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Das Tanz der Königin

Die fröhlich klingende Musik aus Streich- und Blasinstrumenten erklang durch den ganzen Saal. In der Mitte tanzten viele Edelleute zur Musik, lachten und hatten augenscheinlich sehr viel Spaß. Dafür war ein solches Fest schließlich da und die des Königs besonders bekannt. Niemand, der bei klarem Verstand war, wies eine solche Einladung ab. Wenn der König lud, so hatten alle zu erscheinen. 

Beth, die junge Königin des Herrschers, war wohl die einzige, die sich nicht so amüsierte, wie alle anderen. Das glaubte sie zumindest. Das laute Lachen dröhnte in ihren Ohren, der Wein war ihr zu sauer und auch das untätige Herumsitzen nervte sie. Sie wollte tanzen, lachen und ebenso viel Spaß haben, wie alle anderen in diesem Saal. Nur einmal, am Tag ihrer Vermählung, hatte der König sie aufgefordert. Sie erinnerte sich noch genau an diesen Tanz, war er doch der bedeutsamste in ihrem ganzen bisherigen Leben gewesen. 

Nie wieder werde ich so tanzen, wie an diesem einen Tag, dachte sie und nahm einen Schluck des Weins, bereute es aber sofort wieder. Seufzend stellte sie den Becher zurück auf den Tisch und lehnte sich dann an die Rückenlehne ihres breiten und gemütlichen Stuhls. 

Sie war noch nicht lange Königin, doch ihrer Herkunft aus vornehmem und auch reichem Haus hatte sie es zu verdanken, dass der König auf sie aufmerksam geworden war. Die Monate vor der großen Hochzeit, als die frühere Königin schon im Sterben gelegen hatte, hatte ihr Vater sie immer mit an den Hof genommen, hatte sie in die schönsten Kleider gesteckt und regelrecht herumgeführt, sodass alle sie hatten sehen können. So auch der König. Anfangs hatte sie es genossen, von ihm umworben zu werden, doch hätte sie schon damals gewusst, wie ihr Leben als seine Frau und Königin sein würde, hätte sie niemals Ja gesagt. Sie fühlte sich einsam, hatte alles hinter sich lassen müssen. Einzig und allein ihre Hofdame Margaret war ihr ein Trost, hatten sich die beiden Frauen doch von Anfang an so gut verstanden. Diese stand auch nun hinter ihr, immer in ihrer Nähe, immer da, wenn Beth sie brauchte. 

Beth seufzte erneut. 

„Kann ich Euch etwas bringen, Majestät?“, fragte die blonde Frau und neigte respektvoll den Kopf. So verhielt sie sich immer bei offiziellen Veranstaltungen, auch wenn sie sich schon das ein oder andere Geheimnis geteilt hatte, wenn sie alleine waren. 

Beth aber schüttelte den Kopf, denn etwas anderes bedrückte sie. Schon seit mehreren Nächten war der König nicht mehr in ihre Gemächer gekommen. sie schlief allein, vermisste aber das Gefühl seines starken Körpers neben sich, wenn er sie in seinen Armen hielt, oder ihren Rücken streichelte. War seine Liebe zu ihr so schnell verflogen?

„Margaret, sag, trifft sich der König nachts mit anderen?“ Die Frage war so schnell über ihre Lippen, dass sie sie nicht mehr hatte stoppen können. 

„Majestät...“, begann sie, doch dann biss sie die Zähne zusammen. Dies reichte Beth jedoch schon als Antwort. 

„Ich habe es schon befürchtet“, sagte sie leise, sodass nur ihre liebste Hofdame es hören konnte. „Aber wie soll ich ihm eine gute Frau sein, ihm Prinzen gebären, wenn er schon jetzt nicht mehr zu mir kommt?“ 

„Milady... der König ist noch jung und wild und...“, sie brach mitten im Satz ab. „Aber er wird immer euer Gemahl sein. Und ihr seine Königin.“

„Aber der König braucht Erben. Wie soll ich meine Aufgabe erfüllen, wenn...“ Beth spürte, wie ihr Tränen in den Augen brannten. 

„Bitte weint nicht. Wenn Ihr wünscht, lasse ich fragen, ob der König gedenkt, euch heute Nacht aufzusuchen.“  Beth wusste, dass Margaret sie nur aufmuntern wollte, doch der Schmerz über den Entzug der Liebe ihres Gatten wog so viel mehr. 

„Nein“, sagte sie schließlich und erhob sich. „Es ist seine Entscheidung.“ Sie wollte nicht mehr darüber nachdenken und stattdessen versuchen, den Rest dieses Abends zu genießen. Um sich selbst auf andere Gedanken zu bringen nahm sie den Becher Wein wieder an sich und trank ihn in einem Zug aus. „Lass uns nicht mehr davon sprechen. Erzähl mir lieber den neusten Klatsch.“ Sie lächelte die blonde Frau an und tippte auf den freien Platz neben sich. Am Hofe des Königs wurde immer getratscht und Margaret hatte ein besonderes Gehör dafür. Sie wusste vieles und besonders bei solchen Feiern genossen die beiden Frauen es, ausgiebig darüber zu reden. 

Margaret sah sich um, dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus und sie deutete unauffällig auf einen älteren Mann mit schon weißen Haaren. 

„Lord Harthrow dort“, flüsterte sie, „betrügt seine Frau heimlich mit dem jungen Ding dort an seiner Seite. Dabei liegt seine Frau mit dem fünften Kind in den Wehen, so heißt es.“

Beth sah sich die junge Frau an, die deutlich jünger als sie selbst sein musste. 

„Und Lady Byrns soll bei einer Wette sehr viel Geld verloren haben. Sie lässt es sich aber nicht anmerken.“ 

Beth schüttelte nur den Kopf. Zwar war sie in diesen Kreisen aufgewachsen, doch hieß das für sie noch lange nicht, sich so aufzuführen, wie diese Menschen. Und erst recht nicht als Königin.

Mit Margaret konnte Beth immer viel Zeit verbringen und so wurde es für sie doch noch ein recht angenehmer Abend. Die junge Königin ertappte sich jedoch nicht nur einmal dabei, dass sie den König beobachtete. Wenn er mit anderen Frauen sprach, stellte sie sich vor, wie er sie küsste und andere Dinge mit ihnen machte, die er doch eigentlich nur mit ihr tun sollte. Sie wollte nicht eifersüchtig sein, doch er machte es ihr an diesem Abend besonders schwer. 

Immer hinter ihm stand sein Kammerherr und höchster Diener Thomas Lancaster. Er war ruhig und wachsam, beobachtete seinen Herren immer und war zu jeder Zeit für ihn da. So wie auch Margaret für Beth da war.

Beth wagte jedoch nicht, den Kammerherrn zu lange anzusehen. Sie kannte seine Erscheinung bereits. Das braune Haar, welches er im Nacken stets mit einem schwarzen Band zusammengebunden hatte, seine ebenso braunen Augen und seine doch recht große Statur. Ob sein Körper dem des Königs ähnlich sah? Dann zwang sie sich endlich von dem Diener wegzusehen, doch gerade, als sie sich abwandte, spürte sie diese warmen Augen auf sich. Nur ganz kurz und doch wusste sie genau, dass es Lancaster gewesen war. Sie kannte seine Blicke, hatten sie doch schon unzählige geteilt. Immer waren es nur flüchtige, fast beiläufige Blicke, nicht mehr als ein Zufall und doch bekam Beth jedes rote Wangen. Sie war froh darüber, dass es niemandem aufgefallen war. Ihr Gemahl war bekanntermaßen eifersüchtig, nie würde er zulassen, dass ein anderer Mann Beth nahe kam, selbst wenn sie sich nur nach der keuschen Nähe einer anderen Person sehnte.

 Eine Berührung ließ sie plötzlich zusammen zucken. Überrascht sah sie zu Margaret, welche sie sanft anlächelte.

„Ihr seid in Gedanken“, merkte sie an zwinkerte.

„Bin ich nicht“, wollte Beth schnell vom Thema ablenken. Sie straffte den Rücken und setzte sich aufrecht hin. Dann hob sie vornehm das Kinn nach oben und erhob sich. Die edlen Männer um sie herum senkten sofort das Haupt, die Frauen knicksten, als sie an ihnen vorbeiging. Ruhig ging sie durch den Saal, direkt auf den König zu.

„Mein Gemahl“, sagte sie und nickte den anderen Herrschaften, seinen engsten Vertrauten, zu, als auch diese sich verbeugten.

„Liebste Beth, was gibt es?“ Der König nahm ihre Hand in seine und hauchte ihr einen Kuss auf den Handrücken. Dann führte er sie ein Stück von den anderen weg, um mit ihr in Ruhe sprechen zu können.

„Ich werde mich zurückziehen, aber ich…“ Sie zögerte kurz. „Ich würde Euch heute Nacht gerne bei mir haben“, sprach sie endlich das aus, was ihr auf der Seele lag.

„Ich habe noch eine dringende Sitzung.“ Er platzierte noch einen Kuss auf ihrem Handrücken. „Geh zu Bett, meine Liebe.“

Kurz überlegte sie, ob sie noch etwas erwidern sollte, doch dann schwieg sie, neigte respektvoll den Kopf vor ihrem König und überließ ihn wieder seinem Gespräch. Die Enttäuschung saß dennoch tief, als sie sich von ihm abwandte und mit Margaret den Saal verließ. Sie gingen langsam, in aller Ruhe, zu ihren Gemächern. Beth kämpfte mit den Tränen. Nie hätte sie gedacht, dass dieser gütige Mann, der sie so sehr umworben hatte, ihr Geschenke gemacht und sie in der Öffentlichkeit an seiner Seite gewünscht hatte, sie so schnell fallen ließ. Beth fühlte sich allein gelassen, vernachlässigt, dabei war sie die Königin. In diesem Moment, so wie in noch keinem anderen, bereute sie die Ehe mit diesem Mann.

Lieber hätte sie einen Mann niederen Standes geheiratet, wenn dieser sie nur so sehr lieben würde, wie sie es sich wünschte. Mehr verlangte sie doch nicht...

In ihren Gemächern anbekommen, half Margaret ihr wortlos aus den Kleidern, löste ihre langen, rotbraun schimmernden Haare aus dem aufwendigen Knoten und begann es dann zu kämmen. Auch die Füße wusch sie ihr, so wie es ihre Aufgabe war. 

„Kann ich noch etwas für Euch tun?“, fragte sie höflich, wusste sie aber insgeheim, wie schlecht es der Königin ging. 

„Nein. Geh auch du jetzt zu Bett.“ 

Margaret neigte noch einmal den Kopf und erhob sich dann. Still verließ sie die Gemächer und ließ Beth allein. Diese atmete tief durch und ließ nun auch endlich den Tränen freien Lauf. Es war ohnehin niemand da, der sie hätte sehen können. Sie ging durch ihre Räumlichkeiten, hatte das Gefühl vollkommen rastlos zu sein. Sie entzündete ein paar Kerzen, die ihre nähere Umgebung in ein sanftes Licht tauchten, während das Feuer im Kamin nur noch schwach glimmte und der Rest ihrer Gemächer im Dunkeln lag. Gerade taten ihr diese Dunkelheit und auch die Ruhe gut. Dem großen Bett, in dem sie sich noch einsamer fühlen würde, warf sie im Vorbeigehen einen traurigen Blick zu, dann trat sie ans Fenster und blickte hinaus.

Zwar fühlte sie sich noch immer allein gelassen, doch musste sie sich so nicht verstellen und konnte ganz sie selbst sein. Mit getrübtem Blick lehnte sie sich an eine Wand, gleich neben dem Fenster. Sie beobachtete, wie die letzten Kutschen den Hof verließen und in die Ferne davon fuhren. Nun war die kleine Ratssitzung also auch schon vorbei und der König würde sich zurückziehen können. Kurz flammte eine schwache Hoffnung in ihr auf, er könnte nun doch noch zu ihr kommen, doch je länger sie so am Fenster stand, desto geringer wurde diese Hoffnung, bis sie schließlich vollkommen verschwand. 

Beth verlor das Gefühl für die Zeit. Es mochten schon Stunden vergangen sein und vielleicht würde sich am Horizont bald die Sonne zeigen, oder aber es war noch mitten in der Nacht, sie konnte es nicht sagen.  Die Stille, die sie umgab, war wie ein unsichtbarer Panzer. In ihm war sie nicht die Königin und auch keine Ehefrau. In diesem Moment war sie einfach nur Beth, erste Tochter von Lord Windsor. Wie gerne würde sie zurück in ihr Elternhaus und wieder dieses ruhige und teils auch bescheidene Leben führen. 

Ein Klopfen beendete abrupt ihre Gedanken. Die Tür öffnete sich, ohne dass die Person auf eine Antwort wartete. Wahrscheinlich dachte sie, dass Beth bereits schlief. Doch dann hatte sie auch nichts in den Gemächern der Königin verloren. Neugierig betrachtete sie die eintretende Person von ihrer Position aus. Sie erkannte den Mann nicht sofort und auch er hatte sie noch nicht gesehen, da sie bewegungslos dastand. Erst als er ein paar Schritte in den Wohnraum getreten war, erkannte sie ihn als des Königs Kammerherrn. 

„Mister Lancaster“, sagte sie und lächelte sanft, als er beim plötzlichen Klang ihrer Stimme zusammenzuckte. Seine braunen Augen wanderten sofort zu ihr, sodass ihr ein Schauer über den Rücken lief.

Sein Blick huschte über sie, blieb dann aber bei ihren Augen haften. 

„Eure Majestät“, flüsterte er und verneigte sich vor ihr. „Der König schickt mich. Er lässt Euch ausrichten, dass er sich bereits zurückgezogen hat und Euch heute Nacht nicht mehr aufsuchen kann. Es war ein anstrengender Tag für ihn. Aber er wünscht Euch eine erholsame und wohltuende Nacht.“

Beth biss die Zähne zusammen, spürte mit einem Mal eine große Wut in sich. 

„Danke“, sagte sie kühl. 

„Majestät.“ Der junge Mann verneigte sich erneut und und drehte sich zum Gehen um.

„Mister Lancaster?“

„Ja, Euer Hoheit?“

„Kommt näher“, sagte sie, „tretet ins Licht. Ich möchte mit Euch sprechen.“

Thomas Lancaster wurde nervös. Es gehörte sich nicht für einen Mann, allein mit der Königin zu sein. Auch nicht für jemanden wie ihn, der dem König doch sehr nahe stand. 

„Mit Verlaub, Majestät, wo sind Eure Hofdamen?“

„Ich habe sie zu Bett geschickt. Nun kommt.“ 

Thomas schluckte schwer. Wenn jemand ihn des Nachts in den Gemächern der Königin vorfand, konnte das große Probleme geben. Dennoch gehorchte er seiner Königin und trat näher. Im Schein des Kerzenlichts wirkte sie noch jünger, das lange Haar fiel ihr locker über die Schultern und das beige, bodenlange Nachthemd verlieh ihr etwas Unschuldiges. 

„Mister Lancaster, ich habe nur eine Frage an Euch und möchte, dass Ihr mir wahrheitsgemäß antwortet.“

Der junge Mann nickte. 

„Ist der König allein zu Bett gegangen?“ Anders konnte sie es nicht in Worte fassen, denn die Vorstellung allein schmerzte in ihrer Brust. Doch es war nicht nur der Schmerz des Betrugs, sondern auch der des Alleinseins. Beth schlang die Arme um sich und drehte sich von Thomas weg. Sein Schweigen war ihr Antwort genug. Wieso tat ihr Gemahl so etwas? Sie begann zu zittern und sackte leicht gegen die Wand. 

Thomas, für den es aussah, als würde sie vor Erschöpfung und Trauer zusammenbrechen, machte einen großen Schritt auf sie zu und wollte sie stützen. Seine Hand legte sich auf ihren Rücken, die andere griff nach ihrer Hand. Als ihm bewusst wurde, dass sie selbst noch aufrecht stand und er die Situation falsch eingeschätzt hatte, wollte er wieder zurücktreten. Er senkte den Kopf und murmelte ein leises „Verzeihung“. 

Doch als Beth spürte, dass er sie loslassen wollte, schloss sie ihre schmalen Finger um seine Hand. Sie war sich nicht sicher, wieso sie das tat, doch sie spürte, wie gut ihr diese kleine Berührung tat.

„Thomas“, schlich sich sein Name über ihre Lippen. Diese leicht geöffnet, versuchte sie ruhig zu atmen, dabei sah sie ihm in die Augen. Die Hand, die sie in ihrem Rücken spürte und die ihre Haut leicht kribbeln ließ, verschwand nur Augenblicke später. 

„Majestät, ich sollte Euch nun allein lassen“, sagte er, doch schwang in seiner Stimme ein nicht einzuordnender Unterton mit, der Beth glauben ließ, dass er das nur gesagt hatte, weil es sich so gehörte. 

„Und wenn ich keine Königin wäre?“, flüsterte sie und drehte sich wieder gänzlich zu ihm um. „Würdet Ihr dennoch gehen wollen?“ 

Sie spürte seinen Atem auf ihrem Gesicht, warm und nach Wein riechend. Noch immer hielt sie seine Hand in ihrer. 

„Es steht mir nicht zu, Majestät. Der König...“

„... ist meiner bereits überdrüssig“, unterbrach und beendete sie seinen Satz mit fester Stimme. Dann fügte sie leiser hinzu: „Und ich bin es leid immer allein zu sein. Ihr seid ein guter Mann, Thomas Lancaster. Der König kann froh sein, Euch zu haben und ich schätze Euch für die Dienste, die Ihr ihm jeden Tag aufs Neue erbringt.“ 

Thomas erwiderte nichts, starrte diese Frau vor sich einfach nur an. Es war falsch, dass er bei ihr war, dass sie sich an den Händen berührten und dass sie so mit ihm sprach. Und doch konnte er nicht anders, als sie einfach weiter anzusehen. Sie wirkte so stark, so entschlossen, sich nicht mehr länger alles so gefallen zu lassen, denn auch sie hatte Träume und Bedürfnisse. Doch was machte er sich vor? Schon lange war er ihr völlig verfallen, hatte sie gerne angesehen, selbst wenn es immer nur aus der Ferne gewesen war. Doch so ganz stimmte das nicht, denn als Kammerherr des Königs war er nicht selten im selben Raum wie die Königin gewesen. Ihm aber war es immer gelungen, seine Blicke zu zügeln, sodass es niemand hatte sehen können. Und doch war diese Situation, in der er sich nun befand, gleichzeitig deutlich intensiver, wie auch gefährlicher.

„Liegt es an mir, Thomas?“, fragte sie plötzlich und hob die Hand, die die seine hielt, an ihre Wange, sodass sein Handrücken ihre Haut berührte. „Hat er etwas zu Euch gesagt?“ 

„Nein, Majestät. Wie sollte es an Euch liegen? Aber der König wird Euch schon bald aufsuchen, er wird zu Euch zurückkommen, immer, da bin ich mir sicher.“ Vorsichtig löste er seine Hand von ihrer Wange, auch wenn es ihm deutlich schwer viel. Sein Herz raste und er hatte das Gefühl, dass sich ein dünner Schweißfilm über seine Stirn zog.

„Nein, nicht“, hauchte sie ihm die Worte entgegen und hielt seine Hand auf, sodass nur noch ein paar Zentimeter zwischen ihnen lagen. „Bitte, verlasst Ihr mich nicht auch noch, Thomas.“ Ihre Stimme zitterte, als sie einfach das aussprach, was ihr Herz von sich schrie. 

„Wie könnte ich Euch jemals verlassen?“ 

Beth blinzelte heftig, als sie ihn aus leicht tränenden Augen ansah. Sein Blick, so ruhig und voller Verständnis, lag auf ihr und sie spürte wieder dieses intensive Gefühl zwischen ihnen. Und Thomas ging es nicht anders. Er wollte diese Frau vor sich in seine Arme schließen, sie trösten und ihr Geborgenheit geben, die sie offensichtlich so sehr ersehnte. Sie verdiente es, sie verdiente einfach alles, denn sie war seine Königin. Und insgeheim wollte er noch viel mehr, wie er sich gerade zugestand. Sanft hob er seine Hand wieder etwas höher, berührte leicht die weiche Haut ihrer Wange, woraufhin sie sich regelrecht in seine Handfläche schmiegte. Genüsslich schloss sie die Augen, was Thomas sehr genau beobachtete. Sie atmete seelenruhig aus, dann öffnete sie die Augen und sah ihn an. Ihre zarten Hände legte sie plötzlich auf seine Brust, strichen sanft über den weichen Stoff seiner Kleidung. Kleine Blitze zuckten plötzlich durch seinen Körper, allein durch diese kleine Berührung. Sein Körper wollte auf der Stelle mehr, wollte mehr von diesen zarten Händen spüren, wollte sie, seine Königin.

„Wartet“, keuchte er und trat zwei Schritte zurück. Der Kontakt zwischen ihren Körpern verschwand, doch die Sehnsucht blieb. „Ich… das können wir nicht tun. Das dürfen wir nicht.“

Beth war überrascht und schockiert zugleich, dass er sie so von sich gedrückt hatte, doch tief in sich wusste sie, dass er Recht hatte. Es war nicht richtig, doch wieso fühlte es sich dann so gut an? Für sie beide.

„Thomas“, flüsterte sie und trat einen Schritt auf ihn zu. „Geht nicht.“

„Ich darf so etwas nicht wagen, Majestät. Was nicht bedeutet, dass ich es nicht… wollte.“ Er drehte den Kopf von ihr weg, war kurz davor, einfach zu gehen. 

„Und wenn ich es ebenso wollte?“, sagte sie und verschränkte die Arme schützend vor ihrer Brust, da sie fröstelnd zu zittern begann. Sie hatte immer versucht, es sich nicht einzugestehen, doch nun war es einfach zu offensichtlich. Sie hatte ihn schon lange beobachte, seit geraumer Zeit war er Teil ihrer nächtlichen Träume gewesen. Dass er nun gehen wollte, traf sie schwer. „Würdet Ihr mich zurückstoßen?“

Plötzlich machte er einen Satz nach vorne, legte seine Hände auf ihre Schultern und ließ sie zu ihrem Gesicht hinauf wandern. Durch den Schwung, den er mitbrachte, stolperten sie beide zurück, bis sich Beth, kurz nach Luft schnappend, da sein mit einem Mal so stürmisches Auftreten sie doch überrascht hatte, zwischen der Wand in ihrem Rücken und Thomas vor sich wiederfand. Sie spürte die ganze Kraft seines Körpers, als er so an ihr lehnte, ihr Gesicht in seinen großen Händen. Der Blickkontakt, den sie beide teilten war stärker, intensiver und heißer als alles, was Beth jemals erlebt hatte. Nicht einmal die Nächte mit dem König, wenn er bei ihr gelegen und sie wie seine Frau geliebt hatte. Nichts, an das sie sich auch nur erinnern konnte, konnte mit diesen Augen mithalten.

Die Welt musste still stehen. Während sie einander ansahen, begannen Beth' Augen mehr und mehr zu funkeln. Sie fühlte sich wie ausgewechselt, konnte kaum glauben, dass sie noch vor wenigen Momenten am Boden zerstört war und sich allein gelassen gefühlt hatte. Das alles war nun fort, vertrieben von dem Mann, der nun vor ihr stand. Sie sah, wie er seine Lippen befeuchtete und tat es ihm unbewusst nach. Die Wärme, die seine Hände ausstrahlten, genoss sie mit halb geschlossenen Lidern. Sie seufzte leise, fühlte wie eine innere Wärme in sich aufsteigen. Ihr Körper wurde wieder lebendig, pulsierte, kribbelte angenehm und ließ sie spüren, dass sie jedes Recht hatte, sich so zu fühlen. 

Als sie Thomas wieder ansah, loderte ein Feuer in seinen Augen, denn er begehrte sie. In diesem Moment war ihm alles andere egal. Dass sie weit über ihm stand und seine Königin war, dass sie zudem mit seinem Herrn verheiratet war und er nicht den geringsten Anspruch auf diesen Moment mit ihr hatte. Er wollte nur diese Frau.

Ihr Gesicht noch immer in den Händen haltend, hörte er auf über all diese Dinge nachzudenken und lehnte sich ihr entgegen. Seine Lippen streiften die ihren nur ganz flüchtig, denn er wollte sie nicht bedrängen und ihr auch die Zeit lassen, sich vielleicht doch noch anders zu entscheiden. Selbst wenn sie es tat, hatte Thomas sein Urteil doch bereits unterzeichnet. Von nun an gab es kein Zurück mehr. 

Beth hatte instinktiv die Augen geschlossen. Sie hatte sich gewünscht, er würde den Schritt wagen und sie küssen und er hatte es getan. Nur ganz zart, wie ein Hauch, hatten sich ihre Lippen berührt, doch es hatte genügt, sie nach mehr verlangen zu lassen. Beth ergriff den Moment, in dem sie sich so stark fühlte, und legte ihre Hände in seinen Nacken, zog ihn so näher an sich und presste ihre Lippen auf seine. Beth' gesamter Körper stand in Flammen, sie spürte ein Verlangen in sich aufkeimen, welches zuvor nur der König wenige Male in ihr hatte entfachen können. Sie seufzte leise in diesen Kuss und schmiegte sich an Thomas. er sollte spüren, was sie spürte, denn sie wollte ihn ganz nahe bei sich. Ihre Lippen massierten einander, als Thomas seine Zunge über ihre Lippen gleiten ließ. Beth fehlte der Atem, doch sie wäre lieber gestorben, als diesen Kuss zu beenden, fühlte er sich doch so unglaublich an. 

Thomas selbst konnte nicht genug von ihrem süßen Geschmack bekommen. Noch schob er seine Zunge hervor und drang in ihren feuchten, warmen Mund ein. Nun war er es, der leise stöhnte und als er den Kuss sanft beendete, glänzten ihre Lippen saftig rot. Sie verführten ihn geradezu, sie weiter zu küssen, bis sie beide kraftlos zu Boden sanken, doch er zügelte sich. Er wollte ihr noch so viel mehr geben. Er sah von diesen roten Lippen weg, ließ seinen Blick ein wenig nach unten wandern, zu ihrem Kinn und dem eleganten Hals. Seine Hände lockerten den Griff an ihr, legten sich sanfter um sie, während er seine Lippen abermals auf ihre Haut senkte. Er küsste ihren Hals, begann wieder ganz zart und leicht, hauchte federleichte Küsse auf sie, die sie schaudern ließen. 

Beth warf den Kopf zurück, lehnte hilflos an der Wand und versuchte sich zu entspannen, während sie es doch kaum aushielt. Die Berührungen seiner Lippen brachten sie völlig um den Verstand. Ihr Verstand wurde immer nebliger, sie war kaum mehr in der Lage, einen anständigen Gedanken zu fassen. Thomas machte sie regelrecht willenlos, ließ sie zittern und beben und hörte doch nicht auf, ihren Hals, ihr Kinn oder ihr Ohr mit Küssen zu übersäen. Immer wieder entlockte er ihr so die tiefsten Töne ihrer Lust. 

Die Königin konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten und so klammerte sie sich an ihn, schob ihre Hände in sein Haar und lockerte das Band, welches sie zusammen hielt. In Wellen rahmte es sein schönes Gesicht ein, verlieh ihm aber auch etwas Verruchtes. Als Thomas das merkte, löste er seine Lippen von ihr und blickte ihr in die Augen. So nahe wie sie beieinander standen, musste sie seine Erregung spüren, denn er konnte sie nicht mehr zurückhalten. Und das tat sie. Ihre glänzenden Augen wanderten an seinem Körper herab und ihre Hände folgten. Ihre schlanken Finger öffneten geschickt die Verschnürung seiner Jacke und schoben sie ihm dann von den Schultern. Sein helles Hemd folgte, bis er schließlich mit nacktem Oberkörper vor ihr stand. Sie leckte sich die Lippen und streichelte seine Haut. Die Härchen auf seiner Brust kitzelten unter ihren Handflächen, doch anders würde sie es in diesem Augenblick auch nicht wollen. Sie folgte der zarten Spur aus Haaren über seinen Brustkorb hinab zu seinem Bauch. Beth konnte sehr genau die Muskelstränge unter der Haut fühlen und sie hätte ihn gerne noch länger so berührt, doch etwas anderes forderte ihre Aufmerksamkeit. Die Auswölbung war nur allzu deutlich zu sehen und Beth konnte nicht anders, als sie zu berühren. Sie fühlte sich begehrt und geschmeichelt, dass sie es gewesen war, die ihn zu dieser Erregung gebracht hatte, denn ihr selbst ging es nicht anders. Sie wollte ihn, körperlich wie auch geistig, denn er war da, als sie jemanden am Meisten gebraucht hatte. Sie war aufs Äußerste sensible, fand Erregung in den kleinsten Liebkosungen. Sanft legte sie ihre Hand auf die Wölbung seiner Hose und spürte ihn ganz deutlich. Das erregte Einatmen von ihm war wie Musik in ihren Ohren, sodass es sie anspornte, ihre Hand zu bewegen. 

„Majestät“, stöhnte er und stemmte plötzlich seine Hand an die Wand hinter Beth. Sie war noch immer eingekesselt, doch hatte sie nun genug Platz, um ihre Hand an der Wölbung auf und ab gleiten zu lassen. 

„Beth“, korrigierte sie ihn, woraufhin er sie aus verschleierten Augen ansah. „Lasst mich heute Nacht einfach nur Beth für Euch sein.“ 

„Beth“, flüsterte er ihren Namen und küsste sie stürmisch. Noch nie zuvor hatte er die Königin ohne ihren Titel angesprochen und nun war sie für Ihn nur noch Beth. 

Thomas forderte sie heraus, küsste sie so intensiv, dass sie völlig vergaß, wie sie ihre Hand eigentlich bewegen wollte. Er konnte sich nicht mehr zusammenreißen, er wurde ungestümer und legte nun seine Hände auf ihren wundervollen Körper. Rasch zog er die kleine Schleife an ihrem Nachthemd auf und lockerte die Bänder, sodass es ihm ein leichtes war, den Stoff über ihre Schultern zu ziehen. Das weite Gewand fiel sofort bis zum Boden, da es jeglichen Halt verloren hatte. So stand sie vor ihm. Nackt und mit neckisch aufgerichteten Brustwarzen. Er konnte es kaum glauben. Vorsichtig legte er eine Hand auf ihre Brust, berührte die zarte Mitte und rieb sie mit seinem Daumen. 

Beth stöhnte leise, wand sich unter seiner Hand und drückte sich ihm doch immer wieder entgegen. Thomas konnte nicht anders, so lehnte er sich ein Stück zu ihr herunter und nahm die zarte Mitte in seinen Mund. Er spürte, wie sie sich plötzlich an ihm festhielt, leise, aber erregt wimmerte und sich an ihn drückte. Das Gefühl ihrer nackten Haut an seiner war prickelnd. 

Mutig schob er die Hand, die noch an ihrer Brust gelegen hatte, zwischen ihre beiden Körper weiter hinab. Erst, als er feines Haar zwischen ihren Beinen spürte, stoppte er. Ganz langsam, es voll auskostend, schob er zwei seiner Finger vor, ertastete die schmale, heiß feuchte Öffnung. „Thomas“, keuchte Beth, als er sie so berührte, spreizte ein wenig die Beine und schloss genüsslich die Augen. Genau so wollte sie sich fühlen. 

Als er plötzlich den feinen Knoten zwischen ihren Beinen erwischte, fahrig nach ihm tastete und begann ihn hin und her zu reiben, huschte sie instinktiv zur Seite, sodass er den Kontakt zu ihr verlor. Dieser eine kleine Punkt, von ihr zu gleichen Teilen gehasst und geliebt, war zu süß und reizdurchflutend für sie, als dass sie diese Berührung einfach so ertragen konnte. Eine Berührung an dieser Stelle und sie durchlebte die süßeste aller Folter. Immer wand sie sich, konnte es kaum ertragen und manchmal, so wie jetzt, setzte ein kurzer Fluchtinstinkt ein. 

Nach Atem schnappend sah sie zu Thomas, der ihr ebenfalls interessiert nachsah. Ruhig blieb sie stehen, sog seinen Anblick ins ich ein und blieb dann wieder bei der Wölbung seiner Hose hängen. 

Thomas war ihrem Blick gefolgt und noch ehe sie ihn darum bitten konnte, begann er, seine Hose aufzuschnüren. Er lockerte sie und ließ sie zu Boden fallen. So stand auch er nun nackt vor ihr, labte sich in ihren Blicken. Wieder leckte sie sich über die geröteten Lippen, ehe sie die Hand nach ihm ausstreckte. Dieser Aufforderung folgte der junge Kammerherr mit dem größten Vergnügen. Die Arme umeinander geschlungen, die Lippen heiß aufeinander gedrückt, taumelten sie nach hinten, durch einen dünnen Sichtvorhang, der den Wohnbereich von dem Schlafgemacht der Königin trennte. Dort drückte er sie auf das Bett, legte sich auf sie und spreizte ihre Beine mit den seinen. An der Spitze seiner Erektion spürte er ihre schlüpfrige Feuchtigkeit und schob sich gleitend mit einer Bewegung in sie. Da ihre Lippen noch immer miteinander verschmolzen waren, drang nur ein heiseres, kehliges Stöhnen nach draußen. Langsam begann Thomas sich zu bewegen, massierte sie erst leicht, dann immer fester von innen. Sie rieben ihre erhitzten Körper aneinander, lebten diesen leidenschaftlichen Moment aus, als wäre es ihr Letzter. 

Die junge Königin krallte schließlich ihre Hände in die Laken und sich, kniff die Augen zusammen und streckte ihren Rücken durch. Thomas spürte, wie ihre Muskeln um ihn immer enger wurden und als er kam, pumpte er seinen Samen pulsierend in sie. 

Erschöpft ließ er sich neben sie auf das Bett fallen, zog sie aber sofort in seine Arme. Beth konnte sein Herz so laut schlagen hören, dass es sie erröten ließ. 

Auch so einen Tanz, werde ich wohl nie wieder tanzen dürfen. Nicht mit ihm, dachte sie und streichelte was Haar auf Thomas' Brust.

Dann schloss sie die Augen und fühlte sich wohler, als jemals zuvor. 

„Ich muss vor Sonnenaufgang zurück sein“, sagte er nach einer Zeit, in der sein Herz sich wieder beruhigt hatte. 

„Aber noch ist sie nicht aufgegangen und niemand wird uns stören“, murmelte Beth verschlafen und schmiegte sich an ihn. So lagen ihre nackten Körper fest aneinander gepresst die restliche Nacht zusammen, auch wenn keiner von beiden wusste, was der nächste Morgen bringen würde. Nur in einem waren sie sich einig, niemand würde je ein Wort über diese eine liebevolle und intime Nacht verlieren. Zu ihrer beider Schutz. 

Impressum

Texte: Jana S. Morgan
Bildmaterialien: https://pixabay.com/de/
Cover: Jana S. Morgan
Tag der Veröffentlichung: 21.05.2015

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