Ich befand mich grade im Keller um das letzte Fenster abzudichten, die Experten hatten geschätzt das irgendwann heute auch der letzte Damm brechen würde und ich wollte vorbereitet sein. Ich drehte mich grade um, damit ich und meine Katze, die mir auf Schritt und Tritt folgte, wieder nach oben gehen könnten, da hörte ich ein Knacken. Langsam sah ich mich um. Vor dem Fenster flossen Massen an Wasser vorbei, eigentlich nichts neues seid es angefangen hatte zu regnen, wäre da nicht dieser kleine Riss im Glas. Besorgt hob ich eine Augenbraue und machte mich daran den Riss abzudichten. In dem Moment, wo ich gerade das letzte bisschen Isolierband über den Riss geklebt hatte, brach das Fenster ein. In wenigen Sekunden stand der Keller 5 cm Unterwasser. Verzweifelt suchte ich nach meiner Katze, doch ich konnte sie nirgendwo sehen.
„Sina, miez, miez, miez, komm her mein Mädchen.“ Keine Reaktion. Ich sah in den Kartons, die in der Ecke standen nach. Das war der lieblings- Ort von Sina, meiner Katze.
Kurz sah ich zum Fenster, durch das noch immer Massen an Wasser in den Keller liefen.
Mittlerweile waren es bestimmt schon 10 cm oder sogar noch mehr, aber ich hatte nicht vor ohne meine Katze den Keller zu verlassen. Als ich mich grade wieder zu den Kartons bückte um sie noch einmal zu durchsuchen, ertönte ein leises „Miau“. Ein schöneres Geräusch hatte ich mir in diesem Augenblick nicht vorstellen können. Ich versuchte zu erahnen wo das „Miau“ herkam, aber außer dem ständigen Geplätscher des Wassers konnte ich nichts mehr hören.
„Miau“
Ich sah mich genauer um und fragte mich wo um alles in der Welt meine geliebte Sina steckte. Ratlos kämpfte ich mich durch das Wasser, welches mir schon bis zu den Knien reichte. An der Treppe angekommen, stellte ich mich auf eine der unteren Stufen um einen besseren Überblick zu haben. Und tatsächlich entdeckte ich Sina. Sie war in der nähe meiner Waschmaschine und klemmte anscheinend mit einer ihrer Pfötchen fest. Schnell watete ich durch das Wasser, welches stetig anstieg. Zum Glück stand Sina auf einem Karton, ansonsten wäre sie wahrscheinlich schon längst komplett Unterwasser. Bei ihr angekommen sah ich das sie nicht mit der Pfote hängen geblieben war, sondern an ihrem roten Halsband mit Glöckchen festhing. Ich versuchte gar nicht erst das Halsband vom Draht, an dem es hing, los zu machen, ich zog Sina einfach das Halsband über den Kopf und nahm sie hoch. Kaum drehte ich mich um, brach auch das 2. Fenster hier unten und noch mehr Wasser floss in den Keller. Innerhalb kürzester Zeit stand ich bis zur Brust Unterwasser und war nicht mal auf halber Strecke zur Tür. Verzweifelt kämpfte ich mich weiter. An der Treppe angekommen ging mir das Wasser bereits bis zum Hals. Ich schleppte mich die Stufen hoch und war froh endlich aus diesem Horror raus zu kommen.
Oben angelangt, stellte ich mit schrecken fest, dass irgendwer die Kellertür zugedrückt hatte. Ich hatte extra einen Türstopper dazwischen geklemmt, damit die Tür, die wenn sie einmal zu war nur noch von außen und mit einem Schlüssel geöffnet werden konnte, auf keinen Fall zufiel. Kurz verfiel ich in eine Art Mini-Depression, rappelte mich aber direkt wieder auf.
Ich musste hier raus! Allein schon um Sina dieses grausame Ende zu ersparen. Ich schlug so oft und so fest gegen die Tür wie ich konnte, irgendjemand musste mich einfach hören. Ich schlug und schlug gegen die Tür und schrie so laut ich konnte um Hilfe. Für mich zählte die Zeit nicht mehr, sondern nur noch der Stand des Wassers, dass sich stetig voran arbeitete. Meine Knöchel die ich eben noch frei hatte, da ich auf der obersten Treppenstufe stand, waren schon wieder Unterwasser.
Als nach endlosen Minuten, in denen sich das Wasser bis zu meinen Knien vorgearbeitet hatte, endlich jemand die Tür öffnete, kippte ich erleichtert nach vorne in 2 starke Arme die mich auffingen und zu einem Krankenwagen brachten. Irgendjemand, wahrscheinlich einer der Nachbarn, hatte gesehen das Wasser in meinen Keller lief und die Hilferufe gehört, er hatte kurzerhand die Feuerwehr und einen Krankenwagen gerufen, außerdem hatte er mir und Sina das Leben gerettet.
Im Krankenhaus wurde ich untersucht, sie fanden zwar außer einem gewaltigen Schock nichts was mir fehlte, wollten mich aber dennoch ein paar Tage da behalten. Meine Katze war in der Zeit sicher bei meinem Nachbar untergebracht, der uns auch das Leben gerettet hatte.
Meine Geräte, Vorräte und Erinnerungen, die ich im Keller aufbewahrt hatte waren zwar hin, es hätte jedoch schlimmer kommen können.
Tag der Veröffentlichung: 07.06.2013
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