Ob ihr es glauben wollt oder nicht, es hat seit Menschen gedenken immer schon Männer gegeben, die mit Vagina zur Welt kommen, Frauen die mit Penis geboren werden oder auf alles mögliche dazwischen. Nicht sehr häufig natürlich, aber es war bekannt und akzeptiert. In vielen Kulturen waren solche Menschen fester Bestandteil von Hofstäben oder als PriesterInnen einiger Religionen.
Nur der Islam und das Christentum haben uns immer verfolgt und gefürchtet, weil ihre ganze Macht darauf basiert das Gott Mann und Frau gemacht hat, und alles andere muss vom Teufel kommen. Sinngemäss.
Und trotz der Verächtung für die Kirche, hat es doch sogar ein Paragraph zur Änderung der Geschlechtzugehörigkeit tatsächlich ins alte preussiche Landrecht geschafft.
Die ganze Lüge hat ihren Ursprung anfang des 20. Jahrhunderts, als die ersten Psychiater das phänomen "entdeckten". Und es ist auch ganz leicht, einem aussenstehenden zu "beweisen" das wir psychisch gestört sind. man sieht es ja am genital, und wenn jemand etwas anderes behauptet muss der ja gestört sein. schlimm genug, aber das ist nur der anfang. was noch schlimmer wiegt, ist, das sie uns in einen topf mit transvestiten geworfen haben. damit will ich die nicht schlecht machen, aber das wäre so, als ob man migräne und hirnkrebs gleich behandeln würde, nur weil man von beidem kopfweh bekommt.
man experimentierte herum, und fand dann ja auch recht schnell heraus das man mit hormonen so einiges bewirken kann. schon 1912 wurden erste operationsversuche gemacht. und eigentlich könnte man meinen es sei alles besser geworden. und als das krankheitsbild "transsexualismus" fertig war, war es wohl auch eine zeit lang gut. damals gab es noch kein TSG (Transsexuellengesetz, das gleiche kürzel steht aber auch für Tierseuchengesetz). Wer eine namensänderung oder sowas wollte, musste das mit seinem standesamt selbst ausmachen. und bis heute liegt es übrigens im ermessen jedes einzelnen standesbeamten eine namensänderung ohne aufwand und demütigung zu ermöglichen. es wird nur nicht gemacht. jedenfalls zeichnete sich ein verfahren ab, erst jahrelang psycho, dann mal hormone und epilation, irgendwann eine gaop und nebenher noch eine namensänderung. das wurde dann auch 1981 so im TSG verankert, wobei hier 2 psychiatrische gutachter darüber entscheiden ob jemand seinen namen ändern darf oder nicht. genau wie über jede andere kleinigkeit übrigens auch. das geht soweit das manche ihren kleidungsstil nach dem geschmack ihres psychiaters ausrichten, aus angst keine medikamente zu bekommen.
auch schon recht heftige situation. aber als dieser "ofizielle weg" vorgezeichnet war, fing der richtige ärger erst an. denn die transsexuellen waren als arme kranke menschen zwar nicht beliebt, aber zumindest gestand man ihnen zu, krank zu sein und nichts dafür zu können. bis dahin waren transsexuelle aber fast ausschliesslich menschen, die ein problem mit ihrem körper hatten, so wie ich. es ging ihnen darum, ihren körper so weit wie möglich an ihr inneres körperbild anzupassen. aber es gibt noch eine menge anderer gründe, warum jemand zwitweise oder dauerhaft in der rolle des anderen geschlechts leben will. und eben darum geht es meistens, um die rolle. kleider, hohe schuhe, make up und nagellack und lange haare und sonstwasnoch. manche kommen mit dem druck der gesellcschaft nicht klar, harte männer sein zu müssen (ich habe doch so einen zarten charakter, ich bin eine frau), andere sind latent homosexuell, können sich das aber nicht eingestehen (ich stehe auf männer, also muss ich eine frau sein), und noch zwanzig andere mögliche gründe. und immer mehr davon sahen den "ofiziellen weg" als ihren ausweg, um vom schrillen vogel den jeder unmöglich findet, zum armen kranken menschen zu werden dem jeder helfen will. nur das, was für uns hilfe ist, ist für die eine qual. ich würde voller freude 8 stunden am tag bei einer kosmetikerin liegen und nadelepilation machen lassen. für die die es nicht wissen, dabei sticht sie in jede einzelne haarwurzel mit einer nadel und jagt einen elektrischen strom durch, der die wurzel für immer tötet. das sich das nicht wie zarter sommerwind anfühlt, sollte klar sein. aber während ich mir kaum etwas mehr wünsche, sagen die: boah, biste blöd, tut doch weh, kann man doch alles überschminken!
das problem ist heute, das wir, die eigentlich ein problem mit unserem körper haben, in der minderheit sind. bei weitem die meisten, die man heute als transsexuelle wahrnimmt, haben nicht ein problem mit ihrem körper, sondern mit ihrer rolle. und sie passen ihren körper nur notgedrungen an, und nur soweit es sein muss, um ofiziell "als frau" anerkannt zu werden.
Die, die ihr hört, die im fernsehen reden und von denen man spricht, die wollen nur eine rolle spielen. die wollen so akzeptiert werden wie sie sind, die wollen nicht zur nadelepilation gezwungen werden oder gar zu einer genital-operation. denen ist es wichtiger, was in ihrem ausweis steht, als was sie zwischen den beinen haben. oder im gesicht.
und während die gesellschaft in den späten 80ern und 90ern immer mehr und mehr sich an genau dieses bild gewöhnt hat, desto schwieriger wurde es, überhaupt noch eine behandlung zu bekommen. einerseits hies es "ja schauen sie mal, so viele transexuelle sind glücklich ohne haarentfernung", aber dann konnte man wenigstens noch argumentieren das man entstellt sei und damit sozial ausgegrenzt. aber heute, in unserer ach so tolleranten gesellschaft, zieht das auch nicht mehr.
schön, jeder akzeptiert alles und jeder darf alles sein und machen, alles gut und schön.
aber wir leiden nach wie vor unter unserem körper.
nur kriegen wir keine hilfe mehr, sondern nurnoch akzeptanz. und wenn wir dann unglücklich und deprimiert sind, heist es auchnoch, ihr seid ja selber schuld, habt es euch ja so ausgesucht.
Tag der Veröffentlichung: 13.06.2011
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