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Biotop für Randexistenzen

Dieser Roman ist keine Story nach dem Prinzip des Linearen. Eine narrative Stringenz wird von Weigoni in diesem Roman explizit verweigert. Die Prosa geht aus Strudeln hervor. Sie entsteht in einer Werkstatt der Momentaufnahmen und Bilder, der assoziativen, leicht deliranten Verknüpfung von Orten, Zeiten, Erinnerungen und Episoden, die der Werkstatt von Lyrikern ähnlich ist. Diese Prosa ist gleichzeitig erfahrungsgesättigt und bildungsgetränkt, alltagsmythologisch und gedankenverspielt. Souverän bewegt sich Weigoni zwischen Erinnerung und Erfindung, Realismus und Imagination, Melancholie und Utopie, Komik und Katastrophe. Jeder Rheinländer hat das Recht, an der universalen gesellschaftlichen Ordnung teilzunehmen, unabhängig davon, wo er oder sie in der gesellschaftlichen Hierarchie steht. Egalitarismus ist gegen jede Form des Korporatismus gerichtet: Nicht deine Stellung im Gesellschaftskörper bestimmt deine Lebenschancen, sondern dein Handeln, dein Denken, dein Leisten. Weigoni hat einen intellektuellen Scharfsinn, der gerade vor dem Alltäglichsten nicht haltmacht, und die sprachliche Genauigkeit und Assoziationskraft des erfahrenen Lyrikers, dabei mischt er in irrlichternder Weise das Banale mit dem Grandiosen, das Luftige mit dem Tiefen und das Witzige mit dem Todernsten, in einem Wirbel von Imaginations-, Realitäts- und Erregungszuständen, schließen sich Kunst und Leben kurz oder besser: lang - zur Endlosschlaufe. Mit leichter Hand, keckem Herz und kühlem Kopf spielt dieser Romancier auf der Klaviatur von Erzählen und Beschreiben, Überhöhen und Verrätseln, Ironisieren und Zitieren, Provozieren und Philosophieren. Literatur wird wieder zu einem Medium der Verwandlung, wenn Weigoni eine Darstellungs- und Denkform liebt, dann jene der Aporie und der Paradoxie.

 

Literatur funktioniert wie der Rest der Welt: Sie ist rein, edel und unbestechlich - solange sich die Verfasser dies leisten können. Wenn man sie jedoch aushungert, wühlen die Autoren genauso tief im Müll wie jeder andere Penner auch. Ihre Erzählfantasie hilft, uralte Geschichten neu abzumischen. Alle Formen von Wirklichkeit, das Große und Ganze, das Historische und das Körperliche, werden so sehr als zweifellos angesehen, wie sie ohne einander als trivial oder absurd angesehen werden. Es sind die Verwerfungen der Gesellschaft, die sozialen Spaltungen und ökonomischen Paradoxien – und die Verknotungen, die sich daraus für die Psychen der Rheinländer ergeben. Geschichte ohne Menschen und Menschen ohne Geschichte. Wahrscheinlich kann man daher sagen: In einer Wirklichkeit zu leben ist ebenso unmöglich, diese Wirklichkeit zu beschreiben. Der rheinische Dialekt ist ein Sprechen, das die Gedanken der Figuren eher spürbar macht und zeigt, als sich an grobe Aussagen zu verlieren. Das Spiel mit der Sprache eröffnet diesem Romancier die Möglichkeit von Variationen und neuen Akzentsetzungen, wobei die Intensität des Erzählflusses sich gleich bleibt, als folgte das Reden einem alles absorbierenden, rasanten Bewusstseinsstrom. Diese subtilen und emphatischen Erkundungen des Rheinlands berichten von Begegnungen mit Landschaften und mit Menschen, sie verdichten solche Erfahrungen zu genauen Impressionen, die nun wiederum Zeugnis geben von heiterer Neugier, von großer Achtsamkeit und kluger Beobachtung.

 

Die Rheinländer erleben das Leben als Zusammenprall konkurrierender Fiktionen, sie stolpern irgendwie bemüht durch ihre Zeit. Diese Lokalhelden erzählen ihr Leben als eine Kette von Pleiten, weil sie glauben, das humanisiert eher als die Einsamkeit der Triumphe, an die sie sich kaum erinnern können. Sinn ist nicht per se gegeben. Wirklichkeit ist eine Konstruktion. Jede Erzählung, mit der man sich selbst in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft positioniert, ist eine Fiktion. Das Spiel mit historischer Faktizität und Fiktion verweist auf Grundfragen des Erzählens: Wie das Erzählte inmitten einer vermeintlichen Realität seinen eigenen Wahrheitsraum schaffen kann, wie Erfundenes das verborgene Wirkliche ans Licht bringt, wie Weigoni seine Figuren in in kaleidoskopischer Vereinzelung eingefangen hat und im Text agieren läßt - und sich diese Typen auf verschiedenen Ebenen überlagern und verbinden. Es ist eine Poesie, die nicht Wissen und Zeit rafft, um daraus narrative Spannungsbögen zu schlagen; sondern eine Literatur, die sich alle Zeit nimmt, die sich eine eigene Zeit schafft, in der sich die historischen Zeichen und Spuren verdichten und dann wieder verlaufen. Das sogenannte ‚Scharnierjahrzehnt’ zwischen dem 9. November 1989 und dem 9. September 2001 erscheint in diesem Roman als etwas, das jederzeit seine Präsenz, seine Schärfe und seine Umrisse zu verlieren droht. In der Sprunghaftigkeit des Romans zerspringt nicht nur das homogene Erzählen, sondern das Leben zu dieser Zeit selbst. Beides zuweilen bleibt ohne Struktur, nicht nur das erzählte Fragment. Gegen diesen Verlust schreibt dieser Analytiker des Untergangs an, mit Leidenschaft und Sturheit und der ihm eigenen Radikalität. Es ist der Versuch eine hochkomplexe, zersplitterte Welt wieder in die kohärente Erzählung einzufangen.

 

Im Rheinland ist niemand wirklich frei, daher versucht es diese Spezies ihr ganzes Leben, es zu werden. Das Rheinland als Heimat ist kein abstraktes Konstrukt, kein Gegenstand der Debatte, sondern etwas sehr Konkretes. Oder wie Heinrich Böll bereits in einem anderem Zusammenhang geschrieben hat „Das ist ein Heimatroman, wie alle Romane, in denen Menschen zu Hause sind.“ Heimat ist aber auch ein ein Kaleidoskop mit blinden Flecken und damit begegen wir uns auf die Handlungsfelder für eine historische Realität, präziser: dem Zeitraum zwischen dem 9. November 1989 und dem 11. September 2001. Dieser Roman ist ein Wortkunstwerk im engeren Sinn. Wie in seinem ersten Roman Abgeschlossenes Sammelgebiet gestaltet Weigoni das Verhältnis von Wirklichkeit und Erzählen komplex, die Kunst provoziert die Realität – und die entsprechenden Rückkopplungsstösse werden zu einem Experiment über performative Sprechakte. Die rheinische Sprachfantasie ist gelegentlich wichtiger als Handlung. Dieser Roman ist eine Versuchsanordnung, sie erzählt von einer Wartesaalstimmung nach dem Ende der 'Bonner Republik' und trifft damit das Gegenwartsempfinden. Durchaus in der Tradition von Heinrich Heines ironisch–satirischer Komik, die vor allem mit der Verschiebung von Sinnzusammenhängen und den darauf folgenden pointierten Schlußfolgerungen arbeitet, deckt unter der Oberfläche fest zementierte stereotype Verhaltensmuster und scheinheilige Moralvorstellungen der alten BRD auf. Dabei macht er nicht vor tradierten Rollenbildern halt und lässt ein facettenreiches des Rheinlands entstehen. Beschwingte Unterhaltung ist das nicht, es ist eine Literatur, das man aushalten muss, um sie geniessen zu können.

 

Ihr kritisches Potential entfaltet diese Prosa überwiegend im Verborgenen, wo subtil Vorurteile, Rollenklischees und überkommene Erziehungsmassnahmen anklingen. Hier verknüpfen sich die unterschiedlichsten Elemente: Historie, philosophische und literarische Anspielungen sowie unzählige Zeichen und Rätsel. Obzwar im Rheinland aufgewachsen ist es Weigoni nie gelungen, die Landeshauptstadt des Bindestrichlandes als 'seine Stadt' zu empfinden, daher vermeidet er in seiner polyphonen Konstruktion jede Pathologisierung dieses Typus, denn mit Soziophobie hat das nichts zu tun. In diesem Roman beweist er ein ungemein scharfes Gespür im Aufdecken und pointierten Verbalisieren der rheinischen Überheblichkeit, seine Schmähungen treffen so pointiert, dass man ihn zu seiner Zielsicherheit beglückwünschen möchte. Statt der Eindeutigkeit wählt dieser Romancier die Poesie. Er holt sie nicht aus Stimmungen, sondern aus dem geduldigen Entfalten von Widersprüchen, er präsentiert mit den Lokalhelden perforierte Literatur, die Fiktion dokumentiert ihre Herstellung, die Wirklichkeit ihre Fiktionalisierung. Man kann dies als Toleranzedikt begreifen, das freilich das Fremde nicht durch Assimilation und Eingemeindung gewinnen will, sondern umgekehrt durch klare Differenzierung, und das heißt, durch Anerkennung der Andersheit des Fremden. Ihre Existenz ist eine Lebensvermeidungsmaßname. Die Rheinländer sind zu Lebzeiten Hinterbliebene, dieser Roman ist ein berührendes Dokument des Standhaltens gegenüber dem unbarmherzigsten Autor, der uns alle richtet: der Zeit. Nach der Welt und dem Ich, nach dem Text und dem Bild nun die Beziehung. Das Dazwischen. Welt ist im Rheinland alles, was Dazwischen ist.

 

Zur guten Schluß eine Rückblende. Auch Weigonis erster Roman Abgeschlossenes Sammelgebiet spielt in einer Zeit des Übergangs. Die Rheinländer zerbrechen fast an der Widersprüchlichkeit ihrer Gefühle und ihrer Ideale. In der Bonner Republik haben sie gewagt von einer besseren Welt zu träumen, nun müssen sie aus ihrem Traum erwachen. Das Rheinland wurde zu einem anti-genealogisches Experiment, in dem die wachsende Asymmetrie zwischen Herkunft und Zukunft eine Legitimitätskrise in sämtlichen Lebensverhältnissen geschaffen hat. Improvisation dringt ein in alles, was vormals ständisch und stehend zu sein schien: von den Geschäftsbeziehungen zu den erotischen Transaktionen, von den kulturellen Ereignissen zu den biografischen Mustern, vom Karneval zu den religiösen Praktiken. Die zeitgenössischen Selfmade-Existenzen, die nicht mehr zurück, sondern nur noch nach vorne schauen, nehmen dabei, wie die pervers normalisierte Praxis der Schuldenumwälzung, einen Kredit auf die Zukunft, den sie durch kein Bestehendes mehr decken können. Ansonsten gibt es kaum Gewißheiten. Man schaut gleichsam mit einem Brennglas zu, wie die Spezies Mensch ihrem metaphysischen Leid preisgegeben ist. Diese Romane eröffnen Möglichkeitesräume und dieser Raum hat in beiden Fällen ein Hinterland. Am schönsten ist das Rheinland als Versprechen, weit weg, mit Idylle und Harmonie will sich Weigoni in den Lokalhelden nicht aufhalten. Weigoni leistet sich im Absturzmilieu des Rheinlands nur so viel Einfühlung, wie nötig ist, um zu erkennen:

 

Die Rheinländer existieren in dem Wissen, daß sie eines Tages aufhören zu sein. Und so versuchen sie, gegen die Zeit zu rebellieren. Wie Liebende fühlen sie sich zur unerreichbaren Vergangenheit hingezogen, zu imaginierten Erinnerungen, zur Nostalgie. Seit 1989 sind auch sie ein Angeschlossenes Sammelgebiet und sehen sie die Umbrüche und die Unsicherheit vor sich. Gleichzeitig werden die herkömmlichen menschlichen Mittel untergraben, mit solchen Unwägbarkeiten und mit der Unvermeidbarkeit ihres Sterbens umzugehen. Die Zukünfte, die sie für wahrscheinlich halten, erfüllt sie mit Angst, das läßt sie hilflos zurück, macht uns wütend und anfällig für die gefährlichen Rufe von Scharlatanen, Fanatikerinnen und Xenophoben. Sie verlieren den Mut, und in unserer Niedergeschlagenheit werden wir gefährlich. Religion wird für politische Ziele zweckentfremdet, damit spirituell entleert, und die Idee einer einheitlichen Nationalität wird von der Tatsache wachsender Hybridität in Frage gestellt. Weigoni zeichnet ein düsteres Gegenbild zu den hellen Selbstentwürfen der alten Bundesrepublik. Er sucht stattdessen die dunklen Winkel auf, die Altstadt, die Betonwüsten. Dort findet er den Abgrund, der in die alte BRD weist - und am Abgrund sind die Rheinländer am Eindrucksvollsten. Da sich die Schrecken des 20. Jahrhunderts im einundzwanzigsten perpetuieren, hat das Lebensgefühl, das aus ihm spricht, an Berechtigung nichts verloren. Es sind elliptische Erzählbewegungen hinein ins Auseinanderstreben von menschlichem Handeln und natürlicher Ordnung, in das grosse Nebeneinander von Bewußtem, Unbewußtem und Bewußtlosem. Und er fügt es zu jenem Ganzen zusammen, in dem vielleicht nicht alles seinen Sinn, doch zumindest seinen Platz hat. Es sind die Leser, welche die abgerissenen Stimmen und die Wahrheit zusammensetzen, um das Bild einer vergangenen Geschichte des alten Bonner Republik zu erkennen. Kein vernünftiger Mensch wird sich wünschen, in einem Buch zu enden, in diesem Rheinland würde man gern leben wollen.

 

In diesem Roman stellt sich ein Gefühl von Gelassenheit ein, die die absurde Komik des Alltags sprachlich adäquat zu fassen sucht. Der Plot ist nicht alles. Bröckelnde Ideologien und untergehende Feindbilder verlangen nach differenzierteren Antworten. Das Coole und das Kaputte überlagern sich im Rheinland ebenso wie das Reale und das Fiktive. Dieser Landsstrich ist die perfekte Nachbildung einer unvollkommenen Welt, es ist jedoch zugleich ein verwunschener, geradezu furchterregender Ort. Hier kann die Revolte nur in den Karnaval münden. Das Leitmotiv ist die Mikroskopierung, der genaue Blick auf soziale Gefüge. Worte werden zu einer Geschichte und machen es möglich, sich auf sich selbst und zugleich auf die anderen zu beziehen. Dieser Romancier stellt die Künstlichkeit des Rheinlands Welt konsequent aus, macht dabei immer wieder bewusst, dass jede Geschichte etwas Gebautes ist, füllt sie zugleich aber derart geschickt mit Affekten, daß diese selbstreflexive Ebene die emotionale Wirkung des Romans niemals beeinträchtigt.

 

Dieser Romancier weiß um die Schattenseiten von Vernunft und Fortschritt. Seine Versuche, dem Verstand ein Schnippchen zu schlagen, sind ein Vergnügen. Am Ende dieser Entschlüsselungsliteratur findet man den Menschenkenner nicht in der Tradition des Misanthropen oder gar Zynikers wieder, vielmehr erweist er sich als Humanist. Aber als jemand mit einem mit sprühendem Humor, mit der er  scheinbare Alltagsbanalitäten mit surrealistischen Einschüben verbindet. Das Rheinland ist nicht heiter, aber Weigonis Sinn für Komik ausgeprägt. Er beobachtet äusserst präzise und bedient sich einer zwischen Lakonie und lyrischen Ausschweifungen pendelnden Sprache. Weigoni inszeniert den Auftakt seines Romans mit der lässigen Sicherheit eines Pokerspielers, der einen Royal Flush in der Hand hält; und am Ende der Partie gehen beide als Gewinner vom Tisch: der Autor wie der Leser.

 

Das Rheinland ist ein Biotop für Randexistenzen aller Art. Diese Buch ähnelt einer Stadt und man würde das Rheinland nicht kennenlernen, wenn man nur die Hauptstrasse rauf und runter läuft, man muss die Nebenstrassen und die Seitengassen auch besuchen, nur so bekomme man eine Ahnung von dem, was das Rheinland wirklich sei. Es ist ein Roman der Diskontinuitäten, von ungleichzeitigen Beziehungen, die auseinanderbrechen, weil in ihnen für Entwicklungen kein Platz ist. Gefangen sind sie alle Rheinländer in sich. Dies wird mit soziologischer Genauigkeit und psychologischem Tiefgang beschrieben. Weigoni häuft Charaktere und Orte an, historische und erfundene Ereignisse, Nachrichten und Halluzinationen, und sein mimetischer Versuch geht auf: Chaos lässt sich durch literarisches Chaos wiedergeben.

 

Die Hervorhebung der Lust an Literatur verbindet sich bei Weigoni mit dem Interesse, die Kluft zwischen ästhetisch moderner Elite– und konventionsgebundener Massenkultur aufzuheben. Die Gründlichkeit, die er bei seinen Recherchen an den Tag legt, spiegelt sich in einer fast schon anthropologischen Genauigkeit, mit der er die von ihm sogannnte Hypermoderne beschreibt. Den Glauben an ein wahres, inszenierungsfreies Selbst nennen sie im Rheinland ein gut florierendes Gerücht. Die globalisierten Menschen wickeln ihr untotes Leben ohne viel Hoffnung in Wohnsitzlosigkeit ab. Es geht um Verlierer, um das Dasein an den Rändern sowohl der Gesellschaft als auch der eigenen emotionalen Landschaften, um ein Einsamsein, das sich nicht alleine auf eine persönliche Befindlichkeitskrise zurückführen läßt. Kommunikation ist das, was helfen könnte, aber nicht funktioniert. Zu stark sind die Einschreibungen in die Lebensläufe. Einen Text zu verstehen heißt, die Welt zu verstehen, und umgekehrt, es geht Weigoni nicht nur um Bücher, es geht ihm um die Lesbarkeit der Welt.

 

Was sich bei seinem lyrischen im Schuber andeutet, wird bei seiner Prosa zur Gewissheit, es ist ein wurzelartig wucherndes Netzwerk. Nicht nur ihr Inhalt ist ihm wichtig, sondern dazu die Form, die Ausstattung, die Typografie und das Papier. Dieser Romancier nimmt von der Ideologie des Verbrauchertums Abstand, es gibt für ihn nicht den geringsten Grund, Zugeständnisse an den Mainstream zu machen. Es ist eine schneidend intelligente wie bitter-ironische Reflexionsprosa. Weigoni verwendet das rationale Zeichensystem der Sprache ähnlich wie ein Komponist, dadurch sind Dinge schreib– und sagbar, von denen man vorher nicht dachte, daß es sie gibt. Großartige Bücher liest man nicht, um sie zu verstehen. Es geht nie um Verständnis. Die Bücher, die interessant sind, sind Bücher, die man auf den ersten Klick nicht versteht. Bücher, die dem Leser viel abverlangen. Bücher, die den Leser zwingen sich mit dem auseinanderzusetzen, was man nicht weiß. Bücher, die dem Leser etwas von außen Kommendes erfahren lassen. Die Fiktion des Rheinlands bildet die Erweiterung einer Welt, die so einheitlich und einfach wie gedacht nie war, was sich aber erst in ihrer Überlagerung mit anderen Versionen zeigt. Was sich in den Vignetten sacht andeutete, über Schicksale und Handlungsstränge die Weigoni in den Zombies ausgelegt und in Cyberspasz zusammengeführt hat, wird in seinen Romanen zu Gewißheit, hier entsteht ein Lebenswerk, das im glattgeföhnten Literatur-Betrieb wie ein Solitär funkelt.

 

 

 

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Lokalhelden, Roman von A. J. Weigoni, Edition Das Labor, Mülheim 2018 - Limitierte und handsignierte Ausgabe des Buches als Hardcover

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.12.2011

Alle Rechte vorbehalten

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