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Traumkunst

In so mancher Nacht suchst du mich heim. Entführst mich. Verführst mich. Belebst mich auf eine Weise, die mir den Kopf verdreht. 

Ich bin machtlos gegen dich, kann mich und will mich dir gar nicht widersetzen. Wie auch? Es ist dein Reich und ich bin hier nur ein Gast. 

Und doch behandelst du mich wie eine Königin. 

 

Kaum dass mein Geist sich deines Reiches bewusst wird, spüre ich die Aufmerksamkeit, die du mir entgegenbringst. Ich spüre deinen Blick auf mir, fühle mich durch ihn gefangen und war doch noch nie so frei. Nichts hält mich mehr, ich könnte alles erreichen. Selbst dich, doch ich bleibe stehen, bewege mich nicht und warte, dass du zu mir kommst. Mir deines Blickes bewusst, kann ich nicht anders, als meine rechte Hand an meine Lippen zu führen. Sie sehnen sich nach der Berührung deiner Lippen, nach deinem Kuss, so zärtlich und flüchtig er auch sein kann. Sanft streiche ich mit den Fingerspitzen über die dünne Haut, die doch so empfindlich ist, befeuchte sie mit meiner Zunge. Ich bin mir sicher, dass du alles genau beobachtest. Meine Hand schiebt sich höher, zum Ansatz meines langen Haares, durch welches sie sich langsam schiebt. Ich kann es kaum erwarten, wenn du endlich bei mir bist, mein Körper ist schon jetzt aufs Äußerste gereizt. 

Dann vernehme ich endlich deine Präsenz, höre die leisen Schritte, mit denen du dich mir näherst. Meine Erwartung paart sich mit der Vorfreude deine Hände auf meinem Körper zu spüren. 

Doch ich bin zu voreilig, kenne ich doch die einzelnen Schritte, das langsame anfachen meiner Lust, die dir solch eine Freude bereitet. Als du hinter mir stehen bleibst, sehne ich mich so sehr nach einer einfachen Berührung, doch weiß ich es besser, als ich einfach zurückfallen zu lassen und an deiner starken Brust zu lehnen. Du würdest es nicht wollen, es nicht gutheißen, wenn ich dir deinen Spaß an unserem Beisammensein vermiese. Also bleibe ich stehen, ganz brav, und warte. 

Deine erste Berührung gilt nicht meinem Körper, sondern meinem Haar. Vorsichtig streichst du es mir aus dem Nacken und schon sehne ich mich erneut nach deinen Lippen, stellte mir vor, wie kribbelnd süß sie auf meinem Hals liegen würden. Du atmest tief aus, der Hauch kitzelt auf der feinen Haut meines Nackens, beschert mir eine intensive Gänsehaut. Ich schaudere leicht, höre dein leises Lachen hinter mir, als du meine Reaktion bemerkst. Erst dann kommst du näher, doch noch immer trennen uns ein paar Zentimeter voneinander. Ich spüre deine Wärme hinter mir, nicht einmal meine Kleidung kann diese Hitze abschirmen. Mir selbst wird schlagartig heiß, mein Blut beginnt zu pulsieren, so sehr, dass es mir in den Ohren rauscht. Ich bin betört, gefangen in deiner Kunst. Dabei hast du mich doch noch gar nicht berührt. 

Ich atme schwer, kann kaum mehr einen klaren Gedanken fassen. Wie eine Marionette folge ich dir, tue alles, was du willst, ohne, dass du es etwas dafür sagen musst. Mein Innerstes bebt schon jetzt, mein Verlangen wird größer. Du spürst es. Es muss so sein, denn endlich legt sich eine deiner großen Hände auf meine freie Schulter. Hauchzart bewegst du sie zu meinem Hals. Es kitzelt, kribbelt und ist eines der erotischsten Empfindungen, die ich kenne. Sanft dringt ein Stöhnen über meine Lippen, nur ganz leise, ähnlich einem kleinen Zischen. Automatisch lege ich den Kopf zur Seite, damit du ihn noch besser verwöhnen kannst. Es ist ein Wunder, dass ich noch stehen kann. Als hättest du es geahnt, legt sich ein Arm um mich, stützt mich, drückt mich gegen deine starke Brust und gibt mir den Halt, den ich so verzweifelt brauche um mich endlich fallen zu lassen. Deine Muskeln sind hart, schmiegen sich aber perfekt gegen meine Rückseite. Du streichelst weiter meinen Hals, erweiterst die kreisenden flüchtigen Bewegungen bis nach vorn über mein Schlüsselbein und mein Dekolleté. Seufzend lasse ich den Kopf zurückfallen, doch deine breite Schulter stützt ihn sicher. Ich kann es kaum noch ertragen. Deine Kunst, dieses süße Qual, die du mir bereitest, entfacht ein Feuer in mir, dass mich zu verbrennen droht. Heiße Wellen suchen mich heim, geben mir einen Vorgeschmack auf das, was ich so ersehne. 

Ein 'Bitte' liegt mir auf der Zunge, doch ich zwinge mich, es nicht über meine Lippen kommen zu lassen. Stattdessen legen sich meine Hände, blind auf deine muskulösen Oberschenkel, ziehen dich näher an mich, bis ich die feurige Verheißung deiner Mitte an mir spüre. Genau in diesem Moment drückst du deine Lippen auf meinen empfindlichen Hals. Ich rechnete damit, dass du mich hart küssen, an meiner Haut saugen würdest, doch es war nur der Hauch eines Kusses, wieder nur ganz zart, kaum zu spüren und doch bleibt die Feuchtigkeit deiner Lippen auf meiner Haut zurück. 

Endlich dringt das leise "Bitte" über meine Lippen. Ich beginne zu zittern, kann nicht anders und drehe den Kopf zu dir. Mit geschlossenen Augen finde ich deine Lippen, streichle sie, liebkose sie mit meinen eigenen. Dieser Kuss ist liebevoll, verführerisch und ehrlich. Ich würde davon schweben, wenn du mich nicht halten würdest.

Für meinen Geschmack viel zu schnell trennst du dich von meinen Lippen, rückst aber kaum ein Stück von mir, denn ich spüre deinen warmen Atem auf meinem Gesicht. Deine Hand schiebt sich unter mein Kinn, vorsichtig hebst du es an, sodass sich dir meine Kehle entblößt entgegenreckt. Heiß prickelt dein Atem auf meiner Haut und ein weiterer Schauer läuft mir den Rücken hinab, kurz bevor ich deine Lippen spüre, wie sie sich auf die gestreckte Haut unterhalb meines Kinns drücken.

Innerlich flehe ich dich an, mich nicht länger so zu quälen, doch dann ist da wieder dieses unbeschreiblich intensive Gefühl, was nur du in mir auszulösen vermagst, dass ich mein Flehen schon wieder vergesse. Hilflos hänge ich in deinen Armen, erliege dem Rausch, den deine Lippen an meinem Hals auslösen und kann nichts anderes mehr, als zu fühlen.

So vieles durchflutet meinen Körper. Der Drang, dich zu küssen, das Verlangen, mich zu bewegen und selbst Hand an zu legen und dich diese Wogen der Lust spüren zu lassen, die du mir doch schon so oft beschert hast.

Deine Arme schlinge sich um meinen Körper, drücken ihn fest an deinen. Eine neue Hitzewelle erfasst mich, schürt meine Lust ins Unendliche an, doch weiß ich auch, dass dies der letzte Teil unseres Beisammenseins sein wird.

Unruhig presse ich die Beine zusammen, doch mein Verlangen ist stärker. Meine Mitte pulsiert und nun bin ich es doch, die fleht. „Geh nicht…“

 

Und wenn ich dann die Augen wieder aufschlage, bist du fort. Zurück in deinem Reich und ich in meinem, verwirrt mich im ersten Moment alles um mich herum. Weich und warm liege ich gebettet und brauche einige Minuten, um mir klar zu machen, dass, obwohl du so real auf mich gewirkt hast, du doch nur eine Figur in meinem eigenen Kopf bist.

Das bist und warst du schon immer.

Doch ich will es nicht wahrhaben, sehne mich nach deinen Lippen, nach deiner Umarmung, selbst nach dem, was ich noch nie erfahren durfte. 

Denn in so mancher Nacht, in der du mich heimsuchst, schürst du zwar das Feuer in mir, bis es hohe Flammen schlägt, die mich zu verbrennen drohen, doch du bist nie da, um meine Lust zu stillen. 

Sie lodert selbst jetzt noch tief zwischen meinen Beinen und doch... 

... bist du nur in meinem Traum real. 

Impressum

Texte: Jana S. Morgan
Bildmaterialien: https://pixabay.com/de/
Cover: Jana S. Morgan
Tag der Veröffentlichung: 21.11.2014

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