Hey Leute ich muss euch unbedingt etwas schreiben. Heute früh, also der 14.07.2012, war ich erschrocken aufgewacht. Ich hatte geträumt, heute wäre mein letzter Tag in meinem Leben. Krass oder? Der erste Gedanke war, ich würde meine mir nahe stehenden Menschen nie wieder sehen. Ich hätte heulen können – der Traum war so real. Mein Gott – zum Glück nur ein Traum!
Ich war in meinem Traum aufgestanden und zu meinem Schreibtisch gegangen. Dort lag meine Armbanduhr, welche ich am Vorabend vor dem Schlafen gehen dort abgelegt hatte. Ich nahm sie, legte sie um und wunderte mich – sie war stehen geblieben. Ich nahm mein Festnetztelefon und wollte meine Freundin anrufen, aber auch das ging nicht. Ich schaute aus dem Fenster und wunderte mich warum dort Bagger vor unserem Haus waren und die Straße aufrissen. Einige Verkehrsschilder waren dort zu sehen, welche den Verkehr an der Baustelle umleiteten. Aber dann sah ich in meinem Traum etwas Ungewöhnliches. Ein Schild war nicht den Autofahrern zugewandt, sondern zu mir. Es schauderte mir bei dem Anblick. Es stand darauf: „Heute ist dein letzter Tag!“ Ich weiß noch, dass mir im Traum schwindelig wurde und dass ich mich am Sofa festgehalten hatte als ich erwachte.
So, soweit zu meinem Traum. Ich gebe nicht viel auf Träume. Man träumt ständig irgendwelchen Quatsch. Doch heute hatte ich irgendwie ein flaues Gefühl in der Magengegend, wenn ich mich daran erinnerte. Zumal weil mir heute auch noch andere unwahrscheinliche surreale Dinge passiert sind.
Ok, ich bin aufgeregt und bitte um Entschuldigung, wenn ich manchmal etwas verwirrt schreibe – aber mein Gott, was war mir da heute auch alles passiert!
Also es ist jetzt 14:30 Uhr und ich hoffe das mir hier noch irgendjemand beisteht, immerhin der Tag ist ja noch nicht vorbei.
Ok, ok, ich schreibe erst einmal, warum ich so aufgeregt bin...
- Ich kritzele weiter auf das Papier um das ich hier bat. -
Ich bin also nach diesem blöden Traum schweißgebadet und erschrocken aufgewacht.
Mein Radiowecker am Bett hatte 9:15 Uhr angezeigt. Ich bin aufgestanden und zu meinem Schreibtisch gegangen um meine Armbanduhr anzulegen.
Und Leute, die Uhr ging wie in meinem Traum tatsächlich nicht!
Kein Problem, dachte ich. Zufälle gibt es. Naja, ist wohl die Batterie leer. Ich schüttelte sie, aber es tat sich nichts.
Ich nahm das Telefon um meine Freundin anzurufen. Sie war am Vorabend mit ihren Freundinnen zu einem Frauenabend aus. Soll sie ruhig haben! Meist schläft sie dann auch bei einer ihrer Freundinnen. Wir vertrauen uns da. Meine kleine Tochter war bei meinen Eltern. Naja, die reißen sich immer drum. Die Kleine ist auch so süß, sagt meine Mutter immer. Ach, ja so sind sie halt die Großeltern. Endlich sehen die mal ein, dass Kinder süß sind - bei uns hatte sich das früher immer etwas anders angehört!
So, mein Telefon. Aber ... ach schei.. , dass Telefon hatte kein Freizeichen. Ich kontrollierte die Kabel der Telefonbox aber nix zu machen – der Anschluss war tot. Mir wurde langsam unwohl, aber hey, ich glaube echt nicht an irgendwelchen Hokuspokus.
Ich bemerkte meinen Lottozettel vom Mittwoch. Naja eh wieder nix dachte ich und schaute beiläufig in den Videotext, während ich mir eine Zigarette drehte.
Ich verglich: 11:11, 16:16, 21:21, 29:29, 32:32, 43:43 !!! Boah, Boah, nein das kann nicht sein!
Ich verglich mit erstarrtem Blick noch einmal: 11:11, 16:16, 21:21, - meine Hand zitterte - 29:29, 32:32, 43:43 !!! Wieder Boah! Meine Kippe fiel mir aus dem Mund.
Jeeeeheeeej, 6 Richtige! Ich brüllte, was das Zeug hielt – ich war außer mir und ich sprang meine Stube auf und ab, dass die Wände wackelten.
Endlich nie wieder arbeiten! Partys ohne Ende. Endlich nie wieder den Schwanz einziehen, wenn die Chefin ihre Tage hat und mich runter macht. Ab heute sollte alles anders werden, das sagte mir jede einzelne Zelle in meinem Körper.
Ich wollte mein Glück unbedingt mit irgendwelchen Leuten teilen und lief wie benommen in Schlappen und Trainingshose, welche ich auch in der Nacht im Bett angehabt hatte die alte Holztreppe hinunter. Ich öffnete die Tür zur Straße und lief hinaus. Den Lottozettel in meiner rechten Hand lief ich auf zwei Bauarbeiter, welche auf dem Bürgersteig standen zu und brüllte ohne nachzudenken: „Ich habe im Lotto gewonnen!“ Dabei trat ich in einen Haufen Matsch und ich wunderte mich warum hier vor dem Haus Baumaschinen waren. –
Moment, dachte ich, das hatte ich ja vom Fenster aus von oben schon gesehen. Aber nein, das war ja in meinem Traum! Blitzschnell kam mir mein Traum wieder in den Sinn und ich erstarrte wie Schockgefrostet. Dann fiel mir natürlich auch wieder dieser blöde Spruch auf dem Schild ein:
„Heute ist dein letzter Tag!“.
Mein Freudetaumel war einem unwohlem Gefühl gewichen. Ich machte auf dem Hacken kehrt und begab mich wieder zurück in meine Wohnung. Das Telefon ging immer noch nicht aber ich fand meine Kippe am Couchbein. Ich setzte mich, steckte mir die Kippe langsam in den Mund und dachte nach. Ich legte den Lottoschein ab und nahm mein Feuerzeug. Ich entzündete die Kippe und nahm einen tiefen Zug. -
Was war hier eigentlich los? Dachte ich. Was für ein verrückter Tag! Mein letzter Tag?
Was war eigentlich geschehen?
Ich bastelte mir alles zusammen, was meine Erinnerung vom geträumten und der Wirklichkeit noch in meinem Gedächtnis war. Was war in meinem Traum und auch in der Wirklichkeit?
Ok, langsam. –
1. Die Uhr war in meinem Traum kaputt und – ich schaute auf meine Uhr – ja, sie ist kaputt.
2. Das Telefon ging in meinem Traum nicht und es geht auch jetzt nicht.
3. Die Straße wird vor dem Haus aufgerissen – dass war auch in meinem Traum!
Oh, Gott das Schild!
Ich schaute aus dem Fenster und – nein, ich sehe so ein blödes Schild nicht! Wie sollte es auch? So ein Quatsch! Bin ich blöde? Vielleicht sollte ich zum Arzt gehen? Vielleicht sollte ich doch lieber zu Hause bleiben? Schei.., warum geht das Telefon nicht? Hatte ich gestern Abend gesoffen? Hey, - nein, nein!
Mein Handy fand ich auch nicht. Ich musste zur Lottostelle, gestand ich mir ein - die Kohle und mein zukünftiges Leben sichern. Hey - ihr wisst schon ;-). Also habe ich mich umgezogen und bin runter. Vor dem Haus war ein tiefes Loch. Ein Rohrbruch hatte die Straße unterspült und ein Bagger fraß sich zu der vermeintlichen Bruchstelle vor. Ein Bauarbeiter schaute in die Grube. Ich blieb stehen und schaute ebenso. Die Baggerschaufel quietschte und der Bauarbeiter neben mir winkte dem Baggerfahrer nervös etwas zu. Dann roch es nach Gas. Ich dachte noch so als ich so in das Loch schaute: „Habe ich eigentlich schon wieder eine Kippe im Mund?“ Ja, und da rumste es schon!
Eine Druckwelle aus feuriger Luft drückte mich vom Fußweg gegen den eisernen Zaun unseres Hauses. Ich verlor das Bewusstsein. -
Ich wachte im Krankenwagen auf. Mein Kopf tat weh und – ich dachte an meinen Lottoschein – schei.., wo ist er? Ja, in meiner hinteren Hosentasche fand ich ihn. Wieder fiel mir mein Traum ein und als ich so das Signalhorn des Krankenwagens hörte, merkte ich wie mir ein paar Tropfen männlicher Augenschweiß über die Wangen liefen.
Ab da wollte nun eigentlich nur noch zu meiner Freundin und meiner kleinen Tochter! Wo waren sie eigentlich? Ging es ihnen gut?
Ich bekam so eine Sehnsucht nach meinen beiden, dass ich den Lottoschein eigentlich beiläufig und in Gedanken wieder in meine Tasche steckte.
Der Notarzt drängte mich zur Ruhe und ich begann zu verstehen, dass jeder Tag ein letzter sein kann und das manchmal erst etwas passieren muss, damit man kapiert, was wirklich wichtig ist ...
... und zwar - Leute schafft euch eine Lottocard an, dann wird euch euer Gewinn automatisch zugeteilt und ihr braucht nicht vor die Tür! ;-)
Dies ist mein Beitrag zum Kurzgeschichtenwettbewerb Juli 2012.
Texte: Marco M.
Tag der Veröffentlichung: 14.07.2012
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