Liam kam ihr entgegen und nahm sie zur Begrüßung in den Arm. „Schön dass ihr kommen konntet!“

„Ich bin schon kurz davor wieder wegzufahren!“, gab sie bissig zurück drückte ihren Cousin aber trotzdem liebevoll.

„Kim ist in der Küche. Die anderen sind alle ausgeflogen.“

„Okay ich gehe rein.“ Sie hörte noch auf dem Weg zur Tür wie Liam erstaunt fragte: „Ist das deine Maschine?“

„Ja!“ Antwortete Luke und Riley konnte den stolz in seiner Stimme richtig raushören. Sie grinste und ging in Richtung Küche. Es duftete hervorragend. „Was hast du denn herrliches gemacht? Es riecht phantastisch.“ Begrüßte sie Kim.

„Hey, schön dass du da bist. Bist du allein? Wolltest du nicht Luke mitbringen?“

„Er ist mit Liam draußen und bestaunt sein Motorrad.“ Und da Riley keine Antwort bekommen hatte öffnete sie den Backofen und schielte hinein. „Mhhhmm, ist das Lasagne?“

„Ja nach dem Rezept von meiner Urgroßmutter. Ein Motorrad?“

Riley nickte. „Eine Harley Davidson. Es macht echt Spaß damit zu fahren.“ Schwärmte Riley.

„Hey Schatz!“ Liam kam in die Küche. „Ist alles soweit fertig?“

„Hallo Luke!“ begrüßte Kim Luke erst einmal. „Ja, der Tisch ist gedeckt und die Lasagne ist in einer halben Stunde fertig.“

Luke nickte ihr freundlich zu.

„Gut, dann zieh dir schnell eine Jacke an, wir drehen jetzt eine Runde mit dem Motorrad!“

Völlig verdattert stand Kim da. „Das ist doch nicht dein Ernst? Wir haben Besuch, da können wir doch nicht einfach wegfahren. Außerdem gehört dir das Motorrad doch gar nicht!“ Protestierte sie.

„Riley ist doch kein Besuch, sie ist hier zu Hause. Die beiden werden sich schon zu beschäftigen wissen.“ Er zwinkerte Riley zu und diese starrte ihn böse an. „Wenn wir jetzt nicht fahren, dann kaufe ich mir eine eigene!“ Er ging auf Kim zu und küsste sie ganz ungeniert, bis diese sich vorsichtig von ihm löste. „Überredet. Aber du wirst dir keine eigne kaufen. Das ist viel zu gefährlich!“

Liam küsste sie erneut. „Abgemacht! Jetzt zieh dich an.“ Er schob Kim Richtung Tür.

„Ihr kommt hier klar? Wir sind spätestens in einer halben Stunde wieder da.“

„Müssen wir wohl! Und halt dich ein bisschen zurück ja? Du hättest Kim ja fast aufgegessen!“ sagte sie schelmisch grinsend. Luke der noch immer am Türrahmen gelehnt stand fing laut an zu lachen.

„Sagt die, die noch keinen Jungen geküsst hat!“ spöttelte Liam spielerisch während er zur Tür ging, dann war er auch schon aus der Küche verschwunden. Zurück blieb eine rot angelaufene Riley und ein schockiert dreinblickender Luke.

„Wir sind dann mal weg! Und lasst die Hände voneinander!“ rief Liam aus dem Flur dann hörte man die Tür ins Schloss fallen, und dann war es mucksmäuschenstill bis Luke fragte: „Ist das wahr?“

„Was?“ fragte Riley gespielt ahnungslos. Sie drehte sich zur Spüle und goss sich ein Glas Wasser ein, einfach nur um nicht so untätig herumzustehen.

„Was wohl? Das du noch nie einen Jungen geküsst hast.“

„Woher soll Liam das wissen? Ich habe schon jemanden geküsst.“

„Wen noch außer mir?“

„Was geht dich das an?“ fragte sie aufgebracht zurück.

„Also stimmt es! Wieso hast du nichts gesagt?“ Luke kam auf sie zu und blieb kurz vor ihr stehen.

„Es stimmt nicht, ich habe schon einen anderen Jungen geküsst.“ Demonstrativ verschränkte sie die Arme vor der Brust.

„Wie heißt er?“

„Jonas.“

Ein Lächeln bereitete sich auf seinen Lippen aus. „Und jetzt musst du mir nur noch sagen, dass du damals zehn Jahre alt warst und es ein Schmatzer auf die Wange war.“

„Ich war fünf und es war auf den Mund!“

„Ohne Zunge!“

„Was denkst du denn? Ich war fünf!“

„Das zählt nicht als Kuss.“ Entschied Luke.

„Das hast du nicht zu sagen!“

„Wieso hast du keinen Freund? Du bist doch Hübsch, hast einen wirklich tollen Hintern und…“

„Siehst du! Das ist es auf was ihr Jungs achtet!“ Unterbrach sie ihn wütend. Mit drohendem Zeigefinger überbrückte sie den Meter Abstand zwischen ihnen und bohrte ihn immer wieder in seine Brust. „Ihr seid oberflächlich und egoistisch! Hauptsache eine Frau ist sexy was ihr inneres angeht interessiert euch nicht.“

Luke nahm ihre Hand in seine. Langsam tat es weh, wenn sie immer die gleiche Stelle traf und mit leiser Stimme sagte er zu ihr: „Vielleicht war ich früher mal so, aber wenn ich gewusst hätte, das du noch nie geküsst worden bist, dann hätte ich dich nie dazu überredet mich zu küssen.“

„Wieso nicht?“ Riley flüsterte und sah ihm tief in die Augen.

„Ein Mädchen erinnert sich immer an den ersten Kuss, er sollte etwas Besonderes sein. Hätte ich es gewusst, dann hätte ich dich richtig geküsst.“

„Du hast mich richtig geküsst.“ Protestierte sie.

„Nein.“ Widersprach er nur, ließ ihre Hand los und drehte sich um, um sich auf einen Stuhl zu setzten.

„Doch natürlich hast du mich richtig geküsst! Wie kann man denn jemanden falsch küssen?“ Luke zuckte nur mit den Schultern. „Dann küss mich jetzt noch mal richtig!“ forderte sie ihn auf noch bevor sie über ihre Worte nachgedacht hatte.

Überrascht drehte Luke sich zu ihr. „Was?“

„Du sollst mich, “ sie formte mit den Fingern Anführungsstriche in die Luft, „richtig küssen!“

„Bist du dir sicher?“ fragte er noch einmal nach.

„Ja, dir macht es ja wohl nichts aus Mädchen zu küssen. Dann zeig mir mal wie man richtig küsst, damit ich es weiß, wenn ich mal einen Freund haben sollte.“

Luke fragte noch einmal nach. „Ich soll dich hier in der Küche deiner Tante küssen?“ Er kam langsam auf sie zu und Riley nickte jetzt doch ein bisschen verunsichert. „Und es macht dir auch nichts aus?“

„Ich bin Schauspielerin ich verkrafte es!“ Sagte sie mit mehr Selbstsicherheit in der Stimme als sie dachte. „Es sei denn du willst nicht noch ein Mädchen auf deiner langen Liste…“

„Schon vergessen? Du stehst schon drauf!“ Er stand nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt.

„Stimmt.“

„Also erster Kuss zwischen zwei liebenden.“ Flüsterte Luke und beugte sich über ihren Mund. Riley starrte ihn an, ihr Herz schlug ihr wild klopfend gegen die Brust. „Schließ die Augen.“ Riley gehorchte. Dann legte er seinen Daumen auf ihr Kinn und zog ihre Lippen einen Spalt auseinander. „Die Lippen leicht geöffnet halten.“ Erklang seine Stimme leise in ihrem innersten. „Du kannst deine Arme leicht um meine Hüften legen.“ Riley gehorchte, innerlich kochte sie schon vor Aufregung. Wann würde er sie nur endlich küssen? Und dann legten sich auch schon seine Lippen auf die ihren, ganz sanft küsste er sie. Seine Hand an ihrem Gesicht streichelte sanft ihre Wange und fuhr dann an ihrem Körper hinunter und blieb an ihrer Hüfte liegen. Gegen ihren Willen zog Riley Luke noch näher an sich heran, was dieser ihr nur zu gern erfüllte. Ihr Po drückte gegen die Arbeitsplatte und mit einem Ruck hob Luke sie darauf, jetzt waren sie auf gleicher Höhe. Ihre Lippen trafen sich immer wieder und der Kuss wurde mit jeder Sekunde intimer. Riley hatte das Denken aufgegeben und schlang ihre Beine um Luke, er zog sie näher zu sich ihre Münder lösten sich nicht voneinander. Für sie existierte um sie herum nichts mehr. Plötzlich klingelte das Haustelefon und der Bann war gebrochen. Vorsichtig löste Luke sich von Riley und half ihr von der Arbeitsplatte herunter. Keiner sagte ein Wort. Riley ging zum Telefon das noch immer klingelte und hob ab. „Bei Herzog.“ Meldete sie sich mit kratziger Stimme.

„Entschuldigen Sie wen habe ich am Apparat?“

„Ich bin Riley Herzog.“

„Oh, verzeihen Sie, ich habe mich wohl verwählt.“

„Kein Problem.“ Riley legte auf und stellte das Telefon wieder auf die Station, dann holte sie noch mal tief Luft und ging zurück in die Küche.

„Das…“

„War…“ fing Riley gleichzeitig mit Luke an zu sprechen. Luke nickte und Riley fing noch mal an: „War das jetzt ein richtiger Kuss?“ Sie bemühte sich ihre Stimme locker klingen zu lassen, wollte sich ihren inneren Gemütszustand nicht anmerken lassen.

„Naja… er ist wohl ein bisschen außer Kontrolle geraten. So küsst man sich eigentlich nicht beim ersten Mal. Zumindest würde ich  nicht eine wie dich so küssen.“

„Wie soll ich das denn jetzt verstehen?“ Fragte sie schnippisch.

„Versteh mich nicht falsch, aber so ein Mädchen“, er deutete mit dem Kopf auf die Arbeitsplatte auf der sie gerade noch saß, „bist du nicht. Du willst wahre Liebe.“

„Du hast Recht. So bin ich nicht. Versteh du mich jetzt bitte nicht falsch, aber wir sollten den Kuss vergessen und einfach so weiter machen, als sei nichts geschehen.“

Luke sah sie verwundert an. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet, aber es war ihm Recht. „Ist gut, du hast Recht.“ Er hielt ihr die Hand hin und sie Schlug ein. „Freunde!“ sagten sie einstimmig.

„Wir haben noch eine viertel Stunde bis Liam und Kim wieder da sind um wieder runterzukommen.“ Sagte sie nach einem Blick auf die Uhr. „Hier müsste irgendwo das Spiel Uno herumliegen, das wird uns auf andere Gedanken bringen. Hast du Lust?“ Luke nickte und ging zur Spüle wo noch das Wasserglas von Riley stand, er hielt es unter den Hahn und füllte es bis zum Rand, dann spülte er es hinunter. Ihm war hier drin eindeutig zu heiß! Und schuld daran war ganz sicher nicht die Lasagne im Backofen!

 

Luke

Luke drehte sich wieder um und sah wie Riley mit den Karten am Tisch saß. Er ging auf sie zu und wartete bis sie die Karten verteilt hatte. Was war gerade eigentlich passiert? Er hatte vorgehabt sie ganz normal zu küssen! Wann war alles so aus dem Ruder gelaufen? Er war eindeutig zu weit gegangen, und der Kuss war nicht so wie alle anderen spurlos an ihm vorbeigegangen. Nein irgendwie war es diesmal anders, vielleicht lag es an Riley? Schließlich war sie völlig unerfahren. Er hatte noch nie ein Mädchen geküsst, das zuvor noch nie geküsst wurde. So musste es sein. Es war einfach ihre Unerfahrenheit die ihn alles hat vergessen lassen. Mehr war da nicht entschied er. Die Karten lagen vor ihm und er nahm sie hoch. Das Spiel begann.

Die fünfzehn Minuten vergingen schnell, beide waren entspannt bei dem Spiel und als Liam und Kim in die Küche kamen war von der heißen Luft zwischen den beiden nichts mehr zu bemerken.

„Na, wie war die Spritztour?“ fragte Luke zufrieden. Die beiden schwärmten ein bisschen herum, dann kümmerten die Frauen sich um das Essen und dann gingen sie alle gemeinsam ins Wohnzimmer um dort zu essen.

„Schatz, du hast dich mal wieder selbst übertroffen, das Essen war köstlich!“ Lobte Liam seine Frau und Riley und Luke nickten zur Bestätigung. „Wollen wir uns jetzt um das Programm kümmern?“ wandte Liam sich an Luke.

„Klar. Aber wie gesagt ich bin noch am tüfteln, es ist noch nicht ganz ausgereift.“

„Kein Problem, komm wir gehen eben in das Büro von meinem Vater und lassen die Frauen mal in Ruhe quatschen.“

Es wurde noch ein langer Abend. Irgendwann kam die Familie nach Hause und sie saßen bei Tee und Keksen am Tisch und erzählten sich Anekdoten aus ihrem Leben. Jetzt erlebte Luke das erste Mal hautnah, wie es in einer Familie ablief, kein Gezanke, kein Streit es herrschte schlichte Harmonie.

„Jona, es ist jetzt schon gleich halb elf, du musst jetzt echt ins Bett.“

„Kann Oma mir noch eine Geschichte vorlesen?“ fragte Jona seine Mutter.

„Das musst du sie schon selbst fragen.“ Sagte diese.

 „Machst du Oma?“ Anna lächelte glücklich. „Sehr gerne!“ Fröhlich stand sie auf und ging mit Jona davon.

„Ich glaube wir sollten dann auch mal los.“ Sagte Luke.

„Ach was!“ widersprach Josef. „Ich muss euch noch die Geschichte mit dem alten Ehepaar aus Amsterdam erzählen.“

Luke sah Riley an. „Auf mich wartet niemand.“ Sagte sie lächelnd.

Er zuckte mit den Schultern und meinte: „Auf mich auch nicht.“ Dann lauschten sie gebannt der Geschichte von Josef.

Dann schließlich nach noch vielen Geschichten und Erzählungen machten sich Luke und Riley letzten Endes doch erst um kurz vor zwölf auf den Weg nach Hause.

Luke bog mit dem Motorrad in die Auffahrt von Rileys zu Hause, stellte den Motor aus und brachte sie noch zur Tür.

„Es war ein wirklich schöner Abend, es hat mir sehr gefallen. Deine Familie ist toll.“ Bedankte Luke sich.

„Danke, ich fand es auch schön. Wir können es gerne widerholen, du bist immer herzlich willkommen!“

„Vielleicht komme ich noch mal darauf zurück. So ich fahre dann mal, Gute Nacht dir, wir sehen uns morgen.“

„Ja, bis morgen!“ Sie umarmte ihn kurz und gab ihm einen Kuss auf die Wange so wie sie es vorhin bei ihrer Familie gemacht hatte. „Gute Nacht!“ sagte sie noch, dann ging sie ins Haus und schloss die Tür hinter sich.

Kapitel 9 Wenn der Bücherwurm spricht…

 

Kapitel 9

Wenn der Bücherwurm spricht…

 

RILEY

Die nächsten Tage verliefen ziemlich ereignislos, die ersten Prüfungen standen an und Riley war fast nur am Lernen. Oft fühlte sie sich einsam, weil ihre Oma nicht da war, aber morgen würde sie wieder nach Hause kommen. Darauf freute Riley sich am meisten. Sie sah von ihrem Heft mit englischen Vokabeln und Grammatik auf, seufzend legte sie ihr Kinn auf ihre angewinkelten Arme und starrte nach draußen in den strahlenden Sonnenschein. Es war schon Ende April, bald schon würde der Sommer da sein. Riley stand auf, nahm ihr Heft und ging nach unten, sie wollte bei diesem Wetter nicht drinnen hocken. Sie ging in die Küche, holte sich eine Cola aus dem Kühlschrank und griff nach einer Tüte Chips. Dann ging sie zur Hintertür auf die Terrasse und setzte sich in die pralle Sonne. In ihrem Kopf wimmelte es von englischer Grammatik und den neuen Vokabeln. Leise murmelte sie die Wörter vor sich her um sie sich besser merken zu können. Sie war ganz im Lernen versunken das sie furchtbar erschrak, als plötzlich ein Schatten über sie glitt.

„Keine Angst, ich bin es nur. Ich habe geklingelt, aber du hast nicht aufgemacht, da dachte ich, ich schau mal im Garten nach.“

„Mensch Liam, du hast mir eine Heidenangst eingejagt!“ Fuhr Riley ihren Cousin an. „Was schleichst du dich denn auch so an mich heran?“

„Wieso bist du denn so schreckhaft? Du bist doch sonst immer die taffe!“

„Ich war ganz woanders…“ rechtfertigte sie sich.

„Bei Luke?“ Liam grinste.

„Nein! Natürlich nicht! Kannst du nicht langsam mal aufhören mir ständig etwas zu unterstellen? Ich lerne, ich schreibe morgen eine wichtige Englisch Klausur und ich komme mit der Grammatik noch nicht klar. Wozu muss ich eigentlich englisch lernen? Ich lebe in Deutschland und deutsch beherrsche ich!“ Riley redete sich so in Rage, das sie anfing wild mit ihren Händen in der Gegend herumzufuchteln und gegen ihre Cola Flasche stieß. Noch bevor sie auf den Boden fiel fing Liam sie geschickt auf.  „Hey, pass doch auf!“ Mahnte er sie, setzte dann die Flasche an den Mund und trank einen Schluck. „Zeig mal her dein Heft, ich kann dir helfen. In deinem Alter habe ich fließend englisch gesprochen.“ Bot er ihr seine Hilfe an. Riley schob ihm ohne Kommentar das Heft zu und Liam begann zu lesen. „Ich kann mir vorstellen, dass dein Luke auch fließend englisch spricht.“ Fügte er dann noch mit einem schelmischem grinsen hinzu.

„ER ist nicht MEIN Luke! Und es ist wohl selbstverständlich, dass er die Sprache beherrscht, schließlich hat er länger als die Hälfte seines Lebens in Amerika gelebt!“

Ihr Cousin lachte und während Liam sich in die Schullektüre vertiefte lehnte Riley sich zurück und schnappte sich die Tüte Chips vom Tisch.

„Ernährst du dich eigentlich nur noch von Chips und Cola seit Oma im Krankenhaus ist?“ fragte Liam skeptisch. Riley schüttelte den Kopf. „Nein, mittags esse ich jetzt immer in der Schulmensa und abends mache ich mir meist eine Kleinigkeit, brat mir Eier oder schmeiß mir eine Pizza in den Backofen.“

„Eier und Pizza? Das war’s?“

„Nein, Pommes mach ich mir auch manchmal und wenn ich keine Lust habe bestelle ich mir einen Döner oder etwas vom Chinesen.“

„Wie kann man Essen was du isst und aussehen wie du aussiehst?“ Liam musterte sie von seinem Platz. Sie trug eine kurze Shorts und ein enganliegendes Top, ihre Figur hatte keinen Makel.

Riley zuckte mit den Schultern. „Solange sich nichts ansetzt nutze ich es aus.“ Sie grinste ihn Spitzbübisch an. „Chips?“ Fragte sie und wedelte mit der Tüte vor Liams Gesicht herum.

Blitzschnell griff er nach der Tüte und schmiss sie im hohen Bogen auf den Rasen.

„Hey! Das waren meine Lieblingschips!“ Protestierte sie.

Liam ging nicht darauf ein, stattdessen fing er an sie nach englischen Vokabeln auszufragen.

Sie übten über eine Stunde miteinander dann verabschiedete Liam sich von Riley. Riley blieb im Garten sitzen und wiederholte noch ein letztes Mal die Übungen und Vokabeln. Dabei kaute sie beständig an ihrem Stift herum.

„RILEY!!! RILEY“ hörte Riley ihre beste Freundin rufen, dabei schlug es in regelmäßigem Abstand gegen die Haustür. Grinsend stand Riley auf und schlich leise nach vorne. Dank der Bepflanzung konnte Inez sie nicht sehen und Riley pirschte sich von hinten an ihre Freundin. Kurz hinter ihr blieb sie stehen.

„RILEY!

„Was denn?“ fragte Riley und Inez fuhr erschrocken herum.

„Was fällt dir ein mir so einen Schrecken einzujagen?“ herrschte diese ihre Freundin an die sich vor Lachen den Bauch hielt. „Ich stehe hier schon bestimmt zehn Minuten, du hörst nichts, gehst nicht ans Handy…“

Riley Lachen ebbte langsam ab. „Zehn Minuten? Meinst du nicht, das du ein wenig übertreibst?“ Dabei hob sie zweifelnd eine Augenbraue. Und daraufhin fing ihre Freundin schallend an zu lachen. „Das sieht ja ulkig aus, wenn du deine Augenbraue hochziehst!“ erklärte diese.

„Ulkig? Was ist denn das für ein Wort?“

„Das ist ein synonym für witzig.“

„Ist ja höchst interessant! Hast du noch so ein paar Wörter auf Lager?“

„Du kennst mich doch, ich habe immer solche Worte auf Lager!“

„Was gibt´s, wieso bist du hier?“

„Ich brauche mal eine Pause von Englisch es ist einfach degoutant, ich…“

„Dego… was??“ Riley lachte.

„Degoutant. Abscheulich. Ekelhaft.“

„Wo findest du nur solche Wörter?“ Riley grinste ihre Freundin an.

„Google! Ich habe meine Inliner dabei, hast du Lust?“

Riley stimmte unter der Bedingung zu, dass Rafael heute mal nicht zur Sprache kommen durfte. Inez nickte resigniert und schon ein paar Minuten später fuhren die beiden die Straße entlang. Sie fuhren Ziellos durch die Stadt, aber irgendwann störten die vielen Menschen auf dem Weg und sie zogen es vor auf abgelegenen Straßen zu fahren. Nach gefühlten zehn Kilometern beschlossen die beiden zu Riley zu fahren und sich dort etwas zu Essen zu bestellen. Riley fuhr hinter Inez und merkte daher sofort, dass diese ihr Handy aus der Tasche zog.

„Was gibt es?“ fragte Riley neugierig.

„Nichts!“ beteuerte Inez schnell und steckte ihr Handy wieder ein. „Wollen wir durch die Stadt zu dir nach Hause fahren?“

„Aber auf dem direkten Weg.“

„Natürlich!“ Inez grinste, was Riley von hinten nicht sehen konnte. „Sag mal, ich habe mir überlegt, ob ich nicht auch mal ein Buch lesen sollte.“ Inez fuhr langsamer und Riley gesellte sich neben sie. „Hast du einen Vorschlag für mich?“

„Du willst ein Buch lesen?“ Riley war völlig überrascht. Sie hatte ihrer Freundin schon oft ein Buch ausgeliehen, aber diese hatte nie auch nur eins davon gelesen. Inez gab es ihr stets nach zwei Wochen zurück und sagte jedes Mal: „Ich konnte mich nicht überwinden.“

„Ja, welches ist denn zurzeit dein Favorit?“

Riley fing an von ihrem derzeitigen Lieblingsbuch zu erzählen und beachtete die Umgebung gar nicht mehr. Sie fuhr munter neben Inez her und erzählte und erzählte.

Auf einmal drangen Stimmen an ihr Ohr, männliche Stimmen. Sie lachten! Riley sah sich um. Abrupt blieb sie stehen. „Inez!“

Inez grinste hinterhältig. „Du warst so in deine Erzählung vertieft, da wollte ich dich nicht unterbrechen, das wäre unhöflich gewesen!“

„Hör mir mit unhöflich auf!“ brauste Riley auf. „Du hast mich unter der Anspielung falscher Tatsachen hierher gelockt. Ich bin wirklich…“

„Ich habe dich lediglich gefragt, ob du mir ein Buch empfehlen kannst! Was kann ich denn dafür wenn du mir die ganze Geschichte erzählst? Lesen brauche ich es jetzt auf jeden Fall nicht mehr.“ Inez grinste. „Ich geh mal eben Rafe Hallo sagen!“

„INEZ! Ich war noch nicht fertig!“

„Ja ich weiß, den Rest vom Buch kannst du mir auf dem Weg nach Hause erzählen!“ Und damit verschwand Inez aus ihrem Blickfeld. Wütend über sich selbst, dass Inez sie so hinters Licht geführt hatte, stemmte sie ihre Arme in die Hüften.

Inez hatte es doch tatsächlich geschafft, dass Riley alles um sich herum vergaß, sie kannte halt ihre Schwachstellen! Zum Skatepark hatte Inez sie entführt! War doch klar, dass Rafe sich hier irgendwo herum trieb – aber was war mit Luke? War er auch hier? Plötzlich schlug ihr Herz schneller. Ihr Blick wanderte über die Skaterampen, Kanten und Geländer hier und da war mal ein Skater zu sehen. Inez und Rafe hatten es sich auf der Wiese unter einem Baum gemütlich gemacht und unterhielten sich. Aber von Luke war nichts zu sehen. Ein bisschen erleichtert, aber auch leicht enttäuscht ließ sie sich in einiger Entfernung von dem Liebespaar ins Graß fallen dabei machte sie sich vorwürfe, nicht besser aufgepasst zu haben. Zehn Minuten würde sie ihrer Freundin geben, dann war sie weg! Inez, Inez diese hinterhältige beste Freundin! Sie holte ihr Handy und die Kopfhörer aus ihrer Tasche und hörte bei voller Lautstärke Musik. Soviel zu Jungs Freier Nachmittag! Dachte sie wütend.

 

 

LUKE

Endlich hatten Luke und Rafe es mal geschafft einen Nachmittag für sich zu haben! Die letzten Tage war Rafael  ständig mit Inez unterwegs gewesen. Sie beschlossen kurzerhand in den Skatepark zu fahren und dort ein bisschen abzuhängen, anschließend würden sie sich irgendwo etwas zu essen holen. Es war schon später Nachmittag und Luke hatte es endlich geschafft einen Nosebluntslide ohne Sturz hinzulegen als er jemanden seinen Namen rufen hörte. Er blickte sich suchend um, bis er Noel sah, der auf der anderen Straßenseite mit ein paar Freunden stand und ihn zu sich herüberwinkte.

„Hey Kumpel, der war echt gut!“ Rafe hielt ihm seine Faust hin und Luke schlug ein.

„Danke. Noel steht da drüben und hat nach mir gerufen. Kommst du mit?“

Rafe zog sein Handy aus der Tasche und meinte dann: „Ne, ich muss den Nosebluntslide auch noch hinkriegen, geh ruhig.“

Luke zuckte mit den Schultern und machte sich auf den Weg. Er begrüßte seinen Freund und die anderen Jungs die mit ihm standen.

„Gibt’s was bestimmtes?“ fragte Luke Noel.

„Nein, eigentlich nicht. Ich habe euch da herumturnen sehen. Dein Stunt gerade eben, der sah echt geil aus.“

„Was meinst du wie oft ich mich schon auf die Schnauze gelegt habe?“ Grinste Luke und Noel fing an zu lachen.

„Was ist mit Rafe los? Wieso ist er nicht eben rübergekommen?“

„Frag mich nicht! Wahrscheinlich vermisst er seine Flamme.“

„Meinst du Inez, die ihm gerade in diesem Moment um den Hals fällt?“

Luke drehte sich verwundert um. „Mieser Verräter!“ schimpfte er leise vor sich hin. „War ja klar, dass die nicht einen Tag ohneeinander können!“ Noel sagte etwas, aber Luke hörte nur mit einem Ohr zu. Er sah wie Riley wütend die Arme in die Hüften stemmte dann fuhr sie auf Inlinern ein Stück von den beiden weg, drehte sich noch einmal um und sah sich den Skatepark an. Wollte sie etwa skaten? Doch dann zog sie Kopfhörer und ihr Handy aus der Tasche und lies sich in den weichen Rasen fallen.

Luke unterhielt sich noch ein paar Minuten mit Noel, dann wollten sie weiter und Luke verabschiedete sich und ging über die Straße zurück zum Skatepark. Rafael und Inez meidete er mit Absicht. Sie sollten ruhig merken, dass es eigentlich ein Frauenfreier Tag werden sollte. Stattdessen ging er zu Riley, sie lag mit geschlossenen Augen im Gras und sah nicht mal mehr halb so wütend aus wie vorhin. Eigentlich sah sie sogar ganz entspannt aus. Er stieß sie leicht mit dem Fuß gegen die Schulter.

Riley öffnete ihre Augen nicht, sie reagierte nicht mal. War sie eingeschlafen? Vorsichtig stieß er sie noch einmal an. Sie öffnete die Augen immer noch nicht, fing aber stattdessen an zu schimpfen: „Bist du endlich fertig? Du bist wirklich die aller mieseste Freundin auf der Welt. Abgemacht war KEIN Rafael!“

Sie war definitiv noch sauer. Luke lachte und setzte sich fröhlich neben sie. Da sie keine weitere Reaktion zeigte zog er ihr ein Kopfhörer aus dem Ohr.

„Ich bin noch nicht fertig! Jetzt kannst du mal auf mich warten. Und steck mir gefälligst den Kopfhörer wieder ins Ohr! Ich will deine Entschuldigung gar nicht hören.“ Schimpfte Riley weiter.

„Ich hatte gar nicht vor mich zu entschuldigen. Oder habe ich irgendetwas verbrochen?“ Luke tat ahnungslos, dabei unterdrückte er ein grinsen.

Riley saß plötzlich Kerzengerade neben ihm. „Wie… Wo… Seit wann… Sorry!“ Stotterte sie und lief rot an. Luke fand es ausgesprochen lustig sie so aus der Fassung gebracht zu haben. „Wo kommst du denn her?“

„Von da drüben, habe mich mit Noel unterhalten.“

„Ich bin sauer auf Inez.“

Luke ging auf ihren Themenwechsel ein. „Das konnte man sehen, und ich dachte schon du stalkst mich.“

„Ich dich?“ Riley sah ihn geschockt an.

„Das war nur ein Scherz!“ Luke lachte, zog ein Knie an und stütze seinen Arm darauf ab. „Also wenn du so sauer auf Inez bist, wieso bist du dann mit ihr hierhergekommen? Bist du sicher, dass du mich nicht doch stalkst?“ Er verzog seinen Mund zu einem Lächeln und es bildeten sich kleine Grübchen auf seiner Wange, die Riley unglaublich süß fand.

„Keine Angst, ich bin keine Stalkerin!“ Sie grinste leicht, um dann sofort wieder ernst zu werden. „Inez hat mich reingelegt.“ Gab sie dann zu. Luke gab ihr mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass er alles wissen wollte und Riley fing an zu erzählen. „Wir sind herumgefahren und eigentlich wollten wir zu mir und uns etwas zu Essen bestellen. Da fragte mich Inez ob ich vielleicht ein Buch für sie hätte, ob ich ihr eins empfehlen könnte. Also fing ich an zu erzählen.“ Sie merkte wie Luke anfangen wollte zu lachen, sie hob den Zeigefinger und drohte ihm. „Untersteh dich, fang bloß nicht an zu lachen!“

„Riley, das ist so Typisch! Ich kenne dich zwar erst seit ein paar Wochen, aber Bücher…“

Sie hob den Finger noch höher und richtete ihn anklagend auf Luke. „Kein Wort mehr!“

Luke konnte nicht mehr, er fing schallend an zu lachen. „Inez ist wirklich genial!“ Musste er zugeben.

„Sie ist meine beste Freundin, sie kennt meine Schwachstellen und hat es schamlos ausgenutzt! Diese Verräterin!“

„Ach komm, sie wollte doch nur zu Rafe.“

„Jetzt nimm sie bloß nicht in Schutz! Der Nachmittag war so schön und sie hat alles kaputt gemacht, sie hat ihren Freund und ich sitze hier und verfaule.“

„So ein nettes Kompliment hat mir ja noch keine gemacht, bin ich wirklich so langweilig?“ Luke versuchte ernst zu klingen, er stellte fest dass er es mochte wenn Riley wütend war. Er zog sie gerne auf. „Ich will mal sehen, wo setzt die Fäule an?“

„Ach, hör doch auf mich zu ärgern! Du weißt, dass du nicht langweilig bist.“ Riley klang gleich viel liebenswürdiger und schaute ihn lächelnd an. „Ich war einfach sauer auf Inez. Tut mir Leid!“

„So leicht lasse ich mich schon nicht verjagen, wo sollte ich denn hingehen? Deine Freundin hat sich meinen Kumpel gekrallt. Wie geht es deiner Oma?“

Riley war froh über diesen Themenwechsel. „Schon viel besser, sie kommt morgen nach Hause, muss aber bald schon zu einer Kur.“

„Das ist doch schon mal eine gute Nachricht. Aber was passiert mit dir, wenn  sie weg ist?“

„Nichts, ich bleibe zu Hause.“

„Und du kommst klar? Wirst du nicht verhungern?“ Er machte eine kurze Pause. „Sag jetzt nicht du wirst dich von Junkfood ernähren!“ Er blickte über ihre Jeans und ihre schlanken Beine.

„Nein. Ich koche mir einfach etwas oder ich fahre zu meiner Tante.“

„Du kochst?“ Luke sah sie begeistert an. Riley nickte und grinste. „Ich habe noch nie ein Mädchen kennengelernt das kochen kann.“

„Naja…“ Riley stockte leicht. „Ich bin keine fünf Sterne Köchin, aber das was ich koche kann man essen.“

„Kannst du so eine Lasagne machen wie Kim?“

„Müsste ich hinkriegen…“

„Dann bist du eine fünf Sterne Köchin!“ unterbrach er sie.

Riley lächelte über solche netten Worte. „Wenn sie allerdings genauso schmecken soll, dann muss ich das Rezept haben.“

„Was kannst du noch kochen?“ fragte Luke begeistert.

Riley zählte ein paar Gerichte auf. „Kannst du eigentlich kochen?“

„Ich kann sehr gut zu gucken und Gemüse klein schnippeln.“ Er grinste sie neckisch an. „Ich habe unserer alten Köchin früher öfter dabei zugesehen und ihr hin und wieder ein wenig geholfen.“

„Alte Köchin? Was ist mit ihr? Habt ihr eine neue?“

Luke erzählte ihr kurz was vor einigen Wochen in der Küche passiert war und das Bea Emma gefeuert hatte.

Riley schlug sich die Hand vor den Mund. „Wie kann man nur so grausam sein? Wo Emma doch ihr halbes Leben bei euch gewohnt hat!“

Luke mochte Rileys Sinn für Gerechtigkeit und nickte. „Sie war bei uns, da war ich noch nicht einmal auf der Welt. Sie ist wie eine Mutter für mich gewesen. Und die erste Zeit in Amerika hätte ich wohl…“ Er hielt den Mund. „Ach egal…“ Riley sagte nichts und zupfte ein Stück Rasen aus der Erde.

„Emma ist jetzt seit einer Ewigkeit mal wieder bei ihrer Tochter in Dänemark. Sie ist dort glücklich.“

„Aber was ist mit dir? Sie war doch für dich wie eine Mutter. Vermisst du sie?“

„Ja, besonders ihr Essen!“ Er schmunzelte.

„Kocht die neue Köchin denn nicht gut?“ Luke zuckte lediglich mit den Schultern. Was Riley aufmerksam machte. „Was soll das bedeuten?“ fragte sie.

„Das was sie auf den Tisch bringt kriege ich nicht runter.“ Riley zog argwöhnisch eine Augenbraue hoch. „Ist wirklich so! Hast du schon mal Krabben im Blätterteigmantel gegessen? Oder Thai Garnelenbällchen, Zitronengrassuppe, Hummer oder irgendein Fleisch das von innen noch ganz rot ist?“

Riley schüttelte mit aufgerissenen Augen fassungslos den Kopf. „Was sind das alles für Gerichte?“

„Ekelhafte auf jeden Fall. Und die blöde neue Köchin lässt mich nicht in die Küche. Wenn ich etwas will dann muss ich sie darum bitten! Ich sag es dir sie ist weg, sobald ich 18 bin!“

Riley nickte. „Hast du denn heute schon etwas Ordentliches gegessen?“

„Ich habe etwas von Muscheln gehört und bin nach dem Frühstück aus dem Haus getürmt.“

„Dann komm doch nachher zu mir. Inez und ich wollten uns zwar nur etwas bestellen aber…“

„Rafe und ich wollten heute auch etwas zu Essen bestellen.“ Unterbrach er sie.

„Was hältst du denn von einer schönen großen Pizza?“

„Klingt Himmlisch!“

Riley lächelte. „Okay dann ist das abgemacht. Und was morgen angeht und die nächsten Tage, du kannst immer gerne zum Essen kommen. Meine Oma macht sowieso immer viel zu viel für uns. Und wenn sie in der Kur ist, dann koche ich für uns okay? Es sei denn es gibt etwas Leckeres in der Schule.“

Luke strahlte sie an. „Du bist die Beste!“ Dann legte er seinen Arm um sie und zog Riley kurz an sich.

„Aber erwarte jetzt keine Luxus Speisen.“

„Bloß nicht wehrte er ab. Schnitzel und Frikadellen. Lasagne und Spagetti Bolognese, mehr erwarte ich gar nicht.“

„Das kannst du haben!“ Riley grinste. „Jetzt lass und Inez und Rafe holen und zu mir fahren. Nach dem ganzen über essen reden hab ich echt schon richtig Hunger bekommen.“

Luke lachte und stand auf, dann hielt er Riley die Hand hin und zog sie hoch.

Kapitel 10 Camping und andere Freizeitbeschäftigungen

 

Kapitel 10

Camping und andere Freizeitbeschäftigungen

 

RILEY

Der nächste Schultag ging kaum herum. Riley lag mehr auf ihrem Stuhl, als das sie saß ungeduldig kaute sie auf ihrem Stift herum und blickte ununterbrochen auf die Uhr an der Wand. Der Sekundenzeiger näherte sich der zwölf, langsam und unauffällig packte Riley ihre Schulsachen ein. Noch zwanzig Sekunden…zehn… Endlich! Die Schulglocke klingelte und Riley stürmte zur Tür.

„Riley!“ hörte sie ihre beste Freundin Inez rufen.

„Ich muss los, ins Krankenhaus.“ Rief sie über die Schulter und ging schnellen Schrittes den noch halbwegs leeren Flur entlang, rennen wollte sie lieber nicht mehr. Sie grinste als ihr die erste Begegnung mit Luke einfiel. Automatisch glitt ihr Blick zur Tür des Schaupielkurses zum Glück hatte Luke damals so schnell reagiert, sonst wäre der Sturz bestimmt schmerzhaft gewesen. Kaum hatte sie den Gedanken zu Ende Gedacht spürte sie einen Schmerz im Bauch und einen Sekundenbruchteil später lang sie Rücklings auf dem Boden, einen schweren Körper über sich. Rileys Hand wanderte Automatisch zu ihrem Hinterkopf sie hatte das Gefühl, das dieser gleich platzten würde.

„Riley alles in Ordnung?“ hörte sie von irgendwoher eine Stimme.

„Auu…“ brachte sie nur stöhnend heraus. Dann endlich wurde der Körper von ihrem gehoben und sie atmete tief durch.

Noel ging neben ihr in die Hocke. „Ist alles gut? Das sah echt Heftig aus.“ Riley versuchte zu nicken. „Komm ich helfe dir hoch, zum Glück blutet es nicht, hast echt einen Dickschädel.“ Noel versuchte sie aufzuheitern und Riley zwang sich zu einem Lächeln. Ihr Kopf aber pochte nur schlimmer und ohne es zu wollen traten ihr Tränen in die Augen.

„Es tut mir leid, ich habe dich nicht gesehen. Ich habe mich gerade umgedreht und dir ausversehen meine Schultasche in den Bauch gerammt, dann hab ich irgendwie das Gleichgewicht verloren und bin über dich gefallen.“ Versuchte der Junge, der auf ihr gelandet war sich zu entschuldigen. Riley sah ihn an. Er war jünger als sie, vielleicht 14 oder 15 schätze sie. Und seine Leibesfülle erklärte ihre Atemnot als er auf ihr lag.

Sie nickte hielt sich aber gleich den Kopf fest. Sofort legte Noel seinen Arm um ihre Taille und stützte sie. „Ich glaube ich bringe dich zur Krankenschwester.“

„Nein, ich muss ins Krankenhaus meine Oma wartet dort auf mich.“

„Du musst dich untersuchen lassen, du bist voll mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen.“

„Das werde ich im Krankenhaus machen. Wie praktisch das dort so viele Ärzte herumlaufen.“

Noel unterdrückte ein Lächeln. „Aber du kannst da doch nicht mit dem Bus hinfahren.“

„Liam wartet auf mich. Draußen. Parkplatz.“ Riley spürte wie ihr übel wurde, der Flur fing an sich zu drehen dann war alles schwarz. Noel fing den Leblosen Körper auf. „Hey!“ hielt er einen Achtklässler auf der gerade an ihm vorbeilaufen wollte. „Nimm ihre Tasche und komm mit. Ihr anderen könnt weiter gehen, hier gibt es nichts zu sehen.“

„Aber ich hab noch Unterricht.“ Widersprach der jüngere und sah in widerwillig an.

„Das geht mir am Arsch vorbei!“

„Ich nehme die Tasche.“ Hörte er leise eine Stimme hinter sich. Es war der Junge der auf Riley gelandet war. Noel nickte und ging mit Riley im Arm Richtung Ausgang. Hoffentlich würde er diesen Liam finden, er hatte keine Ahnung wer das war. Parkplatz hatte sie gesagt also ging er zum Parkplatz. Kaum kam er dort an fiel sein Blick auf einen weißen Audi s8 der dort direkt in der Mitte stand.

„Hammer Karre!“ flüsterte der Junge hinter ihm leise vor sich hin. Auch Noel bestaunte den Wagen, dann sah er wie ein Mann sich hektisch abschnallte und die Tür öffnete er kam direkt auf sie zu.

„Riley!“ rief er erschrocken. „Was ist passiert?“

„Bist du Liam?“ fragte Noel den Mann der wohl ein paar Jahre älter war als er selbst. Dieser nickte und fragte wieder: „Was ist passiert?“ Noel sah zu dem Jungen hinter ihm, aber dieser blickte ihn nur erschrocken an. „Ich muss los. Die nächste Stunde hat schon angefangen.“ Sagte er schnell, lies Rileys Tasche fallen und rannte so schnell er konnte davon. Noel zuckte nur mit den Schultern. „Feigling.“ Flüsterte er so das Liam es hörte. „Dieses Dickerchen…“ Er deutete mit dem Kopf in die Richtung in die der Junge verschwunden war. „…ist auf Riley gefallen und sie ist mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen.“

Liam verzog schmerzhaft das Gesicht.

„Sie meinte, dass du mit ihr ins Krankenhaus wolltest. Ein Arzt sollte sich das mal angucken.“

Liam nickte. „Natürlich! Setz sie bitte ins Auto ich bringe sie sofort dort hin.“ Dann hob er die Tasche auf und legte sie auf den Rücksitz.

Noel tat wie geheißen und wenige Augenblicke später bog der weiße Audi rasant auf die Straße ab.

 

Riley stöhnte. Irgendwie brummte ihr der Kopf sie hörte leise flüsternde Stimmen. Vorsichtig öffnete sie die Augen musste aber sofort blinzeln da die Sonne ihr direkt ins Gesicht schien. Langsam erkannte sie die Gestalten im Zimmer, ihre Oma und Liam. Wie war sie nur hierhergekommen? Und wo war sie? Sie erinnerte sich noch wie sie in der Schule saß und wartete bis es klingelte, dann fiel es ihr wieder ein sie war gefallen. „Was ist passiert?“ Ihre Stimme klang ganz rau.

„Hey Schätzchen. Du bist wach.“ Ihre Oma kam aufs Bett zu und streichelte ihr über das Gesicht. Liam reichte ihr ein Glas Wasser das sie dankbar annahm.

„Ich kam bei der Schule an, wartete im Auto auf dich und dann sah ich dich in den Armen von einem Kerl. Du hast dich nicht bewegt. Du hast mir einen verdammten Schreck eingejagt!“

Riley nickte obwohl sie nicht wirklich mitkam. Sie war so müde. „Ich will nach Hause, schlafen.“

„Du kannst dich hier ausschlafen. Die Ärzte wollen dich eine Nacht zur Beobachtung da behalten.“

„Nein! Oma kommt heute nach Hause und ich gehe mit ihr.“ Riley verschränkte Demonstrativ die Arme vor der Brust. Sie diskutierten dann noch kurz und nach einer halben Ewigkeit hatte Riley das okay vom Doktor, aber sie müsse sich hinlegen und ausruhen. Sie hatte noch mal Glück gehabt, keine Gehirnerschütterung und wenn alles gut ging würde es ihr in ein paar Tagen wieder wie vorher gehen.

Am Abend nach dem Essen saßen Riley und Amelia noch gemütlich im Wohnzimmer zusammen. „Wie geht es dir Riley Schätzchen?“

„Ich habe nur leichte Kopfschmerzen, ansonsten ist alles gut.“ Versicherte sie. „Aber ich glaube ich gehe jetzt schlafen, morgen ist Schule.“

„Der Arzt hat dir doch eine Krankmeldung mitgegeben.“

„Ich will trotzdem zur Schule.“

„Darüber reden wir Morgen. Jetzt leg dich wirklich erst einmal hin, ich bin auch schon müde ich gehe auch gleich ins Bett.“

Riley verabschiedete sich und ging nach oben.

Am nächsten Morgen wachte sie nach einer ruhigen Nacht ohne Schmerzen auf. Sie bewegte langsam den Kopf, drehte ihn von links nach rechts und dann von oben nach unten. Nichts keine Schmerzen. Zufrieden schwang sie ihre Beine über das Bett ging zu ihrer Anlage, machte Musik an und verschwand dann im Badezimmer.

„Riley Schätzchen! Du kommst schon wieder zu spät wenn du nicht bald runter kommst!“ hörte Riley ihre Oma rufen.

Sie schnappte sich das Handy das noch immer am Ladekabel angeschlossen war, guckte auf die Uhr, schaltete die Anlage aus und rannte dann die Treppe runter.

„Riley Mila Herzog! Der Arzt hat gesagt, dass du dich schonen musst, da kannst du doch nicht so die Treppe runter poltern.“

„Ich verpasse den Bus!“

„Ich weiß. Bleib doch diesen einen Tag zu Hause. Morgen ist Wochenende da kannst du dich dann schön ausruhen.“

„Omi! Ich bin 17 nicht 70 ich muss mich nicht ausruhen!“ Sie gab ihr schnell einen Kuss auf die Wange und verschwand in die Küche. Amelia schmunzelte. „Ich habe dir schon ein Brot mit Nutella geschmiert, setzt dich an den Tisch ich hole dir noch ein Glas Milch.“

„Ich fahre heute mit dem Fahrrad zur Schule.“ Beschloss Riley. „Dann kann ich in Ruhe mein Brot essen.“

„Aber du sollst doch keinen Sport machen.“

„Ich trete doch mit den Beinen und nicht mit dem Kopf.“ Sie grinste ihre Großmutter spitzbübisch an.

Amelia schüttelte amüsiert den Kopf. „Du kleiner Frechdachs, wie sehr habe ich doch deine spitze Zunge im Krankenhaus vermisst.“ Ihr Blick fiel auf die Uhr an der Mikrowelle. „Wenn du dich jetzt nicht langsam auf den Weg machst dann kommst du zu spät – mal wieder!“

Riley kam grade an der Schule an, als es klingelte. Schnell stieg sie von Fahrrad und schloss es ab. Sie schmiss sich ihre Tasche über die Schulter und rannte in die Schule.

 

LUKE

Gutgelaunt ging Luke durch die Flure seiner neuen Schule. Wieso er so gute Laune hatte wusste er selbst nicht vielleicht ja weil er sich heute Nachmittag wieder mit den Jungs zum Fußball spielen verabredet hatte. Noch vor einem Monat hätte er nicht gedacht dass ihm Fußball so viel Spaß machen würde. In Amerika war dieser Sport nicht so Populär und dementsprechend schlecht spielten seine Altersgenossen. Als kleiner Junge hatte er öfter mit seinem Vater gespielt und anscheinend lag ihm Fußball im Blut. Naja er zuckte die Schultern, das Surfen musste er aufgeben und so war Fußball eine gute Alternative.  So in seine Gedanken versunken bemerkte er Noel gar nicht, der sich von vorne näherte.

„Hey, na an wen denkst du?“ Noel schlug ihm spielerisch gegen die Schulter. „Ist sie heiß?“

Luke schüttelte den Kopf. „Nein eher nicht.“ Er grinste seinen neuen Freund verschwörerisch an was dieser sehr irritierend fand. „Muss ich das verstehen?“

Luke lachte. „Nein, ich habe an nachher gedacht. An Fußball und an euch Jungs und Sorry wenn ich jetzt deine Gefühle verletzte, aber du bist wirklich nicht mein Typ!“ Beide brachen in Gelächter aus und als sie sich beruhigt hatten fragte Noel ihn ob er wüsste wie es Riley geht.

„Wieso? Wie soll es ihr gehen?“

„Na nach ihrem Unfall? Ich dachte ihr seid Freunde und du weißt vielleicht, ob sie noch im Krankenhaus ist.“

„Krankenhaus?“ Luke sah ihn erschrocken an. „Was ist passiert?“

„Du weißt nichts? Ich dachte ihr seid in letzter Zeit richtig gute Freunde geworden.“

„Ja, das dachte ich auch“, murmelte Luke vor sich hin. „Jetzt erzähl mir was passiert ist.“

„Ich habe zufällig gesehen wie ein Kerl aus der 8 Klasse auf Riley gefallen ist.“

Luke prustete los. Er wollte nicht lachen aber es kam irgendwie von ganz allein. Anscheinend hatten nicht alle solche Reflexe wie er wenn es darum ging ein Mädchen aufzufangen. Sein Freund starrte ihn verwirrt an. Luke erklärte. „Ein kleiner Pups ist auf sie gefallen und du denkst sie ist im Krankenhaus?“

„Naja klein würde ich ihn nicht nennen. Er war ungefähr so groß, und dreimal so schwer wie du.“

Luke schluckte. „Du verarscht mich!“

„Sehe ich so aus?“

„Wenn es wirklich so war müsste Riley platt wie eine Flunder sein!“

„Sie ist mit dem Kopf auf dem Boden gestoßen. Ich habe den Kerl von ihr geschoben und ihr dann hochgeholfen, sie schien eigentlich nicht so angeschlagen aber plötzlich klappte sie zusammen hätte ich sie nicht festgehalten dann wäre sie noch mal auf dem Boden gelandet.“

„Wieso habe ich nichts mitbekommen? Und was hast du dann gemacht? Wieso hast du mich nicht gerufen?“

„Woher sollte ich wissen wo du bist? Ich hatte ein Mädchen im Arm und dachte sie stirbt mir gleich weg. Also habe ich gemacht was sie gesagt hat.“

„Ich dachte sie wäre Bewusstlos.“

„Ja aber vorher hat sie noch geredet. Sie meinte irgendein Liam wäre hier um sie abzuholen. War das ihr Freund? Schien sehr besorgt um sie und schwer reich zu sein.“

„Er ist schwer reich und ihr Cousin. Was hat er gemacht?“

„Wusste gar nicht, dass sie…“

„Was hat er gemacht?“ widerholte Luke ungeduldig.

„Gar nichts. Ich habe sie in seinen Schlitten gesetzt und er ist ins Krankenhaus gefahren. Seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört. Du hörst dich an wie ihr Macker!“ Noel sah ihn durchdringend an. „Ist da was zwischen euch?“

„Ja, mein Freund und ihre beste Freundin sind ein Paar.“

„Das meine ich nicht.“

„Ich weiß was du meinst. Nein zwischen uns läuft nichts wir sind einfach nur Freunde.“

„Na wenn du meinst. Und es sieht so aus, als wäre deine Freundin nicht im Krankenhaus.“ Noel deutete mit dem Kopf Richtung Tür. „Ich muss dann mal. Es hat schon geklingelt.“ Er schlug in Lukes´ ausgetreckte Hand, nickte in Rileys Richtung und verschwand dann in die entgegengesetzte.  

Luke drehte sich um. Breitbeinig und mit verschränkten Armen starrte er sie Böse an.

„Was?“ fragte Riley verständnislos. Luke schwieg beharrlich und Riley wand sich unbehaglich. Was war nur passiert? Dieser Luke war irgendwie angsteinflößend. „Habe ich irgendetwas verbrochen oder warum starrst du mich so wütend an?“

„Ich dachte wir sind Freunde!“

Riley war noch verwirrter. „Ja natürlich das sind wir auch!“ Bestätigte sie schnell, was war nur mit Luke los? Es machte in dem Moment klick, als Luke anfing zu reden.

„Noel! Ich muss von Noel erfahren, was gestern passiert ist.“ Noch immer starrte er sie finster an.

„Entschuldigung?“ fragte sie eingeschüchtert.

„Wieso hast du mir nichts gesagt?“

„Keine Ahnung, ich habe nicht daran gedacht…“ gab sie kleinlaut zu.

„So viel bedeutet dir also unsere Freundschaft. Du hättest mir wenigstens eine kleine Nachricht hinterlassen können.“ Luke drehte sich weg und machte Anstalten zu gehen.

„Luke!“ Riley hielt ihn am Arm fest. „Es tut mir wirklich leid, aber ich hatte tierische Kopfschmerzen…“

„Der Unterricht hat angefangen. Wir kommen zu spät.“

„Dann schwänzen wir halt die erste Stunde.“ Riley zog ihn energisch nach draußen und steuerte eine Bank unter einer großen Buche an.

„Nein, ich kann es mir nicht leisten zu fehlen. Meine Noten dürfen nicht darunter leiden.“

„Dann sag ich dem Direktor, meinem lieben Onkel halt, dass ich deine Hilfe brauchte.“

„Okay!“ widerstandlos lies Luke sich jetzt zur Bank schleifen und ließ sich dort neben ihr nieder. „Also du warst bei tierischen Kopfschmerzen.“

Riley sah ihn an. Auf einmal wirkte er überhaupt nicht mehr wütend, eher belustigt. „Was ist los?“

„Ich hoffe das kannst du mir gleich erklären.“

„Du grinst. Eben sahst du noch so aus als würdest du mir gleich den Kopf abreißen.“

„Das war nur gespielt.“ Luke lachte jetzt. „Also? Ich warte noch immer auf deine Erklärung.“ Erwartungsvoll sah er sie an.

„Du Schuft!“ Riley stieß ihn gegen die Schulter fing dann aber an zu erzählen.

„Und du hast überhaupt keine Schmerzen mehr?“ Fragte Luke als Riley geendet hatte.

„Nö! Ich bin die Frau aus Stahl!“ Sie lachte über ihren Witz. Luke grinste und schlug ihr gegen den Arm. „Auu!“ Jaulte sie auf. „Wieso schlägst du mich? Und dann noch so hart?“ Mit verzogener Miene rieb sie ihren Arm.

„Von wegen Frau aus Stahl!“ Luke schmunzelte. „Und wenn dich das nächste Mal ein lebender Stein umhaut sagst du mir dann Bescheid?“

„Auf jeden Fall, du hast mir richtig Angst eingejagt mit deinem finsteren Blick.“ Gab sie zu.

„Das war meine Absicht! So wir haben jetzt noch zwanzig Minuten bis es klingelt. Gibt es noch etwas zu besprechen?“

„Wann machen wir mal eine Motorradtour?“

„Suchst du nach einem Grund mit einem Helm, herumzulaufen?“ Luke lachte.

„Oh ja, ich habe schreckliche Angst, das ich wieder überrannt werde und du nicht in der Nähe bist um mich aufzufangen!“ Gab sie sarkastisch zurück. „Das Wetter soll jetzt am Wochenende schön werden. Wir könnten doch zum See fahren.“

„Hört sich gut an. Was hältst du von Zelten?“

„Zelten? Wir zwei?“

„Ich dachte noch an die beiden verliebten und Noel wenn er Lust hat. Am besten nicht zu viele, sonst wird es vielleicht noch ärger geben.“

„Ich finde die Idee super! Das müssen wir gleich den anderen erzählen.“ Riley war begeistert. „Wir Mädels kümmern uns um das Essen und ihr um die Zelte, außerdem muss ich meine Oma fragen ob sie uns hinbringen… Nee warte sie sollte noch kein Auto fahren. Ich könnte Liam fragen, er bringt uns bestimmt hin!“

„Erde an Riley!“ Unterbrach Luke den Redeschwall seiner Freundin. „Wir beide fahren mit dem Motorrad. Die anderen müssen zusehen wie sie hinkommen.“ Riley strahlte. „Aber da der See nur knappe zwanzig Kilometer entfernt ist werden wir vorher noch eine schöne Tour machen. Was hältst du davon?“

Riley fiel Luke um den Hals. „Das ist genial!“ Sie sprang auf uns tanzte fröhlich herum dabei sang sie: „Wir werden ein geniales Wochenende haben, wir werden ein geniales Wochenende haben!“

Luke lachte und zog sie zurück auf die Bank. „Beherrsch dich! Die gucken schon alle ganz komisch!“ Er deutete mit dem Kopf auf ein paar Gärtner die grade dabei waren den Schulhof etwas aufzupäppeln.

„Mir doch egal!“ grinste Riley, „dafür werden wir ein Perfektes Wochenende haben!“ Sie hielt ihm ihre Hand zu High five und Luke schlug ein. Dann stand er auf und zog sie mit hoch. „Jetzt gehst du zu deinem Onkel und entschuldigst mich für die Stunde und wir sehen uns dann heute in der Mittagspause um alles mit den anderen zu besprechen.“

 

Riley

Alles war auf die Schnelle geregelt worden. Inez und Rafe waren begeistert von ihrem Vorschlag gewesen und auch Noel wollte mitkommen. Die drei würden von Inez Bruder Adam zum See gebracht werden und mit ihnen das ganze Gepäck. Da die Jungs aber nicht auf ihr Fußballspiel verzichten wollten kümmerten sich Riley und Inez um den Einkauf, während Rafe sich um Zelte und Schlafsäcke kümmerte. Rileys Oma erbot sich einen Kartoffelsalat und Teig für Stockbrot zu machen.

Als der riesige Essensberg und sämtliches Gepäck endlich in Adams Wagen verstaut waren, fuhr Riley mit dem Fahrrad nach Hause und machte sich selbst für die Fahrt fertig.

 

Nach einer kurzen Motorradtour kamen Luke und Riley als letztes am See an, die Zelte waren schon aufgebaut und die drei saßen im Sand jeder ein Getränk in der Hand und unterhielten sich.

„Na, wie war eure Tour?“ fragte Inez neugierig.

Riley zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Es war gut.“ Sagte sie. Dabei warf sie einen Seitenblick auf Luke. Schon als er sie abgeholt hatte wirkte er so abwesend. Und die ganze Fahrt war er total angespannt. Auf ihr Fragen ob alles in Ordnung wäre zuckte er nur mit den Schultern und reichte ihr den Helm.

„Luke wir haben die Zelte aufgebaut, du kannst dich ums Feuer kümmern. Langsam können wir auch schon anfangen zu grillen ich habe schon Kohldampf.“

Luke ging zu seinen Freunden und begrüßte sie erst einmal mit einem Handschlag. Inez umarmte er kurz und setzte sich neben Rafe. „Du kannst mir erst einmal so eine geben. Er nickte mit dem Kopf zu der Flasche in seiner Hand und Rafe holte wortlos das besagte Getränk aus der Kühlbox. Ihm war sofort aufgefallen, dass etwas nicht stimmte. „Kannste gebrauchen was?“

Luke antwortete nicht sondern trank wortlos den halben Inhalt der Flasche aus. Dann stand er wieder auf. „Kommt mal mit, ich muss mit euch reden.“ Rafael und Noel standen auf und sie schlenderten zum Wasser.

„Was ist denn mit Luke los?“ Inez sah Riley erwartungsvoll an. Aber diese zuckte nur mit den Schultern. „Wenn ich das wüsste! Lass uns schon mal alles für das Essen fertig machen. Ich habe auch schon Hunger.“

Während die beiden sich darum kümmerten den Grill anzubekommen schaute Riley immer mal wieder zu den Jungs rüber. Sie diskutierten heftig Noel und Rafe sprachen auf Luke ein, aber dieser verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust und schüttelte immer wieder den Kopf. Inez warf ihr einen Blick zu aber Riley schüttelte den Kopf. Dann hielt Inez es nicht mehr aus. „Läuft da was zwischen euch?“

„Was?? Nein!“

„Es geht da also nicht um dich?“

„Um mich? Wie kommst du darauf?“

„Naja ihr seid ihr hier angekommen und wart beide, naja wie soll ich sagen… komisch!“

„Er war komisch! Ich war gut drauf, bis er mich mit grimmiger Miene abgeholt hat und außer einer Begrüßung nichts gesagt hat. Die Fahrt war schrecklich! Ich weiß nicht was er hat!“

„Es sieht aber ziemlich ernst aus.“ Meinte Inez und Riley sah, dass Noel und Rafael auf dem Weg zurück zu ihnen waren. Luke blieb allein beim Wasser.

„Komm Süße wir grillen, ihr könnt euch um die anderen Sachen kümmern.“ Rafe nahm seiner Freundin liebevoll die Grillzange aus der Hand. „Kannst du mir mal das Fleisch und einen Topf bringen?“ Bat er dann.

„Was hat er?“ Inez nickte zu Luke.

„Nichts!“ Antwortete er kurzangebunden.

„Das sah aber nicht wie nichts aus.“

„Es ist seine Sache. Hol mir bitte die Sachen ja?“ Sein ruhiger sachlicher Tonfall jagte Riley eine Gänsehaut über den Körper. „Vielleicht sollte ich mit ihm reden?“

„Nein, lass ihn am besten in Ruhe. Er kommt gleich.“

„Sag mir doch was er hat.“ Sie senkte ihre Stimme. „Ist es wegen Bea?“

„Nein, sie hat damit nichts zu tun. Wenn er es dir sagen will, dann wird er es schon tun.“

Riley drehte sich weg sie war ein wenig verletzt, dass Luke sich seinen Freunden anvertraute und ihr in der Stunde in der sie mit dem Motorrad unterwegs waren nicht ein Sterbenswörtchen gesagt hatte aber sie ließ sich ihren Gemütszustand nicht ansehen und half Inez mit dem verteilen des Geschirrs.

 

LUKE

Da stand er nun und blickte beunruhigt auf das Wasser vor sich. Seine Freunde verstanden sein Dilemma nicht richtig, er selbst sah es ja auch nicht als richtig an! Nein es war einfach nur Falsch! Was sollte er nur tun? Er stand mit dem Rücken an der Wand und dabei war sein Nachmittag so gut gelaufen.

Das Fußballspiel mit den Jungs war mal wieder super, allmählich entwickelte Luke eine Leidenschaft für diesen Sport. Es machte Spaß wie sie im Team zusammenarbeiteten und wenn er ein Tor schoss, vor allem, wenn es zum Sieg führte war es einfach ein großartiges Gefühl. So wie vorhin, als sie gegen ihre Gegner bis zur letzten Minute gleich lagen und er kurz vor dem Schlusspfiff den Ball ins obere Eck geballert hatte.

Er war gerade auf dem Weg in die Garage, als sein Handy klingelte. Nach einem Blick auf das Display nahm er das Gespräch sofort entgegen.

„Hallo Max, gibt es etwas Neues?“

„Hi! Ja und am liebsten würde ich dir die Neuigkeiten persönlich erzählen, aber ich habe gleich einen wichtigen Termin.“

Luke ahnte schlimmes straffte automatisch die Schultern und holte tief Luft. „Schieß los!“ forderte er den Anwalt auf, dieser ließ sich nicht zweimal bitten. „Ich habe vorhin ein Gespräch belauscht, eine große Blondine, deiner Beschreibung nach deine Stief…“ Er verhaspelte sich kurz. „Ich meine Bea. Also sie sprach mit meinem Kollegen. Sie erklärte ihm, dass sie fürchtete jemand hätte es auf das Testament ihres verstorbenen Gatten abgesehen. Sie bestand darauf, dass er es mit nach Hause nähme und morgen früh gleich in ein Bankschließfach deponieren sollte.“

„Das sieht ihr ähnlich. Was hat sie davon, wenn sie weiß, dass ich hinter dem Testament meines Vaters her bin, wieso stört es sie wenn ich es vor meinem achtzehnten Geburtstag zu Gesicht bekomme?“

„Ich war noch nicht ganz fertig. Also ich weiß, das Bertram – so heißt mein Kollege, für heute Abend Karten für das Theater geschenkt bekommen hat. Anonym.  Jeder der einmal mit ihm gesprochen hat weiß, dass er das Theater liebt und er würde es niemals ausfallen lassen.“

„Ich kann ehrlich gesagt nicht ganz folgen…“ gab Luke zu.

„Ich glaube Bea hat ihm die Karten zukommen lassen. Ich hege den Verdacht, das noch heute jemand bei Bertram einbrechen will um das Testament zu stehlen.“

Luke hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Gerade hatte er sich noch so gut gefühlt und nun so etwas! „Was heißt es im Klartext für mich?“

„Wenn es kein Testament gibt, kann Bea Ansprüche erheben. Im schlimmsten Fall wird es so weiter gehen wie bisher.“

Luke brauchte ein paar Sekunden um das eben gehörte zu verdauen. „Was kann ich machen?“

„Du wirst heute Abend bei Bertram einbrechen!“ Max ließ Luke keine Gelegenheit um zu protestieren. „Bertrams Frau ist mit ihrer Tochter auf einer Kreuzfahrt und er hat mich gebeten mit ihm zu fahren. Er genehmigt sich immer ein Glas Cognac und würde sich danach niemals hinter ein Steuer setzten. Taxis hasst er. Ich habe meine Gelegenheit gesehen und zugesagt. Das Stück fängt um einundzwanzig Uhr an, eine Stunde später wäre die Gelegenheit perfekt, es ist dann schon dunkel. Du fotografierst mit deinem Handy das gesamte Testament - auch wenn du Teile daraus nicht verstehst, ich muss es komplett haben – und siehst dann zu das du da raus kommst.“

Luke hörte zu ohne Max zu unterbrechen, dieser Mann hatte doch tatsächlich einen kompletten Einbruch für ihn geplant! Sie gingen noch einige Details durch und verabschiedeten sich dann. Lukes Stimmung war im Keller, er war doch kein Einbrecher! In eine Kanzlei einzudringen während dort gearbeitet wurde wäre etwas anderes. Aber in das Haus eines Mannes, dazu noch eines alten Mannes fand er schrecklich! Sein alter Plan war somit hin. Er wollte abwarten, bis dieser Bertram mal krank war oder Urlaub hatte. Luke wollte Max in seinem Büro aufsuchen und wenn alles ruhig wäre hätte er sich in das Büro von Bertram geschlichen. Aber Hausfriedensbruch, das stand nicht auf seiner Liste. „Sieh zu, dass du für diese Nacht ein Alibi hast!“ Hatte Max ihn ermahnt, als ob er wüsste, dass er heute Nacht mit seinen Freunden zelten wollte.

Er kam ein paar Minuten zu spät zu Riley, sie saß schon komplett fertig auf der Gartenbank unter dem Küchenfenster. Als sie ihn sah konnte er ein kurzes aufflackern in ihrer Miene erkennen hatte aber nicht die nötige Konzentration näher darauf einzugehen.

„Hi!“ rief sie und kam im Laufschritt auf ihn zu. Luke wusste, dass er unhöflich war! Er hätte den Motor abstellen, absteigen, seinen Helm abnehmen und sie ordentlich begrüßen sollen, aber ihm war nicht danach. Er ließ das Visier unten - und war richtig erleichtert, dass sie durch die schwarze Scheibe sein Gesicht nicht erkennen konnte - sie hätte ihm sonst sofort angesehen wie aufgewühlt er war.

„Hi, sorry das ich ein bisschen zu spät bin.“ Entschuldigte er sich noch bevor sie bei ihm ankam. Dann nahm er den Helm, den er für sie mitgebracht hatte und reichte ihr diesen.

Aber sie merkte auch so, dass irgendetwas anders war, sie fragte: „Ist alles in Ordnung?“

„Ja sicher. Komm lass uns los. Wenn wir noch eine Tour machen wollen sollten wir uns beeilen.“ Er ließ absichtlich den Motor aufheulen Riley verstand den wink und setzte sich hinter ihm auf. Nur legte sie ihre Arme diesmal nicht um seine Mitte, sondern hielt sich hinten am Griff fest. Er würde also langsam fahren und die kurven nicht voll auskosten können. Schade, dass könnte er jetzt gut gebrauchen PS unter dem Hintern und einfach nur rasen!

Jetzt stand er hier vor dem Wasser, ein Blick auf seine Armbanduhr, die Uhr seines Vaters, sagte ihm, dass es jetzt neunzehn Uhr war. Er hatte noch drei Stunden, dann wäre laut Max der Beste Zeitpunkt einzubrechen. Der Geruch von gegrilltem Fleisch stieg in seine Nase und sofort meldete sich sein Hunger, widerstrebend ging er zu den anderen, die zum Glück so taten als ob nichts geschehen wäre.

 

RILEY    

Luke sah einfach nur völlig fertig aus. Riley konnte ihr essen nicht genießen. Während alle so taten als hätte es die Auseinandersetzung der Jungs gar nicht gegeben grübelte Riley vor sich hin. Es musste etwas mit Bea zu tun haben. Irgendetwas musste vorgefallen sein…

Rafe versuchte die Stimmung durch eine Begebenheit aus der Kindheit etwas aufzuheitern. „Luke weißt du noch damals, als du noch hier lebtest haben wir einmal bei unserem Lehrer eine Vogelscheuche vor die Tür gestellt, haben geklingelt und sind weggelaufen. Wir konnten sein Geschimpfe noch hunderte Meter weit hören.“

Luke grinste leicht als er daran dachte. „Wir haben sie an die Tür gelehnt und nicht vor die Tür gestellt.“ Korrigierte er seinen Freund. „Aus unserem Versteck konnten wir ihn genau beobachten er hat sich echt beinahe in die Hose gemacht!“ Sein Grübchen erschien auf seiner Wange und Riley fand Luke in diesem Moment, in dem Licht der untergehenden Sonne und von ihrem Lagerfeuer beschien einfach nur hinreißend. Es wurde wieder still um das Feuer. Inez kuschelte sich an Rafe, Noel zog sein Handy aus der Tasche und tippte darauf herum. Riley sah auf ihre Uhr es war kurz nach zwanzig Uhr und so eine Stimmung, nicht zum Aushalten! Und der schuldige saß ihr direkt gegenüber. Riley blickte ihn herausfordernd an. Anfangs ignorierte er ihre Blicke aber nach ein paar Minuten eisernem Starren wand er sich.

„Jetzt erzähl endlich was los ist! Es ist ja nicht mehr zu ertragen, du machst die ganze Stimmung kaputt, so habe ich mir mein perfektes Wochenende nicht vorgestellt!“, brach es schließlich aus ihr heraus. Alle ums Feuer sahen sie an. Rafe und Noel vorwurfsvoll und Inez stolz. Luke sah ins Feuer dann brach es aus ihm heraus. „Wenn ich mein Erbe retten will muss ich noch heute Nacht bei einem Anwalt einbrechen.“

 

LUKE

Inez und Riley saßen plötzlich aufrecht und starrten ihn so an, als ob er einen Ausschlag hätte.

Rafaels Blick sagte ihm: Du bist verrückt. Sie wollten den Mädels nichts erzählen, aber er hatte Rileys Blicke einfach nicht mehr ausgehalten, außerdem war die angespannte Stimmung wirklich auf ihn zurückzuführen. Er hatte es jetzt gesagt und damit wäre das Thema erledigt! Dann würden sie heute alle halt früher schlafen gehen, morgen würde die Welt schon wieder anders aussehen. Und der nächste Abend würde bestimmt besser werden.

„Und was willst du jetzt tun?“ Unterbrach Rileys Stimme sie Stille um sie herum.

„Gar nichts! Er ist doch kein Einbrecher!“ schaltete sich Noel ein und Inez und ihr Freund nickten einstimmig.

„Würdest du etwas klauen?“ fragte Riley Luke den Ausruf von Noel überhörend.

„Nein, ich würde nur Fotos vom Testament machen.“

„Und was ist daran bitte so schlimm? Er wird nichts kaputt machen und mitgehen lassen wirst du auch nichts, hab ich Recht?“

„Natürlich nicht!“ empörte sich Luke.

„Das ist Hausfriedensbruch Riley, das ist Strafbar!“ versuchte Rafe ihr klar zu machen.

„Ich weiß ganz genau was es ist! Wisst ihr eigentlich um was es hier geht?“

„Um ein Testament.“

Riley sah Noel scharf an. „Es geht hier nicht einfach nur um ein dämliches Testament. Es geht hier um Lukes Zukunft. Wenn er nicht der Erbe seines Vaters wird schmeißt Bea ihn mit achtzehn bestimmt hochkant aus dem Haus, wollt ihr etwa das er auf der Straße sitzt?“

„So schlimm wird es doch nicht werden, schließlich leben wir hier in Deutschland. Luke könnte eine Ausbildung machen, er ist gut in der Schule. Er findet bestimmt einen guten Job und eine Wohnung.“ Warf Inez ein. „Außerdem du bist doch Christin. Wie kannst du da Einbruch gutheißen?“

„Klar, ich kämpfe auch mit meinem Gewissen, aber was passiert wenn das Testament verschwindet?“ Sie sah zu Luke.

„Im schlimmsten Fall werde ich alles verlieren!“ antwortete er. Innerlich freute er sich, dass Riley sich so für ihn einsetzte, aber andererseits wollte er nicht, dass sie gegen ihr Gewissen handelt.

„Seht ihr? Wo ist das denn Gerechtigkeit? Wenn Luke nichts klaut und nichts beschädigt, dann finde ich ist es gerechtfertigt sich auch mal über das Gesetzt zu stellen gerade wenn das Leben eines Menschen davon abhinge!“

„Du dramatisierst das hier doch jetzt alles!“ Inez warf ihrer Freundin einen ärgerlichen Blick zu. „Nur weil du etwas für…“

„Weißt du eigentlich um was es hier alles geht?“ unterbrach Riley ihre Freundin noch bevor diese  im ärger etwas von Rileys Gefühlen Luke gegenüber ausplaudern konnte.

„Keine Ahnung. Aber meine Güte es wird schon keine Million sein!“ gab diese genervt zu Antwort.

„Da hast du Recht. Es ist keine Million.“ Riley sah ihre Freundin an. Luke konnte die Blicke zwischen ihnen nicht deuten. Frauenkram! Dann richtete Rileys Blick sich auf ihn. „Um was geht es in diesem Testament?“

„Um die Besitztümer meines Vaters. Das Haus, die Autos, die Firma, Aktien und so weiter.“ Er sah wie sich ein Triumphierendes lächeln um Inez Mundwinkel breit machten, so in der Art, hab ich doch gleich gesagt!

„Kannst du vielleicht mal einen Betrag nennen?“ Riley meinte ihn, sah aber zu Inez.

„Wenn ich schätzen müsste würde ich sagen das es um circa einhundert Millionen geht, plus minus.“

Dieser Satz schlug ein wie eine Bombe. Alles um ihn herum wurde still, selbst Riley, die vorher noch so selbstsicher ausgesehen hatte sah ihn betroffen an. Noel und Inez waren weiß wie eine Wand und starrten ihn ungläubig an. Rafe und Riley wussten das sein Vater Geld hatte, nur hatten sie anscheinend nicht mit so einer großen Summe gerechnet.

„Und dann überlegst du noch was du machen sollst?“ durchbrach Riley die Stille. „Erzähl wie sieht der Plan aus?“

Nach einem Blick durch die Runde erkannte er jetzt nur neugierige Blicke. Und so fing er an von Max Plan zu erzählen. Nachdem er geendet hatte war es kurz still. Seine Freunde ließen sich den Plan noch mal durch den Kopf gehen. So wie er es selbst schon hundert Mal gemacht hatte. Aber Riley hatte Recht. Bei diesem Erbe das auf ihn wartete hatte er gar keine andere Wahl! Er würde heute bei Bertram einsteigen mit oder ohne die Rückendeckung seiner Freunde!

„Also ich finde den Plan gut!“ Rafe grinste von einem Ohr zum anderen. „Und ich werde mit dir da einsteigen!“ Er hielt Luke seine Hand hin und dieser schlug mit einem breiten Grinsen ein.

„Ich würde auch mitkommen, aber du hast nur zwei Plätze auf deinem Bike und jemand muss bei den Mädels bleiben.“ Luke nickte Noel freudig an. Dann sah er zu Inez.

„Sieh zu dass du deine Millionen rettest!“ rief sie lachend aus. „Und wenn ich dann mal shoppen will melde ich mich bei dir!“

Alle lachten und die Stimmung war wieder lockerer, auch wenn die heutige Nacht noch im ungewissen über deren Ausgang lag.

 

Die letzte Stunde verging überhaupt nicht. Alle paar Minuten guckte jemand auf die Uhr seufzte dann leise vor sich hin und starrte wieder ins Feuer. Sie waren den Plan ein paar Mal durchgegangen. Bertram hatte keine Alarmanlage und Max hatte in der Gästetoilette das Fenster aufgelassen. Luke würde hineinklettern und Rafe die Tür öffnen. Bertram zog sie immer nur zu, das hatte Max ihm zumindest so gesagt. Je später es wurde, desto nervöser wurde Luke. Er wollte alles schnell hinter sich haben und wieder hier sein, bei seinem Alibi!

„So Luke, es ist halb zehn wir können langsam los.“

Luke sah zu Rafe und nickte ihm zu. „Dann mal los.“ Er stand auf und seine Freunde mit ihm. Am Motorrad verabschiedete er sich zuerst von Noel und Inez, dann nahm er Riley kurz in den Arm. „Sorry noch mal, dass ich vorhin so komisch war.“ Entschuldigte er sich. „Und danke, dass du so zu mir gehalten hast!“

Riley nickte. „Das ist doch selbstverständlich und passt bitte gut auf euch auf!“

Luke nickte, stieg auf das Motorrad, Rafe nahm hinter ihm Platz und dann ging es los.

 

„Bist du aufgeregt?“ fragte Rafe Luke als sie vor Bertrams Haus standen.

„Und wie! Meine Hände zittern. Bei all dem quatsch den wir damals angestellt haben, sind wir niemals Kriminell geworden. Versprich mir, wenn irgendetwas ist, wenn jemand kommen sollte dann hau ab!“

Rafe sah ihn Vorwurfsvoll an. Aber der eiserne Ausdruck in Lukes Augen sagte ihm, dass widerrede zwecklos wäre. Also nickte er.

„Okay, ich gehe dann. Bleib in Deckung, bis ich die Tür öffne, dann schleichst du hinter den Büschen ins Haus.“

Wieder nickte Rafe nur. Dann sahen sie sich noch mal an und im nächsten Moment war Luke zum Haus geschlichen.

Luke sah das kleine Fenster, dass circa anderthalb Meter vom Boden entfernt war und auf die Beschreibung von Max passte. Zum Glück kannte dieser seinen Kollegen so gut! Er huschte zum Fenster und drückte es vorsichtig auf und tatsächlich es schwang nach innen. Luke hatte keine Probleme durch das kleine Fenster zu klettern, er war sportlich und durch das viele Leichtathletiktraining war dies nur ein minimales Problem. Drinnen angekommen schaute er sich um. Auf dem Waschbecken stand eine Vase mit künstlichen, hässlichen Blumen, diese mussten wieder vor das Fenster. Max hatte ihm ein Bild aufs Handy geschickt, wie es vorher ausgesehen hat. Luke schaute es sich an, und stellte die Blumen genauso hin, wie es vorher war. Dann schloss er mit dem Ärmel seines Hoodies das Fenster. Jetzt musste er zur Tür und diese für Rafe öffnen. Max hatte ihm eine genaue Beschreibung gegeben und es war nicht schwer, die Tür im Dunkeln zu finden. Er öffnete sie und kurze Zeit später war Rafe drinnen und die Tür geschlossen.

„Wahnsinn ist das ein Adrenalin Kick!“ flüsterte dieser sobald die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel.

Luke musste wider Willen grinsen. Wo sein Freund Recht hatte, hatte er Recht. Er schlug ihm leicht an die Schulter. „Komm sehen wir zu, dass wir hier wieder raus kommen!“

Rafe stimmte ihm von ganzem Herzen zu. „Wo müssen wir hin?“ Der Flur erstreckte sich vor ihnen. Alle Türen waren akribisch geschlossen, Rafe zählte sie. Es waren drei auf der linken Seite und fünf auf der rechten.

„Letzte Tür rechts.“ Luke ging voran. Öffnete die Tür wieder mit dem Ärmel. „Fass hier bloß nichts an, ich will nicht, dass hier irgendwo deine Fingerabdrücke auftauchen.“ Ermahnte er seinen Freund.

Rafe nickte, dann zog er Einmal Handschuhe aus seiner Tasche und hielt sie vor Lukes Gesicht, dieser verdrehte die Augen. „Die hat Inez mir gegeben. Sie hatte die mit, weil sie das Fleisch nicht mit bloßen Händen anfassen mag.“

„Die sind mir doch viel zu klein.“

„Ist doch nur kurz. Jetzt mach schon zieh die an. Ich will nämlich auch nicht, dass deine Fingerabdrücke hier auftauchen!“

Gezwungenermaßen seufzte Luke und zog sich dann die Handschuhe über. Sie waren sehr eng, aber sie hielten. Rafe holte die Taschenlampe aus der Tasche und knipste sie an.

Max hatte wirklich mit allem Recht gehabt. Sein Kollege Bertram war sehr pedantisch, die Rollladen waren unten und die Taschenlampe würde keinem Nachbarn Auffallen. Das Licht wollten sie trotzdem nicht anmachen und so machten sie sich im Dunkeln auf die Suche. So ordentlich, wie das Haus auch war, der Schreibtisch hatte auf jeden Fall keine. Luke hob vorsichtig einige Papiere hoch und nach ein paar Sekunden fand er die Akte mit dem Namen seines Vaters. Schnell öffnete er sie, holte sein Handy heraus und fotografierte gewissenhaft jede einzelne Seite. Als er fertig war sah er zu Rafe auf und sie grinsten sich triumphierend an. Schnell legte Luke die Akte wieder genauso hin, wie sie war und gemeinsam schlichen sie wieder aus dem Büro und schlossen auch hier wieder die Tür.

Alles war totenstill und stockdunkel da Rafe die Taschenlampe im Flur ausgeschaltet hatte. Doch kurz vor der Haustür hörten sie plötzlich ein schabendes Geräusch von links. Luke vermutete dort die Nebeneingangstür. Erschrocken und Verwirrt schauten sie sich an, dann öffnete Luke schnell die Haustür und sie schlichen hinaus. Die Haustür fiel lautlos ins Schloss und die Freunde versteckten sich in einem Busch. Dann sahen sie es. Das Licht einer Taschenlampe!

„Das muss ein Einbrecher sein!“ flüsterte Rafe, Luke nickte. Sie waren grad noch rechtzeitig gewesen, ein paar Sekunden später und sie wären dem Einbrecher in die Arme gelaufen. Ein paar Minuten später und sie hätten das Testament wohl nicht gefunden...

Erleichtert drücke Luke das Handy in seiner Hand. „Wir müssen die Polizei rufen.“

„Und was ist wenn sie den Anruf zurückverfolgen? Komm wir gehen zu diesem Haus, “ Rafe zeigte auf das Haus von gegenüber. „dort guckt jemand Fernsehen, wir leuchten mit der Taschenlampe ins Zimmer und dann…“

„Gute Idee, komm schnell bevor der Kerl das Büro findet.“ Unterbrach Luke ihn und lief vor über die Straße. Unter den Hecken der Grundstücksgrenze versteckten sich die Jungs und leuchteten dann mit der Taschenlampe ins Zimmer. Nur wenige Augenblicke später hörten sie wie eine Tür geöffnet wurde und jemand leise vor sich hin schimpfte. Worte wie „dumm“, „Nachbarskinder“  und „ruhe haben“ drangen gedämpft zu ihnen rüber. Dann schien der Mann das Licht im Haus gegenüber zu bemerken lauf rief er: „Schatz? Ist Bertram nicht im Theater?“ Eine kurze Pause, dann rief der Mann wieder: „Ruf schnell die Polizei bei Bertram wird eingebrochen!“

Mehr mussten die beiden nicht hören, wortlos nickten sie sich zu und pirschten sich vorsichtig aus dem Blickfeld des Mannes. Sie liefen so schnell sie konnten im Schutz der Bäume und Pflanzen zu dem Motorrad, das sie zwei Straßen weiter geparkt hatten. Atemlos kamen sie an.

„Lass uns so schnell wie möglich von hier wegkommen, nicht das die Bullen uns hier noch erwischen!“

„Der beste Satz, den du heute gesagt hast.“ Stimmte Rafe zu stieg aufs Motorrad und schon waren sie unterwegs.

RILEY

Die anderen, die zurückgeblieben waren saßen wie auf heißen Kohlen am Lagerfeuer und warteten auf ihre Freunde. Jedem war die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Riley sah ins Feuer und hoffte von ganzem Herzen das alles gut gehen würde. Sie schickte ein leises Stoßgebet gen Himmel, dann sah sie auf ihr Handy. Keine Nachricht. Es war jetzt schon fast eine Stunde vergangen seit die beiden weggefahren waren. So langsam müssten sie doch wieder da sein. Riley stand auf und ging zum Wasser. Die gedämpften Stimmen von Noel und Inez drangen zu ihr herüber. Dann endlich hörte sie es: Ein Motorengeräusch!

Luke und Rafe waren wieder da. Riley viel ein Stein vom Herzen. Sie ging wieder zu den anderen.

„Sie kommen. Es ist nichts passiert!“ rief sie freudig aus.

Auch auf den Gesichtern von ihren Freunden bereitete sich ein Lächeln aus.

„Endlich!“ stöhnte Inez und umarmte Riley stürmisch. „Ihnen ist nichts passiert!“

Riley grinste.

Als das Motorrad endlich um die Ecke bog lief Inez darauf zu und als Rafe sie sah, sprang schnell vom Bike um seine Freundin zu begrüßen. Inez flog freudig in seine Arme und Rafe kam leicht ins straucheln fing sich aber rasch wieder. Dann fummelte Inez an seinem Helm herum und lies ihn achtlos auf den Boden fallen. Sie berührte Rafe’s Gesicht sanft und küsste ihn dann Leidenschaftlich.

„Hey der war teuer!“ beschwerte Luke sich und grinste als er sah wie Inez seinen Freund abknutschte.

„Du bist bald reich und kannst dir tausende davon kaufen!“ erwiderte sie und widmete sich wieder ganz ihrem Liebsten.

Luke ging auf die beiden anderen zu, die noch am Feuer geblieben waren.

„Na alles gut gelaufen?“ Noel grinste ihn an. „Also von mir wirst du so nicht willkommen geheißen!“ Er deutete mit dem Kopf auf die beiden Turteltauben.

Luke fing an zu lachen. „Oh wie schade und ich habe mich schon so darauf gefreut!“, gab er Sarkastisch zurück.

„Aber vielleicht…“ Noel sprach nicht aus, aber er wand sich Riley zu.

Riley lachte. „Haha, eine Umarmung muss ihm reichen!“ Sie drückte Luke an sich und wünschte sich wirklich kurz, dass er sie küssen würde. Verwarf diesen Gedanken aber schnell wieder. Sie waren nur Freunde und das reichte ihr vollkommen! Versuchte sie sich zumindest einzureden…

 

Es wurde noch eine lange Nacht am Lagerfeuer. Die Jungs berichteten in allen Einzelheiten ihren Coup. Als sie von dem Einbrecher berichteten fühlte Riley eine Gänsehaut über ihren Körper kommen und erschauderte. Sie sah wie Inez sich an Rafael schmiegte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Noel ballte seine Hände zu Fäusten, er war Luke wohl schon ein sehr guter Freund in der kurzen Zeit, die sie sich erst kannten. Riley fand es toll das Luke so schnell Anschluss gefunden hatte. Irgendwann wendeten sich ihre Gespräche anderen Themen zu, bis sie zum Jubiläumsball der Schule kamen.

„Du kannst ja als Spiderman gehen!“, lachte Noel über seinen Witz der auf Kosten von Luke ging. „So ein Ganzkörperoverall würde dir bestimmt sehr gut stehen.“ Alle lachten und noch bevor Luke etwas entgegnen konnte warf Rafe ein: „Inez geht als Catwomen, ihr würde so ein Ganzkörper wesentlich besser stehen!“ Er guckte seine Freundin an.

„Das glaube ich auch!“, Luke grinste. „In so einen Gymnastikanzug kriegen mich keine zehn Pferde!“

„Ich glaube das will auch keiner sehen!“ Alle lachten.

„Ich gehe als Kleopatra und du wirst Cäsar sein.“ Entschied Inez.

„Das ist eine gute Idee! So sieht jeder das wir zusammen gehören.“

„Ich dachte eigentlich, dass du als Keira Knightley in Die Herzogin gehst, die würde zu dir passen, bei deiner Wortwahl manchmal.“ Bemerkte Riley.

„Stimmt und Rafe geht als Mister Darcy!“ Inez grinste.

„Noel du kannst als Ronaldo gehen!“ schlug Rafael vor.

„Ne danke der ist mir viel zu eingebildet. Da gehe ich lieber als Rudi Völler, mein Vater hat noch ein altes Trikot von ihm in seinem Büro hängen. Riley bei dir ist es einfach, du gehst als eine Sängerin du...“

„Ne lieber als Cheerleaderin!“ unterbrach Luke ihn und die anderen Schmunzelten.

„Damit ich dich an deine Verflossenen erinnere? Ne Danke!“ Riley lachte und Luke musste ihr zustimmen. „Du hast Recht und das ist auch viel zu einfach, du willst bestimmt etwas Ausgefalleneres oder?“

„Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich noch nicht den blassesten Schimmer.“ Gab sie zu. Dann hob sie ihre Hand an den Mund um ihr gähnen zu verstecken, was ihr aber nicht gelang.

„Wir sollten echt langsam in die Schlafsäcke es ist schon gleich vier Uhr.“ Sagte Rafe nach einem Blick auf seine Uhr. Zustimmendes murmeln erklang und alle erhoben sich. Luke goss den Eimer Wasser der neben dem Feuer stand über die letzten Flammen und folgte den anderen zu den Zelten. Riley kroch grade in das Mädchen Zelt, drehte sich noch mal um und wünschte allen lautstark eine Gute Nacht. Inez und Rafe standen engumschlugen aneinander. Er wünschte ihnen ebenfalls eine Gute Nacht und verschwand zu Noel ins Zelt, dieser war grad dabei in seinen Schlafsack zu schlüpfen. Luke zog sich seinen Hoodie über den Kopf und zog sich die Hose aus. Dann kroch auch er mit Boxershorts und T-Shirt ins Bett.

„Alter was hast du für eine Haut? Ich friere wenn ich dich nur angucke.“

„Es sind draußen 15 Grad ich will doch nicht im Schlafsack eingehen!“

„Naja musst du wissen!“ Meinte Noel achselzuckend und drehte sich zur Zeltwand, es vergingen zehn Minuten dann hörte Luke die gleichmäßigen Atemzüge von seinem Freund. Er selbst drehte sich zur anderen Seite und versuchte auch einzuschlafen, was ihm auch beinahe gelang, dann hörte er den Reißverschluss und war wieder wach. „Mensch Alter! Ich wäre fast eingeschlafen!“ Beschwerte er sich flüsternd. „Hast dich endlich von deiner Flamme gelöst?“

„Eigentlich wollte ich nur fragen ob es okay wäre wenn ich bei euch schlafen könnte.“ , ertönte Rileys Stimme und Luke setzte sich blitzschnell auf. „Die beiden sich unmöglich!“  flüsterte Riley weiter. „Zuerst standen sie vor dem Zelt knutschten flüsterten und lachten die ganze Zeit dümmlich rum und dann haben sie es nach Drinnen verlegt. An schlafen war da nicht mehr zu denken. Die beiden sind verrückt, ich kann unmöglich da drin bleiben. Ich hatte ja überlegt mich beim Lagerfeuer hinzulegen, aber du hast es gelöscht und mir wäre es zu kalt da draußen.“

„Bist du endlich fertig?“ fragte Luke.

„Ja.“ Riley sah zu Boden.

„Dann leg dich hin und Schlaf.“ Er deutete mit der Hand in die Mitte zwischen sich und dem immer noch schlafenden Noel. Dankbar lies Riley sich auf die Knie fallen und kroch in Rafaels Schlafsack, dann legte sie sich auf die Seite und rollte sich zusammen. Zufrieden schlief sie schnell ein.

 

Früh am Morgen, als die Sonne gerade aufgegangen war wurde Riley wegen leichter Atemnot wach. Sie brauchte erstmal ein Weilchen um sich zu orientieren, aber dann fiel es ihr wieder ein, sie war im Zelt von Luke und Noel. Vorsichtig blickte sie sich um, rechts neben ihr schlief Luke, sein Arm lag quer über ihrer Mitte. Ein schönes Glücksgefühl überlief sie, sie spürte den anderen Arm an ihrem Gesicht. Doch plötzlich sah sie Lukes linken Arm auf seiner Stirn liegen und das angenehme Gefühl verschwand schlagartig. Vorsichtig drehte sie sich nach links und sah direkt in Noels Gesicht, das nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. Es war sein Arm der über ihrem Hals lag und es war seine Hand die auf ihrer Wange lag! Sie atmete einmal tief durch und blickte an die Zeltdecke. „Hey Jungs,“ flüsterte sie leise. „Ihr könnt mich loslassen.“ Beide regten sich. Riley sah zu Luke, dieser sah sie verschlafen an und wunderte sich über die Hand, die auf ihrem Gesicht lag. Dann zog er vorsichtig seinen Arm von ihrer Mitte. „Sorry!“ flüsterte er. Dann sah er wie Noel sich bewegte und wohl auch gerade wach wurde. Er nahm Noels Hand und hielt sie fest.

„Was… was ist los?“ fragte dieser schlaftrunken und zog seinen Arm zu sich.

„Ihr erdrückt mich!“ Beklagte sich Riley.

„Oh tut mir leid.“ Entschuldigte Noel sich. „Was machst du denn hier?“ Wollte er wissen.

„Das ist eine lange Geschichte. Lass mich erst mal ausschlafen.“ Damit drehte Kim sich auf den Bauch und schlief wieder ein. Noel und Luke warfen sich noch einen etwas belustigten Blick zu und machten dann Anstalten ebenfalls wieder im Land der Träume zu versinken.

Später wachte Luke erneut auf und sah dass er seine Hand wieder auf Rileys Körper hatte, nur diesmal lag sie auf ihrem Hinterteil. Schnell zog er sie weg und sah ihr ins Gesicht, das sie ihm zugewandt hatte. Er seufzte erleichtert auf, sie schlief tief und fest. Noel lag einsam in seiner Ecke und schlief ebenfalls, jetzt erst merkte Luke, dass Riley sehr nahe an seiner Seite lag. Er setzte sich vorsichtig auf. Tatsächlich, er hatte sehr wenig Platz im Gegensatz zu seinem Freund. Er musste raus aus dem Zelt, schlafen würde er eh nicht mehr und stickig war es hier drin auch noch! Schnell schnappte er sich seine Jeans und seinen Hoodie und kroch ins Freie. Draußen merkte er erst, wie stark die Sonne schien. Er fischte sein Handy aus der Hosentasche, die er noch immer in der Hand hielt. Es war mittlerweile 13 Uhr. Er sah Gedankenverloren auf das ruhige Wasser, es schien sauber zu sein und ein paar Hundert Meter weiter entdeckte er einen Steg und ein einsames kleines Häuschen. Kurzerhand zog er sich das T-Shirt über den Kopf und lief ins Wasser. Gott! Hatte er das Wasser vermisst! Die ersten paar Meter schwamm er unter der Wasseroberfläche und als er keine Luft mehr hatte kraulte er in gleichmäßigen zügen immer weiter Richtung Mitte.

 

„Riley! Riley!!“ Schläfrig öffnete Riley die Augen. Was war denn los? Wer rief sie hier die ganze Zeit? „Riley? Wo bist du?“ Jetzt erkannte sie die Stimme von Inez. Riley murmelte etwas und drehte sich um. Ihr Ellenbogen traf etwas und sie hörte ein gequältes stöhnen.

„Du hast mir ins Gesicht gehauen!“ Noel setzte sich schlaftrunken auf und hielt sich das Auge.

„Oh das tut mir so leid!!“ Riley war jetzt richtig wach. „Tut es sehr weh?“

„Es geht schon, ich hoffe ich kriege kein blaues Auge. Also ich hoffe ich muss nicht mehr neben dir aufwachen. Der Kerl der dich nimmt tut mir jetzt schon leid!“ Beschwerte Noel sich.

„Du bist ja gemein, als ob ich dir mit Absicht eine gewischt habe! Ich habe mich bei dir entschuldigt. Ich hole dir mal eine Dose aus dem Wasser damit kannst du dein Auge kühlen.“ Sie schälte sich aus dem Schlafsack und merkte das, das Zelt auf war. Erst jetzt viel ihr ein das Luke gar nicht da war. „Wo ist Luke?“ fragte sie.

„Keine Ahnung. Vielleicht hast du ihm auch schon eine rübergehauen und er sucht das weite?“

„Haha! Urkomisch!“ Riley lief zum Wasser, holte die besagte Dose und brachte sie Noel der die Dankbar auf sein Auge drückte.

„Riley da bist du ja! Wo warst du nur?“ Inez kam auf ihre Freundin zugelaufen.

„Ich habe bei den Jungs übernachtet.“

„Wegen uns?“

„Nein, einfach nur so. Ich dachte es wäre mal ein Erlebnis bei den Jungs zu schlafen.“ Entgegnete sie ironisch.

„Du musstest nicht gehen, wir haben…“

„Wo verdammt noch mal ist Luke?“ unterbrach Noel sie. „Stellt euch mal vor diese Bea oder der Einbrecher von gestern hat ihn sich geholt und…“ er ließ seinen Satz unbeendet und Riley lief eine Gänsehaut über den Körper ängstlich sah sie sich um. Rafe kam und nahm die bestürzt dreinblickende Inez in den Arm.

Plötzlich klingelte ein Handy, alle blickten sich suchend um und erblickten einen Haufen achtlos hingeworfener Kleidung inklusive Handy. Rafe löste sich von Inez und ging ans Handy und stellte sofort auf Lautsprecher. „Ja?“ fragte er in das Gerät. Einen kurzen Augenblick war alles still, aber dann hörten sie es aufatmen und eine Stimme sagte leise: „Hallo? Luke?“

Sie blickten sich alle an und nickten einstimmig. „Wer will das wissen?“ Fragte Rafael.

„Mein Name ist Sandra, wir haben Englisch zusammen. Und da ich ziemlich schlecht in Englisch bin und du doch aus LA kommst dachte, ich du könntest mir vielleicht Nachhilfe geben?“  

Ein Hinterlistiges grinsen machte sich auf Rafaels Gesicht breit. „Ach Sandra, die in der zweiten Reihe am Fenster sitzt? Die Blonde mit den braunen Augen? Woher hast du meine Nummer? Ich gebe sie eigentlich nicht jedem weiter. Wenn es hoch kommt haben vielleicht fünf Leute in der Schule meine Nummer.“

„Ja genau! Das du dir das gemerkt hast!“ Sandras Stimme klang jetzt ein paar Nuancen höher. „Darf ich dir sagen, dass ich mich freue, dass du weißt wer ich bin? Ich dachte immer du siehst mich nicht, du kommst immer so grüblerisch und abweisend rüber.“

„Alles nur Tarnung. Eigentlich bin ich ein richtiger Gentleman.“ Inez zwickte Rafe in die Seite und flüsterte: „Hör auf in meiner Anwesenheit mit Mädels zu flirten!“

„Ich bin Luke!“ Flüsterte er zurück.

„Das habe ich gehofft. Also steht es mit Nachhilfe? Ich darf echt nicht durchfallen, meine Eltern würden mich umbringen.“

„Woher hast du meine Nummer?“

„Ich habe sie mir aus dem Schülerverzeichnis geholt als die Sekretärin auf der Toilette war.“ Sie lachte ins Telefon. „Ich hoffe das ist okay für dich?“

„Sandy, Sandy, Sandy, was soll ich sagen? Ich glaube dir nicht, du brauchst keine Nachhilfe. Du fährst jeden Sommer nach Wales um deine Tante zu besuchen, du sprichst perfekt Englisch.“

„Woher weißt du das?“ Ihre Stimme klang mittlerweile leicht Panisch.

„Ich weiß alles über dich.“

„Hat das was zu bedeuten?“ Neue Hoffnung schwang in ihrer Stimme.

„Das bedeutet, dass mein bester Freund sich grad irgendwo herumtreibt und ich an sein Handy gegangen bin. Vielleicht wäre Luke auf dich reingefallen, aber ganz sicher würdest du ihn nicht um den Finger wickeln. Du nicht und deine Freundinnen auch nicht. Und jetzt lasst meinen Kumpel in Ruhe.“

„Aber… aber wer bist du?“

Rafe verdrehte die Augen. „Rafael Naber, der Typ der in Englisch neben Luke sitzt. Und wenn du willst das dein mieser Anmach versuch unter uns bleibt dann löscht du auf der Stelle seine Nummer.“

„Alles klar. Und du sagst wirklich niemandem etwas davon?“

„Ich werde Luke davon erzählen. Sonst sage ich niemandem etwas.“

„Und was ist wenn er doch mit mir ausgegangen wäre?“

„Dann wird er sich sicher irgendwie bei dir melden. Er könnte ja ein Foto von sich ans Schwarze Brett hängen und darunter schreiben: Wer möchte Nachhilfe?!“

„Du bist so ein…“

Rafe drückte sie weg. „Der arme Kerl wird ja echt von Mädels Bombardiert.“

Riley saß in der auf dem Boden und blickte zum Wasser. Die armen Mädels die sich in Luke verguckt haben… irgendwie taten sie ihr leid. Aber Moment mal war sie dumm? Sie war doch selbst dabei sich Hals über Kopf zu verlieben! Naja, was hieß hier war dabei? Sie war schon längst in ihn verschossen und sie kannte ihn besser als jedes andere Mädchen auf der Schule.

Da sah sie ihn! Er kam gerade aus dem Wasser und schüttelte seinen Kopf. Wasser spritzte in alle Richtungen. Ihr Herz machte einen Satz, sie versuchte wegzugucken, aber beim besten Willen, es ging nicht! Das Wasser reichte ihm jetzt nur noch bis zum Bauch und sie sah seinen durchtrainierten Körper, er streckte die Arme nach oben um sich zu dehnen. Seine Armmuskeln traten hervor und auch das Spiel seiner Schultern faszinierten sie. Dann sah er die Gruppe zusammen stehen und lächelte. Riley schmolz dahin. Wenn dieses Lächeln doch nur ihr gelten würde…  

Im Laufschritt kam er auf sie zu. „Na ausgeschlafen?“ Zum Spaß boxte er Rafe in die Schulter.

„Wo warst du?“ Ging Noel auf ihn los. „Wir dachten unser Millionenschwerer Freund wurde entführt.“

Luke lachte aus vollem Hals los, dann deutete er auf seinen nassen Körper und sagte selbstverständlich. „Schwimmen, sieht man doch.“

„Du warst eine Ewigkeit weg.“ Sagte Inez. „Ich will nicht dass unserem Goldkehlchen etwas passiert. Du musst mich und Riley noch in deinem Privatjet nach New York zum shoppen einladen.“ Sie grinste schelmisch.

„Mir wird nichts passieren. Und was steht ihr hier so alle herum? Macht euch nützlich, ich habe Hunger!“

„Ich mache dir was zu essen wenn du mir versprichst, dass wir shoppen fliegen und du zahlst!“ sie zwinkerte ihm zu.

„Hey Freundin hör auf mit meinem Kumpel zu flirten!“

„Ich flirte nicht mit ihm, sowas würde ich nie tun. Ich bin nicht so wie du und flirte mit Kerlen während du daneben stehst!“ Sie sah ihren Freund böse an. Dann sah sie wieder zu Luke. „Also was sagst du? Ein schönes Frühstück für ein Shoppingtrip?“

Luke nickte. „New York, klar ist drin!“ Dann sah er Rafael fragend an. Inez sprang in die Luft und schrie aus vollem Hals. „Du bist der Beste!“ Sie drückte Luke einen dicken Kuss auf die Wange. „Sorry,“ sagte sie dann, „der Zweitbeste!“ Dann küsste sie Rafe auf den Mund. „Du bist der beste! Komm Riley wir müssen ein leckeres Frühstück zaubern.“ Damit zog sie ihre Freundin, die immer noch auf dem Boden saß hoch, dabei murmelte diese was von  Erstgeburtsrecht und Linsensuppe.

Die Mädels machten sich daran das Frühstück zuzubereiten. „Noel kannst du bitte das Feuer anzünden? Sonst gibt es keinen Kaffee.“

„Klar ich komme!“ rief dieser und lief zu den Mädels.

 

Luke ließ sich auf den Boden fallen und fuhr sich mit den Fingern durch die noch immer nassen Haare, dabei traf sein Blick den von Riley. Sie grinste und zeigte den Daumen nach oben, verwundert sah er sie an, aber sie hatte sich umgedreht und hantierte mit dem Einweggeschirr.

„Willst du dich nicht abtrocknen? Und dir was anziehen?“

„Ich trockne an der Sonne.“

„Du machst die Mädels ganz verrückt.“

Verwirrt sah Luke seinen Freund an. „Was?“
„Die wissen doch gar nicht wo sie hingucken sollen, bei deinem Adonis Körper.“

„Adonis Körper?!“ Luke lachte los. „Quatsch! Du und Noel seht unter euren Klamotten genauso aus.“

„Naja, genauso würde ich jetzt nicht sagen. Ich bin zwar zufrieden, aber trotzdem…ach was reden wir hier eigentlich? Wir sind doch keine Weiber das wir uns über unsere Problemzonen austauschen!“ Rafael grinste: „Problemzonen!“

Luke lachte „Ich habe keine Problemzonen, ich trainiere hart für meinen Adonis Körper!“ Er schmunzelte noch, dann wurde er ernster. „Was meinte Inez mit Fremdflirten?“

„Ach ja, du wurdest angerufen.“

„Angerufen?“

„Ja Sandra aus dem Englischkurs.“

„Ich kenne keine Sandra. Woher hat sie meine Nummer? Nur ihr habt sie.“ Er deutete mit der Hand auf die drei am Feuer.

Rafael erzählte ihm was vor ein paar Minuten geschehen war, und Luke schüttelte ungläubig den Kopf. „Sie hat sich meine Nummer aus dem Schülerverzeichnis geholt? Ich glaub es ja nicht. Eure Mädels sind ja noch verrückter als unsere in LA! Ich muss mal mit dem Direktor reden. Solche Daten gehören unter Verschluss. Stell dir mal vor sie hätte meine Akte gelesen.“

„In deiner Akte kann doch nichts stehen, du bist erst seit ein paar Monaten an unserer Schule und meines Wissen hast du dir nichts zuschulden kommen lassen.“

„Er hat meine Akte aus meiner alten Schule. Und da steht so einiges drin was niemandem etwas angeht.“

„Du hast Recht! Was wirst du jetzt mit Sandy machen?“

„Sandra?“ Rafe nickte und Luke fuhr fort. „Gar nichts. Sie interessiert mich nicht.“

„Ich weiß du hast mir klar und deutlich gesagt was du von Mädels hältst. Aber ich glaube du brauchst eine Freundin.“

„Ich glaube das nicht! Ich WILL keine! Ich habe die Schnauze gestrichen voll von Freundinnen. Nichts kann man ihnen Recht machen. Und wer weiß, ich will nicht wieder in alte Muster fallen.“

„Überleg es dir noch einmal. Wenn du eine hast dann bist du vergeben und sie lassen dich in Ruhe.“

„Willst du mich mit dieser Sandy verkuppeln?“

„Oh nein! Auf keinen Fall Sandy ist eine falsche Schlange. Sie ist ein Betthäschen. Ich dachte da eher an eine an…“

„Hey ihr Süßen das Essen ist fertig!“ Unterbrach Inez Rafe.

„Endlich! Ich bin am Verhungern!“ Luke sprang auf, griff sich noch seine Hose und zog sie sich schnell über dann eilte zu den anderen. Als er ankam staunte er nicht schlecht. „Wahnsinn! Was ist das denn für ein Festtagsmenü?“ Es gab gekochte Eier, Tomaten, Gurken, Paprika und Salat. Er sah Marmelade und Nutella dazu ein paar Packungen eingeschweißten Aufschnitt. Inez reichte ihm eine Tasse Kaffee. „So mein Goldkehlchen, lass es dir schmecken. Das Toastbrot ist gleich fertig.“ Sie deutete zu dem Grill auf dem ein paar Scheiben Weißbrot lagen. „Brötchen hatten sie in der Einöde leider nicht.“

Luke setzte sich mit seiner Tasse in seinen Campingstuhl und genoss den ersten Schluck. „Es sieht köstlich aus.“ Dann bediente er sich an dem reichlichen Essen und auch die anderen schlugen zu.

„Sag mal Luke, gehst du eigentlich jeden Tag schwimmen?“

Luke sah zu Noel. „Ich liebe das Wasser, leider ist unser Pool zu Hause nicht so groß und man fühlt sich ein wenig eingeengt. Am liebsten schwimme ich im Meer.“ Er deutete mit der Kaffeetasse in der Hand zum See.

Alle lachten. „Und wie weit bist du jetzt geschwommen?“

„Bis zum Steg und wieder zurück.“

Noel guckte ihn ungläubig an. „Bis zum Steg? Ohne Rettungsring oder so? Bist du verrückt?“

„Das sind mindestens zwei Kilometer, die du dann geschwommen bist.“ Stellte Inez klar. „Alle Achtung. Aber was hättest du gemacht wenn du ein Krampf bekommen hättest? Wir haben alle geschlafen.“

Luke lachte. „Einige tiefer als die anderen.“ Er zwinkerte Inez und Rafe zu. Inez konnte nicht verhindern das ihr die röte ins Gesicht stieg und Rafe lachte. Er legte seine Hand auf den Oberschenkel seiner Freundin. „Wenn man morgens neben so einer Schönheit aufwacht dann kann man einfach nicht anders.“ Erwiderte er grinsend und sah Inez bewundernd an, diese zog ihn an sich

und küsste ihn.

„Also wenn man morgens neben dieser Schönheit aufwacht muss man aufpassen, dass man ohne blaues Auge davon kommt!“ Noel lachte über seinen Witz und die anderen fielen ein.

Luke saß da und verstand gar nichts. Verwirrt sah er von Riley zu Noel. Lief was zwischen ihnen?

„Ich habe mich doch entschuldigt, es tut mir leid, ich habe mich gestreckt und dir ausversehen meinen Ellenbogen…“ Weiter kam sie nicht denn weil die anderen aus vollem Halse lachten wurde sie angesteckt und lachte mit ihnen.

„Und ich dachte schon sie hat dir eine geknallt weil du ihr die Unschuld rauben wolltest!“  Plötzlich war es totenstill, Inez haute Rafe in die Seite. „Du bist so ein Tölpel.“ Flüsterte sie böse.

„Unschuld? Heißt das du bist noch Jungfrau?“ Noel sah Riley neugierig an.

Luke sah, dass es Riley sichtlich unwohl war, sie sah auf den Boden vor sich. Er wusste ja das sie noch nie etwas mit einem Kerl gehabt haben könnte, da er der erste war der sie geküsst hatte. Sicher war er sich allerdings nicht gewesen, jetzt aber durch ihre Reaktion wusste er, dass sie wirklich noch Jungfrau war. Er wollte schon sagen, dass sie beide im Bett waren, einfach um diese absurde Situation endlich hinter Riley zu bringen, da sagte sie einfach Ja und sah Noel direkt ins Gesicht. „Ist schon eine Seltenheit was?“ meinte sie keck, dann grinste sie wieder. „Wie du vielleicht weißt bin ich Christin. Ich hebe mich für den richtigen auf und springe nicht mit jedem dahergelaufenen ins Bett.“

Kapitel 11

 

Kapitel 11

 

 

 

Riley

Riley saß auf der Küche und sah zu wie ihre Oma das Essen zubereitete. Liam saß auf einem Stuhl am Tisch und schmunzelte, lächelnd verzog er das Gesicht. „War doch gar nicht so schlecht. Vielleicht hätte ich und nicht Kim Lehrer werden sollen.“

„Ich glaube ich habe auch etwas zu der 2 beigetragen. Und glaub mir, du bist nicht der Typ Lehrer.“ Liam wollte Einspruch erheben, aber Riley gab ihm zu verstehen, dass sie noch nicht fertig war. „Du hast überhaupt keine Geduld, du bist fast an die Decke gegangen als ich dieses… äh… na dieses eine nicht verstanden habe!“

„Das EINE, war auch ziemlich einfach, aber du hattest wahrscheinlich andere Dinge im Kopf.“ Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu.

„Ach halt den Mund, das Stimmt doch gar nicht!“

„Wie geht es Luke denn? Ist mit seinem Erbe alles geregelt?“

„Keine Ahnung. Seid wir vor vier Tagen vom See zurück sind hat er kein Wort darüber verloren und ich will ihn nicht fragen, es ist seine Privatsache. Und ich hoffe dein alter Kumpel Max hat dir auch nichts erzählt.“

„Was soll er mir denn erzählt haben?“

„Gar nichts!“ Sie durfte sich was den Einbruch anging auf keinen Fall irgendwo verplappern! „Ich will damit nur sagen, dass er als Anwalt eine Schweigepflicht hat. Außerdem geht es dich wirklich nichts an.“ Sie streckte ihm die Zunge raus.

„Ich muss doch wissen mit was für einem Typen meine kleine Cousine sich abgibt.“

„Das brauchst du nicht. Und du hast dich die letzten Jahre auch nicht darum gekümmert, und ich lebe noch.“

„Die letzten Jahre warst du auch noch ein Kind. Jetzt bist du erwachsener und die Entscheidungen die du triffst werden von nun an dein Leben beeinflussen. Außerdem bist du richtig hübsch geworden.“

„Ich bin gar nicht richtig hübsch geworden!“

„Doch!“

„Kinder hört auf zu streiten! Und Riley du bist hübsch!“ mischte sich nun ihre Oma ein.

„Richtig süß!“ warf Liam noch schnell ein und erntete dafür einen bösen Blick von Riley. Liam lachte. „So wirst du also sauer. Hattest du schon ein Date mit Luke? Oder hat er dich noch nicht gefragt? Vielleicht steht er doch eher auf Blondinen? In seinem Alter stand ich auch eher auf Blondinen, du musst wissen Kim war früher auch Blond.“

„Hör auf über Luke zu reden. Wir sind nur Freunde. Speichere das doch endlich in deinem überaus intelligentem Gehirn ab.“

„Riley hast du jetzt endlich ein Kostüm?“ wechselte Amelia das Thema.

„Nein. Ich finde einfach nichts.“ Frustriert seufzte sie auf. „Inez und ich waren einfach schon in jedem Geschäft, aber sogar sie hat nichts gefunden und ihr fallen solche Entscheidungen eigentlich ganz leicht.“

„Was denn für Kostüme? Habt ihr demnächst einen Ball?“

„Nach den Pfingstferien.“

„Was habt ihr denn für ein Thema? Wir hatten damals Casino Nacht, ich hatte einen ganz edlen Smoking an.“

„Wir haben das Thema Hollywood!“ Riley setzte sich zu Liam an den Tisch.

„Ist doch gar nicht so schwer. Wer ist denn deine Lieblingsschauspielerin?“

Riley zuckte die Schultern. „Hab keine. Mag viele.“

„Und dein Lieblingsfilm?“

„Hauptsächlich Tanzfilme.“

„Ich habe da vielleicht einen Vorschlag. Ich muss nächste Woche nach LA, hab da geschäftlich zu tun. Du kannst gerne mit Inez mitkommen.“

„Echt? Nach Hollywood?“

„Ja. Mein Hotel steht direkt am Hollywood Boulevard. Ihr müsstet nur aus der Tür raus und könntet schon loslegen mit dem shoppen.“

Riley strahlte. „Du würdest uns wirklich mitnehmen? Und das ist kein Scherz?“

„Nein, ich verarsch dich doch nicht!“

Riley sprang freudestrahlend auf. „Danke, danke, danke!“ jubelte sie und umarmte Liam außer sich vor Freude.

„Wann fliegt ihr denn?“ Wollte nun Amelia wissen.

„Ich muss spätestens freitagmorgens los. Ihr müsstet einen Tag schwänzen, danach sind ja Ferien. Wir können dann spontan gucken wann es wieder nach Hause geht.“

„Darf ich Oma? Bitte? Es ist doch so wichtig! Und ich bin gut in der Schule. Ich habe eine zwei in Englisch, das heißt ich werde mich da auch gut verständigen können.“

„So wichtig ist ein Kostümball auch nicht. Und teuer ist es auch!“

„Ich zahle den Mädels alles, glaub mir, das macht mir nichts aus. Wenn die Verhandlungen gut laufen, werde ich das Hotel in dem wir wohnen werden wahrscheinlich kaufen. Da machen ein paar hundert Dollar mehr die, die Mädels ausgeben auch nichts.“

„Okay, Geld spielt für dich also keine Rolle.“ Amelia schaute ihren Enkel mit einer liebevollen Strenge an. „Ich muss bald zur Kur. Sehr wahrscheinlich werde ich dann weg sein wenn ihr wieder kommt.“ Sie sah zu Riley. „Unter einer Bedingung darfst du mit.“

„Ich mache alles!“ Riley sah sie flehentlich an.

„Du wirst, wenn du nach Hause kommst, nicht allein hier wohnen…“

„Aber Omi, das hatten wir doch schon geklärt.“ Riley unterbrach sie.

„Lass mich ausreden!“ Amelia sah Riley mit einer liebevollen Strenge an. „Entweder du gehst zu Josef und Anna oder Liam, Kim und der süße Jonathan kommen hier her. Liam und Kim können mein Zimmer haben und der kleine kann ins Gästezimmer. Die Entscheidung liegt bei euch.“ Damit drehte sie sich um, stellte das Hähnchen in den Backofen und verschwand aus der Küche.

Riley sah zu Liam. „Wie machen wir es?“ Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Ich bin kein Single mehr, ich muss erst mit meiner besseren Hälfte reden.“

„Ja das verstehe ich. Ich persönlich würde es nur besser finden wenn ihr hier her kommt, mein ganzes Zeug zu packen ist…“

„Ja, ja ich weiß, Kim ist genauso.“ Liam lachte. „Also von Vorteil wäre es. Oma bleibt bestimmt länger als die angesetzten drei Wochen weg. Jona wird ja eh von Kim zu Hause unterrichtet und du hast es von hier aus einfacher zur Schule. Kim liebt es zu kochen und sie würde sich auch bestimmt freuen wenn ihr die Küche allein gehört.“ Er zwinkerte Riley zu. „Oder kochst du auch so gerne wie meine Frau und meine Mutter?“ 

„Bestimmt nicht!“ Riley lachte, „ich kann es zwar, Oma hat mich gezwungen, aber ich lasse mich viel lieber bekochen.“

„Okay, wenn ich meine Frau dazu kriege für einige Zeit hier herzukommen, dann haben wir zwei bis dreimal die Woche einen Babysitter.“ Riley grinste. „Auf Jona aufpassen? Überhaupt kein Problem!“

„Na dann ist das mal ein Deal.“ Er hielt ihr die Faust hin und Riley schlug ein. „Jetzt müssen wir Oma nur noch sagen, dass wir beide und deine Freundin fliegen werden.“

„Kommen Kim und Jona denn nicht mit?“

„Nein, der  Zeitraum dort wird zu kurz und Jona wollen wir nicht dem Jetlag aussetzen.“

 

„Wie du fliegst allein? Wer passt dann drüben auf die Mädchen auf? Du wirst dafür doch bestimmt keine Zeit haben oder?“ Amelia reagierte so wie Riley es befürchtet hatte.

„Nein, ich werde in Besprechungen sitzen und das Hotel wohl so gut wie gar nicht verlassen, aber die Shoppingmeile liegt direkt gegenüber sie müssten nicht mal Bus fahren.“

„Nein, das ist mir trotzdem zu gefährlich, ich wäre ja selbst mitgeflogen, aber ich bin einfach schon zu alt für sowas. Tut mir Leid Riley, aber solange ihr niemanden findet der da auf euch Mädchen aufpasst ist es mir zu gefährlich. Ich werde nachts kein Auge zu tun!“

„Da wären wir dann wieder bei der Person, die ich nicht erwähnen darf. Hab´s gespeichert.“ Feixte Liam und tippte sich an den Kopf. „Luke kennt sich in seiner Heimatstadt doch sicher gut aus und er würde gut auf die Mädchen aufpassen.“ Riley nickte begeistert über diese Idee. „Besonders auf dich, würde er aufpassen.“ Flüsterte er Riley leise lachend zu. Aber diese konnte ihm gar nicht böse sein, wenn sie daran dachte, was er ihr angeboten hatte. Sollte er sie doch ärgern.

„Okay, ich bin einverstanden wenn dieser Junge mitkommt, ich habe bis jetzt nur gutes von ihm gehört und er sieht auch ganz ordentlich aus, kein so ein Draufgänger so wie du damals!“ Sie tippte Liam gegen die Brust. „Was ich von dir alles für Geschichten gehört habe!“ Sie schüttelte den Kopf.

„Schuldig!“ Liam hob beide Hände und grinste seine Oma spitzbübisch an.

„Oh Danke Oma!“ Sie umarmte sie stürmisch, dann wandte sie sich an Liam. „Und es macht dir auch nichts aus, wenn Luke noch mitkommt?“

„Nein, sag ihm er kann noch einen Freund mitbringen. Alles Weitere können wir mit dem Handy klären, ich muss jetzt los. Ich habe ein Date mit meiner Frau!“ Er lachte und verabschiedete sich.

„Ich muss Inez Bescheid sagen Oma und Luke fragen ob er mitkommt!“ Mit diesen Worten rannte sie nach oben in ihr Zimmer. Dann schrieb sie Inez eine SMS. „Super wichtig! Müssen uns unbedingt treffen!!“

Schon kurze Zeit später kam die Antwort. „Bin bei Rafe. Komm her.“

Ohne lange zu überlegen zog sie sich ihre Schuhe an und lief nach draußen zum Schuppen, dann sah sie das Liams Auto noch auf dem Hof stand und dieser telefonierte. Sie lief schnurstracks darauf zu und stieg auf der Beifahrerseite ein. „Fahr los!“

„Ich telefoniere!“ widersprach er.

„Hat dein Superschlitten keine Fernsprechanlage?“

„Sicher hat er das.“

„Na mach schon, bitte bring mich zu Inez! Sonst platze ich gleich.“

Liam lachte und drückte ihr das Telefon in die Hand. Verdutzt sah sie ihn an. „Erklär du das meiner Frau, wegen dir komme ich zu spät zu meinem Date.“ Er startete dröhnend seinen Wagen.

„Ist sie dran?“ Liam nickte und fuhr aus der Ausfahrt. „Wo muss ich lang?“ Riley erklärte ihm kurz den Weg und berichtete Kim von ihren Neuigkeiten.

 

Riley stand ein wenig ratlos in der Einfahrt von Lukes Haus. Sie wusste nur dass er und Rafe Nachbarn waren, aber nicht in welchem dieser riesen Villen Rafael wohnte… So schnell wie sie aus dem Haus gestürmt war hatte sie sogar ihr Handy liegen gelassen.

Schulterzuckend versuchte sie sich so unauffällig wie möglich zu der alten Eiche zu schleichen, zumindest nahm sie an das es die besagte Eiche war, die vor Lukes Fenster stand. Alles ging gut. Niemand schien sie zu sehen, den letzten Teil sprintete sie zum Baum und zog sich am niedrigsten Ast nach oben. Kurze Zeit später und völlig aus der Puste stand sie ihrer Meinung nach vor dem besagten Fenster. Plötzlich bekam sie Skrupel. Was ist wenn Luke sich gerade Umzog oder wenn er schlief? Was ist wenn er gerade ein Mädchen in seinem Zimmer hatte? Sie schüttelte den Kopf um diesen unliebsamen Gedanken zu vertreiben. Er  bestand doch immer darauf dass er nichts mit Mädchen zu tun haben wollte. Da wird also schon niemand außer ihm in seinem Zimmer sein. Vorsichtig trat sie zum Fenster, sie klopfte leise an. Nichts. Sie klopfte noch einmal, dieses Mal ein wenig fester. Immer noch nichts. verärgert ließ sie ihren Arm sinken und verlor plötzlich ihren halt, noch bevor sie es verhindern konnte schrie sie panisch auf. Doch sie krallte sich mit den Fingerspitzen an die glatte Fensterbank. Auf einmal öffnete sich das Fenster und Luke griff nach ihren Händen. „Halt dich fest, ich ziehe dich hoch.“

Rileys Herz schlug wie wild gegen ihre Rippen. Luke war da, er würde sie retten! Mit einem Ruck zog er sie ins Zimmer, hatte aber nicht damit gerechnet, dass sie die Geistesgegenwart besitzen würde und sich mit dem Fuß am Baum abstoßen würde. Somit stolperte er und fiel rücklings auf den Boden  und sie landete auf seiner nackten Brust. Nackte Brust? Ja er hatte wirklich nichts an, ihr Kopf lag dicht an seinem Herzen, das auch ein wenig aus dem Takt schlug, zwar nicht so heftig wie ihres aber aus dem Takt! Sie hob den Kopf und sah ihn an. „Dan… Du hast mir wohl gerade das Leben gerettet. Danke!“ flüsterte sie, da sie zu mehr nicht im Stande war. Er nickte nur und sah in ihre immer noch vor Schreck geweiteten Augen. Augen deren Farbe er noch nie vorher gesehen hatte. Sie waren hellbraun und der Rand ging in ein dunkles braun, fast schwarz über. Er hob leicht seinen Kopf und stütze sich leicht auf die Unterarme ab um aufzustehen. „Vielleicht solltest du aufstehen, dann komme ich einfa…“

Plötzlich stürmte Annabelle in sein Zimmer. „Hast du den Schrei auch gehö… Was ist das denn? Und was macht ihr beide da?“

Frustriert stöhnte er auf,  ließ seinen Kopf wieder auf den Boden fallen und drückte sich die Hände an den Kopf. Riley die immer noch sichtlich unter Schock stand ließ ihren Kopf verschämt wieder auf seine Brust fallen. Wieso musste dieses neugierige Biest auch ausgerechnet jetzt in sein Zimmer kommen? Eigentlich schloss er seine Tür immer ab. Vor allem seit Annabelle es sich in ihren Kopf gesetzt hatte seine Freundin zu werden. Er war gerade noch unten schwimmen gewesen, war gemütlich die Treppe hochspaziert und hörte in dem Moment als er die Tür öffnete diesen schrecklichen Schrei vor seinem Fenster.

 „Annabelle! Hau ab!“ zischte er leise wütend.

„Aber der Schrei? Hast du ihn nicht gehört?“

„Verschwinde aus meinem Zimmer? Bea schreit ständig, es interessiert mich nicht!“ Als sie immer noch keine Anstalten machte zu gehen fügte er noch hinzu: „Ich habe zu tun.“

„Aber wer ist das Flittchen auf…“

„Sorry, aber das ist die einzige Möglichkeit sie los zu werden.“ Flüsterte Luke und Riley hob den Kopf und sah ihn fragend an. „Perfekt.“  flüsterte er hob den Kopf und küsste sie. Erst nur ganz vorsichtig um ihre Reaktion zu testen, als sie den Kuss sanft, vorsichtig und unerfahren erwiderte war es um ihn geschehen, es war als ob der alte Luke tief drinnen gewartet hatte und endlich rausdurfte. Er drehte Riley auf den Rücken und legte sich vorsichtig auf sie. Beide vergaßen alles um sich herum, Riley schlug die Arme um seinen Hals und zog ihn näher zu sich. Er küsste sie in der Halsbeuge und sie ließ verzückt ihre Hände über seinen muskulösen Rücken wandern. Plötzlich knallte die Tür zu und holte beide ruckartig in die Gegenwart. Sie blieben wie erstarrt liegen, Luke fand als erster die Sprache wieder. „Es tut mir leid, ich konnte mich einfach nicht mehr zurückhalten, es war als wäre ich wieder…“ er stockte kurz dann sah er ihr in die Augen, und Riley erkannte darin tiefen Schmerz und Abscheu vor sich selbst. „…der Alte.“

Riley schlug die Augen nieder sie konnte ihn einfach nicht angucken, für sie war es einfach nur herrlich und unbeschreiblich schön gewesen während bei ihm alte hässliche Erinnerungen hochkamen. Sie wusste nicht was sie tun sollte also streichelte sie ihn einfach sanft an der Wange und lächelte ihn an. „Es ist okay, es ist ja nichts passiert.“

In ihren Augen sah er so viel Verständnis, er konnte einfach nicht anders sanft drückte er ihr einen Kuss auf den Mund. Dann setzte er sich auf und zog sie ebenfalls in eine sitzende Position. Sie lächelte ihn wieder an. „Danke.“ Flüsterte sie wieder. Er streichelte ihre Wange. „Ich sollte jetzt die Tür abschließen bevor sie wiederkommt. Er ging zur Tür und sie hörte das unverkennbare Geräusch einer sich schließenden Tür. „Ich gehe eben ins Bad und ziehe mir etwas an okay? Ich bin sofort wieder da.“ Er sah ihren Blick zum Fenster huschen. „Denk nicht mal im Traum daran. Ich habe kein Problem damit mich hier im Zimmer anzuziehen.“

Riley räusperte sich. „Keine zehn Pferde kriegen mich wieder da raus.“

Er lächelte. „Gibst du mir auch ein paar Minuten um zu duschen?“

„Hast du vielleicht etwas zu trinken? Vorzugsweise Wasser?“ Sie sah ihn immer noch leicht erschrocken an. Nur wusste er nicht ob es ihr beinahe Sturz war der sie so ängstlich gucken ließ wie ein verschrecktes Reh oder ob er mit seiner Ungestümen Art der schuldige war. Er deutete mit dem Kopf zum Nachtschrank auf dem eine Flasche Wasser stand. „Wenn es dich nicht stört das ich schon aus der Flasche getrunken habe.“

Sie sah ihn an und rollte mit den Augen. „Ich spare mir jeglichen Kommentar.“

Luke lachte und wandte sich um, um in seinem großen Schrank nach Klamotten zu suchen. Plötzlich stand sie neben ihm. „Darf ich dir etwas raussuchen? Ich muss auf andere Gedanken kommen.“

Verwundert sah er sie an. Noch nie hatte ein Mädchen ihn gefragt ob sie ihm etwas zum Anziehen rauslegen durfte. Dann nickte er.

„Die kannst du gleich mitnehmen, Boss.“ Sie hielt ihm lächelnd eine schwarze Boxershorts von Hugo Boss entgegen.

Er grinste und nahm sie. „Schön, dass du wieder lächeln kannst.“ Dann schloss er die Tür zum angrenzenden Badezimmer.

Riley stöberte ein wenig in seinem Schrank und entschied sich dann für eine hellblaue Jeans und ein schwarzes T-Shirt.

Dann ging sie zum Bett und holte sich die Wasserflasche, da sie immer noch das Wasser der Dusche hörte trat sie an seinen Schreibtisch. Sie musste zugeben, dass er sehr ordentlich war. Ein Block lag auf dem Tisch und zog sie wie magisch an. Sie schlug die erste Seite auf und sah Herrn Becker, auf der nächsten Seite war wieder ein Lehrer, den sie selbst aber nicht kannte. Dann folgten noch ein paar Lehrer von ihrer Schule, auf der nächsten Seite blickte ihr Inez mit großen Augen entgegen. Gerade als sie weiter blättern wollte kam Luke nur in Boxershorts bekleidet aus dem Badezimmer. Er sah sie an seinem Schreibtisch und sie zuckte Automatisch zurück. Aber er reagierte nicht darauf er wollte sich erst mal anziehen und nicht wieder halbnackt vor ihr stehen. Also zog er sich Seelenruhig die Hose an und dann das Shirt. In dieser Zeit erklärte er ihr: „Du musst wissen das mir das von eben wirklich leid tut, ich hätte das nicht machen dürfen, vor allem da ich weiß das du noch…“ Er wurde leicht verlegen, „das du noch nie mit einem Jungen zusammen warst.“ Umschrieb er ihre Situation. „Aber wie ich schon sagte, es war wieder wie früher, du kennst meine Vergangenheit und so habe ich Annabelle und ihre Schwester immer auf Abstand halten können. Du musst wissen eine solche Situation ist denen nicht neu, ich habe es ständig gemacht wenn sie in mein Zimmer gestürmt sind. Die Mädchen waren genauso wie ich und sie fanden es aufregend wenn jemand zusah…“

Riley sah ihn schockiert an. „Heißt das du hast mit andern Mädchen geschlafen, während…“ Sie konnte nicht mehr weiter sprechen und blickte zur Tür.

„Nein! Mein Gott, sowas würde ich niemals tun! Irgendwann wurde den beiden langweilig und sie sind gegangen. Danach lief nie etwas meistens habe ich das Mädchen nach Hause geschickt.“ Er konnte die Erleichterung in Rileys Blick sehen, langsam ging er auf sie zu und streichelte sanft ihre Wange. „Du bist nicht wie diese Mädels, du bist was ganz besonderes und du bist eine Freundin von mir.“

Riley wusste nicht was sie sagen sollte und nickte einfach nur.

 „Und hast du sie dir angesehen?“ Riley nickte erneut. „Sie sind wunderschön geworden. Inez ist atemberaubend.“

Luke strich sich durch die feuchten Haare. Er wollte sie anfassen, sie berühren, ihre Samtweiche Wange streicheln und mit dem Daumen über ihre Lippen streichen. Aber er rührte sich nicht. Er musste diesen alten Luke wieder da einsperren wo er hingehörte. „Ich habe sie im Auftrag von Rafael gezeichnet. Er möchte ihr die Zeichnung zum Geburtstag schenken.“

„Eine sehr schöne Idee.“

Sie sah ihn wieder nicht an.

„Darf ich mir die anderen auch angucken?“

Luke trat hinter sie und öffnete den Block. Sie blätterte zu der Stelle an der sie gestört wurde und sah weiter irgendwelche Lehrer und Menschen die sie nicht kannte. Eine leichte Enttäuschung überkam sie, als sie keine einzige Zeichnung von sich fand.

„Dich habe ich noch nicht gezeichnet.“ Flüsterte er dicht hinter ihrem Ohr.

Ein wohliger Schauer überlief sie als sie seinen Atem so dicht an ihrem Ohr spürte. „Wieso nicht?“ fragte sie.

Er trat zurück und brachte Abstand zwischen sie. „Ich wollte nicht dass du falsche Schlüsse ziehst, falls du es zu Gesicht bekommen solltest.“

„Zeichnest du mir Zwei?“

„Zwei? Eins für dich und eins für den,“ er zeichnete mit den Händen zwei Anführungszeichen in die Luft. „Richtigen?“

Riley sah ihn ein wenig verletzt an. „Mach dich nicht lustig über mich. Ich glaube an die Liebe.“ Sie verschränkte die Hände vor die Brust. „Nein, eins für mich und eins für meine Oma.“

„Okay, aber du musst mir Modell sitzen.“ Seine Miene war undurchdringlich.

„Modell sitzen?“ Echote sie. „Ich glaube kaum das Inez dir Modell saß, das wüsste ich. Und die ganzen anderen Personen die du gezeichnet hast, saßen bestimmt auch nicht Modell.“

Ein grinsen erhellte Lukes Augen. „Nein, die Lehrer zeichne ich während des Unterrichts und von Inez habe ich ein Foto gehabt. Bei dir möchte ich mal etwas anderes ausprobieren.“  Sein Blick wanderte über ihren Körper angefangen bei ihrem Gesicht bis zu den Füßen und wieder zurück. „Ein Ganzkörperbild.“

Riley erbleichte. „Spinnst du? Ich ziehe mich bestimmt nicht vor dir aus!“ empörte sie sich. Luke erwiderte darauf nichts, sah sie nur unverwandt an. „Das ist doch wohl nicht dein Ernst!“ Er sagte noch immer nichts. „Was soll meine Oma mit einem Nacktbild von mir?“

Jetzt machte sich ein leichtes grinsen um seine Mundwinkel bemerkbar. „Wer hat hier was von ausziehen und Nackbild gesagt?“ Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Riley wurde puterrot. „Aber…aber du hast doch… du meintest doch…“ stotterte sie und brach dann ab. Verschämt sah sie ihn an. „Tut mir leid, ich dachte du wolltest…“

„Also wenn du willst kann ich es machen. Das wäre wirklich das erste Mal. Für deine Oma kann ich ein anderes zeichnen.“

„Du spinnst doch. Ich würde mich nie vor dir ausziehen.“

„Überleg es dir, die Idee ist gar nicht mal so schlecht.“

Riley zeigte ihm einen Vogel. „Vergiss es, du bekommst mein Gesicht, sonst nichts.“

„Du könntest einen Bikini anhaben…“

„Luke! Vergiss es. Schlag es dir aus dem Kopf, sowas würde ich niemals machen, der einzige der mich…“

„Stell dir mal vor,“ unterbrach er sie, „Du sitzt vor einem brennendem Kamin, in einem gemütlichen Stuhl, oder dieser Chaiselongue.“ Er deutete mit dem Finger auf ein Sofa in der Ecke seines Zimmers. „Du bist zugedeckt mit einer schönen kuscheligen Decke, die Beine sind angewinkelt und du liest ein Buch. Eine nackte Schulter blitzt unter der Decke hervor, auch deine Füße… Ich sehe dich richtig vor mir.“ Er sprach mittlerweile richtig begeistert. „Es wird ein richtig romantisches Bild. Komm schon, sag Ja.“ Luke sah sie flehentlich an. „Wir machen nichts, was du nicht willst. Versprochen!“ Er trat zu ihr und sah ihr beschwörend in die Augen. „Komm schon!“

Riley schluckte. Er sah sie so eindringlich an seine grünen Augen blitzten Erwartungsvoll. „Du wolltest das ich dich zeichne,“ redete er weiter. „du hast mir diesen Gedanken erst in den Kopf gesetzt. Ich dachte zuerst an ein Bild draußen wie du an einem Baum sitzt oder so. Aber dieses wird bestimmt schöner.“

„Das mit dem Baum finde ich besser.“

Luke schlug sich theatralisch gegen die Stirn. „Sie kann doch sprechen!“ rief er aus. „Ich zeichne, also gelten meine Bedingungen.“

„Und ich habe gar nichts zu sagen?“ widersprach sie.

Luke grinste. „Nein, keins meiner Model hat etwas zu sagen!“

„Ja weil sie gar nicht wissen, dass sie Model sind!“ Konterte sie. Aber Luke zuckte nur mit den Schultern. Das Bild mit dem Baum für deine Oma, das mit dem Kamin für mich.“

„Niemals! Wenn dann für mich!“

„Abgemacht!“ Er nahm ihre Hand und schlug seine hinein. „Deal.“

Riley sah ihn verdutzt an. „Was? Wir haben nichts besiegelt. Ich bin mir immer noch nicht sicher.“

„Was gibt es da nicht sicher zu sein? Du wirst komplett verdeckt sein. Unter der Decke kannst du auch etwas anhaben, ich werde dir schon nichts weggucken.“  Er sah das ihre Sorgenfalten langsam verschwanden und fügte belustigt hinzu: „Du hast eh nichts, was ich nicht schon gesehen habe.“  Noch ehe er begriff wie ihm geschah, hatte Riley ihm auch schon ihre Faust in den Oberarm gerammt. „Charmeur!“ meinte sie verächtlich. „Zuerst das Bild für meine Oma. Dann sehen wir weiter.“

„Du wirst von dem Bild so beeindruckt sein, das du mich anflehen wirst dich wieder und wieder zu zeichnen. Und ist das alles was du drauf hast?“ Er drückte an ihrem Bizeps. „Oh ein bisschen ist da was.“ Er grinste.

Sie zog ihren Arm weg und versuchte ihn wieder zu schlagen, aber er fing ihren Arm auf. „Ich will doch nicht dass du dich verletzt.“ Schmunzelte er und schubste sie auf seinen Bürostuhl. „Und jetzt erzähl mir endlich was du überhaupt hier zu suchen hattest.“

Rileys Mund verzog sich zu einem genüsslichem lächeln. „Was hälst du davon wenn ich dir sage das du am Freitag nächste Woche. Nicht diese!“ Sie hob den Finger in die Luft. „Deinen alten Freund Logan wieder sehen kannst?“

Den Ausdruck in seinem Gesicht hatte sie nicht erwartet. Seine Augen sahen sie Sehnsuchtsvoll an. „Verarsch mich doch nicht. Das ist überhaupt nicht lustig. Weißt du eigentlich das Logan alles an Familie ist was ich habe? Seine Eltern sind wie meine Eltern, sie haben mich immer wie einen Sohn behandelt.“ Er ging zur Kommode und zog ein Foto daraus hervor, er sah kurz darauf und gab es ihr dann. Vier Personen waren zu sehen. Luke, mit ungefähr zwölf Jahren dann ein Junge in seinem Alter der wohl Logan war und vermutlich seine Eltern. Das Fotos entstand wohl in einem Freizeitpark denn hinter den glücklichen Gesichtern konnte sie eine Achterbahn erkennen. Sie gab es ihm Wortlos wieder. „Sie haben mich überall hin mitgenommen. Sogar in den Familienurlaub.“

„Luke ich habe nicht gelogen, wenn du willst dann kannst du sie alle wieder sehen, Liam muss Geschäftlich nach LA und Inez und ich dürfen mit um uns dort Kostüme für den Ball zu kaufen. Aber nur unter der Voraussetzung das du mitkommst.“

Hoffnung machte sich in Luke breit. „Wer will, dass ich mitkomme?“

„Meine Oma, sie findet es sicherer wenn jemand mitkommt der sich dort auskennt, als Liam meinte das wir dich fragen könnten hat meine Oma sofort zugestimmt.“

„Ist das dein Ernst?“ Ungläubig starrte er sie an. Sie nickte und Luke zog sie in eine stürmische Umarmung, dass Riley Schwierigkeiten hatte zu atmen. Vorsichtig klopfte sie ihm auf die Schulter. „Luft!“ stöhnte sie und Luke ließ sie grinsend los. „Du kannst Rafe und Noel übrigens auch mitnehmen. Liam meinte zwar einen Freund, aber es macht ihm bestimmt nichts aus wenn beide mitkommen. Können wir jetzt zu Inez und es ihr erzählen?“

„Du hast es Inez noch nicht erzählt?“

„Sie ist bei Rafael und ich weiß nur das er dein Nachbar ist, welcher allerdings nicht. Du darfst dabei sein wenn ich die frohe Nachricht verkünde.“

Er grinste und zog sie zum Fenster. „Dann mal los.“

Riley wurde mulmig. „Muss das sein?“ Sie deutete auf den Baum. „Vom klettern habe ich erst einmal genug, wenn ich ehrlich bin.“

„Oh hatte ich ganz vergessen. Komm wir nehmen die Tür.“ Er nahm ihre Hand und zog sie wieder in besagte Richtung. „Du wirst aber sehr wahrscheinlich einen unentschuldigten Fehltag im Zeugnis haben, ich glaube nicht das Bea dich entschuldigt und wir fliegen freitags oder Donnerstagnacht los.“

„Ihre Unterschrift beherrsche ich wie meine eigene.“ Er schloss die Tür hinter sich ab, legte dann seinen Arm auf ihre Schulter und führte sie Richtung Treppe.

„Na fertig?“ Annabelle stand gehässig am Treppenende und sah Riley feindselig an.

„Jepp!“ grinste Luke und drückte Riley noch näher an sich. „Es war phantastisch!“ prahlte er und küsste Riley vor Annabelle sanft auf die Wange. Dann öffnete er die Haustür und sie traten in den lauen Frühlingsabend. Riley stieß ihn in die Seite. „Was denkt sie jetzt von mir?“

„Ist doch voll egal. Sie hätte so oder so angenommen dass wir im Bett waren. Soll sie doch denken was sie will.“ Er führte sie zu Rafaels Haus und gemeinsam berichteten sie ihren Freunden von dem Trip nach LA.

Kapitel 12

 

Kapitel 12

 

 

LUKE

Luke saß gelangweilt im Englisch Unterricht. Den unangekündigten Test hatte er schon wieder beim Lehrer abgegeben, während seine Mitschüler noch vor ihren Aufgaben saßen. „Luke da du schon fertig bist kannst du schon mal deine Hausaufgaben machen.“ Bot sein Lehrer an. Rafe neben ihm ließ ein leises schmunzeln vernehmen. Die Hausaufgaben hatte Luke schon in der letzten Stunde gemacht. „Bekommen wir denn welche auf?“ fragte er.

„Nein, weil ihr einen Test schreibt bekommt ihr keine Hausaufgaben.“ Luke nickte. „Meine Hausaufgaben habe ich schon fertig. Könnte ich einen Teil von ihrer Zeitung haben?“ Er hatte keine Lust zu zeichnen, seit er wusste dass er bei Riley mal etwas Neues probieren durfte war ihm die Lust an unschönen, alten Lehrern vergangen. Heute Nachmittag würde sie sich bei ihr zu Hause im Garten treffen. Ihre Oma musste zu einer Untersuchung und wäre ein paar Stunden nicht zu Hause. Herr Schröder nickte und er ging nach vorne um sich besagtes Blatt abzuholen. Dann lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und vertiefte sich in seine Lektüre. Aber innerhalb von ein paar Minuten war er mit dem Stück durch, er gab es seinem Lehrer wieder. „Ich gehe eben zur Toilette.“ Mittlerweile waren schon ein paar mehr mit dem Test fertig und Herr Schröder entließ die Schüler die schon fertig waren. Luke schnappte sich seine Sachen und schlug Rafe auf die Schulter.

„Ich bin sofort fertig.“ Meinte dieser nur und Luke sah auf sein Blatt und entdeckte gleich drei Fehler. „Lass dir Zeit. Guck dir alles noch mal in Ruhe an.“ Flüsterte er.

„Luke!“ ermahnte ihn sein Lehrer und Luke machte sich Schulterzuckend auf den Weg zur Tür. Er drehte sich noch einmal um und sein Blick fiel auf den leeren Stuhl von Sandra. Sie war wohl auch schon fertig. Er ging in den Flur und zu den Toiletten. Als er sich die Hände wusch kam grad ein anderer Typ rein und ging schnurstracks auf die letzte Toilette zu. Gerade als er rausgehen wollte hörte er eine aufgebrachte Mädchenstimme. „Na endlich, ich warte hier schon eine halbe Ewigkeit.“ Beschwerte sich die Stimme. Luke meinte sich erinnern zu können, dass es die Stimme von Sandra war, die heute Lautstark gegen den unangekündigten Test protestiert hatte. „Tut mir leid, ich konnte nicht eher kommen, mein Lehrer hat mich nicht rausgelassen, ich musste ihm drohen, dass ich ins Waschbecken pissen würde wenn er mich nicht rauslässt.“

Luke hörte ein kichern und als er schon die Tür in der Hand hatte hörte er wie der Typ sagte: „Warte, eben war noch ein Kerl hier drin.“ Luke wurde neugierig. Er schlug die Tür zu und verhielt sich ganz ruhig. „Also jetzt erzähl, wer hat dir erzählt das sie noch Jungfrau ist?“ forderte Sandra den Typen auf. Luke horchte auf. Jungfrau? Redeten sie von Riley oder gab es hier noch mehr? „Ich habe ein Gespräch belauscht. Inez und dieser Naber saßen auf dem Schulhof und unterhielten sich über irgendein Wochenende. Und dann meinte Naber so, dass es ihm Leid täte das er Riley bloßgestellt, und geoutet hätte das sie noch Jungfrau wäre.“

„Riley ist eine Jungfrau?“ Sandra lachte. „War aber eigentlich auch zu erwarten, sie lebt wohl in der Phantasiewelt ihrer Bücher. Das muss ich unbedingt meinen Mädels erzählen. Aber warte mal, heute ist schon Freitag und du erzählst es mir erst jetzt?“

Luke hörte wie der Typ lachte. „Ich habe das Gespräch am Dienstag belauscht, aber ich wollte einen schönen Start ins Wochenende.“

Angewidert sagte Sandra: „Du glaubst doch nicht das ich dir…“ Mehr wollte Luke gar nicht hören, er musste sofort Riley finden. 

 

 

RILEY

Inez und Riley saßen zusammen in der Kantine und unterhielten sich. Plötzlich stand Luke vor ihrem Tisch und unterbrach sie mitten im Satz. „Hast du jetzt Schulschluss?“

„Dir auch einen schönen Tag Luke.“ Sagte Riley munter.

„Lass den Quatsch, wir haben uns heute schon gesehen.“ Inez und Riley sahen ihn verwundert an. „Ist alles okay bei dir?“ fragte Inez. „Du kannst es wohl gar nicht mehr erwarten meine hübsche Freundin zu zeichnen was?“

„Inez ich habe jetzt keine Zeit. Habt ihr jetzt Schulschluss?“

Beide nickten und gerade als Luke anfangen wollte sich zu erklären kam ein Mädchen auf ihn zu und unterbrach ihn. „Hi Luke, könnte ich dich kurz mal sprechen?“ Sie war hübsch fiel Luke auf, sie hatte braune kurze Haare und hellblaue Augen die sie perfekt geschminkt hatte. Ihre Figur war schlank und ihre Beine steckten in einer ausgebeulten Jeans, während ihr Oberkörper in einem engen Spagetti Top gefangen war. In der Hand hielt sie ein Skateboard. Luke war viel zu verwirrt von ihrer irgendwie unpassenden Erscheinung um etwas zu erwidern. Er hörte noch wie Inez im Hintergrund kicherte.

Das Mädchen nahm einfach seine Hand und zog ihn ein paar Schritte von dem Tisch der Mädchen weg. Dann fing sie wieder an. „Es tut mir Leid das ich euch so unhöflich unterbrochen habe aber ich konnte einfach nicht anders. Ich bin Angela aber meine Freunde nennen mich einfach nur Angel, das ist das englische Wort für Engel.“ Plapperte sie nervös.

„Ich weiß was Angel bedeutet.“ Sagte er grob.

„Tut mir Leid wenn ich dich gestört habe, aber ich wollte dich auch nur fragen ob du mir zeigen kannst wie ich mit dem Skateboard einen Ollie hinbekomme? Ich versuche es schon seit Wochen und kriege es einfach nicht hin.“

Luke der wieder ganz der Alte war lehnte sich an einen Balken. „Riley bleib bitte wo du bist, ich muss gleich mal mit dir reden.“ Rief er über den Kopf von Angel. „Einen Ollie. Aha.“ Er wischte sich mit der Hand über das Gesicht. Aus den Augenwinkeln sah Luke wie Rafe an den Tisch der Mädchen kam.

„Ja, die Flips und Grabs habe ich schon drauf nur…“

„Kannst du denn auch schon die Flatlands?“ unterbrach er sie grinsend.

„Natürlich, die habe ich als erstes gelernt.“ Sie lächelte ihn strahlend an, dabei entblößte sie einen kleinen Schmuckstein auf ihrem oberen vorderen Schneidezahn.

„Du siehst überhaupt nicht aus wie eine Skaterin, bis auf deine Hose vielleicht.“ Er lächelte sie charmant an.

„Das nehme ich mal als Kompliment.“ Sie grinste ihn verführerisch an und trat einen Schritt näher. Dann legte sie ihre Hand auf seine Schulter und beugte sich zu ihm vor. Leise flüsterte sie ihm ins Ohr: „Ich lerne schnell.“ Luke grinste. Legte seine Hand an ihre Taille und zog sie noch ein Stück näher zu sich. „Das ist ja schön.“ Flüsterte er ihr ebenfalls lächelnd ins Ohr. „Denn du musst wissen, dass ein Ollie und ein Flatland ein und dasselbe sind.“ Damit ließ er sich ruckartig stehen und ging zurück zu seinen Freunden. Jetzt erst bemerkte er das Rafe und Inez nicht mehr da waren. Und Riley schien in ein Buch vertieft zu sein.

„Wo sind denn die anderen?“

„Inez musste zum Augenarzt und Rafe begleitet sie. Bist du sie losgeworden?“ Sie deutete mit dem Kopf Richtung Ausgang durch den Angela gerade wütend davonrauschte. „Sie ist heute schon die zweite! Langsam nervt es wirklich.“

„Was ist denn wenn sie es wirklich ernst meinen?“ fragte Riley.

„Ach die lügen alle wie gedruckt. Sandra will Nachhilfe in Englisch, obwohl sie diese Sprache beherrscht. Kira will das ich ihr bei einem Referat über Los Angeles helfe und diese Angel will das ich ihr das ihr zeige wie sie einen Ollie auf dem Skateboard machen kann. Die nächste kommt und möchte das ich ihr zeige wie man surft!“

Riley prustete los. „Surfen. Hier. So blöd sind die dann doch nicht.“ Dann wurde sie wieder ernst. „Du bist aber auch wirklich gemein zu Angela geworden. Es sah so aus als ob du sie gleich küssen würdest und dann machst du sie voll fertig.“

„Echt?“ Luke lachte. „Also bin ich wirklich ein guter Schauspieler, am liebsten hätte ich… ach nein, das sage ich dir lieber nicht, sonst hältst du mich noch für ein Ungeheuer.“ Luke wusste selbst nicht warum er so gehandelt hatte. Eigentlich hätte er ihr ganz normal wie auch dem anderen Mädchen heute, eine normale abfuhr geben sollen. Aber sie war auch wirklich selbst ein bisschen zu weit gegangen mit ihren Bemerkungen und Flirtversuchen. „Wieso versteht ihr Mädels es nicht wenn ein Typ einfach nicht interessiert ist?“

„Ich glaube nicht das es am nicht verstehen liegt. Du siehst einfach gut aus und das ist es was in der heutigen Gesellschaft zählt. Man will einfach einen gut aussehenden Partner an seiner Seite haben.“

„Du findest das ich gut aussehe?!“ Er grinste sie an.

„Frag doch nicht so blöd. Du weißt, dass ich das denke. Und du selbst hast doch bestimmt auch schon mal in den Spiegel geguckt.“

„Genauso wie du.“ Erwiderte er und zog ihr dabei ihr Zopfband aus den Haaren.

„Was machst du da?“ fragte sie, mich stört es wenn mir die Haare ins Gesicht hängen. Er beugte sich näher zu ihr und flüsterte: „Siehst du die Mädels da am Ausgang stehen? Ich glaube die reden über mich. Die rothaarige will die ganze Zeit herkommen, aber dann geht sie doch immer wieder zurück.“ Riley hob unauffällig den Blick und sah wie zwei Mädels in der Nähe der Tablettwagen standen und zu ihnen herübersahen. Sie sah wieder zu Luke. „Du hast Recht. Und was machen wir jetzt?“ fragte sie. „Wir gehen beide einfach raus. Zu dir. Ich habe Lust zu zeichnen. Meinst du deine Oma ist schon weg?“ Er zog sie vom Stuhl, nahm ihr Buch und gemeinsam schlenderten sie nebeneinander zum Ausgang direkt an den beiden Mädchen vorbei die dort standen und ihnen interessiert nachsahen.

„Ach hatte ich es dir gar nicht gesagt? Meine Oma hat ihren Termin erst um 14 Uhr. Sie möchte das du zum Mittagessen kommst.“

„Zum Mittagessen? Was gibt es denn?“

Riley lachte. „Auf jeden Fall nichts Außergewöhnliches!“

„Das klingt schon mal sehr gut und ich habe sogar einen Helm für dich mit.“ Sie gingen zu seinem Motorrad und fuhren los.

 

Luke

Das Essen und die Unterhaltung am Tisch waren sehr angenehm gewesen. Es gab leckeres Fischfilet mit Tomaten Mozzarella, Salat und ein selbstgebackenes Baguette. Luke war immer noch, eine Stunde nach dem Essen richtig satt. Amelia hatte sich verabschiedet und war mit ihrer Tochter Anna, Liams Mutter, zum Arzt gefahren. Jetzt saß er im Garten auf einem Stuhl und suchte sich die perfekte Kulisse für das Bild aus. Riley war in ihrem Zimmer und zog sich um. Es war sehr schön draußen, die Sonne schien direkt in den Garten. Sie hatten sogar einen kleinen Teich mit Springbrunnen und wie der Zufall es nicht anders wollte stand auch ein Baum in der Nähe, Zwar seines Erachtens ein bisschen zu weit, aber auf dem Papier konnte er es ja ein bisschen dichter zeichnen. Irgendwo da musste Riley sitzen entschied er. Sein Blick wanderte weiter und er sah eine große Box. Er stand auf, öffnete sie und sah darin ein paar bunte Kissen, die könnte sie als Rückenlehne gut gebrauchen. Gerade als er rein gehen wollte um eine Decke zu holen kam Riley aus der Tür. Ohne sie zu beachten sagte er: „Geh und such mal ein oder zwei Decken auf die du dich setzten kannst, Kissen habe ich dir schon rausgesucht. Ich fange schon mal an.“ Er nahm seinen Stuhl und setzte sich in den Schatten, dann fing er an mit groben Linien den Baum zu zeichnen. Kurze Zeit später kam Riley mit zwei Decken wieder. „Wo soll ich sie hinlegen?“ Wollte sie wissen und Luke zeigte ohne den Blick von seinem  Blatt zu nehmen auf den Baum. „An den Stamm gelehnt sollst du sitzen. Hast du dein Buch?“ Riley bejahte und Luke erklärte ihr, dass sie es sich erst einmal gemütlich machen konnte. Ein paar Minuten schwiegen sie und Luke zeichnete konzentriert. Doch als er aufblickte stockte er kurz. Riley sah einfach nur süß aus! Sie trug ein kurzes weißes Spitzenkleid, ihre Haare fielen ihr offen vorne über die Schultern, da sie vornübergebeugt auf den Knien saß und las. An ihren Handgelenken trug sie mehrere Armbänder und ein kleines goldenes Kreuzkettchen hing ihr um den Hals. Doch anstatt ihr ein Kompliment zu machen fragte er. „Wie viele Bücher hast du eigentlich?“

„Hmm?“

„Wie viele Bücher du hast.“

„Keine Ahnung, aber das hier lese ich schon zum dritten Mal.“

„Okay, ich frage gar nicht erst weiter.“ Luke lachte. „Du musst die Sonnenbrille ablegen, ich will nicht, dass deine Augen verdeckt sind.“ Er legte seinen Block zur Seite und stand auf. Riley nahm die Brille von den Augen und steckte sie sich auf den Kopf. „Geht das so?“ Luke nickte und ging vor ihr in die Hocke. „Lehn dich mal an den Baum.“ Riley tat wie geheißen, stopfte sich zwei Kissen in die Seite und versuchte es sich so bequem wie möglich zu machen. „Nein, die Beine nicht ausstrecken, knick sie ein wenig ein.“ Luke nahm ihren Fuß, der zum Glück in keinem Schuh steckte, und legte ihn so hin wie er ihn gebrauchte. Dabei lief bei Riley ein Schauer über den ganzen Körper und sie zuckte leicht zusammen, davon bemerkte Luke zum Glück nichts. „Ja so ist es gut. Jetzt leg das Buch auf deinen Schoß.“ Riley machte es und Luke ging zurück zu seinem Stuhl. Er gab ihr noch ein paar Anweisungen und fing dann wieder an zu zeichnen. Es wurde wieder still und einige Zeit zeichnete Luke ununterbrochen. Dann als er zu ihrem Gesicht kam stockte er, stand wieder auf und ging

vor ihr in die Hocke. „Deine Haare verdecken dein Gesicht. Darf ich mal?“ Er wartete eine Antwort gar nicht erst ab,  nahm ihre Haare und legte sie auf die linke Schulter. „So ist es besser.“ Meinte er zufrieden und ging zurück zu seinem Stuhl. Einige Zeit später meinte er. „Lass uns mal eine Pause machen.“

„Darf ich mir das Bild mal angucken?“ fragte sie neugierig. Aber Luke verneinte. „Nein, erst wenn es fertig ist.“ Riley war zwar ein bisschen enttäuscht, aber es war Lukes Entscheidung. Sie lief in die Küche und holte ein paar Snacks die sie vorbereitet hatte. Als sie wieder auf die Terrasse trat sah sie wie Luke die Sachen vom Baum aufräumte. „Machen wir Schluss?“ fragte sie. „Ja, Amelia müsste jeden Augenblick zurück sein, und ich dachte, weil du es ihr schenken willst, soll es doch bestimmt eine Überraschung sein.“ Riley sah auf ihr Handy, tatsächlich ihre Oma müsste bald wieder da sein. Dann sah sie, dass sie einige Nachrichten bekommen hatte und las die erste. Es war eine ihr unbekannte Nummer, als sie die Nachricht überflog wurde ihr ganz komisch. Sie öffnete die nächste und ihr wurde schlecht. Benommen setzte sie sich auf die Gartenliege hinter sich und starrte auf ihr Handy. Es gab noch drei weitere Nachrichten, aber sie traute sich nicht sie zu öffnen. Sie tupfte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Woher wussten die nur…? „Ist alles okay bei dir?“ fragte Luke in diesem Augenblick. „Weinst du etwa?“ Er setzte sich neben sie und hob ihr Gesicht an. „Was ist los? Gerade war doch noch alles in Ordnung.“ Sie entzog ihm ihr Gesicht. „Kannst du bitte gehen? Ich möchte alleine sein.“

„Auf gar keinen Fall, was bin ich für ein Freund wenn ich dich alleine lasse? Also was ist los?“

Riley reichte ihm wortlos das Handy.

„Hey, Lust mal mit mir auszugehen?“  Das war alles was da stand. Luke öffnete die nächste Nachricht, die klang schon deutlicher. „Hi, hab gehört du bist NOCH etwas ganz besonderes… ich kann dir bei deinem Problem helfen. Melde dich einfach.“ Luke biss die Zähne aufeinander, zog Riley in den Arm und streichelte sanft ihre Schulter. Er las die anderen Nachrichten die einen ähnlichen Inhalt hatten und löschte sie kurzerhand. „Das sind alles…“ setzte er an, aber Riley unterbrach ihn. „Woher wissen sie das?“ Luke erzählte ihr von dem Gespräch das er belauscht hatte. Wegen des Mittagessens und dem zeichnen hatte er gar nicht mehr daran gedacht. „Die nächste Zeit wird hart für dich.“ Sagte er voller Mitgefühl in der Stimme. Sie nickte, und stand auf. „Ich hole uns etwas zu trinken.“ Sagte sie und verschwand im Haus, die nächsten zehn Minuten saß Luke auf dem Stuhl und wartete auf Riley. Schließlich kam sie umgezogen mit Jeans und T-Shirt und einer Flasche Wasser wieder raus. „Sorry das du warten musstest, aber ich dachte ich ziehe mich noch schnell um bevor Oma nach Hause kommt.“ Sie goss ihm ein Glas ein und setzte sich auf einen Stuhl. „Geht es wieder?“ fragte er besorgt da sie so tat als wäre nichts gewesen. „Ja es geht wieder. Die werden es schon vergessen. Spätestens in einer Woche haben die ein neues Opfer. Ist doch immer so.“ erwiderte sie Tapfer. Luke nickte, wusste aber, dass es wohl nicht stimmte. Auf seiner alten Schule gab es mal so einen ähnlichen Fall, als es daran dachte musste er schlucken. Das Mädchen damals wurde vergewaltigt, von einem Mitschüler! „Ich habe Angst um dich.“ Sagte er. „Wieso Angst? Es geht mir gut. Wirklich!“ beteuerte sie. „Ich bin wie ich bin.“

„Bei uns in LA gab es mal einen ähnlichen Fall. Ich weiß keine Details, damals hat es mich nicht wirklich interessiert. Ich war jung, und das Mädchen müsste 18-19 Jahre alt gewesen sein. Irgendwie kam heraus das sie noch Jungfrau war, sie wurde eine Woche später in der Schule vergewaltigt.“

„Wie schrecklich! Wieso erzählst du mir sowas?“

„Du sollst den Ernst der Lage sehen.“

„Ich glaube du übertreibst ein wenig, in Amerika geht es immer ein bisschen heftiger zu als hier.“

„Quatsch!“ Luke stand auf und ging vor ihr in die Hocke, er nahm ihre Hand. „Du musst deinen Zustand ändern, der richtige wird es schon verstehen!“

„Und du bietest dich selbstverständlich aufopferungsvoll für mich an.“ Sagte sie sarkastisch.

„Niemals, ich werde doch nicht mit dir schlafen!“ rief er empört aus und sie sah ihn betroffen an. „So hässlich bin ich jetzt aber auch nicht.“ Luke lächelte sie an. „Du bist überhaupt nicht hässlich!“ Er streichelte ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich will nicht, dass dir etwas passiert, dafür bist du mir zu wichtig.“ Riley lächelte ihn an. „Danke!“

„Trotzdem musst du das ändern!“

„Auf gar keinen Fall.“

Luke ging auf ihren Einwand gar nicht ein und stand auf. „Vielleicht würde Noel? Oder einer der Jungs mit denen ich mich zum Fußball spielen...“ Noch als er es sagte wurde ihm bewusst wie doof er sich verhielt, er konnte Riley doch nicht so an irgendwelche Typen verschachern. Und bei dem Gedanken, dass ein anderer sie anfassen würde wurde ihm ganz schlecht! „… treffe… ne du hast Recht, das geht gar nicht. Bleib wie du bist, lass auf keinen Fall irgendeinen Kerl an dich ran. Gar keinen! Hast du mich verstanden?“

„Ja Papa!“ Riley lachte. „Du bist doof.“ Sie stand ebenfalls auf und schlug ihn an die Schulter. Ihr Handy klingelte wieder. „Können wir dieses unangenehme Thema jetzt vielleicht lassen?“ Luke nickte und öffnete die Nachricht. Es war ein Foto, völlig entgeistert starrte er auf das Display. Riley die seine Reaktion bemerkte fragte: „Was ist los?“

„Wir sind auf Facebook.“

„Facebook? Wir?“

„Setz dich hin.“ Forderte er sie barsch auf. Ohne zu wiedersprechen ließ sie sich wieder auf die Gartenliege plumpsen und Luke setzte sich neben sie. Dann hielt er ihr das Handy hin. Sie zog scharf die Luft ein. Es war ein Bild von ihr und Luke wie er halbnackt auf dem Boden über ihr lag. Mit der Überschrift: Jungfrau? Jetzt nicht mehr, kleines Flittchen! Riley schlug sich die Hand vors Gesicht.

„Annabelle!“ stieß Luke wütend hervor. Das Bild war wirklich im perfekten Moment aufgenommen, man konnte sie beide einwandfrei identifizieren. „Es sieht wirklich eindeutig aus.“

„Tja, dann hat sich mein Jungfrauen Problem ja von alleine gelöst.“ Riley schien zufrieden und Luke starrte sie verwirrt an. „Du bist nicht sauer? Sie schreibt das du ein Flittchen bist.“

„Besser das als Jungfrau oder? So laufe ich nicht Gefahr in einer dunklen Ecke…“

„Ach hör doch auf!“

„Was hast du denn? Stört es dich so? Ich weiß das ich zwar nicht deinem üblichen Beuteschema ähnle, aber du meintest selbst das ich nicht hässlich bin.“

„Das meine ich doch gar nicht! Du bist doch nicht so eine. Dein Ruf ist dahin.“

„Ist doch egal, damit komme ich klar.“

„Wie du meinst.“

Riley nickte zufrieden. „Es sei denn…“ sie stockte. Der Gedanke war ihr noch gar nicht gekommen. Sie war nicht alleine auf dem Bild. „Es sei denn was?“ Wollte Luke wissen. „Naja…“ Riley druckste herum. „Es geht hier nicht nur um mich. Du bist auch auf dem Bild und nach dem was du aus LA erzählst wolltest du nicht…“

„Um mich geht es nicht, ich komme damit klar!“ unterbrach er sie und grinste. „Außerdem schreckt das die Mädels vielleicht ein bisschen ab, wenn ich schon bei Jungfrauen keine Rücksicht nehme!“

Riley grinste ihn an. „Ja vielleicht, oder es turnt sie nur noch mehr an! Aber wenn das für dich okay ist, dann können wir das Thema jetzt lassen.“

Luke nickte, stand auf goss sich ein Glas mit Wasser ein und trank es mit einem Zug aus. „Ich möchte auch gerne etwas trinken.“ Grinste Riley zog sich ein paar Salzstangen aus einem Glas und ließ sich genüsslich auf einen Gartenstuhl fallen.

Kapitel 13

Kapitel 13

SSP

 

Luke

Luke saß in seinem Zimmer und feilte noch an dem Bild von Riley, es war so gut wie fertig. Sie hatten sich gestern noch einmal getroffen, diesmal waren Inez, Rafe und Noel aber dabei und Luke und Riley haben ihnen von dem Desaster erzählt wie dieses Fotos entstanden war. Dabei lachten die Jungs sich einen weg und Inez sah ihre Freundin schockiert an. „Es ist doch nichts passiert.“ Versicherte Riley gut gelaunt. „Meiner Unschuld geht es sehr gut!“ grinste sie ihre Freunde an. „Luke hat nichts angefasst!“ Bei diesem Satz prusteten die Jungs inklusive Luke wieder los und selbst Inez konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

Sein Handy klingelte und er wurde aus seinen Gedanken gerissen. „Moin Alter!“ begrüßte er Noel am anderen Ende der Leitung. „Was geht ab?“

Noel erklärte ihm, dass er und seine Mannschaft heute ein wichtiges Fußballspiel hatten, aber leider hatte ihr Stürmer sich eine Grippe zugezogen und der Ersatzspieler saß mit einem Bänderriss im Sprunggelenk auf der Bank. „Mein Trainer ist am Verzweifeln, die Gegner sind echt stark und wenn wir unterbesetzt spielen steht die Chance auf einen Sieg nicht gut.“ Endete Noel seinen Bericht.

„Und er hat nichts dagegen wenn ich Spiele?“

„Er würde Luftsprünge machen!“

„Klar dann bin ich dabei! Ich muss nur den anderen absagen, wir waren eigentlich heute Nachmittag verabredet.“

„Die können sich das Spiel ja angucken.“

„Stimmt, ich sag ihnen Bescheid. Wann und wo ist das Treffen?“

 

Pünktlich um 13 Uhr stand Luke vor dem Stadion und wartete auf Noel, der auch schon zwei Minuten später eintraf. „Super das du da bist!“ begrüßte Noel Luke und gemeinsam gingen sie in den Umkleideraum.

Nach dem Aufwärmen zog der Trainer Noel und Luke zur Seite. „Luke du bist wirklich gut, schön das du für Marcel einspringst der arme übergibt sich ohne Pause habe ich mir sagenlassen. Leider können wir dich für dieses Spiel nicht so bezahlen wie die andern Teammitglieder aber…“

„Ist schon gut, ich spiele gerne und es ist nur ein Hobby.“ Winkte Luke ab und Noel fügte hinzu: „Er braucht das Geld gar nicht, du kannst mir einen Bonus auszahlen!“ Sein Trainer schlug ihm auf die Schulter! „Sieh lieber zu das du heute ein paar Tore schießt!“

Luke und Noel gingen zu ihren Freunden die sie auf der Tribüne gesichtet hatten. „Ich bin das erste Mal bei einem Fußballspiel, es ist ja so aufregend!“ Inez klatschte in die Hände und präsentierte sich in den rot/weiß Tönen der Mannschaft. „Bin ich passend angezogen?“ fragte sie herausfordernd sie trug eine kurze weiße Shorts und ein rotes Top. Riley trug eine Rote Shorts und ein weißes T- Shirt. „Ihr gehört zum Team, das sieht jeder.“ Versicherte Noel. „Schön dass ihr da seid, ich hoffe ihr werdet auch ein paar schöne Tore sehen.“

Sie unterhielten sich noch ein Weilchen und dann mussten die beiden zum Team, es gab eine kurze Besprechung und dann ging das Spiel los. Die erste Halbzeit war ziemlich ausgeglichen, die Gegner schossen ein Tor in der dreißigsten Spielminute, aber Noel traf bei der nächsten Gelegenheit ebenfalls das Tor und es stand zur Pause unentschieden. In der zweiten Halbzeit merkte man, dass die beiden Teams nicht mehr mit demselben Elan spielten wie vor der Pause. Es war drückend heiß und der Schweiß lief den Jungs über die Stirn. Luke der solche Temperaturen gewohnt war störte es nicht so sehr und er versenkte einen Ball im rechten oberen Eck. Das Publikum jubelte und Lukes Mitspieler stürzten sich freudig auf ihn. Die letzten zwanzig Minuten vergingen wie im Flug und letzten Endes endete das Spiel 2:1. Die Fans stürmten auf die Jungs zu und beglückwünschten sie zu ihrem Sieg.

 

Riley

Sie hatte noch nie gesehen, wie jemand bei so einer Hitze eine solche Ausdauer haben konnte. Fröhlich ging sie neben Inez auf Luke zu, der gerade in einer Umarmung von Noel steckte. Dann lösten sie sich und Noel sprang Rafe in die Arme Inez lachte los und sprang hinten auf Rafes Rücken. Gerade als Riley ihr Handy zücken wollte um ein Foto zu machen wurde sie vom Boden gerissen und flog durch die Luft. So plötzlich wie sie den Boden unter den Füßen verloren hatte, hatte sie ihn wieder, sie strauchelte leicht und wäre beinahe gefallen hätte Luke sie nicht festgehalten. Sie blickte in seine strahlenden Augen. „Du siehst glücklich aus.“ Sagte sie atemlos. „Das bin ich auch, ich wusste ja nicht das gewinnen so viel Spaß macht!“ Er grinste sie an und zog sie wieder in eine Umarmung, dann legte er seine Arme unter ihre Beine hob sie hoch und drehte sich einmal mir ihr im Kreis. „Luke!“ Rief sie lachend. „Lass mich los, du bist ganz nass.“ Luke lachte, „Stell dich nicht so an, ist doch nur ein bisschen Schweiß!“ Er stellte sie vorsichtig auf den Boden und just in dem Moment als er sie losließ traf sie beide eine kalte Dusche. „Der neue muss mal so richtig eingeweiht werden!“ rief der Torwart mit einem leeren Eimer in der Hand. Dann sah Riley das noch mehr Mannschaftskameraden mit Eimern in der Hand neben Luke standen und wollte noch aus dem Schussfeld laufen, aber da ergossen sich weitere Liter eiskaltes Wasser über sie. Sie schrie auf und wollte weglaufen, doch Luke hielt ihren Arm fest und lachte. „Hilfe!“ schrie sie. „Hört auf. Das Wasser ist Eiskalt“

„Seid doch nicht so gemein zu unserem Ersatzspieler.“ Ertönte die Stimme des Trainers. Riley atmete auf und sah zum Trainer, entsetzt sah sie, dass er einen Gartenschlauch in der Hand hielt. „Ihr riecht auch nicht besser!“ rief er und ließ das Wasser an. Ein paar Minuten später standen alle die noch auf dem Spielfeld platschnass in der Sonne. „So jetzt geht euch ordentlich duschen!“ Befahl der Trainer und die Jungs machten sich lachend auf den Weg in die Umkleide. Rafe ging wie selbstverständlich mit. „Hast du noch ein Handtuch für mich?“ fragte er Luke. „Ich habe noch eins, das kannst du haben.“ Erbot sich Noel. „Danke!“

Jetzt standen Riley und Inez alleine bis auf die Knochen durchnässt auf dem Rasen und grinsten sich an. „Na das nenne ich mal eine Sause!“ lachte Inez. „Wir sind klitschnass!“ erinnerte Riley sie. „Na und? Die Sonne scheint, es ist warm wir trocknen im Nu!“

„Hier Mädels, habt ihr Handtücher!“ Der Trainer warf den beiden Freundinnen jeweils ein Handtuch zu und begab sich ebenfalls in Richtung Umkleide. „Danke!“ riefen die Mädchen unisono. Der Trainer hob seine Hand und ging weiter.

„Du hast einen hübschen BH an.“ Meinte Inez. Erschrocken sah Riley auf ihre Brust und sah ihren schwarzen Spitzen BH unter dem T-Shirt leuchten. „Na toll! Und was mache ich jetzt?“

„Gar nichts! Was sollst du machen? Du wirst schon trocknen!“

„Du hast gut reden, bei dir sieht man gar nichts!“

„Clever was? Ich habe auch einen weißen an, den sieht man unter rot nicht!“ Inez grinste.

„Gib mir deinen!“ forderte Riley sie auf.

„Auf gar keinen Fall, meine Brüste passen niemals in deinen mini BH!“

„Das ist gar kein mini BH!“ begehrte Riley auf.

„Für mich schon. Und jetzt stell dich nicht so an. Komm wir setzten uns hier in die Sonne und ruck zuck bist du trocken.“

„Du bist die mieseste beste Freundin die es gibt.“ Beschwerte Riley sich und folgte Inez zu der Trainerbank. „Es ist doch herrliches Wetter für eine Wasserschlacht.“ Säuselte Inez und legte ihren Kopf auf Rileys Oberschenkel. „Wie gut dass ich weiße Unterwäsche trage!“ Fügte sie noch hinzu und schloss die Augen.

Die Jungs kamen eine halbe Stunde später frisch geduscht aus der Umkleide. „Na wieder trocken?“ fragte Inez und stand auf um Rafe zu küssen. „Ja und du noch nicht?“ „Leider hatten wir keine Wechselkleidung mit.“ Sagte Inez und deutete auf Rafaels Sporthose. „Die hat mir Noel geliehen, hatte er noch in der Tasche.“ Erklärte er und ging mit seiner Freundin im Arm Richtung Ausgang.

„Hübscher BH Riley.“

Riley sah Noel wütend an. „Ich weiß! Der ist neu und schwarz. Guck es dir genau an, denn das wirst du nie wieder sehen!“ Die Jungs lachten. „Wie schade!“ Flötete Noel und folgte den Turteltauben.

Riley sah zu Luke, der bis jetzt den Mund gehalten hatte und erwischte ihn dabei wie er auf ihre Brüste starrte. „Fertig?“ Fragte Riley streng.

„Was?“

„Ob du fertig mit starren bist?“ wiederholte sie.

„Ich starre nicht ich gucke es mir nur genau an. Das meintest du doch.“ Ein schelmisches Grinsen umspielte seine Mundwinkel und Riley bekam leicht wackelige Knie. „Wieso muss sowas immer ausgerechnet mir passieren?“ Beschwerte sie sich. „Bei Inez kann man nichts sehen und ich muss jetzt halb entblößt durch die Stadt laufen.“

Wortlos zog Luke sein T-Shirt aus und reichte es ihr. Verdutzt sah sie ihn an. „Wenn dir unwohl ist, dann nimm mein T-Shirt ich habe noch das T-Shirt mit, mit dem ich gekommen bin.“ Riley schnappte sich das T-Shirt und befahl: „Dreh dich um.“ Luke tat wie geheißen und Riley drehte sich ebenfalls um, zog sich ihr nasses Top über den Kopf und Lukes sauberes frisches T- Shirt an. Als sie sich umdrehte war Luke wieder angezogen. „Danke ich fühle mich gleich viel besser. Wringst du das bitte aus?“  Sie hielt ihm das Nasse Top entgegen und Luke kam ihrem Wunsch nach. „Und jetzt steck es bitte in deine Tasche. Ich will nicht das mein Buch nass wird.“

Luke lachte. „Du hast sogar zu einem Fußballspiel dein Buch mit?“

„Ich wusste ja nicht, dass es so interessant ist.“ Verteidigte sie sich. „So wie sehe ich aus?“ Sie drehte sich einmal im Kreis. „Als ob du dir ein T-Shirt drei Nummern zu groß gekauft hast. Aber wenigstens ist es schwarz.“ Er zwinkerte ihr belustigt zu.

„Ich warte nur darauf, dass dir endlich mal etwas peinliches passiert!“ konterte Riley. Zog das Shirt zusammen uns knotete es auf Hüfthöhe zusammen. „Besser?“ fragte sie und Luke nickte. „Gegen sowas bin ich Immun!“ antwortete er ihr.

Riley lachte. „Ich hoffe doch nicht.“ Meinte sie dann.

„Leute wo bleibt ihr denn?“ Dröhnte Noels Stimme über den leeren Platz.

„Wir sollten los.“ Sagte Riley und lief los. Als sie bei Noel ankam musste dieser über ihr neues Outfit schmunzeln. „Riley, Riley! Vorher sah es besser aus.“

„Du hast ja keine Ahnung!“ sagte sie, streckte die Zunge raus und lief weiter zu Inez und Rafe.

 

Der Sonntag war ruck zuck vorbei und ehe Riley sich versah, stand sie auch schon am Montagmorgen an der Bushaltestelle und wartete auf ihren Bus. Als sie einstieg bemerkte sie Inez in den Reihen und ging lächelnd auf sie zu. „Wie du fährst mit dem Bus?“ begrüßte sie ihre Freundin.

„Dir auch einen schönen guten Morgen.“ Schnauzte Inez. „Mein Bruder hat heute Urlaub, weil er gestern zu lange auf einem Konzert war und jetzt muss ich Bus fahren.“ Sie deutete verächtlich auf ihre Umgebung. „So schlimm ist Bus fahren gar nicht. Früher bist du gerne Bus gefahren.“

„Jetzt aber nicht mehr. Weck mich wenn wir da sind.“ Inez schloss die Augen und legte ihren Kopf an den Rücksitz. Riley nickte. „Wie du meinst, dann lese ich noch ein bisschen.“

„Du bist süchtig!“

„Gar nicht, ich vertreibe mir nur die Langeweile!“ Protestierte Riley. Inez schnaubte und fing an ihr von sich und Rafael zu erzählen. An der nächsten Haltestelle stiegen zwei Mädels hinzu, die Riley abschätzig musterten. Riley ignorierte ihre Blicke und unterhielt sich weiter mit Inez. „Hast du das nicht bemerkt?“ fragte Inez.

„Was?“

„Na die Mädels, die sahen so aus, als ob sich dich gleich Köpfen würden.“

„Zähl doch zwei und zwei zusammen, die sind sauer wegen Luke.“

„Ach das Desaster!“ Inez schlug sich die Hand an den Kopf. „Das hatte ich ja schon voll vergessen! Aber keine Angst, ich halte dir den Rücken frei, und die Jungs bestimmt auch.“ Riley lächelte ihre Freundin liebevoll an. „Danke.“ Der Rest der Busfahrt verlief ganz normal, doch als sie aus dem Bus ausstiegen wurde alles irgendwie anders. Viele Mitschüler hatten nur einen abfälligen Blick für sie über, einige Jungs pfiffen ihr hinterher und als Sandra ihnen über den Weg lief sagte diese spöttisch: „Na, hat die Jungfrauennummer geklappt? Ist er wirklich auf dich reingefallen? Hätte nie gedacht das so ein heißer Typ so dumm ist!“

„Halt deine Zunge lieber im Zaum Sandra! Du hast ja nicht die geringste Ahnung zu was…“ Riley unterbrach ihre aufbrausende Freundin. „Inez! Lass gut sein, komm weiter!“ Sie zog Inez in die Klasse. Na toll jetzt hatten sie auch noch englisch, sie musste im Unterricht aufpassen, sonst kam sie mit dem Stoff nicht mehr mit. Aber mit den Blicken mit denen sie durchbohrt wurde war es leichter gesagt als getan. Sie ging schnurstracks zu ihrem Platz und ließ sich niedergeschlagen auf ihren Platz, überall hörte sie das Getuschel und sie versuchte es so gut es ging auszublenden. Die ersten zwei Stunden überstand sie so mit ach und Krach, sie wüsste gern wie es Luke erging.

In der Pause ging Riley mit hoch erhobenem Haupt die Flure entlang zur Kantine, dort trafen sie Rafe und Noel von Luke war nichts zu sehen. „Wo ist Luke?“ fragte Inez auch gleich nachdem sie Rafe einen kurzen Kuss aufgedrückt und Noel kurz umarmt hatte. „Keine Ahnung! Ich habe ihn heute noch nicht gesehen.“ Meinte Rafe. „Ich habe ihn vorhin kurz gesehen, er ist auf jeden Fall hier, er kommt bestimmt gleich.“ Noel sah zu Riley. „Tut mir echt Leid, das du das alles durchmachen musst, das ist ja schrecklich wie diese pubertierende Masse sich verhält.“

„Nicht alle haben so viel Verstand wie du. Das kommt bestimmt weil du zu Hause der älteste bist und die Vaterrolle einnimmst. Wie geht es deiner Mutter?“

Noel nickte. „Mit ihrer Lunge scheint alles wieder okay zu sein. Bald ist sie wieder ganz die alte.“

„Leute ich rasiere mir sie Haare und hör auf mich zu duschen, dann such ich vom Dachboden die alten Klamotten von meinem Vater und hoffe das ihr dann noch immer meine Freunde seit!“ Luke war wütend an ihrem Tisch aufgetaucht. „Das ist ja nicht mehr auszuhalten!“

„Nicht deine schönen Haare!“ Protestierte Riley und griff in seine Frisur. Inez tat es ihr nach. „Ne auf keinen Fall, die machen dich doch erst so begehrenswert!“ Rafe hüstelte. „Deine Haare sind viel schöner als Lukes!“ flüsterte sie so laut, das alle am Tisch es hörten und lachen mussten.

„Meint ihr das hört wieder auf? Ist es schlimm bei dir Riley?“

„Halb so wild!“ wehrte sie ab. „Und bei dir?“

„Halb so wild?“ mischte sich Inez in ihr Gespräch. „Du kriegst alle möglichen Schimpfwörter an den Kopf geschmissen! Ich wäre schon lange schreiend aus dem Gebäude gelaufen.“

„Ich höre schon gar nicht mehr hin.“

„Ich hatte einen Haufen Zettelchen in meinem Spind, Fotos von Mädchen und Telefonnummern. Wenn ich wollte könnte ich genauso wie in LA weitermachen!“

„Du bist einfach nur der Neue, bald haben sie sich an dich gewöhnt und lassen dich in Ruhe.“ Beschwichtigte Noel und die anderen nickten zustimmend.

„Komm wir lassen das Gerücht umgehen er sei Schwul!“ warf Rafe in die Runde.

„Schwul?“ echote Luke. „Spinnst du?“

Noel hielt Rafe sein Handy unter die Nase. „Sieht das für dich Schwul aus?“ Rafe sah das Foto von Luke und Riley. „Irgendwie nicht.“ Gab er zu.

„Wieso hast du das Foto noch?“ fragte Luke. „Ich habe euch gesagt, dass ihr es löschen…“ Es klingelte zur nächsten Stunde. Sie standen auf und verabschiedeten sich. „Hast du deinen nächsten Kurs mit jemanden von uns?“ fragte Noel Riley.

„Nein, ich habe Chemie.“

„Ich begleite dich dahin.“ Luke nahm ihre Hand und zog sie mit sich. „Jetzt sag mal wirklich, wie es dir geht.“ Forderte er sie auf und ließ ihre Hand los.

„Naja, manchmal stehe ich kurz davor zu schreien und manchmal geht es einfach da rein und da wieder raus.“ Sie zeigte auf ihre Ohren. „Und dir?“

„Ich habe dir gesagt dass ich klar komme.“ Sie gingen schweigend weiter. Beide hörten das Gemunkel und die Gespräche die abrupt endeten wenn sie in Hörweite waren. So kamen sie vor ihrem Klassenraum an. „Wenn irgendwas ist, ich bin für dich da.“ Flüsterte Luke nah an ihrem Ohr und streichelte ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht. Riley lächelte ihn tapfer an. Dann ging er.

„Oh das war ja so süß!“ hörte sie eine Klassenkameradin schwärmen. „Habt ihr das gesehen? Meint ihr nicht das sie vielleicht doch ein Paar sind?“

„Oh das wäre echt schön, die beiden passen so gut zusammen, das habe ich doch sofort gesagt.“

„Aber wieso sagen die denn nichts? Die würden…“

Riley ignorierte die Gespräche um sie herum und trat hinter dem Lehrer in die Klasse.

 

 

Luke

Riley tat ihm Leid. Sie hatte es nicht verdient so behandelt zu werden! Wenn er etwas tun konnte um ihr zu helfen würde er es sofort tun. Diese ganze Geschichte erinnerte ihn so stark an ihn und Sutton, nicht das er Angst hätte Riley würde versuchen sich das Leben zu nehmen, aber dieses verbale Mobbing ging doch auf die Psyche. Gerade als er bei ihr war, sah sie schon sehr niedergeschlagen aus. Er durfte sie jetzt auf keinen Fall alleine lassen, er musste sie nach der Stunde wieder vom Unterricht abholen. Noch während sein Plan Gestalt annahm kam Herr Landwehr in die Klasse. „Mathebücher raus, Seite 73 aufschlagen. Macht eigenständig alle Aufgaben, alles was ihr nicht schafft ist Hausarbeit. Ich habe noch so viele Arbeiten zu korrigieren.“ Ein einstimmiges murren ging durch den Raum. „So viel ist das gar nicht, und jetzt fangt an.“

Luke öffnete da Buch und sah sich die Aufgaben an. Mathe war für ihn noch nie ein Problem, er löste die ersten zwei Aufgaben ohne weiteres, aber er konnte sich immer weniger konzentrieren da seine Mitschüler leise tuschelten. Er sah sich um. Ungefähr die hälfte der Klasse löste brav die Aufgaben während die andere am Handy war. Kurzerhand zog auch er sein Handy aus der Tasche und schrieb Riley eine Nachricht. „Kopf hoch meine Hübsche, wir schaffen das!“  

Dann öffnete er Facebook und bekam auch schon gleich wieder unzählige Freundschaftsanfragen, er ignorierte diese und ging auf Rileys Profil. Mittlerweile hatten sich Gruppen gebildet, einige beschimpften Riley aufs schlimmste, andere Verteidigten sie. Dann las er einen Kommentar der gerade veröffentlicht wurde, aber schon viele likes hatte. Was wenn sie ein paar sind? Stand da einfach. Er ging auf das Profil der Verfasserin und sah ein junges relativ hübsches Mädchen, sie müsste eigentlich in der gleichen Altersklasse wie Riley sein. Er sah dass Riley und sie sogar befreundet waren. Er ging wieder auf Rileys Seite und sah, dass sich dort einiges getan hatte. Jetzt las er Kommentare wie: „Sie sind ein süßes Paar!“ Oder: „Ich finde auch das sie gut zusammen passen!“ Dann stand da wieder, „Er lässt sich mit keinem Mädchen ein, sie hatten einen One Night Stand, er hat sie zur Frau gemacht!“ Es folgten noch ein paar Schimpfwörter. Er brauchte dringend einen Computer! Er warf seine Sachen in die Tasche, stand auf und ging Schnurstraks aus dem Raum. Herr Landwehr hatte nicht mal Zeit zu reagieren und seine Klassenkameraden sahen ihm überrascht hinterher. Luke ging zurück zu Rileys Klassenraum, öffnete die Tür und sagte: „Riley der Direktor möchte dich sprechen.“

Rileys Lehrerin sah ihn fragend an. „Wieso denn das?“ fragte sie ihn. „Eigentlich werden solche Schüler immer per Durchsage zum Direktor beordert.“

„Riley ist aber nicht so eine Schülerin.“ Gab er wütend zurück. „Riley kommst du jetzt oder soll der Direx noch lange warten?“

Riley packte ihre Sachen zusammen und stand auf. Das Getuschel in der Klasse überhörte sie. „Tschüss.“ Sagte sie zur Lehrerin und ging hinter Luke aus der Klasse. „Was soll das?“ fragte sie sobald die Tür zu war. „Wann warst du zuletzt bei Facebook?“ Riley zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“

„Ich war da gerade, deine Seite quillt über vor Nachrichten, ich brauchte einen Computer und werde jedem der etwas auf deiner Seite postet einen Virus rüber schicken.“

„Wirst du nicht! Lass sie doch schreiben, ich lösche das zu Hause alles.“

„Wir löschen es jetzt! Und dann werde ich deine Seite verschlüsseln, so dass sie unsichtbar ist. Nur deine Freunde können sie sehen.“

„Sowas kannst du?“

Luke grinste sie an. „Ich mache ganz andere Sachen mit dem PC.“

„Du bist ja so talentiert.“ Riley grinste. „Aber wo willst du jetzt einen Computer herholen?“

„Wir gehen in das Büro von deinem lieben Onkel, er wird bestimmt nichts dagegen haben wenn ich den Ruf seiner lieben Nichte wieder herstelle!“

Riley grinste noch mehr. „Du bist Mega, hat dir das schon mal jemand gesagt?“

„Sicher, das höre ich andauernd.“

„Dann komm, wir gehen.“

„Wir müssen vorher noch etwas besprechen.“ Luke wurde ernst und Riley bekam einen Klos im Hals. „Was denn noch?“

„Nichts Schlimmes!“ Beteuerte er und packte sie an den Oberarmen. „Aber das wird dir bestimmt nicht gefallen.“ Riley ahnte schlimmes, aber sie nickte trotzdem. „Ich weiß wie dir diese Hexenjagt ein für alle Mal beenden können.“

„Und was bitte sollte mich daran stören?“ Riley lächelte.

„Wir sind ab jetzt ein Paar!“

Riley hörte zwar was Luke ihr da sagte aber sie fragte trotzdem: „Was hast du gesagt?“

„Du wirst meine Freundin, wir tun einfach so als ob wir zusammen wären und machen die ganze Situation für uns erträglicher.“ Langsam sickerte Lukes Plan in ihren Kopf. „Und wie stellst du dir das vor?“

„Wir machen es einfach so wie Rafe und Inez.“

„Die beiden sind die meiste Zeit damit beschäftigt Körperflüssigkeiten auszutauschen!“

„Dann machen wir es einfach fast so wie die beiden. Händchen halten, ein paar zärtliche Blicke…ab und zu ein paar Küsse.“

„Nein, du weißt dass ich nicht so bin, ich kann das nicht. Ich will nicht nur eine weitere Nummer in deinem Katalog sein!“ Riley biss sich auf die Lippe. Das hätte sie nicht sagen sollen. Er durfte doch nichts von ihren Gefühlen wissen!!

Aber Luke dachte gar nicht so. „Ich habe keinen Katalog voller Weiber!“ stellte er klar. Außerdem hegen wir beide doch die gleichen Freundschaftlichen Gefühle füreinander!“

Innerlich grunzte Riley. Ihre Gefühle waren alles andere als Freundschaftlich! Wieso mussten Jungs auch immer nur so begriffsstutzig sein?! „Außerdem…“ fuhr er fort, „du bist doch eine Schauspielerin oder nicht? Jetzt kannst du allen zeigen wie gut du bist!“

„Na gut!“ stimmte Riley mit zusammengebissen Zähnen zu. „Wenn es dann wirklich aufhört…“

Luke lachte und zog sie in seinen Arm. „Sieh es einfach als Übung für die Zukunft. Für den richtigen. Ach ja und wenn du ihn gefunden hast, sag mir Bescheid dann werde ich mit dir Schluss machen!“

Riley boxte ihn. „Wenn dann mache ich Schluss!“

Luke lachte. „Wir werden sehen. So jetzt komm wir haben nicht mehr viel Zeit!“ Gemeinsam gingen sie Arm in Arm zu Herrn Landwehrs Klassenraum. „Bleib du hier. Ich hole ihn.“ Forderte er Riley auf und sie lehnte sich an die gegenüberliegende Wand.

Luke schloss die Tür hinter sich und ging auf den Tisch von Herrn Landwehr zu. „Ihr Typ wird verlangt, Herr Landwehr.“

„Wie?“ Der Direktor schaute Luke verwundert an. „Wieso bist du ohne ein Wort aus der Klasse gestürmt?“ Luke zog sein Handy aus der Tasche. „Das gibt einen Eintrag…“ Noch während der Lehrer so schimpfte zeigte Luke ihm das Bild von sich und Riley. Herr Landwehr lief rot an. „Woher? Was? Soll das so ein billiger Scherz sein? Ist das echt?“ stürmten die Fragen auf Luke ein. „Können wir das vielleicht in Ihrem Büro besprechen?“ Er deutete mit dem Kopf auf die Klasse die neugierig zu den beiden herübersah. Herr Landwehr räusperte sich, nickte und packte seine Sachen ein. Dabei bellte er der Klasse Befehle zu und stand auf um Luke aus dem Raum zu folgen. „Sie wartet vor der Tür!“ flüsterte Luke ihm zu.

Herr Landwehr riss die Tür auf und erblickt Riley die Seelenruhig an der Wand lehnte. „Riley, Schätzchen, geht es dir gut? Luke hat mir diesem Bild gezeigt. Was machst du nur für einen Unsinn?“ stürmte er mit Fragen auf sie ein und zog sie Richtung Büro.

Im Büro angekommen weihte Riley ihren Onkel in ihren Plan ein, während Luke die Facebook Seite von Riley säuberte.

„Ist es wirklich so schlimm, dass ihr ein solches Spiel treiben müsst? Ich habe zwar gemerkt das die Schüler heute irgendwie anderes sind aber muss das wirklich sein?“ Fragte Herr Landwehr als Riley geendet hatte.

„Ja!“ sagte Luke der immer noch hinter dem PC saß. „Riley komm mal her, gefällt dir das Bild?“

Riley ging um den Schreibtisch und sah die Bleistiftzeichnung von sich als Profilbild. „Das bin ich? Das sieht wunderschön aus!“ Riley strahlte ihn an. „Ja das bist du. Und du hast einen neuen Status.“ Luke grinste. Neugierig kam Herr Landwehr um den Tisch herum um das besagte Bild anzugucken. „Hast du das gezeichnet?“ fragte er Luke und diese nickte. „Junge du hast wirklich Talent. Warst du nicht damals hier weil es dir im Schauspielkurs nicht gefiel?“

Luke nickte. „Ja, aber Sie wollten mich nicht in einen anderen Kurs lassen.“

„Wenn du möchtest versetzte ich dich jetzt in den Kunstkurs.“

„Ne danke. Jetzt will ich lieber bei meiner Freundin im Kurs sein!“ Er grinste und stand auf. Riley nahm ihn in den Arm. „Danke für das tolle Bild!“ Dann küsste sie ihn auf die Wange.

„Hey, hey, Finger weg von meiner Nichte!“

„Sie ist meine Freundin, ich darf mich von ihr küssen lassen.“

„Nein, sowas will ich nicht sehen, sie ist nur deine, wie sagt ihr Jugendlichen? – Fake Freundin?“ Luke lachte ja so sagt man das.

„So! So schön es hier auch ist, aber wir müssen los. Die Stunde ist gleich zu Ende.“ Luke und Riley verließen das Büro.

Rileys Herz schlug ihr wie wild gegen die Brust. Klappe zu, Szene 1, das Schauspiel konnte beginnen. Dachte sie. Vor der Tür fragte Luke: „Bereit?“ Und hielt ihr seine Hand hin. „Unser Auftritt fällt direkt in die Pause.“ Riley legte die ihre in seine und nickte. „Kann losgehen.“

 

 

Luke

Als sie Händchenhaltend an ihren Stammtisch kamen blickten ihnen zwar erst einmal sechs Augenpaare ungläubig entgegen, aber sie hatten ihnen schnell zu verstehen gegeben was sie da spielten, ohne dass ihre Mitschüler die sie immer noch schief anguckten etwas davon mitbekamen. Plötzlich standen Annabelle und Isabelle an ihrem Tisch. „Ihr glaubt doch nicht, dass euch jemand diese Scharade abkauft.“ Giftete Isabelle und schlagartig wurde es ruhiger in der Mensa und alle Blicke richteten sich auf sie. „Genau. Luke ich gebe dir noch eine letzte Chance dich endgültig für mich zu entscheiden!“ Annabelle verschränkte wütend ihre Arme vor der Brust und sah ihren Stiefbruder herausfordernd an. „Ich weiß ganz genau das du etwas gegen Bea planst, ich behalte es aber für mich, wenn du endlich siehst das ich viel besser zu dir passe, als dieses dahergelaufene Frauenzimmer.“ Luke der auf dem Tisch saß stand auf und stellte sich vor Annabelle. „Luke, wir wissen doch ganz genau wie du tickst. Wir kennen dich. Es mag ja sein, das du diese unterbelichteten Leute hier an der Nase herumführen kannst, aber uns nicht. Wir…“

„Ach haltet die Klappe.“ Unterbrach Luke die beiden wütend. Aber Annabelle ließ sich nicht abwimmeln. „Die passt nicht in dein übliches Schema.“ Beharrte sie. „Dumme unterbelichtete Weiber passen noch weniger in mein Schema.“ Flüsterte er Annabelle ins Ohr. „Wenn ihr nicht sofort die biege macht dann…“ Noch bevor er seine Drohung aussprechen konnte unterbrach Isa ihn. „Wir haben…“

„Haut ab!“ Mittlerweile kochte Luke förmlich vor Wut. Und Riley schritt ein, nahm seine Hand und zog ihn Richtung Ausgang.

„Sie spielen das nur, er hatte noch nie so öffentlich eine Freundin!“ Rief Annabelle hinter ihnen her. „Er würde sie nie…“ Luke blieb stehen und sah sie eindringlich an. Während Riley ihm zuflüsterte doch weiter zu gehen aber so sehr sie auch an seinem Arm zog, er bewegte sich keinen Zentimeter vom Fleck weg. Annabelle verstummte. „Haltet euch aus meinem Leben raus! Genießt die Zeit lieber die ihr noch in meinem Haus wohnen dürft, im November seit ihr aus meinem Leben verschwunden!“

„Pah, dein Haus? Das Haus gehört unserer Mutter!“ Isabelle sah ihn triumphierend an. „Ach sagt sie euch das?“ Luke grinste sie angriffslustig an. „Wir werden sehen!“ Meinte er dann und ging mit Riley an der Hand weiter.

„Und trotzdem seid ihr kein Paar!“ warf Annabelle wieder ein. Von Noel und Rafe kam endlich ebenfalls eine Reaktion, sie standen auf und bauten sich vor den beiden Schwestern auf. Diese sahen sie eingeschüchtert an. „Wenn ihr uns auch nur anfasst, wir haben den besten Anwalt!“ drohte Isabelle. „Unser Anwalt ist aber auch nicht schlecht oder, was meinst du?“ grinste Rafe Noel an und dieser fing an zu lachen, ein Anwalt der bei einem Verbrechen behilflich war.

Derweil waren Luke und Riley aus der Kantine rausgekommen und Luke übernahm jetzt die Führung. Er zog Riley in eine einsame Ecke und  sie lehnte sich aufatmend gegen die Wand, Luke stützte seine Arme rechts und links von ihrem Kopf an die Wand und legte seine Stirn an ihre. „Entschuldigung, dass du dir das anhören musstest.“ Riley schmiegte sich an ihn und legte ihre Arme um seine Hüfte. „Jetzt weiß ich mit welchen Drachen du jeden Tag zu kämpfen hast.“

„Ich glaube wenn du nicht dagewesen und mich festgehalten hättest, wäre ich auf die beiden losgegangen.“ Riley zog ihren Kopf ein wenig zurück und legte ihre Hände auf seine Wange, sanft strich sie über seinen drei-Tage-Bart. „Du hast dich bei diesen Anschuldigungen richtig gut verhalten, ich bin stolz auf dich.“

„Danke!“ Er küsste sie kurz, sanft auf den Mundwinkel. „Danke!“ Widerholte er. Sie standen noch kurz so beieinander und schauten sich in die Augen. „Immer doch!“ hauchte sie.

„Ach hier seid ihr!“ ertönte Inez Stimme und unterbrach die Atmosphäre. „Das war ja was! Richtig heftig diese bösen Stiefschwestern!“ Hinter ihr tauchten Noel und Rafael auf. Sie unterhielten sich kurz, dann klingelte es auch schon zur nächsten Stunde. Zum Glück hatten sie jetzt Schauspiel und waren zusammen. Der Unterricht verlief ruhig, da Herr Landwehr immer noch zu tun hatte und ihnen einfach einen Film gucken ließ mit der Begründung auf die Schauspieler und der Gestik und Mimik zu achten. Die drei Freunde saßen zusammen in der letzten Reihe und Inez legte ihren Kopf auf Rileys Schulter. Da Herr Landwehr die Klasse wieder verlassen hatte machte Luke es sich bequem indem er seine Beine auf den Tisch legte. Dann winkte er Riley zu sich, die sich gemütlich an ihn lehnte.

Nach der Stunde hatten sie frei und zu dritt gingen sie über den Schulhof. Rafe und Noel kamen ihnen entgegen und strahlten Luke und Riley an die Händchen haltend auf sie zu schlenderten. „Das habt ihr richtig gut hingekriegt lobte Noel und hielt den dreien sein Handy hin. Sie sahen ein Video von sich, wie die beiden sich in der Ecke unterhielten. Man verstand zwar nicht was sie sagten da sie geflüstert hatten, aber allein schon ihre Berührungen zeigten alles. Das Video endete mit einem Text.

Sieht das gespielt aus? Stand dort.

Luke und Riley grinsten sich glücklich an.

 

Jetzt saß Luke auf seinem gemachten Bett und arbeitete noch an dem Softwareprogramm das er für Liam anfertigen sollte. Ihm fehlte nur noch die Übersetzung des Quellcodes in die Maschinensprache. Dann konnte er das Programm, hoffentlich in der Firma seines Vaters, ersten Entwicklertests unterziehen lassen. Und brauchte dann nur noch die Sotwaredokumetation zu erstellen. Sein Handy klingelte und ohne darauf zu gucken wer anrief ging er ran. „Wer stört?“ 

„Na das nenne ich mal eine Begrüßung!“ beschwerte sich die andere Person in der Leitung lachend. „Ach, du bist es, Liam. Aber du störst wirklich!“ Luke grinste vor sich hin. „Ich bin gerade dabei das Programm für dich fertig zu stellen. Ich muss es nur noch in die Firma meines Vaters schaffen.“

„Das mit dem Programm hört sich ja schon mal ganz gut an, aber wieso sollte jemand etwas dagegen haben wenn du die Hilfe deiner zukünftigen Firma brauchst?“

„Naja, das ist ein bisschen kompliziert.“ Luke berichtete von seiner schwierigen Kindheit, von seinem übersteigerten Selbstwertgefühl und von den letzten paar Jahren in Los Angeles. „Ich hatte viele verschiedene Mädchen und eigentlich nichts durchgezogen, mir war alles egal. Der Aufsichtsrat hatte mich immer im Blick, was ich allerdings nicht wusste, und will mich nicht in der Firma haben. Sie haben einstimmig dafür abgestimmt.“ Liam lauschte den Ausführungen ohne ihn zu unterbrechen. „Als es hieß, das wir zurück nach Deutschland gehen werden, nahm ich mir vor mein Leben umzukrempeln, ich habe nichts unanständiges mehr getan, bis auf eine Sache vielleicht…“ gab er zerknirscht zu als er an den Einbruch dachte. „…aber davon können sie unmöglich wissen. Mein Leben verläuft jetzt in geregelten Bahnen, nur lässt sich der Aufsichtsrat nicht umstimmen und solange ich nicht volljährig bin gehört ihnen der Großteil der Firma. Ich müsste bis zu meinem 23 Lebensjahr warten, dann gehört die Firma laut dem Direktor mir und ich kann sie, Achtung sein Wortlaut: Herunterwirtschaften und tausende Menschen in die Arbeitslosigkeit treiben.“ Obwohl es nicht lustig war musste Liam lachen. „Es tut mir Leid, aber ich weiß wie du dich fühlst, als ich mein erstes Unternehmen gründete hörte ich ähnliche Anschuldigungen. Ich war nämlich ähnlich wie du, nur hatte ich es noch geschafft ein Mädchen zu schwängern ohne es zu wissen. Aber ich habe mich durchgesetzt und bin jetzt sehr erfolgreich!“

„Vater bin ich soweit ich weiß eigentlich nicht.“

„Prüf das lieber nach.“

„Da gibt es nichts zu prüfen, ich habe immer aufgepasst.“

„Wie du meinst.“ Ließ Liam nach. „Du ich habe da eine Idee.“  Sie sprachen Liams Plan durch und kamen überein, dass Liam sich bei Luke melden würde.

 

Die ersten Tage der neuen Woche gingen schnell vorbei, er und Riley wurden als Paar akzeptiert und es gab keine weiteren Zwischenfälle. Wenn er mit Riley im Arm in der Schule unterwegs war ernteten die beiden viele gutmütige Blicke. Auch hatte bisher kein einziges Mädchen versucht Luke noch einmal anzusprechen. Es tat richtig gut und er fühlte sich zum ersten Mal richtig gelöst, er hatte eine Freundin die nichts von ihm erwartete. Keine Dates, keine Liebesschwüre und keine ausgefallenen Komplimente, zwar fehlte ihm wenn er ehrlich zu sich selbst war zwar schon die Intimität die eine Freundin mit sich brachte, aber er dachte nicht mal im Traum daran Riley auch nur so einen Vorschlag zu machen. Mehr als ein paar kurze Küsse waren nicht drin, so war die Abmachung. Riley schien es nichts auszumachen sie wirkte glücklich und unbeschwert. Sie würden bis zu den Sommerferien so weiter machen, es sei denn der „richtige“ kam dazwischen, dann wäre das Schauspiel zu Ende. Luke ging gerade in Gedanken versunken den Gang zum Schauspiel Unterricht entlang als er plötzlich eine aufgeregte Stimme hinter sich hörte die „Achtung!“ rief. Er drehte sich blitzschnell um und Riley sprang ihn in den Arm. Er fing sie gekonnt auf und drehte sich einmal um die eigene Achse. „Du kannst es noch!“ Riley strahlte ihn an und legte ihre Arme um seinen Hals. „Was denkst du denn?“ lächelte er. „Ich würde dich immer auffangen, du Feder!“  Riley grinste ihn glücklich an, ihre Augen strahlten wieder in diesen verschiedenen braun Tönen was ihn so sehr faszinierte. „Was hast du nur für Augen?“ fragte er. „Das gleiche könnte ich dich fragen!“ gab sie belustigt zurück. „Du kannst mich jetzt wieder absetzten, du hast die Prüfung bestanden.“ „Ne, ne! So einfach kommst du mir nicht davon.“ Erwiderte er und trug sie in die Klasse bis zu ihrem Platz, der jetzt dauerhaft hinten bei ihm in der letzten Reihe war. Die Blicke und Handys die gezückt wurden ignorierten sie. Er setzte sie sanft auf ihrem Stuhl ab und küsste sie dann auf den Kopf.

Mitten im Unterricht vibrierte sein Handy in seiner Hosentasche. Er zog es heimlich raus und sah das Liam ihn anrief. Auch Riley warf einen Blick auf sein Display und sah ihn verwundert an. Luke zuckte nur mit den Schultern, es würde erst in zwanzig Minuten klingeln, aber er war neugierig warum Liam ihn mitten im Unterricht anrief, es musste etwas wichtiges sein. „Ich muss hier raus.“ Flüsterte er Riley ins Ohr. „Aber wir haben noch Unterricht.“ Widersprach sie. „Es ist aber bestimmt wichtig, sonst hätte er mich nicht mitten im Unterricht angerufen. Kannst du deinem Onkel nicht irgendwie was erzählen? Du bist doch sonst so einfallsreich.“ „Ich kann nicht! Ich muss…“ Sie sah seine Augen und konnte darin eine solche Dringlichkeit erkennen, dass sie alles um sich herum vergas und Luke einfach nur helfen wollte. „Herr Landwehr?“ Unterbrach sie diesen der, der Klasse gerade in einem Monolog über die Vor-und Nachteile eines Studiums im Ausland darlegte. „Riley? Hast du eine Frage zu dem eben gesagtem?“

„Ähm… nein, es ist etwas anderes. Es ist etwas Privates, kann ich es Ihnen vielleicht vor der Tür sagen?“ Die ganze Klasse sah sie verdutzt an, einschließlich Luke. Sie zuckte unmerklich mit den Schultern und er ließ sich wieder in seinem Stuhl nach hinten sinken. „Ist alles okay Süße?“ fragte er süffisant worauf sie ihn Böse ansah. „Na warte…“ zischte sie ihm zu und ging dann nach vorne zur Tür die ihr Onkel ihr schon offen hielt. Sie erzählte ihm das Liam Luke angerufen hatte und es wohl etwas sehr wichtiges war. Ob er nicht vielleicht Verständnis hätte und ihn vielleicht noch einmal vom Unterricht freisprechen könnte. „Du bist so eine ehrliche Haut Riley, manchmal bewundere ich dich richtig dafür.“ Riley lächelte. „Ich mag es nicht zu lügen.“ „Und was ist das mit Luke? Etwa keine Lüge?“ Riley schüttelte den Kopf. „Also erstens ist es einfach nur Schauspielerei und zweitens: Ich mag ihn wirklich sehr, vielleicht bin ich auch in ihn verliebt.“ Gab sie zu. „Von daher ist es schön seine „Freundin“ zu sein.“ Ihr Onkel blickte sie vieldeutig an. „Dann hoffe ich er ist es wert und sieht es auch so wie du.“ Er ging zur Tür und öffnete diese. „Luke komm mal bitte her.“ Sagte er in den Raum und drehte sich wieder seiner Nichte zu. „Und ich mache diese Ausnahmen nur, weil Luke wirklich ein sehr guter Schüler ist und wie ich bemerken darf: Der beste in eurem Jahrgang!“ Luke schloss die Tür hinter sich. „Ich hoffe es ist wirklich wichtig.“ Luke nickte. „Irgendwie schon, es geht hier wahrscheinlich um meine zukünftige Berufliche Laufbahn.“ Riley sah ihn verwirrt an. „Und was hat Liam damit zu tun?“ „Er ist sozusagen mein Leumund.“ Erklärte er ihr, holte sein Handy raus und wählte Liams Nummer. Meistens nickte er nur und gab ab und an ein paar zustimmende Laute von sich. Nur wenige Sekunden später legte er auf. „Liam wartet vor der Schule auf mich, wir müssen sofort los.“ Der Direktor nickte und wünschte ihm alles Gute, schob Riley dann wieder zum Klassenzimmer. „Nimm bitte meine Tasche und das Skateboard mit, ich hole es heute bei dir ab.“ Rief er Riley noch zu und lief dann auch schon den Gang entlang Richtung Ausgang.

Luke sah Liam sofort, er hatte seinen weißen Audi direkt vor dem Eingang geparkt und wartete auf ihn. „Man brauchst du lange.“ Beschwerte Liam sich grinsend bei Luke, begrüßte ihn dann mit einem Handschlag und gab ihm zu verstehen sich ins Auto zu setzen. „Riley musste mich erst mal aus dem Unterricht holen!“ erklärte dieser während er sich den Sicherheitsgurt umschnallte. Luke tat es ihm gleich und ließ den Motor aufheulen. „Man was für ein Sound!“ staunte Luke. „Man hört das Benzin ja förmlich verbrennen.“ Liam lachte auf. „Genau das sagt Kim auch, deswegen besteht sie auch darauf einen ganz normalen Wagen zu fahren.“ „Und was ist für dich normal?“ „Sie fährt einen Mini Cooper.“ Luke lachte. „Aber jetzt erzähl mal wieso du mich so plötzlich aus dem Unterricht geholt hast.“

„Ich habe einen alten Freund in dem Aufsichtsrat und der war mir noch einen Gefallen Schuldig. Er hat mich vorhin angerufen, der Aufsichtsrat hat eine Sondersitzung angeordnet.“

„Und was ist daran so schlimm? Das machen sie doch bestimmt andauernd.“ „Ja.“ Stimmte Luke zu. „Aber es ist das erste Mal das Bea dabei ist.“ Luke sah ihn ungläubig an. „Bea ist da? Wieso?“ Liam erklärte ihm, das solange er noch nicht volljährig wäre, also keine achtzehn, Bea sein Stimmrecht hätte und das lag bei ihr als Vormund bei Fünfzig Prozent. Luke hätte nachher mehr, da es die Firma seines Vaters war und er als Erbe galt. „Aber da ich nicht weiß was genau diese…“ Er stockte kurz dann entschied er sich dafür kein Schimpfwort zu verwenden, „…Frau vorhat habe ich vor diese Besprechung zu sprengen. Du bleibst erst im Hintergrund, sie sollen dich nicht sehen. Und sie wissen auch nicht, dass wir uns kennen.“ Endete er und parkte sein Auto vor dem großen Firmengebäude der SSP, Lukes Zukunft.  „Ich habe mein Bluetooths Headset im Ohr, ich rufe dich an und du kannst dann mithören was die dort oben zu sagen haben.“ Liam stieß die Tür auf, aber Luke hielt ihn zurück. „Wieso tust du das alles?“ fragte er ihn geradeheraus. „Ich mag dich irgendwie, du bist ein guter Kerl. Erinnerst mich ein bisschen an mich selbst in diesem Alter.“ Erklärte Liam ihm aufrichtig. „Du hast es nicht verdient so hintergangen zu werden, und da du niemanden hast dem du vertrauen kannst bin ich da.“ „Danke man, echt vielen Dank!“ Luke sah Liam dankbar in die Augen. „Kein Ding Alter! Mein Vater hat mich damals auch unterstützt. Da du keinen hast…naja ersetzen kann ich ihn dir wohl nicht, bin ja selbst nur ein paar Jahre älter als du, aber da ich einen habe weiß ich was deiner getan hätte.“ Er grinste Luke an, schlug ihm auf die Schulter und stieg aus dem Auto bückte sich aber noch mal und riet Luke: „Halte dich möglichst zurück. Du musst ein bisschen seriös rüberkommen und mit deinem Outfit bist du weit davon entfernt. Luke sah an sich herunter. Er trug Sportschuhe, Jeans, ein Shirt und darüber eine Kapuzenjacke. „Das sind alles Markensachen die ich trage, Mister Armani!“ Liam lachte. „Gut erkannt! So ich muss aber jetzt, sie haben schon vor fünf Minuten angefangen.“

 

Liam war schon einmal in der Firma und wusste wo er lang musste. Er ging zum Fahrstuhl und drückte auf die sieben. Die Türen schlossen sich und Liam fragte: „Hörst du mich?“

„Klar und deutlich.“ Kam prompt die Antwort von Luke. „Dann kann es ja losgehen.“ Liam trat auf den Flur und eine hübsche Frau Mitte dreißig sah ihn freundlich an. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“ fragte sie sogleich zuvorkommend. Liam lächelte sie an. „Danke aber ich komme schon zurecht.“ Sagte er nur und schritt den langen Flur entlang. „Hören Sie, Sie können dort nicht rein!“  Die Frau vom Empfang rief ihm aufgeregt zu. Als sie erkannte wohin er wollte. „Der Aufsichtsrat hat eine wichtige Besprechung!“ erklärte sie schnell. „Wenn Sie möchten kann ich Ihnen gerne einen Termin geben, oder sie warten und trinken einen Kaffee.“ „Nein Danke!“ sagte er entschieden und öffnete die Tür. „Einen Kaffee hätte ich dennoch gerne.“ Sagte er zu der Frau und drehte sich mit einem strahlenden Lächeln zu dem Tisch in der Mitte des Raumes an dem gut ein Dutzend Männer saßen. „Guten Tag, ich hoffe ich komme nicht ungelegen?“

„Herr Herzog! Hatten wir einen Termin?“ fragte ein grauhaariger sympathisch aussehender Mann ihn. „Guten Tag Herr Scholz! Nein wir hatten keinen Termin, aber ich dachte ich kann ja mal reinschauen.“

„Wer ist dieser Mann?“ Wollte eine Frau wissen. Liam sah sie an. Sie hatte Blonde Hochgesteckte Haare und trug ein Zitronengelbes Kostüm. Ihre Füße steckten in unbequem aussehenden High Heels fest. Liams Blick glitt in ihr Gesicht und er musste sich zu einem Lächeln durchringen. Da war nicht echtes mehr. „Ich bin Liam Herzog mir gehört eines der weltweit größten Unternehmen, Hauptsächlich verdiene ich mein Geld durch Immobilien. Manchmal kaufe ich Firmen auf die Bankrott gehen und mach sie wieder fit. Und wer sind sie?“

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ich bin Beatrice Parker!“ Sie hielt ihm ihre manikürte Hand entgegen. „Dann ist es ja ein glücklicher Zufall, dass Sie heute hier sind.“ Liam hob die Augenbrauen. „Wirklich? Schreibt die Firma rote Zahlen?“ fragte er und sah zu Herrn Scholz. „Nein, natürlich nicht.“

„Entschuldigen Sie bitte!“ erklang jetzt eine Stimme vom Tisch. Der Mann stand auf. „Haben Sie eigentlich das Recht hier zu sein Herr Herzog? Dies ist nämlich eine Vorstandssitzung und meines Erachtens sind sie nicht im Vorstand der SSP.“ „Da haben Sie vollkommen Recht.“ Pflichtete Liam bei. „Aber da ich ihr größter Kunde bin möchte ich schon gerne auf dem Stand sein wie es um die Firma steht. Vor allem wenn die Witwe des Eigentümers da ist.“ Er lächelte Bea wieder charmant an. „Hätten Sie etwas dagegen wenn ich mich zu Ihnen setzte und einfach mal zuhöre?“ Fragte er Bea. „Nein, aber natürlich nicht!“ Erwiderte sie mit einem Lächeln. „Sie sind genau richtig da, denn was ich dem Vorstand zu sagen habe könnte Sie in gewissem Maße auch interessieren.“ Liam nickte und geleitete sie zum Ende des Tisches, sie ließ sich dankbar in den Stuhl fallen. „Ein richtiger Gentleman!“ Kicherte sie wie ein kleines Mädchen. Liam nickte ihr schlicht zu und setzte sich ebenfalls.

Herr Scholz fand schnell wieder in die Rolle des Direktors und forderte Bea auf doch das was zu sagen hatte jetzt vorzutragen. Bea stand mit einem selbstgefälligen Grinsen auf und schlenderte nach vorne zum Kopfende des Tisches. Sie hatte allerlei Papiere unter dem Arm. „Meine sehr verehrten Herren. Wie Ihnen ja jetzt mittlerweile Bekannt ist, bin ich die Witwe des verstorbenen Herrn Parker. Und ich fürchte ich bringe keine Guten Neuigkeiten. Neulich war ich in dem Zimmer meines Sohnes und habe dort herum… ähh aufgeräumt.“ Berichtigte sie sich schnell. „Also während ich so putzte fiel mir plötzlich auf, dass eine Schublade an seinem Schreibtisch verschlossen war. Ich sprach ihn sofort bei unserer nächsten Begegnung darauf an und Befahl ihm diese Schublade zu öffnen. Was ich zu sehen bekam schockierte mich dermaßen, dass ich es für nötig befand mich bei Herrn Scholz zu melden. Dieser war dann so freundlich sie zu diesem Treffen zu beten.“ Sie sah das sie die volle Aufmerksamkeit hatte und fuhr fort. „In besagter Schublade fand ich die Zeugnisse meines Stiefsohnes. Seine echten.“ Ein leises rauhnen ging durch den Saal und sie verteilte Seelenruhig die besagten Zeugnisse. Liam warf einen Blick darauf und staunte. Keine Note war besser als vier, selbst in Sport. „Er hatte seine Zeugnisse von einem Klassenkameraden fälschen lassen, legte mir die guten vor und fälschte dann meine Unterschrift auf dem echten Zeugnissen. Ich habe Ihnen jetzt nur die letzten zwei Zeugnisse mitgebracht, aber das dürfte wohl reichen.“ Bea sah in verblüffte Gesichter. „Nun, da mein missratener Stiefsohn der leibliche Sohn meines Mannes ist und nicht meine klugen beiden Töchter, steht er als Erbe für diese Firma an. Da ich aber unmöglich zusehen kann wie…“ Liam unterbrach Bea mitten im Satz. „Sie sagen ihr Stiefsohn hat die Zeugnisse fälschen lassen? Und das ist ihnen nie aufgefallen?“ „Zu meinem Leidwesen leider nein, Liam. Ich darf doch Liam sagen?“ Liam nickte. „Und wieso sollte er die Firma nicht übernehmen sollen? Das ist es doch was sie vorhaben oder?“ Bea nickte Lächelnd. „Sie sind sehr klug Liam. Ja Luke ist sehr verantwortungslos. Er ist ein abgestumpfter junger Mann den man nicht von seinen Computerspielen wegbekommt. Außerdem besucht er regelmäßig das Rotlichtmilieu. Von duschen hält er auch nicht viel.“ Log Beatrice. Liam hatte Mühe nicht aufzuspringen, er musste den Schein wahren bis er genau wusste was sie vorhatte. Und sie ließ ihn auch gar nicht lange warten. „Ich bin dafür, dass wir die Firma verkaufen.“ Sie machte eine kurze Pause. Und die Vorstandsmitglieder sogen hörbar die Luft ein. „Noch bin ich sein Vormund solange er noch keine achtzehn ist. Wenn wir das verpassen  und er bis zu seinem 23 Geburtstag wartet und dann in der Firma machen kann was er will…“ Sie legte eine dramatische Pause ein. „Ich kann unmöglich zulassen dass er diese Firma, die mein Mann so liebte und wie aus dem nichts erbaut hat, zugrunde richtet!“ Sie sah zu Liam. „Daher fand ich es wie ein Zeichen, das Sie Liam heute hier sind. Ich würde vorschlagen das Sie die Firma kaufen.“

Liam stand auf und ging zu ihr rüber. „Sie sagen also, dass Luke, so heißt doch ihr Stiefsohn?“ Bea nickte. „Das Luke  faul, ungepflegt und dumm ist?“ „Das trifft auf ihn zu, und seine Abhängigkeit von diesen… diesen Frauen. Ich dringe einfach nicht zu ihm durch.“ Dramatisch wischte sie sich eine nicht vorhandene Träne weg. „Das ist ja sehr merkwürdig, denn den Luke Parker den ich kennengelernt habe, hat mir ein neues Programm geschrieben. Er ist sportlich, intelligent, gut aussehend und…“ „Da müssen Sie sich täuschen. Oder jemand möchte Sie in die Irre führen, Sie können ihn unmöglich kennen. Wir leben erst seit kurzem hier müssen Sie wissen.“ „Ich glaube ich kenne ihn sehr gut, denn er ist mit meiner Cousine zusammen. Er war sogar schon bei uns zu Hause, netter Kerl müssen Sie wissen.“ Fügte er an die Männer gewandt zu die ihrer Unterhaltung gespannt lauschten. „Ahh, wen sehe ich denn da?“ Er deutete zur Glastür. „Also das ist der Luke Parker den ich kenne. Ist das auch ihr Stiefsohn?“ Bea die schon wie eine weiße Wand aussah ließ sich tragisch auf den nächsten Stuhl fallen. Luke betrat den Raum und alle starrten ihn an. „Hi, ich bin Luke Parker!“ stellte er sich höflich vor und ging zu Liam. Bea beachtete er nicht. „Sie versucht noch vor meinem achtzehnten Geburtstag so viel Geld anzuhäufen, dass sie ihre gewohnte Lebensweise aufrechterhalten kann.“ Sagte er abfällig mit einem Blick auf Bea. Herr Scholz erwachte aus seiner Überraschung. „Ist das ihr Stiefsohn?“ fragte er an Bea gewandt. Diese nickte nur wütend. „Und sie wollten das Geld, das beim Verkauf der Firma für Sie rausspringen würde?“ „Was unterstellen Sie mir?“ gereizt sprang Bea auf. „Ich wollte die Firma vor diesem Nichtsnutz bewahren! Sie haben die Zeugnisse gesehen.“ Beharrte sie. „Die sind gefälscht.“ Warf Luke trocken ein. „Der Junge ist blöd wie Brot! Er…“ „Ich muss doch sehr bitten Frau Parker!“ Unterbrach Herr Scholz sie ungehalten. „Dieser Junge sieht seinen Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Wenn er dann auch nur halb so viel Intelligenz von seinen Eltern, die ich beide Persönlich kannte, geerbt hat dürfte er ausgesprochen erfolgreich mit der Firma sein.“ „Er hat nur das Aussehen meines Mannes geerbt sonst nichts.“ Bea sah ihn voller Verachtung an. „Warte nur bis du heute nach Hause kommst…“ drohte sie. „Ich töte dich im Schlaf.“

„Frau Parker!“ Erschrocken sah Herr Scholz sie an.

„Redewendung.“ Murmelte sie.

„Also Luke, da deine Stiefmutter sagt, du wärst dumm und auch Zeugnisse von dir vorgelegt hat, müsstest du uns das Gegenteil beweisen. Hättest du damit ein Problem?“ „Nein.“ Herr Scholz sah ihn verwundert an. „Wirklich nicht?“ „Nein.“ Wiederholte Luke schlicht. „Prüfen Sie mich.“

„Luke, du musst nicht, wenn du nicht willst. Egal was deine Stiefm…“ „Bea, nicht Stiefmutter!“ unterbrach Luke ihn unwirsch. Und ich habe keine Probleme irgendwelche Tests zu machen damit mir meine zukünftigen Angestellten“ Luke lächelte bei dieser Bezeichnung des Vorstands. „glauben, dass ich nicht so ein Idiot bin, wie Bea mich hinstellen will.“ 

Herr Scholz ging zum Telefon sprach kurz hinein und die Frau vom Empfang erschien ein paar Sekunden später mit ein paar Papieren in der Hand. Diese drückte sie Herrn Scholz in die Hand und verschwand schnell wieder. „Also Luke, das sind unsere Einstellungstests. Normalerweise werden die bei uns nur noch elektronisch durchgeführt, aber wir haben auch noch ein paar altmodische Exemplare. Möchtest du in Ruhe in mein Büro gehen und sie dort lösen?“ Luke schüttelte den Kopf. „Ich mache das schnell hier.“ Sagte er, zog sich einen Kugelschreiber aus dem Jackett von Herrn Scholz und setzte sich auf dessen Platz an der Kopfseite des Tisches. „Der beste brauchte nur knappe zwanzig Minuten für diesen Test. Aber lass dir ruhig Zeit.“ Ermunterte der Direktor ihn und legte ihm den Test auf den Tisch.

„Rufen Sie doch bitte mal in der Zwischenzeit in meiner Schule an und verlangen Sie nach Herrn Landwehr, dem Direktor. Er soll Ihnen Auskunft über meine Noten geben.“

 Luke löste den Test innerhalb von zwölf Minuten und nachdem Herr Scholz ihn selbst überflogen hatte, konnte er nicht einen Fehler finden. Luke steckte ihm den Kugelschreiber mit einem breiten Grinsen zurück ins Jackett. „Und was hat der gute Herr Landwehr gesagt?“

„Das du der beste Schüler des Jahrgangs bist. Mit Abstand sogar. Und er sagte das du dich sogar heute höchstpersönlich bei ihm abgemeldet hast, weil es um deine Zukunft geht. Er hält große Stücke auf dich.“ „Wenn das dann jetzt geklärt ist, kann dieses Frauenzimmer dann vielleicht verschwinden? Ich habe nämlich nicht vor diese Firma zu verkaufen, damit sie sich noch öfter unters Messer legen kann.“ Bea die bis jetzt ohne ein Wort zu sagen auf ihrem Platz gesessen hatte schnappte empört nach Luft. „Sie dürfen jetzt gehen Frau Parker.“ Verabschiedete Herr Scholz sie. Dann drehte er sich zu Luke um. „Herr Herzog meint, dass du an einem Programm arbeitest?“

 

Kapitel 14

Kapitel 14

 

Riley

Riley saß alleine zu Hause im Wohnzimmer und guckte Shoppingqueen, ihr Handy klingelte und sie stellte den Fernseher auf stumm. Luke rief an unwillkürlich schlug ihr Herz schneller. „Hi!“ meldete sie sich ruhig.

„Hi Süße!“ antwortete Luke. „Du es hat heute alles ein bisschen länger gedauert. Ich bin mit Liam auf den Weg zu dir, er bringt uns dann zu mir nach Hause.“

„Was wollen wir denn bei dir zu Hause?“ Riley war irritiert.

„Du schuldest mir noch was! Es hat etwas mit einem Bleistift zu tun.“ Fügte er hinzu als Riley nichts sagte. „Aber doch nicht heute!“ Protestierte sie. „Ich sitze gerade gemütlich in Sporthose auf dem Sofa.“

„Pack dir ein paar Sachen ein. Du kannst dich bei mir frisch machen.“ Luke lachte und Riley hörte die Stimme von Liam im Hintergrund, konnte aber nicht verstehen was er sagte. „Bis gleich mein Schatz!“ Sagte Luke und legte auf. 

Ein wenig gehetzt stand Riley auf. Auf dem Weg nach oben in ihr Zimmer lief sie an einem Spiegel vorbei und erstarrte. So konnte sie unmöglich gezeichnet werden. Gerade als sie Luke eine Nachricht schreiben wollte um abzusagen kam eine von ihm: Pack einen Bikini ein. Am besten Trägerlos.

 Ha! Das konnte er vergessen! Sie lief nach oben, packte sich ein paar Klamotten und Make up ein und sprang dann schnell in die Dusche. Als sie nackt wie sie war aus dem Badezimmer raus kam hörte sie Stimmen von unten. „Sie ist bestimmt noch nicht fertig, komm wir gehen hoch.“ Das war Liam, schnell nahm sie sich das Duschtuch, das sie zwei Sekunden vorher auf das Bett geschmissen hatte und schlang es um ihren Körper. Dann standen die beiden, Liam mit der Klinke in der Hand auch schon in ihrem Zimmer, ohne anzuklopfen. „Noch nie was von anklopfen gehört?“ Bellte sie ihren Cousin böse an. „Du warst duschen? Dann muss es ja wirklich ernst zwischen euch sein.“ Liam lachte. Luke schielte an ihrem Cousin vorbei auf Riley, diese streckte ihm aber nur die Zunge raus. „Ich verkneife mir jeglichen Kommentar!“ lachte Luke. Riley starrte die beiden weiter finster an, dann gab sie es auf da sie, sie weiter belustig angrinsten. Sie ging zu ihrem Kleiderschrank und öffnete ihn in dem Moment klingelte Liams Handy. „Entschuldigt mich, da muss ich drangehen, wichtiger Kunde.“ Erklärte Liam und ging in Rileys Wohnzimmer.

„Darf ich?“ fragte Luke und kam auf Riley zu.

„Was?“ fragte diese alarmiert.  Luke grinste angesichts ihres Schockierten Gesichtsausdrucks. „Ich will dir nur Klamotten raussuchen. Du willst wohl kaum so mit!“ Er deutete auf ihr Duschtuch. Da Riley von Lukes Wunsch so  überrascht war trat sie Automatisch beiseite. „Hast du für nachher schon alles gepackt?“

„Ja!“ antwortete sie knapp.

„Ich bringe dich nachher mit dem Motorrad nach Hause, also wäre eine Jeans ganz gut.“ Er zog eine Blue Jeans raus, die zufällig ihre Lieblingsjeans war. „Du magst es lieber bequem oder?“ Wieder antwortete Riley einsilbig. Und Luke holte ein enges dunkelgrünes T-Shirt hervor. Dann fing er an Schubladen zu öffnen und bevor Riley reagieren konnte holte er auch schon einen BH raus. „Ist das der vom Fußball? Und…“ er bückte sich erneut und brachte den dazu passenden Spitzenslip an Licht. „…der gehört wohl zum Slip.“ Er grinste und Riley wäre am liebsten im Boden versunken. Sie riss ihm die Sachen aus der Hand und stürmte ins Bad. Luke hörte wie sich der Schlüssel im Schloss umdrehte und musste unwillkürlich schmunzeln. Er ging zum Bett und setzte sich. Während er so wartete kam Liam wieder ins Zimmer hielt sich mit der Hand aber die Augen zu. „Was erwartest du jetzt eigentlich zu sehen?“ Fragte Luke ihn.

„Ich hoffe nicht euch beide in einer engumschlungenen…“ „Liam halt…  sei still!“ unterbrach Riley ihn, die gerade aus dem Badezimmer kam. Liam drehte sich um und sah in ihre Richtung.  „Ist unsere Prinzessin fertig?“

„Ja, meine Haare können an der Luft trocknen. Luke da sind deine Sachen.“ Sie deutete mit dem Finger auf eine Ecke in der das Skateboard und seine Tasche standen. „Liam, das ist meine Tasche.“ Kommandierte sie und ging Richtung Treppe. „Will sie bei dir einziehen?“ fragte Liam als er den Rucksack sah den Riley mitnehmen wollte. „Frauen.“ Murmelte Luke.

 

Während der Fahrt zu Luke erzählten die beiden Männer Riley was in der Firma von Lukes Vater vorgefallen war. Riley staunte nicht schlecht. „Und du hast wirklich ein Programm geschrieben? Und das wird jetzt in der Firma geprüft?“

„Ja.“ Luke erklärte Riley jetzt das Verfahren was sein Programm noch durchlaufen musste, er war aber überzeugt dass es perfekt war.

„Er wird einen Haufen Kohle dafür kriegen!“ Fügte Liam hinzu.

„Du wirst es als erstes bekommen. Gratis!“ Liam grinste. „Das ist nicht nötig, ich will dass du dir etwas leistest.“

„Ich brauche das Geld ebenso wenig wie du.“ Widersprach Luke.

„Hey Jungs, wenn ihr euch streitet ich nehme es gern!“ Sie lachten und bald darauf kamen sie an. „Ich würde euch ja gerne noch begleiten aber ich habe jetzt noch einen spontanen Termin. Man sieht sich, und bleibt sauber!“

„Ich habe Liam übrigens von uns erzählt.“

Riley starrte Luke ungläubig an. „Die Wahrheit?“

„Ja, er weiß genauso viel wie Inez, Rafe und Noel.“

„Und er ist nicht an die Decke gegangen? Er hat gar nichts gesagt, wieso ist er so cool gewesen.“ Luke zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich habe ihm erzählt das wir nichts füreinander empfinden und das schien ihn zu beruhigen.“ Sie kamen bei der Tür an und Riley dachte an das nächste Problem. „Was ist mit deinen weiblichen Mitbewohnern?“

„Die sind ausgeflogen. Ich habe Bea verboten sich in den nächsten Tagen hier blicken zu lassen.“

„Und darauf ist sie eingegangen?“

„Ich habe ihr gedroht sie sonst bei der Polizei wegen Verleumdung anzuzeigen, Zeugen hatte ich ja genug.“ Er öffnete die Tür und Riley trat staunend ein. Als sie das letzte Mal hier war sie gar nicht in der Verfassung etwas wahrzunehmen. Jetzt sah sie die großen Kronleuchter die in der riesigen Eingangshalle hingen, es waren gleich drei. Die Treppe war Pompös, man musste einen Absatz hochgehen und konnte dann nach rechts oder links abbiegen. Überall hingen kostbar aussehende Gemälde. „Dein Flur passt in unser Haus!“ Riley war begeistert.

„Komm ich zeige dir das Haus.“ Er führte sie durch die einzelnen Räume und erklärte hier und da etwas dazu. Als sich die Besichtigungstour dem Ende neigte und sie in Lukes Zimmer kamen sagte er: „So jetzt kommt der schöne Teil. Mach dich hier ruhig fertig ich bereite im Kaminzimmer schon mal alles vor. Und vergiss den Bikini nicht.“ Lächelte Luke

„Ich habe keinen mit!“

„Wie bitte? Das ist doch nicht dein Ernst!“ Er sah sie entgeistert an. „Dann zeichne ich dich ohne Bikini!“ Er ging zur Tür und war verschwunden. Zurück blieb eine verwirrt dreinblickende Riley. Mit einem beklemmendem Gefühl ging sie in sein Badezimmer. Sie legte ein leichtes Make up auf und zog sich dann die Shorts an, die sie eingepackt hatte. Ihre Haare fielen in leichten Wellen über ihren Rücken, jetzt fehlte nur noch ihre Mitte. „Wieso will er unbedingt einen Bikini?“ schimpfte sie leise vor sich hin. Sie sah auf das T-Shirt das er ihr ausgesucht hatte, und auf dem Badewannenrand lag. Da sie nichts anderes eingepackt hatte zog sie es wieder an. Barfuß stampfte sie leise nach unten und ging ins Kaminzimmer. Unwillkürlich hielt sie die Luft an Luke hatte die Rollläden heruntergelassen. Im offenen Kamin prasselte ein gemütliches Feuer und überall im Raum hatte er Kerzen aufgestellt. Eine Chaiselongue aus weißem Leder stand in der Nähe des Kamins, Luke saß darauf und blickte in die Flammen, langsam mit auf dem Rücken verschränkten Armen trat sie ein. „Ich bin fertig.“ Flüsterte sie. Luke drehte sich um und musterte sie kurz. „Okay“, er stand auf und Riley ging auf ihn zu. „Leg dich am besten auf den Bauch, hast du dein Buch dabei?“

„Ich habe es in deinem Zimmer vergessen.“ Sagte sie mit einem Hauch Besorgnis in der Stimme, Luke horchte auf. „Was ist los? Du bist doch sonst nicht so eingeschüchtert, mache ich dir Angst?“ Er strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht. Da sie keine Anstalten machte ihn anzusehen ließ er seinen Finger sanft über ihr Gesicht gleiten bis er an ihrem Kinn ankam und es sanft hochhob, sodass sie ihn anschauen musste. „Was ist es?“ fragte er nochmal leise flüsternd.

„Ich fühle mich nicht wohl.“

„Wieso nicht?“

„Ich kann das was du von mir willst nicht machen, ich komme dann mit meinem Gewissen nicht klar.“ Sein Finger auf ihrer Haut brannte und sie musste schlucken.

„Aber du wolltest doch, dass ich dich zeichne.“ Riley presste die Lippen aufeinander, dann bis sie hinein. „Willst du abbrechen?“ Sie sah die Enttäuschung in seinen Augen und konnte einfach nicht Ja sagen. Stattdessen zwang sie sich die Wahrheit zu sagen. „Ich möchte gerne dass du mich zeichnest, aber…“ Die brach kurz ab, und schluckte. „… du warst so sauer weil ich keinen Bikini eingepackt habe, aber so eine bin ich einfach nicht. Ich kann das nicht.“ Riley senkte den Blick, sie konnte ihn einfach nicht angucken, aber er legte jetzt beide Hände an ihre Wangen und zwang sie so ihn wieder anzusehen.  Eine Träne stahl sich in ihre Augen und drohte ihr über die Wange zu laufen, aber Luke wischte sie weg. „Fang bloß nicht an zu weinen.“ Sagte er sanft und küsste sie vorsichtig auf die Stirn. „Wir machen natürlich nichts was du nicht willst.“ Hoffnung trat in ihre Augen und ein leichtes Lächeln umspielte wieder ihre Lippen. „Es tut mir leid ich habe mich zu sehr in die Sache reingesteigert und keine Rücksicht auf deine Gefühle genommen. Es ist dein Bild, wir machen es wie du willst.“ Und nicht so wie ich es mir in meiner Fantasie vorstelle. Dachte er.

„Danke.“ Flüsterte sie. Luke ließ sie vorsichtig los. „Ich hole dir etwas zu trinken.“ Sagte er und ging zu einer Bar die an der Gegenüberliegenden Wand stand. „Wasser bitte.“ Kurze Zeit später reichte er ihr das Glas und setzte sich mit seinem eigenem Wasser  wieder auf die Chaiselongue. Er klopfte mit der Hand neben sich und auch Riley setzte sich. „Ich hatte vergessen was für ein Mädchen du bist. Das tut mir Leid.“

„Was bin ich denn für ein Mädchen?“

„Du bist echt. Du verstellst dich nicht, du hast deine Meinung und du stehst zu dir. Das finde ich ganz schön mutig.“ Riley lächelte ihn an. „Die meisten Menschen verstecken ihr wahres Ich, du aber trägst dein Herz auf der Zunge. Und weißt du was?“ Er sah ihr tief in die Augen. Rileys Herz schlug ihr bis zu den Ohren. Er hatte sich doch nicht in sie verliebt? Riley war nicht imstande etwas zu sagen und schüttelte nur den Kopf. „Du bist voller Liebe. Wirklich, ich glaube du siehst in jedem Menschen nur das Gute. Zuerst bewunderte ich dich dafür, dass du zu solchen Gefühlen fähig bist. Aber jetzt wo ich schon ein paar Mal mit dir im Gottesdienst war, weiß ich, dass nicht du allein für diese Gefühle verantwortlich bist, es ist die Liebe Jesu die du in dir hast. Habe ich Recht?“ Riley strahlte ihn voller Glück an. „Ja…“ nickte sie. „Ich liebe Jesus und er liebt mich. Und dich liebt er auch.“ Luke nickte. „Ja das weiß ich mittlerweile auch.“ Er grinste sie an. „Okay, wenn wir das jetzt geklärt hätten, soll ich dich noch zeichnen? Natürlich so wie du jetzt bist!“ fügte er schnell hinzu. Riley nickte. „Sehr gerne.“

„Das ist schön, mach es dir bequem, ich hole dir dein Buch.“ Damit stand er auf und lief nach oben um ihr Buch zu holen. Als er wieder ins Zimmer kam stand Riley an der Bar und trank noch ein Glas Wasser. „Wenn du soweit bist, dann mach es dir auf der Chaiselongue gemütlich.“ Luke ging zu einem Hocker nahm Stift und Papier und fing schon mal an die ersten Umrisse zu zeichnen. Riley stellte ihr Glas ab ging zum Sofa und legte sich bäuchlings darauf, sie legte ihr Buch vor sich und winkelte dann die Beine an. „Das ist süß!“ meinte Luke und war dann wieder in die Zeichnung vertieft. Ab und zu unterhielten sie sich und manchmal war es still im Zimmer sodass man nur das knistern  des Feuers, das kratzen des Bleistifts und gelegentlich das umblättern der Seiten hörte.

Luke zeichnete mittlerweile schon drei Stunden und Riley musste allmählich auf die Toilette. „Brauchst du noch lange?“ fragte sie. „Wieso kannst du nicht mehr? Brauchst du eine Pause?“

„Ich muss mal für kleine Königstiger.“ Riley grinste und entlockte Luke ebenfalls ein lachen. „Na dann ab mit dir bevor noch ein Unglück passiert. Ich bestelle uns eine Pizza ja? Habe schon einen Bärenhunger.“ „Tiger und Bären!“ lachte Riley. Und stand auf. „Ich möchte eine Pizza mit Rucola.“

„Von wegen Tiger eher Kaninchen!“ rief Luke ihr hinterher.

Luke zeichnete noch bis die Pizza kam, diese aßen sie gemütlich auf dem Boden vor dem Kamin. Dann zeichnete er noch eine Stunde und das Bild war endlich fertig. „Ich bin fertig.“

Riley sprang auf und blickte ihm über die Schulter. „Wow…“ Riley staunte. „Das ist noch viel schöner als dein erstes!“ Spontan drückte die ihm von hinten einen Kuss auf die Wange. „Wunderschön…“ murmelte sie. „Mein Blick der ist so…“ Riley stockte sie konnte es nicht in Worte fassen. Er muss ihr Gesicht gezeichnet haben als sie sich unterhalten haben, denn sie sah ihn direkt an, ihre Augen strahlten und sie lächelte glücklich.

„…voller Liebe!“ Beendete Luke den Satz für sie. Riley sah ihn wirklich verliebt an musste sie sich eingestehen, oder hatte er sie einfach nur so gezeichnet? Er durfte auf keinen Fall merken, dass sie mehr als Freundschaft für ihn Empfand. Er schien auch gar keine Antwort von ihr zu erwarten. Stattdessen nahm er noch einmal seinen Bleistift und schrieb in die rechte untere Ecke: …voller Liebe, dein Luke. „Jetzt kannst du es in der Schule rumzeigen.“

„Spinnst du? Es kommt in einen Rahmen an die Wand. Es ist viel zu kostbar um damit in der Schule rumzulaufen. Aber ich werde es abfotografieren und überall als Profilbild nehmen.“ Sie grinste ihn an. Dann sah sie auf die Uhr, es war schon nach dreiundzwanzig Uhr. „Du musst mich nach Hause bringen. Ich muss heute Abend noch den Rest für nachher einpacken, ich glaube es nicht: In ein paar Stunden fliegen wir schon los.“

„Hast du eigentlich was dagegen wenn ich schnell meine Sachen einpacke und dann gleich bei dir bleibe? Dann spare ich mir den doppelten Weg.“

„Natürlich! Inez wollte auch gleich irgendwann kommen, ich ruf sie an dann soll sie direkt mit Rafe kommen. Du kannst ja schon mal hochgehen, ich räume hier schon mal auf.“

„Nein, lass alles so liegen, dafür habe ich Personal.“

„Ich kann doch nicht unseren Müll hier liegen lassen!“ Sie deutete auf die leeren Pizzakartons. „Doch lass alles so liegen, die neue soll sich nachher freuen wenn sie wieder geht.“

„Du feuerst sie?“

„Die Stelle gehört Emma. Und wenn sie nachher Hilfe braucht dann kann sie selbst jemanden einstellen.“ Er zog sie zur Tür und ihr blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen. „Übrigens, wenn Emma hier gewesen wäre, dann hätten wir uns die Pizza heute sparen können, sie würde es nicht zulassen das ich Geld für überteuertes Fast Food ausgebe – Ihre Worte!“ Riley musste lachen. „Ich hoffe ich werde Emma mal kennenlernen, du erzählst so viel Gutes über sie. „Mein Vater hätte sie heiraten sollen. Sie war schon immer in ihn verliebt.“  Sie gingen gemeinsam in sein Zimmer und Luke fing an zu packen, während Riley es sich auf seinem Bett gemütlich machte. „Sie war schon immer in ihn verliebt?“ Nahm sie das Gespräch wieder auf. „Solange ich sie kenne.“

„Aber was war mit deiner Mutter?“

„Die kannte sie gar nicht. Emma kam als Auszubildende hier her, nach dem Tod meiner Mutter. Du musst wissen meine Mutter war eine ganz normale, wie Du.“ Riley sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, und er erklärte rasch: „Ich meine sie kam aus ganz normalen Verhältnissen, sie war es gewohnt zu kochen und zu putzen, und sie hat hier so gut wie sie konnte geholfen, aber dann wurde sie so krank und starb kurz darauf.“

„Was hatte sie denn? Und wie alt warst du?“

„Ich war zwei, und sie hatte Krebs. Naja auf jeden Fall kam nach ihrem tot die junge Emma zu uns, zuerst verliebte sie sich in mich, und dann in meinen Vater.“

Riley grinste. „Und das hat sie dir gesagt?“

„Sie hat es mir geschrieben. Ich hatte in LA immer kontakt zu ihr. Eigentlich ist sie wie meine Mutter. Zumindest ist sie so Debbie, die Mutter von Logan.“

„Ich finde Emma sollte hier nicht arbeiten, sie sollte hier leben.“ Meinte Riley nachdenklich.

„Das ist wirklich eine sehr gute Idee!“ Er grinste sie an. „So noch eben die Toilettenartikel und dann bin ich fertig. Hast du schon gepackt?“ Fragte er durch die offene Badezimmertür. „Ja gestern und heute während du in deiner Firma warst.“

„Wenn alles gut geht ist sie erst mit 23 meine Firma.“

„Wieso hat sie eigentlich so einen komischen Namen?“

„SSP?“

„Ja, deine Mutter hier doch Jasmin, dein Vater Samuel und euer Nachname ist Parker wieso das andere S?“

„Mein Opa hat die Firma gegründet und der hieß ebenfalls Samuel. Mein Vater ist der Junior.“

„Und du heißt nicht Samuel? Ist das nicht komisch?“

„Doch ich heiße Samuel. Mein vollständiger Name lautet Luke Samuel Parker.“

„Wirklich?“

„Ich bin fertig, wir können los. Natürlich wirklich! Meine Mutter wollte nur nicht drei Samuels haben, daher bin ich ein Luke geworden, ihr Vater hieß Lukas.“

„Aber du heißt Luke, nicht Lukas.“

„Richtig!“

„Ich muss mich noch umziehen, ich habe immer noch meine Shorts an.“ Erinnerte Riley ihn.

„Und wieso hast du dich nicht schon eher umgezogen?“

„Na, weil wir geredet haben?“ Meinte sie lachend und ging an ihm vorbei ins Badezimmer. Riley schlüpfte schnell in ihre Hose, ging wieder ins Zimmer, holte aus ihrer Tasche den Kapuzenpulli und zog ihn sich über während sie in die Garage gingen.

 

Kapitel 15

Kapitel 15

 

 

Luke

Luke lehnte sich entspannt in den bequemen Polstersessel im vorderen Bereich des Flugzeugs zurück. Neben ihm saß eine nervös dreinblickende Riley und gegenüber von  ihm saß Liam. Auf der anderen Seite hatten Inez und Rafe Platz gefunden. Leider konnte Noel nicht mit weil seine Mutter ihn zu Hause brauchte. „Ist bei dir alles okay Riley? Fragte Liam. Sie nickte. „Geht schon. Ich bin nur noch nie geflogen und habe ein bisschen Angst.“ Luke legte seine Hand auf Rileys, die sie in die Armstützen gekrallt hatte. „Davon bleibst du auch nicht im Sitz.“ Er grinste sie an und auf Rileys Lippen erstrahlte ein kleines lächeln. Liam beobachtete die beiden mit einem leichten Stirnrunzeln, ließ sich aber nichts anmerken und griff nach seinem Laptop.  Die Motoren wurden angelassen und jetzt drückte Riley Lukes Hand, dabei krallten sich ihre Fingernägel in seine Haut. Er biss die Zähne zusammen und versuchte sich nicht zu bewegen. Das Flugzeug gewann an Geschwindigkeit und Luke sah noch einmal zu Riley, sie saß mit geschlossenen Augen im Sitz, ihre Lippen bewegten sich leicht und der Druck um seine Finger lockerte sich etwas. Dann sah er in den Augenwinkeln Liam der sie beobachtete Luke sah ihn an. „Sie betet.“ Flüsterte Liam das nur Luke es hören konnte. Luke versuchte seine Hand wieder weg zu ziehen, aber sie drückte sofort wieder zu. Auf dem Rückflug oder bei der Landung würde er ihr garantiert nicht mehr die Hand halten. „Tut es sehr weh?“ Flüsterte Liam wieder sein Blick glitt auf ihre Hände. „Wenn ich aufhöre mir auf die Zähne zu beißen, könnte ich schreien, ich glaube ich blute schon!“ Liam musste wider Willen grinsen. „Bei der Landung kannst du ihre Hand halten.“ „Du bist selbst schuld, aber so bleiben wenigstens meine Polster verschont!“ Das Flugzeug hob mit einem Ruck ab und ein komisches Quicken hallte durch den Raum, der Druck um Lukes Hand wurde wieder stärker. Der Jet gewann rasch an Höhe und bald merkte man keinen Anstieg mehr. „Riley du kannst deinen Freund jetzt loslassen.“ Meinte Liam belustigt und sagte dann an Luke gewandt: „Pflaster kann dir die Stewardess bringen.“ Riley ließ Lukes Hand los und er zog sie Automatisch zu sich. „Habe ich dir wehgetan?“

„Wehgetan? Der arme Kerl konnte kaum atmen.“

Luke betrachtete die fünf kleinen Einkerbungen in seiner linken Hand. Plötzlich wurde ihm die Hand wieder weggezogen und Riley besah sie sich genau. „Ohh, tut es sehr weh? Das tut mir so leid! Ich…“

„Halb so wild, aber nimm das nächste Mal doch besser Liams Polster.“ Luke lachte und machte Inez und Rafael neugierig. „Was ist bei euch los?“ Inez sah die drei neugierig an.

„Deine beste Freundin hat mir gerade fast ihre Finger in die Hand gebohrt.“ Er stand auf und zeigte den beiden die lädierte Hand. Riley wurde ein wenig aufgezogen und dann spekulierten sie ein wenig über ihren Aufenthalt. „Werden wir direkt dort sein wo du gelebt hast Luke?“ fragte Rafe.

„Ja wir haben direkt am Strand gelebt.“ Antwortete Luke und fragte Liam: „In welchem Hotel werden wir denn wohnen?“ „Im Shutters on the Beach.“ Luke sah ihn verwundert und zugleich ungläubig an. „Das Hotel willst du kaufen?“

„Ja, wieso?“

„Ein Exposé hast du aber schon gesehen oder?“

Liam grinste. „Ich war schon ein paar Mal als Gast dort, es hat mir gefallen, jetzt möchte ich es haben.“ Die anderen folgten der Unterhaltung mit großer Neugier. „Was ist denn mit dem Hotel?“ Wollte Riley wissen. „Das ist kein Hotel, das ist ein Palast.“ Meinte Luke ehrfurchtsvoll. „Das ist doch bestimmt ein paar Millionen wert.“

„Luxusurlaub ich komme!“ kreischte Inez vergnügt. „Das ist ja so als ob wir in die Flitterwochen fliegen!“ meinte sie an Rafe gewandt. Dieser lachte. „Ja, kostenlose Flitterwochen.“

„Ich habe die größte Suite für uns alle zusammen gebucht. Da ich denke, dass ihr beide,“ Liam sah zu Inez und Rafael „eh nicht die Finger von euch lassen könnt und ich Riley nicht alleine lassen darf, bekommt ihr ein eigenes Zimmer. Riley schläft alleine!“ Er sah scharf zu Luke und dieser hob entwaffnend die Hände. „Ich hatte nichts vor!“ Lachte er. „Gut. Wir werden uns nämlich ein Zimmer teilen. Und denk ja nicht das ich einen festen Schlaf habe.“ Liam sah Luke weiter durchdringlich an und Luke prustete los. „Dir ist doch klar das Riley und ich das verliebte Pärchen nur spielen, und wir sind in LA, das heißt niemand kennt uns und wir können wieder einfach nur Freunde sein.“ Liam überging Lukes Erklärungen und sagte: „Ich habe in deinem Alter ein Mädchen geschwängert und ich will nicht das meiner Cousine das gleiche Schicksal erleidet wie meine Frau. Riley du schließt die Tür ab!“

„Liam du bist der peinlichste Cousin den es gibt.“ Sie stand auf. „Inez komm wir gucken uns das Flugzeug an. Und ich will irgendetwas Teures kaputt machen!“

 

Sie landeten auf einem kleinen Flugplatz in Santa Monica ohne Verzögerungen stiegen sie in eine bereitstehende Limousine die sie zum Hotel brachten. Da das Hotel nicht weit vom Flughafen war kamen sie schon nach einer Viertelstunde dort an. Obwohl es schon nach ein Uhr nachts war wurden sie schon von dem Personal erwartet. Der Hotelmanager begrüßte sie und begleitete sie höchstpersönlich in ihre Suite. Auf dem Weg zum Fahrstuhl schwärten die jugendlichen über den Luxus der überall herrschte. Als sie in ihrem Stockwerk ausstiegen und zu einer großen Flügeltür zusteuerten hackte Inez sich bei Riley ein. „Oh das ist so Aufregend! Du hast den besten Cousin der Welt.“ Riley grinste ihre Freundin glücklich an. „Manchmal!“ Dann wurde die Tür geöffnet und die Mädchen kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Vor ihnen eröffnete sich ein riesiges Wohnzimmer. Alles in schönen creme Tönen, die Möbel waren aus dunklem Holz. Es gab sogar einen Kamin und ein Flügel stand im Raum. Die Schlafzimmer waren eigentlich immer gleich, bis auf eine Ausnahme, in einem Raum gab es zwei Einzelbetten die anderen Zimmer hatten Doppelbetten. Luke warf seine Tasche auf eins der Einzelbetten und fing an auszupacken. Rafael kam rein um zu sehen wo sein Freund blieb. „Wir sind alle im Wohnzimmer, willst du nicht auch kommen?“

„Ich will erst auspacken, mich dann für ein paar Minuten ins Bett hauen und um sechs wollte ich Logan abholen.“

„Du hast ja geplant. Solltest du nicht auf die Mädchen aufpassen und Fremdenführer spielen?“ Rafe grinste. „Du bist hier nicht im Urlaub!“

Liam kam grad rein und hatte das eben gesagte mitbekommen. Er schlug Rafe auf die Schulter. „Natürlich ist er im Urlaub.“ Er zwinkerte Luke zu. „Er ist nur mitgekommen weil ich ihm einen Urlaub gönne und damit meine Oma beruhigt ist. Was soll Riley hier schon passieren?“

„Du gefällst mir von Sekunde zu Sekunde besser!“ Rafe lachte. „Weiß Logan denn das du ihn in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett schmeißen willst?“

Luke grinste. „Nö!“ Dann wandte er sich wieder Liam zu, der auch angefangen hatte seine Anzüge in den Schrank zu hängen. „Meinst du, du könntest mir ein Mietwagen besorgen? Ohne Auto bin ich leicht aufgeschmissen.“

„Du hast einen Führerschein? Wie kommt es das Bea dir das erlaubt hat? Und vor allem bezahlt?!“

Luke schmunzelte. „Das war einfach, ich musste nur den Zwillingen erzählen, dass es doch cool wäre jeden Tag mit dem Auto in die Schule zu fahren und schon lagen sie Bea damit in den Ohren.“ Liam und Rafe lachten.

„Unten gibt es auch eine Autovermietung, du kannst dir da eins aussuchen.“

„Danke!“

Nachdem alle ihre Sachen ausgepackt, die Suite noch mal richtig bestaunt hatten und reichlich gegessen hatten, wurde es langsam ruhiger. Rafe und Inez verabschiedeten sich in ihr Zimmer, und auch Liam wollte sich ein bisschen hinlegen, da die Verhandlungen in ein paar Stunden losgehen würden. Zuletzt blieben Luke und Riley noch über, sie saßen mit etwas zu trinken auf dem Balkon und schauten in die dunkle Nacht hinaus. Die Strandpromenade war beleuchtet und man sah den Sandstrand, das Meer war stockdunkel und nicht zu sehen, aber sie hörten die Wellen rauschen.  „Mir wird langsam kalt, wir sollten auch ins Bett gehen und versuchen noch ein bisschen zu schlafen.“ Meinte Riley und stand auf. „Willst du morgen wirklich schon so früh surfen gehen?“

„Auf jeden Fall, ich kann es kaum erwarten ins Wasser zu kommen.“

„Wie ist es denn für dich wieder zu Hause zu sein?“

„Keine Ahnung, noch habe ich ja nicht viel gesehen, aber ich freue mich schon meine alten Freunde wieder zu sehen, vielleicht wenn wir montags noch da sind gehe ich kurz mal zur Schule. Ich könnte euch da alles zeigen!“

„Ja, gerne. Ich bin schon neugierig wie du so gelebt hast und wie deine Freunde so sind.“

„Also Logan wirst du mögen. Und Sutton bestimmt auch.“

„Hoffentlich ist mein englisch gut genug, du musst wissen englisch war noch nie meine Stärke.“

„Das kriegst du schon hin. Wir sollten jetzt reingehen, sonst erfrierst du noch.“

„Ich glaube ich gehe noch baden. Meine Badewanne ist ein Traum!“

„Du meinst die Badewanne die neben deinem Bett steht?“ Luke lachte. „Lass dein Buch nur nicht ins Wasser fallen! Gute Nacht!“ Riley lachte ebenfalls und ging in ihr Zimmer.

 

Schon drei Stunden später klingelte Lukes Wecker, schnell bevor Liam aufwachte stellte Luke ihn aus und setzte sich auf. Er fühlte sich wie gerädert, die paar Stunden Schlaf waren wohl doch nicht so gut, aber egal, er zog sich schnell eine Jeans und ein T-Shirt über und schlich raus. Vor der Tür zog er sich seine Schuhe an und schnappte sich den Rucksack den er vor ein paar Stunden hier vor die Tür gestellt hatte. Es war alles ruhig und so ging er raus. Unten in der Lobby war ebenfalls noch alles ruhig und Luke steuerte die Autovermietung an. Er entschied sich für einen Ford Pick Up da die Surfbretter dort am besten reinpassten. Dann ging er in den Speisesaal und ließ sich ein reichhaltiges Frühstück einpacken, schnappte sich noch einen Becher Kaffee und schon wenig später saß er im Auto und steuerte mit einem zufriedenem grinsen auf den Lincoln Boulevard zu.

Luke hielt das Auto in der Einfahrt von Haus Nummer 1346 alles war wie früher. Gut gelaunt stieg er aus und ging um das Haus zum Hintereingang, hier war die Tür so gut wie nie abgeschlossen und auch jetzt wurde Luke nicht enttäuscht. Leise öffnete er die Tür er wollte Debbie und Ryan nicht wecken. Leise schlich er den Flur entlang, auch hier war noch alles wie früher, selbst die Bilder auf dem Kaminsims und an der Wand waren die gleichen und auf vielen von denen strahlte Luke neben Logan in die Kamera. Er ging zur Treppe und stieg sie langsam hoch, die drittletzte Stufe übersprang er, da sie knarrte. Plötzlich schlug sein Herz höher, gleich würde er endlich wieder seinen allerbesten Freund wieder sehen, seinen Bruder. Vorsichtig und leise drückte er die Türklinke hinunter und verschwand im Zimmer. Logan lag mit ausgebreiteten Armen und Beinen im Bett nur mit einer Boxershorts bekleidet, die Decke lag wie immer auf dem Boden. Luke grinste. Es hatte sich wirklich gar nichts verändert. „Hey, alte Schlafmütze steh auf!“ Luke lehnte sich mit der Schulter an die Wand neben dem Bett und verschränkte die Arme vor der Brust. Langsam flatterten Logans Augenlieder, aber er öffnete die Augen nicht. „Alter! Aufwachen!“ Plötzlich sprang Logan vom Bett, stolperte über seine Decke und versuchte aufzustehen, blickte aber zu Luke, erschrak und stolperte erneut. Er wäre auf die Nase gefallen hätte Luke ihn nicht festgehalten. „Alter, alles gut?“ fragte Luke mit einem Lachen. „Lu… Luke?“ Stammelte sein Freund. „Du… du bist hier? Du musst doch… Du bist doch in… Luke? Du bist hier?“ Logan schrie vor Freude auf und fiel seinem Freund in den Arm. „Alter wie bist du hergekommen?“  Luke setzte grade zu einer Erklärung an als plötzlich die Tür aufgestoßen und ein verschlafen dreinblickender Ryan mit einem Baseballschläger in der Hand verwirrt von Luke zu Logan und wieder zu Luke sah. Hinter ihm tauchte Debbie auf als sie Luke erkannte schrie sie auf und stürmte auf ihn zu. Luke zog sie in seine Arme und drückte seine Mutter im Herzen fest an sich. „Luke! Du bist hier!“ Sie weinte und Luke drückte sie noch fester an sich. Langsam ließ er sie los und voller Tränen in den Augen strahlte sie Luke an. Jetzt löste sich auch Ryan aus seiner Starre und umarmte Luke. „Du bist uns einige Erklärungen schuldig.“ Ermahnte er ihn liebevoll. Als er sich von ihm löste sah Luke auch in seinen Augen einen leichten Anflug von Tränen in den Augen. Er grinste seine Familie an. „Überraschung!“ Obwohl sie nicht wollten fingen alle an zu lachen. Debbie setzte sich auf Logans Bett und klopfte neben sich. Luke setzte sich neben sie während Ryan und Logan es sich auf dem Boden bequem machten. Luke fing an zu erzählen und erklärte wie es dazu kam das er jetzt hier war. „Deine Freunde will ich unbedingt kennenlernen.“ Logan war begeistert. „Ich hatte so gehofft dass du in Deutschland gute Freunde findest, wie ich sehe hast du sie bekommen. Ich finde es echt stark von Rileys Cousin dass er dich mitgenommen hat. So habe ich meinen Bruder wenigstens für ein paar Tage wieder!“ Logan grinste und stand auf. Während Luke ein bisschen aus Deutschland erzählte wurde Logan immer unruhiger. „Was hast du geplant?“ Unterbrach er Luke mitten im Satz. „Ich muss ins Wasser, eigentlich bin ich gekommen um mein Surfbrett zu holen, dann dachte ich aber ich jag dir erst einmal einen Schrecken ein.“ Luke lachte. „Es war echt lustig wie du aus dem Bett gesprungen bist.“

„Ich dachte du bist ein Geist!“ verteidigte Logan sich und Luke prustete los, dann fiel sein Blick auf den Baseballschläger und  unter lachen brach er hervor: „Und du dachtest wohl dass ich ein Einbrecher bin.“ Ryan musste ebenfalls lachen. „So wie Logan geschrien hat musste ich das ja annehmen.“ Sie lachten gemeinsam.

Eine Stunde später saßen sie nach ihrem Frühstück am Strand auf ihren Surfbrettern im Wasser. Die erste Welle die Luke erblickte nahm er und genoss das Gefühl von Freiheit, Adrenalin und purem Vergnügen. Sie surften bis zum Mittag, am Strand wurde es immer voller. Während sie zum Strand paddelten unterhielten sie sich. Am Pick Up angekommen, befestigten sie die Surfbretter und zogen sich T-Shirts an. „Komm doch mit rauf, ich stell dir meine Freunde vor.“ Schlug Luke vor. Logan stimmte zu und wenig später betraten sie die Suite. Logan staunte nicht schlecht als er den Luxus bemerkte. „Wie kann Rileys Cousin sich so was leisten?“

Luke zuckte mit den Schultern und ging an die Bar um sich und Logan etwas zu trinken einzugießen. „Er will das Hotel kaufen, also wird er wohl ein paar Millionen übrig haben.“ Logan blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen. Gerade als Logan ansetzte etwas zu sagen kam Riley in einer alten verwaschenen Boxershorts und einem Tank Top aus ihrem Zimmer, ihre Haare hatte sie zu einem Dutt auf den Kopf aufgesteckt, von Make Up keine Spur. „Guten Morgen!“ sagte sie als sie Luke sah. „Wolltest du nicht surfen?“

„Ich bin schon wieder zurück.“ Antwortete Luke auf Englisch und Riley sah ihn verblüfft an. „Ich habe dich noch nie englisch reden hören.“ Sagte sie und genoss den Blick aus dem riesigen Fenster. „Ich dich auch nicht. Darf ich dir vielleicht meinen besten Freund und Bruder Logan vorstellen?“ Riley drehte sich erschrocken um und sah erst jetzt den gut aussehenden Jungen neben dem Flügel stehen. Er war groß, etwa so wie Luke hatte aber im krassen Gegensatz zu Lukes blondem Haar schwarzes Haar, diese waren kurz geschnitten und als er näher kam bemerkte Riley seine braunen Augen er sah aus wie der Bruder von Taylor Lautner. Er hatte einen ähnlichen Style wie Luke und plötzlich wurde sie sich ihres Outfits bewusst. Sie starrte ihn immer noch ungläubig an und zischte dann auf Deutsch zu Luke. „Kannst du mich nicht vorwarnen wenn du Besuch mitbringst? Was hält er jetzt von mir?“ Luke antwortete darauf nichts, er grinste nur, und Logan war mittlerweile bei ihr angekommen. „Hi, du musst Riley sein, ich habe schon viel von dir gehört.“ Sagte er auf Englisch und umarmte sie kurz. Riley antwortete ihm ebenfalls in der Sprache. „Hi, ja ich bin Riley. Schön dich endlich kennen zu lernen. Ich habe ebenfalls schon viel von dir gehört.“ Es entstand ein kurzes unangenehmes Schweigen das dann durch das Öffnen einer Tür unterbrochen wurde. Inez Top gestylt und frisch erstrahlte den Raum. „Leute ich könnte eine ganze Kuh zum Frühstück verdrücken.“ Rief sie aus blieb dann aber wie angewurzelt stehen und Rafe der hinter ihr den Raum verließ rannte in sie. „Hi, wir haben besuch! Ist das dein Logan?“ Fragte sie in perfektem Englisch an Luke gewandt. Luke grinste und nickte. Dann stellte er sie alle miteinander vor. Sie bestellten sich ein verspätetes Frühstück aufs Zimmer und  saßen in gemütlicher Runde zusammen am Tisch und unterhielten sich.

Gerade als sie fertig waren kam Liam ins Zimmer. „Na alle ausgeschlafen?“ Alle nickten und Liam erkannte ein ihm unbekanntes Gesicht. „Hi du musst Logan sein, der Surffreund von Luke. Ich bin Liam Herzog.“

Logan stand auf und hielt Liam die Hand hin. „Hi, ja richtig ich bin Logan. Nettes Hotel das du da kaufen willst.“ Meinte er mit einer Handbewegung um sich. Liam grinste. „Ja das finde ich auch.“ Dann sah er sich Riley genauer an. „Sag mal hast du meine Boxershorts an?“

Riley grinste. „Ja, ich habe meine Schlafsachen vergessen und da habe ich mich bei dir bedient. Ich muss es immer gemütlich haben wenn ich schlafe.“

„Ja ich glaube dir, dass die gemütlich sind. Die sind ja auch teuer.“

Riley grinste. „Ich sollte mich jetzt wohl echt langsam fertig machen, wenn wir gleich noch los wollen.“ Lachte sie und mit einem zwinkern in Liams Richtung meinte sie. „Glaub nicht dass du die wieder bekommst.“ Dann stolzierte sie Barfuß wie sie war in ihr Zimmer, kurz bevor sie die Tür schloss meinte sie. „Gebt mir zehn Minuten, dann bin ich fertig!“

„Wir gehen schon mal runter okay? Ich will mir alles noch mal genauer anschauen. Ich bin ja so begeistert, es ist hier alles so wunderschön, ich werde ganz euphorisch.“ Inez plapperte so vor sich hin während Rafe sie zur Tür schob. „Ich bringe sie lieber außer Reichweite.“ Erklärte er Logan der den beiden verdutzt nachsah.

„Ich muss noch ein paar Berechnungen machen, wir haben nur eine Stunde Pause dann wird weiter verhandelt.“

„Es scheint dir überhaupt gar nichts auszumachen so zwischen den Sprachen zu wechseln.“ Erkannte Logan und Liam nickte. „Ich hatte noch nie ein Problem mit Sprachen, ich spreche auch ein paar mehr.“ Er grinste und schloss die Tür hinter sich. „Na das nenne ich mal ein kennenlernen! Aber du hast dir gute Freunde ausgesucht.“

„Eigentlich war es ganz einfach, Rafe war schon im Kindergarten mein Freund, wir gingen dann zusammen in die erste Klasse. Inez und Rafe sind zusammen gekommen und Riley ist ihre beste Freundin, irgendwie haben wir uns so zusammen gefunden. Ach ja und Noel habe ich beim Fußball spielen kennen gelernt, zuerst mochten wir uns nicht besonders aber jetzt sind wir richtig gute Freunde.“

„Läuft da was zwischen dir und Riley?“ Wechselte Logan ohne Umschweife das Thema und Luke ging darauf ein. „Nein. Ich mag sie, aber nur als Freundin. Wie findest du sie?“

„Ich mag sie auch. Sie ist so echt im ersten Moment habe ich mich richtig gewundert das du mit so einem Mädchen befreundet bist, ich dachte ihr würdet nicht zusammen passen, aber ich habe mich geirrt.“ Gab er zu. „Ich glaube ihr wärt ein gutes Paar. Aber mach diesmal ernst ja?“ Er sah Luke eindringlich an. „Ich denke die ist nicht so wie deine üblichen Mädels.“

„Sie ist ganz anders. Glaub mir du wirst sie noch kennen lernen!“ Luke lachte. „Und jetzt hör auf dir so viele Gedanken zu machen. Wir sind nur Freunde. Mehr nicht und mehr wird es auch nicht geben.“

„Sie ist hübsch und sie hatte nicht einen Gramm Make Up im Gesicht.“ Logan war wirklich positiv überrascht und Luke freute sich, dass sein Freund Riley mochte. Komisch nur warum ihm das so viel bedeutete, eigentlich konnte es ihm doch egal sein. „Jetzt hör auf oder ich erzähle Sutton das du dich verknallt hast!“

„Lass sie aus dem Spiel.“

„Wie geht es ihr? Werde ich sie sehen oder ist das keine gute Idee?“

„Sie ist über dich hinweg und fand ihre Aktion im Nachhinein sehr blöd. Und sie ist in mich verknallt, stell dir vor ich bin ihr sogar treu!“ Logan grinste.

„Das hört sich doch sehr gut an.“

„Du findest nicht das ich blöd bin weil ich nur eine habe die mir das Bett wärmt?“

„Ich habe keine.“

„Erzähl mir keinen Bullshit. Du hast bestimmt schon die Hälfte an deiner Schule durch.“

„Halt die Klappe. Ich hatte keine einzige, ich habe mich verändert. Das Arsch von früher bin ich schon lange nicht mehr.“

Logan starrte ihn ungläubig an. „Du hattest seit Monaten kein Mädchen mehr im Bett?“

„Korrekt. Und ich passe auf das es auch so bleibt.“ Riley kam aus ihrem Zimmer und schlenderte auf die beiden zu. „Du musst wissen Luke ist clean.“ Sie grinste den noch immer fassungslos dreinblickenden Logan strahlend an. „Und, er hat es sogar schon geschafft neben mir zu schlafen und es ist gar nichts passiert… naja genaugenommen war Noel ja auch noch da… aber ist ja egal.“

„Ihr habt zu dritt in einem Bett geschlafen?“ Logan wurde immer fassungsloser und Luke lachte schallend los während Riley ihn aufklärte wie es dazu kam das sie sich zu dritt ein Zelt teilen mussten. „Wollen wir los? Die beiden Turteltauben warten bestimmt schon.“ Riley hackte sich bei beiden Jungs ein und ließ sich zur Tür führen. „Wann lerne ich Sutton mal kennen?“ plauderte sie. „Ich bin schon ganz gespannt auf sie.“

„RILEY!!!“ Riley drehte sich um und sah auf die geschlossene Zimmertür von Luke und Liam. „Wartet kurz, ich frag Liam eben was er will.“ Riley lief ins Zimmer.

„Sie ist wirklich süß Luke. An deiner Stelle würde ich nichts anbrennen lassen.“

„Vielleicht hat sie einen Freund?“

„Hat sie?“

„In der Schule bin ich ihr Freund.“ Auf Logans fragenden Blick hin zog Luke sein Handy aus der Tasche und zeigte ihm das Bild von sich und Riley in seinem Zimmer.

„Und du erzählst mir, dass zwischen euch nichts läuft?“ Luke klärte Logan auf und bevor Logan eine Möglichkeit hatte etwas zu dem Thema zu sagen kam Riley freudestrahlend aus dem Zimmer. Lächelnd hielt sie eine Kreditkarte in die Höhe. „Liam besteht drauf, alles was wir haben wollen wird damit bezahlt!“ Riley strahlte so dermaßen, dass Luke und Logan sie ebenfalls einfach angrinsen mussten. „Auf in den Kampf!“

 

Kapitel 16

 

Kapitel 16

 

 

Riley

Am Abend saßen alle geschafft und zufrieden auf dem Balkon und unterhielten sich über den Ereignisreichen Tag. Die beiden Jungs hatten ihnen viele Sehenswürdigkeiten gezeigt unter anderem den Santa Monica Pier und sie waren in ein paar Geschäften gewesen. Die Mädels hatten sich zwar ein bisschen was zum Anziehen gekauft, nur leider keine Kostüme für ihren Schulball.

„So schön der Tag auch mit euch war, ich glaube ich muss jetzt nach Hause.“ Logan seufzte und quälte sich aus seinem bequemen Sessel. „Du kannst doch hier übernachten!“ Bot Riley an. „Ich kann zu Liam gehen und ihr könnt mein Zimmer haben.“

„Das ist nett. Vielleicht morgen, aber ich habe meinen Eltern versprochen Luke heute Abend noch zu uns zu holen. Er gehört zur Familie, ist wie ein zweiter Sohn für meine Eltern und sie wollen ihn sehen.“

„Natürlich, ist verständlich.“ Riley grinste. „Dann habt viel Spaß.“ Luke erhob sich ebenfalls schwerfällig von seinem Sessel.

„Bleib lieber nicht so lange Luke, du brauchst deinen Schlaf.“ Riet Inez ihm und Luke zog eine Grimasse. „Inez hat Recht Luke, du müsstest völlig KO sein. Jet Lag, surfen, die Sightseeing tour. Mach nicht so lange ja?“ Riley sah zu ihm hoch und Luke musste sich beherrschen sie nicht wie selbstverständlich zu berühren. Er verschränkte seine Arme und meinte dann: „In circa einer Stunde bin ich wieder da.“

„Du kannst auch gerne mitkommen Riley.“ Lud Logan sie ein aber Riley lehnte ab. „Danke, aber ich bin selbst total fertig. Ich bleibe hier gemütlich sitzen.“

Die Jungs verabschiedeten sich und die drei blieben allein zurück. Irgendwann schlug Rafe vor mit Inez einen Strandspaziergang zu machen und Inez war begeistert. „Willst du mit?“ fragte diese ihre Freundin, aber auch dieses Mal schlug Riley ab. „Nö, ich bleibe hier. Genießt es mal schön zu zweit.“

Jetzt war Riley allein, sie nahm sich ihr Buch und lehnte sich gemütlich in ihren Sessel. Sie las ungestört ein paar Kapitel, dann wurde die Tür geöffnet. Da ihr Buch gerade so spannend war interessierte es sie nicht wer da ins Zimmer gekommen war und las weiter, doch plötzlich hörte sie das Klavier. Neugierig geworden legte sie das Buch weg und stand auf. Liam saß am Klavier und spielte das Lied Marry me von Bruno Mars. Riley ging auf ihn zu, und als er sie sah lächelte er. „Ich wusste gar nicht das jemand hier ist.“ Sagte er, spielte aber weiter. „Die anderen sind alle ausgeflogen. Inez und Rafe sind spazieren und Luke ist bei Logan.“ Sie setzte sich zu Liam auf die Klavierbank. „Wie laufen die Verhandlungen?“

„Gut.“

Riley sah ihren Cousin an. „Alles okay?“ Liam nickte. „Wusstest du dass ich dieses Lied gespielt habe als ich Kim gefragt habe ob sie mich heiratet?“ Riley grinste. „Wirklich? Das ist ja romantisch! Du vermisst sie bestimmt.“

Um Liams Mundwinkel spielte ein leichtes lächeln. „Es ist das erste Mal das wir so lange getrennt sind, seit wir verheiratet sind. Aber daran will ich jetzt nicht denken. Weißt du, schon als ich sie kennenlernte mochte sie Bruno Mars, auf der Abschlussparty habe ich sogar ein Lied für sie gesungen.“

„Oh wie süß! Welches war es denn?“

„Just the way you are.“

„Oh das Lied mag ich auch!“

Liam schlug andere Töne an und Riley erkannte das Lied, fröhlich stimmte sie ein und sie sangen gemeinsam ein paar Lieder.

Einige Zeit später wurde die Tür geöffnet und Inez und Rafe kamen zurück, zogen sich aber schnell in ihr Zimmer, und Riley setzte sich auf einen Sessel in der Nähe des Klaviers. „Als ich für Kim auf der Party gesungen habe, da hat sie einen anderen geküsst.“ Sagte Liam ruhig und mit einem leisen Lächeln in der Stimme. „Was?“ Riley konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Liam erzählte ihr die Geschichte und klimperte weiter eine Melodie auf dem Klavier. Irgendwann kam Luke nach Hause. „Na wie war es bei Logan?“ Fragte Liam, Luke setzte sich auf den Sessel neben Riley und erzählte von der kleinen Feier die es bei den Bakers gab. „Sutton war auch da.“

„Und war es komisch?“ Fragte Riley worauf Liam die beiden neugierig ansah, aber Riley schüttelte langsam den Kopf und Liam hackte nicht weiter nach. „Ich gehe dann mal schlafen. Und Luke,“ Liam sah zu Luke, „ich erwarte dich in den nächsten Minuten.“ Er grinste den beiden schelmisch zu. „Ach Liam. Hör doch endlich mit diesen ewigen Verkupplungsversuchen auf.“ Beschwerte Riley sich.

„Verkupplung? Ich passe doch nur auf das ihr nichts Dummes macht.“ Meinte er lachend und schloss seine Schlafzimmertür hinter sich. Riley schüttelte den Kopf und Luke prustete los. „Was ist daran denn bitte so lustig?“ Luke zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber er ist wirklich sehr fürsorglich was dich angeht.“

„Er hat nur Angst, dass ich wie Kim schwanger werde.“

„Na dann wollen wir ihn mal nicht enttäuschen, ich geh dann mal ins Bett. Ich bin morgen früh wieder mit Logan und ein paar alten Kumpels zum Surfen verabredet. Rafe kommt auch mit.“

„Vielleicht wollen Inez und ich auch mit?“

Luke zog die Augenbrauen hoch. „Wollt ihr?“

„Ich will es wenigstens einmal versuchen, und wenn es nicht klappt will ich Stehpaddeln ausprobieren.“

„Wir wollen uns schon um acht am Strand treffen. Ist es okay für euch?“

„Ja klar, und vielleicht möchte Sutton ja auch kommen.“

Luke grinste, ja das ist eine gute Idee, ich schreibe Logan mal. Und du geh da rein, “ er zeigte mit dem Finger auf die Tür von Inez und Rafe, „und klär das mit ihr.“ Dann zog er sein Handy aus der Hosentasche und fing an eine Nachricht zu verfassen. Riley stand seufzend aus dem Sessel und klopfte an die Tür. „Inez? Bist du noch wach?“

„Komm rein!“ Riley öffnete die Tür und fragte. „Darf ich die Augen auflassen?“ Inez und Rafe brachen in Gelächter aus. „Wir gucken nur einen Film, komm rein.“ Sie klärten alles und nach ein paar Minuten saß Riley wieder in ihrem Sessel. „Und kommt Sutton auch?“ Luke nickte und schloss die Augen. „Ja, sie freut sich schon dich kennenzulernen.“

„Mich?“ Riley sah ihn verwundert an.

„Ja, Logan hat ihr erzählt, dass wir in Deutschland ein Paar sind, das findet sie sehr romantisch von mir und jetzt möchte sie das Mädchen kennenlernen, dass mich geläutert hat.“

„Geläutert?“

„Ihre Worte!“

„Na dann bin ich aber auch gespannt. Wir sollten schlafen gehen, du hattest einen langen Tag.“ Riley erhob sich und ging zu ihrem Zimmer. „Gute Nacht und schlaf gut.“

„Ja, Gute Nacht.“

 

Luke

Langsam stand er auf und ging ebenfalls in sein Zimmer, er war wirklich schon müde und freute sich auf sein weiches Bett. Als er ins Zimmer kam, saß Liam noch an seinem Schreibtisch. „Solltest du nicht langsam mal Feierabend machen?“

Liam sah gar nicht von seinen Papieren auf. „Gleich, irgendwo ist hier ein Fehler und ich kann ihn nicht finden.“ Luke ging ins Bad und machte sich Bettfertig, als er wieder ins Zimmer ging fiel sein Blick erneut zu Liam. „Soll ich vielleicht mal drüber gucken?“

„Klar gerne, ich übersehe ihn bestimmt immer und ich habe keine Lust mehr!“ Liam stand auf und machte Platz für Luke. Während Liam jetzt ins Bad ging versuchte Luke sein Glück und innerhalb von ein paar Minuten hatte er den Fehler gefunden. Er korrigierte die Rechnung und gerade als er den Stift hinlegen wollte kam Liam zurück ins Zimmer. „Und?“ fragte er hoffnungsvoll.

„Feierabend. Du darfst schlafen gehen.“

Liam grinste. „Wirklich? Lass mal sehen.“ Luke erklärte ihm den Fehler, einen einfachen Zahlendreher und Liam schlug sich mit der Hand an die Stirn. „Ich bin so blöd.“

„Kann jedem Mal passieren.“ Luke stand auf und schlug Liam auf die Schulter. „Willst du nicht auch morgen mit zum Surfen?“

„Wann wollt ihr denn? Mein Meeting fängt morgen erst um zwölf an.“

„Ist ja auch ein Sonntag. Wir treffen uns um acht Uhr.“

„In deinem Alter war ich Langschläfer, aber ich bin dabei, ich habe gefühlt schon seit Ewigkeiten kein Sport mehr gemacht.“

 

Sie trafen sich pünktlich um acht Uhr am Strand, außer Logan und Sutton waren noch drei Jungs dabei, die Luke als, Joe, Nick und Kevin vorstellte. Zuerst gingen die Jungs ins Wasser während die Mädels am Strand blieben und ihnen zusahen. „Man das sieht echt nicht einfach aus.“ Meinte Inez anerkennend. Rafe fiel andauernd vom Brett, aber nach einer halben Stunde hatte er den Dreh raus. Liam tat sich anfangs ebenfalls ein bisschen schwer, aber da er früher auch öfter mal surfen war kam er schnell wieder in seinen alten Rhythmus. Irgendwann hatten die Mädels keine Lust mehr zuzusehen und setzten sich auf die mitgebrachten Decken. Es war noch nicht richtig heiß, und keine von ihnen wollte ins Wasser. „So und jetzt erzähl mal, was läuft zwischen dir und Luke?“ Wollte Sutton wissen.

„Gar nichts, Logan hat dir doch erzählt, das wir nur so tun.“

„Mir brauchst du nichts zu erzählen, du stehst auf ihn, ich habe dich beobachtet, du schaffst es gerade mal eine Minute nicht zu ihm zu gucken.“ Inez prustete nach Suttons Erklärung los. „Sie hat dich echt schnell durchschaut!“ Sie warf mit einer Weintraube nach Riley und fügte zu Sutton gewandt hinzu. „Sie ist sehr zurückhaltend was das angeht.“

Riley wurde rot. „Gar nicht wahr. Ich bin einfach…“ Ihr fehlten die Worte und sie versuchte es noch einmal. „Er ist einfach nur ein Freund. Ich bin wahrscheinlich nicht sein Typ und damit komme ich klar.“

„Du versuchst damit klar zu kommen, nur schaffst du es nicht.“ Riley schmiss die Traube zurück. „Ist doch wahr! Du bist seit du ihm zum ersten Mal gesehen hast, in ihn verschossen!“

„Seit du ihm in den Arm gesprungen bist?“

„Woher weißt du das denn?“ Riley sah sie ungläubig an.

„Er erzählt viel von dir. Auch wie du mit Inez Inliner gefahren bist und in einer Tour geredet hast. Und er hat mir die Bilder gezeigt die er von dir gezeichnet hat.“

„Er hat was?“

„Er hat gesagt du wärst hübsch und das inspiriert ihn.“

Inez kicherte. „Riley du inspirationsquelle!“

„Ach hör doch auf. Können wir vielleicht das Thema wechseln? Mir ist es unangenehm.“

„Oh das tut mir Leid, ich wollte nicht, dass du dich unwohl fühlst, ich dachte es schmeichelt dir wenn du wüsstest dass Luke so viel von dir hält. Erst Recht wo ich doch sehe, das er dir sehr am Herzen liegt.“

„Ja, okay, ich mag ihn- sehr sogar! Aber lasst uns trotzdem von etwas anderem reden. Wie war es denn für dich ihn wieder zu sehen?“

Sutton grinste. „Ich wurde im Gegensatz zu den Bakers vorgewarnt, anfangs hatte ich echt Bammel ihn wieder zu sehen. Ich dachte ich müsste mir jetzt blöde Sprüche anhören oder es würde total unangenehm zwischen uns sein, aber Logan meinte er hätte sich verändert. Und es war wirklich ganz angenehm, wir haben dieses Thema zwischen uns bereinigt und er hat sich entschuldigt. Er hat sich wirklich total verändert. Als ich ihn fragte wieso er so anderes ist meinte er, dass er sein altes Leben hinter sich gelassen hat und in Deutschland neu angefangen hat. Und er hat ein Mädchen kennengelernt, das in eine Kirche geht und das ihm dieser Jesus auch gefällt.“ Riley konnte nicht anders, ihr Blick glitt zum Wasser, sie war stolz auf Luke. Auch dass mit anderen Menschen so offen von Jesus redete.

„Jetzt ist sie wieder ganz verliebt, siehst du das?“ Fragte Inez Sutton. „Du setzt ihr irgendwelche Flöhe ins Ohr.“ Inez lachte und Sutton stieg mit ein. „Was ist los? Warum lacht ihr so?“ Fragte Riley verdutzt, worauf die beiden noch mehr lachen mussten. Als sie sich beruhigt hatten fragte Inez Sutton ob sie vielleicht ein Geschäft kennt in dem sie für ihren Schulball Kostüme kaufen könnten. Und Sutton kannte tatsächlich einen. „Die haben da zum Teil wirklich die Originalteile, die auch im Film getragen wurden, zwar sehr teuer, aber total abgefahren. Aber sie schneidern auch selbst und dann ist es günstiger.“

„Das hört sich doch gut an. Vielleicht können wir da morgen hinfahren?“

„Der Laden ist in Los Angeles, ich habe kein eigenes Auto und montags braucht Debbie das Auto immer. Hat Luke die Möglichkeit an ein Auto zu kommen?“

„Ja sicher. Er hat sich glaub ich ein Pick Up gemietet. Liam meinte solange wir hier sind hat Luke einen fahrbaren Untersatz.“

„Okay, dann können wir nach der Schule dahin fahren, wir haben morgen bis drei Uhr – ihr Deutschen sagt 15 Uhr, richtig?“ Inez und Riley nickten. „Also bis 15 Uhr Unterricht. Ihr könntet uns nach der Schule abholen und wir fahren dann direkt los.“

„Das hört sich doch sehr gut an.“ Die Mädels plauderten noch ein bisschen, dann kamen die Jungs aus dem Wasser und Liam musste zurück ins Hotel. „Viel Spaß!“ rief Riley ihm hinterher. Liam hob die Hand zum Gruß und verschwand aus der Sichtweite. Auch die drei Freunde von Luke und Logan verabschiedeten sich und bald schon waren sie nur noch zu sechst. „Wollen wir uns vielleicht etwas zu essen organisieren?“ Schlug Inez vor. „Luke, du kennst dich hier doch  aus. Was würdest du empfehlen?“

„Circa 500 Meter von hier gibt es super Pizza.“

„Oh ja, auf Pizza habe ich Lust, noch jemand?“ Sie wurden sich schnell einig und Luke erklärte sich bereit die Pizza zu holen. „Nimm Riley mit. Zeig ihr ein bisschen was.“ Riley sah verwirrt zu Inez. „Wollt ihr mich loswerden?“

„Wir wollen dich nicht loswerden, du sollst nur ein bisschen was sehen. Logan und Sutton kennen sich hier aus, und Rafe und ich waren gestern Abend lange spazieren.“ Erklärte Inez ihrer Freundin.

„Ach, und das soll ich dir glauben? Was ist wenn ich viel lieber hier in der Sonne liegen will?“

„Riley hör auf zu reden und komm mit!“ Sagte Luke und hielt ihr die Hand hin um ihr auf zu helfen.

„Was soll das?“ Fragte sie ihn während er sie hochzog und hinter sich herschleifte.

„Ich habe keine Lust auf die Diskussion, guck mal zurück.“ Sie schielte nach hinten. „Sie haben die Köpfe zusammen gesteckt.“ „Und was meinst du warum sie das tun?“ Riley zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“ Luke stieß ihr mit der Faust leicht gegen den Oberarm, legte dann seinen Arm um ihre Schulter. „Das sind alles verliebte Menschen und, dass was verliebte Menschen haben, das wollen die auch immer für andere.“

„Du meinst die wollen uns verkuppeln?“

„Ich wusste doch, dass du noch etwas hinter deinen hübschen Augen hast!“ Luke grinste sie schelmisch an. „Ich bin echt gespannt was sie sich einfallen lassen.“

„Ich hoffe die lassen es, ich muss mit Inez reden.“ Luke erwiderte darauf nichts und Riley sah ihn fragend an. „Du sagst nichts dazu?“

„Ach Riley was soll ich sagen? Wenn die versuchen wollen uns zu verkuppeln, dann sollen sie doch. Wir sind uns doch eh einig, das zwischen uns nichts laufen wird, wozu sollen wir uns dann den Kopf zerbrechen?“

Riley lächelte, aber innerlich war sie sehr enttäuscht von Lukes Worten, Sutton hatte ihr doch erzählt, wie sehr er sie schätzte und irgendwie hatte sie gedacht, dass er sie vielleicht doch mehr mochte als er zugab. Aber nach diesen Worten war sie sich sicher, dass er nie mehr als Freundschaft für sie empfinden würde. Sie musste unbedingt auf Abstand gehen. „Alles okay?“ Unterbrach er ihre Gedanken.

„Ja, ich habe Hunger. Und wir müssen uns etwas einfallen lassen, dass die anderen uns in Ruhe lassen.“ Luke hob dazu nur die Schultern und zusammen betraten sie den Laden.

 

Riley

Am Abend saßen alle zusammen in der Suite und plauderten. Doch schon bald verabschiedeten sich Logan und Sutton, die ja morgen zur Schule mussten und noch Hausaufgaben zu machen hatten, von ihnen. Liam hatte ihnen mitteilen lassen das er mit ein paar Geschäftsfreunden zu einem Dinner ging. Inez schlug vor einen Film zu gucken und Rafe legte sofort eine DVD in den Player. Inez rückte weiter in die Mitte zu Riley und Rafe quetschte sich in die kleine Lücke zwischen Inez und Sofakante. Riley blieb nichts anderes übrig als näher zu Luke zu rutschen.

Es war eine romantische Liebeskomödie mit Katherine Heigl, doch schon nach einer halben Stunde sagte Inez: „Leute ich bin irgendwie recht schläfrig, habt ihr etwas dagegen wenn wir uns zur Ruhe legen?“ Sie wartete eine Antwort gar nicht erst ab und ging in ihr Zimmer, mit einem entschuldigenden Blick zu Riley und Luke trottete Rafe seiner Freundin hinterher. „Ach das wäre dann der erste Versuch. Mal sehen ob wir das meistern.“ Meinte Luke und lehnte sich näher an Riley, er legte seinen Kopf auf ihre Schulter und sah ungerührt weiter zum Fernseher.

Einerseits fand Riley dieses Gefühl toll, andererseits konnte sie es kaum ertragen Luke so nahe zu sein. Und dann kuschelte er sich auch noch so an sie. Das konnte sie wirklich nicht aushalten. Kurzentschlossen sprang sie auf. „Ich hole uns noch etwas zu trinken.“

„Die Getränke stehen auf dem Tisch vor uns.“

„Was soll ich dir eingießen?“

„Ich möchte nichts.“

Riley setzte sich wieder, aber ganz an den Rand des Sofas und goss sich selbst ein Glas Wasser ein. Dann trank sie es in aller Ruhe aus und lehnte sich vorsichtig, ein wenig weiter entfernt von Luke, wieder an die Sofalehne. Nach ein paar Minuten war Luke wieder in ihrer Nähe und legte nun seinen Arm um ihre Schulter. Was zum Kuckuck sollte das nur? „Ich glaube ich gehe auch ins Bett. Gute Nacht!“ Riley sprang auf und flüchtete in ihr Zimmer. Sie ging direkt ins Bad und zog sich aus, putzte sich die Zähne und ging zurück in ihr Zimmer. Gerade als sie sich ins Bett legen wollte, fiel ihr im Augenwinkel eine Person auf. Automatisch griff sie sich ans Herz und ein leiser Schrei entrang sich ihrer Kehle. „Luke! Was machst du hier? Und wieso ist die Tür zu?“ Luke stand mit verschränkten Armen in der geschlossenen Tür einen Fuß an die Wand gelehnt und zuckte gelassen mit den Schultern. „Wenn Liam dich hier drin sieht dann…“

„Wieso bist du geflüchtet? Ich wollte den anderen doch nur die Show liefern die sie sehen wollten.“ Unterbrach er sie.

„Ich habe keine Lust auf dieses Theater, es reicht mir schon in der Schule. Und Außerdem bin ich wirklich müde! Geh bitte bevor Liam kommt, dafür fehlen mir wirklich die Nerven.“ Müde rieb sie sich die Schläfen und setzte sich auf das Bett.

„Hast du Kopfschmerzen? Soll ich dir eine Tablette holen? Ich meine hier irgendwo eine Schachtel mit…“ „Nein, mir geht es gut, ich brauche keine Tablette. Ich will nur das du gehst!“ Unterbrach Riley ihn ungehalten. „Wie du willst!“ Sagte Luke stumpf und war aus dem Zimmer verschwunden. Riley sprang vom Bett auf und lief zur Tür, öffnete sie und rief: „Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht so anfahren!“ Jetzt sah Riley Liam der sie verwundert anstarrte und wie sein Blick dann zu Luke wanderte, der eben aus ihrem Zimmer gekommen war. „Was ist hier los?“

„Nichts!“ sagten die beiden Jugendlichen wie aus einem Mund. „Ist okay Riley, ich habe es verstanden. Gute Nacht.“ Damit ging Luke in Richtung seines Schlafzimmers. „Willst du mir nicht sagen was vorgefallen ist?“ Fragte Liam Luke der gerade an ihm vorbei ging. „Nein, frag sie.“ Er schloss die Tür hinter sich und alles war still. „Muss ich mir sorgen machen? Wollte er dich verführen?“

„Rede nicht so einen Quatsch! Nein das wollte er ganz sicher nicht, denn er hat außer freundschaftlichen, keine weiteren Gefühle für mich!“ Sie schlug die Tür hinter sich zu und ließ sich ins Bett fallen, krabbelte unter die Decke und rollte sich zusammen. Dann öffnete sich die Tür erneut. „Darf ich reinkommen?“ Als keine Antwort kam, trat Liam ein und setzte sich auf die Bettkante. „Du magst ihn, hab ich Recht?“

„Ja.“ Schniefte Riley. „Es ist so schwer so zu tun als ob ich nicht in ihn verliebt bin. Mir fällt es viel leichter seine Feste Freundin zu spielen als nur seine Freundin zu sein.“ Gab sie zu.

„Das wird schon! Irgendwann wird auch er merken, dass er in dich verliebt ist. Bei uns Männern dauert es immer ein bisschen länger.“

Unwillkürlich musste Riley Grinsen. „Du und Luke, ihr seid so schlau, aber trotzdem kapiert ihr es nicht wenn ein Mädchen in euch verliebt ist.“

„Ich wusste dass Kim in mich verliebt war, aber ich wollte keine Freundin. Genau wie Luke, lass ihm ein bisschen Zeit.“

Riley nickte, und Liam verabschiedete sich.

 

Als Riley am nächsten Morgen aufstand, war alles still. Auf dem Flügel lag ein Zettel auf dem stand, dass die Jungs surfen waren und Liam im Meeting war. Inez und sie waren den Vormittag allein. Also ging Riley zu Inez ins Zimmer, diese saß am Schminktisch und machte sich fertig. „Und wie war der Abend noch?“ Fragte Inez scheinheilig. „Wir wissen dass ihr uns verkuppeln wollt. Lasst es bitte, wir wollen es beide nicht.“ Inez grinste und wechselte das Thema. „Luke konnte gestern kaum die Augen von dir lassen als du dich endlich im Bikini präsentiert hast.“

„Rede keinen Unsinn, warum schnallst du es nicht endlich? Er steht einfach nicht auf mich, selbst ich habe kapiert das er nichts von mir will.“

„Ich bin fertig, wie sehe ich aus? Komm ich schminke dich ein bisschen.“ Riley setzte sich auf den Stuhl und Inez schwang Pinsel und Palette. „Was ziehst du heute in die Stadt an?“ fragte Inez.

„Ich dachte an mein kurzes Kleid mit den Blumen.“

„Oh ja, das ist niedlich.“ Sie unterhielten sich noch ein wenig weiter über ihre Klamotten und bald darauf war Inez fertig mit dem schminken. Sie bestellten ihr  Frühstück beim Zimmerservice und aßen ausgiebig zusammen. Dann zogen sie sich an und gingen nach draußen an den Strand. Sie konnten die Jungs aber nicht finden und entschieden sich dazu ein bisschen über den Santa Monica Pier zu spazieren.

Um zwei Uhr waren sie wieder im Hotel und trafen dort die Jungs die am Tisch saßen und zu Mittag aßen. „Hey, na da bist du ja!“ Rafael stand auf und küsste Inez. „Kommt mit uns essen wir haben gerade erst angefangen.“ Luke beachtete die Mädchen gar nicht und aß ungerührt weiter, das gab ihr einen Stich, trotzdem setzte sie sich an den Tisch und belud ihren Teller mit den Köstlichkeiten. „Hallo Luke, wie waren die Wellen?“ fragte Inez ihn fröhlich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, dann setzte sie sich neben ihn und bediente sich von Rafaels Teller. „Waren schon ein paar gute dabei.“ Luke und Rafe berichteten von ihrem Vormittag und Inez ließ sich nicht lange bitten und berichtete ausgiebig was sie unternommen hatten. Riley spähte über ihren Tellerrand und beobachtete Luke der Inez aufmerksam zuhörte. An den richtigen Stellen lächelte er oder gab einen Kommentar ab. Ab und zu wurde auch Riley in das Gespräch mit einbezogen aber meistens hielt sie sich im Hintergrund und hörte lieber zu. Als sie aufgegessen hatten gingen alle in ihre Zimmer um sich fertig zu machen. Riley stellte sich vor den Spiegel und war eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Aussehen. Das Kleid das sie trug war trägerlos und hatte lila weiße Blümchen auf schwarzem Hintergrund aufgedruckt. Am Oberkörper saß es eng und wurde ab Körpermitte ein bisschen breiter, und es ging ihr bis zur Mitte ihrer Oberschenkel. Ihre Haare fielen in leichten Wellen über ihre Schultern.  Da es draußen sehr heiß war, entschloss sie sich noch einmal einzucremen, ihre Beine hatten schon leicht Farbe abbekommen und sie spürte das ihre Schultern leicht brannten. Sie ging ins Bad und suchte ihre Sonnencreme, konnte sie aber nicht finden. Dann ging sie zurück ins Zimmer und suchte dort, aber auch da war sie nicht. Dann fiel es ihr wieder ein. Sie hatte sie Inez gegeben und diese hatte sie auf den Tisch im Wohnzimmer gestellt. Schulterzuckend öffnete sie ihre Tür und automatisch erblickte sie die gelbe Tube Sonnencreme, einsam und verlassen auf dem Tisch, sie nahm sie und ging auf den Balkon um die Sicht zu genießen. Sie cremte sich zuerst die Beine ein und dann die Oberarme, dann hörte sie wie eine Tür ins Schloss fiel. „Inez? Kannst du mir bitte die Schultern eincremen?“ fragte sie ohne zu gucken wer da war. „Ich bin zwar nicht Inez, aber ich kann dir trotzdem den Rücken eincremen.“ Riley fuhr erschrocken zu Luke herum. „Ich dachte du wärst Inez, ihr wolltet doch duschen, ich habe nicht damit gerechnet dass ihr schon fertig seid.“ Plapperte Riley drauflos. „Ich bin fertig, Rafe noch nicht. Also dreh dich um ich creme dich ein.“ Automatisch tat Riley was Luke sagte und hob ihre Haare hoch. Luke griff nach der Tube und als seine Hände über ihre Schultern glitten spannte sie sich unwillkürlich an, aber schnell entspannte sie sich unter den sanften Berührungen von Lukes Händen. Erst cremte er sie systematisch ein, dann wurde der Druck seiner Finger etwas fester und er massierte ihre Schultern und den Nacken.

Luke genoss es Riley so zu massieren, sie stand vor ihm, die Arme nach oben gestreckt und schien sich sichtlich zu entspannen. Er musste sich beherrschen sie nicht an sich zu drücken und ihren Hals mit küssen zu überhäufen. Sie sah heute aber auch wirklich sehr gut aus, das Kleid saß perfekt und passte zu ihren dunklen Haaren. Wie automatisch trat er noch einen Schritt näher und stand jetzt unmittelbar hinter ihr. Seine Hände glitten wie selbstverständlich über ihre Haut, und fuhren über ihren Hals und über ihr Schlüsselbein. Sofort spannte Riley sich an, trat einen Schritt nach vorne und ließ ihre Arme sinken. Ihre Haare fielen auf den Rücken den Luke noch zuvor eingecremt hatte und verdeckten die nackte Haut. „Danke, aber ich glaube das reicht.“

„Wir müssen los.“ Meinte Luke nur, drehte sich um und ging wieder rein.

Riley holte tief Luft, sammelte sich noch ein paar Sekunden und folgte ihm dann. Inez und Rafe kamen gerade aus ihrem Zimmer und zusammen gingen sie nach unten zum Auto. „Na, hast du es genossen?“ flüsterte Inez Riley zu als sie im Fahrstuhl standen. Riley blickte sie erschrocken an. „Habt ihr uns beobachtet?“ Flüsterte Riley schockiert. Luke und Rafe drehten sich zu den beiden um und Inez grinste sie fröhlich an. „Ist etwas?“ fragte sie mit einem belustigten Grinsen auf den Lippen. Beide drehten sich ohne einen Kommentar um und Inez flüsterte wieder: „Ich wollte grad aus dem Zimmer, da habe ich euch gesehen und habe die Tür wieder geschlossen. Hat er dich geküsst?“ Riley sah ihre Freundin geschockt an und schüttelte wild den Kopf, die Fahrstuhltüren öffneten sich in der Garage und sie gingen raus. „Nein. Und das soll er auch gar nicht!“ Murmelte Riley aufgeregt.

Luke entriegelte das Auto und stieg auf der Fahrerseite ein. Rafe öffnete die Beifahrertür und legte den Sitz um, damit sie hinten einsteigen konnten. Inez schlüpfte an ihm vorbei und setzte sich in die Mitte, Rafe stieg nach ihr ein und setzte sich neben sie. Dann klappte er den Sitz um und Riley setzte sich darauf und schnallte sich an. Während sie durch die Straßen fuhren erzählte Luke ein bisschen was zu den einzelnen Gegenden und Gebäuden. Riley hampelte auf ihrem Sitz herum, während sie interessiert zuhörte. „Ist bei dir alles okay Riley?“ Fragte Inez der das Verhalten ihrer Freundin aufgefallen war. „Ich muss auf die Toilette. Ist es noch weit?“ Fragte sie an Luke gewandt und dieser Grinste. „Wir sind doch gerade erst losgefahren, konntest du nicht im Hotel auf die Toilette?“

„Nein, du Schlauberger, sonst wäre ich ja gegangen!“ Patzte sie ihn an. „Also ist es noch weit?“

„Wir sind sofort da, dann zeige ich dir die Toiletten und die beiden dahinten warten dann am Treffpunkt auf Logan und Sutton.“ Riley nickte nur und hoffte, dass sie bald da waren. Sie musste schon auf die Toilette als sie von ihrem Spaziergang zurückgekommen waren, aber irgendwie hatte sie es vergessen und nachdem was mit Luke auf dem Balkon passiert war, konnte sie keinen klaren Gedanken fassen. Luke bog ab und vor ihnen erstreckte sich ein großer Parkplatz, Luke fand relativ schnell einen freien Platz und Riley sprang aus dem Auto, sobald dieses stand. Sie steuerte auf den großen Eingang zu und öffnete die Tür und lief weiter. „Riley, hier lang.“ Riley drehte sich um und sah Luke der ihr gefolgt war, er zeigte mit der Hand nach links. Riley drehte um und lief die paar Meter zurück. „Es ist wohl ziemlich dringend.“ Meinte Luke grinsend und folgte Riley die wieder ein paar Meter vor ihm ging, er sagte er wo sie lang musste und folgte ihr. Als Riley endlich, nach einem gefühlten Marathon das Schild für die Toiletten erblickte rannte sie darauf zu. Luke lehnte sich an die Gegenüberliegende Wand. „Ich warte hier!“ rief er ihr noch nach. Riley hob die Hand, das sie verstanden hatte und die Tür fiel hinter ihr ins Schloss. Luke schüttelte belustigt den Kopf, ein paar Sekunden später klingelte es und die Schüler stürmten aus ihren Klassen. Und als ob sie wusste, dass er hier war kam ausgerechnet Anni den Gang entlang. Als sie ihn sah blieb sie wie angewurzelt stehen und starrte ihn ungläubig an, ihr Gefolge tat es ihr gleich. Sie sagte etwas zu ihnen und kam dann mit einem strahlenden Lächeln auf ihn zu. „Luke, Süßer! Was für eine Überraschung! Ich dachte ich sehe dich nie wieder!“ Sie küsste ihn rechts und links auf die Wange und Luke ließ es über sich ergehen. „Und ich habe gehofft dich nie wieder zu sehen.“

„So etwas zu sagen ist aber nicht sehr nett!“

„Es ist aber die Wahrheit.“

„Seit wann sagst du die Wahrheit?“ Fragte sie, erwartete aber keine Antwort weil sie ihn weiter bestürmte. „Wie lange bleibst du hier? Bist du deiner Stiefmutter abgehauen?“

„Wenn du mir jemals zugehört hättest, dann wüsstest du, dass ich Bea nicht mit dem Wort Mutter bezeichne.“ Sie tat seinen Einwand mit einer Handbewegung ab. „Meinst du, du hättest ein bisschen Zeit für mich? Keiner der Jungs war auch nur ansatzweise so gut wie du! Ich vermisse dich!“ Sie streichelte ihm über die Wange und sah ihn verliebt an. Luke schlug ihre Hand weg. „Ich bin mit meiner Freundin hier.“

„Das kriegen wir schon hin. Du warst ja auch schon früher so flexibel. Komm heute Abend zu mir.“

„Nein, ich bin nicht mehr so wie früher, und selbst wenn ich es wäre, dann würdest du die letzte sein mit der ich mich treffen würde!“

„Jetzt bist du aber gemein, das mit Jamie war ein Unfall, ich hatte zu viel getrunken.“

„Und das mit Chris war kein Unfall?“

„Doch natürlich! Ich habe immer nur dich geliebt!“ Sie fuhr ihm wieder mit der Hand über das Gesicht und er schlug sie wieder weg. „Lass das! Ich habe gesagt, dass ich mit meiner Freundin hier bin.“

„Und wo ist diese Freundin?“

„Hier!“ Riley stellte sich neben Luke der ihr den Arm um die Schultern legte, und sie fest an sich zog. Lächelnd hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn. „Wir müssen dann mal, Logan wartet.“

„So eine ist doch nicht deine Freundin!“ Anni sah verächtlich auf Riley herab. „Du standest noch nie auf kleine Mauerblümchen.“

Luke beachtete Anni gar nicht mehr. Er sah nur den verletzten Ausdruck in Riley Augen und zog sie  noch enger an sich und ohne es zu überlegen küsste sie er sie sanft auf den Mund. Nach einer Weile löste er sich von ihr und hoffte das sie ihm jetzt nicht eine knallen würde. Sie lächelte ihn zwar glücklich an, doch ihre Augen sagten etwas anderes. „Wir müssen dann mal Anni, es war zwar nicht so schön dich wieder gesehen zu haben, aber so warst du ja schon immer und wie gesagt, Logan wartet.“ Ohne eine Antwort abzuwarten steuerte er mit Riley im Arm wieder Richtung Ausgang. „Danke, dass du mir keine geklebt hast!“ Flüsterte er nahe an ihrem Ohr in Deutsch. Riley lächelte die umstehenden Schüler an die sie beobachteten. „Darüber reden wir nachher!“ säuselte sie ebenfalls in ihrer Muttersprache und kniff ihm wütend in die Seite. Luke verzog das Gesicht kurz vor Schmerzen, fing dann aber an zu lachen. „Hör auf zu lachen! Das war nicht okay!“

„Riley Schatz, sie hat dich beleidigt, das konnte ich doch nicht so im Raum stehen lassen.“

„Oh doch! Ich komme mit so einer Beleidigung klar, die Frage ist viel eher ob du dich angegriffen gefühlt hast, weil du so eine unvollkommene Freundin hast!“

„Du bist doch nicht…“

„Wie gesagt, ich werde dir heute Abend den Marsch blasen, jetzt bist du noch mal davon gekommen weil du so viele Fans hier hast!“ Sie lächelte wieder den Jugendlichen um sich herum zu, dann sah sie zum Glück schon die anderen vier und das Thema war beendet.

 

Der Nachmittag verlief sehr lustig, sie probierten alle verschiedene Kostüme an und lachten sich untereinander aus. Als erstes fand aber Inez ihr Kostüm, sie würde als Cleopatra gehen, es war ein enganliegendes weißes Bodenlanges Kleid mit einem langen schlitz bis zum Oberschenkel. Dazu gehörte eine Schulterlange schwarze Perücke in die Perlen verarbeitet wurde und ein edles Diadem. Und ein paar Minuten später fand Sutton das passende Gegenstück, Cäsar. Alle waren begeistert und während Rafe in das Kostüm schlüpfte kam Logan mit einem weiteren Kostüm für Riley. „Ich glaube das wird dir stehen.“ Riley sah ihn skeptisch an als sie erkannte um welche Filmfigur es sich handelte. „Na, mach schon, probiere es wenigstens an!“ Er schob sie in die Kabine und Riley fügte sich widerstrebend. Sie zwängte sich in das hautenge hellblaue Top und dann in die ebenso enge Khakifarbende Shorts. Die Lederriemen befestigte sie an ihren Oberschenkeln und zog sich dann die Springerstiefel an. „Logan, so will ich doch nicht zu einem Ball gehen!“ beschwerte sie sich, während sie sich im Spiegel betrachtete. „Komm, raus wir wollen sehen wer du bist.“ Verlangte Inez und öffnete den Vorhang. Riley drehte sich zu der versammelten Mannschaft um. „Wow!“ entfuhr es Logan. „Ich wollte schon immer mal ein Date mit Lara Croft!“ Inez strahlte. „Du bist sexy, süße! Warte mal kurz.“ Inez trat auf Riley zu und band ihre Haare zu einem Pferdeschwanz. „Toll!“ bestaunte sie ihr Werk. „Wir sind ja direkt in Hollywood, eben noch Lippen aufspritzen und los geht es!“ Riley prustete los und alle stimmten mit ein. „Wo ist eigentlich Luke?“ Wollte Riley wissen. „Hier, warte noch bis du Lara ausziehst, ich will sie noch sehen.“ Kam es aus der Kabine neben ihrer. Logan hielt Riley zwei Pistolen hin und Riley steckte sie in die Halfter an den Oberschenkeln. Dann öffnete sich der Vorhang und Luke kam heraus. „Riley… Wow!“

„Ebenfalls wow, Arrow! Das sieht echt cool aus!“ Die anderen stimmten Riley zu und Luke entschied sich dieses Kostüm zu nehmen. „Fehlt nur noch das du mit Pfeil und Bogen umgehen kannst.“ Lachte Inez.

„Ne, ne das kann ich nicht. Naja, zumindest habe ich es noch nie probiert.“

„Leute, ich brauche ein ordentliches Kostüm!“ Unterbrach Riley ihre Freunde. „Ich bin die einzige die noch keins hat.“

Sie gingen alle wieder auf die Suche und  nach einer Weile zog Riley ein rosafarbenes Kleid heraus. „Was haltet ihr davon?“

„Also als Lara gefällst du mir glaube ich besser.“ Meinte Logan ehrlich, worauf er einen kleinen Klaps an den Hinterkopf bekam. „Hey, ich sage doch nur die Wahrheit Baby!“ Er drehte sich zu seiner Freundin um und nahm sie in den Arm. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr und diese fing an zu lachen. „Ne, ganz bestimmt nicht.“

„Er will Lara für dich kaufen habe ich Recht?“ fragte Luke und Sutton nickte lachend.

„Wen willst du darstellen?“ Fragte Rafe.

„Baby!“ Sagte Inez.

„Was ich habe doch nur gefragt!“ Verteidigte Rafe sich und beiden Mädchen prusteten los. „Sie will Baby aus Dirty Dancing darstellen.“

„Achso! Jetzt verstehe ich!“

„Ich ziehe es mal an. Mädels sucht mir bitte Schuhe. Das müssten am besten Riemchen Sandalen sein und schön hoch!“ Riley verschwand wieder in der Umkleide und schälte sich aus dem Lara Croft Outfit. Wenig später kamen die Mädchen und hatten die perfekten Schuhe dabei. Riley schlüpfte hinein und betrachtete sich im Spiegel.

„Jetzt komm schon raus. Wir wollen es auch sehen.“ Rief Rafael durch den Vorhang und Riley kam raus.

„Du brauchst auf jeden Fall Power Locken, damit man dich erkennt. Ansonsten passt alles super, ich würde es mitnehmen.“ Erklärte Inez und  die anderen nickten alle. „Okay gekauft.“ Riley grinste. „Komm sehen wir zu, dass wir hier rauskommen, ich brauche frische Luft. Was hält ihr davon wenn wir zum Hollywood Wahrzeichen fahren?“ Der Vorschlag traf auf Begeisterung und so saßen sie schon wenig später wieder im Auto.  

 

Kapitel 17

Kapitel 17

 

Luke

Der Tag war alles in allem gut verlaufen. Sie hatten jetzt alle Kostüme, und Inez hatte sogar noch ein Zorro Kostüm für Noel gefunden. Sie hatten sich etwas zu essen geholt und beim Wahrzeichen ein kleines Picknick gemacht. Luke war den ganzen Tag auf Achse gewesen und wollte mal ein bisschen alleine sein, jetzt saß er auf seinem Surfbrett und schaute der untergehenden Sonne zu. Er könnte noch ungefähr eine halbe Stunde surfen, dann wäre es zu dunkel und zu gefährlich. Also wartete er auf die nächste Welle und genoss seine Freiheit.

Als er ungefähr eine Stunde später in die Suite kam standen seine Freunde Logan, Joe, Nick und Kevin im Zimmer und diskutierten. Sutton, Riley und Inez saßen auf dem Balkon und unterhielten sich. Von Naber war keine Spur zu sehen. Luke ließ die Tür lautstark hinter sich zufallen und die Jungs unterbrachen ruckartig ihr Gespräch. „Gibt’s was?“ fragte er als ihn alle neugierig musterten. „Ich komme vom surfen, ich hatte noch keine Zeit mich umzuziehen.“

„Also um es kurz zu machen, “ fing Logan an zu erklären. „es hat sich herumgesprochen, dass du da bist und kurzerhand wurde eine Bootsparty geplant. Heute ist ja euer letzter Tag und…“

„Auf wessen Boot?“ unterbrach Luke seinen Freund mit einer bösen Vorahnung. Und Logan bestätigte diese. „Ja, es ist das Boot von Annis Eltern, sie hat es angeboten.“

„Sie gibt auch nie auf! Ich habe keine Lust.“

„Du musst!“ riefen Kevin und Nick wie aus einem Mund. „Ich habe aber keine Lust Anni wieder zu sehen. Und auch die anderen waren nie wirklich meine Freunde.“ Luke machte Anstalten in sein Zimmer zu gehen, aber die Jungs versperrten ihm den Weg. „Wieso sollte ich müssen?“

„Wir feiern Logans 18 Geburtstag.“

„Logan hat morgen Geburtstag.“

„Ja wir feiern rein. Die anderen sind schon alle da.“ Klärte Logan ihn ruhig auf. „Sie warten dort auf uns. Eigentlich wollte ich morgen Abend feiern, aber dann bist du schon weg und ich hätte meinen besten Freund gerne dabei.“ Logan sah zu Luke. „Komm schon, das bist du mir nach der Nummer in meinem Zimmer wirklich schuldig!“

„Wieso ausgerecht auf dem Boot von Anni?“

„Eigentlich war alles anders geplant und Anni war gar nicht eingeladen. Ich wollte eigentlich im Partyraum bei Nick feiern, aber da feiert heute seine Schwester ihren 16. Geburtstag und wir haben nichts anderes gefunden. Jetzt hat Anni das Boot angeboten und das ist die einzige Möglichkeit zu feiern,  so dass du dabei bist. Deine Freunde selbstverständlich auch!“ fügte er hinzu.

Luke blickte in lauter bittende Gesichter. „Na, gut. Dann bin ich dabei, aber ihr haltet mir Anni vom Hals!“ Die Jungs brachen in Jubel aus und Logan fiel Luke um den Hals. „Ach ja, dein Outfit liegt in deinem Zimmer. Riley hat ihn dir besorgt.“ Luke sah Logan fragend an. „Sutton bestand darauf eine Mottoparty zu feiern.“ Meinte Logan schulterzuckend.

„Und das Motto ist?“ Fragte Luke.

„Reich und schön!“

Luke prustete los. „Nicht wirklich?“

„Hör auf dich lustig zu machen, Sutton hat Wochen damit zugebracht die Party zu planen, dann kommst du und sie muss alles umorganisieren. Und das mit Anni!“

Luke wurde wieder ernst. „Ist okay, ich mache mich fertig. Wann und wo treffen wir uns?“

Eine Stunde später standen Luke und Rafe im Wohnzimmer und warteten auf die Mädchen die sich in Rileys Zimmer verbarrikadiert hatten. Luke sah noch einmal in den Spiegel der neben dem Flügel stand, der schwarze Anzug, den er trug stand ihm wirklich gut. Riley hatte genau die richtige Größe besorgt. Plötzlich ging die Tür auf und Inez trat heraus. Sie trug ein langes silberfarbenes Kleid, doch noch bevor Luke sie genauer betrachten konnte kam Riley aus dem Zimmer und Luke musste schlucken. Sie trug ebenfalls ein Bodenlanges Kleid, aber ihres war schwarz und hochgeschlossen, während das von Inez einen tiefen Ausschnitt hatte. Rileys Kleid war eigentlich ganz schlicht und nicht so aufregend wie das Kleid von Inez, doch ihres war enganliegend und hatte einen langen Schlitz bis zum Oberschenkel. Die Haare hatte sie zu einer Frisur hochgesteckt, goldene Kreolen schmückten ihre Ohren, und ein paar Armbänder in der gleichen Farbe waren alles an Schmuck was sie trug. Trotz ihres atemberaubenden Aussehens wirkte sie sehr unsicher. „Wow, du siehst umwerfend aus!“ sagte Luke und trat auf sie zu. Er nahm sie in den Arm um sie kurz zu drücken und spürte dabei keinen Stoff auf ihrem Rücken. Er ließ sie los und trat hinter sie. „Wow! Riley, so was ist man ja gar nicht von dir gewohnt.“ Er sah auf einen nackten Rücken. „Ist das gut oder schlecht?“ fragte sie unsicher. „Du bist wunderschön!“

„Motto getroffen?“ fragte Inez und stellte sich demonstrativ neben Riley und drehte sie zu Luke und Rafe herum.

„Auf jeden Fall ihr seht beide sehr…“

„Sexy aus!“ unterbrach Rafe seinen Freund und Luke grinste. „Genau diese Bezeichnung lag mir auf der Zunge.“ Riley spielte nervös mit ihren Ohrringen und Inez fiel in Rafes Arme. Luke verdrehte die Augen und drehte sich zu Riley um. „Nur Schuhe solltest du vielleicht noch anziehen.“ Flüsterte er ihr zu und grinste sie an.

„Wir warten unten auf euch!“ rief Inez von der Tür und bevor einer der beiden irgendetwas sagen konnte waren die zwei verschwunden. „Die sind noch in meinem Zimmer, ich hole sie eben dann bin ich fertig.“ Sie drehte sich um und ging in ihr Zimmer Luke konnte den Blick nicht von ihr lösen. Plötzlich öffnete sich die Tür und Liam kam rein. „Na fertig für die Party? Der Anzug steht dir!“

„Danke! Woher weißt du von der Party?“

„Sutton hat es Riley erzählt und die wollte das ich helfe, also habe ich ein paar Beziehungen spielen lassen, ihr werdet erstklassiges Essen haben und eure Outfits habt ihr vom Hotel, meinem Hotel!“ Liam grinste.

„Also ist es jetzt offiziell? Alles geklappt?“ Luke umarmte Liam kurz und gratulierte ihm. Auf einmal wurde dieser ganz steif und Luke drehte sich fragend in die Richtung in die Liam starrte. „Ja so ähnlich habe ich wohl auch reagiert.“ Flüsterte Luke ihm zu als er Riley erblickte. „Und wie sehe ich aus?“ fragte diese lächelnd. „So kann ich dich doch nicht gehen lassen! Die Jungs werden dich wie die Geier…“

Riley hob abwehrend die Hand. „Ach es wird ja wohl wesentlich schönere Mädchen auf der Party geben.“

„Wer es glaubt!“ Meinte Liam und fügte noch hinzu: „Luke, du lässt sie keinen Moment aus den Augen!“ Dann flüsterte er: „Und du lässt ebenfalls die Finger von ihr!“ Luke grinste und nickte dann aber als er das ernste Gesicht von Liam sah. Und noch bevor er irgendetwas sagen konnte ging Riley zur Tür und öffnete diese. „Kommst du?“

 

 

Riley

Sie fühlte sich Overdressed. Bestimmt wären sie und Inez die einzigen Mädels die so aufgebrezelt auf der Party auftauchen würden, aber dieses Kleid war das einzige mit einem angemessen Ausschnitt, bis auf den Rücken, aber damit konnte sie Leben. Sie wartete beim Fahrstuhl und hörte dann die Schritte von Luke, drehte sich aber nicht um. Der Fahrstuhl ließ auf sich warten. „Ob der wohl noch kommt?“ meinte Luke. „Wir sollten uns beim Eigentümer beschweren.“

Riley prustete los. „Der war gut! Also hat Liam es dir erzählt?“

„Er ist sehr stolz auf sein neues Hotel!“

„Ja, das glaube ich auch.“ Riley drehte sich jetzt doch um und stand Luke unmittelbar vor Luke da sie sehr hohe Schuhe trug war sie beinahe so groß wie er. Sie sahen sich tief in die Augen Riley schluckte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Du weißt, dass Anni da sein wird?“ Fragte Luke dann und drehte sich um, er ging ein paar Schritte und kam wieder zurück. Riley atmete tief ein fast hatte sie den Eindruck, dass er sie küssen wollte und dann wechselte er ohne Vorwarnung das Thema. „Ja, schließlich ist es ihr Boot.“

„Das Boot ihrer Eltern!“ verbesserte Luke. Die Fahrstuhltüren öffneten sich und sie traten ein. „Du weißt was das heißt?“

„Lass mich raten! Es hat sich herumgesprochen, dass du eine Freundin hast.“ Luke nickte ernst. „Und was erwartest du jetzt von mir?“

„Nur dass du meine Freundin spielst.“

„Wehe du küsst mich noch mal!“

Luke konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „Was dann?“ Fragte er dicht vor ihrem Gesicht. Der Fahrstuhl hielt ruckartig an und die Türen öffneten sich, Riley stieß Luke ein wenig zurück und ein älteres Paar kam herein. Luke grüßte die beiden mit einem Lächeln und wiederholte seine Frage auf Deutsch. „Was machst du wenn ich dich küsse?“

„Dann mache ich vor allen mit dir Schluss.“

Luke grinste wieder und konnte nicht anders, er zog sie in den Arm und hob sie hoch. „Du bist so süß wenn du so tust als ob du sauer wärst.“

„Lass mich sofort runter!“ Protestierte Riley und schlug Luke auf den Rücken.

„Erst bekomme ich einen Kuss von dir. Ich darf dich zwar nicht küssen, aber du darfst mich jederzeit küssen.“

„Eher beiße ich dir in die Zunge!“

Das Pärchen das zu ihnen in den Fahrstuhl gestiegen war sah die beiden vorwurfsvoll an, aber keiner der beiden beachtete sie.

„Kratzbürstig bist du auch noch!“ Luke ließ Riley wieder runter und sie knickte um. „Vorsicht!“ Rief sie aus, aber Luke hielt sie noch immer fest. „Ziemlich hoch deine Treter was?“

„Treter?“ Riley sah ihn entrüstet an, doch bevor sie sich beschweren konnten gingen die Türen auf und Luke führte sie an der Hand zu Inez und Rafael.

 

Riley ging neben Luke auf das Boot, dass sie niemals als Boot bezeichnet hätte. Sie hätte Schiff gesagt! Ihre Befürchtungen, dass sie Overdressed war lösten sich in Luft auf, sie war genau richtig angezogen. Die vier schlenderten an einen Tisch, an dem sie Logan und Sutton gesehen hatten, sie unterhielten sich mit einem anderen Paar. Logan stellte sie alle vor, doch Riley hörte gar nicht richtig zu, ihre Blicke wanderten über das Schiff. Alles war geschmückt, es hingen bunte Girlanden zwischen den Masten und es gab sogar Kellner die in einer schicken weißen Uniform Getränke verteilten. Luke hielt ihr ein Glas hin und Riley schnupperte daran. „Es ist kein Alkohol.“ Flüsterte er dicht an ihrem Ohr und Riley genoss das Getränk. Es kamen immer wieder Jungen und Mädchen an ihren Tisch, unterhielten sich kurz mit Luke, fragten ihn über sein Leben in Deutschland aus und gingen dann wieder. Plötzlich dröhnten die Motoren auf und Riley wäre beinahe hingefallen, wenn Luke sie nicht festgehalten hätte. „Danke.“ Murmelte sie. „Wo fahren wir hin?“

„Ich denke einfach nur ein bisschen aufs Wasser.“

Riley sah hinter sich und die Lichter der Stadt entfernten sich immer weiter. Nach ein paar Minuten gingen die Motoren wieder aus und Musik ertönte. Viele begaben sich auf die Tanzfläche, darunter das Geburtstagspaar, wie Riley Logan und Sutton in stillem nannte. Luke unterhielt sich mit zwei Jungen und Riley wollte sich grade zu Inez umdrehen, aber diese war nicht mehr da. „Die sind tanzen gegangen.“ Flüsterte Luke in ihr Ohr da die Musik so laut war. Riley nickte. „Ich gehe ein bisschen an die Reling.“ Sie sah auf das Wasser, es ging bestimmt vier bis fünf Meter in die tiefe und das Wasser sah stockdunkel aus. Ihr wurde mulmig so dicht vor dem Abgrund zu stehen und sie drehte sich um. Sie sah, dass Luke noch immer in das Gespräch mit den zwei Typen versunken war und sah in den Sternenhimmel. Es war Wolkenlos und es fühlte sich so an, als ob sie die Sterne einzeln herunterholen konnte, wenn sie den Arm ausstreckte. „Ein sehr schöner Ausblick, habe ich Recht?“

Riley erschrak und sah vor sich einen Jungen stehen, er war ungefähr so alt wie sie selbst und sah aus wie der nächste George Clooney. „Ja, Sterne haben mich schon immer fasziniert.“ Gab sie zu und er lächelte. „Ich bin Jamie, ich habe dich noch nie vorher gesehen!“

„Ich bin Riley und komme aus Deutschland.“ Sie unterhielten sich ein wenig und Riley erfuhr, das Jamie der Quarterback der Football Mannschaft seiner Schule war, er sagte das er Luke zwar kenne, aber nur flüchtig. „Hast du vielleicht Lust ein bisschen zu tanzen? Du siehst so aus als ob du es kannst!“ Grinste er sie an.

„Ich tanze wirklich sehr gerne.“ Gab Riley zu und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Sie unterhielten sich auch während sie tanzten und Riley fand ihn ziemlich sympathisch.

Als der DJ eine kurze Pause machte nutzte Riley die Chance um kurz auf die Toilette zu verschwinden. Als sie wieder kam war von Jamie keine Spur mehr zu sehen und Riley wusste nicht so Recht wo sie hingehen sollte. Inez und Rafe hatte sie schon lange nicht mehr gesehen, aber Sutton hatte sie während des Tanzens mit einigen Mädchen eine Etage höher gesehen. Sie beschloss zu ihr zu gehen und machte sich auf die Suche nach der Treppe. Schnell fand sie sich zurecht, aber als sie oben ankam, waren die Mädels weg. Achselzuckend ging sie wieder runter, wahrscheinlich hatten sie die andere Treppe genommen. Als sie unten ankam sah Riley Luke der sie böse anstarrte und direkt auf sie zumarschierte. „Sutton hat mir erzählt das du mit Jamie getanzt hast?“ Fuhr er sie wütend an.

„Kannst du ein bisschen leiser sprechen?“

„Ich will das du ihn ab jetzt ignorierst okay?“ sagte er in Deutsch und mit zusammengepressten Zähnen. „Was hast du für ein Problem? Wir haben doch nur getanzt! Er scheint nett zu sein.“

„Ja er ist solange nett bis du mit ihm im Bett warst!“ Er zog Riley nach vorne zum Bug, dort war es ruhig und kaum eine Menschenseele war hier. Vereinzelt standen hier und da ein, zwei Grüppchen und unterhielten sich. „Wie kommst du auf so eine Idee? Ich würde niemals… Du weißt doch wie ich bin! Wir haben nur getanzt mehr nicht!“ Unwillkürlich zog er sie in die Arme. „Es tut mir leid, ich habe überreagiert.“ Flüsterte er an ihrem Ohr. Er schob sie eine Armlänge von sich behielt seine Hände aber auf ihren Oberarmen. „Versprich mir, dass du dich von ihm fernhältst okay?“

„Ich verstehe nicht, was dein Problem ist! Wir haben doch nur getanzt, selbst wenn wir beide wirklich ein Paar wären, was wäre daran so schlimm?“

Luke seufzte. „Gar nichts, wenn du mit jemand anderes tanzt! Lass bitte die Finger von Jamie!“ Riley blieb gar nichts anderes übrig, sie nickte und Luke küsste sie auf die Stirn. „Danke.“

„Luuuke?“ rief eine fremde Stimme und Luke drehte sich um. Es war ein Junge Luke wechselte kurz ein paar Worte mit ihm und entschuldigte sich dann bei Riley. „Der PC vom DJ macht Probleme und sie fragen ob ich ihn mir mal angucken kann. Warte hier ja? Ich bin gleich zurück dann gehen wir etwas essen okay?“ Riley nickte und drehte sich zum Wasser um. Wenig später stand Sutton neben ihr. „Tut mir leid, dass ich dich verpetzt habe, aber ich habe mir Sorgen gemacht.“

„Das brauchtest du nicht, Jamie war ganz nett und wir haben nur getanzt.“ Erklärte Riley. „Ich verstehe gar nicht warum ihr aus einer Mücke einen Elefanten macht!“

„Er hat es dir nicht erzählt?“

„Was erzählt?“

„Anni hat ihn damals mit Jamie betrogen, Jamie kann Luke nicht ausstehen!“

Riley sah Sutton schockiert an. „Was?“

„Ja, alles fing an als sie in die High-School kamen, irgendwie konnte Jamie Luke nie richtig leiden und hat alles versucht ihm das Leben so schwer wie möglich zu machen. Er will dich nur ausnutzen um Luke zu verletzten. Vor allem weil er denkt, das ihr wirklich zusammen seid.“

Riley nickte betroffen. „Ich werde mich von ihm fernhalten!“ versprach sie.

„Okay, das ist super, ich muss jetzt wieder zu Logan. Wir sehen uns noch!“

„Ganz bestimmt!“ Sutton ging und Riley seufzte auf. Sie stützte ihr Kinn auf die Handgelenke und starrte auf das Wasser ohne es jedoch wahrzunehmen. Plötzlich spürte sie wie jemand hinter sie trat und seine Hände auf ihre Hüften legte. „Das ging aber schnell, du warst grad mal zehn Minuten weg.“

„Du musst mit mir schon englisch sprechen, deutsch kann ich nicht!“ Erklang die Stimme von Jamie und Riley versteifte sich, was dieser natürlich sofort merkte. „Ist alles okay? Ich habe dich gesucht.“

Riley löste seine Hände vorsichtig von sich und drehte sich um. Mit einem Mal fand sie ihn überhaupt nicht mehr attraktiv, eher arrogant und selbstverliebt. „Wollen wir wieder tanzen gehen?“

„Nein, besser nicht. Ich warte hier auf Luke. Wir wollen gleich etwas essen.“

„Ach vergiss Luke doch für ein paar Minuten.“

„Ich kann ihn aber nicht vergessen, er ist mein Freund.“ Jamie hob die Hand und wollte sie im Gesicht streicheln, aber Riley duckte sich und drehte sich wieder zum Wasser. „Wir können später vielleicht wieder tanzen.“ Versuchte sie ihn loszuwerden, aber er ließ sich nicht abwimmeln, stattdessen stellte er sich neben sie an die Reling und legte erneut seine Hand an ihre Hüften. „Bitte lass mich los, es ist mir unangenehm wenn du mich so berührst.“

„Uns sieht doch keiner! Und sag mir nicht, dass du es nicht auch fühlst.“

„Wenn Luke dich sieht wird er sauer. Er hat meinem Cousin versprochen auf mich aufzupassen.“

„Wozu brauchst du einen Aufpasser? Von mir droht dir doch keine Gefahr!“

Riley bekam Angst. Sie sah sich hektisch um, aber die anderen Leute die noch vor ein paar Minuten hier standen waren alle weg. Sie war ganz allein mit Jamie. Sie wollte an ihm vorbei gehen, aber er versperrte ihr den Weg. Sie könnte nur noch weiter zum Bug und dort saß sie erst Recht in der Falle, weil sie dort wahrscheinlich gar nicht gesehen wird. Sollte sie schreien? „Lass mich bitte gehen.“ Versuchte sie es noch einmal.

„Was hat er dir über mich erzählt? Ja es stimmt, wir kennen uns ziemlich gut, aber wir können uns nicht leiden.“

„Ich weiß!“ gab sie zu.

„Was für Lügen hat er dir erzählt?“

„Gar keine. Er hat nur gesagt dass ich mich von dir fernhalten soll. Mehr nicht, wirklich.“ Riley sah ihn verzweifelt an. Innerlich begann sie zu beten.

„Das sieht ihm ähnlich, wirklich, ich bin ein netter Typ. Ich stehe nur auf den gleichen Typ Mädchen wie er und das hat ihn schon immer gestört.“

„Aber eine Anziehung sollte auf jeder Seite existieren und ich stehe nun mal nicht auf dich.“

„Ach komm, du bist doch nur mit ihm zusammen weil er dich gerade in seinem Bett braucht! Ich kenne ihn ziemlich gut. Spätestens in ein paar Wochen schert er sich einen Dreck um dich.“ Riley wurde sauer. „Das ist nicht wahr! Er liebt mich!“

„Pah! Hat er dir das erzählt? Und das glaubst du ihm?“ Er sah sie verächtlich an. „Das sagt er doch zu jeder!“

Riley stieß ihn mit ganzer Kraft von sich und lief davon, sie hörte schon seine Schritte hinter sich, als auf einmal Inez und Rafael sah, wie sie in entgegengesetzter Richtung davon spazierten. „Inez!“ Rief sie. „Wartet auf mich!“ Die beiden drehten sich um und warteten auf sie. „Könnt ihr mich zu Luke bringen?“

„Klar ich habe ihn eben noch beim DJ gesehen.“ Nickte Rafael.

Riley hackte sich bei an seinen linken Arm ein und ließ sich von ihm wegführen. Sie drehte sich noch mal um, um zu gucken ob Jamie noch da war aber sie konnte ihn nicht sehen. „Ist alles okay Süße? Was machst du so allein hier unten?“ Fragte Inez sie besorgt. „Alles gut. Ich sollte hier eigentlich auf Luke warten aber es dauert schon so lange und alle anderen die noch da waren sind wahrscheinlich schon zum Essen gegangen. Da wurde es mir ein bisschen unheimlich!“ Sie verheimlichte ihnen ihr Gespräch mit Jamie.

Inez und Rafael brachten sie zu Luke und gingen dann weiter spazieren. Riley wartete neben Luke bis er fertig war, es dauerte noch ein paar Minuten aber dann lief das Programm wieder. Er erntete einen Applaus und die Paare stürzten wieder auf die Tanzfläche.

„Tanzen wir auch?“ Fragte sie. Luke sah sie an und merkte sofort, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Er zog sie in den Arm und führte sie zur Tanzfläche. „Was ist los?“ Fragte er sobald sie tanzten. Sie erzählte ihm auf Deutsch was passiert war und spürte, dass er Mühe hatte ruhig zu bleiben. „Bitte es ist alles gut, guck mich nicht so wütend an, die anderen gucken schon ganz komisch rüber. Sie denken noch, dass wir uns streiten.“ Sie lächelte ihn an und sofort glätteten sich seine Gesichtszüge. Er zog sie dichter an sich und küsste sie vor versammelter Menge, zwar nur kurz aber er hatte sie geküsst. Als er sich löste flüsterte er noch bevor sie etwas sagen konnte. „Lächle glücklich. Jamie steht da oben und beobachtet uns.“

„Ehrlich?“

Luke lachte. „Guck doch. Ich riskiere doch nicht das du hier mit mir Schluss machst.“

„Oder dir auf die Zunge beiße!“ Gab sie zurück und schielte bei der nächsten Umdrehung nach oben, sie sah gerade noch wie Jamie wegging.

„Deswegen habe ich sie auch in meinem Mund gelassen!“ Meinte er belustigt und zog sie nochmal dicht an sich. „Ist jetzt alles wieder gut?“ Riley nickte an seiner Schulter und genoss die Umarmung auch wenn sie nur Show war. „Komm wir gehen essen. Die anderen warten bestimmt schon auf uns.“ Er nahm ihre Hand und gemeinsam gingen sie zu dem Tisch der für das Geburtstagspaar reserviert war. Inez und Rafael waren auch schon da. Sie aßen, unterhielten sich und lachten. Irgendwann waren sie fertig und die Mädchen wollten noch einmal auf die Toilette gehen. Die Jungs lachten darüber, dass sie nicht alleine gehen konnten und die Mädels beachteten das Gelächter nicht. Als die Mädels zurück kamen war Luke nirgends zu sehen. Auf Rileys fragenden Blick hin erklärte Logan: „Er ist auch zur Toilette, aber alleine!“ Er und Rafe lachten darauf schallend los und die Mädchen verdrehten die Augen. Sie unterhielten sich ein wenig und kurz darauf, verabschiedeten sich Inez und Rafael um tanzen zu gehen. So plauderte Riley mit Sutton und Logan bis sie von einem Mädchen unterbrochen wurden. „Entschuldigung? Riley?“ fragte diese woraufhin Riley nickte. „Ich soll dir von Luke ausrichten, dass er vorne beim Bug auf dich wartet. Da wo ihr vorhin auch wart.“

Riley nickte und bedankte sich bei dem Mädchen. „Ich gehe dann mal besser.“ Verabschiedete sie sich und machte sich auf den Weg.

 

 

LUKE

Das Boot war voll, überall traf er jemanden der mit ihm reden wollte. Sein kurzer Toilettengang dauerte schon zwanzig Minuten, Riley wartete bestimmt schon auf ihn. Er hatte kein gutes Gefühl sie allein zu lassen. Dann besann er sich aber, die anderen waren ja bei ihr, sie war nicht alleine. Gerade als er sich von seiner alten Chemiepartnerin Maggie verabschiedet hatte und zu Riley gehen wollte, kam der nächste Bekannte der ihn aufhielt. „Maggie, kannst du bitte Riley sagen das ich am Bug auf sie warte? Dort wo wir vorhin waren.“ rief er ihr hinterher dort war es wenigstens ruhiger und er lief nicht so schnell wieder jemandem in die Arme. „Ja mache ich!“ rief sie zurück.

Er ging in Richtung Bug, aber sein Begleiter hatte es auf einmal eilig in die andere Richtung abzuhauen. Als Luke sich umdrehte wusste er auch warum, zwei Mädels aus seiner alten Schule kamen auf ihn zu. „Hi Luke!“ Flöteten die beiden. „Hi.“ Gab er gelangweilt zurück. „Also wo ist denn nun deine kleine Freundin? Wir haben sie heute noch gar nicht bei dir gesehen!“

Luke musste ohne es zu wollen lachen. „Ach und nun?“

„Naja, wir dachten, dass du vielleicht ein bisschen Zeit mit uns verbringen willst.“

„Nein, danke kein Interesse. Entschuldigt mich bitte aber meine Freundin wartet auf mich.“ Er drängte sich an den Mädchen vorbei aber diese ließen sich nicht abhängen und redeten weiter auf ihn ein. Aber er hörte gar nicht zu und ging Richtung Bug.

 

 

RILEY

Vorsichtig bahnte Riley sich einen Weg durch die Menge, sie hatte sich entschieden den Weg zum Bug zu nehmen, der voll von Leuten war und sie nicht Gefahr lief Jamie alleine über den Weg zu laufen. Es ging auch alles gut, doch plötzlich wurde es Menschenleer und Riley sah Anni die sie anscheinend erwartete. Sie trug ein sehr kurzes, enganliegendes rotes Kleid mit einem goldenen Reißverschluss vorne über die gesamte Länge des Kleides. „Riley richtig?“ Lächelte sie Riley hinterhältig an. „Ich bin Anni!“ Sie hielt ihr die Hand hin, wie eine Königin die erwartete dass man einen Kuss darauf hauchte. Riley beschloss die Hand zu ignorieren. „Ich weiß wer du bist, du hast dich an meinen Freund rangemacht.“

„Ich wusste ja nicht, dass er eine Freundin hat.“ Verteidigte sich diese. „Wirklich nicht!“ beteuerte sie noch einmal als Riley keine Anstalten machte ihr zu glauben. „Ich kenne Mädels wie dich, du machst vor nichts Halt.“

„Richtig erkannt kleines deutsches Mädchen! Und lass dir gesagt sein, wenn ich etwas will, dann bekomme ich es auch. Immer!“ Meinte sie mit einem bösartigem lächeln um ihre schönen Lippen. „Komisch nur, das Luke dich nicht will!“ Gab Riley schlagfertig zurück.

„Er will, wenn er das gesehen hat.“ Ohne Scham öffnete sie ihr Kleid und stand nun in weißen Dessous vor ihr, Riley konnte nicht anderes und sah sich die schöne Unterwäsche an die ihren Perfekt geformten Körper zierte. „Jetzt geh und verschwinde dahin von wo du herkommst!“ Anni trat einen Schritt auf sie zu und Riley trat automatisch einen zurück, sie stieß gegen die Reling und genau in diesem Moment gingen die Motoren wieder an und beide Mädchen verloren das Gleichgewicht. Anni strauchelte gegen Rileys Oberkörper, versuchte sich noch abzufangen aber es gelang ihr nicht und Riley, die schon halb auf der Reling saß verlor die Balance und fiel ins Wasser. Sie schrie auf und war Sekundenspäter im eiskalten Pazifik. Panisch strampelte sie an die Oberfläche, aber irgendwie kam sie nicht aus dem Wasser, langsam ging ihr die Luft aus und sie wusste nicht wo oben und wo unten war. Das eisige Wasser drang in jede ihrer Poren und machte die Schwimmbewegungen noch schwieriger.

 

LUKE

Luke war am Bug angekommen und wunderte sich, dass Riley noch nicht da war. Wahrscheinlich war Maggie nicht so schnell zu Riley durchgedrungen beruhigte er sich. Die beiden Mädchen sind eingeschnappt abgezogen als er sie einfach komplett ignoriert hatte. Er lehnte sich an die Brüstung, und sah ins tiefschwarze Wasser. Plötzlich hörte er einen verzweifelt klingenden Schrei und sah eine Gestalt ins Wasser fallen, ohne zu überlegen rannte er in die Richtung, zog sich dabei das Jackett aus und sah Anni an der Reling stehen und Rileys Namen rufen. Als sie ihn sah erstarrte sie kurz und fing dann an sich zu entschuldigen „Es war ein Versehen, ich bin gegen sie…“ Doch Luke dem das Herz auf einmal doppelt so schnell schlug sprang Kopfüber in die tiefe Dunkelheit und hörte gar nichts mehr. Er tauchte auf und sah sich auf dem ruhigen Wasser um. Er zwang sich ruhig zu bleiben und auf einmal sah er nicht weit von sich kleine Blasen aufsteigen. Er tauchte ab und versuchte Riley in der Dunkelheit zu erkennen, plötzlich wurde ein Strahler vom Boot angeschaltet und er sah ihre panischen Bewegungen. Sie war bei Bewusstsein. Gott sei Dank! Nur leider hatte sie die Orientierung verloren und schwamm in die Tiefe. Er schwamm mit kräftigen Zügen auf sie zu und griff ihr um die Taille sie erschrak und strampelte heftig, doch plötzlich erkannte sie ihn und krallte sich an ihm fest. Luke schwamm nach oben an der Wasseroberfläche holten beide tief Luft. Riley krallte sich weiter an ihm fest und Luke hatte Mühe sich oben zu halten. Dann sah er ein paar Meter von ihm entfernt einen Rettungsring liegen. „Riley!“ Rief er, doch sie reagierte gar nicht. „Riley! Süße, hör mir zu!“ sagte er und hielt mit einer Hand ihr Kinn fest, damit sie ihn ansah. „Alles ist gut.“ Sagte er beruhigend. „Das schlimmste ist geschafft. Du bist gerettet!“

„E…es.. ist… s…so… k…ka...kalt!“ Stotterte sie.

„Ja ich weiß, aber wenn du nicht ein bisschen lockerer lässt schaffe ich es nicht mich oben zu halten, da vorne ist ein Rettungsring da schwimmen wir erstmal hin okay?“ Er drehte Riley in die Richtung und sie nickte, ihr Griff wurde etwas lockerer, aber sie hielt sich immer noch sehr stark an ihm fest. „Beweg dich, dann ist es nicht ganz so kalt!“ Riet er ihr und erklärte ihr wie sie sich festhalten musste. Sie legte ihre Hände auf seine Schultern und er schwamm die kurze Strecke zum Rettungsring. Es waren bestimmt nur an die fünfzig Meter aber es fühlte sich in dem eiskalten Wasser wie fünfhundert an. Als sie endlich ankamen befahl er Riley sich von ihm zu lösen und den Rettungsring zu greifen. Sie schwamm mit ungelenken Bewegungen darauf zu und beide hielten sich daran fest. „Bereit“? Fragte er und Riley nickte, dann zog er zweimal am Seil. Der Ring setzte sich in Bewegung und schleppte sie Richtung Heck. Dort warteten der Kapitän, zwei Matrosen und Inez, Rafe, Logan und Sutton. Auch Anni stand dort und sah die beiden voller Sorge an. Viele Schaulustige hatten sich überall verstreut und schauten auf das geschehen, unzählige Handys blitzten und dann ertönte ein tosender Applaus. Die beiden Matrosen zogen Riley aus dem Wasser und versuchten sie auf die Beine zu stellen, aber die sackten ihr immer wieder weg. Inez legte ihr eine warme Decke um die Schultern. Währenddessen stemmte Luke sich aus dem Wasser und merkte dann selbst wie schwach seine Arme waren. Er ließ sich von seinen Freunden aufhelfen. „L…Luke?“ flüsterte Riley. Luke nahm sich die Decke die Sutton ihm hinhielt und legte sie sich um die Schultern. „Ich bin hier.“ Sagte er und nahm sie in den Arm. „Alles ist gut!“ Versicherte er ihr. „Inez, Sutton. Seht zu, dass sie aus den Klamotten rauskommt und wieder warm wird.“ Die Mädels nickten und wollten schon mit Riley losgehen aber sobald er sie losließ knickte sie ein. Riley konnte nicht mehr und fing an zu weinen. „Was ist mit meinen Beinen?“ fragte sie auf Deutsch. „Es sind nur die Muskeln, du musst wieder warm werden, dann wird alles wieder wie vorher.“ Versicherte er ihr und hob sie auf den Arm. „Anni wo kann ich sie hinbringen?“ Fragte er das noch immer blass dreinblickende Mädchen. Sofort ging sie vor und zeigte ihm den Weg zu den Kabinen. „Du kannst sie in meine Kabine bringen, ich habe da noch Ersatzklamotten die sie anziehen kann.“ Luke folgte ihr ohne ein Wort. Anni schloss eine Tür im inneren des Bootes auf und trat ein. „Du kannst sie ins Badezimmer bringen, ich lasse ihr ein warmes Bad ein.“ Während Luke Riley auf die geschlossene Toilette setzte sah Anni ihn mit einem ängstlichen Blick an und öffnete den Wasserhahn. „Und du kannst in die Kabine meiner Eltern, mein Vater hat bestimmt auch ein paar Klamotten du kannst dich in seinem Schrank bedienen und du kannst dort ebenfalls baden.“ Bot sie ihm an, dann als wurde ihr bewusst was sie gesagt hatte verbesserte sie sich. „Du willst bestimmt mit Riley baden, das ist auch kein Problem, ich lege dir die Sachen von meinem Vater dann einfach auf mein Bett.“

Luke sah in das schockiert dreinblickende Gesicht von Riley und musste sich beherrschen ernst zu bleiben. „Inez und Sutton kümmern sich um Riley, ich springe nur schnell unter die Dusche, dann bin ich wieder wie neu.“ Erklärte er und Riley sah ihn dankbar an. Wie auf Kommando kamen die beiden Mädchen und Luke ging mit einem letzten Blick auf die vor Kälte Zitternde Riley aus dem Bad. Anni folgte ihm und schloss die Tür hinter sich. „Luke?“ fragte sie zaghaft. „Anni! Nicht jetzt!“ Zischte er wütend. „Wir reden später! Und sieh zu das die Schaulustigen alle verschwunden sind bis ich fertig bin.“

„Ist okay, in zehn Minuten legen wir an, dann scheuch ich alle vom Boot.“ Anni sah zu Boden. „Es tut mir wirklich leid, es war wirklich keine Absicht!“ versuchte sie sich noch einmal zu entschuldigen, aber Luke konnte ihr nicht zuhören und ging aus dem Zimmer. Im Gegenüberliegenden Zimmer warteten Logan und Rafe schon und halfen ihm aus den klatschnassen Klamotten, die sich wie eine zweite Haut an ihn geklebt hatten. Er sprang schnell unter die heiße Dusche und ging dann mit einem Handtuch um die Hüften zurück ins Schlafzimmer. Auf dem Bett lagen ein dunkelblaues Poloshirt und eine blue Jeans. Mit einem misstrauischen Blick sah er auf die Jeans. „Das war das einzige Teil das wenigstens ein bisschen zu dir passt.“ Meinte Rafe mit einem Schulterzucken. Und Logan fügte hinzu: „Du kannst dich ja gerne selbst überzeugen!“

„Ach lasst mal.“ Winkte Luke ab und zog sich die Klamotten über. „Was ist mit Schuhen?“

„Also Socken habe ich in der Schublade gesehen und Schuhe gibt es in diesem Schrank.“

„Wärst du dann so lieb und holst mir ein Paar, während ich mir passende Schuhe raussuche?“

„Natürlich!“ meinte Logan liebenswürdig und tat wie geheißen. Luke ging zum Schrank der von oben bis unten voll mit Schuhen war, davon waren allerdings nur fünf Paar für Männer. Luke zog sich Sportschuhe heraus und sah das Annis Vater und er fast die gleiche Größe hatten. Er zog sich Socken und Schuhe an und betrachtete sich dann im Spiegel. „Geht doch eigentlich.“ Meinte er dann Schulterzuckend und schmiss sich aufs Bett.

„Alles verarbeitet?“

„Ich hatte ne Scheißangst!“ Gab er zu. „Als ich sah dass da jemand ins Wasser fiel bin ich zu der Stelle gerannt, da stand dann Anni und rief nach Riley. Da ist mir das Herz in die Hose gerutscht. Liam hätte mich umgebracht wenn ihr was passiert wäre.“

„Und Liam war deine einzige Sorge?“ Fragte Rafe.

„Natürlich nicht. Ich könnte es mir niemals verzeihen wenn Riley etwas zugestoßen wäre.“

„Weil?“

„Weil was? Du musst dich schon genauer ausdrücken.“

„Im Wasser ist dir wohl ein Teil deines Gehirns weggefroren. Magst du sie?“ Fragte Rafe und Logan prustete los. „Gehirn weggefroren!“ Wiederholte er.

„Hört auf mich zu durchlöchern, holt mir bitte lieber einen Kaffee, einen schönen heißen.“ Es klopfte an der Tür und Logan öffnete es war Sutton. „Riley möchte dich sehen Luke.“

„Macht zwei Kaffee draus und gebt uns ein paar Minuten.“

Rafe pfiff durch die Zähne und Luke schlug ihm an den Hinterkopf. „Aua!“ beschwerte sich dieser und hielt sich die Stelle. „Nimm deine Freundin und geh.“ Lachte Luke.

Als er ins Zimmer kam saß Riley in einem Bademantel auf dem Bett. Sie starrte gedankenverloren auf den Boden. „Hey!“ Sagte Luke leise und Riley hob den Kopf. Als sie ihn sah fing sie an zu strahlen. „Mein Lebensretter!“ Sie stand auf und lief ihm in die Arme, er fing sie geschickt auf und so standen sie erst einmal einen Augenblick. „Das Leben kann so schnell vorbei sein und vieles bleibt ungesagt.“ Flüsterte Riley an seinem Ohr. Luke wollte nicht hören was sie ihm seiner Meinung nach sagen würde, er war noch nicht soweit wurde ihm schlagartig bewusst und fragte sie stattdessen: „Was ist passiert?“ Riley erzählte ihm wie Anni sie aufgehalten hatte. „Anni wollte dich und hat mir ihre Unterwäsche gezeigt, dann gingen die Motoren an und wir haben beide das Gleichgewicht verloren. Sie ist gegen mich gefallen und ich bin runtergefallen.“

Luke starrte sie verwirrt an. „Hast du etwas getrunken?“

Riley nickte. „Anni hat es gebracht sie sagte das wäre vom Kapitän, das wärmt mich von innen.“

„Du hast Alkohol getrunken?“

„Ich glaube schon.“ Riley hielt sich die Hände vor den Mund und kicherte. „Aber mir war so kalt und Anni hatte eine ganze Flasche davon.“

„Wie viel hat sie dir gegeben?“

„Ach nur ein paar Schlucke.“

„Schlucke?“

Riley lachte. Dann wurde sie ernst als sie in seine finster dreinblickenden Augen sah. „Es ist alles gut, mir geht es gut!“ Versicherte sie ihm. Sie strich ihm mit dem Daumen über seine Wange. „Mir geht es gut!“ Flüsterte sie und zog seinen Kopf zu sich herunter. Ihre Lippen trafen sich und sie küsste ihn sanft. Plötzlich wich Luke zurück. „Riley!“ Protestierte er und trat einen Schritt zurück. „Du hast…“

„Du hast gesagt, dass ich dich immer küssen darf und jetzt will ich es. Also lass mich und küss mich gefälligst zurück!“ Forderte sie ihn auf. Er sah sie eindringlich an. „Bist du dir sicher?“ Fragte er noch einmal, aber da schmiegte sie sich wieder an ihn und hielt ihm ihre Lippen hin. Luke konnte nicht mehr wiederstehen und zog sie fester in die Arme, er senkte seinen Kopf und er küsste sie zärtlich auf die Lippen.

 

 

RILEY

Es war ein so schönes Gefühl ihn zu küssen! Wie er seine Arme um sie geschlungen hatte und sie einfach willenlos machte. Sie drängte sich noch dichter an ihn, bis er gegen die Wand stieß. Er drehte sich sodass sie jetzt an der Wand stand. Sie legte ihre Arme um seinen Hals, er küsste ihren Hals und sie warf den Kopf an die Wand. „Ich glaube ich habe mi…“ Doch bevor Riley den Satz beenden konnte waren seine Lippen wieder auf ihrem Mund und verboten so jedes weitere Wort. Plötzlich klopfte es an der Tür und Anni steckte den Kopf rein. „Darf ich…“ Als sie die beiden so engumschlugen sah schluckte sie. „Sorry, ich komme später wieder.“ Luke löste sich von Riley und ließ sie sanft zu Boden gleiten. „Nein, ist schon okay, komm rein.“ Innerlich seufzte Riley, sie war eigentlich noch nicht fertig sie musste Luke unbedingt sagen was sie fühlte, bevor der Mut sie verließ. Er empfand doch auch etwas für sie sonst würde er sie doch nicht so küssen und berühren!

„Das erinnert mich an früher du hast...“ Sagte Anni und in Riley gefror jedes magische Gefühl zu Eis. Sie war nicht die einzige die er so berührte, das tat weh.

„Das gehört nicht hier her!“ Unterbrach Luke sie barsch und sah sie wütend an. „Was also fällt dir ein Riley ins Wasser zu stoßen?“

„Ich habe sie nicht gestoßen!“ Protestierte sie. „Ich habe das Gleichgewicht verloren und bin gegen sie gefallen.“

„Habe ich dir doch gesagt!“ Meinte jetzt auch Riley für seinen Geschmack eine Spur zu kalt. „Ich gehe mich anziehen.“ Fügte sie hinzu und nahm sich den Stapel Klamotten vom Bett und verschwand im Badezimmer, die Tür fiel lautstark ins Schloss.

„Ich habe wohl wirklich keinen guten Zeitpunkt gewählt.“

Die Badezimmertür öffnete sich wieder und Riley rief: „Und lass gefälligst deinen…“ Riley suchte nach dem passenden Wort, es fiel ihr aber nicht ein und so sagte sie es auf Deutsch „…Reißverschluss zu!“ Die Tür fiel erneut ins Schloss.

„Was hat sie gesagt?“ Fragte Anni.

„Das du deinen Reißverschluss zu lassen sollst.“ Meinte Luke gelassen.

„Ich hatte nicht vor dich noch einmal zu verführen.“ Verteidigte Anni sich. „Man sieht, dass sie in dich verliebt ist.“

Luke nickte. „Ja das weiß ich!“

„Liebst du sie denn?“

„Das geht dich gar nichts an!“ fuhr er sie an. „Also warum hast du uns unterbrochen?“

Anni sah zu Boden und nickte. „Ich wollte mich nochmal bei euch entschuldigen!“

„Ist okay, es war ein Versehen das wissen wir jetzt alle. Sonst noch etwas?“

Anni nickte. „Ich hätte dich damals nicht betrügen sollen, aber ich habe gemerkt, dass du anders zu mir wurdest und ich hatte Angst, dass du mir sagst, dass du mich liebst.“

„Und das wäre so schrecklich gewesen?“ Anni antwortete nicht. „Aber du hast richtig vermutet, ich stand kurz davor und ich dachte du empfindest genauso.“

„Es tut mir Leid. Ich bin nicht die richtige für dich.“

„Das weiß ich auch, ich habe auch keinerlei Gefühle mehr für dich.“

„Sie kann sich glücklich schätzen!“ Anni deutete mit dem Kopf zur geschlossenen Badezimmertür, aber Luke zuckte nur mit den Schultern. „Sag ihr dass ich oben auf sie warte!“ Sagte er dann schroff und ging schnurstracks aus dem Raum.

 

 

Kapitel 18

Kapitel 18

 

RILEY

Riley saß im Schneidersitz auf ihrem Bett und erzählte Inez alles. „Es war so schön wie er mich gehalten hat und seine Küsse erst, Inez was soll ich nur tun?“

Inez zuckte mit den Schultern. „Süße, ich habe keine Ahnung! Ich kann Luke einfach nicht durchschauen. Wenn ich an sein Leben von früher denke, dann will ich das du die Finger von ihm lässt, aber wenn ich ihn so erlebe wie er jetzt ist dann ist er zuvorkommend und so einfühlsam. Außerdem ist er total süß!“

Riley riss alarmiert die Augen auf und Inez beschwichtigte sie sofort. „Ich gucke nur, Rafe ist der Kerl in den ich bis über die Ohren verliebt bin!“

„Ich bin so blöd! Inez, ich hätte ihm beinahe gesagt das ich ihn Liebe! Was hat mich nur geritten?“ Riley fing an zu weinen und Inez nahm sie in den Arm. „Du hast es ihm aber nicht gesagt.“ Beruhigte diese sie. „Aber nur weil er mich einfach geküsst hat, und dann kam diese blöde Anni und posaunt herum, dass er mit ihr das gleiche gemacht hat. Ich habe mich so benutzt und dreckig gefühlt. Ich weiß einfach nicht mehr was ich will!“

„Riley, dann lass dir einfach mehr Zeit. Geh ein bisschen auf Abstand und guck vielleicht mal andere Jungs an.“

Riley sah sie bestürzt an. „Ich kann doch nicht andere Typen angucken! Geschweige denn mich mit ihnen treffen oder sonst was.“

„Dann lass erst Mal Gras über die Sache wachsen und halte dich von ihm fern. Es sind Ferien, das heißt ihr müsst nicht so tun als ob ihr zusammen wärt.“

„Das hatte ich ja voll vergessen. Inez ich kann doch nicht verliebt mit ihm in der Schule rumlaufen.“

„Wir haben zwei Wochen Ferien, danach sieht die Welt schon wieder ganz anders aus!“

Es klopfte an der Tür und Riley wischte sich schnell über die Augen. „Geht es?“ Fragte sie und Inez nickte. „Es sieht so aus als ob du Hundemüde bist.“

„Riley kann ich reinkommen?“ Hörte sie Liams Stimme vor der Tür. Riley bejahte und Liam kam ins Zimmer setzte sich neben Inez aufs Bett und fragte sie wie es ihr ginge, dann wollte er alles aus ihrer Sicht wissen und Riley erzählte die Geschichte noch einmal. Als sie endete murmelte Liam, „dann hat er es sich auf jeden Fall verdient.“

„Was?“

„Du weißt es nicht?“

„Was weiß ich nicht?“ Fragte Riley verwirrt.

„Luke will hier bleiben.“

 Fassungslos sah Riley ihren Cousin an. „WAS?“

„Ich dachte er hätte es euch erzählt.“ Sagte er als er in die geschockt blickenden Gesichter der Mädchen sah. „Ach Inez, “ fügte er hinzu. „Rafe wartete auf dich, er will noch schnell ein paar Souvenirs kaufen.“

Inez warf ihrer Freundin einen entschuldigenden Blick zu aber Riley lächelte. „Geh, genießt die letzten Stunden hier.“

Inez quiekte und sprang fröhlich auf und Riley sah ihren Cousin auffordernd an. „Was habt ihr abgemacht?“

„Frag ihn am besten selbst. Und verurteile ihn nicht. Schließlich ist das hier sein zu Hause.“

„Sein zu Hause ist das Haus seines Vaters!“ wiedersprach Riley aufgebracht. „Er kann doch nicht einfach hierbleiben!“ Liam sah auf die Uhr. „Tut mir leid, kleine ich habe einen Termin. Schlaf noch ein bisschen und dann pack deine Koffer, heute Abend geht es nach Hause.“ Er drückte ihr einen kurzen Kuss auf den Kopf und ging zur Tür. „Ach ja und du bist jetzt allein. Luke ist mit Logan surfen.“

Riley nickte und stand auf. „Okay.“

„Du sollst doch ein bisschen schlafen.“

„Ich ziehe mir einen Bikini an und schlafe in der Sonne!“ Liam zuckte mit den Schultern und verließ das Zimmer. Riley suchte ihren Bikini konnte ihn aber nicht finden, Typisch sie verlor auch alles! Kurzerhand zog sie sich bis auf die Unterwäsche aus und ging auf den Balkon. Sie rechnete nicht damit, dass jemand sie in den nächsten zwei Stunden stören würde. Sie holte sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und ging zum Balkon dort streckte sie sich genüsslich auf der Liege aus und grübelte über Lukes Absicht nach hier zu bleiben. Würde er überhaupt wieder zurückkommen? Vielleicht wollte er für immer hierbleiben… Und während sie sich Gedanken machte schlief sie erschöpft ein.

 

 

LUKE

Irgendwie hatte er heute kein Glück, er erwischte einfach nicht die richtigen Wellen und hatte keinen Spaß am surfen. Kurzentschlossen paddelte er zum Strand zurück und machte sich auf dem Weg ins Hotel. Ein Blick auf seine Armbanduhr ließ ihn wissen dass es gleich 13 Uhr war und Hunger machte sich bemerkbar. Im Zimmer angekommen stellte er sein Board an die Wand und ging schnurstracks zum Kühlschrank und schloss ihn dann wieder als ihn nichts als Schokolade und ein paar Getränke erwarteten. Er griff in die Schüssel mit Nüssen und warf sich eine Handvoll in den Mund, dann ging er in sein Zimmer und wählte den Zimmerservice er bestellte sich ein Omelette und etwas Obst. Das Essen würde in 15 Minuten kommen also hatte er noch genug Zeit in die Dusche zu springen. Als er ein paar Minuten später am Tisch saß und sich Videos von gestern anguckte ging plötzlich die Balkontür auf und Riley kam in Unterwäsche und einer Flasche Wasser rein. Sie hantierte an der Tür herum, schimpfte leise vor sich hin, stellte die Flasche auf den Boden und schaffte es endlich die Tür zu schließen. Luke räusperte sich und Riley fuhr mit einem erschrockenen Aufschrei herum. Sie fuhr sich mit der Hand an die Brust und merkte wohl in diesem Augenblick, dass sie nur in Unterwäsche vor ihm stand. „Hast du deinen Bikini verloren?“ Fragte er belustigt und Riley schnaubte und ging ohne Kommentar in ihr Zimmer. Luke lachte leise vor sich hin. Wenig später kam Riley wieder ins Zimmer, sie hatte sich ein T-Shirt und eine Shorts angezogen und starrte ihn wütend an. „Was?“ Fragte er grinsend. „Ich habe mich doch bemerkbar gemacht.“

„Du hast mir erst einmal zugeguckt wie ich mich mit der Schiebetür gequält habe!“

„Tut mir leid dass ich auch nur ein Mann bin.“

„Das ist nicht das Problem. Du hast dich über mich lustig gemacht!“

„Seit wann kannst du das denn nicht ab?“

Riley stampfte auf ihn zu und stützte sich mit den Armen am Tisch ab sie kam seinem Kopf ganz nahe, aber er zuckte nicht mal mit der Wimper. „Seit ich hier in Unterwäsche rumlaufe und Liam mir gesagt hat das du nicht da bist!“ Luke hob abwehrend die Hände. „Ich bin gerade erst reingekommen! Und da war nichts was ich nicht schon gesehen habe! Es ist doch genauso als wenn du einen Bikini anhast, also hör auf dich aufzuregen.“ Verteidigte Luke sich und ging zur Tür als es Klopfte. „Wer ist das?“ Wollte Riley wissen.

„Ich habe mir ein Mädchen bestellt!“ lachte er, öffnete die Tür und nahm das Essen in Empfang. „Du bist so witzig!“ blaffte Riley. „Hast du wenigstens genug bestellt dass ich auch Essen kann?“

„Wenn du ganz lieb bist, gebe ich dir vielleicht etwas ab.“ Grinste er und stellte das Tablett auf den Tisch. „Setz dich.“ Forderte er sie auf und holte zwei Gläser und eine Flasche Limonade aus dem Kühlschrank. Riley setzte sich und öffnete den Deckel. „Eier und Obst?“ verständnislos sah sie ihn an. „Ich will mich doch nicht vollhauen, wenn wir heute Abend noch essen gehen wollen.“

„Wir gehen abends essen?“

„Ja Liam hat uns alle eingeladen, weißt du denn überhaupt nichts?“

„Doch ich weiß dass du hier bleiben willst.“ Luke zeigte keine Regung, er füllte seinen Teller mit Eiern und belud auch Rileys Teller. Riley sah ihn fragend an. „Was ist hast du dazu nichts zu sagen? Ist es wegen gestern?“

„Wegen gestern? Nein! Ich spiele schon länger mit dem Gedanken.“

„Und wann hattest du vor es mir zu sagen?“

„Muss ich dir immer rede und Antwort stehen?“ Lukes Augen funkelten wütend und Riley erkannte dass sie zu weit gegangen war, aber sie verteidigte ihre Reaktion. „Ich hätte es halt gerne von dir erfahren.“ Blaffte sie ihn an.

„Ich hätte es dir schon noch erzählt!“

„Wer es glaubt! Ich bin doch immer die letzte die etwas erfährt.“

„Das stimmt doch überhaupt gar nicht. Ich habe es dir einfach noch nicht gesagt, weil ich noch nicht dazu gekommen bin!“

„Weißt du was?“ fragte sie aufgebracht. „Von mir aus bleib doch hier! Fall deiner Anni in die Arme und werde glücklich. Dann wird mein Leben zu Hause wenigstens wieder normal verlaufen!“ Damit stand sie auf und lief in ihr Zimmer. Zurück blieb ein verwirrt dreinblickender Luke. Was hatte Anni mit der Sache zu tun? Er sah auf die unberührten Teller. Ihm war nach diesem Streit der Appetit vergangen.

Kurzentschlossen stand er auf und ging nach draußen frische Luft würde ihm bestimmt gut tun und er konnte besser nachdenken. Riley tat ja gerade so als ob er für immer hier bleiben wollte, dabei war es doch nur die Ferien über. Er hatte schon damals, als er bei den Bakers war nachgefragt ob es für sie okay wäre wenn er vielleicht ein paar Tage bei ihnen wohnen könnte und die Bakers waren überglücklich darüber gewesen. Er vermisste die Bakers zu surfen wann er es wollte ebenfalls. Außerdem brauchte er Zeit um über Riley nachzudenken. Er hätte niemals gedacht, dass sie sich vielleicht in ihn verlieben könnte! Aber wahrscheinlich war so etwas bei Mädchen einfach schon vorprogrammiert wenn man sie küsste und so viel Zeit zusammen verbrachte und dabei auch noch tat als wäre man ineinander verliebt! Wahrscheinlich konnte sie Realität und Fiktion nicht mehr auseinander halten. Und er war auch noch Schuld daran. Warum war er damals nicht einfach aufgestanden und hätte diesem bösen Zwilling die Tür vor der Nase zugeschlagen? Nein er musste Riley ja unbedingt küssen! Ihm wurde bewusst, dass er sie gerne küsste, das er sich freute wenn sie da war und… Nein! Er war nicht in sie verliebt! Auf keinen Fall. Das wollte er nicht. Keine Freundin, kein Mädchen. Er musste sich von Riley fernhalten und das er jetzt hierblieb, zumindest für die nächsten Tage, und das war schon mal ein guter Anfang.

 

RILEY

Sie würde einfach so tun als ob nichts wäre! Ja genau, er sollte nicht glauben, dass sie irgendwie traurig wäre wenn er hierblieb, für wie lange auch immer. Sie würde gleich mit den anderen zum Essen runter gehen und so tun als ob alles in bester Ordnung wäre. Sie sah zu ihrem Spiegelbild, sie trug eine kurzes graues Strickkleid und schwarze Overkneestiefel ihre Haare hatte sie geglättet und zu einem edlem Pferdeschwanz hochgesteckt. Ja sie war bereit, sie atmete noch einmal tief durch und öffnete die Tür. Liam und Luke standen zusammen am Flügel und unterhielten sich, weil sie nicht mit Luke reden wollte ging sie zum Balkon und sah auf zum Santa Monica Pier. Alles blinkte und leuchtete und sie bereute dass sie heute nicht draußen war um etwas zu unternehmen. Inez kam zu ihr auf den Balkon. „Bist du bereit?“ fragte diese und Riley nickte. „Dann komm, wir gehen zusammen ich lasse sich nicht mit ihm allein!“ Inez grinste ihre beste Freundin an und Riley war froh, dass sie Inez alles erzählen konnte. Inez hielt ihr den Arm hin und Riley hackte sich unter. Zusammen gingen sie zur Tür Rafe öffnete diese und die Mädels gingen den Flur entlang du die Männer folgten ihnen. Zum Glück mussten sie dieses Mal nicht lange auf den Fahrstuhl warten und es stieg auch niemand dazu. Unten im Panorama Restaurant bekamen sie einen kleinen gemütlichen Tisch am Fenster mit Blick auf den Strand und die Pier. Liam setzte sich ans Kopfende des Tisches und Rafe zog Inez den Stuhl neben seinem heraus. Sie setzte sich und Rafe setzte sich zwischen Inez und Liam. Riley wollte sich gerade gegenüber von Inez hinsetzten, als Luke ihr zuvorkam und den Stuhl herauszog. Riley setzte sich stumm hin und Luke tat es ihr gleich. Die nächsten Minuten herrschte stille, da jeder in seine Speisekarte vertieft war. „Was ist denn Tilapia?“ fragte Riley. „Ein Fisch, ein Buntbarsch um genauer zu sein.“ Antwortete Liam. „Woher weißt du denn sowas?“

„Ich bin schon viel rumgekommen und habe dementsprechend viele verschiedene Lebensmittel gegessen.“

„Ich will einfach ein Schweinefilet mit Champignons in Käsesahnesoße überbacken dazu eine Pommes und Salat.“ Meinte Riley und schloss die Karte. „Ich finde es nur nicht auf der Karte, aber da du ja der Boss bist, kriegst du es bestimmt hin, dass ich es bekomme.“

„Das hört sich gut an, das will ich auch.“ Stimmte Inez zu und legte ebenfalls ihre Karte zur Seite.

„Ihr müsst euch ein schönes Steak bestellen, Rind schmeckt sehr gut!“ Meinte Luke.

„Gute Idee.“ Meinte Rafe. Liam entschied sich für Fisch. Als alle die Speiskarten zur Seite gelegt hatten kam sofort der Kellner der sie schon zum Tisch geführt hatte und nahm ihre Bestellung auf. Während sie auf das Essen warteten unterhielten sich alle angeregt, nur Riley hielt sich meistens aus den Gesprächen heraus. Ihr war nicht nach plaudern zumute, doch ließ sie sich ihre schlechte Stimmung nicht anmerken. Sie hörte Aufmerksam zu, lächelte und warf an den richtigen Stellen Kommentare ein. Das Essen kam nach ungefähr einer halben Stunde und sah köstlich aus. Die Unterhaltung am Tisch sprang von einem Thema zum nächsten und bald war auch der letzte Teller leer. Riley saß Gedankenverloren auf ihrem Stuhl und sah fasziniert auf das Bunte Treiben auf der Straße unter ihr. Plötzlich spürte sie etwas Warmes an ihrem Oberschenkel und sie drehte sich erschrocken herum. „Sorry, “ flüsterte Luke, „war keine Absicht.“ Er nahm den Löffel, den er aufgefangen hatte in die andere Hand und legte ihn auf den Tisch. Riley zog ihr Kleid ein Stückchen herunter und Überschlug ihre Beine in die andere Richtung. Luke zog die Augenbrauen hoch und widmete sich wieder dem Gespräch dabei aß er seine Nachspeise mit dem Löffel den er gerade aufgefangen hatte. Anscheinend hatte niemand etwas von dem Manöver mitbekommen oder es ließ sich nur niemand anmerken. Irgendwann meinte Liam das sie losmüssten das Flugzeug würde in einer Stunde fliegen, also standen alle auf und gemeinsam gingen sie wieder nach oben. „So jetzt alle schnell in Bequeme Klamotten und ab nach Hause. Die Koffer könnt ihr neben die Tür stellen, die werden gleich ins Auto geladen.“ Riley verschwand in ihrem Zimmer.

 

LUKE

Luke folgte Liam in ihr Zimmer und warf die wenigen Klamotten in den Koffer. Er hatte nicht viel mitgebracht, da er ja dachte, dass er nur ein paar Tage bleibe würde, jetzt müsste er sich halt bei Logan im Schrank bedienen. „Du kannst auch gerne hier wohnen bleiben!“ Holte Liam ihn aus den Gedanken. „Nein danke, die Bakers sind wie meine Familie ich möchte Zeit mit ihnen verbringen. Aber danke für das Angebot.“

„Den Ford kannst du während deines Aufenthalts hier behalten, bring ihn einfach am letzten Tag zurück, das Personal weiß Bescheid. Und wenn du etwas brauchst, dann nimm die hier.“ Liam hielt Luke eine Kreditkarte hin. „Die hat kein Limit.“

„Das kann ich doch nicht annehmen.“ Protestierte Luke. „Natürlich kannst du. Das was du ausgeben wirst sind Peanuts für mich, es wird mir nicht mal auffallen.“ Da Luke keine Anstalten machte sie zu nehmen legte er sie in den offenen Koffer auf dem Bett. „Dein Flug geht am 16. um 18:00 das ist am Freitag, Montag ist Schule. Das Ticktet schicke ich dir per Email zu du musst es dann nur noch ausdrucken.“ Erklärte Liam ihm. „Ich weiß gar nicht was ich sagen soll!“ Liam schlug ihm auf die Schulter. „Sag einfach Danke, das reicht schon!“

„Danke!“ Luke grinste.

„Ach ja, bevor ich es vergesse, du bringst uns gleich zum Flughafen wenn es dir nichts ausmacht okay? Ich hole dich dafür auch am 16. vom Flughafen ab.“

„Natürlich macht es mir nichts aus!“

Die Koffer waren schnell zusammengestellt und Liam rief den Zimmerservice an. „Ich muss schon mal runter und noch was klären, dauert nicht lange in zehn Minuten könnt ihr nachkommen.“ Erklärte Liam den Jugendlichen und an Luke gewandt fuhr er fort: „Dein Auto wird vorgefahren wegen der Koffer.“ Luke nickte und Liam verschwand. „Hat er dir ein Auto geschenkt?“ Fragte Rafe ungläubig. Inez und Riley die auf dem Sofa saßen unterbrachen ihr Gespräch. „Quatsch! Nur bis zum 16. dann fliege ich ja zurück, so lange kann ich ihn fahren.“

„Also kommst du wieder zurück nach Deutschland?“ Fragte Inez.

„Natürlich, wenn ich mein Erbe antreten will muss ich in Deutschland sein.“

Um Inez Mundwinkel bildete sich ein Lächeln. „Wusste ich doch. Du hast uns doch lieb!“ Sie stand auf und umarmte ihn. „Ich dachte schon du würdest für immer hier bleiben.“

„Erst mal nicht.“ Meinte Luke und versuchte aus Rileys Miene schlau zu werden. „Willst du mit 18 wieder zurück?“ fragte nun Rafe.

„Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung was ich bis zu meinem 18 mache. Eine Lehre lohnt sich nicht und Schule ist dann vorbei.“

„Geh doch studieren, ist bestimmt von Vorteil wenn du mit 23 dann die Firma deines Vaters übernimmst.“

„Ich weiß noch nicht. Vielleicht nehme ich mir auch ein Jahr frei und gehe reisen. Ein bisschen die Welt erkunden oder so.“

„Geh doch mit Riley, sie fliegt nach Afrika zu ihren Eltern.“ Schlug Inez unbedacht vor und hätte sich im nächsten Moment am liebsten auf die Zunge gebissen.

„Du hast Eltern?“ Fragte Luke jetzt das erste Mal an diesem Abend Riley etwas direkt. Diese sah ihn verständnislos an. „Natürlich habe ich Eltern!“

„Ich dachte die wären tot.“

„Nein! Sie haben in Afrika eine Schule für Waisenkinder aus den Slums.“

„Wusstet ihr das?“ fragte Luke die beiden anderen, diese nickten wie selbstverständlich. „Die sind schon immer dort. Riley ist dort geboren und die ersten Jahre zur Schule gegangen.“

„Wirklich?“ Luke konnte gar nicht glauben was er da hörte. „Du hast nie auch nur ein Sterbenswörtchen von deinen Eltern gesagt.“

„Ist wohl untergegangen.“ Meinte Riley achselzuckend und ging zur Tür. „Wir können los.“

„Hattet ihr Streit?“ fragte Rafe seinen Freund.

„Sieht man doch.“ Meinte Luke nur und ging Riley hinterher.

„Ich erzähle dir nachher alles.“ Flüsterte Inez und Rafael nickte. „Das war doch ein perfekter Urlaub!“ Rafe grinste seine Freundin an, dann zog er sie in den Arm und küsste sie. „Ich glaube es ist besser wenn die beiden nicht alleine sind.“ Hauchte Inez zwischen den küssen, doch Rafe ließ sie nicht gehen. „Die werden sich schon nicht umbringen.“ Inez kicherte und legte die Arme um seine Schultern.

Mittlerweile hatte Luke Riley eingeholt und sie warteten stumm vor dem Fahrstuhl. „Wo bleiben die beiden nur?“ murmelte Riley doch Luke ging gar nicht darauf ein. „Wieso hast du mir nie etwas von deinen Eltern erzählt? Ich dachte wirklich, dass sie tot wären.“

„Muss ich dir jetzt immer Rede und Antwort stehen?“ Fuhr sie ihn an. Luke hob die Hände und drehte sich weg. Dann kamen zum Glück auch schon Inez und Rafe und Riley drückte auf den Knopf um den Fahrstuhl zu rufen. Liam wartete schon auf sie und als das Gepäck eingeladen war stiegen sie ins Auto und Luke fuhr sie zum Flughafen.

Rafe und Inez verabschiedeten sich als erstes von Luke, dann war Riley dran. Sie wollte nicht das Liam etwas von ihrem Streit mitbekam und umarmte ihn schnell, dann lief sie zum Flugzeug ohne sich noch mal umzudrehen. Luke sah ihr hinterher. „Sie beruhigt sich schon wieder.“ Meinte Liam. „Was ist denn vorgefallen wenn ich Fragen darf?“

„Wenn ich das nur wüsste, irgendwie hatten wir uns ganz normal unterhalten uns sogar gegenseitig aufgezogen und plötzlich meinte sie, dass ich ihr nichts erzähle. Sie ist wahrscheinlich nur sauer weil ich noch hier bleibe und es ihr nicht sofort gesagt habe.“

„Dann ist es wohl auch ein bisschen meine Schuld, ich dachte sie wüsste es schon.“

„Ist nicht schlimm, sie beruhigt sich schon wieder.“ Wiederholte Luke Liams Satz und dieser nickte. „Na gut, dann bis in ein paar Tagen.“ Sie umarmten sich kurz und Liam lief zum Flugzeug während Luke in die entgegengesetzte Richtung zum geparkten Pick Up ging. Er startete den Wagen und fuhr zu Logan.

 

Kapitel 19

Kapitel 19

 

RILEY

Die nächsten Tage verliefen nicht wie gewöhnlich. Liam, Kim und Jona waren bei ihr eingezogen und das war etwas völlig neues für Riley, aber sie gewöhnten sich schnell aneinander. Riley spielte gerne mit Jona, er hatte seine Playmobilburg mitgebracht und Riley half ihm diese aufzubauen. Sie kochte mit Kim und schnell freundeten sie sich an. Liam war tagsüber fast immer unterwegs, aber manchmal hatte er auch einen freien Tag und verbrachte ihn mit seiner Familie. Sie besuchten gemeinsam Schwimmbäder, Freizeitsparks und an einem Wochenende waren sie alle zusammen nach Berlin gefahren um sich die Stadt ein bisschen anzusehen.

Sie waren jetzt schon eine Woche wieder zu Hause und Riley hatte noch kein Wort von Luke gehört. Im Nachhinein bereute sie ihren Streit, sie hatte überreagiert gestand sie sich ein. Luke war es ihr nicht schuldig seine Entscheidungen mit ihr zu besprechen und er vermisste die Bakers bestimmt sehr, schließlich hatte er ihr erzählt, wie viel ihm mit der Familie verband. Sie saß oft in ihrem Zimmer und war kurz davor ihm zu schreiben, legte aber immer wieder ihr Handy weg. Sie musste sich persönlich bei ihm entschuldigen. Wieso war sie nur so zickig geworden? Und wieso hatte sie ihm nur an den Kopf geworfen, dass er zurück zu Anni laufen sollte? War sie völlig bescheuert? Fragen über Fragen, am liebsten würde sie nur noch schlafen und erst wieder aufwachen wenn alles wieder wie vorher war. Aber da es nicht möglich war versuchte sie ihren Tag so voll wie möglich zu packen. Shoppen mit Inez, spielen mit Jona oder sie kochte mit Kim, manchmal machten sie sich einen gemütlichen Nachmittag im Wohnzimmer und schauten irgendwelche Schnulzen während Liam mit seinem Sohn unterwegs war.

Jetzt war Montag Liam und Kim hatten heute ihren freien Tag und verbrachten ihn gemeinsam in einer Therme. Riley saß zusammen mit Jona vor einem Cars Puzzle.

„Ich habe keine Lust mehr zu Puzzeln, können wir nicht etwas anderes machen?“

„Was denn zum Beispiel?“

„Wir könnten auch in ein Schwimmbad fahren.“

„Ich habe aber kein Auto und das nächste Schwimmbad ist sieben Kilometer weit weg.“ Erklärte Riley und nahm sich ein neues Puzzleteilchen. „Bei uns in London fahren ständig Busse. Habt ihr keine?“

„Hey Jona, eine gute Idee! Komm wir packen unsere Sachen.“ Jona jubelte und sprang auf. „Super!“ Er rannte in sein Zimmer, Riley räumte das Puzzle weg und ging dann ebenfalls nach oben um ihre Sachen zu packen. Sie zog ihr Handy heraus und guckte im Internet wann der nächste Bus fuhr, sie hatten noch zwanzig Minuten, also noch genug Zeit.

Eine halbe Stunde später saßen sie zufrieden im Bus, die Sonne schien und Riley freute sich, dass das Freibad geöffnet hatte. „Siehst du, wir machen uns jetzt auch einen schönen Tag!“ Jona grinste. „Ich will alle Rutschen ausprobieren. Waren wir schon in dem Schwimmbad in das wir jetzt fahren?“

Riley schüttelte den Kopf, „nein, hier warst du noch nicht. Also zumindest nicht mit mir.“

„Gibt es denn viele Rutschen?“

„Ich meine es sind vier.“

„Cool!“ flüsterte Jona begeistert. Die Bushaltestelle war nicht weit vom Schwimmbad entfernt und so waren sie schnell da. „Wir müssen spätestens um sechs Uhr Abend wieder hier sein, sonst verpassen wir den letzten Bus der uns nach Hause bringt!“ Erklärte Riley. „Ich bin nicht so gut was Pünktlichkeit betrifft also musst du ein bisschen mit auf die Uhr achten okay?“ Jona nickte und Riley kaufte die Eintrittskarten. Sie zogen sich schnell um und trafen sich dann bei den duschen. Sie duschten sich ab und sprangen ins Wasser, sie planschten ein bisschen rum und probierten dann jede Rutsche aus. Nach einer Weile bekamen sie Hunger und gingen in ihren Bademänteln in die Gastronomie. Sie bestellten sich beide Hamburger und Pommes und aßen genüsslich. Auf einmal sah Riley ein bekanntes Gesicht, es war von einer ihrer Freundinnen, die jetzt bei ihrer Tante lebte um auf eine bessere Schule zu gehen der Bruder und er kam auch direkt auf sie zu. Sie hatte Felix bestimmt schon drei Jahre nicht mehr gesehen, er müsste mittlerweile 19 und machte eine Ausbildung. Er grinste sie fröhlich an und Riley erinnerte sich daran wie sie und Inez vor Jahren in ihn verliebt gewesen waren. Naja es war eher eine Schwärmerei. „Hi Riley! Was für eine Überraschung. Wie geht es dir? Wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesehen.“

Riley grinste. „Mir geht es ganz gut. Ja es dürfte ein paar Jahre her sein.“ Erwiderte sie.

„Und das ist?“ Fragte Felix mit einem Kopfnicken auf Jona der genüsslich an seinem Hamburger kaute. „Das ist Jona, der Sohn von meinem Cousin.“

„Und ich dachte schon er wäre dein Bruder, aber soweit ich weiß bist du Einzelkind oder?“ Riley nickte. „Deine Eltern sind noch immer im Dschungel?“ Riley lachte. „Nein, sie sind noch immer in einem Dorf in Uganda und unterrichten noch immer Waisenkinder. Wie geht es Franzie? Ich habe schon ewig nichts mehr von ihr gehört.“ Er erzählte ihr kurz von seiner Schwester und verabschiedete sich dann weil seine Freunde auf ihn warteten. Riley und Jona aßen auf und Jona wollte unbedingt sofort wieder ins Wasser. „Aber wir haben uns doch gerade vollgegessen, wir müssen ein bisschen Pause machen.“ Versuchte Riley dem Jungen zu erklären, aber er wollte nicht hören, so beschlossen sie, dass Riley sich mit ihrem Buch auf eine Liege legen würde und Jona nur im Freizeitbecken, in dem er stehen konnte toben durfte. Jona warf seinen Bademantel auf die Liege und sprang mit einem lauten schrei ins Wasser. Riley grinste, sie war früher genauso eine Wasserratte gewesen. Sie zog sich ebenfalls den Bademantel aus und setzte sich auf die Liege, sie sah Jona ein wenig zu und dachte schon wieder an Luke. Entschlossen schüttelte sie den Kopf, lehnte sich zurück und nahm ihr Buch in die Hand. Sie hatte gerade ein paar Seiten gelesen als sie plötzlich etwas Nasses an ihren Beinen spürte, ohne aufzusehen sagte sie: „Jona, lass das. Ich will noch ein bisschen lesen.“ Sie hörte ein Lachen und blickte erschrocken auf, es war nicht Jona der sie nass gemacht hatte, sondern Felix. „Na bist du fertig mit schwimmen?“ Grinste er sie an.

„Ich bin noch zu satt. Ich mache Pause. Sag mal stalkst du mich?“ Sie klappte ihr Buch zusammen, legte es zur Seite und setzte sich auf. „Bilde dir nichts ein, wie es der Zufall will ist meine Liege gleich diese.“ Er zeigte auf die Liege rechts neben ihrer, er setzte sich hin und holte eine Flasche Wasser aus seiner Tasche. Sie unterhielten sich kurz dann rief Jona nach ihr. „Riley, können wir jetzt springen gehen? Der Bademeister hat gerade den Sprungturm geöffnet.“ Riley sah in besagte Richtung früher war sie gerne gesprungen aber jetzt eher nicht, nicht mit ihrem knappen Bikini. „Meinst du? Traust du dich das überhaupt?“

„Natürlich, ich springe immer!“ Riley sah noch einmal zum Turm und dann zu Jona der am Rand des Beckens auf sie wartete. „Ich kann mit ihm springen gehen wenn du dich nicht traust.“ Bot Felix ihr an.

„Ich traue mich, aber ich habe nicht den richtigen Bikini an, das ist mir zu gefährlich.“ Fragend sah er sie an. „Wenn ich springe rutscht alles weg!“ erklärte sie ihm und er fing an zu grinsen. „Du bist doch ein Weilchen unter Wasser und kannst alles richten!“ Riley ignorierte seine Antwort, stand auf und ging zum Beckenrand. „Willst du vielleicht mit Felix springen? Ich warte am Beckenrand auf dich.“ Jona sah argwöhnisch zu Felix der sich neben sie gestellt hatte. „Ich kann dir zeigen wie man einen Salto macht.“ Meinte dieser und Jona grinste ihn an. „Okay!“ Er kletterte aus dem Wasser und zusammen gingen sie zum Sprungturm. Zuerst sprangen sie munter drauflos und irgendwann zeigte Felix Jona wie versprochen, wie man einen Salto macht. Als Jona es konnte und der Bademeister den Sprungturm wieder schloss wollte Jona unbedingt rutschen. Riley lenkte ein und auch Felix kam wie selbstverständlich mit. „Warten deine Freunde nicht auf dich?“ Fragte Riley ihn. „Nein, die baggern dahinten Mädels an.“ Er zeigte auf eine Gruppe und Riley erkannte einige Männer von vorhin wieder. Sie zuckte mit den Schultern, „wie du willst! Jona auf welche Rutsche willst du denn?“

„Auf die mit den Reifen und diesmal will ich in den für eine Person.“ Riley lachte. „Wie du willst, jetzt ist Felix ja da er schafft es bestimmt zwei Reifen nach oben zu schleppen.“ Felix lachte und nahm sich zwei Reifen, während Riley einen für sich mitnahm. Sie rutschten alle gemeinsam und ihre Reifen knallten immer wieder gegeneinander.

Sie verbrachten noch den restlichen Schwimmbadaufenthalt zusammen und Felix bot sich sogar an auf Jona zu achten, damit Riley draußen ein paar Bahnen schwimmen konnte.

Als sie wieder ins Schwimmbad kam fiel ihr Blick auf die Uhr, die an der Wand hing, es war schon zehn vor sechs, sie würden es nie pünktlich zum Bus schaffen. Sie suchte die Jungs und fand sie nach fünf Minuten endlich im Freizeitbecken. „Jona, es ist gleich sechs, wir verpassen unseren Bus!“ Rief sie ihm zu und der Junge sah auf die Uhr. „Oh…“

„Nimmt doch den nächsten.“ Schlug Felix vor. „Das ist der letzte der fährt. Und Liam und Kim kommen erst spät abends zurück, vielleicht kann ich…“

„Ich kann euch auch nach Hause bringen, ich bin mit dem Auto hier.“ Bot Felix an und Riley sah ihn erleichtert an. „Wirklich? Du bist unsere Rettung!“ Er grinste sie schelmisch an. „Dafür schuldest du mir aber etwas.“

„Was denn?“ Wollte Riley wissen und stieg die Treppen ins warme Wasser hinab auf die beiden Jungen zu. „Hmm…“ Er schien zu überlegen. „Wie wäre es mit Kino? Morgen?“

„Okay von mir aus, ich habe sowieso nichts vor.“

„Wenn das so ist, “ lachte er, „dann packen wir noch ein Essen oben drauf, MC Donalds du und ich!“ Riley lachte. „Von mir aus!“ Dann spritzte Jona sie nass und Riley versuchte ihn zu fangen.

 

 

LUKE

Die erste Woche verging wie im Flug. Morgens während Logan in der Schule war, war er meistens surfen und die Abende verbrachten sie meistens alle zusammen, sie spielten Gesellschaftsspiele oder sahen sich Filme an. Sutton war fast jeden Abend dabei und Luke bemerkte wie sehr sein Freund seine ehemalige Ex Freundin liebte, er freute sich für Logan und eines Abends fragte er ihn. „Woher weißt du eigentlich das Sutton die richtige ist?“

„Das ist ganz einfach, wir mögen die gleichen Sachen, wir verstehen uns auch wenn wir nichts sagen und seit ich mit ihr zusammen bin, habe ich das Gefühl das alles super ist und ich vermisse mein altes Leben nicht eine Sekunde.“

„Wir waren ziemlich mies zu den Mädchen oder?“

Logan nickte. „Und ohne dich verletzten zu wollen, aber Anni hat dich damals noch schlimmer gemacht. Lebst du jetzt wirklich völlig Abstinent?“

„Ja.“

„Und zwischen dir und Riley lief nie was?“

„Wir haben uns ein paar Mal geküsst sonst nichts.“

„Empfindest du etwas für sie?“

„Ich glaube nicht, bin mir aber nicht sicher. Ich mag sie, als Freundin und…“

„Du könntest dir also nicht vorstellen mit ihr zu schlafen?“

„Vorstellen?“ Luke lachte. „Das würde sie nie tun. Sie spart sich für den richtigen auf.“

„Sie ist noch Jungfrau?“ Logan sah ihn schockiert an.

„Ja, wieso nicht?“

„Das ist schwer zu glauben! Vor allem wenn du weißt das sie es ist, willst du sie da nicht noch mehr?“

„Ich stehe nicht besonders auf unerfahrene Mädchen. Von daher interessiert es mich eigentlich nicht.“

„Wärst du eifersüchtig, wenn sie einen anderen hätte?“

„Was ist das für eine Frage? Und was haben wir eigentlich für ein Thema? Ich habe nach dir und Sutton gefragt und auf einmal sprechen wir über Riley.“

„Beantworte einfach die Frage.“

„Keine Ahnung. Sie lässt ja niemanden an sich heran, von daher mache ich mir darüber keine Gedanken.“

„Aber du machst dir über etwas anderes Gedanken.“ Riet Logan und Luke nickte. „Sie wollte mir sagen, dass sie mich liebt und ich wollte es nicht hören.“ Luke erzählte seinem Freund was in Annis Kabine vorgefallen war. „Du bist genauso zu ihr wie Anni zu dir war.“

„WAS? Spinnst du jetzt völlig? Riley und ich waren nie ein Paar und ich war auch mit keiner anderen im Bett.“

„Das weiß ich, aber Riley ist ein Mädchen, sie fühlt sich jetzt genauso wie du dich damals gefühlt hast.“

„Ihr Problem, sie wusste von Anfang an was sie von mir erwarten kann. Ich will nicht mit ihr zusammen sein. Freunde ja, sonst nichts.“

„Und ab und zu willst du sie heimlich in einer Ecke küssen.“

Luke sprang auf. „Weißt du eigentlich wie schwer es ist auf sowas zu verzichten? Versuch du doch mal Sutton nur eine Woche nicht zu berühren. Manchmal will ich einfach ein Mädchen berühren und küssen, na und? Was spricht dagegen? Das Riley Jungfrau ist hält mich nur davon ab nicht mehr…“

Es klopfte an der Tür und Luke verstummte mitten im Satz. Ryan steckte seinen Kopf durch die Tür. „Jungs, das Essen ist fertig und Sutton ist auch schon da, sie hilft deiner Mutter den Tisch zu decken.“

„Wir sind sofort da.“ Meinte Logan und sein Vater schloss die Tür wieder. „Du nutzt Riley nur aus. Lass sie lieber in Ruhe und wenn du es nicht mehr aushältst dann…“

„Halt die Klappe!“ zischte Luke und rauschte aus dem Zimmer. Logan hechtete hinterher. „Wo willst du hin?“ Logan hielt Luke fest.

„Ist mir egal, ich brauche frische Luft.“

„Du beherrscht dich jetzt, geh ins Bad und wasch dich mit kaltem Wasser, wehe du haust ab und verletzt meine Mutter!“ Damit ließ er Luke los und ging die Treppe hinunter. Luke fluchte leise und verzog sich ins Badezimmer. Logan hatte wie immer Recht, gestand Luke sich ein und versuchte wieder runterzukommen. Die ganze Zeit hatte er Riley verdrängt und nun war sie wieder da. Das schlimmste war einfach, das sie sich im Streit getrennt hatten und sie sich bis jetzt noch nicht bei ihm gemeldet hatte!

 

 

RILEY

Pünktlich um sieben klingelte es an der Tür und Riley zog sich schnell ihre Overkneestiefel aus LA an. Sie hatte das gleiche Outfit an wie an ihrem letzten Abend im Hotel, nur trug sie diesmal noch eine leicht durchsichtige schwarze Strumpfhose, da das Kleid beim Sitzen doch sehr kurz war. Wie sie bemerkt hatte als Luke sie ziemlich weit oben am Oberschenkel berührt hatte, auch wenn es nur ein Versehen war. Sie hörte wie Jona die Tür öffnete und mit Felix redete. Sie warf noch mal schnell einen Blick in den Spiegel und war mit ihrem Aussehen zufrieden. Als sie die Treppe herunterkam blickte Felix zu ihr auf und in seine Augen trat ein bewunderndes Funkeln. „Wow, du siehst umwerfend aus.“ Sie lächelte ihn an. „Danke! Du bist auch ganz ansehnlich!“ Sie grinste. „Du siehst zwar nicht mehr so schlaksig  aus wie früher, aber du bist noch genauso frech!“ Er nahm sie zur Begrüßung kurz in den Arm. Gerade als Riley ihn zur Tür hinausschieben wollte kam Liam um die Ecke. „Ich meine doch dass ich eine Männer Stimme gehört habe.“ Er lächelte Felix freundlich an. „Ich bin Liam, du musst Felix sein.“ Liam hielt ihm seine Hand hin und musterte ihn. Felix schlug ein und schüttelte Liams Hand. „Genau, und du bist also der Vater von dem kleinem Saltomann.“ Liam lachte. „Er redet von nichts anderem mehr! Du bist sein Held.“ Felix winkte ab. „Ich hatte damals einen coolen Onkel der mir gezeigt hat wie man richtige Saltos macht, es war nur fair von mir mein Wissen weiter zu geben.“

„Können wir jetzt vielleicht los? Oder möchtest du doch lieber mit Liam gehen?“ Riley grinste die beiden frech an und öffnete die Tür. Sie verabschiedeten sich von Liam der ihr noch hinterher rief spätestens um halb 12 zu Hause zu sein.

Das MC Donalds Restaurant war um diese Zeit nicht sehr gut besucht und Riley und Felix quatschten vergnügt miteinander. Felix erzählte ihr von Franzie und lustigen Begebenheiten und teilweise hielt Riley sich den Bauch vor lauter lachen. Genau deswegen mochte sie Franzie so, sie war noch tollpatschiger als Riley. Um acht fing ihr Film an und Felix mahnte zum Aufbruch. „Also du musst wissen das ich ein sehr pünktlicher, oder besser überpünktlicher Kerl bin.“

„Aha. Du warst aber pünktlich um sieben bei mir.“

„Eigentlich stand ich schon 5 Minuten vorher vor der Tür.“ Er lachte. „Aber für gewöhnlich brauchen Frauen ja immer länger als Männer und von daher habe ich gewartet bis es wirklich sieben Uhr war.“

„Wie selbstlos von dir, aber du hättest ruhig schon reinkommen können, Jona hat wirklich den ganzen Tag nur von dir erzählt.“

Sie machten sich zu Fuß auf den Weg ins Kino, da es nicht weit war. „Wirklich?“ Fragte Felix überrascht und Riley nickte. „Er hat einen richtigen Narren an dir gefressen.“

Felix hielt ihr die Tür auf und folgte ihr dann zur Kasse. Sie entschieden sich für eine Liebeskomödie und Felix zahlte die Tickets. „Ich kann auch selbst bezahlen, das musst du nicht übernehmen.“

„Welcher Typ lässt bitteschön das Mädchen bezahlen?“

Darauf konnte Riley nichts erwidern und ließ ihn gewähren. Sie gingen ins Innere des Kinos und plötzlich sah Riley Inez und Rafe und im gleichen Augenblick sah Rafe sie.

Sie nahm Felix Hand  und zog ihn zu Inez und Rafe. „Hi! Was macht ihr denn hier?“

„Wir wollten uns eine Cola kaufen und wieder gehen und du?“ meinte Rafe ironisch.

„Haha! Ach ja übrigens das ist Felix. Felix das sind Rafael und Inez kennst du bestimmt noch.“ „Natürlich! Hi Inez, na wie geht´s?“

Sie redeten kurz und dann fingen auch schon die Filme an, sie sahen sich zwei verschiedene an und so verabschiedeten sie sich voneinander. Der Film erwies sich leider als Flopp und als sie aus zurück zum Auto gingen unterhielten sie sich über die schlechte Umsetzung und die schlechten Schauspieler.

Um 23 Uhr hielt Felix den Wagen vor dem Haus der Herzogs an, stieg aus und öffnete Riley die Tür. „Wie gesagt, ich bin überpünktlich.“ Grinsend hielt er ihr die Hand hin und half ihr aus dem Wagen. Er brachte sie noch an die Tür. „Wenn du Lust hast können wir demnächst ja mal wieder etwas unternehmen.“

„Sehr gerne, es hat mir heute echt Spaß gemacht.“

„Ja mir auch, hätte niemals gedacht, dass man mit der kleinen Freundin seiner Schwester so viel Spaß haben kann.“ Gestand er und verabschiedete sich dann von ihr.

Riley wartete noch bis er davon gefahren war und öffnete dann die Tür, es war alles still im Haus und so ging sie direkt nach oben in ihr Zimmer. Alles in allem war es ein schöner Abend gewesen und sie hatte kaum an Luke gedacht. Wahrscheinlich tat ihnen der Abstand doch gut, so konnte sie sich wenigstens über ihre Gefühle klarer werden. Sie betrachtete die Zeichnung von sich an der Wand die Luke gezeichnet hatte und sie dachte an den Abend zurück. Luke war immer so verständnisvoll und aufmerksam, irgendwie hatte er immer die richtigen Worte für sie und… Riley hielt sich den Kopf, sie musste unbedingt auf andere Gedanken kommen. Sie schnappte sich ihr Handy und wählte die Nummer von Inez. Sie unterhielten sich kurz, aber da Rafe noch bei Inez war, war das Gespräch dementsprechend kurz und Riley machte sich fertig fürs Bett.

 

 

Kapitel 20

 

Kapitel 20

 

LUKE

Sein Handy klingelte, verschlafen drehte Luke sich auf die Seite und griff ins Leere, er verlor das Gleichgewicht und wäre beinahe auf den Boden gefallen, wenn er sich nicht in der letzten Sekunde mit dem Arm auf dem Boden abgestützt hätte. Er suchte nach seinem Handy und fand es zwischen den Polstern des Sofas auf dem er lag. Es war ein Video Anruf von Rafe. „Ja?“ meldete er sich mit kratziger Stimme und räusperte sich dann. „Alter schläfst du schon? Du siehst so verpennt aus.“

„Ich bin kurz eingeschlafen ja. Was gibt es?“

„Eigentlich nichts bestimmtes, ich dachte ich quatsche mal wieder ein bisschen mit dir. Wie läuft es so bei dir?“

„Alles gut, so wie die letzten Tage auch. Ich gehe surfen und nachmittags hocke ich mit Logan zusammen, heute gehen wir abends in eine Bar und treffen uns da mit ein paar alten Freunden. Und bei euch alles gut?“

„Joa wir waren gestern im Kino.“

„Ihr seid ständig im Kino.“

„Wir gucken halt beide gerne Filme.“ Verteidigte Rafe sich. Luke schmunzelte und stand auf, er streckte sich und sah aus dem Fenster, die Sonne strahlte. Er sah wie Debbie die Wäsche auf die Leine im Garten hängte während Buster der Hund der alten Nachbarn um sie herumsprang. Er würde gleich mal eine Runde mit Buster Joggen gehen, das hatte er früher schon öfter gemacht und… „Alter hörst du mir überhaupt zu?“ holte Rafes Stimme ihn in die Gegenwart zurück. „Sorry, ich habe gerade beschlossen gleich joggen zu gehen, was hast du gesagt?“

„Ich habe dich gefragt ob du Kontakt mit Riley hast.“

„Ne seid ihr weg seid hat sie sich nicht gemeldet. Wieso?“

„Du könntest dich auch ruhig mal bei ihr melden sie…“ Rafe erzählte aber Luke hörte nicht mehr zu, er sah wie Debbie sich den Bauch hielt und zu Boden sackte. „Ich muss Schluss machen!“ rief er und warf sein Handy auf das Sofa und sprintete nach draußen. Als er draußen ankam saß Debbie vorübergebeugt auf einem Gartenstuhl und presste sich die Arme um den Bauch. „Debbie, ist alles okay?“ Erschrocken sah sie auf und machte Anstalten aufzustehen. „Bleib sitzen, hast du schmerzen? Soll ich den Arzt rufen?“ Besorgt ging er in die Hocke, und starrte auf die am Bauch verschlungen Arme. „Nein, mir geht es gut.“ Meinte sie und löste die Arme wieder. „Ich war gestern beim Arzt, es geht mir schon wieder besser.“

„Du warst beim Arzt und die haben nichts gemacht? Du wärst beinahe…“

„Luke!“ Unterbrach sie ihn. „Mach dir keine Sorgen.“ Sie lächelte ihn glücklich an, was ihn total verwirrte. „Ich bin schwanger.“ Luke fiel die Kinnlade runter und sah automatisch auf ihren noch flachen Bauch. „Schwanger?“ Wiederholte er ungläubig und sie nickte. „Wir hatten die Hoffnung auf ein zweites Kind schon lange aufgegeben und jetzt mit 38 werde ich schwanger!“ Ihre Augen strahlten während sie es ihm erzählte. „Aber behalte es noch für dich. Ich wollte es heute Abend bei Essen erzählen. Ryan und Logan wissen noch nichts.“

Luke versprach es ihr und sie unterhielten sich noch einen Augenblick wurden dann aber von Ryan unterbrochen, der spontan früher von der Arbeit nach Hause gekommen war. Luke erklärte, dass er noch mit Buster joggen gehen wollte und verabschiedete sich.

 

Später am Abend saßen sie in einer reinen Männerrunde in ihrer Lieblingsbar und  stießen auf die Schwangerschaft von Debbie an. Logan freute sich für seine Mutter und es störte ihn wohl nicht nach so vielen Jahren ein Geschwisterchen zu bekommen. Sie unterhielten sich bei Getränken und reichhaltigem Essen und genossen es mal wieder so richtig in Feierstimmung zu sein. Joe, Nick, Kevin und Brad, der Sohn des Barinhabers, organisierten Alkohol und die Stimmung wurde immer angeheiterter, obwohl Luke eigentlich nichts trinken wollte ließ er sich doch überreden und  bald darauf war auch er leicht angetrunken. Brad erzählte von einer Collageparty ein paar Blocks weiter und sie beschlossen dorthin zu fahren.

Auf der Party ging es zu wie auf allen Collagepartys, der Alkohol floss in Strömen und die Mädels liefen leicht bekleidet herum. Die Jungs gafften ihnen hinterher und sie genossen es sichtlich. Nach einer Stunde, die Jungs hatten sich aufgeteilt und Luke hatte keinen Alkohol mehr angerührt saß er in einer Ecke und wollte einfach nur noch nach Hause. Irgendwie war die Party jetzt gar nicht mehr so Lustig, er sah zu wie Kevin beim Bierpong verlor und Nick mit einem Mädchen die Treppe hinaufging. Von Logan war keine Spur zu sehen. Er beschloss ihn suchen zu gehen und nach Hause zu fahren, es war egal was die anderen Jungs machten, sie würden schon irgendwie nach Hause kommen. Er wich knutschenden Paaren aus und ging auf die Terrasse um dort nach Logan zu suchen. Aber auch hier war er nirgends zu sehen. Er ging näher zum Pool und sah ein Mädchen dort sitzen sie trug einen Rock und hatte ihre Beine im Wasser, ihre Arme hatte sie nach hinten abgestützt und sah in den Sternenhimmel. Wie von allein ging er auf sie zu. Doch auch von nahem sah sie aus wie sie. Anscheinend bemerkte sie, wie er sie beobachtete denn sie wandte sich ihm zu und sah ihm direkt ins Gesicht, dann lächelte sie und winkte ihm zu. Er setzte sich neben sie und zog die Beine an. Jetzt von nahem sah sie gar nicht mehr aus wie Riley. „Du bist neu hier.“ Meinte sie lachend.

„Eigentlich komme ich gar nicht von hier.“ Sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen und er fuhr fort. „Ich lebe eigentlich in Deutschland bin aber zu Besuch bei meinem Kumpel.“ Ihr Lächeln wurde breiter und entblößte schöne gerade Zähne. Sie wollte gerade etwas sagen, aber dann wurden sie von einem Typen unterbrochen. „Olivia!“ Das Mädchen drehte sich herum und sah den Typen an.  „Sorry Mason, aber dein Platz ist jetzt besetzt.“ Er ging in die Hocke und sah sie eindringlich an. „Du hast mich doch losgeschickt dir eine Limo zu holen und wenn der nächstbeste kommt dann…“

„Ach hör doch auf wir unterhalten uns bloß, ich komme gleich zu dir. Versprochen!“ Sie lächelte ihn an, und er stellte grimmig den Becher neben ihr ab dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und verschwand in der Menge. „Der war ja launisch.“

„Er ist betrunken.“ Meinte sie Schulterzuckend. „Du kennst jetzt meinen Namen, ich aber nicht deinen.“ Sie sah ihn mit einem verführerischen Augenaufschlag an und nahm dann den Becher um etwas zu trinken. „Ich bin Luke.“ Sie hielt ihm den Becher hin und er trank ebenfalls, die Limo war schön kühl und fruchtig. Sie unterhielten sich weiter und irgendwann zog Olivia die Beine aus dem Wasser. „Kannst du mir bitte aufhelfen? Der Alkohol vorhin tat nicht so gut.“ Er stand auf wobei ihm selbst ein bisschen Schwindelig wurde. Er schüttelte den Kopf und half ihr auf. „Hast du Lust zu tanzen?“ Fragte sie ihn und ohne eine Antwort abzuwarten zog sie ihn ins Haus und auf die Tanzfläche, doch als sie dort ankamen meinte sie, dass irgendetwas komisch war und ein bisschen Ruhe brauchte. Er führte sie von der Menge fort in eine dunkle Ecke und noch bevor er wusste wie ihm geschah drückte sie Luke an die Wand, schlang ihre Arme um seine Schultern und küsste ihn. „Mir ist komisch.“ Flüsterte sie an seinen Lippen und er fühlte sich genauso, zog sie aber dichter an sich und vertiefte den Kuss weiter. Es war ihm egal, ihm war alles egal. Plötzlich öffnete sich eine Tür neben ihnen und ein Pärchen kam heraus. „Das Zimmer ist frei.“ Meinte der Typ und Olivia drängte ihn hinein. Sie landeten auf dem Bett und sie griff unter sein T-Shirt um seinen Bauch zu streicheln. Luke bekam Kopfschmerzen und dann wurde alles schwarz.

 

 

Die Sonne blendete ihn und er legte seinen Arm auf sein Gesicht, er hatte Kopfschmerzen und wollte ein Wasser. Im Hintergrund hörte er Musik und er wunderte sich, da er sich nicht erinnern konnte gestern Musik gehört zu haben. Plötzlich merkte er, dass er seinen rechten Arm nicht heben konnte und öffnete stöhnend die Augen, jemand regte sich neben ihm und abrupt zog er seinen Arm unter dem schlaffen Mädchenkörper hervor und setzte sich auf. Aber ihm wurde schwarz vor Augen und er beugte sich nach vorne und drückte sich die Hände an den Schädel. Was war nur passiert? Er öffnete langsam die Augen und sah sich im Zimmer um. Es war nicht seins, und das Licht das ihn geblendet hatte war nicht die Sonne gewesen, sondern die Deckenlampe. Er stöhnte ein weiteres Mal und versuchte Olivia zu wecken. Er schüttelte sie an der Schulter und sie stöhnte, dann legte sie genauso wie er den Arm auf ihr Gesicht. „Geht es dir gut?“ Krächzte er und half ihr sich aufzusetzen. Genau wie er drückte sie sich die Hände an den Kopf. „Ich glaube ich muss gleich kotzen!“ Sagte sie heiser. „Es wird gleich besser.“ Luke stand vom Bett auf und ging zum Waschbecken in der Ecke, er wusch sein Gesicht mit kaltem Wasser und trank etwas, er war jetzt wieder klarer. Er entdeckte auf den Boden einen leeren Becher hob ihn auf und spülte ihn aus, füllte ihn dann mit Wasser und brachte ich Olivia. Dankbar nahm sie ihn entgegen und trank ein paar schlucke. „Ich glaube dein Freund hat dir KO Tropfen in die Limo gemischt.“ Sie sah ihn fassungslos an. „Mason?“ Luke nickte. „Ich habe auf der ganzen Party hier nichts, bis auf die Limo getrunken.“

„An was kannst du dich erinnern?“ Fragte sie ihn.

„Ich weiß noch wie wir am Pool saßen und dann reingingen. Wie wir hierher kamen weiß ich nicht.“

„Ab da hören meine Erinnerungen auch auf. Meinst du wir haben miteinander geschlafen?“ Fragte sie dann beklommen und sah in seine vor Ärger funkelnden Augen.  „Nichts gegen dich, “ fügte sie schnell hinzu. „ich wüsste es nur gerne wenn ich mit jemanden schlafe.“ Kurz war es still, keiner von ihnen sagte ein Wort und Olivia sah ihn mit immer größer werdenden Augen an. „Wir haben?“ flüsterte sie geschockt. „Nein!“ Erklärte Luke Bestimmt. „Wieso bist du dir so sicher? Du kannst dich doch auch an nichts mehr erinnern.“

Er deutete mit dem Kopf auf sie. „Du bist noch angezogen und ich war es auch als ich aufwachte.“ Erleichtert sah sie ihn an, dann fing sie an zu weinen. Er setzte sich wieder neben sie und legte den Arm um sie. „Wieso weinst du denn jetzt? Es ist doch alles gut gegangen.“ Sie lehnte sich kurz an ihn und brachte dann unter Tränen hervor: „Ich habe mich schon mit einem Kind im Arm gesehen.“

„Da ist kein Kind. Ganz sicher.“ Erleichtert sah sie ihn an und schmiegte sich noch enger an ihn. Dann sah sie ihm ins Gesicht. „Du bist einer von den guten.“ Meinte sie und drückte ihr Lippen auf seinen Mund. Er ließ es geschehen und erwiderte den Kuss sogar, doch plötzlich konnte er nicht mehr und drückte sie vorsichtig von sich weg. „Sorry, aber ich kann nicht.“ Murmelte er, stand auf und ging unruhig im Zimmer auf und ab. Dann blieb er plötzlich stehen und haute mit der Hand gegen den Box Sack der von der Decke hing und schüttelte dann seine Hand. „Ich bringe ihn um!“  brüllte er und ging zur Tür. Schnell sprang Olivia auf und versuchte ihn aufzuhalten, doch er schob sie zur Seite und öffnete die Tür. Im Flur bahnte er sich einen Weg durch die Leute, Olivia lief ihm hinterher und versuchte ihn aufzuhalten. Auf einmal tauchte Logan vor ihm auf. „Luke? Was ist los?“ Logan sah seinen Kumpel genauer an. „Wieso bist du so sauer und wo warst du? Ich habe dich gesucht!“

„Jetzt nicht.“ Luke schob seinen Freund zur Seite und ging an ihm vorbei, fragend starrte Logan ihm hinterher, dann sah er Olivia die ihm folgte. Argwöhnisch schloss er sich den beiden an. „Hast du Mason gesehen?“ Fragte Luke einen Typen der ihn betrunken anrempelte und dieser zeigte nach draußen. Luke ging wieder durch die Terrassentür und sah sofort Mason, der auf einem Stuhl hockte und rauchte. Er ging schnurstracks auf ihn zu und hob ihn am Kragen seines T-Shirts hoch. „Was hast du für ein Problem Alter?“ Blaffte dieser. „Du hast mir KO Tropfen verabreicht.“ Zischte Luke zornig und Mason sah ihn verwirrt an. „Wieso sollte ich einem Kerl KO Tropfen geben? Was habe ich davon?“ Luke ließ ihn los und stellte ihn vor Olivia, jetzt schien der Kerl zu verstehen. „Ich wollte sie nur verarschen, ich konnte ja nicht ahnen, dass sie das Getränk dir gibt.“

„Wolltest du sie vergewaltigen?“

Mason sah ihn ungläubig an. „Nein, natürlich nicht!“ Eine Menschentraube bildete sich um die kleine Gruppe. „Was dann?“ Fragte Luke ruhig.

„Das geht dich einen Scheiß an, was ich mache das…“ Luke holte aus und traf ihn mit der Faust im Gesicht Mason ging zu Boden und blieb Bewusstlos liegen. Logan schnellte vor und zog Luke zurück. „Ich bin fertig!“ sagte Luke nur und schob Logans Arm weg, dann drehte er sich zu Olivia. „Halte dich von ihm fern und hol dir deine Getränke am besten immer selbst. Logan komm wir fahren nach Hause.“ Ohne auf seinen Kumpel zu warten ging er wieder ins Haus und Richtung Ausgang. Olivia holte ihn beim Pick Up ein. „Luke warte kurz.“ Rief sie und er drehte sich um. „Danke.“ Sie nahm ihn in den Arm und er drückte sie kurz, und wollte sie wieder loslassen, aber sie hielt sich fest. „Können wir uns mal treffen?“ Fragte sie an seinem Hals und wollte ihn küssen doch er schob sie entschieden zurück. „Nein, tut mir leid ich fliege übermorgen nach Hause. Und gern geschehen.“ Damit drehte er sich um, warf Logan die Autoschlüssel zu und stieg auf der Beifahrerseite ein. Als Logan die Tür schloss fragte er: „Du kannst doch fahren oder hast du noch mehr getrunken?“ Logan schüttelte den Kopf und ließ den Motor an. „Ich bin nüchtern.“ Er bog auf die Straße ab. „Willst du mir vielleicht mal erzählen was passiert ist?“ Fragte er nach einer Weile in der niemand etwas sagte. „Nicht wirklich.“ Murmelte Luke und hielt sich die Faust. „Du hast ihn mit einem Schlag zu Boden geworfen, du musstest eine scheiß Wut haben.“ Luke nickte. „Das hatte ich auch, er hätte das Mädchen mit Sicherheit vergewaltigt.“

„Du kanntest sie doch gar nicht, es hätte dir doch egal sein können.“

„War es aber nicht okay?“ Antwortete dieser genervt. „Kann es sein das dich diese Olivia an jemanden erinnert hat und du deswegen so durchgetickt bist?“ Luke ignorierte seine Frage und knetete weiter seine Faust. „Dann erzähl mir wenigstens was passiert ist.“ Forderte er Luke auf und dieser erzählte ihm wie er Olivia am Pool kennengelernt hatte und an was er sich noch erinnerte. „Wenn das Baby ein Mädchen wird, dann kann sie vergessen dass sie jemals auf eine Party darf.“ Murmelte Logan und Luke musste wider Willen lachen.

 

 

RILEY

Die nächsten zwei Tage waren langweilig. Riley hatte kein Buch mehr das sie noch nicht kannte und Inez hatte keine Zeit. So saß sie die meiste Zeit zu Hause und wusste nicht wirklich etwas mit sich anzufangen. Sie ging nach oben in ihr Zimmer und fing an es aufzuräumen. Mit Ohrstöpseln ihm Ohr putzte sie ihr Badezimmer und sang lauthals mit. Als sie sich zur Dusche umdrehte schrie sie erschrocken auf. Felix stand lässig im Türrahmen und sah ihr zu. Schnell nahm sie die Ohrenstöpsel aus den Ohren. „Was machst du denn hier?“

„Du kannst gut singen.“ Sagte er und als Riley ihn schief ansah gab er zu. „Okay ich habe keine Ahnung vom Singen, aber ich fand es hat sich schön angehört. Ich habe Feierabend und ein paar meiner Kumpels wollen Kart fahren, hast du Lust mitzukommen?“ Riley strahlte. „Gerne! Ich muss mich nur schnell umziehen.“ Sie legte den Putzlappen hin und ging an ihm vorbei in ihr Zimmer, sie öffnete den Schrank, warf eine Jeans aufs Bett und einen grauen Kapuzenpullover. Sie sah zur Badezimmertür in der Felix noch immer stand und sah ihn fragend an. Als er sich nicht bewegte ging Riley zu ihm, nahm seinen Arm und zog ihn zu ihrer Zimmertür schob ihn raus und schloss die Tür vor ihm. „Ich bin gleich fertig.“ Rief sie durch die geschlossene Tür. Aber Felix antwortete nicht, sie beeilte sich und hatte sich in Sekundenschnelle umgezogen. Sie frischte noch schnell ihr Make Up auf und öffnete die Zimmertür um nach unten zu gehen, doch sie prallte gegen eine Männerbrust. „Felix, ich dachte du bist nach unten gegangen.“ Er grinste sie an. „Ich habe da gewartet wo du mich abgestellt hast.“

„Du Scherzkeks.“ Sie ging die Treppe hinunter und er folgte ihr. Sie gingen gemeinsam in die Küche in der es nach leckerem Essen roch. „Kim, ich bin weg okay? Felix und seine Freunde wollen Kart fahren und ich darf mit.“

„Wollt ihr nicht erst mal etwas essen?“

Riley sah zu Felix. „Wie viel Zeit haben wir noch?“ Dieser warf einen Blick auf sein Handy und meinte dann: „Eine dreiviertel Stunde.“

„Solange? Und dann kommst du so früh her?“ Riley sah ihn verwundert an und setzte sich auf einen Stuhl, sie schob für Felix einen raus und er setzte sich neben sie. „Ich habe halt noch nie ein Mädchen kennengelernt, das innerhalb von nicht einmal fünf Minuten komplett fertig ist. Außerdem bin ich…“

„Überpünktlich.“ Unterbrach Riley ihn lachend.

Kim rief nach Jona und Liam und dann aßen sie gemeinsam. Felix und Liam unterhielten sich über den nächsten Klitschko Boxkampf am Samstagabend während Kim und Riley sich dabei die Augen verdrehten. Nach einer halben Stunde drängte Felix zum Aufbruch.

Auf der Kartbahn lernte Riley die Freunde von Felix kennen. Mit ihnen zusammen waren sie zu sechst. Sie beide, Thomas, Andy, und Lars mit seiner Freundin Marit. Alle machten auf Riley einen netten Eindruck. „Bist du schon mal Kart gefahren?“ Fragte Marit sie und Riley schüttelte den Kopf. „Ach das ist gar nicht so schwer du musst nur lenken, rechts Gas geben und links bremsen. Riley nickte und setzte sich den Helm auf Felix kam und half ihr in das Kart. „Ach ja ich sollte dich vorwarnen: Ich gewinne immer!“ Erklärte er ihr lächelnd und klappte ihr Visier herunter. Sie wartete bis alle in ihren Karts waren, dann fuhren sie zur Startlinie und dann ging es auch schon los. Riley lachte irgendwie war es so anders als sie es sich vorgestellt hatte und es machte ihr tierischen Spaß. Die zehn Minuten Fahrt vergingen viel zu schnell, gerade als sie sich mehr traute blinkte das Licht für die letzte Runde. Sie fuhr als letzte in die Box und strahlte als Felix ihr aus dem Helm half. „Das war echt mega cool! Das müssen wir unbedingt wiederholen.“

„Wir gehen jetzt in die Gastro etwas essen und später drehen wir noch einmal ein paar Runden okay?“ Er half ihr den Helm abzunehmen und legte dann seinen Arm um ihre Schulter um sie in die Gastronomie zu begleiten. Sie lachten viel und seine Freunde erzählten Geschichten die sie zusammen erlebt hatten. Später fuhren sie wie versprochen noch einmal und Riley belegte nun schon den zweitletzten Platz. „Das muss ich unbedingt auch mal mit meinen Freunden machen!“ Felix sah sie daraufhin ein wenig komisch an, aber das fiel Riley gar nicht auf. „Die anderen müssen jetzt alle los, und ich muss noch in die Bar zu meinem Nebenjob. Komm ich bringe dich nach Hause und wenn ihr, du und deine Freunde mal Lust habt, dann besucht mich doch bei der Arbeit.“ Riley nickte und folgte ihm zum Auto. Sie verabschiedeten sich alle voneinander und Riley stieg neben Felix ein. Die Fahrt nach Hause verging schnell und wie schon beim letzten Mal öffnete Felix ihr die Autotür und brachte sie zum Haus. „Deine Freunde sind wirklich nett.“

„Das sind sie immer, aber Andy und Thomas sind Weiberhelden die baggern alles an was nicht bei drei auf den Bäumen ist.“

„Mich haben sie in Ruhe gelassen.“ Sagte Riley während sie den Hausschlüssel in ihrer Handtasche suchte.

„Ja, weil ich es ihnen gesagt habe.“ Flüsterte er und kam ihr näher. Riley wurde es mulmig und noch bevor er sie küssen konnte drehte sie den Kopf zur Seite, sodass seine Lippen nur ihre Wange trafen. Er ließ sich nichts von ihrer Abfuhr anmerken. „Okay, dann muss ich mal los, sehen wir uns wieder?“

„Bestimmt.“ Brachte Riley nervös hervor. Felix ging und Riley blickte ihm nach bis das Auto um die Ecke verschwunden war. Was war das denn? Schalt sie sich selbst. Felix war nett und in seiner Gegenwart dachte sie kaum noch an Luke. Sie hätte sich küssen lassen sollen, vielleicht wäre Luke dann komplett aus ihren Gedanken verschwunden… aber sie bezweifelte es. Sie mochte Felix, ja aber nur als Freund, wenn er sie küssen würde, wäre nichts mehr so wie vorher. Sie lehnte ihren Kopf an die Tür und gestattete es sich an Luke zu denken. Er müsste bald losfliegen und bald schon würde sie ihn wieder sehen, wie es wohl wird? Fragte sie sich und was hatte er so in LA gemacht. Schade das sie sich gestritten hatten, sie hätte sich gerne mit ihm unterhalten und… „Na? Schwärmst du für ihn oder ist es jemand anderes?“ Wurde Riley von Kim aus ihren Gedanken gerissen. „Jemand anderes.“ Murmelte Riley und ging ins Haus. „Also von Luke.“

„Woher…? Liam!“

„Er ist mein Mann, wir erzählen uns alles.“ Sie gingen gemeinsam in die Küche. „Was ist das mit Felix?“ Fragte Kim sie. „Ich habe keine Ahnung…“ Riley zuckte mit den Schultern und ließ sich niedergeschlagen auf einen Stuhl fallen. „Tee?“ Riley nickte und Kim stellte schnell alles auf und setzte sich ihr dann gegenüber. „Jetzt erzähl mal was los ist.“

„Ich habe echt keine Ahnung… er wollte mich küssen und ich habe mich wegedreht.“

„Wer jetzt Luke?“

„Nein Felix. Ich kann ihn nicht küssen, das würde alles kaputt machen. Ich dachte wir sind nur Freunde. Ich weiß jetzt gar nicht wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll.“

„Tu einfach so als ob nichts gewesen wäre, und wenn er es noch einmal probiert dann sagst du ihm einfach wie du empfindest.“

„Leichter gesagt als getan…“ murmelte Riley.

„Wann kommt Luke denn wieder? Wie geht es ihm dort?“

„Ich habe keinen Kontakt mehr zu ihm.“

Kim sah sie verwundert an. „Wieso das denn?“

„Wir haben uns gestritten und es war meine Schuld, ich habe überreagiert.“

„Jetzt verstehe ich! Du benutzt Felix um über Luke hinweg zukommen!“

„Nein!“ Rief Riley automatisch doch dann musste sie zugeben, dass Kim irgendwo doch Recht hatte und sah sie zerknirscht an. „Bin ich so schlimm?“ Kim streichelte ihr über die Wange. „Ich glaube das ist ganz normal. Aber treib es nicht zu weit. Werde dir über deine Gefühle bewusst und mach das was dein Herz dir sagt.“

Riley seufzte. „Mein Herz ist doof. Wenn ich mit Felix zusammen bin habe ich echt Spaß und denke kaum an Luke… Mann! Ich habe ihn jetzt schon fast zwei Wochen nicht mehr gesehen. Ich müsste doch schon längst über ihn hinweg sein!“

„Ich habe Jahre auf Liam gewartet. Wenn du jemanden wirklich liebst, dann gehen die Gefühle nicht weg. Niemals! Ich habe auch versucht andere Männer kennenzulernen, aber ich konnte sie einfach nicht an mich heranlassen.“

„Du machst mir Hoffnung…“ Murrte Riley und legte den Kopf auf den Tisch. „Liebe ist so…“

„Wunderschön!“ sagte Liam der gerade in die Küche kam. Er ging zu Kim und küsste sie. „Wieso hast du etwas gegen die Liebe Riley?“ Fragte er und setzte sich neben Kim, er legte seinen Arm um ihre Schultern und sie lehnte sich an seine Brust. „Wenn ich euch so sehe, dann vergesse ich meine Abneigung gegen Liebe. Es ist nur so gemein, alle sind verliebt. Ihr, Inez und Rafe und ich? Wer liebt mich?“ regte sie sich auf verließ die Küche.

 

Am nächsten Tag verabredete sich Felix wieder mit Riley und sie ging mit gemischten Gefühlen zu dem Treffen. Sie würden wieder in der Gruppe sein, etwas essen und sich dann einen Film anschauen. Diesmal eine Komödie die laut Inez richtig gut war.

Felix holte sie wie gewohnt zu früh ab und Riley war diesmal noch nicht fertig. „Ich brauche noch zehn Minuten!“ rief sie die Treppe hinunter und überließ Felix Jona, der ihn in sein Zimmer schob um ihm seine Ritterburg zu zeigen. Und wie versprochen war sie zehn Minuten später fertig und stand in der Zimmertür von Jona. Felix und er saßen auf dem Boden und konstruierten etwas. „Ich bin fertig.“ Sagte Riley leise und beide Jungs schauten auf. In Felix Blick entdeckte sie Bewunderung. „Du siehst richtig gut aus!“ Sagte er und stand auf. Riley trug ein enganliegendes bordeaux farbendes Strickkleid, ihre Haare trug sie offen, Riemchensandalen rundeten ihr Outfit ab. „Danke. Von mir aus können wir los.“ Sie verabschiedeten sich von Jona und Kim die gerade aus dem Wohnzimmer kam und stiegen ins Auto. Auch dieses Treffen mit den Freunden von Felix war angenehm, Riley hatte das Gefühl als würde sie die Leute schon ewig kennen und das obwohl die meisten drei Jahre älter waren. Gegessen hatten sie in einer Dönerbude und waren dann in nahegelegene Kino zu Fuß rüber marschiert. Felix hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt und Riley fand es in Ordnung. Der Film war wirklich sehr lustig und teilweise lachte der ganze Saal, sodass man die nächsten Sätze der Schauspieler gar nicht verstand, aber das störte niemanden. Der Film endete Rileys Meinung nach viel zu früh, doch Felix erzählte ihr, dass er morgen Frühschicht hatte und schon um fünf Uhr morgens aufstehen musste. „Ich bringe dich nach Hause okay?“ Fragte er und Riley nickte. Dann würde sie heute mal ein bisschen früher schlafen gehen. Morgen war Samstag und sie hatte sich vorgenommen Kim im Haushalt zu helfen. Liam und Jona wollten in den Wald fahren und dort ein bisschen wandern, außerdem wollte Liam seinem Sohn zeigen, wo er als kleiner Junge gespielt hatte. Der Rückweg zum Auto wurde ein bisschen schweigsamer angetreten, die meisten waren Müde von einem anstrengenden Arbeitstag oder grübelten nur so vor sich hin. Marit und Lars gingen Händchenhaltend und in einer angeregten Unterhaltung vor Riley und Felix. Felix hatte wie auch schon beim Hinweg seinen Arm um ihre Schulter gelegt, nur diesmal stützte er sich viel mehr auf ihr ab und Riley konzentrierte sich darauf nicht in ihren Sandalen umzuknicken. Als sie endlich beim Auto ankamen und Felix ihr die Tür öffnete ließ sie sich erleichtert in den Sitz fallen. Die Fahrt nach Hause unterhielten sie sich über den Film und gingen die einzelnen Szenen noch einmal durch. Zu Hause angekommen begleitete Felix Riley wie immer zur Tür, sie wollte gerade in ihrer Tasche nach dem Schlüssel suchen, als Felix sie in die Arme zog. Er machte keine Anstalten sie wie beim letzten Mal zu küssen, er hielt sie einfach nur fest. „Ich mag dich wirklich sehr.“ Flüsterte er in ihr Ohr. Riley wusste nicht was sie darauf sagen sollte, sie mochte ihn, aber tiefere Gefühle hatten sich noch nicht eingestellt. Aber sie musste darauf auch keine Antwort geben denn genau in dem Moment, als Felix ihr einen sanften Kuss auf den Hals hauchte ging die Tür auf und sie hörte Männerlachen. Sofort versteifte sie sich und Felix ließ sie los. Beide starrten sie zur Tür und sie wurden wiederum von Liam und Luke angestarrt. Luke, sie wusste das er heute nach Hause kam, hatte aber nicht erwartet, dass er hier bei ihr zu Hause sein würde. „Luke…“ brachte sie flüsternd heraus. Luke sah sie undurchdringlich an, dann sah er zu Felix dem die Situation überhaupt nicht unbehaglich schien. „Riley.“ Meinte er mit einem Kopfnicken zu ihr. „Da ihr nun wisst wie ihr heißt stelle ich Felix noch mal vor.“ Sagte Liam vergnügt. „Felix das ist Luke.“ Felix hielt Luke die Hand hin und Luke schlug ein, drückte aber so stark, dass Felix leicht das Gesicht verzog. Luke ließ los und Felix knetete unauffällig seine Hand, was von Liam und Riley unbemerkt blieb, von Luke aber mit einer gewissen Befriedigung aufgenommen wurde. „Wie gesagt, ich muss dann mal.“ Felix hob die Hand zum Gruß und ging zu seinem Auto. „Tschüss, bis bald!“ rief Riley ihm hinterher und wandte sich dann an die beiden Männer. „Riley, geh ins Haus.“ Meinte Liam barsch.

„Was ist denn bei dir los? Gerade hast du noch Späßchen gerissen und jetzt…?“

„Ich habe den Schein bewahrt. Ich bin stinksauer auf dich.“

Riley sah ihn völlig verwirrt an. „Was habe ich denn gemacht?“

Luke lehnte sich etwas abseits an eine Wand und hörte den beiden mit vor der Brust verschränkten Armen zu.

„Du stehst hier vor der Tür und lässt dich von Felix abknutschen! Wie lange kennt ihr euch denn jetzt? Meinst du nicht das es dafür noch ein bisschen zu früh ist?“

„Ich habe mich nicht von ihm abknutschen lassen!“ Riley sah Liam mit eiserner Entschlossenheit an. „Er hat mich umarmt. Mehr war da nicht.“

Plötzlich war Liam wie ausgewechselt. „Wirklich nicht?“ Fragte er jetzt sichtlich ruhiger und Riley nickte. „Ich bin ziemlich enttäuscht von dir, dass du sowas von mir denkst.“

„Es sah nun mal wirklich so aus. Findest du nicht Luke?“ Zog er diesen zur Rate. Luke nickte. „Ja, irgendwie schon. Man könnte wirklich annehmen das ihr wild herumgemacht habt.“ Ein böswilliges zucken umspielte seine Lippen. Riley funkelte ihn wütend an. „Du halte dich daraus!“ Dann wandte sie sich Liam wieder zu. „Ich gehe jetzt rein. Gute Nacht!“ Riley ging ins Haus. Kim die gehört hatte was draußen passiert war kam auf Riley zu und nahm sie in den Arm. „So hattest du dir das wiedersehen bestimmt nicht vorgestellt oder?“ Riley schüttelte an ihrer Schulter den Kopf. „Ich hätte dir schreiben sollen, dass er hier ist. Liam bestand darauf, dass er zum Essen zu uns kommen sollte, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass du schon so früh wieder zu Hause bist.“

Riley löste sich von ihr und nickte. „Du kannst ja nichts dafür, ich wollte mich eigentlich wieder mit ihm vertragen, aber so wie er sich gerade aufgespielt hat kann er es vergessen. Wenn dann muss er sich bei mir entschuldigen!“ Kim nickte und gab ihr damit zu verstehen dass sie auf ihrer Seite war. „Mit Liam werde ich nachher noch reden! Ich hoffe nur das er nicht zu lange braucht um Luke wegzubringen.“ Sie unterdrückte ein Gähnen. „In letzter Zeit bin ich abends so KO. Ich bin es wohl nicht mehr gewohnt einen ganzen Haushalt zu führen.“ Meinte sie Schulterzuckend.

„Ich werde dir morgen beim Hausputz helfen und einkaufen können wir auch zusammen.“

„Das hört sich doch gut an.“ Kim lächelte. Sie verabschiedeten sich und Riley ging in ihr Zimmer. Sie legte sich so wie sie war in ihr Bett und schloss die Augen. Luke war wieder da, aber sie würde weiter auf Abstand gehen. Sie hoffte nur in der Schule würde alles gut laufen, sie hatte einfach nicht den Nerv das alles wieder so wird wie vorher als sie noch nicht so taten als ob sie zusammen wären. Kurz entschloss nahm sie ihr Handy und schrieb Luke eine Nachricht.

 

LUKE

Er versuchte so zu tun als ob alles okay war. Unterwegs im Auto vermied er das Thema Felix und erzählte stattdessen was er in LA noch so erlebt hatte und dass er sogar Zeit hatte um sich mit SSP in Verbindung zu setzten. Als sie in seine Straße bogen wollte Luke aussteigen und den Rest des Weges zu Fuß gehen. Liam hielt an und die beiden verabschiedeten sich. Eigentlich wäre es für ihn jetzt Mittag und Luke war überhaupt nicht müde. Sein Haus kam in Sicht und er ging in die Garage. Er holte aus seinem Koffer seine Sonnenbrille und setzte sie auf, dann stellte er den Koffer zur Seite und setzte sich auf das Motorrad. Er startete den Motor und ließ ihn aufheulen, dann fuhr er ohne Helm mit quietschenden Reifen los. Er verstand nicht was mit ihm los war. Wieso hatte es ihn so gestört Riley in den Armen von diesem Schnösel zu sehen? Er wollte einfach nicht nachdenken und fuhr auf die Akazienallee, eine schöne Kurvenreiche Straße. Es war Stockdunkel, nur das Licht seiner Maschine erleuchtete den Weg. Er gab Gas und musste sich so auf die Straße konzentrieren, sodass ihm keine Zeit blieb über Riley nachzudenken. Plötzlich tauchten vor ihm Scheinwerfer auf. Ein Auto fuhr auf seiner Straßenseite, Luke war viel zu schnell, und ohne nachzudenken lenkte er sein Motorrad auf den Grünstreifen und rüber auf den Fahrradweg. Mit Klopfendem Herzen blieb er stehen. Okay, das war definitiv genug Adrenalin gewesen, er gab langsam Gas und wendete. Er beschleunigte wieder und fuhr wenige Minuten später an dem Schwarzfahrer vorbei. Etwas in ihm wollte das Auto zum Stehen bringen, den Fahrer aus dem Wagen ziehen und windelweich prügeln, aber er beherrschte sich, holte den letzten Rest Geschwindigkeit aus seiner Harley und ließ das Auto hinter sich. Als er wieder zu Hause ankam war es Mittlerweile schon nach Mitternacht. Doch anstatt in sein Zimmer zu gehen ging er in den Keller, er schaltete die Poolbeleuchtung an und der Raum leuchtete sanft in blau/grün Tönen. Luke zog sich bis zur Boxershorts aus und sprang ins Wasser. Er schwamm eine halbe Stunde lang Bahnen und stieg dann völlig erschöpft aus dem Wasser, sammelte seine Kleidungstücke vom Boden und ging Tropfnass wie er war in sein Zimmer.

Als er wenig später frisch geduscht in seinem Bett lag holte er sein Handy heraus und sah, dass Riley ihm um halb elf geschrieben hatte. Neugierig öffnete er die Nachricht.

Ich erwarte, egal wie sauer ich auf dich bin, dass du mich Montag in der Schule auf Händen trägst!

Mehr stand nicht drin und Luke musste lächeln. Ja das war seine Riley! Kurzerhand tippte er ihr eine Antwort zurück. Kein Problem. Mehr schrieb er nicht und er erwartete auch nicht, dass Riley ihm so spät noch antwortete. Luke legte das Handy weg und drehte sich um. Er musste schlafen um einem Jetlag vorzubeugen.

Am nächsten Morgen, es war noch sehr früh wurde Luke von dem Vibrieren seines Handys wach, er griff danach und hielt es sich nach einem Blick auf das Display ans Ohr. „Moin!“ erklang die fröhliche Stimme von Noel durch die Leitung. „Ausgeschlafen?“

„Denke schon.“ Luke setzte sich auf.

„Dann komm und tu etwas für deine Fitness, Fußball in einer Stunde üblicher Platz, danach bestellen wir uns wieder Döner.“

„Kommt Rafe auch?“

„Nein, er wurde von seiner Flamme zu einer Shoppingtour verdonnert. Was bin ich froh das ich Single bin!“ Luke lachte sie unterhielten sich noch kurz und dann legten sie auf.

Eine Stunde später stand Luke wie verabredet auf dem Platz. Zu Hause war er noch den schrecklichen Zwillingen und Bea über den Weg gelaufen. Sie machten ein paar Kommentare dass er jetzt endlich wieder da war und wollten wissen wo er denn war, aber er ignorierte sie nur und ging zur Tür.

Sie spielten zwei Spiele bevor sie eine richtige Pause machten. Luke legte sich erschöpft auf den Rasen und hielt sich die Arme über den Kopf.

„Ich meine doch dass ich dich kenne und jetzt weiß ich auch woher!“ erklang plötzlich über ihm eine Stimme. Luke nahm die Arme runter und sah hinauf. Vor ihm stand ein Junge in seinem Alter, er setzte sich neben Luke ins Gras und hielt ihm die Hand hin. „Gut gespielt, ich bin Hugo.“ Hugo hielt Luke die Hand hin und Luke setzte sich auf und schlug ein. „Luke.“ Er nickte Hugo zu er schätze ihn auf knappe 1,70m, nicht sehr groß für einen Typen, aber er spielte Fußball wie ein Profi, schummelte sich, durch seine kleine Gestalt, zwischen die Zweikämpfe und hatte danach stets den Ball. Vor dem Tor gab er so gut wie immer den Ball ab und ließ es einen anderen machen. „Und woher kennst du mich? Ich habe dich meines Wissens noch nicht gesehen, zumindest hier beim Fußball nicht.“

„Ja, das ich richtig ich hatte eine Verletzung und bin heute das dritte Mal wieder dabei, wo warst du diese Male?“

„Ich war eine Zeit lang in Santa Monica einen Freund besuchen.“ Luke fand Hugo sympathisch.

„Oh cool, ich habe schon mitgekriegt das du von drüben hergezogen bist.“

„Du weißt anscheinend sehr viel von mir und ich kenne nur deinen Namen.“

„Du warst ein paar Mal bei uns in der Gemeinde. Ich habe dich bei den Herzogs gesehen. Kommst du morgen wieder zum Gottesdienst?“

Luke zuckte mit den Schultern. „Ich denke schon. Hab eh nichts anderes vor.“ Hugo fing an zu lachen, womit Luke nicht gerechnet hatte. „Er“, Hugo sah zum Himmel „würde sich auf jeden Fall freuen. Und morgen werde ich ein bisschen was über die Missionsprojekte aus Uganda erzählen.“

„Warst du schon mal dort?“

„In Uganda?“ Hugo grinste. „Ich bin dort so oft wie möglich, die Kinder dort brauchen jede Hilfe. Zurzeit bauen wir dort einem Dorf ein Krankenhaus, die freuen sich über jede Hilfe die kommt.“

„Kennst du Rileys Eltern?“

„Paul und Margaret? Natürlich, das sind die nettesten Leute die ich kenne. Und sie geben mir jedes Mal Süßigkeiten für ihre kleine Riley mit. Sie dürften sich jetzt an die zwei Jahre nicht mehr gesehen haben. Internet gibt es in dem Dorf nicht und die beiden freuen sich über jede Geschichte die ich ihnen von ihrer Tochter erzähle.“

„Haben die sonst überhaupt keinen Kontakt zu ihr?“

„Doch schon, wenn sie mal in die Stadt fahren dann skypen sie oder ab und zu rufen sie über das Satellitentelefon an. Sie freuen sich schon das ganze Jahr darüber das Riley zu ihnen kommt.“

„In den Sommerferien.“ Meinte Luke.

„Ja, und sie bleibt dort ein Jahr, fürs erste. Die beiden hoffen aber das sie sich entschließt für immer  zu bleiben.“

Luke wollte darüber nicht nachdenken und wechselte das Thema. „Du sagst ihr baut dort ein Krankenhaus? Wer bezahlt das?“

„Unsere Gemeinde sammelt Spenden aber der, der das Projekt ins Leben gerufen hat war Liam und er deckt auch die meisten Kosten. Und er kann es sich ja leisten.“ Hugo grinste breit. „Er hat mir den letzten Flug dorthin bezahlt. Echt cooler Typ. Kennst du ihn eigentlich gut?“

Luke grinste. „Mittlerweile ist er sowas wie mein großer Bruder. Und er hat es mir auch ermöglicht nach LA zu fliegen.“ Sie unterhielten sich noch weiter und irgendwann stieß auch Noel zu ihnen und wurde in das Gespräch miteinbezogen. „Kommt doch beide morgen in den Gottesdienst, ich mache eine Präsentation und ihr könnt euch mal angucken wie es dort aussieht.“ Beide sagten ihm zu und dann spielten sie wieder Fußball.

Nach den nächsten beiden Spielen beschlossen die Jungs beim Dönerladen anzurufen und sich das Essen liefern zu lassen. „So wie wir stinken wollen die uns da gar nicht haben.“ Die Jungs brachen in Gelächter aus und Luke beschloss die Bestellung zu machen. Er rief dort an und bestellte 12 große Döner. „Eigentlich liefern wir ja noch nicht, aber weil ihr eine so große Bestellung habt, machen wir eine Ausnahme.“ Meinte Ayaz den Luke mittlerweile gut kannte. „Und weil ihr Fußball gespielt habt!“ fügte er noch hinzu und beendete das Gespräch. Die Döner wurden eine halbe Stunde später geliefert und Luke verkündete Großzügig, dass die Rechnung auf ihn ging. Was ihm Gejohle und dankbare Blicke einbrachte. Auch wie in der letzten Pause saßen Noel und Luke mit Hugo zusammen, der noch zwei weitere Jungen aus seiner Gemeinde vorstellte.

 

Kapitel 21

 

Kapitel 21

 

RILEY

Den Hausputz hatten die beiden Frauen schnell erledigt. Liam und Jona waren nach dem Frühstück mit reichlich Proviant das Haus verlassen und wollten erst gegen Abend zurück sein. Nach einem schnellen Imbiss fuhren die Frauen los um den Einkauf hinter sich zu bringen und danach wollten sie zu Anna fahren und mit ihr und Lina zusammen in die Sauna in deren Garten gehen.

Um 16 Uhr waren sie fertig und packten ihre Sachen ein. „Seit wann haben Anna und Josef eine Sauna?“ Fragte Riley unterwegs dorthin.

„Hmm…,“ Kim überlegte. „Damals als ich damals zum Schüleraustausch dort war hatten sie die auf jeden Fall noch nicht. Ich glaube Jona hat mir irgendwann mal erzählt, das sein Opa ihm erzählt hatte, dass er die Sauna ganz alleine gebaut hatte.“

„Und wo ist die?“

„Im Garten. Die haben sich da eine richtige Wellnessoase aufgebaut. Macht es dir etwas aus, wenn wir noch kurz in die Apotheke fahren? Ich brauche noch Kopfschmerztabletten und neues Make Up.“

„Klar, kein Problem.“

Während Kim ihren Einkauf machte spielte Riley mit ihrem Handy und las sich noch einmal Lukes Antwort durch. Kein Problem. Mehr hatte er nicht geschrieben! Typisch Kerl. Naja, sie würde knallhart sein. In der Schule würde sie die verliebte spielen und sonst würde sie ihm aus dem Weg gehen. Soweit es nur ging! Kim kam wieder und unterbrach ihre Gedanken. Sie zog ein Fläschchen aus der Tüte und hielt es ihr hin. „Das ist das Beste Make Up das es hier gibt, Lina hat es mir empfohlen.“ Riley sah es sich an und meinte dann: „Ist bestimmt teuer oder?“

„Ja ich finde schon, deswegen habe ich dir auch gleich eins gekauft.“ Riley lächelte. „Vielen Danke, das ist echt lieb von dir!“ Sie drückte Kim einen Kuss auf die Wange. „Ich werde es gleich morgen wenn wir zum Gottesdienst fahren ausprobieren.“

Kim lächelte. „Gern geschehen.“

Sie kamen bei den Herzogs an und wirklich als Riley in die alte Scheune ging wurde sie positiv überrascht. Es gab eine finnische Sauna, eine Dampfsauna, ein Tauchbecken in dem Eiskaltes Wasser drin war. Die Duschen waren durch eine Mauerwand abgetrennt und uneinsehbar. Liegen standen in einer Ecke und es gab verschiedene Getränke auf einem Tisch in der Nähe, außerdem sah Riley ein Salatbuffet und frisch gebackene Baguettes. „Anna! Das sieht echt himmlisch aus!“ Rief Riley Anna zu die im Bademantel gerade aus der Umkleide kam. „Die Mühe hättest du dir doch nicht machen brauchen.“ Beteuerte sie.

„Ach das ist doch keine Mühe und Lina hat mir mit dem Gemüse geholfen. Wenn ich mich in der Küche beschäftige kann ich fast am besten entspannen.“

„Fast?“ fragte Kim.

„In der Sauna entspanne ich noch besser.“ Meinte Anna lachend.

Es wurde ein schöner ruhiger Abend die Frauen unterhielten sich oder lagen ruhig auf ihren liegen. Riley war nicht so der Sauna Gänger und war dementsprechend seltener als die anderen drin. Auch Kim war den ganzen Abend ungefähr zwei Mal drin, sie lümmelte jetzt auf ihrer Liege und schlief ein. „Ich hoffe sie kann uns noch nach Hause fahren!“ Grinsend sah Riley zu der schlafenden Kim. „Sie schläft wie eine tote.“ Lachte Lina. Und ahmte Kims Position nach.

Irgendwann nach Mitternacht kamen die beiden Frauen zu Hause an. Kim war geschafft. „Ich bin Hundemüde.“ Beklagte sie sich während Riley ihr die Tür aufhielt. Im Haus roch es nach Pizza und sie hörten aufgeregte Männerstimmen fragend sahen sich die beiden Frauen an. „Hat Liam Besuch?“ fragte Riley die ahnungslos dreinblickende Kim. „Ich habe keine Ahnung, lass es uns herausfinden.“ Kim ging ins Wohnzimmer und blieb verdutzt stehen. Riley spähte hinter ihr in den Raum. „Hi, Schatz!“ sagte Liam und stellte seine Flasche auf den Tisch. „Komm den Kampf gucken, ist echt interessant.“ Er klopfte auffordernd auf seinen Oberschenkel. Aber Kim schüttelte den Kopf, „nein, ich bin müde. Ich gehe ins Bett.“

„Okay, Gute Nacht Schatz!“ rief Liam ihr hinterher und warf ihr eine Kusshand zu. Kim drehte sich um und wünschte auch Riley eine Gute Nacht.

Riley lehnte sich in den Türrahmen und sah sich die Leinwand an die Liam aufgestellt hatte. „Wo hast du denn den Beamer her?“

„Gekauft.“ Meinte dieser nur und ließ den Blick nicht von der Leinwand weichen. Riley sah wie der Gegner von Klitschko eine reinbekam und die Männer johlten. Jetzt wurde Riley sich wieder bewusst das Liam Gäste hatte und sah in die Runde. Max hatte sie schon bei hereinblinzeln gesehen jetzt sah sie noch andere unteranderem Luke, Rafe und Noel, sogar Hugo war da. „Hi Riley!“ begrüßte dieser sie lächelnd. „Hugo? Wie kommt es das du hier bist?“ Sie mied Lukes undurchdringlichen Blick mit Absicht. Die meisten nahmen von ihr keine Notiz nur Hugo hatte seine Aufmerksamkeit der Leinwand abgewandt und sah sie freundlich lächelnd an. Und sie spürte nach wie vor Lukes Augen auf sich. „Ich habe mich heute beim Fußballspielen mit Luke angefreundet. Und der hat mich kurzerhand hierher eingeladen. Boxen ist zwar nicht so mein Ding, aber wenn Klitschko kämpft gucke ich es mir wenn…“

„Hugo, halt den Rand, wir verstehen den Kommentator nicht!“ Meinte Liam stumpf wie er war. „Riley, entweder du kommst rein und setzt dich hin oder du gehst.“

„Aye Aye Sir!“ Riley salutierte, aber da der einzig freie Platz neben Luke war entschied sie sich schlafen zu gehen. „Gute Nacht!“ sagte sie und schloss die Tür hinter sich. Sie bereute dass sie noch einmal zu Luke gesehen hatte, denn dieser hatte sie wirklich die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen, was ihr sofort eine Gänsehaut über den Körper hat fahren lassen.

In dieser Nacht träumte sie das erste Mal seit sie ihn kannte, von Luke. Doch es war kein angenehmer Traum, es war ein Alptraum. Sie fiel ins Wasser und Luke versuchte sie zu retten, sie hielt ihm ihre Hand hin doch er kam nicht dran und sie sank immer tiefer. Mit einem leisen Schrei auf den Lippen schreckte sie aus ihrem Traum hoch. Sie sprang aus dem Bett und zum Fenster, doch irgendwie ließ es sich nicht öffnen. Sie brauchte Luft! Kurzerhand lief sie die Treppe herunter und öffnete die Haustür, sie atmete tief durch und legte ihre Hände an die Hauswand. Sie versuchte sich zu beruhigen, ihr Herz schlug ihr immer noch wild gegen die Brust und sie atmete abgehackt. Plötzlich hörte sie hinter sich eine Stimme. „Riley? Ist alles okay?“ Es war Luke und Riley schluckte. Wieso war er noch hier? Wie spät war es eigentlich? Sie nickte. „Alles gut, du kannst wieder reingehen.“

„Ich glaube kaum dass alles gut ist, sonst würdest du nicht in Unterwäsche in der Hauseinfahrt stehen.“ Riley sah an sich herunter und merkte erst jetzt wie spärlich sie bekleidet war. Luke stellte die Wasserflasche, die er in der Hand hielt, auf der Bank unter dem Küchenfenster ab und zog seine Kapuzenjacke aus. Er ging auf sie zu, doch sie ging zurück. „Was ist los? Habe ich dir etwas getan? Hast du Angst vor mir?“

„Geh bitte einfach wieder rein.“

Luke überging ihren Einwand, ließ seine Jacke fallen und zog sie in die Arme. Sie schmiegte sich eng an ihn und drückte ihren Kopf auf seine Brust. Sanft streichelte er ihr Haar, das ihr bis zur unteren Rückenpartie fiel. „Was ist passiert?“ flüsterte er leise an ihrem Ohr. „Ich habe von Logans Party geträumt, nur hast du mich diesmal nicht retten können…“ erzählte sie ihm schaudernd und Luke zog sie noch enger an sich. „Es ist alles gut. Du bist hier und das war nur ein dummer Traum.“ Riley atmete tief durch und wurde sich erst jetzt bewusst wie engumschlungen sie dastanden. Vorsichtig löste sie sich von ihm und er bückte sich, hob die Jacke auf und legte sie Riley um. „Komm wir setzten uns kurz und du erzählst mir genau wie es war.“ Er führte sie zur Bank und gab ihr dann die Flasche Wasser. „Trink etwas.“ Forderte er sie auf. „Hast du öfter Alpträume davon?“ Riley schraubte die Flasche auf, trank einen Schluck und schüttelte den Kopf. „Es war das erste Mal.“ Sie erzählte ihm den Traum noch mal in allen Einzelheiten, die sich in ihren Kopf eingebrannt hatten. Als sie endete legte er den Arm um ihre Schulter und Riley lehnte sich an ihn. Oh wie sehr sie ihn vermisst hatte, allein schon sein Geruch hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Plötzlich fiel ihr Felix ein und sie spannte sich an, Luke merkte es und zog sie noch dichter an sich. Er hauchte ihr einen sanften Kuss aufs Haar und das gab ihr den Rest, sie sprang auf und tigerte auf und ab. Einen Augenblick sah Luke ihr zu. „Wir haben nie über die Nacht gesprochen.“ Sagte Luke und Riley nickte. „Willst du darüber reden? Anni kann ein richtiges Biest sein.“ Bei der Erwähnung dieses Namens machten sich in Rileys Kopf unschöne Bilder breit, sie sah Luke und Anni engumschlugen in einem Bett liegen… Sie drückte sich die Hände auf den Kopf und schüttelte den Kopf, sie wollte so etwas nicht sehen! Luke deutete ihre Geste falsch. „Es ist bestimmt besser wenn wir darüber reden, schließlich war es für dich ein traumatisches Ereignis.“

„Das ist es nicht.“ Flüsterte sie. Luke rutschte auf der Bank ein wenig nach vorne legte seine Arme auf die Lehne und das rechte Bein aufs linke Knie und musterte sie. „Was dann?“ Sie sah zu ihm herüber. „Ich habe keine Ahnung warum ich davon geträumt habe, es war bestimmt nur Zufall, ich habe nicht mal Angst vor Wasser. Ich war hier schon oft schwimmen, es macht mir nichts aus.“

„Aber irgendwas muss diesen Traum ausgelöst haben.“ Grübelte Luke, auf einmal kam ihm ein Gedanke. „Ich bin der Auslöser für den Traum gewesen.“ Riley sah ihn verständnislos an und er erklärte: „Na ist doch ganz einfach, jetzt wo ich wieder zurück bin holen dich die Ereignisse aus LA wieder ein.“

Riley schüttelte den Kopf. „Ach komm lass das analysieren. Ich habe nur geträumt. Mehr nicht!“

„Okay, wie du willst.“ Er musterte sie. Sie stand Barfuß neben der Haustür, ein Bein an die Wand abgestützt und die Arme vor der Brust verschränkt und sah in den Sternenhimmel. Seine Jacke ging ihr bis knapp über den Po, den Reißverschluss hatte sie bis nach oben zugezogen und er bewunderte ihre langen Beine. Sie ertappte ihn dabei. „Was ist?“ fragte sie.

„Du hast ziemlich wenig an. Das zieht den Blick nun mal magisch an.“ Argumentierte er.

„Hör auf zu labern, das ist doch nichts Neues für dich.“

„Und doch fasziniert es mich immer wieder aufs Neue.“ Sagte er und Riley errötete, was er zum Glück nicht sehen konnte.

„Du siehst nur meine Beine.“

„Du hast schöne Beine.“

„Ach hör doch auf so einen Quatsch zu reden, das sagst du doch zu jeder.“ Riley grinste ihn schelmisch an und wechselte vom rechten auf das linke Bein.

„Zu jeder nicht, ich sage den Mädels immer die Wahrheit, wenn ich ihre Beine, den Po oder sonst etwas nicht mag, dann sage ich auch nicht, dass mir dieses Körperteil gefällt.“

„Und du hattest schon viele Mädchen!“

„Ein paar.“ Gab er zu und Rileys Gesicht verdunkelte sich. Sie verschloss sich vor ihm und drehte den Kopf weg. „Komm sei nicht sauer, das wusstest du doch.“ Er stand auf und ging auf sie zu. Dicht vor ihr blieb er stehen, nahm ihr Kinn in die Hand und zog ihr Gesicht zu sich. Sie sah ihm in die Augen, erkannte das Verlangen darin und wollte schon dahin schmelzen, aber sie löste sich von ihm und ging ein paar Schritte zur Seite. „Ich will spazieren gehen.“ Sagte sie, nur um etwas zu sagen. „Spazieren?“ Echote Luke und sah sie von oben bis unten an. „So?“

Riley wurde sich bewusst was sie gesagt hatte und bereute es nicht überlegt zu haben. „Ich will ins Bett.“ Sagte sie dann ohne ihn anzusehen. „Du läufst vor mir weg.“

„Das mache ich gar nicht!“ Protestierte sie. „Sobald ich dir auch nur ein bisschen näher komme, nimmst du reis aus. Wie soll das denn in der Schule funktionieren wenn du erstarrst sobald ich dich nur berühre?“

„Wenn du mich in der Öffentlichkeit berührst komme ich damit klar okay? Immerhin spielen wir unsere Beziehung nur. Vergiss nicht das wir nicht wirklich zusammen sind.“ Sie öffnete den Reißverschluss, zog die Jacke aus und warf sie ihm zu. „Ich gehe jetzt schlafen.“ Sie drehte sich zur Tür drückte und zog daran, aber sie ließ sich nicht öffnen. Erschrocken drehte sie sich wieder zu Luke. „Hast du die Tür zugemacht?“

Er zuckte grinsend mit den Schultern. „Es kann sein, dass sie hinter mir zugefallen ist.“

„Hör auf zu grinsen und gib mir deine Jacke!“ forderte sie ihn auf und er warf sie ihr wieder zu. „Das ist meine Riley, immer schön Kratzbürstig.“ Sie strafte ihn mit einem bösen Blick und zog sich die Jacke wieder über. „Na toll, was sollen wir jetzt machen? Ich will nicht das die ganze Meute Kerle da drinnen mich so sieht!“

„Das gestattest du nur mir, oder?“

„Mach dich nicht lächerlich, ich würde mich nie freiwillig jemanden so zeigen!“

„Sicher?“ Fragte er noch einmal nach. „Also mittlerweile könnte ich dich schon aus dem Kopf heraus so zeichnen.“

Riley sah ihn erschrocken an. „Ich warne dich!“ Flüsterte sie. „Ich habe ein gutes Gedächtnis und du präsentierst dich irgendwie so gerne in Unterwäsche, dass es mich schon in den Fingern juckt den Bleistift zu zücken.“ Riley stapfte wütend auf ihn zu und drückte den Finger an seine Brust. „Wenn du das machst, dann…“ Luke hob die Augenbrauen und grinste sie an. „Was dann?“ Wollte er wissen.

„Das wirst du dann sehen! Und jetzt sieh lieber zu wie ich ins Haus komme!“

„Es ist dein Haus.“

„Aber du hast die Tür zugemacht.“

„Was kann ich dafür wenn du keinen Schlüssel mitnimmst!“

„Ich hatte nicht mal Zeit mich anzuziehen, denkst du da denke ich an einen Schlüssel??“

„Ich hätte daran gedacht!“

„Du bist so ein überhebliches, arrogantes, verlogenes Individuum!“ Riley drehte sich aufgebracht um und setze sich auf die Bank, während Luke anfing zu lachen. „Individuum? Jedes andere Mädchen hätte andere Ausdrücke gefunden, vor allem bei so schlechten Charaktereigenschaften wie ich sie anscheinend besitze!“

„Ich benutze keine Kraftausdrücke!“ 

Luke zog sein Handy heraus und wählte eine Nummer. „Wen rufst du denn jetzt an?“ Fragte Riley ungehalten. „Deinen Cousin? Er kann die Tür aufmachen.“

„Oh nein, nicht Liam! Du kennst ihn, er wird sich lustig machen und dann wird er wieder diese Zweideutigen Aussagen machen.“

Luke verzog seine Lippen zu einem Grinsen und steckte das Handy wieder in seine Tasche. „Wahrscheinlich! Aber wie sollen wir sonst ins Haus kommen? Bald ist der Kampf zu Ende und dann kommen alle durch diese Tür raus, und ich gönne es ihnen nicht wirklich dich so zu sehen.“

„Wie galant von dir!“ Murrte Riley.

„Ist so!“ Luke setzte sich neben ihr auf die Bank und Riley rutschte automatisch bis zum Ende. Luke beachtete es nicht und fragte stattdessen. „Ist irgendwo ein Fenster auf?“ Augenblicklich erhellte sich Rileys Gesicht. „In meinem Badezimmer!“

„Du wohnst im ersten Stock.“ Erinnerte er sie nüchtern.

„Du kannst doch klettern!“

„Ja, wahrscheinlich besser als du.“ Spielte er ihre Kletterpartie vor ein paar Wochen an und Riley boxte ihm in die Schulter. „Wenn du mich weiter verprügelst dann kann ich ganz sicher nicht mehr klettern.“ Riley stand auf. „Komm mit, ich zeige dir wo du hochkommst.“ Sie ging Richtung Garten und er folgte ihr. „Autsch!“ rief sie plötzlich auf.

„Was ist los?“

„Ich bin auf einen Stein getreten, es ist hier aber auch Stockdunkel, und Jonas Lieblingsbeschäftigung ist es mit Steinen zu werfen!“

Kurzerhand legte er seinen linken Arm unter ihre Knie und hob sie auf die Arme.

„Was machst du da?“

„Ich trage dich!“

„Das ist mir klar, aber vielleicht will ich es nicht?“

„Sei ruhig und genieß es.“

„Pah genießen!“ Brummte Riley.

„Das Tor ist zu.“

„Dann geh näher dran, ich komme nicht an die Türklinke.“ Blaffte sie.

Als sie endlich vor dem besagten Fenster standen und beide nach oben starrten schüttelte Luke den Kopf. „Unmöglich!“

„Wieso? So hoch ist es doch gar nicht.“

„Ja, Spiderman, kann glatte Hauswände hochklettern, aber falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte: Ich bin nicht Spiderman!“

„Ach und ich dachte immer du wärst Superman und könnest einfach hochspringen.“ Gab sie sarkastisch zurück und Luke versuchte vergeblich ein Lachen zu unterdrücken. Plötzlich lag ihre Hand auf seinem Mund und er verstummte. „Leise, hier schläft Kim!“ Sie zeigte zu einem Fenster links von ihnen. Luke nickte und sie zog ihre Hand wieder weg. „Im Schuppen ist eine Trittleiter, die können wir auf den Tisch stellen, dann kommst du schon hoch.“ Erklärte Riley und ohne ein weiteres Wort drehte Luke sich um und war wenig später mit besagter Leiter zurück. Sie rückten gemeinsam den Tisch zur Wand und Luke stellte die Leiter dann darauf. Er schwang sich hoch und wenig später war er auf der Garage und ging zum Badezimmerfenster. Als er aus ihrem Sichtfeld verschwand nahm Riley die Leiter wieder vom Tisch und brachte sie zurück in den Schuppen. Als sie herauskam war Luke schon wieder unten und wartete bei dem Tisch auf sie um diesen wieder an den Platz zu stellen. Als alles wieder so war wie vorher ging Riley wieder zurück, wurde aber von Luke aufgehalten. „Was?“ flüsterte sie. Er kam auf sie zu, hob sie abrupt wieder auf den Arm und trug sie nach vorne. Riley protestierte gar nicht erst, er würde es doch nicht hören. An der Haustür angekommen wartete sie dass er sie runterließ aber er tat es nicht. Fragend drehte sie sich zu ihm herum. „Was ist? Lass mich runter.“

„Kriege ich für meine ritterlichen Bemühungen keine Belohnung?“

„Ritterlich?“ wiederholte sie kühl und Luke grinste sie frech an. „Ich habe die Jungfrau in Nöten gerettet.“ Er grinste. „Im wahrsten Sinne des Wortes!“ Riley zappelte auf seinen Armen, doch sein Druck um ihre Beine wurde nur fester und sie wurde sich seiner Hände bewusst. „Was für eine Belohnung?“ fragte sie resigniert.

Er hielt ihr die Wange hin. Riley sah ihn misstrauisch an, doch dann senkte sie langsam den Kopf, es war ja nur ein Kuss auf die Wange, den gab sie Liam auch ständig. Doch just in dem Moment, als ihre Lippen eigentlich seine Wange treffen sollten drehte er seinen Kopf und sie küsste ihn auf den Mund. Erschrocken löste sie sich von ihm und hieb immer wieder mit den Fäusten auf ihn ein. „Du bist so ein Schuft!“

Er ließ sie runter und grinste sie überheblich an. Was sie wieder wütend machte und sie erneut auf ihn schlagen wollte, doch er hielt ohne große Mühe ihre Hände fest. „Prinzessin, das ist nicht sehr nett!“

„Ach halt deinen Mund!“ Sie drehte sich um und öffnete die Tür die einen Spaltbreit aufstand als sie schon auf der Treppe war rief Luke flüsternd: „Prinzessin!“ Sie drehte sich um und sah ihn stinksauer an. „Was?“ flüsterte sie zornig. „Meine Jacke!“ er deutete mit den Kopf zu ihr. „Ich muss noch mit dem Motorrad nach Hause und ohne wird es zu kalt. Du willst doch nicht das ich krank werde?“

Riley gab ein wütendes Geräusch von sich, riss den Reißverschluss auf, schlüpfte aus der Jacke und warf sie ihm wütend zu. Gekonnt fing er sie auf. „Gute Nacht Prinzessin!“ Flüsterte er ihr lachend hinterher und Riley stapfte die Treppe hoch. „Hör auf zu gucken!“ sagte sie ohne sich umzudrehen. Dann war sie oben und ihre Zimmertür fiel ins Schloss. Grinsend mit seiner Jacke in der Hand ging er wieder ins Wohnzimmer zurück, gerade rechtzeitig zur letzten Runde. „Wo warst du so lange?“ Wollte Noel wissen und Rafe beugte sich ebenfalls neugierig zu den beiden. „Ach nur ner Jungfrau in Nöten geholfen.“ Flüsterte er und lehnte sich gemütlich in das Sofa.

 

Kapitel 22

Kapitel 22

 

LUKE

Heute waren wieder Riley und Liam mit dem Lobpreis dran und Luke hörte gerne zu. Es klang gut wenn die beiden zusammen sangen. Er saß ganz außen auf der Bank, Noel neben ihm und dann kamen Rafe und Inez, nach einer kleinen Lücke die für Liam und Riley war saßen noch Kim und Jona und Liams Eltern auf der Bank. Lina und Max saßen eine Reihe vor ihnen. Max hatte Luke gestern kurz von seinen Fortschritten wegen des Testaments erzählt und es sah nicht sehr rosig für Luke aus, da ein wichtiger Teil zu fehlen schien. Aber darüber wollte Luke jetzt nicht nachdenken. Er würde nach diesem Schuljahr sein Abi haben und dann vielleicht ein Jahr in den Staaten verbringen. Und dann würde er sehen, was er mit seinem Leben anfing.

Der Lobpreis wurde beendet und der Pastor ging nach vorne. Liam quetschte sich an Luke vorbei und setzte sich neben seine Frau, Riley folgte ihm kurze Zeit später, da sie die Mikros noch zur Seite räumte. Sie trug ein Bodenlanges Sommerkleid und sah mit den langen Haare, die ihr jeweils nach vorn über die Schultern fielen, einfach nur süß aus. Sie kam der Bank immer näher und Luke drückte sich an die Rückenlehne um ihr Platz zu machen. Gerade als sie an ihm vorbei wollte stolperte sie, wahrscheinlich über den Saum ihres Kleides, und landete auf seinem Schoß. Ihr  schoss sofort die röte ins Gesicht und leichtes Gelächter machte sich in den Reihen hinter ihnen Bemerkbar. „Du kannst ruhig hier sitzen bleiben, mir macht es nichts aus.“ Flüsterte er dicht an ihrem Ohr und sie kniff ihm wütend in den Oberschenkel, er ließ sich nichts anmerken und half ihr auf. „Heb das Kleid, vorne am besten etwas an.“ Riet er ihr noch belustigt, doch Riley reagierte darauf nicht. Sie kam in einem Stück an ihrem Platz an und ignorierte alle fragenden Blicke um sich herum.

Der Pastor beendete seine Predigt und bat nun Hugo nach vorne zu kommen. Hugo, selbstbewusst wie er war hielt erst einmal einen Vortrag über den Stand in Uganda. Dann spielte er über den Beamer ein paar Videos ab, darin erklärte er den Zuschauern, wie weit sie aktuell mit dem Krankenhausbau waren. Nebenbei ließ er noch einen Kommentar los, dass jeder der helfen wollte sich bei ihm melden sollte. Jetzt konnte jeder der wollte Fragen zu dem Projekt stellen die Hugo dann beantwortete und als keine Fragen mehr kamen sagte er: „Ich habe noch ein paar Aufnahmen vom Kinderheim und deren Täglichen Ablauf, das möchte ich euch gerne noch zeigen.“ Er ließ das Video laufen. Sie sahen Kinder in jeder Altersgruppe vom Baby bis zum Teenager. Sie sahen wie sich die Kinder im Morgengrauen mit eiskaltem Wasser wuschen, die großen halfen den kleinen. Dann gab es zum Frühstück eine Schüssel Reis, den alle mit den Fingern aßen, danach gingen die Kinder zum Unterricht. Luke erkannte Rileys Mutter sofort als er sie sah. Sie sah genauso aus wie ihre Tochter und Luke schielte zu Riley. Diese kuschelte sich an Liams Schulter und wischte sich eine Träne von den Augen. Zum Mittag gab es wieder eine spärliche Ration essen, aber alle Kinder strahlten glücklich und machten faxen vor der Kamera als Hugo sie beim Spielen filmte. Im letzten Teil des Films erklärten Rileys Mutter, und Luke nahm an das der Mann, neben ihr Rileys Vater war, dass sie sich so freuten, dass sie von dieser Gemeinde Unterstützt wurden. „Und wir danken auch unserer Tochter Riley, dass sie unseren Wunsch hier zu leben versteht.“ Sagte ihr Vater und seine Frau fügte noch hinzu: „Wir vermissen dich sehr Schatz! Und wir lieben dich!“ Das Bild wurde schwarz und man hörte Riley leise schluchzen. Luke drehte sich zu ihr und sah, wie Liam seinen Arm um ihre Schultern gelegt hatte und Kim ihr ein Taschentuch reichte. Hugo lenkte die Aufmerksamkeit noch einmal auf sich und erzählte von der nächsten Tour die er plante und bat um spenden. „Mit Liams Hilfe schicken wir einen Waggon nach Uganda, ihr könnt eure alte Kleidung, Spielzeug, Schuhe, Bettwäsche und Handtücher und so weiter in der nächsten Woche hier abgeben, das wird dann verladen und, “ er machte mit dem Arm eine ausholende Geste, als wenn ein Flugzeug wegfliegt. „wird alles ins Kinderheim gebracht.“ Dann setzte er sich auf seinen Platz und es gab noch die üblichen Vermeldungen, für die Geburtstagskinder wurde ein Segenslied gesungen und gebetet. Der Gottesdienst war beendet und die Leute strömten in den Flur um sich bei Kaffee und Keksen zu unterhalten.

 

Eine Stunde später saß die ganze Truppe im Restaurant, die Männer: Josef, Liam, sein jüngerer Bruder Joshua, Jona, Luke, Noel, Rafe und Max saßen an dem einen Tischende und die Frauen belegten die andere Hälfte. Alle waren in angeregte Unterhaltungen vertieft und irgendwann kamen die Männer beim Thema Fußball an. „Du spielst im Verein?“ fragte Liam Noel neugierig. „Ja, aber es wird wohl auch für immer nur ein kleiner Verein sein.“ Meinte er Schulterzuckend worauf Liam ihn fragend ansah. „Ich würde gerne in einer richtigen Mannschaft spielen,  irgendwo in der Bundesliga. Aber ich komme einfach nicht aus diesem Kaff raus.“

„Aber deiner Mutter geht es doch schon besser. Und sagtest du nicht, deine jüngere Schwester wäre jetzt vorkurzem 15 geworden?“ Mischte Luke sich in das Gespräch. „Versuch doch dein Glück, bewirb dich, spiel vor. Oder wie man das in der Bundesliga so macht.“

Noel grinste und schlug  Luke freundschaftlich auf die Schulter. „Ich mache erst mal die Schule zu Ende, dann sehe ich weiter. Mein Trainer meinte, ich sollte mal nach Bremen und Hamburg fahren.“

„Dann mach das doch. Wenn dein Trainer es sagt, musst du gut ein. Klar man fängt nicht sofort in der Bundesliga an, aber wenn du wirklich gut bist kommst du dahin. Kims Freund damals war genauso wie du und jetzt spielt er beim FC Arsenal.“ Noel sah ihn begeistert an. „Wenn du wirklich so gut bist, nehme ich dich nächstes Mal mit, wenn ich nach London muss, dann stelle ich euch vor.“

„Kenne ich den Typen?“

„Keine Ahnung. Dylan Ross.“

„Du kennst Ross?“

„Ja, er hat damals noch im Hotel von Rileys Vater gearbeitet und sich so sein Studium finanziert, dann wurde er aber Profi und spielt jetzt nur noch Fußball.“

„Ich kann gar nicht glauben, dass du mich ihm vorstellen willst.“ Noel war begeistert und Liam lachte. „Aber an eines musst du denken wenn du ihn triffst.“ Warnte Liam ihn und Noel wurde ganz hellhörig. „Er ist auch nur ein Mensch!“ Alle Männer am Tisch fingen an zu lachen und die Männer wandten sich anderen Themen zu, nur Noel löcherte Liam mit fragen. „Was ist denn mit deiner Mutter?“ Wollte Liam nach scheinbar endlosen Fragen wissen. „Sie kommt aus nicht sehr guten familiären Verhältnissen, ihre Mutter war stark Alkohol abhängig und ihr Vater Drogensüchtig. Somit geriet auch sie auf sie schiefe Bahn. Ihr Freund, mein Vater und der meiner Geschwister war ebenfalls ein Trinker und Drogensüchtig, außerdem hat er Regelmäßig meine Mutter verprügelt. Als ich 14 Jahre alt war hat er mich gezwungen zuzusehen wie er auf sie einschlug, ich rannte in die Küche holte die Bratpfanne und verprügelte ihn. Das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe.“

Liam hörte aufmerksam zu und seine Geschichte schnürte ihm die Kehle zu. „Meine Mutter ist jetzt seit 3 Jahren trocken, kein Alkohol und keine Drogen.“

„Lebt dein Vater noch?“

Noel zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Hoffe aber das er verreckt ist.“ Sagte er mit vor Hass bebender Stimme. „Meine Mutter hat teilweise immer noch Alpträume und sie hat Angst dass er zurückkommt.“

„Wieso zieht ihr nicht um? Es ist schwerer gefunden zu werden wenn man woanders lebt.“

Noel seufzte. „Wir leben in einer Harz 4 Wohnung, meine Mutter hat nur eine Putzstelle, ich steuere mit dem Geld aus dem Verein bei und meine kleine Schwester hat eine Babysitter Stelle, die anderen sind zu jung um zu arbeiten. Wir werden niemals eine andere Wohnung finden die wir uns leisten können.“

„Wie viele Geschwister hast du denn?“

„Wir sind vier. Drei Mädels und ich.“

„Wie groß ist eure Wohnung? Wo wohnt ihr?“ Noel antwortete Liam und dieser verzog das Gesicht zu einer verschlossenen Miene. Noel fügte dann Schulterzuckend hinzu: „Ich weiß, ist nicht die Beste Gegend, aber alles was wir uns leisten können.“

Liam zog sein Handy raus und wählte eine Nummer. „Entschuldigt mich bitte.“ Er stand auf und ging nach draußen. Noel sah ihm verwirrt hinterher. „Habe ich was falschen gesagt?“ Fragte der Josef und dieser Schüttelte den Kopf. „Nein, du hast gar nichts falsch gemacht.“ Er lächelte ihn freundlich an und sah dann zu seiner Frau die ihn glücklich anstrahlte. Liam kam wieder herein und Noel sah auf. „Ich habe meine Assistentin angerufen. Bist du fertig mit dem Essen?“ Noel sah auf seinen Teller und nickte. „Dann komm mit mir mit. Papa, bringt ihr bitte Kim und Jona nach Hause? Und Luke du bringst Riley nach Hause. Meine Eltern haben nicht so viel Platz.“

„Ich habe ein langes Kleid an, ich kann nicht auf ein Motorrad steigen.“ Protestierte Riley.

„Dann tausch mit Inez die Klamotten.“ Meinte er knapp. „Wo ist der Helm den du hattest?“ Wandte er sich an Noel. „Am Motorrad.“

„Okay, dann ist ja alles geklärt, die Rechnung geht auf mich. Du machst das Schatz?“ Fragte er Kim und küsste sie sanft und diese nickte. „Viel Spaß.“ Wünschte sie ihm und er grinste sie zufrieden an. „Und Schatz“, Liam drehte sich noch einmal zu Kim um. „vergiss nicht, heute Abend hast du ein Date mit mir.“

„Ich habe ein Date mit der schönsten Frau, das vergesse ich doch nicht!“ Er warf ihr eine Kusshand zu und verließ mit Noel das Restaurant.

„Kannst du mir mal sagen was du vorhast?“

„Ich zeige dir und deiner Familie euer neues Zuhause.“ Liam lachte während er den völlig verblüfft dreinsehenden Noel zu seinem Auto schob.

Alle Gespräche am Tisch waren verstummt und starrten den beiden hinterher. Luke der neben Josef und Max saß sah die beiden fragend an. „Was hat Liam vor?“

Max grinste. „Er liebt solche Auftritte.“ Und Josef stimmte ihm zu. „Liam hat bestimmt noch irgendwo ein Haus stehen und da wird euer Freund bald, wahrscheinlich schon morgen mit seiner Familie einziehen.“

„Ist das sein Ernst?“ Rafe sah Josef entgeistert an, doch dieser nickte ungerührt.

„Er war in seiner Jugend ein schwieriger Junge, aber wenn ich sehe was heute aus ihm geworden ist dann haben wir alles richtig gemacht!“ meinte Anna und Josef stimmte ihr zu. „Und da das essen auf ihn geht, bestellen wir uns jetzt alle noch einen Nachtisch!“ meinte Josef mit einem fröhlichen Lächeln im Gesicht. Die Gespräche wandten sich jetzt erfreulicheren Themen zu und sie saßen noch eine weitere Stunde im Restaurant. Zuerst verabschiedeten sich Josef, Anna und Josh, die Kim und Jona mitnahmen. Auch Lina und Max wollten los und diese hatten Rafe und Inez mit ins Restaurant genommen. „Passe ich nicht auch noch in euer Auto?“ Fragte Riley hoffnungsvoll. „Oh, Süße tut mir Leid wir sind mit meinem Auto hier und das ist ein vier Sitzer.“

Luke sah Riley überrascht an. „Ich bringe dich schon nach Hause.“ Riley sah ihn genervt an. „Vielleicht will ich nicht mit dir fahren?“

Luke grinste. „Ahh, verstehe Prinzessin.“ Er sah sie herausfordernd an und Riley ging darauf ein. „Du bist unverschämt!“

„Stell dich doch nicht so an, es ist doch nichts passiert.“

„Nichts passiert? Du hast es mit voller Absicht gemacht!“

Die anderen vier schauten den beiden bei ihrem Schlagabtausch zu, doch wirklich schlau wurden sie daraus nicht. „Jetzt zanken sie sich schon wie ein altes Ehepaar.“ Meinte Inez schmunzelnd und Riley sah sie scharf an. Luke sagte gar nichts mehr. „Was hat er denn mit voller Absicht gemacht? Hat er dir vorhin, als du auf seinen Schoß geplumpst bist ein Bein gestellt?“

„Ist doch egal. Rafe willst du nicht mit Luke fahren?“

„Sorry, das geht leider nicht. Meine Alten lernen heute Inez Eltern kennen, sie kommen zum Kaffee zu ihnen. Ich fahre direkt zu Inez.“

„Na toll!“ Murmelte Riley und sah zum Motorrad.

„Willst du nicht meine Hose haben?“ fragte Inez.

„Nein danke, ich kriege das schon so hin.“ Inez zuckte mit den Schultern, Riley verabschiedete sich von allen und ging zur Maschine, Luke tat es ihr gleich und folgte ihr. „Bist du dir sicher, dass du in diesem Kleid mitfahren willst?“

„Willst du mich jetzt, wo alle weg sind, doch nicht mehr mitnehmen?“

„Natürlich nehme ich dich mit, ich stehe immer zu meinem Wort.“ Riley antwortete darauf nicht und wartete bis er sich setzte. Er setzte sich, reichte ihr den Helm und stülpte sich seinen eigenen über. Riley fummelte wieder an den Gurten, bekam sie aber nicht zusammen, schimpfte lautlos vor sich hin und ließ es dann ganz bleiben. Luke der ihre Versuche gesehen hatte grinste vor sich hin. „Komm steig auf.“ Er hielt ihr die Hand hin und sie schaffte es mit seiner Hilfe sich hinter ihm hinzusetzten. Ihr Kleid war ihr hochgerutscht und sie steckte es sich unter die Oberschenkel. „Alles okay? Kann es losgehen?“

„Ja.“

„Dann halte dich fest.“ Forderte er sie auf.

„Ich halte mich fest.“

Luke verdrehte den Rückspiegel so, dass er sie sehen konnte. Sie saß mit nach hinten gestreckten Armen. „Das ist nicht sicher. Halte dich an mir fest.“

„Ich will nicht!“

„Du hast keine andere Wahl. Es sei denn du willst diese drei Kilometer auf deinen Stöckelschuhen zu Fuß zurücklegen.“

„Das sind keine…“

„Es ist mir ziemlich egal welche Schuhe das sind. Entweder du hältst dich jetzt ordentlich fest oder du gehst zu Fuß.“ Riley machte keine Anstalten und Luke startete den Motor, er fuhr ruckartig an und bremste. Riley wurde an seinen Rücken gedrückt und er spürte sekundenspäter wie ihre Arme seine Mitte umschlang. „Geht doch.“ Sagte er mit einem erheiterten Lächeln, das Riley zum Glück nicht sehen konnte. Er fuhr viele Umwege und Riley ärgerte sich maßlos über ihn. Als er endlich vor ihrem zu Hause hielt versuchte sie so schnell wie möglich vom Motorrad zu kommen, aber mit dem langen Kleid gelang es ihr nicht allein. „Was?“ Fragte er, als sie immer noch hinter ihm saß.

„Ich komme hier nicht alleine runter, du musst mir helfen.“ Gab sie mürrisch zu.

„Leg deine Hände einfach auf meine Schultern und steh auf.“ Sie tat wie geheißen und konnte so unbeschadet absteigen. „Danke.“ Murmelte sie und machte Anstalten ins Haus zu kommen. „Bekomme ich kein richtiges Dankeschön?“

„Bekomme ich etwa den alten Luke wieder?“ Gab sie Schlagartig zurück und eilte zum Haus.

Luke stellte seine Maschine ab und lief ihr hinterher. „Jetzt warte doch mal!“ Riley drehte sich um und sah ihn trotzig an. „Was meinst du damit?“

„Du bist nicht mehr wie früher. Du warst immer so nett und hilfsbereit und jetzt? Du verbringst ein paar Tage mit Liam und wirst genauso wie er. Immer diese zweideutigen Bemerkungen, ich kann es schon nicht mehr hören. Du…“ Ihr Handy klingelte und sie unterbrach sich, suchte in ihrer Handtasche nach dem Gerät und Luke erhaschte einen Blick auf den Anrufer, bevor Riley den Anruf entgegen nahm. „Ist jetzt schlecht, ich rufe dich gleich zurück.“ Sie legte auf und sah wieder zu ihm. „Wer war das?“

„Niemand wichtiges.“ Antwortete sie ausweichend.

„Ich muss los.“ Sagte Luke, drehte sich um und ließ sie einfach stehen. Er startete seine Harley, ließ den Motor aufheulen und fuhr mit einer rasanten Geschwindigkeit, ohne einen Blick zurück davon. „Von wegen niemand wichtiges.“ Wiederholte er ihre Worte. „Was findet sie nur an diesen langweiligen Felix?“ Fragte er sich immer wieder.

 

RILEY

Sie sah ihm Schulterzuckend nach. Konnte er es etwa nicht haben, wenn sie ihm mal ihre Meinung sagte? Sie erinnerte sich an ihr Handy das sie noch immer in der Hand hielt und wählte die Nummer von Felix. „Hi, was gibt es?“

„Ich wollte wissen ob du Lust hast mit ein paar Freunden an den See zu fahren.“

Riley sagte sofort zu. Sie hatte ja sowieso nichts vor Inez und Rafe waren beschäftigt und zu Luke brauchte sie erst mal Abstand.

Riley zog sich schnell um und packte sich noch ein paar Sachen für den Tag am Strand ein, dann ging sie raus und sah, dass Felix Auto schon auf dem Hof stand und wartete. Sie rief Kim schnell noch ein Tschüss zu und lief dann zum Auto. Felix kam raus und umarmte die zur Begrüßung. „Du siehst toll aus.“ Machte er ihr ein Kompliment und Riley bedankte sich brav und stieg ins Auto nachdem Felix ihr die Tür geöffnet hatte. Im Auto erzählte Riley von dem heutigen Gottesdienst und dem Essen mit Familie und Freunden. „Ich wäre gerne dabei gewesen.“ Gab Felix zu und ein schlechtes Gewissen machte sich in Riley breit. „Ich hätte gerne den Rest deiner Familie kennengelernt. Und deine Freunde. Naja, bis auf diesen komischen Luke vielleicht.“

„Wieso was ist mit ihm?“ Wollte Riley neugierig wissen, doch sie bogen gerade auf den Feldweg des Sees ein und Felix machte keine Anstalten auf Rileys Frage zu antworten. Stattdessen schaltete er den Motor aus und ging schnell ums Auto um ihr zu helfen. „Ich hoffe heute ist nichts los.“

„Ja, aber ich denke schon, dass wir den See für uns haben. Es verirrt sich ja selten jemand hierher.“

„Stimmt du hast Recht.“

Sie machten sich auf den Weg und sahen auch sofort die anderen die es sich auf Decken gemütlich gemacht hatten. Die Beiden wurden mit einem großen Hallo begrüßt und Riley sah in fröhliche Gesichter. Sie setzten sich zu ihnen und es wurde ein sehr geselliger Nachmittag. Irgendwann überredete Lars die Jungs ein bisschen schwimmen zu gehen und Riley blieb mit Marit auf den Decken zurück. Sie machten es sich bequem und unterhielten sich. „Und seid ihr ein Paar?“ Wollte Marit ohne Vorwarnung wissen und Riley sah sie erschrocken an. „Sagt er das?“

„Er macht Andeutungen. Aber ihr wärt ein süßes Paar und alle hier mögen dich und das obwohl du jünger bist.“

Riley schüttelte den Kopf. „Ich mag Felix, aber ich bin nicht verliebt in ihn.“ Sie sah Marit um Verständnis bittend an. „Ich kann einfach nichts dafür, aber der Funke will einfach nicht überfliegen. Damals war ich in ihn verknallt und fand ihn voll süß, aber jetzt wo ich ihn länger kenne empfinde ich nicht mehr so. Ich mag ihn, aber nur als Freund. Verstehst du was ich meine?“

Marit nickte und sah sie ernst an. „Dann musst du es ihm bald mal sagen, lass ihn nicht zappeln. Das wäre gemein.“

Riley nickte. „Du hast Recht. Ich werde mit ihm reden. Wie hast du eigentlich Lars kennengelernt?“ Wechselte Riley das unangenehme Thema und Marit ging zum Glück darauf ein. Nach einer Weile später kamen die Jungs aus dem Wasser. Thomas holte einen Volleyball aus seiner Tasche und sie stellten sich alle im Kreis auf und spielten sich den Ball hin und her. Irgendwann verabschiedeten sich Marit und Lars von der Truppe und Riley blieb allein mit den Jungs zurück. Sie setzten sich wieder auf die Decken und aßen Chips und Nüsse. Irgendwann wollten auch die anderen los und sie entschieden sich alle nach Hause zu fahren. Die Jungs verabschiedeten sich schon und Riley räumte noch den Müll weg, sie hatte extra eine Tüte mitgenommen damit nichts liegen blieb. Sie hatte schnell alles eingeräumt und drehte sich zu Felix der sie Aufmerksam musterte. „Ist etwas?“ Riley sah an sich herunter, konnte in der Abenddämmerung aber nichts erkennen. Als sie wieder aufsah stand Felix direkt vor ihr und ohne Vorwarnung zog er sie in seine Arme. „Felix…“ Riley versuchte zu protestieren, aber Felix hörte nicht auf sie. „Wir kennen uns jetzt schon eine Weile, meinst du nicht, dass wir langsam einen Schritt weiter gehen könnten?“ Er senkte seinen Kopf immer tiefer und Riley versuchte sich immer kleiner zu machen. „Ich kann es aber nicht. Ich möchte es nicht.“ Sträubte Riley sich, sie drückte ihre Hände gegen seine Brust und versuchte ihn von sich wegzudrücken. Aber er gab nicht nach. Sie drehte ihren Kopf zur Seite und schrie: „Felix, ich möchte das nicht!“ Plötzlich ließ er sie los und Riley geriet uns straucheln, sie verlor das Gleichgewicht und landete mit ihrem Po in einem Matschloch. Sie sah auf, in Felix Augen zuckten wütende Blitze. „Was soll das für ein Spiel sein? Du willst die unnahbare spielen? Spielst du immer mit den Gefühlen von Männern? Du mieses Miststück!“ Felix drehte sich um und marschierte zu seinem Auto. „Sieh doch zu wie du klarkommst! Ich bin fertig mit dir.“ Warf er ihr noch über die Schulter zurück. Riley konnte die Tränen die ihr in den Augen brannten nicht mehr zurückhalten, sie schluchzte auf. Sie schlug sich die Hände vor das Gesicht und weinte. Nach ein paar Minuten beruhigte sie sich und wurde sich ihrer Lage erst so richtig bewusst. Bis nach Hause waren es über 30 km sie musste jemanden anrufen. Sie nahm ihr Handy, wischte sich mit den Händen noch mal über die Augen und wählte Kims Nummer. Es klingelte, und klingelte, aber sie ging einfach nicht dran Riley legte auf und versuchte es bei Liam, aber auch bei ihm meldete sich nach ein paar Mal klingeln nur die Mailbox. Sie legte auf. Ihr fiel nur noch einer ein der sie abholen konnte. Mit einem leichten Widerwillen überwand sie sich und rief ihn an. Er hob beim zweiten Klingeln ab, sagte aber nichts. „Luke?“ Fragte Riley mit zitternder Stimme. Nicht das die Zwillinge irgendwie an sein Handy gekommen sind. „Ja?“ Riley war so erleichtert seine Stimme zu hören, dass ihr ein kleiner Schluchzer entwich. „Ist alles okay? Weinst du?“

„Kannst du mich bitte abholen?“

„Wo bist du?“

„Beim See.“

„Bleib wo du bist ich bin in ein paar Minuten da.“

„Danke.“ Hauchte Riley, dann war die Leitung auch schon unterbrochen. Riley war so erleichtert, sie ging zu einem Stein und setzte sich darauf. Bald wäre Luke hier und alles würde gut werden. Ein paar Minuten ließ sie ihre Gedanken schweifen, doch dann fiel ihr Felix wieder ein, wie er sie hier ganz allein mitten im nirgendwo hatte sitzenlassen und es lief ihr Eiskalt den Rücken runter. Was wäre passiert, wenn sie ihr Handy vergessen hätte? Es wurde langsam immer dunkler und Riley wurde es immer mulmiger, auf einmal nahm sie jedes Geräusch viel deutlicher wahr. Sie sah auf ihre Uhr, müsste Luke nicht schon längst hier sein? Nein stellte sie fest, sie hatten erst vor 15 Minuten telefoniert und Luke musste sich wahrscheinlich erst anziehen und dann noch ganz in die Garage um zu seinem Motorrad zu kommen. Sie wurde abrupt aus ihren Grübeleien gerissen als sie ein Motorengeräusch hörte. Dann sah sie auch schon das Motorrad und lief darauf zu. Luke hielt an und stieg schnell ab, dann lag sie ihm auch schon in den Armen. „Danke dass du gekommen bist!“

Luke drückte sie fest an sich, dann löste er sie vorsichtig von sich und sah sie genau an. Sie hatte auf jeden Fall geweint, er hatte also richtig gehört. „Was ist passiert und wie bist du hier her gekommen?“ Riley fing ganz von vorn an zu erzählen. Felix hatte sie eingeladen mit Freunden am See zu chillen und es war auch ganz schön gewesen. „Aber auf einmal waren wir hier nur noch zu zweit und…“ Riley wandte sich ab, sie konnte es ihm doch nicht erzählen. „Was ist dann passiert?“ Verlangte er dann aber auch schon zu wissen. „Er wollte mich küssen, ich habe mich gewehrt und er hat mich hier allein gelassen.“ Ratterte sie herunter ohne sich umzudrehen. „Er hat was?“ Luke konnte es nicht glauben. „Er lässt dich hier Mutterseelenallein zurück? Es ist gleich 23 Uhr, er kann doch kein Mädchen alleine…“ Sie hörten beide im gleichen Moment ein Auto und sie drehten sich gleichzeitig um. „Felix…“ Flüsterte Riley und ging ein paar Schritte zurück. Als Luke ihre Reaktion sah, sah er rot. Riley hatte furchtbare Angst hier draußen gehabt und vor diesem Kerl hatte sie allem Anschein nach noch mehr Angst. Wutentbrannt ging er auf das Auto zu. Felix war Mittlerweile ausgestiegen und schien Riley zu suchen. „Riley? Riley bist du hier?“ Rief er, doch dann sah er Luke und seine Miene verhärtete sich. „Sag mal hast du noch alle Tassen im Schrank? Du lässt Riley hier mitten in der Nacht alleine zurück?“ Schrie Luke ihn an und Felix wich ein paar Schritte zurück bis er an seine Auto stieß. „Ich wollte ihr nur ein bisschen Angst machen.“

Luke sah ihn angeekelt an. „Angst machen? Und dann den Helden spielen?“

„Naja, die Rolle hast du mir ja jetzt weggenommen.“

Luke rammte seine Faust in Felix Magen und dieser Sacke zusammen. „Sie hatte es nicht anders verdient!“ Schrie er. „Hält mich so lange auf Anstand und dann? Nicht mal ein bisschen knutschen ist drin.“

Luke zog Felix am Kragen seines Poloshirts nach oben und sah ihm in die Augen. „Wenn eine Frau nein sagt, dann heißt es auch nein!“

„Riley ist ein billiges Flittchen!“

Luke versenkte seine Faust wieder in Felix Magen und ließ seinen Kragen los. Dieser fiel wie ein Sack zu Boden und hielt sich die Arme vor den Bauch. Luke zog ihn wieder auf die Beine. „Nenn sie nie wieder so!“ Er hob drohend seine Faust, doch bevor er zuschlagen konnte hielt Riley ihn auf. „Lass es, hör auf, das ist genug!“ Sie schob Luke von Felix weg.

„Ja, hör besser auf dieses Flittchen und wenn du noch schön Männchen machst darfst du später bestimmt noch ran!“ Rief Felix verächtlich der sich an seinem Auto hochzog und die Tür öffnete, zu Riley gewandt sagte er: „Ich hätte dich hier nie allein gelassen, ich musste mich nur abregen. Aber jetzt weiß ich, dass du meine Mühe nicht wert bist. Ich habe eine bessere verdient!“

Luke wollte wieder auf ihn losgehen, doch Riley hielt ihn zurück. „Ja, halt deinen Köter zurück. Er springt wohl immer wenn du pfeifst!“ Giftete er und setzte sich ins Auto. „Lass ihn fahren. Bitte er soll einfach nur weg.“ Riley hielt Luke an den Oberarmen fest und sah ihn eindringlich an, und er machte keine weiteren Anstalten Felix aufzuhalten. Als das Auto auf die Straße bog atmete Riley erleichtert auf und lehnte den Kopf an Lukes Brust. „Danke dass du gekommen bist, obwohl ich heute so fies zu dir war.“

Luke drückte ihren Kopf wieder an seine Brust und gab ihr einen Kuss aufs Haar. „Nein, alles ist gut, du hattest ja Recht. Komm ich bringe dich jetzt nach Hause, morgen ist Schule.“ Er legte seinen Arm um ihre Schulter und führte sie zum Motorrad. Er gab ihr den Helm und befestigte ihre Tasche mit Gurten, als er sich wieder zu ihr drehte, sah er wie sie schon wieder mit dem Helm quälte. „Komm her ich helfe dir.“ Sie wandte ihren Kopf und er verschloss den Helm, dann setzte er sich auf die Maschine und Riley nahm hinter ihm Platz. Sie legte ihre Arme um seine Mitte und den Kopf an seinen Rücken. Luke setzte sich den Helm auf und startete den Motor.

Wenig später waren sie bei Riley zu Hause und Luke stellte den Motor aus. Riley stieg ab während Luke sitzen blieb. „Danke noch mal dass du gekommen bist und mich abgeholt hast. Ich weiß nicht was ich sonst gemacht hätte.“

„Ich bin froh dass du mich angerufen hast. Und mach dir keine Sorgen, ich bin immer für dich da, okay?“ Er lächelte die an und Rileys Knie wurden weich. Sie vertraute ihrer Stimme nicht und nickte nur. „Jetzt geh rein, Liam wartet bestimmt schon. Ich hole dich morgen zur Schule ab.“

„Ich kann auch mit dem Bus fahren.“

„Meine Freundin fährt aber nicht Bus.“ Er zwinkerte ihr belustigt zu und startete den Motor. Riley sah ihm nach, bis er um die Ecke bog und nicht mehr zu sehen war. Erleichtert ging sie zur Haustür, dann fiel ihr ein, dass ihre Tasche noch am Motorrad befestigt war und darin war auch ihr Schlüssel… Doch plötzlich wurde die Tür geöffnet und Liam starrte sie an. „Wo bist du gewesen? Kim hat erzählt, dass du mit Felix weg bist. Wieso bringt Luke dich nach Hause?“

Riley schob sich an Liam vorbei. „Felix hat mich beim See allein zurück gelassen, und da du und Kim nicht an eure Handys gegangen seid, habe ich Luke angerufen.“

„Er hat dich alleine gelassen?“ Liam sah sie fassungslos an und Riley nickte nur. „Was ist vorgefallen? Muss ich ihn mir vorknüpfen?“  Liam sah sie aufgebracht an.

„Wen willst du dir vorknüpfen?“ Kim kam im Schlafanzug aus ihrem Zimmer. Liam lächelte sie glücklich an und nahm sie in den Arm. „Felix.“ Erklärte er seiner Frau.

Riley hob die Hände. „Nein, Luke hat das schon erledigt.“ Riley erzählte den beiden genau was vorgefallen war und Kim nahm sie in den Arm. „Du musstest furchtbare Angst gehabt haben.“

„Ein bisschen gab Riley zu, aber jetzt ist alles wieder gut und ich werde mich auch nicht mehr mit Felix treffen. Ich glaube er meinte es nicht so wie es rüber kam, ich hätte ihm schon viel früher erzählen sollen, dass ich keine romantischen Gefühle ihm gegenüber habe.“

„Weil du in Luke verschossen bist. Ist klar, dass man nicht zwei Menschen lieben kann.“ Meinte Liam gelassen und Riley sah ihn Böse an, aber er zuckte nur mit den Schultern. „Du verhältst dich genauso wie diese Dame hier früher.“ Er zog Kim dichter an sich und diese lachte. „Ach bei ihr merkst du das sie verliebt ist?“ Liam küsste sie und meinte dann schmunzelnd. „Irgendwann habe ich es auch gemerkt und bin auf Distanz gegangen.“

„Du hast mich erst geschwängert und bist dann abgehauen.“

Riley hielt sich spielerisch die Ohren zu. „Keine Details bitte!“ Sie lachte und guckte die beiden grinsend an.

„Aber jetzt werde ich vom Anfang bis zum Schluss dabei sein.“ Strahlte er und legte seine Hand auf Kims Bauch. Riley konnte nicht glauben was sie da sah. „Du bist schwanger?“ Brachte sie fassungslos heraus und Kim nickte begeistert. Riley fiel ihr um den Hals. „Ich freue mich so für dich! Herzlichen Glückwunsch!“

„Und was ist mit mir? Schließlich ist sie nicht von allein schwanger geworden.“ Riley und Kim sahen ihn belustigt an. „Und jetzt möchtest du eine Belohnung dafür?“ Fragte Riley keck und Liam nickte. „Das hast du gut gemacht. Jetzt muss es nur noch ein Mädchen werden.“ Sie umarmte auch Liam. „Herzlichen Glückwunsch.“

„Wieso Mädchen? Ich will noch einen Jungen!“

„Das hast du aber zum Glück nicht zu entscheiden! Wie weit bist du Kim?“

„Noch ganz am Anfang. So achte Woche denke ich, nächste Woche habe ich meinen Arzttermin, dann erfahre ich es ganz genau.“

„Oh wie schön. Wann erfährt man denn das Geschlecht?“

„Ach das wird noch dauern. Das sieht man erst ein später, bei Jona habe ich es in der 13 Schwangerschaftswoche erfahren. Das Geschlecht ist bei Jungs auch schneller zu erkennen.“

Riley grinste und Liam prustete los. „Ihr habt Themen! Schatz komm, du musst jetzt schlafen und Riley sowieso. Morgen ist Schule.“

„Gute Nacht Riley.“ Sagte Kim und drehte sich zu Liam um. „Gute Nacht euch beiden, ähh… ich meine euch dreien!“ Riley ging in ihr Zimmer und zog sich die Schuhe aus. Schmiss sie in eine Ecke, ließ sich aufs Bett fallen und rief dann Inez an um ihr alles von heute zu berichten. Morgen in der Schule würde sie bestimmt nicht dazu kommen.

 

 

Kapitel 23

Kapitel 23

 

RILEY

Sie war so müde! Träge drehte sie sich in ihrem Bett und legte sich auf den Bauch. Plötzlich ging die Tür auf und jemand kam rein. Es kam doch sonst nie jemand so früh morgens in ihr Zimmer. „Riley du musst aufstehen sonst kommst du zu spät zur Schule. Mama sagt ich soll dir sagen, dass es schon zehn nach sieben ist.“ Riley setzte sich verschlafen auf. „Danke Jona, ich hatte ganz vergessen, dass ich zur Schule muss. Meinst du nicht ich kann mit dir zusammen unterrichtet werden?“

„Nein, ich bin in der Grundschule und du machst dein Abitur da musst du ein bisschen mehr lernen als ich.“

Riley grinste und streckte sich genüsslich. „Was hast du gesagt wie spät es ist?“

„Zehn nach sieben.“

„Oh nein! So spät schon? Ich muss noch duschen!“ Riley sprang aus dem Bett und suchte sich Klamotten zusammen, dann lief sie ins Badezimmer. Wieso hatte sie nicht gestern schon alles bereit gelegt? Ach ja sie hatte zu lange mit Inez telefoniert und war dann zu müde gewesen. Sie zog sich schnell aus, duschte sich schnell ab und zehn Minuten später stand sie in einem Handtuch gewickelt vor dem Spiegel und legte sich ihr Make Up auf. Da sie keine Zeit hatte beließ sie es bei Make Up, Mascara und Lippenstift. Um zwanzig vor acht lief sie mit gepackter Schultasche die Treppe runter, in der Küche roch es nach Spiegeleiern und Bacon. Kim liebte Eier und Bacon, die gab es gefühlt jeden zweiten Tag. Riley stieß die Küchentür auf. Und Kim stand am Herd und briet die Eier. „Guten Morgen, hätte ich gewusst, dass du so schwer aus dem Bett zu holen bist, dann hätte ich Jona schon eher nach oben geschickt.“

„Sorry, ich habe gestern zu lange mit Inez telefoniert.“ Sie nahm sich einen Teller und hielt ihn Kim hin, die ihr eine großzügige Portion drauflegte. Riley drehte sich zum Tisch und sah Luke neben Liam frühstücken.  „Was machst du denn hier?“

„Guten Morgen Prinzessin!“ Sagte er und ging gar nicht auf ihre Frage ein. „Hast du vergessen dass ich dich abholen wollte?“

„Natürlich habe ich das vergessen, ich vergesse doch ständig alles. Und dabei wollte ich gerade Liam bitten mich zur Schule zu fahren.“

„Das brauchst du ja zum Glück nicht mehr. Ich will mit meiner Familie in Ruhe frühstücken und nicht Miss Daisy und ihr Chauffeur spielen.“

Riley setzte sich gegenüber von den beiden, neben Jona hin und fing an zu essen. „Ich habe ja jetzt meinen Chauffeur.“ Sie grinste Luke an.

„Iss lieber schneller, wir müssen eigentlich schon unterwegs sein. Es ist schon viertel vor acht.“

Riley aß ein bisschen von ihrem Ei und stand dann auf. „Komm, ich will am ersten Tag nicht zu spät kommen.“

„Wir wollen ja nicht riskieren, dass du Ahnungslosen Jungs in die Arme springst.“ Er grinste sie gut gelaunt an und Riley schlug ihm spielerisch auf die Schulter. Sie verabschiedeten sich und fuhren mit dem Motorrad zur Schule.

 

Der Unterricht war wie immer und die Pausen mittlerweile auch. Riley und Luke gaben das glückliche Paar und liefen Händchenhaltend durch die Flure. Sie lächelten sich glücklich an, aber mehr passierte nicht und Riley achtete auch darauf, dass Luke ihr nicht zu nahe kam. Die letzten beiden Stunden fielen aus und die vier Freunde beschlossen Noel und seiner Familie bei ihrem Umzug zu helfen.

Der Nachmittag verging wie im Flug und während Noel, Luke und Rafe die Umzugskartons ins Haus schleppten räumten Inez, Riley und Jolene, die Schwester von Noel diese aus. Conny, seine Mutter kochte etwas in ihrer neuen Küche, die wie sie sagte ihre Absolute Traumküche war. „Ich habe so viele Schränke, ich weiß nicht mal wie ich die voll kriegen soll. Und alle Herdplatten funktionieren. Das ist Luxus Kinder!“ Schwärmte sie. „Ich weiß gar nicht, wie ich mich bei deinem Cousin bedanken soll!“ Riley sah sie an. „Noel schwärmt immer von deinem Kuchen. Back Liam einen und er ist glücklich. Seine Frau ist eine super Köchin, aber sie sagt backen liegt ihr nicht und deshalb ist Liam ein bisschen auf Entzug.“ Conny grinste. „Es ist nur ein stinknormaler Blechkuchen, nichts Besonderes.“

„Aber es ist der beste Kuchen den ich je gegessen habe.“ Warf Noel ein, der gerade einen Karton in die Küche schleppte. „Ich glaube hier sind deine ganzen Kochbücher drin.“ Meinte er und streckte sich den Rücken durch.

„Ich mache dir später eine Massage.“ Bot Jolene an.

„Habe ich gerade was von einer Massage gehört?“ Luke kam ebenfalls in die Küche und schnupperte. „Das riecht fantastisch!“

Conny lächelte über das Lob. „Ich wäre viel lieber Köchin, als Putzfrau, aber ohne Ausbildung will mich niemand haben.“

Jolene unterbrach ihre Mutter. „Ich könnte dir auch eine Massage machen, Luke, aber du willst sie bestimmt lieber von deiner Freundin haben.“ Jolene, die auch auf ihrer Schule war, nahm ebenfalls wie der Rest der Schule an, dass die beiden ein echtes Paar waren und Riley verkrümelte sich unauffällig aus der Küche. Sie hörte Noel lachen und ging nach oben in das Kinderzimmer der jüngsten Kinder. Es waren die neun Jährigen Zwillinge Luna und Stella die ihre wenigen Habseligkeiten in den Schrank räumten. „Na kommt ihr beiden zurecht?“ Die beiden sahen sie glücklich an. „Wir werden jetzt hier wohnen, das ist viel näher zur Schule und wir müssen nicht mehr mit dem Bus fahren.“

„Und wir haben unser eigenes Zimmer.“ Fügte Stella hinzu.

„Habt ihr euer Zimmer früher mit Jolene geteilt?“

„Ja mit Jolene und Mama. Jetzt haben wir ein Zimmer zusammen und die anderen haben alle ein eigenes Zimmer.“

„Aber ihre Zimmer sind viel kleiner als unseres. Wir haben das größte bekommen.“

„Aber nur weil wir es uns teilen. Guck mal wir haben sogar ein Großes Bett.“

Riley sah sich in dem spärlich möblierten Raum um. Die beiden besaßen einen Schrank und ein Bett, die Wände waren von den Vorbesitzern weiß gestrichen worden und so waren sie immer noch. „Es ist hier ziemlich kahl oder?“

„Was bedeutet kahl?“

„Naja, eure Wände sind so leer. Was haltet ihr von ein bisschen mehr Farbe?“ Die beiden Strahlten sie an. „Wartet kurz, ich komme gleich.“ Riley ging nach unten zurück in die Küche, aber Luke war dort nicht mehr. „Riley in 15 Minuten ist das Essen fertig. Wärst du so lieb und trommelst langsam alle zusammen? Und die Zwillinge sollen kommen um den Tisch zu decken, würde es dir etwas ausmachen sie zu rufen?“

„Kein Problem das mache ich gerne. Weißt du wo Luke ist?“

„Ich glaube die Jungs sind in Noels Zimmer und bauen die Möbel auf.“

Riley bedankte sich und ging zu Noels Zimmer, das sich als einziges Schlafzimmer im Erdgeschoss befand. Die Tür stand auf und sie hörte wie Noel und Rafe diskutierten, wie sie das Bett zusammenschrauben mussten. „Luke, kannst du bitte mal mitkommen?“

„Natürlich Prinzessin.“ Riley schnaubte bezüglich des Kosenamens den er ihr verpasst hatte. „Reicht es nicht wenn du mich einfach Schatz nennst, wie alle anderen Paare es auch tun?“

„Hältst du mich für so einfallslos? Was passt dir an Prinzessin nicht?“ Riley antwortete darauf nicht. Es gefiel ihr einfach nicht, wie er es aussprach so als ob sie ein verwöhntes Gör war. Sie ging die Treppe nach oben und er folgte ihr. „Stella und Luna, eure Mutter ruft, sie möchte, dass ihr den Tisch deckt.“ Die beiden Mädchen sahen von Riley zu Luke und wieder zurück. „Seid ihr verliebt?“ Fragte Stella und kicherte, während Luna die beiden Erwartungsvoll anschaute. Luke sagte nichts und Riley sah verwundert zu ihm, aber dieser grinste sie nur belustigt an. „Jolene hat gesagt ihr seid wie Barbie und Ken.“ Erklärte nun Luna. „Stimmt das?“ Luke prustete los und auch Riley konnte das nicht anderes. „Wir sind bestimmt nicht wie Barbie und Ken. Aber wir mögen uns.“ Erklärte Riley den beiden. „Würdet ihr jetzt den Tisch decken gehen, damit ich etwas mit Luke besprechen kann?“

„Werdet ihr euch küssen?“ Stella sah sie neugierig an. „Nein, werden wir nicht. Und wenn ihr beide nicht sofort nach unten verschwindet und eure Arbeit tut, dann werde ich Luke nichts von meiner Idee für euer Zimmer erzählen und es wird genauso bleiben wie es jetzt ist.“

Die Beiden liefen kichernd aus der Tür. Riley und Luke hörten noch wie Luna zu Stella sagte: „Sie werde sich ganz bestimmt küssen.“ Und Luke grinste Riley schelmisch an. „Denk gar nicht erst dran!“ Warnte sie ihn mit erhobenen Zeigefinger. Luke ignorierte es und fragte stattdessen: „Was ist das jetzt für eine Idee die du hast?“

Riley erzählte ihm von ihrem Vorschlag und Luke sagte zu. „Ich kann es versuchen, habe so etwas aber noch nie gemacht.“

„Ich denke du kriegst es hin. Komm wir gehen nach unten und erzählen es den anderen. Conny hat das Essen auch schon fertig.“ Gemeinsam gingen sie nach unten, Riley ging direkt in die Küche während Luke die Jungs und Inez holte.

„Was ist es denn für eine Idee Riley?“

„Ja, kannst du es uns nicht endlich sagen?“

„Luke soll es euch erzählen.“ In diesem Moment kam die anderen alle in die Küche und die Zwillinge bestürmten Luke. Abwehrend hob er die Hände. „Alles klar, ich erzähle es ja, aber zuerst brauche ich etwas zu trinken.“

„Saft?“ „Cola?“ Fragten Luna und Stella unisono.

„Wasser ist perfekt.“ Meinte Luke grinsend und nahm sich die Wasserflasche vom Tisch. Die beiden Mädchen hingen ihn an den Lippen und als er das Glas abstellte blickte er in zwei Erwartungsvoll dreinblickende Mädchengesichter. „Also, Riley hatte die Idee, dass ich eure Namen mit Graffiti an eure Zimmerwand sprühe.“

Riley hielt den Mädchen ihr Handy hin. „Hier, so in etwa.“ Sie zeigte auf das Display und die beiden Mädchen strahlten sich an. „So etwas kriegen wir in unserem Zimmer?“

„Wenn ihr wollt. Und eure Mutter nichts dagegen habt, dann mache ich es.“

„Mama dürfen wir? Bitte??“ Die beiden bettelten und Conny lächelte. „Natürlich, wenn Luke das machen möchte und ihr so etwas haben wollt, ist es kein Problem.“

Während des Essens überlegten die Mädchen in welchen Farben sie das Wandgraffiti haben wollten und Jolene fragte ebenfalls nach einem und Luke sagte auch ihr zu. Nach dem Essen ging es dann wieder an die Arbeit. Rafe und Noel bauten die letzten Möbel auf und Inez und Riley räumten die Küche auf, damit auch Conny ihre Kartons auspacken konnte. Jolene war ebenfalls in ihrem Zimmer und sortierte ihre Klamotten in den Schrank ein. Luke war unterwegs und besorgte die Farbe. Der Nachmittag verging und es kam der Abend, und sie hatten so gut wie alles erledigt. Das Graffiti war zwar noch nicht fertig aber die Mädels freuten sich. Auf einmal klingelte es an der Tür und kurze Zeit später kam Conny mit Liam im Schlepptau ins Wohnzimmer. In der Hand transportierte er Pizzakartons und wurde mit Hochrufen willkommen geheißen. „Das wäre doch nicht nötig gewesen.“ Meinte Conny verlegen, „Du hast schon so viel für uns getan… Ich weiß gar nicht wie ich das wieder gut machen soll.“

„Das ist gar nicht schwer.“ Grinste Liam verschwörerisch und ein kurzer Schatten glitt über Connys Gesicht als ahne sie Schlimmes. „Ich würde mich freuen, wenn ihr alle öfter in den Gottesdienst kommen würdet.“

„In den Gottesdienst?“ fragte Conny und Liam nickte nur. „Und noch eine Kleinigkeit.“ Fügte Liam hinzu. „Wäre es möglich Noel ein paar Tage vom Unterricht und der Hausarbeit zu befreien?“ Conny sah Liam fragend an, dann ihren Sohn doch dieser zuckte nur mit den Schultern. „Ja, bestimmt, aber was soll er denn machen?“ Conny sah unsicher zu Liam. „Nur ein paar Tage Urlaub in London. Ich habe ihm versprochen ihn das nächste Mal mitzunehmen und wir fliegen jetzt spontan für eine Woche rüber.“

Noel sah Liam ungläubig an.

„Ich habe mich mit Dylan in Verbindung gesetzt, er freut sich schon dich kennenzulernen und wird dich auch zum Training mitnehmen.“ Liam grinste Schadenfroh. „Also wenn deine Mutter dir den Segen gibt, dann geht es in zwei Tagen los. Anfang nächster Woche sind wir wieder da.“

Noel konnte es nicht glauben. Er wusste nicht was er sagen oder tun sollte während Luke und Rafe ihn beglückwünschten. „Es ist dein Ernst?“ Fragte er vorsichtshalber noch einmal und Liam nickte grinsend. „Aber wieso musst du jetzt so plötzlich nach London? Du hast mir doch erst gestern den Vorschlag gemacht, und ehrlich gesagt hatte ich niemals gedacht, dass es auch passiert.“

„Erstens, ich halte immer mein Wort. Und Zweitens, meine Frau ist schwanger und wir wollen ihren Eltern die frohe Nachricht persönlich überbringen.“

Luke stieß einen Freudenschrei aus, und sprang vom Boden auf und nahm Liam in den Arm. „Na dann Herzlichen Glückwunsch!“ Fröhlich klopfte Luke ihm auf den Rücken und Liam hob Luke vor lauter Freude einige Zentimeter vom Boden. „Diesmal bin ich von Anfang an dabei!“ Freudestrahlend ließ er sich von allen beglückwünschen und erzählte während des Essens was es mit der Aussage auf sich hatte, dass er diesmal von Anfang an dabei wäre.

Es wurde spät bis sich alle verabschiedeten und Riley und Inez fuhren mit Liam nach Hause, während Luke Rafe auf seinem Motorrad mitnahm.

 

 

LUKE

Die nächsten paar Tage vergingen wie im Flug, Noel war weg und der Ball stand vor der Tür. Er hörte wie die Zwillinge sich über ihre Kostüme beschwerten. „Mama! Die Schneiderin hat sie viel zu eng genäht, ich bekomme meins nicht zu.“ Beschwerte sich Isabelle und Annabelles war wohl zu kurz geraten. Luke grinste, das kam dann wohl davon, wenn man sich eine billige Schneiderei suchte. Sein Kostüm saß Perfekt, er sah sich im Spiegel an während er sich die Maske des Arrows überstreifte. Aus einem Impuls heraus, hatte er sich heute beim Friseur sogar die Haare abgeschnitten und sich die letzten Tage nicht mehr rasiert. Er sah jetzt gar nicht mehr aus wie siebzehn. Er nahm den Köcher mit den Fakepfeilen vom Bett und stülpte sich ihn über. Nach einem letzten Blick in den Spiegel ging er zur Tür und verließ sein Zimmer. Er schaffte es ungesehen bis zur Haustür. „Luke? Gehst du etwa auch zu dem Schulball?“ Rief Bea von der Treppe, Luke drehte sich nicht um. „Sieht ganz danach aus oder?“

„Bleib nicht so lange weg. Und was ist das für ein albernes Lederkostüm?“

„Mama, das ist Arrow, und der ist heiß!“ Klärte Isabelle sie auf.

„Es sieht trotzdem albern aus.“

„Ja, weil du alt bist.“ Meinte Annabelle, worauf sie sich einen Schlag gegen den Hinterkopf einfing. „Ich bin Ende Dreißig.“

„Zweiundvierzig.“ Nuschelte Annabelle gereizt vor sich her und streichelte ihren Hinterkopf.

„Ich komme dann wenn es mir passt.“ Rief Luke nach oben und öffnete die Tür. Er ging in die Garage und startete sein Motorrad, er war früh dran, aber er hatte keine Lust auf die Frauen im Haus. Er fuhr gemächlich mehrere Umwege und kam dann ein paar Minuten zu spät in der Schule an. Er fand Inez und Rafe auf Anhieb sie standen Händchenhaltend zusammen und unterhielten sich mit jemanden. Als Luke näher kam erkannte er Hugo, er stieß zu der Truppe. „Luke?“ Inez sah ihn mit weit aufgerissenen Augen ungläubig an und Luke musste lachen. „Der bin ich.“

„Du hast dir die Haare abgeschnitten.“

„Ich weiß.“ Bestätigte dieser.

„Und rasiert hast du dich auch nicht!“ Sie streckte die Hände aus und fuhr ihm über die Wangen. „Ein richtiger Oliver!“ Grinste sie zufrieden. „Die kurzen Haare stehen dir!“

„Danke.“

„Luke?“

Jetzt erst sah Luke Riley, und musste unwillkürlich lachen sie trug das Kleid, dass sie sich in LA ausgesucht hatte und eine blonde lockige Perücke. „Riley, nimm den Pudel vom Kopf!“ Meinte er lachend und umarmte sie zur Begrüßung. „Nein, auf keinen Fall. Dann weiß ja niemand wen ich darstellen will.“

„Mein Baby gehört zu mir!“ Rafe begrüßte sie ebenfalls mit einer Umarmung.

„Hey, du hast den Film geguckt.“ Erfreut sah Riley ihn an. „Ich wurde gezwungen!“ Meinte dieser und deutete auf seine Freundin die Riley glücklich anlächelte. Riley drehte sich wieder zu Luke. „Sag jetzt nicht, dass du dir die Haare abgeschnitten hast!“

„Doch. Ich laufe bestimmt nicht mit einer Perücke auf dem Kopf rum.“ Riley schlug ihm leicht gegen die Schulter. „Auf eine Dauerwelle und neue eine neue Haarfarbe hatte ich keine Lust. Außerdem will ich mir meine Haare doch nicht abschneiden.“ Verteidigte sie sich. Er zog sie an sich und grinste. „Ich hoffe du wirst nie freiwillig mit so einer Frisur herumlaufen.“ Riley lachte. „Bestimmt nicht!“

Dann zog er sie noch näher an sich. „Denn dann würde es mir vielleicht schwerfallen den verliebten Trottel zu spielen.“

„Du kommst ganz bestimmt nicht wie ein Trottel rüber.“ Flüsterte Riley vergnügt zurück. „Eher wie ein Kerl der total in mich vernarrt ist!“

Luke konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und kniff ihr spielerisch in die Seite.

„Das reicht jetzt mit dem  Liebesgeflüster. Kommt wir gehen ein bisschen Tanzen und dann Essen wir etwas.“ Drängte Inez.

 

Später im Speisesaal, wo die Musik nur leise im Hintergrund lief, sodass man sich gut unterhalten konnte sah Luke, dass es noch einen Arrow mehr gab. Was ja auch eigentlich nicht verwunderlich war, da die Serie total beliebt war.

„Schade, dass Noel nicht dabei ist. Hat jemand schon etwas von ihm gehört?“ Fragte Inez und Luke bejahte. „Ich habe gestern mit ihm telefoniert. Er hat Dylan Ross kennengelernt und findet ihn sehr sympathisch. Er fährt jeden Tag mit zum Training und scheint auch gut mit den Profis mithalten zu können, zwar meint er, dass er ziemlich KO wäre, aber Happy. Er hat mir noch erzählt, dass er der erste ist, der mittrainieren darf. Und jetzt ratet mal warum.“ Alle zuckten mit den Schultern. „Liam hat einen Vorsitz im Verein und bestand darauf, dass Noel wie jeder andere Spieler trainiert wird.“

Riley grinste. „Was man mit Geld nicht alles erreichen kann! Welche Fußballmannschaft wirst du dir später kaufen?“ Wollte Riley wissen und alle fingen an zu lachen. Plötzlich ertönte ein schrecklicher Schrei und alle blickten erschrocken auf und sahen sich fragend um. Als niemand etwas sah, setzten sich viele wieder auf ihren Platz und aßen weiter. Luke meinte, dass der Schrei in der Nähe der Toiletten war und lief dorthin. Rafe folgte ihm. „Luke was ist los?“

„Irgendjemand hat geschrien und kein Arsch reagiert. Der Schrei muss von irgendwo hierhergekommen sein.“ Luke deutete auf den nur spärlich beleuchteten Flur, die Ecke in der er und Riley damals waren, als die Zwillinge auf ihn losgegangen waren. Plötzlich erkannte er eine Gestalt auf dem Boden liegen und eine andere versuchte diese aus dem Weg zu ziehen. „Hey!“ Rief Luke und Rafe sah es ebenfalls. Die angesprochene Person lies den verletzten liegen und rannte davon. „Kümmere du dich um ihn.“ Rief Luke, ehe er ansetzte dem Unbekannten zu folgen. Dieser rannte die langen leeren Schulflure entlang, er schien sich in der Schule nicht auszukennen denn er lief nicht zum Ausgang, der eigentlich gar nicht weit weg war. „Bleib stehen!“ Rief Luke erneut doch der Mann hörte nicht. Luke war sich mittlerweile sicher, dass es sich um einen Mann handelte, da er ziemlich gut gebaut schien und groß war er auch. Luke holte auf und plötzlich kam der Mann an eine Glastür, er versuchte diese zu öffnen, doch sie schien abgeschlossen zu sein. Er rüttelte daran und drehte sich dann um, aber Luke versperrte ihm den Weg zurück. Kurzentschlossen rannte der Mann auf ihn zu und traf Luke in dem Moment mit dem Fuß an der Brust, als dieser zum Schlag mit der Faust ausholte. Luke traf ihn ebenfalls und der Unbekannte schien sich ebenso sammeln zu müssen wie Luke. Sie standen sich gegenüber, der Typ überragte Luke um einen ganzen Kopf und war mindestens doppelt so schwer. „Nicht schlecht kleiner!“ Er rieb sich die Wange. „Geh mir einfach aus dem Weg, dann werde ich dir auch nicht wehtun.“

Luke hob die Fäuste. „Komm mit mir zur Polizei, dann…“ Der Typ ließ ihn nicht ausreden und schlug wieder zu, doch Luke duckte sich rechtzeitig und der Schlag ging daneben. Lukes Schlag war gezielter und traf ihm im Gesicht. Der Mann schrie wütend auf und fing an wild auf Luke einzuprügeln, „Du willst wohl den Helden spielen was? Aber nur weil du in diesem Kostüm steckst heißt es nicht das du Superkräfte hast.“ Luke wehrte sich so gut es ging, doch er war ihm kräftemäßig unterlegen und so steckte er ein paar Schläge ein. Bis Luke es schaffte sein Knie in die Mitte des Fremden zu rammen und dieser vor Schmerz aufbrüllend zu Boden ging. Auf einmal zückte er ein Messer und stieß so plötzlich zu, dass Luke keine Zeit hatte zu reagieren und mit einem Schmerzensschrei zu Boden sackte. Seine Hand fuhr automatisch zu der Stelle, in der das Messer steckte und zog es aus seinem Oberschenkel.  Luke sah auf. Von dem Unbekannten war nichts mehr zu sehen, er ließ das Messer auf den Boden fallen und hielt sich die Hand auf die Blutende Wunde, seinen Kopf lehnte er an die Wand hinter sich. Er atmete tief ein und wieder aus und versuchte dabei nicht das Bewusstsein zu verlieren. Voller Schmerz zog er sich irgendwie auf die Beine, er musste sich unbedingt bemerkbar machen, hier war keine Menschenseele. Er hob das Messer auf und mühte sich ab, wieder auf die Beine zu kommen. Die eine Hand auf die Wunde gepresst und die andere an die Wand gestützt machte er sich auf den Weg zur Mensa. Mit jedem Schritt brannte sein Bein, aber langsam gewöhnte sich sein Körper an die Schmerzen und er kam relativ schnell voran. Es war wirklich niemand zu sehen und je näher er der Mensa kam desto erleichterter wurde er. Plötzlich sah er in einem der Klassenräume Herrn Landwehr, er klopfte an die Tür und wartete. Als nichts passierte klopfte er noch einmal und sackte langsam zu Boden, die eine Hand presste er auf die noch immer stark blutende Wunde und die andere legte er sich gegen die Rippen, hoffentlich war nichts gebrochen. Herr Landwehr kam immer noch nicht aus dem Raum und Luke wusste, dass er es nicht alleine zurück in die Mensa schaffte. Wieso kam denn eigentlich niemand? Hatte Rafe keine Hilfe geholt? Er spürte wie das Blut aus der Wunde floss und drückte fester darauf. Dann haute er immer wieder mit dem Kopf gegen die Tür, plötzlich wurde sie aufgerissen, Luke verlor das Gleichgewicht und fiel dem Direktor auf die Füße. „Was zum… Luke? Ist bei dir alles okay? Mein Gott du blutest ja!“

„Ein Mann hat mich angegriffen.“

Herr Landwehr bückte sich und half Luke auf die Beine. „Geht es?“ Mit schmerzverzerrter Miene nickte Luke und ließ sich zu einem Stuhl helfen. Herr Landwehr nahm seine Krawatte ab und band ihm das Bein ab, um die Blutung zu stoppen. „Herr Landwehr sind Sie hier irgendwo?“ ertönte auf einmal eine Stimme vom Flur. „Ich bin hier.“ Antwortete dieser und half Luke aufzustehen. Ein junger Lehrer kam herein und griff Luke sofort unter den anderen Arm. „Was ist hier passiert?“

„Ich weiß es nicht, er hat von einem Mann geredet. Mehr hat er nicht gesagt. Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen und die Polizei rufen.“

„Das brauchen wir nicht mehr, die sind schon unterwegs. Der Krankenwagen müsste auch gleich kommen, es wurde noch ein Junge schwer verletzt.“

Schockiert hörte Herr Landwehr sich den Bericht des anderen Lehrers an. „Und niemand hat etwas gesehen?“

„Luke??“ Riley rannte auf die drei zu dicht gefolgt von Inez und Rafe. „Luke? Was ist passiert?“ Riley nahm sein Gesicht in die Hände und hob sanft seinen Kopf an. Was sie sah ließ sie schlucken, sein Gesicht war geschwollen und eine Platzwunde blutete über seinem Auge. „Lasst mich runter.“ Bat er leise, und vorsichtig ließen die Männer ihn zu Boden gleiten. Riley und Inez knieten sich neben ihn und Rafe ging ebenfalls in die Hocke. „Er hat dich richtig hart drangenommen was?“ Ein besorgtes lächeln umspielte seine Lippen während er auf seinen Freund herabsah. „Der Typ müsste auch ungefähr so aussehen, nur hat er kein Loch im Bein.“ Luke hustete. „Hol ihm Wasser!“ Forderte Inez ihren Freund auf und dieser lief los. „Inez gib mir bitte deinen Umhang.“ Inez gab ihn ihrer Freundin und sanft tupfte Riley damit das Blut aus Lukes Auge. „Tut es sehr weh?“ Fragte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Luke schüttelte nur den Kopf, dann kam Rafe auch schon mit einer Wasserflasche die Luke zur Hälfte leerte. „Wie geht es dem anderen?“ Luke deutete mit dem Kopf auf eine weitere Menschentraube. „Dem anderen Arrow? Gar nicht gut, er hat eine Stichwunde in der Brust, und ist nicht bei Bewusstsein. Ich weiß auch nicht, wo der Krankenwagen solange bleibt!“

„Wieso musst du nur immer den Helden spielen?“ Riley sah Luke vorwurfsvoll an. „Du springst in den Pazifik um mich zu retten und…“

„Ich will ihn sehen, helft mir hoch.“ Unterbrach Luke Rileys Schimpftirade.

„Ganz sicher nicht. Du bleibst hier sitzen, bis der Arzt kommt!“ Protestierte Riley.

„Ich muss ihn sehen, wenn ihr mir nicht helft, dann stehe ich alleine auf.“ Er schaffte sich die Wand hochzudrücken und Rafe griff ihn unter den Arm um ihm auf zu helfen. Riley stützte ihn widerwillig auf der anderen Seite und Inez machte den Weg frei. „Geht doch mal zur Seite!“ rief sie und die neugierigen Schüler traten zur Seite, sodass Luke einen Blick auf den am Boden liegenden Jungen werfen konnte. Entgeistert starrte er ihn an. „Luke was ist los?“ Riss Rileys Stimme ihn in die Gegenwart zurück. Er sackte in sich zusammen und Riley konnte ihn nicht mehr festhalten und er sank langsam mit Rafes Hilfe zu Boden. „Luke! Was ist los?“

„Er ist Arrow.“ Flüsterte Luke, sodass es nur seine Freunde hörten.

„Na und? Das ist nur ein Zufall ich habe noch zwei, drei von denen gesehen.“

„Nein, guckt ihn euch genauer an, seine Frisur, unter der Kapuze sieht er aus, wie ich! Der Anschlag galt eigentlich mir.“ Luke fuhr sich mit der Hand über seine kurzen Haare und sah in drei fassungslose Gesichter.

 

 

Kapitel 24

Kapitel 24

 

 

LUKE

Es wurde sehr spät, bis Luke endlich mit allem durch war. Zuerst musste er ins Krankenhaus und dort behandelt werden. Seine Stichwunde wurde versorgt und genäht. Außerdem teilte der Arzt ihm mit, dass er sich drei Rippen geprellt hatte. Dazu eine Platzwunde über der Augenbraue, die geklebt wurde und unzählige Blutergüsse im Brust und Rückenbereich. Doch dank der Schmerzmittel spürte er die Schmerzen nicht so sehr. „Die nächsten Tage solltest du dich schonen. Sollen wir noch deine Eltern informieren? Oder sind sie schon hier?“

„Nein danke. Ich werde schon abgeholt.“ Er deutete mit dem Kopf auf den Polizisten der vor der Tür wartete. „Ich muss noch meine Aussage machen.“

„Okay, dann wünsche ich dir alles Gute und gute Besserung.“

„Danke.“ Luke verabschiedete sich und fuhr mit dem Beamten ins Revier. Dort erzählte er was genau er alles Beobachtet hatte und versuchte den Unbekannten Mann so gut es ging zu beschreiben. Dann äußerte er noch seine Vermutung. Der Kommissar hörte aufmerksam zu. „Und du denkst, dass deine Stiefmutter zu so etwas in der Lage wäre?“

Sie will das Vermögen nicht verlieren und in ein paar Monaten bin ich achtzehn und dann gehört vielleicht alles mir.“

„Wieso vielleicht?“

Es klopfte und ein weiterer Polizist öffnete die Tür. „Hier ist jemand der darauf besteht zu dem Jungen gelassen zu werden.“ Er öffnete die Tür weiter und Max trat ein. „Max? Was machst du hier?“ Verwirrt sah Luke seinen Anwalt an.

„Riley hat mich angerufen. Sie macht sich übrigens große Sorgen um dich. Sie vermutet wohl hinter jeder Ecke einen weiteren Verbrecher, der dir etwas antun will.“ Max ging zum Kommissar und reichte ihm die Hand. „Guten Abend. Mein Name ist Maximilian von Hage, ich bin der Anwalt von Luke.“ Er setzte sich auf den Stuhl neben Luke.

„Dann sind Sie vielleicht nicht auf dem neuesten Stand. Luke ist hier nicht als Verdächtiger, sondern als Zeuge.“

„Ja, das ist mir bewusst. Aber genau wie Luke bin ich der Überzeugung, dass seine Stiefmutter hinter dem Anschlag steckt und Luke das eigentliche Ziel war. Es war nur ein Zufall, dass Luke dem Attentäter hinterher gelaufen ist. Dieser dachte nämlich, dass er den richtigen Jungen erwischt hatte.“

„Was bringt Sie zu der Annahme? Der Junge sah ganz anders aus als Luke.“

„Ich weiß, er war kleiner und schmaler als Luke. Aber Luke hatte eigentlich bis heute immer eine lange blonde Mähne und er rasierte sich auch öfter. Er sieht jetzt ganz anders aus, als gestern.“ Erklärte Max und der Beamte hörte aufmerksam zu. „Hat Bea dich so gesehen? Mit den kurzen Haaren?“ Fragte Max Luke.

Luke verneinte und das Gespräch und die Theorien zogen sich endlos dahin. Endlich nach zwei Stunden konnten sie das Revier wieder verlassen. „Du kommst heute am besten mit zu mir. Zu Hause bist du nicht sicher.“

„Von mir aus. Wie geht es denn dem anderen?“

„Er wurde operiert und hat die OP gut überstanden, er wird wieder ganz der Alte werden. Dreimal hat der Mistkerl zugestochen.“

Luke schluckte. Wie gut das der Mann nicht wusste, dass er den falschen erwischt hatte er hätte Luke ohne weiteres umbringen können. Er schauderte bei der Vorstellung und stieg ins Auto. Er sollte wohl wirklich die nächsten Monate nicht mehr nach Hause fahren. Nicht das Bea ihn noch vergiften würde oder so. Aber zu Rafael konnte er auch nicht, er war einfach zu dicht an Bea dran und da würde sie ihn zuerst vermuten. „Heute Nacht kannst du bei mir pennen, aber ab morgen bin ich auf Geschäftsreise. Hast du irgendjemanden wo du bleiben kannst?“ Riss Max ihn aus den Gedanken und Luke schüttelte den Kopf. Zu Rafe kann ich nicht, da wird sie mich zuerst vermuten und wer weiß, auf was für Ideen sie noch kommt? Nachher ist die Pizza, die wir uns bestellen vergiftet.“

„Weißt du was? Du kannst einfach in meiner Wohnung bleiben. Ich lebe sowieso alleine und Bea kennt mich nicht.“

„Danke.“

Kurze Zeit später schloss Max die Wohnungstür auf und zeigte ihm alles. „Hier ist das Gästezimmer, das ist jetzt dein Reich fühl dich wie zu Hause.“

Luke drückte seine Schulter. „Vielen Dank.“

Max nickte. „Das ist kein Problem, ach ja hätte ich beinahe vergessen, Riley hat mir dein Handy gegeben.“ Er zog es aus seiner Tasche und gab es ihm. „Du sollst sie anrufen, sie wartet.“

„Mache ich.“ Versprach Luke und ging erst einmal ins Badezimmer um sich ordentlich zu waschen, unter seinen Nägeln klebte noch sein Blut und die Klamotten waren ruiniert. Es klopfte an der Tür und Max steckte seinen Kopf durch die Tür, „Ich habe dir ein paar Klamotten rausgesucht.“ Luke bedankte sich, zog sich die Sachen an und fühlte sich gleich viel besser. „Kein Problem, wenn du etwas brauchst bediene dich gerne. Schlaf dich richtig aus, ich werde morgen wohl nicht mehr da sein wenn du wach wirst. Aber meine Haushälterin wird gegen zehn Uhr kommen und dir etwas zu essen machen.“

Luke nickte und ging in sein Zimmer, er legte sich vorsichtig ins Bett und nahm sein Handy. Er wählte Rileys Nummer und nach dem ersten Klingeln ging sie ran.

„Luke! Endlich, wo hast du denn solange gesteckt? Wo bist du? Wir sind alle ganz krank vor Sorge.“

Im Hintergrund hörte er die Stimmen von Inez und Rafe. „Mir geht es ganz gut. Ich bin bei Max, ich bleibe für die nächsten Tage erst einmal hier.“

„Was hat er gesagt?“ Hörte Luke Inez fragen und Riley wiederholte es. „Luke? Ich stelle dich auf Lautsprecher okay? Dann können die anderen dich auch hören.“

Sie erkundigten sich nach seinem Befinden und was der Arzt gesagt hatte. Luke und Rafe verabredeten sich für morgen um zu ihm nach Hause zu fahren und ein paar Sachen zu packen. Sie unterhielten sich alle noch eine Weile und irgendwann schlief Luke einfach mitten im Gespräch ein.

Am nächsten Morgen wachte er mit einem pochenden Bein auf. Es war kurz nach zehn und er hörte wie jemand in der Küche hantierte. Mit Schmerzen in der Brust setzte er sich auf und saß erst einmal ein paar Minuten auf der Bettkante. Dann ging er ins Bad und stellte sich vor den Bodenlangen Spiegel, hob sein T-Shirt und begutachtete seinen Oberkörper, der in allen möglichen blau/lila Schattierungen leuchtete. Er ließ das T-Shirt los und wusch sich. In ein paar Tagen wäre alles wieder wie vorher.

Er beendete seine Toilette und ging in die Küche. Doch es war niemand mehr da. Der Tisch war mit Brötchen, Aufschnitt, Eiern, Gemüse und Joghurt gedeckt. Luke lief das Wasser im Mund zusammen. Er ging zur Anrichte und sah, dass der Kaffee noch durch lief.  „Hallo? Jemand da?“ Doch es meldete sich niemand, wahrscheinlich war die Haushälterin schon wieder weg. Er wartete bis der Kaffee durchgelaufen war und setzte sich dann an den Tisch und frühstückte. Plötzlich klopfte es an der Tür, er stand auf und ging zur Wohnungstür, diese hatte einen Spion und er sah hindurch. Vor der Tür stand Riley er öffnete.

„Hi, wie geht es dir?“ Wollte sie wissen und umarmte ihn.

„Naja, ich lebe.“ Antwortete er wage und gab ihr zu verstehen reinzukommen. „Hast du schon gegessen? Ich bin grade am Frühstücken.“

„Ne ich habe schon gegessen, aber einen Tee würde ich noch mit dir trinken. Wo ist Max?“ Sie folgte ihm in die Küche. „Er ist auf Geschäftsreise, keine Ahnung wann er wieder kommt. Wenn du einen Tee willst musst du dir selbst alles suchen, ich habe keine Ahnung wo hier was steht.“ Er deutete auf die Küchenschränke. „Kein Problem.“ Riley goss frisches Wasser in den Wasserkocher und stellte ihn an, dann sah sie in jedem Schrank nach, bis sie die Teebeutel und eine Tasse gefunden hatte und setzte sich zu Luke an den Tisch. „Wie hast du geschlafen?“ Fragte sie.

„Wie ein Bär im Winterschlaf.“

Riley grinste angesichts der Vorstellung. „Hast du noch Schmerzen?“

„Ein wenig, vor allem wenn ich mich zu schnell bewege oder mein Bein zu stark belaste.“

„Und die Rippen?“

Er hob sein T-Shirt und Riley zog die Luft ein als sie die Blutergüsse sah. Sie sah weg. „Das sieht übel aus, du musst doch schreckliche schmerzen haben!“

„Das sieht nur so schlimm aus, in Wirklichkeit tut es nicht so weh.“

„Du brauchst mich nicht anzulügen.“ Sie trank von ihrem Tee. „Hast du dich eigentlich gewehrt?“

Luke grinste. „Denkst du etwa ich lasse mich verprügeln? Hätte er das Messer nicht gezückt…“ Er verstummte. „Naja, ich habe ihn zumindest auch ein bisschen verletzt.“

„Meinst du sie werden ihn finden?“

Luke zuckte mit den Schultern. „Ich hoffe es, so ein Kerl gehört hinter Gitter.“ Luke stand auf und trug sein Geschirr zur Spüle. „Bleib doch sitzen, ich räume das hier schon weg.“ Riley stand ebenfalls auf und half ihm, da er keine Anstalten machte sich hinzusetzten. Schweigend räumten sie die Küche auf. Riley spülte und Luke trocknete ab und als sie fertig waren meinte Luke: „Ich brauche unbedingt ein bisschen frische Luft. Ich habe Kopfschmerzen.“

„Starke?“ Besorgt sah sie ihn an, doch Luke grinste. „Nein, es ist auszuhalten.“ Er ging ins Wohnzimmer und von da aus auf die große Dachterrasse. Max wohnte im Obergeschoss einer Penthouse Wohnung und hatte somit einen großartigen Blick auf die Stadt. Riley folgte ihm und staunte. „Eine tolle Wohnung.“ Sie stellte sich neben Luke ans Geländer und sah herunter. Doch sie merkte, dass er zu ihr sah und blickte auf. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf die Wunde über dem Auge, sanft strich ihm über die Augenbraue. „Ist das geklebt?“ fragte sie ihn und er nickte. Plötzlich wurde sie sich seiner Nähe bewusst und sah ihm in die Augen, er sah sie direkt an und Rileys Herz schlug schnell, zu schnell! „Deine neue Frisur steht dir.“ Flüsterte sie, nur um irgendetwas zu sagen und schluckte dann als Luke seine Hand ebenfalls an ihre Wange legte und sie langsam näher zu sich zog. Sein Kuss war sanft und vorsichtig und Riley erwiderte ihn ebenso zärtlich. Er legte seine andere Hand um ihre Hüfte und zog sie näher an sich. Aber nach einer Weile  löste sich Riley zaghaft von ihm und er ließ es geschehen. Er legte seine Stirn gegen ihre und einen Moment sagte niemand etwas.

Dann brach er das Schweigen. „Als ich so blutend durch die Schule lief…“

„Psst…“ flüsterte Riley und nahm ihn vorsichtig in den Arm. „Ich hatte schreckliche Angst um dich, als Rafe meinte, dass du dem Mann hinterher gelaufen bist.“ Gab sie zu.

„Eigentlich kann ich mich besser wehren.“ Er legte seinen Kopf auf ihren und so standen sie engumschlugen zusammen. „Ich habe dir nie erzählt, was in Amerika passiert ist, nachdem ihr weg wart.“ Luke merkte sofort, wie Riley sich versteifte, sie wollte sich von ihm lösen, doch er ließ sie nicht los. „Ich habe dich auch nicht danach gefragt.“ Flüsterte sie und schmiegte sich wieder an ihn. „Willst du es denn nicht wissen?“

„Ich glaube nicht. Wir sind nicht wirklich ein Paar, du musst mir nichts erzählen.“

„Aber wir mögen uns doch sehr oder nicht?“

Riley antwortete nicht und nickte nur an seiner Brust. „Ich mag dich viel zu sehr um mir Geschichten von dir und Anni anzuhören.“

„Ich habe Anni nicht einmal gesehen nachdem ihr weg wart.“ Riley sah auf und er sah ihr in die Augen. „Sie hieß Olivia.“ Er sah den Schatten in Rileys Augen und sie löste sich von ihm, trat einen Schritt zur Seite und sah in die Ferne. „Sie saß am Pool, als ich sie das erste Mal sah.“ Fing er an zu erzählen. „Es war auf einer Collegeparty. Sie war eigentlich mit einem Freund da, oder zumindest verabredet, aber ich setzte mich zu ihr und wir fingen an uns zu unterhalten. Der Typ kam, ein Mason, und beschwerte sich bei ihr, dass sie ihn fürs Getränke holen abgeschoben hatte. Aber sie versprach ihm gleich zu ihm zu kommen. Wir unterhielten uns noch eine Weile, tranken Limo und irgendwann wollte sie tanzen. Mir ging es eigentlich gar nicht gut, bin aber trotzdem mit ihr mitgegangen. Als wir drinnen waren meinte sie, dass es ihr nicht gut ging und ich habe sie in eine ruhige Ecke gebracht.“ Luke sah zu Riley, die immer noch vor sich hinstarrte und erzählte weiter. „Doch plötzlich küsste sie mich und wir landeten in einem Schlafzimmer…“ Es klingelte an der Tür und unterbrach ihn mitten im Satz.

Riley lief über die Terrasse ins Haus. „Das müssen Inez und Rafe sein.“ Rief sie ihm zu und ließ ihn einfach stehen. Im Haus angekommen, aus der Sichtweite von Luke drückte sie ihre Stirn an die Wand und haute ihren Kopf immer wieder gegen die Wand. Sie wollte nicht hören was Luke in Amerika gemacht hatte, es war schrecklich und sie konnte diese Olivia nicht ausstehen, obwohl sie, sie gar nicht kannte.

Derweil stand Luke allein auf der Terrasse und ärgerte sich, dass er Riley hatte gehen lassen. Er wollte ihr die ganze Geschichte erzählen und jetzt nahm sie das schlimmste von ihm an! Er fuhr sich mit den Händen durch seine kurzen Haare und seufzte frustriert. Kurze Zeit später kam Rafe auf die Terrasse und begrüßte ihn. Sie unterhielten sich kurz, dann kamen die Mädchen mit Getränken dazu. Inez rief ein fröhliches „Hallo!“ und stellte ihr Tablett auf den Tisch. Luke und Rafe gesellten sich zu ihnen und gemeinsam saßen sie am Tisch und unterhielten sich. Nach einiger Zeit drängte Rafe zum Aufbruch. „Komm wir fahren jetzt zu dir nach Hause und holen deine Sachen.“ Luke nickte und stand auf.

Die ganze Zeit, seid Rafael und Inez da waren hatte Riley ihn so gut es ging ignoriert, hatte kaum gelächelt. Er musste das wieder in Ordnung bringen! Sie nahm jetzt das schlimmste von ihm an. „Riley können wir eben sprechen? Unter vier Augen?“

„Wir können später reden, fahrt jetzt erst einmal deine Sachen holen.“ Meinte sie und fügte noch hinzu: „Inez und ich werden uns mal in der Küche umsehen und gucken was wir kochen können oder?“

Inez nickte irritiert aufgrund ihres Verhaltens. „Ja sicher.“ Meinte sie, und Riley stand auf und verschwand in der Küche. „Was hat sie denn?“ Wollte Inez von Luke wissen.

„Ist egal, das kann warten. Wie kommen wir nach Hause?“ Wollte Luke stattdessen von seinem Freund wissen. „Mein Vater holt uns hier ab, er müsste jede Minute da sein.“

Die Jungs verabschiedeten sich und Riley und Inez suchten nach essbarem in Max Küche.

 

RILEY

„Was ist los?“ Wollte Inez wissen, sobald sich die Tür hinter den Jungs geschlossen hatte. Doch Riley zuckte nur mit den Schultern. „Gar nichts, alles okay.“ Inez sah sie argwöhnisch an. „Du denkst doch nicht, dass ich dir das glaube!“

„Amerika…“ Murmelte Riley und ließ sich auf einen Stuhl plumpsen und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Inez kniete neben ihr nieder. „Was ist passiert?“

„Er hat da mit einem Mädchen geschlafen!“

Inez sah sie ungläubig an und ging vor ihrem Stuhl auf die Hocke. „Das hat er dir erzählt?“ Riley nickte nur und Inez nahm die Hände von Rileys Gesicht. „Du hast ihn bestimmt falsch verstanden. Er würde doch niemals mit einem anderen Mädchen ins Bett gehen.“

„Und warum sollte er das nicht tun? Wir sind kein Paar, er muss mir nicht treu sein oder so! Wir sind nur Freunde.“

„Und warum erzählt er es dir dann? Er hätte es dir ja auch verschweigen können, aber er hatte bestimmt ein schlechtes Gewissen und wollte, dass du es weißt.“

„Na toll, jetzt weiß ich es und jetzt? Das macht alles nur noch viel schlimmer! Man weißt du eigentlich wie doll ich in diesen Blödmann verschossen bin?“ Verzweifelt sah sie Inez an. „Ich kann ihn nicht mehr angucken. Denn wenn ich es mache, sehe ich Bilder vor mir, die ich nie sehen will!“ Tränen liefen über ihr Gesicht. „Ich will nach Hause. Kochst du ohne mich? Mir geht es gar nicht gut!“

Nach einigen versuchten Überredungskünsten von Inez blieb Riley immer noch hart und bestand darauf nach Hause zu fahren. Wiederstrebend ließ Inez Riley gehen.

 

Riley fuhr mit ihrem Fahrrad blind durch die Stadt. Sie wusste einfach nicht was sie tun sollte. Und vor allem wie sie sich Luke gegenüber verhalten sollte. Sollte sie so tun als ob nichts gewesen wäre? Sie musste ihm unbedingt aus dem Weg gehen und jetzt war es eigentlich perfekt. Luke war verletzt und konnte gar nicht zu ihr kommen, seine eventuellen Anrufe konnte sie ignorieren und Sonntagabend kam Kim schon und Riley konnte sich bei ihr ausheulen und sich rat holen, schließlich hatte sie damals ähnliches durchgemacht… Einigermaßen beruhigt fuhr sie nach Hause, sie holte sich Popcorn aus dem Schrank und ging nach oben in ihren Wohnbereich. Dort schaltete sie den Fernseher an und zappte sich durch die Kanäle. Aber es lief einfach nichts Interessantes und so legte sie sich eine DVD ein. Als der Film zu Ende war legte sie den nächsten rein und guckte noch zwei weitere. So musste sie wenigstens nicht denken. Irgendwann schlief sie mitten im Film ein und wurde durch die Klingel aus dem Schlaf geholt. Sie sah auf die Uhr an der Wand es war 21 Uhr und draußen war es noch Taghell. Lustlos stand sie auf und öffnete die Tür. Vor ihr stand Felix! „Felix?“ fragte sie alarmiert.

„Riley, ich habe echt Scheiße gebaut.“ Riley schloss die Tür, sodass sie nur einen Spalt breit auf blieb. „Felix, bitte geh.“

„Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Ich hätte dich da nicht alleine lassen sollen. Es tut mir wirklich leid, ich weiß nicht was ich mich gefahren ist. Verzeihst du mir bitte?“

Riley sah die Aufrichtigkeit in seinen Augen und nickte. „Ja, natürlich. Aber mach so etwas nie wieder.“

„Heißt das, dass wir wieder Freunde sind?“ Erwartungsvoll sah er sie an. Aber Riley schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, aber ich kann mich nicht weiter mit dir treffen und so tun als ob nichts war. Vor allem, weil ich weiß, dass du mehr für mich empfindest, als ich bereit bin zu geben.“

„Meine Gefühle sind doch egal, du fehlst uns allen, mit dir war es immer lustig, du wusstest einfach wie man die Stimmung aufheitert.“

„Nein Felix, es wäre nicht richtig von mir, wenn ich das mache. Außerdem habe ich noch andere Freunde mit denen ich Zeit verbringen möchte. Ich hoffe du verstehst mich.“

Felix nickte Niedergeschlagen. „Ja ist okay, Hauptsache zwischen uns ist alles wieder gut.“ Riley grinste und dann verabschiedeten sie sich. Oben in ihrem Zimmer fiel ihr Blick auf das Handy. Sie hatte Nachrichten von Luke und er hatte einmal versucht sie anzurufen. Sie ignorierte die Nachrichten und ging ins Bad um sich für die Nacht fertig zu machen, dann legte sie sich mit ihrem Buch ins Bett.

 

Endlich war es Abend, Kim musste jeden Moment kommen. Riley saß auf der Treppe und wartete. Nach zwanzig Minuten, es war schon halb zehn bog Liams Auto in die Auffahrt. Riley stand auf und ging ihnen entgegen. Jona schlief auf der Rückbank und Liam holte ihn aus dem Auto und trug ihn ins Haus. „Na wie ist es dir ergangen?“ Fragte Kim sie glücklich. „Können wir uns unterhalten?“ Fragte Riley und Kim sah sie alarmiert an. „Damals als meine Eltern mir die Schwangerschaft von meinem Bruder verkündet hatten, ist mir aufgefallen das ich selbst schwanger war. Du willst doch nicht in diese Richtung oder?“

Riley lachte. „Nein, keine Sorge. Ich brauche nur deinen Rat.“

Kim sah sie erleichtert an. „Tee in der Küche?“ Riley nickte. „Okay, dann stell schon mal welchen auf, ich sage eben Liam Bescheid, dass er uns nicht stören soll.“ Riley lächelte hoffnungsvoll und ging.

Kim ging zu Liam ins Schlafzimmer, er war wie gewöhnlich am Telefonieren. Als er sie sah unterbrach er das Gespräch. „Hast du das von Luke schon gehört?“ Fragte er sie. „Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Riley will mit mir reden, wir sind in der Küche, bitte stör uns nicht okay?“ Liam nickte und nahm das Gespräch wieder auf.

„Also was ist los?“ fragte Kim wenig später.

„Wie hast du das alles damals mit Liam überstanden? Und wann wusstest du, das du in ihn verliebt warst?“

„Ich fand Liam von Anfang an süß, aber verliebt habe ich mich glaube ich in ihn, als ich ihn betrunken auf dem Sofa gefunden habe. Ich habe ihn in sein Zimmer geholfen und dort hat er mich das erste Mal geküsst.“

„Luke hat in Amerika mit einem Mädchen geschlafen und ich bin deswegen so fertig, ich kann kaum an etwas anderes denken! Hat Liam das auch gemacht?“

„Woher weißt du dass er mit dem Mädchen geschlafen hat?“ Wollte Kim wissen.

„Er hat es mir gestern erzählt. Zuerst haben wir uns geküsst und es war diesmal so echt. Wir haben niemanden das verliebte Paar vorgespielt und dann hat er gesagt das wir etwas für einander empfinden und dann kam die Geschichte aus LA.“ Riley erzählte Kim noch was genau in Amerika passiert war und schloss mit dem Satz: „Was soll ich nur tun?“

Kim überlegte. „Ich weiß es wirklich nicht. Das musst du ganz alleine entscheiden.“ Riley seufzte, stützte die Arme auf dem Tisch ab und legte ihre Stirn dagegen. „Du solltest aber auf jeden Fall noch einmal mit ihm reden. Vielleicht ist gar nichts vorgefallen. Luke hat dir ja allem Anschein nicht alles erzählt.“

„Er endete mit Schlafzimmer.“ Erinnerte sie Kim.

„Na und? Das heißt doch nicht gleich, dass sie miteinander geschlafen haben. Liam und ich haben damals auch in einem Bett geschlafen ohne dass etwas passiert ist.“

Ein leichter Hoffnungsschimmer regte sich in Rileys Blick, dann senkte sie den Kopf aber wieder. „Es hat aber so geklungen.“

„Wie gesagt, rede mit ihm. Allem Anschein nach bedeutest du ihm was.“

Die Frauen unterhielten sich noch eine Weile und irgendwann kam Liam in die Küche. „Kann ich reinkommen?“ Fragte er mit erhobenen Händen. Kim nickte und Liam fragte: „Ist die Krisensitzung beendet?“ Riley saß noch immer so auf dem Stuhl wie vor ein paar Minuten. „Was ist denn jetzt mit Luke?“ fragte Kim.

„Er wurde in der Schule, während des Balls von einem Mann angegriffen und mit einem Messer verletzt.“ Kim sah ihren Mann schockiert an, dann sah sie zu Riley. „Wieso hast du mir davon nichts erzählt?“ Fragte sie mit einem leichten Vorwurf in der Stimme. „Ich hatte andere Sorgen.“ Erinnerte Riley sie. „Außerdem sind seine Rippen geprellt und sein Oberkörper leuchtet in allen möglichen Farben und er hat eine Platzwunde an der Stirn. Er muss wirklich schmerzen haben.“

„Er glaubt, dass seine Stiefmutter hinter dem Anschlag steckt.“ Liam erzählte Kim kurz was sich genau abgespielt hatte.

„Aber er kann doch nicht alleine bei Max wohnen.“ Protestierte Kim als Liam mit seiner Erzählung endete. „Ich wusste dass du genauso denkst. Deswegen fahre ich gleich los und hole ihn hierher. Er kann oben bei Riley auf dem Koloss von Sofa schlafen.“

Riley sah auf. „Er soll bei mir schlafen?“ fragte sie entgeistert.

„Nein, nicht bei dir. In deinem Wohnzimmer auf dem Sofa. Das Badezimmer könnt ihr euch teilen.“ Erklärte Liam ihr noch einmal, als ob sie es vorher nicht verstanden hätte. „Er hat in meinem Wohnzimmer doch überhaupt keine Privatsphäre, da ist nicht mal eine Tür!“ Protestierte Riley.

„Hauptsache dein Zimmer hat eine Tür. Außerdem was stört es dich? Ihr versteht euch doch ganz gut!“ Er sah sie grinsend an. „Naja, ich muss auf jeden Fall jetzt los.“ Er gab Kim einen Kuss auf den Kopf und stolzierte aus der Tür. „Ach ja, morgen holen wir sein Motorrad von der Schule Schatz!“ Rief er vom Flur aus.

„Schlimm?“ Fragte Kim Riley, aber diese antwortete nicht. „Du musst doch verstehen, dass er nicht alleine da bleiben kann.“

„Ja, verstehe ich ja, aber wieso kann er nicht zu jemand anderen?“

Kim zuckte mit den Schultern.

„Ich gehe dann mal ins Bett, ich habe keine Lust noch auf zu sein, wenn er kommt.“

„Okay, Gute Nacht!“

„Gute Nacht.“

 

LUKE

Müde ging Luke die Treppe nach oben, sein Bein pochte und er hatte Kopfschmerzen. Als Rafe und er heute Mittag wieder in die Wohnung kamen war Riley weg, es hatte ihn aber auch nicht wirklich überrascht. Und Inez und Rafe waren bis zum Abend bei ihm geblieben, gerade als er sich hinlegen wollte rief Liam an und erkundigte sich nach ihm und bot ihn an hierher zu kommen. Er hatte ohne zu überlegen zugesagt, er hätte nicht so schnell die Möglichkeit gehabt Riley allein zu erwischen, aber bei ihr zu Hause konnte es ja nicht so schwer sein sie allein zu sprechen. Vielleicht hatte er ja gleich noch Glück.

Oben angekommen, ließ er seine Sporttasche mit seinen Klamotten zu Boden gleiten und sein fiel Blick sofort auf Rileys geschlossene Zimmertür und es brannte auch kein Licht mehr, wie er durch das Oberlicht in der Tür erkennen konnte. Ob sie wirklich schon schlief? Es war ja gerade erst kurz vor 23 Uhr. Er klopfte an ihre Tür. „Riley?“ flüsterte er, doch er bekam keine Antwort. Kurz überlegte er, ob er die Tür öffnen sollte um nachzuschauen ob sie auch wirklich schlief, er hatte die Hand schon an der Türklinke. Zögerte dann aber doch. Kurzentschlossen drehte er sich um und stand dann auch schon vor dem Big Sofa, dass Kim für ihn bezogen hatte. Das Badezimmer befand sich in Rileys Zimmer, fiel ihm wieder ein. Das hieß, wenn er sich vor dem schlafen gehen noch waschen und die Zähne putzen wollte musste er in ihr Zimmer. Also suchte er schnell seine Kulturtasche und ging wieder zu Rileys Tür. Er klopfte vorsichtshalber noch einmal, aber auch auf dieses Klopfen erhielt er keine Antwort. Leise drückte er die Türklinke herunter und öffnete langsam die Tür, ihr Bett stand unter dem Fenster und das Licht der Laterne draußen erhellte den Raum ein wenig. Wie von allein ging er zu ihrem Bett und sah sie schlafen. Sie hatte die Decke bis ans Fußende weggestrampelt und nur die Füße steckten darunter. Sie schlief mit angewinkelten Beinen, einen Arm hatte sie unter das Kopfkissen gesteckt, der andere lag über ihrem Bauch. Sie trug nur ein Spagetti Top und eine Hotpants, ihre Haare lagen offen über ihrem Kissen und Luke war versucht über ihre weiche Haut zu streichen, angefangen bei ihrer Stirn bis hin zur Wange, über ihren Hals die Schultern und Arme. Aber er machte es nicht. Er machte gar nichts sah sie nur Minutenlang an, dann drehte er sich um und ging ins Bad. Ihr Gespräch musste bis morgen warten.

Luke wachte schon früh auf. Das Sofa war nicht so bequem wie es aussah und seine Rippen schmerzten vom unebenen liegen. Er stand auf und ging leise in Rileys Zimmer, sie schlief noch immer stellte er mit einem Blick auf ihr Bett fest. Aber sie hatte sich bewegt. Jetzt lag sie auf dem Bauch und sie war zugedeckt, wahrscheinlich war ihr in der Nacht kalt geworden. Luke ging diesmal schnurstracks ins Bad und schloss die Tür leise hinter sich. Er zog sich sein T-Shirt aus und begutachtete seinen lädierten Oberkörper, die Schwellungen waren zwar schon ein bisschen zurückgegangen, aber er leuchtete immer noch wie ein blauer Regenbogen. Er putzte sich die Zähne und wusch sich kurz mit kaltem Wasser um die letzte Müdigkeit zu vertreiben. Dann zog er sich die Hose aus und wickelte vorsichtig den Verband von der Wunde am Oberschenkel ab. Jetzt lag nur noch eine Wundauflage über der Wunde und langsam löste Luke auch dieses Tuch. Der Arzt hatte ihm eine Salbe mitgegeben und langsam musste er diese auch wirklich gebrauchen, nur konnte er sich bis jetzt einfach nicht überwinden den Verband zu wechseln. Jetzt wurde es wirklich höchste Zeit, vor allem, musste er dringend mal wieder ordentlich duschen. Er zog die Wundauflage ab und dann öffnete sich plötzlich die Tür, erschrocken sah er auf und Riley sah ihn ebenso geschockt an. „Sorry… i…ich w… wuss… wusste nicht d… das du hier bist.“ Sie wollte sich schon umdrehen, als ihr Blick auf die Wunde fiel. Geschockt sah sie ihn an. „Das sieht ja wirklich sehr unschön aus.“ Gab sie zu und Luke, der die Wunde ja selbst noch nicht gesehen hatte sah darauf und ihm wurde schwindelig. Die Wunde war ca. 5cm lang und war mit schwarzen Fäden genäht worden. Um die Wunde herum hatte die Haut eine lila-bläuliche Färbung angenommen. Luke hielt sich den Kopf. „Geht es dir gut?“ Fragte Riley besorgt und kam ein Schritt auf ihn zu. Luke versuchte etwas zu sagen, nickte dann aber nur. Besorgt sah sie ihn an. „Soll ich Liam rufen?“ Luke schüttelte den Kopf. „Es geht gleich vorbei, diese Kopfschmerzen sind schrecklich.“

„Komm ich helfe dir, setzt dich auf die Toilette.“ Riley schloss schnell den Deckel und wollte Luke helfen, doch sie wusste nicht wo sie ihn anfassen durfte, da sein ganzer Oberkörper so aussah, als ob ihm jede Berührung wehtun würde. Aber er schaffte es auch allein. „Ich hole dir eben etwas zu trinken.“ Riley lief aus dem Bad und nahm die Wasserflasche von ihrem Bett, als sie wieder ins Badezimmer kam standen Schweißtropfen auf Lukes Stirn. „Trink etwas.“ Forderte sie ihn auf und hielt ihm die Flasche hin. Er trank ein paar Schlucke und gab ihr die Flasche dann Wortlos zurück. Einige Sekunden starrten beide vor sich hin, bis Riley das Schweigen brach. „Wolltest du duschen?“

„Ja.“

„Viellicht kann Liam dir ja helfen?“

„Ich kann mich schon allein duschen.“ Sagte er gereizt. „Aber du wenn du willst, kannst du gerne mit rein.“ Wieso hatte er das nur gesagt? Riley drehte sich ohne ein Wort um und schlug dir Tür laut hinter sich zu. „Riley, ich habe es nicht so gemeint!“ Rief er durch die geschlossene Tür, erhielt aber keine Antwort. Er stand auf und ging zur Tür, leise öffnete er diese und sah wie Riley vor ihrem Kleiderschrank stand und die Bügel wild hin und her schob. „Es tut mir Leid, es ist mir rausgerutscht. Ich bin es nicht gewohnt, dass sich jemand um mich kümmert.“

„Ist okay.“ Sagte sie ohne ihn anzugucken und zog wahllos einen kurzen schwarzen Spitzenrock aus dem Schrank und warf ihn aufs Bett, dann öffnete sie die nächste Schranktür und spürte Lukes Hand an ihrem Handgelenk. Erschrocken drehte sie sich um. Sie hatte ihn gar nicht näherkommen hören. „Ich meine es ernst. Ich habe nicht überlegt.“ Sie konnte den Blick nicht von seinen Augen wenden und nickte.

„Okay.“ Er ließ sie ruckartig los und ging zurück ins Badezimmer, drehte das Wasser an, schlüpfte aus seiner Boxershorts und stellte sich unter den heißen Wasserstrahl. Fünfzehn Minuten später schmierte er die Salbe auf eine frische Wundauflage und drückte diese auf die Wunde. Dann nahm er den Verband und versuchte es um die Wundauflage zu wickeln, aber es verdrehte sich immer und die Wundauflage mit der Salbe rutsche weg, er fluchte.

„Alles okay bei dir?“ ertönte Rileys Stimme von draußen.

„Ich kriege diesen verflixten Verband nicht mehr dran.“

„Kann ich reinkommen?“

„Wenn du willst.“

Vorsichtig wurde die Tür geöffnet und Riley lugte durch den Türspalt. „Du kannst ruhig reinkommen, kannst du Verbände wickeln?“

„Ich denke das müsste ich hinbekommen.“ Sie hob den zerknüllten Verband vom Boden und wickelte ihn wieder zu einer Rolle zusammen. „So geht es leichter.“ Meinte sie auf seinen fragenden Blick hin. „Setzt du dich vielleicht auf den Badewannenrand?“ Luke tat wie geheißen und Riley kniete sich neben ihn hin und fing an den Verband abzurollen. Sie war ihm so nahe und mit einem Mal wurde ihm bewusst wie nahe! Die Wunde war ziemlich in der Mitte des Oberschenkels, doch ihr schien es gar nicht bewusst zu sein. Sie wickelte in aller Ruhe den Verband um sein Bein und stand dann auf, als sie fertig war. „Ich muss mir jetzt die Haare und mein Make Up machen, bist du fertig im Bad?“ Fragte sie in ganz normalem Ton, als ob es das alltäglichste in ihrem Leben war Männern Wunden zu verbinden. „Fürs erste ja, ich muss mir nachher nur noch die Haare stylen, aber ich kann mich auch zuerst anziehen. Er ließ alles so liegen und ging mit dem Handtuch um den Hüften aus dem Bad.

 

RILEY

Sie atmete seufzend aus und sah auf ihre immer noch zitternden Hände hinab. Das würde sie mit Sicherheit nicht noch einmal machen. Sie hätte Liam rufen sollen, oder Kim oder sonst irgendwem, aber nein, impulsiv wie sie war musste sie sich ja anbieten. Sie schüttelte den Kopf und drehte dann den Wasserhahn auf, sie wusch sich mit kaltem Wasser und putze sich dann die Zähne. So langsam beruhigte sie sich und sie schaffte es sich ordentlich zu schminken, wenn auch nur dezent. Sie schaltete das Glätteisen an und kämmte sich die Haare. Als sie die Hälfte geglättet hatte klopfte es an der Tür. „Kann ich reinkommen?“

„Ja.“

Luke öffnete die Tür. Er trug eine hellblaue Jeans Shorts und ein schwarzes enganliegendes T-Shirt mit Druck. „Die Zeit wird knapp, wenn wir vor dem Gottesdienst noch frühstücken wollen. Macht es dir etwas aus, den Spiegel mit mir zu teilen?“

„Kein Problem.“

Beide schwiegen, während sie sich fertig machten. Luke war zuerst fertig und hob seine Klamotten vom Boden auf und ging aus dem Bad. Riley schaltete das Eisen aus und band sich die Haare zu einem Pferdeschwanz komplett nach oben. Dann ging sie in ihr Zimmer und zog sich über ihr weißes T-Shirt ein Jeanshemd an und krempelte die Ärmel ein bisschen hoch. Dazu wählte sie ein paar Armreifen und band sich ihre Armbanduhr um. Auf weiteren Schmuck verzichtete sie. Sie holte ihre Wedges aus dem Schrank, setzte sich aufs Bett und zog sie sich an. Dann ging sie ein letztes Mal zum Spiegel und begutachtete ihr Aussehen. „Du siehst sehr gut aus.“ Erklang Lukes Stimme von der Tür und Riley schreckte zusammen. „Hast du mich erschrocken!“

„Sorry, hast du kurz Zeit? Können wir eben reden?“

„Wir sollten nach unten gehen und frühstücken.“ Riley drängelte sich an ihm vorbei, aber er hielt sie am Arm fest. „Lass mich bitte los.“

„Du musst mir zuhören.“ Bat er.

Riley sah zu Boden. „Wir kommen zu spät und ich möchte wirklich nicht hören, was du mir zu sagen hast. Da ich es mir schon denken kann.“

„Du kennst nur die halbe Geschichte!“ Beharrte er.

„Und die reicht mir. Jetzt lass mich los, oder werde laut.“

Luke grinste. „Soll das etwa eine Drohung sein?“

„Ich will einfach dass du mich loslässt und nie wieder von dieser Sache redest. Es interessiert mich herzlich wenig mit wem du rummachst, oder schläfst wir sind nur in der Schule ein Paar, du brauchst außerhalb also nicht so zu tun als ob wir etwas füreinander empfinden!“

„Riley? Seid ihr endlich fertig? Wir müssen gleich los.“ Rief Liam von unten und Riley riss sich von Luke los. „Wir kommen!“

Sie frühstückten schnell und fuhren schon ein paar Minuten später zur Kirche. Jona saß glücklich neben Luke und quatschte ihn voll. Riley versuchte nicht daran zu denken wo sich ihre Körper überall berührten. Da Luke selbst Shorts anhatte spürte Riley die warme Haut von Luke. Sie versuchte wegzurutschen, aber je weiter sie ihr Bein zur Tür schob, desto breiter machte Luke sich, sodass sie ständig Körperkontakt hatten. Und dabei tat er die ganze Zeit so, als wäre alles ganz normal und unterhielt sich mit Jona. Als sie endlich ankamen und der Wagen hielt, sprang Riley schon fast aus dem Auto und eilte in die Kirche.

 

LUKE

Den ganzen Tag hatte er es nicht geschafft mit Riley zu reden. Nach dem Gottesdienst waren sie zu Liams Eltern zum Mittagessen gefahren und sind erst zum Abend nach Hause gekommen. Kim brachte gerade Jona ins Bett und Liam, Riley und er saßen zusammen im Wohnzimmer und sahen sich eine lahme Quizshow an. Kim kam wieder ins Wohnzimmer und setzte sich neben Liam. Dieser legte seinen Arm um sie und schob sie sich auf den Schoß, dann küsste er sie. „Leute! Geht in euer Zimmer! Wie alt seid ihr? Sechzehn?“ beschwerte sich Luke und Liam fing an zu lachen. „Lass sie doch, sie müssen die Jahre, die sie nicht zusammen waren wieder aufholen!“ mischte sich Riley ein.

„Komm Schatz, wir wollten noch Lukes Motorrad abholen, es steht noch immer in der Schule.“

Kim lächelte. „Du willst doch nur Motorrad fahren.“

„Du kannst auch gerne fahren, ich habe nichts dagegen.“

„Und wenn ich die Kaputt mache?“ Kim grinste.

„Dann kaufe ich ihm eine neue, eine bessere.“ Liam zwinkerte Luke zu.

„Und wenn meinem Baby dann etwas passiert?“ Kim legte sich die Hand auf den noch immer flachen Bauch. „Untersteh dich! Denk nicht mal daran, dich ans Steuer von einem Motorrad zu setzten. Du sitzt hinten und hältst dich schön fest!“

Kims grinsen wurde noch breiter und sie küsste Liam auf den Mund. „Das wollte ich hören.“ Gemeinsam gingen sie aus dem Zimmer. „Passt auf euch auf!“ Rief Riley ihnen hinterher dann nahm sie die Fernbedienung und schaltete die Programme rauf. Bei einer Serie über Makler und Renovierungen blieb sie hängen. Riley sah die ganze Zeit stur auf den Fernseher und Luke betrachtete sie. „Da vorne spielt sich das geschehen ab. Hör auf mich zu beobachten.“ Beschwerte Riley sich nach einer Weile. Luke setzte sich auf. „Ich habe nicht mit Olivia geschlafen.“

Überrascht sah Riley ihn an, brachte aber kein Wort raus.

„Als ich sie das erste Mal gesehen habe, dachte ich im ersten Moment das sie du wäre.“

Langsam fand sie ihre Stimme wieder. „Es ist mir egal. Mir ist es wirklich herzlich egal, wenn du dachtest, dass ich sie wäre, hast du aber irgendwann festgestellt, dass ich es nicht war. Und du bist trotzdem mit ihr in einem Schlafzimmer gelandet, egal, ob ihr Sex hattet oder nicht. Du bist zu weit gegangen. Mit so einem Typen kann ich nichts anfangen. Wenn du dich so wenig unter Kontrolle hast, dann konnte mir gar nichts Besseres als Olivia passieren. Denn jetzt weiß ich, dass du vor nichts Rücksicht nimmst und es fällt mir leichter mich von dir fernzuhalten.“ Sie stand auf. „Und in der Schule will ich auch nicht mehr so tun, als ob wir ein Pärchen sind. Wir müssen nichts an die große Glocke hängen, niemand wird Schluss machen, wir gehen einfach unsere Wege und wenn wir uns sehen, dann tuen wir ganz normal.“ Sie schloss die Tür leise hinter sich und ließ einen ziemlich betroffen drein blickenden Luke auf dem Sofa zurück. „Das saß!“ Flüsterte er und wollte irgendwo gegen schlagen.

 

Kapitel 25

Kapitel 25

 

LUKE

Die Tage vergingen, aus Tagen wurden Wochen und die Sommerferien näherten sich unaufhaltsam. Mittlerweile war Rileys Oma aus der Kur zurück und Kim und Liam hatten das Feld geräumt und sind zurück zu Liams Eltern gezogen – mit Luke. Dieser sollte immer noch nicht wieder nach Hause. Zwischen Luke und Riley hatte sich in den letzten Wochen nichts getan, sie gingen sich die möglichste Zeit aus dem Weg und taten so als ob nie etwas gewesen wäre. Mittlereile fühlte es sich auch nicht mehr komisch an wenn sie Gemeinsam mit ihren Freunden etwas unternahmen, wie auch an diesem Nachmittag mitten im Juli den, die Freunde gemeinsam mit einigen Schulkameraden am Strand verbrachten.

Riley, Inez und ein paar andere Mädchen spielten Volleyball, während die Jungs im See schwammen. Luke saß mit Rafe und Noel auf einer Decke, jeder eine Dose Bier in der Hand. „Wie lange willst du ihr eigentlich noch hinterher trauern?“ Holte Rafe Luke aus seinen Gedanken.

„Ich trauere ihr nicht nach. Sie hat mir klar zu verstehen gegeben, was sie von mir hält, also halte ich mich von ihr fern.“

„Du stehst auf sie!“

„Ich weiß, na und? Christopher auch.“ Meinte er gleichgültig und deutete mit dem Kopf auf einen Mitschüler, der eben aus dem Wasser kam und schnurstracks auf Riley zuging. Er hob sie hoch, legte sie auf seine Schulter und trug sie ins Wasser. Riley schrie und trommelte mit ihren Fäusten auf seinen Rücken, während sie wie wild mit den Beinen strampelte. „Solltest du nicht einschreiten?“ Fragte Noel.

„Wieso ich? Geh du doch. Außerdem wird ihr ein bisschen Wasser nicht schaden.“

Noel zuckte mit den Schultern und blieb wo er war. Christopher war schon bis zur Hüfte im Wasser, jetzt hob er Riley hoch und schmiss die immer noch um sich tretende Riley ins Wasser. Glucksend tauchte sie wieder auf, und starrte ihren Widersacher wütend an. Dann warf sie ihn ein paar Wörter an den Kopf, die die Jungs auf der Decke nicht verstehen konnten und stampfte aus dem Wasser.

„Wenn Blicke töten könnten!“ murmelte Rafael.

„Sie ist ganz schön sauer.“ Stimmte Noel ihm zu.

Luke lehnte sich zurück und sagte dazu gar nichts.

Riley kam immer näher, dann war sie bei ihrer Tasche und zog sich ein Handtuch raus. „Alles gut bei dir Riley?“ Fragte Noel.

„Wenn der Kerl das noch einmal macht, dann…“ Sie beendete ihren Satz nicht.

Keiner der vier bekam mit, dass Christopher ihr gefolgt war. „Was dann?“

„Gar nichts, lass mich in Ruhe! Ich will Volleyball spielen.“

„Und ich will dich noch einmal ins Wasser schmeißen.“ Sagte er lachend und hob sie erneut hoch, diesmal hielt er sie aber unter den Knien und an der Schulter an seinen Oberkörper gepresst. Noch bevor Luke wusste was er machte sprang er auf und stellte sich vor Christopher auf. „Sie will nicht mehr ins Wasser!“ Erklärte er ruhig. „Lass sie runter.“

Christopher gehorchte und ließ Riley runter. „Lust auf eine Wette?“ Fragte Christopher ihn und deutete auf das Wasser. „Bis zur Boje und zurück.“ Doch Luke kehrte ihm schon den Rücken und lehnte dankend ab. „Ich wusste doch, dass du ein Feigling bist. Wahrscheinlich kannst du gar nicht schwimmen, und das Messer hast du dir wohl auch selbst ins Bein gerammt. Um als Held dazustehen.“

Wütend drehte Luke sich um und starrte ihn an. Noel und Rafael standen neben ihm, auch Inez kam und mit ihr eine ganze Traube von Schaulustigen. „Luke lass es.“ Flüsterte Inez ihm zu. „Was ist der Wetteinsatz?“ Wollte dieser aber schon von Christopher wissen.

„Muss es einen Einsatz geben?“

„Du hast von einer Wette gesprochen, nicht ich.“

„Okay, der Gewinner bekommt einen Kuss von Riley!“

„Spinnst du? Ich werde dich bestimmt nicht küssen!“

„Es ist egal, was der Wetteinsatz ist, ich gewinne sowieso.“ Meinte Luke Achselzuckend.

„Ich werde nicht der Gewinn irgendeiner Wette sein.“

„Keine Sorge Süße, du musst dieses Ekel nicht küssen.“ Meine Luke süffisant und Riley zog Luke zur Seite. „Dich werde ich ebenso wenig küssen, gerade läuft alles wieder normal zwischen uns und dann…“

„Keine Sorge, ich werde meinen Gewinn nicht einfordern.“ Er sah zu Christopher der sich von den anderen feiern ließ. Dann ging er zu ihm und zusammen gingen sie zum Wasser, während die anderen ihnen fröhlich folgten.

„Wusstest du, dass ich Rettungsschwimmer bin?“ Prahlte Christopher.

„Nicht wirklich?“ Luke tat überrascht. „Hast du denn schon jemanden gerettet?“

„Das noch nicht, aber ich bin der schnellste bei uns im Team. Der Kuss gehört mir.“ Er lächelte siegessicher. Einer seiner Freunde zählte bis drei und Pfiff dann laut, Luke und Christopher rannten los. Christopher holte sich die Führung, während Luke es langsamer anging, immer wieder blickte sein Herausforderer zurück um zu sehen wie weit er vorne lag, aber Luke ließ nicht abhängen, er schwamm ungefähr drei längen hinter Christopher und beobachtete ihn. Als er an die Boje kam, hielt dieser sich kurz fest um einmal durchzuatmen. Und Luke kraulte los. Kurz nach der Boje war er auf gleicher Höhe mit Christopher und schwamm mit ihm mit. „Du musst wissen, dass ich seit ich zehn Jahre alt war, fast jeden Tag im Wasser war, ich bin leidenschaftlicher Surfer und das glatte Wasser hier ist keine Herausforderung für mich. Ich bin Wellen und Strömungen gewohnt. Außerdem habe ich im Gegensatz zu dir auch schon ein Menschenleben gerettet.“ Luke schwamm ruhig neben Christopher her, der sichtlich aus der Puste war und Brustschwamm um genug Reserve für die letzten Meter zu haben. „In den Pfingstferien, waren wir ja in Los Angeles, dort feierten wir auf einem Schiff den Geburtstag von meinem besten Freund. Riley fiel ins Wasser. Das Wasser war vielleicht knapp über dem Null Punkt, jetzt darfst du mal raten, wer sie da im Dunkeln aus dem Wasser gefischt hat.“ Luke kraulte los und ließ Christopher weit hinter sich. Am Strand wartete er auf ihn, und als dieser es endlich geschafft hatte kam Luke ihm entgegen und reichte ihm die Hand um ihm aus dem Wasser zu helfen. „Ich gebe dir mal einen gut gemeinten Rat, gib nicht sofort volle Power, spar sie dir bis zum Schluss!“ Er schlug ihm noch einmal freundschaftlich auf die Schulter. „Und lass Riley in Ruhe.“ Fügte er ernst hinzu und ging dann ohne ihn und ohne auf die Hochrufe zu reagieren zurück zur Decke.

„Du bist diesen Kilometer geschwommen, als würdest du das jeden Tag machen.“ Meinte Noel grinsend und gratulierte ihm. „Früher habe ich das auch gemacht.“

Die anderen kamen und beglückwünschten ihn ebenfalls. Gemeinsam mit den anderen ließen sie den Tag mit einem Lagerfeuer ausklingen.

 

Am nächsten Tag hatte Luke seinen Termin mit Max, seinem Anwalt. Es fehlte immer noch irgendein wichtiges Dokument, und Max wollte mit ihm die Optionen durchgehen, was er machen könnte falls das Dokument nicht auftauchen würde. Zwar stand die Firma seines Vaters hinter ihm, aber er könnte sie nicht ohne Ausbildung übernehmen. Es blieb ihm immer noch das Geld seiner Mutter, aber darüber würde er auch erst ab seinem dreiundzwanzigsten Geburtstag frei verfügen können. Aber das Geld war ihm nicht wichtig, er wollte das Haus, die Autos seines Vaters und das Antike Geschirr, dass seine Mutter so leidenschaftlich gesammelt hatte, die Fotos, die Möbel. Es war sein Haus, das Haus seiner Familie.

Er kam vor dem Bürogebäude an und nach einigem Fragen wurde er in das Büro von Max gebracht.

„Hallo Luke, schön dass du da bist. Bist du wieder ganz Fit?“

„Ja, alles wieder beim alten.“ Sie tauschten noch kurz Belanglosigkeiten aus und kamen dann zur Sache. „Wer weiß denn alles von dem Testament?“ Wollte Max wissen.

„Eigentlich nur Bea und ich. Ich glaube nicht, dass die Zwillinge auch nur wissen, was ein Testament ist.“

„Sonst niemand? Keine Person?“

Luke schüttelte den Kopf. „Nicht das ich wüsste.“

„Hatte dein Vater irgendwelche Freunde, jemanden dem er vollkommen vertraut hat? Dem er es zugetraut hat, auf seinen Sohn zu achten.“

Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. „Emma…“ flüsterte er.

„Wer?“

„Emma. Die Haushälterin. Ihr hat er vertraut und ich meine, dass sie mal was von dem Testament erwähnt hat. Genau! Sie hat einen Brief erwähnt, mein Vater hat ihn ihr gegeben, mit der Anweisung ihn zu meinem achtzehnten zu öffnen.“

„Wir brauchen ihre Adresse. Ich muss den Brief sofort haben!“

„Ich weiß aber nicht wo sie jetzt lebt.“ Gab Luke zu worauf Max ihn komisch ansah. „Sie hat immer bei uns zu Hause gelebt, aber nachdem Bea sie gefeuert hat, habe ich ihr gesagt sie solle zu ihrer Tochter nach Dänemark gehen.“ Erklärte Luke und Max fuhr sich seufzend durch seine Haare. „Wie heißt die Tochter?“

„Kathrin.“

„Kathrin und weiter?“

„Ich habe keine Ahnung.“

„Du weißt nicht wie deine Haushälterin mit Nachnamen heißt?“

„Doch, Emma Jäger. Aber Kathrin hat geheiratet und ich kenne ihren Nachnamen einfach nicht.“

„Okay ich werde ihn herausfinden, das könnte aber ein paar Tage dauern.“

Luke nickte, dann verabschiedeten sie sich und Max machte sich an die Arbeit. Da der Tag noch ein paar Stunden hatte beschloss Luke noch einmal schwimmen zu fahren. Das Wettschwimmen gestern hatte ihm gut getan. Er stieg also auf sein Motorrad und fuhr schnell zu den Herzogs, packte sich eine Badehose und ein Handtuch ein und war wenig später schon wieder unterwegs. Diesmal schwamm er zweimal zur Boje und zurück, hinterher war er zwar KO, aber er fühlte sich herrlich erfrischt. Auf dem Weg zurück nach Hause fuhr er ein paar Umwege, er genoss das Wetter und wollte noch nicht wieder ins Haus, auch wenn es ihm bei den Herzogs richtig gut gefiel. Er wurde wie ein Mitglied der Familie behandelt und er fühlte sich schon richtig zu Hause. Anna behandelte ihn wie ihren Sohn Joshua, der in etwa so alt war wie er selbst und mit dem er sich auch gut verstand. Plötzlich verlangsamte er das Tempo, vor ihm war Riley, er war sich ziemlich sicher, dass sie es war, da sie heute in der Schule genau die gleichen Klamotten anhatte. Nur wer war der Typ, der da neben ihr ging? Er fuhr langsam näher zu den beiden und erkannte dann überraschenderweise Felix. Die beiden blieben stehen, als sie ihn sahen und Luke stellte den Motor aus und klappte das Visier hoch. „Riley?“

„Hi, Luke. Du erinnerst dich noch an Felix?“

„Wie könnte ich so einen Typen vergessen? Der Mädchen allein in der Wildnis zurücklässt. Was machst du hier mit ihm?“ Luke bedachte Felix mit einem finsteren Blick.

„Wir haben uns zufällig getroffen und er begleitet mich nach Hause.“

„Du gehst bestimmt nicht allein mit diesem Kerl irgendwo hin.“

„Luke, es ist alles geklärt. Felix hat sich entschuldigt und ich habe ihm verziehen, er bringt mich jetzt nur nach Hause.“

„Du gehst nicht mit ihm allein nach Hause. Komm Steig auf, ich bringe dich Heim.“

Riley sah Felix entschuldigend an. „Tut mir Leid, wie er dich behandelt, ihm fehlen einfach die Manieren.“ Entschuldigte sie sich.

„Nein, entschuldige dich nicht, ich würde auch nicht anders von dem Typen reden, der dich alleine zurücklässt. Fahr ruhig mit ihm nach Hause, ich muss eh bald weg.“ Riley sah ihn fragend an. „Zu mir hast du gesagt du hättest Zeit.“

„Ja ich wollte es dir eigentlich schon eher erzählen, aber ich bin irgendwie nicht dazu gekommen.“

„Was denn?“

„Ich habe ein Mädchen kennengelernt. Sie heißt Caro, naja eigentlich Caroline. Ich treffe mich heute Abend mit ihr.“

„Hey Felix, das ist toll, das freut mich.“ Spontan umarmte sie ihn. „Verscherze es dir nicht mit ihr.“

„Bestimmt nicht.“ Grinste Felix. „Okay ich geh dann mal weiter, vielleicht sieht man sich ja mal wieder.“

„Bestimmt.“ Rief sie ihm hinterher und wandte sich zu Luke. „Du kannst ruhig weiterfahren, er ist weg.“

„Ich bringe dich nach Hause.“

„Ich habe keinen Helm.“

„Ich fahre Schleichwege, und langsam. Wenn du willst, kannst du meinen Helm haben.“

Ohne ein weiteres Wort schwang Riley sich hinter Luke auf das Motorrad, legte ihre Arme um seine Mitte und lehnte den Kopf an seinen Rücken. Luke startete die Maschine und fuhr langsam los. Schon ein paar Minuten später waren sie bei ihr zu Hause. Er schaltete den Motor wieder aus und stieg mit Riley vom Motorrad. „Danke fürs bringen. Wir sehen uns morgen in der Schule?“

Luke nickte und ging mit ihr zur Tür. „Ist deine Oma nicht da?“

„Nein, sie ist bei ihrer Freundin, spielt Bingo. Wieso?“

„Ihr Auto steht nicht auf dem Hof.“

„Achso.“

Riley öffnete die Tür und drehte sich noch einmal um, sah ihn mit ihren großen braunen Augen an und Luke konnte einfach nicht anders er beugte sich langsam zu ihr. „Was hast du vor?“ Flüsterte sie außer Atem.

„Ich will dich küssen.“

Riley schluckte, wich aber nicht zurück und Luke machte auch keine Anstalten näher zu kommen. Gefühlte Minuten vergingen in denen niemand etwas sagte oder tat. Dann brach Riley das schweigen. „Warum tust du es dann nicht?“

„Weil ich auf dein okay warte.“ Flüsterte er und streichelte ihr über die Wange. Riley hielt es nicht länger aus, sie legte ihre Hände an seinen Hinterkopf und zog ihn zu sich herunter. Ihre Lippen fanden sich auf Anhieb und verschmolzen zu einem leidenschaftlichen Kuss. Luke küsste ihre Lippen, dann hauchte er kleine Küsse auf ihre Wange und ging weiter zu ihrem Hals. Riley bog ihren Kopf nach hinten und genoss das Gefühl seiner Lippen auf ihrer Haut. Luke kostete es aus, seine Hände strichen über ihren Rücken, dann weiter zu ihren Haaren und lösten den Pferdeschwanz, der ihre Haare zusammenhielt. Ihre Lippen fanden sich wieder und Lukes Hände wanderten weiter über ihren Körper, glitten von ihrem Rücken zu ihrem Po und drängte sie näher an sich. Doch genau so plötzlich, wie der Kuss angefangen hatte löste sich Luke wieder von ihr. Atemlos sahen sie sich an, keiner konnte etwas sagen, doch diesmal brach Luke das Schweigen. „Kein Mädchen war je so interessant wie du. Du bist wunderschön, intelligent und hinreißend. Ich kriege dich einfach nicht mehr aus meinem Kopf.“

„Warst du jemals verliebt?“ Fragte Riley und Luke schüttelte den Kopf.

„Aber…“ Luke wurde von einem heranfahrenden Auto gestört.
„Oma!“ rief Riley erschrocken und bückte sich um ihr Haarband zu suchen, sie fand es und band sich die Haare schnell zu einem Knoten zusammen. Der Motor wurde abgestellt und Riley ging ihrer Oma entgegen. „Du bist heute früh dran.“ Plauderte sie. „Mathilda ging es nicht so gut. Ich habe ihr einen Tee gekocht und wir haben uns ein wenig unterhalten, dann ist die gute eingeschlafen.“ Erklärte sie ihrer Enkeltochter. „Oh Hallo Luke, ich habe dich ja schon lange nicht mehr gesehen, schön dass du da bist, komm doch rein.“

„Luke hat mich nach Hause gebracht. Er muss weiter.“ Warf Riley ein doch Amelia ging gar nicht auf sie ein. „Komm ich mache dir etwas zu Essen, Jungen in deinem Alter brauchen essen. Ich habe heute eine schöne leckere Gyrossuppe gekocht, sie wird dir schmecken.“ Sie hielt ihm die Tür auf und es blieb ihm nichts anderes übrig als hineinzugehen – auch wenn Riley es Augenscheinlich nicht wollte.

Eine Stunde später hatte Luke Suppe gegessen und wurde von Amelia großartig unterhalten, sie erzählte ihm von Riley und was sie als Kind alles angestellt hatte, sie zeigte ihm Fotoalben und lernte so auch Rileys verstorbenen Opa und ihre Eltern kennen. Doch dann überkam auch Amelia die Müdigkeit und sie verabschiedete sich. „Komm uns öfter besuchen Luke, du bist ein ganz netter Junge.“ Meinte sie lächelnd und tätschelte seinen Arm. „Jungen wie ihn sollte es öfter geben…“ Murmelte sie bei verlassen der Küche vor sich hin.

„Riley ich…“

„Du musst nichts sagen.“ Unterbrach sie ihn.

„Aber ich will dir…“

„Aber ich muss erst mal nachdenken, und das kann ich nicht wenn du hier bist. Ich muss mir darüber klar werden was ich wirklich fühle oder wer du bist, du hast in Amerika mit einem…“ Diesmal unterbrach er sie. „Ich habe nicht mit ihr geschlafen wir wurden…“ Riley hob die Hand und er unterbrach sich. „Gib mir Zeit.“

„Ich gebe dir alle Zeit die du brauchst, aber lass mich nicht zu lange warten. Bald fliegst du nach Afrika und ich…? Ich habe keine Ahnung was aus mir wird…“ Er ging zur Tür und verließ ohne weitere Worte das Haus.

 

 

 

 

Kapitel 26

Kapitel 26

 

 

Luke

Aber sie ließ sich Zeit. Der letzte Schultag war vorbei und Riley würde Montag nach Afrika fliegen. Es war jetzt schon zwei Wochen her, dass er Riley geküsst hatte, und er hielt sich an sein Wort und gab ihr die Zeit die sie brauchte. Nur hätte er nie gedacht, dass sie so lange brauchen würde ihm ihre Gefühle zu gestehen. Also nahm er an, dass es sich ihrer Meinung nach erledigt hatte und ihm einfach gar nichts sagte, keine Antwort war schließlich auch eine Antwort. Also ging er ihr so oft wie möglich aus dem Weg. Er spielte regelmäßig Fußball, ging ins Fitnessstudio und machte lange Touren auf seinem Motorrad oder er verkroch sich in seinem Zimmer und zeichnete.

Max hatte Emma noch nicht gefunden und die Zeit wurde immer knapper. Allem Anschein nach war Emma mit ihrer Tochter auf einer Kreuzfahrt, zu dumm aber auch, dass Luke keine Handynummer von ihr hatte. Er hoffte auf das Beste, denn schließlich hatte sie ihm ja zugesagt zurück zu kommen. Er stellte sein Motorrad ab und nahm den Helm vom Kopf. Er sah zu dem großen Haus, das Haus seiner Familie. In knapp einem Monat hatte er Geburtstag und wusste überhaupt nicht was aus ihm werden würde. Er hatte sich nirgends beworben und auch sonst keine Anstalten gemacht sich irgendwie um seine Zukunft zu kümmern. Es interessierte ihn einfach nicht mehr. Vielleicht sollte er wirklich für ein Jahr nach Amerika gehen. Logan hatte ihm angeboten bei ihnen zu wohnen und Luke wollte das Angebot auch gerne annehmen, aber dann fiel ihm das Baby wieder ein. Das Gästezimmer gehörte jetzt dem Baby und Logan brauchte sein eigenes Reich.

Er setzte sich den Helm wieder auf und fuhr weiter zum Haus der Nabers. Rafael wartete schon vor der Tür. Wortlos stieg dieser auf und Luke fuhr los. Einige Zeit später hielten sie vor der Kirche. Riley und Hugo hatten heute ihre Abschiedsparty, zu der Inez sie überredet hatte und als die beiden ankamen waren schon viele Klassenkameraden und Freunde da. Luke trennte sich von Rafe, der nach Inez gucken wollte und ging in eine ruhige Ecke. Wie konnte es nur sein, das er sich verliebt hatte? So richtig verliebt. Er konnte es nicht mal sehen, wenn Riley mit anderen Jungs redete und über deren oberflächliche Witze lachte. Plötzlich wurde er in seinen Gedanken gestört.

„Hi! Du musst Luke sein.“ Er öffnete die Augen, ein Mädchen stand vor ihm. Er hatte sie noch nie zuvor gesehen. Sie war groß, hatte langes blondes Haar, das ihr offen über die Schultern viel. Und schon bei ersten ansehen wusste Luke was für ein Typ Mädchen sie war. Sie trug einen kurzen Jeansrock und ein Neonfarbendes Top, das Luke stark an die beiden Zwillinge erinnerte. „Du bist nicht gerade gesprächig.“ Säuselte sie, sie schlug die Augen nieder und zog einen Schmollmund. „Ja. In letzter Zeit trifft das wohl auf mich zu.“

„Ich habe von dem Mann gehört der dich niedergestochen hat. Bist du deswegen so ruhig, hast du Angst das er wieder kommt?“

Luke musste das Lachen, das ihm die Kehle hochstieg unterdrücken. Aber ein grinsen ließ sich nicht vermeiden. „Ganz sicher nicht. Er ist der letzte Mensch an den ich denke.“

„Ich habe gehört, dass du ihm nachgelaufen bist, als er den anderen Jungen niedergestochen hatte. Du hast ihn gestört und er konnte sein Werk nicht zu Ende bringen.“

„Die Leute erzählen zu viel!“ Sagte er stumpf und verschränkte die Hände vor der Brust. Aber das Mädchen ließ nicht locker. Immer wieder versuchte sie ihn in ein Gespräch zu verwickeln, irgendwann wurde es ihm jedoch zu viel und er stand auf. „Sorry, ich muss mal.“ Meinte er und unterbrach sie mitten in einer Erzählung über ihren Hund Fluffy. Er ließ sie sitzen und ging in den Garten der die Kirche umgab. Einige Leute spielten Volleyball, andere saßen auf Decken und unterhielten sich. Riley hatte er noch gar nicht gesehen. Es waren aber auch einfach viel zu viele Leute da.

 

 

RILEY

Eigentlich mochte Riley keine Partys. Aber sie hatte sich von Inez breitschlagen lassen und jetzt war sie hier auf ihrer Party und wäre doch viel lieber zu Hause. Sie hatte über Luke nachgedacht und eines wusste sie ganz sicher: Sie war auf jeden Fall in ihn verliebt. Aber sie konnte ihm einfach nicht trauen. Er war nur ein paar Tage in Los Angeles allein gewesen und verfiel sofort wieder in seine alten Muster. Was wäre wenn sie jetzt zusammen kommen würden und sie nach Afrika ging? Sie würden sich ein ganzes Jahr nicht sehen! Er konnte ihr da doch unmöglich treu bleiben. Immer wieder überlegte sie was in Amerika genau vorgefallen war, dass er doch nicht mit Oliva geschlafen hatte. Denn was das anging glaubte sie ihm. Er hätte es ihr wahrscheinlich gar nicht erst erzählt, wenn sie wirklich Sex gehabt hätten. Vielleicht war ja der Freund von Olivia ins Zimmer gestürmt als die beiden… Sie schüttelte den Kopf um diese Bilder aus dem Kopf zu bekommen. „Hey Riley! Ist dir ne Maus über die Leber gelaufen?“ Liam kam grinsend auf sie zu. „Ich habe noch nie verstanden was dieses Sprichwort zu bedeuten hat.“ Gab er dann zu.

„Es heißt auch: Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen.“ Gab sie besserwisserisch mit einem schelmischem grinsen zu. Liam stieß sie mit der Schulter an. „Du kleine Klugscheißerin. Weißt du wo mein zweiter kleiner Bruder ist?“

„Ach haben deine Eltern ihn Adoptiert?“

Liam lachte. „So gut wie. Mama bemuttert ihn wie eine Glucke.“

„Das tut ihm bestimmt gut. Er weiß ja nicht wie es ist eine Mutter zu haben.“

„Ja, deswegen macht sie es bestimmt auch. Also wo ist der kleine?“

„Nenn ihn nicht klein. Er ist ziemlich groß!“ Dann deutete sie mit dem Kopf zu dem Baum, an den sie ihn vor einer Weile sitzen sehen hatte. „Alles was neben dir steht ist groß, du Zwerg!“ Sagte Liam und klaute sich ihr Wasserglas und ging damit zu Luke. Dieser saß noch immer so am Baum, wie er sich hingesetzt hatte. War er etwa eingeschlafen? Plötzlich sah sie, wie Liam das Glas nahm und Luke das Wasser ins Gesicht spritzte. Dieser sprang auf und sah Liam wütend an, aber dann als Liam sich vor Lachen gar nicht mehr einkriegen konnte fing dieser ebenfalls an zu lachen. Kurze Zeit später gingen sie zusammen zum Volleyballfeld und gesellten sich unter die Spieler. Riley drehte sich um. Sie wollte Luke nicht anstarren. Sie entdeckte Kim, Inez, Rafe und Hugo zusammen an einem Tisch sitzen. Sie holte sich ein neues Glas Wasser und setzte sich zu ihnen.

„Wo ist eigentlich Noel?“ Fragte sie Rafael.

„Er muss noch bei den Zwillingen bleiben bis seiner Schwester kommt.“ Dann sah er auf die Uhr. Er müsste aber jeden Augenblick kommen. Sie unterhielten sich noch eine Weile. Es kamen immer wieder Verwandte und Bekannte, setzten sich zu ihnen unterhielten sich kurz und so verging der Tag wie im Flug.

Später am Abend als sie schon im Bett war stellte Riley fest, dass sie gar nicht gemerkt hatte, wann Luke gegangen war. Er hatte sich auf jeden Fall nicht verabschiedet. Traurig drehte sie sich auf die Seite und hielt sich den Bauch. Nur noch Morgen, dann würde sie Luke ein Jahr nicht mehr sehen, und wer weiß was danach sein würde?  Eigentlich hatte sie sich das ganze Jahr so sehr darauf gefreut ein ganzes Jahr mit ihren Eltern zu verbringen. Dann wollte sie zurück und auf eine Schauspielschule und jetzt war sie sich nicht mal sicher, ob sie überhaupt noch Schauspielerin werden wollte! Und dann noch ihre Eltern… Sie war es gewohnt ohne sie klarzukommen und sie kam damit auch gut zurecht. Aber jetzt war sie verliebt und Luke empfand ebenfalls etwas für sie. Was sollte sie nur tun? Wenn sie hierblieb, dann würde sie ihre Eltern nicht wieder sehen, und wer weiß, wie es sich zwischen ihr und Luke entwickeln würde? Vielleicht klappte eine Beziehung ja gar nicht. Hin und Hergerissen wälzte sie sich durch die Nacht bis sie endlich einschlief.

Wo war er denn nur? Rileys Blick glitt über den Saal, doch er war heute wirklich nicht zum Gottesdienst gekommen. Komisch, seit Wochen kam er regelmäßig. Vielleicht hatte er verschlafen?

 

LUKE

Luke stand auf der Reling und starrte ins Wasser. Er hatte es nicht mehr geschafft Riley “Auf Wiedersehen“ zu sagen. Als Max ihn angerufen hatte und ihm berichtete, dass Emma einen Unfall hatte und im Krankenhaus auf der Intensivstation lag war alle Farbe aus ihm gewichen. Er fuhr so schnell es ging zu Max, dann war alles ganz schnell gegangen. Sie hatten sich entschieden nach Dänemark zu reisen. Max packte sich ein paar Sachen zusammen, dann fuhren sie zu Luke um seine Klamotten zu holen und wenig später waren sie schon unterwegs nach Rostock um dort die Fähre nach Kopenhagen zu nehmen.

Jetzt waren sie fast da und Luke konnte nicht aufhören sich Gedanken darüber zu machen ob Bea auch hinter diesem Unfall steckte. Max konnte ihm nichts Genaueres sagen und so musste er warten, bis sie Emma sehen konnten. Das schlimmste war, das er Riley jetzt ein Jahr nicht wieder sehen würde, ein Jahr, und wer weiß, was dann wäre? Hoffentlich bekam sie seine Nachricht rechtzeitig.

Er schüttelte die Gedanken ab und ging zu Max der sich schon ins Auto gesetzt hatte. „Alles okay bei dir?“ fragte er ihn besorgt. Luke nickte, dann ging die Ladefläche auf und da sie ganz vorne standen, konnten sie als erstes losfahren.

Eine Stunde später stand Luke an dem Bett von Emma. Überall waren Schläuche und Monitore angeschlossen und es piepste die ganze Zeit. Er setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett und nahm ihre Hand. Kathrin hatte ihnen erzählt, dass Emma von einem Auto angefahren wurde. Der Fahrer war betrunken und ist über eine rote Ampel gefahren. Sie war an der Unfallstelle noch bei Bewusstsein und hatte immer Lukes Namen gesagt. Daraufhin hatte Kathrin sich an die Polizei gewendet und da diese ja von Max wusste, dass er nach Emma suchte, hatten sie sich mit ihm in Verbindung gesetzt. Der Unfall war jetzt drei Tage her und bis jetzt ist Emma noch nicht wieder aufgewacht. Max kam ins Zimmer. „Komm wir sollten uns etwas ausruhen und ordentlich essen. Morgen kommen wir wieder.“ Er zog Luke von Emma weg. „Du brauchst deine Kräfte. Wir kommen morgen früh wieder.“ Sie verabschiedeten sich von Kathrin und schweigend gingen die beiden in ihr Hotel.

Als Luke am nächsten Morgen ins Krankenzimmer kam, lag Emma mit offenen Augen da und sah ihn an. „Emma!“ flüsterte er perplex. „Du bist wach.“

„Hallo mein Junge.“ Flüsterte sie und lächelte ihn an, woraufhin sie schmerzverzerrt zusammenzuckte. Er eilte an ihr Bett und nahm ihre Hand. „Wie geht es dir? Hast du starke Schmerzen?“

„Nein, es geht schon. Wieso bist du hier?“

„Wir haben von deinem Unfall gehört und sind sofort gekommen.“

„Wir?“

„Max, mein Anwalt und ich.“ Auf ihren fragenden Blick hin erklärte Luke ihr alles. „Ich hatte schon Angst, dass dein Unfall etwas mit Bea zu tun haben könnte.“

„Aber sie weiß doch nichts von dem Brief, den dein Vater mir gegeben hat. Sie ist eine schreckliche Frau. Glaubt ihr wirklich, dass sie etwas mit dem Mann zu tun hatte, der auf dich losgegangen ist?“

„Ja, das glauben wir, aber wahrscheinlich ist er längst über alle Berge. Ich konnte ihn nicht erkennen um eine Beschreibung zu geben.“

„Du hattest ja auch genug damit zu tun dich zu wehren. Warum bist du ihm überhaupt nachgelaufen? Du hättest sterben können.“

„Ja ich weiß, im Nachhinein ist es mir auch klar, aber ich habe halt ganz impulsiv gehandelt, ich habe nicht nachgedacht.“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber jetzt geht es mir ja wieder gut und dein Unfall hatte wohl wirklich nichts mit Bea zu tun. Hast du den Brief irgendwo hier?“

„Er ist bei meiner Tochter, ich habe ihn vorsichtshalber mitgenommen. Ich rufe sie an, damit sie ihn mitbringen kann, wenn sie heute kommt.“

Luke lächelte. „Sehr schön.“

Drei Stunden später saß Luke an Emmas Bett, auf der anderen Seite saß Kathrin und Max saß am Tisch, den Umschlag vor sich. „Soll ich ihn wirklich öffnen? Hier steht dick drauf, das man ihn erst zu deinem Geburtstag öffnen darf.“

„Das ist doch jetzt egal. An solche Umstände hat mein Vater bestimmt nicht gedacht, als er Emma diesen Brief gegeben hat.“

Max sah noch einmal zu Emma und diese nickte. Dann öffnete er den Brief. Er zog einen Zettel heraus, überflog ihn kurz und legte ihn zur Seite. Genauso mit dem zweiten, dann zog er einen Stapel zusammengehefteter Papiere heraus und studierte diese genauer. Nach gefühlten Stunden hob er den Blick und sah die drei anderen Personen, ohne jede Gefühlsregung an.

„Jetzt sag endlich was drin steht!“ forderte Luke ihn ungeduldig auf.

Max Gesicht blieb weiter ausdruckslos. „Also, der erste Brief war an Emma adressiert und der zweite an dich Luke, ihr könnt sie gleich lesen. Dieser Stapel,“ er hob die Papiere kurz hoch, „sind für mich und darin steht, dass egal was passiert…“ Er machte eine kurze Pause und sah Luke an. „Du bist der Erbe. Du bekommst alles, Bea bekommt eine Rente, aber hat keine Ansprüche auf das Erbe oder auf dich!“

Luke schrie auf und sprang von seinem Stuhl. „Ich bin der Erbe?“ Fragte er noch einmal nur um sicher zu gehen und Max grinste. Freudestrahlend umarmte Luke ihn. „Danke Max. Was hätte ich nur ohne dich gemacht?“

Max ging auf diese Frage gar nicht ein, sondern händigte ihm und Emma die Briefe von Samuel Parker aus. Luke entschuldigte sich und ging auf den Balkon. Zitternd hielt er den Brief in der Hand, die letzten Worte seines Vaters an ihn. Sein Blick glitt über die Stadt unter sich. Dann hob er den Brief und begann zu lesen.

 

Mein geliebter Sohn,

Luke, Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag! Du bist heute Volljährig und ich bin nicht bei dir, um dir in deinen Entscheidungen die du fällst, zur Seite zu stehen. Du musstest ohne den Rat eines Vaters erwachsen werden und wie ich leider schnell feststellen musste, auch ohne den einer Mutter. Die Entscheidung Beatrice zu heiraten habe ich bis aufs bitterste bereut, sie hat dich von der ersten Minute an, die wir verheiratet waren zutiefst gehasst. Und das konnte ich mir nicht verzeihen.

 Du warst alles, was mich an meine geliebte Frau, an deine Mutter erinnert hat. Ich habe Beatrice aus zwei Gründen geheiratet und mir ist klar geworden, dass beide falsch waren. Der erste war: Ich wollte, dass du mit der liebe einer Mutter aufwächst. Der zweite: Ich wollte, dass du Geschwister hast. Du solltest nicht alleine groß werden und genau das musstest du, wie wir beide es jetzt wissen, da du meinen Brief jetzt liest.

Ich hoffe du bist ein anständiger junger Mann geworden und hast nicht völlig ohne Liebe gelebt. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass du eine Bezugsperson gefunden hast, an die du dich wenden konntest, wenn du Probleme oder Sorgen hattest. Ich wollte dir eine Familie geben, ich hoffe du hast eine bessere gefunden.

 

Lukes Hand zitterte so sehr, das  kaum noch lesen konnte. Er wischte sich mit der Hand die Tränen aus den Augen, während er daran dachte, unter welchen Voraussetzungen sein Vater diesen Brief für ihn geschrieben hatte. Er wusste, dass es ein Fehler war Bea zu heiraten und er wusste wohl auch, dass er nicht mehr lange leben wird. Denn sonst hätte er so einen Brief doch nicht geschrieben oder?

Er dachte an Logan, Ryan und Debbie, sie waren wohl die Familie, die sich sein Vater für ihn gewünscht hatte. Luke konnte mit all seinen Problemen immer zu Ryan kommen, diese Leute hatten ihn aufgenommen und wie einen zweiten Sohn geliebt. Dann wanderten seine Gedanken zu den Herzogs, auch sie waren eine wundervolle Familie die ihn ohne Wenn und Aber in die Familie aufgenommen hatten. Als sein Leben bedroht war haben sie ohne Fragen zu stellen ihre Türen geöffnet und ihn bei sich aufgenommen. Und sie hatten ihm auch gezeigt, dass es noch jemanden gab, der ihn noch mehr liebte – Jesus.

Er nahm den Brief wieder hoch und las weiter.

 

Luke, egal was Beatrice dir vielleicht über mich erzählt hat. Ich habe immer nur dich geliebt und du allein sollst das bekommen was meine Eltern mit Mühe aufgebaut haben. Das Haus, es gehört dir und alles was darin ist. Pass bitte auf Mamas Porzellan Sammlung auf, sie hat ihr viel Bedeutet – falls Beatrice sie nicht verkauft hat.

Ich hoffe auch, dass die Autos noch da sind, an denen wir gerne zusammen herumgeschraubt haben. Und meine alte Harley…

Die Firma sollst du auch leiten, geh studieren und geh behutsam mit deinen Entscheidungen um. Selbst wenn du gar nicht an der Firma interessiert bist, denk an die Angestellten und handele so, dass sie nicht zu Schaden kommen.

Aber all das ist nur Weltlicher Besitz und zählt nicht viel. Deine Mutter hatte immer den Glauben, das es einen Gott gibt und wir nach unserem Tod in den Himmel zu Jesus kommen, wenn wir an ihn glauben und ihn lieben, wenn wir ihn als unseren Erretter annehmen. Sie hat es geschafft und mein Sohn – auch ich. Ich bin jetzt im Himmel bei deiner Mutter und wir sehen stolz auf dich herab. Bitte such auch du Jesus, dann werden wir uns eines Tages, - ich hoffe der Tag liegt noch in weiter Zukunft, -  im Himmel wieder sehen.

Einen letzten Rat will ich dir noch geben.

Hör immer auf dein Herz und Kämpfe um das was dir wichtig ist.

Dein für immer dich liebender Vater

Samuel Parker

 

 

Luke stand noch eine Weile draußen, starrte in den Himmel und hing seinen Gedanken nach. Seine Eltern waren Christen und er hatte davon nichts gewusst, erst durch Riley hatte er von Jesus erfahren. Riley! Er fischte sein Handy aus der Tasche und wählte ihre Nummer, doch es ging nur die Mailbox dran. Er legte auf und versuchte es bei Inez. „Ja?“ Meldete sie sich nach dem zweiten Klingeln.

„Ist Riley schon unterwegs? Ich kann sie nicht erreichen.“ Fragte er ohne sie zu begrüßen. „Sie ist vor zwei Stunden mit Liam und Kim los. Ich weiß nicht ob sie schon im Flieger sitzt.“

„Okay, danke!“ Sagte er und legte auf bevor Inez noch etwas sagen konnte. Er wählte die Nummer von Liam und dieser ging wie immer sofort ans Handy. „Moin Luke, na wie geht’s?“

„Ist Riley schon weg?“ fragte er ohne auf Liams Worte zu hören.

„Ja, sie ist vor einer Viertelstunde in den Flieger gestiegen, und dieser rollt gerade zur Startbahn. Wieso?“

Luke rutschte an der Wand runter und ließ seinen Kopf hängen. „Ich hätte mich nur gerne bei ihr verabschiedet. Samstag hat es leider nicht geklappt.“

„Deshalb war sie bestimmt so niedergeschlagen. Ich wusste nicht, dass ihr euch nicht verabschiedet habt. Das ist echt blöd gelaufen, sie bleibt ein Jahr weg.“

„Das weiß ich selbst!“ Knurrte Luke.

„Sorry, da habe ich wohl den falschen Nerv getroffen. Aber erzähl mal was dich dazu bewogen hat so plötzlich abzuhauen.“

Luke berichtete ihm noch mal alles genau was seit Samstag passiert war.

„Und was steht jetzt in dem Testament? Habt ihr den Brief geöffnet?“

„Ja, und ich bin der alleinige Erbe. Bea bekommt eine kleine Rente und hat auch kein Wohnrecht in dem Haus.“

„Das ist ja Perfekt! Geht doch. Wir müssen uns mal zusammensetzten, du Max und ich und dann reden wir mal über deine Zukunft und wie wir dir helfen können die richtigen Entscheidungen zu treffen. Schließlich wirst du in naher Zukunft wohl ein reicher Mann sein.“

Luke schluckte. Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Er wollte nur die Besitztümer seiner Eltern nicht verlieren. Dass er das ganze Geld erben würde, hatte er völlig verdrängt.

„Luke? Bist du noch dran?“

„Ja, ich bin grad nur so überwältigt, ich kann es immer noch nicht glauben. Wie hast du es geschafft richtig mit dem Geld umzugehen?“

„Ich wurde ja nicht über Nacht Millionär so wie du, ich habe mir alles hart erarbeitet.“ Luke hörte das Lachen in Liams Stimme. „Du ich muss Schluss machen meine Frau verhungert gleich, sie will jetzt unbedingt ein Tunfisch Sandwich, und das obwohl sie gar kein Fisch mag. Schwangere Frauen sind wirklich…“ Die Verbindung unterbrach und Luke steckte grinsend sein Handy weg. Liam und Kim die waren vielleicht ein Paar!

 

Am Abend fuhren Max und Luke wieder zurück, auf dem Schiff unterhielten sie sich über das Testament und die Klauseln. „Dein Vater muss Bea ja echt durchschaut haben, sie bekommt nur 3000 Euro im Monat und das ist bei deinem Vermögen nichts. Selbst wenn ihr der Anschlag auf dich gelungen wäre, hätte Bea nichts bekommen.“

„Wirklich nicht? Wer wäre dann der begünstigte?“

„Emma.“

Luke grinste. „Hat mein Vater sie sonst im Testament bedacht?“

„Soweit ich mich erinnere soll sie eine Immobilie in der Stadt bekommen. Einen kleinen Bungalow dazu eine monatliche Rente von ebenfalls 3000 Euro.“

„Dann bekommt sie auf jeden Fall mehr als Bea.“ Luke grinste. „Emma hat viel mehr verdient.“

„Sie wollte das Erbe gar nicht annehmen, aber ich habe ihr gesagt, dass sie muss.“ Luke sah ihn fragend an und Max erklärte grinsend. „Ich habe ihr erzählt, dass wenn sie es nicht annimmt Bea alles bekommt und das konnte sie dann doch nicht zulassen.“

Luke lachte. „Das war zwar eine glatte Lüge, aber wenn sie dadurch das Haus und das Geld nimmt kann ich es dir nicht übel nehmen. Sonst noch etwas das ich wissen müsste?“

„Nein, eigentlich nicht. Das juristische klären wir an deinem Geburtstag.“

Sie standen schweigen an der Reling und blickten aufs Wasser.

 

 

Kapitel 27

 

Kapitel 27

 

 

RILEY

Riley konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Lautlos liefen sie ihr über die Wangen während das Flugzeug an Geschwindigkeit zunahm und dann langsam abhob. Er war nicht gekommen, er hatte sich nicht verabschiedet, hatte nicht mal angerufen oder ihr geschrieben. Was also konnte sie ihm schon bedeuten? Trotzig wischte sie sich die Tränen weg und zwang sich an ihre Eltern zu denken, die sie in ein paar Stunden wieder sehen würde. Aber wohin ist Luke abgehauen? Ihre Gedanken wanderten ohne ihre Zustimmung wieder zu Luke. Er hatte sich auf der Party von niemandem verabschiedet. Niemand wusste wo er war und Riley war zu stolz ihn anzurufen. Jetzt bereute sie es. Sie hatte nicht den Hauch einer Ahnung wo er sein konnte. Was wäre, wenn Bea ihn entführt hatte? Oder dieser Unbekannte Mann war zurückgekommen um seinen Job zu Ende zu bringen. Riley schauderte und wickelte die Decke noch enger um sich. Dann zog sie ein Foto aus ihrer Tasche, das sie und Luke auf dem Ball zeigte. Er hatte seinen Arm um sie gelegt und beide strahlten fröhlich in die Kamera. Sie drückte das Bild an ihre Brust und schlief dann endlich ein. Als sie wach wurde war das Bild weg. Panisch suchte sie die Decke ab, dann den Boden und den schmalen Durchgang. „Suchst du das Bild?“ Fragte Hugo neben ihr. Riley nickte und nahm es. „Seid ihr eigentlich zusammen?“

Riley schüttelte den Kopf. „Nein.“

„Aber du bist in ihn verliebt, denn sonst würdest du wohl kaum mit einem Bild von euch einschlafen.“

Riley nickte. „Ja, aber es ist kompliziert, sei mir bitte nicht böse, aber ich will jetzt wirklich nicht darüber reden okay?“

„Natürlich. Wollen wir ein bisschen Kniffel spielen? Ich habe alles dabei.“

„Ja, gerne.“

Ein paar Stunden später schoben Hugo und Riley ihre Kofferwagen vor sich und hielten nach ihren Eltern Ausschau. „Siehst du sie schon?“ fragte Riley aufgeregt. „Nein, aber normalerweise treffen wir uns auch immer erst dahinten.“ Er zeigte mit dem Finger den schmalen Gang entlang. „Meistens stehen sie rechts hinter der Tür bei der zweiten Bank.“ Riley sah ihn verwundert an. „Ist so, deine Eltern haben so ihre Angewohnheiten, das wirst du auch noch merken.“

Die Tür öffnete sich und Riley sah wie Hugo ihr es beschrieben hatte zur rechten Seite. Ihr Herz schlug wie wild gegen ihre Brust, dann endlich sah sie die beiden. Riley stieß einen Freudenschrei aus und lief in ihre Arme.

 

LUKE

Alles war anders. Zwar trafen die Freunde sich weiterhin, aber ohne Riley war es nicht dasselbe. Sie fehlte ihm sehr. Sie war jetzt schon drei Wochen weg und übermorgen hatte er endlich Geburtstag und er konnte hier weg. Er hatte noch mit niemandem darüber geredet aber er hatte sich entschieden und er würde sich von niemandem einen Strich durch die Rechnung machen lassen. Sein Entschluss stand fest. Er würde fliegen, er hatte sein eigenes Geld und war auf niemandem angewiesen.

„Luke, schön dass du mich abholst.“ Emma riss ihn aus den Gedanken. Er hatte sie gar nicht kommen sehen, er hatte nicht einmal wahrgenommen wie ihr Zug eingetroffen war! Er brauchte wirklich dringend einen Tapetenwechsel. „Natürlich komme ich um dich abzuholen. Ich bringe dich in dein Hotel, komm gib mir deinen Koffer.“ Luke nahm ihr den Koffer ab und zusammen verließen sie das Bahnhofsgebäude. „Also Freitag haben wir den Termin bei dem Anwalt, Bea wird auch da sein. Samstag müssen sie aus dem Haus und Sonntag will ich meinen Geburtstag feiern. Die Mutter meines Freundes wird dir bei den Vorbereitungen helfen. Ich hoffe der Samstag reicht euch, es wird eine große Party. Ihr könnt natürlich auch ein Catering Unternehmen engagieren.“

„Das werden wir schon schaffen. Ich freue mich auf mein altes zu Hause.“

Luke grinste. „Ja ich mich auch. Es wird Zeit das der Bea Einfluss verschwindet. Ich möchte dass alles wieder so aussieht wie meine Mutter es eingerichtet hat – natürlich nur soweit das möglich ist.“

„Das ist schön. Ich werde mein Bestes geben.“

„Dann gibt es noch eine kleine Veränderung und ich hoffe du wirst mir nicht böse sein.“ Verwirrt sah Emma zu Luke auf. „Ich habe auch noch nichts in die Wege geleitet, aber ich wollte deine Zustimmung.“ Aufmerksam hörte Emma zu und Luke erklärte: „Die Mutter meines Freundes hat es nicht leicht, sie hat fünf Kinder und ist alleinerziehend. Ich möchte sie gerne Einstellen, ihr eine richtige Arbeit geben, eine gut bezahlte Arbeit. Sie ist jetzt eine Putzfrau in einem Schnellimbiss und verdient nur den Mindestlohn, mein Freund arbeitet abends als Pizzalieferant und verdient auch mit seinem Fußballspielen ein bisschen Geld, und ihre Tochter Jolene hat eine Babysitter Stelle um zu helfen. Liam, bei deren Familie ich zurzeit wohne hat ihnen ein Haus besorgt und…“

„Natürlich kannst du sie einstellen, ich finde schon eine neue Arbeit.“ Unterbrach Emma ihn.

„Nein, das sollst du aber nicht. Ich weiß ja, dass du auf dein Gehalt nicht wirklich angewiesen bist, da mein Vater dich ebenfalls in dem Testament bedacht hat. Ich wollte ich dir vorschlagen, bei mir zu leben. Mein zu Hause war auch immer schon deins.“

„Ich soll bei dir wohnen bleiben?“ Emma blieb stehen und sah ihn glücklich mit Tränen in den Augen an. Luke nickte. „Ja, du sollst einfach nur wohnen. Natürlich kannst du auch kochen und backen und was du sonst gerne tust, aber Conny soll unsere neue Haushälterin sein. Und wenn ich irgendwann wieder nach Hause komme dann werden wir noch mehr Personal einstellen und…“

„Irgendwann nach Hause? Du gehst wieder weg?“

„Ja, ich muss. Ich fliege nächste Woche nach Afrika.“

 

RILEY

„Schätzchen, irgendwie bist du nicht richtig bei der Sache.“ Margaret nahm ein Glas Wasser und stellte es vor ihre Tochter. „Was ist denn los? Seit du da bist bedrückt dich doch etwas.“ Besorgt sah sie Riley an. Riley sah von ihrem Block auf, sie war gerade dabei einen Brief zu schreiben. „Du hast Recht gab sie zu.“ Mit einem Kopfnicken gab ihre Mutter ihr zu verstehen, dass sie die ganze Geschichte hören wollte. „Da ist ein Junge…“ fing sie an und ihre Mutter strahlte. „Du bist verliebt!“ Riley nickte. „Ich dachte, dass der Abstand gut tun würde, dass ich so über ihn hinweg komme.“

„Wieso willst du über ihn hinweg kommen? Hat er Schluss gemacht?“

Riley schüttelte den Kopf. „Wir waren nie wirklich zusammen. Aber es kann sein, dass wir uns ab und zu mal geküsst haben.“

„Du hast einen Jungen erlaubt dich zu küssen, obwohl du nicht mal…“

„Mama.“ Unterbrach Riley sie. „Wir haben nichts Verbotenes getan.“

„Zärtlichkeiten austauschen, das ist einem Liebespaar vorbehalten. Bei euch war sowas allem Anschein nicht vorhanden.“

„Er hat mich von Anfang an inspiriert. Er sieht so unglaublich gut aus und er ist so zuvorkommend und liebenswürdig. Er hat mir sehr geholfen. Immer wenn ich Hilfe brauchte war er für mich da. In der Schule lief so ein Gerücht um, und er hat um mir zu helfen, so getan als ob er in mich verliebt wäre. Die ganze Schule dachte, dass wir zusammen wären.“

„Riley meinst du nicht, dass das ein bisschen leichtsinnig war? Die meisten Jungs freuen sich doch über so einen Freifahrtschein.“

„Luke ist nicht so einer.“ Aber dann als sie es ausgesprochen hatte viel ihr wieder ein, was er mit Olivia gemacht hatte und sie war sich auf einmal nicht mehr so sicher. „Meinst du es war ein Fehler von mir?“

„Liebling, ich kann das, was ihr getan habt nicht gutheißen. Denn irgendwo habt ihr Gefühle vorgetäuscht wo keine waren. Und vielleicht hast du einem anderen Mädchen die Chance genommen diesen Luke besser kennen zu lernen.“

„Aber er wollte es doch so. Er hatte die Schnauze voll von Mädels und ich war da ein Puffer. Seid wir so getan haben, als ob wir zusammen sind haben die Mädchen ihn in Ruhe gelassen.“

„Was ist denn überhaupt passiert, dass es zu Gerüchten über dich kam?“

Riley wand sich. Sie wollte ihrer Mutter eigentlich nicht erzählen, was in Lukes Zimmer passiert war, aber dann nahm sie sich ein Herz und berichtete ihr in allen Einzelheiten, wie Luke sie ins Zimmer gezogen hatte, als sie beinahe vom Baum gefallen wäre und wie seine Stiefschwester die beiden vorgefunden hatte. Und dann das Foto. „Ich war bei allen als Flittchen gebrandmarkt. Fremde Jungs machten mir unseriöse Angebote und Luke hat mich verteidigt. So kam es dazu, dass wir ein Paar wurden.“

Rileys Mutter nickte verständnisvoll. „Hast du das Foto zufällig auf deinem Handy?“

„Das willst du nicht sehen!“ Schockiert sah Riley ihre Mutter an, doch diese lächelte. „Doch ich möchte es sehr gerne sehen. Vor allem da ich ja weiß, das zwischen euch sonst nichts gelaufen ist.“

Riley zog zögernd ihr Handy aus der Tasche die sie auf dem Tisch neben sich liegen hatte. Dann öffnete sie das Bild und hielt ihrer Mutter das Handy hin. Diese zog kurz die Luft ein. „Du hattest vergessen zu erwähnen, dass er kaum etwas anhatte.“

„Er kam gerade aus der Dusche. Deswegen hat er mich auch nicht sofort gehört.“

„Naja, das Foto ist wirklich eindeutig. Hast du eins, wo ich ihn besser sehen kann?“

Riley grinste und zeigte ihrer Mutter verschiedene Bilder von sich und ihren Freunden. „Luke sieht wirklich gut aus.“ Gab Margaret zu. „Aber ich verstehe nicht, wieso er sich auf dieses Spiel eingelassen hat. Wieso wollte er keine echte Freundin?“

Riley berichtete ihrer Mutter von Lukes Vergangenheit in Los Angeles und diese nickte verstehend. „Naja, jetzt wo ich ihn gesehen habe kann ich mir vorstellen, das die Mädchen ihn ganz süß finden.“

„Ganz süß? Sie sagen ihm ins Gesicht, das er heiß ist! Und wer weiß was noch alles!“

„Soso, er ist also heiß?!“

„Ich mag ihn. Ich bin ihn verliebt.“

„Weiß er das?“

„Ich glaube schon. Aber dann ist etwas passiert.“ Neugierig sah Margaret ihre Tochter an und schon sprudelten die Worte aus Riley. Sie erzählte von Amerika und das Luke länger geblieben war. Dann von dem Ball und dem Anschlag der eigentlich Luke gelten sollte, von seinen Verletzungen und wie die beiden sich auf der Terrasse von Max geküsst hatten und was ihr dann von Olivia erzählt hatte. „Ich konnte ihm einfach nicht mehr in die Augen sehen nachdem ich das wusste. Ich bin ihm aus dem Weg gegangen und plötzlich war ich hier ohne dass wir uns voneinander verabschiedet haben.“

„Er ist also ebenfalls in dich verliebt.“ Stellte ihre Mutter klar.

„Ich weiß es doch nicht.“ Gab sie zu und biss nervös auf ihrem Stift herum.

„Natürlich ist er in dich verliebt, sonst hätte er dir doch nichts von Olivia erzählt.“ Riley ließ den Stift fallen. „Ehrlich?“

„Riley? Ein Junge würde dir doch nichts von seinen Fehlern erzählen, wenn du ihm nicht so viel bedeuten würdest.“

„Und ich habe ihn nie ausreden lassen!“

„Ja, so warst du schon als Kind. Wenn du etwas nicht hören wolltest, dann hast du auch nichts gehört.“

Riley zog eine Mappe aus der Tasche auf dem Tisch und öffnete sie. Dann zog sie zwei Bögen Papier heraus und legte sie vor ihrer Mutter auf den Tisch. Erstaunt hob diese die Augen und sah Riley an. Dann sah sie wieder auf die Zeichnungen die ihre Tochter zeigten. „Luke hat mich gezeichnet.“ Flüsterte sie und Tränen liefen ihr über die Wangen. Margaret stand auf und nahm Riley umständlich in den Arm. „Er war in mich verliebt und ich habe es nicht gemerkt. Jetzt weiß ich nicht, ob er noch zu Hause sein wird wenn ich wieder komme. Und hier gibt es nirgendwo Internet!“

 

LUKE

Bea saß Luke mit einem triumphierenden Blick am langen Konferenztisch der Anwaltskanzlei gegenüber. Bertram Kollberg saß am Kopfende mit den Papieren vor sich. Rechts neben Luke saß Max, und Emma die unter den Blicken von Bea unruhig auf ihrem Sitz hin und her rutschte saß zu seiner linken. Bertram begrüßte die Anwesenden und erklärte die übliche Vorgehensweise einer Testamentseröffnung. Dann nahm er den Stapel Papiere vor sich und begann vorzulesen. Je weiter er kam desto blasser wurde das Gesicht von Bea, Luke rutschte auf seinem Stuhl nach unten und machte es sich bequem dabei grinste er Bea schadenfroh an. Als sie dann hörte, dass sie bis morgen das Haus geräumt haben muss und nur eine Rente von 3000 Euro im Monat bekam, und das auch nur ein Jahr lang wurde sie regelrecht weiß. „Es kann doch nicht sein, dass mein Ehemann mir so etwas antut. Ich habe mich immer um seinen Sohn gekümmert. Mir steht viel mehr zu.“

Bei gekümmert lachte Luke höhnisch auf. „Ertragen trifft es viel eher Bea. Du hast eigentlich gar nichts verdient. Und das wusste mein Vater.“

Schlagartig änderte sich Beatrices Gesichtsfarbe von weiß zu dunkelrot. „Du kleiner Nichtswürdiger…“

„Frau Parker, ich muss doch sehr bitten!“ Unterbrach Herr Kollberg ihre Schimpftirade.

„Ich wusste nichts von einem veränderten Testament. Nach unserer Hochzeit haben wir, mein Mann und ich eines gemeinsam bei Ihnen aufgesetzt Herr Kollberg. Vielleicht ist dieses neue Testament ja gefälscht. Wer weiß wozu dieser Junge noch fähig ist?“

Noch bevor Herr Kollberg darauf antworten konnte erhob Max das Wort. „Sie wussten vielleicht nicht zu Hundertprozent von dem neuen Testament, doch geahnt haben Sie es sehr wohl.“ Er machte eine kurze Pause und fuhr dann mit eisigem Tonfall fort. „Ansonsten hätten Sie es doch wohl kaum für nötig befunden Luke nach dem Leben zu trachten!“

„Lüge! Das ist eine Lüge!“ Schrie Bea auf und sprang auf die Beine. Max erhob sich ebenfalls und starrte sie undurchdringlich an. „Das ist die Wahrheit!“

„NEIN!“

„Doch. Sie wollten das er stirbt.“

Beas Blick wurde eiskalt. „Ich habe niemandem den Auftrag gegeben einem Arrow auf einem blöden Schulball mit einem Messer viermal in die Brust zu stechen!“

„Wie haben Sie es denn dann in Ihrem Anschreiben an den Verbrecher ausgedrückt? Einen Schuss in die Brust? Oder doch eher erwürgen oder vergiften?“

„Ich habe nichts dergleichen getan und ich werde Sie wegen Verleumdung verklagen.“ Beas Stimme wurde wieder ruhiger und sie setzte sich scheinbar gelassen zurück auf den Stuhl. „Wir müssen das Testament auf seine Echtheit überprüfen.“ Sagte sie an Bertram gewandt.

„Wir müssen die Polizei rufen.“ Max nahm das Telefon, das auf dem Tisch stand und rief seine Assistentin. „Laura, rufen Sie bitte die Polizei an, sie sollen sofort hierher kommen.“ Sagte er ins Telefon und legte auf. Alle Augen starrten ihn verwirrt an. „Frau Parker, sie haben einen Auftragsmörder engagiert um ihren Stiefsohn zu töten.“

Bea wurde wieder blass. „Wie können Sie es wagen?“ Brachte sie mühsam heraus und griff nach dem Wasserglas vor sich.

„Sie haben sich selbst verraten.“

„Ich habe was?“ Bea fing hysterisch an zu lachen. Dann wurde sie schlagartig ernst. „Das ist…“

„Woher wussten Sie denn dass die Tatwaffe ein Messer war?“

Kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. „Die Zwillinge haben es mir erzählt, die haben es in der Schule gehört.“ Gab sie dann triumphierend von sich und grinste Max selbstgefällig an. Dann kamen zwei Polizisten rein und Bea lächelte die beiden selbstgefällig an. „Ich glaube Sie werden hier nicht mehr gebraucht.“ Meinte sie siegessicher, doch dann stutzte sie. „Oder warten Sie, dieser junge Möchtegern Anwalt…“

„Und wer hat Ihnen erzählt, dass der Auftragskiller viermal zugestochen hat?“

Bea sah jetzt nicht mehr so siegessicher aus und sah blass zwischen den Polizisten und Max hin und her. Dann sah sie zu Luke. „Junge, das glaubst du doch nicht wirklich oder?“

„Doch Bea, das kann ich mir sehr gut von dir vorstellen.“

„Viermal war geraten!“

„Viermal war genau richtig. Und das kann niemand wissen, da es ein Ermittlungsgeheimnis ist. Es sei denn Sie haben selbst zugestochen oder Ihr Killer hat Bericht erstattet. Leider haben Sie erst später erfahren, dass es den falschen Arrow getroffen hat.“

„Ich kann doch nicht ohne das Geld meines verstorbenen Mannes leben! Ich ahnte, dass dieser Mistkerl mich ohne einen Pfennig sitzen lässt!“

Die Polizisten traten vor und legten Beatrice Handschellen an. „Bea?“ Bea drehte sich zu Luke um. „Was?“ Blaffte sie.

„Selbst wenn es dir gelungen wäre mich zu töten, dann hättest du noch weniger bekommen. Mein Vater hat Vorkehrungen getroffen, falls mein Leben zu früh und vor allem auf tragische Weise enden sollte: Wenn ich nicht mehr am Leben wäre, wäre das ganze Vermögen an Emma gegangen. Du gehst so oder so leer aus.“

Bea schrie vor Wut laut auf und die Beamten führten sie aus dem Raum.

Kapitel 28

Kapitel 28

 

LUKE

An diesem Samstag liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Emma und Conny hatten sich Hilfe von einem Cateringservice geholt und standen doch die ganze Zeit in der Küche. Am späten Nachmittag, nachdem Luke seit langem endlich mal wieder ein paar Bahnen in seinem Pool im Keller geschwommen war, kam er in die Küche. „Na wie läuft es bei euch?“

„Wir arbeiten gerade an deiner Torte. Das Gebäck ist alles soweit fertig und um das warme Essen kümmert sich die Cateringfirma.“ Teilte Emma ihm fröhlich mit.

„Super, das hört sich doch gut an.“ Luke nahm sich zufrieden einen Schoko Muffin und biss genüsslich rein. „Köstlich!“ Die beiden Frauen grinsten und machten mit ihrer Arbeit weiter.

„Ein Problem haben wir da noch. Die Getränke sind noch nicht abgeholt worden. Ich bin mit dem Fahrrad hier und Emma darf nicht so schwer heben. Könntest du vielleicht fahren?“

Luke grinste. „Natürlich.“

„Sie sind schon bestellt, du musst nur noch…“

„Hier seid ihr!“

Luke drehte sich um. „Naber! Was machst du denn hier?“

„Naja meine Freundin ist shoppen, sie will sich ein neues Outfit für deine Party kaufen und mir war langweilig, deswegen dachte ich, ich schaue mal rein.“

„Das ist gut, dann kannst du mir beim Kisten schleppen helfen.“ Luke schlug ihm auf die Schulter und schob ihn vor sich aus der Küche. „Ach ja, “ rief er noch über seinen Rücken, „ist der Pool draußen gereinigt?“

„Die Gärtner bringen ihn auf Vordermann. Morgen ist alles bereit!“

„Ihr habt eine Gehaltserhöhung verdient.“

„Das lässt du schön bleiben junger Mann!“ rief Emma. Doch Luke war mit Rafael schon auf dem Weg zur Garage.

Zwei Stunden später saßen die beiden mit einem kalten Getränk im Garten und sahen zu, wie sich der Pool füllte. „Meinst du nicht, dass das Wasser morgen noch zu kalt sein wird?“

„Nein, wenn das Wasser drin ist mach ich die Poolheizung an. Dann ist die Temperatur morgen perfekt.“

„Apropos perfekt. Was passiert jetzt mit Bea und den Zwillingen?“

„Bea sitzt in Untersuchungshaft und wartet auf ihren Prozess. Und die Zwillinge sind bei ihrer Oma auf der Insel Pellworm.“

Rafe prustete los. „Pellworm? Diese kleine mini Insel?“ Luke grinste und nickte. „Wenigstens sind sie schön weit weg.“ Dann wurde Rafe auf einmal wieder ernst. „Weit weg ist auch Riley…“ Er ließ seinen Satz unbeendet.

„Ja ich weiß, ich wollte nächste Woche eigentlich hinfliegen, aber jetzt mit Bea? Ich muss vor Gericht aussagen und solange ich nicht weiß wann der Termin ist kann ich hier nicht weg.“

„Das ist natürlich ober mies! Nicht das Riley sich dort einen neuen schnappt, und vielleicht heiratet sie bis du kommst...“

„Ach hör doch auf so einen Mist von dir zu geben. Sie ist noch nicht einmal achtzehn, wer heiratet heutzutage schon so früh?“ Luke schüttelte den Kopf.

„Tja, wer weiß…“ Rafe zuckte mit den Schultern und trank den letzten Schluck aus seiner Dose, dann nahm sich eine neue.

„Wir sollten den Grill anschmeißen die anderen müssten jeden Augenblick kommen.“

„Ja mach schon, ich gucke dir von hier aus zu.“ Rafe grinste und lümmelte sich in seinen Stuhl.

Zehn Minuten später kamen Noel und Jolene und als die ersten Würstchen fertig waren kam Inez in den Garten.

Die Freunde saßen noch lange zusammen, es war eine warme Nacht und irgendwann seufzte Jolene: „Ist es bei euch immer so lahm, oder seid ihr einfach schon zu alt?“

„Was soll das denn heißen?“ Wollte ihr Bruder wissen. „Wir chillen hier.“

„Ist das nicht ein bisschen langweilig?“

„Sie hat Recht. Findet ihr es nicht auch ziemlich langweilig?“ Noel sah in die Runde. Inez und Rafe kuschelten und Luke schlief beinahe auf seinem Stuhl ein. „Wir brauchen ein bisschen Action. Was schlägst du vor Schwester?“

„Ich?“ Fragte diese überrascht. „Ich weiß es nicht.“

„Was macht ihr denn so, wenn du mit deinen Freunden unterwegs bist?“

„Meistens machen sie nur quatsch. Dumme Klingelstreiche oder so ein Kram.“ Jolene sah auf das Lagerfeuer das sie angezündet hatten und Noel warf Luke einen Blick zu und gab ihm ein Zeichen. Luke verstand und setzte sich aufrecht hin. „Du willst also was erleben?“ Fragte Luke und Jolene nickte. „Okay.“ Er stand auf und Noel tat es ihm gleich. Beide gingen sie auf sie zu. „Dann komm.“ Jolene stand auf und sah die beiden fragend an. Inez und Rafe beobachten die Szene neugierig. Plötzlich hoben Luke und Noel Jolene hoch, jeder einen Fuß und eine Hand und trugen sie zum Pool. „NEIN! Nein, das ist nicht euer ernst! Ihr könnt mich doch nicht…“ Jolene zappelte und sträubte sich mit aller Kraft gegen die Jungs, aber sie hatte keine Chance und ein lautes platschen ertönte. Prustend tauchte das Mädchen wieder auf und sah seine Widersacher wütend an. „Na wartet das werdet ihr mir büßen!“

Noel und Luke lachten. „Und was willst du…“ Weiter kam Noel nicht, denn er bekam einen heftigen Stoß von hinten und fiel ebenfalls ins Wasser und noch ehe Luke reagieren konnte folgte er seinem Freund. Als sie auftauchten sahen sie Inez und Rafe lachend am Beckenrand stehen. „Sorry Jungs, das war Inez Idee!“ Rief ihr Freund und hielt sich vor lauter Lachen den Bauch. Doch plötzlich bekam auch er einen Schubs und Inez hob die Faust in die Luft. „Gewonnen!“ rief sie und tanzte vor dem Pool auf und ab. Die vier standen im Pool und warfen sich Blicke zu. „Die schnappen wir uns.“ Flüsterte Rafe und machte Anstalten aus dem Pool zu klettern. Doch in dem Moment, stolperte Inez über einen Schlauch, den die Gärtner nicht weggeräumt hatten und fiel mit einem Entsetzensschrei ins Wasser.  Als sie auftauchte blickte sie in lachende Gesichter und musste bei dem Anblick selbst anfangen zu lachen.

„Ich gehe mal rein und gucke was ich für uns zu anziehen finde.“ Sagte Luke als sie alle wieder am Feuer waren und sich aufwärmten. „Für uns brauchst du nichts zu holen, wir gehen nach Hause. Inez pennt heute bei mir, sie hat Ersatzklamotten mit.“ Sie verabschiedeten sich und gingen durch den Garten auf das Grundstück der Nabers zu. „Ich komme gleich wieder.“ Luke lief zur Terrasse und zog sich die nasse Shorts und das T-Shirt aus und ging dann ins Haus. „Hör auf ihn anzugaffen!“ Zog Noel seine kleine Schwester auf worauf diese sofort rot wurde. „Ich habe nur geguckt.“ Verteidigte diese sich schwach. „Ich weiß!“ Noel grinste und nahm sie in den Arm. „Ich ziehe dich nur auf. Du hast sowieso keine Chance bei ihm.“

„Ich weiß…“ seufzte sie und lehnte sich an ihren Bruder.

„Und du bist sowieso noch viel zu jung für einen Freund.“

„Ich bin sechszehn!“

„Sag ich doch. Viel zu jung!“ Noel schubste sie leicht und die beiden alberten ein bisschen herum.

„Ich habe hier ein paar Klamotten gebracht. Jo, du kannst dich drüben in der Partyscheune umziehen.“ Er gab ihr ein Handtuch und einen ganzen Stapel voll Klamotten. „Diese Sachen haben die Zwillinge hier gelassen, ihr müsstet eigentlich die gleiche Größe haben. Du kannst die Sachen behalten.“ Jolene faltete eine Hose auseinander, das Preisschild war noch dran. „Das ist eine G Star Hose! Und die hat über 100 Euro gekostet.“ Sie sah Luke überrascht an.

„Anscheinend mochten die Mädchen die Hose nicht.“ Er zuckte mit den Schultern. „Sie haben einen ganzen Haufen von ihrem Zeug dagelassen. Wenn du willst kannst du dich oben umgucken und mitnehmen was du willst.“

„Ist das dein Ernst?“

„Natürlich! Was soll ich mit Frauenklamotten?“ Freudestrahlend umarmte sie Luke dann drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange und stürmte in die Scheune um sich umzuziehen. Als sie weg war sah Luke Noel fragend an. „Ist alles okay mit ihr?“

„Ob alles okay ist? Du hast sie gerade wohl zum glücklichsten Mädchen der Welt gemacht. Eine Hose für 100€? Ich glaube ihre teuerste Hose war dreißig Euro und die hat sie sich von ihrem erspartem gekauft.“ Noel zog sich das nasse T-Shirt über den Kopf und schlüpfte in eines von Luke.

„Oh, das wusste ich nicht. Aber die Zwillinge haben wirklich viel zurückgelassen und ich habe wirklich keine Verwendung für ihre Sachen. Und bevor ich die Klamotten zur Altkleidersammlung gebe soll sie nehmen was sie will.“

Als Noel fertig war mit umziehen setzten sich die beiden wieder ans Feuer und warteten auf Jolene. Diese kam nur wenige Minuten später. „Diese Jeans ist der Hammer, die sitzt wie angegossen!“ Sie drehte sich vor den beiden. Luke musste ihr Recht geben, diese Jeans stand ihr sehr gut und betonte ihre gute Figur. „Und das Shirt ist auch ganz toll.“

„Das ist zu weit ausgeschnitten.“ Meinte Noel und Lukes Blick wanderte automatisch zu ihrem Ausschnitt. Er war wirklich zu weit ausgeschnitten, außerdem trug sie wohl keinen BH mehr, er hatte nicht daran gedacht trockene Unterwäsche für sie mitzubringen. „Wenn du willst kannst du nach oben gehen und dich in ihrem Zimmer umsehen, oder du machst es morgen.“ Unterbrach Luke die Diskussion der Geschwister die wohl durch den zu weiten Ausschnitt entfacht wurde.

„Ich will jetzt mal gucken.“

„Okay, das Zimmer der Mädchen ist im ersten Stock, du musst durch den… Ach weißt du was, ich bringe dich eben hoch.“

„Okay!“ Fröhlich ging sie vor. „Bin sofort wieder da.“ Sagte der zu Noel, der nur nickte. Luke führte Jolene durch die Räume im Erdgeschoss und dann die Treppe rauf. „Wow! Was für ein Haus!“ staunte das Mädchen und folgte Luke. Oben auf dem Treppenabsatz angekommen blieb Luke stehen. „Da hinten ist das Zimmer“, er deutete nach rechts. „Lass dir ruhig Zeit und leg dir zur Seite was du haben willst. Ich bringe es dir dann morgen vorbei.“

„Kann ich es nicht heute schon mitnehmen?“

„Wenn du es tragen kannst.“ Luke lächelte und ihre Miene wurde ungläubig. „Haben sie so viel zurückgelassen?“

„Schätzchen du hast nicht gesehen wie viele Pakete hier ankamen und wie oft sie shoppen waren. Sie haben hier wahrscheinlich ein halbes Kaufhaus zurückgelassen.“ Ihre Augen leuchteten bei seinen Worten auf. „Von mir aus kannst du auch alles mitnehmen und im Internet verkaufen. Mir ist egal was mit den Sachen passiert sie müssen raus.“

Sie umarmte ihn noch einmal und verschwand dann mit einem freudigen Aufschrei in dem Schlafzimmer der Zwillinge.

Eine Stunde später kam sie endlich wieder raus. Noel und Luke hielten sich nur mit Mühe wach. „Hey ihr Schlafmützen, ich bin fertig für heute. Aber ich habe noch nicht geschafft alles durchzusehen.“ Jolene stand vor den Jungs um die Schultern hatte sie zwei große Taschen hängen.

„Endlich!“ Seufzte Noel. „Ich bin Hundemüde.“

„Ich habe mir erst einmal ein bisschen eingepackt, aber ich schaffe es unmöglich heute alles mitzunehmen.“ Die Jungs standen auf und nahmen ihr jeder eine Tasche ab.

„Ihr könnt auch hier pennen. Platz ist genug da.“

„Nein, das geht nicht. Unsere Mutter muss morgen früh hier sein und jemand muss bei den kleinen bleiben.“ Erklärte Noel und ging voran ins Haus. An der Haustür angekommen verabschiedeten sie sich voneinander und Luke gab Noel die Tasche mit den Klamotten. „Was ist da eigentlich alles drin? Steine?“ Beschwerte sich dieser, als er das zusätzliche Gewicht zu spüren bekam.

Jolene lachte. „Schuhe, Klamotten, Parfüms, Schals…“

„Ich will es gar nicht wissen!“ Unterbrach er sie. „Komm wir haben noch ein Stück vor uns.“

„Du bist nicht mit dem Auto?“

„Nein, die Schrottkarre ist mal wieder nicht angesprungen.“

„Ich bringe euch nach Hause.“

„Quatsch, die kurze Strecke können wir auch zu Fuß gehen.“ Wehrte Noel ab.

„Ja klar, mit Steinen auf den Schultern!“ Meinte Luke sarkastisch, öffnete die Garage mit der Fernbedienung und ging den beiden voran über den Hof zur Garage.

 

Luke sah auf die Uhr. Es war gleich 17 Uhr in einer Stunde würden die ersten Partygäste kommen. Er stand mit den Armen in den Hüften auf der Terrasse und guckte auf das bunte Treiben. Inez und Jolene befestigten die letzte Lichterkette zwischen den Bäumen während Rafael und Noel die letzten Partybänke aufbauten. Das Büffet hatten Emma und Conny in der Partyhütte aufgestellt, die Leckereien die sie gezaubert hatten sahen einfach köstlich aus. Das warme Essen würde erst um 19 Uhr geliefert werden. Die Band, die er engagiert hatte machte den letzten Soundcheck. Alles war bereit, die Bänke standen. Die Kerzen auf den Tischen waren schon angezündet und die Mädels hatten es geschafft die Lichterkette zu befestigen. Die Gäste konnten kommen. „Hey Leute!“ rief er über den Rasen. „Genug gearbeitet. Ihr habt euch eine Erfrischung verdient.“ Er hielt einen Sixer-Träger hoch und seine Freunde kamen auf ihn zu, er gab jedem eine Flasche und gemeinsam stießen sie an. „Auf Luke!“ rief Noel und die anderen wiederholten: „Auf Luke!“ Dieser grinste und setzte seine Flasche an die Lippen.

Die Party war im vollem Gange und Liam und seine Familie war noch nicht aufgekreuzt. Lukes Blick wanderte über die Gäste, aber er konnte ihn immer noch nicht finden. Da die Band gerade eine Pause machte um etwas zu Essen legte der DJ gerade eine neue Platte auf und Enrique Iglesias erklang mit seinem Hit Subeme la Radio die Mädels kreischten auf und zogen die Jungs mit auf die Tanzfläche. Inez schwang neben Rafael die Hüften der ihr nur fasziniert zugucken konnte. Dann erblickte er plötzlich ein weiteres Paar Liam und Kim, trotz ihres kleinen Bauchansatzes ließ sie es sich nicht nehmen mit ihrem Mann eine Einlage hinzulegen. „Alter die ist schwanger und tanzt wie ein Profi!“ Flüsterte Jo neben ihm, aber er konnte sie gut verstehen. Dann sah er auch Lina und Max. „Warte nur bis Lina anfängt.“ Meinte er und zeigte Jolene die blonde Frau, die artig neben ihrem Freund stand, mit dem Fuß wippte und die Hüften leicht kreisen ließ, und wartete bis er sie aufforderte mit ihm zu tanzen. Max erblickte Luke und grinste, er machte Anstalten zu ihm zu kommen, aber Luke wippte mit dem Kopf zu Lina und Max verstand ihn. In dem Moment war das Lied zu Ende und Lina sah enttäuscht aus. Liam und Kim kamen von der Bühne, sie begrüßten sich und wünschten ihm alles Gute zum Geburtstag. Luke stellte Jolene vor und Liam warf Luke einen leicht verwirrten Blick zu. „Boa, bin ich KO, meinte Kim und hielt sich die Seite. „Ich konnte aber nicht wiederstehen!“ Sie grinste Lina glücklich an. „Wieso warst du nicht auf der Tanzfläche. „Max hat es verpasst mich aufzufordern und ich…“

„Süße, ich kann einfach nicht tanzen!“ Entschuldigte sich Max bei ihr. Dann erklang das nächste Lied und Liam erbarmte sich seiner Schwester. „Ihr entschuldigt uns?“ Grinste er in die Runde und zog sie auf die Bühne. „Er ist so ein Angeber.“ Lachte Max und bewunderte seinen besten Freund wie er mit seiner Schwester so leichtfüßig über das Parkett tanzte. Luke beobachtete die umstehenden Leute, alle sahen sie den beiden gebannt zu. Luke grinste. „Wieso sind die so gut?“ Wollte Jolene wissen.

„Lina hat schon immer getanzt, ich kenne sie gar nicht anders. Außerdem hat sie vor ein paar Jahren bei Let´s Dance gewonnen. Sie wollte immer schon Profi Tänzerin werden und jetzt ist sie es.“ Jolene hörte ihm gebannt zu, ließ die beiden tanzenden aber nicht aus den Augen. Die hatten die Tanzfläche mittlerweile für sich allein, schienen es aber gar nicht wahrzunehmen. „Und Liam kann es einfach, er kann alles was er will. Singen, Tanzen, erfolgreich sein, Ehemann und Vater…“ Das Lied endete und die Zuschauer fingen an zu klatschen. Lina und Liam verbeugten sich amüsiert vor dem Publikum und gingen zurück zu den anderen. „Na, hast du des genossen im Mittelpunkt zu stehen?“ Wollte Luke grinsend von seinem Freund wissen. Liam lachte. „Ich habe es einfach nur genossen mal wieder die Sau rauszulassen!“ Er zog Lina in seinen Arm und  küsste sie auf den Kopf. „Gut gemacht, kleine!“ Flüsterte er und ließ sie wieder los. „Ebenso, du bist doch noch nicht so eingerostet, wie ich gedacht habe!“ Alle umstehenden fingen an zu lachen.

„Lina, du warst einfach toll. Kannst du mir zeigen, wie du das mit der Hüfte gemacht hast?“ Lina wandte sich an Jolene. „Das?“ Lina führte ihr was vor und Jo klatschte begeistert.

Eine Stunde später, stand Lina ganz vorne auf der Bühne und gab einigen, die Lust hatten ein wenig Tanzunterricht. Hier und da saßen Leute und Luke schlenderte herum und sprach mit jedem Mal. Irgendwann unterbrach Liam ihn in einem Gespräch mit ein paar Jungs, mit denen er öfter Fußball spielte. „Kann ich mal mit dir reden?“

„Klar!“ Luke nickte und ging über den Rasen. „Also was mein Geschenk für dich angeht…“

„Hör auf, ich will keine Geschenke. Alles was ich will kann ich mir selber kaufen.“ Wehrte Luke ab.

„Ja ich weiß. Es ist auch nicht einfach ein Geschenk für dich zu finden, aber bei meinem Geschenk geht es eigentlich nicht um dich.“ Erklärte er und Luke sah ihn mit einem Fragezeichen im Gesicht an. „Ich habe da was organisiert. Dieser jemand müsste eigentlich jede Minute vom Flughafen kommen.“ Lukes Herzschlag setzte einen Moment aus und er versuchte seine Gesichtszüge neutral zu halten. Hieß das etwa, dass Liam es irgendwie eingefädelt hatte, dass Riley kam? Hoffnung keimte in ihm auf, sie doch noch früher wieder zu sehen. „Es ist Dylan. Er will Noel überraschen, wenn er will bekommt er einen Vertrag beim FC Arsenal.“ Luke war hin und her gerissen. Kurz hatte er wirklich gedacht dass Riley kommen würde, er versuchte seine Niedergeschlagenheit zu unterdrücken und sich für seinen Freund zu freuen. Schließlich flog er ja bald zu ihr… irgendwann wenn das mit Bea alles vorbei war. Er lächelte ein wenig gezwungen und befahl seinen Gefühlen hintenanzustehen. Er konnte auch später noch Liebeskummer haben. In dem Moment klingelte Liams Handy. „Das ist er. Kommst du mit?“ Luke nickte und folgte Liam ins Haus.

Luke lief nach dem Lied, das die Band gerade beendet hatte auf die Bühne. Der Leadsänger gab ihm das Mikro. „Hey Leute! Schön das ihr alle gekommen seid, ich hoffe ihr habt alle Spaß?“ Die Leute applaudierten und pfiffen. „Mein Kumpel Liam dachte sich, da ich ja nichts mehr brauche, könnte er einfach mal meinen Freund beschenken.“ Die Leute lachten und in dem Moment gingen zwei Scheinwerfer an. Einer beleuchtete Noel und der andere Dylan Ross. Die Jungs die Dylan kannten applaudierten. Noel stand wie vom Donner gerührt und konnte sich nicht bewegen. „Hi Noel, ich habe hier einen Vertrag für dich. Willkommen beim FC Arsenal.“ Sagte Dylan auf Deutsch und die Leute jubelten fröhlich. Luke gab das Mikro wieder dem Sänger und bahnte sich einen Weg durch die Menge. „Luke!“ Luke sah sich um und erblickte Liam der ihn zu sich winkte. Er machte kehrt und ging zu Liam. Sie gingen einen Moment schweigend nebeneinander her, bis sie eine Ruhige Ecke erreicht hatten. „Denkst du ich habe wirklich kein Geschenk für dich?“ Luke war verwirrt und sah Liam verwundert an. Dann sah er hinter Liam eine sehr vertraute Person stehen. Luke sah Liam an und sprang ihm in die Arme. „Das ist nicht dein Ernst!!“ rief er und Liam lachte. „Überraschung!“ Dann ließ er Luke wieder runter. „Alter!! Ich kann es einfach nicht fassen, ich glaube nicht das du wirklich hier bist!“ Er fiel seinem Freund in die Arme. „Happy Birthday! Alter Kumpel!“ Luke und Logan umarmten sich freudig. „Liam war so freundlich mich zu deinem Geburtstag einzuladen.“

Liam denkt wohl das es seine Party ist, denn er lädt schon die ganze Zeit irgendwelche Leute ein.“

„Habe ich richtig gehört, dass Ross hier ist?“

Luke lachte. „Genau, Liam hat ihn eingeladen.“

„Kommt ich stelle ihn euch vor.“ Liam dirigierte die beiden zu dem Fan Kreis, der immer noch um Dylan stand. „Also ist Ross auch bei euch in LA bekannt?“ Wollte Liam wissen.

„Ich bin ein Arsenal Fan, habe mir sogar mal ein Spiel Live angeschaut. Ich mag Fußball einfach.“ Erklärte Logan.

„Also spielst du auch Fußball?“

Logan lachte. „Ne eher weniger, manchmal kicken wir ein bisschen am Strand ansonsten gucke ich lieber den Profis zu.“

„Puhh…“ Liam wischte sich über die Stirn. „Und ich dachte, ich müsste schon wieder den Talentscout spielen.“ Liam und Luke lachten währen Logan nur Bahnhof verstand. „Ich erkläre es dir später.“ Sagte Luke.

„Leute! Jetzt lasst doch mal Ross atmen. Ich verspreche ihr bekommt alle ein Autogramm. Meine Frau hat signierte Fußbälle…“ Noch bevor er den Satz beendet hatte waren die Jungs um Dylan und Noel weg. „Danke Kumpel!“ Lachte Dylan und begrüßte Noel endlich richtig. Dann stellte Liam Dylan die anderen Jungs vor. „Das sind Luke, Logan und Rafael.“

„Logan?“ Rafael war verblüfft. „Was machst du denn hier?“

„Ich bin das Geschenk von Liam an Luke.“ Erklärte dieser und brachte damit alle zum Lachen.

Die Party ging bis spät in die Nacht und als sich endlich gegen drei Uhr die letzten Partygäste verabschiedet hatten gingen Luke und Logan ins Haus. Luke zeigte Logan das Gästezimmer, das Emma schon für ihn vorbereitet hatte. „Jetzt erzähl mal, wie lange bleibst du eigentlich?“

„Keine Ahnung mal sehen was sich so ergibt. Die viel wichtigere Frage: Wo ist eigentlich Riley? Habt ihr euch gestritten?“

Luke seufzte. „Nein… oder vielleicht auch doch. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung…“ Gab er zu. „Sie ist in Afrika.“

„In Afrika?“

„In Uganda um genau zu sein.“

„Also seid ihr nicht zusammen?“

„Sie wollte sich über ihre Gefühle klar werden. Ich habe ihr gesagt, dass ich auf sie warten werde. Aus Tagen wurden Wochen und da wusste ich, dass sie keine Gefühle für mich hat.“

„Pff, sie und keine Gefühle für dich?“ Schnappte Logan. „Das ich nicht lache!“

„Ja das habe ich auch immer angenommen, aber dann nachdem ich ihr von Olivia erzählt habe wollte sie nichts mehr mit mir zu tun haben.“

„Wieso erzählst du ihr überhaupt sowas? Und wieso stört es sie so? Du wurdest unter Drogen gesetzt!“

„Das weiß Riley aber nicht.“ Luke erzählte seinem Freund von dem Gespräch, dass er und Riley auf dem Balkon geführt hatten und wie sie unterbrochen wurden. Und wie er immer wieder versucht hatte ihr zu erzählen dass Drogen im Spiel waren und wie sie immer abgeblockt hatte. „Sobald ich nur davon anfing machte sie die Schotten dicht.“

„Und dann ist sie einfach nach Afrika ausgewandert?“

„Nein, nicht Ausgewandert. Ihre Eltern leben dort.“ Er brachte Logan auch hier auf den neuesten Stand und erzählte, dass die beiden sich nicht mal verabschiedet hatten, da er ja so spontan nach Dänemark gereist war.

„Das nenne ich mal ein mieses Timing!“

„Apropos Timing, wir sollten schlafen gehen, es ist echt spät geworden.“ Sie verabschiedeten sich voneinander und Luke ging in sein Zimmer. Er war so müde, dass er nicht einmal das Licht anschaltete, stattdessen zog sich sein rotkariertes Hemd, dass er über einem weißen T-Shirt trug aus und warf es achtlos auf den Boden. Er wollte nur noch ins Bett. Dieser Tag hatte ihn so fertig gemacht, aber er war zufrieden.

„Damit würde ich vielleicht noch ein bisschen warten?!“ Erklang eine ihm sehr vertraute Stimme, als er gerade den Gürtel öffnen wollte.

„Verdammt, hast du mich erschreckt!“ Fluchte Luke und schaltete das Licht ein. Riley saß unter dem Fenster auf dem Boden und rieb sich wegen der plötzlichen Helligkeit die Augen. „Was machst du da unten?“ Sein Herz schlug ihm noch immer bis zum Hals. „Und wie bist du hier rein gekommen?“

„Tut mir leid.“ Sie stand umständlich auf, blieb aber wo sie war. Auch Luke machte keine Anstalten sich ihr zu nähern. „Ich wusste nicht wann du kommst und in dein Bett wollte ich mich nicht legen. Zuerst saß ich auf dem Stuhl, aber irgendwann wurde es unbequem, dann habe ich mich auf den Boden gesetzt, und irgendwann bin ich dann wohl eingeschlafen…“ Erklärte sie weitläufig. „Und reingelassen hat mich glaube ich Emma, sie dachte ich wäre einer deiner Partygäste und dann bin ich in dein Zimmer geschlüpft.“

Luke ließ sich auf sein Bett fallen und sah sie an. Sie trug eine schwarze Leggings und ein langes T-Shirt, sie war Barfuß und eine Strickjacke lag neben ihr auf dem Boden. Ihre Haare waren vom Schlafen ganz durcheinander, aber Luke hatte sie noch nie süßer gefunden. Er sah sie einige Zeit lang schweigend an und sie wand sich unter seinem Blick. „Wieso bist du hier?“ Brachte er schließlich heraus.

Riley sagte erst einmal nichts, sie stand an die Fensterbank gelehnt und warmer Wind von draußen wehte ihre Haare nach vorne. „Wir haben uns nicht verabschiedet und ich kam damit einfach nicht klar.“ Meinte sie dann kleinlaut und sah auf den Boden vor sich.

„Also bist du gekommen um dich richtig von mir zu verabschieden? Meinst du nicht du hättest dann nicht gleich da bleiben können? Das hätte dir eine Menge Geld gespart.“

Erschrocken sah sie ihn an, seine Worte waren barsch und eigentlich meinte er es gar nicht so, wie es ihm rausgerutscht war.

„Ich hatte ein bisschen was gespart.“

„Wissen deine Eltern dass du hier bist?“

„Ja.“

„Und Amelia?“

Riley schüttelte den Kopf.

„Wer weiß denn dass du hier bist?“

„Niemand.“

„Und wie bist du vom Flughafen hier her gekommen?“

„Ich habe mir ein Taxi genommen.“

Luke unterdrückte ein grinsen und sah sie weiter durchdringend an. „Wieso bist du in mein Zimmer verschwunden? Wieso bist du nicht auf die Party gekommen?“

„Ich weiß es nicht.“ Gab sie zu und zuckte mit den Schultern. „Zuerst wollte ich auch, aber dann habe ich die vielen Leute gesehen und dann, ich wusste ja nicht, wie du auf mich…“ Sie beendete ihren Satz nicht. Luke stand auf und ging auf sie zu. „Was willst du wirklich hier?“ flüsterte er dicht vor ihr und sah ihr in die Augen. Sie wandte den Blick ab, aber er legte seine Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf wieder an, sodass sie ihn anschauen musste. „Ich weiß es jetzt.“ Flüsterte sie ebenfalls.

„Was?“ Hauchte er.

„Das ich dich liebe!“

Mehr musste er nicht hören, er zog sie in die Arme und küsste sie. Zuerst berührten seine Lippen die ihren ganz sanft, aber als sie seinen Kuss erwiderte und ihre Arme um seine Körpermitte legte zog er sie noch dichter an sich und vertiefte den Kuss. Seine Hände streichelten ihren Nacken und sie seufzte zwischen den einzelnen Küssen zufrieden. Dann löste er sich von ihr. „Endlich.“ Flüsterte er und zog sie mit sich auf das Bett. Er setzte sich hin und zog Riley neben sich.

„Was endlich?“ Fragte sie noch immer leicht atemlos.

„Endlich weißt du was du für mich empfindest.“ Er lächelte sie jungenhaft an und legte seinen Arm um ihre Schulter, er zog sie an sich und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe. Für einige Sekunden genossen sie schweigend die Nähe des anderen.

 

RILEY
Sie löste sich von ihm und sah ihm in die Augen. „Es tut mir Leid.“

„Was tut dir Leid?“ Wollte er irritiert wissen.

„Das ich mir so viel Zeit gelassen habe und wir uns nicht verabschieden konnten und dass…“ Sie stockte.

„Was?“ Wollte er sanft wissen.

„Ich habe dich nie ausreden lassen. Ich dachte immer du hättest mit Olivia geschlafen. Ich habe das schlimmste von dir angenommen, dabei kenne ich dich eigentlich besser.“

Er streichelte ihr sanft über die Wange. „Da hat nicht mehr viel gefehlt, dann hättest du die ganze Geschichte gekannt. Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig.“

„Doch für mich schon.“ Sie sah ihn flehentlich an. „Ich habe so viel falsch gemacht. Du wolltest nur ehrlich zu mir sein und ich…“ Er küsste sie erneut und unterbrach somit ihre Entschuldigung. „Es ist okay.“ Sagte er zwischen den Küssen, doch Riley wand sich und rückte ein Stück zur Seite. „Erzähl es mir bitte. Alles. Von Anfang an.“

„Logan, ein paar Jungs und ich wollten ein bisschen feiern. Wir sind in eine Bar gefahren und von dort aus zu einer Collegeparty. In der Bar hatten wir alle etwas getrunken und ich merkte den Alkohol schon ein bisschen. Ich hatte mir vorgenommen auf der Party nicht mehr zu trinken. Eigentlich hatte ich nicht mal Lust auf die Party, ich kannte die Leute nicht und mir war langweilig. Dann sah ich sie…“ Er sah wie Riley Luft holte und erzählte dann weiter. „Ich ging zu ihr und wir unterhielten uns gut. Sie war nett und auch intelligent. Irgendwann hörte sie ein Lied, ich weiß nicht mal mehr welches es war. Auf jeden Fall wollte sie tanzen. Mir war eigentlich gar nicht danach, ich hatte Kopfschmerzen, aber sie zog mich mit. Wir tanzten nur ganz kurz, dann meinte sie, dass sie Kopfschmerzen hatte. Wir gingen zusammen in eine ruhige Ecke und dann…“ Er stockte und sah Riley an, die ihm gespannt zuhörte. „Soll ich wirklich alles erzählen?“ Wollte er wissen und Riley nickte nachdrücklich. Luke seufzte und fuhr fort. „Sie fing an mich zu küssen, zuerst wollte ich sie zurückhalten aber dann… naja, ich bin wohl in alte Gewohnheiten gefallen… das nächste dass ich weiß, ist das ich mit schrecklichen Kopfschmerzen wach geworden bin. Ich lag in einem fremden Bett, neben mir ein Mädchen das ich nicht kannte.“ Riley sah ihn argwöhnisch an. „Was ist denn passiert? Woher weißt du, dass du nicht doch mit ihr geschlafen hast?“

„Wir hatten beide noch unsere Klamotten an und sie war selbst völlig desorientiert und wusste nicht, wie wir in das Bett gekommen waren.“

Riley nickte erleichtert und nahm seine Hand. „Aber warum…“

„Dieser Typ, Mason, der uns die Limo gebracht hat, hat Drogen in die Limo gemischt. Er wollte Olivia eigentlich in seinem Bett haben.“ Riley sah ihn erschrocken an. „Drogen?“ Sie schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. „Dann konntest du nichts für das was du getan hattest?“ Luke schüttelte den Kopf. „Es war eine neue Sexualdroge, eigentlich sehr gefährlich, trotzdem beliebt bei den… naja du weißt schon…“

Riley nickte. „Und wieso war es bei euch… naja anders?“ Luke unterdrückte ein grinsen. „Wir hatten sozusagen nur die halbe Dosis, da wir uns die Limo geteilt haben und auch nicht komplett ausgetrunken haben.“

„Da habt ihr ja nochmal richtig Glück gehabt.“ Riley kuschelte sich an Luke und dieser bestätigte: „Ja Glück im Unglück. Ich wünschte ich wäre nie zu dem Mädchen gegangen, aber sie hat mich einfach…“

„An mich erinnert.“ Unterbrach sie ihn und er nickte.

„Von weitem ja, aber als ich neben ihr saß, sah sie lange nicht so wunderschön aus wie du.“ Riley wurde rot und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. Luke unterdrückte ein Gähnen, aber Riley merkte es. „Du solltest jetzt schlafen gehen.“ Schlug sie vor.

„Und was ist mit dir?“

Riley wurde wieder rot und stammelte. „I…ich da…dachte ich kö…könnte vielleicht…“ Sie räusperte sich und übersah Lukes selbstgefälliges grinsen. „Ich dachte du könntest mich in einem der Gästezimmer unterbringen.“

„Nein, das geht nicht.“ Meinte er stumpf und Riley sah ihn verwirrt an. „Die Zimmer meiner damaligen Mitbewohner sind noch nicht komplett leergeräumt, eins der Gästezimmer lasse ich zur Zeit in mein Fitnessraum umbauen und in dem einzigem freien Gästezimmer schläft Logan.“

„Logan ist hier?“

„Er ist mein Geburtstagsgeschenk von Liam.“

Riley musste unwillkürlich lachen. „So was kann auch nur von Liam kommen.“

„Eigentlich hatte ich mir jemand anderes gewünscht.“ Sagte er und sprang vom Bett. „Mach es dir bequem.“ Riley gehorchte seiner Aufforderung und rutschte ans Kopfende des Bettes und versteckte ihre nackten Füße unter der Decke. Luke zog sich derweil eine Sporthose an. „Und wo wirst du dann schlafen?“ Wollte Riley wissen und gähnte herzhaft. Luke sprang ins Bett und landete neben ihr. „Hier natürlich. Was denkst du denn?“

„N…Nein…“ Stotterte Riley und schubste ihn leicht von sich weg. Sie würde niemals mit ihm in einem Bett schlafen, das konnte er sowas von vergessen! Sie machte Anstalten aufzustehen, aber Luke hielt sie fest. „Wo willst du hin?“

„Ich kann unten in irgendeinem Wohnzimmer oder Salon auf dem Sofa schlafen.“

„Vergiss es! Jetzt habe ich dich endlich wieder und da denkst du ich lasse dich sofort wieder gehen?“

Riley rührten seine Worte und sie lächelte ihn an. Blitzschnell war er bei ihr und sie lag unter ihm seinen Mund auf den ihren gepresst. Er streichelte ihr Gesicht und sie vergaß alles um sich herum. Ihre Hand wanderte wie automatisch unter sein T-Shirt und streichelte seine weiche, warme Haut. „Okay.“ Er löste sich genauso plötzlich von ihr, wie er sie gefangen hatte. „Das wäre geklärt.“ Riley noch ganz benommen von seinem leidenschaftlichen Kuss sah ihn verwirrt an. „Komm her.“ Er hielt ihr seine Hand hin und sie legte die ihre ohne zu überlegen hinein. Er zog sie zu sich und legte sich bequem hin, dann legte er seinen Arm um Riley, sodass sie neben ihm zum Liegen kam. Doch das genügte ihm nicht sanft schob er ihren Kopf auf seine Brust und streichelte mit seiner freien Hand ihre Haare. „I love you Riley!“ flüsterte er und Riley hob den Kopf um ihm in die Augen zu sehen, er hatte sie geschlossen und um seine Mundwinkel zuckte ein Lächeln. Er öffnete die Augen. „Du hast doch nicht geglaubt, dass ich dich nicht liebe oder?“ Sie versuchte ihm auszuweichen, aber er hielt wieder ihr Kinn fest und streichte mit seinem Daumen sanft über ihre Lippen. „Du hast es nicht gesagt, da wusste ich es nicht.“

Er grinste sie glücklich an. „Wie kann man ein so schönes, liebevolles, vollkommenes und intelligentes Mädchen wie dich nicht lieben?“ Flüsterte er dicht an ihrem Ohr und sie senkte bei seinen Worten ihre Lippen auf die seinen.

 

Epilog

 

Epilog

 

7 Jahre später

„Jetzt mach schon, wegen dir werden wir noch zu spät kommen!“ beschwerte Riley sich während sie mit einem Highheel in der Hand und dem anderen am Fuß im Flur auf und ab humpelte und nach ihrer Jacke suchte.

Luke stand in der Eingangstür seines Hauses und beobachtete sie belustigt. „Meinst du nicht eher, dass wir wegen dir zu spät kommen? Ich bin seid…“ Er blickte auf seine Armbanduhr. „Genau drei Minuten fertig.“ Vorwurfsvoll sah Riley ihn an. „Was kann ich denn dafür wenn du schummelst?“ Luke fing an zu lachen. „Wie bitte? Schummeln?“

„Du hast meine Jacke verschwinden lassen! Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass ich sie dort hingelegt habe.“ Sie deutete mit dem Finger auf eine gemütliche Sitzecke.

„Ganz sicher nicht!“ Protestierte er. „Wieso sollte ich das tun?“

„Damit du mir die Schuld in die Schuhe schieben kannst, wenn wir zu spät Liams Geburtstagsfeier kommen!“

Sein Blick verfinsterte sich und langsam ging er auf sie zu. „Nein, Luke! Nein, bleib da wo du bist.“ Luke grinste hinterhältig und ging unbeirrt weiter. Riley sah sich nach einer Fluchtmöglichkeit um, aber noch bevor sie reißausnehmen konnte, hatte Luke sie schon gepackt bückte sich und schwang sie wie einen Getreidesack über die Schulter. Riley schrie auf und hielt krampfhaft den Schuh fest, während sie Kopfüber über Lukes Schulter hing. „Du ruinierst meine Frisur! Und mein Kleid!“

„Deine Frisur ist mir völlig egal!“ sagte er und gab ihr einen Klaps auf den Hintern. „Ich muss doch sehr Bitten Mister Parker!“ Beschwerte Riley sich. „Schatz, jetzt lass mich endlich runter! Bitte! Mein Kleid rutscht hoch.“

„Was bekomme ich?“

„Ich kaufe dir alles was du willst!“ Versprach sie, woraufhin Luke in Gelächter ausbrach. „Das meine ich nicht.“ Er ließ sie hinunter, ging auf die Knie und nahm ihr den Schuh ab. „Darf ich?“ Riley grinste, hielt sich an seiner Schulter fest und hob ihren Fuß. Er half ihr hinein und fuhr dann beim Aufstehen mit seinen Fingern sanft ihr Bein entlang. „Luke!“ Riley stieß seine Hand oberhalb ihres Knies weg. Er musste widerwillig grinsen, er stand jetzt dicht vor ihr. „Was?“ Wollte er wissen. „Hör doch auf mich hier im Flur zu betatschen.“

„Betatschen? So nennst du es wenn ich dich liebkose?“ Er strich ihr über die Wange, schob seine Hand in ihren Nacken und zog ihren Kopf zu sich. Seine Lippen berührten die ihren nur leicht. „Weißt du eigentlich wie sehr ich dich liebe und wie gerne ich einfach wieder nach oben…“ Riley trat ein Stück zurück. „Ja das kann ich mir vorstellen, aber wir müssen jetzt wirklich los. Und wenn wir… Nein ich will nicht mal daran denken.“

„Luke! Du solltest auf Riley hören, ihr kommt zu spät.“

„Danke Emma!“ lächelte Riley ihre mütterliche Freundin an. „Weißt du wo meine Jacke ist?“ Emma sah zu Garderobe und dann wieder zu Riley. „Meinst du die, die da hängt?“ Riley folgte ihrem Blick und seufzte auf, während Luke in schallendes Gelächter ausbrach. „Meine Süße? Brauchst du etwa eine Brille?“ Riley sah ihn gespielt wütend an und rauschte zur Garderobe um ihre Jacke zu holen. „Männer…“ murmelte sie vor  sich hin, nahm ihre Jacke und drehte sich lächelnd zu Luke. „So Schatz, ich bin fertig, wir können los.“

„Wollen wir nicht vielleicht doch noch mal hoch und...“

„NEIN!“

„Frau! Lass mich doch mal aussprechen, ich meine nicht, das was du meinst.“

Riley wurde rot und drehte sich weg, aber Luke hatte es gesehen. „Sag mal wirst du etwa rot?“

„Nein, und wenn du unbedingt willst dann können wir von mir aus…“

„Meine kleine Riley wird nach all den Jahren noch immer rot. Du bist so süß!“ Er grinste, küsste sie auf den Kopf, nahm sie in den Arm und führte sie die Treppe hoch zu seinem alten Zimmer. „Sei aber leise.“ Flüsterte Riley.

„Wenn sie erstmal schläft, dann schläft unser Sonnenschein.“ Gemeinsam, Arm in Arm gingen sie in das Kinderzimmer, das Riley mit ihrer Freundin Inez liebevoll eingerichtet hatte, und blieben vor dem weißen Kinderbett stehen und sahen auf ihre schlafende Tochter. „Sie ist so unglaublich süß.“ Schwärmte Riley. Die kleine lag in einem Schlafsack auf dem Bauch, den Blick zur Wand  und hatte ihre Beine und Arme weit von sich gestreckt.

„Sie sieht aus wie du.“ Flüsterte Luke nahe an ihrem Ohr und Riley lief ein Schauer über den Rücken.

„Das ist doch nicht euer Ernst!“ Erklang die flüsternde Stimme von Emma. „Seht zu das ihr hier rauskommt, Grace ist gerade erst eingeschlafen.“

Luke zog Riley zur Tür. „Ich habe dir doch gleich gesagt, dass es eine blöde Idee ist noch mal nach oben zu gehen!“ Beschwerte sich Luke und Riley stieß ihn in die Seite. „Du Schleimer!“ Grinste sie. „Emma, das war alles seine Idee!“

Emma sah sie beiden glücklich an. „Ihr zwei… macht dass ihr hier rauskommt!“

Das ließen die beiden sich nicht zweimal sagen und gingen die Treppe wieder hinunter. „War sie böse?“ Flüsterte Luke und Riley schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube sie will die kleine endlich für sich alleine haben.“ Luke öffnete die Tür. „Dann ist ja gut.“ Er folgte ihr hinaus und bewunderte ihre Figur. Beim Auto hielt er sie auf. „Hey, hattest du mir nicht noch was versprochen?“ Er stellte sich vor sie und so war sie zwischen ihm und dem Auto gefangen.

Riley stellte sich dumm. „Habe ich?“

„Du wolltest mir etwas kaufen.“ Erinnerte er sie.

„Mit deinem Geld!“

„Unserem!“ Berichtigte er sie. „Aber das meinte ich nicht.“ Er beugte sich näher zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: „Wie wäre es mit einem Sohn?“

Riley lächelte und küsste ihn. „Meinst du nicht, dass Grace erst noch ein bisschen älter werden sollte?“ Doch Luke schüttelte den Kopf. „Kein allzu großer abstand. Die Kinder sollen zusammen spielen und Gracy ist schon ein Jahr alt.“

Sie lächelte und sah Luke in die Augen. „Okay, aber erst der Geburtstag.“

Luke sah sie freudstrahlend an. „Alles was du willst!“ Dann drückte seinen Mund auf den ihren und zog sie eng an sich. „Meine wundervolle Frau.“ Flüsterte er, ließ sie los und öffnete ihr die Tür.

Sie kamen zu spät. „Es ist deine Schuld.“

„Wenn du meinst.“ Luke zuckte mit den Schultern. „Ich habe in den letzten Jahren mit dir gelernt, dass es klüger ist nachzulassen.“ Er grinste sie schelmisch an und bekam dafür einen Stoß gegen den Arm. Er nahm ihre Hand und hielt ihr die Tür auf.

„Ihr seid mal wieder zu spät!“ beschwerte Kim sich lächelnd und drückte erst Riley und dann Luke. „Ich habe meine Jacke nicht gefunden.“ Gab Riley zu und Kim grinste sie an. „Typisch du!“

„Und ich wollte nochmal zu Grace. Also bin ich auch Schuld.“ Riley sah ihren Mann überrascht an und dieser zuckte mit den Schultern. „Ist doch so.“ flüsterte er und legte liebevoll seinen Arm auf ihre Schulter. „Kaum zu glauben, das ihr immer noch so am Turteln seid, ihr seid schon ewig zusammen.“

„Und immer noch verliebt, wie am ersten Tag!“ Grinste Luke, dann kam Liam und sie gratulierten ihm zu seinem Geburtstag. „Wie geht es den Kindern?“ wollte Riley wissen, da Liam und seine Familie erst vor ein paar Tagen zurück aus London waren, wo sie eigentlich wohnten. „Ich kann es kaum glauben, das Jona schon 13 Jahre alt ist!“ Gab er zu. „Und Faith lässt uns nicht mehr in Ruhe, sie will unbedingt wieder zu Grace. Sie ist verrückt nach Babys.“

„Das ist doch ganz normal. Kommt doch morgen vorbei.“ Lud Riley sie ein. „Mal sehen, wenn nichts dazwischen kommt, dann hätte ich nichts gegen ein gutes Stück von dem Connykuchen.“ Riley lachte. „Der ist wirklich gut ne?“

„Seid sie ihn mir damals als Dankeschön für ihr neues Haus gebacken hat bin ich verliebt in den Kuchen, und sie verrät mir partout nicht was da alles reinkommt.“

„Dann müsst ihr halt öfter kommen!“ Meinte Luke.

„Und die Zwillinge?“ Wollte Riley nun wissen. „Was machen die so?“

Kim schüttelte den Kopf. „Die sind echt schlimm. Schlimmer als Liam damals, sie finden immer etwas, was krach macht.“ Riley und Luke sahen sie verständnislos an und Liam klärte sie auf. „Auf einem alten Video, haben sie gesehen wie ich mir damals als kleiner Junge mein eigenes Schlagzeug gebaut habe, und seitdem wollen sie ebenfalls Musiker werden. Sie rennen im Haus herum und Trommeln auf alles was sie finden.“

„Dann kauft ihnen doch ein richtiges Schlagzeug.“ Schlug Luke vor.

„Das haben wir schon, aber ihr Geburtstag ist erst in einem Monat und wir wollen sie nicht so verwöhnen und ihnen alles kaufen was sie sehen.“ Erklärte Kim und Liam rollte mit den Augen. „Wenn es nach mir ginge könnten die Kinder alles haben, was sie wollen!“

„Dann guck dir doch mal Jona an. Er ist jetzt schon so ein kleiner Oberflächiger Mädchenschwarm.“ Beschwerte sich Kim und sah ihren Mann vorwurfsvoll an In diesem Moment kamen Anna und Josef zu der Gruppe. „Er gibt ihm alles was er will, Jona ist wie eine kleine Diva und…“ Erzählte Kim weiter.

„Aber er ist schlau.“ Unterbrach Liam sie.

„Jona? Er ist ein zweiter Liam.“ Bestätigte Anna und sah ihren Sohn liebevoll an. „Jetzt merkt er vielleicht selbst bald wie anstrengend er damals war.“

„Aber es zählt doch was jetzt aus mir geworden ist, und hier kann sich doch niemand beklagen oder?“ Liam lachte und schob die Gruppe ins Wohnzimmer.

Lina und Max kamen auf sie zu und sie begrüßten sich.  Lina hielt die Hand auf ihrem Bauch, der eine schöne runde Form hatte. „Na, kannst du noch?“ fragte Riley mitfühlend. Lina seufzte. „Die letzten Tage waren ganz schön anstrengend, ich bin einfach nur froh, wenn ich es endlich hinter mir habe.“

„Das wird schon!“ Tröstete Riley sie. „Das schönste ist, das Baby im Arm zu halten. Wisst ihr immer noch nicht was es werden soll?“

Lina schüttelte den Kopf. „Diese letzte Woche halten wir jetzt auch noch aus. Wir lassen uns überraschen!“

„Das könnte ich niemals.“ Gab Riley zu.

„Was könntest du niemals?“ Wollte plötzlich eine Stimme neben ihr Wissen uns Riley drehte sich lächelnd zu ihrer besten Freundin um.

„Hey Süße!“ Begrüßte Riley sie und nahm sie in den Arm. „Ich könnte mich nicht überraschen lassen.“ Erklärte sie ihrer Freundin und deutete auf Linas runden Bauch. „Aber ich darf dich überraschen?“ Wollte Inez wissen. Riley sah ihre Freundin argwöhnisch an. „Jetzt sag mir bitte nicht, dass du und Rafael wieder mal eine Beziehungspause macht! Aus diesem Alter seid ihr raus.“

„Unsere letzte Beziehungspause ist fast ein Jahr her und damals ist er für ein paar Monate ins Ausland gegangen!“ verteidigte Inez sich. „Wenn ich nicht auf die Pause bestanden hätte, wäre er wahrscheinlich gar nicht mehr nach Hause gekommen.“

„Du denkst so verdreht.“

„Nein, ich denke nur wie ein Mann. Wenn ich Schluss mache, heißt es, dass ich frei für andere Männer bin.“ Inez zuckte belustigt mit den Schultern. „Und damit kommt mein Verlobter gar nicht klar.“

Riley verschluckte sich an ihrem Wasser, das Luke ihr vor ein paar Minuten gereicht hatte und starrte ihre Freundin entgeistert an. „Hast du gerade mein Verlobter gesagt?“ Wollte sie wissen und Inez fing an zu Grinsen, dann hob sie ihre linke Hand an der ein Verlobungsring glitzerte. Riley kreischte los und nahm ihre Freundin glücklich in die Arme. „Ihr werdet heiraten?“

Inez nickte und wiederholte: „Ich werde ihn heiraten!“

Alle gratulierten den beiden zur Verlobung, es wurden viele Fragen gestellt und die beiden beatworteten alle geduldig.

Einige Zeit später saßen alle am Tisch und genossen das reichhaltige Essen. Riley sah in die Runde. Alle waren glücklich, Liam und Kim, Lina und Max und sogar Rafael und Inez sind nach all den Jahren nach der Schule noch immer ein Paar und würden sogar bald heiraten. Selbst Noel, der heute leider nicht dabei sein konnte, da er mit seiner Mannschaft ein Auswärtsspiel hatte, war Erfolgreich. Bis jetzt zwar nur im Beruf, - er hatte ein paar Jahre in London gespielt, war berühmt geworden und spielte nun in der Bundesliga -  aber wer weiß, vielleicht fand er ja auch bald die Liebe seines Lebens.

Sie seufzte glücklich und lehnte sich an Luke der den Arm um sie legte und einen Kuss auf ihren Kopf hauchte.

 

 

ENDE

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.08.2012

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