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Tag der Arbeit




Früher wurde erst gekämpft, und dann gefeiert, vorausgesetzt man bekam noch einen Platz in den überfüllten Kneipen. Doch das war zu tiefsten Ossi-Zeiten, als die Straßen noch zum marschieren da waren.
Heute ist das ganz anders. Da wird erst gefeiert, und dann gekämpft. Entweder noch am gleichen Tag, mit der Trunkenheit, oder am nächsten Morgen mit Hirnrheuma.
Auch wir hatten es uns am Tresen in der „Eselstränke“ gemütlich gemacht, und wollten vergnügt ein paar Biere zischen. Doch Koslowski fing mal wieder an zu stänkern.
>>Sag mal, schämst du dich denn gar nicht?<<, fragte er Blase. >>In deinem Alter noch Geburtstag feiern? Mach doch bloß endlich Platz für die Jüngeren auf dieser Welt ...<<
>>Nee, wa?<<, kam sogleich die Antwort. >>Das glaub’ ich jetzt aber nicht. Hab’ ich dir eigentlich schon mal gesagt, dass ich auch für Dicke bremse? Aber bei dir muss ich da ab heute wohl eine Ausnahme machen ...<<
>>Nun hört mal auf ihr Beiden<<, mischte sich Borste ein, >>das war so ein ruhiger Morgen bisher.<<
Nur Henner, der wie gewöhnlich am Würfeln war, rief durch die Kneipe: >>Siebzehn gibt ab an flach ...<<, und grinste sich dabei eins.
Endlich kam der Wirt mit unserem Bier.
>>Na dann Prost<<, rief ich und setzte zum Schluck an.
Borste verdrehte leicht die Augen, und meinte dann: >>Boah eh, das schmeckt ja heute wie Abwaschwasser ...<<
>>Stimmt<<, bestätigte ich. >>Und wie das schon aussieht, nicht einmal ein Hauch von Blume ist zu erkennen.<<
>>Also ich weiß gar nicht, was ihr schon wieder habt<<, meinte Ollie. >>Mein Bier schmeckt, und Schaum hab ich auch genug drauf.<<
>>Dann hast du wieder mal Bier aus einem anderen Fass bekommen<<, rief Borste ärgerlich. >>Lasst uns erst mal einen Langbeinigen trinken.<<
>>Nein, Danke<<, sagten Ollie und ich. >>Der ist doch auch wieder pisswarm. Lasst uns lieber die Wirtschaft wechseln.<<
>>Einverstanden. Zahlen Herr Wirt ...<<

>>Wo platzen wir uns?<<, fragte Koslowski, als wir wenig später im Biergarten ankamen.
>>Ist doch egal<<, entgegnete Borste, >>setz dich einfach irgendwo hin. Ich muss erst mal was aus der Hose lassen.<<
>>Aber mach’ diesmal vorher den Reißverschluss auf, sonst spritzt das wieder so ...<<
>>Sehr witzig ...<<
Kurze Zeit später erschien die Kellnerin. Borste bestellte: >>Ein kleines Bier.<<
Ollie: >>Ich nehme auch ein kleines Bier.<<
>>Für mich auch<<, sagte ich.
>>Und mir bringen Sie bitte eine Cola<<, vervollständigte Koslowski die Bestellung.
>>Endlich richtiges Bier<<, rief Borste freudig nach dem ersten Schluck.
>>Und sogar mit Blume<<, ergänzte ich. >>Dann wird’s ja doch noch ein schöner Tag!<<
Aber wie heißt es so schön: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.
Die ersten drei Runden hatten wir bereits durch unsere Kehle rinnen lassen, als unser Mäuschen auftauchte.
>>Was machst du denn hier<<, fragte Koslowski.
>>Ich wollte nur mal sehen, ob ich euch irgendwo finde.<<
>>Neuer Gast, neue Runde<<, rief ich erfreut. >>Wir wurden rausgeschmissen, aus der „Eselstränke“ ...<<
>>So ein Quatsch, Max<<, beschwerte sich Borste. >>Da schmeckt das Bier heute wie schon drei Tage abgestanden.<<
>>Na dann bringen sie uns doch bitte noch vier Bier<<, sagte das Mäuschen zur Kellnerin.
>>Und für mich bitte ein Kännchen Kaffee<<, ergänzte Koslowski. >>Einer muss ja den Überblick behalten ...<<

Nach zwanzig Minuten fragte Ollie: >>Sag mal, wo kommt dein Kaffee denn heute her? Wird der eingeflogen aus Kolumbien?<<
>>Nein, der ist schon da. Der muss nur noch geröstet werden ...<<
Borste rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her, als die Bedienung wieder auftauchte. >>Das tut mir jetzt aber leid ...<<
>>Es ist kein Kaffee mehr da<<, unterbrach ich sie.
>>Nein, das ist es nicht. Ich habe grad’ ein neues Bierfass angesteckt, aber am Zapfhahn kommt nichts an. Und Futt ist drauf.<<
>>Sehr eigenartig<<, meinte Ollie.
>>Ich habe meinen Chef schon angerufen. Der ist in zwanzig Minuten hier ...<<
>>Bis dahin sind wir schon verdurstet<<, beschwerte sich Borste. >>Dann zahlen wir.<<
Nachdem auch die Sache mit der Rechnung erledigt war, fragte ich: >>Und was machen wir jetzt?<<
>>Na wieder zurück in die „Eselstränke“<<, rief Ollie. >>Das Mäuschen ist immer noch am dransten mit einer Runde.<<
>>Meint ihr wirklich ...<<, wandte ich ein.
>>Ja wo willst du denn sonst hin?<<, fragte Borste.
>>Keine Ahnung. Aber Recht habt ihr, nach dem vierten Bier schmeckt man sowieso nichts mehr... Dann auf in den Kampf, Genossen ...<<

Impressum

Texte: copyright Bild und Text: Maximilian Tubè
Tag der Veröffentlichung: 01.05.2010

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