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Jemand hob meinen Kopf. Sie versuchten mich wach zu bekommen, wieso nur? Hände hob sich unter meine Kniebeugen und unterhalb meiner Nackens. Ich spürte wie ich hoch gehoben und auf etwas trockenes gelegt wurde. Zwei Männer unterhielten sich. Ich verstand nur genuschelt. Alles was ich sah, wahr ein weißes Lacken. Etwas hatte sich um meine Beine gewickelt. Blitzlicht leuchtete auf. Schnell schloss ich meine Augen wieder und versuchte meine Gedanken zu Ordnen. Vorsichtig befreite jemand meine Beine. Etwas Nasses fiel neben mich. Enttäuschtes geseufzte wahr zu hören, dann wurde alles leise.
Fünf Minuten wartete ich, erst dann gab ich meinen Schutzschlaf auf. Ich versuchte mich aufzurichten, trotz den schmerzen an Armen und Bauch. Meine Haut wahr überseht mit Blut und Dreck. Ich hatte nur noch Unterwäsche an, die genauso dreckig wahr. Langsam versuchte ich von dem Tisch runterzugehen. Meine nackten Füße berührten das Holz. Sofort bildete sich eine kleine Pfütze.
Die Türe ging auf und ein nicht gerader unattraktiver Junge kam herein. Erschrocken sah ich ihn an, bis er meinen Blick entgegnete. Er blieb so stehen wie er herein gekommen wahr. Bevor ich etwas sagen konnte rannte er wieder raus. Ich sah noch wie er ausrutschte, bevor die Türe zu fiel. Mir blieb nicht viel Zeit. Schnell versuchte ich meine Lage in Griff zubekommen und suchte nach flucht Möglichkeiten. Dann ging die Türe wieder auf. Ein alter Faltiger Mann sah mich an, hinter ihm der Junge.
Er müsste etwa in meinem Alter sein. Ein bis zwei Köpfe größer, braune Haare. Schwer Atmend beobachtete ich den Mann, wie er auf mich zu ging und an meinen Hals fasste. Er drückte mich zurück auf den Tisch und sagte etwas unverständliches zu dem Jungen. Als die Türe wieder auf ging, erhaschte ich einen Blick von draußen. Meer. Dreckig grünes Wasser, überall. Es schien früh am Morgen zu sein, die Sonne stand noch nicht hoch oben am Himmel. Der kleine Raum in dem ich lag bestand fast vollständig aus Holz. Holzwände, Holzboden, Holztisch, Holzschränke und eine Holzbank um den Tisch, die allerdings beige Polster hatte.
Ich wartete auf neue Informationen, doch keine kam. Also stand ich wieder auf und schlich an ein Fenster. Ich sah nur Männer und drei Jungs. Keine Frauen, keine Mädchen. Ich biss mir auf die Unterlippe und sah mich um. Die Türe nach draußen wahr nicht abgeschlossen. Ich wahr kurz vor der Tür, als sie wieder aufging. Ein anderer Junge kam herein und sah mich Verwundert an. Erschrocken machte ich einen Schritt zurück, dann begriff er was gerade los wahr. Er lies den Eimer fallen und rannte auf mich zu. Sofort lief ich ins Bad und suchte nach Fluchtmöglichkeiten. Als ich versuchte das Fenster zu öffnen packte er mich und riss mich zu Boden. Mir blieb kurz die Luft weg. Der Junge drückte meine Arme auf den Boden und starrte mich wütend an. Die Türe ging noch einmal auf und der Junge von vorhin kam herein. Er sah kurz gerade aus, nach rechts, links und starrte uns Überrascht an »Mattis!« schrie er und zog ihn von mir weg. Er fiel gegen den Schrank unter dem Waschbecken. Mit genervtem Gesichtsausdruck hob mich der Junge hoch und hievte mich zurück auf den Tisch. Zögernd legte ich mich ihn, während ich weiter den Jungen Anstarrte. Seine Augen wahren Fesselnd. Hypnotisierend und wunderschön. Er strich mir die Haare aus dem Gesicht und sah dann zu Mattis. Er schleppte gerade zwei Eimer mit Wasser an »Blöde Göre« sagte er und stellte einen Eimer auf meine linke den anderen auf meine rechte Seite. Zitternd sah ich zu wie der andere Junge einen Schwamm aus dem Eimer nahm und ihn mir auf die Stirn drückte »Sie sieht komisch aus… fast wunderschön« »Wir sollten sie sauber machen, nicht von ihr schwärmen« sagte der Junge und rieb meine Backe. Mattis übernahm meinen Bauch. Eine weile blieb es still, bis jemand auf eine meiner Rippen drückte. Ich stöhnte kurz auf und fasste ans Handgelenk von Mattis »Du hast ihr weh getan!« »Denkst du ich hab das nicht selber gemerkt?!« fragte Mattis genervt und tunkte seinen Schwamm wieder ins Wasser. Als währe nichts passier, drückte er seinen Schwamm wieder auf meine Rippen. Genervt sah ihn der Junge an »Hör auf ihr weh zu tun« »Wir müssen sie sauber machen, nicht dafür sorgen, das es ihr gut geht« »trotzdem!« sagte er Kopfschüttelnd.
Eine Stunde lang lag ich da und sah zu wie die Jungs mich sauber machten. Als sie fertig wahren, wahr meine haut rot, von dem ganzen hin und her reiben. Ich wollte mich aufrichten, wurde aber durch meine Rippe, davon abgehalten. »Was sollen wir mit ihr machen?« »liegen lassen! Don wird wissen was mit ihr zu tun ist…« Mattis machte eine kurze Pause und sah den Jungen an »Vielleicht ist sie ja doch eine…« »Du glaubst doch nicht dieses Märchen, Mattis!« der Junge verlies den Raum, gefolgt von Mattis. Als die Türe zu viel, schnellte mein Oberkörper in die Höhe. Meine Haare fielen über mein Gesicht und meine Rippen drückten mir fast die Luft ab. Schnell schob ich es mir aus dem Gesicht und sah aus dem Fenster. Drei Männer sprachen über etwas. Ein anderes Boot legte an und ein Mann kam herüber. Er lief um das Häuschen und trat in das Zimmer in dem ich saß. Er hatte ein Karton in den Händen und sah mich lächelnd an »Na, kleine Nixe?« Neugierig sah ich ihn an. Er stellte den Karton neben mir ab und drückte auf meinem Bauch herum. Ich versuchte nicht laut auf zu schreien, als er mir auf diese eine Rippe drückte, aber ich konnte mich nicht beherrschen. Ein spitzer schrei kam aus meiner Kehle. Ich spürte das es auf dem ganzen Boot leise wurde. Der Mann starrte mich Erschrocken an und zog seine Hände weg »Entschuldigung« sagte er und öffnete ein Karton. Ein langes Oberteil und eine Jeans kamen darin zum Vorschein. Er lächelte mich an und streckte mir die Klamotten hin. Unsicher zog ich die Hose über meine Beine und griff nach dem Oberteil. Es wahr weich und roch nach Waschmittel. Ich zog es über meinen Kopf. Der Mann klappte den Karton wieder zu, griff nach meiner Hand und verließ das Zimmer. Der Boden außerhalb des Zimmers wahr Nass. Ein paar Männer starrten mich an und hörten kurz mit ihren Aufgaben auf, bis eine raue Stimme schrie. Erschrocken zuckte ich zusammen »Wo ist sie?!« »Hier ist sie, Don« sagte der Mann und hielt mich fest. Don kam um die Ecke und starrte mich an »Sie bleibt hier, auf meinem Boot!« »Ihr bleibt noch zwei Tage auf dem Meer! Soll sie so lange hier bleiben?« »Sie wird eine große Hilfe sein!« »Wobei? Soll sie euch beim Fischfang helfen? Die Fische Enthaupten? Denkst du wirklich, sie hält zwei tage hier aus?« »Mattis und Capu werden sich um sie kümmern!« »Mattis? Meinst du den Mattis denn ich meine?« »ja, Er hat sich in den letzten Jahren zum positivem entwickelt« »Ich meine nicht das die beiden schlechter Umgang währe, aber Mattis ist wirklich grob im Umgang von Frauen!« »Sie ist noch ein Mädchen! Also musst du keine Sorgen haben« »Don, ich würde sie gerne mit nehmen! Sie ist das einigste Mädchen an Bord!« »Stell dich nicht so an! Zur Not ist ja noch René da!« »Ich dachte René hätte euch verlassen!« »Nein… RENÈ!« schrie Don und bekam eine zerknirschte Antwort. Erst sah ich eine Ausgewaschene weite Jeans und schwarze Chucks. Als er vor mir stand sah ich sein rot schwarzes T-Shirt, seine Bronzenen Haare und Meeresgrüne Augen. Er lächelte mich an »René, das ist… Wie ist überhaupt ihr Name?!« schrie Don und sah sich um. Niemand wusste es, einschließlich mir. Er lies Mattis und Capu vortreten und starrte sie wütend an »wie ist ihr Name?« »Sie hat so gut wie nichts gesagt!« »Was hat sie denn gesagt?« »Nichts! Sie hat nur kurz aufgestöhnt…« sagte Mattis und sah zu, wie Don seine Hand auf die Stirn klatschte »Kann sie überhaupt reden?« »Ja…« stotterte ich und starrte in die Crew. Sie starrte mich alle an, als währe ich eine Außerirdische. »Na schön, und wie heißt du?« »Ich weis es nicht…« gab ich zu und versuchte seinem Blick stand zu halten »Du weist es nicht?« fragte er und starrte mich wütend an »Lass sie Don, sie wird es uns verraten« lächelte René und sah kurz zu Mattis. Als Don wieder ging und die Crew wieder an ihre Aufgaben ging, nahm René mich an die hand. Er gab Mattis und Capu ein Zeichen, sie sollen ihm Folgen und ging in den Raum zurück. Er setzte mich auf die Bank, zog einen Stuhl her und setzte sich gegenüber von mir hin. Verwundert sah ich ihn an. Mattis und Capu setzten sich rechts und links auf die Bank. »Also, Namenlose! DU weist deinen Namen wirklich überhaupt nicht?« ich schüttelte meinen Kopf »Ok, dann geben wir dir einen Namen!« Ich nickte und sah zu Mattis. Er spielte nachdenklich mit seinen Fingern »Wie währe es mit Klara« ich schüttelte meinen Kopf »Marien?« wieder schüttelte ich meinen Kopf. Er zählte mehr als zwei Duzend Namen auf, doch alle gefielen mir nicht. Als er noch etwa fünf Namen sagte, gab er auf »Dir gefällt auch rein gar nichts, oder?« »Doch, aber deine Vorschläge sind nicht schön« sagte ich und sah in sein verwundertes Gesicht »Hat einer von euch eine Idee?« Er sah Mattis und Capu kurz an »Dachte ich’s mir doch, also…« »Nana…« sagte Capu und sah mich an. Eine weile überlegte ich »Nana?« Er nickte. Sie sahen mich fragend an, bis René wieder das Wort ergriff »Er gefällt ihr anscheinend nicht…« »Doch, ich mag ihn« sagte ich und sah Capu in die Augen. Sie wahren Grau. Eines der schönsten Graus die ich je gesehen habe »Wieso eigentlich Nana?« »Na ja, ich dachte erst an Nixe, da wir ja dachte sie währe eine, als wir sie zum ersten Mal sahen…« »Ihr dachtet, sie währe eine Nixe? Wieso?« »Wir haben sie aus dem Wasser gefischt, ganz zufällig wahr sie im Fischernetz gefangen und wir sahen ihre Füße nicht, sie wahr schließlich über all mit Fischen versehet und sie hatte eine art Tuch um ihre Beine…« René lachte auf. Capu und Mattis sahen sich kurz an, bevor sie wieder René ansahen »Welcher Idiot glaub noch an Nixen?« »Don« sagten die beidem im Chor »sie ist aber keine Nixe und ihr könnt nichts daran ändern… du bist doch keine, oder?« ich zuckte zusammen als er mich anstarrte. Mit seinen Durch dringlichen Augen starrte er mich an, bis ich meinen Kopf schüttelte. Er hob seine hand »seht ihr! Sie ist ein ganz normales Mädchen und…« »So normal bin ich auch nicht« redete ich in seinen Satz. Wütend starrte er mich an »Was? Wieso bist du nicht normal?« »Ihr habt mich aus dem Wasser gefischt! So gesehen wahr ich unter Wasser…« sagte ich und lächelte ihn schief an. Ich glaube, er konnte mir nicht folge, also senkte ich den Kopf »ist egal« nuschelte ich dann und faltete die Hände ineinander. Er sagte etwas zu Mattis, bevor er sich wieder zu mir wandte »Hast du irgendwelche Verwandte? Freunde?« »ich hab keine Freunde!« sagte ich und lächelte ihn an. Capu sah mich erschrocken an »Und Verwandte hab ich auch nicht… wenn ich genau darüber nachdenke!« ergänzte ich seine Fragen »Wo sollen wir sie dann unterbringen?« fragte er Mattis und sah kurz zu Capu »In unserem haus währe doch noch platz!« sagte Mattis und tippte auf den Tisch »Du meinst, mit Sophia und Sophie?« »ja, so schlimm wird es nicht sein! Nicky und Sarah sind ja auch noch da!« sagte Capu und zuckte mit den Schultern. René nickte »so lange bleibt sie halt noch hier!« er stand auf »Ich hab noch eine Frage!« genervt drehte sich René um »Ich muss wieder Fische aus dem Meer fischen! Capu und Mattis werden dir diese Frage sicher beantworten…« »Soll ich hier allein durch die zwei Tage kommen?« »Was willst du? Einen Ansprechpartner? Einen Betreuer?« fragte er und lächelte »Ja« grinste ich und starrte in seine verwunderten Augen »ok, Capu! Kümmere dich um ihre wirklich nervigen Fragen!« sagte René und knallte die Türe zu. Mattis lief ihm nach und beugte sich über die Reling. Capu drehte sich zu mir um und grinste mich an »Also, Was genau muss ich jetzt die nächsten zwei Tage machen?« »Ich würde sagen die Fische verarbeiten…« »und wieso bin ich hier das einigste Mädchen auf dem Schiff?« »Weil Frauen hier wirklich unnütz sind!« sagte er und sah in mein Fragendes Gesicht »Wieso? Vielleicht sind manche recht nützlich!« »Nein, sie finden immer die Tiere zu Arm und Bemitleiden sie!« »wieso sind dann Mädchen in eurem Fischerhaus, oder wie das heißt?« »Die verpacken die Fische und so ein Zeugs!« »Wenn ich euch hier behilflich bin, darf ich dann auch hier auf dem Schiff mitarbeiten?« »Weis nicht, vielleicht, vielleicht auch nicht« sagte er und öffnete die Türe »Ich helfe beim Fischen!« sagte ich und stellte mich vor ihn »Du kannst vielleicht die Fische von den Krebsen trennen, mehr nicht« sagte er und schob mich aus dem Zimmer »Nana will nicht Fischköpfe abhacken« sagte er und sah Don an »tun dir die armen Viecher leid?« »Nein, ich will aber…« »Du hackst Köpfe, keine Widerrede!« sagte er und gab mir ein großes Messer in die Hand. Ich setzte mich mürrisch an den weißen Tisch und starrte auf den Fischhaufen. Im Rhythmus hackte ich den Fischen den Kopf ab. Zwei bis drei Stunden, nur Köpfe abhacken, bis eine graue Ausgewaschene Jeans in mein Blickfeld ging. Verwundert hob ich den Kopf »Es ist Zeit, Schlafenszeit!« »Schon? Es ist doch noch hell…« Verwundert sah ich mich um. Nur noch der Mond und die Schiffslichter boten mir Licht »Ja, Hammer hell hier draußen! Komm« sagte Capu und stieß eine weitere Türe auf. Als ich überall auf den Stühlen und auf dem Boden Männer sah drehte ich mich wieder zu Capu »Ich soll bei den Männern schlafen?« »Du willst immer mit aufs Schiff? Dann musst du dich daran gewöhnen« grinste er und gab mir ein Übergroßes Hemd und Knielange Boxershorts »Danke… und wo kann ich mich umziehen?« »Im bad, die Türe kannst du abschließen… Und mach die Sachen nicht dreckig, das sind meine!« »Du gibst mir deine Sachen?« »Don hätte dir nichts gegeben und René sagte ich soll mich um dich kümmern, also hast du hier Schlafsachen zum Schlafen!« sagte er und schob mich in das Bad »bleibst du da jetzt stehen?« »wenn du willst« sagte er und sah zu wie ich die Türe zuschloss. Kurz überlegte ich, ob ich aus dem Fenster springen sollte um zu flüchten. Aber draußen fing es gerade an zu Regnen, also zog ich mir das Hemd über den Oberkörper und sah die Boxershorts an. Ich überlegte kurz, bevor ich sie über meine Unterhose zog. Als ich wieder aus dem bad ging, knöpfte ich mir gerade noch drei Knöpfe zu »Leg dich einfach irgendwo hin« sagte er und verschränkte seine Hände hinter seinem Kopf. Die Männer sahen mich teilweise komisch an, bis sie von jemandem angesprochen wurden. Unsicher folgte ich Capu, bis er stehen blieb und mich verwundert anstarrte »Du sollst dir ein Platz suchen, nicht hinter mir her stolpern« sagte er und drehte mich um »Ich will aber in deiner Nähe bleiben, die Männer hier machen mir Angst« »Sie werden schon nichts schlimmes mit dir Anstellen… hoff ich! Und wenn, bin ich ja da« »schon, aber ganz weit weg von mir!« er rieb sich die Schläfen »ok, dann schlaf halt neben mir oder sonst wo in meiner nähe« sagte er und setzte sich auf eine breite Bank, die an allen vier Wänden des Raumes festgenagelt wurden. Das Polster sah bequem aus, trotzdem entschloss ich mich, vor ihm auf dem Boden nieder zu lassen. Er hackte nicht weiter auf mir rum und sah zu, wie sich die Männer im Raum verteilten.
Ich wahr wirklich die einzigste Frau an Bord, und das fiel auf. Fast alle hatten nur Unterhosen oder Boxershorts an, hingegen ich mit einem viel zu großem Hemd da saß und mich umsah. Es wahren so gut wie keine Möbel in diesem Zimmer. Nur die Bank, einen Tisch und zwei Schränke. Capu lag auf dem Rücken und blätterte in irgendeinem Buch. Einige Männer starrten mich immer noch Komisch an, bis René ins Zimmer kam, sein Nasses Haar nach hinten strich und sich umsah. Ich wahr mich nicht sicher ob er mich suchte, aber als er Capu sah normalisierte sich sein Gesichtsausdruck wieder. Ich zog die Decke bis zum Kinn. Es wahr ziemlich kalt, auch mit etwa einem Duzend Halbnackter Männern in einem Raum. Das Licht ging aus. Leises Getuschel hörte man und an manchen Punkten leuchteten kleine Taschenlampen auf. Ich sah wieder zu Capu. Er hatte eine Taschenlampe zwischen Schulter und Kopf geklemmt und blätterte weiter in seinem Buch. Als er meine Blicke bemerkte drehte er seinen Kopf und sah mich fragend an »Was ist?« fragte er im Flüsterton und stützte sich leicht mit dem Ellenbogen auf. Ich machte eine Geste, das er weiter zu mir kommen soll, was er dann auch leicht genervt machte. Ich legte meine Lippen an seine Ohrmuschel »wie lang bleibst du noch wach?« »Nicht mehr lange« flüsterte er zurück und legte sich wieder auf den Rücken.
Eine Stunde später schliefen mehr als die Hälfte. Es wahr nur noch ein Licht an. Das von Capu. Als auch er sein Licht ausmachte, schliefen alle. Zögernd lies ich die Decke Sinken und schloss meine Augen. Ich saß immer noch vor Capu, mit angezogenen Knie. Ich lehnte meinen Kopf zurück. Ich hatte Glück das Capu auf der Seite schlief, sonst hätte mein Kopf keinen Platz auf der Bank gehabt. Schneller als gewollt schlief ich ein. Im Gedanken blieb ich an meine Vergangenheit. Woher ich wohl kam.

»Wach auf, Nana!« schrie jemand plötzlich. Erschrocken riss ich meine Augen auf und starrte in Capus Augen. Sie starrten mich an, in ihrem Eisigen grau. Sie wahren eigentlich nichts besonderes, aber auch nichts normales. Mühsam versuchte ich mich aufzustellen, was ich auch fünf Minuten später hin bekam. Er stellte sich wieder vor das Bad, während ich die Sachen von Gestern herauskramte. Die meisten Männer wahren schon wach und fischten gerade frische Fische. Wie viele ich gestern getötet habe, wusste ich nicht. Viele wahren es auf jede fall. Ob sie das Meer leer fischen wollten? Die Frage ging mir nicht mehr aus dem Kopf, bis Ich die Badtüre wieder öffnete. Capu sah mich kurz an und schon wahr meine Frage vergessen. Ich lächelte ihn an und folgte ihm nach draußen. Wieder setzte ich mich an den Tisch und wartete auf Fische. Don lehnte an der Reling und rauchte eine dicke Zigarre. Der Rauch kam bis zu mir herüber geflogen. Sofort fing ich an zu Husten, während etwa Zwei duzend Fische in die Kiste neben meinem Tisch fielen. Unter heftigem Husten fing ich an die Fische zu enthaupten. Immer mehr flogen neben mich und bespritzten mein Gesicht mit Blut und Wasser. Genervt wischte ich es weg und starrte auf die Männer, die ihren Fang durchsuchten. Seit sie mich gefunden haben, durchsuchten sie alles gründlicher wie sonst. Wahrscheinlich dachten sie wertvoller Schmuck oder eine Frau zu finden, aber nie hatten sie Glück. Ich bekam schon gestern gesagt das wir heute wieder ans Festland kommen würden. Etwa gegen fünfzehn Uhr.
Die ausgemachte Uhrzeit wurde nicht eingehalten. Mit etwa zwei Stunden Verzögerung legte das Boot am Hafen an. Ich wahr die letzte die vom Boot sprang und hinter den Männern her lief. Wieder wurde ich komisch angekuckt. Anscheinend nahm niemand Frauen mit aufs Meer.
Ich folgte den Männern bis zu einer Einfahrt, die auf einen großen Kreisplatz führte. Ringsherum gingen etwa zehn Dünne Straßen weiter. Alle teilten sich auf, bis nur noch Capu, Mattis und ich da standen. Mattis steuerte auf einen der Wege zu. Zögernd folgte ich ihm und sah die einzelnen Häuser an. Nicht gerade groß und flach. Alle hatten einen kleinen Vorgarten, der mit einem weißen, niedrigem Zaun umrandet ist. Darin wuchsen Pflanzen die ich selber nicht kannte, aber auf jeder wahr mindestens eine weiße Sommerliege. Wir liefen etwa fünf Minuten, bis Mattis in einen kleinen Garten einbog. Er wahr kleiner als die anderen, aber trotzdem gut bewachsen und gepflegt. Capu lies mich vor ihm ins haus gehen. Ein übelriechender Gestank überrumpelte mich. Ich blieb abrupt stehen. Ein nicht gerades großes Wohnzimmer wahr in meinem Blickfeld. Eine angelegte Küche hinten in der linken Ecke. Neben der Türe eine rote Couch auf die gerade mal drei Leute passen würden. Davor ein niedriger Kaffeetisch und ein nicht gerader großer Fernsehen. Ein paar schränke neben dem Fernsehen, mehr nicht. Gegenüber der Eingangstüre wahren zwei weitere Türen. Ich tippte auf Bad und Schlaffzimmer. Auf dem Kaffeetisch lagen leere Bierdosen und Pizzaschachteln. Ungläubig starrte ich es an »Was haben die Weiber jetzt schon wieder angestellt?« fragte Mattis durch zusammengebissenen Zähnen. Er versuchte sich anscheinend zu beherrschen, um nicht die ganze Straße zusammen zu schreien. Ich lief zu einer Arbeitsfläche an der Küche. Weiße Schränke, graue Arbeitsflächen. Ein Kühlschrank, ein kleiner Herd und ein paar Wandschränke. Ich vermutete darin wahr Geschirr und einige Lebensmittel. An der Ecke, wo der Kühlschrank und die Arbeitsfläche zusammen standen, stand eine Obstschale mit halb verfaulten Früchten. Angewidert drehte ich mich um. Mein Blick fiel sofort auf den Holztisch mit acht Stühlen.
Kopfschüttelnd sah Capu sich um, bis er Gelächter aus dem einer der Türe hörte. Genervt lief Mattis auf eine der Türe zu. Ich tippte auf den Schlafraum. Ich erhaschte einen kurzen Blick wurde dann aber von Capu weggezogen. Er setzte mich auf einen der Stühle am Esstisch und stellte sich hinter mich. Ich hatte freie Sicht auf den ganzen Raum. »Seit ihr blöd? Wie sieht es hier bitte aus?! Was habt ihr angestellt?!« schrie Mattis in den Raum. Ich drehte mich zu Capu der nachdenklich zu Mattis starrte. Ein Mädchen kam aus dem Zimmer gestampft und lief direkt auf den Kaffeetisch zu. Sie bemerkte mich anscheinend nicht. Hörbar räusperte sich Capu »Oh, Hi Ca…« sie sah hoch und starrte mich an. Ihre blauen Augen musterten mich Verwirrt. Sie richtete sich wieder auf und strich sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht »Wer ist das?« »Darf ich dir Vorstellen, Nana!« sagte er lächelnd. Sie lief langsam auf mich zu, beugte sich vor und musterte mein Gesicht genauer »Nicky, Hi!« sagte sie und streckte mir die hand hin. Zögernd schlug ich ein »was machst du hier?« »wir haben sie aus dem Meer gefischt…« »Wie bitte?!« jetzt hatten wir ihre volle Aufmerksamkeit. Sie zog einen Stuhl zurück, lies sich darauf fallen und starrte mich an »erzähl mir alles…« Ihr Satz wurde durch Mattis Geschrei unterbrochen »Verdammt Mattis! Ich versuche mich gerade zu unterhalten!« »Entschuldigung!« sagte er und verschwand in dem Zimmer. Lächelnd rückte Nicky näher zu mir »Also, erzählt« befahl sie uns aufgeregt. Capu fing an zu erzählen. Wie die Fahrt begann und sie mich aus dem Wasser fischten. Ich erfuhr vieles, was ich selber noch nicht wusste. Capu hatte mich entdeckt, wahr aber zu Schwach um mich hoch zu heben. Da kam Mattis ins Spiel. Er wahr einer der stärksten am Schiff und konnte mich somit Mühelos ins Trockene tragen. Der Mann der mir die Klamotten brachte hieß Frank Buttler. Er Arbeitet im Jugendamt und wollte mich eigentlich mit ins Heim nehmen. Im nach hinein wahr ich glücklich darüber, das ich Fischen den Kopf abschlagen durfte.
Aufmerksam hörte Nicky ihm zu, bis zum letzten Satz »…und jetzt sind wir hier« beendete Capu die Geschichte. Nicky nickte immer noch mit dem Kopf, als sie versuchte zu antworten »Was hast du bitte im Wasser gemacht, Nana?!« »Das weis ich eben nicht…« sagte ich und scharrte mit meinem Fuß auf dem Boden herum. Gähnend stand Nicky auf »Die Geschichte muss ich den anderen erzählen« sagte sie dann und rannte ins Schlafzimmer. Eigentlich wollte ich auch aufstehen, aber Capu drückte mich zurück auf den Stuhl »Hast du Hunger?« »Nein« »Durst?« »Nein« »Müde?« »Nein« »Kannst du auch was anderes außer ‚nein‘ sagen?« »Ja« »Witzig« sagte er mit einem hauch Sarkasmus in der Stimme. Lächelnd stand ich auf »Aber ich will die Dusche benutzen!« »tu dir keinen Zwang an« sagte er und durchsuchte den Kühlschrank nach Lebensmittel. Die Lebensmittel darin wahren allerdings auch verfault und ungenießbar.
Schneller als gedacht lief ich ins Bad und sah mich um. Überall weiße kacheln. Eine Toilette, gegenüber zwei Waschbecken mit Spiegelschrank. Die Dusche wahr hinten in der linken Ecke, direkt neben der Toilette. Es wahr ein sehr kleiner Bad. Man konnte von der Türe aus gerade mal zwei Schritte gehen und man stand schon vor der nächsten Wand. Zögernd zog ich das Oberteil über meinen Kopf und sah mich in einem der Spiegel an. Ich wahr Blass. Sehr Blass sogar. Berndsteinfarbene Augen und Mitteldicke Lippen. Kleine Stupsnase, lange Wimpern. Meine Haare fielen mit leichten Locken über meine Schultern.
Ich versuchte zu lächeln, aber es sah sehr gekünstelt aus. Es verblasste wieder und ich zog mich ganz aus. Das warme Wasser prasselte mir gegen das Schulterblatt. Auf einem kleinen Metallregal lagen etwa zehn Flaschen Shampoo und Duschgel. Blind griff ich hinein und zog eine gelbe Flasche heraus. Es wahr für Haut und Haar, also strich ich mir eine dünne Schicht davon über meine Haut. Langsam rieb ich mir die Rippe. Bis jetzt hatte niemand danach gefragt, nicht einmal ein Doktor hatte mich besucht. Enttäuscht stellte ich nach zehn Minuten das Wasser ab und griff nach einem Handtuch. Ich wickelte es um meinen Abgemagerten Körper und suchte nach meinen Klamotten. Sie wahren weg. Spurlos verschwunden. Erschrocken sah ich mich um. Ich fand sie im Wäschekorb. Unsicher sah ich es an. Sollte ich sie liegen lassen? Vorsichtig lehnte ich mich gegen die Badtüre »Capu?!« »Nana?!« »Wo sind meine Anziehsachen?« »Ich hab dir Frische hingelegt. Sie liegen auf dem Fensterbrett!«. Verwundert sah ich mir um. Auf dem Fensterbrett lagen wirklich frische Klamotten. Eine Beige Hose und eine weiße Bluse. Unsicher zog ich die Sachen vom Fensterbrett.
Als ich die Badtüre wieder öffnete saßen sechs Jugendliche um den Tisch. Capu erzählte wahrscheinlich wer ich bin und wo her ich komme. Stumm blieb ich an der Badtüre stehen und hörte ihm zu. Zum zweiten mal diese Geschichte zu hören löste in mir Bauchkrämpfe aus. Ich bemühte mich nicht laut aufzustöhnen, aber Capu bemerkte mich eh. Er saß am Kurzen Ende des Tisches und konnte mich sofort sehen. Er sagte aber nichts, sondern erzählte weiter. Viele Einzelheiten sagte er noch dazu, aber die wahren mir jetzt egal. Langsam lief ich auf einen freien Stuhl zu. Als ich mich hinsetzte wahr Capu bereits mit der Geschichte fertig und sah in die runde. Die meisten musterten mich, nur Nicky sah Mattis und Capu an. Nicky gähnte wieder und löste damit das schweigen »Sie wird hier jetzt leben?!« »Ja, solang sie will« »Wo soll sie schlafen?! Wir haben nur noch ein Bett…« »Das bekommt sie« »Und wo soll dann Thorben schlafen?!« genervt stand ein blondes Mädchen auf »Wer ist denn jetzt schon wieder Thorben?« »Mein Freund…« sagten die beiden Blonden Mädchen im Chor. Capu rieb sich seine Schläfen »Kommt der heute, oder was?« »Ja« sagten sie wieder im Chor »Dann sagt ihm ab…« »Nein!« schrien sie im Chor und liefen zurück in das Schlafzimmer. Verwundert starrte ich ihnen nach »Die beiden Zicken wahren Sophie und Sophia, ich bin Sarah!« sagte ein braunhaariges Mädchen freundlich »Nana…« sagte ich zögernd. Nicky und Sarah verschwanden nach ein paar Minuten im Bad.
Ich saß nur noch mit Capu und Mattis da, als es an der Türe klopfte. Stöhnend stand Mattis auf und schlenderte zur Türe. Ein großer blonder Junge grinste ihn an »Sind Sophie und Sophia da?« »im Schlafzimmer. Ich schätze du weist wo es ist?« Thorben nickte, stieß Mattis weg und verschwand im Schlafzimmer. »Was genau machen wir jetzt?« »wo willst du Schlafen?« »Ich kann auf dem Sofa Schlafen…« »Nein, das währe blöd!« »Wieso? Ist doch nur für ein oder zwei Nächte« »Trotzdem…« »Lass sie doch Schlafen wo sie will« sagte Mattis und beendete unsere Diskussion.
Etwa Eine Stunde saßen Capu und ich am Tisch und schwiegen. Niemand sagte etwas. Kein Mucks wahr zu hören. Nur aus dem Schlafzimmer wahr leises genuschelt zu hören. Nervös spielte ich mit meinen Fingern. »Möchtest du Fernsehen kucken?« »Nein« »Etwas essen?« »Nein« »Du hast seit wir dich gefunden haben nichts gegessen!« »Weil ich keinen Hunger habe« »du bist total abgemagert« »woher willst du das bissen?« Capu legte seine Hände um meinen Bauch. Er kam fast mit seinen Händen um mich herum »na und?« sagte ich zögernd »Nana, das kann dich umbringen…« »Jetzt wird mal nicht al…« ich bemerkte erst jetzt das Trauer in seinen Augen lag. Ehe ich den Setz beenden konnte hörte ich doch lieber auf. Er meinte es anscheinend ernst. »Isst du jetzt was?« »Nein…« »Nana, bitte!« »Ich hab keinen Hunger, verdammt noch mal!« schrie ich und drehte ihm den Rücken zu »Und Morgenfrüh?« »vielleicht…« sagte ich und setzte mich auf die Couch »Wir würden sicher ein bequemeres Bett finden wo…« »Die Couch ist bequem, ok?« Capu seufzte kurz, bevor er nickte. Lächelnd sah ich ihm nach, wie er in den Küchenbereich ging. Es wahr wirklich süß wie er sich um mich kümmerte, aber so was hatte ich wirklich nicht nötig.
Gerade als ich dachte, ich würde in ruhe gelassen werden, klopfte es an der Türe. Ein Mann in weiß trat hinein »Hallo« sagte er und sah mich an. Meinte er mich oder Capu? Verwirrt sah ich zu Capu der Lächelnd auf den Mann zu lief »Endlich, ich hab mich schon gefragt wann du kommst« sagte er lächelnd. Ich wahr immer noch verwirrt, als der Mann auf mich zu ging. Er machte eine Geste, das ich aufstehen solle. Gehorsam folgte ich seinem Befehl. Er zog meine Bluse bis Ansatz der Brust hoch und musterte meine Rippen. Fragend sah ich zu Capu, der sich allerdings umgedreht hatte. Ich fragte mich gerade wieso, da drückte der Mann gegen meine Rippen. Alle taten etwas weh, aber als er an der einen wahr, steigen mir die Tränen ins Gesicht. »Sie hat eine geprellte Rippe, nicht so schlimm« sagte der Mann ruhig. Nicht schlimm? Diese Rippe tat höllisch weh und er sagte nicht schlimm? Ich schüttelte den Kopf. Der Arzt beredete kurz etwas mit Capu und verschwand wieder. Ich runzelte meine Stirn »Wer wahr das?« »Der Arzt von hier« »wieso hast du ihn geholt? Mir geht es doch gut!« »Ja, hat man gesehen als du das Boot zusammengeschrien hast!« Genervt verschränkte ich meine Arme vor der Brust »Kann ich ja nichts dafür!« »Wieso willst du eigentlich dauernd streiten?« »Will ich ja gar nicht!« sagte ich und setzte mich wieder auf die Couch »Was hast du heute Abend noch vor?« »Habt ihr DVD‘ s?« Capu nickte und zog eine nicht gerade große Schachtel aus dem Regal. »Kuckst du mit mir einen?« »Welchen?« fragte Capu und setzte sich Hörbar neben mich »welchen magst du am meisten?« »welchen magst du am meisten?« »Ich kenn keine von diesen Filmen… äffe mich nicht nach« lachte ich und zog blind eine DVD aus der Schachtel. Herr der Ringe. Ich sah Capu kurz an der die Hülle lächelnd musterte »Du kannst den nicht?« »Nein, was ist das?« »Eist mal, ist das eine DVD und zweitens, das ich der bekannteste Film der Welt!« »wieso kenn ich ihn dann nicht?« fragte ich und sah in sein überfordertes Gesicht »weis ich doch nicht« sagte er nach einer Zeit des Überlegens. Ich stellte die Schachtel auf den Boden und sah auf die Uhr. Es wahr bereits zwanzig Uhr. Lächelnd gab ich Capu du DVD und sah zu wie er sie in den Videorekorder legte. Einige Minuten dauerte es, bevor ein Bild erschien.
Der Film ging lang. Bis dreiundzwanzig Uhr saßen wir da und starrten auf den Bildschirm. Capu wahr ziemlich weit runter gerutscht. Sein Rücken lag noch auf der Couch, der Rest stützte er auf dem Kaffeetisch ab. Ich hatte mich neben ihn gelegt und benutzte seinen Oberkörper als Kissen. Ich wahr mir nicht sicher, ob wir wussten wie wir dalagen, aber ich wahr eh kurz vor dem Ende eingeschlafen.
Als ich wieder aufwachte, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Capu lag immer noch unter mir und schlief. Ich hörte sein Herz schlagen. Der Herzschlag wahr beruhigend, auch wenn er manchmal schneller wurde und manchmal langsamer.
Einige Minuten später wachte Capu auf. Er gähnte und starrte meinen Hinterkopf an »bist du wach, Nana?« »Ja…« »Hast du jetzt Hunger?« ich lächelte »Nein« sagte ich dann leise »Du wirst jetzt was essen« »Ich will aber nicht aufstehen!« »Dann bring ich dir was!« »Ich will aber nicht, das du aufstehst!« sagte ich und drehte mich um. Verschlafen blinzelte er mich an »ok…« sagte er dann und strich mir über die Stirn. Etwa eine Sunde lagen wir noch auf der Couch, bis eine Türe aufging. Sofort richtete sich Capu auf und sah zur Schlafzimmertüre »Capu? Wahrst überhaupt schon schlafen?« »Ich hab bei Nana geschlafen…« »ach, schon so weit?« »Wir haben eine DVD angekuckt und sind eingeschlafen! Es ist nichts zwischen uns« sagte Capu und lief auf Mattis zu. Seufzend drehte ich mich um. Teller klapperten und Geschirr fiel aufeinander. Langsam richtete ich mich auf und sah den Jungs zu. Anscheinend bemerkten sie mich nicht. Langsam stand ich von der Couch auf »Ich geh an die frische Luft!« »Was ist mit Frühstück?« »Ich hab keinen Hunger…« sagte ich und schloss die Haustüre hinter mir zu. In den Gärten an denen ich vorbei lief, lagen ein paar Mädchen auf den weißen Liegen. Die meisten starrten mir verwundert nach, oder ignorierten mich ganz. Ich wusste nicht wieso ich sauer wahr, aber auf irgendetwas wahr ich eben Sauer. Als ich das Meer erreichte ließ ich mich in den Sand fallen. Er wahr weich und warm, rieselte über meine Finger und bedeckte sie ganz. Beruhigend legte ich meinen Kopf in den Nacken und lehnte mich immer weiter zurück. Ein starker stich ging durch meinen Körper. Erschrocken richtete ich mich wieder auf. »Komm zu mir« verwundert drehte ich mich um »was?« »Komm zu mir, Nicole! Ich bin direkt vor mir!« Ich sah geradeaus »wo? Ich sehe dich nicht?« »Du siehst mich nicht? Ich bin doch genau vor dir? Siehst du nicht mein wunderschönes blau und mein rauschender Atem? Riechst du mich denn gar nicht?!« Verwirrt sah ich ins Leere »Komm schon, Nana! Du jedes nicht mit dem Meer« versuchte ich mir klar zu machen »Nicole, du redest mit mir! Mit dem Meer« sagte die Stimme amüsiert »Was willst du von mir?« »Komm zu mir. Komm in mich!« Erschrocken starrte ich das Wasser an »Ich soll in dich gehen?« »Werde mit mir eins!« zögernd stand ich auf und ging an die grenze zwischen Sand und Meer »Worauf wartest du, verdammt?!« zischte die Stimme nervös. Erschrocken wich ich zurück, bevor ich ganz ins Wasser sprang und mich die schwärze überrollte.

Als ich wieder richtig sah, lag ich am Strand. Einer meiner Gesichtshälfte wahr mit Sand bedeckt. Meine Kleidung triefte nur so vor Nässe. Mühselig versuchte ich auf zu stehen, fiel aber sofort wieder in den Sand. Ein Hustanfall überrumpelte mich. Etwas rotes floss aus meiner Wade. Blut. Ein weiterer Hustanfall kroch meine Kehle hinauf. Erst wollte ich um Hilfe schreien, lies es aber, als ich keinen am Strand sah. Ich startete noch einen Versuch und stand auf. Etwas wacklig auf den Beinen ging ich zurück zum Jugendfischerlager.
Als ich Vor dem Garten von dem Haus stand, hatte es schon angefangen zu dämmern. Mürrisch lehnte ich mich gegen die Türe und riss sie auf. Sarah sah mich Erschrocken an »Nana!« wütend starrte ich sie an »Wo wahrst du?!« »Was meinst du? Ich wahr gerade mal drei Stunden weg!« Verwirrt sahen sie mich an »drei Stunden? Du wahrst vier Wochen weg!« erschrocken starrte ich sei an »Vier Wochen? Wo… Wo ist Capu?« »wieder auf dem Meer…« »scheiße« flüsterte ich und lies mich aufs Sofa fallen. Verwirrt setzten sich Sarah und Nicky neben mich »was ist eigentlich los?« »Ich will zu Capu…« »Du kannst ihm schlecht nachfahren!« »ich weis« flüsterte ich und lehnte mich Hoffnungslos zurück »Wann kommt er wieder?« »In einer Woche… du kannst ihn aber Anrufen!« »Anrufen? Ist das dein ernst, Nicky?« Sie verzog ihren Mund zu einem grinsen »Du hast dich in Capu verliebt, oder?« »Weis ich doch nicht…« »Soll ich dir was sagen?« ich nickte »Capu suchte schon seit Jahren die Richtige, aber fand sie nie« »Was hat das jetzt damit zu tun?« »Ich denke du bist die Richtige…« »Nein, die beiden sind total unterschiedlich!« mischte sich Sarah ein »Gegensetzte ziehen sich an…« »Wollen wir jetzt über Capu reden, oder was?!« »nein« sagten die beiden im Chor. Lächelnd sah ich auf den Esstisch »Habt… ihr noch essen da?« fragte ich »Ja, Moment…« sagte Nicky und öffnete den Kühlschrank. Ein paar Minuten später saß ich allein an dem Tisch und stocherte in dem Salat herum. Sarah hing schon seit einigen Sekunden am Telefon das vor einer Minute Läutete. Ich wusste immer noch nicht wer es ist, also lies ich sie in ruhe und nahm ein Salatblatt in den Mund. Als sie wieder auflegte sah sie mich an »Die Jungs kommen drei Tage früher zurück…« »super!« sagte Nicky und klopfte mir auf die Schulter »wieso?« fragte ich und sah Sarah an »Ich… Keine Ahnung« antwortete sie nach einer weile verwundert »Hab ich vergessen zu fragen!« fügte sie noch hinzu. Nickend schob ich mein Teller zurück »Du hast drei Blätter gegessen…« »Ich hab kein Hunger mehr« »Mensch Nana, Wir machen uns echt Sorgen um dich!« »Ich weis« »Du bist so abgemagert« »ich weis« seufzend standen Sarah und Nicky auf. Sophie und Sophia hab ich heute noch nicht gesehen. Nicky verschwand einige Minuten später im Bad und Sarah im Schlafzimmer. Allein blieb ich an dem Tisch sitzen und starrte an die Wand. Den ganzen Tag lang, saß ich da und starrte die Wand an. Der Geruch vom Salat stieg immer wieder in meine Nase. Als es weit nach Mitternacht wahr, legte ich meinen Kopf auf den Tisch und schloss meine Augen.

»Nicole…« Erschrocken riss ich meine Augen auf »Nicht schon wieder« flüsterte ich dann nach einer weile »Sei nicht so gemein, du hast verloren« »Verloren? Ich habe nie gespielt oder gewettet! Außerdem heiß ich nicht Nicole…« »Ach ja, wie nennen sie dich? Nana? Keine Sorge, glaub mir. Ich kenne dich schon lange« »wo wahr ich bevor ich aus dem Wasser gefischt wurde?« »In Irrland. Du hattest ein wundervolles Leben, Nicole die aus dem Wolken fällt« lachte die Stimme »Was meinst du?« »Du hast auf einem Berg gelebt. In einer Art Schloss. Deine Eltern haben nie auf dich aufgepasst. Du hast immer mit dem Sohn vom Bibliotheken Besitzer gespielt. Traumhafter Kerl, ihr wolltet Heiraten und das Schloss übernehmen…« »Jetzt will ich es eben nicht mehr! Ich will…« »Du willst?« »Das geht dich nichts an!« Die Schlafzimmertüre ging auf »Nana, was schreist du so rum? Geh schlafen!« »Ich bin nicht Müde« sagte ich lächelnd und sah zu wie Nicky wieder ging. »Du blöde Kuh, was soll das?« fragte ich und sah mich um. Die Stimme blieb stumm. Erschöpft setzte ich mich wieder hin und rieb meine Schläfen. Ich wahr Müde, wollte aber nicht schlafen. Aber irgendwann schlief ich doch ein.

Sarah weckte mich am nächsten Morgen und grinste mich mit breitem Mund an »Was?« »Morgen, es gibt Frühstück!« »Nein… Ich will weiter schlafen« »dann geh ins Schlafzimmer, aber wir wollen essen…« schlaftrunken schleifte ich mich ins Schlafzimmer.
Ich hatte nicht bedacht, das ich den nächsten Tag überschlief. Unruhig drehte ich mich im Bett um »Nicole? Komm zu mir« »Lass mich in ruhe, Mama« ein lachen ging durch meine Ohren »Ich bin nicht deine Mutter, Nicole! Ich bin das Meer…« »Ich bin Müde« sagte ich und presste das Kissen auf meine Ohren. Einige Stunden lies man mich in ruhe, bis ein lautes Klopfen wusch mein Kopf ging. Erschrocken richtete ich mich auf. Die Türe ging auf und der Arzt kam herein »Nana? Kann ich noch mal deine Rippe ankucken?« fragte er und half mir auf die Beine. Er zog mein T-Shirt hoch und drückte auf meinem Körper herum. Einige Minuten starrte er meinen Oberkörper an, bevor er mich verwundert ansah »alles weg, als währe nichts passiert« murmelte er vor sich her und zog das T-Shirt wieder runter »Hast du sonst noch irgendwo schmerzen?« »Meine Wade…« Ich zog mein Hosenbein hoch und zeigte ihm meine linke Wade. Erschrocken starrte er Arzt die Wade an »Was hast du getan?« »Weis ich nicht…« »Das sieht schlimm aus! Hattest du kürzlich Kontakt mit einem Hai?« »nein…« sagte ich und sah zu wie der Arzt einen Verband aus der Tasche zog. Unter schmerzen sah ich zu, wie er meine Wade verband. »Ich werde Bald wieder kommen. Schone deine Wade, am besten!« ich nickte kurz und verabschiedete mich von ihm. Erschöpft lies ich mich wieder auf mein Bett fallen. Gegenüber von mir stand Capus Bett. Es wahr nicht aufgeräumt und sehr aufgewühlt. Anscheinend hatte er eine unruhige Nacht. Neugierig Kniete ich mich vor sein Bett. Ein paar Zettel und Klamotten wahren darauf verteilt. Sofort griff ich nach einem T-Shirt, hob es an meine Nase und Atmete tief ein. Meine Muskeln entspannten sich. Lächelnd klammerte ich mich an das T-Shirt und musterte die Blätter. Faste alle wahren verknüllt. Verwundert griff ich nach dem, das glattgestrichen auf dem Kissen lag. Seine Schrift konnte ich nicht entziffern. Enttäuscht legte ich das Blatt zurück und stand auf. Humpelnd setzte ich mich an den Esstisch und sah Nicky an. Sophie und Sophia kamen gerade aus dem Bad, als mir jemand ein Teller vor die Nase stellte »Ich hab kein Hunger…« »Du wirst was essen« zischte Sarah und lies eine Frühlingsrolle auf meinen Teller fliegen. Seufzend schnitt ich ein Stück ab und musterte es »du wiest doch nicht wie man isst, oder?« lachte Sophia und sah mich spöttisch an »Ich hab wirklich kein Hunger, ‘Tschuldigung« sagte ich und stand auf. Kopfschüttelnd sahen mir Nicky und Sarah hinterher. »Sie wird noch verhungern…« hörte ich Nicky noch sagen, bevor die Badtüre zu ging. Ich lehnte mich gegen das Waschbecken und starrte in meine Augen. Es wahr selten dunkle Augen und helle Haare zu haben. Nachdenklich schloss ich meine Augen. Wieso sind meine Rippen geheilt und seit wann überhaupt? Vorsichtig fuhr ich über meine Rippe. Nichts. Vielleicht lag es am Wasser. Vielleicht heilt es meine Wunden… aber das ist doch Schwachsinn. Ich verzog meinen Mund und stellte das Wasser an. Kristallklares Wasser sprudelte aus dem Hahnen. Zögernd hob ich meine Hand darunter und spritzte es auf meine Wade. Ein stechender schmerz ging kurz durch meinen Körper, aber er reichte aus, um mich auf den Boden zu zwingen. Schwer Atmend starrte ich auf die Kacheln »Keine gute Idee gewesen!« sagte ich und zog mich am Waschbecken wieder hoch. Genervt stöhnte ich auf und sah an meine Wade. Der Verband versperrte mir den Anblick auf das Ergebnis, aber ich spürte das es etwas half. Erleichtert griff ich nach dem Hemd von Capu, das er mir damals zum Schlafen gab. Gähnend ging ich wieder aus dem Zimmer und stolperte sofort gegen Sophie »pass doch auf, du Tollpatsch!« »‘Tschuldigung« nuschelte ich und ging einen Schritt auf die Seite. Sophia warf kurz ihr Haar hinter die Schulter und schloss die Türe hinter sich zu. Genervt rieb ich mir die Schläfen »Du siehst K.O. aus« »Wundert dich das so sehr?« lächelte ich und strich mir das Pony aus dem Gesicht »Nein, eigentlich nicht! Es ist schon einundzwanzig Uhr« lächelte Sarah und lies die Teller in die Spüle fallen. Ich sah zu Nicky. Sie musterte besogt meinen Bauch. Als sie meinen Blick bemerkte wandte sie sich wieder dem Fernsehen zu »Nicky?« »mh?« fragte sie ohne mich anzusehen »Ich weis das du verärgert bist, weil ich nichts esse!« »Ich bin nicht verärgert! Ich Sorge mich nur! Seit mehr als vier Monaten bist du hier und hast rein gar nichts gegessen!« »‘Tschuldigung…« »Es ist nicht deine Schuld! Aber es ist einfach nicht gut wenn du dich von nichts ernährst!« sagte sie und machte den Ton am Fernsehen lauter. Traurig sah ich zu Sara. Sie hatte angefangen zu Spülen und beachtete mich nicht mehr. Zögernd stand ich auf und verschwand im Schlafzimmer. Meine ade tat nicht mehr weh, also riss ich den Verband weg und strich über die ‚Wunde‘. Sie wahr fast nicht mehr zu sehen. Ein roter Fleck wahr noch da, mehr nicht. Erleichtert zog ich mein Hosenbein wieder nach unten und legte ich quer auf mein Bett. Wenn Morgen Capu zurück kommt, wird es nicht mehr so langweilig sein. Er wird mich zwar dauernd fragen ob ich was essen will, aber es würde nicht Langweilig sein. Mit diesem Gedanken heiterte sich meine Laune etwas auf. Lächelnd drehte ich mich auf die Seite, Schloss meine Augen und schlief wieder ein.

»Nana!« »Ich sagte doch du sollst mich in ruhe lassen, Stimme!« »Nana, ich bin es…« »ich wies wer du bist! Ich komme aber nicht wieder!« »Nana? Hier spricht Capu!« Erschrocken riss ich meine Augen auf. Capu saß grinsend neben mir »Soll ich dich jetzt in ruhe lassen?« »CAPU!« schrie ich und fiel ihm um den Hals. Er verlor das Gleichgewicht und fiel samt mir auf den Boden. Lachend schob er mich von sich und richtete sich auf »Wieso seit ihr wieder da?« »uns hat irgendwas angegriffen, also sind wir umgekehrt! Schön dich zu sehen!« »Was wahr es für ein Vieh?« »Eine art Mensch! Wir konnten sie verscheuchen, als Don auf die Schoss!« »Habt ihr sie getroffen?« »Ha, an der Wade!« Erschrocken sah ich ihn an »An der Wade?! Auf welcher Seite?« »Links, wieso?« Ich stand entsetzt auf und rannte aus dem Haus. Mein Ziel wahr der Strand. Als ich dort wahr, rang ich nach Luft und sah mich um. Niemand wahr da. Gut so, ich konnte jetzt keine Zuschauer gebrauchen. »Was willst du eigentlich von mir?!« Schrie ich aufs Meer hinaus. Als nichts kam trat ich näher »Was willst du mir, verdammt noch mal?! Wieso tust du mir so was an?! Was hab ich dir getan, was willst du damit erreichen?!« ich wartete kurz auf eine Antwort, bevor ich hysterisch kreischend zu Boden sank. Ein paar Tränen flogen auf den Sand und benässten ihn ein weinig. Eine warme Hand legte sich auf meinen Rücken. Zögernd wischte ich mir die Tränen weg und stand auf. Ich wusste das Capu hinter mir stand und ich jetzt in den Arm nahm. Er sagte nichts. Was ich jetzt auch nicht gebrauchen könnte. Schluchzend schlang ich meine Arme um seinen Oberkörper und drückte mich fest an ihn. Er strich mir übers Haar und gab mir einen Kuss auf die Wange. Lächelnd drückte ich mich fester an ihn »Was ist los, Nana?« »Das kann ich dir nicht sagen…« »Wieso nicht?« »sonst wird es mich umbringen« »wer?« »Das Meer!« sagte ich und sah ihn aus dem Augenwinkel grinsen »Hast du zu viel gesoffen? Hasttest du Einbildungen wegen deiner Unterernährung?« »Nein! Ich hab doch eine Beweis!« »Wir gehen jetzt was essen« sagte er und schleifte mich mit. Enttäuscht lief ich wenige Minuten später über die Türschwelle eines Fast Food Laden. Eigentlich wollte ich nichts essen, also bestellte Capu nur irgendeine Teigwahre und eine Flasche Wasser. Wir liefen eine Weile, bevor wir an einem großen Platz kamen. Ein paar Männer spielten dort Fußball. Einige erkannte ich. Zögernd setzte ich mich neben Capu ganz oben auf die Tribüne und sah den Männern zu. Neben mir kaute Capu genüsslich sein essen. Unter mir schrien die Männer wütend herum. »Bist du oft hier?« fragte ich nach einer weile »Ja, immer wenn ich meine ruhe brauch!« »was isst du da?« »Ähm, Eine Art Fladen… willst du mal probieren?« »Kein Hunger…« »Wusste ich‘s doch, bleibt mehr für m…« Genervt zog ich ihm das essen aus der Hand und biss ein großes Stück ab. Mit offenem Mund starrte Capu mich an »Das wahr meins!« »DU hast mich angeboten zu probieren, und das tu ich grad!« sagte ich grimmig und biss noch einmal rein. Lächelnd putzte er sich seine Hände ab. Er lies mich weiter die Teigwahre essen, auch wenn sein Magen knurrte. Wahrscheinlich wahr er einfach froh das ich überhaupt was aß. Einige Minuten später nahm er mir das essen wieder weg »Hey…« »Zufällig habe ich auch Hunger!« sagte er und schlug das Papier etwas runter. Lächelnd rieb ich meine Hände aneinander, damit die Krümelchen von meiner Handy fielen. Die Fußballer kickten sich immer noch den Ball um die Ohren, als wir aufstanden und gingen. Die Sonne hat angefangen unter zu gehen, als wir über den Strand liefen. »was machen wir jetzt?« »Zurück zum Ha…« »Was ist?!« »Ich dachte, ich hab was gehört…« sagte ich und starrte zum Meer. Wir setzten uns zu den Dünen und starrten auf die untergehende Sonne. »Nicole, was machst du da?! Du bist bereits versprochen, geh weg von ihm!« Ich schüttelte meinen Kopf. Die Stimme ist nicht real. Sie ist nur eine Produktion meines Gehirns.
Die Hand von Capu legte sich auf meine Schulter »Geht es dir gut?!« »ähm… ja! Mir geht’s super!« sagte ich und zog meine Knie näher an mein Kinn. »Soll ich ihn erst umbringen damit du es kapierst?!« »NEIN!« schrie ich sofort. Entsetzt starrte mich Capu an »Sicher das es dir gut geht?« »Ganz sicher, geh schon mal vor zum Haus! Ich hab was zu erledigen!« »Wenn du wieder vier Wochen fort bist geh ich nicht!« sagte er spitz und verschränkte seine Arme vor der Brust. Stöhnend stand ich auf »Männer, eh!« zischte ich und setzte mich genau vor das Wasser »Was willst du? Ich hab dir nichts getan und du wirst mir nichts tun« flüsterte ich genervt »Ich will dich zurück bringen! Oder dich für immer bei mir haben!« »Lass mich einfach in ruhe, du nervst nur!« sagte ich und folgte Capu zurück zum Haus »Glaub mir, das wirst du noch bereuen!« schrie sie mir nach und verstummte. Genervt schlug ich Minuten später die Haustüre zu. Das Meer verärgerte mich immer wieder aufs neue. Sarah und Nicky sahen mich besorgt an, bevor sie etwas zu Capu sagten. Er erzählte ihnen wahrscheinlich auch davon das ich etwas gegessen hatte, aber das schien sie wenig zu freuen.
Ich legte mich auf mein Bett und starrte grimmig an die Decke, als sich die Türe öffnete »Willst du mir irgendwas erzählen?« fragte Capu ruhig. Ich presste mein Kopfkissen an meine Brust und drehte mich zur Wand »Nein« »was belastet dich?« »Hör auf so förmlich zu reden!« »ok, dann erzähl mir einfach was mit dir los ist« »wieso sollte etwas sein?!« »Du verhältst dich komisch…« »Ich wurde aus dem Meer gefischt, das ist doch auch Komisch, oder?!« »ja, aber…« »Darüber hat mich noch niemand gefragt! Wieso ich im Wasser wahr zum Beispiel!« »ich denke, das willst du für dich behalten!« »eben, genauso wie der Grund, wieso ich so komisch bin!« sagte ich und wartete auf seine Reaktion. Er seufzte leise und setzte sich auf sein eigenes Bett »willst du mir etwas anderes erzählen?« »Was soll ich dir bitte erzählen? Alles was ich bisher gemacht habe…« »Wo wahrst du die vier Wochen?« »ich weis es nicht m…« »etwas wirst du doch noch wissen!« »Ich habe ein Spaziergang gemacht, bin an den Strand gegangen und habe mich ans Wasser gesetzt!« »Mehr weist du nicht?« »Lass mich Ausreden…« Er nickte »Ich hab ein Stimme gehört die mich Nicole nannte! Ich habe ihren Anweisungen befolgt und bin schwimmen gegangen!« »Was für eine St…« »Ich bin noch nicht fertig!« »Dann erzähl fertig!« »Nach dem ich ins Wasser ging, kann ich mich an nichts mehr erinnern!« er schlug sich auf die Stirn »Das hätte ich mir selber denken können! Aber, was wahr das für eine stimme!« »So genau kann ich es dir nicht sagen! Ich wunder mich das ich es dir überhaupt erzählen konnte!« »Zu der stimme hast du auch ‚Nein‘ Geschrienen, oder?« ich nickte »An deiner stelle würde ich mehr aufpassen, als sonst! Sie könnte dich umbringen!« »WAS?!« »Gute Nacht« nuschelte ich, bevor ich das Licht ausmachte und meine Augen schloss.
Nicky‘ s Wecker weckte mich am nächsten Morgen. Müde lief ich in den Hauptraum. Tisch wahr gedeckt, aber niemand wahr da. Gähnend setzte ich mich an den Tisch und wartete auf den Rest. »Meint ihr sie ist wieder da?« »Wenn du mich fragst, soll sie doch da bleiben wo sie ist!« »Ich frag mich eher wo sie ist…« sie brach ab »Nana? Du bist wieder da?!« »Wo wahr ich denn?« »Du… Du bist einfach weg gewesen! Spurlos verschwunden!« »Nein, ich hab nur geschlafen! Zehn Stunden!« »Nein, Zehn Tage!« schrie Mattis genervt »Mattis, ich glaub sie weis wirklich nichts« mischte sich Capu ein. Er lehnte auf der Schwelle zum Schlafzimmer und musterte mich genau. »Aber…« »Kein Aber! Nur sie weis wo sie wahr und das bleibt auch so!« sagte er und setzte sich neben mich. Irritiert sahen sich Nicky, Sarah und Mattis an »ich werde niemanden davon erzählen« flüsterte Capu mir zu und biss in sein Weckchen »Erzählen? Von was?« hackte ich noch einmal nach, aber er antwortete nicht mehr. Die drei gesellten sich auch langsam zu uns und verspeisen ein Brötchen nach dem anderen. Komischer weise hatte ich immer noch keinen Hunger. »Jetzt esse endlich was, Nana!« »Ich hab kein Hunger, Nicky!« »Aber…« »Lass es, wenn sie kein Hunger hat ist es ihre Sache!« mischte sich Capu wieder ein. Verwundert starrte ich ihn an »Was? Sonst wahrst du doch immer der, der mich zum essen drängen wollte!« »jetzt eben nicht mehr! Ist ja deine Sache wenn du verhungerst… oder ertrinkst… oder von einer Harpune erschossen wirst!« zischte er und biss wieder von seinem Brötchen ab »Harpune?! Ertrinken?! Capu, hast du gesoffen?« »Nein, Sarah! Ich habe nicht ‚gesoffen‘« sagte er genervt und stand auf. Wütend folgte ich ihm in das Schlafzimmer und knallte die Türe zu »Was soll das?« »Was soll was?« »Das mit der Harpune und… und dem ertrinken!« »Was meinst du?« »Tu nicht so blöd und hör mir richtig zu!« »DU hörst mir jetzt mal zu! Es hat mich nicht gestört als du vier Wochen nicht mehr da wahrst, es stört mich auch nicht das du nichts isst, aber es stört mich das du das Schiff und uns Angegriffen hast!« »Angegriffen? Euer Schiff? Wieso sollte ich das machen?« »Ich hab dich gesehen! Wie du ins Meer geschossen bist! Wie du ein Boot nach dem andern Gekentert hast!« »ich weis nicht mal wovon du Redest! Ich hab rein gar nichts gemacht!« entsetzt starrte er mich an »Du hast echt keine Ahnung, oder?« »Nein…« »DU bist das Irgendwas gewesen, was uns Angegriffen hat!« »Nein, das wüsste ich« »Du merkst nicht mal was du tust« »Ich folge nur der Stimme!« schrie ich wütend »Welche Stimme?« »Weis ich nicht« »Nana, welche Stimme« »Ich weis es nicht« »Bitte Nana« sagte er durch zusammen gebissenen Zähnen. Er legte seine Hände auf meine Schultern »Bitte« flüsterte er. Überfordert starrte ich seine Augen an »Ich sagte doch, ich weis es nicht! Wirklich! Es ist irgendeine Frauenstimme« »Kommt sie dir bekannt vor, von früher?!« »Nein… Wirst du jetzt wie ein Psychologe?« »Nein, interessiert mich nur!« »du hast gesehen wie ich ins Meer ging, wieso hast du mich nicht aufgehalten?« »ich wusste nicht was du da gemacht hast, aber das nächste mal, werde ich dich aufhalten. versprochen« lächelte er und küsste meine Stirn. Ich lächelte kurz, bevor die Türe auf ging und er mich aufs Bett stieß. Erschrocken hob ich meinen Kopf und sah Nicky an »Was willst du?« »Don will dich sprechen« sagte sie besorgt. Capu nickte kurz, sah mich an und verließ das Zimmer. Ich seufzte. Was Don wohl wollte. Nachdenklich lies ich mich zur Seite fallen. Wieso blieb Nicky nicht bei mir? Wieso ließen mich alle allein?
»Nicole, komm zu mir und du wirst nicht allein bleiben! Komm zurück nach Irland! Hier wirst du wie eine Göttin behandelt« »Wie Göttinnen, ja?« »Wir werden dich verehren, du musst nur zurück zu mir kommen und diesen Capu aus dem weg räumen!« »Ihn Töten?« »Ja, genau. Er ist einfach zu hartnäckig und will dich nicht gehen lassen! Lass das nicht zu Nicole!« »ich kann nicht töten« »Ich hab es doch gesehen…« »Nein, ich kann nicht ihn töten« »Er will dich nicht los lassen! Er will dich hier behalten bis du alt und bewegungsunfähig bist! Dann lässt er dich fallen« »einfach so? Bist du dir sicher?« »Ja, Nicole! Komm einfach zu mir zurück! Im Meer wartet ein Boot! Das fährt zurück nach Irland!« »Noch eine Frage, wer bist du?« »Das ist jetzt unwichtig, komm!« schrie die stimme gestresst. Zögernd blieb ich sitzen »Komm schon, Nicole!« schrie sie ungeduldig. Ich zuckte zusammen, bevor ich aufstand und aus dem Zimmer ging. Capu und Don saßen am Tisch und schrien sich an. Sie bemerkten mich erst gar nicht. Etwas Enttäuscht öffnete ich die Türe und lies sie laut hörbar zu knallen. Von innen hörte ich immer noch Geschrei. Scheinbar wahr ich ihnen unwichtig. Wütend stapfte ich los. Etwa zehn Minuten später knallte eine Türe ebenfalls zu. »Nana! Wohin gehst du!« »Lass mich in ruhe, Capu!« »Wohin gehst du verdammt!« »Dahin, wo ich wirklich hin gehöre!« »Du gehst nicht ins Meer! Bleib stehen!« »Doch, ich werde mit dem Meer nach Irland gehen und da mein altes Leben vorsetzen!« »Nana, bitte!« »lass mich in ruhe!« schrie ich und rannte los. Meine Schritte hallten auf dem Boden ab, bis ich nur noch knirschen hörte. Unter meinen Schuhsolen rieselte weißer Sand. Lächelnd zog ich die Schuhe aus, genauso wie die Sweatshirtjacke. Capu erreichte Fünf Minuten später den Strand. Ich stand schon vor dem Meer, als sich vor mir eine große Welle aufbaute »Stimme, ich bin da! Nehme mich mit!« »Nana, sie wird dich umbringen!« schrie Capu. Er zog mich von der Welle weg »Hast du sie noch alle?!« »Hast DU sie noch alle?! Lass mich gehen!« »Nein!« schrie er. Wütend kehrte ich ihm den Rücken zu und setzte meinen Fuß auf den Nassen Sand. Etwas riss mich auf den Boden. Ein Schmerzensschrei wich aus meiner Kehle. Ich bin so Naiv, egoistisch und Blind vor Neugier. Das Wasser zog mich immer mehr in sich hinein. Bis ich ganz unter Wasser wahr. Lächelnd blies ich die Luft aus meinen Lungen. Sollte ich doch Sterben. Wenn es mein Schicksal ist, werde ich es befolgen. Ich schloss meine Augen und machte mich auf das Gefasst, was mich jetzt im Himmel erwartet. Doch etwas anderes riss mich auf dem Meer. Ich riss meine Augen auf und starrte direkt in das Salzige Wasser. Meine Augen brannten, aber ich wollte sie nicht schließen.

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Tag der Veröffentlichung: 22.05.2012

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