Vorwort .
„Komischer Titel, findest du nicht auch? Träumer-Hans, ein Hans der träumt? Mal ehrlich, träumst du nicht auch ab und an mal? Nein, ich meine nicht, wenn du schläfst, sondern wenn du hell wach bist und gerade nicht weißt, was du anderes machen sollst? Vom zaubern können oder unsichtbar sein oder irgendetwas anderes und was es nicht einmal gibt? Du kannst es ruhig zugeben, wir sind doch unter uns, nur wir beide und ich sage bestimmt nichts weiter, Ehrenwort.“
„Ja ich weiß es, alle Kinder träumen und nicht nur die Kinder, nein auch die Erwachsenen. Aber bei den Erwachsenen ist es schwer, dass sie es zugeben. Und wenn man sie dabei erwischt, dann nennen sie es Luftschloss bauen, aber um Himmelswillen nicht träumen. Aber unter uns gesagt, das ist das Gleiche. Viele streiten es ja strikt weg ab, aber die belügen sich selber. Nun, vielleicht gibt es ja wirklich Menschen, die keine Träume haben, was ich allerdings bezweifle. Und wenn es wirklich so ist, so tun sie mir sehr leid, denn die sind sehr einsam und arm, auch wenn sie noch so viel Geld besitzen.“
„Glaube mir, träumen ist gut und gesund. Das braucht die Seele. Allerdings muss man auch ein Ende finden und nicht nur in seine Träume verfallen. Dann ist es nicht mehr so gut. Kinder fallen in der Schule zurück und kriegen schlechte Noten, Erwachsene können ihre Arbeit nicht mehr ordnungsgemäß ausüben und werden vielleicht sogar ihre Arbeit verlieren, und das wäre dann nicht schön.“
„Ja, man muss immer ein gesundes Maß zwischen den Träumen und der Realität bewahren. Und das fällt einigen sehr schwer. Wie man das macht, ein gesundes Maß zu bewahren?“
Nun, lese einfach dieses Märchen!“
Träumer-Hans.
Alle nannten ihn den Träumer-Hans, ja, alle seine Lehrer, seine Spielkameraden, soweit er denn wegen seiner vielen Träumerei Zeit zum spielen fand, sein Vater, seine beiden Brüder Lutz und Franz, eben alle, die ihn kannten. Nur seine Mutter nicht, sie nannte ihn immer mein kleines liebes Hänschen. Das kam daher, weil er kleiner als alle anderen Kinder seines Alters war und weil er immer gehorsam und zu keinem noch so harmlosen Streich fähig war. Er war immer sehr artig, bloß dass er bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit träumte. Wenn man ihn aus seinen Träumen aufschreckte, fragte er immer:
„Weißt du, wo das Märchenland ist?".
So ging es tagein, tagaus und jahrein, jahraus. Als Hans in die Schule kam, war es nicht anders. Seine Lehrer waren schon sehr verzweifelt und meinten, wenn der Hans so weitermacht, dann würde er nichts lernen und somit immer dumm bleiben.
Eines Tages war der Hans allein zuhause, sein Vater war zur Arbeit, seine beiden Brüder noch in der Schule und seine Mutter war einkaufen. Hans hatte heute früher als sonst Schulschluss und saß im Garten seines Elternhauses. Er ging seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Träumen, nach. Auf einmal schreckte er auf, jemand hatte ihn gerufen, er hörte es ganz deutlich. Es rief jemand:
„Hans, Träumer-Hans!" und noch einmal:
„Hans, Träumer-Hans!"
Als er aufblickte, sah er einen alten Mann in einen langen Mantel vor sich stehen, und wie immer fragte Hans auch ihn:
„Weißt du, wo das Märchenland ist?"
und wartete schon auf die barsche Antwort, die er immer zu hören bekam, wenn er diese Frage stellte. Aber zu seinem Erstaunen sagte der Alte:
„Ja, Träumer-Hans, ich weiß wo das Märchenland ist."
Wie von einer Tarantel gestochen sprang Hans auf, packte den alten Mann am Mantel und fragte mit zittriger Stimme:
„Was hast du gesagt? sag es noch mal."
„Ja, du hast richtig gehört, ich sagte, “ wiederholte der alte Mann,
„ja, Träumer-Hans, ich weiß wo das Märchenland ist."
„Bitte“, flehte Hans, „bitte, bitte, bitte sage mir wo das ist, dann will ich sofort aufbrechen und hingehen, denn da ist alles viel schöner als hier!"
„Woher willst du denn wissen, dass es im Märchenland schöner ist als hier, du warst doch noch nie dort?" fragte der alte Mann.
„Ich weiß es eben“, sagte Hans etwas trotzig.
Der alte Mann nickte mit dem Kopf und meinte:
„So, so, du weißt es eben. Nun gut, wenn du es eben weißt, dann warst du schon dort, und wenn du schon dort warst, warum fragst du mich denn, wo das ist?“
„Nein, nein“, rief Hans ganz aufgeregt:
„aber ich glaube es eben, dass es so ist. Bitte, bitte sag mir den Weg, ich möchte sooo gerne dorthin, bitte!"
„Nun gut, du weißt es zwar nicht, aber du glaubst es. Da kann man schnell enttäuscht
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Maxemilian Krooger
Bildmaterialien: dto
Tag der Veröffentlichung: 13.03.2012
ISBN: 978-3-86479-821-4
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für meine Tochter Paloma 1994
zu ihren 9. Geburtstag