Cover

Regen der auf Schnee fällt

Es war eine dieser Nächte von der man nicht denkt, dass sie lange ein Teil der Erinnerung bleiben wird. Nasskalt, irgendwann Ende November, eine puderzuckerartige weiße Masse hatte sich dünn, aber dennoch sichtbar überall auf den Straßen, Wegen und Dächern ausgebreitet. Es war nicht der erste Schnee in diesem Jahr und auch seine Konsistenz zeugte davon, dass er nicht lange bleiben würde. Dennoch war jede Flocke einzigartig, ein Kristall so wunderschön und strahlend weiß.

Doch so wie nichts auf dieser Welt bestand hat, sollte auch die weiße Pracht noch in dieser Nacht vergehen. Aus dem Schneegeriesel wurde ein Schauer aus dicken schweren Regentropfen so plump und gleichartig in ihrer Form. Der Regen war unaufhaltsam und wusch jeden einzelnen der Kristalle von der Straße, bis sie alle vereint als gleiche homogene Masse, mit dreck- brauner Farbe, den Gully hinab in Richtung Kanalisation flossen. Wo war nur ihre Einzigartigkeit geblieben? Ihr unaufdringlicher Stolz, ja ihre gesamte Persönlichkeit war weg gewaschen, auf einen Schlag. Wie sinnlos die Welt doch ist! Mit viel Mühe wird etwas unnachahmliches geschaffen und im gleichen Moment wird es auch wieder ausgelöscht. Hinweg ist all die Pracht! Alles ist gleich und einfältig. Asche zu Asche und Staub zu Staub, dass kann doch nicht das Ende sein?

Doch wohin führt denn der Weg durch die dunklen Abflussrohre? Er führt weiter, die Schneeflocken enden nicht hier in diesem Kummer. In nur wenigen Tagen wird das Wasser wieder verdunstet sein und neue Kristalle schweben herab vom Himmel um uns zu erfreuen. Keiner wird so sein wie der davor oder der nach ihm. Dennoch, sie alle haben ihre Seele nicht verloren und werden immer wieder aufsteigen, um erneut zu Boden zu fallen und aufgetaut zu werden!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 04.04.2011

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /