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Prolog

Es war der 24 Dezember 2000. Ein kalter Wind zog über Irland und versetzte das sonst so ruhige Meer in Aufruhr. In der kleinen Küstenstadt Kilkee, am nordatlantischen Ozean, war es totenstill auf den Straßen. In den Häusern brannten die Lichter und vertrieben die Dunkelheit aus den Gassen. Man hörte leise Stimmen und das Lachen von Kindern, die ihre Geschenke auspackten. Doch nicht nur sie, sondern auch ein armes Paar hatte in dieser Nacht ein ganz besonderes Geschenk bekommen. Das größte Wunder auf Erden, denn kurz nach Mitternacht bekamen sie ein Kind. Die Eltern hielten diesen Jungen für etwas ganz besonderes und störten sich nicht am stürmischen Wetter. Sie wickelten ihn in eine zerlumpte Decke und nahmen ihn ganz fest in den Arm. Zu Dritt saßen sie auf dem Felsvorsprung, blickten hinunter auf das Meer und sahen zu wie es gegen die Felsen schlug. Was die Zukunft ihnen bringen würde war ihnen nicht wichtig, dass einzige was zählte war dieser Moment. Ein Moment der Stille und des Friedens. Doch man hätte niemals gedacht, dass dieser Frieden so schnell vorbei ziehen würde.


Kapitel 1 Eine ganz normale Nacht

„Wie lange mache ich das jetzt schon? Und ich hasse es noch immer.“, fragt sich Texler selber während er sich um 3 Uhr morgens aus seinem Bett erhob. Mit der rechten Hand fuhr er über seine kurzen blonden Haare. Er ging nur schnell ins Badezimmer um zu duschen. Dann zog er sich an, nahm seine längliche, große schwarze Tasche und warf sie sich um die Schulter. In seinem Appartement hingen zwei große Spiegel. Der eine im Flur und der andere im Badezimmer. Den Spiegel im Flur hatte er mit einem Tuch abgedeckt, genauso wie den im Badezimmer. Er wusste selber nicht wann er zuletzt in einen Spiegel geschaut hatte. Selbst wenn er sich seine Haare beim Frisör schneiden lies, setzte er sich mit dem Rücken zum Spiegel. Er hasste sein Aussehen. Er hasste diese große, hässliche Narbe die sich durch sein ganzes Gesicht, von oben rechts nach unten links, über sein rechtes Auge zog, an der Nase vorbei und über die Lippe bis zum Kinn. Er blickte jetzt auf den bedeckten Spiegel im Flur und atmete erleichtert auf. Es tat ihm gut sich nicht selber sehen zu müssen. Die Tasche stellte er kurz auf den Boden und zog sich seinen schwarzen Mantel an. Eigentlich war es gar nicht so richtig kalt, schließlich war es Hochsommer, aber er verdeckte damit seinen Gürtel, an dem sich hinten zwei gekreuzte Messer befanden. Mit der Tasche verließ er sein Appartement und ging raus auf die Straße. Er reiste viel, darum wohnte er fast nur in Hotels. Manchmal wünschte er sich, dass er eine ganz normale Person wäre. Ein Mann mit einem normalen Beruf, der sich den ganzen Tag darauf freuen kann, abends mit seiner Familie zusammen zu sein. Aber er war nicht normal und das wusste er. „Eine Partnerin bei meinem Aussehen zu finden, ist sowieso unmöglich“, dachte er. Selbst wenn, kann er mit einer zweiten Person in seinem Leben nichts anfangen. Es wäre wahrscheinlich zu gefährlich gewesen. Er wunderte sich immer wieder, wie schön es ist, nachts allein auf einer Straße zu spazieren, aber natürlich war er nicht deswegen nach draußen gegangen. Er zog sich seine Kapuze über den Kopf, stellte sich an den Straßenrand und winkte ein Taxi herbei. „Ja, bitte?“, fragte der Taxifahrer, während sich Texler auf die Rückbank setzte. „Fahren sie einfach Geradeaus, ich sage schon wenn sie abbiegen müssen.“ Und mit einem lauten Knall fiel die Autotür ins Schloss. „Sie sind der Boss.“, antwortete der Taxifahrer und setzte sein Auto ihn Bewegung. Er versuchte in Texlers Gesicht zu schauen und starrte in den Rückspiegel, aber er sah nichts. Texler hatte sich zurückgelehnt und schaute mit halb gesenktem Kopf auf die Straße hinaus. „Die nächste rechts und hören sie auf mich so anzustarren.“ Der Taxifahrer schaute wieder auf die Straße und setzte den Blinker. „Entschuldigen sie, aber mich interessiert eben nun mal wie meine Kunden aussehen. Mein weiß nie, was sich nachts für Typen hier herumtreiben. Ist ja kein Weltuntergang, wenn ich ihr Gesicht sehen würde.“
„Für sie währe es ein Weltuntergang und jetzt halten sie an, den Rest gehe ich zu Fuß.“
Er drückte dem Fahrer 20¤ in die Hand, nahm seine Tasche, stieg aus,
„Den Rest können sie behalten.“, und schlug die Tür zu.
Er wartete noch eine Minute bis das Taxi außer Sichtweite war und ging in eine gegenüberliegende Gasse. Es war stockdunkel, aber seine Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt. Er blieb in einem kleinen Hof stehen. Vor ihm war ein Gebäude.
Er kletterte die Feuerleiter nach oben auf das Dach und hockte sich in eine Ecke. Von hier aus hatte er eine hervorragende Sicht auf das geschlossene Restaurant, auf der gegenüberliegenden Seite. Jetzt hieß er nur noch warten. Ein kurzer Blick auf seine Armbanduhr, 03:25 Uhr, verriet ihm, dass es nicht mehr lange dauern kann. Nach zirka 7 Minuten sah er einen Mann. Er war ungefähr 1,70 groß, schwarz angezogen mit einem dunklen Hut. Dieser stellte sich vor das Restaurant. Er schien nervös zu sein und schaute sich mehrmals in der Gegend um. Immer wieder blickte er auf sein Handgelenk, an dem sich offenbar eine Uhr befand. „Nicht so auffällig, mein Freund“, flüsterte Texler vor sich hin. Der Name des Mannes war Michael Steel und in kürze würde auch noch ein zweiter Mann eintreffen: Steve Johnson. Sie hatten geschäftlich miteinander zu tun. Der eine kaufte Waffen für die Mafia und der andere trieb diese auf. Gerade als er seinen Gedanken zu ende Gedacht hatte, kam auch schon Steve aus einer Nebengasse und stellte sich ebenfalls vor das Hotel. Die beiden Standen in einer Linie, Steve mit dem Rücken zu Texler und Michael mit dem Gesicht. Sie sprachen wahrscheinlich über ihren neusten Deal und über die Bezahlung. Was genau sie besprachen war Texler auch relativ egal, denn er wusste, dass sie es gleich nicht mehr tun würden. Er zog seine Tasche neben sich und öffnete den Reisverschluss. Er nahm ein paar Metallteile heraus und setzte sie zusammen. Für ihn war das schon reine Routine. Innerhalb von einer Minute hatte er seine Steyr HS .50. zusammengebaut. Er steckte nur noch das Zweibein und das Zielfernrohr auf und schob die Kugel in die Kammer. Angesichts der günstigen Stellung in der sich seine zwei Zielpersonen befanden, war sowieso nur eine nötig. Er stellte das Präzisionsgewehr auf die Dachkante und schloss sein linkes Auge. Mit dem rechten Auge schaute er durch das Zielfernrohr. Das Fadenkreuz wanderte auf die zwei Leute zu. Er legte den Finger auf den Abzug und hielt kurz seinen Atem an. Ein Knall durchschnitt die Stille der Nacht. Die Kugel durchschlug Steves Hinterkopf und Michaels Brust, wie zwei Stück Papier. Beide fielen augenblicklich zu Boden. Es würde nur wenige Minuten dauern, bis die Polizei hier eintreffen würde. Er baute das Gewehr auseinander, legte es zurück in die Tasche und machte sich auf den Weg zum Hotel. Er würde in wenigen Stunden am Flughafen sein müssen. Der Gedanke nicht mehr lange in Moskau zu sein, brachte ihm ein Lächeln auf sein Gesicht und ließ ihn erleichtert aufatmen.

Immer mehr Schaulustige drängelten sich in aller Heer Gott’s Frühe um das kleine Restaurant mitten in Moskau. Die halbe Kreuzung war mit verschiedenen Dienstwagen voll gestopft und langsam trudelten auch die ersten Reporter ein. Die Beamten waren schon dabei den Tatort zu säubern, als Detektive Lopez gerade mal eintraf. „Sie kommen recht spät, Lopez.“, wurde er von seinem Kollegen und Mentor Detektive Williams begrüßt. „Ich wäre ja gerne früher gekommen, Jack, aber man hielt es anscheinend nicht für notwendig, mich zu informieren.“, gab er zurück, während er aus seinem Fahrzeug stieg. „Ich habe dich 2-mal angerufen, dir 4 SMS geschrieben und dich ein dutzend Mal angepiept.“, bemerkte Williams kopfschüttelnd und ergriff das Wort, bevor Lopez mit einer weiteren dämlichen Ausrede ankommen konnte: „Okay, 2 Tote, männlich, beide in Waffengeschäften verwickelt und stehen mit der russischen Mafia in Verbindung. Michael Steel und Steve Johnson. Sie starben vor ca. …“, er schaute kurz auf seine Armbanduhr, „4 Stunden. Ein glatter Durchschuss, die Kugel ist sogar noch mehrere Zentimeter in den Boden gedonnert.“. Lopez hob gerade die Hand und wollte eine Frage stellen, aber auch diesmal lies Williams ihn nicht zu Wort kommen und beantwortete seine Frage, ohne sie überhaupt anzuhören: „Richtig, beide wurden mit einem einzigen Schuss getötet. Sie standen genau in einer Linie und im perfekten Abstand, sodass sie auf der Stelle tot waren. Die Tatwaffe war eine Steyr HS 50. Geschossen wurde von dort.“, und mit einer flüchtigen Handbewegung zeigte er auf ein Hausdach auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Lopez machte sich während Williams erzählte ein paar Notizen auf einen kleinen Block. „Naja, auf jedenfall kamen um kurz vor 4 Uhr drei verschiedene Anrufe in der Station an und meldeten einen Schuss gehört zu haben und/oder zwei Leute auf der Gasse liegen zu sehen. Natürlich wurde ich direkt alarmiert und trudelte zusammen mit den zwei Polizei Officern hier an. In diesen 4 Stunden hab ich mir den Arsch abgefroren, weder einen Kaffee noch ein Frühstück zu mir genommen und mir unentwegt immer die selben dämlichen Fragen und fast genauso dämlichen Antworten anhören müssen, während zwei Dealer mitten auf der Gasse ausbluten und irgendwelche gestörten Typen sich darum versammeln um beim nächsten Kaffeekränzchen eine gute Story abgeben zu können und diese verdammten Journalisten gingen mir schon immer auf den Sack.“. Nach einem kurzen Nicken packte Lopez dann seinen Block weg und schaute sich noch einmal demonstrativ um, bevor er mit den Achseln zuckte: „Okay, hier gibt es eh nix mehr zu tun, also können wir ja jetzt auch Pause machen.“ „Du hast ja noch nicht einmal was geschafft.“, gab Williams zurück und sie versuchten sich möglichst unauffällig durch die Menschenmasse zu drängeln, was leider aber auch diesmal nicht klappte und sofort wurden sie mit Fragen bombardiert, obwohl die Reporter wussten, dass es darauf keine Antworten gab: „Detektive Williams gibt es schon Tatverdächtige?“. Williams ging einfach weiter ohne darauf zu achten. Auch wenn die Polizei wahrscheinlich noch keine Verdächtigen hat, war er sich schon ziemlich sicher den Täter zu wissen. „Jetzt weiß ich schon wo du bist und dein Blutbad vollstrecken wirst und trotzdem gehst du mir durch die Finger! Dich krieg ich auch noch!“, dachte er verbittert. „Detektive! Was können sie uns zu den beiden Opfer sagen?“. Völlig genervt blieb Williams demonstrativ stehen und drehte sich zu den Reportern um: „Ja, sie sind tot und jetzt tun sie mir einen Gefallen und lassen mich und den verdammten Rest dieser verdammten Menschheit für den verdammten Rest, meines verdammten Lebens, verdammt noch mal in Ruhe!!“. Die kurze Verwunderung und Stille nutzte er um sich möglichst schnell aus dem Staub zu machen und das nächste Cafè aufzusuchen.


Kapitel 2 New York – Die Stadt die niemals schläft

Die Flughäfenkontrollen arbeiteten anscheinend sehr schlampig. Trotz Metalldetektoren flog Texler nie auf. Seine Waffen verstaute er immer komplett auseinandergebaut in seinem Gepäck. Zudem waren seine Waffen aus einem speziellen Material hergestellt: TG-01. Es war eigentlich gar kein Metall aber es hatte die meisten nützlichen Eigenschaften und konnte deshalb als solches verwendet werden. Die spezielle Anfertigung seiner Waffen war zwar nicht gerade billig, aber wenn er sich dadurch eine Menge Ärger ersparen konnte, war es die Sache wert. Er wusste ohnehin nicht immer, was er mit seinen Ersparnissen machen sollte. Ein Großteil ging für Waffen, gefälschte Ausweise, Unterkünfte, Reisen und Kleidung drauf, das was übrig blieb, lies er auf seinem Konto. Gelegentlich beschaffte er sich noch einen neuen Laptop, den er aber sowieso nur selten benutzte. Natürlich flog er immer erste Klasse. Er verstaute sein Handgepäck in seinem Fach und setzte sich erstmal. Der Flug würde eine Weile dauern also beschloss er nach dem Start eine Weile zu schlafen. Er stellte seinen Sitz in eine fast waagerechte Position und versuchte sich gemütlich hinzulegen. Es dauerte nicht lange bis er komplett weggetreten war. Als er aufwachte waren sie immer noch in der Luft. Aber gerade kam eine Durchsage, dass sie jeden Moment in den Landeanflug gehen würden. Texler setzte sich wieder aufrecht hin und schnallte sich an. Das Flugzeug setzte auf und kam nach wenigen Minuten zum stehen. Geduldig wartete er, bis die meisten Passagiere aufgestanden waren, bevor er sich seine Tasche schnappte. Es war gerade erst 8 Uhr morgens Ortszeit. Er musste noch seine Uhr umstellen. Dieses ständige Uhrenumstellen ging ihm gehörig gegen den Strich. Er war nicht gerade ein großer Fan von New York, geschweige denn von den USA, aber er war schließlich auch nicht zum vergnügen hier. Genau genommen hasste er alle Großstädte. Zuerst nahm er sich ein Taxi und lies sich zu seinem Hotel fahren, das Jumeirah Essex House in der Nähe des Central Parks in Midtown. Im Hotel angekommen checkte er mit einem gefälschten Ausweis ein und bezog sein neues Zuhause. Es war ziemlich luxuriös ausgestattet. Ein schöner Teppich, ein großes Bett, das Badezimmer aus Marmor und die Schränke aus Mahagoniholz. Seine Taschen stellte er in eine Ecke des Schlafzimmers. Das erste was er tat waren die meisten Spiegel so gut es ging abzudecken. Dann ging er duschen und zog sich neue Klamotten an. Aus einer Tasche nahm er seinen Laptop hervor und schloss ihn an. Er checkte nur kurz seine E-Mails um zu schauen, ob er einen neuen Auftrag bekommen hat, aber der Posteingang war, bis auf ein paar Junk-E-Mails, leer. Er markierte die Mails ohne zu lesen und klickte auf „Löschen“. Bevor er abreisen würde, würde er noch einmal schauen. Er schaltete den Laptop aus und verstaute ihn wieder in seiner Tasche. Da er sehr vorsichtig war, surfte er nie lange im Internet und besaß auch kein Handy, denn dieses hätte man ziemlich leicht orten können. Auch dass er sich dauernd einen neuen Pass zulegte war nur eine Sache der Sicherheit. Sein Magen fing schon an zu knurren und er erinnerte sich zuletzt in einem Hotel in Moskau gegessen zu haben. Also nahm er seine Brieftasche und ging runter in das Hoteleigene Restaurant.

Die beiden CIA Agenten Detective Williams und Detective Lopez kamen nach einem langen Flug endlich in New York an. Ihre Quelle hatte bestätigt, dass sich Texler dorthin aufmachen würde. Leider wussten sie nicht wo er sich befand oder ob er überhaupt schon da war. Die wenigen Informationen, die sie von seiner Zielperson hatten, mussten genügen, aber leider war auch hier kein Ort oder eine Zeit angegeben, was die ganze Situation wieder um einiges schwieriger darstellt, als es eigentlich sein sollte. Es war schon spät, die Sonne war untergegangen und die kühle Nachtluft blies ihnen um die Ohren. Sie hatten noch gerade so den letzten Flug erwischen können und warteten jetzt auf ihren Chauffeur. Wären Williams einfach nur dastand und alle 31,5 Sekunden auf die Uhr schaute lief Lopez die ganze Zeit hin und her, „Und was, wenn wir von dieser Quelle nur verarscht und auf eine falsche Fährte geführt werden? Ich meine woher soll er denn bitteschön wissen, wo dieser Texler seinen nächsten Auftrag hat?“, äußerte er sich zähneknirschend. Anstatt zu Antworten nahm Williams sein Gepäck auf, als er die schwarze Limousine kommen sah. Ihre Koffer schmissen sie kurzerhand in den Kofferraum und machten es sich dann auf der Rückbank bequem. Die Fenster waren alle getönt, somit auch die Zwischenscheibe, die Vorder- und Rücksitze voneinander trennte. Die Scheibe wurde heruntergefahren und der Fahrer begrüßte seine Gäste freundlich ohne sein Gesicht nach hinten zu wenden oder in den Rückspiegel zu schauen, stattdessen konzentrierte er sich auf die Fahrbahn und setzte den Wagen in Bewegung: „Guten Abend Gentlemen, ich hoffe sie hatten einen angenehmen Flug. Für sie wurde ein Doppelzimmer in einem sehr gemütlichen Hotel in der Nähe des Central Parks in Midtown reserviert. Sobald sie ankommen, sollen sie bitte Kontakt mit ihrem Vorgesetzten aufnehmen, so wurde mir gesagt. Wenn es irgendetwas gibt was ich für sie tun kann, so möchte ich sie bitten mir diese mitzuteilen und ich werde versuchen ihren Wünschen nachzukommen.“. Da Williams ziemlich genervt und müde war, hatte er keine Lust auf belanglose Konversationen. Nach eine kurzen „Nein, danke.“ drückte er einen der Knöpfe, zwischen den beiden Hintersitzen, wodurch sich die getönte Scheibe wieder nach oben fuhr.
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass er einen Laptop oder sonstiges mit sich führt, was unsere Quelle angezapft hat und somit über jeden Auftrag bescheid weiß.“, entschloss sich Williams schließlich zu antworten. Lopez war zu müde um sich weiter darüber den Kopf zu zerbrechen und legte sich zurück, bis sie vor dem Jumeirah Essex House hielten. Die beiden checkten schnell ein, schmissen ihre Taschen in die Ecken und bezogen einzeln ihre Betten.

Kapitel 3 Die Killerin

In seinem Zimmer wieder angekommen legte er sich aufs Bett. Den ganzen Tag hatte er damit verbrach die Gegend zu erkunden und um eine gute Möglichkeit zu finden seinen Auftrag auszuführen. Seine Zielperson hatte er an diesem Tag schon zweimal gesehen und jetzt wusste er auch in welchem Hotel sie sich befand. Jemanden in New York nachts heimlich zu töten, war fast unmöglich. Es war immer jemand irgendwo, also beschloss sich Texler, diesmal eine etwas aufwändigere Aktion durchzuziehen. Zuerst rief Texler in dem Hotel an, in dem sich seine Zielperson befand und bekam nach einer aufgetischten Story und ein paar Komplimenten, die Zimmernummer gesagt. Zudem besorgte er sich einen Plan vom Hotel, gelobt sei das Internet, und merkte sich, wo sich das Zimmer befand. Das Fenster des Zimmers war auf eine kleine Gasse ausgerichtet. Gut für ihn.
Dann legte er sich seinen Messergürtel um und bedeckte ihn mit seinem Mantel. Diesmal aber nahm er seine Smith & Wesson Mk 22 mit. Beim Verlassen des Hotels steckte er die Pistole in den Holster. Er nahm sich diesmal kein Taxi und lief die Straße entlang. Nach 20 Minuten war er bei dem Hotel seiner Zielperson angekommen. Unauffällig schlich er um das Hotel herum und sah, dass in dem Zimmer, in dem sich seine Zielperson befand, kein Licht mehr brannte. Zum Glück verlief die Feuerleiter am Fenster entlang. „Einfacher geht’s nicht!“, jubelte Texler im Inneren. Das Fenster stand offen und er konnte ohne Probleme in das Appartement klettern. Allein die Umrisse waren im Dunkeln auszumachen. Rechts von ihm ein Bett. Vorne rechts ein Wandschranks und links daneben, die Zimmertür. Links von ihm stand seine Tür offen, sie führte zum Badezimmer. Er nahm seine Smith & Wesson und schraubte den Schalldämpfer auf. Schritte waren im Badezimmer zu vernehmen. Texler trat mit einem Abstand von etwas weniger als 3 Meter hinter die Person, die deutlich als seine Zielperson zu erkennen war. „Hallo“. Der Mann drehte sich erschrocken um und hob reflexartig die Hände, als er den Lauf der Pistole sah. „Was wollen sie? Wer sind sie?“, brachte der Mann hervor. „Erstens: Geht sie nichts an! Zweitens: Sehen sie doch! Zumindest will es so mein Auftraggeber.“, antwortete Texler kalt, wie oft hatte er diese Frage schon gehört?. Er wollte gerade abdrücken, als er plötzlich etwas Hartes an seinem Hinterkopf spürte. „Nicht so schnell!“, mahnte eine junge Frau, als sie ihm gerade eine Waffe an den Kopf drückte. „Scheiße!“, fluchte Texler.
Der Mann vor ihm nahm seine Hände wieder runter und lachte kurz auf:„Ich wusste, dass man einen Killer auf mich angesetzt hatte. Also besorgte ich mir auch einen, nur als kleine Schutzmaßnahme. Ich habe mir nicht umsonst ein Zimmer so nah an der Feuerleiter geholt. Und nun zurück zu meinen Fragen. Wer bist du und wer hat dich geschickt?!“. In seinem Kopf ging Texler alle seine Möglichkeiten durch, die aber auch alle damit endeten, dass er entweder verwundet, getötet oder verhaftet wurde. „Ich habe ja eh nichts zu verlieren“, dachte Texler bitter und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er das herausfordernde Gesicht seiner Zielperson sah, die darauf nur verwirrt schaute.
„Ich bin dein Ende.“. Mit einer schnellen Handbewegung lies er seine Waffe fallen, schlug die Pistole hinter seinem Kopf weg und griff den Arm der Frau am Handgelenk. Er drehte ihn auf ihren Rücken, zog mit seiner linken Hand ein Messer hinter seinem Rücken hervor und hielt es an ihre Kehle. Seine Zielperson ergriff die Flucht und kletterte aus dem Fenster. „Jetzt wird er ja doch noch entkommen. So ein Pech aber auch“, lachte sie verhöhnend. „Halts Maul!“, schnauzte Texler. Er nahm der Killerin die Waffe aus der Hand. „An deiner Stelle, würde ich mir diese dämlichen Kommentare sparen!“ Langsam holte er mit der Waffe aus und lies sie ruckartig nach unten schnellen. Es gab einen dumpfen Knall, als der Griff der schweren Waffe auf den Kopf der jungen Frau knallte, die augenblicklich zusammenklappte. Nachdem er sein Messer wieder weggesteckt hatte, betrachteter er kurz die Waffe, in seiner Hand, genauer. Es war eine Desert Eagle Kaliber .44. An dem Griff klebte etwas frisches Blut. Die Magnum war verchromt, mit goldenen Teilen und hatte Verzierungen am Lauf und am Griff. Gesamt wog das Teil garantiert fast 2 kg. „Kein Spielzeug für so ein kleines Mädchen wie dich“, knurrte er wütend zu dem am Boden liegendem Körper. Augenblicklich stürmte er auf das Fenster zu und sprang hinaus. Den Lauf der Waffe hatte er in seinen Mund gesteckt und hielt in mit seinen Zähnen fest. Mit der rechten Hand griff er nach der Leiter neben dem Fenster und schwang sich hinauf. Er rutschte hinunter und sprang kurz vor dem Boden ab, nahm die Waffe wieder in seine rechte Hand und lief in die dunkle Gasse. Obwohl er eigentlich völlig orientierungslos durch die Gassen lief hatte er nach kurzer Zeit die Spur zu seiner Zielperson wieder aufgenommen. „Mehr Glück, als Verstand.“, dachte er kurz. Der Mann lief aus der Gasse hinaus und rannte über eine Straße. Er schaute nach hinten, um zu gucken, wie weit Texler noch entfernt war, als plötzlich ein Lichtkegel in sein Gesicht geworfen wurde, gefolgt von einem unheimlich lauten Hupen. Er blieb stehen, hielt sich die Hände schützend vor seine Augen und schrie auf, als er den LKW sah. Texler blieb in der Dunkelheit der Gasse stehen. Das laute Quietschen der Räder des LKWs folgte den Schreien des Mannes, die sofort verstummten, als man einen dumpfen Aufprall hörte. Der LKW selbst kam erst nach weiteren fast 100 Metern zum stehen. Der Fahrer stieg aus. Er zitterte am ganzen Körper und rief um Hilfe und in wenigen Fenstern flammte das Licht auf.
Texler drehte sich wieder um und ging zurück. Seine Zielperson war offensichtlich tot. Er holte nur noch schnell seine Pistole aus dessen Appartement, aus dem die Frau nun ebenfalls verschwunden war, und machte sich dann auf den Weg zu seinem Hotel.

„Was für ne Sauerei.“ Detective Williams und Detective Lopez verließen gerade den Tatort 2 und stiegen zurück in ihren Dienstwagen. Der Fahrer brachte sie zurück in ihr Hotel. Dort angekommen packten sie ihre Ordner aus. Williams breitete die Fotos auf dem Boden aus während Lopez wieder zu den Akten ging. „Jean Doumont, 46, wurde mehrere Male der Vergewaltigung beschuldigt, soll Terrororganisationen unterstützt haben und sogar mit der Mafia Geschäfte abgewickelt haben. Tja, ein Problem weniger.“ Williams hob zwei Fotos vom Boden auf. „Wir beschäftigen uns nicht mit dem Opfer, sondern mit dem Täter. Leg den Schrott weg und sieh dir das mal an. Lopez trat neben ihn und sah auf Bild 1 den Boden des Appartements auf dem ein kleiner Blutstropfen lag und der Nummer 4, auf dem anderen lag auch ein Blutstropfen nur diesmal auf Asphalt mit der Nummer 12. „Und?“. „Das Blut stammt von ein und derselben Person, aber nicht vom Opfer. Es stammt aber auch genauso wenig von ihm.“. „Vielleicht verfolgen wir hier eine falsche Spur und wurden doch reingelegt. Das er eigentlich ganz wo anders ist und wir gerade einem anderen Killer hinterher jagen.“. Williams schmiss die Fotos auf den Boden und warf die ganzen Ordner vom Bett, alle Blätter verteilten sich über den Boden. „So eine verdammte Scheiße! Ich ruf diesen Trottel gleich an und wenn er mir nicht augenblicklich neue handfeste Informationen beschaffte, dann werde ich dafür sorgen, dass er nie wieder ein Kontaktmann von irgendjemand ist!“. Lopez trat derweilen einen Schritt zurück. „Gut ich fahr noch mal runter und ruf mal im Labor an. Vielleicht gibt es ja doch noch gute Neuigkeiten.“

Kapitel 4 Alte Erinnerungen

Da er keine neuen Aufträge erhielt, flog er zurück nach Irland. In Kilkee hatte er sich vor sehr langer Zeit eine kleine Hütte gekauft und etwas umgebaut. Aus Holz, nicht besonders groß und im Winter verdammt kalt. Aber sein Steinkamin heizte einen kleinen Teil der Wohnung, die eigentlich nur aus einem großen Raum, einem Badezimmer und einem Keller bestand. Im Keller lagerte er alles Mögliche an Kleidung, Essen und Waffen. Aus dem Keller führte ein kleiner Geheimgang heraus, der mehrere Meter hinter dem Haus, in der Nähe der Felshänge, endete. Es gab keine Telefon- oder Stromleitung hier draußen. Das einzige, was natürlich normal funktionierte, war die Sanitäreinrichtung. Für den Strombedarf hatte er einen Stromgenerator, der mit Batterien betrieben wurde. Nachdem er alles besorgt hatte setzte er sich vor den Kamin. Texler schloss sich einen kleinen Gasherd an den Generator an und stellte einen Topf auf die kleine Flamme. Darin erhitze er sich seine Suppe. Alle Auftragskiller auf dem gesamten Erdball ergaben letzten Endes eine Gemeinschaft. Es gab sogar spezielle Untergrundtreffpunkte, an denen sich Schwarzarbeiter versammelten. Die drei „Hauptquartiere“ von denen Texler auch wirklich bescheit wusste, lagen in Galway – Irland, Tokyo – Japan und in New York – Amerika. Natürlich waren diese Orte nicht offiziell und es gab noch hunderte andere davon aber im Allgemeinen wusste jeder der auf dem Schwarzmark und im Untergrund arbeitete über diese drei Orte bescheid. Man konnte dort mit seinen Waffen handeln, sich über den neusten Stand der Dinge informieren und auch neue Aufträge beschaffen oder aushängen lassen. Öfters wurden irgendwelche unsinnigen Wettbewerbe veranstaltet, wie Armdrücken, Zielschießen oder auch Kampfturniere, an denen Texler nur selten teilnahm, auch wenn der Gewinn meist groß war.
Auch wenn er sich nur selten dort blicken lies, hatte er vor sich in nächster Zeit einmal dort umzusehen. Dann könnte er auch sein Waffenarsenal mal ein wenig verkleinern.
Es war draußen bereits dunkel aber Texler beschloss noch einen kleinen Spaziergang zu machen, an einen ganz speziellen Ort. Er war schon sehr lange nicht mehr da gewesen und trotzdem wusste er noch ganz genau wo er war. Es war ein einfacher Felsvorsprung. Der Mond tauchte das Meer in einen silbernen Schleier und das Meer rauschte leise. Es war ein wundervoller Anblick. Texler setzte sich auf den Boden, schaute dem Wasser zu und schloss nur für einen Augenblick die Augen…
Es war am 25 Dezember, ein Tag nach seinem Geburtstag. Texler war mit seinem Vater in seinem Haus in Kilkee, seine Mutter war gerade nicht da. Sie war unterwegs, kaufen oder Freunde besuchen. Was genau sie tat, hatte Texler vergessen. In der Wohnung brannten überall Kerzen. Es war eine sehr weihnachtliche Stimmung. So warm und vertraut. Der Tannenbaum war geschmückt und glänzte in all seiner Pracht im Kerzenlicht. Es war noch gar nicht so lange her, da haben sie noch auf der Straße wohnen müssen. Sein Vater konnte in kurzer Zeit ziemlich viel Geld auftreiben. Texler konnte nicht wissen, woher sein Vater das Geld hatte. Schließlich war er gerade erst 6 geworden. Sein Vater hatte angefangen für die Mafia zu arbeiten, damit sie sich etwas mehr leisten konnten, aber wenige Tage vor Weihnachten stieg er aus und wollte ein neues Leben anfangen. Im Wohnzimmer saß Texler vor dem Tannenbaum und spielte mit seinem Geschenk, ein kleiner Teddybär, als jemand plötzlich an der Tür klopfte. Texler dachte, dass seine Mutter schon zurück wäre und wollte aufmachen. Er lief auf die Tür zu aber sein Vater hielt ihn fest. „Tu mir einen gefallen. Hol deinen Teddy, geh ins Schlafzimmer und versteck dich unter dem Bett und egal was passiert, ich möchte dass du ganz leise bist. Verstanden!?“ mahnte sein Vater. Texler nickte verstört und kroch unters Bett, wie sein Vater es befohlen hatte. Plötzlich hörte man ein lautes Knallen. Jemand hatte die Tür eingetreten und 4 Leute betraten die Wohnung. Bewaffnet mit Messern und Pistolen. Einer hielt Texlers Vater den Lauf der Pistole vor das Gesicht, zwei weitere standen da, mit gezückten Messern, bereit um sich, wenn möglich, zu wehren. Der letzte trat langsam hervor. An seinem Gürtel befand sich eine Halterung mit einem Schwert. Er lachte ihm zu und sagte etwas. Sagte viel, aber Texler hatte vergessen was und dann ging alles so schnell. Sein Vater schlug die Pistole vor seinem Gesicht weg und stieß den Mann gegen das Regal an der hinteren Wand. Ein lautes Scheppern erfüllte das Haus. Glas splitterte und fiel zu Boden. Die zwei mit den Messern gingen auf ihn los. Einen konnte er abwehren, der andere Schnitt ihm in den linken Oberarm. Von zwei Männern wurde er festgehalten, während derjenige, der vorher noch eine Pistole hatte immer wieder auf ihn einschlug. In den Magen und ins Gesicht immer wieder, bis der Mann mit dem Schwert eingriff. „Es reicht!“, rief er und die anderen hörten sofort auf und warfen ihn zu Boden. Er lag wenige Meter vom Bett entfernt und sah Texler in die Augen, seine Lippen bewegten sich aber sein Flüstern wurde von der dröhnenden Stimme eines anderen Mannes übertönt. „Du hast uns betrogen und dachtest, wenn du einfach aussteigst, bekommt es niemand mit, hm? Aber wir sind dir auf die schliche gekommen du mieser Verräter!“. Noch als die Worte verklangen, durchstieß die scharfe, lange Klinge des Schwertes den Oberkörper des Vaters. Blut spritze leicht aus seinem Mund und das gequälte Röcheln, war das letzte was man von ihm hörte, bevor sein Kopf zu Boden sackte. Es breitete sich eine dunkle Lache unter dem toten Körper aus, während seine Augen leer auf Texler starrten. Einer der Mörder nahm eine Kerze und schmiss sie in den Tannenbaum. Es dauerte nur wenige Sekunden bis dieser brennend umkippte und das Feuer sich unaufhaltsam ausbreitete, doch Texler blieb noch so lange liegen, bis er sich ganz sicher sein konnte, dass keiner dieser Kerle mehr im Haus war. Er kroch unter dem Bett hervor und klemmte sich seinen Teddy unter den Arm. Als die Mutter wenig später nach dem Vorfall ankam, stieg eine große Rauchwolke aus dem Fenster. Die Feuerwehr und die Polizei waren bereits eingetroffen. Sie rannte die Treppen hoch und sah im Treppenhaus ihren Sohn sitzen, der seinen Vater aus der brennenden Wohnung gezogen hatte. Er war über und über mit Blut bespritzt. Nicht sein Blut. Nein, es war das Blut seines Vaters. Er saß dort ohne Gesichtsausdruck. Er war leer. Keine Tränen, keine Wut oder Trauer. Dort saß er, mit seinem Teddy auf dem Schoß. Seine Hand packte ein kleines Stück Metall an seinem Hals. Mit einem leichten Ruck löste er die Kette und schaute auf das silberne Kreuz, in das sein Name eingraviert war. Er öffnete seine Hand und lies das Kreuz auf den blutverschmierten Boden fallen.

Kapitel 5 So sieht man sich wieder

Texler hatte sich selber dazu überredet auf ein Treffen zu gehen und war nun in Galway. Es war gerade erst kurz nach elf nachts aber er war sich sicher, dass garantiert schon viel Los war. In einer versteckten, dunklen Nebengasse lag zwischen zwei Müllcontainern ein Gullydeckel. Texler schob ihn zu Seite und stieg die Leiter hinunter. Der Weg war praktisch ausgeschildert und jeder, der hier runter gekommen wäre, hätte nach einer Zeit auch dieses Muster durchschaut, aber wer, außer irgendwelchen Straßenpennern, kletterte schon in eine Kanalisation. Nach wenigen Minuten betrat er eine große, weiträumige Halle. An der Tür standen insgesamt 4 Security-Leute und schauten, dass sich nicht doch noch jemand nach hier unten verirrte. Die Halle, eigentlich nur ein verdammt großer Raum in den fast 300 Leute passen würden, war gut beleuchtet und angenehm warm, im Gegensatz zu den feuchten, kalten Gängen hinter der kleinen Eisentür. Man ging davon aus, dass der Raum mal Teil eines sehr alten Kellers war, aber so genau konnte das keiner wissen. Es war noch genauso wie Texler es in Erinnerung hatte. An der rechten Wand befanden sich Bar, Pinnwände und Tafeln und in der linken hinteren Ecke sammelten sich die An- & Verkaufstände verschiedener Untergrundhändler. In der Mitte des Raumes waren weiße Markierungen auf den Boden gezeichnet, die den Ring angaben, falls es zu einem Kampfturnier kommen sollte. Ansonsten standen weitgehend im Raum verteilt: Blechtonnen, in denen ein Feuer brannte, dass für das Licht und die Wärme sorgte und diverse Tische mit Hockern, an denen Leute saßen oder Standen. Zuerst ging Texler zu den Waffenständen. Die erste Waffe die er zog, war die Desert Eagle, die er der Killerin in New York abgenommen hatte. Die Händler waren von der Spezialangefertigten Waffe begeistert. Das höchste Gebot betrug 26.500 ¤. Texler nahm aber das Angebot von einem alten Geschäftspartner an. Dieser bot zwar nur 17.200 ¤ aber er versprach dann noch Texlers Schulden, die er in den letzten Jahren gemacht hatte, zu vergessen. Und die Schulden lagen nach Texlers Wissen garantiert bei fast 10.000 ¤. Nachdem er seine restlichen überflüssigen Waffen losgeworden war, setzte er sich auf einen Hocker an der Bar.
„Hast du diesmal was Ordentliches?“, fragte er den Barkeeper, der mit dem Rücken zu ihm Stand. Dieser drehte sich um und schaute Texler an.
„Ach du Heilige Scheiße! Ich glaub’s ja nicht, dass du dich hier auch mal blicken lässt. Hab schon gedacht die Bullen hätten dich erwischt!“, sagte der alte Mann, mit einer etwas heißeren Stimme und einem leicht italienischem Akzent.
„Was? Diese Donut fressenden Fettsäcke bekommen ja kaum ihre Knarre gezogen! Da ist ja die Wahrscheinlichkeit größer, dass ich von Aliens entführt werde. Also was hast du?“
„Nur Hochprozentiges. Ne quatsch ich hab extra für dich was weggestellt, für den Fall das du mal kommst. Ich kapier aber immer noch nicht, warum du nichts trinkst.“
„Wieso sollte ich? Damit ich mir nachher die Bude vollreiern kann? Und auf den Kater kann ich auch verzichten.“
Der Barkeeper stellte eine Glasflasche Cola auf die Theke und lies sie zu Texler rüberrutschen.
„Ich dachte immer, dass ihr Iren euch gerne einen auf die Kappe gießt.“
Texler schüttelte amüsiert den Kopf. „Du als Itaker hasst Pizza und findest Spaghetti zum kotzen und dann erzählst du mir was von dem Klischee, dass Iren gerne einen Trinken.“
Die Beiden unterhielten sich über alles Mögliche, erledigte Aufträge, stattgefundene Schlägereien, nichts Neues also, als der Barkeeper das Wort ergriff: „Weißt du was mir aufgefallen ist, Texler? Seit den letzten Jahren gibt es immer mehr Frauen in dieser Art von Job. Nicht das ich was dagegen hätte, wenn ich mir jetzt die da hinten zum Beispiel so ansehe.“
Texler schaute sich in dem Saal um, als er eine Frau mit blonden, langen Haaren sah, die, die sein Kumpel offensichtlich gemeint hatte.
„Oh man! Das ist das verdammte Drecksstück, das mir letztens fast meinen Auftrag versaut hätte. Hoffentlich sucht sie nicht ihre Knarre. Die hab ich nämlich eben für ein paar Riesen verscherbelt!“. Er drehte sich wieder um. Und schaute in das ungläubige Gesicht des alten Barkeepers: „Was? Hast du gerade gesagt, dass eine Frau dir deinen Auftrag versaut hat?“
„Ich sagte: fast!! Noch lass ich mich nicht von so einer Anfängerin zur Schnecke machen!“
„Reg dich ab! Wir wissen alle, dass du der Beste bist.“
„Sehr lustig.“, kommentierte Texler. Die Killerin hielt sich die ganze Zeit über bei den Verkaufsständen auf, als sie plötzlich Richtung Bar kam.
„Hey Tex. Deine Freundin ist auf dem Anmarsch.“, flüsterte der Barkeeper und bediente die anderen Gäste weiter. Texler wollte sich gerade umdrehen, als er eine Hand auf seiner rechten Schulter spürte. „Hallo.“, ertönte eine sanfte, fast jugendliche Stimme hinter ihm, „Kennen wir uns nicht irgendwoher?“. Sie klang weder wütend noch in irgendeiner Art gereizt. In ihrer Stimme lag kein abfälliger Unterton, was Texler angesichts der Situation doch mehr als nur leicht verwunderte. Sie begegnete ihm sogar freundlich. Weil er sie nicht zu lange auf eine Antwort warten lassen wollte antwortete er und bemühte sich dabei gelassen und völlig normal zu klingen: „Ja, das wäre möglich. Wieso? Gibt’s ein Problem?“
„Nein, nicht wirklich. Ich suche nur meine Waffe. Eine Desert Eagle. Jemand muss sie mir wohl weggenommen haben. Hast du zufällig eine Ahnung wo sie sein könnte?“. Sie klang amüsiert, auch wenn Texler nicht verstand, was hier so lustig war.
„Natürlich habe ich das.“, entgegnete er ernst, drehte sich um und zeigte auf den Stand von seinem Geschäftspartner, „Habe sie an meinen Freund dort drüben verkauft.“. Texler drehte sich wieder zu Theke. Er wusste gar nicht was er jetzt von ihr erwartete. Genau genommen rechnete er eigentlich damit, dass sie jetzt mit einem Messer auf ihn losgehen würde, aber zu seiner Verwunderung setzte sie sich einfach auf den Hocker neben ihn und bestellte eine Flasche Wasser.
„Schade. Es war eigentlich eine Spezialanfertigung, aber es ist ja nur eine Waffe. Ich hoffe du hast wenigstens einen Batzen Geld dafür bekommen.“, sagte sie genauso gelassen wie sie es schon die ganze Zeit tat. Texler schaute auf seine Flasche vor ihm und blickte kurz auf ihre Hände, die eine merkwürdige Tätowierung aufwiesen. Doch er kam wieder zum Thema.
„Naja, einen Batzen kann ich das nicht gerade nennen. Aber wenigstens bin ich jetzt Schuldenfrei.“.
„Schulden? Ich gehe mal davon aus, das du hier einer von denen mit dem größten Gehaltscheck bist.“, entgegnete sie verwundert. Texler runzelte leicht die Stirn, sie wusste wer er anscheinend ist, aber er lies sich nichts anmerken und antwortete: „Mag sein, aber für die Aufträge muss ich schließlich auch gut ausgerüstet sein. Und gute Ausrüstung hat seinen Preis.“. Die beiden unterhielten sich noch eine ganze Weile. Texler staunte immer noch darüber, wie gelassen sie reagiert hatte. Sein Gefühl sagte ihm, dass etwas nicht stimmte, aber er empfand es auch mal als eine nette Abwechslung sich normal mit einer nicht ganz so vertrauten Person zu unterhalten. Die meisten Leute die Texler traf, starben innerhalb der nächsten 5 Minuten, normalerweise. In einer solchen Zeit, war es ja kaum möglich ein ordentliches Gespräch zu führen. Nach einer Zeit, saß er wieder allein am Tresen und bestellte sich noch eine Flasche. Es war schon weit nach Mitternacht und Texler wurde leicht müde. Er beschloss sich auf den Weg nach Hause zu machen, also erledigte er noch schnell etwas. Als er Draußen war, blies der kalte Wind ihm ins Gesicht. Gerade wollte er sich ein Taxi zum Bahnhof suchen, als er etwas hörte. War es ein Schrei? Texler wollte wissen was da los war und eilte um die Ecke. Drei Kerle hatten die Killerin von eben mit Messern attackiert. Sie lag am Boden. Texler hatte die Flasche noch in der Hand, holte weit aus und warf sie mit voller Wucht einen Angreifer gegen den Schädel. Die Flasche zerbrach und der Mann knallte Bewusstlos auf den Boden. Blut trat aus einer Wunde am Hinterkopf aus und die Glassplitter hatten ihm im Gesicht verletzt. Die zwei anderen Typen wurden jetzt auf ihn aufmerksam. Der eine rannte mit dem Messer auf ihn los. Texler wehrte den Angriff ab und griff den rechten Arm, führte ihn an seinem Körper vorbei, während er seinem linken Ellenbogen viermal ins Gesicht des Angreifers rammte, der darauf zu Boden sackte. Der letzte stand nur da und wusste nicht was er zu tun hatte. Texler rannte auf ihn zu. Er sprang kurz vor dem Mann vom Boden ab und trat ihm, mit Anlauf, ins Gesicht. Dieser flog nach hintern und bewegte sich nach seinem Aufprall nicht mehr. Prüfend beugte sich Texler über die verletzte junge Frau am Boden. Sie atmete noch. An ihrer Schulter und am Bauch trat Blut aus. So gut wie es ging, leistete er erste Hilfe. Als er in der Army war, lernte er Grundlegende Sachen, die man zur Rettung eines Verwundeten brauchte. Er wusste, dass er sie nicht hier liegen lassen kann und wenn er sie ins Krankenhaus bringt, würden diese Typen sie finden. Warum kümmerte ihn das überhaupt und wer war diese Frau? Kannte er sie vielleicht doch irgendwoher? Er musste diesen Fragen auf den Grund gehen. Aber das musste warten, denn wenn er sich nicht beeilt, wird er diese Fragen wohl nie beantworten können.

Es war gerade mal 5 Uhr morgens als das Handy klingelte. Williams tastete auf seinem Nachtisch nach dem kleinen Gerät bis er es endlich fand und an sein Ohr legte. „Was?“, brummte er in den Hörer. „Ich habe, was sie wissen wollten.“, ertönte die geheimnisvolle Stimme. Mit einem Ruck saß er aufrecht im Bett. „Ich höre?“.
„Er ist in Irland.“ Williams warte ob nicht doch noch mehr kommen würde, doch sein Informant blieb weiterhin stumm. „Und das war’s?“, fragte Williams neugierig. Nach weiteren 10 Sekunden schweigen auf der anderen Seite der Leitung sprang er aus seinem Bett aus und brüllte in den Hörer: „Willst du mich eigentlich Verarschen! Ich weiß nicht was du vorhast und wer du bist, aber an deiner Stelle würde ich mich ganz schön warm anziehen Freundchen. Irland!? Geht’s noch genauer. Irgendwo in Europa oder wie wär’s mit, Er ist irgendwo an Land! Seit Jahren schickst du mich von Ort zu Ort und nicht ein einziges Mal war ich auch nur ganz dicht an seinen Versen. Du wirst mir jetzt auf der Stelle brauchbare Informationen geben oder ich verspreche dir, dass du Morgen auf dem Elektrischen Stuhl schmoren wirst! Hab ich mich klar ausgedrückt?!“ Er versuchte sich wieder zu beruhigen, aber das Warten, auf eine Antwort, strapazierte seine Nerven nur mehr. Nach 3 Minuten Schweigen erklang doch noch die Stimme: „Er wurde in Galway gesehen, wie er einer Frau das Leben rettete. Er befindet sich in Kilkee, mehr weiß ich aber auch nicht.“
Williams nickte mit dem Kopf: „Okay, geht doch.“, er hatte sich wieder beruhigt. „Und Jack? Ich kann auch nichts dafür, wenn du gar nicht merkst, wie nah du ihm manchmal bist.“ Und mit diesen Worten klickte es in der Leitung und der monotone Piepton war zu hören. Ungläubig starrte Williams auf das Handy in seiner Hand. Lopez der während Jacks Wutanfall aus dem Bett gefallen ist, hat sich währenddessen schon angezogen und packte schon mal die Taschen. „Wo geht’s hin?“. Williams tippte eine Nummer in das Handy ein: „Wir müssen nach Irland, Kilkee. Schicken sie sofort jemanden rüber und bestellen sie uns Tickets.“. Er legte auf und fing auch an zu packen.


Kapitel 6 „Ich kenne dich.“

Texler saß am Kamin. Er hatte die Nacht kaum schlafen können. Nachdem er Sie hergebracht hatte, hatte er die Wundern gereinigt und verbunden. Wenigstens waren ihre Verletzungen jetzt nicht mehr lebensgefährlich. Er hatte sie auf seine Matratze in die Nähe des Kamins gelegt. Die Nacht hatte er auf dem Boden geschlafen, was ihm aber relativ wenig ausmachte. Langsam wachte sie auf. Ihre Blicke schweiften durch das Zimmer, das fast komplett leer war, bis auf ein paar Kisten und sonstigen Kram auf dem Boden. „Wo…bin ich hier?“. Texler stand auf und trat durch den Raum, er holte etwas aus einer Kiste und setzte sich wieder an seinen Platz vor dem Gaskocher, in der Nähe des Kamins.
„Du befindest dich momentan in meiner bescheidenen Hütte. Vielleicht weißt du es noch, vielleicht auch nicht. Gestern Nacht haben dich irgendwelche Typen angegriffen, mit dem Messer. Du warst schwer verletzt, also hab ich dich hier hingeschleppt.“.
Sie schien leicht verwirrt zu sein. Mit ihren Händen tastete sie die Stellen bei Schulter und Bauch ab. Sie waren verbunden und taten höllisch weh. Unter großen Schmerzen richtete sie sich langsam auf. Texler reichte ihr eine Schüssel rüber. „Tut mir Leid, aber ich hab nur Suppe im Haus. Für gewöhnlich empfange ich auch keine Gäste.“. Texler nahm den Löffel in die Hand, die Suppe hing ihm schon fast zum Hals raus, er musste Unbedingt bald wieder richtig Essen gehen. „Danke.“, sagte sie nach einer Weile und riss ihn aus seinen Gedanken. Texler entgegnete nur leicht sarkastisch: „Wofür? Das ich dich hier in diesen Schuppen gebracht habe oder dafür, dass ich dir versalzene Suppe serviere? Gern geschehen.“. Ein Lächeln entstand auf dem Gesicht der Frau, doch dann wurde sie wieder ernst. „Nein, ich meine Danke. Das du mir mein Leben gerettet hast.“. Texler stellte seine Schüssel weg und starrte auf den Boden. „Ich bin keiner, der irgendwelchen Leuten ihr Leben rettet.“, sagte Texler kalt. „Wer bist du?“
„Ich heiße Michelle und glaub mir, für das was passiert ist, trägst du garantiert keine Schuld.“. „Was weißt du?“, fragte er energisch.
„Ich weiß über alles bescheid.“.
„Woher?“.
„Von meinen Eltern.“.
„Und woher wissen sie es?“, Wut kochte in Texler auf. Sie wusste zu viel.
„Weil sie es waren!“, sie holte Luft und überlegte was sie jetzt sagen sollte, „Mein Vater ist der Mafiaboss. Er hat ihn getötet. Irgendwann erzählte man mir alles und man erzählte mir auch von dir. Du warst es schließlich, der dutzende von unseren Leuten niedermachte. Aus Rache. Ich bin weggelaufen und habe angefangen nach dir zu suchen. Wenn man in einer Mafiosi Familie aufgewachsen ist, hat man so einiges gelernt. Ich wurde also freiberufliche Söldnerin. So konnte ich alles finanzieren, während ich dich suchte.“.
„Blödsinn!“, entgegnete Texler zornig, doch ihre Aussage ergab Sinn. Dennoch war das alles garantiert kein Zufall. Er atmete langsam ein. In seinem Gesicht war ein Ausdruck von Wut, doch seine Stimme wurde dagegen unberuhigend still: „Wieso hast du mich gesucht?“.
Michelle sah ihn an: „Weil ich dir helfen will, es wieder gut machen will. Weil ich nicht so werden will, wie der Rest meiner verkommenen Familie“. Michelle wich leicht zurück, als Texler anfing lauter zu werden: „Mir helfen!? Wenn du zaubern kannst, dreh die Zeit zurück und lass meinen Vater leben. Aber das kannst du nicht! Es kann niemand! Er ist tot und wird es bleiben. Mir kann man nicht helfen. Du hast deine Zeit verschwendet, Michelle. Tut mir sehr leid für dich.“.
Doch so leicht lies sie sich nicht abschreiben: „Nein! Ich habe meine Zeit nicht verschwendet. Und ich werde dir helfen! Irgendwie! Ob es dir passt oder nicht!“.
Texler gab nur ein verachtendes Schnaufen ab, stand ohne ein weiteres Wort zu sagen auf, nahm sich seinen Mantel, verließ die Wohnung und schlug hinter sich die Tür zu. Er ging ein gutes Stück spazieren und kam schließlich zum Felsvorsprung und dachte nach.
Wieso war er so ausgetickt? Was hatte sie denn getan? Sie sagte, dass sie zu einer Mafiosifamilie gehörte. Ihr Vater, war das Schwein was Texlers Leben zerstört hatte. Doch sie, sie wollte ihm helfen. Es erinnerte ihn an damals. Seine Mutter und er. Sie wollte auch, dass alles wieder normal wird. Texler ist damals weggelaufen um sich bei diesen Leuten zu rächen. Seine Mutter hätte ihn sicher damals gebraucht. Sie glaubte, dass diese Schweine ihn auch erwischt hätten und dass er tot ist und sie glaubt es wahrscheinlich immer noch, falls sie noch lebte. Er wusste nicht ob sie lebte. Er wusste gar nichts. Er hat alles verdrängt, vergessen, verleugnet. Jahr für Jahr, bis heute. Nach einer Weile ging er wieder zurück. Er wollte sich entschuldigen aber als er zu Hause ankam, war Michelle weg.


Kapitel 7 Partner?

Detective Williams nahm seine zwei Koffer vom Fließband und verließ langsamen Schrittes den Flughafen. Draußen verstaute er seine Koffer ein einem schwarzen Mercedes und setzte sich auf den Rücksitz. Nach 7 Minuten wurde der Kofferraum geöffnet und auch Lopez stieg anschließend in den Wagen. Seitdem sie das Hotel verlassen hatten, hatten sie kein einziges Wort gewechselt. Und nach weiteren 30 Minuten des Schweigens kamen sie in ihrem neuen zu Hause an. Sie checkten ein und gingen auf ihr Zimmer. Während Lopez anfing es sich auf seinem neuem Bett gemütlich zu machen, hatte Williams gerade mal seine Koffer in die Ecke geschmissen und sein Handy genommen. Nach wenigen Sekunden, in denen das monotone Geräusch des Freizeichens ertönte, erklang am anderen Ende der Leitung eine Stimme. „Ah, Jack! Hoffe Sie hatten eine angenehme Reise.“.
„Sparen sie sich das.“, gab Williams unberührt zurück. „Wo ist er?“.
Man hörte ein leises Seufzen, dass Summen eines Computers und wenige Mausklicke im Hintergrund. „Er wurde zuletzt irgendwo in Kilkee gesehen.“
„Irgendwo ist immer gut.“, waren Jack’s Worte, als er das Handy zuklappte und sich Lopez zuwandte. „Er scheint in Kilkee zu sein.“. Lopez setzte sich auf und machte sich schon daran seine Schuhe anzuziehen. „Die Schuhe kannst du stehen lassen, wir haben ihn die letzten Jahre nicht geschnappt, also werden wir es heute auch nicht. Ich geh pennen. Wir fahren Morgen früh um 6 los, das sind 11 Stunden schlaf.“. „Okay, dann geh ich mal was zu futtern holen für heute Nacht, beziehungsweise Morgen früh.“, sagte Lopez nickend und band sich die Schuhe zu, bevor er das Zimmer verließ.
Noch bevor der Wecker klingelte stand Williams auf und nahm sein Essen zu sich, was Lopez für ihn hingestellt hatte. Dieser schlief jedoch noch tief und fest. Nachdem er gründlich geducht und sich frische Klamotten angezogen hatte, trat er einmal kräftig gegen das Bett seines Partners, der daraufhin nur hochzuckte und kopfschüttelnd ins Bad ging. Keine Stunde später waren sie schon auf dem Weg nach Kilkee in ihrem schwarzen Mercedes. Williams fuhr diesmal selber und Lopez saß auf dem Beifahrersitz. Sie gingen in mehrere Cafè’s und Pub’s, suchten die Straßen ab und andere öffentliche Plätze. Jedoch ohne Erfolg. Sie wiederholten es Tag für Tag, hatten aber keine Spur finden können, obwohl ihr Informant immer wieder bestätigte, dass er sich irgendwo in Kilkee aufhalten müsste. Sie beobachteten viele Leute, die sie für verdächtig hielten, verfolgten mehrere und hielten sogar welche auf. Während eines weiteren morgens, an dem ihre vergebliche Suche weitergehen sollte, hielten sie an der Hauptstraße an einem Cafè an. Sie setzten sich an einen Tisch mit gutem Blick auf die Hauptstraße und bestellten sich einen Kaffee. Sie beobachteten einen Mann an der Theke, aber stempelten ihn als uninteressant ab und hielten weiter ausschau. Draußen stand ein Mann auf der anderen Straßenseite, als gerade ein Taxi neben ihm hielt. Der Mann stieg ein und das Taxi wollte gerade los fahren, als eine junge Frau die Tür öffnete und sich nach kurzer Zeit dazusetzte. Nach ihrem Kaffee setzten sie ihre Suche fort, allerdings wieder vergebens.

Texler blieb noch eine zeitlang in Irland. Er suchte die Straßen verschiedener Städte ab und schaute in den Untergrundverstecken nach. Er hielt Ausschau nach ihr, aber er hatte sie nicht mehr gesehen. Wo sie wohl war? Er machte sich schon fast so etwas wie Sorgen, schließlich ist sie schon einmal angegriffen worden. Er kam nach einer weiteren vergeblichen Suche wieder zu Hause an und legte sich vor den Kamin, seine Arme hinter seinem Kopf verschränkt, starrte er zur Decke. Die Flammen stießen warme Luft in sein Gesicht und hinterließen an der Decke tanzende Schatten. Er schloss seine Augen und sah ein Bild, eine Frau am Boden, blutend, sterbend. Texler fuhr hoch und schaute sich um. „Ich muss weg hier!“, schnaubte er und holte seinen Laptop. Er lies ihn hochfahren und schaute dann in seinem Posteingang nach. „Sie haben 7 neue Nachrichten“ erschien auf dem Bildschirm. Manche Mails, die mit „Spam“ markiert waren, löschte er augenblicklich ohne zu lesen. Es blieben 2 übrig, zwei Aufträge. Er schaute sich gründlich die Aufträge an. Obwohl die einzigen Fragen die er sich zu stellen hatte eigentlich nur „Wer?“, „Wann?“ und „Wo?“ waren. Nachdem er sah, dass der eine Auftrag wieder in Moskau stattfinden sollte, hatte er diesen schon geistig abgehackt. Der andere sollte in Berlin stattfinden. Allerdings war er nicht gerade unkompliziert. Es ging um ein hohes Tier in der Mafia und sobald es mit der Mafia zu tun hatte, gab es immer Probleme. Dementsprechend war aber auch die Bezahlung. Zudem war es dem Auftraggeben egal, wann und wo die Zielperson starb, solange es noch innerhalb der nächsten 4 Monate passiert. Nach also zwei kurzen Mails hatte er seinen Auftrag angenommen und den anderen abgelehnt. Er stand auf und räumte seine Sachen zusammen. Schnell bestellte er sich noch ein First-Class Ticket für einen der morgigen Flüge, schaute auf seine Armbanduhr und stellte den Alarm ein. Es waren bereits kurz nach Zwei und Texler entschied sich, sich noch mal hinzulegen, bevor er Morgen zum Flughafen musste. Richtigen Schlaf fand er aber auch in dieser Nacht nicht.

Schon bevor der Weckalarm überhaupt einsetzte, hatte Texler ihn schon lange ausgestellt. Kaum eine volle Stunde hatte er diese Nacht geschlafen. Langsam erhob er sich und streckte seine Glieder. Er freute sich schon fast darauf, bald wieder ein Zimmer in einem Hotel zu haben. Er wusste, dass die Deutschen viel wert auf Gastfreundlichkeit legten und auf Hygiene. Das hatte natürlich alles seinen Preis, aber gute Qualität kann ruhig mal etwas mehr kosten. Wie immer warf sich Texler seinen Mantel über und machte sich auf dem Weg zu einer gut befahrenen Straße um sich ein Taxi zu holen. Nach nur fast 5 Minuten des Wartens, winkte er sich auch schon eins heran, verstaute den Großteil seines Gepäcks im Kofferraum und stieg ein. „Zum Flughafen, bitte“, sagte Texler fast freundlich und das Taxi wollte sich gerade langsam in Bewegung setzten, als plötzlich die Tür aufging. „Kann ich mitfahren?“, erklang eine weibliche Stimme und sowohl Texler als auch der Fahrer starrten völlig desorientiert zur Tür. Texler schüttelte sich kurz um wieder einen klaren Gedanken zu bekommen.
„Ähm, klar natürlich.“, brachte Texler hervor und Michelle nahm neben ihm Platz. Sie schloss die Tür des Taxis, das sich auch kurz darauf in Bewegung setzte, nachdem der Fahrer sich ebenfalls wieder gefasst hatte. Texler musste erstmal seine Gedanken richtig ordnen. Er war ja nicht gerade leicht aus der Fassung zu bringen, aber eher hätte er erwartet, dass ein Komet auf das Taxi herabstürzt, als dass Michelle diese Tür da öffnen würde. Texler räusperte sich noch einmal kurz, bevor er zu sprechen anfing: „Wo warst du? Ich hatte dich eigentlich gesucht nachdem du. Naja, gegangen bist.“ Er klang verlegender, als er es eigentlich wollte. Er stellte sich vor, wie bescheuert das eigentlich klingen musste, wie er nach einer eigentlich völlig fremden Frau gesucht hatte. Doch Texler wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Michelle antwortete. „Tut mir leid“, sie sprach leise, sodass Texler dachte er hätte sie falsch verstanden, aber ihre Stimme klang wirklich bedrückt, „Ich wollte dir natürlich keinen Ärger machen. Ich weiß, dass ich dich hätte nicht aufsuchen sollen. Und es tut mir auch leid, dass ich unbedingt wieder alte Wunden aufreisen musste. Keine Sorge, ich werde am Flughafen aussteigen und verschwinden.“ Sie starrte auf den Boden. Texler, der sie die ganze Zeit angeschaut hatte, wendete den Blick aus dem Fenster. Die Autos und Häuser zogen vorbei, Passanten jeden Alters: Alleine, zu Zweit oder in ganzen Gruppen.
„Nein…mir tut es leid. Ich habe überreagiert. Schließlich willst du mir nur helfen. Kannst du mir verzeihen?“. Als er seinen Kopf wieder wandte, trafen sich ihre Blicke und ein kurzes Lächeln erschien auf Michelles Gesicht. „Natürlich, aber wie du schon gesagt hast, wie soll ich dir schon helfen?“. Texler überlegte kurz und sagte dann mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht: „Naja, wenn du willst, kannst du ja mit mir nach Berlin fliegen. Ich habe noch etwas zu erledigen, wobei du mir vielleicht behilflich seien könntest. Abgesehen davon, wäre es doch etwas angenehmer, nicht ständig alleine reisen zu müssen.“. Michelle nickte fröhlich und grinste ebenfalls. Sie sah noch recht jung aus. Texler überlegte kurz, wie alt sie wohl wirklich war, aber er traute sich nicht zu fragen. Er schätzte sie nicht älter als 22, aber da kann man sich auch ziemlich schnell irren.
Als sie beide am Flughafen ankamen, besorgten sie sich erstmal noch ein zweites Ticket und verstauten ihr Gepäck im Flieger, bevor sie auf ihren Plätzen ankamen und sich setzten. Texler war komplett ausgepowert und freute sich schon endlich wieder eine lange Nacht durchschlafen zu können. Die Maschine hob langsam ab und kurz nach dem Start, legte sich Texler hin. Der Flug würde nicht lange dauern, aber die Zeit, die er hatte, wollte er auch nutzen.


Kapitel 8 Narbe

In Berlin angekommen suchten sie sich erstmal ein schönes Hotel. Nachdem sie eingecheckt hatten, verstauten sie ihre Sachen auf dem Zimmer. Nach dem Flug waren beider sehr hungrig, also beschlossen sie, etwas im Restaurant essen zu gehen. Texlers Magen machte schon einen Luftsprung, nachdem er mitbekam, dass es keine ekelhafte Suppe mehr gab für die nächsten Tage. Texler ging schnell ins Bad, um sich fertig zu machen. Er beeilte sich sogar, weil er wusste, dass Michelle sich ebenfalls noch frisch machen musste. Er öffnete gerade die Tür, als sie ihm etwas aus dem Nebenzimmer zurief: „Nur mal so als Frage: Was machen wir eigentlich hier?“. Texler trat in den Raum zu ihr, bevor er antwortete. „Urlaub.“. Michelle drehte sich um, und sah ihn misstrauisch an. Texler fuhr sich gerade mit einem Handtuch über seine Haare und fing dabei an laut loszulachen, als er Michelles Gesichtsausdruck sah. Sie stand auf um ins Bad zu gehen und boxte Texler leicht gegen die Schulter im Vorbeigehen. „Du hättest Komiker werden sollen.“, sagte sie amüsiert. Texler schüttelte nur grinsend den Kopf „Ich kann ja auch nichts dafür, wenn du so Fragen stellst, aber lassen wir das. Meinetwegen, kannst du dich gerne im Bad beeilen, sonst verhungere ich noch.“. Michelle lächelte noch einmal und betrat dann auch schon das Badezimmer, weil sie ihn natürlich nicht warten lassen wollte. In der Zwischenzeit, machte Texler sich schon mal ausgehfertig. Er zog seine Schuhe und ein passendes Hemd an, und suchte dann sein Portmonee. Er fand es schließlich auf einer Ablage und wollte es gerade nehmen, als vor ihm eine Person auftauchte. Texler starrte geradeaus und erblickte sich selber. Ein gut gebauter, mittelgroßer Mann mit sehr kurzen, blonden Haaren, blauen Augen in einem dunkelblauen Hemd. Er trat einen Schritt näher an den Spiegel heran und starrte sich selber ins Gesicht. Seine Hand fuhr über die Narbe in seinem Gesicht. Ein Lichtblitz tauchte vor ihm auf und es war wie ein Traum:
Das Weinen des Mädchens, was sich hinter ihm befand, schallte im Raum wieder. Vor ihm stand ein großer Schatten, in dessen Hand etwas silbrig funkelte. Die schreienden Worte des Mannes vor ihm konnte er kaum verstehen und hinter dem Mann, stand ein weiterer. Es war ein Soldat mit einem erschrockenen Ausdruck. Nicht nur er, sondern auch der Schattenmann vor Texler und Texler selbst hatten eine Uniform an. Das kleine, weinende Mädchen stieß Texler von hinten an und er wollte gerade zurückschauen, als der Schatten vor ihm sich bewegte und der glänzende Gegenstand sich bedrohlich näherte. Er konnte die einzelnen Zacken des Messers, deutlich vor seinem Auge sehen, als…
Auf Texler Schulter tauchte eine Hand auf und Texler sprang zur Seite, wobei er heftig gegen einen kleinen Schrank stieß und zu Boden fiel. Alles vor seinem Auge war verschwommen. Die Hände packten ihn bei der Schulter und schüttelten ihn.
„Hey, was ist los?“, erklang eine Stimme. Texler blickte auf und neben ihm kniete Michelle, sie sah sehr besorgt aus. Texler lies seinen Kopf zu Boden sinken und stieß ein paar Atemzüge aus. Er schloss kurz die Augen. Als sich sein Herzschlag langsam wieder beruhigte, setzte er sich in die Hocke und wisch sich den Schweiß aus dem Gesicht. Langsam stand er auf, als er plötzlich einen heftig stechenden Schmerz am Oberschenkel spürte und sich die schmerzende Stelle unterhalb des Gesäßes mit der Hand festhielt. Er taumelte nach vorne und währe vermutlich wieder hingefallen, wenn Michelle ihn nicht festgehalten hätte. Texler lehnte sich gegen die Wand und der Schmerz klang wieder ab. „Ach du Scheiße!“, entfuhr es Texler und Michelle trat einen Schritt von ihm Weg, als sie sich sicher war, dass er nicht jede Sekunde wieder zusammenbrechen würde. Michelle schien immer noch recht besorgt, also wollte Texler sie etwas beruhigen, „War nur kurz weggetreten, nichts besonderes.“, was ihm allerdings recht wenig gelang. Michelle legte ihm die Hand auf die Schulter: „Was war los?“. Texler starrte eine halbe Ewigkeit nur vor sich auf den Boden, als er den Kopf schüttelte und langsam ein paar Schritte von Michelle wegtrat. „Ach, erzähl ich dir später, jetzt gehen wir erstmal essen.“, antwortete Texler schließlich. „Meinst du nicht, wir sollten lieber hier bleiben?“, fragte ihn Michelle.
„Wieso? Wegen diesem blauen Fleck hier? Das ist doch halb so wild! Ich tue mir ständig weh, wenn ich irgendwo rumklettere oder runterspringe.“. Endlich brachte er ein ordentliches Lächeln zur Stande und steckte das Portmonee ein. „Abgesehen davon, hab ich verdammt viel Hunger, also komm las uns Essen gehen.“. Michelle stockte für einen kurzen Moment, nickte dann aber und zusammen gingen sie zum Aufzug, um in die Lobby des Hotels zu gelangen.

„Tut mir leid, sie haben ihn verpasst.“. Wie oft hatte Williams diesen Satz in den letzten Jahren hören müssen? „Wie kann man eigentlich so blind sein? Ich könnte schwören, dass wir ihm sicher schon so nah gewesen sind, dass wir nur noch unsere Augen hätten aufmachen müssen. Wie oft er wohl an uns vorbeigegangen ist. Ob er uns vielleicht sogar schon mal angesprochen hat?“, Jacks Gedanken wollten ihn einfach nicht in Ruhe lassen. Während Lopez den ganzen Flug über schlief, konnte er kaum ein Auge zu machen. Sie hatten kaum etwas von ihm. Ein paar unscharfe Fotos, schlechte Beschreibungen. So gesehen, jagten sie lediglich einem Phantom nach und die einzige Möglichkeit ihn zu schnappen, war frisch bei der Tat. Dennoch gab Jack nicht die Hoffnung auf. Der Informant hatte diesmal schon viel verlässlichere Daten liefern können. Diesmal wusste er sogar in welchem Hotel er sich befand und dass er eine ziemlich auffällige Narbe im Gesicht haben soll. Eigentlich sollte man ihn also erkennen, wenn man ihn sieht. Sie waren ihm dicht auf den Versen. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie ihn hatten. Als der Pilot das Signal zur Landung gab, konnte Jack sich das Grinsen nicht verkneifen. „Die Jagd ist eröffnet.“


Kapitel 9 Die Ruhe vor dem Sturm

Unweit vom Hotel entfernt, befand sich auch schon ein Restaurant, in das sie sich setzten. Die Innenausstattung sah sehr luxuriös aus. Buchentische, rote Teppiche, große Fenster mit Seidengardinen und einen Haufen Leute mit schicken, feinen Anzügen. Genau genommen wunderte es Texler recht wenig, als er einen Blick in die Speisekarte warf. „Tja wie war das noch vorhin mit dem: Gute Qualität hat halt seinen Preis?“, rief er sich selber in Gedanken zu. Er seufzte kurz, fand dann aber endlich was er sich bestellen wollte und vergaß einfach den Preis. Schließlich musste er sich um Geld relativ wenig Sorgen machen. Jetzt hieß es nur noch warten bis der Kellner kommt.
„Ist das Wetter hier immer so trüb?“, fragte Michelle und schaute aus dem Fenster. Texler sah am Himmel dicke, dunkle Wolken, es sah schwer nach Regen aus. Er seufzte: „Man könnte meinen du kämst nicht aus Irland, der grünen Insel. Beziehungsweise blauen Insel, weil es da echt fast jeden verdammten Tag regnet. Naja, obwohl es im Herbst und im Frühling hier auch nur so ein Sauwetter gibt. Hm, dennoch besser als strahlender Sonnenschein.“ Michelle schwieg. Als der Kellner kam, gab Texler so gut es ging, seine Bestellung ab. Er war immer wieder froh darüber, das Englisch als einer der weltweit bekanntesten Sprache galt, so hatte er selten Verständigungsprobleme. Fast nie musste er mit dem was er von den jeweiligen Sprachen wusste, auch nur ein Wort anwenden. Wobei er besonders bei der deutschen Sprache große Schwierigkeiten hätte, weil die Aussprache hier verdammt schwer wäre und er wahrscheinlich wie ein Vollidiot klingen würde. Texler und Michelle schwiegen, bis das Essen serviert wurde, erst dann durchbrach er wieder die Stille: „Achja und noch sorry wegen, dem…ähm, du weißt schon.“. Michelle schaute in fragwürdig an, weil sie eigentlich keinerlei Ahnung hatte wovon er redet: „Wegen was?“.
Texler räusperte sich kurz: „Also, dass ich…dir in Moskau…eine übergezogen habe…“.
Er wurde leicht rot im Gesicht und schaute weg. Michelle musste anfangen zu lachen, fing sich aber schnell wieder: „Ich müsste mich eher entschuldigen. Erstens dafür, dass ich dich bedroht habe, Zweitens, weil ich dir einen Haufen Arbeit gemacht habe, als ich mich nicht gegen diese Typen wehren konnte und Drittens, weil ich dir eben einen so heftigen Schrecken eingejagt habe, dass du hingeflogen bist. Glaub mir! Du brauchst dich bei mir garantiert für gar nichts zu entschuldigen, im Gegenteil, da du mir sogar mein Leben gerettet hast, hast du noch was gut bei mir.“. Texler nickte Michelle kurz zu, „Okay, Einverstanden!“, und dann aßen sie schweigend weiter.

Nachdem Texler die Rechnung bezahlt hatte, verließen sie das Restaurant. Die Wolkendecke war in der zwischen Zeit immer noch nicht aufgebrochen und ein leichter, kühler Wind wehte über die Stadt. Das Hotel war nur wenige Straßen von dem Restaurant entfernt, so dass Michelle und Texler in kaum 5 Minuten schon wieder zurück waren. Nach Texlers Meinung genau richtig, da nur wenige Minuten danach es schon anfing wie aus Eimern zu schütten.
Texler starrte aus dem Fenster und beobachtete die unten herumgehenden Passanten. Alle gekleidet in Mänteln hasteten sie durch den Regen. Wenige hatten ihren Schirm aufgespannt, zogen ihre Kapuzen hoch oder hielten sich etwas schützend über dem Kopf. Vorsichtig gingen sie so weit wie möglich vom Straßenrand entfernt, um nicht von dem aufschwappenden Wasser getroffen zu werden, was von den Autos auf den Bürgersteig gespült wurde. „Was machst du da?“, erklang eine Stimme hinter ihm. Texler antwortete ohne seinen Blick abzuwenden: „Ich beobachte.“.
„Wen?“, fragte Michelle neugierig. Sie lag auf dem Bett und setzte sich aufrecht.
„Die Menschen da unten. Ich frage mich, wohin sie gehen oder woher sie kommen.“, er hielt kurz inne und seine Stimme wurde leiser als er weiter sprach „Ob sie wohl jemals einen anderen Menschen getötet haben?“. Texler hatte nicht wirklich mit einer Antwort gerechnet und für einige Minuten störte nur das Klopfen der Regentropfen am Fenster die Stille.
„Nein, wahrscheinlich nicht.“, sagte Michelle schließlich knapp.
„Es ist schon bemerkenswert“, Texler schaute auf, „ Normale Menschen, wie sie, wollen unbedingt anders sein, etwas Besonderes machen. Und so Menschen wie wir sehnen sich nach einem normalen Leben. Nicht in der ständigen Angst leben zu müssen, das dir die Bullen oder das CIA auf den Fersen ist, oder irgend ein anderer Auftragskiller.“, er drehte sich um und lehnte sich mit dem Rücken gegen die kalte Fensterscheibe, den Blick auf den Boden gesenkt.
„Glaubst du wirklich, dass ein normales Leben besser ist?“
Texler schaute rüber zu Michelle, die immer noch gleich auf dem Bett, gegenüber vom Fenster, saß. „Ich weiß nicht.“, er dachte kurz nach, „Aber ich weiß, dass wenn ich das hier nicht machen würde, würde es jemand anderes tun. Letzten Endes würde sich nichts ändern.
Vor langer Zeit habe ich mir diesen Weg ausgesucht und ich werde ihn bis zum Ende meiner Tage gehen. Jetzt wäre es ohnehin schon zu spät, die Toten werden nicht mehr auferstehen und meine Wunden werden nicht mehr heilen.“. Da Michelle nichts Falsches sagen wollte, überlegte sie lange, bevor sie den Mund aufmachte. „Und wie stellst du dir deinen Weg vor?“.
Texler stieß sich vom Fenster ab und ging nachdenklich im Raum auf und ab, gefolgt von Michelles Blicken. Abrupt blieb er stehen und starrte auf den Boden. Seine Stimme zitterte vor Wut und seine Hände waren zu Fäusten geballt: „Ich habe meinen Weg nicht zu bestimmen, aber ich schwöre dir, dass der Mistkerl noch bezahlen wird, der für den Tod meines Vaters verantwortlich ist.“.

Texler lag im Bett und hörte Schritte draußen auf dem Flur, bedrohliche Schritte, die immer näher kamen. Schnell stieg er aus dem Bett und wollte in Richtung Tür, als diese plötzlich zerbarst und fünf große, muskulöse Männer in den Raum sprangen. Texler wollte gerade angreifen und setzte zum Lauf an, doch er war noch keinen Meter von der Stelle, als hinter ihm ein Schatten auftauchte und ein weiterer Mann ihn in die Zange nahm. Er wehrte sich heftig gegen den Riesen und wuchtete seinen Körper von einer Seite zur anderen, aber die Kraft in den Armen des Mannes, war einfach zu groß, als dass Texler sich hätte befreien können. Er sah noch wie Michelle auf die Gruppe losging, doch leider vergebens. Der kleinste von ihnen machte einen schnellen Ausfallschritt nach vorn und schleuderte Michelle gegen die Wand hinter ihm. Die fünf Männer umzingelten sie und versperrten Texler die Sicht, er sah noch wie der Kerl in der Mitte ein Schwert bei sich trug und die Klinge hoch in die Lüfte hob. Das Metall glänzte bedrohlich und fuhr schnell herab, begleitet von einem Schrei, auf den komplette Stille folgte. Der Mann drehte sich anschließend um und ging langsam auf Texler zu, der sich immer noch nicht erfolgreich gegen den Riesen hinter sich wehren konnte. Als der Mann vor ihm auftauchte, konnte Texler sein Gesicht nicht erkennen. Es war unscharf und verschwommen. Das höhnische Lachen des Mannes vor ihm lies Texler erstarren. Langsam hob dieser die Blutverschmierte Klinge in die Höhe. „So Kleiner, diesmal wirst du uns nicht entkommen! Jetzt kannst du deinen Vater in der Hölle besuchen!“.
Die hallenden Worte verklangen und das scharfe Schwert schnellte auf Texlers Gesicht zu und die Welt verlangsamte sich plötzlich. Die Stimmen der Männer um ihn herum verstummten und es breitete sich Dunkelheit aus. Nur er und das Schwert waren geblieben, in der endlosen Dunkelheit und immer noch konnte Texler sich nicht bewegen. Er konnte regelrecht hören und sogar sehen, wie die Klinge die Luft durchschnitt und als sie nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht war, erkannte er in dieser sein Spiegelbild. Er schrie…

Als er die Augen aufriss, sah er nur komplette Dunkelheit und rollte sich zur Sicherheit schnell zur Seite, bis plötzlich der Boden unter ihm verschwand und er fiel. Doch bereits nach wenigen Millisekunden knallte er wieder mit seinem Gesicht auf eine feste Oberfläche. Er drehte sich um und erblickte immer noch nur Schwärze. Er spürte wie ihm warmer Schweiß über das Gesicht lief und hörte sein Herz rasen. Seinen Atem stieß er scharf und schnell aus und die Panik schnürte ihm langsam die Luft zu. Wo war er? Er hörte irgendwo leise Geräusche und hielt den Atem an, seine Hand legte er auf seine Brust, als ob er Angst hatte, dass man seinen Herzschlag hören konnte.
Ohne jede Vorwarnung erfüllte plötzlich gleißendes Licht seine Umgebung und reflexartig hob er seine Hände vor das Gesicht, kniff die Augen zusammen und drehte seinen Kopf zur Seite. Das Lichte brannte in seinen Augen und machte jedes Blinzeln unmöglich. Er spürte zwei Hände an seinen Handgelenken, die ihn schüttelten. „Hey! Texler ich bin’s!“.
Das Brennen verlosch und als er die Augen langsam öffnete, sah er Michelle vor ihm knien. Völlig perplex wanderte sein Blick von Michelle, zum Bett, neben dem er auf dem Boden lag, und zu seinen Handgelenken die Michelle weiterhin umklammert hielt. Erst nach zwei endlos langen Minuten, ließen ihre Hände von seinen Gelenken ab und sie erhob sich langsam. Texlers Verstand war noch dabei, alles zu verarbeiten, während sein Körper in derselben Position verharrte. Erst nach einer Zeit, als er langsam wieder anfing klar zu denken, bemerkte er, dass Michelle ihm die Hand entgegen gesteckt hatte und ergriff sie mit seiner Rechten. Nach einem Ruck stand er wieder auf seinen Beinen und schaute sich unsicher im Zimmer um. Als er merkte, dass Michelle ihn anstarrte, wandte er sich zu ihr.
„Was ist?“, kam es aus ihm heraus. Michelle schien leicht aufgebracht, „Wieso fragst du mich was los ist? Wer von uns beiden ist denn aus dem Bett gefallen?“. Texler drehte sich zu der Stelle um, an der er eben noch gelegen hatte und wurde leicht rot. „Ach das war…“, er machte eine Pause und dachte erstmal nach bevor er wieder anfing, „…nichts.“ Er räusperte sich.
„Nichts? Hm? Sicher?“. Es war offensichtlich, dass Michelle mit der Antwort nicht zufrieden war, also machte Texler noch einen Ansatz. „Ach Ich…ich habe nur schlecht geträumt, dass ist alles. Kein Grund zur Sorge, mir geht’s gut! Prima!“, er versuchte noch ein überzeugendes Lächeln zustande zu bringen, das ihm genauso wenig gelang, wie Michelle zufrieden zu stellen. „Ein Traum? Also erst fliegst du hin, weil ich dich erschreckt habe, als du ein Flashback hattest und jetzt fällst du aus dem Bett? Passiert dir so was eigentlich öfters?“ Texler atmete noch einmal aus und setzte sich dann auf das Bett. „Okay, du hast gewonnen! Ich weiß selber nicht was los ist und ich habe auch keine Erklärung dafür oder so etwas in der Art und Nein, so etwas hatte ich bisher noch nie. Zu mindestens nicht das ich wüsste.“. Michelle seufzte und verließ kurz den Raum, als sie wiederkam hatte sie zwei Gläser in der Hand. Sie setzte sie sich neben Texler auf das Bett und reichte ihm eins der Gläser mit Wasser. „Danke“, er nahm das Glas entgegen, lehnte sich im Sitzen gegen die Wand, an der das Bett lehnte und starrte auf die Wellen im Wasser, als er das Glas leicht kreisen lies. Nach einer Zeit nahm er endlich einen Schluck. „In meinem Traum…“, Michelle schaute zu Texler rüber, der immer noch in das Glas zwischen seinen Händen schaute. Er schaute für einen kurzen Augenblick auf, „…da warst auch du dabei.“ Texler schilderte seinen Traum in allen Einzelheiten. Manchmal musste er kurz eine Pause machen und überlegen oder er nahm einen kurzen Schluck Wasser. Er schaute kein einziges Mal auf und Michelle tat es ihm nach einer Zeit gleich, weil sie nicht wollte, dass er sich beobachtet fühlte. Nachdem Texler fertig war, kam ein paar Minuten völlige Stille. Michelle dachte nach, lies sich den Traum bildlich durch den Kopf gehen. Dann schaute sie wieder zu Texler
„Und der Traum gestern?“. „Was ist damit?“, Texler schaute zu ihr rüber. Er verstand nicht so genau worauf sie hinaus wollte. „Was ist in dem passiert?“, wollte Michelle wissen. „Ach nichts Besonderes“. Diese Antwort half ihr auch nicht gerade weiter, aber sie wollte ihn nicht drängen etwas zu sagen, was er anscheinend nicht wollte, also fuhr sie einfach fort: „Gibt es zwischen deinen Träumen irgendeinen Zusammenhang?“. Sein Blick folgte wieder den Wellen im Glas, in seinem Kopf spielten sich die Träume noch mal in allen Einzelheiten ab. Er überlegte eine lange Zeit, weil er wusste, dass es einen Zusammenhang geben musste. Nach einer längeren Zeit schaute er wieder auf. „Ja. Indirekt, sind es beides Szenen, die ich mal mehr oder weniger erlebt habe oder die mir sehr bekannt vorkommen.“. Michelle wurde neugierig und ihr Blick fiel wieder auf Texler, „Indirekt? Mehr oder weniger? Was für Erlebnisse?“. Texler setzte sich wieder neben Michelle auf die Bettkante und stellte das Glas auf den Nachttisch. „Der eine Traum war eine Erinnerung an meine Dienstzeit in der Armee und der Traum heute hatte ziemliche Ähnlichkeit mit dem Tag, als mein Vater ermordet wurde. Zumindest hatte ich das Gefühl.“. „Was hast du eigentlich damals gemacht? Also nachdem dein Vater…“. Texlers Stimme wurde leise: „Ich bin weggelaufen. Bis heute bereue ich meine Entscheidung. Meine Mutter hätte mich wahrscheinlich gebraucht. Sie glaubte, dass mich diese Schweine erwischt hätten und ich jetzt tot bin. Was mit ihr passiert war, ist mir unbekannt. Keine Ahnung ob sie überhaupt noch lebt.“, Texler legte die Hände ineinander und schaute hinunter auf den Boden. „Er hat mich damals gefunden, mein Meister, nachdem ich tagelang durch die Straßen geirrt bin. Er nahm mich auf und lehrte mich verschieden Kampfkünste. Ich trainierte Tag für Tag, Jahr für Jahr. Wenn ich gerade nicht trainiert, stellte ich Nachforschungen an. Als ich das Versteck der mutmaßlichen Mörder meines Vaters ausmachte, machte ich mich eines Nachts auf den Weg. Ich töte jeden, doch derjenige, der büßen sollte, war nicht da. Sie hatten herausgefunden wer ich war und wo ich lebte. Eines Tages griffen sie uns an und zerstörten alles. Mein Meister wurde getötet, genau wie alle anderen auch. Ich floh und landete schließlich bei der Armee. Angesichts der vielen Anschläge nahmen sie sowieso jeden auf, der sich meldete. Nach meiner Grundausbildung, verschiedenen Schulungen und ein paar Einsätzen, wurde ich irgendwann als Wärter im Zellentrakt für verschiedene Kriegsgefangene eingesetzt. Sie sperrten einen Mann und ein kleines Mädchen weg und ich sollte auf sie aufpassen. Eines Tages holten ein paar Kameraden den Mann ab. Ich war mir sicher, dass sie ihn töten würden. Die Frage war nur, was sie mit dem Kind machen wollten. Wenige Tage später ging wieder die Tür auf und zwei Männer traten ein. Ich hatte das Mädchen nicht in ihre Zelle gesperrt. Wofür auch? Was hätte so ein Kind schon anrichten können. Sie wollten sie mitnehmen. Ich wusste, dass sie sie töten würden. Ich wollte es verhindern, sie aufhalten. Als einer der Soldaten zu ihr wollte habe ich ihm den Weg versperrt. Selbst als er mich anbrüllte ging ich nicht weg. Er wollte mich wegschubsen doch ich schlug ihn. Als Strafe griff er mich mit dem Messer an. Die Narbe in meinem Gesicht ist der Beweis dafür, dass ich nicht einmal ein Leben retten konnte. Nicht ein verdammtes Leben. Sie hatten vor mich umzubringen und folterten mich wochenlang. Anschließend warfen sich mich von einer Klippe ins Meer und dachten damit hätte sich die Sache erledigt. Ich schwamm wie bescheuert und kam irgendwann wieder an Land. Danach baute ich mir eine neue Identität auf und bin schließlich zudem geworden was ich heute bin.“
Michelle schaute ihn an: „Und was bist du?“
Texlers Blick fiel auf die Wand und starrte durch sie hindurch. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten. Wütend, traurig, leer. „Ich?“, doch in seiner Stimme lag Verachtung. Verachtung gegen sich selbst, seinem Leben, seiner Entscheidung und Einstellung, „Ich bin ein kaltblütiger Killer, der andere Leben für Geld zerstört. Der Tod ist mein Geschäft, er ist ein Teil meines Lebens.“ Michelle setzte sich neben Texler und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Du kannst jederzeit dein Leben ändern. Du kannst aufhören und neu anfangen.“, ihre Stimme klang ruhig, sanft und man konnte darin etwas hören. Etwas was Texler schon lange nicht mehr hatte: Hoffnung. Er drehte den Kopf zu ihr. Seine Augen glänzten und man sah dass er Angst hatte, dass er Erschöpft war und leid des ewigen Kämpfens. Er wollte schon lange nicht mehr: „Und was ist, wenn es das einzige ist was ich kann? Ich dazu verdammt bin?“ Michelle schüttelte den Kopf: „Wenn du das kannst, kannst du auch alles andere. Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient.“. „Du hast Recht, vielleicht ist es an der Zeit neu anzufangen. Aber um neu anzufangen muss man aber erstmal einen Schlussstrich ziehen. Nicht jeder hat eine zweite Chance verdient.“

Kapitel 10 Eine gefährliche Mission

Es war dunkel im Zimmer und Texler hörte die Kirchturmuhr Mitternacht schlagen. Noch 1 Stunde und 37 Minuten sagte er sich und fing an die Sekunden zu zählen. Eigentlich war er verdammt Müde, aber er wollte nicht seinen „Termin“ verpassen. Er hatte gewartet bis Michelle eingeschlafen war und wollte auch bisher nicht aufstehen, weil er sie nicht wecken wollte. Nach weiteren 20 Minuten stand Texler leisen Schrittes auf. Im Badezimmer hatte er schon alles bereitgelegt und auch den Weg zum Badezimmer selbst ist er schon oft in Gedanken abgegangen. Vom Bett aus vier Schritte nach vorne, drei nach rechts, noch einen nach links und er bekam schon den Türgriff zu fassen. Hinter sich schloss er die Tür und machte erst dann das Licht an. An seinem Messergürtel befestigte er an der rechten Seite noch ein Holster bevor er ihn sich umband. Dann lud er die Pistole, eine SIG-Sauer P-226, nach und steckte sie gesichert weg. Zur Sicherheit steckte er sich noch zwei Extramagazine, mit jeweils 15 Schuss, ein. Dann warf er sich den Mantel um und zog seine Armbanduhr an. Es waren genau 00:32:06, als er einen kurzen Blick darauf warf. Eine kleine Schachtel mit verschiedenen Dietrichen steckte er sich in die Manteltasche. Irgendwann hatte ihm mal ein Kamerad beigebracht, wie man verschiedene Schlösser knackt und ihm dieses Dietrichset gegeben. Bisher hatte er es nur sehr selten gebraucht. Er legte die Tasche beiseite, denn diese brauchte er nur mitzunehmen, wenn er eine nicht handliche Waffe, wie meistens ein Scharfschützengewehr, benutzte. Eigentlich machte er solche Jobs ungern. Für einen Klienten sollte er sich in die Villa vor irgendeinem Mafiosi der Italienischen Mafia schleichen und ihn dort umnieten. Natürlich würde das kein leichter Job werden. Mafiosi waren meistens alle gleich und auch gleich paranoid. Demnach waren ihre Häuser auch gleich gut bewacht. Ursprünglich hatte er vor, auf einen Baum im Garten oder so zu klettern und den alten Sack durchs Fenster zu erschießen. Bei den detaillierten Auftragsinformationen wurde ihm dann offenbart, dass es in der Villa nur Kugelsichere Scheiben gäbe und man nur Vorne oder an dem Neben- und Hintereingang reinkommen könnte. Wenn er Glück hätte, wäre noch ein Weg durch ein geöffnetes Kellerfenster möglich, aber mit Glück sollte man nie rechnen. Also wollte er sich durch den Nebeneingang schleichen. Bevor er die Badezimmertür öffnete, löschte er das Licht. Er verließ das Hotelzimmer und kletterte auf dem Flur durch ein Fenster und nahm die Feuerleiter nach unten. Er landete in einer Nebengasse und lief einen Teil der Strecke zur Villa. Er wollte nicht zu spät kommen um 01:40 Uhr war Schichtwechsel und kurz davor, mitten in der Nacht, nach einem langen Arbeitstag, waren die Wachen garantiert unkonzentriert und müde. Also die perfekte Zeit um zuzuschlagen. Die letzten 400 Meter ging er langsam, um sich noch etwas auszuruhen. Über die Mauer, in den Garten und dann schnell in einen Busch gehockt. Die Villa war verdammt groß und in mehreren Zimmern brennte noch Licht. Draußen sah er keinerlei Wachen, aber irgendetwas verriet ihm, dass etwas nicht stimmte. In der Armee bekommt man immer wieder eingeschärft, dass der eigene Instinkt, dass einzige ist, was einem draußen auf dem Schlachtfeld am Leben erhält. Er nahm das Dietrichset aus der Tasche und nahm einen kleinen Eisendraht daraus. Kaum 4 cm lang und sehr dünn. Er bog ihn zurecht und befestigte ihn in seinem Mund, indem er ihn zwischen Unterlippe und Zähne legte. Die Enden stachen etwas ins Zahnfleisch, aber sein unruhiges Gefühl wurde besser. Mit schnellen Schritten glitt er durch die Schatten im Garten, die die Bäume und Büsche warfen. Immer wieder wanderte sein Blick zu den erleuchteten Fenstern und durch die Schatten hinter und vor ihm, doch alles blieb still und nichts bewegte sich. Das gefiel ihm gar nicht. Vor dem Nebeneingang blieb er stehen. In seiner näheren Umgebung sah er nichts und auch durch die Scheiben konnte er im Inneren nichts erkennen, außer, dass es dunkel war. Aus dem Set nahm er den entsprechenden Dietrich und begann das Schloss zu knacken. Die leisen Geräusche, die er dabei produzierte, machten ihn selber nervös und immer wieder musste er sich umdrehen. Endlich machte es klick und die Tür ging auf. Den Dietrich schnell wieder verstaut, griff er sofort nach der Pistole und entsicherte sie. Mit schnellen Blicken tastete er erstmal den kompletten Raum ab und schaute auch nach eventuellen Kameras oder sonstigen Sachen, von denen er nichts ausmachte. Er richtete sich auf und ging zwei Schritte in den Raum, bevor er sich aber wieder ruckartig hinhockte. Hatte sich in dem dunklen Raum vor ihm nicht etwas bewegt? Texler starrte in den Raum vor ihm, die Pistole im Anschlag und schussbereit. Seine ganze Konzentration war nach vorne gerichtet. Hinter ihm war das Geräusch von zerberstendem Laub, von Schritten in der Wiese und Texler drehte sich reflexartig um und riss die Waffe mit. Er sah vor sich einen Schatten und drückte den Abzug. Doch gleichzeitig schlug etwas hartes gegen seinen Kopf, etwas kaltes, eisernes und Texler fiel zu Boden, schlug mit dem Hinterkopf auf die harten Steinplatten des Raumes und Taubheit breitete sich in seinem Körper aus. Waren da Stimmen? Ein Wimmern? Hatte er den Angreifer getroffen? Doch vor seinen Augen wurde die Welt schwarz und still.

Michelle wachte auf und merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie drehte sich auf die andere Seite und fuhr mit der Hand die andere Betthälfte ab. Sie war leer. Augenblicklich sprang sie auf und schaltete das Licht an. Sie ignorierte das brennen in den Augen. Er war weg. Im Badezimmer sah sie die leere Tasche. Unterm Bett hatten sie ihre Koffer verstaut. Sie zog seinen Reisekoffer unter seiner Betthälfte raus und nahm den Laptop. Nach dem Startbildschirm erschien ein Passworteingabefeld. Zuerst wollte sie verzweifeln, bis ihr eine Idee kam: Texler! Sie machte ihre Eingabe und nach zwei Sekunden wurde auch schon der Desktop angezeigt. Die E-Mails von seinem derzeitigen Auftrag wurden nicht gelöscht. Es waren Ortsangaben, eine Adresse und auch wenige Bilder angehangen. Auf einer Karte waren der Standpunkt des Hotels und der der Villa eingezeichnet. So konnte Michelle sich auf den Weg machen, aber sie brauchte eine Waffe. In Texlers Koffer fand sie zwei Magazine mit 44. Magnum Munition. Hastig durchwühlte sie weiter und griff dann nach dem Lauf einer Waffe. Sie nahm sie aus dem Koffer und legte sie in ihre Hand. Eine Desert Eagle mit besonderen Verzierungen und Mustern. Es war die, die Texler ihr abgenommen hatte. „Hatte er sie nicht verkauft?“, schoss es ihr durch den Kopf. Doch jetzt war keine Zeit um darüber nachzudenken. Sie nahm ebenfalls den Weg über die Feuerleiter nach unten und lief den ganzen Weg zur Villa. Nachdem sie über die Mauer geklettert war versteckte sie sich ebenfalls in den Büschen. Abgeknickte Äste, Fußabdrücke, jemand war schon hier gewesen. Im Garten war niemand zu sehen und im Gebäude brannten viele Lichter, aber auch dort war niemand. Erst nach ein paar Minuten, als ihr Blutdruck wieder gesunken war, machte sie sich leise auf den Weg zum Nebeneingang. Jemand lehnte dort an der Wand und starrte auf den Boden. War er am schlafen? Michelle schaute um die Ecke der Hauswand und machte erst einen Schritt auf die Wache zu, als sie sicher war, dass er zumindest nicht wirklich Acht gab. Erst als sie neben ihn trat bemerkte er etwas und schaute nach oben. Michelle hatte bereits ausgeholt und schlug den Griff der Waffe mit wucht auf den Kopf des Wärters, der unter einem kurzen Stöhnen zusammenbrach. „Was ist los?“, rief jemand von innen. Die Tür war nur angelehnt und der Raum, in den die Tür führte, war und blieb dunkel. Michelle hörte Schritte die sich näherten, anscheinend von zwei verschiedenen Personen. Mit der linken Hand hielt sie den Griff der Tür in der Hand, damit sich diese nicht öffnet, in der Rechten die Desert Eagle. Sie setzte ihren rechten Fuß gebeugt unterhalb des Türgriffs ab und wartete. Als einer der Wachen sich an die Tür stellte und durch das Fenster schaute, trat Michelle mit ganzer Kraft aus. Es gab einen lauten Knall als die Tür aufschlug und den Mann davor wegschleuderte. Sein Kopf schlug auf den harten Boden und zertrümmerte seinen Schädel schließlich ganz. Bevor der andere Wachmann auch nur seine Waffe ziehen konnte fielen zwei Schüsse. Die erste Kugel schlug in seinen Magen, woraufhin er zusammensackte, und die Zweite, die ihn von seinem Leiden erlöste, traf in sein Gesicht.
Aus der verdunkelten Küche führte eine geöffnete Doppeltür in die Eingangshalle wo sich auch das Treppenhaus befand. Aus der Eingangshalle fiel Licht in die Küche. In der Küche gab es auch noch eine Tür. Michelle schaute zuerst, was sich hinter der Tür befand und schloss die Tür wieder, als sich herausstellte, dass es sich nur um eine Abstellkammer handelte. Gerade als sie die Einganghalle betreten wollte, rief eine Stimme: „Hey!? Alles in Ordnung? Was ist los?!“. Nach wenigen Sekunden, in denen keine Antwort verlautete, machte sich der Mann auf zur Küche. Mit gezogenen Pistole lies er seinen Blick durch den dunklen Raum schweifen, seine Augen von dem hellen Licht der Eingangshalle geschwächt. Er sah seine zwei Kollegen auf dem Boden liegen und die Füße von einem weiteren, durch die geöffnete Tür nach draußen. Einer wurde erschossen, was auch die lauten Knalle erklärte, der andere scheinbar erschlagen, dessen Gesicht mit Blut überströmt und Kopf in einer Lache gebettet. Er wollte gerade nach draußen schreiten, als er sich umdrehte und die Tür zum Abstellraum im Auge hatte. Sein Gefühl verriet ihm, dass der Eindringling ganz in der Nähe ist. Langsamen Schrittes trat er auf die Tür zu und hob die Pistole. Sein Finger legte sich auf den Abzug und zwei Kugeln schlugen durch die Tür. Sein Körper zuckte unter den Einschlägen und stürzte schließlich hinterrücks zu Boden. In seiner Brust war ein stechender Schmerz und jeder Atemzug brannte wie Feuer in seinen Lungen und verschlimmerte nur den Schmerz. Er erkannte wie die Tür aufging und eine Frau heraustrat, mit der Waffe auf ihn gerichtet. Michelle merkte sofort, dass dieser hier keinen großen Widerstand mehr leisten würde. Sein Gesicht schmerzverzerrt, sein Körper zuckend, der Atem flach und unregelmäßig. Die beiden Kugeln, die sie abgefeuert hatte, sind beide im Brustkorb eingeschlagen und haben anscheinend die Lunge verletzt. Sie ging neben ihm in die Hocke und packte seine Schulter.
„War noch jemand hier?“, fragte sie, aber erwartete nicht wirklich eine Antwort. „Gefangener.“, stammelte der Mann leise und mit großer Mühe. „Ja, genau! Wo ist er?“.
„Er…“, seine Stimme brach und wurde zu einem erstickendem Husten.
Blut spritzte aus seinem Mund, er hob die rechte Hand und zeigte in Richtung Treppenhaus. „Keller…“, stieß er hervor, bevor sein Atem zu einem Röcheln wurde und verstummte, als auch sein Arm zu Boden sank und sein Körper keine Lebenszeichen mehr von sich gab.
Mit zwei Fingern strich Michelle über sein Gesicht um seine Augen zu schließen. „Danke.“, sagte sie, stand auf und schritt in die Eingangshalle.

Texler öffnete die Augen und wusste nicht wo er war. Er befand sich auf einem Stuhl in einem dunklen, fast leeren Raum und seine Hände waren hinter seinem Rücken mit Handschellen verbunden und seine Beine mit irgendwelchen Seilen an die Stuhlbeine befestigt. Plötzlich fuhr ein furchtbarere Schmerz durch seinen Kopf und lies Texler aufstöhnen. Er erinnerte sich wieder, dass er zur Villa gegangen ist und von jemandem bewusstlos geschlagen wurde. In dem Raum stand noch ein Tisch mir mehreren Geräten und Werkzeugen darauf und nichts lies ihn daran zweifeln, dass es sich um Folterinstrumente handelte, und ein verschlossener Holzschrank. Auf dem Holzschrank lagen Pistole, Gürtel, Messer und Magazine, wahrscheinlich die Waffen, die sie Texler abgenommen hatten. Mit der Zunge tastete er nach dem Draht, der er in seinem Mund versteckt hatte und war erleichtert ihn auch dort vorzufinden. Den Draht nahm er zwischen seine Zähne und drehte den Kopf so weit zur Seite, dass sich sein Hals schmerzhaft spannte, bis er den Draht losließ. Zum Glück fiel der Draht in Texlers Hand und er begann sofort damit, die Handschellen zu knacken. Mit seinen Beinen wippte er auf und ab und versuchte so die Seile noch mehr zu lockern und erstarrte, als die Tür aufging, die hinter dem Schrank lag und für Texler nicht direkt zu sehen war. Zwei Männer traten ein, der eine in einem schicken Morgenmantel, mit grauen Haaren und tiefen Falten, Texler identifizierte ihn sofort als seine Zielperson, der andere in einem schwarzen Anzug, recht Jung, doch er ging leicht gebeugt und presste seine Hand gegen seine linke Seite. Der ältere Herr ging wenige Schritte auf Texler zu. „Ich würde mich jetzt normalerweise erstmal vorstellen, aber ich glaube, dass sie ganz genau wissen wer ich bin.“, er machte ein Pause um zu schauen ob Texler etwas antworten wollte, doch er blieb stumm, „Mein Problem ist nur, dass ich nicht weiß wer sie sind. Ich kann mir aber denken, warum sie hier sind. Also für wen arbeiten sie?“. Texler musste aufpassen, dass sie nicht auf sei Hände achteten und versuchte vorsichtig weiter die Handschellen zu knacken. Es machte die Sache nur um einiges schwerer, wenn er sich nicht auf die Handschellen konzentrieren durfte, er musste reden. „Sie glauben doch nicht wirklich, dass ich jetzt schon anfange zu singen, oder?“. Der Boss schüttelte, lächelnd den Kopf, „Nein, erwartet habe ich es nicht, aber die Hoffnung stirbt zuletzt, nicht wahr? Ich glaube mein Freund Tony hier, ist sehr erfreut dich wieder zu sehen. Ich gönne ihm nur zu gerne den Spaß, nur du kannst es verhindern.“.
Texler nickte zu dem verletzten Mann herüber: „Hey, Tony! Die Freude ist ganz meiner Seits“. Der Mann trat vor Texler, „Dein dämliches Grinsen wird dir noch vergehen!“.
„Na dann lass ich euch beiden jetzt mal alleine. Und Tony, tu mir einen gefallen und hol mich wenn er anfängt zu reden und dann lässt du ihn auch in Ruhe. Wenn ich gleich wieder runterkomme ist der Mann da noch am leben, verstanden!?“. Nach einem bejahen, von Seiten Tonys, verließ der Boss den Raum und machte sich auf den Weg nach oben zu seinem Zimmer im ersten Stock. Tony stellte sich vor Texler hin und fing erstmal an ihn zu mustern.
„Schicke Narbe! Wenn du willst kann ich dir noch eine verpassen.“. „Lass das blöde Gequatsche sein und fang endlich an! Mir wird noch langweilig.“, lachte Texler ihn an und kassiert dafür eine harte Ohrfeige. „Du hältst dich wohl für besonders schlau.“.
„Schlauer als du auf jeden Fall. Du scheinst so geistig impotent zu sein, sag mal waren deine Eltern eigentlich Geschwister?“, Texler hatte gerade den Satz zu Ende gesprochen also Tony ihm hart gegen den Brustkorb trat, dass er mit dem Stuhl nach hinter fiel und mit seinem Kopf wieder auf den Boden schlug. Bevor er irgendetwas machen konnte, stand Tony neben ihm und trat ihn immer und immer wieder in den Magen, dann richtete er den Stuhl wieder auf. Als Texler wieder aufschaute, kehrte Tony gerade vom Tisch zurück mit einer Eisenstange in der Hand.
„Rede!“, schrie er. Texler schüttelte den Kopf und er zog ihm die Eisenstange einmal durchs Gesicht. Er schrie wieder und Texler schüttelte den Kopf und kassierte dann drei weitere Schläge ins Gesicht. Bei den nächsten malen, stieß er die Stange auf Texlers Füße, rammte sie in seine Magen, schlug sie gegen dessen Schulten und Knien. Doch außer schmerzerfüllten Schreien, bekam er keine Antwort. „Bist ein hartnäckiger Bursche, was?“. Tony ging zurück zum Tisch und nahm eine Bohrmaschine in die Hand. Er ging zurück zu Texler und setzte den Bohrer auf dessen Bein an. „Jetzt werden wir dich mal in ein Stück Schweizer Käse verwandeln.“, lachte Tony sadistisch. Er wollte gerade den Bohrer betätigen als er Schüsse hörte und stoppte. Erschrocken lies er den Bohrer fallen als plötzlich Texler ausholte und ihm ein gezacktes Ende der geöffneten Handschelle in die Kehle schlug. Tony ging zu Boden und hielt sich mit beiden Händen den Hals fest, in der Hoffnung die Blutung stoppen zu können. Texler befreite sich inzwischen mit Hilfe des Bohrers von den Seilen an seine Beiden und machte auch die andere Hand von der Handschelle los. Als er aufstehen wollte, sackte er zu Boden. Mühevoll erhob er sich an der Wand und ging so zum Schrank, nahm seinen Gürtel, band ihn sich um und steckte die Messer und die Magazine weg. Dann nahm er die Waffe und prüfte das Magazin. 13 Kugeln im Magazin und eine im Lauf, also mit der letzten, die in Tonys Körper steckte, waren sie vollzählig. Es waren noch mehr Schüsse gefolgt. Texler brach zusammen, als die ganzen Schmerzen wieder in seinem Körper zurückkamen. Wenigstens war er bewaffnet. Langsam richtete er sich wieder auf und stütze sich wieder an der Wand ab. Als er sah, dass sich etwas in seinem Blickfeld bewegte riss Texler die Waffe hoch und gab einen Schuss ab, doch Tony hatte schon zum Schlag ausgeholt und erwischte Texler mit dem Baseballschläger noch am Kopf und schleuderte ihn so gegen den Schrank. Beide gingen zu Boden und konnten sich vor Schmerz kaum bewegen. Tony nahm die Waffe, die Texler fallen gelassen hatte in die Hand und richtete sie mit aller Kraft auf Texler.

Michelle trat gerade in die Eingangshalle, als sie einen Schuss hörte und zuckte zusammen. Er kam aus dem Keller. Sofort erblickte sie die Tür, die hinunter führte. Langsam öffnete sie sie und ging leise die Stufen hinunter. Unten angekommen war noch eine Tür. Sie trat leise hindurch und schaute sich im Raum um. „Texler!“, rief sie, als sie ihn am Boden sah und kniete sich neben ihn. Im Raum lag noch jemand anderes, mit einer Waffe in der Hand. Dieser war aber auf jeden Fall tot. Langsam drehte sie Texler auf die Seite. Sein Gesicht und seine Kleidung war voller Blut, auch er musste schon viel verloren haben. Sie schaute und tastete ihn vorsichtig ab, doch fand keine Schuss- oder tiefere Schnittwunden, was schon mal ein gutes Zeichen war. „Wie bist du…“, hatte Texler angefangen doch Michelle schnitt ihm das Wort ab. „Erkläre ich dir später, jetzt sehen wir erstmal zu, dass wir hier raus kommen.“. „Ist ne gute Idee!“. Michelle half Texler wieder auf die Beine und gab ihm seine Waffe. Langsam gingen sie die Kellertreppe hoch und Michelle musste Texler stützen. Als sie durch den Haupteingang die Villa verlassen wollten, schrie ein Mann vom oberen Treppenabsatz: „Du kommst hier nicht leben raus!“. Sie drehten sich um und sahen einen Mann mit einer Waffe. Die Waffe zuckte in seiner Hand, als er eine Schuss abgab. Texler kniff die Augen zusammen und bereitete sich darauf vor, von einer Kugel zu Boden gerissen zu werden, doch er wurde zur Seite gestoßen und es fielen noch weitere Schüsse, bis er das gewohnte klick hörte, das signalisiert, dass eine Waffe leer war. Michelle stand auf, lies das Magazin zu Boden fallen und lud ein weiteres nach, bevor sie Texler wieder aufhalf. „So, das hätten wir.“, sagte sie knapp und gab Texler somit bescheid, dass sein Auftrag erledigt war. Für den Rückweg ließen sie sich Zeit und waren beide gleichermaßen froh, wieder im Hotel zu sein. Die Feuerleiter war soweit aber auch die einzigste Schwierigkeit. Bevor sie ins Hotel gingen hatte Michelle Texlers Wunden etwas abgebunden, damit er nicht den Teppich darin vollblutete.


Kapitel 11 Genesung

Die Leichen waren schon abgepackt und wegtransportiert worden, alles was von ihnen zurückblieb war eine Blutlache und ein weißer Kreideumriss auf dem Boden. Überall standen kleine Nummern und hörte man das Knipsen von Kameras, die diese nummerierten Beweise abfotografierten. Detective Williams stand schon seit fast 10 Minuten im Keller und starrte auf den Holzstuhl, als Lopez schließlich zu ihm trat. „Sie sind bereit.“. Williams nickte knapp und ging dann wieder hoch. Er stieg in einen Van ein und nahm ein Funkgerät in die Hand. „Okay, der Einsatz beginnt. Die beiden Zielpersonen befinden sich im Zimmer 113, ich wiederhole Zimmer 113. Team Alpha wird das Hotel umstellen und zwar an den Feuerleitern und dem Haupt- und Nebeneingang. Team Beta wird die Treppen und Aufzüge im Auge behalten, wenn alle bereit sind, gehen wir mit Team Delta rein. Verstanden? Das Hotelpersonal weiß bescheid.“. Der Van setzte sich in Bewegung und blieb nach 15 Minuten stehen. Wie gebannt starrte Williams auf das Funkgerät in seiner Hand. Nach wenigen Minuten ertönte das erwartete „Alpha bereit“ und nach weiteren Sekunden „Beta bereit“. Noch ein kurzer Blick nach hinten und Williams zog seine Pistole aus dem Holster und entsicherte. Das Funkgerät befestigte er an der Kugelsicheren Weste und mit einem „Go!“, flogen die Türen des Vans auf. Mit schnellen Schritten rannte das Team Delta, bestehend aus 6 Soldaten und den beiden Detectives die Treppen hoch und postierten sich vor dem Zimmer 113. Ein Soldat rannte auf die Tür zu und trat einmal dagegen, sodass sie aus den Angeln flog. 5 andere sprangen ins Zimmer und sicherten alle Seiten. „Gesichert!“, schrie einer der Soldaten aus dem Zimmer und vier Sekunden später ein anderer aus dem Bad. Die beiden Detectives betraten den Raum und Williams schaute zum Bett, das voller Blut war. Sie hatten ihn schon wieder verpasst. Mit einem Wutschrei griff Jack nach dem Fernseher und schmiss ihn mit aller Wucht gegen die Wand. „So eine verdammte Scheiße!!!“, ruckartig drehte er sich rum, ging aus dem Hotel raus und stieg in seinen Wagen. Schnell hatte er sein Handy gezückt, eine Taste gedrückt und die gewohnte Stimme meldete sich am anderen Ende mit einem „Hallo?“. „Sie sind weg!“, schrie Williams in den Hörer. Der Informant konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Es ist nicht meine Schuld, wenn sie sie nicht erwischen, ich gebe ihnen nur die Informationen.“. „Okay dann sag mir wo sie jetzt sind!“, Williams wollte die Sache endlich zu Ende bringen. „Tut mir leid, ich bin kein Zauberer, ich brauche auch etwas Zeit.“. Williams schüttelte den Kopf: „Die haben wir aber nicht. Ich gebe ihnen 10 Minuten, dann wissen sie wo sie sind.“. Damit legte er auf. Nach wenigen Minuten ging die andere Autotür auf und Lopez stieg ein. „Und was neues?“. Er bekam nur ein Kopfschütteln. Nach 10 Minuten rief Jack seinen Informanten an, aber es hob niemand ab. Auch nicht in den nächsten Stunden oder Tagen.

Als Michelle Texler geweckt hatte, waren die Koffer schon alle gepackt. Sie half Texler beim Anziehen und verabreichte ihm Schmerzmittel, damit er sich ordentlich bewegen konnte. Scheinbar wollte sie keine Zeit verlieren, also schmissen sie die Koffer aus dem Fenster und kletterten über die Feuerleiter nach unten, wo bereits ein Taxi wenige Häuser weiter wartete.
Erst als die drei dunkelblauen Vans um die Ecke bogen verstand Texler, warum sie sich so beeilt hat, auch wenn er nicht verstand woher sie wissen konnte, dass sie aufgeflogen waren. Sie checkten in einem anderen Hotel ein und Texler legte sich sofort erschöpft auf das Bett und schlief ein.
Die nächsten Tage war Michelle damit beschäftigt Texlers Wunden zu versorgen und Texler damit nicht das ganze Hotel zusammen zu schreien. Mehrere Rippen waren gebrochen, genauso wie einige Zehen, seine linke Schulter ausgekugelt. Zudem sein Knie geprellt und seine Wangen- und Nasenknochen verstaucht. Er hatte eine Platzwunde am Kopf und ziemlich viel Blut verloren. Michelle wollte Texler eigentlich ins Krankenhaus bringen, aber dieser weigerte sich strikt. Natürlich verstand Michelle genauso viel von Medizin wie der Bäcker und der Müllmann von Nebenan, nämlich nichts, und war froh irgendwann mal Kurse für Erste-Hilfe und so ein Zeug belegt zu haben. Die offenen Wunden wurden mit reinem Alkohol gereinigt und verbunden. Am Fuß legte Michelle so gut es ging eine Schiene und auch Texlers Schulter konnte sie wieder einkugeln. Mehrmals musste Michelle in die Apotheke um Blutstiller und Schmerzmittel zu besorgen, genauso wie Verbandszeug und verschiedene Antibiotika und Salben um Entzündungen vorzubeugen. Nur bei den Rippen stand Michelle vor einem Rätsel und hoffte, dass sie nichts Falsches tat, als sie den Brustkorb mit Heilseiben pflegte und auch diesen verband. Texlers Körper wies viele Narben auf, die über Beine, Arme, Rücken und Brust verteilt waren. Jede von ihnen war mit einer Geschichte verbunden, eine Geschichte die grauenvolles erzählte. Er reagierte immer komisch, wenn man ihn auf etwas ansprach wodurch er an seine Vergangenheit denken musste. Michelle fragte sich immer, was ihm in der Army sonst noch für schlimme Dinge widerfahren waren, wie er zu seiner ersten Mission kam oder etwas über seine Eltern, was wirklich passiert war. Sie kannte nur die Geschichte ihres Vaters, wie sie glorreich einen Heuchler und Verräter zur Strecke gebracht haben, schon wieder. Natürlich würde Michelle ihn nicht darauf ansprechend, denn sie wusste, wie reizbar er war, besonders, was diese Dinge anging. Für Texler ist die Vergangenheit ein Moment, der vorbei ist. Und in dem Moment in dem er vorbei geht ist er abgeschlossen und kann vergessen werden. Doch Verdrängung, so heißt ist, ist der innere Tod. Oft merkte Michelle, dass Texler nachts unruhig schlief. Er atmete manchmal hektisch, verkrampfte seinen Körper und wachte oft schweißgebadet auf, aber auch darauf hatte Michelle ihn noch nie angesprochen.
Michelle hatte gerade die Verbände frisch gewechselt, als ihr Blick auf die Desert Eagle auf dem Nachtisch fiel. Sie nahm sie in die Hand und musterte sie genau, bevor sie zu Texler blickte der im Bett lag. Er bemerkte ihre Blicke und schaute zu ihr rüber: „Was ist?“, fragte er schwach. Neben ihn setzte sie sich auf das Bett und zeigte ihm die Waffe: „Hast du nicht gesagt du hast sie verkauft?“. Er nickte. „Also hast du gelogen?“. Daraufhin schüttelte er den Kopf und sie schaute ihn nur noch verwirrt an. Texler konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: „Nachdem du gegangen warst, bin ich noch mal zu meinem Freund und habe die Waffe wieder zurückgekauft.“. „Das ist so süß von dir, weißt du das?“. Texler konnte nur noch grinsend den Kopf schütteln bevor er wieder einschlief. Noch lange blieb sie am Bett sitzen und schaute ihn an, bis sie seine Narbe mit der Hand entlangfuhr und ihn auf die Stirn küsste, bevor sie sich auch bereit machte schlafen zu gehen.
Nachdem Texler knappe 2 Wochen fast nur in seinem Bett gelegen hatte, wollte er unbedingt wieder in Form kommen. Auch wenn Michelle nicht der Meinung war, dass Texler schon wieder Anfangen sollte sich viel zu bewegen, machte sie keinerlei große Anstalten ihn daran zu hindern. Nach den langen Spaziergängen folgten Dauerläufe und Langstreckenschwimmen. Nach insgesamt 4 Wochen war sein Körper in einer akzeptablen Verfassung. Viele Wunden waren größtenteils oder fast komplett geheilt und es bereitete ihm auch immer weniger Schmerzen sich zu bewegen. Texler fand langsam, dass es Zeit war hier zu verschwinden und hielt nach einem neuen Auftrag Ausschau. Um einen allzu langen Flug zu vermeiden nahm er einen Auftrag in Italien an. Als er mit der Buchung der Tickets und des Hotels fertig war packte er seine Tasche und brachte ein Lächeln hervor: „Auf nach Rom.“

Kapitel 12 Sackgasse

Die Maschine landete um 08:47 Uhr Ortszeit und auch nach weiteren 2 Stunden waren Michelle und Texler im Hotel und hatten ihre Zimmer schon fertig bezogen. Nach einer kleinen Probe, der Hotelkantine war Texler für eine kleine Stadtrundfahrt. „Erst das Vergnügen, dann die Arbeit.“, lachte er und nahm seinen Stadtplan aus der Tasche um schon mal eine Route zu planen. Nach der Besichtigung des Kolosseums, der Spanischen Treppe, verschiedener Museen und schließlich dem Petersdom, legten beide eine sehr lange Pause am Petersplatz ein. Das Wetter war angenehm warm und hin und wieder verdeckten Wolken die Sonne, sodass es nicht zu hell wurde. Michelle setzte sich auf die Stufen, am Rande des Platzes, und legte ihre Handtasche zur Seite.
Texler blieb neben ihr stehen und rückte seine Sonnenbrille zurecht, die er sich vorhin gekauft hatte. Michelle hielt sich die Hand vors Gesicht, als sie zu Texler hoch schaute, weil sie die Sonne so blendete. „Willst du dich nicht setzten?“. Texler schaute weiter in die Mitte des Platzes und schüttelte den Kopf, „Nein, danke. Ich stehe lieber.“. Den Blick ebenfalls auf die Mitte des Platzes gerichtet, versuchte Michelle den Punkt auszumachen, auf den Texler schaute, falls er denn überhaupt auf etwas schaute. „Was gibt es denn da?“, fragte Michelle nach kurzer Zeit. „Männlich, weiß, schwarzes Haar, dunkel gekleidet, Sonnenbrille, um die 25 Jahre, ca. 1,70 m groß und umgeben von 3 weiteren Typen in der Nähe der Säule.“, Texler schaute runter zu Michelle, die anscheinen immer noch nach der besagten Person suchte, „Von uns aus gesehen schräg hinten links bei der Säule.“. Michelle lies ihren Blick nach links wandern. „Hab ihn!“
„Wow! Das ging ja schnell.“, Texler musste grinsen.
Michelle haute ihm leicht gegen das Bein und musste dann selber lachen. Sie fing sich aber schnell und wurde wieder ernst. „Zielperson?“
Texler nickte: „Er ist neues Oberhaupt in einer italienischen Verbrecherorganisation und hatte sich bereits schon nach wenigen Tagen Amtszeit viele Feinde gemacht. Allen voran die Frau des ehemaligen Bosses, den der nette junge Mann höchst persönlich beseitigt hat. Auf den Auftrag gibt es sogar einen kleinen Bonus. Wir haben alle Daten: Wo er einen festen oder gelegentlichen Wohnsitz hat, welche Bars, Restaurants, Kneipen er besucht, mit wem er rumhängt und was für ein Auto er fährt. Zudem noch nette Informationen, wie z.B., dass er immer unter Beobachtung von Bodyguards steht und verdammt Paranoid ist. Zu recht.“, Texler musste schon wieder grinsen.
„Und wie willst du an ihn rankommen?“
„Habe noch keinen richtigen Plan. Da er aber besonders in seinem Haus gut geschützt ist, werde ich ihn wohl oder übel in der Öffentlichkeit den Gar ausmachen. Irgendwo von einem Dach aus mit einem Scharfschützengewehr. Ein Schuss, schnell weg und in den nächsten Flieger nach nirgendwo, bevor auch nur jemand bemerkt hat, dass er getroffen wurde. Unser Auftraggeber hat uns auch freundlicherweise darauf hingewiesen, dass es wissen könnte, dass jemand hinter ihm her ist. Könnte aber auch an seiner Paranoia liegen.“
Noch mehrere Minuten lang beobachteten Texler und Michelle ihre Zielperson und fragten sich was er eigentlich hier wollte, doch sie wurden aus den Gedanken gerissen, als sich jemand von hinten plötzlich in einem sehr hohen Tempo näherte. Völlig in Gedanken versunken starrte Texler geradeaus, als plötzlich jemand volle Wucht gegen in prallte, sodass Texler kopfüber nach vorne fiel, seine Sonnenbrille verlor und auf dem Boden unsanft aufschlug, auch wenn er sich so gut es ging abrollte. „Hey“, rief Michelle und rannte dem Idioten hinterher. Erst nach wenigen Sekunden bemerkte Texler, dass der Typ ihre Handtasche mitgehen lassen hatte. Etwas schwerfällig kam Texler wieder auf die Beine, noch leicht geblendet lief er den beiden hinterher. Als er sie später auf dem Bürgersteig einer Straße ausgemacht hatte, legte er an Tempo zu, sodass er nach kurzer Zeit fast zu Michelle vorgestoßen war. Nach zwei weiteren Kreuzungen rannte der Dieb in eine kleine, dunkle Nebengasse und bleib verbittert vor einer Mauer stehen. „Sackgasse!“, rief Texler ihm zu, als er leicht außer Atem um die Ecke bog, Michelle direkt hinter ihm. Sie gingen langsam nach vorne und Texler machte sich darauf gefasst, dass der Dieb eventuell bewaffnet sein könnte und war bereit nach einem Messer hinter seinem Rücken zu greifen. Mit Schwung warf der Dieb die Tasche Michelle zu und hob dann langsam seine Hände.
„Ich ergebe mich! Lasst mich gehen! Ich habe euch nichts getan! Bitte!“

Texler nickte nur kurz und ging vorsichtig rückwärts wieder auf die Straße zu, als er mit seinem Rücken gegen etwas stieß und sich umdrehte. Michelle war hinter ihm stehen geblieben und schaute auf den Ausgang der kleinen Gasse, der von 3 großen Typen versperrt wurde.
Bei einem kurzen Blick nach hinten bemerkte Texler auch, dass der Dieb ein Messer gezückt hatte. „Oh Scheiße!“, war sein einziger Gedanke der durch seinen Kopf schoss. Und um alles noch komplett zu machen trat zwischen den großen, gut gebauten Männern, ein schmächtiger, junger Mann lachend hindurch und klatschte abwertend in seine Hände. „Gefunden!“, schrie er und musste dann noch lauter anfangen zu lachen. Ein kurzes Räuspern, nachdem er sich wieder gefangen hatte und er machte drei Schritte nach vorne. „Ich wusste doch, dass jemand hinter mir her ist. Ich wusste es!“, er strich sich seine Haare aus dem Gesicht und griff dann an seinen Gürtel unter seinem Hemd und zückte eine kleine Walther P 5, mit verziertem Holzgriff und goldenem Abzug, entsicherte sie und hielt sie auf Texlers Brust.
„Nicht schon wieder“, dachte Texler frustriert ohne es auszusprechen, „Erst werde ich von einem alten Sack gefangenen genommen und gefoltert um dann in einer kleinen Nebengasse von einem Amateur der Extraklasse eine Kugel zu kassieren.“. Hätte Texler nicht in unmittelbarer Nähe den Tod vor sich gesehen, hätte er wahrscheinlich über die Ironie lachen müssen, von seiner eigenen Zielperson ausgeschaltet zu werden.
„Auf nimmer wieder sehen!“, lachte der Mann und Texler zuckte zusammen, als er einen Schuss krachen hörte. Aber er registrierte sofort, dass das kein Schuss aus einer kleinen Walther P 5 war und zog ein Messer hinter seinem Rücken, um es nach vorne zu schleudern. Der mittige, der drei Bodyguards, musste unter dem lauten Knall auch kurz zusammenzucken und hatte gerade erst die Situation vollkommen registriert, als er plötzlich ein leises Zischen vernahm, von einem sich schnell näherndem Gegenstand. Mit Kraft bohrte sich die Klinge des Messers fast komplett in die Kehle des Mannes, der kaum einen Schritt nach hinten taumelte und dann rücklings auf den Boden fiel. Texler hörte noch zwei weitere Schüsse, unter denen die anderen Bodyguards zu Boden gingen, noch bevor sie ihre Waffe gezogen hatten, doch er hatte sich inzwischen dem Dieb zugewandt, der im vollem Lauf auf Texler zuhielt. Kaum vier Schritte, war der Mann noch von ihm entfernt, als er auch schon zu stach und die Klinge auf Texler zuraste. Knapp wisch er dem Messer aus, indem er einen kleinen Schritt nach rechts machte und somit sein Gesicht nur wenige Zentimeter von dem des Angreifers entfernt war. Inzwischen hatte Texler auch schon das Messer bereit und haute es dem Unbekannten in seinen Nacken, wodurch sein Rückenmark völlig durchtrennt wurde und er schließlich gelähmt zu Boden sackte, als Texler sein Messer wieder herauszog. Michelle nahm kurz die Desert Eagle aus der Handtasche um sie nachzuladen, bevor sie sich zu Texler rumdrehte. „Wir sollten verschwinden.“, sprach Texler etwas aufgeregt. Michelle nickte nur knapp und beide rannten wie um ihr leben ca. 5 Blocks von dem Massaker entfernt durch Seitengassen, Höfe und Gärten, bis sie völlig außer Atem in einer dunklen Ecke einer Gasse landeten, die nur wenige Meter von ihrem Hotel entfernt war. Texler Fuß tat verdammt weh und er hätte eigentlich schreien können, aber das war momentan sein kleinstes Problem. Sie ruhten sich knappe zehn Minuten aus, bis sie wieder in einer normalen Verfassung waren und gingen langsamen Schrittes auf das Hotel zu. Sie fingen an über das Wetter zu reden, kurz bevor sie das Hotel betraten und wirkten wie ein ganz normales Paar, das gerade von einer Stadtbesichtigung kommt. Doch innerlich waren beide ziemlich aufgebracht und angespannt, als sie in der Ferne, dass laute Heulen von Sirenen hörten.

Die Maschine für nach Rom hatten Detective Williams und sein Kollege Lopez gerade so verpasst und die nächste würde erst um 20 Uhr gehen. „Egal“, dachte Jack, „Hauptsache wir kommen überhaupt an.“. Sein Informant hatte sich endlich gemeldet. Er hatte recht gehabt, es war seine Schuld, dass er ihn nicht geschnappt hat und entschuldigte sich bei seinem Informanten, dieser nahm sie dankend an und hatte gute Neuigkeiten, beziehungsweise neue Informationen. Leider waren aber auch diese sehr ungenau. Er konnte nicht einmal sagen, wie lange die beiden in Rom bleiben würden, weshalb Williams keine Zeit verlieren wollte. Also warteten Lopez und Williams in dem Restaurant am Flughaufen auf den nächsten Flug.

Kapitel 13 Verrat

Texler buchte einen Flug zurück nach Irland für zwei Personen und gab seinem Auftraggeber bescheid, dass der Auftrag erledigt sei. Dieser wunderte sich nur darüber, dass es so schnell ging und gab bescheid das Geld bereits verbucht zu haben und sogar einen Bonus drauflegen würde.
Für die nächste Zeit hatte er genug davon, dass dauernd irgend so ein Vollidiot ihm mit einer Knarre vorm Gesicht rumfuchtelte oder ihm eine Eisenstange ins Gesicht knallte. In seiner ganzen Karriere, die über viele Jahre hinwegging, geriet er bisher nur insgesamt 4-mal in eine wirklich potentiell gefährliche Situation und davon 2-mal innerhalb der letzten Wochen. „Vielleicht werde ich einfach zu alt für diesen Scheiß.“, dachte er sich genervt und dabei war er gerade einmal 38 Jahre alt.
Leider musste Texler feststellen, dass der nächste Flug erst Morgen früh um 10:30 Uhr ging. Ein kurzer Blick auf die Uhr: 18:04 Uhr, also mussten sie erst in knappen 16 Stunden am Flughafen sein. Auch wenn Texler nicht glaubte, dass die Bullen in dieser Zeit etwas über ihn herausfinden würden, so wusste er doch ganz sicher, dass er diese Nacht, nicht sonderlich gut schlafen würde. Nachdem beide duschen waren packten sie schon mal ihre Koffer für den nächsten Morgen und gingen schlafen.
Als Texler die Augen öffnete war es noch stockfinster, nur der Mond und die Sterne erhellten den Raum schwach und zeichneten die schwarzen Silhouetten der Gegenstände im Raum. Langsam richtete er sich auf, als er plötzlich merkte, dass Michelle nicht neben ihm lag. Durch den Spalt unter der Badezimmertür fiel Licht. Ein Blick auf die Uhr verriet Texler, dass es gerade mal Mitternacht war und er wollte sich gerade wieder hinlegen, als er Stimmen hörte. „Mit wem redet Michelle da?“, dachte er sich und schlich langsam durch den Raum.
Anscheinend war sie am Telefonieren, doch sie redete sehr leise wodurch er nicht viel verstand außer einzelne Wörter, doch die ließen schon seinen Atem stocken. Sie sagte etwas über das Hotel indem sie waren und dass sie zurück nach Irland fliegen würden, sie sprach von einer Mission und…Texler trat ungläubig kopfschüttelnd von der Tür weg. Tausende Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Unfähig sich zu bewegen, stand er Mitten im Raum. Bis plötzlich die Wut ihn überfiel und seine Hände anfingen zu zittern. Mit Kraft ballte er seine Hände zu Fäusten und seine Fingernägel bohrten sich in die Handfläche.
Ruckartig drehte er sich um und knieten neben dem Bett nieder. Leise zog er seine Tasche unter dem Bett hervor und nahm die Pistole heraus. Er schraubte den Schalldämpfer auf und entsicherte die Waffe. Als er sich neben die Badezimmertür stellte, hörte er wie sie sich verabschiedete und auflegte. Sie löschte zuerst das Licht und öffnete dann die Tür.
Noch leicht geblendet von dem Badezimmerlicht, ging sie langsam an Texler vorbei, als er sie plötzlich von hinten packte und zu Boden warf, wobei sie ihr Handy fallen lies. Fast hätte sie vor Schreck aufgeschrieen, doch als sie nun den Schalldämpfer sah, konnte sie sich nicht mehr bewegen. Nach vielen Sekunden merkte sie erst, dass es Texler war der vor ihr stand. „Was soll das?“, brachte sie verunsichert hervor. Seine Stimme klang kalt, doch sie zitterte leicht vor Wut: „Komisch, die Frage wollte ich dir eigentlich stellen, Michelle. Was sollte das? Du hast mit deinem Vater telefoniert, du hast ihm die ganze Zeit über Informationen gegeben, deswegen waren mir die Bullen diesmal so dicht auf den Versen. Ich hab alles mitgehört. Du kannst mir nichts mehr vormachen. Du hattest eine Mission? Du solltest mich umbringen, stimmt’s? Stimmt’s!? Wieso? Wieso verdammt noch mal hast du es also nicht getan!?“. Tränen fingen an über ihr Gesicht zu laufen und sie wendete ihr Gesicht ab. „Du…du hast recht…“, brachte sie schluchzend hervor „Mein Vater hat mich geschickt um dich zu töten, doch als…als du mich gerettet hast, konnte ich nicht mehr, also sollte ich dir folgen und einfach nur Informationen weiterleiten…ich…ich...ich wollte das nicht. Es tut mir leid.“. Langsam setzte sie sich auf und blickte noch einmal zu ihm herauf, die Pistole war immer noch auf sie gerichtet.
„Du wirst mich jetzt umbringen?“, sie hatte keine Angst vor dem Tod, aber sie wollte nicht sterben, zumindest nicht so, nicht als eine Verräterin. Doch Texler schüttelte langsam den Kopf, lies die Waffe sinken und machte wenige Schritte zurück, sodass er fast gegen die Wand stieß. „Ich könnte dich nicht töten, nicht mehr. Selbst nicht, wenn du mich wirklich umbringen wolltest.“, er machte eine Pause und musste lächeln als er wieder anfing, „Ich habe sonst noch nie jemandem vertraut, weißt du? Ich sollte dir danken. Die letzte Zeit war schön. Schön weil ich nicht mehr alleine war. Schade das es schon vorbei ist…schade…“. Mit einem Ruck hob er die Waffe und drückte sie gegen seine Schläfe, noch einmal holte er tief Luft. Er drückte den Abzug und hörte das leise zischen, noch als er spürte wie sein Arm weg geschlagen und er gegen die Wand gepresst wurde.
Michelle war aufgesprungen und drückte seine beiden Arme gegen die Wand, doch erst nach wenigen Augenblicken hatte er erst registriert was passiert war. „Warum?“, fragte Texler leise, „Warum hast du das getan?“. Sie hatte ihren Kopf auf seine Schulter gelegt und er spürte wie ihre Tränen auf sein Shirt fielen. „Es darf noch nicht vorbei sein“, schluchzte sie. Langsam öffnete Texler die Hand und die Pistole fiel zu Boden. Michelle lockerte etwas den Griff und ging einen Schritt von ihm weg, damit sie ihm in die Augen schauen konnte. „Du weißt, dass ich dir nie etwas antun wollte.“, brachte sie nach wenigen Augenblicken hervor, „Selbst wenn ich die Informationen an meinen Vater weitergeben habe, wollte ich nie, dass sie dich kriegen und das haben sie auch nicht. Weißt du noch als du gesagt hat, dass du versuchen willst neu anzufangen. Ich werde dir helfen meinen Vater zu finden und dann können wir neu anfangen. Zusammen.“. Er antwortete nichts, sondern schaute nur in ihre Augen. Nach einer Zeit löste er vorsichtig seine Hand aus ihrem Griff und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht, doch noch bevor er etwas sagen konnte, lehnte sie sich nach vorne und legte ihre Lippen auf seine. Er riss die Augen auf und wollte reflexartig nach hinten weichen, doch er spürte wieder, dass er an der Wand stand und leistete keinen weiteren Widerstand. Langsam schloss er die Augen und begann ihren Kuss zu erwidern.

„Wir hören uns.“, nachdem er sich von seiner Tochter verabschiedet hatte, wartete er eigentlich darauf, dass der erwartete Ton des Besetzzeichen ertönte, bevor er auflegte, doch stattdessen höre er nur ein Knistern, am anderen Ende der Leitung. „Sie hat vergessen aufzulegen.“, dachte er sich achselzuckend und wollte gerade das Handy von seinem Ohr nehmen um aufzulegen, als er plötzlich einen dumpfen Knall hörte. Das Handy war heruntergefallen. Leise lauschte er dem, was am anderen Ende geschah, als er plötzlich Stimmen hörte. Er hörte jedes einzelne Wort des Gespräches und seine Hand fing an sich zu verkrampfen. Die Hülle des Handys knackte, als er fester zudrückte, bis er aufstand und es mit einem lauten Schrei auf den Boden schmiss und es in viele Einzelteile zerschellte. „Verdammt!!“, fluchte er und atmete mehrmals tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Nach 10 Minuten fasste er dann seinen Entschluss. Doch zuerst rief er Detective Williams an, der sich genervt mit einem „Was ist!?“, meldete. „Wo sind sie?“, fragte er, leicht verwundert darüber, dass Williams noch wach war.
„Unser Flug wurde wegen technischen Problemen storniert. Wir sind wieder im Hotel.“
„Halb so wild, Detective.“, winkte er ab, „Sie können ruhig da bleiben, ihre Zielperson kommt zurück nach Irland.“, verkündete er und legte ohne eine Antwort abzuwarten auf, und hängte noch mit einem dreckigen Grinsen an: „In einem Leichensack, meine ich natürlich.“.


Kapitel 14 Flucht


„Es tut mir leid.“, stammelte Texler, nachdem sich Michelle von ihm gelöst hatte. Er griff nach seinem Mantel und verlies das Zimmer. Noch einen kurzen Augenblick blieb er hinter der Tür stehen und lauschte. Sie weinte. Er ging langsam runter ins Foyer und raus auf die Straße. Es hatte geregnet und das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich auf der schwarzen Straße. Kaum jemand war hier und auch selten fuhren Autos vorbei.
Nicht weit vom Hotel entfernt war er in eine Seitengasse eingebogen. Niemand war hier. So viele Gedanken schossen ihm durch den Kopf, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Alles war so schnell gegangen. Innerlich kochte er vor Wut, aber er wusste nicht auf wen er wütend war. Er holte aus und schlug mit Wucht gegen den Container vor ihm. Seine Hand pochte vor Schmerz. Seine Blicke wanderten von den aufgeschürften Fingerknöcheln zu der Delle im Container, bis er sich an die Hauswand lehnte und erschöpft zu Boden sank. Er lehnte seinen Kopf an die kalte Wand, Tropfen fingen an auf ihn niederzuprasseln und er schloss die Augen. Als er nach wenigen Minuten wieder aufwachte fror er. Langsam stand er wieder auf und ging zurück zum Hotel. Die Tür öffnete er nur einen Spalt breit und trat erst ein, als er sah, dass Michelle schon schlief. Er nahm sich frische Kleidung und zog sich dann um. Die nassen Sachen packte er in eine Tüte und legte sie wieder in seine Tasche. Nur 20 Minuten war er weg gewesen, sagte ein Blick auf die Uhr. Der Flug würde erst in 10 Stunden gehen. Leise legte er sich auf seine Seite. Wie immer lag er auf dem Rücken, sein Blick zur Decke gerichtet, zumindest die meiste Zeit. Dauernd fiel sein Blick auf Michelle, die wenigstens mit dem Rücken zu ihm lag. Zu erschöpft war er aber um sich noch länger wach zu halten.

Michelle wachte am Morgen zuerst auf und merkte wie unruhig sie scheinbar geschlafen hatte, als sie neben Texler lag, den Arm um seine Hüfte gelegt. Vorsichtig zog sie ihren Arm zurück, um ihn nicht zu wecken, und stand langsam auf. Es war erst kurz vor Sieben, also kein Grund zur Eile. Kurz darauf wurde Texler aber sowieso wach und nach einem kurzen Blick auf die Uhr streckte er sich erstmal richtig, aber fuhr wieder zusammen, als sein Brustkorb anfing zu hämmern. Da er nun keinen Verband mehr trug, vergaß er doch immer wieder, dass seine Rippen noch nicht vollkommen geheilt waren. Er schob sich aus dem Bett und blickte zum Badezimmer, aus dem er Michelle hörte. Sie sang ein Lied, aber er konnte nicht viel verstehen. Abwesend stand er auf und setzte sich neben die Tür, wobei er sich auf seiner rechten Hand abstüzte, durch die sofort ein stechender Schmerz zog. Seine Fingerknöchel waren wund, leicht angeschwollen und ein leichter Blauschimmer war unter dem Rot zu sehen. Sanft strich er sich über die Knöchel, während er ihrem Gesang lauschte:
„... A summer breeze makes
all of our winters freeze
Autumn leaves
There’s no chance for spring’s romance
We linger on but leave the past behind us
Old lovers live it all anew
But chances are so few
And choices are so true.“
Als sie die Tür aufmachte und plötzlich Texler an der Wand neben sich bemerkte, zuckte sie leicht zusammen. Wortlos ging sie zu ihrem Gepäck und verstaute alles komplett. Als Texler aus dem Badezimmer kam tat er dasselbe.
„Ich habe dich gar nicht gehört.“, sagte Michelle nach einer Weile.
„Wieso bin ich sonst morgens lauter?“, Texler musste grinsen.
„Nein, aber ich…ach vergiss es.“
„Wie wäre es noch eine Kleinigkeit zu essen, bevor wir uns auf zum Flughafen machen?“
Michelle nickte knapp und Texler zog den Reißverschluss seiner Tasche zu, als es plötzlich an der Tür klopfte. „Zimmerservice.“, rief ein Mann von draußen. Mit einem kurzen fraglichen Nicken zu Michelle, die daraufhin den Kopf schüttelte, um Bescheid zu geben, dass sie keinen Zimmerservice bestellt hatte, nahmen beide ihre Waffen aus den Koffern. Michelle ging hinter dem Bett in Deckung und zielte direkt auf die Türe, an die der Mann wieder klopfte und „Zimmerservice, bitte aufmachen.“, rief. Texler schritt zur Türe und legte seine linke Hand auf den Griff. Unglücklicherweise hatten diese Türen keinen Türspion und so legte er sein Ohr an die Tür und versuchte etwas zu hören. Er hörte ein Geräusch: Ein klicken oder kratzen. Ein Stück Metall, was auf ein weiteres Stück Metall stößt und er brauchte keine weitere Sekunde mehr um zu verstehen. Mit einem „Scheiße!“ stieß er sich leicht von der Tür ab und warf sich zu Boden, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, als mit einem lauten Krachen die Tür zerbarst und Splitter durch die Gegend flogen. Splitter von Holz und Schrot, als Michelle auch schon das Feuer eröffnete und dem Mann mit dem Schrotgewehr zwei Kugeln in den Oberkörper jagte. Sofort rappelte sich Texler wieder auf, checkte sich selber ab und wollte gerade einen Lachanfall bekommen, weil er keinen einzigen Kratzer hatte, als er ein leises Piepen vernahm. Sofort schnappten sich beide ihre Taschen und liefen zu der Leiche, welche unter seiner Uniform eine Hüfttasche trug, in der sich eine Bombe befand. Eine Bombe, die den Puls des Mannes misste, der nun ganz kurz davor war ab zu kratzen und sollte die Bombe nichts mehr messen, geht sie hoch und das Piepen wurde bedrohlich schneller. Texler rannte vor raus, schlug im vorbeirennen einen Feueralarm ein und schwang sich auf die Leiter neben dem Fenster am Ende des Ganges, welche er hinunter rutschte. Wenige Augenblicke später war auch Michelle unten. Sie rannten raus auf die gegenüberliegende Straßenseite, in eine Gasse und drehten sich im Schutz von Schatten um. Leute strömten aus dem Haupteingang, als auf einmal eine Explosion in der oberen Etage die Erde erzittern lies. Die Fenster waren geplatzt und Flammen tanzten in den zerstörten Hotelsuiten. Die Außenfassade hatte nur leichte Risse abbekommen.
Ein gutes Stück gingen sie zu Fuß, bevor sie sich ein Taxi holten und zum Flughafen fuhren. Beide ließen sich erleichtert in die Sitze der riesigen Maschine fallen und atmeten noch mal tief durch. Also Urlaub würden sie in Rom garantiert keinen mehr machen. Fürs erste müssten sie etwas untertauchen und einen Plan ausarbeiten. Sie beide wussten, wer nun hinter ihnen her war und dass es umso schwerer werden würde an ihn ranzukommen. Er wusste, dass sie noch lebten, da waren sie sich beide sicher. Kurz vorm Flughafen hörten sie auch schon die Meldung der Explosion im Radio.

Es klopfte jemand an der großen Türe zum Büro und trat ein. „Setz dich.“, forderte der Alte mit einer Handbewegung. „Mr. McManus, wir haben schlechte Neuigkeiten…“, weiter brauchte er nicht zu reden. Nachdenklich faltete der Alte seine Hände in seinem Schoß und beobachtete in seinem Bürostuhl die Decke. Mehrere Minuten starrte der Bote seinen Auftraggeber an, bevor sich dieser plötzlich erhob und anfing im Zimmer auf und ab zu laufen, während er anfing zu sprechen. „Natürlich hat es dieser Trottel nicht geschafft ihn zu erledigen. Das Chaos lief schon in den Nachrichten, aber ich hatte doch die Hoffnung, dass er eventuell in den Trümmern vergraben wäre.“, er machte eine lange Pause bevor er weiterredete. „Na gut. Lass die Truppen von der Straße rufen. Wenn sie kommen wollen, sollen sie kommen.“. „Aber Sir, hier ist es nicht sicher. Die Villa ist zu groß um sie richtig absichern zu können. Sie müssen…“. „Nein!“, der Alte schlug mit der Hand auf den Tisch, „Ich werde mich nicht verkriechen, wie eine feige Ratte. Sollten sie es wirklich schaffen, will ich wenigstens hier, in meinem zu Hause sterben.“.
„Was ist eigentlich mit ihrer Tochter?“, fragte der Bote vorsichtig.
Ich habe keine Tochter mehr.“, verkündete Mr. McManus mit schwacher zitternder Stimme und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch, mit dem Rücken zur Türe und zu seinem Besucher, der mit einem Nicken den Raum verließ. Aus einer Schublade kramte er ein altes abgegriffenes Foto heraus, auf dem ein altes Ehepaar zu sehen war, mit einem kleinen Mädchen im Arm. „Es…es tut mir leid…“, flüsterte er, während er das Foto in der Mitte auseinander riss und die zwei Hälften zu Boden segelten. „Du warst doch das Einzigste, was mir noch geblieben war…“


Kapitel 15 Heimat

Als Lopez den Wecker hörte hätte er ihn am liebsten gegen die Wand geschmissen, aber er überredete sich doch einfach aufzustehen und ihn auszumachen. Verschlafen setzte er sich wieder aufs Bett. Es war gerade mal kurz nach 10. Williams kam geduscht und angezogen aus dem Badezimmer und schüttelte den Kopf als er Lopez auf dem Bett sah. „Man bist du ein Penner, wie kann man so spät noch im Bett sein.“. „Tja, nicht jeder ist so ein Frühaufsteher wie du und solange dein Informant sich nicht meldet, haben wir doch sowieso nix zu tun.“, erwiderte dieser verschlafen. Doch dann stand er auch auf und begab sich ins Bad. Nachdem Frühstück saßen sie tatsächlich nur im Zimmer rum und wussten nicht was sie tun sollten. Während Williams also anfing ein Buch zu lesen und dabei war, im Minutentakt auf sein Handy zu starren, griff Lopez nach der Fernbedienung und schaltete die Glotze an. Er zeppte völlig wahllos durch das Programm. Was lief den schon am frühen Mittag so großartiges im Fernsehen? Als er kurz über einen Nachrichtensender schaltete, sprang Williams plötzlich auf. „Halt warte! Schalte zurück!“. Erschrocken lies Lopez fast die Fernbedienung fallen, tat aber dann was sein Kollege angewiesen hatte. Auf dem Bild erschien eine hübsche Nachrichtensprecherin die über einen angeblichen Terroranschlag in einem Hotel in Rom berichtete. Zeugen sagten aus, dass sie zuerst Schüsse gehört hatten. Kurz darauf gab es eine große Explosion in der oberen Etage. Zum Glück wurde der Feueralarm von einem unbekannten ausgelöst, sodass die meisten Gäste aus der Gefahrenzone waren. Es wurden lediglich 3 Menschen getötet, darunter wahrscheinlich auch der Attentäter und 5 weitere verletzt. Sie erinnerte noch an ein Massaker am Vortag, das in einer Seitengasse stattgefunden hatte, bei dem auch 5 Menschen ermordet worden waren. „Oh mein Gott, in was für einer beschissenen Welt wir nur Leben.“, gab Lopez geschockt von sich, aber Williams war zu beschäftigt um zu Antworten. Er war sich sicher, dass beide Vorfälle direkt was mit ihrem gemeinsamen Freund zu tun hatten, er war sich nur nicht sicher in wie weit. Ob er überhaupt noch lebte? Beim Massaker kamen 5 Menschen ums Leben, bei der Explosion 3. War er vielleicht sogar der Attentäter? Wer waren die Männer in der Gasse? Beide schwiegen für eine lange Weile und dachten nach, aber beide kamen zu keinem sinnvollen Ergebnis. Es war nicht einmal sicher ob er wirklich was mit diesen Sachen zu tun gehabt hatte, obwohl es für beide nicht nach einem Zufall aussah. Plötzlich aber wurden sie aus ihren Gedanken gerissen. Das Handy klingelte. Etwas zögernd stand Williams auf und nahm das Gespräch entgegen.

Zuerst richteten es sich beide in der kleinen Hütte etwas gemütlicher ein, da Texler die nächsten paar Wochen nicht vorhatte einen weiteren Auftrag anzunehmen und gingen anschließend erstmal Lebensmittel kaufen. Natürlich war das meiste nur Fertiggerichte, die man eben dem entsprechend auf einem Gasbrenner zubereiten konnte, aber immerhin besser, als gar nichts. Nach einem langen Stadtbummel legten sie schließlich voll bepackt bei einem bescheidenen Restaurant eine kleine Pause ein. Es wurde inzwischen langsam Herbst, aber der Himmel strahlte immer noch in seinem Azurblau und war wolkenfrei. Durch gelegentliche angenehm, kalte Windzüge wurde die Hitze der Sonne schön erträglich. Dennoch setzten sie sich in den Schatten eines Sonnenschirmes und warteten bis der Kellner kam und sie ihre Bestellung aufgeben konnten. Später ging Texler noch zur Bank und holte einen sehr hohen Betrag ab. Das Konto lief über den Namen eines gewissen Bruce O’Conner, ein erfolgreicher Aktionär, der natürlich niemals existiert hatte.
„Oh, Halle Mr. O’Conner“, begrüßte der Bankangestellte Texler freundlich. Er war zweifellos, einer der wichtigsten und produktivsten Kunden der gesamten Bank. „Wie ich sehe hatten sie wieder großes Glück an der Börse.“, fuhr der Bankangestellte fort.
„Kein Glück…Können!“, betonte Texler daraufhin amüsiert mit einem leicht britischen Akzent, den er sich passend zu seiner zweiten Identität zugelegt hatte. Michelle musste ein Lachen unterdrücken, als sie ihn so reden hörte.
„Natürlich.“, entgegnete der Bankmanager, der gerade hinter den Angestellten getreten war, knapp mit einem Lächeln im Gesicht.
Es handelte sich um einen fünfstelligen Betrag, und solche, konnten nur über den Manager persönlich ausgezahlt werden.
Nach ewigem hin und her, Unterschriften hier und da und vielen belanglosen Worten, konnte Texler endlichen den Geldkoffer entgegennehmen und mit einer kurzen Verabschiedung verließ er die Bank.
„Ich wusste gar nicht, dass du einen britischen Akzent drauf hast.“, fing Michelle nach ein paar Schritten von der Bank entfernt an und boxte Texler leicht in den Arm.
„Das ist nicht der einzige Akzent den ich besitze.“, erwiderte Texler lachend.
Bei Abendanbruch erreichten sie endlich die Hütte, beladen mit Tüten und einem Geldkoffer, indem sich 80.000 ¤ befanden. Sie saßen neben einander auf der Matzratze und waren gerade beim Essen, als Michelles Blick noch mal auf den Geldkoffer viel.
„Wofür ist eigentlich das Geld“, fragte sie neugierig.
„Soll ich ehrlich sein?“, fing Texler grinsend an, „Da ist das Geld drin, was ich meinem alten Geschäftspartner noch Schulde, mit Zinsen. Und noch ein paar Riesen für anderweitige Ausgaben.“
„Du hast die Waffe wieder zurückgekauft, oder?“
„Tja, so bin ich eben und dieser Schweinehund hatte dann noch fast 10.000 ¤ mehr verlangt, als er mir geboten hat“, antwortete er immer noch grinsend, bevor er wieder ernster wurde:
„Sag mal, was bedeutet eigentlich dieses Muster auf deiner Hand? Es ist dasselbe, wie auf der Waffe, oder?“
Michelle schaute auf ihre Hand runter und bemerkte wieder das Tattoo, dass sie schon fast gar nicht mehr gesehen hatte. Als sie anfing zu reden klang sie vorwurfsvoll: „Es ist mein Familienzeichen, oder sollte ich sagen der Familie, der ich wohl oder übel angehöre. Wie ein Fluch verfolgt es mich und zeigt jedem wer ich bin und vor allem was.“
Texler rutschte ein Stück zu ihr herüber und legte seine Hand auf ihre Schulter.
„Dieses Tattoo zeigt einzig und allein, welches Los du in diesem Spiel gezogen hast, aber nicht wie du es spielst. Ich glaube ich kann mir sicher sein, dass du nicht wie sie bist. Sonst würdest du auf jedenfall nicht hier sitzen. Stimmts?“, sagte er sanft und lächelte leicht.
Wenige Sekunden ließ Michelle die Worte auf sich wirken. Sie lehnte ihren Kopf an Texlers Schulter und fing an zu weinen. Er legte seinen Arm um sie und hielt sie fest. Mehrere Minuten verweilten sie so, selbst als Michelle schon aufgehört hatte zu weinen rührte sich niemand. Erst nach einer halben Ewigkeit löste sich Michelle von Texler und lächelte ihn an: „Danke.“.

Kapitel 16 Die Kette

„Ja?“, meldete sich Williams erwartungsvoll. Sein Gesprächspartner räusperte sich kurz bevor er die wohl kaum so erfreuliche Nachricht überbrachte. „Unsere Zusammenarbeit ist beendet.“. „Warten sie mal. So läuft das nicht!“, schrie Williams aufgebracht: „Wir haben einen Deal. Ich habe ihre ganze schmutzige Arbeit verdeckt, im Gegenzug sollen sie mir Informationen liefern. Keine Informationen, keine Deckung und sie bekommen die ganzen Ermittlungen an den Hals.“. McManus blieb ganz ruhig: „Ich habe ihnen, aber nichts mehr zu sagen und wie es aussieht können sie nicht einmal eine Ratte fangen, wenn sie schon in die Falle gelaufen ist. Die Drecksarbeit muss man eben immer selber machen. Mr. Williams, Mr. Lopez. Ein schönes Leben noch.“ Und bevor Williams etwas erwidern konnte wurde die Leitung gekappt. Lopez starrte teilweise unglaubwürdig und teilweise unwissend zu Williams.
Der nur fassungslos den Kopf schüttelte: „Dieses Schwein hat uns gerade eine Abfuhr verpasst.“ Doch Lopez sprang förmlich vom Bett: Aber er hatte gesagt, dass er zurück nach Irland kommen würde, also haben wir immer noch eine Chance ihn zu finden, auch ohne Hilfe. Ich meine, seine Hilfe war ja noch nie sonderlich fördernd.“ Williams nickte zustimmend: „Wir brauchen auf jedenfall Akten über den Anschlag in Rom. Besorg alles was du kriegen kannst. Ich werde versuchen herauszufinden seit wann sie hier sind und wo sie sich aufhalten in 6 Stunden will ich einen Report.“

Michelle war schon lange eingeschlafen, als Texler noch einmal aufstand um einen Spaziergang zu machen. Da sie sich Anfangs nicht einigen konnte, wer auf dem Boden schläft, schliefen sie beide auf der Matratze. Er rutschte langsam von der Matratze runter und holte lautlos seine Tasche. Den Inhalt leerte er einfach auf dem Boden, um sein Zeug darin zu verstauten. Schließlich warf er sich seinen Mantel um und verließ das Haus.
Draußen war es dunkel, doch der Mond tauchte die Landschaft in mattes Licht. Ein kalter, frischer Wind zog umher und lies die Blätter auf dem Boden tanzen. Nach einem kurzen Fußmarsch legte er seine Sachen ins Gras und setzte sich. Der Himmel war klar und die Sterne und der Mond schienen hell. Es war Vollmond. Beruhigend rauschte das Meer tief unter in der Schlucht des Felsvorsprungs. Nach mehreren Minuten griff er nach einem kleinen Spaten und begann zu graben. Bereits nach dem vierten Spatenstich legte Texler vorsichtshalber diesen zur Seite und grub mit der Hand weiter, als er endlich etwas spürte. Das Loch war nicht breit und keine 2 Meter tief. Mit einer Hand griff er hinein und zog etwas heraus. Den meisten Dreck klopfte er von dem kleinen Teddy ab. Am Arm des kleinen Stofftieres glänzte etwas im Mondschein und Texler machte die Kette los und legte den Stoffbären zu Boden. Die Kette war voller Schmutz, Rost und wahrscheinlich noch Blut. Mit etwas Wasser, was er sich mitgenommen hatte, reinigte er sie, bis die eingravierten Lettern wieder zum Vorschein kamen. Er nahm den Anhänger ab, befestigte diesen an einer anderen Kette und hing sie sich um den Hals. Nachdem er den Teddy wieder etwas schlampig vergraben hatte packte er seine Sachen wieder ein. Er küsste das Kreuz mit seinem Namen, lies es unter seinem Oberteil verschwinden und machte sich auf den Weg zurück.
Die Sachen legte er wieder an ihren rechtmäßigen Platz zurück und füllte die Tasche mit ihrem ursprünglichen Inhalt. Seine Kette hing er an einen Hacken nahe der Kellertür, an dem ursprünglich wahrscheinlich ein Bild aufgehängt werden sollte. Michelle war nicht wach geworden, also legte er sich wieder genauso vorsichtig hin, wie er aufgestanden war und schlief auch kurze Zeit darauf ein.
Die nächsten Tage liefen sehr friedlich und normal ab. Michelle hatte die Kette an der Wand genauso wenig bemerkt, wie Texlers nächtlichen Spaziergang. Sie gingen wieder in die Stadt. Nachdem sie mehrere Geschäfte besucht haben, aßen sie eine Kleinigkeit beim nächstgelegen Bäcker und setzten sich nach einer Weile, auf einer nahe gelegenen Bank, um sich etwas auszuruhen. Texler lehnte sich leicht nach vorne, lies seinen Blick kurz umherwandern um zu schauen, dass keine auffällige Personen in ihrer Nähe waren und blickte schließlich auf den Boden.
„Es wird Zeit“, sprach er leise mit einer leicht verbitterten Stimme.
Michelle nickte knapp: „Ich weiß. Umso länger wir uns hier aufhalten, umso größer ist die Gefahr, dass sie mich finden oder eher gesagt uns.“
Texler blickte auf und schaute Michelle an: „Mich werden sie mit Sicherheit töten, aber dich…“, Michelle schnitt ihm das Wort ab: „Mein Vater wird nicht das Risiko eingehen, dich noch einmal entkommen zu lassen. Und wenn es nicht anders geht, wird er auch mein Leben opfern. Er weiß ganz genau, dass er in Gefahr ist.“
„Umso schwerer wird es sein an ihn heranzukommen.“
„Er wird das Haus stärker bewachen lassen und es auf keinen Fall verlassen. Aber es gibt genug Wege, sich hereinzuschleichen.“
„Hm…ich hoffe es.“, sagte Texler eher zuversichtlich. Er schaute sich noch einmal um, bevor er aufstand: „Wir sollten gehen, es gibt noch eine Menge zu erledigen.“
Mit einem Nicken stellte sich Michelle zu ihm und hackte sich ein: „Erst die Arbeit dann das vergnügen.“, sagte sie lächelnd und zusammen machten sie sich wieder auf den Rückweg.


Kapitel 17 Versteckspiel

Die nächsten Tage waren sie vollkommen mit der Planung beschäftigt. Oft waren sie gefährlich nah an der feindlichen Villa zur Observation und Michelle versuchte so gut es ging eine Karte vom gesamten Komplex anzufertigen. Die Villa hatte insgesamt zwei Keller, zwei Stockwerke, ein Dachgeschoss, einen großen Balkon und eine angebaute Garage für 2 Autos. Zudem war sie von einem großen Garten umgeben, der aber recht wenig Versteckmöglichkeiten bot und lag zudem etwas erhöht. Die Einfahrt für Autos verlief in leichten Schlangenlinien und war mit Kameras versehrt, die bis auf die Straße schauen konnte, was die Observation noch gefährlicher machte. Texler und Michelle gingen immer wieder den besprochenen Plan durch, überarbeiteten eventuelle Fehler und legten mehrere Fluchtmöglichkeiten und Rückzugssituationen fest. Der endgültige Plan und die Karten wurden bis ins kleinste Detail gemerkt. Die Planung war nun abgeschlossen, jetzt fehlte nur noch die Ausrüstung. Sie besuchten Texlers Freund, dem er ja auch noch das Geld schuldete und besorgte auch gleich neue Munition und eine weitere Waffe mit Schalldämpfer, von der nur Texler eine besaß. Auch die Tarnanzüge und die Nachtsichtgeräte wurden ihnen bereitgestellt. Für die Kletterausrüstung mussten sie in einen anderen Waffenladen. Nachdem das letzte Häkchen auf der Liste gemacht wurde, war fast das ganze Geld weg, aber es war immer noch früh am Abend, also beschlossen sie noch essen zu gehen. Die Show sollte diese Nacht um kurz vor 4 Uhr morgens steigen, also kurz vor dem Schichtwechsel, an dem die Wachen am müdesten und unaufmerksamsten sind. So hatten sie besser Chancen zumindest in die Villa hereinzukommen und vor ihrem großen Auftritt wollten sie doch nicht mit leerem Bauch erscheinen. Als sie wieder zu Hause ankamen waren es gerade erst 19 Uhr, also immer noch genug Zeit zum schlafen. Die Taschen wurden schon fertig gepackt und ein letztes Mal gingen sie den Plan durch, bevor sie sich hinlegten und einschliefen.

„Sie machen gerade einen kleinen Zwischenstopp beim Italiener.“, gab Nicholai zu seinem Kollegen durch. Er rannte jetzt schon seit Stunden den beiden hinterher durch die ganze Stadt. Seit Tagen suchten sie die Bezirke nach den beiden ab, bis sie sie vor 2 Stunden entdeckt und die Verfolgung aufgenommen hatten. „Warum können wir die beiden nicht einfach abknallen?“, schnaubte er ins Headset.
„Du kannst sie noch früh genug kalt machen, nur nicht in aller Öffentlichkeit und wir sollen es unauffällig machen, also reis dich zusammen und halt die Klappe.“, kam es vom anderem Ende der Leitung. Nicholai grinste nur: „Bleib cool Stevie, ich wird schon nicht anfangen hier herumzuballern.“
Als ihre Zielpersonen das Restaurant verließen folgten sie ihnen zu einer abgelegenen Hütte.
„Na sieh mal einer an. Also hier hätten wie sie nie gefunden.“
„Oh man, wir sind hier mitten im nichts. Hier könnte man ne Atombombe zünden und es würde niemand merken.“, lachte Nicholai
Steve schüttelte nur den Kopf: „Lass uns mal zusammenpacken und dem Boss bescheid sagen bevor sie uns noch entdecken. Er entscheidet dann wie wir weiter vorgehen.
Fast 4 Stunden später standen sie wieder bei der alten Hütte. Sie schlichen sich mit ihrer Ausrüstung an das Haus heran und legten los, als sie keine Bewegungen oder Stimmen vernahmen. Das Benzin kippten sie über die Wände und schütteten den Rest vor die Tür Die leeren Kanister schmissen sie mit hohem Bogen die Klippen hinunter ins Meer. Sie schauten sich um, dass auch niemand in der Nähe war. Dann nahmen sie zwei Molotows und zündeten sie an. Mit Schwung flogen sie gegen Dach und Tür. Die Flammen verbreiten sich schnell aus und umschlossen das Gebäude in wenigen Sekunden.
Nicholai machte noch schnell ein Foto von dem Inferno und lief dann mit Steve zurück zur Villa: Auftrag erfüllt!


Kapitel 18 Inferno

Er hörte jemanden rufen. Noch im Halbschlaf waren seine Sinne trüb. Texler verstand überhaupt nichts, doch dann wurde er wachgerüttelt. Erschrocken schlug er die Augen auf: „Was…?“. Michelle kniete neben ihm und war wahrscheinlich auch gerade erst wach geworden. Ein ekelhafter Geruch, der einen an eine Tankstelle erinnerte, hing schwer in der Luft. An der Decke tanzten komische Schatten und der Raum war unangenehm heiß. Plötzlich schnellte er hoch und schaute sich die brennenden Wände im Raum an.
Dichte schwarze Wolken stiegen langsam aber stetig zu der Decke auf und würden alsbald den kompletten Raum verdunkeln.
Wie in Trance schaute er den zuckenden Flammen zu und hörte ihr lautes knistern. Doch als Michelle ihn schon wieder schüttelte wurde er zurück in die Realität geholt.
„Wir müssen hier raus!“, schrie Michelle über das laute knistern der Flammen hinweg, die nun den ganzen Raum umschlungen hatten und anfingen die Deckenbalken zu entzünden: Bald würden die Balken brechen und das ganze würde Haus einstürzen.
Langsam schaute sich Texler noch mal in aller Ruhe den Raum an. Er schaute hinüber zu seinem Kreuz, dann blickte er noch mal Michelle an.
„Der Keller!“, rief er und fing an zu husten. Seine Augen tränten vom Qualm.
Michelle nickte knapp und zeigte auf die Ausrüstung. Beide machten sich schnell auf den Weg und nahmen jeweils ihre Tasche und Anzüge und liefen zum Keller.
Vor der Kellertür machte Texler kurz halt um sich die Kette zu holen und sprang dann förmlich die Treppen runter, als auch schon der erste Balken zu Boden schlug und den Kellerausgang verspeerten.
Texler nahm die Axt die an der Wand hing und schlug mehrmals auf die Bretter ein, die den geheimen Ausgang verdeckten. Nach dem 6ten Schlag war der Eingang offen.
Wie oft hatte sich Texler gefragt, wer auf die bescheuerte Idee gekommen war, einen Geheimtunnel anzubauen. Still danke er nun diesem, aber wurde von einem leisen heulen einer Sirene abgelenkt. Doch Michelle zog ihm schon am Arm hinter sich her in den kleinen Tunnel. Sie waren noch nicht weit gekrochen, als man das laute Krachen von großen Holzbalken hörte die zu Boden stürzten und wahrscheinlich die gesamte Decke mit sich rissen. Durch die brennenden Balken die in den Kellerraum gestürzt waren breitete sich die bedrückende Hitze nun auch in dem engen Tunnel aus, was aber noch lange nicht das schlimmste war. Nur langsam kamen sie voran und die schwarzen Wolken hatten sie bereits erreicht. Texler wurde langsamer, als seine Augen anfingen zu brennen und ein schwererer Hustenanfall ihn überkam. Er konnte kaum Atmen und er hatte keine Ahnung wie weit es noch sein würde, als er plötzlich am Arm gepackt und gezogen wurde. Sie kamen in einer kleinen, bis winzigen, Kammer raus, aus der eine Leiter führte. Mit aller Kraft schob Michelle die schwere Eisenplatte weg, die den Ausgang versperrte und half Texler aus dem Loch zu klettern.
Er nahm sich nur Zeit einen einzigen Atemzug von der frischen Luft zu nehmen, verschnaufen mussten sie später. Mit einem Ruck legte er die Luke wieder an ihren rechtmäßigen Platz. Er konnte nicht riskieren, dass die bereits angekommenen Feuerwehrmänner, den Ausgang entdeckten. Dann zog er Michelle mit sich.
Erst nach einem sehr langen Fußmarsch setzten sie sich hin. Die Sonne würde jeden Moment aufgehen. Weit entfernt sah man immer noch den schwarzen Rauch gen Himmel steigen.
An einer angemessen Stelle, kletterten sie die Klippen herunter und versteckten sich in einer kleinen Einbuchtung in der Felswand.
Als sie ihre Ausrüstung zur Seite gelegt hatten, mussten sie erstmal anfangen zu lachen, als sie sich richtig betrachteten. Sie waren beide voller Ruß und hatten ziemliche Sturmfrisuren. Die geröteten Augen ließen sie fast wie Zombies aussehen.
Zum Glück konnten sie sich und ihre Kleidung im Meer waschen und waren froh darüber, für jeden eine Flasche Wasser eingepackt zu haben.
Ziemlich erschöpft und ernüchternd saßen sie schließlich in der Höhle und starrten auf die Wellen.
„Naja, wenigstens haben wir nun den Überraschungseffekt auf unserer Seite.“, lächelte Texler zuversichtlich.
„Bis wir dort sind, wird er wissen, das wir noch Leben.“, sagte Michelle und schüttelte sich als ihr ein Schauer über den Rücken jagte.
„Ist dir kalt?“, fragte Texler ironisch.
„Wie kommst du darauf? Wir sitzen hier in einer Steinhöhle, mit nassen Klamotten und es zieht wie Hecht.“, antwortete Michelle leicht sarkastisch.
Texler breitete daraufhin nur seinen Arm auf.
„Du bist doch auch nass.“, sagte sie woraufhin Texler nur mit den Schultern zuckte und seinen Arm wieder runter nehmen wollte, aber Michelle rutschte dann doch herüber und kuschelte sich an ihn. Nach einer kurzen Zeit war sie eingeschlafen und Texler nahm seine Kette aus der Tasche und hing sie sich um. Den Anhänger lies er unter seinem T-Shirt verschwinden.


Kapitel 19 Die Ruhe vor dem Sturm

Sie waren wieder nach oben geklettert und in die Stadt gegangen, als es bereits dämmerte.
In zwei verschiedenen Hotels mieteten sie sich ein Zimmer um dort zu duschen und endlich etwas zu essen, nachdem sie den ganzen Tag gehungert hatten. Um punkt 9 Uhr trafen sie sich am vereinbarten Ort in einer kleinen Nebengasse. Sie bereiteten sich vor, zogen sich um und nahmen ihre Ausrüstung. Beide waren dunkel gekleidet mit Sturmhauben, die nur die Augen offen lies. Jeder war mit einer Schallgedämpften Smith & Wesson ausgerüstet und 2 Ersatzmagazinen mit jeweils 8 Schuss. Zudem hatte Michelle noch ihre Desert Eagle mitgenommen und Texler den Gürtel mit den zwei gekreuzten Messer hinter seinem Rücken. Nach einer kurzen Nachbesprechung des Planes machten sie sich im Schutze der völligen Dunkelheit auf den Weg.

Die Tür zum Büro flog auf und ein großer, kräftig gebauter Mann trat ein, völlig außer Atem: „Boss sie kommen!“. Mr. McManus erhob sich langsam von seinem Stuhl, schloss Schublade auf, nahm einen verchromten Ruger Redhawk Revolver heraus, öffnete die Trommel und legte 6 Patronen hinein. Er betrachtete lange die Verziehrungen der Waffe und das Tattoo auf seiner Hand. „Boss?“. McManus hob seinen Kopf etwas schwerfällig: „Hm?“. Der Mann zitterte am ganzen Körper und atmete etwas unkontrolliert: „Was…was machen wir jetzt?“.
Im vorbeigehen klopfte er ihm zweimal auf die Schulter: „Die Würfel sind schon gefallen.“, sagte er ganz ruhig, „Ich werde nun auf sie warten.“. Damit verließ er das Büro und machte sich auf den Weg in das versteckte Zimmer.

Sie schlichen sich von hinten an die Villa heran, um von keiner Kamera im Eingang erfasst zu werden. Natürlich wusste keiner, dass sie schon auf dem Weg zur Villa entdeckt wurden waren. Auf Entfernung legten sie sich flach ins Gras an der Hinterseite des Hauses.
Der Neben- und Haupteingang waren schwer bewacht, ebenso boten die vergitterten Fenster keine Einbruchmöglichkeit, aber dafür hatte Michelle eine hervorragende Idee gehabt. An der Hinterwand patrouillierte nur 1 Wachen, die in einem gezählten Abstand von ca. 3 Minuten vorbei kam. Bedauerlicherweise konnte die Wache aus Sicherheitsgründen nicht ausgeschaltet werden, da das Fehlen auffallen würde. Sie schritt an den zwei Schatten im Gras vorbei, jetzt musste es schnell gehen. Sie sprangen auf und sprinteten mit schnellen Schritten zur Wand. Sie zogen ihre Seile mit einem daran befestigten Enterhacken aus der Tasche. 30 Sekunden. Es waren garantiert 5 Meter bis zu den Gitterstäben des Balkons. Beide ließen das Seil kurz schwingen und schleuderten es dann in Richtung Dach. Man hörte ein leises Klacken, als das Eisen des Hackens gegen die Stäbe schlug. Texler machten einen Schritt zur Seite, als der Hacken wieder zu Boden fiel. Sofort nahm er den Haken wieder zur Hand und versuchte es wieder. 60 Sekunden. Noch einen Wurf und der Haken blieb hängen. Nach zwei festen Zügen hing das Seil immer noch. „Sicher.“, flüsterte er. Texler warf sich die Tasche um die Schulter und begann mit dem Aufstieg, auch Michelle hatte ihr Seil eingehackt und machte es ihm nach. 1 Minute und 20 Sekunden. Er bekam einen Gitterstab zu greifen und schwang sich in den Balkon. Michelle hatte gerade mit dem Aufstieg angefangen, während Texler sein Seil einholte. 2 Minuten und 30 Sekunden. Michelle ließ ihr Seil los, als sie den oberen Rand des Balkons zu greifen bekam, doch als sie sich hochziehen wollte, rutschte ihre Hand ab. Sie wollte gerade lauf aufschreien, als sie spürte, wie sie am Arm gepackt wurde. Nach einem weiteren Ruck war sie endlich auf dem Balkon. Texler sah die Wache noch um die Ecke biegen, als er gerade das Seil einhohlen wollte. In der Hoffnung, dass das Seil nicht entdeckt werden würde, stoppte er in der Bewegung. Der Wächter schritt an dem Seil vorbei, als er plötzlich doch stehen blieb und sich umdrehte. Er machte einen Schritt nach hinten um besser zum Balkon hoch schauen zu können, als er einen harten Schlag spürte und zusammenbrach. Texler holte das Seil endgültig ein: „Guter Wurf.“, kommentierte er.
Michelle legte den zweiten Ziegelstein wieder zurück zu dem Stapel, welcher noch von der Renovierung des Balkons übrig war und bisher noch nicht weggeräumt wurde.
„Der wird nicht mehr wieder aufstehen.“
Sie packten die Seile wieder weg und zocken ihre Sturmhauben aus. Beide nahmen ihre schallgedämpften Pistolen und entsicherten sie.
„Jetzt haben wir nicht mehr lange Zeit.“, flüsterte Texler.
Michelle wollte etwas sagen, aber nickte nur.
Sie atmeten noch einmal tief ein und aus und betraten dann das Gebäude: „Sicher.“, kam es von Texler und Michelle lief an ihm vorbei die Treppen hinunter. Aus der Eingangshalle hörte man viele Stimmen. Man hörte Schritte die Treppe raufkommen. Michelle zog Texler in ein Zimmer herein. Ein kurzer Blick machte deutlich, dass es sich um so einer Art Arbeitszimmer handeln musste, mit Schreibtisch und vielen Regalen.
Hinter dem Schreibtisch gingen sie in Deckung. Wachen liefen an der Tür vorbei, als doch schließlich eine stehen blieb und in den Raum kam. Texler machte sich bereit um zuzuschlagen und nahm ein Messer zur Hand. Gerade als der Wachmann neben den Schreibtisch schreiten wollte um sich zu vergewissern, dass sich dort niemand befindet, sprang vor ihm ein Schatten auf. Mit einer Hand wurde er näher an den Angreifer gezogen, während sich das Messer in der anderen Hand sich tief in seinen Brustkorb bohrte. Mit aller Kraft versuchte er zu schreien, aber es kam nur ein verzweifeltes Keuchen hervor, als er bewusstlos in den Armen des Fremden zusammenbrach. Texler hievte die Leiche unter den Schreibtisch, steckte sein Messer zurück in die Scheide und nahm wieder die Pistole zur Hand. Doch noch bevor Texler sich um irgendetwas Gedanken machen konnte…
„Sie sind im Arbeitszimmer!!“, schrie ein Wärter auf dem Gang und Texler sah, wie jemand mit einer Pistole auf ihn zielte. Es krachten zwei laute Schüsse und Texler griff nach seinem linken Arm, als er plötzlich einen stechenden Schmerz darin vernahm. Erschrocken taumelte er nach hinten, bis er an die Wand stieß. Sein Blick fiel nach vorne und auf die Waffe, die auf ihn gerichtet war. Gerade als die Wache abdrückten wollte, kam Michelle hinter dem Schreibtisch zum Vorschein und eröffnete, kaum hörbar, das Feuer. Die Kugel des Wachmann schlug knapp neben Texlers Kopf in die Wand ein, woraufhin er heftig zusammenzuckte und endlich hinterm Schreibtisch in Deckung ging. Etwas erleichtert atmete er auf. „Danke.“. Michelle lächelte ihn kurz an: „Hab ich doch gerne gemacht.“ Zwei andere Wachen bezogen bei der Tür Stellung und gaben vereinzelt Schüsse Richtung Schreibtisch ab. Doch hinter diesen versammelten sich schon mehr Wachen.
Texler betrachtete seinen Arm, während Michelle Rückendeckung gab. Zum Glück war es nur ein Streifschuss gewesen, also riss er sich einfach ein Stück von der Weste seines toten Kollegen ab und verband sich damit provisorisch die Wunde und leistete Michelle Unterstützung.
Das Feuergefecht schien kein Ende zu nehmen. Texler verlor langsam die Geduld. „Wenn das so weiter geht, sitzen wir noch in 10 Jahren hier drin!“, maulte er. Michelle ging wieder in Deckung und wollte ihre Pistole nachladen, als sie merkte, dass sie kein Magazin mehr hatte. Sofort drückte Texler ihr seine Pistole in die Hand. Dann zog er seine zwei Messer aus der Scheide. Gerade als ein Wachmann in den Türrahmen trat, warf Texler ihm sein Messer entgegen. Die Klinge bohrte sich in seinen Hals und er stolperte gegen die Wand. Seine Kollegen, die neben ihm standen waren völlig perplex, als plötzlich jemand aus dem Raum gesprungen kam und das Messer aus dem Toten zog. Zu spät machten sie sich schussbereit und Texler schnitt beiden die Kehle durch, noch bevor sie einen Schuss abgeben konnten. Am Ende des Ganges zielte ein Wachmann auf Texler, der sich einen seiner Opfer schnappte und ihn als Schutzschild missbrauchte. Die Kugeln schlugen in den Körper ein und beide fielen zu Boden. Der Mann ging langsam und gezielt auf den Eindringling zu, der halb unter der Leiche seines Kollegen lag. Zirka 3 Meter entfernt blieb er stehen und setzte gerade zu einem Kopfschuss an, um sicher zu gehen, dass diese nicht mehr aufstehen wird, als er plötzlich sah, wie sich in dem Raum neben ihm etwas bewegte. Kaum hatte er seinen Kopf zur Seite gewand, hörte er das leise Zischen einer schallgedämpften Pistole und sackte unter stechenden Schmerzen zusammen. Nach einem kurzen Blick in den Gang links und rechts, der voller Leichen lag, kam Michelle aus dem Büro heraus. „Du führst.“, flüsterte Texler, nachdem er den toten Körper zur Seite gestoßen hatte und aufgestanden war. Leise gingen sie die Treppen herunter. In der ganzen Villa herrschte nun totenstille, niemand schien mehr da zu sein. „Meinst du nicht, dass er schon weg ist?“, fragte Texler verunsichert. Michelle schüttelte den Kopf: „Er wartet sicher auf uns.“. Die Eingangshalle war ziemlich groß und kahl. Außer Teppich gab es hier nichts. Gegenüber der Einganstür, zwischen den beiden Treppen, die nach oben führten, befand sich ein riesiges Portrait. „Das letzte Abendmahl“, sprach Texler vor sich hin, „Da Vinci?“.
Michelle nickte und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Texler runzelte die Stirn: „Was?“.
„Nimm’s mir nicht übel, aber ich habe nicht erwartet, dass du es weißt.“
„Okay, ich gebe ja zu nicht der Hellste zu sein, aber das war ja jetzt nicht schwer.“
Michelle trat vor und ging auf die Mitte des Bildes zu, wo die Figur des Jesus saß. Erst als er noch einmal ganz genau hinschaute erkannte er, dass um Jesus eine Art Rechteck gezogen war. „Eine Tür!?“. Texler sprach die Worte im selben Moment aus, als Michelle diese auch schon öffnete. Dahinter erschien ein kleiner Gang and dem auf beiden Seiten Bilder hangen, es war der Leidensweg Jesu.
Michelle wollte gerade vorgehen, als Texler einen Moment innehielt.
Sie drehte sich um: „Was ist?“. „Hast du noch Munition?“. Michelle schüttelte den Kopf, griff aber direkt nach ihrer Desert Eagle und hielt sie ihm entgegen. Fast automatisch prüfte er den Munitionsstand der Waffe und entsicherte sie. „Ich hab noch 3 Schuss.“, sagte Michelle, als auch sie ihr Magazin prüfte. „Ich hab 8“, antwortete Texler, bevor ihm auffiel, dass seine Antwort gar nicht nötig war. „Ich weiß.“, gab Michelle lächelnd zurück und ging den ersten Schritt in den Gang.
„Du musst nicht mitkommen, Michelle.“, sagte Texler während sein Blick starr geradeaus auf die Tür gerichtet war. Sie schaute etwas verwundert zu ihm herüber: „Nein…aber ich will. Nun lasse ich dich garantiert nicht mehr alleine weitergehen.“, lächelte sie.
Texler nickte nur kaum merklich und schritt den Gang entlang. Vor der Tür blieb er stehen und schaute auf die Bilder links und rechts von ihm, es waren beides die selben: Christus wird in sein Grab gelegt. Texler legte seine rechte Hand auf seine Brust, wie die Kette hing und nickte noch einmal Michelle zu, die sein Nicken erwiderte. Er legte seine Hand auf den Türgriff, die Desert Eagle fest umschlossen und er atmete noch einmal tief ein und aus, in die Stille hinein.


Kapitel 20 Showdown

Mr. McManus trat durch den Gang in sein geheimes Zimmer. Hier verbrachte er öfters seine Abende, denn hier hatte er seine Ruhe. Doch als er diesmal den Gang entlangging, war alles anders. Die Bilder zeigten ihm ein schlechtes Omen, die Luft roch anders und die Schritten, die auf dem Marmorboden widerhallten klangen nicht wie sonst. Er öffnete die Tür und betrat einen gemütlichen Raum, der dennoch sehr kahl wirkte. Vor allem für seine Größe war er recht leer. An der hinteren Wand standen Regale mit vielen Büchern darin. In der linken Ecke ein schwarzes Piano und in der rechten eine kleine bescheidene Sitzecke. Der Boden und die Wände waren aus Marmor und schienen kalt. Das gedämpfte Licht, wirkte dieser Kälte nicht gerade entgegen. Langsam schritt er durch den Raum und setzte sich in aller Ruhe vor das Piano. Die Tasten waren mit einer dünnen Staubschicht bedeckt. Er schlug eine Taste an und hörte ihren Klang, dann eine andere und eine weitere. Seinen Revolver legte er neben die Notenblätter. Es fielen Schüsse. Immer wieder fielen Schüsse. Seine Hände ruhten auf der Tastatur und er schlug sie an, jede Taste schlug er an, eine nach der anderen, bis sie ein Lied formten. Und die Schüsse gingen in der Musik unter, in einem Stück Beethovens. Und während dort oben Schüsse fielen, spielte er hier unten in seinem Raum die Moonlight Sonata. Er stellte sich vor, wie er früher immer Matilda vorgespielt hatte, wie sehr sie dieses Lied geliebt hat. Später hatte er es auch seiner Tochter vorgespielt und sie liebte es genauso, doch Matilda hatte genug von seinen Lügen gehabt, genug von dem Spiel und dem Geld und dem Tod. Hier hatte er sie gefunden, mit einem Revolver in der Hand. Vor dem Klavier hatte sie gesessen, ihr Körper auf den Tasten zusammengesackt. Die Tasten rot. Und einen verchromten und verzierten Revolver in der toten Hand. Damals hatte er sie in seinen Schoß gelegt und noch ein letztes Mal für sie gespielt. Für seine geliebte Frau. Michelle war noch sehr jung gewesen. Niemals hatte sie die Wahrheit gehört. Er hat ihr niemals die Wahrheit gesagt. Und wahrscheinlich hatte Michelle seine Lügen genauso satt gehabt. Als er das Stück beendete, lauschte er der Stille. Die Schüsse waren verhallt. Doch er vernahm Stimmen und Schritte. Langsam griff er nach dem Revolver auf dem Klavier.

Texler öffnete die Tür und ging mit gezogener Waffe ein paar Schritte in den Raum, Michelle stand etwas entfernt neben ihm, ebenfalls mit der Waffe im Anschlag.
Am Piano saß ein alter, vornehm gekleideter Mann, dessen blonde Haare schon weiß schimmerten und einen Kranz auf seinem Kopf bildeten.
In seiner rechten Hand funkelte ein Revolver. Langsam erhob sich der Mann, prüfte noch kurz in aller Ruhe die geladene Trommel nach und ließ diese dann mit einer schnellen Handbewegung zuschnappen. Das Klicken des Gehäuses schallte in dem kahlen Raum wider. Langsam drehte er sich um. Weder war er überrascht, noch erschrocken, noch machte er irgendwelche Anstalten die Waffe auf jemanden zu richten, sondern lies den Lauf einfach auf den Boden zeigen. Sein Blick wanderte immer wieder von Michelle zu Texler, die beide ihre Waffen im Anschlag hatten.
„Warum?“, fragte der Mann, mit leicht zitternder Stimme, „Warum tust du mir das an?“.
Sein Blick war Michelle zugewandt, diese gab aber keine Antwort. „Was habe ich denn getan? Ich habe dich aufgezogen. Du hast immer alles bekommen was du wolltest. Nie habe ich dich im Stich gelassen und als Dank fällst du mir in den Rücken, mein eigen Fleisch und Blut.“ Michelle hatte den Lauf ihrer Waffe sinken lassen und schaute zu Boden. Einige Tränen liefen über ihr Gesicht. „Stattdessen verbündest du dich mit dem Feind. Du kannst nicht wissen wie viele Menschen er schon auf dem Gewissen hat. Wie viele Freunde von dir und Freunde von mir durch seine Hand gestorben sind. Und ich bin mir sicher, dass wenn er mich schon damals gefunden hätte, dass er auch dich nicht verschont hätte. Er kennt keine Gnade.“ Seine Worte verhallten im Raum und es wurde still. Michelle wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schaute ihm in die Augen. In ihrer Stimme lag Wut und Verachtung: „Jetzt tu nicht so, als hättest du jemals für jemanden Gnade gefunden. Freunde sagst du? Das waren doch alles nur deine Lakaien, sie haben dir doch alle überhaupt nichts bedeutet. Glaubst du, du wirst auch nur einen von deinen so genannten Freunden, die da oben liegen, auch nur für einen Moment betrauern? Wie wär’s wenn du nur einmal in deinem Leben endlich die Wahrheit sagst! Nur ein verdammtes Mal will ich von dir die Wahrheit hören!“.
Mr. McManus schien von der Aussage etwas betroffen und schwieg einen Augenblick, als er noch mal ansetzte, war seine Stimme ruhig, doch man hörte die Wut daraus:
„Weißt du, dass hatte deine Mutter damals auch gesagt. An dem Abend bevor sie sich erschossen hatte. Natürlich weißt du längst, dass sie sich erschossen hat, auch wenn ich es dir nie erzählt habe. Ihr beide seid euch doch ähnlicher, als ich es mir immer eingestehen wollte.
Ich bin ein Mensch, ich habe Fehler gemacht, aber werde ich denn dafür gleich verurteilt?
Ja, du hast Recht, ich habe keine Freunde und für diese Trottel da oben würde ich keine einzige Sekunde trauern, aber ich habe deine Mutter geliebt und ich liebe auch dich. Ich wollte nicht, dass es so kommt.“
Michelle schüttelte den Kopf: „Dafür ist es jetzt zu spät.“
Texler, der die ganze Zeit nur passiv beteiligt war und immer noch in seiner anfänglichen Position verharrte, war nicht darauf vorbereitet. Mit einer schnellen Handbewegung riss Michelles Vater den Revolver hoch und drückte ab. Das Geräusch einer lauten Explosion, echote von den Wänden wieder. Aus Reflex betätigte Texler ebenfalls den Abzug der Desert Eagle in seinen Händen, doch er wusste, dass es zu spät war. Er kniff seine Augen fest zusammen und machte sich darauf gefasst, dass die Kugel ihn jeden Moment treffen würde. Plötzlich spürte er einen harten, dumpfen Schlag gegen seine linke Schulter und er wurde zur Seite geschleudert. Unsanft knallte er mit seiner Hüfte und seiner Schulter auf dem kalten, glatten Bode. Die Desert Eagle war aus seiner Hand gefallen. Erst einen Atemzug später öffnete er die Augen. Seine Waffe war kaum einen Meter vor ihm entfernt. Michelles Vater lag gekrümmt auf dem Boden.
Er stöhnte vor Schmerz auf, doch Texler war sich sicher ihn nicht tödlich getroffen zu haben. Noch bevor er sich in Bewegung gesetzt hatte, richtete sich ihr Vater langsam auf. Mit aller Kraft zog Texler seinen Körper nach vorne und griff nach der Waffe. Mit beiden Händen umklammerte er den Griff und zielte auf den alten Mann und drückte zweimal ab, als sich sein Ziel gerade umgedreht hatte und ebenfalls schießen wollte. Beide Kugeln schlugen in die Brust ein. Von der Wucht wisch er zwei Schritte zurück, Blut spritzte aus seinem Mund, bevor er endgültig zusammensackte. Als sich Texler langsam aufrichtete, bemerkte er erst, dass er nicht getroffen wurden war. Sofort drehe er den Kopf zu der Stelle, an der er eben noch gestanden hatte. „Michelle!“. Er lief zu ihr hin und kniete sich neben ihr zu Boden. Blut strömte aus einer klaffenden Wunde im Brustkorb. Er zog seine Jacke aus und drückte sie auf das Einschussloch um die Blutung zu stoppen, doch er wusste, dass es schon zu spät war.
Vorsichtig nahm er sie in die Arme. „Michelle.“, flüsterte er leise. Langsam öffnete sie die Augen und lächelte sanft. „Du hast mir schon wieder das Leben gerettet.“, sagte er sanft und musste schlucken. Ihre Stimme war ruhig und schwach: „Habe ich…doch gern gemacht.“. Sie streckte ihre Hand aus um sein Gesicht zu berühren, er zögerte und wollte eigentlich ihre Hand aufhalten, doch er lies sie in Ruhe. Ihre Finger tasteten an seine Stirn und fuhren langsam die Narbe entlang über sein Gesicht, bis zum Kinn. Texler hatte die Augen geschlossen, um seine Tränen aufzuhalten. „Jérôme.“, flüsterte Michelle leise. Überrascht öffnete Texler die Augen. Sie hielt seine Kette in der Hand und fuhr über die eingravierten Buchstaben. „Mein Vater hatte sie mir damals geschenkt, kurz bevor er gestorben ist.“, erzählte er mit leicht zitternder Stimme. Er griff nach seiner Kette und umfasste Michelles Hand. „Ein…schöner…Name.“, flüsterte sie und eine Träne lief über Texlers Gesicht. „Das hatte deine Mutter damals auch gesagt.“ Michelles Augen weiteten sich: „Du kanntest meine Mutter?“, fragte sie erstaunt.
„Einmal habe ich sie getroffen, als mein Vater kündigen wollte. Er hat mich mitgenommen in eure Villa. Ich bin durch die Gänge gelaufen und habe mir alle Zimmer angeguckt und dann…

Der kleine Junge öffnete die Tür zu einem weiteren Raum und sah wie eine Frau vor einem Spiegel saß und ihre langen, blonden Haare kämmte, er wollte gerade wieder die Türe schließen, als sich die Frau zu ihm herumdrehte: „Huch, wen haben wir denn da?“, fragte sie freundlich und lächelte. Schüchtern trat der Kleine einen Schritt in den Raum herein: „Entschuldigung, dass ich einfach in dein Zimmer gekommen bin.“.
Sie winkte ihn zu sich heran: „Ach was, das macht doch nichts. Wie alt bist du denn, wenn ich fragen darf?“.
Er zeigte seine Hand und sagte stolz: „Ich bin 5 und an Weihnachten werde ich 6.“.
„Oh, dann hast du ja an Heiligabend Geburtstag. Und wie heißt du?“
„Mein Name ist Jérôme.“. „Was für ein schöner Name. Ich heiße Matilda.“, lächelte die Frau.
Jérôme bemerkte erst jetzt den etwas rundlichen Bauch der netten Frau.
„Ein Junge oder ein Mädchen?“, fragte er und deutete auf den Bauch.
„Oh, ein Mädchen wird es werden.“. „Und hat sie auch schon einen Namen.“, fragte er neugierig. „Ja, sie heißt Michelle.“. „Wenn ich euch irgendwann mal besuche und Michelle dann schon groß ist, kann ich dann mit ihr spielen?“
Die junge Frau lachte sanft: „Aber natürlich. Du kannst ihr ja mal Hallo sagen, wenn du willst.“. „Glaubst du wirklich sie kann mich schon hören.“, fragte er etwas verwundert.
Matilda nickte: „Wenn du nur nah genug dran bist.“
Jérôme trat an die Frau heran und legte seinen Kopf auf den Bauch:
„Hallo Michelle.“, sagte er laut und deutlich, „Ich heiße Jérôme. Wenn du mal groß bist, können wir was zusammen spielen.“. Er trat einen Schritt zurück, als das Baby unruhig wurde. „Sie hat aber schon einen festen Schlag.“, sagte er und rieb sich spielerisch die Wange. „Dann scheint sie sich schon sehr darauf zu freuen.“. „Dann hoffe ich, dass sie sich später nicht so oft freut, wenn sie mich dann immer schlägt.“, sagte er verwundert, worauf Matilda nur freundlich Lachen konnte.

Eine Zeit lang schwiegen beide, als Michelle wieder ihre Hand an seine Wange legte,
doch diesmal musste Texler sie festhalten. Ihre Stimme zitterte und war sehr schwach: „Ich…Ich liebe dich.“, Sie wartete auf eine Antwort, doch es kam keine. Verzweifelt versuchte sie ihm in die Augen zu schauen, doch er wich ihrem Blick aus. Wenige Sekunden vergingen, die wie eine ganz Ewigkeit schienen. Doch dann spürte sie leicht, wie er ihre Hand fester drückte. Er beugte sich langsam zu ihr herunter und küsste sie. „Ich liebe dich auch.“, flüsterte er, als sich ihre Lippen voneinander lösten. Ihre Augen würde sie nie mehr öffnen.
Er legte seinen Kopf auf ihre Brust, doch ihr Herz hatte aufgehört zu schlagen. Lange Zeit verweilte er so, Tränen rannen über sein Gesicht. Bis er sich von ihr löste und sie vorsichtig wieder auf den Boden legte. Er nahm die Desert Eagle vom Boden auf und ging zur Leiche ihres Vaters, zielte auf dessen Brust und drückte ab, wieder und wieder drückte er ab. Dann holte er aus und trat gegen ihn. Als er sich etwas abreagiert hatte, steckte er die Desert Eagle wieder weg. Er ging zurück zu Michelle und hob ihren Körper vorsichtig auf. Auf den Armen trug er sie nach draußen, wo es noch dunkel war, doch bald würde die Sonne aufgehen. Ohne einmal stehen zu bleiben oder sich umzuschauen ging er weiter, bis zu dem Felsvorsprung, an dem er erst halt machte. Eiskalter Weg zog umher und die Wellen zerbarsten hoffnungslos an den harten Felsen. Behutsam legte er sie in das frische Gras. Der Himmel über ihm färbte sich rosa und die ersten Strahlen schienen ihm entgegen. Die letzte Kugel lag im Lauf. Noch ein letztes Mal beugte er sich zu ihr herunter und küsste sie. Ihre Lippen waren kalt und blass. Dann kniete er sich neben sie. Die Mündung fühlte sich kalt an, an seiner Schläfe. Er schloss seine Augen und fühlte die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht, hörte das sanfte Rauschen des Meeres. Und über sein Gesicht rollte eine letzte Träne, als er abdrückte.


Epilog

Zwei Tage später:

Detektive Williams verstaute alle Akten und Beweise in der Kiste und schloss sie. Er ließ sich erstmal in den Sitz fallen, während Lopez den Karton zu den Geschlossen Fällen legte. Nach wenigen Minuten kam er mit zwei Bechern Kaffee wieder und setzte sich auf den Schreibtisch, bevor er ihm einen reichte. „So haben wir also unseren berüchtigten Auftragskiller doch noch gefunden.“, stellte Lopez fest, „Auftrag erfüllt, stimmts?“
Williams stellte seinen Becher zur Seite. „Fast mein halbes Leben habe ich damit verbracht einem Phantom nachzujagen und dann ist das einzige, was ich von ihm finde seine Leiche.
Ich habe ihn immer für eine Art Monster gehalten. Was für ein Mensch, habe ich mich gefragt, kann nur so etwas tun? Andere Menschen für Geld töten. Aber im Endeffekt, war er auch nur ein Opfer dieses endlosen Rache- und Mordkreises, der niemals ein Ende finden wird. Ich ging damals zur Polizei, weil ich dachte, dass man hier etwas ändern könnte, aber solange man an das Gesetz gebunden ist, hat man keine Chance zu so etwas. Meine Entscheidung habe ich getroffen. Ich hatte sie schon vor so langer Zeit getroffen, aber erst jetzt wird mir klar, dass ich nicht immer für das gekämpft habe, was mir eigentlich wichtig. Gerechtigkeit ist nicht immer gleich Gerechtigkeit. Vielleicht wirst du das auch eines Tages verstehen.“. Er legte seine Dienstmarke und seine Waffe auf den Schreibtisch und erhob sich. Im Vorbeigehen klopfte er Lopez noch einmal auf die Schulter: „Leb wohl, Partner.“, waren seine Worte, als er das Büro verließ.


Viele Jahre später:

Die Blätter an den Bäumen waren schon fast alle gelb oder braun verfärbt und nicht wenige waren schon zu Boden gefallen und vom kalten, kräftigen Wind fort getragen. Er war fast alleine. Außer einer älteren Frau war sonst niemand auf dem Friedhof. Langsam spazierte er durch die Reihen. Draußen, in der Nähe der Küste, hatte er sich eine kleine gemütliche Holzhütte bauen lassen, in der er lange Zeit mit seiner Frau lebte, bis sie letztes Jahr verstarb. Die Jahre nagten schon lange an ihm und niemand konnte sagen, wie oft er noch hierher kommen könnte.
Vor einem Familiengrab blieb er stehen. In Gedanken las er die Eingravierungen der Steine, als er an den vie Gräbern vorbei schritt:
Joseph McRyan (* 12. März 1968; † 25. Dezember 2006)
Daniela McRyan (* 03. August 1971; † 19. Oktober 2039)
Jérôme McRyan (* 25. Dezember 2000; † 18. Oktober 2039)
Michelle McRyan (* 22. Februar 2007; † 18. Oktober 2039)
Er hatte damals ein paar staatliche Dokumente fälschen lassen und erklärte Jérôme und Michelle für verheiratet. Niemals hätte er es übers Herz gebracht zu sehen, wie Michelle bei ihrem Vater begraben worden wäre.
Jeromes Mutter war wegen einer schweren Krankheit ins Krankenhaus eingeliefert worden. Wenige Monate nach dem Tod ihres Mannes und dem Verschwinden ihres Sohnes, hatte sie sich freiwillig in eine Anstalt einweisen lassen. Obwohl die Ärzte behaupteten, dass sie noch mit Sicherheit 6 Monate leben wird, hörte ihr Herz wenige Tage später auf zu schlagen. Die Ärzte konnten sich bis heute nicht erklären warum, aber Jack hat geglaubt die Antwort zu kennen. Er glaubte nicht an Zufälle.
Er hatte alle vier Gräber erbauen lassen und pflegte sie, was er auch heute tat. Anschließend setzte er sich erschöpft vor Texlers Grab. „Lang ist es her. Ich bin Alt geworden. Mit jedem Tag schwindet meine Kraft. Lange werde ich es nicht mehr machen.“, er hielt kurz inne und betrachtete, wie eine dicke Wolkendecke aufzog.
„Ich tadle mich heute noch für das, was ich damals geglaubt habe zu wissen. Es ist falsch über Menschen zu Urteilen, die man nicht kennt. Kein Gesetz der Welt versteht das. Durch dich habe ich erst gemerkt, dass ich mein Ziel aus den Augen verloren habe. Dank dir hatte ich die Chance den richtigen Weg zu finden. Auch wenn ich in der Zeit nicht viel geändert habe, so hoffe ich doch, dass das was ich tat, wenigstens manchen eine Hilfe war.
Und ich hoffe auch, dass du mir verzeihst für meinen frühen Groll den ich gegen dich erhob und das meine Taten die ich im Namen der Gerechtigkeit tat, doch mehr Bedeutung hatten, als alles was ich jemals im Namen des Gesetzes tat.“
Langsam und mühselig erhob er sich von der Erde und klopfte sich seine Kleider ab.
„Vielleicht sehen wir uns ja dann dort oben, mein Freund.“, sagte Williams bevor er das Kreuzzeichen machte und wahrscheinlich zum letzten Mal den Friedhof wieder Lebend verließ.

Ende

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Tag der Veröffentlichung: 24.09.2010

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