Liebe Freunde der KG-Gruppe. Viele von euch nehmen regelmäßig an unseren Wettbewerben teil, lesen und bewerten die eingereichten Geschichten und haben auch den einen oder anderen User auf ihrer Freundschaftsliste.
So wird man über neue Veröffentlichungen informiert und liest auch mal zwischendurch auf der Seite seiner Freunde.
Da wir allerdings alle auch selber schreiben, bleibt oft nicht genug Zeit, um sich mit einzelnen Freunden auszutauschen, zumal die Liste der Freunde immer länger wird.
Aus diesem Grund haben wir die Autorenpresse ins Leben gerufen. Wir möchten euch hier einzelne User besser vorstellen. Euch einen kleinen Einblick in den Schreiber verschaffen, um so deren Texte und Beweggründe noch besser verstehen zu können.
In diesem Sinne freuen wir uns, euch heute
BRIGITTE VOSS (hanafubuki)
Erstplatzierte ex aequo mit JHDSpreemann im Dezemberwettbewerb des Kurzgeschichten-Wettbewerbes zum Thema „Das Geschenk“ etwas näher vorstellen zu dürfen.
Würdest du dich bitte vorstellen?
Ich wurde vor 62 Jahren in Sachsen geboren, wo ich mit meinem Mann noch immer lebe (das liegt nicht an mir). Die beiden Söhne sind flügge. Außerdem freue ich mich, Oma einer kleinen Prinzessin zu sein.
Dein Profilname – wie ist er zustande gekommen?
Der Username Hanafubuki kommt aus dem Japanischen und bedeutet ‚Kirschblütenschnee‘. Damit wird der Moment des Herabfallens der Kirschblüten in Japan bezeichnet. Dieser Augenblick der Vergänglichkeit ist ein beeindruckendes Naturschauspiel, besonders, wenn die Blüten im Schein der Sonne rosa aufblitzen. Ich habe es mit eigenen Augen beobachten können.
Warst du selber schon in Japan? Was verbindet dich mit dem Land?
Zu tiefsten DDR-Zeiten erlernte ich in der Volkshochschule die japanische Sprache. Das verführte mich zu einem Traum, der sich fern jeglicher Realität befand, aber dennoch erfüllte. Die politische Wende machte es möglich: Zweimal reiste ich ins Land der Kirschblüten und besuchte meine japanischen Freunde. Ich wohnte bei ihnen zu Hause und lernte ihren Freundes- und Bekanntenkreis kennen. Dadurch erhielt ich interessante Einblicke in das Alltagsleben.
Die Kultur, der ZEN sowie die fremde Mentalität faszinieren mich.
Damals wurde ich in Deutschland stets gefragt: ‚Wohin fährst du? Nach Fukushima? Wo liegt denn das?‘ ...
Kennst du noch andere interessante japanische Vokabeln und deren Bedeutung? Nennst du uns ein oder zwei davon?
Mein absolutes Lieblingswort ist: ‚buruburufurueru‘ = vor Kälte zittern. Ich stelle mir bildhaft vor, wie Zähne und Knochen beim Frieren aufeinanderschlagen. Die Japaner verfügen über eine Vielzahl lautmalender Worte. Dem Deutschen entlehnt wurde die Vokabel ‚ryukkusakku‘, was schlicht und einfach Rucksack bedeutet. Erstaunlich finde ich, dass der Kuckuck in den japanischen Wäldern nicht „kuck-kuck“ singt, sondern „kak-kō“.
Das Buch, mit dem du im Dezember-Wettbewerb die Leser begeistern konntest, heißt „Die Insel“. Erzählst du uns, um was es in dieser Geschichte geht?
Im Mittelpunkt steht ein greiser Herr, namens Fred, der eine Insel aufsucht, die voller Erinnerungen an seine verstorbene Frau steckt. Dort erlebt er Unglaubliches, das ihn, trotz der tief greifenden Trauer, die Welt wieder mit anderen Augen sehen lässt.
Ich kenne Senioren, darunter meine Mutter, die den langjährigen Partner verloren haben. Ihre Aussagen machen mich nachdenklich.
Liest du deine Bücher selber Beta, oder hast du jemanden, der das für dich macht?
Leider habe ich keinen steten Zweitleser, wäre allerdings froh, wenn ich dafür ein kritisches Opfer fände.
Das Thema für den nächsten Wettbewerb, das du ausgesucht hast, lautet „Die Lüge“. Was hat dich zu diesem Thema bewegt? Eine Geschichte, die du selbst erlebt hast, oder geht es dir mehr um den leichtfertigen Umgang mit Unwahrheiten in der heutigen Gesellschaft?
Ich suchte ein Thema mit viel Raum für Kreativität. Die Lüge ist für mich etwas Interessantes, Vielschichtiges. Ich hoffe, die Teilnehmer empfinden das ebenso.
Dürfen wir schwindeln? Sind Notlügen erlaubt? Wie verhält es sich diesbezüglich mit Prominenten, gar Politikern? Bringt uns absolute Ehrlichkeit in der Entwicklung voran? Und, und, und ...
Die Lüge begleitet uns durch das Leben, egal ob in aktiver oder passiver Form.
Ich bin gespannt, wie die Wettbewerbsteilnehmer den Sachverhalt verarbeiten.
Warum schreibst du? Ich meine, wann bist du auf die Idee gekommen, dass das eigentlich ein recht guter Zeitvertreib wäre?
Ich hatte als Kind sporadisch geschrieben (Tagebücher angefangen, allerdings nie vollendet, meinen Geschichten erging es nicht anders). Es folgte eine Riesenpause bis etwa 2012. Bei einer wahllosen Surferei im World Wide Web stieß ich auf BX. Ich besann mich, dass ich aufgrund der eintretenden Arbeitslosigkeit viel Zeit haben würde. Da kam mir die Schreiberei gerade recht.
Woher holst du deine Ideen, wenn nicht gerade ein Thema vorgegeben ist? Immerhin habe ich einundzwanzig Bücher auf deinem Profil gezählt.
Das Leben bietet Stoff für unzählige Bücher.
Ich beobachte sehr gern die Menschen, weniger, wie sie bekleidet sind, welche Haarfarbe sie haben, usw., sondern vorrangig ihr Verhalten oder deren Eigenschaften (wenn ich sie länger kenne).
Auch die Natur übt einen besonderen Einfluss auf mich aus. Wie sieht sie aus, was für Geräusche/Gerüche produziert sie, wie ergeht es mir dabei? All dies fließt in die Geschichten ein.
Hinzu kommen Dinge, die ich in den Medien aufschnappe, und nach meinen Vorstellungen forme.
Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen deinen Büchern? Etwas, das sich immer wiederholt? Wie der sagenumwobene „Rote Faden“?
Die Gemeinsamkeit meiner Bücher besteht wohl darin, dass ich viel selbst Erlebtes verarbeite. Stets gebe ich ein Stück von mir preis.
Was war der witzigste Fehler, den du in deinen Texten gefunden hast?
Ich ließ in einem Thriller den Vollmond in das Schlafzimmer leuchten und gleichzeitig Hagelkörner auf das Fensterbrett prasseln.
Was ist/sind dein/e bevorzugtes/n Genre/s?
Autobiografisches, Thriller, Kurzgeschichten über das Leben
Könntest du dir vorstellen, auch mal etwas ganz anderes zu schreiben?
Ich liebäugle mit der Erotik. Etwas ganz anderes wäre, ein richtiges Buch, am besten einen Bestseller, zu schreiben. Doch glaube ich eher, dass ich weiterhin auf dem derzeitigen Niveau herumdümpeln werde.
Hat sich für dich viel verändert, seit du mit dem Schreiben angefangen hast?
Ich sehe die Welt mit geschärfterem Blick, beobachte und reflektiere intensiver.
Wenn ich Stories in die Tasten klappere, vergesse ich nahezu alles um mich herum. Das hat nicht immer positive Auswirkungen. Wichtige Arbeiten bleiben liegen, das Essen brennt an, usw.
Wie lange brauchst du für eine Geschichte?
Ich bin überzeugt, dass ich zu viel Zeit benötige. Manchmal ringe ich um jedes Wort.
Mit was beginnst du? Dem Titel oder dem Text?
Mit dem Text. Erst dann kann ich den genauen Titel festlegen.
War dein erstes Buch schwer zu schreiben, oder wusstest du sofort, wo du hin möchtest?
Mein erstes Buch war ein autobiografisches. Das Leben hatte es bereits vor-geschrieben.
Wie gestaltet sich dein Tagesablauf? Wann findest du Zeit zum Schreiben? Brauchst du eher Ruhe beim Schreiben oder läuft bei dir auch ständig das Radio?
Da ich einen Minijob mit flexibler Zeiteinteilung ausübe, finde ich Zeit zum Schreiben. Am besten ist, ich bin dabei allein und habe alle Ruhe der Welt.
Das Radio lenkt mich ab.
Ist dir schon einmal passiert, dass deine Geschichte mittendrin eine Wendung nahm, mit der du zu Beginn nicht gerechnet hast?
Die Handlungen verselbstständigen sich gern beim Texten, was meist positiv ist. Es geschieht allerdings auch, dass ich diese Passagen verwerfen muss, da sie, obwohl oft spannend, die Geschichte nicht voranbringen. Das ist ärgerlich, weil sinnlose Zeitverschwendung. Leider bin ich unfähig, nach einem vorher ausgefeilten Plan arbeiten.
Bist du eher ein abenteuerlicher oder mehr der romantische Schreiber? Welchen Charakter-Typ finden wir eher in deinen Geschichten?
Keine Ahnung. "Die Insel" ist eine der 'ruhigeren' Erzählungen. Es hat mir Spaß bereitet, sie zu verfassen, obgleich sich dabei meine dunkle Seele eingesperrt fühlte.
Düstere Thriller ohne romantische Elemente kreiere ich mit Freuden.
Wahrscheinlich entdeckt der Leser beide Seiten in meinen Werken.
Hast du ein Lieblingsland, in welchem deine Geschichten spielen? Und wenn ja, warst du selber schon einmal dort? Kommt es auch mal vor, dass du mit dem Ergebnis überhaupt nicht zufrieden bist und für dich entscheidest, eine Geschichte nicht beim Wettbewerb einzureichen, sondern sie lieber brach auf deiner Festplatte liegen zu lassen?
Zwei meiner Bücher spielen in Skandinavien bzw. Norwegen. Dieses faszinierende Land zieht mich wegen seiner imposanten Natur und der merkwürdig klingenden Sprache an. Zweimal war ich dort im Urlaub. Weitere Male werden folgen, ebenso Erzählungen, die in Norwegen angesiedelt sind. Diverse Ideen spuken bereits in meinem Kopf herum.
Ich habe all die für einen Wettbewerb geschriebenen Beiträge auch eingereicht.
Wie sieht dein Schreibtisch aus? Hast du einen festen Platz, meinetwegen am PC, wo du schreibst, oder sind dir Zeit und Ort egal. Geschrieben wird, was gerade zur Hand ist, Hauptsache, die Idee, die sich in deinem Kopf breitmacht, wird irgendwie festgehalten?
Ich liebe es, mit Elvis II, meinem Laptop, mal da und mal dort zu sitzen. An unserem runden Tisch wechsle ich gern die Seiten. Sogar im Auto schreibe ich, natürlich als Beifahrerin, wenn mir danach ist.
Du liest ja sehr viel bei anderen und gehörst auch zu den wenigen, die einen wirklich aussagekräftigen Kommentar dalassen. Wie reagierst du selbst auf Kommentare, wenn sie mal nicht so prickelnd sind?
Wenn sie gerechtfertigt sind, freue ich mich. Sind es doch die kritischen Meinungen, die einen voranbringen. Anfänglich ärgerte ich mich über Kommentare, die ich nicht berechtigt fand. Aber jetzt sehe ich, gelinde gesagt, darüber hinweg.
In welchen Gruppen bist du auf BX am aktivsten?
Ich bin eine Wanderin zwischen den Gruppen. In den Gruppen "Biografisches" und „Eine Bank der Fantasie" ruhe ich mich gern aus.
Hast du auch Bücher im Verkauf?
Ja.
Über BX oder über einen Verlag?
Über BX und als ‚Fremdgängerin‘ bei Neobooks.
Nennst du uns einige Bücher, die du veröffentlicht hast?
„Schlürfen ist erwünscht: Peinlichkeiten in Japan“ (BX),
„Heißer Herbst 1989: Tagebuchaufzeichnungen September/Oktober, Leipzig“ (Neobooks)
In zwei Anthologien sind drei von mir verfasste Kurzgeschichten enthalten:
„Ein Licht in der Dunkelheit“, Hrsg. Gitta Rübsaat (Gruppe Biografisches bei BX), auch als Printbuch. Die Einnahmen kommen der „Deutsche Lebensbrücke e.V.“, die sich um Kinder in Not kümmert, zugute.
„Lebensbunt“, Hrsg.: Saskia Kruse und Ursula Kollasch, (Gruppe Anthologiewettbewerbe bei BX), auch als Printbuch. Die Einnahmen werden einem Kinderhospiz gespendet.
Schreibst du auch noch in anderen Foren?
In Mystorys.
Bist du auch auf Facebook oder Twitter?
https://www.facebook.com/voss.brigitte,
weniger auf Twitter
Hast du eine eigene Homepage oder einen Blog?
- msbrigitte.wordpress.com
- auf Wordpress habe ich einen Norwegen-Urlaubblog begonnen
- und seit Kurzem blogge ich auch in der Huffingtonpost
Wirbst du dort für deine Bücher?
Manchmal, häufiger auf Facebook.
Ein guter Autor heißt es, baut während der Schreibphase eine Bindung zu seinem Protagonisten auf. Wenn du dir einen aussuchen könntest, und dieser dann für zwei Stunden zum Leben erwachen würde, um mit dir einen Kaffee trinken zu gehen, wen würdest du wählen?
Mit Sicherheit würde ich mich freuen, wenn Fred aus „Die Insel“ meiner Einladung folgen könnte. Ich habe Respekt vor unseren betagten Mitmenschen. Sie haben viel erlebt und können interessante Dinge aus einer Zeit erzählen, in der ich noch im sogenannten ‚großen Teich‘ schwamm.
Was ist dein Lieblingsspruch/Zitat?
„Wer schreibt, der bleibt.“ Das gilt auch im Alltag. Unterschriften, Protokolle, usw. können außerordentlich nützlich sein.
Gibt es etwas, das du uns gerne noch sagen möchtest?
Ich wünsche allen Schreiberlingen tolle Ideen beim Formulieren ihrer Texte.
Der Autorenpresse danke ich für das Interview.
Liebe Brigitte - herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast für dieses Gespräch. Es hat sehr viel Spaß gemacht und wir wünschen dir viel Erfolg mit deinen Büchern und dass wir noch oft von dir zu lesen bekommen.
R.Deter/Traumfaenger/Individuum
Autorenpresse der KG-Gruppe
Und zum Abschluss noch
UNSER QUICKIE – 5 Fragen – 5 Sekunden
1. Wann ist für dich ein Tag perfekt?
Wenn ich ausgeschlafen bin.
2. Mit wem würdest du eher einen Kaffee trinken gehen wollen?
Mr. Bean oder Sean Connery?
Natürlich mit Mr. Bean.
3. Welches Buch ist dir deiner Meinung nach am Besten gelungen?
Sognefjellet
4. Für was bist du dankbar?
Dass ich nicht hungern muss und ein Dach über dem Kopf habe.
5. Wen würdest du mitnehmen, wenn du morgen auf den Mond fliegen könntest?
Meine gesamte Sippschaft und den Laptop.
Texte: Autorenpresse der KG-Gruppe und Brigitte Voss
Bildmaterialien: Autorenpresse der KG-Gruppe und Brigitte Voss
Lektorat: Phil Humor
Tag der Veröffentlichung: 16.01.2015
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Interview ist dem Kurzgeschichten-Wettbewerb im Dezember sowie den Gewinnern Brigitte Voss und JHD Spreemann gewidmet.