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Tin-Hinan




Der rote Sand scheint
wie ein grenzenloses Meer,
lautlos flammend und schwer
in seinem Bett
dahin gestreckt.
Kein Vogel breitet seine Flügel hin
in dichter Luft,
wo eine mächt'ge Sonne
glühend kreist.

Leconte de Lisle 1862


Die Sonne brannte unerbittlich auf den Tuareg, der am Grabmal jener Frau, die als Ahnin Tin-Hinan aller Edlen Tuareg bezeichnet wird, kniete. Tin-Hinan, die Königin kam vor langer Zeit auf einem weißen Kamel. Begleitet wurde Sie von ihrer Dienerin Takamat.
Die Reise verlief gut, aber der Weg war lang und eines Tages waren die Lebensmittel, die sie bei sich hatten, aufgebraucht. Sie fanden keinen Menschen, von dem sie Nahrung bekommen konnten, und es schien, als müssten sie verhungern.
Takamat, die in der Sahara aufgewachsen war, wusste sich jedoch zu helfen. Als sie eine Ameisenstraße bemerkte, die über den Weg lief, ging sie ihr nach und hatte bald einen großen Ameisenhaufen entdeckt. Sie trug ihn ab, sammelte das Getreide, das die Tiere in ihren Bau aufgehäuft hatten, und rettete auf diese Weise ihrer Herrin das Leben.
Als sie später die Berge des Hoggar erreichten ritten sie nicht weiter, sondern blieben.
Von Tin-Hinan stammen die adligen Tuareg, die hellhäutigen, großen Imohar, so wie Amagas.
Amagas, der Gepard, gehört zu den Freien und Edlen.
Kniend dankte er Tin-Hinan für die Seinen, er bat um einen reichen Tierbestand und um Allahs Segen.
Langsam erhob er sich und überblickte die Weite, die er so liebte.
Die wahre Größe seines Schicksals wurde ihm in dieser ausgeglühten Hölle bewusst. Aber er liebt es hier zu leben und ihm fielen jene Worte ein:
"Ich führe meine Söhne weg von bewohnten Gegenden,
auch wenn es dort Wasser gibt in Fülle,
welches die Menschen zu Sklaven verwandelt."
Sein Vater hatte sie gesagt, als die Franzosen versuchten die Tuareg anzusiedeln um sie leichter zu kontrollieren und zu beherrschen.
Stolz und Würde, das ist es, was die Tuareg so mächtig machten. Sie sind entschlossen in dieser endlosen Wüste zu überleben, in der jede einzelne Palme, auch das bescheidenste Insekt, geheiligte Wunder sind.


Sein weißes Kamel stand noch am selben Fleck, an dem er es zurückgelassen hatte. Sein geliebtes Mehari, es war ein stolzes und schönes Tier und Amagas konnte sich darauf verlassen, dass sein treues und zeitweise störrisches Reitkamel, ihn sicher an sein Ziel brachte. Manchmal schlief er auf ihm ein, dass Tier hatte dann keine Schwierigkeiten den Weg zu finden und wenn es wirklich mal nicht weiter wusste, blieb es einfach stehen. Sein blasierter, dummer, hochmütiger und vornehmer Blick ging ihm manchmal auf die Nerven, so wie jetzt, als es seinen Reiter ansah, aber Amagas musste jedes Mal darüber lächeln.
Jeder Tuareg wusste, warum die Kamele so hochnäsig sind.
Es gibt für Allah einhundert Namen, doch Mohammed verriet seinen Anhängern nur neunundneunzig davon. Den hundertsten aber flüsterte er eines Tages seinem weisen Mehari ins Ohr, als Dank dafür, dass es ihm im Moment einer Gefahr zur Flucht verhalf. Und so kommt es, dass nun eben alle Kamele den hundertsten Namen Allahs kennen, die Menschen aber nicht und das ist der wahre Grund, weshalb alle Kamele so entsetzlich blasiert, stolz, überheblich und hochnäsig sind, denn sie sind wissend.
Amagas ging ohne Eile auf das Tier zu, als er plötzlich ein leises Wimmern vernahm.
Was war das? Hier in dieser Leere, ein fremdes Geräusch!
Er drehte sich in die Richtung aus der das Gewimmer kam, aber so sehr er auch mit seinen Augen suchte, er konnte nichts entdecken.
Er musste sich geirrt haben, hier konnte es keine Geräusche geben, außer die Stimmen der Ahnen und Geister.
Nur ein Tuareg kann im unablässigen Brausen des heißen Windes und der verhaltenen Antwort des Sandes die Stimmen der Überlieferung vernehmen.
Denn Wenn Gott im Himmel ist, gehört die Erde den Geistern sagt ein altes Sprichwort und diese tote Erde ist gesättigt von der Asche jener, die um die Geheimnisse des Lebens wussten.
Der Glaube an ein stetes Zwiegespräch zwischen den Wesen und den Dingen, war die erste Form geistigen Lebens. Nichts konnte die Stimmen der Vorfahren vergessen lassen. Sie bleiben klar und verständlich für den, der ihnen wirklich zuhören wollte.
Aber hier an diesem Ort war ein Wimmern zu hören.
Nein, Amagas irrte sich nicht, da war es wieder.
Langsam und vorsichtig ging er zurück und schaute hinter die Felsen.
Er konnte nicht glauben, was er da vor sich sah.
Eine tote Frau lag gekrümmt in einer Felsspalte.
Nach der Kleidung zu urteilen handelte es sich um eine Dienerin, eine Imrad.
Die Sandalen, die sie an den Füßen trug waren zerschlissen und es klebte schwarzes, getrocknetes Blut daran.
Sie musste mindestens schon einen Tag tot sein, denn kleine Wüstenbewohner machten sich bereits an ihr zu schaffen.
Amagas betrachtete das verzerrte Gesicht dieser Frau, die wahrscheinlich an Erschöpfung gestorben war, denn er konnte keine Wunden entdecken. Sie musste bewusst an diese Stätte geflohen sein.
Vielleicht suchte sie Schutz vor den Franzosen, oder sie war eine Ausgestoßene.
Amagas kannte solche Schicksale, die meist auf die selbe Art endeten. Diese Geschöpfe wurden so lange gequält und beschimpft, bis sie sich meist freiwillig aus den Lagern schlichen und der Tot brachte den Betroffenen die Erlösung.
Er wollte nicht weiter darüber nachdenken, denn es war Allahs Wille und so sollte es sein. Er wendete sich bereits zum gehen, als er wieder ein leises Wimmern vernahm.
Neben der Toten lag ein Bündel aus Ziegenhaut, er hatte dem bisher keine Beachtung geschenkt.
Langsam und behutsam schlug er die Haut auseinander.
Erschrocken wich er zurück.
„Allah was ist das?“
Nackt und völlig entkräftet lag vor ihm ein Kind.
Ein Mädchen, nur ein paar Monate alt, nicht mehr fähig laut zu schreien.
Vorsichtig nahm er das Kind in seine Hände, hob es hoch und betrachtete es. Es konnte nicht das Kind dieser armen Frau sein, die hier tot vor ihm lag, dieses Kind war etwas besonderes, es hatte die Augen des Himmels, der wunderbar blau und schützend über allem steht und die Haare der Sonne, die ihre Strahlen weit sichtbar leuchten ließ.
Um den Hals trug die Kleine ein Amulett, es war eine schöne Arbeit und es musste aus Gold sein.
Amagas, betrachtete es lange, er hielt es in der Hand und drehte es hin und her.
Wie alle Tuareg verstand er etwas von edlen Schmuck, ja, er liebte Schmuck. Kunstvolle Arbeiten entstanden in jedem Lager der Tuareg, denn immer gehörte ein Schmied dazu, der die Sättel verschönte oder aber die viel begehrten Amulette und Armreifen herstellte.
Auf diesem ovalförmigen Amulett war ein Löwe dargestellt, seine Augen waren Smaragde, die kalt strahlten, unter seiner linken Pfote lag eine tote Schlange, ihre Augen waren zwei Rubine, so rot wie Blut, das vergossen wurde. Diese Darstellung musste eine tiefere Bedeutung haben. Es ging um Macht und Stärke eines Geschlechts, bloß wessen Geschlechts?
Dieses Kind stammte bestimmt von einer großen und angesehenen Sippe entschied Amagas für sich.

„Es muss Allahs Wille sein, dass er mir dieses Kind gegeben hat, ich werde Dir ein Vater sein und Dich behüten und beschützen.“
Er ging, das Kind auf dem Arm, zu seinem Kamel. Behutsam befeuchtete der die Lippen des kleinen Wesens an. Sofort bewegte sich das kleine Köpfchen hin und her und versuchte zu saugen.
Immer und immer wieder machte Amagas seinen Finger nass, bis das Kind vor Erschöpfung einschlief.
Amagas wickelte es in sein Gewand ein und betrachtete es erneut. Diese helle Haut, diese blauen Augen, die jetzt friedlich geschlossen waren und das goldene Haar, über das er sanft strich.
Dieser große, hellhäutige Imohar, der zu den stolzesten und mutigsten seines Stammes, der Kel Ahaggar gehörte, vergoss Tränen des Glücks über Allahs Geschenk.
Leider hatte Allah es nicht gewollt, dass seine geliebte Kella ihm einen Sohn oder eine Tochter schenke. Und nun, hier am Grabmahl der Ahnin Tin-Hinan, fand er seine Tochter. Es ist ein großes Geschenk und kniend dankt er Allah dafür. Er hielt dieses Kind hoch und rief:
„Vom heutigen Tag an sollst du nach der Frau benannt werden, an deren Grabmahl ich dich fand, dein Name sei von nun an, Tin-Hinan!“


Amagas stammte mütterlicherseits von Tin-Hinan, die von den Zelten, ab, der vornehmsten der Adligen. Seine Mutter war eine wunderschöne Targia, die zur Frau des amrat, des Stammesoberhaupt wurde. Diese große Liebe brachte ihn, Amagas hervor.
Als sie ihm das erste mal die Brust gab, träufelte sie ihm die Muttermilch in die Nase, die sie dann durch ziehen in die erwünschte lange, feine Form brachte.
Den Kopf drückte sie in eine möglichst schöne Form. Er war ihr wunderschöner Sohn.
Die Freude und der Stolz seiner Eltern.
In den ersten Lebensjahren , als er noch nicht laufen konnte, wurden ihm eine Vielzahl von kleinen Schnitten zugefügt. Ein Mittel gegen die bösen Geister, die Kel Essuf.
An der Stirn, im Bereich des Haaransatzes , an den Schläfen, zwischen Ohr und Auge, auf dem Rücken oder an den Schenkeln machte sein Vater ihm Schnitte, die dadurch hervorgehobenen Blutungen sollten dem Kind Kraft vermitteln und ihm helfen, rasch laufen zu lernen.
Amagas lernte schnell laufen, schneller als andere Kinder, er war geschickt im Fangen von Vögeln, Mäusen, Dornenschwanzechsen und anderen Tieren. Wie alle Tuaregkinder spielte er zunächst mit den gefangen Tieren um sie später zu verspeisen. Er hatte immer großen Hunger.
Im Winterhalbjahr seines achten Lebensjahres wurde Amagas beschnitten. Sein Koranlehrer führte diese Tätigkeit mit großer Sorgfalt an einem günstigen Tag des Mondmonats aus. Seine Vorhaut wurde sofort an Ort und Stelle vergraben. Die Zeit der Heilung war eine schmerzliche und auch schöne Erinnerung für ihn.
Beide Elternteile versorgten und kümmerten sich um ihn.
Nie mehr in seinen Leben hatte Amagas solche Fürsorge erfahren. Amagas wuchs zu einem schönen, schlanken Jungen heran. Er trug lange, prächtige Zöpfe, die kunstvoll geflochten waren.
Mit der Zeit der eintretenden Geschlechtsreife beteiligte er sich
an den Fastenzeiten und begleitete seinen Vater an den ersten Raub- und Kriegszügen.
Zu dieser Zeit schenkte ihm sein Vater zum Ramadanfest des ersten Fastenmonats den dunkelblauen Gesichtsschleier, den Litham.
Bei kriegerischen Unternehmungen zeigte Amagas viel Mut und Tapferkeit und konnte so seine kämpferischen Qualitäten unter Beweis stellen.
Er, Amagas ,war ein begehrter, schöner, junger Mann, nach dem sich manches Tuaregmädchen sehnte.
Stolz ritt er bei jeder festlichen Gelegenheit oder bei abendlichen Treffen, den ahal, auf seinem weißen Kamel, das edelste aller Kamele, mit seinen hohen schlanken Beinen, seinem schön geformten Hals, vornehmen Gesichtszügen und andressierten eleganten Trab.
Er konnte die Anwesenden in Begeisterung und Neid versetzen.
Die Art wie Amagas sich bewegte, wie er sprach und wie er Gesten setzte, waren darauf angelegt, elegant und edel zu wirken.
Aber am meisten wirkte dieser Zauber auf Kella, seine Auserwählte.
Sie liebte diesen stolzesten aller Tuareg.
Amagas wusste dies, ließ es aber nicht erkennen. Er behandelte sie eher mit Nichtbeachtung. Bis er eines Tages seinen Koranlehrer bat, Kella zu bitten seine Frau zu werden. Alle freut sich sehr über dieses schöne Paar. Kella stammte auch aus einem Adelsgeschlecht, denn ein Tuareg heiratet nur in seiner eigenen sozialen Schicht.
Kella hatte einen stolzen Brautpreis, die Familie wollte zwanzig Kamele für sie und die Familie von Amagas bezahlte diesen Preis, denn Kella war es wert. Sie brachte ein schönes Lederzelt mit in die Ehe.
Es war der Hochzeitsmonat Juli, den der Koranlehrer für das Fest bestimmte. Die Verwandtschaft musste versorgt werden. In dieser Zeit fallender Regen ermöglicht das anwachsen der Weideflächen und das Tränken der Herden benötigt nicht so viel Zeit.
Also Juli war ein guter Monat.
Die Hochzeitsvorbereitungen liefen auf vollen Touren, aber Amagas bekam seine Kella nicht zu sehen.
Fast völlig verschleiert saß er in seinem Zelt, nur Nachts durfte er sich im Lager aufhalten.
Er musste die Hochzeitszeremonie abwarten, auch wenn er sich vor Sehnsucht nach seiner Braut fast verzehrte.
Die Gäste hatten ihre schönsten Kleider angezogen und erschienen mit ihren besten Reitkamelen.
Amagas konnte die Lieder und die Musik hören und er fragte sich, ob auch Kella, die im Zelt ihrer Eltern saß, es ebenso vernahm.
Spät in der Nacht endeten die Gesänge und von seinen Freunden begleitet wurde Amagas herbeigeführt, auch Kella wurde nun von jenen schrillen Trillerschreien, die die Frauen mit der Zunge erzeugten, begleitet.
Amagas saß schon im Zelt auf der Bettstelle, als Kella langsam auf ihn zu kam und sich neben ihn setzte.
Alle Freunde verließen nun das Zelt.
Amagas sah Kella an und sagte: „Ich werde in dieser Nacht wie eine Mutter zu Dir sein.“
Das Gesetz der Tuareg verlangt, dass der Bräutigam in der ersten Nacht wie eine Mutter sein soll, in der zweiten Nacht, wie eine jüngere Schwester und erst in der dritten Nacht darf er sie zu seiner Frau machen.
Und Amagas machte Kella in jener dritten Nacht zu seiner Frau.
Beide versanken im Rausch ihrer Erregung in dieser Nacht, die begleitet war von den Liedern und Tänzen der Freunde vor ihrem Zelt.
Seine Kella, sie war für Amagas die schönste Blume unter der heißen Sonne der Wüste.
Sie waren sehr glücklich, auch wenn Allah ihnen keine Kinder schenkte, sie liebten sich und Amagas war stolz auf seine schöne Frau.


Nichts schien dieses Glück zu stören, bis zu jenem Tag, als die Kel Ajjer das Lager überfielen. Alle Krieger versuchten den Feind abzuwehren. Aber ein Teil der feindlichen Krieger griffen das Lager an, um Verwirrung zu stiften und diese Verwirrung nutzten die anderen, um die Kamele zu stehlen.
Amagas Vater,der amrat,des Stammes versuchte mit sein Kriegern den Räubern zu folgen.
Er kannte den Weg, den sie nehmen mussten und er kannte den Brunnen, an dem er den Feinden auflauern konnte.
„Sie werden am Brunnen sein und wir werden vor ihnen dort eintreffen und sie überraschen.“
Die Männer nickten und spornten ihre Kamele an. Die Kel Ajjer spähten nach Süden und erwarteten ihre Verfolger von dort. Aber was sie nicht ahnen konnten, dass diese von Norden kamen. Die Kel Ahaggar warteten bis die Räuber ihre Kamele getränkt hatten. Sie beobachteten, wie die Männer mit ihren Händen den Sand beiseite schoben und ein Loch gruben, aus dem die Kamele trinken konnten. Sie arbeiteten schnell, um genügend Wasser für, die sich drängenden, Tiere zu beschaffen. Immer wieder wurden die Wasserschläuche eingetaucht und schnell empor gezogen. Das Gelände rings um den Brunnen war uneben und zerklüftet, so konnten die Kel Ajjer ihre Verfolger, die diese keinen Moment aus den Augen ließen, nicht sehen. Bis zu dem Augenblick, da sie Schreie ausstießen, die von den Kamelen erkannt wurden. Sofort waren sie auf ihren vier Beinen und versuchten davon zu stürmen. Sie rissen an den Stricken und Panik breitete sich bei den Tieren aus. Sie brüllten und zerrten an ihren Fesseln. Es war ein heilloses Durcheinander.
Beide Gruppen standen sich gegenüber und riefen sich so lange Herausforderungen und Beleidigungen zu, bis alle in Wut gerieten.
Mit einem schrillen Kriegsgeschrei stürzten sich schließlich die Gegner aufeinander. Amagas kämpfte mit seinem Schwert, er hielt es in beiden Händen und konzentrierte sich auf seinen Gegner. Er holte aus und tat einen kräftigen Schlag, der seinen Feind an der Schulter verletzte, eine tief klaffende Wunde wurde sichtbar, als er sein Schwert zurückzog. Der Mann blickte ihn ungläubig an und fiel vor ihm auf den Boden. Der Sand zog gierig die schnell austretende Flüssigkeit auf und es breitete sich ein kleiner roter Fleck, der bis zu Amagas Füssen reichte. Er hatte gesiegt und Stolz durchflutete seinen Körper, er wand sich um und konnte gerade noch sehen, wie das Schwert eines Feindes den Kopf seines Vaters traf.
Mit einem wilden verzweifelten Schrei stürzte er sich auf den Krieger.
Der hatte bereits sein Messer gezogen und wand sich jetzt Amagas zu.
Einen Augenblick später fühlte Amagas das Messer an seinem Hals, es war der kalte Stahl der sein Blut zum kochen brachte. Das Schwert fiel ihm aus der Hand und er packte den Mann und riss ihn mit sich zu Boden. Er erwischte die Handgelenke und versuchte das Messer abzuwehren, dass ihn tief in den Arm schnitt. Er spürte keinen Schmerz, er fühlte nur Zorn und Wut und den Willen, diesen Mann, der seinen Vater verletzt hatte,zu töten.
Sie lagen auf den felsigen Boden und jeder versuchte nach oben zu gelangen, die Arme zitterten vor Anstrengung und die Augen der Beiden suchten nach einer Möglichkeit den Anderen zu treffen. Amagas nahm alle Kraft zusammen, er stählte sich und stieß den Kel Ajjer von sich, er nutzte diesen Moment und zog sein Messer,doch auch sein Gegner nutzte diese Gelegenheit und stieß zu, das Messer bohrte sich in den anderen Arm. Amagas durchströmte ein heftiger Schmerz, der ihm fast die Sinne raubte, er versuchte verzweifelt sein Messer in der Hand zu halten. Sein Gegner freute sich über sein erreichtes Ziel und wähnte sich schon als Sieger, noch einen Treffer und der dreckige Kel Ahaggar war besiegt. Voller Siegesfreude wollte er Amagas den Todesstoß versetzen, doch dieser wich der Klinge geschickt aus und ehe der Kel Ajjer wusste was passiert war, drang das Messer von Amagas tief in sein Herz. Er sah auf das Messer herab und mit seinen letzten Worten verfluchte er die Kel Ahaggar.
Weinend und zitternd rannte Amagas zu seinem Vater.
„Vater, ich habe ihn getötet,dieser Mann ist tot.“
Auf die Knie fallend umfasste er den Körper,der sich aufbäumte und des Vaters Hand hielt sich an seinem Ärmel fest, die Finger bohrten sich in sein Fleisch und suchten Halt.
„Vater, was ist mit dir?“ fragte Amagas und er merkte wie eine schreckliche Hilflosigkeit über ihn kam.
„Mein Sohn, wir müssen Abschied nehmen, es ist soweit, Allah hat mich zu sich gerufen, ich muss ihm folgen.“
Noch mehr klammerte der Sterbende sich an seinen Sohn , Amagas versuchte seinen Vater zu halten, aber es war zu spät, die Verwundung war sehr tief.
Er bemühte sich noch einmal die schahada, das Glaubensbekenntnis zu sprechen.
„Aschhadu anna la illaha illa Allah wa Muhammad rasulu-llah.“
„Ich bekenne, dass es keinen Gott gibt außer Gott, und Muhammad ist sein Prophet.“
Die Augen, die Amagas ansahen waren starr, er hielt seinen toten Vater in seinen Armen, er sah zum Himmel und rief laut:„ Allahu akbar- Gott ist groß!„
Er blickte auf seinen toten Vater, dann drehte er sich um und sah auf dem toten Kel Ajjer. Amagas konnte nicht fassen was da passiert war. Er hatte Menschen getötet, sein Gewand war vom Blut durchtränkt. Er hatte seinen Vater gerächt, er war ein guter Kämpfer, er war zu einem richtigen Mann geworden, doch unter seinem Litham flossen Tränen, Tränen der Verzweiflung, Tränen des Hasses und Tränen des Schmerzes um den Verlust seines geliebten Vaters.
Amagas legte seinen toten Vater auf sein treues Kamel und führte ihn zum Lager zurück.
Seine Mutter war ein Bild des Schmerzes, als sie den geliebten Mann tot vor sich sah.
Die Männer des Lagers begruben den amrat des Stammes und der heiße Wüstensand wehte über den frisch errichteten Steinhügel.
Der neue amrat des Stammes hieß von nun an Amagas.


Amagas versuchte so zu denken und zu handeln, wie es ihm sein Vater gelehrt hatte und die Seinen dankten es ihm mit ihrer Treue.
Sie vermehrten seine Kamelherden und Amagas war ein angesehener Tuareg. Die Kunde von seiner Weisheit und seiner Güte verbreitete sich durch die gesamte Wüste. Sogar Lieder wurden von ihm gesungen und die Älteren erzählten oft Geschichten von ihm am abendlichen Lagerfeuer Amagas, der Gepard, der Sohn der Wüste.
Nun hatte Allah ihm einen großen Wunsch erfüllt und ihm ein Kind geschenkt, eine kleine Tin-Hinan.
Seine Kella würde sich auch freuen, er wusste um ihre Trauer kein Kind zu haben.
Er trieb sein Kamel zur Eile an und schon vom weiten konnte er die roten Lederdächer der Zelte erkennen.
Sie waren im Kreis aufgebaut und hoben sich vom Gelb des Bodens leuchtend ab.
Sein Diener Abdul kam ihm schon entgegengelaufen. Dieser alte Mann hatte schon für seinen Vater gesorgt und ihm diente er hingebungsvoll.
Er liebte Amagas wie seinen eigenen Sohn.
Sie begrüßten sich und der Alte nahm das Kamel und führte es zum Lager, dort hielt er an und Amagas stieg ab.
Vorsichtig hielt er Tin-Hinan in seinem Umhang verborgen und er freute sich, an den neugierigen Blicken, die auf ihm ruhten.
Sogar Kella, die neben ihm stand, versuchte herauszufinden, was er da in seinem Umhang hatte.
Zärtlich wickelte er das Bündel aus und hielt das Kind hoch, damit alle es sehen konnten.
„Seht her, Allah hat mir und Kella ein Kind geschenkt, es ist unsere Tochter Tin-Hinan.“
Die Freude und das Erstaunen nahm kein Ende, jeder wollte das Mädchen sehen und es berühren. Kella hielt es an ihre Brust und sofort bewegte sich der kleine Kopf wieder hin und her.
„Es hat Hunger, das Kind ist hungrig.“ sagte Kella erschrocken.
Eilig wurde Kamelmilch von der besten Stute in Amagas Herde geholt und gierig trank dieses kleine Wesen, bis es wieder vor Erschöpfung einschlief.
Kella wiegte es sanft in Ihren Armen und Amagas erzählte allen von dem Grabmal und von der toten Frau und wie er das Kind fand, dass nun sein Kind war.
Eine alte Hand legte sich plötzlich auf den Kopf des Kindes, es war die alte Zuraida, die Stimme der Weißsagung und der Orakel des Stammes. Sie stand mit geschlossenen Augen vor dem Kind und als sie die blutunterlaufenen Augen plötzlich auf Amagas richtete, sprach sie sehr langsam und laut, so dass jeder der Umstehenden ihre Worte vernehmen konnte.
„Dies ist ein Kind, dass Unglück über dich und Kella bringt, es wird dich und Kella trennen, es wird dich fortführen von deinem Stamm, den du verlassen wirst wegen diesem Kind und du wirst sehr viel Leid erdulden müssen, ehe du deinen Stamm wiedersiehst. Aber auch das Kind wird leiden müssen, fern von hier wird es durch die Hölle gehen. Ich rate dir, töte es und dir und den deinen wird nichts geschehen, Allah wir mit dir sein.“
Ihr zahnloser Mund schloss sich wieder, aber ihre Augen waren brennend auf Amagas gerichtet.
Er konnte nicht glauben, was Zuraida da sagte, immer hatte er auf sie gehört, oft schon um Rat gebeten, aber dass konnte jetzt nicht sein. Er sollte dieses Kind töten. Er sollte sein eben erhaltenes Glück vernichten. Das konnte Allah nicht von ihm verlangen. Das war nicht möglich. Alle sahen Amagas an und warteten auf eine Entscheidung von ihm und so war nur der Wind, der über den gelben Sand stich, zu hören.
Kella drückte das Kind noch fester an sich, auch sie wusste um Zuraidas Orakelsprüche, sie hatte ihr damals geraten Amagas zu heiraten, sie hatte ihr gesagt, dass er der für sie bestimmte Mann war und das Allah den Bund seinen Segen schenkte. Zuraida hatte ihr auch gesagt, dass sie ein Kind haben würde, aber nie hatte Allah seine Gnade auf ihren Schoß weilen lassen und so blieben sie bis zum heutigen Tage kinderlos. Jetzt endlich hielt sie ein Geschenk Allahs in ihren Armen und Zuraida verlangte ein fürchterliches Opfer von ihnen. Kella war der Verzweiflung nahe, sie schaute auf ihren geliebten Amagas und ihre Augen forderten eine Antwort.
„Niemals werde ich dieses Kind töten und wenn es Allahs Wille ist, so will ich leiden, aber ich habe dieses Kind am Grabmal unserer Ahnin gefunden und werde es behalten. Ich achte deine Fürsorge und deine Worte Zuraida, aber ich kann dieses Kind nicht töten, auch wenn es mein Tod sein soll.“
Zuraida wich erschrocken zurück und eilte in ihr Zelt. Sie hatte Amagas gewarnt und er hatte ihre Warnung in den Wind geschlagen.
Kella strahlte ihn an und er wusste wie glücklich er sie gemacht hatte, denn er war selbst sehr glücklich.
Endlich hatten sie auch ein Kind.
Ein Kind das ein Zusammensein vervollständigte und eine Familie daraus machte. Sie und Amagas würden nun nicht mehr allein mit ihrem Glück sein, nein, sie konnten es teilen .
Teilen mit ihrer Tochter Tin-Hinan.
Kella würde sie in allen unterrichten und ihr beibringen, was eine gute Targi wissen musste, sie würde sie lieben und beschützen und dafür Sorge tragen, dass sie zu einer schöne und kluge Frau heranwuchs.
Tin-Hinan war von nun an ihre Aufgabe, sie hatte ein Kind!
Endlich, Allah sei gepriesen.
Kella wiegte die Kleine hin und her und strahlende Augen schauten Amagas an.
In dieser Nacht lagen Sie lange wach, nur das leise Atmen des Kindes zwischen ihnen war zu hören.
„Ich liebe dich und ich danke dir.“ sagte Kella.
„Ich liebe dich auch und ich bin glücklich, wenn du es bist.“
„Ich bin glücklich.“
Sanft küsste er ihr die Augen und streichelte die schönen , festen Brüste.
Vorsichtig legte Kella das Kind neben sich und drängte ihren Körper an den ihres Mannes.
Heiß spürte sie sein hartes Geschlecht an ihren Schenkeln . Amagas küsste und saugte ihre Brüste, bis sie vor Wollust stöhnte. Sie klemmte sein Geschlecht zwischen ihre Scheide und in sanften Bewegungen verwöhnte sie ihn. Als er dann in sie drang, spürten beide nicht mehr den harten Zeltboden, sie hielt ihn an sich gedrückt und er versuchte noch tiefer in sie zu dringen. Gleichzeitig und unendlich schön war ihr Kommen.
In dieser Nacht war Allah gnädig und ließ den Samen Amagas in Kella fruchtbar werden.
Neun Monate später gebar sie einen Jungen.
Sie nannten ihn Omar.


Wie man die Liebe der Frauen erringt


Wenn du die Liebe der Frauen erringen willst, setzte dich lange zu ihnen,
so ehrst du sie,
führe sie freundlich am langen Zügel,
trage dein Haupt höher als sie,
und zeige mehr Stolz als sie es vermögen.

Kel Ajjer


Tin-Hinan wuchs wohl behütet unter Kellas und Amagas Obhut heran. Sie liebten dieses Kind der Sonne, denn sie war schön, klug und hatte ein vornehmes Wesen.
Genau wie ihr aufrechter Bruder Omar., der seine Schwester überall begleitete. Die beiden waren unzertrennlich. Omar liebte seine Schwester, die um einiges größer war als er. Er durfte an ihrer Hand die Spiele der anderen Kinder beobachten und er durfte mit ihr aus dem Lager gehen, hinaus in diese Weite, die kein Ende nehmen wollte solange man auch lief.
Eines Tages, als Bruder und Schwester wieder einmal sehr weit vom Lager entfernt waren, nahm Tin-Hinan ihren kleinen Bruder und setzte ihn neben sich.
„Wir wollen uns ausruhen Omar.“
Der Kleine nickte nur und schmiegte sich an seine Schwester.
„Ich möchte immer so leben, den Wind lauschen, der aus der Ferne zu uns kommt und Geschichten erzählt. Es ist so ruhig und friedlich hier, keiner schreit die Kamele an, keine Kinder rennen spielend herum, es ist so schön ruhig, magst du das auch Omar?“
„Ja, ich finde es auch schön, aber vor allem, weil du bei mir bist.“
Tin-Hinan strich ihm über das schwarze Haar und stumm saßen die beiden Kinder in dieser unendlichen Weite, nicht einmal ein Vogel störte sie, dafür aber ein anderer Wüstenbewohner. Ein Skorpion kroch immer näher an sie heran. Erst lief er friedlich daher, aber als er eine Gefahr vor sich spürte, stellte er seinen Schwanz aufrecht, bereit jeden Moment seinen Gegner zu vernichten. Omar und Tin-Hinan sahen in den Himmel, der ein gleißendes Licht von sich gab, als Omar zusammenzuckte und aufschrie. Tin-Hinan zog blitzschnell ihren Sandalen aus und hieb auf das Tier, das schon wieder mit erhobenen Schwanz auf Omar loswollte, mit aller Kraft ein, bis es sich nicht mehr rührte.
Omar weinte neben ihr.
„Bleib ganz ruhig Omar, ich werde dir helfen“ sagte sie.
Schon oft hatte sie beobachtet, was die Tuareg tun, wenn ein Skorpion zugestochen hatte. Sie holte ihr Messer heraus und löste Omar die Sandale vom Fuß. Eingehend betrachtete sie die Wunde, aus einem kleinen Einstich am Fuß sickerten ein paar Tröpfchen Blut. Mehr war nicht zu sehen. Die Gefahr, in der Omar schwebte, kannte sie sehr deutlich. Sie hatte schon einmal ein Kamel gesehen, das von einem Skorpion gebissen wurde. Seine Gelenke waren angeschwollen und es hatte geschrieen, als zerteile man es bei lebendigen Leibe. Und nun war ihr kleiner Bruder Omar von so einem gefährlichen Tier gestochen worden. Als erstes band Tin-Hinan ihm das Bein unterhalb des Knies ab, sie wusste, dass das Gift sich so nicht verteilen konnte. Dann nahm sie ihr Messer und hielt es in die Sonne, bis es glühend heiß war. Sie nahm den Fuß in ihren Schoß und sagte: „Ich tu dir jetzt sehr weh, aber das muss sein, wenn du es nicht mehr aushältst, dann schrei. Dann setze sie das glühende Messer an den Fuß und schnitt tief in das Fleisch. Blut rann über Tin-Hinans Hände, aber sie schnitt weiter, umkreiste die Bissstelle und schälte ein großes Loch heraus. Dann hielt sie den Fuß hoch und ließ das Blut aus der großen grässlichen Wunde strömen. Omar war nach hinten umgefallen, als das Messer in ihn drang. Der Schmerz war so unbeschreiblich, dass er meinte sein Kopf würde zerspringen und sein Herz verdunsten. Er riss den Mund auf und wollte schreien, aber der Schmerz lähmte selbst den Schrei und er sank in Ohnmacht.
Tin-Hinan nahm den Fuß an ihre Lippen und saugte das gestaute Blut heraus. Immer und immer wieder spuckte sie den tödlichen Saft in den gelben Sand. Blutverschmiert und weinend hob sie Omar auf und zog ihn sich auf den Rücken. Sie wusste, sie musste so schnell wie möglich das Lager erreichen. Kräuter mussten auf die Wunde, so machte die alte Zuraida dass immer und dann werden alle wieder gesund. Ihr wurde schwarz vor den Augen, aber sie zwang sich weiter zu gehen. Sie konnte die roten Lederzelte sehen und eine innere Kraft trieb sie voran. Omar war noch nicht wieder bei Bewusstsein und sein kleiner Körper erschien Tin-Hinan so schwer, wie der eines Erwachsenen.
Abdul, der gerade bei den Kamelen war, um die Stuten zu melken, sah sie zuerst. Sein alarmierendes Geschrei verbreitete sich schnell im Lager. Abdul rannte Tin-Hinan entgegen, so schnell dieser alte Mann noch konnte. Schnaufend bei dem Mädchen angelangt, fragte er aufgeregt:
„ Tin-Hinan, was ist passiert mein Kind?“
Nun war die Kraft und der Mut des Mädchens dahin. Erschöpft und weinend fiel sie in den Sand. Abdul versuchte sie beide aufzufangen.
„Ein Skorpion hat Omar gebissen“ kam es weinend heraus.
Abdul gab schnell Anweißungen für die, die nun auch bei ihnen ankamen. Zwei Männer rannten mit Omar zu der alten Zuraida und Abdul nahm Tin-Hinan auf den Arm und trug sie ins Zelt zu Kella.
Zuraida, die schon viele Wunden geheilt hatte, säuberte die Wunde des immer noch besinnungslosen Omars. Sie legte ihn auf eine alte Kamelhaut, die sie schon von ihrer Mutter hatte und diese wiederum von ihrer Mutter und so weiter, keiner konnte sich mehr daran erinnern, wer sie wohl zuerst hatte. Die Heilkraft wurde von der Mutter zur Tochter vererbt. Alles was Zuraida wusste hatte sie von ihr gelernt, jede Kräutermischung war für etwas bestimmtes gut und die Kraft des Vorhersagens und in die Zukunft sehen , war die anvertrauen und überlieferte Gabe ihrer Mutter. Deshalb war Zuraida auf der einen Seite wegen ihrer Heilkräfte hoch angesehen und auf der anderen Seite wiederum sehr gefürchtet, oft genug hatten sich ihre Voraussagen bestätigt.
Omar fieberte bereits heftig und er versank in tiefe Fieberträume. Er phantasierte, redete vom Sand und schrei immer wieder nach Tin-Hinan.
Er träumte von etwas und schlug mit Armen und Beinen um sich.
Amagas war ins Zelt gekommen und stand neben Zuraida, die den Kopf des Jungen immer wieder trocken tupfte und Worte murmelte.
„Wird er es schaffen Zuraida?“
„Das Gift hat bereits angefangen zu wirken. Wenn Tin-Hinan nicht die Wunde ausgeschnitten hätte, wäre er jetzt schon bei Allah. Trotzdem, der Körper ringt mit dem Tod. Wir müssen abwarten wer Sieger bleibt, es ist noch ungewiss.“
Amagas stand hilflos da und lautlos rief er Allah sein Gebet zu.
'Allah hilf dieser kleinen Seele, rette ihn und gib Zuraida die Kraft dazu.' Dann sah er noch einmal auf Omar.
Er schlief jetzt, ein im Fieberglühender und zuckender Körper.
Zuraida bereitete einen Trank vor, der das Gift im Körper abbauen und das Fieber senken sollte. Langsam versuchte sie Omar Schluck für Schluck einzuträufeln. Danach strich sie ihn wieder die Stirn trocken und setzte ihr Gemurmel fort.
Amagas war in der Zwischenzeit wieder zu Kella ins Zelt gegangen und versuchte mit Tin-Hinan zu reden. Das Mädchen war total aufgelöst und konnte vor lauter Tränen nichts sagen, ihr ganzer Mut und ihre Entschlossenheit hatte sich in Angst verwandelt. Angst um ihren geliebten Bruder Omar.
Amagas sah sie ruhig an und sprach: „Du bist ein tapferes und kluges Mädchen und du hast gut an Omar gehandelt. Es trifft dich keine Schuld an dem was geschehen ist. Bitte weine nicht mehr. Du musst jetzt tapfer sein und damit Omar Mut machen, wieder gesund zu werden.“
Kella strich ihr über die Haare und wiegte sie, sanft an sich gedrückt in den erlösenden Schlaf. Ein tiefer und traumloser Schlaf, der Tin-Hinan mitten in der Nacht wach werden ließ. Sie stand auf und lief zu Zuraidas Zelt. Vorsichtig und ängstlich, denn wie alle Kinder im Lager hatte auch Tin-Hinan Angst vor dieser Frau, trat sie ein und sah die Alte neben Omar sitzen. Ihre Gesicht leuchtete rot im Feuerschein und die schwarzen Augen sahen auf das hereinkommende Mädchen. Wortlos setzte Tin-Hinan sich auf die andere Seite und nahm Omars Hand in ihre Hände. Lange saßen sie, die alte Frau und das Mädchen und hielten am Lager des Jungen Wache.
Gegen Morgen wurde Omar wach und sah verwirrt um sich. Er beruhigte sich, als er seine Schwester Tin-Hinan sah, die sich über sein Erwachen freute. Zuraida träufelte ihm wieder ihren Sud ein und er fiel erneut in einen tiefen Schlaf, aber diesmal war es der Schlaf, der die Kräfte wieder gibt und das Fieber und das Gift vertreibt.
Zuraida sah Tin-Hinan tief in die Augen und sagte: „Er wird wieder gesund werden, es ist Allahs Wille, dass er weiter lebt und du hast ihn gerettet.“
„Du hast ihn gesund gemacht, du kannst den Menschen helfen, wenn sie krank sind, nicht ich, ich hatte Angst um Omar, aber ich habe es gespürt, dass er wieder gesund wird.“
„Deine Gegenwart und deine Liebe zu Omar haben vieles bewirkt und diese Liebe wird euch auf ewig verbinden. Es ist eine große und starke Liebe, die euch viel Leid bringt, aber auch das Glück auf Erden. Geh jetzt und sag deinen Eltern, dass er wieder gesund wir.“
Gehorchend stand Tin-Hinan auf und wollte aus dem Zelt gehen, doch dann blieb sie stehen, drehte sich um, lief zurück und gab Zuraida einen Kuss.
„Danke“ rief das Mädchen und eilte schnell aus dem Zelt.
Von diesen Tag an, waren Bruder und Schwester noch mehr zusammen und keiner sah je den anderen alleine, aber auch Zuraida war nicht mehr alleine.
Tin-Hinan und Omar liefen jeden Tag zu der Alten und sahen ihr zu.
Eines Tages sagte Tin-Hinan: „Ich möchte auch den Menschen helfen, so wie du das tust, bitte bring es mir bei.“
So wurde sie die gelehrsame Schülerin von Zuraida.
Jede freie Minute gingen die Kinder mit der Alten Kräuter und Wurzeln sammeln, sie waren fleißig und freuten sich, wenn sie von Zuraida gelobt wurden.
Zuraida zeigte ihnen, wie man die Kräuter für die verschieden Krankheiten mischte, um Umschläge zu machen und lernte ihnen die Worte zu sagen, die helfen sollten. Viele suchten den Rat der Alten und manche kamen von sehr weit her. Immer öfter blieben die Kinder dabei und gingen ihr zur Hand.
Amagas und Kella sahen erst etwas skeptisch der Tatsache zu, dass Tin-Hinan ständig in Zuraidas Nähe waren, aber nachdem sie mit der Heilerin gesprochen hatten und diese ihnen sagt, dass Tin-Hinan heilende Hände und die Gabe des Helfens von Allah hatte, waren sie damit einverstanden.
Ihre Tochter Tin-Hinan war etwas besonderes.
Tin-Hinan liebte die Menschen und sie wollte ihnen helfen, wenn sie Hilfe brauchten.
Aber am meisten liebte Tin-Hinan die Kamele, das Lieblingstier Allahs.
Die Tuareg erzählen sich,
Gott schuf sich die Wüste, damit es einen Ort gebe, darin er in Ruhe Lustwandeln konnte,
aber bald sah er seinen Irrtum ein, und er korrigierte ihn. Er rief den Südwind, den Nordwind und alle anderen Winde und befahl ihnen, sich zu vereinen.
Sie gehorchten ihm, er nahm eine Hand voll des Gemisches und so entstand zum Ruhme Allahs, zur Schande seiner Feinde und zum Nutzen der Menschen das Kamel.
Er band an dessen Füßen das Mitleid, legte auf seinen Rücken die Beute und in seine Flanken den Reichtum. Er gab ihm auch ohne Flügel, den Flug der Vögel, und das Glück war an seinem Schwanz angeheftet.


Amagas hatte ihr viele Male gesagt.
„Einer, der keine Kamele mehr hat, sondern nur noch Ziegen und Schafe, ist nicht mehr Herr über die weite Wüste, kein Bruder der Piste mehr, er gehorcht nicht mehr dem Rhythmus der ewigen Kamelwanderungen, sondern wird sesshaft, bekommt ein Lehmgesicht, er ist ein Besiegter, ein Unfreier der nicht mehr zu den stolzen Söhnen der Wüste gehört.
Das wichtigste für einen Tuareg ist es Kamele zu besitzen, denn dann besitzt er Wärme und Nahrung.
In der Wüste sind Mensch und Kamel so untrennbar, wie die Knie des Kamels.“
Viele Kamele nannte Amagas sein Eigen. Schöne Tiere von sehr heller Farbe, aber am schönsten waren die weißen Kamele.


Als Tin-Hinan sechs Jahre wurde, schenkte Amagas ihr ein weißes Kamel.
Viele Male vorher hatte er sie auf seinem Kamel mitgenommen, aber nun besaß sie ein eigenes Kamel.
Was für ein Glücksgefühl erfüllte Tin-Hinan, als sie zum erstenmal allein auf ihrem Kamel sitzen durfte.
Das Tier lag im Sand alle vier Beine unter sich versammelt, die Rahla, der Sattel war gut und solide auf dem Höcker befestigt. Tin-Hinan saß darin und lehnte sich etwas zurück, wohl wissend, dass man sich an dem schönen Kreuz, das vorn zwischen den Schenkeln aufragte, nicht festhalten durfte, denn es ist zu schwach und dient nur der Zierde.
Das schöne Tier brülltet, es war gar nicht zufrieden und hochbeleidigt.
Tin-Hinan trat ihm mit ihren kleinen Füßen sacht und doch bestimmt auf seinen empfindlichen Nacken.
Unvermittelt erhob sich das Tier, aber nur mit den Hinterbeinen, so dass Tin-Hinan prompt nach vorn torkelte. Dann, kaum hatte sie sich gefasst, fiel sie nach hinten, weil sich das Tier nun auf die Vorderbeine stellte, um nun erst mit Schwung endgültig auch die Hinterbeine zu strecken.
Plumps wieder nach vorn, begleitet vom Lachen der Eltern und dem Staunen von Omar, die diesem Schauspiel zusahen.
Stolz saß Tin-Hinan nun das erstemal auf ihrem Kamel und das Tier, eingebildet und blasiert, ließ es sich gefallen, immer im Kreis herum zu gehen.
Oft nahm Amagas Tin-Hinan zu sich und erzählte ihr von den Kamelen und von ihrer Aufzucht.
Tin-Hinan hörte gespannt und aufmerksam zu.
Alles wollte er ihr beibringen.
„Die Milch der Kamelstuten ist wichtig für uns, daraus machen wir Käse und Allah segne die Mühe der Tuareg.
Aus den Bauchhaaren werden warme Tücher gefertigt, die wir zum abdecken der Zelte nehmen, sie bieten uns Schutz und Wärme. Aus dem Leder schustern wir die festen Sandalen und Ledersäcke zum Aufbewahren der Milch. Sogar den Kamelmist nehmen wir als Brennmaterial und das Fleisch ernährt uns und gibt uns Kraft. Wir verdanken dem Kamel fast alles, vergiss das nie!
Kein Kamel gleicht dem andern, jedes hat seine Eigenheiten, seine Gewohnheiten, sein Temperament auf das du dich einstellen musst. Mancher hat eine Kamelhand der andere nicht, du meine Tochter hast sie.“
Tin-Hinan hatte wirklich eine glückliche Hand, sie konnte genauso gut mit den Kamelstuten umgehen, wie ein erfahrener Mann. Das Melken der Kamele war Männerarbeit und verlangte oftmals zwei Arbeitskräfte. Tin-Hinan schaffte es allein, sie drückte sanft das Fohlen zur Seite und redete ruhig auf die Stute ein, dabei begann sie geschickt und schnell die Stute auszumelken.
Sogar die wildesten Stuten konnte sie beruhigen und sie dazu bringen Milch abzugeben.
Amagas war sehr stolz auf seine Tochter und manchmal wünschte er sich, sie wäre wie Omar ein Junge, dann könnte er sie bei den Reitfestspielen oder bei den langen Ritten in die Oasen mitnehmen, wie er es mit Omar tat, denn jedes mal sahen ihn zum Abschied die traurigen Augen seiner Tochter an.
Tin-Hinans Ruf, einer glücklichen Kamelhand, verbreitete sich weit in der Wüste, sie war die Tochter von Amagas, dem Geparden.
An den Lagerfeuern erzählte man sich immer wieder die großartige Leistung von Tin-Hinan und am meisten wurde die Geschichte von der Stute, die überlistet wurde erzählt.
Eine Stute war verendet und hinterließ ein Fohlen, das noch gesäugt werden musste.
Es brauchte eine neue Mutter, die es neben ihrem eigenen Fohlen säugte. Dazu musste man die Stute überlisten, damit sie glaubte, das fremde Fohlen wäre ihr eigenes. Tin-Hinan nahm das verwaiste Fohlen und die Adoptivmutter und trennte sie von der Herde.
Dann verstopfte sie die Nase der Stute mit Kamelhaar und durchbohrte die beiden Nasenflügel.
Sie zog eine Schnur hindurch und band die Nasenöffnung zu, so dass die Stute nur noch durch das Maul atmen konnte und so das fremde Fohlen nicht wittern konnte. Sie band das Fohlen an der Stute fest.
Dann stopfte sie Baumrinde in den Darmausgang der Stute und verschloss den Ausgang mit drei spitzen Holzstäbchen, um so eine Schwangerschaft vorzutäuschen.
Tin-Hinans Tun wurde vom ganzen Lager beobachtet und alle staunten, als sie sich verkleidete, mit einem Tuch über dem Kopf, den Schrei des Schakals nachahmend dem Fohlen näherte.
Die Angstschreie des Fohlens schreckte die Stute auf und tatsächlich verteidigte sie das Junge.
Am nächsten Tag öffnete Tin-Hinan den Anus der Stute wieder, erleichtert kotete sie und stieß den typischen Schrei der gebärenden Stute aus, den sie glaubte geboren zu haben und hielt das fremde Junge für ihr eigenes.
Alle waren erstaunt und glücklich und Tin-Hinan wurde von nun an zu allen Zuchtfragen hinzugerufen, auch wenn die Kamele krank waren so konnte sie helfen, denn sie kannte viel Wurzeln und Kräuter um, den Tieren eine Medizin zubereiten, die sie wieder gesund werden ließ.
Sie war unentbehrlich geworden und war hoch geachtet.
Die Jahre vergingen wie im Flug und Tin-Hinan wurde ein wunderschönes Mädchen, viele Targia hatten ihr schon zu verstehen gegeben, wie sehr sie Tin-Hinan zur Frau wollten. Aber sie interessierte sich nicht dafür.
Eines Tages, als sie vom Wurzelsammeln zurück ins Lager kam, hatte sie einen Entschluss gefasst, sie lief zu ihrem Vater.
„Vater, ich möchte einen Litham.“
Amagas schüttelte lachend den Kopf.
„Meine Tochter, der Litham ist für den Mann, deine Schönheit soll von allen bewundert werden.“
„Aber ich bin siebzehn Jahre, alle Jungen tragen einen Litham und können an den Reiterfestspielen teilnehmen, ich nicht, ich muss dasitzen und zusehen. Du weißt, wie gerne und wie gut ich reite , bitte gib mir einen Gesichtsschleier und lass mich bei den bevorstehenden Reiterfestspiel teilnehmen.“
„Das geht nicht, es ist gegen das Gesetz meine Tochter.“
Tin-Hinan wurde ganz rot im Gesicht. Immer wenn sie sich aufregte oder in Wut geriet, wurde sie purpurrot.
„Du bist der amrat, du kannst es erlauben Vater.“
Sie sahen sich in die Augen.
Was für eine stolze und schöne Tochter ich doch habe, dachte Amagas, sie würde einen guten Krieger abgeben.
Innerlich musste er über seinen Gedanken lachen.
„Meine Tochter, es ist unmöglich für ein Mädchen an den Reiterfestspielen teilzunehmen, dass gilt auch für dich und du und ich wir werden dieses Gesetzt unserer Vorfahren nicht ändert.“
Wütend stampfte sie mit den Fuß auf, drehte sich um und lief weg.


Der Tag der Reiterfestspiele war gekommen, viele Besucher waren geladen. Es wurden drei Ziegen geschlachtet, schließlich musste man den Gästen etwas gutes vorsetzen.
Welch ein Ereignis in der Wüste, niemand, der diese lebenslustigen Menschen sah, konnte annehmen, dass sie ein entbehrungsreiches, hartes Leben führten. Dieser Platz wurde an jenem Tag zur Oase der Lebenslust.
Die Frauen saßen im Kreis auf dem Boden und durch Lachen, Klatschen und Trällern mit der Zunge wurde eine Art Musik für die Männer gemacht.
Aufgeregt und mit geschmückten Kamelen ritten sie im Bogen um den Kreis der Frauen. Lautstark trieben sie ihre Kamele an und priesen sie in Allahs Namen
Manch einer lobte sein edles Kamel und sein schönes Gewand, seinen Mut und seine Reitkunst im voraus.
Amagas ritt auf seinem weißen Kamel einmal im Kreis, dies war das Zeichen für die Reiter in Startposition zu gehen.
Viele Male hatte Amagas am Reiterwettbewerb teilgenommen. Sein Vater hatte das Zeichen zum Start gegeben und dreimal war er auch als Sieger aus dem Rennen hervorgegangen. Am meisten freute er sich immer über seinen Vater, der seinen Stolz über seinen geliebten Sohn lautstark zum Ausdruck brachte.
An solchen Tagen merkte Amagas sehr, wie er ihm fehlte. Er vermisste seinen Vater sehr.
Die Unruhe der Reiter, die geschickt die Kamele in eine Reihe gebracht hatten und sie nur mühsam zurückhalten konnten, brachte Amagas wieder in die Wirklichkeit zurück.


Kamel und Reiter warteten ungeduldig auf das Handzeichen, mit dem das Rennen begann.
Alle Blicke waren auf den amrat des Stammes gerichtet, der stolz und würdevoll im weißen Gewand und im dunkelblauen Litham auf dem Kamel saß , langsam hob sich der Arm, um dann im gleichen Augenblick das Startsignal zu geben.
Ein Geschrei begleitete den Start der Tiere, die nun mit ihren begeisterten Reitern davon stürmten.
Eine riesige Staubwolke türmte sich auf und verschluckte Mann und Tier. Sie waren vollkommen eingehüllt und man konnte nicht erkennen, wer an der Spitze ritt.
Die Regeln schrieben genau vor, welchen Weg die Reiter nehmen mussten. Eine Gerade von zirka eintausend-fünfhundert Metern, dann einen Kreis von etwa fünfzig Meter Durchmesser und die Gerade wieder zurück und das Ganze acht mal.
Jetzt näherte sich die Staubwolke der Startmarkierung, die erste Runde war geschafft. Die Frauen und Kinder blinzelten unter den großen Tüchern, die sie als Schutz vor dem Staub über sich gezogen hatten hervor.
Sie freuten sich und gaben ihre Zustimmung durch rhythmisches Klatschen kund.
Einige junge Burschen hingen bereits jetzt hinterher, sie besaßen noch nicht die Erfahrungen der Älteren, aber sie hatten Spaß daran dabei zu sein.
Die Reiter näherten sich nun zum siebten mal der Startmarkierung und langsam wurde es spannend, immer mehr trennte sich die Spitzengruppe vom Hauptfeld ab. Drei Reiter waren es, die nun zur Endrunde an Amagas vorbei jagten und er erschrak. Er erkannte das weiße Kamel seiner Tochter Tin-Hinan.
Nein, das konnte nicht sein.
Auf dem Kamel saß doch ein schlanker Jüngling, den Amagas noch nie zuvor gesehen hatte.
Mit den Augen suchte er die Frauengruppe an, aber nirgends war Tin-Hinan zu entdecken.
Ein ungutes Gefühl kam in Amagas hoch, sollte sie sich seinen Anweisungen widersetzt haben und doch, als Mann verkleidet, am Rennen teilgenommen habe
Wie stand er vor seiner Sippe da, wenn Tin-Hinan ihn nicht mehr achtete und sein Wort verschmähte?
Die drei Reiter kamen jetzt in die Zielgerade und es sah nach einem erbitterten Kampf aus.
Das weiße Kamel mit dem fremden Jüngling lag an der Spitze.
Jetzt wurde es ihm zu Gewissheit, dass war seine Tochter Tin-Hinan.
Amagas bemerkte den Blick, der auf ihm ruhte, es war Kella, auch sie wusste, wer der Sieger dieses Rennen war.
Kellas Augen baten Amagas Ruhe zu bewahren.
Aber er schäumte vor Wut.
Jetzt ging das weiße Kamel durchs Ziel. Ein Jubel brach los und alle wollten zu diesem Sieger hin und ihn feiern. Aber der Reiter hielt nicht an, er jagte davon und alle blieben erstaunt und auch enttäuscht stehen.
Amagas setzte dem Kamel nach und weit hinter dem Lager hatte er seine Tochter eingeholt.
Wütend packte er ihren Litham und riss ihn ihr vom Kopf.
„Du hast mich betrogen, ich hatte es dir verboten und du widersetzt dich meinen Worten?“
Noch nie in ihrem Leben hatte Tin-Hinan ihren Vater so wütend gesehen.
„Vater bitte beruhige dich doch, ich wollte es doch nur versuchen, bitte vergib mir doch. Ich wusste nicht, dass meine Tat dich so zornig machen würde.“
Tränen traten ihr aus den Augen und liefen über das staubige, schöne Gesicht. Amagas drehte sich um, er konnte seine Tochter nicht weinen sehen. Schon als kleines Mädchen, wenn sie sich verletzt hatte, zerriss es ihm fast das Herz, wenn die heißen Tränen aus diesen wunderschönen , blauen Augen liefen.
Amagas sah einen weiteren Reiter auf sie zu kommen, und erkannte seinen Sohn Omar.
Omar war ein stolzer und schöner junger Mann geworden, groß und schmal und mit dunklen , fragenden Augen.
Die Augen seiner Mutter, aber sein Charakter entsprach dem seines Vaters.
Ruhig und beherrscht stieg er von seinem Kamel und sah Tin-Hinan an.
Er erfasste sofort die Situation und wollte retten, was noch zu retten war. Natürlich kannte er seine Schwester und wusste, dass sie wie der Teufel reiten konnte, aber jetzt und hier war sie wirklich einen Schritt zu weit gegangen.
„Dieses Reiterfest war nur etwas für die Männer, warum hast

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 30.12.2012
ISBN: 978-3-7309-0513-5

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