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Moira

Schritt für Schritt kämpfte ich mich durch die Massen an Gliedmaßen und Körpern am Boden, alle verschwitzt, verdreckt und zitternd vor Ekstase. Ein unaufhaltbares und immer währendes Stöhnen drang an meine Ohren, monoton, wie einstudiert. Ich nahm es schon gar nicht mehr wahr, wenn ich mich in diesen Bereichen bewegte.

Ein Schauer befiel meinen Rücken und breitete sich lange über meine Arme und Beine aus. Ich war wie hypnotisiert, schaffte es endlich einmal, dem inneren Verlangen nicht nachzugeben. 

Ganz langsam setzte ich meinen Weg fort, während mein Blick immer wieder über die Leiber am Boden glitt, die zu schwach waren und sich einander hingaben, ohne aber je auf die versprochene Erlösung zu hoffen. Als mein Blick zu zwei Frauen wanderte, die einander mit Händen, Lippen und Zungen liebkosten, spürte auch ich dieses Brennen und Prickeln in mir. Mein Unterleib, wie ich ihn doch mittlerweile hasste, zog sich fast schon schmerzlich zusammen und zurück war die Lust. Sie war nicht zu kontrollieren, auch wenn ich mir das in den Momenten, in denen ich stark war und es unterdrücken konnte, immer wieder einredete. Sie war mein fortwährender Begleiter, ließ nie von mir ab und ließ mir kaum eine Verschnaufpause. 

Das hier war noch viel schlimmer als der erste Teil meines Weges in diesem Höllenkreis. Als ich mich damals in dem zehrenden Wirbelsturm wiedergefunden hatte, hatte ich nicht geglaubt, dass es schlimmer werden konnte. Doch das wurde es. Eine Ewigkeit verging, in dem ich durch diesen Sturm geirrt war, immer wieder angetrieben von der eigenen Lust, die ich selbst nicht befriedigen konnte.

Ich hatte es versucht!

Hatte alles Mögliche mit mir angestellt nur um einmal dieses wunderbare Gefühl der Erlösung zu spüren, doch das war mir nicht vergönnt, war es keinem hier. 

Wie hatte ich mich in meinem Leben nur so schlecht verhalten können, dass ich nach meinem Tod ausgerechnet hierher geschickt worden war? 

Erst jetzt, im Tod, war mir klar geworden, dass das, was ich getan hatte, falsch gewesen war. In meinem Leben, das nun schon so viele Jahre zurücklag, hatte ich mir nichts dabei gedacht. Ich hatte es Ausrutscher genannt, auch wenn ich mich innerlich nach einer Wiederholung gesehnt hatte. Damals war ich verheiratet gewesen, hatte einen Mann und sogar ein Kind mit ihm gehabt und doch war ich dieser Sünde verfallen. Mit meines Mannes Bruder. 

Heute schämte ich mich dafür. 

Damals hatte er mich etwas spüren lassen, was ich schon so lange verloren geglaubt hatte. Er hatte den Ruf eines Aufreißers gehabt, doch hatten mein Mann und ich uns keine Sorgen gemacht, da ich ja eben schon mit jemandem vermählt war. Das hatte den Bruder meines Mannes aber nicht aufgehalten – und ich war zu schwach gewesen um es zu verhindern. Es war eines Abends gewesen, als mein Mann mich mit seinem Bruder allein gelassen hatte um einem Freund zu helfen. Ich hatte das sicherlich nicht geplant, doch seine Worte, seine Anspielungen, sein Blick aus diesen warmen braunen Augen und seine Berührungen, erst sanft und zart an Händen, Armen und Gesicht, dann reizvoll und mit etwas Kraft am Rest meines Körpers, hatte mich direkt in seine Arme getrieben, wo er mich tief und innig geliebt hatte. Seit so langer Zeit hatte ich mich nach diesem Gefühl gesehnt, welches mein Mann nicht mehr in der Lage war, mir zu schenken. Ich öffnete mich ihm voll und ganz und genoss es wie noch nie zuvor in meinem Leben. 

Natürlich hatten wir meinem Mann nichts davon erzählt, doch er war kein Narr und hatte es dann doch erkannt. Er hatte getobt und seinen Bruder davon gejagt. Und dann war er auf mich losgegangen. 

Ich starb in dieser Nacht durch die Hände des Mannes, den ich geliebt und doch betrogen hatte. 

Ich schlang die Arme um meinen Körper, der nur durch ein dünnes Hemdchen, welches gerade mal meinen Hintern bedeckte, verhüllt war. Es war nicht kalt hier, eher warm und so brauchte man nicht viel. Meist behielt man es eh nicht lange an. Und wenn man eines brauchte um seinem inneren Weg weitere zu folgen, nahm man sich eines von denen, die überall herumlagen. 

Mit zusammengepressten Schenkeln ging ich weiter, versuchte tief durchzuatmen und die Lust, die immer stärker wurde, wieder zu ignorieren. Doch dieses Mal sollte es nicht klappen. Ein lustvolles Keuchen drang über meine Lippen und ich bleib stehen, presste meine Hand zwischen meine Beine. Den Stoff zog ich mit der anderen ein Stück höher um meine Finger über mein glühendes Fleisch gleiten zu lassen. Jede Berührung war schmerzhaft und gleichzeitig genau das, was ich wollte. Ich ließ den Kopf zurückfallen und berührte mich weiter, ließ meine Finger um meine Perle kreisen und in mich hineinsinken. Ich wusste, dass es nichts brachte, doch aufhören konnte ich auch nicht.

Da packte mich plötzlich eine Hand am Knöchel. Neugierig blickte ich auf meinen Knöchel hinab, um den nun eine dünne Hand lag. Dem Arm mit meinem Blick folgend, sah ich in das Gesicht eines Mannes. Er kniete auf allen vieren und sah mich mit einem Ausdruck an, der mir die Beine weich werden ließ. Es war das pure Verlangen, was aus ihm sprach. Ohne ein Wort fuhr seine Hand höher und zog mich auf die Knie. Unsere Blicke klebten aneinander. Dann richtete er sich auf, kniete sich hinter mich und drückte meinen Oberkörper nach vorne. Das dünne Hemdchen rutschte so nach oben und gab meine ungeschützte Mitte seinen Blicken frei. Sofort schob er sich in mich, krallte sich fast schon verzweifelnd in meine Hüfte. 

Verzweifelt. Genau das waren wir, denn so sehr ich mir auch wünschte, ich würde seine Erektion in mir wirklich spüren, so brutaler war die Realität, denn diese Härte, die sich immer wieder in mich schob, konnte mir nicht das geben, was ich verlangte. Und so konnte auch ich ihm nicht das geben. Keiner von uns würde kommen, keiner seine Erlösung finden und das Gefühl genießen, welches man nach einem bahnbrechenden Orgasmus hatte. 

Ich reihte mich in dieses monotone Gestöhne ein, welches immer zu hören war. Der Mann, eine arme Seele, so wie ich, stieß weiter in mich, fluchte, stöhnte, keuchte und krallte seine Finger in mein Fleisch, damit ich auch ja nicht wegkommen konnte. Über meine Schulter sah ich zu ihm. Er musste in seinem Leben ein gutaussehender Mann gewesen sein, auch wenn man ihm seine Zeit hier bereits ansah. Das Haar fiel ihm locker in die Stirn, es wippte bei jedem Stoß seiner kraftvollen Hüfte.

Ich sehnte mich so sehr danach uns beiden das zu geben, was wir so sehr wollten, doch das konnte ich nicht. Trotz dieser intimen Situation machte es mich traurig.

Gerade als ich den Kopf abwenden wollte, legte sie eine Hand auf mein Haar. Ich blickte nach vorne, da öffnete ich schon reflexartig meinen Mund und schon war diese Erektion in mir. Ich hatte ihn gar nicht kommen sehen, doch das spielte keine Rolle. Hier sprach nur das Verlangen und wir alle wollten es. Grob hielt er mein Haar und begann in meinen Mund zu stoßen.

Ich konnte mich kaum mehr bewegen, eingekeilt zwischen diesen beiden Männern. Und beide stießen in mich. Immer tiefer, immer schneller. Es schürte das Feuer zwischen meinen Beinen nur noch mehr an, auch wenn mich das in den alten Teufelskreis zurückreißen würde.

Ich sah zur Seite und blickte in die Augen einer kleinen blonden Frau. Ihr Blick war verschleiert, ihre blauen Augen glasig, als sie sich selbst berührte. Ihr Rücken bog sich durch, so als wäre sie so kurz davor, dann begannen ihre Beine zu zittern. Sie öffnete den Mund um ihre Gefühle hinauszulassen, doch auch ihr war es nicht vergönnt. Sie bebte, schrie frustriert auf und krampfte sich zusammen.

Mit offenem Mund der immer wieder gefüllt wurde, sah ich zu ihr. Unsere Blicke hingen zusammen, wurden sehnsüchtig, doch ich konnte mich nicht auf sie zu bewegen. Schwer atmend bewegte sie sich und schlich, auf allen vieren, auf mich zu. Ich wollte mich aufrichten, doch der Mann vor mir ließ das nicht zu. Er hielt meinen Kopf noch immer fest, damit er meinen Mund weiter nutzen konnte.

Sie kroch auf mich zu, zehrend, verlangend, streckte die Hand nach mir aus. Auch ich sehnte mich nach ihrer Berührung, wollte sie spüren.

Es dauerte eine Ewigkeit, in der ich zwar nur Augen für sie hatte, alles um mich herum aber von dem Gestöhne dieser beiden Männer übertönt wurde, für mich, bis sie endlich bei mir war.

Sanft legte sich ihre Hand an meine Seite, auf den Stoff des Hemdchens. Ich stöhnte heiser, drehte den Kopf zur Seite und brachte so den Mann vor mir endlich dazu, von mir abzulassen. Sofort drehte ich mich etwas weiter zu ihr, schmiegte mich an ihren Körper. Ihre Lippen trafen auf meine und ich schloss seufzend die Augen.

Ich erinnerte mich plötzlich wieder daran, wie ich hierhergekommen war. Durch die Hand meines Mannes, dessen warmherziges Verhalten ich mal geliebt hatte. Doch alles, was danach kam, war viel schlimmer.

Nach meinem Tod hatte das Höllentor auf mich gewartet, durch welches ich im Strom der verstorbenen Sündiger mitgezogen wurde. Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, wie es nach dem Tod sein würde, doch so hatte ich es mir nicht vorgestellt.

Das Höllentor war ein großes schwarzes Tor, aus dickem Metall. Die Türen standen offen und die Menge an Verstorbenen strömte nur so hindurch. Die Verzierungen fielen mir nur am Rande auf. Der Strom hatte mich weitergebracht. Es war ein heilloses Durcheinander gewesen. Alle hatten gedrückt und geschoben, hatten einander eingeengt. Keinen hatte es interessierte, wie es seinem Nachbarn ging. Das war die Vorhölle, der Ort, an dem all jene Seelen gefangen waren, die weder gut noch böse waren.

Ich hatte nicht das Gefühl gehabt, als gehörte ich in diesen Teil der Hölle, daher trugen mich meine Füße einfach weiter.

Irgendwann hatte ich dann den ersten Kreis erreicht. Hier mussten die sündenfreien, nicht gläubigen ihr Dasein fristen. Schweren Herzens hatte ich feststellen müssen, dass ich auch hier nicht hingehörte.

Ein Teil der Seelen war weitergegangen, durchquerte diesen ersten Kreis bis sie an einem Pult angekommen waren, vor dem sie alle stehengeblieben waren. Ich hatte mich unter ihnen befunden. In einem großen Halbkreis hatten wir darauf gewartet, dass Minos, der Hadesrichter, unser Urteil fällte. Nach und nach waren wir einzeln vorgetreten und dann war seine laute, tiefe Stimme erklungen.

„Trete vor und beichte deine Sünden“, befahl der große Dämon, als auch ich schließlich an der Reihe gewesen war.

Im ersten Moment hatte ich nicht gewusst, was ich sagen sollte, doch dann war das eine Wort so einfach über meine Lippen gegangen, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.

„Ehebruch.“

Dieses eine Wort hatte ihm gereicht um ein Urteil über mich zu fällen.

Und nun war ich hier, im zweiten Höllenkreis, dem Reich von Luxuria, der Verkörperung des Begehrens und der Wollust.

Die Lippen der Blonden verschwanden plötzlich von mir und ich schlug die Augen wieder auf. Sie stürzte sich gerade auf den Mann vor mir, drückte ihn zurück und kniete sich über ihn. Ihr langes blondes Haar fiel ihr dabei bis tief in den Rücken, bedeckte ihren runden Hintern.

Ich seufzte laut und richtete mich auf, schob die Hände des Mannes von mir und entzog mich ihm. Auf leicht wackeligen Beinen stand ich auf, strich das Hemdchen glatt und bahnte mir einen Weg durch die anderen Seelen, die übereinander herfielen.

Mein Unterleib brannte, sehnte sich danach, wieder so beansprucht zu werden, wie gerade, doch ich wollte es nicht, auch wenn es hart war, diesem Gefühl überhaupt zu widerstehen.

Irgendwann fand ich den Weg wieder, auch wenn die Seelen diesen nun auch schon belagerten. Schon seit meiner Ankunft hier ging ich diesen Weg entlang, denn etwas anderes gab es nicht, außer dem starken Verlangen den Nächstbesten zu besteigen.

Jeder Schritt wurde zur Qual. Meine Beine pressten sich zusammen, wollten mir Erleichterung verschaffen, doch es half nicht. Ich war erschöpft, war es leid, nur noch an das Eine zu denken. Es wurde immer schlimmer, je länger man hier war. Meine Atmung ging stoßweise, mein Körper krampfte mit jedem Schritt. Außer Atmen schleppte ich mich weiter, erreichte schließlich eine alte Ruine, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ein Teil in mir wurde neugierig, wollte wissen, was sich in dieser Ruine verbarg, doch mein Körper war zu schwach. Dennoch ging ich noch etwas näher an die verstörten Steinmauern heran und setzte mich. Wie von selbst bewegte sich meine Hüfte, rieb sich an dem Stein. Mit bebenden Zähnen biss ich mir auf die Lippe, schloss die Augen und unterdrückte ein Stöhnen. Es fühlte sich wieder so gut an, so richtig, doch es reichte nicht, wieder nicht.

Frustriert schrie ich auf und presste meine Hand zwischen meine Beine. Meine Berührungen wurden immer stärker, brutaler, dass es immer schlimmer schmerzte. Keuchend lehnte ich mich zurück und schloss die vor Frust tränenden Augen. Dabei zwang ich mich von mir selbst abzulassen und krallte meine Hände stattdessen in den Stein unter mir. Ich atmete tief durch, wollte dass das Verlangen abebbte, schwächer wurde. Erschöpft vom  Kampf gegen meine eigene Lust, blieb ich einfach so liegen.

„Moira…“

Erschrocken schlug ich die Augen auf, sah mich hastig um. Seit einer Ewigkeit hatte ich meinen Namen nicht mehr gehört, denn hier verwendete niemand die Namen der Seelen. Hier interessierte sich niemand für die Person, die man mal gewesen war, hier zählte allein der Körper.

Doch irgendjemand hier hatte gerade meinen Namen geflüstert…

Ich ließ meinen Blick über die Seelen schweifen, bis mir jemand auffiel, der unbewegt zwischen den sich reibenden Körpern stand.

Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken, als ich meinen Mann erkannte. Nicht weit entfernt, zwischen den anderen Seelen.

„William“, hauchte ich ungläubig seinen Namen.

Seine braunen Augen ruhten auf mir, doch als er die Fäuste ballte und sich in Bewegung setzt, bekam ich es mit der Angst zu tun.

Nein, er konnte nicht hier sein! Das war nicht möglich.

Ich stand auf, wandte den Blick aber nicht von ihm ab. Er kam näher, als mich die reinste Panik ergriff. Ehe ich darüber nachdenken konnte, dass er mich umgebracht hatte und somit unmöglich in diesem Höllenkreis sein konnte, rannte ich auch schon los. So schnell ich konnte, lief ich weiter in die Ruine, der einzige Ausweg, den ich sah. Doch William folgte mir sehr schnell, holte mich Stück für Stück ein.

Ich hatte keine Ahnung, wohin ich lief, hatte die Orientierung verloren und lief doch einfach weiter. Die Gänge wurden schmaler, die Mauern der Ruine weniger zerstört. Ich warf einen Blick über meine Schulter, sah, dass er nur noch zwei Schritte hinter mir war. Gleich würde er mich kriegen und dann…

Meine Füße verfingen sich plötzlich in einer langen Bahn aus rotem Stoff und ich wäre gestürzt, wäre da nicht jemand im Weg gewesen. Ich prallte gegen eine harte Brust, die mich vor einem Sturz bewahrte. Meine Hände legten sich automatisch auf diese warme Haut und ich drückte mich etwas zurück um zu dem Mann aufzublicken.

Was mir sofort die Sprache verschlug war seine Haut, war sie doch vollkommen rot. Mein Blick wanderte weiter nach oben, über die harte, muskulöse Brust und die breiten Schultern bis hinauf zu einem interessanten Gesicht und diesen goldenen Augen und den zwei großen ebenfalls goldenen Hörnern.

Goldene Augen… Goldene Hörner…

„Asmodeus!“, kam es schockiert über meine Lippen. Ich hatte ihn erkannt, dabei hatte ich ihn noch nie gesehen. Jedoch kannte jede Seele die Geschichten über den Fürst dieses Höllenkreises.

Ich wollte zurückweichen, denn noch nie hatte ich mich in Gegenwart eines so hohen Dämons befunden. Doch soweit kam ich nicht, denn er legte einen Arm um meine Schultern und hielt mich genau dort, wo ich war.

Ein Lächeln fuhr über seine schmalen Lippen, die ihm dennoch einen sehr ernsten Ausdruck verliehen.

„Wieso jagst du diese Seele hierher, Beselius?“ Asmodeus‘ Stimme bebte unter der Haut meiner Finger die noch immer auf seiner Haut lagen.

Ich blickte über meine Schulter und sah dort William stehen. Ich verstand gar nichts mehr.

Ein Lächeln zog sich auf über seine Lippen, als er sich vor meinen Augen verwandelte und seine Erscheinung änderte. An derselben Stelle wie zuvor William stand nun ein blonder, sehr attraktiver Mann, der aber augenscheinlich auch ein Dämon war, den seine gelben Augen blinzten interessiert zu mir.

Beselius, wie Asmodeus ihn genannt hatte, zuckte mit den Schultern.

„Ich dachte mir, dass sie Euch gefällt, mein Fürst.“

„Und wieso sollte ich mich mit einer kleinen Seele beschäftigen? Was erlaubst du dir?“

„Mein Fürst, ich habe sie lange beobachtet. Sie leidet, so wie alle anderen Seelen, aber es steckt noch immer Kraft in ihr. Sie wehrt sich dagegen.“ Beselius legte sich eine Hand auf die Brust und neigte den Kopf.

„Hm“, kam es grollend vom Höllenfürsten, was unter meiner Hand vibrierte.

„Sie wäre doch sicherlich eine nette Abwechslung für Euch“, fügte der Blonde hinzu, blieb aber in dieser Unterwürfigen Haltung.

„Wir werden sehen“, sagte Asmodeus und sein Arm um mich wurde fester. „Du kannst gehen“, befahl er und drehte sich, mitsamt mir, einfach um.

Meine Atmung ging schneller, meine Beine wurden weich, als mich Asmodeus höchstpersönlich durch die Gänge führte. Er sagte kein Wort.

Nach einigen Abzweigungen kamen wir in einem großen Raum an, in den nur ein Gang hineinführte. Hier wiesen die Steinmauern kein einziges Loch auf, nur die Decke war offen und gab den Blick auf die düstere Höllendecke frei.

Erst hier ließ er mich los und ich blieb wie angewurzelt stehen. Der Raum wurde von großen Fackeln erhellt, die alle lodernd brannten. Es gab einen Tisch, der fast mitten im Raum stand und ein mit vielen schwarzen und roten Tüchern bedecktes Lager auf dem Steinboden. Dann wanderte mein Blick zurück zu meinem Fürsten. Er ging zu dem Tisch und warf einen Blick auf die Pergamente, die ihn fast komplett bedeckten.

„Eine Ehebrecherin“, sagte er, als seine goldenen Augen, die für mich schon leuchteten in diesem Schein des Feuers, zu mir wanderten.

Ich nickte, hatte das unglaublich starke Verlangen ihm immer die Wahrheit zu sagen, biss aber die Zähne zusammen um nicht wirklich etwas zu laut auszusprechen.

Allein sein Anblick schürte mein inneres Feuer wieder an. Die Angst vor William, der eigentlich dieser Beselius gewesen war, hatte meine Lust ein wenig verdrängt, doch nun war sie stärker denn je zurück.

„Welche Form hatte Beselius für dich?“, fragte er und kam wieder auf mich zu. Erst da fielen mir seine Hufe auf, schwarz und mächtig trugen sie seinen Körper auf mich zu.

„Die meines Mannes“, sagte ich, als ich in sein Gesicht sah, welches von langen, schwarzen Haar umrahmt wurde. Doch es waren diese Augen, die mich gefangen hielten.

„Wieso ist es dein Mann, vor dem du dich fürchtest?“

Ich schluckte. Wusste er das denn nicht schon?

„Weil er mich getötet hat.“

„Ah.“ Seine Augenbrauen hoben sich interessiert. „Dann wird er sich in einem engeren Kreis befinden.

„Das hoffe ich“, sagte ich und musste den Kopf in den Nacken legen, um ihn weiterhin ansehen zu können, da er mich um bestimmt zwei Köpfe überragte. Seine große Hand kam auf mich zu und legte sich an meine Wange. Ich zuckte nicht zusammen, sondern genoss die Berührung, auch wenn ich noch immer nicht wusste, was der Fürst dieses Höllenkreises mit einer Seele wie mir vorhaben könnte.

Konnte er uns vernichten? Er war der Fürst, er konnte wahrscheinlich alles mit uns machen.

Eine Strähne meines blonden Haares rutschte mir ins Gesicht, die er mir wieder hinters Ohr schob. Dann trat er um mich herum, lehnte sich zu mir herunter, sodass ich seinen Atem spüren konnte.

„Jetzt weiß ich, was Beselius meinte“, flüsterte er und strich mir sanft die Träger meiner einzigen Kleidung von den Schultern. Es rutschte an meinem Körper hinab und gab mich seinem Blick preis. Das Kribbeln seines Atems verschwand, als er einen Schritt zurücktrat. Ich spürte den Blick seiner goldenen Augen, dann hörte ich die Schritte seiner Hufe, als er um mich herumtrat.

Ein leichter Windzug kroch über meine Haut und brachte meine Brustwarzen dazu sich ihm förmlich entgegenzustrecken.

„Wusstest du…“, begann er und berührte meine Schulter mit seinem Zeigefinger und ließ hin hinabgleiten. Er berührte mein Schlüsselbein, dann glitt er tiefer über mein Dekolletee und meine Brust. Den harten Nippel, der sich ihm noch zu gerne entgegendrücken wollte, strich er nur einmal entlang, was mir ein leises, aber gleichzeitig enttäuschendes Stöhnen entlockte. „…dass meine Berührungen deine Lust noch mehr anfachen können?“

Ich fühlte mich wie eine Marionette, die ihm hilflos ausgeliefert war, und das gefiel mir ganz und gar nicht.

„Tun sie wohl nicht“, sagte ich und biss schnell die Zähne zusammen. Ich folgte der Linie, die sein Finger gerade genommen hatte mit den Augen, doch schlimmer als zuvor war meine Lust nun auch nicht.

„Oh nein“, lachte er und ging in die Knie. Er schob seinen Finger in den Mund und zog ihn wieder heraus. „Diese Berührung meinte ich nicht.“ Damit schob er seine Hand zwischen meine Beine und drang mit seinem gerade befeuchteten Finger in mich ein.

Ich keuchte laut und drohte in tausend Scherben zu zerbrechen. Ich sackte förmlich zusammen, stützte mich einfach an seinen Schultern ab, als er seinen Finger in mir kreisen ließ. Seine lustvollen Augen sahen direkt in meine. Dann lehnte er sich vor und umfing meinen Nippel mit seinen Lippen, saugte fest an ihnen. Ich warf den Kopf zurück und stöhnte laut auf, denn so etwas hatte ich noch nie gespürt.

„Bei G…“

„Schweig“, ging er mir sofort dazwischen. „Pass auf wessen Namen du hier in den Mund nimmst“, zischte er und zog seinen Finger aus mir heraus.

Mein Unterleib bebte vor Verlangen, ich zitterte am ganzen Körper. Das hier war zehnmal schlimmer als das Verlangen, was ich sonst ohne Pause spürte. In meinem Kopf schwirrte alles, so sehr wollte mein Körper dieses Gefühl zurück.

Als sich Asmodeus aufrichtete, nahm er mich mit hoch. Ich leistete keine Widerwehr und ließ mich von ihm zu seinem Lager tragen. Dort legte er mich ab. Augenblicklich spreizten sich meine Beine, zu stark war das Verlangen. Er kniete zwischen ihnen und blickte auf meine geöffnete Mitte hinab. Ich hatte das Gefühl als würde dieser Blick allein schon fast ausreichen…

Lüstern leckte ich mir über die Lippen und setzte mich auf, legte meine Hände auf seine heiße, rote Haut.

Was tat ich hier eigentlich? Mitten in meinen Streicheleinheiten hielt ich inne und starrte verwirrt auf die makellose Brust vor mir.

Das hier konnte Konsequenzen haben.

Ich hob den Blick und sah in seine Augen. Ein Funkeln huschte über sie, sein Blick wurde interessierter.

Ich rutschte automatisch ein Stück zurück, nur so weit, dass ich meine Schenkel wieder schließen konnte.

Dieses Funkeln in seinen Augen blieb, als er sich plötzlich über mich lehnte, mich zurückschob, sodass ich unter ihm lag und mit einem Mal seine Lippen auf meine drückte. Fordernd küsste er mich und schob seine glühende Zunge in meinen Mund.

Verschwunden waren meine Zweifel und ich seufzte genüsslich in diesen Kuss.

Meine Mitte brannte unterdessen wie Feuer, daher konnte ich nicht anders, als mich unter ihm zu bewegen und ihn so wieder zwischen meine Schenkel zu lassen.

Ein tiefes Grollen kam aus seiner Kehle, als er sich aufrichtete und seine Hose öffnete. Sie wurde nur von ein paar Schnüren zusammengehalten und ehe ich mich versah hatte er mich gepackt und uns beide herumgerollt, sodass ich auf ihm saß. Gierig positionierte er seine harte Erektion, die mir noch so viel größer vorkam, als bei all den anderen Seelen, und ließ sie in einer Bewegung tief in mich gleiten.

Mein ganzer Körper stand unter Spannung, krampfte leicht und zitterte unkontrolliert. Ich schnappte laut nach Luft, als er sich so tief in mich bohrte. Einen Moment brauchte ich um mich daran zu gewöhnen, dann sah ich auf ihn. Diesen mächtigen Dämon unter mir, dessen goldene Augen nun auch von einem glasigen Blick verschleiert wurden.

Ich stützte die Hände auf seiner Brust ab und hob mein Becken an. Quälend langsam glitt er aus mir nur um dann wieder in mich einzutauchen. Ich steigerte meine Bewegungen langem, spürte zusätzlich, wie er mich streichelte, meine Brüste massierte oder die harten Nippel zwischen seinen Fingern zwirbelte. Dieser kleine Schmerz brachte mich noch mehr zum Stöhnen.

Das hier war unglaublich. Noch nie hatte es sich so angefühlt.

Ich ritt den Dämon der Wollust und glaubte, nun endlich, einmal in meinem Leben nach dem Tod, einen kleinen Hauch zu Erlösung zu bekommen.

„Noch nicht“, knurrte er und schob mich von sich. Mein Körper war zu schwach, zu zittrig, um die Kontrolle zurück zu verlangen. Asmodeus drehte mich herum, kniete sich hinter mich und drang dann erneut in mich ein. So ging es sogar noch tiefer. Fest griff er in mein Haar und zog meinen Kopf zurück, doch ich sagte nichts, würde ihn in diesem Moment alles mit mir machen lassen.

„Spüre es!“, rief er und stieß noch einmal fester und schneller in mich.

„Ja“, söhnte ich laut, „ja!“

Er trieb mich weiter, weiter auf diesem Weg der mir zuvor immer verwehrt worden war und doch reichte es nicht.

Ich verzog das Gesicht, was er nicht sehen konnte, denn innerlich wurde dieses verlangende Gefühl der Lust langsam zu einem Gefühl des Schmerzes.

„Bitte“, wimmerte ich, doch war ich mir nicht mal sicher, ob er mir das, was ich wollte, überhaupt geben konnte, war ich doch eine Sünderin und musste für meine Sünde büßen. Auf ewig.

Da verschwand seine Härte aus mir und er drehte mich erneut herum. Als ich zu ihm aufblickte, wirkte er nicht einmal so, als hätte ihn dieser Akt sehr angestrengt. Spürte er überhaupt etwas?

Mit seinen großen Händen spreizte er meine Beine weiter als zuvor und schon war er wieder in mir.

Diese süße Qual beherrschte er gut, denn ich konnte nichts mehr tun, ihn weder anfassen, noch mir selbst helfen, indem ich meine Perle stimuliere. Ich konnte ihn nur ansehen.

Seine Arme schoben sich unter meinen Rücken und so hob er mich hoch. Meine Beine schlangen sich um seine Hüfte und so hielt er mich scheinbar mühelos, während er mich weiter nahm.

Ich sah ihm einfach nur in die Augen und wünschte mir, dass er die Macht und die Kraft hätte, mir diesen einen Wunsch zu erfüllen. In meinen Augen brannten Tränen.

Plötzlich hielt er inne, bewegte sich nicht mehr und ich war schon kurz davon, entrüstet aufzustöhnen, als er mich küsste. Dieses Mal war dieser Kuss aber sanft und zärtlich. Auch so etwas hatte ich seit einer Ewigkeit nicht mehr gespürt. Als er seine Lippen von meinen löste, sah er mir tief in die Augen und legte mich zurück auf die Stoffe. Er blieb dicht über mir.

„Genug gelitten“, hauchte er und bewegte nur seine Hüfte. Er glitt in meine feuchte Mitte, immer und immer wieder und dieses Mal wurde das Gefühl besser und besser. Er reizte Punkte in mir, die mich förmlich zum Schreien brachten, dabei sah er mich die ganze Zeit an.

Ich stöhnte unkontrolliert, meine Beine begannen zu zittern, während meine Füße taub wurden.

Das war es!

Dann drang sein kehliges, animalisches Stöhnen, als er in mir kam, an mein Ohr und plötzlich war es auch um mich geschehen.

Ich kam so heftig, so unkontrolliert, dass die Feuchtigkeit nur so aus mir herausschoss. Meine Beine zitterten immer wilder, mein Herz schlug so schnell und mein Innerstes spürte endlich diese vollkommende Erlösung.

Ich lag einfach nur da, als er sich neben mich legte und seinen Kopf mit einem Arm abstützte.

Ich drehte den Kopf zu ihm und lächelte ihn an.

Ein leises „Danke“, schwebte auf meinen Lippen, als mich plötzlich eine tiefe Kälte und Dunkelheit umfing. Meine Augen wurden schwarz, mein Körper bewegte sich so, als hätte ich keine Kontrolle mehr. Dann, als ich die Augen aufschlug sah ich nur schemenhafte Gestalten vor mir. Sie alle waren viel größer als ich.

Dann kam die Angst und mit meinem ersten Atemzug, meinem ersten kindlichen Aufschrei, war alles andere vergessen.

Mein altes Leben.

Die Hölle.

Asmodeus.

Alles war weg.

Impressum

Texte: Jana S. Morgan
Bildmaterialien: https://pixabay.com/de/
Cover: Jana S. Morgan
Tag der Veröffentlichung: 18.10.2014

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