Ich spüre seinen warmen Atem auf meiner Haut. Ganz dicht steht er hinter mir, sein Körper ganz leicht an meinen gepresst. Sein Duft vermischt sich mit meinem. Wir sind zu einem verschmolzen und es fühlt sich gut an. Sachte legt er seine Hände auf meine Schultern und rüttelt mich leicht. Leise versucht er mir etwas zu sagen, aber ich höre ihn nicht. Ich will ihn auch nicht hören, nicht jetzt und auch nicht in dieser Situation. Einen kleinen Schritt macht er zurück und er will, das ich ihn anschaue. Doch mein Blick ist einfach nur gerade auf gerichtet. Meine Augen starren auf ein Messer und ich halte es in meiner Hand. Was habe ich bloss getan? Ich hätte nicht gedacht das ich so weit gehen würde, doch jetzt ist es zu spät, ich habe alles verdorben. Ich sehe zu ihm auf und schaue in seine Augen. Siesind schockiert und doch verliebt und ich weiss in dem Moment, dass er mir helfen wird, egal was passiert.
Ich mache meine Augen auf und schaue mich vorsichtig um. Es ist immer noch alles so wie gestern und wie all die anderen Male davor auch. Langsam richte ich mich auf und schaue auf den Wecker. Na toll, jetzt bin ich schon wieder zu früh aufgewacht. Das passiert mir schon seit geraumer Zeit, aber ich kann es mir einfach nicht erklären. Andere Menschen würden dafür alles geben um am Morgen länger schlafen zu können und was mache ich? Ich stehe jeden Tag um vier Uhr morgens auf, als hätte ich nichts besseres zu tun. Man könnte meinen ich wäre nicht normal. Aber das bin nun mal ich und mit dem muss ich klarkommen. Ich hiefe mich aus dem Bett und gehe ins Bad. Im Spiegel sehen mir wie immer zwei strahlend grüne Augen entgegen und meine stroh blonden Haare, die fast golden schimmern. Aber nur fast. Mein Gesicht ist perfekt geformt. Wieviele Mädchen nicht für ein solches Gesicht sterben würden, oder für meine Figur. Ich bin einen Meter achzig gross und habe die Masse neunzig sechzig neunzig. Also ich wäre das perfekte Model. Es wäre nicht so als ob ich noch keine Aufträge bekommen hätte, aber ich habe immer abgelehnt. Ich bin mit meinem Leben zufrieden. Schauspielerin, dass war schon immer mein Traum und ich habe ihn vor fünf Jahren verwirklicht. Mein Mund verzieht sich zu einem Lächeln. Wie schön das Leben doch sein kann.
Aber auch bei mir kommt es manchmal zu nicht so schönen Momenten. Auch wenn das nur selten ist, gibt es sie. Ich möchte am liebsten ganz darauf verzichten, aber das geht nun mal nicht. Am schlimmsten finde ich, wenn ich das Haus verlasse und dort Paparazis stehen und mich fotografieren wollen. Die werden dann immer so aufdringlich und stellen komische Fragen zu meinem Privatleben. Einmal fragte mich einer ob ich noch Jungfrau sei. Dabei hatte ich nur gelächelt und bin in den Wagen gestiegen. Ein ander Mal wollte einer mich sogar heiraten. Er sprang einfach so aus der Masse heraus und kniet vor mich hin. Er trug einen Anzug und hatte rote Rosen in der Hand, sogar einen Ring hatte er. Dieser Moment werde ich nie vergessen. Auch heute muss ich immer noch lächeln wenn ich an diesen Mann denke. Doch ich glaube er hatte es nicht wegen mir getan, sondern wegen den Medien. Es gab viele Schlagzeilen über ihn und er wurde berühmt. Ich glaube er hat gefunden wonach er gesucht hatte.
Ich gehe zur Dusch und lasse das Wasser an. Langsam beginne ich mich auszuziehen und stelle mich sogleich unter das heisse Wasser. Es fliesst über meinen Rücken und versickert im Ablauf. Ich schaue nach oben, der Brause entgegen. Das Wasser kitzelt mir in der Nase. Tief Atme ich ein und stell mit den Geruch des Meeres vor. Jetzt stürmen all meine Erinnerungen über mich herein. Als ich ein kleines Mädchen war wohnten wir am Meer. Es hatte einen wunderschönen Strand und blau grünes Wasser. Wunderschön. Ich lebte dort mit meinem Vater. Manchmal besuchte uns meine Mutter, aber nur selten. Von ihr habe ich übrigens auch mein Aussehen. Mein Vater liebte sie und auch alle anderen Menschen in unserer Umgebung. Wenn meine Mum kam, war unser Haus plötzlich voll. Aber es kamen nur immer Männer. Manchmal nahmen sie ihre Kinder mit, damit ich mit ihnen spielen kann. Alle feiern dann zusammen. Mit viel Alkohol und merkten nicht einmal wenn meine Mutter verschwand. Sie kam und ging und niemand weiss wohin. Einmal sagte einer der Männer er hätte gesehen wie sie im Meer verschwand. Alle lachten ihn dann aus und sagten ihm er solle beim nächsten Mal nich so viel trinken. Ich jedoch bin nur stumm neben ihm gestanden und habe ihm zugehört. Ich hatte ihm damals geglaubt, aber das ist ja nicht verwunderlich, ich war fünf. Einem fünf Jahre altem Kind kann man alles mögliche erzählen und es glaub dir. Aber Heute ist das anders. Ich lache nur nicht über meine Erinnerungen. Als ich dann neun wurde starb mein Vater und ich wurde weggegeben. Nicht zu meiner Muttet, sondern in irgend eine Familie mitten in der Stadt. Weg von diesem wunderschönen Ort. Meine Mutter kam auch nicht mehr zu Besuch, das machte mich traurig. Meine neue Familie versuchte das beste daraus zu machen und ich bin ihnen so dankbar dafür. Sie halfen mir wo sie nur konnten, bis ich da angelangt bin wo ich jetzt bin, bei meinem Traum.
Jetzt bin ich auf den Tag genau siebzehn. Auf diesen Moment habe ich seit vier Wochem gewartet. Ich schmeisse ein riesige Party und ich habe ganz viele eingeladen, sogar Justin Bieber und Bruno Mars. Der Tag soll unvergesslich werden.
Ich stelle mich vor den Spiegel und will gerade beginnen meine Haare zu föhnen, doch ich merke, dass dies gar nicht mehr nötig ist. Sie sind trocken, wie durch ein wunder. Erklären kann ich mir das nicht. Ich bin total baff, ich weiss nicht was ich davon halten soll. Vielleicht ist es einfach noch zu früh und ich habe meine Haare vergessen zu waschen. Aber sie sehen sauber aus! Sie leuchten so golden wie noch nie zuvor. Das ganze bilde ich mir glaube ich einfach nur ein. Ich beginne mich anzuziehen und gehe runter in die Küche. Der Tisch ist gerade frisch gedeckt worden, so als ob jemand geahnt hätte, dass ich heute so früh wach wäre. Meine Eltern schlafen eigentlich immer bis um sieben, also können es die zwei nicht gewesen sein.
An der Wand hinter mir nehme ich eine Bewegung war und sogleich drehe ich mich um. Was war das? Doch meine Augen schauen auf die leere Wannd. Ich beginne schon Gespenster zu sehen. Langsam setzte ich mich an den Tisch, aber wachsam. Meine Augen huschen die ganze Zeit umher, doch ich sehe immer noch niemanden. Okei, war wohl bloss eine Täuschung und ich beruhige mich ein wenig. Ich richte meinen Blick nach vorne und da sehe ich sie. Sie sitzt genau vor mir und sie sieht genau so aus wie ich sie in Erinnerung hatte. Mit einem Lächeln im Gesicht schaut sie mich an und bedeutet mir zu Essen. Erst jetzt nehme ich bewusst wahr, was auf dem Tisch steht. Früchten in allen möglichen farben, es sind auch solche dabei die ich gar nicht kenne. Keine Ahnung ob die überhaupt existieren. Aber ich sehe sie, also muss es sie geben. So als ob meine leibliche Mutter meine Gedanken gelesen hätte, sagt sie mir was das alles für Arten sind. So wirft sie mir Namen wie Norbel, Parmon, Flexel, Erder und noch viele mehr an den Kopf. Ich probiere von allem ein wenig, obwohl das ein wenig überwindung gekostet hat. In meinem Mund findet ein Feuerwerk von Geschmacksrichtungen statt. Das schmeckt alles so unglaublich gut, woher hatte sie dieses Zeug?
Als ich fertig gegessen habe, decke ich alles ab und setzte mich zu meiner Mutter an den Tisch. Ich schaue sie einfach nur an und warte das sie mit dem Sprechen beginnt. Oder wollte ich das überhaupt? Fast acht Jahre habe ich nichts von ihr gehört und jetzt taucht sie einfach wieder auf. Nie hatte sie sich gemeldet, nicht einmal zu Weihnachten oder an meinem Geburtstag. "Deine Haare sind golden", sagt sie verwundert, streckt ihre Hand aus und streichelt darüber. Ich verstand nicht ganz, was dies zur Sache beitragen soll, aber ich lasse sie gewähren. Weiter fünf Minuten sitzen wir einfach nur dort und ich warte das sie etwas sagt. Doch das tut sie anscheinend nicht. "Mum was tust du hier?", frage ich sie endlich. Sie schaut mich nur an und lächelt wieder. "Ach Casy mein Schatz, freust du dich nicht über meinen Besuch?" Ich schaue ihr in die Augen. "Wie kann ich mich darüber freuen? Du hast dich seit fast zehn Jahren nicht bei mir gemeldet und jetzt brichst du einfach ins Haus ein! Weisst du, ich habe immer gehofft, dass dieser Moment kommt. Aber jetzt wo er hier ist, ist es ganz anders als ich erwartet hätte. Weisst du Mum, ich hätte dich all die Jahre gebraucht und wo warst du? Du warst nicht einmal an der Beerdigung von Papa!" Angebracht sitze ich nun vor ihr und schaue in ihr schmerverzehrtes Gesicht. Hatte sie im ernst gedacht, das ich das alles so einfach hinnehme? "Casy, du verstehst das nicht. Dein Vater ist nicht tot." Ahh, klar. Ich habe ihn ja nicht tot in der Wohnung gesehen, als die Ärtze kamen und sagten er hätte keinen Herzschlag mehr. Sie sagten er sei an einem Schlaganfall gestorben. Damals war das ziemlich schlimm für mich, auch heute noch, darum erinnere ich mich ungern daran. Aber jetzt wo meine Mutter darauf anspielt, versetzt sie mir wieder einen Stoss, der mich traurig macht.
"Ich habe dich angelogen mein Liebes. Dein Leben lang und es tut mir sehr leid. Aber es war nur zu deinem Besten. Du wirst es irgendwan verstehen, aber erst müssen wir von hier verschwinden." Entgeistert schaue ich sie an. Sie hatte mich angelogen. Mein schönes Leben war eine einzige Lüge. Ich schüttle meinen Kopf. Ich will und kann ihr nicht glauben. Wieso will sie, dass ich jetzt weglaufe? Sie ist bestimmt nur eiversüchtig, weil ich so erfolg habe. Bestimmt will sie mich mitnehmen, damit sie auch estwas von dem Geld bekommt, welches ich verdiene. "Sag mir bitte einen Grund, warum ich mit dir mitgehen soll?" Meine Mutter schaut mich an als höre sie nicht recht hin. Ihre eigene Tochter, weigert sich ihr zu folgen. Ein kleiner Schock für sie, aber sie erholt sich rasch wieder davon. "Weil sie dich sonst finden werden." Jetzt schaue ich sie verständnis los an. Wer sollte mich denn finden wollen? Ich bin einer der berühmtesten Stars von Hollywood, wer wollte mich denn finden. Ich meine, jeder weiss doch wo ich wohne. Ich bekomme oft Besuch von Fans und sogar vom Fehrnseher. Die ganze Welt weiss wo ich wohne. Ich erhebe mich. "Mum, ich glaube du solltest besser gehen." Ich zeige mit der Hand zur Tür. Doch meine Mutter will nicht gehen. Sie bleibt einfach stur sitzen. "Casy, das hier ist deine letzte Chance auf ein friedliches auskommen. Wenn du nicht freiwillig kommst muss ich zu anderen Mittel greifen und glaub mir mein Kind, die sind nicht so angenehm wie du dir denkst." Mit offenem Mund starre ich sie an. ich habe sie noch nie so sprechen gehört. was ist nur in sie gefahren? Doch trotz ihrer Drohung will ich nicht gehen. Warum auch? Heute soll einer der schönsten Tage in meinem Leben werden und ich soll nicht dabei sein. Ausserdem ist es soweiso zu spät um die Party abzusagen. "Nein, ich werde nicht mit dir kommen, heute soll ein unvergesslicher Tag werden und das geht nicht wenn ich nicht dabei bin." Sie steht auf und stellt sich Kerzengerade vor mich hin. "Ich weiss nicht was an deinem sechzehnten Geburtstag besonderes sein sollte. es ist doch ein Tag wie jeder andere." Jetzt habe ich mich wohl verhört. Sechzehnter? Ich werde heute siebzehn. Sie weiss nicht einmal wie alt ich bin und das versetzt mir ungewollt einen Stich in mein Herz. "Mum, ich werde heute siebzehn." Doch sie schüttelt den Kopf. "Nein und jetzt zieh dir bitte deine Schuhe an, die anderen warten auf uns."
Tag der Veröffentlichung: 26.04.2014
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
An alle die es zu schätzen wissen.