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Heute ist Frühlingsanfang. Doch während andere ihre Frühlingsgefühle auslebten über dem Asphalt, versucht Tasmania in ihrer Kanalbehausung, das Essen vor den vierbeinigen Eindringlingen zu schützen. Seit zwei Jahren ist es zur echten Plage geworden. Tasmania lebt schon lange in der Kanalisation. Eine Zeitung schwimmt an ihr vorbei und sie denkt: „Ach das ist ja die von letzter Woche“. Heute ist doch schon der 21.April 2110.


Seit dem letzen Atomangriff horten die letzten Menschen die Zeitungen, weil sie einfach zu einem wichtigen Gut geworden sind. Früher gab es Ipods und eZeitungen. Auch hatten die Menschen Mobile Telefone mit Internet und News in Echtzeit. All solch’ elektronisches Nachrichtenzeugs. Doch nun haben einige, wenige das Papier wieder entdeckt. Es ist mitlerweile wieder die einzige Möglichkeit, das Neuste über den Zustand der Welt zu erfahren und es dauert sehr lang bis die Zeitungen ihre Leser erreichen. Es herrscht Chaos und alles liegt in Schutt und Radioaktivität. Die, die damlas runter gegangen sind, haben überlebt. Doch an so eine Zeitung zu gelangen grenzt schon an ein Wunder hier unten. Da sich die Erde langsam erholt, sind viele wieder nach oben gegangen und versorgen die hier unten nun, mit dem was noch da ist und auch mit Zeitungen, manchmal.


Tasmania hebt sie auf, während sie durch das übel reichende Wasser schlendert. „Kann ich vielleicht noch gebrauchen, um die Ratten zu verscheuchen.“ Anfassen sollte man die nicht, da sie so hoch vertrahlt sind. Jetzt muss sie sich aber beeilen. Die Essensausgabe am Ausgang zur Oberwelt ist nur einmal in der Woche. Das darf sie nicht verpassen. Schnellen Schrittes huscht sie an einigen Leuten vorbei. Sie kennt hier Niemanden. Jeder ist sich selbst der Nächste. Aber diesen lächelnden Mann an der Ausgabe hat sie schon mal gesehen. Der war beim letzten Mal so witzig. Er hat gesagt: „Hey willst Du meine Handynummer haben?“ Tasmania hat laut gelacht. „So etwas gibt es seit Jahren nicht mehr. Alle Netze sind zerstört worden von den „Gotteskriegern“ irgend so eines Propheten.


Der Typ erkannte Sie sofort, obwohl sie heute sehr schlammig war. Hygienetag war auch nur einmal die Woche und erst morgen dran. Fröhlich pfiff er durch die Zähne und scherzte: „was siehst Du heute wieder hübsch aus.“ Tasmania schämte sich fast ein wenig, obwohl hier schon lange keiner mehr auf das Äußere achtete. Eher darauf genug zu Essen zu bekommen. Heute gab es diese Astronautennahrung. Das Zeug schmeckte immer ganz lecker. Tasmania freut sich auf diese Paste. Wenn man die Augen schließt und an früher denkt wird man an das italienische Restaurant Bellini erinnert, welches damals Weltweit als einer DER Inlokale galt. Die Pasta war so hervorragend. Die Saucen eine italienische Komposition. Verlegen lächelt sie diesen Wiztling an, um auf jeden Fall solch Paste ab zu greifen.


Erwartungsvoll hielt Tasmania ihre Tüte auf, doch der Typ gab ihr einen Karton. Verwundert nahm sie ihn in Empfang. Der war echt schwer. Damit hatte sie nicht gerechnet. Erstaunt fragte sie:“ Ist da auch diese Paste drin?“ Verschmitzt lächelt sie der charmante Typ an. „Du wirst etwas finden, was, wenn Du es verwendest, Dir jeden Tag diese Paste bescheren wird. Nur zu.“ Verwirrt tapste sie mit dem Karton zurück in die Unterwelt. Es war nicht leicht den Karton zu tragen, ohne dass er naß wurde. Aber Tasmania hielt ihn wie einen Schatz in die Höhe bis sie in ihrem Lager ankam und erschöpft zu Boden sank. Nachdem sie einen sicheren Platz für diesen ominösen Karton gefunden hatte, beschloss sie, sich noch ein wenig hin zu legen und von dem Jahre 2090 zu träumen. Damals fing der Wahnisnn an. Da war sie gerade mal 20 Jahre jung.


Die Welt war so wunderbar. Sie hatte sich gerade neu verliebt. Ein junger Soldat aus Nord Australien. Irgendwie erinnerte sie der Typ von der Essensausgabe ein wenig an ihre große Liebe. Es war damals kein Problem zwischen Europa und Australien zu pendeln. Die Flugschiffe brauchten nur knappe zwei Stunden bis dort. So sahen sie sich fast täglich. Wenn mal kein Schiff flog, dann chateten sie mit diesen 3D Talkern. Man hatte das Gefühl die Person berühren zu können.


Plötzlich wurde Tasmania aus ihrem Traum gerissen. Ein ihr seit langem unbekanntes Geräusch hallte von den Wänden in ihr Ohr. Es klang wie ein Song, den sie damals immer in ihrem multimedialen Talker hatte. Doch solche Talker wurden dann verboten von verschiedenen Kriegsparteien. Überhaupt wurde die Vernetzung verboten und wer eigene Netze baute und mit ihnen kommunizierte, wurde eingesperrt. Jetzt bekam sie Angst. Wie konnte das sein? War sie etwa schon krank geworden, nach all der Zeit hier unten? Hörte sie schon Geister? Nein, es kam aus dem Karton. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Langsam öffnete sie die Pappe und schaute vorsichtig hinein. Dann schaute sie schnell in die lange Röhre, ob niemand in der Nähe war. Zwischen jeder Menge Pasten sah sie etwas Schwarzes hervorluken. Hastig buddelte sie es frei.


Dabei berührte sie es irgendwie und plötzlich war da diese Stimme:“ Tasmania, bist Du es?“ Nun geh doch mal ran. Hallo, Tasmania?“ Verwirrt griff sie nach dem Ding. Sowas hatte sie noch nie gesehen in ihrem Leben. Es sah aus wie so ein Ding aus ihrem alten Geschichtsbuch, damals als Kind in der Primatenstufe.
Ein paar mal kam das Rufen dieser Stimme noch aus diesem Ding, dann verstummte es. Ungläubig starrte sie es an. Dann, zögerlich, sate sie: „Hallo, wer ist da?“ Doch das Ding blieb stumm. Tasmania wicklete es in etwas Stoff und steckte es in ihre Gewandtasche. Dann machte sie sich über die Paste her und vergaß das schwarze Etwas sehr schnell wieder. Als die Ratten wieder kamen, was ein Zeichen dafür war, dass es Draußen wohl dunkel wurde, kam eine Gestalt auf Tasmania zu. Sie bekam Angst, denn sie erinnerte sich nun wieder an dieses sprechende Ding.


„Wenn das ausgerechnet jetzt wieder losginge und die Gestalt ein Spitzel ist, dann wäre sie spätestens jetzt in Schwierigkeiten.“ Die Gestalt war ein Mann und sprach sie an:“ Hey Du, bist Du Tasamania?“ „Warum?“ fragte sie zögerlich. „Weil Du dann die sein musst, mit dem Handy in der Tasche und ich soll Dir das hier geben“. Dann überreichte er ihr einen Zettel und verschwand so seltsam, wie er gekommen war.


Handy? Was war das, fragte sie sich. Zurück an ihrem Platz, las sie den Zettel: „Hallo Tasmania, ruf mich doch mal an.“ Ich bin es, Dein verlorengeglaubter Freund. Erinnerst Du Dich an mich?“ Wenn ja, wähle diese Nummer mit dem Handy, welches ich Dir in Deine Kiste legte.“ Ich habe gute Neuigkeiten.“ Sie zog das Ding aus ihrem Gewand, wickelte es aus dem Stoff und betrachtete es von allen Seiten. Das war also ein Handy. Aber wie gab man dort eine Nummer ein und wie bekam man Verbindung?“ Sie erinnerte sich an die Schule. Im Freien hatte so ein Handy Empfang, sagte damals der Lehrende.


Eilig huschte sie nach oben. Im Schein einer kleinen Kerze entdeckte sie Zahlen auf dem Handy. Eine nach der anderen gab sie ein. Dann drückte sie auf die grüne Taste und hielt es an ihr Ohr und sagte „Hallo“ Jemand da?“ Es antwortete eine tiefe Stimme: „Tasmania, bist Du es?“ „Ja, antwortete sie ängstlich.“ Dann erkannte sie die Stimme. Es war ihre große Liebe von damals.


Ja, er war es. „Wie kommst Du in das Ding hier rein?“ fragte sie und war nun ganz aufgeregt. „Die alten Netze wurden aus den Museen genommen und wieder provisorisch aufgebaut. Wir haben Frieden seit letzter Woche. Ich werde Dich abholen. Wir können nach Südafrika reisen. Dort ist es kaum verstrahlt. Der Konvoi geht morgen los. Hast Du denn die Zeitung nicht gelesen?“ Verwirrt legte sie auf, packte zusammen und las am frühen Morgen die alte Zeitung. Die Überschrift lautete: " Der Frieden hat Frühlingsgefühle und das Chaos ist vorbei".

Impressum

Texte: Die Inhalte unterliegen dem Copyright der Autorin.
Tag der Veröffentlichung: 31.03.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
...widme ich meiner Mutter, die am 14.Januar 2009 verstarb. Diese Geschichte gefiel ihr besonders gut. Mein Kurzgeschichtenbuch "Subjekt,Prädikat,Objekt" können Sie auf http://stores.lulu.com/aminarunge erwerben.

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