Cover

Prolog



Der Weg zur Schule war wie immer ziemlich ereignislos. Meine Beine waren wie ferngesteuert. Sie kannten den Weg und führten mich wie von selbst zur Schule. Ich steckte mir die Ohrstöpsel meines MP3-Players in die Ohren und ging im Takt der Musik. Wenn ich Musik hörte erfüllte es mich mit Freude und ich hatte sofort gute Laune. Ich ging an Häusern vorbei, in denen einzeln Lichter brannten. Die kalte Winterluft brachte mich zum frösteln und ich erhöhte mein Tempo etwas. Es war nicht mehr weit. Mein MP3-Player fiel aus meiner Hand, als ich ausrutschte und fast auf den glatten Boden fiel. Gerade als ich ihn aufheben wollte, war das letzte was ich hörte:
„Wake me up, when September ends“



Tagtägliches



"Tammy”...
"Tammy"...
Ich hörte meinen Namen…Woher kam das? Ich kannte diese Stimme nicht…Wer war das? Ich konnte meine Augen nicht öffnen…Ich sah nur nervende Schwärze…Wieso?! Ich wurde langsam wütend!
„Tammy! Mein Gott, wann wachst du denn endlich auf!“, meckerte jemand neben meinem Ohr und ich wurde immer wütender…und bockiger. Ich ließ meine Augen geschlossen. Hatte derjenige halt davon!
„Tammy…wieso sind Mädchen immer so schwer zu verstehen?! Männer sind einfach viel unkomplizierter…“, sagte ER wieder. Jetzt wusste ich wenigstens welches Geschlecht er hatte…Ich seufzte und war über meine eigene Stimme verwirrt. Sie klang so…sie hallte etwas…Ich öffnete meine Augen ganz zaghaft und erschrak. Ein großer schlanker dunkelhäutiger Mann hatte sich über mich gebeugt und grinste mich verschmitzt an. Mein Herz klopfte wie wild und ich fühlte mich, als wären Unmengen an Strom durch meinen Körper geflossen.
„Na? Erschrocken?“, fragte er sarkastisch. Er klatschte in die Hände und stand auf. Verwirrt sah ich ihn an. Er bewegte sich so flüssig und es sah aus, als würden seine Füße nicht wirklich den Boden berühren, doch das war so ziemlich das Abwegigste, das passieren könnte. Er hatte mir seinen Rücken zugekehrt und ich hatte Zeit mich zu beruhigen…meine Augen suchten den Raum ab. Der Raum war…weiß. Alles war weiß. Die Tische, der Teppich, die Wände, der Boden, das Bett in dem ich lag-! Ich lag in einem Bett!!!!! Ich wollte aufstehen, doch als das Bettlaken runterrutschte schrie ich und zog das Laken wieder hoch. Ich war ja nackt!!!! Der Typ drehte sich schwungvoll um und sah mich missbilligend an.
„Süße, wenn du schon schreien willst, dann bitte etwas leiser. Ich hatte einen anstrengenden Tag und hab keine Lust mich mit einem Girl abzugeben, das die ganze Zeit herumschreit und sich über alles erschreckt. Davon hatte ich heute mehr als genug, ok?!“, sagte er und schnipste dabei. Das Einzige, was ich zu ihm einordnen konnte, war: DIVA! Er grinste und kam näher.
„Natürlich bin ich das, Süße. Das war ich schon als ich lebendig war und ich bin es immer noch!“
Warte, warte, warte! WAS ZUM TEUF-?!
„SAG ODER DENKE NIEMALS-NIE, NIE, NIEMALS SEINEN NAMEN!“, schrie er hysterisch. Mit geweiteten Augen starrte ich ihn an und traute mich nicht einen Mucks von mir zu geben. Er sah mich mit geblähten Nasenflügeln an.
„Kannst du auch reden?“, fragte er plötzlich. Ich nickte. Ich wollte mein Stimme aber nicht hören. Dieses Hallen machte mir zu schaffen. Wo war ich eigentlich?! Ich hatte so viele Fragen! Oh mein Gott!
„Weißt du wie viele Menschen diesen Namen pro Tag sagen? 5,76 Milliarden.“
Bahnhof?! Ich nickte einfach nur…
„Mensch Süße! Rede! Ich muss deine Daten wissen!“, sagte er genervt und sah mich ungeduldig an.
Ich schluckte. „Ich…Ich bin Tammy.“
Meine Stimme hallte wirklich!
„Ja es hallt. Schön und gut…Wie heißt du mit Nachnamen?“, fragte er total uninteressiert und schrieb auf einen Zettel, der an der Wand hing.
„Ich heiße Tammy Van Hawkins.“, sagte ich leise. Ich wunderte mich immer wieder wenn ich sprach…Das würde wohl gar nicht mehr aufhören?
„Aha, aha…und, aufgeschrieben…Ich bin übrigens Leonardo.“, murmelte er und sah mich an. Ich nickte und lächelte gezwungen. Ich hatte keine Lust mehr auf Spielchen.
„Wo bin ich eigentlich?! Und, wieso hab ich nichts an? Haben sie mich etwas entführt? Wenn ja, dann sind sie echt in Schwierigkeiten, Mister! Und was mache ich hier überhaupt?!“, sprudelte es aus mir heraus. Leonardo legte eine Hand an seine Hüfte und die andere hielt er mit dem Stift in die Lüfte. Irgendwie ziemlich schwul…
„Pass auf, was du denkst…Ich kann nämlich deine Gedanken lesen.“, sagte er bissig. Oha! Tzzzz! Das konnte ich auch!
„Ich passe hier auf gar nichts auf, klar?! Wenn sie halt schwul sind, dann sind sie das eben! Ich kann denken was ich will! Außerdem verlange ich nach Antworten!“, erwiderte ich mit hochgezogener Augenbraue. Er sah mich kurz fassungslos an. Seine Augenbraue schwang auch in die Höhe.
„Ich kann dich leiden, Süße. Mit mir spricht sonst nie jemand so…“, sagte er langsam und widmete sich seiner Arbeit. „Ich kann dich verstehen. Du bist verwirrt, willst Antworten…hab ich schon hinter mir. Ich bin hier schon Jaaahre lang! Alle reagieren verschieden darauf, mich hier zu sehen…Ich kann dir leider nicht Antworten auf deine Fragen geben Süße, aber der schnuckelige Typ im nächsten Zimmer kann das…Ich muss dich nur eintragen und dir Klamotten besorgen, die zu deinem Charakter passen und dann muss ich dich weiterschicken.“
„Ok…und was meinst du Klamotten besorgen?“, fragte ich und wartete geduldig. Es war seltsam irgendwo im Nirgendwo zu sitzen, doch ich hatte keine Angst…Wieso hatte ich keine Angst? Wieso war ich nicht panisch, so wie sonst immer, wenn ich in einem fremden Raum war und das auch noch Allein?
„Das wird dir auch erklärt, Süße.“, murmelte Leonardo und verschwand plötzlich. Er war auf der Stelle verschwunden! Es hatte nur ganz leise ‚Plopp‘ gemacht und er hatte sich vor meinen Augen in Luft aufgelöst! Oh mein Gott!!!
Meine Augen und mein Mund standen offen. Was…wo…wie…hä? Plötzlich war er mit einem ‚Plopp‘ wieder da! Ich erschrak und fast wäre ich vom Bett gefallen. Zum Glück war ich das nicht!
„Da hast du Recht, ich finde nackte Mädchen nicht wirklich anziehend. Leider wurde ich hierher gewiesen. Ich empfange nur die Mädchen…das ist gemein…Ich wäre viel lieber wieder in der Jungs Abteilung…“, er zog kurz eine Schnute und erst kurze Zeit später bemerkte ich, dass er einen riesigen Kleiderstapel in den Armen hielt.
„Ach ja!“, rief er, als er meine Gedanken gehört hatte. „Süße, du bist ungewöhnlich…Ich konnte einfach nichts passendes für dich finden, da hab ich einfach irgendwas mitgenommen. Das gefällt mir! Du bist so wandelbar!“
„Was ist mit denen in deinen Armen?! Woher hast du die und-! Warte…Wie bist du ebengerade plötzlich verschwunden?!“, rief ich völlig von der Rolle und plötzlich verschwand die Kleidung in seinen Armen und etwas anderes kam. Auch Kleidung. Leonardo strahlte über das ganze Gesicht.
„Wir haben es!“, sagte er und breitete die Sachen auf dem Boden aus. Es verschlug mir die Sprache!
Da war eine schwarze Lederhose! Ein violett-weißes Couldshoulder-Top und eine dunkelviolett-schwarze Lederjacke! Es sah so was von heiß aus!
Leonardo nickte hektisch. „Zieh es an! Zieh es an!“, rief er und hüpfte aufgeregt. Er sammelte die Sachen ein und ging mir voraus in eine kleine Kabine mit Vorhängen.
„Geh da rein! Beeil dich ja? Ich will dich komplett angezogen sehen!“, sagte er. Sollte ch mich wirklich dort umziehen? Was wäre, wenn es eine Falle wäre? Ach, bestimmt nicht! Irgendwie fühlte ich, dass alles in Ordnung war, also schlang ich mir die Decke um den Körper und tapste zur Kabine. Der Boden war merkwürdig warm…In der Kabine-die auch vollkommen weiß war- zog ich mich schnell um, da ich mich etwas unwohl fühlte und schnell aus diesem komischen Zimmer raus wollte. Ich sah in den Ganzkörperspiegel und wunderte mich darüber, dass mir die Sachen wie angegossen passten. Ich wunderte mich auch, dass ich perfekt geschminkt war….Komischerweise gefiel mir mein Aussehen. Ich fühlte mich endlich mal in meinem Leben hübsch! Ich trat raus und da stand schon der staunende Leonardo. Er hielt etwas hinter seinem Rücken. „Das sieht wirklich heiß aus…Ich will auch so eine Jacke…oder so eine Hose…“, murmelte er und sah mich aus allen Blickwinkeln an (Er hatte übrigens eine ziemlich enge Hose und ein ziemlich enges Top an). Dann grinste er mich breit an und zeigte mir das Tollste, was ich jemals in meinem Leben gesehen hatte. Schwarzlack High Heels. Ich liebte Schuhe!!! Er überreichte sie mir, wie ein Handlanger seiner Königin. Ich zog sie ganz langsam und genüsslich an. Sie passten, wie angegossen.
„Sie sind toll!“, flüsterte ich ehrfürchtig und sah Leonardo an. Dieser sah bewundernd und schon fast neidisch zu, wie ich zur Tür ging. Ich konnte in den Schuhen gehen, wie ein Top Model. Ich wunderte mich darüber, denn sonst hatte ich ziemliche Probleme mit hochhackigen Schuhen. Leonardo und ich umarmten uns noch zum Abschied und er wünschte mir viel Glück, dann drückte ich die Türklinke herunter und betrat den nächsten Raum, der sich so ziemlich vom anderen unterschied.

Das Zimmer war dunkel, es hing nur eine Glühbirne an der Decke und die Wände und der Boden waren kahl. In der Mitte des Raumes stand ein Mettaltisch an dem ein großer Mann saß. Er sah mittelmäßig gut aus, aber ziemlich Türsteher-like, mit schwarzer Jacke und Sonnenbrille. Er schrieb auf ein Blatt Papier und sah nicht zu mir. Ich blieb stehen. Was sollte ich denn jetzt-!
„Setz dich…“, sagte der Typ und ich erschrak, da seine Stimme sehr laut und tief war. Ich setzte mich schnell auf den leeren Stuhl vor mir und saß somit dem eigenartigen Mann gegenüber.
„Tammy Van Hawkins…ok…ist Tammy ein Spitzname, oder ist das dein vollständiger Name?“, fragte er und sah gelangweilt hoch. Als er meinem Blick begegnete, wurde mir kalt, trotz der hohen Raumtemperatur.
„Das ist mein vollständiger Name.“, sagte ich und ich wunderte mich zum tausendsten Mal über meine Stimme. Es hörte sich so unnatürlich an. „Können sie meine Gedanken ebenfalls lesen?“
„Nein, ich kann das nicht…Nur die Empfänger und gewisse Andere haben diese Fähigkeit…“, beantwortete er meine Frage ruhig. Also war Leonardo ein Empfänger…„Weißt du wieso du hier bist?“, fragte er und ich wusste, dass er diese Frage nicht zum ersten Mal in seinem Leben gestellt hatte. Ich verzog entschuldigend das Gesicht. Er lächelte ganz leicht.
„Nein, ich habe keinen Schimmer was ich hier soll. Ich gehe davon aus, dass sie es mir sagen können?“, fragte ich unsicher und ließ ihn sicherheitshalber nicht aus den Augen. Ich spürte seinen Blick in meinen Augen, doch es störte mich nicht...so wirklich.
Er nickte und ich sah wie sich sein Mund erneut zu einem winzigen Lächeln verzog.
„Ja das kann ich, in der Tat…“, sagte er. Ich nickte. Ich war gespannt, was er mir sagen würde. Ich platzte innerlich vor Neugierde.
„Tammy, das wird etwas hart für dich, aber du musst es wissen. Du bist nähmlich tot.“

Eine gute Tat



„Wollen sie mich verarschen?“, war das Einzige, was ich in diesem Moment von mir geben konnte. Er sah mich an und verneinte mit einem Kopfschütteln.
„Wie bin ich denn gestorben? Ich kann nicht gestorben sein, ich kann mich noch erinnern, wie ich zur Schule gegangen bin...“ Er nickte und streckte sich genüsslich. Ich verkniff mir ein Lächeln.
„Tja…du wurdest überfahren…naja eher angefahren. Zweimal. Mittenrein. Dein Herz hatte schon am „Tatort“-so nenne ich es immer-aufgehört zu schlagen.“, sagte er ruhig. Er zog eine Fernbedienung aus seiner Jackentasche und zielte irgendwo in die Schwärze. Plötzlich erschien ein Bild. Mein Bild. Ich war draußen und es war dunkel. Ich hatte einen Rucksack auf Rücken, der ziemlich tief geschnürt war. Ich hörte Musik und ging schneller. Ich wusste wieder was ich dort tat. Ich war auf dem Weg zur Schule. Ich wusste auch, dass ich gleich sterben würde. Ich wartete und sah gebannt auf den riesigen Bildschirm. Ich näherte mich der Straße. Dann sah ich, wieso ich angefahren wurde. Obwohl die Ampel für Autofahrer rot leuchtete, kam ein Auto mit einer viel zu schnellen Geschwindigkeit angefahren. Ich sah mich, wie ich ausrutschte und mich hinunterbeugte, um meinen MP3-Player aufzuheben. Das Auto versuchte gerade noch zu bremsen, doch die Reifen rutschten auf dem glatten Boden und-! Ich drehte meinen Kopf weg. Ich wollte das nicht sehen. Ich wollte meinen eigenen Tod nicht sehen. Ich wollte nicht mein Blut sehen, dass überall hin spritzte. Mir genügten schon die Sound-Effects. Autoreifen quietschten, ein dumpfer Schlag und plötzlich noch ein dumpfer Aufschlag. Der Mann vor mir zischte und machte manchmal ein „Uuuuh!“, oder „Aaaah, das muss ziemlich wehgetan haben…“. Sein Blick rutschte zu mir und er schaltete sofort den Fernseher aus.
„Tut mir wirklich leid, Tammy. Tragischer Unfall…“, sagte er und ich nickte sarkastisch. Ja klar, das hätte er sogar meiner Oma erzählen können. Meine Oma…was sie wohl jetzt tat? Ich vermisste sie jetzt schon, obwohl ich sie nie gemocht hatte.
„Kann ich auch sehen, was meine Familienmitglieder machen? Ich meine…wie sie zum Beispiel auf meinen Tod reagiert haben?“, fragte ich leise. Wollte ich sie sehen? Einen Tag vor meinem Tod hatte ich einen ziemlich großen Streit mit meinen Eltern gehabt…Ich fühlte mich schrecklich. Am liebsten hätte ich mich sofort tausendmal dafür entschuldigt, weil ich sie so behandelt hatte.
„Natürlich kannst du das. Das hätte ich dir so oder so gezeigt. Wen möchtest du zuerst sehen?“, fragte er freundlicher als zuvor. Langsam fing ich an, ihm zu vertrauen.
„Ich möchte meine Eltern sehen.“, antwortete ich und atmete langsam tief Ein und Aus. Der Typ schaltete weder den Fernseher an und wie von Geisterhand erschien ein Bild. Ich sah meine Eltern, wie sie zusammen auf unserem teuren Sofa saßen und weinten. Ich hatte meine Eltern noch nie weinen sehen…
„Mum…Dad…“, flüsterte ich und stand auf. Langsam näherte ich mich dem Bildschirm. Die Gesichter meiner Eltern waren gerötet und sie hielten einen Zettel in der Hand.
„Wenn du den Bildschirm berührst, dann kannst du die Bilder steuern.“, sagte der Mann hinter mir. Ich näherte meine Hand dem Bildschirm und zuckte zusammen, als ich es berührte. Es fühlte sich an, wie dickflüssiges Wasser. Ich zoomte an den Zettel heran, den mein Vater in der Hand hielt und las eine kleine Hälfte.
>…Es tut uns leid, ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihre Tochter, Tammy Van Hawkins, geboren am 06.06.1991, am 21.08. 2009 um 7.54 Uhr in der Fifth Avenue ihr Leben durch…<
Ich hatte wirklich Mitleid mit meinen Eltern. Ihnen ging es einfach nur dreckig. Sie brauchten sich aber keine Sorgen zu machen! Mir ging es doch gut!
„Kann ich ihnen nicht sagen, dass es mir gut geht?“, fragte ich hoffnungsvoll, doch der Typ verneinte.
„Da kann man nichts machen. Familienmitglieder darf man als Toter auf garkeinen Fall besuchen.“
„Wieso nicht?“
„Ich weiß es nicht. Das hat Gott verordnet.“
„Es gibt Gott?! Haben sie ihn schon einmal gesehen?“, fragte ich skeptisch.
„Nein, aber natürlich gibt es den! Wer hat denn sonst die Welt erschaffen? Wer hat uns denn erschaffen? Hätten Menschen den Himmel oder die Hölle erschaffen können? Nein, also stell niemals die Existenz von unserem Schöpfer infrage.“, sagte er etwas aufgebracht.
„Warten sie mal…Wo bin ich? Bin ich etwa in der Hölle?“, fragte ich entsetzt. Er lachte.
„Nein, natürlich nicht! In der Hölle ist es so kalt, dass man den Verstand innerhalb einer Stunde verlieren kann. Du bist im Himmel gelandet.“, sagte er und stellte sich neben mich. Er war eineinhalb Köpfe größer als ich.
„Wieso bin ich im Himmel? Ich hab noch nie etwas Gutes getan!“, sagte ich etwas beruhigter, aber auch besorgt. Ich konnte mich nicht mehr an eine gute Tat erinnern.
„Ja, das stimmt. Du hast als Mensch deine Mitmenschen behandelt, als wären sie nie da gewesen. Du hast sie beleidigt, hast dich immer abgekapselt und deine Familie musste dies doppelt so oft ertragen. Hier kannst du nicht so sein. Natürlich können wir nicht deine Gefühle ganz abkapseln, aber da du tot bist und dich hier niemand verletzen kann…naja. Hier bist du, du selbst. Jeder ist hier er oder sie selbst. Ich auch.“, sagte er.
„Und wieso bin ich dann im Himmel?“, fragte ich etwas traurig.
„Weil deine Schwester es so wollte.“, sagte er. Ich sah ihn mit großen Augen an. Meine Schwester?
„Wieso meine Schwester?“, fragte ich und wandte mich ab. Ich wollte ihn nicht ansehen. Er würde meine Verletzlichkeit bemerken. Ich war eine starke Persönlichkeit und weinte nie vor anderen Leuten. Nie!
„Leslie ist auch hier, Tammy. Weißt du nicht mehr, wie sie vor sieben Jahren gestorben ist?“, fragte er vorsichtig. Ich musste mich hinsetzen. Das musste verdaut werden. Ich hatte mich nie mit dem Tod meiner großen Schwester abgefunden. Sie war an einem Gehirntumor gestorben, als ich 10 Jahre alt gewesen war. Ich konnte mich erinnern, wie sie immer zu mir gesagt hatte, dass ich viel hübscher gewesen sei, als sie. Danach war ich immer rot geworden und hatte alles verneint. Sie war immer die Hübschere von uns beiden gewesen. Ich lächelte, als ich mich daran erinnerte.
„Wo ist sie jetzt? Kann ich sie sehen?“, fragte ich schnell und ein kleine Hoffnungsseifenblase machte sich in meiner Magengegend breit.
„Sie wartet sehnsüchtig auf dich. Aber noch muss ich dir alles erklären und du musst viel lernen.“, sagte er zu meiner Enttäuschung. Aber umso mehr freute ich mich darauf meine Schwester wiedersehen zu dürfen. Ob sie sich wohl verändert hatte?
„Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja. Deine Schwester hat alles dafür getan, um dich hierherzubekommen. Dann hat sie es geschafft. Unter einer Bedingung. Du musst wenigstens noch einmal eine gute Tat erweisen.“, sagte er.
„Die wäre?“, fragte ich gespannt.
„Die wäre, du musst jemandem Manieren beibringen.“
„Was?! Das…versteh ich irgendwie nicht. Ich und Manieren beibringen?“, fragte ich entsetzt. Wie sollte ich das denn bitteschön machen?!
„Nein, ich habe mich falsch ausgedrückt. Wir haben dir jemanden ausgesucht. Diese Person musst du beschützen, musst ihm eine gute Freundin werden und du musst ihm beibringen, das Leben zu genießen, solange er es noch hat.“
„Ok…und wer ist der oder die Glückliche?“, fragte ich und verschränkte meine Arme. Der Mann zeigte auf den Monitor. Darauf war ein Junge in meinem Alter abgebildet. Seine Daten standen direkt neben ihm.
>Colin Walden, 17 Jahre alt, geht auf eine ganz normale High School,…<
„Aha…“, sagte ich nur. Was sollte ich jetzt machen? „Wie lange muss ich denn bei ihm bleiben?“
„Ungefähr 3 Monate.“, antwortete der Typ.
„Nein! Ich muss drei beschissene Monate drauf warten, um in den Himmel zu kommen und meine Schwester zu sehen, die seit 7 Jahren tot ist?! Ich will das nicht!“, rief ich und stand auf.
„Gut, dann kannst du in die Hölle gehen, wenn du Lust hast.“, sagte er. Schnell schaltete ich. Dort wollte ich auf garkeinen Fall hin! Ich schüttelte ergeben den Kopf.
„Gut ich mach’s.“, sagte ich dann. „Was sind meine Aufgaben?“
„Du wirst zu ihm geschickt. Niemand außer ihm kann dich sehen. Also, mach ihm keine Angst, falls ihr in der Schule seid und lenk ihn ja nicht von seinem Unterrichtsstoff ab! Als erstes musst du dich vorstellen, dann musst du immer bei ihm bleiben, verstanden?“, sagte er eindringlich. Ich nickte.
„Und was ist, wenn er auf die Toilette muss? Muss ich ihm da auch hinterherspuken?“, fragte ich. Ein Blick von ihm reichte, um eine Antwort zu erhalten. Ich wollte ihn ja auch nur ärgern…
„Er ist ein mieser kleiner Junge, der jeden schikaniert. Er ist beliebt und sieht gut aus, aber er ist nicht ganz ohne. Er macht Drogengeschäfte, hat an einem Tag mehr Freundinnen, als ein Teegeschäft Teesorten hat und er ist mies und verlogen seinen Eltern gegenüber. Er klaut und hält sich für den Besten. Das musst du ihm alles ausreden. Du musst aus ihm einen guten Menschen machen, der Leuten auf der Straße hilft, falls jemand auf den Boden fällt. Oder falls ein Kind sein Ball verliert und er ihn ihm wiedergibt oder ihm einen neuen schenkt.“
„Ok, ich mach aus ihm einen guten Menschen keinen neuen Robin Hood des 21. Jahrhunderts.“
„Deinen Humor hast du ja wenigstens behalten.“, sagte er sarkastisch und ich lachte. Wow mein Lachen hörte sich gut an. Ich hatte lange nicht mehr richtig gelacht. Er lächelte mich an und stand auf. „Du bist ein Geist in der Menschenwelt. Andere Menschen können dich spüren, wenn du an ihnen vorbei gehst, andere hören dich sogar. Aber mach dir da keine Sorgen. Wir haben noch niemanden erlebt der einen von uns sehen konnte. Ach und wichtig ist: Wir können in deinen Gedankenfluss Tammy. Falls du Schwierigkeiten bekommst, oder wir die Tipps geben, können wir durch deine Gedanken kommunizieren. Alles verstanden?“
„Jupp, nur…naja…werdet ihr rund um die Uhr meine Gedanken lesen? Ich mein, ich brauch meine Privatsphäre, ich bin 17.“, sagte ich und verschränkte wieder die Arme vor der Brust. So etwas würde ich nicht durchgehen lassen! Privatsphäre bleibt Privatsphäre und da würde mir jeder Teenager in meinem Alter Recht geben!
„Nein, natürlich tun wir das nicht! Tammy wir haben das alles schon mit einkalkuliert! Deine Gedanken werden als Telefon benutzt, wenn man es so sieht. entweder klingeln wir bei dir an, oder du bei uns. Wenn wir auflegen, dann hören wir hier nichts und du auch nicht! Gut, wenn alle Fragen jetzt geklärt sind…Bist du bereit?“, fragte er. Gerade als ich protestieren wollte, war der Raum in dem ich stand verschwunden und ich wurde durch einen ziemlich engen Tornado gezogen. Auf jeden Fall fühlte es sich so an…

Plötzlich stand ich in einem Zimmer. Einem Jungenzimmer. Na super! Ich hatte doch keine Ahnung, wie ich das alles in den Griff bekommen sollte! Ich war total unvorbereitet gewesen. Ich sah mich überhaupt nicht um und ließ mich auf das große Bett neben mir fallen. Ok Tammy. Was sagst du zu ihm, falls er aufkreuzt?
>Hey! Colin, was läuft ich bin deine neue BFF, ach übrigens ich bin tot. Ich hoffe das stört dich nicht<
Das wohl eher nicht, vielleicht:
>Colin, hör mir zu, ich bin Tammy, ich bin tot und muss aus dir einen besseren Menschen machen, verstanden? Also lass uns loslegen<
Das funktionierte alles doch gar nicht!
Ich schloss erschöpft meine Augen und eine Stimme erschien in meinem Kopf. Sie war schwach und ich wusste irgendwo trotzdem, dass es die Stimme meiner Schwester war.
„Tammy! Ich würd gern länger mit dir reden, aber Colin kommt gleich ins Zimmer!“, sagte sie nur und ich stand auf. Ich freute mich tierisch ihre Stimme zu hören und-
„Whaaa!“, rief ein Junge, der gerade ins Zimmer gekommen war. Er sah gut aus, hatte eine Sonnenbrille auf, obwohl es draußen schneite. Seine Haare waren dunkelbraun und seine Haut war, wie braungebrannt. Eigentlich ein ganz gutaussehender Junge. Er nahm seine Brille ab und starrte mich an.
„Hi.“, sagte ich und bekam ein rotes Gesicht.
„Wer bist du?! Was machst du hier?!“, rief Colin und hörte sich wütend an. Ich lächelte und setzte mich seelenruhig auf sein Bett. Gespielt freundlich klopfte ich mit meiner Hand auf den Platz neben mir. Er blieb wie erstarrt stehen.
„Ich bin Tammy Van Hawkins. Ich bin so was, wie dein Schutzengel und Lehrer.“, sagte ich ruhig. Er lachte laut auf und meine Augen wurden zu Schlitzen.
„Du?! Und mein Schutzengel? Klar! Ich hab echt keine Ahnung, wer du bist und wie du hier reingekommen bist, aber…oh man…Chris ich bring dich um…“
„Wer ist Chris?“, fragte ich nun irritiert.
„Ach komm! Du bist bestimmt seine Freundin und er wollte, dass du mich verarschst.“, sagte er entspannt und sah mich von Kopf bis Fuß an. Er fing an zu grinsen. „Guter Fang, muss man schon sagen…“
Ich stand wütend auf. „Was redest du da für einen Mist, du hirnloser Dummkopf?! Ich bin nicht die Freundin von irgendeinem bescheuerten Chris und ich verarsche dich nicht, ich wünschte ich würde, aber leider geht es nicht, da ich ja umgebracht wurde!“
„Was meinst du damit?“, fragte er plötzlich ängstlich. Wieso der Stimmungswandel?
„Ich bin tot.“, sagte ich gerade heraus und er fing an hysterisch zu lachen. Er schüttelte den Kopf und setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl.
„Nein, das kann nicht sein, du stehst doch genau vor mir!“, sagte er und beruhigte sich. Wieder meldete sich die Stimme meiner Schwester in meinem Kopf.
„Du kannst ihm irgendwelche Tricks zeigen! Lös dich auf! Das machst du indem du daran denkst. Aber konzentrier dich! Stell dir vor, du bist zwei Schritte neben ihm oder so! Du schaffst das, Tammy!“
Ich tat was sie sagte.
„Ok Colin, wenn du mir nicht glaubst, dann muss ich dir das zeigen.“, sagte ich und er sah mich verwundert und skeptisch an. Ich sammelte meine Gedanken und schloss die Augen. Konzentrier dich! Stell dich genau neben ihn! Ich fühlte, wie meine Füße kurz den Boden nicht mehr berührten und ich öffnete meine Augen. Colin stieß einen Schrei aus, als er mich neben ihm stehen sah. Ich war auch total voller Adrenalin, da ich es wirklich geschafft hatte, mich zu…Porten?! Colin war aufgestanden und hielt sich beide Hände hinter den Kopf.
„Geh! ich will, dass du verschwindest! Was soll das für `ne Kacke?! Ich will nicht mit irgend so `nem Wudu-Kram zu tun haben!“, rief er und zeigte mit zittrigem Finger auf seine Zimmertür.
„Ich kann nicht gehen, Colin! Ich will das alles auch nicht, aber ich hab keine andere Wahl, ok?“, sagte ich genervt und sah ihn eindringlich an. Er schüttelte weiterhin seinen Kopf und ging einfach aus der Tür. Ich folgte ihm natürlich. Er wohnte in einer Wohnung. Dieses war ziemlich klein. Er blieb stehen und ich stieß gegen ihn.
„Siehst du?! Du bist nicht tot! Du kannst nicht tot sein, wenn ich dich sehen und anfassen kann!“, meckerte er und sah mich an. Ich sah trotzig zurück.
„Mir scheißegal, ob du mir nicht glaubst, ich bleibe jedenfalls bei dir! Ich komm sogar mit dir mit in die Schule, auf Partys und noch an was weiß ich Orte zu denen du gehst. Du wirst mich nicht so leicht los!“
Er sah mich an, als wäre ich total durchgeknallt, was ich verstand, denn ich hätte genauso reagiert. Er schüttelte schon wieder den Kopf und machte eine abweisende Geste.
„Mir egal, ob du mich jetzt stalkst, aber ich will meine Ruhe wenn ich ins Bad geh, ist dir das Recht?“, sagte er und ging. Ich folgte ihm bis zur Tür und er schlug sie mir direkt vor der Nase zu. Oh man, wieso mussten die mir so einen Holzkopf an den Hals hängen? Das war doch total unnötig!
„Tammy!“, schrie meine Schwester plötzlich ziemlich wütend in meinem Kopf und ich erschrak. „Du ziehst das jetzt durch! Wenn du in den Himmel kommst, dann wirst du dein blaues Wunder erleben, meine Dame!“
>Ok, ok! Ich tu’s ja! Hab keine Angst, mein Gott…

Funkstille



„Wie lang musst du jetzt hier bleiben?“, fragte Colin mich genervt und setzte sich an seinen Computer. Ich setzte mich hinter ihn aufs Bett.
„Drei Monate.“, antwortete ich augenrollend und er drehte sich blitzschnell um. Sein Blick war entsetzt.
„Wie bitte?! Ich muss dich drei ganze Monate ertragen?“, rief er und stöhnte auf. Dann drehte er sich um und fing an irgendein Shooter-Spiel zu spielen. Mit angespannter Körperhaltung klopfte er ununterbrochen auf die Tastatur und ich dachte schon er würde den PC gleich schrotten, doch er tat es leider nicht. Ich sah gelangweilt weiter zu.
„Soll ich dir erklären, wie ich in diese Scheiße geritten bin und hier machen soll?“, fragte ich nach einer Weile. Er zuckte mit den Schultern und murrte irgendwas. Ich beachtete dies nicht im Geringsten
„Ich war auf dem Weg zur Schule, als es passiert war. Die Straße, auf der ich ausgerutscht bin war ziemlich glatt. Dann kam ein Auto und hat mich überfahren. Danach kam noch eins und hat mich noch ein zweites Mal überfahren…Plötzlich bin ich aufgewacht und die sagen mir, dass ich tot bin. Ich dachte zuerst die verarschen mich…Aber um in den Himmel zu kommen, muss ich eine gute Tat vollbringen und zwar dir „Manieren“ beizubringen.“, sagte ich langsam und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Er hatte aufgehört zu spielen, sah mich jedoch nicht an.
„Ich brauch dich nicht…Niemand braucht dich. Geh doch einfach in die Hölle, vielleicht findest du dort Freunde.“, sagte er ganz dreist. Ich stand auf, drehte ihn um und gab ihm eine lautstarke Ohrfeige.
„Wie kannst du eigentlich so etwas sagen? Weißt du wie hart das für mich ist?! Du weißt gar nichts! Gar nichts! Ich verdiene es in die Hölle zu gehen, ha? Und was ist mit dir? Wenn ich endlich da oben bin, dann mach ich einen Termin in der Hölle für dich aus, scher dich doch zum Teuf-!“
„SAG DIESEN NAMEN NICHT, TAMMY!“, schrie mich jemand in meinen Gedanken an.
>Leonardo?<, dachte ich verwirrt und freute mich seine Stimme gehört zu haben, die aber ziemlich laut gewesen war.
„Hab ich dir nicht gesagt, du sollst das nicht machen?! Ich kann nicht lange in deine Gedanken, dass ist ziemlich schwer, wenn du an 10.000 andere Sachen denkst! Ich warne dich-sag diesen Namen nie mehr, sonst kommst du noch in Schwierigkeiten!“, sagte er noch und verschwand aus meinem Gedankenfluss.
Ich schüttelte den Kopf und kassierte einen ziemlich verwirrten und wütenden Blick von Colin. Dieser stand auf, nahm meine Hände und drückte mich auf das Bett. Sein Gesicht war Zentimeter von Meinem entfernt. Sein Atem ging schnell und seine Augen fixierten meine. Ein Schauer lief über meinen Rücken, als ich in seine leuchtenden grünen Augen blickte. Seine Wange war rot und es tat mir ein wenig leid, dass ich ihn geschlagen hatte.
„Schlag mich nie wieder.“, flüstere Colin eindringlich, doch sein Gesichtsausdruck verlor an Härte. Er ließ mich los und ich blieb liegen. Der Moment ebengerade war seltsam gewesen. Ich beruhigte mich und setzte mich wieder auf. Er hatte sich wieder an seinen Computer gesetzt und spielte. Ich seufzte und sah mich um. Er hatte einen großen Schrank im Zimmer, der so gar nicht hier rein passte. Er hatte ein Doppelbett, das auch sehr gemütlich war, einen Schreibtisch mit PC und eine Kommode auf der viele Actionfiguren standen. Ich nahm mir einen und sah ihn mir genau an.
„Hey, das ist Hulk. Ist da ein Original?!“, fragte ich verwundert und bestaunte den kleinen grünen Hulk in meinen Händen.
„Ja, das ist ein Original, deswegen sollst du’s gefälligst zurücklegen! Und…Woher weißt du das eigentlich?“, fragte er mit zusammengezogenen Augenbrauen und nahm mir Hulk aus den Händen und legte es vorsichtig an seinen Platz. Ach wie niedlich!
„Vor meinem Tod hab ich auch welche gesammelt. Comichefte waren meine Spezialität.“, antwortete ich und er sah mich plötzlich staunend an.
„Wie heißt du nochmal?“, fragte er und drehte sich auf seinem Stuhl zu mir.
„Ich heiße Tammy. Tammy Van Hawkins.“
„…Ähm Tammy, weißt du eigentlich viel über mich?“, fragte er unsicher. Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, nur deinen Namen, dein Alter, wo du wohnst, deine Schuldaten…mehr nicht, glaub ich. Achja! Leider auch noch deinen Charakter.“, sagte ich und lächelte gemein.
„Das ist ja echt lustig…“, sagte er und sah mich ernst an. „Ist deine Augenfarbe eigentlich normal?“
„Was meinst du?“, fragte ich verwirrt und sah mich nach einem Spiegel um. An der Wand hing eines. Ich stand auf und betrachtete mich. Ich hatte plötzlich ganz graue Augen! Das schöne Hellbraun war verschwunden! Im Hintergrund bemerkte ich, wie Colin mich ansah. Er wandte schnell seinen Blick von mir ab, als ich mich umdrehte und ihn mit hochgezogener Augenbraue ansah.
„Weißt du wieso deine Augenfarbe jetzt grau ist?“, fragte er so beiläufig wie möglich.
„Ich glaub, weil ich tot bin…sonst hatte ich immer braune Augen. Meine schönen Augen…“, klagte ich und zog eine Schnute. Er lachte kurz auf und ich stupste ihn mit dem Finger an die Schulter.
„Was gibt’s denn jetzt zu lachen?!“, fragte ich ihn aufgebracht. Er schüttelte nur den Kopf. Ich seufzte und plötzlich ging die Tür auf. Ich erschreckte mich, verhielt mich jedoch ruhig. Ein großer Mann mit Bartstoppeln im Gesicht und dickem Mantel kam ins Zimmer und ich dachte schon er hätte eine Waffe in der Hand, doch es war ein schwarzes Tuch mit irgendeinem Inhalt darin. Was da wohl drin war? Colin sah geschockt von mir zu dem Mann. Der Mann sah auch in meine Richtung, runzelte die Stirn und sah Colin an.
„Geht’s dir nicht gut, Junge?“, fragte er und sah aus, als wäre Colin verrückt. Dieser sah den Mann arrogant an.
„Ich bin doch nicht verrückt! Siehst du denn nicht das-!“, fing er gerade an, als ich ihn unterbrach:
„Er kann mich nicht sehen!“, sagte ich schnell, damit er nicht in Schwierigkeiten kam. Colin sah zu dem Mann und sprach weiter.
„Siehst du denn nicht, dass das dich nichts angeht, du Alter Sack?! Geh aus meinem Zimmer und gib mir den Stoff!“, rief er und ich war entsetzt darüber, wie er mit dem Mann gesprochen hatte. Im Gesicht des Mannes, sah ich Trauer und Wut.
>Ein gebrochener Mann…

Der erste Schultag



„Kommst du morgen auch zur Schule?“, fragte Colin und warf seinen Pullover auf sein Bett.
„Na klar! Hab ich doch gesagt…Aber ich will nicht. Diesem Ort verdanke ich meinen Tod.“, sagte ich und legte mich auf sein Bett. Es war so kuschelig! Colin sah mich wütend an.
„Wieso?! Ich will nicht, dass mir die ganze Zeit irgend so ein totes Mädchen hinter mir herumspukt!“, sagte er und ließ sich wie ein Kartoffelsack auf seinen Schreibtischstuhl fallen. Ich musterte ihn für eine Weile. Seine Augen waren nicht mehr so strahlend grün, wie damals, als er-als wir uns gestritten hatten. Nun waren sie eher braungrün. Er sah mich an und ich bemerkte es etwas spät.
„Ich will doch auch nicht hinter dir her spuken, Colin! Weißt du wie langweilig du sein kannst?!“, sagte ich und ließ meinen Kopf nach hinten fallen. Ich wollte wirklich nicht als Geist dort herumlaufen. Aber ich wollte auch nicht als Mensch dort herumlaufen. Was sollte ich tun? Zu einem Menschen konnte ich ja nicht werden!
„Doch das kannst du!“, sagte jemand und ich war verwirrt. Woher kannte ich diese Stimme?
>Sie sind der Typ, der mich hierhergeschickt hat!<, fiel es mir ein.
„Ja, aber ich habe auch einen Namen. Ich bin Cleo. Doch, du kannst zu einem Menschen werden. Nicht ganz, aber du kannst für andere Sichtbar werden.“, sagte er etwas genervt und brachte mich zum Schmunzeln.
>Inwiefern? Wie läuft das dann ab?<, fragte ich statt mich über seinen Namen lustig zu machen.
„Das erledigen wir. Du musst es nur wollen und du musst einen guten Grund haben. Du wirst für jeden so aussehen und so sein, wie für Colin. Ach ja und Tammy: Viel Glück noch. Meld dich mal irgendwann wieder!“, seine Stimme verebbte und ich öffnete die Augen.
„Colin?“, fragte ich.
„Hm?“, machte er und sah mich gelangweilt an.
„Willst du lieber, dass ich in der Schule als Mensch da bin, oder als Geist?“, fragte ich und setzte mich auf. Ich wollte, dass er es entschied.
„Keine Ahnung. Als Geist hängst du nur mir im Nacken und faselst mich voll…als Mensch…machst du wahrscheinlich das Gleiche…aber dann wirst du vielleicht andere Leute kennenlernen und ich bin dich dann endlich los.“, überlegte er. „Was willst du denn machen?“
„Ich weiß nicht…als Geist beachtet mich keiner…das ist auch gut so, aber…lassen wir es erst mal…Morgen komm ich einfach mal so zur Probe mit.“, sagte ich und legte mich wieder hin. Colin seufzte.
„Mir doch egal…“, murmelte er und setzet sich neben mich. Er sah mich erwartungsvoll an.
„Ach Colin! Nicht jetzt! Ich hab gerade keine Lust!“, schmollte ich und er sah mich warnend an. „Colin, bitte?“
„Nein, Tammy! Ich muss jetzt.“, sagte er und legte sich an meine Seite. Widerwillig stand ich auf und überließ ihm sein Bett. Musste er denn genau jetzt schlafen?!

Die ganze Nacht lang war ich hin- und her gespukt und hatte nichts Weiteres gemacht, als zu sitzen und zu überlegen, ob ich am nächsten Morgen als Mensch oder als Geist an der Seite von Colin in der Schule auftauchen sollte. Es war früh am Morgen, als ich aufgestanden war und mich kurz zu ihm ins Bett gelegt hatte. Als sein Wecker nicht um 7.00 Uhr klingelte, entschloss ich mich sein persönlicher Wecker zu werden. Ich setzte mich auf die Bettkante und sah ihn an. Wenn er schlief, sah er viel Süßer aus…Ich schnipste ihm auf die Stirn.
„Colin, wach auf! Schulzeit!“, trällerte ich in sein Ohr und er murrte auf. Fast hätte er mir ins Gesicht geschlagen, doch ich portete mich auf seine linke Seite. „Hey, du kannst rummeckern so viel du willst, aber mich schlagen? Das solltest du dir lieber zweimal überlegen.“
„Tammy…lass mich in Ruhe…du nervst…“, murmelte er und stülpte sich die Decke über den Kopf. Ich setzte mich entschlossen auf ihn und nahm die Decke von seinem Kopf.
„Colin, du musst zur Schule! Solange ich da bin, wirst du regelmäßig und pünktlich zur Schule gehen!“, sagte ich und schüttelte ihn leicht. Er öffnete langsam die Augen und erschrak, als er bemerkte, dass ich mich auf ihn gesetzt hatte.
„Tammy, geh runter von mir…“, murmelte er dann wieder gefasst und stieß mich sanft zur Seite, sodass ich auf das Bett fiel. Er setzte sich verschlafen auf und streckte sich. Ich lachte vor mich hin und kassierte einen genrvten Blick von Colin. Da ich mich nicht fertig machen musste, blieb ich liegen und kuschelte mich in seine Decke. Er hatte das Zimmer verlassen und ich hörte, wie die Dusche anging. Meine Augen fielen zu, doch schlafen konnte ich sowieso nicht. Tote konnten nicht schlafen…wie schön…Ich brauchte es nicht, doch es füllte meine leerstehende Zeit aus! Oder hatte es mal getan. Plötzlich quietschte die Tür und ein kleiner Kopf mit schwarzen kurzen Haaren sah vorsichtig in das Zimmer rein. Ich beobachtete Colins Schwester und gab kein Laut von mir. Es war seltsam einen Menschen vor sich zu sehen, der einen nicht sah und nicht einmal wusste, dass man nicht existierte. Das Mädchen lächelte und kam in das Zimmer hinein. Sie ging zur Kommode und nahm sich die Hulkfigur, die ich vor zwei Tagen entdeckt hatte. Mit der Figur fing sie an zu spielen bis-
„Oh nein!“, sagte sie panisch. Der Arm von der Figur war abgebrochen. Mit hysterischem Blick sah sie sich um. Ihre Augen fingen an zu Tränen und ich wollte helfen, doch wollte ich ihr auch keine Angst machen. Plötzlich wurde das Wasser im Badezimmer abgedreht und das kleine Mädchen fing an leise zu weinen. Sie stellte die Figur an ihren Platz und lief aus dem Zimmer. Schnell nahm ich die Figur in die Hand, gerade als Colin mit einem Handtuch um die Hüften gebunden ins Zimmer kam. Er bemerkte spät, dass ich die Figur in der Hand hielt.
„Ich hab doch gesagt, dass du das nicht anfassen sollst!“, sagte er wütend und riss die Figur aus meinen Händen. Ich ließ den Arm der Figur mit Absicht genau in dem gleichen Augenblick fallen, in dem er die Figur meinen Fingern entriss. „Was-?! Och nein!“, stöhnte er auf und hob den kleinen grünen Arm hoch.
„Das ist alles deine schuld!“, rief er wütend.
„Tut mir leid sagte ich schuldbewusst und seufzte. Was man nicht alles für kleine Schwestern tat.!“,
„Wie soll ich das denn-! Tammy!“, sagte er zähneknirschend und versuchte sich in den Griff zu kriegen. Ich wusste, dass er am liebsten herumgeschrien hätte, doch sein Vater und seine kleine Schwester waren da und würden denken, er wäre verrückt.
„Es war ja nicht mit Absicht! Es tut mir echt leid.“, sagte ich und sah ihn aus Hundeaugen an.
„Wie kann es-…egal…ich war sowieso zu alt für den Kram…“, murmelte er und legte den Arm neben die Figur. Etwas in mir leuchtete. Was war das? Es fühlte sich an, als ob ein Teil von mir erfüllt wäre und es zauberte mir ein Lächeln auf das Gesicht. Aber was-?!
„Tammy!!! Du hast es geschafft! Ich freu mich so für dich! Er hat gelernt zu vergeben! Mach weiter so! Du bist schnell!“, rief meine Schwester und lachte.
>Kann ich jetzt hochkommen?<, fragte ich sehnsüchtig.
„Nein…tut mir leid…du bist noch lange nicht breit!“, sagte sie und ihre Stimme verebbte. Mir wurde plötzlich bewusst, wie viel Arbeit ich noch vor mir hatte und trotzdem war ich glücklich! Ich hatte es geschafft! Aus lauter Freude umarmte ich Colin. Man roch er gut…Colin nahm meine Arme langsam von sich und sah mir verwirrt in die Augen.
„Was sollte das?“, fragte er unsicher.
„Ach…egal…ich war einfach nur…egal!“, sagte ich und umarmte ihn erneut. Dann stand ich auf und verließ das Zimmer, damit er sich in Ruhe umziehen konnte.

„Was hast du in der ersten Stunde?“, fragte ich und ging neben Colin her. Er sah müde aus und meiner Meinung nach ging er viel zu langsam.
„Ich hab…öhm…keine Ahnung, is mir auch egal…“, murmelte er desinteressiert und gähnte ausgiebig. Ich schüttelte den Kopf und sah geradeaus. Diese Gegend war mir sehr unbekannt und ich merkte mir jedes Detail. Die Straße war leer und in den Fenstern der vielzähligen Wohnungen brannten keine Lichter. Das Einzige Geräusch, das wir hörten war der Wind und unsere Schuhe. Meine waren natürlich am lautesten. Natürlich konnten auch nur wir beide, Colin und Ich, das Klacken hören. Als hätte er meine Gedanken gelesen sah er auf meine Füße.
„Deine Schuhe sehen Hammer aus, aber die nerven wie Sau…“, sagte er und musterte mich von oben bis unten. Zum ersten Mal, seit ich bei ihm war, fühlte ich mich unwohl.
„Lass das, ich mag es nicht, wenn mich jemand so abcheckt.“, sagte ich bissig.
„Tut mir schrecklich leid, dass unsere Majestät sich beobachtet fühlt!“, zischte er aufgebracht zurück. Ich streckte ihm die Zunge raus und ballte die Fäuste. Er sollte es nicht zu weit treiben, sonst-!
„In der ersten Stunde hab ich Geschichte.“, sagte er plötzlich und seufzte auf. „Ich hasse Geschichte…“
„Naja…was für ein Thema habt ihr denn?“, fragte ich neugierig. Ich mochte Geschichte sehr. Es war so interessant, Vergangenes zu erforschen und Wissen über das Mittelalter zu sammeln.
„Öhm…ich glaub erster Weltkrieg…Ich weiß, dass sollten wir schon länger gehabt haben, aber meine Schule ist…wie soll ich sagen…sie ist keine dieser teuren Privatschulen in die nur diese schnöseligen Streber gehen…“, sagte er und seine Miene verdunkelte sich. Ich klopfte ihm ermunternd auf die Schulter.
„Ich kann dir bei Geschichte helfen!“, sagte ich schnell, um ihn abzulenken. Was würde wohl passieren, wenn er wüsste, dass ich mal so einer von diesen ‚schnöseligen Strebern‘ war? Er sah mich stirnrunzelnd an.
„Wirklich?“, fragte er skeptisch und ich nickte kichernd. Sein Gesichtsausdruck war der Brüller gewesen. Er lächelte kurz und ging lässig weiter. Ich fragte mich schon, wie seine Freunde waren…

„COLIIIIIIIIN!“, kreischte eine hohe Mädchenstimme durch das ganze Schulgelände. Alle drehten sich zu dem Mädchen hin, das wie verrückt angelaufen kam. Ich drehte mich als Einzige mit einem Kopfschütteln weg.
„Oh mein Gott…“, murmelte ich und Colin seufzte schwer. Er lächelte mich kurz an, nachdem er mein Gesichtsausdruck gesehen hatte, doch dann war er überhaupt nicht mehr zu sehen. Das Mädchen hatte sich auf ihn geschmissen und klammerte ihn an sich, als würde es um ihr Leben gehen.
„Colin! Ich hab mir solche Sorgen gemacht! Wieso hast du mich nicht angerufen?! Weißt du wie oft ich dich angerufen hab?!“, meckerte sie lautstark und drückte abermals ihre Lippen auf seine. Er hielt sich von sich weg und lachte. Was war denn daran so lustig?!
„Missy ich brauch meinen Freiraum! Lass mir Zeit zum Atmen!“, sagte er und die Schüler drehten sich alle desinteressiert um. Die meisten sahen irgendwie seltsam aus. Sie trugen Markenklamotten, doch ging von ihnen eine…wie sollte ich sagen…böse und arme Aura aus. Ihre Zukunft spiegelte sich in ihren Augen wieder. Sie würden alle abstürzen…Mitten im Schulhof standen schwarzgekleidete Männer, die mit Schüler verhandelten, Mädchengruppen hatten sich verteilt und sahen aus, wie Schlampen…die Jungs waren am schlimmsten: Ein paar von denen hielten Messer in der Hand und fuchtelten damit herum, um zu zeigen, wie ‚stark‘ und ‚überlegen‘ sie waren. Andere hatten am frühen Morgen Bierflaschen in der Hand und andere hatten ein blutiges Gesicht, wegen einer Prügelei. Ich konnte überhaupt nicht hinsehen. Diese jungen Leute waren dem Abgrund nahe. So etwas Furchtbares hatte ich in meinem ganzen Leben nicht gesehen. Und Colin war mittendrin. Ich musste ihn hier herausziehen. Ihm zeigen, dass das Leben etwas wert war…
„Champion, wo warst du das ganze Wochenende lang?“, fragte nun ein großer bulliger Junge. Plötzlich standen über zehn Leute um uns herum. Ich fühlte mich mehr als unwohl.
„Ach! Ich hatte kein Bock mit euch Säcken abzuhängen…Ich wollte mal ‚n bisschen chillen.“, winkte Colin ab und seine Freunde fingen an zu lachen. „Missy, komm…wir müssen noch was nachholen…“, sagte Colin leise zu dem Mädchen, das sich an seinen Arm geklammert hatte. Ihre Augen strahlten und mir wurde schlecht. Sollte ich den beiden nachgehen? Ich musste, denn ich sollte auf Colin achten…Aber ich wollte nicht! Das war ja abstoßend! Widerwillig folgte ich Colin und Missy, die langsam ins Schulgebäude gingen. Ich ging neben Colin der gedankenverloren nach vorn sah.
„Colin, waren das deine Freunde?“, fragte ich und er erschrak. Missy neben ihm sah ihn stirnrunzelnd an.
„Hast du was Schätzchen?“, fragte sie mit einem Schmollmund. BOTOXALARM!!!!!
„Nein, nein…ich hab…nein.“, sagte er und sah wütend nach vorn.
„Colin! Ich hab dich was gefragt! Ach…stimmt ja, du kannst mir nicht antworten…Soll ich mitkommen? Tja…ich komm mit. Solange ihr nichts Ekelhaftes macht…“, murmelte ich vor mich hin. Plötzlich nahm Colin Missy an der Hand und lief mit ihr ins Schulgebäude. Ich ließ mir Zeit, bis ich auch eintrat und vor Ekel überhaupt nicht mehr hingucken konnte. Colin hatte Missy an die Wand gedrückt und die beiden knutschten wie zwei verrücktgewordene Tiere.
„Uäh…“, machte ich leise und setzte mich nach draußen auf die Treppen. Ich hatte Colin falsch eingeschätzt…Er war so…so…
„Tammy! Er flieht!“, rief meine Schwester und ich stand auf. Tatsächlich lief Colin gerade die Treppen der Eingangshalle hinauf und Missy ging gerade auf mich zu. Ah! Was sollte ich tun?! Ich konnte nicht mehr ausweichen und sie lief geradewegs durch mich hindurch. Es fühlte sich so seltsam und unnatürlich an! Es hatte sich angefühlt, als wären tausende kleiner Ameisen durch mich hindurchgeschleudert worden! Missy blieb stehen und drehte sich langsam um. Ihre Augen suchten mich ab, doch ich war für sie nicht sichtbar. Ich ließ keine Zeit verstreichen und lief die Treppen, die Colin hochgeeilt war, hinauf. In ungefähr 15 Meter Entfernung stolzierte er in gemächlichem Tempo durch die Gänge.
„Na warte…“, knurrte ich und stand binnen Sekunde vor ihm. Vor Schreck war er einen Schritt nach hinten gezuckt und sah sich um. Ein Mädchen, das an uns vorbeilief sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Was guckst du so bescheuert?!“, rief er ihr wütend hinterher.
„Colin! Du kannst mich nicht abschütteln! Was fällt dir eigentlich dabei ein wegzulaufen?! Außerdem kannst du deine Wut nicht einfach an irgendwelchen…komischen…Mädchen auslassen!“, zischte ich ihn an und er sah mich genauso feurig an. Dann sah er schnell weg und ging der Person, die hinter mir auftauchte entgegen. Ich drehte mich um und stockte. So einen Zufall konnte es nicht geben! Nein! Nein verdammter Mist!
>Cleo! CLEOOO!<, schrie ich verzweifelt in Gedanken.
„Ja was ist denn?!“, fragte er alarmiert.
>Habt ihr eigentlich meinen Standort analysiert? Ihr müsst doch irgendwie darauf aufgepasst haben, dass niemand den ich kenne in meiner Nähe ist!<
„Ja doch, haben wir…was ist denn passiert?“, fragte Cleo und ich konnte mir vorstellen, wie er seine hohe Stirn runzelte.
>Ein Problem ist passiert. Und auch noch ein verdammt Großes…<, dachte ich schweratmend und starrte meinen Ex-Freund an, für den ich plötzlich noch Gefühle empfand…

Sein Gesicht zu sehen, seine ganze Erscheinung zu sehen, war…wundervoll…Seine schönen braunen Augen, seine schönen zerstrubbelten und unzähmbaren Haare…
Ein: „Haa…“, entkam meinen Lippen und mir wurde gar nicht bewusst, dass ich auf die beiden plaudernden Jungs zu schwebte.
„…Ja, ich hab im Moment keine Lust auf Dates…weißt du...Ich hab die Nachricht bekommen, dass meine Ex-Freundin gestorben ist…wurde von irgend ‘nem Penner angefahren. Auch wenn wir lange nicht mehr zusammen waren…ach egal, Mann! Was läuft bei dir? Hast lange nichts von dir hören lassen!“, sagte er und ich war berauscht von seinen Worten gewesen. Er hatte mich nicht vergessen! Aber nun konnte ich nicht mehr als Mensch auf die Erde…er wusste, dass ich tot war…
„Ach! Jeder fragt mich, was ich getrieben hab! Nichts! Ich hatte keine Lust mir irgend ‚nen Scheiß über irgendjemanden anzuhören…ich saß in meinem Zimmer und hab WoW gezockt, was sollte ich denn sonst tun? Mit meiner Schwester Barbie spielen, oder was?!“, lachte er und klopfte Taylor auf die Schulter. Dieser lachte auch und ich seufzte nur noch mehr und lauter. Colin trat mir auf den Fuß, woraufhin ich wieder ganz in der Realität war.
„Ich muss los, Kleiner! Bis dann!“, sagte Colin und zwinkerte Taylor zu, der lachte und ging. Colin sah sich um, öffnete eine schäbig-aussehende Tür und zog mich mit sich hinein.
„Du kennst Taylor?!“, zischte Colin aufgebracht und ich nahm seine Hände wütend von meinen Armen.
„Ja! Ich bin auch total überrascht, eigentlich sollte er gar nicht hier sein!“, sagte ich verzweifelt und er lachte auf.
„Eigentlich solltest DU nicht hier sein, Tammy!“ Sein Lachen war angenehm anzuhören und ich lächelte.
„Ja schon kapiert, aber…wieso ausgerechnet Taylor?!“, fragte ich und setzte mich auf einen umgedrehten Eimer. Wir standen in einer kleinen Kammer mit vielen Wischmopps und Eimern und anderen Säuberungsutensilien.
„Ach, das…ok das is beschissen…“, gab Colin zu. „Ihr wart zusammen? Taylor, war mit einer wie DIR zusammen?“, fragte er dann und ich stand auf und packte ihn am Kragen.
„Hast du etwa ein Problem damit?!“, flüsterte ich bedrohlich und er sah mir mit einem nachdenklichen Blick in die Augen. Ich ließ ihn los und er richtete seinen Pulli.
„Nein, ich hab kein Problem damit.“, sagte er und verließ die Kammer. Ich stand noch ein paar Sekunden in dem kleinen dunklen Raum, doch wurde es mir zu gruselig und ich folgte Colin.
„Tammy!“, rief plötzlich jemand und ich bemerkte ziemlich spät, dass es Cleo in meinen Gedanken gewesen war.
>Ja? Hast du was herausgefunden?<, fragte ich
„Kurz nach deinem Tod, gerade als wir den Standort festgelegt hatten, naja…da war dein Freund Taylor umgezogen.“, sagte er und ich hörte, wie er sich am Kopf kratzte. Ich seufzte laut und ließ meine Schultern sinken.
>Wird da noch was gemacht, oder kann-äh-muss ich woandershin?„Das war nichts Ernstes.“


„Du bist ja dreist! Aber die tut mir nicht leid, die erholt sich, indem sie mit anderen Typen ausgeht.“, sagte ich und ein Junge kam, dem ich sofort verfiel. Taylor…
„Hey!“, sagte er und sah Colin fragend an. „Was hast du mit Missy gemacht? Die is ja völlig von der Rolle!“
„Ich hab mit ihr Schluss gemacht. Sie hat genervt!“, antwortete Colin und lehnte sich entspannt zurück. Taylor setzte sich an den Nachbartisch von Colin und sah grinsend zu Missy rüber, die immer wieder zu Colin starrte und bei jedem Blick wieder einen Heulkrampf bekam.
„Die war heiß, tja, jetzt steht sie wieder auf’m Markt!“, lachte Taylor und ich wurde wütend. ich stand auf und stellte mich vor Taylor.
„Du bist so ein verlogener Mistkerl! Ich dachte du stehst nicht auf solche Schlampen?!“, schrie ich in sein Gesicht, doch es nahm es überhaupt nicht war. Ich sah zu Colin, der mir einen verwirrten Blick zuwandte. Ich schnaufte und setzte mich wieder auf die gemütliche Fensterbank. Eine zierliche Frau mit Brille und Dutt kam in die Klasse und fast alle in der Klasse riefen laut:
„Miss Faith!!!“ Ich lachte, da irgendwie die Stimmung plötzlich so fröhlich und nett war. Sogar Colin hatte ein Lächeln im Gesicht, was mich nur noch mehr freute. Was hatte diese Lehrerin, dass die Schüler an ihr mochten?
„Guten Morgen Leute! Ihr seht so müde aus! Wie war euer Wochenende?“, rief sie fröhlich und verteilte langsam Bücher. Die Schüler brummten etwas vor sich hin und Miss Faith begann zu lachen. Sie hatte ein lautes, aber süßes Lachen, was sie total sympathisch machte. „Das hört sich ja gut an!“, lachte sie weiter und kam an dem Tisch von Missy an. Missy hatte ihr Gesicht auf die Tischplatte gestützt und sah mehr als schlimm aus. Ihre Wangen waren voller verlaufenem schwarzem Mascara und ihre Augen sahen leer aus. War sie so in Colin verliebt gewesen?
„Ach Missy, was ist denn passiert? Du siehst ja schrecklich aus!“, fragte die Lehrerin und beugte sich besorgt zu Missy hinunter. Missy flüsterte etwas und es hörte sich nur an wie ein Quieken. „Naja, das tut mir leid, aber das gehört nicht zum Unterricht. Geh mit Lissy auf die Toilette und wasch dein Gesicht. Anschließend kommt ihr sofort wieder, ok?“, sagte sie bestimmt und fuhr fort mit dem Verteilen der Bücher. Missy stand langsam auf und wurde von einer weiteren Wasserstoffblondine namens Lissy gestützt. As sie durch die Tür gingen, sahen sie mit vernichtendem Blick zu Colin, der mit ausdruckslosem Gesicht zurückstarrte. Manchmal konnte er richtig gruselig sein…Miss Faith kam zu uns herüber und gab Taylor und Colin jeweils ein Buch. Dabei bückte sie sich zu Colin rüber und sah ihn mit strengem Blick an.
„Das hast du ja toll hingekriegt.“, nachdem sie das gesagt hatte, musste ich so laut loslachen, dass meine Schwester sich besorgt meldete.
„Tammy, was ist passiert?!“, fragte sie und ich versuchte mit dem Lachen aufzuhören, doch konnte ich mich nicht mehr einkriegen. Irgendwann bekam ich auch noch Schluckauf! Geist mit Schluckauf?! Whaaak!
>Mir geht’s gut, ich hab nur etwas gelacht…„Danke“


hatte er nur geschrieben und ich leuchtete wieder von innen. Es war nicht so hell und nicht so erfüllt, wie das letzte Mal, doch machte es mich wieder glücklich. Er hatte wohl zum ersten Mal seit Jahren Danke zu jemandem gesagt. Naja gut, eher geschrieben. Ich nahm vorsichtig seinen Stift, als alle wieder in ihre Bücher sahen und schrieb schnell etwas zurück.
„Gern geschehen!“


Er las es und lächelte ein wenig. Dann widmete er sich hüstelnd seinem Buch. Die Stunde verlief normal und ich konnte Colin bei vielen Gedankenlücken auf die Sprünge helfen, wofür Miss Faith ihn lobte. Er grinste Taylor an, der ihm gegen seine Schulter punchte. Ich stand langsam auf und setzte mich neben den freien Platz neben Taylor. Er sah wieder nach vorn und ich sah ihn sekundenlang ausdruckslos an. Was sollte ich denn ihm gegenüber empfinden? Liebe? Ja, das tat ich, doch war es nicht mehr so stark, wie früher…Er hatte mit mir Schluss gemacht, weil ich ihn so schlecht behandelt hatte. Er war immer nett und liebevoll mit mir umgegangen, doch ich hatte unsere Beziehung mit Füßen getreten. Irgendwann hatte ich es zu weit getrieben…Ich fing an, leise zu weinen und plötzlich zuckte Taylors Kopf in meine Richtung. Ich lächelte ihn an, doch er runzelte die Stirn und sah wieder zu Miss Faith, die etwas an die Tafel schrieb. Ich musste noch mehr weinen, als er nicht wieder zu mir sah, als er nicht seine wunderschönen braunen Augen mir zuwandte.
„Es tut mir so leid…“, flüsterte ich und stand auf. Colin sah nervös zu mir. Was ging ihn es denn an, wieso ich weinte?! Ich schüttelte den Kopf, als er mich fragend ansah. Ich wollte nicht sprechen. Gerade als ich mich abwartend neben Colin gestellt hatte, klingelte es und alle Schüler erhoben sich im Schneckentempo von ihren Stühlen. Beim Vorbeigehen an Miss Faith murmelten sie ein monotones:
„Bis dann.“
Colin stand ebenfalls auf und ich wusste dass dieser Schultag der Horror werden würde…

Gebrochene Herzen



Ich fühlte mich wie eine leere Hülle. Ich war ja noch nicht einmal wie eine Hülle, ich besaß im Grunde ja keine…das machte mich noch depressiver. Colin ignorierte mich vollends und redete in den Pausen nur mit seinen Freunden, im Unterricht half ich ihm manchmal und versuchte mich durch das Gefasele der Lehrer abzulenken. Es half aber nichts. Ich musste immer wieder in jeder Sekunde mitansehe, wie diese Schlampe Missy sich an den armen Taylor ranschmiss! Es klingelte zur Stunde und ich wusste noch nicht mal, was Colin für ein Fach hatte. Ich folgte der großen Gruppe, die sich um Colin gebildet hatte und betrat mit gesenktem Kopf die Klasse. Sie war überwiegend voll mit Schülern, die total laut waren. Manche telefonierten, manche lachte, andere diskutierten lautstark um die gegeelten Haare des anderen. Ich wollte mich gerade zu Colin aufmachen, der sich auf das Pult des Lehrers gesetzt hatte und mit seinen Freunden schnackte. ich hielt inne, als ich einen blondierten Haarschopf auf mich zulaufen sah. Es war natürlich Missy…Sie lief geradewegs durch mich hindurch und ich drehte mich um. Sie rannte auf Taylor zu, der gerade mit einem kleinen zierlichen Mädchen mit Brille lachte und wirbelte ihn herum.
„Taylor wo warst du? Ich hab dich in der Pause gesucht!“, sagte sie so laut, dass sich ein paar Leute umdrehten. Sie sah kurz zu Colin, der sie überhaupt nicht wahrnahm. Dann umarmte sie Taylor, der sie von sich wegdrückte und ihr wütend in die Augen sah. Sie blickte wieder suchend zu Colin, der einer ziemlich hübschen Latina einen Witz erzählte und diese ihm lachend eine Hand an seinen Arm legte. Missy sah entsetzt zu und ihre Miene wurde düsterer. Sie sah Taylor wieder an.
„Missy, was soll-?!“, fing er an, doch wurde er unterbrochen, indem Missy ihre dreckigen Lippen auf seine presste. Ich brodelte so sehr vor Zorn, dass ich ein Stoßgebet nach oben schickte, damit ich Missy nicht zerfleischen würde! Das würde jedoch sowieso nicht funktionieren…Im ersten Moment hatte ich gedacht, dass Taylor sie wieder wegschubsen würde, doch er tat es nicht. Er tat es nicht und ließ mein Herz in tausende kleine Stücke zersprengen. Er erwiderte ihren Kuss und legte zu allem Überfluss seine Hände an ihre Hüften. Ich konnte nicht mehr hinsehen und drehte mich zu Colin der auch hingesehen hatte. Sein Blick fiel auf mich und wir sahen uns stumm an. Ich fühlte diese unerträgliche Trauer, doch langsam verging diese, je länger ich in Colins Augen sah. Er wandte seinen Blick nicht ab, doch wusste ich, dass er es gern gewollt hätte. In diesem Moment ging die Klassenzimmertür auf und ein kleiner dicker Mann mit riesigem Schnauzer kam hereingerauscht und blieb abwartend neben Taylor und Missy stehen, die immer noch rummachten.
„Chrm! Sie haben sicherlich auch nach dem Unterricht Zeit für andere Aktivitäten Mr. O’Donnell, Miss Charity?!“, sagte er mit einer für männliche Verhältnisse sehr hohen Stimme. Missy und Taylor lösten sich peinlich berührt voneinander und beide gingen zu ihren Plätzen. Colin saß noch immer auf dem Pult und der Lehrer stellte sich vor ihn.
„Mr. Walden?! Wären sie so nett und würden ihr Hinterteil von meinem Pult nehmen?“, fragte der Lehrer außergewöhnlich nett. „Bei drei sind sie sofort auf ihrem Platz, oder ich verdonnere sie zu zwei Stunden Nachsitzen!“, schrie er plötzlich und Colin stand schnell auf. Seine Freunde hatten sich auch in Bewegung gesetzt. Ich blieb stehen, wo ich war und Colin sah mich warnend an. Ich sollte zu ihm hochgehen? Ich war nicht dazu imstande…Meine Füße waren am Boden fest getackert. Der Lehrer fing an zu reden und schrieb gleichzeitig etwas an die Tafel. Oh nein…Mathe…Ich war vielleicht nicht imstande zu gehen, doch ich konnte mich doch porten! Ich stand neben Colin, der zusammenzuckte und ich setzte mich auf die Fensterbank. Gedankenverloren sah ich aus dem Fenster und ich dachte an die Zeiten mit Taylor…

Wir saßen beide auf der Bank von dem kleinen Park in der Nähe der Schule und aßen Kirschen.
„Ich wette ich kann weiter spucken als du!“, sagte ich dann und Taylor lachte.
„Ich wette, dass du’s nicht kannst!“, antwortete er und nahm eine Kirsche in den Mund. Ich versuchte nicht zu lachen und warf mir auch eine Kirsche in den Mund. Wir waren gerade frisch 16 geworden und benahmen uns wie kleine Kinder!
„Der, der gewinnt, darf sich etwas wünschen!“, sagte ich dann und versuchte nicht zu sabbern. Er nickte und ich spuckte so weit ich konnte.
„Wow! Ich hab gewonnen!“, rief ich und stand mit erhobenen Händen auf. „Put your hands up in the air, aha aha!“ , sang ich und tanzte herum. Taylor lachte und spuckte seinen Kirschkern aus. Ich hörte auf zu tanzen und konnte meinen Augen nicht trauen. Taylor jubelte los und stand ebenfalls auf.
„Tja! Da hab ich’s dir gezeigt! Jetzt hab ich einen Wunsch und du musst ihn mir erfüllen!“, sagte er und stand genau vor mir. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und pustete eine Haarsträhne aus meinem Gesicht.
„Gut, ich mach’s. Was willst du?“, fragte ich enttäuscht von mir selbst. Er sah mir direkt in die Augen.
„Einen Kuss.“, sagte er nur. Was?! Wieso wollte er mich denn küssen? Meine Handflächen kribbelten und ich bekam einen Schauer…doch dann nickte ich. Ich musste es tun, ich hatte die Wette verloren. Er lächelte und beugte sich zu mir. Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut und dann bekam ich meinen ersten Kuss. Seine Lippen waren weicher als erwartet und es schmeckte süß. Es schmeckte nach Kirschen und es gefiel mir!



Die Erinnerung schmerzte. Seit diesem Moment waren wir miteinander gegangen. Ich konnte mich an jedes einzelne Detail des Jahres mit ihm erinnern…doch ich wollte es nicht mehr…Es tat einfach zu sehr weh! Ich drehte mich zur Klasse und sah, wie Colin kleine Zettel durch die Klasse warf.
„Was machst du da?!“, fragte ich und er zuckte wieder zusammen. Die Mädchen, die er beworfen hatte, kicherten und sahen ihn mit glitzernden Augen an. Colin zwinkerte ihnen zu und ich seufzte genervt. „Hör auf damit, dein Lehrer dreht sich gleich um.“
„COLIN WALDEN! Ist Ihnen mein Unterricht weniger interessant, als Mädchen mit Papierkügelchen zu bewerfen?!“, schrie plötzlich der dicke Mann von unten und ich hatte ein schwaches Ich-wusste-es-doch Lächeln aufgesetzt. Colin lehnte sich stöhnend zurück und schüttelte den Kopf.
„Ich hab zugehört!“, sagte er dann und sah mich kurz an. Oh nein Freundchen, ich helfe dir da nicht raus- oder…
„Ach wirklich und worüber habe ich denn geredet?“, fragte der Lehrer und lächelte ziemlich freundlich. Zu freundlich…
„Er hat über das Einmaleins geredet, Colin.“, sagte ich und er wiederholte es mit einem siegessicheren Grinsen, das gleichdarauf verblasste.
„DAS EINMALEINS?! ICH HABE GERADE ÜBER DIE STOCHASTIK GESPROCHEN MR. WALDEN! Sie sollten besser im Unterricht zuhören! Eine Stunde Nachsitzen!“, schrie der Lehrer aus voller Kehle und ich hielt mich verkrampft an meiner Jacke fest. Vor dem Typen hatte ich Schiss, obwohl ich schon Tod war…Colin sah ihn ungläubig an und stand auf.
„GUT! Ich interessiere mich eh nicht, für den ganzen Mist! Reden sie doch so viel sie wollen, mich juckt das nicht mehr!“, schrie er und verließ mit hoch rotem Kopf das Klassenzimmer. Ich war entsetzt! So konnte er doch nicht mit ihm sprechen?! Ich rauschte ihm hinterher und eine ganze Schar von Schülern sah uns mit offenen Mündern hinterher. Den Lehrer hörte man noch bis zum Schulhof. Colin ging so schnell, dass ich mich immer wieder neben ihn porten musste. Irgendwann wurde mir das zu viel. Ich stand direkt vor ihm, als er ausrutschte und auf dem Boden lag. Fluchend blieb er sitzen und schlug den Sand weg. Ich setzte mich vor ihn.
„Was ist los Colin? Was hast du da eben getan?“, fragte ich und versuchte ihm in die Augen zu sehen, doch er drehte seinen Kopf mit einem Schnaufen weg. Wir saßen an den Toren des Schulhofs und viele Bäume gaben uns Schatten vor der immer weiter aufgehenden Sonne, die erbarmungslos auf uns herunter schien.
„Ich lass mir so was nicht von so ’nem Snob gefallen, Tammy! Die gehen mir alle auf die Nerven ok?!“, sagte er und lehnte sich nach hinten.
„Ach Colin…Die müssen den ganze Scheiß machen, damit wir endlich in den Kopf kriegen, dass das Leben nicht so einfach sein kann! Das Leben wird hart werden! Ich hab es noch nicht so wirklich ausgekostet, aber ich lerne es gerade als Geist noch viel mehr zu schätzen, als in meinen Lebzeiten! Ich weiß Lehrer sind Penner, aber…mit einem geilen Schulabschluss, kannst du machen was du willst! Damit könntest du ein neues Leben anfangen!“, versuchte ich ihm Mut zu geben, doch da klingelte es schon und ich fuhr zusammen. Colin stand auf und ging an mir vorbei. „Colin, du kannst nicht einfach abhauen!“, rief ich ihm hinterher. „Du hast außerdem deinen Rucksack vergessen!“

Ich ‚schlich‘ mich wieder in die Schule und lief schnell wieder in die Klasse zurück. Gerade als ich die große leere Klasse betrat, hörte ich ein Geräusch hinter mir Schritte…Ich beugte mich aus der Tür in den Flur hinaus und hielt den Atem an. Taylor schlurfte gerade von den Jungs-Toiletten aus auf die Treppen zu.
„Oh Shit…“, flüsterte ich, ging schnell an den Platz von Colin, doch so tollpatschig wie ich war, lief ich geradewegs auf einen Stuhl zu und stolperte über ihn. Er fiel mit lautem Getöse auf den Holzboden und ich konnte mir nicht erklären, wieso ich nicht einfach hindurch gefallen sein konnte…Diese Frage konnte ich auch später stellen, denn gerade kam Taylor angelaufen und sah stirnrunzelnd in die Klasse.
„Ist hier jemand? Colin, bist du zurück?“, fragte er und kam herein. Er sah misstrauisch in jede Ecke und streifte mich mit seinem Blick, doch er entdeckte mich nicht, was mich erleichtert seufzen ließ. Sein Kopf zuckte in meine Richtung und ich blieb erstarrt stehen. Hatte er mich gehört?! Ich winkte doch wieder übersah er mich! Dann wohl doch nicht! Ich schlich zu Colins Rucksack und blieb wieder stehen. Ich konnte doch nicht den Rucksack aufheben, wer bin ich denn?! Er würde denken, er wäre verrückt geworden, wenn er einen schwebenden Rucksack vor seinen Augen baumeln sehen würde! Dann sah er in meine Richtung und kam auf mich zugelaufen. Mein Atem ging schneller bei seinem Anblick und mein Herz setzte aus, als er durch mich hindurch lief…wartet…hindurchlief? Ich drehte mich um und grinste. Er bückte sich schnell und hob den Rucksack seines besten Freundes hoch.
„Ach Colin, kannst dich einfach nicht in Griff kriegen…“, murmelte er mit einem fetten Lächeln im Gesicht und ich wurde schon fast high bei diesem Anblick. Er ging erneut durch mich hindurch und verließ pfeifend den Klassenraum. Meine Gedanken kreisten noch immer bei Taylor, als sich eine Stimme meldete.
„Tammy was machst du da?! Steh nicht so rum, du musst zu deinem Schützling! Außerdem…Taylor…solltest du vergessen. Das wäre das Beste für dich.“, sagte meine Schwester. Zuerst war ihre Stimme vorwurfsvoll gewesen, doch als sie Taylor erwähnt hatte wurde sie immer trauriger. Ich wurde misstrauisch.
>Wieso? Darf ich denn nicht meinem Ex-Freund hinterherweinen? Ich bin doch eh tot.<
„Nein! Du darfst nicht! Das ist oberstes Gesetz, Tammy! Kein Geist darf sich in einen Menschen verlieben und umgekehrt auch nicht! Du darfst das nicht, es ist verboten und jetzt geh zu Colin!“, sagte Leslie lauter und verschwand. Ich war wütend! Wieso durfte ich das nicht?! Ich hatte doch nichts Schlimmes getan! Er sah mich nicht, er hörte mich nicht und das Wichtigste und auch Traurigste war…dass er nicht mal wusste, dass ich existierte. Ich schloss die Augen und stand binnen Sekunde in dem Zimmer von Colin.

Dieser lag auf seinem Bett und hörte Musik. Dieses Mal war er nicht zurückgezuckt. Er sah meinen erstaunten Blick und zuckte mit den Schultern.
„Hab mich dran gewöhnt.“, sagte er und schloss die Augen. Am liebsten hätte ich mich neben ihn gelegt und mit ihm Musik gehört, doch er hörte bestimmt nur Mist. Gangster Rap und Hip Hop bestimmt. Ich setzte mich auf seinen Schreibstuhl und drehte mich. Irgendwann wurde mir langweilig und ich sah zu Colin, der immer noch mit geschlossenen Auge Musik hörte. Er sah zufrieden aus und er hatte ein kleines Lächeln auf den Lippen. Ganz leicht bewegte er seinen Fuß im Takt der Musik und ich musste bei diesem Anblick grinsen. Plötzlich fiel mir etwas ein.
>Hey ähm…Cleo! Wo bist du?!<, rief ich in Gedanken.
„Was ist los?“, fragte dieser und klang alarmiert.
>Du hast doch gesagt…, dass…naja…dass ich für Menschen wieder sichtbar werden kann, oder?<, fragte ich vorsichtig und ballte gespannt die Fäuste.
„Ja, wieso fragst du?“, fragte er argwöhnisch und ich lächelte darüber. Das war doch so was von klar!
>Ich hab mir überlegt es zu tun. Ich will für Menschen sichtbar werden!Walden, es gibt Probleme mit deiner Ware.
Der Boss will dich sofort sehen! Treffpunkt weißt du ja…
Ich würde mich lieber beeilen, wenn ich du wäre!




Ich erstarrte. Was für eine Ware?! Was für Probleme?! Colin war in Schwierigkeiten! Schon hatte ich das gedacht, war er aus der Tür raus.
„Colin geh nicht!“, schrie ich ihm hinterher und portete mich ununterbrochen, da er so schnell lief. „Bleib stehen!“
„Nein, Tammy! Geh!“, sagte er und lief schneller. Plötzlich holte er seine Schlüssel raus und schloss ein nahestehendes Fahrrad auf. Er setzte sich darauf und fuhr los. Ich konnte es nicht glauben! Ich konzentrierte mich so sehr ich konnte und erinnerte mich an den gruseligen Wald, wo Colin „die Ware“ abgestellt hatte. Ich öffnete meine Augen und plötzlich stand ich an der Bushaltestelle, dahinter war der Wald. In diesem Moment hatte ich solche Angst, Colin würde etwas passieren, dass ich noch nicht einmal vor der Dunkelheit zurückschreckte, die sich im Waldinneren breit machte.
Zielstrebig lief ich immer weiter hinein und fand schließlich was ich suchte. Ich atmete aus und ging auf alles gefasst näher an die kleine Holzhütte heran. Colin würde länger brauchen, bis er mit dem Fahrrad ankommen würde. Da würde es nicht schaden, wenn ich nach Gefahr Ausschau hielt.
Ich kam bei der Tür an und schwebte durch sie hindurch. Ich erstarrte, als ich dort ungefähr 10 großgewachsene Männer in Anzügen stehen sah. Sie alle hatten Pistolen und ich konnte nicht glauben, was ich sah, als sie ihre vielzähligen Koffer öffneten und in allen kleine Tütchen voll mit weißem Stoff zu sehen war. Sie lachten und redeten mit tiefen, bedrohlichen Stimmen miteinander.
„Wenn ich den in die Finger krieg…Dreht er mir nur Mist an!“, schrie plötzlich einer und schlug mit der Faust auf den Tisch, der anfing bedrohlich zu wackeln. Der Mann sah am gefährlichsten aus und ich wusste, dass das „Der Boss“ war. Er hatte eine Narbe, die durch seine ganze linke Hälfte ging und sein Auge etwas verzerrt aussehen ließ. Er hatte eine fette Zigarre im Mund und er nuschelte ziemlich. „Der Junge lässt nach! Entweder ganz…oder gar nicht.“
Mein Atem ging schneller, mein Herz überschlug sich (Ich hatte ein funktionierendes Herz, ich war ja kein Vampir) und meine Hände zitterten. Ich lief so schnell ich konnte nach draußen und in den Wald. Ich blieb an der Bushaltestelle stehen und wartete ungeduldig auf Colin. Dieser kam schon mit verschwitztem Gesicht an und schmiss sein Fahrrad auf den Boden. Ich stellte mich vor ihn und er lief gegen mich. Er sah mich wütend an.
„Tammy, wie kommst du hierher?! Verschwinde!“, schrie er plötzlich. Ich hielt ihn an den Schultern fest und sah ihm fest in die Augen.
„Geh nicht dahin!“, sagte ich, doch er schüttelte den Kopf.
„Die bringen mich um, wenn ich nicht dahin gehe!“, schrie er und versuchte sich zu lösen, doch er schaffte es nicht.
„Colin, die bringen dich auch um, wenn du jetzt dahin gehst! VERSTEHST DU DEN ERNST DER LAGE NICHT?!“
„DOCH! Deswegen muss ich dorthin!“, schrie er und ich ließ ihn los. Er sah mich ungläubig an und ich schüttelte einfach nur enttäuscht den Kopf. Ich konnte ihn nicht verstehen. Er konnte mich nicht verstehen. Mir doch egal, was sie mit ihm anstellten. Colin lief los und bevor er hinter einem großen Baum verschwand sah er mich noch ein letztes Mal an.
„Tammy, er geht! Lauf ihm hinterher! Schnell!“, rief meine Schwester. Ich reagierte nicht.
„Was tust du da Mädchen, Lauf! Sie bringen den Knirps um!“, rief die weitere Stimme von Cleo. Wieder reagierte ich nicht.
„Tammy Honey, das ist sogar für mich extrem! Lauf Schätzchen! Wenn dir etwas an ihm liegt, dann beweg deinen süßen Hintern!!!“, rief plötzlich auch die Stimme von Leonardo und ich reagierte endlich! Ich schaltete, ließ all meine Wut zurück und lief. Mein Haare fielen nach hinten und ich fühlte mich, als würde ich nicht auf dem Boden aufkommen. Ich bin zu langsam! Schoss es mir durch den Kopf und ich portete mich. Ich schwebte durch die Tür, die vor mir erschien und ich sah, wie „Der Boss“ auf Colin zielte. Schlagartig sah ich alles in Zeitlupe.
„Der Boss“ drückte ab und ich sah, wie die Kugel aus der Pistole schoss. Die Männer lachten um uns herum und Colins Gesicht zeigte nur Entsetzen. Ich lief zu ihm, schloss die Augen und schubste ihn mit mir zu Boden…


Ich hörte nur jemanden atmen. Ich öffnete vorsichtig die Augen und konnte ihnen nicht trauen! Colin und ich lagen auf dem Fußboden der kleinen Abstellkammer der Schule! Colins Atmung ging stoßweise und er hatte die Augen fest geschlossen.
„Colin! Colin, geht’s dir gut? Colin mach die Augen auf!“, sagte ich und kniete mich neben ihn. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Bin ich tot? Wo bin ich? Tammy! Was-!“, plötzlich kippte sein Kopf zur Seite und ich schrie kurz auf.
„Colin!“, sagte ich und schüttelte ihn. Ich legte meine Hand auf seine linke Brusthälfte und horchte. Sein Herz schlug. Er war nur in Ohnmacht gefallen…Ich lehnte mich erschöpft gegen ein Regal und atmete durch. Wie zum Geier, sind wir hierhergelangt?! Wie konnte ich Colin mit mir mitnehmen?! Was war passiert?!
Ratlos saß ich nun da und sah zu Colin, der von Glück reden konnte, dass ich ihn angefangen hatte zu mögen.
Ich stand auf und hatte irrsinnige Kopfschmerzen. Wieso hatte eine Tote Kopfschmerzen?!
>Leslie…was ist gerade passiert?<, fragte ich in Gedanken, doch bekam ich keine Antwort…Wo war Leslie?!
>Cleo? Wieso antwortet mir meine Schwester nicht?<, fragte ich weiter und befürchtete nichts Gutes. Ich wollte nicht allein sein! Ich brauchte meine Schwester, mehr denn je! Cleo antwortete mir auch nicht! Hörten sie mich nicht? Waren sie etwa wütend auf mich?!
>Hey, Leute, es tut mir echt leid, wenn ich etwas falsch gemacht hab, aber bitte bestraft mich nicht mit Stillschweigen! BITTE! … Leonardo? Leo, bist du da? Leslie! Cleo! Bitte redet doch mit mir!

Dummheiten



„Guten Morgen Leute! Endlich Freitag!“, rief Miss Faith und strahle die Klasse an. Diese strahlte zurück und jubelte. „Tja, aber das heißt nicht, dass ihr am letzten Tag euch nicht anstrengen sollt!“ Ein: „Oooh!“, ging durch die Klasse und die junge Lehrerin lachte herzhaft. Schon meine zweite Woche auf der Erde und ich fühlte mich wie eine Lebende. Ich lächelte in mich hinein und sah zu Colin, der seinen Kopf auf die Hände gestützt hatte. Was hatte er denn?
„Colin?“, fragten Miss Faith und ich gleichzeitig und er sah verschreckt auf. Zuerst mich, dann seine Lehrerin, die ihn stirnrunzelnd.
„Ja?“, fragte er etwas neben sich.
„Was ist los mit dir? Hast du einen Geist gesehen? Du bist ja total blass…“, fragte Miss Faith besorgt und kam näher. Colin sah weg und schüttelte den Kopf.
„Nein, nein mir geht’s gut. Wirklich!“, sagte er schnell, doch auch ich sah, dass es ihm überhaupt nicht gut ging. Ich beugte mich zu ihm und sah ihn mir an. Leicht legte ich meine Hand auf seine Stirn. Derweil stand Miss Faith neben mir und redete mit ihm. Er war glühend heiß!
„Du bist krank, Colin! Schnell lass uns nach Hause gehen!“, sagte ich nun auch besorgt. Ich hoffte, dass er nicht Schlimmes hatte. Colin schüttelte den Kopf.
„Nein, ich bin ok!“, versicherte er uns beiden, doch ich ließ mich nicht damit zufrieden geben!
„Colin, du gehst jetzt mit mir nach Hause, sonst mach ich dir das Leben zur Hölle, hast du das verstanden?!“, zischte ich aufgebracht, als Miss Faith seufzend zum Pult ging. Er sah mich an und er wurde immer blasser. Langsam stand er auf und stützte sich schwer auf seinem Stuhl ab.
„Soll ich dir doch eine Entschuldigung schreiben Colin?“, fragte Miss Faith. Colin nickte und ich traute mich nicht seinen Arm zu nehmen, sonst würde jemand etwas merken! Dicht hinter Colin stand ich nun und hoffte, dass er nicht umfiel. „Kann ihm jemand mal helfen? Was für Mitschüler seid ihr denn?!“, rief Miss Faith, als Colin bedrohlich schwankte. Wie erwartet stand Missy auf und lief zu ihm. Ich stöhnte genervt auf, als sie durch mich hindurch lief und seine Sachen zusammenpackte. Taylor sah nicht gerade erfreulich aus…
„Nein, Missy! Du bleibst hier! Du musst noch ein Referat halten!“, sagte Miss Faith bestimmt und ich lachte laut auf. Missy sah mehr als geschockt aus.
„Aber Miss-!“, rief Missy gerade, als Taylor einschritt.
„Ich begleite ihn!“, sagte er nur und stand auch schon neben Colin. Dieser bedachte ihn mit einem dankbaren Blick und ich lächelte. Missy stapfte wütend zu ihrem Platz und sah immer wieder zu Colin und Taylor, die zusammen nach vorn gingen. Taylor hatte Colins Rucksack auf dem Rücken und grinste unentwegt. Ich folgte ihnen leise.
„Wie geht’s dir?“, fragte Taylor Colin, als wir aus der Klasse raus waren. Colin nickte.
„Mir geht’s so scheiße, ich könnte dir auf die Schuhe kotzen, aber danke der Nachfrage.“, antwortete Colin mit kratziger Stimme und bekam einen Hustanfall. Wie ist er denn so schnell krank geworden?!
„Oh, hört sich echt gut an!“, lachte Taylor und ich versuchte nicht auf ihn zu achten, doch das erwies sich als die schwerste Herausforderung meines LEBENS! „Hör mal…bist du irgendwie…sauer, wegen der Sache zwischen mir und Missy?“, fragte er und ich wurde hellhörig.
„Ach…nein, das ist es nicht.“, antwortete Colin abweichend und sah weg.
„Colin, ich kenn dich gut genug, um zu wissen, dass du einen Grund hast!“, bohrte Taylor und ich wurde neugierig. Colin hielt an. Zuerst sah er mich kurz an, dann sah er an die leere Wand vor uns.
„Ich weiß nicht. Mir liegt echt nichts an Missy, aber das Problem ist einfach nur…ich hab mich gewundert, dass du dich mit so einer abgibst. Ich mein…war deine Ex auch so, wie Missy?“, fragte Colin und mein Herz fing an schneller zu pochen. Oh mein Gott! Er wollte Taylor VOR MEINEN AUGEN testen. Taylor sah betroffen weg und streifte mich mit seinem Blick. Ich traute mich nicht mehr zu atmen. Gespannt wartete ich auf seine Antwort.
„Meine Ex…Tammy. Tammy war ganz anders. Sie war ein Original…Nicht zu vergleichen mit Missy! Missy bedeutet mir auch nicht wirklich etwas, aber…sie will dich mit mir eifersüchtig machen, da hab ich einfach mitgemacht, weil ich eigentlich wusste, dass du eh nicht darauf reinfallen würdest. Außerdem, war ich schon zu lange allein gewesen.“, antwortete Taylor und ich atmete auf. Er hatte mich nicht mit Missy verglichen! Ich war ein Original…was er wohl damit gemeint hatte? Mein Herz schmolz dahin, als er traurig lächelte. Colin klopfte ihm mit einem breiten Grinsen auf die Schulter und beide setzten sich wieder in Bewegung. „Wie läufts bei dir mit Beziehung?“, fragte Taylor und zwinkerte Colin zu, der mich kurz verschmitzt ansah.
„Hab was am Laufen. Ist aber ‘ne lockere Beziehung, sind eher Kumpels!“
„WAAAAAS?!“, rief ich entsetzt und ich hätte ihn am liebsten getreten, doch Taylors Anwesenheit hinderte mich daran. Was für albernes Zeugs laberte der Junge?! Meinte er mich-Natürlich meinte er mich, wen denn sonst?!
„Wow, wie heißt denn die Kleine?“, fragte Taylor überrascht und Colin antwortete wie aus der Pistole geschossen:
„Tamara.“
Taylor machte große Augen und mein Mund klappte auf. Einen besseren Namen konnte er nicht finden, was? Tamara! Ha, das ich nicht lache!
„Tamara is ’n Scheißname.“, nörgelte ich und Colin grinste mich an.
„Sieht sie gut aus?“, fragte Taylor neugierig und wir standen schon auf dem Schulhof.
„Sag nichts Falsches!“, flüsterte ich bedrohlich zu Colin, der mich anlächelte.
„Ich muss nur in ihre Augen sehen und ich bin schon K.O.“, antwortete dieser und ich lächelte ihm entgegen.
„Danke.“, flüsterte ich und Taylor sah ihn mit einem wissenden Blick an, den Colin jedoch nicht bemerkte.
„Verhau ’s aber nicht, verstanden?“, sagte Taylor und wir kamen an dem Eingangstor an. „Ich muss zurück. Tschau und gute Besserung Bro!“
„Danke nochmal!“, rief Colin ihm hinterher und Taylor drehte sich überrascht um, sagte jedoch nichts.
„Du gehst also K.O, wenn du in meine Augen siehst?“, fragte ich ihn mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
„Nein, das meinte ich nur, damit er mir keine unnötigen Fragen stellt, sonst hätte ich mich noch Versprochen!“, antwortete Colin und ich glaubte ihm NATÜRLICH! Wir hatten schon die Hälfte des Weges hinter uns gelassen. Ich stützte Colin, der sich unentwegt umsah. „Ich hoffe die sehen uns nicht…“, murmelte er dann. Ich seufzte.
„Musst du denn immer nur daran denken? Du bist krank und du fürchtest dich davor mit mir gesehen zu werden!“, maulte. Colin fing an zu lachen, dann bekam er einen Hustanfall und dann lachte er wieder.
„Das Problem ist nicht, dass ich nicht mit dir gesehen werde, sondern dass ich ohne dich gesehen werde Tammy!“, schmunzelnd blickte er nach vorn. mir war auch zum Lachen zumute, doch wollte ich nicht darüber lachen. Ich machte mir wirklich sorgen um ihn. Wieso war er denn so plötzlich krank geworden! Ich hoffte inständig, dass er nichts Ernstes hatte…

Wir kamen in der Wohnung an und horchten.
„Dad?! Sunny?!“, rief Colin und ich brachte ihn in sein Zimmer. Niemand war Zuhause.
Colin ließ sich auf sein Bett fallen und mir gefiel das überhaupt nicht. Er war immer noch blass und hatte Schweißtropfen auf der Stirn.
„Colin, du musst dich umziehen!“, sagte ich unsicher und wartete auf seine Reaktion. Er antwortete nur mit einem Nicken. Ok?! Was sollte ich nun machen? Sollte ich ihn etwa ausziehen?! Oh Gott! Ok…Tammy, beruhig dich. Du musst ihn ja nicht nackig machen! Bei dem Gedanken wurde ich rot. Langsam ging ich auf ihn zu und setzte ihn mit aller Kraft die ich hatte aufrecht. Ich wurde immer entschlossener. War ja nichts Schlimmes dran! „Wäre nett, wenn du mi ein bisschen helfen könntest!“, flüsterte ich genervt und er hob mit schmerzverzerrtem Gesicht die Arme.
„Tut weh…“, murmelte er nur. Seine Augen waren geschlossen. Der Arme…ich hatte total Mitleid mit ihm! Schnell zog ich ihm seinen Pulli über den Kopf und sah den Grund, warum er sich erkältet hatte: Er hatte nichts drunter! Er war ja wie ein kleines Kind?! Hatte er denn nichts gelernt?
„Ach Colin…“, murmelte ich, lief schnell zu seinem Schrank und nahm ein langärmliges Shirt raus. Schnell zog ich es ihm rüber. Er murrt nur was von: „schlafen“ und „kalt“. Danach ging zur Hose…Jupp…wie sollte ich das jetzt machen? Mit Hose konnte ich ihn doch nicht schlafen lassen! Außerdem wäre das bestimmt ungemütlich gewesen…Augen zu und durch! Schnell öffnete ich den Knopf seiner Jeans und zog ihm diese von den Beinen. Zum Glück hatte er eine Boxershorts an! Schnell drückte ich ihn ins Bett und legte ihm zwei dünne Decken, die ich in seinem Schrank gefunden hatte, rüber und ging in die Küche. Schnell suchte ich einen Wasserkocher und schaltete diesen an. Nach gefühlten 1000 Stunden war das Wasser gekocht und ich machte ihm einen schönen heißen Tee. „Schläfst du?“, flüsterte ich, als ich ins Zimmer kam und die Tasse auf seine Kommode stellte.
„Nein…“, krächzte er und bewegte sich nicht. Seine Augen waren immer noch geschlossen und ich setzte mich mit einem liebevollen Lächeln auf seine Bettkante.
„Colin du musst mehr auf dich aufpassen...“, murmelte ich und nahm die Tasse von der Kommode. „Setz dich mal hin. Keine Widerrede! Ich hab dir Tee gemacht. Trink!“, forderte ich ihn auf und zähneknirschend setzte er sich auf. Dann öffnete er schwach die Augen und sah mich an.
„Wie bin ich hergekommen?“, fragte er und rieb sich die Augen. Schnell zog er die Decke höher, als er fröstelte. „Und…“, er sah unter die Decke: „Wann hab ich mich umgezogen?“
Schuldbewusst sah ich weg und nippte an COLINS Tee. Schnell gab ich ihm die Tasse, die er verwirrt ansah. Dann dämmerte es ihm.
„Tammy? … Tammy!“, flüsterte er bedrohlich und ich stand schnell auf.
„Man ist das kalt hier drin, ich guck mal nach einer Decke, habt ihr einen Kamin? Hm, ich guck mal!“, sagte ich schnell, doch gerade als ich aus der Tür rausgehen wollte:
„TAMMY VAN HAWKINS?!“, rief Colin entsetzt. „Was hast du mit mir gemacht?!“ Ich drehte mich um und grinste ihn nervös an. Ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht schoss.
„Du bist krank, du halluzinierst! Ich hab gar nichts getan!“, wehrte ich mich empört. Es war so peinlich! Nie im Leben würde ich zugeben, dass ich ihn ausgezogen hatte!
„Ich halluziniere nicht! Tammy, hast du mich-!“, brach er ab und nun wurde auch er feuerrot im Gesicht. Unangenehme Stille breitete sich im Zimmer aus. Wir fuhren beide zusammen, als plötzlich die Haustür aufgeschlossen wurde. Ich sah schnell nach. Es war Colins Dad. Colin nannte ihn nie Dad, was mich wunderte, doch ich hatte ihn nie auf seinen Vater angesprochen…Die beiden sprachen nie miteinander. Ächzend stellte er eine kleine Einkaufstüte auf den Boden im Flur und hielt sich das Kreuz. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Am liebsten hätte ich ihm geholfen, doch das ging ja nicht!
„Colin?“, fragte der Mann, nachdem er dessen Schuhe auf dem Boden liegen sah. Langsam richtete sich der Mann auf und kam rüber. Ich ging in Colins Zimmer um zu sehen, was dieser tat. ER hatte sich die Decke über den Kopf gestülpt. Ich seufzte.
„Colin…“, murmelte ich und er murrte nur. Colins Dad kam ins Zimmer und sah sich um.
„Junge, was is‘ los? Wieso bist ’n du nicht in der Schule?“, fragte er und klang misstrauisch. Colin sah von seiner Decke hoch und der Mann erschrak. „Du siehst ja schlimm aus, kann ich etwas tun?“, fragte sein Vater besorgt und ich lächelte darüber. Er war so führsorglich!
„Ich bin krank…Kannst gehen.“, sagte Colin trocken und als ich seinen Vater mit enttäuschtem und traurigen Gesicht die Tür schließen sah, kamen mir die Tränen hoch. Das konnte Colin doch nicht-! Aaaaargh!
„Colin? Was sollte-?!“
„Tammy, misch dich nicht ein, ok?“, zischte Colin mich an, nahm seine Tasse Tee und schlürfte gedankenverloren daran. Ich schüttelte seufzend den Kopf und setzte mich neben ihn. Als er nichts sagte, lehnte ich mich an seine Schulter und schloss die Augen.
„Tammy!“, erklang eine Stimme in meinem Kopf und ich erschrak. „Tammy, kannst du mich hören? Ach Mist, die Verbindung ist so schlecht! Tammy?!“, kam es nochmal und ich bemerke ziemlich spät, dass es Leslie war. Ich konnte Leslie hören! Yaaay!
>Leslie?! Leslie ich hör dich! Wie geht’s dir? Ich hab so viele Fragen!<, fing ich an, doch Leslie räusperte sich.
„Nein Tammy, Fragen kannst du später. Näher dich nicht an Colin, ok?“, sagte sie eindringlich und ich runzelte verwirrt die Stirn. Hä? Was sollte denn das? Colin und ich waren doch nur Freunde???
>Leslie, da läuft nichts zwischen mir und Colin. Wie kommst du denn darauf?!<
„Das ist auch gut so, dass soll auch so bleiben! Nur…ich sehe, wie ihr euch anseht Tammy, es könnte gefährlich für dich werden…“, sagte sie vorsichtig und ich schüttelte entschieden den Kopf. Mein Herz gehörte schon Jemandem, jemand anderem…Glaubte ich jedenfalls…

Ich öffnete meine Augen und bemerkte nicht, dass Colin seinen Arm um mich gelegt hatte. Als ich den Blick hob, sah ich wie er gerade gegen die Schläfrigkeit anzukämpfen. Ich musste kichern, ließ es jedoch. Ich wartete bis er tief und fest eingeschlafen war, dann stand ich gaaaanz langsam und gaaaanz leise auf und setzte mich auf seinen Schreibtischstuhl. Mit wachsender Sorge betrachtete ich das unschuldige Gesicht Colins und seufzte unerwartet auf. Colin schreckte aus seinem Halbschlaf hoch und sah sich verwirrt um.
„Hä? Wa-Tammy? Hab ich geschlafen?“, murmelte er und ich fing an zu kichern. Dann wurde er langsam wacher und zitterte. „Boah ist das kalt…“
„Soll ich dir eine Decke oder so holen? Willst du was Warmes zu trinken haben?“, fragte ich schnell, doch er schüttelte lächelnd den Kopf.
„Nein…nein danke Tammy, das ist nicht nötig. Weißt du-…mich hat noch nie Jemand so behandelt…“, begann er umständlich und ich setzte mich entsetzt zu ihm.
„Was hab ich denn falsch gemacht? Geh ich dir auf die Nerven?!“, ich versuchte mich an irgendeine schlechte Tat zu erinnern. Colin gluckste und stieß mich mit dem Ellenbogen in die Seite.
„Nein Tammy! ich meinte im positiven Sinne! Mich hat noch nie Jemand so gut und so…liebevoll behandelt! Ich-…es ist echt verdammt schwer Komplimente zu machen…Ich wollte nur sagen, dass du die netteste und beste Freundin bist, dir ich je hatte. Nicht mal meine Mutter hat mir so viel Aufmerksamkeit geschenkt wie du!“, sagte er und sah mich dankbar an. Wieder leuchtete mein Inneres und ich gab ihm einen (FREUNDSCHAFTLICHEN) Kuss auf die Stirn.
„TAMMY!“, riefen Leslie und Cleo entsetzt auf und ich beachtete sie gar nicht. Colin grinste mich an und ich strubbelte ihm durch die Haare.
„Was ist eigentlich mit deiner Mutter passiert?“, fragte ich vorsichtig und er starrte gedankenverloren aus dem Fenster.
„Meine Mom…ist gestorben, als ich 10 war. Danach gab’s nur noch meinen…Dad, meine Halb-schwester und mich. Nur, dass ich in dem Ganzen untergegangen bin.“
„Wie meinst du das?“
„Meine Eltern konnten früher nicht für mich sorgen. Ich bin mit 2 in die Hände des Jugendamts gegeben worden…Mit 8 haben mich meine Eltern wieder abgeholt, aber…sie waren so…ich weiß nicht…Mir kam es so vor, als würden sie sich überhaupt nicht für ihren Sohn interessieren. Die hatten jeden Tag Streit, haben mich nie beachtet, ich musste selbst für mich sorgen. Einmal hat meine Mutter mal zu mir gesagt, dass ich Schulddran war, dass Dad und sie sich nicht mehr ausstehen konnten. Dann bin ich auf die schiefe Bahn geraten. Ich wollte mein eigenes Geld verdienen…Jetzt bin ich 17 und hab Nichts im Leben erreicht…“, sagte er und runzelte die Stirn. Ich legte mich neben ihn und legte ihm meinen Arm auf die Brust.
„Noch kannst du nicht sagen, dass du nichts im Leben gebracht hast, weil du gerade mal 17 bist Colin! Du hast noch dein ganzes Leben vor dir! Mach dein Abi und dann bist du frei!“, ermunterte ich ihn und er streichelte gedankenverloren meinen Rücken. Es bereitete mir einen Schauer, doch ich beachtete es nicht.
„Stimmt, aber…du weißt einfach nicht wie es ist…“, murmelte er und ich setzte mich auf.
„Nein weiß ich nicht, aber trotzdem kann ich nachvollziehen wie du dich fühlst! Colin, du bist wirklich ein toller Typ! Du kannst noch was aus dir machen! Wäre ich noch am Leben, dann…hätte ich mein Leben wahrscheinlich weggeworfen! Jetzt schätze ich es so sehr! Ich vermisse jeden! Meine Eltern, meine ehemaligen Freunde, die ich weggeekelt habe und ich vermisse auch Taylor!“, sagte ich eindringlich und bei Taylors Namen sah er mich an.
„Wirklich?“, fragte er dann und ich nickte.
„Es war alles meine Schuld Colin! Ich will nicht, dass du ähnliche Fehler wie ich machst, ich meine-!“, brach ich ab, als Sunny ins Zimmer kam. Sie klopfte schüchtern an der Tür und ich stand vom Bett auf. Colin lächelte sie ebenfalls schüchtern an.
„Hey.“, sagte er und sie lächelte. Dann klopfte Colin neben sich und Sunny lief ihrem Bruder in die Arme. Das Bild war so überwältigend, dass ich plötzlich anfing zu heulen! Das seltsame Licht überrannte mich so stark, dass noch mehr Tränen über meine Wangen tropften. Colin sah mich über die kleine Schulter seiner Schwester –die er umarmte- hinweg an und lächelte. Er nickte dankbar und ich ging für einen Moment aus dem Zimmer. Dabei ging ich plötzlich durch seinen Dad, der an der Tür stand. Ich sah ihm aufmerksam ins Gesicht…Ihm war Colin nicht egal…niemals…Das wurde mir klar, als ich seine Augen sah, die sich mit Tränen füllten. Ich ging wieder zurück, als ich mich endlich beruhigt hatte und setzte mich neben Colin. Sunny hatte es sich auf seiner anderen Seite gemütlich gemacht.
„Colin?“, fragte sie schüchtern und sah zu ihm hoch.
„Ja?“, sagte dieser und sah ihr entgegen.
„Hast du mich lieb?“, fragte sie und mein Herz zog sich zusammen. WIE KONNTE MAN DENN SO SÜß SEIN?!
„Klar hab ich dich lieb!“, antwortete er lachend und strubbelte ihre Haare durch. Sie begann zu quietschen und zu lachen und lief dann aus dem Zimmer. Lange betrachtete ich das glückliche Gesicht meines Schützlings und ich was ebenfalls überglücklich. ich freute mich wirklich sehr für Colin.
„Was ist?“, fragte er nach einer Weile und ich begann zu grinsen.
„Du bist echt süß, weißt du das?“, lachte ich und piekste ihm in die Seite.
„Was? Wieso denn das?“, fragte er und lächelte mit roten Wangen.
„Einfach so…Du bist es einfach.“, antwortete ich und Stille breitete sich aus. Wir sahen uns gegenseitig in die Augen und ich konnte nicht erklären, wieso Colin mich so stark anzog. Ich spürte eine gewisse Spannung zwischen uns, die eher behaglich war, als unbehaglich. Unsere Gesichter kamen immer näher und meine Lippen kribbelten. Ich hatte einen so starken Drang ihn zu küssen, dass ich schon fast mein Gedächtnis ausschaltete…Wie gesagt, nur fast, wäre meine Schwester nicht aufgetaucht.
„TAMMY!“, schrie sie hysterisch und ich schreckte zurück. Was tat ich hier?! Wieso wollte ich Colin küssen? Wieso hatte er nichts dagegen unternommen?!
„Was ist los?“, fragte Colin und sah mich erschrocken an.
„Wir dürfen uns nicht einfach so…“, begann ich und fuhr mir durch die Haare. Ich war total verwirrt und durch den Wind! „Ich mein-!“
„Sag es doch einfach, du wolltest mich gar nicht küssen stimmt‘s?“, schlussfolgerte er viel zu voreilig und sah mich wütend an. Hatte er vergessen was letztes Mal passiert war?!
„Nein! Das meinte ich doch nicht! Das letzte Mal, als es passiert ist, bin ich fast in die Hölle gekommen Colin!“, rief ich außer mir. Männer! Dachten immer nur an das Eine und die anderen Dinge waren scheißegal!
„Tammy!“, meldete sich Leslie entsetzt.
>Ist doch so!<, dachte ich trotzig und sie hielt den Mund. Colin sah mich an und wollte etwas sagen, doch es kamen keine Worte raus. Ich beruhigte mich und kam ins Grübeln…Wieso hatten wir uns fast geküsst? Was war mit mir los, dass ich es bereute mich nicht einfach zu ihm gebeugt zu haben? Wieso gefiel mir der Gedanke, Colin (MEINEN KUMPEL) zu küssen? Warum hatte er sich nicht einfach nach hinten gelehnt? Wieso hatte er so enttäuscht reagiert, als ich aufgesprungen war? Fragen über Fragen…
„Tammy?“, fragte Colin vorsichtig und ich schreckte hoch.
„Was?“
„Geht’s dir gut? Ich mein…tut mir leid, dass ich so…komisch war.“, sagte er und wandte sich ab. Ich folgte ihm mit den Augen. Er stand auf und zog seine Jacke an.
„Wo geht’s hin?“, fragte ich und er sah mich an.
„Musst du mitkommen?“, fragte er und sah ziemlich…verzweifelt aus. „Ist ja nichts gegen dich, aber weißt du…“
„Ich frag mal nach…“, murmelte ich etwas enttäuscht. Ich wollte auch mal raus!
>Leslie? Kann Colin ohne mich raus?<
„Nein, du bleibst am besten bei ihm, sonst macht er noch etwas Unvernünftiges!“, antwortete Leslie sofort.
>Leslie! Komms schon! Ich verspreche, wenn er was tut, dann dreh ich ihm persönlich den Hals um!<, bat ich und sie antwortete mir nicht. >Leslie?<
„JA! Gut, aber nur 2 Minuten!“
>Leslie!Colin


Als ich an die frische Luft ging, wehte mir ein kalter Wind durchs Haar und über das Gesicht. Ich atmete tief ein und aus und entspannte mich leicht. Ich hatte kein Ziel, als ich anfing durch die Parks zu streifen, was ich eigentlich nicht tun sollte, da um diese Zeit ziemlich viele Dealer herumstreunten. Ich schaltete mein Gehirn auf ‚Pause‘, um nicht an irgendwelches Zeug zu denken. Ich war viel zu aufgewühlt…
„Kleiner!“, rief jemand und ich drehte mich um. Ein großgewachsener Typ mit zerschlissenen Klamotten kam angelaufen und sah sich um. „Willste Geschäfte machen? Ich hab tip top Ware, für einen guten Preis!“, flüsterte er grinsend und ich sah seine gelben Zähne, die schon fast bräunlich waren. Angeekelt schüttelte ich den Kopf und ging einfach. An jedem anderen Tag wäre ich sofort auf sein Angebot eingegangen und hätte ihm was abgekauft, um es dann teurer zu verkaufe, doch…etwas hielt mich auf. Ich wollte nicht wieder auf diese bescheuerte Kriminelle Bahn geraten! Ich hatte es schon getan und dafür fast mit meinem Leben bezahlt…zum Glück war Tammy gekommen…Tammy…mein Gehirn hatte sich schon erholt und es ratterte langsam wieder. Meine Rettung. Tammy. Unser Kuss. Meine Versöhnung mit Sunny. Tammy. Unser beinahe Kuss…Tammy…Wieso dachte ich immer wieder an Tammy?! Tammy hier, Tammy dort! Egal wo ich herumwühlte in meinem dicken Schädel, ich erinnerte mich nur an Sachen bei denen sie dabei war! Ich wollte nicht an sie denken…, doch konnte ich es nicht einfach so abstellen…Wenn ich an Tammy dachte, kamen mir viele verschiedene Worte in den Sinn:
Sturheit, Streit, Laut, Nett, Lachen, Spaß, Bewunderung, Trauer…Schuldgefühle…
Ja…Schuldgefühle…Wieso hatte Shuldgefühle?! Ich wusste es ehrlich nicht..., doch hatte ich sie trotzdem. Ich wurde wütend und trat gegen einen Stein, der ein paar Meter weiter flog. Ich holte mein Handy raus und setzte mich erschöpft auf eine Bank. Ich hatte noch 5 Minuten…Ich beschloss auf Tammy zu warten und durchstöberte mein Handy. Ich sah mi Bilder an und musste ab und zu ein Lachen unterdrücken, da ich viele Partybilder hatte. Als ich bei Videos nachsah, stach mir eines davon ins Auge…Das Video war nicht benannt (sonst benannte ich jedes einzelne Bild und jedes Video!) und ich hatte es auch vorher nie gesehen…Ich startete es und erstarrte, bei dem was nach und nach darauf geschah:

„Colin…du bissst suu bedrungen, um ssu faahren!“, lallte einer laut und ich erkannte meinen Kumpel Aaron auf dem Video. Er war sturzbetrunken und sah schlimm aus. Er sah über die Kamera hinweg, was hieß, dass ich wohl die Kamera gehalten hatte.
„Na und?! Misch dich da nich ein!“, antwortete mein Video-Ich aggressiv und ich hörte sofort heraus, dass ich mehr als nur ein paar Bierchen getrunken hatte. Ich hatte überhaupt keine Erinnerung an den Abend…
„Wetten su fährst gegn `n Baummm!“, schrie einer und viele lachten. Die Videokamera wackelte stark und ich sah, wie mein Video-Ich in ein Auto stieg, dass ich noch nie zuvor gesehen hatte.
„Hier! Nimm mein Schlüsssl!“, sagte einer direkt neben der Kamera.
„Heeeey! Guckt ma in die Kameraaaaa! Halllooouuu!“, schrie mein Video-Ich und die Kamera schwenkte überall hin. Die Autotür war geöffnet und es standen nur zwei Leute davor. Aaron und…Taylor…dieser saß jedoch auf dem Boden und lachte die ganze Zeit herum. Er schien dicht zu sein…genauso wie die andern und mein Video-Ich. Plötzlich sprang der Motor des Autos an die Kamera wurde auf das Armaturenbrett gestellt. „Sooo!“, sagte mein Video-Ich und das Auto bewegte sich. Man hörte Gegröle und Jubel aus dem Hintergrund und mein Video-Ich begann zu lachen und „Yiiiihaaaa!“ zu rufen. Ich fragte mich wo zu Teufel wir dort gewesen sind! Nach ein paar Minuten und vielen brenzlichen Situationen, fuhr mein Video-Ich auf einer Straße und es war dunkel. Ich sah gebannt auf das Display meines Handys und sah plötzlich Laternen…und jemandes der gerade die Straße überquerte…Mein video-Ich sang gerade lautstark ein Lied im Radio mit, als ich das Mädchen, dass sich gerade herunterbeugte, um sein MP3-Player aufzuheben erkannte.
„Du bist es gewesen…“, flüsterte plötzlich jemand hinter mir und ich sprang erschrocken und mit pochendem Herzen auf. ich wirbelte herum und sah Tammy vor mir. Geschockt sah ich in ihre Augen, die sich mit Tränen füllten. Ich wollte etwas erwidern, doch kam nichts über meine zitternden Lippen. Was hatte ich nur getan?! WAS HATTE ICH GETAN?! „Du hast mich getötet…“, beantwortete Tammy meine stumme Frage.

Tammy


„Wie konntest du das tun Colin? Colin…Colin, was hast du getan?“, flüsterte ich heiser und mir kam es vor, als wäre mein Hals zugeschnürt worden. „Colin…Colin was hast du getan? Colin!“, schrie ich abermals. Er begann zu weinen und zum ersten Mal sah ich einen Jungen weinen, doch ich hatte kein richtiges Mitleid. Wie konnte ich mit jemandem Mitleid haben, der mir mein Leben genommen hatte?!
„Tammy..-!“, fing er an zu stammeln und eine Träne rollte ihm über die Wange. Wir starrten uns gegenseitig in die Augen und keiner durchbrach die Stille. Ich war so verletzt, so enttäuscht, so…wütend!
„Du hast mich getötet.“, sagte ich, als ob ich es erst jetzt realisieren würde. Er schüttelte den Kopf und schluckte.
„I-Ich war betrunken Tammy! I-ich wusste ja nicht-?!“
„Colin du hast mich getötet!“, unterbrach ich ihn bedrohlich zischend und kam ihm näher. Er blieb stehen und unsere Gesichter waren nur noch zwei Zentimeter voneinander entfernt, als ich zum Stehen kam. „Du hast mir mein Leben geraubt…ich bin gerademal 17 geworden Colin…Was hast du getan, als du gemerkt hast, dass du jemanden getötet hast? Hm? Was hast du gemacht? Hast keine Erinnerung was? Natürlich hast du keine…aber sie sind da. In der tiefsten Ecke deiner Erinnerungen. Sie sind da Colin. Such ein Stückchen…was hast du am 21. 08 um 7.54 Uhr getan? Ein Tipp: Du hast mich überfahren…“, flüsterte ich und er sah weg. „Sieh mich an, wenigstens das könntest du machen, nachdem was du mir angetan hast.“ Tatsächlich zwang er sich zu mir zu gucken. Kalt blickte ich zurück und merkte nicht, wie meine Hand hochging und plötzlich nach vorn schnellte. Das Klatschende Geräusch hatte die idyllische Stille um uns durchbrochen und Colins Kopf sah aus wie festgefroren. Er sah noch immer zur Seite. Ich hatte ihn hart getroffen…sollte ich Mitleid haben?
„Danke.“, flüsterte er und sah wieder zu mir. Ich war sehr irritiert über seine Reaktion, doch ließ ich es mir nicht anmerken. „Tammy, es tut mir wirklich, wirklich leid, was ich dir angetan habe. Es gibt keine Möglichkeit, das alles wiedergut zu machen…ich war ein Vollidiot, mich volllaufenzulassen und mich ans Steuer zu setzen. Wenn du willst…kannst du mir Sachen an den Kopf werfen, aber…ich kann die Sachen so wenig wie du ungeschehen machen…es ist passiert und ich kann es nicht ändern…es tut mir ehrlich leid.“, sagte er voller Reue. Ich wusste nicht, was ich hätte antworten sollen, doch konnte ich mich auch nicht einfach an seinen Hals werfen. Ich war viel zu aufgewühlt, um etwas zu erwidern…Langsam setzte ich mich in Bewegung und ich schlenderte zur Wohnung zurück.
ich ließ mich auf Colins Bett nieder und rollte mich zusammen. Ich konnte nicht mehr klar denken…Ich wusste wer mein Mörder war und diesen Mörder hatte ich auch noch angefangen zu mögen! Ich verabscheute mich selbst. Ich hatte meinen Mörder geküsst…Colin war ein Mörder, schoss es mir durch den Kopf und ich schrak hoch. Colin stand an der Tür. Ich starrte ihn mit neutralem Blick an.
„Hat dich die Polizei nicht gekriegt?“, fragte ich ihn mit monotoner Stimme und er sah mich überrascht an.
„Nein…“, antwortete er und setzte sich mir gegenüber auf seinen Schreibtischstuhl. „Ich werde mich stellen.“
Meinte er das im Ernst?! Er wollte sich stellen? Das konnte er nicht tun!
„Ach echt?“, fragte ich skeptisch, doch innerlich brodelte ich. Er konnte mir das nicht antun!
„Ja. Ich bin ein Mörder Tammy…Mörder gehören ins Gefängnis.“, sagte er leise und senkte den Kopf. Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte ihn an mich gedrückt und gesagt, er solle mich nicht im Stich lassen. Was würde denn mit mir geschehen, wenn er ins Gefängnis kam?
„Wir würden dich zu jemand anderem schicken.“, antwortete Leslie leise und ich horchte auf.
>Hast du alles mitbekommen?


Colin


Ihre Lippen fühlten sich weich an und schmeckten nach Süßem. Plötzlich wurde sie von mir gerissen und ich saß allein in meinem Zimmer. Ich war allein mit meinen Gedanken und einsam. Sobald Tammy weg war, fühlte ich mich einsam, eine eigenartige Leere breitete sich in mir aus…Ich hoffte, dass es ihr gut ging…
„Stell dich doch, mir egal was du machst. Leb wohl Colin.“, immer wieder kam mir dieser Satz in den Sinn und ich wusste, dass ich Tammy verloren hatte. Ich war ein solcher Idiot gewesen sie nicht aufgehalten zu haben! Wie konnte ich sie einfach gehen lassen?
„Shit!“, zischte ich aus zusammengebissenen Zähnen und trat gegen mein Bett. Es verschob sich nach rechts und lange starrte ich es an. Seufzend stand ich auf und richtete es wieder. Dann ließ ich mich darauf fallen und erinnerte mich, wie Tammy das immer gemacht hatte. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen und ein kleines Kribbeln im Bauch versuchte etwas zu signalisieren, doch ich kam einfach nicht darauf.
„Colin?“, fragte Sunny ängstlich und kam langsam ins Zimmer. Vor meinen Füßen kam sie zum Stehen. „Was ist denn los? Du bist böse…hab ich was Falsches gemacht?“ Entsetzt saß ich kerzengerade und sah sie liebevoll an.
„Nein, nein, nein! Sunny, du hast keine Schuld! Du hattest nie Schuld…ich hab nur was verbockt und jetzt…hab ich alles verloren…“, sagte ich leise und sie krabbelte auf mein Schoß.
„Du hast doch noch mich und Daddy!“, sagte sie und lächelte mich an. Lange sah ich sie an und streichelte ihren Kopf.
„Stimmt.“ … Trotzdem fehlt mir etwas, fügte ich in Gedanken hinzu.

Tammy


Ich stand still da und konnte an nichts anderes denken, als an Colin. Aus welchem Grund auch immer. Alles erschien mir, als ob es in Sekundenschnelle passieren würde. Vor mir und hinter mir standen irgendwelche Gestalten deren Gesichter ich nicht sehen konnte, da sie mit dunklen Tüchern bedeckt wurden. Eine von ihnen schminkte mich, zwei machten meine Haare und zwei anderen steckten das weiße imposante Brautkleid, das ich trug mit Nadeln ab. Ich schlug die Augen zu und als ich sie öffnete waren sie alle verschwunden. Ich hatte auch wieder meine normalen Klamotten an, doch trotzdem fühlten sich meine Schultern schwer an und ich spürte auch den Lippenstift und die ganze Farbe in meinem Gesicht. Ich wusste das ich hübsch aussah, doch das half mir wenig weiter…Ich musste hier raus. Und zwar schnell. Plötzlich hatte ich ein Schwindelgefühl und schwankte leicht. Plötzlich erschein jemand neben mir und stützte mich. Ich wusste wer es war…mein zukünftiger Ehemann…
„Du siehst wundervoll aus meine Prinzessin!“, säuselte er und lächelte mich an. Mit ernstem Gesichtsausdruck starrte ich ihn an und es wurde ihm unangenehm. „Sieh mich nicht so an! Wir werden heiraten und dann…dann bist du mein! Für immer…“
„Ich bin und werde auch nicht dein sein. Niemals.“, knurrte ich. Ich war sauer. Mehr als das. Ich war rasend vor Wut und er sollte das zu spüren bekommen.
„Hör mir mal gut zu:“, sagte er und kam mir gefährlich nah. Ich sah fest in seine Augen. „Pass lieber auf was du sagst, du kannst froh sein meine Braut zu werden, denn in meinem Schloss wird es dir besser gehen, als bei dem Gesindel da unten, die in den Kesseln jeden Tag abfackeln und sich das Hirn aus dem Kopf arbeiten müssen! Du wirst mir gehorchen, sonst kannst du zu den Hunden da unten, VERSTANDEN?!“, zischte er und knirschte mit den Zähnen. Ich antwortete nicht. Konnte ich auch nicht, denn nun wusste ich, dass ich in seinem Schloss war. Es musste hier ja wohl Türen geben! Er schnalzte mit der Zunge und verschwand so plötzlich, wie er auch aufgetaucht war. Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten und schlug so fest ich konnte gegen die graue Wand die vor mir war. Mein Atem ging schwer, als ich die Wand an meinen Knöcheln spürte. Es hatte kein bisschen wehgetan. Verwundert sah ich mir meine Knöchel an und fand keine Anzeichen auf Rötung oder sonst was. Mein Blick rutschte wieder zur Wand und ich riss entsetzt die Augen auf. Dort war ein riesiger Riss und ich konnte fassen, dass ich dafür verantwortlich war! Ohne darüber nachzudenken schlug ich nochmals gegen die gleiche Stelle und der Riss bröckelte auseinander und dunkelbraun-rötliches Holz erschien darunter. Schnell schlug ich noch die anderen Wandreste weg und nach zwei Minuten des Zerstückelns prangte vor mir eine riesige, prunkvolle Tür mit goldenen Details. Der Tür Knauf war ebenfalls aus Gold und langsam drehte ich an diesem. Die Tür schwang mit einem fürchterlichen Quietschen und Knarren auf und ich spitzte die Ohren. Niemand war zu hören. Zögerlich trat ich einen Schritt auf den unendlich langen und sehr (sehr) schmalen Flur. Die Wände waren aus dem gleichfarbigen Holz wie die große Tür aus der ich trat. Der Boden war mit einem dicken blutroten Satinteppich verlegt worden und ich wunderte mich, da es alles sehr neu roch; als wäre alles frisch renoviert worden…Vorsichtig schloss ich die Tür hinter mir und ging bedächtig darauf keine lauten Geräusche zu machen den langen Flur entlang. Immer mehr wuchs mein Misstrauen und meine Angst. Ja ich hatte Angst…Angst für immer hier bleiben zu müssen.

Colin


Ein ganzer Tag war vergangen. Ein verdammter, beschissener, einsamer Tag ohne Tammy. Ich vermisste sie mehr als alles andere. Ich machte mir auch Sorgen um sie…was taten sie mit ihr? War sie in der Hölle?? Ging es ihr gut??? Und die allerschlimmste Frage, die mich am meisten quälte war: Dachte sie an mich?
„Colin? Willst du wirklich nichts essen?“, fragte Sunny und sah durch meine Tür. Ich schüttelte den Kopf und massierte mir die Schläfen. Ich bekam langsam Kopfschmerzen vom ganzen Grübeln und Nachdenken. Mir fiel nichts anderes ein, als auf meinem Bett zu sitzen und nachzudenken….an Tammy zu denken. Sunny nickte besorgt und schloss die Tür wieder. Das ging einfach nicht mehr so weiter…Ich stand auf und griff zu meinem Handy.
„Jo!“, meldete sich die Stimme von Taylor.
„Hey, ich bin’s Colin.“, antwortete ich leise.
„Alter, du hörst dich nicht gut an…Is‘ was?“, fragte er sofort. Der gute Alte…kannte mich nicht lange und merkte gleich, dass etwas nicht mit mir stimmte…
„Können wir reden…ich mein irgendwo wo es ruhig is…?“, fragte ich und hatte schon eine Idee wo wir hingehen konnten.
„Klar! Ich hab eh nichts zu tun! Wohin geht’s?“

Wir gingen schon eine kleine Weile das Ufer entlang und sprachen kein Wort. Taylor wusste wann es Zeit war zu reden und wann nicht. Langsam verstand ich wieso Tammy ihn geliebt hatte…es versetzte mir einen Stich, als mir bewusst wurde, dass sie vielleicht noch immer in ihn verliebt war…
„Du kannst mir alles sagen, das weißt du doch Kumpel?“, sagte Taylor und ich nickte.
„Erinnerst du dich noch gut an T-…deine Ex?“, fragte ich und sah geradeaus. Eine lange Pause entstand.
„Ja…mehr als gut. Wieso fragst du nach ihr?“, fragte er und ich zuckte mit den Achseln. Dann drehte ich mich um und sah ihm ernst in die Augen.
„Hast du sie geliebt?“
Taylor sah in meine Augen und sagte die Wörter die mich so sehr trafen, dass ich meine Augen schließen musste, um nicht zu heulen.
„Ja…und…auch wenn ich jetzt an sie denke, dann…tu ich es noch immer…“

Tammy


Der Flur erschien mir endlos lang und ich fand keine einzige Tür! Wütend blieb ich stehen und setzte mich hin. Als ich zu meiner linken sah, erschrak ich. Eine gertenschlanke Frau lehnte wie aus dem Nichts an der Wand und rauchte eine Zigarette. Sie sah mich langsam an und begann zu grinsen. Dann schlenderte sie auf mich zu und ich bewunderte sie einen kurzen Moment für ihre Eleganz, die sie in einem einzigen Gang hervorstechen ließ.
„Du bist die neue Braut…“, schlussfolgerte sie und kniete sich vor mich. Ihr goldenes körperbetonendes Kleid krempelte sie bis zu den Knien. Die Zigarette schnipste sie auf den Boden. Ihre Augen waren sinnlich und kalt zugleich und fixierten die meine.
„Ich bin nicht die neue Braut. Ich bin hier weg!“, zischte ich ziemlich mutig und die Frau lachte hämisch.
„Ach wie naiv…Du bist hübsch, aber nicht die Schönste, sehr jung noch dazu…Ach, der Teufel hat ein solch seltsamen Geschmack.“, sagte sie und verdrehte missbilligend die Augen. „Weißt du eigentlich, dass du ziemlich…dumm bist?“, fragte sie und schien die Frage wirklich ernst zu meinen. Ich runzelte die Stirn und fing an zu lachen. Ich wusste nicht wieso, weshalb, warum, aber ich konnte einfach nicht mehr aufhören! Immer noch lachend wischte ich mir die Tränen aus den Augen und stand auf, indem ich mich an der Wand hoch half. Die Frau sah von unten zu mir herunter und schien amüsiert.
„Das wird mir hier zu schwammig…“, murmelte ich, nachdem ich mich beruhigt hatte und ging weiter, ohne die Frau eines Blickes zu würdigen. Schließlich hatte sie mich beleidigt!
Es waren 5 Minuten vergangen, ja! Ich hatte vielleicht keine Uhr, doch hatte ich mein Gedächtnis und hatte die Sekunden gezählt! Mein Blick schweifte nach vorn und nach hinten, doch alles sah gleich aus. Mich überkam das Gefühl der Einengung. Ich fühlte mich zerquetscht zwischen den Wänden und wollte nicht länger hier bleiben. Angst überkam mich langsam, wie kleine Insekten, die an mir hochkrabbelten. Mein Atem ging schneller und ich fühlte mich müde und ausgepowert. Auch wurde ich leicht panisch, denn meine einzige Hoffnung rauszukommen schwand langsam. Ich sah einfach keinen Ausweg aus der Hölle raus! Ich setzte mich in Bewegung und wurde immer schneller. Irgendwann sprintete ich und weigerte mich anzuhalten. Ich wollte raus! RAUS!
„RAUS!“, schrie ich aus voller Kehle und wurde (so fühlte es sich an) von einem Blitz getroffen. Ich brach auf den Boden zusammen und konnte mich nicht mehr bewegen, wegen der unerträglichen Schmerzen. „AaaaaaH!“, schrie ich um meinen Schmerz auszulassen, doch nichts verging. Ich hörte Schritte und der Boden unter meinem Kopf begann bei jedem Schritt heißer zu werden. Ich drehte mich mit flatternden Lidern auf den Rücken und die Hitze wurde schlimmer. Das Letzte was ich sehen konnte, war ein unbeschreiblich hässliches Ungeheuer mit gelben Augen, das die Zähne fletschte.

Colin


Ich öffnete die Augen und sah Taylor, wie er nachdenklich zum Wasser sah. Taylor liebte Tammy nach all der Zeit immer noch…Das hieß…was hieß das? Was interessierte mich das?! Auch wenn ich versuchte mir einzureden, mir wäre es egal, wusste ich, dass es genau das Gegenteil war.
„Wieso fragst du mich das? Ich meine…du kennst Tam doch gar nicht.“, fragte Taylor und ich stutzte kurz. Hatte er Tam gesagt? Wieso hatte er einen Spitznamen für Tammy?!
„Ich kenne-…sie auch nicht…ich wollte nur…naja…da ist doch dieses Mädchen…Tamara.“, antwortete ich und mein Kopf begann zu rattern. Ich brauchte Worte. Worte!
„Ja, was ist mit ihr? Warte…Alter, hast du dich in sie verliebt oder was?!“, sagte Taylor und grinste mich dann mit guter Laune an. Ich wusste nicht darauf zu antworten. War ich in…sie verliebt? In Tammy? … Tammy…Ihr Name brachte mich um den Verstand. Und das war nur ihr Name…War das Verliebt sein???
„Woher weißt du, dass du verliebt bist?“, fragte ich Taylor zögernd. Es war seltsam mit meinem Kumpel über Liebe zu sprechen. Das taten doch nur Mädchen! …Oder?
„Ich weiß es…du denkst an sie: An ihr Gesicht, ihre Stimme…manchmal sogar an ihren Körper! hahahaa….Nein Scherz. Es ist einem wirklich ernst. Dein Inneres explodiert, wenn du ihren Namen erwähnst oder wenn du ihn sogar auch nur denkst!“, antwortete er und hatte ein träumerisches Lächeln auf den Lippen. ich bekam ein schlechtes Gefühl. Als ob ich Taylor betrügen und hintergehen würde…Er liebte Tammy, ich konnte sie…nein, ich konnte sie ja nicht mehr sehen…wieder zog mich das Ganze runter und ich hatte wieder keine Lust zu sprechen. Taylor sah mich an, als ob er wüsste, dass ich etwas zu verbergen hätte, doch sagte er nichts.

Tammy


Ich fühlte mich schwach, als ich erwachte. Ich spürte ein furchtbares Ziehen in den Armen und fühlte, dass ich weder lag, noch stand. Nur spürte ich heißen Stein an meinem Rücken und benommen öffnete ich die Augen. Alles fing an sich zu drehen und ich schloss sie wieder und schüttelte den Kopf. Dann öffnete ich meine Augen wieder und schrie vor Entsetzen auf. Ich hing an der Wand?! Meine Handgelenke waren an Eisenringen gekettet und meine Füße baumelten einen Meter über dem Boden. Der Raum indem ich mich befand war groß und war mit vielen Möbeln ausgestattet. Es gab sogar einen Kamin und ein…oh Gott…auf dem kolossalen Himmelbett saß der Teufel und musterte mich von Kopf bis Fuß.
„Du bist wach.“, schlussfolgerte er und ich gab ein abwertendes Schnaufen von mir. Seine Augen fixierten meine und ich erinnerte mich wieder an den Moment bevor ich in Ohnmacht gefallen war. Die gelben Augen und die gefletschten Zähne…Ich sah dem Teufel in die Augen. „Du warst das…dieses Ding.“, flüsterte ich verstört. Ich bekam Angst. Ich hatte Angst. Mehr als jemals zuvor. Der Teufel grinste spöttisch und stand auf. Langsam kam er zu mir geschlendert und ließ mich nicht aus den Augen.
„Genau. Was willst du nun tun? Fliehen?“, er begann hämisch zu lachen und kam mir immer näher. Irgendwann stand er genau vor mir und fixierte mich mit seinen brodelnden gelben Augen. „Du hast es schon einmal versucht, Liebes…Ein weiteren Fluchtversuch würdest du nicht überleben. Glaub mir.“ Er trat ein wenig zurück und drehte sich um seine eigene Achse. „Ach und…das ist unser…Gemach.“ Ein eindeutiges Funkeln ging durch seine Augen und ich versuchte nicht zu würgen. Ich mied es ihn anzusehen und drehte meinen Kopf etwas zur Seite. Aus den Augenwinkeln merkte ich, wie nur noch eine dünne Wolke auf der Stelle auftauchte und ich nur noch allein in dem rieseigen Raum war. Erleichtert atmete ich aus und ließ erschöpft den Kopf hängen.
„Ich kann nicht mehr…“, flüsterte ich und Tränen rollten meine Wangen hinab.

Colin


„Weißt du…irgendwann werde ich sie vergessen. Hoffe ich zumindest. Ich meine, sie ist tot und ich kann da nichts dran ändern. Ich frag mich wie sie wirklich gestorben ist…ich kann mir nicht vorstellen, dass Tammy von einem Auto überfahren wurde! So einen Tod…naja, lass uns nicht länger über irgendwelche Mädels sprechen!“, sagte Taylor und ich wäre am liebsten einfach gegangen. Ich konnte nicht bei ihm bleiben, während er über Tammy redete oder überhaupt an sie dachte! Ich konnte nicht meinem besten Freund verschweigen, dass ich das Mädchen, das er liebte sehen und hören konnte oder eher gesehen und gehört hatte. „Ok, was wollen wir machen?“, fragte er weiter und sah schon fröhlicher aus. Ich zuckte mit den Schultern und er klopfte mir auf die Schulter. „Sprich mit ihr bevor es zu spät ist, Alter. Sonst wirst du es bereuen und sie ist weg.“ Ich nickte und zusammen schlenderten wir nebeneinander her.
„Ich kann es ihr nicht mehr sagen…was jetzt? Soll ich heulen und mich wie ein kleines Kind benehmen?“, fragte ich sarkastisch und Taylor sah mich mitfühlend an.
„Was ist denn passiert?“
„Ich hab richtige Scheiße gebaut und sie war total…sauer und verletzt und was weiß ich…dann ist sie gegangen. Ich weiß nicht, wie ich sie retten- ich mein, wie ich sie wieder zu mir zurückholen kann. Taylor…ich kann nicht mehr klar denken, solche Sorgen mach ich mir! Ich kann nicht-! Oh Man!“, rief ich aus und trat wütend gegen einen Baum. Ich ignorierte den Schmerz der sich über meinen Zeh ins ganze Bein hinaufzog und lehnte mich gegen den Baum, der sich kein Stück bewegt hatte. Die Worte waren raus…nur noch ein kleiner Satz fehlte, doch den würde ich Tammy persönlich sagen. Ich musste sie irgendwie aus der Hölle holen. Egal wie…

Tammy


Mein Kopf kippte nach vorn und meine Arme und meine Handgelenke schmerzten. Ich war müde und erschöpft. Es war mir ein Rätsel, wieso ich Müdigkeit und Erschöpfung verspürte, da ich tot war und eigentlich nichts von dem empfinden sollte oder besser gesagt konnte. Lag wohl an der Atmosphäre…oder so?
„Tammy!“, rief plötzlich jemand und vor Schreck krümmte ich mich zusammen. Als ich Nele erblickte, die vor mir auftauchte und mich erschrocken ansah, beruhigte ich mich und freute mich sie zu sehen. Kurze Zeit später hatte ich wieder Angst…um sie!
„Nele was machst du hier?! Was ist, wenn der Teufel dich hier sieht?!“, zischte ich ihr zu und sie schüttelte geschockt den Kopf.
„Ich hab keine Angst vor diesem Dämlack! Ich kann nicht glauben, dass er dir das hier antut! Wir hatten doch eine Abmachung…“, sagte sie wütend und ich spitzte die Ohren. Was hatte sie da gerade gesagt???
„Was meinst du mit Abmachung? ...Nele, Ich habe keine Kraft mehr und am wenigsten Lust auf Spielchen, die hinter meinem Rücken gemacht werden, klar?! Sag mir sofort was hier am Laufen ist!“
Schuldbewusst sah sie mich an und löste die Ketten mit nur einem Ruck von meinen Handgelenken. Ich fiel zu Boden und blieb dort mit schmerzenden Armen liegen.
„Naja…ich bin hier um ein Auge auf dich zu werfen. Gott hat mich dazu beauftragt.“, sagte sie und setzte sich vor mich. Ungläubig starrte ich sie an.
„Heißt das, du bist ein-!“
„Engel. Ja ich bin ein Engel.“, antwortete sie für mich und hielt meine Handgelenke fest in den Händen. Zuerst tat es weh, doch dann ließ der Schmerz nach und nachdem sie meine Hände losgelassen hatte, waren die Wunden auf meiner Haut nicht mehr zu sehen.
„Aber wieso hat Gott das so gewollt?“, fragte ich, als wir aufstanden.
„Naja. Der Teufel hat lange nicht mehr so hartnäckig an jemandem gehangen wie an dir. Er hat Tage Verhandlungen mit Gott gemacht und hat uns alle eine Menge Nerven gekostet. Als du dann auch noch den Jungen geküsst hast und damit eines der wichtigsten Regeln gebrochen hast, da hat er seine Chance genutzt.“
Nachdenklich setzte ich mich auf ein großes gemütliches Sofa vor einem Kamin mit blutrotem Feuer. Nele lehnte sich an die Wand neben dem Kamin und beobachtete mich.
„Das erklärt nicht, warum Gott dich zu mir geschickt hat.“, sagte ich langsam.
„Naja…er macht sich ein wenig Sorgen, weil der Teufel dich wirklich besitzen wollte! Er hätte alles getan um dich zu kriegen und Gott hat nun mal Bedenken gehabt.“
„Nele…kann dich der Teufel sehen?“, fragte ich. Ich wollte alles wissen. Es musste irgendein Schlupfloch geben!
„Nein kann er nicht. Er kann mich auch nicht hören. Aber er…naja er besitzt die Kraft Leute zu spüren. Keine Ahnung wie er das macht. Er hat einen sechsten Sinn oder so was.“, antwortete sie und verzog missbilligend das Gesicht. Nachdenklich sah ich in das prasselnde Feuer, dass keinen Funken Entspannung ausstrahlte sondern eher das ganze Leid, dass in mir steckte wiederspiegelte.
„Ich muss hier raus…“, flüsterte ich und Nele starrte mich mit neutralem Blick an.

Colin


Mit rauchendem Kopf saß ich auf meinem Bett und starrte aus dem Fenster. Wie konnte ich Tammy zurückholen? Wie konnte ich mit ihr ins Gespräch kommen?!
„Ich kann einfach nichts machen!“, rief ich und warf mein Kissen in die Ecke des Zimmers. Es war zum Verrücktwerden! Als Mensch konnte ich rein gar nichts für sie tun! Könnte ich doch nur mit ihrer Schwester reden…Leslie! Mit voller Hoffnung setzte ich mich auf und konzentrierte mich. Ich stellte mir Tammy vor, wie sie sich immer angespannt hatte und dann mit dem Gedächtnis woanders war. Ich dachte angestrengt und versuchte irgendwie Kontakt mit Leslie aufzunehmen. Die Sekunden vergingen und nichts geschah. Hartnäckig wie ich war, hörte ich nicht auf und wartete. ‚Leslie, tu es für Tammy! Komm schon…‘, dachte ich immer und immer wieder.
„Colin ich hab wenig Zeit!“, sagte plötzlich eine klare weibliche Stimme vor mir und ich öffnete erschrocken die Augen. Vor mir stand eine Frau mit exakt den gleichen Augen, die auch Tammy hatte. Ich hatte es wirklich geschafft!
„Wo ist Tammy?!“, fragte ich schnell und sie schüttelte den Kopf.
„Sie ist nicht im Himmel. Der Teufel hat sie und…höchstwahrscheinlich wird er sie auch…“
„WAS WIRD ER?! Leslie sag schon!“, zischte ich aufgebracht. Ich hasste es, wenn jemand zu lange brauchte um Klartext zu reden. Leslie sah wütend in meine Augen und knurrte.
„ER WIRD SIE ZUR FRAU NEHMEN DU HOHLKOPF! Das ist alles deine schuld! Du musstest meine Schwester töten, wegen dir muss sie das alles durchmachen! Am liebsten würde ich dir den Hals umdrehen!“, schrie sie außer sich vor Zorn. Kleinlaut zog ich den Kopf ein und starrte auf den Boden. Tammy würde den Teufel heiraten…Das konnte ich einfach nicht glauben! Es war so absurd! Alles war absurd: dass Tammy ein Geist war, dass ihre verstorbene Schwester gerade vor mir stand und ich -genau ich- in allem mitdrinsteckte! Und das Beschissenste an allem war, dass ich mich ausgerechnet in Tammy verliebt hatte!!! Mein Inneres explodierte, als ich diese Worte gedacht hatte…Ich konnte mir nichts mehr vormachen. Alles lag offen auf der Hand.
„Du liebst sie?“, fragte Leslie außer Atem und schien verwirrt…eher aus dem Häuschen. Ohne es zu wollen nickte ich und sie setzte sich total baff auf meinen Schreibtischstuhl.
„Können wir sie zurückholen?“, fragte ich leise und sie sah mich mitleidig an.
„Ich glaube nicht…es gibt eine Möglichkeit, aber-! Nein!“, schnell lenkte sie ein. „Nein…es gibt nichts was wir tun können.“ Oh nein! Ganz bestimmt! Sie hatte meine ganzen Hoffnungen geweckt und entschlossen stand ich vor ihr.
„Es gibt eine Möglichkeit. Leslie sag es.“, forderte ich sie auf, doch sie schüttelte den Kopf.
„Es ist zu gefährlich Colin! Du könntest dabei wirklich draufgehen!“, sagte sie und sah mich besorgt an. Ich wusste ganz genau, dass sie meinen Tot gern sehen würde und dass sie alles tun würde um Tammy zu helfen, doch…was stoppte sie an dem Gedanken? „Mich stoppt nur mein Gewissen, Colin. Du hast recht, ich würde gern sehen, wie du voller Qualen vor meinen Füßen liegst und verreckst, aber für meine Schwester…tue ich es nicht. Tammy würde mich schon in Stücke reißen, wenn sie wüsste, dass ich überhaupt Mordgedanken an dich habe.“ Mein Mund klappte auf. Was sollte das denn heißen?!
„Was meinst du damit, sie würde-?!“
„Damit meine ich, dass deine Gefühle für sie auf Gegenseitigkeit beruhen.“

…Hatte ich das gerade richtig verstanden? …Mein Herz begann zu pulsieren und ich hörte plötzlich Geigenlaute und meine Gedanken schienen sich nur noch auf Tammy zu fixieren. „Würdest du wirklich alles tun, um Tammy daraus zu holen?“, fragte Leslie dann streng und ich sah entschlossen auf.
„Alles.“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 30.12.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ein gaaaanz großes Dankeschön an die "weltbummlerin", wegen deinem super tollen Cover! DANKEE!!! :D

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