Draußen gibt�s nur Kännchen
Heinz-Rüdiger betrat die �Schillerklause� und sah sich um. Das kleine Restaurant, das den Namen nicht verdiente, nutzten die Männer des kleinen Ortes Krimmbach als Zufluchtsort vor ihren Frauen. Insgesamt hatte die �Schillerklause� gerade einmal Sitzplätze für zwanzig Personen und an der langen Theke, die sich quer durch den etwa zehn mal fünf Meter großen Raum zog, fanden weitere acht Personen einen Stehplatz. Die �Schillerklause� war an diesem Mittwochabend nicht besonders gut besucht. Heinz-Rüdiger erspähte in der hintersten Ecke seinen Freund Alfred. Noch an der Tür stehend rief er ihm ein �Grüß Dich!� zu und bestellte im Vorbeigehen ein großes Export bei der dicken Wirtin, die auf den Namen Martha hörte und auch schon weit über sechzig war, aber eher älter aussah.
�Ei, Heinz-Rüdiger�, rief Alfred seinem Kumpel zu. �Da bist du ja wieder. Wie war der Urlaub?�
Das war das Stichwort. Heinz-Rüdiger war am Wochenende aus dem Italienurlaub zurückgekehrt.
�Hör� bloß auf mit den Itakern!�, schnappte Heinz-Rüdiger und ließ sich in den Holzstuhl fallen.
�Wieso?�
�Ich kann dir sagen: Das war der schlimmste Urlaub meines Lebens!�
�So schlimm?�, heuchelte Alfred Mitleid.
�Schlimmer!�, sagte Heinz-Rüdiger. �Das fing schon im Hotel an. Von wegen deutschsprachige Reiseleitung. Kein Wort haben die deutsch gesprochen. Mit Händen und Füßen mussten wir uns verständigen.�
�Stand das denn im Prospekt?�
�Was weiß ich? Das hat alles die Min Kaih geregelt. So was kann ich doch nicht.� Min Kaih war Heinz-Rüdigers asiatische Frau, die er sich vor ein paar Jahren in einem Katalog ausgesucht hatte und die mittlerweile fast besser deutsch konnte, als so manch Deutscher in Krimmbach.
�Da kannst du dich beschweren�, schlug Alfred vor.
�Das werde ich auch, darauf kannst du dich verlassen. Und die Zimmer erst. Von wegen Meerblick. Morgens war Nebel und mittags hat�s geregnet. Da hast du kein Meer gesehen. Und beim Essen erst...� Heinz-Rüdiger machte einen angeekelten Gesichtsausdruck. �Die haben zu Spaghetti noch nicht mal einen Löffel dazugelegt. Und wenn man mittags einen Cappuccino bestellt hat, haben sie dich blöd angeguckt. Irgendwann habe ich dann nur noch dieses Erpresso, oder wie das Zeug heißt, bestellt.� Er hielt zwei Finger knapp auseinander. �So�n Fingerhut voll Kaffee.�
�Das ist ja ein starkes Stück!�, meinte Alfred.
�Und als ich extra um sechs Uhr aufgestanden bin, um mir eine Liege mit meinem Handtuch am Pool zu reservieren, war schon alles belegt. Eine Katastrophe sag ich dir.� Heinz-Rüdiger nahm einen tiefen Schluck von seinem Bier, während Alfred entsetzt den Kopf schüttelte.
�Und ein Dreck überall�, fuhr Heinz-Rüdiger nach einem lauten Rülpser fort. �Meine Sandalen waren so dreckig, dass ich sie jeden Tag zum Putzen gebracht habe. Und meine weißen Socken sind total schwarz geworden.�
�So was ist schlimm�, meinte Alfred todernst.
�Das ist ja noch nicht alles�, sagte Heinz-Rüdiger gewichtig. �Bis wir mal ein deutsches Restaurant gefunden hatten� drei Tage haben wir gebraucht. Immer nur Pizza und Nudeln geht doch nicht. Da kann ich ja auch hier zum Italiener gehen. Ich frage mich wie die Itaker das aushalten.�
�Naja, die sind das halt gewöhnt�, erklärte Alfred.
�Und in der Stadt: Nur Touristen!�
�Furchtbar!�
�Und der Strand, war knallvoll. Wie die Ölsardinen haben wir gelegen. Ich habe mir einen Sonnenbrand geholt, wie noch nie in meinem Leben!�
�Eijeiei!�, machte Alfred und bestellte noch zwei Export.
�Das hat vielleicht weh getan!�, stöhnte Heinz-Rüdiger. �Ich habe drei Tage nur im Bett gelegen.�
�Hast du wenigstens mal im Meer gebadet?�
�Bist du verrückt?�, rief Heinz-Rüdiger. �Ich konnte ja unsere Wertsachen nicht zurücklassen. Die Itaker klauen doch wie die Raben. Außerdem gehe ich doch nicht in die Dreckbrühe!�
�Ja, das hört man immer wieder�, kommentierte Alfred.
�Deutsches Fernsehen gab�s auch nicht. Und bis ich endlich mal ein Kiosk gefunden hatte �, versuch doch da Mal die Bild Zeitung zu bekommen �!�
�Und ward ihr wenigstens in Rom, wie du es vor hattest?�, wollte Alfred wissen.
�Erinner� mich nicht daran!�, schnappte Heinz-Rüdiger. �Eine einzige Pleite, sag� ich dir. Bis wir dem Taxifahrer erklärt hatten, dass wir zum Petersplatz wollten� und dann haben wir noch nicht mal den Papst gesehen. Alles verrammelt.�
Heinz-Rüdiger machte eine kurze Pause und starrte nachdenklich vor sich hin.
�Aber Eines müssen wir den Italienern lassen: Hübsche Frauen haben sie!�
�Na, dann hat�s sich ja gelohnt!�
Edition leserunde
Tagebuch einer Eintagsfliege
6:02 Uhr
Kurt, die Larve, zwängte sich gerade aus seiner letzten Haut. Zufrieden stöhnte er, als er endlich von der beengten Haut befreit war. Auf seinen Rücken jedoch, fühlte sich etwas merkwürdig an. Er versuchte seinen Kopf zu drehen und bekam einen Riesenschreck, als er auf seinen Rücken zwei riesige Dinger entdeckte.
�Was ist das denn?�, rief er.
Dann versuchte er die Dinger zu bewegen.
6:09 Uhr
Kurt merkte, dass die Dinger auf seinem Rücken ihn in die Luft heben konnten.
�Ich kann fliegen!�, rief er die ganze Zeit.
Kurt schwirrte eine ganze Weile umher, bis er ein merkwürdiges Gefühl bekam. Irgendetwas krumpelte auch in seinen Bauch.
�Vielleicht sollte ich mal was essen�, überlegte er. �Dann wird es bestimmt besser.�
Kurt überlegte eine Weile, was er so essen konnte. Die ganze Zeit war er ja eine Larve im Wasser gewesen, aber jetzt war er eine Eintagsfliege.
�Was essen wir denn so?�, fragte er sich.
In diesem Moment legte der Hund von Günther Friesinger einen kapitalen Hundehaufen auf den Bürgersteig. Der Geruch stieg Kurt in die Nase.
�Mmmmh!�, sagte er. �Was riecht denn hier so lecker?�
Kurt folgte dem Geruch und entdeckte wenig später den frischen Hundehaufen.
�Das schmeckt klasse!�, feierte Kurt den ersten Bissen und aß sich erstmal richtig satt.
7:12 Uhr
Kurt war pappsatt und lehnte sich gemütlich zurück. Er lag in der Morgensonne und sinnierte über den Sinn des Lebens. Kurt kam zu dem Schluss, dass es zu kurz war, um es alleine zu verbringen. Er beschloss nach einer Frau umzusehen. Kurt döste noch ein wenig in der immer stärker werdenden Sonne und flog davon auf der Suche nach der geeigneten Lebenspartnerin.
8:45 Uhr
Die Suche schien endlos zu werden. Weit und breit keine Frau zu entdecken. Er war rund um den See, der seine Kinderstube gewesen war, auf die Suche gegangen. Er war in die einschlägigen Etablissements der Eintagsfliegen, wie Hundehaufen, Kuhfladen und Tierkadaver gegangen. Das Einzige was er dabei gefunden hatte, waren seine Kumpels aus dem See. Er hatte sich köstlich in den Eintagsfliegenklubs amüsiert. Eine Frau hatte er jedoch nicht gefunden. Vielleicht lag es daran, dass er zu viel gefeiert hatte. Manche Frauen können damit nichts anfangen. Aber jetzt hatte er sich gehörig ausgetobt und war bereit für die Eine. Gerade, als er diesen Gedanken fertig gedacht hatte, krachte er mit etwas zusammen. Er stürzte ab und schlug hart auf. Zum Glück war er nicht all zu hoch geflogen, so dass er den Sturz unbeschadet überlebte.
�Hast du keine Augen im Kopf?�, keifte irgendetwas in seiner Nähe.
�Was?�, sagte Kurt benommen und schaute sich um.
Ganz in der Nähe lag eine weibliche Eintagsfliege. Allem Anschein nach war er mit ihr zusammengestoßen. Er rappelte sich auf und ging zu der Frau herüber.
Es traf ihn wie ein Hammerschlag.
Er war sofort verliebt in dieses Wesen. Und wenn er ihr Verhalten richtig deutete, war sie auch nicht abgeneigt. Er war schließlich ein Mann in den besten Minuten.
9:32 Uhr
Die Hochzeit war kurz, aber schön gewesen. Alle alten Freunde waren dabei. Leider konnten seine Eltern das alles nicht mehr miterleben. Die Hochzeitssekunde war von Leidenschaft geprägt. Nach der Hochzeitsreise in den Vorratskeller eines Restaurants, zogen sie in einen geräumigen Kuhstall um. Der Kuhstall bot ihnen alles, was für Ihre Eier von Wichtigkeit war. Gleich hinter dem Kuhstall lag ein kleiner Tümpel, in dem Kurts Frau nach neun Minuten der Schwangerschaft ihre Eier gebar. Es waren die schönsten Sekunden in Kurts leben.
11:03 Uhr
Kurts Frau machte ihm schwere Vorwürfe. Er würde sich nur noch mit seinen Freunden im Ochsenstall herumtreiben und sie völlig vernachlässigen. Sie warf ihm vor, sich zu wenig um ihre gemeinsamen Eier zu kümmern. Daraufhin verweigerte sie sich ihm. Nach weiteren zehn Minuten, die Kurt in der Ehehölle verbrachte, beschlossen sie nach einem kurzen heftigen Streit von nun an getrennte Wege zugehen. Kurt ersoff seinen Kummer in der Aus¬scheidungsrinne des Kuhstalles.
11:25 Uhr
Kurt beschloss, dass es so nicht weitergehen konnte. Alles im Kuhstall erinnerte ihn an seine Ex-Frau. Er brauchte einen Tapetenwechsel. Er flog aus dem Stall heraus und suchte nach einer neuen Bleibe. Nach kurzem Flug entdeckte er die Küche des Bauernhofes. Die Bäuerin bereitete gerade das Mittagsessen vor. Kurt verspürte Hunger und aß sich erstmal am Pudding, den die Bäuerin zum Abkühlen auf die Fensterbank gestellt hatte, satt. Er schleckte gerade genüsslich, als er im Augenwinkel etwas Großes auf sich zukommen sah. Das große Etwas kam immer näher. Kurt schaute nach oben. Eine riesige Hand senkte sich im Eiltempo auf ihn herab. Er schaffte es gerade noch dem Mordanschlag der Bäuerin zu entkommen.
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Tag der Veröffentlichung: 28.08.2008
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