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Marie

 

 

Rudolf Wolf war zweifellos eine Elendsfigur und wirkte abstoßend. Er stammelte verworrenes Zeug, war unterwürfig und im nächsten Augenblick anmaßend und frech. Seine trüben Augen huschten verschlagen von einem Gesicht zum anderen. "Was wollt ihr von mir? Ich habe nichts getan. Es ist eine Affenschande und eine Gemeinheit, dass man mich aufs Polizeipräsidium bringt. Ihr Schweine! dazu habt ihr kein Recht" Plötzlich änderte er seinen Ton. "Nein, nein, so habe ich es nicht gemeint." Wolf fing an zu weinen. "Schluß damit, Wolf", sagte Kommissar Schneider, dieses Gejammere fiel ihm auf die Nerven. "Nehmen sie sich zusammen. Ich habe keinerlei Anklage gegen sie erhoben,noch nicht. Und Sie sind nicht verpflichtet auszusagen, wenn sie nicht wollen. Anderseits, wenn sie nichtsmit dem Mord an ihrer Frau zu tun haben... " Wolf unterbrach ihn mit einem gellenden Aufschrei. "Ich habe sie nicht getötet! Ich habe es nicht getan! Es ist eine Lüge! ihr alle seid gottverdammte Schweine alle gegen mich. Ich hab sie nicht umgebracht - ich nicht!" "Sie haben aber ziemlich oft damit gedroht. Alle ihre Nachbarn haben das ausgesagt." "Nein! Aber nein! Das verstehen sie nicht. Das war doch nur ein Spaß zwischen uns. Hanna wußte das." "Eine seltsame Art von Scherz! Wollen sie mir sagen, wo sie gestern Abend waren?" "Ja, natürlich, alles will ich ihnen sagen. Ich sag ihnen, wo ich war, Herr Kommissar. Ich war in der "Ratte", den ganzen Abend, dass ist die Kneipe in unserer Straße." "Mit wem waren sie dort?" "Samy und Jonas und anderen Freunden..." Er sprach so schnell, dass er sich verhaspelte. "Ach Gott! Es ist wahr, was ich ihnen sage." Er begann wieder zu schreien. Der Kommissar nickte einen Beamten zu. "Führen sie ihn ab. Untersuchungshaft."

 

"Was halten sie davon, Doc? Ich weiss nicht was ich davon halten soll", sagte er, als der unappetitliche, zitternde Mann mit dem verschlagenen Gesichtsausdruck abgeführt worden war. Doktor Frenzel, der Polizeiarzt, war ein ruhiger, eher zurückhaltender Mann. Er hielt seine Brille in der Hand und begann, sie an seinem nicht mehr ganz sauberen Kittel zu putzen. Dabei waren seine Augen nicht auf diesen Vorgang gerichtet, nein, er sah Kommissar Schneider an. Er kannte Schneider schon eine Ewigkeit. Wieviele Leichen hatten sie schon gesehen? Schneider war nun beinahe zehn Jahre bei der Kripo, und er kam immer wieder zu Doktor Frenzel, um sich Rat zu holen. Zu solchen Vernehmungen bat er ihn hinzu,  vor allem, wenn er sich nicht sicher war. "Er war es nicht, Hunde die bellen, beißen nicht, Schneider, oder was denken sie?" "Ich denke auch, dass er es nicht war. Vielleicht ist es falsch, ich kann es auch nicht erklären, warum ich ihn nicht für den Täter halte." "Ich muss ihnen zustimmen." "Gut, dann bedanke ich mich vorerst bei ihnen. Ich halte sie auf dem Laufenden. Gute Nacht Doc." "Ach, da wäre noch etwas," sagte Doktor Frenzel,"die Frau war betäubt, als sie erstochen wurde." Schneider wirbelte herum. "Was? Man hat sie vorher betäubt?" "Ja, sie war völlig hilflos. Das ist ein sehr wirksames Mittel. Es befand sich unter den Sachen, die mir Ihre

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 09.11.2013
ISBN: 978-3-7309-6078-3

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