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Manchmal ist Schweigen Gold wert



Annika stand am offenen Fenster ihrer Wohnung und schaute gedankenversunken hinaus.
Es war ein herrlicher Herbsttag, am strahlendblauen Himmel zogen kleine weiße Schäfchenwolken entlang, und ein leichter Wind trug den Duft von Brezeln und kandierten Mandeln herüber, und doch überkam sie das Gefühl, alles würde sie heute erdrücken.
Gerne saß sie dort in den Straßencafés, um bei einer Tasse Kaffee in Ruhe über Probleme nachzudenken.
Nur heute hatte sie keine Lust, immer wieder schwirrten ihre Gedanken darum, was Marika ihr gestern erzählt hatte.
Annika war selbst sehr überrascht gewesen, als sie erkennen musste, dass die neue Mitarbeiterin ausgerechnet Kathis Tante war, und sie sie auch noch einarbeiten musste; nach allem, was auf dem Polterabend passiert war.
Eingebildet und arrogant wäre sie, wolle mit der Familie von Kathi nichts zu tun haben, hatte Marika ihr damals vorgeworfen.
Petra eine Spielsüchtige? Bezahlt bei ihrer eigenen Schwester nicht die Miete! Glauben konnte sie es nicht.
Ob sie es Kathi erzählen sollte.
Sie hatte ihr vor längerer Zeit erzählt, dass ihre Mutter eine neue Wohnung sucht, da ihre Tante die Miete nach dem Tod von der Oma erhöht hatte.
Marika zeigte ihr aber heute den Antrag für eine Zwangsräumung, den sie und ihr Mann beim Gericht stellen wollten.
Wem sollte sie nun glauben?
Kathi? Schließlich war sie ihre Schwägerin, aber sie hatte die Angewohnheit, immer alles zu ihren Gunsten zu verdrehen. Deshalb war sie auch nicht erfreut, als Annika ihr erzählte, dass ihre Tante jetzt ihre neue Kollegin geworden war.
Oder Marika? Sie war schließlich die Vermieterin.

Annika entschloss sich erstmal mit ihrem Mann darüber zusprechen; bis jetzt hatte sie ihm noch nichts davon erzählt.
„Jens, ich muss Dir etwas anvertrauen“, dabei drehte sie sich langsam vom Fenster weg.
„Was willst Du mir denn Spannendes berichten?“ fragte er und legte sein Buch zu Seite.
„Ich hatte Dir doch erzählt, dass Kathis Tante bei uns im Pflegedienst angefangen hatte, und dass ich sie drei Tage mit auf meine Tour nehmen musste, um sie einzuarbeiten.“
„Und?“
„Dabei kamen wir ins Gespräch!“
„Was ist da so schlimm bei? Ihr könnt Euch ja nicht die ganze Zeit anschweigen. Oder?“
„Da hat sie einiges über Petra ausgeplaudert.“
„Was denn? Nun sage es endlich! Ich möchte mein Buch zu Ende lesen, es sind nur noch ein paar Seiten. Du denkst daran, dass wir heute Abend bei meinen Eltern zum Abendessen eingeladen sind! Und außerdem was interessiert mich der Klatsch von Marika?“
„Klatsch! Typisch immer nur eine Seite hören wollen. Ich sitze jetzt zwischen zwei Stühlen, und nicht Du.“
„Dann erzähle endlich, aber mache es kurz“, dabei trommelte Jens mit den Fingern auf seinem Buch.
Annika schloss das Fenster, setze sich auf den Sessel gegenüber von Jens und holte tief Luft. Dann fing mit ihrem Bericht an, dass Jens doch selbst weiß, wie Petra aussieht mit ihren langen, blonden Haaren, die zottelig an ihr runterhängen. Nie hat sie sie schick frisiert. Dann ihre langen, immer rot angepinselten Fingernägel und der kleine Strassstein auf ihrem linken Schneidezahn. Jedes Mal, wenn sie mit ihrer rauchigen Stimme spricht, schnalzt sie mit der Zunge dagegen. Und das Kleid, was sie zur Hochzeit von Kathi und Peter trug, ein geblümtes Sommerkleid, das mehr zeigte, als verhüllte.

„Ist doch ihre Sache, nicht unsere. Komme zur Punkt.“
„Unterbreche mich nicht“, und Annika erzählte weiter, dass Petra und ihr Lover seit einem halben Jahr schon keine Miete mehr bezahlt hatten, da sie das ganze Geld immer verspielten. Sie auch keine Anstalten machten, irgendwann überhaupt mal zu bezahlen. Marika hatte sie schon einige Male angesprochen, ihr sogar mit Zwangsräumung gedroht. Aber darauf bekam sie nur die Antwort, das wirst du noch bereuen. Auf ihre Frage, ob Kathi und Peter darüber Bescheid wüssten, meinte Marika nur, mit der Spielsucht ja, aber ob mit der Miete, das wusste sie nicht.
„Natürlich habe ich ihr nichts von Kathi Version erzählt, aber was soll ich jetzt machen?“, beendete Annika ihre Erzählung und schaute ihren Mann mit großen, fragenden Augen an.
„Nichts!“, dann nahm er sein Buch wieder zur Hand, um weiter zu lesen.
„Du verstehst mich nicht.“
Wütend über sich, dass sie auf die Idee kam, es ihrem Mann anzuvertrauen, der stets zu seinem Bruder und seiner Frau hielt, verließ sie das Zimmer.
Enttäuscht beschloss sie ein heißes Bad zu nehmen, um zu entspannen und dabei wollte sie sich ein Glas Sekt genehmigen.
Behutsam stellte sie den Sekt auf den Wannenrand, legte sich in das warme, angenehme Wasser und schloss die Augen.
Plötzlich wurde Annika durch ein lautes Klopfen
aufgeschreckt.
„Bist Du eingeschlafen? Wir müssen los!“ Es war Jens, der wie wild gegen die Badezimmertür klopfte.
„Ich komme, bin gleich fertig.“
Erschrocken, dass sie die Zeit vergessen hatte, schwang sich Annika aus der Wanne, trocknete sich ab und verschwand, ohne ihrem Mann auch nur einen Blick zu würdigen, ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen.

Auf dem Weg zu ihren Schwiegereltern herrschte eisige Stille zwischen Annika und ihren Mann, bis zu dem Moment, wo sie sagte: „Ich erzähle es Kathi! Heute Abend.“
„Lasse es bitte bleiben, mische Dich da nicht ein. Nachher bist Du die Dumme, wenn sie sich wieder vertragen. Denke doch mal an den Polterabend, was Marika Dir da an den Kopf geschmissen hatte. Du wärst eingebildet und hochnäsig.“
„Arrogant!Das ist doch nun etwas anderes und außerdem fast zwei Jahre her.“
„Mach doch was Du willst.“
„Werde ich auch tun!“, konterte sie und schaute stur den Rest der Fahrt zum Autofenster raus.
Als sie endlich bei ihren Schwiegereltern angekommen waren, entdeckte Annika erfreut, dass Peter und Kathis Wagen noch nicht auf dem Parkplatz vorm Haus stand.
Oh sind wir mal eher da als die beiden Lieblinge, schoss es ihr durch den Kopf.
In dem Moment, als sie klingeln wollten, öffnete Jens Mutter mit einem mürrischen Gesichtsausdruck die Haustür.
„Ihr seid aber spät! Kathi und Peter sind auch noch nicht da, hoffentlich haben sie es nicht vergessen!“, in ihrer Stimme war Ärger und gleichzeitig Sorge zu hören.
Annika wollte ihr eine passende Antwort geben, da bemerkte sie, dass Jens ihr einen drohenden Blick zuwarf.
„Ich bin ja still, ich weiß doch, dass Peter und Kathi ihre Lieblinge sind“, flüsterte sie ihm zu, während sie das Haus betraten, „und außerdem würde Deine Mutter es sowieso nicht glauben.“
Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, da klingelte es auch schon.
Kathi und Peter!
Blitzschnell öffnete ihre Schwiegermutter die Haustür, und begrüßte die Beiden mit einem Aufstand, als hätten sie sich Jahre nicht gesehen.


In Annika kroch Wut empor, denn so wurden Jens und sie nie begrüßt. Am Liebsten hätte sie sich Kathi zur Seite genommen und ihr sofort alles erzählt, aber dafür wollte sie sich einen passenden Augenblick aussuchen.
Aber so sehr sie auch versuchte mit Kathi alleine zu reden, ständig war ihre Schwiegermutter in der Nähe und mischte sich ein.
Nervosität machte sich in Annika breit, da sie sich ständig auch noch von Jens beobachtet fühlte. Die ganze Zeit beim Abendessen hieß es immer nur Kathi hier und Peter dort, für ihre Schwiegermutter schienen nur die Beiden zu existieren, sonst keiner mehr. Sogar ihr Schwiegervater kam kaum zu Wort, aber dieses ist eigentlich keine Seltenheit, wenn die Beiden zu Besuch waren.
Dann endlich bot sich eine Gelegenheit, ihre Schwiegermutter bekam einen Telefonanruf.
„Kommst mit? Ich wollte draußen eine Rauchen“, sagte sie zu Kathi, warf ihrem Mann einen triumphierenden Blick zu und verschwand mit ihr in Richtung Haustür.
Vor der Tür steckte sie sich eine Zigarette an, und auf einmal wusste sie nicht, wie sie anfangen sollte.
„Deine Mutter hat sie bei….“, nervös zog Annika an ihrem Glimmstängel, „hat sie jetzt eine neue Wohnung gefunden?“
„Ja hat sie. Warum?“
Annika hatte nicht mehr den Mut, ihr alles zu erzählen, was Marika ihr anvertraut hatte.
„Ach nur so. Freut mich für Deine Mutter. Komm lasse uns wieder zurück zu den Anderen gehen“, sagte sie knapp, drückte ihre Zigarette aus und marschierte rein.
Kathi folgte ihr mit einem fragenden Blick in das Wohnzimmer, während Annika mit einem Lächeln und einem leichten Kopfschütteln zu Jens schaute, womit sie ihm zuverstehen gab, ich habe ihr doch nichts erzählt.
Stolz setzte sie sich auf ihren Platz und tat so, als wäre nie etwas passiert.


Scheinheilig



Ungeduldig schaute ich auf die Bahnhofsuhr, der Regen prasselte auf das Dach, und ein eisiger Wind pfiff mir ins Gesicht. Schon 8:30 Uhr, seit einer Stunde wartete ich schon auf den Regionalzug Richtung Bremen. Wo bleibt der denn? Ich werde wohl mal am Schalter in der Bahnhofhalle nachfragen müssen!
„Guten Morgen! Was ist denn bitte schön mit dem Zug um 7:40 Uhr nach Bremen? Kommt er noch?“, fragte ich genervt den Beamten am Schalter.
„Die Lokführer streiken!“
„Streiken! Haben die nichts anderes zu tun, als in der Hauptverkehrszeit zu streiken?“, schoss mir aus dem Mund.
Klasse, dann muss ich auf der Arbeit anrufen und mich für heute abmelden. Wieder ein Urlaubstag unnütz geopfert. Gott sei Dank gibt es Handys, so brauche ich nicht zur Telefonzelle latschen - die doch besetzt ist - und bei diesem Mistwetter warten, dass sie frei wird.
0421 30053 „Hallo Karla, Melitta hier. ich sitze immer noch auf dem Bahnhof fest. …nein heute wohl nicht mehr. Die Lokführer streiken. …ja morgen bin ich wieder da. …als Arbeitstag zählen? Danke das ist nett, ich werde es dir nicht vergessen. Tschüss bis morgen“, und ich ging eilig Richtung Ausgang.
Auf dem Bahnhofsvorplatz schlug mir wieder dieser eisige Wind entgegen, und der Regen goss immer noch in Sturzbächen vom Himmel. Schnell zog ich meinen Mantelkragen hoch und spannte meinen Schirm auf.
Tatsächlich, die Telefonzelle ist besetzt. Hat wohl jemand Schutz vor dem Regen gesucht! Nein, ist das nicht Helga? Jetzt musste ich erst mal näher rangehen, vielleicht können wir zusammen mit dem Bus fahren?
Ja, es war tatsächlich Helga, soweit ich es durch die beschlagene Scheibe erkennen konnte, meine zukünftige Schwiegertochter.
Gerade als ich an die Tür klopfen wollte, hörte ich es.
„… ja, jeden Tag über 30 Grad …strahlend blau von morgens bis abends.“
Von welchem Wetter redet sie denn? Bestimmt nicht von diesem Unwetter hier! Ich denke sie ist seit einer Woche mit ihren Eltern auf Lanzarote? Da höre ich mal genauer zu, und stellte mich hinter die Telefonzelle. Hoffentlich hat sie mich noch nicht entdeckt?
„… jede Menge Palmen, Dattelpalmen nehme ich an… Braun? … etwas angebräunt. Aber die Sache mit Ala und dem Hai, das war unglaublich… Schatzi, das muss ich dir erzählen.“
Schatzi? Bei mir fingen die Alarmglocken zu bimmeln an. So nennt Helga doch immer Sven! Meine Ohren wurden immer spitzer. Das darf doch nicht wahr sein!
„… traumhafte Bootsfahrt bei Vollmond … ja mit meinen Eltern… Ich muss Schluss machen, es steht jemand vor der Kabine … Ich dich auch… Küsschen, Küsschen. Tschüß!“
Oh Gott, sie hat aufgelegt. Schnell abhauen. Aber wohin? Auf ein Zusammentreffen mit ihr hatte ich keine Lust, denn ich wollte erst herausfinden, ob sie mit Sven telefoniert hatte. Ich ziehe einfach den Regenschirm tiefer ins Gesicht und warte hier, in der Hoffnung, dass sie mich nicht entdeckt.
Puh, das wäre geschafft, Helga war ohne sich umzuschauen zur Bushaltestelle gerannt, und gleich in den nächsten Bus gestiegen.
Jetzt aber auch schnell nach Hause, einen klaren Kopf bekommen und einen heißen starken Kaffee trinken.
Den ganzen Rückweg musste ich über diese Wortfetzen nachdenken. Wen wollte sie veräppeln? Aber sie wollte doch mit ihren Eltern in den Urlaub fliegen? Oder sind sie wieder zurück?
„Mutter? Was machst du denn schon hier?“ kam mir Sven entgegen.
„Bahn streikt“, entgegnete ich, meine Gedanken waren immer noch bei dem Telefongespräch.
„Helga hatte angerufen, das Wetter ist toll, sie vermisst mich, und…
“Ja, ja ich weiß, jeden Tag über 30 Grad und jede Menge Palmen. Wann ruft sie denn wieder an?“
„Übermorgen.“
„Richte ihr Grüße aus, und hier ist das Wetter saumäßig, wie vorgestern auf dem Bahnhofsvorplatz auch“, und ließ Sven mit verdutztem Gesichtsausdruck stehen. Ich hatte das Gefühl, jemand würde mir den Boden unter den Füßen wegziehen. Diese Schlange, diese Scheinheilige. Aber! Helga würde ja irgendwann aus ihrem angeblichen Urlaub zurückkommen!


Ein schrecklicher Vormittag und doch schön



Es gibt Tage, die fangen schrecklich an und heute war so ein Tag. Celine konnte nicht zur Schule, sie hatte seit drei Tagen eine eitrige Mittelohrentzündung mit heftigen Schmerzen und vom Arzt Ruhe verordnet bekommen. Dann eröffnete ihre Mutter ihr auch noch, dass sie mit zu Frau Tippelmann müsste, denn alleine zu Hause zu bleiben, dafür wäre Celine mit ihren sieben Jahre noch zu klein. Frau Tippelmann war eine Frau Ende Achtzig und ihre Mutter kannte sie seit mehreren Jahren. Seitdem sich das Allgemeinbefinden von ihr immer mehr verschlechterte und sie nicht mehr in der Lage war allein zu baden, fuhr ihre Mutter jeden Dienstag zu ihr und badete sie. Heute war es wieder soweit. Bei Frau Tippelmann war immer still sitzen angesagt, es durfte nichts angefasst werden und Celine musste essen und trinken was ihr vorgesetzt wurde, auch wenn sie es nicht mochte oder keinen Hunger und Durst hatte. Am liebsten wäre Celine zu Hause geblieben oder doch zur Schule gegangen, dort könnte sie mit ihren Schulfreunden und ihrem Freund Pascal in der Pause herumtoben.
So blieb ihr nichts anderes übrig, als murrend und maulend mit zufahren.
Noch im Auto appellierte ihre Mutter an sie: „Sei bitte nicht so wild, fasse nichts an, du kannst während des Badens den Kinderkanal im Fernsehen gucken.“
Vor der Wohnungstür erwähnte ihre Mutter noch beim Aufschließen: “Du weißt, erst bade ich Frau Tippelmann, dann helfe ich ihr beim Anziehen und dann wird zusammen Ge-frühstückt. Sei bitte lieb!“
Beim Betreten der Wohnung kam ihnen sofort Frau Tippelmann entgegen mit den Worten: „Da sind Sie ja schon und haben Ihre Tochter mitgebracht, ach wie schön.“
Da sah Celine in der Küche, auf dem Tisch, die große Schale mit Äpfeln, einige waren schon ziemlich runzelig, einige noch glatt und frisch. So einen glatten Apfel hätte ich jetzt gern, dachte sie sich und überlegte, ob sie einen Apfel nehmen sollte. Aber einfach einen nehmen, das traute sie sich nun doch nicht und fragte deshalb Frau Tippelmann, „Dürfte ich bitte einen Apfel nehmen?“ Diese erwiderte nur: „Wenn deine Mutter und ich mit dem Baden fertig sind, und wir gefrühstückt haben, dann kannst du einen von diesen Äpfeln bekommen“, und zeigte auf einige der verschrumpelten Exemplare. Aber einen alten mit Falten bedeckten wollte sie nicht und nach einem schönen, glatten Apfel mochte sie nicht fragen.
Endlich verschwanden ihre Mutter und Frau Tippelmann ins Badezimmer und sie setzte sich in die Stube, um ihren Kinderkanal anzuschauen.
Nach einer Stunde, Celine erschien die Zeit wie eine Ewigkeit und die Lust am Fernsehen war auch vorbei, ging sie ins Badezimmer und fragte:“ Wann seid ihr fertig, mir ist so langweilig. Wann können wir endlich essen? Ich habe Hunger.“ „Jetzt sofort, ich muss noch den Tisch decken. Komme bitte mit in die Küche, du kannst mir helfen“, erwiderte ihre Mutter und marschierte mit Celine raus.
Dort stand nun die Schale mit Äpfeln auf dem Tisch, an die Celine gar nicht mehr gedacht hatte.
Und eben diese Schale sollte sie im Auftrag ihrer Mutter in das Wohnzimmer bringen, um sie dort auf den Tisch zu stellen. Ohne lange zu überlegen, nahm sie einen schönen, runden Apfel, steckte ihn schnell in ihre Jackentasche und ging zurück in die Küche, wo ihre Mutter und Frau Tippelmann auf sie warteten, um mit dem Frühstück anzufangen.
Plötzlich beschlich sie ein schlechtes Gewissen und deshalb aß sie sogar das Brot, mit der schmierigen, schon älteren Wurst, welches Frau Tippelmann ihr geschmiert hatte.
Nachdem sie fertig gegessen hatten, räumte ihre Mutter den Tisch ab, sie verabschiedeten sich und traten den Heimweg an.
Im Auto nahm Celine den Apfel aus ihrer Jackentasche, freute sich über diesen schönen runden Apfel und biss mit vollem Genuss hinein. Plötzlich entdeckte sie, dass ihre Mutter sie im Rückspiegel beobachtete.

„Habe ich es mir doch gedacht, dass du dir einen genommen hast“, sagte sie mit einer Stimme, wo die Schärfe nicht zu überhören war. Celine wollte etwas erwidern, aber ihre Mutter sprach ohne Luft zu holen weiter. „Ich weiß, dass Frau Tippelmann nicht immer einfach ist, und du lieber einen schönen, glatten, als einen verschrumpelten Apfel haben wolltest Ich verstehe dich ganz gut, aber heimlich einen Apfel mit zunehmen ist nicht korrekt. Du hättest nochmals nachfragen können.“ Als ihre Mutter sah, wie bei Celine die Tränen kamen und die ersten runterrollten, erwiderte sie mit sanfterer Stimme: „Nun weine nicht. Aber bitte, tue so was nicht noch mal! Frage bitte das nächste Mal!“, dabei musste sie sich ein Schmunzeln verkneifen.

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Tag der Veröffentlichung: 19.09.2010

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