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kapitel 1:in Rang und Ehre

Was ist, das ist. Es interessiert sich nicht dafür, ob du es bemerkst , umdeutest oder verdrängst. 

 

Amizaras Chronik

 

 

 

 

 

 

 

Die Sonne hatte den Horizont bereits passiert und war nur noch zur Hälfte sichtbar, als Mira erwachte. Das Violett der hereinbrechenden Nacht, zog sich bereits über den östlichen Himmel und vereinzelte Sterne wurden sichtbar. Mira ärgerte sich über den verpassten Sonnenuntergang. Seit sie zum Vampir wurde, war er das einzige, was ihr von der Sonne geblieben war und gerade deshalb, erschien er ihr soviel kostbarer als die Erinnerungen daran, welche nach und nach verblassten. In den letzten 30 Jahren, hatte sie nur einen davon verpasst und daß auch nur, weil sie mit der Rettung des Clans beschäftigt war, der sie aufgenommen und ihr ein Zuhause gegeben hatte. Paris, war demzufolge keine sehr romantische Erinnerung für sie. Das war es noch nie. In den Katakomben war es ohnehin immer dunkel und so, hatte sie nicht darauf achten können, wie tief die Sonne stand. Außerdem hatte sie damals, auch gar keine Zeit für diesen grandiosen Anblick. Mira lächelte als sie merkte, wie sie wieder einmal versuchte, sich vor sich selbst zu rechtfertigen. Dieser kleine Makel, war einer der letzten menschlichen Schwächen die sie besaß. In Verbindung mit ihrem Gewissen, konnte das ganz schön nerven. Wenigstens hatte sie heute, den Abschluss des Farbspektakels am Himmel gesehn und die Dämmerung ,hatte schließlich ihren eigenen Reiz.Mit diesen aufmunternden Gedanken, erhob sie sich und ging nach draußen zum kleinen Wasserfall, der in ihrem Garten einladend in den hauseigenen See plätscherte. Auf dem Steg angekommen , streifte sie den Hauch von einem Nichts ab, den sie zum schlafen trug und sprang in den See. Sie tauchte ein Stück um dann, so schön wie eine Sirene, wieder aus dem Wasser aufzutauchen. Mira kletterte über die zerbrochenen Säulen aus marrokanischem Marmor, die am Fuß der Wasserfalls ,um so vieles edler wirkten als schnöder Stein und trat unter den plätschernden Strahl.

Dass fließendes Wasser, für einen Vampier tödlich sein kann, ist nicht nur purer Aberglaube. Allerdings galt das,nur für einen von ,,Unreinen'' gemachten Vampir, genauso wie die Geschichte mit dem Knoblauch. Mira jedoch war immun, gegen die gefährliche Wirkung von beidem. Ihr Schöpfer war ein Schattengeborener. Eines jener alten und mächtigen Wesen, die diese Welt schon Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende vor ihr bevölkerten. Sie, waren über solche Sachen erhaben und gaben diese Fähigkeit, an ihre erwählten ,,Kinder'' weiter. Mira genoss also in vollen Zügen das Gefühl auf der Haut, anstatt es fürchten zu müssen.

Vom Wasserfall aus führte ein kleiner Pfad aus schwarzem Kies ,zu einem von schneeweißen Lilien umrahmten Pavillon. Als sie ihn anschließend entlang lief, sog sie die den Duft der Blumen ein, die sie so sehr liebte. In diesem Pavillon, befand sich ihr Ankleidezimmer und Mira wählte mit Bedacht, die Garderobe für die heutige Nacht. Sie wollte nicht zu overdressed wirken wenn sie vor den Rat der Ältesten trat, denn schlichte Eleganz brachte stets mehr, als aufgedonnerte Arroganz. Ihre Wahl fiel auf ein etwa knöchellanges Seidenkleid, dass ihre schlanke Figur umschmeichelte. Das nachtblau der kühlen Seide passte herrvorragend zu Miras rabenschwarzen Haar und den ebenso nachtblauen Augen. kleine Diamanten glitzerten an ihren Ohren und im nun hochgesteckten Haar, funkelten sie, an den dazu benutzten Nadeln. Mira sah noch einmal prüfend an sich hinunter. Die schlanken Füße blieben ohne Schuhe. Mira konnte sich in keinem Paar ,was zu diesem Outfit gepasst hätte, vernünftig bewegen und hasste Einschränkungen dieser Art. In ihrem Job musste sie auf die Annehmlichkeit barfuß zu laufen, leider meistens verzichten ,doch nicht am heutigen Abend. Heute war alles so gut geschützt, dass ihre Dienste erst wieder benötigt wurden, wenn die Adligen Ratsmitglieder, wieder den Heimweg antraten. Aber man wusste schließlich nie genau, wann das Schicksal das nächste Mal zuschlug.

Mira war seit der Rettung des Clans, oder besser gesagt, der Rettung dessen Oberhauptes, und damit im allgemeinen wieder der Rettung des gesammten Clans (kein Rudel besteht ohne Leitwolf), zu dessen persönlichen Bodyguard ernannt worden. Loyalität und Treue machten sich bezahlt und auch wenn sie keinen Wert auf Titel und Rang hegte, so wusste sie diese ehrenvolle Aufgabe doch zu schätzen. Schließlich war es ihrem Mut und ihrer Initiative zu verdanken, dass eine Verschwörung aufgedeckt und der entführte Fürst gefunden wurden. Mira verfügte schon als Mensch, über bemerkenswerte Instinkte und durch die Umwandlung oder Wiedergeburt ums vielfache verstärkt, waren sie jetzt nahezu unschlagbar. Der Name Mira Konstantin war seit Wochen in aller Munde. Wo immer sie auftauchte, wurde sie hoch gelobt und obwohl es sicherlich auch Neider gab, wagten diese es nicht, das Wort gegen sie zu richten. Heute sollte sie offiziell geehrt werden und so wie die Dinge standen , würde man ihr eine Position Im inneren Kreis des Rates anvertrauen.

Eine Stunde später, befand sie sich bereits in der Halle der Morgan Villa, jenem Anwesens, in dem die Familie des Oberhauptes schon seit mehr als 12 Generationen residierte. Das wunderschöne, alte Gebäude, besaß nahezu 30 Zimmer und unzählige Geheimgänge die für den Unwissenden , scheinbar ins nichts führten. Links und rechts führten großzügig genschnittene Bogengänge, bis tief ins innere des Geländes . Die Empfangshalle bestand größten Teils aus schwarzen Mamor . Die von Säulen aus dem gleichen Material, gestützte Decke, war gewölbt und mit Malereien verziert. Vermutlich stellten sie, bedeutende Ereignisse nach , die die Familie im Laufe von fast einem Jahrtausend erlebt hatte. Silberfarbene Ornamente , sorgten dafür, dass die Vorherrschende Farbe nicht erdrückend und düster wirkte. Kunstvoll in Szene Gesetzte Skulpturen und exotische Pflanzen rundeten das Bild von Reichtum und Erhabenheit ab. Über die doppelseitige Treppe gelangte Mira in die erste Etage. Von hier aus führten vier Türen in unterschiedliche Bereiche. dort wo sich die Treppen oben wieder trafen, war ein Lift eingebaut der zur Zweiten Etage und damit ins Herz der Villa führte. Im riesigen Speisesaal des Morganclans sollte die Ratssitzung abgehalten werden.Als Mira eintrat, drehten sich die bereits Anwesenden nach ihr um. Alle Ratsmitglieder waren noch nicht erschienen, was Mira etwas Zeit verschaffte, ihre nun doch aufsteigende Nervosität unter Kontrolle zu bringen. In Grüppchen standen die Vampire hier und dort herum und unterhielten sich. Sie lächelte grüßend, in die eine oder andere Richtung und erwiderte das wohlmeinende Nicken mit geneigtem Kopf. Wer jetzt glaubt, alle Vampire wären strahlend schön Geschöpfe, die mit ihrer Anmut jeden bezauberten, der irrt sich gewaltig. Wie in jeder Rasse gibt es auch unter ihnen alte und runzelige, dicke, hässliche und spindeldürre Vertreter.Die einzigen stimmigen Aussagen sind, ihre Kraft und die extreme Langlebigkeit und die Tatsache dass Blut,eine überlebenswichtige Komponente ist. Kaum eine andere Rasse auf diesem Planeten, wurde so romantisiert, wie die der Vampire. Verteufelt, gejagt, gefürchtet, bewundert und beneidet. Dabei konnten Sie auf all das verzichten. Die Furcht der Menschen, brachte sie schließlich dazu, sich zu verbergen. Seitdem lebten sie unentdeckt, bis Vampire nur noch ein Mytos war.

Ein besonders eindrucksvolles Exemplar dieser Spezies, steuerte nun auf Mira zu. Der Fürst höchstpersönlich. Mit einer Größe von fast zwei Metern und seiner stattlichen Statur war er nicht zu übersehen , nicht einmal dann, wenn man es darauf anlegte. Er umarmte sie herzlich und sein warmes Lächeln zeugte davon das er sie wirklich mochte. Mira grinste in sich hinein. Das war eigentlich eine Geste , die er nicht in der Öffentlichkeit zeigen sollte. Die Leute würden sich ihre Mäuler zerreißen. Fürst Darius jedoch, legte keinen Wert in das Gerede und auf die Etikette pfiff er ebenfalls. Mira hatte ihn gerettet und er schuldete ihr sein Leben. Daher war es ihm auch egal was die Leute dachten. Für ihn, war sie wie eine Tochter und das zeigte er auch gerne öfentlich. ,,Wie geht es dir mein Kind, bist du nervös?'' ,eröffnete er die Konversation. Mira neigte etwas verlegen den Kopf und antwortete wahrheitsgemäß. ,,Ein wenig mein Fürst, es ist alles so schnell gegangen, ich komm da noch gar nicht richtig mit. Diese Ehre hätte nicht sein müssen. Jeder andere hätte genauso gehandelt.'' ,,Bescheiden wie immer'' ,lachte Darius. Er legte den Zeigefinger unter ihr Kinn und zwang sie so, ihm ins Gesicht zu sehn. ,,Dass dem nicht so ist, wissen wir beide . Missgunst und Neid gibt es überall mein Kind, und gerade deshalb, gibt es keinen Grund für deine Bescheidenheit. Du hast dir diese Ehre, mit dem Einsatz deines Lebens verdient. Und jetzt komm, ehe es losgeht, möchte ich dir noch ein paar wichtige Leute vorstellen.'' Mit diesen Worten nahm er sie an der Hand und zog sie mit sich. Diese ,,wichtige Leute'' ,stellten sich als sehr amüsante Gesprächspartner heraus. Fürstin Gloria vom Gregorian -Clan war eine kleine etwas pummelige Frau mit gutmütigen Augen die von Lachfältchen geprägt wurden. Als enge Freundin und Vertraute von Darius, kannte sie Mira bereits von früher und hatte sie schon des öfteren, im Anwesen der Morgans gesehen. Gloria schenkte ihr ein glockenhelles Lachen als sie Sie, ebenfalls herzlich umarmte. ,,Nicht so schüchtern Kindchen, gönnen sie einer alten Frau die Freude, die Retterin unseres lieben Darius zu umarmen. Mira lächelte. Bei soviel Zuwendung und Herzensgüte musste man Gloria einfach mögen. Dann gab es da noch , Rudolf von Hohenstein, ein Vertreter der Clans aus Deutschland und Yumi Kasarugi , die Vertreterin des japanischen Clans. Letztere, beeindruckte durch ihr anmutiges Auftreten und ihr wunderschönes jedoch von einer feinen weißen Narbe durchzogenes Gesicht , welche von ihrer rechten Braue bis zur Wange verlief. Als sie Miras Blick bemerkte ,beschatteten sich ihre schönen Augen. Der Eindruck hielt nur den Bruchteil einer Sekunde an, doch er zeigte Mira , dass die Erinnerung an die Entstehung der Narbe, sehr schmerzhaft und noch nicht ganz verarbeitet war. Rudolf von Hohenstein unterbrach ihren Gedankengang. ,,Meine lieben, ich glaube es ist soweit.'' Ein hochnäsig wirkender, dürrer Vampir bahnte sich seinen Weg durch den nun, von Mira, fast unbemerkt, voll gewordenen Saal. Als er bei der kleinen Gruppe ankam, unterbrach er das Gespräch mit einem Hüsteln und bedachte Mira, mit einem vielsagendem Blick und als er ihre nackten Füße bemerkte, schickte er noch eine hochgezogene Augenbraue hinterher. Darius grinste und an Mira gerichtet sagte er,,, es ist soweit mein Kind, das ist deine Stunde. Mira folgte dem dürren Kerl bis vor zur achteckigenTafel, wo sich die Ältesten jetzt vollständig versammelt hatten. Einer stand am extra errichteten Podium und schien nur auf sie zu warten. Mit einem Räuspern, machte er nun auch die übrigen Gäste aufmerksam, die sich daraufhin zu ihren Tischen begaben. Mira schätzte sich glücklich, dass all das hier, eher einem Ball , als einer Ehrung glich und wartete auf die Rede, die nun zweifelsfrei folgen würde. Das Raunen an den Tischen verstummte schließlich und Stille kehrte ein. Mira fühlte sich ein wenig seltsam, als sie vor das Podium trat. Alle Augenpaare waren auf sie gerichtet und der Sprecher der Ältesten begann.

,,Wir versammeln uns heute hier, um eine der Unseren zu ehren. Durch ihren mutigen Einsatz, hat sie die Verschwörung durch die Wolzcias aufgedeckt und unserem geschätztem Mitglied des Rates ,dem Fürsten Darius Morgan das Leben gerettet. Ihr ist es zu verdanken, dass dem schändlichem tun dieses verräterischen Clans, Einhalt geboten werden konnte, ohne das dabei jemand zu größerem Schaden kam. Die Verhandlungen über die Bestrafung der Oberhäupter der Wolzcias zieht sich noch etwas in die Länge. Bis zur Verkündung des Urteils durch den hohen Rat, werden sie jedoch in der Isolation verbleiben, auf das niemandem weiterer Schaden zugefügt wird. Mira Konstantin wird heute aufgrund ihres Mutes und ihrer Loyalität gegenüber der alliierten Clans, in den Rang einer Agentin des Rates, und damit zur Baronin erhoben. Von nun an gehört sie zum inneren Kreis und damit untersteht sie nur noch dem Rat selbst. Wenn sie es für richtig hält, und Fürst Darius Morgan keine Einwände erhebt so kann sie auf Wunsch, trozdem in seinen Diensten als Leibwächterin verbleiben. Ich spreche hiermit im Namen des Ältestenrates unseren tiefsten Respekt und unseren Dank aus. Ich bitte um Applaus für unseren Ehrengast.

Als das Klatschen verstummt war, und Mira sämtliche Danksagungen der Anwesenden entgegengenommen hatte, spürte sie eine eigenartige Ruhe in sich. Nun war sie nicht mehr einfach nur Mira Konstantin, sie war eine Baronin. All das hatte sie überwältigt und auch wenn sie sich jetzt eigentlich zurücklehnen und andere die Arbeit als Bodyguard machen lassen könnte, so wusste sie doch tief in ihrem inneren, dass sie die Morgans zu sehr ins Herz geschlossen hatte, als dass sie dies tun würde. Darius kam auf sie zu und gratulierte ihr noch einmal persönlich. Seinen fragenden Blick erwiderte sie mit einem Lächeln. Sie würde bleiben und ihren Job machen so wie sie es gewöhnt war. Darius hatte sie gefunden als sie verzweifelt und planlos auf der Straße stand. Er hatte ihr ein neues Leben geschenkt und ihr eine Welt gezeigt, die neben ihrem traurigen Dasein existierte und hatte sie zu der gemacht, die sie heute war. Sie verdankte ihm, beinahe alles und diese Dankbarkeit und Zuneigung zum Clan , ließ nichts anderes für sie zu. Sie erinnerte sich noch genau an den Tag als sie Darius begegnet war.

Ein strahlend schöner Tag im August, Miras siebenundzwanzigster Geburtstag. Ein Tag der Freude. Mira stand in ihrem winzigen Apartment und sortierte ihre Papiere. Rechnungen die nicht bezahlt werden konnten, ein Job der mies bezahlt wurde, und dazu kam, der eigentlich nicht weiter nennenswerte Umstand, dass Alex sie betrogen hatte. Schon wieder. Sie unterdrückte die aufsteigendenTränen und schluckte hart. Ihr Vater hatte ihr ein kleines Vermögen hinterlassen als er starb. Eigentlich hätte es sie über Wasser halten sollen bis sie auf eigenen Beinen stand, doch dann lernte sie Alex kennen. Alex mit seinen blauen Augen , seinen großen Träumen und seiner charmanten Art. Sie hatte ihm geglaubt und sich mitreißen lassen und dann kam das böse Erwachen. Er spekulierte hinter ihrem Rücken an der Börse und verlor, er fing an zu trinken und zu spielen und verlor erneut. Sein erster ,,Ausrutscher'' mit einer andere Frau, wurde ihm genauso verziehen wie die ersten Schläge. Alex machte sie für sein Versagen verantwortlich und Mira, ertrug all das geduldig. Doch diese Vorfälle häuften sich und und raubten ihr nach und nach ihre Kräfte. Und nun stand sie hier, versuchte nicht zu heulen und fragte sich immer wieder , wie blöd man sein konnte. Wahrhaft ein Tag zur Freude. Sie legte die Papiere auf unterschiedliche Stapel und natürlich war der mit den unbezahlten Rechnungen der Größte. Sie setzte sich an den winzigen Küchentisch und stützte das Kinn mit den Händen ab. Sie war am Ende ihrer Kraft und alles wurde von Tag zu Tag irgendwie schlimmer. Vielleicht wurde es Zeit, dass sie ging. Wenn sie noch länger bliebe, würde Alex, sie mit in den Abgrund reißen, das wusste sie nur zu genau.

Mira stand entschlossen auf und stopfte alles was ihr wichtig war in eine kleine Reisetasche. Viele Habsehligkeiten hatte sie sowieso nicht mehr. Alles war nach und nach Alex,s Sucht zum Opfer gefallen. Er machte Schulden und sie musste es ausbaden. Nachdem sie gepackt hatte was es zu packen gab, verließ sie das Mietshaus ohne sich noch einmal umzudrehen. Zunächst lief sie ziellos durch die Stadt. Der kleine Vorort von San Franzisko war alles andere als ansehlich. Auch hier gab es Gangs die sich bekriegten und Anzeichen von Armmut und Verfall. Sie hätte genausogut mitten in New York oder L.A. wohnen können. Mira bog in eine Straße ein als sie hörte wie jemand ihren Namen rief. Sie drehte sich um und sah einen großen ,gut betuchten Mann auf sich zueilen.

Bei ihr angekommen, holte er eine kleine schwarze Visitenkarte aus der Innentasche seines maßgeschneiderten ,grauen Anzugs. ,,Morgan & Gregorian, Anwaltskanzlei'' stand darauf in feinesten silbernen Buchstaben. ,, Wen ich mich vorstellen dürfte, Mein Name ist Darius Morgan.'' Seine Stimme war tief, kehlig und ihr Klang hatte etwas beruhigendes. ,,Sie sind doch Mira Konstantin?'' Mira nickte bejahend und völlig perplex. Sie hatte den Fremden noch nie gesehen und keinen Schimmer was er von ihr wollte.,, Ich war einer der Anwälte ihres Vaters. und suche sie schon schon seit geraumer Zeit.'' ,,Mein Vater ist seit 4 Jahren tot'' ,antwortete Mira mit hochgezogener Braue. ,, Warum jetzt?'' ,,Das würde ich gerne mit ihnen besprechen. Aber dabei mitten auf der Straße zu stehen, erscheint mir dafür nicht als geeignet'', entgegnete der Mann mit einem Lächeln. Wenn sie mich begleiten würden damit wie alles in meiner Kanzlei besprechen könnten? Mira wusste nicht so genau, ob sie dem Mann Glauben schenken sollte. Immerhin konnte sich jeder, Visitenkarten mit der Aufschrift ,,Anwalt'' drucken lassen. Er wirkte auf sie jedoch nicht wie ein Lügner und sie sah auch keinen Grund das zu glauben. Sie willigte also ein, ihn zu begleiten und sich anzuhören was er zu sagen hatte.

Die Kanzlei, war nur ein paar Straßen weiter und das Stück Weg, welches sie zu Miras Überraschung zu Fuß zurücklegten, zog sich Dank der unterhaltsamen Art von Mr. Morgan, auch nicht sonderlich in die Länge. Mira mussterte ihn unauffällig von der Seite. Sie schätzte ihn wenigstens auf 1.95 m. Seine Schläfen waren bereits grau und sein ansonsten schwarzes Haar war nach hinten frisiert. Eine hohe Stirn, intelligente graue Augen und eine gerade Nase. Der perfekt ausrassierte Kinnbart rundete das Bild ab. Er strahle vornehme Autorität aus, und wäre da nicht seine Körpergröße, wäre er der perfekte Bilderbuch-Anwalt. So jedoch hätte er genausogut, einer von König Artus Rittern der Tafelrunde sein können. Die Kanzlei zeichnete sich durch guten Geschmack aus. Sparsam verteilte, moderne Möbel, glänzende Scheiben aus nur einseitig durchsichtigem Glas und sehr vielen Grünpflanzen, die an den zahlreichen dünnen Säulen emporrankten. All das kam ohne jeglichen Kitsch aus und wirkte durch seine schlichte Eleganz. Das gleiche spiegelte sich auch in Mr. Morgans Büro wieder.

,, Bitte setzen sie sich doch, wollen sie einen Kaffee?'' Als sie die Frage bejahte, drückte er einen Knopf an seinem Schreibtisch und eine zierliche Asiatin betrat den Raum. ,,Akumi, sind sie bitte so lieb und bringen uns Kaffee? Und sorgen sie bitte auch dafür das wir ungestört reden können. Keine Unterbrechungen bitte.'' Die Frau mit dem Namen Akumi nickte kurz und keine Minute später, standen zwei Tassen und eine Kanne frischer Kaffee auf dem Schreibtisch. ,,Sie wissen sicher, wo mit ihr Vater sein Geld verdiente''? Richtete Darius Morgan, wieder das Wort an Mira. ,, Er war Architekt'', antwortete sie. ,,Ja soviel steht fest''. Mr. Morgan reichte ihr eine Akte. ,,Er war sogar ein ganz hervorragender Architekt. ohne ihn, gäbe es auch meine Kanzlei nicht.'' Darius lächelte Sie an. Mira blätterte durch die Akte. Entwürfe , Skizzen, eindeutig der Stil ihres Vaters. Liebevoll strich sie über die Blätter. ,,Er hat den Entwurf für unseren Zweitsitz in London gemacht und nun ist das Gebäude fertig. Es war ein groß angelegtes Bauprojekt dessen Ende er leider nicht mehr erleben durfte. Schmerzhafte Erinnerungen schossen Mira durch den Kopf.Die verregnete Nacht , der Anruf der das Leben ihrer Familie zerstörte. Sie sah die Bilder jener schicksalhaften Stunden wieder vor sich. Martin Konstantin wurde in einen schweren Autounfall verwickelt, den er anschließend drei Tage im Koma überlebte,ehe sein Herz aufhörte zu schlagen. Ihre Mutter hatte sich danach zurückgezogen und starb, ein Jahr nach ihrem Mann in Paris. Mira hatte keine Geschwister und war völlig allein zurückgeblieben. Sie hatte sich trotz allem gut geschlagen, bis...ja bis sie Alex kennenlernte. Ärgerlich verscheuchte sie den leidigen Gedanken an ihn. Die Stimme von Darius Morgan holte sie schließlich ganz aus ihrer Erinnerung.,, Ihr Vater, war nicht nur ein toller Architekt, er war auch ein enger Freund. Ich habe in seinem Auftrag gehandelt und möchte ihnen nun, ihr eigentliches Erbe nicht länger vorenthalten. Erbe? Mira hatte doch ihr Erbe bereits erhalten. Als sie fragend den Kopf hob, hielt ihr Darius Morgen einen Kontoauszug über 3,8 Millionen Doller unter die Nase. Mira stockte der Atem. Das war eine riesige Menge Geld. ,,Es stammt aus dem letzten Auftrag ihres Vaters und weil ich es ihnen erst ab ihrem 28. Lebensjahr in voller Höhe auszahlen darf, kommen die Zinsen noch mit obendrauf. Sie sind reich Miss Konstantin,''. Mira blieb ihm die Antwort schuldig, nahm einen Schluck Kaffee und verschluckte sich daran. Hustend schüttelte sie den Kopf, unfähig auch nur einen klaren Satz zu formulieren. Lachend klopfte ihr Darius auf den Rücken. ,, Gehts wieder?'' Und weil sie heute Geburtstag haben, fuhr er als Mira wieder normal atmen konnte fort, bekommen sie schon mal 500,000 Dollar im Vorraus. Herzlichen Glückwunsch. Ich benötige nur noch ihre zustimmende Unterschrift.'' Mira glaubte beinahe an einen Traum. Jetzt wo es ihr so schlecht ging, hatte das Schicksal das ihr bisher so übel mitspielte, eine neue Chance beschehrt. ihre Rechnungen konnten bezahlt werden und sie würde beruhigt, einem neuen Leben entgegen sehen. Einem Leben ohne Existenzängste und vor allem ohne Alex. Darius Morgan, hielt ihr einen Kugelschreiber hin und sie nahm ihn dankbar entgegen. Sie unterschrieb damit nicht nur die Entgegennahme des Geldes sondern ihr Ticket, in eine sorgenfreie Zukunft. Darius sprach noch einige Einzelheiten mit ihr durch und nachdem sie sich, anschließend verabschiedet hatte und ihr Glück immer noch nicht fassen konnte, begab sie sich zunächst zurück in ihre Wohnung.

Schon jetzt kamen ihr die Räume winzig und beengend vor. Sie nahm den Stapel mit den unbezahlten Rechnungen vom Tisch, hinterließ Alex noch eine kurze Notiz, dass sie nicht zurückkommen würde und kehrte nun endgültig, seiner Welt den Rücken zu. Sie nahm den erstbesten Bus nach San Franzisco City und checkte dort in einem Hotel ein. Heute Nacht, würde sie ruhig schlafen und morgen, nachdem sie ihre Schulden bezahlt hatte, mit dem Bau ihres neuen Lebens beginnen. Als Mira die Augen aufschlug war es bereits Tag und da der Zimmerservice dazu angehalten war, sie nicht zu wecken hatte sie lang und tief geschlafen. Mit einem Lächeln aufzuwachen , war beinahe schon Luxus. Bei Alex, gab es für sie schon lange keinen Grund mehr dafür ,überhaupt zu lächeln. Und wieder dieser leidige Gedanke. Mira verscheuchte ihn erneut und bestellte beim Zimmerservice ihr Frühstück. Nach einer Dusche und ausgiebig genossenen Blaubeerpfannkuchen, machte sie sich anschließend auf den Weg zur Bank. Sie erledigte ihre Geschäfte , zahlte ihre Rechnungen und gönnte sich hinterher einen ausgedehnten Shoppingspaziergang. Sie erstand ein paar neue Jeans und eine rote Bluse. Anschließend ging sie noch zum Frisör um ihren Look zu veändert. Eine dieser typischen Frauenmacken, die zu jenem unerklärlichem Mysterium gehörten, das die weibliche Spezies ausmachte. Gut gelaunt , aß sie in einem Restaurant zu Mittag und kehrte ins Hotel zurück. Für die nächsten Tage würde sie hierbleiben. Zeit zum nachdenken, wie es nun weitergehen würde, stand ihr ausreichend zur Verfügung. Als erstes würde sie ihren Job kündigen. Als Kellnerin, sah sie sich in Zukunft jedenfalls nicht mehr. Gegen Abend verließ sie das Hotel und fuhr mit dem Taxi zu der kleinen schmuddeligen Bar in der sie gearbeitet hatte und erklärte Jim, ihren genauso schmierigen Chef, dass er sich eine neue Vorzeige-Puppe suchen musste. Dieser war darüber nicht gerade erbaut und kündigte ihr an, dass sie schon heulend zurückgekrochen käme um ihren job wieder zu bekommen. ,, das wird von allen möglichen Szenarien das allerletze sein, welches du erleben wirst, Jim. '' warf sie ihm lachend an den Kopf. ,,Ich verlasse die Stadt in den nächsten Tagen und komme ganz bestimmt nicht zurück.'' Mit diesen Worten verließ sie die Bar und ging zurück zum Taxi. Sie hatte dem Fahrer angewiesen auf sie zu warten und mit Aussicht auf ein großzügiges Trinkgeld , tat der Fahrer gerne was sie verlangte.

Mira hatte das Taxi fast erreicht als sie Alex Stimme hörte. ,, Du wirst nirgendwo hingehen.'' Mit einem Ruck drehte sie sich um. Angst kroch in ihr hoch. Er hatte getrunken, so wie immer eigentlich und kam schwankend auf sie zu. ,, Bleib wo du bist'' hörte sie sich sagen.,, Ich werde von hier weggehen, ohne dich.'' Ein dreckiges Lachen war die Antwort. ,,Wo willst du denn hin? Glaubst du allen Ernstes ich würde dich gehen lassen?'' Er ließ seinen Blick über Miras Körper gleiten...''hast dich ja ganz schön aufgedonnert''. Mira suchte nach Worten, die ihn möglichst nicht noch mehr reizten. Er war bereits so nahe, dass sie seinen alkoholisierten Atem riechen konnte. Von dem Alex in den sie sich damals verliebt hatte, war ohnehin nichts mehr übrig und so beschloss sie einfach nur ehrlich zu sein. Ich habe etwas Geld bekommen und werde die Stadt verlassen. Ich dachte du hättest den Zettel gefunden, den ich dir hingelegt habe.?! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.'' Die Rechnungen sind bezahlt und auch die Miete ist für ein halbes Jahr im Vorraus beglichen. Du kannst also solange dort bleiben. '' Alex's Gesicht nahm einen verschlagenen Ausdruck an. ,, Du hast also Geld, warum gibst du deinem lieben Alex nicht was davon ab?'' Mira versetzten diese Worte in Wut. ,, Hol dir was bei einer deiner ,,Ausrutscher'' schleuderte sie ihm entgegen.

,, Na warte du Hexe, so sprichst du nicht mit mir'' Alex griff nach ihr und sie wich aus. ,,Fass mich nicht an du versoffenes Schwein.'' Inzwischen hatte sich schon eine kleine Gruppe Schaulustiger vor der Bar versammelt. Angestachelt von seinem vermeintlichen Publikum, machte er erneut den Versuch nach ihr zu greifen, welchen sie, wieder vereitelte in dem sie sich zur Seite drehte. Alex stolperte und fing sich im letzten Moment. Die umstehenden lachten. ,,Ich werde jetzt gehen, leb wohl Alex, sagte Mira und drehte sich zum Taxi um. Sie schaffte es nicht mehr einzusteigen denn Alex war mit einem Satz bei ihr , riß sie an den Haaren nach hinten und knallte, das Gleichgewicht verlierend mit ihr zusammen aufs Pflaster. Dort packte er sie am Hals und würgte sie. Mira bekam keine Luft und wehrte sich mit Händen und Füßen. Die Panik verlieh ihr Kraft und es gelang ihr, ihn abzuschütteln. Im nu war sie auf den Beinen und stieg zitternd ins Taxi. Der Fahrer der ausgestiegen war, um ihr zu helfen, setzte sich augenblicklich wieder hinters Steuer. Er gab Gas und bog gerade auf die Straße ab als Mira den Knall hörte. Danach wurde es schwarz um sie herum. Alex hatte auf sie geschossen und sie am Kopf getroffen. Das letzte was sie hörte war seine hasserfüllte Stimme. ,, Das hast du dir selbst zu zuschreiben , niemand verlässt Alex Morris.''

Als sie aus ihrem komatösen Schlaf erwachte, wusste sie zunächst nicht wo sie sich befand. Grelles Licht stach ihr in die Augen, als sie versuchte diese zu öffnen. Schwindel erfasste Mira und sie dämmerte wieder weg. Wie im Traum kratzte eine bekannte Stimme an ihrem Bewusstsein. ,,Mira mein Kind, können sie mich hören?'' Das war doch Darius Morgan, wie kam der denn hierher ? Mira versuchte die Augen zu öffnen, vermochte es jedoch abermals nicht. ,, Mira wissen sie was mit ihnen passiert ist?'' Sie befinden sich im Sankt Anne's Hospital. '' Mühsam kämpfend versuchte sie erneut die Augen aufzumachen. ihr Kopf schmerzte entsetzlich und sie konnte sich nicht bewegen. Darius Stimme drang zu ihr durch. ,, Mira wollen sie leben? '' Was war denn das für eine Frage? Natürlich wollte sie das und doch kam es ihr so vor, als ob eben dieses Leben sie gerade Stück für Stück verließ und aus ihr herausfloss. ,, Mira, erneut diese eindringliche Stimme,, antworten sie mir. sie müssen nichts sagen , nur denken. ich höre sie trotzdem.'' Das Sankt Anne Hospital lag doch mitten in San Franzisko, wie kam sie hier her, was war passiert und warum bekam sie die Augen nicht auf? Ihr Körper schien ihr nicht zu gehören und war schwer wie Blei. Sie spürte wie sie ihn verließ und hörte wieder diese Stimme. ,,Bitte Mira , ihrem Vater zu liebe, antworten sie''...Ihr Vater? ,, Sie sterben, sie wurden in den Kopf geschossen, wollen sie leben?'' Schagartig zerriss der Schleier und die Schmerzen waren im selben Augenblick auch wieder zur Stelle. Alex...Sie wollte nicht sterben. Er durfte ihr das Leben was ihr zurückgegeben wurde nicht nehmen. Ja hauchte sie kraftlos, ich will leben. Sie spürte etwas feuchtes an ihren Lippen und der Geschmack in ihrem Mund wurde metallisch. Blut , konnte sie nur noch denken dann versank die Welt um sie herum wieder in Finsternis.

 

Warmes Kerzenlicht tauchte den Raum in unwirkliches Licht. Mira räkelte sich unter der Decke und suchte mit den Augen die nähere Umgebung ab. Ein fremdes Zimmer. Gemütlich und anheimelnd, aber eben fremd. Wo sie sich befand , war ihr eigentlich egal. Hier war es warm und kuschelig und das konnte so bleiben. Die Matratze unter ihr war weich und das Kissen auf dem ihr geschundener Kopf lag war herrlich anschmiegsam. Moment,...geschundener Kopf?? Vorsichtig tastete sie an ihrem Hinterkopf herum. Alles noch da wo es hingehörte. Eigenartig, hatte sie so schlecht geträumt? Leise knarrte die Zimmertür und Mira drehte ihren Kopf in die Richtung aus der das Geräusch kam. Darius Morgan betrat den Raum. Als er sah dass sie die Augen aufgeschlagen hatte , lächelte er. ,,Guten Morgen Mira. Haben sie sich erholen können? Irgendwie überraschte es Mira nicht, Darius zu sehen. Sie hatte seine Stimme gehört und nun stand er vor ihrem Bett. Was war in der Zwischenzeit passiert? Und was noch interessanter war , wie kam sie hier her?

Als Darius ihren fragenden Blick sah , lächelte er noch breiter und ging unmittelbar zum ,, Du'' über. ,,Ich erwarte dich unten in der Halle mein Kind. Dort ist jemand der dir deine Fragen beantworten wird ,soweit es um die Geschehnisse der jüngsten Zeit geht. Alles weitere werde ich dir dann erklären. Im Schrank befinden sich diverse Kleidungsstücke, such dir aus was dir gefällt und zieh dich an. Das Bad befindet sich gleich links von dir, falls du dich frisch machen willst.'' Mit diesen Worten verließ er sie und Mira hörte seine leisen Schritte auf der Treppe verklingen. Vorsichtig schob sie zuerst das eine und dann das andere Bein aus dem Bett. Soweit, sogut. Kein Schwindelgefühl oder ähnlich tückisches überfiel sie. Sie stand auf und auch jetzt, fühlte sie sich noch pudelwohl. Im besagten Schrank der wohl eher den Namen Ankleidezimmer verdient hatte, fand sie genug Klamotten für eine ganze Mira-Armee. Von der Unterwäsche bis hin zur Abendgarderobe befand sich alles mögliche darin. Und alles in ihrer Größe. Selbst Schuhe waren in allen Formen und Farben vorhanden. Mira wählte eine , schwarze Lederhose und ein dunkelviolettes seidiges Etwas, das sich bei der genaueren Betrachtung als Bluse herausstellte. Sie kleidete sich an und wusch sich im Bad das Gesicht. Der Spiegel warf ein verschwomenes Bild zurück aber das,schob sie auf ihre Augen. was immer auch mit ihrem Kopf passiert war, es musste heftig gewesen sein. Erinnern, konnte sie sich jedenfalls nur Bruchstückhaft. Sie schlüpfte in eine paar Kniehohe schwarze Stiefel und begab sich auf den Weg in die Halle.

Darius Morgan , eine ihr unbekannte ältere Frau und ein Mann, dessen Anblick augenblicklich Miras Erinnerungen auf die Sprünge half, hatten es sich in einer Sitzecke die aus zwei cremefarbenen Sesseln und einem Ecksofa in der selben Farbe, sowie aus einem schwarzen Tisch, der vermutlich auch aus Marmor bestand, gemütlich gemacht. Als Darius sie erblickte, stand er auf und winkte ihr zu, sich zu ihnen zu gesellen. Mira tat wie ihr geheißen und setzte sich neben den Taxifahrer auf das breite Sofa. Der Taxifahrer! Seine Anwesenheit irritierte sie gewaltig , hatte sie doch nicht die geringste Ahnung, wie die Dinge zusammenhingen. Die ältere Frau die sich ihr bald als Gloria Gregorian vorstellen sollte, wandte sich an Darius. ,, Sie ist wirklich außerordenlich hübsch, mein lieber. Und sie sieht ihrem Vater sehr ähnlich.'' Mira verstand immer weniger. Darius, der ihr die Ratlosigkeit wohl angesehen hatte, ergriff das Wort. ,, Du erinnerst dich an gar nichts , mein Kind?'' Mira zuckte mit den Schultern,, nur vage und in Bruchstücken. Ich kenne den Mann hier neben mir, er ist der Fahrer des Taxis in dem ich gesessen habe. Mir ist nur schleierhaft, warum ich darin saß. Irgendwas ist mit meinem Kopf passiert, Ich erinnere mich an grelles Licht und an ihre Stimme.'' Gloria warf Darius einen vielsagenden Blick zu, worauf dieser beinahe unmerklich den Kopf schüttelte. ,, Alles zu seiner Zeit''. Der Taxifahrer welcher bisher geschwiegen hatte, ergriff nun die Initiative. ,, Mein Name ist Carl Fletcher. Taxifahrer bin ich nicht immer. eigentlich bin ich der persönliche Chauffeur von Mr. Morgan. Ich wurde damit betraut, sie zu begleiten. Leider kam dann dieser unliebsame Zwischenfall, den wir nicht mit kalkuliert hatten.

Mira schaute immer noch ratlos drein. ,,Nachdem ich dich gefunden hatte mein Kind, wollte ich dem Wunsch deines Vaters nachkommen, und ein Auge auf dich haben. Deshalb habe ich Carl damit beauftragt, als Taxifahrer zu fungieren. Darius Morgans Miene verfinsterte sich. ,,Zurecht wie mir scheint. Dein ,, Freund Alexander...'' Er machte eine vielsagende Pause. ,,Er hat hinterrücks auf dich geschossen. '' Miras Erinnerungsvermögen kam in Bewegung. Alex, der Streit, sie war in der Bar um zu kündigen. Langsam fügten sich die Puzzleteile in ihrem Kopf zusammen. ,,Du lagst im sterben Kindchen und unser lieber Darius hier, hat dich gerettet.'' Gloria konnte nicht länger schweigen. ,,Du wurdest...'' sie suchte nach Worten. ,,Du wurdest verwandelt''.

Hatte die Frau den Verstand verloren? Mira schielte an sich herunter. Eine ganz normale junge Frau, keine Schuppen, keine Krallen, keine Hörner am Kopf, und ein Schwanz war ihr auch nicht gewachsen. Darius grinste. ,, Ich sagte doch, alles zu seiner Zeit'' An Mira gerichtet fuhr er fort, ,, Ich habe dich im Krankenhaus gefragt ob du leben willst. Ich brauchte deine Zustimmung für die Umwandlung. Du bist jetzt zwar immer noch Mira Konstantin, aber du bist doch anders. Horch in dich hinein , mein Kind.'' Mira fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Sie lag im sterben? Sicher, sie wusste jetzt wieder was sich abgespielt hatte und sie erinnerte sich auch wieder an den Geschmack von Blut kurz bevor sie das Bewustsein verlor. Alex hatte auf sie geschossen. Sie hatte ihm viel zugetraut aber das, war selbst für ihn, ein bisschen zu heftig. Dann das grelle Licht, das Sankt Anne's Hospital, Darius Stimme in ihrem Bewusstsein. ,, Ihrem Vater zu liebe, wollen sie leben?'' Der Geschmack von Blut. Wessen Blut ? Ihr eigenes? Das war nach einem Kopfschuss sicher nicht unnormal. Irgendetwas sagte ihr jedoch das sie sich irrte. Außerdem hatte sie keinerlei Schmerzen, keine Verletzungen und fühlte sich körperlich in Topform. Das wiederum, war nach einem Kopfschuss nicht normal.

Eine Ahnung beschlich sie. ,, Das ist doch absurd '' , sagte sie zu sich selber. Das würde ja bedeuten..., nein, ich habe Darius am helligten Tag kennengelernt. Es ist unmöglich. Außerdem, gibt es so etwas nur im Legenden. Vorsichtig schaute sie auf und sah in lächelnde Gesichter. Verdammt was geht hier vor sich? Warum erschreckten solche Gedanken sie nicht und warum grinsten sie hier alle an? Mira fielen Geschichten ein, die ihr Vater ihr erzählt hatte wenn er sie abends ins Bett brachte. Geschichten über starke Wesen, über ihre Kraft ,ihre Ausdauer und die Fähigkeit Gedanken zu lesen. Waren deshalb alle so amüsiert? Laßen sie ihre Gedanken? ,,Hast du vorhin in den Spiegel gesehen?'' Gloria sah ihr forschend ins Gesicht. Das verschwommene Spiegelbild! ,,Willst du ein klares Bild von dir sehen?''Mira nickte. Gloria kramte in ihrer Tasche und beförderte einen Kristall, in der Größe einer Kinderfaust ans Licht. ,,Steh auf , Kindchen'' Mira gehorchte. Der Kristall fing an zu pulsieren wie ein Herz und gab einen schwachen Lichtschein ab der mit zittrigen Fingen über Miras Gestalt tastete. ,,Und jetzt sieh hin''. Gloria hielt den Kristall in Höhe von Miras Kopf. Vor ihr begann die Luft zu flackern. Ein Schemen wurde sichtbar aus dem sich nach und nach Miras Körper formte. Schließlich stand sie sich selbst gegenüber. Das schwarze, glänzende Haar fiel ihr in sanften Locken über die Schultern und in der Schwarzen Lederhose und der Violetten Bluse sah sie hinreißend aus. Make up war nicht nötig denn Mira schien von innen heraus zu strahlen. Ihr Gesicht wirkte ruhig und erhaben, und von der unsicheren jungen Frau, war keine Spur mehr zu entdecken. ,,Das bist du und so, wirst du von nun an aussehen. Hörte sie Glorias Stimme in ihren Gedanken. ,, Du wirst auch altern, aber um sehr viel langsamer als normale Menschen. Du wirst dich nicht mehr mit menschlichen Krankheiten infizieren, weil dein Immunsystem das nicht zulassen wird.Deine Sinne sind schärfer. Du hörst, siehst und riechst nun um einiges besser als Normalsterbliche. Deine Wunden heilen schneller, deine Kraft ist immens und alle natürlichen Instinkte, wurden verstärkt. Sagen wir einfach , du wurdest generalüberholt.''

Das Bild vor ihr flackerte noch einmal kurz auf und verschwand. Gloria überreichte Mira den Kristall. ,, Sieh es als Geschenk zur Wiedergeburt an, Kindchen. Ich heiße dich hiermit willkommen. Mira nahm zögernd den Kristall entgegen. Also stimmte ihre Vermutung. Darius der nun ebenfalls aufgestanden war zog sie in seine Arme. ,,Du wirst dich an alles gewöhnen mein Kind. Glaub mir bitte, dass ich es lieber gesehen hätte wenn du ein normales Leben hättest führen können. So jedoch blieb mir keine Wahl. Mira, ich hoffe du bist nicht böse auf mich.'' Sie hörte die ehrliche Sorge aus diesen Worten. Als er sie losließ und prüfend auf sie herunter sah, lächelte sie.

,,Danke , ich nehme das Geschenk an.'' Gloria umarmte sie nun ebenfalls herzlich und der Taxifahrer verbeugte sich.,, Es ist mir eine Ehre''.Mira konnte sich des Lächelns nicht erwehren. ,, Du musst allerdings auf die Sonne am Tag verzichten, zumindest die ersten Jahre, und deine Ernährung musst du umstellen. Du kannst zwar essen was du willst, aber Nährstoffe wirst du nur aus Blut ziehen können.'' Darius Stimme war ernst.

,,Daran werde ich mich wohl tatsächlich erst gewöhnen müssen.'' Sie grinste. ,, Genauso wie an den verschwommenen Fleck im Spiegel.,, Solange du den Kristall bei dir trägst, wird dein Spiegelbild normal sein. Gib gut auf ihn acht denn es ist nicht leicht diese Dinger herzustellen. Gloria klang eindringlich. Dann fuhr sie wesentlich gelassener fort, ''Schön, dass du es so aufnimmst , Kindchen. Andere wären, an ihrem Verstand zweifelnd, weggelaufen. Das zeigt mir, das Darius Entscheidung die richtige war. Auch wenn ich daran nicht gezweifelt habe , bleibt doch immer ein Restrisiko.'' Gloria hob warnend einen Zeigefinger und wirkte dadurch wie eine strenge Großmutter. ,, Du darfst aber unter keinen Umständen darüber sprechen was mit dir geschehen ist. Du musst wissen das wir nicht grundlos als Mytos angesehen werden.'' Das war einleuchtend. Niemand glaubte an die Existenz von Vampiren. Mira selbst, hatte es ja bis gestern, auch nicht getan.

 

Kapitel 2 :der Auftrag

Wir greifen nach dem Tod, am Ende der Kerze, suchend nach etwas, das uns längst gefunden hat.

 

Jim Morrison (the Doors)

 

 

 

Mira schlenderte über die Promenade zum Anwesen der Morgans. Ihr eigenes Haus lag aus Sicherheitsgründen nicht weit entfernt und 5 Minuten Spaziergang, taten ihr gut. So konnte sie nachdenken und das Geschehene nochmal Revue passieren lassen. Baronin Mira Konstantin, Beauftragte des Rates, wie seltsam das doch alles klang. Sie würde wohl eine Weile brauchen um es endgültig zu realisieren. Sie war jetzt 57 Jahre in Menschenjahren gerechnet und damit, ein Frischling unter den Vampiren. Was in der einen Welt, als perfektes Alter für einen solchen Rang galt, war in der anderen eine Seltenheit. Normalerweise musste man hier, 250 Jahre auf dem Buckel haben, um überhaupt in Erwägung ziehen zu können, dass einen der Rat anerkannte. Offenbar meinte das Schicksal es gut mit ihr. Als Vampir hatte sie gelernt, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Sie konnte die Gedanken der Menschen lesen wenn sie sich konzentrierte. Davon machte sie zwar selten Gebrauch aber hin und wieder, war die Neugier stärker. Außerdem, war es ja auch außerordendlich praktisch. Gerade in ihrem Job als Bodyguard, konnte man Informationen , seien sie nun unfreiwillig geliefert oder nicht, immer gut gebrauchen. Manchmal dachte sie noch zurück an ihre Zeit als Mensch. An Ängste, die sie jetzt nich mehr berührten und an Alex. Seit ihrer Umwandlung, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Von Darius wusste sie, dass er wegen versuchten Mordes im Gefängnis landete. Danach gab es keine Spur mehr von ihm. Sie wusste weder, was aus ihm wurde, noch interessierte es sie sonderlich. Alex Morris , war nichts weiter als ein Schatten aus der Vergangenheit und darauf ,konnte sie getrost verzichten. Ihre Gedanken galten viel eher dem, was sie aus dieser Geschichte gelernt hatte. Aus einer derartigen Verbindung zieht man Konsequenzen und ihr Bedarf an einer solchen Lehre ,war mehr als gedeckt. Sie vertraute auf ihre Intuition und ihren Instinkt. mehr brauchte sie nicht. In den Morgans hatte sie eine Familie gefunden, die ihr soviel Liebe und Rückhalt gaben, das es für ein ganzes langes Vampirleben reichte. Darius war stehts wie ein Vater zu ihr und seine Frau Lilia, umsorgte sie mit der Geduld einer Mutter. Auch die beiden Söhne Andrew und Colin, sahen sie als Familienmitglied und behandelten sie wie die kleine Schwester, die sie nicht hatten. Ihr Leben konnte weiß Gott, schlimmer verlaufen. In der Auffahrt der Villa parkte ein schwarzer Mustang. Dieses Fahrzeug gehörte nicht hierher und Mira sah es heute zum ersten Mal. Sie betrat die Villa durch den Haupteingang und steuerte geradewegs in die Küche. Auf dem Tisch stand ein großer Teller mit frischen Blaubeerpfannkuchen. Martha stand wie immer am Herd und kochte irgendeine ihrer Köstlichkeiten. Als sie Mira bemerkte, strahlte sie wie ein Honigkuchen über beide Backen. ,, Wir haben Gäste?`` Mira fischte einen Pfannkuchen vom Teller. Sie konnte sich diese Süßigkeit, einfach nicht abgewöhnen. Martha wusste um ihre Schwäche und so, stand immer ein Teller davon bereit. ,, Mr. Morgan trifft sich heute mit seinem alten Freund.'' Mira zog fragend eine Augenbraue nach oben. ,, Es geht um seinen Ziehsohn, einen jungen aufstrebenden Anwalt.'' Mr. Mc Farlane ist zwar ein Initiierter, aber Maric hat keine Ahnung was Mr. Morgan und seine Familie sind. '' Na das konnte ja heiter werden, ein Mensch im Hause Morgan. ,, Du solltest dich umziehen Mira, Mr. Morgan hat für 22.00 einen kleinen Imbiss geplant.''Martha winkte ungeduldig mit einem Holzlöffel. ,,Oder willst du etwa so dort aufkreuzen?'' Mira schaute an sich herab. Sie trug Jeans und Cowboystiefel zu einer passenden Lederjacke. ,, Also ich finde mein Outfit ganz okay '', gab sie grinsend zurück. ,,Ich nehm dir gleich deine Pfannkuchen weg du freche Göre''. Unbemerkt hatte sich Andrew von hinten an sie rangeschlichen. Der älteste der Morgan Söhne verfügte über die Gabe, sich unbemerkt jedem zu nähern, der ihn nicht mitbekommen sollte.Lachend knuffte er ihr liebevoll auf den Arm. ,,Nun geh schon. Vater hat bereits nach dir gefragt.'' Mira stopfte sich den Rest des Pfannkuchens in den Mund und stieg die Treppe hoch zu ihrem Zimmer. Seit ihrer ersten Nacht vor 30 Jahren, konnte sie es nach belieben nutzen. Das tat sie hin und wieder auch. Manchmal war es sogar notwendig geworden aber das, kam eher selten vor. Sie zog sich um und als sie in der Bibliothek erschien, wäre Martha stolz auf sie gewesen. Ein graues Kostüm, bestehend aus Jacke und Rock, ein weißes Top und gleichfarbige Pumps, vollendeten das Bild von einer würdigen Vertreterin des Hauses. Um den Hals trug sie eine Kette aus violetten Amethysten und eben diese, baumelten auch an ihren Ohren und strahlten aus ihren hochgesteckten Haaren. Sie war eine Schönheit , das stand völlig außer Frage. Diesen Gedanken, unterstrich Andrew mit einem anerkennenden Pfiff der von Darius, mit gerunzelter Stirn zur Kenntnis genommen wurde.,, Benimm dich Sohn, wir sind hier nicht unter Bauern.'',, Keine Sorge Darius, ich bin nicht so empfindlich''. Der grauhaarige Fremde erhob sich. Er deutete eine leichte Verbeugung an.,, Ich bin hocherfreut sie kennenzulernen , Mrs Konstantin. Ich habe schon sehr viel von ihnen gehört.'',, Ich hoffe , nur gutes ?!'' , vollendete Mira die Höflichkeitsfloskel. Darius schmunzelte,, Wie du siehst, ist sie nicht auf den Mund gefallen.'' ,,Nein, das ist sie wahrhaftig nicht.'' Derick Mc Farlane sah sie wohlwollend an. Und bildschön ist sie außerdem.'' Ein Räuspern unterbrach diese Konversation. ,, Oh, darf ich ihnen meinen Adoptivsohn vorstellen?'' Bei diesen Worten wies Mr. Mc Farlane auf einen etwa dreißigjährigen Mann, der bisher in ein Gespräch mit Andrew vertieft war. ,, Maric , darf ich vorstellen ,Baronin Mira Konstantin. Die Leibwächterin unseres geschätzten Freundes.'',, Oh bitte nennen sie mich einfach nur Mira.'' Sagte diese errötend. ,, ich bestehe darauf .'' Maric grinste und reichte ihr die Hand. ,, Du hast recht Vater , sie ist bildschön.'' Er zog ihre Hand an seine Lippen und berührte sie sanft. '' Hallo ich bin Maric''. Seine offene Art gefiel Mira. Endlich mal jemand der sie nicht katzbuckelnd begrüßte. Deshalb beschloss sie, dass Etikette hier fehl am Platz war. ,, Bitte nennen sie mich Mira, ganz ohne Titel.'' ,,Das tue ich nur allzu gern'', antwortete Maric. Nachdem die Begrüßung vorbei war, erfuhr Mira auch den Grund des Besuches. Maric würde der neue Anwalt, in Darius Kanzlei werden. Da er nicht nur als Sohn seines langjährigen Freundes , sondern auch auf besondere Empfehlung von Gloria, diese Stelle annahm, würde er sich bestimmt hervorragend in das Team einfügen. Mira musterte ihn nachdenklich. Er war etwa einen halben Kopf größer als sie selbst, hatte aufmerksame graue Augen die Intelligenz verrieten, blondes Haar dass sich im Nacken leicht lockte, breite Schultern und ein spitzbübisches Grinsen auf dem Gesicht. Ein leichter Hauch von Arroganz rundete das Bild ab. Der Maßgeschneiderte Anzug, ließ ihn außerdem größer wirken als er war. Der perfekte Anwalt. Damit würde Darius, wohl einen fähigen Mann dazu gewinnen. Der Abend verlief nett und gesellig. Derrick und sein Sohn, waren angenehme Gesprächspartner. Mira fühlte sich entspannt und bereute es inzwischen auch nicht mehr, ihre Garderobe gewechselt zu haben. Marics anerkennende Blicke , sprachen Bände und ein bisschen Eitelkeit, hatte schließlich noch niemandem geschadet. Andrew der sich wieder einmal angeschlichen hatte, legte ihr die Hand auf die Schulter. ,, Na , Baronin Mira , so schlimm ist es doch gar nicht, mal wie eine Frau von Welt herumzulaufen.'' Mira quittierte diese Frechheit, indem sie ihm kurzerhand den Absatz ihrer Pumps in den Schuh bohrte. ,, Schon gut, ächzte Andrew, ich bin ja schon still.'' Als Darius auf die beiden zukam, zog er sich mit der Ankündigung auf Rache, grinsend zurück. ,, Kann ich dich kurz sprechen Mira?'' Sie nickte und Darius betraute sie mit den Einzelheiten von Maric's Aufnahme in die Kanzlei. ,, Er ist wirklich vielversprechend und ich kann Derrick diesen Wunsch unmöglich abschlagen. Ich hoffe nur, dass er genauso offen und herzlich an alles herangeht wie sein Vater. Ich möchte ungerne dabei zusehen, wie er erschrocken davonläuft wenn bemerkt, mit wem er es bei uns zu tun hat. Die ersten Jahre, werden wir es wohl noch vor ihm verheimlichen können aber irgendwann, müssen wir ihn einweihen.'' Mira wusste nur zu gut , das diese Sorge durchaus berechtigt war. Außerdem gab es außer der Wahrheit noch andere Sachen die zu beachten waren. Maric war sterblich und die Kanzlei war nicht gerade für ihre Gnade bekannt. Es gab einige Leute denen überhaupt nicht gefiel, dass ,,Morgan & Gregorian'' , saubere Arbeit lieferten. Bestechlichkeit kam niemals in Frage. Den Vampiren konnten sie nicht viel anhaben, aber Maric war deutlich verwundbarer. ,,Tust du mir einen Gefallen mein Kind?'' Mira ahnte auf was das hinauslief , nickte aber trotzdem. ,, Bitte gib ein wenig auf ihn acht. Freundet euch an, geht mal was essen. Egal was du tust,wichtig ist nur, dass du in seiner Nähe bleibst. Bekommst du das hin?'' Mira zögerte, sagte aber schließlich zu. Wirklichen Gefallen, fand sie an dieser Aufgabe nicht. Sie war zwar Bodyguard, aber es war etwas ganz anderes auf Darius zu achten, als auf einen Menschen aufzupassen. Wenigstens war er ihr symphatisch. Es hätte also schlimmer kommen können. Wenn sie das auf diese Art machte, fühlte er sich wenigstens nicht bewacht und Darius war es wichtig, dass Maric sich in der Kanzlei wohlfühlte.Der Abend neigte sich dem Ende zu und nachdem die Gäste gegangen waren, begab sich Mira auf die Suche nach Andrew. Dieser, hatte sich kurz zuvor aus dem Staub gemacht und Mira kannte ihn zu gut, als dass sie diese freundschaftliche Drohung von vorhin, auf die leichte Schulter nahm. Andrew heckte irgendetwas aus, da war sie sich sicher. Es war besser wenn sie ihn im Auge behielt. Doch zunächst einmal galt es ihn zu finden. Sie musste gar nicht lange suchen denn Andrew, saß in der Küche und unterhielt sich angeregt mit Martha. Als Mira den Raum betrat, grinste er.,, Na Baronin Babysitter'' Offenbar hatte er etwas gefunden mit dem er sie nerven konnte. So konnte man es auch machen. Andrew wusste nur zu genau, das er sie damit hatte. ,,Hör auf meine Gedanken zu lesen '', beschwerte sie sich. ,, Ach Mira, das ist gar nicht nötig. Ich kenne meinen Vater und habe bereits im Vorfeld so etwas geahnt. Wenn ich mir dein Gesicht ansehe, brauche ich nicht lange zu raten. Wirst du es machen?'' Mira brachte ein schwaches Lächeln zustande. ,, Es ist mal was anderes und im Moment haben wir ja Ruhe vor den Wolcziaks. Ich denke schon das ich da auch mal auf einen Menschen aufpassen kann. Ganz wohl ist mir dabei zwar nicht, aber ich werde es überleben.'' Sie umrundete Andrew und machte sich über die neu aufgetischten Blaubeerpfannkuchen her. ,, Ich kann ein wenig ein Auge drauf haben wenn du willst'' , Andrew schien nicht sehr überzeugt von Miras Aussage. Diese sah ihn dankbar an. ,, Oh ja, bitte. Ich war zwar selbst mal ein Mensch, aber das ist 30 Jahre her. '' ,, Ja das ist natürlich eine Ewigkeit!'' Andrew verzog theatralisch das Gesicht. Daraufhin brachen beide in schallendes Gelächter aus. Sie saßen noch eine ganze Weile beisammen und schmiedeten Pläne. Als Mira schließlich zu Bett ging , schlich sich schon der erste rosa Schimmer über den Horizont.

London war eine der tollsten Städte überhaupt. Mira hatte durch ihren Job schon einige gesehen aber keine, fesselte sie wie diese. New York, L.A oder Berlin waren schön, hatten jedoch nicht diese Klasse. Sie liebte den Mix zwischen Tradition, Modernität und wieder Tradition. Die Menschen waren offener, neutraler und freundlicher als anderswo und, sie waren loyal. Mira bewunderte diese Eigenschaft an jedem der sie besaß. Und dabei spielte es keine Rolle ob diese Person Freund oder Feind war. Loyalität, war ihrer Meinung nach etwas, das man sich genauso verdienen musste wie Respekt. Diese beiden Bezeugungen waren die Grundpfeiler ihrer Ausbildung und das damit einhergehende Wissen um Demut und der Tatsache das man von allen und jedem lernen kann, machten sie, zu der Frau die sie war. Darius hatte in London ein neues Gebäude erstanden. Es sollte der Familie als weiterer Wohnsitz dienen und da dort ja bereits ein Bürogebäude von Morgan & Gregorian stand, bot es sich an, dass Darius nicht jedesmal in der Pension übernachten musste. Mira, der offenbar sehr viel von den Talenten ihres Vaters mit in die Wiege gelegt wurde, sollte das ganze zusammen mit Andrew und Colin begutachten. Die Brüder waren selten am gleichen Ort anzutreffen. Colin war Künstler und vielleicht war das einer der Gründe, weshalb er Miras Vorliebe für diese Stadt teilte. Andrew hingegen war es gleich, wo sie sich befanden. Für ihn zählte nur, der Auftrag an sich und die unumstößliche Tatsache, dass er ihn zur Zuriedenheit seines Vaters erledigen würde. Sein Ehrgeiz war manchmal, alles andere als einfach zu ertragen. Die ganze Zeit des Fluges von San Franzisco nach London, hatte er die Nase in irgendwelchen Plänen und Grundrissen. Auch jetzt, als ihn die Schönheit der Stadt förmlich ins Gesicht sprang, nahm er keinerlei Notiz davon. Er hatte die Stirn in Falten gelegt als wäre er hochkonzentriert und sah weder nach rechts oder nach links. Colin und Mira dagegen waren kaum zu bremsen. Die Lichter der Stadt, die ehrwürdige Westminster Abbey, der Big Ben oder der Tower, selbst die Garde vor dem Buckingham Palace, überall gab es etwas zu entdecken und zu bestaunen. ,,Wie neugierige Kinder vor Weihnachten! Wie alt seit ihr , zwölf?'' Andrew, der sich sonst nie für irgendwelchen Blödsinn zu schade war, zog ein gelangweiltes Gesicht. ,,Ihr habt das alles, doch schon hundert mal gesehen und macht trotzdem einen Aufstand, als würdet ihr Geschenke auspacken.'' Mira hasste es wenn er den Langweiler raushängen ließ. Gerade Andrew , der sie ständig mit irgendetwas auf die Palme brachte, tat so, als gäbe es nichts interessanteres als als das graue Straßenpflaster unter seinen Füßen. Nachdem Mira und Colin nun ausgiebig, für Andrews Geschmack jedoch viel zu lange herumgewundert hatten, machten sich die drei Vampire auf den Weg in die eigens für sie reservierte Pension. Reisen war einfach, wenn man es sich wie Darius leisten konnte, alles schon von vornherein festzulegen und zu planen. Er hatte überall auf der Welt Freunde , die ihm gern einen Gefallen taten weil er, seinerseits auch viel für seine Freunde tat. Die Machtposition, die mit dem Namen Darius Morgan einherging, verdankte er nicht zuletzt diesem Umstand. Die Pension hatte gemütliche kleine Zimmer und befand sich außerdem im Besitz der Familie. Dementsprechend freundlich war auch die Begrüßung durch der Verwalter. Da Colin und er sich kannten, war es auch an Colin, die Anwesenden einander vorzustellen. Lucius Kane war etwa im gleichen Alter wie Colin, ebenfalls ein Vampir und tat sich durch seine zurückhaltende und höfliche Art hervor. Schwarzes Haar, hochgewachsen und schlank, gab er außerdem ein nettes Erscheinungsbild ab. Mira sah sich um. Das kleine Foyer der Pension wirkte rustikal, war aber nicht zu schwer möbeliert. Die zahlreichen, die Wände zierenden Bilder, erregten ihre Aufmerksamkeit.. Hier eine Aquarell-Arbeit von einem schlafenden Mädchen, dort die Kohlezeichnung einer Villa, die sich beim näheren Hinsehen als Morgan -Villa herausstellte. Die Zeichnung trug unverwechselbar Colins Stil. Anerkennend nickte sie ihm zu. Lucius grinste. ,, Offenbar gibts doch ein paar Leute die deine Arbeit erkennen''. Das beweist nur ihren guten Geschmack, ,, parrierte Colin den Seitenhieb. Lucius blaue Augen funkelten vergnügt. ,, soll ich euch die Zimmer zeigen?''Dieser Vorschlag fand bei allen Anwesenden Zustimmung. Ein wenig Ruhe nach dem Flug, konnten wegen des Jetlags, alle drei gebrauchen. Mira's Zimmer befand sich im oberen Stockwerk ,direkt neben dem von Andrew, während Colin es vorzog, das untere Stockwerk unsicher zu machen. Sicher hatten er und Lucius, eine Menge Austauschbedarf. Mira hatte es sich gerade auf ihrem Bett, zwischen den von violetten Rüschen umrandeten Kissen gemütlich gemacht, als es an der Tür klopfte. ,, Kann ich dich kurz sprechen''? Andrews blonder Schopf schob sich durch den geöffneten Türspalt .,, Komm rein'' , erklärte Mira überflüssiger Weise denn Andrew, stand bereits mitten im Zimmer. ,,Höflichkeit lässt grüßen'' ,fügte sie kopfschütteld hinzu. Andrew grinste frech, warf einen vielsagenden Blick auf die Kissen und setzte sich auf den Rand ihres Bettes. ,,Maric wird später zu uns stoßen. Ich habe gerade mit ihm telefoniert.'' Mira hob fragend eine Augenbraue. ,, Okay, was meinst du mit später?'' ,,Er, steigt gerade in ein Flugzeug und befindet sich quasi bereits auf dem Weg hierher. Andrew sah auf seine Uhr.,,Wir haben es jetzt 3.00 Uhr morgens, er wird also schätzungsweise gegen 17.00 Uhr heute Nachmittag hier eintreffen. Sein Glück ist, dass sein Vater eine Privatmaschine besitzt. Wäre er an die Abflugszeiten gebunden,...''Mira wusste was er sagen wollte. Die Zustände auf Flughäfen waren manchmal, eine mittlere Katastrophe. ,,Dann hab ich ja noch ein bisschen Zeit um mich auszuruhen, ehe der Ernst der Arbeit mich einholt'' grinste sie. ,, Und nun verschwinde ehe ich dich mit diesem Rüschenkissen hier verprügle.'' Sein belustigter Blick war ihr keineswegs entgangen. ,, Wage es ja nicht, irgend etwas dazu zu sagen'', beendete sie ihre Drohung. Andrew zog sich ebenfalls grinsend zurück. Natürlich konnte er den Mund nicht halten. Kurz ehe er aus der Tür war, hörte Mira noch,, Wie überaus passend, für Baronin Babysitter.'' Mira schleuderte eines der Kissen hinterher , doch Andrew hatte sich schon in Sicherheit gebracht und die Tür war wieder geschlossen. Sie kletterte aus dem Bett, sammelte das Kissen wieder ein und beschloss erst mal unter die Dusche zu gehen. Danach würde sie sicherlich besser schlafen und Schlaf, war im Moment ein sehr erstrebenswertes Ziel. Kurz bevor ihr anschließend die Augen zufielen, dachte sie noch einen Moment darüber nach wie oft, sie in der Vergangenheit schon in fremden Räumen eingeschlafen und wieder aufgewacht war. Sie kam zu keinem vernünftigen Ergebnis und schlief mit dem Gedanken an die Sinnlosigkeit solcher Überlegungen ein. Der Tagesanbruch war nicht mehr weit entfernt und da es in London um diese Jahreszeit sowieso immer neblig war, würde die Sonne noch ein bisschen auf sich warten lassen. Vorausgesetzt sie schaffte es überhaupt, die dichten Schwaden zu teilen.Der Flug verlief planmäßig und als Maric auf dem Londoner Flughafen ankam,brach bereits der Abend herein. Einen kompletten Tag zu verschlafen , war eine Sache für sich. Eine ganz andere jedoch, die Tasache, dass dieser Tag in der Luft 14000 Meter über der Erde stattfand. Der feste Boden unter seinen Füßen, erfüllte ihn mit einer Wohltat wie es sich kaum in Worte fassen ließ. Wenn es nicht anders ging, stieg er selbstverständlich auch in ein Flugzeug, im großen und ganzen jedoch, tat er es nur dann wenn es sich gar nicht mehr vermeiden ließ. Die Strecke zwischen London und San Franzisco umspannte einen Zeitrahmen von 15-16 Stunden. Es war schließlich nicht so, dass San Franzisco auf der Seite Amerikas lag, die dem Europäischen Kontinent am nächsten war. Um so mehr dankte er seinem Vater insgeheim dafür, dass dieser ihm den Privatjet zur Verfügung stellte, sollte es nötig werden. In einer Passagiermaschine hätte Maric diesen Flug nicht überstanden. Als Anwalt,kam er mit vielen Menschen in Kontak, jedoch mit mehreren davon, über Stunden auf engstem Raum, in einer Konservenbüchse eingepfercht zu sein, löste bei ihm Panikattacken aus. Verglichen damit, ging der letzte Flug als Spaziergang durch. Der feste Boden jedoch, den er jetzt unter seinen Füßen verspürte, war solide und strahlte hinsichtlich des vibrierenden Rumpf des Jets, unumstößliche Sicherheit aus. Maric atmete tief durch und winkte dem nächstbestem Taxi. Er nannte den Namen der Pension und eine halbe Stunde später, befand er sich an Ort und Stelle. Das kleine Gebäude inmitten weiterer kleiner Gebäude wirkte anheimelnd . Die Ortschaft war sauber und gepflegt. Apfelbäume prägten das Bild genauso wie die liebevoll gestutzten Buchsbaumhecken und die weißen Gartenzäune.Der Anblick der Pension , lud zum träumen ein. wirkte sie doch im diffusen Licht der Abendsonne und den Nebelschleiern die von der Themse aufstiegen wie aus einem Märchen. Efeuranken umschmiegten sanft weißgetünchte Wände und der Duft der späten Rosen lag in der Luft. Maric stieg die drei Stufen zur Veranda hoch und betätigte den schweren Messingklopfer an der Eichentür. Eigentlich hatte er einen Löwenkopf erwartet und wunderte sich schon beinahe , als dies nicht der Fall war.In der Zwischenzeit hatte auch Mira beinahe ausgeschlafen.Vampire regenerieren sich im Schlaf und jede Auswirkung von Müdigkeit, Anstrengung oder auch kleinere Wunden verschwinden wie von Zauberhand. Es ist übrigens, ebenfalls nur ein Indiz menschlicher Phantasie,dass Vampire nicht träumen. Mira jedenfalls, hatte sehr wohl geträumt und versuchte nun, die langsam davontreibenden Fetzen dieses Traumes festzuhalte. Doch auch wenn sie das nicht vermochte, so hallten doch die Gefühle die dieser bei ihr ausgelöst hatte, in ihr nach. In aller erster Linie spürte sie eine tiefe Verwirrung. Bruchstückhaft flatterten Bilder durch ihr Bewusstsein, eine dunkle Festung, eine Art Labor, jedenfalls hielt Mira es, anhand der Glaszylinder , Reagenzgläser, Fläschchen und Kolben mit unterschiedlichen Flüssigkeiten für ein Labor, und immer wieder die Worte ,, alte Linie des Blutes''. Das alles schien mit den Morgans im Zusammenhang zu stehen doch so sehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich nicht genauer erinnern. Da es ihr nicht gelingen wollte die Reste des Traumes zusammenzufügen, öffnete sie schließlich die Augen. Dieses Mal, war sie pünktlich denn als sie vorsichtig die Vorhänge öffnete , gab gerade die untergehende Sonne, ihr allabendliches Schauspiel. Mira genoss diese Augenblicke ausgiebig um anschließend mit einer heißen Dusche die Restbestände der noch immer vorhandenen schläfrigen Trägheit fortzuspülen. Wer sich an dieser Stelle fragt warum ein Sonnenuntergang nicht tödlich für Vampire ist, der soll aufgeklärt werden. Während die aufgehende Sonne mit all ihrer Kraft den Himmel erhellt und der neugeborene Morgen voller Kraft und für Vampire schädlicher Energie den Tag an sich reißt, so vergeht diese am Ende des Tages und das letzte milde Leuchten der Abendsonne stellt für einen gesunden Vampir keine ernstzunehmende Gefahr mehr dar. Natürlich ist das zweifellos auch eine Frage des Alters und der Stärke eines jeden Vampirs und kann durchaus trainiert werden. Man kann es sich vorstellen wie beim Ausdauertraining. Je länger und intensiver es betrieben wird , umso besser das Ergebnis. Mira ,machte das Licht nichts aus und durch das Blut in ihren Adern war sie gegen solche Kleinigkeiten gefeiht. Wenn man rückblickend betrachtet dass sie Darius am Tag kennengelernt hatte, kann man auch schlussfolgern welche Kräfte Mira zur Verfügung standen. Sicher gab es auch noch die eine oder andere verstärkende Spielerei wie beispielsweise den Kristall der es ihr ermöglichte, sie und andere ihr Spiegelbild sehen zu lassen. Vampirtechnologie. Sie hatte sich unabhängig der menschlichen Technologie entwickelt und diente hauptsächlich dem Schutz vor Entdeckung. Doch darauf werde ich später noch genauer eingehen. Denn zuerst einmal begab sich Mira auf den Weg nach unten. Maric musste bereits da sein und da sie ihn persönlich begrüßen wollte, machte sie sich auf die Suche nach Lucius. Der, stand in der Küche und bereitete das Abendessen zu. Als er sie bemerkte, trat er einen Schritt zur Seite, damit Mira einen Blick auf die fertige Mahlzeit werfen konnte. Steaks, und dann auch noch medium. Mira musste grinsen. die perfekte Tarnung auf der Speisekarte. Gefahrlos konnten sie nun mit Maric zu Abend essen, ohne das er Verdacht schöpfen würde. Sehr clever ausgedacht. ,,Schlafen Andrew und Colin noch?'' richtete sie das Wort an Lucius. Dieser verneinte. ,,Andrew ist hinten im Schuppen und holt Brennholz für den Kamin und Colin treibt sich in der winzigen Bibliothek dort hinten rum''. Er wies mit dem Daumen nach links. ,, Du könntest ihm ausrichten, dass wir in zehn Minuten essen. Wärst du bitte so freundlich?'' ,, Bin schon auf dem Weg. Ist Maric wohlbehalten eingetroffen?'' Mira stand bereits in der Tür. ,, Der ist zwar noch ein bisschen gestresst von seinem Flug , aber er wollte sich nur schnell frisch machen und wird gleich zum Abendessen erscheinen.'' Maric war also bereits da. Mira nickte zur Antwort und machte sich auf den Weg um Colin einzusammeln. Unterwegs stieß sie fast mit Andrew zusammen, der einen Stapel Holz, in der Größenordnung eine mittleren Scheiterhaufens, auf seinen Armen balancierte. Geschickt wich sie dem Zusammenstoß aus und nachdem sie Colin von seinen Büchern über unterschiedliche Herstellungsverfahren von Zeichenkohle weggelotst hatte, saßen bald alle zusammen im Speisezimmer der Pension. Von Maric fehlte jedoch noch immer jede Spur. ,, Ich habe Hunger'', nörgelte Andrew. So langsam aber sicher könnte sich der gnädige Herr doch von seinem Spiegelbild gelöst haben.'' Colin grinste vor sich hin. ,, Nicht jeder, ist so eingebildet wie du und betrachtet selbstveliebt sein eigenes Bild.'' Andrew verzog das Gesicht, zog es aber vor, den Mund zu halten.,, Eins zu Null für Colin'' kommentierte Lucius , was besagter mit einem weiteren Grinsen quittierte. ,,So langsam könnte er tatsächlich mal auftauchen''. Mira erhob sich. ,, Ich werde mal nach ihm sehen, denn immerhin soll ich ja auf ihn achtgeben.'' Nun war es Andrew der grinste, doch sie tat als bemerkte sie es gar nicht. Marics Zimmer lag am Ende des Flurs, Im Erdgeschoss unmittelbar neben dem von Colin. Mira klopfte und bekam keine Antwort. Unschlüssig wie sie sich nun verhalten sollte, klopfte sie ein zweites Mal. Erneut blieb die Antwort aus. Stattdessen meinte sie ein Geräusch zu hören. In Alarmstellung öffnete sie, vorsichtig darauf bedacht keinen Ton zur verursachen, Marics Tür. Das sich nun wiederholende Geräusch schien aus Richtung Bad zu kommen. Mira huschte lautlos auf die Tür zu und öffnete diese, mit einem Ruck. Zunächst konnte sie nichts erkennen da der Dampf des heißen Wassers ihr die Sicht nahm. Das ganze Bad wirkte wie eine Sauna. ,,Maric ist alles in Ordnung?'' rief sie in die Schwaden. ,, Nein ist es nicht , es zieht nämlich. '' Mira atmete auf. Sie murmelte eine Entschuldigung und trat zurück ins Wohnzimmer, die Tür dabei wieder schließend. Maric lag in der Wanne. Peinlich berührt trat sie den Rückweg zu den andern an. Als sie das Zimmer verlassen wollte hörte sie seine Stimme ,,Warten sie, Mira? Mira sind sie noch da?'' Es plätscherte und Sekunden später stand Maric im Raum. Um seine Hüften hatte er ein Handtuch geschlungen und aus seinen nassen Haaren tropfte das Wasser auf den Boden. ,, Ich wollte nach ihnen sehen weil das Abendessen kalt wird '' sagte sie und vermied es dabei ihn anzuschauen. Das was sie auf den ersten unfreiwilligen Blick erhascht hatte reichte ihr völlig aus. Schmale Hüften, breite Schultern, flacher Bauch. Ob nun Vampir oder nicht, in erster Linie war sie Frau und Maric, konnte sich durchaus sehen lassen. Und ehe sie hier in eine noch peinlichere Situation geriet, trat sie lieber den Rückweg an. ,,Oh, ist es schon so spät, ich komme sofort'', rief Maric ihr nach als sie den Flur betrat.,, In Ordnung'', gab sie über die Schulter zurück und stiefelte ärgerlich den Kopf schüttend zurück zu den anderen. Keine fünf Minuten stieß Maric zu ihnen und entschuldigte sich für die Verspätung. Nichts an ihm verriet den Vorfall von eben und Mira dankte ihm von Herzen dafür, dass er den anderen gegenüber nichts erwähnte. Beim essen legten sie sich einen Plan zurecht und da auch Maric inzwischen wieder fit war, beschlossen sie, das Herrenhaus noch heute Abend zu besuchen. Eine Stunde später saßen sie zu viert ins Lucius Van. Als Darius sie damit betraute auf Maric aufzupassen, hatte sie zugestimmt. Inzwischen fragte sich Mira jedoch, ob diese Entscheidung wirklich so klug von ihr war. Seltsamere Formen konnte dieser Auftrag, ihrer Meinung nach, gar nicht mehr annehmen.

Kapitel 3 : Erkenntnis

Es ist einfacher einem feind zu vergeben , als einem Freund.

 

William Blake

 

 

 

 Umgeben von einem Park und ungefähr 2,5 Hektar Land lag das Anwesen inmitten von sanften Hügeln und kleineren Seen. Der viktorianische Baustil mit seinen vielen Erkern und Türmchen hinterließ zweifellos Eindruck. ,,Wunderschön, nicht wahr?'' Colin hatte verträumte Augen.,, Ich werde es malen'' fügte er hinzu. Mira musste ihm Recht geben und sogar Andrew, der wiedermal so tat, als wüde ihn das alles nicht sonderlich interessieren,war anzusehen, das er das Haus, auf den ersten Blick mochte. Der geschwungene Weg führte über eine breite Steinbrücke. Der künstlich angelegte etwa 8 Fuß tiefe Bach der unter der Brücke hindurch führte, zog einen Bogen rund um das Herrenhaus. Das wiederum erweckte den Eindruck, als stünde man vor einer kleinen Burg. Der Park bestach durch natürliches Aussehen und weder die an den Bäumen wuchernden Efeuranken, noch das Schilf, welches am Ufer des direkt im Park liegenden, kleinen Sees wuchs, waren übermäßig gestutzt. Steinerne Greife flankierten links und rechts, die breiteTreppe die etwa 10 Stufen hoch zum Herrenhaus selbst führte. Das Gesamtbild wurde von Laternen , bei denen die spielerisch anmutenden , geschmiedeten Halterungen auf den gleichen Stil hinwiesen, beleuchtet. Im Inneren des Gebäudes, führte ebenfalls eine breite Treppe nach oben, allerdings fehlten hier die Greifen aus Stein. Dafür zierten deren geschnitzte kleinere Brüder, den Anfang des Geländers. Das Licht der Laternen, fiel durch die Buntglasfenster und zauberte ein buntes Muster, auf den Boden aus gewachsten, dunkelbraunen Holzdielen. Als Andrew das Licht anmachte, verflog die märchenhafte Illusion. Die mit weißem Stoff abgedeckten Möbel hätten ebenso gut in ein Museum gepasst und die Regale, in denen einst dicke Bücher standen, waren von Staub bedeckt. Maric ergriff als erster das Wort. Alles in Allem , hat Darius hier, wieder einmal mehr Geschmack bewiesen. Es ist wirklich ein wunderschönes altes Anwesen. Ich habe gehört, dass es ursprünglich ein Weingut war und das im Keller, noch einige Flaschen lagern sollen. Jedenfalls sagte mein Vater etwas in der Art.'' Andrews scheinbar gelangweiltes Gesicht, nahm einen genießerischen Ausdruck an. ,, Das sollten wir uns unbedingt ansehen. Meint ihr nicht auch?'' Da niemand der Anwesenden wiedersprach, marschierte er schnurstracks zu der Tür, von der er glaubte, dass sie in den Keller führte. Er öffnete sie, machte Licht und blieb aprupt stehen. ,,Fehlanzeige, dass ist die Küche '',murmelte er entäuscht. Mira gab ihm einen Schubs, so dass er in den Raum stolperte. ,, Und von der Küche aus, gehts in den Keller'' , erklärte sie dem verdutzt dreinblickenden Andrew grinsend. Sie marschierte gefolgt von Colin und Maric an ihm vorbei und betätigte den Lichtschalter der zu Keller gehörte. Als sie anschließend die Tür dazu öffnete, verschwand ihre gute Laune genau so schnell, wie sie gekommen war. Der Keller blieb dunkel.,, Mist '' fluchte sie, überhaupt nicht standesgemäß. Da ist wohl eine Sicherung durchgebrannt. ,, Genau wie bei dir'', schmollte Andrew. ,, Das ist die Strafe für dein hinterhältiges Geschubse''. Maric ließ nachdenklich den Blick, zwischen den beiden hin und herschweifen. Danach zauberte er eine Taschenlampe aus seiner Jackentasche, schaltete sie ein und drängte sich an Mira vorbei. Der Lichtkegel erhellte die Stufen ausreichend und auch der Raum darunter stellte kein Problem dar. Die Led,s der Lampe leuchteten hell genug um den Keller zu inspizieren, in dem natürlich keine einzige Flasche Wein mehr zu finden war.,, Da war wohl jemand schneller als wir. '' schlussfolgerte Colin achselzuckend. ,,Ärgerlicher Weise'' bestätigte sein Bruder die Aussage. Dann können wir auch genauso gut, das obere Stockwerk unter die Lupe nehmen''.Pflichtete Mira den beiden bei. Gesagt , getan. Zimmer für Zimmer besichtigend, machten die vier ihren Rundgang durchs Haus und als sie damit geendet hatten, war Mira mehr als zufrieden mit dieser Investition von Darius. Sie freute sich darauf ihm Bericht zu erstatten. Inzwischen hatten sie genug gesehen und waren bereit für den Heimweg. Draußen vor dem Haus erwartete sie jedoch undurchdringliche Dunkelheit. Sämtliche Laternen waren ausgefallen und der Mond hatte sich hinter einer dicken Wolkenbank versteckt. ,, Das ist ja wohl ein schlechter Scherz!'',entfuhr es Andrew. ,,Ich hoffe deine Taschenlampe reicht aus, um uns sicher zum Van zu bringen. ich habe nämlich keine Lust auf ein Bad im Graben.'' Maric schaltete sie ein und leuchtete damit auf die Treppe. Vor Schreck stieß Mira gegen Andrew denn auf den Stufen vor dem Herrenhaus stand eine einsame Gestalt. Der Körpergröße und Statur nach ein Mann und auch wenn das Gesicht von einer Kapuze beschattet war und keinen Blick zuließ, kam irgendetwas an seiner Erscheinung, Mira seltsam vertraut vor. Noch ehe einer von ihnen etwas sagen konnte, hob der Fremde den Kopf und schaute Mira direkt ins Gesicht. Miras Magen zog sich zusammen als sie der Blick der spöttischen,doch ansonsten eiskalten blauen Augen traf. Augen, die sie auch nach solanger Zeit, unter tausenden erkannt hätte. Vor ihr stand Alexander Morris. Der Schock über dieses unerwartete Wiedersehen musste sich tief in ihre Züge gemeiselt haben den die beiden Morganbrüder traten automatisch ein Stück an Mira heran. Maric, der ebenfalls mitbekommen hatte wie sie erschrak, schaute interessiert zu Alex, der sich an dem Gesichtsausdruck von Mira zu erfreuen schien. Jedenfalls sprach sein belustigtes Lächeln dafür. ,,Hallo Mira lang nicht gesehen.'' Mira, die noch immer unter der Schrecksekunde litt, schüttelte den Kopf.,, Das kann nicht sein ''flüsterte sie. Alex hatte sich nicht verändert, wenn man davon absah, dass er nicht mehr wie ein Alkoholiker wirkte. Seine Augen leuchteten klar und blau wie Gletschereis und seine Gesichtszüge, waren entspannt und faltenfrei. Ein 60 jahre alter Mann sah anders aus. dessen konnte man sich sicher sein. ,, Oh ich sehe du hast es bemerkt , aber deine Auffassungsgabe war ja noch nie von schlechten Eltern. Willst du mich deinen Freunden nicht vorstellen, Liebes?'' Mira hatte inzwischen ihre Fassung zurückerlangt und fauchte ihn hasserfüllt an. ,, Nenn mich nicht so., nenn mich nie wieder so...'' ,, Aber Mira...!'' Alex schien sich köstlich auf ihre Kosten zu amüsieren. Sein leicht tadelnder Ton veranlasste Mira dazu, ihre Wut noch zu steigern. Wie konnte er es wagen?!? Colin schien zu ahnen, mit wem sie es hier zu tun hatten, denn er legte Mira beschützend den Arm um die Schultern. Durch Darius Erzählung, kannten beide Brüder, Miras Geschichte und als Alex schließlich einen Schritt auf sie zumachte, stellte sich Andrew schützend vor sie. Alex registrierte das ganze mit einem höhnisch klingendem Lachen. ,, Was willst du hier Alex?'' Mira schob ärgerlich Colins Arm von ihrer Schulter. ,, Ich will dich zurückholen, Mira. Meine umwerfend schöne Mira.'' Alex's Lächeln war sanft , das harte Glitzern in seinen Augen, verriet jedoch das Gegenteil. Maric der keine Ahnung hatte, mischte sich in das Gespräch. ,,Offenbar will Mira nichts mit ihnen zu tun haben, also warum verschwinden sie nicht einfach und lassen sie in Ruhe?'' Wandte er sich auffordernd an Alex. Wie auf ein geheimes Komando kam der Mond hinter den Wolken hervor und tauchte die Szene in fahles Licht. Alex würdigte Maric nicht eines Blickes sondern fixierte immer noch Mira. Diese gab Andrew mit einem Blick zu verstehen dass sie sich nicht in unmittelbarer Gefahr befand, Maric jedoch schon. Alex der offenbar aus ihrem Gesichtsausdruck, diese Gedanken schlussfolgern konnte, quittierte das erneut mit einem Lachen. Dieses Mal jedoch, enthielt es eine Spur Grausamkeit.,, Sieh einer an , die große Mira Konstantin, hält sich immer noch mit niederen Kreaturen auf.'' Seine Stimme hatte etwas lauerndes. Mira fauchte ihn an. ,, Kein Wort mehr, du willst mich? Also komm und versuch dein Glück! '' Mit einem Satz sprang sie über das Geländer der Treppe und tauchte in die Schatten der Umstehenden Bäume ein. Andrew hatte ihre Gedanken gelesen und wenn Alex gewusst hätte welchen Plan Mira tatsächlich damit verfolgte, die Flucht zu ergreifen, so hätte er keine Sekunde gezögert sie in der Dunkelheit schmoren zu lassen bis sie, in der Erkenntnis, dass ihr Unterfangen gescheitert war, von selbst wieder herauskäme. So jedoch hatte auch er, einige menschliche Schwächen nicht ablegen können und machte genau das, was Mira erwartet hatte. Seine Eitelkeit ließ nicht zu, dass er sie erneut aus den Augen verlor also rannte er ihr nach. Die Brüder brachten Maric gemeinsam zum Van, doch nur Colin fuhr mit ihm zurück in die Pension.Und während er sich eine glaubhafte Geschichte ausdenken musste, um Marics zweifellos folgende Fragen zu beantworten, blieb Andrew an Ort und Stelle. Sobald Maric in Sicherheit war, würde auch Colin zurückkommen, um Mira notfalls zur Seite zu stehen. Mira jagte indessen durch die Dunkelheit. Stehts darauf bedacht ihren Vorsprung auszubauen, lauschte sie auf die nächtlichen Geräusche im Park. Während sie Alex versuchte abzuhängen, dachte sie darüber nach, was diese unerwartete Wendung bedeutete.Jetzt da sie wusste, was aus Alex wurde , war ihr auch klar, was das für sie selbst bedeutete. 30 Jahre lang hatte sie in dem Glauben gelebt, ihn nie wieder sehen zu müssen und nun tauchte er einfach so auf, und war obendrein wie sie. Nein, dachte sie, nicht wie sie. Alexander war nicht zu trauen wie sie aus eigener Erfahrung wusste. Jetzt als Vampir würde sich sein selbstverliebtes , verschlagenes Wesen, vermutlich noch verschlimmert haben. Er sah umwerfend aus mit seinen schwarzen Haaren, zu dem die blauen Augen im extremen Kontrast standen. Doch konnte die Optik, in diesem Fall nicht punkten weil Mira ganz genau wusste, was sie von ihm zu halten hatte. Haken schlagend bewegte sie sich in Richtung des See's, von dem aus es nur ein Katzensprung bis zur Bücke am Herrenhaus war. Ab und zu hielt sie im Lauf inne um zu lauschen. Nichts war zu hören. offensichtlich hatte sie Alex abgeschüttelt. Sie lief ein paar Meter langsam und so geräuschlos wie möglich den Weg entlang, der zu dem kleinen Gewässer führte und umrundete es. Von hier aus konnte sie die Brücke sehen und bewegte sich darauf zu. Inzwischen war die Wolkenwand hinter der sich der Mond verbarg, dünner geworden und an ihren Rändern, begann sich bereits ein silberner Lichtschein abzuzeichnen. Mira hoffte instädig, dass es noch einige Minuten länger dauern würde, bis alles um sie herum, wieder deutlicher sichtbar wurde. Das Glück war ihr freundlich gesinnt und sie erreichte die Brücke ohne Zwischenfall. Dort ging sie zunächst dort in Deckung, wo die Schatten am tiefsten waren. Wenn jetzt der Mond hervorkam, blieb sie unsichtbar. Kurze Zeit später, lag die Brücke in fahlem Licht und darauf ,stand Alex. Keine zwei Meter von ihr entfernt. Miras Bestürzung ließ sich kaum in Worte fassen. Dieser Mistkerl hatte sie also gar nicht wirklich verfolgt, sondern ließ nur den Schein zu, damit er hier auf sie warten konnte.,, Na klar'', dachte sie, ,,wozu die Mühe machen, ihr nachzulaufen wenn sie sowieso wieder hierher musste''. ,, Ich hoffe du hast deinen kleinen Dauerlauf genossen'' fragte er lauernd. Mira konnte das Versteckspiel genausogut aufgeben denn Alex, sah genau in ihre Richtung. Ärgerlich kam sie hervor und trat ihm entgegen. ,, Und jetzt?'' fragte sie mit fester Stimme. ,, Was hast du jetzt vor Alex?'' Alexander musterte sie abschätzend. ,, Es ist also wahr was man sich erzählt. Die große Mira Konstantin, Baronin Mira Konstantin...meine Mira. Du bist noch bezaubernder als damals. Mira wurde übel. ,, Du bist doch nicht hier um Süßholz zu raspeln oder? Komm zur Sache Alex, was willst du von mir?'' Die Konsequenz in ihrer Stimme veranlasste ihn zu einem geringschätzigen Lächeln. ,,Ich habe dich geliebt Mira , du allein trägst die Schuld an dem was geschehen ist. Und jetzt sieh uns beide an. Es war nicht zu unserem Schaden.'' Mira glaubte sich zu verhören. ,, Du willst allen Ernstes behaupten, es wäre meine Schuld? Du warst doch der jenige, der niemals genug bekam. Frauen Alkohol, Glücksspiel...Du hast auf mich geschossen, du verdammter Bastard.'' Schrie sie ihm wütend ins Gesicht. Du hast alles zerstört, an was ich glaubte und nun gibst du mir die Schuld? Zur Hölle mit dir Alex. ,, er zuckte mit den Schultern und drehte die Handflächen theatralisch so nach oben, als würde er zutiefst bedauern. ,,Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass ich dort schon war? jeden Tag ohne dich gehe ich durch die Hölle, Mira''.Er sah für einen Moment tatsächlich unglücklich aus, doch Mira ließ sich nicht täuschen. Wie oft schon, hatte er ihr versprochen alles würde anders und wie oft, hatte er dieses Versprechen sofort wieder gebrochen. Sie konnte ihm nicht trauen. ,, Wenn du hier bist um über die Vergangenheit zu plaudern, muss ich dich entäuschen. Kein Interesse. '' Stolz hob sie das Kinn. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest , Alexander...ich habe nicht vor, meine Zeit weiterhin mit dir zu verschwenden. Alex kam einen Schritt auf sie zu . ,, Mira du gehörst zu mir. Jetzt wo ich dich wieder gefunden habe , kannst du nicht weggehen. '' Mira wich zurück. Alleine der Gedanke daran, dass Er sie jemals wieder berührte, machte sie rasend vor Zorn. ,,Du wirst niemals wieder eine Rolle für mich spielen'' fauchte sie. Und jetzt geh mir aus dem Weg''. ,, Hast du jemand neuen im deinem Leben? '' Alex trat noch einen Schritt näher und hob die Hand, so als wolle er ihre Wange streicheln. Mira schlug sie beiseite.,, Fass mich ja nicht an!'' Der Ausdruck in Alex Augen nahm einen gierigen Ausdruck an.,, Es gefällt mir wenn du dich so zierst , Liebes'' Er griff blitzschnell zu und zog sie an sich. ,,Du weißt, dass du mir gehörst'' sagte er und presste seine Lippen auf ihre, nur um daraufhin schmerzerfüllt aufzuschreien. Mira hatte ihm ihren Dolch in die Rippen gerammt. Das würde ihn nicht mehr umbringen, aber es erfüllte sie mit Genugtuung. Alexander starrte sie ungläubig an. ,,Du Hexe, glaubst du denn ernsthaft du hast eine Chance gegen mich?'' Wenn ich dich nicht besitzen kann , wird es auch niemand anderes. Er riß sich den Dolch aus der Wunde und stürzte sich auf sie. Mira hatte damit gerechnet und machte eine halbe Drehung zur Seite. Diese Situation kam ihr krotesk bekannt vor. Hatte sich das damals auf dem Parkplatz nicht genauso abgespielt? Wenigstens würde Alex, ihr diesmal nicht in den Hinterkopf schießen können. Erstens war sie offensichtlich, besser in Form als er und zweitens, hatte sie dank ihres Training's, mehr als 100 Methoden um ihn auszuschalten. Als er wieder auf sie los ging, nutzte sie seinen Schwung aus, tauchte unter dem Ausgestreckten Arm weg und ergriff ihn mit der rechten Hand. Sie bog ihn in aus der Drehung nach hinten und schickte Alex mit einem gezielten Schlag ihrer linken Faust auf die Schläfen, zu Boden. Noch ehe er, die Benommenheit abschütteln konnte, hatte sie ihm die Hände gefesselt und ein Knie auf seinen Rücken gestemmt.,, Hör mir gut zu, Alexander. Solltest du es wagen , noch einmal meinen Weg zu kreuzen,werde ich dich töten. Ich hoffe du hast mich gut verstanden denn ich meine das toternst.'' Damit erhob sie sich und ließ ihn zurück. Sie hörte noch wie er ihr nachschrie,, Wir werden uns wieder sehen , niemand verlässt Alexander Morris'', doch es hatte keinerlei Bedeutung für sie. Nun galt es Andrew zu finden. Auch Colin musste bald zurück sein und sie, hatte genug Zeit verschwendet. Sie war keine 5 Meter weit gelaufen als sie ein leises Klatschen höhrte. Andrew kam aus dem Gebüsch am Wegrand und grinste über beide Ohren. ,, Hast du etwa gelauscht? '' Der berechtigte Tadel in ihrer Stimme war nicht zu überhören. ,, Ach woher denn, du warst so laut, da musste ich gar nicht lauschen '' wies er immer noch grinsend, die Schuld von sich. ,, Alle Achtung Mira, dem hast du es gezeigt. Wenn du mit all deinen alten Freunden so umgehst, ist es wahrscheinlich besser wenn sie dir aus dem Weg gehen.'' Damit handelte er sich zwar einen Seitenhieb ein ,aber der brachte ihn auch nicht dazu, seine ironische Zunge zu hüten. ,,Du weißt also wer das war? Mira hob fragend eine Braue. ,, Na sicher , ich stand ja lange genug dort rum und hab mir das Schauspiel angesehen.'' Niemand verlässt Alexander Morris'' ,äffte er ihn nach. ,,Du bist zu nachsichtig mit ihm umgegangen, ich hoffe, du bereust das nicht eines Tages.'' Andrew verzog nachdenklich das Gesicht. Mira beschäftigte der selbe Gedanke aber sie wischte ihn ärgerlich zur Seite. ,,Ich werde eben ein bisschen wachsamer sein müssen'' dachte sie und laut fügte sie hinzu ,, sollte das der Fall sein, bist du ja da um mich zu beschützen.''Colin wartete bereits im Van auf die beiden. Mira kletterte neben ihn auf den Sitz, wich seinem fragendem Blick aus und überließ es Andrew zu reden. Der ließ sie natürlich wie eine strahlende Heldin dastehen und schilderte haarklein die Begebenheit. Colin nahm das Erzählte schmunzelnd zur Kenntnis, nickte ihr anerkennend zu und startete den Wagen. '' Ich hoffe wirklich , dass wir ihn nicht wiedersehen ,, sagte sie schließlich. ,,Irgendwie hat die Sache einen komischen Nachgeschmack. Als erstes müssen wir herausfinden, wer ihn zu dem gemacht hat, was er ist. Auch wenn ich ihn heute geschlagen habe, so bin ich mir sicher, dass nur seine Selbstverliebtheit der Grund dafür war. Hätte er die Situation und mich nicht unterschätzt, so wären meine Chancen wesentlich geringer ausgefallen. Ich habe nicht vor, den gleichen Fehler zu begehen. Ich muss sofort nach unserer Rückkehr nach San Franzisco, mit Darius reden.'' Sie sah Colin nun direkt an. ,,Was hast du Maric denn erzählt?'' Wie hatte Alexander ihn doch gleich genannt, niedere Kreatur? Mira war gespannt auf Colins Antwort. ,, Ich hatte noch keine Gelegenheit ihm irgendetwas zu erzählen. Er hat Alexander einen Irren genannt und ist eingeschlafen. Ich habe Lucius aber davon berichtet. Er hat ein paar Quellen die er anzapfen kann, um an Informationen zu kommen. Er wartet nur noch auf euch beide. Mira schaute Colin ungläubig an. ,,Er ist eingeschlafen?'' Colin nickte. ,, Nun guck nicht so'' meinte er grinsend. Du vergisst wohl dass der gute Maric, einen anstrengenden Flug hinter sich hat und auch nur ein Mensch ist ?!? '' Andrew prustete los. ,, Das hast du fein gesagt, Brüderchen, die Betonung liegt in diesem Satz, wohl bei dem Wort, auch''. Mira lachte nun ebenfalls und die Gefahr die von Alexander Morris ausging war fürs erste vergessen. In der Pension angekommen, stürmten sie zu dritt die Küche und nötigten Lucius dazu, die Reste des Abendessens hervorzuholen. Nachdem sie kauend berichtet, und Lucius mit dem nötigstem Wissen versorgt hatten, führte dieser ein paar Telefonate. Als er zurückkam wirkte er angespannt und in seinem hübschen Gesicht stand, dass die Neuigkeiten die er für sie parat hatte, alles andere als gut waren. Doch zunächst einmal setzte er sich an den Tisch warf einen vielsagenden Blick in die Runde und wandte sich zuerst an Mira. ,, Der Rat hat die Familie Wolcziak in die Isoltion geschickt, richtig? '' Mira nickte. ,, Wer genau wurde alles verbannt? '' Mira überlegte kurz. ,, Darjan, Eliza, Jovan, Jaris und Elvita, und der Anführer der Verschwörung Asmir. Warum , was ist denn los?'' Lucius runzelte die Stirn. ,, Der Rat hat jemanden vergessen , jemanden dem damals vermutlich zu wenig Bedeutung beigemessen wurde, weil er als zu jung erschien um an einer Verschwörung dieser Größenordnung beteiligt zu sein. Alle Gesichter waren nun Lucius zugewandt. Ungläubig starrte Mira ihn an. ,,Wer'', flüsterte sie. Obwohl sie die Antwort ahnte , wollte sie von Lucius hören dass sie sich irrte. Andrew schien es ähnlich zu gehen und als Lucius den Namen nannte, zeichnete sich auf den Gesichtern der beiden eine böse Gewissheit ab.

 

Paris im Mai 2010

 

Mira stand an der Seine und stieß mit der Stiefelspitze kleine Steinchen ins Wasser. Sie brauchte noch ein paar Tage um sich zu erholen ehe sie nach San Franzisco zurückkehren konnte. Darius befand sich in Sicherheit und Dank der Information die ihr Tajan zukommen ließ, konnte das Labor in den Katakomben gefunden und die Anführer der Verschwörung , allesamt Angehörige eines slawischen Clans, in Gewahrsam genommen werden. Mira erschauderte bei dem Gedanken an Darius's Anblick. Angekettet, bleich und halbtot, war er mit Schläuchen an einer Maschine befestigt die ihm permanent das Blut aus den Adern pumpte. Immer nur soviel damit er am Leben blieb und sich neu regenerieren konnte. Überall lagen Beutel mit Blutransfussionen die ihm als künstliche Ernährung eingeflößt wurden, damit er seinen Entführern nicht wegstarb. Tajan war es auch, der ihr den entscheidenden Tip gab. Die Morgans flogen im Mai immer nach Paris. Colin studierte an der Académie des Beaux-Arts de Paris, der Akademie der schönen Künste in Paris und da er es auch vorzog, dort für die Dauer seines Studiums zu wohnen, blieb ihnen keine Wahl. Colin lebte für die Kunst und Darius, akzeptierte den Wunsch seines jüngsten Sohnes. Nebenbei erledigte er meist ein paar Geschäfte, traf sich mit Partnern der Kanzlei und da dies, weder Lilia noch Mira besonders interessierte, tat er das meistens allein. Im Mai, wenn die Blätter der meisten Bäume ausgetrieben waren und die Welt sich vom Winter erholt und regeneriert hatte, war es in Paris am schönsten. Die milde Frühlingssonne ließ bereits eine Ahnung auf den Sommer zu und die Luft war erfüllt mit den unterschiedlichsten Düften. Lilia liebte diese Stadt. Für Mira hingegen, war der Aufenthalt hier, von traurigen Erinnerungen beschattet. Ihre Mutter hatte sich nach dem tragischen Tod ihres Vaters, hierher zurückgezogen. Sie lebte in einer kleinen 2-Zimmerwohnung, mit Blick auf den Fluß der sie, wie sie immer zu sagen pflegte, daran erinnerte, wie schnell das Leben dahinfloss. Mira besuchte sie ab und zu und mit jedem Mal, wirkte ihre Mutter dünner und durchsichtiger. Als der Arzt bei ihr in San Franzisco anrief, wusste sie es, ehe der Mann ihr mitteilen konnte dass ihre Mutter eingeschlafen war. Maja Konstantin hatte sich vom Tod ihres Mannes nicht wieder erholen können. Manchmal dachte Mira wehmütig an das Leben zurück, in dem sie eine stinknormale junge Frau mit Träumen und Ängsten war. Als Vampir war vieles leichter aber die Erinnerung, ließ sich nicht abschütteln. Mira war das ganz lieb. Sie wollte sich erinnern. Die tiefe Trauer über den Verlust der Eltern war heute, ganze 26 Jahre später, zur Melancholie geworden. Sie hatte in den zweieinhalb Jahrzehnten als Vampir gelernt, mit dem Verlust zu leben. Paris hatte immerhin auch schöne Seiten. Lilia schleppte sie mit ins Museeum, in die Oper, zum shoppen und zu ihren alten Freundinnen. Letztere waren nur dem Alter nach alt, denn ihre Gesichter wirkten genauso zeitlos , wie das von Lilia Morgan. Bei einer dieser Gelegenheiten lernte sie auch Tajan kennen. Ein Literaturstudent auf Bildungsreise. Sie mochte ihn und verbrachte ab und zu etwas Zeit mit ihm. Als Darius eines Morgens nicht nach hause kam und Lilia sich schon schreckliche Sorgen machte, rief er an und berichtete was er beobachtet hatte. Darius war entführt worden und Tajan verwies auf den Pere de Lachaise, jenem Friedhof auf dem auch Jim Morrison beerdigt wurde. Hier hatte er Darius Spur verloren. Die Katakomben zogen sich unterirdisch, kreuz und quer durch die Stadt an der Seine. Überall befanden sich Zugänge und so folgte Mira, Tajans Bitte, sich auf dem Friedhof mit ihm zu treffen. Zu zweit erkundeten sie tagelang die Katakomben bis sie schließlich auf das Labor stießen. Die Wolcziaks hatte direkt unter einer Grabstätte die ihrer Familie gehörte einen Raum eingerichtet der jedem medizinischen Institut zur Ehre gereicht hätte. Darius Befreiung war alles andere als ein Spziergang, denn das Labor war strengstens bewacht. Mira wurde angeschossen und Tajan zog sie aus dem Kugelhagel in Sicherheit. Nur der Umstand , dass sie anschließend für tot gehalten wurde, verdankte sie es dass sie Darius befreien konnte. nachdem sie die Wachen beseitigt und ihren Ziehvater von der Maschine gelöst hatte, war es wieder Tajan, der ihr dabei half, Darius nach Hause zu bringen. Mira kam es eigenartig vor, dass er so viel wusste und fragte ihn, direkt nach seinen Quellen. Tajan erzählte ihr, dass auch er ein Wolcziak war und daher von gewissen Plänen , Wind bekommen hatte. Er beteuerte , dass sich seine Familienzugehörigkeit nur auf den Namen bezog und er nichts damit gemein hatte, was die anderen in seinem Clan taten. Da ohne seine Hilfe die Befreihung von Draius nicht möglich gewesen wäre, schenkte sie ihm Glauben. Vorsichtshalber überprüfte Andrew, die über Tajan zur Verfügung stehenden Daten. Alle Angaben schienen zu stimmen und so nahm die Geschichte, für alle Beteiligten ein gutes Ende. Leider war der Kontakt zu Tajan nach ein paar Monaten abgebrochen und weder Andrew noch Mira hatten je wieder von ihm gehört.Lucius sprach den Namen aus, der Mira durch den Kopf ging. Tajan...sie konnte es nicht glauben und sah ihn vor sich, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Die rötlichen kurzen Haare, die grünen Augen in dem schmalen,immer etwas zu jung wirkenden Gesicht. Das heitere Gemüt des Studenten und seine offene Art. All das war nichts weiter als ein gut gespieltes Stück, nichts entsprach tatsächlich der Wahrheit und von dem was er ihr und Andrew erzählte war das meiste, ebenfalls gelogen. Der wahre Tajan war ein direkter Nachfahre, des inzwischen in der Isolation verstorbenen Oberhauptes der Wolcziaks. Damit war er der neue Anwärter und durch seine Intelligenten Schachzüge und Manöver hatte er sich zum Günstling von so manchem einflussreichen Adeligen in seiner slawischen Heimat emporgespielt. Als Lucius den betroffenen Gesichtsausdruck von Mira sowohl auch den von Andrew wahrnahm, versuchte er sie zu beruhigen. ,,Das alles, hat sich erst jetzt herusgestellt und unterliegt noch strengster Geheimhaltung. Ich bitte euch Diskretion zu wahren. Der einzige den ihr einweihen dürft, aber nur weil es unbedingt erforderlich ist, wäre Darius. Mein Informant, untersteht nicht dem Rat so wie du Mira. Er gehört einer speziellen Organisation an, die für das Gleichgewicht unter den Vampiren zuständig sind. Seine Identität und die der Organisation, darf ich euch leider nicht verraten den sie muss um jeden Preis gewahrt bleiben. Dein Freund Alex, (Und dabei betonte er das Wort Freund, als würde er etwas wiederliches beschreiben), ist durch Tajan zu dem gemacht worden was er ist. Offenbar studiert er schon sehr viel länger Literatur, die ihm eigentlich, nicht in die Hände hätte fallen dürfen. Länger als uns lieb sein kann. Das Blut was er für diesen Zweck verwendet hat, fließt auch in euren Adern.'' Lucius machte eine bedeutungsschwere Pause, damit die drei die Tragweite seiner Worte auch richtig verstanden. In ihm fließt das Blut der Ersten, jener Linie aus der auch Darius stammt.

 

Kapitel 4 : Verwirrt

Es gibt Dinge ,die sind bekannt und es gibt Dinge ,die sind unbekannt. Dazwischen gibt es Türen

 

William Blake

 

 

 

Maric, war wütend. Wie konnte dieser dahergelaufene Kerl ihn als niedere Kreatur bezeichnen? Also mit wem er sich hier anlegte, wusste er jedenfalls nicht, sonst hätte er sicherlich eine andere Wortwahl getroffen. Und außerdem , was sollte diese Geheimniskrämerei . Dass dieser Alex irgendwas mit Mira zu tun hatte, war offensichtlich. Genau so offensichtlich wie, dass sie ihn nicht mochte. So wie es aussah, verband die beiden, etwas in der Vergangenheit. Maric würde sie einfach fragen. Immerhin hatte sie es ja auch für nötig gehalten , Alex auf eine andere Spur zu locken. Was soviel bedeutete , dass er eine Gefahr darstellte. Darum hatte sie ihn abgelenkt, war in den Park gelaufen und irgendwie, musste sie Colin zu verstehen gegeben haben, dass er ihn, derweil in Sicherheit brachte. Maric war sich sicher, dass hier irgendetwas nicht so lief wie es sollte. Wie nahe er mit seiner Schlussfolgerung, der Wahrheit bereits kam ,sollte er bald darauf erfahren.Mira war der Schock noch immer ins Gesicht geschrieben, als sie einen Tag später, zu hause in San Franzisco, in der Bibliothek der Morganvilla saß, in der sie auf Darius wartete. Sie hatte ihn, noch vom Nachtflieger aus, informiert und ihm in knappen Sätzen erklärt, was sich zugetragen hatte. Colin der an einem Regal lehnte und scheinbar gelangweilt in einem Buch blätterte und Andrew der mit mißmutigem Gesicht, Furchen in den Teppich lief, hatten angeboten, sie zu begleiten. Natürlich nahm Mira diese Geste dankbar an. Ihr ging einfach zuviel durch den Kopf. Zum einen die Sorge wegen Alex. Sie war sich sicher , dass er ungeachtet ihrer Drohung, bald wieder auftauchen würde und was das bedeutete, wollte sie sich gar nicht erst ausmalen. Zum anderen war da Maric. Wie sollte Mira ,ihn denn unter solchen Umständen beschützen? Es dürfte sich als außerordentlich schwierig gestalten, Maric vor Unheil zu bewahren, wenn Alex wusste, dass Maric keine Ahnung hatte, was sie darstellten. Alex war nicht auf den Kopf gefallen und hatte diesen erheblichen Umstand, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit, bereits herausgefunden .Der Gedanke, Alex wäre nun so wie sie, kam ihr erneut in den Sinn und so im Unrecht, schien sie damit gar nicht zu liegen. Denn auch wenn er ein Arsch war,in ihm floß nun Darius Blut. Was ihn jetzt zwar nicht gerade zu ihrem speziellem Freund machte,aber immerhin eine Komponente darstellte, die nicht einfach von der Hand zu weisen war. Colin und Andrew , schienen ähnlichen Gedanken nachzuhängen denn ihre Gesichter, sprachen Bände. Auch wenn Sie mit Alexander ,keine gemeinsame Vergangenheit verband, so floss in ihren Adern, doch das selbe Blut. An dieser Stelle muss hinzu gefügt werden , dass es völlig egal ist, wie betreffender Vampir gewandelt wurde. Das einzige Zählende ist, das Blut seines Erschaffers und dessen Erbgut. In dieser DNA ist programmiert, wie stark, ausdauernd oder wie resistent ein Vampir gegenüber allen möglichen Einschränkungen ist. Dabei fallen diese zu vererbenden Eigenschaften, zufällig und vor allem, unterschiedlich aus. Andrew und Colin zum Beispiel, trugen als geborene Morgans, die komplette Erbpalette ihrer Eltern in ihren Genen. Alle Fähigkeiten, die Darius oder Lilia weiter zu vererben hatten, wurden an die Söhne, im vollem Umfang weitergegeben. Mira hingegen, wurde nur von Darius's Blut gewandelt und konnte deshalb, auch nur bedingt über die Fähigkeiten dieser Linie verfügen. Dabei spielten mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen war da, die von Natur aus gegebene Veranlagung , die durch das Vampirblut verstärkt wurde. Das konnte sich als positiv oder negativ herausstellen und in Alexanders Fall, bedeutete das in jedem Fall, negativ. Mira konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Alex sich zum Guten gewandelt haben sollte. Offenbar hielt Andrew, der wieder einmal ihre Gedanken laß, genauso wenig von dieser Idee. Mira konnte es deutlich in seinem Gesicht sehen. In diesem Moment betrat Darius die Bibliothek. Sein Blick fiel zuerst auf Colin, der dem Eingang am nächsten stand, streifte dann Andrew und blieb schließlich, an Mira hängen. Hinter seiner Stirn, schien ein Sturm zu toben denn ihm war deutlich anzusehen, wie aufgewühlt er sein musste. Er maß Mira mit einem traurigem Blick, fast so ,als trüge er eine ungeheure Last auf seinen Schultern. Seine Stimme klang rauh und Mira zerriss es beinahe das Herz als er das Wort an sie richtete und sie um Verzeihung bat. ,,Warum um alles in der Welt?'' Mira dachte es nur. doch Andrew sprach diesen Gedanken laut aus. ,,Nein Darius, bitte mich nicht um Verzeihung denn dazu, besteht überhaupt kein Grund. Es war weder dein Wille , noch war es deine Schuld.'' Mira nickte ihm aufmunternd zu. ,,Ich habe dich gesehen, du hättest dich gar nicht mehr wehren können. Du hast halbtot an dieser verdammten Maschine gehangen.'' Und hätte der Rat ein wenig mehr auf die Sicherheit seiner Fürsten geachtet, dann wäre es nie zu dieser Entführung gekommen. Wenn sich also jemand zu rechtfertigen hat ,dann sind es die Mitglieder des Rates. ,,...Welche wir aber nicht davon unterrichten dürfen, fügte Colin hinzu. Darius nickte, ,, ja ihr habt Recht und doch, ich war unbesonnen und ...'' Lass es gut sein Darius ,ich habe dir nichts zu verzeihen.'' Mira lächelte und umarmte ihren Ziehvater. ,,Stattdessen sollten wir herausfinden wie wir von nun an vorgehen werden.'' ,,Das ist wohl wahr,''meldete sich Andrew zu Wort.<< Sag mal Bruderherz, was sagt denn Lucius, wie wir diese ominöse Organisation erreichen sollen, wenn wir sie denn mal brauchen.>> Den letzten Teil des Satzes betonte er so, dass man heraushören konnte, was er davon hielt. ,,Über ihn'', antwortete Colin. Ich habe bereits darum gebeten dass er herkommt, weil es für ihn hier einmal am sichersten ist, und außerdem werden wir so, gleich vor Ort mit Informationen versorgt. Er müsste eigentlich bald hier auftauchen denn er hat, den Flieger gleich nach uns genommen. Ich hielt es für das Klügste.''<<Eine sehr weise Entscheidung mein Junge>> . Anerkennend klopfte ihm Darius auf die Schulter.,, Hat jemand von euch eine Idee wie wir Maric am besten aufklären?'' Damit hatte er ins schwarze getroffen denn sofort, wurde die gerade aufgeheiterte Stimmung, wieder ernst. ,,Wir müssen ihm die Wahrheit sagen , soviel steht fest. '' Sollte er es durch Alex erfahren, dürfte das wohl kaum zu seinem Gunsten ausfallen. Maric muss wissen mit was er es zu tun hat. Alexander hatte Zeit zum lernen und wird außerdem ein Training genossen haben, von dessen Härte ihr ausgehen müsst. Leider ist das für Maric alles andere als gut. Je eher wir ihn also aufklären um so besser. Ich möchte das Mira das übernimmt. Du hast den besten Draht zu ihm und außerdem, bist du eine Frau. Mira sah warnend rüber zu Andrew, doch ihr Ziehbruder zog es dieses Mal vor zu schweigen. Dafür hatte Colin etwas zu sagen und entgegen ihrer Befürchtung, dass er sich, jetzt auch von Andrews,, Baronin Babysitter'' anstecken lassen hatte, meinte er nur ,, Außerdem ist sie in solchen Sachen viel feinfühliger als wir. '' Dann war es also beschlossen, ohne Mira zwar, aber diese wusste insgeheim, dass die Männer recht hatten und da das sowieso schon so selten passierte, wollte sie in diesem speziellen Fall, nicht wiedersprechen.,, Am besten wird sein, du bringst ihn danach zu mir. Colin, du bleibst in der Nähe falls sie Hilfe braucht, Andrew kommt mit mir. Ich wünsche dir viel Erfolg mein Kind, hast du Bedenken? '' Darius sah ihr prüfend in die Augen. Mira verneinte. Ihr war zwar noch immer nicht ganz wohl bei dieser Sache, aber was hatte sie denn schon für eine Wahl. Und im Vergleich zu dem, was Maric bei Alexander erwartete, war es ihr so , wesentlich lieber. Da er sich noch in der Villa befand, dürfte er nich schwer zu finden sein. Was sie brauchte, war ein Plan. Unterwegs stattete sie Martha noch einen Besuch in der Küche ab. Blaubeerpfannkuchen konnten außerordenlich förderlich beim nachdenken sein.Mira fand weder das eine noch das andere vor. Die Küche war leer , was bedeutete , es gab keine Pfannkuchen für sie. Und als wäre das nicht schon ärgerlich und außerdem seltsam genug, roch es nicht nach Kaffee wie sonst auch. Die Küche wirkte, nicht wie gerade nicht in Betrieb, sondern wie völlig verlassen. Darauf konnte sich Mira keinen Reim machen , beschloss aber Darius zu fragen, wenn sie ihn nachher traf. Nun musste sie wohl oder übel, ohne Blaubeerpfannkuchen auf eine möglichst gute Idee kommen,wie sie  Maric schonend beibringen konnte, dass alle, die sich um ihn herum bewegten, Vampire waren. ,,Was soll daran schon schiefgehen?'', dachte sie zynisch. Sie fand Maric schließlich am Brunnen im inneren Hof. Das war auch Miras Lieblingsplatz auf dem Anwesen. Der achteckig angelegte Platz, war nach oben hin mit einer Glaskuppel versehen, die Tags über, genug Wärme und  gefiltertes Sonnenlicht und nachts, das klare Licht des Mondes einfallen ließ, welches diesen Platz in einen magischen Ort verwandelte. Mit Moos bewachsene Säulen und ur-alt aussehende Steinbänke, gaben dem Hof ein ganz besonderes Flair und auch, an die passenden Pflanzen war gedacht. Efeu und wilder Wein, wucherten um die Stützbalken der Kuppel und um die Götter-Statuen, die den Brunnen zierten. Ein Hauch des Verwunschenem hing über diesem Flecken Erde. Wenn sie  als Vampir, sich diesem Zauber nicht entziehen konnte, dann konnte Maric, es erst Recht nicht. Als er sie kommen sah, schickte er ihr ein warmes Lächeln entgegen doch das, täuschte nicht über die Frage hinweg,die offenbar in ihm brannte. Mira musste sich nicht großartig anstrengen, um seine Gedanken zu lesen denn sie überfluteten ihren Geist, sobald sie Marics Gesicht sah. Seine ganze Körperhaltung drückte Anspannung aus. Das Blonde Haar wirkte zerzaust, als wäre er gerade erst aus dem Bett gefallen, doch die Schatten unter seinen Augen verrieten ihr, dass er nicht geschlafen hatte. Es sprach auf alle Fälle erst mal nicht gegen ihn denn als intelligeten und feinsinnigen Kopf hatte sie ihn kennen und schätzen gelernt. Es war vorauszusehen dass Maric instinktiv spürte, dass etwas nicht stimmte.  Mira wusste nicht wo sie beginnen sollte, also beschloss sie, Maric ihre eigene Geschichte zu erzählen. Sie begann mit dem Tod ihrers Vaters, berichtete wie sie Alex kennenlernte und wie sich diese Geschichte dann zum Alptraum etwickelte. Marics Gesicht ,war deutlich anzusehen was er vo Alex hielt. Mira kam schließlich zu ihrem ersten Treffen mit Darius, schilderte die Umstände unter die sie ihn kennengelernt hatte und endete bei der Kündigung in der Bar. Nach einer kleinen Pause, in der sie überlegte wie sie fortfahren sollte, erzählte sie dann den Rest, genau so wie er sich zugetragen hatte. Sie ließ weder aus, dass Alex sie eigentlich getötet hatte und dass, es nur Darius zu verdanken war, dass sie jetzt hier vor ihm stehen konnte, noch verschwieg sie ihm die Tatsache, wie das möglich war. In Marics Mine war deutlich zu lesen, wie sehr er durch diese Eröffnungen,zwischen Glauben und Unglauben, hin und hergerissen wurde. Er streckte eine Hand nach Miras Gesicht aus und berührte ganz sanft ihre Wange. ,, Für mich fühlst du dich normal an'', sagte er mit einem zaghaften Lächeln.  Mira grinste. ,, Ich fühle mich auch nicht unnormal. Natürlich muss ich zugeben, dass ich vor 30 jahren erst mal nachgesehen habe ob mir irgendwas eigenartiges gewachsen ist. Wie du sehen kannst ist alles an mir, dort wo es hingehört. Ich bin nur stärker, schneller und besser als früher. Vampir zu sein,ist gar nicht so schlecht, wenn man sich erstmal an die Einschränkungen gewöhnt hat, was aber relativ schnell geschieht. Maric sah noch immer nicht ganz überzeugt aus, was vermutlich auch daran lag, dass er Miras Spiegelbild im Wasser sehen konnte.  Nachdem Mira ihn über die Eigenschaften der Kristalle aufgeklärt hatte und ihm auch die Tatsache, dass sein Vater immer schon über Darius und seine Familie Bescheid wusste, nicht verschwiegen hatte, schienen sich Maric's Zweifel zu zerstreuen. ,, Und Alex ist genau deshalb so gefährlich ,weil er dass selbe ist wie wir. Er hätte dich töten können Maric, deshalb hab ich Colin gebeten, dich in Sicherheit zu bringen'' , schloss Mira schließlich ihre Aufklärungsstunde . Maric wirkte zwar blass um die Nase , aber er stand und davongelaufen, war er auch nicht. Miras Informationen, hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Sein Vater wusste über die Vampire Bescheid und hatte nicht einmal, in Erwägung gezogen ihn einzuweihen und dann, war er Dank Miras Einsatz in London, vermutlich dem Tod noch mal gerade so von der Schippe gesprungen. Für Maric's Geschmack ein bisschen zu heftig. Sein Vater, sollte sich eine gute Erklärung einfallen lasen warum er es billigte, dass er sich so in Gefahr begab. Und mit Darius würde er auch ein paar ernsthafte Worte wechseln. Entlassen, würde dieser ihn ganz sicher nicht, denn nachdem Alex wusste wie er aussah, gab es für Maric eigentlich nur die Möglichkeit, hier zu bleiben wo er sicher war. Einzig an dem Umstand, dass Mira auf ihn aufpassen sollte, hatte er nichts auszusetzen. Sie war zwar eine Frau, aber eine verdammt hübsche und er mochte sie sehr. Auch die Brüder hatte er ins Herz geschlossen und Darius war ein toller Chef. Stellte sich die Frage, ob Maric damit leben konnte, dass alle um ihn herum, anders waren als er. Darius würde er ja ohnehin gleich treffen und er hoffte dass dieser, ihm ein paar Antworten geben konnte. Sie trafen ihn in seinem Arbeitszimmer wo Andrew schon wieder Furchen in den Teppich lief. Mira konnte sich das Grinsen, nicht mehr verkneifen. Gerade Andrew, der in London noch so unglaublich souverän erschien, benahm sich jetzt wie das von ihm beschriebene Kind vor der Beschehrung. Als er das amüsierte Funkeln in Miras Augen sah,wurde er jedoch augenblicklich ruhiger. Nur keine Blöße geben. Colin der sich am Brunnen, unsichtbar im Hintergrund gehalten hatte, stieß nun ebenfalls wieder zu ihnen. Maric wusste diese Aufmerksamkeit natürlich zu schätzen. Wenn alle zwei Morgan-Brüder, samt Vater und Mira als Zugabe in einem Raum waren, lag ein Hauch von Stärke in der Luft, den man sich nur schwer, entziehen konnte. Darius war es, der das Gespräch begann. ,, Da du nun alles weißt, und sicherlich eine Menge Fragen haben wirst, hier ist die Gelegenheit. Ob nochmal eine Bessere kommen wird , kann ich dir nicht sagen also frag was du wissen musst und ich werde versuchen, dir nach bestem Gewissen zu antworten. Ich gehe davon aus, dass Mira dich bereits über alles Wissenswerte informiert hat? '' Maric nickte bedächtig, ließ Darius aber dabei nicht aus den Augen. Ein wenig unheimlich war die ganze Geschichte schon, wenn er bedachte , dass seine Weltanschauung in einer knappen halben Stunde einfach über den haufen geworfen wurde und er sich jetzt mit der tatsache konfrontiert sah, dass es tatsächlich Vampire gab. Darius schien zu wissen was in ihm vorging. Er machte einen Schritt auf ihn zu und versicherte, dass Maric sich hier in keinerlei Gefahr befand. ,, Ich habe deinen Vater angerufen, mein Junge. Er wird jeden Moment hier sein. Ich kann mir vorstellen, dass du sicherlich einige Antworten brauchst, bei denen er anwesend sein sollte.'' ,, Ist das so offensichtlich?'' Maric fuhr sich mit der linken Hand durch die Haare. ,, Ich sollte mich vielleicht setzen, ehe ich über so viel Information in Ohnmacht falle'' fügte er mit gerunzelter Stirn hinzu und nahm in einen der vier cremefarbenen Sesseln Platz, die wahrscheinlich eher der Gemütlichkeit dienten als bloße Polsterstühle. Dass Darius , großen Wert darauf legte, dass sich seine Gäste wohlfühlten , sprach für ihn. ,, Du musst verstehen, dass wir dir nicht einfach so sagen konnten, was wir sind. Du hättest es zu gegebener Zeit erfahren, das stand bereits fest. Mir, oder besser gesagt uns, Darius machte eine alles erfassende Handbewegung, wäre es jedoch lieber gewesen, dass wir diesen Zeitpunkt besser hätten bestimmen können. Durch die Umstände ist es nun leider, eher erforderlich geworden als nötig. Es tut mir leid. Dein Vater hätte dich nicht in meine Obhut unterstellt, wenn er sich nicht zu 100 Prozent sicher gewesen wäre, dass du dem ganzen gewachsen sein würdest. Was Alexander betrifft, so hat dir Mira ja bereits alles gesagt. '' Maric fragte sich woher Darius das wissen wollte, sah aber auch, dass es rahmenbedingt dazu gehörte. ,, der Kerl scheint ja ein besonders netter Zeitgenosse zu sein. '' erklärte er mit einem etwas zu schief geratenem Grinsen. ,, Das ist noch untertrieben'' , antwortete Mira und verdrehte theatralisch die Augen. ,, Alex ist mit reichlich Abstand, das größte Ekel unter der Sonne. Jedenfalls soweit ich es beurteilen kann. Der Umstand, dass er jetzt ebenfalls ein Vampir ist, macht es nicht leichter, denn eigentlich hatte ich gehofft, dieses Kapitel wäre ein für alle Male erledigt. Inzwischen wird er wissen, dass du ein Mensch bist und er wird alles daran setzen , deiner habhaft zu werden. Sei es auch nur aus dem Grund, um eine Machtposition zu demonstrieren, von der er glaubt er hätte sie. Draußen erklang das Geräusch eines ankommenden Autos. ,, Das ist sicher Lucius'', meinte Colin.,, Ich werd ihn mal in Empfang nehmen.'' Und damit war er aus der Tür. Keine zehn Minuten später kam er jedoch allein wieder herein. Auf den fragenden Blick seines Vaters hin, fing er an zu grinsen. ,, Lucius hat Nova kennengelernt die gerade aus dem Teich kam, und nun ist er erst mal duschen. Offenbar ist sie eine Nummer zu groß für Lucius. Sie hat ihn einfach umgerannt und abgeschlabbert. Maric verstand nur Bahnhof. ,, Nova ist unsere Irische Wolfshündin. Du hast sie bisher noch nicht gesehen weil sie zum Decken in Irland war. Nun ist sie wieder da, ohne dass einer der Rüden eine Chance bei ihr hatte. Sie ist wohl zu anspruchsvoll. Andrew machte ein wissendes Gesicht, ging zwei Schritte auf Sicherheitsabstand und raunte Maric mit Verschwörerstimme zu,, Da ist sie hier nicht die einzige''. Mira verzichtete darauf, ihn jetzt zur Verantwortung zu ziehen denn vor Maric, wollte sie sich keine Blöße geben. Das wiederum, reizte Andrew förmlich dazu, noch einen draufzusetzen und er erklärte mit völlig ernstem Gesicht, dass ,,Baronin Konstantin'' sich niemals dazu herablassen würde, sich mit jemanden unter ihrem Niveau abzugeben. Maric, der sich inzwischen an die Frotzeleien zwischen den beiden gewöhnt hatte, konnte sich das Grinsen nicht mehr verkneifen und als er Miras warnenden Blick sah, biss sich auf die Lippen um nicht loszulachen. Andrew ging bei Darius in Deckung, welcher das Spielchen heute ausnahmsweise mal mitspielte. ,, Wenn ich du wäre mein Junge, dann würde ich heute mit einem Rückspiegel rumlaufen.'' An Mira gewandt meinte er, ,,lass dich von mir nicht aufhalten, er hat diesen Denkzettel ganz sicher verdient.'' Mira wollte gerade etwas erwiedern, als die Tür aufging und Lucius herein kam. Mit einem vielsagendem Blick gab sie Andrew zu verstehen, dass diese Geschichte, später abgeschlossen würde. Lucius sah noch immer etwas geschockt aus , aber er war sauber und roch auch nicht mehr nach nassem Hund. Mira hatte beinahe Mitleid mit dem armen Kerl. Irische Wolfshunde waren nunmal verdammt groß und Lucius, hatte auch mit seinen Vampirkräften keinerlei Chance gegen sie. Nicht wenn Nova (so wie eigentlich immer) den Überraschungsmoment ausnutzte. Wer rechnete denn auch am damit, von einem Tier, dessen Kopf die Größe eines Kalbes hatte , angefallen zu werden. Ihre Schulterhöhe maß 75 cm, daher ging sie einem durchschnittlich großen Menschen ungefähr bis zu Hüfte. Wenn sie sich auf die Hinterpfoten stellte, überragte sie den eher kleinen Lucius mit Sicherheit um eine Kopflänge. Aus dem vollen Lauf umgeschubbst zu werden war bei 43 kg fliegendem Gewicht , welches durch den Sprung noch verstärkt wurde, sicherlich nicht halb so lustig wie es sich anhörte. Und dann auf dem Rücken liegend, Auge in Auge mit der nassen Nova, die ihm hingebungsvoll ihre Liebe bezeugt hatte, in dem sie Hundeküsschen gab. Ja, Lucius's Schock war durchaus verständlich. Nun musste Mira ebenfalls lachen. Lucius wusste sehr wohl, auf wessen Kosten sich hier amüsiert wurde. Aber er machte gute Mine und bot sogar an, seine neue Freundin, später nach dem Meeting noch zu besuchen. Inzwischen, hatte sich auch Derek Mc Farlane auf dem Anwesen eingefunden. Marics Ziehvater Legte seinen Mantel ab und begrüßte Darius freundschaftlich. Sein Sorgenvoller Blick ruhte dabei , jedoch auf Maric, dem das keineswegs entgangen war. Dieser hatte seine Verwirrung jedoch inzwischen abgeschüttelt und wartete auf die Fortsetzung von Darius's Erklärung. Da das Arbeitszimmer eigentlich nicht für Treffen dieser Größenordnung geeignet war, zog Darius es vor das Gespräch in ein gemütlicheres Ambiente zu verlegen und so, zogen sie in die Bibliothek um, wo Carl schon für das leibliche Wohl und ein wärmendes Feuer im Kamin gesorgt hatte. Vor allem Derek nahm das dankbar an. Er war schließlich nicht mehr der jüngste und als Nicht-Vampir tat es seinen Knochen gut, im warmen zu sitzen. Nachdem jeder seinen Platz eingenommen hatte, begann Darius zu erzählen. Dein Vater und ich, kennen uns schon mehr als zwei Jahrzehnte. Wir wurden uns eines Abends, auf einer Feier zur Fusion von ,,Morgan & Gregorian'' vorgestellt. Der gute Derek war damals 36 Jahre alt, kaum älter als du heute.'' Dabei sah er Maric fest in die Augen. Dieser hielt dem Blick stand. ,, Gloria Gregorian , die du ja selbst kennst, hielt es für eine gute Idee wenn wir unter den Menschen, Vertraute hätten und dabei fiel ihre Wahl auf deinen Vater. Unsere rasse ist schon sehr alt. Im Grunde genommen leben wir schon um einiges länger zivilisiert, als die heute so zivilisierte Menschheit. Dieser Planet ist immer schon unsere Heimat gewesen. Wir lebten für uns und ernährten uns von der Jagd nach Tieren. So sehr, unterscheiden wir uns also gar nicht von euch. Wie du bereits gesehen hast, nehmen wir völlig normale Nahrung zu uns. An dieser Stelle hielt er kurz inne und sah zu Mira hinüber. ,,Marthas Sohn heiratet in zwei Tagen. Sie bat mich um zwei Wochen Urlaub und hat das Rezept für deine Blaubeerpfannkuchen dagelassen. Leider trifft die Vertretung, die uns Gloria schickt, erst morgen ein. Du kannst dich natürlich gerne selbst an den Pfannkuchen versuchen. Alles was du dafür brauchst, findest du in der Küche und in der Voratskammer. Damit war das Mysterium der fehlenden Nervennahrung geklärt aber ob sie sich an die Zubereitung heran wagte, stand noch in den Sternen. Daher nickte sie nur und behielt ihre Gedanken, sofern das bei Andrew möglich war, denn er grinste schon wieder blöd vor sich hin, für sich. Darius fuhr indessen mit seiner Geschichte fort. Unsere Nahrung bestand also aus dem was wir erbeuteten. Nur mit dem Unterschied, dass wir das Blut auffingen und tranken. Denn nur daraus, ziehen wir die für uns, lebenswichtigen Nährstoffe. Unsere Körper funktionieren anders als Eure. Wir haben einen anderen Stoffwechsel,einen anderen Kreislauf und ein wesentlich stärkeres Immunsysthem als die Menschen. Im Grunde sind wir, bis auf einige Einschränkungen, die wir aber mit Hilfe unserer Technologie Schritt für Schritt beheben, Eine bessere Version von euch. Ich meine das nicht herablassend, es ist eine Tatsache. Jede Rasse auf der Welt, hat ihre Stärken und Schwächen. Sie wurden so geschaffen um sich zu ergänzen und voneinander zu lernen. Als wir auf die ersten Menschen trafen, halfen wir so gut wir konnten. Wir waren maßgeblich an eurer Entwicklung beteiligt, an euren Fortschritten. Wir teilten unser Wissen und unsere Kräfte. Einige Jahrzehnte lief das auch gut. Doch eines Tages sollte sich das ändern. Menschen brauchen etwas zu dem sie hinauf sehen können. In uns hatten sie jemanden, der ihnen überlegen war und der diese Kriterien, damit erfüllte. Einigen von uns, stieg diese Huldigung jedoch zu Kopf. Sie maßten sich an, Gott zu spielen, zu beherschen, und zu richten. Für sie waren Menchen , nur dumme Wekzeuge und nur dafür da, sie zu belustigen. Sie fingen an ihr Blut zu trinken und als das die anderen , friedliebenden von uns mitbekamen, kam es erst zu internen Streitigkeiten und später, als es keinen Verhandlungsweg mehr gab, zu blutigen Auseinandersetzungen. Die Leidtragenden waren die Menschen, denn sie gerieten zwischen die Fronten. Aus ihrer Zuneigung uns gegenüber, wurde Furcht und aus dieser Furcht, wurde flammender Hass. Sie erhoben sich gegen uns und brachten, da sie unsere Gewohnheiten kannten, viele von uns zu Fall. Diejenigen von uns die immer nach friedlicher Koexistenz strebten, zogen sich zurück während die anderen für ihren Frevel bezahlten. Am Ende, waren es nur noch wenige, vielleicht eine Hand voll. Sie flohen in andere Regionen und versteckten sich. Doch der Hass der Menschen, verfolgte sie egal wohin sie auch gingen. Geschichten wurden übertragen und von Generation zu Generation,wurden sie schlimmer und schlimmer. so wurden wir zum alptraum jedes Mannes jeder frau und jedes Kindes. Der blutsaugende bösartige Vampir, der das Sonnenlicht scheut und durch fließendes Wasser getötet werden kann ,wurde so erschaffen. Man jagte uns und stellte viele unserer Artverwandten. Unsere Rasse war bald vom Aussterben bedroht. Die wenigen die noch verblieben, gründeten den großen Rat. Wir lebten zurückgezogen und unerkannt. Wir lebten in Familien und gaben ebenfalls von Generation zu Generation unsere Fähigkeiten und die Warnung weiter, im verborgenen zu bleiben. Die Menschen erholten sich und da niemand mehr einen der Unseren zu Gesicht bekam, verwandelten sich die Geschichten über uns, bald in einen Mythos, den wir bis heute versuchen, durch Diskretion aufrecht zu erhalten. Wir entwickelten unsere eigene Technologie, die es erlaubt, uns am Tag zu bewegen, ein Spiegelbild zu haben und vieles andere auch was nur euch Menschen vorbehalten blieb. Von den alten Familien gibt es heute nur noch sehr wenige. Es existieren vielleicht noch 8 Clans, in deren Adern das Blut der Ersten fließt. Und nur die Hälfte von diesen alten Blutlinien ist unvermischt. Unsere Technologie beruht darauf. Wir können unsere Fähigkeiten an unsere Kinder vererben und wir können Abkömmlinge schaffen. So wie ich, unsere kleine Mira. Sie ist außergewöhnlich klug und außergewöhnlich stark. Ihre Disziplin und Loyalität, hat sogar den großen Rat überzeugt. Lächelnd hielt er inne um sie zu sich zu winken. Als sie vor ihm stand, sagte er, ohne sie aus den Augen zu lassen , ,,sie hat mir das Leben gerettet und ist genauso ein Teil meiner Familie ,wie Andrew und Colin. In ihr fließt reines Blut, das Blut der Ersten. Unsere Familie ist schon sehr, sehr alt. Unsere Wurzeln reichen tatsächlich zurück bis auf die Vampire, die damals um ihr Leben fürchten mussten. Die Gründerväter des Rates, waren auch die Gründer unseres Clans, dessen Oberhaupt ich nun bin. Nur durch meinen Einfluss im Rat, war es mir möglich, Mira damals zu retten. Es ist uns aus gutem Grund verboten, Vampirabkömmlinge zu schaffen. Denn auch, wenn sie nur einen Teil der Kräfte besitzen, die ein geborener Vampir hat, sind sie doch um einiges stärker, als normale Menschen. Man würde diesen Umstand ausnutzen und was das bedeutet , kannst du dir sicher denken Maric. Und ob er das konnte. er kannte seine Spezies gut genug um die Beweggründe des Rates zu verstehen. Korruption und Gier hatten schon so manchen Krieg gefördert und wenn bekannt würde, dass es Vampire tatsächlich gab, wäre der Schaden nicht wieder gut zu machen. Man würde sie einsetzen, um Macht zu demonstrieren und um Kriege zu gewinnen, die die Menschheit noch näher an den Rand des Abgrundes treiben würden, als sie sich ohnehin schon befand. Er war aus diesem Grund Anwalt. Er wollte seinen Teil dazu beitragen, dass in der Welt ,wenigsten etwas Anstand und Fairness existierten. Maric verstand jetzt auch, weshalb sein Vater ihn ausgerechnet bei Darius in der Kanzlei untergebracht hatte. Hier lernte er von jemanden, dessen Güte und Größe beispielhaft waren. Er begriff , was es für eine Ehre war von diesem großartigen Mann wie ein Sohn behandelt zu werden. Und er verstand Mira, deren ganze Liebe und Loyalität den Morgans galt. Als Derek seinem Sohn in die Augen schaute wusste er, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Maric würde alles in seiner Macht stehende tun, um dieses Geheimnis zu bewahren.

Kapitel 5 : Wertvolle Bande

Diejenigen, die ihre Wünsche unterdrücken, sind dazu in der Lage, weil ihre Wünsche so schwach sind, dass man sie unterdrücken kann.

 

William Blake

 

 

 

Der Tag wich bereits der Dämmerung, die sich wie ein samtenes violettes Band,  dass sich an den Rändern bereits dunkelblau färbte , über den Himmel schlich. Über den östlichsten Dächern der Stadt funkelten bereits die ersten Sterne. Maric, der noch immer ergriffen war von der Ehrlichkeit, mit welcher ihm Darius die Geschichte über den Werdegang der Vampire erzählt hatte, lehnte am Kamin und ließ noch mal die letzten eineinhalb Stunden, Revue passieren. Er hätte von sich selbst, nicht geglaubt, dass er es so leicht hinnehmen würde, dass es Vampire gab. Darius Worte waren über jeden Zweifel erhaben und er hatte, mit einer gewissen Trauer in der Stimme gesprochen, die den Wahrheitsgehalt nochmals unterstrich. Nun war er ein Initiierter, genau wie sein Vater und die Bedeutung dessen, erschloss sich ihm ,nach und nach. Darius hatte ihm ebenfalls erzählt dass er nur aufgrund seines Blutes in Paris entführt wurde und dass, er gestorben wäre, hätte Mira nicht so selbstlos gehandelt. Er verschwieg ihm kein einziges Detail. Maric wusste jetzt genausoviel wie Andrew, Colin und Mira. Lucius klärte ihn anschließend, unter dem Mantel der absoluten Geheimhaltung, über die Organisation der Grauen auf. Mira hatte ihnen diesen Namen kurzerhand verpasst, weil sie es leid war, immerzu Organisation sagen zu müssen.  Und die Bezeichnung passte perfekt wenn man bedachte, dass so gut wie nichts, über sie bekannt war. Maric wusste jetzt, über den Verstoß gegen das Gesetz des Rates, seitens Tajan Woijczaks ebenso Bescheid, wie über Alexander Morris, den Vampir den es nicht geben sollte.  Er rechnete sich aus , wie groß die Gefahr die von Alex ausging, wohl tatsächlich war. Das Ergebnis gefiel ihm ganz und gar nich. Maric hasste es beschützt werden zu müssen. Ihm war es lieber wenn er eine Situation selber unter Kontrolle hatte.  Darius kam mit weit ausgreifenden Schritten auf ihn zu. Bisher hatte er mit Mira gesprochen und da diese nirgendwo zu sehen war, ging Maric davon aus dass sie sich in Darius's Auftrag um irgend etwas wichtiges kümmerte. Erwartungsvoll sah Maric seinem Chef entgegen.  ,, Wie schnell kannst du dein wichtigstes Habe zusammenpacken ?'' Maric guckte reichlich dumm aus der Wäsche, da er keine Ahnung hatte, was Darius ihm damit sagen wollte. ,, Oh verzeih mir, mein Junge, du weißt es ja noch gar nicht. Wir haben über deinen Kopf hinweg eine Entscheidung getroffen. Sei uns bitte nicht böse, aber du wirst vorläufig bei Mira wohnen. Wir halten es für das Vernünftigste, weil sie es ja auch ist, die dich beschützen soll. Der Vorschlag kam von Lucius. Da Miras Zimmer hier, als Gästezimmer für ihn herhalten muss, und er hier nützlicher ist, weil er die Verbindung zu den Grauen herstellen kann, halten wir es für das Beste. Irgendwelche Einwände? Maric schüttelte den Kopf, viel zu perplex um irgendetwas zu sagen. Offenbar war sowieso alles schon beschlossen worden und in Miras Nähe fühlte er sich wohl. Wie sie über diese Entscheidung dachte, würde er wohl spätestens, durch Andrews Sticheleien, erfahren. So wie es aussah könnte er seine Zeit durchaus unangenehmer verbringen. ,,Wo ist sie denn''? Die Frage brannte ihm förmlich auf der Zunge. ,,In der Vorratskammer. Sie sagt sie will nicht bis morgen warten , bis sie ihre Pfannkuchen bekommt. Offenbar ist die Gier, stärker als die Angst davor, dass sie misslingen könnten.'' Darius grinste verschwörerisch. ,,Noch einen Tipp? Irgendwas, dass ich bei ihr beachten muss? Themen, die ich vermeiden sollte?'' Maric fühlte sich ein wenig unbehaglich. ,, Nein , mein Junge. Nimm sie einfach so an wie sie ist, dann wirst du gut mit ihr auskommen. In ihrem Haus findest du alles was du benötigst. Morgen abend sehen wir, was wir in Punkto Stärke bei dir machen können. Ich glaube kaum, dass es gut für dein Ego ist, wenn dich Mira die ganze Zeit beschützt. Wir haben Dank der uns eigenen Technologie, einige nette Spielzeuge. Wir werden ganz sicher, etwas brauchbares für dich finden.

 

Hätte ihm Darius außer dem Hinweis auf ihren Weinkeller, auch eine Beschreibung von Miras Zuhause gegeben, seine Begeisterung wäre wahrscheinlich trotzdem mit ihm durchgegangen. Jetzt stand er fasziniert vor dem künstlich angelegten kleinem See, im Inneren des Grunstückes, und bestaunte den Wasserfall. Mira stand indessen in der Küche und versuchte sich in ihrem Potenzial als Köchin. Da dieses zwar vorhanden war aber das Resultat weder geschmacklich noch optisch ihren Erwartungen entsprach, räumte sie ihre Kochuntensilien schließlich in den Geschirrspüler, warf die unansehlichen Blaubeerversuche in die Mülltonne und wählte die Nummer des Pizzaservices. Wenigstens Maric, sollte was vernünftiges zu essen bekommen. Was sie betraf, so war sie von vorhin noch gesättigt denn Carl, hatte ausreichend für alles gesorgt. Nachdem sie den Geschirrspüler angestellt hatte, beschloss sie nach Maric zu sehen. Anfangs hatte er ein wenig linkisch im Weg gestanden so als wüsste er nicht wohin mit sich. Das war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb er ihr Angebot, das Haus zu erkunden, dankbar angenommen hatte. Sie verstanden sich zwar gut, aber fürs erste hier wohnen zu müssen, schien ihm nicht sonderlich zu behagen. Die Gefahr , die von der Tatsache ausging,dass Alex sein Unwesen irgendwo da draußen trieb und das Nichtwissen, was er als nächstes vorhatte mussten schon anstrengend genug für Maric sein. Nun wurde er auch noch unter ihre Obhut gestellt mit dem Wissen, dass Sie, ihn beschützen sollte. Das konnte für einen Mann nicht leicht sein und für einen Mann wie Maric schon gar nicht. Eigentlich war er mit seinen breiten Schultern,  genau der Typ auf den Frauen flogen, die beschützt werden wollten. Völlig egal ob es nötig war oder nicht. Doch von solchen Egoschmeicheleien ,musste er sich wohl oder übel erstmal verabschieden. Mira suchte zuerst dort, wo sie ihn zuletzt gesehen hatte. Doch der See glänzte verlassen vor sich hin. Auch als sie den Lilienweg entlang lief, konnte sie keine Spur von Maric entdecken. Da es mittlerweile schon graute und die ersten Sonnenstrahlen auch nicht mehr lange auf sich warten lassen würden, und die Müdigkeit ihr nun doch etwas zusetzte beeilte sie sich besser, ihn zu finden. Sie wollte nicht schlafen gehen ohne noch einige notwendige Sachen mit ihm durchgesprochen zu haben. Sie fand ihn schließlich im Weinkeller. Warum ihr diese Idee nicht eher kam, konnte sie sich auch nicht erklären. Immerhin wusste Maric bereits von Darius dass sie einen solchen besaß. Hingebungsvoll betrachtete er die teilweise schon 90 jahre alten Flaschen im Regal und überprüfte die Versiegelungen der Korken. Im Moment schien ihn ihre Flasche Chatau Latour von 1934 sehr zu beschäftigen. diese stammte noch von Darius und war schon lange, vor ihrer Zeit hiergewesen. Er hatte sie ihr , wie alles in der Villa, die einst ebenfalls ihm gehörte einfach überlassen. Sie kam selten hier herunter. Nicht nur dass sie keinen Alkohol trank und auch alter Wein sie nur mäßig interessierte, sie hatte auch sonst keine Veranlassung dazu gesehen, in den staubigen Gewölbekeller herumzuturnen. Dieser war das einzige an dem ganzen Gebäude, an dem noch nicht herumgebaut wurde. Alles was darüber lag wurde in den letzten 50 Jahren ständig modernisiert. Die letzte Baumaßnahme, war allerdings erst 5 Jahre her und Mira erinnerte sich noch mit Grauen an den Lärm und den ganzen Dreck. Sie rümpfte bei diesem Gedanken unwillig die Nase. Irgendwie war es Maric gelungen, sich von der Flasche loszureißen und Mira zu bemerken. Sie bat ihn mit nach oben zu kommen weil der von ihm aufgewirbelte Staub, ihr in der Nase kitzelte. Maric legte vorsichtig die Flasche zurück ins Regal und folgte ihr ins Wohnzimmer. Er wirkte etwas schuldbewusst und ehe er sich, tatsächlich bei ihr für das Anfassen ihrer Weine entschudigte, nahm sie ihm diesbezüglich den Wind aus den Segeln. Es mochte Leute geben die dies, als Hochverrat ansahen, doch sie, gehörte ganz sicher nicht dazu. Man sah ihm den Stein, der von seinem Herzen fiel förmlich an, was Mira zu einem Grinsen veranlasste. Marics Anwesenheit hier, hatte tatsächlich etwas für sich. ,, Ich werde gleich schlafen gehen'' erklärte sie ihm lächelnd ,,bitte sei so gut und lass die Jalousien hier überall geöffnet. Es ist eine reine Sicherheitsmaßnahme.  Wir wissen nicht was Alex plant, aber in einen von Licht durchfluteten Raum wird auch er nicht eindringen. Sobald die Pizza, die ich für dich bestellt habe da ist, bin ich bis heute Nachmittag gegen 17.00 Uhr verschwunden. Bitte weck mich wenn es nötig wird. Die Ersatzschlüssel hab ich dir bereits rausgelegt aber ich vermute, dass du sie wohl auch nicht brauchen wirst. Du siehst müde aus Maric.'' Als wäre es ihm gerade selber bewusst geworden, unterstrich Maric ihre Worte, mit einem herzhaften Gähnen. Er streckte sich und stellte dabei fest, dass er auf der Stelle einschlafen könnte. Er hatte das Gästezimmer des Hauses bezogen und falls es sich tatsächlich als notwendig erweisen sollte, schlief Mira nur zwei Türen weiter, auf der gegenüberliegenden Seite des Flures. Als der Lieferdienst schließlich die Pizza brachte, aß er nur zwei Stücken davon und stellte den Rest in den Kühlschrank. Er konnte sie später, immer noch in der Mikrowelle aufwärmen. Jetzt jedoch, brauchten sie beide erst mal Schlaf. Mira verschloss die Tür mit dem Sicherheitsriegel und stieg die Treppe hoch, die zur 1. Etage und damit auch, in ihr heiliges Reich führte. Gähnend schloss sie die Vorhänge und kletterte aus den Klamotten. Keine 10 Minuten später befand sie sich schon im schönsten Schlummer, während Maric in seinem vorläufigen Heim, an die Decke starrte und nicht so recht einschlafen konnte. Er wusste nicht warum doch seine Gedanken kreisten immer wieder um Mira. Es war ihm rätselhaft, wie eine Frau, ihn derart in ihren Bann schlagen konnte. Maric kannte einige Exemplare der weiblichen Spezies, teils beruflich und zum Teil privat. Doch noch keine, hatte ihn so fasziniert wie Mira. Es lag nicht daran was sie war, sondern viel eher an ihrem Wesen. Ihr unkomplizierte offene Art und ihre innere Gelassenheit, machten es ihm beinahe unmöglich nicht an sie zu denken. Die Art wie sie ihre rechte Braue hochzog wenn sie etwas in Frage stellte, oder das leichte Lächeln dass sie in seiner Gegenwart stehts auf dem Gesicht hatte. Sie mochte ihn, das stand außer Frage doch, was bedeutete das für ihn? Er war nur ein stinknormaler Mensch, während sie ein Vampir war. Als er sich bei diesem Gedanken erwischte, scheuchte er ihn ärgerlich beiseite. Es war nicht gut, darüber nachzugrübeln, was sein könnte, denn sie hatten weiß Gott, andere Probleme. Maric schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Als es ihm schließlich gelang und er langsam wegdämmerte, tat er das mit dem Gedanken an ein paar nachtblaue Augen.

 

Colin lief ruhelos in der Bibliothek auf und ab. Das plötzliche Auftauchen von Alex ließ ihm keine Ruhe. Andrew war der Ansicht , dass sie die Situation nicht zu sehr überbewerten sollten, da von Alex keine sonderliche Gefahr ausging. Colin jedoch, teilte diese Meinung nicht und auch Lucius schien die Dinge anders zu sehen. Vielleicht lag es nicht an Alexander selbst, doch irgendetwas sagte Colin dass dieses,  ganz und gar nicht zufällige Treffen, nur der Auftakt zu etwas andrem war.  Und in dem Punkt war auch Darius ihrer Ansicht.  Colin spielte vor seinem inneren Auge mehrere Situationen durch, kam aber zu keinem schlüssigen Ergebnis. Er musste mehr über diese Organisation der Grauen wissen. Dazu musste er zuerst einmal mit Lucius reden. In ihm, hatte er einen wertvollen und vor allem verlässlichen Partner gefunden. Der schwarzhaarige Ire, hatte ihn schon an der Uni fasziniert und Colin konnte ihm stundenlang lauschen, wenn er einen seiner Vorträge hielt. Es dauerte nicht lange bis die beiden sich anfreundeten. Colins künstlerische Natur, erlaubte es ihm, vieles aus der Sicht seines Mentors zu sehen. Wenn Lucius sprach, hing er fasziniert an dessen Lippen und in seinem Kopf, formten sich die Worte zu lebhaften Bildern. Ihre Zuneigung für einander hatten sie kurz darauf auf einem Uni-Ball entdeckt und alles weitere, entwickelte sich im Lauf der Zeit. Inzwischen waren sie bereits viele Jahre ein Paar und da die Zeitspanne eines Vampir Lebens, sehr lange andauern konnte, wählte man mit Bedacht einen Partner, dessen Seele, mit der eigenen im Gleichklang war. Die aktuellen Geschehnisse waren höchst beunruhigend und er musste einfach die Meinung seines Freundes dazu hören. Colin klopfte an der Tür und trat ein. Miras Zimmer war viel größer als das von Colin und eher zweckmäßig eingerichtet , da sie von sich aus auf Kitsch, jeglicher Art verzichtete. Daher war es bestens geeignet, um Lucius als Quartier zu dienen, solange er sich hier aufhielt.  Im Augenblick stand er vor Miras Bücherregal und nickte anerkennend.,,Deine kleine Schwester hat einen guten Geschmack wenn es um Bücher geht.'' Leider kann man das von ihrem Geschmack bei Männern nicht gerade behaupten'', pflichtete Colin ihm bei. ,, Ich habe mich bemüht irgend etwas anziehendes bei ihm zu finden , aber Fehlanzeige. Ich spüre nur Kälte, Arroganz und Bosheit.'' Lucius trat an seinen Freund heran und legte ihm die Hand auf den Arm.   ,, Ich kann sehr gut nachvollziehen was du meinst. Ihm fehlt Seele und die Fähigkeit irgend jemand anderen zu lieben als sich selbst. Und du mit deiner emphatische Ader, musst für sowas ja empfänglich sein.'' Colin nickte und fuhr sich nachdenklich durch die Haare. ,, Darüber wollte ich sowieso mit dir sprechen. aber zuerst brauche ich einen Drink. '' Lucius ging rüber zu der winzigen Hausbar und hielt triumphierend eine Flasche irischen Whiskey hoch. Colin grinste. Lucius schenkte zwei Gläser etwa Fingerbreit ein und fischte Eiswürfel aus dem Gefrierfach. Nachdem er Colin eins davon in die Hand gedrückt hatte, setzten sie sich auf Miras Violettes Sofa.,, Ich verstehe es einfach nicht, obwohl man ihm ja eine gewisse Atraktivität zugestehen muss. Dieser Typ ist aalglatt und Mira hat so ein sanftmütiges Wesen und obendrein, ist sie noch intelligent. Wie konnte sie auf sowas, wie diesen Schmierenkomödianten hereinfallen?'' Colin schüttelte den Kopf um seinen Worten, Nachdruck zu verleihen.,,Du hättest sein Gesicht sehen müssen als er Mira angesehen hat. Er hat sich richtig an ihrem Erschrecken erfreut. Gut, das sie sich so  unter Kontrolle hat und Alex, sehr schnell zu vertehen gab, dass sie nicht interessiert ist''.  Colin verzog die Mundwinkel zu einem  Lächeln, aus dem der Stolz auf Mira sprach. ,,Andrew hat mir von der Tracht Prügel, die Alexander auf der Brücke von ihr kassiert hat erzählt. ''Lucius lächelte ebenfalls. ,, Was sagte er doch gleich? Niemand verlässt Alexander Morris? Ja, ich glaube diesen Zahn, hat sie ihm gezogen.'' Beide lachten. ,, Nichts desto trotz müssen wir auf der Hut sein. Ich glaube nämlich nicht, dass er das einfach so hinnehmen wird. Ein Ego-Arschloch wie der, wird das als Demütigung empfinden und sich rächen wollen. Colin wurde wieder ernst. ,, Kannst du mir denn irgendwas erzählen?'' Diese Organisation ist zwar geheim aber du bist doch in die groben Geschehnisse dort eingeweiht oder nicht?'' Lucius sah ihm in die Augen.  ,,Ein bisschen was kann ich dir tatsächlich sagen , aber über den Rest,muss ich leider schweigen.'' Colin nickte. ,, Was wir wissen, ist dass Tajan hinter all dem steckt.  Er hat Mira damals in Paris nicht nur geholfen weil er seine eigenen Ziele verfolgt hat obwohl er letzteres gut zu verbergen wusste.  Außerdem, bin ich mir ziemlich sicher, dass er euch tatsächlich mochte. Dummerweise ist ihm die Gier zu Kopf gestiegen und Darius Blut stellt nun mal einen Schatz von unvergleichlichen Wert für seinen Besitzer dar. Stell dir vor, Du würdest einen Krieg gewinnen wollen. Was bräuchtest du ? '' Colin sah ihn fragend an, denn er konnte mit dieser Aussage nicht all zuviel anfangen. ,, Waffen'' sagte er verunsichert, ,,Waffen und Soldaten.''   Ganz genau, und umso besser wäre es doch, wenn man beides miteinander kombinieren könnte'',schloss Lucius die Erklärung. Auf Colins Gesicht zeichnete sich langsam aber sicher Verständnis ab.,, Du willst mir also sagen, dass Tajan vorhat, eine Armee zu erstellen? Er schafft sich eine Vampir- Armee aus Vaters Blut? Lucius trank einen Schluck Whiskey ehe er antwortete.,, Alexander ist nur der Anfang ,fürchte ich. '' Fakt ist, Tajan muss ihn gekannt haben. Ich glaube nicht , dass er durch bloßen Zufall, ausgerechnet Alex gewandelt hat. Da steckt mehr dahinter und das bringt mich zum Letzten Punkt. ,,Was hat er vor.''Das MIra keine Schlüsselrolle spielt und Darius Blut ,nicht nur Mittel zum Zweck ist, glaube ich nicht.'' Ich werde mich mit meinem Freund, in der Organisation in Verbindung setzen. Die Tatsach, dass der Rat es akzteptiert, dass er mich mit nötigen Informationen versorgt zeigt mir, dass sie sich selber nicht schlüssig sind, wie sie auf diese neue Bedrohung reagieren sollen.

 

Maric wälzte sich unruhig hin und her. Die Schweißtropfen auf seiner Stirn deuteten darauf hin, dass er schwer mit einem Alptraum zu kämpfen hatte. Mira hatte ihn über den Flur bis zu ihrem Schlafzimmer hin, schreien hören und war alarmiert aus dem Bett gesprungen und in ihren Hausmantel geschlüpft. Normalerweise mochte sie das Ding nicht ,aber es war ein Geschenk von Lilia. Nun stand sie vor Maric's Bett, unschlüssig wie sie reagieren sollte. Sie hatte solche Situatonen mit Darius durchlebt. Kurz nachdem er aus der Gefangenschaft der Wolcziaks befreit wurde, häuften sich solche Träume und dieser Zustand, zog sich beinahe ein Jahr hin. Immer wieder wachte er schweißgebadet, aus einem unruhigem Schlaf auf, nur um danach wieder in noch unruhigeren Schlaf zu fallen. Mira hatte neben ihm gewacht und nach Lilia rufen lassen wenn es ganz schlimm wurde. Darius und seine Frau, waren seit fast zwei Jahrhunderten liiert und standen sich sehr nahe. Sie stellte die zweite Hälfte seiner Seele und seines Herzens dar. Vampire, haben übrigens genauso eine Seele wie alle anderen Wesen auch. Es wäre also absoluter Schwachsinn zu glauben, Vampire wären einfach nur Untote , ohne die Fähigkeit zu lieben.Wenn man ihre Langlebigkeit berücksichtigt, käme einem das Leben ohne den passenden Partner doch recht einsam vor. Lilia war jedenfalls Darius's Seelenstern und vervollständigte ihn damit. Mit ihrer Hilfe gelang es Mira , ihn immer wieder zu beruhigen und für erholsamen Schlaf zu sorgen, bis die Alpträume schließlich aufhörten. Nun beobachtete sie Maric und fragte sich was wohl in ihm vorging. Sein Atem ging unregelmäßig und hastig, so als laufe er vor irgendetwas davon. Sanft griff sie nach seiner Hand um ihm zu zeigen, dass er nicht alleine war. Es dauerte tatsächlich nicht allzu lange, bis er wieder ruhiger atmete. Mira setzte sich neben ihn und strich ihm eine Haarsträhne aus der schweißnassen Stirn. Maric's Lider zuckten. Er träumt noch immer, dachte sie und betrachtete sein Seitenprofil. Er war unrassiert, was seinem Aussehen etwas abenteuerliches gab. Seine blonden Haare ringelten sich feucht auf den breiten Schultern. Er würde gut in die Werbung für einen Surfunterricht passen, fand Mira und erwischte sich dabei, sich vorszustellen,wie Maric in Badeshorts, mit dem Surfbrett unter dem Arm in die Brandung rannte. Der Sand auf seiner Haut, wurde von den Wellen abgewaschen und er lachte und winkte ihr zu. Ein leises Stöhnen, riss sie aus ihren Gedanken. Maric bewegte sich und erwiederte den Druck ihrer Hand. Noch öffnete er jedoch nicht die Augen. Es würde jedoch nicht mehr lange dauern bis er wach wurde also versuchte sie, jetzt da der Alptraum vorrüber war, ihre Hand aus seiner zu lösen. Dieses Unterfangen, stellte sich jedoch als schwieriger heraus als sie dachte. Maric gab ihre Hand nicht frei sondern drehte sich ohne sie loszulassen auf den Rücken. Dabei zog er sie ein Stück mit und beinahe, hätte sie das Gleichgewicht verloren. Nun stand sie über ihn geneigt, um Balance kämpfend, ihre linke Hand in seiner Rechten und kam ihm damit näher, als beabsichtigt. Nun war sie froh, dass sie noch schnell den Hausmantel übergeworfen hatte. Maric könnte auf, wer weiß was für Gedanken kommen wenn sie halbnackt über ihn gebeugt stand. Das war auch der Augenblick, in dem Maric die Augen aufschlug. Mira stand keinen halben Meter über ihn gebeugt und schaute ihm direkt ins Gesicht. Verwirrt schloss er die Augen gleich wieder um sie dann erneut zu öffnen. Wenn dass, das Ende seines Alptraums war, dann wollte er nicht wachwerden. Er hatte ihre Anwesenheit gespürt und nun war sie da, ihre Hand in seiner und...Moment, ihre Hand? Warum hielt er ihre Hand? Er sah sie lächeln und sein Herz, drohte für einen Augenblick auszusetzen. ,,Was ist passiert ?'' fragte er verwirrt.,, Du hast im Schlaf geschriehen, also hab ich nach dem Rechten gesehen. Ich hab dir die Hand gedrückt weil das, bei Darius auch immer geholfen hat, als er Alpträume hatte. Ich konnte ja nicht ahnen, dass du so eineinnehmendes Wesen hast, und sie nicht zurückgibst'' fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu. Jetzt erst wurde ihm bewusst dass Mira sich nicht freiwillig in dieser Position befand und gab, eine Entschuldigung murmelnd, ihre Hand frei. ,, Ich hatte einen Alptraum'', stellte er überflüssiger Weise klar. Tut mir leid wenn ich dich geweckt habe.'',, Ich hoffe du hast nicht von mir geträumt''. Mira grinste. ,, Doch das habe ich, aber erst ganz zum Schluss.'' Gab er ebenfalls grinsend zurück. Er hatte das Blitzen in ihren Augen, bei diesen Worten sehr wohl gesehen. ,, Aus dir wird noch ein zweiter Andrew'' ,schlug sie diesen Ball zu ihm zurück. ,,In 5 Minuten gibts was zu futtern, ich koche Kaffee. Komm runter wenn du soweit bist. '' Mira zog sich den dünnen Stoff des dunkelvioletten Mantels enger um die Schultern und stolzierte betont lässig zur Tür. Dann drehte sie sich noch einmal um lächelte ihn an und ließ ihn allein. Maric setzte sich auf. Kopfschüttelnd schwang er die Beine über den Bettrand und überließ sich einen Moment seinen Gedanken. Mira hatte ihn gerettet. Vor furchterregenden Bildern und vor Alex, der immer wieder in Marics Träumen auftauchte und ihn zu verfolgen schien. Erst als er Miras Präsenz spürte, verflog der Schrecken des Traumes und machte Frieden und Wärme, platz. Mit einen Seufzer, stand er schließlich auf. Offenbar war er gerade im Begriff, etwas fürchterlich dämliches zu tun und hoffte, dass dieses Gefühl der Zuneigung, zu Freundschaft wurde. Schon jetzt, war sie ihm zu wichtig, als daß er das jemals aufs Spiel gesetzt hätte. ,,Ich werde wohl langsam verrückt, dachte er und schob alles auf den Umstand, dass er ihr hier, so nahe wahr. Wie das Ganze, sich allerdings in Zukunft gestalten sollte, daran wollte er jetzt nicht denken. Maric ging ins Bad und stellte die Dusche an. Er brauchte einen freien Kopf und kaltes Wasser wirkte bekanntlich Wunder.

 

Unterdessen suchte Andrew nach seinem Bruder. Eigentlich hätte ihm klar sein müssen, dass er sich bei Colin aufhielt doch seine Gedanken kreisten um den Zwischenfall mit Alex. Tajan hatte von Anfang an gelogen. Ihm ging es damals nicht um die Rettung von Darius. Er hatte es einzig und allein auf das Blut abgesehen. Warum er nicht ihn, oder Colin entführt hatte, lag auf der Hand. Erst in einem bestimmten Alter entwickelten sich die Fähigkeiten eines Vampirs zu ihrer Vollendung und die Brüder waren einfach zu jung. Lilia's Blut kam nicht in Frage. Sie war zwar ebenfalls fürchterlich stark aber nur mit dem Blut eines männlichen Vampirs der alten Linie, konnten Menschen gewandelt werden. Und ließ man alles andere außer Betracht , kam man nur zu einem Ergebnis, was Tajan mit dem Blut seines Vaters vorhatte. Alex war erst der Anfang und weitere würden folgen. Wie Tajan auf Alexander Morris gestoßen war, blieb Andrew zunächst ein Rätsel. Nach seiner Zeit im Gefängnis, verlief seine Spur im Sand. Außerdem musste Tajan, Mira vorher bereits beobachtet haben. Schon zu ihrer Zeit als Mensch. Er musste es unbedingt herausfinden und dazu brauchte er Miras hilfe und den klugen weitsichtigen Rat seines Bruders. Wie auf ein geheimes Komando hin, hörte Er plötzlich eine Tür schlagen und die aufgeregten Stimmen von Lucius und Colin, die ihm entgegenkamen. Nun, er hätte es wie bereits gesagt, ahnen müssen. Als Colin seinen Bruder sah, steuerte er sofort auf ihn zu. ,, Lucius hat gerade mit seinem Informanten gesprochen. Wir wissen wo sich Vaters Blut befindet. Ich unterrichte Dad, und du kommst mit Mira im Schlepptau in einer halbe Stunde in die Bibliothek. Andrew's Antwort bestand nur aus einem knappen Nicken und schon war er aus der Tür. Es war jetzt 17.30, Mira sollte also bereits wach sein. Er schwang sich in seinen Alpha und fuhr los. Er hätte die kurze Strecke auch zu Fuß zurücklegen können aber es galt, so wenig Zeit wie möglich zu verlieren. Wenige Minuten später stand er vor Miras Tür und drückte die Klingel bis zum Anschlag durch. Mira sah erstaunt auf und lugte durch den Spion. Grinsend öffete sie schließlich die Tür und Andrew stürmte an ihr vorbei in die Küche, goß sich einen Kaffee ein und setzte sich zu Maric an den Tisch. ,, Gut dass ihr bereits wach seit. es gibt Neuigkeiten über den Verbleib von Vater Blut.'' Er machte eine beteutungsschwangere Pause, ehe er fortfuhr. ,, In 25 Minuten soll ich mit dir in der Bibliothek antanzen. Befehl vom Kleinen.'' Dabei grinste er zwar, doch Mira wusste nur zu gut, dass er die Sache sehr ernst nahm. ,, Versuch meine Zeit zu stoppen'', rief sie ihm zu, während sie die Treppen hoch rannte. ,,Und was ist mit dir? Kommst du mit oder willst du hier auf sie warten? Kann spät werden'' fügte er schmunzelnd hinzu. ,, Ich bin schon groß'', konterte Maric. Ich kann auch gut auf mich alleine aufpassen. Außerdem steh ich euch nur ungern im Weg und Mira, kann mir ja später die Einzelheiten erklären.'' Er musste ein wenig Abstand zu ihr gewinnen um wieder zu klaren Gedanken fähig zu sein. ,,Ganz wie du willst.'' Andrew musterte ihn nachdenklich. So wie Maric, Mira ansah wenn er sich unbeobachtet glaubte, musste sie dem Ärmsten ganz schön zusetzen. Ein klein wenig Mitleid hatte er schon, ließ es sich aber nicht anmerken. Sein ,,Schwesterlein'' war schon ein heißer Feger. Das einem Mann da ganz anders werden konnte, konnte er nachvollziehen. Ihm selbst, ging es mit Yumi Kasarugi vom Shimoto -Clan nicht unähnlich doch dass, war eine andere Geschichte. Außerdem war Yumi ein Vampir und er ebenfalls, was die Sache für ihn zwar nicht einfacher, aber objektiver machte. Maric hingegen, war Mira verfallen. Andrew sah es ganz deutlich und laß es ungeniert in seinen Gedanken. Auch wenn Maric selber sich das nicht eingestehen wollte, die Zuneigung zu Mira, trieb ihn an den Rand des Wahnsinns. Das konnte nur nach hinten losgehn. ,,Armes Schwein'', dachte er. Unterdessen war auch die Unruhestifterin wieder eingetroffen und nach ein paar kurzen Erläuterungen, brachen sie schließlich auf. Maric ließ sich aufs Sofa fallen und atmete erleichtert auf. Wenn Mira nachher zurückkam, würde er die Kontrolle über seine Gedanken hoffentlich wieder zurückerlangt haben.

Kapitel 6 : Schuld

Die Furcht ist das Feuer in dem Helden geschmiedet werden.

 

Amizaras Chronik

 

 

 

 

Wenn es um Wissen ging, war Lucius Kane der richtige Ansprechpartner. Seine natürliche Neugier, veranlasste ihn dazu, den Dingen immer auf den Grund zu gehen. Wenn es sich darum drehte, neues Wissen zu erwerben, besaß er die Fähigkeiten eines Schwammes.  Colin hatte schon des Öfteren davon profitieren dürfen, und jetzt stellte Lucius mit seiner Verbindung zu den Grauen, den Dreh und Angelpunkt des gesamten Universums für ihn dar. Seine  Einsicht in die Geschehnisse, ermöglichte es ihnen sich einen Plan zurechtzulegen um Tajan ein für alle Mal das Handwerk zu legen. Nachdem Mira und Andrew eingetroffen und auch Darius und Lilia zu ihnen gestoßen waren, unterbreitete Lucius, allen nun Anwesenden, was er in Erfahrung gebracht hatte. Tajan stand schon seit einiger Zeit unter der Beobachtung der Grauen. Soweit Lucius Informationen richtig waren, hielt er sich zur Zeit in Fukuoka auf. Die Stadt lag auf der Insel Kyúshú im westlichen Japan.  Außerdem enthielten die Informationen auch das mutmaßliche Versteck der Blutkonserven von Darius, welche sich ebenfalls in Japan befanden. Wenn sie diese in ihren Besitz bringen würden, könnten damit, Tajan's Pläne vereitelt werden. Die Empfehlung der Grauen bestand darin, den Shimoto-Caln zu informieren und ihnen offiziell einen Freundschaftsbesuch abzustatten. Darius war schließlich bekannt dafür, dass er überall auf der Welt freundschaftliche Bande pflegte. Dagegen war nichts einzuwenden, jedenfalls nicht, wenn es nach Andrew ging. Daher bot er freiwillig an , seinen Vater zu begleiten. Außer ihm, würden Mira und Maric zu Darius's Eskorte gehören. Colin zog es vor bei seiner Mutter zu bleiben, da er ohnehin selten zu hause war. Lucius blieb ebenfalls im Morgan Anwesen um sie von dort, aus mit Informationen zu versorgen. Nur Maric wusste noch nichts von seinem Glück. Mira würde es ihm später erklären und auch wenn er sich dagegen sträuben sollte , wie ein Hündchen mit auf Reisen genommen zu werden, dass er alleine zurückblieb kam für Mira nicht in Frage. Solange sie nicht wusste, wo sie Alex herumtrieb, war es für Maric an ihrer Seite, am sichersten. Sie besprachen die Einzelheiten bis tief in die Nacht hinein und als Mira schließlich zurück in ihr Zuhause kam, fand sie auf dem Sofa, einen tief schlafenden jungen Anwalt vor, der leise vor sich hinschnarchte. Mira beschloss ihn nicht aufzuwecken, sondern zauberte eine Decke aus dem Schrank im Flur. Als sie diese über ihn ausbreitete und fürsorglich feststeckte, damit sie nicht herunterfiel, berührte sie ihn aus Versehen. Maric kuschelte sich in die Decke und gab ein zufriedenes Knurren von sich. Morgen früh, ist noch ausreichend Zeit für Erklärungen, dachte Mira lächelnd und begab sich in Ihr Zimmer. Sie schloss leise dir Tür um Maric nicht zu wecken und setzte sich an ihren Laptop. Sie wollte so viel wie möglich über ihr Ziel in Erfahrung bringen, ehe sie abreisten. 

 

Ihr Ziel hieß also Fukuoka. Die einstige Samuraistadt lag an der Hakata-Bucht auf der Insel Kyushu und war mit 1,51 Millionen Einwohnern, eine der größten Städte Japans. Mira bedauerte, dass Colin sie dieses Mal nicht begleiten würde. Für den Künstler in ihm, wäre diese wunderschöne, alte Stadt, mit dem Óhori-Park mitten in ihrem Zentrum, eine Inspirationsquelle von ungeheurem Ausmaß. Bei Andrew, bezweifelte sie wohl zu Recht, dass er diese Schönheit zu würdigen wusste. Vielleicht konnte ihm ja Yumi die Augen dafür öffnen. Die bildschöne Japanerin mit der feinen weißen Narbe, hatte riesigen Eindruck bei Ihm hinterlassen und Mira war klar, dass Sie allein der Grund dafür war, dass Andrew sofort angeboten hatte seinen Vater zu begleiten. Schon bei Miras Beförderung hing Andrew pausenlos an den mandelförmigen braunen Augen unter den sanft geschwungenen schmalen Brauen fest und konnte senen Blick einfach nicht von ihnen wenden. Yumi verzauberte ihn, auch wenn sie an diesem Abend, außer höflicher Konversation, keinen einzigen Moment von ihm Notiz nahm. Nun, vielleicht konnte er ja das Eis diesmal zum Schmelzen bringen, was Mira jedoch zu bezweifeln wagte. Im Ohoripark befanden sich altehrwürdige Tempel und Schreine und Mira brannte darauf ihnen einen Besuch abzustatten. Vielleicht konnte sie ja Maric überzeugen , sie zu begleiten. Für Colin würde sie etwas mitbringen, dass ihn seine Entscheidung zu hause zu bleiben, nicht bedauern lassen würde und Maric, sollte ihr dabei helfen, das richtige Geschenk für ihn auszuwählen. Nachdem Mira sich noch über die allgemeine Lage und die Sehenswürdigkeiten belesen hatte, beschloss auch sie schlafen zu gehen. Draußen kündigten die ersten Vögel, bereits den neuen Tag an während die Nachtvögel den Kopf unter die Flügel schoben. Es wurde langsam, ebenfalls Zeit sich auszuruhen. Maric würde bald wieder aufstehen und so schlecht war das gar nicht. Zur Abwechslung ,konnte ruhig mal jemand anderes das ,,Frühstück'' machen. Mira schlich noch mal schnell die Treppen herunter und überprüfte die Türen und Fenster. Dann legte sie Maric einen Zettel auf den Tisch.Wenn er morgen früh erwachte, würde er ihr finden und den Kaffee hoffentlich nicht zu stark kochen.

 

Dunkelheit umgab sie wie eine zweite Haut. Nur ihr geschärfter Vampirsinn der es ihr erlaubte, die Orientierung nicht zu verlieren, führte sie sicher an ihr Ziel. Die hohen Mauern die sie umgaben, glichen sich wie ein Ei dem anderen. Grobe Steinbögen markierten den nächsten Gang und es kam ihr so vor, als würde sie schon seit Stunden durch diese verflixte Burg laufen. Wenn sich wenigstens jemand die Mühe gemacht hätte, die Fackeln in den eisernen Halterungen zu entzünden, käme ihr das ganze Gerenne, wenigstens nicht so monoton vor. Wie auf ein geheimes Komando flackerten diese plötzlich auf und streichelten die Mauern mit rötlichem Schein. Mira bewegte sich in die Richtung, in der sie den Ausgang aus diesem Labyrint vermutete und sollte Recht behalten. Keine zwei Minuten später stand sie vor einer schweren Holztür die sich zu ihrem Erstaunen sogar öffnen ließ. Der sich dahinter befindende Saal, war zur Hälfte eingestürzt und fahles Mondlicht, übergoss die Überreste der Mauern mit silbrigen Licht. Sie kletterte über eine davon ins Freie und sah die Burganlage zum ersten mal von außen. Gigantische Türme, mussten sie einst sehr eindrucksvoll gemacht haben. Auch wenn sich ihre Größe nur noch erahnen ließ, so konnte sich Mira doch nicht ganz, dem Eindruck erwehren, dass sie einst, jedem Angriff standgehalten haben musste. Nur die Zeit, war letzten Endes in der Lage, etwas so Riesiges, irgendwann zu vernichten. Von weitem hörte sie jemanden ihren Namen rufen. Sie sah in die Richtung aus der die Stimme kam und sah am Waldrand ihren Vater stehn. Er winkte ihr zu und Mira setzte sich in Bewegung. Je mehr sie sich ihm näherte, umso weiter entfernte er sich. Nur der Waldrand blieb wo er war. Mira rannte jetzt und hoffte ihren Vater so einzuholen. Sie rief nach ihm, doch er blieb ihr die Antwort schuldig. Mira fluchte und blieb stehn. Als sie sich nach der Burgruine umdrehte, war diese ebenfalls verschwunden und sie, stand vor einem modernen Bau mit Fassaden aus Beton, Stahl und Glas und über der Tür leuchtet in Blauen Neonröhrenbuchstaben ,,Sankt Anne's Hospital''

 

.Ein Taxi bremste mit quietschenden Reifen, direkt vor ihrer Nase und Carl Fletscher sprang heraus. Er riss die Hintere Tür auf und rief, die vor der Tür des Hospitals stehenden Sanitäter zur Hilfe. Eine Sekunde später musste sie mit ansehen,wie sie eine halb tote junge Frau auf die Bahre legten,die ihr Gesicht trug und über und über mit Blut beschmiert war. Eine hässliche Wunde prangte an ihrem Hinterkopf und ihre Lider flatterten unruhig. Mira lief den Sanitätern und Carl nach und wurde beinahe von Darius über den Haufen gerannt welcher plötzlich im Flur des Hospitals aufgetaucht war und in das Zimmer stürzte in welches man sie gebracht hatte. Sie sah,wie er kurz mit der Ärztin redete und diese die Sanitäter aus dem Zimmer scheuchte. Darius redete auf sie ein und hielt ihr schließlich eine kleine Ampulle mit dunkelroter Flüssigkeit an den Mund. Staunend sah sie zu wie sich die Wunde an ihrem Hinterkopf langsam schloss, nachdem die Äztin die Kugel entfernt hatte.

Dann änderte sich die Szene wieder und Mira befand sich in einem Park. Auf der Bank vor ihr, saß ein Mann. Er hatte ihr den Rücken zugedreht doch instinktiv wusste sie, um wen es sich dabei handelte.Es war kalt und Sie zog röstelnd die Schultern zusammen. Unter der Laterne die ein Stück weiter hinten am Weg stand, tauchte eine Person auf, die sich beim näherkommen als Tajan heraus stellte. Die hellen grünen Augen wirkten hochkonzentriert als er sich dem Mann auf der Bank näherte. Er setzte sich daneben und die beiden vertieften sich in einem Gespräch. Auch wenn Mira nicht verstand um was es sich handelte, wusste sie doch trotzdem irgendwie, um was es dabei ging, so wie sie wusste, dass es Alex war, der dort gewartet hatte. Schließlich hielt Tajan, Alex eine kleine Flasche hin welche dieser, ohne zu zögern an die Lippen setzte. Er leerte sie und begann unkontrolliert zu zittern. Ruckartig stand er auf und kam nun, ein Paar Schritte auf Mira zu. Schaum trat ihm vor den Mund und seine Pupillen verdrehten sich nach hinten so dass man nur noch das weiße sah. Vor ihren Füßen brach er zusammen und starrte aus weit aufgerissenen Augen zu ihr hoch. Mira schauderte bei diesem Anblick , wusste sie doch, was jetzt folgte. Alexanders Augen schlossen sich und seine Atemung wurde ruhig und gleichmäßig. Tajan kniete neben ihm und als Alex die Augen kurz darauf öffnete, waren sie klar und blau, so wie sie es kannte. Nur der Ausdruck darin hatte sich verändert. Vermochte Alex sie früher mit seinem Unschuldsblick zu täuschen , so sah sie jetzt das Raubtierhafte Lauern in ihnen. Tajan stand auf, reichte Alexander die Hand und half ihm auf die Beine. So war das also passiert. jetzt wo Mira es mit eigenen Augen gesehen hatte, verschwanden auch die letzten leisen Zweifel an Tajans Schuld.

Die Szene wechselte erneut und dieses Mal musste sie mit ansehen, wie Alexander, Darius hinterrücks betäubte. Er bestach einen Kellner der Darius's bestelltem Essen eine weitere Zutat hinzufügte , die den Fürsten benommen machte. Als er sich schließlich bei seinen Geschäftspartnern entschuldigte und draußen vor dem Restaurant ein Taxi bestellte, saß niemand anderes als Tajan am Steuer.Mira durchlebte danach noch einmal, die spätere Suche in den Katakomben, ehe sie plötzlich und ruckartig aus ihrem seltsamen Traum aufwachte.

Sie war hellwach und fand sich für den Bruchteil einer Sekunde nicht zurecht. Alles war so bedrückend und real erschienen und von einer Sekunde auf die andere, befand sie sich plötzlich in ihrem Haus, in ihrem Bett und wunderte sich über die Klarheit dieses Erlebnisses. Tajan...sie war dabei, hatte es gesehen, doch was bedeutete das? Wie konnte sie von Geschehnissen Kenntnis haben ,bei denen sie nie anwesend war? Die Tatsache dass sie es dennoch wusste, verwirrte sie und sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Sie musste eine ganze Weile in Gedanken versunken auf ihren Bett gesessen haben, denn sie hörte Marics Klopfen erst nach dessen dritten Versuch. Als sie die Tür öffnete war ihr die Verwirrung noch deutlich ins Gesicht geschrieben , was sie unschwer an Marics besorgtem Augenausdruck entnehmen konnte.

Um ihm diese Sorge zu nehmen ,brachte sie sogar ein Lächeln zustande wärend sie ihm, einem guten Morgen wünschte. Maric ließ sich sicher nicht so leicht täuschen aber um mit ihm darüber reden zu können, musste sie zunächst einmal sich selbst erklären, was mit ihr geschehen war. Dazu brauchte sie einen klaren Kopf und kaltes Wasser. Ein Kaffee wäre sicher auch hilfreich und so bat sie ihn, unten auf sie zu warten und ihr schon mal eine Tasse davon bereitzustellen. Sie steuerte aufs Badezimmer zu und ließ den verdutzten Maric einfach an der Tür stehen. Als sie schließlich unter der Dusche stand und den Hebel für das kalte Wasser umlegte, schnappte sie nach Luft als der eiskalte Strahl sie traf, doch dann trat die gewünschte Wirkung ein und vertrieb die Verwirrung. Auch für ihre seltsamen Träume, musste es eine Erklärung geben. Sie würde später mit Darius darüber reden. Vielleicht gelang es ja ihm, etwas Licht in diese Geschichte zu bringen. Alles hatte einen Grund , eine Ursache warum es geschah, und auch dieser Fall, bildete da keine Ausnahme. Mira war sich relativ sicher, dass die Lösung für dieses Rätsel, gar nicht so weit entfernt war, wie sie es vor einpaar Minuten noch glaubte. Sie stellte das Wasser ab, griff nach dem Handtuch und rubbelte sich trocken bis ihre Haut einen rosigen Schimmer bekam. Jetzt fehlte nur noch der Kaffee und anschließend, würde sie es mit jeder Herausforderung aufnehmen. Keine Minute später stand sie fix und fertig angezogen vor dem Spiegel. Heute trug sie ausnahmsweise mal gar nichts Violettes. Ausgewaschene Bluejeans und ein weißes ärmelloses Shirt, mit kleinem Stehkragen, auf dem winzige Lilien gestickt waren, prägten heute ihr Erscheinungsbild. Dazu hatte sie ihre Haare nun zum Zopf geflochten und lief zufrieden mit dem Ergebnis,mit nackten Füßen die Treppen hinunter ins Esszimmer, wo Maric bereits mit dem Kaffee auf sie wartete. Sie hatte sich entschieden, ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Es tat gut, dass da plötzlich jemand war,mit dem man reden konnte, wenn einem danach zumute war, ohne dazu erst das Haus verlassen zu müssen oder sich ans Telefon zu hängen.Maric stellte sich als geduldiger Zuhörer heraus und unterbrach sie nich ein einziges Mal. Zu ihrer Verblüffung, hatte er sogar eine Erklärung dafür, die mit seiner Schilderung über das, was er vermutete, zunehmend plausibel für sie klang.

 

Jeder Vampir hatte seine Stärken und vielleicht war es Miras Stärke, sich gedanklich in Situationen zu versetzen die bereits geschehen waren, um so sehen zu können, was sich tatsächlich zugetragen hatte. Das Wissen um den Verrat durch Tajan machte es nicht wirklich leichter, aber es war, wenn man es richtig herum betrachtete, auch kein wirklicher Verrat. Tajan hatte die Freundschaft zu Andrew und ihr nur geheuchelt und dass er der Erschaffer von Alex's jetziger Form war, machte es auch nicht leichter, sich diesen Umstand einzugestehen. Praktisch war diese Fähigkeit jedoch auf jeden Fall. Noch praktischer wäre es natürlich, wenn sie zukünftige Ereignisse sehen könnte, aber man konnte schließlich nicht alles haben. Sollte sich Marics Theorie als richtig erweisen, würde das von Vorteil sein. Auch rückwirkend betrachtet, wusste sie am Ende die Wahrheit. Nur die Umstände waren alles andere als angenehm. Wer hatte schon gerne Alpträume. Mit der Zeit, könnte sie diese vielleicht kontrollieren, das käme auf den Versuch an. Sie wollte Darius darüber informieren doch das, musste zunächst noch etwas warten. Aktuell gab es da zuerst noch eine andere Sache, die erledigt werden mussten.

,, Warst du schon mal in Japan? Dort soll es um diese Jahreszeit sehr schön sein.'' Mira stellte diese Frage fast beiläufig und sah Maric dabei so unschuldig an, dass dieser ihr die Nummer beinahe geglaubt hätte. ,,Warum willst du das wissen?'', fragte er argwöhnisch, ,,Willst du mich entführen und Lösegeld einfordern?'' Natürlich war ihm klar, dass er Stuss redete, aber er sah ihr an der Nasenspitze an, dass diese Frage nur der Anfang war. ;, Grinsend schüttelte sie den Kopf, aber aus ihrem Mund kam,, so ähnlich, nur das mit dem Lösegeld lassen wir weg.'' Damit brachte sie ihn aus der Fassung, jedoch gelang es ihm sich nichts anmerken zu lassen. Er erwiederte das Grinsen und fragte erneut,, Warum willst du das wissen? Hast du eine Bank überfallen und musst nun eilig das Land verlassen?'' Ich werde dir solange weiter blöde Fragen stellen , bis du mir erzälst, wie du ausgerechnet jetzt auf Japan kommst.,,Schon gut'', erklärte sie lachend, ,,Ich rede ja. Tajan hält sich, laut Lucius's Informant bei den Grauen, in Japan auf. Wir statten dem Shimoto-Clan einen Besuch ab. Sie sind nicht nur sehr einflussreich, sondern auch alte Freunde von Darius. ,, Mit wir, meinst du...? ,,Darius, Andrew , mich und selbstverständlich dich.'' Maric sah sie ungläubig an. ,,Ich soll schon wieder in ein Flugzeug steigen? Mira, du weißt ich mag dich aber du verlangst zuviel von mir. Ich halte einen Flug zwar aus, aber der feste Boden unter den Füßen, ist mir definitiv lieber. '' Mira hatte doch tatsächlich, Maric's Flugangst vergessen.,,Tut mir wirklich leid, aber ich kann nicht riskieren, dich hier allein zurück zu lassen. Wir wissen nicht, ob Alex sich ebenfalls in Japan befindet.'' ,, Du machst dir also Sorgen um meine Sicherheit? Was kann Alex mir den schlimmsten Falls schon antun? Mich töten? '' Das sollte ein Scherz sein, doch Miras Gesichtsausdruck sprach Bände. ,, ,,Leider gehe ich tatsächlich davon aus. er weiß das du zu uns gehörst und er weiß ebenfalls,das du ein Mensch bist. Da Alex geschworen hat mich nicht gehen zu lassen, wird er mit Vergnügen dein Henker sein. Er duldet keine Konkurenz aber er ist auch ein Feigling und sucht sich das schwächste Glied aus der Kette. Und das...,'' ,,...bin nunmal ich'' beendete Maric ihren Satz. Mira hatte Recht. Er wusste das, aber der Gedanke an ihre Aussage, behagte ihm ganz und gar nicht. Das Schwächste Glied in der Kette...hervorragend...!!! Sie redete nie um den heißen Brei sondern brachte klar und deutlich zum Ausdruck was sie dachte. Eine beneidenswerte Eigenschaft, wenn auch keine, die man leicht verkraftete wenn man die Wahrheit nicht wissen wollte. Er würde wohl oder übel damit leben müssen. Seinen Stolz bekäme das Ganze vielleicht weniger gut doch den, konnte er für eine Weile herunterschlucken. Maric hing an seinem Leben und durch Mira hatte es erst richtigen Sinn bekommen. Es wäre Blödsinn, es aufs Spiel zu setzen nur weil seinem Ego nicht gefiel, was es hörte. Mira sah den Kampf hinter seiner Stirn, auch ohne dass sie seine Gedanken lesen musste. Insgeheim lächelte sie. . Nach den paar Wochen die sie sich kannten, kam es ihr vor als wäre er immer schon dagewesen. Wenn ihm etwas geschehen würde , könnte sie niemals damit leben. Dass ihr dieser Gedanke, nicht nur aus bloßem Pflichtgefühl kam, darüber dachte sie lieber nicht nach. Schließlich willigte Maric ein, sie zu begleiten aber die heitere Stimmung war bedauerlicher Weise verflogen. Schweigend tranken sie ihren Kaffee und als das Telefon klingelte, kam es einer Erlösung gleich. Beinahe fluchtartig verließ sie den Tisch und nahm den Höhrer ab. Als sie zu Maric zurück kehrte sah dieser sofort das etwas nicht stimmte. Alarmiert, sprang er von seinem Platz auf. ,, Ich muß sofort rüber zu den Morgans. Sie haben Alexander ...'' ,, Ich werde dich begleiten'' Marics Gesichtsausdruck ,ließ keine Wiederrede zu. Mira nickte nur knapp.,, In Ordnung, du fährst '' sie warf ihm die Schlüssel zu und keine Minute später preschte Miras mitternachtsblauer Jaguar aus der Auffahrt.

Lucius stand vor der Tür des Anwesen und telefonierte. Die Organisation musste von den Geschehnissen erfahren. Denn auch, wenn Alexander noch 1000 weitere Male beteuerte, keine Ahnung zu haben, gaubte er ihm kein Wort. Nachdenklich fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. Dieser arrogante Blödmann, hatte doch tatsächlich versucht in das Zimmer einzusteigen, in dem er Mira vermutete. Offenbar befand sich Tajan also tatsächlich in Japan, sonst hätte es dieser Idiot hier, vielleicht bei Mira zu hause versucht. Diese Wissenslücke, war ihm nun teuer zu stehen gekommen. Lucius, der zu diesem Zeitpunkt noch mit Recherchen über Fukuoka beschäftigt war, hatte ihn den Überraschungsmoment nutzend ,mit einem gezielten linken Haken ins Reich der Träume geschickt. Er hatte ihn gefesselt und später als Alex wieder aufwachte, auch noch geknebelt. Das unflätige Gefluche konnte sich schließlich niemand anhören. Nun saß dieser, unten im Keller, umgeben von Staub und alten Möbeln, gefesselt auf einem Stuhl und bedauerte sehr wahrscheinlich seinen fatalen Irrtum. Lucius hätte zugern gewusst, was Alex jetzt für Gedanken durch den Kopf gingen. Denn anstatt Mira zu überraschen, hatte er jetzt vermutlich üble Kopfschmerzen und seine ganze Arroganz, nützte ihm überhaupt nichts. als Lucius, Mira und Maric durch die Einfahrt donnern sah, hob er grüßend die Hand und wartete, dass der Jaguar neben der Treppe zum stehen kam. ,,Willst du gleich zu ihm oder hat das Zeit'' , fragte er schmunzelnd. ,, Für deine Erzählungen, habe ich immer Zeit'', antwortete sie.,, Ich glaube kaum dass er mir jetzt wegläuft.'' ,,Dazu dürfte er wohl kaum in der Lage sein.''Sinnierte Lucius. ,,Andrew hat ihn so festgezurrt, dass es ihm schwerfallen wird, auch nur zu husten. Er könnte einem beinahe leid tun. '' Miras Blick war zu entnehmen , wieviel sie von Mitleid , für Alexander hielt. Frustration, gepaart mit echter Genervtheit. Keine wirklich gute Basis für Alex.

 

 

Berichterstattung glich bei Lucius einem Lesevotrag aus einer anderen Welt. Man konnte sich lebhaft ,in bunten Bidern vorstellen was er erzählte und in seiner Stimme lag eine so gewaltige Suggestionskraft, das man ihm sogar eine Behauptung geglaubt hätte, in der es darum ging, dass die Erde eine gewaltige Disc und die Kreaturen darauf, ledigich Daten seien. Als er damit fertig war, hatte sogar Mira eine Spur Mitleid. Außerdem hatte Lucius seine Recherchen zu Fukuoka abgeschlossen und Mira kannte nun alle wichtigen Details, inclusive der Sehenswürdigkeiten die, die Insel zu bieten hatte. Es würde eine angenehme Reise sein, da war sie sich sicher. Was jedoch in Japan auf sie zukommen würde und wieviel davon positiv war oder aber auch Ärger bedeutete , wollte sie sich jetzt lieber noch nicht ausmalen. Nun wurde es Zeit, nach dem Gefangenen zu sehen. Auf dem Weg in den Keller sammelte sie ihre Gedanken, um Alex so wenig mentale Angriffsfläche wie nur irgend möglich zu bieten. Darius und Andrew erwarteten sie bereits und letzterem schien es ein diabolisches Vergnügen zu bereiten Alex zu piesacken. Dieser bot einen unglücklichen Anblick ,jedenfalls so lange , bis er Miras Anwesenheit bemerkte. Sofort kehrte seine ekelhafte Arroganz zurück. Eine Eigenschaft, die Mira im Lauf der Jahre mit ihm, hassen gelernt hatte. Darauf war sie jedoch vorbereitet. Gelassen näherte sie sich dem Stuhl. Auf einen Blick von ihr, befreite Andrew ihn von seinem Knebel. Alex sagte kein Wort sondern funkelte sie giftig an. Mira konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. An Darius gewandt fragte sie, ,, habt ihr bisher irgendetwas nützliches aus ihm rausholen können? '' Dieser verneinte ledigich mit einem Kopfschütteln, dafür meldete sich Andrew zu Wort. ,, Dein Freund hat eine Wortwahl, davon werde selbst ich noch rot. Hast du gewusst dass er in 4 Sprachen fluchen kann? '' Das war Mira neu, der Alex von damals, hatte gerade mal gebrochenes italienisch auf Lager. Seine Lernfähigkeit, oder bei ihm wohl eher zutreffend, Lernbereitschaft, schien durch seine Wandlung enorm gewachsen zu sein. Ein Umstand den sie sich merken würde. ,,Was machen wir jetzt mit ihm ?'' Die Frage richtete sich mental an Darius. ,,Ich habe absolut keine Ahnung'' , gab er ebenso mental zurück. ,, Hierbleiben kann er nicht, das wäre zu riskant. Colin und Lucius bleiben zwar hier, aber ich will ihn lieber weit weg von unserem Zuhause wissen. immerhin ist er Tajans Handlanger''. Mira wusste dass Darius Recht hatte. Es spielte keine Rolle, dass Alex gefesselt und geknebelt war, er war trotzdem eine Bedrohung. Sie wussten weder , was für Fähigkeiten er hatte, noch brauchte er in dem Anwesen mehr zu kennen als Miras ehemaliges Zimmer und den Keller. 

 

,, Dein Einbruchversuch war wohl nicht so gut überlegt ? Was hast du denn zu finden gehofft? '' ging Mira schließlich in die Offensive. Alex starrte stur geradeaus. Andrews Augen funkelten amüsiert. Er kannte Mira und wusste demzufolge auch, dass sie das, was sie gerade tat, genoss. ,,Dein Informant hat dich offenbar nicht ausreichend informiert und richtig, schon gar nicht. Ich hoffe Lucius hat nicht zu fest zugeschlagen'' fügte sie mit einem belustigten Blick in Alexanders sauer verkniffenes Gesicht hinzu. Sie wusste nur zu gut, wie gedemüdigt er sich deshalb fühlte. Alleine das Wissen um sein Übersteigertes Ego, reizte sie zu mit beinahe diabolischer Schadenfreude, zu dieser Wortwahl.Seine Reakation, bestand aus einem wütenden Blick in ihre Richtung. ,, Wie fühlt man sich, wenn man versagt?' setzte sie nach. Alexander sah ihr nun direkt in die Augen. ,,Mein Fehler'' gab er zu, ,, Ich hätte besser recherchieren sollen. Dann würdest du jetzt allerdings nicht vor mir stehen und mich bewusst provozieren. spar dir den Versuch , Liebes...Ich werde euch nichts erzählen. '' Ein Grinsen huschte über sein Gesicht doch als er merkte, dass Mira nicht darauf reagierte, verschwand es genauso schnell wieder. Andrew versuchte in seinen Gedanken zu lesen, fand jedoch , außer dem was Alex auch nach außen hin zeigte, nichts von Bedeutung. Maric musterte ihn kühl . Hier in der Neonbeleuchtung des Kellers wirkte Alex weniger bedrohlich auf ihn. Er verspürte ihm gegenüber zwar keine Angt aber ein leichtes Gefühl des Unbehagens machte sich dennoch in seinen Eingeweiden breit. Aexander , der den Blick bemerkte , zeigte überheblich lächelnd seine Reißzähne. Maric wandte seinen Blick nicht ab. Er wollte Aexander nicht den Gefallen tun und sich eingeschüchtert zeigen. Mira bemerkte das und musste unwillkürlich wieder an die Gefahr denken die Alex für Maric bedeutete und stärkte seinen Willen mit einer geistigen Umarmung. Sie spürte wie er sich entspannte doch dummerweise bemerkte diesen Umstand auch Alex. Sein Lächeln verschwand und machte purer Mordlust platz. Diese Veränderung wurde von allen Anwesenden registriert und Darius reagierte als erster darauf und griff Alexander mental an. Dieser war viel zu sehr damit beschäftigt , Maric mit bösartigen Blicken zu attackieren. Darius Angriff, traf ihn daher mit ungebremster Wucht. Sein Kopf flog nach hinten und seine Augen verdrehten sich . Schaum trat auf seine Lippen und er fing an unkontrolliert zu zucken. Dann wurde er bewusstlos. Mit einem grimmigen Ausdruck in den Augen ließ Darius seinen Geist wieder los. Ihn selbst hatte das keine große Anstrengung gekostet und Alex hatte vemutlich das erste Mal in seinem Leben gespürt, wenn er jemand wirklich mächtigen ausgeliefert war. Das dürfte seinem Ego einen empfindlichen Stich versetzt haben. Er konnte einem fast leid tun wie er dort auf seinem Stuhl hing, aber eben nur fast. Auch bei diesem erbarmungswürdigen Anblick, vergaß niemand, was für ein unangenehmer Zeitgenosse er war.
Nachdem seine Fesseln von Darius nochmal überprüft worden waren, versammelte sich die Familie in der Bibliothek. Gespannt hingen alle Anwesenden mit den Augen an Darius Lippen. Dieser ließ sich nicht lange bitten und erzählte was er herausgefunden hatte. ,, Wie wir bereits wissen hat Tajan, Alex zum Vampir gemacht. Er brauchte einen Handlanger, einen Spion und da Alexander dich kennt,... er sah Mira kurz an,... und auch Tajan deine Bekanntschaft gemacht hat, erschien es ihm sinnvoll Alex damit zu beauftragen dich zu überwachen. Er hat allerdings nicht damit gerechnet, dass Alex dir noch immer nachtrauert.'' Mira hob fragend eine Augenbraue. ,, Ja mein Kind , so seltsam das auch klingen mag. Alex trauert dir tatsächlich nach. Ich habe sein Bedauern gespürt. Es tut ihm leid was er dir damals angetan hat, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann woher ein Egomane wie er, echte Reue nimmt, dieses Gefühl ist echt.'' Das hat diesen Idioten auch dazu veranlasst, sich Tajans Befehl dich nur von weitem zu beschatten, zu wiedersetzen. Er hatte vor dich zu betäuben und zu kidnappen. Er hat seinen geheimen Unterschlupf in New Orleans. Nichtmal Tajan scheint zu wissen was tatsächlich in Alexanders Kopf vorgeht. Alex handelt offenbar vollkommen impulsiv . '' Mira schüttelte den Kopf. ,, Ganz so abwegig erscheint mir das nicht '', sagte sie. ,,Alex war immer schon sehr impulsiv. Schon damals war er schwer zu berechnen und seine Handlungen , wie die Kugel die er mir verpasst hat, waren alles andere als vorhersehbar. Mich zu entführen hätte ihm nichts, außer der nächsten Tracht Prügel eingebracht.'' Andrew grinste hämisch. ,,Offenbar ist der Typ nicht nur ein ausgemachtes Arschloch, sondern auch noch Masochist. So wie du in London mit dem umgesprungen bist, wundert es mich, dass er sich überhaupt wieder in deine Nähe getraut hat.'' Mira grinste ebenfalls. Maric der sich bisher rausgehalten hatte, ergriff nun ebenfalls das Wort. ,, Mira hatte letzte Nacht einen Alptraum''. ,, sie sah Alex Verwandlung, sich selbst nach dem Schuss und ihre Entführung, Darius. '' Damit gab er Mira die Gelegenheit den Anwesenden von den seltsamen Traumbildern zu erzählen.Lucius hörte ihr aufmerksam zu und murmelte ,, interressant''. Anschließend bestätigte er ihr, nochmal Marics Theorie. ,,Es ist eine deiner Fähigkeiten. Mit der Zeit lernst du, sie gezielt zu kontrollieren. Fumiko Tsurugi, die Tante von Andrews Traumfrau Yumi, kann dir bei der Bewältigung dieser Kontrolle zu helfen. Sie ist bekannt für diese Fähigkeiten. Der Japanaufenthalt kommt daher gelegen.Ich werde mich gleich mit der Oranisation in Verbindung setzen. Ich schlage vor, wir überlassen Alexander einfach ihren Händen. Mir ist wohler dabei, wenn er dort in Sicherheitsverwahrung bleibt bis ihr von Japan zurück seid. ,, Das ist eine gute Idee''. Darius nickte zustimmend. Vielleicht gelingt es ihnen ja, noch ein paar mehr Informationen aus ihm heraus zu kriegen. An Maric gewandt fuhr er fort, ,, Würdest du uns trotzdem begleiten? Ich glaube, dass sich Mira wohler fühlen wird wenn du mit uns kommst. '' Maric warf Ihr einen vielsagenden Blick zu , den Mira mit einem spitzbübischen Schmunzeln quittierte. Seiner Flugangst zum Trotz stieg er erneut in ein Flugzeug, ihretwegen und sie wusste schon jetzt, dass sie dies noch zu spüren bekommen würde. Fürs erste jedoch war Alexanders Transport von Vorrang. Lucius hatte sich schon wieder ans Telefon gehängt und alles mit seinem Informanten besprochen. In einer Stunde würde man Alex abholen und nach Schottland bringen. Die Organisation hatte überall auf der Welt ihre Beobachtungsposten. So war es ihnen möglich , geziehlt und schnell zu agieren wenn es die Situation erforderte. In den Highlands von Schottland , befand sich in der Nähe vom Loch Eriboll , einem 2-3km breitem Meeresarm in der schottischen Grafschaft Sutherland, eine der geheimen Basen. Gut getarnt im Fels unter demTigh na Fiarnain, jenem altatlandischen Rundhaus welches auf den Hügeln der westlichen Küste Schottlands thront. Natürlich hatte Mira und auch der Rest der Familie keinerlei Kenntnis davon. Ein paar Sachen , behielt Lucius geflissentlich für sich.
24 Stunden vor dem Flug. Alex war wie geplant abgeholt worden ,ohne dass Mira ihm den Gefallen getan hätte , ihn nochmal mit ihrer Anwesenheit zu beehren und die Reisevorbereitungen waren im vollen Gange. Maric manövrierte seine Reisetasche in den Jeep. Miras Jaguar stand noch immer vor der Treppe von Darius Anwesen. Da sie dort ebenfalls noch Kleiderschränke voller Klamotten besaß musste sie nicht zuhause packen. Bei ihm sah das anders aus. Also stieg er in seinen Jeep, lehnte Miras Vorschlag ihn zu begleiten, jedoch ab. Er brauchte ein wenig Zeit für sich. Von Alexander ging keine Gefahr mehr aus, also ließ sie ihn alleine losziehen. Nun belud er den Jeep mit allem was er benötigte und ging ein letztes Mal ins Haus um zu prüfen ob er nichts vergessen hatte. Dabei kreisten seine Gedanken um Mira. Er wusste nicht wie die Geschichte weitergehen sollte. Sie der Vampir und er der Anwalt. Sie, die unglaublich langsam alterte, über besondere Stärke verfügte und er, der Anwalt...klar er hatte auf seinem Gebiet was drauf aber es würde vermutlich nie reichen. Es war hoffnungslos. Maric wusste, dass sie ihn mochte doch auf mehr wollte er nicht vertrauen. Er war so sehr in Gedanken versunken, dass er den Schatten nicht wahrnahm , der am Fenster vorbei huschte. Er überprüfte die Alarmanlage und schaltete sie ein. Als er die Tür hinter sich abschloss und zu seinem Wagen ging, bemerkte er nicht, dass er verfolgt wurde. Er startete den Jeep, und fuhr auf die Straße. Ein paar Straßen weiter wartete Mira auf ihn und morgen der vermalledeite Flug nach Japan. Maric fuhr die Auffahrt zur Morganvilla hoch und parkte neben Miras Jaguar. Er fand sie in der Küche, wo sie nachdenklich in eine Tasse Kaffee starrte. Sie hatte ihn noch nicht bemerkt denn irgendetwas schien sie zu beschäftigen. Erst als er direkt neben ihr stand, sah sie auf und ihre Augen verrieten ihm die Freude darüber ihn wohlbehalten zu sehn. ,, Du musst dir keine Gedanken machen. Ich war auch schon alleine auf der Straße, ehe ich dich kennengelernt habe. '' Mira sah ihn schräg von unten an...,, das ist es nicht. Ich mag dich und ich will dich nicht wieder verlieren.'' Da war sie wieder, ihre umwerfende Ehrlichkeit. Maric stand da mit offenen Mund und starrte sie sprachlos an. also sprach sie weiter.,, In der Nacht in der du Alpträume hattest, du sahst so verletzlich aus , deine nassgeschwitzten Haare, die feinen Schweißtropfen auf deiner Stirn...ich hatte in diesem Moment das Bedürfnis, dich immer zu beschützen. Ich würde es nicht ertragen wenn dir irgendetwas zustößt...''Ich kann es mir selber nicht erklären denn wir kennen uns noch nicht lange aber ich will dich, an meiner Seite haben. ''Maric rang nach Worten. er hatte mit allem gerechnet,aber nicht mit so einem Geständnis. Als er schwieg , schob ihm Mira eine Tasse über den Tisch. Sie goß Kaffee ein und setzte sich ihm gegenüber. ,, Geschockt? , dann weißt du wie es mir ging als ich zu dieser Erkennnis kam.'' Sie lächelte ,,So, und nun entspann dich wieder. '' Maric hatte seine Fassung wiedererlangt. Er nahm einen Schluck Kaffee und setzte seine Anwaltsmine auf. Innerlich jedoch, schmolz er. Vielleicht wäre es klüger darüber nachzudenken ,wo das Ganze enden würde, denn das es mal enden musste stand außer Frage. Doch im Augenblick,war das bedeutungslos. Worte waren bedeutungslos .Wenn seine Vernunft gegen dieses überwältigende Gefühl der Wärme, welches ihn im Augenblick durchflutete, ankämpfen würde, hätte sie bereits verloren. Er sah in Miras Augen, dass sie jedes Wort auch so meinte und gar keine Antwort von ihm erwartete . Sie wusste auch so, wie es in ihm aussah. Offenbar wusste das auch Andrew, der mit einem Blick die Situation erfasste als er die Küche betrat. Sein gönnerhafter Blick in Richtung Maric, sprach Bände. Inzwischen hatten alle ihre Reisevorbereitungen abgeschlossen. ,,Colin und Lucius hocken in Dads Büro'', erklärte er ohne Umschweife. ,, Lucius hat mit seinem Freund bei den Grauen telefoniert. So wie es scheint, werden wir eine angenehme Zeit in Japan haben. Tajan befindet sich zwar vermutlich tatsächlich dort ,aber wenn wir ihn erwischen , kommt er nicht so glimpflich davon wie in Paris. '' Mira sah ihren Ziehbruder an der Nasenspitze an ,dass er Tajans Verrat nicht verdaut hatte. Vermutlich würde er das nie, was ja auch nicht weiter verwunderlich war. Immerhin hatte er , seinen Vater gekidnappt und ihnen Freundschaft und Hilfe vorgeheuchelt. Der Plan, aus Darius Blut eine Armee zu erschaffen, musste durchkreuzt werden. Und auch wenn Lucius Informationen sehr hilfreich waren, so wussten sie dennoch zu wenig. Mira ging daher nicht von einer angenehmen Zeit in Japan aus. Ihr Gefühl hatte sie nie getrogen und auch jetzt, signalisierte es ihr, dass ihre Fähigkeiten gebraucht werden würden. ,, Wann brechen wir auf? '' Andrew zuckte die Schultern. ,, Wenn es nach Dad geht, so zeitig wie möglich. Mutter hat aber darum gebeten ,dass wir nochmal alle hier erscheinen. Wenn ihr beide gegen 18.30 hier auftaucht, sollte das reichen. ,,Eigentlich dachte ich daran ,gleich hier zu bleiben. '' antwortete Mira. ,,Maric hat seine Sachen bereits geholt und ich habe alles was ich benötige. '' Wie du willst Schwesterherz, Mutter wird darüber sehr erfreut sein , dich mal wieder über Nacht im Haus zu haben.''Er zwinkerte ihr zu und wandt sich zum gehen. ,, Ich werd sie mal in Kenntnis setzen.''
Mira und Maric nahmen die nebeneinander liegenden Gästezimmer im ersten Stock. Durch eine Zwischentür war sie im Notfall schnell bei ihm. Sie ging zwar nicht von einer solchen Situation aus , aber ,,Vorsicht'' war die besagte Mutter der Porzelankiste. Außerdem wollte sie ihn jetzt ,mehr denn je in Sicherheit wissen. Immer wieder kehrten die Bilder der Nacht zurück, in der Maric den Alptraum hatte. Sie lächelte vor sich hin als ihr der Vergleich mit dem Surfer wieder einfiel. Sie hatte ihm gesagt, was sie empfand. Es erschien ihr einfach richtig wenn er wusste, dass sie sich nicht nur aus Pflichtgefühl um ihn sorgte.Dass er genauso fühlte , stand außer Frage. Sie spürte seine Gedanken wie einen sanften warmen Schauer auf ihrer Haut. Diese Erkenntnis tat gut und bedeutete außerdem, dass sie stehts wissen würde ob es ihm gut ging oder nicht. Solange er seine Gedanken ,egal in welcher Form auf sie fokusierte, konnte sie mit ihrem Vampiersinn jederzeit spüren wie es um ihn bestellt war. Das würde sich als nützlich erweisen. Jetzt war es jedoch an der Zeit mit Maric und Darius über selbstverteidigende Maßnahmen zu sprechen. Marics Selbstvertrauen sollte schließlich nicht unnötig in Mitleidenschaft gezogen werden, indem er ständig das Gefühl haben musste, auf Mira angewiesen zu sein. Als sie im Büro ihres Ziehvaters eintraf ,fand sie dort nur Lucius vor. Ehe sie die Frage stellen konnte, kam von ihm bereits die Antwort. Darius und Maric befanden sich schon in der Waffenkammer. Auf dem Weg dorthin, musste Mira an der Küche vorbei, in der sich die Hausherrin höchstselbst zu schaffen machte. Als Lilia sie erblickte ,strahlte sie übers ganze Gesicht. Mira schnupperte . Der Geruch von Blaubeerpfannkuchen, breitete sich verführerisch in der Küche aus und kitzelte ihre Nase. Mira ging zu ihr herüber und küsste sie dankbar auf die Wange, worauf ihre Ziehmutter sie umarmte. ,,Es ist schön dich im Haus zu haben. Du solltest öfter hier übernachten''. Eigentlich hätte sie darauf gefasst sein müssen. Lilia las ihr stehts jeden Wunsch von den Augen ab und das backen der Pfannkuchen war für sie eine solche Selbstverständlichkeit, als wäre Mira tatsächlich ihre leibliche Tochter. Nie machte sie einen Unterschied zwischen ihr , Andrew und Colin. ,, Ich weiß, dass ich mich rar gemacht habe , tut mir leid Lilia. Wenn wir aus Japan zurück sind verspreche ich mindesten für zwei Tage in der Woche zu Hause zu schlafen. '' Lilia lächelte. ,,Als wenn du das tatsächlich einhalten könntest. ich kenne deinen Selbstständigkeitsdrang doch, mein Kind.'' Ehe Mira wiedersprechen konnte , fügte sie noch hinzu ,, Darius und Maric warten auf dich , nun geh schon. Wenn ihr fertigt seid, bekommst du deine Pfannkuchen.'' Grinsend schob sie Mira aus der Küche.
Maric stand mit dem Rücken zur Tür der Waffenkammer. Darius öffnete gerade die Geheimtür in der Wand, die zu seinem Privatlabor führte. Mira trat dicht an Maric heran und hauchte ihm ins Ohr,, Hey, bereit?''Dieser starrte anstatt sich umzudrehen ,gebannt auf die Geheimtür. Dann antwortete er über die Schulter...Kann man das unter diesen Umständen jemals? '' Sie legte ihm eine Hand auf den Arm und er umfasste sie mit der seinen. ,, Na dann wollen wir mal'' Darius drehte sich zu den beiden um und entblößte grinsend, seine strahlend weißen Zähne. An dieser Stelle sei gesagt, dass Vampierzähne nur dann sichtbar sind wenn ihre Besitzer es wünschen. Wenn sie gerade nicht benötigt wurden , blieben sich unsichtbar. So auch in diesem Fall. Er bedeutete ihnen, ihm zu folgen und betrat dasLabor. Maric bekam große Augen und staunte wie ein Kind , was Mira grinsend zur Kenntnis nahm. Für einen ,,Neuen'' so wie Maric,musste all das hier wirken wie eine Szene aus ,,Man in Black''. Darius winkte Maric zu sich und erklärte ihm die wichtigsten Dinge. Mira , die diese Prozetur bereits kannte folgte ihnen ohne ein Wort. ,, Diese kleinen Kugeln hier , enthalten eine spezielle Mischung aus Enzymen die in unserem Blut enthalten sind''. Er hielt Maric eine runde Plastikdose unter die Nase.,, Einem der unsrigen, würden sie bei Bedarf , einen nötigen Kraftschub liefern. Ich habe sie entwickelt, nachdem Mira mich in Paris gerettet hat. In diesem Fall hätten sie diese Geschichte vermutlich von vorn herein anders ausgehen lassen, hätten sie uns damals schon zur Verfügung gestanden.Einem Menschen, ermöglichen sie für etwa eine Stunde ,über die Kraft eines Vampirs zu verfügen ''. Er zählte zehn Kügelchen ab und füllte sie in ein Plastikröhrchen und reichte sie Maric. ,, Das erste hätten wir. Das hier, (er hielt ein Fläschen mit einer hellroten Flüssigeit hoch), ist ein hochkonzentriertes Betäubungsmittel. Ich habe es in kleine Phiolen portioniert. Eine einzelne davon ,schickt selbst einen sibierischen Bären auf die Bretter.'' Er trat an eines der hohen Kühlregale aus Spezialglas heran und entnahm ihm eine weitere Dose. ,, hier drin, sind etwa genug von denen um ein komplettes Fußballstadion zu betäuben. Sie verändern ihren Agregatzustand, sobald sie mit Luft in Berührung kommen. ,, Zerbrich im Notfall eins zwischen den Fingern und das austretende Gas wird jeden Angreifer, füs erste lahmlegen. Nun zu den Waffen'' meinte er grinsend.,, Mira , das ist dein Part.'' Maric verstaute die ,,Hausapotheke'' in der Brusttasche seines Sackos. ,,Ich fühl mich schon sicherer '',murmelte er. Mira grinste. Als sie die Waffenkammer wieder betreten hatten,drückte sie einen Schalter an der Wand und ein langes Metallregal fuhr aus dieser heraus. Maric staunte nicht schlecht, denn dieses Arsenal hätte an Technologie selbst die US Armi vor Neid erblassen lassen. Hightech vom allerfeinsten. Mira sah ihn abschätzend an und Maric befürchtete schon dass es tatsächlich wie in Man in Black ablaufen würde und sie ihm nun eine ,,Grille''in die Hand drückte. Offenbar hatte sie jedoch ganz andere Vorstellungen als er. Statt dieser Minikanone , gab sie ihm zwei Dolche. Er hob verwundert die Braue. ,, Ich kann damit nicht umgehen. Ich würde vielleicht zustechen können aber...'' ,, Das lernst du von mir'', erklärte Mira.Diese Zwillingsdolche sind zu klein um sofort entdeckt zu werden, aber zu groß um keinen Schaden anzurichten. Außerdem bestehen sie aus einem Metal mit besonderer Legierung. Trifft die Klinge einen Vampir, verfärbt sie sich violett. Das Blut des Getroffenen, reagiert toxisch mit ihr. Das verursacht starke Schmerzen und Lähmungserscheinungen. Menschen dagegen fügt sie nur eine normale Stichwunde zu. Damit dürftest du fürs erste gerüstet sein. Fehlt noch der Schutz.'' Sie drückte den Schalter erneut und das Regal fuhr wieder zurück in die Wand. ,,Da wir über spezielle Technologie verfügen, dürfte es tatsächlich ein paar Kleinigkeiten geben , die für dich wie geschaffen sind.''Darius war ihnen gefolgt und betätigte die Knöpfe einer winzigen Fernbedienung. Von der Decke der Waffenkamer , senkte sich eine runde Plattform mit einem Durchmesser von etwa zwei Metern, auf der ein Glaszylinder von etwa der gleichen Größe thronte. Auf einen erneuten Knopfdruck von Darius hin ,öffnete er sich. Das ganze hatte etwas von einer neumodernen Garderobe. Maric kam aus dem Staunen nicht heraus und fühlte sich ein bisschen wie ein Kind, kurz vor der Bescherung. Darius wählte aus den unzähligen kreisförmig angeordneten Bügeln auf denen jede Menge Kleidungsstücke hingen, einen aus ,zog ihn nach vorn und reichte Maric gleich darauf eine Weste.,, Probier sie an , ich wette sie passt. Und der hier sicher auch. '' Er reichte ihm einen knielangen Mantel aus weichem schwarzen Leder.,, Außerdem gibts noch die hier. Ein paar Motorradstiefel. '' Triumphierend hielt er die eben genannten hoch. Als er Marics unverstehenden Blick sah, beantwortete er, die auf dessen Stirn ablesbare Frage. ,,Die Kleidungsstücke sind nur von außen betrachtet normal. Das Innenfutter, besteht aus einem besonderem Material.`` ,, Nicht mal in der Raumfahrt gibt es so cooles Zeug'' meldete sich Andrew zu Wort, der sich lautlos zu ihnen gesellt hatte. ,, Da wir nicht darauf angewiesen sind, mit diversen Regierungen zusammen zu arbeiten, wird sich das auch nicht ändern. Zum Glück ist und bleibt das alles ,schön intern. Die Menschliche Rasse ist auch so schon ständig darauf ausgerichtet , sich selber zu zerstören. Da müssen wir ihnen ,nicht auch noch unter die Arme greifen.'' Maric konnte diesen Ansatz nur all zu gut verstehen. Er probierte die Kleidungsstücke an und sie passten, wie maßgefertigt. Ein zufriedenens Lächeln huschte über Darius Gesicht. Mira grinste ebenfalls und ehe die Plattform von Darius wieder nach oben geschickt wurde,fischte sie noch einen schmalen Waffengürtel von der Stange. ,, Für die Dolche'' erklärte sie. Darauf verließen sie zu viert die Waffenkammer und Mira machte sich augenblicklich,einen zwar verdutzt dreinblickenden aber in keinster Weise protestierenden Maric hinter sich herziehend, auf den Weg in die Küche. Nachdem sie ausgiebig , ihrer Leidenschaft gefröhnt hatte ,wobei sie Maric sogar etwas von ihren heißgeliebten Pfannkuchen abgab, Erörterte sie mit ihm noch mal den morgigen Ablauf. In zwei Stunden wäre es dann Zeit für sie, ein wenig zu schlafen.
Als der Wecker in Form von Andrew, sie am Nachmittag des nächsten Tages aus dem Schlaf riss ,nur um zu verkünden dass sie in zwei Stunden aufbreche würden, war zumindest Maric glücklich. Sie hatten sich, ehe sie sich schließlich zur Ruhe begaben, noch über ihre gemeinsame Zukunft unterhalten. Miras Vorstellung davon klang zumindest in der Theorie, entspannt. Den täglichen Trott würde es bei dieser Verbindung vermutlich nicht geben, denn ihr Alltag gestaltete sich höchst abwechslungsreich. Jedenfalls war davon auszugehen. Er sprang aus dem Bett und ließ Mira ,die er die ganze Nacht im Arm gehalten und einfach nur ihre Nähe genossen hatte ohne irgendwelche Hintergedanken zu hegen, noch eine Weile liegen. Diese quittierte solch Vorhaben mit einem dankbaren Lächeln. Maric sprang die Treppen hinunter und öffnete Andrew die Tür. Das wissende Grinsen , überging er geflissentlich denn im Grunde ,war es nur Andrews Phantasie,die ihn so blöd grinsen ließ . Auch Mira, die inzwischen ebenfalls beschlossen hatte das Bett zu verlassen , ging nicht darauf ein. Ihr einzige Reaktion in Andrews Richtung, bestand aus einem herzhaften Gähnen, ehe sie im Badezimmer verschwand. Maric der in der Zwischenzeit Kaffee aufgesetzt hatte grinste nun ebenfalls, wenn auch schadenfroh, vor sich hin. Andrew würde sich mit seiner Phantasie begnügen müssen, egal wie schmutzig sie auch ausfiel. Kurze Zeit später saßen alle drei, mit Darius zusammen im Flieger der sie nach Fukuoka brachte.
Die Insel Kyushu war schon aus der Luft betrachtet, spektakulär. Etwas ,für das Maric allerdings keinen Blick übrig hatte.Der feste Boden unter den Füßen ,brachte ihn beinahe dazu ,ihn mit den Händen zu berühren,um sicher zu gehen, dass er auch echt war. In der Luft hatte er Höllenqualen ausgestanden. An seinem Unwohlsein ,hatte auch Miras Anwesenheit nichts ändern können. Jetzt jedoch war die Welt wieder in Ordnung, auch wenn seine weichen Knie,ihn daran erinnerten so schnell nicht wieder in ein Flugzeug steigen zu wollen. Mira laß seine Gedanken und hakte sich bei ihm ein. Diese Geste ließ ihn die Strapazen des Fluges vergessen und gab ihm zusätzliche Stärke.EinTaxi brachte sie in die Nähe des Ohori Parks. Darius wollte sowenig wie möglich Aufmerksamkeit erregen, was allen einleuchtend erschien. Je weniger sie auffielen um so geringer war das Risiko ,dass Tajans Schergen sie entdeckten und ihrem Hernn und Meister Bericht erstatten konnten. Fukuoka hatte zwar ca. 1,53 Millionen Einwohner , aber man wusste schließlich nie. Zumal auch einiges an Touristen anwesend war. Der Japanische Clan residierte seit Jahrhunderten im zentralen Fukuoka und liebte die tratitionsreiche Umgebung um die Burgruine herum ,sehr.Die Legende besagte, das der Gründer der Burg, Nagamasa Kuroda zu den namenhaften Vorfahren des heutigen Clans gehörte.Was auch die extrem traditionelle Gesinnung dessen erklärte. War Nagamasa doch jener Fürst, der für die Unterstützung in der Schlacht von Sekigahra, um 1600, das Lehen für Fukuoka und die umliegende, damalige Samurai-Siedlung erhielt. Mira freute sich bereits auf eine Besichtigung der Stadt. Vorerst hatten jedoch andere, wichtigere Dinge Vorrang. Das Anwesen des Clans befand sich in einem großzügig angelegtem Parkareal. Mira berauschte sich nahezu an dessen Schönheit und konnte nicht genug bekommen von den sich wellenförmig, um kleine Hügel schmiegenden Hecken und künstlich angelegte kleine Seen, bogenförmigen Gold-Rot gestrichene Brücken , deren Enden Drachenköpfe zierten und den einzelnen kleinen Inseln mit Miniatur -Schreinen und Bonsai-Ahornbäumchen. Die Kirschbäume blühten im Moment zwar nicht, aber das machte überhaupt nichts. Mira hatte ohnehin längst beschlossen, im nächsten Frühjahr noch einmal wieder zu kommen. Auch an Maric ging diese Schönheit nicht spurlos vorüber,was Mira unschwer an seinem bewunderndem Blick ausmachte, während Andrew sich wie immer nichts anmerken ließ. Dem stand der Sinn nach einer ganz anderen Schönheit und so wie er während dem gesammten Flug geschwärmt hatte, wurde es höchste Zeit dass er das Objekt seiner Sehnsucht endlich zu Gesicht bekam. Seine Geduld sollte jedoch fürs erste ,auf eine weitere Probe gestellt werden, den die schöne Japanerin war nicht da. Nach einer sehr herzlichen Begrüßung und einer Teezeremonie , die vom Oberhaupt des Clans , Ayaka Kasurugi, Yumis Großmutter, durchgeführt wurde und einen sichtlich faszinierten Maric wahrscheinlich unheimlich beeindruckte , wurden die Gäste aus San Franzisco in ihre Unterkunft geleitet. Man hatte einen ganzen Flügel des Anwesens ,extra für Darius Familie hergerichtet. Mira und Maric bezogen ein großes Zimmer in denen eine Papierwand für Privatsphähre sorgte und den Schlaf vom Wohnbereich trennte. Darius bezog das Zimmer daneben und Andrew zog es vor, nahe des Eingangs auf der gegenüberliegenden Seite , Stellung zu beziehen. An Ruhe war bei ihm jedoch nicht zu denken. Als sie einige Zeit später mit den Kasurugi Clan zusammentrafen um das eigentliche Ziel ihrer Reise zu erörtern, war Yumi anwesend und Andrew stand die Erleichterung so sehr ins Gesicht geschrieben ,dass selbst Darius sich ein Schmunzeln nicht mehr verkneifen konnte. Yumi, wie immer wunderschön, graziös und unnahbar und Andrew hing mit den Blicken an ihrem Augen wie Jack Dawson beim Untergang der Titanic an seinem Hozbrett und so wie dieser wusste, dass er in dieser Situation erfrieren würde, so erging es auch Andrew. Yumi würdigte ihn nämlich wie immer, keines Blickes. Darius erhob als erster das Wort. Seine Schilderung bezog sich in erster Linie auf die Geschehnisse der unmittelbaren Vergangenheit. Er berichtete über das auftauchen Alexanders und den Umstand, das dieser verwandelt wurde. Darius betonte, dass das Ergreifen Tajans höchste Priorität besaß und das Alex unter Arrest in Schottland stand, bis die Organisation zu einem Entschluss gekommen sei. Ayaka hörte wortlos zu und nachdem Darius seinen Bericht abgeschlosen hatte ,nickte sie zustimmend mit dem Kopf. ,,So wie es aussieht, schlussfolgerte sie, hat dieser Tajan es faustdick hinter den Ohren.'' Ein Vorrecht der Jugend, über die Strenge zu schlagen. Allerdings ist der Begel, mit der Erschaffung eines Vampirs zu weit gegangen. Er hat vorsätzlich gegen den Kodex unserer Rasse verstoßen und ist damit Freiwild,für alle die seiner habhaft werden wollen. Daß dies noch nicht geschehen ist, bedeutet entweder, dass er verdammt clever ist, oder dass er Hilfe in höheren Positionen hat. Beides ist nicht tragbar und ich stimme dir, was die Priorität betrifft, zu mein lieber Darius. Allerdings müssen wir von nun an genauestens recherchieren. Sollte er tatsächlich die Hilfe eines Verräters in Anspruch nehmen, müssen wir heraus finden , wer das ist, um noch mehr Schaden zu vermeiden. '' Darius , den schon ähnliche Gedanken heimgesucht hatten,nickte zustimmend. ,,Den Verdacht hatten wir damals, nach meiner Entführung schon. Allerdings konnten weder Lucius Verbindung zu den ,, Grauen'', noch die Recherchen des Rates, irgendetwas darüber in Erfahrung bringen. Wenn ihm tatsächlich jemand hilft und ich hoffe ,dass dem nicht so ist, geht dieser Unbekannte sehr besonnen vor. Er plant alles bis ins winzigste Detail und Tajans Motivation eine Armee aus Vampiren zu schaffen, stammt in Wahrheit von ihm. Ein Projekt welches so gut durchdacht ist, besteht nicht erst seit meiner Entführung. Die Folgen sind nicht auszumalen und ich bin mir nicht sicher, ob wir den Rat davon in Kenntnis setzen sollten. Wenn es dort jemanden gibt, der mit Tajan unter einer Decke steckt, können wir niemanden mehr vertrauen.Vielleicht war es pure Absicht, dass der Jüngste der Woijacks damals nicht verdächtigt wurde.'' Darius machte eine bedeutungsvolle Pause. Wenn all das, keine Paranoia ist,haben wir es mit einer Verschwörung mit außerordenlich weitreichenden Konsequenzen zu tun. Mira die bisher schweigend der Ausführung von Darius gelauscht hatte, beschlich ein ungutes Gefühl. Wenn man die Dinge aus diesem Blickwinkel betrachtete machten auch einige andere Geschehnisse Sinn. Vorerst behielt sie diesen Gedanken jedoch für sich. Andrew und Maric stimmten Darius zu und Mira schloss sich ihnen an. Auch der Kasurugi Clan war der Ansicht von Darius und bis in die frühen Morgendstunden wurde diskutiert. Als man sich schließlich trennte konnte Maric kaum noch die Augen aufhalten. Er fiel auf seinen Futon und schlief augenblicklich ein. Mira küsste ihn auf die Stirn und hing ihren Gedanken nach,bis auch sie schließlich schlafen ging und durch das Zirpen der Grillen eingelullt, in einen tiefen traumreichen Schlaf sank.

Der nur spärlich beleuchtete Gang endete vor einer Metalltür. Mira drückte gegen das kühle Material und öffnete die Tür damit problemlos. der vor ihr liegende Raum, erstrahlte unter hellen Neonröhren. Dieser Ort erinnerte sie ein wenig an den Raum, in der Darius damals gefangen gehalten wurde. Instinktiv wusste sie jedoch, dass sie sich nicht in Paris befand. An der Wand standen weiße Schränke und die gleichfarbigen Fliesen und Deckenplatten ,die in hellgrau bezogenen Inletts auf dem einzelnen Krankenhausbett gaben dem Raum etwas steriles. Von der rechten Wand ging noch eine Tür ab ,die vermutlich in ein Badezimmer führte. Draußen auf dem Gang wurden Schritte laut. Mira machte einen Schritt zur Wand. Auch wenn sie vermutlich unsichtbar für die sich nahenden Personen war,wollte sie kein unnötiges Risiko eingehen. Die Tür öffnete sich und zwei Pfleger die einen im Rollstuhl sitzenden und irgendwie abwesend wirkenden jungen Japaner vor sich herschoben, betraten den Raum. Mira musterte sein Gesicht eingehend und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass er Yumi sehr ähnlich sah. Danach änderte sich das Bild. Mira befand sich wieder auf dem Anwesen der Kasarugis. Ein Teil des Parks stand in Flammen und sie hörte Menschen schreien. Ein älterer Mann rannte auf sie zu und rief dabei Yumis Namen. Diese kam aus dem Haus gerannt und der Mann erzählte abgehackt und nach Atem ringend, dass ihr Bruder den Verstand verloren hätte. ,, Er ist im Pavillon auf der anderen Seite des Sees. Zuerst hat er den Park angezündet und anschließend hat er sich verschanzt.'' Yumi rief dem Mann zu dass sie die Feuerwehr bereits alarmiert hätte weilsie die Flammen bermerkt hatte und stürzte in die angegebene Richtung davon. Mira folgte ihr und wunderte sich selbst in ihrem Traum, nicht darüber, dass sie vor Yumi ankam. Der junge Mann ,an dem sie eben noch Ähnlichkeit mit der hübschen Asiatin festgestellt hatte saß zusammengesunken auf einer Bank . Yumi kam verrußt und verschwitzt durch die Tür ,sah ihren Bruder und ging langsam auf ihn zu. ,,Setsuna, bitte ...was ist denn los mit dir?'' Ihr Bruder wirkte verstört und sie war sich nicht sicher, ob er wusste wo ersich befand.,,Hörst du mich ,kleiner Bruder ? Der halbe Park steht in Flammen, wie ist das passiert? Setsuna hörst du mich?'' Ihr Bruder sah sie mit großen Augen an und wirkte dennoch in seinen Gedanken weit weg. Die Sicht änderte sich erneut und Mira sah jetzt durch die Augen Setsunas. Yumi die mit offenen Haaren vor ihm stand, die Frage in ihren großen braunen Augen. Warum sah ihr Gesicht so schwarz verschmiert aus? Er hörte das Brasseln der Flammen beinahe gleichzeitig wie das Knacken über ihn und war mit einem Schlag aus seiner Starre erwacht. Mit einem Aufschrei sprang er Yumi entgegen und riss sie von den Füßen, mit sich ins Freie. Keine Sekunde zu früh,denn splittrnd und krachend stürzte das Dach des Pavillons nach unten. Setsuna versuchte Yumi mit seinem Körper gegen die durch den Druck nach außen geschleuderten,großen Holzsplittern und den Scherben der zerborstenen Fenster zu schützen. Doch offenbar hatte er sich zu spät über sie geworfen denn an ihrer rechten Schläfe prangte eine tiefe Schnittwunde die sich bis auf die Wange zog. Ihre Augen waren gschlossen und das Gesicht unter dem Ruß war blass. Sie atmete jedoch und Setsuna schrie nach Hilfe.
Mira erwachte mit wild klopfendem Herzen, die Hitze der Flammen noch immer deutlich auf ihrer Haut spürend und musste sich zunächst einmal orientieren. Zu ihrer Erleichterung war es nur einer ihrer Träume und sie lag auf ihrem Futon im Gästehaus der Kasarugis. Sie setzte sich auf und strich sich das Haar aus der nassen Stirn. Wie spät es war vermochte sie nicht zu sagen und allmählich beruhigte sich ihr Puls. So körperlich nah , war ihr noch keiner ihrer Träume gegangen und das warf die Frage auf, wohin das noch führen sollte. Wenigstens fühlte sie sich nicht mehr soausgelaugt wie nach dem ersten Traum in San Franzisco und das, war wenigstens etwas.Dafür fühlte sich ihre Kehle an, als hätte sie tatsächlich die durchs Feuer erhitzte Luft geatmet. Sie stand auf und goss sich ein Glas Wasser ein, welches sie mit einem Zug leerte. Sie brauchte jetzt dringend Normalität und dachte an Maric. Vorsichtig öffnete sie die Schiebetür zwischen ihren Zimmern. Mira hatte darauf bestanden dass sie getrennt schliefen. Sie hatte ihm zwar ihre Gefühle gestanden doch imMoment ging die Pflicht gegenüber des Clans einfach vor und dazu, brauchte sie einen klaren Kopf. Wenn ständig Maric darin herum spukte, konnte sie das zu sehr ablenken, so dass sie vielleicht einen Fehler beging, den sie sich nicht leisten konnte weil es alles gefärden könnte, was ihr lieb und teuer war. Jetzt jedoch suchte sie seine Nähe und setzte sich zu ihm auf den Futon. Es beruhigte sie , ihn so friedlich schlafen zu sehen. Die regelmäßigen Atemzüge und das entspannte Gesicht zeigten ihr, dass wenigstens er, nicht mit Alpträumen zu kämpfen hatte. Sie horchte in sich hinein. in letzter Zeit tat sie das öfter weil es ihr einfach wichtig geworden war bei ihm nur auf ihr Herz zu hören. Alle anderen Bereiche in ihrem Leben waren durch Vernunft und Weitsicht geprägt, was ihrem eher chaotischen Wesen,kaum entsprach. Bei Maric, wollte sie sich nicht von ihrem Kopf beinflussen lassen. Schon vom ersten Moment an, hatte sie bei ihm das Gefühl, immer schon mit ihm verbunden gewesen zu sein. Er spiegelte alles wieder was sie selbst fühlte und sie konnte sich ein Leben ohne ihn, beim besten Willen nicht mehr vorstellen. Er tat ihr gut und ihre Seele blühte auf. Sie spürte seine Liebe ohne das er etwas sagen musste und umgedreht war es genauso. Bestimmung oder Schicksal ,ganz egal was sie zusammengeführt hatte, Mira war dankbar für diese Fügung. Mit Maric fühlte sich alles so klar und rein an. Ohne Wenn und Aber ,ohne Kompromisse. Ganz anders als ihre Beziehung mit Alex bei dem sie stets das Gefühl suggeriert bekommen hatte, niemals sie selbst sein zu können. Was der wohl dazu zu sagen hätte war ihr völlig egal. Denn dieses Kapitel hatte sie endgültig abgeschlossen. Alex saß in sicherer Verwahrung in der Fetung der Organisation und würde sie so schnell nicht wieder behelligen. Maric war also außer Gefahr. Davon abgesehen hätte sie ihn, mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigt. noch einmal ließ sie den Blick liebevoll über sein Gesicht gleiten und erhob sich. Sie verließ den Raum und stellte sich unter die Dusche. es war ohnehin nicht mehr viel Zeit übrig um sich noch einmal schlafen zu legen. Sie blieb also am besten gleich wach. Das kalte Wasser vertrieb auch die Reste von müdigkeit in ihrem Körper und nachdem sie sich abgetrocknet und angekleidet hatte machte sie sich mit einem Becher Kaffee bewaffnet auf den Weg zur Veranda. Die sonne hatte den westlichen Horrizont gerade erreicht und stellte keine Gefahr mehr für ihre Haut dar. Ohnehin war sie weniger empfindlich gegen das Sonnenlicht als noch vor ein paar Monaten. Das hing sicher mit ihrer wachsenden Stärke zusammen. Darius Blut ,welches ihr damals dieses Leben schenkte, setzte nach und nach seine Kraft frei und der Prozess der nun schon über 30 Jahre dauerte schien sich mit einem Schlag zu beschleunigen. Mira dachte nicht weiter darüber nach. Was geschehen sollte, geschah sowieso. Das war bei Vampiren nicht anders als bei Menschen. Sie setzte sich in einen der Korbsessel, schluckte ihre Närstoffkapsel und genoss die Farben am Himmel. Lange blieb sie nicht allein denn Darius ,war ebenfalls bereits wach und gesellte sich zu ihr.,, Guten Abend mein Kind, ich hoffe dein Schlaf war angenehm?'' Mira verneinte dies. Sie erzählte von ihrem Traum, wie sie sich nach dem aufwachen fühlte und ließ auch nicht aus , dass Setsuna , nicht Herr seiner Sinne war und gerade noch rechtzeitig erwachte, um das Schlimmste zu verhindern. Darius hörte ihr, ohne einmal zu unterbrechen zu und erzählte ihr anschließend ,was es mit Setsuna Kasarugi auf sich hatte. Yumis Bruder war ein brillanter wenn auch frischgebackener Chirurg ,der damals gerade erst sein Studium in Europa abgeschlossen hatte. Yumi war fürchterlich stolz auf ihren kleinen Bruder und liebte ihn abgöttisch. Mira hatte genau diese Liebe auch in ihrem Traum gespürt und nickte daher zustimmend. ,,Umgekehrt war es genauso'' , fuhr Darius fort. ,,Setsuna und Yumi waren unzertrennlich. Das ist bei Zwillingen wohl meistens so'', fügte er schmunzelnd hinzu. Mira zog eine Braue fragend nach oben. Yumi hatte ihn doch kleiner Bruder genannt. Darius hielt inne und Mira stellte ihre Frage. ,, Sie ist vier Minuten früher geboren als Setsuna'' erklärte Darius. ,,Aber sie sind tatsächlich eineiige Zwillinge.'' Die Ähnlichkeit der beiden war zumindest nicht von der Hand zu weisen. ,, Nach dem Unglück im Park welches du im Traum gesehen hast, hat er all sein Können aufgebracht um das Gesicht seiner Schwester zu retten. Die Scherbe hatte ihr durch die Wucht mit der sie herausgeschleudert wurde , bis auf die Knochen geschnitten. Nerven waren durchtrennt und unter normalen Umständen hätte sie das entstellt, aber Er hat nicht aufgegeben. Schließlich hatte er ein kleines Wunder vollbracht und übrig geblieben ist nur die feine Narbe die du heute noch sehen kannst. Auch die wird eines Tages verschwunden sein, aber Setsuna wird vermutlich nie wieder operieren. Er hat sich nach dieser Tragödie verschanzt und wurde anschließend auf eigenen Wunsch eingeschlossen. Es schien als habe er Angst und gab die ganze Schuld an diesem Vorfall sich selbst. Er wollte keine Gefahr für seine Familie darstellen. Auch wenn alle dagegen waren, so kamen sie seinem Wunsch am Ende nach. Seitdem lebt er in einem eigens für ihn eingerichteten Bereich unter Sicherheitsverwahrung. Er befindet sich hier auf dem Grundstück in einer unterirdischen Anlage und nur seine Mutter darf zu ihm. Das betrübt Yumi so sehr, dass sie kaum spricht. Nur wenige dringen zu ihr durch. Andrew versucht sein Glück schon seit Jahren und gibt die Hoffnung nicht auf, obwohl es ziemlich aussichtslos ist. Er ist eben sehr hartnäckig.'' Das stimmte wohl, denn dass es ihren Ziehbruder schwer erwischt hatte sah man an seinen leuchtenten Augen, sobald sie Yumi erblickten. ,, Ich hatte das Gefühl, dass er gar nicht wirklich wusste was geschehen war, so als hätte er unter Fremdeinwirkung gestanden. Mira zuckte die Schultern, so als stünde er unter Hypnose und würde gerade aus ihre erwachen.'' ,,Das ist auf alle Fälle ein interessanter Gedanke.'' Darius erhob sich. ,, Ich werde nach dem Essen mit Ayaka sprechen. Vielleicht kann sie uns noch etwas dazu sagen.
Inzwischen war auch Maric erwacht .Er hatte fantastisch geschlafen und von Mira geträumt. Gähnend räkelte er sich und stand auf. Ihr Futon war verlassen und da sie sich nicht im Zimmer befand aber Kaffeeduft in der Luft hing, würde sie wohl nicht sehr weit weg sein. Gut gelaunt spazierte er ins Badezimmer . Nachdem auch er geduscht hatte, goss er sich einen Becher mit Kaffee ein und machte sich auf die Suche nach seiner Angebeteten. Er fand sie auf der Terasse zusammen mit Darius. Er begrüßte Darius und gab Mira einen Kuss auf die Nasenspitze. Da ihm der besorgte Blick seines Chefs auffiel und Mira, irgendwie genauso ernst dreinschaute, kam er an der Frage nach dem ,,Warum'' nicht vorbei. Darius klärte ihn über Miras Traum und die neuen, sich daraus ergebenden Möglichkeiten auf. Nachdenklich fuhr sich Maric durch die Haare.,, Das klingt auf alle Fälle logisch'' ,schlussfolgerte er . ,, Allerdings ergibt sich daraus die Frage, wer ist so mächtig einen Vampir alten Blutes zu manipulieren. Das scheint mir irgendwie nach Verschwörung zu schreien. Vielleicht hat der Auftraggeber von unserem Freund Tajan seine Hände im Spiel''. Darius klopfte Maric anerkennend auf die Schulter. ,, Gut kombiniert mein Junge. Dieser Gedanke ist sehr naheliegend. Mir sind es auch ein paar tragische Zufälle zu viel. Lasst uns rüber zu Ayaka gehen. Vielleicht können wir zusammen Licht ins dunkel bringen. Wenige Minuten später saßen sie zusammen im Esszimmer und nachdem zuerst Andrew und dann auch Yumi dazugestoßen waren, wurde die Geschehnisse zusammengefasst und analysiert. Ayaka Kasarugi schwieg zunächst und hörte sich die Einzelheiten von Miras Traum und anschließend Marics Schlussfolgerung an. Mit einem Nicken symbolisierte sie ihre Zustimmung. Yumi kaute auf ihrer Unterlippe und ergriff schließlich das Wort. ,, Wir müssen mit Setsuna reden. Mutter ich werde dieses Mal mitkommen. Vielleicht sagt er ja was, wenn er die Narbe sieht und feststellt dass sie beinahe verschwunden ist. Ich komme auf jeden Fall mit.'' Auch Ayaka schien der Gedanke den ihre Tochter äußerte, zu billigen. ,,Du hast Recht mein Kind, es ist an der Zeit dass er sich endlich der Vergangenheit stellt. was immer damals geschehen ist, es könnte der Schlüssel für die gegenwärtigen Geschehnisse sein. Gleich nach dem Essen werden wir ihn aufsuchen.'' Yumi nickte dankbar und zum ersten Mal seit Mira sie kannte, stahl sich ein Lächeln in ihr Gesicht. Das Essen verlief schweigend und anschließend brachte sie ein Fahrstuhl ,welcher MIra vorher gar nicht aufgefallen war, in die unteren Gewölbe des Anwesens. Der Gang sah genauso aus ,wie Mira es in ihrem Traum gesehen hatte. Neben der Tür war ein Bedienfeld in der Wand eingelassen. Ayaka bestätigte den Code und die Tür glitt mit leisem Summen zur Seite. Setsuna saß vor einem Monitor und drehte sich nicht um. Yumi trat wortlos an ihn heran und umarmte ihn. Er erstarrte und schloss die Augen. Er erkannte den leichten Zitrusduft, der immer in der Luft lag wenn seine Schwester in der Nähe war. ,,Yumi'' flüsterte er benommen. ,,Sieh mich an,Bruder'' sagte diese und zögernd drehte er sich um, die Auen auf den Boden gerichtet.,, Sieh mir ins Gesicht, Setsuna'' Sie ging neben ihm Auf die Knie und sah ihn an. Setsuna hob den Blick und ließ ihn über ihr Kinn , Ihre Wange und schließlich bis zur Schläfe gleiten. Dann sah er ihr in die Augen. Diese großen rehbraunen Augen, die er jede Nacht im Traum sah, allerdings schreckgeweitet und in einem vom Ruß verschmierten blassen Gesicht. Nun schauten sie ihn liebevoll an und in ihnen standen Tränen. ,,Die Narbe ...sie ist kaum noch zu sehen ''. Vorsichtig strich er mit den Fingerspitzen über ihre Schläfe. Yumi lächelte glücklich. ,, Ja das ist sie und sie wird ganz verschwinden'' , Das hast du vollbracht kleiner Bruder'' Setsuna lächelte nun ebenfalls.Diese Anrede hatte er vermisst. Beinahe ehrfürchtig streichelte er Yumis Wange.

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 19.04.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch all jenen, die mich auf meinem Weg begleitet haben. Meinem Sohn Florian und seinem unerschütterlichen Glauben an mich und für die zahlreichen guten Ideen, Charakterdesigns und Wendungen die er mit eingebracht hat. Meinem alten Widersacher C. Lange, der mir jeden Tag aufs neue aufzeigt ,dass harte Arbeit immer notwendig sein wird, wenn man sich verbessern will, Yvonne für die tollen Einblicke in die Psyche, meinen Freunden weil sie mich immer unterstützen obwohl es meist stressig für sie sein muss. Ich danke euch.

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