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Erstes Kapitel


Ich lebe in Yorks. Dort gehe ich auf die High School. Ich bin in der 9 Klasse und heiße Diana. Meine Klasse ist normal. Ich bin bei ihnen nicht sonderlich beliebt, aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Ich bin nur froh, dass sie mich in ruhe lassen. Ich bin eher eine zurückgezogene graue Maus, was mir mit meinen 1,61m nicht schwer fällt. Mich über sieht man leicht, und das ist mir nur recht so. In der Schule komme ich ganz gut mit. Ich habe einen Durchschnitt von 1,8 und das ist, denke ich, ganz gut. Meine Eltern sind eigentlich ganz in Ordnung, aber wie bei allen Teenagern und ihren Eltern trennen sich unsere Ansichten in den Punkten: einen Freund haben, Taschengeld, lange Ausbleiben, Discos und Partys. Aber ich denke, das kennen alle und ich muss dazu nichts weiter sagen.
Die Freunde, die ich dort habe, sind schon so lange mit mir befreundet, das ich mich nicht mal mehr an die Zeit ohne sie erinnern kann. Wir sind ein eingespieltes Team von 5 Leuten. Dazu zählen meine aller beste Freunde Kati, mit der ich einfach über alles reden kann und die ich bereits seit meiner Geburt kenne, und Tom, der echt süß ist und mit dem ich gerne zusammen wäre (leider ist er auch sehr beliebt bei den andern Mädchen), doch er hält nicht viel von Freundinnen auf dieser Eben. Dann gibt es da noch Nora, mit der ich ab und zu auch mal was mache, die aber eigentlich eine miese Schlange ist und mit jedem Jungen rum macht, der will. Zu guter letzt ist da dann noch der Schulschwänzer Florian, der letztes mal sitzen geblieben ist, aber von allen wegen seinen Pickeln ausgelacht wird. Er gehört nur dazu, weil er mit Tom in einer Klasse war und die beiden immer noch befreundet sind. Und dann bin da noch ich, die versucht allen alles recht zu machen und die ganze Gruppe zusammen hält, auch wenn das meistens ziemlich anstrengend ist. Alle zusammen sind wir ein super Team und können uns gut gegen jedes Gespött von oberflächlichen Cheerleadergirls und beliebten Machoboys wehren.


Zweites Kapitel


Heute war Dienstag und ich musste jetzt leider aufstehen, um meine Zähne zu putzen, mich zu duschen und meine Haare zu kämmen. Dann musste ich noch in meine Schuluniform (blau mit PINK! Unsere Direktorin wollte es sowohl den Jungs als auch den Mädchen recht machen, was zu einem misch aus beiden Farben führte - und damit war kein Lila gemeint!) schlüpfen und hastig meinen Apfel und das Brot, was meine Mutter netter weise für mich gemacht hatte, runter schlingen. In meiner Vorstellung hatte ich das alles bereits getan, doch jetzt stellte ich fest, das dem nicht so war. Ich lag immer noch in meinem Bett in meinem Schlafanzug mit den süßen Kätzchen drauf, den mir Kati vor einem Jahr geschenkt hatte und starrte an die Decke. Ich stöhnte auf, hob langsam meinen linken Fuß aus dem Bett, setzte meinen Oberkörper in Schwung und stellte mich hin. Ein bisschen wackelte ich noch, doch dann stand ich aufrecht, aber völlig verschlafen vor meinem Bett. Ich wankte ins Bad und spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht. Danach ging ich meine ganze Liste von Dingen durch, die ich jeden Morgen zu tun hatte.
Als ich fertig mit dem Vollkornbrot, meine Mutter stand auf gute Ernährung (und auf den jungen Musiker von nebenan), war, lief ich schnell zu dem gelben Schulbus der schon hupend vor unserer Auffahrt parkte. Der Busfahrer schaute mich angesäuert an und schloss die Tür hinter mir. Ich lief schnell durch den Gang zu Kati, die mir netter weise einen Platz neben sich freigehalten hatte. Ich lächelte ihr dankbar zu und ließ mich neben ihr fallen. „Wieder das übliche?“, fragte sie mich. Ich nickte. Kati kannte mich und meine Gewohnheiten besser als jeder andere. Deshalb wusste sie auch, dass ich morgens nur sehr schlecht aufstehen konnte. „Wir schreiben gleich Englisch! Hast du gelernt?“, wollte sie wissen. Englisch war mein Lieblingsfach. Ich bekam auf dem Zeugnis immer eine eins, aber diesmal hatte ich total vergessen zu lernen. Ich hatte die ganze Zeit so viel mit meinem Liebeskummer gekämpft, dass ich die Schule total verdrängt hatte. Ich schaute Kati schuldbewusst an. Sie verstand sofort. „Wie hast du Englisch nur vergessen können? Da sieht dir gar nicht ähnlich.“, schüttelte sie den Kopf.
Ich schaute hinter mich, wo Tom saß. Kati begriff mal wieder, was ich sagen wollte. Sie stöhnte. „Diana, das ist doch nicht dein Ernst! Du hängst ihm jetzt schon 2 Monate an den Lippen. Langsam reicht es doch. Auch du müsstest mittlerweile verstanden haben, dass er keine Freundin will!“, flüsterte sie mir zu. Ich fand es gemein von ihr, an meinen Verstand zu zweifeln. Natürlich wusste ich, dass er keine Freundin wollte, aber mein Herz wollte sich einfach nicht von ihm los reisen. Ich konnte nichts dagegen machen. Ich meine das ernst, ich hatte bereits versucht, mich in jemand anderen zu verlieben, aber es fühlte sich einfach nicht richtig an. Also blieb ich wie ein Kaugummi unter dem Schuh an ihm hängen.

Drittes Kapitel


Mittlerweile waren wir an der Schule angekommen. Jetzt fiel mir auch wieder ein, dass wir gleich Englisch schreiben würden. Das hatte ich durch Tom fast wieder vergessen gehabt. Ich blickte zu Kati und bat sie:“Kannst du dich neben mich setzten? Falls ich was nicht weiß? Du hast doch bestimmt gelernt, oder?“ Sie nickte mir lächelnd zu und wir gingen in unser Klassenzimmer. Natürlich hatte Kati gelernt. Sie war eine Musterschülerin und nicht nur in Englisch, sondern auch in Mathe und Physik, wo ich kläglich versagte, gut. Auch wenn ich in Englisch bis jetzt immer besser war, waren es meistens nur 3 bis 4 Punkte, die sie hinter mir lag. Aber wenn ich nicht lernte, konnte das ziemlich in die Hose gehen.
Unser Lehrer kam in die Klasse, verteilte die Blätter und setzte sich ans Lehrerpult. Wir hatten uns zwei Plätze ziemlich weit hinten ausgesucht, damit wir, falls ich schummeln musste, nicht sofort auffielen. Die ersten zwei Aufgaben waren sehr einfach und ich brauchte Katis Hilfe erst mal nicht, doch dir dritte stellte ein Problem dar. Woher sollte ich den wissen, was Phrasal verbs waren? Also drehte ich mich zu Kati um, und zeigte ihr drei Finger. Mal wieder verstand sie sofort, was ich meinte und erklärte mir, das Phrasal verbs oft in der Umgangssprache benutzt wurden, aber das selbe bedeuteten, wie die Wörter, die bei der Aufgabe in Klammern standen. Das war ihre Art, anderen zu helfen, und ich war ihr dafür dankbar, dass sie mir nicht einfach die Lösung nannte. So konnte ich selber auch etwas daraus lernen. Zum Glück hatte unser Lehrer nichts mitbekommen und wir konnten in Ruhe weiter schreiben.
Nach der Arbeit hatte ich ein gutes Gefühl. Zumindest eine 3 sollte drin sein. Wir hatten Pause und gingen zu den andern runter auf den Hof. Bei uns war es üblich, während der Pause Runden zu gehen. Wir konnten über zwei Schulhöfe und dann durch drei Flure immer im Kreis gehen. Wenn das Wetter schlecht war, was hier öfter der Fall war, hatten wir entweder gerade Lust, im Regen draußen herum zu laufen oder wir blieben einfach drinnen und drehten an den Türen jedes Mal um. Es gab auch Tage, an denen wir nicht laufen wollten. Da setzten wir uns einfach in eines der Gebäude wo keiner sonst war, und wo man eigentlich auch nicht hin durfte, und redeten, hörten Musik oder schauten einfach dem Regen zu, wie er auf das Pflaster des Schulhofes prasselte.

Viertes Kapitel


Heute war schönes Wetter. Die Sonne schien uns auf die Köpfe und es zogen nur vereinzelt Wolken über den Himmel. Wir hatten glück. Es war Frühling und normaler weise war es morgens noch frostig und der Himmle von Wolken überschattet. Wir freuten uns über das schöne Wetter und bildeten zwei Gruppen. Alle 5 zusammen waren zu viele, um sich zu unterhalten. Das ging nur, wenn es regnete und wir drinnen alle zusammen hockten. Also gingen ich und Kati mit Tom in die eine Richtung, während Nora mit Florian in die andere Richtung ging. Ich war froh darüber, dass Nora nicht mit mir und Kati mitkommen wollte. Sie nervte mich mit ihren ganzen Jungs öfter. So konnte ich zumindest mit Tom und Kati quatschen, ohne immer vorgeführt zu werden, weil ich noch nie geküsst wurde, geschweige den einen Freund hatte.
Ich ging in die Mitte von beiden und redete erst Mal mit Kati. „Danke, dass du mir geholfen hast. Ohne dich, hätte ich die dritte Aufgabe komplett verhauen.“ „Kein Problem, meiner besten Freundin helfe ich doch gerne“, sagte sie und zwinkerte mir zu. Ich lächelte dankbar. Tom hatte mitgehört und fragte jetzt: „Wobei hat sie dir den geholfen, Diana?“ „Bei der Englischarbeit. Die habe ich total vergessen gehabt. Deshalb hab ich auch nicht gelernt.“ Er schaute mich verblüfft an. „Das kenne ich ja gar nicht von dir. Normaler weise bist du doch gut in Englisch und lernst immer besonders gerne für die Arbeiten.“, wunderte er sich. „Ja, ich weiß, aber ich hatte so viel um die Ohren, da hab ich einfach nicht mehr dran gedacht.“, erklärte ich. „Aber wir haben uns doch die ganze Zeit getroffen, demnach hattest du doch eigentlich Zeit, um zu lernen.“, zweifelte er. Er wusste ja auch nicht, dass ich in ihn verliebt war und deshalb keine Zeit zum Lernen gehabt hatte. „Tja, sie hat es eben vergessen und hat gedacht, sie muss nichts mehr machen, also hat sie sich mit dir getroffen. Ist doch jetzt auch egal, so wichtig sind Arbeiten ja auch nicht.“, half mir Kati. Heute schon zum zweiten Mal. Womit hatte ich eine so gute Freundin nur verdient? Unsere Gespräche konzentrierten sich jetzt eher auf die Schule, andere Mitschüler und Lehrer.

Fünftes Kapitel


Als es klingelte verabschiedete sich Tom von uns und ging zu seinem Klassenraum. Kati nahm mich zur Seite und fragte mich: „Wann willst du es ihm den endlich sagen? Ich kann dich doch nicht jedes Mal retten.“ Da hatte sie natürlich Recht. Aber ich konnte doch nicht einfach zu ihm hin gehen und sagen, dass ich in ihn verliebt war. Konnte ich natürlich schon, aber ich wollte erst ganz sicher sein, das er mich auch liebte. Schließlich wollte ich seine Freundin werden. Ich schaute auf den Boden und zeichnete mit meinem Fuß Kreise. Dann schaute ich Kati in die Augen und sagte: „Soll ich einfach zu ihm hin gehen und sagen: ‚Hey Tom, wusstest du schon, das ich in dich verliebt bin? ´ Du weißt, das ich mich das nicht Traue!“ Wir führten dieses Gespräch nicht zum ersten Mal. Kati öffnete gerade den Mund um mir zu antworten, als Nora ihr dazwischen Funkte. „Du bist in Tom verliebt? Das hast du mir ja gar nicht gesagt. Wow! Hast du es ihm schon erzählt? Ist er auch in dich verliebt?“ Hatte ich erwähnt, dass sie ein Plappermaul ist? „Das wäre ja wie ein Wunder. Dein erster Freund und er ist doch so beliebt bei den andern Mädchen. Aber ihr wärt ein schönes Paar.“ Konnte sie nicht einmal die Klappe halten? Die andern schauten uns schon ganz belustigt an. Ich zweifelte nicht daran, dass sie alles mitbekommen hatten und sich später über mich kranklachten. Ich konnte sie förmlich tratschen hören: „Wie kann sie sich nur Hoffnungen bei DEM machen?“ Aber das war mir egal. Ich hielt nicht viel von der Meinung der andern, aber ich wollte unter keinen umständen, dass Tom es von ihnen erfuhr. Am liebsten wollte ich, dass er es gar nicht erfuhr. Doch das konnte ich mir jetzt abschminken. Ich war gezwungen es ihm jetzt auf jeden Fall zu sagen und ich musste schneller sein, als die anderen. Doch einfach eine SMS zu schreiben hielt ich für Geschmacklos. Ich musste es ihm schon Persönlich sagen. All das dachte ich innerhalb von einer Minute, in der ich mit offenem Mund vor Kati und Nora stand. Dass Nora mich voller Vorfreude auf eine gute Story anschaute und Kati genau so geschockt war wie ich, bemerkte ich erst jetzt. Ich verzog meine Mundwinkel zu einem bekümmerten lächeln. Ich wollte Kati so schnell wie möglich in meinen Plan einweihen, aber das ging nicht, wenn Nora zu hörte. Außerdem sollte ich erst Mal einen Plan haben, in den ich sie einweihen konnte. Da es aber noch nicht ab zu sehen war, wann Nora uns wieder alleine ließ, konnte ich nur warten.

Sechstes Kapitel


Als sie endlich merkte, dass bei mir keine Sensationsstory zu holen war, kam leider schon unsere Lehrerin. Entschlossen, meine Beziehung zu Tom nicht so schnell von Neiderinnen zerfetzen zu lassen, setzte ich mich an mein Pult und schlug meinen Collegeblock auf. Schließlich war ich es meiner Freundin schuldig, sie mit meinen Ideen zu versorgen. Glücklicherweise sprudelten die jetzt nur so aus mir heraus. Ich setzte mich zu Kati an den Tisch und teilte ihr meine Vorschläge mit, natürlich im Flüsterton. Es mussten ja nicht wieder alle mithören. „Ich könnte ins Sekretariat gehen und so tun als ob ich eine Durchsage machen muss. Dann rufe ich Tom aus und dann kann ich es ihm sagen. Oder ich werfe Steine gegen sein Klassenraumfenster und hoffe, das er mich sieht und runter kommt.“, ich zögerte. Kati verdrehte die Augen. Das war kein besonders gutes Zeichen. „Was ist? Sind die Ideen nicht gut??“, fragte ich leicht verstört. „Nicht wirklich. Du traust dich doch gar nicht, ins Sekretariat zu gehen und ihn auszurufen. Die zweite Idee ist noch dümmer, weil er, wenn er dich sieht, was nicht sehr wahrscheinlich ist, erstmal eine Ausrede finden müsste, weshalb er aus dem Unterricht kann. Und ob er das extra für dich macht, weißt du auch nicht.“ Ich stöhnte auf. Warum musste sie auch immer Recht haben? „Okay, und was soll ich dann jetzt machen?“ „Also, du könntest ihm eine SMS schicken in der steht, das er in der Pause direkt zu dir kommen soll. Du musst schreiben, dass es dir total wichtig ist. Ich denke, dann haben die anderen keine Zeit, um ihn vorher abzufangen. Du weißt doch, dass er immer früher aus hat, als wir.“ Ich nickte. Die Idee war zwar auch darauf gebaut, das Tom mich so gerne mochte, das er zu mir kam, wenn ich ihn darum bat, aber etwas anderes konnte ich nicht machen.
„Kannst du in der Pause sofort in das N-Gebäude kommen? Thx <3“, schrieb ich. Dann steckte ich mein Handy schnell weg und versuchte mich, auf den Unterricht von Frau McKnight zu konzentrieren. Es klappt zwar nicht so gut, wie ich gehofft hatte, aber ich konnte mich ein paar Mal melden. Dann klingelte es endlich und ich schmiss meine Sachen in meine Schultasche. Kati half mir, drückte mich noch mal kurz und dann lief ich los. Zu Tom…

Siebtes Kapitel


Mein Herz schlug höher, als ich ihn da stehen sah. Er war wirklich gekommen. Ich blieb kurz bevor er mich sehen konnte stehen. „Tief durchatmen. Das wird nicht so schlimm, wie du denkst. Mal dir einfach das schlimmste aus, was du dir vorstellen kannst, dann kann es nicht schlimmer werden.“ Doch was war das schlimmste, was ich mir vorstellen konnte? War es die Angst, das er nie wieder mit mir sprechen würde? Die Angst, zurück gewiesen zu werden, oder war es viel schlimmer für mich, wenn er auch sagen würde, das er mich mochte? Das hieß nämlich, dass ich einen Freund hätte. Das erste Mal in meinem Leben. Und er wollte bestimmt auch, dass ich ihn dann küsste. Ich hatte Angst vor diesem Kuss. Dabei wünschte ich mir schon lange, dass er mich küsste. Ich wusste noch nicht mal, ob es soweit kommen würde. Da ging mir der Satz, den meine Mutter mir damals, als ich meine freie Zeit in meinem Zimmer mit Bücher lesen und Fernsehen vertrödelt hatte, gesagt hatte, durch den Kopf. „Es bring überhaupt nichts, wenn du vor deinem Leben davon läufst. Du verpasst so viel, wenn du nicht den Mut aufbringst, da raus zu gehen und zu leben. Es gibt so viele Möglichkeiten, für dich glücklich zu werden und sie stehen alle bei dir Schlange. Du musst nur die Augen auf machen und sie zu dir lassen. Und erzähl mir nicht, das du hiermit glücklich bist.“ Meine Mutter war super, was Ratschläge anging und ich konnte mich immer auf sie verlassen. Ihr hatte ich es zu verdanken, das ich überhaupt hier war. Also vergaß ich all meine Sorgen und den ganzen anderen Unnützen kram und ging durch die Tür.
Tom schaute mich leicht besorgt an. Er war es nicht gewohnt, dass ich ihn per SMS zu mir bestellte. Ich ging nicht auf seinen Blick ein, sondern lief einfach weiter auf ihn zu in seine Arme. Ich schlag die Arme um seinen Hals und drückte mich an ihn. Er erwiderte die Umarmung, wenn auch zögerlich. Als ich mich von ihm löste standen mir dir Tränen in den Augen. „Ich… ich muss dir was sagen“, stammelte ich. „Ich will unsere Freundschaft nicht kaputt machen, aber die anderen wissen es alle und sie werden es dir eh sagen. Ich find es besser, wenn du es von mir als erstes hörst.“ Gerade wollte ich sagen, dass ich ihn liebte, als er seinen Finger auf meinen Mund legte und mich hinter sich her in die Nische unter der Treppe zog. Da hörte auch ich die Schuhe, die über uns die Treppe herunter kamen. Zwei Sekunden später liefen zwei schwarze Turnschuhe an unserem Versteck vorbei. Ich war mir sicher, dass es Frau Steffens, die alte Sportlehrerin war. Nur sie hatte Turnschuhe an. Als ich mich umdrehte, schaute ich in zwei funkelnde, braune Augen. Toms Gesicht war so nah neben meinem, dass ich seinen Atem auf meiner Wange spürte. Mein Herz schlug schneller, als ich es gewohnt war. Selbst nach dem Sport war es nicht so schnell. Er strich mir vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich spürte, wie ich rot wurde. Ich grinste ihn an. Er lächelte zurück, beugte sich zu mir rüber und gab mir einen Kuss. Mitten auf den Mund. Mein Herz tickte jetzt völlig aus. Das hatte ich nicht kommen sehen. Seine Lippen fühlten sich gut an. Sie schmeckten süß. Ich genoss jede einzelne Sekunde dieses Kusses. Leider trennten sich unsere Lippen viel zu früh von einander.
„Was wolltest du mir sagen?“, fragte er mich mit strahlenden Augen. „Ich liebe dich“, dachte ich, aber das konnte ich unmöglich sagen. Das war noch zu früh. Momentan mochte ich ihn einfach sehr, sehr gerne. Ich war verliebt, aber das hieß nicht, dass ich ihn liebte. „Das ich in dich verliebt bin.“, antwortete ich lächelnd. “Das ist gut. Ich glaube, ich bin auch in dich verliebt.“, er zwinkerte. Er war inzwischen aus unserem Versteck gekrochen und aufgestanden. Ich machte es ihm nach. Wir standen uns gegenüber. „Sind wir jetzt zusammen?“, wollte ich wissen. „Ich denke schon, oder hast du was dagegen?“, erwiderte er verschmitzt. Ich trat auf ihn zu, schlang die Arme um seinen Hals und streichelte durch seine Haare. „Ich währe die letzte, die was dagegen hätte.“, flüsterte ich ihm ins Ohr. Ich drückte meine Lippen auf seine und machte die Augen zu. Er öffnete leicht den Mund und strich mit seiner Zunge über meine Unterlippe. Es kitzelte. Ich schmunzelte, dann tat ich es ihm gleich. Seine Zunge wanderte in meinen Mund. Sie erforschte vorsichtig meine Mundhöhle. Da wurden wir jäh von der Klingel aufgeschreckt. Seine Zunge verabschiedete sich von meiner und ich löste meine Lippen von seinen. Die Pause war viel zu kurz gewesen. Ich schaute ihm in die Augen, lächelte und drückte ihn noch einmal feste. Dann löste ich mich von ihm und ging zu meinem Klassenzimmer. Noch wusste keiner, dass ich einen Freund hatte. Ich konnte es ja selber noch nicht begreifen. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass er auch in mich verliebt war.


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Tag der Veröffentlichung: 25.04.2012

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