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Tante Klara und die geborgte Kauleiste

Tante Klara und Schwester Uschi trafen sich auf der Hauptversammlung der flotten Feger wieder.

Mehr als zwei Jahrzehnte waren vergangen, seit Uschi der schönen Klara ihren Geliebten ausgespannt hatte. Doch der betrachtete sich auch schon seit einigen Jahren die Radieschen von unten, nicht einmal sein stolzer Name Nikolaus hatte dies verhindern können.

Also gab es keinen Grund mehr, sich einander die Augen auskratzen zu wollen. Stolz wackelten sie mit ihren üppigen Hinterteilen am Buffet vorbei, auf der Suche nach etwas Handfestem, das sie sich zwischen ihre Kauleisten schieben konnten. Diese kleinen Schnittchen waren doch nur Verarsche für ihre geweiteten und immer hungrigen Mägen.

»Endlich!«, rief Uschi, als ihre verquollenen Augen den Schweinsbraten entdeckten. Schnell warf sie ein paar prüfende Blicke um sich, bevor ihre Hände nach der Schwarte griffen. Gierig stopfte sie sich ein acht mal acht Zentimeter großes Stück in den Schlund. Klara staunte nicht schlecht, besonders als Uschi, kaum dass sie die Fleischmassen heruntergewürgt hatte, noch einmal nach einer überdimensionalen Portion griff.

»Was schaust du so verblüfft«, rief diese, als sie Klara mit hochrotem Kopf und offenem Mund dastehen sah. »Sieh lieber zu, dass du auch etwas davon abbekommst, bevor die Nimmersatten aus der Tussengasse hergefunden haben.«

Klara hob abwehrend die Hände und flüsterte dann: »Ich hab’ meine Kauleiste nicht dabei...«

Uschi wandte ruckartig den Kopf, riss die Augen auf und rief: »Und was für Dinger trägst du da im Mund?«

»Die gehören Werner, meinem Nachbarn. Die habe ich heute am Nachmittag mitgehen lassen, als ich wieder bei ihm zum Fegen war und er seinen Rausch auspennen musste. Nur die Scheißdinger passen einfach nicht, ich hab’ schon richtige Blasen am Gaumen, willst du mal sehen oder fühlen?«

Uschi begann zu würgen und musste aufpassen, nicht das unverdaute Fleisch aus ihrem Magen zurück auf die silbernen Platten zu katapultieren. Sie war hart im Nehmen geworden, in den letzten Jahren, in denen sie mehr oder weniger ums nackte Überleben kämpfen musste, bevor sie ihrem neuen Geliebten begegnet war und von dem sie sich aushalten lassen konnte. Aber in fremden Mündern herum fummeln? Da hätte sie ja gleich Zahnklempner werden können. - Nein, Danke, das war zu ekelig...

Als sie sich endlich wieder gefangen hatte, fragte sie: »Wo sind denn deine Eigenen?«

Wieder flüsterte Klara

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 12.10.2015
ISBN: 978-3-7396-1777-0

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