Heaven :
Ich hörte wie die Tür zuschlug. Gleich darauf stand meine Schwester Skyler auch schon wutentbrannt vor mir. Ich sah genervt von meinem Buch auf und blickte Sky direkt in ihre violetten Augen. Kurz vorher noch gesagt, sie war nicht nur meine Schwester sondern sogar meine Zwillingsschwester. Ein Geschenk des Himmels wie meine Mum immer sagte, daher auch unsere Namen: Heaven und Skylar. Ich hingegen fand es einfach nur nervig. Vom Äußeren her sahen wir total gleich aus. Wir teilten die selben violetten Augen, schwarzen Haare und den schlanken durchtrainierten Körper. Der Einzige aber auch größte Unterschied lag in unserem Verhalten. Beide selbstbewusst aber ich war eher ruhig und besonnen, während sie durchgeknallt und auch manchmal ein kleiner Hitzkopf war. Bevor ich etwas sagen konnte schrie sie auch schon los: "Wie kannst du nur hier so ruhig sitzen und lesen, wenn wir doch schon morgen in die Hauptstadt müssen und anfangen für unseren Überlebenskampf zu trainieren von dem wir schon ganze zwei Tage wissen." Ich schaute sie ruhig an, doch auch meine Gedanken hingen am Überlebenstraining. Es war nämlich üblich bei uns so, dass wir eine Woche vor unserem 16. Geburtstag in die Hauptstadt mussten, um für unseren Kampf auf Leben und Tod zu trainieren. Diesen Kampf musste jeder in seinem 16. Lebensjahr austragen, damit nur die stärksten überlebten. Ich hatte Angst doch das konnte ich nicht zeigen, denn sonst würde Sky nur noch mehr durchdrehen. Also sagte ich nur: "Komm mal wieder runter. Das bringt doch alles nichts. Außerdem bist du da ja nicht alleine. Wir gehen da zusammen hin, also Kopf hoch." Um sie auf zu muntern sagte ich zum Schluss noch: "Und wir werden da beide lebend wieder rauskommen."Das sagte ich obwohl ich mir in diesem Punkt nicht wirklich sicher war. Seit unsere Mum uns vor zwei Tagen gesagt hatte wo wir bald hinfahren, hatte ich bei meiner Schwester eine neue Emotion kennen gelernt. Sie hatte Angst und das kannte ich nicht von ihr. Sie hatte doch eigentlich nie Angst. Weder als sie fünf war und der Typ der kurz vor seinem Training stand sie verprügeln wollte, noch als wir einen Kriniko verärgert hatten, der uns dann quer durch das Dorf gejagt hat und ich vor Angst fast gestorben wäre. Das sie jetzt Angst hatte, half mir selber auch nicht wirklich. Auch meine Mutter war ein einziges nervliches Wrack. Obwohl sie im Gegensatz zu uns 16 Jahre Zeit hatte, sich darauf einzustellen und ganz ehrlich, ein wenig mehr Zeit hätte uns auch nicht geschadet. Der Fairnes halber. Meine Mutter sagte fast gar nichts mehr und ich merkte wie meine Schwester unter ihrem Leiden nur noch ein Stück zu schrumpfen schien. Ich stupste meine Schwester an und nickte ihr beruhigend zu. Auf meine Mutter war ich nicht besonders gut zu sprechen, vielleicht ist es nicht fair, aber ich gab ihr die Schuld am Zustand meiner Schwester. Mal ehrlich, wäre es so schwer gewesen, uns auf das vorzubereiten, was auf uns zu kommt? Ich hätte meine Mutter eigentlich nicht so eingeschätzt, dass sie Tatsachen verdrängt. So gut wie möglich versuchte ich, nicht an morgen zu denken. Was eine echte Herausforderung war, wenn ich das so sagen kann. Ich meine, ich saß mit zwei Leuten am Tisch die kein Wort sprachen. Normalerweise hielt Sky nicht mal für zwei Minuten den Mund."Sky, mach dir keine Sorgen, okay? Wir schaffen das schon, ich meine, wenn wir mit Krinikos fertig werden, wird das wohl nicht allzu schlimm sein." Sky musterte mich zweifelnd, schien sich dann aber zu berappeln und brachte ein Lächeln zustande. Ihre Haare verdeckten die Hälfte ihres Gesichtes, damit fühlte sie sich einfach wohler. Das wusste ich. Irgendwann konnte ich das angeschweige nicht mehr aushalten, es machte mich wahnsinnig. Also nahm ich meinen Teller, brachte ihn in die Spülmaschine und ging in mein Zimmer um mich schlafen zu legen. Gerade als ich dachte das mich der Schlaf wohl nie einholen würde dämmerte ich weg. Als ich am nächsten Morgen aufwachte war mir ganz schlecht vor Angst. Ich wusste nicht wieso, aber im nächsten Moment viel es mir auch schon ein. Heute würden wir in die Hauptstadt fahren und mit unserem Training beginnen. Also ging ich runter um meine Sachen ins Auto zu packen und meine Mum wollte eigentlich auch noch das wir etwas essen, aber das konnte ich jetzt wirklich nicht. Scheinbar ging es Skylar genauso, denn sie saß am Tisch und schüttelte heftig mit dem Kopf als Mum ihr etwas zu essen geben wollte. Nachdem unsere Sachen alle verpackt im Auto lagen gingen ich und Sky noch einmal durch unser kleines Dorf um uns alles genau einzuprägen was wir 16 Jahre lang jeden Tag gesehen hatten. Von unserem Haus aus ging eine Straße in die Mitte des Dorfes wo auch eine kleine Kirche stand. Sie war zwar alt, aber trotzdem einer meiner Lieblingsorte gewesen. Früher habe ich mich immer auf eine der Holzbänke gesetzt und den Sonnenstrahlen zugeschaut wenn sie durch die bunten Glasfenster fielen. Sky war dieser Ort immer zu ruhig gewesen, aber ich mochte ihn, er war so friedlich. Wenn man weiterging und damit zum südlichen Teil des Dorfes gelangt, kommt man an den örtlichen Friedhof, wo auch unser Vater lag. Zwischendrin kamen immer wieder ein paar Häuser. Es gab alte Häuser, aber auch ein paar sehr moderne Villen in denen reiche, fette und alte Schnösel wohnen die denken sie wären etwas besseres. Als wir wieder zurück zu unserem Haus gingen, winkten uns ein paar Leute zum Abschied. Dieses Dorf war immer ein altes Dorf gewesen, es gab nicht viele Kinder und deshalb waren wir auch oft bei alten Leuten und haben ihnen zugehört wenn sie etwas über die Menschen erzählten oder halfen ihnen beim Kochen oder putzen. Ich bemerkte wie Skyes Blick immer wieder sehnsüchtig zum Fußballplatz wanderte. Das war immer ihr Lieblingsort gewesen. Sie war immer sehr gut im Fußball gewesen und hatte die Jungs locker übertrumpft, doch jetzt musste sie hier weg und das schmerzte sie sehr, das konnte ich ihr ansehen. Als wir wieder zu unserem Haus kamen wartete unsere Mum schon darauf das wir einstiegen. Ich blickte noch einmal unser Haus an. Es war zwar klein aber genug für drei Leute. Wir hatten es sogar, als ich und Sky 10 waren, himmelblau angestrichen. Ich war noch nie weg gewesen, doch es gab für alles ein erstes Mal. Und jetzt war es gekommen. Schweren Herzens stiegen Skyler und ich in das Auto und blickten ein letztes Mal auf unser Haus. Die Fahrt dauerte um die drei Stunden und während der ganzen Zeit hatte Sky ihren Kopf gegen das Fenster gelehnt. Mum hatte ihren Blick star auf die Fahrbahn gerichtet und das störte mich auch nicht weiter. Ich wahr selber in Gedanken versunken und fragte mich wie das Training wohl ablaufen würde. Mum schien genau zu wissen wo wir hinmussten, es schien als wäre sie diesen Weg schon einige male gefahren. Wir fuhren an riesigen Wolkenkratzern, Einkaufszentren, Parkhäusern und Villen vorbei. Es schien als würde es von allem nur die Superlative geben. Schließlich hielt Mum vor einem ziemlich großen Gebäude an, stieg aus, nahm unsere Koffer und ging zielstrebig auf den Eingang zu. Wir liefen ihr hinterher und kamen durch eine Schwungtür in einen sportlich eingerichteten Eingangsberreich. An der Rezeption standen scheinbar zwei Trainer, eine Menge Mädchen und noch zwei andere Jungs, die ich aber durch die Horde Mädchen nicht gerade gut erkennen konnte. Als meine Mum sich bemerkbar machte, drehten sich ein paar der Mädchen um und schnappten erschrocken nach Luft. Dadurch wurden auch die Trainer aufmerksam und drehten sich Mum zu. Doch auch als die uns sahen, war die Reaktion die selbe. Durch die ganze Halle raunte es:" Es sind Zwillinge! Aber es gibt doch schon welche! Wie ist das möglich ?" Schließlich wurden die Trainer aktiv und schickten die Mädchen weg. Ich und Skylar schauten uns fragend an denn wir verstanden die Reaktion nicht. Klar Mum hatte uns schon gesagt das Zwillinge etwas ganz besonderes sind, doch das war doch eine Recht seltsame Situation. Was sollte das alles ?? Schließlich drehten sich auch noch die Jungs um die ich vorhin nicht erkennen konnte. Als ich sie sah sog ich scharf die Luft ein denn dieser Anblick raubte mir doch den Atem. Was ich sah gefiel mir, denn was ich sah waren als allerstes schwarze Augen mit grünen Sprenkeln, was mir als zweites auffiel........ sie waren Zwillinge ! Die schwarzen Haare hingen ihnen leicht gelockt ins Gesicht und sie sahen aus als wären sie gerade vom Training gekommen. Der tolle Anblick hatte vielleicht auch damit etwas zu tun, dass sie kein Oberteil anhatten. Ich hatte noch nie solche Muskeln gesehen und war erst mal perplex. Als ich zur Seite schaute bemerkte ich das es Sky genauso ergangen war und musste leicht grinsen. Sie waren muskolös und hatten beide ein selbstsicheres auftreten, sie waren einfach gleich. Ich wurde aus meiner Träumerei gerissen als sich ein Trainer laut räusperte.
Liron:
Ich fragte mich, was so wichtig sein könnte, dass unsere Trainer sich mitten im Satz unterbrachen, während sie uns unseren Trainingsplan erklärten. Auch die Mädchen um uns, waren ruhiger geworden. Komisch, sonst schrien sie uns die ganze Zeit über ins Ohr, wie toll wir waren, das konnten sie sich eigentlich sparen. Sie sollten sich lieber auf ihr Training konzentrieren, sonst würden sie nie wieder etwas sagen können. Da es schließlich so ruhig wurde, war auch die Neugier meines Bruders und mir geweckt, also drehten wir uns um. Das erste was ich wahr nahm, war, dass meinem Bruder die Kinn Lade runter fiel, dann bemerkte ich wen er so anstarrte. Sah ich jetzt doppelt, hatte ich zu viel trainiert ? Scheinbar nein, denn unsere Trainer gingen auf sie zu und begrüßten sie mit einem Handschütteln. Beide. Irritiert tauschte ich einen Blick mit meinem Bruder, aber Lian sah genauso perplex aus wie ich. Auch die beiden Mädchen schienen irritiert, als sie uns sahen. Ich verstand gar nichts mehr. Wie konnte es sein, dass es jetzt auf einmal zwei Zwillinge gab? Unsere Trainer schickten alle aus dem Raum, bis auf die Frau bei den beiden, die Zwillinge selber und uns. Der Trainer begann sofort auf die Frau einzureden, jetzt wurde es interessant. „Du sagtest doch, dass du nur eine Tochter hast, wie kann es sein, dass du zwei hast? Und dann auch noch Zwillinge, sie hätten schon vor Jahren hier sein müssen."Ich bemerkte, wie die beiden Mädchen verwirrte Blicke tauschten. Und schaute sie mir genauer an. Sie sahen sich wirklich ähnlich. Beide hatten schwarzes Haar und erschreckenderweise violette Augen. Doch trotzdem schienen sie einen ziemlich unterschiedlichen Charakter zu haben, das bemerkte ich sofort. Während die eine ruhig dastand, zwar mit verwirrtem Blick, aber trotzdem entspannt aussah und sich voll auf das Gespräch konzentrierte um die Informationen die sie wollte zu bekommen, konnte die andere kaum still stehen und hätte vermutlich jeden Moment dazwischen geredet, hätte ihre Schwester sie nicht am Arm festgehalten.Nachdem der Trainer sie noch mehrere Minuten lang angeschrien hatte, wie verantwortungslos sie in Bezug auf ihre Töchter sei, wandte er sich den Mädchen zu. Sofort setzte er sein nettes Gesicht auf und begrüßte die beiden. Sie lächelten ihn kurz an, machten aber als er sich umdrehte eine Geste für: Nicht ganz dicht. Durch diese Geste musste ich leider etwas grinsen, als der Trainer uns zu sich winkte. Als wir bei ihm ankamen sagte er: „Führt die beiden auf dem Campus herum und zeigt ihnen ihre Zimmer, dann sollen sie sich umziehen, damit wir sie testen können." Lian nickte und ich hatte gar keine andere Wahl als es ihm gleich zu tun. Doch begeistert war ich nicht, ich hatte keine Lust Babysitter zu spielen. Scheinbar waren die Mädchen auch nicht besonders angetan von der Idee, doch ihre Mutter nickte ihnen zu. Also nahmen wir ihnen ihre Sachen ab und gingen vorraus. Zu aller erst, zeigten wir ihnen das Zimmer. Purer Eigennutz, damit wir nicht die ganze Zeit ihre Sachen mit uns rumschleppen mussten. Anschließend gingen wir in die Halle.„Hier kommt ihr gleich in Sportklamotten hin, damit ihr getestet werden könnt" und an meinen Bruder gerichtet fuhr ich fort: „Komm Bro, unser Job ist erledigt."„Wieso getestet? Was wird getestet? Wie wird denn getestet, jetzt wartet doch mal."Das schien die ausgeflipptere von beiden zu sein, denn die andere verschrenkte die Arme und rollte die Augen, als sie hörte, was ihre Schwester sagte, aber auch sie schien neugierig zu sein. Entnervt drehte ich mich um. Na super, jetzt durfte ich hier auch noch alles erklären. Wer war denn hier der Trainer. Doch bevor ich etwas sagen konnte, begann mein Bruder zu reden. Ich hatte mich schon gefragt, wann er in seine Gesprächigkeit zurück findet. Aber auch er schien nicht begeistert hier alles zu erklären. Trotzdem fing er an: „Also, das läuft hier so. Bevor ihr mit dem Training anfangt, müsst ihr gegen einen anderen Neuling kämpfen, einen Kriniko besiegen und durch einen Überlebensparkour gelangen. Wenn ihr das überlebt, können die Trainer einen Trainingsplan erstellen. Ganz auf eure Fähigkeiten eingerichtet, wenn ihr denn welche habt. Wenn ihr dramatischerweise bei dem Test sterbt, kann ich euch leider nicht weiterhelfen, viel Glück dann."Bei dem Wort Kriniko grinsten sich die beiden an, das verwunderte mich dann doch, die meisten fragten sofort was ein Kriniko war, da sie es vorher nie gekannt hatten. Woher auch? Ich ging nicht weiter drauf ein, drehte mich um und wollte nun endlich duschen gehen. Auch Lian drehte sich um und wir machten den Abgang. Hinter uns hörte ich noch, wie die ausgeflippte sagte: „Ich verstehe es immer noch nicht. Wieso wollen sie denn unbedingt, dass so viele sterben? Und was ist so verdreht mit den beiden, ist es so schwer mal ein bisschen freundlich zu sein? Ich mag die beiden nicht, hoffentlich müssen wir gegen sie kämpfen. Die schreien ja förmlich danach."„Hast du sie noch alle? Hast du dir die beiden mal angesehen? Die sind doch die totalen arroganten Arschlöcher. Das wird sie früher oder später zu Fall bringen, aber du schaffst das ganz sicher nicht. Ich weiß sowieso nicht, was an Zwillingen so besonders sein soll."Das war zu viel für Lian, ich hatte mich sowieso schon gewundert, wie er es so lange ausgehalten hatte nichts zu sagen, normalerweise wäre er schon an die Decke gegangen, als die eine sagte sie wolle gegen uns kämpfen.„Das wisst ihr wirklich nicht? Tut ihr nur so, oder seid ihr so blöd. Das weiß doch echt jedes Kind im ganzen Land. Zwillinge haben seit Anbeginn der Zeit immer die Spezies gerettet, dafür wurden wir geboren, das ist unser Schicksal."Jetzt meldete sich die ruhigere von beiden zu Wort: „ach, ein Glück, dass wir jetzt euch haben. Da könnte ja gleich die ganze Welt in Flammen aufgehen vor Freude, schon mal was von Demut gehört?"Ich schaute sie wütend an, das konnte doch nicht wahr sein, erst eine halbe Stunde hier, und schon wurden die beiden aufmüpfig. Das passte mir gar nicht in den Kram, normalerweise hatten die Leute Respekt vor uns. Mit einer unterdrückten Wut in der Stimme antwortete ich: „Demut? Klar, habt ihr schon mal was von Respekt gehört? Ich sag euch was, macht keinen Ärger, ansonsten gebe ich deiner Schwester recht und wünsche mir auch gegen euch zu kämpfen."„Oh, jetzt habe ich aber Angst", sagte die eine und die andere fuhr fort: „Verdien dir erst mal unseren Respekt, dann reden wir weiter."„Ihr solltet uns schon respektieren, weil wir Zwillinge sind, Zwillinge sind ein Geschenk des Himmels."Ich hätte alles erwartet, nur nicht, dass die beiden anfingen zu lachen, doch genau das passierte. Sie kriegten sich kaum noch ein. Die durchgeknallte von beiden Sagte: „Ja, das hat unsere Mom auch immer gesagt. Daher haben wir auch unsere Namen, hättet ihr euch dafür interessiert, hättet ihr so etwas dummes wie gerade, nicht gesagt."„Ach ja? Wie heißt ihr denn? „, fragte Lian. „Himmel und Hölle?"Darauf hin lachten sie nur noch mehr. „Nee, nicht ganz, gestatten, dass ich mich vorstelle? Ich bin Heaven, und das ist meine Schwester Sky." Jetzt war ich es, der perplex drein schaute. Ich hatte noch nie erlebt, dass mir Mädchen derart die Stirn boten, das war eine ganz neue Herausforderung für mich. Scheinbar sah mein Bruder das genauso. Sofort sagte er: „Jetzt müsst ihr aber auch gestatten, dass wir uns vorstellen." „Dann mal los, spann mich nicht so auf die Folter", sagte Sky mit einem ironischen Unterton, der mir gar nicht gefiel. „Okay, mein Name ist Lian und das ist mein Bruder Liron." „Uh, wie kreativ", sagten beide wie aus einem Mund. Ich hatte genug davon und sagte: „Gut gemacht, ihr habt mich soweit bekommen, ich erfülle dir deinen Wunsch Sky, ich werde euch beide umbringen. Komm Bro."
Ich schüttelte den Kopf, drehte mich um und ging mit Lian im Schlepptau weg. Die beiden würden schon sehen was im Test auf sie zukam. Spätestens dann würden sie nicht mehr so vorlaut sein.
Sky:
Ha! 1 zu 0 für uns. Ich hasste diese Typen schon jetzt, ich meine, wie kann jemand nur so arrogant sein? Ich war ja schon ein bisschen arrogant, aber so? Das hatte ich noch nicht erlebt. Vielleicht hatte Heaven recht und wir konnten sie nicht besiegen, aber das würde ich nicht auf mir sitzen lassen. Und was meinte dieser blöde Lian mit Fähigkeiten? Das ganze ging mir schon jetzt auf die Nerven. Ich wollte eigentlich einfach nach Hause und ein paar Jungs beim Fußball spielen platt machen. Auch Heaven schienen diese Typen unglaublich zu nerven, jedenfalls griff sie selten auf agressive Weise ins Geschehen ein. Auch wenn wir selbstbewusst erschienen waren, bekam ich jetzt Angst vor dem Test. Der Kriniko war das geringste Übel. Um uns fertig zu machen gingen Heaven und ich in unser Zimmer. Es war nicht besonders groß, aber es reichte. Es gab zwei Betten, mit je einem Schrank davor, ein großes Fenster das in Richtung Park zeigte und jeweils einen Nachttisch mit einer Lampe neben den Betten. Die Vorstellung hier zu bleiben machte mich nicht besonders glücklich. Heaven sah sich skeptisch um und lächelte mich aufmunternd an, als sie bemerkte, das ich sie musterte. „Ist doch gar nicht mal so schlimm." Ich lächelte zaghaft und zog mich schnell um. Ich wollte raus aus diesem Zimmer. Irgendwie bedrängte es mich. Ich hasste es wenig Platz zu haben. Heaven schien das zu merken und beeilte sich es mir nach zu tun. Kurze Zeit später standen wir vor der Turnhalle. Ein Trainer der gerade an uns vorbei ging, zeigte uns mit einem kurzen Winken das wir eintreten sollten. Heaven und ich gingen langsam auf die Tür zu und traten schließlich ein. Die Turnhalle war riesig ich hatte so etwas noch nie vorher gesehen. An der einen Seite stand ein ziemlich gefährlich aussehender Überlebensparkour und an der anderen Seite war ein Bereich für Zweikampf abgesperrt. Am Rand stand eine Tribüne auf der mehrere ängstlich aussehende Teenager saßen. Als ich und Heaven eintraten wurden wir von allen ehrfürchtig betrachtet. Doch der Trainer ließ uns keine zeit um uns an diese Situation zu gewöhnen. Sofort fing er an: „Hallo Neulinge, heute ist euer Test mit dem wir herausfinden wollen was für Fähigkeiten ihr habt um dann einen individuellen Trainingsplan zu erstellen. Mit diesem Trainingsplan wollen wir alles was geht aus euch herausholen um euch so gut wie möglich auf den großen Kampf vorzubereiten. Wir werden euch einen nach dem anderen testen. Während einer an der Reihe ist, werden alle anderen draußen sein damit sie keinen Vorteil haben. Als erstes kommen die Zwillinge dran erst Heaven und dann Skyler." Ich blickte den Trainer wütend an. Wie konnte er es wagen mich Skyler zu nennen ich hasste es wenn man mich so nennt. Zu allem Unglück sah ich auch noch wie die blödesten Zwillinge der Welt herein stolzierten was allgemeines Wohlgefallen auslöste außer bei mir und Heaven. Scheinbar hatte auch Heaven die beiden bemerkt denn auch ihre Miene verfinsterte sich. Alle wurden raus geschickt nur ich durfte noch dableiben als meine Schwester in den Parkour geschickt wurde, musste mich aber zu blöd Nummer eins und blöd Nummer zwei stellen. Super ein Traum wird wahr. Doch meine Schwester hatte es im Moment schwerer. Doch sie machte ihre Sache echt gut. Der Parkour war kein Problem und auch den Kriniko überwältigte sie ohne große Schwierigkeiten. Als sie wieder hoch kam grinste sie mich leicht verschwitzt an und sagte: „ Du bist dran. Dürfte für dich aber kein Problem darstellen." Ich lächelte leicht und ging die Treppen nach unten. Wie ich erleichtert feststellte, bestand der Test aus Schnelligkeit, ausweichen, klettern und überleben, denn die Fallen die gestellt wurden, waren nicht die nettesten. Der Startschuss fiel. Ich war schon immer schnell gewesen und auch meine Reaktionszeit stellte kein Problem dar. Ich rannte los. Innerhalb von ein paar Sekunden hatte ich die ersten drei Hindernisse überwunden. Insgesamt waren es zehn. Ich sprang über Spitzen, die eine Sekunde bevor ich die Stelle erreichte aus dem Boden schossen, umging einige Giftige Pflanzen, indem ich an der Wand entlang lief, was einiges an Tempo verlangte und landete schließlich nach einer Minute 32 keuchend im Ziel. Doch viel Zeit zum verschnaufen blieb mir nicht, denn sofort ließen sie den Kriniko in die Halle. Der Kriniko an sich war nicht das Problem, aber meine Denkweise. Das Wolfsähnliche Geschöpf verlor keine Zeit um auf mich los zu rennen. Ich wich seinen messerscharfen Zähnen aus. Denken und mir Strategien ausdenken war nicht meine Stärke, dass machte sonst Heaven. Ich war nur diejenige, die Strategien schnell ausführen konnte, wenn ich sie verstanden hatte. Erneut wich ich dem Kriniko aus und seine zwölf Zentimeter langen Zähne verfehlten nur knapp meinen Hals. Ich fühlte wie ich sauer wurde. Das passte mir gar nicht. Er mochte ja nette Beißerchen haben, aber mit einer knappen Entscheidung gab ich mich nie zufrieden. Gut dann eben auf meine Strategie. Angriff ist die beste Verteidigung. Als er das nächste mal Angriff, wich ich gerade weit genug zurück um nicht getroffen zu werden, schlug ihm heftig ins Genick und sprang auf seinen Rücken. Von dort aus hatte ich die Möglichkeit ihn dürftig zu steuern. Die Wand kam immer näher. Im letzten Moment machte ich mich mit einem geschmeidigen Sprung aus dem Staub und sah zufrieden zu, wie der Kriniko mit Tempo gegen die Wand rannte. Tja Kumpel, entweder du oder ich. Grinsend machte ich mich auf den Weg nach oben. Heaven lächelte mich an. Da die beiden Blödmänner mich so doof ansahen, fühlte ich mich gezwungen zu sagen: „Kinderspiel." Die Trainer gratulierten uns beiden und sagten uns, dass wir gut in der Zeit lagen und erst später zurück zum Zweikampf kommen mussten. Langsam aber sicher ging mir das herum kommandiert zu werden auf den Geist. Heaven schien das zu bemerken und hielt mich am Arm fest. Ich sah sie an und sie schüttelte stumm mit dem Kopf. Ich verstand ihre Botschaft. Jetzt war nicht der geeignete Zeitpunkt um Ärger zu machen. Also zuckte ich mit den Schultern und verließ dicht hinter meiner Schwester den Raum. Als wir heraus traten sahen wir in die verängstigten Gesichter der anderen.„War es sehr schwer?", fragte einer. Ich sah ihn an und sagte: „Nein, es war eigentlich ganz okay, man braucht nur eine gute Strategie für den Kriniko, also überlegt sie euch besser vorher." „So wie du oder was?", flüsterte mir Heaven ins Ohr. Ich grinste, doch bei mir dachte ich, der Test an sich, war ja okay, die eigentliche Schwierigkeit bestand darin, diese beiden Blödis im Raum zu haben. Heaven schien ähnliches zu denken, denn sie verdrehte immer mal wieder die Augen. Anfangs hatte ich beschlossen, den beiden keine Beachtung zu schenken. Doch jedes mal wenn sie mir über den Weg liefen und das war in den letzten paar Stunden eindeutig zu oft geschehen, hatte ich das dringende Bedürfnis die beiden zu töten. Mit einem letzten zuversichtlichem Grinsen verließen wir die anderen und begaben uns auf den Weg in die Duschräume auf unserem Gang. Keine Ahnung wie spät es war, aber es wurde bereits dunkel als es an der Tür klopfte. "Es hat geklopft", sagte ich."Ich bin nicht taub, mach du auf", antwortete Heaven."Wieso ich? Ich muss mindestens drei Schritte mehr laufen" Heaven sah mich entnervt an. Normalerweise gab ich nicht so schnell nach, hatte ich vielleicht Fieber? Ich hatte nicht die geringste Lust einen vermeidbaren Streit vom Zaun zu brechen. Das war doch sonst nicht meine Art. Seufzend stand ich auf und öffnete die Tür. Als ich jedoch sah, dass Lian und Liron davor standen, beeilte ich mich die Tür wieder zu zuknallen. Nein ich hatte eindeutig kein Fieber, ich hatte nur jemanden gefunden, mit dem es sich wirklich lohnte, auf Kriegsfuß zu stehen. Heaven nickte mir zustimmend zu, doch das Klopfen wurde fordernder. Öffneten wir, würde es unentschieden stehen. Das konnte ich nicht verantworten. Andererseits war es gefährlich sich direkt Feinde zu machen. Aber an einem Ort an dem man sowieso nur Feinde hat... Nein ich bleibe dabei, die Tür bleibt zu."Ich warne euch, ihr habt ganz genau drei Sekunden um die Tür zu öffnen, sonst schlägt Lian sie ein."Hm, einen Moment, wir hatten also die Wahl zwischen nachgeben und verlieren, oder nicht nachgeben und noch dramatischer zu verlieren. Na schön..."Der Klügere gibt nach", murmelte Heaven. Ich nickte und öffnete erneut. Die beiden standen nebeneinander, hatten die Arme verschränkt und ein selbstgefälliges Lächeln aufgesetzt. Ich krieg die Krise. Es fehlte nicht viel, und die Tür wäre erneut zugefallen. Doch zum Glück trat Heaven neben mich, streifte mich kurz am Arm und fragte dann diplomatisch: "Was ist?""Der Zweikampf beginnt gleich", sagte Liron. Mittlerweile hatte ich erkannt, dass Liron eher harte Gesichtszüge hatte und Lian eher weiche. Wenn man sich an den Anblick gewöhnt hatte, konnte man die beiden eigentlich ganz gut unterscheiden. Und ich muss leider sagen, der Anblick hatte sich mittlerweile eingeprägt.
Lian:
Ich würde es ihnen niemals sagen, aber an ihrem ersten Trainingstag hatten die beiden fast unsere Rekorde getopt und jetzt auch noch frech werden. Ich glaube mich hat noch nie jemand so schnell dermaßen auf die Palme gebracht. Nicht einmal der Jogameister der mir versuchte zu sagen, dass ich mich auf den Boden setzen sollte und sagen sollte Ruhe und Frieden, wenn ich wütend wurde. Das war ja schon rekordverdächtig. Die beiden folgten uns quasi Bedingungslos, überholten uns dann aber und liefen vor uns her. Ich war versucht sie wieder zu überholen, aber Liron schüttelte den Kopf, ist das nicht gruselig? Er brauchte mich nicht einmal anzusehen und wusste trotzdem was ich denke. Aber er hatte natürlich recht, wenn wir wieder überholten würden sie das auch wieder tun und es wäre sinnlos. Besser ignorieren und nichts verlieren. Ich beobachtete die zwei eine Weile. Scheinbar verständigten auch sie sich ohne Worte. Skyler schien sich in einer Tour aufzuregen, während Heaven sie immer wieder am Arm fest hielt. Ab und zu tauschten die beiden Blicke oder stupsten sich gegenseitig an. Langsam aber sicher ging mir das auf die Nerven. Zum Glück standen wir im nächsten Moment vor der Turnhalle. In der Turnhalle standen bereits alle in einer Reihe, dass sie nach Stärke geordnet waren, konnten sie natürlich nicht wissen. So mussten sie im Training nach Möglichkeit mit jemandem kämpfen, mit dem sie sich halbwegs messen konnten. Eigentlich hätten ja Heaven und Skyler gegeneinander kämpfen müssen, aber da das unter Zwillingen verboten war, mussten sie halt den nächstbesten nehmen, das kleine Problem war nur, dass der Nächste im Vergleich zu den beiden die Schwäche in Person war, von den anderen ganz zu schweigen. Ich sehnte mich immer mehr danach gegen die beiden zu kämpfen. Einerseits wollte ich ein für alle mal feststellen, dass ich der Stärkere war, andererseits wäre das zur Abwechslung mal eine gelungene Herausforderung. Die Kämpfe an sich waren unglaublich langweilig, außerdem hatten wir das in unserem Leben schon viel zu oft gesehen. Manche von ihnen hatten ganz nette Tricks auf Lager, aber insgesamt waren die meisten sehr langweilig. Manchmal wurden besonders starke Personen auf den Klemmbrettern der Aufseher vermerkt, aber die meisten gingen unbemerkt, mit nicht mehr als ihrem Namen wieder aus der Halle. Auch Liron schien von keinem wirklich beeindruckt. Außerdem wartete er, genau wie ich und auch alle anderen hier im Raum, auf den Kampf der Zwillinge. Nach Stunden war es endlich so weit. Heaven trat gegen Fino an. Sie sah absolut gelassen aus, dabei war das ihr erster Kampf. Spielte sie das nur oder konnte sie wirklich nichts aus der Fassung bringen? Sky saß auf der Tribüne und sah schweigend auf den abgesperrten Platz. Machte sie sich Sorgen? Sie ließ sich jedenfalls nichts anmerken. Fino fackelte nicht lange. Er griff ohne große Umschweife an. Heaven blieb einfach stehen und wich im letzten Moment aus. Ich war mir nicht sicher was sie da tat. Hatte sie nicht mehr drauf? Verwirrt warf ich Liron einen Blick zu. „Was tut sie da?", fragte ich.„Ich bin mir nicht sicher, aber das ist nicht das komplette Ausmaß ihrer Fähigkeiten."Ich nickte und wandte mich wieder dem Geschehen zu. Ja, so etwas dachte ich mir schon. Aber wenn mein Bruder das sagte, dann konnte man sich da schon einigermaßen sicher sein. Heaven blieb bei der Ausweichmetode. Taktik schien ihre Stärke zu sein. Und tatsächlich. Ihr Gegner powerte sich aus. Seine Angriffe wurden langsamer und bei seinem nächsten Angriff rammte sie ihm ihren Ellenbogen in den Rücken und Fino ging stöhnend zu Boden. Wollte sie schlechter eingestuft werden, so hatte sie es geschafft. Als sie auf der Tribüne ihre Schwester erreichte und ein kurzer Wortwechsel zwischen den beiden statt gefunden hatte, wurde Sky zu Geonardo herunter gerufen. Es sah aus, als würde Heaven sie noch ermahnen, Sky nickte ihr zustimmend zu und ging dann hinunter. Geonardo versäumte ebenfalls keine Sekunde. Er griff an. Sky wartete auf ihn, wich dann einen Schritt zur Seite und stellte ihm ein Bein. Die Technik war einfach und vollkommen unter ihrem Nivau, trotzdem funktionierte sie. Sie konnte es scheinbar nicht lassen ihrem Gegner eine rein zu würgen. Geonardo verlor keine Zeit und griff erneut an. Sky wich zweimal ungerührt aus, schien beim dritten mal keine Lust mehr zu haben und schlug ihm unbarmherzig in die Magengrube.„Was ziehen die beiden da ab?", fragte Liron irritiert, als sie wieder zusammen auf der Tribüne standen. „Sie haben viel mehr drauf. Warum lassen sie sich so niedrig einschätzen?"Er hatte recht. Ihre Technik war viel zu einfach gewesen. Liron hatte es schon heute mittag fest gestellt und ich wiederhole noch mal: Heavens Strategie war unter ihrer Würde. Sie hätte nur einen Denkzug brauchen dürfen, nicht so viel Zeit um sich scheinbar etwas auszudenken. Und Sky hätte nur einen Handgriff anwenden dürfen, eigentlich schaffte sie es doch nicht sich so lange zurück zu halten. Zugegeben, wir kannten sie noch nicht lange, aber ich hätte gedacht ihren Charakter durchschaut zu haben. Oder war das gerade einfach nur Show? Ich war mir sicher, dass das nicht das volle Ausmaß der Kraft war, die in ihnen schlummerte.Liron schien das ähnlich zu sehen, er wollte scheinbar auf einen Trainer zugehen, schien sich aber dann doch unsicher zu sein. Was, wenn das alles nur ein Bluff gewesen war? Diese übertriebene Selbstsicherheit der beiden. Vielleicht waren sie von ihrer Mutter dazu erzogen worden mit Tricks zu arbeiten. Wenn sie es so lange geschafft hatte Heaven und Sky geheim zu halten, dann musste sie auch mit Tricks gearbeitet haben. Ich war hin und her gerissen und beschloss, erst einmal mit Liron zu sprechen und die beiden zu beobachten.Auf unserem Zimmer fragte ich: „Liron, meinst du, dass die beiden mit Tricks arbeiten? Glaubst du, dass sie vielleicht gar nicht so stark sind?"„Ich bin mir nicht sicher", antwortete mein Bruder und sah mich verzweifelt an. Er schien im Grübeln zu versinken, dann wurde sein Blick wieder klarer: „Obwohl, jetzt wo du es sagst, doch, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mit Tricks arbeiten. Wenn wir sie herausfinden, werden sie gar keine Chance haben, und wir haben gewonnen. Wir werden sie genauer unter die Lupe nehmen. Morgen beim Training fangen wir an."Ich grinste, ja er hatte recht, so mussten wir das machen. Obwohl ich lieber gleich etwas unternommen hätte, aber genau deshalb ist Liron der Denker von uns beiden. Er weiß wann der richtige Zeitpunkt ist. Das Training begann früh am nächsten Tag, doch als wir pünktlich wie immer in der Halle aufkreuzten, waren die beiden noch nicht da. Und was passiert in so einem Fall? Man schickt Liron und mich los, um die zu spät kommenden zurecht zu weisen. „Ich habe kein Bock mehr", murmelte Liron.„Warum müssen wir eigentlich immer zu diesen Giftzwergen? Die beiden gehen mir unglaublich auf den Geist", sagte ich genervt.„Wir machen es kurz."Ruhig klopften wir an die Tür und warteten. Keine Antwort. Das war schon wieder einer dieser Momente wo ich ausflippen könnte. Liron klopfte noch einmal, diesmal lauter. Wieder keine Antwort.„Sucht ihr uns?", fragte auf einmal eine Stimme hinter uns. Erschrocken drehte ich mich um. Wie konnte es sein, dass wir sie nicht bemerkt hatten. Diese beiden waren mir ein Rätsel.„Ihr seid zu spät. Das Training hat bereits seit einer viertel Stunde begonnen", sagte Liron ohne eine Miene zu verziehen.„Das wissen wir", erwiderte Heaven ruhig.„Wenn ihr das wisst, wieso kommt ihr dann nicht?", Lirons Stimme klang zwar ruhig, aber ich hörte eine gewisse Schärfe aus seiner Stimme heraus. „Sagen wir einfach, gewisse Dinge haben uns gerade nicht in den Kram gepasst", grinste Sky. Heaven boxte sie in die Rippen. „Was Sky meint ist, dass wir es vergessen haben und jetzt kommen", sagte Heaven mit zuckersüßem Lächeln und zog Sky hinter sich her, aber Liron trat den beiden in den Weg.„Was für ein Spiel spielt ihr beiden?"Heaven und Sky tauschten einen Blick und sagten dann gleichzeitig: „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest."Lirons Augen verengten sich zu Schlitzen. Jetzt hatten wir ein Problem.„Ich meine, dass ihr am Anfang Hammer Zeiten hingelegt habt und dann im Kampf absolut nichts drauf habt. Das passt alles nicht zusammen. Also, wo habt ihr gemogelt?"Sky schien wütend zu werden: „Können wir vielleicht etwas dafür, dass euer sogenannter Überlebensparkour keine Fallen enthält? Oder das der Kriniko bereits Wunden aufgewiesen hat? Nein..." Heaven sah ihre Schwester erschrocken an und hielt ihr dann schnell den Mund zu.„Was sie meint, ist, dass wir es nicht gewohnt sind zu kämpfen", unterbrach sie und zog Sky in Richtung Halle.„So ist das also", sagte Liron. „Der Parkour hat nicht die Fallen ausgelöst und der Kriniko war schon demoliert. Das erklärt die Zeiten. Komm, sagen wir es den Trainern."
Heaven:
Besser hätte es gar nicht klappen können. Der Plan die beiden Jungen und damit auch alle Trainer glauben zu machen, wir wären schlecht hatte unglaublich gut funktioniert. Perfekt. Jetzt konnten wir in Ruhe trainieren und im Entscheidungskampf alles geben. In der Halle stiefelten Liron und sein nerviger Bruder sofort auf die Trainer zu und ein Blick von ihnen auf uns sagte mir, dass wir gewonnen hatten. Die waren wirklich berechenbar. Nur kurze Zeit später kamen die Trainer auf uns zu.„Wir haben einige Fragen zu dem Anfangstest. Keine Sorge, die muss jeder beantworten."Klar doch. JEDER! „Sicher" sagte ich und versuchte unschuldig auszusehen.„Im Überlebensparkour, welche Schwierigkeiten sind da bei euch aufgetreten?"„Ähm, keine besonderen, denke ich, vielleicht die ein oder andere scharfe Kurve", erwiderte ich und tat so, als würde ich mich daran erinnern.„Und der Kriniko, hattet ihr euch so ein Monster dieser Art vorgestellt?"„Naja", sagte nun Sky und ich hoffte inständig, dass sie es nicht versaute. „Meine Mutter erzählte uns oft von der Stärke dieser Tiere, ich hatte mir seine Angriffe, ähm, agressiver vorgestellt."„Danke", sagte der Trainer und setzte sein alles-ist-gut-Lächeln auf. Wir nickten ihm höflich zu und taten so als würden wir uns dem Training zuwenden. Das Training bestand aus vier verschiedenen Bereichen: Ausdauer, Waffenkunde, Stärke und Strategie. Es war nicht ganz leicht sich schlechter einstufen zu lassen, denn dann konnte man automatisch nicht so gut trainieren, aber irgendwie schafften wir beides unter einen Hut zu bringen. Meine Stärken lagen in Strategie und Ausdauer, wozu eindeutig auch Geduld zählte, die Sky eindeutig nicht besaß. Ihre Stärken waren Waffen und Stärke und ich war überrascht, wie präzise sie zielen konnte. Zu welcher Station auch immer wir gingen, machte man uns Platz. Immer wurden wir berücksichtigt. Beim Essen konnten wir hingehen wo wir wollten und bekamen immer als erstes. Scheinbar fiel Zwillingen immer eine Extrabehandlung zu und sowohl Sky, als auch mir ging das auf die Nerven. Keiner von uns beiden fühlte sich wohl in seiner Haut. Liron und Lian schienen das aus zu kosten, beziehungsweise, sie verließen sich so gesagt darauf. Wenn ihnen einer keinen Platz machte brauchten sie sich nur zu räuspern und der Angesprochene versank vor Verlegenheit fast im Boden. Welch eine Arroganz. Ich bekam ja fast schon Gewissensbisse, wenn ich daran dachte, dass ich Sky manchmal vorgeworfen hatte, sie wäre arrogant. Unser Tag bestand die nächsten zwei Wochen aus Essen, Training, Essen, schlafen und zwischendurch der ein oder andere Zusammenstoß mit den Nervlingen. Wie auch immer. Eines Morgens jedenfalls wurden wir und die Deppen im Doppelpack zu den Trainern gerufen.„Was gibt es?", fragte Sky sofort und Lian sah aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Scheinbar war das sonst sein Text. Auch Sky schien das nicht entgangen zu sein, denn sie lächelte ihn zuckersüß an, was wie sie mittlerweile herausgefunden hatte, das Fass zum überlaufen brachte. Er schien wirklich am liebsten zuschlagen zu wollen, leider trat Liron dazwischen und sah seinen Trainer fragend an. „Ich habe einige Informationen für euch. Die Endrunde findet wie ihr wisst in wenigen Tagen statt..."„In sechs", unterbrach ihn Sky.„Richtig", sagte der Trainer und bedachte sie mit einem strafenden Blick. „Für euch gelten etwas andere Regeln, als für die anderen. Keiner von euch darf sterben. Das einzige was passieren darf, ist, dass ihr KO geht, also höchstens das Bewusstsein verliert. Das kommt euch vermutlich zu gute."Letzteres ging eindeutig an Sky und mich und ich konnte quasi sehen wie der Typ auf Skys Feindliste nur ein kleines Stück unter die Zwillinge wanderte. „Jedenfalls", fuhr er fort. „Werdet ihr gegeneinander kämpfen, um zu sehen wer von euch nun die Stärkeren sind. Die wichtigsten Leute unserer Gesellschaft werden sich das ansehen."Ich sah, wie Liron Lian einen triumphierenden Blick zu warf.„Ihr könnt gehen", sagte er an uns gewandt und bedeutete den anderen beiden noch hier zu bleiben. Die nächsten sechs Tage waren anstrengend und mit jedem Tag wurde die Stimmung bedrückter. Für die Hälfte war schließlich dann Endstation. Das wir allerdings nicht sterben würden, passte vor allem Sky sehr gut in den Kram. Ihr Kommentar dazu, ich zitiere: Das ist gut, so werden sich die beiden zumindest immer an ihre schlimme Niederlage erinnern. Wir hatten uns mit Absicht von allen fern gehalten, einfach um nicht um einen Freund trauern zu müssen. Der Tag rückte immer näher. Übermorgen war es so weit. Die Trainer gingen mit einigen noch mal Strategien durch. Andere übten sich in Ausdauer und Waffenkunst. Sky und ich hingegen taten so ziemlich gar nichts mehr. Hin und wieder versuchte ich Sky zu einer Strategie zu überreden, doch das war vergebens. Mit Waffen hatte ich eher nichts am Hut und auch Sky benutzte lieber ihre Fäuste, als mit einem Messer auf andere los zu gehen. Immer öfter erlitten einige aus unserem Umkreis einen Nervenzusammenbruch. Der Tag zog sich schleppend langsam dahin. Als er endlich zu ende war, stand nur noch ein Tag zwischen unserem Kampf um unsere Würde. Doch für die meisten ging es um weitaus mehr als das. Für sie ging es darum, ob sie ihr zu Hause, ihre Familie und alles andere jemals wieder sehen würden. Nur noch ein Tag. Eigentlich waren die einzigen Stimmen die ich heute zu hören bekam die meiner Schwester und die der beiden Nervtüten. Sky redete ungewöhnlich wenig. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie übermäßig nervös war, aber für ihre Verhältnisse war sie eindeutig viel zu in sich gekehrt. „Ist alles okay?", fragte ich irgendwann. Sie sah überrascht auf.„Klar."„Du bist so still."„Nur ein bisschen, eigentlich... Oh nein."Ich drehte mich um. Die beiden Vollidioten kamen zielstrebig auf uns zu.„Was wollt ihr denn?", fragte Sky und in ihrem Gesicht war sofort Härte zu sehen.„Wir wollten euch lediglich viel Glück wünschen", erwiderte Liron und wäre er nicht so blöd könnte man ihm das glatt abkaufen.„Behaltet es für euch, ihr werdet es brauchen", erwiderte ich und wandte mich zum gehen, aber die beiden waren noch nicht fertig.„Glaub ich kaum", meldete sich Lian zu Wort. „Wir trainieren seit Jahren Tag aus, Tag ein, ihr habt keine Chance. Aber seit unbesorgt, der Trainer hat uns noch gesagt, dass wir nur so viel Kraft einsetzten dürfen, dass wir euch gerade so besiegen können."„Dann macht euch mal aufs KO gefasst, ihr werdet nämlich mehr Kraft brauchen als ihr habt", sagte Sky. Das war es also. Sie wollten uns schon mal deutlich machen, dass wir keine Chance hatten, selbst wenn wir wollten. Ich war mir ja selber nicht sicher. Klar, wir waren stärker, als wir uns gezeigt hatten, aber waren wir stark genug um gegen zwei Typen zu kämpfen, die uns mit Jahrelangem Training voraus waren? Ich wusste es nicht. „Danke für die Info", fügte ich noch hinzu und machte dann mit Sky im Schlepptau den Abgang. Vielleicht konnten wir die zwei nicht schlagen, aber eine Überraschung würden sie definitiv erleben. Ich konnte ihre Blicke praktisch bis in unser Zimmer spüren.Später vorm schlafen beredeten wir noch einmal alles.„Boa, ich hoffe ich kann gegen diesen Laberkopf kämpfen, der regt mich so auf!"„Es sind beide Knalltüten, ich denke das eine ist so gut wie das andere."„Vermutlich hast du recht, ob nun Lian oder Liron, gegen einen Deppen kämpfen wir so oder so."
Ich nickte. Gegen wen wir kämpfen mussten stand noch nicht fest und ich wusste auch nicht was mir lieber war. Bei mir konnte ich nicht wissen wie ich reagieren würde, aber bei Sky konnte ich mir beide Kämpfe ganz gut ausmalen. Kämpfte sie gegen Liron, würde seine Ruhe sie in weniger als fünf Minuten auf 180 bringen und Lian war ihr so ähnlich. Die beiden würden mit dem Kopf durch die Wand rennen. Irgendwann schlief ich ein und als ich erneut aufwachte stand unser Kampf an. Wir gingen in die Eingangshalle und trafen prompt auf eine Traube aus Jugendlichen, die sich um eine Liste drängten mit der kreativen Überschrift: Wer vs. Wen? Als wir kamen machte man uns wie üblich Platz und das erste mal war ich froh darüber. Ganz oben fanden wir auch schon unsere Namen: Heaven vs. Lian und Sky vs. Liron. Besser hätte es gar nicht kommen können. Super. Wie sollte das denn werden? Ich gegen ein hyperaktives Eichhörnchen und Sky gegen die Ruhe selbst. Damit kommt sie überhaupt nicht klar. Wie sollte das denn nur werden?! Und wie man an den Teufel denkt, laufen sie einem auch schon über den Weg, hatte man vor denen denn gar keine Ruhe?! Der nächste Hammer folgte beim Essen. Warum mussten die beiden sich denn ausgerechnet zu uns an den Tisch setzen? Da tauchten sie am morgen auf und der Tag war gelaufen. Und natürlich redeten sie über nichts anderes als den Kampf. Kampf hier, Kampf da. Ihr seid erledigt von links ihr seid so gut wie tot von rechts. Sollte meine innere Ruhe etwa auch noch die Nerven verlieren und laut werden? Doch bevor das geschehen konnte stopfte Sky Lian einen kompletten Windbeutel in den Mund. Für einige Sekunden war Ruhe. Dann hieß es: „Ich hasse Windbeutel!"„Ist notiert", erwiderte Sky. Liron schien sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, aber mir wurde es zu viel. Ich musste gehen, sonst würde ich wirklich austicken. Wortlos stand ich auf. Sky bemerkte das sofort und scheinbar wollte sie nicht alleine bei den beiden bleiben. Wer kanns ihr verübeln? Lange hatten wir aber keine Zeit mehr. Wir waren zwar als letztes dran, aber trotzdem mussten wir uns zu den Kämpfen einfinden. Keiner durfte zu sehen, aber bei uns war es erwünscht, damit wir einen Eindruck davon bekamen. Und zu wem mussten wir uns setzen? Ich glaube die Frage erübrigt sich. Nebenbei mussten wir ertragen wie einige Mädchen noch einen letzten verzweifelten Versuch unternahmen, bei Liron und Lian zu punkten, doch die beiden beachteten sie nicht mal. Schließlich wurden alle raus geschickt. Die Trainer sagten nur noch Dinge wie: „Möge der bessere gewinnen." Aber wirklich aufbauend war nichts davon. Insgesamt bestanden die Kämpfe aus viel Geplapper, wenig Strategie und einem plötzlichen Tod von irgendjemandem. Die Kämpfe waren ausnahmslos brutal und ich bemerkte wie sich Skys Augen manchmal vor Schreck weiteten, aber eigentlich hatten wir unsere Angst gut im Griff. Panik war zwar vorhanden, aber wir zeigten es nicht, vor allen Dingen nicht, weil diese beiden Blödmänner immer mal wieder prüfend ihren Blick über unsere Gesichter streifen ließen. Als würden wir das nicht merken. Scheinbar hielten sie ihren eigenen Kampf für reines Training, bei dem sie sich nicht mal anstrengen mussten. Als schließlich alle durch waren, kamen wir an die Reihe. Wir allerdings durften uns nicht gegenseitig zusehen. Es könnte ja passieren, dass einer etwas nach macht. Das wäre natürlich schrecklich. Scheinbar mussten wir also alleine da durch. Die Trainer ließen uns noch einige Minuten Zeit uns noch zu besprechen. Verabschieden brauchten wir uns ja voraussichtlich nicht, aber ein komisches Gefühl gleich kämpfen zu müssen, war es allemal. Liron und Lian sahen uns triumphierend an. Scheinbar hatten sie bemerkt, dass wir uns unserer Sache nicht all zu sicher waren. Das war aber auch zu blöd, woher wussten sie das? Die Trainer kamen wieder rein und Sky und Liron wurden raus geschickt. Sky umarmte mich noch einmal und flüsterte mir ins Ohr: „Mach die Labertasche fertig. Er geht mir unglaublich auf den Geist!"Ihre Probleme wollte ich. Naja. Ich nickte ihr noch einmal zu und machte mich auf den Weg zum Kampfplatz, während Sky in die entgegengesetzte Richtung gehen musste. Lian stand mir bereits gegenüber. Er grinste mich selbstbewusst an. Dieses Grinsen würde ich ihm jedenfalls noch aus dem Gesicht wischen. Darauf konnte er sich verlassen. Der Kampf wurde eröffnet. An der Wand standen Waffen, die man jeder Zeit nehmen konnte. Die Regel besagte nur eine Waffe zu einer Zeit, aber ich hatte sowieso nicht vor eine zu benutzen, das war mir zu blöd. Auch Lian schien das nicht vor zu haben. Lian schien ausnahmsweise keine Lust zu haben zu reden. Er verschwendete keine Zeit und begann mit dem ersten Angriff. Schwache Nummer. Er rannte auf mich zu und ich konnte seine Beschleunigung wahr nehmen. Locker wich ich ihm aus und er kam hinter mir zum stehen. Erneut startete er einen Angriff und kam auf mich zu. Er versuchte also mich in einen Nahkampf zu verwickeln. Uncool. Ich wich erneut aus und schlug ihm zwischen die Rippen. Das nächste mal in den Rücken. So ging das einige male, dann durchschaute er das Spiel und ging auf Abstand. Ich griff mir einige Wurfsterne und schleuderte sie auf ihn. Einer flog an ihm vorbei, die anderen vier blieben in seinem Arm und seiner Seite steckten. Fluchend zog er sie wieder raus. Die Schnitte waren tief, aber nicht gefährlich und schienen ihm keine Probleme zu bereiten. Jetzt war er dran. Er kam auf mich zu und streifte mich mit dem Messer am Arm. Ich geriet ins stolpern und fühlte einen stechenden Schmerz über dem Ellenbogen. Ich verdrängte die Wunde und zwang mich weiter zu machen. Ich konnte fühlen wie Blut an meinem Arm hinunter lief und kämpfte gegen Schwindel an. Ich hatte mich gerade rechtzeitig wieder im Griff, um dem nächsten Angriff aus zu weichen. Jetzt reichte es mir aber. Wir reizten uns noch gegenseitig eine ganze Weile standen uns aber nur keuchend gegenüber. In mir kochte eine üble Wut und Lian schien es nicht anders zu ergehen. In einem Nahkampf, das wussten wir beide hatte er gute Karten zu gewinnen. Auf Abstand konnte ich besser koordinieren. Wir beide ließen es zu nichts von beidem kommen. In mir konnte ich fühlen wie ich immer wütender wurde, aber ich fühlte auch etwas anderes. Meine Sinne fühlten sich an wie benebelt. Ich hatte das Gefühl nicht mehr Herr der Lage zu sein. Der Wunsch auf Lian zuzugehen war auf einmal unermesslich stark. Was war los? Ich machte ein paar unsichere Schritte. Klar denken war kaum noch möglich. Lian wandte den Blick nicht von mir ab. Jetzt begann ich zu verstehen. Ich hatte ihn fast erreicht. Noch ein Schritt und ich hatte so gut wie verloren. Seine Augen bewegten sich gar nicht und der Blick war starr. Er beeinflusste meine Gedanken. Das war nicht möglich! Als ich das erst mal durchschaut hatte kehrten meine Sinne zurück. Ich riss mich von seinem Bann los und sah wie auch er scheinbar wieder zu Bewusstsein kam. Es war also keine Absicht? In mir staute sich die Wut an. Ich streckte den Arm in Lians Richtung und nahm mit einem Mal eine unglaubliche Stärke wahr. Und dann einen plötzlichen Schwindelanfall. Lian flog mindestens sieben Meter nach hinten und prallte gegen die Wand, wo er ohnmächtig zusammen brach. Dann verlor auch ich das Bewusstsein.
Liron:
Ich fragte mich wie es Lian wohl ergangen war. Er gegen Strategie. Das war nicht gut. Aber andererseits, doch ich glaube schon, dass er es geschafft hat. Er hat ewig trainiert und außerdem war diese Heaven ja wohl zu schlagen. Bei mir machte ich mir jedenfalls keine Sorgen, schließlich würde ich gegen Sky kämpfen und die war nicht gerade das Strategiegenie, ich würde locker mit ihr fertig werden. Zur Not würde ich sie erst mal zutexten und sie richtig wütend machen, sie flippt aus, denkt nicht mehr nach und ich habe gewonnen. Ich beobachtete sie eine Weile. Sie war ungewöhnlich schweigsam. Daran allein bemerkte ich, dass sie aufgeregt war. Sie versuchte es zwar zu überspielen, aber ich war schließlich nicht blöd. Sie atmete zu unregelmäßig und zu tief, als das sie das alles nicht berührte. Ich hatte schon gewonnen. Das war leichtes Spiel, aber da ich gerade sowieso Langeweile hatte: „Hast du Angst?", meine Stimme klang spöttisch und das schien ihr sehr wohl aufzufallen.„Nein", knurrte sie.„Du wirkst aber so."„Tu ich nicht."„Doch, tust du, ich mache dir einen Vorschlag. Du gibst einfach sofort auf. Du bist sowieso nicht gut genug um gegen mich zu gewinnen."Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, aber ihre Stimme zitterte ein wenig, als sie erwiderte: „Du wirst schon sehen, Blödmann, und jetzt geh mir nicht auf die Nerven."Aha, das war also ihre Art klein bei zu geben. So zu tun als würde sie nicht klein bei geben.„Heißt das du gehst einer Diskussion mit mir aus dem Weg? Ich meine klar, du bist mir unterlegen, aber trotzdem."„Spar dir die Kraft die du für deine Sticheleien brauchst lieber für den Kampf."Sie bedachte mich dabei mit einem genervten Blick und ich genoss das Gefühl sie in eine Wortlosigkeit gedrängt zu haben.„Außerdem solltest du dir mal überlegen, ob es nicht von Vorteil wäre dir schon mal eine Waffe zu überlegen, die wirst du nämlich brauchen."Scheinbar doch nicht so wortlos.„Ich benutze keine Waffe. Die werde ich nicht brauchen um ein kleines dummes Mädchen zu besiegen."„Heißt du verzichtest auf alle Fälle auf ein Waffe?"„Natürlich", erwiderte ich und hätte mir gleich darauf auf die Zunge beißen können. Sie hatte es tatsächlich geschafft mich dazu zu bringen keine Waffe zu benutzen. Ich hatte es zwar nicht vor gehabt und ich würde sie auch nicht brauchen, aber trotzdem, genau das war ja ihre Absicht gewesen. Ich musterte sie kurz. Sie bemerkte meinen Blick und ihre Mundwinkel zuckten triumphierend. Sie hatte bemerkt, dass es nicht meine Absicht gewesen war ihr das zu verraten. Es kam nicht oft vor, dass ich das bedenken verlor. Es ärgerte mich zutiefst, aber sie würde das gleich beim Kampf zu spüren bekommen. Sie mochte nicht so strategisch denken wie ihre Schwester, aber mit dem menschlichen denken arbeiten konnte sie und das nicht nur amateurhaft, sonst hätte sie es niemals geschafft mich aus der Bahn zu werfen. Ich wollte gerade zu einer Gegenantwort ansetzen, als die Tür geöffnet wurde. Zwei Sanitäter gingen voraus. Ich sah eine Spur von Panik in Skys Gesicht und auch ich fühlte, dass ich unruhig wurde. Wer hatte gewonnen und wer war so übel zugerichtet worden, dass die Sanitäter kommen mussten? Hoffentlich nicht Lian! Doch dann kamen sie mit der Trage auf der Heaven lag. Sky wurde blass und warf mir einen flüchtigen Blick zu, ehe sie die Sanitäter mit Fragen bestürmte. Lian hatte also gewonnen. Das war ja von vorne herein klar gewesen. Er hatte sie scheinbar nicht geschont. Auch nicht schlimm. Sie lebte ja noch. Doch dann traten die weitere Sanitäter aus dem Raum mit einer zweiten Trage. Lian! Was war passiert. Wieso waren beide ohnmächtig? Ich bekam keine Antwort, wenn ich nicht fragte. Stolz und Sky hin oder her, ich lief zu den Sanitätern.„Was ist passiert?"„Dein Bruder hat sich sehr verausgabt."Tolle Antwort. Mehr bekam ich auch nicht zu hören, denn sie gingen sofort weg. Ich sah, dass Sky in Begriff war ihnen zu folgen. Ich konnte den Wunsch gut nachvollziehen, denn auch ich machte mir großen Sorgen um meinen Bruder, aber das konnte ich nicht zulassen. Ich beeilte mich sie am Arm festzuhalten. Sie drehte sich um und sah mich wütend an. Ihr Blick flackerte und ich merkte, dass sie sich für das was Lian Heaven angetan hatte, an mir rächen wollte. Viel Spaß dabei, das würde sie niemals schaffen. Ich nahm nicht an, dass Heaven meinen Bruder so zugerichtet hatte, sondern das Lian Heaven besiegt hatte, dabei aber zu viel Kraft aufgewendet hatte. Ich wollte unseren Trainer eigentlich nach dem Ergebnis des Kampfes fragen, als er aus der Tür kam doch er lief an uns vorbei und sagte nur: „Euer Kampf ist in zehn Minuten."Was hatte der denn? Auch Skyler sah ihm irritiert hinterher. So seltsam benahmen sich die Trainer normalerweise nicht. Ich machte mir erst einmal keine Sorgen. Jetzt war erst mal ich an der Reihe zu beweisen was ich konnte. Das dürfte nicht allzu schwer sein. Auf diesen Tag wartete ich seit so vielen Jahren. Immer hatte ich dafür trainiert zu zeigen was ich konnte. Heute würde es endlich so weit sein. Wenn ich nur nicht gegen so eine Niete kämpfen müsste. Naja, vielleicht überraschte sie mich ja und ich würde mich zumindest ein bisschen anstrengen müssen. Wie auch immer. Es würde kommen wie es kommt. Meine Strategie war einfach. Ich würde sie zunächst ein wenig auf die Palme bringen, obwohl Lian mir das so ziemlich abgenommen hatte, indem er Heaven so übel zugesetzt hatte und dann zuschlagen, wenn sie nicht aufpasste, was nicht allzu lange dauern sollte. Wir wurden in den Raum gerufen. Die Treppen kamen mir ungewöhnlich lang vor. Auch Sky schien keine Lust zu haben alle zu gehen, denn auf halben Wege kletterte sie über das Geländer und sprang den Rest. Auch eine Möglichkeit, aber ich konnte es ihr nicht nachmachen, ohne ihr das Gefühl zu geben ich fände ihre Idee gut. Also ging ich ordentlich die Stufen runter. Was für eine Zeitverschwendung! Wie auch immer. Unser Trainer hatte irgendwie den Ausdruck in den Augen, als würde er irgendwas besonderes von diesem Kampf erwarten. Naja, irgendwie ist das natürlich nachvollziehbar, denn erstens war ich einfach toll und zweitens war das hier der Kampf der Zwillinge! Wie oft kam das denn vor? Nicht oft jedenfalls. Alle paar Jahrhunderte. Er konnte sich wirklich glücklich schätzen mich und Lian kennengelernt zu haben. Und diese beiden Zicken meinetwegen auch. Egal, jetzt konzentriere ich mich erst mal auf meinen Kampf und darauf diese kleine Nervensäge fertig zu machen. Los geht’s.
Sky:
Ich hatte noch immer den Schock in allen Knochen. Noch nie hatte ich Heaven so gesehen, aber das konnte ich vor dieser Knalltüte natürlich nicht zugeben. Schlimm genug, dass er mich festgehalten hat. Ich machte mir ehrlich Sorgen, aber das würde jetzt eben er zu spüren bekommen. Je schneller ich ihn besiegte, desto schneller konnte ich zu Heaven.Ich wartete kurz, aber er wartete scheinbar, dass ich angriff. Sein Problem. Ich war schneller als die meisten anderen. Ich rannte auf ihn zu, konnte fühlen wie ich schneller wurde. In der Hand hielt ich ein Messer. Die Waffe mit der ich am besten umgehen konnte. Auf Lirons Gesicht erschien ein Grinsen. Ich wich aus bevor er zuschlagen konnte doch er erwischte meinen Arm und verdrehte ihn mir auf den Rücken. Mit der anderen Hand hielt er mich an den Haaren fest. Ich wusste was jetzt kommen würde. Heaven hatte das manchmal mit mir gemacht. Wenn ich nicht etwas unternahm würde er mir sein Knie in den Rücken drücken und mir im schlimmsten Fall den Arm brechen. Ich warf das Messer hoch, bevor der Schmerz mich zwingen würde es los zu lassen und fing es mit der freien Hand auf. Mit einer schnellen Bewegung schnitt ich mir die Haare ab. Erstaunlich. Das fühlte sich sogar ganz gut an. Ich nutzte den Überraschungsmoment und schlug ihm ins Gesicht. Dann ging ich wieder auf Abstand. Wir kämpften eine Weile gegeneinander. Immer wieder griff ich an, doch Liron schien jede Bewegung vorhersehen zu können. Egal was ich noch ausprobierte und was ich mir ausdachte. Nichts funktionierte. Ich beschleunigte noch einmal mein Tempo auf ultimo und erwischte in am Schlüsselbein. Ätsch. Zu langsame Reaktionen. Ich tauchte unter seiner Faust her, doch das schien er gewusst zu haben, denn er erwischte mich an der Wange. Ich spürte wie Blut meine Wange, mein Kinn und meinen Hals herunter lief. Ich glaube ich will nicht wissen wie ich aussah. Hinzu kamen diese schrecklichen Kopfschmerzen. Als würden tausend Nadeln in meinem Gehirn herum stochern. Liron parierte jeden meiner Schläge und auf seinem Gesicht hatte sich ein Siegessicheres Grinsen breit gemacht. Ich verstand. Er las meine Gedanken. Schön. Lies das hier. RAUS AUS MEINEM KOPF! Mit der Wut die ich in die Worte gelegt hatte, gelang es mir scheinbar ihn aus meinen Gedanken zu verbannen, denn er fasste sich stöhnend an die Stirn. Aber das reichte mir nicht. In mir ballte sich eine ungewöhnliche Hitze. Es tat fast weh. Ich richtete meinen Blick auf Liron. Was war los? Machte er wieder irgendetwas? Warum war mir bloß so heiß? Ich hielt mir die Hände vor das Gesicht um mich zu schützen. Es wurde noch heißer. Auf einmal schien etwas zu explodieren. Liron wurde nach hinten katapultiert und landete auf den Füßen. Ich hingegen hatte keine Kraft mehr. Außerdem war mir kalt. Ich hatte noch nie in meinem Leben kalte Hände gehabt. Kraftlos brach ich zusammen. Mit halb geschlossenen Augen sah ich, das auch Liron die Kräfte verließen und er auf dem Boden zusammen sank. An seiner Kleidung schienen einige Flammen zu züngeln. Blödmann. Dann schloss ich die Augen ganz. Als ich wieder aufwachte war mir eiskalt. Jede Bewegung war schmerzhaft. Die Augen zu öffnen war nicht so leicht. Vorsichtig fasste ich mir an die Wange, wo mich Liron gestern erwischt hatte. Moment mal, war das gestern gewesen? Wie lang war das her? Ich setzte mich auf. Das ging einigermaßen. Ich befand mich in einem Zimmer, das komplett weiß war. Sehr klinisch. Neben mir auf einem Bett lag Heaven und auf der anderen Seite des Zimmers waren Lian und Liron. Das konnte doch nicht wahr sein! Gerade aufgewacht und schon blieb mir der Anblick nicht erspart. Ich glaube ich mache die Augen wieder zu. Auch Heaven schien gerade wieder aufgewacht zu sein, doch als sie sich aufsetzte, fasste sie sich an den Kopf und ließ sich zurück in die Kissen sinken.„Hast du Kopfschmerzen?", fragte ich besorgt. „Ja." „Was ist denn jetzt eigentlich passiert?", wollte ich wissen. „Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur noch, dass Lian mich dazu gebracht hat auf ihn zu zukommen, dann war ich wütend, er flog gegen die Wand und wir beide waren ohnmächtig."Das nenne ich mal eine präzise Beschreibung. „Und bei dir?", fragte sie mich. „Naja, ich weiß nicht so genau. Erst hat Liron meine Angriffe vorausgesehen, wodurch ich so wütend wurde. Kurz darauf gab es eine Explosion, mir war kalt und dann waren wir beide bewusstlos."Diese Kälte war das was mir am tiefsten im Gedächtnis geblieben war. Mir war in meinem ganzen Leben nie kalt gewesen. Schon der Gedanke daran ließ mich frösteln. Mir blieb jedoch keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn Liron und Lian waren ebenfalls wach geworden. Irgendwoher nahm ich die Kraft für eine fiese Bemerkung, denn hassen tat ich die beiden immer noch. Wir waren schon fast in eine Diskussion vertieft, da traten die Trainer ein. „Wie man sieht, habt ihr euch erholt, das trifft sich gut, denn..." „Ich habe Hunger", stellte Lian fest. „Das sieht dir ähnlich, du Pfeife", begann ich wieder mit Sticheleinen. „Ich würde lieber wissen was denn nun eigentlich passiert ist." „Um ehrlich zu sein, gebe ich dieser kleinen Nervensäge recht", schaltete sich Liron ein. „Sieh mal einer an. Fuchs und Hase sagen sich gute Nacht, dass ich das noch erlebe", stichelte Heaven. „Tu nicht so, du platzt doch auch fast vor Neugier", knurrte Liron sie an. Die Trainer machten immer wieder vergeblich den Mund auf, aber immer kam ihnen einer von uns zuvor. „Bekomme ich jetzt noch etwas zu Essen, oder nicht?", fragte Lian. „Hoffentlich bist du verhungert ehe sie hier eintreffen", fauchte ich. „Hoffentlich verreckst du an deiner Kälte", gab Lian zurück. „Hoffentlich platzt dir der Schädel vom Gedanken manipulieren." „Hoffentlich fällst du bei deinem nächsten Versuch ein Feuer zu machen ins Koma, damit ich deine Stimme nicht mehr hören muss." „Hoffentlich hat Heaven dir wenigstens den Kiefer angebrochen, damit du bei deinem nächsten Wort vor Schmerz in Tränen ausbrichst." „Hoffentlich hört ihr beiden endlich auf zu streiten, damit uns die Trainer endlich erklären können, was jetzt eigentlich los war", unterbrach Liron die beiden genervt.Der Trainer nickte ihm dankbar zu und ich und Lian ließen uns schmollend zurück in die Kissen sinken. „Danke Liron, also um es auf den Punkt..." „Nein wartet", rief ich dazwischen. „Ich will noch eine Sache loswerden. Was meinst du mit Feuer herauf beschwören?" „Ich wollte gerade erklären, wenn man mich nur mal lassen würde", beschwerte sich der Trainer. „Also, ich wollte dich ganz in Ruhe fertig machen, indem ich deine doofen Angriffe voraussehe.", begann Liron. „Oh wie erwachsen", warf Heaven ein. „Klappe. Also wo war ich? Ach ja, da fängt die auf einmal mit Feuer zu schießen." „Warte, ich kann Feuer schießen? Ist ja geil." Der Trainer holte gerade Luft, da kam schon der nächste Kommentar. „Seit wann hast du kurze Haare?", fragte Heaven mich entgeistert. Ich sah sie kurz an, strich mir dann durch meine Haare, die nun wirklich sehr kurz waren und sagte dann: „Ach, dass, tja weißt du, das hat sich irgendwie so ergeben." Dem Trainer reichte es. „Was ich sagen wollte: Während ihr hier geschlafen habt, haben wir eure Kämpfe analysiert, Blutproben genommen und alles im Labor ausgewertet. Die Fachchemikerin sagte, dass sie in eurem Blut faszinierende Werte feststellen konnte." „Richtig", ertönte die barsche Stimme der Chemikerin. „Danke, dass ihr das schon verraten habt, aber ich dachte wir hätten abgemacht, dass ich diese Dinge erkläre." Der Trainer sah sie entgeistert an, nickte dann aber gespielt verständnisvoll und zog sich zurück. „Nun", begann sie. „Ich habe eure Blutwerte analysiert und erstaunliche Dinge feststellen können. Es scheint als würde euer Körper mehr Reserven an Adrenalin herstellen, die sich freisetzen, wenn ihr euch bekämpft oder euch bedroht fühlt. Der erhöhte Adrenalinausstoß führt zu höherem Blutdruck und setzt scheinbar eure Kräfte frei. Was diese Kräfte betrifft, so kann ich da nur an das appelieren, was ihr im Kampf festgestellt habt. Außerdem habe ich nachweisen können, dass eure Sinne um einiges ausgeprägter sein müssen als unsere, um mindestens das zehnfache. Es ist faszinierend, ich wünschte man hätte mir erlaubt mehr zu studieren, aber leider hat man beschlossen euch noch heute auf Mission zu schicken. Ich wage zu behaupten, dass ihr noch nicht so weit seid, ich bin der Meinung ihr solltet zunächst mit den Fähigkeiten besser umgehen können, aber der Entschluss steht fest, ich kann euch nur raten, verbringt jede freie Minute mit üben, nur so könnt ihr es vielleicht schaffen, nicht von euren eigenen Fähigkeiten zerstört zu werden." Oh man, die kam ja gar nicht mehr aus dem reden raus und was meinte sie mit ihrem letzten Satz? Na das waren ja beruhigende Zustände. Da wurde man ja richtig zuversichtlich was diesen Auftrag anging. Apropos. „Was ist das denn jetzt überhaupt für ein Auftrag?", fragte ich. Lian und Liron stöhnten genervt auf. Das brachte mich ja jetzt schon wieder auf die Palme. „Du weißt aber auch gar nichts", sagte Liron ruhig und schien sich köstlich zu amüsieren.
Lian:
Liron amüsierte sich köstlich, ich hatte schon bemerkt, dass er es unterhaltsam fand wenn Sky die Nerven verlor. Das war es ja auch, sie war ein würdiger Argumentationsgegner. „Seit Anbeginn unserer Zivilisation waren es stets die Zwillinge die für die Sicherheit unseres kleinen Reiches gesorgt haben", begann Liron. Doch Sky hatte schon abgeschaltet, als Liron den Mund aufmachte. „Was meinst du Heaven? Kurze Haare sind doch um einiges praktischer..." „Hör mir gefälligst zu, wenn ich mit dir rede", knurrte Liron. Sky sah ihn provozierend an und sagte dann zu Heaven: „Hörst du auch dieses komische rauschen im Hintergrund?" Ich konnte sehen, dass Liron ihr am liebsten den Hals umdrehen würde. Arme kleine Sky, das würde er nicht ungestraft lassen. „Okay, Leute, dann hört jetzt echt mal zu, vielleicht ist es ja wichtig, was die Typen zu sagen haben", sagte Heaven scharf. „Danke", sagte Liron. „Also wie ich schon angefangen habe, von Anbeginn der Zeit waren es die Zwillinge, die stets unsere Welt gerettet haben." Sky sah erst genervt zu Heaven und sagte dann missbilligend: „Vielen dank für diesen Fund." Heaven ignorierte ihre Schwester und fragte Liron: „Ja, und was sollen wir jetzt bitte machen, du Genie?" „Kein Plan", erwiderte Liron grinsend. „Fragen wir doch die Trainer, die hier noch stehen." „Danke, dass du uns erwähnst, also, hört gut zu. Das hier ist eine kleine Insel, mitten im Ozean. Bislang wurden wir noch nicht entdeckt, dennoch besteht die Gefahr, dass Menschen uns früher oder später dank moderner Techniken und Schiffen entdecken. Ein Kartenforschungsinstitut hat beschlossen diesen Ozean genau zu kartografieren. Eure Aufgabe besteht darin das zu verhindern. Also werdet ihr nach London geschickt und in die Schule gehen. Ihr müsst die besten sein, damit ihr euch um einen Praktikumsplatz bei diesem Kartografen bewerben könnt. So müsst ihr verhindern, dass unsere Welt zerstört wird. Deswegen werdet ihr noch heute los geschickt." Ich wollte mal eine schlaue Frage stellen: „Und wie oder wo genau sollen wir leben?" Heaven und Sky warfen mir einen Blick zu, der ungefähr sagte: Wow, er hat mal was schlaues gedacht. „Ihr werdet zusammen in einer Wohnung dort leben. Dank ihrem, naja, nicht ganz originalem Pass, werden die Jungs achtzehn sein, wodurch ihr bei ihnen leben könnt, allerdings sollt ihr keine Familie, sondern eine WG spielen." Damit kam Sky ja schon wieder nicht klar, sie warf einen unruhigen Blick durch das Zimmer und schrie dann: „Ich soll mir DENEN in einer Wohnung leben? Wollt ihr mich umbringen?" Da Liron und ich Profis waren sagten wir: „Das wird schon gehen." „Gut", sagte der Trainer. „Denn ihr werdet jetzt los fahren. Denkt daran euch auf jeden Fall wie Menschen zu benehmen. Sie sind weder so stark, noch so schnell, noch so schlau, noch haben sie solche Fähigkeiten. Und denkt daran jeden Tag eure Fähigkeiten zu trainieren, wenn niemand hinsieht. Erinnert euch gegenseitig daran, vielleicht hängt euer Leben mal davon ab. Draußen steht der Privatjet. Schlagt euch nicht zu sehr die Köpfe ein. Viel Erfolg."Eine Stunde später saßen wir im Jet. Liron und ich hatten uns Jeans und T-Shirt angezogen. Darüber eine Lederjacke. Unser ganz normales Outfit. Die Mädchen hingegen, Jogginghose und Schlabberpulli, und dazu, Chuks. Ich und Liron waren schon mal geflogen, aber ich bezweifelte die Flugerfahrung von den beiden. Für sie war es ein ganz neuer Ereignis. Der Pilot legte einen Traumstart hin. Jetzt hatten wir ganze sieben Stunden Zeit uns damit abzufinden, dass wir uns gegenseitig nicht umbringen durften. „Jetzt setzt euch mal zueinander und tauscht euch aus", verlangte der Trainer der auch mit an Bord war. „Heaven und Lian, und Sky und Liron. Erzählt euch was ihr mögt, was ihr hasst, eure Hobbys, wie sah eure Kindheit aus und so weiter. Ihr müsst schließlich viel voneinander wissen, wenn ihr WG spielt." „Nichts für ungut", sagte Sky. „Aber kann ich mich nicht einfach mit meiner Schwester austauschen?" „Ne, die Jungs sollen ja auch etwas müssen. Ihr sollt schließlich so tun, als wärt ihr gute Freunde." Dieser Teil war mir neu und passte mir überhaupt nicht. Aber ich wollte nicht gleich rum stressen, also setzte ich mich neben Heaven. „Also Heaven, was magst du, was magst du nicht..." „Jajaja, ich habe schon zugehört. Also, ich mag, lass mich mal scharf nachdenken. Mein Zu hause. Meine schwarzen Haare, passen perfekt zu meiner Seele. Was ich nicht mag. Dich und deinen Bruder. Und das wir jetzt auf eine Mission geschickt werden. Meiner Hobbys, meine Schwester herum kommandieren, oder mich in die Kirche setzen und nachdenken. Meine Kindheit, da gibt es nicht viel zu erzählen. Wir haben die ganze Zeit in ziemlicher Ruhe bei unserer Mutter gelebt. Und was hast du zu erzählen?" Wow das waren ja ganz schön viele Worte für sie, normalerweise ist sie doch immer so ruhig. „Tja, über mich. Ich mag Kämpfe, viel reden, recht haben, ja, was ich nicht mag, dich und deine Schwester, ansonsten, gibt es da nicht viel. Meine Hobbys sind andere Leute auf die Palme zu bringen, kämpfen und mit meinen Fähigkeiten rum spielen. Bei meiner Kindheit, wir haben die ganze Zeit in dem Übungsgebäude gelebt und darauf hintrainiert, endlich auf eine Mission geschickt zu werden."
Tag der Veröffentlichung: 23.05.2013
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