V.
D
ie Tage, die jetzt ins Land zogen, waren die glücklichsten, die Pedro bis dahin in seinem, noch relativ kurzen Dasein auf dieser Welt, erlebte.
Fast kein Tag verging, an dem er nicht mit Maria den Abend verbrachte, denn am Tage musste sie studieren und er seiner Arbeit im Büro nachgehen. Und wenn er endlich in ihrem kleinen Zimmer in der Uni ankam, begrüßten sich beide mit einer stürmischen Flut überschwänglicher Küsse, als hätten sie einander Wochen und Monate nicht gesehen. Beide schwebten sie auf Wolke Sieben, und nichts und niemand schien diesem trauten Glück in diesen Augenblicken etwas antun zu können. Ein trügerischer Zustand, wie sich Wochen und Monate später herausstellen sollte, denn der Preis, den beide für ihr maßloses Verlangen nacheinander und die moralisch verbotene Liebe zueinander zahlen sollten, stand bereits fest. Wenn sie miteinander schliefen, war jeder darauf bedacht, den an-deren in immer höhere Sphären zu führen, die in einem noch gewaltigeren Orgasmus enden sollten.
Als sie sich an einem kühlen und nassen Herbstabend wieder eng aneinandergekuschelt zärtlich ihrer Liebe versicherten, sagte Pedro plötzlich: >>Weißt du, Maria, unsere erste gemeinsame Nacht ...<<
Maria sah ihn mit ihren großen grünen Augen an, und fragte dann neugierig: >>Was ist damit?<<
Er zog sie noch einmal dichter an sich heran, so dass er wieder ihre Brüste auf seinem Körper spürte, küsste zärtlich ihr Ohrläppchen und flüsterte dann: >>Es war wirklich mein erstes Mal ...<<
Maria schloss ihre Augen und begann ihn wild und leidenschaftlich abzuküssen. Dabei flüsterte sie: >>Du Dummerchen, warum hast du denn nichts gesagt davon ... Es hätte noch so viel schöner sein können ...<<
>>Nein<<, entgegnete Pedro, >>es war toll, so wie es war, und ist seitdem noch herrlicher geworden.<<
Maria schüttelte kaum merklich ihren Kopf und murmelte: >>Und ich habe dich damals fast vergewaltigt ...<<
Langsam glitt ihre Hand an seinem Körper herab und öffnete mit einem kurzen Zug den Schlitz seiner Hose. Ihre Hand umfasste seine Männlichkeit und begann diese leicht zu massieren. Augenblicklich war ihm, als ströme all sein Blut in sein Gemächt, das sofort größer und härter wurde. Maria leckte sich ihre Lippen und ließ sich an Pedros Körper herabgleiten. Mit einer gekonnten Bewegung, zog sie seine Männlichkeit aus dem Slip und schob ihre feuchten Lippen darüber. Pedro wusste plötzlich nicht mehr wo er war, vor seinen Augen verschwammen die Bilder, und tausend Punkte begannen wie wild zu tanzen. Seinem Mund entwich ein Stöhnen und seine Hände versuchten sie an den Schultern zu fassen, landeten jedoch in ihrem weichen Haar. Wild zerwühlte er ihre Frisur, sich mehr und mehr der Ekstase nähernd. Immer leidenschaftlicher und intensiver leckte und saugte sie ihn, bis er schließlich in einer gewaltigen Explosion seines Körpers seinen Saft in sie spritzte. Gierig schluckte Maria die klebrige Masse und leckte sich danach die Lippen.
*
Maria war, obwohl noch sehr jung, eine Frau, die wusste, was sie in ihrem Leben will. Und nichts und niemand konnte sie je an etwas hindern, das sie sich in den Kopf gesetzt hatte. Sie nahm sich, wonach ihr begehrte, und ließ es, wenn ihr nicht mehr danach war, unbeachtet verkümmern. So war es bisher auch mit ihren Liebhabern gewesen. Na ja, bis auf eine Ausnahme: Adrian, den Mann, dem sie vor einigen Monaten das Ja-Wort gab. Bei dem schien alles ganz anders gewesen zu sein. Er war ein zärtlicher Mann, wie es einen zweiten auf der Welt wohl nicht geben konnte. Doch halt, hier musste sie ihre bisherige Meinung zum ersten Mal korrigieren: Es gab noch einen weiteren, ebenso zärtlichen und intensiv fühlenden und erlebenden Mann, noch dazu in ihrem Leben. Pedro. Und doch hielten beide keinem direkten Vergleich miteinander stand. Adrian war ein, mehr oder weniger, Realist, dem man nicht so leicht ein „X“ für ein „U“ vormachen konnte. Auch er wusste, was es für ihn in seinem Leben zu erreichen galt. Und da stand an erster Stelle seine Frau, Maria, und das bald zu ihnen gehörende Kind, welches sie seit einiger Zeit in sich trug. Adrian war ein Mann, der zwar hart im Nehmen, dennoch leicht verletzlich war, und hätte er zu jener Zeit auch nur im entferntesten etwas davon geahnt, wie und mit welcher Leidenschaft ihm seine Ehefrau Hörner aufsetzt, es hätte einen gewaltigen Ärger gegeben ...
Pedro dagegen war ein Träumer, der zu dieser Zeit noch nicht wusste, was er mit seinem Leben anfangen sollte. Ihm waren Sensibilität, Melancholie und Schüchternheit mit in die Wiege gelegt worden, die sein Leben bestimmten. Doch auch für ihn war das Glück Marias zum einzigen und wichtigsten Ziel seines Strebens geworden. Auch er freu-te sich auf ihr Kind, das ihrem Leben endlich einen neuen Sinn geben konnte.
Inspiriert von ihrer Schönheit und ihrer innerlichen Größe, mit der sie so viel gab von sich, begann er in den folgenden Wochen einige Gedichte zu schreiben, in denen er von seinen Ängsten und Sorgen sprach, und natürlich von seiner großen Liebe zu ihr.
Doch auch Maria begann sich zu verändern. Ihr wurde mehr und mehr bewusst, welche Verantwortung sie da in ihrem Bauch mit sich trug, aber so richtig freuen wollte sie sich noch immer nicht auf dieses Kind. Wie sollte sie auch, würde es doch zwischen zwei Vätern stehen, wenn sie zuließ, dass Adrian und Pedro sie weiter beschliefen.
An manchen Abenden, wenn Pedro und Maria einfach nur eng umschlungen beieinander saßen, sagte er leise, aus Angst, er könnte etwas wecken in ihr: >>Manchmal habe ich Angst um dich, um dich und das Leben, das in dir wächst, klein noch ist, und in das du so viel Hoffnung legst. Und doch vertraue ich dir immer wieder, blind, zehre von dem, was du mir gibst, und lebe in der Hoffnung -in der Hoffnung, dass deine Kraft ausreicht, dass du ihn nie verlierst, den Mut, dein eigenes Leben zu leben, auch wenn es oft schwer ist. Und manchmal wünsche ich mir, so zu sein wie du ...<<
Und immer wieder gab Maria ihm dann zur Antwort: >>Sei froh, nicht so zu sein, wie ich. Ich nutze dich nur aus, ich bin nicht gut für dich. Ich nehme immer nur, und hinterlasse eine große Leere, wenn ich wieder fort bin. Das war schon mit allen anderen vor dir so.<<
>>Du weißt, dass das nicht stimmt<<, widersprach er ihr energisch. >>Nur einmal möchte ich deine Größe besitzen, und deinen Mut ... Und überhaupt: Was wäre ich ohne dich und deine Liebe?<<
Bevor sie erneut etwas entgegnen konnte, nahm er sie in seine Arme und küsste sie lange und leidenschaftlich.
Schließlich strich ihm Maria sanft über das Haar. >>Weißt du, Pedro, ich habe schon so viele Männer vor dir unglücklich gemacht. Geh, bevor es zu spät dazu ist. Ich will dich wirklich nicht verletzen, dazu bedeutest du mir zu viel. Vielleicht wäre es anders gewe-sen, wenn wir uns früher begegnet wären ...<<
>>Nein<<, erwiderte Pedro mit fester Stimme. >>So lange du und ich glücklich sind miteinander, werde ich nicht aus deinem Leben verschwinden. Das Gute ist tief in dir, du musst es nur zulassen, dass es aus dir herauskommt. Ich verspreche dir, dass ich es finden werde.<<
Erneut widersprach Maria: >>Du weißt nicht, wer ich wirklich bin. Du schaust in mein Gesicht, und siehst doch nur in meine Masken, die ich seit Jahren trage, aus Angst, von dieser Welt verletzt werden zu können.<<
>>Niemals<<, sagte Pedro mit fester Stimme, >>diese Augen, in die ich immer wieder gern sehe, können nicht lügen. Sie geben den Blick in dein Innerstes frei. Du musst es nur zulassen ...<<
Maria senkte die Augenlider und flüsterte: >>Du Dummerchen ... Aber danke, dass du zu mir hältst ...<<
Noch einmal küssten sich beide voller Leidenschaft.
Innerlich wussten sie jedoch, dass sie eines Tages für diese glücklichen Monate zahlen müssen. Doch der Zeitpunkt Ihrer Trennung schien noch in so unendlich weiter Ferne ...
Texte: copyright Bild und Text: Maximilian Tubè
Tag der Veröffentlichung: 14.04.2010
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