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denken




wenn keiner mehr zu keinem geht
wenn´s schweigen wird zum rätsel
unfreundlich ist man zueinand
da sind nicht sehr viel spezl

umsehen sollte sich ein jeder
nach andren menschen in der not
besieht man´s denn ganz genau
sitzen doch alle im selben boot

den eignen vorteil hintendran
benehmen wir uns sehr sozial
schon merkt man´s auf die stund
der andere typ ist uns nicht egal

das hirn das ist zum denken da
das gold, sagt man, ist schweigen
doch lieber hör ich silber zu
gleicht mir musik, wie geigen

erfahrung ist´s, die einen prägt
los jetzt, geht mit auf die reise
das schöne leben ist nicht laut
nur äußerlich, doch drin ist´s leise





zwischen den welten




es fing vor zwei tagen an.
ich ging gerade zum einkaufen, mitten am tag, einfach so. ehrlich gesagt, mir war danach! ja, ich stehe dazu, einkaufen zu gehen, wenn´s mir nicht so gut geht. andere holen sich ihre ersatzbefriedigung übers schokoladeessen oder biertrinken.

ich gehe einkaufen, esse abends schokolade und trinke bier dazu; jawoll.

also, wie ich die treppen zum parkplatz runtergehe, kommt mir ein mann entgegen, den ich, weil´s auf dem lande so üblich ist, wohltemperiert und nicht allzu laut grüße: ”grüß gott.” ein mißtrauischer blick, musternd, forschend und dann der unverständlich gemurmelte gegengruß.

im nachhinein kann ich nicht mehr sagen, wie er aussah; dunkel, alles dunkel; gewand, haare, blick ... wie soviele in dieser satellitensiedlung am waldrand: unscheinbar! unsicherheit könnte die wurzel dieses übels sein. beiderseitig!

nun, ich gehe also zum einkaufen, mache meine besorgungen, fahre wieder heimwärts, parke exakt wieder am selben platz, lade aus und trage den einkauf in die wohnung.

auf dem weg dorthin erfahre ich etwas neues über wahrnehmung: ich begegne einer frau mit einem kind an der hand; nichts außergewöhnliches bis hierher ... aber deren reaktion auf meinen freundlichen gruß: erstauntes aufreißen der augen, extremes festhalten aneinander und ein gezischter gegengruß.

ich gehe meine innere liste durch: ich bin normal gekleidet, geduscht, sogar rasiert, parfümiert und trage einkaufstüten. alles nichts außergewöhnliches. es ist 13 uhr, warm, taghell, die sonne scheint, du hast dich weder entblößt noch unflätige worte fallengelassen und auch keine grünen hörner auf, die blinken.

was also erschreckt diese menschen?


ICH erschrecke sie, weil ich mich unsichtbar gemacht habe, unscheinbar wurde, wie sie, diese maschinenmenschen ohne fingerabdruck. mich eingefügt habe in die masse der brunnenfrösche, die übers meer quaken wollen.

wenn man dann natürlich plötzlich den schleier der unsichtbarkeit lüftet und grüßt, ist der schock nur allzu verständlich.

ich schließe die haustüre auf, gehe zu unserer wohnung und bin froh, als ich, bei unserer wohnung angekommen, das blockflötengewitter unserer nachbarstochter wahrnehme.

hier ist leben. wahrnehmung und wahrgenommen werden. ich lächle, während ich die türe aufschließe und sehe unseren kater im flur sitzen. er blinzelt mich freundlich an.

eindeutig ist sein instinkt besser als manche wahrnehmung.





ich kenne ...




ich kenne die menschen!
sie lachen mich an
sie sprechen mit mir
sie sind freundlich zu mir
sie meinen es gut mit mir

ich kenne die menschen!!
sie lächeln mich an
sie grüßen mich
sie nicken mir zu
sie meinen es zu gut mit mir

ich kenne die menschen!!!
sie lächeln über mich
sie sprechen über mich
sie versuchen zu mir freundlich zu sein
sie meinen es gut mit sich

ich kenne die menschen!?
sie lachten mich aus
sie spotteten über mich
sie waren unfreundlich zu mir
sie meinten es niemals gut mit mir

ich kenne mich!
ich lache die menschen an
ich spreche mit ihnen
ich bin freundlich zu ihnen
ich meine es gut mit ihnen
kenne ich mich?





gedacht




ich sinnierte so vor mich hin
als mich eine frage überraschte:
denke ich oder werde ich gedacht?
ich konnte mir keine antwort geben
und haderte deswegen mit mir.

! ich werde gedacht !
schrie ich plötzlich laut heraus.
die umstehenden schauten mich fragend an.
jaja, seht nur her!
ihr denkt, ihr wundert euch!
dabei werdet ihr gewundert!
fremdbestimmt
wie auch ich teils fremdbestimmt bin.
bedrückt sahen einige weg,
die einen wurden verlegen,
andere sprachen von schwachsinn!

und jetzt erkannte ich die wirklichkeit:
sprich das fremde an,
zeig ihm, daß du es erkannt hast
und siehe:
es ist bedrückt, verlegen und verleumderisch.

werde ich jedenfalls gedacht!





Impressum

Texte: Texte und Bilder sind Eigentum von Christian Mathes
Tag der Veröffentlichung: 23.01.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dankbarkeit für alles, was ich in meinem Leben an Unterstützung erfahren habe, Zuwendungen erhalten, Liebe geschenkt bekam, meine Frau getroffen zu haben und für die Gabe zu formulieren!

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