Cover



VIII.




M

it dem Beginn des neuen Jahres sahen sie sich nun nicht mehr so oft. Maria musste sich auf ihre ersten Prüfungen vorbereiten, und da störte Pedro nur, als dass er ihr hätte helfen können.
Sie trafen sich nur noch an jedem zweiten Wochenende bei ihr, aber das sollte ihrer Beziehung nicht schaden. Im Gegenteil: Sie erlebten ihre Liebe noch intensiver. Pedro begann, durch Maria inspiriert, weitere eigene Gedichte zu schreiben. Doch musste er bald feststellen, nie ihre Größe erreichen zu können. Und das spornte ihn noch mehr an.
Ihre gemeinsamen Nachmittag verbrachten sie im Cafè, natürlich immer bei einem Kännchen Tee. Daran anschließend wanderten sie ein wenig am Fluss entlang, bevor sie es sich schließlich in ihren kleinem Zimmer im Wohnheim der Uni gemütlich machten.
Es roch fast immer nach Räucherstäbchen oder frisch gebrühtem Tee. Oft holte Maria ihre Gitarre hervor und spielte darauf.
Und noch immer liebten sie sich sündig. Jeder wusste, wie er den anderen zu immer neuen Höhepunkten geleiten konnte, und fast immer gelang es ihnen, diese gemeinsam zu erleben. Wenn sie danach Schweiß geba-det in ihrem Bett lagen und sich eng aneinander kuschelten, war der Alltagsstress für Minuten, ja für Stunden von ihnen gewichen. Sie waren wirklich glücklich miteinander.


*




Marias zwanzigster Geburtstag näherte sich, und den wollte, nein, den musste sie zu Hause feiern.
Pedro dachte wehmütig daran, nicht bei ihr sein zu können, an diesem Tag.
Aber sie tröstete ihn: >>Ich werde die ganze Zeit nur an DICH denken!<<
>Aber, wie kann sie das?<, fragte er sich. >Mit IHM schlafen und an MICH denken?

*




Als er erwachte, war es plötzlich wieder da, sein Problem: Er wollte zu ihr fahren, um ihr ganz nah zu sein. Aber wie sollte das gelingen?
Ihre Familie durfte nicht wissen, dass es ihn gibt, und ihr Ehemann nicht einmal etwas erahnen, von der Leidenschaft, mit der Beide einander begehrten.
Schmollmündig, wie er es eigentlich von Maria kannte, saß er da, den Kopf auf seine Hände gestützt und grübelte, wie es ihm gelingen könnte, seiner Geliebten nahe zu sein.
Grönemeyer schrie sich dabei seine Lunge heraus, so laut hatte er die Stereoanlage aufgedreht. Falten zogen auf seine Denkerstirn, und kündigten das nahende Ungemach an.
>Gib’ mir mein Herz zurück, du brauchst meine Liebe nicht<, flüsterte er den Text Grönemeyers mit, und erschrak bei dem Gedanken. Was wäre, wenn Maria ihn darum bitten würde? Wäre er in der Lage, diesem Wunsch zu folgen, um ihres Glückes Willen?
>Maria, oh Maria, du Engel auf Erden, warum lässt du mich so leiden ...< Jede Faser seines Körpers dürstete nach ihr, dem Jasminduft ihrer Haare, ihrer samtweichen Haut, den feuchten Lippen, die heißatmig Liebesworte flüsterten, und sich in seine Haut einbrannten, mit jeder Berührung.
Auf einmal erinnerte er sich ihrer Worte: >Das Leben ist dazu da, Probleme zu lösen, nicht um welche zu schaffen ...!<
Und genau das stimmte.
Entschlossen rannte er aus dem Haus zum nächsten öffentlichen Telefon. Zitternd drehte er an der Wählscheibe, und lauschte in den Hörer. Endlich vernahm er vom anderen Ende her das Knacken vom Aufnehmen des Hörers. Er musste sich zwingen ruhig zu atmen, als er Marias sanfte Stimme hörte.
>>Hallo<<, klang es freundlich aus der Hörmuschel.
>>Hallo, Maria<<, sprach er mit bebender Stimme in den Hörer, bemüht, nicht ins Stottern zu geraten, vor Aufregung. >>Ich gratuliere dir nachträglich herzlich zu deinem Geburtstag. Du fehlst mir so unendlich. Ich wäre so gern ganz nah bei dir. Was hältst du davon, wenn ich mich in den nächsten Zug setze, und in die Hauptstadt komme ...?<<
>>Nein!<< hauchte sie in den Hörer, >>das geht nicht ...<<
>>Ist Adrian da?><, fragte er nach.
>>Nein, der ist in seiner Kaserne, oder auch schon im Manöver. Ich weiß es nicht genau. Aber meine Schwester beobachtet mich in den letzten Tagen so eigenartig. Ich möchte ihr nicht einen Grund geben, damit sie mir ihre neugierigen Fragen direkt ins Gesicht wirft.<<
>>Verstehe<<, gab er enttäuscht zurück.
Sie schien den veränderten Ton in seiner Stimme bemerkt zu haben, und hauchte leise: >>Ich vermisse dich doch auch so sehr ...<<
>>Dann setze ich mich in den nächsten Zug ...<<
>>Nein ...<<, rief sie noch einmal und
machte eine Pause. Aus dem Hörer drang nur noch ihr Atmen an sein Ohr, und verriet ihre Erregung, die sich in ihr aufbaute.
Endlich flüsterte sie: >>Ja, mach’ schnell, ich will dich in meinen Armen halten und mit dir in den Abend meiner Stadt bummeln! Wir treffen uns im Kaffeehaus. Ich liebe dich ...!<<

Als er den überfüllten „Städte-Express“ betrat, hüpfte sein Herz vor Freude. Er bemerkte nicht die stickige Luft, die in den Abteilen stand. Es verwunderte ihn nur, dass Maria es auch jetzt noch, in ihrer Schwangerschaft, drei Stunden in diesem Gedränge aushielt.

Endlich war er in der Hauptstadt angekommen und machte sich auf den Weg zur Straßenbahn. Wie hatte es ihm Maria doch gleich beschrieben? >Sieben Stationen. Die Nummer Zwei hält nur zweihundert Meter vom Kaufhaus entfernt ...<
Er kaufte ein Ticket, stieg in die Bahn und fuhr los, jede Station, an der sie hielten, im Geiste abhakend. Als er wieder ausstieg, und sich umsah, erblickte er sofort das riesige Kaufhaus.
>Na bitte, geht doch<, dache er. >Jetzt nur noch schnell ein Geschenk kaufen ...<

Als er das Warenhaus betrat, führte ihn sein Weg direkt in die Musikabteilung. Da sah es aus, wie zu Hause, wenn es mal Vinylplatten mit richtig guter Musik gab. Also stellte er sich an das Ende der Schlange, ohne zu wissen, was heute im Angebot war.
Als er sich dem Verkäufer näherte, sah er die Kostbarkeiten hinter dem Verkaufstresen liegen: Schallplatten von Tina Turner. Pedro freute sich: >Die hört Maria gern.

*




>>Das ist Pedro<<, stelle sie ihn Leo und Rosa, ihren Geschwistern vor.
Mit einem kurzen >Hallo<, begrüßten sie einander. Augenblicklich bekam Pedro wie-der dieses flaue Gefühl in der Magengegend, als er Rosas forschendem Blick begegnete. Sie ähnelte ihrer Schwester äußerlich in keinster Weise, war jedoch, wie diese wunderschön, und hatte eine Top-Figur.
Die Lust, mehr von ihr zu erfahren, wich der Angst, Rosa könnte herausfinden, dass er und Maria heimlich ein Paar waren.
Maria schien seine prüfenden Blicke bemerkt zu haben, und scherzte: >>Sie ist bereits vergeben ...<<, brach jedoch jäh im Satz ab, denn auch sie befand sich ja in festen Händen, war mit Adrian verheiratet.
Rosa lachte: >>Ja, zur Zeit bin ich mal wieder glücklich verliebt ...<<, und rollte mit den Augen dabei.
Zum Abendessen gab es Spaghetti. Leo hatte gekocht, denn Mutter befand sich mal wieder auf einer ihrer Dienstreisen.
>>Hoffentlich ist genug da<<, meinte er.
>>Es wird schon reichen<<, erwiderte Maria.
>>Ja<<, sagte Pedro, >>ich habe sowieso keinen Hunger<<, und nahm neben Rosa Platz.
Der Anstand gebot es ihm jedoch, wenigstens vom Essen zu kosten. Es schmeckte, doch nach ein paar Löffeln war sein Magen wie abgeschnürt. Ihm wurde speiübel, und er musste sich beherrschen, sich nicht zu erbrechen.
Als sich Leo und Rosa an den Abwasch machten, begann Pedros Anspannung nachzulassen. Der Vanilletee, den es nach dem Essen gab, ließ ihn sich vollends entspannen und zur Ruhe kommen.
Gelegentlich ertappte er sich dabei, wie er Rosa aus den Augenwinkeln beobachtete, und diese seine Blicke kokett erwiderte.
Allmählich wurde es Schlafenszeit. Maria sagte, an Pedro gewandt: >>Du kannst in meinem Bett schlafen. Ich werde mich in Rosas verkriechen, so wie wir es machen, wenn Adrian da ist. Rosa kann im Bett unserer Mutter übernachten.<<
Da war er wieder, allgegenwärtig: ADRIAN!
Pedro zuckte zusammen, als Maria seinen Namen erwähnte. Ängstlich schaute er zu Leo und Rosa, doch diese schienen nichts bemerkt zu haben.
Als auch Maria das Zimmer verließ, hauchte sie ihm einen flüchtigen Kuss zu. >>Gute Nacht, Liebster!<<, flüsterte sie dabei.
Noch lange lag er wach in ihrem Bett, atmete ihren Duft, der noch in den Kissen steckte. Ständig musste er daran denken, dass Maria allein im Nebenzimmer war, und er nicht zu ihr durfte.
Als der Morgen begann, übermannte ihn die Müdigkeit, und er schlief endlich ein.
Zwei Stunden später schlich Maria in das Zimmer, und setzte sich auf die Bettkante, neben ihn. Zärtlich strich sie mit ihrer Hand über seine dunklen Haare.
Als er seine Augen öffnete, lächelte sie ihn unschuldig an, und flüsterte: >>Guten Morgen! Ich hab’s nicht länger ausgehalten, allein ...<<
>Sie sieht zum Anbeißen aus<, dachte Pedro, als sie sich plötzlich zu ihm ins Bett legte, trotz der Gefahr, entdeckt zu werden. Sie gab ihm einen langen Kuss, griff nach seiner Hand, und presste diese auf das Nachthemd zwischen ihren Schenkeln. Lustvoll stöhnte sie: >>Ich will dich! Jetzt ...!<<
>Verrückt, jetzt mit mir schlafen zu wollen

*




Weit nach Mitternacht kamen sie wieder in der Uni an.
Pedro brachte Maria in ihr Zimmer und wollte dann die Nacht, nach diesem Stress, allein verbringen. Vielleicht wollte er sich aber auch nur die Freiheit nehmen, an Rosa, Marias Schwester, zu denken, die einen tiefen Eindruck bei ihm hinterlassen hatte.
Als er gehen wollte, sah Maria ihn flehend an, und bat ihn, die Nacht mit ihr zu verbringen. >>Ich muss morgen zum Gynäkologen. Ich habe in der letzten Wochen leichte Blutungen gehabt.<<
Pedro hielt sie an den Schultern und blickte ihr ernst ins Gesicht: >>Warum hast du gestern nichts gesagt davon? Bist du beim Arzt gewesen?<<
>>Ja<<, beruhigte sie ihn, >>es ist alles in Ordnung, ich soll nur noch mal zur Kontrolle gehen.<<
Er nahm sie in die Arme, küsste sie lange, und sagte: >>Pass bitte immer gut auf euch zwei auf. Ich weiß doch, wie sehr du dich auf das Kind freust.<<

Als er neben ihr im Bett lag, schob sie sich auf ihn und bedeckte ihn mit einer Vielzahl feuriger Küsse. Sein Körper geriet in Wallung, und sein Geschlecht begann anzu-schwellen. Maria streifte den Slip von seiner Hüfte und ließ sich dabei an seinen Schenkeln hinab gleiten.
Plötzlich spürte er, wie sie ihre feuchten Lippen über seine steife Männlichkeit schob.
>>Nicht so schnell<<, stöhnte er lustvoll.
Ihre Zunge leckte ihn dabei, und er kam seinem Höhepunkt immer näher. Bevor er diesen erreichte, ließ sie seinen Luststab aus dem Mund gleiten, um sich augenblicklich auf ihn zu setzen. Pedro spürte, wie er langsam in ihre feuchte Grotte eindrang. Auch Maria stöhnte leise dabei, und begann ihn lustvoll zu reiten. Seine Hände tasteten nach ihren Brüsten, und begannen diese zu massieren. Als sie gemeinsam ihren Höhepunkt erlebt hatten, beugte sie sich zu ihm herunter, und gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss.
>>Das war so herrlich<<, hauchte sie ihm ins Ohr, immer noch auf ihm sitzend und sein Geschlecht in ihrer Grotte haltend.
Erschöpft glitt sie von ihm, und wenig später schliefen sie eng umschlungen ein.


*




Es war acht Uhr am Morgen, als sie der Wecker unsanft aus dem Schlaf riss. Pedro war noch hundemüde.
>>Bleib’ noch liegen<<, sagte Maria mit sanfter Stimme. >>Ich mache mich schnell fertig und gehe alleine.<< Sie hatte ohnehin nicht vorgehabt, Pedro mit zu ihrem Gynäkologen zu nehmen. Das war Frauensache.
Pedro hatte nichts dagegen und drehte sich auf die andere Seite.
Bevor Maria ging, kam sie noch einmal ans Bett und küsste ihn zärtlich. Dabei bat sie: >>Halte einen Platz frei für mich!<<
>>In Ordnung<<, sagte Pedro, und streichelte noch einmal über ihren Bauch, über dieses Kind, das nicht seines war, und auch nie werden würde.
Dann schloss sich die Tür hinter ihr. Er war allein und schlief sofort wieder ein.

Er musste wirklich sehr weit weg gewesen sein, denn er hatte nichts davon mitbekommen, dass sein kleiner Engel seit einer ge-schlagenen halben Stunde wieder zurück war, und ihn beim Schlafen beobachtete. Er sah glücklich aus, und strahlte wohlige, innere Wärme aus, und dennoch wusste sie von seiner Zerbrechlichkeit. Ihr wurde klar, was sie an diesem Mann so anziehend fand, wa-rum sie seiner Leidenschaft nicht widerstehen konnte, warum sie sich in ihn verliebt hatte. Als sie sich zu ihm legte, erwachte er, und fragte sofort: >>Was hat sie gesagt?<<
>>Es ist wirklich alles in Ordnung. Das Kind ist gesund, und ich werde bald eine stolze Mutter sein.<<
>>Oh ja<<, sagte er, >>das wirst du!<<
Er war glücklich über diese Nachricht, als wäre ER der Vater IHRES Kindes.
Maria kraulte sanft in seinem Brusthaar und flüsterte ihm ins Ohr: >>Ich möchte jetzt noch einmal mit dir schlafen, bevor ich wie der nach Hause fahre!<<

Impressum

Texte: copyright Bild und Text: Maximilian Tubè
Tag der Veröffentlichung: 14.04.2010

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /