Es war Nacht. Düstere Nacht, der Wind pfiff um die Häuser, irgendwo war das Schreien eines Säuglings zu hören und irgendwo in der Ferne flackerte das Licht einer kaputten Straßenlaterne. Es lag etwas Geheimnisvolles und Magisches in der Luft der eisigen Sommernacht. Und doch sollte man das Gefährliche, welches die Dunkelheit ebenfalls mit sich brachte, nicht vergessen. Das war mir sicherlich bewusst als ich schnellen Schrittes, die Hände tief in den Jackentaschen durch die Gassen der Stadt eilte.
Mein Blick wanderte zu der Person neben mir, die mir als einzige noch ab und zu ein Lächeln bescherte. Ach sie war einfach wundervoll, meine bessere Hälfte und doch die hinterlistigste von uns beiden. Elaine.
Es gab viele Gründe warum wir jetzt und hier wie Verbrecher durch die Straßen schlichen, doch war es so wichtig?! War es tatsächlich wichtig wer wir waren, was wir vorhatten, was wir schon getan haben?! Ja war es. Für mich zumindest .. und für Elaine.
Ruckartig wurde ich auch meinen Gedanken gerissen, denn ohne jegliche Vorwarnung riss mich jemand zur Seite, in einen schmalen Hauseingang. Gerade wollte ich noch „He“ zischen, aber Elaines Hand lag schon auf meinen Lippen. In diesem Moment fühlte ich wieder wie kalt und starr ihre Haut sich anfühlte. Man hörte dumpfe schritte welche in die Leere wiederhallten. Mein Atem stockte und in meinen Ohren dröhnte mein immer langsam werdender Herzschlag. Bum , Bum . Es fühlte sich an als würde die Zeit stehen bleiben. Die Angst breitete sich in meinem ganzen Körper aus und raubte mir letzten Endes die wenig verbliebene Luft zum Atmen. Ich konnte mich nicht bewegen, wie gelähmt stand ich da, die Augen weit aufgerissen, nicht atmend. Oh Gott wie ich diesen Zustand hasste, ich fühlte mich jedes Mal aufs Neue so regelrecht hilflos, doch letzten Endes verhalf er mir doch öfters unentdeckt zu bleiben. Die dunklen Gestalten zogen an uns vorbei, wobei ich das Gefühl bekam einer der Zwei schaute mich direkt an. Das rostfarbene rot seiner Augen konnte man schlecht in der Finsternis übersehen. Ein Schaudern überlief mich. Die Gestalten waren weg, nur ein feiner Benzin Geruch verriet ihr gewesenes Dasein. Immer noch nicht fähig mich zu bewegen und immer noch Elaines Hand auf dem Mund stand ich da. Eine Minute oder waren es doch Zehn? Nach einer halben Ewigkeit rührte sich meine Freundin zum ersten Mal und zog ihre Hand zurück. Meine Zunge fuhr unwillkürlich über meine ausgetrockneten Lippen und endlich konnte ich meine Glieder wieder bewegen. Ich beugte mich vorsichtig nach vorne um sicher zu gehen, dass die Gestalten auch tatsächlich fort waren. Elaine fuhr sich durch die Haare und zog mich an der Schulter zurück. Ich drehte mich zu ihr um und wusste, ohne dass sie ihre Lippen zusammen kniff, ihre Augen niederschlug und ihre Schultern hängen ließ, wie unglücklich sie war. Ich zog sie an mich und strich über ihr Haar. Hach ich liebte ihr Haar. „ Alles wird gut ... „ hörte ich mich murmeln, obwohl ich in diesem Moment selbst nicht einmal an diese Worte glaubte. Endlich sagte sie auch einmal etwas „ Lass uns gehen.„
Am liebsten hätte ich gelacht oder geweint oder beides, doch ich schluckte beides herunter.
„ Wohin denn bitteschön?! „ verbittert musterte ich sie. Wie schaffte sie es nur keine Gefühle zu zeigen. Wie ?!
„ Ich .. wir finden schon etwas „
„ Es ist schon fast 2 Uhr nachts „
„ Was hat das damit zu tun?!“
„ Jedes Hostel oder Hotel hat schon geschlossen „
„ Wenn wir da einchecken würden sie uns eh sofort finden „. Okay, da hatte Elaine Recht. „ 1 Kilometer außerhalb ist ein Bauernhof „ triumphierend drehte sie sich zu mir um. Ich runzelte die Stirn „ Woher weißt du dass den schon wieder?! Warst du hier schon einmal? „ Wo war eigentlich ‚hier‘ ? Ich hatte keine Ahnung in welcher Stadt wir uns befanden. Elaine gab mir darauf keine Antwort und lief los.
Texte: Johanna B.
Tag der Veröffentlichung: 10.03.2013
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