Die junge Aisha, einst als Findelkind in einer abgelegenen Oase aufgewachsen, ist auf der Suche nach den Wurzeln ihrer Herkunft. Zaras, ihr alter Freund und Lehrer, hat ihr zudem auf dem Sterbebett den Auftrag erteilt, nach der "letzten Blüte" zu suchen.
Doch noch ehe Aisha ihre Suche beginnen kann, wird sie ungefragt in den Kampf der Diener Omals, des Todesgottes, gegen die Bruderschaft des Lebens hineingezogen. Es geht um die Macht im Königreich Zarador, sodass die Omaliten die Blutreiter, eine Truppe gnadenloser Krieger, gegen sie einsetzen.
Mehrmals entgeht Aisha nur knapp den Nachstellungen dieser Männer. Auf ihrer viele Monate währenden Flucht erreicht sie, gemeinsam mit ihrem treuen Weggefährten Palo, eines Tages die in der Wüste verborgene Niederlassung der Bruderschaft des Lebens. Hier erfährt sie, dass sie selbst die "letzte Blüte" sein soll, die den Kontinent Zarador eines Tages vom Joch der ständig wachsenden Wüste befreien wird.
Die Bruderschaft des Lebens gewährt ihr deshalb eine magische Ausbildung. Als Aisha schließlich vom "Hort des Lebens" erfährt, der sich weit entfernt im Süden des Kontinents befinden soll, begibt sie sich, gemeinsam mit Palo, auf die gefahrvolle Suche nach diesem geheimnisvollen Ort. Dort, so hofft sie, wird sie endgültige Gewissheit über ihre Bestimmung erhalten.
Doch abermals nehmen die Blutreiter ihre Spur auf ...
Die beiden Reiter, eine schwarzhaarige junge Frau in Begleitung eines muskulösen Mannes, bewegten sich auch an diesem Tag Stunde um Stunde schweigend weiter nach Süden.
Längst hatten sie die Salzpfanne, eine glühend heiße, schier endlose Ebene, hinter sich gelassen. Der Boden dort war dicht mit riesigen Salzkristallen bedeckt. Während der Überquerung hatten sie ihren Pferden die Zügel gelassen. Auf diese Weise hatten sich die Tiere selbst Schritt für Schritt ihren Weg zwischen den funkelnden Gebilden gesucht, um ihre Hufe vor deren scharfen Kanten zu bewahren.
Später hatten sie eine kahle Steinwüste durchquert, in der faustgroße, vom Flugsand polierte Steine ein dichtes Pflaster auf dem Boden bildeten. Hier war es fast noch heißer als in der Salzpfanne gewesen, denn die Steine gaben auch noch die gespeicherte Sonnenwärme ab.
Unter der anhaltenden mörderischen Hitze und Trockenheit litten die Tiere genau so wie ihre beiden Reiter. Mit hängenden Köpfen tappten sie tapfer weiter, obwohl sie aufgrund der Hitze außerordentlich erschöpft waren.
„Sollten wir den Pferden nicht bald wieder Wasser geben?“, meinte schließlich Palo. „Wenn sie zusammenbrechen, kommen wir nicht mehr von hier weg.“
Aisha stimmte zu. „Sieh den großen Tafelberg vor uns. Ich denke, dass wir ihn bald erreicht haben werden. Seine Klüfte werden uns reichlich Schatten spenden und – falls uns die Götter gnädig sind – vielleicht auch ein wenig Wasser.“
Doch Aishas Hoffnung, Wasser zu finden, erwies sich als trügerisch. Zwar befand sich eine größere Wasserstelle an der Ostflanke des Berges, doch die Quelle, die sie einmal gespeist hatte, war versiegt. Und sogar der Schlamm am Grund des natürlichen Beckens war knochentrocken. Aber wenigstens gab es Schutz vor der Sonne. Aus einem schmalen Taleinschnitt wehte ihnen ein kühlender Lufthauch entgegen, sodass sie sich darauf einigten, hier zu rasten.
„Während ich die Pferde versorge, kannst du dich schon ein wenig ausruhen“, schlug Palo vor. Nur zu gern nahm Aisha das freundliche Angebot ihres Begleiters an. Sie nahm ihrem Pferd den Sattel ab und legte sich erschöpft in den Schatten eines überhängenden Felsens. Kurze Zeit schaute sie Palo noch bei seiner Arbeit zu, dann übermannte sie der Schlaf.
Doch bereits nach kurzer Zeit wurde sie durch eine sanfte Berührung an der Schulter geweckt. Mühsam öffnete sie ihre verklebten Augen. Vor ihr stand ein ganz in Weiß gekleideter alter Mann mit wallendem weißen Haar und Bart. Er legte einen Zeigefinger auf die Lippen und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Verwundert erhob sie sich und eilte dem Mann nach, der soeben hinter einer Biegung des engen Taleinschnitts verschwand.
Wer war der Alte, und wo, um der Götter Willen, war Palo? Seltsamerweise empfand sie keine Furcht vor dem Fremden. Vielmehr hatte sie großes Vertrauen zu ihm. Die Reittiere standen noch dort, wo Palo sie angebunden hatte. Nur knabberten sie jetzt, nachdem sie von ihm mit dem letzten Rest Wasser getränkt worden waren, mit Wohlbehagen an einigen Handvoll Getreidekörnern.
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Anton Heinzinger
Bildmaterialien: Covergestaltung: T. Anzinger, Coverbilder: hecke71 - Fotolia.com, antonel - Fotolia.com
Tag der Veröffentlichung: 29.11.2013
ISBN: 978-3-7309-6546-7
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