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Prolog

31.Januar 1999

Ich wurde in Neuwerk geboren, als kleiner stink normaler Säugling, öffnete ich die Augen und sah das erste mal die Welt. Meine Eltern nannten mich Tomatenkopf, da ich einen knall roten Kopf hatte.

11.Januar 2000

Meine beste Freundin, Celina, die auch im selben mehr Familienhaus lebte, wurde geboren.

2000-2005

Ich hatte eine ganz normale Kindheit, hab mit Freunden gespielt, ging in den Kindergarten, bekam Windpocken und sah aus wie ein Kirschkuchen, wie meine Mutter sagte.

30.Juli 2005

Im Viersener Krankenhaus erblickt meine kleine Schwester, Natalie, zum ersten mal das Licht der Welt.

2005 nach den Sommerferien

Mein erster Schultag steht kurz bevor, ich habe einen lilanen Toni mit Katzen drauf und eine Feen-Schultüte.

2005-2008

Meine Leben verläuft weiterhin normal und ereignislos.

31.Januar 2008

Ich feiere meinen 9. Geburtstag, aber wirklich freuen kann ich mich nicht. Mein Opa hat Leberkrebs. Ihm geht es überhaupt nicht Gut, die Ärzte sagen es ist bald soweit.

11.Februar 2008

Der Todestag meines Opas, dass schlimmste Kapitel meines noch sehr kurzen Lebens beginnt.

Das Loch

„NEIN! DU LÜGST! OPA IST NICHT TOT!“ schrie ich meine Mutter an, die mir gerade erzählt hatte, dass Opa in der letzten Nacht gestorben war. Ich versuchte mehr mich zu überzeugen, als meine Mutter.

„Ganz ruhig, sei doch froh, dass Opa nicht noch mehr Schmerzen ertragen muss.“ meine Mutter nahm mich in den Arm, doch ich stieß sie weg. Ich konnte jetzt keine Berührungen ertragen, nicht von jemandem der eben noch von Tod gesprochen hatte.

Kaum zuhause angekommen, Mama hatte mich heute ahnungslos zur Schule gehen lassen und mich dann abgeholt, lief ich hoch in mein Zimmer und schloss mich ein. Ich kam den ganzen Abend, den nächsten Tag und den Tag darauf nur raus um meine ´Bedürfnisse` im Bad zu versorgen. Trinken brachte meine Mutter mir in mein Zimmer, weil sie meinte ich solle wenigstens etwas Trinken, wenn ich schon nichts Ass.

Alles was ich in dieser Zeitspanne von drei Tagen tat, war schluchzen, und nicht mehr, außer vielleicht mal was Trinken.

Jeden Augenblick schien ich zu zerfließen, wie die Tränen auf meiner Wange, die sich unaufhaltsam ihren Weg über meine Wange bahnten. Ich konnte lange Zeit nicht richtig denken, die Welt schien stehen geblieben zu sein. Die Tage waren lang, doch die Nächte waren länger, voller Zeit zum Nachdenken die ich nicht gebrauchen konnte, da ich mir eh die falschen Gedanken machte, und doch ließen sie sich nicht verhindern. Ich zählte die Sekunden bis zum Sonnenaufgang. Am Tag zählte ich dann die Sekunden bis wieder die Nacht einbrechen würde. Dies war eine Beschäftigung, die mich etwas ablenkte, leider nicht allzu viel.

Am 4. Tag klopfte meine Mutter an die Tür meines Zimmers.

„Willst du nicht langsam mal rauskommen? Wir haben dir Zeit gelassen mit der Situation klar zukommen, aber jetzt ist es genug. Du versauerst noch in deinem Zimmer!“ meine Mutter versuchte mich aus meinem Zimmer herauszulocken, aber ich wollte nicht, ich wollte weiterhin in meinem Bett liegen und vor mich hin dämmern, ich wollte versauern. Ohne meine geliebten Opa würde ich keinen Schritt vor die Zimmertür setzten. Ich wollte eingeschlossen in meiner eigenen kleinen Welt bleiben, sodass mich nie wieder etwas verletzten könnte. Ich war es nicht gewohnt etwas zu verlieren, was mir so wichtig war, da ich nie etwas wirklich an mich rann gelassen hatte. Ich verfiel in eine schwere Depression, wie als würde ich in ein tiefes schwarzes Loch fallen, ein Loch aus dem ich nie wieder rauskommen würde. Ich wollte nicht mehr sein.

Diese Stimmung in der ich mich befand, hielt lange Zeit an, ich kam einfach nicht aus diesem schwarzen Loch raus, egal wie sehr ich es wollte. Ich merkte nicht, dass ich mich immer weiter treiben ließ, bis ich irgendwann nicht mehr ohne Hilfe, freikommen konnte, die ich zu dieser Zeit aber nicht bekam, da sich alle meine Freunde von mir abgewandt hatten und auch meine Familie keinen Sinn mehr darin sah, ihre Zeit damit zu verschwenden, mich aus meinem selbst gebuddelten Loch zu ziehen.

Ich hatte ein halbes Jahr in der Schule verpasst, den Stoff konnte ich zwar mit Leichtigkeit wieder aufholen, aber mir fehlten eindeutig die sozialen Kontakt, so dass ich mich ein paar Wochen später, kaum freigekommen, wieder in dem schwarzen Loch befand. Ich kam einfach nicht frei. Wie den auch so ganz ohne Freunde, Familie und andere Stützen. Meine Familie bemerkte nicht, dass ich mit aller Kraft versuchte freizukommen, mich aus dem Loch raus zuziehen, also halfen sie auch nicht. Nicht einmal meine Eltern, die am längsten versucht hatten mich zu befreien, rechneten damit, dass ich jemals wieder ´normal` sein könnte.

Der, der mir schließlich die Hand reichte um mir zu helfen, war mein verstorbener Opa, denn in einem Traum erschien er mir und war über meinen Zustand alles andere als Glücklich, doch anders als alle anderen bemerkte er mein Bemühen, er gab mir die Kraft die ich brauchte um mich aufzurappeln und ein neues Leben zu starten, angefangen mit dem Versuch soziale Kontakte zu knüpfen. Ich fand schnell neue Freunde, die mir ebenfalls halfen wieder auf die Beine zukommen. Auch meine Familie bemerkte nun den Unterschied zu der Zeit vor dem Traum und half mir.

Eines jedoch werde ich nie ablegen können: In der Zeit nach Opas Tod mochte ich keinen einzigen Körperkontakt und mag ihn bis heute nicht.

Ich werde nie wieder so unbeschwert und glücklich sein, wie vor dem Tag X, aber ich habe gelernt mit dem Schmerz und der Lücke zu leben, die der Verlust zurückgelassen hat, auch wenn es manchmal nicht so leicht ist zu verhindern wiederum in das schwarze, trostlose Loch, der Depression, zu fallen.

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 04.05.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meinen lieblings- Opa, auch wenn du vor 5 Jahren gestorben bist, lebt ein Stück von dir weiter, in jedem der dich liebt.

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