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Kapitel 1


Es war eine dunkle und neblige Nacht. Ich, meine große Schwester, meine Mutter und mein Vater kamen aus einem Urlaub in der Schweiz wieder. Zu dieser Zeit war ich gerade einmal drei Jahre und meine Schwester 13 Jahre alt.
Das einigste an das ich mich erinnern kann war, dass wir auf einer mir endlos erscheinenden Autobahn fuhren. Wir waren das einzigste Auto. Plötzlich tauchte vor uns ein anderes Fahrzeug aus dem Nebel auf. Ich spürte einen heftigen Schmerz in meinem linken Bein. Ich hörte laute Schreie. Doch dann war alles still und schwarz. Einfach nur schwarz.“Ich sah eine Welt, sie war perfekt, ich, meine Schwester, meine Mutter und mein Vater bei uns zu Hause, alles war friedlich. Wir spielten unser Lieblingsspiel, Monopoly und mein Vater unterhielt sich mit meiner Schwester über ihre Schule. Alles war so unverbesserlich schön.”Ich lag in einem Krankenhauszimmer als ich wieder aufwachte, um mein Bein war ein Verband gewickelt. An meinem Bett stand meine Schwester. ,,Hallo Selina, wie geht es dir?”, fragte sie mich mit sanftem, traurigem Ton. Ich antwortet mit meiner typischen Babystimme: ,,Wo Mama? Wo Papa” Meine Schwester fing an zu weinen. ,,Wir werden sie nie wieder sehen.”Zwei Wochen später ging ich mit meiner Schwester auf den Friedhof, zu der Beerdigung meiner Eltern…Das alles verstand ich erst viel viel später.

10 Jahre später:

Es war Oktober, der 15. Oktober, der Todestag meiner Eltern. Ich und meine Schwester wollten uns gerade auf den weg zum Friedhof machen da klingelte es an der Tür. Ich öffnete sie. ,,Hey, seit ihr fertig? Können wir los?”, fragte Kacey, die beste Freundin meiner Schwester Justice. Ich antwortete: ,,Also ich bin bereit. Und was ist mit dir?” ,,Ja ich auch. Bin gleich da.” Meine Schwester kam aus der Badezimmertür. Sie trug ein schwarzes Kleid ungefähr Knielang mit weißen Perlen bestickt. Es war so wunderschön. Mein Kleid war zwar auch hübsch, es hatte die selbe Farbe mit ebenso weißen Verzierungen, aber das meiner Schwester war so schön als hätten es die Schneider der Königin genäht.
Keiner sagte während der gesamten Fahrt auch nur ein Wort, alle trauerten auch nach so vielen Jahren noch.
Wir stiegen aus dem Auto und gingen in Richtung des Grabes unserer Eltern. Jeder hatte einen Blumenstrauß in der Hand, meiner bestand aus schwarzen Rosen. Als wir angekommen waren legten wir sie auf die Ruhestätte. Dann betteten wir gemeinsam: ,,Lieber Gott, bitte lass unsere Eltern ein schönes neues Leben haben, in dem sie glücklicher werden als in ihrem Alten. Sie sind einfach viel zu früh gestorben. Sag ihnen, dass wir sie vermissen und lieben. Amen.” Ich, Justice und selbst Kacey mussten weinen. Danach fuhren wir alle wieder nach Hause.
Ich saß den Rest des Tages in meinem Zimmer und malte, eine meiner Liebelingsbeschäftigungen. Weil ich mich danach immer irgendwie so befreit fühle. Meine Schwester macht sich darum Sorgen, sie meint es wäre unnormal und meine Bilder viel zu dunkel und traurig.Am Abend ging ich erst spät ins Bett und selbst dann konnte ich nicht schlafen, ich musste an meine Eltern denken und wie es wäre wenn sie jetzt noch bei uns wären. Würde ich vielleicht anders sein? Würde ich sein wie alle anderen? Oder würde ich mich genauso verhalten wie jetzt? Würden mich die anderen trotzdem ignorieren? Die letzte Frage war die, die ich mir am häufigsten stellte und die mich am meisten interessierte. Ich verstand nämlich einfach nicht warum mich keiner mochte. Wahrscheinlich war es weil ich anders war. Ich meine alle Mädchen lieben es sich zu stylen, über den neusten Klatsch und Tratsch zu reden, shoppen zu gehen und sind immer einfach gut gelaunt. Ich hingegen, mag es lieber auch mal alleine zu sein, außerdem habe ich irgendwie nie so eine gute Laune… aber dass ist doch kein Grund jemanden nicht zu mögen oder? Freunde sind doch dazu da damit man nicht mehr traurig ist, dass man einander vertrauen kann und zusammen durch dick und dünn geht… oder nicht…Irgendwie schaffte ich es doch einzuschlafen. Allerdings musste ich nach gefühlten zwei Minuten wieder aufstehen, da ich ja zur Schule musste.
In der Schule angekommen wurde ich auch gleich von den netten Kommentaren meiner Mitschüler begrüßt: ,,Guckt da kommt die Emotussi!” und ähnliches musste ich mal wieder über mich ergehen lassen. Weil ich einfach keine Lust mehr auf dieses Gerede hatte, ich meine sollten sie sich mal überlegen warum ich so bin wie ich bin, holte ich mein Zeichenheft aus der Tasche und begann ein Bild weiter zu zeichnen, dass ich gestern Abend angefangen hatte, bis jetzt war darauf erst eine kleine schwach beleuchtete Hütte zu sehen.Ich schaffte es fast fertig doch dann kam Frau ich-bin-ja-sowieso-100000mal-besser-als-du Morletti in das Klassen Zimmer. ,,Na Selina, malst du mal wieder eines von diesen albernen Bildern? STECK DAS SOFORT WEG SONST KNALLTS HIER ABER GLEICH!”, sagte sie mit ihrer quitschig in den Ohren wehtuenden Stimme. Wie ich sie doch hasste! Sie machte mich genauso fertig wie alle anderen und zu allem Überfluss war sie auch noch meine Klassenlehrerin. ,,Jaja.”, antwortete ich nur. ,,Noch einmal bist du so frech zu mir und du bekommst eine Missbilligung!” Schallendes Gelächter meiner Klasse folgte.
,,Also, halten wir uns nicht mit solchen Kleinigkeiten auf!”, fuhr sie fort und musterte mich wie jeden Tag mit einem herablassenden Blick.,,Ihr bekommt eine neue Mitschülerin.” Frau Morletti öffnete die Tür und schleuste ein kleines braun haariges Mädchen in das Klassenzimmer. ,,Das ist Mary.”
,,Hallo.”, sagte diese schüchtern. ,,Setzt du dich bitte neben Selina.”, antwortete Frau Morletti. Sara kam mit verschränkten Armen auf meinen Tisch zu. Jetzt sah ich erst, dass sie nicht nur klein war, nein winzig und zerbrechlich traf es eher. ,,Hey”, sagte ich freundlich als sie neben mir saß. ,,Hi”, antwortete Mary und wurde ein wenig rot im Gesicht. ,,Bist du vor kurzem erst her gezogen oder hast du nur die Schule gewechselt?”, fragte ich interessiert. ,,Ich komme aus Düsseldorf. Meine Eltern und ich sind hergezogen, weil mein Vater hier einen besseren Job bekommen hat.” Ich fand sie total sympathisch. ,,Wenn du möchtest kann ich dich in der Pause hier ein bisschen herumführen.” ,,Ja gerne, aber nur wenn es dir wirklich keine Umstände macht.” ,,Nein, macht es nicht.” Ich lächelte sie freundlich an. Wir unterhielten uns die ganze Stunde, auch als Frau Morletti uns mehrere Male ermahnte. Sie erzählte mir, dass sie an ihrer alten Schule viele Freunde hatte und echt glücklich war, bis ihre Eltern ihr das mit dem Umzug erzählt hatten.

Kapitel 2


Als endlich die Pausenglocke klingelte, stürmten Mary und ich aus dem Klassenzimmer. ,,Ok, wo wollen wir zuerst hin… soll ich dir meinen Lieblingsplatz zeigen? Wo ich jede Pause bin?”, überlegte ich aufgeregt. Mary antwortete nicht weniger aufgeregt: ,,Oh ja!”
Ich brachte Mary in “meinen persönlichen Zeichensaal”, wie ich ihn früher nannte. Es war eine von Ästen und Baumstümpfen umrundete Höhle ganz in der hintersten Ecke des Schulhofes. ,,Wie cool”, staunte Mary ,,aber was machst du hier immer alleine?” ,,Ich male.”, antwortete ich verträumt. ,,Kann ich mal ein Bild von die sehen?“, fragte sie. ,,Natürlich.”
Ich kramte das Bild mit dem Haus aus meiner Hosentasche, wo ich es heute morgen nach der Ermahnung von Frau Morletti hinein gesteckt hatte. ,,Oh mein Gott ist das wunderschön!”, sagte Mary ,,Naja es geht.”, antwortete ich verlegen. ,,Naja es geht??? Spinnst du? Das ist eine der besten Zeichnungen die ich je gesehen habe!”, rief sie. ,,Ist ja schon gut.”, beruhigte ich sie.Die restliche Pause redeten wir darüber, wie eingebildet und tussig unsere Mitschüler waren. Ich kannte Mary zwar erst ein paar Stunden, aber sie war mir schon so ans Herz gewachsen, dass es mir vorkam, als wären wir schon immer befreundet gewesen.Endlich war die Schule vorbei. Ich und Mary wollten am Abend noch zusammen ins Kino gehen, weil wie es der Zufall wollte hatten wir auch noch ziemlich ähnliche Geschmäcker und beide den neuen Thriller Ghostnight noch nicht gesehen.Als ich zu Hause ankam rief ich: ,,Justice? Ich bin zu Hause!” Da ich keine antwort bekam, begann ich meine Schwester zu suchen. Nach einer viertel Stunde fand ich sie. Aber was ich sah, beruhigte mich kein bisschen.Ich fand sie auf dem Küchenfußboden. Sie lag einfach da und rührte sich nicht. Ich lief zu ihr ,,Justice! Justice! Wach auf bitte!”, schrie ich unter Tränen. Da meine Hände zitterten, konnte ich ihren Puls nicht finden, aber dann sah ich das sie atmete, ihr Brustkorb bewegte sich langsam auf und ab. Ich dachte nach, wen sollte ich anrufen… am besten erstmal das Krankenhaus. Ich lief zum Telefon und wählte die Nummer des Krankenhauses. ,,Ja wie kann ich ihnen helfen?”, fragte die Stimme an der anderen Leitung. ,,Kommen sie schnell! Meiner Schwester geht es gar nicht gut!” ,,Was hat sie denn?” ,,Sie ist ohnmächtig und atmet nur noch ganz flach!” ,,Wo wohnen Sie denn?” ,,Alte Chaussee 111” ,,Ok, wir sind in ein paar Minuten da.” ,,Beeilen Sie sich!”, mit diesen Worten legte ich auf. ,Oh nein, was soll ich tun, wenn jetzt auch noch Justice stirbt’, dachte ich.
Der Krankenwagen, kam wirklich schnell, nach 3 Minuten war er schon da. Der Arzt untersuchte Justice kurz, sie war immer noch nicht aufgewacht. ,,Sie muss sofort ins Krankenhaus! Los Beeilung!”, rief er ,,Und du? Willst du mitkommen oder lieber zu Freunden gehen?”, fuhr er an mich gewandt fort. ,,Natürlich komme ich mit!”, sagte ich aufgebracht. Ich lief schnell in mein Zimmer und holte mein Handy und meinen Mantel. Danach fuhr ich im Krankenwagen mit. Im Krankenhaus untersuchten sie noch viele andere Ärzte, aber keiner wusste den Grund, warum sie in Ohnmacht gefallen war, nicht mal Justice selbst, da mittlerweile war sie schon wieder aufgewacht. Doch dann kam ein Arzt nach 20 Minuten aus ihrem Zimmer und sagte: ,,Ich kann dir erzählen warum es ihr nicht gut geht komm mit in mein Büro die Geschichte ist nicht einfach zu erklären. Ich folgte ihm in ein kleines hell beleuchtetes Zimmer. In ihm stand ein Schreibtisch, ein Drehstuhl und ein Sessel.
,,Also, dass wird jetzt nicht einfach werden für dich. Bist du sicher dass du es wissen möchtest?”, er schaute mich besorgt an.,,Natürlich.”, antwortete ich. Er fuhr fort: ,,Deine Schwester scheint unter großem Druck zu leiden. Sie hat mir erzählt, dass eure Eltern vor 10 Jahren gestorben sind, sie sich deshalb um dich kümmert und fast den ganzen Tag arbeiten muss, damit ihr überhaupt zurecht kommt. Stimmt das?” ,,Ja” mir liefen die Tränen über das Gesicht. ,,Ich denke, dass sie das mit euren Eltern noch nicht verkraftete hat und dass das alles einfach zu viel für ihre Seele wurde. Justice braucht auf jeden Fall ein paar Tage ruhe! Am besten sie bleibt hier, da sie auch noch sehr schwach ist. Würdest du irgendwo wohnen können?” ,,Ja, ich könnte zu einer Freundin.” Ich unterhielt mich noch einen Moment mit dem Arzt. Danach rief ich Mary an. ,,Mary?” ,,Hey, was ist los? Du klingst nicht gerade glücklich.”, fragte sie besorgt. ,,Justice liegt im Krankenhaus” Ich fing an zu weinen.,,Hey Süße, alles wird gut.”, versuchte Mary mich zu beruhigen. ,,Kann ich ein paar Tage bei dir wohnen?” ,,Natürlich!” Ich erzählte ihr alles, jedes Detail, obwohl ich sie erst einen Tag kannte. Ob es so etwas wie Seelenverwandte gibt?Danach ging ich in Justice Zimmer. ,,Wie geht’s dir?”, fragte ich sie ,,Schon besser”, sie lächelte mich matt an ,,aber wo wirst du wohnen?” ,,Ich darf bei Mary bleiben.” Ihr ging es nicht gut, aber sie machte sich schon wieder Sorgen um mich, typisch meine Schwester. Sie ist einfach die Beste! ,,Wer ist Mary?” ,,Eine Freundin. Sie ist neu in unserer Klasse. Aber es kommt mir vor als würde ich sie schon Jahre kennen.” Sie lächelte mich an ,,Das freut mich für dich.” ,,Sie ist echt nett, wenn du hier raus bist, werde ich sie dir vorstellen.” Ich erzählt Justice von meinem Schultag. Irgendwann schlief sie ein. Ich schlich mich aus dem Zimmer und schrieb Mary eine SMS: Ich komme gleich.
Ich ging nach Hause, packte das Nötigste zusammen und machte mich auf den Weg.,,Hey los komm rein und dann gucken wir Filme und machen uns ein richtig schönen Mädelsabend”, begrüßte mich Mary als ich an der Tür klopfte. Sie schob mich sofort weiter in ihr Zimmer ohne auch nur eine Antwort ab zu warten. ,,Mach es dir bequem in meiner kleinen Bude.”, sie grinste mich an. “Ihre kleine Bude” so wie sie es nannte, war ein großer hell ein gerichteter Raum mit großen Fenstern und weißem Teppich. ,,Wow!”, war das einzigste was ich bei dem Anblick dieses Zimmers heraus brachte. Mary fuhr unbeeindruckt fort: ,,Also wo möchtest du schlafen auf dem Bett!”, sie zeigte auf ein riesiges Himmelbett ,,oder auf der Couch?”, nun wies sie auf eine nicht gerade kleinere Couch hin. ,,Ähm… ist mir egal…”, antwortete ich. ,,Ok, dann schlaf ich auf der Couch.”, sagte sie und lächelte mich an.Der Abend war wirklich schön mit ihr, wir schauten uns bestimmt 4 oder 5 Filme an, aßen jede menge Popcorn und unterhielten uns über alles Mögliche. Dieses Erlebnis schweißte uns noch mehr zusammen.Zum Glück war der nächste Tag ein Samstag, sodass wir nicht in die Schule mussten. Wir schliefen so gegen 3 Uhr ein, aber ich schlief nicht gut, ich wachte andauernd auf und um 6 war es endgültig aus mit dem Schlaf. Ich konnte nur noch an meine Schwester denken. Ich machte mir so unendlich viele Sorgen, außerdem hatte ich so ein Gefühl, als ob irgendetwas passiert wäre. Bis ich es um 8 Uhr nicht mehr aushielt, Mary schlief immer noch. Ich schrieb ihr einen Zettel:
Hey Mary,Bin bei Justice im KrankenhausSelinaDanach zog ich mir schnell etwas an und machte mich dann auf den Weg.
Im Krankenhaus bei Justice angekommen fragte ich einen Arzt wie es ihr ginge. Er antwortete: ,,Ihr Zustand hat sich ein wenig verschlechtert. Sie muss wahrscheinlich doch noch ein bisschen länger als eigentlich geplant hier bleiben.”Als ich das hörte lief ich in Richtung ihres Zimmers los. Ich stürmte hinein und sah etwas, was ich lieber niemals hätte sehen wollen.Meine Schwester lag kreide bleich mit einer Infusion im Arm, durch die ihr ununterbrochen Medikamente eingeflösst wurden. Als sie mich sah, hob sie ihre Hand ein paar Millimeter, ich glaubte sie wolle mir winken. Ich winkte zurück. ,,Hey Kleine”, begrüßte sie mich mit einer schwachen Stimme. ,,Justice! Was machst du denn?”, fragte ich besorgt. ,,Ich weiß auch nicht, der Arzt meint es wird immer schlimmer. Aber mir geht’s gar nicht so schlecht. Du kannst ruhig wieder zu deiner Freundin gehen”, erklärte sie mir und versuchte dabei zu lächeln, was ihr nicht wirklich gelang ,,Nein. Ich bleib jetzt erstmal hier, bei dir.

Kapitel 3


In diesem Zustand kann ich dich doch hier nicht alleine lassen!”, antwortete ich. Wir unterhielten uns ein paar Minuten, dann kam der Arzt in das Zimmer. ,,Hallo ihr beiden. Ich wollte nur mal nachschauen, wie es dir jetzt geht, Justice.”, er musterte meine Schwester ,,Wie ich sehe, nicht gerade besser. Ich glaube, ich werde deine Gesundheit noch mehr überwachen müssen.”, überlegte er.,,Tony? Kommst du mal bitte”, rief der Doktor. Ein Mann mitte 20 betrat den Raum, er war groß, schlank und sah nicht erde schlecht aus. ,,Ja Doktor Wulf, wie kann ich helfen?”, antwortete er. ,,Würden sie bitte auf diese junge Dame”, der Arzt wies auf meine Schwester. ,,besonders gut aufpassen? Ihr Zustand verschlechtert sich von Stunde zu Stunde immer mehr.“ ,,Gerne”, Tony lächelte meiner Schwester zu. Sie versuchte zurück zu lächeln. Dr. Wulf ging. Tony und Justice lächelten sich immer noch an, was mir langsam etwas komisch vorkam. ,,Ähm… Justice? Ich glaube ich muss dann auch mal los, wieder zu Mary.” ,,Ok Kleine bis dann.”, antwortete sie mir, ohne das sie ihren Blick von ihm löste. Ich verlies rasch das Zimmer und lief zurück zu Mary.,,Und? Wie geht’s deiner Schwester?”, fragte sie mich als ich wieder bei ihr war. Ich fing an zu weinen. ,,Gar nicht gut. Ihr geht es noch schlechter als gestern.” ,,Oh nein.”, Mary nahm mich in den Arm, so standen wir bestimmt eine viertel Stunde in der Tür. Danach gingen wir in ihr Zimmer und redeten einfach nur, es war als wären wir Geschwister, ich konnte ihr alles erzählen. Wirklich alles! Als ich ihr das mit diesem Tony berichtet hatte, meinte sie nur das das bestimmt nichts zu bedeuten hätte. Wenn ich ehrlich war, hatte ich Angst, Angst dass sie und er irgendwann zusammen kommen könnten. Ich wollte Justice nicht teilen müssen und erst recht nicht mit so einer männlichen Krankenschwester! Ich meine, wo sollte ich denn wohnen, wenn die beiden irgendwann heiraten sollten? Natürlich würde ich mich für sie freuen, aber was war dann mit mir?Den Rest des Tages blieb ich bei Mary, aber am Abend musste ich einfach noch einmal zu Justice.Im Krankenhaus angekommen begrüßte sie mich auch schon aufgeregt: ,,Selina! Komm schnell her und mach die Tür zu!” Sie wirkte über glücklich und ihr Gesicht war schon nicht mehr so bleich wie heute morgen. ,,Was ist los?”, fragte ich freudig. ,,Ich bin mit Tony zusammen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Er hat mich eben gefragt. Oh, Selina ich bin ja so glücklich! Ich wollte dir gerade eine SMS schreiben!”, sie grinste mich an. ,Oh nein! Meine schlimmsten Befürchtungen waren wahr geworden! Sie hatte jetzt einen Freund! Was sollte mit mir werden? Ich musste sie mit diesem ach so super süßen und tollem Tony teilen! Wie naiv war Justice eigentlich? Sie kannte ihn gerade einmal seit heute morgen!’, das waren meine einzigen Gedanken, aber ich äußerte keinen davon sondern: ,,Ich freu mich für dich.” und lächelte sie ein wenig an.Justice erklärte mir bestimmt noch zwei Stunden lang wie perfekt Tony doch war. Mir war er ehrlich gesagt total unsympathisch! Ich konnte ihn einfach nicht leiden! Außerdem kannte sie ihn gerade mal seit heute morgen! Was würde zum Beispiel passieren wenn er ihr Herz brechen würde? Dann hieß es wieder, er wäre ja sowieso nicht der Richtige gewesen und so ein Idîot. Das ganze hatte ich vor 2 Jahren schon einmal durch machen müssen. Ich gebe ja zu dieser Tony sah eigentlich ganz nett aus… aber trotzdem!,,Hey und geht’s dir besser? Oh wie ich sehe ist deine Schwester da. Ich störe auch nicht lange”, mit diesen Worten betrat er das Zimmer und lächelte Justice übertrieben an. Mein Einziger Gedanke: ,,Oh nein! Jetzt kommt er auch noch!” Natürlich sagte ich das nicht laut, sondern ignorierte es zuerst einfach. Doch dann entschied ich mich lieber doch etwas zu sagen. Die beiden mussten ja nicht unbedingt mit bekommen, dass ich ihn nicht abkonnte. ,,Hey!” allerdings klang dies so gekünstelt freundlich, dass es eigentlich genauso zeigte, dass ich ihn nicht mochte. Zum Glück hatten die Beiden es aber anscheinend gar nicht mitbekommen. ,,Schon besser.”, antwortete Justice. Sie lächelte, was sie allerdings schon tat seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte.Dieses Gefühl, dass sie wegen ihm und nicht wegen mir glücklich war, stach in meinem Herzen, als hätten es kleine Nadeln durchstoßen. Ich hasste ihn dafür! Sie war meine Schwester!Spät am Abend, es war bestimmt schon halb elf, kam ich wieder bei Mary zu Hause an. ,,Hey, was ist denn passiert? Du siehst wütend aus.”, begrüßte sie mich. ,,Ach nichts! Nur das der ach so super tolle und nette Tony mir meine Schwester weg nimmt!”, ich brach fast zusammen, als ich das sagte. ,,Alles wird wieder gut. Komm erstmal rein.”, versuchte sie mich zu beruhigen und trug mich halbwegs in ihr Zimmer. Ich konnte ihr die ganze Geschichte erst erzählen, als ich mit einem Kakao in der Hand auf ihrer Couch saß.,,Ach, deine Schwester wird dich doch nicht gleich auf die Straße setzen wenn sie heiratet. Außerdem hast du doch selber gesagt, dass er eigentlich ganz nett aussieht.”, sagte Mary, als sie alles wusste. ,,Woher willst du das wissen?”, ich musste schon wieder fast weinen, was ich in letzter Zeit viel zu oft tat. ,,Hallo?! Sie ist deine Schwester! Überleg mal was du alles für sie tun würde und was sie schon alles für dich getan hat! Das alles wird sie doch nicht einfach so wegschmeißen!” Mary war echt so süß. Ihr konnte man vertrauen und… ach sie war einfach die perfekte Freundin, dass konnte man nicht anders erklären.Am Sonntag kam Mary mit zu Justice, darum blieben wir den ganzen Tag. Justice fand auch, dass Mary total nett war. Leider kam Tony auch alle 10 Minuten vorbei, was mich total nervte! ,,Ich weis gar nicht was du hast. Er ist doch voll nett.”, meinte Mary am Abend. Oh mein Gott, was hatten die bloß alle? Was war an diesem Tony so toll?!Da wir am nächsten Tag zur Schule mussten, schickte Mary’s Mutter, sie war übrigens super nett, uns um 21 Uhr ins Bett, natürlich schliefen wir noch nicht, wie es nun einmal war wenn man woanders übernachtete.,,Ich hab absolut keine Lust auf Schule!”, sagte Mary als wir am Morgen aufstanden. ,,Meinst du ich?”, ich lächelte sie etwas an. Aber wir mussten trotzdem hin, egal ob wir Lust hatten oder nicht. Ich wäre viel lieber zu meiner Schwester gegangen, obwohl dann hätte ich Tony auch gesehen und das wollte ich noch weniger als zur Schule zu gehen.

Kapitel 4


Auch heute ließen unsere Mitschüler mal wieder keine Chance aus um mich runter zu machen. Konnten die nicht einfach mal damit auf hören? Es nervte! Mary und ich setzten uns und malten zusammen.,,Meine Güte, haben wir jetzt schon zwei Verrückte in der Klasse?”, fragte Frau Morletti entsetzt, als sie das Klassenzimmer betrat und sah das nicht nur ich zeichnete. Schallendes Gelächter. ,,Wissen sie was? Es gibt hier in der Klasse Mädchen die trinken oder rauchen und da sagen sie gar nichts, aber wenn wir malen meckern sie rum?”, sagte Mary in einem ruhigen gelassenem Ton. Oh mein Gott! Was hatte sie sich dabei jetzt gedacht?! Das gab bestimmt 15 Schulverweise auf einmal! Aber zu meiner großen Verwunderung sagte Morletti gar nichts, sie schaute Mary nur entsetzt an und begann dann mit dem Unterricht, so als wäre nichts gewesen.,,Oh mein Gott! Bist du lebensmüde?! Wie konntest du so etwas zu Frau Morletti sagen?!”, fragte ich Mary in der Pause immer noch entsetzt. ,,Wieso? Ist doch nur die Wahrheit?”, sie tat so als wäre das etwas vollkommen normales, aber wir reden hier nicht von irgendeiner Lehrerin, sonder von Frau Morletti. ,,Die ruft deine Eltern an!”, ich konnte einfach nicht fassen wie ruhig sie bei der ganzen Sache blieb. ,,Soll sie doch! Die werden ihr auch nichts anderes sagen.” Ich musste lachen. Mary schaute mich zuerst nur an, doch dann prustete auch sie los. ,,Der hast du’s ordentlich gegeben!”, sagte ich. ,,Ja… ja das hab ich” wir beide kriegten uns gar nicht wieder ein, selbst als die Pausenglocke zur Stunde klingelte lachten wir noch.Nach der Schule fuhren wir gleich weiter zu Justice. ,,Na, wie war der Unterricht heute so?”, begrüßte sie uns als wir ihr Zimmer betraten und zwinkerte uns zu, mittlerweile sah sie schon fast wieder wie früher aus. Nur noch ein klein bisschen blass. ,,Richtig gut!”, antwortete ich und schaute zu Mary, sie schaute zurück. ,,Was ist denn so tolles passiert?”, fragte Justice verdutzt. Wir erzählten ihr die Geschichte mit Frau Morletti. Auch sie musste lachen: ,,Hast du gut gemacht! Sie war damals zu mir schon immer so mies!”Wir unterhielten uns noch einige Minuten über die Lehrer an unserer Schule, als auch schon wieder Tony aufkreuzte. Meine Güte! Konnte er uns nicht einen Tag in Ruhe lassen? ,,Hey, so wie es aussieht, kannst du bald wieder nach Hause.”, sagte er, aber das klang nicht gerade fröhlich, eher traurig und nieder geschlagen. Jetzt hielt ich es nicht mehr aus! Wie konnte er über so etwas, wenn er sie wirklich liebte, nicht glücklich sein. Fast hätte ich ihn angeschrien und eine ordentliche Backpfeife gegeben. Zum Glück sah Mary wie angespannt ich war und sagte: ,,Das ist ja schön.” und schaute mich mit so einem Blick an, dass ich genau wusste, dass ich leise sein sollte. ,,Auf jedenfalls! Aber dann werden wir uns nicht mehr so oft sehen können, da Justi dann arbeiten muss und ich ja auch.”, erklärte Tony. Oh mein Gott, was für ein Schleimer! Außerdem Justi???? Ihr Name ist Justice!,,Oh, wie süß du bist.”, sagt sie und musste lächeln. ,,Danke. Aber du bist süßer!”, antwortete er. ,,Nein gar nicht! Du” und so ging es gefühlte 3 Stunden weiter, bis Tony zu einem anderen Patienten geschickt wurde. Endlich war er weg! ,,Ist er nicht perfekt?”, schwärmte Justice. Ich musste ihr jetzt einfach die Wahrheit sagen, ich konnte sie noch nie länger als zwei Tage anlügen, außerdem nervte er einfach nur. ,,Nein! Er ist total schleimig und absolut nicht der Richtige für dich!” Mary schaute mich wütend an.,,Ähm… Justice… Es tut mir Leid… das wollte ich nicht…”, versuchte ich mich zu entschuldigen. ,,Ach ist schon ok. Vielleicht hast du recht… aber ich liebe ihn!”, sie klang bei den letzten Worten so überglücklich, dass ich nicht anders konnte und sagte: ,,Wenn dein Herz sagt, der ist es, dieser eine Junge, er ist es einfach, dann ist er es auch!” Ich musste mich fast übergeben! Wie konnte ich nur so etwas von mir geben?!Wir redeten noch eine ganze Weile, über alles Mögliche. Doch dann mussten Mary und ich los. Wir verabschiedeten uns von Justice und gingen nach Hause.Ungefähr so oder ähnlich liefen die nächsten zwei Tage ab. Doch dann kam alles anders.Ich und Mary gingen zur Schule, ich übernachtete immer noch bei ihr, aber heute Nachmittag, kam Justice wieder nach Hause, was hieß, dass ich wieder in meinem Bett schlafen konnte, was langsam auch nötig tat. Ich war vielleicht müde! Nach der Schule ging ich alleine ins Krankenhaus, da Mary zum Ballett musste. ,,Heute Abend kann deine Schwester wieder nach Hause.”, antwortete mir ein Arzt, als ich ihn fragte wenn ich Justice abholen konnte. Wir beide freuten uns schon, wieder in unseren eigenen Betten schlafen zu können und redeten eine ganze Weile darüber, was wir alles machen würden wenn wir wieder uns unseren 4 Wänden wären. Leider musste ich um 16 Uhr los, da ich Mary versprochen hatte mit ihr noch shoppen, ich weiß es ist kaum zu glauben, dass ich so etwas freiwillig tue, aber für sie natürlich jeder Zeit, zu gehen. Naja, jedenfalls machte ich mich also auf den Weg, aber was ich dann im Krankenhausflur sah, ließ mein Herz fast still stehen. Konnte das wirklich sein was ich da sah?Tony stand dort, aber nicht alleine nein! Er küsste doch tatsächlich eine Andere!!! Ich lief auf das Pärchen zu, zog in von diesem Lûder weg und schlug ihm so hart ins Gesicht, dass seine Nase anfing zu bluten, da sah man mal wieder wie hilfreich Boxtraining ist. ,,Hallo?!?!?! Geht es dir eigentlich noch gut??? Du hast da vorne, in dem Zimmer eine Freundin liegen und knutschst so halbwegs vor ihrer Tür mit einer Anderen?! Ganz ehrlich, ich wusste zwar schon vorher, dass du nicht der Richtige für sie bist, aber das du so ein mieses…”, bevor ich den Satz beenden konnte, hielt er mir auch noch den Mund zu!!! ,,Ich wollte dass doch nicht…”, fing er an zu erklären, aber ich biss ihm in die Finger, sodass er aufschrie. Ein Arzt kam um die Ecke: ,,Was ist denn hier los?” ,,Dieser ach so tolle, nette und perfekte Tony betrügt meine Schwester!!!”, antwortete ich und musste weinen, mal wieder.Lissy, so hieß das Mädchen, guckte verdutzt und fragte: ,,Tony Schatz, was hat das zu bedeuten?” ,,Ich muss ein paar Dinge regeln Süße, aber vergess niemals: Ich liebe dich!”, antwortete er. ,,Du… du… mieser Dûmmkopf!! Wer ist diese Tussî?”, regte ich mich auf. ,,Das ist seine Frau Lissy.”, meldete sich der Arzt zu Wort ,,und was heißt hier er ist mit Justice zusammen?” ,,Er hat sie vor ein paar Tagen gefragt, gleich an dem Tag, als er aufgetragen wurde auf sie aufzupassen.”, antwortete ich. ,,Ihnen ist bewusst, dass ich sie jetzt feuern muss? Beziehungen mit Patientinnen sind verboten!”, sprach er Tony an. Was sollte ich jetzt nur tun? Auch wenn er seine Arbeit verliert, das Herz meiner Schwester ist trotzdem gebrochen! Und dann war er auch noch verheiratet!,,Bitte nicht Dr Wulf! Wenn ich diesen Job verliere werde ich demnächst auf der Straße wohnen müssen!", flehte Tony. Ich antwortete: ,,Das wäre die gerechte Strafe! Wenn meine Schwester das erfährt, wird ihr Herz brechen!" ,,Ich habe mich wirklich in sie verliebt! Ich liebe beide, Lissy und Justice! Ich weiß auch nicht wie mir das passieren konnte und das es ein Fehler war! Es ist doch nicht meine Schuld!", versuchte er sich heraus zu reden. ,,Und wie es deine Schuld ist!!!" Du hättest einfach die Finger von meiner Schwester lassen können!" ,,Wenn sie das alles erfährt, wird sich ihr Zustand sicher wieder verschlechtern. Es wäre noch ein Schock mehr. Dass erklärt auch warum es ihr aufeinmal immer besser ging! Sie war glücklich!", stellte Dr Wulf fest ,,Unverantwortlich von ihnen!" Bei diesen Worten sah er Tony an.,,Die Gesundheit dieser jungen Dame lag auf ihren Händen und sie haben sie fallen gelassen. So etwas ist unverzeilich! Dieses arme Wesen wird wegen ihnen vielleicht nie wieder so lieben können wie vorher!” dabei sah der Dr ihn so durchdringend an, dass selbst ich schon Angst vor ihm bekam. ,,Es tut mir doch Leid!”, antwortete Tony. ,,Meinen sie das bringt ihr irgendetwas?! Ach so und noch was sie können ihre Kündigungspapiere heute Abend abholen und jetzt verlassen sie sofort das Krankenhaus und melden sich nie wieder bei Justice! Sie Lump!” Zum Glück verschwand er wirklich! ,,Danke Dr!”, war das einzigste was ich raus brachte, so überwältigt davon, wie er Tony fertig gemacht hatte.Aber das größte Problem war jetzt, dass ich keine Ahnung hatte wie ich Justice das beibringen sollte.

Kapitel 5


Als Tony endlich aus der Tür verschwunden war fragte ich Dr Wulf: ,,Aber was sollen wir jetzt machen? Wir können doch nicht einfach in Justice Zimmer gehen und ihr sagen das Tony schon verheiratet ist.” ,,Am besten wir machen es aber einfach so, wenn wir ihr gar nichts sagen und er einfach nicht mehr kommt, wird sie es wahrscheinlich noch weniger verkraften, wenn du möchtest kann ich es ihr auch erklären.” Wie nett er doch war! ,,Ähm… das müssen sie nicht…” Ich lächelte verlegen. ,,Doch ist schon in Ordnung. Und lass das Sie mal sein, dann fühl ich mich immer so alt.” ,,Das ist echt cool von dir. Wollen wir jetzt gleich hinter uns bringen?” ,,Ich denke es wäre das Beste.” Er ging vor und öffnete die Tür, als Justice unsere niedergeschlagenen Gesichter sah fragte sie: ,,Stimmt etwas nicht?”

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Tag der Veröffentlichung: 05.11.2012

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