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Rückkehr


"Carmen, hör auf dir Sorgen zu machen,wir kommen schon zurecht!" Carmen ging mir in den letzten
Tagen wirklich auf die Nerven, mit ihr verstand ich mich zwar besser als mit den anderen Denalis,
aber sie sorgte sich ein wenig zu sehr um uns.
Wir waren schließlich eine Familie voller Vampire bis auf mich, aber ich war immerhin ein halber.
Meine Mutter könnte sich mit Carmen aber glatt zusammentun, denn sie war wenn es um mich ging
fast immer ihrer Meinung. Der Grund aber warum Carmen besorgt um uns war der, dass wir bald von
Alaska, ihrem Wohnort, wieder in meine,oder eher unsere, Heimatstadt Forks ziehen würden. Ich war
sehr glücklich darüber, auch wenn wir mit den Denalis nicht mehr zusammenwohnen würden. Endlich
würde ich wieder ungestört und ohne Hindernisse, bis auf die Schule, mit Jacob zusammen sein zu
können. Obwohl meine Mutter es nicht zu gern sah, wenn ich mit Jacob meine Zeit verbrachte, sie
machte sich Sorgen um mich, wie üblich, aber dieses Mal hatte es einen Grund den ich verstehen
konnte. Ich würde niemals älter aussehen als 18 und ich würde niemals, außer wenn mich jemand
gewaltsam umbringen würde, sterben. Jacob dagegen konnte einfach sterben.
"Du brauchst wirklich nicht besorgt zu sein und wenn ich dich brauche rufe ich dich an", sagte ich zu
Carmen.
Ich musste wirklich für eine Weile weg von hier wo ich nicht mehr ständig beobachtet und umsorgt
wurde. Der Grund, warum sie alle so einen Wind um mich machten, wenn ich ihrer Meinung etwas
Gefährliches machte, liegt schon eine ganze Weile zurück. Vor fünf Jahren waren die Volturi, die
Könige in unserer Welt, wie die normalen Menschen sagen würden, bei uns aufgetaucht, weil sie
gedacht haben, ich wäre ein unsterbliches Kind gewesen. Meine Familie glaubte nicht daran, dass sie
nur wegen mir gekommen waren, sondern weil sie uns schon als Bedrohung sahen, da unsere Familie
ziemlich groß war für vampirische Verhältnisse. Meine Eltern und unsere ganze Familie und Freunde
hätten ihr Leben für mich gegeben nur um mich zu schützen, wäre es zum Kampf gekommen. Ich
werde ihnen dafür auch ewig dankbar sein, aber es ging manchmal wirklich zu weit.
"Ja ich habe alles und wenn ich wirklich etwas vergessen werde, kannst du es mir ja hinterher
schicken." Sie vergasen alle ziemlich gerne, dass ich mir viele Sachen merken konnte, vor allem wenn
es um meine schulische Ausbildung ging. Nur Emmett und Garett sahen das ziemlich locker.
"Carmen, hör auf dir Sorgen zu machen sie sind schon immer und überall zurechtgekommen." Garett
kam zu meiner Rettung. Er hatte sich deswegen den Denalis angeschlossen, weil er sich in Kate
verliebt hatte, als die Volturi gekommen waren. Vorher war ein Nomade gewesen. "Endlich ist mal
jemand nicht der Meinung, dass ich völlig hilflos bin". Garett lächelte mir verschmitzt zu, aber so dass
Carmen es nicht sehen konnte. "Ich hoffe für dich, dass du dann in Forks Freunde findest, welche in
deinem geistigem Alter und nicht nur uns", sagte Carmen und sie sah aus, als ob sie gleich losheulen
würde, was sie aber niemals würde tun können. Vampire können nicht weinen. Niemals. Ich konnte
weinen, weil ich zur Hälfte ein Mensch war, aber darauf bildete ich mir nichts ein. "Carmen, es wird
mir in Forks gutgehen, das weiß ich, irgendwie habe ich da so eine Ahnung." Natürlich konnte ich
mich nicht darauf verlassen, ich war schließlich nicht Alice. Sie konnte in die Zukunft sehen, aber
auch ihre Visionen sind eingeschränkt. Sie kann nur die Auswirkungen von Entscheidungen sehen die
Menschen oder Vampire treffen. Werwölfe, wie Jacob und sein Rudel konnte sie nicht sehen und auch
nicht diejenigen die Entscheidungen trafen, die mit den Wölfen zu tun hatten.
"Dann hoffen wir mal, dass du mit deiner Ahnung recht behältst", sagte Carmen und umarmte mich
ein weiteres Mal. "Du musst los und den Rest noch packen, deine Eltern werden bald kommen." "Ja,
ich weiß. Ich werde euch alle ziemlich vermissen, wenn ich weg bin."
In der Zwischenzeit waren Emmett und Rosalie gekommen, um mir beim Packen zu helfen. Die
beiden kann ich als meine Lieblingstante und Lieblingsonkel am besten beschreiben. "Ich wusste gar
nicht, dass du so viele Klamotten hast, du bist ja in der Hinsicht fast so schlimm wie Alice." Emmett
liebte es an allen ein wenig herumzusticheln und sich lustig zu machen. "Wenigstens hat sie
Geschmack was man bei dir nicht behaupten kann, ohne meine Hilfe würdest du jeden Tag total
bescheuert durch die Gegend laufen, stimmts oder hab ich Recht?" Das war natürlich Rosalie. "Sehr
witzig", sagte Emmett und als Rose sich umdrehte schlich er sich von hinten an sie heran und warf
sich auf sie. Rose war zuerst total erschrocken, doch dann lachte sie und balgte und raufte sich mit
ihm wie sie es schon immer getan hatten. Die beiden waren fast so schlimm wie Teenager. Als
Emmett wieder mal über ihr lag, hielt er ihre Arme fest und küsste sie leidenschaftlich wie immer. Ich
hatte diese Szene schon hundert Mal miterlebt, aber ich musste trotzdem immer wieder lachen. "Hey
ihr zwei Verliebten, Ich hätte gedacht, ihr wärt hergekommen um mir zu helfen und nicht nur zum
Knutschen." Das hatten sie gehört, also standen sie auf und strichen sich ihre Sachen glatt. "Du hast
Recht zurück zum Ernst des Lebens", sagte Emmett, aber er war schon wieder am Grinsen, also
konnte man das nicht richtig ernst nehmen.
Als wir schließlich all meine Klamotten sorgfältig in die Umzugskartons verstaut hatten und wir,
zumindest ich, etwas erschöpft aufs Bett setzte, hörten wir eine Stimme: "Ich hatte gedacht, ihr wolltet
nicht ohne mich anfangen?" "Jacob!", rief ich erfreut und umarmte ihn heftig "Hallo Nessi, ich hoffe
du hattest nicht zu viel Spaß ohne mich und bitte hör auf mich so fest zu drücken sonst brichst du
sogar mir was!" Ich ließ ihn los. "Wann bist du denn angekommen? Ich dachte, wir sähen uns erst in
Forks." "Naja, mir wurde es ein wenig langweilig, so ohne euch." Zu Jacob muss ich, glaube ich, noch
ein wenig erzählen. Jacob ist einer der Rudelanführer, die uns halfen, als die Volturi zu uns kamen
und uns, wegen mir, bestrafen wollten. Außerdem ist er ein ganz besonderer Mensch in meinem
Leben, denn er ist auf mich geprägt, das bedeutet, dass wir Seelenverwandte und meistens auch noch
etwas mehr. Die meisten geprägten Leute sind auch zusammen. Jacob vermutete, dass wir auch eines
Tages zusammen sein würden, aber seltsamerweise empfand ich nicht so für ihn. Das wunderte mich
sehr, weil ich die erste war, die diesem, meist auch unwiderstehlichen Liebeswerben entzog. Aber
Jacob war immer nur mein bester Freund und ich sah in ihm nie mehr als einen Bruder, zwar
jemanden mit dem ich jeden Mist bauen konnte, aber trotzdem nur ein Bruder. Irgendwann musste ich
es ihm sagen, das wusste ich, aber ich hatte keine Ahnung wie ich das anstellen sollte. Ich fürchtete
ihm das Herz zu brechen, wenn ich das tat und dennoch musste ich es eines Tages tun. "Na sicher
doch, dir wurde es langweilig und vor allem ohne uns." Er beugte sich zu mir herunter und sagte leise,
so dass es die anderen nicht hören konnten: "Naja eigentlich nur ohne dich." Peinlich betreten guckte
ich zu Boden, wo ich doch wusste, dass ich seine Hoffnungen eines Tages zerstören musste. Aber dies
war der falsche Zeitpunkt. "Habt ihr Geheimnisse vor uns?" Emmett natürlich. "Wieso? Nein
überhaupt nicht und außerdem würde ich es dir sowieso nicht erzählen, weil du kein Geheimnis für
dich behalten kannst." Rosalie lachte und wenig später stimmten Emmett und Jacob mit ein.
"Hey Blondie, kennst du den Witz schon? Eine Blondine geht zum Friseur und will sich die Haare
waschen und schneiden lassen, der Friseur sagt aber dann: "Sie müssen die Kopfhörer dafür
abnehmen." Die Blondine weigert sich. Der Friseur sagt aber daraufhin: "Sie müssen aber die
Kopfhörer abnehmen." Es kommt dann zu einem Handgemenge und der Friseur reißt die Kopfhörer
aus den Ohren. Die Blondine bricht daraufhin zusammen. Der Friseur hält sich verwundert die
Kopfhörer ans Ohr und weißt du was er gehört hat? "Einatmen, ausatmen". Emmett fing natürlich
sofort an schallend zu lachen, Rosalie jedoch guckte nur etwas säuerlich und sagte: "Den kannte ich
auch schon."
Schließlich, nach ein paar Stunden und weiterer Anfeindungen von Rosalie und Jacob, schleppten wir
die Kartons ins Wohnzimmer. Da warteten schon auf dem Sofa meine Eltern. Sie saßen wie immer
wenn ich sie so sah eng umschlungen da und küssten sich, ihre Lieblingsbeschäftigung. Es war schon
fast nervig. Ständig küssten sie sich. In der Schule, zu Hause einfach immer. Aber diese Mal
bemerkten sie mich nicht ausnahmsweise und die Gelegenheit war einfach zu gut. "Hey würdet ihr
zwei Verliebten von Wolke sieben wieder runterkommen und uns mal helfen." Meine Mutter hörte das
natürlich und wandte sich sofort von den Lippen meines Vaters ab, obwohl ihr das immer schwerfiel.
Lächelnd sagte sie zu mir: "Irgendwann wenn du mal verliebt, wird es dir genauso gehen. Dann wirst
du auch deinen Schatz ständig nah bei dir haben wollen, sehr nah." Währenddessen war mein Dad
hinzugekommen und hatte seinen Arm um ihre Taille gelegt. "Eigentlich wollten wir euch helfen die
Sachen nach Forks zu bringen, aber ihr habt zu lange gebraucht, also mussten wir uns mit irgendwas
die Zeit vertreiben." Meine Mutter lächelte und drückte im einen schnellen Kuss auf die Lippen. "Jetzt
sind wir aber fertig und können euch helfen, außer du bist zu angewidert von uns Verliebten und willst
es daher allein machen." Ich lachte: "Nein natürlich nicht. Ich kann jede Hilfe gebrauchen." "Na
dann", sagte meine Mutter fröhlich und rieb sich die Hände, "worauf warten wir dann noch? An die
Arbeit."
Nach einer halben Stunde (eine ziemlich lange Zeit für Vampire) hatten wir meine Sachen und die
Sachen die wir noch mitnehmen wollten in den großen Kofferraum von Mom's Ferrari gepackt und es
ging in einem höllischen Tempo los über die Autobahn. Jacob war bei uns eingestiegen, weil er und
Rosalie sich gegenseitig nicht nur nicht mochten sie hassten sich richtig, aber wenn es hart auf hart
kommt, kämpfen sie für die selbe Sache und Emmett und Rose waren in Emmetts großen Jeep
gekommen, also hieß das für die Fahrt, dass sie ziemlich ruhig verlaufen würde. Dass ich ein wenig
Angst hatte, wenn Dad zu schnell fuhr hatte ich von meiner Mom. "Momma, kannst du Dad sagen,
dass er etwas langsamer fahren soll, sonst bringt er uns womöglich noch ins Grab!!" "Schatz, du hast
unsere Tochter gehört, fahr etwas langsamer, sonst knallst du womöglich doch noch gegen einen
Baum". Sie lächelte jedoch ein wenig dabei, als sie das sagte. Sie hatte diese Angst verloren, als sie in
einen Vampir verwandelt wurde. Das war übrigens zeitgleich mit meiner Geburt. Sie wäre fast
gestorben, als sie mich zur Welt gebracht hatte oder wäre im Rollstuhl geblieben, weil ich aus
Versehen ihre Wirbelsäule gebrochen hatte. Sie hätte alles gegeben um mich zur Welt zu bringen. Ich
bekam immer noch ein komisches Gefühl, wenn ich daran dachte, denn im Gegensatz zu anderen
Menschen, die sich meistens an ihre Geburt nicht mehr erinnern können,kann ich mich an jedes Detail
erinnern, weil mein Gehirn schon so weit ausgeprägt war, dass ich mich erinnern konnte. Es war eine
ziemlich blutige Sache und ziemlich schaurig wenn man so etwas live miterlebt. Die Meisten hätten
sich vermutlich sogar übergeben. Naja man kann ihnen keinen Vorwurf machen. Bei meiner Geburt
ist es auch passiert, dass sich Jacob auf mich geprägt hat. Als er mich herausgeholt hatte und mich
hochhielt und in die Augen schaute war es passiert. Mom war ziemlich sauer auf Jacob deswegen. Sie
war so wütend, dass wenn niemand sie aufgehalten hätte, ihn umgebracht hätte, aber zurück in die
Gegenwart. "Sag mal seid ihr taub oder so. Könnt ihr nicht ein wenig langsamer fahren?!" "Jetzt mach
dir mal keine Sorgen Nessi." Komisch in fast jedem Thema, wenn es ihrer Meinung nach nicht gut
genug für mich war, verboten sie es mir oder zogen sonst eine Konsequenz, doch bei diesem Thema
biss ich auf Granit. Dad hasste es langsam zu fahren, dass war schon so als er Mom kennengelernt
hatte. "Ich habe noch nie einen Strafzettel gekriegt oder bin geblitzt worden und einen Unfall hatte ich
auch noch nie. Also beruhige dich ein bisschen". Mist, wieder mal ein Versuch erfolglos. Nach ein
paar Stunden Fahrt, wo ich sogar aller Erwartungen meinerseits eingeschlafen war, sah ich unser
neues Heim. Es stand auf einer Lichtung, die ein wenig versteckt am Rande des Waldes lag wie unser
altes Haus in Forks und es sah einfach traumhaft aus. Es war komplett weiß gestrichen mit nur einer
leichten Ahnung von blau. Es hatte einen schönen großen Balkon mit Blumenstöcken auf dem Sims
vor meinem Zimmer und das von Alice. Alice und ich liebten Blumen einfach, Ich vor allem die
Edelweiß-Pflanze, Sie erinnerte mich an meine Familie und an weißen Schaumkronen auf den Wellen,
kurz bevor sie sich brechen. Ja, ich weiß das klingt jetzt ziemlich kitschig, aber ich glaube diese Ader
habe ich von Dad, den der ist auch hoffnungslos romantisch. Des Weiteren hatte es eine
wunderschöne Veranda zum Lesen und die hölzernen Stangen, die zu meinem Balkon hinaufführten
mit Kletterpflanzen bewachsen. Es waren wunderschöne Pfingstrosen, deren Blütenkelche in dem
Licht, das vom Wohnzimmer herüberflutete in leichtem Gold schimmerte. Das Dach war in einem
silbergrau geziegelt, das jetzt auch schimmerte, weil die Sonne langsam unterging. Im Garten stand
eine kleinerer Bau, ich wusste aber schon, was drin war. Sie hatten extra für mich einen
Swimmingpool eingebaut, weil so unglaublich gerne schwamm. Das Schwimmen hatte ich in dem
Urlaub mit meinen Eltern auf Esmes Insel gelernt. Sie waren schon bei ihren Flitterwochen dort
gewesen. Es war ein Ort wie im Traum, aber ich schweife ab. Also wir stiegen aus dem Auto und ich
brachte vor Staunen keinen Ton heraus. Nach ein paar Minuten brachte ich stammelnd hervor: "Es...
es sieht einfach traumhaft aus". "Da kannst du dich bei Esme bedanken. Sie hat das Haus quasi
entworfen und sie hat Ideen von uns allen mit eingebracht", erzählte Dad und lächelte verschmitzt.
"Lass uns gleich hineingehen,ich will noch den Rest sehen, nicht nur die Fassade". "Also, worauf
warten wir dann noch? Treten wir rein in unser geliebtes Heim und was mein ist, ist auch dein". Mom
natürlich. Sie machte gern solche Scherze, vor allem, weil sie einen ausgeprägten Hang zum
Sarkasmus hat. Aber kaum als sie das sagte kamen Carlisle und Esme aus der Tür, um uns zu
begrüßen. "Schön, dass du endlich da bist." "Wir haben dich so sehr vermisst", sagte Esme liebevoll
und umarmte mich. "Wir dachten schon du wolltest überhaupt nicht mehr kommen", sagte Carlisle
scherzhaft und umarmte mich auch. "Tja, ich lass mir eben gerne viel Zeit, wie eine richtige Diva. Sie
lässt auch immer alle warten, aber wenn sie dann kommt ist ihr Auftritt überwältigend. Was man von
meinem nicht gerade sagen kann". Ich hatte verlegene Haare und fühlte mich wie jeder sich fühlt, der
schon mal im Auto geschlafen hat. "Du willst sicher ein Bad nehmen und dir was anderes anziehen",
schlussfolgerte Esme und ich war dankbar,dass sie das sagte. "Ja ein Bad wäre nicht schlecht. Ich
muss mir die Reise abwaschen".
Also ging ich ins Haus und obwohl ich dringend einfach nur ein Bad nehmen wollte, konnte ich nicht
umhin das Wohnzimmer zu bewundern. Alles bis auf einige Kleinigkeiten waren weiß. Die Wände,
die Decke einfach alles, nur die Sofakissen und und ein paar andere Dekorationen waren schwarz,
aber es war genau so viel, dass der Raum nicht grau wirkte. Nachdem ich mich ein paar Minuten das
Wohnzimmer bewundert hatte, suchte ich mir aus einem der Umzugskartons, die schon drinnen
standen, paar schönsten und bequemsten Schlafanzug heraus und ging nach oben ins Bad, das ich nach
einigem Türe-Ausprobieren, fand. Das ganze Bad war im Meeres-Stil eingerichtet. Die Fliesen waren
meerblau, die Decke jedoch war weiß. Die Badewanne war wie eine Muschel geformt, die sogar einen
muschelartigen Deckel hatte, den man zumachen konnte. Wie schon im Wohnzimmer stand ich erst
ein paar Minuten staunen da und bewunderte den Raum. Dann ließ ich das Badewasser ein und tat
meinen Lieblingsduft hinein: frische Meeresbrise. Nachdem ich mich entkleidet hatte, stieg ich in das
warme Wasser und entspannte mich zum ersten Mal an diesem Tag vollständig. Ich weiß gar nicht wie
lange ich drin blieb, ich glaub es waren über zwei Stunden, stieg ich aus der Badewanne, trocknete
mich ab und zog mich an. Ich föhnte mir sogar die Haare trocken bis sie mir glatt über die Schultern
fielen. Schließlich ging ich nach unten um mich meinen Eltern bettfertig zu präsentieren. Emmett und
Rosalie waren inzwischen angekommen und saßen mit den anderen auf dem weißen Sofa und Emmett
musste natürlich einen Spruch loslassen. "Sag mal, wie lange warst du denn in der Wanne? Wir
dachten schon, du wärst darin ertrunken". "Tja einige achten eben auf ihre Körperpflege", schoss ich
zurück. Emmett fing natürlich an zu lachen. Ich wünschte allen eine gute Nacht und ging hoch in mein
Zimmer. Auf einmal fühlte ich mich völlig erschöpft. Ich ging in mein Zimmer, das das letzte am
Gang war. Ich war so müde, dass ich kein Auge mehr für die Schönheit des Raumes hatte. Aber beim
Einschlafen dachte ich noch: "Ja, ich bin zu Hause."


Besucher


Ich wurde am nächsten Morgen unsanft von Alice geweckt: "Nessi aufstehen, sonst verpasst du noch deinen ersten
Schultag!" Genervt brummte ich zurück: "Alice lass mich schlafen oder es wird das letzte sein was du gerade
tust!" Alice ignorierte die Bemerkung, wie üblich und fuhr weiter fröhlich fort: "Das Frühstück ist schon fertig.
Edward hat dein Leibgericht gekocht: Omelett." Dass ich Eier mochte hatte ich auch von meiner Mom, mehr muss
ich glaub ich dazu nicht sagen. Ich mochte aber trotzdem lieber Tier- oder Spenderblut, das Carlisle manchmal
besorgt. "Ja, gut ich komm gleich!" Alice ging endlich hinaus und ließ mich in Ruhe aufwachen. Ich streckte mich
gründlich und ging dann ins Bad um mir den Schlaf aus dem Gesicht zu waschen. So erfrischt ging ich in die
Küche, wo ich von meinem Dad begrüßt wurde: "Hast du gut geschlafen Nessi?" "Naja, ich wäre heute morgen
besser gelaunt aufgewacht, wenn Alice mich nicht so stürmisch aus dem Schlaf gerissen hätte." "Nimm es Alice
nicht übel, so ist sie nun mal. Zur Aufmunterung habe ich dir dein Lieblingsfrühstück gemacht." "Ja ich weiß
Alice hat es mir erzählt. Wo ist eigentlich Momma?" "Ich glaube sie ist oben in unserem Zimmer und streitet sich
mit Alice welche Sachen sie anziehen soll." So war das jeden Morgen. Mom und Alice stritten sich ständig darum,
was Mom anziehen sollte. Während Mom lieber in normalen Klamotten herumlief, fand es Alice jedes Mal einen
Skandal, wenn Mom nicht in einem Outfit nach der neuesten Mode zu jedem Anlass hinging, sei es Schule oder
sonstwas."Okay nach dem Frühstück gehe ich hoch. Ich will nämlich mit ihr reden." "Mit mir kannst du auch
reden Nessi, ich kann dir genauso gut Ratschläge geben wie deine Mom." Ich zögerte erst, aber dann entschloss
ich mich dazu ihm anzuvertrauen."Okay, also ich mach mir Sorgen, wegen dem ersten Tag, weil ich will nicht
wieder von allen schief angesehen werden will. "Mein Vater sah mich mitfühlend an und sagte: "Nessi du weißt
gar nicht wie sehr ich dich verstehen kann, du hattest noch nie richtige Freunde, nur immer solche degenerirte
Verehrer, die dich nicht dich als Person angehimmelt haben, sondern nur dein Aussehen." Er benimmt sich immer
so, wenn man auf Jungs zu sprechen kommt. "Bevor ich Jasper und Emmett kennenlernte, hatte ich auch keine
Freunde, aber mach dir keine Sorge, du bist wunderschön, nett und klug. Du wirst sicher hier Freunde finden,
denn dieser Ort bringt unserer Familie Glück, denn ich glaube nicht, dass es reiner Zufall, dass ich deine Mutter
hier kennengelernt habe." Nach dieser Ansprache fühlte ich mich besser. "Danke Dad. Du hast Recht. Ich weiß das
ich das schaffen kann." "Na, also das ist die Nessi, die ich kenne." So bestärkt ging ich nach oben, um mir was
anzuziehen, als ich die aufgebrachte Stimme meiner Mutter hörte, die immer noch mit Alice stritt. "Alice hast du
vielleicht völlig den Verstand verloren?! Das Teil zieh ich nicht an! Ich zieh kein Teil an, von dem ich nicht den
Markennamen lesen kann!" "Aber Bella," erwiderte Alice, "du würdest in diesem Rock fantastisch aussehen."
"Vergiss es Alice, ich bin nicht der Typ, der ständig in irgendwelchen topmodernen Designerstücken herumläuft.
Ich bleibe bei Jeans und T-Shirt!" Lächelnd und kopfschüttelnd ging ich an dem Zimmer vorbei. In meinem
Zimmer begann ich mich für meinen ersten Schultag fertigzumachen. Ich stöberte in meinem Schrank nach
hübschen Sachen. Ich wählte einen meerblauen Rock und eine lilienweiße Bluse und darüber eine
mitternachtsblaue Weste. Dann ging ich ins Bad und versuchte mit den verlegenen Gestrüpp, das meine Haare
darstellte, zu bändigen. Doch zu meiner Rettung kam Rose ins Bad und sagte: "Warte, ich helfe dir." Schließlich
als ich ordentlich frisiert war, kam ich die Treppe hinunter, wo meine Eltern schon auf mich warteten. Meine
Mutter kam auf mich zu und flüsterte: "Du siehst einfach bezaubernd aus. So wirst du heute alle um den Finger
wickeln." "Na wenigstens hat sie Geschmack in Sachen Kleidung im Gegensatz zu manch anderer Person." Alice
natürlich. Mom erwiderte: "Halt dich jetzt zurück Alice für heute hast du mich schon genug genervt." Sie fügte
noch flüsternd hinzu: "Wir können heute nicht mit dir in die Schule, den Grund dafür erklären wir dir heute
Abend." Ich war schon ganz gespannt darauf, was sie mir mitzuteilen hatten. Da Mom und Dad nicht mitfuhren
stiegen wir in Rosalies Cabrio. Das Schulgelände sah überhaupt nicht aus wie bei einer typischen Schule. Es
standen total viele Bäume auf dem Hof und die Gebäude standen so weit auseinander, dass man nicht mehr von
einer Schule sprechen konnte. Aber auf dem größten Gebäude stand: Forks High School, also war das die Schule.
Wir hielten an und ich stieg als Erste aus. Ich wartete jedoch noch auf meine Familie und zusammen gingen wir in
das Sekretariat um uns anzumelden. "Die Sekretärin und die Lehrer sind zum Glück nicht mehr die selben wie
damals," erzählte Mom, "sie wurden versetzt oder so, also wird uns da niemand wiedererkennen." Als wir in das
Sekretariat eintraten sah es ganz anders aus als vor 5 Jahren. Die orange Auslegeware war verschwunden,
stattdessen war der Boden mit weißem Linoleum verkleidet und die Wände waren in einem Lila gestrichen. Auch
die Sekretärin war, wie schon gesagt, eine andere. Ein Schild wies sie als Ms Staedtler aus. Sie war ungefähr so
groß wie ich und hatte schwarz gelockte Haare. "Ah, ihr seid sicher die Cullens, hier sind Karten und
Stundenpläne für euch." Dankbar nahmen wir sie entgegen und verließen das Zimmer. "Sag mal," fragte ich, "Ich
weiß ja das keiner eurer Lehrer mehr da ist, aber wird nicht normalerweise im Schulcomputer vermerkt, wer auf
der Schule gewesen ist?" "Tja", sagte Rose, "Alice kann sich ziemlich gut in Computer reinhäcken und so hat sie
unsere Namen aus den Listen gelöscht. "Alice lächelte verschlagen. "Oh", sagte ich, "dann ist ja gut." Ich schaute
auf meinen Stundenplan und sah, dass ich als erstes Fach Spanisch hatte. Ich atmete auf. Ich liebte Sprachen. Ich
hatte schon in Denali einen Faible dafür entwickelt. Ich konnte schon Französisch, Spanisch und Russisch. Also
machte ich mich auf den Weg zum Spanisch-Raum. Rose begleitete mich. Sie hätte auch Spanisch, sagte sie. Ich
betrat den Klassenraum und sah das Schild des Lehrers, das ihn als Mr Sanchez auswies. Ich dachte mir: "Wow,
die haben mal einen richtigen Spanier bekommen." Mr Sanchez verzichtete auf die Vorstellung und wies uns zu
den freien Plätzen.
Nach der Stunde beugte sich ein Junge zu mir, der ziemlich hübsch war, für die Gegend, aber er war trotzdem
nicht mein Typ. "Hey, du bist Renesmee Cullen, oder?" "Ja", antwortete ich. "Von wo bist du denn hergezogen?"
"Aus Denali", erwiderte ich. "Wo liegt das denn?" "In Alaska. Die nächst größere Stadt ist Nenana." "Okay du
musst jetzt bestimmt zu einem anderen Kurs, ich hoffe wir haben noch mehr Fächer zusammen." Es klang
ziemlich hoffnungsvoll, aber ich wusste, ich würde ihn abblitzen lassen. Nach zwei weiteren Fächern, ging es zur
Pause. In der Schlange zur Essensausgabe stand ein Mädchen mit dunkelblonden Locken hinter mir. Schüchtern
sprach sie mich an. "Du bist Renesmee Cullen, einer der Neuen, oder? Ich bin Mary. Du kommst aus Alaska,
oder?" "Woher weißt du das?" "Ich bin in deinem Spanisch-Kurs, ich habe Jason gehört, wie er dich gefragt hat."
"Jason, heißt er also?" "Ja, wieso interessierst du dich für ihn? Wenn ja würde mich das nicht wundern, er ist
sozusagen der Jahrgangsschwarm." "Nein, er ist nicht mein Typ." "Wirklich?", fragte sie erstaunt, "dann bist du
einer der ersten. Jedes Mädchen aus dem Jahrgang himmelt ihn an und ich auch um ehrlich zu sein." "Hast du ihn
denn schon mal gefragt, ob er mit dir ausgeht?" "Nein", sagte sie ganz entsetzt, "ich bin doch für ihn eh eine von
vielen und warum sollte er ausgerechnet mich mögen?" "Woher willst du das wissen, wenn du noch nie mit ihm
geredet hast?" "Da könntest du Recht haben, aber ich werde nie den Mut aufbringen ihn anzusprechen." Ich sah,
dass sie tief betrübt wurde und wollte sie von dem Thema ablenken. "Hättest du vielleicht Lust dich zu uns zu
setzten? "Mary war mir sympathisch geworden. "Ja,gern." Ich hakte mich bei ihr ein und so gingen wir zu dem
Tisch, wo meine Familie bereits saß. "Hey, Emmett ist es okay, wenn sich Mary zu uns setzt?" "Natürlich, immer
her mit den jungen Pferden." Ich sah Mary an, dass ihr nicht so ganz wohl in ihrer Haut fühlt. Normale Menschen
haben gewöhnlich einen Instinkt an sich, dass sie sich von uns fernhalten. Sie können es sich aber meist nicht
erklären, warum sie es tun. Doch nach ein paar Minuten, hatte Mary ihr Gefühl abgelegt und war in ein Gespräch
mit Alice über Alaska vertieft. "Hat euch die seltene Sonne nicht aufs Gemüt geschlagen? In Alaska scheint doch
so wenig die Sonne, sogar noch weniger als hier." "Nein wir fanden es dort ziemlich schön dort. Wir sind
ziemliche Wintersportfanatiker und da haben wir so ziemlich jede Sportart betrieben, die man im Schnee machen
kann." "Echt? Wow, ich könnte das nicht. Ich bin mehr ein Fan der Sonne. Ich bin erst vor drei Jahren hergezogen.
Früher habe ich in Kalifornien gelebt. Mir fehlt die Sonne schrecklich. Ich war dort auch in einem Surfkurs, aber
hier finde ich das Wasser zu kalt um zu surfen." "Nessi hat im letzten Urlaub Tauchen gelernt, stimmt doch oder?"
"Ja, ich liebe das Wasser genau wie du, falls es mal schönes Wetter hier geben sollte, könnte ich dir es mal
zeigen." "Vielen Dank, das wär toll." Genau in dieser Sekunde klingelte es und wir mussten los. Jasper hatte als
Nächstes zusammen mit mir Englisch. "Deine neue Freundin hat wirklich einen sehr guten Charakter, was hältst
du von ihr?" "Sie hat eine gute Seele und ich habe das Gefühl, dass ich mich auf sie verlassen kann." "Das ist
schön zu hören, denn mir und Alice ist es auch sehr wichtig, dass du glücklich bist." Das ging mir runter wie Öl.
"Danke Jasper, dass weiß ich zu schätzen, wirklich."
Nach der Schule gingen wir alle gemeinsam zu Rosalies Cabrio. Meine Eltern hatten natürlich auch Autos der
Spitzenklasse. Dad hatte einen silbergrauen Volvo und Mom besaß das Schmuckstück der Autosammlung unserer
Familie: Einen schwarzen Ferrari. Ich und Dad hatten schon häufig versucht, sie umzustimmen, dass wir eher
ihren Ferrari nehmen sollten, aber sie wollte nichts davon hören. Sie hasste es, wenn Dad so viel Geld für sie
ausgab. Er hatte ihr das Auto zu ihrer Hochzeit gekauft und sie war ausgeflippt. Sie sagte Dad würde das Geld
zum Fenster rauswerfen. Auch heute noch benutzt sie ihn, auch für private Sachen ziemlich ungern. Unser Haus
war mit dem Cabrio von Rose nicht so weit von der Schule weg. Ich sah mich schon in Gedanken, wie ich mich
bei meinem Bad im Swimming-Pool entspannen würde, aber es sollte alles anders kommen. Zuhause
angekommen, merkte ich das etwas anders war. Es roch nach Jemandem oder nach mehreren Jemanden, deren
Geruch ich nicht zuordnen konnte. Emmett und Rosalie mussten es auch merken, aber sie ließen sich nichts
anmerken. Auch Alice und Jasper machten keine beunruhigten Gesichter. Bei mir dagegen stellte sich die Haare
auf und ich zögerte, ihnen hinterherzugehen. "Nessi, kommst du? Keine Sorge, es ist kein Feind in unserem Haus
eher einer unserer alten Freunde von damals", wollte Alice mich beruhigen. Das tat ich tatsächlich, weil Alice
konnte man in der Hinsicht immer vertrauen, also ging ich hinter ihnen her ins Haus. Als wir die Tür öffneten,
hörten wir, dass ein Gespräch im Gange war. Ich konnte die Stimmen niemandem zuordnen, obwohl ich mir sicher
war, sie schon mal gehört zu haben. Als ich ins Wohnzimmer trat, sah ich die zwei Vampire mit denen ich am
wenigsten gerechnet hatte, mit Carlisle und Esme reden: Huilen und Nahuel.


Geständnis


Wie vom Donner gerührt stand ich da und starrte auf die Zusammenkunft. Esme und Mom plauderte gerade mit
Huilen und Nahuel unterhielt sich mit Carlisle und Dad. Als sie mein verdutztes Gesicht hielten sie inne. Dad, der
als Erster reagierte, fragte: "Hallo Nessi, wie war die Schule?" Meine Mutter fügte gleich hinzu: "Du erinnerst
dich doch noch an Huilen und Nahuel?" Huilen kam auf mich zu und begrüßte mich: "Hallo Renesmee, schön
dich wiederzusehen. Du hast dich so sehr verändert, seit ich dich zum letzten Mal gesehen habe." Ich hatte mich
so weit wieder gefangen, dass ich antworten konnte: "Schön auch dich wiederzusehen und gleich zu Anfang, ich
konnte mich nie so richtig für das bedanken, was ihr für uns getan habt also: danke." "Ach, dass war doch
selbstverständlich. Es gibt nichts wofür du dich bedanken müsstest." Nahuel, der inzwischen hinzugekommen
war, sagte, mit seiner ruhigen Stimme: "Hallo Nessi, ich freue mich auch dich wiederzusehen. Ich hoffe, du hattest
einen schönen Tag." Ich konnte mich an Nahuel nicht so genau erinnern wie an Huilen, denn er war ziemlich im
Hintergrund, als die Beiden uns gegen die Volturi geholfen hatten. Deswegen nahm ich ihn wahrscheinlich anders
war, aber ich spürte irgendwie eine Verbindung zwischen uns. Ich konnte zuerst gar nichts drauf erwidern, denn
ich war so fassungslos von seiner Gestalt. Seine Haare waren ungefähr so lang, wie von Dad, aber mattschwarz.
Ich sah die Muskeln, die sich unter seiner Kleidung abzeichneten und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug
und seine Augen erst, sie waren zwar braun, aber sie waren so tief, dass man sich in ihnen verlieren konnte. Etwas
war an ihm und ich rede nicht von seinem Äußerem, sondern etwas tief in ihm, das ein neues Gefühl in mir
erzeugte, das ich noch nicht zuordnen konnte. Es war als hätte jemand eine Flamme in meinem Inneren
angezündet, die sich rasch ausbreitete, aber was das sein sollte, sollte ich noch früh genug herausfinden. Zuerst
brachte ich kein Wort heraus, doch dann erwiderte ich: Danke Nahuel, ja hatte ich, aber was macht ihr hier? Ich
meine versteht mich nicht falsch, ich freue mich euch zu sehen, aber ich hatte nicht mit eurem Besuch gerechnet."
"Wir waren auch ganz überrascht, als die Beiden vor unserer Tür standen. Huilen hat jedoch erklärt, dass Nahuel,
seit sie bei uns waren, hat ihn unsere Familie nicht mehr losgelassen und er wollte diesen Lebensstil
kennenlernen". Während er das sagte, merkte ich, dass Nahuels Blick auf mir ruhte, was mich ganz nervös
machte. Ich dachte mir: "Was ist denn bloß los mit mir, heute noch interessiere ich mich kein Stück für diesen
Typen aus der Schule, aber bei Nahuel ist es irgendwie anders. Mal abgesehen von der Tatsache, dass wir beide
Halbvampire sind. Das ist doch lächerlich, ich kenne ihn ja kaum und doch fühle ich mich in seiner Gegenwart
viel besser und geborgen, irgendwie." Doch meine Gedankengänge wurden jäh unterbrochen,als meine Mom und
mein Dad leise sagten: "Kommst du, wir müssen mit dir reden." Mühsam wandte ich meinen Blick von Nahuel ab
und folgte meinen Eltern die Treppe in ihr Zimmer.
Ihr Zimmer war genau auf sie beide abgestimmt worden. Es war in den Farben Weiß und Gold gestrichen. Perfekt
dazu lag ein goldfarbener Teppich auf dem Boden, der genau eine Schattierung dunkler war als die Wand. Auf
dem Fensterbrett standen viele Wüstenpflanzen. Mom hatte sie dahin gestellt, als Andenken an ihre alte Heimat
Arizona. Es stand auch ein riesengroßes Bett mit einem Himmel darüber. In dem stellten sie vermutlich so einiges
an, wenn ich schlief. Meine Eltern bedeuten mir, mich zu setzen. Dad blieb im Türrahmen stehen und Mom
setzten sich neben mir aufs Bett. Dad fing an: "Nessi, wir müssen mit dir reden." "Hab ich gemerkt", antwortete
ich. "Nessi, wir haben einige Jahre darauf gewartet und wir finden,du bist jetzt alt genug, damit deine Mutter für
einige Semester aufs College gehen kann,wenn das okay für dich ist." Das überraschte mich. Nicht dass ich
dagegen protestiert hätte, sondern dass sie damit solange gewartet hatten. "Für mich ist das völlig okay, ich
wundere mich bloß, dass ihr damit solange hinter dem Berg gehalten habt." Meine Mutter antwortete darauf: "Wir
wollten uns so lange wie nötig bei dir sein, so lange du uns rund um die Uhr brauchtest." "Und wir wollten keinen
deiner Entwicklungsschritte verpassen", setzte Dad hinzu. "Ihr braucht euch um mich wirklich keine Sorge zu
machen, Carlisle, Esme und die anderen werden sich um mich kümmern, wenn ihr weg seid." "Daran haben wir
überhaupt keine Zweifel", sagte Mom, "aber denke bloß nicht,dass du dir dann alle Freiheiten herausnehmen
kannst. Rose wird auf dich aufpassen." Damit hatte ich überhaupt keine Probleme. Mit Rosalie verstand ich mich
sowieso fast am besten. "Keine Sorge, ich werde keinen Drogenabsturz erleben oder mich auf wilde Partys
begeben", sagte ich scherzhaft. Meine Eltern sahen daraufhin viel erleichterter drein und sahen, dass ich
verantwortungsvoll sein konnte. Meine Mutter schloss mich in die Arme und flüsterte mir ins Ohr: Ich weiß, dass
du nicht verantwortungslos bist, es fällt mir nur schwer nicht mehr das kleine Mädchen, das du einmal warst zu
vergessen. Es ist schwer dich loszulassen." Dad fügte noch hinzu: Du bist jetzt unser großes Mädchen, aber du
kannst uns trotzdem immer anrufen, wenn du uns brauchst, egal wie spät es ist." "Danke Dad, ich weiß,dass ich
immer mit euch reden kann. Das bedeutet mir viel, wirklich." "Wann wollt ihr überhaupt wegfahren und in
welches College oder Uni?" "Dieses Wochenende. Da fängt das neue Semester an und es geht nach Dartmouth in
England." Das überraschte mich nicht. Dad gab immer gern Geld für Mom aus und da war ganz bestimmt ein
wenig Bestechung mit im Spiel. Mom und Dad lächelten mich an und Dad sagte mit einem Grinsen: "Also wollen
wir wieder hinuntergehen, damit du noch ein bisschen Nahuel anhimmeln kannst." Mist!! An Dads Fähigkeit hatte
ich überhaupt nicht mehr gedacht. Er konnte ja Gedanken lesen! Oh, Nein! "Das hat keinerlei Bedeutung. Meine
Gedanken sind abgeschweift." "Abgeschweift?", mischte sich Mom ein. Das hat sich aber für mich ganz anders
angehört, als dein Dad mir das erzählt hat." Ich ärgerte mich über meine eigene Nachlässigkeit. Ich wusste ganz
genau, dass ich vor meinen Eltern nichts verheimlichen konnte und ich war so dumm und hatte das in dem
Augenblick überhaupt nicht dran gedacht. Mom, die meinen Gesichtsausdruck sah, wollte mich beschwichtigen
und sagte: "Süße, das ist überhaupt nicht böse gemeint, das erinnert mich daran, wie sehr ich deinem Dad
angehimmelt hab. Ich konnte nicht die Augen von dir lassen, oder Edward?" "Ich von dir genauso, nachdem ich
zum ersten Mal mit dir geredet habe", erwiderte Dad. "Okay, wenn ihr hier schon Liebesbekundungen machen
müsst, dann wartet bis ich draußen bin oder bis ich eingeschlafen bin." Mom und Dad lachten und so gingen wir
hinunter zu den anderen.
Nahuel und Huilen erzählten, was sie gemacht hatten, nachdem sie gegangen waren. Huilen erzählte aufgeregt:
"Ihr habt uns dazu inspiriert, uns nicht mehr nur in unserem Regenwald zu verstecken, sondern die Welt zu
entdecken. Wir waren schon in La Paz, Rio, Buenos Aires und viele mehr. Das ist unsere erste Reise in die USA,
Nahuel wollte euch unbedingt wiedersehen, denn eure Lebensweise hat ihn nicht mehr losgelassen." Während
Huilen weitererzählte, merkte ich wie Nahuels Augen immer wieder zu mir huschten. Jedes Mal, wenn ich seinem
Blick begegnete, schlug ich sofort die Augen nieder. Ich brachte einfach nicht den Mut auf ihn anzusprechen. Die
Situation war völlig neu für mich. Ich hatte so etwas noch nie erlebt. Als ich mich schließlich ins Bett
verabschiedete und die Treppe hinaufging, war ich in Gedanken schon wieder bei Nahuel. "Er ist so anders als alle
Jungs, die ich bisher kennengelernt habe. Er ist überhaupt nicht auf sich selbst fixiert, obwohl er wahnsinnig gut
aussieht. Er ist so tiefgründig und hat etwas Mysteriöses an sich." Doch dann fiel mir Jacob ein, der ja auf mich
geprägt war und Jacob dachte, dass wir irgendwann zusammen sein würden. Da hatte ich mich in ein schönes
Schlamassel begeben. Ich war in Nahuel verliebt, das stand außer Frage, aber auf der anderen Seite wollte ich
Jacob nicht verletzten. Als ich im Bett lag, war mein letzter Gedanke: Was soll ich nur tun?


Abschied


Im Verlauf der folgenden Woche wurde mein Stundenplan zur Gewohnheit und ich freute mich in dieser
Woche besonders auf die Schule, weil Nahuel auch endlich einmal auf eine normale Schule gehen würde.
Vielleicht hatte das was mit mir zu tun, aber das konnte ich nicht glauben. Der erste Tag als Nahuel in der
Schule auftauchte war für die Mädchen ein Schock. So einen gut aussehenden Kerl hatten sie noch nie an
der Schule gesehen. Wie sie ihn angesehen hatten! So gierig und besitzergreifend! Da wurde ein Gefühl in
mir wach, das ich nicht zuordnen konnte, ich fühlte mich wütend und zornig, weil ich dachte: Was denkt ihr
euch eigentlich!! Ihr seht bloß sein Äußeres und nicht sein Innenleben. Ihr seid bloß scharf auf ihn, weil er
gut aussieht. Mich überraschte es, als ich erkannte, dass es Eifersucht war. Naja, aber einen Vorwurf konnte
man ihnen nicht machen. Er sah schon heiß aus in seiner schwarzen Lederjacke und seinem Hemd,das
etwas tiefer ausgeschnitten war, sodass man seine Brustmuskeln sehen konnten und wie er sich immer
stylte und...aber ich schweife ab. Jedenfalls war Jason für den Tag aus den Köpfen der Mädchen
verschwunden, was man an seinem Gesicht deutlich sehen konnte. Mary war auch ganz begeistert von ihm
und flüsterte mir gleich ins Ohr nachdem er außer Hörweite war: "Na, wenn das nicht mal ein lecker
Schnittchen ist. Woher kennt deine Familie ihn denn?" "Er lebt bei seiner Tante und sie ist mit Carlisle und
Esme befreundet." Das stimmte ja sogar, bloß erzählte ich ihr nicht, dass er 150 Jahre alt war und ein
Halbvampir war, wie ich. Sie bohrte gleich nach: "Na und? Was hältst du von ihm?" "Öhm naja, er ist schon
ziemlich...umwerfend." "Aha", sagte sie triumphierend, "du bist also genauso in ihn verschossen, wie die
anderen Mädchen!" "Ach Quatsch", gab ich zurück. "Leugne es nur", sagte Mary, "aber die Wahrheit wird
ans Licht kommen." Mir fiel auf, dass er ziemlich viele Kurse mit mir zusammen hatte, aber ich wusste nicht,
wie ich das deuten sollte, mir war einfach vorher noch nie etwas in der Richtung passiert. Aber beim
Mittagessen brachte ich immer noch kein Wort heraus, wenn er in meiner Nähe saß. Ich schaffte es nie den
ersten Schritt zu tun und ihn anzusprechen, das musste immer er übernehmen und wenn es dann so war,
waren meine Antworten immer ziemlich einsilbig, weil ich vor Aufregung nicht wusste, was ich sonst noch
sagen sollte. Doch am Freitag kam das, was ich insgeheim ein wenig herbeigesehnt und doch gefürchtet
hatte: Morgen würden Dad und Mom aufs College gehen. An diesem Tag gab es eine Abschiedsfeier mit der
besten Musik, die wir im Haus hatten. Ihr glaubt gar nicht wie wild Vampire feiern können, wenn sie in
Stimmung dafür sind. Alice hatte das Wohnzimmer aber auch perfekt dekoriert. Mit Girlanden, auf denen alle
Mom und Dad abgebildet waren. Jedenfalls wirbelten meine Eltern und meine ganze Familie auf der
provisorischen Tanzfläche. Auch Mary war gekommen. Ich hatte meine Eltern gefragt, ob das ginge und sie
gaben ihr Einverständnis. Sie fühlte sich ziemlich wohl bei uns, was den anderen merkwürdig vorkam, denn
bisher hatten alle Menschen sie gemieden. Tja, aber auch ein Vampir kann noch überrascht werden. Und
dann passierte, das werdet ihr mir aber nie glauben, das was ich mir erträumt hatte. Es lief gerade ein
langsames Lied, als Nahuel herüberkam und mich doch tatsächlich zum Tanz aufforderte. Er sah einfach nur
perfekt aus. Er hatte ein weißes Hemd an, das seine braune Haut gut zur Geltung brachte. Um mein Blut
noch extra in Wallung zu bringen, hatte er die ersten zwei Knöpfe aufgemacht, sodass man eine Ahnung von
seinem muskulösen Körper bekam. Außerdem trug er noch eine enge Jeans, in dem man seinen Po sehen
konnte und seine muskulösen Beine. Um das ganze Outfit abzurunden, hatte er eine schlichte Kette um den
Hals, auf der ein einzelner Anhänger mit einem Schwert zu sehen war. Es erschienen rote Flecken auf
meinen Wangen, wie immer, wenn er mich ansprach und ich sagte stotternd: "J-ja, k-klar." Er nahm mich an
der Hand und als er anhielt nahm er mich in den Arm und zog mich eng an sich. Dann begannen wir zu
tanzen. Ach, ich wünschte es würde nie enden. Ich spürte, dass das etwas für ihn mit das Natürlichste von
der Welt war, aber es war für mich ,wie im Himmel. Nachdem das Lied jedoch geendet hatte, löste er sich
von mir und sagte: "Es war mir eine Ehre mit dir zu tanzen, Renesmee." Dann gab er mir einen Handkuss
und entfernte sich, um zu Mom und Dad zu gehen, um sie auch offiziell zu verabschieden. Ich stand noch
wie erstarrt da, unfähig mich zu bewegen. Ich spürte noch immer die Stelle, die er mit seinen vollkommenen
Lippen berührt hatten. Erst Mary brachte mich wieder zur Besinnung: "Hallo? Bist du noch bei uns? Erwach
mal wieder aus deiner Traumwelt." Ich blinzelte und erwachte tatsächlich wieder. Mary jedoch hingegen
schaute triumphierend, als es aus ihr herausbrach. "Ich wusste es. Ich wusste es. Du bist ja noch mehr in ihn
verknallt, als ich dachte, also gib zu, dass ich Recht habe." Ich stöhnte und murmelte: "Ja, schon gut, du
hattest ja Recht. Bist du jetzt zufrieden?" "Ja", gab sie grinsend zurück. Als ich dann nach zwei Stunden in
mein Bett ging, könnt ihr euch ja denken welchen Namen ich beim Einschlafen auf den Lippen hatte: Nahuel.
Am nächsten Morgen erwachte ich mit dem Gefühl, dass alles anders sein würde. Ich ging ins Badezimmer
und wusch mein Gesicht. Irgendwie war an diesen Tag alles unwirklich. Ich konnte das, was gestern passiert
war noch nicht realisieren. Nahuel hatte tatsächlich mit mir getanzt. Ich ging wieder in mein Zimmer und
suchte mir die Sachen raus, die ich heute anziehen würde. Ich entschied mich als Abschiedsgeste Klamotten
in meinen Lieblingsfarben anzuziehen: eisblau und feuerrot. Das ist deshalb so, weil es genau solche zwei
Gegensätze sind, die ich in mir vereine: Mensch und Vampir. Ich ging nach draußen, wo alle anderen schon
waren. Carlisle hatte sich bereiterklärt die beiden zum Flughafen zu fahren und wartete schon im Auto als
sich Mom und Dad bei mir verabschiedeten. "Also, Nessi, sei ein braves Mädchen und höre auf Rose,
okay?" "Na, klar Momma du kannst dich auf mich verlassen." Dann kam Dad um sich zu verabschieden.
"Nessi, wir werden dir jede Woche aus Dartmouth mailen. Wir werden dich über alles auf dem Laufenden
halten." Dann gab er mir einen Kuss auf die Stirn und stieg mit Mom ins Auto und sie fuhren los. Emmett rief
noch nach: "Habt nicht zu viel Spaß ohne uns!" Wir winkten bis wir sie nicht mehr sehen konnten und da
realisierte ich: Sie sind fort und ich hatte die Ahnung, dass sich irgendwas ändern würde.


Gefühlschaos


Drei Tage waren vergangen, seitdem Momma und Dad weggefahren waren und ich begann sie schon zu
vermissen. "Na toll", dachte ich, "Ich sehne mich mal nach einer Zeit in der ich endlich mal ohne meine
Eltern bin und jetzt vermisse ich sie auch schon so schnell." Irgendwie war es ziemlich ruhig geworden. Da
Dad nicht da war, hatte Emmett keinen an dem er ein wenig sticheln konnte und da Mom nicht da war,
musste Alice sich nicht mehr über ihren Kleidungsstils aufregen. Ich war es auch gar nicht gewohnt so wenig
Unterlassungen und Vorschriften zu bekommen. Die anderen sahen das lockerer als meine Eltern, was
natürlich ein Bonus für mich war, aber das wurde langweilig. Man hat nicht mehr den Kick, wie wenn man
etwas Verbotenes tut. Naja, egal. Es wurde mal wieder Zeit für einen Jagdausflug für mich. Außerdem wollte
Nahuel auch jagen, also hatte ich mich gleich bereit erklärt mitzukommen. Einerseits hatte ich ein schlechtes
Gewissen, wegen Jacob, andererseits freute ich mich total auf den Ausflug. Denn das war die Chance
Nahuel kennen zu lernen. Wir verabschiedeten uns von den anderen so gegen vier Uhr und fuhren mit
Emmetts Jeep zum North Cascades National Park, denn der hatte gerade Puma-Überschuss. Auf der Fahrt
dahin merkte ich, dass er eine CD von dem Musical "Tanz der Vampire" eingelegt hatte. Ich wusste nicht,
dass noch jemand außer mir, dieses Musical gut fand. Es lief gerade "Draußen ist Freiheit." "Du stehst auf
Tanz der Vampire?", fragte ich ihn. "Auf die Lieder schon ja, aber ich hatte noch keine Gelegenheit ins
Musical zu gehen." "Ach, wirklich? Meine Eltern sind extra mit mir zum Broadway gefahren, damit ich mir das
Musical ansehen konnte." Seine Augen leuchteten interessiert auf und er fragte mich gleich: "Und wie war
es?" "Atemberaubend", antwortete ich, "Es war einfach nur genial die Story, die Bewegungen der Tänzer
einfach alles. Es war das Beste, was ich gesehen habe." Es war toll, endlich ein Thema zu haben, über das
wir reden konnten. Schnurstracks ging es weiter Richtung Norden. Jetzt da das Gespräch einmal in Gang
gekommen war, war es total leicht mit ihm zu reden, ohne dass ich mir gleich wie ein Volltrottel vorkam. Es
war, wie das Natürlichste der Welt. Nahuel war noch netter, als ich gedacht hatte. Von meinen Eltern wusste
ich, dass er sich nicht gleich jedem Menschen oder Vampir anvertraut, deswegen war ich umso glücklicher,
dass er mir so viel von sich erzählte. Ich erfuhr von ihm, welche Musik er gern mochte, welche Bücher und
Meinungen zu bestimmten öffentlichen oder historischen Themen. "Wow, ich hätte nicht gedacht, dass noch
jemand die genau gleiche Meinung hat wie ich." Es ging gerade um den Film "ES". "Irgendwie sind solche
Horrorfilme meistens nicht gruselig, sonder eher widerlich. Vor allem bei dieser Spinne oder was für ein
Getier es auch immer sein soll hat man gemerkt, dass das nicht echt ist." Im Laufe des Gesprächs hatten wir
viel voneinander preisgegeben, aber ich hatte ihm noch nicht meine Gabe gezeigt, wie auch immer man das
nennen will. Ich finde meine Gabe ist nicht im Vergleich zu der von Mom und Dad, aber das will ich jetzt nicht
weiter ausbreiten. Jedenfalls kamen wir am späten Nachmittag (Ja, er hat so einen irrsinnigen Fahrstil wie
Dad) beim National Park an. Wir bezahlten den Eintritt und fragten welche Tierarten es denn hier gäbe. Wir
erfuhren von der Auskunft, dass sie gerade einen Überschuss an Berglöwen haben. Das freute mich, denn
ich wartete schon lange auf so eine Herausforderung. Ich grinste etwas diabolisch und Nahuel bemerkte es,
woraufhin er sehr verstohlen lächelte. Er merkte, wie sehr ich mich auf die Jagd freute. Ich hatte schon lange
kein Blut mehr getrunken, meine Eltern haben eine ziemlich komische Vorstellung davon, sowie kein
unnötiges Leid verursachen und so, aber das war mir jetzt egal, meine Eltern waren nicht da und die Einzige,
die es ihnen stecken könnte ist Alice. Wir gingen durch den Eingang und versuchten gleich Fährten von
Berglöwen aufzunehmen. Natürlich gingen wir weiter vom Eingang weg, um keine Menschen zu gefährden.
Dann auf einer abgeschiedeneren Lichtung, nahmen wir endlich Fährten auf. Ich schlug wie ein Hund an und
folgte gleich der Duftspur, das Männchen, soweit war ich mir sicher war in nordöstlicher Richtung unterwegs.
Ich lief sofort los und wurde immer schneller bis ich das Gefühl hatte, ich schwebte über den Boden. Nahuel
lief hinter mir her und achtete darauf, dass ich keine Dummheit machte. Wir liefen immer weiter bis wir an
einen See mit tiefblauem Wasser kamen. Da wir nur Halbvampire sind, leuchtet unsere Haut nur etwas auf
und glitzert nicht wie bei richtigen Vampiren. Ich sah das Puma-Männchen, sah wie es das kalte Wasser in
sich hineintrank, sah wie sich das Blut durch die Adern bewegte. Ich verharrte im Gebüsch und wartete auf
den günstigen Zeitpunkt. Der Wind wehte nicht aus unserer Richtung, so dass es uns nicht riechen konnte.
Ich ging so leise durch das Gebüsch, wie ich konnte, bis ich hinter ihm stand. Ich machte einen Ausfallschritt
nach hinten, sammelte meine Kräfte und sprang mit ganzer Kraft auf den Puma zu. Er drehte sich einen
Moment zu spät um und da wusste ich, dass ich gewonnen hatte. Ich sprang auf seinen Rücken und hielt
mich fest. Der Puma brüllte und versuchte mit seinen Pranken nach mir zu schlagen. Ich hielt mich fest und
versuchte an seinen Hals zu kommen, da erwischte mich der Puma mit seiner Pranke, so dass ich auf den
Boden fiel. Ich zischte drohend und hielt ihm ein Bein fest, während ich ihn mit dem anderen Arm zu mir
heranzog. Ich versenkte meine Zähne schließlich in seinem Hals. Ich spürte, wie das Blut warm in meinen
Mund strömte. Der Puma brüllte vor Schmerz auf und versuchte immer noch nach mir zu schlagen, doch
seine Krallen glitten an meiner steinharten Haut ab. Das Tier wurde immer ruhiger bis es schließlich zu
atmen aufhörte. Ich schob das Tier von mir weg und stand auf. Ich bemerkte, dass mein T-Shirt und mein BH
fast in Fetzen gerissen waren und nur notdürftig meine...privaten Stellen verdeckten. "Scheiße!", platzte es
aus mir heraus. "Alice wird ausflippen, sie hat mir das T-Shirt von Jil Sander höchst persönlich entwerfen
lassen!" Dann fielen meine Augen auf Nahuel. Er stand nur da und starrte mich mit hochgezogenen
Augenbrauen an. Ansonsten regte er sich nicht. "Das war mit Abstand die außergewöhnlichste Jagd, die ich
in meinen 150 Jahren gesehen habe." Ich grinste, doch dann fiel mir mein zerrissenes T-Shirt wieder ein und
ich sagte bittend zu ihm: "Könntest du mir was von dir leihen? So kann ich mich nicht vor den Menschen
zeigen." "Oh.. ja.. natürlich", sagte er und ohne auch nur ein Wort zu sagen, zog er seinen Pullover aus und
reichte ihn mir. Unter seinem T-Shirt kamen seine Muskeln noch besser zur Geltung. Diesmal sah man es
genauer, dass er von seinem Körper her eine Mischung aus Jacob und Emmett war. Er sah schon
muskulöser aus als Jacob, aber es wirkte nicht, wie bei einem Bodybuilder, wie Emmett. Obwohl ich es
eigentlich war, die in Fetzen da stand, erröttete ich auf einmal. Er sah wahnsinnig gut aus, das kann ich euch
sagen. Ich brachte auch zuerst kein Wort hervor, als er mir seinen Pullover reichte. Als er meine Hand
berührte, durchfuhr es mich heiß und kalt und ich hatte das plötzliche Verlangen mich an seinen Körper zu
schmiegen. Er zog schon verwundert die Augenbrauen hoch, als ich noch rechtzeitig ein "Danke",
herausbrachte. Ich schüttelte mit dem Kopf, um wieder einen klaren Gedanken zu bekommen. Er ging weg,
damit ich mich nicht beim Umziehen schämen musste. Ich brauchte nicht lange und er kam wieder zurück.
"Wollen wir zum Auto zurück oder hast du noch Durst?" "Nein, wir können ruhig fahren, aber willst du nicht
noch jagen?" "Ich hab mir während du dich umgezogen hast, etwas gegönnt, von mir aus können wir
aufbrechen." So liefen wir zum Auto und schwiegen beide, weil wir nicht wussten, worüber wir reden sollten.
Nach einer halben Stunde kamen wir wieder zum Ausgang und bewegten uns langsamer, damit wir unter
den Menschen, die sich möglicherweise aufhalten, nicht auffielen. Wir stiegen ins Auto und Nahuel fuhr
gleich mit einem Tempo los, das man eher bei Zügen, als bei Autos findet. Nahuel lächelte auf einmal, ich
konnte mir denken wieso und ihr euch auch oder? Am liebsten wollte ich vor Scham im Boden versinken,
aber da das nicht mal bei Vampiren möglich ist, musste ich ausharren. Da das Lächeln aber nicht schwand,
wollte ich ihn auf ein anderes Thema bringen. "Sag mal, hast du eigentlich irgendeine Gabe mal bei dir
festgestellt oder hast du gar keine." "Bis jetzt nicht", antwortete er, "Ich hab auch bis jetzt keine mentale
Gabe, wie bei deinen Eltern." Ich nickte und so kam wieder eine Weile Schweigen. Mir kam aber auch
wieder in den Sinn, was ich seit unserer Ankunft in Forks nicht getan hatte und das mir jetzt blitzartig wieder
einfiel: Ich musste in nächster Zeit Jacob besuchen! Ich könnte ja Nahuel mitnehmen, dachte ich mir, denn
er kannte ihn ja noch gar nicht und ich musste ihn meinem besten Freund unbedingt vorstellen. Aber ich
musste ihn natürlich erst fragen und da kamen mir Zweifel, ob er mitkommen würde, aber einen Versuch war
es wert. "Nahuel, hättest du Lust am nächsten Wochenende mit mir nach La Push zu fahren, ich würde dir
gern meinen besten Freund vorstellen." "Nur wenn du nichts dagegen hast", fügte ich hinzu. "Ich hätte nichts
dagegen, ich würde mich freuen, deinen besten Freund kennenzulernen. Ich werde dich begleiten." Ich
jubelte innerlich auf. Ich würde noch einen Tag mit Nahuel verbringen. Doch dann fiel mir ein, was ich noch
tun musste. Ich musste Jacob sagen, dass ich ihn nicht liebte und wir nie zusammenkommen. Bloß, wie
sollte ich das anstellen?


Eine verhängnisvolle Party


Am Freitagmorgen wachte ich voller Freude, aber auch voller Sorge auf. Ich freute mich auf der
einen Seite, da ich den ganzen Nachmittag mit Nahuel verbringen würde und ihn fast für mich
allein hatte. Ich war aber auch voller Sorge darüber, weil ich nicht wusste, wie ich Jacob erklären
sollte, dass aus uns nichts werden würde. Mit diesen gemischten Gefühlen machte ich mich für den
Tag fertig. Als ich schließlich zum Abfahren herunterkam, warteten schon alle und ich spürte wie
Jasper von seiner Gabe Gebrauch machte, indem ich mich auf einmal ziemlich beruhigte. Er spürte
mein Gefühlschaos und da war er nicht der Einzige. Man musste es mir vom Gesicht ablesen, denn
Esme fragte mich mehrmals, wie es mir ging, aber ich wimmelte sie ab, ich wollte nicht darüber
reden und sagte, dass es mir gutging. Ich stieg ins Auto ein und während die anderen redeten und
Rosalie fuhr, sah ich aus dem Fenster und überlegte, wie ich Jacob die bittere Wahrheit sagen sollte.
Was meine Konzentration nicht gerade verbesserte war, dass Nahuel gerade mal einen halben Meter
von mir entfernt saß. Als ich ausstieg, sah ich schon, dass Mary beim Parkplatz wartete. Ich
verabschiedete mich von meiner Familie und ging gemeinsam mit Mary zu Englisch.
Unglücklicherweise war sie auch eine gute Leserin von Gesichtsmienen, denn sie fragte: "Sag mal,
was ist denn heute mit dir los, du wirkst heute so abwesend." "Nein es ist alles in Ordnung bis auf
die Tatsache, dass mein bester Freund in mich verknallt ist, aber ich nicht in ihn und ich nicht weiß
wie ich ihm das sagen soll und in den Typen verknallt bin, der in der Mittagspause zwei Plätze links
von mir sitzt! Ansonsten geht es mir bestens danke der Nachfrage." Ich konnte es einfach nicht
mehr zurückhalten. Ich musste mich irgendjemanden anvertrauen, der nicht zu meiner Familie
gehörte und das Ganze etwas neutraler sehen würde. Wobei ich natürlich den scharfen Ton bereute
mit dem ich das gesagt hatte. Mary konnte ja nichts dafür, dass diese Situation so verdammt
kompliziert war. "Tut mir leid, wie ich das gesagt habe, es ist nur so, ich weiß nicht was ich machen
soll. Jacob muss natürlich die Wahrheit erfahren, aber ich will ihn nicht verletzen." Ich hatte Mary
genug von Jacob erzählt, so dass sie Bescheid wusste, wie wichtig er für mich war. Sie legte ihre
Stirn in Falten und überlegte angestrengt, was sie mir sagen könnte. Aber da waren wir am
Klassenzimmer angekommen. Sie setzten uns auf unsere Plätze und sie sagte. "Gib mir bis zum
Ende der Stunde dann reden wir weiter. Mr Jackson kam rein und begann die Stunde. Es ging
darum was Liebe am Beispiel von "Sommernachtstraum" mit Menschen anstellen konnte. Die Story
ist genauso, wie meine Situation, ein komplettes Chaos. Es geht um vier Athener: Demetrius, der in
Hermia verliebt ist und von deren Vater schon die Hochzeit arrangiert worden ist. Hermia, die
eigentlich in Lysander verliebt ist, aber laut ihrem Vater Demetrius heiraten soll. Lysander, der in
Hermia verliebt ist und mit ihr zusammen aus Athen fliehen will und um Helena, die in Demtrius
verknallt ist, der sie aber nicht erhört. Um die Story abzukürzen, ein Elf sorgt mit einer Blume,
deren Nektar dafür sorgt, dass sich Lysander und Demetrius in Helena verlieben. Ich fühlte mich
genauso wie Helena, sie liebt eigentlich Demetrius, will aber Lysander auch nicht zu sehr verletzen,
da sie ihm sonst das Herz bricht. Aber wenn Lysander ihr bester Freund gewesen wäre und er ihr
Leben gerettet hätte... Doch nein, ich interpretierte zu viel in diese Situation hinein. Lysander war ja
nicht Helenas bester Freund, der ihr schon mal das Leben gerettet hat oder so. Diese Story
unterschied sich auch zu sehr von meiner. Ich konnte mir also kein Beispiel an ihnen nehmen.
Bevor ich noch mehr von unglücklicher Liebe und darüber was sie mit einem anstellen konnte,
klingelte es und ich eilte aus dem Klassenzimmer, um mit Mary zu reden. Sie kam auch gleich
heraus und ich bestürmte sie förmlich mit der Frage, was sie von der Situation hielt. Sie überlegte
noch kurz doch dann antwortete sie: "Also nur nochmal zum Mitschreiben: Jacob ist in dich
verliebt, aber du liebst ihn nicht mehr als einen Bruder und du bist in Nahuel verliebt, stimmt das
so?" "So in etwa", erwiderte ich. "Also dann kann ich dir nur zwei Ratschläge geben. Der erste ist:
Höre auf dein Gefühl, denn ich weiß, dass du das Richtige tun wirst. Der zweite ist: Warte nicht
mehr länger, denn je später du es ihm sagst desto schmerzhafter wird es für Jacob. Mehr kann ich
dir dazu nicht sagen. Wenn du willst kann ich dich ja begleiten." "Nein, das ist nicht nötig",
antwortete ich ein wenig zu schnell", das muss ich allein klären." Das sagte ich auch, weil ich Mary
nicht in so etwas Gefährliches hineinziehen wollte, denn wenn nach meinem Geständnis ein Streit
zwischen Nahuel und Jacob entbrennen würde und Jacob wütend wird, dann naja ich glaube den
Rest könnt ihr euch denken. Nebenbei kam ich mir total bescheuert vor, wie sie das so sagte, denn
tief in meinem Herzen wusste ich es schon. Ich hatte mich bloß nie getraut es Jacob zu sagen und es
mir selbst nicht vollkommen eingestanden. Aber ich liebte Nahuel aus der Tiefe meines Herzens.
Das wusste ich jetzt. Es war nicht nur eine Verliebtheit, die dann ,al schnell wieder vergeht, wie
Wasser im Sand. Ich fühlte, dass da mehr war. Jede Minute, die ich nicht bei ihm war, schmerzte
mir fast körperlich. Mary hatte Recht. Es wäre gemein und egoistisch, Jacob gegenüber, das
Geständnis weiter hinauszuzögern. Es würde nur ihm und mir wehtun. Ich musste es tun. Auch
wenn ich ihn damit verletzen würde. Ich hoffte nur, dass er schnell darüber hinwegkam, denn meine
Mom hatte ihn auch nur schon verletzt, weil er bevor er auf mich geprägt wurde in meine Mom
verliebt war, sie aber seine Liebe nicht so erwidert hatte, wie er sich das vorgestellt hatte. Bei mir
war das aber nochmal etwas anderes. Er war ja auf mich geprägt. Er rechnete damit, dass wir
zusammenkamen. Ich wusste, dass die Geprägten um das Mädchen warben auch wenn sie es
vielleicht teilweise gar nicht beabsichtigten. Bei mir war der Funke jedoch nie übergesprungen.
Man musste schon aber geistig unterbelichtet sein, um nicht zu merken, dass Jacob um mich warb.
Na ja, man konnte es ihm nicht verdenken, nachdem seine erste Liebe so eine Enttäuschung. Zum
Beispiel machte er mir selbstgemachte Geschenke und zeigte mir seine Lieblingsplätze in La Push.
Mir tat es dann immer in der Seele weh zu wissen, dass ich seine Gefühle nie so erwidern würde,
wie er es sich wünschte. Ich fasste den Entschluss es ihm bei dem Besuch mit Nahuel zu sagen, kein
guter Zeitpunkt ich weiß, aber für so was gibt es keinen richtigen Zeitpunkt. Ich kannte mich selbst
gut genug um zu wissen, dass ich ewig lange um den heißen Brei herumreden würde, bevor ich mit
der Sprache herausrücken würde. Mit trüben Gedanken schlurfte ich hinter Mary her zu Biologie II.
Na toll, dachte ich, während ich mich setzte, das wird ja was werden. Die ganze Stunde starrte ich
auf die Tafel ohne darauf hinzuhören, was Mr Miles uns über den Blutkreislauf erzählte. Als am
Ende die Glocke läutete, ging ich mit Mary missmutig zum Auto. Ich wusste, dass sich am
Wochenende einiges ändern würde, doch ob es positiv oder negativ war, konnte ich noch nicht
wissen.
Missgelaunt wachte ich am Samstagmorgen auf, denn heute war es endlich so weit. Ich würde
Jacob sagen, dass ich ihn nicht liebte. Warum konnte es mir nicht leichter so unangenehme
Wahrheiten auszusprechen, aber ich glaube, das kann niemand besonders. Ich zog mich in den
Trauerfarben Schwarz und Lila an, sie passten nämlich genau zu meiner Stimmung. Unten wartete
Nahuel auf mich. Na, auf dich wird auch noch eine Überraschung warten, dachte ich verbittert.
Nahuel wusste auch noch nichts von meinen Gefühlen zu ihm und ich wusste nicht mal, ob er sie
erwidern würde. Als ob das Geständnis gegenüber Jacob nicht schon schwer genug wäre, aber ich
hatte so entschieden und daran gab es nichts mehr zu rütteln. Jedenfalls sah Nahuel umwerfend aus,
er hatte wieder eine seiner engen Jeans an, wo ich mich immer noch wunderte, wie er da reinkam
und er hatte ein weißes Hemd an, das seine braune Haut zur Geltung kam. Außerdem hatte er die
oberen Knöpfe nicht zugeknöpft, so dass ein Teil seiner muskulösen Brust zum Vorschein kam. Ich
konnte zuerst nichts als diesen wunderbaren Anblick wahrnehmen, doch seine Stimme riss mich
wieder zurück in die Wirklichkeit: "Brauchst du noch etwas oder können wir fahren? Du siehst
übrigens wunderschön aus", fügte er hinzu. "N-nein, wir können fahren", antwortete ich und hoffte,
dass er meine Verlegenheit nicht bemerkte. Wir stiegen ins Auto und die ganze Fahrt dachte ich
darüber nach, wie ich es Jacob sagen sollte. Doch mir fiel nicht ein, wie ich es am besten anstellen
sollte. Wir stiegen schließlich bei Billys Haus aus und hörten schon von dort den Partylärm. Na,
super, dachte während wir uns der Quelle der Geräusche näherten, ich muss natürlich dann diese
gute Stimmung versauen. Wir bogen um die Hausecke und entdeckten, dass ein Buffet aufgebaut
war und Seth gerade die Kerzen auf dem Kuchen ausblies und dann fiel es mir wie Schuppen,
natürlich Seth hatte Geburtstag, wie konnte ich das nur vergessen haben? Ich war in letzter Zeit so
mit mir selbst beschäftigt gewesen, dass ich gar nicht bemerkt hatte, was in meinem Umfeld
passierte. Seths Blick fiel auf mich, lächelte und rief: "Nessi, wie schön, dass du gekommen und
wen hast du denn da mitgebracht?" Ich winkte und kam mit Nahuel immer näher und rief Seth zu:
"Tut mir Leid Seth, dass ich dir kein Geburtstagsgeschenk für dich habe. Deinen Geburtstag hab ich
total vergessen" Seth schien das nicht zu stören, wenn er mir jedenfalls etwas vorspielen wollte, tat
er das ziemlich gut. Er tat mein Gerede mit einer Handbewegung ab und sagte: "Ist schon gut Nessi,
Hauptsache du bist hier, das ist das Wichtigste." Er umarmte mich und führte mich zur
Partygesellschaft. Seths Fröhlichkeit steckte an und ich vergaß fast, was ich Jacob sagen wollte.Ich
konnte es aber nicht vergessen, weil es ständig, wie ein nerviges Insekt in meinem Hinterkopf
herumschwirrte. Ich hätte bestimmt viele Möglichkeiten gehabt, aber immer wenn ich Jacob um ein
Gespräch unter vier Augen bitten wollte, wurde der Blickkontakt von einem anderem Rudelmitglied
unterbrochen oder es wurde versucht mir wurde etwas zu Essen oder zu Trinken aufgedrückt was
ich (natürlich) ablehnte. Mir ging es allmählich selber auf die Nerven, dass ich nicht mit ihm reden
konnte und es kostete mich einen Teil meiner Beherrschung, um nicht einmal jemanden wütend
anzufauchen, aber sie konnten ja nichts dafür. Doch endlich erwischte ich Jacob, ohne von
irgendjemandem aufgehalten zu werden. Er unterhielt sich gerade mir Quil und Embry und ich
sagte leise zu ihm: "Ich muss mit dir sprechen." "Wegen was denn?", fragte er verblüfft. "Das kann
ich dir nur unter vier Augen sagen", flüsterte ich hastig. "Na das muss ja ein Geheimnis sein, hast
du mal wieder was angestellt und ich soll die Spuren verwischen?" Langsam wurde ich zornig, aber
es war ja nicht seine Schuld, er wusste ja nicht, dass ich ihm das Schrecklichste sagen würde, noch
schrecklicher, als meine Mom sich für meinen Dad entschieden hatte. Ihr könnt euch nicht
vorstellen, wie unangenehm das Ganze für mich war, aber so etwas ist nie leicht. "Das ist kein
Scherz!", sagte ich doch etwas barscher als es beabsichtigt war, doch das wischte das Grinsen nicht
von seinem Gesicht. "Das ist viel wichtiger, als so eine Kleinigkeit!" Ich wurde mit jedem Wort
lauter und als ich aufsah, bemerkte ich , dass mich Quil und Embry anstarrte und ich versuchte
hastig, das zu überspielen, was mir jedoch nicht sonderlich gut gelang. Jacob war erstaunt über
mein Benehmen, aber er gab Quil und Embry mit einem Blick zu verstehen, dass er sich mit mir
unterhalten wollte. Ich griff ihn am Arm und ich bugsierte ihn zum Glück nicht zu der Stelle, an der
ich mit ihm reden wollte. Es war eine Stelle am Waldrand, an der man nicht aus Versehen belauscht
werden konnte. Es waren Gebüsche und Sträucher um die Stelle herum, die den Schall dämpften.
Immer noch verdutzt folgte er mir und als wir ankamen. In mir bildete sich ein Stein in der
Magengegend, aber ich wollte es ihm sagen, daran gab es nichts zu rütteln. "Jacob", fing ich an, als
er mich schon unterbrach.

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Tag der Veröffentlichung: 23.04.2011

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