„Was habe ich nur getan?!“ schrie ich und fiel Cori in die Arme. Ich konnte nur schluchzten, aber das reichte mir schon, um fast einzubrechen. Jetzt war es zu spät er war tot und ich würde ihn nie wieder sehen. Das war für mich der Welt Untergang. Auf so starke Gefühle war ich jetzt noch nicht gefasst. Aber nach drei Jahren Beziehung, war es klar, dass ich ihn nicht vergessen konnte. Erst nach weiteren fünf Minuten, hatte ich mich etwas beruhigt. Coris nähe tat mir so gut. Aber nach einiger Zeit löste sie sich von mir. Cori ging wieder in den Raum, in dem die Tiefkühltruhe stand. Sie kam schnell wieder zurück und reichte mir den Becher voll Blut hin. Ich hatte keine Kraft mehr um zu stehen und setzte mich deswegen um zu trinken, einfach auf die weiße Ledercouch, bevor ich etwas verschüttete. Mein Handy lag auf dem Tisch, es leuchtete auf und mein vertrauter Klingelton ertönte. Auf dem Display stand: Unbekannter Teilnehmer. Trotz des komischen Gefühls in meinen Bauch ging ich ran. „Hallo?“ fragte meine wunderschöne Stimme aufgeregt. Niemand meldete sich. „Wer ist da?“ stocherte ich noch einmal nach. Wieder keine Antwort. Plötzlich meldete sich die unbekannte, aber trotzdem irgendwie vertraute Stimme: „Ich habe dich doch immer geliebt. Warum liebst du mich jetzt nicht mehr?“ erschrocken legte ich so schnell es geht auf. Wenn dieser jemand, derjenige war, dem ich das Leben genommen hatte, dann hieß das ja…
„Cori, er ist noch am Leben, stimmt’s?“ fragte ich sie aufgewühlt. „Nein, das kann nicht sein. Er ist definitiv tot. Da bin ich mir ganz sicher. Er muss tot sein, ich hab ihm einen Abhang runter geworfen. Das kann er unmöglich überlebt haben.“ Sagte sie entschlossen aber zu nervös. Richtig verdächtig. Ich hatte ihr geglaubt, aber da hatte ich noch nicht gewusst, dass sie eine geniale Schauspielerin war.
Am nächsten Tag, es war komisch die ganze Nacht nicht zu schlafen und am nächsten Morgen putzmunter zu sein, war ich noch immer aufgeregt wegen dem Anruf gestern Nacht. „Cori!“ rief ich sie. „Zeig mir wo du ihn hin gebracht hast!“ befahl ich ihr. Sie gehorchte mir aufs Wort, reichte mir ein paar Schuhe und zeigte mir den langen Weg den sie nur wegen ihm gelaufen ist.
Der Weg war zwar Kilometer weit, doch wir brauchten nur zwei Minuten um dort anzukommen. Es war dort ziemlich abgelegen. Hier würde niemand eine Leiche weg schaffen. Der Abhang war sehr steil, tief und überall ragten Felsen hervor. Nur ein Vampir könnte so einen Sturz schaden frei überleben. Ich sah Cori an, sie erinnerte mich plötzlich an Aron. Aron war zurzeit verreist, um seinen Alten Clan zu besuchen. Und genau jetzt kam mir ein Gedanke: „Was ist wenn Martin ein Vampir ist? Was ist wenn er die Verwandlung schon hinter sich hatte, bevor du ihn runter geschmissen hattest?“ wollte ich von ihr wissen. Aber wie wäre er an das Vampirblut gekommen. Nachdenklich sah ich ihr wieder ins Gesicht. Sie sah zwar nicht nervös aus aber sie ging ganz schön an die Decke: „Unmöglich Angel, wie oft denn noch, er ist tot. Du hättest es in seinem Blut geschmeckt wenn dort etwas gewesen wäre das nicht da rein gehörte und ich hätte es gesehen. Hör bitte endlich auf um ihn zu trauern. Er war doch nur ein Mensch, ein Nahrungsmittel, schwach, gefühllos, hilflos und zerbrechlich. Jetzt denk nicht mehr an ihn und lass uns nach Hause gehen.“ Schrie sie mich Wutentbrannt an. Hatte sich so angehört als wollte sie ganz schnell wieder von dort weg. Jetzt ist mir klar das sie mir nie alles gesagt hatte, damals wusste ich noch sehr viel nicht. Ich sah noch einmal den Abhang hinunter und suchte mit meinen neu gewonnenen Augen, das was ich so sehr Sehnte. Aber nichts Lebloses lag da. Dort lag nichts, dass mir sagte, dass meine Vermutung falsch war. „Cori wenn er tot sein soll, wo verdammt nochmal ist er dann?“ fragte ich sauer aber immer noch sarkastisch, komisch das sich meine Stimme dabei immer noch so schön anhörte, bei Cori war das nicht so. Ich hätte es gesehen wenn er wieder am Leben wäre, wie oft denn noch?“ schrie sie genervt. Erst jetzt verwirrte sie mich ein wenig. „Was soll das jetzt heißen ‚Ich hätte es gesehen‘, willst du mir damit klar machen das du in die Zukunft sehen kannst oder so was?“ jetzt wurde es richtig lächerlich was für eine Nummer sie da abzog. „Nicht ganz. Wenn ich einen Mensch oder Vampir berühre, weiß ich alles über ihn. Jeden Moment der Vergangenheit seit der Geburt und jeden Augenblick in der Zukunft bis in den tot. Als ich Martin berührt habe sah ich nichts mehr. Nur schwarz.“ Ich nickte nur nachdenklich, glaubte ihr aber kein Wort, tat aber so als ob. Ohne Vorwarnung rannte ich so schnell ich konnte weg. Ich wollte nicht in der Gegenwart einer Lügnerin sein. Und ich Dummkopf habe ihr so schnell geglaubt, hatte im Ernst geglaubt sie könnte meine Seelenverwandte oder Verbundene sein. Weil ich eine Neugeborene war, rannte ich viel schneller als sie. Cori holte mich nicht ein, sie verfolgte mich nicht mal. Es dämmerte schon. Ja, ich kann ins Sonnenlicht gehen ohne das ich verbrenne. Ich hasse diese Mythen. Als ich dachte, dass ich schon fast zu weit gerannt bin, kam ich an einer großen schönen Lichtung an. Durch sie floss ein schmaler Bach, aus dem ein paar Rehe tranken. Leider rannten sie weg als sie meine Gegenwart spürten. Ich hätte sie so gerne beobachtet wie damals als ich noch ein Mensch war. Ich setzte mich auf einen Stein der stabil aussah und ließ meine Füße ins Wasser hängen. Plötzlich spürte ich neben mir einen feinen Windhauch. Dem Geruch nach musste es ein Vampir sein. Aus Angst, dass es Cori sein könnt, drehte ich meinen Kopf in die entgegengesetzte Richtung. Dieser jemand berührte meine Haare und streichelte darüber. „So eine Beleidigung. Konnte man dich nicht so lassen wie du als Mensch aussahst? Du siehst perfekt aus, keine Frage, aber als Mensch hast du mir trotzdem besser gefallen.“ Ertönte hinter mir die bezaubernde Stimme aus dem Handy. Ich drehte mich sofort um, wollte unbedingt wissen, ob meine Vermutung sich bewahrheiten ließ. Da saß er, mein Schatz, den ich eigenhändig ermordet hatte, lebte anscheinend noch. Trotz der extremen Veränderung, erkannte ich ihn sofort. Ich hätte vor Freude am liebsten geschrien, doch seine Schönheit verschlug mir die Stimme, als ich ihm ins Gesicht sah. Diese Perfektion war fast schon unwirklich. Vor Verwirrung, Freude und Überraschung, konnte ich nicht mehr klar denken. Diese blasse Haut, die kalkweißen Zähne, die vollen blutroten Lippen, sogar die dunklen Ringe unter seinen Augen… alles war so… unbeschreiblich an ihm. Aber seine Augen hob ich mir bis zum Schluss auf. In ihnen verirrte ich mich schon immer. Sie verwirrten mich etwas. Sie waren nicht leuchtend rot wie meine, nein, sie waren von einem komischen orange. Darin war nur eine kleine Spur von röte, man sah sie beinahe nicht. Trotzdem, sie waren wie ein Labyrinth aus denen ich beinahe nicht mehr entfliehen konnte. Nun drangen aus seinen Lippen wieder Worte und jedes Wort war wie ein Segen Gottes, auch wenn ich nie an ihm geglaubt hatte. „Ich sehe du bist verwirrt. Ich werde versuchen es dir zu erklären. Ich bin nicht tot wie du siehst, Cori weiß das, aber sie wird dir nie davon erzählen. Sie liebt mich und will mich für sich alleine. Aron ist nur ein Ablenkungsmanöver. Aber du musst immer wissen, ich liebe nur dich und egal was Cori gegen mich sagt, glaub ihr kein Wort. Ich liebe nur dich, ehrlich, vergiss das nicht, niemals, verstanden?“ ich nickte langsam und umarmte ihn anschließend. „Ich muss jetzt gehen.“ Es hörte sich so an, als würde er lebendig verbrennen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Trotz allem löste er sich aus der Umarmung. Als er schon an Waldrand stand rief ich ihm zu: „Bitte geh nicht, ich weiß wie es ist dich zu verlieren, lass es mich bitte nicht noch mal durchmachen.“ Er drehte sich um. Ich verlor mich wieder in seinen Augen. „ Ich liebe dich!“ flüsterte ich, wusste aber, dass er es gehört hatte. So schnell er konnte, rannte er zu mir zurück. Der Aufprall war so hart gewesen, das wir beide hinfielen. Keiner machte sich die Mühe aufzustehen. Verliebt sahen uns wir in die Augen. Der Mond sah hell auf uns herab. In seinem Licht leuchtete unsere Haut blassblau auf. Unsere Gesichter kamen sich immer näher, bis sich unsere Lippen berührten. Es fühlte sich so an, als wäre das mein aller erster Kuss gewesen, berauschend und schön. Endlich bekam ich wieder dieses kribbeln im Bauch das mich immer um zittern brachte. Es brachte mich zum Lachen als ich wieder anfing zu fühlen. Ich schloss meine Augen, legte mich auf seine Brust und fiel in eine Art Trance. Es hatte sich so angefühlt als würde ich schlafe uns so kam es das ich nichts mehr um mich herum mitbekam. Ich wusste nur, dass wir eng umschlungen und verliebt da lagen. Aber ich hatte mich so in ihm getäuscht. Am nächsten Morgen war er nicht mehr an meiner Seite.
Tag der Veröffentlichung: 26.07.2010
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