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Sie wusste, noch bevor sie einschlief das er sie wieder aufsuchen würde. Wie er es bisher jede Nacht, seit einem Monat tat. Er kam in einem Traum und liess sie nicht mehr los, bis sie wieder daraus erwachte. So erschien er ihr auch heute wieder, stand nur vor ihr und schaute sie an. Keiner sagte ein Wort. Er war wunderschön, aber dennoch anders als die Männer die Mailin bisher kannte. Nicht nur mit seinem blassen Teint und den mit Maskara dunkel geschminkten Augen, zog er ihre Aufmerksamkeit auf sich. Er trug ein schwarzes Hemd und darüber eine Lederweste, um seine Hüften schmiegte sich ein mit Nieten besetzter Ledergürtel. Seine schwarzen schulterlangen Haare waren zerzaust und eine Strähne viel ihm ins Gesicht. Vor Aufregung raste Mailins Herz. Was würde nun geschehen? Noch immer blickten sie sich stumm an. Er lächelte und hielt ihr seine Hand hin. Noch zögerte sie, doch dann liess sie ihre Hand in seine gleiten. Was ihr bis jetzt nie gelang, schien ihr nun so einfach. Sanft drückte sie seine Hand, die sie nie wieder loslassen wollte. „Komm, wir müssen hier fort!“ sprach er und zog Mailin mit sich. Sie konnte nichts dagegen tun. Wie gelähmt stand sie da und liess sich schlussendlich mit ziehen. Fernes donnern kündigte ein Gewitter an, das sich näherte. Seit ihrer Kindheit hatte Mailin schreckliche Angst vor Gewittern. Ein erneuter Donner liess sie in seine Arme fallen und ängstlich vergrub Mailin ihr Gesicht an seiner Schulter.
„Hab keine Angst!“ flüsterte er und wischte ihr sanft die Regentropfen aus dem Gesicht, bevor er mit Mailin davon sprang. Sie fühlte sich sicher, und so folgte sie ihm ohne zu zögern, ohne zu wissen wohin. Der Regen wurde noch stärker und über den Himmel schossen helle Blitze und ein lautes Donner grollen folgte dem nächsten. Ängstlich hielt sie seine Hand nun noch viel fester und versuchte seinen schnellen Schritten stand zu halten. Unter einer kleinen Brücke fanden sie schlussendlich Unterschlupf. Frierend stand sie da und blickte in den prasselnden Regen. Ein kalter Schauer durchfuhr ihren Körper und schluchzend brach Mailin zusammen und viel auf den kalten nassen Boden.

Als die ersten Sonnenstrahlen den neuen Tag begrüssten, öffnete Mailin ihre Augen. Verschlafen blickte sie sich in ihrem Schlafzimmer um und stellte fest, das es wieder nur ein Traum gewesen war. Doch diesmal ging er viel weiter als sonst. Es war also alles nur ein Traum gewesen! Mailin strich sich über ihre verschwitzte Stirn und liess sich wieder in ihr Kissen zurück fallen. Er hat sie gerettet.

Bei einer grossen Eiche die zwischen dichten blühenden Sträuchern stand, setzte sich Mailin in das weiche Gras. Schloss die Augen und lauschte den klängen aus ihrem Kopfhörer in Gedanken noch bei immer bei ihrem Traum von letzter Nacht. Kühler Wind liess sie frösteln, Mailin öffnete ihre Augen und streifte sich ihre Jacke über, als sie ihn zufällig erblickte.
Er sass unter einem Baum und beobachtete sie. Doch als sich ihre blicke trafen, wendete sie sich verlegen ab um im gleichen Moment wieder in seine Richtung zu starren. Die schwarze Jeans betonte seine sexy Figur und um seine Hüften schlängelte sich ein modischer Gürtel. In gleichmässigen Atemzügen, hob sich seine Brust unter dem engen Sweatshirt. Wie Mailin trug auch er ein Amulett um seinen Hals. Sie fühlte einen kurzen Moment das Amulett das ihren Hals schmückte. Aber blickte dabei keine Sekunde von dem Jungen Mann weg. Bis ihm eine Strähne von seinem schwarzen Haar ins Gesicht viel, was Mailin auf sein blasses aber wunderschönes Gesicht aufmerksam machte.
Was war dass, was dieser fremde junge Mann an sich hatte, das sie so fesselte und nicht mehr los lassen wollte?
Mailin tauchte in seine Augen und ertrank fast in ihnen. In diesen tiefen, dunklen Augen des schönen Mannes. Doch auf einmal holte Mailin die Wirklichkeit wieder ein. Als sie erste Regentropfen spürte, und gleich darauf ein heftiger Regenschauer folgte, der sie nun doch noch von dem Schönling wegriss. Mailin wendete sich von ihm ab, suchte eilig ihre Sachen zusammen und wollte gehen. Der Regen der anfangs harmlos schien verwandelte sich nun langsam in Hagel. Mailin suchte verzweifelt nach einem Unterschlupf, wo sie sich in Sicherheit bringen konnte. Sie rannte los, aber fand nirgends Schutz. Die ersten Hagelkörner trafen sie leicht, doch dann wurden sie grösser, stärker und schmerzten als sie Mailin trafen. Schützend hielt sie sich ihre Jacke über den Kopf und blieb bei einer grossen Tanne welche ihr etwas Schutz gab stehen. Auf einmal liess sie ein lauter, krachender Donner zusammen zucken, so das Mailin sich erschrocken auf den Boden fallen liess. Mit angezogenen Beinen sass Mailin da, hoffend dass Gewitter würde bald zu Ende sein. Bis plötzlich wenige Meter von der Tanne ein Blitz in den Boden einschlug und Mailin erschrocken aufschreien liess. Voller Angst blickte sie in den Himmel wo dunkle Wolken aufzogen. Als sie plötzlich etwas am Arm packte, blickte Mailin erschrocken auf und sah in das Gesicht des Mannes denn sie so angestarrt hatte. Er zog sie auf die Beine und legte seinen Mantel um ihre Schultern. Er war warm und duftete himmlisch. Bevor sie sich noch besinnen konnte, zog er sie vom Baum weg und gemeinsam rannten sie durch das Unwetter, zu einer Brücke die ihnen als Unterschlupf diente.
Erschöpft standen sie da und blickten in den Hagelregen hinaus. Kraftlos sank Mailin zu Boden und schloss ihre Augen.
Sanft strich er mit seiner Hand über ihr Gesicht, als sie ihre Augen wieder öffnete und ihn fragend anblickte. Sie zitterte am ganzen Körper und Ihr war kalt. Er legte seinen Arm um Mailin diese bei seiner Berührung leicht zusammen zuckte. Doch dann blickte sie ihn an, in diesem Moment sprach er zu ihr.
„Ich wusste du würdest kommen, ich wusste nicht wann, aber ich fühlte es würde bald sein.“
Mailin wollte etwas erwidern, doch er sprach weiter!
„Ich wusste auch was geschehen würde, und das ich es verhindern musste.“
Sie blickte zu ihm auf und versuchte zu verstehen was er meinte. „Wie kann das sein?“ fragte sie ihn.
Allmählich liess das Gewitter nach, und die dunklen Wolken lösten sich auf.
Seine Lippen formten sich zu einem lächeln. „Ein Traum hat es mir verraten.“ Er sprang auf seine Beine und zog Mailin zu sich hoch. „Komm, ich zeige Dir etwas.“
Sie liefen hinaus in den Park, bis sie zu der Tanne kamen, bei der Mailin vor kurzem noch Schutz gesucht hatte. Von einem Blitz getroffen stand sie rauchend da.
Ein eigenartiges Gefühl stieg in Mailin hoch, sie sah die Tanne und dann wurde ihr aufeinmal bewusst, dass sie hätte tot sein können. Wäre er nicht gewesen.
„Wie ist dein Name?“ fragte sie ihn und blickte den jungen Mann an.
„Valentin“ sprach er. Sie nahm seine Hand und sagte.
„Danke, Valentin!“

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Tag der Veröffentlichung: 07.08.2011

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