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Titel

 

 

 

 

Jana S. Morgan

 

 

Paid with Blood

 

 

Verbunden im Blut

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Paid with Blood – Verbunden im Blut

 

Copyright: © 2016 Jana S. Morgan

 

www.facebook.com/JanaMorganAutorin

 

 

 

Illustration: Yuriy Zhuravov / Bild lizensiert durch Shutterstock.com

bearbeitet durch Jana S. Morgan

 

Korrektorat: Jana S. Morgan

 

 

 

 

 

 

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte liegen beim Autor. Vervielfältigung, Übersetzung und Einspeicherung sind für Bild und Text untersagt. Ähnlichkeiten mit Personen des realen Lebens, ganz gleich ob lebendig oder tot, sind rein zufällig und nicht beabsichtig.

 

 

 

 

Widmung

Für alle, die noch träumen von Schicksal und tiefer,

inniger Liebe, die keine Grenzen kennt.

Kapitel 1 – Die BTO

Mit dem einfachen Blatt Papier in der Hand, setzte ich mich auf einen freien Platz im Wartebereich.

Was hatte ich mir nur dabei gedacht?

Als würde die wöchentliche Abgabe nicht schon reichen.

Doch genau das war der Punkt. Sie reichte nicht. Das bisschen Geld, was man dafür bekam, war nicht genug um ein normales Leben finanzieren zu können.

Und genau deshalb war ich hier.

Ich atmete tief durch und las die erste Zeile des Formulars.

 

 

Blood Trading Organisation

 

 

Blut. Alles drehte sich nur noch um Blut und das seit achtzig Jahren.

Seit die Regierung mit den Vampiren ein Bündnis geschlossen hatte, war es die Pflicht der Menschen, dafür zu sorgen, dass die neue Rasse, wie sie gerne genannt wurde, weiter Bestand hatte. Es wurden Gesetze erlassen, die uns Menschen zwangen, Blut zu spenden. Bei Weigerung waren die BTO-Mitarbeiter sehr schnell und knallhart. Sie sperrten einem sofort alles, was man hatte, froren Konten ein und benachrichtigten sogar den Arbeitgeber, und wenn man sich dann nicht freiwillig zeigte und sich weiter Blut abzapfen ließ, dann ließen sie einen mit nichts als der Haut, die man trug, zurück. Wie sollte man ohne Konto, ohne ein Dach über dem Kopf und ohne Nahrung überleben?

Doch auch wir sollten etwas von diesem Bündnis haben. Zumindest versprach die Regierung, die nun zu je einer Hälfte aus Menschen und Vampiren bestand, das immer wieder.

Uns gehörte der Tag. Wir konnten tun, was wir wollten und ein normales Leben führen, eine Familie gründen, arbeiten gehen und ein Haus bauen. Jeder, der noch klar bei Verstand war, sah dafür jeden Tag zu, dass er vor Sonnenuntergang nach Hause kam. Die Regierung war wirklich der Meinung, dass es reichte, uns für die Spenden zu bezahlen.

Es war den Vampiren verboten Menschen anzugreifen, doch leider passierte das immer wieder. Auch Räuber und Diebe nutzten die Dunkelheit um Geld zu stehlen. Was das anging, war die Welt doch immer noch die gleiche, wenn nicht sogar schlimmer. Dazu kam, dass sich die Vampire fortpflanzten, wie es ihnen gefiel. Fortpflanzen hieß in diesem Fall, dass sie neue Vampire erschufen, denn eine Schwangerschaft war, soweit ich es wusste, nicht möglich. Erst seit fünf Jahren wurde auch ihnen eine Art Geburtenkontrolle auferlegt. Vampire wurden registriert, so wie auch wir Menschen. Das war der erste positive Aspekt in diesem Bündnis, wie ich fand. Uns wurde nahe gelegt, uns fortzupflanzen, damit neue Menschen geboren wurden, doch daran dachte ich im Traum nicht. Wieso sollte ich ein Kind auf diese Welt bringen, wenn alles, was es zu erwarten hatte, Schmerz und Armut waren?

Seit diese Geburtenkontrolle eingeführt wurde, waren nicht mehr ganz so viele Vampire erschaffen worden. Tat es ein Vampir doch, dann musste er die Strafe tragen, die, sollte er weiter neue Vampire erschaffen, sogar der Tod durch Sonnenlicht sein konnte. Ich kannte bisher erst einen Fall, in dem sich ein alter Vampir eine Art Harem aus neuen, frisch verwandelten Frauen gehalten hatte. Diesen hatte man zur Rechenschaft gezogen und der Sonne ausgesetzt. Doch was sollte ich auch groß vorweisen, mit meinen 20 Jahren? Viele dieser Taten lagen schon viel länger zurück.

Ich lebte zusammen mit meinen älteren Bruder, Rhyan, dessen schwangeren Frau Carrie und unserem achtjährigen Bruder Thomas in einer kleinen Wohnung. Wir hatten gerademal so viel Platz, dass es ausreichte, doch sobald mein Neffe oder meine Nichte geboren war, würde es eng werden. Zwar sprach es niemand an, doch war die einzige Möglichkeit, dass ich auszog. Damit hatte ich mich schon abgefunden, denn ich war mir sicher, dass ich schon irgendwie klarkam. Ich hatte einen Job in einer kleinen Postzentrale, wo ich eigentlich den lieben langen Tag nur Päckchen und Briefe sortierte. Sie bezahlten nur das Mindeste, was ihnen vorgeschrieben war, doch bisher hatte ich noch keine Gelegenheit bekommen, mir etwas Neues zu suchen. Ich bekam 9 WE, also Währungseinheiten, pro Tag. Unsere Wohnung allein kostete 300 WE im Monat, also merkte man ziemlich schnell, dass man sich allein kaum eine Wohnung leisten konnte. Es gab viele WG’s und sehr kleine Wohnungen, die von mehreren Familienmitgliedern genutzt wurden. Anders war es einfach nicht möglich. Dieses Währungseinheiten-System wurde zur selben Zeit eingeführt wie der Zusammenschluss der Vampire mit uns. Durch das Auftauchen der Vampire wurde alles umorganisiert  und verändert. Ich kannte es nur aus Geschichten, doch wirkte die Welt von damals um einiges schöner. Damals hatten sich die Menschen nur um sich selbst kümmern müssen, heute waren es zwei verschiedene und doch verwandte Rassen, die gleichviel Aufmerksamkeit verlangten. Es war unmöglich, allen gerecht zu werden.

Meine kleine Familie und ich schafften es wirklich nur knapp über die Runden. Rhyan hatte einen besser bezahlten Job und verdiente etwa 15 WE pro Tag. Oft machte er extra Schichten, damit mehr Geld in die Haushaltskasse kam.

Genau das war auch der Grund, wieso ich in diesem Wartezimmer mit diesem Formular in der Hand saß. Thomas musste demnächst auf eine höhere Schule und die kostete mehr, als die jetzige. Er war ein kluger Kerl und wir wollten ihm diese Chance ermöglichen. Ich wollte es auf jeden Fall. Wenn Thomas es dadurch aus dieser sozialen Schicht herausschaffte, dann hatte mein Leben einen Sinn gehabt. Ich tat das hier nur für ihn. Für die wöchentlichen Abgaben von Blut bekamen wir schließlich kaum etwas, lediglich 5 WE. Wer aber mehr gab und sich dafür auch beißen ließ, bekam einiges mehr.

Ich war gewillt, mich das erste Mal von einem Vampir beißen zu lassen. Ein Schauer lief mir über den Rücken.

Aus alten Geschichten kannte ich die früheren Mythen um die Vampire. Sie sollen einen Menschen durch nur einen Biss verwandelt haben. Dass das nicht so funktionierte, war uns heute allen klar. Wie genau die Verwandlung allerdings ablief, wusste ich nicht. Und so genau wollte ich es auch gar nicht wissen.

Ich sah auf das Formular und atmete ein weiteres Mal tief durch. Mein Blick huschte über die anderen Wartenden, die alle auch nur wegen des Geldes hier waren. Manche sahen so aus, als ließen sie sich jedes Mal fast leer trinken, so blass waren sie. Violette Schatten lagen unter ihren Augen und zeigten deutlich, wie erschöpft der Körper doch war. Von jung bis alt, sowohl Männer als auch Frauen saßen hier und warteten, dass man sie in eine der Kabinen brachte. Der Mann am Empfang hatte mir den Ablauf kurz erklärt. Es gab kleine Kabinen, in denen gerade einmal Platz für eine Person war. Immer zwei Stück grenzten aneinander. Es gab eine kleine Öffnung, gerade groß genug, um seine Hand hindurchzustecken. Wenn ein Freiwilliger das tat, konnte der Vampir, der auf der anderen Seite wartete, von ihm trinken. Das Ganze verlief absolut anonym, also war dieses Dokument, in das ich meinen Namen und meine Daten eintragen sollte, einfach nur dafür da, um zu sehen, wie oft jemand weitere Spenden tätigte.

Es widerstrebte mir, es wirklich als Spende zu bezeichnen, denn schließlich bekamen wir dafür Geld. Es war ein Handel und nichts weiter. Blut gegen Geld.

Gerade wollte ich die erste Zeile ausfüllen, als zwei Männer mit einer Trage aus dem hinteren Bereich dieser Etage kamen. Dort mussten sich wohl die Kabinen befinden. Auf der Trage lag eine Frau. Sie war unnatürlich blass, hatte diese tiefen, lila Ringe unter den Augen, die mir auch schon bei einigen anderen Warteten aufgefallen waren. Sie war nicht mehr bei Bewusstsein, wie mir entsetzt auffiel.

»Wieder eine, die den Kick wollte.«, sagte eine ältere Frau, die zwei Plätze neben mir saß.

»Was für einen Kick?«, fragte ich, ohne weiter darüber nachzudenken.

Die Frau, eine etwa 40-jährige Blondine mit zerzausten Haaren, die früher einmal bestimmt sehr schön gewesen war, lächelte mich an. Ihre Zähne waren gelblich und schief. Dann stand sie auf und setzte sich auf den Stuhl neben mir.

»Den Kick, den du bekommst, wenn ein Vampir dich bis an diesen schmalen Punkt zwischen Leben und Sterben bringt. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl«, schwärmte sie.

Endlich verstand ich, wieso man Menschen, die sehr häufig und dann viel zu viel Blut spendeten, als Junkies bezeichnete.

»Aber ist das nicht verboten?«

»Für die richtige Summe ist alles möglich, Schätzchen. Du würdest dich wundern, wie viele dieses Angebot annehmen. Man bekommt den Kick seines Lebens und eine ganze Stange Geld. Was will man mehr?«

Vielleicht ein Leben, dachte ich mir im Stillen. Dieses Verhalten erinnerte mich sehr an Drogenabhängige, deren einzige Sorge es war, wie sie an den nächsten Stoff kommen sollten. So musste es mit diesen Leuten hier auch sein, jene die den Kick wollten. Für sie gab es danach wohl nur einen Sinn: Ihren Körper so schnell wie möglich wieder in Form für eine weitere Spende zu bringen.

Ich versuchte sie anzulächeln, doch das scheiterte kläglich.

»Du bist zum ersten Mal hier, oder?«, fragte sie mich neugierig.

Mein Unterbewusstsein riet mir zwar ihr nicht zu antworten, doch mein Mund war wieder schneller. »Ja.«

»Ohh, dann wirst du diese Nacht hier nie wieder vergessen«, lachte sie.

»Liza Mitchel«, rief der Kerl vom Empfang und die Blondine stand grinsend auf. »Viel Spaß, Schätzchen«, sagte sie noch zu mir, dann verließ sie den Wartebereich.

Sollte ich das wirklich tun? Ein bisschen unwohl war mir dabei wirklich, doch wir brauchten das Geld und schneller konnte ich so viel gar nicht verdienen. Nur Rhyan sollte ich davon besser nichts erzählen. Er hasste die Vampire. Ich war zwar auch kein Fan von ihnen, doch wirklicher Hass war das bei mir nicht. Sie hatten es so viel einfacher als wir. Das war es, was mich am Meisten störte.

Komm schon, Vio, spornte ich mich selbst an und zückte den Stift, um das Dokument auszufüllen.

 

 

 

Blood Trading Organisation

 

Einwilligung für eine zusätzliche Direktspende von Blut.

 

 

Name: Violet Tanner a

 

Identifikationsnummer: T04_V1_28750915 a

 

Geschlecht: weiblich a

 

Alter: 20 a

 

Blutgruppe: B negativ a

 

Bekannte Krankheiten: keine a

 

Menge an zu spendenden Blut (in Milliliter): 200 a

 

Anzahl der bisher geleisteten freiwilligen Spenden: _ 0___

 

 

Wenn Sie dieses Dokument unterschreiben, willigen Sie ein, die oben genannte Menge Blut direkt zu spenden. Ein Zurücktreten von diesem Vertrag ist dann nicht mehr möglich. Sie sind verpflichtet, die oben genannte Menge Blut freiwillig zu liefern. Nach Lieferung erhalten Sie Ihren Anteil, der nach den aktuellen Richtlinien berechnet wird.

 

 

Unterschrift V. Tanner a

 

Kapitel 2 – Spender und Empfänger

 

Mit dem fertig ausgefüllten und unterschriebenen Zettel ging ich zum Empfangstresen zurück. Der Kerl dahinter, ein großer, drahtiger Typ mit einem irren Blick, nahm das Formular entgegen und warf einen Blick drauf. Seine Augenbrauen hoben sich, als er die Zeilen überflog.

»Dein erstes Mal?«

Unsicher nickte ich, denn die Wortwahl fand ich etwas unpassend.

»Okay, komm mal mit«, sagte er und stand auf.

Ich musste zugeben, dass ich mich gerade mehr als unwohl fühlte, trotzdem folgte ich ihm in ein kleines Hinterzimmer.

»Da du unerfahren bist, was diese Art der Spende angeht, muss ich dich darüber aufklären.«

Ich nickte ein weiteres Mal.

»Also...«, er warf einen Blick auf das Formular, »Violet Tanner. Hier werden keine Nadeln oder Kanülen zum Blutabnehmen verwendet. Hier bezahlen die Vampire der Gegend dafür, dass sie ihre Zähne benutzen dürfen.«

Ich schluckte. Das würde bestimmt höllisch wehtun...

»Wenn ich einen passenden Kandidaten für dich gefunden habe, gehst du in eine dieser Kabinen und steckst deine Hand durch die Öffnung. Dann wird der...« Sein Handy begann zu klingeln und mit flinken Fingern zog er es aus der Tasche und nahm den Anruf noch in derselben Bewegung an. »Was? ... Verdammt, ist das dein Ernst? ... Ja ... ja, ich regle das.« Da legte er auch schon wieder auf. »Nun«, sagte er und fluchte leise. Dann sah er mich an und seine Miene erhellte sich etwas. »Die Umstände haben sich gerade etwas verändert, sodass ich dir ein sehr reizvolles Angebot machen kann.«

»Und was wäre das?« Konnte ich es nicht einfach hinter mich bringen?

»Ich würde dir 100 für diese Spende geben«, sagte er und verschränkte die volltätowierten dürren Arme vor der Brust.

100 für eine einzige Spende? Für eine normale Pflichtspende bekam man deutlich weniger. Was ich damit alles kaufen könnte, was wir dringend wieder bräuchten...

Doch halt, ich ließ mich ablenken.

»Was ist das für ein Angebot?«, hakte ich dennoch nach. Diese 100 WE waren verlockend, doch ließ ich nicht zu, dass sie mich blind ja sagen ließen.

»Es ist ein spezielles Angebot für unsere blutsaugenden Freunde. Ein direktes Aufeinandertreffen von Spender und Empfänger.«

»Also werde ich...«

»Ja, du wirst ihn sehen.«

Ihn. Er hatte ihn gesagt. Also war der Vampir, für den er mich zugeteilt hatte, ein Mann. Es beunruhigte mich kurz, doch eigentlich sollte das doch gar keinen Unterschied machen, oder?

»Dieser Vampir bezahlt ziemlich viel dafür und ist mir ein treuer Kunde«, erklärte er. »Wie sieht es aus? Willst du zu ihm?«

Ob ich zu ihm wollte? Eher nicht.

Ob mich das Geld reizte? Definitiv.

»Und was… erwartet mich da?«

»Das ist euch beiden überlassen. Er darf nichts tun, was du nicht willst, mit Ausnahme, dass er dich beißen darf. Das hast du bereits unterzeichnet. Alles Weitere klärt ihr untereinander.«

Ich dachte darüber nach. 100 WE. Das war verdammt viel Geld für ein bisschen Blut. Wahrscheinlich zahlte der Vampir noch mehr dafür, denn diese Organisation wollte auch immer ihren Anteil.

100…

»Ich werde ihm natürlich sagen, dass das dein erstes Mal ist. Dann wird er vielleicht etwas sanfter sein.«

Schon wieder sagte er das so, als sei ich eine Jungfrau. Nun, im Sich-von-einem-Vampir-beißen-lassen war ich das wohl auch.

»Okay. 100 WE.«

Der Typ grinste breit und rieb sich die Hände. »Das Geld bekommst du, nachdem beide Seiten den Vertrag erfüllt haben.«

Ich nickte, gab somit mein Einverständnis.

»Dann melde ich dich jetzt an. Warte noch einen Moment hier.«

Als er den Raum verlassen hatte, stieß ich hart den Atem aus. Ich hatte es getan. Ich hatte meine Zustimmung nicht nur für eine richtige Spende, sondern auch zu einem richtigen Treffen gegeben. Ich würde einen Vampir sehen und er hatte die Erlaubnis, mich zu beißen.

Rhyan würde mich umbringen, wenn er das jemals rausbekäme. Ich musste wirklich dafür sorgen, dass das niemals passierte.

Da in diesem Raum nichts weiter stand, als zwei Stühle, setzte ich mich und versuchte die Nervosität runterzufahren.

Dieser Vampir machte das wahrscheinlich öfter als ich mir vorstellen konnte. Es wurden Geschichten erzählt, dass die Vampire es immer bevorzugten, selbst nach so vielen Jahren, ihre Spender zu beißen und das Blut nicht aus Plastikbeuteln zu bekommen. Es war doch so einfach. Riesige Blutbanken verwalteten die Spenden und so bekam jeder Vampir in einem Abstand von ungefähr 10 Tagen einen Beutel. Vielen war das natürlich zu wenig, es reichte laut Experten aber zum Überleben.

Wir hatten auch nicht mehr und beschwerten uns nicht so wie diese Blutsauger.

Die Welt war einfach nicht mehr so, wie es in den Büchern stand. Zwar gab es immer noch ein paar reiche Familien, und diese waren sehr reich, doch der größte Teil der Weltbevölkerung, war er nun Vampir oder Mensch, war arm.

Nur die Wohlhabenden konnten Anforderungen stellen. So konnten Vampire zum Beispiel auch darauf bestehen, eine besondere Blutgruppe zu erhalten, wenn sie dementsprechend zahlten. Genau deshalb waren wir alle hier.

 

 

Wieso er warten musste, wusste er nicht genau, doch es nervte ihn gewaltig. Diese Verwalter sollten ihren Job besser machen, denn schließlich bezahlte er einen hohen Preis für diese Spenden. Und wenn er sich für diese Nacht ankündigte, hatten sie ihm jemanden zu bringen, so einfach war das.

Godric musste sich wirklich zusammenreißen, als ihm gesagt wurde, dass die für ihn angeforderte menschliche Frau nicht mehr verfügbar war.

Einen Ersatz zu finden war nicht so einfach, sagten sie, doch wirklich interessiert hatte ihn das nicht. Sie sollten ihm jemanden bringen, sonst musste er sich eine andere Filiale der BTO suchen, die kompetenter war.

Während er darauf wartete, dass der angestellte Vampir diese Sache klärte, dachte er an den frühen Abend, als seine Nacht begann.

Er war gerade die große geschwungene Treppe im Eingangsbereich des Hauses seines Vaters nach unten gegangen, als er Schritte hinter sich gehört hatte. Es hatte sich nicht umzudrehen brauchen, um zu wissen, dass es sein Bruder war. In dem jugendhaften Gesicht seines Bruders hatte ein spitzbübisches Lächeln gestanden.

»Na willst du wieder in die Stadt zu deiner momentanen Bluthure?«

»Halt die Klappe, Jeremia.«

»Du weißt schon, dass es hier niemanden stören würde, wenn du sie hierherbestellen würdest. Das ist viel einfacher.«

Er hatte schwer geseufzt. Sein jüngerer Bruder konnte einem ganz schön auf den Geist gehen.

»Ja, das weiß ich. Ich will diese Spender nur nicht hier haben. Außerdem tut die Fahrt gut.«

»Ganz wie du meinst. Vater will uns heute noch sehen, vergiss das nicht.«

»Werde ich nicht.«

Dann hatte er das Haus verlassen und war in seinen Wagen, einen schwarzen Chrysler RAM Pickup, gestiegen. Dieser Wagen hatten ihn schon überall hingebracht. Godric verstand nicht, wieso alle Welt diese viel zu kleinen schnellen Autos wollte, wenn man ein solches Monster kriegen konnte. Der Motor war ohne Probleme angesprungen und ließ dabei die Sitze vibrieren. Er liebte seinen Wagen.

Und doch saß er nun hier in diesem Raum und wartete darauf, dass diese Versager ihm jemand anderen brachten.

Er hasste es zu warten, doch der Hunger ließ ihm keine andere Wahl. Er hatte sich an die Regeln zu halten, das war ihm seither von seinem Vater, seinem Erschaffer, beigebracht worden.

Sein Vater, Alistair, war ein sehr alter und mächtiger Mann seiner Art und immer schwer beschäftigt. Es waren die Alten und Weisen, die gewisse Plätze in der neuen Regierung einnahmen, da sie nicht mehr so getrieben waren von Blut wie jüngere Vampire.

Godrics Alter lag genau dazwischen. Er war weder so jung und impulsiv wie Jeremia noch so alt und ruhig wie sein Vater.

Nicht selten fragte er sich, was sein Leben noch für einen Sinn hatte?

Er lebte vor sich hin, erhielt Blut von den Blutbanken und bezahlte extra etwas für diese Treffen. Da Geld in seiner Familie keine Rolle spielte, hatte er mit der Zeit Gefallen daran gefunden, seine Spender zu sehen, mit ihnen zu reden und sie dann erst zu beißen. Ganz auf seine Art natürlich. Beschwert hatte sich bisher noch keine. Godric bevorzugte Frauen. Ihr Blut war meist süßer und schmeckte ihm einfach besser. Außerdem mochte er den Blick in ihren glasigen Augen, wenn er ihnen etwas zurückgeben konnte.

Die restliche Nacht verbrachte er meist auf der Straße. Er streifte umher um die Zeit bis zum Sonnenaufgang totzuschlagen. Anders als Jeremia, der seine Nächte damit verbrachte, herumzuhuren und eine Frau nach der nächsten zu besteigen, zog es Godric meist noch weit vor Sonnenuntergang in seine Gemächer zurück.

Er war nicht immer so gewesen, doch die letzten 50 Jahre war er immer ruhiger geworden. Er las viel, verlor sich für diese paar Stunden in einer anderen Welt, bis ihm dann mit der Härte eines Hammers wieder bewusst wurde, dass er noch eine lange Zeit zu leben hatte. Für immer, wenn ihn niemand vorher umbrachte.

Er war zwar für gewöhnlich kein Feigling, doch hatte er sich bisher noch nicht getraut über diese Dinge mit Alistair zu sprechen. Wie hielt es dieser Mann aus, der kaum älter aussah als ein dreißigjähriger Mensch, schon über 3000 Jahre auf dieser Welt zu sein?

Er hatte schon so vieles gesehen. Früher hatte er seinen Söhnen Geschichten erzählt, wie die Welt damals gewesen war, als sich Vampire noch versteckt halten mussten. Godric kannte diese Welt noch, hatte sich jahrhundertelang mit seinem Vater im Schatten gehalten, denn es war erst achtzig Jahre her, dass sie sich in der Öffentlichkeit zeigten, ohne Angst haben zu müssen, gepfählt oder verbrannt zu werden.

Seitdem wurden immer wieder neue Übereinkünfte geschlossen, die das Leben von Vampir und Mensch einfacher machen sollte. Leider war das nicht immer der Fall.

Langsam hatte er diese Warterei satt. Er stand aus dem Sessel auf und ging zu dem kleinen Tisch, auf dem immer etwas zu trinken stand. In einer Glasflasche befand sich Whiskey, wovon er sich ein Glas füllte und es mit zurück zu dem Sessel nahm.

Wenn er schon warten musste, konnte er wenigstens auf Kosten des Hauses trinken.

Ein Klopfen ließ ihn aufmerksam werden.

Er sagte nichts, wartete einfach nur, dass jemand eintrat. Zu seinem Bedauern war es keine Frau, in die er seine Zähne rammen konnte, sondern nur einer der menschlichen Angestellten von hier.

»Es tut mir wirklich leid, dass Sie warten mussten«, sagte der Mann und nahm eine leicht gebeugte Haltung ein. Das war ihm schon oft bei Menschen aufgefallen. Vor allem, wenn sie um Verzeihung baten, so wie dieser hier.

Godric erwiderte nichts.

»Ich kann Ihnen einen Ersatz anbieten. Eine junge Frau. Wenn Sie sie vorher sehen möchten, kann ich das einrichten.«

Er nickte, war einverstanden und stand auf. Mit dem Glas Whiskey in der Hand folgte er ihm aus dem Zimmer hinaus, einen Flur entlang und in einen weiteren kleinen Raum mit mehreren Monitoren.

»Diese hier«, sagte der Mensch und zeigte auf einen Bildschirm. Godric trank seinen Whiskey und warf dann einen Blick auf den Monitor.

Das Schwarz-Weiß-Bild zeigte eine junge Frau in einem kleinen Raum. Sie sah hübsch aus, doch konnte Godric schon bei dieser Aufnahme sehen, dass sie nervös war. Unruhig bewegte sie ihre Hände aneinander und schien zu warten, dass man sie zu ihm brachte.

Er würde sich ja gerne Zeit für eine Neue nehmen und ihr genau erklären und vor allem zeigen, was er wollte, wäre da nicht das Treffen mit seinem Vater.

»Ich nehme sie«, sagte er, denn eine andere Wahl hatte er ja nicht. Ohne auf eine Reaktion des Mannes zu warten, ging er zurück in den Raum, wo er seine neue Spenderin empfangen würde. Außerdem hatte er Durst. Der Alkohol half, seine Triebe und die Gier nach Blut zu betäuben, doch er war keine gänzliche Lösung.

Es war schon einige Zeit her, seit er das letzte Mal eine Neue ohne jegliche Erfahrung hatte. Er musste sich zusammenreißen, wollte sie nicht gleich verschrecken.

Allzu lange musste er nicht mehr warten, da klopfte es erneut an der Tür, jedoch zaghafter und nicht so laut.

»Herein«, sagte er, ohne sich zu der Tür umzudrehen oder aufzustehen. Er hielt das Whiskeyglas locker in der Hand und schwenkte die Flüssigkeit hin und her.

Er spürte ihre Anwesenheit, als sie eintrat. Er konnte sie riechen, ihr Parfum und ihren natürlichen Geruch, der ihm viel besser gefiel. Er hörte das viel zu schnelle Schlagen ihres Herzens, was ihm nur noch mehr zeigte, dass sie nervös war.

»Wie heißt du?«

Kapitel 3 – Das Aufeinandertreffen

 

Nachdem der magere Typ zu mir zurückgekommen war und mir berichtet hatte, dass der Vampir einverstanden war, war ich dem Mann bis zu einer einfachen Holztür gefolgt.

Er hatte gesagt, ich solle klopfen und dann eintreten. Der Vampir war wohl schon in diesem Zimmer.

Mein Herz schlug schnell und mir rauschte das Blut in den Ohren.

Als ich die Tür hinter mir schloss herrschte eine erschreckende Stille. Der Raum war nur schwach beleuchtet und ich musste mich erst einmal an das Dämmerlicht gewöhnen.

Für einen Moment musste ich mich umsehen, um ihn überhaupt zu bemerken, doch dann sah ich ihn in einem Sessel sitzen, mit einem Glas in der Hand. Er trank die bernsteinfarbene Flüssigkeit und als er dann sprach, verursachte seine tiefe Stimme eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper.

»Wie heißt du?«

Ich zögerte einen Moment. Musste ich ihm das sagen? Mir war gar nicht wohl dabei, ihm etwas von mir preiszugeben.

»Antworte oder geh.«

Ich befeuchtete meine Lippen und fasste meinen Mut zusammen.

»Violet«, nannte ich ihm meinen Vornamen und hoffte, dass ihm das reichte.

Ich fühlte mich verloren, wie ich so in diesem recht kleinen Zimmer stand, das nichts weiter an Einrichtung hatte, als zwei Sessel, einen kleinen Tisch und … ein Bett?

Ich wollte mir lieber nicht vorstellen, was manche Spender hier mit sich machen ließen.

Als ich dann eine Bewegung aus den Augenwinkeln vernahm, sah ich zu dem Vampir, nur saß er nicht mehr in dem Sessel, sondern stand einen Meter vor mir. Seine grauen Augen musterten mich auf beängstigende Weise. Es war dieser Blick, der ihn weiß Gott wie alt aussehen ließ, dabei wirkte der restliche Körper wie der eines Mannes von vielleicht jungen 30 Jahren. Wie alt mochte dieser Vampir hier sein? Sein Haar war schwarz und fiel ihm strubbelig in die Stirn. Zwar war seine Haut blass, doch wahrscheinlich wäre mir niemals aufgefallen, dass er ein Vampir war, wenn ich ihn auf der Straße gesehen hätte. Er trug ein schwarzes Hemd, dessen oberste zwei Knöpfe offen waren, und eine ebenso schwarze Hose.

Ich räusperte mich und knöpfte meine Jacke auf, legte sie ab und rollte die Ärmel meiner Bluse nach oben. Dann sah ich ihn an und streckte ihm meinen Arm entgegen. Er wollte Blut und wollte beißen. Dann sollte er das einfach tun.

Ein Lächeln fuhr über seine Lippen, zeigte mir seine weißen Zähne, dann schüttelte er den Kopf.

»Nein«, sagte seine tiefe Stimme und ein weiterer Schauer überkam mich. »Ich beiße in keine Handgelenke.«

Nicht ins Handgelenk?

»Aber…«

Er schüttelte weiter den Kopf und ließ mich so verstummen. Dann bewegte er sich plötzlich so schnell, dass er in einer Sekunde noch vor mir stand und in der nächsten verschwunden war. Es war sein Atem, den ich in meinem Nacken spürte und der mich zusammenzucken ließ.

»Du bist schreckhaft«, sagte er leise in mein Ohr. Seine Hände legten sich schwer auf meine Schultern. Sie waren kühl, doch nicht so kalt, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Was sollte das hier werden?

»Zieh dich aus«, hauchte er und sofort begann mein Körper zu zittern.

»Was?«

Seine Hände begannen meine Schultern zu massieren.

»Ganz ruhig, Violet.«

Wie er meinen Namen sagte… Seine tiefe Stimme schien jeden einzelnen Buchstaben zu liebkosen.

»Wieso beißt du mich nicht einfach?«, fragte ich ihn mit leicht zitternder Stimme.

»Weil du Angst hast. Und das würde ich in deinem Blut schmecken«, sagte er mit fester Stimme.

Man konnte so etwas schmecken?

»Ich habe keine Angst«, sagte ich, wusste aber selbst, dass das nicht ganz stimmte.

»Doch hast du. Ich kann es riechen.«

Ich atmete tief durch.

»Kannst du es nicht trotzdem einfach…«

»Nein«, unterbrach er mich und ließ mich nicht mal ausreden. »Ich möchte, dass du dich entspannst. Dabei kann ich dir helfen.«

Ich schluckte. Ich sollte mich entspannen. Wie stellte er sich das bitte vor? Ich konnte diese Gefühle nicht einfach abschalten.

»Also, zieh dich aus.«

Ich bekam eine Gänsehaut, erwiderte nichts.

»Oder soll ich das tun?« Die großen Hände auf meinen Schultern fuhren weiter nach vorne und seine langen Finger öffneten den obersten Knopf meiner Bluse.

Im ersten Moment war ich zu überrascht, dann griff ich seine Hände und trennte sie vom Stoff der Bluse. Ich drehte mich zu ihm um, sah ihm in die Augen. Er wirkte ganz ruhig, fast schon gelangweilt.

»Entweder du lässt mich dich vorbereiten, damit mir dein Blut auch schmeckt oder du gehst. Entscheide dich jetzt.«

So hatte ich mir das hier nicht vorgestellt. Doch wollte ich wirklich ohne diese 100 WE gehen? Wollte ich mir das wirklich entgehen lassen?

Ich versuchte mir klar zu machen, dass es uns allen nur helfen konnte, meiner ganzen Familie. Ich dachte an meinen kleinen Bruder. Ich tat es für ihn.

Dann wandte sich der Vampir von mir ab. In aller Ruhe ging er zurück zu seinem Glas auf dem Tisch und füllte sich nach.

»Geh«, sagte er, sah mich nicht mal mehr an.

Nein. Nein, ich brauchte das Geld.

»Bitte«, sagte ich kaum hörbar. So schlimm würde es schon nicht werden und außerdem durfte er nichts tun, was ich nicht wollte. Nur wollte er mein Blut wohl auf eine ganz spezielle Art, was mich in diese Lage brachte…

Er drehte sich zu mir um und musterte mich ein weiteres Mal.

Ich atmete tief durch und öffnete dann einen weiteren Knopf meiner Bluse.

Ich tue das für Thomas, für meine Familie. Das sagte ich mir immer wieder. Er würde nur mein Blut nehmen, nicht mehr.

Für 100…

Knopf für Knopf öffnete ich die Bluse und schob sie mir von den Schultern. Ich drehte mich um, spürte seinen Blick aber weiter auf mir. Ich legte die Bluse zur Seite und schlüpfte aus meinen Schuhen. Ich rechnete schon damit, dass ihm das noch nicht genug war, doch drehte ich mich so erst wieder zu ihm um. Als er dann nickte und seine grauen Augen zu meiner Hose fuhren, schluckte ich den Kloß in meinem Hals hinunter und öffnete auch diesen Knopf.

Es war wie ein Rausch, ich verdrängte einfach alles, was mir durch den Kopf ging. Das Rauschen von Blut in meinen Ohren, das laute Schlagen meines Herzens, der dünne Schweißfilm, der auf meiner Haut entstand, mehr nahm ich nicht war. Ich hatte doch schon längst eingewilligt, es gab kein Zurück mehr.

Als ich nur noch in Unterwäsche vor diesem Mann, diesem Vampir, stand, wurde die Angst doch wieder stärker. Wie wollte er mich in einem solchen Zustand ruhiger kriegen?

War ich völlig verrückt geworden? Mein Verstand kämpfte sich wieder in den Vordergrund. Er schrie, dass ich weglaufen sollte, doch ich konnte es nicht.

Er kam näher und wirkte nun doch sehr interessiert.

»Wie heißt du?«, fragte ich mit heiserer Stimme. Ich musste mich irgendwie ablenken.

»Man nennt mich Godric«, sagte er und hob seine Hand an mein Gesicht. Sanft streiften seine kühlen Finger meine Wange, dann nahmen sie eine Strähne meines roten Haares und befühlten es.

Das Glas, welches er, Godric, noch immer in der Hand hielt, führte er nun an meine Lippen. Mit einem auffordernden Nicken setzte er es an und kippte das Glas. Ich öffnete den Mund und trank einen kleinen Schluck der scharfen Flüssigkeit. Für Alkohol hatten wir nie Geld gehabt, deshalb kannte ich den Geschmack auch nicht so gut.

Der Vampir grinste nur, als ich hustete.

Dann trat er um mich herum und blieb, so wie zuvor, direkt hinter mir stehen. Seine Hand berührte meine rechte Schulter erneut und strich mir sanft das Haar aus dem Nacken.

»Und jetzt entspann dich«, hauchte er auf meinen Hals. Als er dann seine Lippen auf meine Haut drückte, wappnete ich mich für den Biss und den damit verbundenen Schmerz, doch beides blieb aus. Er liebkoste meine Haut, streichelte mit beiden Händen über meine Arme und drückte seinen Körper leicht gegen mich.

Ich schloss die Augen, wollte mir einfach keine Gedanken mehr machen. Keine Sorgen mehr und keine Angst.

»Ja, so ist es gut«, hörte ich ihn flüstern.

Seine Lippen wanderten unterdessen zu meinem Ohrläppchen, was mir einen weiteren dieser heftigen Schauer über den Rücken jagte. Die zarten Berührungen seiner Hände wanderten wieder hinauf zu meinen Schultern, dann über meinen Rücken.

»Bist du einverstanden?«, flüsterte er die Frage nahe meinem Ohr.

Betört von seinen Berührungen war alles, was ich fertig brachte, ein kleines Nicken.

Da verlor mein BH plötzlich seinen Halt am Rücken. Ich fühlte mich leicht benommen, sodass ich einfach nur dastand, als Godric mir die Träger von den Schultern streifte.

Dann trat er wieder um mich herum. Ich musste zu ihm aufblicken, da er mich überragte, dabei verlor ich mich in dem Grau seiner Augen.

Was hatten diese Augen nur schon alles gesehen?

Er näherte sich mir ein weiteres Mal und für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich – nein – wünschte ich mir sogar, dass er mich küssen würde, doch das tat er nicht. Seine Lippen streiften meinen Hals ein weiteres Mal, jedoch nur kurz, dann wanderte er tiefer. Er umfasste meine Brüste, berührte die kleinen festen Brustwarzen und saugte sie dann tief in seinen Mund ein.

Ich stöhnte überrascht auf, während sich meine Hände auf seine Schultern legten.

Was tat dieser Mann nur mit mir?

Ich fühlte mich völlig willenlos, war gefangen in diesen Berührungen und der Lust auf mehr. Plötzlich verlor ich den Boden unter den Füßen, als Godric mich hochhob. Er hielt mich und ging mit mir zu dem Bett, wo er mich ablegte. Dann lehnte er sich über mich, sah mir kurz in die Augen und widmete sich dann wieder meinen Brüsten.

War ich nicht wegen des Blutes hier? Wegen der Spende? Das hier sollte doch gar nicht passieren. Und doch zeigte mir mein Körper mit den stöhnenden Geräuschen, die über meine Lippen drangen, dass es mir gefiel.

Ich spürte seine Zunge auf meiner Haut, die zu glühen schien. Mir war unglaublich heiß. Es zog sich eine feuchte Linie über meinen Bauch als er tiefer wanderte. Ich bekam es nur noch am Rande mit, dass sich seine Finger unter den Stoff meines Slips schoben und mir so auch noch das letzte Kleidungsstück nahmen, zu sehr spürte ich dieses Feuer in mir, was seine Berührungen hervorriefen. Die Augen hatte ich fest geschlossen, konnte nur noch fühlen.

Er lag zwischen meinen Beinen, welche gespreizt waren. Seine Arme lagen unter meinen Beinen sodass er mich an der Hüfte packen und näher zu sich ziehen konnte.

Ein lauteres Stöhnen kam über meine Lippen, als sich seine Zunge auf die empfindliche Stelle zwischen meinen Beinen drückte. Die Augen noch immer geschlossen erfasste mich eine Flut der Gefühle, während er seine Zunge an mir bewegte, an meinem Fleisch saugte und mit seinem Finger über die kleine Perle strich.

Mein Becken bewegte sich ganz von allein und wölbte sich ihm noch weiter entgegen, während meine Atmung raste und ich ungehalten weiter stöhnte.

Was er da tat war unglaublich. Mein Körper bebte vor Lust und ich spürte, wie diese Wellen der Erregung immer stärker wurden.

Gerade als ich glaubte, dass es um mich geschehen war, durchzuckte mich ein stechender Schmerz der von meinem Oberschenkel ausging. Meine Hände krallten sich in die Laken unter mir, doch das wohlige Gefühl des Orgasmus’ war noch immer da und verstärkte sich mit jedem Zug, mit jedem Saugen von Godric an meinem Körper.

 

 

Es war, als könnte er ihre Lust spüren. Diese kleine, süße Frau, die sich unter ihm wandte, verblüffte ihn. Er hatte sie tatsächlich nur entspannen wollen, hatte ihr die Angst nehmen wollen, doch dass es so weit kam, damit hatte er selbst nicht gerechnet. Ihre Haut hatte einen süßlichen Geschmack gehabt und er hatte nicht aufhören können.

Wie sie ihm ihr Becken entgegengebogen hatte, als er sie mit seiner Zunge und seinen Lippen verwöhnt hatte, hatte auch ihn sehr erregt. Ihr Geschmack und überhaupt alles an ihr. Er hatte das Einsetzen einer Erektion bemerkt, hatte sie dann aber ignoriert. Darum ging es hier schließlich nicht.

Als sich ihr Stöhnen verstärkt hatte und sie ihrer süßen Erlösung so nahe gekommen war, hatte er einfach diesen Moment ausnutzen müssen.

Durch das Serotonin und die Endorphine schmeckte ihr Blut himmlisch, wie reinster Nektar. Während er nun an ihr saugte und immer mehr Blut durch die zwei kleinen Einstiche in seinen Mund floss, bewegte er seine Hand, die noch auf ihrer Mitte lag weiter. Ihr Stöhnen war Musik in seinen Ohren und er wollte, dass sie noch ewig so empfand.

Seine Finger rieben sie weiter, hielten sie an diesem süßen Punkt, damit er nicht einfach endete. Durch das Saugen an ihrem Oberschenkel, so wusste er, wurde dieses Gefühl noch verstärkt. Ihr Orgasmus würde so lange anhalten, bis er mit dem Trinken aufhörte. Er wollte es herauszögern, wollte noch viel länger diesen süßen Nektar aus ihr trinken, doch musste er sich auch irgendwann zügeln. Es fiel ihm verdammt schwer, sich von dieser roten, göttlichen Flüssigkeit zu trennen. Sie schmeckte anders, als alle anderen, die er jemals gekostet hatte. Ein Knurren entkam seiner Kehle als er mehr und mehr ihres süßen Blutes in sich aufnahm.

Kapitel 4 – Getrennte Wege

 

Mein ganzer Körper schien zu vibrieren und  zu beben.

Unaufhaltsam rieb mich seine Hand weiter, ließ mir keine Sekunde um durchzuatmen. Der Schmerz des Bisses, als seine Zähne meine Haut durchstoßen hatten, war schnell verschwunden und dieses Saugen schürte das Feuer in mir nur noch mehr an.

Ich stöhnte immer weiter, denn so hatte sich das noch nie angefühlt. Es war himmlisch und höllisch zugleich, reizte und liebkoste mich zu gleichen Teilen und diese Erregung blieb und blieb bestehen. Schweiß brach auf meiner Haut aus und fast wimmernd, weil mich diese Art meiner Erlösung bis ans Ende meiner Kräfte bringen würde, krallte ich eine Hand in die Decken und die andere legte sich über mein Gesicht. Ich keuchte nunmehr, wollte tief durchatmen, doch dazu kam ich nicht. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, doch dann ebbte dieses Gefühl langsam ab. Völlig kraftlos lag ich einfach nur da und sah aus halbgeschlossenen Augen wie Godric aufstand und sich etwas Blut von den Lippen wischte.

Er sah zu mir, sagte aber kein Wort.

Ich war erschöpft, erlaubte mir noch einen tiefen Atemzug, ehe ich mich doch aufsetzte. Die weichen Beine schob ich über die Bettkante und rutschte dann mit dem Körper nach. Flüchtig sah ich zu dem Vampir, den ich soeben genährt hatte, doch dieser beachtete mich gar nicht. Ich schluckte den dicken Kloß in meinem Hals herunter und schlüpfte in meinen Slip, der noch auf dem Bett direkt neben mir lag.

Meine Atmung ging noch immer schnell.

Was war hier gerade passiert?

Ich hatte mich von einem Vampir verführen lassen, damit er an meinem Oberschenkel, zwischen meinen gespreizten Beinen, von mir hatte trinken können.

Ich schluckte schwer. So hatte das definitiv nicht ablaufen sollen. Ich bedeckte augenblicklich meine Brüste, auch wenn er die bereits gesehen – gefühlt, gekostet und berührt – hatte.

Ich sprang förmlich vom Bett und hob meine Sachen auf. Erst als ich wieder vollständig angezogen war, fühlte ich mich ein kleines bisschen besser. Aber auch nur ein kleines bisschen.

»Man wird dich draußen bezahlen«, sagte er und schenkte sich ein weiteres Glas mit dem Alkohol nach.

»Okay«, war alles, was ich sagte. Meine Stimme zitterte. Ich ging zur Tür und verließ diesen Raum und auch den Vampir, der sich dort aufhielt.

Ich fühlte mich hier überhaupt nicht wohl. Als ob das zuvor so gewesen war, jetzt war es nur noch schlimmer.

Mit einem Gefühl, welches mir den Hals zuschnürte, ging ich zurück zum Wartebereich und wäre fast schon ohne das Geld gegangen, so sehr war ich in Gedanken. Wie hatte ich das tun können? Wie hatte ich so dumm sein können und diesem Vampir die Erlaubnis für den Biss geben können? Mein Fluchtinstinkt war geweckt, ich wollte nur noch raus. Die Tür war in sichtbarer Nähe und eigentlich war sie alles, was ich wollte. Doch ich konnte es nicht. Alles wäre umsonst gewesen. Also trugen mich meine Füße zurück. Der schmächtige Typ hinter dem Empfangstresen grinste mich an, als ich näher kam.

»Noch in einem Stück, wie ich sehe«, scherzte er, doch dabei war mir gar nicht nach Späßen zumute.

Ich nickte nur stumm und als er mir einen weißen Umschlag überreichte, ließ ich ihn schnell in meiner Tasche verschwinden. Zumindest wusste so niemand, wie viel ich wirklich bekommen hatte. Ich wollte nicht ausgeraubt werden, doch wirklich sicher war man da nie. Ich sah noch einmal zu dem Mann, dann senkte ich den Blick und ging zur Tür.

»Bis zum nächsten Mal«, rief er mir noch nach, als die Tür hinter mir auch schon ins Schloss fiel.

Bestimmt nicht. Lieber arbeitete ich mehr, als noch einmal in dieses Gebäude zu gehen. Das Thema von freiwilligen Blutspenden war vorbei. Kein Vampir würde jemals wieder seine Zähne durch meine Haut bohren.

Als ich draußen ankam und die letzten paar Treppenstufen hinunter eilte, sah ich aus den Augenwinkeln einige Bewegungen. Mir wurde ganz kalt beim Gedanken im Dunkeln nach Hause gehen zu müssen. Doch auch in diesem Punkt hatte ich keine Wahl. Meine Tasche eng an mich gedrückt ging ich weiter und warf einen Blick zu den Menschen, deren Bewegungen ich gesehen hatte.

»Hey Schätzchen. Na, wie war’s?«, rief mir eine Frau zu und ich erkannte sie als die Blonde aus dem Wartebereich. Sie winkte und wirkte genauso betrunken wie die anderen, die bei ihr standen. Zwischen ihnen wurden Flaschen hin- und hergegeben und jeder trank daraus.

Ich sollte dringend nach Hause.

Die Leute ignorierend, zog ich den Kragen meiner Jacke höher und achtete nicht weiterauf ihre Rufe. Leicht zitternd und mit wackligen Beinen eilte ich die Straße entlang und machte mich auf den Heimweg. Da ich gleich nach der Arbeit hierhergekommen war, musste ich jetzt einen etwas längeren Weg zurücklegen. Geld für ein Taxi wollte ich nicht ausgeben, denn dazu war es zu schade, hatte ich doch zwei gesunde Beine.

Der Weg nach Hause dauerte über eine halbe Stunde, doch dann hatte ich es endlich geschafft. Ich war erschöpft vom Tag, der langen Arbeit und der... Spende.

Gott, wenn ich daran dachte spürte ich, wie mir das Blut in die Wangen schoss.

Blut, welches er gerade noch getrunken hatte, welches seine Zunge benetzt hatte. Und diese Zunge hatte mich…

Aufhören!

Ich musste mich zusammenreißen, schließlich sollte niemand etwas davon erfahren. Erst recht nicht Rhyan.

Gott bewahre, sollte er das jemals herausbekommen. Er war zwar nur mein Bruder, so wie Thomas auch, doch war er auch das Familienoberhaupt, was einen sehr hohen Stellenwert in der heutigen Gesellschaft hatte.

Ich atmete noch einmal tief durch, dann schloss ich die Tür auf und betrat die Wohnung. Es roch bereits lecker nach Abendessen, welches Carrie für uns gekocht hatte.

»Vio?«

Wenn man vom Teufel sprach…

»Ja«, rief ich meinem Bruder zu, der neugierig, wie er nun einmal war, den Kopf durch die Tür der Küche steckte.

»Du bist spät«, sagte er, als er zu mir auf den Flur kam.

»Ja, tut mir leid. Wir mussten noch einen großen Auftrag fertig bekommen. Ich hätte anrufen sollen.«

Es gefiel mir zwar nicht, ihn anzulügen, doch das war immer noch besser, als ihm die Wahrheit zu sagen. Das war mein Geheimnis und das sollte es auch bleiben.

»Mach das in Zukunft bitte. Thomas hat sich schon Sorgen gemacht.« Er fuhr sich mit einer Hand durch das braune kurze Haar.

»Und das warst nicht eher du?«, fragte ich mit hochgezogener Braue und lächelte wissend, als ich meine Jacke an den dafür vorgesehenen Haken hängte.

Ich folgte meinem Bruder in die Küche, wo Carrie und Thomas bereits am Tisch saßen. Sie hatten schon mit dem Essen angefangen, doch da es ja meine eigene Schuld war, dass ich nicht pünktlich hier gewesen war, war das für mich in Ordnung. Zum Glück war das Essen, welches Carrie gezauberte hatte, noch warm und ich konnte mich gleich dazu setzen und mit ihnen essen.

»Wieso bist du so spät?«, fragte mich Thomas, der mich neugierig ansah.

Gott, ich hatte das Gefühl, er würde mich durchschauen mit seinen zweifarbigen Augen. Thomas hatte etwas, das sich Iris-Heterochromie nannte. Eines seiner Augen war grün, während das andere blau war. Früher hatten die anderen Kinder ihn immer damit aufgezogen, doch ich fand, dass ihn das zu etwas Besonderem machte, obwohl er das für mich sowieso schon war. Er sah schon mit seinen 8 Jahren aus wie ein kleiner Casanova, mit dem kecken Grinsen und seinen strubbeligen braunen Haaren.

»Ich hatte viel zu tun«, erklärte ich meinem kleinen Bruder, was auch ihn später erwarten würde. Eine hoffentlich sichere Arbeit und genug Geld um anständig leben zu können. Und dafür musste man eben manchmal etwas mehr arbeiten.

»Ach so«, sagte er und gab sich damit bereits zufrieden.

»Hast du deine Hausaufgaben fertig?«, fragte ich ihn, während ich mir einen weiteren Löffel Eintopf in den Mund schob und genüsslich kaute.

»Hmm, ja«, druckste er herum. Um davon abzulenken stocherte er auf seinem Teller herum und schob die Karottenstücke beiseite.

»Thommi?«

»Ja, fast. Kannst du mir mit Mathe helfen?« Er sah mich so süß an, grinste über das ganze Gesicht, das ich natürlich nicht nein sagen konnte.

»Na klar. Das machen wir gleich nach dem Essen, ja?«

Die restliche Zeit sagte keiner ein Wort. Jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.

Carries waren wohl bei ihrem ungeborenen Kind, da sie ihre Hände schützend auf ihren Bauch gelegt hatte. Sie wirkte besorgt, was ich auch verstehen konnte, schließlich fehlte uns auch an dieser Stelle Geld. Eine Schwangerschaft sollte das Normalste der Welt sein, doch wenn man nicht regelmäßig einen Arzt aufsuchen konnte, konnte auch eine einfache Schwangerschaft kompliziert werden.

Rhyans Gedanken mussten in eine ähnliche Richtung gehen, doch machte er sich wohl noch mehr Sorgen um Carrie selbst. Seine schlimmste Befürchtung war, dass ihr etwas bei der Geburt passierte. Natürlich würden Thommi und ich ihn nie allein lassen, doch mit einem mal für ein kleines Geschöpf da sein zu müssen und das allein, war eine große Bürde.

Und ich? Nun ich kam nicht umhin, mir immer wieder Gedanken um diese Spende zu machen. Ich hätte es gar nicht so weit kommen lassen dürfen.

Verdammt! Ich hatte beinahe Sex mit einem Vampir gehabt! Also richtigen Sex. Dass das, was er mit mir gemacht hatte, auch schon dazu zählte, wollte ich mir gerade nicht eingestehen. Das war etwas anderes gewesen.

Das Geld, welches ich für die Direktspende erhalten hatte, würde ich heimlich in unsere Haushaltskasse legen müssen. Vielleicht wäre es sogar noch besser, immer mal wieder 10 WE mehr einzuschleusen, als alles auf einmal dazu zu legen. Ich wollte Rhyan, so sehr ich ihn auch liebte, keinen Grund geben, misstrauisch zu werden.

Nach dem Essen, half ich Carrie kurz beim Abräumen und danach Thomas bei seinen Hausaufgaben. Es waren eigentlich ein paar sehr leichte Rechenaufgaben. Doch an einer Stelle verzettelte sich mein kleiner Bruder immer wieder, wie mir auffiel, als ich seine Versuche, die Aufgaben zu lösen, ansah.

Ich erklärte es ihm nach bestem Gewissen und wollte, dass er verstand, wo er den Fehler gemacht hatte. So hatte unser Vater es auch immer gemacht und es war eine wirklich gute Methode gewesen. Erst wenn Thommi verstand, was er falsch gemacht hatte, konnte er sich merken, wie es richtig ging. Da der Kleine ein schlaues Köpfchen war, kapierte er diese Geschichte sehr schnell und konnte den Rest seiner Aufgaben ganz allein lösen.

Als er fertig und alles richtig war, schickte ich ihn in sein Schlafzimmer um etwas zu spielen. Wenn ich mich um Thommi kümmerte, nutzten Rhyan und Carrie diese Zeit aus, um sich nahe zu sein. Sie saßen im angrenzenden kleinen Wohnbereich, in den nicht mehr passte als ein Sofa und ein kleiner Fernsehtisch, sowie der Fernseher selbst, und hielten sich einfach nur im Arm, während sie eine Reportage anschauten. Normalerweise hätte ich mich zu ihnen gesetzt, doch gerade wollte ich sie nicht stören.

Und außerdem verlangte mein Körper nach einer Dusche. Ich hatte das Gefühl, der Schweiß – von vorhin – würde noch immer auf meiner Haut kleben. Und das tat er auch. Im Bad endlich etwas allein zog ich mich aus und stellte mich unter das warme Wasser. Dann nahm ich ein Stück Seife und schäumte es in den Händen auf. Damit rieb ich mich ein, zuckte dann aber stark zusammen, als ich die Innenseite meines Schenkels berührte. Ich sah mir die Bisswunde an. Zwei feine Einstiche hatten seine Zähne hinterlassen, doch die Verletzung ging tiefer, schließlich hatte er seine Zähne bis in die Ader hinein getrieben. Ich war überrascht, dass dort mittlerweile nicht mehr als zwei rote Punkte zu sehen waren. Meine Ellenbeugen sahen durch die wöchentlichen Blutabnahmen schlimmer aus und wiesen tiefe Narben auf. Die Haut an diesen Stellen hatte nie genug Zeit um richtig abzuheilen, denn dann kam meist eine neue Kanüle und zapfte weiter Blut ab. Würde das ewig so weitergehen?

 

 

Godric fühlte sich gut nachdem er das Blut der Frau getrunken hatte. Er strotzte vor Energie. Das war immer so, denn nichts war besser, als frisches Blut, gleich aus dem Körper. Die Blutbeutel waren auch in Ordnung, doch je länger Blut herumlag, desto mehr verlor es an Nährstoffen, die für die Vampire wichtig waren.

Er verließ das Gebäude, ignorierte die neugierigen Blicke der anderen Vampire. Die Eingänge der Vampire und der Menschen waren getrennt voneinander, sodass die Anonymität, die ein solches Haus bringen sollte, bestehen blieb. Das, wofür er immer bezahlte, war da eine Ausnahme.

Eine sehr gute, wenn es nach Godric ging.

Die kleine Rothaarige hatte ihm gefallen. Ihre schüchterne Art und doch dieser entschlossene Blick aus ihren grünen Augen. Sie hatte Gründe für eine solche Spende, das war ihm sofort klar geworden, denn sie gehörte nicht zu den Junkies, die sich fast leertrinken ließen um dieses Gefühl, welches sie ‘Kick’ nannten, immer und immer wieder zu erleben. Sie waren dem Tod so nahe, dass es auch manchmal passierte, dass sie dabei tatsächlich starben. Doch darüber wollte er nicht weiter nachdenken. Diese Menschen waren doch selbst schuld an ihrem Untergang.

Schneller als es erlaubt war, fuhr er zurück zum Anwesen seines Vaters. In den vergangenen Minuten hatte er das Treffen vollkommen vergessen. Die Rothaarige hatte ihn in eine andere Welt katapultiert, in dem nichts anderes zählte, als das lustvolle Stöhnen, das aus ihrem hübschen Mund kam. Es war, als könnte er sie noch auf seiner Zunge schmecken, nicht nur ihr Blut, auch ihre Lust.

Unbewusst leckte er sich die Lippen. Gleichzeitig verabschiedete er sich von dem Gedanken, sie wohl jemals wiederzusehen. So wie sie gewirkt hatte, würde sie nie wieder einen Fuß in dieses Gebäude setzen. Ob es an ihm persönlich oder an der eigentlichen Spende gelegen hatte, konnte er nicht sagen. Er war sich nur sicher, dass sie wohl nie wieder freiwillig spendete.

Als er das Anwesen erreichte, schob er die letzten Gedanken an sie beiseite und konzentrierte sich auf die wichtigen Dinge.

Alistair war, seitdem er einen Sitz in der Regierung als Senator bekommen hatte, nicht mehr oft hier. Er lebte im eigens für die Regierung gebauten Wolkenkratzer ohne Fenster in der Hauptstadt, wo Vampire sich den ganzen Tag über frei bewegen konnten. Da sie ohnehin nur am Arbeiten, Verhandeln und Diskutieren waren, störte sie diese fensterlose Tatsache nicht. Godric war einmal in diesem Hochhaus gewesen und in der Nacht, wo er für gewöhnlich mit einem Buch in der Hand auf der Fensterbank seines Zimmers saß und nach draußen schaute, hatten ihm die Fenster gefehlt, zu erdrückend war es für ihn dort gewesen.

Daraufhin hatte er beschlossen, in diesem Haus hier zu bleiben. Dass Jeremia ebenfalls geblieben war, hatte ihn verwundert, war die Hauptstadt doch mehr was für dessen Sprunghaftigkeit.

Wenn Godric sich nicht gerade langweilte, fühlte er sich hier wohl. Es war meistens ruhig und friedlich und das hatte er zu schätzen gelernt. Als er das Haus betrat spürte er genau, wo sich sein Vater und auch Jeremia aufhielten. So steuerte er in lässigem Gang das Kaminzimmer an, wo Alistair bereits in einem Sessel Platz genommen hatte, während Jeremia mit dem Rücken am Fenster stand. Beide sahen auf, als Godric den Raum betrat.

Alistair, der über 3000 Jahre alte Vampir, der dennoch aussah wie 30, stand auf und umarmte seinen Sohn liebevoll.

»Vater«, begrüßte Godric den älteren, dann nickte er seinem Bruder zu.

»Es freut mich, dich zu sehen, Godric. Trink etwas.«

Godric nickte, wies das Blut, welches ihm angeboten wurde, allerdings ab. Er hatte genug für diese Nacht gehabt. Stattdessen schenkte er sich ein Glas Bourbon ein und nahm dann in dem zweiten Sessel Platz.

»Gibt es einen Grund für deinen Besuch?«

»Ach nein. Ich wollte da nur mal raus.«

»Das kann ich verstehen«, sagte Godric lächelnd und nahm einen Schluck des Alkohols.

»Was gibt es neues? Hat die Regierung wieder vor, alles zu verändern?« Godric grinste, als er das sagte. Es war ein kleiner Scherz zwischen den beiden Vampiren, die zusammen schon so viele Regierungen und Regierungsformen fallen sehen haben.

»Nein«, lachte Alistair und trank einen Schluck aus seinem Glas, welches mit Blut gefüllt war. »Nur die Opposition macht wieder Ärger. Sie verlangen mehr Blut pro Vampir.«

»Das ist doch gut«, warf Jeremia ein, und erhielt dafür einen zornigen Blick von seinem Vater.

»Das ist nicht gut, Jeremia. Höhere Blutrationen bedeuten häufigere oder höhere Spenden. Das würde die Menschen irgendwann in den Abgrund treiben. Sie wären zu schwach um sich selbst am Leben zu erhalten und damit wäre es für den Staat noch teurer. Das ist so nicht machbar.«

Jeremia erwiderte nichts.

»Wir bekommen das, was wir benötigen. Das wurde wissenschaftlich bewiesen. Die Zehn-Tages-Rationen sind genau das, was wir brauchen um nicht wahnsinnig zu werden.«

Godric wusste, dass Alistair wirklich nur dieses Blut trank. Er holte sich keine extra Rationen und war bester Gesundheit. Er hatte es seinen Söhnen jedoch nie verboten, wenn sie Geld dafür bezahlten um sich nähren zu können, brachten sie doch so das Geld direkt zu den Menschen.

Alistair war ein Vertreter der Menschen. Ihm war bewusst, dass, wenn es der Menschheit schlecht ging, es automatisch auch den Vampiren schlecht ging. Das war etwas, was viele leider nicht verstanden. Sie lebten mit den Menschen zusammen, fielen sie, so fielen auch die Vampire.

»Aber lasst uns nicht davon reden. Das sind Dinge, die die Regierung eindämmen muss.«

»Also du«, witzelte Jeremia und wechselte seinen Platz vom Fenster zum Kamin, in dem ein Feuer brannte, sodass er näher bei den andere war.

Es entbrannte eine angenehme Diskussion über alles Mögliche. Gesprächsverläufe konnten manchmal wirklich verrückt sein.

Godric genoss diese Nächte sehr, wenn er so mit seinem Vater sprechen konnte, wie vor 200 Jahren. Für ihn war das nur ein Wimpernschlag gewesen und mit einem Mal boten Menschen ihnen freiwillig Blut an.

Es war verrückt.

Irgendwann hatte er den Faden des Gesprächs verloren und bemerkte da erst wieder, dass sich seine Gedanken nur um eine Sache zu bewegen schienen. Um eine Frau, um einen Menschen.

Kapitel 5 – Das ganz normale Leben


Am nächsten Morgen, nach einer viel zu kurzen Nacht, klingelte mein Wecker und riss mich aus dem Schlaf. Sofort fiel mir das Pochen in meinem Bein auf, genau an der Stelle, wo ich gebissen wurde. Ich weigerte mich, seinen Namen auch nur in Gedanken zu nennen, denn ich würde nie wieder direkt mit Vampiren zu tun haben, das versprach ich mir selbst. Leider blieb dieses Pochen und strahlte weiter aus, brachte meinen Unterleib dazu, sich immer wieder kribbelnd zusammenzuziehen.

Dafür hatte ich jetzt keine Zeit.

Ich schwang mich aus dem Bett, zog mich an und ging dann ins Bad, um mich auch dort fertigzumachen. Anschließend musste ich Thomas wecken, damit dieser nicht verschlief und die Schule verpasste. Thomas war da wie Rhyan, beide hatten Probleme mit dem frühen Aufstehen.

Rhyan hatte ja Carrie, die ihn morgens antrieb und so musste ich das bei Thommi machen. Während er sich anzog und im Bad verschwand machte ich uns beiden ein kleines Frühstück. Ich räumte alles auf den Tisch und als Thommi dann zu mir in die Küche kam, frühstückten wir. Es gab wie immer Brot, belegt mit Käse, Wurst oder bestrichen mit Marmelade. Noch während wir am Essen waren, schmierte ich das Mittagessen für ihn und mich und verpackte es. Es war jeden Tag dasselbe, doch so war das nun einmal. Wenn man so jung war wie Thommi, dann war alles noch aufregend. In der Schule gab es immer wieder etwas anderes zu lernen und man hatte Zeit für Freunde. Wenn man, so wie Rhyan und ich, am Arbeiten war, war es eintönig und still. Meinen Arbeitsplatz konnte man vom größten Teil des Lagers gar nicht sehen. Ich hatte so zwar meine Ruhe, doch manchmal würde etwas Ablenkung oder jemand, mit dem man reden konnte, auch gut tun. Nur sehr leise konnte ich andere Arbeiter hören, doch meist war die Umgebung durch die großen Maschinen und Rollbänder zu laut um zu verstehen, was sie sagten. Beim Mittagessen im Pausenraum saßen wir alle zusammen, da bekam ich dann auch mal etwas mit. Außerdem lief da ein Radio und wir konnten etwas von den Nachrichten aufschnappen.

Mir wurde immer ganz anders, wenn man von Vampirangriffen berichtete. Natürlich gab es auch noch normale Räuber und Mörder in der heutigen Zeit, aber nichts war in meinen Augen so schlimm, wie einem Menschen all sein Blut auszusaugen. Wofür gab es denn die Spenderbanken, wenn diese Blutsauger sie nicht nutzten? Wahrscheinlich wollten sie den Kick, das Gefühl Macht über ein Menschenleben zu haben und dessen Leben in der eigenen Hand zu halten. In diesem Punkt nahmen sich menschliche und vampirische Mörder nichts. Sie töteten. Das war alles.

Doch daran sollte ich jetzt nicht mehr denken. Statistisch gesehen war es sehr unwahrscheinlich, dass man im eigenen Haus überfallen wurde. Abgelegene Häuser waren meist Ziel von Räubern und auch von Vampiren. Wenn niemand sah, welcher Vampir sich Zugang verschaffte, dann konnte man diesen auch nicht fassen. Sie hielten sich im Schatten und warteten. Wie die heimtückischen, blutrünstigen Monster aus den alten Geschichten.

Auch so etwas brachten sie in den Nachrichten. Mir sträubten sich immer die Nackenhaare, wenn sie von Vampirangriffen berichteten. Ich wollte nicht, dass Thomas so etwas hörte. Mir war zwar klar, dass ich ihn nicht ewig vor diesen Dingen bewahren konnte, doch wenn ich es herauszögern konnte, dann war mir das recht. Er war doch erst acht und wenn ich daran dachte, was ich in diesem Alter schon alles gehört und wie mich diese Dinge in Albträumen heimgesucht hatten, dann wollte ich nicht, dass er das auch durchmachen musste. War es bei solch schlimmen Nachrichten nicht völlig normal, wenn man Angst vor diesen untoten Wesen hatte?

Untot.

Was war das überhaupt für ein Begriff?

Das einzige, was an diesen Blutsaugern tot war, war ihr Herz, denn dieses schlug nicht mehr. Jeder wusste, dass ein Mensch ohne Herzschlag nicht leben konnte.

Sie konnten es. Wie, war nur die Frage. Ich hatte einmal davon gehört, dass es wissenschaftliche Institute gab, in denen an Vampiren geforscht wurde. Das war wohl so etwas Ähnliches wie Medikamententests an uns, solche, bei denen man nicht wusste ob man das echte Mittel bekam oder nur ein Placebo.

Auch war noch immer nicht geklärt, wie Vampire von Blut leben konnten und was es in dem Blut genau war, was sie brauchten. Es gab Gerüchten zufolge Abteilungen in den Instituten, die genau das erforschten um dann diesen wichtigen Stoff chemisch herzustellen. Es waren die Vampirgegner, die wohl hinter dieser Forschung standen, denn so würden wir Menschen nicht mehr gezwungen sein, Blut zu spenden.

Wie schön das wäre. Dann könnte man einfach leben ohne sich Sorgen machen zu müssen, wie man wieder schnell genug zu Kräften kam um seiner Arbeit nachgehen zu können. Dann gäbe es keine Angst mehr, wenn man eine Spende verpasste, weil das eigene Kind oder die Großeltern krank waren. Das kam immer mal vor und jeder von uns konnte das eigentlich verstehen. Die eigene Familie ging doch schließlich vor, oder? Wenn ich mich entscheiden müsste, ob ich meine Spende tätigte oder meiner Familie half, dann würde es immer die Familie sein.

Das sagte sich jetzt so einfach.

Wenn man nicht an die Folgen dachte, war eine solche Entscheidung einfach. Doch wenn man sie bedachte, dann war ich mir mit einem Mal nicht mehr so sicher, wie die Entscheidung ausfallen würde. Wenn die BTO einem alles nahm, dann konnte man seiner Familie auch nicht mehr helfen. Das hatten sie sehr geschickt eingefädelt. So waren wir alle gezwungen die Spenden einzuhalten, denn sonst würde die Familie mit leiden.

Ich war zumindest froh darüber, dass es gewissen Personengruppen nicht erlaubt war, zu spenden. Dazu gehörten Kinder bis sie 16 waren, Alte über 60 Jahren sowie Schwerkranke und Schwangere. Letzteres kam Carrie zurzeit zugute. Bald würde sie ihr Kind bekommen und dann würde es noch enger werden in der kleinen Wohnung. Ich kämpfte noch mit mir, wann ich mit Rhyan darüber sprechen sollte. Einen passenden Zeitpunkt hatte ich bisher noch nicht gefunden.

»Vio?«

»Was?« Irritiert blickte ich zu Thomas, der mich mit seinen zweifarbigen Augen ansah.

»Müssen wir nicht langsam los?«, fragte er mich und deutete auf die Uhr an der Wand.

Oh, tatsächlich. Ich war völlig in Gedanken versunken gewesen, sodass ich gar nicht mitbekommen hatte, wie die Zeit verstrichen war.

»Ja, na los, zieh dir Schuhe und Jacke an«, sagte ich und tat es meinem kleinen Bruder gleich.

Dann brachte ich ihn zur Schule und ging danach selbst zur Arbeit.

Das war unser normaler Tagesablauf. Nach Hause würde er alleine gehen, da meine Schicht meist länger ging als sein Unterricht. Nach meiner Arbeit würde auch ich dann gleich nach Hause gehen, nicht wie letzte Nacht, als ich…

Ich wollte da nicht mehr dran denken und verbannte diese Gedanken aufs Neue aus meinem Kopf. Ich würde nie wieder etwas mit solch einem Vampir zu tun haben müssen.



Godric befand sich unterdessen in seinen Zimmern und versuchte zu schlafen. Alistairs Anwesenheit lag wie ein schweres Gewicht auf seiner Brust, auch wenn er sich freute, seinen Vater mal wieder zu sehen.

In den letzten Monaten, die er nur mit Jeremia in dieser Stadt gelebt hatte, hatte er sich mehr und mehr verändert. Das Leben langweilte ihn, es gab kaum mehr etwas, was sein Interesse wecken konnte. Eines davon waren die Treffen mit seinen Spendern. Etwas über sie zu erfahren, zu sehen, wie sie sich veränderten mit den Jahren, war etwas Interessantes.

Von einer Frau, die einmal seine Spenderin gewesen war, Milla Harold war ihr Name, wusste er, dass sie in den vergangenen Jahren einen Mann gefunden und mit diesem eine Familie gegründet hatte. Er hatte sie in dieser Zeit nicht mehr gesehen, da es Schwangeren verboten war, Blut zu spenden. Später, als sie in etwa 30 Menschenjahre alt war, war sie dann wiedergekommen und hatte ihm stolz alles erzählt. Er würde fast sagen, dass sie so etwas wie eine Freundin war.

Wirkliche Freundschaften gab es unter Vampiren selten. Und wenn, dann waren meist irgendwelche Hintergedanken dabei.

Das einzige Band, was wirklich hielt, war das des Erschaffers zu seinen Kindern und den Kindern untereinander, da sie durch das Blut miteinander verbunden waren. Natürlich gab es auch Ausnahmen. Vampire, die sich zueinander hingezogen fühlten und dann als Paar weiter zusammenlebten. Dennoch mussten sie sich an Menschen nähren, was Godric als Problem ansah. Das direkte Trinken von Blut aus einem Spender war keine reine Nahrungsaufnahme. Auch das war eine Art Verbindung, die zwar nur in diesem Moment bestand, wie das Saugen dauerte, doch hatte sie einen tiefen in den Wurzeln zugrunde gelegten Wert. Wenn die Spender willig waren, ging eine solche Blutspende meist weiter und wurde noch körperlicher. Godric kannte das Prinzip. Das direkte Trinken bescherte einem die allergrößten Gefühle, gepaart mit dem Instinkt seine unnachgiebige Lust an dieser willigen Frau zu stillen.

Es mochte für Außenstehende bestialisch aussehen, wenn sich Blut mit den Körpersäften mischte, doch es war eine aphrodisierende Mischung, bei der es schwer war, sich zusammenzureißen.

Erst letzte Nacht hatte sich auch Godric sehr zusammenreißen müssen. Er hatte die Erektion in seiner Hose bemerkt, doch er hatte sie nicht so behandeln wollen, nicht bei ihrer ersten Spende. Ob sie wieder kommen würde, wusste er nicht, doch eigentlich sollte ihm das auch egal sein. Er hatte bekommen, wofür er bezahlt hatte und darüber hinaus hatte er es auch noch genossen, ihr etwas dafür zurückgeben zu können. Er war sich sicher, dass sie noch immer daran denken musste.

Lächelnd drehte er sich auf die andere Seite, doch der erholsame Schlaf wollte einfach nicht kommen. Es war nicht so, dass er in diese Art Totenstarre verfiel, wie es gerne erzählt wurde. Es hatte schon manche Tage gegeben, an denen er überhaupt nicht geschlafen und stattdessen im abgedunkelten Zimmer umhergegangen oder bei schwachem Licht gelesen hatte. Die Stunden hatten sich dann immer sehr gezogen, dabei sollte eine Nacht doch im Flug vorbei gehen, bedachte man Godrics Alter.

Er drehte sich zurück auf den Rücken und bemerkte gar nicht wie er einschlief, viel zu real waren seine Gedanken.



Er erinnerte sich an die letzte Nacht, an die rothaarige Frau, die ihn mit ihrer inneren Stärke beeindruckt hatte. Es war, als läge er wieder zwischen ihren Beinen, hatte ihren Geruch in seiner Nase und ihre geöffnete Mitte direkt vor sich. Wie sie geradezu darum gebettelt hatte, dass er weiter machte. Er hörte sich selbst knurren, als er seine Zunge erneut auf sie senkte und sie intensiv reizte. Sie stöhnte ungehalten, doch Godric war unnachgiebig, konnte sich selbst kaum mehr zügeln, als er seine Zunge in ihre feuchte Enge hineinschob. Seine Erektion pochte stark, wollte aus der Hose befreit werden, doch noch war er nicht so weit. Er wollte alles von ihr kosten, einfach alles.

Er nahm alles, was sie zu geben hatte, in sich auf, kostete jeden noch so kleinsten Tropfen ihrer Lust.

Dann kam der Biss kurz bevor sie heftig zu zittern begann. Er verlängerte dieses Gefühl mit dem Saugen und ließ ihren Körper so vor Erregung beben.

Viel zu schnell löste er sich von ihr, doch dieses Mal stand er nicht auf.

Mit noch blutigem Mund sah er zu ihr. Aus ihren halb geöffneten, verschleierten, grünen Augen erwiderte sie seinen Blick. Ihr Brustkorb hob und senkte sich schnell und brachte ihre Brüste dazu, sich mit der Atmung zu bewegen.

Ein weiteres Knurren entwich ihm, dann bewegte er sich mit seiner normalen Vampirgeschwindigkeit. Er hatte sich die Hose nach unten geschoben und sich auf sie gelegt. Tief sah er in ihre Augen, während sich die pochende Spitze seiner Erektion genau vor ihrer Scham befand. Alles was er brauchte, war ein einziger Stoß. Er spürte, dass sie sich nicht gänzlich sicher war, doch als sie nickte, presste er seine Lippen auf ihre, ließ sie ihr eigenes Blut und ihre Erregung schmecken und schob sich dann tief in sie.

Ein unglaubliches Gefühl erfasste ihn und dann konnte auch er sich nicht mehr zurückhalten. Er genoss es, sie zu nehmen, sie zum Stöhnen zu bringen und sich selbst die ersehnte Erlösung zu verschaffen.



Godric erwachte und wäre er noch ein Mensch gewesen, wäre er wahrscheinlich verschwitzt gewesen und sein Herz hätte wild geschlagen.

So einen Traum hatte er seit Ewigkeiten nicht mehr gehabt. Nicht von dieser Art und in dieser Intensität. Das Pochen in seinen Lenden war kaum zu ignorieren, so sehr hatte ihn dieser Traum erregt. Sein Verstand hatte ihm da wohl einen Streich gespielt, denn so war das Treffen überhaupt nicht abgelaufen. Und doch schien es ihm so, als würde er ihren Geschmack noch immer auf der Zunge haben.

Sie war nur ein Mädchen, nichts weiter. Eine Spenderin, also wieso ertappte er sich immer wieder dabei, dass er an sie und ihr süßes Blut dachte?

Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass die Sonne sowieso bald untergehen würde, also versuchte er erst gar nicht wieder einzuschlafen.

Stattdessen stand er auf und ging ins angrenzende Badezimmer. Eine Dusche würde diese Gedanken hoffentlich fortschaffen.

Als er unter dem heißen Wasser stand, von dem er nur etwas der Wärme spürte, umfasste er seinen Schaft und begann sich mit harten und schnellen Bewegungen zu massieren. Er stützte sich mit einer Hand an der gefliesten Wand ab, während das Wasser auf seinen Nacken prasselte. Dann drückte er fester zu, wollte es endlich hinter sich bringen und diesen inneren Druck verschwinden lassen, da kam er mit einem leisen Stöhnen und ergoss sich in die Duschwanne. Sein Samen wurde gleich von dem Wasser mitgenommen und es war, als wäre nichts geschehen.

Kapitel 6 – Die Reaktion


Er war noch eine ganze Zeit unter dem Wasserstrahl stehen geblieben, erst dann hatte er sich ein Handtuch um die Hüfte gewickelt und war zurück in sein Zimmer gegangen. Dort zog er sich an, denn er spürte bereits, dass auch der Rest seiner Familie erwacht war. Sie würden sich bald wieder im Kaminzimmer zusammenfinden und anschließend würden Jeremia und Godric ihren Vater in die Stadt begleiten. Das hatte Alistair den beiden in der Nacht zuvor mitgeteilt.

Es gab wichtige Angelegenheiten, bei denen der alte Alistair seine Söhne an seiner Seite haben wollte.

Zwar waren Vampire unsterblich, doch niemand rechnete damit, wirklich ewig zu leben. Irgendwann war einfach Schluss, sei es durch die Hand eines anderen oder die eigene.

Ein Gedanke, der auch Godric nicht ganz fremd war.

Godric wusste auch um das Vertrauen, das sein Vater in ihn setzte. Alistair hatte nicht selten gesagt, dass er hoffte, Godric würde in seine Fußstapfen treten und sich ebenfalls dem Wohle aller verschreiben. So sehr er seinem Vater auch diesen Wunsch erfüllen mochte, in einer solchen Position sah er sich einfach nicht. Ihm fehlte die komplette Übersicht über die menschlichen als auch die vampirischen Bedürfnisse, die Alistair so gut verstand und verbinden wollte. Er wollte nur Frieden zwischen den Rassen, mehr nicht.

Das wiederum war ein Gedanke, den Godric teilte. Auch er wollte, dass man einfach hinausspazieren konnte, ohne Angst haben zu müssen wegen Blut oder Geld ausgeraubt zu werden, war man nun Vampir oder Mensch, denn viele seiner Artgenossen machten da keinen Unterschied.

Als er sich fertig angezogen hatte, er trug nun eine schwarze Hose und ein ebenso schwarzes Hemd, dazu passende schwarze Lederschuhe, hörte er, wie die Jalousien hochfuhren und das Licht des klaren Mondes hineinließen.

Er fuhr sich mit der Hand durch sein noch feuchtes Haar und verließ dann sein Zimmer. Seine Schuhe gaben klackende Geräusche von sich, als er die fein polierten Gänge entlangschritt. Er spürte, dass Jeremia noch in seinem Zimmer war, Alistair aber bereits auf seine Söhne wartete.

Er wollte ihn nicht warten lassen.

Als er das Kaminzimmer, das schon immer der Treffpunkt in diesem Haus war, betrat, sah er Alistair am Fenster stehen. Der Ältere drehte sich nicht zu ihm um, starrte weiterhin aus dem Fenster in die dunkle Nacht.

»Du siehst gut aus«, sagte er, ohne Godric auch nur angesehen zu haben.

Ich sehe so aus, wie immer, dachte er sich, sprach es aber nicht aus.

»Du hast noch nicht gesagt, wohin genau wir dich begleiten sollen.«

»Ich weiß«, sagte Alistair und drehte sich nun doch um. Er lächelte.

Godric hingegen hatte seinen typischen, kühlen Gesichtsausdruck, der es anderen schwer machte, ihn einzuschätzen.

»Ist er immer so spät?«, erkundigte sich Alistair nach seinem anderen Sohn.

»Er hat keine Verpflichtungen, wenn du nicht hier bist«, sagte Godric schulterzuckend. »Er hat sonst keinen Grund dafür.«

Alistairs Miene zuckte vor Amüsement als

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Jana S. Morgan
Bildmaterialien: Yuriy Zhuravov / Bild lizensiert durch Shutterstock.com
Lektorat: Jana S. Morgan
Tag der Veröffentlichung: 31.03.2014
ISBN: 978-3-7396-6621-1

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