Cover

1.


Ein warmer Sonnenstrahl durchschnitt mein Zimmer. Ich stehe auf, mache die Rollos runter und setze mich wieder an meine Hausaufgaben. Scheiß Mathe…Ich lege mein Heft zur Seite und schalte den PC an…5 neue Anfragen. Kenn ich nicht…Kenn ich nicht…Kenn ich nicht…Kenn ich auch nicht…Kenn…oh, wer ist das?! Ich klicke auf das Profil von dieser Person und sehe einen Braunhaarigen Jungen auf dem Profilbild, der eigentlich ganz nett aussieht…“annehmen“…OMG?! Er geht sogar auf meine Schule und ich habe ihn noch nicht ein Mal gesehen!! 7A…Muss ich mir merken. Ich frag mich wie alt er ist. Ich glaube nicht dass er viel älter ist als ich. Er geht ja in meine Parallelklasse. Ich schalte meinen PC auf „Stand-by“ und setze mich erneut an meine Hausaufgaben. Mir ist total langweilig also schalte ich meinen PC wieder an. Der Junge ist online. EINE NEUE NACHRICHT „Hey wie geht’s?“ Ich stehe auf und mache die Rollos wieder hoch weil ich etwas am Fenster hörte. Vor dem Fenster steht ein blonder Junge der mich anlächelt. Ich erschrecke, weil es der süße Nachbarsjunge ist. Ich öffne das Fenster. „Hey!“, ruf ich ihm zu. Er winkt mir zu und verschwindet hinter einer großen Hecke. Ich schließe das Fenster und muss plötzlich an den Jungen aus meiner Parallelklasse denken. Wie heißt er eigentlich? Ich weiß es nicht so genau…Ah…Joey…Was für ein Name…Hab ich noch nie wirklich gehört. Ich klicke auf „antworten“ und schreibe ihm: „Hey, mir geht’s ganz gut und dir?“...„senden“…Ich versuche mich wieder auf Mathe zu konzentrieren, aber ich schaffe es irgendwie nicht. Ich habe keine Lust mehr. Ich schreibe Joey nur noch: „Muss gehen…Bye:*“ und gehe offline. Ich setze mich auf mein Sofa und sehe Fern. Nichts Besonderes läuft also beschließe ich meine beste Freundin Jessy anzurufen. Ich erzähle ihr sofort von diesem Jungen und sie meint, dass sie ihn aus dem Religions-Unterricht kennen würde. Es klingelt an der Tür. „Jessy, warte mal bitte kurz ok?“ „Alles klar.“, gibt sie mir als Antwort. Ich laufe zur Tür und öffne sie. „Hey, hast du Zeit?“ Es ist Paula. „Ja, komm rein.“ Sie zieht ihre Schuhe aus und folgt mir in mein Zimmer. „Mit wem telefonierst du?“, fragt sie. „Ach, nur mit Jessy.“, sage ich. „Störe ich?“ „Ach quatsch ich wollte eh grade auflegen…Jessy kann ich dich später nochmal anrufen? Ciao.“ Ich setze mich zu Paula auf das Sofa und sie erzählt mir von einem Jungen den sie kennen gelernt hat. Er hat blonde Haare und blaue Augen. Fast 2 Stunden unterhalten wir uns über diesen Jungen und sie schwärmt nur so von ihm. Ich komme gar nicht richtig dazu ihr von Joey zu erzählen. Aber ihre Freude an dem Typen will ich ihr nicht nehmen. „Mist! So spät schon?! Sorry Chris, ich muss gehen!!Bye.“ Sie geht aus dem Zimmer, zieht ihre Schuhe an und läuft aus der Tür. Sie ruft mir nur noch „Ciao“ zu und schon ist sie weg. Sie scheint so verliebt. Bin ich auch verliebt? Finde ich Joey bis jetzt nur „süß“ oder empfinde ich mehr? Ich weiß es nicht richtig. Wir kennen uns ja nicht mal. Ich ziehe meinen Schlafanzug an und lege mich schlafen. Was für ein Tag…


2.


Ich hab die ganze Nacht nur von Joey geträumt. Wie er mir auf dem Schulhof entgegen kommt und mich begrüßt. Ich bleibe stehen und wir umarmen uns. Wir wollen uns grade küssen als…Ach Quatsch! Das wird eh nie passieren… Ich mache mir so viele Gedanken über einen Jungen den ich erst seit gestern kenne. Ich bin so verrückt… „Christin? Kommst du bitte essen?“, ruft meine Mutter aus der Küche. „Ja Mama, einen Moment noch!!“ Ich ziehe mir einen Pulli über meinen Schlafanzug und öffne den Rollladen. Es hatte geschneit und auf der Straße liegt eine Menge Schnee. Heute ruf ich Paula an, denke ich mir, und erzähle ihr von Joey. Ich gehe in die Küche und meine Eltern sitzen schon am Esstisch. Ich nehme mir ein Stück Brot und zwei Scheiben Wurst und lege die Wurst auf mein Brot. Ich esse zügig, weil ich so schnell wie möglich an meinen Computer will um zu gucken ob Joey on ist. So fertig… Ich stehe auf und will gerade in mein Zimmer gehen als meine Mutter mich fragt: „ Wo willst du denn so schnell hin, meine Liebe?“ „Ehm ich muss kurz an meinen Computer…Etwas für die Schule gucken…“ Ich renne in mein Zimmer und schalte schnell meinen PC an. EINE NEUE NACHRICHT von Joey. „öffnen“ „Hey, kommst du heute auch zum Schulfest? Naja…Sehen uns ja dann vielleicht…Bis dann:*“ Mist! Das habe ich voll vergessen! Heute haben wir ja ein Schulfest. „Mama? Wir haben heute das Schulfest. Kannst du mich fahren? Ich komme gleich zu spät, bitte!!!“, ruf ich meiner Mutter zu, während ich mich anziehe. „Nein tut mir leid, Christina. Ich muss jetzt auf die Arbeit und ich bin auch spät dran! Frag doch mal deinen Vater.“, sagt sie zu mir und läuft aus dem Haus, während sie ihre Jacke anzieht und den Schlüssel aus ihrer Tasche holt. „Dad? Kannst DU mich zum Schulfest fahren? BITTE!!“ „ Ne, tut mir echt leid Christina. Ich habe zu tun siehst du das nicht?“ Er fängt an mit dem Hammer den er in der Hand hat einen Nagel in die Wand zu schlagen. VERDAMMT. Wie komme ich jetzt zum Schulfest? Ich gehe traurig in mein Zimmer und sehe das mein Computer noch an ist. Als ich ihn gerade ausmachen möchte geht Joey on. MEINE RETTUNG!! „Hey, ich weiß nicht wie ich zum Schulfest komme…Könnt ihr mich vielleicht mitnehmen?“. Ich klicke auf „senden“ und schon wenige Sekunden später erhalte ich eine neue Nachricht von Joey. Ich öffne sie…“Hey, ich weiß nicht aber ich denke schon. Ich muss noch meinen Vater fragen. Moment.“ Ich warte einen Moment und erhalte wieder eine Nachricht von ihm. Ich hoffe sein Vater kann mich mitnehmen!!! „Ja. Aber dann musst du in etwa 10 Minuten bei mir sein. Du weißt doch wo ich wohne oder? Polunderweg 18. Bis gleich :*“ YES! Ist das sowas wie ein Date, im Auto? Ich kann nur schwer ein kichern verdrücken. Ich schreibe ihm nur noch zurück, dass ich komme und schalte den Computer aus, ziehe mich anständig an und gehe los. Ob ich sein Haus wohl finde? Ich hoffe er sieht in der Realität auch so toll aus wie auf dem Foto. Ich muss vor Aufregung ein wenig zittern und fange an zu lächeln. Ich glaube ich bin wirklich verliebt!

3.



„Hey, da bist du ja schon! Wir fahren jetzt gleich, OK?“, fragt er mich nachdem er die Tür öffnete. Er sieht ja noch besser aus, als auf dem Foto. Ich lächle ihn an und er bittet mich herein. Das Haus ist groß und modern eingerichtet. Neben der Haustür steht ein Kleiderständer mit vielen Jacken. Neben dem Kleiderständer stehen um die 5 Paar Frauenschuhe. Er führt mich in ein großes Zimmer und zeigt mir, dass ich mich auf sein Bett setzen kann. Ich ziehe meine Jacke aus und er nimmt sie mir ab. Das Zimmer ist grün-weiß gestrichen und gegenüber von dem Bett steht ein großer Kleiderschrank. Joey sieht mich an, aber als ich mich zu ihm umdrehe sieht er weg. Er wirkt ein wenig schüchtern aber das macht mir nichts aus. „Du hast bestimmt Durst, stimmt‘s?“ Er steht auf und geht aus dem Zimmer. Ein paar Minuten später kommt er mit einem Glas Cola wieder und reicht es mir. „Das kann noch ein bisschen dauern bist wir fahren. Wollen wir so lange raus gehen?“, fragt er mich. Ich nicke und stehe auf. Er reicht mir wieder meine Jacke, nimmt mir mein Glas ab, stellt es auf den Schreibtisch und nimmt sich seine Jacke aus dem Kleiderschrank. Er zieht sie an und nimmt mich an die Hand. Ich werde ein wenig nervös und frage mich warum er mich an der Hand nimmt, aber wenige Sekunden später weiß ich auch warum. Ein etwa 50cm großer Hund läuft aus dem Wohnzimmer auf mich zu. Ich fasse Joey fester an der Hand. Ich habe tierische Angst vor so großen Hunden. Joey flüstert mir zu, ich solle keine Angst haben. „Rex, hau ab!“, sagt er zum Hund und führt mich durch den Flur aus der Haustür. Draußen lässt er meine Hand los und grinst mich an. Ich hätte nie gedacht, dass wir uns heute schon SO nah kommen würden. Aber es war wundervoll. DAS ist die Bestätigung, dass ich in ihn verliebt bin. Ist es Liebe auf den ersten Blick? Auch bei ihm? „Hast du morgen Zeit? Dann könntest du ja bei mir übernachten wenn du möchtest…Also nicht direkt bei mir sondern bei meiner Schwester, also Eileen. Ich glaube sie geht sogar in deine Klasse wenn ich mich nicht verhört habe. Sie hat mich gefragt, als ich ihr erzählt habe das du jetzt zu mir kommst.“ „Eileen ist deine Schwester?! Sie hat mir noch nie von dir erzählt! Komisch…“. Jetzt bin ich ein wenig irritiert. Warum hat sie mir nicht von diesem Schönling erzählt? „Hast du Zeit? Beziehungsweise hast du überhaupt Lust?“, fragt er mich nach einiger Zeit noch einmal. Ich nicke und sein Vater kommt in diesem Moment aus der Haustür gestürmt. Er weist auf das blaue Auto in der Auffahrt und steigt ein. Ich folge Joey und ihm. Joey und ich sitzen jetzt nebeneinander. Das Auto ist nicht besonders groß und wir müssen nah aneinander sitzen, deshalb berühren sich wie zufällig unsere Hände. Ich finde es ein wenig unangenehm aber ich sage nichts. Nach einiger Zeit sind wir endlich an der Schule angekommen. Wir steigen aus dem Auto und Eileen kommt auf mich zu gerannt. „Ich dachte schon du kommst nicht mehr!“. Sie guckt mich und dann ihren Bruder wütend an und schleppt mich in unseren Klassenraum. Mir kommt es so vor als würde sie mich nur von Joey weg zehren wollen. Ich sehe das Joey uns nicht gefolgt ist, deshalb nehme ich an, dass er in seinem Klassenzimmer ist. Ich nutze die Gelegenheit um mit Eileen über Joey zu reden. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass er DEIN Bruder ist? Guck dir doch mal an wie er aussieht!!!“ Ich seufze. „JA, wie ein Stück Scheiße und so benimmt er sich auch! Ich will einfach nicht das du etwas mit ihm zu tun hast! Außerdem hat er eine Freundin.“ Das war mir nicht bewusst. Hätte ich gewusst, dass er eine Freundin hat, hätte ich ihn nicht einmal angenommen. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Mein Lächeln verschwand schlagartig und mir war zum Heulen zu Mute. Ich wollte einfach nur nach Hause und bei Eileen übernachten wollte ich auch nicht mehr. Joey hängt jetzt bestimmt mit seinen Freunden ab und redet über mich, dass ich in ihn verliebt bin oder so. Er lacht mich bestimmt jetzt aus. Er wollte mich bestimmt nur verarschen. Wie alle Jungs es machen. WAS HABE ICH MIR UM GOTTES WILLEN NUR VORGESTELLT?! DAS hätte eh nie geklappt zwischen uns. „Chris? Ist alles ok bei dir?“, reißt mich Eileen aus meinen Gedanken. Ich sehe sie an und eine Träne rollte mir über die Wange. Ich laufe los. Ich will einfach nur weg von hier. Aber weiter als aus dem Klassenzimmer schaffe ich es nicht, weil Joey mich aufhält. „He, wo willst du denn so schnell hin?!“, fragt er mich. „Lass mich in Ruhe!!!“, zische ich und renne weg. Auf dem Schulhof wird mir bewusst, dass ich gar nicht nach Hause kann. Zum Laufen ist es zu weit. Ich sinke auf in mich zusammen und fange an zu weinen. Nach einiger Zeit spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich sehe auf und vor mir steht Joey. Was will der denn jetzt schon von mir?! Will er mich anfangen zu verspotten? Will er mich erzählen wie er und seine Freunde mich ausgelacht haben? „Hey, warum weinst du denn?“, fragt er mich fürsorglich und umarmt mich sanft um mich zu trösten. „Lass mich in Ruhe!! Und geh doch zu deiner dummen Freundin!! Oder läster mit deinen Freunden über mich!!“ Nun bin ich traurig, enttäuscht und sauer zu gleich. „Welche Freundin denn? MEINE Freundin? Sorry aber ich habe leider keine…Oder meinst du dich damit?“ Er zwinkert mir zu. Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen und pruste los. Jetzt bin ich erleichtert, dass es nicht gestimmt hat aber ich frage mich warum Eileen mir das erzählt hat? „Aber warum hat mir deine Schwester erzählt, dass du eine Freundin hast?“ „Sie möchte nicht wirklich, dass ich etwas mit dir mache. Ich habe schon eine ganze Weile lang ein Auge auf dich geworfen.“ Er zwinkert mir erneut zu. „Ich finde dich echt hübsch und nett und nach all dem was Eileen mir über dich erzählt hat habe ich mir gedacht, dass du vielleicht mal etwas mit mir unternehmen willst.“ ICH und HÜBSCH?! Wow…DAS hätte ich nicht gedacht…Das er jetzt SOWAS sagt…Er ist so süß….Was hat Eileen für ein Problem? Er umarmt mich und hilft mir hoch. Er ist gar nicht so wie die anderen Jungs. Er ist echt nett und süß und gut sieht er auch noch aus…

4.


Nach dem Schulfest bin ich mit Joey und Eileen mit nach Hause gekommen. Eileen hat mich und Joey die ganze Fahrt über komisch angeguckt. Ich bin aber nicht wirklich sauer auf sie…Nur ein wenig. Jetzt sitzen Joey und ich im Wohnzimmer und gucken Fern. Joey‘ s Eltern sind mit Rex zum Tierarzt gefahren. Eileen sitzt in ihrem Zimmer. Wahrscheinlich ist sie sauer auf Joey oder mich das wir jetzt etwas zusammen machen obwohl sie es nicht will. Ich habe eben versucht mit ihr zu reden, was aber nicht wirklich geklappt hat. Sie ist manchmal so stur und naiv! Das ist mir aber jetzt ehrlich gesagt egal. Ich habe nun das was ich will. Ich übernachte bei meinem Traumtypen und das ist doch schon mal was, oder? Joey erzählt die ganze Zeit irgendetwas aber ich bin so in meine Gedanken vertieft, dass ich nicht mitbekomme was genau er sagt. „Chris? Hörst du mir zu?“, fragt er mich nach einiger Zeit. „Ja klar!!“, antworte ich und drehe mich zu ihm. Er hat wunderschöne blaue Augen. Das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Ich will gerade etwas sagen als er mich einfach so auf den Mund küsst. In diesem Moment kommt Eileen die Treppen runter gestürmt und sieht den Kuss. Ich drücke Joey weg aber er merkt nicht was los ist. Es ist ihm verdammt peinlich und er läuft rot an. Eileen blickt mich zornig an. Wenn Blicke töten könnten…Oh nein. Das wollte ich eigentlich gar nicht. Ich will keinen Streit mit ihr haben. Sie dreht sich um und läuft zurück in ihr Zimmer. Sie knallt die Tür hinter sich zu und das ist das letzte was ich an dem Abend noch von ihr höre. Joey meint sie würde sich schon wieder einkriegen. Davon bin ich nicht sehr überzeugt. Ich frage wo die Toilette sei und Joey führt mich an eine weiße Tür. Als ich sie öffne sehe ich eine große Badewanne mit einer Toilette und einem Waschbecken aus Keramik. Ich schließe die Tür hinter mir ab und höre wie Joey ins Wohnzimmer geht. Ich blicke in den Spiegel und mir fällt auf, dass meine Haare in wirren Strähnen abstehen. Ich suche in dem Schrank unter dem Waschbecken nach einem Kamm. Aber vergeblich. Das Telefon klingelt. Ich frag mich wer es sein mag. Ich suche in einem anderen Schrank nach einem Kamm, aber ich fand keinen. Also tue ich so als würde ich mir die Hände waschen und öffne die Tür. Als ich zurück ins Wohnzimmer gehen will merke ich das Joey nicht mehr auf dem Sofa sitzt. Also beschließe ich in Joey‘ s Zimmer zu gehen. Als ich die Tür öffne fällt mir auf das Joey auch nicht in seinem Zimmer ist. Ob ich in Eileen‘ s Zimmer nachsehen sollte? Dann könnte ich gerade versuchen noch einmal mit ihr zu reden. Na gut…Ich gehe Richtung Eileen‘ s Zimmer. Die Tür ist abgeschlossen. Ich klopfe an. Keiner öffnet und nichts bewegt sich. Ich klopfe nochmal. Wieder nichts…Plötzlich fasst mich von hinten jemand an meine Schulter. Es ist Joey. Man bin ich erleichtert. Ich umarme ihn, weil ich ein bisschen Angst bekommen habe. Er versteht gar nicht worum es geht. Ich frage ihn wo er war aber er meint nur: „Ich war in der Küche und habe uns was zum Essen gemacht. Kommst du?“ Ich folge ihm in die Küche. Es ist eine kleine Küche, aber sie ist gemütlich. Ich lasse mich auf einem Stuhl nieder und sehe zu wie Joey zwei Teller aus dem Schrank holt. Er stellt sie auf die Theke und löffelt ein paar Nudeln mit Soße in beide Teller. Ich beobachte jeden Schritt und jede Bewegung, die er macht. Als er sich neben mich setzt lächelt er mir zu. „Warum guckst du denn so traurig?“ „Ich gucke doch gar nicht traurig.“, wiederspreche ich ihm und versuche zu lächeln. Aber es klappt nicht. Ich blicke auf die Uhr, die über der Tür hängt. Es ist schon sehr spät. Ich frage mich wo Joey‘ s Eltern bleiben. Ich beschließe nachzufragen: „Wo sind eigentlich deine Eltern? Ich dachte sie wollten nur zum Tierarzt fahren?“ „Meine Mutter hat eben als du auf der Toilette warst angerufen und gesagt, dass sie heute bei Freunden übernachten würden. Also sind wir alleine.“ Er zwinkerte mir zu. Ich finde es ziemlich süß, wenn er mir zu zwinkert. Dann muss ich immer kichern. Doch diesmal bin ich zu depressiv um zu lächeln. Ich will mich nicht mehr mit Eileen streiten. „Du siehst ziemlich müde aus. Wollen wir schlafen gehen? Wir können im Wohnzimmer schlafen wenn du willst. Da ist mehr Platz.“ Ich nicke und stehe auf. Er nimmt meinen Teller und stellt ihn auf die Theke. Ich hatte kaum etwas gegessen. Wir gingen ins Wohnzimmer. Joey klappt das Sofa auseinander. Aus dem Wohnzimmerschrank holt er zwei Decken und legt sie auf das aufgeklappte Sofa. Ich beobachte ihn wieder. Ich sehe mir seinen Köper an. Er ist schlank und hat kräftige Arme. Wow…Er ist so süß und sieht so gut aus!! Er ist einfach perfekt. Sind wir jetzt eigentlich zusammen? Er hat mich ja geküsst…Das heißt das er mich mag und ich mag ihn ja auch. Ich traue mich nicht ihn zu fragen also lass ich es sein. Als er auch noch zwei Kissen auf das Sofa gelegt hatte fängt er an sich auszuziehen. Als er nur noch in seinen blauen Boxershorts vor mir steht legt er sich aufs Sofa und deckt sich zu. „Willst du SO schlafen?“, fragt er mich und fängt an zu lachen. Ich fange an mich auszuziehen. Nun stehe ich halbnackt vor ihm. Das Einzige was ich jetzt noch anhabe ist mein Slip und ein T-Shirt. Ich lege mich zu ihm und decke mich auch zu. Er umarmt mich und so schlafen wir zusammen ein.

5.


Als ich aufwache liegt Joey immer noch neben mir, aber er schläft nicht. „Guten Morgen, Süße.“, sagt er zu mir und streichelt mir über den Kopf. Er ist immer so zärtlich zu mir. Dabei kennen wir uns noch gar nicht SO lange. „Und, hast du gut geschlafen?“ Ich nicke. Eileen kommt ins Zimmer. Sie sieht verschlafen aus und ihre braun-blonden Haare sind zerzaust. Ihre braunen Augen sehen verschlafen aus und sind nicht ganz geöffnet. Sie scheint nicht mehr sauer zu sein, weil sie Joey einfach so zuguckt wie er mich zärtlich auf die Wange küsst. Sie sagt „Guten Morgen, Leute.“ Und geht in die Küche um sich ein Brot zu schmieren. Ich stehe auf und folge ihr. Joey bleibt auf dem Sofa liegen und guckt mir hinterher. Eileen steht in der Küche mit ihrem grün-pinken Schlafanzug. Als sie sieht, dass ich an der Tür stehe und ihr zugucke fährt sie sich durchs Haar. „Bist du immer noch sauer auf mich und Joey? Verstehst du, ich liebe ihn…Und ich…ich…“, versuche ich ihr zu erklären aber sie unterbricht mich. „Tut mir leid, dass ich ausgerastet bin! Ich wollte das eigentlich nicht! Ich wollte nur nicht das Joey dich verletzt…Aber er liebt dich…Das weiß ich jetzt!! Du hast ihn verdient…Viel Glück wünsch ich euch!!!“ Sie umarmte mich. Ich bin froh, dass sie nicht mehr sauer auf mich ist. „Willst du auch ein Brot?“, fragt sie mich. „Hat jemand etwas von Brot gesagt?“ Joey steht an der Tür und fährt sich durchs Haar. „Typisch Joey, wenn jemand etwas von Essen sagt ist er da!!“ Wir fangen an zu lachen. Alles ist so perfekt. Joey kommt auf mich zu. Er küsst mich zärtlich und fast mich an meine Hüfte. Ich bin so froh, dass ich ihn habe…


6.


Na toll, schon wieder Montag. Morgen sind Joey und ich schon 2 Monate zusammen. Ich muss die ganze Zeit an morgen denken. Er hat gesagt, dass er eine Überraschung für mich hat. „Christin, kennst du die Lösung?“ Mist! „Ehm…Frau Schulz…Entschuldigung ich habe nicht aufgepasst.“ „Fräulein Michel, sollte es noch einmal vorkommen, dass Sie nicht aufpassen, muss ich leider deine Mutter informieren. Wir sind hier im Mathe-Unterricht und nicht zu Hause. Dort kannst du von deinen Verehrern träumen und nicht hier, klar?!“ „Ja, Frau Schulze!“ Die ganze Klasse lacht. Wie peinlich. Ich könnte im Erdboden versinken! Ich merke wie ich rot anlaufe. Ich kann mich einfach nicht auf Mathe konzentrieren. Ich hoffe die Stunde ist bald um…Nur noch 2 Minuten, dann hab ich es hinter mir. Endlich läuten die Glocken. Alle haben jetzt Schule-Aus nur ich werde von Frau Schulze aufgehalten:
„Christin, was ist denn los mit dir? Du warst eine SO gute Schülerin? Bedrückt dich was?“
„Nicht das ich wüsste…Ich weiß, ich träume zu viel. Ich werde versuchen es zu ändern, versprochen!!Tschüss.“
Was geht die das denn an ob ich mich konzentriere oder nicht? Die bekommt doch so oder so ihr Geld!! Ich bin genervt. Als ich zu Hause bin motzt meine Mutter mich mal wieder an weil ich mal wieder mein Zimmer nicht aufgeräumt habe. Warum können mich nicht einfach mal alle in Ruhe lassen?! Alle mischen sich in mein Leben ein! Der Einzige der das darf ist Joey. Sonst NIEMAND! Ich knalle meine Zimmertür hinter mir zu, ziehe meine Jacke aus und setze mich an meinen Schreibtisch. Auf der Tastatur von dem Computer liegt ein Brief. Ich öffne ihn…
Hey Süße,
ich kann morgen leider nicht kommen. Ich muss mit meinen Eltern und Eileen weg fahren. Nach Berlin…Tut mir echt leid, Schatz!! Aber wir holen das nach versprochen. Ich kann dir ja was aus Berlin mitbringen wenn du willst!!
Ich lieb dich…
Joey

Auch das noch! Das hat mir echt noch gefehlt! Naja, Eileen hat‘s gut!! Sie muss nicht in die Schule. Ich lege den Brief weg und krame in meiner Tasche nach meinem Deutschheft. Wir haben nicht viel auf aber ich brauche trotzdem mehr als eine Stunde. Ich muss mal wieder nur an Joey denken. Ich nehme den Brief wieder und lese ihn mir nochmal durch. Vielleicht habe ich ja etwas übersehen oder habe mich verlesen! Aber nein…Leider nicht. Mist! Was kann ich denn machen, damit wir morgen zusammen etwas machen können? Vielleicht kann ich ja meine Eltern überreden, dass ich mitfahren kann…Nein, das geht nicht! Morgen schreiben wir eine Physik-Hausaufgabenüberprüfung. Scheiß Schule! Wann habe ich endlich mein Abi?! Bald bin ich in der achten. ERST!! Noch fünf dumme Jahre!! Ich habe keine Lust auf Schule. Ich habe eine Idee, wie ich nicht in die Schule gehen muss, aber mit Joey mitfahren kann.


7.


„Christin? Bist du schon wach? Du kommst gleich zu spät zur Schule!! Christin?“, rief ich Christin zu, aber sie antwortet nicht. Ich gehe mit meinem roten Morgenmantel und meinen roten Pantoffeln die Treppen hoch. Als ich oben an Christins Zimmer ankomme und die Tür öffnen möchte, fällt mir auf, dass Christin nicht in ihrem Zimmer ist. Ich sehe im Bad nach, aber da ist sie auch nicht. Wo ist sie bloß? In der Schule ist sie um diese Uhrzeit wahrscheinlich noch nicht. Ich suche im ganzen Haus nach ihr aber sie ist nirgends zu finden. Langsam mache ich mir echt Sorgen um sie!!! Ich greife zum Telefon und rufe ihre Freundin Jessica an. „Hallo Jessica, es tut mir leid, dass ich so früh schon anrufe, aber ich wollte nur fragen ob Christin bei dir ist? Ich kann sie nämlich nirgends finden!!“
„Ne, Entschuldigung Frau Michel, aber Christin ist leider nicht bei mir.“
„OK…Wenn du sie irgendwo siehst, kannst du ihr dann bitte sagen, sie soll sich bei mir melden, weil ich mir große Sorgen mache.“
„OK, mach ich Frau Michel, Tschüss.“
Vielleicht weiß ja dieser Joey wo sie ist.
„Hallo, Joey Cole hier. Wer ist da?“
„Hallo, hier ist Frau Michel, ist die Christin zufällig bei dir? Ich kann sie nirgends finden!!“
„Ne, tut mir leid, Frau Michel!!“
„OK, tschüss.“
Hm, wen könnte ich denn noch Fragen? Soll ich die Polizei informieren? Nein, dafür ist der Fall noch zu harmlos…Vielleicht ist sie ja einfach schon in die Schule gegangen. Aber hat sie nicht gesagt das Joey nach Berlin fahren wollte? Warum hat er dann eben abgehoben? Oh nein!! Ich glaube sie ist nach Berlin gefahren…Ach Quatsch!! SO doof ist sie nicht und außerdem würde sie mir vorher wenigstens Bescheid sagen. Ich fahre sie einfach nach der 6. Stunde in der Schule abholen. Wenn sie dann da nicht ist kann ich mir ja weitere Sorgen machen…

8.


Es ist schon 6 Uhr abends und sie ist immer noch nicht zu Hause. Plötzlich klingelt das Telefon.
„Hallo, Michel hier.“
„Guten Abend, Frau Michel. Hier ist die Stadtpolizei aus Berlin. Es geht um ihre Tochter…Christin Michel.“
„Hat sie etwas angestellt? Sie wird noch ziemlich viel Ärger bekommen!“
„Nein, Frau Michel, beruhigen Sie sich erst einmal. Wir, also mein Kollege und ich, haben ihre Tochter weinend bei der DB gefunden. Sie hat anscheinend die ganze Nacht dort gesessen. Sie war ganz durchgefroren.“
„Die ganze Nacht?!“
„Allerdings. Könnten Sie Ihre Tochter vielleicht abholen?“
„OK, mach ich. Ich fahre sofort los. Sie soll beim Bahnhof auf mich warten!!“
„Ich werde es ihr mitteilen, Frau Michel. Schönen Abend noch, Tschüss.“
Ach Christin…

9.


„Sag mal was hast du dir dabei gedacht?! Einfach so die Schule zu schwänzen und einfach mal nach Berlin fahren!! Und das alles auf eigene Faust!!! Weißt du wie viele Sorgen ich mir gemacht habe?! Ich wollte die Polizei schon informieren!! Ich habe alle deine Freunde angerufen und sie gefragt, ob du vielleicht bei ihnen bist!! Sogar diesen Joey habe ich angerufen!“
„Du hast Joey angerufen?! MAMA?!!! Du bist echt peinlich!!!“
„Ich habe mir Sorgen gemacht verstehst du das nicht?!“
„Doch ich versteh das, aber…du konntest Joey doch gar nicht anrufen! Er war doch in Berlin, oder etwa nicht?“
„Nein, er war nicht in Berlin und er hat auch keine Andeutungen gemacht irgendwann nach Berlin zu fahren!!“
„Hat…hat…hat er mich etwa angelogen??“
Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurück halten. Joey hat mich angelogen, nur um nichts mit mir unternehmen zu müssen! DAS hätte ich nicht von ihm gedacht! Ich dachte er liebt mich…Dann lügt er mich einfach an. Ich habe keine Kraft mehr um zu weinen. Meine ganzen Tränen habe ich ausgeheult als ich eine Nacht lang alleine am Bahngleis verbracht habe. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Er hat mich eh nicht geliebt und er wird es auch nie tun!! Ich dachte alles wäre perfekt…Aber im Gegenteil: nichts war perfekt! Mein Leben war nur noch ein Dreckshaufen. Joey hat mir gezeigt, dass mein Leben schön sein kann und ich habe es ihm geglaubt. Hätte ich lieber auf Eileen gehört. Sie hat mich gewarnt aber ich habe nicht auf sie gehört. Schon wieder reißt mich das Klingeln meines Handys aus meinen Gedanken.
„Hallo?“
„Hey, ich bin’s Joey…Ich hab gehört du warst die ganze Nacht in Berlin? Was ist denn in dich gefahren? Warum bist du nach Berlin gefahren?? Bist du verrückt? Dann auch noch alleine, ohne jemandem etwas davon zu erzählen!!“
„Kümmere dich um deinen eigenen Mist, JOEY!! Du kannst mich mal!! Erst tust du so als würdest du mich lieben…“ Ich muss wieder anfangen zu weinen…Ich konnte nicht anders. Ich konnte nicht mehr weiter reden. Ich könnt jetzt einfach nur ein Messer nehmen und mich umbringen! Das wäre das Beste für mich und all die anderen.
„Warum weinst du denn? Ich liebe dich!!“
„Nein tust du nicht!! Und du hast es auch nie getan!!“
Ich habe keine Lust mehr auf ihn. Ich lege auf und sehe erst jetzt, dass meine Mutter nicht mehr in meinem Zimmer ist. Ich lege mich auf mein Bett und weine weiter. Die ganze Nacht lang…

10.


10. Die Nacht war DER HORROR!! Ich musste mal wieder die ganze Zeit an Joey denken und wenn ich nur an ihn denke muss ich anfangen zu heulen! Er hat mein Leben zerstört…Wegen einer Lüge…
„Christin? Bist du schon wach?“ Ich öffne meine Augen und sehe meine Mutter, besorgt an meinem Bett steht. Da ist jemand für dich. Joey tritt in mein Zimmer. Was will der denn hier?! Hat er mich nicht schon genug verletzt und angelogen?
„Chris, ich muss mal mit dir reden…Ich weiß was ich gestern gesagt habe…Mit dem ICH LIEBE DICH…Es hat auch gestimmt. Glaube ich…Aber wir passen nicht zusammen! Wir sind zwei ganz verschiedene Menschen. Wir sind zu verschieden für einander!! Es tut mir leid…Aber, ich mach Schluss. Bitte sei mir nicht böse aber ich kann das nicht mehr!“
In diesem Moment bricht eine Welt für mich zusammen. Dass er das SO leicht sagen konnte, bewies mir, dass er mich nicht wirklich liebt und es nicht getan hat. Er stand auf sagte nur noch „Ich glaube es ist das Beste für uns beide, dass wir nichts mehr zusammen machen. Ciao.“ Ich dachte er würde mich nie verletzen! Alles schien so perfekt das konnte alles gar nicht wahr sein, was er da immer sagte. Ich beschließe, mich nie wieder mehr zu verlieben. Kein Junge wird mich je verletzen können! Ich rolle mich auf meinem Bett zusammen und fang wieder an zu weinen. Ich weiß nicht warum er das macht!! Warum er tut, als würde er mich lieben und am Ende sind wir zu verschieden?!
Hätte ich bloß auf Eileen gehört. Sie kennt ihren Bruder ja am besten! Ab heute hasse ich Jungs…Sie sind nicht eine einzige Träne mehr von mir wert!
Ich stehe auf, zieh mich an und gehe ins Bad. Ich nehme einen Waschlappen, mache ihn nass und wasch mir das Gesicht. Ich werde nie wieder für einen Jungen heulen!! Vor allem nicht wenn er so ist wie Joey. Wenn ich nur an ihn denke muss ich schon kotzen…
„Christin? Bist du schon aufgestanden? Ich habe deine Lehrerin angerufen und ihr gesagt, dass du heute nicht zur Schule kommst. Die letzte Nacht war sehr schwer für dich, ich weiß.“ Meine Mutter kommt ins Badezimmer und streichelt mir über den Rücken. Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange und gehe ins Wohnzimmer, mache den Fernseher an und gucke was so früh am Morgen alles läuft. Nichts besonderes…Plötzlich spüre ich einen stechenden Schmerz in meinem Kopf. Meine Mutter kommt ins Wohnzimmer rein und setzt sich neben mich. „Bist du krank?“, fragt sie, „du bist ziemlich blass. Hast du Fieber?“ Sie fasste mir an die Stirn. Ich fühle mich schon ein wenig krank aber das ist doch jeder einmal oder? Das ist doch nicht so dramatisch oder? Meine Mutter holt unseren Fieberthermometer und steckt ihn mir in den Mund. Als ich ihn nach einiger Zeit rausholen möchte, wird mir auf einmal schwindelig und übel. Meine Mutter nimmt das Thermometer aus meinem Mund und sieht mich besorgt an. „40°C…Ich mach einen Arzttermin.“ Das ist doch nicht so dramatisch?! Jeder hat doch mal Fieber! Was ist daran so schlimm? Meine Mutter macht aus allem ein solches Drama!!...“Heute um 12Uhr musst du zu Dr. Koch, OK?“
„Ja, Mama…!“ Warum musste sie immer aus jeder Mücke einen Elefanten machen?!
„Ich habe doch nur eine Erkältung oder, Dr. Koch?“ „Ich muss Sie leider enttäuschen…Sie haben keine normale Krankheit. Sie haben Anzeichen auf eine schlimme Krankheit. Von der Sie sterben können, wenn Sie sie nicht sofort behandeln lassen. Es gibt nur ein Problem: Es gibt nur wenige Ärzte, die diese Krankheit behandeln können. Es gibt einen Arzt in Amerika und noch einen in Spanien. Hier in der Nähe gibt es leider keinen. Es tut mir sehr leid, aber den nächsten Termin bekommen Sie frühestens nächstes Jahr. Es tut mir leid aber Sie haben Blutkrebs.“ OH MEIN GOTT! DAMIT hätte ich nie im Leben gerechnet. Das kann nicht sein!! Ich will keinen Blutkrebs haben! Kann man davon sterben? Ist es sehr gefährlich? Ich habe so viele Fragen dazu, traue mich aber nicht nachzufragen. Ich bekam Gänsehaut, wusste aber nicht so genau ob es vor Angst ist oder von dem Schock. Es läuft mir kalt den Rücken runter. Das konnte nicht wahr sein? Eine Niederlage nach der anderen verkrafte ich nicht. Ich muss mir meine Tränen verkneifen. Ich muss stark sein!! Ich schaffe das! Mit Jessy und Eileen…Ich bedanke mich beim Doktor und gehe ins Wartezimmer zu Jessy und meiner Mutter. „Und? Was hast du?“ Jessy scheint aufgeregt zu sein. „Blutkrebs“ Ich senke meinen Kopf. Meine Mutter schüttelt fassungslos den Kopf. Ich kann es noch nicht richtig realisieren. Jessy spürt meine Angst, steht auf und umarmt mich ganz fest. Plötzlich spüre ich mein Herz in meiner Hose. Nein, nicht wegen der Nachricht, die ich so eben von dem Arzt erhalten habe. Joey kommt ins Wartezimmer. Erst jetzt fällt mir auf, dass seine Mutter und Eileen ein paar Plätze weiter sitzen. Ich will nur noch raus. Weg von hier. Wenn ich Joey sehe scheint es mir als müsste ich kotzen. Ich nehme Jessy an die Hand und gehe raus. So, dass weder Joey noch Eileen mich sehen können. „ Was ist denn los mit dir? Du bist auf einmal so komisch!! Wer war denn da?“ Jessy sieht mich verwundert an. „Ach niemand…Lass uns raus gehen ich brauche ein wenig frische Luft.“ Ich ziehe meine Jacke an, die ich in meiner Hand halte und gehe mit Jessy raus. Ich kann Jessy nicht von Joey und mir erzählen und vom Bahnhof erst recht nicht. Vielleicht wäre sie sauer auf mich und würde nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Das konnte ich nicht riskieren. Als wir draußen angekommen sind fragt mich Jessy was denn jetzt mit mir los ist. Ich sei so komisch geworden seit dem ich bei Eileen geschlafen habe. Jessica will, dass ich sie aufkläre. Ich kann es aber nicht. Jetzt stehen wir neben einander und keiner gibt einen Ton von sich. Die Ruhe ist mir unangenehm. Ich will ein anderes Thema anfangen, damit sie alles vergisst was sie mich eben gefragt hat, aber welches? „Warst du schon mal verliebt? Ich meine nicht so verliebt, wie im Kindergarten. Ich meine so verliebt, dass du alles für ihn tun würdest und, dass du dein ganzes Leben mit ihm verbringen willst?“ Jessy sieht mich an. Sie weiß glaub ich nicht so genau was ich damit meine aber trotzdem scheint sie zu überlegen. „Nein, ich glaube nicht an die wahre Liebe. Manchmal frag ich mich warum es überhaupt die Liebe gibt. Ich versteh das nicht und wenn es sie schon gibt, warum kommt sie angeblich von einem Moment auf den anderen? Das kann gar nicht stimmen!!“ Da muss ich ihr Recht geben. Jetzt mache ich mir auch Gedanken über die wahre Liebe. War das zwischen Joey und mir wahre Liebe oder nur eine dumme Lüge? In meinem Kopf spielt sich die ganze Szene nochmal ab. Genauso wie sie heute Morgen abgelaufen ist. Joey kommt in mein Zimmer, stellt sich neben mein Bett und sagt: „Chris, ich muss mal mit dir reden…Ich weiß was ich gestern gesagt habe…Mit dem ICH LIEBE DICH…Es hat auch gestimmt. Glaube ich…Aber wir passen nicht zusammen! Wir sind zwei ganz verschiedene Menschen. Wir sind zu verschieden für einander!! Es tut mir leid…Aber, ich mach Schluss. Bitte sei mir nicht böse aber ich kann das nicht mehr!“
Was kann er nicht mehr? Kann er mich nicht mehr anlügen?! Wie kann er nur sowas machen? „Chris, ist alles OK mit dir? Du siehst wieder ein wenig blass aus!! Soll ich deine Mutter holen? Wollen wir fahren?“ Jessy sieht mich besorgt an. Sie ist ja wie meine Mutter!! „Bei mir ist alles OK!! Wirklich! Ich könnte jetzt noch zwei Runden um den Block laufen und mir würde es immer noch gut gehen.“ Ich lüge. Mir geht’s verdammt scheiße. Klar will ich nach Hause und JA wir sollen jetzt fahren!! „Du, Jessy…Kannst du vielleicht doch meine Mutter holen? Mir geht’s doch nicht so gut. Ich möchte wieder nach Hause in mein Bett.“ Sie nickt und geht. Das kann doch nicht wahr sein?! Schon wieder DER!! Joey kommt aus der Tür, auf mich zu. Ich drehe mich weg, damit er mich nicht anspricht, aber das hindert ihn nicht daran. Er fasst mir an die Schulter und fragt mich ob alles OK sei. WIE SOLL DENN ALLES OK SEIN?! ICH HABE BLUTKREBS UND MEIN EX-FREUND HAT MIR MEIN HERZ GEBROCHEN!!! Ich nicke und gehe weg. Da kommt schon Jessy mit meiner Mutter. Wir steigen ins Auto und ich beachte Joey gar nicht mehr weiter. Meine Mutter macht den Motor an und fährt los. „Kann ich heute bei dir übernachten? Wir haben morgen doch eh Schulfrei.“ Ich nicke. Jessy lächelt mir zu. Ich schaue auf den Boden und bekomme ein schlechtes Gewissen wegen Joey. Vielleicht wollte er sich nur bei mir Entschuldigen und wollte mir sagen, dass er mich noch liebt. Nein, er ist Geschichte. Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Die ganze Fahrt über gucke ich aus dem Fenster und zähle die Bäume, an denen wir vorbei fahren. Meine Mutter bleibt stehen, macht den Motor wieder aus und öffnet die Tür. Jessy öffnet ebenfalls die Tür und wir steigen aus. Ich ziehe meine Jacke aus und gehe mit Jessica hoch in mein Zimmer. Auf dem Tisch liegen eine Rose und ein Zettel. Ich öffne den Zettel und Jessy guckt mir neugierig über die Schulter, um lesen zu können, was drauf steht. Der Zettel ist von Joey. Ich lese ihn nicht einmal richtig und schmeiße ihn sofort samt Rose in den Mülleimer.

11.


„Du willst auf ein Internat?!“ Jessy ist erstaunt und zieht eine Augenbraun hoch. „Ja, ist doch nicht so schlimm oder?“ Ich weiß nicht was ihr Problem ist. In den Ferien komme ich sie doch immer Besuchen. „Und warum willst du das jetzt plötzlich so unbedingt?“ Ich kann ihr nicht sagen, dass es wegen Joey ist, dass ich ihn nicht mehr sehen will. Nie wieder. „Ich habe keine Lust auf…“
„Auf mich?“
„Nein!! Ich habe keine Lust auf…auf Frau Schulze und so. Sie macht mich doch nur noch fertig!!“
„Und deshalb verlässt du die Schule und willst stattdessen auf ein Internat?! Du hast sie nicht mehr alle!!“
„Ja?! Und jetzt nerv mich nicht ich habe keine Lust auf Diskusionen!!“
Ich decke mich zu und drehe mich zur Wand. Sie sagt nichts mehr. Gut so!! Schließlich schlafe ich ein. Am nächsten Morgen, als ich meine Augen öffne, liegt Jessy nicht mehr neben mir, sondern steht am Spiegel und kämmt sich die Haare. Ich stehe auf und krame aus meinem Schrank eine Jogging-Hose und ein T-Shirt hervor. Ich ziehe meinen Schlafanzug aus und ziehe stattdessen die Sachen, die ich aus meinem Schrank geholt hatte an. Erst jetzt fällt mir auf, dass Jessy mich dabei beobachtet. „Hast du dir das richtig Überlegt? Mit dem Internat und so…Da bist du dir GANZ sicher, dass du das willst?“ Ich nicke. Ich will ein neues Leben anfangen. Ohne Jungs, auf einem reinen Mädchen-Internat. Auch wenn ich dafür alle meine Freunde und meine Familie verlassen muss, ich werde das durchziehen. „Naja, ist ja deine Sache! Ich würd das nichts machen. Aber wenn du das willst…Ich geh dann mal wieder. Ciao und danke, dass ich bei dir schlafen durfte.“ Sie umarmt mich und geht.
„Hallo, mein Name ist Christin Michel. Ich wollte mich bei Ihnen auf dem Internat anmelden und bräuchte noch ein paar Informationen. Können Sie mir weiterhelfen?“
„Guten Tag, Frau Michel. Erst einmal müsste ich dann wissen wie alt Sie sind.“
„Ich bin 14 und werde im November 15.“
„Alles klar. Haben Sie die Einverständniserklärung Ihrer Mutter?“
„Ja.“
„Dann können Sie mit Ihrer Mutter, wenn Sie möchten, am Montag circa um 11.00 Uhr zu uns ins Internat kommen. Dann kann ich Ihnen an diesem Tag weitere Infoformationen geben und wir können abmachen, wann Sie hierher kommen, für wie lange Sie bleiben und in welche Klasse Sie gehen werden. Ist das OK?“
„Ja. Dankeschön. Schönen Tag noch, Tschüss.“
Jetzt brauch ich nur noch die Einverständniserklärung meiner Mutter.
„Mama, du weißt doch das ich aufs Internat in Bremen will…Und ich habe da eben angerufen und ein Termin abgemacht wann ich komme, um auszumachen ab wann bis wann ich aufs Internat gehen werde…Nur ein Problem ist da. Ich brauche noch deine Einverständniserklärung…Deshalb musst du hier unterschreiben.“
„Und du bist dir sicher, dass du aufs Internat willst?“
„Ja…“
Na endlich hat sie unterschrieben. Oh Mist! Schon 11 Uhr?! Ob ich am Montag trotzdem in die Schule muss? Ich hoffe nicht. Nur noch ein kleiner Schritt dann kann ich mein neues Leben beginnen. Ich werde neue Leute kennenlernen, neue Freunde finden und Joey und den Rest vergessen. Ich hole meinen Schlafanzug aus meinem Schrank, ziehe ihn an und lege mich in mein Bett unter meine Decke. Ich bin stolz auf mich, dass ich bereit bin ein neues Leben anzufangen.

„OK, wie du meinst…“

12.


Ich kann nicht mehr schlafen. Ich stehe auf und gehe in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen. Ich mache den Kühlschrank auf, aber das Licht brennt nicht. Trotzdem hole ich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Die Flasche ist ganz warm. Als ich den Kühlschrank wieder schließe, sehe ich eine Kreatur, die vor mir steht. Ich kann nicht erkennen wer oder was es ist, weil es noch ziemlich dunkel ist. Die Kreatur ist ziemlich unförmig, groß und hat viele Haare. Es versucht mich zu fassen, aber ich trete einen Schritt zurück. Die Kreatur geht einen Schritt vor und versucht mich erneut zu packen. Ich weiche aus und laufe zum Lichtschalter. Ich versuche das Licht anzuknipsen, aber es geht nicht. Das Wesen geht mir hinterher und sucht panisch nach meinem Körper. Ich bekomme Angst und laufe hoch in mein Zimmer. Es folgt mir. Ich höre wie es die Treppen hochläuft und jetzt meine Tür versucht zu öffnen. Ich verkrieche mich unter mein Bett. Plötzlich packt mich etwas am Bein, was ich nicht mehr unters Bett bekommen habe. Ich schrecke zusammen. „Christin?“ Es ist nur mein Vater. Ich krieche wieder hervor und versuche das Licht anzuknipsen. Aber es geht nicht. Ich versuche es noch einmal. Vergeblich. „Stromausfall.“, sagt Dad. Na toll. Ich suche im Dunkeln in meiner Schublade eine Kerze und ein Feuerzeug. Ich zünde die Kerze an und erblicke meinen Vater. Tatsächlich. „Warum bist du denn von mir weg gelaufen?“ Ich muss kichern. Mein Vater alias ein haariges Monster. Das kann ich ihm nicht erzählen. Er wäre sauer. Er guckt mich fragend an, zuckt aber dann die Schultern und geht wieder in die Küche. Ich folge ihm auf Schritt und Tritt. Unten suchen wir noch eine Kerze, damit Dad runter in den Keller gehen kann, um zu gucken was unten mit den Stromleitungen oder so los ist. Ich habe nicht ganz verstanden was er gesagt hat. Endlich finden wir noch eine Kerze und ich zünde sie mit meinem Feuerzeug an. „Wo ist eigentlich Mama?“, frage ich ihn so nebenbei. Er zuckt mit den Schultern „Schläft.“ Er geht die Treppen, die in den Keller führen runter und ein paar Minuten später geht das Licht an. Gott sei Dank meine Kerze ist schon fast abgebrannt. Ich puste die Kerze aus und gehe wieder in mein Zimmer. Ich stelle die Kerze auf meinen Schreibtisch und lege mich in mein Bett. Ich schlafe sofort ein.

13.


Heute darf ich im Internat einziehen. Vor circa einem Monat war ich mit meiner Mutter im Internat und ich habe sowas unterschrieben, was so ähnlich ist wie ein Vertrag. „Hast du alles eingepackt? Hast du auch nichts vergessen?“ „Ja, ich hab alles, Mama. Lass uns fahren.“ Meine Mutter nickt mir zu und geht schon mal vor ins Auto. Ich gucke noch schnell ob ich wirklich alles habe, nehme meinen Koffer und folge ihr. Sie hat den Motor bereits angemacht und wir fahren los nachdem ich meinen Koffer hinten im Kofferraum verstaut habe. Nach 2 Stunden sind wir da. Ich bin ziemlich aufgeregt und sehe mir erst noch einmal das Internat von außen an, bis ich meinen Koffer nehme und mit meiner Mutter rein gehe. Im Sekretariat melden wir uns an und mir wird mein Zimmer gezeigt. Die zwei Mädchen, die mit mir im Zimmer wohnen sind gerade im Unterricht, kommen aber in einer Stunde zurück. Bis dahin kann ich mich ein wenig umgucken und meine Sachen einräumen. Ich zittere richtig vor Aufregung. Ich hoffe ich brauche keine Schuluniform. Ich hasse Schuluniformen. Da hat man nicht seinen eigenen Look und jeder sieht gleich aus!! Meine Mutter ist den Tränen nahe, aber ich verstehe nicht so genau warum. Ich freue mich und umarme meine Mutter, verabschiede mich und sie geht. Als ich den Koffer öffne sehe ich einen kleinen Bären. Neben ihm liegt ein Umschlag. Ich öffne ihn und drinnen sind 200 Euro. Wow…Ein Zettel liegt dabei. Ich öffne ihn.
Hallo,
meine Liebe Christin, gib das Geld nicht auf einmal aus. Für 100 Euro kannst du dir neue Anziehsachen kaufen und den Rest wirst du vielleicht noch brauchen. Wenn du mehr brauchst, ruf mich an, dann können dein Vater und ich verhandeln.
Deine Mutter…
Süß. Ich muss lächeln und setze den Bär sofort auf mein Bett, was noch nicht bezogen ist. Meine Kleidung lege ich in den leeren Schrank neben meinem Bett. Jemand klopft an die Tür. „Herein.“ Es ist eine kleine pummelige Frau mit blonden schulterlangen Haaren. Sie kommt auf mich zu und reicht mir die Hand. „Hallo. Christin, stimmt‘s?“ Ich nicke. „Ich bin Frau Stegermann. Ich bin die Direktorin von diesem Internat.“ Ich nicke wieder. „ Ich wollte mich nur vorstellen. Viel Spaß noch beim Einleben und Einrichten. Solltest du irgendwelche Probleme haben kannst du jederzeit zu mir kommen.“ Sie verlässt das Zimmer. Ich lasse mich auf mein Bett fallen und sehe zur Decke. Ich habe ein paar Poster mitgenommen. Ob ich die wohl aufhängen darf? Ich warte lieber bis meine Zimmergenossen kommen. Wenn man an den Teufel denkt…Zwei große Brünetten kommen ins Zimmer. Ich springe vom Bett auf und komme ihnen entgegen. „Ich bin Christin aber ihr könnt mich Chris nennen. Ich bin heute hier aufs Internat gezogen und ich glaube ich wohne jetzt für eine Weile hier.“ Die Eine guckt mich böse an. Von wegen „Was will DIE denn hier?!“. Die Andere versucht zu lächeln. „Ich bin Claire.“ Fängt die Linke an. „Und ich bin Caro.“ Ich lächle ihnen zu, aber sie lächeln nicht zurück. Ich glaube nicht, dass ich mich hier besser fühlen werde, als auf meiner anderen Schule. Caro sieht ganz nett aus. Mit Claire werde ich glaub ich nicht auskommen. „Du musst dir noch beim Sekretariat dein Bettbezug holen. Soll ich mitkommen?“ Ich nicke und sie geht mit mir aus der Tür in den Flur. „Und hier sind NUR Mädchen?“, frage ich Caro. „Ja. Leider…Aber ca. 2 Kilometer weiter ist ein Jungs-Internat und die Jungs da sind sogar ziemlich süß.“ Sie zwinkert mir zu und fängt an zu lachen. Ich lache mit, muss aber an Joey denken. Am Sekretariat angekommen frage ich nach meiner Bettwäsche und bekomme sie sofort. Ich bedanke mich und gehe mit Caro wieder in mein Zimmer. „Ich glaube Claire mag mich nicht wirklich.“ „Ach Quatsch! Sie will nur nicht, dass ihr jemand ihren großen Rang klaut. Sie ist nämlich sowas wie eine Anführerin des Jahrgangs und das schon seit mindestens 2 Jahren. Nimm dich vor ihr in Acht. Wenn sie dich nicht mag wird dein Leben hier im Internat zur Hölle!! Ein Mädchen ist hier neu aufs Internat gekommen und hat Claire gehasst und sie versucht zu beleidigen. Das hat sie auch geschafft…Nur ist Claire ausgerastet und einen halben Monat später hat sie das Internat verlassen, weil Claire sie überall und immer fertig gemacht hat und ihr Kleider dreckig gemacht hat. Sie hat ihr sogar mal in der Cafeteria Pudding ins Gesicht geworfen. Die Arme tat mir nach ‘ner Zeit richtig leid. Aber was soll man machen…“ Ich ziehe eine Augenbraun hoch. Das arme Mädchen. Sowas will ich nicht erleben. „Also merke dir: Nerve nie Claire van Rolè.“ Ich nicke. DAS werde ich mir auf jeden Fall merken!! Caro öffnet die Tür zu unserem Zimmer. Ich beziehe schnell mein Bett, weil Caro und ich in die Stadt gehen wollen. Ich will mir gerade für die 100 Euro von meiner Mutter neue Anziehsachen kaufen. Ich will nicht als „die Langweilige“ rüber kommen, wie auf der anderen Schule. Ich will eher „die Coole“ sein. Ich suche mir ein Paar Turnschuhe aus meinem Schrank und ziehe mir einen Pulli über. „Gehen wir?“ Caro nickt und geht aus der Tür.

14.


„Man, hab ich viel gekauft!!“ Ich werfe meine Tüten auf das Bett und setze mich an den Computer der direkt neben der Tür steht. „Du willst jetzt noch an den PC gehen??“, Caro guckt mich kurz an und packt weiter die ganzen Sachen, die sie gekauft hat in ihren Schrank. „Warum denn nicht?“, frage ich und beobachte sie. „Naja ist egal ich leg mich jetzt schlafen. Es ist schon spät. Gute Nacht!!“ Sie schmeißt alles vom Bett und wirft sich darauf, deckt sich zu und fängt nach ca. 5 Minuten schon an zu schnarchen. Ich schalte den Computer an und logge mich ein. 5 neue Nachrichten…Mal sehen…
Alle 5 Nachrichten sind von Joey!!
„Hey,
wie geht es dir denn so? Ich habe schon ewig nichts mehr von dir gehört!! Du bist auch gar nicht mehr in der Schule gewesen, oder? Naja ich lasse dir dann mal liebe Grüße da!! Ich hab dich lieb!!
Joey“
-löschen-
„Wi**er“ denk ich mir und lösche die anderen 4 Nachrichten ebenfalls. Ich fahre den Computer runter. Plötzlich höre ich einen Knall und einen lauten Schrei. Ich springe auf und renne in den Flur. Nichts zu sehen. Ich renne die Gänge entlang um heraus zu finden was passiert ist. Vergeblich. Auf einmal höre ich Schritte, die näher kommen. Ich lehne mich an ein Bücherregal um nicht so aufzufallen. „Aaahhh!!“ Ich versuche zu erkennen was passiert ist doch ich sehe weder das Bücherregal, wo ich mich eben noch angelehnt hatte noch irgendwelche Gänge oder die Türen der anderen Mädchen. Ich drehe mich um und erblicke ein etwa 5 Meter hohes und 10 Meter breites Regal. Unglaublich!! Das ist mir noch nie aufgefallen!! Ich versuche eine Kerze bzw. ein Streichholz oder ähnliches zu finden. Eine Fackel hängt an der Wand gegenüber von dem Regal. Es ist dunkel und ich kann kaum was erkennen, trotzdem gehe ich auf die Fackel zu und stolpere über einen großen Stein. Aua, mein Fuß. Ich falle hin und komme fast nicht mehr hoch. Ich suche links und rechts von mir etwas woran ich mich festhalten kann um aufzustehen, doch plötzlich fasst mich jemand oder etwas von hinten an und hilft mir hoch. Ich fange an zu zittern. Am ganzen Körper. Ich taste an diesem Etwas entlang um heraus zu finden was es ist. Ich spüre kurze Haare und einen Wollpulli, eine Jeans und breite Arme. Es ist ein Mann, ein Junge. Er zündet eine Fackel an, die er auf einmal in der Hand hält. Jetzt kann ich endlich erkennen wer es ist und mir bleibt vor Überraschung der Atem weg. „Joey?!“ „Du hast meine Nachrichten gelesen?“, er schaut mir erwartungsvoll in die Augen. „Woher wusstest du wo ich bin?“ „Psst!“ Er drückt mir seinen Finger auf den Mund und schaut mir tief in die Augen. „Ich will dir helfen!“ „Ich brauche deine Hilfe nicht!“ Als ich mich umdrehen und gehen will hält er mich am Arm fest, zerrt mich zurück und küsst mich. Wow, DAS habe ich vermisst! Als er mich wieder loslässt begreife ich erst was passiert ist. Das darf nicht wahr sein. Er kommt einfach so ins Internat und will mir angeblichen helfen. Als ich ihm sage, dass ich seine Hilfe nicht brauche küsst er mich einfach. Er ist bestimmt nur hier weil er keine anderen Mädchen mehr gefunden hat. Joey packt mich wieder am Arm und zerrt mich einen langen Gang entlang. Als wir vor einer großen Stahltür stehen lässt er mich los. „Wo sind wir hier?“ Ich versuche ihm in die Augen zu blicken doch er dreht sich zur Tür um sie zu öffnen. „Wirst du gleich sehen.“ Die Tür geht auf und wir treten in einen Raum, der mit Regalen zugestellt ist. In diesen Regalen stehen kleine Fläschchen und große Bücher. In den Fläschchen sind bunte Flüssigkeiten. „Bleib hier stehen und rühr ja nichts an!“ Joey geht zu einem der vielen Regale und klettert eine Leiter hoch, die neben einem hohen Regal steht. Er holt ein kleines Fläschchen mit grüner Flüssigkeit aus dem Regal und kehrt wieder zu mir zurück. Er drückt mir das Fläschchen in die Hand.
„Trink das.“
„Was ist das?“
„ Es heilt deinen Blutkrebs. Glaub mir!“
Will er mich umbringen? Soll ich ihm vertrauen und diesen Trank trinken? Was wird passieren wenn ich es tue? Wir es echt meine Krankheit heilen oder wird sich alles verschlimmern? Ich öffne das Fläschchen und nehme einen großen Schluck. Es schmeckt ein bisschen wie Traubensaft. Ich nehme noch einen Schluck. Komisch, jetzt schmeckt es mehr wie Tabak. Ich muss husten und das Fläschchen fängt an zu qualmen und zerspringt in meiner Hand. Auf einmal wird mir ganz schwindelig und alles wird schwarz.

15.


Als ich wieder aufwache liege ich in meinem Bett und bin Schweiß gebadet. Alles war nur ein Traum. Gott sei Dank. Jemand setzt sich auf mein Bett. Es ist Joey. Nein, es war kein Traum. Er küsst mich auf die Stirn und nimmt meine Hand. „Du bist mir einfach so weg gekippt.“ Er grinst mich an. Ich habe Joey so vermisst. Endlich habe ich ihn wieder. Ich richte mich im Bett auf und schaue ihm in die Augen. Wir nähern uns und küssen uns. In diesem Moment kommt Caro ins Zimmer. „Ups, tut mir leid ich wollte nicht stören.“ Sie dreht sich um und will gehen. Nein! Sie soll hier bleiben. „Ist schon ok, kannst ruhig hier bleiben. Ich wollte sowieso gerade gehen.“ Joey küsst mich wieder auf die Stirn, steht auf und geht. „Wer war das denn?“ Caros Augen fangen an zu glänzen. „Niemand.“ Ich lege mich wieder hin und drehe mich zur Wand. „Niemand? Du küsst einfach so einen NIEMAND? Komm schon Süße, sag’s mir! Wer war das?“ Ich setze mich wieder auf und erzähle ihr die ganze Geschichte mit Joey. Wie ich ihn kennen gelernt habe, wie wir uns das erste Mal geküsst haben, wie er mich verletzt hat, einfach alles. „Nach all dem küsst ihr euch wieder?“ Das Glänzen in ihren Augen ist wieder verschwunden. „Ich liebe ihn immer noch.“ „Oh.“ Sie setzt sich an den Tisch und packt ein Heft aus ihrer Tasche aus. „Wie lange habe ich geschlafen?“ Ich weiß nicht welcher Tag es heute ist und wie spät es ist. Mir kommt es so vor als hätte ich tagelang geschlafen.
„Seit gestern Abend. Wir haben versucht dich zu wecken, doch es ging nicht. Ich habe Frau Mueller gesagt, dass du krank bist und nicht am Unterricht teilnehmen kannst.“ „Wie spät ist es?“
„Wir haben bereits 7 Uhr. Bist du wirklich krank?“
„Nicht das ich wüsste. Ich fühle mich gut. Ich weiß nicht warum ich so lange geschlafen habe!“
Ich versuche aufzustehen doch ich falle hin. Caro springt sofort auf und will mir hochhelfen, aber ich brauche ihre Hilfe nicht. Ich brauche keine Hilfe. Von niemandem! Als ich zum Schrank gehen möchte um mich anzuziehen, fällt mir auf, dass ich nur noch Unterwäsche anhabe. Komisch, eigentlich hatte ich ja eine Jogginghose und ein T-Shirt an. Vielleicht hat Joey mich ja ausgezogen. Was für ein Arschloch! Wahrscheinlich ist er auch noch auf dumme Gedanken gekommen. Ich hoffe er kommt nie wieder mehr. Aber ich liebe ihn doch. Ich nehme mir eine Jeans und ein Top aus dem Schrank und gehe ins Badezimmer. Nachdem ich mich angezogen habe, öffne ich den Badezimmerschrank unter dem Waschbecken. Erst jetzt fällt mir auf, dass er voll mit diesen Fläschchen ist, die Joey mir gestern gegeben hat. Neben ihnen liegt ein roter Briefumschlag. Ich nehme ihn aus dem Schrank und öffne ihn. Es befindet sich ein weißer Zettel in ihm:

Hey Chris,
hier sind noch ein paar von den Fläschchen, die du gestern getrunken hast. Du musst jetzt jeden Abend eins austrinken. Wenn alle leer sind, bist du von deiner Krankheit geheilt. Tut mir leid, dass ich alles vermasselt habe. Mir tut das alles so leid. Ich wollte dich nicht verletzen. Ich liebe dich doch…immer noch! Vielleicht können wir uns ja mal wieder treffen. Ich ruf dich einfach nochmal an.

Ich liebe dich!
.Joey.

Ich sinke an der Badezimmertür runter und drücke den Brief an meine Brust. Er liebt mich noch. Ob er mich wieder nur verarschen will oder ob er die Wahrheit sagt? Eins ist mir auf jeden Fall klar: Ich liebe ihn auf jeden Fall noch!
„Chris? Bist du endlich fertig? Ich muss mal!“ Caro donnert mit der Faust gegen die Tür. „Ja, Moment!“ Ich springe auf, verstecke den Brief und den Umschlag unter meinem Top und schließe den Badezimmerschrank ab und lege den Schlüssel hinter die Toilette, wo ihn garantiert niemand finden wird. Ich mein, wer guckt denn schon hinter einer Toilette nach, ob da etwas liegt? Ich schließe die Tür auf und Caro stürmt mir entgegen ins Bad. Oh man. So dringend musste sie bestimmt nun auch wieder nicht. Im Zimmer sitzt Claire auf ihrem Bett und hält eine Vase mit Rosen in der Hand. Neben ihr liegt ein roter Briefumschlag. „Ich glaube, das ist für dich.“ Sie steht auf und drückt mir die Vase und den Umschlag in die Hand. „Von irgend so einem Joey. Keine Ahnung wer das ist. Ach ja und dein Handy hatte geklingelt. Keine Ahnung wer das war, bin nicht dran gegangen.“ Will ich auch mal hoffen für sie! Ich stelle die Vase neben mein Bett, lege mich hin und öffne den Briefumschlag. Ein Schlüssel fällt heraus und landet auf dem Boden. Als ich ihn aufheben will, fällt der andere Umschlag, den ich im Badezimmer gefunden habe, aus meinem Top. Claire springt auf und hebt ihn hoch. „Nein Claire! Bitte nicht lesen! Gib es mir zurück, BITTE!!!“ Sie hört nicht auf mich, öffnet ihn und fängt an laut los zu prusten. „Haha, Ich liebe dich doch immer noch! Das muss ich sofort den anderen zeigen.“ „Claire, NEIN!“ Ich versuche sie aufzuhalten, doch sie ist schneller. Sie knallt die Tür hinter sich zu und auf einmal höre ich einen lauten Schrei. Ich stürme auf den Flur heraus und sehe Claire, mit dem Umschlag in der Hand, am Boden liegen. Sie ist gegen Caro gelaufen. Man bin ich erleichtert, dass Caro sie aufgehalten hat. Ich entreiße Claire den Briefumschlag und marschiere zurück in das Zimmer. Dort verstecke ich die zwei Briefe und den Schlüssel gut unter meiner Matratze. Den Brief werde ich lesen, wenn ich ungestört bin. Mein Handy fängt plötzlich an zu klingeln.
„Hallo?“
Es ist Joey.

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Tag der Veröffentlichung: 02.07.2010

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