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Von Bratkartoffel und Kartoffelpuffer.


(auch Kartoffelpfannkuchen genannt)

Meine Mutter war eigentlich eine Frau wie viele Andere in der Nachkriegszeit. Kittelschürze und Kopftuch waren Trend. Hüte trugen nur die Feinen Damen, so war die Ansicht vieler Frauen zu damaliger Zeit. Und wer wollte schon als feine Dame gelten, nee nich, nein sowas!

Kochen konnte meine Mutter auch so gut wie es mit damaligen Mitteln möglich war. Jedenfalls ihr Rübenauflauf der noch mit Kleie gebacken wurde, denn richtiges Mehl war knapp, schmeckte uns immer gut und den gab es auch als Sonntagskuchen.

Die Gerichte waren einfach und wir waren froh wenn wir überhaupt etwas zu Essen hatten. Selbst ein Knochen wurde zweimal ausgekocht, damit wenigstens ein paar Fettaugen in der Suppe waren. Sonst guckten mehr Augen rein als raus. Auch wenn meine Mutter Bratkartoffeln machte, dann waren wir nicht zu bremsen obgleich sie in Rinderfett gebraten wurden, weil es manchmal das einzige war was es gab. Auch noch später wo die Hungerjahre vorbei waren und wir wieder richtiges Fett hatten, waren Bratkartoffeln die Sensation jetzt natürlich in Speck gebraten so schmeckten sie natürlich noch besser.

Aber wenn meine Mutter Kartoffelpuffer backte, dann wurde immer noch Rinderfett genommen und nichts anderes. Die schmeckten in Rinder fett gebraten am besten. Dann war bei uns in der kleinen Straße in der wir wohnten ein halbes Volksfest. Die Nachbarschaft lief zusammen wenn Frieda Kartoffelpuffer backte.

Wenn meine Mutter dann zu mir sagte heute gibt es Kartoffelpuffer aber lade nicht wieder die ganze Straße ein, musste ich es natürlich meinen besten Freund Üffer, er hieß richtig Uwe, erzählen und der sagte es weiter. Dann liefen die anderen Kinder zu ihren Eltern und riefen:
„bei Tante Frieda gibt es heute Abend Kartoffelpuffer!“

Ja und schon nahmen die anderen Mütter ihre Kartoffeln und was sonst noch zum Kartoffelpuffer gehört und versammelten sich alle bei uns in der Küche. Da wurden dann Kartoffeln in Mengen gerieben.

Wenn es dann gegen Abend wurde, wurde unser Küchenfenster geöffnet. Wir hatten ein Halbes Siedlerhaus, die Küche war auf der Giebelseite und hatte ein dreiflügeliges Fenster die alle drei geöffnet wurden.

Meine Mutter stand am Herd und hatte in ihrer Bratpfanne das Rinderfett ausgelassen und nun ging es los. Drei Stück passten immer mit einmal in die Eiserne Pfanne. Und wenn die ersten Kartoffelpuffer dann Fertig waren, wurden sie von einer der Frauen in Puderzucker oder richtigen Zucker, was man gerade hatte, gewälzt und durch dem Fenster nach draußen gereicht.

Hier kam es jetzt darauf an wer der Schnellste war der bekam einen Kartoffelpuffer. Dieser war dann noch so heiß, dass man ihn kaum in seiner Hand halten konnte. Aber er musste ja Heiß verzehrt werden, weil sonst das Rinderfett am Gaumen klebte. Dabei wanderte der Kartoffelpuffer unter Pusten und Prusten von der Linken in die rechte Hand und zurück, bis man dann endlich abbeißen konnte. Manchmal gab es Stadt Zucker auch Apfelmuss dazu, der kleckerte dann noch zusätzlich vom Kartoffelpuffer wenn man

nicht aufpasste.

Wir Kinder schlugen uns die Bäuche voll mit Kartoffelpuffer und dass tolle dabei war, dass wir an diesen Tagen alle später ins Bett mussten als sonst.

Wenn die Männer von ihrer Arbeit nach Hause kamen fanden sie einen Zettel auf den Tisch mit der Nachricht: „bei Frieda gibt es Kartoffelpuffer.“ Dann kamen sie eiligst herbei um sich ihre Portion zu holen. Einer brachte dann meistens noch einen selbstgebrannten mit, einer sein Schifferklavier (Treckbüddel wie wir dazu sagten) und das Straßenfest war perfekt.

Man ließ meine Mutter hochleben, denn keine Frau konnte den Kartoffelpufferteig so hinkriegen und dann noch braten wie Frieda. Darüber waren sich alle einig.

Als Kind wusste ich schon, dass meine Mutter dann immer sehr stolz war und darum habe ich es auch immer weiter gesagt wenn sie Kartoffelpuffer backen wollte. Heute weiß ich auch warum meine Mutter immer nur Kartoffelpuffer backen tat wenn das Wetter schön war.

Einige Kartoffelpuffer mussten aber immer übrig bleiben, denn meine Schwester die damals in der Schneiderlehre war, hat diese am liebsten kalt gegessen, was keiner verstehen konnte. Sie nahm sich die kalten Kartoffelpuffer immer mit zur Arbeit anstelle von belegten Broten.



Bohnenkaffee.


Bohnenkaffee gab es ja auch so gut wie gar nicht und deshalb gab es bei uns zu Hause nur Muggel Fuggel oder auch Mugge Fugge genannt. Das war Kaffee Ersatz, der aus Gerste gebrannt wurde. Ein Hersteller schrieb immer auf seine Packungen drauf
"Aus Korn gebrannt als Kaffee bekannt".
Wenn dann besuch kam, wurde wenn man denn hatte zu diesen Kaffe immer drei oder auch vier richtige Kaffeebohnen beigemischt und man ergötzte sich dann an den schönen Duft. Ich weiß, dass meine Mutter sich nichts aus Bohnenkaffee machte, und das wusste auch mein Onkel Fritz. Denn immer wenn er sich mal für fünfzig Pfennig ein paar Kaffeebohnen kaufen konnte, Das waren mal gerade genug Bohnen um daraus eine vernünftige Tasse Kaffee brauen zu können, Dann kam er zu meiner Mutter und sagte:
"Frieda koch mir doch mal eine Tasse Kaffee."
Wenn meine Mutter ihn dann fragte, warum er nicht zu seiner Frau Luzie ging, antwortete er immer:
"nee, lieber nicht, denn die klaut mir immer ein paar Bohnen und verdünnt mir dann den Kaffee mit Mugge Fuggel."
Dann holte meine Mutter die Kaffeemühle aus dem Schrank und ich musste dann immer die Bohnen mahlen. Dafür brachte er mir immer eine Brause mit. Und was tat ich nicht alles für eine Brause.

Während der Zeit des Mahlens und des Aufbrühens, schwärmte Onkel Fritz in den höchsten Tönen von dem Geruch den der Kaffee verbreitete.
Nun wurde der Kaffee ja noch nicht durch einen Filter gegossen wie heute. Nein der Kaffeepulver wurde in einem kleinen Leinen beutel getan und dann in der Kanne mit Kochendem Wasser aufgegossen. Dann musste er eine Zeit ziehen, der Beutel wurde entnommen und man konnte den Kaffee trinken. Manchmal ließ Onkel Fritz sich auch noch einen zweiten Aufguss machen und da kam dann Zichurripulver rein, der den Kaffee dann wieder schwarz machte. Den Kaffeepulver aber den hob meine Mutter auf und wenn sie mal ein Schwarzes Kleidungstück ausbürsten musste dann mit altem Kaffeepulver, der machte den Stoff wieder schwarz.

Impressum

Texte: Copyright:für den Inhalt, Maxemilian Kroogerfür den Cover, Variajay
Tag der Veröffentlichung: 11.03.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Zum Gedenken an meine Mutter, sie hieß Frieda und 1909 geboren sie wurde 89 Jahre alt.

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